A Christmas Carol by Nike
Summary: Cassie hat eine weihnachtliche Schulaufführung und freut sich schon sehr darauf. Ihre Freude wird jedoch getrübt, als Sam, Jack, Daniel und Teal'c absagen müssen. Cassie ist nach feinster Teenagermanier ziemlich sauer... Erwähnte ich, dass es seeeeehr frei nach Charles Dickens ist?
Categories: Stargate SG-1 Characters: Cassandra, Janet Fraiser, Multi-Chara
Genre: Hurt/Comfort, PoV, X-Mas
Challenges: Keine
Series: Keine
Chapters: 1 Completed: Ja Word count: 3710 Read: 2742 Published: 05.04.12 Updated: 05.04.12
Story Notes:
Sehr, sehr frei nach Charles Dickens und mehr oder weniger aus der Sicht von Cassie. Denen, die damit nicht vertraut sind, möchte ich kurz erklären, dass es darin um einen Mann geht, der allen das Weihnachtsfest vermiesen möchte. In der Nacht vor Heiligabend wird er dann von den Geistern der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft heimgesucht, die ihm, hübsch nacheinander, seine Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft vor Augen halten, wenn er so stur und egoistisch bleibt. Daraufhin erlebt er einen Sinneswandel und wenn er nicht gestorben ist... Zum bessern Erkennen der einzelnen Abschnitte, hab ich es drüber geschrieben. Auf dass es keine Verwirrung gebe. *g*
Ganz großer Dank geht an Sethos und Astra für Hilfe und Beta.*beide knuddel*

1. Kapitel 1 by Nike

Kapitel 1 by Nike
A Christmas Carol


"Das ist einfach nicht fair!" Mit Schwung und ohne Rücksicht auf Verluste schlug Cassie die Kühlschranktür zu, so dass die beiden Saftflaschen darin nur so aneinander schepperten.

"Cassandra!" Janet baute sich, die Hände in die Hüften gestemmt, vor ihrer Tochter auf. "So nicht, Fräulein!" Es reichte ihr langsam. Sie konnte verstehen, dass die 14-jährige enttäuscht war, es rechtfertigte jedoch nicht diesen Wutausbruch. Sie fragte sich, nicht zum ersten Mal, warum um alles in der Welt Teenager so schwierig sein mussten. Ob sie auch so war?

"Sie haben es mir aber versprochen!" Cassie zog eine Schnute, ihre Augen sprühten jedoch Funken.
"Du weißt, dass das so nicht stimmt. Colonel 'Neill sagte ausdrücklich, wenn nichts dazwischen kommt."
"Dann soll er das eben verschieben!"

Seufzend schüttelte die Ärztin den Kopf. Konnte oder wollte Cassie nicht verstehen?
"Glaubst du es würde ihm und den anderen nicht Leid tun?"

"Ja, das glaube ich." Provozierend lehnte sich das Mädchen gegen den Türpfosten. Janet atmete tief ein bevor sie, äußerlich ruhig, in ihrem Innern aber kurz vor dem Platzen stehend, antwortete.
"Wenn du wirklich so denkst, solltest du dir mal überlegen, welchen Job die vier haben und wer dich hier her gebracht hat."

"Das ist mal wieder so typisch!" Genervt stieß Cassie sich vom Türrahmen ab und rollte die Augen. "Dieser blöde Spruch musste irgendwann ja mal kommen!"

Janet platzte fast der Kragen. Sie sah ihre Tochter mit durchdringenden Augen an, versuchte den provokant aufmüpfigen Teenagerblick zu ignorieren. "Bevor du jetzt auf die äußerst dumme Idee kommen solltest mir an den Kopf zu werfen, dass ich dir ja nichts zu sagen hätte, würde ich dir dringendst empfehlen dich auf dein Zimmer zu verziehen, und erst wieder raus zu kommen, wenn du dich beruhigt hast. Wie lange auch immer das dauern mag."

"Tsss." Erhobenen Hauptes stolzierte das Mädchen in Richtung ihres Zimmers.
"Und in der Zwischenzeit denk mal darüber nach, ob du nicht gerade etwas zu egoistisch bist!"

