Cassys Geschenk (6) by Athor, emdol
Summary: Cassandras Geburtstag steht vor der Tür. Doch was schenkt man einer 16-jährigen Jugendlichen, ohne sich restlos zu blamieren? Jack weiß jedoch, wo er sich Hilfe holen kann.
Categories: Stargate SG-1 Characters: Cassandra, Jack O’Neill (SG-1), Other Character
Genre: Friendship, General, Hurt/Comfort
Challenges: Keine
Series: Vergangenheitsbewältigung und neue Wege
Chapters: 1 Completed: Ja Word count: 5524 Read: 2560 Published: 10.04.12 Updated: 10.04.12
Story Notes:

1) Ein weiteres Kapitel aus Jacks Privatleben. Wir hoffen, ihr genießt es. *zwinker* Über Feedback würde wir uns wieder sehr freuen.

2) Lieben Dank an Antares fürs Beta-lesen und sortieren.


Staffel: Anfang 6. Staffel
Spoiler: Zeitspanne Virus aus dem Eis

1. Kapitel 1 by Athor

Kapitel 1 by Athor
Cassys Geschenk (6)


O’Neill konnte es nicht glauben, aber heute war einer dieser Tage, die man am liebsten überspringen würde. Gestern war ihm Janet Fraiser im SGC bestimmt hundert Mal über den Weg gelaufen und jedes Mal hatte er vergessen sie zu fragen. Jetzt, wo er endlich dran dachte, konnte er sie nicht finden.

Jack O`Neill ging entschlossenen Schrittes in die Krankenstation. „Doc?“ rief er mit lauter Stimme in den Raum hinein. „Hey Doc, wo stecken Sie?”, suchend schaute er in ihr Dienstzimmer.
“Sie ist nicht da”, kam die prompte Antwort aus dem Hintergrund. Doktor Warner beeilte sich den Colonel zu erreichen, bevor dieser erneut rufen konnte.
„Doktor Warner? Wo ist Fraiser?“, fragend schaute Jack den Arzt an.
„Doktor Fraiser ist heute morgen zu einem mehrtägigen Kongress der Stabsärzte nach Baltimore gefahren. Sie wird erst Freitagabend wieder zurück erwartet. Kann ich Ihnen vielleicht weiterhelfen?“ Abwartend betrachtete Warner den Offizier.

Das kann sie mir doch nicht antun, an diesem Wochenende ist doch bereits Cassys Geburtstagsfeier und ich habe immer noch keine Idee was ich ihr schenken soll. Wie kann sie mir das antun?, dachte Jack O`Neill entsetzt.

„Nein, danke!“, murmelte Jack geistesabwesend. „Aber machen Sie ruhig weiter mit dem, was Sie gerade machen müssen, wollen oder können“, forderte Jack den verblüfft aussehenden Arzt auf, während er weiter über sein neues Problem grübelte und seine Finger unbewusst mit einem herumliegenden Stethoskop spielten. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, drehte Jack sich um und ließ Warner leicht irritiert in der Krankenstation zurück.

„Jetzt habe ich ein wirkliches Problem“, sagte er laut vor sich hin und überlegte, auf dem Weg in sein Büro, an wen er sich noch wenden könnte. Major Carter weiß immer alles, schoss es ihm durch den Kopf. Verdammt, aber sie ist ja bei ihrem Bruder in San Diego, fiel Jack ein.

Damit war die Option Carter ebenfalls gestrichen, denn er wollte sie bei ihrem Familientreffen nicht stören, ihr Bruder war sowieso schon nicht gut auf das Militär zu sprechen. Da musste er jetzt nicht auch noch wegen dieser „Lappalie“ mit einem Anruf hineinplatzen.

Kurz zog Jack sogar in Erwägung, ob er Teal`c um Rat fragen sollte? Er verwarf aber den Gedanken gleich wieder. Woher sollte der Ex- Primus von Apophis wissen, was für ein fast 16-jähriges Mädchen gerade IN war?

Jonas Quinn wollte Jack wiederum um nichts in der Welt fragen. Es reichte ja schon, wenn er diesen Alien im Team hatte. Ihn dann auch noch in sein Privates mit einzubeziehen, musste Jack nun wirklich noch nicht haben. Abgesehen davon kannte Jonas Cassandra gar nicht und ansonsten traf auf ihn das Gleiche wie auf Teal’c zu. Er war einfach viel zu ungeübt in den Sitten und Gebräuchen der Erde.

In seinem Büro angekommen ließ sich Jack schwer in seinen Bürostuhl fallen. Leider brachten all diese Überlegungen ihn keinen Schritt weiter. Die letzten Jahre war es doch auch nicht so schwer ein Geschenk für Cassy auszusuchen, stachelte Jack sich selber an. Die Gedanken schwirrten nur so durch seinen Kopf. Wer könnte noch wissen was ein Mädchen, nein, eher eine junge Frau, sich zum Geburtstag wünscht? Na klar, dieses kann nur jemand wissen, der selbst eine Frau ist. Das Grinsen von Jack wurde, als er den Telefonhörer abnahm und die Nummer wählte, von Sekunde zu Sekunde immer breiter. Nach dreimaligem Klingeln wurde am anderen Ende abgenommen.

