Die Weihnachtswette by Pheobe
Summary: Nach Janets Tod und einem Streit mit Pete scheint es für Sam kein fröhliches Weihnachten mehr zu geben. Kann der Colonel etwas daran ändern? Und was ist das für eine Wette?
Categories: Stargate SG-1 Characters: Jack O’Neill (SG-1), Multi-Chara, Samantha Carter (SG-1)
Genre: Friendship, UST, X-Mas
Challenges: Keine
Series: Keine
Chapters: 1 Completed: Ja Word count: 5401 Read: 2121 Published: 11.04.12 Updated: 11.04.12
Story Notes:
Ein dickes Danke und *knuddel* an meine superschnelle Beta Sajaon! Und bevor ich von den Shippern gesteinigt werde, will ich noch anmerken, dass ich Sam die Szene mit Jack in “Grace” habe absichtlich falsch verstehen lassen! Und dem Pete-Schlechtmachen konnte ich leider, leider nicht widerstehen, alles andere hätte nicht zu meiner Geschichte gepasst...Asche auf mein Haupt... ;-)

Spoiler: „Grace“, “Daniels Träume”, „Helden 1+2“
Staffel: 7, nach Heroes

1. Kapitel 1 by Pheobe

Kapitel 1 by Pheobe
Die Weihnachtswette


„Das kann doch nicht Ihr Ernst sein, Carter!“, rief O’Neill entrüstet aus und bedachte seinen Major mit einem ungläubigen Blick.
Diese zuckte jedoch nur die Schultern und wandte sich wieder der Arbeit die auf ihrem Labortisch stand, zu.
„Kein Jingle-Bells, keine Lichterketten, keine Plätzchen??“, versuchte er es erneut.
Mit einem ungeduldigen Laut drehte Sam sich zu ihrem kommandierenden Offizier um und erklärte „Sir, mir ist dieses Jahr nicht nach Weihnachten.“ Und bevor er noch etwas dagegen einwenden konnte, schob sie ihn aus ihrem Labor hinaus und schloss die Tür.
Sie seufzte. Wieso konnten sie nicht alle mit Weihnachten zufrieden lassen!? ‚Das Fest der Liebe’, dachte Sam zynisch. Es war kein besonders tolles Jahr gewesen und vor kurzem erst war ihre beste Freundin Janet gestorben. Sicher, sie und SG1 schuldeten es Cassie, Weihnachten mit ihr gemeinsam zu feiern und die Jungs gaben sich auch redlich Mühe. Nur bei Sam selbst wollte keine rechte Weihnachtsstimmung aufkommen. Das lag unter anderem wohl auch daran, dass sie sich mit Pete gestritten hatte. Ein erneuter Seufzer drang aus ihrer Kehle. Sie ging zu ihrem Schreibtisch und setzte sich vor den Computer. Jedoch konnte sie sich nicht richtig konzentrieren. Es war dumm, das alles immer wieder durchzugehen, das wusste sie. Sie konnte einfach nicht begreifen, warum er sich so aufregte und eifersüchtig war. Auf ihre Arbeitskollegen! Das war dermaßen lächerlich und als er gefragt hatte, ob sie und Daniel mal zusammen gewesen waren, war sie in schallendes Gelächter ausgebrochen. Sie und Daniel! Das war absurd. Er war wie ein Bruder für sie! Doch Pete sah das offenbar ganz anders.
Es war erstaunlich, wie lieb und nett und fürsorglich er am Anfang gewesen war. Doch seit er das Geheimnis um ihren Job kannte, wurde er zunehmend misstrauischer. Gut, einerseits konnte Sam ihn verstehen. Sie arbeitete schließlich nicht selten 24 Stunden am Tag und 7 Tage die Woche fast ausschließlich mit Männern zusammen. Dass dabei tiefe Freundschaften und vielleicht auch die ein oder anderen zärtlichen Gefühle für jemanden entstanden, war in ihrem Job nur natürlich und normal. Unweigerlich entstand ein Bild vor ihrem geistigen Auge, als sie über zärtliche Gefühle nachdachte. Schnell verscheuchte sie es wieder. ‚Unsinn!’, ermahnte sie sich selbst. Das war alles vorbei. Sie hatte ihn losgelassen, als sie begriffen hatte, dass er nichts mehr für sie empfand – auch wenn die Erscheinung von ihm, als sie auf der Prometheus halluziniert hatte, das nicht direkt gesagt hatte. Sie hatte es verstanden und auch wenn es nicht leicht gewesen war, hatte sie sich wieder ein Privatleben aufgebaut – zusammen mit Pete. Sein Misstrauen und seine Eifersucht stellten ihre Beziehung jedoch auf eine harte Probe. Und dass er von ihren geheimen Missionen nichts erfahren durfte, weil er nicht Mitglied des SG-Personals war, trieb einen Keil zwischen sie.
Müde fuhr Sam sich mit der Hand durch ihr Haar. Sie sah auf die Uhr. 10:47 PM. So spät schon. Unwillkürlich ergriff sie ein beklemmendes Gefühl. Sie hatte keine Lust nach Hause zu fahren und ihre Diskussion mit Pete wiederaufzunehmen. Also beschloss sie die Nacht in der Basis zu verbringen. Sie schaltete den Computer und den Monitor, alle anderen Geräte und zuletzt auch das Licht aus. Gerade als sie auf den Gang hinausschritt, stieß sie mit Daniel zusammen, der, wie konnte es anders sein, ein Weihnachtslied vor sich hin summte. Wenn Sam es richtig deutete, handelte es sich hierbei um Have yourself a merry little Christmas.
Erschrocken sprang der in Grübeleien vertiefte Archäologe einen Schritt zurück.
„Oh, Sam. Entschuldige, ich hab dich gar nicht gesehen!“
„Schon in Ordnung, Daniel.“, erwiderte sie müde lächelnd.
Er musterte sie prüfend. „Du siehst erschöpft aus. Alles in Ordnung?“
„Ja, alles bestens. Ich bin nur müde.“, log sie.
Nach einem kurzen betretenen Schweigen verabschiedeten die beiden sich wieder voneinander. Besorgt sah Daniel seiner Kollegin hinterher. Er hatte vorhin Jack getroffen und von ihm erfahren, dass irgend etwas nicht mit Sam stimmte. Er seufzte. Sie alle vermissten Janet furchtbar und es war grauenvoll Weihnachten ohne sie feiern zu müssen, aber das Leben ging weiter – so schmerzhaft das auch war. Doch Carter schien nicht nur darunter zu leiden. Ihr Dad hatte sich seit einiger Zeit nicht mehr gemeldet und allem Anschein nach würde sich das auch nicht ändern, Weihnachten hin oder her. Resigniert schüttelte er den Kopf und ging weiter. Wenn Sam nicht mit ihnen über ihre Probleme reden wollte, dann konnte er sie auch nicht dazu zwingen, dachte er betrübt.