Mit einem lauten Rums fiel die Tür hinter Cassie zu.
Zurück blieb eine Mutter, die sich gerade fragte wie lange die Pubertät bei ihrer Tochter wohl noch dauerte. Die Antwort darauf gefiel ihr leider ganz und gar nicht.

~*~*~*~*~

Cassie lag auf ihrem Bett und starrte missmutig aus dem Fenster. Draußen fiel der erste Schnee und die Chancen, dass er liegen blieb standen gut. Normalerweise würde sie sich nun die Nase an der Scheibe platt drücken, am liebsten jede Flocke einzeln bejubeln, es kaum erwarten können bis genug von der weißen Pracht die Erde bedeckte, um den ersten Schneemann zu bauen und mit ihrem Hund Benny im Schnee zu toben.

Heute interessierte es sie nicht. Sie war enttäuscht, wütend und traurig und das alles gleichzeitig. Benny stand neben ihrem Bett, betrachtete sie fast vorwurfsvoll aus großen braunen Hundeaugen. Sie beachtete ihn nicht, also fiepte er leise und machte ungeduldig einen Schritt auf sie zu. Das half, abwesend klopfte sein Frauchen nun mit der Hand auf die Bettdecke. Darauf hatte Benny nur gewartet. Schwanzwedelnd hüpfte er neben sie auf das Bett und schmiegte sich an sie, ihr Kraulen hinter seinen Ohren genießend.

Das war das erste, was er von Cassie gelernt hatte. Auf das Bett nur auf ihr Kommando und nur auf die Seite neben ihr, wo er von der Tür nicht sofort zu sehen war. Für den Fall, dass ihre Mom kam, denn eigentlich durfte Benny das nicht. Die verdeckte Lage und das Anklopfen gaben ihm dann genug Zeit, sich in sein Körbchen, das aus taktischen Gründen direkt neben dem Bett stand, zu flüchten.

Vor ihr lag ihr Tagebuch. Seufzend schlug sie eine neue Seite auf, nahm einen giftgrünen Stift zur Hand und begann damit, ihrem Tagebuch ihr Leid zu klagen.


Vergangenheit

Liebes Tagebuch

Heute habe ich, und das nicht zum ersten mal, die Erfahrung gemacht: Erwachsene sind blöd.

Gerade gab's einen mordsmäßigen Streit mit Mom, inklusive Geschrei und Türen knallen. Fehlt nur noch Hausarrest. Nein, ich will damit nicht sagen, dass Mom blöd ist... eher ihre Ansichten und die der anderen. Dieser Job ist wichtiger... wichtiger als was? Als so eine "simple" Schulaufführung? Als meine WEIHNACHTS-Aufführung? Hey, Weihnachten ist nur EINMAL im Jahr und nur in diesem EINEN Jahr wird meine Klasse das Krippenspiel aufführen! Und ich werde nur EINMAL den Engel spielen! Auf Mission können die jeden Tag gehen, wenn sie wollen!

Okay, im Moment würde ich eher so einen Typen mit leuchtenden Augen als einen Engel abgeben (entschuldige bitte, aber ich darf dir das nicht näher erklären. Dürfte ich schon, aber dann müsste ich dich verbrennen.)

Aber von Anfang an. Du weißt doch, dass eine Woche vor Heiligabend die diesjährige Weihnachts-Schulaufführung stattfindet? Blöde Frage, ich schreibe schließlich seit fast zwei Monaten von nichts anderem... Also, in nicht ganz einer Woche ist es endlich so weit. Ich bin schon jetzt tierisch aufgeregt!

Und stinksauer zugleich!

Heute Nachmittag rief nämlich Sam an. Ich wette, Jack hat sie vorgeschickt - oder ihr einfach den Befehl dazu erteilt - um mir zu sagen, dass sie, Jack, Daniel und Teal'c nicht kommen können. Ich habe erst gedacht, dass sie mich bloß ärgern wollte. Aber sie meinte das ernst! Kannst du dir das vorstellen?

Ich hab mich so darauf gefreut, dass sie alle vier gemeinsam kommen. Und dann bekomme ich eine Absage. Irgend eine sehr wichtige Mission stehe bevor. Worum genau es ging, das durften sie mir nicht sagen. Natürlich. Was soll's, daran hab ich mich gewöhnt. Und wenn ich ehrlich bin, ich glaube ich will es auch gar nicht wissen. Ich weiß so schon zu viel und manchmal noch, da träume ich Nachts schlecht.
Aber das ist ein anderes Thema.

