Camping-Freuden? (7) by Athor, emdol
Summary: Jack und Sara gehen zum Campen.
Categories: Stargate SG-1 Characters: Jack O’Neill (SG-1), Other Character
Genre: General, Humor, Romance
Challenges: Keine
Series: Vergangenheitsbewältigung und neue Wege
Chapters: 1 Completed: Ja Word count: 9777 Read: 1949 Published: 10.04.12 Updated: 10.04.12
Story Notes:

1)Die Story geht weiter mit einer Brise Humor und einem guten Schuss Romantik. - Also lasst euch überraschen. *g* Über Feedback würde wir uns auch dieses Mal wieder sehr freuen.

2) Lieben Dank an Antares fürs Beta-readen und den Schubs in die richtige Richtung. *breit-grins*


Spoiler: Smoke and Mirror, Paradise Lost
Staffel: 6

1. Kapitel 1 by Athor

Kapitel 1 by Athor
Camping-Freuden? (7)


Sara war bereits auf dem Sprung, um ihr Büro zu verlassen und in die Mittagspause zu gehen, als die Tür aufgerissen wurde und Roger in den Raum stürmte.
„Sara, hast du die Mappe mit den Ergänzungen zu unserem Budgetbericht 2002 gesehen? Das Büro des Bürgermeisters möchte die Papiere zu Punkt 14 haben.“ Roger sah sie ernst und fragend an.
„14? - Oh, du meinst die Kostenvoranschläge für die Renovierung der Club-Küche? - Die Mappe liegt doch ganz rechts, in dem obersten Fach des kleinen Regals, in deinem Büro“, erklärte Sara ihm geduldig und schmunzelte vergnügt vor sich hin, als sie sich ihre Tasche schnappte und entschieden den Stuhl an den Schreibtisch schob.
Roger bedankte sich flüchtig und zusammen verließen sie ihr Büro. Während Sara die Tür abschloss, beobachtete er sie dabei kritisch.

„Wenn ich deinen glücklichen Gesichtsausdruck richtig zu deuten weiß, dann schätze ich einmal, dass „Mister Beinhart“ wieder in der Stadt ist?“ Rogers Tonfall ließ keine Frage daran offen, wie er über ihre Beziehung zu Jack dachte.
„Du sollst ihn nicht immer so nennen, Roger“, ermahnte ihn Sara kichernd. Selbst sein missfälliger Blick konnte heute ihre gute Laune nicht bremsen. Jack war endlich wieder zurück. Zwei Monate waren eine sehr lange Zeit, vor allem, wenn man auf die Rückkehr von jemandem wartete. Daher konnte selbst Rogers Geknatsche ihre gute Stimmung nicht vermiesen.
„Oh, wie sollte ich dieses wandelnde Abbild einer „Unsere-Armee-sucht-noch-junge-Rekruten“-Reklame denn sonst nennen?“, fragte Roger ungewohnt gereizt. Auf den ansonsten so ausgeglichene Sunnyboy schien Saras Ex-Ehemann eine Wirkung zu haben, wie das sprichwörtliche rote Tuch auf den Stier.
„Wie wäre es mit Jack oder Mr. O’Neill, wenn dir der Vorname zu persönlich erscheint. Du kannst natürlich auch Colonel zu ihm sagen“, neckte Sara ihn grinsend, wohl wissend, was gerade Jacks Erscheinen in Uniform, hier im Club vor allem unter den Mädchen, für einen Tumult ausgelöst hatte. „Außerdem ist Jack nur einmal in seiner Uniform hier aufgetaucht. Wie lange willst du ihm das noch vorhalten? Er ist nun einmal beim Militär.“

„Schon, aber deshalb muss er noch lange nicht auch noch Werbung dafür laufen. Du weißt doch, wie beeinflussbar Kids in diesem Alter sind. Und wenn die Jungs hier sehen, was für leuchtende Augen die Mädels bekommen, nur weil da irgend so ein Typ in blauem Outfit einmal kurz durch den Club marschiert ...“ Das Ende seines Satzes blieb offen in der Luft hängen.

„Sag mal, könnte es sein, dass ich da eine Spur von Eifersucht aus dir heraus höre?“ Sara sah Roger aufmerksam an.

Mason schnaufte hörbar den Atem aus. „Nein, aber ...“ Er nahm Sara bei dem Ärmel ihrer Jacke und zog sie ein Stück zu sich, so dass er die Stimme senken konnte und das Gespräch auf dem Flur des Clubs ein wenig mehr Intimität gewann. Roger wog kurz ab, ob er Sara tatsächlich seine Bedenken mitteilen sollte. Sie wirkte so glücklich, wie er sie noch nie gesehen hatte, aber dennoch hatte er bei diesem Jack O’Neill kein gutes Gefühl. Der Mann war merkwürdig. Schließlich überwand Roger sich, immerhin war er mit Sara lange genug befreundet.

„Ich mache mir nur Sorgen um dich, Sara. Da taucht dieser Kerl nach Jahren aus dem Mir-nichts-dir-nichts auf und du bist sofort bereit dich wieder mit ihm einzulassen.“
„Roger, ich denke nicht ...“, begehrte Sara leise, aber dennoch in nicht minder gefährlichem Ton, auf.
„Nein, hör mir erst einmal zu“, schnitt Roger ihr, ungewöhnlich energisch, das Wort ab. „Ich weiß zwar nicht, was in der Vergangenheit zwischen euch vorgefallen war, aber es muss schon eine ganze Menge gewesen sein. Ich kenne dich schon sehr lange und du hattest ihn vorher nie, mit auch nur einem Wort, erwähnt. Jetzt schneit er, - nach wie vielen Jahren?, - aus heiterem Himmel in dein Leben und ich erkenne dich nicht wieder. Warum darf der Typ dich so behandelt? Einmal bombardiert er dich tagelang mit Anrufen, dann lässt er wochenlang von sich nichts hören und sehen. Ich kriege doch mit, wie dich das belastet. Ich sage dir, dieser Mann hat dich nicht verdient!“ Roger sah sie ernst an. Er hoffte, sie verstand ihn und er war nicht zu weit gegangen. Gerade seine letzte Aussage, war an Offenheit nicht mehr zu überbieten.

Im ersten Moment war Sara über Rogers Einmischung in ihr Privatleben verärgert gewesen. Doch die überzeugende Art und der Nachdruck, mit denen er ihr seine Besorgnis mitteilte, zeigten ihr, dass sich ihr Freund tatsächlich ernsthaft Gedanken um sie machte. Egal, wie neugierig, oberflächig und unmöglich Roger sich sonst schon einmal verhielt, jetzt sprach nur der Freund aus ihm.

„Danke, dass du dich um mich sorgst, Roger!“ Sara legte ruhig ihre Hand auf seinen Arm, sah sie Roger in die Augen und sprach weiter: „Aber es ist wirklich nicht so, wie du denkst. Jack ist manchmal einfach viel beschäftigt. Sein Job führt in oftmals ins Ausland, auch in Gegenden die nicht so erschlossen sind wie die unsere. Natürlich beunruhigt es mich ein wenig, wenn ich nichts von ihm höre“, gab Sara offen zu. „Aber ich bin schon früher damit klar gekommen und es stellt auch heute kein Problem für mich dar. Na ja, sagen wir fast keines!“, räumte sie, ehrlich und verlegen lächelnd, ein. „Wir versuchen auf unsere Weise den Menschen zu helfen und er macht es auf seine Art. Im Grunde genommen, stehen wir doch alle auf derselben Seite.“ Nachdem sie geendet hatte schaute Sara Roger, schweigend und auf Verständnis hoffend, an.

Langsam nickte dieser. „Du siehst das tatsächlich so und bist dir sicher, dass du das willst, ja? Ich meine, in den letzten Wochen war ....“ Sein Stimme hatte bei seiner Frage einen weichen und warmen Klang angenommen.

„Es ist in Ordnung, Roger. – Wirklich! – Es geht mir gut.“ Kurz drückte Sara nochmals seinen Arm, dann warf sie einen Blick auf ihre Armbanduhr.
„So und jetzt musst du mich entschuldigen, ich komme sonst zu spät zu meiner Verabredung.“ Das freudestrahlende Lächeln auf ihrem Gesicht, ließ an der Wahrheit ihrer voran gegangenen Erklärung keinen Zweifel mehr übrig. Während Sara mit einem kurzen Winken in Richtung des Ausganges verschwand, kehrte Roger nachdenklich in sein Büro zurück.
Ja, seine Stellvertreterin war zur Zeit sehr glücklich und er wünschte ihr, dass dem so bliebe. Er aber wurde trotzdem dieses dumpfe Gefühl in der Magengegend nicht los und egal was Sara ihm auch sagte, er würde auch weiterhin ein Auge auf diesen O’Neill haben

**********

Sara war leicht verspätet in dem kleinen italienischen Schnellrestaurant eingetroffen, in dem sie sich mit Jack für ihre Mittagspause verabredet hatte. Es war zu diesem Zweck ihr Stammlokal geworden, da es sich praktischerweise nur eine Querstrasse vom Challenger Club entfernt befand. So konnten sie die kurze Zeitspanne ihrer Pause, wenn Jack zufällig auch dienstfrei hatte, nützen, um sich zum gemeinsamen Mittagessen zu treffen.