Kurz vor ihrem Quartier lief Carter noch einmal Jack in die Hände.
„Ah, Sam, genau Sie habe ich gesucht!“, meinte er lächelnd.
Sie sah den Colonel fragend an, sich geistig schon in ihr warmes Bett kuschelnd und einschlafend.
„Wie Sie wissen, haben wir ja wegen den Feiertagen eine Woche Urlaub.“, begann er.
Sam nickte. Sie erinnerte sich. Der General hatte sie dieses Jahr ausnahmsweise auf keine Mission geschickt. Sonst war auch zu Weihnachten Hochbetrieb im Stargate-Center. Doch dieses Jahr hatte Hammond alles komplett dicht machen lassen. Nur wenige Sicherheitskräfte würden hier bleiben um die Iris zu regulieren, für den Fall eines eintreffenden Wurmlochs. Auch waren bereits alle Teams wieder auf der Erde. ‚Eine nette Geste vom General’, dachte Sam innerlich lächelnd.
„Ich wollte Sie fragen, ob sie nicht Lust auf einen kleinen Ausflug hätten...so...kurz vor Weihnachten?“, fragte Jack.
Unwillkürlich wallten in Sam die alten Gefühle und Erinnerungen auf. Doch diszipliniert wie immer, unterdrückte sie diese augenblicklich. Sie würde die Zeit vor Weihnachten mit ihrem Freund verbringen. Mit Pete. Und an Heiligabend würden sie zu Daniel fahren und alle zusammen Weihnachten feiern. Cassie, Daniel und seine Freundin Sarah, Teal’c, Jack, sie selbst und Pete. Oder?
Unsicher sah sie ihren Vorgesetzten an. Dass sie noch Gefühle für ihn hegte konnte sie nicht leugnen. Alles andere wäre Selbstbetrug gewesen. Aber er! Er hatte sie doch schon längst vergessen – spätestens seit er das mit Pete wusste. Sie bemerkte plötzlich einen bitteren Geschmack in ihrem Mund.
Pete.
Jack.
Das konnte doch nicht sein! Sie hatte das hinter sich gelassen. Das mit Jack, was da auch immer zwischen ihnen gewesen war, war vorbei. Wie um sich das selbst zu beweisen, ging sie auf seine Einladung ein. Nur um allen zu zeigen, dass sie nichts weiter als Freunde waren.
„Wo soll’s denn hingehen?“, fragte sie.
Fast hätte Sam das überraschte Zucken um seinen Mund nicht bemerkt. Aber eben nur fast.
„Ich wollte Sie eigentlich nur einbisschen in Weihnachtsstimmung bringen, Carter, das ist alles.“, erklärte er lächelnd.
Missmutig verdrehte sie die Augen. „Sir, bei allem Respekt, ich habe Ihnen doch schon einmal gesagt, dass ich bis Heiligabend nichts mit Weihnachten zu tun haben will!“, wiederholte sie nachdrücklich.
Doch der Colonel ließ so leicht nicht locker. „Kommen Sie schon, Carter. Denken Sie an Plätzchen, Tannenduft und an Schneemänner.“
Ohne es zu wollen bildete sich ein kleines Lächeln auf ihren Lippen. Er schaffte es doch immer wieder sie aufzuheitern.
„Sie können auch jederzeit aussteigen. Wenn es Ihnen nicht gefällt, fahre ich Sie persönlich wieder heim und lasse Sie mit Weihnachten in Ruhe.“, bohrte O’Neill weiter.
„Ist das ein Versprechen?“, fragte Sam grinsend.
Er wiegte den Kopf hin und her, als würde er tatsächlich ernsthaft darüber nachdenken. Nur dem schelmischen Blitzen in seinen Augen sah man an, dass er seinen Spaß an diesem Gespräch hatte.
„Eher eine Wette.“, meinte er jetzt ebenfalls grinsend.
„Eine Wette ?!?“
„Ja.“, nickte er. „Wenn es Ihnen nicht gefällt, lasse ich Sie mit dem ganzen Weihnachtskram zufrieden. Also, wenn ich es nicht schaffe Sie mit einbisschen Weihnachtsstimmung anzustecken.“
„Für immer?“ Ungläubig sah sie ihn an.
„Für dieses Jahr.“, lachte er. „Was dachten Sie denn!?“
„Also gut. Angenommen, Sie schaffen es tatsächlich mich in Weihnachtslaune zu versetzen, was ist dann?“
Sie bewegten sich auf gefährlichem Terrain und beide wussten es. Die Luft um sie herum wurde zu einem gefährlichen Knistern. Auch der dunkle Blick mit dem er sie maß, konnte Bände sprechen, doch alles in Sam weigerte sich, dies zu erkennen.
„Dann...“, raunte er. „Dann gewinne ich die Wette – und werde mir meinen Preis einholen.“
Sie standen verdammt dicht voreinander und bei seinen letzten Worten hatte Jack sich noch weiter vorgebeugt. Die Luft schien zu vibrieren. Was tat sie hier eigentlich? Unwillkürlich versuchte sie sich Petes Gesicht, seine Erscheinung vors Auge zu rufen. Seltsamerweise ohne Erfolg. Alles was Sam sah, war die Tiefe der braunen Augen ihr gegenüber.
„Und der wäre...?“, fragte sie mit ungewohnt rauchiger Stimme.
Mit einem Lächeln trat Jack einen Schritt zurück und stellte so den altgewohnten Sicherheitsabstand zwischen ihnen wieder her.
„Das werden Sie dann sehen – aber ich verliere ja sowieso!“, meinte er ironisch, drehte sich um und ging.
„Ich habe noch nicht zugestimmt!“, rief Sam ihm nach einer Sekunde der Verblüffung hinterher.
„Doch, das haben Sie!“, antwortete er ohne sich umzudrehen. Aber auch ohne dass sie ihn sah, wusste sie, dass er vor sich hinlächelte. Sie schüttelte den Kopf. Wie hatte er das nur wieder geschafft?
Mit einem Grinsen auf den Lippen öffnete sie die Tür zu ihrem Quartier und schlüpfte ins Bett. Ein traumloser, tiefer Schlaf folgte.

