Voraussehungen by JolinarJackson
Summary: Alpträume sind nicht ungewöhnlich, wenn man für das SGC arbeitet, aber die, die Daniel in letzter Zeit hat, lassen ihn ziemlich verstört zurück.
Categories: Stargate SG-1 Characters: Daniel Jackson (SG-1), Jack O’Neill (SG-1)
Genre: Action, Angst, Drama, Slash
Challenges: Keine
Series: Keine
Chapters: 1 Completed: Ja Word count: 10531 Read: 2413 Published: 31.03.12 Updated: 31.03.12
Story Notes:
Diese Story ist auf der Seite ’The Comfort Zone’ (www.sg1hc.com) erschienen und trägt den Titel ‘Premonition’
Warnung: Slash! Wer’s nicht lesen will, sollte es auch nicht tun!

1. Kapitel 1 by JolinarJackson

Kapitel 1 by JolinarJackson
Voraussehungen


Daniel erwachte nach Luft schnappend. Das Geräusch seines hämmernden Herzens klang in seinen Ohren nach, während er versuchte, sich zu orientieren. Überreste von seinem Traum hielten ihn noch gefangen, brachten ihn noch immer leicht zum Zittern, als er sich an sie erinnerte, seine Gedanken rasten um die Aufgabe, Wahrheit und Illusion zu sortieren. Es war dunkel, es war still und er war allein. Daniel ließ seine Hand zur anderen Seite des Bettes wandern, versuchte, ihr Zittern zu ignorieren.

Wie er angenommen hatte, war das Laken bereits kühl, seine Temperatur zeigte die Zeit an, die vergangen war, seit Jack ihn verlassen hatte. Daniel legte sich zurück, atmete langsam, um seinen Herzrhythmus zu beruhigen, der laut in der Stille des Schlafzimmers widerzuhallen schien. Der vernünftige Teil von Daniels Kopf sagte ihm, dass Jack vor ein paar Stunden vor seinem Erwachen gegangen war. Er wollte nach Hause, eine Art Routine beibehalten – es war ein Teil von Jacks Plan, aus ihrer noch frischen Beziehung ein Geheimnis zu machen.

Doch das hielt Daniel nicht davon ab, nach Jack zu greifen, sobald er erwachte, seine Hand hatte instinktiv in Jacks Richtung getastet, bevor er wach genug war, um sich daran zu erinnern, dass dieser nicht da war. Der Albtraum erschien noch immer so real. Daniel hatte schon zuvor Albträume durchgestanden – jahrelang war er von gebrochenen Teilen des Todes seiner Eltern gejagt worden, zugleich hatte er die infantilen Träume eines Kindes gehabt, bewohnt von Monstern. Seit er dem SGC beigetreten war, hatte er genug erlebt, um schlimme Träume zu garantieren, aber keiner davon war wie dieser.

Diesmal hatte es keine Andeutung gegeben, dass es überhaupt ein Traum war, da Daniel darin tobte und schrie. Sogar jetzt konnte Daniel die warme Nässe an seinen Händen fühlen, während er versuchte, Jacks Leben vor dem Erlöschen zu bewahren, konnte den übel-süßen Geruch von Blut wahrnehmen, konnte seine Kehle mit den Schreien, die ihm entkamen, schmerzen spüren. Daniel setzte sich auf, bis er aufrecht war und griff nach der Nachttischlampe. Als er sie angeschaltet hatte, ließ er müde Hände über sein Gesicht gleiten, spürte, dass sie noch immer leicht zitterten.

Im Licht war es einfacher, sich an die Wahrheit zu erinnern, diese Albträume zurück in die Tiefen seines Geistes zu drängen, wo sie hingehörten. Das Adrenalin verschwand nun, stellte Daniel fest, als er merkte, wie er noch stärker zitterte. Allein, zurückzudenken, diese Albträume in seinem Kopf genauer zu betrachten, brachte sein Herz dazu, wieder zu hämmern.

Es war nur ein Traum.

Jack lebte.

Es war nur ein Traum.

Doch dieses Mantra beruhigte ihn nicht. Es ließ Daniel stattdessen durcheinander zurück, die Worte waren eine wirkungslose Waffe gegen die Realität dessen, was er gerade erlebt hatte.

***

Daniel versuchte, sich völlig normal im SGC zu benehmen – er versuchte, vorzugeben, alles sei okay, während er seinen gewöhnlichen Platz am Konferenztisch einnahm, seine Tasse Kaffee wie ein Schild vor sich haltend. Er sah Jack grüßend nicken, sah auch die stärkeren Gefühle, die in Jacks Augen lauerten, dann spürte er das Gewicht seines Starrens. Normalerweise war Jacks Musterung tröstend, versichernd, aber an diesem Morgen fühlte sie sich an wie eine Unterdrückung. Wie immer lagen Mappen auf den Plätzen des SG-1-Teams und Daniel öffnete die seine, blätterte abwesend durch die Informationen darin.

Er pausierte bei einer Fotografie, dem körnigen Bild einer MALP-Übertragung – da war etwas an diesem Foto, etwas Unheimliches. Der Geruch kam zuerst wieder und Daniel zuckte instinktiv zurück, schüttete Kaffee über sich selbst. Für einen kurzen Moment rann der Kaffee klebrig über seine Haut, warm wie das Blut, dass er so verzweifelt zurückzuhalten versucht hatte. Daniel wusste, dass sein Gesichtsausdruck alles widerspiegeln musste, den Albtraum, die Angst, die er durchgemacht hatte, sogar für den winzigen Moment, bevor er die Kontrolle zurück erlangte.

Er blickte kurz zu Jack hinüber, obwohl er bereits wusste, was er sehen würde.

Jacks Augen waren aufmerksam auf ihn gerichtet – er hatte sich bereits halb aus seinem Stuhl gestoßen, seine Handflächen deshalb flach auf dem Konferenztisch abgestützt. Bereit an Daniels Seite zu eilen. Daniel schüttelte den Kopf in Jacks Richtung, nahm einen zitternden Atemzug, um seine Nerven zu beruhigen, gerade, als die anderen rechtzeitig erschienen, um die perfekte Ablenkung zu bilden. Sich umblickend, um Sam ein grüßendes Lächeln zu schenken, sah Daniel aus den Augenwinkeln eine Bewegung, als Jack sich in seinen Stuhl zurücksinken ließ.

Nicht vorbei, nur verlegt. Jack holte ihn nach dem Briefing im Korridor ein. Er blickte nur kurz auf die Missionsmappe, die Daniel an seine Brust gedrückt hielt.

”Was?”

”Fühlst du dich gut?“, fragte Jack, schaute besorgt.

”Mir geht’s gut”, log Daniel, während er bemerkte, wie er sich etwas von Jack zurückzog. Er wollte diese Art Diskussion nicht auf einem Korridor im SGC führen. ”Konnte nur nicht so gut schlafen, das ist alles.” Er wusste, seine Körpersprache sagte ’Lass mich in Ruhe, Jack’ aus, aber, wie immer, hatte Daniel keine Ahnung, ob Jack es so verstand, wie Daniel wollte.

”Hast du mich vermisst?”, fragte Jack leise, kam näher. Seine Augen waren dunkel, voller Sorge und Neugier, eine Mischung, die Daniel gleichzeitig faszinierte und alarmierte. Jack musste annehmen, dass etwas nicht stimmte – er wäre beinahe aufgestanden, um Daniel zu helfen, bevor dieser fähig gewesen war, sich selbst zu beruhigen. Selbst, wenn er nur etwas vermutete, war es unwahrscheinlich, dass Jack es auf sich beruhen lassen würde. Daniel wollte dieses Gespräch nicht führen, jenes, das die Intensität der Sorge in Jacks Augen ausdrücken würde, also musste Knappheit eine taktische Möglichkeit sein, dem zu entgehen.

Er zitterte leicht, versuchte, das Gefühl von Wärme, die gegen seine Hände pulsierte zurückzudrängen, fühlte, wie sich sein Magen bei der Erinnerung verdrehte. Daniel trat wieder zurück, bis sein Rücken auf die Wand traf. Er sah den Airman, der den Korridor hinunter auf sie zukam lange, bevor Jack bemerkte, dass die Frau da war. Daniels Augen trafen kurz Jacks, ein schnelles Nicken des Kopfes machte Jack auf ihre Anwesenheit aufmerksam. Jack schaute sich ruhig um, als ob diese Art intensiver Konversation auf dem Korridor etwas Alltägliches wäre.

Mit einem grüßenden Nicken und einem leicht neugierigen Gesichtsausdruck passierte der Airman sie und Daniels Augen kehrten zu Jack zurück. Jack beobachtete ihn, seine Augen noch immer voller Sorge. Wie besorgt würde er erst sein, wenn er die Wahrheit herausfände?

War dies das erste Zeichen für eine Art Nervenzusammenbruch?

”Nicht hier“, sagte Daniel schroff. ”Wir haben darüber gesprochen.“

”Muss nicht bedeuten, dass es mir gefällt”, murmelte Jack.

Daniel ging an ihm vorbei und den Korridor hinunter, erleichtert, dem Gespräch so leicht entwischt zu sein. Er wusste, es war nur ein kurzer Aufschub – es gab keine Chance, dass Jack ihn in Ruhe lassen würde, wenn er annahm, dass etwas nicht stimmte, aber erst Mal ... erst Mal musste Daniel sich nicht zwingen, seinen Mageninhalt unter Kontrolle zu halten bei der Erinnerung an das schwindende Leben in Jacks Augen, der Art, wie seine eigene Stimme vor Schmerz rau war, als er Jack anbettelte, bei ihm zu bleiben.

”Ich bin froh, dass es dir gut geht!”, rief Jack, während Daniel um die Ecke verschwand.

