Weihnachtsengel by Nike
Summary: Was tun, wenn ein kleiner Junge Hilfe braucht aber nicht mit Fremden reden darf? Sam weiß sich zu helfen.
Categories: Stargate SG-1 Characters: Own Character, Samantha Carter (SG-1)
Genre: Friendship, General, X-Mas
Challenges: Keine
Series: Keine
Chapters: 1 Completed: Ja Word count: 2041 Read: 2170 Published: 05.04.12 Updated: 05.04.12
Story Notes:
Ganz lieben Dank an alle, die mir bei der Entstehung dieser FF auf die Sprünge geholfen haben! *knuddel* Hab euch lieb! Ein *festeknuddel* an meine Beta Astra.

1. Kapitel 1 by Nike

Kapitel 1 by Nike
Weihnachtsengel


Es war kalt, aber noch nicht kalt genug und der Schnee, der in dicken schweren Flocken vom grauen Himmel fiel, verwandelte sich auf den Strassen umgehend in Schneematsch. Träge wischten die Scheibenwischer die Masse von Sams Windschutzscheibe. Es schien, als hätte die halbe Stadt sich dazu entschlossen, ausgerechnet heute, an Sams einzigem freien Tag, das Einkaufszentrum zu stürmen. Sam witterte eine Verschwörung.

Sie hatte schon sechs Ehrenrunden auf der Suche nach einer freien Lücke auf dem recht großen aber völlig überfüllten Parkplatz gedreht, als sie endlich fündig wurde - und ausgerechnet da musste eine Frau ihren mit Einkaufstüten vollbepackten Ehemann vor ihr über die Straße zerren. Mit dem Ergebnis, dass ein anderer Suchender schneller war.

"Aaach! Geh zu Sokar", fluchte sie leise vor sich hin und bereute es sofort. Das war nicht gerade die feine Art und schon gar nicht eine Woche vor Weihnachten. Sam seufzte lächelnd, sie arbeitete eindeutig schon zu lange mit Colonel O'Neill zusammen, konnte sein vorwurfsvolles "Carter!" geradezu hören.

Schweren Herzens wollte Sam schon aufgeben, da bot sich ihr eine neue Gelegenheit. Aber ihre Geduld wurde auf eine harte Probe gestellt. Ungeduldig trommelte Sam mit den Fingern auf das Lenkrad. "Nun mach schon! Oder soll ich dir zeigen wie man rückwärts rausfährt?" Dieser Vorschlag ging an einen Typen, der es einfach nicht gebacken bekam aus der wohl einzigen noch freien Parklücke zu fahren.
Sam schüttelte den Kopf, wo war Thor wenn man ihn brauchte?

~*~*~*~*~*~

Zu den Klängen von "Jingle Bells" suchte Sam die Weihnachtsgeschenke für ihre Freunde. Sam meinte den Duft von frisch gebackenen Zimtsternen wahrzunehmen und überall waren bunte Lichterketten und mit roten Bändern und kleinen goldenen Glöckchen verzierte Tannengirlanden angebracht.

Für Daniel und Cassie hatte sie schon etwas gefunden. Als nächstes wollte sie in die Spielwarenabteilung, da würde sie mit Sicherheit etwas für ihre Nichte und ihren Neffen finden. Und für den Colonel, dachte sie grinsend bei sich als sie an einem Regal mit Simpson-Figuren vorbei kam. Nein, für ihn hatte sie schon etwas anderes im Sinn.

Gerade wollte sie in den nächsten Gang, als sie einen kleinen, etwa fünf Jahre alten Jungen bemerkte, der alleine am Regal bei Lisa und Bart stand und dabei recht verloren wirkte. Dicke Tränen liefen an seinen Wangen hinab, während er mit den Händen den Saum seines Pullovers bearbeitete. Er stand einfach da, weinte lautlos dicke Kullertränen und starrte auf seine Schuhe. Erst dachte Sam, der Kleine hätte seinen Wunsch nicht erfüllt bekommen und würde deshalb vor Lisa und Bart stehen und weinen, aber als er Sams Blick bemerkte und zu ihr aufsah, da sah sie eine andere Art der Traurigkeit in seinen Augen.

