Erkenntnisse (4) by Athor, emdol
Summary: Endlich ist es Samstag. Wird Sara ihre Verabredung einhalten und zu dem vereinbarten Spaziergang mit Jack kommen?
Categories: Stargate SG-1 Characters: Jack O’Neill (SG-1), Other Character
Genre: General, Hurt/Comfort
Challenges: Keine
Series: Vergangenheitsbewältigung und neue Wege
Chapters: 1 Completed: Ja Word count: 4617 Read: 2653 Published: 10.04.12 Updated: 10.04.12
Story Notes:

1) Da ist sie nun, die Fortsetzung. Nach dieser Story wird die Serie zukünftig unter dem Titel: „Neue Wege“ weiterlaufen. Da Jack und Sara nun mit ihrer Vergangenheitsbewältigung abgeschlossen haben, finden wir es an der Zeit, uns der Zukunft zuzuwenden. *schmunzel* Ãœber Feedback würde wir uns wieder sehr freuen.

2) Lieben Dank an Antares fürs kurzfristige Beta-readen.


Staffel: Anfang 6. Staffel

1. Kapitel 1 by Athor

Kapitel 1 by Athor
Erkenntnisse (4)


Die Aussicht, Sara wieder zu sehen, hatte Jack mehr in Unruhe versetzt, als er vor sich selbst zugeben wollte. Immerhin hatte ihn das Bestreben, auf gar keinen Fall zu spät zu kommen, vorzeitig aus dem Haus getrieben, so dass er nun fast zwanzig Minuten zu früh am Haupttor des Palmer Parks stand. Nervös schaute er immer wieder auf seine Armbanduhr.

Bis zur letzten Minute hatte er erwartet, dass Sara doch noch ihre Verabredung absagen würde. Aber der befürchtete Anruf war ausgeblieben und so hatte er sich schließlich auf den Weg gemacht. Erleichtert stieß er den Atem aus, als er sie ihn einiger Entfernung auf sich zukommen sah. Auch Sara war etwas früher gekommen, wie er mit einem erneuten Blick auf seine Armbanduhr und einem kleinen Lächeln feststellte. Scheinbar war er nicht er Einzige, der sich bemüht hatte, nicht zu spät zu kommen.

„Hi“, begrüßte Jack Sara und trat einen Schritt auf sie zu. Dann wurde er sich bewusst, dass er auf dem besten Weg gewesen war, sie aus dem ersten Impuls heraus zu umarmen und ein wenig verlegen überlegte er einen Moment, was er machen sollte. Schließlich reichte er ihr unschlüssig die Hand. „Schön, dass du gekommen bist.“

„Hallo, Jack.“ Sara ergriff Jacks dargebotene Hand und erwiderte lächelnd seinen Gruß. Sie hatte seine kurze Unsicherheit bemerkt und sie konnte ihn verstehen. Es war auch für sie nicht leicht. Wie sollte man sich nach der langen Zeit unbefangen begegnen? „Wartest du schon lange?“

„Nein, aber mach dir keine Gedanken. Wir sind beide zu früh dran.“ Jack grinste. „Lass uns ein paar Schritte gehen.“

Sara nickte und ein paar Minuten liefen sie schweigend nebeneinander her.
„Was machst du zur Zeit, Jack? Bist du noch im Cheyenne Mountain? Wie war das noch, –Weltraum-Telemetriedaten-Überwachung?“ Ihr Stimme hatte diesen ironischen Unterton angenommen. Auf seine Reaktion wartend, schaute sie ihn an.
„Ohmm, ja, immer noch“, bestätigte Jack und fühlte sich nicht sehr wohl bei Saras Themenwahl.
„Diese Telemetriedaten müssen eine ganz schön aufregende Sache sein, wenn du schon so lange dabei bist, Jack.“ Immer noch lag eine gewisse Herausforderung in ihrem Blick. Sie versuchte eindeutig ihn ein wenig auszuhorchen und es wunderte ihn nicht, nach der Geschichte mit den Doppelgängern.
„Das ist manchmal spannender, als mir recht ist“, antwortete Jack vage. „Außerdem wird man mit der Zeit ja auch älter und ruhiger“, bemühte er sich, nicht sehr erfolgreich, weitere Erklärungen zu finden.
„Natürlich“, lachte Sara und machte aus ihrem Unglauben keinen Hehl. „Und das soll ich dir jetzt abnehmen?“

Jack O‘Neill grinste unsicher und zuckte statt einer Antwort mit den Schultern.
„Du weißt, dass ich darüber nicht reden kann. Es wäre mir lieber, wenn wir es darauf beruhen lassen könnten.“ Sein Blick bat um ihr Verständnis. Wieder trat Stille ein.