Doch ausgerechnet heute, stand diese Verabredung unter keinem guten Stern. Für das kommende Treffen mit Jack war nicht mehr allzu viel Zeit übrig geblieben. Nicht nur, dass sie zu spät dran gewesen war, auch Jack war noch nirgends zu sehen. Wo bleibt er nur? Sara O` Neill schaute ungeduldig auf ihre Armbanduhr. Ihre Mittagspause ging langsam dem Ende zu. Fahrig trank sie den letzen Schluck Cappuccino und leerte die Tasse, die vor ihr stand

Mist, sie hatte die Pause für ein Gespräch mit Jack nutzen wollen! Sie hatte doch eine so tolle Überraschung für ihn geplant! Ihre Gedanken schweiften ab und kehrten zu der Szene mit Roger zurück. Eigentlich lieb, wie viel Sorgen er sich um mich macht!, dachte Sara gerührt. Noch einmal ging sie das Gesagte in Gedanken durch, kam aber auch jetzt zu keinem anderen Ergebnis. Ihre Entscheidung, sich wieder mit Jack zu treffen, war richtig gewesen. Auch wenn es nicht immer ganz einfach war. - In den letzten zehn Monaten war sie so glücklich gewesen, wie schon lange nicht mehr.

„Sara, es tut mir wirklich Leid. Ich weiß, ich bin spät dran, verzeihst du mir?“, kam unverhofft Jacks Stimme aus dem Hintergrund. Sara schrak aus ihren Gedanken. Obwohl sie in die Richtung der Eingangstür geschaut hatte, war sie so versunken gewesen, dass sie sein Erscheinen nicht bemerkt hatte.
„Jack? Oh Gott, hast du mich erschreckt. Ich war so in Gedanken, dass ich dich nicht Kommen gesehen habe. Was hast du gerade gesagt?“

„Ich habe dich gefragt, ob du mir mein zu spät Kommen verzeihst?“, wiederholte Jack freundlich und schaute Sara bittend an. Und ja, da war er auch schon wieder, der altbekannte, auf treu machende, Dackelblick. Die braunen Augen betont lieb und wenn man es genau betrachtete, gnadenlos manipulierend.
„Du weißt ganz genau, Jack O` Neill, dass du bei mir diesen Blick nicht anzuwenden brauchst. Ich falle darauf nicht herein. - Trotzdem verzeihe ich dir“, antwortete Sara milde gestimmt.
Lachend gab Jack ihr einen Kuss auf die Wange und erleichtert darüber, dass sie ihm seine Verspätung nicht länger nachtrug, setzte er sich zu ihr an den Tisch.

Eine Kellnerin trat heran und fragte nach ihren Wünschen. Während Sara nur noch eine weitere Tasse Cappuccino nahm, denn zu mehr reichte die restliche Pause nicht, bestellte Jack sich hingegen voller Appetit eine Pizza und ein Bier.

„Jack?“, missbilligend schüttelte Sara den Kopf. „Hast du mir nicht erzählt, dass du auf deinen Cholesterinspiegel achten müsstest? Ich dachte, du wolltest dich etwas gesünder ernähren? Oder hast du dein Vorhaben mittlerweile schon wieder auf Eis gelegt?“ Sara sah Jack fragend und leicht vorwurfsvoll an.

Ein breites Grinsen erschien auf Jacks Gesicht. „Eher auf Eis gelegt“, gab er dann amüsiert zu. „Ich habe in den letzten Wochen einiges an Gewicht verloren und nun meint unser Doc, dass das auch nicht das Wahre wäre und von daher habe ich die Lizenz zum Sündigen.“

Sara betrachtete Jack mit kritischem Blick. Der weite und bequem aussehende Pullover kaschierte seine Figur, doch bei genauerem Hinsehen fiel ihr auf, dass er tatsächlich recht schmal geworden war.
„Dir wird die Gefängniskost nicht so gut geschmeckt haben, nicht wahr?“, konterte Sara spontan und mit leicht sarkastischen Unterton. Fast augenblicklich bedauerte sie es, so taktlos auf seinen Gefängnisaufenthalt nach der vorgeblichen Ermordung Kinseys angespielt zu haben. Jacks Gesichtszüge verschlossen sich, den Blick abgewandt, spielten seine Finger nervös mit dem Tischtuch.

Oh, wie hatte Jack es gehasst, mit Kinsey auf diesem Balkon zu stehen und diesem Arsch, vor versammelter Presse die Hand schütteln zu müssen! Doch es war um seine Reputation gegangen. Sein Ruf hatte wieder hergestellt werden müssen. Schließlich hatte er in der Öffentlichkeit immer noch als Attentäter gegolten, als der Mann, der versucht hatte, den Senator auf offener Straße zu erschießen. Dieses Bild musste wieder korrigiert werden. Auch, wenn er damit Kinsey ungewollt einen Dienst erwiesen hatte. So sehr es Jack auch angewidert hatte, die Menschen glaubten nur, was sie auch sahen und dafür war diese Inszenierung notwendig gewesen.

Doch viel schlimmer als sein beschädigter Ruf, war die Sensationsgier der Leute gewesen. Fast sofort nach Bekanntgabe der Verhaftung von Colonel Jack O’Neill, hatten sich die Journalisten förmlich, wie die Geier auf ihre Beute, auf Jacks Lebenslauf geworfen. Schnell waren sie über seinen Sohn Charlie, die Begleitumstände seines Todes und damit natürlich auch über Sara gestolpert. Wie perfekt, dass die Ex-Ehefrau des Colonels sogar noch in Colorado Springs lebte!

Noch am Tag seiner Festnahme hatten die ersten Reporter Saras Haus, ihr ehemaliges gemeinsames Zuhause, belagert. Sie hatten Bilder von allem gemacht, was ihnen vor die Linse gekommen war. Das Haus mit dem Fenster, hinter dem sich Charlies Zimmer befand und in dem er sich vor Jahren erschossen hatte. Der Garten, in dem der Baum stand, an dem noch die alte Schaukel hing. Der unbenutzte Basketballkorb, der noch immer an der Garagenwand befestigt war, alles wurde gefilmt und mit der entsprechenden Geschichte versehen, gesendet. Vor nichts hatten sie halt gemacht und da war es nur selbstverständlich gewesen, dass sie auch versucht hatten, Sara mit in die Sache hineinzuziehen.

Immer noch packte Jack die kalte Wut, wenn er nur daran dachte. Schlimm genug, dass sein Job wieder einmal auch in sein privates Leben eingedrungen war, aber diese Aasgeier hatten sogar versucht, Sara vor die Kamera zu zerren und von ihr eine Stellungnahme zu erhalten. Doch zum Glück merkte man ihr auch hier, ihre gewonnene Routine im Bereich „Öffentlichkeitsarbeit“ an.

Die Arbeit im Club hatte Sara tatsächlich verändert. Was sie früher noch aus der Ruhe gebracht hätte, meisterte sie heute souverän. Selbstbewusst hatte sie den Presseheinis klar gemacht, dass sie erstens, wie sie selbst bereits wüssten, die Ex-Frau des Colonels wäre. Dass sie zweitens, keine Ahnung hätte, was er heute machen würde und in was für Sachen er verstrickt wäre. Und dass sie letztens, zu hundert Prozent davon überzeugt wäre, dass sich das alles als ein riesiges Missverständnis entpuppen würde. Jack O’Neill würde niemals einen Mordanschlag begehen.

Saras Umsicht und ihre Loyalität zu ihm, die man zwischen den Zeilen hatte heraushören können, erleichterten und freuten Jack. Trotzdem schmerzte ihn ihre jetzige Anspielung. Mit leiser und leicht gepresster Stimme versuchte er sich zu rechtfertigen: „Ich weiß ja, Sara, dass du wegen der Sache mit Senator Kinsey noch ziemlich aufgewühlt sein musst. Aber ich kann dir keine andere Erklärung geben als die, die ich dir bereits vor einigen Wochen gab. Alles andere hat dann ja auch in der Pressemitteilung von Kinsey gestanden. Im Übrigen hausen jetzt ja auch keine Pressefuzzies mehr vor deinem Haus.“ Jack schaute Sara in die Augen. Er wirkte müde und abgekämpft in diesem Moment.


Sara nickte, doch war sie gedanklich nicht ganz bei der Sache. Es tat ihr Leid, dass sie das Thema aufgebracht hatte und sie hätte sich selbst dafür beißen können. Ihre Zeit wurde immer knapper und sie wollte Jack immerhin noch etwas Wichtiges fragen. Heute schien auch gar nichts richtig klappen zu wollen! So verdrängte sie erst einmal die Fragen nach seinem Gewichtsverlust und seiner Abgeschlagenheit und konzentrierte sich stattdessen darauf, zu ihrem eigentlichen Anliegen zurück zu kommen.

„Jack, ich bin dir nicht böse wegen dieser Sache. Wir wissen doch beide, wie solche Politspielchen laufen. Dein Gesicht sprach jedenfalls Bände, als du dem Senator die Hand gegeben hast und ich bin davon überzeugt, dass wieder einmal mehr hinter der Geschichte gesteckt hat, als ihr die Öffentlichkeit wissen lasst. Aber manchmal hast du keine andere Wahl, als dieses miese Spiel mit zu machen. Es ist ein Teil deines Jobs und das ist in Ordnung. Es standen nur ein paar sehr unschöne Sachen da über dich – und über uns - in der Zeitung“, versuchte Sara, das Thema zu einem Abschluss zu bringen.
Jack nickte stumm. Er wusste, dass sie beide eine schwere Zeit hinter sich hatten.