“O`Neill“, meldete sich eine altvertraute Stimme.
„Ebenfalls O`Neill. Hi, Sara!”
“Jack? Hi. Ist irgendetwas los, dass du so unverhofft anrufst?” Überraschung und Misstrauen klang aus ihrer Frage heraus und Jack konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
„Nein, nichts“, beruhigte er sie. „Ich wollte dich nur fragen, ob du heute Nachmittag Lust hast, mit mir einen Kaffee zu trinken? Vielleicht können wir ja auch ein wenig Einkaufen gehen? - Hast du?“
„Ob ich Lust habe? Natürlich Jack.“ Es war ihm zwar klar, dass er Sara mit seinem Angebot überrumpelt hatte, aber dennoch war ihre Freude darüber deutlich heraus zu hören.
„Ich hole dich um 16 Uhr ab, okay?“, fragte Jack mit einem Blick auf seine Armbanduhr. Bis dahin sollte er die Aufstellung mit den Materialanforderungen der SG-Teams fertig haben.
„In Ordnung, Jack“, stimmte Sara ihm zu.

**********

Leider wurde dann doch mal wieder alles ein bisschen später, bis Jack das SGC endlich verlassen konnte und so war es bereits 16.55 Uhr, als er bei Saras Haus ankam. Hastig rannte er die Stufen hoch und klingelte. Sara öffnete mit einem vorwurfsvollen Blick.

Ups ,da ist jemand leicht angesäuert, dachte Jack.
„Ich weiß Sara, ich bin zu spät. Es tut mir auch wirklich, wirklich Leid, aber es kam ein dringender Anruf dazwischen. Ich mache es auch wieder gut, bestimmt. Ich lade dich nachher zum Italiener ein. Was hältst du davon?“, sprudelte Jack hervor, bevor Sara Gelegenheit hatte, ihm wegen der Verspätung Vorwürfe zu machen. Zusätzlich versuchte er sie mit seinem gekonnten „Hundeblick“ zu besänftigen.

Sara bemühte sich ernst zu bleiben, doch es gelang ihr einfach nicht. „Jack O’Neill, du bist einfach unmöglich! Nur du schaffst es, zu einer von dir selbst ausgemachten Verabredung noch zu spät zu kommen“, gespielt entrüstet schüttelte sie energisch den Kopf.

„Ich weiß, ich bin ein unmöglicher Kerl!“, stimmte er ihr entwaffnend zu. – „Gehst du trotzdem mit mir aus?“ Lachend hielt Jack ihr seine Hand entgegen, um sie die Stufen hinunter zu begleiten.

„Na gut, ich will nicht so sein. Aber das nächste Mal wird es richtig teuer, Jack. Dann suche ich wieder das Lokal aus und du weißt, ich kenne eine Menge guter und kostspieliger Restaurants in der Stadt!“, drohte Sara ihm neckend, als sie sich ins Auto setzte.

„Gott steh mir bei“, jammerte Jack und stieg ebenfalls in den Truck.

**********

Als sie losfuhren, schlug Jack den direkten Weg zum Einkaufscenter ein.
„Das ist aber nicht der Weg zum Restaurant, oder?“, rätselnd schaute Sara aus dem Fenster.
„Nein, ich muss noch kurz beim Einkaufscenter vorbei und ein Geburtstagsgeschenk besorgen. Ich hatte dich ja zum Shoppen eingeladen“, erklärte Jack verlegen grinsend. „Nur, ehrlich gesagt, dachte ich dabei weniger an uns“, gestand er Sara mit einem kleinen Seitenblick weiter.

Sara schaute argwöhnisch zu Jack hinüber. Sie wurde das unbestimmte Gefühl nicht los, dass mehr hinter der Einladung steckte, als Jack bisher zu erkennen gab.
„Okay , Flyboy, spuck es aus. Was für ein hinterhältiges Spiel spielst du mit mir?“ Mit herausforderndem Blick und einem leichten Grinsen schaute Sara zu Jack hinüber.

„Kein Spiel, ich könnte nur ein wenig Hilfe gebrauchen“, wiegelte dieser sofort ertappt ab. Aber Sara hatte bereits gemerkt, dass Jack es ein bisschen unangenehm war, zuzugeben, dass doch ein Hintergedanke bei seiner Einladung gewesen war.

„Ich denke einmal Jack, du solltest mir deine Geschichte von Anfang an erzählen. Doch dieses Mal bitte mit allen wichtigen Details, so dass ich nicht immer wieder Überraschungen mit dir erleben muss“, forderte Sara ihn lachend auf, setzte sich bequemer in den Sitz und wartete auf die Erklärung.

Jack schaute sie einen Moment an und nickte dann schmunzelnd. Er konnte Sara einfach nichts vormachen, sie durchschaute ihn immer noch.
„Na gut“, fing er an und legte seine Karten auf den Tisch. „Unsere Chefärztin auf der Basis hat eine Tochter. Sie wird am Wochenende 16 Jahre alt und mein Team und ich sind eingeladen. Nun bin ich auf der Suche nach einem passenden Geburtstagsgeschenk“, begann Jack zu erzählen. „In den letzten Jahren war dies nie ein Problem. Doch nun hat Cassandra ein Alter erreicht, wo ich keine Ahnung mehr habe, was ich ihr schenken soll. Da habe ich gedacht, du könntest mir helfen. Immerhin bist du doch auch eine Frau und weißt, was Mädchen sich in diesem Alter wünschen. Dazu kommt noch, dass du Tag ein und Tag aus mit jungen Menschen zusammen arbeitest. Du kennst die Dinge, die gerade bei den Jugendlichen angesagt sind.“

„Hast du denn eine Vorstellung was es sein könnte?“, fragte Sara und hoffte, Jack hätte wenigstens einen Ansatzpunkt für sie.
„Gedacht hatte ich an einen Pullover oder an Parfum. Von beidem habe ich jedoch keine Ahnung.“ Jack richtete einen verzweifelten Blick in Saras Richtung.