***

Am nächsten Morgen machte Sam sich früh auf den Weg nach Hause. Vor Verlassen der Basis verabschiedete sie sich noch von General Hammond, Daniel, der noch ein paar Schriften übersetzen wollte und dem restlichen Personal, das noch auf der Basis war.
Auf dem Parkplatz suchten ihre Augen unbewusst nach dem Auto des Colonels. Es war nicht da. Also war er schon losgefahren. Was er wohl plante um sie weihnachtlich zu stimmen?, überlegte sie und eine ungewohnte Erregung und Spannung breitete sich in ihr aus. Wieder schüttelte sie den Kopf über sich. Sie hatte sich für disziplinierter gehalten. Doch allmählich wurde ihr klar, dass die Leute Recht hatten, wenn sie sagten, dass man Gefühle nicht einfach abstellen konnte. ‚Abstellen nicht. Aber ignorieren, unterdrücken und beherrschen schon!’, dachte sie grimmig und setzte sich hinters Steuer. Vielleicht sollte sie diese Wette wieder auflösen. Vermutlich war es das Beste. Und vernünftigste. Und Sam war immer vernünftig. War es ihr Leben lang gewesen. ‚Nur dieses eine Mal’, überlegte sie. Nur dieses eine Mal wollte sie nicht tun, was vernünftig und womöglich das Richtige war. Was hatte sie schon zu verlieren? Mit diesem Gedanken fuhr sie los und bereitete sich innerlich schon auf den Konflikt mit Pete vor. Er würde nicht froh sein, wenn er hörte, zu was sie sich von ihrem Colonel hatte überreden lassen. Ganz und gar nicht. Doch diesmal war es ihr ausnahmsweise egal. Sollte er doch eifersüchtig sein. Er hatte keinen Grund dazu. Nicht den Geringsten. Sie und O’Neill waren nur Freunde. Gute Freunde. Mehr nicht.

