Mal gewinnt man, mal verliert man (5) by Athor, emdol
Summary: Auch Saras Leben ist nicht ganz ungefährlich, wie Jack am eigenen Leib erfahren muss. Kommt Sara mit dieser Situation zurecht und wie kann Jack ihr dabei helfen?
Categories: Stargate SG-1 Characters: Jack O’Neill (SG-1), Other Character
Genre: General, Hurt/Comfort
Challenges: Keine
Series: Vergangenheitsbewältigung und neue Wege
Chapters: 1 Completed: Ja Word count: 3372 Read: 1821 Published: 10.04.12 Updated: 10.04.12
Story Notes:

1) Wie bereits angekündigt läuft die Jack/Sara Geschichte nun unter dem Serientitel „Neue Wege“ weiter. Künftig werden wir alle weiteren Geschichten um die beiden unter dieser Ãœberschrift veröffentlichen, auch wenn die Storys teilweise für sich alleine stehen könnten. Ãœber Feedback würde wir uns auch dieses Mal sehr freuen.

2) Lieben Dank an Antares fürs Beta-readen.

1. Kapitel 1 by Athor

Kapitel 1 by Athor
Mal gewinnt man, mal verliert man (5)


Der letzte Einsatz von Jack O`Neill und seinem Team war ein voller Erfolg gewesen.
Mit einem breitem Grinsen kam die vier Mitglieder von SG1 die Rampe im Gateraum herunter. Jack blieb direkt vor General Hammond stehen und gab einen der akkuratesten militärischen Grüße ab, die der General jemals vom Leiter eines SG- Teams gesehen hatte.
„General, melde hiermit, dass sowohl SG1 und SG5 unverletzt und mit vier neuen Todesgleitern die Alpha- Seite erreicht haben. SG5 wird sich dort weiterhin um die Gleiter kümmern. Des weiteren haben wir dem Goaul`d Ariel nicht nur kräftig in den Hintern getreten, sondern auch ihn getötet und das Mutterschiff zerstört.“
„Ähm, Colonel , der Goaul`d hieß aber Pri`el“, kam der leise Kommentar von Jonas Quinn. Teal`c und Sam Carter wandten sich bei diesem Kommentar lachend zur Seite und übergaben ihre Waffen dem zuständigen Waffenoffizier. Jack drehte sich um und bedachte den zweiten Alien seines Teams mit einem strengen Blick.
„Wie er hieß ist doch völlig egal, Jonas. Wir haben ihn kräftig getreten und nur darauf kommt es an“, ließ sich Jack O`Neill schnippisch vernehmen.
„Sehr gute Arbeit, Colonel“, nickte General Hammond anerkennend. „Dr. Fraiser erwartet Sie und Ihr Team bereits für die übliche Prozedur, Jack. Das Briefing ist in einer Stunde“, informierte der General seinen Stellvertreter weiter.
„Jawohl, Sir“, bestätigte der Colonel zackig und deutete dabei nochmals ein Salutieren an. Übermut glänzte in seinem Blick. Er winkte seinem Team zu, ihm zu folgen: “Kommt Campers, es ist Doc- Time!“


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Zwei Stunden später saß Jack an seinem Schreibtisch. Die ärztliche Untersuchung war wie immer „grauenvoll“ gewesen. Doch heute konnte absolut nichts seine gute Laune vermiesen. Das Briefing im Anschluss war, so wie es immer sein sollte, zum Glück kurz ausgefallen.
Zum krönenden Abschluss fehlte nur noch ein Abendessen mit Sara, überlegte Jack sich.

In freudiger Erwartung, gleich ihre Stimme zu hören, wählte er kurzentschlossen die ihm bekannte Nummer. Da nach mehrmaligem Klingeln niemand abnahm, blätterte Jack in seinem Telefonverzeichnis, um die Nummer vom Girls and Boys Club zu finden.
„Challenger Club, O`Neill am Apparat“, meldete sich gleich nach dem dritten Klingeln eine freundliche und vertraute Frauenstimme.

„Ebenfalls O`Neill“, antwortete Jack daraufhin.
„Jack, du bist zurück? Ist alles in Ordnung? Geht es dir gut?“, fragte Sara O`Neill hastig und mit sich beinahe überschlagender Stimme ins Telefon.