Und diese Sache ist ausgerechnet an diesem Wochenende, auf das ich mich schon so sehr freute und auf das die ganze Klasse seit zwei Monaten hin gearbeitet und geübt hat.
Erst war ich total entsetzt und hab versucht, Sam davon zu überzeugen, dass sie unbedingt mit General Hammond reden muss. Die sollen das verschieben, wenigstens um einen Tag. Aber Sam hörte mir gar nicht richtig zu. Ich habe dann gleich versucht Jack anzurufen. Er ist ja der Stellvertreter von General Hammond, vielleicht könnte er ihn ja irgendwie überzeugen.

Und wenn er das nicht machen will, werde ich das nächste Mal, wenn Jack Geburtstag feiert auch erst sagen, dass ich komme und dann doch nicht hin gehn. Dann muss ich nämlich mit meinen Freundinnen shoppen gehen. So. Mal sehen, was er dann sagt.

Aber...
ich habe ihn gar nicht erst erreicht und Mom meinte nur, dass das eh nichts bringen würde. So ein blöder Mist aber auch. Da wollte ich dann am liebsten meine Wut heraus fluchen, aber dann hätte Mom sich nur wieder aufgeregt und ich hatte echt keinen Bock, mir auch noch 'ne Standpauke von wegen "so was sagt man nicht" anzuhören. Mann, ich bin kein kleines Kind mehr! Ich kann sagen was ich will.

Ich könnte ja dir die Seiten voll fluchen. Aber das ist bei weitem nicht so gut, wie es raus zu schreien. Ob ich noch mal kurz in den Park gehe? Besser nicht. Ist schon duster draußen und es würde nur noch mehr Ärger geben. Bei meinem Pech erwischt sie mich noch und dann gibt's doch noch eine Portion Hausarrest zu diesem Elend gratis dazu.

Bin ich froh, wenn ich erwachsen bin. Dann kann ich tun und lassen was ich will.

Jetzt bin ich nur noch enttäuscht. Mom wird mich sicher gleich zum Abendbrot rufen, aber ich hab keinen Hunger. Morgen ist keine Schule und ich könnte länger Fernsehen. Oder lesen? Mal sehen.



Sie unterbrach das Schreiben und warf seufzend einen Blick aus dem Fenster. Draußen war es mittlerweile stockdunkel und der Schnee fiel in dicken, schweren Flocken. Gedankenverloren kaute sie auf ihrem Stift und beobachtete die tanzenden Eiskristalle im grell wirkenden Schein der Straßenlaterne. Benny schlief fest, seine Hinterbeine zuckten und sie fragte sich, welcher der Nachbarkatzen er diesmal nachjagte.
Nach einer Weile wandte sie sich wieder ihrem Tagebuch zu.


Gut, die Feier wird natürlich trotzdem stattfinden. Aber es wäre um so vieles schöner gewesen, wenn Jack, Sam, Daniel und Teal'c auch dabei wären.

Wenigstens hat mir General Hammond ganz fest versprochen, dass Mom an dem Wochenende auf jeden Fall frei bekommt. Er hatte es mir in die Hand versprochen und obwohl Jack mir riet, dass ich mir das schriftlich geben lassen soll, hab ich darauf verzichtet. Das Wort eines so wichtigen Mannes reicht mir. Außerdem hab ich viel zu viel Respekt vor ihm und hätte mich das nun doch nicht getraut. Aber ich glaube auch, Jack hat das nicht wirklich ernst gemeint. Er macht gerne solche merkwürdigen Späße.

Aber wenn ich es mir recht überlege, dann hätte ich es mir mal besser von Jack schriftlich geben lassen sollen!

Wie auch immer. Für heute hab ich dir genug zugemutet.
Gute Nacht,

deine Cassie


Sie las alles noch ein letztes mal durch, legte den Stift weg und schloss das Buch. Gewissenhaft verstaute sie es an ihrem geheimen Platz.

~*~*~*~*~

"Cassie, Abendbrot!"
Schon am Tonfall erkannte Cassie, dass ihre Mom noch immer leicht sauer war.

