Ordinary Life by Kes
Summary: Ein ganz normaler Tag im Leben einer ganz normalen Frau verwandelt sich in ein lebensbedrohliches Abenteuer.
Categories: Stargate SG-1 Characters: Jack O’Neill (SG-1), Jonas Quinn, Own Character, Samantha Carter (SG-1), Teal’c (SG-1)
Genre: Action, Friendship, General
Challenges: Keine
Series: Keine
Chapters: 1 Completed: Ja Word count: 9384 Read: 2611 Published: 31.03.12 Updated: 31.03.12
Story Notes:


Spoiler: 6, Jonas kämpft noch um seinen Posten bei SG-1

Anmerkung: Oh Schreck, oh Graus, meine erste OC-Story. Jap, so kennt ihr mich noch gar nicht, ich weiß, aber... um vollkommen ehrlich zu sein, ich *glaube* ich habe Gefallen daran gefunden. Ich weiß, diese ganze „original character“ – Geschichte ist im SG-Fandom etwas... umstritten, aber, hey, just give it a try, will ya? Is noch genug SG-1 drin, keine Sorge. :D

1. Kapitel 1 by Kes

Kapitel 1 by Kes
Ordinary Life


Heute
Erin


Erin hatte es eilig. Mehr als eilig, um genau zu sein, sie war bereits zu spät. Ihr Vorstellungstermin war in zwanzig Minuten und sie hatte noch einen Weg von mindestens einer halben Stunde zurückzulegen, bevor sie das College erreichte. Und sie musste tanken.

„Verdammt, verdammt, verdammt“, murmelte sie, während sie den Motor abstellte und aus dem Auto hüpfte.

Sie knallte die Tür ihres alten Ford Escorts zu und lief um den Wagen herum. Tankdeckel auf, Zapfpistole einstecken, los.

„Lauf, lauf, lauf“, forderte sie die Tanksäule auf, die die Bitte kalt ignorierte.

Sie warf einen Blick auf die Kasse, an der bereits mehrere Kunden anstanden. Sie würde zu spät kommen. Und sie würde den Job nicht bekommen. Sie *brauchte* den Job...

Klick.

Endlich war der Tank voll gelaufen und sie zog die Zapfpistole heraus. Wieder einhängen, Tankdeckel schließen, los. Sie spurtete in Richtung Kasse und blieb abrupt stehen, als ihr einfiel, dass ihr Geldbeutel im Auto lag.

„Verdammt!“

Sie wirbelte herum und wollte zurück laufen, doch statt dessen spürte sie einen dumpfen Schmerz und fand sich auf dem Boden wieder.
Sie brauchte einen Augenblick, um sich neu zu orientieren. Hektisch nahm sie die Hand des Mannes, mit dem sie kollidiert war, und stand auf.

„Tut mir leid“, sagte er.

„Schon gut“, versicherte sie und wollte ihren Weg fortsetzen, als sie ein Handy vor ihren Füßen liegen sah.

Es war nicht ihres, also musste es dem Fremden gehören. Sie hob es auf und drehte sich nach ihm um, doch er war bereits im Tankshop verschwunden. Sie seufzte und ging weiter auf ihren Wagen zu. Sie würde es ihm geben, wenn sie hineinging. Zeit sparen war alles.

Erin öffnete die Tür des Fords, schnappte sich ihren Geldbeutel und drehte wieder um. Beeilung, Beeilung, wiederholte sie immer wieder in Gedanken. Als das Handy klingelte hob sie ab, ohne auch nur eine Sekunde darüber nachgedacht zu haben. Erst als ihr ein fremd klingendes „Hallo“, aus dem Hörer entgegenschallte, blieb sie stehen.

Sie lief rot an bis zu den Haarwurzeln. Was jetzt? Was würde der Mann sagen, wenn er sah, dass sie einfach einen persönlich Anruf von ihm entgegengenommen hatte?! Ein halbes Dutzend Szenarios spielte sich in ihrem Kopf ab: Seine Freundin würde ihm vorwerfen er habe eine Affäre, eine immens wichtige Information würde ihr übermittelt werden und sie würde sie vergessen...

„Hallo!“

Was jetzt?

„Ähm... Entschuldigung, nein, hier ist nicht... er ist gerade... einen Moment!“

Sie spähte durch das Schaufester des kleinen Shops. Wo zum Teufel war er? Sie fluchte und erhielt ein erneutes „Hallo“ als Antwort. Die Glastür öffnete sich automatisch vor ihr und sie suchte weiter. Der Laden war leicht überschaubar, nur hüfthohe Regale, keine versteckten Ecken... er war verschwunden! Verzweifelt drehte sie sich um - und sah wie der Handybesitzer gerade mit seinem Truck die Tankstelle verließ.

„Shit, shit, shit!“

„Hallo? Jack? Hallo!“

Sie stellte sich in der kleinen Schlange an.

„Hören Sie, es tut mir leid, Ihr Freund... also der Besitzer dieses Telefons ist nicht... er hat das Handy fallen lassen und ich habe es gefunden. Er ist aber gerade weggefahren!“

Sie hoffte sie erzählte ihre Geschichte nicht gerade seinem Chef oder Finanzbuchhalter...

„Was?“ Sie hörte ein unterdrücktes Fluchen. „Hören Sie, wären Sie bereit, das Telefon an einen Ort zu bringen, von dem mein Freund es abholen kann? Er erwartet einen wichtigen Anruf...“

Sie legte dem Angestellten das Geld für die Tankfüllung hin und verließ den Shop.

„Ja... ja, sicher. Kein Problem. War ohnehin meine Schuld...“

Sie setzte sich ins Auto und warf einen Blick auf die Uhr. Noch zehn Minuten für eine halbe Stunde Fahrt. Sie war so geliefert.

„In Ordnung. Mein Name ist George. Wie heißen Sie?“

„Erin.“

„Also dann, Erin. Ich werde Ihnen die Adresse per Kurzmitteilung zusenden.“

„Alles klar. Es kann allerdings noch eine Weile dauern, bis ich das Handy dort hin bringe. Ich hab... ein Vorstellungsgespräch.“

Sie beendete die Verbindung und legte das Handy auf den Beifahrersitz.

Gas.




Zwei Tage zuvor
Jonas


Jonas konnte seinen Blick nicht abwenden. Es war faszinierend. Er tat seit mehr als einer Stunde nichts anderes.

„Jonas. Hallo.“

Er war gerade auf dem richtigen Weg. Diesmal würde es funktionieren. Er hatte nur seine anfängliche Strategie etwas abändern müssen und jetzt...

„Jonas?“

„Gleich!“ Konzentration. Er brauchte nur Konzentration. „Nein! Verdammt!“

Er schloss kurz die Augen und seufzte. Jetzt musste er wieder von vorne anfangen! Er sah auf und begrüßte seinen Besucher.

„Major Carter, hallo. Setzen Sie sich doch.”

Carter blieb vor dem Tisch der Cafeteria stehen, an dem Jonas nun schon seit mehr als einer Stunde mit einem Becher kaltem Kaffee saß. Sie lächelte.

„Der Colonel hat dir das gegeben, richtig?“

„Ich war dabei ihm von der hierarchischen Struktur meines Landes zu erzählen. Er sagte, er wolle mir helfen, eure Kultur besser zu verstehen. Wie nennt Ihr dieses Gerät?“

„Wir nennen es GameBoy.“

„GameBoy? Ein seltsamer Name.“ Er betrachtete das kleine graue Gerät. „Ich habe den Eindruck, der Colonel fühlt sich unwohl in meiner Gesellschaft.“

„Wie kommst du darauf?“

„Er ist nicht besonders subtil in seiner Art.“

Carter setzte sich.

„Dein Kaffee ist kalt“, stellte sie fest.

„Ja... ich habe um offen zu sein ein gewisses Misstrauen gegen dieses... Getränk.“

Carter sah ihn fragend an.

„Es wirkt auf den Körper wie eine Droge. Anfangs war ich der Meinung, dass Kaffee für mich nicht in Frage käme, weil ich den Geschmack nicht mochte. Doch dann habe ich aus Neugierde drei weitere Tassen getrunken, um die Wirkung näher definieren zu können. Und ich bin auf den Geschmack gekommen.“

Carter hob eine Augenbraue.

„Wie viel hast du inzwischen davon getrunken?“

„Sieben Tassen“, antwortete er. „Ich bemerke bereits eine Veränderung meines Herzkreislaufsystems. Unangenehm, wenn ich das sagen darf. Trotzdem habe ich Lust auf mehr.“

Carter zog beide Augenbrauen hoch.