„Warum sollte denn etwas nicht in Ordnung sein, Sara? Es geht mir gut. Ich habe die Beste aller Launen und wenn du jetzt ja sagst, lade ich dich zum Abendessen ein. Du kannst das Restaurant auswählen“, schlug Jack ihr ungewohnt großzügig vor.

Am anderen Ende der Telefonleitung stieß Sara die angehaltene Luft hörbar und erleichtert aus. Dann hörte er ein leises Lachen.
„Ich kann also wählen, wo wir zum Essen hingehen? Bist du dir da wirklich sicher?“ Der lauernde Unterton in ihrer Stimme hätte ihm bereits zu denken geben sollen, doch ahnungslos bestätigte er ihr nochmals: “Yep, Sara du darfst aussuchen.“
„Dann möchte ich heute mit dir ins koreanische Restaurant „Huei Chae gehen.“
Am anderen Ende der Leitung herrschte Stille. „Das meinst du nicht ernst, Sara? Das ist das teuerste Lokal, das es zur Zeit in der Stadt gibt. Willst du mich ruinieren?“, bemerkte Jack gespielt gequält. Saras Lachen war deutlich zu vernehmen. Bevor sie sich jedoch weiter unterhalten konnten, vernahm Jack durch das Telefon das Sirenengeheul eines Streifenwagens.
„Ist irgend etwas bei euch los?“, fragte er mit leicht beunruhigter Stimme.
„Nein eigentlich nicht. Wir haben heute geschlossen, ich bin alleine im Club. Warte einen Moment. Ich werde mal nachsehen was los ist.“
Jack hörte, wie Sara den Hörer auf die Tischplatte legte. Einen kurzen Moment darauf vernahm Jack das Klirren von Glas und Saras erstaunten Ausruf: „ Buzz, bist du das? Oh Gott, was willst du mit der Waffe?“
Bei diesen Worten riss es Jack aus seinem Sessel. Er presste den Hörer noch enger an sein Ohr. Was er dann mitbekam, ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren.

„Legen Sie sich sofort hin, Mrs. O` Neill,... Ich knall Sie ab, wenn Sie mich dazu zwingen..... Auf den Boden hab ich gesagt.“ Jack vernahm die Stimme eines Teenagers und er registrierte auch die Panik, die aus ihr heraus klang.

Ohne weiteres Nachdenken warf Jack den Hörer aufs Telefon. Er hatte genug mitbekommen. Er schnappte sich seinen Autoschlüssel und rannte zum Fahrstuhl. Noch nie, seit seiner Stationierung im Cheyenne Mountain Komplex, war er so schnell abgemeldet und in seinem Truck gewesen, wie in diesem Moment.

Da war es wieder, dass altbekannte Gefühl der Angst. Während seiner Fahrt zum Boys and Girls Club hatte Jack den Eindruck, sie schnüre ihm die Kehle zu, sie drücke auf seinen Magen. Sein Herz fing zu rasen an und es nahm ihm fast die Luft zum Atmen. Nicht Sara. Oh Gott, nein, sie durfte nicht auch noch sterben. Er konnte sie nicht auch noch verlieren. Nicht, nachdem sie gerade begonnen hatten, wieder ein wenig zueinander zu finden. Alleine der Gedanke daran, raubte ihm beinahe den Verstand.


Schon von weitem sah Jack die Streifenwagen vor dem Club stehen. Einige Polizisten waren damit beschäftigt, eine neugierige Menschentraube am Betreten des Grundstücks zu hindern. Kurz vor der Absperrung hielt er seinen Wagen an und sprang heraus.

„Mister, Sie können hier nicht parken. Bitte verlassen Sie das Gelände“, forderte ein Polizist ihn ummissverständlich auf.
„Meine Frau wird dort drinnen als Geisel gehalten“, klärte O’Neill den jungen Officer auf und deutete dabei aufgeregt auf das vor ihm liegende Gebäude. Seine Antwort kam erstickt von Sorge und verriet seine innere Anspannung. „Wer ist hier der Einsatzleiter? Ich will mit ihm sprechen.“ Ungeduldig glitt sein suchender Blick über die Anwesenden.
„Es ist Sergeant Phillips. Er steht dort am Wagen, Sir.“ Mit dem Finger zeigte er auf einen großen Afro-Amerikaner. „Aber Sie können dort jetzt nicht ...“
Jack gab dem Mann keine Chance mehr, seinen Satz zu beenden. Entschlossen drückte er ihn ein Stück zur Seite und mit weit ausholenden Schritten lief er zu dem Gezeigten.
„Hey, Sie können doch nicht einfach ... Mister!“, schrie ihm der Polizist aufgebracht hinterher