„Erzähl mir lieber, was du so machst?“, versuchte er das Thema endgültig von seiner Person abzulenken. Doch mehr noch, interessierte es ihn wirklich.

„Vor drei Jahren habe ich hier in Springs im Boys and Girls Challenger Club angefangen zu arbeiten“, berichtete Sara zunächst stockend. Doch als ihr sein wachsamer Blick auffiel, fuhr sie ausführlicher fort: „Seit letztem Jahr bin ich sogar zur stellvertretenden Leiterin aufgestiegen. Es ist eine Menge Arbeit und manchmal ist es auch frustrierend, aber wenn du einem der Kids helfen kannst, dann entschädigt das für alles andere.“

Jack nickte: „Also hast du doch noch dein Studium beendet?“

„Ja. Die ersten Monate nach unserer Scheidung waren nicht einfach und so lebte Dad eine Zeit lang bei mir. Eines Tages war er für ein paar Stunden verschwunden und als er zurück kam, hatte er diese ganzen Prospekte der Abendschulen dabei. Er gab mir zu verstehen, dass er nicht länger gewillt war, seiner Tochter beim „Sich-Hängen-lassen“ zu zusehen. Er meinte damals, dass es an der Zeit wäre, sich wieder eine Aufgabe, bzw. ein Ziel zu suchen. Also brachte er mich auf die Idee, mein abgebrochenes Sozialpädagogik Studium wieder aufzunehmen. Zuerst hielt ich ihn für verrückt. Aber du kennst ihn ja und weißt wie er ist, wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hat.“ Jack nickte zustimmend und so fuhr Sara fort: „Er ließ nicht locker und irgendwann hatte er mich überzeugt und ich schrieb mich ein.“

„Du hattest immer diese soziale Ader. Das sah man schon alleine an mir“, neckte Jack sie. „Nein, im Ernst. Es ist toll, dass du das Studium fertig gemacht hast. Es war dir damals wichtig gewesen und wäre Charlie nicht gekommen dann ..., wer weiß?“
Eine Weile hing jeder seinen Gedanken hinterher.
„Und die Arbeit im Club gefällt dir?“, fragte Jack unvermittelt, bemüht, die ins Stocken geratene Unterhaltung wieder aufzunehmen.

Sara sah ihn einen Moment an. In seinem offenen Blick lag ehrliches Interesse. „Ja, sie macht mir sogar großen Spaß“, begann sie daher zu erzählen. „Wie schon gesagt, ist es ist nicht immer ganz einfach, aber in der Regel eine lohnenswerte Aufgabe.“

„Viele der Kinder stammen aus zerrütteten Familienverhältnissen“, erklärte sie weiter. „Du weißt schon, die Eltern sind arbeitslos oder sie trinken sogar. Oder aber die Mütter sind allein erziehend und daher den ganzen Tag außer Haus. Tja, meistens ist es so etwas in der Art.“ Sara seufzte.
„Also der Stoff aus dem Träume gemacht sind“, warf Jack düster ein.
„Ja, Alpträume“, bestätigte Sara. „Wir versuchen den Kindern dafür einen Ersatz zu bieten. Ihnen klar zu machen, dass es dort draußen jemanden gibt, der an ihrem Schicksal interessiert ist und der bemüht ist, ihnen zu helfen. Dazwischen organisieren wir karitative Veranstaltungen, da wir uns zu einem guten Teil von Spendengeldern finanzieren müssen. Tja, soweit mal ein kleiner Überblick!“ Sara stieß die Luft aus. Man merkte ihr an, dass sie in ihrem Element war und wie sehr ihr die Sache am Herzen lag.

„Wow, das klingt nach einer Menge Arbeit!“, meinte Jack, dem ihr Engagement nicht entgangen war, beeindruckt. „Es ist bestimmt nicht immer einfach, an die Kids heran zu kommen.“

„Nein, vor allem jene, die lieber an unserem Resozialisierungsprogramm teilnehmen, anstatt ins Gefängnis zu gehen, sind oft schwierige Fälle. Wenn du denen gegenüber ängstlich oder unsicher erscheinst, ist alles zu spät. Du musst auf sie eingehen, ihre Sprache sprechen.“

„Ihre Sprache sprechen?“, wiederholte Jack verblüfft. „Du meinst so wie: „Ey Alter, alles senkrecht? ... So sagt man doch, oder?“ Wobei er dabei die typische Begrüßungsgeste mit den Fäusten nachahmte.