„Tja Jack, einer jungen Frau Kleidung schenken ist ein ausgesprochen heikles Thema. Holst du ihr einen soliden Stickpullover wird er für den Rest ihres Lebens ungetragen im Kleiderschrank hängen. Kaufst du ihr ein bauchfreies Top, hast du in ihrer Mutter eine lebenslange Feindin.“

Diese Worte schreckten Jack fast zu Tode. Janet Fraiser, SGC- Ärztin mit großen Nadeln- seine Feindin- niemals. Das durfte auf keinen Fall geschehen. Allein bei dem Gedanken an Spritzen fing Jack schon an zu schwitzen.

Sara sprach weiter. „Parfum schenkt ein Mann seiner Angebeteten. Doch dann auch nur, wenn sie bereits jenseits der 30 ist, Jack. Das ist bei jungen Menschen nicht mehr modern“, klärte sie ihn schonungslos auf, während er auf den Parkplatz des Einkaufszentrums fuhr.

Jack seufzte, dass gestaltete sich schwieriger, als erwartet. „Komm Sara, wir werden schon zusammen was Schönes für Cassy finden“, nickte er ihr aufmunternd zu und stieg aus dem Wagen. In optimistischer Stimmung schnappte er sich ihre Hand und zusammen gingen sie zum Eingang.

**********

Eine Stunde später verließen sie in heiterer Stimmung das Center.
„Dir ist doch hoffentlich klar, Sara, dass du eine fürchterlich teure Begleitung für mich bist? Gleich morgen früh werde ich bei Hammond eine Gehaltserhöhung beantragen“, nörgelte Jack lachend.
„Dabei habe ich nicht einmal eine Ahnung, wer dieser Seal überhaupt ist! Und warum musste ich auch gleich noch eine Eintrittskarte für Dominic kaufen?“, hoffnungslos unwissend sah er sie auffordernd an. „Was ist denn so Besonderes an diesem Sänger, dass sie da unbedingt in Begleitung ihres Freundes hin muss? Und warum lächelst du dauernd? Erklär mir das Mal.“ Saras stille Zufriedenheit trieb ihn beinahe in den Wahnsinn. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass gerade etwas mächtig an ihm vorbei gegangen war. Hoffentlich hatte Sara Recht und es war das richtige Geschenk für Cassy. Bei dem Preis!

Er beschloss, nicht weiter darüber nach zu denken und stattdessen den restlichen Nachmittag zu genießen. „Schön, wenn du mich schon nicht aufklären willst, dann gehen wir jetzt wenigstens nett essen!“ Kapitulierend schloss er das Auto auf und setzte sich hinein.

Sara nickte zustimmend und grinsend stieg sie in den Wagen. Jack würde noch früh genug herausfinden, dass Seal wohl einer der romantischsten Sänger war, die es derzeitig auf dem Markt gab. Sara war sich ziemlich sicher, dass er mit den Konzertkarten auch bei Cassandra genau richtig liegen würde. Doch das würde sie bei nächster Gelegenheit schon erfahren.

**********

Seit jenem Nachmittag waren nun bereits 5 Wochen vergangen. Direkt nach dem Wochenende hatte Jack bei ihr angerufen und ihr gesagt, dass er noch im Laufe jenes Tages zu einer Mission aufbrechen würde. Er konnte auch nicht abschätzen, wie lange die Sache dauern würde und daher waren sie so verblieben, dass er sich einfach melden würde, sobald er zurück wäre.

In den ersten drei Wochen war auch noch alles in Ordnung. Sara war es gewohnt, dass diese Einsätze manchmal über einen längeren Zeitraum hinweg andauern konnten und nicht immer hatte Jack die Möglichkeit sich zu melden. Doch als sie in der vierten Woche immer noch nichts von ihm hörte, wurde sie langsam unruhig.

Im Gegensatz zu früher hatte sie jetzt auch keinerlei Ansprechpartner. Solange sie verheiratet gewesen waren, war sie wenigstens in der Position gewesen, sich bei seinen Vorgesetzten zu erkundigen. Sie hatten Freunde beim Militär gehabt, die sie von Zeit zu Zeit auf dem Laufenden gehalten hatten. Ihr versichert hatten, dass es ihm gut ging.

Das Alles entfiel nun. Sie kannte niemanden, mit dem er heute zusammen arbeitete und auch die Leute dort hatten keine Ahnung, dass Jack wieder Kontakt zu ihr hatte. Es würde sie also auch niemand informieren, wenn etwas schief ging. Ihr blieb nichts, als abzuwarten und sich mit Arbeit abzulenken und zu hoffen, dass es auch dieses Mal wieder gut ging.