***

Jack beobachtete – mehr als ein bisschen verwirrt von den neuesten Geschehnissen – wie Daniel den Korridor hinunterlief. Sie waren noch nicht so lange zusammen und alles schien bisher gut zu laufen – die Leichtigkeit, mit der er und Daniel den denkwürdigen Schritt zwischen Freunde und Liebhaber genommen hatten, hatte ihn überrascht. Diese Leichtigkeit hatte ihn etwas durcheinander gebracht, machte ihn nervös, übermäßig beschützerisch und er wusste, dass er Daniel damit auf die Palme brachte.

Aber er hatte sich nicht den Ausdruck auf Daniels Gesicht vorstellen können, den, der ihn instinktiv reagieren ließ, den, der Jack dazu brachte, da sein zu wollen. Etwas war an diesem Morgen anders, ein Ausdruck in Daniels Augen, der letzte Nacht noch nicht da gewesen war, als Jack widerwillig seinen schlafenden Geliebten verlassen hatte. Es war das letzte, was er tun wollte – welcher Idiot wollte schon die warme Umarmung eines Menschen verlassen, den er liebte und durch die halbe Stadt in ein leeres Bett fahren?

Die Täuschung fraß an ihm, es fühlte sich an wie Betrug, als würde er zu jemand anderem zurückgehen und Jack fragte sich manchmal, wie Daniel sich dabei fühlte. Obwohl er wusste, dass er bei der Reaktivierung des SGC einen Beitrag geleistet hatte, wie Daniel auch, machte Jack sich nicht vor er sei unersetzbar. Und der leichteste Anflug irgendeiner Art von Skandal könnte ihn in den Ruhestand bringen, bevor er ‘Teotihuacan’ sagen konnte. Und da war noch etwas – es würde auch bedeuten, dass jede Art von Leben mit Daniel unmöglich würde und dieser Gedanke drängte Jack aus Daniels Umarmung, wenn er nicht gehen wollte.

Das machte ihm Sorge.

Daniel war ihm wichtig, mehr als nur ein Freund wegen dem, was sie teilten und dieser Blick im Konferenzraum hatte alle Alarmglocken in Jack zum Erklingen gebracht. Er hatte die pure Angst in Daniels Gesicht gesehen – wenn er sich nicht in seinem Lieblingssport des Daniel-Beobachtens ergangen hätte, so wusste Jack, so hätte er es nicht bemerkt, es war so schnell vorüber. Er hatte diese Art Angst zuvor gesehen, kannte sie genau aus dem Innersten heraus, fühlte den rasenden Puls, der sie begleitete.

Daniel hatte furchtbare Angst vor etwas, etwas, von dem Jack nichts wusste und er zitterte vor Mitgefühl. Das, kombiniert mit der Tatsache, dass Daniel eindeutig nur ungern über das reden wollte, was vorging, formte einen kleinen, kalten Knoten in Jacks Magen. War es trotz allem zu schön gewesen, um wahr zu sein, fragte Jack sich, die Idee, dass er und Daniel ohne Einmischung des Universums zusammen leben konnten? Er wollte ausgreifen, mit einer Berührung den Abgrund zwischen ihnen überbrücken, obwohl er die Risiken kannte und dieses Wissen erschreckte ihn etwas.

‘Prioritäten’, hielt Jack sich vor Augen. Aber er konnte diese Gedanken nicht festhalten – von dem Moment an, in dem er sich selbst eingestanden hatte, was Daniel ihm bedeutete, wusste Jack, dass sein Universum durcheinander geraten war.

***

In seinem Büro ging Daniel noch ein Mal die Bilder durch, die das MALP zurückgesendet hatte. Er konnte Sorge über ihn kriechen spüren wie kalte Hände über seine Haut. Es sah alles so vertraut aus. Aber es war nur ein Traum gewesen, wie könnte es für ihn möglich sein, einen Planeten wiederzuerkennen, wo er bisher noch nicht mal an einen Besuch dort gedacht hatte?

’Das ist lächerlich’

Daniel sammelte alle Fotografien zusammen und mischte sie zusammen, bevor er sie zurück in die Mappe schob. Er pausierte einen Moment, als er erneut auf das oberste Foto des Stapels blickte. Eine seltsame Steinformation, einem kauernden Tier ähnelnd, das auf den Sprung wartete. Etwas, was er schon einmal gesehen hatte, in einem Albtraum. Daniel schloss den Ordner, dann seine Augen. Der Geruch war wieder da, etwas Klebriges an seinen Händen. “Jack ist am Leben”, sprach er zu sich selbst, suchte Trost in den Worten.

”Es war nur ein Traum.“ Aber hatte er nicht, auf Kheb, die Macht des Geistes gesehen? Obwohl der Mönch ihn getäuscht hatte, ihm Glauben gemacht hatte, er wäre derjenige gewesen, der die Kerze angezündet hat, vielleicht hatte er dort stattdessen eine andere, fruchteinflößendere Gabe erhalten? Wie könnte er das Jack erklären, der so berechtigt skeptisch auf Kheb gewesen war?

Sogar nach all den Dingen, die sie auf ihren Ausflügen in der Galaxie erfahren hatten, war Jack jemand geblieben, der Beweise brauchte, etwas, was er anfassen konnte, Worte waren selten genug, um ihn zu überzeugen. Und was sollte Daniel überhaupt sagen? ”Ich hatte eine Vision, Jack”?

Er wusste, welche Antwort er darauf bekommen würde.

***

Wenn Daniel bemerkte, dass Jack ihn beobachtete, erwähnte er es nie, ließ noch nicht mal seine normalen Kommentare über Jacks Mutterhennen-Komplex hören. Wenn er etwas war, dann ungewöhnlich nachdenklich, seine Stille und sein Schweigen zogen Jacks Aufmerksamkeit mehr auf sich, als jede ungewöhnliche Aktivität, die Daniel hätte zeigen können. Es war wie Boxen, dachte Jack. Er musste warten, bis er Daniels Verteidigung durchbrechen und seine Bewegung ausführen konnte – wenn er seinen Angriff andeutete, würde Daniel sich nur vollständig verschließen, sich selbst für jede Art Angriff unberührbar machen.

Nicht, dass das Abwarten dadurch leichter wurde. Ein Knoten der Angst wuchs in ihm. Dachte Daniel, dass das, was sie getan hatten, ein Fehler war? Jack wusste, dass Daniel die Dinge gerne von verschiedenen Winkeln aus betrachtete – hatte er dies getan und entschieden, dass das, was sie hatten falsch war? Dass sie Unrecht gehabt hatten? Jack wusste, dass er, wenn er die Wahrheit im falschen Moment aus Daniel herausbekommen wollte, sich diese Angst in Realität verwandeln könnte, was einen Keil zwischen sie triebe, der nie überbrückt werden könnte.

Nicht, dass es das Warten auf den richtigen Zeitpunkt leichter machte, während Jack Daniel beobachtete und zuhörte, jemandem, den er sehr liebte und der eindeutig unter einer Last litt, die Jack teilen wollte, egal, was es kostete.

***

Daniel zitterte leicht, als er durch das Tor trat. Nicht nur die instinktive Reaktion auf das Wurmloch, sondern mehr. Seine Augen schienen zu der Steinformation gezogen zu werden, die er auf dem Foto gesehen hatte, die Formation aus seinem Albtraum, die sich unheilvoll über ihnen abzeichnete. ”Du brütest doch nicht etwas aus, oder?”, fragte Jack, warf diese Worte über seine Schulter Daniel zu, der hinter ihm die Stufen hinunterging. ”Es geht mir gut”, erwiderte Daniel, beantwortete mehr die Sorge in Jacks Worten als den Kommentar.

Er fühlte sich alles andere als gut, die Kälte erneut herankriechend. Aber was sollte er denn sagen?

”Sei vorsichtig, Jack, auf diesem Planeten bist du in meinem Traum gestorben.” ? Die Steinformation, die er in seinem Traum gesehen hatte und dann auf den Fotos von der MALP, zeichnete sich über ihnen ab – Verwechslung ausgeschlossen. Sie thronte über der umliegenden Landschaft, machte die Stadt an ihrem Fuße winzig. Das Gras um das Tor war saftig und grün, unberührt von irgendeinem Pfad. Daniel stoppte am Fuße der Stufen und beobachtete seine Teammitglieder bei ihren gewöhnlichen Tätigkeiten, Sam eilte zum DHD, um es zu untersuchen, während Jack und Teal’c das Areal nach Ärger absuchten.

Als er kurz zu der Steinformation blickte, erwischte Daniel sich, wie er sie böse anstarrte. ”Ich werde es nicht geschehen lassen”, versprach Daniel leise.

***

”Warte hier”, sagte Jack, als sie die Außenbezirke der Stadt erreichten. Er blickte sich nicht mal um, um zu sehen, ob Daniel seinem Befehl nachkam, er ging einfach weiter, vertraute ihm, zu tun, was ihm gesagt wurde.

’Sitz, dreh dich um, braver Hund’, dachte Daniel bitter.

Die Steinformation warf einen dunkeln Schatten über sie. Daniel versuchte, sie nicht anzublicken, konzentrierte sich stattdessen darauf, nach Bewegung in der Stadt Ausschau zu halten, aber die Präsenz der Formation war überwältigend. Sie zog ihn an, zerrte seine Konzentration unbarmherzig zurück zu ihrer Existenz. Die anderen waren nun außer Sicht. Es war einen Moment ruhig, bevor die Schüsse erklangen, Daniels Herz zum Rasen brachten. Was hatte er sich dabei gedacht, Jack irgendwohin gehen zu lassen – ohne ihn?

Plötzlich konnte er nur noch an seinen Albtraum denken, Jacks Körper wiegend, während dessen Leben aus ihm wich, die Panik, die er gefühlt hatte. Daniel rannte, seine Hand fummelte an dem Gurt, der seine Waffe festhielt, seine Finger fanden endlich den richtigen Griff, so dass er sie ziehen konnte. Ihr Gewicht war beruhigend, lange Übungsstunden hatten ihn vertrauter mit ihr gemacht, sicherer, dass er tun konnte, was er tun musste. Er rutschte leicht auf einem Fleck losen Schmutzes aus, stützte sich mit seiner freien Hand an einer eingestürzten Mauer ab.