„Naja, nicht ganz so übertrieben“, amüsierte sich Sara. „Aber ihren Sprachgebrauch zu kennen und ihn teilweise auch zu benutzen, kann schon mal von Vorteil sein. Außerdem ist es hilfreich, wenn sie einen für „cool“ halten“, grinste Sara spitzbübisch. „Also bin ich immer daran interessiert wer oder was gerade „in“ ist, damit ich nicht den Anschluss verliere und mitreden kann.“

„Du meinst, du hörst dir diesen Lärm an, den die als Musik bezeichnen? – Das kann nicht dein Ernst sein.“ Das pure Entsetzen stand Jack ins Gesicht geschrieben.

„So schlimm ist es nun auch wieder nicht, Jack. Manche Gruppen sind gar nicht mal so übel“, grinste Sara und ihr Schmunzeln wurde noch breiter, als sie Jacks ungläubiges Kopfschütteln sah.

„Du musst es ja wissen“, murmelte Jack und winkte ab.

Doch so leicht wollte Sara ihn nicht davon kommen lassen. „Hey, unseren Eltern hat unsere Musik auch nicht immer gefallen. Und ich erinnere mich noch ganz genau daran, wie mich meine Mutter vor diesem Typ, in Lederjacke und Motorrad und nichts als Unsinn und Abenteuer im Sinn, gewarnt hat.“

„Hat sie das? Und ich dachte immer, sie mochte mich.“ Erstaunen lag in seinem Blick. Seine Gedanken wanderten in die Siebziger zurück, zu seinen Anfängen beim Militär und dem späteren Zeitpunkt, an dem ihm Sara über den Weg gelaufen war.

**********

Oh ja, man konnte durchaus sagen, dass er damals ein Rebell gewesen war. Mit einem kleinen Problem gegenüber Autoritäten. Sein loses Mundwerk hatte ihn schon damals des Öfteren in Schwierigkeiten gebracht. Er hatte es noch nie verstanden, wann es günstiger war, die Klappe zu halten. Oder, selbst wenn er es besser wusste, musste er noch einen draufsetzen und sein Gegenüber provozieren. So war es damals, wie heute.

Trotzdem hatte sein Ausbilder beim Militär etwas in dem Rekruten Jack O’Neill gesehen, was er für förderungswürdig gehalten hatte. Major Matthews Schule war hart gewesen und sie hatten eine Menge Kopfspielchen miteinander ausgefochten. Ganz zu Schweigen von den vielen zusätzlichen Arbeiten, die Jack aufgrund von Ungehorsam und Aufsässigkeit hatte erledigen müssen. Doch Matthews hatte nicht aufgegeben und Jack hatte zumindest die Gewissheit, dass auch er es seinem Ausbilder nicht leicht gemacht hatte. Am Ende jedoch hatte der Major es geschafft, aus dem ungehobelten Burschen einen Soldaten zu machen. Er hatte Jack die Möglichkeiten der Armee aufgezeigt. Abteilungen in denen er seine Suche nach Herausforderungen, nach Extremen und seine Unstetigkeit einbringen und stillen konnte. So war er zu den Fallschirmspringern gekommen und schließlich hatte er Jack sogar soweit gebracht, sich an der Academy einzuschreiben.

Zu seinem eigenen Erstaunen war ihm die Academy einfacher von der Hand gegangen, als er vorher geglaubt hatte. Es war schon ungeheuerlich wie leicht ihm manche Dinge fielen, wenn er nur dahinter stand. Und trotz seines weiterhin losen Mundwerkes und der daraus resultierenden Disziplinarverweise in seiner Akte, hatte er es in das Ausbildungsprogramm für Kampfpiloten geschafft.

Später war er auf der Peterson Air Force Base stationiert gewesen und hatte sich zwischen zwei Einsätzen befunden, als ihn Freunde auf irgend so eine Party in einem der ruhigeren Vororte von Springs mitgeschleppt hatten. Wie die jungen Heißsporne waren sie in ihren Ausgehuniformen dort eingefallen und hatten den Jungs aus dem Ort die Mädels vor der Nase weggeschnappt. Nichts Ernstes, nur ein netter Zeitvertreib, ein bisschen Spaß dann zurück zur Base, so war es geplant gewesen.

