Bittersüße Ewigkeit by Fermina
Summary: Das Stargate-Atlantis Team wird von einem grotesken Herrscher auf einen fremdartigen Planeten gelockt. Dort macht SGA eine beunruhigende Entdeckung: sollten ihre alten Feinde es tatsächlich bis in die Pegasus-Galaxie geschafft haben?
Categories: Stargate Atlantis Characters: Aiden Ford, John Sheppard, Multi-Chara, Own Character, Rodney McKay, Teyla Emmagan
Genre: Action, Friendship, General, Hurt/Comfort
Challenges: Keine
Series: Keine
Chapters: 3 Completed: Ja Word count: 20696 Read: 12145 Published: 23.03.12 Updated: 23.03.12
Story Notes:
1. Vielen Dank an Antares, die sich viel Mühe mit dem Betalesen gegeben hat. 2. Die Geschichte besteht aus drei Teilen 3. Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen. Die Fanfiction ist in dem von mir gewohnten Stil geschrieben und mit einem überraschenden und nachdenklichen Schluss. Ihr könnt mir gerne schreiben, was ihr über die Story denkt. :o-)

1. Kapitel 1 by Fermina

2. Kapitel 2 by Fermina

3. Kapitel 3 by Fermina

Kapitel 1 by Fermina
Bittersüße Ewigkeit


Teil 1


“Because ten billion
years' time is so fragile,
so ephemeral ...
it arouses such a bittersweet,
almost heartbreaking fondness”(1)




Ziemlich viele Krümel landeten auf dem Besprechungszimmertisch, als Rodney McKay sich einen von den unwiderstehlichen Keksen genüsslich in den Mund schob, die sie vor einigen Tagen auf einem Planeten als Gastgeschenk empfangen hatten.
Er spülte geräuschvoll die letzten Reste mit einem Schluck Ersatzkaffee hinunter und wischte dann theatralisch mit einer ausladenden Handbewegung die Krümel vom Tisch.

McKay sah wie immer die vielen Blicke der Personen nicht, die angenervt darauf warteten, dass er seine kleine Zwischenmalzeit beendete und sich dem ernsten Thema zuwandte, das sie alle dazu veranlasst hatte, in diesem Raum zusammen zu kommen.
Endlich sah er nach rechts und erblickte einen grinsenden Lt. Ford.
„Schmecken die Kekse?“
„Oh, ja, sehr! Danke!“, antwortete McKay, der den Sarkasmus in der Stimme Fords nicht erkannt hatte.
Schließlich ergriff Dr. Elizabeth Weir das Wort.
„Dann können wir ja beginnen. John, bitte erläutern Sie uns den Grund für diese Besprechung!“
Major John Sheppard hatte einen kleinen Schuhkarton vor sich auf dem Tisch aufgebaut und erhob nun den Blick, der seit dem Beginn der Besprechung auf dem Karton geruht hatte.

„In den letzten zwei Wochen haben wir verschiedene Planeten besucht…“
„Fünf, um genau zu sein“, warf McKay dazwischen, denn er konnte Ungenauigkeit nicht ausstehen.
Sheppard zog die Augenbrauen zusammen und bedachte ihn mit einem abschätzenden Blick, der jedoch nicht böse gemeint war, wie McKay wusste.
„Also, wir haben fünf Planeten besucht…“, fuhr Sheppard fort. „…und jedes Mal stießen wir auf ein Stück Holz“, er hob es zu Demonstration aus dem Karton. „…oder einen Stein…“, es erklang ein dumpfes Geräusch, als er ihn auf den Tisch legte. „…auf dem immer dieselbe Stargate Adresse eingraviert war.“

Er blickte in die Runde, als müssten sie selbst darauf kommen, worauf er hinauswollte.

McKay untersuchte unterdessen seine Taschen nach einem weiteren Keks.
„Es ist doch ganz offensichtlich, dass man uns auf dem Planeten, zu dem diese Stargate Adresse gehört, locken will“, sagte Sheppard.
„Woher wissen Sie denn, dass, wer auch immer diese Adressen eingraviert hat, ausgerechnet uns meint, Sir?“, fragte Ford und beugte sich vor, um einen besseren Blick auf die Objekte werfen zu können.
„Wir wissen es nicht!“, nuschelte McKay, der schon wieder mit vollem Mund sprach.
„Rodney hat Recht. Wir wissen es nicht genau“, sagte Weir, griff nach dem Stein und betrachtete ihn, als ließe sich noch etwas entdecken, was das Team von ungefähr einem Dutzend Forschern übersehen haben könnte.

Sheppard schüttelte den Kopf. „Ich verstehe nicht, wieso Sie noch Zweifel haben. Für mich sieht das ganz klar nach einer Falle aus!“
„Ich muss Major Sheppard zustimmen.“ Teyla mischte sich nun in die Unterhaltung ein. „Kaum waren wir auf einer dieser fünf Planeten angekommen, stolperten wir über die Stargate Adressen, als ob sie jemand immer genau dort platziert hatte, wo wir sie auf jeden Fall finden mussten. Und es war nicht von Bedeutung, wie wir den Planeten betraten. Wenn wir mit einem Jumper flogen, stießen wir auf die Fundstücke an der Stelle, an der wir ihn verließen. Reisten wir zu Fuß, lagen die Objekte direkt vor dem Stargate.“

Weir schien zu verstehen, was Teyla meinte und nickte langsam. „Ich sehe noch etwas ganz Anderes in der Situation, jetzt wo Teyla es uns so darlegt, und das würde der Bedeutung einer möglichen Falle noch mehr Gewicht geben…“

Alle Blicke der Runde ruhten gespannt auf ihr. Sogar McKay schenkte ihr nun seine ungeteilte Aufmerksamkeit
„Nehmen wir mal an, es ist tatsächlich eine Falle: Wie kann derjenige, der die Objekte verteilt hat, wissen, wo Sie als nächstes auskommen werden?“
„Oh, …da gibt es etliche Möglichkeiten. Zum einen, könnte derjenige unsere Database angezapft haben oder auch auf jedem Planeten der gesamten Galaxie eines dieser Objekte mit den Adressen platziert haben. Zusätzlich besteht die Chance, dass es ein Wesen von höherer Intelligenz ist, das unsere Gedanken liest und danach handelt…“, sagte McKay und fügte, nachdem er die erschreckten Gesichter der Anwesenden sah, selbst alarmiert hinzu: „Ich halte aber eine Möglichkeit unwahrscheinlicher als die andere…!“
„Mir macht vor allem diese Möglichkeit des Wissens, über das die Personen verfügen könnten, Sorgen“, sagte Dr.Weir.

„Was ist also unser nächster Schritt?“, fragte Ford, dem man ansehen konnte, dass er am liebsten sofort aufbrechen würde, um den Planeten, auf den die Fundstücken hinwiesen, auszukundschaften und das Rätsel zu lösen.
Sheppard sprach das aus, was Ford gedacht hatte: „Ich schlage vor, wir knöpfen uns den Planeten mal vor, zu dem die Adresse führt. Wir müssen wissen, was dahinter steckt!“
„Ist das nicht ein bisschen zu gefährlich, einfach so den Planeten zu besuchen?“, fragte Teyla mit besorgtem Gesicht.

McKay war völlig ihrer Meinung.

„Ich glaube, es ist gefährlicher, wenn wir nichts unternehmen. Falls unbekannte Feinde unsere Daten anzapfen können, oder andere Wege haben uns auszuspionieren, dann sollten wir sobald wie möglich herausfinden, warum sie das tun können und vor allen Dingen, was sie vorhaben!“, antwortete Shepard.