„Sieben Tassen? Hintereinander? Von diesem Kaffee da?“, fragte sie, und deutete auf den Kaffeepot an der Seitenwand der Cafeteria, zwischen Theke und Ausgang.

Er nickte.

„Nun ja, du solltest vielleicht auf weitere Tassen verzichten, Jonas. Geh spazieren... oder in den Fitnessraum... versuche, das Koffein wieder raus zu bekommen. Iss was“, riet sie ihm.

Er nickte erneut, diesmal heftiger, und stand auf.

„Ich werde dem Colonel seinen GameBoy zurückbringen“, sagte er, machte auf dem Absatz kehrt und ging - rannte beinahe - zum Ausgang der Cafeteria.

Carter verzog das Gesicht. Der Colonel würde vor Freude von sich kommen...

~~~~~~~

„Jack, ich möchte, dass Sie sich mit diesem Gedanken auseinander setzen“, hörte Jonas Hammonds Stimme, als er den Gang zu Colonel O’Neills Büro entlangging.

„General...“

„Es ist kein Befehl, Jack. Doch es ist einen Versuch wert. Geben Sie dem Jungen eine Chance. Er könnte sich als Bereicherung für das Team erweisen.“

„George...“

„Und vergessen Sie nicht, Colonel, dass Sie bereits sechs Anwärter verschlissen haben.“

Jonas hörte O’Neills Seufzen und beschloss, einen Augenblick im Gang zu warten, bevor er das Büro betrat.

„In Ordnung, Sir, ich werde darüber nachdenken.“

Er hörte wie ein Stuhl gerückt wurde und setzte seinen Weg fort. Er brauchte Bewegung, Bewegung, Bewegung....

„Jonas“, begrüßte der General ihn überrascht, als er in der offenen Tür erschien.

„General, Colonel O’Neill“, erwiderte er. „Colonel, ich wollte Ihnen Ihren GameBoy zurückbringen. Ein faszinierendes Spiel, wirklich. Die Schwierigkeitsstufen, die sich exponentiell erhöhen, wenn man in entsprechender Zeit einen Spielabschnitt erfolgreich beschließt...“

„Ja“, unterbrach O’Neill den jungen Außerirdischen, bevor er seine Faszination weiter erläutern konnte. Zum Wohle aller Anwesenden, wie er glaubte. Er verzog das Gesicht. „Ich weiß. Tolles Spiel.“

„Wissen Sie, Major Carter war der Meinung, ich solle mir etwas Bewegung gönnen, nach all dem Kaffee, den ich in den letzten Stunden getrunken habe, und ich habe mich gefragt, ob Sie vielleicht Interesse hätten, ein paar Runden mit mir zu boxen... Teal’c hat mir diesen Sport bereits näher gebracht und ich denke...“

Auf O’Neills Gesicht erschien ein nachdenklicher Ausdruck.

„Was?“, fragte Jonas.

„Dann sind Sie also noch Anfänger in diesem Sport, ja?“

Der General schien vorauszusehen, auf was diese Befragung hinauslief und machte sich durch ein Räuspern bemerkbar.

„Jonas, so gerne ich es auch sehe, wenn sich meine Leute fit halten, so denke ich doch, dass Sie Colonel O’Neill nicht im richtigen Moment erwischt haben, um mit ihm zu *boxen*...“, er wandte sich O’Neill zu, „Ich bin jedoch der Meinung, dass es allmählich an der Zeit wäre, unserem Gast ein bisschen mehr von seiner neuen Heimat zu zeigen, als dieses Raketensilo. Was halten Sie davon, Colonel.“

„Sir?“

„Ich denke dabei an einen kleinen Ausflug.“

„Sir?“

„Mit Ihnen, Colonel.“

„Ich hatte befürchtet, dass Sie das sagen würden, Sir.“

„Jonas?“

„Das wäre fantastisch, General!“ Der junge Mann nickte enthusiastisch und drückte O’Neill seinen GameBoy in die Hand. „Was soll ich anziehen?“




Heute
Erin


Wenn die Polizei sie jetzt erwischte, konnte sie sich von ihrem Führerschein verabschieden. Die letzte Ampel war mehr als Dunkelgelb gewesen und an das Geschwindigkeitslimit hielt sie sich schon seit zwei Straßen nicht mehr. Noch fünf Minuten. Sie hielt an der nächsten Ampel an - sie war in Eile, aber nicht lebensmüde. Das Handy klingelte erneut. Sie beschloss ranzugehen, immerhin konnte es... George sein. Als Kompromiss nahm sie sich jedoch vor, den Anrufer zuerst sprechen zu lassen. Auf diese Weise konnte sie noch immer einfach auflegen, falls es die Freundin des Besitzers war, oder etwas derartiges.
Warum machte sie sich überhaupt Gedanken um das Liebesleben dieses wildfremden Mannes?
Sie schüttelte den Kopf und nahm ab.

„Hallo Colonel. Ich hoffe Sie kennen sich gut aus in der Stadt. Denn ich möchte, dass Sie zur Ecke Main/Seventh fahren. Dort befindet sich ein leer stehendes Lagerhaus. Kommen Sie allein. Ich erwarte Sie in zwanzig Minuten.“

Der Mann am anderen Ende der Leitung machte eine Pause, doch er fuhr fort, als niemand antwortete.

„Andernfalls wird der Außerirdische Bekanntschaft mit ein paar irdischen Bleikugeln machen. Und es nicht überleben...“

Klick.

Erin fuhr zusammen als sie vom lauten Hupen der Wagen hinter ihr aus ihrer Erstarrung gerissen wurde. Die Ampel war längst grün. Sie gab Gas und bog auf die Mainstreet Richtung College ab.

Was zur Hölle war das für ein Anruf gewesen?! Ein Scherz, ganz offensichtlich. Der Mann hatte von Außerirdischen gefaselt. Ein Verrückter? Oder ein Freund des Handybesitzers, der sich einen Spaß erlaubte... ein Insiderwitz vielleicht. Doch andererseits, was, wenn ein Irrer mit einer Waffe in der Gegend herum lief und behauptete Außerirdische zu sehen? Hatte er nicht „Colonel“ gesagt?

„Verdammt!“

Noch drei Minuten Zeit. Noch 20 Minuten Fahrt. Die Ecke Main/Seventh war nur einen Block entfernt. Warum dachte sie überhaupt darüber nach? Sie hatte nur ein Ziel: Das College erreichen bevor der Dekan die Geduld verlor und sie als unfähigen Trottel abstempelte noch bevor er sie überhaupt gesehen hatte. Sie war nicht aus Schottland nach Washington gekommen um gleich ihr erstes Vorstellungsgespräch zu verpassen! Sie brauchte dringend einen Job und hatte das unglaubliche Glück gehabt einen freien Lehrposten in ihrem Fachgebiet an einer renommierten Schule zu finden - und sie würde den verdammten Termin verpassen! Und worüber machte sie sich während alledem Gedanken? Über einen Irren an einem fremden Telefon, der damit drohte einen Außerirdischen umzubringen. Nein, sie würde an diesem Lagerhaus *vorbeifahren*. Obwohl sie es von der Straße aus sehen konnte. Gut, zugegeben, sie war neugierig, aber - selbst wenn irgendetwas Ernsthaftes hinter diesem Anruf steckte - was hatte sie damit zu tun? Sie hatte dort nichts zu suchen.

Der Blinker musste sich von allein gesetzt haben und vielleicht war ihr Ford auch von Außerirdischen gebaut worden, denn er zog bereits auf den Parkplatz vor der Lagerhalle bevor sie die Diskussion in ihrem Schädel überhaupt zu Ende geführt hatte. Das hatte man davon wenn man zu viel nachdachte. Man überlistete sich selber.

Das Handy klingelte erneut. Diesmal kümmerte es sie nicht mehr, wem sie Probleme bereitete, wenn sie sich meldete. Schließlich hatte sie durch dieses Mobiltelefon unverhältnismäßig mehr Ärger.

„Hallo?“

„Hallo. Erin? Hier ist George.“

Ah! Mögliche Lösung des Problems.

„George, gut dass Sie anrufen. Gerade bin ich ans Telefon gegangen, weil ich dachte Sie wären es, und da war dieser Mann, der...“

„Was für ein Mann?“, unterbrach er sie.

„Keine Ahnung, klang älter. Jedenfalls redete er irgendein wirres Zeug über... ist ihr Freund beim Militär?“

Stille am anderen Ende.

„Was hat er gesagt?“, fragte der Unbekannte namens George schließlich.