Während seine Begleiter schon alle getanzt hatten, war er noch eine Weile rumgestanden und hatte erst einmal in Ruhe etwas getrunken und sich umgeschaut. Dann war Jack dieses junge Mädchen mit den langen Haaren am Rande der Tanzfläche aufgefallen. Sie hatte mit ein paar Freundinnen zusammen gestanden, hielt lässig eine Coke in der Hand und unterhielt sich angeregt mit einer der anderen aus ihrer Gruppe. Mit siegessicherem Lächeln und einem coolen Spruch auf den Lippen war er an sie herangetreten und hatte sie zum Tanzen aufgefordert. Doch statt eines netten Lächelns, hatte sie ihn abschätzend von oben bis unten gemustert und ihm dann die wohl unmissverständlichste Abfuhr seit langem erteilt und ihn danach einfach stehen gelassen. Autsch, das hatte gesessen!

Doch zeitgleich hatte es ihm auch imponiert und ihn herausgefordert. Sie war anders als diese Frauen, die nur darauf aus waren, einen Offizier kennen zu lernen und genau das erweckte sein Interesse. Er hatte sie im Auge behalten und als sie für einen Moment alleine dastand, war er erneut zu ihr hinüber gegangen. Er hatte sich für sein arrogantes Auftreten vom ersten Mal bei ihr entschuldigt und sie erneut um einen Tanz gebeten und nach einem Augenblick, der ihm wie eine Ewigkeit vorkam, hatte sie zugestimmt.

So hatte es 1979 angefangen und zwei Jahre später hatten er und Sara geheiratet. Kurz nachdem er zu den Special Ops gekommen war. Die Beförderung hatte ihm endlich eine höhere Soldeinstufung eingebracht und damit die Gelegenheit geboten, bei Saras Eltern um ihre Hand anzuhalten. Jack hatte lange überlegt, bevor er die Bewerbung geschrieben hatte. Das Fliegen war eine große Leidenschaft für ihn. Doch der Wechsel in die Spezialeinheit hatte eine neue Herausforderung bedeutet und andererseits hatte es ihm die nötige finanzielle Absicherung gebracht, die er zum Gründen einer Familie im Rücken haben wollte.

Jack hatte gewusst, dass die Foresters seinem Beruf skeptisch gegenüber gestanden hatten und seine Sucht nach dem Nervenkitzel besorgt zur Kenntnis genommen hatten. Insbesondere bei seiner Schwiegermutter war er sich dessen sicher gewesen. Doch er konnte sehr charmant und überzeugend sein, wenn es von Nöten war und so hatte er mit der Zeit auch Heather auf seine Seite gezogen. Dass sie Sara jedoch vor ihm gewarnt hatte, überraschte ihn nun im nach hinein gesehen aber doch.

Für Mike, seinen Schwiegervater, war unterdessen in erster Linie wichtig gewesen, dass er es mit Sara Ernst meinte. Immerhin waren da diese neun Jahre Altersunterschied, die ihm zu denken gaben. Während seine Tochter noch das College besuchte und gerade mal begonnen hatte, ihre Träume zu verwirklichen, stand Jack aus seiner Sicht, mit seinen Siebenundzwanzig, bereits mitten im Leben.

Jack erinnerte sich noch sehr gut an diese nette, kleine Unterhaltung, die sie geführt hatten, als er Sara einmal zum Tanzen abgeholt hatte und von der sie bis heute nichts wusste. Mike Forester hatte Jack damals dabei kurz zur Seite genommen und ihm seinen Standpunkt näher gebracht: Würde Jack es wagen seiner Tochter weh zu tun und ihre Gefühlte zu verletzen, würde er ihn kennen lernen. Jack hatte ihm zu verstehen gegeben, dass es dahingehend nichts zu befürchten gab und Saras Vater hatte dies mit einem zufriedenen Schlag auf Jacks Schulter und einem gebrummelten: „Dann ist es ja gut, mein Junge!“, quittiert.