„Gut!“, schloss Weir, „Ich gebe Ihnen grünes Licht für diese Mission, Major. Ich verlange aber, dass Sie schärfste Sicherheitsvorkehrungen treffen und den Planeten nicht betreten, bevor wir nicht eine Sonde vorgeschickt haben!“

***

McKay schlief schlecht in der Nacht vor der Mission. Er hatte seltsame Träume, in denen sich viele negative Geschehnisse aus seiner Kindheit wiederholten.

Schweißgebadet wachte er auf.

Er fragte sich erfolglos, warum er sich jetzt an diese Träume erinnerte, obwohl er jene Erlebnisse mit seinem Therapeuten bereits vor Jahrzehnten in zahlreichen Gesprächen als verarbeitet abgehakt hatte.

McKay hoffte, dass er vor der Mission noch ein wenig Schlaf bekommen würde. Auf Atlantis konnte man es sich nicht erlauben, unausgeschlafen zu sein, denn es standen fast täglich Notfälle auf der Tagesordnung und schließlich war er einer der wichtigsten Personen auf der Basis… wenn nicht sogar der Wichtigste.

***

Am nächsten Morgen hatte McKay die Alpträume vergessen und stritt sich beim Frühstück wie gewöhnlich mit Dr. Beckett über belanglose Themen. McKay war überzeugt davon, dass Beckett bloß neidisch auf ihn war, weil er nicht Mitglied in einem Team war und die Basis nur zu besonderen Anlässen verlassen durfte.

Leider blieb nicht viel Zeit zum Frühstücken. Sie wollten um 0800 aufbrechen. McKay hatte gerade noch genug Zeit, sich die Taschen mit Proviant voll zu stopfen. Aus Erfahrung wusste er, dass er in diesem Fall eher Vorsicht als Nachsicht walten lasse musste.
All zu oft hatten sie auf einem Planeten länger zugebracht, als sie eigentlich geplant hatten und ohne Nahrung war er nicht nur für sich selber, sondern auch für seine Teammitglieder, unerträglich. Nicht zu vergessen der hypoglykämische Schock, der ihm drohen konnte. Vergangene Woche hatte er Ford zufällig dabei beobachtet, wie auch er heimlich zusätzlichen Proviant für ihn einpackte.

Schließlich machte sich McKay auf den Weg zum Gate.

„Sind Sie soweit, McKay?“, fragte Sheppard.
„Ja, ich bin soweit. Hat Zelenka schon die Sonde auf den Planeten geschickt?“, fragte McKay.
„Er ist gerade dabei.“
Sie stiegen die Stufen zur Kommandozentrale hinauf und betraten sie. Teyla und Ford standen hinter Zelenka, der mit einem Joystick die kleine fahrbare Sonde steuerte.

Die Sonde, die sie M(cKay)Z(elenka)-I getauft hatten, war eine Eigenkreation von ihm und Zelenka gewesen. Sie war viel kleiner als das übliche MALP und besaß eine eigene Gate-Wähleinrichtung, die sie einem beschädigten Puddlejumper entnommen und in ihr System integriert hatten. Wenn sich also das Tor auf der anderen Seite deaktivierte, war die MZ-I in der Lage sich nach Hause zu wählen. Zusätzlich konnte sie sich auch im Weltraum bewegen, falls ein Tor sich im Orbit eines Planeten befand.

„Wann ist die MZ denn endlich auf der anderen Seite?“, fragte McKay ungeduldig, denn der Bildschirm zeigte noch immer ein erbarmungsloses Schwarz.
„Sie ist schon längst auf der anderen Seite“, antwortete Zelenka in seinem gewohnten tschechischen Akzent. „Es ist ziemlich dunkel und ich kann das Licht aus irgendeinem Grund nicht einschalten. Es klemmt…“
„…Funktioniert ja echt super, Ihre MZ-I“, spöttelte Sheppard, der es gewohnt war, dass er die Sachen auf der Basis benennen durfte.
„Ich versuche, sie ein wenig nach vorn zu bewegen“, er drückte den Joystick nach vorn und nur wenige Sekunden später schaltete sich zu McKay Erleichterung doch die Lampe ein und unterstützte den leichten bläulichen Schimmer des Stargates durch weißes, kaltes Licht.
„Sieht wie eine Höhle aus!“, sagte plötzlich die Stimme von Dr. Weir hinter ihnen.
„Es ist in der Tat eine Höhle!“, sagte Zelenka und steuerte die MZ-I zielstrebig vom Tor weg, einen kleinen Gang entlang.

Das kleine Gerät mühte sich um die spitzen Stalagmiten herum, die wie Zähne eines Ungeheuers im Schein der Lampe wirkten. Doch es wurde langsam heller und bald war die Sonde am Ende der Höhle angelangt.
Durch eine runde Öffnung gelangte die MZ-I ins Freie und fand sich sogleich auf einem Plateau wieder. Ein auffallend großer Mond hüllte die kleine Ebene unter dem Plateau in einen milchigen Schleier.
Alles wirkte friedlich.

„Sieht alles ganz unverdächtig aus“, stellte Dr. Weir fest.
„Atmosphäre, Temperatur…alles okay…!“, entnahm Zelenka den Messangaben, die die Sonde nun lieferte.

McKay kam es definitiv zu ruhig vor.

„Dann steht unserer Reise nichts mehr im Wege!“, freute sich Sheppard, der wahrscheinlich auch dieser Meinung gewesen wäre, wenn auf dem Planeten gerade ein Krieg oder etwas ähnlich Barbarisches stattgefunden hätte.

„Seien Sie bloß vorsichtig!“, warnte Weir. „Es kann durchaus sein, dass auf diesem Planeten etwas nicht so ganz in Ordnung ist– behalten Sie das bloß immer im Gedächtnis. Ich bin aber optimistisch, dass wir Sie möglichst bald zurück erwarten können.“

Ihre Augen bekamen den Ausdruck, den sie immer bekam, wenn sie ein Team durch das Tor schickte. Eine Mischung aus Entschlossenheit und Aufregung, als ob sie gleich selber durch das Tor reisen würde - mit einem Hauch von Sorge um ihr Team.

***

McKay betrat hinter Sheppard die puddlejumper-große Fläche vor dem Stargate. Er tauchte in das silbrige Blau des Ereignishorizontes des Sternentores der Antiker ein - nicht ohne wie gewöhnlich die Luft anzuhalten.

Es war dunkel und McKay konnte nur raten, wem er da gerade auf die Füße gelatscht war. Als Ford mit einem Jaulen antwortete, wusste er es. Der Schimmer des Ereignishorizontes spendete nur spärlich Licht und ihre MZ-I mit der Jumbotaschenlampe war noch nicht wieder in die Höhle zurückgekehrt.

Sheppards Lampe an seiner Waffe leuchtete grell auf, als die Funkgeräte sagten: „Ich möchte, dass wir in Kontakt bleiben, bis Sie die Höhle verlassen haben!“

Jetzt schalteten auch die anderen ihre Taschenlampen ein und wandten sich Richtung Ausgang der Höhle. Sie erreichten ihn außerordentlich schnell.

McKay war der Weg viel länger vorgekommen, als er ihn durch die Kamera der Sonde betrachtet hatte. Und die „Zähne“ der Tropfsteinhöhle waren ebenfalls nicht so gewaltig. Aus seiner jetzigen Perspektive erkannte McKay, dass der Gang der Höhle wohl vor einigen tausend Jahren geräumig genug für einen Puddlejumper gewesen war.

Langsam bekam er den Eindruck, dass die Antiker ziemlich bequeme Menschen gewesen sein mussten.