„Irgendwas über einen Außerirdischen in einem Lagerhaus. Und Bleikugeln. Ziemlich klischeehaft, wenn ich das anmerken darf.“

Wieder Stille.

„Hören Sie, halten Sie sich auf jeden Fall von diesem Lagerhaus fern.“

Okay.

*Jetzt* war sie neugierig.




Zwei Tage zuvor
Jonas


„Oh Gott.“

„Colonel O’Neill?“

„Nein.“

„Colonel?“

„Wie... verdammt!“

O’Neill schlug seine Handballen gegen das Lenkrad.
Er drehte den Schlüssel noch einmal. Ein gequältes Ächzen der Zündung, dann: nichts. Mitten auf der Interstate. Meilen von jedem Ort und jeder Tankstelle entfernt.
Mit Jonas Quinn auf dem Beifahrersitz.
O’Neill versuchte ruhig zu atmen.

„Hat das Auto den ‚Geist aufgegeben’?“

O’Neill warf ihm einen Seitenblick zu und verbiss sich eine Antwort. Er bekam jedes Mal Zahnschmerzen, wenn Jonas versuchte in „Erdterminologie“ zu sprechen. Es klang so... außerirdisch.
Er griff unter seinen Sitz, öffnete die Motorhaube und stieg aus. Er durchsuchte den Motorraum nach der Ursache der Panne und fluchte, als er sich die Finger am heißen Motor verbrannte.

„Brauchst du Hilfe?“

Jonas war ebenfalls ausgestiegen und blickte ihm über die Schulter.
O’Neill beachtete ihn nicht, sondern löste eines der Zündkabel. Er drehte die darunter liegende Zündkerze heraus und fluchte erneut.

„Ich glaub es einfach nicht! Space Shuttles und Gleiter aus Goa’uld-Technologie - aber die Zündkerzen in einem Dienstwagen der USAF sind von 1930!“

„Lässt sich dieses Problem lösen? Oder vielleicht umgehen?“, fragte Jonas.

„Bei diesen verrotteten Teilen... den Katalysator hat es wahrscheinlich auch erwischt... die Verteilerkappe will ich gar nicht sehen...“ O’Neill zog sein Handy aus der Jackentasche und klappte es auf. „Verdammter Mist!“

„Ist das Telefon auch defekt?“

„Kein. Empfang“, zischte O’Neill durch zusammengebissene Zähne.

„Ah. Ich habe darüber gelesen, dass die Satelliten, die dieses Kommunikationsnetz tragen, nicht alle Flächen auf der Erde abdecken. Das Wetter spielt hierbei übrigens eine interessante Rolle... wusstest du, dass dein Handy - rein theoretisch - an nahezu jedem Ort der Welt aufgespürt werden kann?“

„Jonas! Nicht jetzt!“

Für den Bruchteil einer Sekunde erschien etwas wie Ärger auf Jonas Gesicht, doch der Ausdruck war zu schnell wieder verschwunden, um wirklich erkennbar zu sein.

„Möchtest du, dass ich mir den Motor ansehe? Ich habe Major Carter dabei zugesehen, wie sie...“

„Nein. Ich kenne mich mit Autos selbst ganz gut aus. Und das hier lässt sich nicht provisorisch lösen.“

Jonas nickte. Er wusste, wann es besser war, nichts zu sagen.

„Vor etwa fünf Meilen sind wir an einer Tankstelle vorbei gekommen. Also zieh lieber deine Laufschuhe an.“

„Ich hab nur diese hier...“

O’Neill verdrehte die Augen.




Heute
Erin


Erin stieg aus und schloss leise die Fahrertür.

„Ja... ich meine, das ist schließlich nicht meine Angelegenheit. Außerdem habe ich ein wichtiges Vorstellungsgespräch.“

Das gerade stattfand.
Ein anderer Job würde es auch tun. Hoffte sie.

„In Ordnung. Ich habe inzwischen einen passenden Ort ausfindig gemacht und schicke Ihnen gleich eine Kurzmitteilung mit der Adresse. Eigentlich rufe ich an, um Sie zu bitten, keinen Anruf mehr entgegen zu nehmen... Doch ich nehme an dafür ist es bereits zu spät. Darum: hat der Mann sonst noch etwas gesagt?“

Erin hatte inzwischen das Tor der Lagerhalle erreicht und versuchte durch ein zersprungenes Fenster hineinzuspähen.

„Nein. Das war alles.“

„Vielen Dank, Erin. Von nun an - nichts für Ungut - heben Sie bitte nicht mehr ab. Es könnte sich um wichtige Informationen handeln, die... vertraulich sind. Ich danke Ihnen auch im Namen von Mr. O’Neill. Er würde sein Handy... vermissen.“

Erin ging in Deckung, als sie eine Gestalt auf das Fenster zukommen sah.

„Ja, das Gefühl kenne ich. Mein Handy funktioniert hier in den Staaten noch nicht. Ich muss meinen Vertrag erweitern lassen. Trotzdem trage ich es mit mir herum... Hören Sie, ich muss auflegen, aber ich bringe das Handy zurück, in Ordnung?“

„Machen Sie es gut, Erin“, verabschiedete der Mann am anderen Ende der Leitung sich.

Erin legte auf.

Und fragte sich warum zur Hölle sie unter dem Fenster eines alten Lagerhauses kauerte, in dem offensichtlich irgendetwas vorging, aus dem sie sich besser raus hielt.
Wie kann ein einzelner Mensch so neugierig sein?, warf sie sich selbst vor. Nun ja. Immerhin gab es ihr einen Grund ihr Vorstellungsgespräch zu verpassen, der besser war als zu verschlafen. Es beruhigte ihr Gewissen. Schließlich konnte es durchaus wichtig sein!

„Also dann, Mr. Quinn. Oder darf ich Sie Jonas nennen?“, hörte sie eine Männerstimme aus dem Innern des Lagerhauses.

Es war die Stimme, die sie auch am Telefon gehört hatte.

„Sie tun doch ohnehin, was Sie wollen“, entgegnete eine neue, zweite Stimme.

„Nun, jetzt, da Sie endlich wieder bei Bewusstsein sind, wäre es doch ganz interessant, sich ein wenig näher kennen zu lernen, denken Sie nicht?“

„Eigentlich nicht.“

„Wie war das Leben so auf ihrem Planeten? Vermissen Sie zu Hause?“

„Hier gefällt es mir sehr gut, danke. Ich mache leicht Freunde, wissen Sie?“

Der Sarkasmus in der Stimme des zweiten Mannes war kaum zu überhören.

„Also dann. Wie funktioniert die Naquadriah-Bombe?“, fragte die Telefon-Stimme.

„Die was?“

„Stellen Sie sich nicht dumm, Jonas, das steht Ihnen nicht.“ Eine Pause und Schritte, die auf und ab zu gehen schienen. „Unter uns, Sie sind dem restlichen SG-Personal intellektuell doch weit überlegen. Warum bemühen Sie sich so um einen Posten bei ihnen?“

„Weil sie das Richtige tun. Anders als die Menschen auf meinem Planeten.“

War Irrsinn ansteckend?
Was war das für ein albernes Rollenspiel, das dort drinnen von statten ging? Erin riskierte einen weiteren Blick durch das Fenster und sah, dass beide Männer ihr seitlich zugewandt waren. Einer von ihnen stand in der Mitte der ansonsten leeren Lagerhalle, ohne Frage der Anrufer. Er trug einen grauen, teuer aussehenden Anzug und hielt eine Pistole in der Hand. Der Andere, Jonas, wie sie annahm, saß auf einem Stuhl, die Hände hinter dem Rücken mit einem Paar Handschellen gefesselt.

Vielleicht eine Art abartiges Vorspiel?

Sie vergaß den Gedanken schnell wieder, als sich ein weiteres Problem zu ihrer immer länger werdenden Liste des Tages gesellte: Das Handy klingelte. Und zwar laut. Warum war ihr bisher nicht aufgefallen, wie verdammt *laut* der Klingelton war? Sie nahm so schnell es ging ab.

„Hallo?“, flüsterte sie.

„Wer sind Sie und warum laufen Sie mit meinem Handy durch die Gegend?“, hörte sie eine verärgerte Männerstimme.




Zwei Tage zuvor
Jonas


„... dann entdeckten wir, dass das Mittel äußerst... bedenkliche Auswirkungen auf den Darmtrakt hatte. Darum wird es nicht mehr verwendet.“

O’Neill warf dem jungen Mann, der neben ihm herging, einen Seitenblick zu.

„Klingt wie Chili“, kommentierte er.

„Chili?“

„Vergiss es.“

Jonas blieb stehen.

„Colonel, warum tust du das andauernd?“

O’Neill machte ebenfalls Halt, die Pause eine willkommene Abwechslung für seine lädierten Knie.

„Warum tue ich was andauernd?“