Mit einem Satz hüpfte Benny aus dem Bett und hinein in seinen kalten Hundekorb. Er legte den Kopf auf die Pfoten und stellte sich schlafend. Sie grinste wegen seiner Reaktion und streichelte ihn. "Hast du fein gemacht, Benny." Jack wäre stolz auf ihn.
Sie öffnete die Tür einen kleinen Spalt und erwiderte mürrisch: "Hab keinen Hunger."

"Wie du willst", ertönte es gleichgültig aus der Küche. "Wenn ich abgeräumt habe, gibt's nichts mehr." Das war eine Tatsache und Cassie wusste das. Nicht zum ersten Mal hatte sie keinen Hunger, oder besser gesagt - war schlichtweg zu bockig um ihrer Mom anschließend in der Küche zu helfen und sich dabei eine, aus der Sicht ihrer Mutter sicher gut gemeinte, Mutter-Tochter-Versöhnungs-Rede anzuhören. Davon wurden ihre Probleme nicht gelöst und Sam, Jack, Daniel und Teal'c auch nicht zur Aufführung erscheinen. Also rief sie ein simples "Gute Nacht" als Antwort und schloss die Tür.

Im Bad war sie schnell fertig und wenige Minuten später schlüpfte sie in ihrem allerliebsten Snoopynachthemd unter ihre Kuscheldecke. Benny hob nur einmal kurz den Kopf, registrierte, dass nun Schlafenszeit war und versuchte erst gar nicht, wieder zu seinem Frauchen ins Bett zu hüpfen.

Das Buch, das sie eigentlich lesen wollte, kam ihr fast vor wie Fachchinesisch, immer wieder kreisten ihre Gedanken um die Schulaufführung, Sams Anruf und den Streit mit ihrer Mutter.

In letzter Zeit kam das immer häufiger vor. Sie verstand die Erwachsenen nicht mehr und hatte auch oft das Gefühl, dass die Erwachsenen sie selbst nicht verstanden. Sie fühlte sich bedrängt und alleine zugleich. Nicht dass sie das Gefühl hatte, dass ihre Mom sie nicht liebte oder niemand sie mochte. Nein, nur verstehen, das konnte sie anscheinend keiner.

Seufzend legte Cassie das Buch weg, wünschte Benny eine gute Nacht, löschte das Licht und kuschelte sich in ihre Kissen. Es dauerte gar nicht lange und sie war eingeschlafen.


Gegenwart

Heute war es endlich soweit und sie freute sich riesig!
Lächelnd stand Cassie neben dem Bühnenaufgang und spähte ungeduldig in den Zuschauerraum. Die Reihen füllten sich stetig mit stolzen Eltern, gelangweilten Geschwistern, gerührten Großeltern, neugierigen Tanten und Onkeln, die sich etwas schöneres vorstellen konnten als eine Schulaufführung.
Und Freunden, die doch kommen konnten!

Sie hatte es tatsächlich geschafft, und Jack solange mit großen Kulleraugen becirct, bis dieser sich schließlich geschlagen geben musste und zum Telefonhörer griff. Es war ein langes Gespräch, lang und erfolgreich! Und er hatte sich gleich an den Mann gewandt, der in diesem Land das sagen hat: den Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika. Jack hat ihn an seine eigenen Kinder erinnert und daran, wie stolz er bei einer Schulaufführung von ihnen mit Sicherheit sei. Die Mission konnte warten, was sind schon 24 Stunden!
Und dann war die Sache erledigt.

Gerade betrat Jack den Saal. Er sah sich kurz um, als wolle er die Lage durchchecken. So viele Leute waren ihm nicht geheuer. Dicht hinter ihm schob sich Sam herein, ebenfalls mit schnellen Augen alles überblickend, in der Hoffnung die Freundin in dem Chaos irgendwo auszumachen. Cassie winkte wie wild und während Daniel irgendwie verloren wirkend einfach mal mitten im Eingang stehen blieb, war Teal'c schon dabei einen Weg zu einer Reihe zu bahnen, in der Janet wartend saß und die vier Plätze neben sich frei hielt.

Kichernd beobachtete Cassie, wie Jack die Augen verdrehte, Daniel am Arm packte und ihn kurzerhand hinter sich her zog. Sam winkte ihr kurz zu und umarmte Janet. Bis zur Aufführung dauerte es noch etwas, genügend Zeit um die Freunde zu begrüßen.