Vor der Höhle stolperte Sheppard beinahe über die MZ-I.
„Seinen Sie doch vorsichtig!“, rief McKay nicht ohne einen Hauch von Ärger in der Stimme. „Diese Sonde ist unbezahlbar!“
„So unbezahlbar wie meine Gesundheit?“, fauchte Sheppard zurück, so dass McKay seine Mundwinkel ärgerlich verzog. Er packte sich die Sonde und drehte sie herum.

Zu seinem Funkgerät sagte er: „Zelenka, Sie können die Sonde nun zurückfahren. Und bitte überprüfen Sie das Licht.“
Er verkniff sich sein Verlangen, der Sonde, seinem Baby, einen Klaps zu geben, als sie wieder in die Höhle fuhr.
„Alles klar, McKay!“, antwortete Zelenka, der die Steuerung wieder übernahm.

Schließlich sprach Weir erneut und fragte: „Major, was geht dort bei Ihnen vor?“
Allen fiel plötzlich auf, wie still dieser Planet war. Es war nicht ein einziger Laut zu hören. Die Stimme von Dr. Weir durchschnitt diese Stille wie ein scharfes Messer.
„Major?!“
Drängend fragte sie erneut, als er nicht antwortete.
Sheppard schrak ungewöhnlicher Weise zusammen. McKay sah das nicht ohne eine Spur von Genugtuung, weil für seinen Geschmack der Major mit seiner draufgängerischen Art ein wenig zu viel Erfolg hatte.
Er spürte also die unheimliche Atmosphäre genauso wie er.

„Ist etwas nicht in Ordnung?“
„Doch, Dr. Weir, es ist alles in Ordnung. Beinahe zu ordentlich“, antwortete Sheppard zögernd.
„Hier herrscht eine Grabesstille“, unterstützte McKay den Major. „Wie in einem Vakuum.“
„Danke McKay, genau das Bild, das ich jetzt brauchte“, bemerkte Sheppard sarkastisch.
„Können Sie eine unmittelbare Gefahr ausmachen?“, war Dr. Weirs nächste Frage.
„Nein“, sagte der Major und wandte seinen Blick von der vom Mond beschienen, kargen, Ebene ab und drehte sich zur Höhle um, wo sich die Geräusche, die die MZ-I verursachte, langsam entfernten.
„Machen Sie sich ein erstes Bild von dem Planeten“, ordnete Weir an. „Dann kehren Sie bitte umgehend zurück.“

McKay blickte immer noch auf die Ebene unter ihm. Er stand mit dem Rücken zu dem kalten und zerklüfteten Gebirge, in dem sich das Stargate befand. In weiter Ferne zeichnete sich scharf die Horizontlinie ab. Es gab nicht einen einzigen Baum.
Trotz des Mondlichtes, das alle Farben entfremdete, konnte er ein leichtes Blassgrün ausmachen, das es auf der ganzen Ebene nur in einer Schattierung zu geben schien. Das ließ sie noch flächiger wirken.
Plötzlich fiel ihm ein, wie diese Ebene aussah. Sie wirkte wie aufgemalt. Wie die einfache Kulisse eine Schultheateraufführung. Der große Mond tat das übrige.

„Major Sheppard?“
Teyla legte ihm eine Hand auf die Schulter.
„Was ist, Teyla?“; fragte er und drehte sich zu ihr um.
„Ich spüre etwas sehr Eigenartiges!“
„Wraith?“, fragte Sheppard sofort, denn Teyla war für diese Gabe, die Wraith vor ihrer Ankunft zu spüren, bekannt.
„Nein“, antwortete sie sanft. „Es ist ein anderes Gefühl. Fremd und bizarr.“

Weir, die noch nicht die Verbindung unterbrochen hatte, mischte sich: „Was spielt sich bei Ihnen ab?“
„Teyla spürt etwas Seltsames und es sind nicht die Wraith!“, antwortete Sheppard.

Plötzlich gab Ford einen erschreckten Laut von sich. Auch McKay sah, was Ford so bestürzte.
Dann sagte der Lt. mit aufgeregter Stimme: „Es tut sich etwas.“
Teyla und der Major, die ein wenig seitlich gestanden hatte, drehten sich wieder zur Ebene.

Sie hatte zu flimmern begonnen, als ob der Boden eine unglaubliche Hitze entwickelte. Alles verschwamm vor McKays Augen. Er versuchte vergeblich einen Punkt zu fixieren, doch es wurde ihm schwindelig dabei.

„Was zum Teufel geht da vor?“, fragte Sheppard laut.
„Major, erstatten Sie sofort Bericht. Was…!“, Dr. Weirs Übertragung wurde plötzlich unterbrochen.

Alle drehten sich zu dem Gebirgsausläufer und mussten mit einem furchtbaren Entsetzen feststellen, dass dasselbe Phänomen nicht nur die Ebene erfasst hatte, sondern auch das Gebirge – und mit ihm die Höhle mit dem Stargate. Die Landschaft um sie herum waberte und zerfloss.
Zu der Szenerie mischte sich nun auch noch ein lauter und schräger Ton, der klang, als würden mehrere Personen mit langen Fingernägeln verschieden schnell über eine lange Tafel kratzen.

„Was geht hier vor, McKay?!“, schrie Sheppard nicht ohne eine Spur Verunsicherung in der Stimme.
„Woher soll ich das wissen?“, brüllte McKay zurück.
„Sie sind der Experte!“, antwortete Sheppard.
„Der Experte?! Der Experte für welches von den Dingen, die gerade geschehen????“.
McKay war sauer. Glaubte der Major wirklich, dass immer, wenn er nicht mehr weiter wusste, automatisch er verantwortlich war?

Doch ihr Streitgespräch kam zu einem schnellen Ende, als Teyla mit schmerzverzerrtem Gesicht wie in Zeitlupe zu Boden ging. Sie hielt sich verkrampft mit beiden Händen die Ohren zu.
Sheppard hockte sich hilfsbereit neben sie und drehte sie auf den Rücken.
Brüllend und das hohe Kreischen übertönend, verkündete er: „Sie ist bewusstlos!“

Hilflos und hektisch sah sich McKay um. Er hatte keinen blassen Schimmer, was hier gespielt wurde, auch wenn er nicht gern zugab, dass er von etwas keine Ahnung hatte.
Das Verschwommene war inzwischen sehr dicht geworden und es existierte nur noch ein schmaler Korridor „natürlicher“ Landschaft, in welchem sie sich befanden. Er hatte noch nie etwas Vergleichbares gesehen.

Oder doch?

Er erinnerte sich plötzlich und unerwartet an eine Szene in einem Schwimmbad vor vielen Jahren.

Es gab dort ein Becken, das viele Wasserfälle besaß. Wenn man sich hinter einen der Wasserfälle stellte, sah die Umgebung durch das Wasser genauso aus, wie das, was sich nun vor ihren Augen abspielte.

„Was tun Sie da?“, rief Ford McKay zu, als dieser auf Wand des Korridors schritt, die nun nichts mehr durchscheinen ließ.
„Ich will etwas ausprobieren!“

Den Wasserfall in dem Schwimmbad vor Augen ging er auf die Wand zu. Er streckte die Hand aus, um das Phänomen zu berühren.
Es war nicht nass, nicht einmal feucht, aber dafür angenehm warm. Es war ein bisschen so, als wenn man seine Hand in die Oberfläche des Ereignishorizontes steckte, nur mit dem Unterschied, dass der Ereignishorizont eiskalt war.

War das eine Art Schild? …Oder ein Vorhang? Ihm fiel sein verwunderlicher Gedanke mit der Kulisse des Schultheaters wieder ein.