„Kommentare abgeben und sie dann nicht erklären. Ich bin durchaus in der Lage Andeutungen zu verstehen. Ich bin zwar nicht von der Erde, aber deswegen bin ich noch lange nicht dämlich.“

„Nein?“

Diesmal konnte man den verärgerten Ausdruck auf Jonas’ Gesicht nicht übersehen.

„Du kannst nicht leugnen, dass ich für SG-1 geeignet bin. Hätte ich Major Carters Ausbildung genossen, wäre ich jetzt der führende Experte für das Stargate, und das weißt du.“

„Hättest du Major Carters Ausbildung genossen“, schrie O’Neill den Außerirdischen an, „dann wäre Dr. Jackson jetzt noch am Leben!“

Jonas verstummte.

„Ich konnte das nicht verhindern. Es war nicht meine Schuld“, sagte er schließlich.

„Oh doch, das war es.“

O’Neill ging weiter.

Jonas sah ihm nach und schüttelte resignierend den Kopf. Dieser Mann würde ihn niemals akzeptieren.

„Sam kommt klar mit meiner Anwesenheit“, sagte er schließlich, gerade so laut, dass O’Neill es hören konnte.

Er blieb stehen und drehte sich um.

„Erzähl mir nicht, womit Major Carter klar kommt und womit nicht. Glaub mir, ich kenne sie besser.“

„Das ist mir schon aufgefallen...“, murmelte Jonas.

„Was?!“

Das war offensichtlich das falsche Wort zur falschen Zeit gewesen, vermutete Jonas.
Was sich zu bestätigen schien, als O’Neill mit schnellen Schritten auf ihn zu kam und ihn am Kragen packte.

Zeit etwas Rückrad zu zeigen.

„Was? Willst du mir jetzt etwa sagen, dass ich mich aus euren Angelegenheiten raushalten soll? Dass ich nichts davon verstehe?“ Er machte eine Pause, in der er versuchte, dem Blick des Colonels standzuhalten. „Es ist so offensichtlich!“

O’Neill starrte ihn einen Augenblick lang an, bevor er ihn - zu Jonas Überraschung - kommentarlos losließ und weiterging.
Die Tankstellte war mittlerweile in Sichtweite gerückt und Jonas dankte den Göttern - nicht denen mit den glühenden Augen - dafür. Noch länger mit diesem Mann und er würde...

„Hier stimmt was nicht“, hörte er O’Neills Stimme.

Er verdrehte die Augen.




Heute
Erin


„Na sieh mal einer an.“

Erin schreckte zusammen und sah hinauf zu dem Mann, der gerade gesprochen hatte und sie seelenruhig anschaute. Und dabei eine großkalibrige Handfeuerwaffe auf sie gerichtet hielt.

Sie starrte ihn mit offenem Mund an.
Was jetzt? Was war die cleverste Reaktion in dieser verfahrenen Situation, in die sie niemals geraten wäre, wenn sie beim *ersten* Klingeln des Weckers aufgestanden wäre.

„Ähm... das ist meine Mutter“, sie deutete auf das Handy an ihrem Ohr, „der Empfang auf der Straße war... schlecht.“

Der Mann packte sie an ihrer braunen Wildlederjacke, die sie zu ihrem letzten Geburtstag von ihrer Schwester bekommen hatte, und zerrte sie mit sich - die Waffe immer noch auf sie gerichtet.

„Mitkommen“, orderte er. „Und Handy aus.“

„Wissen Sie, es ist wirklich schon spät und ich habe noch einen Termin, also...“

„Mund halten.“

Ein sehr eloquenter Gangster, an den sie da geraten war.

Sie wurde zu einer Seitentür des Lagerhauses gezerrt, die von zwei weiteren Männern bewacht wurde, die sie vorher nicht gesehen hatte. Geheimagentin sollte sie als alternativen Berufsweg wohl ausschließen, nahm sie an. Der bedrohlich große Mann brachte sie hinein und blieb vor ihrem geheimnisvollen Anrufer stehen.

„Wer ist das?“

„Ich habe sie gefunden, als sie draußen rumgeschnüffelt hat.“

Sie kam sich wirklich albern vor. Wie eine Touristin, die sich in die Kulisse eines Mafia-Filmes verirrt hatte. Sie versuchte ihren Knöchellangen Jeansrock zurechtzuzupfen, der sich bei ihrer „Gefangennahme“ völlig verdreht hatte und ihre Bewegungsfreiheit erheblich einschränkte. Also auch das falsche Outfit für eine Geheimagentin. Passender für ein Vorstellungsgespräch...

Der Anrufer sah erst sie, dann Jonas spekulativ an.

„Haben Sie mir etwas zu sagen, Mr. Quinn?“

Jonas zog beide Augenbrauen hoch und versuchte mit den Schultern zu zucken - was ihm in seiner gefesselten Haltung nur kläglich gelang.

„Ich hab die Frau nie gesehen“, sagte er, im selben Moment, in dem auch Erin dem Fremden versicherte: „Ich kenne den Mann nicht!“

Für einen Augenblick herrschte Schweigen in der Runde, bevor der Koloss, der sie geschnappt hatte, die Stille unterbrach.

„Sie war dabei mit jemandem zu telefonieren, als ich sie gefunden habe“, sagte er.

Er nahm ihr das Handy ab und reichte es seinem Boss.

„Wollen wir doch mal sehen, mit wem Sie geplaudert haben... hm... “, der Mann steckte seine Waffe in den Gürtel seines Anzuges, während er scheinbar im Menü des Handys nach den letzten Anrufen suchte. „Ah, hier haben wir es ja. Sam.” Er klappte das Telefon zu und sah sie mit durchdringendem Blick an. „Doch nicht etwa Major Carter, oder?“

„Wer?“, fragte sie.

Der Anrufer warf ihr das Handy zu, zog einen zweiten Stuhl aus einer dunklen Ecke der Halle hervor und gab seinem Mitarbeiter ein Zeichen.




Zwei Tage zuvor
Jonas


„Was meinst du mit ‚Hier stimmt was nicht’?“

„Ich meine damit, dass hier etwas nicht so ist, wie es sein sollte!“

„Und woran erkennst du das?“

O’Neill prüfte zum wiederholten Male den Empfang seines Handys.

„Ich tanke regelmäßig hier.“

„Kein Wunder bei dem Verbrauch deines Wagens“, warf Jonas ein.

Er erntete einen warnenden Blick von O’Neill.

„Hier gibt es nur einen Tankwart. Er ist niemals krank und kann sich kein Personal leisten. Und das“, er deutete auf einen jungen Mann in einem grauen Overall, der in der Nähe der Zapfsäulen stand, „ist er nicht.“

„Und? Vielleicht ist er zu Geld gekommen... oder hat die Tankstelle verkauft…”

O’Neill schüttelte den Kopf und Jonas folgte seinem Blick.

„Und der neue Besitzer wartet in einem schwarzen Hummer hinter der Werkstatt? Ich glaube nicht...“

Er sah aus den Augenwinkeln, wie O’Neill seine Waffe aus dem Holster an seinem Rücken zog und machte sich bereit für den Ernstfall. Für eine Sekunde zog er die Möglichkeit in Betracht, dass der Colonel ihn vielleicht einfach erschießen wollte... doch er konnte sich nicht vorstellen, dass seine Feindseligkeit so weit ging und verwarf den Gedanken schnell wieder.

„Was...“, begann er, doch er ließ den Rest unausgesprochen, als er hinter sich ein Klicken hörte, das sich verdächtig nach dem Entsichern einer Schusswaffe anhörte.

„Verdammt“, fluchte O’Neill.




Heute
Erin und Jonas


„Wer sind Sie?“

„Erin. Wer sind Sie?“

“Jonas. Was tun Sie hier?”

„Wenn ich das bloß wüsste...“

„Haben Sie gesehen, wo die hin sind?“

Erin saß mit dem Rücken zu Jonas, ihre Handschellen überkreuzten sich mit seinen und ihre Füße waren an die Stuhlbeine gekettet. Sie blickte genau auf den Ausgang, durch den der Anrufer soeben mit seinen Leuten verschwunden war.

„Raus“, antwortete sie harsch. Schweigen hinter ihr. „Wer zur Hölle war das? Und wer zur Hölle sind Sie??“, fragte sie.

Ihre Geduld hatte - in alter Elvis-Tradition - das Gebäude verlassen.

„Mein Name ist Jonas Quinn. Diese Männer waren...“ Er sprach nicht weiter.

„Ja?“

„Das kann ich Ihnen nicht sagen.“

„Ah.“

Wieder Schweigen.

„Warum zum Teufel haben die uns hier einfach so sitzen lassen? Ich meine, ist das nicht ein etwas untypisches Verhalten für eine Entführerbande?“