Durch den Tumult aufmerksam geworden, sah Phillips, der gerade auf dem Dach seines Wagens die Pläne des Gebäudes studierte, auf.
„Was wollen Sie denn hier? Presse oder was?“, blaffte er Jack gereizt entgegen und winkte bereits den ihm nächst stehenden Polizisten heran, um den Eindringling notfalls unter Zwang entfernen zu lassen. Die Presse war das Letzte, was er jetzt gebrauchen konnte. Die würden noch früh genug ihre Story bekommen.

Als der Mann sich in seine Richtung in Bewegung setzte, rannte Jack das letzte Stück. „Im Club ist ein Teenager Namens Buzz. Er hat meine Frau als Geisel genommen“, erklärte Jack dem Sergeanten die Situation bereits von weitem. „Wir telefonierten gerade miteinander, als es geschah“, fuhr Jack etwas ruhiger fort, nachdem er Phillips erreicht und dieser dem herbeieilenden Polizisten zu verstehen gegeben hatte, dass alles in Ordnung war.

„Verdammt!“ Aufbrausend haute Phillips auf das Dach seines Wagens. Wieso hatte keiner davon etwas mitbekommen? Immerhin hatten er und seine Leute, gerade von einem anderen Einsatz kommend, gesehen wie vier Jugendliche eine Tankstelle überfallen hatten. Drei der Täter konnten sofort verhaftet werden aber dem Vierten gelang die Flucht. Mit zwei Streifenwagen verfolgten sie den jungen Mann bis zum Challenger Club. Da das Tor verschlossen war nahm er an, es befände sich niemand im Gebäude. Aus Gründen der Eigensicherung seiner Leute wollte er erst einmal die Lage sondieren und dann das Haus stürmen lassen.

„Meyers“, brüllte er einem der Officer zu, die gerade dabei waren sich fertig auszurüsten: „Der Kerl hat `ne Geisel, wir dürfen nicht stürmen.“ Dann wandte er sich wieder an Jack: „Nun zu Ihnen, Mister. Wie ist Ihr Name und haben Sie noch weitere Informationen von Bedeutung für uns?“

„Ich bin Colonel Jack O`Neill, U.S. Air Force“, stellte Jack sich kurz vor. „Wie ich bereits erwähnte, telefonierte ich gerade mit meiner Frau, als wir hörten, wie jemand in den Club eindrang. Sara ist nachsehen gegangen. Es muss einer ihrer Jungs sein, denn sie nannte einen Namen“, schlussfolgerte Jack. „Der Name des Jungen ist Buzz.“
„Gut, Sir.“ Der Umgangston des Sergeant war gleich eine Spur umgänglicher geworden, nachdem Jack sich als Militärangehöriger zu erkennen gegeben hatte. Unbewusst war er sogar zum „Sir“ übergegangen.
„Was macht Ihre Frau in dem Club, Sir?“, versuchte Phillips weitere Informationen zu bekommen.

„Sie ist die stellvertretene Leiterin dieser Einrichtung. Sie war dabei, noch einigen Papierkram zu erledigen, sonst wäre sie gar nicht mehr um diese Zeit da gewesen.“ Jacks Stimme wurde leiser und gedankenverloren starrte er für einen Moment zu dem Haus hinüber. Dann besann er sich. Längst war er nicht mehr so durcheinander wie bei seinem Eintreffen. Die gezielten Fragen des Einsatzleiters und die Routine von unzähligen, gefährlichen Einsätzen machte es ihm wieder möglich einen klaren Gedanken zu fassen.
„Wie würden Sie ihre Frau einschätzen, Sir. Gerät sie leicht in Panik?“

Jack senkte seinen Kopf und schaute eine Weile auf seine Schuhe. Er dachte an die Sara von früher. Sie war immer diejenige, die zu Hause alles gemeistert hat, wenn ich weg war. Ich habe nie erlebt, dass sie mal in Panik geriet.
„Sie war noch nie in solch einer Situation, Sergeant. Normalerweise ist sie eine besonnene Person und versucht alles verbal zu lösen. Ich mache mir eher Sorgen um den Jungen. Er klang sehr panisch und solche Leute handeln unkontrolliert.“ Er konnte es nicht verhindern, dass eine leichte Verzweiflung sich in seine Stimme legte.
Der Polizist nickte verstehend.

