Last Revelation by Destiny
Summary: "Dann wünsche ich Ihnen viel Erfolg. Das Wohlergehen der Erde liegt nun in Ihren Händen (General Hammond - Last Revelation) / Crossover mit: "The X-Files/Akte X"
Categories: Stargate SG-1 Characters: Multi-Chara, Other Character
Genre: Action, Angst, Crossover, General
Challenges: Keine
Series: Keine
Chapters: 11 Completed: Ja Word count: 64160 Read: 61746 Published: 28.03.12 Updated: 28.03.12
Story Notes:


Spoiler: Stargate-hauptsächlich Seth, Akte X-bis zur 7ten Staffel

1. Prolog by Destiny

2. Kapitel 1 by Destiny

3. Kapitel 2 by Destiny

4. Kapitel 3 by Destiny

5. Kapitel 4 by Destiny

6. Kapitel 5 by Destiny

7. Kapitel 6 by Destiny

8. Kapitel 7 by Destiny

9. Kapitel 8 by Destiny

10. Kapitel 9 by Destiny

11. Kapitel 10 by Destiny

Prolog by Destiny
Last Revelation


Prolog

Theben
Ausgrabungsstelle nahe Echnatons geplünderter Grabstelle.
Jahr 1980
15.15 Uhr

Michael Widdowson leuchtete mit seiner Taschenlampe in die verlassene Ruine. Der Lichtstrahl huschte über die einzelnen Trümmer und er stoppte hier und da mal für ein paar Sekunden. Ehrfürchtig begutachtete Michael die Inschriften, die man zum Teil noch entziffern konnte. Vorsichtig, so als ob alles gleich zusammenbrechen würde, fuhr er mit seinem kleinen Pinsel über die Wand. Sandstaub bröckelte herunter und immer mehr Zeichen kamen zum Vorschein. Teilweise waren sogar noch Farbreste erhalten geblieben und seine Phantasie malte sich augenblicklich aus, wie es hier vor ungefähr 3300 Jahren ausgesehen haben könnte. Theben, die Stadt der Götter. Feste wurden in Hülle und Fülle gefeiert. Alles war mit Gold verziert, man geizte nicht mit seinem Vermögen. Wenn man es hatte, so sollte es auch jeder sehen. Selbst die, die es sich nicht leisten konnten zahlten ihren Tribut, um gesehen zu werden.

Der Nil floss noch genau wie heute durch das Land, doch damals wirkte er wohl noch prachtvoller. Er bescherte den Bauern durch seine Überschwemmungen immer eine gute Ernte, wenn die Götter wohl geheißen waren.

Michael konnte es sich leibhaft bildlich vorstellen und manchmal verspürte er das Verlangen einmal da gewesen zu sein, in dieser Zeit, wo die Pharaonen noch das Land regierten.

Nur der Schein der Taschenlampe spendete ihm etwas Licht. Eine längere blonde Haarsträhne fiel ihm vor die Augen und er strich sie reflexartig hinter sein Ohr. Mit dem Ärmel wischte er sich automatisch über seine von der Sonne braungebrannte Stirn.

Er seufzte leise und setzte seine Arbeit fort, als er hinter sich Schritte hörte. Es war sein Partner David Ashby, der sich seinen Weg zu Michael durcharbeitete. Als er ihn vor der Wand hocken sah, schüttelte er leicht mit seinem Kopf.

"Michael, warum?"

"Warum was?" war die gleichgültige Gegenfrage.

"Du weißt wovon ich hier rede. Ich verstehe nicht was genau wir hier machen. Dieser Teil des Grabes wurde bereits durchsucht und zwar schon vor ein paar Jahren. Was genau erhoffst du hier noch zu finden?" David stellte sich hinter Michael und beleuchtete die Wand, um zu sehen, was dort stand. Für jeden Laien wäre es nur ein riesen Durcheinander von Zeichen gewesen, doch für Michael und David war es so viel mehr. Anhand dieser Zeichen konnte sie genau die Todes - und Lebensumstände der Personen, die zu dieser Zeit gelebt hatten, rekonstruieren.

"Ich weiß, dass es hier ist... es muss einfach hier sein", sagte er in einem leisen verbissenen Ton. "Wir haben bloß noch nicht richtig gesucht."

David verdrehte leicht seine Augen und kniete sich neben seinen Partner hin. "Du weißt, dass nie bewiesen wurde, dass es dieses Amulett wirklich gibt, oder? Es ist nur ein Mythos, der die Grabräuber oder Leute wie wir es sind, abschrecken soll hier alles auszuräumen."

"Das hat man über den Armreif des Anubis auch gesagt und was war? Er existiert wirklich. Warum dann auch nicht das Amulett?"

David sah ein, dass es jetzt keinen Sinn hatte darüber zu diskutieren. Michael würde ihm im Augenblick so oder so nicht zuhören. Er stemmte sich wieder nach oben und leuchtete mit seiner Taschenlampe in die andere Richtung der Ruine. Auf den ersten Blick sah die Wand auf dieser Seite nicht anders aus, als die, vor der Michael gerade saß, aber irgendwas schien dann doch Davids Aufmerksamkeit zu erregen. "Okay, wie du meinst. Ich werde mich dann mal hier drüben umsehen", fügte er noch in einem leicht abwesenden Tonfall hinzu.

Langsam schritt er auf die Wand zu und nahm sie jetzt genauer in Augenschein. Wie auch schon bei den anderen Wänden, war diese ebenfalls voll geschrieben mit Hieroglyphen. Doch war hier noch ein Schaubild eingemeißelt, welches David schon des Öfteren in diversen Aufzeichnungen gesehen hatte. Echnaton stand hohen Hauptes und mit seinen Händen der Sonnenscheibe entgegenstreckt, aufrecht in den Strahlen der Sonne. Er, seine Frau Nofretete und eine ihrer Töchter beteten zu Aton, der Sonnenscheibe, die ihre Strahlenhände ausstreckte, um die dargebrachten Trankopfer zu empfangen und die Gläubigen zu segnen. Nofretete sowie die Tochter standen jeweils hinter Echnaton und waren von ihrer Statur her deutlich kleiner abgebildet. Echnaton trug, wie auf jeden seiner Abbildungen, die Krone von Ober- und Unterägypten, welche vorne jeweils eine Kobra zum Schutz trug.

David schluckte einmal. Er hätte sich nie erträumt dieses einmal mit seinen eigenen Augen zu sehen. "Wow! Das ist...das ist einfach großartig", hauchte er. Langsam fuhr mit seiner Taschenlampe weiter über die Wand, um zu sehen, ob noch mehr Inschriften vorhanden waren. Doch er wurde leider enttäuscht. Auf der einen Wandhälfte war alles abgebröckelt. David seufzte leise und fuhr dann mit seiner Hand über die Steine. Er spürte an einer Stelle eine Auswölbung. Überrascht strahlte er mit seiner Taschenlampe drauf. Vorsichtig legte er seine Hand darauf und drückte leicht dagegen. Überraschenderweise ließ sich der Stein nach unten drücken und David sprang erschrocken einen Schritt nach hinten. Er sah, wie sich die Wand zu bewegen und leicht nach innen zu öffnen begann.

"Oh mein Gott!", fasziniert starrte er auf die sich bewegende Wand. Ohne sich umzudrehen rief er nach Michael. "Hey, Michael! Du musst dir ansehen was ich gefunden habe."

"Habe ich dir nicht schon tausendmal gesagt, dass du nicht alles anfassen sollst?", scherzte Michael, als er sich zu seinem Partner umdrehte. Wie angewurzelt blieb er stehen und begutachtete die neue Öffnung in der Wand. Ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus und mit schnellen Schritten war er bei David angelangt.

"Ha! Ich wusste es! Was habe ich gesagt?", fragte er ihn herausfordernd, aber erwartete im Grunde keine Antwort.

Schnurstracks wollte er an Michael vorbeigehen. "Moment!" Er streckte seinen Arm aus, um ihn aufzuhalten. "Nicht so schnell. Wir sollten erst alles genau untersuchen, bevor wir da rein gehen. Man weiß ja schließlich nie welche Flüche hier ausgesprochen wurden."

David seufzte resigniert und ließ seinen Kopf für einen Augenblick auf seine Brust sinken. Er wusste, dass sein Partner Recht hatte. Sie durften keine unnötigen Risiken eingehen, wenn sie nicht ihr Leben aufs Spiel setzen wollten. Viele waren schon umgekommen, weil sie einfach zu habgierig gewesen waren. Doch das Gefühl, etwas entdeckt zu haben, was schon seit mehreren tausend Jahren vergraben lag, war etwas so unbeschreibliches, dass er es gar nicht in Worte fassen konnte. So, als ob alle Glückshormone in seinen Körper auf einmal freigelassen worden wären.

Er atmete einmal tief durch und leuchtete dann mit seiner Taschenlampe in die neue Öffnung. Der Lichtkegel glitt über die Wände und brachte weitere verblasste Hieroglyphen zum Vorschein.

„Das ist fantastisch.“ Mit langsamen Schritten betrat er den anliegenden Raum. „Sieh dir das nur an.“

Michael kam hinter ihm zum stehen. „Hm, das ist merkwürdig. Der Raum ist leer. Eine ungewöhnliche Vorgehensweise für die alten Ägypter, außer es ist eine so genannte Sanetja, einer dieser Vorbereitungsräume für das Leben nach dem Tod, aber ich sehe auch dafür keine Anzeichen. Es gibt keine Gefäße oder Geräte oder was sonst darauf hinweisen würde“ Er begann damit die Nischen und Säulen, die den Raum stützten, genauer in Augenschein zu nehmen. Er leuchtete mit seiner Taschenlampe nach oben an die Decke und musste erkennen, dass dieser Raum ungewöhnlich hoch war. Insgesamt wurde die Decke, die einen riesigen Schatten über die beiden Personen warf, von zehn Säulen auf jeder Seite, gestützt. Irgendwas schien Michael an diesem Raum zu irritieren, als er sich die Säulen und Wände genauer ansah. Vorsichtig fuhr er mit seiner Hand über die Oberfläche. Sie war glatt, so als ob eine Wachsschicht darüber gezogen war. Die Hieroglyphen waren sorgfältig in die Wand eingemeißelt.

„David! Kannst du mal herkommen?“, rief er seinen Kollegen mit leichtem aufgeregten Unterton in seiner Stimme zu, ohne seinen Blick von den Zeichen abzuwenden.

„Hast du etwas gefunden?“

„Ich weiß nicht, aber das hier ist komisch.“

David blieb neben Michael stehen und folgte seinem Blick. „Siehst du diese Zeichen?“, begann Michael und fuhr mit seinen Fingern darüber. „Sie stammen auf gar keinen Fall aus der Dynastie von Echnaton. Sie müssen aus einer viel früheren Dynastie stammen, vielleicht die archaische Zeit oder sogar der vordynastische Zeit, oder aber...“

„Oder was?“

Michael zog einmal scharf die Luft ein. „Oder aber, sie stammen aus einer anderen Kultur, doch das kann ich mir nicht vorstellen. Keine andere Kultur war zu dieser Zeit so weit fortgeschritten, wie die der Ägypter.“

„Du bist hier der Experte für die alten Schriften, aber ich habe sie noch nirgends gesehen. Wenn sie wirklich aus diesen Dynastien stammen, wie du gesagt hast, dann müssen sämtliche Theorien und Annahmen über Ägypten überarbeitet werden.“

„Ich weiß“, antwortete Michael aufgeregt. „Wir sprechen hier von einer Zeit von ungefähr 3500 v. Chr. bis 2857 v. Chr.

David schüttelte immer noch ungläubig den Kopf. Als er hinüber zu seinem Partner sah, hatte dieser schon längst seinen Block herausgeholt und damit angefangen die Zeichen für weitere Auswertungen zu kopieren. Eines davon sah aus wie ein Dreieck, welches nach unten geöffnet war. Über der Spitze war ein Kreis abgebildet. Er hatte solche Zeichen zuvor noch nie gesehen.

„Weißt du, was sie bedeuten?“

„Das ist sehr schwer zu sagen. Sie haben durchaus Ähnlichkeit mit den Hieroglyphen, die wir heute kennen, aber wenn sie wirklich dieselbe Bedeutung haben sollten, dann ergibt das was hier steht keinen Sinn.“ Verwirrt blickte Michael von seinen Aufzeichnungen auf.

„Was meinst du damit?“

„Warte.“ Er überflog noch einmal die Hieroglyphen. „Hier steht, dass die Menschen eine Macht fürchteten, die durch einen Kreis kamen...“

In diesem Moment hörten sie ein unbestimmtes Geräusch, welches von hinter den Säulen herzukommen schien. Es war ein motorisches Rauschen, wie als ob schwere Platten aneinander reiben würden.

Die beiden Wissenschaftler wirbelten erschrocken herum. Hastig sahen sie sich nach allen Seiten um. „Was war das?“, fragte Michael außer Atem.

David antwortete ihm nicht. Mit langsamen Schritten ging er auf das Geräusch zu bis er langsam im Schatten der Säulen verschwand.

„David!“, schrie Michael, aber sein Partner war schon verschwunden. Unentschlossen blickte er noch einmal zum Durchgang und dann wieder zu den Säulen. „Verdammt! Dieser Mistkerl!“, fluchte er und rannte im selben Augenblick hinter seinem Partner her.

Gerade als er den endlosen Gang entlanggelaufen war, sah er wie das letzte Licht erlosch und im nächsten Augenblick eine riesige Wasserfontäne aus der Wand zu schießen schien. Erschrocken stolperte er die Schritte wieder nach hinten und fiel auf den Boden. Mit einem lauten 'Upf' landete er auf seinen Rücken. „David!“, schrie er wieder. „Verdammt, David, wo bist du?“ Er drehte seinen Kopf in beide Richtungen, aber er konnte ihn nirgends sehen.

Sein Blick wanderte wieder zu dem Wasser in der Wand. Jetzt war die Fontäne verschwunden und durch das Leuchten des „Wassers“ konnte er die Umrisse der Wand erkennen. Ein kreisförmiges Gebilde war um die Flüssigkeit gebaut, mit verschiedenen Zeichen darauf, aber genau konnte er sie nicht erkennen. David hatte so etwas noch nie zuvor in seinem Leben gesehen. Es sah aus wie ein Tor.

Nachdem sich der Schock etwas gelegt hatte, fragte er sich, was sich dahinter verbarg. Vielleicht ist David da ja durchgegangen und jetzt wer weiß wo auch immer. Noch einmal sah er sich um, aber auch jetzt, wo seine Umgebung weitgehend beleuchtet war, konnte er seinen Partner nirgends sehen. Angst und Sorge machten sich in ihm breit, aber er spürte wie die Neugier in ihm immer stärker wurde. Nein, er konnte ihr nicht nachgeben. Er musste nach seinem Partner suchen. Das war er ihm schuldig.

Gerade als er sich aufrichten wollte, hörte er ein weiteres Geräusch und blickte wieder zum Tor. Seine Augen weiteten sich geschockt. Personen in einer merkwürdigen Rüstung waren durch das Tor getreten. Sie sahen aus wie Schlangen. Aufgeregt schnappte er nach Luft. Ihre Köpfe sahen aus, wie die der von Anubis. Tief in seinem Inneren wusste er, dass es bloß Rüstungen waren und nicht Anubis selbst, aber es war viel zu unglaublich, als dass er in diesem Moment logisch Denken konnte.

Und dann, mit einem Male, schloss sich das Tor und es war fast wieder alles dunkel. Hinter den Männern trat eine weitere Person hervor. Sie trug ein prachtvolles Gewand und ein Diadem mit Smaragden. Wenn man genau hinsah, konnte man einen Federartigen Schmuck erkennen, der in ihren Haaren steckte. Sie schien die Anführerin zu sein. Aber was ihn noch mehr schockierte, war, dass sie aussah wie eine Göttin. Entsprungen aus der Zeit der Pharaonen.

Michael blickte von seinem Platz am Boden zu ihr auf. Die Angst stand ihm förmlich ins Gesicht geschrieben. Plötzlich leuchteten ihre Augen auf und sie blickte mit einem hartem und überlegenderem Ausdruck darin liegend, auf Michael hinab.

„Ai'emain“, sagte sie in einer ihm unbekannten Sprache. Ihre Stimme hatte einen tiefen, schon fast mechanischen Klang angenommen. Vollkommen untypisch für einen Menschen und vor allem für eine Frau. Michael wusste nicht, wie er sich verhalten sollte. Mit einem verwirrten, ängstlichen Blick sah er zu der Frau auf. Diese zog verärgert seine Augenbraue hoch und funkelte ihn an.

„Ai'emain!“, wiederholte sie aufbrausend.

Michael versuchte nach hinten zu krabbeln, aber als sie sein Vorhaben bemerkte, deutete sie ihren Wachen an ihn zu schnappen.

Er spürte nur noch, wie vier Hände ihn grob an seinen beiden Oberarmen packten und auf seine Füße zerrten. Sie ging einen Schritt nach vorne, auf Michael zu und blickte in seine weitaufgerissen Augen.

Dann drehte sie ihren Kopf zu einen der Schlangenwachen, die noch am Tor standen. „Shal-tek“, befahl sie.

Einer der Wache nickte kurz und ging zu einem runden Gerät, dass wie eine Schaltfläche aussah. Er drückte anscheinend willkürlich, so kam es jedenfalls Michael vor, auf einige Platten und zum Schluss auf eine rote Kugel in der Mitte, die bei der Berührung mit seiner Hand rot aufleuchtete. Zur gleichen Zeit fing auch wieder der Kreis in der Wand an sich zu drehen und zum wiederholten Male stieß der Strudel daraus hervor.

Michael wurde von den beiden Wachen nach vorne auf das aktive Tor gezerrt. Er war noch viel zu geschockt, um sich zu wehren, denn sein Blick war starr auf das „stehende Wasser“ im Tor gerichtet. Er wusste nicht, was ihn erwarten würde und ein kalter Schauer lief ihm den Rücken hinunter, als sich die schlimmsten Visionen in seinem Kopf formten.

Unbekümmert schleiften die Wachen Michael durch die Flüssigkeit und es hatte den Anschein, dass sie, genau wie bei ihrer Ankunft, bei der sie aus der Wand zu kommen schienen, jetzt darin verschwanden.

Ihre Anführerin ließ noch einen letzten prüfenden Blick über die Säulen gleiten, als sie sich umdrehte und mit der letzten Wache ebenfalls durch das Tor ging. Einen kurzen Augenblick nach ihrem Verschwinden verschwand das Energiefeld und es hatte den Anschein, als ob nie etwas passiert wäre. Alles sah wieder genauso alt und verlassen aus, wie noch vor fünf Minuten oder tausend Jahren.

Aus einer Ecke, hinter den Säulen versteckt, krabbelte langsam David hervor. Sein ganzer Körper war am zittern. Er war noch viel zu geschockt, um zu realisieren, was gerade eben geschehen war. Es war zu unglaublich, als das er es glauben konnte, aber er hatte es mit seinen eigenen Augen gesehen. Krampfhaft versuchte er seine Atmung zu regulieren, als er sich mit einem schweren Seufzen gegen die Wand lehnte.

Er hatte alles mit angesehen und hatte nicht das Geringste für seinen Partner tun können, ohne entdeckt zu werden. Langsam rappelte er sich wieder auf und begann zu rennen. Immer schneller und schneller wurde er bis er keuchend aus der Ruine trat und hinauf zur Sonne blickte. Erschöpft beugte er sich nach vorne. Als er sich wieder aufrichtete, hatte er einen Entschluss gefasst. Er würde seinen Partner wieder finden. Koste es was es wolle. Er würde ihn finden, auch wenn er keine Ahnung hatte wie er das anstellen sollte.


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Kapitel 1 by Destiny
Kapitel 1

FBI Hauptquartier
Washington DC
13. Mai 2000
12:11 Uhr

„Agent Mulder, würden Sie bitte in mein Büro kommen“, ertönte die Stimme des Assistant Director Walter Skinner durch den Hörer.

Mulder saß an seinem Schreibtisch und wollte gerade in die herbeigesehnte Mittagspause gehen. Er hatte sich mit seiner Partnerin, Dana Scully, in einem nahe liegendem Restaurant verabredet, wo sie noch einmal gemeinsam ihre Informationen durchgehen wollten. Sie arbeiteten an einem Fall, der kurz vorm Abschluss stand und Scully hatte wohl bei einer Autopsie ein entscheidendes Indiz entdeckt. Doch in diesem Moment, in dem er sich seine Jacke geschnappt hatte, klingelte sein Telefon. Er hatte schon mit dem Gedanken gespielt es einfach klingeln zu lassen, aber nach dem vierten Klingeln hatte er dann doch abgenommen.

//Hätte ich es nur nicht gemacht.//, schoss es ihm durch den Kopf, als er Skinners Sekretärin sagen hörte, dass er zum Director weitergeleitet würde.

„Sir?“

„Es geht um einen Fall, der höchste Priorität hat. Ich bitte Sie und Agent Scully sich umgehend bei mir einzufinden.“

„Sir, Agent Scully ist zur Zeit in der Gerichtsmedizin..", begann er ihm zu erklären.

„Dann rufen Sie sie an.“ Mit diesem Satz hatte er die Verbindung unterbrochen und Mulder hielt noch für ein paar Sekunden den Hörer in seiner Hand.

„Und da geht mein Mittagessen dahin“, seufzte er, als er sein Handy herauszog und ohne auf das Display sehend auf die Eins drückte. Er wartete geduldig bis sich eine ihm vertraute Stimme meldete.

„Scully.“

„Hey, Scully, ich bin's“, begrüßte er sie.

„Mulder, was ist los?“, fragte sie sofort.

„Skinner hat mich gerade angerufen und meinte, wir sollten umgehend bei ihm erscheinen“, teilte er seiner Partnerin mit.

„Aber das geht nicht“, protestierte sie. „Ich stecke gerade mitten in einer Autopsie.“

„Ich weiß. Ich habe versucht es ihm zu erklären, aber es muss wohl äußerst wichtig sein. Jedenfalls hörte er sich nicht gerade gut gelaunt an.“

Mulder hörte am anderen Ende der Leitung ein lautes Seufzen. Er konnte sie sich bildlich vorstellen, wie sie sich jetzt mit ihren Fingern über ihre Stirn reiben würde. „Gut, ich versuche mich zu beeilen.“

„Okay. Wir sehen uns dann gleich.“ Mulder drückte den Aus-Knopf und steckte das Handy zurück in seine Jackentasche.

Zehn Minuten später betrat Mulder, ohne Scully, Skinners Büro. Dieser stand von seinem Stuhl auf und ging auf Mulder zu. „Agent Mulder“, nickte er ihm zu. Erst da merkte er, dass Mulder alleine war. „Wo ist Agent Scully?“

„Sie kommt etwas später, weil sie noch in der Gerichtsmedizin ist. Sie hat mir versichert, dass sie sich beeilen wird.“

„Gut.“ Er nickte knapp. „Setzen Sie sich.“ Er deutete auf noch zwei freie Stühle. Die anderen, so bemerkte er erst jetzt, waren bereits von mehreren anderen Agenten besetzt. Ein paar Gesichter kannte er aus der Abteilung Gewaltverbrechen und wenige hatte er noch nie in seinem Leben gesehen. Fragend sah er zu Skinner.

„Wir arbeiten jetzt schon seit mehreren Monaten an dem Sekten-Fall und scheinen noch immer keinen Fortschritte zu machen“, erklärte Skinner Mulder knapp. „Agent Philipps, der von der Außenstelle aus Denver zu uns gekommen ist, wird Ihnen nun die Einzelheiten erklären“, sagte er jetzt an alle Agenten im Raum gewandt.

Agent Philipps stand auf und ging zu einer Leinwand. Er gab einen weiteren Agenten ein Zeichen und diesem Augenblick verdunkelte sich der Raum und ein Diaprojektor wurde eingeschaltet. Auf den ersten Bildern waren verschiedene männliche und weibliche Personen zu sehen. Für Mulder sahen sie vollkommen normal aus. „Diese und noch ein paar weitere werden seit über vier Monaten vermisst. Das erste Opfer war ein gewisser Michael Widdowson. Er verschwand vor circa 20 Jahren. Er ist Archäologe und bei einer seiner Ausgrabungen verschwunden. Sein Partner, David Ashby, hatte ihn damals gemeldet, aber man hatte nach wenigen Wochen die Suche abgebrochen. Dann war es, wie es aussah, erst einmal ruhig geworden. Doch in den letzten Monaten sind unter den gleichen Umständen weitere Menschen verschwunden. Die Angehörigen haben uns mitgeteilt, dass sie wohl einer Sekte beigetreten sind. Der Anführer der Sekte hat sich noch nicht bei uns oder der Polizei gemeldet. Noch wissen wir, wo sie sich befinden. Sie scheinen wie vom Erdboden verschluckt zu sein. Wir konnten zwar eins ihrer Lager ausfindig machen, aber wir können uns nicht sicher sein, ob sie auch wirklich dort sind, weil es keine Möglichkeit gibt näher an das Gebäude zu gelange, ohne entdeckt zu werden“, erklärte Agent Phillips den anderen Agenten.

In diesem Moment ging die Tür auf und Scully betrat den Raum. Sie sah sich kurz um und flüsterte Skinner etwas zu, als sie sich schließlich neben Mulder auf den noch einzig freien Platz setzte. Mulder lächelte sie von der Seite an. Scully erwiderte es schnell und wandte dann ihre Aufmerksamkeit Agent Phillips zu, der geduldig wartete, bis alle wieder ruhig saßen.

„Da wir ja nun vollständig sind, kann ich ja weitermachen. Wie gesagt haben wir noch keine Spur von den Vermissten...“

„Von was für einer Sekte sprechen wir hier?“, fragte Mulder dazwischen.

„Agent Mulder, wenn Sie mich ausreden lassen würden, wäre ich noch darauf zu sprechen gekommen. Aber da Sie es anscheinend nicht erwarten können, also, wir sprechen hier, laut den Angehörigen, von einer Sekte, in der die Vermissten zu einer 'Gottheit' aufsehen.“ Das Wort 'Gottheit' betonte er extra stark übertrieben. „Wir haben darüber hinaus erfahren, dass es sich wohl um die ägyptische Göttin Maat handelt. Unsere Informationen besagen, dass sich die Vermissten verhalten, als würden sie unter Hypnose stehen.“

Scully zog eine Augenbraue nach oben, als sie das Wort 'Gottheit' hörte. Sie wusste, wer Maat war, aber das war lediglich ein Mythos und sie existierte nicht wirklich.

„Kann die Polizei das nicht übernehmen?“, fragte Agent Johnson neben Scully.

„Die Polizei hat uns gebeten ihnen zu helfen, weil sie nicht weiterkommen. Wenn wir den Anführer oder wohl in diesem Fall, die Anführerin ausfindig machen können, werden wir auch die anderen finden.“

„Und was sollen ich und Agent Scully bei diesem Fall tun?“, fragte Mulder die Frage, die ihm schon seit Skinners Anruf durch den Kopf geisterte.

„Wir brauchen Sie, Agent Mulder, damit Sie uns bei dem Täterprofil helfen“, gab der leitende Agent des Falles etwas zögernd zu. Niemand war wirklich davon angetan, dass ihnen Agent 'Spooky' Mulder helfen würde.

Mulder antwortete ihm nicht, da er genau an dem Tonfall des Mannes erkannt hatte, wie diese Aussage gemeint war, aber er überspielte dies mit einer Gelassenheit, von der er sich frage, woher er sie hatte.

„Und wer ist nun diese ägyptische Göttin?“, fragte Agent Johnson nach.


Cheyenne Mountain
SGC
Besprechungszimmer
Zur gleichen Zeit

„Maat, eine ägyptische Gottheit“, begann Dr. Daniel Jackson zu erklären. „Sie galt als Inkarnation der Wahrheit, Gerechtigkeit und der ethischen Grundbegriffe. Sie sorgte für Ordnung im Universum und für Harmonie in der Natur. Ihr 'Namenszeichen'“, er wackelte mit seinen Zeige- und Mittelfingern, „war die Straußenfeder. Diese wurde im Totenreich auf eine Waagschale gelegt und das Gegengewicht war das menschliche Herz“, erklärte er

O’Neill zog seine Augenbrauen hoch. „Da hat man ja überhaupt keine Chance“, murmelte er

Daniel ignorierte sein Kommentar und fuhr unbeirrt vor. „Es wurde also buchstäblich gegen die Wahrheit aufgewogen. Schon die kleinste Spur von Falschheit oder Hinterlist führte zu einer Verurteilung der Person, die vor einer Art Jüngsten Gericht stand, um in die Unterwelt der Götter aufgenommen zu werden. Der Verstorbene musste also die Prüfung bestehen, damit sein Herz nicht von Ammit, dem Totenfresser, einer Kreatur mit dem Kopf eines Krokodils, der Mähne und dem Vorderkörper eines Löwens und den Hinterleib eines Nilpferdes, verschlungen wurde“, beendete Daniel seinen kleinen Vortrag. „Warum fragen Sie, Sir?“

General Hammond sah in die Gesichter der vier SG1 Mitglieder. Dann öffnete er eine Akte, die vor ihm auf den Tisch lag. „Ich habe gerade einen Bericht aus dem Pentagon bekommen, der sagt, dass eine neue Sekte aufgetaucht ist, die von einer Person angeführt wird, die sich als Maat ausgibt..", weihte Hammond sie ein.

Colonel Jack O’Neill trommelte leicht mit seinen Fingern auf der Tischplatte herum. „Und diese Maat. Ist sie nun gefährlich oder nicht?“, fragte er, als er zu Daniel aufsah. Dieser sah ihn etwas verwirrt an, da er dachte, dass dieser Aspekt seiner Erklärung deutlich gewesen wäre.

„Ich frage nur aus reiner Neugier und aus den Grund, weil wir schon einmal so einen Fall hatten, wo so eine Gottheit meinte eine Sekte zu Gründen.“ Er blickte zu Carter hinüber, die gegenüber von ihm an Tisch saß und dann weiter zu Teal'C.

„Um Ihre Frage zu beantworten“, ging Daniel nach einem kurzen Schweigen auf die Frage des Colonels ein, „sie war eine sehr geachtete Gottheit und wurde gefeiert wie die anderen großen Götter Ra, Osiris, Hathor...“

Ein weiteres Schnauben war von O’Neill zu hören, als er den Namen von Hathor vernahm.

„Und um was für eine Sekte handelt es sich?“, fragte Major Carter jetzt wieder an Hammond gewandt.

„Genau das sollen Sie herausfinden. Das Pentagon berichtete, dass die Polizei schon seit längerem hinter dieser Sekte her ist. Sie haben jetzt das FBI zur Hilfe hinzugezogen, aber auch die konnten bisher noch keine richtigen Fortschritte machen.“

„Ähm, Sir, erlauben Sie mir die Frage, aber wenn das FBI schon an diesem Fall dran ist, was sollen dann wir da, als Agenten der Air Force, hm?“

„Wie es aussieht scheint das FBI in einer Sackgasse zu stecken.“

„Und wir sollen ihnen daraus helfen?“

„So ist es, Colonel. Noch irgendwelche Fragen?“ Jetzt schweifte sein Blick auch zu den anderen. Diese schüttelten alle mit ihren Köpfen.

„Fein, wann geht es los?“, fragte O’Neill sarkastisch.


Denver
Angebliches Lager von Maat
14:35 Uhr

Ein großer Van hielt vor dem aufgestellten Lager des FBIs, welches in ausreichender Entfernung zu dem Sektenlager stand. Die Schiebetüren flogen auf und SG1 stieg aus. Die vier sahen sich kurz um und O'Neill überkam das seltsame Gefühl, dass diese Szenerie aussah, wie aus einem schlecht gemachten Film. Teal'C trug wie immer seinen Hut, so dass man sein Jaffa Symbol nicht sehen konnte.

O'Neill, gefolgt von den anderen, ging auf das Zelt zu, dass wie das Hauptbasislager aussah. Er nahm seine Sonnenbrille ab, als er das Zelt betrat und seufzte innerlich auf, als er überall die blauen Jacken mit der gelben Aufschrift 'FBI' las. Er warf Carter einen Blick zu, der Bände sprach. Sie lächelte ihn aufmunternd an, als ihr Blickkontakt von einem Agenten unterbrochen wurde.

„Hey, wer sind Sie? Zivilisten sind nicht befugt dieses Gelände zu betreten“, belehrte ihn dieser Agent.

O'Neill sah ihn zunächst leicht überrascht an, doch dann zog er seinen Ausweis heraus. „Ich bin Colonel Jack O'Neill und das sind meine Teammitglieder. Major Carter“, er deutete auf sie und dann weiter zu den anderen.,„Dr. Daniel Jackson und... das ist..", stockte O'Neill, als Teal'C an der Reihe war.,„ja, also, und das ist Murray... Murray.“

Teal'C zog seine Augenbraue gefährlich weit nach oben und bedachte O'Neill mit einem schiefen Seitenblick. O'Neill schüttelte entschuldigenden seinen Kopf, nach dem Motto 'Was hätte ich sonst sagen sollen?'

„Air Force? Was hat die Air Force hier zu suchen?“

„Wir wurden von General Hammond hier hin geschickt. Und wer sind Sie, wenn ich fragen darf?“

Er wollte gerade antworten, als hinter ihm eine Stimme erklang. „Mulder, wo bleibst du denn?“

Mit einem leicht verärgerten Ausdruck in ihren Augen trat seine Partnerin neben ihn und bedachte ihn mit einem harten Blick, als sie sich schließlich an die Neuankömmlinge wandte.

„Das ist Agent Scully, meine Partnerin“, stellte Mulder sie den vieren vor. „Und das sind Murray“, er betonte diesen Namen extra etwas schärfer.,„Dr. Daniel Jackson, Major Carter und...“

„Jack, was machst du denn hier?“, fuhr Scully ihm dazwischen. Überrascht sah sie O'Neill an. Auch auf seinem Gesicht konnte man Verwunderung erkennen.

„Dana“, sagte er noch etwas überrascht.

Mulders Blick wanderte zwischen den beiden hin und her. Er konnte sich darauf keinen Reim machen. Er hatte nie gewusst, dass Scully einen Colonel aus der Air Force kannte. Er musste sich auch eingestehen, dass er so ziemlich nichts über Scully wusste. Jedenfalls was ihren männlichen Bekanntenkreis anging.

Nicht nur Mulder staunte nicht schlecht, auch die anderen Mitglieder von SG1 sahen überrascht von dem Colonel zu der kleinen FBI-Agentin. Carter warf ihm einen fragenden Blick zu, den O'Neill jedoch nicht erwiderte, weil seine Aufmerksamkeit vollkommen auf Scully gerichtet war.

Erstaunt trafen sich Mulders und Carters Blicke. Es war offensichtlich, dass niemand von ihnen davon gewusst hatte.

O’Neill lächelte leicht und Mulder wusste nicht warum, aber es störte ihn. Er musste jetzt dazwischen gehen, immerhin hatten sie hier noch Arbeit zu erledigen. Ihm war natürlich klar, dass dies bloß eine Ausrede war.

„Scully, könnte ich dich mal kurz sprechen?“ Er sah sie auffordernd an.

Scully sah noch für einen Augenblick zu O’Neill, bevor sie ihren Blick löste und langsam zu Mulder aufschaute. „Sicher.“

„Gut.“ Mulder drehte sich um und legte demonstrativ seine Hand auf ihren Rücken und führte sie zu einer etwas abseits gelegenen Stelle, wo sie nicht von den anderen belauscht werden konnten.

Die Mitglieder von SG1 sah ihnen hinterher und O’Neill hatte sehr wohl Mulders Geste verstanden. Die anderen sahen ihn durchlöchernd von der Seite an.

„Was?“, fragte er leicht aufbrausend.

„Nichts, Jack“, antwortete Daniel mit einem Kopfschütteln.

O’Neill schien ihm gar nicht richtig zuzuhören, als er hinüber zu Scully und Mulder sah. Er konnte Scully sehen, wie sie mit verschränkten Armen vor ihrem Partner stand und zu ihm aufblickte. Er dagegen stand nahe zu ihr hinunter gebeugt. Scully warf ein paar mal einen Blick in O’Neills Richtung, bevor ihr Blick wieder zurückwanderte. Sie nickte einmal und ging dann wieder zurück zu SG1.

Erst jetzt bemerkte O’Neill, dass sie abgenommen hatte und in ihrem Ledermantel großartig aussah. Ihre Haare waren kürzer, als bei ihrem letzten Treffen vor vielen Jahren. Er musste zugeben, dass sie nichts von ihrer Schönheit eingebüßt hatte, auch wenn sie jetzt nicht mehr ganz so jung und frisch wie damals aussah.

„Also, was sucht die Air Force hier?“, fragte sie, als sie vor ihnen stehen blieb.

Er sah sie für einen kurzen Moment an und seufzte dann. „Das kann ich dir nicht sagen. Es ist geheim.“

„Geheim?“, fragte sie mit einer hochgezogenen Augenbraue. Sie konnte Teal'C glatt Konkurrenz machen. „Seit ihr dann in einer speziellen Einheit?“

„Auch das ist geheim.“

„Okay und ihr wisst, wie man da rein und an den Anführer rankommt?“ So leicht gab sie nicht auf.

„Ähm, eigentlich ist es eine Anführerin“, warf Daniel dazwischen, als er seine Brille zurechtrückte. „Sie ist eine Frau.“

„Richtig. Eine Verrückte, die sich als eine Göttin ausgibt“, sagte Scully in einem sarkastischen Tonfall.

Die vier SG1 Mitglieder tauschten schnell einen Blick aus, da sie sehr wohl wussten, dass es sich hier nicht lediglich um eine verrückte Person handelte, die sich aus Spaß als Göttin ausgab. Sie war eine Gefahr. Sie wussten nicht, ob sie Kontakt zu den anderen Goa'uld hatte. Doch schon alleine der Gedanke, dass ein gefährlicher Goa'uld unbemerkt auf den Planeten umherlief, ließ O’Neill einen Schauer über den Rücken laufen. Er mochte gar nicht an die möglichen Folgen denken. Aber wie sollte er das Scully erklären, ohne etwas von dem Stargate zu sagen?

„Ja, du hast wahrscheinlich Recht. Könntet du uns sagen, was ihr schon habt und wie ihr vorgehen wollt?“

Scully sah ihn für einen Moment misstrauisch an. Sie würden ja nicht ohne Grund hier sein und sie würde noch dahinter kommen, was so geheim war. Schließlich nickte sie und setzte sich in Bewegung und ging in Richtung der „Zentrale“.

„Genaue Informationen haben wir noch nicht. Wir haben heute Morgen den Hinweis bekommen, dass sich Maat hier aufhält.“ Sie wackelte mit ihren beiden Zeige- und Mittelfinger bei dem Namen Maat. „Zunächst umstellen wir das Gelände und wollen versuchen, dass wir sie friedlich herausbekommen.“

„Oh man“, stöhnte Daniel. „Sie haben ja keine Ahnung, mit wem Sie es da zu tun haben.“

„Ach, und Sie wissen es?“, fragte Mulder, der sich hinter Scully stellte.

„In etwa, ja.“ Daniel nickte zögernd mit seinem Kopf.

„Das ist ja wunderbar. Dann können Sie es uns ja sagen.“

Jetzt mischte sich wieder O’Neill ein. „Das“, sagte er, „ist leider auch geheim.“

„Noch besser! Und wie wollen Sie uns helfen, wenn Sie uns keine Informationen geben wollen?“, entgegnete Mulder leicht wütend.

„Mulder“, sagte Scully in einem warnenden Ton, aber er ignorierte sie.

„Sie müssen mit uns kooperieren. Wir sagen Ihnen was wir haben und Sie sagen uns, was Sie wissen, sonst läuft das nicht!“

O’Neill wollte gerade darauf etwas erwidern, als Carter dazwischen fuhr. „Sir.“ Er warf ihr einen kurzen Seitenblick zu.

Auch Scully versuchte Mulder wieder zu beruhigen, indem sie ihre Hand auf seinen Unterarm legte und diesen leicht drückte. Jetzt sah er zu ihr hinunter und sie schüttelte leicht ihren Kopf. Ihr Blick reichte, um ihn verstehen zu lassen, dass das jetzt keinen Sinn hatte. Schließlich nickte er kurz. Scully lächelte ihn leicht an und ließ dann seinen Arm los.

„Carter“, setzte O’Neill entgegen.

„Sir, wir haben jetzt Wichtigeres zu tun, als uns darüber den Kopf zu zerbrechen“, sagte sie in einem Ton, der keine Widerworte duldete. „Ich weiß, dass es nicht sehr einfach ist, aber in dieser Sache müssen Sie uns einfach vertrauen“, sagte Carter nun an Mulder und Scully gewandt.

Mulder schüttelte schnaubend seinen Kopf und auch Scully gefiel das alles nicht, besonders dann nicht, wenn sie keine andere Wahl hatte.

„Wer ist der leitenden Agent?“, fragte O’Neill.

„Agent Phillips. Er steht dort drüben“, sagte Mulder und deutete mit seiner Hand in die Richtung. O’Neill nickte und machte sich auf den Weg.


Im Zelt

„Agent Phillips, ich bin Colonel O’Neill.“

Phillips sah überrascht zu dem Fremden auf. „Was wollen Sie hier?“

„Ihnen aus der Sackgasse helfen“, antwortete O’Neill mit einem ironischen Lächeln.

„Wir stecken in keiner Sackgasse.“

„Ja, deswegen sind wir ja auch hier.“ O’Neill rieb sich seine Hände. „Also, haben Sie einen Lageplan von dem Gebäude?“

„Natürlich!“

„Darf ich ihn vielleicht mal sehen?“

Phillips starrte ihn an. „Wer sind Sie eigentlich? Und wieso sagen Sie mir, was ich tun soll? Immerhin bin ich hier der leitende Agent.“

„Hören Sie, wir beide haben dasselbe Ziel. Wir beide wollen da reinkommen und uns die Anführerin schnappen.“

Hinter ihnen betraten nun auch Mulder, Scully und die anderen SG1 Mitglieder das Zelt.

„Und wer sind die?“, fragte er nun. „Was soll das alles hier?“

Er sah Mulder fragend an, aber dieser zuckte nur mit seinen Schultern. „Agent Mulder, wenn Sie was damit zutun haben, dann Gnade Ihnen Gott!“ Er gestikulierte wild mit seiner Hand in Mulders Richtung.

„Hey, Phillips, jetzt beruhigen Sie sich. Ich habe überhaupt nichts damit zu tun. Ich bin genauso überrascht wie Sie!“

„Agent Phillips, meinen Sie nicht auch, dass der Fall jetzt Vorrang hat?“ Scully stellte sich mit verschränkten Armen neben Mulder und somit direkt vor Phillips. Auch wenn sie fast zwei Köpfe kleiner war, so büßte sie nichts von ihrer Ausstrahlung ein.

Phillips sah wütend zu Scully hinunter und murmelte dann leise etwas, was niemand verstehen konnte, als er sich umdrehte, um den anderen die Lagepläne zu zeigen.

„Okay, also, wir haben unsere Männer hier überall verteilt.“ Er zog einen großen Kreis mit seinem Finger um das Gelände.

„Gibt es noch andere Eingänge?“, fragte Carter.

„Ja, aber wir sind uns nicht sicher, ob dieser zu riskant ist. Er liegt hier.“ Phillips zeigte mit seinem Zeigefinger auf einen Punkt auf den Plan. „Im Grunde wäre es kein Problem, nur wir haben überall versteckte Überwachungskameras entdeckt.“

„Könnte man die nicht ausschalten?“, fragte Daniel.

„Natürlich ginge das, aber was glauben Sie, wie lange es dauern wird, bis die herausfinden, dass wir daran herumgespielt haben? Wir dürfen keine Risiken eingehen, wenn das Leben von anderen Menschen auf dem Spiel steht“, entgegnete Phillips mit leicht gereizten Stimme.

„Verstanden. Das können wir vergessen. Andere Vorschläge?“, fragte O’Neill in die Runde.

„Vielleicht werden auch hier wieder irgendwelche unterirdischen Gänge benutzt“, sagte Teal'C

O’Neill dachte einen Moment darüber nach und erinnerte sich wie sie bei Seth eingedrungen waren.

„Wir haben aber keinen Hinweis entdeckt, der darauf hindeutet“, sagte Phillips. „Unsere Leute haben nichts gefunden.“

Mulder drehte sich mit einem Male um und verließ das Zelt. Aus seiner Tasche fischte er ein paar Sonnenblumenkerne heraus und blickte über das große Gelände. In Gedanken versunken kaute er auf den Kernen herum und spuckte die Schale wieder aus. Sie mussten irgendwas übersehen haben. Irgendwie mussten sie darein kommen. Er seufzte und schüttelte seinen Kopf.

„Mulder?“, fragte Scully leise, die sich neben ihn gestellt hatte.

„Es muss einen Weg geben“, sagte er verloren in seinen Gedanken.

„Wir, ähm, wir versuchen noch an weitere Pläne zu bekommen, vielleicht gibt es ja doch irgendwo irgendwelche unterirdischen Gänge und wir haben sie nur noch nicht gefunden.“

Mulder nickte kurz. „Das ist ein altes Gemäuer. Dieses Gebäude muss von geheimen Gängen wimmeln und diese sind auf keiner Karte aufgezeichnet. Ich weiß nicht warum, Scully, aber ich habe das Gefühl irgendwas übersehen zu haben. Ich weiß nur nicht was.“ Mit müden Augen sah er zu ihr hinunter und zwang sich zu einem Lächeln.

„Wir werden einen Weg finden“, sagte sie mit Überzeugung. Wen genau sie überzeugen wollte, wusste sie allerdings nicht. Sie drückte seine Hand und sah sich mit Mulder in der nähere Umgebung um.


****


O’Neill stützte seinen Kopf auf seiner Hand ab, als er an einem Tisch saß und sämtliche Unterlagen durchging. Es machte ihn ganz nervös, einfach nur hier herumzusitzen und nichts zu machen. Er war ein Mann der Taten und am liebsten wollte er jetzt durch die Vordertür treten und dieser Schlange das Garaus machen.

Genervt schob er die Unterlagen zur Seite, als er von hinten von einem FBI-Agenten angesprochen wurde. „Colonel O’Neill?“, sagte er vorsichtig.

O’Neill drehte seinen Kopf zu ihm um und sah in etwas ungeduldig an. „Ja?“

„Telefon für Sie. Ein gewisser General Hammond.“

„Oh ja.“ Mit einem Lächeln nahm er dem Agenten das Telefon aus der Hand, aber dieser machte keine Anstalten sich zu entfernen. O’Neill blickte ihn auffordernd an und dann schweifte sein Blick zu dem Telefonhörer.

„Gibt es noch was, Agent?“, fragte er.

Der Agent schüttelte seinen Kopf und als er den Wink verstanden hatte, drehte er sich um und verschwand. O’Neill seufzte Kopfschüttelnd.

Das darf doch wohl nicht wahr sein, dachte er.

„Ja, Sir?“, sagte er schließlich in die Muschel.

„Colonel O’Neill", antwortete Hammond auf der anderen Seite.

„Ja.“

„Wie sieht es aus? Haben Sie schon irgendwelche Hinweise?“

„Im Moment sieht es nicht besonders rosig aus. Es kommt mir so vor, als ob ich ein déja-vu hätte, nur dass wir es jetzt mit Maat und nicht Seth zutun haben.“

„Und das FBI?“

„Die wissen noch weniger als wir. Die halten Maat für eine gewöhnliche Sektenanführerin. Ich hatte gerade ein Gespräch mit Da... ähm, Special Agent Scully und sie hat mir gesagt, dass...“ Er unterbrach sich mitten im Satz, als er hörte, wie der General am anderen Ende nach Luft schnappte. Für einen Moment war er etwas verwirrt, weil er nicht wusste, was er gesagt hätte, was von so großer Bedeutung gewesen wäre, dass der General so darauf reagierte.

„Sir, alles in Ordnung?“

„Ähm... uhm, ja“, schaffte es Hammond zu sagen. Er atmete tief durch. „Es ist alles in Ordnung. Agent Scully haben Sie gesagt?“, hakte er leicht aufgeregt nach.

„Äh, ja... warum fragen Sie?“ Verwirrt runzelte er seine Stirn.

„Könnte ich vielleicht mit Agent Scully sprechen?“, bat er den Colonel.

Überrascht und neugierig zugleich sah O’Neill durch das Zelt zu dem Platz wo Scully mit Mulder stand und gerade einen Plan durchging. Er fragte sich, was der General von Dana wollte und woher er sie kannte. Er räusperte sich verwirrt als er schließlich antwortete. „Ja, sicher. Ich, ich werde sie sofort holen.“

Er hielt seine Hand über die Sprechmuschel und rief Scully. Diese sah fragend zu ihm auf. Er formte mit seinen Mund das Wort 'Telefon' und zeigte mit seinem Zeigefinger darauf. Scully zog überrascht ihre Augenbrauen hoch und blickte kurz zu Mulder.

Mulder sah von O’Neill zu Scully. Sie bemerkte, dass auch er einen fragenden Ausdruck in seinen Augen hatte. Scully zuckte einmal kurz mit ihren Schultern und ging dann zu O’Neill hinüber. Dieser gab ihr den Hörer. Jetzt war sie es, die die Sprechmuschel zuhielt. „Wer ist es?“, fragte sie leise.

„Mein Boss, General Hammond", antwortete er.

„Und er will mich sprechen?“ Die Überraschung war ihr deutlich anzusehen. O’Neill nickte mit seinem Kopf. „Und was will er?“

„Keine Ahnung. Er hat nur gesagt, dass er mit dir reden will.“

„Okay.“ Sie hob den Hörer zu ihrem Ohr und gab die Muschel wieder frei. Ihr Blick war weiterhin auf O’Neill gerichtet. „Hier ist Special Agent Scully“, sagte sie ganz professionell. Als Antwort hörte sie nur einen schnellen Atem am anderen Ende der Leitung. Sie runzelte ihre Stirn. „Hallo?“, fragte sie nach einer Weile.

Sie hörte wie die Person am anderen Ende der Leitung schluckte. „Agent Scully?“, fragte er.

Jetzt war es an Scully zu erstarren. Geschockt huschte ihr Blick von O’Neill zu Mulder. Dieser hielt augenblicklich inne. Etwas stimmte nicht. Er wusste es sofort. Abwarten betrachtete er sie. O’Neill folgte ihrem Blick. Als er Mulders besorgtes Gesicht und Scullys geschockten Ausdruck sah, da wusste er das etwas nicht stimmte.

Mulder kam jetzt zu ihr rüber und stellte sich neben O’Neill. „Dana?“, fragte Jack. „Ist alles in Ordnung?“ Er hatte keine Ahnung was hier los war. Erst benahm sich der General so merkwürdig und jetzt auch noch Dana. Was sollte das?

Vorsichtig legte Mulder eine Hand auf ihre Schulter. Mit großer Sorge sah er zu ihr hinunter. „Scully?“, flüsterte er. Sie antwortete ihm nicht, sondern starrte ihn nur weiterhin schwer atmend und fassungslos an. Ihr kam es vor wie eine Ewigkeit, bis sie endlich wieder in der Lage war ein Wort zu sagen. „Ja?“, sprach sie in den Hörer. Einem Fremden wäre es nicht aufgefallen, aber alle die sie kannten, konnten sehen, dass sie noch lange nicht die Ruhe hatte, die jetzt in ihrer Stimme schwang.

„Hier spricht General Hammond von der Air Force", sagte er.

Erstaunt und aus irgendeinen Grund erleichtert zugleich seufzte Scully. Es war unmöglich was sie gedacht hatte. Stimmen am Telefon können sich immer anders anhören und sie hatte es sich bloß eingebildet, hoffte sie zumindest. Es wäre unmöglich gewesen, wenn er die Person gewesen wäre, für die sie ihn kurzfristig gehalten hatte. Ihr Vater war schon seit sechs Jahren tot, somit war es ausgeschlossen. Er war tot und sie wusste es. Das war eine Tatsache! Sie war bei seiner Beerdigung und hatte selbst mit angesehen, wie seine Asche auf dem Ozean verteilt wurde.

„Ja, Sir, was kann ich für Sie tun?“, fragte sie jetzt wieder mit ganz rationaler Stimme.

Auch Hammond hatte sich jetzt wieder gefangen. Er konnte es immer noch nicht glauben! Nach all den Jahren, aber er durfte sich nichts anmerken lassen. Auch wenn er es gern gemacht hätte, so durfte er es nicht. „Ich würde gerne von Ihnen hören, was Sie wissen“, sagte er schließlich.

„Nun, ich habe Ihren Colonel bereits alles gesagt.“ Sie sah dabei hinüber zu O’Neill.

„Ich weiß, aber ich würde es gerne von Ihnen hören.“

Scully atmete einmal tief ein. Sie war sich nicht sicher, was sie machen sollte. Laut den Dienstvorschriften musste sie mit jeglichen Leuten kooperieren, die an einer Lösung eines Falles beteiligt waren. Aber sie wusste auch, dass sie nicht jedem alles sagen konnte. Das hatte sie inzwischen gelernt. „Agent Scully?“, fragte Hammond. Sie schwieg noch immer. „Sind Sie noch da?“

„Ja, ich bin noch dran.“

„Und?“

„Wir wissen im Grunde nur, dass es sich um eine Sekte handelt und es Vermisste gibt, die damit im Zusammenhang stehen. Des Weiteren gibt es Verbindungen die bis ins Jahre 1980 zurückreichen. Ein gewisser David Ashby, Archäologe, hatte damals seinen Partner als vermisst gemeldet und dieselben Merkmale beschrieben, wie sie jetzt schon aufgetreten sind. Bei unserer Befragung hat er gesagt, dass Menschen durch ein Tor in der Wand getreten seien und dass es sich dabei um Personen gehandelt habe, die eine Schlangenrüstung trugen und deren Anführerin aussah wie eine ägyptische Göttin.“ Es war nicht schwer die Skepsis aus ihrer Stimme herauszuhören. „Seit 1980 sind insgesamt zwanzig Vermisstenmeldungen bei der Polizei eingegangen, die damit etwas zutun haben könnten“, fuhr sie fort. O’Neill hatte sie mit ihrem Blick praktisch dazu gezwungen es ihm zu erzählen. Nein, im Grunde kannte sie diesen Ausdruck. Er sagte ihr, dass sie dem Mann trauen konnte, auch wenn sich etwas in ihrem Inneren dagegen sträubte.

Scully atmete noch einmal tief durch und reichte O’Neill mit zittrigen Händen den Hörer zurück. Schnell ging sie an Mulder und O’Neill vorbei, aus dem Zelt. Draußen rannte sie fast Carter um, die ihr aus Versehen im Weg stand. Gerade noch rechtzeitig konnte Carter ihr ausweichen. „Oh!“, stieß sie aus, aber Scully reagierte nicht, sondern setzte ihren Weg fort. Etwas erstaunt sah sie ihr hinterher. Als sie sich wieder umdrehte und gerade die Plane des Zeltes zurückziehen wollte, stürmte ihr Mulder entgegen, der Scully offensichtlich hinterher lief.

Er drehte sich kurz zu ihr um. „Entschuldigung“, murmelte er und war schon verschwunden.