„Nun ja, ich... Augenblick. Hören Sie das auch?“

Erin versuchte möglichst leise zu atmen. Ja, jetzt, wo er es sagte, hörte sie tatsächlich etwas. Und es gefiel ihr gar nicht.

Tick, tack... tick, tack...

„Ich nehme an, er hat begriffen, dass ich ihm keine Informationen geben werde...“

„Und darum sprengt er uns in die Luft?!“

„Warum sind Sie hier?!“

Erin hatte den Drang, den Mann zu treten. Leider waren ihre Beine gefesselt.

„Weil dieser Kerl sein dämliches Handy hat fallen lassen, und ich dämlicherweise abgehoben habe!“

„Was für ein Kerl?“

„Irgendein Colonel... O’Neill, glaube ich.“

“Sie haben durch Col. O’Neills Handy hier her gefunden? Das bedeutet, er weiß vielleicht, wo wir sind!“

„Ich weiß nicht...“

„Wo haben Sie das Handy jetzt?“

„Hosentasche.“ Erin versuchte, sich so weit zur Seite zu lehnen, dass ihre gefesselte Hand ihre Tasche erreichte. „Ich komm nicht dran... ein Stückchen fehlt...“

„Welche Tasche ist es?“

„Die Linke... hey!“

„Ich glaube ich komme ran...“

„Und ich glaube Sie suchen an der falschen Stelle!“

Seine Hand verschwand wieder.

„Entschuldigung.“

„In Ordnung, ich habe eine Idee.“ Erin rutschte ein paar Mal auf ihrem Stuhl hin und her, bis sie die richtige Position gefunden hatte. „Hüpfen Sie!“

„Was?“

„Hüpfen! Wenn es noch etwas rüberrutscht, komme ich dran. Auf Drei!“




Zwei Tage zuvor
Colonel Jack O’Neill


Als Jack aufwachte fielen ihm zuerst zwei Dinge auf:

1. Jonas war fort, und 2. sein Kopf fühlte sich an, als habe man ihm gerade wieder einmal das gesamte Wissen der Asgard in sein Hirn geladen. Was er bezweifelte, da er sich nicht klüger fühlte als vor seiner Ohnmacht. Eher im Gegenteil. Jeder Schlag auf den Kopf schien ihn näher an die vorzeitige Senilität zu rücken.

Er atmete einen Augenblick tief durch, um die Übelkeit zu besänftigen, die ihn überkam, als er sich aufsetzte, und stand auf. Er war noch immer an der Tankstelle. Der falsche Tankwart war verschwunden, ebenso wie der Hummer. Er griff nach seinem Handy. Hammond würde das nicht gefallen. Das Display zeigte eine neue Nachricht an. Er wählte die Nummer der Mailbox und hörte zu.

„Hallo, Colonel O’Neill. Es freut mich, dass Sie nun doch endlich aufgewacht sind. Wie Sie sich vielleicht denken können, haben wir den jungen Außerirdischen in unserer Gewalt. Wir hoffen, dass er uns mit einem kleinen Problem weiterhelfen kann. Ich würde sagen, versuchen Sie nicht, uns zu folgen. Doch das werden Sie ohnehin tun... und eigentlich ist es mir auch recht, denn so habe ich gleich noch eine Erfolgsversicherung abgeschlossen, sollte Mr. Quinn nicht willens sein uns zu helfen. Also wenn Sie Ihren Freund lebend wieder sehen wollen, sorgen Sie dafür, dass wir die Pläne für die Naquadriah-Bombe bekommen. Viel Erfolg.“

Klick.

O’Neill fluchte.
Diese Stimme würde er unter Tausenden erkennen. Simmons hatte Jonas.

„Das ist exakt das, was nicht passieren sollte“, murmelte er, während er die Nummer des SGCs wählte. „O’Neill für Hammond.“




Heute
Erin


„Das hat uns nicht weitergebracht.“

Erin schwieg. Laut, wie sie hoffte.
Ihre Nase juckte. Und ihre Schulter schmerzte. Die, auf der sie *gelandet* war.

„Sie hatten auch keine bessere Idee“, sagte sie. „Ich meinte drei und *dann*. Nicht *auf* drei.“ Sie versuchte, ihre Wange vom schmutzigen Boden fern zu halten, doch ihr Nacken wurde müde. „Bevor ich in die Luft gesprengt werde, ohne zu wissen weshalb, möchten Sie noch etwas sagen? Zum Beispiel: Ich bin aus der Klapse entsprungen und weiß, dass ich eigentlich kein Außerirdischer bin?“

Sie war wütend. Und sie würde so lange sarkastisch sein, bis sie die verdammte Panik überwunden hatte!

„Nun, ich bin ein Außerirdischer. Aber vermutlich nicht in dem Sinn, den Sie meinen. Ich bin ein Mensch.“

„Hören Sie endlich auf mit diesem Blödsinn! Ich sollte bei meinem Vorstellungsgespräch sein! Stattdessen liege ich hier und warte darauf, dass ich von einer verdammten Explosion zerrissen werde! Haben Sie so was schon mal mit angesehen?!“

„Ich hoffe, dass ich das nicht muss. Es besteht immer noch die Chance, hier heil raus zu kommen. Colonel O’Neill lässt seine Leute nicht im Stich.“

Sie verdrehte die Augen.

„Noch so eine Wahnvorstellung. Mal abgesehen davon, dass er nicht wissen kann, wo wir sind - warum sollte er sich für Sie in die Luft jagen lassen wollen?“

„Da haben Sie vielleicht sogar Recht...“

Erin glaubte in diesem Satz ihres „Mitgefangenen“ ehrliche Besorgnis herauszuhören. Und was ihr noch stärker auffiel: Enttäuschung.

„Sie haben damit gerechnet, dass Sie hier jemand rausholt, aber es kam niemand“, vermutete sie. Sie bekam keine Antwort. „Der Mann am Telefon, dieser Kerl im Anzug...“

„Simmons.“

„Simmons. Er sagte, O’Neill solle zu diesem Lagerhaus hier kommen. Innerhalb von 20 Minuten, ansonsten würde er Sie umbringen.“

„Das bedeutet, er ist tatsächlich hier in Washington.“

„Doch er hat diese Information nie bekommen. Ich nehme an er wollte Sie retten...“

Warum sie versuchte, in den letzten Minuten ihres Lebens einen Mann zu trösten, den sie seit eben kannte und ohne den sie nicht über ihre letzten Minuten hätte nachdenken müssen, war ihr ein Rätsel. Doch sie legte es im Geiste ungelöst zu den anderen seltsamen Entscheidungen des Tages.

„Ich scheine Unglück über andere zu bringen“, murmelte der Mann hinter ihr.




Gestern
Colonel Jack O’Neill
Colonel O’Neill verfluchte Jonas Quinn. Zum Wiederholten Male. Was - zum wiederholten Male - einen missbilligenden Blick von Carter hervorrief.

„Der Kerl zieht das Unglück offensichtlich an!“, rechtfertigte er sich.

„Sir, Jonas kann nichts dafür, er...“

„Warum verteidigen Sie ihn dauernd, Carter?“, fiel er ihr ins Wort.

„Sir?“

„Vergessen Sie’s. Wir haben einen Außerirdischen verloren. An Simmons. Klar, dass ich nicht vor Freude sprühe, oder?“

Carter schien zu beschließen darauf lieber nicht zu antworten. Er beobachtete sie aus den Augenwinkeln, während sie aus dem Fenster der Air Force Maschine starrte. War es wirklich offensichtlich? Er hoffte nicht. Aber woher wusste es dann Jonas?

Sie hatten den vergangenen Tag mit Nachforschungen verschwendet. Jede Minute war kostbar und alle verfügbaren Männer waren damit beschäftigt, den Aufenthaltsort von Col. Simmons ausfindig zu machen. Der NID war nicht gerade großzügig mit geheimen Informationen. Dann hatte Simmons selbst die Nachforschungen überflüssig gemacht, indem er O’Neill nach Washington „beordert“ hatte. Sie konnten nur hoffen, dass er sie damit nicht auf eine falsche Fährte lockte.

„O’Neill, willst du damit andeuten, dass Jonas Quinn für seine Entführung verantwortlich ist?“, fragte Teal’c.

„Ich sage nicht, dass er sich mit Absicht hat entführen lassen. Ich sage nur: Er zieht Ärger an.“

„Wie Danieljackson.“

„Ganz genau, er ist...“, O’Neill brach seinen Satz ab, als er merkte, was er im Begriff war zu sagen. „Er ist keinesfalls wie Daniel“, sagte er schließlich.

„Nein, Sir. Und er versucht auch nicht, es zu sein.“