**********

Endlich kam der ersehnte Anruf. Sara befand sich in ihrem Büro und war in ihren Papierkram vertieft gewesen, als Jack sich meldete. Es tat gut, seine Stimme zu hören und zu Saras Beruhigung klang er auch völlig normal. Sie wusste nicht genau, was sie nach dieser langen Zeit erwartet hatte, doch zu hören, dass es ihm scheinbar gut ging, erleichterte sie ungemein.
Sie verabredeten sich für den kommenden Samstag. Jack wollte bei ihr vorbei kommen und alles weitere würden sie entscheiden, wenn er da wäre.

Nachdem sie aufgelegt hatte, bemerkte Sara erst richtig, was für eine Last von ihr genommen war, wie sehr sie Jack vermisst hatte. Die Wochen des Wartens hatten ihr mehr zugesetzt, als sie sich selbst hatte eingestehen wollen und sie freute sich auf Samstag.

Sara freute sich darauf, Jack wieder zu sehen, mit ihm zu sprechen und ihn um sich zu haben. Erst jetzt in diesen paar Wochen war sie sich darüber klar geworden, wie sehr sie es in den letzten Monaten genossen hatte, wieder mit ihm zusammen zu sein, wieder Kontakt zu ihm zu haben.

Und Schwups, bevor sie richtig begriff was geschah, war auch der alt bekannte Argwohn zur Stelle: Warum wollte Jack sich erst Samstag mit ihr treffen? Hatte er nicht ebenfalls den Wunsch, sie direkt zu sehen? War vielleicht doch nicht alles so in Ordnung, wie es am Telefon klang?

Sara hasste dieses Gefühl der Zweifel und versuchte es weg zu wischen. Sie schimpfte sich selbst als überdreht und bezichtigte sich der Paranoia. Doch so sehr sie sich auch bemühte, einfach nur ihrer Freude über Jacks Rückkehr und seinem Anruf die Oberhand zu lassen, sie kam aus ihrer Haut nicht heraus. Sie kannte Jack und sie wusste, wie geübt er darin war, Leute über seinen tatsächlichen Zustand hinweg zu täuschen.

Sara atmete tief durch. Was machte sie eigentlich? Sie war auf dem besten Wege in den alten Trott zu verfallen. Wieder die Sara O’Neill zu werden, die sich unablässig Sorgen machte, die zu werden, die sie zum Schluss nicht mehr hatte leiden können. Was war aus ihrem Schwur geworden, es nicht mehr so weit kommen zu lassen?

Sara zwang ihre Konzentration zurück auf ihre Arbeit. Die Spendenveranstaltung für den Club fand in zwei Wochen statt und es gab noch eine Menge Vorbereitungen zu treffen. Sie hatte wirklich nicht die Zeit, sich jetzt in Gedanken an Jack O’Neill zu verlieren. Resolut nahm sie den Telefonhörer und begann die Nummer des Partyservice zu wählen.

**********


So gut es Sara auf der Arbeit gelungen war sich abzulenken, so schnell kehrten ihre nagenden Zweifel auf der Heimfahrt durch die Stadt zurück. War bei Jack wirklich alles in Ordnung? Erst jetzt fragte sie sich, warum er unter der Woche überhaupt zu Hause war? Na schön, sie war sich natürlich darüber im Klaren, dass er durch seine ungewöhnlichen Dienstzeiten, auch eine andere Freizeitregelung hatte als der normale Arbeitnehmer. Trotzdem fand sie es, im Zusammenhang mit seinem langen Fortbleiben, alarmierend.

Es half nichts! Sie musste sich Gewissheit verschaffen. Sara erkannte, dass sie vorher nicht in der Lage sein würde, Ruhe zu finden. Resignierend bog sie an der übernächsten Ampel nach links ab und schlug somit die Richtung zu Jacks Haus ein.

**********

Jacks Truck stand in der Einfahrt und zu Saras Erleichterung war er selbst gerade dabei ihn zu waschen. Sara bog in die Auffahrt ein, stellte ihr Auto hinter seinem ab und stieg aus.

„Sara?“ Jack schaute sie verwundert an.
„Hi, ich dachte, ...“, fing Sara an zu erklären, als Jacks Haustür von innen geöffnet wurde und eine Teenagerin, mit einer Glaskaraffe und zwei ineinander gestülpten Gläsern aus dem Haus kam.

„Ist Mom nun doch gekommen?“, rief Cassy und trat vollends durch die Tür. Sie verstummte jedoch, als sie die fremde Frau in der Einfahrt erblickte. Ihre Verblüffung wuchs, als sie erkannte, um wen es sich bei der Angekommenen handelte. Auch wenn Cassy Jacks Ex-Frau noch nie persönlich kennen gelernt hatte, so kannte sie Sara doch wenigstens von Bildern. Es standen ja schließlich genug davon in Jacks Haus herum. Das versprach interessant zu werden, dachte sich Cassy und hatte, mit einem kurzen Seitenblick auf Jack, das Gefühl hinter ein Geheimnis gekommen zu sein.

„Ja, ... ähmm,... hi!“, stammelte Jack und wirkte dabei ziemlich verlegen. „Was machst du hier?“ Fragend ruhte sein Blick auf Sara.
„Ich wollte nicht bis Samstag warten und da dachte ich ... Nun, vielleicht war es keine so gute Idee, hier unangemeldet aufzutauchen.“ Saras Blick wanderte zu Cassy und dann zurück zu Jack. Sie wollte sich umdrehen, als Jack sich aus seiner Starre löste.