Verdattert starrte sie den beiden hinterher. Sie blinzelte ein paar Mal bis sie schließlich vorsichtig die Plane zur Seite schob und schnell einen Blick ins Innere warf, um sicher zu gehen, nicht ein drittes Mal über den Haufen gerannt zu werden. Niemand war zu sehen, also huschte sie geschwind hinein. Mit schnellen Schritten eilte sie zu O’Neill, der einen ähnlichen Gesichtsausdruck wie Mulder hatte. „Sir, was ist los?“, fragte sie.

Er sah sie für einen Moment an.

„Sir, geht es Ihnen gut?“

Er nickte langsam mit seinem Kopf. „Ja, mir geht es gut. Aber ich bin mir nicht sicher, ob es auch Dana gut geht.“ Er sah ihr jetzt in die Augen.

„Was meinen Sie damit?“

„Sie, sie hat gerade mit Hammond gesprochen und...“

„Und was?“, hackte sie ungeduldig nach.

„Irgendwas schien sie erschreckt zu haben, als sie wohl seine Stimme gehört hatte.“

„Ich, uhm, weiß nur, dass sie und Mulder mich gerade fast über den Haufen gerannt haben.“

„Ich, ich muss mit ihr sprechen.“

„Sir, Agent Mulder ist gerade bei ihr“, hielt sie ihn auf. Sie hatte ihre Hand auf seinen Arm gelegt. Er schaute darauf hinunter und dann wieder hoch zu ihren Augen.

„Aber...", begann er.

„Bei allem Respekt, Sir, ich denke, dass wir im Moment Wichtigeres zutun haben. Ich denke, dass Agent Scully genauso denkt und das hier ebenfalls so schnell wie mögliche beendet haben will. Sie können doch nachher noch mit ihr reden, denken Sie nicht auch? Wir haben es hier mit einem weiteren Goa'uld zu tun und gerade Sie müssten doch wissen, wie wichtig es ist.“ Sie wusste, dass es sich hart anhörte, aber sie durften sich nicht ablenken lassen. Natürlich interessierte auch sie, was da los war, aber genauso gut wusste sie, dass das hier Priorität hatte, ob sie nun wollten oder nicht.

Wieder nickte er. „Ja, ja, Sie haben Recht.“ Er fuhr sich einmal mit seiner Hand über sein Gesicht. „Und haben Sie was?“

„Nun, Teal'C und einige weitere Agenten durchkämmen gerade die Gegend auf der Suche nach irgendwelchen unterirdischen Unterführungen. Bisher leider ohne Erfolg.“

O’Neill seufzte. „So kommen wir nicht weiter. Hat Daniel noch etwas herausgefunden?“

„Er arbeitet noch daran. Aber laut den Überlieferungen soll Maat auf der Seite der Guten gestanden haben. Natürlich denke ich, können wir davon nicht ausgehen. Doch vielleicht kann man damit arbeiten.“

„Das hoffe ich.“ Er atmete hörbar aus. „Ich will gar nicht daran denken, was passiert, wenn es diesmal schief geht.“

„Nein, Sir, das wird es nicht. Wir haben schon so oft die Welt gerettet. Warum sollten wir es nicht auch diesmal schaffen?“ Sie sah ihn verschmitzt von der Seite an.

Er lachte daraufhin amüsiert auf. Oh ja, wie oft hatten sie schon die Welt gerettet? Er wusste auch nicht, warum er sich diesmal Sorgen machte. War es weil Dana diesmal hier war. Aber was sollte sie damit zutun haben? Wahrscheinlich war es nur die Überraschung sie wiederzusehen.


****


Mulder erreichte Scully an ihrem Wagen. Sie hatte sich mit ihren Rücken gegen den Kofferraum gelehnt und ihre Hände über ihren Mund und Nase gelegt. Sie versuchte krampfhaft sich zu beruhigen, aber irgendwie wollte es ihr nicht gelingen. Sie war noch überrascht über sich selbst, wie sie so gelassen, das Telefonat führen konnte. Sie schüttelte ihren Kopf und begann stumm bis zehn zu zählen. Normalerweise schaffte sie es so, ihre Kontrolle wieder zu erlangen.

Sie hatte nicht gehört wie Mulder sich neben sie gelehnt hatte. Vorsichtig legte er eine Hand auf ihre Schulter, woraufhin sie erschrocken zusammenzuckte. „Ah!“, schrie sie kurz auf, als sie zu ihm herumwirbelte und seine Hand von ihrer Schulter stieß. Augenblicklich hob Mulder seine Hände.

„Hey, ist ja gut. Ich bin es nur“, versuchte er sie zu beruhigen.

„Gott, Mulder! Mach das nie wieder! Du weißt, dass ich das nicht haben kann.“

Er nickte. „Ja, ich weiß. Es tut mir leid. Ich wollte dich nicht erschrecken.“

Sie atmete ein paar mal tief ein. Der Schrecken legte sich langsam, aber dennoch war sie am Zittern. Nervös fuhr sie sich mit ihrer Zungenspitze über ihre Oberlippe.

„Was ist los?“, fragte er, als sie ihn nicht antwortete. „Was ist da gerade passiert?“

Sie drehte langsam ihren Kopf in seine Richtung. Sie wollte ihm wirklich antworten, aber sie konnte nicht. Stattdessen schüttelte sie nur mit ihrem Kopf.

„Scully, hey, du kannst mir alles erzählen, das weißt du doch. Vertrau mir.“ Er stupste sie leicht mit seinem Finger an.

Ein kleines Lächeln huschte über ihr Gesicht. Er kannte es nur allzu gut. Er wiederholte die Frage. „Also, was ist passiert?“

Wieder schüttelte sie ihren Kopf, als sie ihren Blick senkte. „Ich, uhm, ich... also, ich...“ Sie atmete tief durch. „Nichts, du würdest mich nur auslachen“, flüsterte sie. Plötzlich waren ihre Hände das Interessanteste der Welt.

„Das würde ich nie machen, und du weißt es.“

„Es hört sich lächerlich an“, druckste sie herum. Immer noch schaute sie ihm nicht in die Augen. Mulder wusste, dass es ihr nicht leicht fiel. Vielleicht sollte er aufhören sie danach zu drängen, aber er spürte, dass sie darüber reden wollte.

Aufmunternd lächelte er sie an. „Hey, so lächerlich wie meine Theorien kann es nicht sein“, scherzte er.

Für einen kurzen Moment schloss sie leicht lachend ihre Augen. Dann wurde sie wieder ernst und blickte diesmal zu ihm auf. „Ich... Es war... es war seine Stimme“, flüsterte sie.

Er sah sie fragend an. „Stimme? Welche Stimme? Von wem?“

„Es war die Stimme meines Vaters“, murmelte sie leise.

Mulder wusste nicht was er sagen sollte. „Das... Scully... bist du dir ganz sicher?“

„Ich wusste, dass du mir nicht glauben würdest.“ Sie wollte sich gerade umdrehen und davongehen, doch er hielt sie an ihrem Arm fest.

„Das habe ich doch gar nicht gesagt. Aber, aber dein Vater ist doch tot“, sagte er verwirrt.

„Ich weiß.“ Sie biss auf ihre Lippen. „Aber es war seine Stimme“, hauchte sie.

„Woher weißt du das? Vielleicht klang sie nur so ähnlich“, suchte Mulder nach einer logischen Erklärung. Es war schon komisch, dass sie so einfach die Seiten tauschen konnten und er jetzt derjenige war, der versuchte rational zu denken.

Scully schüttelte ihren Kopf. „Nein, Mulder, ich kenne die Stimme meines Vaters. Sie hatte diesen Klang, den nur er hatte. Ich weiß es. Ich bin mir da ganz sicher.“ Sie schluckte, um ihre Kontrolle zu bewahren, die sie zwar noch nicht hatte, aber spürte, wie sie sie langsam wieder erlangte.

Mulder atmete tief durch. „Scully“, setzte er an, aber er schaffte es nicht, seinen Satz überhaupt richtig zu beginnen, weil auf einmal O’Neill und Carter auf sie zugerannt kamen.

„Agent Mulder, Dana!“, rief O’Neill.

Für einen kurzen Moment blickten sich Mulder und Scully noch an. Er sah die Überzeugung in ihrem Blick und wusste, dass er es nicht schaffen würde, sie jetzt vom Gegenteil zu überzeugen. Schließlich unterbrach er den Blickkontakt und sah zu O’Neill und Carter, die nur noch wenige Meter von ihnen entfernt waren.

„Ja?“

„Wir haben möglicherweise einen Eingang gefunden, der nicht überwacht wird“, rief er ihnen zu.

„Wo?“, fragte Scully. Sie schien wieder ganz normal zu sein. Mulder fragte sich jedes Mal, wie sie es schaffte, ihre Gefühle so schnell abzustellen. Doch sie hatten endlich eine Spur und deshalb versuchte er es ihr gleichzutun und konzentrierte sich auf die Neuigkeiten.

„Nicht weit von hier. Ungefähr hundert Meter in diese Richtung“, sagte Carter an O’Neills Stelle und zeigte mit ihren Finger in Richtung Wald.

„Ähm, Murray, hat eine Falltür gefunden. Darunter gibt es Gänge. Ihre Kollegen sichern gerade alles ab.“

„Okay, dann mal los. Je schneller wir da sind, desto schneller können wir da rein gehen.“

Carter und O’Neill tauschten schnell einen Blick aus. Beide dachten dasselbe. „Wir werden jetzt noch nicht reingehen.“

„Was? Wieso nicht?“, fragte Mulder.

„Weil das FBI nicht über die nötige Ausrüstung verfügt.“

„Wie bitte?“, stieß Mulder aus. „Wir sind alle bewaffnet.“ Er deute auf seine und Scullys Waffe. Auch Dana sah O’Neill leicht verwirrt an.

„Was meinst du damit 'das FBI verfügt nicht über die nötige Ausrüstung'?“, fragte sie, bevor Mulder noch etwas sagen konnte.

Er schürzte leicht seine Lippen. Er musste sich jetzt genau überlegen, wie er es sagte, ohne zu viel zu verraten. „Ganz einfach. Ihr werdet mit euern Waffen nicht gegen die ankommen.“

„Oh, und die Air Force besitzt die nötige Ausrüstung, oder wie soll ich das verstehen?“, sagte Mulder sarkastisch.

O’Neill antwortete ihn mit einem wissenden Lächeln. „Es gibt Dinge, Agent Mulder, die selbst das FBI nicht wissen sollte.“

Mulder wollte gerade zu einer Gegenantwort ausholen, aber Scully hielt ihn auf, indem sie ihm am Arm packte. „Mulder nicht.“

Er wirbelte zu ihr herum. „Aber er...

“ „Ich weiß.“ Sie nickte mit ihrem Kopf. Sie blickte O’Neill scharf von der Seite an. „Er wird es uns bestimmt noch sagen.“ Ihr Blick wanderte wieder zu Mulder.

„Scully, du kannst ihn doch nicht in Schutz nehmen.“

„Mulder, lass uns gehen.“ Sie nickte leicht mit ihrem Kopf und griff nach seiner Hand. Leicht zog sie daran, so dass Mulder sich in Bewegung setzte. Sie blieb vor O’Neill stehen. „Ich hoffe, du weißt, was du da tust. Wir haben nicht alle Zeit der Welt.“ Damit ging sie zusammen mit Mulder an ihm vorbei und ließ ihn und Carter hinter sich.

Als die beiden verschwunden waren, sah Carter ihn mit einem vorwurfsvollen Blick an.

„Was? Sie jetzt etwa auch noch?", brummte O'Neill.

„Sie hätten es auch anders ausdrücken können", mahnte sie ihn.

„Ich habe nur gesagt, was Tatsache ist. Und das wissen Sie.“

„Natürlich weiß ich das. Aber Sie brauchen es ihm doch nicht so direkt ins Gesicht zu sagen.“

„Woher hätte ich denn wissen sollen, dass er so reagieren würde?“

Carter stimmte ihm in ihrem Inneren zu. Niemand hatte gewusst, dass er so reagieren würde und außerdem gab es wirklich Dinge, für die die Menschheit einfach noch nicht bereit war. Statt ihm zu antworten wechselte sie das Thema. „Und was haben Sie jetzt vor?“

„Ich werde Hammond, ganz nach Vorschrift Bericht erstatten.“


weiter: Kapitel 2
Kapitel 2 by Destiny
Kapitel 2

Stargate Center
Cheyenne Mountain

Tief durchatmend legte General Hammond den Hörer zurück auf die Gabel. Für einen kurzen Moment musste er seine Augen schließen, um alles richtig zu verarbeiten, insofern es ihm möglich war. Er hatte nie mit diesem Augenblick gerechnet und jetzt war er eingetreten. Wie zu Eis erstarrt saß er in seinem Sessel. Bilder aus einer früheren Zeit schossen ihm durch den Kopf.

Eine dunkelhaarige Frau mit liebevollen braunen Augen tauchte plötzlich in seinem Kopf auf. Sie lächelte ihn an. Kleine Lachfalten zeichneten sich an den Seiten ihrer Augen ab und dann drehte sich ihr Kopf in die entgegengesetzte Richtung, so dass er jetzt freie Sicht hatte. Er sah vier Kinder, die vor einem Haus auf einer großen Wiese spielten. Zwei Jungen und zwei Mädchen. Der Älteste hatte braunes Haar, wie seine Mutter, aber die anderen drei hatten alle roten Haare. Eines der Mädchen, die jüngere von den beiden, wirbelte zu ihm herum und winkte ihm aufgeregt zu. Ihre großen blauen Augen fingen an zu strahlen, als sie ihn sah. Augenblicklich entfernte sie sich von ihren Geschwistern und rannte auf ihn zu. Sie rief ihm etwas zu, aber es kam kein Ton aus ihrem Mund. Aber das schien nicht weiterhin schlimm zu sein. Immer noch strahlend kam sie ihm entgegen und sprang ihm um den Hals. Sie vergrub ihren kleinen roten Lockenkopf in seiner Halsbeuge und als sie sich wieder aufrichtete, blickte sie ihn direkt an. Sie war sein Schatz. Sein Ein und Alles. Doch dann konnte er aus seinem Augenwinkel heraus sehen, dass auch die anderen Kinder auf ihn zugerannt kamen.

Hammond schüttelte mental seinen Kopf. Er hatte gehofft nie von seiner Vergangenheit eingeholt zu werden. Es war schon schmerzhaft genug gewesen, doch nun schienen die geöffneten Wunden ihn noch mehr zu verletzen. Sie griffen ihn förmlich an.

Langsam öffnete Hammond seine Augen. Sie waren voll mit Sehnsucht und Schmerz. Schnell hob er seine Hände, um sich über sein Gesicht zu fahren. Vielleicht war es ja ein Zeichen. Ein Zeichen, dass seine damalige Entscheidung falsch war und er jetzt den Preis dafür zahlen musste.


Hammonds Büro
1 Stunde später

O’Neill klopfte zweimal an Hammonds Tür. Als er keine Antwort bekam, öffnete er sie vorsichtig und steckte seinen Kopf hinein. Er sah sich verwundert um, als er Hammond nicht an seinem Schreibtisch sitzen sah.

Er hielt einen Moment inne, bevor er die Tür ganz öffnete. Vorsichtshalber klopfte er noch einmal an die Tür, diesmal etwas lauter.

Wieder keine Antwort. Er lehnte sich nach hinten und schaute den Flur nach beiden Seiten hinunter. Es war niemand zu sehen. Er zuckte kurz mit seinen Schultern und betrat dann das Büro. Hinter sich schloss er die Tür und schlenderte im Raum herum.

Auf dem Weg zum Cheyenne Mountain hatte man ihm mitgeteilt, dass er sofort in Hammonds Büro erscheinen sollte. Und jetzt wo er hier war, war niemand da.

Er stellte sich direkt vor den Schreibtisch und setzte sich schließlich halb darauf. Wieder schweifte sein Blick durch den Raum und anschließend über den Schreibtisch. Erst das rote Telefon und dann weiter über einen Stapeln von Akten bis sein Blick schließlich an einem Foto hängen blieb, welches auf der obersten Akte lag. O'Neil streckte seine Hand aus, um es an sich zu nehmen.

Es war schon ein altes Foto, am Rand leicht vergilbt, mit einer Knickfalte an den Ecken. Jack begutachtete es genauer. Es zeigte den General mit einem kleinen Mädchen, das auf seinem Schoß saß. Die Kleine strahlte in die Kamera und Salutierte dabei. Der General, noch sichtlich jünger, schaute mit einem Lächeln auf sie hinunter.

O’Neill schüttelte lächelnd den Kopf. Es kam nicht oft vor, dass man eine andere Seite von Hammond sah. Wenn man ihn nicht kennen würde, könnte man glauben, dass es für ihn kein Privatleben gab. Er drehte das Foto um und unten in der rechten Ecke stand etwas geschrieben.


Ahab und Starbuck
1970

O’Neill runzelte verwundert seine Stirn. Er wollte gerade die Karte wieder weglegen, als sich plötzlich die Tür öffnete. O’Neill wirbelte herum, immer noch mit dem Foto in seinen Händen, und sah geradewegs in das Gesicht des Generals. Augenblicklich stellte er sich gerade hin und salutierte.

„General Hammond, hi“, reagierte O’Neill schnell und stützte sich mit der Hand, in der jetzt das Foto war, auf dem Schreibtisch ab. „Man hat mir gesagt, dass ich sofort hier her kommen sollte, aber Sie waren nicht da..", sprudelte es aus ihm heraus.

„Colonel O’Neill, stehen Sie bequem.“ Er nickte O’Neill zu und ging an ihm vorbei, um seinen Schreibtisch herum. Hammond sah auf O’Neills Hand hinunter, wo sein Blick einen Moment verharrte. Jacks Augen folgten seinen und er bemerkte das Foto.

„Ich hatte nicht vor in Ihren Sachen zu stöbern. Es war nur so, dass es ganz oben lag und ich es mir dann genauer angesehen habe.“ Er schluckte, doch Hammond erwiderte nichts. Er sah ihn bloß mit traurigen Augen an. „Süß die Kleine“, brach Jack das unangenehme Schweigen. „Ihre Nichte?“, scherzte er.

Hammond schwieg noch einen Moment und nahm dann das Foto aus O’Neills Hand, um es eingehender zu betrachten. Ein väterliches Lächeln zeichnete sich auf seinem Gesicht ab. Jack kannte diesen Ausdruck, als er ihn bei Hammond sah und er wusste, dass es da etwas gab, was niemand über den General wusste.

„Wollen Sie sich nicht setzen?“, fragte Hammond

O’Neill nickte kurz mit seinem Kopf und zog den Stuhl hervor. Als er sich gesetzte hatte, faltete er seine Hände über seinen Knien. Abwartend sah er den General an.

„Sie ist meine Tochter“, sagte Hammond schließlich in die Stille.

Überrascht riss O’Neill seine Augen auf. Er hatte keine Ahnung gehabt, dass der General eine Tochter hatte. Er hatte nie was erwähnt. O’Neill öffnete seinen Mund, um etwas zu sagen, aber ihm fielen nicht die richtigen Worte ein. Deshalb nickte er mit seinem Kopf, bis er die Neuigkeiten verdaut hatte. „Sie ist Ihnen wie aus dem Gesicht geschnitten.“

„Sie kommt eher nach ihrer Mutter“, sagte er mit einem reuevollen Lächeln. „Ich habe sie jetzt schon seit sechs Jahren nicht mehr gesehen.“

„Uh, Sir, ich bin mir nicht sicher, ob ich wirklich für solche Gespräche geeignet bin. Soll ich Ihnen Carter holen?“ Er rutschte leicht beunruhigt in seinem Sitz hin und her. Er mochte solche Gespräche nicht. Das erinnerte ihn bloß an das, was er schon die ganze Zeit vor sich her schob und auch, wenn er es nie zugeben würde, er hatte Angst sich seiner Vergangenheit zu stellen. Er wusste nur allzu gut, wie es dem General gehen musste.

„Nein, keine Angst, Colonel. Ich habe ihnen nur Ihre Frage beantwortet.“ Man konnte O’Neill die Erleichterung förmlich aus den Gesicht springen sehen. „Ich habe Kontakt mit den Tok'ra aufgenommen“, kam er auf das eigentliche Thema zu sprechen.

„Oh, und?“, fragte O’Neill neugierig, als er sich nach vorne lehnte.

„Es müsste eigentlich jederzeit ein Mitglied der Tok'ra erscheinen.“

„Ja, das ist schön. Vielleicht können die uns ja mal genau sagen, was hier eigentlich los ist.“

In diesem Moment ging der Alarm los, der besagte, dass das Stargate von außerhalb aktiviert wurde. Beide standen auf und gingen ohne jegliche Umschweife zur Zentrale. Sie schauten auf das Gate hinunter, welches versuchte sich einzuwählen.

„Wer ist es?“, fragte Hammond schon aus reiner Routine.

„Es ist das Signal der Tok'ra, Sir“, antwortete Davis.

„Öffnen Sie die Iris“, befahl Hammond.

„Ja, Sir.“ Davis drückte auf ein paar Knöpfe und die Iris öffnete sich.

Hammond und O’Neill marschierten augenblicklich hinunter in den Gateroom, um das Mitglied der Tok'ra zu empfangen.

Hammond und O’Neill warteten am Fuß der Rampe und schließlich erschien Jacob Carter.

Jacob lächelte sie beide an. „George.“ Er ging auf Hammond zu, um ihm die Hand zu schütteln.

„Jacob“, sagte Hammond. „Es ist schön dich wieder zu sehen.“

„Ja, schade, dass es unter diesen Umständen ist.“ Dann wandte er sich O’Neill zu. „Colonel O’Neill“, begrüßte er ihn.

„Jacob. Schön dass Sie gekommen sind.“

„Wo ist Sam?“, fragte er, als er sich umsah.

„Sie ist im Einsatz. Das ist auch der Grund, warum wir eure Hilfe brauchen“, antwortete Hammond. „Komm, lasst uns in mein Büro gehen.“


****


„Also ein neuer System Lord“, sagte O’Neill mürrisch. „Das hat uns gerade noch gefehlt.“

„Ja, ich weiß. Es sind nicht gerade erfreuliche Nachrichten. Die Goa'uld werden immer mächtiger. Wir müssen uns bald etwas einfallen lassen“, überlegte Jacob laut.

„Aber die Asgard. Vor denen fürchten sich doch die Goa'uld.“

„Schon, aber sie haben im Moment mehr Probleme mit den Replikatoren. Es ist nicht sicher, ob sie uns helfen können.“

„Großartig!“, stieß O’Neill aus. „Hier läuft irgend so ein Schlangenkopf herum und meint mal wieder die Menschen der Erde als Wirte nutzen zu wollen.“

„So sieht es aus“, stimmte ihm Jacob zu. „Doch, nachdem was Sie mir erzählt haben, wissen Sie schon, wo sich Maat aufhält.“

„Ja, gar nicht mal so weit entfernt von hier. Vielleicht weiß sie ja, dass wir das Stargate hier haben.“

„Möglich, aber unwahrscheinlich“, antwortete Jacob.

„Wenn sie ein neues Mitglied der System Lords ist, warum fliegt sie dann nicht mit irgend so einem riesen Goa'uld Mutterschiff durch das Universum? Warum gerade die Erde?“

„Hier kann man sich am besten verstecken. Und denken Sie an die vielen Wirte.“

„Mir gefällt das alles immer besser“, murmelte O’Neill. „Können Sie uns denn irgendwie helfen?“

„Ich will sehen, was ich machen kann.“ Jacob hatte den Verdacht, dass dies O’Neill keineswegs beruhigte.

„Toll“, schnaubte er und warf Hammond einen zweifelten Blick zu. „General, wenn Sie es erlauben, dann würde ich jetzt gerne wieder zurückfahren. Jacob könnte uns vielleicht eine große Hilfe sein.“

Hammond sah Jacob fragend an. Dieser nickte als Antwort mit seinem Kopf. „Ich denke, es wäre von Vorteil, wenn ich mitkommen würde“, stimmte er O’Neills Vorschlag zu.

„Einverstanden.“ Hammond nickte zustimmend mit seinem Kopf.


Denver
Basislager

Zusammen mit Jacob betrat O’Neill das Hauptzelt. Jacob trug jetzt normale Zivilkleidung. Sie steuerten geradewegs auf den Rest ihres Teams zu. Carter und Daniel schauten fast gleichzeitig von ihrer Arbeit auf. Als Carter sie sah, lächelte sie ihnen erfreut zu. Sie ließ alles stehen und liegen und schritt auf Jacob zu.

„Dad“, sagte sie froh ihn wieder zu sehen. Sie umarmte ihn und er drückte sie für einen kurzen Moment an sich.

„Sam“, antwortete er. „Wie geht es dir, Kind?“

Sie drückte sich mit einem Lächeln von ihm weg, damit sie ihm in die Augen sehen konnte. „Gut.“ Sie nickte mit ihrem Kopf. „Wir haben im Grunde nur darauf gewartet, dass du uns hilfreiche Informationen bringst.“

„Ich wünschte, ich könnte es“, seufzte er. „Wir sind schon seit langem auf der Suche nach ihr. Sie kann gefährlich werden.“

„Inwiefern? Außer das Übliche natürlich“, meldete sich O’Neill zu Wort.

Jacob gab Teal'C und Daniel zu verstehen, dass sie ihm ebenfalls folgen sollten und die fünf versammelten sich in einer Ecke, wo sie nicht von Außenstehenden belauscht werden konnten.

Jacob sah sich noch einmal schnell um, bevor er zu sprechen begann. „Sie ist vor ungefähr 300 Jahren spurlos verschwunden. Wir waren nicht in der Lage sie ausfindig zu machen. Es war merkwürdig. Da sie zu diesem Zeitpunkt gerade auf dem Höhepunkt ihrer Herrschaft war. Sie war eine der stärksten System Lords überhaupt. Nicht ganz so mächtig wie Ra, aber dennoch, man durfte sie keineswegs unterschätzen. Mehr als drei Galaxien standen unter ihrer Führung.“

„Wurde sie vielleicht von anderen System Lords gejagt?“, fragte Carter.

„Sie hatte viele Feinde.“

„Vielleicht wusste sie ja etwas, was die anderen nicht wussten und hat sich deshalb zurückgezogen“, schlug O’Neill als Lösung vor. „Was geschah nachdem sie verschwunden war?“

„Ihr Platz wurde von Isis eingenommen.“

O’Neill zog fragend seine Augenbrauen nach oben. Daniel brauchte nicht sehr lange in seinem Gedächtnis zu kramen. „Isis war die Schwester und Gemahlin von Osiris, dem Gott der Unterwelt. Laut einer Legende, wurde Osiris von seinem Bruder, Seth, umgebracht. Aber Isis fand ihn und versteckte ihn in einen Sumpfgebiet. Nachdem Seth dies herausgefunden hatte verstümmelte er den Leichnam von Osiris, aber auch hier sammelte Isis alle Stück wieder zusammen und mit Hilfe von Thot formten sie darauf eine Mumie, die sie dann wieder zum Leben erweckte. Sie zeugten ein Kind, Horus, und dieser rächte seinen Vater“, erklärte Daniel schnell und eifrig.

O’Neill fragte sich jedes mal, wie man sich diese ganzen Einzelheiten merken konnte. Für ihn waren sie nichts weiter als irgendwelche Schlangen, die man aufhalten musste. Koste es was es wolle.

„Genau wie jeder Goa'uld strebt auch Isis nach Macht, aber bisher ist es uns gelungen, sie in Schacht zu halten. Wir wussten die ganze Zeit über, dass dieser Moment irgendwann eintreffen würde und als wir eure Nachricht bekommen haben, wussten wir, dass es jetzt so weit ist.“

„Was denkst du sollen wir jetzt tun?“, fragte Carter ihren Vater. Sie erklärte ihm anschließend schnell was sie bisher alles herausgefunden hatten.

Er hatte sich schon auf den ganzen Weg hierher Gedanken über diese Frage gemacht, doch so schnell und einfach konnte man darauf keine Antwort finden. Weder die Tok'ra noch die Asgard hatten bisher eine Möglichkeit gefunden gegen Maat anzukommen.

Es herrschte ein bedrücktes Schweigen bis O’Neill plötzlich die Stille brach. „Was, was ist mit diesem komischen Zeug, diesem Nish-dingsbums?“

„Du meinst Nish'ta?“, half ihm Teal'C.

„Ja, ja genau. Sag ich doch.“ Er wirbelte ungeduldig mit seinen Händen.

„Wie soll es uns helfen? Es ist lediglich ein starkes Hypnosemittel. Es wirkt nicht bei einem Goa'uld. Und Maats Wachen sind Goa'uld.“

„Ich weiß“, stieß O’Neill hervor. „Aber ihre Anhänger sind doch noch keine Goa'uld, oder?“

„Das kann man nicht mit genauer Sicherheit sagen. Die Chancen stehen fünfzig zu fünfzig. Vielleicht sogar schlechter“, antwortete Jacob.

„Worauf genau wollen Sie hinaus?“, fragte Daniel.

„Seth hat es doch damals benutzt, um seine Anhänger einer Gehirnwäsche zu unterziehen, richtig?“ Die anderen stimmten ihn mit einem Nicken zu. „Und sie haben das gemacht, was er ihnen gesagt hat. Was, wenn...“

„Sir, ich glaub, ich weiß worauf Sie hinaus wollen. Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob es klappen wird“, fuhr ihm Carter dazwischen.

„Haben Sie eine bessere Idee, Major?“

Sie schüttelte ergeben mit dem Kopf. „Nein, Sir, habe ich nicht. Aber es ist äußerst riskant. Sie stützen sich auf eine Theorie, bei der wir nicht wissen, ob sie auch so funktionieren wird, wie Sie sich das denken“, versuchte sie noch einmal ihren Einspruch zu untermauern.

„Aber es scheint unsere einzige Chance zu sein. Es sei denn, Sie wollen, dass wir uns unsere Waffen schnappen, darein marschieren und es auf meine Art und Weise machen.“

„Ich denke, ich werde dem General Bescheid sagen, dass wir noch mehr Zats brauchen“, antwortete Daniel für Carter, bevor sie etwas sagen konnte. „Und nachfragen, ob wir überhaupt dieses Nish'ta haben“, fügte er noch schnell hinzu.

Daniel trennte sich von der Gruppe eilte zum Telefon, um den General zu kontaktieren.

„Wir werden ein paar FBI-Agenten gebrauchen. Daniel und ich werden runter gehen. Jacob, Teal'C und Sie, Carter bleiben hier“, befahl er ihnen.

„Sir“, wollte Carter protestieren, aber Jacob brachte sie mit einer Handbewegung zum Schweigen.

„Er hat Recht, Sam. Wir können jetzt nicht runter gehen. Maat würde wissen, dass wir da sind. Der Symbiont.“

Sie nickte verärgert mit ihrem Kopf. „Ja, ich weiß, du hast Recht.“ Sie kratzte sich über ihre Stirn. „Wir werden dann am Ausgang stehen bleiben und sobald sich was rührt, geben wir es Ihnen dann durch.“

„Jacob, wenn wir da drinnen soweit alles erledigt haben, gebe ich Ihnen ein Zeichen. Wir brauchen Sie, auf irgendjemand müssen die ja schließlich hören. Und da sie ja schon eine, ähm, Symbionten in sich tragen, denke ich, sind Sie am besten dafür geeignet. Und Selmak kann dann in Kraft treten.“

Jacob nickte. „Gut, ich werde mich bereithalten.“

„Okay. Dann müssen wir jetzt nur noch mit Agent Phillips reden. Endlich kann die Show losgehen.“ O'Neill klatschte einmal kurz in die Hände, als er sich auf den Weg machte, um Agent Phillips zu suchen.


45 Minuten später

„Okay, Leute, jetzt hört mal alle zu“, rief O’Neill, als sich alle Agenten um einen großen Tisch versammelt haben. „Wir haben wahrscheinlich eine Möglichkeit gefunden, dort hineinzukommen, ohne gleich abgeschossen zu werden.“

Die Agenten sahen ihn mit ausdruckslosen Gesichtern an. Er seufzte innerlich. Waren die immer so? Nach ein paar Sekunden des Schweigens, damit die Agenten Zeit hatten die Neuigkeit aufzunehmen, griff er in seine Tasche und zog eine kleine Ampulle raus.

„Dies hier, meine Damen und Herren, ist wohl möglich die Lösung unseres Problems. Was Sie hier sehen ist eine Art Betäubungsmittel, das einen hypnotischen Zustand in einem hervorruft. Es ist jedoch davon abzuraten es auf längere Zeit einzuatmen, also heißt das, dass wir nicht sehr viel Zeit haben. Der Plan sieht folgendermaßen aus...“

Jack erklärte ihnen was sie zu tun hatten und danach wurden die Agenten in zwei große Gruppen eingeteilt. Eine Gruppe blieb an der Oberfläche, um das Gelände abzusichern und die andere Gruppe würde mit in die Tunnel gehen.

„Ich schätze mal, dass Agent Phillips Sie jetzt einteilen wird. Die Gruppe, die mit nach unten kommt, soll dann gleich sofort in dem kleinen Nachbarzelt erscheinen, damit sie sich ausreichend bewaffnen können.“

Agent Phillips war einerseits nicht sehr erfreut darüber, dass O’Neill jetzt meinte, die Untersuchung leiten zu müssen, da es immerhin noch sein Fall war, aber auf der anderen Seite hatten sie jetzt wohl wirklich eine Möglichkeit den Spuk ein Ende zu setzen. Wieso sie jedoch nicht schon früher rein gegangen sind, war ihm ein Rätsel und ob der Plan des Colonels wirklich klappte, da hatte er seine Zweifel. Und so teilte er mit gemischten Gefühlen seine Agenten in zwei Gruppen ein.


Nachbarzelt

O’Neill und Daniel standen vor den versammelten Agenten. Es war offensichtlich, dass es O’Neill genoss, das Kommando über diese ganzen Agenten zu haben. Nicht, dass es ihm darum ging Agent Phillips in seine Arbeit zu pfuschen, aber in diesem Fall, hatte er keine Ahnung mit was er es zu tun hatte. Und wenn er schon diese Schlange fangen sollte, dann musste er alles unter Kontrolle haben und das ging nur, wenn er das Kommando hatte.

„Okay, Agents, ich werde Ihnen jetzt Ihre Waffen geben. Ihre Handfeuerwaffen werden Ihnen da unten nicht viel helfen.“

Einer der Agenten lachte auf. „Hey, das ist ne Frau, ein ganz normaler Mensch und nicht Superwoman“, warf er dazwischen und er hatte die Lacher der meisten Agenten auf seiner Seite.

„Glauben Sie mir, die ist schlimmer als Superwoman. Aber Sie können ja gerne Ihr Glück versuchen, nur glaube ich nicht, dass Sie dann besonders viel davon haben werden.“ Er lächelte den Agenten an. „Noch jemand der meint, diese Waffen hier nicht zu gebrauchen?“ O’Neill sah abwartend in die Runde. Niemand sagte etwas.

„Fein.“ Er öffnete mehrere Koffer und Zats kamen zum Vorschein. „Das sind die Waffen, mit denen Sie es schaffen werden.“ Er holte eine heraus und hielt sie den Agenten unter die Nase.

„Was ist das?“, fragte jetzt Scully, die sich bisher zurückgehalten hatte.

„Wir nennen sie Zats. Wenn man hier drauf drückt, werden sie aktiviert.“ Die Zat richtete sich auf. „Und wenn Sie dann hier drauf drücken, schießen Sie. Ein Schuss lässt das Opfer bewusstlos werden, der zweite ist tödlich und der dritte lässt das Opfer verschwinden. Also passen Sie auf, dass Sie nicht versehentlich einen Ihrer Kollegen anschießen.“

O’Neill verteilte die Zats und die Agenten drehten und wendeten sie immer noch faszinierend in ihren Händen. Sie hatten so etwas noch nie zuvor gesehen. Einige von ihnen wiegten sie in ihren Händen, um einen festen Griff zu erlangen und andere übten das Zielen.

O’Neill lachte in seinem Inneren. Wenn die schon von diesen kleinen Geräten so angetan waren, dann sollten sie mal die anderen Mitbringsel sehen. Er warf Daniel einen amüsierten Seitenblick zu und dieser nickte verstehend.

Nachdem sich die Agenten soweit an die neuen Waffen gewöhnt hatten, legten sie sich Schutzwesten an und steckten sich alle Empfänger ins Ohr, damit sie alle zu erreichen waren. Des weiteren klebten sie sich noch ganz kleine Mikrofone an ihre Weste.

Scully gab Mulder mit einem Kopfnicken zu verstehen, dass sie eben zu O’Neill gehen würde. Er nickte ihr einmal kurz zu und widmete sich dann wieder seiner Schussweste. Sie stellte sich leise neben O’Neill, doch der schien sie noch nicht bemerkt zu haben.

„Also“, sagte sie leise. Er schreckte auf, als er ihre Stimme hörte. Erschrocken drehte er sich zu ihr um.

„Dana, hi“, grinste er, nachdem er sich wieder etwas erholt hatte.

„Du bist schreckhaft geworden“, bemerkte sie beiläufig.

Er zuckte lächelnd seine Schultern. „Ich habe dich nur nicht kommen gehört, das ist alles. Früher konntest du dich nicht so leise anschleichen.“

„Jetzt habe ich ja auch schon viel Übung darin. Mit der Zeit lernt man es.“

„Ja, das stimmt“, stimmte er ihr zu. Es war merkwürdig wieder mit ihr zu sprechen. Er wusste nicht genau, wie er sich verhalten sollte. Einerseits freute er sich sie nach so vielen Jahren wiederzusehen, aber andererseits kamen dadurch Teile seiner Vergangenheit wieder an die Oberfläche. Einer Vergangenheit ,an die er nicht mehr erinnert werden wollte.

„Du hast aufgehört dich zu melden. Ich habe mir Sorgen um dich gemacht“, sagte sie leise, nachdem er nichts mehr gesagt hatte.

„Ich hatte sehr viel um die Ohren. Ich wurde wieder in den Dienst gerufen“, erklärte er ihr.

Sie nickte. „Ja, ich weiß. Aber trotzdem, du musstest eine schlimme Zeit durchmachen.“

„Hey, Dana. Es ist nicht deine Schuld. Du hattest selbst viel zu tun. Das FBI hat dich ganz schön in Anspruch genommen.“

„Es ist nur so, dass wir so lange nicht mehr miteinander gesprochen, geschweige denn uns gesehen haben. Ich habe es vermisst.“

Er lächelte sie an. „Ja, ich auch. Vielleicht können wir es ja nachholen, wenn dieser Fall hier abgeschlossen ist, was Trinken oder so, was meinst du?“

„Gerne. Ich würde mich freuen.“ Sie erwiderte sein Lächeln. „Also, das ist dann also die Wunderwaffe, die das FBI nicht hat?“, wechselte sie das Thema und deutete auf die Zatwaffe in ihrer Hand.

„Na ja, ich verspreche dir keine Wunder, aber sie ist um einiges effektiver als die Standartausrüstung des FBIs.“

„Ich wusste gar nicht, dass unsere Regierung so etwas besitzt. Aber es gibt ja auch vieles, was wir nicht wissen sollen, oder?“ In ihrer Stimme schwang ein bitterer Unterton mit, den Jack nicht überhören konnte.

Er sah sie leicht verunsichert an. Er konnte ihre zweideutige Aussage nicht direkt zuordnen. Sprach sie aus persönlicher Erfahrung, oder aber wusste sie etwas, von dem sie nichts wissen sollte? Er schluckte schwer. „Sicher“, antwortete er schließlich. „Und manches soll vielleicht auch besser nicht an die Öffentlichkeit kommen.“

Sie kniff leicht ihre Augen zusammen und starrte ihn an. „Wie meinst du das?“

Er schüttelte leicht seinen Kopf. „Das ist nicht so wichtig.“ Er drückte leicht ihre Schulter. Er wollte an ihr vorbeigehen, aber zuvor drehte er sich noch einmal zu ihr um. „Dana?“, fragte er.

Sie hob fragend ihren Kopf. „Ja, Jack?“

„Pass bitte auf dich auf. Diese Frau ist gefährlich“, bat er sie besorgt.

Sie nickte ihm zu. „Werde ich. Und du auch. Ich habe keine Lust, einen von euch beiden wieder im Krankenhaus zu besuchen.“

O’Neill musste nicht fragen, wen sie noch meinte. Er konnte es sich schon denken. Er nickte ihr kurz zu und fragte sich, wie oft das wohl schon der Fall war. Aber aus ihrem Tonfall heraus konnte er entnehmen, dass es schon ziemlich oft vorgekommen sein musste. Nein, er und seine Leute würden nicht verletzt werden. Sie konnten es sich nicht leisten zu versagen. Sie mussten einfach gewinnen und sie würden es auch.


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Kapitel 3 by Destiny
Kapitel 3

Im Tunnel
10 Minuten später

Jack gab ihnen zu verstehen, dass sie leise bleiben sollten. Angespannt und mit Adrenalin durchströmt, schlichen sie durch die Tunnel. Es waren insgesamt zehn Agenten im Tunnel und O'Neill hatte sie jeweils zu zweit aufgeteilt, um die Verzweigungen zu durchsuchen. Er hasste diesen Teil einer Mission. Man wusste nie was einen erwartete, doch gerade das, diese Unwissenheit, machte doch im Grunde seinen Beruf aus. Und er liebte seinen Beruf. Es war sein Leben.

Es gab Dinge, die man einfach nicht vermeiden konnte und wenn er es schaffte, diese Mission erfolgreich abzuschließen, dann konnte er mit dem Gefühl nach Hause gehen wieder etwas für den Planeten getan zu haben. Er lächelte bei dem Gedanken. Es lag schon eine gewisse Ironie darin. Wie oft war er jetzt schon durch Zeit und Raum gereist, um die Erde zu retten und die Menschen, die gemütlich in ihren Häusern saßen und ihren geregelten Tagesablauf nachgingen, hatten keine Ahnung gehabt, wie nahe der Weltuntergang vor ihrer Haustür stand. Doch um alles zu erfahren, dafür war die Menschheit einfach noch nicht bereit.

O'Neill seufzte und sah sich um. Sie waren jetzt nur noch zu viert. Daniel, Mulder, Scully und er selbst. Am nächsten Gangende blieben sie alle an der Wand gepresst stehen. Mulder und Scully standen ihnen gegenüber. O’Neill gab ihnen mit Handzeichen zu verstehen, dass sie nach links in den Gang gehen sollten. Mulder nickte ihnen zu und während er sich schnell um die Ecke drehte, gaben die anderen ihm Feuerschutz. Aber der Gang war leer. Mulder nickte ein weiteres mal, als Scully ihm folgte und er noch kurz aus seinem Blickwinkel heraus sehen konnte, wie O'Neill und Daniel in der anderen Richtung verschwanden.

Er wusste noch immer nicht so recht, wie er diese Zatwaffe in der Hand halten sollte. Immer wieder probierte er einen anderen Griff aus, aber nichts schien ihn wirklich zufrieden zustellen. Man hatte ihm noch immer nicht seine Frage beantwortet, warum sie ihre Waffen nicht benutzen sollten. Weil sie nicht stark genug waren? Er hatte schon eine Kugel in der Schulter stecken gehabt und es war nicht gerade sehr angenehm. Also warum, sollten diese Menschen das anders sehen?

Er sah flüchtig zu seiner Partnerin hinunter, die wohl dasselbe Problem zu haben schien. Er lächelte sie schief an und zuckte mit seinen Schultern. „Mir geht es genauso“, flüsterte er.

Sie nickte lächelnd mit ihrem Kopf. „Ja, ich habe so eine Waffe noch nie zuvor gesehen.“

„Ich auch nicht. Wer weiß woher die kommen?“, fragte er, nicht direkt an sie gewandt, sondern vielmehr zu sich selbst. „Vielleicht von einem anderen Planeten?“ Jetzt war er am Grinsen und es wurde nur noch breiter, als er das Augenverdrehen Scullys sah.

„Du bist unverbesserlich, weißt du das?“

„Ja, aber diesen Blick war es mir Wert“, neckte er sie.

„Ich habe schon Angst, dass meine Augen irgendwann mal so stehen bleiben werden“, konterte sie verschmitzt.

„Jetzt hör aber auf. So schlimm bin ich doch gar nicht. Und du musst zugeben, dass ich mich in letzter Zeit gebessert habe. Du hast von mir keine verrückte Theorien von irgendwelchen UFOs oder Außerirdischen gehört.“

„Nein, aber dafür so einiges anderes“, seufzte sie.

„Eigentlich solltest du langsam wissen, dass ich die meiste Zeit über Recht habe. Wenn ich mich richtig erinnere, hatten wir diese Diskussion bereits. Du solltest mich ruhig ernster nehmen.“

Scully schüttelte leicht ihren Kopf. Er hatte Recht, sie hatten diese Diskussion bereits. Was hatte er ihr damals noch gesagt?

„Jedesmal wenn ich einen neuen Fall anbringe, folgt automatisch diese Unterhaltung, in der Sie mir sagen, ich wäre wissenschaftlich nicht exakt genug und würde spinnen, und wer hat dann am Ende in 98% aller Fälle recht gehabt? Ich denke, ich habe ein bisschen mehr Vertrauen verdient.” Dieser Satz hallte ihr auch noch ein Jahr später durch die Ohren. Er hatte sie damals ziemlich damit getroffen. Nicht, dass er ihre Glaubwürdigkeit in Frage gestellt hatte, nein, vielmehr hatte er ihre Ansichten in Frage gestellt. Natürlich wusste sie auch, dass sie nicht ganz unschuldig daran war, aber zu glauben, dass diese Waffen von einem anderen Planeten stammen sollte, nein, da verlangte er eindeutig zu viel von ihr.


****


Im anderen Gang schlichen Daniel und O'Neill nebeneinander her. Bisher schwiegen sie, aber O’Neill spürte, wie es in Daniel kribbelte etwas zu sagen. Nach einem weiteren Seitenblick hielt er an und drehte sich zu ihm um. Dieser blieb ebenfalls stehen und sah O'Neill mit einem fragenden Blick an.

„Nun fragen Sie schon“, forderte Jack ihn unverblümt auf.

„Was fragen?“, antwortete er leicht verwirrt, als er seine Brille richtete.

„Das frage ich Sie. Sie sind hier derjenige, der so unruhig ist.“

Daniel schüttelte leicht mit seinen Kopf. „Nein, das geht mich nichts an.“ Er wandte sich zum weiterzugehen um, aber O'Neill hielt ihn auf.

„Was? Sagen Sie es mir und ich sage Ihnen, ob Sie recht haben.“

„Das liegt doch wohl auf der Hand.“

„Dana?“, fragte er mit einem vorsichtigen Blick. Daniel nickte kurz. „Wissen Sie was? Sie haben Recht, im Grunde geht Sie das wirklich nichts an“, änderte er schließlich seine Meinung und setzte sich wieder in Bewegung.

„Wie Sie meinen“, seufzte Daniel kopfschüttelnd und folgte dem Colonel.

„Also, Daniel“, begann O'Neill nach einem Moment des Schweigens. „Wo müssen wir lang?“

„Woher soll ich das wissen?“, fragte dieser verwirrt.

„Weil Sie unser Experte sind und auch schon bei unserem Freund Seth damit Recht hatten. Können wir davon ausgehen, dass es hier so ähnlich ist?“

„Okay, okay“, beschwichtigte er ihn. „Wie auch schon im Alten Ägypten haben sich die Könige weit im Inneren verschanzt, auch ihre Grabkammern in den Pyramiden liegen sehr weit im Inneren, also müssen wir davon ausgehen, dass es hier auch so sein wird. Sie wird sich einen Raum gesucht haben, den man vielleicht nur durch eine Tür oder Durchgang betreten kann, damit sich niemand unverhofft anschleichen kann. Und natürlich wird es im näheren Umkreis nur so von Wachen wimmeln.“

„Das hört sich nicht gerade viel versprechend an.“

„Nein, das tut es nicht“, stimmte Daniel ihm zu.


Im Basislager

Carter hörte ein Knacken in ihrem Kopfhörer. Sie gab Teal'C und Jacob ein Zeichen. Diese versammelten sich augenblicklich um sie herum.

„Carter?“, ertönte seine Stimme in ihrem Ohr.

„Ja, Sir?“

„Gibt es einen Raum in diesen Gebäude, der so ziemlich im Zentrum liegt und vielleicht nur durch einen einzigen Durchgang erreichbar ist?“

„Warten Sie einen Moment“, antwortete Carter schnell, als sie einen Lageplan des Hauses auf dem Tisch ausrollte.

Die drei überflogen den Plan und suchten nach einer ungefähren Übereinstimmung. Carter wollte O'Neill gerade mitteilen, dass es so einen Raum nicht gab, als Teal'C plötzlich mit seinem Finger auf einen Raum deutete. „Hier.“ Er tippte zweimal mit seinem Zeigefinger darauf. „Dies entspricht ungefähr O'Neills Beschreibung.“

„Sir, Sie scheinen Glück zu haben. Es gibt tatsächlich so einen Raum", verkündete sie ihm.

„Und wie komme ich dahin?“

Carter suchte O'Neill auf dem Bildschirm. Es zeigte einen elektronischen Bauplan und ganze viele kleine Punkte darin, die sich bewegten, jeweils zu zweit. Neben den Punkten standen Buchstaben, um sie der entsprechenden Person zuzuordnen.

„Zunächst müssen Sie umdrehen, Sir", war ihre erste Feststellung. „Sie gehen bis zu der Abzweigung zurück, von wo aus Sie sich von Agent Scully und Mulder getrennt haben. Hm, wie es aussieht, scheinen die beiden einen Instinkt für so etwas zu haben", murmelte sie. „Okay", zog sie das Wort in die Länge, als sie mit ihren Augen den ganzen Gängen folgte. „Gehen Sie den Gang weiter hinunter und dann bei der nächsten Biegung links", erklärte sie ihm den weiteren Weg.

„Okay, danke, Carter. Ich werde den anderen Bescheid geben, dass sich Maat höchst wahrscheinlich in nur einem Raum aufhalten wird. So eine Art Mekka.“

„In Ordnung, Sir. Ich werde sie dorthin führen", fügte sie hinzu. „Und, Sir?“

„Ja?“

„Seien Sie vorsichtig. Teal'C, Dad und ich stehen draußen bereit.“

„Verstanden. Machen Sie sich keine Sorgen. Sie kennen mich doch. Ich schaffe das schon.“ Sie hörte ein Knacken und der Kontakt war unterbrochen. Carter schloss für einen Moment ihre Augen. Ja, sie kannte ihn, und genau deshalb machte sie sich Sorgen.


****


Scully wollte gerade um die nächste Biegung gehen, als sie plötzlich spürte, wie ein Arm nach ihr griff und sie grob zurückzog. Mulder hielt ihr den Mund zu und drückte sie an sich. Scully nickte mit ihrem Kopf und er senkte langsam seine Hand. In diesem Moment hörten sie, wie jemand an ihnen vorbeiging. Aber es war kein normales Gehen, sondern eher ein Marschieren.

Die beiden standen wie zu Salzsäulen erstarrt da. Sie konnten von Glück sagen, dass die Gänge schattig waren und sie so mehrere Möglichkeiten hatten sich zu verstecken. Aber wenn sie sich jetzt bewegen würden, dann würden sie sich verraten und das konnten sie nicht riskieren. Sie wagten es nicht zu atmen und versuchten mit der Wand eins zu werden, damit sie nicht entdeckt wurden.

Die Zeit schien still zustehen, als die Männer an ihnen vorbeigingen. Mulder traute seinen Augen kaum, als er ihre Aufmachung sah. Sie waren in einer silberfarbigen Rüstung gekleidet. Ihre Stirn war verziert mit einem Symbol, welches er noch nie in seinem Leben gesehen hatte.

Sie schienen sie nicht bemerkt zu haben, denn ohne anzuhalten marschierten sie weiter. Mulder zählte bis zwanzig in seinem Kopf, bis er sich über Funk bei den anderen meldete.

„Hier spricht, Agent Mulder", flüsterte er.

„Agent Mulder, hier ist Major Carter", meldete sie sich.

„Wir wurden gerade fast von einer kleinen Gruppe entdeckt.“

„Okay, verhalten Sie sich ruhig. Colonel O'Neill und weitere Agenten werden gleich bei Ihnen sein. Bitte unternehmen Sie nichts im Alleingang", bat sie ihn.

„Verstanden.“ Scully, die sich in der Zwischenzeit von Mulder gelöst hatte, hatte über ihren Empfänger mitgehört. Mit einem mahnenden Blick starrte sie ihn an, um ihm mitzuteilen, dass er diesmal das tun sollte, was man ihm gesagt hatte. Sie kannte ihn gut genug, um zu wissen, was gerade in seinem Kopf vorging.

„Mulder, nein", zischte sie. Er kannte diesen Ton gut. Zu gut. Sie versuchte ihn davon abzuhalten irgendwelche Alleingänge zu unternehmen und auf gewisse Weise verstand er sogar ihre Sorge, aber sie hatten jetzt die Chance unbemerkt in den Raum zu gelangen. Wer weiß, wie viele von diesen Leuten hier noch herumliefen, aber in diesem Augenblick hatten sie die Möglichkeit ungehindert weiterzukommen. Und er musste zugeben, dass diese Gruppe seine Neugier geweckt hatte. Bisher hatten sie so gut wie keine Informationen über diese Sekte gehabt und was er gerade gesehen hatte, hatte seine Erwartungen und Erfahrungen übertroffen. Er musste ihnen einfach folgen.

„Scully, wir haben keine Zeit mehr noch länger zu warten. Wir müssen jetzt los.“

„Mulder, nein! Du hast den Befehl gehört!“, flüsterte sie, langsam wütend werdend. Sie hatte schon geahnt, dass Mulder nicht so einfach einen Befehl befolgen würde.

„Bis die hier sind, haben wir wertvolle Zeit verloren.“ Er wollte gerade aus der Deckung rausgehen, aber Scully hielt ihn auf, indem sie nach seinem Arm griff.

„Du wirst da nicht hinausgehen! Verdammt noch mal, Mulder, willst du uns alle in Teufels Küche bringen?“ Ihr Blick war durchbohrend, mit einem flehenden Schimmer hinter ihrer Entschlossenheit, und in seinem tiefsten Inneren wusste er, dass sie Recht hatte. Es war diesmal etwas anderes, es war keine X-Akte. Hier ging es nicht nur um ihn, sondern um viele Menschenleben. Er seufzte innerlich. Schließlich nickte er.

„Okay, okay, ich werde nichts unternehmen", flüsterte er ergeben, obwohl er noch immer den Drang verspürte diese Chance zu nutzen, aber er zwang sich seinen Impulsen nicht nachzugeben.

In diesem Moment schlichen O'Neill, Daniel und noch ein Agentenpaar zu ihnen auf. „Haben die was bemerkt?“, flüsterte O'Neill.