Es war niemand zu sehen, doch die Schüsse fielen weiter, hallten merkwürdig in der verlassenen Stadt wider, aber sie schienen alle von einem Ausgangspunkt zu kommen. Daniel wusste, wo er suchen musste, Instinkt und Erinnerung kombinierten sich, um ihn an seinen Albtraum zu erinnern, brachten ihn dazu, sich auf die Unterlippe zu beißen, um ein Schluchzen zu ersticken.

’Keine Zeit’, dachte er.

Er rannte.

***

Es war Jacks schlimmster Albtraum. Es war die Art Szenario, die er als die schlimmste Art einer schief gelaufenen Mission beschreiben würde. In der einen Minute war er in der verlassenen, halb zerstörten Stadt gelaufen, seine Schritte in der Stille ein Echo werfend, in der nächsten herrschte Chaos. Und mittendrin befand sich Daniel - ungefragt. Die Person, die er am stärksten beschützen wollte, der er gesagt hatte, sie solle zurück bleiben, war genau mittendrin in den schlimmen und blutigen Ereignissen.

Jack hatte sich immer auf seine Fähigkeit verlassen, und auf die von Carter und Teal’c, Daniel zu schützen, damit die Verantwortung für seine Sicherheit etwas weniger schwer auf ihnen allen wog. Eine Verantwortung, die nur schwerer für Jack wurde, seit er und Daniel mehr als Freunde waren. Was immer sie geweckt hatten, es schoss aus der Dunkelheit mit einem Schrei der Wut und genau auf Carter zu, lange Finger ausgestreckt, sie in Stücke zu reißen, bevor sie reagieren konnte.

Sie eröffneten das Feuer, doch die Schüsse schienen die Kreatur kaum zum Taumeln zu bringen, die Carter von sich schleuderte. Der Schlag ließ sie durch die Luft fliegen, obwohl sie kaum berührt worden war. Dann war Daniel da, trat im falschen Moment in die Reichweite der Kreatur, als sie fliehen wollte. Jack konnte für einen langen Moment nicht schießen, konnte nicht riskieren, Daniel zu treffen, als die Kreatur ihn an der Kehle packte, ihn in die Niederlage schüttelte. Jacks Hals war trocken, seine Hand zitterte leicht, als er nach einem guten Schusswinkel suchte, um diesen Wahnsinn zu stoppen.

Was zur Hölle hatte Daniel sich dabei gedacht?

Wut und Verzweiflung wallten in ihm, als er versuchte, nicht an die Möglichkeiten zu denken, sogar, als sein verräterischer Geist Daniels mögliche Verletzungen aufzählte. Jacks Gedanken rasten, stießen ihn in eine mögliche Zukunft und erinnerten ihn an die Gedenkfeiern, an denen er teilgenommen hatte, mit Carter oben auf der Rampe stehend, ein Kranz zwischen ihnen. Er konnte das nicht zulassen, nicht jetzt. Niemals. Teal’c eilte zu Carter – Jack warf ihm nur einen kurzen Blick zu, froh, zu sehen, dass Carter sich bewegte, wenn auch benommen, wissend, dass Teal’c sie beschützen würde, bis sie fähig war, sich wieder alleine zu verteidigen.

Aber Daniel ...

Daniel war eine vollkommen andere Sache. Jack folgte der Kreatur vorsichtig, die weiter flüchtete. Er versuchte, nicht an die Art zu denken, auf die Daniels Körper alarmierend taumelte und schwankte, während die Kreatur sich bewegte, dass jeder seiner Atemzüge ein gequältes Keuchen war. Er versuchte, nur an das zu denken, was er tun musste. Jack hielt nach einem perfekten Schuss mit der bis dahin vergessenen Zat Ausschau. Er suchte den richtigen Moment, versuchte, die Welle von Wut und Verzweiflung zurückzudrängen, die drohte, ihn zu überwältigen, während die Kreatur das Leben aus Daniel presste.

Dann war sie in seiner Reichweite.

***

Es hatte ihn gepackt, lange Finger pressten sich um seine Kehle, bis er dachte, er würde geschüttelt werden, wie ein Terrier eine Ratte schüttelte. Es hatte sich schnell bewegt, drehte sich von Sam zu ihm, sodass er lediglich einen dunklen Umriss gesehen hatte, bedeckt von verfilztem Haar, scheinbar nur aus Klauen und Zähnen bestehend. Er hatte seine Pistole fallen gelassen, als seine Finger sich selbst gekratzt hatten in dem nutzlosen Versuch, den Griff um seinen Hals zu lösen. Seine Sicht begann zu verschwimmen, schwarze Flecken tanzten vor seinen Augen.

Als sich der Griff plötzlich löste, traf Daniel mit einem schlaffen, dumpfen Schlag den Boden, seine Lungen sogen verzweifelt alles an Luft ein, was sie kriegen konnten, raue Laute kamen aus seiner gequälten Kehle. Nach einer oberflächlichen Untersuchung, ob die Kreatur wirklich tot war, ging Jack zu dem Ort hinüber, an dem Daniel lag und hockte sich neben ihn. Seine Augen waren dunkel und Daniel konnte es nicht ertragen, ihn anzusehen, konnte den Vorwurf nicht sehen, der dort sein würde.

”Es geht mir gut, Jack.” Daniel drückte Jacks Hände von sich, seine Stimme rau und wütend, obwohl es das letzte war, was er wirklich tun wollte. ”Ich sagte, es geht mir gut!”

”Was zur Hölle hast du dir bei diesem Stunt gedacht, Daniel?“, fragte Jack, die Worte kamen wie Gewehrkugeln.

”Ich hörte Schüsse.“

Noch während er sprach, bemerkte Daniel, dass er einen Fehler gemacht hatte. Er sah Jack reagieren, sah die Wut, die er kaum in Zaum halten konnte. ”Das wette ich!”, sagte Jack aufgebracht. ”Davon gab es immerhin genug. Ich dachte, ich hätte gesagt, du sollst bleiben, wo du bist?”

Daniel drückte sich mit einem Stöhnen auf die Füße, zuckte zurück, als Jacks Hand ihn berührte. Jack ignorierte seine Reaktion, wickelte seine Hand in Daniels Ärmel, hielt ihn fest. ”Wenn du getan hättest, um was ich dich gebeten habe, Daniel”, fuhr Jack fort, während er Daniel leicht herumdrehte, sodass er seinen Hals untersuchen konnte, ”wäre nichts von dem passiert.“

”Ich … weiß.”

Die Worte steckten in seiner Kehle, die Worte, von denen Daniel wusste, dass sie das hier erklären konnten, die Jacks Wut stillen könnten. Warum konnte er sie nicht aussprechen?

Alles erklären?

”Warum hast du dann nicht einfach getan, was ich dir gesagt habe?“

”Ich hörte Schüsse, Jack. Ich dachte …”

Mit diesen Worten stürzte alles wieder auf Daniel ein – die verzweifelten Rufe, als er versuchte, Jacks Blut zurückzuhalten, die schleichende Wärme, die sein Versagen anzeigte. Er konnte nicht. Daniel wandte sich lieber ab, als Jacks Mitleid ins Gesicht zu sehen. Er musste stark sein, das durcharbeiten.

”Du dachtest was?“ Jacks Hand packte seinen Arm und zog Daniel zurück, um ihn anzublicken, bevor er fliehen konnte.

”Du weißt schon.“

Daniel hörte, wie seine Stimme die Worte herauspresste, verachtete sich selbst für das leichte Zittern in ihr, die unterdrückte Emotion darin. Wenn Jack ihn schütteln würde, würde er zerbrechen, in tausend Teile zerfallen. Doch Jack bemerkte es nicht. ”Nein, das tue ich nicht, Daniel. Warum erklärst du es nicht und achte darauf, keine langen Worte zu benutzen!“

***

”Ich kann nicht.” Der bittere Kummer in Daniels leiser Stimme stieß einen Pfeil in Jacks Herz. Er festigte seinen Griff in Daniels Ärmel, verhinderte, dass er sich losreißen konnte, obwohl er es bisher noch nicht versucht hatte. Was könnte ihn dazu gebracht haben, sich in solche Gefahr zu bringen?

Daniel hatte keine Ahnung von der Panik, die Jack in diesen paar Sekunden durchlitten hatte, die für immer zu währen schienen. Er hatte gedacht, er wüsste bereits, wie es war, jemanden unter seinem Kommando zu verlieren, diese Lektion hatte er in der Vergangenheit mit Wut, Zorn und Verzweiflung erlernen müssen. Doch es ließ sich nicht mit den keuchenden Lauten Daniels vergleichen, das Schnappen nach Luft, das Jack immer noch hören konnte. Er wollte Daniel durchschütteln, ihm klar machen, dass er nicht alleine war, dass es inzwischen zu viel für sie beide bedeutete.

Als wäre es vorher nicht so gewesen? Starb Jack denn nicht jedes Mal selbst ein Stück, wenn Daniel in Gefahr war? ”Ich dachte, du wärest tot!” Daniels Stimme wurde unerwartet lauter, erschreckte beide von ihnen mit ihrer Lautstärke. ”Verstehst du nicht, Jack? Ich dachte, du wärest tot! Ich sah …”

Jack verlor seinen Griff an Daniels Ärmel, ließ ihn einige Schritte weggehen, bevor er bemerkte, dass er sich überhaupt bewegt hatte.

”Ich hatte Unrecht, Jack. Unrecht in vielen Dingen.“

Jacks Magen schien entschlossen dazu, durch seine Kehle zu fliehen. Jack zwang sich, zu sprechen, presste die Worte an der Leere vorbei, die er fühlte. Nach all dieser Zeit vertraute Daniel ihm nicht, nicht mal ein bisschen? ”Du konntest mir nicht vertrauen?“, fragte Jack. ”Meinen Job zu machen, uns alle lebend hier rauszubringen?“

”Jack ...”