„Doch eigentlich wollte ich etwas ganz anderes mit dir besprechen“, wechselte Sara abrupt den Tonfall und bemühte sich, die Atmosphäre zwischen ihnen wieder aufzulockern. „Ich habe da noch ein Anliegen und ich bin mir sicher, dass es dir gefallen wird.“ Saras Augen begannen vor Begeisterung zu leuchten. Sie war sich sicher, dass Jack ihren Plan lieben würde, da er ihnen doch ein wenig Zeit miteinander verschaffen würde.

Interessiert schaute Jack sie an: Was mochte jetzt wohl kommen? Saras offensichtliche Aufregung hatte ihn neugierig gemacht.

„Also, Jack, du kennst doch Roger...“, fing Sara zu erzählen an.
“Jaaaa, Sara?“ Uh, alleine die Erwähnung des Namens Roger, war für Jack bereits wie eine kalte Dusche. Was hatte dieser Heini denn mit Saras Überraschung zu tun? Das konnte ja nichts Gutes verheißen!
Die langgezogene Art und Weise, wie Jack das „Ja“ aussprach und er auffallende, skeptische Tonfall in seiner Stimme, mit dem er sie unterbrach, erstaunte Sara ein wenig. Abwartend blickte sie ihn an, doch Jack schien nicht gewillt zu sein, mehr zu sagen. Stattdessen starrte er sie mit einem Blick, den man nur mit misstrauisch definieren konnte, an.
„Nicht das, was du schon wieder denkst, Jack“, erwiderte Sara nach einem Moment lachend, als sie sich vorstellte, was für Überlegungen Jack gerade hatte.

Was für Gedanken sollte er denn haben? O’Neill wollte gerade etwas Flapsiges darauf erwidern, als die Kellnerin an ihren Tisch trat und seine Bestellung brachte. Jack verkniff sich daraufhin seine Bemerkung. Mühsam rang er sich einen netten Dank für die Serviererin ab.

Oh Mann, die beiden Männer benehmen sich, wie zwei aufgescheuchte Gockel, stellte Sara innerlich amüsiert fest, während sie der Bedienung beim Servieren zuschaute. Sobald die Kellnerin gegangen war, nahm sie schnell den Faden ihres alten Gespräches wieder auf, bevor Jack noch einmal auf die Sache mit Roger zurück kommen konnte.

„Roger hat mich damit betraut, ein Campinggelände zu suchen, auf dem wir, mit den Kindern vom Challenger Club, für ein Wochenende leben können wie Gestrandete. Die Idee dabei ist, kaum Lebensmittel mitzunehmen und so weit wie möglich alles auf der Basis der Selbstversorgung laufen zu lassen. So eine Art richtiges Überlebenstraining.“ Sara war Feuer und Flamme für ihren Plan. Aufgeregt fuhr sie fort: „Stell dir nur vor, Jack, es gibt dort sogar einen See. Die Kinder könnten ihre Fische selber fangen und zubereiten. Wir sammeln mit ihnen Nüsse und alles, was sich in der Natur sonst so finden lässt und essbar ist. In einem Projekt haben die Kids bereits gelernt, was die Natur ihnen bieten kann und nun wollen wir es praktisch anwenden. Ich habe auch schon das passende Gelände gefunden.“ Ungeduldig auf seine Reaktion wartend rutschte sie auf ihrem Stuhl herum.

„Jaaaa“, gab Jack abermals gedehnt von sich und schickte kritische Blicke in ihre Richtung. Er ahnte bereits Furchtbares und fand es mit ihrem nächsten Satz auch bestätigt.
„Ich wollte das Gelände aber noch einmal vor Ort überprüfen. Dabei habe ich natürlich gleich an dich gedacht, das ist doch mit Sicherheit etwas, was dir so richtig Spaß machen würde! Ich weiß doch, wie gerne du campen gehst und so viel, wie du in letzter Zeit unterwegs warst, bist du bestimmt schon eine Ewigkeit nicht mehr dazu gekommen.“ Jetzt war es also raus! - Um Zustimmung heischend, strahlte Sara ihn an.

„Ahhha?“, murmelte Jack unbestimmt und mit einem leicht verzweifelten Unterton. Er konnte sein „Glück“ noch gar nicht fassen. Grundsätzlich betrachtet hatte Sara ja Recht, Jack liebte Campingausflüge. Zudem wäre auch noch der Gedanke, mit Sara allein in der Wildnis zu sein, normalerweise für ihn verlockend. Aber unmittelbar nach seinen sechs Wochen Überlebenstraining mit Harry Maybourne, gestrandet auf diesem verlassenen Mond - diesem vermeintlichen Paradies - und das alles ohne Nahrungsmittel und die Annehmlichkeiten einer zivilisierten Welt, hatten Jack an seine Grenzen geführt. Er konnte keinen Salat oder Fisch mehr sehen!

Jack rutschte immer tiefer in seinen Sitz hinein, je mehr Sara ihn in ihre Überlegungen einbezog. Sie hatte schon Recht damit, dass ihm Urlaub jetzt sicher gut tun würde. Aber momentan wäre ein nettes, kleines Hotel mit warmen, weichen Betten und einem gewissen Komfort eher nach seinem Sinn.

Doch Sara bemerkte sein Unbehagen in ihrer Begeisterung gar nicht. Stolz und mit sichtlicher Selbstzufriedenheit kam sie zu ihrer letzten, logischen Äußerung: „Und ich habe gedacht, du könntest mich doch begleiten. Wir machen uns einfach ein schönes Wochenende. ... Na, was sagst du?“, fragte sie atemlos und zappelig. Saras Augen spiegelten ihren Spaß an der, aus ihrer Sicht, gelungenen Überraschung wieder.

„Jack? Hast du mir überhaupt zugehört?“ Fragend sah Sara ihn an, wobei sie aber immer noch breit grinste.

Jack spürte ihre Freude und es wurde ihm klar, dass er Sara nicht enttäuschen, einfach nicht „nein“ sagen konnte, selbst wenn er nichts lieber wollte. Ein wenig schleppend und sich in die Ecke gedrängt fühlend, stimmte er also zu: „Tja Sara, natürlich freue ich mich auf den Ausflug.“ Die kleine Lüge ging ihm erstaunlich leicht von den Lippen, wenn man bedachte, wie sehr ihn die Vorstellung graute, schon wieder von Fisch und Wurzeln leben zu müssen. Doch Jack wollte Saras Gefühle nicht verletzten. Er brachte sogar ein leichtes, wenn auch gequältes Lächeln zustande.

Immer noch bekam Sara in ihrer Aufregung nichts von Jacks fehlenden Begeisterung mit. Die Sätze purzelten nur weiter so aus ihr heraus. „Du brauchst dich um nichts kümmern, Jack, ich besorge alles“, versprach sie ihm enthusiastisch. „Die Zelte und alle anderen Ausrüstungsgegenstände hat uns ein Geschäftsmann als Spende überlassen. Ich hole dich am Freitag ab und dann fahren wir zum Beavers Creek. Ich freue mich ja schon so sehr auf unser gemeinsames Wochenende.“ Saras Elan für das Vorhaben kannte keine Grenzen.
„So, jetzt muss ich aber schnell gehen, meine Mittagspause habe ich längst überschritten. “ Eilig stand Sara auf und gab Jack einen flüchtigen Abschiedskuss.

Damit erwachte Jack aus seiner Starre. „Okay“, war das Einzige, was ihm gerade noch zustimmend einfiel, bevor er aufstand und sie wenigstens mal kurz in den Arm nahm. Sara löste sich von ihm, winkte Jack nochmals zu und war gleich darauf verschwunden. Jack hingegen blieb noch einen Moment stehen und schaute ihr nach. Resignierend schüttelte er den Kopf und setzte sich wieder: Nicht schon wieder Camping!, dachte Jack bei sich und hatte plötzlich keinen Appetit mehr. Achtlos schob er den Teller mit der restlichen Pizza von sich.

**********

Pünktlich zur ausgemachten Uhrzeit stand Sara am Freitagnachmittag vor Jacks Tür. Ihr altes, schon ein wenig klappriges Auto war bis oben hin mit Campingsachen vollgestopft. Fröhlich und mit beschwingten Schritten ging sie zu Jacks Haustür und klopfte. Aus dem Inneren des Hauses hörte sie eine laute Erwiderung, dann wurde die Tür mit Schwung geöffnet.

„Hi, bist du soweit?“ Unternehmungslustig sah Sara ihn an.
„Klar. Ich brauche nur noch meine Tasche und die Angelausrüstung und schon kann es losgehen.“ Jack griff nach seinen Sachen die er bereits im Flur neben der Tür deponiert hatte.