Dann nahm Sergeant Phillips ein Mikrofon und sprach in Richtung des Clubs: „Buzz, wir wissen, dass du eine Geisel hast. Bislang geht auf dein Konto nur der Raubüberfall auf die Tankstelle. Wenn du jetzt Mrs. O`Neill frei lässt, dann können wir eventuell die Geiselnahme unter den Tisch fallen lassen. Überlege es dir gut, was du machst. Gib auf.“
Er nahm das Mikro herunter und drehte sich zu Jack.
„Jetzt können wir nur noch hoffen, dass dieser Buzz ein wenig Verstand im Kopf hat und Ihre Frau frei lässt. Sollte er es aber nicht machen, dann muss ich ein Einsatzkommando kommen lassen. Diese Spezialisten bestehen aus Scharfschützen und einem Psychologen. Als erstes würden dann Verhandlungen stattfinden. Sollte sich die Situation aber zuspitzen, dann müssen wir die Geisel um jeden Preis retten.“

Als wenn ich das nicht wüsste. Immerhin war ich auch ein solcher Spezialist, nur im militärischen Bereich, und ich weiß was dann passiert. Komm Sara, überrede ihn aufzugeben! Jacks Kiefer pressten sich fest zusammen.

Derweil versuchte Sara im Club Buzz mit mühsam beherrschter Stimme zur Aufgabe zu überreden.
„Buzz, bitte lege die Waffe weg. Bislang wurde noch niemand ernsthaft verletzt. Noch kannst du zurück. Deine Beurteilung war bislang nur positiv und wenn du jetzt aufgibst, werde ich mich für dich einsetzen. Bitte Buzz, wirf deine Zukunft nicht so leichtfertig fort. Du weißt sehr genau, dass die Polizei das Gebäude stürmen wird, du bist chancenlos.“
Saras Stimme nahm einen eindringlichen Ton an. Sie konnte jedoch nicht erkennen, ob ihre Worte wirklich zu dem Teenager durchdrangen.

Quälend langsam vergingen die Minuten.

Kurz bevor Phillips das Spezial-Kommando rufen wollte, öffnete sich die Tür zum Club ein wenig.
„Bitte nicht schießen. Ich werfe die Waffe raus und werde dann selber rauskommen. Ich werde Mrs. O`Neill zuerst gehen lassen “, rief eine sehr jung klingende Stimme den Polizisten zu. Die Tür ging noch etwas weiter auf und eine Waffe flog heraus. Einen kurzen Augenblick später verließ dann auch Sara mit erhobenen Händen das Gebäude.
„Das ist Sara“, sagte Jack und schaute angespannt zu dem Einsatzleiter.
Kurz hinter ihr trat der Teenager heraus. Noch bevor er zu ihr aufschließen konnte, tauchten zwei Polizisten aus dem Nichts auf und warfen Buzz zu Boden. Als Jack dieses sah, rannte er auf Sara zu und nahm sie in die Arme.

„Du hast es überstanden! Fehlt dir was, bist du verletzt?“ Jacks Arme hielten Sara so fest, als ob er sie niemals wieder los lassen wollte. Dieses Gefühl währte aber nicht lange, da sich ein Sanitäter den beiden näherte. „Sir, wir müssen uns um Ihre Frau kümmern. Sie können uns gerne zum Wagen begleiten, aber wir müssen erst mal schauen, ob eventuell Verletzungen bei ihr vorhanden sind.“

Jack schaute den Sanitäter an und nickte. „Komm Sara, ich begleite dich.“ Behutsam führte er sie zu den wartenden Helfern.

Sara hatte die ganze Zeit nicht gesprochen und schaute Jack nur mit großen Augen an. Zustimmend senkte sie den Kopf und ließ sich willig von ihm zum Krankenwagen geleiten.
Eine viertel Stunde später kam sie, in Begleitung des Sanitäters, wieder heraus.

„Mr. O`Neill, Ihrer Frau fehlt nichts. Sie steht zwar unter Schock, aber sie möchte nicht ins Krankenhaus eingeliefert werden. Das Beste wäre, Sie bringen sie nach Hause, halten sie warm und wenn etwas sein sollte, können Sie uns jederzeit anrufen.“
Jack bedankte sich erleichtert. Er versprach Sergeant Phillips, dass er und Sara gleich am nächsten Morgen für eine Aussage aufs Revier kommen würden. Dann fuhr er mit Sara zu sich nach Hause. Einen kurzen Augenblick überdachte er diese Entscheidung, doch er hielt es für geschickter, da er in seinem Haus besser für sie sorgen konnte.