”Was, Danny?” Jacks Stimme verfing sich bei dem liebevollen Spitznamen.

”Darum geht es dir, nicht wahr?“, sagte Daniel, nutzte die Ablenkung, die Jack ihm angeboten hatte. ”Du vertraust mir nicht, die Lage selbst beurteilen zu können.“

”Du bist ein ...“ Jack verstummte.

”Ein Zivilist?”, beendete Daniel den Satz für ihn. ”Ich werde nicht Gefahr laufen, das jemals zu vergessen, solange du bei mir bist, oder?“

”Was passiert hier wirklich, Daniel?“ Jacks Augen waren kalt, abschätzend. ”Es geht hier nicht um dich als Zivilisten oder darum, dass ich dir nicht vertraue, oder?”

”Vergiss es, Jack.“

”Ich habe dich nie für einen Feigling gehalten, Daniel”, schnappte Jack, lächelte kalt, als die Beleidigung traf.

”Ich bin müde“, erwiderte Daniel. ”Ich kann das jetzt nicht, okay?“

”Du kannst dem nicht ewig aus dem Weg gehen, Daniel.“

***

Der Kummer in Daniels Stimme verletzte ihn, sogar jetzt noch. Jack hatte gedacht, er hätte alles gesehen, jede Art von Emotion, die Daniel durchleben konnte, erlebt, aber er hatte ihn nie so … zerbrochen gehört. Sogar in diesen dunklen, verwirrenden Tagen nach Sha’res Tod war immer noch ein Funken Leben da gewesen, etwas Trotziges, das in Daniels Augen überlebt hatte. Wie konnte er mit sich selbst leben, fragte Jack sich, wenn er der Verantwortliche für das Auslöschen der letzten kleinen Flamme an Hoffnung wäre, die in Daniel fackelte?

Was für ein Verbrechen war das?

Er ließ diesen Gedanken nicht los, war unbarmherzig, drehte ihn, um ihn von jeder Seite betrachten zu können. Wenn Daniel wirklich solchen Kummer hatte, hätte er nicht etwas gesagt? Jack hatte bereits erlebt, dass Daniels liebste Art, mit Dingen klar zu kommen, Einsamkeit war, sich zurückzuziehen, so tief in seine Arbeit einzutauchen, dass das Papier ihn erstickte. Aber dieses Mal hatte er es ausgesprochen, der zusammenschnürende Kummer seiner Worte, sodass jeder sie hören konnte. Ein Ruf nach Hilfe?

Jack klammerte sich an diese Möglichkeit wie eine Lebenslinie, drückte sie verzweifelt an sich. Daniel hatte ihn gerufen, so sicher wie in Nems Illusion, als er Jacks Namen ausgerufen hatte, während das Feuer ihn gefangen hielt. Und dieses Mal würde man ihn nicht aufhalten können.

***

Sogar, als er von Janet untersucht wurde, sich ihre Finger unpersönlich über seinen Hals bewegten, um nach Schäden zu suchen, wusste Daniel, dass Jack in der Nähe war. Er konnte sich nicht vormachen, dass ihm die Begegnung mit der Kreatur nicht zutiefst Angst gemacht hatte – wenn Daniel darüber nachdachte, sich selbst erlaubte, es genau durchzugehen, vermischte sich diese Erfahrung mit den Resten seiner Albträume und das brachte ihn vor Angst zum Zittern. Er hatte sich entschieden, dieses Thema zur Seite zu schieben, die Möglichkeit ergriffen, die Jack ihm gegeben hatte und zu sagen, dass es um etwas anderes ging, etwas, das schon seit Ewigkeiten ein Thema zwischen ihnen war.

Und wie wütend war Jack überhaupt?

Er war wütend auf dem Planeten gewesen, aber die Anwesenheit von Sam und Teal’c hatten ihn dazu gebracht, sich zurückzuhalten, da war Daniel sich sicher. Er riskierte einen kurzen Blick in Jacks Richtung, aber dessen Gesicht war teilnahmslos.

”Du hattest sehr viel Glück, Daniel”, sagte Janet, während sie zurücktrat und ihre Gummihandschuhe mit einem widerhallenden, schnappenden Geräusch von ihren Händen zog. ”Soweit ich feststellen kann, hat die Kreatur keinen bleibenden Schaden an deinem Hals hinterlassen.“

”Danke”, sagte Daniel, während er vom Bett rutschte und sich umdrehte, um seine Jacke aufzunehmen.

Er fragte sich, ob er immer noch so viel Glück hatte, wenn Jack mit ihm fertig war.

***

Jack war in den Korridor geglitten, als er gehört hatte, dass Daniel in Ordnung war und nun wartete er, dass dieser die Krankenstation verließ. Etwas in ihm verkrampfte sich, als er den besorgten Gesichtsausdruck Daniels sah und Jack zwang sich, zu lächeln. Obwohl es sich falsch anfühlte, musste es funktioniert haben, denn Daniel wirkte etwas weniger besorgt.

Jack blickte kurz den ruhigen Korridor hinauf und hinunter, bevor er sprach.

”Wir müssen reden.“

Daniel nickte, wenn auch sehr widerwillig.

”Ich komme später vorbei, okay?” Jack wartete nicht auf Daniels Antwort, wollte keine gestammelten Entschuldigungen hören oder Gründe, aus denen das keine gute Idee war. Irgendwie war er auch stolz auf seine Selbstkontrolle – er war nicht vor Wut explodiert, wie Daniel offensichtlich erwartet hatte, aber diese Emotionen waren noch nimmer da, nur unter der Oberfläche verborgen. Es würde später noch Zeit sein, sich damit zu beschäftigen.

Wenigstens hoffte er das.

***

Warum nur, fragte Daniel sich, war er jedes Mal, wenn Jack zu Besuch kam, so nervös wie bei ihrem ersten Date?

Das Klopfen an der Tür erschreckte ihn etwas, obwohl er es erwartet hatte und Daniel nahm einige tiefe Atemzüge, als er ging, um zu Öffnen.

”Komm rein”, sagt er, ließ Jack in sein Apartment.

”Du hast mir heute verdammt viel Angst gemacht, Daniel.”

”Ich weiß.”

”Was zur Hölle hast du dir dabei gedacht?“, fragte Jack, folgte Daniel in das Wohnzimmer hinunter. ”Du hättest sterben können.“

Daniel drehte sich abrupt um.

”Du glaubst, dass ich das nicht weiß?“, schnappte er. Er lächelte zu sich selbst, als er sah, wie Jack einen Schritt zurück machte, erschrocken von den heftigen Worten.

”Manchmal frage ich mich”, sagte Jack, ”und manchmal habe ich auch absolut überhaupt keine Ahnung, ob du weißt, dass jemand sich um dich sorgt, Daniel.” Daniel erwischte sich dabei, wie er Jack anstarrte, vollkommen überrumpelt von dessen Worten. ”Kapierst du nicht?”, fuhr Jack fort.

Daniel schüttelte den Kopf.

”Du verstehst es nicht und ich bin nicht sicher, ob ich es erklären kann.”

”Das schon wieder?“, schnappte Jack, fuhr mit einer Hand verärgert durch sein Haar. ”Stoß mich nicht weg, Daniel. Bitte ... bitte nicht.”

”So einfach ist das nicht.“

Jack lachte darauf, die Linien auf seinem Gesicht schienen sich etwas zu entspannen, während Daniel ihn beobachtete. “Einfach? Seit wann ist irgendetwas, was wir tun ‘einfach’, Daniel?“

“Da hast du Recht.“

”Ich will nicht mit dir streiten”, sagte Jack, während er näher kam. ”Ich bin nur froh, dass du okay bist.”

”Ich auch”, sagte Daniel, protestierte nicht, als Jack ihn erreichte und in eine Umarmung zog. ”Ich auch.“

***

”Bleib”, sagte Daniel rollte sich über sein Bett zu Jack hinüber.

”Ich kann nicht.“

“Niemand wird es erfahren, Jack”, sagte Daniel, beobachtete Jacks genau berechneten Bewegungen, während dieser sich anzog. Jack drehte sich bei diesen Worten zurück zu ihm, seine Augen hefteten sich einen Moment auf die blauen Flecken um Daniels Hals, bevor sie sich hoben, um ihm in die Augen zu sehen.

”Ich kann nicht”, wiederholte er.

Daniels Hand wanderte über das Bett zu Jack und er beobachtete ihren Fortschritt, fragte sich, ob sie einen eigenen Willen hatte. Das Laken wurde bereits kalt. Daniel suchte nach den richtigen Worten, die Worte, die Jack zum Bleiben bringen könnten, ihm zeigten, dass er wollte, dass Jack blieb, dass er ihn hier brauchte. Wenn Jack hier wäre, dann würden vielleicht ... doch als Daniel die Worte gefunden hatte, hatte Jack bereits die Tür geschlossen.

***

Die Dunkelheit zeichnete sich über ihm ab, schien die Nutzlosigkeit seiner Handbewegungen zu verspotten, während Daniel versuchte, Jack am Leben zu erhalten. Jacks Mund bewegte sich, ein winziges Rinnsal Blut floss heraus, sogar, als er versuchte, zu sprechen. Daniel hörte jemanden betteln und er brauchte einen Moment, um zu bemerken, dass er es war. Mit jeder winzigen Bewegung, jedem Schlag von Jacks Herz entkam ihm das Leben. Floss durch Daniels Finger hindurch, eher wie Wasser als wie Blut, während er mit seinem jämmerlichen Versuch fortfuhr, es zurückzuhalten.

Ohne Erfolg.

”Bleib bei mir!”, hörte er sich selbst flehen, aber Jack schloss einfach seine Augen.[/i.

Daniel erwachte schweißgebadet, drehte sich zu Jack, bevor er überhaupt richtig wach war, doch die Kälte des Lakens zerrte ihn in die Realität zurück. Er legte sich weder hin, fühlte sein Herz hämmern, fragte sich, wie lange er das noch tun konnte. Das funktionierte nicht. Nichts funktionierte.