Plötzlich schrie Major Sheppard hinter ihm: „McKay!!!!!! Schauen Sie rechts …und links!“

Umgehend riss er seinen Kopf herum und sah, wie auch die beiden verbliebenen, offenen Seiten, von eigenartigen Wänden verschlossen wurden. Doch sie schienen nicht stehen bleiben zu wollen.
Es blieben ihnen nur noch Sekunden.
Ob sie sie zerquetschen konnten?

„Deckung!“, rief Sheppard unnötigerweise, denn alle stürzten sich nun intuitiv zu Boden, obwohl sie ahnten, dass es nichts bringen würde.
McKay schloss die Augen und dachte an seine Katze daheim auf der Erde und an seine Schwester.

Doch es geschah nichts. Beziehungsweise – fast nichts. Es gab einen lauten Knall, den McKay trotz zugehaltener Ohren hörte.

Dann nur noch Stille.

***

Als McKay endlich die Augen öffnete, war Major Sheppard der einzige, der sich bereits aufgerichtet hatte und mit einem undefinierbaren Gesichtsausdruck in die Ferne starrte.

„Schauen Sie sich das an, McKay!“, sagte Sheppard bewundernd ohne den Blick von der interessanten Aussicht, die sich ihm offensichtlich bot, abzuwenden.

McKay stand langsam auf und folgte mit dem Blick dem ausgestreckten Zeigefinger des Majors. Er drehte sich beim Aufstehen in jene Richtung, in der vor einigen Minuten noch die Ebene gewesen war. Doch das Einzige, das noch genauso aussah wie zuvor, war der große Mond.

Der Rest hatte sich völlig verändert. Vor ihnen erstreckte sich eine riesige Stadt. Es handelte sich jedoch um keine einfache, bäuerliche Stadt, wie sie sie schon viele Male in der Pegasusgalaxie besucht hatten, sondern um eine futuristisch anmutende Konstruktion mit gigantischen Ausmaßen.

Das Außergewöhnlichste war wohl vor allem die Farbe. Die Stadt bestand, so wie es aussah, ausschließlich aus einem bläulich glänzenden Material, das den Mond tausendfach widerspiegelte und sein Licht in alle Richtungen sandte. Sie war auf einer perfekten runden Fläche erbaut, die einen weiteren Kreis, durch Wasser getrennt, umschloss. Auf dieser Insel, in der Mitte, stand ein riesiges, viereckiges Gebäude, welches zum Himmel hin spitz zulief, dessen vier Seiten sich jedoch am Schluss nicht trafen, sondern durch eine kleine Plattform abgeschlossen wurden.
Um dieses Gebäude herum erstreckten sich weitere Bauwerke, die jedoch nicht senkrecht in den Himmel gebaut worden waren, sondern ähnlich riesigen Kristallen spitz in alle Richtungen abstanden.

Auf dem äußeren Ring waren kleinere Häuser dicht und wild durcheinander gebaut worden, so dass es schwer war, ein einzelnes zu fixieren.

„Das ist ja unfassbar!“, stellte McKay fest. „…aber irgendwie habe ich es ja auch geahnt!“
„Wie bitte?!“; fragte Sheppard. „Was haben Sie geahnt?“
„Na jaa… die Ebene mit dem Mond sah halt aus wie eine Theaterkulisse und die komische Wand wie ein Vorhang und dann…!“, als er Sheppards Blick bemerkte, der dem einer Person glich, die gerade einem Verrückten zuhörte, hielt er inne und murmelte: „…Egal…!“

„Ich will Ihre Unterredung ja nur ungern stören, aber Teyla ist immer noch bewusstlos und ich glaube, sie bräuchte dringend einen Arzt! Sie reagiert einfach nicht. Es kann sein, dass sie in eine Art Koma gefallen ist!“

Sofort drehten sich McKay und Sheppard zu Ford und Teyla um, die schlapp in den Armen des Lt. hing.

Der Major seufzte. „Was machen Sie bloß, Teyla?“, sagte er und nahm sie so vorsichtig wie es nur eben ging Huckepack.

„Vielleicht sollten wir uns auf den Weg in die Stadt machen. Der Eingang zur Höhle ist jedenfalls verschwunden“, sagte Ford.

Erschreckt bemerkte McKay, dass Ford Recht hatte. Dort waren weder ein Eingang noch irgendwelche Anzeichen dafür, dass es jemals eine Höhle in diesem Ausläufer des Gebirges gegeben haben könnte.

Doch Sheppard hatte ganz offensichtlich seinen optimistischen Tag, denn er sagte: „Wir finden bestimmt irgendeinen Weg. Diese Stadt scheint mir doch sehr fortschrittlich zu sein. Vielleicht gibt es hier sogar Raumschiffe und wenn wir nicht durch das Stargate nach Hause reisen können, dann vielleicht per Schiff. Lassen Sie uns gehen!“ Er fing an vorsichtig einen kleinen Pfad hinunter zu steigen.

McKay eilte hinter ihm her. „Na klar“, warf er dem Major an den Kopf. „Die warten bestimmt auch schon auf uns, damit wir mit einem ihrer Schiff nach Atlantis zurückfliegen können. Wir wissen doch gar nicht wer hier lebt und ob das überhaupt Menschen sind, die diese Stadt bewohnen…“
„In erster Linie müssen wir zunächst einmal Teyla helfen und der einzige Weg, das zu erreichen, ist diese Stadt dort unten. Oder sehen Sie noch eine andere Möglichkeit, McKay?“
„Na ja, ich könnte hier mit Teyla warten und ihr holt in der Stadt Hilfe! Wir wissen sowieso nicht was sie hat und da könnte ihr der Transport unter Umständen schaden. Jedenfalls hat uns das Dr. Beckett beim der letzten Erste Hilfe Übung erläutert.“
„Kommt nicht in Frage, McKay. Es gibt hier keine Deckung, die genügend Schutz bieten kann, um Sie beide zu verstecken, bis wir zurück sind. Wir gehen zusammen!“

Irgendwo hatte der Major Recht mit dem, was er sagte.
Aber McKay verspürte ein bisschen Sorge, dass der Major, draufgängerisch und leichtsinnig wie er sich nur all zu gern verhielt, in die Stadt trampeln würde und sie in einen größeren Schlamassel manövrierte, als sich ohnehin schon befanden.


***

Erst nach etwa zwei langen Stunden erreichten sie die Ausläufer der Kristallstadt, wie McKay sie im Geheimen getauft hatte.

Dem Major liefen die Schweißperlen herunter.
Sie hatten sich abgewechselt, Teyla zu tragen, doch McKay hatte nur einen kleinen Weg geschafft. Er war eben kein Sportler und er hatte Ford und Sheppard überzeugen können, dass es für Teyla auf seinem Rücken gefährlich werden konnte, wenn ihn die Kräfte verließen. Sheppard hatte irgendetwas von ‚Glauben Sie bloß nicht, dass Sie von mir getragen werden, wenn Sie mal ohnmächtig werden!’ gemurmelt.

Jetzt tat es McKay ein bisschen Leid, dass er sich um die Aufgabe gedrückt hatte, als er merkte, was für einen fertigen Eindruck die beiden Soldaten machten.

Er ging ausnahmsweise voraus und stutzte, als sie die Stelle erreichten, an der die Kristallstadt ihren Anfang nahm. Der Übergang war so abrupt, dass man meinen konnte, jemand hätte die Stadt aus ihrer üblichen Umgebung herausgeschnitten und in dieser Wüste willkürlich abgesetzt. Denn sogar der Boden war aus dem silbrig-blauen Material gefertigt.