Stumm sah er Sam einfach nur an, wollte eine Frage stellen und traute sich offensichtlich nicht. Sam beschloss, der Sache auf den Grund zu gehen.
"Hey." Keine Antwort. "Bist du alleine hier?" Wieder nichts. Aber sein Blick sprach Bände. Hier stand ein kleiner trauriger Junge alleine rum und irgendwo in diesem riesigen, überfüllten Einkaufszentrum war garantiert eine Mutter oder ein Vater auf der Suche nach Junior. Sam war fest entschlossen, das zu ändern.

Sie betrachtete den kleinen Kerl, der langsam einen Schritt von ihr zurückwich und wieder den Saum seines Pullovers bearbeitete, die für ihn fremde Frau aber aus den Augenwinkel musterte.
Sam erinnerte sich daran, als sie noch klein war. Ihre Mom hatte ihr eingeschärft, mit keinem Fremden zu reden oder gar mitzugehen. Das schien auch bei diesem kleinen Mann ein Teil der Erziehung zu sein.

"Lass mich raten, du darfst nicht mit Fremden reden", sprach sie leise ihre Gedanken aus und bekam ein schüchternes Nicken zur Antwort. "Das hat dir bestimmt deine Mom beigebracht. Und sie hat vollkommen Recht damit." Jetzt hob der Junge den Kopf und sah Sam zum ersten Mal bewusst hilfesuchend an.

Diese Frau schien ganz nett zu sein. Trotzdem - er hatte die Worte seiner Mom noch gut im Ohr. Leider hatte er bei dem falls-wir-uns-aus-den-Augen-verlieren-sollten-Teil nicht so ganz zugehört. Was sollte schon passieren? Er war schließlich schon ein großer Junge. Nein, seine Aufmerksamkeit galt mehr dem wunderschön geschmückten Weihnachtsbaum, unter dem viele bunte Päckchen lagen, den überall blinkenden Lichtern, Santa Claus, der allen Leuten "Ho ho ho! Fröhliche Weihnachten!" wünschte und dabei mit einem silbernen Glöckchen bimmelte und vor allem der Modelleisenbahn, die durch eine wunderschöne Winterlandschaft fuhr und sogar echten Rauch aus ihrem winzigen Schornstein blies!

Und nun stand er da und wusste nicht, was er tun sollte.

Der Junge zog geräuschvoll die Nase hoch. Sam kramte in ihrer Handtasche und förderte ein sauberes Taschentuch zu Tage, hielt es ihm hin. Oh. Sie hatte den Zusatz "Auch nichts von Fremden annehmen" vergessen. Der Kleine drehte sich von Sam weg und fuhr nun verlegen mit dem Finger am Regal hin und her. So kam sie nicht weiter. Immer noch weinte er lautlos, aber ein lauter Schluchzer signalisierte nun, dass er nicht mehr lange Herr über seine Verzweiflung sein würde.

Sam betrachtete nachdenklich die Figuren im Regal hinter dem Jungen. Ihr Blick wanderte von Marge mit der kleinen Maggi zu Homer mit Couch und Fernseher, dann zu Lisa mit ihrem Saxophon - und blieb bei Bart mit seinem Skateboard hängen. Ihr war gerade eine Idee gekommen...

Scheinbar uninteressiert nahm Sam eine Bart-Puppe vom Regal, drehte sie in der Hand hin und her und beobachtete den Kleinen heimlich aus den Augenwinkeln. Dann ging sie in die Hocke, direkt neben dem Jungen. Was bei einem großen Jungen Eindruck hinterließ, konnte ihr bei einem kleinen Jungen vielleicht weiterhelfen. Der Colonel wäre stolz auf sie.

"Das ist Bart, kennst du ihn?" Der Kleine drehte sich halb zu ihr um und Sam musste schmunzeln, angesichts dieses fast schon beleidigten Blickes den er ihr zuwarf. Sie wertete es als ein "Ja".
"Bart kennt dich aber nicht. Würdest du ihm deinen Namen verraten?" Sams sanfte Stimme schien ihn etwas zu beruhigen. Er räusperte sich und nuschelte: "David."