***

Es klingelte. Mürrisch starrte Sam das Telefon an, als ob es sich allein durch Blicke zum Schweigen bringen lassen könnte. Sie hatte gerade ihren Bademantel übergestreift und wollte sich ein heißes Bad gönnen, als das Telefon losschrillte. Vermutlich Pete. Oder Daniel. Sie hatte keine Lust mit irgendjemandem zu reden, egal wer da am anderen Ende der Leitung sein mochte. Und wenn es nun ein Notfall im SGC gegeben hatte und man ihre Hilfe brauchte? Missmutig biss sie sich auf die Unterlippe.
„Carter.“, meldete sie sich.
Sie hörte ein Räuspern am anderen Ende. „Hallo Sam, hier ist Jack.“, erklang die vertraute Stimme aus dem Hörer.
Fast hätte sie diesen vor Schreck fallen lassen. Jack! Die Wette! Siedendheiß fiel ihr ein, dass sie zugestimmt hatte, ihn irgendwohin zu begleiten. Das war’s dann wohl mit dem gemütlichen Abend vor dem Fernseher.
„Haben Sie heute noch was vor?“, kam die vorsichtige Frage.
„Nein. Warum?“
„Weil ich Sie dann gerne entführen würde. Ich muss Sie ja schließlich noch vor Heiligabend weihnachtlich stimmen.“
Sam konnte sein Grinsen fast vor sich sehen.
„Dann haben Sie aber nicht mehr viel Zeit, Sir.“, meinte sie lächelnd. Heiligabend war schließlich schon in drei Tagen.
„Kein Problem.“, behauptete er zuversichtlich. Sam hingegen runzelte die Stirn. Er schien etwas zu sicher zu sein, die Wette gewinnen zu können. Allerdings war ihr im Moment ganz und gar nicht weihnachtlich zumute. Also eigentlich perfekte Aussichten um die Wette zu gewinnen.
„Wann wollen wir los?“
„Ich hole Sie in zwei Stunden ab, wenn das Recht ist?“
„Okay. Bis dann!“, sagte sie und legte mit gemischten Gefühlen auf. Worauf das wohl hinauslaufen würde, grübelte sie. Dann jedoch zuckte sie die Schultern, ging ins Bad, ließ das Wasser ein und schaltete das Radio an. I’m dreamin’ of a White Christmas ertönte und Sam sah automatisch zum Fenster hinaus. Es lag bereits seit einer Woche Schnee und der würde so schnell wohl auch nicht schmelzen, wie die Wetterberichte prophezeiten. Ganz im Gegenteil. Es sollte noch mehr schneien. ‚Eigentlich sieht es ja ganz hübsch aus’, dachte Sam und ließ sich in die Wanne gleiten. Grinsend erinnerte sie sich an ihre Kindheit zurück. Damals, als ihre Mutter noch gelebt hatte und sie und ihr Bruder Mark Schneemänner gebaut und Schneeballschlachten veranstaltet hatten. Sie hatten sich fast jeden Tag gegenseitig eingeseift bis sie klatschnass waren. Dad hatte immer geschimpft, aber Mum hatte nur gelacht und gemeint, sie sollten sich umziehen, bevor sie sich erkälteten. Eine schöne Zeit.

***

Punkt 5 PM klingelte es an der Haustür. Einmal. Zweimal. Dreimal. Wo blieb sie nur?, fragte O’Neill sich und drückte ein viertes Mal auf den Knopf. Schließlich hörte er Schritte. Carter riss die Tür auf und wäre fast mit ihm zusammengestoßen, wäre er nicht geschickt ausgewichen. Sie sah etwas gestresst aus. Eine gemurmelte Entschuldigung für ihre Verspätung auf den Lippen, stiegen sie in den Jeep und fuhren los.
Nach einer halben Stunde hatte Sam immer noch nicht herausgefunden wo der Colonel eigentlich mit ihr hinwollte. Schweigend lenkte er den Wagen scheinbar ziellos durch die Straßen von Colorado Springs. Man konnte Kinder in Vorgärten Schneeballschlachten veranstalten sehen. Eine Familie schmückte ihr Haus mit Lichtgirlanden. Ein kleiner Junge baute zusammen mit einem älteren Mädchen einen schiefen Schneemann und drückte ihm gerade die Karottennase ins Gesicht, als Sam und Jack vorbeifuhren. Unwillkürlich musste sie lächeln. Der Junge strahlte über das ganze Gesicht und betrachtete stolz das Kunstwerk. Für ihn war das alles Weihnachten – nicht nur die Geschenke am 25. Dezember, nein. Der erste Schnee, die Schneemänner, die Plätzchen und der Kakao den er Zuhause bekam. Der Duft von Bratäpfeln und vom schneebedeckten Tannenbaum, den der Vater abends ins Haus trug. Der gefüllte Stiefel zu Nikolaus, die Abende vor dem warmen Kamin. All das war Weihnachten. Die Geschenke waren nicht das wichtigste. Die Atmosphäre war es. Es musste eine bestimmte Atmosphäre herrschen, zusammen mit Weihnachtsliedern, Plätzchen, Punsch, einer Familie und Freunden, mit denen man feiern konnte. Das machte das Fest der Liebe aus.
So in Gedanken versunken war Sam nicht aufgefallen, dass sie sich mittlerweile außerhalb der Stadt befanden. Sie warf O’Neill einen fragenden Seitenblick zu, doch er grinste nur, drehte das Radio auf und die sanften Klänge von Holy Night, Silent Night erklangen.
Irgendwann hielten sie an und Jack stieg aus.
„Kommen Sie.“, war das Einzige was er sagte.
Schnell stieg Carter aus und fühlte, wie die beißende Kälte ihr ins Gesicht schlug. Die behandschuhten Hände vergrub sie tief in ihre Manteltaschen.
Sie standen an einem Hügel. Die schneebedeckten Bäume des Waldes ließen alles malerisch und unwirklich erscheinen. Es wurde langsam dunkel und der Schnee glitzerte wie magischer Feenstaub im Mondlicht. Es war ein atemberaubendes Naturbild. Fasziniert betrachtete Sam die Schönheit der Umgebung. Sie kam sich fast wie in einem Märchen vor.
Jack ließ ihr Zeit dieses Bild auf sich wirken zu lassen. Erst als sie ihn ansah, bedeutete er ihr, ihm zu folgen und verschwand in den Dichten des winterlichen Waldes.
Schweigend liefen sie unter Tannen und blattlosen Laubbäumen hindurch. Hin und wieder war ein Tierlaut zu hören, das sich in seiner nächtlichen Ruhe gestört fühlte, doch ansonsten war alles still. Nach einiger Zeit erreichten sie eine Anhöhe, die auf ein Tal hinausführte. Hier blieb O’Neill stehen. Mit großen Augen starrte Sam auf das atemberaubende Bild unter ihnen. Sie konnte Bäume sehen, soweit das Auge reichte und alle waren sie mit glitzerndem Feenstaub bedeckt. Alles funkelte und strahlte sie in seiner unwirklichen Schönheit an. Es war einfach unbeschreiblich. ‚Wie viel man doch von seinem Planeten verpasst, wenn man seine ganze Zeit in der Basis, tief unter der Erde, verbringt.’, dachte Sam wehmütig. In Anbetracht dieser Naturszene war sogar die beißende Kälte vergessen.
Vorsichtig drehte Jack sie nach rechts und als ihr Blick auf die Lichter von Colorado Springs fiel, konnte sie einen überraschten Ausruf nicht unterdrücken. Die Stadt in der sie lebte und arbeitete funkelte sie in seiner ganzen Pracht an.
Inzwischen war es vollkommen dunkel geworden. Nur das weiße Licht des Mondes und das Leuchten tausender Sterne über ihnen erhellte die faszinierende Umgebung. Ein Seufzen entrang sich Sams Kehle, als sie die schneebedeckten Häuser mit ihren bunten Girlanden betrachtete. Das alles war so wunderschön als wäre es einem Märchen entsprungen. Einer Welt voller Magie, Elfen und Feen, die mit ihrem feinkörnigen Staub alles zum Funkeln brachten. Kobolde und Zwerge die den Wald und dessen Bewohner bewachten.
Mit einem Lächeln drehte Sam sich zu ihrem Colonel um, der einige Schritte von ihr entfernt stand und ihre Reaktionen beobachtet hatte.
„Danke.“, flüsterte sie überwältigt.
„Gern geschehen.“, lächelte er.