Scully schüttelte mit ihrem Kopf. „Nein, denke ich nicht.“ O'Neill nickte kurz mit dem Kopf. „Und wie soll es jetzt weitergehen?“

O'Neill zog eine kleine Ampulle aus seiner Weste heraus und hielt sie vorsichtig hoch. „Wir haben keine andere Chance als den Überraschungsmoment. Es ist die einzige Möglichkeit die meisten von denen auszuschalten. Agent Stevens, Thomas, Mulder und du, Dana, ihr gebt mir Feuerschutz. Ich versuche diese Ampulle unauffällig in den Raum zu schleusen. Bei sofortigem Kontakt mit dem Boden wird sie aktiv. Daniel, Sie werden Jacob und Carter Bescheid geben, wenn ich Ihnen das Zeichen gebe.“ Alle nickten ihm zustimmend zu. „Okay, dann lasst uns auf Schlangenjagd gehen", flüsterte er, so dass nur Daniel es verstehen konnte.

Thomas und Stevens schauten vorsichtig um die Ecke und winkten Mulder und Scully zu, dass sie losgehen konnten. Als diese alles einigermaßen abgesichert hatten, gab Scully O'Neill ein Zeichen und dieser schlich den Gang ganz hinunter. Angespannt spähte er schnell um die nächste Ecke und wäre beinahe von zwei Schlangenwachen, die vor der Tür standen, entdeckt worden. Er zeigte den Agenten mit seinen Fingern eine Zwei und Mulder und Scully schlichen auf ihn zu.

Vorsichtshalber aktivierten sie ihre Zats, aber O'Neill wartete noch ein paar Sekunden. Scully beobachtete ihn genau und bemerkte, dass er die Ruhe in Person zu sein schien. Doch sie kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass dies nur der äußere Schein war. Sie waren sich in diesem Verhalten ziemlich ähnlich, bemerkte sie beiläufig.

O'Neill nickte ihnen knapp zu und Mulder und Scully schnellten um die Ecke. Sie richteten die Zats auf die Wachen und feuerten ab. Überraschenderweise hatten sie beide sofort getroffen. Diese Waffen waren wirklich effektiv, dachte Mulder. Sie machten keinen Lärm und schienen mit Stromstößen zu arbeiten. Nicht schlecht. Mulder nickte jetzt O'Neill zu und die beiden schlichen wieder zurück, um die Deckung zu wahren.

O'Neill atmete einmal tief durch, bevor er sich in die Höhle des Löwen begab. Er wusste, dass wenn er jetzt um die Ecke gehen würde, er keinen Rückzieher mehr machen konnte. Mit höchster Vorsichtig umklammerte er die Ampulle und suchte schon von weitem die Tür nach irgendwelchen Öffnungen ab, aber er konnte keine entdecken. Nach allen Seiten umsehend lief er zu der Tür und untersuchte diese genauer, aber auch jetzt hatte er kein Glück. Kein Durchkommen. Er seufzte und tastete dann die Wände ab, ob er da nicht noch eine Öffnung finden würde, doch auch hier musste er eine bittere Enttäuschung kassieren.

Mist!, fluchte er in seinen Gedanken. Fieberhaft suchte er nach einer Möglichkeit diese Tür unauffällig zu öffnen, aber das Holz sah nicht danach aus, dass es ohne ein Knarren zu bewegen sei. Er konnte nur hoffen, dass es nicht allzu laut war. Daniel hatte ihm noch ungefähr beschrieben, wie es in so einem Raum aussehen könnte. Der Thron der Königin – in diesem Fall der Göttin – würde in der Mitte des Raumes stehen, mit einem direkten Blick auf die Tür. Genau hinter der Tür würden weitere Wachen postiert sein, also müssten diese bemerken, wenn sich die Tür bewegen sollte.


****


Während O'Neill noch nachdachte, wie er die Ampulle unbeschädigt in den Raum brachte, wurden die Agenten von der anderen Seite her von einer Gruppe von Wachen überrascht.

„Aray Kree!“, ertönte plötzlich hinter ihnen eine Stimme. Thomas und Stevens starrten geschockt auf die Stabwaffen, sie waren wie versteinert.

Bei dem Ausruf wirbelten Mulder und Scully herum, die bisher den Colonel aus der anderen Richtung den Rücken freigehalten hatten. Verwirrt und geschockt zugleich starrte Mulder Scully an, aber auch die hatte keine Ahnung was das zu bedeuten hatte, doch selbst ein kleines Kind konnte erkennen, dass es nicht gut war.

Die Wachen musterten sie von oben bis unten. Die hinteren standen in Angriffsstellung und waren zu jeder Zeit schussbereit. Der Gruppenanführer hielt seine linke Hand hoch. „Talbet!“, schrie er, aber keiner von den vier Agenten reagierte.

Sie atmeten tief ein und aus, um sich selbst zu beruhigen. Auf der Akademie hatte man ihnen beigebracht, wie man sich zu verhalten hatte, doch sie waren sich alle einig, dass diese Situation erheblich anders war.

Daniel, der noch immer in seinem Versteck stand, überlegte verzweifelt, was er jetzt machen sollte. Er entschied sich für das – in seinen Augen – einzig richtige. Über Funk gab er schnell Carter Bescheid, dass sie schnellstens Verstärkung brauchten. Er konnte nur hoffen, dass die Wachen geduldig waren, was bei Goa'uld leider selten der Fall war, und dass sich keiner der Agenten falsch verhalten würde. In seinem Inneren wappnete er sich für seinen „Auftritt“. Gewalt war eine Möglichkeit, die er immer als aller letztes in Betracht zog. Manchmal reichten auch Worte, aber bei seinen bisherigen Missionen musste er schon an seinem eigenen Leibe erfahren, dass die Goa'uld nicht gerade redselig waren.

Der Anführer deutete mit seiner Stabwaffe auf die Zats in ihren Händen. „Talbet!“, wiederholte er ärgerlich.

„Ich glaube, er will, dass wir unsere Waffen hinlegen", flüsterte Mulder. Scully blickte ihn kurz von der Seite an. Er kniete sich langsam hin, ohne den Augenkontakt mit dem Anführer der Gruppe zu unterbrechen. Augenkontakt war wichtig. Es konnte über Leben und Tod entscheiden. Seine Hände zitterten leicht, als er sie behutsam auf den Boden legte. Scully und die anderen Agenten beobachteten ihn und wollten es ihm gleichtun, als der Anführer einer weiteren Wache mit einem Kopfnicken zu verstehen gab, die Waffe zu holen.

„Hey!“, ertönte es in diesen Moment hinter Mulder und Scully. O'Neill stand mit seiner Waffe, auf die Gruppe von Wachen gerichtet, im Gang. „Nicht so schnell!“, rief er und schoss knapp an Scully vorbei auf die Schlangenwache, die sich Mulders Waffe schnappen wollte. Dieser brach bewusstlos zusammen.

Mulder ergriff augenblicklich seine Chance und schnappte sich seine Waffe wieder. Jetzt schienen auch die anderen aus ihrer Starre erwacht zu sein und versuchten sich gegen die überlegene Gruppe zu wehren.

Es war ein einziges Lichtgewitter, und mittendrin fielen verwundete Wachen und Agenten zu Boden. Die anderen Agenten, die ebenfalls zur Verstärkung gekommen waren, mischten sich in das Gefecht ein, aber sie mussten schnell merken, dass es ein Unterschied war mit ihrer Waffe zu schießen, als mit dieser Zatwaffe.

Durch die Schießerei wurden weitere Wachen alarmiert und die große Tür öffnete sich. Als noch einmal ungefähr zehnmal so viele Gruppen zum Vorschein kamen schwand ihre Aussicht auf Erfolg immer mehr.

Daniel schoss aus seinem Versteck und streckte eine Wache von hinten zu Boden. Das war's dann wohl mit der friedlichen Lösung. Geschwind wandte er sich um, um einen Angriff von hinten abzuwehren. Aus seinen Augenwinkel heraus sah er, dass O'Neill die Chance nutze, um in den großen Raum zu gelangen.

„Jack!“, schrie er. „Beeilen Sie sich. Wir versuchen sie hier aufzuhalten.“

Ohne eine Antwort abzuwarten, rannte O'Neill los, um die Endphase des Plans einzuleiten. Ohne noch auf irgendwelche Wachen zu achten, lief er in den Raum und blieb erst in der Mitte stehen. Er starrte auf die Person auf den Thron, während um ihn herum das Chaos ausgebrochen war. Sämtliche Sektenmitglieder liefen durcheinander herum, aufgeschreckt von der Schießerei auf dem Gang.

Maat starrte ihn erhaben und mit einem erbosten Ausdruck in ihren Augen an. „Wer wagt es uns anzugreifen?!“, schrie sie.

„Tut mir aufrichtig leid deine kleine Sitzung zu stören, aber ich war leider nicht zufrieden und verlange nun mein Geld zurück!“, antwortete er gelassen, als er ihr die Ampulle zeigte. Diese sah ihn fragend an. „Schnuppere das, du Schlange!“ Er warf die Ampulle auf den Boden und zog sich blitzschnell seinen Mundschutz über den Mund.

Er wollte sich gerade umdrehen, als er hörte, wie Maat etwas zu ihren Mitgliedern sagte und diese auf ihn losgingen. Er hoffte, dass das Mittel bald anfing zu wirken, denn alleine würde er es nicht schaffen sie alle zu besiegen. Er zückte seine Waffe und begann zu feuern. 'Tut mir leid, Leute, aber es ist nur zu euern Besten', dachte er.

Maat erhob sich von ihrem Thron und stieg die Stufen hinab. Wütend hob sie ihre linke Hand und zum Vorschein kam ein rundes Objekt, welches in ihrer Handfläche lag. Es sah aus wie die Dinger, die O'Neill schon zu Genüge gesehen hatte, aber dieses hier war anders. Es leuchtete auf, als ihre Augen anfingen zu glühen. Gleichzeitig begann auch das Amulett um ihren Hals zu leuchten. Es war ein blaues Leuchten und als O'Neill in das Licht sah, hörte er auf einmal auf sich zu wehren.

„Fi nu!“, befahl sie ihren Untertanen. Diese ließen von ihm ab und wichen fast gleichzeitig zurück.

„Du wagst es uns anzugreifen? Uns, Maat, die erhabenste und gefürchtetste unter den Göttern?“

O'Neill wollte ihr etwas entgegensetzen, aber er konnte nicht. Verzweifelt versuchte er sich gegen das Licht zu wehren. Es war so mächtig. Er spürte, wie es immer weiter in seinen Kopf eindrang und es schien ihm so, als ob ein fremdes Wesen von ihm Macht ergriff. Er verlor langsam die Kontrolle über seinen Körper und seine Gedanken. „Ja", antwortete er schleppend. Seine Knie gaben nach, so dass er zu Boden fiel, doch sein Oberkörper war weiterhin aufgerichtet. Wie in Trance starrte er hoch zu ihrer Hand.

„Dafür wirst du bezahlen. Niemand stört uns in unserem Ritual!“, rief sie und das Objekt in ihrer Hand fing immer stärker an zu leuchten. Er glaubte spüren zu können wie sie in seinen Kopf eindrang und seine tiefsten Geheimnisse und Ängste erkundete. Ein plötzlich auftauchender stechender Schmerz in seiner rechten Schläfe zog sich durch seinen Kopf und sogar weiter bis in den Rest seines Körpers. Er konnte nichts gegen diese Schmerzen unternehmen, auch wenn er sich in seinem Inneren versuchte dagegen zu wehren, es nützte nichts. Er wusste, wenn sie nicht bald aufhören würde, würde er sein Bewusstsein verlieren

Sie war kurz davor gewesen das Ritual, die Einpflanzung von Symbionten, zu vollenden und dann hätte sie wieder eine große Armee gehabt, mit der sie dann weiter auf Eroberung hätte gehen können. Das Schiff war nur noch wenige hunderttausend Kilometer entfernt, um sie an Bord zu nehmen.

Sie war vollkommen auf O'Neill konzentriert, dass sie nicht bemerkte, wie Scully den Raum betrat. Sie sah, wie O'Neill auf dem Boden kniete, und es für sie den Anschein erweckte, als würde er sie anbeten, doch der Schein trog. „Jack!“, schrie sie, als sie auf ihn zu lief, die Waffe auf Maat gerichtet. Sie sah ziemlich mitgenommen aus. Ihre Jacke, die sie trug, war am rechten Oberarm eingerissen und sie hatte Kratzer in ihrem Gesicht. Ihre Haare waren zerzaust, aber ihr Blick weiterhin entschlossen.

Maat schaute von O'Neill auf, als sie ihre Stimme hörte. Augenblicklich hörte das Leuchten des Objektes auf und O'Neill sackte bewusstlos zu Boden. Scully wollte gerade schießen, als sie sah, dass sich eine Art Schutzschild um Maat aufbaute. Diese lachte sie an, als Scully dennoch versucht sie zu verletzen.

Entschlossen ging sie auf O'Neill zu, während sie immer weiter und weiter feuerte, auch wenn sie merkte, dass es keinen Sinne hatte. Sie kniete sich schnell hin, um seinen Puls zu fühlen, und konnte ihn nur noch schwach spüren.

Maat gab ihren Untertanen mit einer Handbewegung zu verstehen, dass sie sich Scully schnappen sollten. Verzweifelt versuchte sie sich zu wehren, aber es waren zu viele für sie alleine. Wild feuerte sie um sich „MULDER!“, schrie sie aus Leibeskräften. „ICH BRAUCHE DEINE HILFE!“, versuchte sie seine Aufmerksamkeit zu erlangen, als sie plötzlich mehrere Hände umfassten und sie zu ihrer Göttin schleiften. Andere nahmen ihr die Waffen ab, so dass sie ihr schutzlos ausgeliefert war. Scully zerrte und wandte sich in ihren Griffen, aber sie war zu schwach, um gegen sie anzukommen. „MULDER!“, schrie sie weiter. „HILFE!!!“

„Schweig!“, erhob Maat ihre Stimme, aber Scully schien nicht im Traum daran zu denken auf sie zu hören.

„MULDER!“, schrie sie noch einmal. „MU..", wollte sie zu einem neuen Schrei ansetzen, als sie plötzlich hörte, wie etwas hinter ihrem Kopf aktiviert wurde. Vermutlich diese Stabwaffe, dachte sie, als sie mit einem mal verstummte. Schwer atmend blickte sie zu Maat hoch, die auf der untersten Stufe vor ihrem Thron stand.

„Knie nieder vor deiner Göttin!“, sagte sie in einem mechanischen Ton.

Als sie ihr nicht gehorchte, trat einer der Mitglieder ihr in die Kniekehle, woraufhin sie automatisch zu Boden fiel. Sie unterdrückte ihren Schrei. Eigentlich müsste sie panische Angst haben, aber diese schlummerte bisher nur in ihr und war kurz vorm Ausbrechen. Sie war viel zu angespannt und aufgeregt, um ihrer Angst Platz zu machen. Sie warf einen schnellen Blick auf O'Neill, der neben ihr lag und diese Angst, die nahe unter der Oberfläche lauerte, verwandelte sich in Wut. Wut, dass sie so grausam war, unschuldigen Menschen solche Qualen auszusetzen. Wut, dass Jack halb bewusstlos vor ihr lag und sie nichts für ihn tun konnte. Wut, weil sie es nicht geschafft hatte sich erfolgreich zu wehren und nun vor dieser Person kniete.

Mit einem eisernen Blick blickte Scully zu ihr auf. „Du bist nicht mein Gott!“, zischte sie.

Maat atmete tief durch und sah mit Genugtuung dabei zu, wie einer ihrer Untertanen Scully für diese Bemerkung bestrafte, indem er ihr eine Stabwaffe in die Rippen stieß. Scully schloss voller Schmerzen ihre Augen. Ihr kam es vor wie eine Ewigkeit, doch als sie sie wieder öffnete, starrte sie direkt in das Gesicht von Michael Widdowson. Ihm jedoch schien es gar nichts auszumachen sie so gewaltsam zu behandeln.

Er. Einer der Opfer. Was hatte sie nur mit ihnen gemacht, dass sie jetzt gegen sie, die Helfer, und auf der Seite dieser Verrückten waren?

„Wer ist dein Gott?“, fragte sie noch einmal.

Scully hustete ein paar Mal, bevor sie überhaupt daran dachte ihr zu antworten. Wenn sie nicht alles täuschte war eine ihrer Rippen gebrochen oder zumindest angebrochen. Mit einem schmerzverzerrten Gesicht blickte sie zu ihr auf. Sie hatte keine Ahnung, was in diese Frau gefahren war, aber normal war sie nicht, das stand eindeutig fest. „Wir... wir können doch...", röchelte sie, doch weiter kam sie nicht, weil ein nächster Schlag sie an der gleichen Stellen in die Rippen traf. Und als sie das Knacken hörte, wusste sie, dass ihre Rippe jetzt definitiv gebrochen war. Sie krümmte sich auf dem Boden, rollte sich wie ein Fötus zusammen, wurde jedoch von zwei Wachen wieder auf ihre Knie gezogen. Erschrocken merkte sie, wie sie anfing Blut zu spuken. Sie wusste was das hieß. Eine ihrer Lungenflügel, wenn nicht sogar beide, waren von einer ihrer Rippen verletzt worden. Und wenn das nicht bald behandelt werden würde, sah es verdammt schlecht für sie aus.

Maat hob ihre Hand, als sie die Verletzungen sah. Michael ließ von Scully ab und trat einen Schritt nach hinten. Sie ging näher auf Scully zu, so dass sie nur noch weniger Zentimeter von ihr entfernt war. Mit ihrer rechten Hand hob sie Scullys Kinn an und schaute ihr in die Augen. Diese waren getrübt und erfüllt mit Schmerz. Maat kniff leicht ihre Augen zusammen, als sie versuchte in Scullys Kopf einzudringen, aber irgendwas hinderte sie daran. Sie wusste nicht, was es war. So stark konnte der menschliche Wille nicht sein. Menschen waren schwach. Sie schien sich auch gar nicht zu wehren. Maat versuchte es weiter, aber auch diesmal scheiterte sie.

Erschrocken darüber, dass sie gescheitert war und diese Frau vor ihr es schaffte sie zu blocken, obwohl es selbst einem Goa'uld so gut wie unmöglich war.

„Du bist kein Goa'uld, also, wer bist du?“, rief sie aufgebracht. Die Wachen, die sie bisher gehalten hatten, ließen sie mit einem Male los und Scully fiel wie ein nasser Sack auf den Boden. Mit einem lauten 'Oupf' schlug sie mit ihrem Kopf auf.

Scully blickte mit großer Mühe zu ihr hoch. Sie hatte keine Ahnung wovon sie da sprach und nicht die Kraft etwas zu sagen.

„Jetzt sprich endlich und sag uns, wer bist du?!“, befahl Maat ihr panisch. Es konnte nicht möglich sein, dass ein Mensch so stark war, um sie abzuwehren!

Hektisch blickte sie sich um und befahl ihren Untertanen Scully in Gefangenschaft zu nehmen, aber jetzt schienen auch diese nicht mehr ihre Befehle zu befolgen. Sie sah zur Tür und konnte dort Teal'C und Jacob stehen sehen, wie diese auf ihre Untertanen einsprachen. Sie drehten sich um und folgten ihnen.

„Shol'va! Wo rennt ihr hin?! Kommt zurück!“, schrie sie, als sie mit ansehen musste, wie alles außer Kontrolle geriet. Wenn ihr nicht etwas passieren wollte, musste sie schnell von hier verschwinden. Sie stellte sich neben Scully, weil dort ein Abdruck eines Transportringes abgezeichnet war. Scully würde sie mitnehmen. Sie musste unbedingt herausfinden, warum sie es nicht schaffte in Scullys Kopf einzudringen.

Sie starrte auf die Tür, während sie darauf wartete, dass sie abtransportiert werden würde. Mit ihrer Hand fuhr sie über einen Gegenstand auf ihrem Handrücken, um die Ringe zu aktivieren. In diesem Moment rannte Mulder in den Raum, blieb wie angewurzelt stehen, als er Scully und O'Neill bewusstlos am Boden liegen sah.

Es dauerte einige Sekunden bis er richtig registriert hatte, was sich dort vor seinen Augen abspielte. Geschockt rannte er los, als plötzlich die Ringe wie aus dem Nichts erschienen. Er musste vorsichtshalber abbremsen, um nicht noch von ihnen verletzt zu werden. „SCULLY!“, schrie er aus Leibeskräften.

Erst jetzt sah er das Blut, das aus ihrem Mund zu laufen schien. „VERDAMMT! SCULLY!“ Hilflos stand er vor ihr, getrennt von den Ringen. Er atmete schnell und hastig ein und aus. Er sah geschockt in die Augen von Maat, die ihn ausdruckslos anstarrte. „WO BRINGST DU SIE HIN?!“, schrie er ihr ins Gesicht. Sie gab ihm keine Antwort.

Im nächsten Augenblick erschien ein helles Licht, welches Maat und Scully umgab und die Ringe verschwanden. „SCULLY!!!“, schrie er ihr nach. Verzweifelt schloss er seine Augen, als er vor sich einen leeren Platz vor fand. Sie waren verschwunden. Einfach so. Er sackte auf seine Knie und vergrub sein Gesicht in seinen Händen. Das durfte einfach nicht wahr sein. Sie konnte nicht schon wieder verschwunden sein! Er zitterte vor Wut und Erschöpfung zugleich.

Von seinem Geschrei angelockt, kam jetzt auch der Rest von SG1 in den Raum gerannt, nachdem sie es geschafft hatten die Wachen zu bekämpfen. Carter und Daniel blieben vor Mulder stehen und sahen sich verwirrt um. Als Carter O'Neill am Boden liegen sah, rannte sie augenblicklich zu ihm und kniete sich neben ihn hin. Behutsam nahm sie ihn in ihre Arme und versuchte nach einem Puls zu suchen.

„Sir?“, fragte sie außer Atem. „Sir, können Sie mich hören?“, fragte sie, doch er antwortete ihr nicht. Endlich hatte sie einen Puls gefunden. Er war da, aber nur schwach. Sie drehte ihren Kopf zu Daniel und ihrem Vater, der, nachdem er einen Teil der Mitglieder raus bringen konnte, wieder zurückgekommen war. „Wir brauchen Hilfe! Er lebt noch, aber sein Puls ist schwach!“, rief sie ihnen zu. Sie strich ihm zaghaft über seine Stirn. Seine Augen waren geschlossen. „Sie müssen jetzt durchhalten. Wir bringen Sie hier raus und dann wird alles wieder gut", flüsterte sie ihm zu.

Ihr Vater hatte sich neben sie gekniet und legte eine Hand auf ihre Schulter. „Sam", sagte er ruhig. Mit einem sehr besorgten Blick drehte sie ihren Kopf in seine Richtung.

„Dad, bitte, mach doch was", flehte sie ihn an.

Er schüttelte mit seinem Kopf. „Ich kann nicht, ich habe nicht die erforderlichen Mittel hier. Wir bringen ihn jetzt raus und dann sofort zum Stargate Center. Es ist noch nicht zu spät", beschwichtigte er sie.

„Was ist mit ihm passiert?“, hauchte sie.

„Sie hat ihm sehr große Schmerzen zugefügt, aber er ist stark, er schafft es. Wir müssen uns jetzt beeilen.“ Er richtete sich auf, um sich daraufhin gleich wieder nach unten zu beugen, damit er O'Neill hochziehen konnte. Carter half ihm so gut es ging, aber Jacob schüttelte mit seinem Kopf.

„Ich schaffe das schon zusammen mit Teal'C. Hilf lieber Daniel mit Agent Mulder.“

Sie nickte ihm zu, doch entfernte sich nur zögernd von ihm. Daniel war in der Zwischenzeit zu Mulder gelaufen, um nachzusehen, ob er verletzt war, aber er ließ niemanden an sich heran. Daniel hatte sich vor ihn gekniet und redete ununterbrochen auf ihn ein.

„Agent Mulder, wir müssen jetzt von hier verschwinden. Bitte stehen Sie auf.“ Vorsichtig streckte er seine Hand aus, um diese auf seine Schulter zu legen, aber bei der flüchtigen Berührung, zuckte Mulder augenblicklich erschrocken zurück. Schwer ein und ausatmend starrte er Daniel an, doch er schien durch ihn hindurch zu sehen. „Agent Mulder?“, fragte er langsam.

„Sie ist verschwunden", murmelte er.

Daniel nickte leicht. „Agent Scully?“, hackte er nach.

„Sie ist verschwunden!“, wiederholte Mulder wie in Trance. Erst jetzt schien er Daniel richtig zu sehen, denn etwas veränderte sich in seinem Bild. „Sie wurde wieder entführt", sagte er in einem Ton, der Daniel dazu auffordern sollte, etwas dagegen zu tun, und zwar sofort.

„Wir, wir werden sie finden", versuchte er ihn zu beruhigen. „aber jetzt müssen wir los", drängte er ihn. Mulder schüttelte mit seinem Kopf.

„Ich muss sie finden. Sie war am bluten.“ Er starrte Daniel an. „Sie ist verletzt!“

Daniel blickte zu Carter auf, die auf ihn zukam. „Sam, wir müssen ihn hier raus bringen.“

Sie nickte kurz. „Teal'c und Dad bringen gerade Jack raus.“

„Wie geht es ihm?“, erkundigte er sich besorgt.

„Er, er ist bewusstlos, aber Dad meinte, er hat noch gute Chancen.“ Daniel nickte etwas erleichtert über diese 'guten' Nachrichten. „Und Agent Mulder?“

Daniel seufzte. „Er scheint vollkommen weggetreten zu sein. Andauernd murmelt er 'Sie ist verschwunden' und dass sie verletzt ist. Er lässt sich nicht anfassen.“

„Sie hat sie nicht getötet, sondern mitgenommen. Aber warum?“, überlegte Carter laut. „Wenn sie verletzt ist und Maat noch von Nutzen ist, wird sie sie wahrscheinlich in den Sarkophag legen.“

„Möglich, aber wir können uns weiter darüber unterhalten, wenn wir hier raus sind.“

Sie nickte. „Sie haben Recht. Lassen Sie mich mal.“ Carter kniete sich vor Mulder hin.

„Agent Mulder", begann sie. „Können Sie mich hören?“ Er nickte kurz. „Gut, also, wir werden Sie jetzt hier raus bringen, haben Sie mich verstanden?“ Er starrte sie nur mit einem ausdruckslosen Blick an. „Wir können von hier aus nichts mehr machen. Wenn wir zurück auf unserem Stützpunkt sind, haben wir mehr Möglichkeiten etwas zu unternehmen", redete sie mit ruhiger Stimme auf ihn ein. Sie sah sich schnell in dem Raum um und musste erkennen, dass sie die letzten waren. Wenn sie Maat richtig einschätze, dann würde dieses Haus nicht mehr lange stehen.

Daniel beobachtete Carter und hoffte, dass sie bei ihm durchkommen würde, denn sie hatten keine Zeit mehr. Teal'C und Jacob werden wahrscheinlich schon das Nötigste zusammengepackt haben und mit O'Neill auf dem Weg zum Stützpunkt sein. „Sam, wir müssen uns beeilen", drängte er.

Sie nickte eifrig. „Ja, ich weiß. Okay, Agent Mulder, jetzt hören Sie mir mal gut zu. Wenn Sie nicht sofort mitkommen, dann werden Sie niemanden mehr eine große Hilfe sein können, am wenigstens Agent Scully. Wollen Sie das etwa?“

Er schüttelte langsam mit seinem Kopf.

„Gut, dann kommen Sie jetzt mit, bevor hier alles in die Luft fliegt!“ Sie packte ihm am Arm und zog ihn hoch auf seine Beine. Er weigerte sich jetzt nicht mehr, sondern lief ihnen hinterher. Seine Beine schienen einfach nur den Gedanken 'Lauf!' in einen motorischen Befehl umzusetzen.

Die drei liefen so schnell sie konnten durch die verwinkelten Gänge, bis sie schließlich wieder an der Falltür ankamen, durch die sie gekommen waren. Carter kletterte zuerst hinaus und half dann Mulder sich hochzuziehen. Daniel bildete das Schlusslicht und stützte sich mit seinen Händen auf den Boden ab, während Carter nach seinem Arm und den hinteren Teil seines Hosenbunds griff, um ihn zu helfen.

Daniel krabbelte auf seine Füße, als sie beide sich Mulder schnappten, um noch aus der Gefahrenzone zu gelangen. Sie sahen, dass die Lager nur bedürftig abgebaut wurden und alle Anwesenden schon verschwunden waren.

„Schnell in den Wald!“, schrie Daniel. Sie hetzten beide in die angegebene Richtung, da nirgends ein Wagen mehr zu sehen war, den sie hätten benutzen können. Erst als sie meinten, dass sie in Sicherheit waren, blieben sie stehen, um noch einen letzten Blick nach hinten zu werfen.

In diesem Moment schoss ein riesen Feuerball aus den Gebäude heraus und Gesteinsbrocken flogen durch die Luft. Instinktiv warfen sie sich auf den Boden, auch wenn die Steine keine Gefahr für sie darstellten. Daniel schloss seine Augen und ließ seinen Kopf auf den kalten Waldboden fallen.


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Kapitel 4 by Destiny
Kapitel 4

Cheyenne Mountain
2 Stunden später


Carter betrat leise die Krankenstation. Im Türrahmen blieb sie für einen Augenblick stehen, als sie ihren Kopf gegen den Rahmen lehnte. Mit ihrer rechten Hand rieb sie sich über ihren Nasenrücken. Es war schrecklich. Sie konnte noch immer die furchtbaren Schreie von den Agenten, die verwundet wurden, insgesamt sieben Mann, und von Scully und Mulder hören. Sie hatte gehofft, diese Situation vermeiden zu können, aber sie war offensichtlich gescheitert. Alles war vollkommen außer Kontrolle geraten. Es wurden viel zu viele Personen verletzt, natürlich war dies das Risiko und man musste jeden Moment damit rechnen, aber dennoch war es auch jedes Mal ein Rückschlag. Eine Agentin wurde vermisst, entführt von der Frau, die das eigentliche Hauptziel und nun unauffindbar war, der Colonel war bewusstlos und man hatte keine Ahnung, wann er wieder aufwachen würde. Sie hoffte wirklich, dass es bald war.

Man hatte augenblicklich, nachdem man erkannte, dass der Plan zu scheitern schien, angefangen das Universum nach dem angeblichen Raumschiff abzusuchen, aber sie konnten es nicht orten. Es schien spurlos verschwunden zu sein. Maat konnte jetzt theoretisch überall sein, was ihre Suche nach ihr und Agent Scully nicht gerade erleichterte.

Nachdem das Gebäude in die Luft geflogen war, wurden sofort Suchtrupps losgeschickt, um noch eventuelle Beweise sicherzustellen. Aber eine leise Stimme in ihrem Inneren bezweifelte, dass der Trupp etwas Hilfreiches finden würde. Also blieben ihnen nur noch die Mitglieder, die sie ohne jegliche Verluste befreien konnten, doch auch hier konnte sie sich nicht auf eine zuverlässige Auskunft verlassen.

Sie senkte ihre Hand und schaute auf die bewusstlose Person zwischen den ganzen Laken. Langsam und mit leisen Schritten ging sie zu seinem Bett. Mit einem Ausdruck der Besorgnis blickte sie auf O'Neill hinunter. Vorsichtig griff sie nach seiner Hand und drückte diese leicht. Für eine Weile stand sie einfach nur da, bis sie plötzlich Schritte hinter sich hörte. Sofort drehte sie ihren Kopf in die Richtung aus der das Klappern der Absätze auf den harten Boden, kamen.

Sie lächelte Dr. Fraiser leicht zu. Während Janet auf sie zuging, um sich neben sie zu stellen, hatte Carter ihren Blick wieder auf O'Neill gerichtet. Ohne aufzusehen, begann sie zu sprechen. „Wie geht es ihm?“

„Den Umständen entsprechend", antwortete ihr Janet, als sie ihre Unterlagen gegen ihre Brust drückt und ihre Arme davor verschränkte. „Ich weiß nicht genau was diese Frau mit ihm gemacht hat, aber seine gesamten Gehirnfunktionen stehen deutlich über dem Normalwert.“ Sie seufzte.

„Wie ist das möglich?“, fragte Carter überrascht, und sah jetzt doch zu ihr auf.

„Das ist im Moment schwer zu sagen, aber es ist deutlich, dass er extrem abnormale Gehirnfunktionen aufweist. Ich musste ihn in ein künstliches Koma versetzen, damit sein Gehirn zur Ruhe kommt, aber wie Sie am EEG selbst sehen können, ist es noch nicht besser geworden.“

Carter schaute zu dem Monitor. Er zeigte mehrere Linien und zwischendurch, ganz unverhofft, gab es ein rapides Ausbrechen der Ströme. Es dauerte nur wenige Sekunden, aber es war besorgniserregend.

„Und, ähm, wird er das Bewusstsein wiedererlangen?“

„Ich hoffe es. Eine so hohe Belastung ist für das Gehirn auf Dauer schädlich. Irgendwann wird es so überlastet sein, dass es all seine Funktionen einstellt", antwortete Janet leise. Sie wusste das die Wahrheit schmerzhaft war, aber wieso sollte sie sie schönreden, wenn doch im Grunde alle wussten, dass es nur eine Lüge war?

„Wie, uhm, wie, wie lange würde es dauern bis sein Gehirn...?“ Sie brauchte die Frage erst gar nicht auszuformulieren, weil Janet sofort mit ihrem Kopf nickte. „Das kann ich im Augenblick nicht mit hundertprozentiger Sicherheit sagen. Tage, Wochen, Monate...“

Carter starrte fassungslos zurück auf die regungslose Gestalt im Bett. So sollte es nicht enden. Nein, so war das nicht gedacht. „Können wir denn gar nichts für ihn tun?“

„Ich habe ihn jetzt schon auf eine sehr hohe Dosis von Beruhigungsmittel gesetzt, aber sonst können Sie nur mit ihm reden. Es gibt Fälle, da hat eine vertraute Stimme Wunder bewirkt.“

„Und was ist mit den Tok'ra? Dad meinte, dass es Mittel geben würde", klammerte sie sich an einen Strohhalm. Es musste doch eine Möglichkeit geben! Sie konnte sich nicht damit abfinden, dass es gar nichts gab, das sie tun konnten.

„Jacob ist bei seiner Ankunft sofort zurück zu den Tok'ra gegangen, um eine Heilmöglichkeit und neue Informationen zu sammeln. Aber im Moment gibt es nichts was wir für ihn tun könnten.“

Carter war nicht in der Lage ihr eine Antwort zu geben, sondern schaffte es nur leicht mit ihrem Kopf zu nicken. Sie spürte, wie Janet ihr kurz die Schulter drückte und verschwand. Carter ließ O'Neills Hand los, um sich einen Stuhl an sein Bett heranzuziehen. Als sie sich gesetzt hatte, stützte sie ihre Ellebogen auf ihren Knien ab und legte ihren Kopf in ihre Hände.


****


Mulder befand sich ebenfalls auf der Krankenstation. Dr. Fraiser, wie sie sich ihm vorgestellt hatte, hatte ihn auf schwerere Verletzungen hin untersucht, aber selbst er hätte er ihr sagen können, dass er keinen körperlichen Schaden genommen hatte. Mit Ausnahme von ein paar Kratzern, aber die zählten für ihn nicht wirklich zu irgendwelchen bedrohlichen Verletzungen. Es waren bloß irgendwelche äußerlichen Wunden, die schnell wieder heilten, aber die inneren Wunden, die erneut aufgerissen wurden, brauchten erheblich mehr Zeit. Die Zeit heilt alle Wunden, sagte ein bekanntes Sprichwort, doch er konnte darüber nur lachen. Manchmal glaubte er, dass er gar nicht so viel Zeit besaß, damit diese ganzen Wunden heilten.

Stillschweigend beobachtete er Carter, wie sie an O'Neills Bett saß. Es erinnerte ihn an die vielen Male, in denen er in dieser Situation war. Wird es auch diesmal so enden?

Langsam schweifte sein Blick weiter durch den Raum. Er hatte überhaupt nicht bewusst registriert wo er sich befand. War er in einem Krankenhaus? Wenn es so war, dann war es kein gewöhnliches Krankenhaus. Wo war er hier nur? Behutsam rutschte er von seinem Bett hinunter und begann sich umzusehen. Dr. Fraiser hatte ihm zwar verordnet sich noch auszuruhen, aber er war noch nie ein Mensch gewesen, der es lange in Krankenhäusern oder ähnlichen Einrichtungen aushielt.

Er huschte an Carter vorbei, die ihre Sitzposition bisher noch nicht verändert hatte. Bei seiner Bewegung schreckte sie auf. Mit großen Augen sah sie zu ihm hoch. Mulder wusste nicht anders sich zu helfen, als zu lächeln. Sie lächelte kurz zurück. „Wie, wie geht es ihm?“, erkundigte sich Mulder.

Sie fuhr sich mit ihren Händen durch ihre kurzen Haare. „Nicht so gut. Wir können nur noch hoffen.“ Mulder nickte stumm als Antwort mit seinem Kopf. Diese Ungewissheit konnte einen von Innen auffressen. „Und wie geht es Ihnen?“, fragte sie, um das Thema zu wechseln.

„Laut Dr. Fraiser geht es mir gut", antwortete er, als er sich über sein Kinn rieb.

„Das ist doch mal eine erfreuliche Nachricht.“

„Ja", lachte er leicht. „Wie man es nimmt.“ Er schwieg für einen Moment. „Ich, uhm, ich wollte mich noch einmal bei Ihnen bedanken. Sie und Dr. Jackson haben mir wahrscheinlich das Leben gerettet.“

„Das ist doch selbstverständlich. Wir lassen nie einen unserer Leute zurück", erklärte sie ihm.

„Danke", antwortete er ihr aufrichtig. „Uhm, wo, wo bin ich hier überhaupt?“, fragte er als nächstes, als er sich wieder umsah.

„Oh, ähm, Sie sind auf unserem Stützpunkt. Von der Air Force", versuchte sie ihm so allgemein wie möglich zu erklären, da sie nicht befugt war ihm von dem Stargate zu erzählen. Außerdem wusste sie nicht, ob es dem General recht war, deshalb hielt sie es für besser, wenn er diese Aufgabe übernahm. „Wir haben gleich noch eine Besprechung mit General Hammond.“

Mulder starrte sie nur an. Er musste einmal tief durchatmen, um das Gesagte zu verarbeiten. Würde er jetzt eventuell Scullys Vater gegenübertreten? Er hatte ihn nie persönlich kennen gelernt und wusste nur das, was Scully über ihn erzählt hatte.

„Agent Mulder, geht es Ihnen gut?“, erkundigte sich Carter

„Ja, ja, ja sicher. Ich, ich habe nur gerade über etwas nachgedacht. Wann, uhm, wann ist es denn die Besprechung?“

Carter schaute auf ihre Uhr. „In ungefähr fünfzehn Minuten.“


****


Erschrocken öffnete er seine Augen, als ihn plötzlich ein Gefühl der Enge übermannte. Alles um ihn herum war finster. Nur langsam konnten sich seine Augen daran gewöhnen bloß einzelne Konturen zuerkennen. Als er sich umsah, konnte er nicht ausmachen, wo er sich befand. Es war alles so fremd.

Er hatte das Gefühl, als ob es ihm die Luft abschnüren würde. Er hatte keine Ahnung, ob er sich nur einbildete oder nicht, aber schon alleine der Gedanke ließ ihn wie ein Fisch auf dem Trockenen nach Luft schnappen.

Noch immer konnte er sie in seinen Kopf spüren, wie sie ganz tief in seine Seele eindrang. Aber nicht nur das, ihm kam es so vor, als ob sie alte Wunden, von denen er gedacht hätte, dass er sie schon überstanden oder zumindest für eine gewisse Zeit vergessen hatte, wieder aufreißen würde. Es war unerträglich. Er hörte ihre Stimmen, wie sie ihm alle die Schuld für Ereignisse aus seiner Vergangenheit gaben. Sie schrieen auf ihn ein, dass er es hätte so viel verhindern können.

Er umfasste seinen Kopf mit beiden Händen und drückte so feste wie er nur konnte, in der Annahme, dass diese Stimmen dann verschwinden würden. Aber sie verschwanden nicht. Es wurde nur noch mehr und mehr bis er schließlich das Gefühl hatte am Rande des Wahnsinns zu stehen. Er sackte auf seinen Knien zusammen und begann sich nach vorne und hinten zu wiegen. „NEEEIIIINNN!!!“, schrie er. „HÖRT AUF! VERSCHWINDET! Lasst mich in Ruhe!“, brachte er zum Schluss nur noch erschöpft hervor.

Und dann, wie aus dem Nichts, verstummten sie alle. Benommen von dieser plötzlichen Stille, senkte er seine Hände und blickte auf. Schnell sah er sich zu allen Seiten um, aber nichts hatte sich an seiner Umgebung verändert, bis sein Blick wieder in die Finsternis genau vor ihn fiel. Ein dünner Lichtstrahl erschien in weiterer Ferne vor ihm und er konnte sehen, wie eine Person von diesem gleißenden Licht umgeben wurde. Sie war klein und kam mit langsamen Schritten auf ihn zu.

Erst als sie nur noch wenige Meter von ihm entfernt stand, konnte er erkennen, dass es sich um ein Kind handelte. Aber es handelte sich nicht um irgendein Kind.

„Daddy", sagte es.

Es war sein verstorbener Sohn.


****


Mulder und Carter gingen gemeinsam schweigend den Korridor zum Besprechungszimmer entlang. Carter beäugte ihn ein paar Mal, und fragte sich, wie er die ganzen Neuigkeiten verarbeiten würde. Sie musste zugeben, dass sie , als man ihr von dieser Einrichtung erzählt hatte, sehr überrascht und aus der Bahn geworfen war, weil sie sich nicht vorstellen konnte, dass die Regierung jahrelang so ein wertvollen Fundstück zurückhalten konnte. Aber sie kannte Agent Mulder und seine Arbeit nicht. Wer weiß, was das FBI alles zu verbergen hatte?

Gerade als sie um die Ecke gingen, kam ihnen Teal'C entgegen, jetzt in seinem typischen Outfit gekleidet, so dass man sein Emblem auf der Stirn klar und deutlich sehen konnte. Er nickte ihnen freundlich zu. „Major Carter, Agent Mulder.“

Mulder blieb augenblicklich stehen. Fassungslos starrte er auf Teal'cs Stirn. Das konnte nicht wahr sein. Wie konnte einer von ihnen hier so frei rumlaufen? Gegen die hatten sie doch gekämpft. Die hatten Scully entführt!

Er spürte wie Wut sich in seinem Bauch zusammenbraute und in ihm hochstieg. Er versuchte sie noch zu unterdrücken, aber dann hörte er ihre hilflosen Schreie und sah, in seinen Gedanken, ihre leblose Gestalt auf den Boden liegen. „Wo habt ihr sie hingebracht?!“, schrie er ihn an und ging mit einem male auf Teal'C los.

Teal'C war so überrascht von seinem Ausbruch, dass er sich von Mulder gegen die Wand drücken ließ. Doch es dauerte nicht lange, bis Teal'C die Oberhand zurück gewann. „Agent Mulder!“, stieß er hervor.

„Wo ist sie?! Wenn ihr auch nur ein Haar gekrümmt wird, dann Gnade dir Gott!“ Verzweifelt ließ er all seine Aggressionen an Teal'C aus. Es kam alles wieder hoch. Die schmerzhaften Erinnerungen an Scullys Entführung vor fünf Jahren. Die Bilder waren wieder klar in seinem Kopf. Sie hatten sie gequält, so furchtbar gequält und er konnte ihr nicht helfen. Sie hatte nach ihm gerufen. Sie hatte ihn angefleht ihr doch zu helfen, aber er war nicht da. Er hatte ihre Hilferufe, erst als es schon zu spät war, nur noch auf seinem Anrufbeantworter gehört.

Teal'C hatte es geschafft sich aus seinem Griff zu befreien und nun war es Mulder, der von Teal'C gegen die Wand gedrückt wurde. Carter legte ihre Hand auf Teal'cs Oberarm, als sie sah, dass Mulder nicht zu einem weiteren Angriff ausholen würde. Teal'C lockerte seinen Griff etwas und ließ Mulder dann schließlich los. Carter wechselte schnell einen Blick mit Teal'C aus und dieser ging einen Schritt zur Seite. Sie stellte sich neben Mulder und legte ihm ihre Hand auf seine Schulter. „Agent Mulder?“, fragte sie vorsichtig.

Mulder reagierte nicht auf seinen Namen. „Agent Mulder, das ist Teal'C, er ist ein Freund.“ Sie machte eine kurze Pause. „Ja, Sie haben Recht. Er sieht aus, wie einer von denen, aber er ist auf unserer Seite. Er kämpft gegen die. Teal'C ist ein Mitglied unseres Teams", versuchte sie ihm zu erklären.

Als Carter auf ihn einsprach schloss Mulder verbittert seine Augen. Er hatte das Gefühl, als ob die Erde auf den Kopf gestellt war. Oben war plötzlich unten und unten oben. Es war alles so verwirrend. Wo war er hier und was sollte das ganze Theater? Er wollte doch Scully nur unversehrt wieder finden.

Langsam öffnete er seine Augen und Carter konnte darin einen Schmerz erkennen, den sie zuletzt bei O'Neill gesehen hatte, als sie vom Tod seines Sohnes erfahren hatte. Sie fragte sich, was ihm passiert war, dass er jetzt so leidete.

„Ich muss sie finden", flüsterte er.

Carter nickte langsam. „Wir werden sie finden", antwortete sie zuversichtlich, obwohl sie auch wusste, dass ihre Chancen nicht gut standen.


An einem unbekannten Ort

Mühsam öffnete sie ihre Augen. Im ersten Moment sah sie alles noch etwas verschwommen, doch als sich ihr Blick klärte, erkannte sie, dass sie an einem ihr vollkommen fremden Ort war. Langsam drehte sie ihren Kopf nach rechts und dann zur andern Seite. Sie war in einem kleinen Raum. Sie drehten ihren Kopf schließlich wieder zurück in seine Ausgangsposition, weil sie erwartet hatte, dass jetzt ihre Kopfschmerzen einsetzen würden, aber das war nicht Fall. Für einen Augenblick verharrte sie in dieser Position, bis sie sich schließlich auf ihren Ellbogen aufstütze. Ihr Blick glitt langsam an ihr selbst herunten und sie erkannte, dass sie neue Kleidung trug. Es war ein merkwürdiges Gewand, das sie zuvor noch nie in ihrem Leben gesehen hatte. Es reichte bis zu ihren Knöcheln hinunter und war in einem schlichten blauen Ton gehalten. Oberhalb war es für ihren Geschmack sehr freizügig geschnitten und wurde nur von einem breiten Träger auf der rechten Seite, gehalten. Sie berührte den Stoff vorsichtig mit ihren Fingerspitzen, als sie sich aufgesetzt hatte. Er war weich und fühlte sich angenehm auf ihrer Haut an.

Aber was sie am meisten überraschte, als sie über ihr Gewand fuhr, war, dass sie ihre Verletzungen nicht spürte. Sie drückte leicht auf die Stelle, an der sie meinte den Rippenbruch gehabt zu haben, und spürte nichts. Keinen Schmerz, nur das übliche Gefühl, wenn sie sich in ihre Rippen drückte. Auch schienen sie wieder zusammengewachsen zu sein. Das war unmöglich. Sie wusste genau, dass sie verletzt wurde und jetzt war nichts mehr davon zu sehen oder zu spüren? Kopfschüttelnd ließ sie ihre Hand wieder sinken.

Erneut ließ sie ihren Blick durch den Raum schweifen, und was ihr sofort auffiel war, dass es keine Fenster und Türen gab, jedenfalls konnte sie keine erkennen. Die Wände waren in einem goldfarbenen Ton gehalten und vereinzelt konnte sie irgendwelche Symbole sehen. Sie vermutete, dass es Hieroglyphen waren, aber sie kannte sich auch nicht besonders gut mit der ägyptischen Bildsprache aus. Der Boden war aus Stein, doch ungewöhnlich glatt.

Vorsichtig erhob sie sich und erkannte, dass sie auf eine Art Bett gesessen hatte, doch es sah nicht sehr bequem aus, was ihr auch augenblicklich ihre Knochen bestätigten. Allen im allem war der Raum ziemlich kühl und wenn es doch auf gewisse Weise luxuriös aussah, so hatte sie dennoch das Gefühl in einer Gefängniszelle zu sitzen.

Gerade als sie sich wieder gesetzt hatte ging eine der Wände auf und zwei Wachen in silberner Rüstung betraten ihre 'Zelle'. Es waren dieselben gegen die sie auch gekämpft hatten. Sie trugen ebenfalls Stabwaffe in ihren Händen. Hinter ihm erschien plötzlich Maat. Sie hatte ihr Gewand gewechselt und dieses schien noch aufwendiger gestaltet zu sein, als ihr letztes. In dem Moment, in dem Scully sie sah, versteifte sie sich. Ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken.

Die Wachen traten zur Seite, so dass Maat den Raum betreten konnte. Sie ging ungefähr bis zur Mitte, wo sie dann stehen blieb. Sie lächelte Scully mit einem ihr unangenehmen Lächeln an. „Wie wir sehen, geht es dir wieder besser", sagte sie mit menschlicher Stimme.

„Wo bin ich hier?“, fragte Scully, ohne auf das Gesagte von Maat einzugehen.

„Auf unserem Schiff", antwortete diese knapp.

„Schiff? Was für ein Schiff?“

„Auf unserem Raumschiff.“

Scully starrte sie fassungslos an. Das war doch wohl ein Scherz. Sie war sicherlich nicht auf einem Raumschiff! Das war einfach unmöglich. Scullys Unglaube stand ihr förmlich ins Gesicht geschrieben.

„Wo bin ich?“, fragte sie noch einmal.

Maat antwortete ihr diesmal nicht. Sie musterte Scully für einen Moment von oben bis unten. Diese rutschte weiter nach hinten gegen die Wand. Sie fühlte sich mit einem Male ziemlich unwohl in ihrer Haut und hatte das Gefühl ihr schutzlos ausgeliefert zu sein. Sie hatte keine Waffe, mit der sie sich hätte wehren können und das Gewand gab ihr auch nicht gerade ein sicheres Gefühl.

„Steh auf!“, befahl sie Scully, aber diese rührte sich nicht. Maat verengte ihre Augen zu glühenden Schlitzen. „Wir sagten, du sollst aufstehen!“, wiederholte sie, diesmal mit ihrer mechanischen Stimme. Scully war viel zu erschreckt, um auch nur die Andeutung einer Bewegung zu machen. Mit großen, verängstigen Augen blickte sie zu ihr auf.

Als Scully noch immer nicht ihrem Befehl nachgekommen war, blickte sie zu den beiden Wachen hinüber. „C-Chel nok!“, rief sie ihnen zu.

Ohne zu zögern setzten sich die beiden Wachen in Bewegung und gingen auf Scully zu. Diese sah sie geschockt an und versuchte sich noch weiter gegen die Wand zu drücken und am liebsten darin verschwinden, aber das ging natürlich nicht. Sie spürte, wie sie gewaltsam an ihren Oberarmen gepackt und von ihrem Bett gezogen wurde. Die Wachen stellten sie direkt vor Maat.

„Was, was soll das?“, fragte Scully verwirrt. „Was habt ihr mit mir vor?“

„Führt sie ab!“

Die Wachen setzten sich in Bewegung und Scully begann sich wie wild zu wehren. „Nein! Lasst mich los!“, schrie sie. „Wo bringt ihr mich hin?! Lasst mich LOS! Ihr sollte mich loslassen! NEIN!!!“ Verzweifelt versuchte sie sich aus ihren Griffen zu befreien, aber die Wachen waren zu Stark für sie. Selbst die Tricks, die sie an der Akademie von Quantico gelernt hatte, versagten.

Maat blickte ihr mit einem ausdruckslosen Blick hinterher und verließ dann ebenfalls den Raum.


Besprechungszimmer
15 Minuten später


General Hammond betrat das Besprechungszimmer und nickte dem Rest von SG1 und Mulder zu. Er setzte sich in seinen Stuhl und faltete die Hände vor sich auf den Tisch.

Mulder betrachtete ihn eingehend. Das soll er also sein. Er versuchte sich an die Bilder, die er bei Scully in der Wohnung gesehen hatte, zu erinnern. Wenn er sich jetzt noch die Captain Mütze dazu vorstellte, dann gab es wirklich eine gewisse Ähnlichkeit. Er schloss für einen Moment seine Augen. Ob er ihn kennen würde? Mulder öffnete sie wieder und sah ihn jetzt direkt an. Hammond hielt für einen Moment seinem Blick stand, doch dann wandte er ihn zögernd ab. Er räusperte sich kurz, bevor er anfing zu sprechen.

„Ich habe gerade eben mit Dr. Fraiser gesprochen. Es hat sich bisher noch nichts an Colonel O'Neills Zustand geändert. Er ist kritisch. Schlechter als wir gedacht hatten. Im Moment kann sie nichts für ihn tun. Wir hoffen, dass die Tok'ra ihm helfen kann.“

Mulder schaute sich verwirrt um. Tok'ra? Wer oder was waren die Tok'ra? „Agent Mulder, Sie werden mit der Zeit alles verstehen", sagte Hammond, bevor er überhaupt seine Frage aussprechen konnte.

Mulder nickte. „Okay. Fein. Trotzdem würde ich gerne wissen, wo ich hier eigentlich bin?“

„Sie sind auf einem geheimen Stützpunkt der Air Force. Es ist verständlich, dass Sie jetzt verwirrt sind und ich werde Ihnen nachher alles erklären.“

Mulder wollte noch etwas erwidern, aber Hammond gab ihn mit einem Blick zu verstehen, dass er noch erfahren würde, was er wissen musste. Mulder nickte schließlich. Er konnte sich nicht helfen, aber er war sich sicher, dass dies eben Scullys Blick war.

„Also", begann er. „Was ist schief gegangen?“, fragte er an alle gerichtet.

„Das, das ist schwer zu sagen, Sir", antwortete Carter als erste. „Es lief alles nach Plan, bis Teal'C, Dad und ich einen Hilferuf von Daniel bekommen haben.“ Hammond blickte fragend zu Daniel hinüber.

„Ja, Sir. Wir haben geraden die Tür zum Hauptraum gefunden und Jack Feuerschutz gegeben, als plötzlich ein Trupp von Goa'uldwachen aufgetaucht ist", gab er das Geschehene wieder. „Jack muss einen Weg gefunden haben die Tür irgendwie zu öffnen. Es ging alles ziemlich schnell und dann hörten wir, ähm, Agent Scully schreien.“ Er sah kurz hinüber zu Mulder, der seinen Kopf senkte und hinunter auf seine Hände blickte, die er auf dem Tisch gefaltet hatte. „Sie ist Jack nachgelaufen und als wir es schafften in den Raum zu gelangen, da war schon alles zu spät. Agent Mulder ist ihr dann ebenfalls gefolgt. Als Major Carter und ich... uhm, wir fanden Colonel O'Neill bewusstlos auf dem Boden liegend vor. Jacob und Teal'C haben ihn raus gebracht und wir sind dann mit Agent Mulder zusammen gefolgt. Und dann, ist das Gebäude in die Luft geflogen.“

„Und was hat sich in diesem Raum abgespielt?“, hackte Hammond nach.

„Das wissen im Grunde nur Colonel O'Neill und Agent Scully", antwortete Carter. „Aber Agent Mulder kann Ihnen vielleicht auch noch Einzelheiten erzählen", schlug sie nach einer Weile vor.