Sam lächelte, unheimlich stolz auf sich den richtigen Ton getroffen zu haben. Der erste Schritt war gemacht.
"Ich bin Sam", erklärte sie David. "Nun, eigentlich Samantha. Aber meine Freunde nennen mich Sam." Sie redete in einem lockeren Plauderton, besah sich Bart dabei interessiert.

"Hast du auch ein Skateboard?" Sam wagte es, einen vorsichtigen Blick zu David zu riskieren. Erst haderte er mit sich selbst, dann nickte er. Schließlich sprach er ja nicht mit der fremden Frau die Sam hieß.

"Mein großer Bruder hatte auch eines. Aber der ist überhaupt nicht damit zurecht gekommen." Okay, das stimmte nur zum Teil. Anfangs kam er nicht damit klar... Erfreut bemerkte sie, wie für einen kurzen Augenblick der Hauch eines Lächelns über das kleine Gesicht huschte. Dann wurde es auch schon wieder ernst. Sam beschloss, nun alles auf eine Karte zu setzen.

"Bart würde gerne wissen, wo deine Mom ist." Sie erhielt keine Antwort und dachte schon, dass sie etwas zu vorschnell die ultimative Frage gestellt hätte und der Kleine sich ihr nun ganz verschließen würde. Gerade wollte sie sich einen anderen Plan ausdenken, als sie doch noch eine Antwort erhielt.

"Weiß nicht." Das war alles, aber der Ton in dem er es sagte, veranlasste sie dazu ihn anzusehen. David erwiderte ihren Blick traurig und seine Unterlippe fing leicht an zu zittern. Sam ahnte nichts Gutes, gleich würde er losheulen. Noch in paar Tränen mehr bahnten sich ihren Weg über seine Wangen, ein Schluchzer schüttelte den kleinen Körper.

Wieder zog er geräuschvoll die Nase hoch und Sam hielt ihm das Taschentuch erneut hin. Er betrachtete es unsicher, zögerte noch. "Ist nur ein Taschentuch, David. Ich will ja nicht, dass du mit deiner Mom vielleicht Ärger bekommst weil du deinen Ärmel benutzt hast." Sie sah ihn wieder an und lächelte. "Also meine Mom wäre deswegen schon sauer."

Er seufzte, nahm das Taschentuch schnell aus ihrer Hand und putzte sich so kräftig die Nase, dass Sam schon fürchtete er würde es in Fetzen schnäuzen.
"Danke", murmelte er, hielt ihr das benutzte Taschentuch hin. Sam runzelte die Stirn und lehnte dankend ab. "Kannst es gerne behalten, ich hab noch jede Menge davon." Sie klopfte zur Bekräftigung ihrer Worte auf ihre Handtasche. Etwas umständlich stopfte er es in seine Hosentasche.

"Ist deine Mom mit dir hier in dieses Geschäft gekommen?" David nickte. "Aber du hast sie aus den Augen verloren?" Abermals nickte er und wieder standen ihm Tränen in den Augen.

"Ich weiß, deine Eltern wollen nicht, dass du mit Fremden sprichst und das ist auch absolut richtig so. Auch dass du mit niemandem mitgehst den du nicht kennst. Ich kann dir vielleicht helfen deine Mom zu finden, wenn du willst. Du brauchst dafür nicht mit mir zu reden und vor allem nicht mit mir mitzugehen." Sam machte eine kurze Pause und sah zu ihm herüber.

"Das einzige was du dafür tun musst, ist hier stehen zu bleiben." Sie deutete mit dem Daumen über ihre Schulter auf die Figuren der Simpsons. "Hier, bei Bart und Lisa. Was meinst du dazu?"
David zuckte mit den kleinen Schultern. Sam erhob sich wieder.