**********

Jack lächelte. Nein, obwohl er nie der gesprächige Typ gewesen war, hatte er sich mit seinem Schwiegervater immer gut verstanden

„HALLO, Erde an Jack!“ Unsanft wurde er aus seinen Erinnerungen gerissen, als Sara vorsichtig an seinem Ärmel zupfte.
„Hu, was?“, irritiert sah er sie an.
„Einen Penny für deine Gedanken“, grinste sie ihn an. „Du warst jedenfalls gerade meilenweit weg, also leugne es erst gar nicht.“
„Du hast recht“, lächelte er entschuldigend. „Wo waren wir? Ach ja, wir sprachen über den Club. Du sagtest ihr finanziert euch teilweise über Spenden. Gibt die Stadt denn nichts dazu?“

„Arghh, erinnere mich bloß nicht daran. Am Montag ist unser halbjähriger Rechenschaftsbericht fällig und wie so oft üblich hat Roger – mein Chef – es mir mal wieder überlassen, den Herren Stadträten gegenüber zu treten. Ich werde den ganzen Sonntag mit der Vorbereitung dieses Treffens beschäftigt sein. Wenn ich sie dazu bringen will, uns auch für das kommende Halbjahr die versprochenen Gelder zu bewilligen, müssen meine Zahlen stichhaltig sein.“ Sara unterbrach sich: „Entschuldige, lass uns von was anderem sprechen.“

„Das ist schon in Ordnung“, beruhigte Jack sie. „Manchmal verlangt es mein Job, dass ich nach Washington reise und diesen Bürokraten erkläre, wofür wir ihr Geld ausgegeben haben. Keine einfache Sache, die haben doch meistens nicht die mindeste Ahnung von dem, was sich bei uns abspielt. Ich denke mir, dass es bei euch ganz ähnlich zugeht.“ Versuchte Jack O’Neill eine Brücke zu ihrer Situation zu schlagen.

„So könnte man es in etwa beschreiben“, stimmte Sara ihm zu. „Doch was mich dabei vor allem ärgert ist, dass es eigentlich gar nicht in meinen Bereich reinfällt. Roger repräsentiert den Club nach außen hin und ich kümmere mich um die Organisation im Inneren. Im Normalfall arbeiten wir gut zusammen und kommen auch prima miteinander aus. Mit seiner unkomplizierten und jungenhaften Art bringt er mich oft zum Lachen, selbst wenn die Dinge mal nicht so rosig stehen. Aber gelegentlich wünschte ich mir, er würde manches nicht ganz so locker sehen und angehen“, seufzte Sara. „Irgendwie ist er immer noch der Meinung, dass sich die meisten unserer Probleme mit Charme, anstatt durch Arbeit lösen lassen. Und man kann sich nur wundern, wie oft er damit auch noch durchkommt. Doch ups, jetzt rede ich schon wieder über den Club“, entschuldigte sich Sara ein wenig reumütig, als ihr auffiel, dass sie die letzte halbe Stunde fast nur über ihre Arbeit gesprochen hatten.

„Macht nichts und außerdem hatte ich dich doch gefragt“, bemühte Jack sich ihr Gewissen zu beruhigen. Bis ihm eine gewisse Parallele auffiel und er laut loslachte: „Und hey, so ist das, wenn man einen Job hat, der einen nicht loslässt. Also da kann ich nun wirklich ein Wörtchen mitreden.“
Sara stutzte kurz und stimmte dann in sein herzhaftes Lachen ein.

**********

Der Rest des Nachmittags verging wie im Flug. Schneller als es Jack lieb war, befanden sie sich wieder am Haupttor des Parks.

„Also ...“, begann Jack zögernd und wippte ein wenig unschlüssig auf den Füssen hin und her. “Das war schön.“
„Ja, ein sehr schöner Nachmittag, Jack. Danke.“
„Hmm“, murmelte Jack leise. „Wo hast du geparkt?“, probierte er, die schwerfällige Verabschiedung aufzulockern.
„Dort, in diese Richtung. Und du?“, erwiderte Sara und ging auf seinen Versuch ein.
„Ähm, genau entgegengesetzt, an der Fillmore Street.“ Wieder lastete einen Augenblick Stille zwischen ihnen, bevor Jack sich endlich überwandt und sein eigentliches Anliegen vorbrachte: „Gut. ... Was meinst du, können wir das gelegentlich wiederholen?“ Vorsichtig schaute er zu Sara.
„Gerne, du weißt ja, wo ich zu erreichen bin.“ Ermutigend lächelte sie ihn an.
„Na dann ...“ Jack reichte ihr zum Abschied die Hand. Als Sarah sie ergriff, küsste er sanft ihre Wange. „Danke, dass du gekommen bist.“ Belustigt über seinen plötzlichen Überfall strich sie sich unbewusst über die Stelle, an der sie seine Lippen berührt hatten. Dann ließ Jack sie los, bevor er sich umwandte und davon ging.

Erstaunt blieb Sara stehen und sah ihm nach. Nach ein paar Metern drehte er sich nochmals zu ihr um. „Ich rufe dich an!“ Er zeigte sein typisches Grinsen, ...„in den nächsten Tagen!“, fügte er noch hinzu und winkte er ihr zum Abschied.