Die schlechte Laune, die er noch vor einigen Tagen gehabt hatte, war nach und nach verflogen. Mittlerweile hatte er sich sogar mit dem Gedanken, diesen Campingausflug zu machen, angefreundet. Dass er dabei von einer sehr attraktiven Frau begleitet wurde, half ungemein und ließ alles in einem helleren Licht erscheinen. Schließlich würde er sich mit Sara ein Zelt teilen. Diese Tatsache alleine machte die Unannehmlichkeiten wieder wett und hinterließ ein breites Grinsen auf seinem Gesicht. Außerdem hatte seine jahrelange Feldpraxis gezeigt, dass es immer besser war, noch einen Plan B in Reserve zu haben. Grinsend warf er sich seinen Rucksack, der erstaunlich prall gefüllt wirkte, auf den Rücken. Entspannt folgte er Sara zum Auto, nachdem er das Haus verschlossen hatte.

Wer weiß, was dieser Ausflug noch mit sich bringt? Vielleicht kommen wir uns ja noch etwas näher? Jack schüttelte missbilligend den Kopf. Vielleicht denke ich schon zu weit? Immerhin hat Sara doch keinerlei Andeutungen in dieser Richtung gemacht, überlegte er zweifelnd. Als ihm klar wurde, dass er sich gerade nicht besser verhielt, als einer von Saras pubertierenden Jungs im Club, rief er sich selbst zur Ordnung. „Jetzt zügle mal deine Gefühle, alter Junge. Du bist doch schließlich kein hormonverseuchter Teenager mehr!“, murmelte er leise und ohne dass Sara ihn hören konnte, vor sich hin. Schwer stieß er die Luft aus, die er unbewusst angehalten hatte. Dann verstaute er seine Tasche und die Angel auf der Rückbank des Wagens und stieg zu Sara ins Auto. Kurz darauf waren sie auf dem Weg.

**********

Was nützt einem die schönste Planung und Organisation, wenn einem das Glück einfach nicht hold ist? Genau dies fragte Jack sich eine Stunde später, als Sara bemerkte, dass mit ihrem Wagen etwas nicht stimmte.

„Ist irgendetwas?“, fragte O` Neill mit verschlafener Stimme und öffnete blinzelnd die Augen, als Sara den Wagen auf den Seitenstreifen fuhr und anhielt. Die gleichmäßigen Bewegungen des Autos hatten ihn eingelullt und er war während der Fahrt leicht eingedöst.

„Ich weiß nicht, die Lenkung geht so unruhig. Ich werde mal die Reifen überprüfen.“ Sara war bereits an den Rand gefahren und stieg aus. Suchend ging sie um den Wagen. Mist! Na das fehlt gerade noch! Sara betrachtete bekümmert die Misere, dann rief sie Jack, der immer noch wartend im Auto saß, aufklärend zu: „Der linke Vordere verliert Luft. Wir werden das Reserverad aufziehen müssen.“

Seufzend stieg Jack aus. Das ging ja schon gut los. Saras Worte: Wir machen uns ein schönes Wochenende!, hallten ihm wieder durch den Kopf. Ha, seine Vorstellung davon sah eigentlich etwas anders aus. Ein Reifenwechsel war darin normalerweise nicht enthalten. Langsam trottete er um die Tür herum und warf ebenfalls einen Blick auf den Platten. Dann riss er sich wieder zusammen. Sie konnte ja nichts dafür, dass dieser blöde Reifen seinen Geist aufgab. Wenn überhaupt jemanden die Schuld daran traf, dann die Stadt, wieso musste sie die Straßen hier draußen in diesem schlechten Zustand belassen?

Während Jack den kaputten Reifen in Augenschein genommen hatte, war Sara bereits zum Heck gegangen und hatte den Kofferraumdeckel geöffnet. Zügig hatte sie mit dem Ausräumen ihres Gepäckes begonnen.
„Komm Sara, ich mach das schnell.“ Bestimmend schob Jack sie zur Seite. Sara schaute ihn verdutzt an. „Es wäre wohl auch nicht sehr gentleman - like, wenn ich eine Frau die Arbeit machen lassen würde, während ich mich an den Rand setze, oder? Das sieht nicht gut aus. Emanzipation hin oder her!“, verkündete Jack unverschämt grinsend und mit dem leichten Anflug eines Machos. Entschlossen begann er, den Kofferraum leer zu räumen, um an das Rad und das nötige Werkzeug zu kommen.
„Jack, ich kann durchaus ...“, fuhr Sara auf.
„Helfen? Okay, kein Problem. Ich reiche dir die Sachen an, dann kannst du sie hier neben dem Auto aufbauen. Aber pass auf, dass du die Reihenfolge nicht durcheinander bringst, dann haben wir es nachher beim Einräumen wieder etwas leichter.“

Männer!, dachte Sara leicht entrüstet, dass Jack so über sie hinweg bestimmte. Doch seine Aufmerksamkeit war bereits wieder bei ihren Gepäckstücken und so verzichtete sie auf eine weitere Diskussion mit ihm. Sie war sehr gut in der Lage einen Reifen zu wechseln, aber sie wollten ja schließlich heute noch ankommen und so wäre es wohl das Sinnvollste, Jack einfach gewähren zu lassen, statt sich jetzt mit ihm auf eine Diskussion einzulassen.

Es dauerte nicht lange und Jack war mit dem Lösen der Radmuttern beschäftigt. Bereits die Dritte klemmte und ließ sich nicht lockern. Vor Anstrengung traten Jacks Muskeln und Adern gut sichtbar zu Tage und unbemerkt war er beim Fluchen in seinen besten irischen Slang verfallen, aber auch dieses half nicht.
„Tja, Sara, mit reiner Kraft komme ich hier nicht weiter“, gab er anschließend, nach einem weiteren fehlgeschlagenen Versuch zu. „Ich fürchte, wir werden den Pannendienst anrufen müssen.“ Bedauernd schaute er zwischen ihr und dem vermaledeiten Reifen hin und her. Diese Geschichte hatte sie schon genug Zeit gekostet und diese erneute Verzögerung, würde sie um weitere zwei bis drei Stunden zurück werfen.

„Das darf doch nicht wahr sein! Bis die Leute da sind wird es bereits dunkel sein und wir kommen nicht mehr zum Beavers Creek“, stieß Sara genervt hervor.
„Schon, aber ich sehe nicht, was wir dagegen machen könnten!“, bestätigte Jack und warf einen letzten, finsteren Blick auf die fest angezogenen Schrauben.
Sara starrte einen Moment auf den platten Reifen und überlegte. So schnell war sie nicht bereit aufzugeben. Sie nahm Jack entschlossen den Kreuzschlüssel aus der Hand, holte eine Eisenstange aus dem Kofferraum, die sie zum Gott-weiß-für-was herumfuhr und benutzte sie als Hebelverlängerung.

Während Jack O` Neill noch damit beschäftigt war, nach einer passenden Ausrede zu suchen, warum er nicht auf die Idee mit der Brechstange gekommen war, löste Sara die letzten Muttern und zog das Reserverad auf.
„Weißt du Jack, mit reiner Kraft kommt man nicht immer weiter. Manchmal muss man auch Physik anwenden. Man muss sich nur zu helfen wissen.“ Triumphierend schaute sie ihn an.

Jack verdrehte die Augen und stöhnte: „Noch so eine Physikerin!“ Bevor ihm etwas anderes durch den Kopf ging und er nachhakte: „Warum in Gottes Namen hast du mich dann so schuften lassen?“ Fragend ruhte sein Blick auf ihr.

Ein breites und verschmitztes Grinsen trat auf Saras Gesicht: „Vielleicht, weil ich so gerne dem Muskelspiel eines attraktiven Mannes bei der Arbeit zuschaue, Jack“, antwortete sie ihm keck, trat dann aber auf ihn zu und küsste ihn versöhnlich.

Jacks Arme schlossen sich um sie und eng zog er sie an sich heran. Schnell hatte er die Kontrolle zurück erobert und lange blieben sie so verbunden, bis Jack sie aus seiner Umarmung entließ. Rasch fingen sie an, ihr Gepäck wieder zu verstauen.

**********

Jack hatte es schon fast nicht mehr für möglich gehalten, doch nach weiteren zwei Stunden Fahrt, waren sie endlich am Ziel angekommen. Zu seiner Erleichterung hatte es keine weiteren Zwischenfälle mehr gegeben und langsam rollten sie auf den Parkplatz. Nun blieb ihnen allerdings nicht mehr viel Zeit, um ihren Lagerplatz zu erreichen und auch noch das Zelt im Hellen aufzubauen. Immerhin hatten sie noch einen Fußmarsch von anderthalb Meilen vor sich. Schnell luden sie die Ausrüstungsgegenstände aus dem Wagen.

„Wenn ich gewusst hätte, dass das in Arbeit ausartet, hätte ich dem Trip niemals zugestimmt. Ich denke einmal, Sara, du steckst tief in meiner Schuld“, presste Jack durch zusammen gebissenen Zähnen hindurch, als er, vollgepackt wie ein Lastesel, endlich los stiefelte. Es ging doch nichts über einen ordentlich zusammengepackten Feldrucksack. Leider war dies eines der Dinge, die er trotz seiner früheren unzähligen Versuche, bis heute Sara nicht vermitteln konnte. So hatte er sich, zusätzlich zu seinen eigenen Sachen, links und rechts eines ihrer undefinierbar, zusammengeschnürten Bündel unter die Arme geklemmt.