***

Wenn Daniel jemals irgendwelche großartigen Illusionen darüber gehabt hatte, wie es war, langzeitig mit dem Militär zusammen zu arbeiten, waren sie sehr bald von den Papierstapeln und den endlosen Meetings, denen er beiwohnen musste, zerstört worden. Jedes winzige Detail wurde untersucht und wieder untersucht, schien es, bis das Berichten und Wiederberichten ihn Wünschen ließ, er könne schreien. Er wusste, dass Jack ihn beobachtete, konnte die von der Seite kommenden, kurzen Blicke spüren, die Jack ihm gab.

Es war kein Zufall, dass Daniel in diesem Debriefing neben Jack saß – Daniel hatte den Stuhl absichtlich gewählt. Das letzte, was er an diesem Morgen brauchte, war, dass Jack ihn beobachtete. Daniel bemerkte einen kleinen Funken Ärger in sich. Wut auf sich selbst und auf Jack – es war ihm unmöglich gewesen, Jack letzte Nacht zu bitten, zu bleiben, obwohl er es wollte, aber er war auch wütend, dass Jack überhaupt gefragt werden musste. Er verstand Jacks Sorgen - wirklich, das tat er - aber das hielt Daniel nicht davon ab, dass er ihn bei sich haben wollte.

War das nun sein Leben? Für immer verstecken, immer Angst, dass Leute die Wahrheit herausfinden könnten? Er studierte seine Notizen genau, versuchte, die Panik die in ihm immer größer wurde, zu bändigen. Der Alptraum war noch immer frisch in seiner Erinnerung, der Geruch und das Gefühl so dicht unter der Oberfläche und Daniel nutzte die angeordneten Worte auf dem Papier vor ihm, um sich abzulenken. Konnte jeder sein Herz hämmern hören? Wussten sie, wie viel Angst er hatte?

***

Verdammt. Er hätte sich letzte Nacht darum kümmern müssen.

Er war wütend gewesen, sogar auf der Fahrt zu Daniels Apartment, wollte ihn fragen, was zur Hölle er sich bei all dem dachte, aber am Ende hatte er nichts getan. Die überwältigende Erleichterung, dass Daniel okay war, hatte am Ende gesiegt und sie hatte Jack dazu gebracht, zu vergessen, dass er überhaupt böse auf ihn gewesen war. Und seit wann hatte er überhaupt viel Selbstkontrolle, wenn es um Daniel ging? Es schien manchmal, als müsse Daniel ihn lediglich ansehen und er gab nach.

Aber es war noch nicht vorbei, noch lange nicht. Er hatte diesen Ausdruck auf Daniels Gesicht wieder gesehen, den er so hasste und er mochte ihn nicht – nicht ein bisschen. Etwas ging vor, etwas anderes als eine weitere Nah-Tod-Erfahrug Daniels unter vielen und er würde herausfinden, was es war oder sein Name lautete nicht Jack O’Neill.

***

”Was verschweigst du mir, Daniel?“, fragte Jack an diesem Abend, als sie zusammen Pizza aßen.

”Was?“ Daniel hielt inne und blickte ihn an, ein Stück Pizza auf halbem Wege in seinen Mund.

”Etwas stimmt mit dir nicht”, fuhr Jack fort, seine halbe Aufmerksamkeit auf dem geschmolzenen Käse, der Daniels Schoß zu bedecken schien und die andere Hälfte auf Daniels Gesichtsausdruck. Er war von der Frage überrascht worden, das konnte Jack sicher sagen, und Daniels Gehirn machte seinen Weg durch eine Liste von akzeptablen Antworten.

”Ich habe keine Ahnung, was du meinst”, sagte Daniel, konzentrierte sich wieder auf die Pizza.

”Doch, hast du.“

Daniel seufzte, hielt nach einem Platz Ausschau, an den er das Stück Pizza legen könnte und entschied sich schließlich für den Karton, aus dem es gekommen war.

”Ich will nicht darüber sprechen“, sagte er, sein Mund zu einer sturen Linie verzogen.

”Keine Chance, Daniel.“

”Warum zur Hölle nicht, Jack?“, fragte Daniel. ”Es ist für dich möglich, zur Hölle, irgendwas aus dir herauszubekommen ist, als würde man Blut aus einem Stein pressen.”

”Wechsel nicht das Thema”, sagte Jack. ”Wir sprechen über das, was dich stört.“

“Du! Das stört mich im Moment, Jack. Du bist es.“ Daniel war von der Couch aufgestanden und lief hin und her. ”Warum kannst du mich nicht einfach damit in Ruhe lassen?”

”Weil ich mir Sorgen um dich mache.“

”Ich muss mir das nicht anhören, Jack”, sagte Daniel plötzlich. Er drehte sich um, ging Richtung Tür. ”Ich kann das nicht.“

“Daniel?”, sagte Jack, warf das halb gegessene Stück Pizza in die ungefähre Richtung des Kartons. ”Wo gehst du hin?“

”Nach Hause”, sagte Daniel, bevor er die Vordertür mit unnötiger Kraft hinter sich schloss.

***

Noch bevor das Echo der zuschlagenden Tür verklungen war, wusste Daniel dass es ein Fehler gewesen war, aber er war zu verärgert, um zurück zu gehen und sich zu entschuldigen. Was zur Hölle dachte Jack sich dabei ihn so zu drängen?

Er brauchte diese Art Befragung genauso sehr wie ein Loch im Kopf. Als Daniel zu Hause ankam, war Daniel ruhig und nun schämte er sich mehr als alles andere. Der vernünftige Teil in ihm wusste, dass Jack nur hatte helfen wollen – es war nicht sein Fehler, dass Daniel sich fühlte, als müsste er in tausend Teile zerspringen, wenn man nur ein einziges falsches Wort sagte. Das Licht an dem Anrufbeantworter blinkte und Daniel ging hinüber. Es musste Jack sein, aber wie würde seine Einstellung lauten?

Daniel beobachtete einen Moment das blinkende Licht, bevor er langsam und absichtlich den Knopf zum Löschen der Nachricht drückte.

***

Die dunklen Steine zeichneten sich über ihnen ab, warfen unheilverkündende Schatten über die eingestürzten Mauern der Stadt. Die Zeit schien langsamer zu vergehen, während Daniel rannte – er fühlte seine Füße abrutschen, als er um die Ecke kam, seine Stiefel glitten auf der losen Erde weg. Er war zu spät. Er wusste es, mit jedem Atemzug den er nahm, mit jedem Herzschlag. Zu spät. Jack würde sterben und es war allein sein Fehler. Sein Fehler. Und dann lag er auf dem Boden, war Jacks Gesicht vor Angst verzogen, während er über ihm kauerte.

Daniel konnte das heiße Blut fühlen, als es zwischen Jacks Fingern hindurchfloss, sah die Wut und den panikerfüllten Kampf nach der Oberhand in Jacks Augen, als er darum stritt, ihn am Leben zu halten. Er hatte keine Angst, er war irgendwie taub. Es war anders als letztes Mal – da hatte er die Wärme mehr gespürt, sich selbst alle Götter anflehen gehört, Jack am Leben zu lassen. Dieses Mal war er passiv, sah seine vorherigen Ängste in Jacks Augen reflektiert, hörte sein Flehen aus Jacks Mund.

Und nichts davon berührte ihn. Von seinem Lagepunkt aus konnte Daniel die Decke des Raumes sehen, in dem er starb, seine Augen folgten dem Muster von Linien, das sie bedeckte. Sie wickelten sich ineinander, als wären sie am Leben, überkreuzten sich und überkreuzten sich erneut, fast, als hielten sie die Decke zusammen mit ihrem Gitter.


Als er dieses Mal aufwachte, war Daniel stumm, seine einzige Bewegung eine Hand, die über seinen Bauch glitt, um nach einer Wunde zu tasten, von der wusste, dass sie nicht da war.

***

Er hatte die ganze Nacht auf Daniels Anruf gewartet, hatte sich schließlich in den frühen Morgenstunden der Müdigkeit ergeben. Sogar dann wollte Jack das Telefon nicht verlassen, überzeugt, dass Daniel doch noch anrufen würde, obwohl der wütende Gesichtsausdruck Daniels ihm gesagt hatte, dass das unwahrscheinlich war. Müde fuhr Jack zum SGC und war überrascht, dass Daniels Auto bereits da war.

”Dr. Jackson?”, sagte er dem Checkpoint-Wachposten, während er sich eintrug.

”Er war fast die ganze Nacht hier, Sir.”

Jack nickte dankbar für die Information und ging Richtung Fahrstuhl.

Verdammt, es stand schlechter um Daniel als er dachte. War er überhaupt letzte Nacht nach Hause gegangen oder war er gleich hierher gekommen und hatte sich in seiner Arbeit vergraben? Das würde wenigstens erklären, warum er Jacks Nachricht nicht beantwortet hatte. Jack blickte auf die Uhr, als er den zweiten Aufzug betrat – er hatte vor dem nächsten Briefing noch Zeit, zu Daniel zu gehen, zu versuchen, die Situation zwischen ihnen zu klären, bevor die Dinge außer Kontrolle gerieten.

Schon, als er die Bürotür öffnete, konnte er sehen, dass sich die Dinge zwischen ihnen nicht gebessert hatten. Daniels steife Haltung, während er über dem Schreibtisch gebeugt saß, schrie ’Hau ab’, aber Jack entschied sich, die Warnsignale zu ignorieren. Jack ging weiter, bis er Daniel ansah, seine Anwesenheit zwang Daniel, ihn zu bemerken – es gab keine Möglichkeit, dass Daniel ihn ignorieren könne, so nahe, wie Jack am Schreibtisch stand. Er beobachtete wie Daniel einen Moment lang arbeitete, oder vorgab zu arbeiten.