**********

Noch am selben Abend meldete er sich bei ihr. Sara hatte es sich gerade mit einem Buch und einem Glas Wein auf der Couch gemütlich gemacht, als ihr Telefon klingelte.

Jack zögerte kurz, als sie sich meldete. War dies wirklich klug was er hier tat? Ein wenig machte er sich Sorgen, dass er zu schnell vorging und sie sich bedrängt fühlen könnte. Aber die Stunden mit ihr waren schön gewesen. Zeitweise hatte er sogar die alte Vertrautheit zwischen ihnen gespürt und er war glücklich gewesen, dass sie einem Wiedersehen zugestimmt hatte.
„Hi, störe ich?“, fragte er abwartend.
„Jack?“ Überraschung schwang in ihrer Stimme mit. Er hatte zwar angekündigt, dass er sie anrufen würde, aber offensichtlich hatte Sara nicht so schnell damit gerechnet.
„Ich dachte, ... ich wollte, ...“, stammelte Jack und ärgerte sich, über seine aufkeimende Nervosität. Himmel, das war Sara! Jetzt frage sie endlich und stottere hier nicht herum, wie ein pickelgesichtiger Teenager!, rief er sich selbst zur Ordnung. Sich innerlich am Riemen reißend, konzentrierte er sich darauf den nächsten Satz in einem Hieb auszusprechen: „Hast du Lust am Montagabend mit mir Essen zu gehen? Ich meine“, unternahm der den Versuch, seine Einladung zu begründen, „du könntest vielleicht etwas Abwechslung und Aufmunterung gebrauchen, wenn du den ganzen Tag mit dieser Konferenz zugebracht hast.“
Für einen Augenblick blieb es ruhig in der Leitung.
„Sara?“
„Ähmm“, räusperte sich Sara, in der Bemühung ein wenig Zeit zu gewinnen. „Ich bin noch dran.“ Momentan war sie so verdutzt über sein Angebot, dass sie tatsächlich nicht genau wusste, was sie davon halten sollte. Einerseits war der heutige Tag mit ihm sehr nett gewesen, doch andererseits würde das Treffen mit den Stadtabgeordneten sehr anstrengend werden und ob sie danach noch Lust hatte wegzugehen, stand auf einem ganz anderen Blatt. Doch die Freude über seinen Anruf und die Einladung überwog und so sagte sie zu.

**********
Fünf Wochen später:

Jack befand sich gerade in seinem Auto, als sein Handy klingelte. Rasch setzte er den Knopf des Headset ins Ohr und drückte die Annahmetaste. Im Display hatte er bereits gesehen, dass es sich um einen Anruf von General Hammond handelte und er befürchtete bereits Schlimmes, ansonsten würde Hammond ihn nicht an seinem freien Tag kontaktieren. Seine Erwartungen wurden erfüllt, als der General ihm mitteilte, dass SG-8, die sich zu Forschungszwecken auf einem eigentlich unbewohnten Planeten befanden, mit ihrem täglichen Rapport überfällig und nicht erreichbar waren. Man hatte beschlossen, noch zwei Stunden abzuwarten, doch dann sollte SG-1 zu einer Aufklärungs- und möglichen Rettungsmission ausrücken. Zwischenzeitlich informierte der General den Colonel über den gestrichenen Urlaub seines Teams und beorderte ihn und den Rest seines Teams zurück ins SGC.

Jack fluchte. Den Kinoabend mit Sara konnte er vergessen. Seit dem Spaziergang hatten sie sich in den letzten fünf Wochen mehrfach getroffen und behutsam wieder eine zarte Freundschaft aufgebaut. Auch heute waren sie verabredet und Jack hatte sich seit Tagen auf diesen Abend gefreut. Sie wollten in irgend so eine Komödie gehen, die Sara von den Mädels aus dem Club empfohlen bekommen hatte.

Er hatte schon begonnen ihre Telefonnummer zu tippen, als er einen Blick aus dem Seitenfenster seines Autos warf. Hmm, der Challenger Club befand sich nur drei Blocks weiter. Er überlegte, ob er nicht direkt bei Sara vorbeifahren sollte. So konnte er sie - wenn auch nur kurz - wenigstens sehen. Außerdem würden sie seine Bemühungen, es ihr persönlich zu sagen, vielleicht ein wenig darüber hinwegtrösten, dass er ihren gemeinsamen Abend absagen musste.