Sara ignorierte derweil diplomatisch sein Genörgel, da sie selbst genug mit ihrem eigenen Gepäck zu kämpfen hatte. Nach einer Weile erreichten sie ihren Lagerplatz, luden ihre Last ab und ruhten sich kurz aus. Danach verteilte Sara die Gegenstände.

„Dies hier ist dein Zelt, Jack. Ich denke doch du schaffst es, es alleine aufzubauen“, meinte Sara mit eindeutig ironischem Unterton und deutete auf das verschnürte Paket zu ihren Füssen.
„Mein Zelt? Ich war der Meinung wir schlafen in einem Zelt?“, maulte Jack mit vor Verblüffung erhöhter Stimme, als sich seine ganzen Illusionen mit einem Schlag in Luft auflösten.
„Oh, das tut mir Leid. Hatte ich dir nicht gesagt, dass die Zelte sogenannte Ein-Mann-Zelte sind?“ Unschuldig lächelte Sara zu ihm hinüber.

Von dieser Nachricht überwältigt musste Jack sich erst einmal setzen.
„So viel also zu dem „Wir kommen uns an diesem Wochenende näher“ -Thema“, sagte Jack mit leiser und leicht resignierter Stimme. „Hoffentlich taugen die Dinger wenigstens etwas“, grummelte er dann wieder etwas lauter vor sich hin. Nach kurzer Zeit erhob er sich jedoch und machte sich an die Arbeit. Schließlich würden sich die dummen Teile sich ja nicht selber aufbauen. Wenigstens waren alle Stangen dabei und so standen kurze Zeit später zwei fertig errichtete Zelte auf der kleinen Lichtung.

Während Sara danach Reisig aus dem umgebenden Wald besorgte, baute Jack eine Feuerstelle und nicht lange darauf loderte ein prasselndes Feuer. Gerade rechtzeitig, als das letzte Tageslicht verschwand.

Jack legte einige Äste nach, um die Flamme zu erhalten, während Sara ihren Rucksack durchwühlte. Aus dem Augenwinkel beobachtete er sie dabei. Unbehaglich fragte er sich, was sie jetzt wieder auf Lager haben würde. Endlich schien sie fündig geworden zu sein, denn freudig förderte sie eine Dose zutage, deren Etikett O’Neill aber leider im Dunklen nicht lesen konnte.
„Was hältst du davon etwas zu essen, Jack? Ich bin jedenfalls hungrig und für heute habe ich uns eine Dosensuppe mitgebracht. Ich dachte mir es reicht auch noch, wenn wir morgen mit der Suche nach Nahrung beginnen.“

„Klar!“, antwortete Jack jovial und nahm ihr die Dose aus der Hand. Gedanklich gratulierte er sich jedoch bereits jetzt zu seinen Vorsorgemaßnahmen, denn allein der Weg hier her hatte ihm gezeigt, dass Saras Wildlife-Vorstellung bei weitem nicht der Wirklichkeit entsprachen. So einfach, wie sie sich das dachte, war das Überleben in freier Wildbahn nun auch wieder nicht. Doch Jack konnte es abwarten. Sollte Sara heute erst einmal noch ihren Spaß haben. Sorgsam öffnete er die Dose und goss den wabbeligen, wenig appetitlich aussehenden Inhalt in den Topf auf dem kleinen Kocher, den Sara vorsorglich mitgebracht hatte.

Der Ausflug hatte wirklich eine ganz andere Wendung genommen, als Jack sich das vorher zurecht gelegt hatte. Trotz seiner getroffenen Vorkehrungen hatte ihn die Enttäuschung über die getrennten Zelte, sein knurrender Magen, der unbequeme Fels, der als Sitzunterlage diente, sowie sein schmerzender Rücken, den er dem versuchten Radwechsel zu verdanken hatte, unsanft aus seiner Sara-Camping-Idylle gerissen.

Nachdem sie jedoch gegessen hatten, fühlte Jack sich langsam wieder besser. Der erste Schock über die getrennten Unterkünfte war verdaut. Sein Magen war von der im nachhinein doch erstaunlich schmackhaften Suppe und Saras mitbebrachtem Brot gut gefüllt. Und sogar sein Rücken hatte sich von der ausstrahlenden Wärme des Feuers ein wenig entspannt. Gemütlich saßen die beiden zusammen und unterhielten sich.

**********

Es war spät geworden. Aneinander gekuschelt hatten beide still die Flammen beobachtet, als Jack plötzlich bemerkte, dass Sara sich regte. Langsam stand sie auf und während Jack ihren Bewegungen mit dem Gesicht folgte, beugte sie sich über ihn und gab ihm einen Kuss auf die Wange.

„Gute Nacht, Jack. Ich bin müde. Ich glaube, ich lege mich jetzt besser hin, sonst schlafe ich noch an deiner Schulter ein.“
„Das wäre bestimmt nicht der schlimmste Ort zum Einschlafen“, versicherte Jack leise und grinste schräg.
Sara schmunzelte sanft, sagte aber nichts darauf, sondern nickte nur beiläufig. „Schlaf gut, Jack“, wiederholte sie ihre Verabschiedung. Nachdem sie ihm nochmals kurz die Hand auf die Schulter gelegt hatte, ging sie zu ihrem Zelt.

Jack schaute ihr für einen Moment bedauernd nach, dann wünschte er ihr ebenfalls eine gute Nacht. Er wollte sich nur noch schnell um das Feuer kümmern und dann würde auch er in seinem Schlafsack verschwinden. Der morgige Tag versprach, wenn man Saras Pläne betrachtete, anstrengend zu werden und dafür wollte er ausgeruht sein.

Er hatte sich gerade umgewandt, um in sein Zelt zu schlüpfen, als er bemerkte, dass Saras Silhouette sich im Schein ihrer Zeltlampe abzeichnete. Es war wie Schattenkino. Sara zog sich langsam aus und Jack konnte ihre Körperformen an der Zeltwand sehen. Unfähig den Blick abzuwenden, verfolgte Jack gebannt ihre Bewegungen. Der Schweiß trat ihm auf die Stirn und bevor er es realisieren konnte, wanderte sein Blut gen Süden.
„Oh Gott, Sara, musst du mir das auch noch antun?“, murmelte Jack vor sich hin und schluckte schwer.

„Hast du was gesagt, Jack?“

Jack erschrak. Ups, scheinbar hatte er das laut ausgesprochen. Verlegen suchte er nach einer Antwort: „Nein, nein Sara, alles in Ordnung. Aber ich werde noch etwas am Seeufer entlang gehen. Ich bin bald wieder da.“
Bevor sie noch etwas erwidern konnte, entfernte Jack sich eilig, um von Sara und ihrem doch so gut sichtbarem Körper weg zu kommen. „Du stehst in meiner Schuld, Sara. Mehr als du dir denken kannst“, grummelte Jack vor sich hin, während er sich seinen Weg durchs Unterholz bahnte. Es wurde Zeit, dass dieser verflixte Tag zu Ende ging.

Eine viertel Stunde später kehrte er zurück. Erleichtert stellte er fest, dass Sara bereits das Licht in ihrem Zelt gelöscht hatte. Da er von ihr nichts hörte, nahm er an, dass sie auch schon eingeschlafen war. Er beneidete sie dafür im Stillen, denn er glaubte nicht daran, dass es ihm so schnell möglich sein würde. Doch er irrte sich, trotz aller widriger Umstände war auch er bald in einen tiefen Schlaf gefallen.

**********

Am nächsten Morgen wachte Sara zu ihrer üblichen Uhrzeit auf. Sie verließ das Zelt und sah Jack mit der Angel am Ufer stehen.
„Guten Morgen, Frühaufsteher. Hast du bereits etwas gefangen?“, rief sie ihm freudig zu.
Daraufhin hörte sie nur ein muffeliges Wort von ihm.
„Angelst du schon lange?“
„Es werden wohl schon zwei Stunden sein und zu meiner Schande kann ich dir nur sagen, dass ich noch nichts gefangen habe.“
„Mh, wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass mir das alles doch sehr bekannt vorkommt“, kommentierte sie sarkastisch.
„Sehr witzig, Mrs. O`Neill. Sehr witzig!“ Jack verdrehte genervt die Augen. Schlaue Sprüche am Morgen hatten ihm gerade noch gefehlt.
„Ich werde uns mal etwas zum Frühstück suchen, du kannst dein Glück ja weiter probieren“, forderte Sara ihn vergnügt auf und verschwand mit einem aufmunternden Kopfnicken zwischen den Bäumen.

Eine Stunde später kehrte Sara ernüchtert zurück. Alles, was sie zum Frühstück hatte auftreiben können, waren ein paar Pilze, Nüsse und Beeren gewesen. Ein wenig ratlos betrachtete sie ihre magere Ausbeute. Das Frühstück wird verdammt schmal ausfallen, dachte sie geknickt.

„Hast du was gefangen?“, fragte sie Jack hoffnungsvoll, als dieser vom Seeufer zurück kam und sich zu ihr setzte. Doch scheinbar war dies genau die falsche Frage gewesen, denn sie trat damit förmlich eine Lawine los.

