You outta your mind, honey-buns? by Kes
Summary: Was für ein Kerl ist Janets Exmann? Und was, wenn er wieder auftaucht?
Categories: Stargate SG-1 Characters: Jack O’Neill (SG-1), Janet Fraiser, Multi-Chara, Own Character
Genre: Friendship, Hurt/Comfort, PoV, Vignette
Challenges: Keine
Series: Keine
Chapters: 1 Completed: Ja Word count: 2306 Read: 2382 Published: 31.03.12 Updated: 31.03.12
Story Notes:


Spoiler: Der Kuss der Göttin ("Hathor")

Anmerkung:
"You outta your mind, honey-buns" war laut Dr. Frasier (in "Der Kuss der Göttin") der Kommentar ihres Exmannes, als sie ihm eröffnete, sie wolle zur Air Force gehen:
Carter: Yeah, well, Mama said there’d be days like this.
Frasier: Really? My ex-husband said that. "You outta your mind, honey-buns? There’s a reason they call it this man’s army."

1. Kapitel 1 by Kes

Kapitel 1 by Kes
You outta your mind, honey-buns?


Da lag sie. Regungslos auf dem Krankenbett. Es war, als wäre die Realität plötzlich verdreht. Sie war immer diejenige gewesen, die am Bett gestanden hatte, wenn einem von uns etwas zugestoßen war. Sie war herumgelaufen, hatte Befehle erteilt und sich um uns gekümmert.

Ich war auf dem Stützpunkt aufgehalten worden, deshalb hatte ich die anderen Mitglieder von SG-1 verpasst. Sie mussten das Krankenhaus gerade verlassen haben, als ich endlich das Zimmer fand, in dem Janet lag.

Es war ein Unfall gewesen, das war alles, was man mir bisher hatte sagen können. Sie sah furchtbar aus. Blutergüsse bedeckten ihr Gesicht, eine tiefe Schramme zog sich von ihrem Haaransatz über ihre linke Schläfe... ich wollte mir gar nicht erst vorstellen, welche Verletzungen unter den Laken versteckt waren.

"Sir?"

Ich hatte nicht bemerkt, dass sie wach war. Sie sah mich verwundert – vielleicht ein wenig erschrocken an.

"Hey", sagte ich leise.

"Was tun sie hier?", fragte sie. Ihre Stimme war rau und heiser.

"Hab gehört, dass sie die ganze Krankenbett-Geschichte mal von der anderen Seite sehen wollten..." Ich deutete auf die Wände des Krankenzimmers. "Aber ich kann ihnen versichern, hier ist es nur halb so schön wie auf der Krankenstation im SGC."

"Sir, sie hätten nicht kommen sollen. Ich bin innerhalb der nächsten Tage wieder auf den Beinen. Ich war ungeschickt... und ich habe es verdient hier meine Zeit abzusitzen, denke ich."

Sie versuchte zu lächeln. Ich griff nach einem kleinen Teddybär, den ihr ohne Frage einer ihrer Besucher geschenkt hatte, und setzte mich auf den grauen Stuhl neben ihrem Bett.

"Was ist passiert?", fragte ich so beiläufig wie möglich.

Es war immer besser, die Dinge nicht durch unnötige Theatralik zu verschlimmern.

Sie zögerte einen Moment.

"Ich bin gestürzt. Sie kennen die große Steintreppe hinter meinem Haus? Die, auf der Cassie so gerne gespielt hat, als sie noch kleiner war?"

Ich grinste.

"Ja, sie hat sich vorgestellt, an der Spitze der Treppe stünde das Stargate und die Stufen waren die Rampe im SGC..."

"Die Treppe war nass und ich bin ausgerutscht und runter gefallen."

"Muss ein ganz schöner Sturz gewesen sein."

"Ja. Ich bin nur froh, dass Cassie in der Schule war. Sie hätte den Schock ihres Lebens bekommen. Ihre Mutter bewusstlos und blutend am Fuß einer Steintreppe..."

Ich sah auffällig aus dem großen Fenster des Einzelzimmers.

"Schönes Wetter heute. Es hat seit Tagen nicht geregnet."

Janet schwieg. Ich wusste, dass sie verstanden hatte, worauf ich hinaus wollte.

"Ja. Deshalb habe ich auch die Blumen gegossen. Daher die nasse Treppe. Colonel was soll das?"

Ich sah sie ernst an. Ihr Privatleben ging mich nichts an. Aber sie hatte mir, meinem Team, dem ganzen SGC so oft das Leben gerettet – ich musste wissen, wenn etwas nicht stimmte. Und mein Instinkt sagte mir, dass sie nicht die Wahrheit sagte.