Gesagt, getan. Ein paar Minuten später betrat Jack den Club. Da es bereits früher Nachmittag war, herrschte in den Räumen bereits ein munteres Treiben. Eilig hielt Jack einen der Jugendlichen an, der ihm mit zwei anderen entgegen kam. „Entschuldige, kannst du mir vielleicht sagen, wo ich Sara O’Neill finden kann?“ Aufmerksam musterte ihn der Junge von oben bis unten, bis er sich umdrehte und den Flur hinunter deutete: „Klar! Um diese Zeit finden Sie sie in ihrem Büro. Den Gang runter und dann das letzte Zimmer auf der linken Seite“, fügte er abschließend hinzu.

Jack bedankte sich und lief wie beschrieben den Flur hinunter. Vor dem besagten Zimmer blieb er stehen. Mit einem Blick überflog er das Namensschildchen an der Tür, bevor er anklopfte und auf ihren Ruf hin den Raum betrat.

„Hi, Sara. Ich …” Der Rest des Satzes erstarb, als er den Mann im Stuhl ihr gegenüber entdeckte. Er hatte ihn sofort wiedererkannt. Es war der Mann mit dem er sie damals zusammen in diesem Einkaufscenter gesehen hatte. Unbewusst bildete sich eine steile Falte zwischen seinen Augen, während er ihn neugierig musterte. Wer war dieser Kerl? Während er sich diese Frage stellte, nickte er dem anderen einen knappen Gruß zu. „Kann ich dich kurz draußen sprechen?“ Eindringlich sah er sie an.

**********

„Oh, bitte bleiben Sie doch“, entgegnete Roger freundlich und erhob sich. „Wir waren sowieso gerade fertig. Oder gibt es noch irgendetwas, das wir besprechen sollten, Sara?“ Sein Blick fiel auf Jack. Dann lächelte er Sara vieldeutig an und blieb auffordernd an ihrem Tisch stehen.

„Nein.“ Sie dachte kurz nach. „Nein, wir sind hier mit allem durch. Ich mache die Papiere fertig und lege sie dir später auf den Schreibtisch“, versicherte sie ihm schnell. Ihr Augenausdruck ermahnte ihn zum Gehen und besagte ein deutliches Verschwinde, endlich!

Doch Roger dachte gar nicht daran sich zurück zu ziehen. Doch nicht jetzt, wo sich ihm die einmalige Möglichkeit bot, etwas Neues über das Privatleben seiner Stellvertreterin zu erfahren. Etwas, dass sie bisher mit keinem Wort erwähnt hatte. Und dass dieser Besuch privater Natur war, davon war er hundertprozentig überzeugt. Saras Reaktion beim Eintreten des Mannes ließ daran für ihn keinen Zweifel übrig.

Er konnte schon gar nicht mehr sagen, wie oft er Sara vergeblich gebeten hatte mit ihm auszugehen. Doch wann immer er es probierte, hatte er einen Korb bekommen. Über die Jahre hatte er es aufgegeben und sie waren so etwas wie Freunde geworden.

Der letzte Mann an ihrer Seite war schon eine Weile her und Roger hatte schon vermutet, dass es wieder jemanden in ihrem Leben gab. In den vergangenen paar Wochen war sie ihm viel gelöster und glücklicher vorgekommen. Doch bisher hatte er noch keinen konkreten Hinweis darauf gehabt, es war mehr eine Vermutung gewesen.

„Willst du uns nicht vorstellen?“, fragte er gekonnt beiläufig. Doch seine Augen glitzerten verräterisch und zeigten, wie viel Spaß er an der Situation hatte.

Sara bedachte ihn mit einem strafenden Blick, der ihm klar machte, dass darüber das letzte Wort noch nicht gesprochen war, kam dann aber resignierend seiner Aufforderung nach: „Jack, das ist Roger Mason, der Leiter unseres Clubs und das ist mein geschiedener Mann, Jack O’Neill.“

Perplex gab Roger ihm die Hand. Saras Ex-Mann! Damit hatte er überhaupt nicht gerechnet. Aus ihren Personalunterlagen hatte er natürlich entnommen, dass sie einmal verheiratet gewesen war. Jedoch hatte sie ihren früheren Mann nie erwähnt und er hatte nicht das Gefühl gehabt, dass sie noch Kontakt zu ihm hatte. Seine Anspannung und sein nur notdürftig unterdrückter Wissensdurst spiegelten sich unverhohlen auf seinem Gesicht wieder, als er sich endlich, mit einem letzten Rest Anstand, verabschiedete: „Na dann, werde ich sie mal alleine lassen,“ verkündete er bedauernd, da ihm langsam die Vorwände zum Bleiben ausgingen. Zum Abschied nickte er Jack zu. Dann trat er aus der Tür: „Sara, wir sprechen uns noch!“ Damit verließ er endgültig den Raum.