***

Auf dem Heimweg entschieden sie, kurzfristig Daniel zu besuchen. Gerade als Jack in dessen Einfahrt bog, sahen sie, wie der Archäologe in eben diesem Augenblick von einer niedrigen Leiter fiel und im Schnee landete.
„Daniel!“, lachte Sam und half ihm hoch, nachdem sie und Jack ausgestiegen waren. „Was machst du denn für Sachen!?“
Der Angesprochene sah die beiden Besucher erstaunt an und aus den mürrischen Gesichtszügen wurden freudige.
„Sam! Jack! Was treibt euch beide denn hierher?”
Der Colonel zuckte die Schultern und sah zu Boden. „Wir sind nur so durch die Gegend gefahren...“, murmelte er und warf Carter einen unsicheren Blick zu. Sie schwebte nach diesem wunderbaren Schauspiel das ihr von Jack gezeigt worden war noch immer wie auf Wolken. Mit verträumten Blick besah sie sich das Gebäude in dem Daniels Appartement lag. Es war nur teilweise geschmückt. Offenbar war der Archäologe dabei gewesen, den Rest des Hauses mit Lichterketten zu verzieren.
Daniel sah verwirrt von Sam zu Jack und wieder zurück. Dieser verträumte Blick seiner Kollegin und O’Neill der herumdruckste und den Boden anstarrte. War da etwa etwas zwischen den beiden? Nein, unmöglich. Da war ja noch Pete. Und außerdem waren sie Colonel und Major und sogar er als Zivilist wusste, dass eine Beziehung zwischen nicht ranggleichen Offizieren verboten war.
Sei es wie es sei, jedenfalls sah Sam heute Abend um einiges besser und erholter aus als gestern. Und sie schien sogar etwas in Weihnachtsstimmung zu kommen, dachte er, als sie an einigen Lichtern herumzupfte und diese in eine günstigere Position brachte.
„Was ist, wollt ihr nicht raufkommen?“, fragte Daniel und überließ die übrigen Lichterketten dem Hausmeister.
Oben angekommen erkannten sie Daniels Wohnung erst gar nicht wieder. Überall lagen Kugeln, Strohsterne, Lametta, Lichterketten, Wunderkerzen und Schneesprays herum. Ein einziges Durcheinander.
„Entschuldigt die Unordnung“, erklärte der junge Mann peinlich berührt. „Ich habe noch nicht alles für Heiligabend dekoriert und ... na ja, ich konnte mich von einer Übersetzung nicht losreißen. Ich bin erst seit wenigen Stunden daheim.“
Grinsend rupfte Jack an einem verknoteten Lamettastrang herum. „Brauchst du Hilfe, Danny-Boy?“
„Oh, ihr seid ein Geschenk des Himmels!“, rief der Archäologe erleichtert aus. In Wahrheit hatte er nämlich überhaupt keine Ahnung wie er seine Wohnung bis Heiligabend dekorieren und das ganze Essen organisieren sollte. Sam und Jack waren die rettenden Engel. Sofort stürmte er in einen Nebenraum um noch mehr Weihnachtsschmuck zu holen.
Unsicher sah O’Neill seinen Major an. „Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen, Carter?“
Doch diese schüttelte nur schmunzelnd den Kopf. „Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich glauben, dass Sie all das hier sorgsam eingefädelt haben, Sir.“
„Nicht doch, Carter.“, rief er und hob abwehrend beide Hände. „Ich hab nur unseren kleinen Ausflug organisiert. Daniels Deko-Probleme kennen wir doch schon seit Jahren.“