Die Konzentration, die Daniel aufbringen konnte, faszinierte Jack immer wieder, eine Intensität, die immer anwesend war, gleichgültig, ob er im SGC arbeitete oder miese Sci-Fi-Filme sah. Aber das war es diesmal nicht. Da waren Anzeichen von Niederlage in Daniels Haltung, Anzeichen dafür, dass er von etwas niedergeschlagen worden war und es traf Jack im Innersten.

”Werden wir irgendwann reden?”, fragte er, wählte den direkten Weg.

”Du willst reden, Jack?“ Daniel stand aus seinem Stuhl auf und lehnte sich gegen den Arbeitstisch zurück, der einen großen Teil seines Büros einnahm, verschränkte die Arme. ”Fein, sprich.” Jack runzelte die Stirn. Das war nicht sein Plan. Daniel wollte eigentlich sagen, dass sie später reden würden oder ihm alles erklären, nicht diese Barriere zwischen ihnen aufbauen, durch die Jack all die Arbeit machen musste. Jack beobachtete Daniel einen langen Moment still und die Art, auf die Daniel nicht seinen Augen begegnete, sandte ihm ein kaltes Gefühl.

Eine leise Stimme in ihm fragte sich, ob es hier um etwas Essentielleres ging, als er angenommen hatte – war dies der Beginn des Endes zwischen ihnen? Es war, als würde er auf Eis laufen, ein falscher Schritt könnte katastrophal enden, das Band, das zwischen ihnen existierte, zerschmettern.

”Also, so wird es sein, oder?”, fragte Jack, versuchte, lässig zu klingen, während er sich umdrehte und Richtung Tür ging. ”Gut. Du willst vorgeben, alles laufe wie immer im SGC, rede es dir ruhig ein, Daniel. Aber du weißt, dass es nicht für immer funktionieren wird.” Draußen lächelte er zu sich selbst. Wenn Daniel dachte, er könnte ihn so leicht aus der Bahn werfen, dann kannte er Jack O’Neill nicht.

***

Daniel fühlte, wie er zusammensank, als Jack die Tür hinter sich schloss. Er hasste es, zuzugeben, dass Jack Recht hatte, aber sie konnten so nicht weiter machen. Seine Arbeit litt darunter, nicht nur, weil er nicht schlafen konnte, sonder auch, weil er Angst hatte, dass der Rest von SG-1 den Streit zwischen ihnen bemerken könnte. Daniel hatte die Entscheidung getroffen, sich auf seine Arbeit zu konzentrieren, sich selbst effektiv vom Rest des Teams zu isolieren. Er konnte sich jetzt nicht um sie kümmern, Jack war schon genug.

Das letzte, um das er sich jetzt kümmern wollte, war ihre Sorge um sein Wohlbefinden – wenn er sie mied, konnte er das wenigstens verhindern. Es wäre falsch, Sam und Teal’c dazu zu zwingen, Partei zu ergreifen. Sam wäre hin und hergerissen zwischen der Loyalität zu Jack als ihrem CO und ihrer Freundschaft zu Daniel, während Teal’c alles beobachten würde, sehr unzufrieden. Daniel wusste, dass Teal’c Jack näher stand als irgendjemand sonst auf der Erde. Sie hatten irgendeine Art von Kriegerband laufen, etwas, was auf einem riesigen gegenseitigen Respekt aufbaute, aber Daniel betrachtete Teal’c ebenfalls als Freund.

Er wollte Teal’c nicht zu einer Wahl zwischen ihnen zwingen, obwohl er sogar vermutete, dass er verlieren würde. Er hätte in dieser Stadt nach Sam fragen sollen, aber er hatte nicht daran gedacht. Obwohl Daniel sie wie eine Puppe hatte fliegen sehen, hatte er sich zu sehr auf seinen eigenen Schmerz fokussiert, um sich nach ihr zu erkundigen. Glücklicherweise, so wusste er, war Teal’c da gewesen, dass der Jaffa sich um sie kümmern würde, sogar während andere, egoistischere Team-Mitglieder ihre Prioritäten durcheinander brachten.

Und dann war da Jack, ihre junge Beziehung, die momentan darum zu kämpfen schien, atmen zu können. Nun schien es, als wären sie kaum Freunde, ganz zu schweigen von Liebhabern, nur zwei Leute, die zusammen arbeiteten, zwei Leute, die Sex miteinander hatten. Und er vermisste diese selbstverständliche Nähe. Vermisste Jacks Sarkasmus, seine harten Komplimente, all die Dinge zwischen ihnen, die das Leben auf der Erde erträglich gemacht hatten. All die Dinge, die ihn spüren ließen, dass er Teil von etwas war, irgendwie verbunden, das mit den Dämonen in seinem Kopf kämpfte.

Daniel wollte mit jemandem darüber reden, aber mit wem? Er konnte nicht mit Sam und Teal’c darüber reden, aber ohne die Fähigkeit, die Worte zu finden, die es Jack erklären würden, war niemand anderer geblieben, mit dem er sprechen konnte.

***

Schließlich zwangen starke Kopfschmerzen einen widerwilligen Daniel auf die Krankenstation. Er fühlte sich wie ein bis zum äußersten gedehntes Gummiband – nur etwas mehr und er würde reißen. Dr. Fraiser verschrieb Ruhe, meinte, dass Daniel ihrer medizinischen Ansicht nach übermüdet war. Die Nächte der Schlaflosigkeit, die er ihr gegenüber zugegeben hatte, hatten ihn etwas zu nah an die Erschöpfung getrieben.

Das einzige Problem bei der Sache war, dass er sich nicht ausruhen konnte.

Er konnte die Augen nicht schließen, nicht mal einen Moment – Daniel wollte seinen eigenen Tod, oder den eines geliebten Menschen, nicht in Technicolor und Soround-Sound sehen. Daniel hatte widerwillig einen Fahrer für den Heimweg akzeptiert, den Janet organisiert hatte und nun saß er still neben dem Airman, der ihn die Straße des Berges hinunter fuhr. Die seitlichen Blicke, die der Airman ihm zuwarf, brachten Daniel dazu, sich zu fragen, wie schlecht er eigentlich aussah.

Daniel hielt die kleine Flasche mit den Pillen in der Hand, die Janet verschrieben hatte, starrte auf das Etikett darauf, bevor er sie vorsichtig auf die Küchentheke stellte. Obwohl er sie angenommen hatte, auf ihr Drängen hin, hatte Daniel von Anfang an gewusst, dass er keine davon nehmen würde. Er würde nicht abhängig von einer Chemikalie werden, um etwas so simples wie Schlaf zu erreichen. Obwohl die Alpträume ihm furchtbare Angst gemacht hatten, war da diese Art von Abhängigkeit von etwas von außerhalb, das ihm noch unheimlicher war.

Statt sich auszuruhen, räumte Daniel seine Buchregale um, kniete auf dem Teppich, umgeben von kleinen Türmen aus Büchern, ein Verehrer am Tempel des Wissens. Daniel versuchte sich zu konzentrieren, versuchte, sich auf eine logische Ordnung seiner Bibliothek zu fokussieren, doch seine Gedanken kehrten immer wieder zu Jack zurück. Es lag etwas Tröstendes in der Ordnung von allem, etwas in der Kontrolle, die Daniel wenigstens über einen kleinen Teil seines Lebens hatte.

Wenn er auch nichts anderes hinbekam, so war er wenigstens Meister über seine Bücherregale. Als die Klingel erklang, brachte sie ihn mit einem Ruck zurück in die Realität. Als er die Tür öffnete, hatte Daniel bereits eine Ahnung, wer sein Besucher sein würde.

”Jack?”

”Nicht so laut, Daniel”, erwiderte Jack, blickte kurz den Flur hinunter, ”Ich mache blau und ich will nicht, dass der Rest der Welt erfährt, das ich hier bin.” Er lächelte und zog einen Karton hinter seinem Rücken hervor. ”Ich bringe ein Geschenk, kann ich reinkommen?“ Daniel zögerte einen Moment, bevor er vor dem entschlossenen Ausdruck auf Jacks Gesicht kapitulierte. Er trat zurück, um Jack vorbeizulassen, wartete, dass dieser einen Kommentar über den Zustand des Apartments machte.

Er würde sicher demnächst kommen.

”Planst du einen Flohmarkt?“, fragte Jack, während er Richtung Küche ging.

”Räume nur ein bisschen um”, sagte Daniel, folgte Jack bis zur Küchentür, wo er sich anlehnte, die sichere Art beobachtete, auf die Jack sich bewegte. Er hatte den rätselhaften Karton auf der Theke abgestellt und schaute Daniel etwas unsicher an, als ob er nicht sicher war, dass er hier willkommen war. Dieser Blick, die Sorge, die er in Jacks Augen sah, traf Daniel irgendwo in seinem Inneren und etwas zerbrach. ”Ich ging in diese Bäckerei, die du so magst”, sagte Jack, schaute auf den Karton, als ob er sich erst selbst an diese Tatsache erinnern müsste.

”Was ist hier los, Jack?“, fragte Daniel, fühlte ein plötzliches Verlangen, es zu erfahren. Was hatte Jack vor?

Wollte er wirklich wissen, was vorging?

”Du bist nicht bei der Arbeit und dann fährst du quer durch die Stadt und zurück, um mir etwas zu kaufen?”

”Ich bin getroffen von deiner misstrauischen Natur, Danny“, erwiderte Jack. Er wollte es lässig klingen lassen, bemerkte Daniel, doch seine Stimme stolperte leicht über den bekannten Spitznamen. Er konnte das nicht mehr. Nicht allein. Er musste jemandem, musste Jack, erzählen, was los war. Egal, was die Konsequenzen waren – selbst wenn Jack dachte, er sei verrückt, so wusste Daniel, dass es besser war, als diese Last länger alleine zu tragen.

”Ich bin froh, dass du gekommen bist, Jack”, sagte Daniel. ”Ich muss dir etwas erzählen, etwas, das wir nicht bei der Arbeit besprechen können.”

Jack schien bei seinen Worten zu erstarren. Er schaute auf.