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In Jacks Haus angekommen, setzte er Sara auf das Sofa und hüllte sie in eine warme Decke ein.
„Ich mache dir erst einmal einen Tee und dann ruhst du dich aus, ja ?“ Jack schaute Sara an, bekam aber keinerlei Reaktion von ihr. Während er in der Küche den Tee zubereitete, überschlugen sich seine Gedanken. Komm schon Jack, du musst sie zum Reden bringen. Sie steht unter Schock und sollte sich das Erlebte von der Seele reden. Du weißt doch, Psychologie 101. So schwer kann das doch nicht sein.

Mit der dampfenden Teetasse ging Jack zurück ins Wohnzimmer. Sara saß immer noch so, wie er sie verlassen hatte. Vorsichtig reichte er ihr die Tasse: „Hier Sara, nimm erst mal einen Schluck.“ Sie ergriff die dargebotene Tasse, sprach aber ansonsten immer noch keinen Ton. Jacks Sorge wuchs. Still setzte er sich neben sie und überlegte, wie er ihr helfen könnte, das Geschehene zu verarbeiten.

Wie eine Ertrinkende klammerte Sara sich unterdessen an der Teetasse fest. Geistesabwesend und in kleinen Schlucken, nahm sie das warme Getränk zu sich. Nach einiger Zeit, Sara hatte ihren Tee bereits ausgetrunken, fing sie an zu zittern.

Jack bemerkte die Veränderung sofort. „Ist dir kalt?“ Er erwartete nicht tatsächlich eine Antwort, aber es gab ihm einen Grund, weiter mit ihr zu sprechen. „Weißt du was, ich mache uns ein Feuer an und dann wird dir wieder ganz schnell warm.“
Froh darüber, aktiv werden zu können, begab sich Jack zum Kamin. Routiniert stapelte er die Scheite und zündete das Feuer an. Das leises Knistern des Holzes erfüllte den Raum und es dauerte nur kurze Zeit, bis Jack die Wärme des Feuers spüren konnte.„Gleich wird es dir wärmer“, versicherte Jack und setzte sich zurück an seinen alten Platz.

Bis auf das Knistern des Feuers war der ganze Raum erfüllt von einer bleiernen Schwere. Jack wusste sich nun überhaupt keinen Rat mehr. Noch nie war er mit Sara in einer Situation gewesen, wo sie weder mit ihm gesprochen, noch irgend eine Reaktion von sich gegeben hatte. Es war immer Sara gewesen, die ihn zum Reden aufgefordert hatte. Und oft genug hatte er nur dagesessen und sie angeschaut. Hätte er nur früher gewusst, was solch ein Schweigen bei dem anderen für ein Gefühl der Hilflosigkeit auslöste, dann hätte er wahrscheinlich wenigstens versucht zu reden oder irgend eine andere Reaktion gezeigt.

Jack sah ein, dass er so nicht weiterkam. Er kam nicht an Sara heran. Wenn er ihre Aufmerksamkeit erringen wollte, müsste er zu drastischeren Maßnahmen greifen. Langsam stand er auf und kniete sich vor ihr nieder und versuchte einen direkten Blickkontakt mit ihr herzustellen.
„Sara, bitte, sprich mit mir. Ich mache mir Sorgen um dich.“ Jack schaute Sara flehend an.

Während der ganzen Zeit hatte Sara es immer vermieden, Blickkontakt auf zu nehmen. Doch mit Jack, vor sich kniend, schaute sie auf und das erste Mal sah er in ihre Augen. Was er dort zu seinem Erstaunen entdeckte, war nicht Angst oder Panik sondern Verzweiflung.