So verbrachten sie den ganzen Abend damit, die Wohnung weihnachtstauglich zu machen. Tische wurden geschmückt, Regalbretter und auch der Kaminsims bekam eine weihnachtliche Dekoration.
O’Neill war gerade weggefahren um einen passenden Baum zu erstehen, als Sam und Daniel sich eine kurze Pause gönnten. Sie machten es sich auf dem Fußboden bequem, tranken Punsch und aßen Plätzchen.
Nach einiger Zeit merkte Carter, dass Daniel unruhig war und sah ihn fragend an.
Er druckste eine Weile herum, dann brachte er es doch zur Sprache. „Ich...Pete hat mich vor ein paar Stunden angerufen. Er hat gesagt, dass er nicht zu unserem Weihnachtsessen kommt. Er klang ziemlich aufgebracht.“
Sam starrte in ihre Tasse. Seit der Colonel sie abgeholt hatte, hatte sie überhaupt nicht mehr an die Sache mit Pete denken müssen. Nun ja. Früher oder später mussten es die anderen ja doch erfahren.
Sie räusperte sich. „Wir haben uns getrennt.“, sagte sie leise.
„Was??“ Daniel verschluckte sich an seinem Keks. „Ihr...habt euch getrennt? Wann?“
„Heute. Ich hab Schluss gemacht.“
Auf seinen fragenden, mitfühlenden Blick hin brach alles aus Sam heraus. Sie erzählte, wie lieb Pete am Anfang ihrer Beziehung gewesen war und wie er sich im Laufe der Zeit verändert hatte. Sie erzählte von ihren Streitereien und seiner Eifersucht. Von ihren geteilten Gefühlen, ja, sogar von sich und dem Colonel erzählte sie und von der Ausweglosigkeit ihrer Situation. Sie sprach auch von ihrer besten Freundin Janet, die gestorben war, als sie ein Leben zu retten versucht hatte. Und von ihrem Dad, der Weihnachten nicht mit ihr verbringen würde. Alles redete sie sich von der Seele und Daniel war ein geduldiger Zuhörer. Er versorgte sie mit Taschentüchern, umarmte, tröstete.
Nach einiger Zeit beruhigte sie sich wieder und ihr Schluchzen wurde leiser, bis es schließlich ganz verebbte.

Keiner von beiden hatte gemerkt, dass Jack schon seit geraumer Zeit in der Tür stand und sich nicht traute die beiden zu unterbrechen.
Nach einiger Zeit hob der Archäologe den Kopf und traf Jacks Blick.
Sam, die die Veränderung in Daniels Haltung nicht entgangen war, drehte sich langsam, fast furchtsam, um – und erstarrte.
Sie murmelte etwas, das nur Daniel hören konnte und ging wortlos an O’Neill vorbei aus der Wohnung. Sobald sie außer Sichtweite war, beschleunigte sie den Schritt und wagte erst dann wieder zu atmen, als sie aus dem Gebäude geflohen war.
Überall waren Menschen. Vor ihr. Neben ihr. Glückliche, gestresste, rennende, spazierende Menschen. Von irgendwoher erklang ein Weihnachtslied. Und mitten zwischen all diesen Leuten stand Sam, nur ihren roten Rollkragenpullover an. Ohne Mantel. Ohne Handschuhe. Frierend. Im Geiste noch einmal das Gespräch mit Daniel durchgehend. Wie viel davon mochte der Colonel wohl mitangehört haben?
Genug.
Ganz bestimmt.
Das hatte sie seinem Blick ansehen können. Himmel, was hatte sie nur getan? Er konnte sie vors Kriegsgericht bringen, wenn er wollte! Aber...nein, Jack würde so etwas niemals tun. Gefühle hin oder her. Sie wusste, dass er nichts mehr für sie empfand. Wusste es spätestens seit ihrer Begegnung mit dem Mädchen Grace auf der Prometheus. Sie hatte geglaubt ihn losgelassen zu haben. Sie hatte gedacht, es zu können. Und jetzt erkannte sie, dass alles in sich zusammenbrach. Sie hatte sich bis in Grund und Boden vor ihrem Vorgesetzten blamiert. Und jetzt vermutlich auch noch seine Freundschaft, die ihr soviel bedeutete, verloren.
Es tat weh, Gott, es tat so weh. Erst in diesem Augenblick wurde ihr bewusst, wie viel sie noch für ihn empfand und schon immer für ihn empfunden hatte.