„Agent Mulder?“, fragte Hammond.

„Uhm, ich habe nicht sehr viel gesehen. Ich, ich habe Scully schreien gehört und bin so schnell wie ich konnte zu ihr, aber, aber als ich..", er verstummte und biss sich auf seine Unterlippe. Alle warteten bis er weiter sprechen würde. Er legte seinen Ellbogen auf den Tisch und stütze seinen Kopf auf der Hand ab. „Ich, ich... als ich den Raum betrat, da habe ich Colonel O'Neill und... und Scully,“, er atmete einmal tief durch. „Sie lagen beide bewegungslos auf dem Boden. Maat, die Sektenanführerin, stand direkt neben ihr und dann, dann war da auf einmal dieses Licht und dann diese Ringe und dann... dann waren sie weg...“

Hammond atmete ebenfalls tief durch. Mulder drehte leicht seinen Kopf, um ihn anzusehen. Sein Gesichtsausdruck verriet nichts, aber Mulder erkannte in seinen Augen, dass es ihn auf eine Art und Weise getroffen hatte. Erst jetzt bemerkte er, dass er und Scully dieselbe Augenfarbe hatten. Er schüttelte innerlich seinen Kopf.

„Mehr, mehr weiß ich nicht.“

Hammond blickte in die Runde. „Dr. Jackson, konnten Sie noch etwas über Maat ausfindig machen?“

„Laut dem was wir wissen, muss sie sich auf ihrem Schiff aufhalten. Vermutlich wird sie versuchen ihre frühere Herrschaft wiederzuerlangen, was die System Lords nicht erfreuen wird. Es könnte sich für uns durchaus als Gefahr darstellen.“ erläuterte ihnen Daniel. „Sir, einfach gesagt, es sieht nicht sehr gut aus.“

„Okay, Dr. Jackson, wie es aussieht sind wir wohl wirklich auf Colonel O'Neills Aussage angewiesen.“ Er nickte Daniel zu und wollte gerade fortfahren, als Mulder plötzlich aufsprang.

„Gott!“ Er schlug mit seinen Fäusten auf den Tisch.

Alle zuckten erschrocken zusammen und starrten ihn mit weit aufgerissen Augen an. Hammond fing sich als erstes. „Agent Mulder! Setzen Sie sich wieder hin!“, forderte er ihn auf.

Mulder schüttelte fassungslos mit seinem Kopf und blieb stehen.„Was soll das alles? So kommen wir hier nicht weiter. Hier herumzusitzen und über etwas zu diskutieren, wovon ich, ganz nebenbei bemerkt, nicht den blassesten Schimmer habe, weil keiner einem hier eine Auskunft geben kann, hilft uns leider auch nicht viel weiter. Colonel O'Neill liegt im Koma und Scully wird vermisst!“, schrie er und man merkte ihm an, dass er langsam aber sicher seine Nerven verlieren würde.

„Agent Mulder, was hier in diesem Raum besprochen wird unterliegt der strengsten Geheimhaltung und dass Sie jetzt hier sitzen, liegt einzig und alleine daran, dass Sie uns Informationen geben, damit wir Maat aufhalten können.“ Hammonds Stimme wurde ebenfalls lauter und auch er war in der Zwischenzeit aufgestanden.

„Verstehe. Also geht es Ihnen gar nicht darum Scully zu finden, sondern nur, ob sie diese Verrückte finden! Und ich komme Ihnen da gerade recht. Jetzt wo Sie mit mir fertig sind, werde ich zum Schweigen verpflichtet und das war's dann, oder wie sehe ich das?“

„Sie sind nun einmal nicht autorisiert alle Einzelheiten zu wissen. Und wir werden alles in unserer Macht stehende tun, um Agent Scully zu finden, das können Sie mir glauben, aber zuerst müssen wir dafür Maat ausfindig machen", erwiderte Hammond. Die beiden standen sich jetzt gegenüber und starrten sich an.

Beide atmeten tief ein und aus. „Nicht autorisiert", wiederholte Mulder sarkastisch. „Sie würden sich wundern zu was die Regierung nicht befugt ist, es aber dennoch tut. Ich habe schon zu viel gesehen, da glaube ich kaum, dass dieses Regierungsgeheimnis so hoch beschützt sein kann.“

„Agent Mulder", mischte sich jetzt auch Carter ein. Mulder warf ihr nur einen flüchtigen Blick zu.

„Es tut mir leid, Agent Mulder. Ich weiß nicht wovon sie sprechen.“

„Nein, natürlich wissen Sie es nicht. Die Regierung war ja schon immer gut darin irgendwelche Lügen oder nur halbe Wahrheiten zu verbreiten. Wieso sollte ich da glauben, dass Sie da eine Ausnahme bilden würden?“

„Es reicht, Agent Mulder!“, ermahnte Hammond ihn mit auffallend ruhiger Stimme.

Mulder schüttelte mit seinem Kopf. „Wie konnte ich nur so dumm sein? Wie konnte ihn Ihnen nur glauben?“

„Ich habe Ihnen schon einmal gesagt, dass wir alles in unserer Macht stehende tun werden, um Agent Scully zu finden. Ich kann verstehen, dass Sie sich Sorgen um Ihre Partnerin machen, aber Sie werden nicht viel erreichen, wenn Sie hier herumschreien und die Regierung für alles verantwortlich machen!“

„Die Regierung hat mir schon zu viel weggenommen!“, konterte Mulder, jetzt auch wieder mit etwas beruhigter Stimme. „Und Ihnen doch auch, oder etwa nicht?“

Hammond starrte ihn geschockt an. Er wusste nicht was er darauf erwidern sollte. Die anderen im Raum sahen erst sich dann den General an.

„Sir?“, begann Carter. „Was soll das bedeuten?“, stellte sie ihre Frage.

„Sie wissen wovon ich rede, nicht wahr?“, fragte Mulder stattdessen Hammond.

Dieser nickte kaum merklich mit seinem Kopf. Schließlich schluckte er einmal und brach den Blickkontakt zu Mulder ab. Er atmete einmal tief durch. „Agent Mulder, ich würde Sie gerne in meinem Büro treffen.“ Er wandte sich zu den anderen um. „Die Sitzung ist geschlossen. Sie können jetzt gehen.“ Und damit verließ er das Besprechungszimmer. Carter, Daniel und Teal'C blickte ihrem Boss hinterher und dann, als sie ihn nicht mehr sahen, wanderten ihre Blicke langsam zu Mulder hinüber. Dieser wagte es nicht sie anzusehen, sondern machte sich auf den Weg General Hammond zu folgen.


****


„Daddy", sagte der kleine Junge.

„Charlie", hauchte er. War er es wirklich oder träumte er nur? War der kleine Junge bloß ein Produkt seiner Ängste und verborgenen Erinnerungen?

„Warum hast du es zugelassen?“, fragte der Junge mit einer vorwurfsvollen Stimme.

Jack schüttelte langsam mit seinem Kopf. „Nein, ich hatte ja keine Ahnung.“

„Du bist Schuld.“

„Charlie... nicht", flüsterte er. „Ich weiß, dass es mein Fehler war...ich hätte die Waffe wegschließen müssen, aber...“ Es brachte ihn fast um, seinen Sohn vor sich zu sehen, wie er ihm jetzt die Schuld an allem gab. Er sagte ihm nur das, was er sich die ganzen Jahre über eingeredet hatte. Er war Schuld an Charlies Tod. Wäre er nicht so unvorsichtig gewesen, dann hätte er heute noch eine Familie. Niemand sollte seine eigenen Kinder überleben, das hatte er sich immer wieder und wieder gesagt.

„Du hast mich umgebracht!“ Es war eine unschuldige, hilflose Kinderstimme, die ihm diese anklagenden Worte mitten ins Gesicht warf.

„Ich, ich wollte es nicht. Ich liebe dich doch.“ Er war viel zu geschockt, einmal, weil er seinen Sohn vor sich sah und zum anderen, weil er diesmal von ihm beschuldigt wurde.

„Du hättest es verhindern müssen, Daddy.“

„Charlie, bitte hör auf damit. Ich kann doch nichts mehr dran ändern. Aber ich schwöre, ich würde alles tun, um es wieder rückgängig zu machen. Nur, hör auf damit.“

„Du hast mich vergessen. Da wo ich einmal in deinem Herzen war, da ist jetzt Leere.“

„Nein, Charlie.“ Jack schüttelte mit seinem Kopf. Er durfte jetzt nicht seine Kontrolle verlieren. Im Grunde wusste er, dass es nur ein Produkt seiner Fantasie war. Es waren seine größten Ängste, nämlich, dass sein Sohn ihm die Schuld für alles gab. „Du hast immer einen Platz in meinem Herzen. Ich werde...ich könnte dich nie vergessen. Das ist nur die Trauer, dass ich meinen kleinen Jungen nicht mehr sehen und in meine Arme schließen kann. Ich kann nicht mehr mit ihm Baseball spielen, ich habe nur noch meine Erinnerungen an dich. Bitte nimm mir diese nicht.“

„Aber dein Selbstmitleid ist größer als deine Trauer und so hast du mich vergessen.“

Jack atmete tief ein und aus, als er seine Augen schloss. Er musste sich dagegen wehren. Er wusste, dass sein Sohn niemals so etwas zu ihm sagen würde. Es war nur Maat, die ihn mit seinen größten Ängsten konfrontierte, um ihn so zunichte zu machen.

Er öffnete sie wieder und blickte direkt auf die kleine Gestalt vor ihm. „Du bist nicht echt", sagte er langsam und versuchte sich mit seinen Worten zu überzeugen.

„Daddy.“

„Du bist nicht echt!“ Seine Stimme wurde immer fester.

„Daddy, wie kannst du so etwas sagen?“

„NEIN!“, schrie er. „Du bist nicht echt!“ Er stolperte weiter nach hinten. „Charlie ist tot. Mein Charlie ist tot!“ Tränen formten sich in seinen Augen, auch wenn er es nicht wollte, aber er konnte nichts dagegen machen.

„Daddy, ich bin doch hier. Genau vor dir.“

„Nein!“, er schüttelte mit seinem Kopf. „Ich glaube dir nicht. Charlie ist tot!“ Er faste sich an seinem Kopf, um so die Dämonen aus seinem Kopf zu vertreiben.

Plötzlich griff der kleine Junge hinter seinem Rücken und zum Vorschein kam eine Waffe, es war eine kleine Pistole, die man in jedem Waffenladen kaufen konnte. „Bitte, Daddy.“ Er hob die Waffe und legte sie an seine Schläfe. „Daddy, lass es nicht zu, bitte...“

„Charlie!“, schrie er mit Entsetzen. „Nein!“

„Bitte, Daddy, ich kann nicht anders...“

„Nein! Leg die Waffe weg. CHARLIE!“

Jack rannte auf ihn zu und wollte ihm die Waffe aus der Hand schlagen, aber er blickte mit seinem unschuldigen Augen zu ihm hoch. „Du hast es wieder zugelassen...“ Es waren seine letzten Worte.

Ein Knallen, das so laut wie Düsenjäger war, dröhnte in Jacks Ohren. Fassungslos starrte er auf die Stelle, wo noch gerade das Abbild seines Sohnes gestanden hatte. „NEEEEEEEEINN!!!“, und nun ein lebloser Körper lag. Er fiel auf seine Knie und tastete hastig nach dem Puls, aber er fand keinen. Nur Blut, er saß in dem Blut seines Sohnes...


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Kapitel 5 by Destiny
Kapitel 5

Hammonds Büro

„Schließen Sie bitte die Tür hinter sich", bat Hammond Mulder, der gerade das Büro betreten hatte. Der General stand ihm mit dem Rücken zugewandt vor der Wand. Mulder konnte nur seine Silhouette sehen und was an der Wand so interessant zu sein schien, konnte er auch nicht erkennen, da es zu dunkel war.

Hammond schwieg bis er das Klacken hörte, das ihm sagte, dass die Tür geschlossen war. „Wollen Sie sich nicht setzen?“, fragte er, ohne sich zu ihm umzudrehen.

„Ich stehe lieber", antwortete Mulder kühl. Er konnte ein leichtes Kopfnicken des Generals erkennen.

Langsam drehte er sich zu ihm, seine Gesichtszüge hatten sich in Mulders Augen nicht verändert. Er war selbst noch viel zu wütend, um jetzt in irgendeiner Weise Mitleid mit dem General zu haben. Er wusste nur was man ihm gesagt hatte und was er gesehen hatte. Die Einzelheiten kannte er nicht und er war sich auch nicht so sicher, ob er alles wissen wollte. „Ich kann Sie schließlich nicht dazu zwingen", sagte Hammond schließlich nach einer Weile.

Mulder reagierte nicht, sondern blieb an seinem Platz stehen, genau vor dem Schreibtisch. Er konnte sich nicht helfen, aber auf einmal musste er an Skinner denken, obwohl die Situationen so grundlegend verschieden waren, dass es schon wieder zum Lachen war.

„Haben Sie schon einmal etwas von dem Projekt 'Blue Book' gehört?“, fragte er plötzlich, ohne jegliche Vorwarnung.

Mulder sah ihn überrascht an und begann dann in seinem Gedächtnis danach zu suchen. Er meinte davon schon gehört oder gelesen zu haben. Ja, genau, im „Lone Gunmen“, der Zeitung seiner Freunde, den Einsamen Schützen, drei verdrehte Paranoiker, die noch mehr an Regierungsverschwörungen glaubten, als er selbst. Doch sie waren ihm im Laufe seiner Arbeit immer eine große Hilfe gewesen und er konnte sich sicher sein, dass wenn sie etwas berichteten, so verrückt es sich auch anhören mag, irgendwo steckte da immer ein Funke Wahrheit drin.

„Ja, habe ich", antwortete Mulder schließlich nach einer längeren Zeit des Überlegens. „Es fing alles mit dem Zwischenfall in Roswell an. Damals wurde die umstrittene Organisation Majestic 12 gegründet. Es gibt Kopien mehrerer Dokumente, die die Verwicklung der Regierung in der Causa der UFO-Abstürzen belegen. Es ist bis heute noch nicht bewiesen, ob diese Dokumente, weltweit bekannt unter den Namen Majestic 12, MAJIC-12 oder aber auch MJ-12, eine Fälschung sind oder nicht. Entweder ja, und alles war nur Schwindel, oder aber nein, und es war lediglich eine weitere Taktik der Regierung die Öffentlichkeit zu verwirren, um eine tatsächlich existierende Majestic 12 Organisation zu schützen.“ Er machte eine kurze Pause und holte einmal tief Luft, bevor er fort fuhr.

„Das Projekt 'Blue Book' wurde im Jahre 1957 gegründet und konzentriert sich mehr auf die weiterverbreiten gemeldeten UFO-Sichtungen. Die Mitarbeiter dieses Projektes entwickelten Methoden die Daten wirksam und zeitsparend zu analysieren. Man ging hier auch mit ganz einfachen Mitteln ans Werk, wie simple Fragebögen. Doch anstatt, dass man hier neue Erkenntnisse sammeln sollte, wurde durchgesetzt, dass es eher den Zweck der Beruhigung erfüllen sollte. Den Mitarbeiter wurde nahe gelegt rationale Antworten auf die Sichtungen zu finden, was zunächst dazu führte, dass das Projekt in die Bedeutungslosigkeit hinab rutschte. Aber anstatt das erhoffte Ziel, weniger Meldungen von Sichtungen, trat eher das Gegenteil ein, es wurde mit dem angeblich ersten Entführungsfall in den sechziger Jahren, noch viel komplexer. Man war nicht zufrieden mit den offiziellen Antworten der Luftwaffe und nach einer einberufenen Untersuchungskommission wurde behauptet, dass nach zahlreichen Test der Luftwaffe Ergebnisse vorliegen, die besagen, dass UFOs keine Bedrohung für die nationale Sicherheit darstellten. Und weiter wurde kundgetan, dass noch nicht einmal die Echtheit, nämlich, dass es außerirdischen Ursprungs sei, hundertprozentig sicher war. Ich persönlich denke jedoch, dass dies alles bloß heiße Luft ist, um die wahren Tests und Untersuchungen zu verheimlichen, die hinter verschlossenen Türen durchgeführt werden. Ich kenne unsere Regierung inzwischen so gut, um zu wissen, dass man ihr nicht trauen kann, wenn sie bekannt gibt, dass UFOs und Außerirdische nur irgendwelche Hirngespinste sein sollen. Nein, dafür habe ich schon zu viele Dinge gesehen, um zu wissen, dass das nicht wahr ist", beendete Mulder seinen Vortrag.

Hammond betrachtete ihn für einen Moment eingehender. Er trat vor und setzte sich in seinen Stuhl, ohne dabei den Blickkontakt mit Mulder zu brechen. Als er seine Hände über seinen Bauch faltete, nickte er schließlich. „Sie scheinen sehr viel über diese Art von Regierungsarbeiten zu wissen", bemerkte verwundert. Mulder konnte eine Spur von Bewunderung und zugleich Beunruhigung aus seiner Stimme heraushören. Sein Spürsinn sagte ihm, dass da noch mehr hinter stecken musste und all seine Sinne waren mit einem Male erwacht.

„Nun, das ist meine Arbeit", antwortete er gelassen, so dass man ihm seine innere Aufregung nicht anmerken konnte.

Hammond zog eine Augenbraue nach oben. Er kante diese Arbeit. Er hatte die Laufbahn seiner Tochter seit seinem 'Tod' weiterverfolgt. Und manchmal fragte er sich, was noch alles passieren musste, damit sie endlich ein ruhiges Leben führen konnte, aber das waren Fragen, die er nicht beantworten konnte. Er hatte seine Vergangenheit hinter sich gelassen und nur die jeweiligen Informationen öffneten diese Tür ein Stückchen, auch wenn er sich anfangs geschworen hatte, dass er nie wieder auch nur einen Schritt zurücksetzen würde. Doch dann hielt er es nicht mehr aus und er wusste, dass er nur dann seine Arbeit gut machen konnte, wenn er sich sicher war, dass es seiner Familie gut ging. Aber für ihn fing nach seinem 'Tod' ein neues Leben an und so skeptisch er diesem Projekt hier anfangs gegenüberstand, so fand er hier seine zweite Familie.

„Sie haben recht mit Ihrer Vermutung. Es verbirgt sich mehr dahinter, als die Öffentlichkeit weiß", begann Hammond vorsichtig zu erklären. Nach und nach erzählte er ihm die Geschichte vom Stargate, wie es gefunden wurde und welches Geheimnis diese Basis in ihrem tiefsten Inneren verbarg. Er erklärte ihm wer die Tok'ra und Goa'uld waren und versuchte ihm verständlich darzulegen, was passieren könnte, wenn sie in dieser Mission nicht erfolgreich sein würden.

„Es könnte die Apokalypse für die Erde bedeuten", endete er seine Erklärung über seine momentane Arbeit.

Mulder konnte nicht anders als ihn anzustarren. Wenn er jetzt ein paar Jahre jünger gewesen wäre, dann hätte er alles gierig verschlungen, was ihm gerade auf dem Silbertablett serviert wurde, aber sieben Jahre Arbeit an den X-Akten hatten ihn geprägt. Der Agent in ihm glaubte dem General und es war fast so, als hätte er gerade fast alle Antworten auf seine Fragen gehört, aber ein anderer Teil in ihm schrie nach Vorsicht. Woher sollte er wissen, dass dies auch wirklich die Wahrheit war? Man hatte ihm schon viel erzählt und für die Wahrheit ausgegeben, um ihn von seiner Suche abzuhalten, aber war es diesmal vielleicht doch wahr? „Die Apokalypse?“, fragte er deshalb mit einem leicht skeptischen Touch in seiner Stimme. Plötzlich erinnerte er sich an den Krebskandidaten, wie dieser ihm einmal das Ende der Welt gezeigt hatte. Der Himmel war am bluten und so weit das Auge reichte, konnte man nur Zerstörung und Feuer sehen. War das das Ende der Welt? Würden sie alle so zugrunde gehen?

Er schüttelte leicht mit seinem Kopf, als er seine Augen schloss. „Warum erzählen Sie mir das alles?“, fragte er schließlich.

„Sie wollten die Wahrheit wissen und das ist die Wahrheit", bekam er als Antwort. „Außerdem", sagte Hammond. „Möchte ich, dass Sie mich verstehen.“

Mulder sah Hammond jetzt zum ersten Mal, seit ihrer Auseinandersetzung im Besprechungszimmer, wieder direkt an. „Verstehen? Was verstehen?“

„Warum ich damals diese Entscheidung getroffen habe.“

Mulder holte tief Luft und fuhr sich mit seiner Zunge schnell über seine Lippen. Er antwortete ihm nicht, sonder nickte nur leicht mit seinem Kopf.

„Es war falsch zu sagen, dass ich mich entscheiden konnte. Nein, ich hatte keine Wahl. Man hatte mich beauftragt Projekt 'Blue Book' zu übernehmen. Damals wusste ich noch nicht, was sich wirklich dahinter verbarg. Ich hatte versucht mein Leben mit dem das meiner Familie zu verbinden, aber es klappte nicht...“

„Und da haben Sie sich mal eben so entschieden zu sterben", unterbrach Mulder ihn.

„Sie können sich nicht vorstellen, wie es ist zu wissen, dass man seine Familie verloren hat.“ Hammond sah wie Mulder schnaubte und mit seinem Kopf schüttelte. „Ich wusste von dem Moment an, an dem man mich verpflichtet hatte, dass nichts mehr so sein würde wie es einmal war, besonders dann nicht, als ich die Wahrheit hinter diesem Projekt erkannte.“

„Hören Sie, es gibt viele Menschen, die für die Regierung arbeiten und Geheimnisse für sich bewahren müssen und die bringen sich auch nicht gleich um. Maggie, ich meine Ms Scully, hat es doch immer verstanden.“

„Das war etwas anderes. Aber man hatte mir gedroht.“

„Gedroht?“, echote Mulder verwundert. Langsam bewegte er sich auf den Stuhl zu, da er bereits wusste, dass dieses Gespräch etwas länger dauern würde.

Hammond nickte. „Ja, man hat mir gedroht", bestätigte er seine Frage.

„Inwiefern?“, hakte Mulder jetzt nach.

„Nachdem man mich versetzt hatte, gab es einen Zwischenfall, den ich nie in meinem Leben vergessen werde. Mehrere Männer statteten mir einen Besuch ab. Sie haben mir nahe gelegt, dass wenn auch nur ein Sterbenswörtchen über diese Einrichtung an die Öffentlichkeit kommt, dann wüssten sie wo meine Familie wohnen würde. Ich habe sie ernst genommen.“

„Wie sahen diese Männer aus?“, fragte jetzt der Agent in ihm.

„Ich kannte sie nicht.“ Er fuhr sich mit einer Hand über sein Gesicht. „Nur einen von ihnen hatte ich des Öfteren gesehen. Er war bei der Besprechung, bei der es um meine Versetzung ging dabei, und auch bei verschieden anderen Treffen. Er sah aus wie ein ganz gewöhnlicher Mann in den mittleren Jahren. Was mich nur gestört hatte, waren diese vielen Zigaretten.“

Mulder versteifte sich augenblicklich. Seine Augen wurden zu kleinen Schlitzen, als er Hammond schließlich zu verstehen gab, dass er weitermachen würde. „Ich hatte diesen Weg als die letzte Möglichkeit angesehen, doch nachdem meine Frau mir erzählt hatte, dass Männer in unserem Haus waren und die sich nach Dana erkundigt hatten, wusste ich, dass ich bald Handeln musste. Dana hatte ihrer Mutter erzählt, dass sie schon seit geraumer Zeit von mehreren Männern beobachtet wurde, sie dachte, dass es etwas mit ihrer Arbeit zutun hatte, aber ich wusste, dass es die Männer waren, die mich gewarnt hatten. Ich hätte es mir nicht verzeihen können, wenn sie meiner Familie etwas angetan hätten.“ Er hielt für einen Moment inne, als er an die Zeit zurückdachte. „Sie wollten mir wohl damit zeigen, dass sie jederzeit ihre Drohung in die Tat umsetzen konnten. Ich sah keinen anderen Ausweg", flüsterte er.

Mulder hatte sich in der Zwischenzeit in dem Stuhl vor dem Schreibtisch gesetzt. Er schluckte einmal, sagte aber nichts. Als Hammond von seinen Händen aufsah, blickte er in ein für ihn vollkommen ausdrucksloses Gesicht. Er hatte das Gefühl, dass er mit der Wand reden würde, doch auch das konnte die Seele befreien. Und Hammond wusste, dass Mulder ihm zuhörte.

„Ich hatte gedacht, dass wenn ich ganz aus ihrem Leben verschwinden würde, sie nicht mehr in Gefahr wären. Der Rest ging so schnell. Man hatte als Todesursache Herzinfarkt festgestellt und, um den Abschied perfekt zu machen, gab es eine Seebestattung. Meine Personalien wurden geändert. Ich habe Karriere bei der Air Force gemacht und um es noch authentischer zu gestalten, sollte ich kurz vor meinem Dienstantritt eigentlich in Pension gehen. Das, Agent Mulder, ist mein zweites Leben.“

Mulder schloss seine Augen. Er dachte an den Zeitpunkt zurück, an dem er erfahren hatte, dass Scullys Vater gestorben war. Es war schrecklich. Scully konnte diesen Verlust bis heute nur schwer verarbeiten. Er hatte gesehen, wie sie gelitten hatten und konnte nichts dagegen tun. Sie hatte ihm sogar anvertraut, dass sie noch, bevor sie von seinem 'Tod' erfahren hatte, ihn auf ihrer Couch sitzen sah. War dies dann nur Einbildung gewesen? Es war das erste Mal, dass sie sich dem Übernatürlichen geöffnet hatte, auch wenn sie am Ende versuchte, diese Erscheinungen mit einer rationalen Erklärung abzulegen, so wusste er dennoch, dass es für sie ein wichtiger Schritt gewesen war. Einerseits zu erkennen, dass es da mehr zwischen Himmel und Erde gab, als man mit dem bloßen Auge sehen konnte, und zum anderen, war es für sie eine Möglichkeit mit dem Verlust umzugehen. Er wusste, dass sie viele bittere Tränen vergossen hatte, auch wenn sie es ihm nie sagen würde.

Schließlich öffnete Mulder seine Augen wieder und sah zu Hammond. „Haben Sie eigentlich eine Ahnung, was Sie da Ihrer Familie angetan haben?“, fragte er leise mit verbitterter Stimme.

„Ja, das weiß ich. Weil es mir nicht anders ging.“

„Den Teufel wissen Sie!“, zischte Mulder. „Sie haben sie nicht gesehen. Sie habe nicht mitbekommen, wie sehr sie gelitten haben.“

„Nein, aber glauben Sie, dass ich glücklich war mit dieser Entscheidung?“

„Nein, das glaube ich nicht. Aber was Sie getan haben war Verrat.“

„Ich habe meine Familie nicht verraten, ich wollte sie beschützen!“, verteidigte er sich.

„Indem Sie vorgeben tot zu sein?“, stieß Mulder fassungslos hervor. „Selbst dann konnten Sie Ihre Familie nicht schützen. Diese Männer werden immer einen Weg finden, wenn sie es wollen! Sie haben Ihnen höchstens einen Gefallen getan.“

„Agent Mulder, Sie wissen gar nichts!“, entgegnete Hammond entrüstet.

„Ich weiß genug, um zu wissen, dass Ihre Familie und Dana - besonders Dana - Sie in den letzten Jahren gebraucht hätten. Es ist so viel passiert, wo sie sich gewünscht hatten, dass Sie jetzt bei ihnen wären! Mrs. Scully liebt Sie noch immer. Jedes Mal wenn ich mit ihr gesprochen habe, sagte sie, wenn doch jetzt nur Danas Vater hier wäre. Haben Sie überhaupt eine Ahnung, was Sie da gemacht haben?“

„Die Sicherheit meiner Familie war mir am wichtigsten.“

Mulder lachte plötzlich auf. „Nachdem was ich hier alles so gehört habe, müssten Sie doch wissen wie skrupellos die sein können! Wie können Sie da denken, das wenn Sie tot wären, Ihre Familie kein Sicherheitsrisiko mehr darstellen würde?“

„Ich muss mich nicht vor Ihnen rechtfertigen. Ich habe Ihnen das alles erzählt, weil ich sehe, dass Ihnen sehr viel an Dana liegt und Sie wohl möglich Ihr Leben für sie lassen würden. Ich habe es Ihnen erzählt, weil ich dachte, dass gerade Sie mich verstehen würden. Ich kenne Sie. Ich weiß alles über Sie und Ihre Arbeit an den so genannten X-Akten! Und ich weiß, was Dana und Ihnen alles zugestoßen ist! Ich hätte liebend gerne alles stehen und liegen gelassen, als ich davon erfahren habe, dass meine Dana an Krebs erkrankt war und ihre Chancen gleich Null standen. Aber ich konnte es nicht! Es gibt nur eine Person, die von alledem hier weiß und die hat mir geschworen es niemanden zu sagen.“

„Und darauf verlassen Sie sich?“

„Ja, weil es mein Sohn ist.“ Jetzt war es Mulder, dem es die Sprache verschlagen hatte. Er starrte ihn mit großen Augen an und bevor er nach dem 'Wer' fragen konnte, beantwortete Hammond die Frage. „Charles.“

„Charles?“ Mulder war fassungslos. Scullys jüngerer Bruder wusste davon, dass ihr Vater noch lebte? Er atmete tief ein, um diese Neuigkeit zu verarbeiten. Er hatte ihn nie persönlich getroffen, aber laut dem, was Scully über ihn erzählt hatte, standen die beiden sich wohl immer sehr nahe. Scully hatte zu ihm eine ganz andere Beziehung, als zu ihrem älteren Bruder Bill. Sie war viel vertrauter und nicht so distanziert. Im Grunde konnte Mulder Bill keine Vorwürfe für sein Verhalten machen, auch wenn er es war, der ihn als einen elenden Schweinehund betitelt hatte, da er der angebliche Grund für alle Krisen innerhalb der Scully Familie war und er hatte es als seine Pflicht angesehen, die Rolle des Oberhauptes in der Familie einzunehmen. Aber Charles? Er konnte es nicht glauben. So wie Scully immer über ihn geredet hatte. Er wusste jetzt schon, dass sie diesen Vertrauensbruch nicht so einfach verkraften würde. Ganz zu schweigen, von der Lüge ihres Vaters.

„Es ist aber so. Seine Frau weiß noch davon. Aber sonst niemand. Seine beiden Kinder, Kayla und Tessa sehen in mir nichts weiter als einen Bekannten. Wir sehen uns nur selten, aber das hat mir die Chance gegeben, wenigstens einen Teil meiner Familie zu sehen. Leider ist er seit meiner Entscheidung nicht mehr sehr gut auf mich zu sprechen, aber wenn ich ihn sehe, dann erzählt er mir alles.“

„Dann sind Sie ja bestens informiert", murmelte Mulder sarkastisch.

„Nun, Charles kennt Sie nicht persönlich. Eine der wichtigsten Regeln, die ich meinen Kindern beigebracht hatte war, dass sie keine Vorurteile haben sollten und an diese Regel halte auch ich mich. Charles erzählt mir nur das, was ihm sein großer Bruder erzählt und ich kenne Charles. Er hat sich bisher noch keine eigene Meinung über Sie gebildet und was Bill angeht... Bill neigt gerne dazu zu übertreiben. Ich weiß nicht, was wahr ist und was nicht, aber ich kenne Sie noch nicht sehr gut, Agent Mulder, und Ihr Ruf eilt Ihnen voraus, doch das heißt nicht, dass ich auch gleich die Meinung meines ältesten Sohnes teile.“

„Ist das jetzt gut?“

„Zumindest sind Sie mir sympathisch, auch, wenn Sie in letzter Zeit mehr meine Nerven strapaziert haben, als alles andere.“

„Hören Sie, ich will mich hier gar nicht mit Ihnen streiten. Ich habe lediglich versucht Ihnen zu verdeutlichen, was es heißen würde, wenn Sie Dana jetzt wieder gegenübertreten, welche Konsequenzen das haben könnte.“

„Aber…", begann Hammond.

„Sie hat Ihren Tod noch immer nicht ganz verarbeitet und ich weiß auch nicht, ob dies je der Fall sein wird", unterbrach Mulder ihn. „Wenn Sie ihr jetzt gegenübertreten, dann kann ich Ihnen für nichts mehr garantieren. Glauben Sie mir, dann zerstören Sie ihr Bild von Ihnen. Sie sind für Dana etwas ganz besonderes. Sie sind ihr Held. Wollen Sie das wirklich zerstören? Wollen Sie alte Wunden wieder aufreißen?“

Hammond dachte einen Moment darüber nach. Wie gerne hätte er seine Tochter in seine Arme geschlossen? Das Verlangen danach überwältigte ihn fast, aber Mulder hatte recht. Was würde er mit seinem Auftauchen alles anrichten? Wollte er wirklich noch Salz in die Wunden reiben? Nein, da war er sich sicher, das wollte er nicht. Er wollte, dass es ihnen gut ging und sie glücklich waren. Er wollte das für seine Familie, was sich jeder Vater wünschte.

Schließlich nickte er mit seinem Kopf. „Sie haben wohl Recht", murmelte er. „Werden Sie es für sich behalten?“, fragte er nach einem Moment des Schweigens.

Mulder schluckte schwer. Wenn er zustimmen würde, würde das heißen, dass er Scully anlügen müsste und noch schlimmer, gegebenenfalls ihre Mutter. Er hasste es zu lügen, besonders wenn es Scully war. Er würde am liebsten im Boden versinken bei den Gedanken daran, sie anzulügen. Sie hatten sich geschworen immer ehrlich zueinander zu sein und jetzt sollte er sie bewusst anlügen? Entweder würde er ihr antun, von dem er gerade dem General abgeraten hatte, oder aber er musste mit seinem schlechten Gewissen leben. Für ihn stand gleich fest, dass er lieber mit einem schlechten Gewissen leben würde, auch wenn Scully es irgendwann herausfinden würde, anstatt ihr das anzutun.

„Ja. Ich werde ihr nichts sagen", antwortete Mulder mit einem lauten Seufzen.

„Danke.“

Und ein weiteres Geheimnis würde dieses Büro nie verlassen. Niemand würde je erfahren, was hier drin besprochen wurde und somit beteiligte sich Mulder an einer Lüge, deren Wahrheit wohl schmerzhafter als Verrat sein würde.


Maats Raumschiff

Unsanft wurde Scully festgeschnallt. Sie stand mitten in einem Raum, der sich nicht großartig von ihrer Zelle unterschied, außer, dass er größer war. Ihre Hände wurden an zwei Schnallen befestigt und aus dem Boden kamen plötzlich Objekte, die sich um Scullys Fußgelenke legten. Es fühlte sich an wie kaltes Metall. Sie stand ihnen mit gehobenen Armen und leicht gespreizten Beinen schutzlos ausgeliefert gegenüber.

Sie versuchte sich noch mit allen Mitteln und Wegen dagegen zu wehren, aber es war nutzlos. Irgendwann verstummten auch ihre Schreie, weil ihr niemand helfen würde und die Wachen von ihrem Geschrei vollkommen unbekümmert blieben. Als sie ihren Blick Richtung Decke warf, sah sie wie sich dort etwas öffnete und ein merkwürdiges Objekt zum Vorschein kam. Es fuhr langsam herunter und stoppte erst, als es auf Kopfhöhe mit ihr war. Scully erkannte, dass es aussah wie eine Kugel. Doch in dem nächsten Moment schossen an den Seiten jeweils zwei 'Arme' heraus. Das Objekt fuhr weiter auf Scullys Kopf zu, bis es nur noch wenige Zentimeter davon entfernt war. Sie wagte nicht zu atmen. Ihr Körper begann zu zittern, als sie mit weitaufgerissenen Augen sah, wie sich dieses Ding immer weiter auf ihren Kopf zu bewegte und schließlich genau vor ihrer Stirn stoppte. Bilder aus längst vergessener Zeit tauchten wieder vor ihren Augen auf. Fetzen von Erinnerungen wie sie gefesselt auf einem Tisch lag und irgendwelchen Männern schutzlos ausgeliefert war. Sie sah und spürte wie Bohrer und andere Geräte in ihren Körper eindrangen und als sie ihre Augen wieder öffnete, musste sie mit Entsetzen feststellen, dass es nicht nur Einbildung war. Sie konnte das kalte Metall des Objektes spüren. Und dann erklang erneut dieses Summen und die 'Arme' des Objektes wanderten weiter auf ihre Schläfen zu.

„AAAAAAAAHHHHHHHHHHH!!!“, schrie sie unter Schmerzen auf, als sie sich langsam und qualvoll in ihre Schläfen bohrten. Sie presste ihre Augenlider aufeinander, als der Schmerz einfach nicht aufhören wollte. Sie hatte das Gefühl, als würde sich dieses Teil bis in ihren Schädel bohren. Nur ganz langsam ließ der Schmerz etwas nach und dann passierte etwas, dass Panik in ihr aufsteigen ließ. Sie konnte ihren Körper nicht mehr bewegen. Verzweifelt versuchte sie ihre Hände zu bewegen, aber es ging nicht. So musste es sich also anfühlen, wenn man gelähmt war, schoss es ihr durch den Kopf.

Erschrocken darüber öffnete sie ruckartig ihre Augen. Vor ihr stand Maat, sie sie anlächelte. „Was hast du mit mir gemacht?!“, presste Scully hervor.

„Wir habe dich kampfunfähig gemacht, damit wir endlich von dir erfahre, was du bist!“, antwortete ihr Maat, die vor ihr stand.

„Ich weiß nicht was du von mir willst!“

„Du warst stark genug, um uns zu blocken! Niemand ist so stark, außer ein Gott und du bist kein Gott!“ Ihre Augen begannen wieder zu Glühen. Scully konnte die Ungeduld aus ihrer Stimme hören.

„Nein, ich bin kein Gott!“, stimmte ihr Scully und erhoffte so etwas Zeit zu schinden.

„Wir werde es schon noch herausfinden und dann werde wir unbesiegbar sein!“

Sie wandte sich von Scully ab und als sie den Raum verließ befahl sie ihren Wachen dafür zu sorgen, dass das Geheimnis nicht mehr lange ein Geheimnis blieb.


Cheyenne Mountain
Krankenstation

„Es sieht nicht gut aus", sagte Janet zu Daniel, der neben ihr am Bett von O'Neill stand. „Ich weiß nicht mehr was ich machen soll", ergänzte sie leicht hilflos nach einem längeren Schweigen.

Daniel nickte ihr betrübt zu. Es war kein gutes Zeichen, wenn sie so etwas sagte. „Ich, uhm, ich werde noch etwas bei ihm bleiben.“

Janet nickte ihm knapp zu. „Okay, machen Sie das. Ich muss mich hier noch um andere Patienten kümmern. Zwei Mitglieder von SG-8 wurden auf ihrer letzten Mission leicht verletzt.“ Damit verabschiedete sie sich von Daniel, so dass dieser jetzt mit ihm alleine war.

„Hey, Jack", sagte er leise. „Ich hoffe, Sie haben vor auch wieder zu uns zurückzukommen. Ich weiß, dass ich nur der nervende Wissenschaftler bin und Sie wahrscheinlich gerade ihre Augen verdrehen, aber ich kann Ihnen nur sagen, dass Sie gerade wirklich etwas verpasst haben", erzählte Daniel O'Neill, der bewegungslos in seinem Bett lag. „Agent Mulder hat sich mit unserem General angelegt und ich will gar nicht wissen, wie dieses Gespräch noch ausgegangen ist.“ Er machte eine kurze Pause. „Wir haben hier ganz schöne Probleme. Die Mission ist schiefgelaufen und nun hat Maat Agent Scully. Wir versuchen jetzt sie ausfindig zu machen, aber im Moment sieht es wirklich schlecht aus. Wir hatten eigentlich gehofft, dass Sie uns weiterhelfen würden.“ Daniel seufzte.

„Hey, Daniel", ertönte plötzlich eine Stimme hinter ihm. Er drehte sich um und sah Carter in der Tür stehen.

„Hey, Sam", begrüßte er sie.

„Immer noch nichts?“, fragte sie.

Daniel schüttelte mit seinem Kopf. „Nein, langsam gehen Dr. Fraiser die Ideen aus.“

„Ich bin mir sicher, dass wir was finden werden", sagte Carter zuversichtlich, wen genau sie damit beruhigen wollte wusste sie nicht, aber an irgendwas mussten sie sich doch klammern und wenn es nur ein winziger Hoffnungsschimmer war.

„Haben Sie schon was von Agent Mulder und General Hammond gehört?“, fragte Daniel plötzlich, das Thema wechselnd.

„Nein, ich habe die beiden nicht mehr gesehen.“

„Mich würde es interessieren, was die beiden so dringendes zu besprechen hatten. Ob er wohl etwas weiß?“

Carter schüttelte langsam ihren Kopf. „Nein, das glaube ich nicht. Sonst hätte er es uns gesagt. Ich glaube, es ist etwas anderes.“

„Hm, wir werden es vielleicht nie erfahren", kommentierte Daniel nachdenklich.

Beide sahen auf O'Neill hinunter, jeder in seinen Gedanken vertieft. „Ich frage mich,“, begann Carter nach längerem Schweigen. „was gerade in seinem Kopf vorgeht. Ob er hören kann, was wir zu ihm sagen?“

Daniel sah sie von der Seite an. „Also, das ist nicht mein Fachgebiet, aber ich habe schon des öfteren gehört, dass Menschen, die im Koma liegen, die Stimmen von außenstehenden Personen hören können. Warum sollte es bei Jack anders sein? Und ich hoffe inständig, dass er uns hören kann, weil ich mir dann vorhin ganz umsonst meinen Mund fusselig geredet hätte", versuchte Daniel die makabere Situation etwas aufzuhellen.

Carter lächelte ihn schief an. „Ich hoffe wirklich, dass Dad eine Möglichkeit finden wird.“ Das Lächeln verschwand von ihren Lippen und Sorge zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab, als die Monitore plötzlich unkontrolliert anfingen zu piepsen. Die Linien waren über den gesamten Bildschirm verteilt. Der Körper des Colonels fing leicht an zu zucken. Es hatte den Anschein, als ob er schlecht träumen würde. Gerade in dem Moment, in dem der Alarm losging, beugte sich Carter zu O'Neill hinunter und versuchte ihn festzuhalten, aber er war zu stark für sie. „Daniel! Helfen Sie mir! Los, schnell!“

Daniel erholte sich von seinem anfänglichen Schock und half Carter O'Neill ruhig zu halten. „Verdammt! Was ist los mit ihm?“, fragte er in den Raum hinein. Als er einen Blick über seine Schulter warf, sah er aus seinem Augenwinkel heraus, wie Dr. Fraiser auf sie zugerannt kam.

„Was ist passiert?“, fragte sie.

„Die Monitore spielten plötzlich verrückt und dann fing er an wild zu zucken", erklärte Carter, die immer noch versuchte O'Neill ruhig zu halten.

Janet nickte kurz. „Okay. Versuchen Sie ihn ruhig zu halten.“

Schnell griff sie nach einem Tablett und schnappte nach einer Spritze. „Was stimmt nicht mit ihm?“, fragte Daniel, als er alles beobachtete.

„Sein Gehirn arbeitet wieder auf Hochtouren. Es scheint diesmal länger als sonst zu dauern.“ Sie zog die Spritze auf und klopfte gegen das Gehäuse, damit sich keine Blasen bildeten. „Ich werde ihm jetzt etwas zur Beruhigung geben.“ Sie stach die Nadel in eine Kanüle an dem Tropf.

„Was ist hier los?“, ertönte Hammonds besorgte Frage. Er blickte auf das Bett, wo O'Neill noch immer von Carter und Daniel festgehalten wird. Nur langsam hörte er auf zu zucken und seine Gehirnströme hörten auf auszuschlagen.

„Er hatte einen weiteren Anfall", erläuterte Janet. „Sir, ich kann ihn nicht mehr lange auf diesem Niveau halten. Die Dosis ist schon viel zu überhöht. Ich kann nicht noch höher gehen.“

„Verstehe, wie lange wird er es in diesem Zustand aushalten?“, erkundigte sich Hammond.

„Nicht mehr lange, Sir", antwortete Janet.

Mulder blickte auf den Monitor. Verzweifelt versuchte er einen Zusammenhang zwischen alle dem herzustellen. Er hatte noch immer keine Antwort auf die Frage, warum Scully? Warum hatte diese Frau Scully entführt? Welches Interesse verfolgte sie damit?

Die Gehirnströme wirkten schon fast hypnotisch auf Mulder. Sie hatte etwas mit O'Neill angestellt und nur dieser konnte ihnen sagen, was es war. Wo war da also der Zusammenhang?

Mulder wurde von erneutem Alarm aus seinen Gedanken gerissen. Erschrocken wirbelte er herum. Was war jetzt schon wieder los?

Carter, Daniel, Janet und Hammond sahen sich an. „Das Stargate", kam es wie aus einem Munde. Mulder zog etwas überrascht seine Augenbrauen hoch. Würde er das große Geheimnis endlich mit eigenen Augen zusehen bekommen?

Alle bis auf Janet und Mulder machten sich auf den Weg, um in die Zentrale zu gehen. Hammond drehte sich zu Mulder um. „Wollen Sie nicht mitkommen?“, fragte er.

„Ich?“ Hammond nickte. „Ähm, ja, ja natürlich", antwortete er zögernd. Zusammen mit den anderen ging er schließlich den langen Flur entlang bis er in der Zentrale stand und durch das dicke Panzerglas auf das Stargate blickte. Fasziniert starrte er auf das Tor. Es sah genauso aus, wie David Ashby es in seinem Bericht beschrieben hatte. Ein Tor mit verschiedenen Zeichen drauf, das sich drehte. Und alle hatten ihn für verrückt erklärt, und er wurde aufgrund seiner Aussagen in eine psychiatrische Klinik eingewiesen. Niemand würde je erfahren, dass er Recht hatte.

„Sir, wir haben ein Signal von den Tok'ra erhalten", sagte Davis, nachdem das Signal entschlüsselt werden konnte.

„Öffnen Sie die Iris.“

„Jawohl, Sir.“

Erleichtert über diese Auskunft, wagte es Hammond zum ersten Mal seit Stunden wieder richtig durchzuatmen. Er hoffte, dass die Tok'ra Informationen hatten, die ihnen weiterhelfen konnten.


****


Ohne große Umwege, machten sich die restlichen Mitglieder von SG-1, Hammond Mulder und Jacob auf den Weg zurück zur Krankenstation. Mulder hatte noch immer Schwierigkeiten die ganzen neuen Eindrücke zu verarbeiten. Also war Jacob, der Vater von Major Carter, ein Mitglied der Tok'ra und er trug auch so einen Symbionten in sich, aber im Gegensatz zu den anderen, war er gut. Hatte er das jetzt alles richtig verstanden? Leicht verwirrt schüttelte e seinen Kopf, da im Moment andere Dinge seine volle Aufmerksamkeit brauchten.

„Jacob, kann die Tok'ra uns helfen?“, fragte Hammond, der neben ihm herging.

„Ich hoffe es.“ Sie bogen um die Ecke und betraten die Station. Sie verlangsamten erst ihren Schritt, als sie nur noch wenige Meter von O'Neills Bett entfernt waren. Jacob holte ein Objekt heraus, dass einen großen runden Stein in seiner Mitte hatte. „Wir benutzen dies normalerweise für Infektionen. Da es bisher noch niemanden gelungen ist, ein 'Gegenmittel' gegenüber Maat zu entwickeln, müssen wir es hier mit versuchen.“ Er stülpte es sich über seine rechte Hand und legte seine linke Hand über seinen anderen Handrücken. Er streckte seine Hand aus und Mulder hatte auf einmal das Bild von Melissa, Scullys verstorbene Schwester, wie sie über Scullys Bett stand, als diese nach ihrer Entführung im Koma lag, vor seinem inneren Auge. Sie meinte, sie könnte so Danas Schwingungen spüren.

„Es erfüllt fast dieselbe Funktion wie ein Sarkophag", erklärte Jacob. „Tretet jetzt bitte zurück", sagte jetzt Selmak, anstatt Jacob.

Alle taten wie ihnen gesagt wurde und gingen einen großen Schritt zurück. Dr. Fraiser beobachtete diese Prozedur mit Sorge. Ihre Mittel hatten versagt und sie wusste, dass die Möglichkeiten der Tok'ra O'Neills einzige Chance sein konnte, aber wohl fühlte sie sich nicht dabei.

Selmak fuhr mit dem Objekt über O'Neills Körper. Seine Augen waren geschlossen und das Objekt unter seinen Händen fing an zu glühen. Er stand mindestens eine halbe Stunde vor dem Bett und wiederholte diese Prozedur immer und immer wieder. Schließlich öffnete er leicht außer Atem seine Augen.

„Das ist alles was ich für ihn tun kann", antwortete er schließlich, als er die erwartungsvollen Gesichter sah. „Jetzt können wir nur noch warten. Es ist von nun an Colonels O'Neills Entscheidung zurückzukommen oder nicht.“ Damit ließ er seine Hand sinken und steckte das Objekt wieder weg.

„Was meinst du damit, es ist seine Entscheidung?“, fragte Carter ihren Vater.

„Wenn man dem glaubt, was man von Maat gehört hat, dann befindet sich eine Person, die von ihr 'angegriffen' wurde in einer Ebene des höheren Bewusstseins. Maat war nicht ganz erfolgreich bei ihm, weil sie gestört wurde und so befindet er sich jetzt an einem Ort, wo er von ihr gefangen gehalten wird. Laut den ganzen Überlieferungen werden die betroffenen Personen furchtbaren Visionen ausgesetzt Da kann ich nichts beeinflussen. Es liegt nun an O'Neill.“ Er legte sanft eine Hand auf ihre Schulter. „Es tut mir so leid, Sam.“

Sie schüttelte leicht ihren Kopf und versuchte den Klos in ihren Hals hinunterzuschlucken. Sie wollte nicht, dass die anderen sie so sahen. „Nein", hauchte sie. „Das kann ich nicht glauben. Wir müssen doch etwas unternehmen können.“ Jacob konnte den flehenden Ausdruck in ihren Augen sehen und er wünschte wirklich, er könnte ihr sagen, ja, es gibt da noch eine Möglichkeit und die wird ihn mit absoluter Sicherheit wieder gesund zurückbringen, aber das konnte er nicht. Weil er keine Möglichkeit wusste.

„Sam, ich wünschte..", begann er, aber sie biss sich auf ihre Unterlippe und wehrte seine Berührung ab. Sie schlug seine Hand zurück und taumelte ein paar Schritte zurück.

„Nein! Fass mich nicht an", rief sie. Abwehrend hob sie ihre Hände hoch. Jacob sah sie mit einem beängstigten Blick an. So hatte er seine Tochter noch nie erlebt. Sie war immer die Starke, die, die auf alles eine Antwort hatte, die niemals aufgab, wie aussichtslos auch noch die Situation sein mochte.

„Sam, bitte...", bat Jacob sie und streckte seine Hand nach ihr aus. „Bitte beruhige dich, wir tun alles was wir können.“

„Das ist aber nicht genug. Er hätte nicht so einfach aufgegeben!“ Jacob konnte den Bruch in ihrer Stimme deutlich heraushören. Und auch die anderen wagte es nicht, etwas zu sagen.

„Wir haben nicht aufgegeben", widersprach er ihr.

„Doch!“, schrie sie. „Das habt ihr!“ Mit jedem Wort war sie einen Schritt weiter zurückgegangen, bis sie schließlich an der Tür stand. Sie atmete noch einmal tief ein, bevor sie sich umdrehte und davonlief.

Jacob wollte ihr nach laufen, aber Mulder legte ihm eine Hand auf seine Schulter, um ihn aufzuhalten. „Nicht", sagte er mit einem Kopfschütteln. „Lassen Sie sie. Sie braucht jetzt etwas Zeit für sich.“

„Aber sie...", setzte Jacob an.

„Sie würden jetzt nichts bei ihr erreichen, eher noch das Gegenteil. Sie muss sich erst einmal beruhigen und da können wir ihr nicht bei helfen.“

„Ich muss doch...“

„Nein, vertrauen Sie mir.“ Er blickte Jacob direkt in die Augen, während er mit einer leisen, sanfte und tiefen Stimme auf ihn einsprach. Er wusste welche Auswirkungen sie auf Menschen hatte und sie verfiel auch jetzt nicht ihre Wirkung. „Wenn Sie wollen, kann ich gleich einmal mit ihr reden. Vielleicht hört sie mir eher zu, weil ich fremd für sie bin", schlug Mulder ihm vor.

Er konnte den inneren Kampf, der in ihm tobte, in Jacobs Augen sehen, bis er schließlich kaum merklich mit seinem Kopf nickte. „Okay. Sie haben wahrscheinlich recht.“

„Okay.“

Es herrschte ein unangenehmes Schweigen zwischen allen Anwesenden. Hammond war der erste, der sich wieder regte. Laut genug, um verständlich zu machen, dass er all ihre Aufmerksamkeit wollte, räusperte er sich. „Wir können, wie es aussieht, im Moment wirklich nichts mehr für Colonel O'Neill tun und deshalb sollten wir uns jetzt dem anderen Teil Jacobs Besuch widmen. In fünfzehn Minuten im Besprechungszimmer.“ Er drehte sich um und verließ die Krankenstation.

Die anderen wollten ihnen folgen, aber Mulder wurde noch von Dr. Fraiser aufgehalten. „Agent Mulder?“, sagte sie hinter ihm.

Er drehte sich leicht überrascht zu ihr um. „Ja?“

„Kann ich Sie noch einmal sprechen?“, fragte sie und selbst Mulder, der sie nicht kannte, konnte aus ihrer Stimme heraushören, dass es wichtig sein musste.

„Sicher", nickte er mit seinem Kopf und ging zu ihr. „Was gibt es denn?“

„Ich habe bei Ihrer Blutuntersuchung noch etwas gefunden", begann sie ihm zu erklären.

„Ja, und?“

„Ich habe da etwas entdeckt, was mir Sorgen bereitet.“

Mulder zog überrascht seine Augenbrauen hoch. „Was haben Sie entdeckt?“ Sie übergab ihm ein Blatt, wo verschiedene Daten aufgelistet waren. Er schüttelte leicht mit seinem Kopf. „Tut mir leid, aber hiermit kann ich leider nichts anfangen. Was genau sehe ich mir hier an?“

„Das sind Ihre Blutwerte", erläuterte sie. „Ihre Anzahl von roten und weißen Blutkörperchen ist normal, aber ich habe noch einen Fremdorganismus gefunden.“ Mulder nickte langsam, als er verstand worauf sie hinauswollte. Sie führte ihn hinüber zu einem Mikroskop und gab ihm mit einer Handbewegung zu verstehen, dass er durchsehen sollte. Er machte, was sie von ihm verlangte und wie schon so oft, war es für ihn ein heilloses Durcheinander von irgendwelchen Punkten. „Neben den Blutkörperchen sehen Sie vielleicht noch eine weiteren Organismus. Genau hier, die so wie kleine schwarze Würmer aussehen.“ Mulder nickte leicht und stellte sich wieder aufrecht hin. „Er scheint nicht aktiv sein und somit wohl ungefährlich, aber ich konnte noch nicht herausfinden, was es ist oder ob er wohl möglich eine Bedrohung für unseres Basis darstellt.“

Mulder biss sich auf seine Unterlippe. „Es ist keine Bedrohung, glauben Sie mir.“

„Woher wollen Sie das wissen?“

„Weil es nicht mehr lebt. Es ist tot.“

„Wissen Sie was es ist?“

Er nickte leicht mit seinem Kopf. „Wir bezeichnen es als schwarzes Öl. Es ist eigentlich das Blut von Außerirdischen. Es gelangt durch alle Körperöffnungen in den Körper und infiziert einem innerhalb von nur wenigen Sekunden. Ist man einmal damit infiziert, ist man nicht mehr sich selbst. Man kann es sogar auf gewisse Art und Weise mit diesen Goa'uld Larven vergleichen. Sie benutzen einen als Wirte. Nur ein schwarzer Schleier in den Augen verrät sie.“

„Und woher stammt es? Gibt es schon ein Gegenmittel?“, fragte Dr. Fraiser fasziniert. Davon hatte sie noch nie gehört und sie war sich sicher, dass es den General ebenfalls interessieren würde.