„Nein, bleib. Ich freue mich.“ Schnell legte er den Schwamm, den er noch immer in der Hand hielt, beiseite, rieb sich die Hände in seiner Jeans trocken und ging auf sie zu. Rasch umarmte er Sara und drückte ihr einen Kuss auf die Wange. „Wirklich!“, versicherte er ihr lächelnd und behielt sie noch einen Augenblick länger im Arm. .

Sara glaubte ihm halbwegs und entspannte sich. Erst jetzt bemerkte sie, wie angespannt sie durch seine reservierte Begrüßung geworden war. Wie viel Unsicherheit immer noch zwischen ihnen herrschte und wie verletzlich sie beide noch im Umgang miteinander waren.

Auch Cassy war die momentane Verlegenheit der beiden nicht entgangen. Langsam war sie näher gekommen und räusperte sich nun verstohlen, um auf sich aufmerksam zu machen.

„Oh“, rief Jack und entließ Sara aus seinen Armen. „Darf ich dir übrigens Cassandra vorstellen? Sie ist die Tochter unserer Ärztin.“
Damit wandte er sich an Cassy: „Tja, und das ist Sara. Sie ist ...“ Jack zögerte kurz, doch der Teenager nahm ihm die Arbeit des Vorstellens ab: „Ich weiß, wer das ist, Jack. Du hast schließlich genügend Bilder von ihr herumstehen!“ Ein freches Grinsen ging dabei über ihr Gesicht.

„Hallo!“, lächelnd reichte Sara Cassy die Hand. „Ich habe schon von dir gehört. Ich glaube, für verspätete Glückwünsche ist es bereits ein bisschen zu spät. Aber wie hat dir das Seal Konzert gefallen?“, erkundigte sich Sara ahnungslos.

Jack verzog bei der Erwähnung des Konzerts das Gesicht. Dummerweise hatte er bei der Geschenkübergabe ein wenig damit geprahlt, dass er doch noch nicht zum alten Eisen zähle und wüsste, worauf moderne, junge Mädchen stehen. Er hatte die überraschten Gesichter der anderen genossen und sie im Dunklen über die wahren Hintergründe, wie es zu dem Geschenk gekommen war, gelassen. Noch war er nicht dazu bereit gewesen, ihnen von Sara zu erzählen. Erst einmal wollte er selber sehen wohin sich alles entwickeln würde.

„Ha, ich wusste doch, dass du darauf nicht alleine gekommen bist!“, rief Cassandra begeistert, strahlte Jack siegessicher an und riss ihn damit in die Gegenwart zurück. Der rollte nur hilflos mit den Augen.

„Ups, sieht aus, als hätte ich mich ein wenig verplappert“, lachte Sara und verfolgte den lockeren Blicke-Austausch der beiden.
„Na ja, das mit dem Konzert hättest du wirklich nicht unbedingt erwähnen müssen“, stimmte Jack ihr zu. „Jetzt ist mein ganzer Ruf dahin. Bis eben glaubte Cassy nämlich, dass ich mich mit diesem modernen Kram auskenne und nun ...“ Jack machte ein resignierendes Gesicht. Beide Frauen lachten herzlich.

„Möchtest du auch einen Eistee?“, bot Cassandra plötzlich Sara an und deutete auf den Krug, den sie auf dem Tisch, auf der kleinen Veranda vor Jacks Haus, abgestellt hatte.
„Gerne, wenn ich nicht störe“, nahm Sara die Einladung an und folgte ihr. Sie mochte das Mädchen und die vertraute, unkomplizierte Art, in der sie mit Jack umging. Es zeigte, wie gut sie sich kannten.
„Ach was! Jack und ich sind nur gerade dabei sein Auto zu waschen, aber ansonsten hat er Zeit“, ließ Cassandra ungehemmt vernehmen und plauderte lustig weiter. „Ich muss sowieso bald nach Hause. Mom kommt demnächst aus der Arbeit und da möchte ich zu Hause sein. Sie möchte mit mir noch in die Stadt fahren“, verschmitzt grinste sie die beiden bei ihrer Erklärung über die Schulter an.

„Hey! Bin ich auch noch da? Es ist ja schön, dass du meine Zeit verplanst, aber vielleicht darf ich da auch noch ein Wörtchen mitreden?“, protestierte Jack, lachend über Cassandras Dreistigkeit.
„Mom sagt immer, dass man Männer manchmal zu ihrem Glück zwingen muss“, konterte Cassy gewitzt und reichte Sara ein gefülltes Glas Tee, während sie sich das andere einschenkte.

Sara lachte und Jack öffnete für einen Augenblick sprachlos den Mund. Er musste bei Gelegenheit dringend mit Janet reden. Seit Cassandra älter wurde, hatte er das unbestimmte Gefühl, dass die Mutter-Tochter-Gespräche eine für ihn und die Männerwelt, beunruhigende Wende erfuhren.