”Das hört sich nicht gut an.“

“Ist es nicht. Na ja, ich glaube zumindest, dass es das ist.“ Daniel fuhr mit einer Hand über sein Gesicht. ”Ich bin mir nicht mehr wirklich sicher.”

”Vielleicht sollten wir das aufheben”, Jack deutete auf den Karton und dessen noch immer unbekannten Inhalt, ”bis wir sehen, ob wir Lust drauf haben.“ Daniel drehte sich, ging Richtung Wohnzimmer zurück. Die Bücher standen noch immer in ihren Stapeln, manche schwankten leicht, Schornsteine, die sich über die letzten paar Stunden hinweg zu seinem kleinen Industrieviertel erhoben hatten. ”Ich weiß, dass Fraiser dich Heim geschickt hat – ich dachte, sie hat dir gesagt, du sollst ausruhen?“, fragte Jack, als er sich die Umarmung des Sofas sinken ließ.

Daniel zuckte mit den Schultern, überlegte sich genau, wo er sich hinsetzen sollte. Er wollte Jacks Gesicht sehen können, aber er war müde genug, dass Hinsetzen gefährlich war. Letzten Endes entschied er sich, einen Stuhl mit harter Rückenlehne zu holen, setzte sich rittlings darauf, seine Arme auf der Lehne verschränkt.

”Okay, spuck es aus”, sagte Jack, nachdem er Daniel beobachtet hatte, wie dieser sich setzte.

”Was ist los?”

”Ich weiß nicht so recht, wo ich anfangen soll, Jack.“

“Okay”, begann Jack, sank weiter in dem Sofa zurück. ”Sagen wir, wir fangen damit an, wie die Dinge zwischen uns stehen und arbeiten uns vorwärts? Es ist letztlich das, was uns in diesen Mist gebracht hat, nicht wahr?”

”So denkst du über unsere Beziehung? Dass es eine schlechte Idee war?”

”Verdammt, Daniel, habe ich das gesagt?“ Jack schloss die Augen. ”Alles lief gut zwischen uns und dann, plötzlich, nicht mehr. Wenn ich etwas getan habe ...”

”Es ist auch nicht deine Verantwortung, die Sonne morgens aufgehen zu lassen, Jack.”

”Es ist ein blöder Job, aber irgendjemand muss ihn ja machen”, konterte Jack mit einem kleinen Lächeln.

”Wir haben den Kerl, der das als seinen Job ansah, bereits getroffen und denk mal drüber nach, was mit ihm passiert ist.“

Jack nickte, das Lächeln erstarb. ”Liegt es dann an Sha’re? Fühlst du dich schuldig?“

“Würdest du damit aufhören?“ Daniel fühlte, wie seine Hände das Holz der Stuhllehne packten und blickte kurz zu ihnen hinunter, beobachtete, wie die Haut über seine Knöchel glitt, als er den Griff lockerte. ”Hör auf, mein Problem zu erraten.”

”Was für eine Wahl habe ich denn? Du gibst mir nicht gerade viele Tipps …”

***

Jack studierte Daniel, hasste die Art, wie Daniel aussah, die Blässe seines Gesichts und die dunklen Ringe unter seinen Augen. Er war mit einem Friedensangebot hergekommen, wollte den Abgrund, der sich zwischen ihnen aufgetan hatte, überbrücken, musste wissen, dass er und Daniel wieder so werden könnten wie sie gewesen waren. Aber letztendlich war er besorgt um Daniel. Jack hatte sich selbst geschworen, dass er nie wieder jemanden nahe kommen lassen würde, hatte sich nach dem Verlust Charlies abgeschottet.

Dann waren alle seine Pläne, sein Selbstschutz, von Daniel durchbrochen worden. Er hatte es geschafft, sich durch Jacks Verteidigung zu schleichen, hatte sich selbst zu so einem großen Teil in Jacks Leben gemacht, dass es beinahe unvermeidlich gewesen war, dass mehr aus ihnen wurde. Es war so gut gelaufen, wenigstens eine kleine Weile, ihre neue Nähe baute sich auf der Freundschaft auf, die sie die letzten paar Jahre genährt hatten. Es war ihm wie eine Natürlichkeit vorgekommen, Daniel so zu vertrauen, wenn er sonst nicht wirklich jemandem vertrauen konnte, wenn er niemandem die Dinge erzählen konnte, die er Daniel ohne Zögern mitteilte.

Das zu verlieren war, als würde er einen Teil von sich verlieren, ein Schmerz den er nicht erwartet hatte, von dem er gehofft hatte, ihn nie wieder zu fühlen. Mit Daniel konnte Jack er selbst sein und er hatte gedacht, dass Daniel genauso empfand. Aber jetzt hatte Daniel eine Barriere zwischen ihnen aufgebaut und er sah keinen Grund dafür – wenn er etwas getan hatte, etwas gesagt hatte, was das hier verursachte, musste Jack es wissen. Dies war zu wichtig, um es zu verderben. ”Was ist denn, Daniel?“, drängte Jack, seine Stimme flehte Daniel ihn, ihm zu vertrauen.

”Ich ...“ Daniels Stimme brach bei dem Wort. ”Ich habe geträumt ...“

“Du musst es mir sagen.“

“Du bist gestorben, Jack. Ich sah es, es war so real.”

“Du hast es gesehen?“

***

Daniel hörte sich selbst verstummen, zum ersten Mal verließen ihn die Worte. Er konzentrierte sich erneut auf seine Hände, wollte welchen Ausdruck auch immer nicht in Jacks Augen sehen. Was würde es sein?

Unglaube? Verachtung?

Einen Moment schwiegen sie, die Stille hing unheilverkündend zwischen ihnen.

”Und du dachtest, du könntest mir das nicht erzählen, wiel ...?”, ermutigte Jack, seine Stimme ruhig, leiser als Daniel erwartet hatte.

Er schaute auf. Jacks Gesicht war auch ruhig, wirkte erleichtert.

”Was sollte ich schon sagen?“, fragte Daniel. ”Dass ich Voraussehungen hatte?”

”Es sind keine Voraussehungen, es sind nur Alpträume”, sagte Jack noch immer mit leiser Stimme.

”Ich weiß, was ich gesehen habe.“

Jacks Stimme ärgerte ihn irgendwie, traf ihn unerwartet. Er hatte erwartet, dass Jack sich über ihn lustig machte, aber obwohl er das nicht tat, hatte diese gleichbleibende Ruhe denselben Effekt. ”Ich weiß, was ich gesehen habe”, wiederholte er, seine Stimme dieses Mal schärfer als Reaktion auf Jacks Unglaube.

Jack blieb stumm, seine Augen nachdenklich.

”Ich habe dich nie für jemanden gehalten, der an das Schicksal glaubt, Daniel ”, sagte er nach einem Moment der Stille.

”Es muss so eine Art kosmische Gerechtigkeit geben”, sagte Daniel, ”etwas, dass die Dinge lenkt.“

Jack schüttelte bei Daniels Worten den Kopf.

”Und das heißt, dass dir schlechte Dinge passieren? Als ob das Universum dir niemals etwas gönnen wird? Aus der Philosophie habe ich besseres gehört.” Jack seufzte, lehnte sich weiter in die Umarmung des Sofas zurück. Daniel beobachtete ihn einen Moment, bevor er das Kinn auf seine verschränkten Arme sinken ließ.

”Wie kann ich dir das Gegenteil beweisen, Daniel?“

***

Es hatte etwas Überredung gebraucht und Dr. Fraiser war überhaupt nicht beeindruckt von Jacks Beharrlichkeit. Er hatte es schließlich geschafft, ihr die Erlaubnis abzuringen, Daniel wieder arbeiten zu lassen, sogar Offworld mit SG-1 zu gehen, aber nur für einen kurzen Ausflug zu dem Planeten, den sie schon besucht hatten. Ihre letzten Worte der Warnung, in denen sie mit schrecklichen Konsequenzen drohte, sollte Daniel irgendetwas zustoßen, hatten Jack von der Krankenstation bis zum Konferenzraum in den Ohren geklingelt.

Als ob er Daniels Sicherheit riskieren würde ...

Janet und die anderen hatten keine Ahnung und er wollte, dass es so blieb, aber manchmal ärgerte ihn die Einstellungen die die anderen ihm gegenüber hatten - dass er sich nicht um Daniels Wohlergehen sorgen würde. Er war derjenige gewesen, der Daniel gesagt hatte, dass die neue Intimität, die sie gefunden hatten, ihr Geheimnis bleiben müsse, aber es schien, als wäre er derjenige, der die schwerste Last trug. Jack beobachtete Daniel sorgfältig, als er das Wurmloch verließ.

Er drehte sich um, als er die andere Seite erreichte, sodass er Daniels Gesicht sehen konnte, sobald dieser durch den Horizont kam. Daniel war blass, aber schien entschlossen, seine Augen trafen Jacks auf der Stelle. ”Du musst mich nicht babysitten, Jack”, sagte er mit einem wütenden Ausdruck im Gesicht. ”Du hast deine Meinung über das alles hier und ich meine. Wir können uns nur darüber einig sein, dass wir uns uneinig sind.”

Jack konnte nicht anders als zurück zu lächeln.

”Sehen wir einfach, was passiert, okay?”

Er führte das Team die Stufen des Tores hinunter, hörte das Wurmloch sich schließen und drei Paar Füße, die ihm folgten. Carter ging an ihm vorbei, Richtung DHD, während er den Horizont überblickte. ’Bitte lass mich Recht haben’, dachte Jack, obwohl er sich nicht sicher war, an wen er das Gebet richtete. Egal, wie man es drehte und wendete, er hatte in den letzten Jahren genügend Götter und Göttinnen gesehen.

Vielleicht glaubte er wie Daniel an etwas Abstrakteres, etwas, das kein Gesicht hatte.