Vorsichtig streckte er einen Fuß vor und prüfte das Material, indem er es mit der Schuhspitze berührte. Es war hart wie Stahl und so glatt wie Glas. Nur zu gern hätte er gewusst, um welchen Stoff es sich dabei handelte. Entfernt erinnerte es ihn es an Diamanten, aber er hatte noch nie zuvor blaue Diamanten gesehen, auch wenn er wusste, dass es sie gab.

„Wollen Sie hier Wurzeln schlagen, McKay?“, fragte Sheppard genervt hinter ihm.
„Ich bin nur vorsichtig, Major!“, antwortete McKay und lenkte langsam seinen Blick in die Richtung, in der sich die Mitte der Kristallstadt befand.
Eine lange, breite Straße führte geradewegs auf sie zu. An ihren beiden Seiten standen so etwas wie Häuser, die genau wie die großen Gebäude, die sie vom Plateau aus gesehen hatten, windschief waren und Kristallformen besaßen, als wenn sie in großer Eile hatten wachsen müssen.

Eine gespenstige Stille lag über der Stadt. Es gab kein Geräusch, außer dem Atem und den Schritten, die sie selbst verursachten. Langsam gingen sie an den Reihen von Behausungen vorbei; beinahe schlichen sie, um sich der Umgebung besser an zu passen. Ab und zu gingen Seitenstraßen von der Hauptstraße nach links und rechts ab.
Sie wussten nicht so genau, wohin sie sich wenden sollten. Es gab so etwas wie verschlossene Türen in den Häusern, obwohl auch jene keineswegs symmetrisch waren.

Diplomatisch wäre es auf jeden Fall, zuerst das Oberhaupt dieser Stadt aufzusuchen, dachte McKay.
Doch wer lebte in so einer Stadt?

Er begann sich nun auch langsam zu fragen, woher der Sauerstoff rührte, den sie atmeten. Denn falls es nicht auf der anderen Seite des Planeten ein umfangreiches Regenwaldgebiet gab, so gab das in jedem Fall einen guten Anlass sich zu wundern. Er hatte seit ihrer Ankunft noch keinen einzigen Baum entdecken können, noch keine Pflanze gesehen.
Seine Gedanken wanderten. Vielleicht hab es ja einen anderen Organismus, der durch die Reduktion von Kohlendioxid oder einer anderen sauerstoffhaltigen Substanz, den Sauerstoff dieses Planeten bewirkte.

Das würde es sein.

Plötzlich schrak McKay inmitten eines Gedankenganges zusammen.
„Was ist?!“, raunte Ford ihm von hinten zu.
McKay drehte sich zu ihm um und legte einen Finger auf den Mund.

Es bedurfte auch keiner Erklärung. McKay war sich sicher, dass die beiden Soldaten nun auch die schweren Stiefelschritte von mindestens zwei weiteren Personen vernahmen, die sich im Laufschritt zu nähern schienen.

Ohne es zu wissen, wich McKay einige Schritte zurück. Ford und Sheppard blickten sich Deckung herbeisehnend um. Abgesehen von den Seitenstraßen, gab es keine großen Zwischenräume zwischen den einzelnen Häusern. Immer nur einzelne, kleine Schlitze, zwischen den kalten Wänden, die sich im Winkel trafen und zu einer Fläche verschmolzen.

Als McKay bereits einen Speer hinter einer Ecke hervorkommend erblicken konnte, wurden sie plötzlich von mehreren kräftigen Händen von hinten gepackt und eiligst in eines der Häuser gezogen, dem sie ihren Rücken zugewandt hatten.

Es wurde dunkel um McKay. Erst als sich seine Augen an das Halbdunkel, das nur durch eine kleine, violett strahlende Fackel ein wenig erhellt wurde, gewöhnt hatten, sah er einen Mann und eine Frau in dicke Gewänder mit langen Kapuzen gehüllt. Aufmerksam wurden er und die anderen von ihnen gemustert.

„Hallo!“, versuchte Sheppard eine erste Kontaktaufnahme.
Doch die beiden Menschen legten sogleich ihre Finger auf den Mund und bedeuteten ihnen so still zu sein.

McKay, der einem Fenster mit ungleich langen Rahmen und geschwärzten Fensterglas am nächsten stand, suchte die Fläche vor dem Haus ab.

Im hellen Licht des Mondes, entdeckte er zuerst die Stiefel, die sie zuvor nur gehört hatten. Sie waren so blau, wie alles in der Kristallstadt. Langsam hob er den Blick und konnte eine dunkelblaue Strumpfhose ausmachen, die in Oberschenkelhöhe unter einer Art Rock verschwand. Der Rock wiederum wurde im Schritt von einem, natürlich blauen Kettenlatz bedeckt und an der Hüfte durch einen imposanten Gürtel von dem Schild über dem Bauch abgegrenzt. Unter dem Schild, konnte er dasselbe Material ausmachen, aus dem auch der Rock bestand. Über die Schulter schwang sich bis zum Brustbereich eine Art schimmernder Rüstungslatz.
Doch beim Kopf hielt McKay plötzlich in seiner Betrachtung inne, als er mit einer erschreckenden Erkenntnis auf der Stirn des Kriegers, der eine schwarze Hautfarbe besaß, ein Zeichen entdeckte, das die silbrigen Umrisse der Skyline der Mitte der Kristallstadt zeigte.

Wie war das möglich?, war alles, was McKay noch denken konnte.

„Wie sieht der denn aus?“, hörte er dann Sheppard hinter sich flüstern, der auch den Krieger betrachtete.

Er drehte sich wieder zum Rest des Personenkreises um.

Der Mann hatte inzwischen noch mehre von den lila verbrennenden Fackeln entzündet, die an glatten, aber getrübten Wänden befestigt waren. Jetzt saß er auf leinenartigen Kissen, neben der Frau auf dem unangenehm glatten und kalt wirkenden Boden.

Der sehr alt wirkende Mann machte eine ausladende Handbewegung zu den übrigen Kissen. Offensichtlich wünschte er, dass sie sich setzten.
Kopfschüttelnd, als wollte McKay den Gedanken vertreiben, der ihm eben erst gekommen war, setzte er sich.

„Was ist los, McKay?!“, fragte Ford so leise, dass McKay es ihm beinahe von den Lippen ablesen musste.
Wieder schüttelte er, ein wenig unsicher, den Kopf. Er musste jetzt zuerst denken.

„Die Wächter sind nun weg. Wir können reden!“, sagte plötzlich der alte Mann.
Sheppard, dessen Blick bis gerade noch auf McKay geruht hatte, schaute dem alten Mann in die Augen.
„Danke, dass Sie uns vor der Konfrontation mit diesen Soldaten bewahrt haben!“, bedankte er sich bewusst diplomatisch.
„Es ist nicht alltäglich, dass Fremde auf diesem Wege in die Stadt gelangen“, sagte nun die Frau.
„Gewöhnlich werden sie durch unseren Herrscher, König und Gott Aeternitas an einen anderen Ort auf diesem Planeten gebracht. Und wenn Menschen in diese Stadt kommen, dann sind es alte Männer, die unserem König lange gedient haben, Wächter oder Frauen. Aber junge Männer wie Sie – betreten diese Stadt nicht. Zumindest nicht lebendig.“

Für eine Weile trat Stille ein.
Die Schatten auf den Wänden bewegten sich unruhig, obwohl es keinen spürbaren Luftzug gab.