„Das ist eine lange Geschichte. Es reicht zurück bis in die fünfziger Jahre. Die Kurzfassung davon lautet, dass unsere Regierung im Besitz von einem außerirdischen Fötus ist, um eine bevorstehende Kolonisation zu verhindern. Sie versuchen Zeit zu schinden, indem sie mit den Außerirdischen zusammenarbeiten, doch hinter versteckter Hand versuchen ein Gegenmittel zu finden, was die Menschen immun gegen das Virus macht. Ich wurde infiziert, weil ich leider am falschen Ort zur falschen Zeit war. Man hatte ein Gegenmittel entwickelt und es musste getestet werden. Ich habe es mir vorher gespritzt als man mich dann dem Virus ausgesetzt hatte. Ich denke mal, dass mich das Gegenmittel gerettet hat", erklärte er ihr knapp angebunden. „Ich erzähle Ihnen das bloß, weil ich denke, dass es nur fair ist. General Hammond hat mich über dieses Projekt aufgeklärt und ich weiß noch nicht, ob es einen Zusammenhang gibt zwischen meiner Arbeit und diesem Stützpunkt hier, aber falls es einen gibt dann habe ich alle Antworten, die ich brauche. Und ich versuche Ihnen zu helfen, damit ich Scully wieder finden kann.“

Dr. Fraise hatte ihm aufmerksam zugehört und nickte schließlich mit ihrem Kopf. Sie zog aus ihren Unterlagen eine Akte hervor. „Da gibt es noch etwas, über das ich gerne mit Ihnen sprechen würde.“ Mulder erkannte, dass es sich um seine Akte handelte.

„Woher haben Sie die?“ Sie lächelte ihn kurz an und er wusste wie blöd diese Frage war. Sie arbeitete für die Regierung und war hinzu noch Ärztin, also war es für sie eine Leichtigkeit an irgendwelche Krankenakten zukommen. „Okay, das war eine blöde Frage.“

Sie gab ihn darauf keine Antwort. „Ich konnte aus Ihrer Akte entnehmen, dass Sie vor ungefähr einem Jahr im Krankenhaus lagen, weil sie anormale Gehirnaktivitäten aufwiesen.“

„Ja, das ist richtig", stimmte ihr Mulder zu.

„Weiter steht hier, dass ein Artefakt die Ursache war?“ Sie sah fragend zu ihm auf.

Mulder nickte leicht mit seinem Kopf. „Scully und ich hatten den Auftrag bekommen den Mord eines bekannten Wissenschaftlers zu untersuchen, der eine Schablone von einem Raumschiff dabei hatte. Obwohl es angeblich nur eine Fälschung war, hatte dies mit ziemlich großer Sicherheit etwas in mir ausgelöst. Ich konnte auf einmal Stimmen hören, bis diese unerträglich wurden. Scully hat das Raumschiff an der Küste von Afrika gefunden und hat die Schriftzeichen zum größten Teil entschlüsselt.“ Dr. Fraiser sah ihn erstaunt an. Sie kannte nur eine Person, die zu so etwas im Stande war und das war Daniel Jackson. „Es soll die Geschichte der Menschheit enthalten. Genesis, das erste Buch Moses, Teile aus dem Koran und anderen Weltreligionen, so wie den Bauplan des Menschen, all das, was die gesamte Wissenschaft auf den Kopf stellen würde.“

„Das ist... wow! Gibt es noch Abdrücke?“

Mulder atmete einmal tief ein. „Hören Sie, damit ist nicht zu spaßen. Wenn diese Dinger in die falschen Hände geraten, dann kann dies verheerende Folgen haben.“

Sie nickte mit ihrem Kopf. „Das ist mir schon klar, aber wenn man es weiter untersuchen könnte, dann...“

„Ich weiß worauf Sie hinauswollen", unterbrach Mulder sie. „Sie denken, dass es zwischen mir und Colonel O'Neill eine Verbindung gibt, aufgrund der erhöhten Gehirnaktivitäten, aber ich kann Ihnen versichern, dass dies nicht der Fall ist.“

„Wie können Sie sich da so sicher sein?“

„Es ist nun einmal so. Ich kann Ihnen nicht sagen, wie Sie ihm helfen können, weil mich kein Medikament gerettet hatte.“

„Sondern?“

Er schluckte schwer und schaute hinunter auf seine Hände. Dr. Fraiser spürte, dass er nicht darüber reden wollte, aber sie musste es wissen. Mit einem traurigen Blick schaute er zu ihr auf und Janet bereute augenblicklich, dass sie ihn so gedrängt hatte.

„Agent Mulder?“, fragte sie vorsichtig. „Ist alles in Ordnung?“

Mulder nickte. „Ja, ja, mir geht es gut.“ Bei diesem Satz musste er innerlich auflachen. Das war ihr Satz. Sie hatte ihm immer gesagt, auch wenn sie gelogen hatte. Jedes Mal wenn sie ihn ausgesprochen hatte, hätte er sie am liebsten angeschrieen, dass sie ihm gegenüber doch endlich mal ehrlich sein sollte. Er wusste, dass es ihr nicht gut ging, dass sie unter der Krebserkrankung sehr zu leiden hatte. Und nun benutze er ihn selbst. Langsam verstand er, warum sie es immer getan hatte. Sie wollte sich lediglich schützen. Aber vor was? Vor ihm? Davor, dass er erkannte, wie sehr sie litt? Gott, Scully, wo bist du nur?, dachte er. Ich brauche dich hier!


„Agent Mulder?“, wiederholte sie noch einmal ihre Frage, als sie ihre Hand auf seinen Unterarm gelegt hatte.

Er lächelte sie traurig an. „Ja?“

„Können Sie mir vielleicht sagen, was Sie gerettet hat, wenn es keine Medikamente waren?“

„Nicht was, sondern wer. Ich wurde von ihr gerettet. Sie hat mir gesagt, was die Wahrheit war, als die Welt vor ihrem Untergang stand. Das war der Moment, in dem ich gerettet wurde.“

Janet sah ihn leicht verwirrt an, aber sie wusste auch, dass sie nicht mehr aus Mulder herausbekommen würde. Sie nickte ihm schließlich zu. „Okay, ich schlage vor, dass Sie jetzt gleich zu der Besprechung gehen.“ Sie packte die Ergebnisse zurück in seine Akte und verstaute sie unter einen weiteren Stapel auf den Tisch.

Mulder nickte mit seinem Kopf. „In Ordnung. Es tut mir leid, dass ich Ihnen nicht weiterhelfen konnte.“ Er wandte seinen Blick ab und machte sich auf den Weg die endlosen Korridore entlang zu gehen.


*****


„Jack", ertönte eine Stimme hinter ihm, als er noch immer zusammengekauert über den leblosen Körper seines 'Sohnes' kniete.

Aufgeschreckt von diesem plötzlichen Laut, wirbelte er herum und sah eine Frau hinter ihm stehen. Es war seine Frau. „Sara?“, fragte er vorsichtig.

Sie nickte, als sie neben ihm stehen blieb und hinter auf Charlie blickte. „Ich habe es wieder zugelassen. Es war meine Schuld.“

„Du kannst es nicht mehr gut machen, Jack“, sagte sie für seinen Geschmack viel zu kühl. „Du kannst nicht wie damals, einfach wieder zurückkommen und denken, dass alles wieder gut wird.“

„Aber das wollte ich doch nicht. Ich weiß doch selbst nicht was hier los ist.“

„Jack, du darfst dich nicht gegen deine Ängste wehren. Du musst endlich einsehen, dass es ganz allein dein Fehler war.“

„Was redest du da?“ Verwirrt sah er sie an.

„Du hast unseren Sohn umgebracht. Und nicht nur ihn, sondern auch mich. Du hast mir den wichtigsten Teil in meinem Leben weggenommen.“

„Auch ich habe Charlie verloren.“ Er vernahm einen Bruch in seiner Stimme.

„Aber du hast es zugelassen, dass es soweit kommt!“

„Sara, du weißt genau, dass ich nie gewollt hätte, dass es soweit kommen würde. Ich hatte ja keine Ahnung, dass er in das Zimmer gehen würde.“

„Es ist aber passiert!“

„Ja, das weiß ich. Ich würde wirklich alles tun, um es ungeschehen zu machen. Ich liebe doch unseren Sohn.“

„Aber er ist jetzt tot!“

„Sara, bitte hör auf damit!“ Er schloss seine Augen und zählte leise bis zehn, in der Hoffnung, dass sie danach entweder verschwunden war – so weh es ihm auch tat – oder sie einfach nur mit ihren Anschuldigen aufhören sollte.

„Du hast mir meinen Sohn genommen. Ich bin nun ganz allein.“

„Du bist nicht allein. Ich bin doch da.“

„Du bist nicht da, Jack. Nicht für mich...und das wirst du auch niemals sein.“

„Sara, was soll das?“ Er verstand sie nicht. Was wollte sie von ihm. Er wusste nur, dass es nicht mehr so sein wird, wie am Anfang. Nie mehr. „Wir haben uns beide zu sehr verändert", seufzte er.

„Ja, Jack, das haben wir, leider.“ Sie kniete sich hin und hob die Pistole auf, die Charlie zuvor noch gehalten hatte.

„Was hast du vor? Mach keine Dummheiten, bitte!“, flehte er sie an, als er sie geschockt beobachtete, wie sie die Pistole an sich nahm.

„Du musst dich entscheiden.“

„Entscheiden? Zwischen was? Was soll ich entscheiden?“ Mit einem ängstlich verwirrten Blick starrte er sie an.

Zwischen ihr und mir", antwortete sie nüchtern.

„Wem?!“, schrie er, weil er keine Ahnung hatte wovon sie überhaupt sprach. „Ich sehe niemanden. Ich weiß nicht wovon du sprichst!“

„Doch, Jack, du weißt es.“

Genau schon wie zuvor bei Charlie, fuhr ihre Hand mit der Pistole hoch zu ihrem Kopf. „Nein, Sara, tu es nicht. Ich kann nicht auch noch dich verlieren.“

„Du hast mich schon verloren.“

„Nein, das stimmt nicht und du weißt es. Ich liebe dich", sprach er eindringlich auf sie ein.

Sie schüttelte leicht mit ihrem Kopf. „Du liebst mich nicht mehr.“

„Sara...“

„Entscheide dich. Ich oder sie.“

Jack wusste nicht was sie von ihm wollte. „Gott, verdammt noch mal. Wen meinst du???“

„Sie.“ Sara senkte ihre Waffe und deutete damit auf eine Stelle in der Dunkelheit, wo nun Sam aus dem Schatten trat. Sie stellte sich genau zwischen ihm und seiner Frau.

„Carter?“, fragte er überrascht und sah wieder hinüber zu seiner Frau.

Diese schritt auf Carter zu und hielt ihr die Waffe an den Kopf. Entsetzt über ihr Verhalten riss Jack seine Augen auf, wagte es aber nicht, einen Schritt weiter auf sie zuzugehen. „Sara, nein!“


****


Mulder war auf der vergeblichen Suche nach dem Besprechungszimmer, aber es sah so aus, als ob sein fotografisches Gedächtnis ihn diesmal in Stich lassen würde. Es sah alles so gleich aus! Seufzend blieb er stehen und drehte sich um, mit den Gedanken spielend, dass er wieder umkehren sollte. Nein, er musste hier richtig sein, da war er sich ganz sicher.

Er lugte beim Vorbeigehen in jeden Raum, der nicht verschlossen war, aber davon gab es selten wenige. Doch bei einer Tür ging er noch einmal ein paar Schritte zurück, weil er ein Geräusch aus einem Raum, wo die Tür nur angelehnt war, hörte.

„Verdammt noch mal!“, hörte er eine Stimme. Er erkannte sie als die Stimme von Carter.

Er schielte durch den kleinen Schlitz, auch wenn er sich darüber im Klaren war, dass er es wahrscheinlich nicht tun sollte. Aber dennoch, er hatte es ihrem Vater versprochen, mit ihr zu reden und so überlegte er, ob er einfach, ohne ein Wort zu sagen, weitergehen sollte, oder hier stehen bleiben sollte und darauf wartete bis sie ihn bemerkte. Er entschied sich dafür stehen zu bleiben. Er beobachtete sie noch eine Weile, wie sie an etwas am arbeiten war und dann auf ihren Stuhl zusammensank und mit der Faust auf die Tischplatte haute.

Zögernd hob er seine Hand und klopfte leicht an die Tür. Carters Kopf flog nach oben, als sie sich schnell über ihre Augen wischte und vom Stuhl aufsprang. „Entschuldigen Sie.“

„Agent Mulder", sagte sie und stand auf. „Was wollen Sie hier?“

„Ich, ich war nur auf den Weg zum Besprechungszimmer und da habe ich mich wohl verlaufen.“ Er lächelte sie etwas verlegen an. „Als ich an Ihrer Tür vorbeiging, habe ich ein Geräusch und Sie dann fluchen gehört und ich dachte, es wäre etwas passiert", erklärte er schnell seine Anwesenheit.

„Hat mein Vater Sie geschickt?“, fragte sie, als ob sie seine Erklärungsversuche nicht gehört hatte.

„Nein, hat er nicht. Ich bin durch Zufall hier vorbeigekommen.“ Mulder hatte in der Zwischenzeit die Tür ganz geöffnet, stand aber noch immer draußen im Korridor. „Darf ich vielleicht reinkommen?“, fragte er vorsichtig.

Sie nickte nach einer Weile mit ihrem Kopf. „Sicher, warum nicht", seufzte sie, als sie sich wieder hinsetzte.

Mulder trat ein und ging hinüber zu ihrem Tisch, wo für ihn ein merkwürdiger Kasten draufstand. Fragend sah er zu ihr hinüber und er konnte sehen, dass sie am zögern war. „General Hammond hat mir alles erzählt", antwortete auf ihre stumme Frage hin

„Alles?“, fragte sie überrascht. Mulder nickte mit seinem Kopf. „Nun, ich weiß nicht wie gut Sie sich in Physik auskennen", sagte sie schließlich.

Mulder schnaubte. „Das ist nicht ganz mein Gebiet. Das habe ich immer Scully überlassen, da sie ihren Abschluss in Physik gemacht hat.“

„Wirklich?“ Carter zog ihre Augenbrauen hoch. „Dann wird es Sie wahrscheinlich gar nicht interessieren, was das hier ist.“ Als Mulder nichts sagte, fuhr sie dennoch fort. „Das ist ein Naquadareaktor. Ich habe ihn mit Hilfe einer Vorlage zusammengebaut, aber leider funktioniert er noch nicht so, wie ich mir das vorstelle. Vielleicht muss ich einfach nur..", begann sie schon wieder laut zu überlegen.

„Naquada?“, fragte Mulder, weil er das noch nie gehört hatte.

„Ja, das Material, aus dem das Stargate gemacht ist. Im Grunde ist es ein Energielieferant und wenn man eine bestimmte Menge...“

Mulder hob abwehrend seine Hände. „Sie haben Recht, ich verstehe davon nichts.“ Aber wie gerne hätte er all diese Kleinigkeiten von Scully gehört? Er wollte es noch nicht einmal verstehen, aber so hätte er wenigstens ihre Stimme hören können. Das war im Moment das einzige was er wollte. Von ihm aus konnte sie ihn auch anschreien oder sonst was, aber er hörte sie und er wusste, dass es ihr gut ging. Was würde er dafür nur geben?

Carter begann damit die Sachen, die sie vor Wut auf den Boden geschmissen hatte, wieder aufzusammeln. Sie untersuchte sie sorgfältig, um sicher zu gehen, dass sie auch keinen Schaden genommen hatten. Entschuldigend sah sie zu Mulder hinüber. „Entschuldigen Sie, dass ich vorhin so die Kontrolle verloren habe. Das ist eigentlich nicht meine Art.“

„Hey, bei mir brauchen Sie sich da nun wirklich nicht entschuldigen. Ich weiß wie das ist und ich werde Ihnen ganz bestimmt keinen Vorwurf machen", antwortete er ihr.

Sie legte einen Schraubenzieher zur Seite und stütze ihre Ellbogen auf der Platte ab. „Ich weiß wirklich nicht was da in mich gefahren ist", murmelte sie, als sie ihren Kopf auf ihren Händen abstütze und hinunter auf die Tischplatte starrte.

„Wenn Sie mich fragen, ist das ganz normal.“

Sie lachte kurz auf. „Ja, aber man erwartet von mir, dass ich professionell und nicht emotional handle.“

„Sie sind auch nur ein Mensch und keine Maschine.“

„Trotzdem, mein Dad und Dr. Fraiser haben alles getan was sie für ihn tun konnten und ich schreie sie an.“

Mulder lächelte traurig. „Manchmal ist es eben nicht genug. Besonders dann nicht, wenn einem die Person am Herzen liegt.“

Carter hob ihren Kopf und sah ihn direkt an. „Was wollen Sie damit sagen?“

„Ich erinnere mich da nur an mich selbst. Vor ungefähr vier Jahren, habe ich so ziemlich dasselbe durchgemacht wie Sie. Scully lag im Koma, nachdem sie vorher drei Monate spurlos verschwunden war. Als ich davon erfahren habe, dass sie wieder aufgetaucht ist, bin ich ins Krankenhaus gstürmt und habe alle Angestellte angeschrieen, selbst das ist noch das falsche Wort. Man musste mich festhalten und dann hinausführen. Erst nachdem ich mich wieder beruhigt hatte durfte ich zu ihr. Sie sehen also, es geht noch schlimmer.“

„Das wusste ich nicht.“

„Nein, das konnten Sie auch nicht.“

„Und was ist passiert? Ich meine mit Agent Scully, wo war sie die drei Monate?“

Mulders Miene verfinsterte sich augenblicklich uns sie wusste, dass sie einen sehr empfindlichen Nerv getroffen hatte. „Uhm, Sie müssen nicht darüber sprechen, wenn Sie nicht wollen", sagte sie sofort.


Sie konnte sehen, wie er seine Kiefer aufeinander rieb. Schließlich nickte er. „Scully wurde von einem verrückten aus ihrer Wohnung entführt. Als wir ihn fanden, war Scully verschwunden. Sie hat bis heute noch keine Erinnerungen an diese Zeit. Was die mit ihr gemacht haben..", sagte er mit leiser und bedrohlicher Stimme. Diesen Ton hatte sie noch nie bei ihm gehört und er machte ihr Angst. „Jedenfalls, als ihre Familie die Geräte abstellen wollten, da wachte sie auf. Ich war die Nacht vorher die ganze Zeit an ihrer Seite und habe ihre Hand gehalten. Ich weiß nicht, was sie im Endeffekt zurückgeholt hat, ob es ihr eigener Glaube und Willen war oder sonst was, ich habe mir jedoch seit diesem Tag an geschworen, dass dies nicht noch einmal passieren würde...", er verstummte.

Vorsichtig legte sie ihre Hand über die seine. „Agent Mulder, ich kann Ihnen versichern, dass wir alles tun werden, um sie zu finden.“

„Ja, ich weiß. Ich hoffe nur, dass ihr noch nichts passiert ist.“ Er sah sie mit einem flehenden Ausdruck in seinen Augen an und sie wünschte sich wirklich sie konnte ihm eine Antwort darauf geben. Schließlich lächelte er sie aufmunternd an. „Wissen Sie,“, sagte er nach einer Weile. „Sie sollten mit Colonel O'Neill reden. Er wird Sie hören, vertrauen Sie mir. Ich kann Ihnen versichern, dass er Sie auf irgendeine Weise verstehen wird. Sie dürfen nur nicht die Hoffnung verlieren. Nur wenn Sie noch Hoffnung haben, dann haben Sie auch nicht Ihren Glauben an ihn verloren, denn Hoffnung ist etwas gutes. Was sollen wir denn ohne sie machen? Sie erhält uns am leben.“

Carter sah ihn mit Tränen in den Augen an. Sie musste schwer schlucken, um den Klos in ihrem Hals wegzubekommen. „Geben Sie Ihrem Vater nicht die Schuld, er hat alles versucht. Reden Sie mit O'Neill.“

Carter wischte sich eine Träne weg, die sich den Weg hinunter ihrer Wange bahnte. „Glauben Sie auch daran?“

„Ich, ich hatte meinen Glauben daran verloren. Aber, ob es für mich bestimmt war oder nicht, ich habe ihn wieder gefunden und Sie sollten ihn nicht wegwerfen.“

Mulder sah, wie ihr Körper anfing zu zittern, als sie es nicht mehr schaffte, die Dämme aufrecht zu erhalten, ging er auf sie zu und breitete seine Arme aus. „Kommen Sie her", sagte er leise. Ohne ihm zu antworten ging sie auf ihn zu und Mulder schloss seine Arme um sie herum. Sie war größer als Scully, was zuerst etwas ungewohnt für ihn war, aber ihn nicht störte. Er spürte wie sie ihr Gesicht in seiner Halsbeuge vergrub und heftig anfing zu zittern und zu schluchzen. Sein Griff festigte sich, als auch er seine Tränen nicht mehr zurückhalten konnte.

Nach einer Weile lockerte Mulder seinen Griff und löste sich etwas von ihr. Er wischte sich schnell seine eigenen Tränen weg und lächelte zu Carter hinunter. „Besser?“, fragte er.

Sie nickte leicht mit ihrem Kopf. „Ja", schniefte sie.

„Ich glaube, wir haben es beide gebraucht.“

„Danke", sagte sie leise. „Ich danke Ihnen wirklich.“ Sie drückte leicht seine Hand und trocknete sich so schnell es ging ihre Tränen weg, weil sie nicht wollte, dass man es ihr gleich in der Besprechung ansehen würde, dass sie geweint hatte.

„Ich glaube, wir sollten dann jetzt auch los", sagte Mulder, als er hinunter auf seine Uhr schaute.

„Ja", sie nickte mit ihrem Kopf. „Kommen Sie, ich führe Sie hin, nicht, dass Sie sich wieder verlaufen.“


weiter: Kapitel 6
Kapitel 6 by Destiny
Kapitel 6

Maats Raumschiff

Sie war so erschöpft. Sie spürte wie von Sekunde zu Sekunde mehr Kraft ihren Körper verließ, wie sie immer schwächer wurde. In ihrem Inneren hatte sie schon längst aufgegeben und das machte ihr Angst. Sie war nicht der Typ, der aufgab. Normalerweise war sie stark, dachte sie zumindest. Sie hatte ja keine Ahnung, welche Qualen sie erleiden musste, schon wieder. Alles ist wieder hochgekommen. Die ganzen Erinnerungen. Sie sah die Bilder, von irgendwelchen Instrumenten, die auf sie zukamen und sich in ihren Körper bohrten und sie aufschreien ließen. Damals, an diesem unbekannten Ort, da waren noch andere Frauen, das wusste sie. Und auch wenn sie sich nicht genau daran erinnerte, so hörte sie doch immer die Stimme von Penny, die sich um sie gekümmert hatte, nachdem die sie wieder gequält hatten.

„Ich habe Sie in meinen Armen gehalten und getröstet, nach diesen Tests. Die haben mich währenddessen zu Ihnen kommen lassen. Ich weiß nicht warum, auf Mitgefühl legen sie sonst nicht unbedingt großen Wert", hatte sie zu ihr im Krankenhaus gesagt, bevor sie an dem Krebs gestorben war, der auch beinahe sie zugrunde gerichtet hatte.

Sie konnte diese Stimme klar und deutlich in ihrem Kopf hören, wie sie ihr immer wieder etwas zuflüsterte, als sie zusammengekauert in ihren Armen lag und weinte, so bittere Tränen vergossen hatte.

Jetzt war sie allein.

Sie hatte niemanden, der sich um sie kümmerte, der sie tröstete, wenn sie diese Schmerzen fast umbrachten. Es blieben ihr nur ihre Gedanken und Erinnerungen und Hoffnung. Hoffnung, dachte sie und schreite innerlich auf, als sie spürte wie diese mit jeder weiteren Minute, die sie hier verbrachte, verschwand.

Sie konnte diese grausamen Bilder nicht aus ihrem Kopf verbannen. Sie waren allgegenwärtig, ob ihre Augen geöffnet oder geschlossen waren, es war vollkommen egal. Wie ein Film liefen sie immer und immer wieder an ihr vorbei.

Wie lange sie jetzt schon hier war wusste sie nicht. Stunden, Tage, vielleicht sogar Wochen? Jegliche Sinne für Orientierung und Zeit hatte sie verloren. Sie hatte Angst. Hatte man ihr schon wieder Zeit gestohlen? Wenn ja, was hatte man in dieser Zeit alles mit ihr gemacht? Ein Schauder lief ihr über den Rücken, als sie an all die Möglichkeiten dachte, die man mit einer wehrlosen Frau machen konnte. Nein, so durfte sie erst gar nicht anfangen zu denken. Sie musste stark bleiben. Sie musste hier lebend rauskommen. Das war sie ihrer Familie, sich selbst und Mulder schuldig. Sie wollte nicht kampflos aufgeben, aber sie war zu schwach, um dagegen zu rebellieren.

Sie fuhr sich langsam mit ihrer Zunge über ihre vertrockneten Lippen, als sie ihre Augen öffnete und zu den Seiten schielte. Man hatte sie „verlegt“. Sie befand sich jetzt in einem anderen, unter den vielen Räumen auf diesem Schiff. Für sie war es kein großer Unterschied, sie wusste nur, dass ihr Kopf höllisch schmerzte und sie diesmal auf einer Art Tisch lag. Sie registrierte, dass sie wie Jesus am Kreuz festgeschnallt war. Es war ihr unmöglich sich zu bewegen, aber diesmal konnte sie alles spüren. Jeden einzelnen Stich, sogar jede noch so leichte Berührung.

Zu welchem Nutzen es jedoch war, konnte sie noch nicht ganz ausmachen. Sollte sie erst nur betäubt werden, damit man dann ungehindert an ihr herumexperimentieren konnte? Nun, die Betäubung hatte jedenfalls ihre Wirkung verfehlt, dachte sie. Noch immer fühlte sich ihr gesamter Kopf taub an, diese endlosen Stromstöße hatte sie vollkommen abgestumpft, dachte sie zumindest. In den Weiten ihres Denkens war sie sogar dankbar dafür, da sie gehofft hatte, die Schmerzen nicht noch einmal durchleben zu müssen, aber sie hatte sich getäuscht. Ob es mit Absicht war oder nicht, bei ihr hatte es offensichtlich nicht angeschlagen. Sie war empfindlicher als je zuvor.

Diesmal war etwas anders. Jetzt leuchtete über ihr ein helles Licht, als ob es sie abtasten würde. Sie hielt augenblicklich ihren Atem an, mit dem verrückten Gedanken, auf dieser Weise nicht entdeckt zu werden, so wie es immer die Opfer taten, um vor ihren Peiniger zu flüchten und sich zu verstecken. Ihre Augen starrten an die Decke und sie versuchte verzweifelt an nichts zu denken. Bisher hatte Maat es noch nicht geschafft in sie einzudringen, aber sie fragte sich, wann es ihr schließlich gelingen würde. Es konnte nicht mehr allzu lange dauern.

Jetzt kam das Licht wieder zurück, diesmal von der anderen Seite. Aber beim zweiten Durchlaufe fuhr es nicht komplett bis zu ihren Füßen durch, nein, diesmal stoppte es an ihrem Hals. Erschrocken schnappte sie nach Luft, als sie plötzlich das Gefühl hatte, wie ihr Nacken anfing zu pochen. Das Implantat, schoss es ihr durch den Kopf.

Ein Summen erwachte neben ihrem rechten Ohr zum Leben. Sie konnte hören, wie es unter den Tisch fuhr und ein kühler Luftzug an der Stelle, wo ihr Chip saß, verriet ihr, dass der Tisch sie jetzt nicht mehr schützen würde und man nun unbegrenzten Zugriff auf ihr größtes Geheimnis hatte.

Nein, nicht der Chip, dachte sie verzweifelt, als sie spürte, wie ein kalter Schweißfilm über ihre Stirn lief. Sie durften ihn nicht entfernen! Es würde den sicheren Tod für sie bedeuten.

Als die Nadel ihren Nacken berührte schloss sie unter großen Schmerzen ihre Augen. Sie konnte spüren wie die Nadel die erste Schicht ihrer Haut durchbohrte und dabei jede Zelle einzeln zerstörte. Sie dachte ohnmächtig werden zu müssen. „NEIN! BITTE HÖRT AUF DAMIT! NICHT MEHR!“, flehte sie verzweifelt.

Sie versteifte all ihre Muskeln, als der Schmerz unerträglich wurde „MULDER!!!“, schluchzte sie herzzerreißend auf, bis der Schmerz sie schließlich übermannte und ihr schwarz vor den Augen wurde. Als sie langsam von einer Dunkelheit umarmt wurde, wusste sie, dass sie dabei war bewusstlos zu werden.


Cheyenne Mountain
Besprechungszimmer


Mulder und Carter betraten zusammen das Besprechungszimmer. Sie beide waren die letzten. Als Mulder an Hammond vorbeiging, vermied er jeglichen Augenkontakt und nahm auf dem Stuhl platz, auf den er auch schon bei der letzten Sitzung gesessen hatte.

Bisher war es ihm noch nicht möglich gewesen eine vernünftige Verbindung zwischen Scully, Maat und ihrem eigentlich Fall herzustellen. Aber sein Gespür sagte ihm, dass er ganz nah dran war. Und immer wieder stellte er sich die gleichen Fragen. Warum wurde Scully entführt? War sie noch am Leben? Würde er sie finden? Und wie sollten sie Maat besiegen? Es musste eine Spur geben, die er bisher nur noch nicht gefunden hatte.

Er versuchte diese Gedanken für einen Moment zur Seite zu schieben, als er hörte, wie Hammond das Wort ergriff.

„Ich habe Agent Mulder so eben in unser Projekt eingeweiht", begann er. „Ich habe ihm alles über das Stargate und die damit verbundenen Fakten erklärt.“

„Sir, bei allem Respekt,“, fiel Daniel ihm ins Wort. „Glauben Sie nicht, dass das ziemlich unüberlegt war? Sie können ihm doch nicht einfach alles erzählen. Wir wissen doch gar nichts über ihn und hier handelt es ja nicht bloß um eine kleine Angelegenheit. Wir sprechen hier immerhin vom Stargate!“ Daniel verstand die Welt nicht mehr. Das sah dem General überhaupt nicht ähnlich. Wie konnte er einfach das best gehütete Geheimnis der Regierung irgendeinem FBI-Agenten erzählen? Gut, er war zwar auch nur ein ganz normaler Wissenschaftler, aber immerhin hatte man ihn angefordert aufgrund seiner Leistung und nicht weil er einen Ausweis und eine Waffe mit sich trug.

„Dr. Jackson, ich verstehe Ihre Zweifel, aber ich bin der Meinung, dass Agent Mulder uns sehr hilfreich bei der Suche nach Maat sein kann. Wir müssen ihre Motive wissen und laut Agent Mulders Akte soll er ein äußerst guter Profiler sein.“

„Sir, dazu brauch Sie doch nicht einen FBI Agenten. Die Air Force hat ebenfalls durchaus qualifizierte Männer dafür.“

„Stellen Sie mein Handeln in Frage, Dr. Jackson?“

„Wenn Sie es so wollen, dann, ja. Ich stelle ihre Entscheidung in Frage. Außerdem, kennen wir ihre Motive bereits. Sie will Macht. Dazu brauchen wir keinen Profiler. Goa'ulds unterscheiden sich in diesem Punkt nicht großartig voneinander.“ Daniel schüttelte mit seinem Kopf. Das war einfach unglaublich.

„General Hammond", meldete sich Teal'C zu Wort. „Ich denke, Dr. Jackson hat in diesem Punkt recht. Maat wird alles versuchen wieder an Macht zu gelangen.“

„Aber,“, fuhr Mulder dazwischen. „Warum hat sie Scully mitgenommen und nicht einfach auch da liegen gelassen? Sie muss doch einen Grund gehabt haben.“

„Agent Mulder hat Recht", sagte Carter. „Ich kenne keinen Goa'uld, der nur so aus Spaß jemanden mitnimmt. Entweder will sie Agent Scully als Wirt benutzen oder sie sieht einen anderen Nutzen in ihr.“

„Wir haben doch, als wir in das Gebäude eingedrungen sind, gerade ihre Zeremonie unterbrochen. Es war doch offensichtlich, dass sie sich eine neue Mannschaft aufbauen wollte", erklärte Daniel, immer noch verärgert, aber resigniert. Er teilte keineswegs die Entscheidung des Generals, aber er wollte die Untersuchung nicht weiter aufhalten, und somit ein unnötiges Risiko eingehen, weil er persönlich ein Problem damit hatte.

„Aber Scully ist eine Frau. Das würde keinen Sinn ergeben. Frauen werden bei den Goa'uld nicht als Krieger eingesetzt", widersprach Carter ihm mit einem Kopfschütteln. „Nur männliche Herrscher, wie Apophis, benutzen Frauen für seine Königin als Wirte, aber Maat wird sich bestimmt nicht eine weitere Königin suchen. Es wäre logischer gewesen, wenn sie sich einen Mann ausgesucht hätte, der ihr dann als erster Jaffa dienen könnte, so wie es auch bei Hathor der Fall gewesen war.“

Daniel schaute leicht verunsichert hinunter auf seine Hände, als er an Hathor zurückdachte. Sie hatte fast die gesamte Basis unter Kontrolle genommen, wenn Carter und Dr. Fraiser nicht reagiert hätten. Insofern musste er ihr Recht geben. Wenn man es von dieser Seite aus betrachtete war es äußerst unlogisch. Sie hätte Agent Scully auch genauso gut töten können. Es wäre auf jeden Fall einfacher gewesen. Falls Agent Scully überhaupt noch am Leben war, korrigierte er sich schnell in seinen Gedanken. Aus Erfahrung wusste er, dass die Goa'ulds nicht gerade über sehr viel Geduld verfügten.

„Agent Mulder, wissen Sie was Maat an Da... uhm, Agent Scully interessieren könnte?“

Mulder schüttelte langsam mit seinem Kopf. „Mir fällt nichts ein, aber um eine Theorie aufstellen zu können, müsste ich genaueres über Maat wissen. Was sie macht, vielleicht auch ihre Fähigkeiten, wie sie sich in der Vergangenheit verhalten hat, halt diese Dinge.“

„Maat ist gefährlich", sagte Jacob, der es als seine Pflicht ansah, jede Einzelheit, die er über Maat kannte darzulegen. „Sie war eine der mächtigsten unter den System Lords. Jeder achtete sie. Sie besiegt ihre Gegner, indem sie in deren Köpfe eindringt und in ihnen liest wie ein offenes Buch. Man kann sich nicht dagegen wehren. Zuletzt, bevor sie noch nicht verschwunden war, hat sie ihre Fähigkeiten so weit entwickelt, dass es ihr auch mal gelungen war einen Symbionten zu überwältigen, aber hier muss gesagt werden, dass es immer ganz darauf ankommt. Nicht alle Symbionten werden schwach, hauptsächlich die, die schon verwundet sind und nicht mehr die Kraft haben sich zu wehren.“

„Aber Scully trägt so einen Symbionten nicht in sich. Sie ist ein ganz normaler Mensch", erwiderte Mulder.

„Es muss jedoch etwas geben, was wertvoll genug für Maat war, sie mitzunehmen.“

Mulder atmete einmal tief durch und rieb sich mit seinen Fingern über seine Schläfe. Er hasste so etwas zu tun. Es war jedes Mal grausam für ihn, wenn er sich in den Kopf eines Verrückten hineinversetzen musste. Dann wusste er teilweise nicht, wo sein Denken aufhörte und das des Gesuchten anfing. Es war gefährlich, weil er psychisch daran zugrunde gehen konnte. Und dieser Druck, der auf ihn lastete, war nicht hilfreich für sein Vorgehen, aber jede Minute zählte. Jede Minute, die verstrich entschied über Leben und Tod. Und für gewöhnlich war immer ein Profiler Schuld, wenn es ein weiteres Opfer gab, weil von ihm alles abhing. Man suchte aufgrund seiner Informationen. Jetzt war es etwas anders. Sie kannten bereits den Täter und mussten ihn lediglich zur Strecke bringen und er würde alles tun, damit dies auch passierte. Er würde sich an dieser Person rächen, sollte Scully auch nur ein Haar gekrümmt worden sein.

Mulder war vollkommen in seinen Gedanken versunken, so dass er seine Umgebung gar nicht mehr wahrnahm. Er sah die Bilder von dieser Person vor sich. Dieses kühle Lachen. Diese Überheblichkeit. Und sie hatte Scully. Warum? Was brachte ihr Scully? Wenn sie so mächtig war, warum brauchte sie dann Scully? Nein, so konnte er nicht an die Sache rangehen. Er musste einen anderen Weg finden.

Wie bezwingt sie ihre Gegner? Sie dringt in ihren Kopf ein. Sie hat es bei Colonel O'Neill gemacht. Scully hatte sie wahrscheinlich gestört. Hatte Maat es auch bei ihr versucht? Und wurde dann aber von ihm gestört? Ja, aber warum hat sie Scully dann nicht liegen gelassen? Da musste der Schlüssel liegen. Mulder war sich dessen ganz sicher.

„Agent Mulder?“, fragte Hammond nach einer Weile, nachdem dieser sich nicht mehr gerührt hatte und mit einem äußerst merkwürdigen Blick an die Wand starrte. Er war vollkommen weggetreten.

Nur leise drang die Stimme des Generals zu Mulder durch. „Agent Mulder?“ Diesmal war es lauter, aber immer noch nicht stark genug, um ihn aus seiner Welt zurückzuholen. „Agent Mulder! Können Sie mich hören?“ Jetzt war es so laut, dass Mulder erschrocken zusammenfuhr. Verwirrt starrte er in die Gesichter, die ihn besorgt anstarrten. „Geht es Ihnen gut?“, fragte Hammond leicht besorgt.

Er nickte zögernd mit seinem Kopf. „Ja... ja, ich denke schon", antwortete er schließlich.

„Was war denn los mit Ihnen?“

„Ich habe nur nachgedacht", sagte er schleppend.

„Dürfen wir an Ihren Gedanken teilhaben?“

Mulder schwieg für einen Moment. „Ich habe mir gerade nur die Frage gestellt, warum Maat Scully mitgenommen hat, jedoch Colonel O'Neill nicht.“ Er verstummte. „Sie muss einen Grund gehabt haben", murmelte er leise zu sich selbst. Nachdenklich zog er an seiner Unterlippe. Schließlich sah er zu Jacob auf. „Sie sagten, dass Maat in die Köpfe anderer eindringt. Gibt es eine Möglichkeit dies zu verhindern?“

Jacob dachte einen Augenblick darüber nach. Schließlich schüttelte er leicht mit seinem Kopf. „Nein, denke ich nicht. Es sei denn, sie hat irgendwas in ihrem Kopf oder so, was sie abhalten würde, wie eine Metallplatte. Irgendein Gegenstand, der sie stören würde. Das ist jedoch nicht der Fall, oder?“


Mulder verneinte dies. „Keine Metallplatte, nein, das hat sie nicht...", wieder verstummte er.

Man konnte förmlich sehen, wie sein Gehirn auf Hochtouren arbeitete. Plötzlich weiteten sich seine Augen und der Schock stand ihm ins Gesicht geschrieben. Laut schnappte er nach Luft. „Oh mein Gott!“, stöhnte er auf und hielt sich seine Hände vor den Mund. „Nein, das kann nicht wahr sein.“ Er schüttelte mehrmals mit seinem Kopf.

„Was ist los? Mulder?“, fragte Carter vorsichtig. Besorgt blickte sie kurz zu Hammond und dann wieder zurück zu Mulder, der kreidebleich wurde. Sämtliche Farbe war aus seinem Gesicht gewichen. Carter schluckte schwer. Sie begann sich ernsthafte Sorgen um ihn zu machen. „Mulder?“, fragte sie noch einmal. Er antwortete ihr nicht, also stand sie auf und kniete sich neben ihn. Behutsam legte sie ihre Hand auf sein Knie. Sie drückte es leicht und sein Blick wanderte langsam auf sie hinunter.

Die Angst stand ihm ins Gesicht geschrieben und er machte sich auch nicht die Mühe es zu verbergen. „Was ist wenn sie es raus nimmt?“, fragte er leise.

„Ich verstehe nicht.“ Verwirrt schüttelte sie ihren Kopf. „Wenn wer war raus nimmt? Wovon sprechen Sie?“ Für sie ergab das keinen Sinn. Was meinte er?

Automatisch fuhr er mit seiner Hand zu seinem Nacken. „Wenn sie es ihr raus nimmt, dann stirbt sie.“

Plötzlich wollte er aufstehen, aber Carter hielt ihn zurück und drückte ihn mit ihren Händen auf seinen Schultern zurück in den Stuhl. „Agent Mulder, bleiben Sie sitzen!“

„Nein! Ich muss zu ihr!“, rief er und versuchte wieder aufzustehen. Diesmal war Carter so überrascht von seiner Kraft, dass sie nach hinten wich. Mulder ging in Richtung Ausgang.

„Aber Sie wissen doch gar nicht, wo sie sich befindet!“, rief sie ihn hinterher und er blieb stehen. Sie zwang sich zur Ruhe und mit leiser und eindringlicher Stimme fuhr sie fort. „Beruhigen Sie sich, okay?“ Sie sah ihn abwartend an, aber er gab ihr zunächst keine Antwort.

Schließlich atmete er tief durch. „Ich muss zu ihr. Sie hat sicherlich Schmerzen", flüsterte er.

„Ich weiß. Aber Sie müssen sich beruhigen. So werden Sie Scully noch viel weniger helfen können. Erzählen Sie uns was Sie meinen und wir versuchen gemeinsam eine Lösung zu finden.“ Jetzt hörte sie sich schon wie irgend so ein dahergelaufener Psychotherapeut an. „Bitte, beruhigen Sie sich.“ Mulder drehte sich jetzt ganz zu ihr um. Er blickte hinunter auf den Boden und versuchte sich wieder zu sammeln. „Agent Scully würde bestimmt nicht wollen, dass Sie unüberlegt handeln.“

Sie sah, wie Mulders Atmung sich wieder leicht regulierte und atmete erleichtert aus. Er sackte mit seinen Rücken gegen den Türrahmen. „Gut, atmen Sie tief ein und aus", flüsterte sie.

Er schloss für einen Moment seine Augen und schluckte schwer. Er zählte stumm bis zehn und versuchte seine Kontrolle wieder zurückzugewinnen. Schließlich öffnete er seine Augen wieder und nickte kurz. „Okay, okay, mir geht es gut.“ Carter sah ihn noch für ein paar weitere Sekunden an, bevor auch sie nickte und ein paar Schritte auf ihn zuging.

„Was ist Ihnen gerade eingefallen?“

„Ich bin mir nicht sicher", begann er, als er seiner Stimme wieder traute. Mit langsamen Schritten ging er zurück zu seinen Stuhl und setzte sich wieder hin. „Aber, Jacob, Sie meinten doch, dass eine Metallplatte möglicherweise Maats Eindringen verhindern würde, nicht?“ Mulder sah ihn fragend an.

„Ja, das stimmt. Worauf wollen Sie hinaus?“

„Wie ist es mit einem Implantat? Würde ein Implantat die gleichen Auswirkungen haben?“, fragte er langsam.

„Implantat?“, wiederholte dieser leicht verwirrt.

Mulder nickte. „Ja, eine Art Elektrochip?“

Jacob tauschte schnell einen Blick mit Hammond aus. Dann setzte er sich wieder aufrecht hin und räusperte sich. „Ich weiß es nicht. Möglich. Aber ich habe bisher noch nichts davon gehört.“

„Agent Mulder, ich verstehe nicht so ganz was Sie sagen wollen", meldete sich Daniel zu Wort.

„Scully hat solch ein Implantat in ihrem Nacken.“ , sagte er mit sehr kontrollierter Stimme.

Daniel zog überrascht seine Augenbrauen hoch. Das hatte er nicht gewusst. Und so wie die Gesichter der anderen aussahen, hatten sie es wohl auch nicht gewusst. „Nun, das wirft gleich ein ganz anderes Licht auf die Sache…", seufzte er und richtete seine Brille, als sich für ihn langsam die Verbindungen zusammenschlossen.

„Es wäre das wonach wir gesucht hätten", sagte Jacob. „Es wäre eventuell eine Möglichkeit sich vorbeugend gegen Maat zu schützen. Hat dieser Chip noch andere Funktionen?“, hackte er nach.

„Was soll das?“, stieß Mulder hervor, da er nicht mehr das Gefühl hatte, dass dieses Gespräch in eine vernünftige Richtung lief. „Wollen Sie Scully finden und sie nach dem Chip untersuchen? Das können Sie gleich vergessen!“

„Sie scheinen nicht zu verstehen...", begann Jacob.

„Oh, ich verstehe sehr wohl! Aber das werde ich zu verhindern wissen. Ihr darf dieser Chip nicht entfernt werden, ist das klar?!“

„Warum?“, fragte Carter, bevor ihr Vater etwas erwidern konnte.

„Weil sie dann mit höchster Wahrscheinlichkeit sterben wird", er schluckte einmal und seufzte. Er schaute hinunter auf seine Hände. „Scully hatte vor ungefähr vier Jahren den Chip in ihrem Nacken entdeckt und entfernen lassen, um ihn zu untersuchen, aber er wurde dabei zerstört. Ein Jahr später erkrankte sie an Krebs. An einem unheilbaren Krebs. Es gab kein Heilmittel. Sie lag im Sterben und die Ärzte konnten nichts mehr für sie tun. Man hat mir einen Hinweis gegeben und ich habe einen weiteren Chip bekommen.“ Dass er dafür ins Pentagon einbrechen musste, ließ er lieber unerwähnt. „Es hieß, er würde ihr das Leben retten. Sie hat ihn sich wieder einpflanzen lassen. Danach bildete sich der Krebs wieder zurück. Natürlich besteht immer noch die Gefahr eines weiteren Ausbruchs, aber seit sie den Chip wieder in ihrem Nacken hat, ist sie gesund. Sie dürfen ihn nicht entfernen.“

Mulder sah zu Hammond hinüber, der ihn geschockt anblickte. Er wusste dass Dana wieder geheilt wurde, aber die Einzelheiten kannte er nicht. Es war grausam was seiner Tochter angetan wurde.

„Wenn Maat dieses Implantat findet, dann wird sie es entfernen", sagte Daniel schließlich in den Raum. Alle wussten, was er damit sagen wollte und so brauchte es keinerlei weiteren Erklärungen.

„Ein Grund mehr Maat so schnell wie möglich zu finden", sagte Teal'C. „Ich denke, wir sollten uns die Frage stellen, wie man Maat am besten besiegen kann, wenn wir sie denn gefunden haben.“

„Ja, ich stimme Teal'C zu", bestätigte Carter. „Hat Maat irgendwelche Schwachpunkte?“

„Sie ist die Göttin der Wahrheit. Was hat man da wohl für Schwachpunkte?“, dachte Daniel laut nach.

„Die Lüge?“, fragte Carter nicht sehr überzeugt. „Wir können doch nicht dahin gehen sie anlügen und denken, wir hätten gewonnen.“

„Nein, normalerweise wird man dann von Amnit aufgefressen", antwortete er sarkastisch.

„Teal'C sind Sie Maat schon einmal begegnet?“, fragte Hammond ihn, ohne weiter auf Daniels Antwort einzugehen.

Er schüttelte leicht mit seinem Kopf. „Nein, General Hammond. Apophis hatte nie gegen sie gekämpft. Aber wenn sie ein Goa'uld ist, dann wird sie hoffentlich genauso verwundbar sein, wie die anderen auch.“

„Und was ist mit diesen Zatwaffen?“, fragte Mulder.

Carter schüttelte mit ihrem Kopf. „Nein, das wird nicht funktionieren. Sie wird mit höchster Wahrscheinlichkeit ein Schutzschild um sich haben. Für gewöhnlich können nur langsame Objekte, wie ein Messer, diese Schild durchdringen.“

Mulder zog überrascht seine Augenbrauen hoch. „Ein Schutzschild? So wie diese Zerstörer Druiden aus Star Wars eins haben?“

Carter tauschte schnell einen Blick mit Hammond aus, weil sie sich nicht ganz sicher war, was Mulder meinte. „Uhm, ja, ich denke schon", sagte sie schließlich zögernd. „Aber es ist nicht damit getan, sie lediglich zu verwunden, wir müssen sie unschädlich machen.“ Sie wusste wie sich das anhören musste, als ob sie eine Maschine wäre, die hinaus in den Kampf zieht und ohne jegliche Gewissensbisse jemanden umbringen könnte. Nein, das wäre ein komplett falsches Bild von ihr, da es sie tief in ihrem Inneren traf, wenn sie ein Leben auslöschte. Und sie war sich ebenfalls bewusst, dass sie nicht jeden System Lords vernichten konnten, dazu war die Erde einfach zu schwach, aber zum ersten Male konnte sie Daniel wirklich verstehen, als er Rache für Sha're geschworen hatte.

Mulder schluckte schwer. Er hasste seine Waffe zu benutzen und damit auf jemanden zu schießen. Auch wenn er schon ein paar mal von ihr Gebrauch gemacht hatte, so verfolgte es ihn noch Jahre später. Doch er hatte schon bewiesen, dass er für Scully alles tun würde, und wenn es sein musste, dann würde er auch für sie töten. Die Frau würde nicht unbeschadet davonkommen, dachte er wütend.

„Sir,“ wandte sich Carter an Hammond. „Ich hoffe, dass wir mit der üblichen Ausrüstung auskommen. Natürlich ist es ein Risiko, aber sie haben sich dennoch als äußerst effektiv erwiesen.“

General Hammond nickte ihr zustimmend zu. „Jacob, gibt es schon Anhaltspunkte, wo sie sich aufhält?“

„Nein, der Tok'ra war es bisher nicht gelungen sie ausfindig zu machen. Wir haben ebenfalls die Asgards kontaktiert und hoffen auf ihre Hilfe. Ihre Technologie ist weit aus besser entwickelt, als die unsrige. Vielleicht finden sie eine Möglichkeit.“

„Bisher haben wir jedoch noch nichts von den Asgards gehört. Du meintest, dass die Asgards im Moment Probleme mit den Replikatoren haben?“

„Ja.“ Er nickte. „Es scheint zwar nichts Ernsthaftes zu sein, aber dennoch können wir uns nicht hundertprozentig auf ihre Hilfe verlassen, obwohl es für sie auch ziemlich überraschend gewesen sein mag, dass Maat wieder aufgetaucht ist. Als Maat auf ihrem Höhepunkt ihres Kriegszuges war, wollte sie eine Gegend einnehmen, die von den Asgards beschützt wurde. Sie verstieß absichtlich gegen das Abkommen, aber dennoch drang sie in das Gebiet ein. Es ist nicht klar, ob die Asgards mit ihrem Verschwinden etwas zu hatten.“

Hammond nickte nachdenklich. Er musste den Befehl geben, was als nächstes zu tun war, aber wenn er ehrlich war, hatte er keine Ahnung, was er tun sollte. Wie es aussah hatten sie nicht wirklich viel in der Hand. Es sah sogar noch schlechter aus, als zuvor, aber man erwartete von ihm, dass er etwas tat. Die Zeit drängte und je länger sie warteten umso weiter sanken ihre Chancen Dana zu befreien, O'Neill zurückzuholen und Maat unschädlich zu machen.

Gerade als Hammond etwas sagen wollte, leuchtete plötzlich neben ihnen, am Tischende, wie aus dem Nichts, ein Licht auf. Nur wenige Sekunden später erlosch es und Thor stand vor ihnen. Er nickte ihnen zu.

„AAAHHH!“, schrie Mulder auf, als er den kleinen grauen Retikulaner sah. Er sprang aus seinem Stuhl und stolperte nach hinten. „Ach du heilige Scheiße!“, stieß er hervor und deutete immer wieder mit seinem Finger auf Thor. „Ist das, ist das das, was ich denke, dass es das ist?“ Er atmete mehrmals tief ein und aus. Er traute seinen Augen nicht. Jetzt hatte er schon so viel gesehen und dann fuhr er aus der Haut, wegen der Kreatur, die er seit dem Öffnen der X-Akten gesucht hatte.

„Agent Mulder, beruhigen Sie sich", versuchte ihn Hammond zu beruhigen.

„Wow!“ Mulder warf einen schnellen Blick zu Hammond hinüber, da er sich nicht traute Thor eine Sekunde zulange aus den Augen zu lassen, weil sein Kopf ihm immer noch sagte, dass dies lediglich eine weitere Einbildung war. „Wir müssen vorsichtig sein...die sind gefährlich. Mit denen ist nicht zu spaßen.“ Er musste da nur an das Schwarze Öl und ihre angeblichen Pläne die Erde zu kolonisieren, denken.

„Agent Mulder, jetzt setzen Sie sich wieder. Das ist Thor, ein Asgard. Er steht auf unserer Seite", erklärte ihm Hammond, so sachlich wie möglich.

„Ein, ein Asgard? Der?“ Mulder konnte es noch immer nicht glauben. „Nein, das glaube ich nicht.“ Und das aus meinem Munde, dachte er. Ich, Agent Fox Mulder, der so ziemlich alles glaubt, hat Zweifel, wenn der lebende Beweis genau vor seinen Augen steht. „Oh nein, ich weiß wovon ich hier spreche. Die sind gefährlich!“

„Das kann ich mir nicht vorstellen, Agent Mulder. Ohne die Asgards würden wir wohl möglich nicht mehr hier stehen.“

„Und ich habe gesehen, was sie vielen tausenden Menschen angetan haben.“ Mulder ließ sich nicht ohne weiteres von dem Gegenteil überzeugen.

„Agent Mulder, wir sprechen sicherlich von zwei vollkommen unterschiedlichen Dingen.“

„Die Kolonisierung der Erde`?“, fragte er scharf.

„General Hammond", sagte Thor schließlich, bevor Hammond antworten konnte. „Wir haben euren Hilferuf erhalten. Es tut uns leid, dass wir nicht in der Lage waren früher Kontakt mit euch aufzunehmen.“

Hammond nickte ihm zu. „Dann wisst ihr auch, wie ernst die Lage ist.“

Thor nickte leicht mit seinem Kopf. „Ja. Wir wurden auch von der Tok'ra über O'Neills Zustand informiert. Wir bedauern, dass dies passiert ist.“

„Könnt ihr ihm helfen?“, fragte Carter sofort.