"Hey, wow! Du siehst toll aus!" Jacks Kompliment zauberte ihr rote Wangen, Sam nickte zur Bestätigung.
"Bist du nervös?"
"Nö, nicht mehr. Dafür ist Mom jetzt diejenige mit Pudding in den Knien." Cassie grinste ihre Mutter an. Janet verdrehte nur die Augen.

"Wozu benötigst du diese Flügel, Cassandra?"
"Weil ich einen Engel spiele, Teal'c."
"Wie nennt ihr den Vogel, dem die Flügel gehörten?"
"Frag Jack."
"O'Neill, wie nennt ihr den Vogel..."
"Frag Carter."
"Major Carter, wie..."
"Das ist nicht fair!" Gespielt böse boxte Sam Jack an die Schulter. Der ließ es sich nicht nehmen, ihr zur Revanche in die Seite zu pieken um dann versöhnlich den Arm um sie zu legen. Cassie grinste selig, als sie das beobachtete.

"Komm mit Teal'c." Daniel nahm sich des neugierigen Jaffas an. "Ich erkläre es dir." Wer weiß, was Jack ihm wieder auftischen würde. Er zog ihn zur Seite und klärte ihn auf.

Mrs. Parker, Cassies Lehrerin, kam auf ihre Schülerin zugeeilt. "Cassie, da bist du ja. Ich hab dich schon gesucht..." Und währen sie ihren Engel vor sich her schob, zupfte sie noch nervös am Heiligenschein herum. "Los, los, die anderen warten schon!" Und weg waren sie.
Die vier Freunde gesellten sich zu Janet, die zusehends nervöser wurde. Sie nahmen Platz und warteten ungeduldig, bis sich der Vorhang hob.

Die Kinder gaben ihr Bestes und während die Heiligen drei Könige dem Stern folgten, der ihnen den Weg wies, geschah es.

Plötzlich erschien ein helles Licht, begleitet vom wum-wum-wum herabsausender Ringe. Während die Zuschauer noch dachten, dass das zur Vorstellung gehöre und gleich der Engel erscheinen würde war sechs Menschen im Saal sofort klar, dass das Licht alles andere als einen Engel erscheinen ließ.

Noch während die Ringe dabei waren sich wieder zu heben und scheinbar im Nichts zu verschwinden, erkannte Cassie die Gefahr, jedoch unfähig zu reagieren.

Schräg vor ihr auf der Bühne standen vier Jaffa in Rüstung und mit Stabwaffe mit dem Rücken zueinander, eine fünfte Person schützend in ihrer Mitte umringend. Obwohl Cassie diese Person nur von hinten sah, wusste sie sofort wer er war. Ganz in Gold gekleidet... Apophis!

Irgendjemand schrie etwas, das brach den Bann in Cassie und sie warf sich instinktiv mit einem Satz hinter den solide aussehenden Stall, der in Wahrheit doch nur aus Styropor und Gips bestand. Ihr Aufprall auf den Brettern der Bühne war hart und ihr einziger Gedanke galt...


"Mom!"
Erschrocken setzte sich das Mädchen auf und musste feststellen, dass sie vor ihrem Bett auf dem Teppichboden saß. Die ganze linke Seite tat ihr weh und zu allem Überfluss war ihr kalt. Benny saß neben ihr, den Schwanz eingeklemmt und leise winselnd, als wüsste er, was sein Frauchen aus dem Bett geworfen hatte.

Cassie sah sich in ihrem von der Straßenlaterne vor ihrem Fenster in schummriges Licht getauchten Zimmer um. "Puh, was für ein Traum", stellte sie erleichtert fest. Benny nahm ihre leisen Worte zum Anlass, sich an sie zu kuscheln und die Gelegenheit zu nutzen, ihr freudig übers Gesicht zu schlabbern.
Cassie schlang die Arme um ihren vierbeinigen Freund und genoss die Wärme, die von seinem Körper ausging.

Nach einer Weile, in der sie zu der Erkenntnis kam, dass das mit Apophis, den sie eigentlich nur aus einer recht vagen Bemerkung von Teal'c kannte, nur passieren konnte, weil sie SG-1 dazu überredet hatte die Mission zu verschieben und statt dessen lieber zu ihrer Aufführung zu kommen, verkroch sie sich wieder in ihr Bett. Nicht ohne sich vorher noch den Wecker zu stellen. Sie hatte noch etwas gerade zu biegen.