„Ich möchte mal wissen, warum mich die Fische meiden?“ Frustriert fuchtelte Jack dabei mit den Armen. „Es ist egal, ob hier oder in Minnesota, ich fange nie welche!“ Wütend griff er nach ein paar wilden Himbeeren, die Sara mitgebracht hatte. Bevor sie jedoch etwas sagen konnte, hatte er sie sich bereits in den Mund gesteckt. „Sogar Maybourne ist das schon aufgefallen.“ Jack nahm sich ein paar weitere, untersuchte die Beeren kurz mit einem scharfen Blick und schickte sie den anderen hinterher.
„Maybourne?“, wiederholte Sara mit hochgezogenen Augenbrauen den ihr unbekannten Namen.
„Ein Kollege“, erklärte Jack beiläufig und angelte abermals nach zwei Früchten. „Eigentlich kann ich ihn nicht ausstehen, aber letztens musste ich für ein paar Wochen mit ihm auskommen. Im Grunde genommen ist er gar kein so übler Kerl. Er hatte eine ganz eigene Art, Fische zu fangen. Nicht gerade fair und bestimmt nicht sehr sportlich, wenn du verstehst, was ich meine. Aber zumindest hat er uns einige Zeit damit versorgt“, quittierte Jack widerwillig die Fangerfolge von Harry Maybourne.
„Ich nehme nicht an, dass wir hier von einer Angeltour in die Rockies reden, Jack?“ Prüfend schaute Sara ihn an.
„Weniger“, räumte Jack ein und zuckte nichtssagend mit den Schultern. „So, wie sieht es denn jetzt mit dem versprochenen Frühstück aus?“, wechselte er abrupt das Thema und sah Sara dabei erwartungsvoll an.

Sara räusperte sich umständlich. Nun kam der unangenehme Teil. Jack würde nicht gerade glücklich sein, das konnte sie jetzt schon sagen. „Tja, weißt du ... ich ... also irgendwie, scheint es hier nicht so viel zu geben, wie ich gedacht habe, Jack“, antwortete sie ihm verlegen.
„Das ist doch nicht so schlimm. Was hast du denn nun gefunden?“ Ermutigend schaute er sie an.
„Genaugenommen nur das da.“ Sie deutete auf das Tuch, auf dem ausgebreitet noch ein paar Nüsse, die Pilze und die wenigen von Jack übrig gelassenen Himbeeren und Walderdbeeren lagen.
„Oh!“ Jack betrachtete nickend ihre Fundstücke.
„Ich fürchte, das ergibt kein sehr opulentes Mahl,“ gab Sara bekümmert zu.
„Na ja, das alleine vielleicht nicht“, bestätigte Jack mit einem sehr großmütigen Lächeln und stand auf. Für einen Moment verschwand er in seinem Zelt. Als er es wieder verließ, hatte er eine Schachtel mit Müsli und eine Packung Milch in der Hand. „Wir könnten uns ja hiermit aushelfen. Deine gefundenen Beeren machen sich bestimmt köstlich als Beigabe darauf.“ Grinsend stellte er die mitgebrachten Sachen vor ihr ab.
„JACK, du hast geschummelt! Ich sagte doch, wir wollten uns hier versorgen.“ Fassungslos, aber gleichzeitig fasziniert schaute Sara von der Müslipackung zu ihm.
„Schon, aber es ist nie verkehrt, einen Plan B in der Tasche zu haben!“, lachte Jack. „Na, wie sieht es aus? Schmollst du oder darf ich dich zum Frühstück einladen?“ Schmunzelnd hielt er ihr das Müsli entgegen.
Sara lachte. „Gib schon her, Jack, aber das Mittagessen werden wir uns erarbeiten.“

**********

Nach dem Frühstück machten sie sich gemeinsam daran die Umgebung ihres Zeltplatzes zu erforschen. Handhaltend schlenderten sie durch den Wald. Genossen die Ruhe und spazierten eine Weile durch die Gegend.

Auf ihrem Weg um den See herum, sammelten sie noch weitere Pilze. Jetzt, da Jack dabei war, vergrößerte sich das Angebot ein wenig, da er durch seine Erfahrung wesentlich mehr essbare Sorten kannte als Sara. Trotzdem blieb die Menge gering und sie hatte bereits einige Befürchtungen, was ihr Mittagessen anging. Sara blieb stehen und blickte versonnen über das ruhig daliegende Gewässer.

„Es ist sehr schön hier. Es erinnert mich irgendwie an Minnesota“, stellte Sara plötzlich mit leicht verträumten Blick fest. Jack stellte sich neben sie und legte ihr leicht den Arm um die Taille.
„Wo du schon einmal meine alte Heimat erwähnst, hättest du Lust, mich bei nächster Gelegenheit für ein Wochenende zu begleiten?“ Fragend hob Jack seine Augenbrauen, bevor sein Blick abglitt und dabei wohl ziemlich offensichtlich und anerkennend musternd über ihre Gestalt wanderte.
„Sehe ich da einen Hintergedanken in deinem Kopf, Jack?“, bemerkte Sara nachsichtig spöttelnd, konnte sich aber des leichtes Kribbeln, das sie überlief, nicht erwehren.
„Was du nun schon wieder von mir denkst. Ich habe immer reine Gedanken, Sara.“ Jacks betonter Unschuldsblick strafte seiner Worte Lügen und sie musste laut lachen. Um dieses Thema jedoch nicht vertiefen zu müssen, drehte Sara sich um und fuhr fort, betont geschäftig weiter zu suchen.

Jack verstand den Hinweis und ließ die Sache erst einmal auf sich beruhen. So sah auch er sich einfach weiter um. Hinter einem größeren Busch am See, fand er schließlich eine Pflanze, von der er mit Sicherheit wusste, dass sie essbar war. Dummerweise ähnelte sie Ruccola und damit kehrten auch die unangenehmen Erinnerungen an seine letzte Mission zurück. Obwohl er sich darüber im Klaren war, dass es sich unmöglich um dieselbe Pflanze handeln konnte, fühlte er sich nicht wohl bei der Vorstellung sie essen zu müssen. Doch er bekämpfte den irrationalen Drang, seinen Fund einfach stehen zu lassen, pflückte sie trotzdem und zeigte sie Sara. Ihre Freude hielt sich allerdings, aufgrund ihrer bisher eher minimalen Erfolge, in Grenzen. Erst, als sie auf einer Lichtung auch noch Zitronenmelisse fanden, kehrte ihr Abenteuergeist langsam wieder zurück.

Auf dem Rückweg entdeckten sie, nicht weit von ihrem Lagerplatz, auch noch eine Höhle, die relativ weit in den Fels hinein ging. Jack konnte jedenfalls aufrecht darin stehen. Sara war vollauf begeistert, denn sie konnte sich mit Sicherheit vorstellen, dass die Kinder ihren Heidenspaß an der Erkundung haben würden. Mit sichtlich guter Laune kehrten die beiden zu ihren Zelten zurück.

Kaum angekommen machte Sara sich daran, aus den gesammelten Pflanzen und mit Hilfe von Salz und Pfeffer, einen kleinen Salat zu zubereiten. Obwohl es eine ordentliche Menge ergab, musste sie dennoch zugeben, dass nur Grünfutter alleine die Kinder bestimmt nicht sehr glücklich machen würde, denn wie viele Teenager waren schon Salatfans? Auch sie beide würden davon nicht sehr lange satt sein. Doch Jack konnte auch hier aushelfen. Denn eins, zwei, drei zauberte er eine Dose Würstchen von irgendwoher zutage und steuerte diese zu ihrem Essen bei. So war dank seines „Ungehorsam“ auch dieses Essen gerettet, wie Sara still vor sich selbst zugeben musste..

Auch Jack hing seinen eigenen Überlegungen nach. Während sie beide ihre Mahlzeit aßen, warf Jack ihr kleine, verstohlene Blicke zu und gestand sich dabei ein, dass das Essen dieses Mal deutlich besser schmeckte, als auf seinem Ausflug mit Harry. Dabei war er sich ziemlich sicher, dass es hierbei weniger an der gefundenen Melisse und den heimlich eingeschleusten Würstchen, denn vielmehr, an der wesentlich angenehmeren Begleitung lag. Jack grinste. Nein, Sara war wirklich nur schwerlich mit Harry Maybourne vergleichbar.

Den Nachmittag verbrachten sie gemeinsam am See. Während Jack versuchte, ihnen ein Abendessen zu fangen, las Sara gemütlich an ihn gelehnt in einem Buch. Auch wenn sie nicht viel miteinander sprachen, genossen sie doch die Nähe des anderen. Erst Stunden später machten sie sich auf den Rückweg.

Der Abend brach an und es wurde dunkel. Die Temperaturen kühlten merklich ab und Sara verschwand in ihrem Zelt. Nachdem sie sich umgezogen hatte und wieder heraus trat, entdeckte sie, dass Jack dabei war, das Lagerfeuer zu entfachen.

„Und was birgt dein seltsamer Wunderrucksack sonst noch für Geheimnisse, O’Neill?“, fragte Sara und schnappte sich das ziemlich dralle Wanderutensiel. Doch Jack war schneller und bevor sie es öffnen konnte, nahm er es ihr grinsend wieder ab.
„Nichts da, gespitzelt wird nicht!“, verkündete er lachend. „Lass dich einfach überraschen. - Aber wir könnten noch etwas Reisig gebrauchen, außer, Mylady möchten nachher ein wenig frieren!“ Ein breites Grinsen überzog sein Gesicht, als er eine einladende Handbewegung in Richtung des Waldes machte.