***

Zur gleichen Zeit, einige Stockwerke über Sam starrte ein noch immer vollkommen verwirrter O’Neill Löcher in die Luft. Was war denn das gerade eben gewesen? Wenn er gewusst hätte, Gott, wenn er nur geahnt hätte, wie viel Carter im Moment durchzumachen hatte, dann hätte er doch nie diese selten dämliche Wette vorgeschlagen. Wieso war er nicht selbst darauf gekommen? Sie alle hatten mit Janets Tod zu kämpfen, doch war sie Sams beste Freundin gewesen und er wusste verdammt genau wie es war seinen besten Freund zu verlieren. Außerdem hatte sich Jacob schon seit einigen Monaten nicht mehr gemeldet und natürlich machte sie sich große Sorgen. Und dann hatte sie sich auch noch von Pete getrennt. Himmel, kein Wunder, dass sie nicht in Weihnachtsstimmung war! Er hätte für sie da sein müssen. Er hätte sie trösten müssen. Er...
Daniel sah ihn mit offenem Blick an. ‚Worauf wartest du?’, schienen seine Augen zu fragen.
Langsam arbeitete es in seinem Gehirn, wurden Zusammenhänge erstellt die vorher noch nicht da gewesen waren, alte Fragen beantwortet und – Moment mal! Daniel hatte Recht. Worauf wartete er eigentlich?

***

Nach einigen Schrecksekunden wurde Sam das ganze Ausmaß ihres Handelns bewusst. Mit dem Weglaufen hatte sie sich zusätzlich noch zu ihren Gefühlen zu Jack bekannt statt normal und wie mit Daniel mit ihm darüber zu reden. Sie schüttelte den Kopf. Das war absurd. Dieser ganze Tag war absurd. Langsam lief sie los. Der Weg bis nach Hause war lang, doch würde sie schon irgendwo ein Taxi finden. Sie verschränkte die Arme um die beißende Kälte auszusperren, jedoch nur mit mäßigem Erfolg. Ihr Mantel und ihre Handschuhe lagen noch in Daniels Wohnung.
„Carter!“, hörte sie plötzlich eine wohlbekannte Stimme rufen.
‚Oh nein, bitte nicht.’, flehte sie stumm. Um nichts in der Welt wollte sie ihrem Colonel jetzt gegenüber treten. Doch er ließ nicht locker. „Carter!“, rief er noch einmal, doch sie ging stur weiter.
„Sam, so warten Sie doch, verdammt!“, keuchte er, als er sie eingeholt und zu sich umgedreht hatte.
Sie hob den Kopf und sah ihn fest an. War sie vorher schwach geworden, so würde sie jetzt um jeden Preis hart bleiben. Sie war ein Major der USAF – und genauso würde sie sich ihrem Vorgesetzten gegenüber auch verhalten.
Er erwiderte den Blick, jedoch nicht fest und unbeugsam wie sie, sondern offen und verständnisvoll.
„Ich wollte mich bei Ihnen entschuldigen.“
Sam starrte ihn ungläubig an. Er ... wollte sich entschuldigen!? Wofür?
„Ich habe ... ich ... wusste nicht, was sie im Moment alles bedrückt und ... ach, Carter, ich bin nicht gut in solchen Dingen!“, stotterte er und schob seine Hände verlegen in die Hosentaschen.
„Colonel, Sie haben keinen Grund sich zu entschuldigen. Ich ... dagegen schon.“, sagte sie. „Ich hätte nicht so ausrasten sollen bei Daniel und nicht einfach weglaufen ohne ein Wort zu sagen. Das war nicht richtig.“ Sie trat einen Schritt von ihm zurück und wollte sich zum Gehen wenden. Keinen Augenblick länger konnte sie seine Gegenwart, diesen mitfühlenden, schuldigen Blick ertragen. Keine Sekunde.
Doch Jack hielt sie erneut fest. „Unsinn! Sie haben keinerlei Grund sich für irgendetwas bei mir zu entschuldigen, Sam. Es war Ihr gutes Recht einmal die Beherrschung verlieren zu dürfen.“
Ein zynisches Lächeln umspielte ihren Mund. „Sie haben Recht. Für den Ausraster müsste ich mich eigentlich bei Daniel entschuldigen.“
Er ging nicht auf ihren Witz ein. „Ich meine es ernst, Carter.“
Betrübt senkte sie den Kopf. Er ließ ihre Schultern los und sah sie abwartend an.
„Ich weiß.“, flüsterte sie. Sie sah ihm nicht ins Gesicht, während sie sprach. „Aber ich habe trotzdem das Gefühl mich bei Ihnen entschuldigen zu müssen. Wenn schon nicht, weil ich Sie ohne ein Wort zu sagen habe stehen lassen, dann doch für die Dinge die ich über Sie gesagt habe ... und über uns.“, fügte sie leise hinzu.
„Da gibt es nichts zu entschuldigen.“
Erstaunt hob sie den Kopf und traf seinen Blick. Er lächelte sanft und gab ihr damit zu verstehen, dass alles in Ordnung war. Eine unglaubliche Erleichterung durchflutete sie und am liebsten wäre sie ihm um den Hals gefallen.
Jack sah in ihre wässrigen Augen und konnte es nicht ertragen. Das was sie gesagt hatte... Zu Daniel... Über ihn... Über ihre Gefühle für ihn. Er konnte nicht beschreiben, was er in dem Moment empfunden hatte. Und jetzt stand sie vor ihm. Unsicher, schwankend, erleichtert und vor Kälte zitternd. Er konnte einfach nicht anders.
„Kommen Sie.“, murmelte er und schlang die Arme fest um ihren frierenden Körper. Einen Moment war sie zu überrascht um zu reagieren, doch dann entspannten sich ihre Muskeln und sie kuschelte sich an ihn.
Er umarmte Sam als Freund. Sie waren Freunde. Arbeitskollegen. Teammitglieder.
Aber warum musste er sich während dieser wenigen Sekunden dann ständig daran erinnern? Warum musste er sich mühsam davon abhalten, sie fester an sich zu drücken, wenn sie nur Freunde waren? Warum?