"Cassie war in der Schule?" Sie nickte. "Und sie waren bewusstlos? Wie lange?"

"Colonel..."

"Jemand hat die Ambulanz gerufen, Doc, und sie waren es nicht. Es war ein Mann."

"Sir, woher wissen sie das?"

Sie blitzte mich mit wütenden Augen an.

"Protokoll", entgegnete ich. "Vergessen sie nicht, wo sie arbeiten, Doc. Nichts bleibt ungeprüft."

Ich konnte förmlich sehen, wie sich die Wut in der zierlichen Frau vor mir aufbaute. Sie hatte so viel Feuer, so viel Energie in sich, dass ich beinahe lächelte.

"Sir, bei allem Respekt, ich muss ihnen keine Rechenschaft-"

"Nein", unterbrach ich sie mit ruhiger Stimme, "das müssen sie nicht, Doktor. Ich werde sehen, ob ich hier irgendwo einen vernünftigen Kaffee auftreiben kann. Möchten sie, dass ich ihnen einen mitbringe?"

Ihr Blick sagte überdeutlich: Ich möchte, dass sie verschwinden und mich in Ruhe lassen.

"Schwarz, richtig?"

Es war keine Antwort zu erwarten, also verließ ich ihr Krankenzimmer. Ich wollte ihr einen Moment Zeit lassen. Meine Vermutungen waren bestätigt worden. An dieser Sache war definitiv etwas faul. Und ich konnte es einfach nicht auf sich beruhen lassen. Sie gehörte zum Team.

Ich ging den grauen Korridor des Militärkrankenhauses hinunter, als mir ein Mann mit einem Blumenstrauß auffiel, der direkt auf Frasiers Zimmer zusteuerte. Ich blieb einen Augenblick stehen. Ein Bekannter? Ihr Freund? Es hätte sich sicher herumgesprochen, wenn sie mit jemanden ausging. Es war ein heißer Tag und die oberen Knöpfe seines Hemdes waren nicht geschlossen. Ich sah keine Marke. Außerdem waren seine Haare zu lang. Eindeutig ein Zivilist. Seltsam, wie man mit der Zeit anfing, die Leute nach "Militär", "Nicht-Militär" einzuordnen...

Er bemerkte mich, sah an meiner Uniform hinab und warf mir einen Blick zu, der alles andere als freundlich war. Irgendetwas an diesem Kerl war mir unheimlich.

Ich riss mich aus meinen Gedanken und ging weiter. Doch ich kam nur ein paar Schritte weit. Ich hörte, wie sich die Tür ihres Zimmers schloss und kehrte um. Mein Gefühl war heute schon einmal richtig gewesen. Ich öffnete die Tür ohne anzuklopfen. Und musste mir schleunigst eine Entschuldigung einfallen lassen. Ich wusste nicht, was ich mir vorgestellt hatte, was sich in dem Krankenzimmer abspielen würde, aber der Fremde stand lächelnd neben Frasiers Bett und hielt ihr den Blumenstrauß entgegen.

"Ähm... Entschuldigung. Ich wollte nicht... ich glaube ich hab meine Brieftasche..."

Ich brach meine gestammelte Erklärung ab, als ich Frasiers Gesicht sah.

Blanker Horror. Sie sah zwischen mir und dem Kerl hin und her und ich wusste nicht, was ihr unangenehmer war, dass ich dort war, oder dass er dort war. Aber ich wusste, was ihr unangenehmer sein sollte: Dass er da war.

"Ich glaube wir kennen uns noch nicht."

Ich hielt dem großen, dunkelhaarigen Mann meine Hand entgegen.

"Carl", stellte er sich vor. Er schüttelte meine Hand und wandte seinen Blick gleich wieder Frasier zu.

"Janet?"

"Das ist Colonel Jack O’Neill, der 2IC der Basis, auf der ich zur Zeit stationiert bin. Sir, das ist mein Exmann."

Ich nickte.

"Also, Doc, was sagt der... Doc, wann sie hier wieder raus sein werden?"

Sie bemühte sich zu lächeln.

"Übermorgen, Sir."

"Gut. Übermorgen, acht Uhr. Ich hol sie ab und bring sie nach Hause. Einverstanden?"

Ich wusste nicht, woher dieses Angebot gekommen war. Doch, als ich Carl ansah, wusste ich es. Ich wollte nicht das Risiko eingehen, dass er sie abholte. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass er die Ursache ihres Krankenhausaufenthaltes war. Und wenn ich damit richtig lag, würde ich ihn zu Brei schlagen. Völlig egal, ob es richtig war oder nicht. Ich hatte in meiner Zeit beim Militär so einige Männer kennen gelernt, die ihre Frauen abends als Punchingball benutzten, und ich würde es nie wieder tolerieren.