McKay, der seine Vermutung noch nicht für reif genug fand, sie den anderen zu erklären, erkundigte sich bei dem alten Herrn nach dem Herrscher.
„Was ist dieser Aeternitas für eine Person?“
„Er ist ein Gott“, antwortete der Mann leise, als ob er fürchtete, dass Aeternitas ihn hören konnte, falls er lauter sprach.
„Aha!“, sagte Sheppard nicht ohne Spott in seiner Stimme. „Was bedeutet der Name McKay?“
„Es ist die Sprache der Antiker und bedeutet ‚Ewigkeit’“
„Ist Aeternitas ein Antiker?“, fragte Ford.
„Das glaube ich weniger. Die Antiker haben sich nie als Götter ausgegeben, wie beispielsweise die Asgard, wenn sie die umfangreichen Aufsätze zu den anderen außerirdischen Rassen der vier großen Spezies gelesen haben sollten, Major!“, antwortete McKay altklug.
„Das habe ich!“, brummte Sheppard.
„Sogar bei Teylas Volk sind sie als‚Vorfahren’ und nicht als Götter bekannt.“, fiel Ford dazu ein.

„Ich kenne die ‚Vorfahren’!“, mischte sich die Frau, deren viele Falten sie sehr alt aussehen ließen, plötzlich ein.
Aller Aufmerksamkeit richtete sich umgehend auf sie.
„Ich kenne sie aus den Erzählungen früherer Tage, als ich noch ein kleines Mädchen war und noch nicht auf diesem Planeten und in dieser Stadt zu Hause war.“
„Kennen Sie auch die Wraith?“, fragte Sheppard nun.
„Wraith…!“, murmelte der alte Mann nachdenklich. „Dieses Wort habe ich schon mehr als 50 Jahre nicht mehr gehört.“
„Die Wraith besuchen diesen Planeten nicht?“, fragte plötzlich eine Stimme hinter ihnen.

Überrascht drehte sich McKay nach der Stimme um. Teyla saß aufrecht, wieder halbwegs munter, auf einer Liege und schaute aufmerksam zu ihnen hinüber.

„Soweit ich aus Erzählungen weiß – waren sie niemals hier auf diesem Planeten.“

Sheppard war aufgesprungen und half Teyla zu dem Sitzkreis. In einer Zusammenfassung erzählte er, was passiert war, während sie bewusstlos gewesen war.

Als er bei der Stelle war, an dem sie Stadt vor ihren Augen aufgetaucht war, kam McKay ein Geistesblitz.
„Ich weiß, warum die Wraith nicht hier her kommen können!!!“, rief er.
„Warum?“, fragte Teyla, die von dem Tee trank, die die Frau ihr in eine merkwürdig würfelig geformte Tasse eingeschenkt hatte.
Selbstzufrieden antwortete er: „Es gibt einen Schutzmechanismus!“

Sheppard merkte, worauf er hinauswollte.
„Natürlich, Sie haben Recht! Deshalb ist die Stadt auch nicht aufgetaucht, als die MZ-I auf dem Plateau herum gefahren ist!“
„Ich gehe davon aus, dass der Mechanismus auf die menschlichen Gene oder eben auf die Spuren der Antikergene reagiert hat und deshalb die Stadt für uns sichtbar wurde.“

Verwirrt über die Ausdrücke, die sie gebrauchten, sagte der alte Mann: „Mich verwirren Ihre Worte. Von wo kommen Sie eigentlich?“
„Haben Sie schon einmal etwas von der Stadt der Vorfahren gehört?“, fragte Teyla die beiden.
„In den Erzählungen aus alter Zeit kommen die Vorfahren vor, nur auf diesem Planeten und an diesem Ort werden keine Geschichten von ihnen verbreitet und auch keine von ihrer Stadt.“
„Warum nicht? Sind sie etwa verboten?“, fragte Ford, der gleichzeitig sein Kissen zurechtzupfte.
„Nein, aber sie werden vergessen. Man gedenkt ihrer nicht und erzählt sie nicht den Nachkommen. Stattdessen sorgt Aeternitas dafür, dass von seinen Heldentaten und von seinen Kriegen in Legenden und Liedern erzählt wird.“

„Klingt irgendwie arrogant“, stellte Sheppard fest.
Arrogant; Dieses Wort verstärkte McKays Vermutung über den Herrscher und endlich fand er, war der Augenblick günstig, die anderen in seinen genialen Gedankengang einzuweihen.

Doch es kam nicht dazu, dass McKay sich den anderen mitteilte, denn plötzlich flog die Tür aus dem gläsernen Rahmen und zersplitterte krachend.

Vier Wächter standen dort und hielten längliche Waffen auf sie gerichtet.
Verzweifelt schauten sich die vier Teammitglieder mit erhobenen Händen um. Wenn sie nach ihren Waffen griffen, waren sie geliefert.
Man beschloss, ohne sich abzusprechen, einstimmig zu kapitulieren. Früher oder später mussten sie den Herrscher aufsuchen und dann hätte man die Konfrontation ohnehin nicht mehr verhindern können.

Auch wenn es McKay nicht gefiel, dass sie als Gefangene zum Herrscher geführt wurden, so war es nun der einzige Weg.
Die schweren bewaffneten Krieger waren nicht sehr gesprächig auf dem Weg zu dem höchsten Gebäude der Stadt. Grob stießen sie das Atlantisteam vor sich her und langsam begriff McKay, welche Ausmaße diese Stadt hatte. Vom Aufbau und auch von der Form ähnelte sie ein wenig Atlantis.

Eine halbe Stunde später erreichten sie die Brücke zum inneren Ring, auf dem die hohen Gebäude standen.

Als er an der Brück vorbei schaute, sah er, dass dort Wellen unruhig gegen die gläsernen Wände klatschten. Dem salzigen Geruch nach zu urteilen, musste es also Meerwasser sein.

Ein plötzlicher, schmerzhafter Stoß mit der langen Waffe erinnerte ihn ans Weitergehen. Während sie die Brücke überquerten, die keinerlei Geländer besaß, starrte er an ihren Rändern vorbei hinunter ins Wasser, das schwarz und aufgebracht zurück starrte.

Er schätzte die Länge der Brücke auf 1000 Meter. Es gab noch mehrere Brücken, die sternförmig auf die Stadtmitte zuliefen. Nirgendwo waren Personen zu sehen. Die Stadt wirkte wie eine Geisterstadt.
Vielleicht gab es so eine Art Ausgangssperre, dachte McKay.

***


Die Eingangshalle des zentralen Gebäudes war allein schon eines Königs wert, fand McKay, zumindest eines außerirdischen König, verbesserte er sich.
Es gab vier große Torbögen auf allen Seiten, die in je einer perfekt gerade gearbeiteten riesigen, viereckigen Säule endeten. Zu den Seiten befanden sich drei flache Treppen, die in höhere Stockwerke führten. Von der Decke hing ein monumentales Mobile aus Splittern des blauen Materials, aus dem ja wirklich alles in dieser Stadt gemacht zu sein schien. Es reflektierte das Licht einer Lichtquelle, die McKay nicht im Stande war, auszumachen.
Die Wände aber waren das Eindrucksvollste. In sie waren Zeichnungen eingraviert, die Schlachtfelder zeigten, wilde Tiere und Drachen. Sie schienen von zahlreichen Geschichten zu erzählen.
Geschichten aus längst vergessener Zeit – so dachte McKay jedenfalls zu jenem Zeitpunkt.

Die Wächter drängten ihre Gruppe in der Mitte des Raumes zusammen. Genau dort, wo eine riesige Sonne mit einem integrierten Halbmond eingekerbt war.