„Also gut, ich gebe mich geschlagen“, verkündete Jack, schnappte sich jedoch Cassy und zog sie in eine Art von Würgegriff. Er gestattete ihr gerade noch so ihr Glas abzustellen, bevor er sie mit sich schleifte. „Aber du hilfst mir jetzt weiter das Auto zu putzen. Denke ja nicht, du könntest mir so leicht entkommen.“ Albernd liefen sie die Stufen der Veranda hinunter. „Und du kannst es dir unterdessen hier bequem machen. Klappstühle findest du in der Garage“, rief er Sara dabei zu. Nach kurzem Nachdenken schlug er ihr vor: „Wir machen das noch schnell fertig und was hältst du dann davon zu Grillen? Ich glaube, ich habe noch ein paar Steaks im Kühlschrank und Salat müsste auch noch genug da sein!“
„Gerne“, stimmte Sara zu und machte sich daran, sich einen Stuhl zu holen.

Amüsiert beobachtete sie danach, wie die „ernsthafte“ Autowäsche der beiden bald in eine Farce entglitt.
Cassandras Bemerkung, dass Jacks Reaktionsvermögen wohl langsam nachlassen würde, förderte die ausgelassenen Stimmung und es dauerte nicht lange und der erste nasse Schwamm wechselte den Besitzer. Aber irgendwann schafften sie es doch noch, die Wäsche zu beenden. Nur, dass die Kleidung beider Gegner um ein paar nasse Stellen reicher war, als zu Beginn ihrer Aktion.

Grinsend verabschiedetet sich Cassy ins Haus, während Jack gemächlich die Stufen zu Sara erklomm.
„Es sieht aus, als ob du ziemlich unterlegen warst“, lachte sie und wies auf die vielen dunklen Flecken, die sich deutlich auf seinem Pullover abzeichneten.
„Ich würde nicht zu laut lachen“, grinste Jack spitzbübisch und warf den feuchten Schwamm, den er bisher sorgsam hinter dem Rücken versteckt hatte, in ihre Richtung.
„Oh, na warte!“ Sara schnappte sich entschlossen den Schwamm, sprang auf und griff Jack spielerisch damit an.

Jack fing ihre Hand ab und hielt sie fest. Für einen Moment probierte Sara sich zu befreien, doch dann gab sie nach.
Reglos standen sie sich gegenüber und beobachteten sich still. Sie spürte seinen festen Griff an ihrem Handgelenk, fühlte die Nähe und die Wärme seines Körpers und nahm den dezenten, aber doch herben Geruch seines Aftershaves wahr. Forschend schauten sie sich in die Augen. Eben noch blitzte der Übermut aus ihnen und plötzlich hatte Sara das Gefühl, dass die Luft zwischen ihnen elektrisch aufgeladen wäre. Sie konnte die Frage in seinem Blick lesen und bestätigend schloss sie die Augen.

Jacks Behutsamkeit, mit der er sie küsste, überwältigte sie. Gerade noch aufgeputscht, hatte sie einen stürmische, leidenschaftlichen Kuss erwartet. Doch stattdessen, berührte er sie zart, beinahe bedächtig. Sanft ließ er Saras Handgelenke los, legte seine Arme vorsichtig um ihre Taille.

Sara machte einen Schritt näher, drückte sich enger an ihn und schloss ihre Arme um seinen Nacken. Seine Lippen fühlten sich gut an und sie hatte seine Zärtlichkeit vermisst.

Ein Räuspern hinter ihnen schreckte sie auf und aufgescheucht sprangen sie auseinander.
„Entschuldigt, ich wollte ja nicht stören, aber wollen wir draußen auf der Terrasse essen, oder soll ich im Esszimmer decken?“, bemühte sich Cassandra möglichst neutral zu fragen. Doch das belustigte Zucken ihrer Mundwinkel verriet sie.
„Ah, ich denke, wir sollten erst einmal den Grill und die Holzkohle aus der Garage holen, bevor du dich ans Tischdecken machst.“ Jack legte Cassy den Arm um die Schulter und ging mit ihr in Richtung Garage davon.

Sara sah den beiden einen Moment nach, dann schnappte sie sich die Gläser und den Teekrug und trug sie ins Haus. Jack hatte irgendetwas von einem Salat erwähnt. Mal sehen, ob sie sich nicht schon mal nützlich machen konnte.

**********

In der Garage angekommen, ergriff Jack den kleinen Sack Holzkohle und drückte ihn Cassandra in die Hand, während er den Grill packte.

„Sara scheint wirklich nett zu sein.“ Mit unverhohlener Neugierde und einem schelmischen Lächeln sah Cassy zu Jack. Sie hatte das Gefühl, dass die Sache mit dem Grill nur ein Vorwand gewesen war, damit Jack mit ihr alleine sprechen konnte. Nun, sie hatte einen Anfang gemacht, mal sehen, was Jack wollte.

„Ja, das ist sie“, stimmte Jack ihr schleppend zu und wirkte abgelenkt.
„Ich finde, ihr passt gut zusammen. - Ihr seht nett aus!“, spielte Cassandra auf den Kuss an und lächelte Jack dabei offen an.

Jack überraschte es ein wenig, wie locker Cassy damit umging. Für sie schien die Tatsache, dass er mit Sara Kontakt hatte, völlig unkompliziert und natürlich zu sein. Nachdenklich sah er sie an und zum ersten Mal wurde ihm richtig bewusst, dass Cassandra tatsächlich nicht mehr das kleine, verschüchterte Kind war, welches sie von Hanka mitgebracht hatten.