Am nächsten Morgen wurde Janet vom einem ganz besonderen Duft, einer Mischung aus frischem Kaffee und gebackenen Brötchen, geweckt der von dem Tablett ausging, das neben ihrem Bett auf einem Stuhl stand und liebevoll mit selbst ausgeschnittenen, roten Papierherzchen zwischen Ei, Marmelade, Wurst und Käse dekoriert war.


~*~*~*~*~

Major Samantha Carter hing mehr in ihrem Stuhl als dass sie saß, das bandagierte Handgelenk mit dem gesunden Arm stützend zwang sie sich fast dazu, die Augen offen zu halten. Neben ihr am Tisch hatte der Colonel mittlerweile den Kopf auf seine Arme gelegt, das Bein mit dem angeschlagenen Knie unter dem Tisch weit von sich gestreckt, döste er vor sich hin. Daniel hatte seine Brille abgenommen, massierte erst müde seine Nasenwurzel, betastete dann vorsichtig die große Beule an seinem Hinterkopf. Sogar Teal'c sah man an, dass er nicht mehr ganz fit war, missmutig betrachtete er die Schlinge, die seinen linken Arm in Ruhestellung hielt. Er wollte die Schlinge eigentlich nicht, aber Dr. Fraiser konnte sehr überzeugend sein...

Unterm Strich war die Mission jedoch erfolgreich verlaufen. SG-1 hatte den Plan, den Apophis ausgeheckt hatte, in letzter Minute vereitelt und dadurch nicht nur den Tok'ra, die den entscheidenden Hinweis gaben, dass Apophis früher als gedacht zuschlagen wollte, einen Gefallen getan. Das Team war zwar etwas lädiert aber in einem Stück nach Hause gekommen.

Die Besprechung fiel kurz aus und war, dank Hammond, schnell zu Ende. Nun saßen die vier in der Kantine und genossen bei einer Tasse Kaffee die Ruhe nach der Hektik der letzten beiden Tage und die Tatsache, dass sie eine ganze Woche Urlaub hatten.

Zukunft

"Sagt mal," unterbrach Sam das kollektive Schweigen. "Wisst ihr, dass übermorgen die Weihnachtsaufführung von Cassie ist?" Das war es dem Colonel Wert, ein Auge zu öffnen.

"Stimmt!" Daniel setzte seine frisch polierte Brille auf.
"Cool, dann können wir ja doch hin." Jack war mit einem mal hellwach und seine Augen funkelten vor Freude. "Ihr kommt doch mit, oder?"

Seine Freunde nickten der Reihe nach, was Daniel sogleich bereute. Scharf zog er die Luft ein und befühlte erneut seine Beule. Sam strahlte, sie konnte sich die Freude des Mädchens über diese gute Nachricht lebhaft vorstellen. Ihr war die Enttäuschung bei der telefonischen Absage nicht entgangen. Deshalb freute sie sich jetzt um so mehr.

"Ich werde gleich Janet Bescheid geben, sie kann es Cassie sagen. Oh Mann, die Kleine wird vor Freude ganz aus dem Häuschen sein!" Sie schickte sich an aufzustehen.

"Ah!" Mit erhobenen Hand gebot Jack ihr, sitzen zu bleiben. "Sie werden das hübsch bleiben lassen, Carter."
"Sir?" Völlig entgeistert betrachtet sie ihren CO, entdeckte nun ein vergnügt-freches Leuchten in seinen Augen. Er holte tief Luft und erklärte ihr:

"Einen Tag nach der Absage erzählte Dr. Fraiser mir, wie enttäuscht Cassie darüber war. Ich konnte das natürlich nicht ändern." Sam nickte bestätigend, auch sie hatte das zu hören bekommen.
"Sie erzählte mir aber auch, welchen Aufstand die Kleine gemacht hatte und, ich gebe es gerne zu, der Doc tat mir richtig Leid. Und deshalb soll Cassie auch nicht erfahren, dass wir nun doch kommen können. Sie soll ruhig denken, dass wir nicht da sind und ein bisschen enttäuscht darüber sein."