Sara atmete erleichtert durch, doch sie war nicht die Einzige.

**********

Auch von Jack war eine Last abgefallen. Während er die verschiedenen Treffen mit Sara in den vergangenen Wochen sehr genossen hatte, stellte sich ihm nach und nach die bohrende Frage, nach dem Mann, in dessen Begleitung er sie gesehen hatte und welche Rolle dieser in ihrem Leben spielte. Da er Sara aber nicht verärgern oder sogar erneut vor den Kopf stoßen wollte, konnte er das Thema kaum zur Sprache bringen. Was für ein riesiges Glück, dass ihm der Zufall hierbei behilflich war.

Als Sara ihm den Mann als Roger Mason, ihren Chef vorstellte, fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Roger ..., dies war Roger? Jener Mann, der Sara so oft mit seiner allzu leichtfertigen Art auf die Palme brachte? Mr. Charming persönlich?

Natürlich waren ihm die vielsagenden Blicke und die Andeutungen auf seine Person nicht entgangen. Der Mann war tatsächlich so von sich überzeugt gewesen, dass er geglaubt hatte, er wäre dezent vorgegangen. Dazu noch dieses süffisante Lächeln ... Nope, keine Chance, Junge! Und wenn du der letzte Mann auf Erden wärest, bei Sara kannst du mit dieser Tour nicht landen!, grinste Jack zufrieden. Der Typ war keine Konkurrenz.

**********

„Es tut mir leid, Jack. Aber Roger benimmt sich manchmal einfach unmöglich“, versuchte Sara das merkwürdige Verhalten ihres Bosses zu rechtfertigen. Aus irgendeinem ihr unerfindlichen Grund heraus hatte sie das Bedürfnis, Jack die Sache zu erklären.

„Ahh, lass gut sein“, winkte Jack ab. „Außerdem bin ich mir relativ sicher, dass er bestimmt nachher sein Fett noch wegkriegt“, grinste er schelmisch und sah sie neckend von der Seite an.
„Worauf du dich verlassen kannst“, stieg sie in seinen leichten Tonfall mit ein und schüttelte, amüsiert darüber, dass Jack sie so gut kannte, den Kopf. Sie musste dringend mal ein ernstes Wörtchen mit Roger sprechen. Ihr Privatleben war ihre Sache und er hatte sich hier eben aufgeführt wie Miss Klatschweib persönlich.

„Warum bist du eigentlich vorbei gekommen, Jack?“, kehrte sie zu seinem plötzlichen Erscheinen zurück.
„Ich“, er zögerte für einen Moment. „Ich muss leider unsere Verabredung für heute Abend absagen. Mir ist etwas dazwischen gekommen.“ Bedauernd sah er sie an.
„Dein Job?“, wider besseren Wissens konnte sie nicht widerstehen, diese Frage zu stellen.
„Was sonst“, gab Jack zu und stieß schwer die Luft aus. „Ich melde mich bei dir, sobald ich zurück bin. Versprochen!“
„Okay, aber sieh zu, dass es nicht zu lange dauert“, erwiderte Sara kokett und Jack fragte sich, ob dieses kleine Lächeln, das sie hinterher schickte, eventuell als ein zaghafter Flirtversuch verstanden werden konnte?
Seiner Einschätzung nicht recht trauend, wiederholte er, beinahe schon eine Spur schüchtern: „Ich melde mich.“ Er winkte ihr zum Abschied.
„Ist gut. Bitte sei vorsichtig,“ rief sie ihm leise hinterher und eine altvertraute Besorgnis lag in ihrer Stimme.

Jack beeilte sich zu gehen. Es war beängstigend wie nah Sara ihm in den letzten Wochen gekommen war und ein wenig fürchtete er es auch. Doch zugleich wurde ihm bewusst, wie sehr er sich in der Vergangenheit, neben seiner Arbeit und den damit verbundenen Freunden, danach gesehnt hatte, wieder etwas zu finden, wofür es sich lohnte nach Hause zu kommen. Zum ersten Mal seit Jahren freute er sich auf die Rückkehr von einer Mission.

ENDE

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