Aus dem Splittermobile kamen plötzlich mehrere große Ringe auf das Atlantisteam und die Wächter herab gefallen und gerade als McKay darüber nachdachte, dass er von diesen Ringen zum Transport schon in den Aufzeichnungen im Stargate-Center auf der Erde gelesen hatte, befand er sich plötzlich in einem verdunkelten Raum wieder, in dem es übel roch.

„Wo sind wir?!“, fragte Sheppard einen der Wächter.
„Sind wir nicht auf dem Weg zum König?“, fragte McKay in einem Ton, der seinen Unglauben, dass sie nicht zum Herrscher unterwegs waren deutlich machte
„Ihr seid im Verließ!“ Der Wächter verzog keine Miene und daran meinte McKay erkennen zu können, dass er keinen Scherz machte.

„Aber wir sind Diplomaten!“, versuchte er es erneut.
„Eure Worte haben keine Bedeutung!“, sagte ein anderer Wächter. „Unser Gebieter hat uns befohlen, Euch ins Verließ zu sperren!“

„Ohne uns auch nur anzuhören?“, fragte Teyla.
„Wenn ihm danach ist, Euch anzuhören, so wird es geschehen, sonst werdet Ihr in diesem Verließ sterben, oder auf dem Schlachtfeld euer Ende finden.“

„Das glaube ich weniger!“, rief plötzlich Sheppard, der sich umdrehte und dem etwas überraschten Wächter einen Fußtritt in den Bauch verpasste.

Der Wächter taumelte auch tatsächlich etwas nach hinten, war jedoch nur wenige Sekunden durch den Schmerz abgelenkt. Er revanchierte sich bei dem Major durch einen blitzschnellen Schlag mit seiner Stabwaffe gegen Sheppards rechtes Knie, der sogleich zu Boden sackte.

„Ich warne Euch. Versucht so etwas nicht noch einmal, sonst werdet Ihr nicht mit einer einfachen zerschmetterten Kniescheibe davon kommen“, sagte der Wächter drohend und öffnete die Zellentür, die ihm am nächsten war. „Da hinein!“

Teyla und Ford halfen Sheppard in die mittelalterlich anmutende Zelle mit ein paar zerrissenen Tüchern auf dem Boden und schloss dann ohne Hast die Zelle.


„Und jetzt?“, fragte McKay.
„Was ist mit dem Knie, Major?“, fragte Ford.
„Er hat glücklicherweise meine Kniescheibe nicht richtig getroffen. Gebrochen ist nichts. Es tut nur höllisch weh“, antwortete Sheppard, der nun an eine Wand gelehnt saß. Er knüllte Tücher zusammen und legte sie unter das ausgestreckte Bein.

Die Lage wurde von Stunde zu Stunde auswegsloser. Zuerst verschwand ihre Möglichkeit durch das Stargate nach Atlantis zurück zu kehren und dann wurden sie auch noch von einem unbekannten Herrscher in ein dunkles Verlies gesperrt, bei dem die Chancen gut standen, darin verrotten zu müssen.

„Wir könnten schon mal einen Fluchtversuch planen“, schlug Ford vor, während er sich die Kappe vom Kopf nahm und sich über seine schwarzen Haare strich.
„Irgendwie sollten wir zu diesem König durchkommen. Vielleicht können wir mit ihm verhandeln“, sagte Sheppard. „Man müsste irgendwie sein Interesse wecken…“ Er legte seine Stirn in Falten.


weiter: Teil 2

End Notes:

Endnotenverzeichnis

(1) aus dem Film: Ima, Soko Ni Iru Boku (Now and Then, Here and There), 1999.

Kapitel 2 by Fermina
Author's Notes:
Anmerkung: 1. Vielen Dank an Antares, die sich viel Mühe mit dem Betalesen gegeben hat. 2. Dies ist Teil 2 von 3. Viel Spaß beim Lesen!

Inhalt: Auf dem seltsamen Planeten gefangen, feilt das Team an seiner Flucht. Doch die Lage verschlimmert sich noch, als sie sich dank Aeternitas unerwartet in einer chaotischen Schlacht wieder finden, die offenbar nicht dafür gedacht ist, gewonnen zu werden.
Teil 2

“Because ten billion
years' time is so fragile,
so ephemeral ...
it arouses such a bittersweet,
almost heartbreaking fondness”(1)




Es verging einige Zeit bis einer der Wächter die Zellentür aufschloss und sie so rasch aufschnellen ließ, so dass sie mit der Kante gegen die Wand knallte.

Der Wächter, ein anderer, als jener, der sie hier eingesperrt hatte, kam in die Mitte der Zelle und wies mit dem ausgestreckten Finger auf Teyla.

„Du!“, grollte er. „Mitkommen! Aeternitas will dich sehen!“
Verdutzt blickte Teyla ihn an.
Sheppard stand mühsam auf und stellte sich sofort vor Teyla und sagte: „Nehmt lieber mich mit. Ich bin der Teamführer und will mit diesem Aeternitas sprechen.“
„Nein!“, knurrte der Wächter wütend. „Er will sie sehen!
„Schon gut.“ Teyla stand langsam auf und raunte ihnen zu: „Ich werde versuchen, etwas heraus zu finden.“
Sheppard nickte kaum merklich.

Scheppernd fiel die Tür ins Schloss, als der Wächter und Teyla die Zelle verließen. McKay blickte ihr nach.

Warum Aeternitas sie wohl sehen wollte?

McKay konnte nicht länger mit seiner Vermutung an sich halten.
„Also, wenn Sie mich fragen…Ich glaube Aeternitas ist ein Goa’uld!“, rief McKay.
Er erntete verwunderte Blicke seitens Sheppards, wobei Ford überhaupt nicht überrascht wirkte.
Stattdessen sagte er: „Diesen Gedanken hatte ich auch schon. Für mich war die Reise in die Pegasus Galaxie nicht die erste Expedition durch das Stargate, wie Sie vielleicht wissen. Ich durfte mit SG-17 vertretungsweise zu einem kleinen Stützpunkt reisen, wo wir auch einige Male von einem zwar begrenzt mächtigen, aber dafür umso grausameren Goa’uld angegriffen worden sind. Die Krieger dieser Möchtegern-Götter sehen denen Aeternitas verblüffend ähnlich: gleiche Rüstung und ein Zeichen auf der Stirn.“

McKay nickte. Er hatte gar nicht gewusst, dass Ford schon gegen die Goa’uld gekämpft hatte. Sheppard sah immer noch wenig aufgeklärt aus.
„Sagen Sie bloß, Sie haben die Missionsberichte von SG-1 nicht gelesen, Major?!“, fragte McKay entsetzt. „Die lesen sich doch wie ein gutes Buch, wobei ich die Berichte vom Major Carter noch am besten finde, wegen des wissenschaftlichen Aspekts, mit dem sie ihre Erlebnisse stets beleuchtet…“. Seine Wangen erröteten ein wenig, als er an sie dachte.

„Ich habe nur ein paar gelesen…“, gab Sheppard unterbrechend zu. „Ich bin nicht so der Leser. Außerdem wusste ich, dass mir Berichte über diese Goa’uld Rasse in der Pegasus Galaxie wenig helfen würden, also habe ich nur das Nötigste gelesen und das beschränkte sich auf die Ausschnitte, die mit den Antikern zu tun hatte…“

Gerade, als McKay etwas erwidern wollte, flog mal wieder die Zellentür auf und der Wächter steckte knurrend seinen gewaltigen Schädel mit dem Zeichen auf der Stirn durch die Tür: „Aeternitas verlangt nach euch!“

Auf dem Weg in den Teil des Palastes, in dem Aeternitas verweilen sollte, stellte McKay fest, dass der ganze Komplex mit Ringtransportern ausgestattet war und das bedeutete, dass eine Flucht sehr kompliziert sein musste, wenn man dieses Labyrinth nicht vollständig durchschaute. Es gab bei diesen Dingern, soweit er sich an die Berichte von Major Carter erinnerte, keine Funktion bei der man einfach die Stockwerke wählen, geschweige denn die Taste „Erdgeschoss, Ausgang“ drücken konnte.