"Um so größer wird ihre Freude sein, wenn wir doch aufkreuzen!" Sam grinste, ihr gefiel die Idee. Auch Daniel fanden Gefallen an dieser Überraschung, Teal'c beugt leicht den Kopf als Zustimmung.
"Genau. Das einzige was Sie jetzt tun dürfen, ist Dr. Fraiser zu bitten, Cassie nicht zu sagen, dass wir kommen."

~*~*~*~*~


Noch schnell frühstücken und dann nichts wie los - die letzte Besprechung vor der Aufführung, die in drei Stunden beginnen sollte, stand an. Cassie war so aufgeregt, dass sie den Orangensaft statt in ihr Glas in ihre Froot-Loops goss.

"Oh, so ein Mist!" Sie sah sich nach ihrem Hund um. "Benny! Komm her, lecker Frühstück!" Benny kam schwanzwedelnd an, schnupperte an der merkwürdigen Mischung und schenken seinem Frauchen einen vorwurfsvollen Blick. Zu seinem Leidwesen bekam diese das nur am Rande mit.

Fröhlich vor sich hin pfeifend nahm sie sich eine neue Portion und schüttete die Milch drüber als ihre Mutter gerade mit der Zeitung zur Tür herein kam. "Du könntest ihm ruhig was ordentliches zu Fressen geben", stellte sie lächelnd fest. "Keine Zeit, Mom." Ein Löffel Froot-Loops verschwand in ihrem Mund.

"Dann musst du dir die Zeit eben nehmen. Benny hat auch Hunger, ob du nun aufgeregt bist oder nicht."
"Isch weiff." Sie erwiderte den tadelnden Blick ihrer Mutter mit großen Kulleraugen, schluckte bevor sie bettelte. "Bitte Mom... nur heute, ja? Ich muss mich echt beeilen." Sprachs und schaufelte die nächste Ladung in den Mund.

Janet nickte ergeben und seufzte lächelnd. Wenn sie Cassie dafür schneller aus dem Haus bekam... Sie musste sich nämlich arg zusammenreißen um sich Cassie gegenüber nicht zu verraten.
"Bist du eigentlich immer noch sauer, weil die vier nicht kommen können," fragte sie ihre Tochter scheinheilig während sie sich Kaffee einschenkte.

Cassie hielt kurz inne und betrachtete nachdenklich die bunten Frühstücksringe, die sich mittlerweile mit Milch voll gesogen hatten und nun fast doppelt so dick waren.. "Nein, nicht mehr." Sie rührte in der Schüssel. "Ich war schon sauer, nach Sams Anruf", gab sie zu. "Aber ich weiß ja, dass ihr Job sehr wichtig ist und dass sie alle kommen würden, wenn es möglich wäre." Leise fügte sie hinzu: "Hoffentlich geht es ihnen gut."

Die Sorge um ihre Freunde überspielend, warf sie schnell einen Blick auf die Küchenuhr an der Wand.
"Oh Mist!" Mit einem Satz sprang sie auf und wäre fast über Benny gestolpert. Janet schüttelte lächelnd den Kopf. Himmel, was war das Kind aufgeregt! Wenn sie wüsste... dachte sie noch, als sie ihre Tochter dabei beobachtete, wie sie sich den letzten Löffel Froot-Loops in den Mund schob und gleichzeitig geschickt in ihre Winterjacke schlüpfte.

Wenn sie wüsste, dass sich in einer Stunde Sam, Daniel und Teal'c bei Jack zu Hause treffen würden um sich gemeinsam auf den Weg zur Weihnachtsaufführung zu machen...

"Bis später, Mom!" Eine knappe Umarmung, dem Hund hektisch über das Fell gewuschelt - und schon war sie weg. Janet seufzte lächelnd und nahm einen Schluck Kaffee. Ein Blick auf die Uhr verriet ihr, dass sie noch etwas Zeit hatte, ehe sie sich für den für ihre Tochter so wichtigen Auftritt passend anzog.
Und endlich bekam auch Benny sein sehnsüchtig erwartetes Frühstück.



Ende


End Notes:


Ich wünsche euch allen ein besinnliches, friedliches Weihnachtsfest mit allen Menschen die euch am Herzen liegen und einen guten Start ins neue Jahr 2008.


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