Er drehte langsam seinen Kopf in ihre Richtung und blickte sie mit seinen schwarzen großen Augen an. „Vielleicht. Aber dazu müssen wir ihn mitnehmen.“

Erleichtert über die wohl erste gute Nachricht, seit dies alles angefangen hatte, schloss Carter ihre Augen und wagte es ihre angehaltene Luft auszuatmen.

„Konntet ihr Maat ausfindig machen?“

Thors Blick wanderte wieder zurück zu General Hammond. „Wir arbeiten zur Zeit an einer neuen Technologie, getarnte Schiffe ausfindig zu machen. Bisher wurde dies jedoch noch nicht getestet.“

Mulder starrte noch immer vollkommen fasziniert und abstoßend auf Thor. Vor seinem inneren Auge sah er die Erinnerungen wie einen Film vorbeilaufen. Verbittert schloss er seine Augen. Wie konnte jemand von ihm erwarten diesen Kreaturen noch zu trauen, nach alledem was vorgefallen war?

„Könnte man es denn nicht trotzdem versuchen? Die neue Technologie, meine ich?“, fragte Daniel.

„Es wäre aber nicht sicher, da sie noch nicht weit genug entwickelt ist.“

„Aber es wäre möglich?“ Carter stütze sich mit ihren Armen nach vorne auf ihre Knie ab.

„Ja, das wäre es.“


****


„Sara! Leg die Waffe hin", versuchte er mit kontrollierter Stimme auf sie einzureden. Sein Blick wanderte zu dem blitzenden Metall in ihrer Hand. Nervös fuhr er mit seiner Zunge über seine Lippen. „Wir können das doch ganz ruhig bereden. Ohne diese Ding, meinst du nicht auch?“

Er atmete tief ein, um seine Nerven unter Kontrolle zu behalten. Er war auf solche möglichen Situationen immer geschult gewesen, aber das war anders. Es ging um zwei Menschen, die ihm am Herzen lagen und er wollte, dass keinen von beiden etwas passierte. Er konnte es auf gar keinen Fall zulassen.

Carter starrte ihn mit einem entsetzen Blick an. Sie konnte das kalte Metall an ihrem Kopf spüren. Mit einem Stoßgebet schloss sie ihre Augen. Jack sah ihr ihre Anspannung an. Sie regte keinen Muskel und auch er wagte es nicht, sich nur einen Millimeter weit zu rühren. „Sara, bitte. Es gibt immer einen anderen Weg als diesen.“

„Jack, ich muss es tun. Ich tue es nur für dich.“

Er schüttelte mit seinem Kopf.

„Du musst dich entscheiden. Du sagtest, dass du für mich da sein wirst, aber wo bist du? Du bist bei... bei ihr!“ Sie legte Carter ihren Arm um den Hals und zog sie an sich heran, die Pistole fest gegen ihre Schläfe gepresst.

„Sie gehört zu meinem Team. Sie ist meine Partnerin.“ Nur ein Hauch von einem Zittern in seiner Stimme verriet seine Angst.

„Deine Partnerin?“, echote Sara. „Ich sollte deine Partnerin sein, nicht sie!“

„Du warst auch meine Partnerin, aber die Dinge haben sich leider geändert.“

„Du kannst mich nicht zurückhalten.“

„Du, du tust mir keinen Gefallen damit, indem du sie umbringst.“

„Oh doch", erwiderte sie schon fast besessen. „Du bist dann von ihr befreit.“

Jack brach nur für eine Sekunde den Blickkontakt mit Sara und sah in Carters geschockte blaue Augen. Sie flehte ihn förmlich an, doch etwas zutun. Er hörte ihr stummes Flehen als laute Worte, die in seinem Kopf hallten. „Tun Sie was. Lassen Sie nicht zu, dass sie abdrückt.“ Nein, er würde es nicht zulassen.

„Sara, sie hält mich nicht gefangen. Niemand hält mich gefangen.“

„Und wo warst du dann? Ich habe dich gebraucht! Seit Charlies Tod kam ich nicht mehr an dich heran und sie lässt du an dich heran!“

„Du weißt, dass das nicht wahr ist. Ich habe mit niemanden darüber gesprochen.“

„Und woher weiß sie es dann? Ich weiß was in ihrem hübschen Kopf vorgeht.“

„Bitte, Sara, das hat so keinen Sinn. Wir können auch anders darüber reden. Wir sind doch vernünftige Menschen.“ Er betete, dass sie darauf eingehen würde. Er wusste, dass er in seinem eigenen Albtraum gefangen war. Und war er vor sich sah, war nur eine weitere Angst, die er tief vergraben hatte. Er fürchtete sich davor, dass seine Frau ihm ewig Vorwürfe machen würde. Immer wieder und wieder wiederholte er wie ein Mantra in seinem Kopf die Worte: „Das ist alles nicht echt. Reine Einbildung", doch er wusste nicht, wie er sich darauf befreien sollte.

Er schluckte einmal schwer, bevor er weiter versuchte auf sie einzureden. „Sara, vertrau mir, es gibt einen anderen Weg.“

„Vertrauen. Ich kann dir nicht mehr vertrauen. Du vertraust ihr mehr als mir.“ Sie drückte Carter noch fester an sich heran. Erschrocken darüber schnappte Sam nach Luft. Wenn sie es könnte, würde sie aufhören zu atmen.

„Ich muss ihr vertrauen. Aber das hat nichts mit uns zutun. Sie trägt keine Schuld an Charlies Tod. Wir kannten uns bis dahin noch gar nicht.“

„Ich glaube dir nicht. Kein Wort. Ich weiß, was du für sie empfindest. Du würdest lieber sterben, als sie zu verlieren!“

Jack starrte sie an, dann wanderte sein Blick hinüber zu Carter, die ihm genauso geschockt anblickte. „Sir, bitte", krächzte Carter. „Tun Sie nichts Unüberlegtes.“

„Ja, genau, Jack, tu jetzt nichts unüberlegtes", sagte Sara mit einer Spur von Wahnsinn in ihrer Stimme. „Oder ihr passiert noch was.“

Jack war bald mit seinem Nerven am Ende. Eifrig überlegte er, wie er Sara dazu bewegen könnte all dem ein Ende zu setzen. Im Grunde gab es nur eine Möglichkeit, er durfte sich nicht länger gegen sie wehren, er musste auf ihr Spiel eingehen. Er musste sich auf das Spiel mit dem Teufel einlassen. Er wusste nicht, ob sein Kopf genauso wie die Theorie einer Geiselnahme arbeitete. Konnte er sich selbst austricksen, indem er seinem Hirngespinst weismachte, dass er sie verstehen würde?

„Sara,“, krächzte er. „Du hast Recht.“ Er schluckte schwer. „Ich hätte für dich da sein sollen und ich war es nicht. Ich kann es nicht mehr rückgängig machen. Und ich kann mir sehr gut vorstellen, wie du dich während der Zeit gefühlt haben musst, aber das ändert nichts an der Situation. Wir können nicht mit diesem Schicksalsschlag umgehen, indem wir uns selbst das Leben schwer machen. Wir müssen zusammen daran arbeiten und nicht gegeneinander. Es ist eine Sache zwischen uns beiden. Carter,“ Er sah direkt in Sams blaue Augen. „hat damit nichts zutun.“ Sara wollte gerade etwas erwidern, aber Jack sprach ohne sie zu Wort kommen zu lassen, weiter. „Und ja, ich habe gesagt, dass ich lieber sterben würde, als sie zurückzulassen, aber das war Situationsabhängig", log er. Er hoffte nur, dass sie nicht auch noch diese Gedanken lesen konnte. Wenn dies so wäre, dann hätte er keine Chance mehr. „Es steht außer Frage ein Teammitglied zurückzulassen. Das hat wirklich nichts mit meinen Gefühlen für dich zu tun. Ich liebe dich. Du warst immer die Frau an meiner Seite und hier“, er legte seine Hand auf sein Herz. „wirst du es auch immer bleiben.“ Jack atmete schwer ein. Er hatte sie nicht direkt angelogen. Es war zwar nicht die komplette Wahrheit, aber falsch war es auch nicht. Irgendwo in seinem Herzen, da liebte er seine Frau und wird es auch immer tun, aber er konnte auch nicht leugnen, dass Carter ihm vollkommen egal war. Nein, das war sie bestimmt nicht. Ganz und gar nicht. Aber er musste seine wahren Gefühle hinter einer Mauer verstecken, die niemand durchbrechen konnte. „Vertraue mir", flüsterte er. „Es wird nie jemand anderen geben.“

Sara sah ihn verwirrt an. Das hatte sie nicht erwartet. „Du...das", stotterte sie. „Das ist bloß ein Trick von dir", schaffte sie es schließlich hervorzubringen.

Jack schüttelte langsam mit seinem Kopf. „Nein, du bist die einzige, die ich liebe, Sara. Das weißt du doch, oder?“

Sie rührte sich nicht.

„Sara, wir werden es schaffen. Wir beide, zusammen. Willst du das?“

Jetzt nickte sie kaum merklich mit ihrem Kopf.

„Okay, ich will es nämlich auch. Aber wir können das nicht machen, wenn du Carter weiterhin als deine Geisel hältst", redete er eindringlich auf sie ein.

Carter hatte während des gesamten Wortwechsels wie angestarrt dagestanden, aber ihr Blick war nicht einen Millimeter von Jacks Augen abgewichen .Sie starrte ihn ängstlich an. Als sie merkte, dass er seine Strategie geändert hatte, veränderte sich auch sein Blick. Es war dieser Schimmer in seinen Augen, der sich schon im Voraus bei ihr für sein baldiges Handeln entschuldigte. Er bat sie um Verzeihung.

Im Grunde wäre es egal gewesen, was sie gemacht hätte, ändern könnte sie nichts daran. Ein schleichender Schmerz hatte sie bei seinen Worten durchschossen. Wie kleine, spitze Nadeln, die immer weiter und weiter auf eine offene Wunde einstachen. Nur hatte sie das Gefühl, dass es nicht weniger wurden, sondern mit jedem weiteren Wort, verhundertfachten sie sich. Jetzt, nachdem es vollkommen still war, spürte sie förmlich wie ihr Herz zu bluten begann. Einerseits wollte sie aufschreien und sich auf diesen Zwängen befreien, aber anderseits war sie viel zu erstarrt, um es auch nur zu wagen sich zu rühren. Angespannt wartete sie auf Saras Reaktion.

Diese lockerte etwas verunsichert ihren Griff. Carter überlegte fieberhaft, was sie machen sollte. Auch wenn sie jetzt eine geringe Chance hatte, sich zu befreien, so lag dennoch eine Waffe an ihrer Schläfe. Doch im nächsten Moment spürte sie, wie sie ruckartig zurückgezogen wurde. „Nein. Ich durchschaue dich. Du versuchst nur auf mich einzureden. Aber das wirkt nicht. Dazu kenne ich dich zu gut", zischte Sara mit zusammengekniffenen Augen. „Du hattest mich fast so weit, aber auch nur fast. Das war so geschickt von dir und dann hast du alles durch deine Gedanken kaputt gemacht.“

Jack blieb die Luft ihm Halse stecken. Er hätte wissen müssen, dass er sich selbst nicht überlisten konnte, aber es musste doch einen Weg geben, wie er aus dieser Hölle wieder herauskam. „Lass Sie gehen", forderte er sie jetzt mit ernster Stimme auf.

Sara bewegte sich nicht.

„Ich sagte, du sollst sie gehen lassen!“ Seine Stimme wurde immer lauter. „Ich mach was du willst, aber diesmal wirst du nicht gewinnen, hörst du?! Ich habe dich durchschaut!“ Jetzt sah er nicht mehr sie an, sondern drehte sich um seine eigene Achse, so, als ob er mit einem imaginären Gegner sprechen würde. „Wo bist du? Du bist wohl zu feige, dein wahres Ich zu zeigen und versteckst dich hinter diesen Personen! Na los, komm schon raus! Aber dazu fehlt dir der Mut, nicht wahr?!“

Er atmete schnell und schwer ein und aus. Er versuchte seine Gefühle wieder unter Kontrolle zu bringen. Es war schwerer als sonst. Sara sah ihn emotionslos an. „Du glaubst mir also nicht. Du denkst, dass ich nicht echt bin, oder?“, flüsterte sie mit gefährlich leiser Stimme. Er wollte gerade etwas erwidern, aber sie ließ ihn nicht zu Wort kommen. „Ich kann es dir beweisen, dass es alles echt ist. Willst du das?“

Jack schluckte schwer und bevor er überhaupt reagieren konnte, hörte er das Entsichern des Hahnes der Waffe. Er hatte das Gefühl, als ob alles wie in Zeitlupe vor seinen Augen ablaufen würde. Den starren und wirren Blick von Sara. Die Angst in Carters Augen.

„NEEEEIIIINNN!!!“ Er rannte auf sie zu, um ihr noch die Waffe aus der Hand zu schlagen, aber als er ankam war Sara verschwunden. Carter lag vor ihm in ihrer eigenen Blutlache, die Augen noch immer geöffnet, die den starren Ausdruck der Angst widerspiegelten. Er fiel neben ihr auf seine Knie und legte ihren Kopf in seinen Schoß. Behutsam strich er ihr über ihre Haare. „Nein, nein, Carter? Carter???", murmelte er. „Bitte, bitte nicht... ich flehe Sie an. Bitte tun Sie mir das nicht an... Sam...“

Sie bewegte sich nicht. Zaghaft fuhr er mit seiner Hand über ihre Wange. „Verdammt noch mal! Ist es das was du willst?“, schrie er mit nach oben gerichteten Blick. „Bist du nun zufrieden? Jetzt hast du doch alles erreicht!“ Seine schlimmsten Albträume sind wahr geworden. Erst Charlie, dann seine Frau und nun Carter.

Tränen der Wut und Trauer stiegen in ihm hoch. Er schluchzte leise.

Sieh nur was du angerichtet hast, ertönte plötzlich eine Stimme wie aus dem Nichts. Erschrocken sah er sich um, aber er konnte niemanden ausmachen.

„Wer ist da?“

Wie konntest du sie nur umbringen?

„Was??? Ich habe niemanden umgebracht!!! Du warst es, nicht wahr?“

Aber nicht doch. Du warst doch von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Oder hast du wirklich geglaubt, dass du gegen mich ankommst?

Verzweifelt schloss er seine Augen. „Hör auf damit!“, presste er zwischen seinen Zähnen hervor. „So erreichst du gar nichts bei mir.“ Es klang nicht sehr überzeugend, aber er konnte ihr auch nicht die Genugtuung geben, ihn schwach zusehen.

Alles war deine Schuld. Ich habe dir die Chance gegeben, alles wieder gut zumachen, aber du... du hast sie verstreichen lassen. Charlie, Sara und nun auch noch Carter.

„Verdammt!“, schrie er, als er sich wieder seine Ohren zuhielt. „Halt den Mund! Verschwinde! Lass mich endlich in Ruhe!“

Oh nein. Mich wirst du nicht mehr los. Du warst es, der mich aufgehalten hat, also wirst auch du es sein, der dafür büßen muss. Du und deine kleine hübsche Freundin.

Langsam ließ er seine Hände sinken. „Wovon sprichst du? Was meinst du damit?“

Erst du, dann sie und dann euer ganzer Planet. Ich werde euch Tau're vernichten. Ihr werdet alle unter mir dienen, eurer wahren und einzigen Göttin!

„Du bist doch krank!“, zischte er.

Krank wird am Ende nur der, der auch wahnsinnig wird.

Er konnte förmlich vor seinem inneren Auge ihr hasserfülltes Gesicht sehen, wie sie mit einem vernichtenden Blick auf ihn hinunterstarrte. Er hasste nichts mehr als diese gottverdammten Schlangen mit ihren glühenden Augen und ihren überheblichen Getue.

Verdammt! Hätte er doch gleich zu Beginn alles richtig gemacht, dann wäre es nie so weit gekommen, dann würde er jetzt nicht ihr sitzen mit einer leblosen Carter in seinen Armen, gefangen an einem Ort, von wo ihn niemand mehr retten konnte.

Er zitterte am ganzen Körper, als er mit wackelnder Hand über ihre Augen fuhr, um diese zu schließen. Er wiegte sie hin und her und drückte sie feste an sich. „Nein!“, schluchzte er. „NEEEEEEEEEEEEIIIIIIIIIIIIINNNNNNNNNNNNNN!!!!!!!!!!“


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Kapitel 7 by Destiny
Kapitel 7

Es gibt Dinge in unserem Leben, die können wir nicht ändern, so sehr wir uns auch bemühen dagegen anzukämpfen. Man sagt, dass es nur eine richtige Wahl gibt und die anderen sind alle falsch. Auf deinen Weg weisen Zeichen dich zu diesem Moment. Der Moment, wo alles perfekt ist. Was ist, wenn wir eine falsche Entscheidung getroffen haben und nun einen falschen Weg gehen? Was wäre alles passiert? Und was wäre alles nicht passiert? Aber woher sollen wir wissen, was die richtige Wahl ist? Wer entscheidet, ob das Leben, welches man führt, richtig ist oder nicht? Es würde Millionen Möglichkeiten geben, die uns in eine andere Richtung führen.

Sam seufzte, als sie nach O'Neills Hand griff. Sie blickte in sein friedliches Gesicht. Er sah aus, als ob er schlafen würde. Sie war direkt nach der Besprechung auf die Krankenstation gegangen. Zum einem, in der verzweifelten Hoffnung, dass sich vielleicht doch noch etwas verändert hatte, und zum anderen, weil sie noch etwas Zeit hatte, bevor es losging und die wollte sie damit verbringen, Mulders Rat zufolgen.

Sie drückte leicht seine Hand, während sie zärtlich mit ihren Daumen über seinen Handrücken strich. „Sir, wir haben nicht mehr viel Zeit", begann sie flüsternd. „Wo auch immer Sie gerade sein mögen, ich hoffe, dass Sie mich hören können. Wir haben vielleicht eine Möglichkeit gefunden Sie zu retten.“ Sie holte einmal tief Luft. „Das, das sind doch wirklich gute Nachrichten, aber wir werden das nicht ohne Sie schaffen.“ Ihr Blick flehte ihn an die Augen zu öffnen, aber natürlich passierte es nicht. Sie biss sich kurz auf ihre Unterlippe, als sie mit leicht gebrochener Stimme fort fuhr. „Ich weiß, dass Sie das können. Sie waren schon immer stark und werden es auch jetzt bleiben.“


*****


Als er das Hallen von Schritten hinter sich hörte, drehte er sich auf seinem Absatz herum und betete, dass diese Folter bald vorbei sein würde. Er hielt das alles nicht mehr aus. Wie wollte sie ihn jetzt noch quälen? Ging das überhaupt noch? Hatte er nicht schon genug gelitten? Was musste er noch alles erleiden, damit dies endlich alles ein Ende hatte?

Jack glaubte seinen Augen kaum, als aus den Schritten eine Person wurde und dies immer weiter auf ihn zuging. Es war Sam. Sie lebte! Erleichtert wollte er auf sie zugehen und ein Lächeln breitete sich auf seinen Gesicht aus, aber Sam blieb wenige Meter vor ihm stehen. Sie machte keine Anstalten sich ihm noch weiter zu nähern. Ihr Gesicht war ausdruckslos, kühl und abweisend. Selbst ein Stein hätte mehr Emotionen gezeigt.

Mitten ihn seinem Schritt blieb er stehen. „Carter!“, stieß er hervor. „Sie leben ja. Ich... ich dachte, sie wären tot. Sie, Sie sind doch genau vor meinen Augen gestorben! Maat hat Sie umgebracht.“

Noch immer zeigte sie keinerlei Mitgefühl. „Und Sie glauben ihr.“

„Ich, ich weiß nicht mehr was ich glauben soll.“

„Verräter.“

„Was?“ Er starrte sie fassungslos und verwirrt an. „Nein, ich bin kein Verräter. Wie können Sie so etwas sagen?“

„Feigling", erwiderte sie, ohne auf seine Frage einzugehen.

„Carter.“ Er war jetzt wirklich geschockt und verstand die Welt nicht mehr. Wieso beschimpfte sie ihn so? „Was soll das?“

„Sie haben aufgegeben.“

Er schüttelte langsam mit seinem Kopf. „Ich weiß nur nicht, was ich noch machen soll. Ich komme hier nicht mehr raus und werde an ihr zugrunde gehen", flüsterte er.

„Sie sind aber nicht dazu bestimmt hier zu sterben", antwortete sie kühl.

„Nein, Sie verstehen das nicht. Ich komme hier nicht mehr raus. Es gibt keine Möglichkeiten mehr.“

„Nein, Jack. Sie spielt nur mit Ihnen. Sie spielt mit Ihren Ängsten und solange Sie das zulassen wird sie gewinnen. Sie müssen sich dagegen wehren, bevor sie Sie auch noch von Ihrer wahren Mission abbringt.“

„Welche Mission? Es gibt keine Mission.“

„Oh doch, die gibt es. Sie müssen Maat aufhalten. Das ist Ihre Mission!“

Er seufzte erschlagen. „Ich kann nicht. Ich bin zu schwach. Sie hat mir alles genommen. Es gibt für mich nichts für, dass es sich zu kämpfen lohnt.“

„Wachen Sie endlich auf! Lassen Sie sich nicht von ihr einlullen. Man braucht Sie. Sie wissen, dass es alles nur Einbildung ist. Sara lebt und ich auch. Sogar, Dana, wenn wir noch nicht zu spät sind. Noch, sind wir am Leben, aber das wird sich bald ändern, wenn Sie nicht endlich aufwachen!“

Dana?, fragte er sich stumm. Was ist mit Dana? Ist ihr etwas zugestoßen?

„Aber wie? Ich habe doch schon alles versucht.“ Sein Körper sackte in sich zusammen. Hilflos schaute er zu ihr auf. „Carter...“


****


„....Jack", flüsterte Carter. „Ich weiß, dass es noch nicht zu spät ist. Sie würden es nicht zulassen. So waren Sie schon immer und das bewundere ich. Aber manchmal – so sehr ich meine Arbeit liebe – frage ich mich was das alles soll. Wir leben für dieses Programm und die Bekämpfung der Goa'uld, aber ist unser Leben das wirklich Wert? Wo würden wir heute sein, wenn Daniel es nicht geschafft hätte, das Stargate zu aktivieren? Hätten wir uns dann getroffen? Vielleicht nur eine falsche Entscheidung und es gäbe kein SG1, kein Stargate und alles würde ganz anders sein. Ich, jedoch, würde mir nichts andere wünschen wollen, als das hier. Ich würde nicht einen Tag ändern.“ Sie verstummte, mit einem leeren Blick auf ihn gerichtet. Sie holte einmal tief Luft. „Ich bitte Sie, halten Sie durch. Ich weiß nicht, ob es Ihnen wirklich helfen wird, wenn ich jetzt bei Ihnen bin, aber ich bin hier. Sie dürfen jetzt noch nicht aufgeben, Sie müssen kämpfen...“


****


„...Sie müssen kämpfen. Jetzt stehen Sie auf und kämpfen Sie!“ Er konnte deutlich die wachsende Ungeduld aus ihrer Stimme heraushören. „Besonders Sie. Das hier ist nicht Ihr Platz. Jetzt stehen Sie auf und kämpfen Sie den Kampf!“

Er wusste nicht was er dazu sagen sollte.

„Sie haben nicht mehr viel Zeit. Wenn Sie jetzt nicht beginnen sich gegen sie zu wehren, dann ist alles verloren.“

„Dana? Was ist mit Dana?“

„Sie wird sterben, wenn Sie nicht endlich beginnen zu Handeln!“

Mit noch einem letzten Blick auf Jack hinunter drehte sie sich ohne ein Wort zu sagen um und verließ ihn, ohne sich noch einmal zu ihm umzudrehen.

„Carter! Wo gehen Sie hin?! Carter! CARTER!“

Sie war verschwunden.


****


Eine Hand legte sich auf ihre Schulter. Erschrocken über diese Berührung fuhr sie herum. Sie atmete erleichtert aus, als sie sah, dass es 'nur' Daniel war. „Gott, Daniel, haben Sie mich erschreckt", hauchte sie leicht außer Atem.

„Entschuldigung.“ Er lächelte sie schief an und zog seine Hand zurück. Sein Lächeln verschwand, als sein Blick auf O'Neill fiel.

„Ist schon in Ordnung. Machen Sie es nur nicht wieder.“ Sie schwiegen beide für einen Moment und Daniel nickte kurz. „Ist es schon soweit?“, fragte sie schließlich.

„Ja. Wir wollen keine Zeit verlieren.“

„Okay.“ Sie schob langsam ihren Stuhl zurück. „Ich werde mich dann jetzt fertig machen.“ Carter stand auf und wollte gerade an Daniel vorbeigehen, aber dieser hielt sie zurück, indem er seine Hand nach ihr ausstreckte.

„Sam?“

Sie drehte sich zu ihm um, gab ihm jedoch keine Antwort, sondern blickte ihn lediglich an.

„Es wird alles wieder gut werden", sagte er mit einem zuversichtlichen Nicken.

Carter erwiderte nichts und Daniel hatte schon das Gefühl, dass sie sich einfach umdrehen und weggehen würde, aber dann lächelte sie leicht traurig. „Ich hoffe es. Ich hoffe es wirklich, Daniel.“


****


Auf ihrem Weg zum Besprechungszimmer, gekleidet in ihrer Uniform, traf sie auf Mulder, der ebenfalls eine Uniform trug. Etwas erstaunt darüber blieb sie stehen, um auf ihn zu warten. „Agent Mulder?“, fragte sie, als er bei ihr war.

„Hey.“ Er kam sich etwas merkwürdig vor in dieser Bekleidung. Sie war so ungewohnt. Es vermittelte ihm auf merkwürdige Art und Weise das Gefühl von Enge. Wieso, konnte er sich nicht erklären. Es war einfach so.

„Sie kommen auch mit?“ Im Grunde war diese Frage vollkommen sinnlos, das wusste sie, aber noch bevor sie darüber nachdenken konnte, hatte sie sie schon laut ausgesprochen.

Er nickte mit seinem Kopf. „Ja. Ich habe mit General Hammond gesprochen und er hat sein Einverständnis gegeben. Ich habe ihm versprochen Scully zurückzubringen.“

Leicht verwirrt sah sie ihn von der Seite an. „Was meinen Sie damit?“

„Huh? Womit?“

„Sie haben gesagt, Sie hätten ihm versprochen, dass Sie ihm Scully wieder zurückbringen werden. Was meinen Sie damit?“

Mulder schluckte schwer. Er senkte leicht seinen Blick. „Ich, uhm, ich weiß nicht, ob ich mit Ihnen darüber reden sollte. Sie sollten General Hammond fragen.“ Carter hörte aus seinen Ton heraus, dass er nicht weiter über dieses Thema sprechen würde. Sie würde auf jeden Fall den General fragen, aber trotzdem fragte sie sich, was es zu bedeuten hatte.

„Sagen Sie,“, begann Carter nach einer Weile. Sie traute sich nicht so recht Mulder anzusehen. Er jedoch blickte sie fragend und neugierig von der Seite an und wartete darauf, dass sie fortfuhr. „Wie gut kennen Sie Agent Scully?“

Mulder zog scharf seine Luft an. „Nun, das hängt davon ab, was Sie unter 'gut' verstehen.“ Carter zog ihre Augenbrauen hoch. Hastig fuhr er fort, um ihre stumme Frage zu beantworten. „Na ja, wenn Sie 'gut' in dem Sinne meinen, dass ich sofort weiß, wenn irgendwas nicht stimmte oder sie mich anlügte, dann ja, oder meinen Sie 'gut' auf persönlicher Ebene? Ihr Privatleben? Dann muss ich diese Frage leider mit nein beantworten.“

„Oh.“

„Warum fragen Sie?“

„Nicht so wichtig.“ Sie wedelte mit ihrer Hand in der Luft, um es als unwichtig abzutun.

„Nein, sagen Sie es. Es interessiert mich.“

„Es ist wirklich nicht so wichtig. Ich habe nur über etwas nachgedacht, aber Sie haben diese Frage schon so gut wie beantwortet", versuchte sie ihm auszuweichen.

„Okay", seufzte er leicht. „Wenn Sie mir diese Frage allerdings doch noch stellen wollen, dann tun Sie sich keinen Zwang an.“

„Ja, danke.“ Beide verfielen wieder in ein etwas angenehmeres Schweigen.

Als sie um die Ecke bogen und kurz vor der Tür zum Besprechungszimmer standen, blieb Carter stehen. Mulder, mit seiner Hand schon auf dem Türgriff, drehte sich überrascht zu ihr um. „Major Carter?“

Sie blickte von ihren Händen zu ihm auf. „Wussten Sie, dass Agent Scully und Colonel O'Neill sich kennen?“, fragte sie leise.

Zunächst wusste Mulder nicht, was er auf diese Frage antworten sollte. Er zog seine Hand von dem Griff und ging einen Schritt auf sie zu. Er kratzte sich über seine Nackenhaare, als er sie etwas anlächelte. „Nein", antwortete er schließlich. „Ich wusste nichts davon. Sie können mir glauben, dass ich genauso überrascht war wie Sie. Wissen Sie, Scully spricht nicht sehr viel über ihr Privatleben und schon gar nicht über das ihrer vorigen Freunde.“

„Da scheinen die beiden sich ja ziemlich ähnlich zu sein. Colonel O'Neill redet auch nicht viel.“

„War das Ihre Frage?“, fragte er vorsichtig.

Sie nickte zögernd mit ihrem Kopf. „Danke.“

„Gern geschehen. Hat er Familie?“

„Nein", antwortete sie knapp. „Nicht mehr. Aber ich sollte nicht mit Ihnen darüber sprechen. Das ist Colonel O'Neills Privatleben.“

„Sie haben Recht.“ Er nickte ihr zustimmend zu.

Es herrschte zwischen ihnen ein längeres Schweigen, keiner rührte sich. „Agent Mulder?“

Mulder sah mit einem fragenden Blick zu ihr hinunter. „Ja?“

„Wieso...was hat es mit Ihrer Abneigung gegenüber den Asgards auf sich?“

Mulder zog scharf seine Luft an und fuhr sich mit seiner Hand durch seine Haare. „Ich kann Ihre Auffassung nicht teilen.“

„Was genau meinten Sie mit Kolonisierung?“

„Major Carter, ich habe Dinge gesehen und erlebt, die genau darauf hinauslaufen. Die Kolonisierung der Erde durch Außerirdische.“

„Und warum die Asgards? Haben Sie irgendwelche Beweise?“

Er lachte leicht verbittert auf. „Natürlich nicht. Es gab nie Beweise für meine Arbeit, aber ich weiß was ich gesehen habe. Und Scully hat es auch gesehen. Sie war dort! In einem dieser Eiskokons, der als Brutstätte für ihre Nachkommen diente!“ Carter hörte den Ärger aus seiner Stimme heraus und zuckte leicht zusammen. Nicht nur, wegen seines plötzlichen veränderten Verhalten, sondern viel mehr wegen dem Inhalt der Worte.

„Ich kann ehrlich gesagt nicht glauben was Sie da gerade gesagt haben. Beim besten Willen nicht!“

Mulder zuckte mit seinen Schultern.

„Sie haben doch Thor selbst gesehen... ich kann mir nicht vorstellen, dass er in der Lage ist so etwas zu tun.“

„Und warum helfen die Ihnen?“

„Um mit uns gegen die Goa'uld zu kämpfen", war ihre prompte Antwort. „Die Erde steht unter ihrem Schutz.“

Mulder nickte mit seinem Kopf. „Haben Sie sich jemals gefragt, warum?“

Carter warf ihm einen verwirrten Blick zu. „Was genau wollen Sie damit sagen?“

„Überlegen Sie sich mal, welche Gründe die Asgards bewegen könnten die Erde zu beschützen.“

„Wegen den Goa'uld?“ Sie blickte ihn jetzt mit einem skeptischen Ausdruck von der Seite an.

„Und wenn es nur ein Vorwand ist? Sie haben doch selbst gesagt, dass sie Ihnen und der gesamten Menschheit um Weiten überlegen sind. Was ist, wenn sie versuchen Vertrauen herzustellen, um Sie somit mit einer trügerischen Wahrheit zu konfrontieren. Nämlich dann, wenn es zu spät ist, beginnen sie mit ihren Plänen.“

Carter starrte ihn fassungslos. „Also, das ist so ziemlich das absurdeste was ich bisher gehört habe!“, brachte sie schließlich vollkommen perplex heraus. „Agent Mulder, es tut mir leid Ihnen das sagen zu müssen, aber Sie sind ja vollkommen paranoid.“

„Denken Sie mal darüber nach.“

„Es tut mir leid, aber da brauche ich nicht weiter darüber nachzudenken. Es steht für mich und die anderen hier völlig außer Frage, dass auch nur irgendwas, was Sie gerade eben gesagt haben, wahr sein könnte.“ Mulder wollte gerade etwas erwidern, aber Carter schnitt Ihnen das Wort ab. „Nein, jetzt rede ich. Ich weiß nicht was Sie gesehen haben und ich zweifle auch nicht an dem was Sie gesagt haben, denn ich glaube nicht, dass Sie sich so etwas ausdenken könnten, aber ich kann Ihnen versichern, dass Thor nichts mit alle dem zu tun hat.“

„Wie können Sie sich da so sicher sein?“

„Weil ich es weiß. Die Asgards sind auf gar keinem Fall die Außerirdischen, die Sie gesehen haben. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass sie solche Hintergedanken gegen uns hegen würden.“ Sie blickte Mulder eindringlich an. „Ich kann aus ihrem Gesichtsausdruck her schließen, dass Sie mir nicht glauben, aber ob Sie es wollen oder nicht, die Asgards sind jetzt unsere letzte Möglichkeit.“

„Ja, da haben Sie recht.“

„Und damit wir diese Mission erfolgreich erfüllen, müssen Sie den Asgards trauen.“

„Verlangen Sie nicht von mir, dass ich denen so einfach vertraue. Nicht nach all den Jahren. Ich vertraue niemanden.“

„Das Leben Ihrer Partnerin hängt davon ab.“

„Ich weiß.“

„Agent Mulder, ich kenne weder Sie noch Ihre Vergangenheit oder die von Scully, aber mit Ihrem Misstrauen erreichen Sie gar nichts.“

„Danke, Major Carter, aber Sie brauchen sich wegen mir keine Sorgen zu machen. Ich werde die Mission nicht gefährden. Ich werde denen nur nicht um den Hals fallen. Ich will nur Scully wieder zurück haben, das ist alles.“

„Ich verstehe, dann sollten Sie sich jetzt auf die Mission konzentrieren und sich nicht von Ihren Gefühlen leiten lassen.“

„Und, uhm, wir werden gleich wirklich auf ein Raumschiff gebeamt, so wie in Star Trek?“, wechselte Mulder schnell das Thema.

„Nun, natürlich funktioniert es nicht exakt wie in Star Trek, aber man könnte es damit vergleichen, ja.“ Ein kleines Lächeln umspielte ihre Lippen. Sie konnte sich noch sehr gut an das erste Mal erinnern, als sie durch das Stargate gegangen war. Es kam ihr vor wie gestern und auch heute noch war sie genauso aufgeregt wie zu Beginn.

„Wow! Ich hätte mir wirklich nie träumen lassen mal auf einem außerirdischen Raumschiff zu sein.“

„Tja, bis vor ein paar Jahren hatte ich dasselbe vom Stargate gedacht. Es ist schon etwas ganz besonderes innerhalb weniger Sekunden Milliarden Kilometer zu anderen Planeten zu reisen, die noch nicht einmal in unserem Sonnensystem liegen.“

„Das ist einfach unglaublich. Darf ich Sie was fragen?“

Carter nickte ihm zu. „Sicher.“

„Wie ist es so auf fremde Planeten zu reisen und zu wissen, Teil eines so komplexen und gigantischen Projektes zu sein? Ich habe der Regierung schon so einiges zugetraut, aber das hier übertrifft alles bei weitem.“ Er schwenkte mit seinen Armen, um das Ausmaß des Ganzen zu demonstrieren.

„Man kann es nicht direkt beschreiben. Es ist einfach ein unglaubliches Gefühl. Schon alleine der Gedanke daran, dass die Körpermasse, diese feste Materie in Abermillionen winzig kleine Atome zerlegt wird und dass man am Ende wieder genauso herauskommt.“ Sie musste lächeln, als sie Mulders leicht genervtes und verwirrtes Gesicht sah. Er war in dieser Hinsicht O'Neill ziemlich ähnlich Ich sollte wirklich daran arbeiten nicht gleich alles physikalisch auszudrücken, dachte sie.

„Uhm, ja, das Gefühl muss, uhm...“ Er suchte verzweifelt nach dem passenden Wort. „... spooky sein.“

Carter schürzte ihre Lippen. „Spooky?“

„Das ist mein Name.“ Ein kleines Lächeln umspielte seine Lippen. „Spooky Mulder", flüsterte er sarkastisch seinen Spitznamen.

Als Antwort zog Carter leicht amüsiert ihre Augenbrauen hoch. „Ich werde lieber nicht nach dem Grund fragen.“

Mulder lachte etwas auf. „Tun Sie es nicht. Es wird Sie nur langweilen. Scully kann es Ihnen bestätigen.“

„Nun, so langweilig kann es nicht sein, wenn Sie meines Wissens schon seit fast sieben Jahren zusammenarbeiten.“

Mulder schluckte und schaute hinunter auf den Fußboden. Er war ihr dankbar, dass sie nicht in der Vergangenheit von Scully sprach, sondern so, als ob sie noch am Leben war. Das rechnete er ihr wirklich hoch an.

„Entschuldigen Sie.“

Mulder schüttelte seinen Kopf. „Nein, nein, ist schon in Ordnung. Ich sollte aufhören immer gleich in eine Krise zu fallen, wenn ihr Name genannt wird.“

„Ich wollte wirklich nicht…", setzte sie zu einem neuen Versuch an.

„Hey. Ich sagte doch schon, dass es in Ordnung ist. Außerdem bin ich nicht der einzige, der um das Leben eines Freundes bangen muss", erklärte er ihr. „Wir sollten uns jetzt beide auf die Mission konzentrieren, sonst haben wir wirklich noch einen Grund in Depressionen zu fallen.“

„Ja", seufzte Carter und rieb sich über ihre Augen. „Ja, sie haben vermutlich recht. Es gibt jetzt wirklich wichtigere Dinge, als den Teufel an den Wand zu malen. Und wir werden ihnen keine große Hilfe sein, wenn wir uns selbst fertig machen.“ Sie sah mit einem traurigen, aber doch selbstsicheren Lächeln zu ihm auf.

„Und wird Ihr Vater auch mitkommen?“, wechselte Mulder schließlich das Thema.

Carter nickte mit ihrem Kopf. „Ja. Er ist nur noch mal zurück zu den Tok'ra, um sich für die Mission auszurüsten, aber“, sie schaute auf ihre Uhr, „ er müsste in der Zwischenzeit schon längst wieder hier sein.“

„Warum ist Ihr Vater eigentlich ein Mitglied der Tok'ra, wenn ich fragen darf? Mir kommt das ehrlich gesagt etwas phantastisch vor.“

Carter lächelte leicht. „Das ist eine lange Geschichte.“

„Und er trägt auch so, so ein Ding in sich?“ Mulder war sich nicht ganz sicher, wie er es beschreiben soll.

„Sie meinen einen Symbionten?“ Er nickte mit seinem Kopf. „Es war seine Entscheidung. Selmak, der Symbiont, brauchte einen neuen Wirt, weil sein alter im Sterben lag. Mein Vater ,“ Sie schluckte einmal. „er war zu dieser Zeit an Krebs erkrankt und weil die Tok'ra schnellstmöglich einen neuen Wirt brauchte, haben wir meinen Vater gefragt.“

„Und sein Krebs ist jetzt geheilt?“, fragte Mulder überrascht.

„Ja, das ist eine Kleinigkeit für einen Symbionten.“

„Hmmm...“ Mulder rieb sich nachdenklich über sein Kinn. „Und die Tok'ra sind keine Goa'uld?“

„Nein.“ Carter schüttelte vehement mit ihrem Kopf. „Sie dürfen niemals - ich betone „niemals“ - gegenüber einem Tok'ra Mitglied erwähnen, dass er oder sie ein Goa'uld ist.“

„Okay, weil sie es nicht sind?“, hackte Mulder noch einmal nach.

Carter schüttelte mit ihrem Kopf. „Der wesentliche Unterschied besteht darin, dass der Wirt nicht der Sklave des Symbionten ist. Sie haben sicherlich schon selbst bemerkt, dass sie sich mit meinem Vater, als Person, und einmal mit Selmak, dem Symbionten, unterhalten können.“

„Das ist ... wow!“

„Ja, das ist es durchaus", stimmte sie ihm lächeln zu.

„Okay, dann sollten wir jetzt da reingehen. Die anderen warten wahrscheinlich schon wieder auf uns und wir wollen doch nicht, dass sie ohne uns losgehen.“

„Keine Sorge, dass werden sie bestimmt nicht.“


****


Verängstigt kroch sie in die hinterste Ecke des Raumes, so weit wie möglich an die Wand gepresst. Sie wusste nicht wie lange sie auf diesen Tisch gelegen hatte, aber ihr ganzer Körper schmerzte, besonders ihr Kopf. Genau zwischen der Nasenhöhle und dem Gehirn. Wissend vergrub sie ihr Gesicht in ihren Armen und fing bitterlich an zu schluchzen. Das Pochen wurde mit jeder Sekunde, die verstrich stärker und stärker. Sie hatte das Gefühl, dass ihr Kopf jeden Augenblick zerspringen würde. Es war die Hölle.

Erst als sie ihren Kopf wieder hob, um sich mit ihrer Hand übers Gesicht zu fahren, damit sie sich die Tränen wegwischen konnte, merkte sie erst, wie sehr ihr Körper am zittern war. Krampfhaft versuchte sie sich anzuspannen, aber sie hatte die Kontrolle über ihre körperlichen Funktionen verloren.

Sie schluckte schwer den Klos in ihren Hals hinunter. Sie war so schwach. Jegliche Kraft war aus ihrem Körper gewichen. Sie verspürte noch nicht einmal die Lust sich richtig hinzulegen, so dass sie ihren Körper wenigstens etwas schonen konnte, statt dessen versuchte sie in der Wand zu verschwinden. Sie stellte sich vor, dass wenn sie sich nur weit genug verkriechen würde, sie dann niemand mehr finden würde und sie somit ihre Ruhe hatte. Nicht die ständige Angst, dass sich jeden Moment die Tür öffnen könnte, um sie wieder zu holen, weitere qualvolle Test an ihr durchgeführt werden würden.

In ihrem tiefsten Inneren hatte sie gehofft, dass sie diese Schmerzen nie wieder erleiden hätte müssen, aber sie hatte sich wie es wohl aussah geirrt. Sie war nicht die Art von Mensch, die so schnell aufgab, aber selbst ihr Panzer fängt nach geraumer Zeit an zu bröckeln und jetzt spürte sie die ersten Risse und wie die Fassade langsam, Stück für Stück, zusammenbrach. Es war ein grauenhaftes Gefühl. Zu wissen, dass man immer schwächer und schwächer wurde, bis man am Ende schließlich ganz kapitulieren würde.

Es tut mir leid, Mulder, aber ich schaff das nicht mehr. Nicht noch einmal, dachte sie aufgebend.

Erschöpft fuhr sie schließlich mit ihrer Hand über ihre Augen und zum Schluss über ihre Nase, als sie plötzlich inne hielt. Langsam zog sie ihre Nase hoch und wagte es nicht auf ihren Handrücken zu sehen, als sie etwas Feuchtes darauf spürte. Es war schon lange her, dass sie dies gefühlt hatte, aber immer noch so klar in ihrem Gedächtnis, als wäre es gestern.

Bitte, bitte, Gott, lass es nicht das sein, was ich denke, dass es das ist, flehte sie in Gedanken.

Zitternd und zögernd entfernte sie schließlich ihre Hand von ihrer Nase. Ihre Augen hatte sie geschlossen. Stumm zählte sie langsam bis drei und öffnete sie mit viel Überwindung. Geschockt starrte sie auf ihre Blutverschmierte Hand. So viel Blut. Es war einfach viel zu viel für sie. Sie spürte wie jegliche Farbe aus ihrem Gesicht wich.

„Oh mein Gott, nicht schon wieder…", hauchte sie.

Sie schaffte es nicht mehr länger dagegen anzukämpfen und gab schließlich auf als ihr schwarz vor Augen wurde.


****


Und wie die beiden vermuteten, waren sie die letzten, die das Besprechungszimmer betraten. Sie entschuldigten sich bei General Hammond und gingen ohne jegliche Umschweife zu ihren Stühlen hinüber. Hammond, der an der Trennscheibe zum Gateroom stand, blickte für einen Moment hinunter auf das Tor, bevor er sich schließlich zu ihnen umdrehte.

„Wir warten jetzt nur noch auf Thor", begann er. „Sie sollten sich allen darüber in Klarem sein, dass die Sicherheit der Erde von dieser Mission abhängt. Ich weiß, dass Sie die Erde schon des öfteren gerettet haben, und ich unterschätze auch nicht Ihr Können, aber sehen Sie zu, dass Sie mit zwei Personen mehr wiederkommen, als sie gehen werden.“

Alle nickten schweigend. Niemand hielt es für nötig, darauf eine Antwort zu geben, denn jeder einzelne wusste, was auf dem Spiel stand.

„Dann wünsche ich Ihnen viel Erfolg... und das Wohlergehen der Welt liegt nun in Ihren Händen.“

Mulder atmete laut aus, als er sich in seinem Stuhl zurücklehnte. Man hatte noch nie offiziell von ihm verlangt die Welt zu retten. Die meisten Menschen auf diesem Planeten wussten noch nicht einmal, wie oft auch er und Scully schon die eine oder andere Katastrophe verhindert hatten.

„Sir?“, fragte Carter in die Stille hinein.

„Ja, Major?“ Er sah sie fragend an.

„Was ist mit Colonel O'Neill?“

„Thor kümmert sich darum. Es wurde auf der Krankenstation Bescheid gesagt. Dr. Fraise ist also informiert.“

Carter nickte . Sie warf Daniel einen besorgten Blick zu und dieser versuchte sie zu beruhigen. Er lächelte sie traurig an und nickte ihr dann anschließend aufmunternd zu.

Gerade in diesem Moment erschien wieder dieses helles Licht, das Thor ankündigte. Als es verschwunden war, saß Thor in dem noch freien Stuhl am Kopfe des Tisches.

„Seit gegrüßt.“ Er nickte ihnen mit seinem Kopf zu.

„Wir haben gute Nachrichten für euch. Unsere Technologie wurde erfolgreich getestet. Doch wir müssen uns beeilen. Es ist ungewiss, ob unser Versuch, die Tarnung zu durchbrechen, bemerkt wurde. Die Technologie wurde zwar darauf konstruiert, dass dies nicht geschieht, doch ist sie noch nicht komplett ausgereift.“

„Okay, dann sollten wir auch keine Zeit mehr verlieren.“ General Hammond nickte mit seinem Kopf. „SG1, Jacob, Agent Mulder, machen Sie sich zum Transport bereit.“

„Ja, Sir", sagte Carter als erste und stand auf. Die anderen taten es ihr gleich.

Wieder leuchtete es hell auf und Thor war verschwunden.

„Viel Glück", wünschte ihnen Hammond.

„Danke, Sir", sagten Daniel, Carter und Mulder im Einklang. Teal'C nickte ihm zu und Jacob drückte seine Schulter.

„Keine Sorge, George, wir bringen Colonel O'Neill lebend zurück.“

Hammond nickte kurz. „Und Agent Scully.“

„Natürlich. Und Agent Scully.“ , pflichtete er ihm bei. Er bemerkte wie sich Hammonds Stimme etwas verändert hatte. „George, stimmt was nicht?“, fragte er jetzt doch besorgt.

Hammond schluckte und schaute ihn für einen Moment geschockt an. „Es ist etwas Persönliches. Bring sie bitte nur gesund zurück.“

„Wenn du irgendwie...“

„Danke, Jacob, aber wir haben jetzt nicht die Zeit darüber zu sprechen. Nachher vielleicht, doch jetzt müsst ihr los. Ich würde ja mitkommen, aber ich kann nicht. Der Präsident will auf dem Laufenden gehalten werden.“

„Verständlich. Wir sollten dann jetzt keine weitere Zeit vergeuden. Die anderen werden schon warten.“

„Passt auf euch auf.“

„Keine Sorge.“

Jacob ließ Hammond alleine zurück, um den anderen zu folgen.


****


Etwas stieß sie in ihren Bauch. Leise, kaum wahrnehmbar, hörte sie irgendwo Stimmen im Hintergrund. Sie schrieen sie an, aber was sie sagten, konnte sie nicht verstehen. Aber sie wollte jetzt noch nicht aufwachen. Nein, sie will nie wieder aufwachen. Denn sie wusste, dass wenn sie jetzt ihre Augen öffnen würde, dann würden alle Schmerzen wieder zurückkommen und das wollte sie nicht. Sie wollte endlich Ruhe und Frieden. Sie wollte nicht mehr ständiges Risiko, welches sie sich Tag für Tag aussetzte. Nicht nach dem hier.

Außerdem hatte sie doch keine Chance mehr. Sie konnte den Tumor in ihren Kopf wieder wachsen spüren. Ob es nur Einbildung war, wusste sie nicht, aber sie war sich eines ganz sicher, noch einmal würde sie das alles nicht durchmachen. Nicht noch einmal diese ständigen Ängste, dass jeder Tag ihr letzter sein könnte.

Nein, sie wollte nicht mehr aufwachen.

Wieder ein Schlag, diesmal viel stärker. „Wach auf!“, ertönte die Stimme, diesmal lauter und fester.

Noch ein Schlag. „Ich sagte, du sollst aufstehen!“

Automatisch krümmte sie ihre Körper und rollte sich wie ein Embryo zusammen. Leise stöhnte sie bei einem weiteren Schlag auf.

„Hey!“ Gerade als sie ihre Augen mühsam zu kleinen Schlitzen öffnete, sah sie, wie die Wache wieder ausholte. Normalerweise hätte sie versucht sich zu schützen oder den Schlag abzuwehren, aber sie hatte keine Kraft und so konnte sie nichts anderes machen, als sich noch weiter zusammenzurollen und sich zu wünschen unsichtbar zu werden.

Sie hustete auf, so dass ihr gesamter Körper zu zittern begann. Es tat weh. Schlimmer konnte es in der Hölle nicht sein, dachte sie.

Als die Wache sah, dass sie sich bewegte, hörte sie auf und wartete einen Moment, doch als Scully keine Anstalten machte aufzustehen, nickte er seinem Partner zu und sie beide beugten sich zu ihr hinunter, um ihr unter die Arme zu greifen und hoch zu ziehen.

Überrascht von dieser plötzlichen Bewegung, schrie sie auf, einmal weil sie nicht damit gerechnet hatte und zum anderen, weil diese schnelle Bewegungen ihren Körper nicht gut taten. Ihr Kopf fiel nach vorne und sie sah durch halb geöffnete Augen, dass sie wieder Nasenbluten hatte. Es schien diesmal in kürzeren Abständen zu kommen und viel stärker zu sein.

Die Wachen schleiften sie aus ihrer Zelle. Scully hatte kaum die Kraft mit ihnen Schritt zu halten, geschweige denn sich richtig auf den Beinen zu halten. Sie fragte sich, was man jetzt mit ihr machen wollte. Aber bei genauerem nachdenken, war es ihr eigentlich egal. Schlimmer konnte es gar nicht mehr werden.


****


Es ging alles ziemlich schnell. Kaum hatten sie ihre Ausrüstung zusammengesucht, befanden sie sich auch schon auf einem großen Asgard Mutterschiff. Alle mussten sich erst einmal orientieren und sahen sich dann genauer um. Für Carter sah es nicht anders aus, als auf dem Schiff, auf dem sie schon einmal war, um den Asgards mit einer „blöden“ Idee vor den Replikatoren zu helfen. Es wirkte alles ziemlich kalt und steril, aber doch modern, obwohl man nicht viel sehen konnte.

Ungefähr in der Mitte des Raumes befand sich ein leerer Stuhl, der ziemlich bequem aussah. Erstaunt sah Mulder sich um und als er ein Fenster entdeckte traute er seinen Augen kaum. Alles hing in der Luft. Viele kleinere Gleiter schwirrten an ihm vorbei und genau vor ihm befand sich ein weiteres gigantisches Schiff, welches, wie es aussah, noch nicht ganz fertig war. Das ist einzigartig. Kaum hatte Mulder diesen Gedanke zu ende gefasst, erschien auch schon Thor vor ihnen.

„Herzlich willkommen, auf unserem Mutterschiff.“

Sie nickte ihm wieder zu.

„Was ist mit Colonel O'Neill?“, fragte Carter sofort.

„Er wurde, wie ihr es nennen würdet, auf unsere Krankenstation transportiert. Man kümmert sich nun um ihn.“

„Und er wird es schaffen?“

„Wir müssen abwarten.“

„Uhm, Thor“, begann Daniel, da er nicht mehr länger alles hinauszögern wollte, „könntest du uns vielleicht diese neuartige Technologie zeigen, damit wir wissen, wo sich Maat ungefähr befindet?“

„Natürlich. Folgt mir.“

Sie gingen einmal quer durch den Raum zu einem kleinen Schaltpult. Thor fuhr über eine kleine leuchtende Fläche und aus der Wand erschien ein kleines Objekt mit vielen bunten Leuchten. Nur wenige Sekunden später flackerte vor ihnen ein großes Hologramm auf, welches das Weltall zeigte. Zeitweise konnte man ein Raumschiff sehen.

„Eindeutig ein Goa'uld Schiff", warf Jacob dazwischen.

„Diese Technologie ist faszinierend. Ich frage mich, wie sie aufgebaut ist, dass so etwas möglich ist..", überlegte Carter laut.

„Sam, darüber kannst du dir später Gedanken machen", fiel ihr Jacob ins Wort. „Wir sollten uns jetzt auf das Wesentliche konzentrieren.“

„Ja, du hast Recht. Welche Koordinaten?“, fragte Carter, jetzt ganz auf ihre Mission fixiert, an Thor gewandt.

„Außerhalb dieser Galaxie. Unsere Berechnungen sagen, dass es sich um die Erendyra Galaxie handelt. Sie ist ungefähr vierzig Millionen Lichtjahre von unserer entfernt.“

„Also, müssen wir zunächst in diese Galaxie, bevor wir auf das Schiff können?“, fragte Mulder.

„Genau.“

„Welche Planeten liegen in dieser Galaxie? Wenn wir keine andere Möglichkeit haben, müssen wir vielleicht dort notlanden und hoffen, dass es nicht gefährlich für uns ist. Radioaktivität oder UV-Strahlung, die üblichen Dinge.“

Thor fuhr über eine weitere Fläche und das Bild vergrößerte sich. Jetzt war ein Planet im Mittelpunkt, der der Erde ziemlich ähnlich sah, nur, dass viel weniger Wasser vorhanden war. „Dies ist Nagath. Einer der wenigen Planeten, auf denen Menschen überleben könnten.“

„Okay, dann sollten wir so schnell wie möglich dort hin gelangen.“ Thor nickte ihnen zu. Er ging hinüber zu seinem Sitz und davor fuhr ein weiteres Pult aus dem Boden. Er legte seine Hand drauf und man spürte, wie sich das Schiff in Bewegung setzte.