Ich sah Janet an, wie sie auf dem Bett lag und uns beide beobachtete. Wie konnte ein Mensch jemandem wie ihr auch nur ein Haar krümmen? Verdammter Mistkerl. Meine Wut begann ein Eigenleben zu entwickeln und ich musste mich daran erinnern, dass ich nicht wusste, ob er sie geschlagen hatte. Vielleicht war sie wirklich gestürzt.

"Colonel, ich bin sicher, sie haben Wichtigeres zu tun, als meine kleine Janet abzuholen. Sie hat sich übernommen. Ich werde mich um sie kümmern, bis sie wieder gesund ist."

"Carl, ich denke nicht-" Sie brach ihren Satz ab, als er sie ansah.

"Vielleicht solltest du dich nicht immer solchem Stress aussetzen. Die Army ist-"

"Air Force", fiel ich ihm ins Wort.

Er sah mich irritiert an.

"Die Air Force ist kein Ort für eine Frau wie dich."

Ich sah ihn fassungslos an. Wenn irgendwer sich in der Air Force durchsetzen konnte, dann Frasier.

"Carl... ich mische mich nur ungern ein, aber... ohne Dr. Frasier kann ich mir die Basis überhaupt nicht vorstellen. Sie ist einer der besten Offiziere, die wir haben. Und ich werde das Gefühl nicht los, dass-"

"Sir!"

"Okay. Donnerstag acht Uhr."

Damit verließ ich ihr Zimmer bevor ich tatsächlich noch etwas tat oder sagte, was mir womöglich leid tun würde.

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

"Col. O’Neill. Ich bin hier um Maj. Dr. Janet Frasier abzuholen. Sie wird heute entlassen."

Die Krankenschwester gab irgendetwas in den Computer ein. Ich fummelte ungeduldig an der Sonnenbrille in meiner Hand herum.

"Tut mir leid, Sir. Dr. Frasier wurde bereits entlassen."

Ich starrte die junge Frau einen Moment an, bevor ich automatisch in den Colonel-Modus schaltete.

"WAS? Von wem? Und wann?", bellte ich.

Sie zuckte zusammen – in dieser Einrichtung wurde offensichtlich nicht oft geschrieen. Verständlich, es war ein Krankenhaus.

"Vor einer halben Stunde, Sir. Von...", sie suchte etwas auf dem Computer-Bildschirm, "Carl Horton."

Ich ließ die Krankenschwester ohne ein weiteres Wort stehen und lief zum Ausgang. Verdammt, warum hatte ich meinen Wagen so weit weg geparkt?

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Als ich in ihre Straße einbog sah ich einen fremden Truck vor ihrer Tür. Okay, Carl, jetzt wird’s ernst. Mir war egal, in was für eine Situation ich hineinplatzen würde. Das Risiko war einfach zu groß. Ich würde nicht abwarten. Ein Offizier unter meinem Kommando war in potentieller Gefahr und es war meine Aufgabe, auf meine Untergebenen aufzupassen. Wir waren außer Dienst, zugegeben, und ich hatte absolut nichts in ihrem Haus verloren, aber Janet war... so besonders. Sie war eine der stärksten Frauen, die ich je getroffen hatte. Sie war klein und zierlich, aber sie wusste, wo sie hintreten musste, um ihrem Gegner wehzutun, sie wusste, wie eine Waffe zu bedienen war, und vor allem wusste sie, mit Worten umzugehen. Wenn ich in der Stimmung für ein Wortgefecht war, wusste ich immer, wohin ich gehen musste. Und ich konnte den Gedanken nicht ertragen, dass jemand diese Frau nicht mit dem nötigen Respekt behandelte.

Ich hatte bereits drei Mal geklingelt und spielte allmählich mit dem Gedanken, die Tür aufzubrechen, als Janet öffnete. Sie weinte. Nein, sie weinte nicht, sie war verheult. Ihre Augen waren rot und geschwollen und ihre Wangen waren voller verwischter Tränen. Ihre Haare hingen ihr ins Gesicht und ihre Kleidung war völlig zerknittert und durcheinander.

"Janet."

"Sir, er ist im Bad, ich weiß nicht, was ich tun soll, ich kann nicht einfach, ich meine er war plötzlich da und ging nicht mehr weg und-"

Ich war froh, dass sie endlich redete, aber der Zeitpunkt war denkbar ungünstig.

"Janet", unterbrach ich sie.

Sie schien fast durch mich hindurch zu blicken, als sie mich ansah.