"Okay. Ich werde kurz weggehen. Bleib du einfach nur hier stehen, ja? Ich werde deine Mom rufen lassen und ihr sagen, dass du bei Lisa und Bart wartest. Dann weiß sie genau wo du bist und kann dich abholen. Verstehst du das?" David nickte. "Gut. Wenn du weggehst, kann deine Mom dich aber nicht finden. Also spiele einfach eine Weile mit Bart." Sie drückte ihm die Figur in die Hand. "Oder erzähle ihm was du dir zu Weihnachten wünschst, ja?"

Der Kleine nickte und wandte seine Aufmerksamkeit Bart zu. Im Weggehen sah Sam sich noch einmal kurz um und registrierte zufrieden, wie David sich auf die Knie setzte und mit Bart zu spielen begann.

Kurze Zeit später ertönte eine Durchsage:
"Der kleine David sucht seine Mutter. Er ist etwa fünf Jahre alt, trägt Blue-Jeans und einen dunkelgrünen Pullover. Bitte kommen Sie zur Information. Ich wiederhole..."

Es dauerte nicht lange, da kam eine junge Frau auf die Informationstheke zugeeilt. So aufgelöst wie sie war, handelte es sich dabei mit Sicherheit um Davids Mutter. Als sie näher kam, stutzte Sam. Sie kannte diese Frau doch irgendwo her? Wenn sie sich nicht irrte, hieß sie Betty. Die Dame an der Information kannte sie aber nicht und obwohl es sich bei dieser völlig aufgelöste Frau ganz offensichtlich um die Mutter handelte, musste sie dennoch sicher gehen. Vorschriften eben.

"Entschuldigen Sie bitte, Madam. Würden Sie mir bitte den Pullover des Jungen etwas genauer beschreiben?" Zuvor hatte sie sich nach Besonderheiten erkundigt und den Pullover mit "grün" zu beschreiben, war eine leichte Untertreibung.

"Ein Löwe, die Mähne ist flauschig und seine Nase ist aufgenäht und aus Leder, so dass man den Eindruck hat..." Sam nickte der Frau hinter der Theke zu. Flehende Blicke aus großen blauen Augen trafen Sam, als sich die aufgelöste Mutter nun an sie wandte. "Bitte, wo ist David"? Dann stutzte sie. "Sagen Sie, kennen wir uns nicht?" Immer noch war sie zu aufgeregt um die Frau zu erkennen.

"Stimmt. Mein Name ist Samantha Carter und wir sehen uns in schöner Regelmäßigkeit. Nämlich immer dann, wenn meine Haare zu lang geworden sind." Die Erkenntnis stahl sich in Form eines Lächelns in das Gesicht der jungen Mutter. "Richtig! Und Sie haben meinen David gefunden, ja?"
Sam nickte lächelnd und legte ihr beruhigend die Hand auf den Arm.

"Im Moment ist er gerade in der Spielwarenabteilung und spielt mit Lisa und Bart."
"Mit wem?" Im ersten Moment wusste sie gar nicht, wen Sam damit meinte. Sam hakte sich bei Betty unter und zog sie mit sich.

Nicht nur Sam atmete erleichtert auf, als sie um die Ecke in die Spielwarenabteilung bogen und David am Boden kniend vorfanden. Sie kamen gerade rechtzeitig, denn David begann das Interesse an seinen Spielkameraden zu verlieren. Er kniete da und starrte auf Bart hinunter ohne ihn wirklich wahrzunehmen. Als er die Stimme seiner Mutter hörte, die erleichtert seinen Namen rief, ruckte sein Kopf sofort in ihre Richtung und mit einem lauten "Mom!" sprang er auf, ließ Bart achtlos zu Boden fallen und rannte seiner Mom in die offenen Arme.

Sam stand da und musste unwillkürlich schlucken, so sehr rührte sie diese Szene. Sie fühlte sich gerade so richtig gut. David strahlte sie über die Schulter seiner Mom hinweg überglücklich an. Sie zwinkerte ihm kurz zu, dann drehte sie sich um und verschwand in der Menge.

Ende
Diese Geschichte wurde archiviert am http://stargatefanfic.de/viewstory.php?sid=2180