“Gott, Carter, manchmal hasse ich Sie.”

Sam lächelte.

„Ja, Sir.“




Heute
Jonas
Konnte dieser Tag noch schlimmer werden?

„Ich scheine Unglück über andere zu bringen“, murmelte er.

Warum passierte ihm ständig so etwas? Er hatte Dr. Jackson nicht auf seinen Planeten gebeten und ihn auch ganz sicher nicht dazu aufgefordert, sein Leben zu opfern. Er wachte noch immer schweißgebadet mitten in der Nacht auf, heimgesucht von Träumen, in denen er zusah, wie der junge Mann qualvoll an seiner Verstrahlung starb. Er sah sich selbst, wie er feige in einer Ecke kauerte. Er fragte sich, wie lange es dauern würde, und wie viele Tode er sterben musste, um das wieder gutzumachen, was geschehen war.

Und jetzt? Er konnte verstehen, warum O’Neill ihn nicht im Team haben wollte. Mit ihm an seiner Seite hatte er keine Chance gehabt, gegen Simmons’ Männer zu bestehen. Er war keine Hilfe gewesen; genau genommen war er ein Hindernis. Er konnte nur froh sein, dass sie den Colonel nicht auf der Stelle umgebracht hatten. Doch damit nicht genug. Nun war auch noch diese Frau, Erin, aufgetaucht und würde seinetwegen sterben. Noch ein Leben, das auf sein Konto ging. Wenigstens würde es allem Anschein nach das letzte sein.

Er versuchte die Frau anzusehen, die mit ihm zusammen auf das unvermeidliche Ende wartete, doch er konnte seinen Kopf nicht weit genug drehen. Er hatte nur kurz einen Blick auf sie werfen können, als sie hereingebracht worden war. Seitdem saßen - oder lagen - sie Rücken an Rücken. Sie hatte lange, hellbraune Haare, die mit einer Spange hochgesteckt waren, trug einen Jeansrock, eine weiße, figurbetonende Bluse und eine Wildlederjacke. Viel mehr hatte er in so kurzer Zeit nicht aufnehmen können. Außer ihrem jungen Gesicht und den wachen Augen. Und dem Klappern ihrer Absätze. Er war sich sicher, dass er sie noch nie zuvor gesehen hatte. Aber vielleicht hätte er sie gerne besser kennen gelernt...

Sein erster Ausflug an die Erdoberfläche verlief wirklich alles andere als gut - und diesem Beispiel folgte auch sein erster Kontakt mit dem weiblichen Geschlecht auf diesem Planeten.

„Wie lange schätzen Sie noch?“, hörte er ihre Stimme.

„Ein paar Minuten“, antwortete er. „Es tut mir leid“, sagte er nach einer kurzen Pause.

„Tja...“, er konnte in ihrer Stimme hören, dass sie zu einer zynischen Antwort ansetzte, doch dann zögerte sie. „Es ist eigentlich nicht Ihre Schuld“, fuhr sie schließlich fort, ihr Ton sanfter. „Ich habe mich hier selbst hineingeritten. Wäre ich nicht so neugierig gewesen und... hätte ich nachgedacht, anstatt zu handeln...“ Sie lachte. „Wäre ich vermutlich immer noch hier gelandet. Mein Dad zu Hause in Schottland...“

„Sie kommen aus Schottland?“, unterbrach Jonas sie.

„Jap. Aus einem kleinen Dorf in der Nähe von Portree. Da begegnen Sie kilometerweit keiner Menschseele. Mein Vater liebt es.“ Sie schwieg einen Augenblick, und Jonas wünschte sich, sie wäre zu Hause geblieben. Obwohl ein anderer Teil von ihm dankbar für ihre Anwesenheit war. „Er sagte immer: Ery, lauf immer dahin, wo der Zufall dich hinbringt. Du kannst niemals am falschen Ort sein. Tja, und hier bin ich nun. Ich muss ein ernstes Wörtchen mit meinem alten Herrn...“

Sie beendete den Satz nicht, und er nahm an, weil ihr klar wurde, dass sie diese Gelegenheit nicht mehr haben würde.

„Irgendwie hätte ich erwartet, dass, wenn ich weiß, dass ich sterbe... dass es sich irgendwie anders anfühlt“, sagte sie.

„Ja. Ich auch“, entgegnete er.




Heute
Colonel Jack O’Neill
Jack konnte nicht fassen was passiert war. Er hatte sein Handy noch nie verloren. Nie! Er hatte den Gedanken nie gemocht, überall erreichbar zu sein, doch sein Job erforderte es und wenn er die Basis verließ, trug er sein Handy bei sich. Sogar wenn er keinen Dienst hatte. Und ganz besonders dann, wenn er auf der Suche nach einem vermissten Außerirdischen war! Es musste an der Tankstelle geschehen sein, soviel war ihm inzwischen klar. Es war ihm erst aufgefallen, als er bereits mehrere Blocks entfernt war, und obwohl er zurückgefahren und nach dem Telefon gesucht hatte, war ihm klar gewesen, dass es sehr wahrscheinlich nicht mehr da sein würde.
Nun hatte er sich also noch ein weiteres Problem geschaffen: Wie sollte Simmons ihn erreichen, wenn er sein Handy nicht bei sich hatte? Wie sollte er Jonas jetzt finden? Der gesamte Plan war soeben den Bach runter gegangen. Und die Zeit würde kaum reichen, um einen Ersatz zu konstruieren.
Simmons hatte ihn bereits zwei Mal angerufen. Das erste Mal hatte er eine Nachricht für ihn hinterlassen, die er an der Tankstelle in Colorado abgehört hatte, an der Jonas verschwunden war. Das zweite Mal um ihm die Anweisung zu geben, nach Washington DC. zu kommen. Selbstverständlich mit den Plänen für die Naquadriah-Bombe. Die er selbstverständlich nicht hatte. Doch der Plan war es gewesen, zu bluffen, Simmons zu treffen, Jonas zu finden und sich wenn nötig den Rückweg freizuschießen. Zugegeben kein besonders ausgefeilter Plan, aber die beste Chance, die sie hatten.

Bis er sein Telefon verloren hatte.

Als erstes hatte er eine Telefonzelle gesucht mit der Absicht, sein Handy anzurufen. Vielleicht hatte er Glück und jemand würde abheben und ihm sagen, wo es sich befand. Dann würde er es abholen und vielleicht war es noch nicht zu spät...
Doch dann hatte er festgestellt, dass er seine eigene Handynummer nicht auswendig wusste. Wozu auch - er rief sich schließlich niemals selber an! Er hatte einige unfreundlich Flüche losgelassen und die Aufmerksamkeit mehrer Passanten auf sich gezogen, bevor er schließlich Carters Handy angerufen hatte.

Nun lief er unruhig und mit außerordentlich schlechter Laune vor der kleinen Bar auf und ab, die gleich gegenüber des Hotels lag, in dem er und der Rest des Teams, mit dem sie Jonas suchten, untergebracht waren. Hammond hatte der Frau, die sein Handy gefunden hatte, diese Adresse gegeben. Doch sie war noch immer nicht aufgetaucht.

Carter saß auf einer Bank neben dem Eingang der Bar und schirmte ihre Augen gegen die Sonne ab.

„Sir, ich bin sicher sie wird jeden Moment hier sein“, sagte sie.

„Wir verlieren kostbare Zeit, Major.“

Er wusste, dass die Art, wie er ihren Rang aussprach, ihr ganz und gar nicht gefiel, und es erinnerte sie beide schmerzhaft daran, dass er ihr Vorgesetzter war und sie kein Recht hatte, freundschaftlich mit ihm zu sprechen. Sie hasste es wenn er diesen Ton benutzte. Und er fühlte sich als würde er sie verraten. Und trotzdem tat er es immer wieder.

„O’Neill hat Recht“, stimmte Teal’c zu, der auf dem Bürgersteig Ausschau hielt. „Jonasquinn befindet sich in großer Gefahr. Colonelsimmons wird vermutlich im Rahmen eines begrenzten Zeitplans agieren.“

O’Neill blieb vor Carter stehen und streckte seine Hand aus.

„Geben Sie mir Ihr Handy.“

Sie gehorchte ohne weitere Fragen, konnte ihren verstimmten Gesichtsausdruck jedoch nicht verbergen.

O’Neill suchte in ihrem Telefonbuch nach dem passenden Eintrag - wobei ihm nicht entging, dass er unter „Jack“ gespeichert war, nicht etwa „O’Neill“ oder „Col. O’Neill“ - und rief sein eigenes Handy an. Es klingelte nur ein Mal, bevor die Person am anderen Ende abhob.