Mulder sah sich nach etwas um, woran er sich festhalten konnte, aber er fand nichts. Vielleicht hatte er auch zu viel Star Trek gesehen und es war mit Sicherheit nur ein dummer weiterer Special Effect, die Lichtgeschwindigkeit mit einer riesigen Druckwelle darzustellen.

„Thor?“, fragte Carter.

Dieser drehte seinen Kopf in ihre Richtung. „Major Carter?“

„Ist es möglich, dass ich vielleicht zu Colonel O'Neill kann?“

„Natürlich.“ Er drückte auf eine andere Fläche und Carter löste sich vor ihren Augen in Luft auf.

Vor Thor flackerte wieder ein Bildschirm auf, diesmal viel kleiner, aber noch genauso beeindruckend. Als er seine kleine Hand wieder auf den Pult legte konnte man zunächst noch die Bewegung spüren, doch dann sah man nur an den vorbeirasenden Sternen, die zu langen Strichen wurden, dass sie sich fortbewegten.


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Kapitel 8 by Destiny
Kapitel 8

Maats Raumschiff

Die Wachen schleiften sie in die Mitte eines großes Raumes. Dann, ohne jede Vorwarnung, stoppten sie und ließen Scully los. Sie fiel wie ein nasser Sack auf den Boden. Bei dem Aufprall stöhnte sie unter dem schmerzhaften Kontakt von Grund und Körper auf.

Langsam erhob sich Maat von ihrem Thron und ging beachtlich ein paar Stufen zu Scully hinunter.

„Wir habe dein kleines Geheimnis entdeckt", sagte sie mit leiser, bedrohlicher Stimme.

Mühsam hob Scully ihren Kopf und fuhr sich mit ihrer Zunge über ihre Lippen. Sie konnte den metallenen Geschmack ihres Blutes schmecken. Ihr Mund fühlte sich ganz ausgetrocknet an. Wann hatte sie das letzte mal irgendwas zu sich genommen? Bevor sie sprach schluckte sie noch einmal. „Ich weiß nicht wovon du sprichst.“

„Mmmh,“ machte sie. „Wirklich nicht?“, fragte Maat leicht belustigt darüber.

Scully gab ihr keine Antwort, sondern versuchte ihren Blick standzuhalten.

„Dann wollen wir dir auf die Sprünge helfen.“ Sie drehte ihren Kopf zur Seite. „Yametha", rief sie und nur wenige Sekunden später erschien aus dem Schatten eine Dienerin, die ein ähnliches Gewand wie Scully trug, nur war ihres noch sauber. In ihren Händen hielt sie ein durchsichtiges Gefäß und übergab es Maat. Sie drehte und wandte es in ihren Händen und fuhr mit ihren Finger über das Glas, als wäre es das Kostbarste im ganzen Universum.

„Dein Geheimnis liegt in unseren Händen und nun da wir nun wissen, mit welchen Waffen uns die Tau're schlagen wollen, brauchen wir dich nicht mehr.“

„Was für eine Waffe?“

„Dieses kleine Ding hier.“ Sie gab das Gefäß der Dienerin zurück, welche zu Scully ging und es vor ihre Augen hielt.

„Ich sehe es nicht.“

„Sie genau hin.“ Scully verengte ihre Augen zu kleinen Schlitzen und sah ganz unten auf dem Boden ihren Chip liegen. Ihr Implantat? Eine Waffe? Wenn sie nicht so verdammt schwach gewesen wäre, hätte sie darüber gelacht. Es war ein Fluch und ein Segen zugleich, aber er war nicht die Waffe gegen diese Kreaturen.

„Das ist keine Waffe.“ Sie senkte ihren Kopf, als das Pochen in ihren Kopf wieder zum Leben erwachte. Sie presste eine ihrer Handflächen gegen ihre Stirn und kniff ihre Augen zusammen.

„Was ist es dann?“, fragte Maat, jetzt nicht mehr ganz so ruhig.

„Gott", stöhnte Scully unter dem stechenden Schmerz auf.

„Antworte! Was ist es dann?“

„Es,“ begann sie, „es ist ein Implantat.“ Sie verstummte, als sie schließlich ihre Hand senkte. „Es ist keine Waffe. Es ist eine Kennzeichnung.“

„Kennzeichnung wofür?“

„Ich weiß es nicht.“ Sie hob kaum merklich ihren Kopf, um Maat anzusehen. Das war gelogen. Natürlich wusste sie wofür es eine Kennzeichnung war, aber sie hatte nicht die Kraft ihr das zu erklären. Durch das Implantat war sie indirekt immer an die gebunden. Es stigmatisierte sie. Sie war nur irgend so eine billige Nummer unter tausend weiteren. Und genau das würde diese Frau – oder was auch immer – vor ihr nie verstehen.

Plötzlich lachte Maat auf. „Das ist interessant. Aber wie funktioniert es?“

„Das weiß ich nicht.“ Scully holte tief Luft. „Es ist keine Waffe.“

„Hör auf uns zu belügen! Wir konnten nicht in dich eindringen, also müssen die Tau're an einer Waffe gearbeitet haben.“

„Nein", sagte sie langsam. „Ich weiß noch nicht einmal wovon du überhaupt sprichst.“

Maats Augen leuchtete gefährlich auf. „Wir werden es noch erfahren. Mit oder ohne dich.“

„Was...?“

„Führt sie ab.“ Scully hörte das Scheppern ihrer Rüstung und dann die harten Griffe um ihre Oberarme. „Und kürzt ihre Ration.“

Welche Ration, dachte sie sarkastisch.

„Was soll das? Was willst du von mir?“

„Sag uns, wie diese Waffe funktioniert und wir werden dich belohnen.“ Sie zog ihr Gewand zurück, so dass ihr nackter Bauch zum Vorschein kam. Scully konnte eine kreuzförmige Wunde erkennen, darüber lag ein kunstvolles Diadem. Maat legte ihre Hand drauf und aus der Wunde kam ein Geschöpf, welches Scully noch nie in ihrem Leben gesehen hatte. Erschrocken schnappte sie nach Luft und wollte nach hinten ausweichen, aber die Wachen hielten sie fest. „Sag uns, was wir wissen wollen und du erhältst deine Belohnung.“ Sie ging ein paar Schritte auf Scully zu.

Diese versuchte noch weiter nach hinten auszuweichen und schnappte erschrocken nach Luft. „Oh mein Gott! Was ist das?“

„Wir spüren, dass du stark und klug bist.“ Sie blieb nur weniges Meter vor Scully entfernt stehen. Der Symbiont schrie einmal auf und verschwand dann wieder in ihrem Bauch. Das Diadem fuhr glühend über die Öffnung und Maat ließ ihr Gewand zurück gleiten. „Wir können so etwas wie dich gebrauchen, um eine neue Armee aufzubauen und dann...“ Ihre Augen glühten verzückt auf. „dann werden wir zu den mächtigsten Herrscher in den ganzen Galaxien.“

Scully schluckte schwer. „Ich... ich kann dir nicht helfen", stotterte sie beängstigt.

„Dann werden wir dich bestrafen müssen.“ Sie gab den Wachen mit einem Nicken zu verstehen, dass sie Scully loslassen sollten und hob dann ihre Hand. Scully erkannte das Objekt in ihrer Handfläche von ihrer ersten Begegnung. Sie versuchte sich abzuschotten und an nichts zu denken. „Jetzt, wo wir dich kampfunfähig gemacht haben, werde ich keine Schwierigkeiten haben, dich zu bestrafen.“

Scully sah mit Schrecken, wie dieses Dinge immer heller und heller wurde. Sie versuchte sich dagegen zu wehren und schüttelte immer wieder mit ihrem Kopf „Nein!“, rief sie. „Verschwinde aus meinen Kopf! Verschwinde!“ Vergeblich presste sie ihre Handflächen gegen ihre Schläfen. „Bitte..", schluchzte sie.


****

Thors Raumschiff

Carter sah sich zunächst nach allen Seiten um. Es war immer wieder ein merkwürdiges Gefühl von einer auf die andere Sekunde an einem anderen Ort gebeamt zu werden.

Ihr Blick fiel auf Colonel O'Neill, der auf einem, wie es aussah, Metalltisch lag. Seine gesamten Beine, bis hin zu seiner Gürtellinie waren in ein metallartiges Gehäuse gesteckt. Über seinem nackten Brustkorb und seinem Kopf schwebte eine längliche Platte, die immer wieder eigenartige Geräusche von sich gab. Seine Hände lagen gefaltet auf seinem Bauch. Carter blieb für einen Moment vor ihm stehen und sah sich nach etwas um, worauf sie sich setzen konnte, aber zu ihrem großen Glück fand sie nichts.

Sie zuckte kurz mit ihren Schultern und stellte sich neben ihn. Vorsichtig, schon fast zaghaft, schlangen sich ihren Finger um seine. „Sir, wir haben sie gefunden. Es ist jetzt alles nur noch eine Frage der Zeit. Sie müssen mir nur versprechen noch durchzuhalten. Können Sie das?“ Natürlich bekam sie keine Antwort von ihm, das hatte sie auch gar nicht erwartet, aber trotzdem rechnete sie jeden Augenblick damit.

Mit ihrer anderen Hand fuhr sie ihm durch seine schon angegrauten Haare. Sie hatte schon immer eine Schwäche dafür gehabt. Dies ließ, in ihren Augen, Männer reifer und attraktiver wirken. Und er war attraktiv. Langsam ließ sie ihren Blick über seinen Oberkörper gleiten. Man konnte noch immer seine Muskeln vom täglichen Training sehen, wie sie seine Haut darüber spannte. Und die kleinen gekräuselten grauen Haare auf seiner Brust vervollständigten ihre Vorstellung von einem perfekten Mann. Wie es wohl aussah, war sie nicht die einzige, die so dachte.

Immer und immer wieder schweiften ihre Gedanken zu Scully ab. Was für ein Verhältnis die beiden hatten. Sie kannten sich, das war schon bei ihrer ersten Begegnung deutlich geworden. Aber woher? War sie eine alte Liebe oder nur eine Freundin? Sie wusste, dass es sie im Grunde nichts anging, aber sie hatte ja schon selbst Eifersucht verspürt, als sie ihn geküsst hatte. Nein, so war das nicht richtig. Nicht sie, sondern eine andere Samantha aus einer anderen Realität hatte ihn geküsst. Und auch jetzt spürte sie sie, nur alleine bei dem Gedanken daran. Also, würde sie wirklich mehr über die Beziehung zwischen Scully und O'Neill wissen wollen... und Mulder bestimmt auch, dachte sie, als sie unbewusst mit ihren Daumen über seinen Handrücken fuhr. Irgendwo erschreckte sie ihre Gedanken. Es war doch eigentlich ganz normal, wenn man sich dafür interessierte, aber Carter wusste, dass dies nicht die Wahrheit war. Natürlich war es viel einfacher, wenn sie sich Tag für Tag einredete, dass es nur reines Interesse wäre, aber das war es nicht. Die Wahrheit war: Sie war eifersüchtig. Eifersüchtig auf Scully, weil sie eine Seite von ihm kannte, die sie nicht kannte. Eifersüchtig vielleicht darauf, dass sie jetzt nicht mehr die Frau war, für die er sich interessieren könnte. Eifersüchtig auf die Frauen, die einen Platz in seinem Herzen hatten.

Carter schüttelte tief einatmend ihren Kopf. „Gott, das ist doch krank", seufzte sie leise. Wie komme ich nur auf diese Gedanken?, fragte sie sich im Stillen. „Natürlich hatte er andere Frauen. Immerhin war er verheiratet!“ Ein weiters Seufzen verließ ihren Mund. „Was denke ich mir eigentlich? Ich bin auf Scully eifersüchtig und dabei ist sie ein Grund warum wir überhaupt hier sind. Und im Grunde dürfte es mich gar nichts angehen.“

Sie zog ihre Hand aus seinen Haaren und begann sich ihren Nasenrücken zu massieren. „Jack", sagte sie mit einem weiteren, schweren Seufzen und senkte ihre Hand.

Vorsichtig übte sie leichten Druck auf ihre umschlungenen Hände aus und lächelte leicht. „Wir werden gleich bestimmt das Schiff erreicht haben. Die Asgards sind im Moment unsere letzte Hoffnung. Sie sollten sich mal diese neue Technologie ansehen...“ Sie verstummte und atmete tief durch. „Wahrscheinlich würde Sie das gar nicht interessieren, habe ich Recht?“ Sie neigte ihren Kopf zur Seite. „Ich wünschte mir, sie könnten mit uns auf diese Mission gehen. Mein Vater wird dabei sein, aber offiziell habe ich das Kommando und ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob ich das schaffen werde. Es steht so viel auf dem Spiel und ich verstehe meine Zweifel ehrlich gesagt auch nicht, weil es ja nicht das erste Mal ist.“ Sie lachte leicht verbittert auf. „Jack, helfen Sie mir hier. Ich weiß nicht was ich machen soll.“ Sie versuchte den Klos in ihren Hals herunterzuschlucken.

Sie wischte sich schnell eine Träne weg. „Sagen Sie mir, was ich tun soll", flehte sie ihn mit gebrochener Stimme an, als sie es schließlich nicht mehr schaffte und der Damm zu brechen begann.


****


„Carter!“, rief Jack ins Nichts. Kurz nachdem sie verschwunden war, war er ziellos in der Dunkelheit umher geirrt, in der Hoffnung sie doch noch zu finden.

Er konnte keine fünf Meter weit sehen und doch wusste er genau wohin er gehen konnte, oder besser, wohin ihn seine Füße führten. Denn er hatte das Gefühl, dass nicht er sie weiterhin unter Kontrolle hatte, sondern sie ihn. Das war äußerst merkwürdig. Irgendwas war anders, aber er konnte es nicht genau definieren.

„Carter, wo sind Sie?!“, versuchte er es noch einmal.

Nichts.

Er war allein.

Aus seinen zunächst kleinen Schritten wurden immer größere bis er schließlich immer schneller und schneller wurde und das Gehen zum Laufen und das Laufen zum Rennen wurde.

Einbildung, alles war nur ein Hirngespinst seiner Ängste. Nichts von alledem ist wahr, redete er sich ununterbrochen ein. Alles ist so wie immer. Sara geht es gut, Carter war am Leben und Dana...

Er blieb mit einem Male stehen. Dana. Irgendwas stimmte nicht. Was hatte Carter zu ihm gesagt?

//Sie wird sterben!//

Sterben. Wegen ihm? Wegen Maat? Was war ihr zugestoßen? Er wünschte sich, dass er es wüsste, um etwas zu unternehmen. Sie durfte nicht sterben. „Und sie wird auch nicht sterben!“, zischte er zwischen zusammengepressten Zähnen hervor. „Handeln, ich muss etwas tun, bevor es zu spät ist", flüsterte er laut. Er glaubte, dass wenn er die Worte auch aussprach, er dann mehr davon überzeugt sein würde.

Wieder begann er zu rennen. Es musste doch einen Ausweg geben! Viele Menschen hatten schon davon berichtet, dass sie ein weißes Licht sahen und es sie magisch anzog, zu einem Ort voller Frieden und Glück. Das Paradies. Im Grunde befand er sich in derselben Situation. Nur, dass vor ihm nicht das Paradies stand, sondern die Hölle, aus der er gerade versuchte zu entfliehen. Er spürte ihre Anwesenheit, wie sie drohend über ihm schwebte.

Du wirst mir nicht entkommen., hörte er ihre Stimme in seinem Kopf hallen. Ich weiß immer wo du dich aufhalten wirst.

Jack versuchte sie zu ignorieren, sie aus seinem Kopf zu verbannen. Er durfte nur nicht daran denken und sich weiterhin darauf einlassen. Dann würde sie gewinnen und es lag ihm ganz und gar nicht einen Goa'uld siegen zu lassen. Carter hatte ihm die Augen geöffnet. Wie konnte er sich nur so von ihr benebeln lassen, dass er Angst und Realität nicht mehr auseinander halten konnte? Es war ihm wirklich schleierhaft. Er hatte ihr wirklich geglaubt!

Seine Bewegungen wurden langsamer. Er spürte, dass sich etwas veränderte, aber wusste nicht was es war. Er hatte das Gefühl, dass sich alles um ihn herum zu drehen begann. Schwindelig begann er zu taumeln, es kostete ihn viel Kraft sich aufrecht zu halten.

Was ging hier vor?

// Sie müssen kämpfen!//

//Das hier ist nicht Ihr Platz!//

//Sie haben eine Aufgabe.//

//Wachen Sie endlich auf//

//Sie sind nicht dazu bestimmt hier zu sterben//

//Sie spielt nur mit Ihren Ängsten//

//Wehren Sie sich dagegen//

//Kämpfen Sie den Kampf!//

//Sie wird sterben, wenn Sie nicht endlich anfangen zu Handeln!//

Carters Stimme brach über ihn ein, wie eine große Flutwelle. Sie schrie ihn förmlich an. Sein Puls schlug ihn bis in den Hals und er dachte, dass seine Adern jeden Augenblick explodieren würden. Er versuchte verzweifelt seinen Atem unter Kontrolle zu bringen und lehnte sich dabei nach vorne, seine Hände auf seinen Knien abstützend. Tief ein und ausatmen, sagte er sich selbst. Jack schloss seine Augen, in der Annahme, dass es dadurch einfacher werden würde. Natürlich tat es das nicht.

Sein Körper war so angespannt, dass seine Muskeln zu zittern begannen. Ihm kam es vor wie eine Ewigkeit, bevor es wieder wagte seine Augen zu öffnen. Langsam und vorsichtig blinzelte er ein paar mal und als er wieder sehen konnte war die Dunkelheit verschwunden. Er befand sich an einem Ort, den er nicht beschreiben konnte. Es sah aus, als ob er auf einen Klippenvorsprung stand. Nur wenige Meter trennten ihn von der Höhe und der Tiefe. Vor ihm tat sich eine gigantische Kluft auf. Ein heftiger Wind peitschte ihm um die Ohren, der seine Haare in alle Himmelsrichtungen abstehen ließ.

Behutsam wagte er es einen Schritt nach vorne zu gehen. Als er sich noch weiter nach vorne beugte, um über den Rand zu blicken, konnte er, soweit sein Auge reichte, nur Abgrund sehen, ohne einen Boden. Augenblicklich stolperte er nach hinten und schnappte nach Luft.

Er sammelte seinen ganzen Mut, um noch einmal nach vorne zu gehen. Er atmete tief durch, zählte stumm bis drei und setzt seinen rechten Fuß nach vorne. Nur noch einen Zentimeter weiter, sagte er sich. Ohne seine Füße anzuheben, schlurfte er ein Stückchen nach vorne. Als er sich diesmal nach vorne beugte und in den Abgrund starrte, konnte er anstatt der endlosen Tiefe, Bilder sehen. Es waren Bilder aus seinem Leben, aus seinen Ängsten, seinen Erinnerungen.

Charlie, wie er ihn anlachte.

Charlie, der eine Waffe in seinen Händen hielt.

Die Mündung eines Gewehres und der helle Blitz, als sie abgefeuert wurde.

Der ohrenbetäubende Knall. Er schien aus der Kluft zu ihm hoch zu schweben, getragen vom Wind.

Sara, wie sie sich von ihm abschottete.

Sara, die ihm Vorwürfe machte. Sie schrie ihn an, sie schlug mit ihren Fäusten gegen seine Brust, und er wagte es nicht sie davon abzuhalten, sondern stand wie versteinert da.

Das Stargate und wie er sich auf seiner ersten Mission darauf vorbereitete nie wieder nach Hause zurückzukehren.

Kawalsky, der zum Sklaven eines Goa'ulds wurde und er derjenige war, der zuließ, dass er starb.

Daniel, als sie alle dachten, dass er vom Feuer verschlungen wurde und sie ihn sterben gelassen hatten.

Hathor, wie sie ihren Stützpunkt einnahm und anschließend, wie er sie getötet hatte.

Dazwischen, ganz unverhofft, tauchte ein Bild aus seiner weiter zurückliegenden Vergangenheit auf. Ozeanblaue Augen strahlten ihn an. Sie sahen glücklich aus, als sie auf ihn zu gerannt kam und ihm um den Hals fiel. Es war Dana. Es war ihr Geburtstag gewesen.

Carter, die ihn schief von der Seite angrinste.

Daniel, wie er zusammengekauert in einer Ecke saß und man ihn für gefährlich hielt.

Carter, deren Augen glühten.

Carter, wie sie verletzt am Boden lag.

Dana, wie sie vor Schmerzen aufschrie.

Jack musste tief einatmen, als er das alles sah. Es erschreckte ihn. Die meisten Bilder, die er sah, waren Phasen aus seinem Leben gewesen, die er selbst miterlebt hatte, aber die letzte kannte er nicht. Warum schrie sie?

Das Bild blieb länger als die anderen. Er konnte erkennen, dass sie ein für die Goa'uld typisches Gewand trug. Ihre Augen waren geschlossen und sie war festgeschnallt. Plötzlich öffneten sich ihre Augen und sie starrte gequält und gepeinigt ins Nichts. Ihr Körper bäumte sich, so weit es die Fesseln zuließen, auf. Wortfetzen drangen zu ihm nach oben. „Nicht mehr!... Hört auf damit!“

Es verschwamm und ein neues Bild erschien. Es war wieder Dana. Diesmal sah sie viel schlimmer aus. Sie blutete. Ihr Gesicht und ihr vorderer Teil ihres Gewandes war Blutverschmiert. Sie lag zusammengekrümmt auf den Boden.

Oh Gott, was geht hier nur vor? Was war das? War das nur eine Mischung aus seiner Angst und seiner Vorstellung, was Carter ihm gesagt hatte? Er wusste es nicht, aber es machte ihm Angst.

Er glaubte sein Gleichgewicht zu verlieren, als er plötzlich einen markerschütternden Schrei hörte. „MULDER!“ Gott, sie schrie nach ihm. Sie schrie um Hilfe.

Er schüttelte mit seinem Kopf. „Dana..", flüsterte

Jack, wollte das nicht mehr sehen. Er presste seinen Augenlider zusammen und versuchte nach hinten zu stolpern, aber der Wind ließ es nicht zu. Der Wind wurde immer stärker und drückte ihn in den Strudel seiner Erinnerungen.

Jack versuchte sich mit aller Kraft dagegen zu wehren, aber er war zu schwach. Als er hinunter auf seine Füße blickte, sah er, wie er nach vorne geschoben wurde, den Abgrund immer näher rückend.

Nein, er musste dagegen ankämpfen. Er musste es einfach. Noch einmal sammelte er all seine Energie und stemmte sich gegen den Wind. Nur noch wenige Zentimeter trennten ihn von dem Nichts. Er sah, wie einzelne Gesteinsbrocken nach unten rieselten. „Oh Gott, das war's!“, flüsterte er. Dabei dachte er, dass er sich gegen Maat auflehnen könnte. Er war so davon überzeugt zu gewinnen und nun drängte sie ihn in sein Verderben.

Ein kräftiger Windstoß stieß ihm von hinten gegen seinen Rücken und er taumelte nach vorne. Jacks Oberkörper war vornüber gebeugt und er stand nur noch auf einem Bein. Seine Arme hatte er nach beiden Seiten ausgestreckt, um sein Gleichgewicht zu halten. Verzweifelt fuchtelte er damit in der Luft herum, um nach irgendwas zu greifen, aber er bekam nichts weiter als reine Luft zu fassen.

Er konnte den Fall nicht mehr aufhalten. Wie in Zeitlupe verlor er langsam seinen Halt, bis er nur noch mit seiner Fußspitze den Boden berührte.

„NEEEEEIIIIIIIINNNNNNNNN!!!!“, schrie er, als er sich in der Luft um seine eigene Achse drehte und seine Hand nach oben streckte, als ob ihm dort jemand helfen konnte. Seine Stimme prallte als Echo von den Wänden ab und erfüllte die ganze Schlucht.

Er fiel und fiel und fiel....


****


Thors Raumschiff

Mit rot unterlaufenen und geschwollenen Augen blickte Sam in O'Neills 'schlafendes' Gesicht. Sie wischte sich mit ihrer freien Hand eine letzte Träne weg und atmete tief durch. Bisher hatte sich sein Zustand noch nicht verbessert. Es war zum verrückt werden. Normalerweise war sie von Natur aus ein ruhiger, geduldiger und rational denkender Mensch, aber wenn es um das Leben einer Person ging, die ihr wichtig war, schmiss sie alle Vernunft über Bord. Es dauerte ihr einfach zu lange.

Sie seufzte verzweifelt, als sie ihm wieder mit ihrer Hand durch die Haare strich. „Sir,“ versuchte sie es noch einmal „Sie müssen aufwachen", flüsterte Carter mit eindringlicher Stimme auf ihn ein. „Verstehen Sie mich?“


****


...und fiel. Langsam wurde es heller um ihn, bis er in ein gleißendes Licht getaucht wurde. Er hörte Stimmen, es waren Tausende, aber er verstand nicht ein Wort. Sie schwirrten in seinem Kopf umher wie kleine Glühwürmchen.

Langsam verschwanden die Bilder und machten allmählich Platz für Helligkeit. Und je weiter er viel, umso lauter wurden die Stimmen. Er vermutete, dass sie nach ihm riefen, aber er wollte nicht zu ihnen. Noch nicht. Nicht jetzt.


****


Carter wusste nicht was mit ihr los war. Sie stand kurz vor einer wichtigen Mission und sie weinte wie ein kleines Kind. Alleine sein Anblick ließ neue Tränen in ihr aufsteigen.

„Sir, Sie müssen aufstehen. Bitte, wachen Sie wieder auf", flehte sie ihn an. „Es liegt ganz alleine bei Ihnen. Nur Sie alleine haben jetzt die Kraft zu uns zurück zu kommen. Bitte, Jack.“

Eine einzelne Träne löste sich und kullerte ihre Wange hinunter, bis hin zu ihrem Kinn, wo sie dann nach unten auf sein Gesicht fiel und dort bis zu seinem Mund wanderte.


****


Und plötzlich war alles still um ihn herum. So, als ob jemand einen Schalter umgelegt hätte und sie einfach abgeschaltet hätte. Es tat gut nichts zu hören. Es war sogar so befreiend, dass er mit einem male das Bedürfnis hatte zu Weinen, aber das sollte ihm nicht gegönnt sein.


****


Carter senkte ihren Kopf und vergrub ihn in seiner Schulter. Ihre Tränen befeuchteten sein Schlüsselbein, als er plötzlich leicht zu blinzeln begann. Erst sah er alles nur verschwommen und einige Sekunden später realisierte er, dass er irgendwo drauf lag und seine Beine eingeschlossen waren. Er versuchte sich zu bewegen, aber etwas Schweres lag auf seiner rechten Schulter. Er schielte hinunter und konnte dort einen Kopf liegen sehen.

Erschöpft schloss er wieder seine Augen und fuhr sich mit seiner Zunge über seine trockenen Lippen. Er wusste nicht, ob es Traum oder Wirklichkeit war. Sollte es wirklich sie sein und nicht ein weiteres Hirngespinst? Es war zu schön um wahr zu sein.

Als er seine Augen wieder öffnete räusperte er sich leicht und just in diesem Moment verschwand das Gewicht von seiner Schulter.

„Sir?“, fragte Carter überrascht, glücklich und fassungslos zugleich.

Er schluckte schwer und schloss wieder seine Augen. Für einen Moment dachte Carter, dass es nur Einbildung gewesen war, aber dann öffnete er sie wieder und lächelte sie an. „Sie..", krächzte er mit rauer Stimme. „Sie haben mich gerettet.“

Carter verstand nicht was er meinte, aber das war ihr in diesem Augenblick vollkommen egal. „Oh Gott", hauchte sie. Sie konnte es nicht immer nicht fassen. „Haben Sie eine Ahnung, was Ihnen passiert ist?“, flüsterte sie, weil sie ihrer Stimme noch immer nicht ganz traute. Der Kloß in ihrem Hals schmerzte und sie versuchte ihn hinunter zu schlucken.

Er schüttelte leicht mit seinem Kopf. „Aber, ich sehe es in Ihrem Gesicht.“

Carter schloss ihre Augen, um Kontrolle zu bewahren. Statt einer Antwort öffnete sie wieder ihre Augen und fuhr sie ihm mit einem Lächeln durch seine Haare.

„Hat mich jemand vermisst?“, fragte er und er bemühte sich seine Mundwinkel ein Stückchen nach oben zu ziehen.

Sie lachte weinend auf und erwiderte sein Lächeln. Sie wusste nicht, was sie ihm noch sagen sollte, sie war einfach nur froh, dass er wieder da war.

Sie hatten ihn zurück.


****


„Sam, wir müssen jetzt…", ertönte Jacobs Stimme, aber er hielt mitten im Satz inne, als er sah, dass Jack seine Augen geöffnet hatte. „Jack?“, fragte er erstaunt.

O'Neills Blick wanderte langsam von Carter, an ihr vorbei, hinüber zu Jacob. Er wollte etwas erwidern, aber er bekam keinen richtigen Ton heraus.

In nur wenigen Sekunden stand Jacob neben seiner Tochter und sah von ihr zu O'Neill. „Wann...wie?“

„Gerade erst", antwortete Carter mit einem strahlenden Lächeln unter ihren Tränen verschmierten Gesicht.

O'Neill krächzte etwas, als er versuchte etwas zu sagen. Er räusperte sich noch einmal und startete einen neuen Versuch. „Agent Mulder. Wo ist Agent Mulder?“, flüsterte er.

Carter und ihr Vater sahen sich leicht überrascht an. „Sie wollen mit Agent Mulder sprechen?“, fragte Jacob.

O'Neill nickte mit seinem Kopf.

„Er ist hier. Er nimmt an dieser Mission teil. Sollen wir ihn eben holen?“

Ein weiteres Nicken.

„Okay.“ Jacob wandte sich von ihm ab, um ihm diese Bitte zu erfüllen.

Carter blieb mit ihm alleine zurück und sah ihn fragend an. „Sir, was ist los?“

Er fuhr sich mit seiner Zunge ein weiteres Mal über seine Lippe und gerade als er etwas sagen wollte, erschien Mulder neben ihm. Dieser lachte ihn erleichtert an. „Gott, Sie habe uns einen verdammten Schrecken eingejagt", versuchte er zu Scherzen.

„Agent Mulder?“

Mulder wurde wieder ernst, als er merkte, dass O'Neill ihm etwas sagen wollte. „Ja?“

„Dana", flüsterte er.

„Scully? Was ist mit Scully?“ Mulder war von einer Sekunde auf die andere auf hundertachtzig.

„Ich habe sie gesehen.“ Er verstummte. „Sie lebt, aber sie ist verletzt. Blut. Nase.“ Das Sprechen strengte ihn eindeutig an, aber er musste es ihm sagen.

Mulder wurde weiß wie die Wand. Diese zwei letzten Worte waren genauso schlimm, als wenn man ihn zum Tode verurteilt hätte. Mulder brachte kein Wort heraus.

„Sie war gefesselt.“

Mulder atmete schwer durch. Sein Blick war starr auf O'Neill gerichtet. Carter und Jacob begannen sich ernsthaft Sorgen zu machen. „Ist..", begann er, als er seine Stimme wiedergefunden hatte. „Ist sie schwer verletzt?“

O'Neill schüttelte kaum merklich mit seinem Kopf. „Weiß nicht. Müssen sie finden. Hat Schmerzen.“

„Schmerzen? Schlimm?“ Mulder schloss langsam seine Augen, als sich das beschriebene Bild von Scully in seinem Kopf formte. O'Neill sah kurz zu Carter hinüber. Sie konnte in seinen Augen sehen, dass es die Hölle war. Sie schüttelte kaum merklich mit ihrem Kopf.

„Weiß nicht. Aber sie hat nach Ihnen gerufen.“

„Oh Gott!“, stöhnte Mulder. „Sie hat Schmerzen und Angst. Ich muss sie finden!“ Er wandte sich von O'Neill ab und wollte wegrennen. Wieder einmal war es Carter die ihn aufhielt.

„Mulder! Bleiben Sie hier!“

Er schüttelte mit seinem Kopf. Erneut war er vor dem Punkt in Panik zu geraten. „Ich muss zu ihr.“

„Mulder", sagte sie mit ruhiger Stimme. „Wir werden sie finden. Zusammen. Sie dürfen jetzt nicht überstürzt handeln.“

Mulder drehte sich zu ihr um. Ein gequälter Ausdruck zeichnete sich auf seinem Gesicht ab. „Ich muss...“

„Mulder.“

„NEIN!“, schrie er auf. „Sie ist in Gefahr. Diese Frau wird sie umbringen, wenn wir sie nicht finden!“

„Ich weiß. Aber sie weiß mit Sicherheit, dass Sie sie finden werden. Bestimmt.“

Mulders Körper sackte zusammen. „Sie hat doch solche Angst", flüsterte er. Es hatte den Anschein, als ob er aufgegeben hätte gegen sie anzukämpfen, aber dann flog erneut sein Kopf nach oben. „Nein. Ich muss sie finden. Sie hat schon zu viel Schmerzen erleiden müssen. Wir haben keine Zeit mehr.“

Carter ging auf ihn zu und umfasste feste seine Schulter. „Verdammt, Mulder, NEIN!“

Mulder sah sie mit großen Augen an. Er öffnete seinen Mund, um etwas zu erwidern, aber sie schnitt ihm das Wort ab. „Wir hatten das doch schon einmal. Wir erreichen nichts, wenn wir unüberlegt handeln und uns von unseren Gefühlen leiten lassen. Dadurch wird alles nur noch schlimmer. Was glauben Sie, wie weit Sie alleine kommen werden?“

Mulder schloss seinen Mund und unter ihrem Griff konnte Carter spüren, wie seine Schultern zusammenfielen. Sie wusste wie er sich fühlte, denn noch vor ungefähr fünf Minuten war auch sie kurz davor gewesen die Wände hoch zu gehen. „Sie ruft nach mir", flüsterte er mit belegter Stimme.

Carter nickte. „Ich weiß", flüsterte sie jetzt ebenfalls. „Und wir werden nicht zulassen, dass ihr noch mehr Schmerzen zugefügt werden. Zusammen.“

Mulder sah sie lange an und nickte dann schließlich. Jacob, der die ganze Szene stumm verfolgt hatte trat neben seine Tochter. „Agent Mulder?“

Mulders Augen wanderten zu dem älteren Mann. „Ja?“

„Denken Sie, dass Sie in der Verfassung sind, mit auf diese Mission zu gehen?“

Mulder nickte.

„Dann gebe ich Ihnen einen Rat, als Freund. Versuchen Sie Ihre Gefühle unter Kontrolle zu halten, denn sie könnten Sie in Schwierigkeiten bringen. Und Sie wissen ja, wie wichtig ein Erfolg dieser Mission ist.“

„Ja, mir geht es gut.“

Jacob betrachtete ihn noch für einen Augenblick, bevor er langsam mit seinem Kopf nickte. „Gut. Ich werde den anderen Bescheid sagen.“ Er wusste, dass es sich hart angehört hatte, aber hier durfte er nicht als Vater oder Leidensgenosse denken, sondern als Krieger und es war eindeutig: Das Schicksal der Erde lag in ihren Händen, also, durften sie sich keine Fehltritte erlauben.


weiter: Kapitel 9
Kapitel 9 by Destiny
Kapitel 9

Thors Raumschiff

Carter schaute Mulder hinterher, als dieser die Krankenstation verließ. Erst als er außer Sichtweite war, drehte sie sich mit einem fragenden Blick zu O'Neill um. Sie fragte sie, wie es möglich war, dass O'Neill überhaupt etwas von Scullys Verschwinden wusste. Laut den Aussagen von Agent Mulder und Daniel, war er bereits bewusstlos als Scully verschwand. Wie konnte er also davon wissen?

„Sir“, begann sie, „woher wissen Sie, dass Agent Scully verschwunden ist?“

Er sah zu ihr auf und sein Blick verfinsterte sich. „Ich weiß es nicht", sagte er nach einer Weile des Schweigens. „Ich habe sie gesehen", flüsterte er weiter bis er schließlich verstummte.

Langsam wanderten seine Augen zu den ihren. „Sie hat Schmerzen. Wenn es keine Einbildung war, dann ist sie in großer Gefahr. Sie ist festgeschnallt und hat geschrieen", sagte er mit leiser eindringlicher Stimme.

„Ich verstehe nicht. Wie... wo waren Sie?“

Er räusperte sich kurz. „Ich weiß es nicht, aber ich habe Dinge gesehen, die so real waren.“ Er lächelte sie traurig an und Carter wagte es nicht ihn zu unterbrechen, denn es kam nicht sehr oft vor, dass er über solche Dinge offenen redete. „Charlie, Sara und Sie", flüsterte er. Carter zog als Antwort überraschend ihre Augenbrauen hoch. „Maat, sie hat versucht mich zu manipulieren, mich zum aufgeben zu zwingen, aber Sie,“ Er griff nach ihrer Hand und drückte diese leicht. Carter schaute bei der Berührung hinunter auf ihre nun gemeinsam umschlossenen Hände. „Sie...“ Sie schaute zu ihm auf, als er weiter sprach. „Sie haben mich gerettet, als alles um mich herum zusammenbrach. Sie haben mir gesagt, dass ich nicht aufgeben darf, dass ich kämpfen muss.“

Carter fuhr sich leicht verunsichert mit ihrer Zunge, über ihre Lippen. Sie wusste nicht was sie darauf erwidern sollte. Statt einer Antwort lächelte sie ihn gerührt an und übte gleichzeitig einen leichten Druck auf seine Hand aus. Erst als sie ihrer Stimme wieder traute, begann sie zu reden. „Sir, ich weiß nicht was ich sagen soll.“ Sie lachte leicht auf. „Ihre Stärke hat Sie überleben lassen. Und nun müssen wir hoffen, dass auch Agent Scully diese Stärke besitzt.“

„Die hat sie, glauben Sie mir. Dana war schon immer stark.“

Carter nickte und als sie ihm wieder direkt in die Augen blickte, konnte er darin ihre stummen Fragen lesen.

„Sie wollen bestimmt wissen, woher ich Dana kenne, nicht wahr?“ Seine Stimme hörte sich noch immer rau und kratzig an. Man sah, dass ihn das Sprechen anstrengte.

Zunächst reagierte Carter nicht. „Wissen Sie, das geht mich im Grunde gar nichts an und Sie sind noch viel zu erschöpft. Sie sollten sich jetzt ausruhen. Außerdem muss ich jetzt gleich los, die anderen werden schon warten", redete sie sich heraus. Sie wollte ihre Hand aus seiner ziehen und sich von ihm abwenden, aber er hielt sie auf, indem er seinen Griff festigte.

„Carter.“ Sie stoppte mitten in der Bewegung und drehte sich schließlich wieder zu ihm um. „Ich will aber, dass Sie es wissen.“ Carter nickte schließlich mit ihrem Kopf. „Ich habe Dana in Maryland kennen gelernt. Sie ging dort auf das College und als ich einen Freund dort besuchen wollte, sind wir uns über den Weg gelaufen. Es war mehr oder weniger ein Zufall gewesen.“ Er schluckte schwer, da ihm sein Hals schmerzte. „Mein Freund wusste, dass ich vorbeikommen würde und wollte dann etwas trinken gehen. Seine Freundin hatte ihn begleitet und wie sich dann nur kurze Zeit später herausgestellt hatte, hatte diese Freundin ebenfalls eine Freundin mitgebracht.“

„Agent Scully", folgerte Carter.

O'Neill nickte leicht mit seinem Kopf. „Wir haben uns ein paar Mal verabredet und, naja...“

„Ich verstehe. Wenn Sie nicht weiter darüber sprechen wollen, dann lassen Sie es.“

„Nein, nein, ist schon in Ordnung. Jedenfalls habe ich mich in sie verliebt, aber da ich nur drei Wochen bei meinem Freund war, hatten wir nicht besonders viel Zeit. Sie studierte und ich musste zurück zur Akademie. Wir haben versucht uns so oft wie möglich zu sehen, aber aufgrund der Entfernung ging es nicht immer so, wie wir uns das vorgestellt hatten. Die Abstände zwischen den Treffen wurden immer größer und größer.“ Er verstummte führ einen Moment, als er an diese Zeit zurückdachte. „Es war hart. Aber schließlich hielten wir beide es für besser, wenn wir uns trennen würden.“

Carter nickte und biss sich auf ihre Unterlippe.

„Seitdem stehen wir im meistens telefonischen Kontakt. Doch in den letzten zwei Jahren haben wir kaum miteinander gesprochen. Das FBI hat sie vollkommen eingenommen, besonders seit sie mit Agent Mulder zusammenarbeitet. Sara hat es nie gemocht, wenn ich mit ihr gesprochen habe, weil sie nicht verstand, dass Dana eine gute Freundin von mir ist. Natürlich wurde das ganze dadurch verschärft, dass ich eine Beziehung mit ihr hatte, aber das war schon immer ein Streitpunkt gewesen. Sie verstand einfach nicht, dass ich sie noch liebte, Sie verstehen, auf meine Weise.“

Carter schluckte schwer. „Und jetzt?“, fragte sie leise, sie wagte es nicht ihm in die Augen zusehen, weil sie Angst hatte, dass sie sie verraten würden.

„Ob ich sie noch immer liebe?“

Carter schloss kurz ihre Augen und nickte kurz.

Er dachte einen kurzen Moment darüber nach. Carter sah ihn erwartungsvoll an „Ja", sagte er schließlich. „Das tue ich.“

Sie konnte nicht anders, als tief einzuatmen. Sie versuchte so gut es ging ihre Enttäuschung zu verbergen, aber sie war sich nicht sicher, ob es ihr auch gelang.

„Aber,“ fuhr er nach einer Weile fort. „ich bin nicht mehr verliebt in sie.“ Er lächelte sie an. Carter verstand was er ihr sagen wollte. „Ich habe Ihnen einmal gesagt, dass ich alles für Sie tun würde, mein Leben für Sie zu riskieren... und das meine ich auch so, vergessen Sie das nie.“

„Und ich würde es für Sie tun", hauchte sie mit glitzernden Augen.

Für einen kurzen Moment sahen sie sich schweigend in die Augen, aber es wurde mehr gesagt, als mit tausend Worten. Schließlich löste sie ihre Hand von der seinen und fuhr sich mit beiden Händen durch ihre kurzen Haare.

„Ich denke, ich sollte jetzt langsam zu den anderen gehen", sagte sie.

O'Neill nickte leicht mit seinen Kopf. Sie wandte sich von ihm ab, um den Raum zu verlassen. „Carter", rief er ihr hinterher. Sie blieb stehen und drehte sich um hundertachtzig Grad auf ihren eigenen Absatz herum.

„Ja?“

„Passen Sie auf sich auf.“

„Ja, Sir, das werde ich.“

„Und zeigen Sie der Schlange, wo es langgeht", fügte er mit einem Lächeln zu.

Carter konnte ihm darauf nicht antworten, weil sie es ihm nicht versprechen konnte, also sah sie ihn für ein paar Sekunden an. Sie wusste, dass er im Grunde keine Antwort darauf erwartet hatte, aber sie wünschte sich trotzdem, dass sie es ihm sagen könnte.


****


„Und wie werden wir nun auf Maats Schiff gelangen?”, fragte Mulder an niemand direkt gewandt.

Carter gesellte sich zu ihnen und begann damit ihr Inventar durchzugehen. Anschließend gingen sie noch einmal ihre Strategie durch. Im Grunde war sie ganz einfach. Das Grundgerüst sah so aus, dass sie mit Thors Hilfe auf das Schiff kommen, von dort aus Scully befreien, Maats Schiff vernichten und dann lebend zurückkehren. So sah es in der Theorie aus, in der Praxis schon wieder ganz anders.

Jacob hatte Daniel und Teal'C erzählt, dass O'Neill wieder bei Bewusstsein war. Gerade in dem Moment, indem sie zu ihm gehen wollten, kam ihnen Carter entgegen. Sie strahlte die beiden an und da wussten beide, dass es wahr war.

Doch ihre anfängliche Freude hielt sich in Grenzen, als sie sich Maats Raumschiff immer weiter näherten.

Es war nur eine Frage der Zeit bis O'Neill es nicht mehr aushielt. Man hörte ein leises Fluchen und Daniel und Teal'C's Köpfe flogen in die Richtung aus der das Geräusch kam. Sie tauschten kurz einen Blick aus und machten sich dann augenblicklich auf den Weg. Als sie gerade die Krankenstation betraten mussten sie mit ansehen, wie O'Neill versuchte sich aufzusetzen, um seine Beine aus der metallenen Hülle zu ziehen. Mit zitternden Armen und Beinen versuchte er aufzustehen, aber er scheiterte kläglich. Die beiden konnten ihn gerade noch rechtzeitig auffangen und abstützen, um zu verhindern, dass er eine schmerzhafte Berührung mit dem Boden machen würde.

„Jack, Sie blieben hier", hatte ihm Jacob gesagt, der keine zehn Sekunden später vor ihm erschien. Seine Stimme hatte diesen autoritären Ton eines Vaters angenommen. Jack wollte ihm widersprechen und öffnete auch schon seinen Mund, um zu protestieren, aber alleine Jacobs Blick veranlasste ihn es sich doch noch einmal anders zu überlegen.

„Ja, Dad", brummte er.

„Also?”, fragte Mulder noch einmal nach, als ihm niemand eine Antwort gab.

„Sie werden es gleich schon sehen.”, antwortete ihm Carter verschmitzt.

„Sie haben das wohl schon des Öfteren gemacht?”

„Uhm, na ja, nicht direkt. Eigentlich wurde ein lebendes Bild von mir auf ein Goa'uldschiff projiziert. Stellen Sie es sich wie bei ihrer Lieblingsserie Star Trek vor.”

„Ah, ein Hologramm also?”

„Genau.”

Gerade in diesem Moment erschien Thor vor ihnen. Mulder fuhr leicht erschrocken zurück. Er konnte sich einfach nicht an dieses plötzliche Auftauchen gewöhnen. Wohl noch nie was von Anklopfen gehört, dachte Mulder zusammenzuckend.

„Wir sind jetzt da.” Er hielt ein kleines Pyramidenähnliches Objekt in seiner Hand. Er streckte seine Hand aus, um es allen zu zeigen. „Ihr werdet das hier benötigen. Damit könnt ihr mir ein Signal senden, um wieder zurückgeholt zu werden. Es funktioniert nur solange ich mit diesem Schiff in der Umlaufbahn bin.“

„Soll das heißen, dass es möglich ist, dass das Schiff nicht in der Umlaufbahn bleibt, solange wir auf Maats Schiff sind?“

Thor sah auf zu Mulder und nickte langsam mit seinem Kopf. „Ja. Wir müssen mit einem Angriff der Replikatoren rechnen, auch wenn es im Moment nicht danach aussieht.“

„Dann bleibt uns nicht sehr viel Zeit", kommentierte Daniel, nicht gerade sehr erfreut über diese Aussichten.

„Dann sollten wir keine Zeit mehr verlieren", sagte Teal'C ernst.

Thor nickte mit seinem Kopf. „Richtig.“ Er übergab die kleine Pyramide Carter. Diese drehte und wendete sie in ihren Händen, bis sie eine kleine Fläche fand. Vorsichtig steckte sie es in ihre Brusttasche und knöpfte sie sorgfältig zu. „Stellt euch jetzt bitte dorthin.“ Er deutete auf eine Stelle, die aussah, wie jede andere auf diesem Schiff.

Als sie sich auf die besagte Stelle gestellt hatten, betätigte Thor einen weiteren Schalter und sie begannen sich in Licht aufzulösen.


Maats Raumschiff

„Okay, wir teilen uns am besten auf", sagte Carter, jetzt wieder vollkommen auf ihre Mission konzentriert. Sie durfte sich nicht durch irgendwelche Zweifel, die den Weg zur Oberfläche gefunden hatten, aus der Ruhe bringen. Nachdem sie auf dem Schiff waren, hatten sie sich aus Reflex nach allen Seiten abgesichert. „Teal'C und Daniel, ihr beide geht nach links und Agent Mulder und Dad, ihr beide folgt mir.“

Sie nickte ihr zu und trennten sich. „Dad?“, fragte Carter nach einer Weile, in der sie sich versichert hatten, dass keine größere Gefahr in der näheren Umgebung auf sie lauerte.

„Ja?“, fragte er, mit einem wachsamen Blick in alle Richtungen gleichzeitig.

„Nachdem, was du von Maat weißt, wo genau würde sich Agent Scully befinden?“

„In dieser Hinsicht unterscheiden sich die Goa'uld nicht großartig von einander. Sie wird sie wahrscheinlich in ein Art 'Zelle' gebracht haben. Die befinden sich für gewöhnlich in dem Südflügel des Schiffes.“

Carter nickte langsam mit ihrem Kopf. „Mmmh, okay und Maat wahrscheinlich auf der Brücke", murmelte sie zu sich selbst.

„Gibt es irgendeinen bestimmten Plan, wie Sie vorgehen wollen?“, fragte Mulder von der Seite. Er war aufgeregt wie ein kleines Kind.

„Im Grunde ist er ganz einfach. Agent Scully finden, unversehrt befreien, zurück auf Thors Schiff bringen und wenn nötig Maat vernichten.“

„Und irgendeine Ahnung wie wir das anstellen sollen?“

„Am besten ist es, wenn wir keine Aufmerksamkeit erregen.“

„Was so gut wie unmöglich ist", kommentierte Jacob.

Carter warf ihm einen strafenden Blick von der Seite aus zu. „Wir könnten schon etwas mehr Optimismus gebrauchen, Dad.“ Jacob zuckte mit seinen Schultern und sah Mulder mit einem 'Ich sage nur die Wahrheit'-Blick an. „Sag uns lieber wo wir jetzt lang müssen.“

„Okay, fein, dies hier scheint ein neueres Schiff zu sein.“

„Woran kann man das sehen? Für mich sieht es aus wie die anderen auch", murmelte Carter.

„Ein Tok'ra sieht so etwas.“ Jacob erlaubte sich leicht zu lächeln, auch wenn es in dieser Situation nicht angemessen war. „Wartet, bleibt stehen.“ Er breitete seine Arme aus. „Pssst.“ Er legte seinen Finger auf die Lippen. „Hört ihr das?“, flüsterte er ganz leise, so dass die beiden Schwierigkeiten hatten ihn zu verstehen.

Carter und Mulder lauschten angestrengt und hörten schließlich das, was Jacob meinte. Ein schepperndes, einheitliches Klappern. „Das sind Wachen", zischte Carter und umklammerte ihre Waffe. „Los geht in die Deckung.“

Sie schlichen ein paar Schritte zurück und pressten sich mit ihrem Rücken an die Wand. Jacob zuerst, der eine Stabwaffe aktivierte, dahinter Mulder und Carter, die beide fast gleichzeitig ihre Waffen entsicherten.

Jacob lehnte sich vorsichtig etwas nach vorne, um um die Ecke zu schielen. Augenblicklich zog er seinen Kopf wieder zurück, als die Schritte immer näher und näher kamen. Als sie nur noch wenige Meter von ihnen entfernt waren, wagte keiner von ihnen zu atmen, in der Angst, dass man sie hören könnte.

Sie verharrten noch einige Sekunden aus, auch als, die Wachen vorbeigegangen waren. Jacob löste sich aus seiner Deckung und winkte den beiden zu, dass sie ihm folgen sollten. Carter sicherte sich noch einmal nach hinten hin ab und schloss dann zu ihnen auf.

„Das war ganz schön knapp", flüsterte sie.

„Für meinen Geschmack zu knapp", pflichtete ihr Mulder bei. „Nicht, dass ich so etwas noch nie erlebt hätte“, rechtfertigte er sich schnell, „aber man muss es ja auch nicht darauf ankommen lassen.“ Seine innere Stimme lachte auf. Gerade dieser Satz kam von ihm, Fox Mulder, der ein Magnet für Schwierigkeiten war.

„Wenn ich mich nicht irre, müssen wir jetzt hier entlang", warf Jacob dazwischen.

Er bog nach rechts in einen Seitengang ein. Sie schlichen mit ihrer Seite an die Wand gepresst den langen Gang hinunter.

„Woran erkennen wir die Zellen?“, fragte Mulder nach einer Weile.

„Sie sehen nicht aus wie gewöhnliche Zellen. Es sind gut isolierte Räume, man kann sie nur mit einem fünfstelligen Code betreten oder verlassen.“

„Das sind ja...“ Mulder überschlug schnell die Möglichkeiten in seinem Kopf. „... wow, viel zu viele Möglichkeiten.“

„Stimmt genau.“

„Aber Sie kennen den Code?“, fragte Mulder hoffnungsvoll. Als er jedoch nicht sofort eine Antwort bekam, schluckte er schwer. „Nicht?“

„Leider nein. Die Codes sind immer unterschiedlich.“

„Und wie viele Versuche hat man?“

„Wenn Sie nicht vorher von den Wachen erwischt werden, dann haben Sie so viele wie Sie wollen.“

„Das sind doch mal gute Nachrichten.“


****


Daniel und Teal'C schlichen in genau die entgegengesetzte Richtung. Auch sie konnten sich noch rechtzeitig vor den Wachen verstecken. „Okay, Teal'C, du kennst dich am besten auf diesen Schiffen aus. Wo müssen wir hin?“

„Maat wird sich im Zentrum aufhalten.“

„Wie können wir sie am besten aufhalten? Können wir nicht am Hauptcomputer eine Kettenreaktion auslösen.“

„Was genau meinst du, Dr. Jackson?“

„Nun, wenn wir, sagen wir mal, einen, falls es möglich ist, einen Selbstzerstörungscode einzugeben, wenn wir das machen würden, und es schaffen rechtzeitig von hier zu verschwinden, dann müsste es doch gut gehen, oder?“

„Möglich. Aber es ist nicht gewiss, dass dieses Schiff einen Selbstzerstörungscode hat.“

„Aber, aber gehen wir mal davon aus, dass es einen hat.“

Teal'C zog nachdenklich eine Augenbraue hoch. „Doch dazu müssten wir zunächst in den Hauptraum kommen.“

„Teal'C sei doch einmal bitte etwas optimistischer.“


****


Maat stand mit geschlossenen Augen über Scully gebeugt. Ihr Gesicht zeigte keine Regung. Ihr Amulett glühte kräftig und hell.

Scully hatte den Widerstand aufgegeben. Sie kniete mit leicht zurückgelegtem Kopf und halb geöffnetem Mund vor ihr. Ihre Augen flackerten leicht, so dass nur noch das Weiß unter ihren Lidern erkennbar war. Ein leises Stöhnen entwich ihrem Mund.

Maat öffnete schließlich ihre Augen, sie glühten. Ein zufriedenes Lächeln breitet sich auf ihren Lippen aus. Ihr tat es gut, sich in den Qualen und Schmerzen anderer zu baden. Und hier hatte sie genau das gefunden, was sie brauchte.