Sara wusste nicht was Jack vor hatte, doch sie war sich sicher, dass sie bei ihrer Rückkehr mehr als zwei leere Teller vorfinden würde. Jack hatte dieses gewisse Grinsen und das verriet, dass er etwas plante. Sie beschloss, in einem günstigen Moment, dringend mal diesen merkwürdigen Rucksack näher zu untersuchen. Mal sehen, was sich noch so alles finden würde. Jetzt aber gedachte sie, ihm erst einmal seinen Spaß zu lassen und machte sich auf, noch ein paar Äste zu sammeln.

Das Abendessen stellte sich als ein wahres Festessen heraus.
Als Sara zum Lager zurück kam, stieg ihr bereits ein herrlicher Geruch in die Nase. Jack hatte tatsächlich ein paar Eier mitgenommen. Sara hatte keine Ahnung, wie er es geschafft hatte, diese überhaupt unbeschadet bis hierher zu bringen. Aus ihnen und den gefundenen Pilzen hatte er jedenfalls ein Omelett zurecht gemacht. So saßen sie am Abend an ihrem Feuer und tauschten Erinnerungen, aus der gemeinsamen Zeit, als sie noch nicht verheiratet gewesen waren.

„........das Schlimmste war“, versuchte Sara unter heftigem Lachen zu erzählen, „... als du die Tochter vom General von hinten umarmt hast, weil du gedacht hattest, ich wäre es.“ Sara kriegte sich vor lauter Prusten nicht mehr ein.
„Was konnte ich denn dafür, dass ihr wie Zwillingsschwestern ausgesehen habt, - zumindest von hinten. Dafür hat mich der General auch ziemlich bluten lassen. Zwei Wochen lang musste ich die Latrinen putzen, es war die Hölle“, erzählte Jack glucksend.
Nachdem sich beide etwas beruhigt hatten, nahm Jack Saras Hand und hielt sie fest.
„Es war eine schöne Zeit, nicht wahr?“, fragte Jack plötzlich ungewohnt ernst und leicht melancholisch.
„Ja, wir hatten viel Spaß“, erwiderte Sara mit leiser Stimme.
Jack nickte und eine Weile hingen beide ihren Gedanken nach. Als es leise zu regnen begann, ging jeder in sein Zelt und legte sich schlafen.
Unbemerkt nahm der Regen an Heftigkeit zu.

**********

Mitten in der Nacht wachte Jack auf.
„Was ist denn jetzt wieder los?“, brummte er vor sich hin, als er bemerkte, dass die ersten Wassertropfen von der Decke seines Zeltes auf ihn hinunter tropften. Wie von einer Tarantel gestochen fuhr er hoch, befreite sich aus dem Schlafsack und stürmte aus dem Zelt.
„Sara!“, schrie er in die Dunkelheit hinein.
„Sara, welcher Idiot hat euch denn die Zelte gegeben?“
Auch Sara kam aus ihrem Zelt heraus geschossen. Der Regen war mittlerweile in einen sintflutartigen Wolkenbruch übergegangen und Jack war klar, dass sie so schnell wie möglich eine Lösung finden mussten, sonst wären sie bald bis auf die Knochen durchnässt. Bereits jetzt hatten ihre beiden T-Shirts schon kräftig gelitten.

„Die Höhle! Sara, nimm du die Decke.“ Er deutete auf die Decke, die sie am Lagerfeuer hatten liegen lassen und die unter der Plane lag, mit der die Zelte verschnürt gewesen waren. „Ich versuche, einige trockene Kleidungsstücke zu finden.“ Hektisch kehrte Jack in sein Zelt zurück, bevor er Saras durchsuchte.
Sara rannte unterdessen mit der Decke in Richtung des Felsens. Sie musste wegen der Dunkelheit vorsichtig sein, dass sich ihr Fuß nicht in irgendwelchen Wurzeln verfing.
Jack folgte ihr bald darauf. Da er nicht gewusst hatte, wo sich Saras trockene Sachen befanden, hatte er sich kurzerhand entschieden, nur seinen Rucksack mitzunehmen. Schnell erreichte auch er die Höhle.

Beide hatten genügend Platz. Vom Rennen außer Atem setzten sie sich erst einmal auf den trockenen Sandboden.
„Wir sollten zusammenrücken, um uns gegenseitig zu wärmen. Es kann ein Weilchen dauern, bis der Regen aufhört“, erklärte er ihr mit ruhiger Stimme. „Aber erst einmal müssen wir die nassen T-Shirts ausziehen.“ Jack hatte gewohnheitsmäßig die Kommandorolle übernommen und automatisch angefangen, ihre Situation zu analysieren und abzuwägen, was jetzt am Besten zu tun war. Er wühlte kurz in seinem Rucksack und förderte aus dessen Tiefen zwei frische T-Shirts heraus.

Sara nickte nur mit dem Kopf. Sie hatte keine Bedenken, sich vor Jack zu entkleiden, immerhin war es dunkel und sie waren über zehn Jahre miteinander verheiratet gewesen und kannten sich in und auswendig. Schnell folgte sie seinem Beispiel, zog ihr Shirt aus und schlüpfte in das von ihm gereichte.
„Warum habe ich das unbestimmte Gefühl Jack, dass du diese Situation auch noch zu genießen scheinst?“, fragte Sara leicht amüsiert und drehte den Kopf in die Richtung, von der sie glaubte, dass dort Jack saß. Der leicht zufrieden klingenden Unterton in seiner Stimme, als er die Sache mit den T-Shirts erwähnte, war ihr nicht entgangen.

„Wer? Ich? Wie kommst du denn darauf“, brachte Jack in seiner besten und unschuldigsten Manier raus. Die Dunkelheit verhinderte, dass Sara sein freches Grinsen sehen konnte, aber sie fühlte es.
„Ich will dir ja nicht zu nahe treten ...“, meinte er danach scheinheilig. „Aber wir sollten gemeinsam unter die Decke gehen und uns wärmen“, kam die nächste nicht gerade unglücklich klingende Bemerkung von Jack
„Woher wusste ich nur, dass so etwas jetzt kommt?“, erwiderte Sara seufzend, kroch aber zu Jack unter die Decke, die er über sich ausgebreitet hatte.
Jack rückte näher an Sara heran. Sein Arm legte sich über ihren Rücken. Seine Hand ruhte auf ihre Hüfte und sanft zog er sie an sich. Ein undefinierbare Geräusch, etwas, das wie ein kleines, unterdrücktes Stöhnen klang, entfuhr ihm dabei leise. Danach blieb jedoch alles still und Jack saß ruhig neben ihr, an die Felswand gelehnt.

„Das erinnert mich an unsere Campingtrips vor unserer Heirat“, unterbrach Sara die Stille. „Da musste ich auch immer mit dir zum Zelten fahren, wenn wir mal alleine sein wollten.“ Sie lachte leise vor sich hin.
„Da konnte ich doch nun wirklich nichts dran ändern. Ich hatte ja nur das Zimmer auf der Base und das musste ich mir noch mit einem Stubenkameraden teilen. Es war immerhin dein Vater, der mich erst in dein Zimmer ließ, als wir bereits verlobt waren. Mann, deine Eltern waren vielleicht konservativ.“

„Nein, Jack, sie waren nicht konservativ, sie konnten dich nur richtig einzuschätzen.“ Saras Belustigung war nicht zu überhören.
„Autsch, das hat nun aber wirklich weh getan“, protestierte Jack halbherzig. „Ich war niemals einer dieser nur hormongesteuerten Männer. Ich habe dich geliebt und respektiert“, behauptete Jack tollkühn, konnte sich jedoch selbst das Lachen nur schwerlich verkneifen. Natürlich waren damals nicht alle seine Motive nur edel gewesen.
„Das stimmt, aber trotzdem konntest du niemals deine Hände bei dir lassen, so wie zum Beispiel jetzt auch wieder nicht, Jack.“
Jack fing an, Sara zu kitzeln. Er genoss die Leichtigkeit des Moments. Er kannte all ihre kitzeligen Stellen und nutzte dies schamlos aus.
„Jack, bitte“, hauchte sie fast atemlos vor Lachen. „Ich kann nicht mehr, stopp!“
Jack tat ihr den Gefallen und hörte auf.

Nachdem sie sich beruhigt hatten, nahm Jack Saras Gesicht in seine Hände. Vorsichtig berührten seine Lippen die ihren. Als sie den Kuss erwiderte und sich dabei näher an ihn drängte, wanderte seine Hand langsam ihren Arm entlang, in Richtung ihrer Brust. Sara erstarrte mit einem Male und hielt mitten in der Bewegung inne.

„Was ist, bin ich zu weit gegangen?“, fragte Jack besorgt und mit atemloser Stimme.
„Da ... ist was, Jack. Da drüben bei unseren Zelten, hörst du das denn nicht?“
Angestrengt horchte nun auch er in die genannte Richtung.
„Also, ich höre nich..........“, unterbrach Jack sich, als auch er ein Geräusch vernahm.