„Hallo?“, zischte ein Flüstern durch den Hörer.

„Wer sind Sie und warum laufen Sie mit meinem Handy durch die Gegend?“

Er kam nicht mehr dazu, weitere Fragen zu stellen oder die Person dazu aufzufordern, sofort am Treffpunkt aufzutauchen. Eine Männerstimme schien mit der Frau zu reden.

„Ähm... das ist meine Mutter“, hörte er die Frau, „der Empfang auf der Straße war... schlecht.“

Er hörte ein leises Ächzen und dann erneut die männliche Stimme, diesmal deutlicher.

„Mitkommen“, orderte sie. „Und Handy aus.“

Das letzte, was er hörte, bevor die Verbindung getrennt wurde, war die Frau, deren Stimme immer leiser wurde: „Wissen Sie, es ist wirklich schon spät und ich habe noch einen Termin, also...“

Er klappte Carters Handy zu und warf es in ihre Richtung ohne wirklich hinzusehen oder gar zu zielen.

„Verdammt! Carter, Teal’c sofort zurück zum Hotel. Wir haben Probleme.“

Carter hatte Mühe, das teure Telefon aufzufangen. Er sah seinem 2IC an, dass sie sich einen sarkastischen Kommentar verkniff, und bemühte sich, das gleiche zu tun. Er wandte sich der Straße zu und wollte gerade losgehen, als ihm plötzlich ein Satz in den Kopf schoss, den Jonas gesagt hatte, als sie nach der Autopanne über die Interstate gewandert waren. Er drehte sich wieder zu Carter um und zuckte leicht zusammen, als er sie direkt hinter sich fand.

„Versuchen Sie mal ein paar Geräusche beim Gehen zu machen“, murmelte er, bevor er zu dem kam, was er eigentlich hatte sagen wollen: „Haben wir das Equipment um ein Handy in Washington DC. aufzuspüren?“, fragte er.

Carter schien einen Augenblick darüber nachzudenken und nickte schließlich. Er musste keine weiteren Befehle oder Erklärungen geben, denn seine Teammitglieder hatten sich bereits einen Reim auf sein Verhalten gemacht. Fanden sie die Frau, würden sie auch Simmons finden. Mit ein wenig Glück.




Heute
Erin


Das Ticken der Bombe hatte eine fast hypnotische Wirkung auf Erin. Für einen Augenblick hatte sie den irren Gedanken, dass sie vielleicht einschlafen und die Explosion verpassen würde. Sie konnte noch immer nicht umsetzen, was mit ihr geschah. Irgend etwas fehlte... das konnte doch nicht alles sein! Fühlte es sich wirklich so an, wenn man starb? Noch vor einer halben Stunde war sie auf dem Weg zu einem Vorstellungsgespräch gewesen, die einzige Sorge die Jobsuche und ihre Katze, die sie allein in der neuen Wohnung hatte zurücklassen müssen.

„Oh Gott, meine Katze!“, stieß sie plötzlich aus, und merkte noch im selben Moment, wie lächerlich sie sich anhören musste. „Wer füttert jetzt meine Katze?“, fuhr sie leise fort.

Das war es. Das war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Sie geriet in Panik. Sie würde alles verlieren - alles! Sie wollte noch nicht sterben, sie hatte noch so viel vor! Sie wollte Karriere machen, sich verlieben, irgendwann zurück nach Schottland gehen und eine Familie haben, die vielen Bücher, die sie noch lesen wollte, die vielen Sprachen die sie lernen wollte, die vielen Orte, zu denen sie reisen wollte...

„Wie konnte ich nur so dämlich sein? Wie... wie... wieso sind Sie hier?“, fragte sie den Mann, der hinter ihr lag.

Sie wollte mehr Fragen stellen und verstehen, warum ein Mensch einen Beruf ausübte, der ihn sein Leben kosten konnte, doch sie konnte nicht mehr klar genug denken, um die Sätze zu formulieren.

Irgendwo in der Ferne hörte sie das Ticken und Jonas’ Stimme... und dann - so plötzlich und laut, dass sie gewaltsam zusammenzuckte, flog die Stahltür des Lagerhauses auf und ein Mann mit einer Maschinenpistole erschien in der Öffnung. Das helle Tageslicht blendete sie und er wirkte wie eine Erscheinung.

„Carter! Sie sind hier!“, hörte sie ihn rufen. „Verdammt noch mal“, fluchte er, als er näher kam und vor ihr in die Knie ging. „Jonas, alles in Ordnung? Wo ist Simmons?“

„Verschwunden. Er wollte uns in die Luft jagen, ich nehme an, er hatte vor, Sie hier her zu locken, die Pläne an sich zu bringen und uns zusammen einzuschließen, während die Bombe...“

Erin schwitzte und sie spürte, wie das Adrenalin in ihren Adern köchelte.

„Könnten Sie das vielleicht später erklären?!“, schrie sie.

Ihre eigene Stimme war ihr peinlich, so panisch und schrill klang sie. Der fremde Mann reagierte sofort, zog eine Pistole und durchschoss zuerst ihre, dann Jonas’ Handschellen. Sie zuckte zusammen und stand so schnell sie konnte auf.

„Carter, räumen Sie das Gelände, hier fliegt gleich alles in Luft!“, befahl der leicht ergraute Mann, den sie jetzt als denjenigen wieder erkannte, mit dem sie an der Tankstelle zusammengestoßen war.

Sie sah sich nach Jonas’ um, der ebenfalls wieder auf den Beinen war, und rannte los.






Erin - 24 Stunden später

„Ich weiß noch immer nicht, ob das so eine gute Idee war... Ich meine, ich bin manchmal etwas tollpatschig und es kommt schon mal vor, dass ich...“

Erin lief unruhig in der Gasse hinter einem chinesischen Restaurant auf und ab, als sie unterbrochen wurde.

„Seien Sie ruhig!“

Sie blieb abrupt stehen und verzog das Gesicht. Sie hob den Kragen ihrer Lederjacke an und brachte das versteckte Mikro so nah wie möglich an ihren Mund.

„Sagen Sie mir gefälligst nicht, was ich TUN SOLL!“

Sie hörte einen schmerzerfüllten Aufschrei durch ihren Ohrstecker und lächelte befriedigt. Gott, dieser O’Neill... wenn sie ihn sah war es als kratze jemand seine Fingernägel über eine Kreidetafel. Sicher, es mochte wahr sein, dass sie sich freiwillig für diese Aktion gemeldet - oder zumindest *zugestimmt* hatte - aber sie hatte es für Jonas Quinn getan, nicht etwa für diesen unfreundlichen, egozentrischen Militärfutzi!

„Ich meine einfach, dass ich keine Geheimagenten-Fähigkeiten habe und Sie nicht erwarten sollten, dass ich...“

„Erin, falls Simmons Sie beobachtet wird es auffallen, wenn sie mit sich selbst sprechen.“ Diesmal war es Jonas’ Stimme. „Er könnte Verdacht schöpfen.“

Erin setzte ihr unruhiges Auf- und Abschreiten fort.

„In Ordnung, ich bin ruhig.“

Sie hörte ein unzufriedenes Murmeln von O’Neill und grinste. Sollte er ruhig sehen, dass man mit Freundlichkeit weiter kam als mit Befehlen. Sie schüttelte den Kopf. Wie war sie nur hier gelandet, in dieser Gasse in Washington DC., verkabelt und videoüberwacht inmitten eines zweitklassigen Thrillers?
Sie hatte ihr Vorstellungs-Outfit mit blauen Jeans, einem T-Shirt und einer Lederjacke getauscht, ihre Haare zu einem strammen Pferdeschwanz gebunden und ihre Hochhackigen zugunsten von schwarzen Dockers aufgegeben. Somit war sie jetzt passender gekleidet, fühlte sich jedoch noch ein wenig dämlicher als zuvor. Fehlte nur noch, dass sie etwas sagte wie: „Das riecht nach Ärger“, eine Kanone zog und plötzlich mit harten Karatebewegungen glänzte...

Wenn sie darüber nachdachte, was in den letzten Tagen alles passiert war, wäre es wahrscheinlich nicht einmal überraschend gewesen, wenn sich herausstellte, dass sie April O’Neill und SG-1 die Ninja Turtles waren. Und Dieser Colonel Simmons war Shredder. Sie kicherte.