***

Zwei Tage später waren alle bei Daniel versammelt, obwohl das Weihnachtsessen ja eigentlich erst an Heiligabend stattfinden sollte. Dennoch waren Sam, Jack, Teal’c, Sarah und Cassie ‚auf einen Sprung’ vorbeigekommen. Einfach so. Und nun schmückten sie seine Wohnung, backten Plätzchen und hörten I wish you a merry Christmas.
Obwohl Daniel froh über den Besuch war, hatte er doch den Verdacht, dass seine Freunde nur da waren, um den Weihnachtsabend zu organisieren. Dass er im Dekorieren und Feste organisieren kein Genie war, war allgemein bekannt.
Er dachte an den Abend zurück als Sam sich alles von der Seele geredet hatte und beim Auftauchen Jacks geflohen war. Merkwürdig, dass ihm bisher nie aufgefallen war, dass da etwas zwischen den beiden war. Doch er tat das mit einem Schulterzucken ab. Selbst er konnte nicht alles wissen. Aber er war froh, dass die beiden sich wieder vertrugen. Jack hatte Sam zurückgeholt und zusammen hatten die drei den Weihnachtsbaum aufgestellt. Danach hatte O’Neill seine Kollegin wieder heimgefahren.
Er konnte Sam, Cassie und Jack in der Küche lachen hören und ging hinein.
„Was ist denn hier los?“, fragte er irritiert lächelnd
„Karr nischtz.“, behauptete ein mit vollem Mund sprechender Colonel grinsend.
Cassie wedelte vergnügt mit einem Holzlöffel vor ihm herum. „Von wegen!“, meinte sie. „Jack hat sich einfach eine Handvoll Plätzchen geschnappt, obwohl Sam und ich ihm das ausdrücklich verboten haben.“ Mit einem gespielt bösen Blick sah sie seinem genüsslichen Kauen zu.
Sam lehnte an der Theke und lachte. Die Szene war einfach zu komisch.
Daniel bedachte Cassie mit einem wohlwollenden Blick. Nach Janets Tod vor einigen Monaten war sie am Boden zerstört gewesen, hatte sie doch zum zweiten Mal ihre Mutter verloren. Jedoch hatte Carter Recht behalten. Cassandra war ein starkes Mädchen. Sie würden sich um sie keine Sorgen zu machen brauchen. Auch wenn sie alle Doc Fraiser sehr vermissten, so wussten sie doch, dass sie immer bei ihnen war. In ihren Herzen. Und so wollten sie auch den Weihnachtsabend verbringen, denn Janet hätte bestimmt nicht gewollt, dass sie an Heiligabend trauerten.
„Daniel?“, fragte Cassie schmunzelnd und stupste ihn an. „Wo warst du denn mit deinen Gedanken?“, rief sie und drückte ihm ein Tuch zum Abtrocknen in die Hand. Theatralisch verdrehte er die Augen. Als seine kleine Freundin jedoch ins Wohnzimmer schritt, rief er nach Sarah – vielleicht würde sie ihm ja beim Abtrocknen behilflich sein, dachte er schelmisch grinsend.

„Jack! Nehmen Sie Ihre Finger weg!“, lachte Sam, als der Colonel wieder mal verstohlen nach der Plätzchenplatte griff, die sie gerade ins Wohnzimmer trug. Sie sah ihn tadelnd an.
Teal’c zog eine Augenbraue hoch und schmunzelte. Cassie lachte aus vollem Hals. Was Daniel und Sarah in der Küche trieben – darüber wollte Sam lieber gar nicht erst nachdenken. Mit einem Grinsen und einem gesummten All I want for Christmas is you auf den Lippen stellte sie die Platte ab. Während Cassandra mittlerweile diejenige war, die kräftig zulangte, stellte Carter sich mit dem Rücken zur Wand an den warmen Kamin. Sie summte noch immer dieses alberne Weihnachtslied ohne es zu merken.
Plötzlich stand Jack neben ihr. Sie sah ihn fragend an.
„Sie summen.“, erklärte er grinsend.
„Stimmt.“, erwiderte sie lächelnd.
Daniel und Sarah kamen gerade aus der Küche spaziert und strahlten um die Wette. Und auch die beiden machten sich sofort über die von Sam und Cassie selbstgebackenen Köstlichkeiten her.
„Dann habe ich also gewonnen.“, stellte O’Neill nach einem langen, nachdenklichen Blick auf Sam fest.
Diese lachte. „Sieht so aus, Colonel. Und was jetzt?“
Doch bevor Jack sich eine gute Antwort überlegen und diese dann auch einsetzen konnte, rief Cassie fröhlich „Sam! Jack! Seht mal nach oben!“.
Mit einem schnellen Blick erkannte Sam das kleine grüne Pflänzchen, das direkt über dem Kamin hing – und somit über ihnen. Ein Mistelzweig. Sie sah Jack fragend und gleichzeitig belustigt an.
„Jetzt...“, raunte er, „Jetzt werde ich mir meinen Preis einholen“. Und mit diesen Worten beugte er sich langsam und unter den gespannten Blicken von Daniel, Sarah, Teal’c und Cassie zu Sam hinunter.....


ENDE

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