Flüsternd befahl er Sara sitzen zu bleiben und ruhig zu sein. Vorsichtig schälte Jack sich unter der Decke hervor. Geduckt verließ er den Felsvorsprung und schlich leise zurück zu ihrem Zeltplatz. Unbemerkt gelang es ihm, sich dem Eindringling von hinten zu nähern und diesen zu überwältigen.

„He, was soll das. Wer sind Sie?“, gab eine gepresst und verärgert klingende Stimme von sich. Jack hatte seinen Unterarm um den Hals des Mannes gelegt.
„Okay, mein Freund. Du solltest dich jetzt besser nicht bewegen. Denn wenn du es trotzdem machst, werde ich dir den Hals umdrehen“, grollte Jack. Seine Stimme und das energische Zucken seines Armes ließ keinen Zweifel an seiner Entschlossenheit.

„Hey, ganz ruhig, in Ordnung?“ Der Mann, den Jack im Schwitzkasten hatte, hob abwehrend die Hände. „Ich bin Ranger Burlock. Das ist mein Gebiet hier. Ich hörte gerade laute Rufe und dachte, jemand bräuchte Hilfe, darum bin ich hergekommen.“ Immer noch hob sich die Brust des Eindringlings schwer. O’Neill hatte den Druck auf die Kehle des Mannes noch nicht merklich verringert. Jack zögerte. Der Ranger wurde ungeduldig und so energisch, wie es ihm in seiner eingeklemmten Position möglich war, forderte er nun nachdrücklich: „Mann, schauen Sie doch mal genau hin! Ich bin Ranger! Lassen Sie mich nun endlich los, bevor Sie weiteren Schaden anrichten und noch jemanden verletzten.“

Das klang echt, doch vor allem klang es überzeugend wütend. Jack trat einen Schritt von der Person weg, um ihn sich genauer ansehen zu können. Da am Horizont schon ein heller Lichtstreifen zu sehen war, konnte Jack nun auch die Uniform des Rangers erkennen.
„Tut mir leid, Mister Burlock. Ich wollte Sie nicht erschrecken“, entschuldigte Jack sich. „Ich bin Jack O`Neill. Meine Frau und ich campen seit zwei Tagen hier am Seeufer“, lieferte Jack dem Mann eine Erklärung nach und deutete dabei auf die kläglichen Überreste ihres, vom Regen übel zugerichteten, Lagers.

„Tja, Mister, Sie wissen gar nicht, wie Leid es mir tut.“ Burlock rieb sich unbehaglich seinen Hals und sein Blick glitt von Jack, über die eingesunkenen Zelte hinweg zu ihren durchtränkten Sachen „Sie sind wohl vom Wetter überrascht worden?“, stellte er dann scharfsinnig fest.

Jack folgte der Blickrichtung des Rangers: „Ja, und zu unserem Bedauern mussten wir feststellen, dass die mitgebrachten Zelte nicht wasserdicht sind.“
„Wo ist eigentlich Ihre Frau? Sagten Sie nicht, Sie wären in Begleitung?“, suchend sah sich Burlock um.
Jack winkte ihm zu folgen und beide gingen zu der Felsenhöhle. Dort angekommen stellte er Sara dem Ranger vor.

Burlock schien mittlerweile beruhigt zu sein. Sein Misstrauen hatte sich gelegt. Es kam ja letztlich zum Glück nicht jeden Tag vor, dass er von einem Angreifer in den Todesgriff genommen wurde und der Schrecken war ihm mächtig in die Knochen gefahren. Man hörte heutzutage immer wieder von Überfällen in den Revieren und selbst vor Rangern wurde dabei nicht halt gemacht.
„Mit den nassen Sachen werden Sie sich noch den Tod holen, Mister O’Neill“, merkte er an und deutete auf Jacks nasses T-Shirt.
„Nee, das denke ich nicht. Wir sind einiges gewohnt.“ Jack winkte verächtlich ab. „Es ist nicht das erste Mal, dass wir campen und bestimmt auch nicht das letzte Mal. Das Problem ist nur, wenn man die Vorbereitung eines solchen Trips Leute überlässt, die die Ausrüstung vorher nicht auf ihre Eignung prüfen.“ Es folgte ein nicht sehr dezenter Seitenblick in Saras Richtung.
Burlock folgte diesem, während Sara konzentriert den Boden begutachtete und mit dem Fuß kleine Muster in den nassen Sand scharrte.
Der Ranger räusperte sich umständlich: „Na gut, kann ich Ihnen noch irgendwie behilflich sein?“ Jack winkte ab und so fuhr der Ranger fort: „Wenn Sie mich dann nicht mehr benötigen, werde ich mich wieder auf den Weg machen. Ich wünsche Ihnen trotz allem noch einen schönen Aufenthalt.“ Er schaute beide noch einmal kurz an und nickte ihnen knapp zu.
„Danke“, sagte Jack und streckte die Hand aus. „Und nichts für ungut.“

Nachdem Burlock sie verlassen hatte, gingen Jack und Sara zu ihren Zelten zurück. Ein wenig verloren sahen sie sich um.
„In Anbetracht dessen, dass wir wieder nass sind und heute sowieso zurück wollen, schlage ich vor, wir packen alles zusammen und fahren schon jetzt nach Hause. Unterwegs können wir richtig Frühstücken gehen. Was meinst du?“, schlug Jack vor und schaute Sara auffordernd an.
„Ich gebe dir ja so recht“, griff Sara Jacks Vorschlag dankbar auf. „Was ich jetzt, nach dieser verrückten Nacht, ganz dringend gebrauchen könnte, ist ein starker Kaffee und eine heiße Dusche. Und zwar beides in genau dieser Reihenfolge!“ Seufzend streckte Sara sich und begann dann, die Heringe ihres Zeltes zu lösen.
„Nimmst du mich mit?“, fragte Jack möglichst unbeteiligt. Sein Tonfall jedoch hatte etwas Lauerndes und das Grinsen war eindeutig eine Spur zu anzüglich.

Sara sah Jack aufmerksam an, bevor sie grinsend auf seine Neckerei einstieg: „Ja, ich nehme dich im Auto wieder mit zurück. Und ja, ich nehme dich auch mit zum Frühstücken. Aber nein, du kommst nicht mit unter die Dusche!“ Sara schaute Jack mit einem Blitzen in den Augen an.

„Sara, bitte?“, flehte er sie an und wackelte albern mit den Augenbrauen.
Doch auch das konnte sie nicht erweichen. Lachend schnappte sie sich seinen Arm und zog ihn mit sich: „Komm schon, lass uns packen. Du hast mir einen Kaffee versprochen.“

**********

Epilog:

Zwei Tage später betrat Sara mit einer Apothekentüte voller Medikamenten Jacks Haus.
Oh Gott, wenn Männer krank sind, dann sind sie krank! Auch wenn es nur eine harmlose Erkältung ist, dachte sie amüsiert, als sie den gefüllten Beutel in ihrem Arm betrachtete.

Burlock hatte Recht behalten. Jack war doch – nicht mehr? – so resistent gegen durchgeweichte T-Shirts, wie er das gerne gehabt hätte. Er hatte sie heute morgen im Büro angerufen und ihr vorwurfsvoll erklärt, dass er sich jetzt - dank ihres Ausfluges - den Tod geholt hätte. Das Mindeste was sie zur Entschädigung machen könnte, wäre, ihm ein paar bestellte Medikamente bei der Apotheke abzuholen und anschließend seine Pflege zu übernehmen.

Sie fand ihn dick eingemummelt, in einer Decke liegend, auf der Couch vor. Die Fernbedienung für den Fernseher hatte er griffbereit auf dem Bauch platziert und ein paar Ausgaben des Readers Digest auf dem Couchtisch.

„Danke“, kam es sehr gequält von Jack, als Sara die mitgebrachte Tüte neben ihn stellte.

„Weißt du, Jack“, erzählte Sara und versuchte ihn damit von seiner Krankheit abzulenken. „Mit dem Campingausflug hast du mir wirklich sehr geholfen.“ Sara wartete, bis Jack sich die Nase geputzt hatte und sie wieder seine Aufmerksamkeit hatte. „Erst die realen Bedingungen haben mir gezeigt, dass man nicht alle Projekte in die Wirklichkeit umsetzen kann. Es können einfach zu viele, unvorhergesehene Dinge passieren. Wir werden nun ein ganz normales Wochenende mit den Kids in der Wildnis verbringen. Als Höhepunkt werden wir uns für einen Tag von selbstgesuchten Nahrungsmitteln ernähren. Ich habe den Ranger angerufen. Wir können bei ihm zwei Blockhütten mieten und er wird auch Führungen mit uns machen.“ Abwartend schaute sie Jack an.
„Das freut mich, Sara, dann war unser Wochenende ja doch nicht umsonst“, schniefte Jack vor sich hin. „Aber das hätte ich dir vorher auch schon sagen können. Du sprichst hier mit einem Experten.“ Mit diesen Worten quälte er sich in eine sitzende Position.
Sara setzte sich vorsichtig zu ihm: „Und irgendwann werden wir auch mal heiß duschen, - zusammen!“
„Jetzt, Sara?“, strahlte Jack über das ganze Gesicht und plötzlich schien die ach-so-arge Erkältung ganz vergessen zu sein.
„Jack O`Neill, du bist unmöglich“, rief Sara lachend und schlug ihm leicht auf den Arm.


ENDE
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