Sie war eine junge Frau geworden. Auch wenn sie vorhin noch ausgelassen mit ihm getobt hatte und es ihn stark an ihre Kindertage erinnerte, musste er sich eingestehen, dass sie gerade jetzt, in diesem Moment, sehr reif und erwachsen wirkte. Ruhig und abwartend lag ihr Blick auf ihm und es ging eine tiefe Wärme und Zuneigung von ihr aus. Er beschloss, mit ihr zu reden.

„Es ist nicht so einfach“, fing Jack vorsichtig an.
„Warum? Wissen Mom und die anderen es schon?“ Fragend sah sie ihn an.
„Nein, und ich möchte auch, dass das im Moment so bleibt. Ich meine, ... könntest du es bitte für eine Weile noch für dich behalten?“ Jack erwiderte Cassandras Blick.
„Warum?“, wiederholte sie ihre erste Frage. „Das sieht doch ein Blinder, dass ihr euch mögt. Wo ist dann das Problem?“ Verständnislos blickte Cassy ihn an.

Jack dachte einen Moment nach. „Hättest du gewollt, dass deine Mom von Anfang an über dich und Dominic Bescheid wusste?“, gab Jack ihr eine Gegenfrage zur Antwort.

„Mom hat von Anfang an Bescheid gewusst!“, berichtigte Cassandra ihn. „Bei unserem ersten Kuss explodierte immerhin die Lampe auf unserer Veranda und ich fiel in Ohnmacht. Das war nur sehr schwer zu vertuschen“, erinnerte sie Jack grinsend an die Ereignisse vor einem Jahr.

„Okay, schlechtes Beispiel“, räumte Jack ein. „Doch ich denke, du verstehst worauf ich hinaus möchte. Angenommen es wäre anders gelaufen, hättest du Janet von Anfang an von Dominic und deinen Gefühlen für ihn erzählt?“
„Bist du verrückt?“, entschlüpfte es Cassandra spontan. „Mom wäre, ... sie war wie ein Geier und hat uns keine Minute mehr aus den Augen gelassen“, beschrieb der Teenager Janets Verhalten, welches Jack selbst noch sehr gut im Gedächtnis war. Er lächelte verständnisvoll.

„Siehst du? Und genau das versuche ich zu vermeiden“, hakte Jack bedachtsam ein. „Sara und ich haben uns lange nicht mehr gesehen. Wir lernen uns gerade wieder kennen. Wir brauchen einfach noch ein wenig mehr Zeit.“ Bittend schaute Jack die junge Frau an und er hoffte, dass Cassy ihn verstand.

Auch Cassandra war wieder ernst geworden. „Ist gut, ich werde nichts sagen“, stimmte sie schließlich zu. „Aber du solltest aufpassen, dass Janet nicht zufällig dahinter kommt. Sie findet es überhaupt nicht witzig, wenn man Geheimnisse vor ihr hat.“ Verschwörerisch grinste sie ihn an.
„Ich werde das berücksichtigen“, versprach Jack schmunzelnd. Die Vorstellung, dass die Ärztin ihm etwas nachtragen könnte, brachte ein gewisses Unbehagen in ihm auf.

„So!“ Jack atmete erleichtert durch. „Und jetzt sollten wir schauen, dass wir endlich den Grill aufgestellt bekommen.“ Grinsend machte er sich auf den Weg in den Garten.

**********

Zu Dritt waren die Vorbereitungen schnell erledigt. Bald saßen sie auf der Veranda und aßen ihre Steaks und den von Sara gemachten Salat. Auf Saras Nachfrage hin erzählte Cassy ein wenig von dem besuchten Seal Konzert und bald zählten beide Frauen schwärmerisch ihre Lieblingstitel auf. Cassandra bedankte sich nochmals und lobte Sara für ihren tollen Einfall mit den Karten. Lachend erwähnte sie, dass Jack ihr zu Weihnachten ein Paar Eintrittskarten für ein Eishockeyligaspiel geschenkt hatte. Sie ging wirklich gerne mit ihm zu den Spielen. Doch als sie Sara berichtete, dass Jack ihr stolz auch noch den Fanschal und einen Wimpel des Teams geschenkt hatte, brachen sie beide beinahe lachend zusammen. Männer hatten manchmal wirklich merkwürdige Vorstellungen davon, was Frauen gefiel!

Jack sparte sich eine Erklärung zu seiner Verteidigung. Längst hatte er erkannt, dass er gegen die beiden keine Chance hatte. Also tat er das einzig Richtige, er hielt sich zurück und genoss die Gemütlichkeit und die lockeren Plauderein.

Kurze Zeit später verabschiedete Cassy sich von ihnen. Jack begleitete sie noch zur Tür.
„Denk bitte daran, was du mir versprochen hast“, erinnerte Jack sie sanft .
„Klar, ich werde mich schon nicht verquatschen“, versicherte Cassandra ihm keck und umarmte ihn kurz. Sie löste sich von ihm und winkend lief sie die Stufen hinunter. Dann packte sie sich ihr Fahrrad und gleich darauf bog sie in die Straße ein. Jack schaute ihr einen Augenblick still hinterher, bevor er ins Haus zurückkehrte und die Tür schloss.