„Freut mich, dass Sie ihre gute Laune noch nicht verloren haben“, sagte O’Neill sarkastisch.

Sie ignorierte ihn.

Bisher hatte sie erfahren, dass dieser Simmons für den NID arbeitete; ein echter Widerling war; den in einer Hochsicherheitseinrichtung untergebrachten Wagen manipuliert hatte, in dem Jonas und O’Neill gefahren waren; Jonas - der ein Außerirdischer war - entführt und O’Neill und seine Arbeitgeber erpresst hatte... und auf exakt diesen Mann wartete sie nun in einer dunklen, menschenleeren Gasse. O’Neill und seine Leute hatten ihm auf irgend einem Weg eine Nachricht zukommen lassen. Und nun musste sie mit ihrer Aufgabe ihn diesem kleinen Spiel klar kommen.

„Ms. MacKennett?“

Sie wirbelte erschrocken herum. Sie hatte keine Schritte gehört und starrte den Mann an, der wie aus dem Nichts aufgetaucht direkt vor ihr stand.

„Hallo“, entgegnete sie, als der Kloß in ihrem Hals sie wieder sprechen ließ. Sie wunderte sich nur kurz darüber, dass er ihren Nachnamen kannte. Für diese Leute war es wohl kaum ein Problem, solche Kleinigkeiten herauszufinden.

Es war Simmons. Er trug einen schwarzen Mantel und sah nicht besonders freundlich aus. Es schien im nicht zu gefallen, dass sein Plan nicht aufgegangen war.

„Sie haben mir eine Menge Unannehmlichkeiten bereitet, Ms. MacKennett. Und nun wollen Sie mir helfen?“

Sie nickte. Verdammt, warum war sie so nervös? Konnte man das nicht irgendwie abstellen? Diese Major Carter hätte vermutlich nicht einmal mit der Wimper gezuckt. Diese Leute kannten so etwas wie Angst vermutlich gar nicht.

„Hören Sie, ich hab es Ihnen bereits in der Nachricht gesagt. Wegen diesem Quinn wäre ich beinahe in die Luft gesprengt worden. Und dieser Ire, der ständig Befehle bellt...“

Diese Beschreibung schien ihr Gegenüber zu amüsieren, denn sie konnte sehen, wie er sich ein Grinsen verbiss.

„Ich will ehrlich sein. Ich hatte kein Bedürfnis, in diese Sache irgend eine Rolle zu spielen. Aber ich bin hineingezogen worden und das tiefer, als mir lieb ist. Ich weiß, wo die Pläne sind, die Sie suchen und ich werde sie Ihnen besorgen. Wenn die Gegenleistung stimmt“, sagte sie.

Verdammt, sie war stolz auf sich. Sie hatte ihren Text ohne zu stottern rezitiert.

Simmons trat näher an sie heran und das Mondlicht fiel auf sein Gesicht. In Erins Augen ließ es ihn noch unheimlicher wirken.
Wo blieb die Kavallerie? Dass dieser Kerl so dumm war, mitten in der Nacht in diese Gasse zu kommen, zeigte eindeutig wie verzweifelt er war. Doch sie glaubte nicht, dass er wie vereinbart tatsächlich alleine gekommen war. Und sie traute ihm ohne weiteres zu, dass er sie in der nächsten Sekunde packte und ihr das Genick brach, bevor sie auch nur nach Jonas schreien konnte.
Sie hatte zuerst nicht geglaubt, dass Simmons überhaupt auftauchen würde. Es war bereits mehr als vierundzwanzig Stunden her, seit er verschwunden war, und ihre Einschätzung wäre gewesen, dass er schnellstens das Weite gesucht hatte. Doch scheinbar - so hatte man ihr versichert - hatte er mehr Angst vor seinen Arbeitgebern als vor den Leuten, mit denen sie jetzt zusammenarbeitete.

Er machte einen weiteren Schritt auf sie zu und in einer Bewegung, die schneller war, als sie ihm zugetraut hätte, schnappte er mit seiner Hand nach ihrem Hals und presste ihre Kehle zusammen. Alles, was sie herausbrachte, war ein Ächzen.

„Hören Sie mir gut zu. Sie wollen eine Gegenleistung? Ich biete Ihnen etwas, was all Ihre Wünsche übersteigen wird. Ihr Leben.“ Er lockerte seinen Griff, jedoch nur gerade so weit, dass sie wieder Luft bekam. „Sie werden mich begleiten. Und dann erzählen Sie mir in aller Ruhe, wie ich an die Pläne für die Naquadria-Bombe heran komme.“

Ihre Augen weiteten sich. Begleiten? Wo zum Teufel war O’Neill? Sie spürte, wie sein Griff wieder enger wurde und sie begann kleine schwarze und rote Punkte vor ihren Augen zu sehen. In ihren Ohren dröhnte ein betäubendes Rauschen und die Panik in ihrem Innern wurde immer ruhiger. Sie war dabei das Bewusstsein zu verlieren und ein Teil von ihr fühlte euphorische Erleichterung über diese Tatsache.

Das letzte, was sie sah, bevor sie Ohnmächtig wurde, war O’Neills Gesicht, das aus dem Schatten auf sie zu kam und seine Pistole an Simmons’ Hinterkopf.





Epilog

Als Erin aufwachte tastete sie als erstes nach ihrem Hals. Keine Hand, die ihr die Luft abschnürte. Gut. Sie nahm ein paar tiefe Atemzüge, nur um zu bestätigen, dass sie es konnte. Dann öffnete sie die Augen. Weiße Wände, ein Kruzifix über der Tür, neben ihr ein piepender Monitor... sie war im Krankenhaus.

Sie setzte sich auf und bereute es, als das Zimmer begann, sich zu drehen. Sie legte ihren Kopf vorsichtig wieder in die Kissen und atmete. Bedeutete das, dass sie es überstanden hatte? Was war geschehen? Sie versuchte, durch den Schleier, der über ihrer Erinnerung lag, zu sehen und kam zu dem Ergebnis, dass sie in der Gasse ohnmächtig geworden war. O’Neill war dort gewesen... und er hatte eine Waffe gehabt. Gott - hatte er Simmons erschossen?

Sie setzte sich wieder auf - diesmal langsamer - und sah sich in ihrem Krankenzimmer um. Ihr Bett war das einzige im Raum, was sie wohl denen zu verdanken hatte, die sie hier her gebracht hatten, denn ihre Krankenversicherung hatte es sicherlich nicht bewirkt. Auf dem Tisch neben ihr entdeckte sie eine Tageszeitung, einen bunten, frischen Blumenstrauß und eine Karte. Sie öffnete sie und las:

„Hallo Erin,

ich hoffe Sie haben sich von den Ereignissen der letzten Tage erholt und sind wohlauf. Ich bin froh, dass Sie jetzt doch noch dazu kommen werden, Ihrem alten Herrn die Meinung zu sagen.

Ich bin sicher, dass wir uns irgendwann wieder sehen.

Jonas“

Sie legte die Karte wieder auf den Tisch zurück und schüttelte leicht den Kopf.

Völlig verrückt, diese ganze Geschichte. Ihr Blick fiel auf die Zeitung, die neben den Blumen lag. Eine Anzeige schien angekreuzt zu sein. Sie hob sie auf und ein breites Grinsen machte sich auf ihrem Gesicht breit.

„Gesucht: Professor/in für Archäologie, Schwerpunkt Ägyptologie. Frei ab sofort. St. Francis College, Colorado Springs, Colorado.“

Ende

We will be one small light
all over the world tonight.
The search’ll go on for the one,
it was love with no name
and we glowed in the sun.
There was one small dream
incredible highs and lows,
what little we knew living ordinary lives.
Made a dream for you, living ordinary lives.

We were ordinary people living ordinary lives.
We were ordinary people living ordinary lives.

The clock on the wall keeps moving,
time stands still,
no matter how the dice may fall,
someone else always gets to call the number.

Say goodbye cruel world
No pity no pain tonight
Whatever the cost all is lost
If this is love with no name
Then it's all in the stars
Whether it's wrong or right
There's no one to blame no lies
What else could we do
Living ordinary lives
Made a dream for you
Living ordinary lives.
(Bee Gees)

Ende

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