Mit brüchiger und leiser Stimme fing Sara zu sprechen an.
„Er ist noch so jung, Jack. Buzz wird nächsten Monat doch erst 17 Jahre alt.“ Ein wenig ratlos schüttelte sie den Kopf, bevor sie fortfuhr: „Seit einem Jahr kommt er Tag für Tag zu uns in den Club. Er hat sich von seiner Gang losgesagt und hat mit meiner Hilfe sogar eine Ausbildungsstelle erhalten. Jack, wir haben Gespräche geführt, über sein vergangenes Leben, über seine Zukunft. Er vertraute mir und auch ich fing an, ihm zu trauen, dass er gewillt war, neu an zu fangen. Dann, von einer Minute auf die andere, hält er mir eine Waffe ins Gesicht.“ Für einen Moment zögerte sie weiter zu sprechen. „Ich habe seine Augen gesehen. Es war nichts Vertrautes mehr in ihnen. Er hätte geschossen, Jack. Er hätte auf mich geschossen.“ Sara schaute mit verzweifelten Augen zu Jack. Der nahm ihre Hände in die Seinen und fing leise zu sprechen an.

„ Sara, ich weiß, was du für eine wundervolle Frau bist. Ich weiß, dass du dich mit Leib und Seele für Dinge einsetzt. Doch damit läufst du auch Gefahr, enttäuscht zu werden.“ Jack vergewisserte sich, dass Sara ihm zuhörte.

„Was dieser junge Mann von dir erhalten hat, war eine Chance auf ein neues und besseres Leben. Du hast ihm alle Möglichkeiten in die Hand gegeben und er hätte sie nur noch ergreifen müssen. Er hat sich dagegen entschieden. Du kannst daran nichts ändern. Buzz wird für seine Taten in Zukunft selber gerade stehen müssen.“

„Das ist mir schon klar, Jack. Ich weiß auch, dass ich mich zu hundert Prozent für Buzz eingesetzt habe und er sich trotzdem gegen uns gewandt hat. Er wird die Konsequenzen tragen müssen. Das ist aber nicht das, was mir Sorgen macht. Ich mache mir eher Gedanken um mich.“

Sie bemerkte seinen erstaunten Gesichtsausdruck und erklärte daraufhin näher, was sie meinte: „Ich habe in diesem Fall alles gegeben und doch war es nicht ausreichend. Ich habe ihn falsch eingeschätzt, mich schlicht und ergreifend geirrt. Wenn ich jetzt morgen oder nächste Woche einen neuen Fall bekomme, kann ich mich dann wieder hundertprozentig für diesen Menschen einsetzen? Kann ich dann diesem Menschen wieder vollkommen vertrauen und wichtiger, kann ich meinem Urteilsvermögen trauen?“

Jack überdachte das Gehörte. Er verstand, wie Sara sich fühlte und ihm war klar, wie wichtig seine Antwort für sie war.

Oft genug war es ihm selbst so ergangen, dass falsch eingeschätzte Situationen oder Personen letztendlich ihm oder seinem Team gefährlich wurden. Doch das war ein Risiko, dass er bereit war einzugehen. Er liebte seinen Job und dies überwog die Gefahren, die darin lagen. Und genauso ging es Sara, dass hatte er längst verstanden.

Sie kannte die Risiken, die ihre Arbeit mit sich brachten. Nur das Wissen darum, half einem aber in dem Moment, in dem etwas schief ging, nicht weiter. Man musste eine Einstellung dazu finden. Jack überlegte krampfhaft und dann fiel ihm eine Begebenheit ein, die ihr eventuell weiterhelfen könnte. Doch vorher wollte er wenigstens noch seine schmerzenden Knie erlösen. Mühsam erhob er sich und nahm wieder auf dem Sofa Platz. Langsam begann er zu erzählen.

„Als ich einmal von einem missglückten Einsatz zurück kam, da war ich sehr niedergeschlagen. Ich hatte einen Hinterhalt des Feindes zu spät erkannt und ein junger Leutnant aus meinem Team war deshalb ums Leben gekommen. Trotzdem gelang es uns, die dort festgehaltenen Geiseln zu befreien. Doch der Tod des Mannes und die verletzten Kameraden belasteten mich, denn sie oblagen meiner Verantwortung. Ich zweifelte an mir und meinen Fähigkeiten. Dein Vater war damals gerade bei uns zu Besuch. Mike sagte nicht viel zu mir, konnte er ja auch nicht, weil er ja die näheren Umstände des Einsatzes nicht kannte. Genau genommen sagte er nur einen Satz: Mal gewinnt man und mal verliert man!, und mit diesem einfachen Satz hat er eigentlich das ganze Leben beschrieben.“ Behutsam nahm Jack Sara in den Arm und zog sie an sich. Er fühlte, wie sie nickte und verstanden hatte, was er ihr damit sagen wollte.

ENDE

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