"Sie stehen unter Schock... denke ich." Ich zog sie ins Freie und drückte ihr meine Autoschlüssel in die Hand. "Setzen sie sich in den Truck, warten sie, bis ich wieder rauskomme. Schließen sie von Innen ab. Warten sie auf mich", redete ich auf die ein, bis ich sicher war, dass sie verstanden hatte.

Dann kehrte ich um und ging zurück ins Haus.

"Carl?"

Ich hörte die Dusche laufen.

"Carl!"

Es war eine Sache, einen Kerl aufzumischen, es war eine andere, einen Kerl aus der Dusche zu holen. Aber ich war wütend genug, um nicht darüber nachzudenken.

Ich öffnete die Badezimmertür und blieb einen Augenblick um Türrahmen stehen, um die Situation zu erfassen. Carl stand zwischen der Dusche und der Toilette, er hatte wohl gerade sein Hemd ausgezogen, und starrte mich an. Ich atmete tief durch. Kriegsgericht. Ich zählte bis zehn.

"Okay, Carl, ich möchte, dass sie ihre Sachen nehmen und verschwinden. Jetzt."

"Was zum Teufel wollen sie hier?"

"Und ich will sie nie mehr wieder sehen. Vor allem will ich, dass Janet sie nie wieder sieht."

"Sie haben hier nichts verloren!"


"Haben sie das verstanden?"

"Ich weiß genau, was sie vorhaben, aber es wird nicht funktionieren. Janet ist nicht eine ihrer kleinen Militärschlampen, die sich jedem Offizier an den Hals werfen! Jedenfalls jetzt nicht mehr!"

Ich konnte nicht fassen, was dieser Kerl von sich gab. Ich verlor die Geduld. Ich machte einen schnellen Schritt auf ihn zu, packte ihn und zerrte ihn aus dem Badezimmer, durch die Diele, hinaus in den kleinen, etwas vernachlässigten Vorgarten. Ich hatte den Überraschungseffekt auf meiner Seite, aber ich wusste, dass dieser Vorteil nicht mehr lange anhalten würde. Ich verpasste ihm einen Stoß in den Rücken, so dass er das Gleichgewicht verlor und auf den Knien landete.

"Haben sie mich verstanden?", fragte ich erneut.

Carl murmelte irgendetwas Unverständliches, und ich nahm an, dass es nicht die Antwort war, die ich hören wollte. Er war schneller auf den Beinen, als ich ihm zugetraut hätte, schnellte in einer flüssigen Bewegung auf mich zu und versetzte mir einen rechten Haken, der mich zu Boden gehen ließ. Wenigstens wusste er, wie man zuschlug. Ich würde mich nicht ganz so schäbig fühlen. Zu meinem Glück ließ er mir genug Zeit, wieder aufzustehen. Er fühlte sich offensichtlich überlegen. Idiot. Er lag am Boden, bevor er überhaupt wusste, was passiert war. Seine Nase blutete und er hatte einen Zahn verloren. Pech. Ich packte ihn am Kragen und holte aus – mein Kiefer schmerzte und ich war in der Stimmung, ihn k.o. zu schlagen.

"Colonel! Sir!"

Ich hörte wie meine Autotür zu schlug. Janet lief den schmalen, gepflasterten Weg durch ihren Vorgarten auf mich zu.

Ich ließ ihn los und stand auf.

Sie weinte wieder. Ich hatte sie bis zu diesem Tag noch nie weinen sehen. Ich hatte sie überhaupt noch nie schwach gesehen. Dieser Kerl wusste anscheinend genau, welche Knöpfe er drücken musste.

"Kommen sie, Janet. Suchen sie ein paar Sachen zusammen und schließen sie ab. Sie bleiben besser nicht allein hier."

Sie nickte und ging zurück ins Haus. Ich nahm mein Handy aus der Jackentasche und wählte die Nummer der Polizei.

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Sie übernachtete bei Sam. Cassie blieb bei ihrer Freundin. Ich hoffte, dass Sam herausfinden würde, was passiert war. Janet vertraute ihr, aber ich nahm an, es würde schwierig werden. Alles, was sie zu mir auf der Fahrt zu Sams Haus gesagt hatte, war: "Er war plötzlich wieder da und brachte mir Blumen und ich hab den Moment verpasst, an dem ich die Tür zuschlagen sollte."

Ich verstand nicht, weshalb sie nicht zu mir gekommen war, warum sie nicht irgendwen informiert hatte. Aber ich war auch noch nie in einer solchen Situation gewesen, wie sollte ich also nachvollziehen können, was in einer Frau vorging, der alles, was sie sich aufgebaut hatte, mit einem "Schlag" weggenommen wurde.



Ende

Diese Geschichte wurde archiviert am http://stargatefanfic.de/viewstory.php?sid=2123