**********

Bei seiner Rückkehr auf die Terrasse hatte Sara sich entspannt in ihren Gartenstuhl zurückgelehnt und reckte ihr Gesicht mit geschlossenen Augen in die Sonne. Jack ließ sich unterdessen in seinem Stuhl nieder und betrachtete sie ruhig.
„Sie ist nett“, sagte Sara leise und öffnete die Augen.
„Dasselbe hat Cassy von dir gesagt“, gestand Jack schmunzelnd.
„Und sie mag dich sehr, dass merkt man“, fuhr Sara fort.

Sie unterhielten sich noch eine ganze Weile über Cassy. Er erzählte ihr davon, dass sie Cassandra im Rahmen einer Mission kennen gelernt hatten und wie erleichtert er gewesen war, dass sich Doktor Fraiser im Anschluss des verwaisten Kindes angenommen hatte. Jack blieb dabei so nah an der Wahrheit wie er konnte. Sara ließ ihn gewähren. Sie kannte dies von früher. Sie wusste, wann sie nicht weiterfragen durfte und Jack war dankbar für ihr Feingefühl.

Nachdem Jack geendet hatte, schwiegen beide und hingen ihren Gedanken nach. Die Stille war jedoch nicht unangenehm. Als Sara aufstand und anfing die Teller zusammen zu räumen und auf das Tablett zu stapeln, wollte Jack aufspringen, um ihr zu helfen.
„Nein, lass“, winkte Sara ab. „Ich brauche jetzt einfach ein wenig Bewegung“, fügte sie erklärend hinzu. Jack sah sie prüfend an, nickte, sank dann aber zurück in seinen Sessel.

Ruhig trug Sara das Geschirr in die Küche und stellte das Tablett auf der Arbeitsplatte ab. Zögerlich schaute sie sich um. Dann entschied sie, die Sachen auch noch direkt in die Spülmaschine ein zu sortieren. Als Letztes verstaute sie das Tablett wieder an den Platz, an dem sie es vorher gefunden hatte. Zufrieden sah sie sich um.

**********

Schmunzelnd blieb Sara in der offenen Terrassentür stehen, als ihr Blick auf Jack fiel. Zusammengesunken und friedlich die Hände im Schoss zusammengefaltet, saß er da und schlief. Leise ging Sara zu ihrem Stuhl und setzte sich. Nachdenklich betrachtete sie sein Gesicht.

Sie wusste zwar nicht, was in den letzten fünf Wochen seit seiner Abreise geschehen war und wo er gewesen war, aber Sara war sich ziemlich sicher, dass irgendetwas vorgefallen war.

Bei ihrer Ankunft war sie ungemein erleichtert gewesen, ihn unverletzt zu sehen. Doch auch seine Albernheiten und Rumtollerein mit Cassandra hatten sie nicht darüber hinweg täuschen können, dass es ihm längst nicht so gut ging, wie er ihr glauben machen wollte. Cassy hatte recht gehabt, er war in seinen Reaktionen langsam gewesen. Anscheinend hatte ihn die Autowasch-Kampagne mehr Kraft gekostet, als er zugeben wollte.

Ziemlich schnell war Sara im Anschluss beim Essen aufgefallen, wie ungewöhnlich ruhig Jack war. Wie wenig er sich an ihren Gesprächen mit Cassy beteiligte und wie gelassen er ihre Lästerein hinnahm. Normalerweise war er sich nie für ein Wortgefecht zu schade und das Ausbleiben seiner üblichen ironischen Bemerkungen hatte sie aufmerksam werden lassen.

Erschrocken hatte sie bemerkt, wie müde er plötzlich gewirkte hatte. Der Eindruck hatte sich sogar noch verstärkt, nachdem Cassandra gegangen war. Bewusst hatte Sara darauf bestanden, alleine den Tisch abzuräumen. Sie hatte Jack Gelegenheit geben wollen, sich ein wenig von den „Strapazen“ des Mittags zu erholen. Sie hatte sogar in Erwägung gezogen, sich zu verabschieden und zu gehen, obwohl sie das eigentlich nicht wollte. Sie genoss es, hier zu sein, – bei ihm zu sein.

Jacks Schlaf wurde unruhig. Seine Hände zuckten und er gab einige Laute, die wie ein schmerzliches Stöhnen klangen, von sich. Sara schaute besorgt. Was immer auch geschehen sein mochte, es hatte auf alle Fälle großen Eindruck auf ihn gemacht.

Trotzdem war Sara auch auf eine seltsame Art und Weise beruhigt. Egal, was Jack in den letzten fünf Wochen widerfahren war, sie war sich sicher, dass er darüber hinweg kommen würde. Die vergangenen Stunden und die Form, in der er über die Leute, mit denen er zusammen arbeitete sprach, hatten ihr gezeigt, dass er nicht alleine war. Worauf im übrigen auch Cassandras Anwesenheit hindeutete. Jack hatte endlich Menschen gefunden, die seine Wärme und Fürsorge erwiderten. Noch viel wichtiger empfand Sara jedoch die Tatsache, dass Jack auch endlich bereit war, dies anzunehmen und geschehen zu lassen.

Sara lächelte sacht. Der Gedanke hatte etwas Tröstliches. Erneut fiel ihr Blick auf den nun wieder ruhig schlafenden Jack O’Neill.

ENDE

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