***

Wenn er die Mission hätte beschreiben müssen, hätte Daniel das Wort ‘ermüdend’ gewählt. Es hatte sich alles als ein riesiger Fehlschlag herausgestellt, die Räume mit ihren verzierten Decken waren scheinbar das einzige, was von dieser Zivilisation übrig geblieben war. Mit Sicherheit gab es keine Einwohner, niemand, der sie angreifen könnte, kein Grund, aus dem Daniel sich die Decke anstarrend wiederfinden könnte, Blut aus seiner Seite fließend. Als sie das letzte Mal hier waren, waren sie zum Tor zurückgeeilt, der Angriff der Kreatur hatte ihre Erforschung des Planeten auf den zweiten Rang zurückgeschoben.

Sicher zu gehen, dass er und Sam in Ordnung waren, war wichtiger gewesen. Es schien, als hätte das, was Jack getötet hatte, alleine hier gelebt – es gab keine Anzeichen auf ähnliche Kreaturen, obwohl Aasfresser den Kadaver ihres Angreifers gefressen hatten. Es bestand sowieso kein sonderliches Interesse daran, es brachte nichts, seine Zeit damit zu verbringen und Daniel merkte, dass seine Gedanken zu Jacks Worten zurückwanderten. Hatte Jack Recht gehabt? War alles, die überwältigende Angst, die er gefühlt hatte, nach alldem doch unbegründet gewesen?

Es war schwer zu glauben und Daniel mied Jacks Starren, während sie zurück zum DHD gingen. ”Was gefunden?”, fragte Jack, der Humor in seiner Stimme schnitt durch die Alltäglichkeit der Worte. Daniel wurde bei diesem Ton wütend, eine plötzliche Welle der Wut überschwemmte ihn, als er sich umdrehte.

”Du musstest einfach Recht haben”, schnappte er. ”Was jetzt? Wirst du mich daran erinnern, dass du es gesagt hast?” Daniel drehte sich zurück zum DHD, ignorierte das erschrockene Keuchen Carters. Sie war beim Beginn von Daniels wütenden Worten in Hörweite gekommen, als seine Hand die Glyphen für die Heimatadresse eingegeben hatten. Daniel bemerkte nicht, dass er zitterte, bis Jacks Hand sich auf seine Schulter legte.

***

Als sie erst Mal wieder im SGC waren und Dr. Fraisers gewissenhafte Untersuchungen hinter sich hatten, bestand Jack darauf, Daniel nach Hause zu fahren. Daniel hatte einen Blick auf Jacks Kinn geworfen und entschieden, dass er nicht die Energie für die Art von Streit hatte, den sie haben müssten, um Jacks Meinung zu ändern. Das hieß nicht, dass er einverstanden sein oder den ganzen Weg den Berg hinunter reden musste. Aber er war nicht überrascht, als Jack vor seinem Apartmenthaus den Motor ausschaltete und ausstieg. ”Du musst mich nicht ins Bett bringen”, sagte Daniel, als sie zusammen zum Eingang gingen.

”Da du nicht viel geschlafen hast, ist das natürlich klar”, antwortete Jack, ohne ihn anzuschauen. Er schwieg ebenfalls in dem Fahrstuhl, begleitete Daniel den Korridor hinunter bis vor dessen Apartmenttür. Daniel überlegte, ob er Jack fragen sollte, ob er reinkommen wolle, bemerkte dann an Jacks Gesichtsausdruck, dass das eine reine Verschwendung wäre. Jack hatte sich bereits entschieden.

”Also”, begann er, als er die Tür hinter ihnen schloss, ”ist das der Moment, in dem du sagst ‘ich habe es dir gesagt’? Oder kommt das erst später?”

Jack hielt inne, drehte sich zu Daniel um.

”Glaubst du, ich bin gekommen, um schadenfroh zu sein, Daniel?“

Daniel zögerte einen Moment, unsicher, was er als nächstes tun wollte. Er hängte seinen Mantel auf und ging an Jack vorbei. Er ging in das Wohnzimmer und warf sich auf das Sofa, versuchte sein bestes, um Jack zu ignorieren, als dieser ihm folgte. ”Warum bist du mitgekommen, Jack? Ich habe das Gefühl, dass du nicht wirklich hier sein willst.” Daniel hasste das leichte Zittern in seiner Stimme, wusste, dass Jack es auch hörte. Er versuchte stattdessen, sich auf Jack zu konzentrieren, beobachtete die Ausdrücke, die sich über sein Gesicht jagten. Jack ließ sich mit einem Seufzen am anderen Ende des Sofas nieder, schaute hinunter, als Daniel seine Füße anzog, um ihm mehr Platz zu machen. Als er wieder aufschaute, schluckte Daniel nervös, während er versuchte, den Gesichtsausdruck zu lesen, der sich nun auf Jacks Zügen fand.

”Du denkst, dass es mich nur interessiert, wer Recht hatte?”, fragte Jack. ”Du glaubst, du bist mir vollkommen egal?” Daniel überlegte, wie er diese Fragen beantworten sollte – ihm fielen ohne weiteres bissige Antworten ein, aber dieser Weg barg nur Gefahren. Stattdessen setzte er auf Ehrlichkeit, so dass, wenn Jack explodierte, er wenigstens noch seine Selbstachtung hatte.

”Ich weiß nicht”, sagte er, während er Jack vorsichtig beobachtete. ”Ich habe das Gefühl, ich weiß kaum noch etwas, wo wir betroffen sind.”

Jack nickte. ”Mir geht’s genauso”, sagte er. ”Was ist passiert, Daniel? Alles lief so gut und dann ... warum hast du mir nicht gesagt, dass etwas nicht stimmte?” Daniel legte seinen Kopf gegen die Rückenlehne des Sofas, schloss die Augen, während er Jacks Frage überdachte. Was hatte ihn davon abgehalten, Jack sofort von den Alpträumen zu erzählen, die er gehabt hatte?

”Ich glaubte nicht …” Daniel zögerte, die Worte waren schwer zu finden.

”Dass ich es wissen will?“, schlug Jack vor, sein Stimme scharf genug, damit Daniel die Augen öffnete, seinen Kopf neigte, bis er Jacks Gesicht sehen konnte.

”Ich war mir nicht sicher, ob du mir glauben würdest, Jack.”

”Und ich habe dir nicht geglaubt, oder?“, fragte Jack. ”Selbst, wenn du es mir erzählt hättest, was dann?“

“Ich habe keine Ahnung. Ich weiß, was ich gesehen habe.”

”Warum wurde in all diesen Alpträumen, die du hattest, Daniel, immer jemand von uns erschossen? Darum ging es in ihnen, nicht wahr? Nicht darum, von einer riesigen, haarigen Kreatur gepackt und als Kauspielzeug benutzt zu werden?”

Daniels Gesicht zeigte deutlich, dass er darüber nicht nachgedacht hatte.

Jack drängte weiter.

”Es sei denn, dein Unterbewusstsein wollte dir sagen, dass du mich erschießen wirst, Daniel. Ich glaube, diese Dinger, dieser Felsen, diese Malereien wurden mit anderem Zeug vermischt, obwohl es zuerst überhaupt gar nicht um sie ging.”

”Es ging nur um uns, meinst du? Keine Voraussehungen?”, fragte Daniel. ”Ich weiß, was ich gesehen habe.”

”Was du gesehen hast, was sich mit dem vermischt hat, worüber du dir solche Sorgen machst, war was? Dinge, die du auf MALP-Übertragungen gesehen hast, Bilder, von denen du nicht gewusst hast, dass du sie wahrgenommen hast.”

”Du glaubst, das ist die Lösung?“, fragte Daniel.

”Da bin ich sicher”, sagte Jack. ”Du bist kein Prophet, Daniel. Du bist nur jemand mit vielen Dingen im Kopf.” Seine Hand war über die Sofakissen geglitten, während er sprach, die Wärme seiner Berührung ging durch Daniels Hosenbein, tröstend, sicher. ”Willst du mir sagen, was dich beschäftigt hat?”

”Es ist nicht wichtig.”

”Wenn es dich so aufgeregt hat, schon”, drängte Jack. ”Bitte?“

“Können wir ...“ Daniel zögerte, runzelte die Stirn, während er nach Worten suchte. ”Wird das hier funktionieren?“ Jack runzelte die Stirn, leicht verwirrt.

”Wir.”

”Willst du denn, dass es funktioniert?“

“Natürlich!”, protestierte Daniel. ”Denkst du das nicht? Du bist derjenige, der nie bei mir bleiben will.“

“Dann wird es funktionieren”, sagte Jack, ließ seine Hand Daniel Bein hinauf gleiten. ”Wenn wir es zulassen.“

“Du lässt das so einfach klingen”, sagte Daniel, begann zu lächeln, als er die Bewegung spürte.

”Nicht alles ist kompliziert, es sei denn, wir bringen es dazu”, sagte Jack mit einem kleinen Lächeln. ”Es kann funktionieren, Daniel, wenn wir es lassen.“

“Keine Alpträume mehr?”

”Vielleicht muss ich die Nacht dableiben, um sicher zu gehen?“, fragte Jack, beobachtete Daniels Gesicht sorgfältig.

”Wir haben gesagt ...“, begann Daniel, bevor ihm die Worte fehlten und er hinabsah.

”Nein. Ich sagte, was wir tun sollten und du hast mitgemacht. Und ich hatte Unrecht, okay?”

”Darf ich dich zitieren?“, fragte Daniel, blickte zu Jack hinüber, ein schattenhaftes Lächeln auf den Lippen.

“Als ob dir irgendjemand glauben würde ”, erwiderte Jack, griff aus und zog Daniel näher, wickelte seinen Arm um Daniels Schultern. ”Ich würde es bestreiten.“

“Es wäre schön, wenn du bleiben würdest, Jack.“ Die Worte waren gemurmelt, ein ruhiger Atemzug gegen seinen Hals.

“Das ist also ausgemacht. Und keine Voraussehungen mehr, Daniel”, sagte Jack. ”Wir machen unser eigenes Schicksal.“ Er fühlte Daniels Gewicht gegen sich sinken, sein ruhiger Atem, als er in den Schlaf glitt. ”Keine Alpträume mehr.”

~fin~
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