Sie hatte ihr perfektes Opfer gefunden.


****


„Hier müsste es gleich sein", flüsterte Jacob. Er deutete auf große, vergoldete, geschlossene Wände.

„Und welche ist es?“

„Keine Ahnung, wir müssen jede ausprobieren.“

Alle wussten, was das hieß und so konnte ihnen niemand wirklich verübeln, dass sie aufstöhnten. „Wieso kann dieser Thor sie eigentlich nicht sofort rausbeamen?“, fragte Mulder, der vor einer Wand stand und mit seinen Händen darüber fuhr. Es gab keine Möglichkeit anders hineinzugelangen.

„Dazu muss Thor wissen, wo sie sich befindet. Deshalb haben wir ja auch den Sender bei uns, damit er sie dann, wenn wir sie gefunden haben, sofort hier raus schaffen kann.“

„Verstehe.“

Jeder hatte sich einem Tastenfeld zugewandt und hämmerten fieberhaft auf die Tasten ein. „Agent Scully?“, rief Carter. Sie wusste noch vergangenen Missionen, dass man sich auch durch geschlossene Türen unterhalten konnte.

Keine Antwort.

„Scully? Bist du da drin?“, versuchte es Mulder an seiner Tür, aber auch er wurde enttäuscht.

Sie waren so vertieft in ihrem Tun, dass sie die beiden Wachen überhört hatten, die sich von der anderen Seite näherten.

Carter hörte das Aktivieren der Stabwaffe erst, als es schon zu spät war. „Hey!“, ertönte plötzlich eine Stimme hinter ihnen.

Wie ein Wirbelwind drehten sich auch Mulder und Jacob um. „Scheiße", fluchte Mulder. „Das hat uns gerade noch gefehlt.“

Ohne großartig zu überlegen, begann Carter auf die beiden Wachen zu schießen. „Feuer!“, schrie sie. Mulder und Jacob zögerten nicht lange und unterstützen sie. Die Wachen waren im ersten Moment viel zu überrascht, um zu reagieren, aber als die ersten Kugeln sie verfehlten, begannen auch sie zu feuern.

„Sam!“, schrie Jacob. „Versuch den Code herauszufinden. Agent Mulder und ich werden dir Deckung geben!“

Carter, weiterhin am schießen, schielte zögernd zu ihrem Vater hinüber, als sie sah, dass durch die Schüsse noch mehr Wachen alarmiert wurden. „Ihr kommt aber nicht gegen die ganzen Wachen an!“, konterte sie.

„LOS! GEH! Wir versuchen sie solange wie nur möglich aufzuhalten!“ Noch immer war sie am zögern. „JETZT GEH ENDLICH, SAM!“

Mulder hatte sich dicht neben sie gestellt und versuchte sie nach hinten zu schieben. „Ich helfe Ihrem Vater!“, schrie er.

Schließlich nickte sie und wandte sich wieder einer Wand zu, aber das Glück war nicht lange auf ihrer Seite.

„AAAAAHHHH!“, schrie Mulder plötzlich auf, als er zu Boden fiel und auf seine blutende Wunde drückte. „Verdammt!“, stöhnte er. „Warum muss immer mir das passieren?“

Carter kniete sich neben ihm und zog seine Hand vorsichtig weg, um sich die Wunde genauer anzusehen, aber es war zu viel Blut. Sie verzog leicht ihr Gesicht. „Sie scheinen Glück zu haben, Sie wurden nur oberhalb der rechten Brust getroffen.“

„Großartig, jetzt habe ich schon zwei Schusswunden, eine auf jeder Seite", presste er hinter zusammengebissenen Zähnen hervor, als er scharf nach Luft schnappte.

„Entschuldigung.“ Carter hatte aus ihrer Westentasche ein kleines Tuch gezogen, welches sie auf die Wunde presste.

„Ich kann die Deckung nicht mehr halten!“, schrie Jacob, der immer weiter nach hinten auswich. „Es sind zu viele!“

„Los, gehen Sie", murmelte Mulder. „Helfen Sie Ihrem Vater.“

„Nein, ich lasse Sie nicht hier liegen", erwiderte Carter schroff.

„Ich bin nur eine Last. Und wenn Sie nicht gleich verschwinden, dann überleben Sie es nicht!“

„Sam!“, schrie Jacob.

„Jetzt machen Sie schon! Ich komme schon klar", versicherte ihr Mulder wenig überzeugend.

„Sind Sie sich ganz sicher?“

„Ja, ich habe schon schlimmeres überstanden", versuchte Mulder sie abzuwimmeln. „Jetzt verschwinden Sie endlich!“

„Wir holen Sie hier raus", versicherte Carter ihm, als sie ihre Hand zurückzog.

„Retten Sie lieber Scully. Versprechen Sie es mir.“

Für nur einen Bruchteil einer Sekunde schaute sie ihm direkt in die Augen und konnte dort das Flehen erkennen. „Ich verspreche es", flüsterte sie. „Warten Sie, nehmen Sie das hier.“ Sie griff in ihre Tasche und holte den Sender heraus. „Thor kann Ihnen helfen.“

Mulder schüttelte unter Schmerzen seinen Kopf. „Nein", ächzte er. „Sie brauchen es für Scully.“

„SAM! Wir müssen los!“ Jacob stand ebenfalls neben ihnen und schaute auf Mulder hinunter. „Glauben Sie, Sie schaffen es?“

„Ja.“ Er nickte schwach mit seinem Kopf, als ihn eine neue Schmerzwelle erfasste. „ARGH!“

„Können Sie aufstehen?“

Mulder versuchte sich mit seinem gesunden Arm aufzustützen und kniff seine Augen zusammen, als er dachte ohnmächtig werden zu müssen. Er stöhnte erschöpft auf.

„Dad, er hat zu viel Blut verloren. Die Wunde ist zu groß", rief Carter, als sie versuchte Mulder aufzuhelfen, aber dieser schaffte es nicht sich länger als ein paar Sekunden auf seinen Beinen zu halten.

„Ihr müsst ohne mich gehen.“

„Dad, wir können ihn nicht hier liegen lassen!“

„Bitte", flüsterte Mulder. „Wenn ihr jetzt nicht geht, dann war alles umsonst. Ihr müsst Scully helfen.“

„Wir lassen keinen von unseren Leuten zurück", beharrte sie weiter.

„Ihr müsst. Scully braucht eure Hilfe dringender, als ich.“

„Wenn wir nicht gleich von ihr verschwunden sind, dann haben wir keine Chance mehr!“, rief Jacob über den Lärm hinweg.

„LOS, VERSCHWINDET!“ Mulder rollte sich auf seine gesunde Seite und griff nach seiner Waffe, die neben ihm lag. Er versuchte den stechenden Schmerz zu ignorieren und begann zu Feuern. „Ich gebe euch Feuerschutz, aber geht!“

Carter ließ schließlich von ihm ab und begann mit ihrem Vater, weiterhin am Feuern, von den Goa'uld zu flüchten.

Mulder feuerte wie wild blind auf die Wachen, bis er keine Patronen mehr hatte. „Mist!“, fluchte er, als er die nun nutzlose Waffe in die Ecke schmiss und hinter eine Wand robbte. Aber er kam nicht weit, denn als die Wachen bemerkt hatten, dass es keinen Widerstand mehr gab, stellten auch sie ihr Feuer ein und gingen in Mulders Richtung, der mit seinem Bewusstsein kämpfte.

Eine der Wachen kniete sich zu ihm hinunter. „Er ist noch am Leben.“

„Nehmt ihn mit.“

Die Wachen nickten und zogen Mulder gewaltsam auf seine Beine, aber davon bekam er nicht mehr viel mit. Sein Kopf fiel wie ein nasser Sack nach vorne auf seine Brust.


****


Eine Wache betrat den Saal und kniete sich mit nach vorne gebeugten Kopf vor Maat nieder.

„Es wurden Eindringlinge entdeckt. Tau're.“ Er wagte es nicht sie anzusehen.

Man konnte sehen wie Wut in sie aufstieg und sie einnahm. „Findet und bringt sie her. Wenn nötig, tötet sie.“

„Jawohl.“ Die Wache richtete sich auf und rannte aus dem Saal.

Sie blickte auf die bewusstlose am Boden liegende Scully. „Sie werden dir nicht helfen können.“


****


„Was ist denn los?“, fragte Daniel, als er und Teal'C sich vor den vorbeilaufenden Wachen versteckte.

„Es scheint Schwierigkeiten zu geben. Vielleicht wurden Major Carter und Jacob schon entdeckt.“

„Ich hoffe nicht.“ Daniel drückte seinen Zeigefinger auf sein Ohr. „Sam? Jacob? Agent Mulder? Hört mich jemand?“, fragte er in ein kleines Mikrofon. Er schielte zu Teal'C hinüber, als er nur Rauschen empfang. „Sam? Können Sie mich hören?“ Daniel spürte wie ihm sein Herz bis zum Halse schlug. Verdammt! Was war nur bei den los?, schoss es ihm durch den Kopf. „Sam? Jacob?“, rief er jetzt etwas lauter. „Es meldet sich keiner", sagte er an Teal'C gewandt.

Gerade als Teal'C einen Versuch starten wollte hörte Daniel plötzlich ein Knacken in der Leitung. „Daniel? Teal'C?“, ertönte Carters Stimme.

„Gott sei Dank! Sam, was ist bei euch los?“

„Wir wurden von Goa'uldwachen überrascht.“ Wieder etwas Rauschen, so dass Daniel die Befürchtung hatte, dass die Verbindung abbrach.

„Geht es euch gut?“ Man konnte deutlich seine Sorge aus der Stimme heraushören. Sam antwortete ihm nicht sofort und das war für Daniel das Zeichen, dass etwas nicht stimmte. „Was ist los? Ist jemand verletzt?“

„Agent Mulder wurde verwundet. Die Goa'uld haben ihn. Dad und ich konnten noch gerade rechtzeitig fliehen. Im Moment scheinen wir sie abgehängt zu haben.“

„Sam, ich bin mir sicher, dass ihr alles getan habt. Er wurde verwundet? Schlimm?“

„Eine Stabwaffe hat ihn in die obere rechte Brusthälfte getroffen.“

Daniel schwieg, als er die schlechten Neuigkeiten hörten. Das war überhaupt nicht gut, ganz und gar nicht. Sie wussten alle, dass er dringend behandelt werden musste. Er seufzte innerlich auf. Es war ja nicht einmal im Bereich des Möglichen, dass auch nur mal etwas nach Plan lief. Wo könnten sie ihn hingebracht haben? Eingesperrt oder zu Maat?

Er schluckte einmal, bevor wieder zu sprechen begann. „Habt ihr schon Agent Scully gefunden?“

„Nein, haben wir nicht. Entweder ist sie in einer dieser Räume und konnte uns nicht hören oder sie ist bewusstlos oder sie ist bei ihr oder...“ Sie brach in der Mitte des Satzes ab. Daniel wusste auch so was sie sagen wollte.

„Hört zu, Teal'C und ich versuchen den Hauptcomputer zu finden. Teal'C meint, dass man ihn möglicherweise kurzschließen kann. Das würde heißen, dass wir nicht mehr viel Zeit haben, besonders, da wir entdeckt wurden und es wird nicht lange dauern, bis hier noch mehr Wachen auftauchen.“

„Okay, verstanden. Wir versuchen weiterhin Agent Scully und Mulder zu finden.“

„Es ist möglich, dass wir hier ein ähnliches System haben, wie bei dem Haus. Sie wird sich irgendwo im Zentrum aufhalten.“

„Danke. Und meldet euch, wenn ihr es geschafft habt bis zum Hauptcomputer vorzudringen.“

„Verstanden.“ Daniel atmete einmal tief durch. „Dann kann der Spaß ja losgehen.“


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Kapitel 10 by Destiny
Kapitel 10

Maats Raumschiff

„Was soll das heißen, ihr konntet die anderen nicht finden?”, schrie Maat wütend zwei ihrer Wachen an, die vor ihr knieten.

„Sie konnten fliehen, aber wir haben einen von ihnen erwischt.”

Die zwei Wachen, die Mulder gehalten hatten ließen ihn auf den Boden fallen. Er registrierte nicht mehr genau, was um ihn herum geschah und als Mulder versuchte seine Augen ein Spalt zu öffnen, sah er alles nur verschwommen.

„Wie viele sind es?”

„Bis auf diesen Tau're hier noch zwei weitere. Eine Frau und ein Tok'ra.”, antwortete er pflichtbewusst ohne aufzusehen.

„Tok'ra?”

„Ja.”

„Findet sie. Den Tok'ra wollen wir lebend, die Frau könnt ihr vernichten, wenn es sich nicht anders lösen lässt.”

„Natürlich, und was ist mit diesem Tau're? Sollen wir ihn in eine Zelle bringen?”

Maat ging von Scully zu Mulder und gab ihren Wachen mit einer Handbewegung zu verstehen, dass sie ihn hochziehen sollten. „Hmm, er ist verwundet und wird sterben.” Sie fuhr mit ihrer Hand über seine linke Wange. „Nein, er bleibt bei uns.” Sie blickte wieder zurück zu den Wachen. „Bringt uns den Tok'ra und ein weiteres Versagen werden wir nicht dulden.”

Die Wachen nickten verstehend und machten sich auf den Weg ihren Befehl auszuführen.


****


„Sam, hinter dir!”, schrie Jacob, als er mit seiner Waffe in ihre Richtung schoss. Sie konnte sich noch gerade rechtzeitig auf den Boden werfen und eröffnete fast gleichzeitig das Feuer auf die Wachen.

Sie waren fast da. Man konnte den großen Saal schon vom weiten sehen. Doch es war ihnen nicht gegönnt direkt durch zu marschieren.

„Verdammt es sind zu viele!”

„Los, lass uns in Richtung Saal gehen!”, schlug Jacob vor und sie wichen weiter nach hinten aus.

„Wie lange brauchen denn Daniel und Teal'C nur?”

„Die beiden schaffen das. Wir sollten uns lieber Gedanken darüber machen, was ist, wenn wir es nicht schaffe vorher Agent Mulder und Agent Scully zu finden.“

„Wir können nur hoffen, dass sie bei Maat sind, sonst haben wir ein Problem.”

Sam wich geschickt einer Wache aus, die sie von der Seite angreifen wollte. Flink duckte sie sich und boxte ihn mit ihrem Ellbogen in den Bauch. Dieser fing bei dem Zusammenstoß mit der Rüstung heftig an zu schmerzen, aber sie versuchte ihn zu ignorieren. Die Wache umfasste ihre Stabwaffe wie einen Kampfstock mit beiden Händen und holte aus, um Carter nieder zuschlagen, aber diese schaffte es diesem Schlag auszuweichen. Sie griff ihrerseits nach der Stabwaffe und drehte sie mit aller Kraft in die entgegengesetzte Richtung, aber die Wache schien viel stärker zu sein und Carter erkannte schnell, dass sie im Nahkampf kaum eine Chance hatte, also ließ sie überraschender Weise los, so dass die Wache den Widerstand und somit das Gleichgewicht verlor. Sie stolperte nach vorne und Carter nach hinten, um nach ihrer Waffe zu greifen, die auf dem Boden lag. Sie begann auf die Wache zu schießen und als sie sich ganz sicher war, dass er für sie keine Gefahr mehr darstellte, schnappte sie sich seine Stabwaffe und begann damit auf die restlichen Wachen zu zielen, als sie die Wachen immer weiter in den Saal hinein trieb.


****


„Hey!”, erhob sich plötzlich eine Stimme aus dem Hintergrund. Maat wirbelte überrascht herum, um die Quelle dieser Stimme auszumachen.

Es war Jack O'Neill, der mit einer Stabwaffe auf sie gerichtet, im Türrahmen stand.

„Bist wohl überrascht mich zu sehen, wie?”

Und das war noch eine Untertreibung. Für wenige Sekunden war Maat vollkommen sprachlos. Sie war sich ganz sicher, dass sie ihn umgebracht hatte. Sie hatte ihn gequält und gefoltert. Niemand hatte dies bisher überlebt.

„Das kann nicht sein. Du bist tot. Wir haben dich umgebracht.”

„Wie du siehst bin ich lebendiger als nie zuvor und 'wir' sind vielleicht doch nicht so schlau, wie 'wir' denken.” Mit seinen letzten Worten aktivierte er seine Stabwaffe und sah sich zum ersten Mal in dem Raum um. Mulder, als auch Scully lagen bewusstlos auf den Boden. Beide waren umgeben von Blut. Es war ein grausamer Anblick, aber er durfte sich nicht davon beeinflussen lassen. Erst musste er zusehen, dass sie alle heile und vor allem lebend herauskamen.

„Wir beide haben noch eine kleine Rechnung offen.”

Er ging ein paar Schritte auf sie zu und begann mit der Stabwaffe zu feuern, aber wie er schon vermutet hatte, umgab sie ein Schutzschild. Während des Schießens lief er quer durch den Saal, um zu Mulder und Scully zu gelangen. Maat drehte sich unberührt von seinem Angriff, langsam zu ihm herum. „Du wirst uns nicht besiegen können. Niemand kann das!”

„Ach wirklich nicht? Da solltest du uns aber schon besser kennen!”

„Wir werden euch vernichten! Du wirst uns nichts anhaben können. Das Schiff ist voll mit unseren Wachen und ihr seid gefangen wie in dem Netz einer Spinne.”

Währenddessen hatte O'Neill sich schnell neben die beiden hingekniet und nach ihren Puls gefühlt. Mulder Puls war schwach und unregelmäßig. Es sah verdammt schlecht aus und Dana, sie war blass wie die Wand und er wusste nicht, ob er seinen eigenen Puls fühlte oder nicht.

Ausgerechnet in diesem Moment füllte sich der Saal mit Wachen. Einige von ihnen liefen rückwärts in den Raum, als sie das Feuer auf der anderen Seite erwiderten. Einer von ihnen wurde tödlich getroffen und fiel nur wenige Meter von Maat entfernt auf den Boden.

Verärgert und geschockt zugleich glühten ihre Augen auf und fixierten die Übeltäter. Es waren Jacob und Carter. Ohne O'Neill überhaupt bemerkt zu haben schossen sie weiterhin auf die übrig gebliebenen Wachen. „Los, Dad, wir müssen Mulder und Scully finden!”

„Sie sind hier", rief O'Neill, der versuchte mit der Stabwaffe schneller als die Wachen zu reagieren.

„Sir?”, fragte Carter überrascht.

„Jack?”, kam es von Jacob.

„Sir, was machen Sie hier?”

„Mich austoben. Sie haben doch nicht ernsthaft geglaubt, dass ich mir das entgehen lasse!”

Carter bahnte sich ihren Weg bis zu O'Neill durch. „Wie ist ihr Zustand?”

„Schlecht. Es sieht nicht gut aus. Beide müssen umgehend zum Doc.”

„Am besten ist, dass Sie sie mit dem Sender hier herausschaffen. Hat Thor Ihnen ein weiteres mitgegeben?”

„Ja, hat er.” Er klopfte einmal gegen seine Westentasche. „Wo sind Daniel und Teal'C?”

„Die sind auf der Suche nach dem Hauptcomputer und wollen ihn zur Selbstzerstörung umcodieren.”

„Das heißt, wir haben nur noch einen Sender.”

„Ja.”

Sie sahen sich für einen Moment direkt in die Augen und O'Neill fuhr einmal leicht nervös mit seiner Zunge über seine Lippen. „Okay, dann versprechen Sie mir, dass Sie hier die Stellung halten. Ich werde so schnell wie möglich wieder hier sein. Geben Sie mir Feuerschutz.”

Carter nickte ihm knapp zu und versuchte ihn so gut es ging vor den Schüssen zu sichern, als er O'Neill vorsichtig Mulder hoch zog und seinen Arm um seine Hüfte zu legen. Mit seiner freien Hand holte er den Sender aus seiner Tasche und aktivierte ihn. Er machte alles so, wie Thor es ihm gezeigt hatte. Eingabe, wie viele Personen transportiert werden sollen und dann noch eine Bestätigung, um den genauen Standpunkt zu ermitteln.

Binnen weniger Sekunden erfasste sie ein blaues Licht und im nächsten Moment waren sie verschwunden.


****


In der Zwischenzeit hatten Teal'C und Daniel mehr Glück.

„Daniel Jackson.”, sagte Teal'C, als sie leise durch die Gänge schlichen. Bisher blieben ihnen Konfrontationen mit irgendwelchen Wachen erspart geblieben, aber in Daniel machte sich ein ganz ungutes Gefühl breit. „Dort drüben müsste es sein.” Teal'C deutete auf eine, die sich deutlich in ihrer Größe von den anderen unterschied.

„Es sieht nicht sehr bewacht aus, wir könnten Glück haben.”

„Drinnen werden sich Wachen aufhalten.”

„Also, müssen wir den Überraschungsmoment ausnutzen.”

„Genau.”

Bevor sie aus ihrem sicheren Versteck lösten, versicherten sie sich, dass sie nicht von hinten angegriffen wurden. Ohne ein Wort zu sagen liefen sie in geduckter Haltung zu den jeweiligen Seiten der Tür. Daniel gab Teal'C ein Handzeichen, dass sie auf sein Kommando reingehen würden. Er zeigte ihm drei Finger, dann zwei und schließlich einen.

Gemeinsam wirbelten sie auf und als sich die Tür automatisch öffnete stürmten sie auf die Brücke. Die Wachen, die noch dort anwesend waren, waren so überrascht von dem plötzlichen Angriff, dass sie erst viel zu spät reagierten. Daniel und Teal'C hatten leichtes Spiel.

Als sie sich sicher waren, dass niemand mehr übrig geblieben war verriegelte Teal'C mit einem Code die Tür, so dass keine weiteren Wachen eintreffen könnten.

„Okay, Teal'C, du bist hier der Experte", seufzte Daniel, als er zu einer Schaltfläche hinüber ging, von der er annahm, dass sie nützlich sein könnte.

„Hier müsste sich eine Schaltzentrale befinden, die von einem Gehäuse verdeckt ist. Meistens befindet sie sich direkt hier vorne.”

Teal'C stellte sich neben Daniel und griff nach vorne, nach einem Objekt, welches auf einem Sockel zu stehen schien.

Daniel wandte Teal'C leicht den Rücken zu, als er seine Finger gegen sein Ohr drückte. „Carter, kommen, hier spricht Daniel.”

Er hörte ein Knacken in der Leitung. „Ja?” Daniel erkannte an den Klang ihrer Stimme, dass sie in Schwierigkeiten zu sein schien.

„Wir sind jetzt auf der Brücke und Teal'C aktiviert jetzt die Selbstzerstörung. Habt ihr schon Mulder und Scully gefunden?”

Ein weiteres Knacken, aber diesmal erhielt er nicht sofort eine Antwort. „Ja, haben wir, Colonel O'Neill hat sie hier raus gebracht.”

Er warf Teal'C schnell einen Blick zu, als er überraschte nachfragte. „Jack?”

Rauschen. Er hörte nichts als Rauschen.

„Sam, bist du noch da? Sam?!”

Keine Antwort

„Okay, Teal'C, wir müssen uns beeilen. Sam und Jacob scheinen in Schwierigkeiten zu sein. “

Ohne ein Wort zu sagen machte sich Teal'C sofort an die Arbeit. Er klappte das Gehäuse auf und zum Vorschein kamen mehrere Kristalle, die in einer bestimmten Reihe angeordnet waren. Ohne auch nur zu überlegen, fuhren Teal'cs Finger über die Kristalle, so dass sich ihre Farbe von grün in rot wandelten. Anschließend nahm er einen Kristall heraus.

Er sah zu Daniel auf. „Fertig.”

Ein Lichtkreis, der um die Kristalle gelegt war, fing an zu leuchten und als Daniel sah, dass bereits ein Licht erlosch, wollte er nicht herausfinden, was passieren würde, wenn alles erloschen waren. Sie liefen beide zur Tür, um so schnell wie möglich zu Sam und Jacob zu gelangen.

„Sag mal, Teal'C, wie viel Zeit haben wir jetzt eigentlich noch?”

„Ungefähr fünf Minuten.”

Daniel schnappte daraufhin leicht nach Luft. „Dann sollten wir uns jetzt wirklich beeilen.”

„Ich bin ganz deiner Meinung, Daniel Jackson.”


Thors Raumschiff

O'Neill und Thor standen neben Scully, die jetzt auf einen ähnlichen Metalltisch lag, wie Jack es getan hatte. Sie wurde umgehend untersucht, aber man hatte keine schlimmen oder lebensbedrohlichen äußerliche Verletzungen festgestellt, auch wenn ihr Gewand und ihr Gesicht mit Blut verschmiert war.

„Was ist los?”, fragte O'Neill, als er ihr eine Strähne aus dem Gesicht strich. „Warum wacht sie nicht auf?”

„Ihre Verletzungen sind größer", antwortete ihm Thor mit ruhiger Stimme.

„Welche Verletzungen? sie hat doch gar keine Verletzungen.”

„O'Neill, sie hat eine primitive Krankheit, die eure Rasse vernichtet und wogegen ihr noch kein richtiges Heilmittel besitzt. Sie hat...”

„Krebs.”, erklang Mulders Stimme aus dem Hintergrund.

Erschrocken wirbelte O'Neill zu ihm herum. Er wusste nicht genau was ihn mehr erschreckt hatte, das plötzliche Erscheinen Mulders oder die furchtbare Nachricht, die seine Worte übermittelten.

„WAS?!”, schrie O'Neill. „Was reden Sie da? Sie ist gesund!”

„Solange sie den Chip in ihrem Nacken hat.” Er stellte sich neben O'Neill und schaute auf Scully hinunter. Er schloss seine Augen und schüttelte leicht mit seinem Kopf. Kaum verständlich murmelte er etwas und als er schließlich wieder zu O'Neill sah, konnte dieser die blanke Wut in seinen Augen sehen.

„Ich verstehe das nicht. Aber warum sollte man ihr den...?”, begann O'Neill, aber er verstummte, als er verstand was Mulder sagen wollte. „Oh. Sie glauben doch nicht...?”

„Ich hoffe es nicht, aber ich kann es mir nicht anders erklären.”

„Es muss doch eine Möglichkeit geben, wie man ihr helfen kann. Dann wird mit ihr genau das gemacht, was auch mit Ihnen gemacht wurde oder, oder die Tok'ra helfen ihr oder die Asgards! Es muss doch was geben!”

„Oder es wird ihr ein neuer Chip eingepflanzt.”

„Aber woher? Es sei denn, es gibt eine Massenanfertigung von ihnen.”, antwortete er sarkastisch.

„Das Pentagon.”

„Wie bitte?!” O'Neill glaubte seinen Ohren nicht zu trauen. „Ich habe doch schon immer gesagt, dass diese Bürostuhlakrobaten Dreck am Stecken haben!”, brummte er. „Nein, aber dafür haben wir jetzt keine Zeit, außerdem, dürfte der Weg etwas weit sein. Wir müssen ihr anders helfen.”

„Wie weit ist der Krebs schon fortgeschritten?”, fragte Mulder an Thor gewandt.

Ohne direkt zu antworten tauchte vor ihnen ein großes Hologramm auf, welches ein Röntgenbild von Scullys Kopf zeigte. „Dieser schwarze Schatten ist der Tumor. Er ist schon groß gewachsen für dieses frühe Stadium, aber das könnte an dem liegen, was ihr Maat angetan hat. Es könnte das Wachstum beschleunigt haben. Wenn noch lange gewartet wird, kann weder ich noch ein Symbiont ihr helfen, wobei ein Symbiont noch effektiver wäre.”

„NEIN!”, kam es von O'Neill wie aus der Pistole geschossen.

„Nein?”, fragte Mulder verwirrt.

„Nein!”, wiederholte O'Neill mit Nachdruck.

„Und warum nicht?” Mulder verstand seine heftige Reaktion nicht.

„Ganz einfach, weil so ein Schlangentier nicht in sie eingepflanzt wird.”

„Aber, ich dachte die Tok'ra...”

„Nein, nein, nein. Auch ein Symbiont von den Tok'ra kommt nicht in sie rein! Sie würde so lange, wie sie leben würde an diesem Symbionten gebunden sein.”

„Aber dieser könnte sie für immer von ihrem Krebs heilen, oder nicht?”

„Natürlich, aber sie würde auch nicht mehr mit Ihnen arbeiten können, weil sie von diesem Moment an ein Mitglied der Tok'ra sein wird!”

„Aber sie wäre geheilt?!”, wiederholte Mulder seine Frage.

O'Neill seufzte, als er erkannte worauf er hinauswollte. „Sie können mir nicht ernsthaft sagen wollen, dass Ihnen der Gedanke gefällt, Dana nicht mehr zu sehen.”

„Nein, aber sie wäre gesund.”


****


Maats Raumschiff

„Daniel! Teal'C!”, rief Carter, als sie sie vom Weiten sah.

Die beiden rannten auf sie zu, als sie sie entdeckt hatten. Sie versteckten sich hinter einer kleinen Abmauerung und feuerten immer dann, wenn sie meinten, dass sie nicht getroffen werden würden. „Wo, wo sind Mulder und Scully?”, fragte Daniel, nachdem er vergebens nach ihnen Ausschau gehalten hatte.

„Colonel O'Neill hat sie zu Thor gebracht.”

Teal'C und Daniel hielten für einen Moment inne und starrten sich an, dann wanderte ihr Blick zurück zu Carter. Für nur einen Bruchteil einer Sekunden waren sie beide sprachlos. „Dann geht es O'Neill wieder gut?”, fragte Teal'C.

„Mehr oder weniger. Er war noch etwas schwach auf den Beinen, aber sonst ist er wieder ganz der alte.”

„Daniel, Teal'C", kam es von Jacob. „Wie lange haben wir noch?”

Daniel schaute schnell auf seine Uhr. „Noch ungefähr zweieinhalb Minuten.”

„Ihr habt noch einen Sender?”, fragte Carter, man sah ihr nicht an, dass sie nervös war. Sie sah aus ihren Augenwinkel heraus ein knappes Nicken von Daniel und feuerte weiter.

„Maat ist verschwunden!”, rief Teal'C plötzlich.

Sie waren so damit beschäftigt gewesen, sich vor den Wachen zu schützen, dass sie Maat ganz außen vor gelassen hatten. „Verdammt!”, fluchte Carter. „Wie lange ist sie schon weg und, noch wichtiger, wo könnte sie hin sein?”

„Sie wird sich in eine Kapsel retten wollen. Sie hat wahrscheinlich bemerkt, dass sie es so nicht schaffen wird.”

Die vier zogen sich langsam aber sicher zurück und Teal'C und Jacob führten sie zu dem Teil des Schiffes, wo sich die Rettungskapseln befanden. „Auf so einem Schiff befinden sich mindestens fünf Kapseln", erläuterte Jacob, als sie einen langen Gang entlang liefen.

„Hier, hier sind sie.”

Die Kapseln waren nebeneinander an der Wand aufgereiht. Sie waren gerade groß genug für eine Person und die obere Hälfte war aus einem Glasähnlichen Material. Daniel lief an allen fünf vorbei. „Sie sind noch alle da und wir haben noch genau eine halbe Minute.”

„Gibt es noch andere Möglichkeiten von diesem Schiff zu kommen?”

„Für einen Goa'uld nicht, nein, es sei denn, sie hat einen der Sender und ist jetzt bei Thor.”

„Fein, dann sollten wir keine Zeit mehr verlieren.”

Daniel war gerade dabei seinen Sender herauszusuchen, als sie plötzlich hinter sich eine Stimme hörten.

„Aray Kree!” Es war Maat. Alle drehten sich langsam zu ihr herum. Daniel hatte jetzt seinen Sender herausgezogen und Maat blickte zwischen dem Objekt in seiner Hand und den vier hin und her. „Ihr werdet dieses Schiff nicht lebend verlassen.”

„Daniel, jetzt!”, schrie Carter, als sie auf ihre eigene Uhr sah.

Fast schon blind aktivierte er den Sender und bevor Maat überhaupt Anstalten machen konnte sie anzugreifen, lösten sie sich in blaues Licht auf.


****

Thors Raumschiff

Wütend über Mulder begab sich O'Neill wieder zurück auf die Brücke. Er hatte jetzt nicht die Nerven sich mit Mulder über Danas Wohlergehen zu streiten. „Thor, ich muss zurück zu den anderen!”

Thor nickte ihm zu und wollte gerade den Transporter aktivieren, als plötzlich neben ihm ein helles Licht aufleuchtete. Erschrocken stolperte O'Neill nach hinten. „Wow.”

Carter, Daniel, Jacob und Teal'C lagen alle auf den Boden und schauten sich zunächst leicht verwirrt um. Zuerst rappelte sich Carter auf, als sie sich sicher war, dass sie nicht mehr bei Maat war, sondern einigermaßen in Sicherheit. „Wir müssen verschwinden! Maats Schiff wird jeden Moment explodieren!”

„Ich würde wirklich noch zu gern ihr Gesicht sehen", antwortete Jack sarkastisch.

„Reicht es, wenn ich Ihnen sage, dass sie nicht den blassesten Schimmer hatte, was los war?” Daniel lachte ihn verschmitzt von der Seite an.

Thor setzte sein Schiff in Bewegung und alles blickten hinaus ins Weltall, als sei einen riesigen Feuerball sahen, der immer näher und näher kam. „Thor, wir müssen uns beeilen!”, rief O'Neill.

Das Schiff begann heftig zu wackeln, als sie gleichzeitig Höchstgeschwindigkeit erreichten und der Feuerball sie erfasste. Sie hatten Mühe sich auf den Beinen zu halten und als die unendlichen schwarzen Weiten in ein grelles weißes Licht getaucht wurde, hofften sie nur, dass sie noch schnell genug waren.

Und dann, von der einen auf die andere Sekunde, war wieder alles still um sie herum. „Wir, wir haben es geschafft.” Daniel war der erste, der seine Worte wieder fand. „Wir haben es tatsächlich geschafft.”

„Ja, das haben wir.”, pflichtete ihm Thor bei. „Das Schiff hat keinen besonderen Schaden genommen.“

Erleichtert darüber atmete fast alle die angehaltene Luft aus. Auch wenn es keiner direkt zugeben wollte, so waren sie doch froh, dieses Fiasko überlebt zu haben.

„Nein, noch nicht ganz", unterbrach O'Neill die kleine Freudenfeier.

„Wie meinen Sie das?”

“Thor konnte Mulder helfen, aber Danas Zustand ist noch immer äußerst kritisch.”


****


Alle Anwesenden des Raumschiffes standen nun um Dana herum. Sie war leichenblass und wenn man nicht gewusst hätte, dass sie noch nicht ganz tot war,so glaubte man es. Sie sah einfach nur schrecklich aus.

„Es tut mir leid, aber ich kann ihr nicht helfen", sagte Thor. „Diese Art von Krankheit ist für unsere Technologie viel zu primitiv. Wir haben schon seit mehreren Jahrtausenden keinen Kontakt mit solch einem Erreger gehabt. Ihr bleibt jedoch nicht mehr viel Zeit.”

„Es gibt noch eine Möglichkeit.”, antwortete Mulder leise, und O'Neill warf ihm einen vernichtenden Blick von der Seite zu.

„Oh nein! Nur über meine Leiche! Das werde ich nicht zulassen! Wir hatten dieses Thema bereits, Agent Mulder!”

„Es ist vielleicht ihre einzige Chance.”

„Dürften wir auch erfahren, worum es geht?”, mischte sich Daniel ein und zog fragend seine Augenbrauen hoch.

O'Neill seufzte gereizt. „Wie es aussieht kann ihr nur noch ein Symbiont helfen.”

„Er kann ihren Krebs heilen.” Mulder war wütend und das brachte er nicht nur durch seine Stimme zum Ausdruck. Er lief wild und aufgebracht hin und her. Er konnte nicht zulassen, dass sie starb.

Carter warf ihrem Vater einen Seitenblick zu, aber dieser schien es nicht bemerkt zu haben. Er starrte auf Scully hinunter und war vollkommen in seiner Welt versunken. Was hatte George noch gesagt? Er sollte sie gesund zurückbringen? Bei ihrem jetzigen Zustand war das unmöglich. Sie würde sterben, wenn nicht etwas unternommen werden würde. Geistesabwesend wanderte sein Blick zu Mulder und O'Neill, wie die beiden über das Leben von Scully stritten. Und dann dachte er an seinen eigenen Krebs zurück. Er hielt diese Idee zunächst für vollkommen verrückt, es war Schwachsinn gewesen, aber dann hatte er gemerkt, was der Symbiont bewirkt hatte. Es gab immer eine Schattenseite. Sollte Scully wirklich einen Symbionten bekommen, so würde diese Schattenseite so aussehen, dass sie nicht mehr zurück könnte und nicht nur Selmak konnte die tiefen und aufrichtigen Gefühle Mulders empfangen. Er würde alles für sie geben, er würde für sie sterben.

„Sir!”, rief Carter. „Sir, beruhigen Sie sich.”

„Carter, sie bekommt nicht so eine Schlange in ihren Kopf.”

„Wollen Sie, dass sie überlebt oder dass sie stirbt?”

„Natürlich will ich, dass sie lebt! Aber muss es unbedingt ein Goa'uld sein?”

Jacob sah ihn scharf von der Seite an. „Wir sind keine Goa'uld!”, antwortete Selmak und Jacobs Augen glühten auf.

„Ach, komm schon, Schlange ist Schlange!”

„Sir, sie wird sterben, wenn wir nicht sofort etwas unternehmen. Thor hat keine Möglichkeit ihr zu helfen, unsere Mittel sind sehr begrenzt und in diesem Zustand würde sie sterben, es gibt nur noch die Tok'ra.”

„Aber muss ein Wirt dem nicht freiwillig zustimmen?”, fragte Daniel.

„Ja, das ist eine der obersten Regeln der Tok'ra.”, stimmte ihm Jacob zu. „Allerdings sehe ich keine andere Möglichkeit, wie ihr sonst geholfen werden kann.”

„Dann nehmen Sie sie mit und helfen Sie ihr", sagte Mulder schließlich. Jacob blickte von O'Neill zu Mulder hinüber. Sein Blick war entschlossen und traurig zugleich. Jacob konnte nur allzu gut nachvollziehen, wie Mulder sich jetzt fühlen musste. Er ließ sie gehen, um sie zu retten, auch wenn es ihn von Innen heraus zerriss.

„Sie wissen, was das bedeutet?”, fragte Jacob noch einmal nach.

„Ja,” Mulder nickte mit seinem Kopf. „das weiß ich, aber sie wird leben und das ist das, was ich will. Wenn ich sie schon nicht mehr sehen kann, dann wenigstens mit dem beruhigenden Gedanken, dass sie noch am Leben ist.”


****


Cheyenne Mountain

Der Gateroom wurde überraschend in helles Licht getaucht. Fast zeitgleich wurde Alarm geschlagen und bewaffnete Wachen stürmten in den Raum. Sie hatten alle ihre Waffen auf die Menschen in der Mitte des Raumes gerichtet, die genau vor dem Stargate standen.

Hammond stürmte nun ebenfalls in den Raum und ein kleines Lächeln breitete sich auf seinen Gesicht aus, als er O'Neill lebend und wohlauf sah.

„Colonel O'Neill, es ist schön Sie wieder auf den Beinen zu sehen.”

„Ja, Sir, ich dachte mir, dass ich lange genug außer Gefecht gesetzt war.” v Erst jetzt bemerkte er, dass sie nicht vollständig waren und sein Lächeln verschwand augenblicklich , als er erkannte, dass es sich um Dana und Jacob handelte. „Was ist passiert?”

„Die gute Nachricht ist, dass Maat uns nicht mehr belästigen wird, die schlechte ist, dass was auch immer sie mit Agent Scully gemacht hat, es sieht verdammt schlecht aus.”

Hammond atmete einmal tief ein. Es kostete ihn einiges an Kraft nicht gleich alles aus ihnen herauszuholen. „Melden Sie sich erst einmal auf der Krankenstation und dann will ich Ihren Bericht.”

„Ja, Sir.”


****


Besprechungszimmer
20 Minuten später


„Um meine Frage von gerade noch einmal zu wiederholen, was ist passiert?”

„Mit Thor Hilfe ist es uns gelungen auf Maats Schiff zu gelangen", begann Carter ihm so ausführlich wie möglich die Einzelheiten zu erläutern. Sie kam bis zu dem Punkt, an dem darüber diskutiert wurde, wie man Scully am besten helfen könnte.

„Dad hat sie mit zu den Tok'ra genommen.”

„Sie ist also, wieder an Krebs erkrankt?”, fragte Hammond und sah bei dieser Frage zu Mulder hinüber. Es war nicht schwer zu erkennen, dass ihn das getroffen hatte.

Mulder nickte als Antwort. „Diesmal hatte ich kein Chip, der ihr hätte helfen können. Es war die einzige Möglichkeit.”

„Und sie wird dann jetzt ein Mitglied der Tok'ra sein?” Er war noch immer leicht geschockt von diesen Nachrichten. Es war ein sehr komisches Gefühl, wenn man daran dachte, dass seine eigene Tochter einen Symbionten in sich tragen wird.


„Ähm, ja, Sir, wenn sich ein Symbiont finden lässt. Aber Sie scheinen über diese Nachricht nicht sehr erfreut zu sein?”

Hammond atmete noch einmal tief ein und aus, als er zu Mulder hinüber schielte. Dieser gab ihm mit einer Handbewegung zu verstehen, dass er machen sollte was er für richtig hielt. Er warf ihm einen 'Es ist Ihre Entscheidung'-Blick zu.

„Sir, was ist hier eigentlich los?”, warf O'Neill dazwischen, als er die beiden ansah. „Habe ich hier irgendetwas verpasst? War ich wirklich so lange weg?” Er blickte fragend zu Carter hinüber, die neben ihm saß, aber auch diese konnte nur mit ihren Schultern zucken, nach dem Motto 'Ich habe keine Ahnung, was hier eigentlich los ist' „Würde jemand mal die Güte haben uns aufzuklären?”

„Es gibt etwas, was Sie nicht über mich wissen", begann Hammond und O'Neill wollte gerade ein Kommentar abgeben, aber Carter brachte ihn mit einem Tritt gegen sein Schienbein zum Schweigen.

„Und das wäre?”, fragte Daniel vorsichtig, dem die ganze Geheimniskrämerei langsam zu viel wurde.

„Bevor ich General dieses Stützpunktes wurde führte ich ein ganz anderes Leben.”

„Das hat wohl jeder, Sir", murmelte O'Neill.

„Nein, Colonel, Sie missverstehen mich, ich war ein komplett anderer Mensch, also um es mit einfachen Worten zu sagen, Dana Scully ist meine Tochter.”

O'Neill hatte das Gefühl, dass seine Kinnlade bis auf den Boden fallen würde. Er starrte den General an, als ob er der Weihnachtsmann persönlich wäre.

„Sie sind WAS?!”, stieß er vollkommen perplex hervor.

„Ich habe gesagt, dass ich...”

„Ich habe Sie schon verstanden. Sie sind was?!”

„Ich bin ihr Vater.”

„Aber ich dachte ihr Vater sei tot.”

Jetzt war es an Hammond erstaunt zu gucken. Woher wusste er davon? „Woher...?”

Mulder zog scharf seine Luft an. „Sie hat es mir erzählt, als ihr Vater gestorben ist. Was glauben Sie eigentlich, wie sie reagieren wird, wenn sie herausfindet, dass Sie noch am Leben sind?!” Er war wütend, definitiv und Mulder hörte seine eigenen Worte noch einmal durch O'Neill ausgesprochen. Mulder fuhr sich mit seiner Hand durch seine Haare. „Und Sie haben davon gewusst?!”, schrie O'Neill nun Mulder an.

Dieser war so überrascht von der plötzlichen Beschuldigung, dass er fast aufgesprungen war. „Ich.. ähm, ich...nein... ja.” Er wusste nicht genau, was er darauf antworten sollte.

„Sie habe die ganze Zeit davon gewusst?! Und haben Dana nichts gesagt?!”

„Nein!”, verteidigte Mulder sich. „Ich habe es auch erst hier erfahren. Ich war genauso überrascht wie Sie! Ich dachte all die Jahre über, dass er tot sei. Gott, ich war während dieser ganzen Zeit bei Scully gewesen, und ich weiß wie sie sich gefühlt hat, glauben Sie mir, ich will auch nicht, dass ihr ganzes Weltbild auf den Kopf gestellt wird!”

„Oh man, ich glaube das einfach nicht.”

Als ob jemand zugehört hätte ertönte genau in diesem Moment der Alarm, dass das Stargate von außerhalb aktiviert wurde. Ohne ein weiteres Wort zu sagen, stand Hammond auf und verließ, gefolgt von den anderen, das Besprechungszimmer, um zu Davis in den Kontrollraum zu gehen.

„Es sind die Tok'ra, Sir.”

„Öffnet die Iris.”

Davis betätigte ein paar Knöpfe und die Iris öffnete sich. Mit einem zischenden Geräusch verschwand die Iris und alle starrten gespannt auf das nun geöffnete Tor.

Weder Hammond noch O'Neill hielten es lange aus und rannten hinunter in den Gateroom und es kam ihnen vor wie die Ewigkeit, bis sich endlich etwas tat.

Als erstes trat Jacob durch das Tor und alle hielten die Luft an. War er alleine gekommen oder mit Scully? Und dann kam eine weitere Person durch das Tor.

Es war Scully.

Sie trug ein für Tok'ra typisches Gewand. Zu Mulders und O'Neills Überraschung war es ziemlich freizügig und offen. Mulder starrte sie an und war für den ersten Moment wie erstarrt.

Dann erst löste er sich aus seiner Erstarrung und lief auf sie zu. Ohne großartig zu überlegen drückte er sie feste an sich und wollte sie am liebsten nie wieder loslassen. Er vergrub sein Gesicht in ihren Haare und auch Scully krallte sich an ihn fest, als ob es um ihr Leben gehen würde. Sie hatte ihre Augen geschlossen und auch Mulder wünschte sich, dass dieser Moment für immer währen sollte.

„Du lebst”, flüsterte er erleichtert.

„Ich hatte Angst dich nie wieder zu sehen. Ich dachte, ich hätte dich für immer verloren", nuschelte sie gegen seine Brust. Mulder löste sich ganz leicht von ihr, um ihr in die Augen zu sehen. Er nahm ihr Gesicht in seine beiden Hände und wischte zärtlich mit seinen Daumen die einzelnen Tränen fort.

„Du wirst mich nicht verlieren. Niemals.” Er beugte sich leicht zu ihr hinunter und küsste ihr sie lange und intensiv auf ihre Stirn. Scully schloss ihre Augen und atmete tief ein. Als er den Kuss beendet hatte, lächelte sie zu ihm auf.

Sie hatten die anderen Personen vollkommen vergessen und erst als sich O'Neill neben Mulder räusperte, wurden die beiden aus ihrer Welt gerissen.

Scully löste sich von Mulder und ging zu O'Neill hinüber. Für ein paar Sekunden standen sie einfach nur voreinander und sahen sich an, und als, ob sie die Gedanken des jeweils anderen lesen könnten, umarmten sie sich fast gleichzeitig. „Jack", seufzte Scully, froh ihn lebend zu sehen.

„Dana. Es tut gut dich zu sehen... auch wenn du jetzt so eine Schlange in dir trägst.”

Scully lachte kurz auf und fuhr mit einer Hand über seine Wange. „Du kannst es nicht lassen, oder?”

„Na ja...”, er zuckte einmal mit seinen Schultern. „Ich denke mal, dass es mit unserem Drink nichts mehr wird, oder?”

„Mal sehen.”

Erst jetzt bemerkte sie Hammond. Sie starrte ihn an und suchte mit ihrer anderen Hand nach Halt. Mulder war als erstes hinter ihr, um sie zu stützen. Sie schnappte Luft, als sie ihn sah. Sie war viel zu geschockt, um auch nur auf irgendeine Art und Weise zu reagieren. Mulder versuchte vergeblich durch seine Anwesenheit und Berührungen zu beruhigen. Seine Hand hatte er auf seiner Lieblingsstelle auf ihrem Rücken gelegt, etwas unterhalb von ihren Schulterblättern.

„Dana", er machte einen Schritt auf sie zu und Scully gleichzeitig einen zurück. Sie hob abwehrend ihre Hand. Tränen liefen ihre Wange hinunter.

„Fass mich nicht an", flüsterte sie mit zittriger Stimme.

„Bitte lass mich erklären.”

Sie schüttelte mit ihren Kopf. Ihr Körper war am beben und Hammond ging es nicht anders. Es war das erste Mal seit fast sieben Jahren, dass er seine Tochter gegenüberstand und er hatte sich schon mit dem Gedanken abgefunden, dass er nichts weiter als seine Erinnerungen an sie hatte. Er wollte ihr sagen, wie unendlich leid es ihm tat, dass er alles tun würde, um es wieder gut zu machen.

„Nein, all die Jahre habe ich mit der Vorstellung gelebt, dass du Tod wärst, nur um jetzt herauszufinden, dass es eine einzige große Lüge ist!”

„Dana, bitte...”

„Du hast mich und Mom belogen, wie soll ich dir jemals wieder vertrauen können?”

„Scully”, versuchte Mulder sie zu beruhigen.

„Ich wollte doch nur, dass es euch gut ging.”

„Du hast uns alles belogen!” Sie war außer sich vor Wut. „Hast du eigentlich eine Ahnung, was wir durchmachen mussten?”

„Ja, das kann ich.”

Hammond setzte zu einem weiteren Versuch an. Carter legte ihm ihre Hand auf seine Schulter. „Sir, lassen Sie sie. Sie ist verletzt und Sie würden jetzt nichts bei ihr erreichen. Geben Sie ihr Zeit, das alles zu verarbeiten.”

Scully drehte sich von ihm weg, in Mulders Arme. Er legte vorsichtig seine Arme um sie, und strich ihr über den Rücken.

Jacob hatte alles beobachtet und erst jetzt dämmerte es ihm, was George gemeint hatte. Seine Worte ergaben mit einem Male einen Sinn. Er seufzte innerlich auf.

„Ich glaube, ich sollte jetzt besser gehen.”, sagte sie schließlich, nachdem sie sich wieder etwas gefangen hatte.

„Dann heißt es jetzt Lebewohl zu sagen?”, fragte Mulder leise.

„Nein, nur auf Wiedersehen.”

„Scully, wir wissen doch beide, dass es nie mehr so sein wird wie früher. Du wirst nicht mehr an meiner Seite sein, du wirst nicht mehr da sein, um mich auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen und mir zu sagen, wie verrückt doch meine Theorien sind, du wirst nicht mehr da sein, wenn ich deine Nummer mitten in der Nacht wähle, du wirst einfach fort sein.”

Sie lächelte traurig zu ihm auf. Er hatte das ausgesprochen, was sie sich nicht getraut hatte. Sie strich ihm mit beiden Händen über seine Wangen und wanderte dann mit ihren Daumen bis zu seinen vollen Lippen hinunter. Leicht, kaum berührend, fuhren ihre Finger über seine Unterlippe. „Ich werde nicht fort sein, ich werde immer bei dir sein.”

„Aber du bist nicht bei mir.”

„Immer. Ich werde immer hier.” Sie legte ihre rechte Hand auf seine Brust. „Hier in deinem Herzen sein.”

„Scully...” Mulders Stimme begann leicht zu zittern.

„Wir werden uns wieder sehen", flüsterte sie unter Tränen.

„Ich kann dich nicht gehen lassen. Ich kann nicht zum FBI zurückkehren und so tun, als ob nichts gewesen wäre...”

„Ich wünschte, es gäbe eine andere Möglichkeit, aber mir ist es verboten mit einem Symbionten auf der Erde zu bleiben und so zu tun, als ob ich normal wäre. Das bin ich nicht.”

„Aber gibt es denn keinen anderen Ausweg? Kann man denn keine Ausnahme machen?” Verzweifelt suchte er nach anderen Lösungen. Er wusste, dass dieser Moment kommen würde, doch hatte er doch in seinem tiefsten Inneren gehofft, dass es nie eintreffen würde. Aber der Ausdruck in ihren Augen sagte das genaue Gegenteil. Sie würde fortgehen, ihn verlassen und er konnte nichts dagegen tun. „Werden wir uns wieder sehen?”

„Natürlich. Ich werde dich so oft besuchen, wie ich nur kann.”, versicherte sie ihm.

Mulder zog sie feste an sich heran. Er flüsterte ihr etwas ins Ohr, was nur für sie bestimmt war. Sie begann leise zu schluchzen und wenn es möglich gewesen wäre, dann wären die beiden miteinander verschmolzen, so sehr krallten sie sich aneinander fest.

Jacob tat es in seinem Herzen weh, sie so zu sehen, mit dem Wissen, sie gleich wieder zu trennen. Aber die Tok'ra warteten auf sie. Sie hatten noch einiges zu tun.

„Dana”, sagte er leise, als er seine Hand auf ihre Schulter legte, „wir müssen jetzt gehen.”

„Wie kann ich dich wieder sehen.”, fragte Mulder.

„Ach, ich denke, das lässt sich regeln, nicht war, General?” Er hatte seine Hände in seinen Taschen vergraben und wippte leicht auf seinen Füßen nach hinten und vorne. O'Neill blickte Hammond mit hochgezogenen Augenbrauen an.

„Natürlich, sicher. Das wird sich regeln lassen.”

Einerseits war es das beste, was Mulder noch passieren konnte, er würde Zutritt zum Cheyenne Mountain bekommen, er würde in die größten Regierungsgeheimnisse eingeweiht werden, aber dennoch konnte es nicht annähernd das erfüllen, was er verloren hatte.

Neben ihnen wurde das Stargate aktiviert und eine Wasserfontäne schoss hervor. Jacob begann sich bei allen zu verabschieden und ging die Rampe bis zum Tor hinauf.

Dana bedankte sich noch einmal bei SG1 und verabschiedete sich mit einer Umarmung bei ihnen. Jack drückte sie noch einmal feste und flüsterte ihr etwas ins Ohr, wobei er verschmitzt zu Mulder hinüberblickte. „Pass auf dich auf.”

„Das werde ich.”

„Und lass nicht zu, dass dich dieses Ding verrückt macht", lächelte er sie an.

„Du weißt doch, dass ich immer noch ich bin. Ich kann frei über meinen Körper entscheiden.”

„Ich weiß, aber... du weißt ja jetzt, wie ich über das denke.”

„Bis bald.”

Scully ging noch einmal zu Mulder und nahm seine Hand in ihre. Sie drückte sie leicht und wollte sich dann von ihm lösen, aber Mulder ließ sie nicht los. Sie drehte sich noch einmal zu ihm um und bat ihn mit ihrem Blick darum. Nur widerwillig ließ er sie gehen. Er sah ihr nach, wie sie zu Jacob die Rampe hochging, sich noch einmal umdrehte und dann sein normales Leben verließ. Als die blaue 'Flüssigkeit' sie umschloss, schloss Mulder seine Augen. Sie war fort.

O'Neill stellte sich neben Mulder und klopfte ihm auf die Schulter. „Kopf hoch. Die Tok'ra wissen gar nicht, welchen Gewinn sie gemacht haben.” Er lächelte Mulder schief von der Seite an. Dieser nickte mit seinem Kopf und zusammen verließen sie, den anderen folgend, den Gateroom.

E N D E
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