Er seufzte und hoffte, dass es nicht zu einer solchen kopflosen Flucht kommen würde, bei der man sich natürlich und ganz automatisch auf seine zuweilen genialen Einfälle verlassen würde. McKay gab ungern zu, dass er keine Ahnung hatte, wie man ohne tagelanges Umherirren aus dem Gebäude fliehen könnte.

Sie kamen durch helle, silbrigblau- glänzende Gänge, an deren Seiten hohen Säulenpaare sich in einem großen Bogen an der Decke trafen. Manche Säulen waren an ihren Sockeln und Kapitelen mit Stuck verziert, der entweder einfache Muster, komplexe Figuren oder ganze Szenen zeigte. Leider waren diese Verzierungen sehr willkürlich gesetzt und so war jede Säule einmalig, was dem Gesamtbild der Gänge eine gewisse Unordnung verlieh.

Genau wie die Sockel waren auch die Rahmen der Tore, die zu zahlreichen Räumen führten, mit Verzierungen geschmückt.
Ab und zu wurde ihre Wanderung durch die hellen, aber fensterlosen Gänge des Palastes, durch Ringtransporteraufzüge unterbrochen. Das Bild der Gänge veränderte sich mit jedem Stockwerk. Es gab immer weniger Tore, dafür gab es große Bilderrahmen, in welchen sich, wie in einem Fernseher, immer wieder Schlachtszenen wiederholten, in welchen Menschen gegen wilde Tiere und Monster kämpften. Manchmal waren auch Szenen dabei, bei denen Männer an einem Lagerfeuer saßen und ihr Abendessen über dem Feuer zubereiteten.

Mit der Höhe des Palastes wurde auch die Bewachung intensiver. Als sie endlich den letzten Ringtransport hinter sich gebracht hatten, standen sie vor einem riesenhaften Tor, welches zu jeder Seite durch ein Dutzend Wächter, bzw. Jaffa Kriegern bewacht wurde.

Am Torbogen entlang gab es keine Stuckverzierungen. Stattdessen machte McKay einen in das Metall geschriebenenriesigen Schriftzug aus. Eilig übersetzte er in Gedanken.

„Zur Ewigkeit
Gelangt man
Durch die Endlichkeit“ (2)


Zu seiner größten Verwunderung handelte es sich wiederum nicht um die Sprache der Goa’uld, sondern um die der Antiker. Er konnte sich an keinen Bericht aus dem SGC erinnern, in welchem ein Goa’uld sich der Sprache der Antiker bediente. Die einzige Ausnahme war Anubis gewesen, doch war dieser halb Antiker und halb Goa’uld gewesen.

Wer oder was war dieser Aeternitas?

Mit einem übertriebenen Knarren öffnete sich vor ihnen das Tor und sie traten hinter dem Wächter über die Schwelle in einen riesigen, runden Raum.

Sofort, als sie hindurch gegangen waren, schloss sich das Tor wieder und veranlasste McKay sich hastig um zu drehen. Wieder erblickte er über dem Torbogen keine Verzierung, sondern einen weiteren Spruch in der Schrift der Antiker.

„Aus dem Ewigen
Ist kein Ausweg“ (3)


McKay erschauderte, und es bildete sich ganz plötzlich kalter Schweiß an seinem Rücken. Es war ihm für einen kleinen Moment als ob dieser kleine Spruch ihnen ihr Schicksal prophezeite.

Genauso schnell, wie ihm dieser Gedanken gekommen war, verließ er McKay glücklicherweise wieder und er wandte sich dem Raum zu, der einen perfekten Kreis beschrieb. Die Distanz bis zur hintern Wand war ernorm, er schätzte sie grob auf 100 Meter.

In der Mitte befand sich ein ebenfalls runder Tisch, dessen Durchmesser er auf gute drei Meter schätzte und auf dem eine beinahe ebenso große durchsichtige und glasige Halbkugel thronte.
McKay entdeckte zu seiner Überraschung das erste Fenster, dass er in diesem Palast hatte ausmachen können. Es verlief ohne Unterbrechung als mindestens haushohe Wand um den Runden Raum. Vielleicht war es auch kein Fenster, sondern ein Energiefeld, war ein anderer Gedanke McKays. Jedenfalls gab es den Blick frei für eine atemberaubende Sicht über die Stadt, die im Glanz des Mondes und der Sterne schimmerte.

Schließlich wandte er seinen Blick dem untern Teilen der Fenster-Wand zu. Dort waren couchartige Sitzgelegenheiten, die ausnahmsweise mal nicht aus dem blauen Material waren, sondern in weichen Pastelltönen dem Raum eine warme Atmosphäre verliehen. Große samtige Kissen, in merkwürdigen Formen lagen dort und luden ein, sich in ihnen versinken zu lassen. Manche der bett- oder couchartigen Gebilde hatten hohe Gestelle, an denen lange Tücher hingen und die Blicke auf das gemütliche Innere verhinderten. Zuweilen wurden die Sitz- und Liegegelegenheiten durch große Ständer mit daran befestigten Fackeln unterbrochen. McKay musste feststellen, dass diese nicht violett schimmerten, sondern ganz normal in gewohnten weiß-gelb-roten Farbtönen leuchteten. Vielleicht war das Material für diese Fackeln so rar, dass es sich nur Aeternitas leisten konnte.

Apropos Aeternitas. McKay konnte ihn nirgends ausmachen. Er zwar sah er mindestens drei Dutzend schöner Frauen in kostbaren Gewändern und mit viel bizarr aussehendem Schmuck behängt, die auf gepolsterten Sitzgelegenheiten lagen, jedoch keinen Mann. Einige der Frauen saßen jedoch auch auf der anderen Seite des Raumes auf Kissen zu Füßen eines großen Thrones.
Auffallend war, dass alle diese Frauen nicht sehr jung waren, sondern mindestens Ende 40, Anfang 50.
Da fiel Teyla, die er ebenfalls zu Füßen des Thrones erblickte, etwas aus dem Gesamtbild. Auch sie hatte nicht ihre gewohnten Kleider an, sondern trug einen schlabberigen Anzug aus bronzener Seide, der in der Bauchgegend großzügig unterbrochen war. Um ihre unbekleidete Hüfte baumelte etwas Glänzendes, was McKay aus der Entfernung nicht genau erkennen konnte.

Harem war das einzige was, McKay zu den ganzen Frauen und den Kissen einfiel. Doch was hatte dieser Harem zu bedeuten?

„Ich bringe Euch die Gefangenen!“, brüllte plötzlich der Wächter in den riesigen Raum hinein, so dass McKay zusammenzuckte.

Angespannt warteten sie auf das Erscheinen des „großen Aeternitas“, während sie vom Wächter bis zum Thron vorgestoßen wurden.
Nahe dem Thron schlug auf einmal eine Hand einen der Vorhänge der Sitzgelegenheit beiseite. Dann zeigte sich der Rest des Körpers.

Als Aeternitas sich von der Liege aufrichtete und in Richtung Thron schritt, staunte McKay über diesen hoch gewachsenen Mann, der unter einem weißen Leinentuch, das seinen Oberkörper nur halbseitig umwickelte, braun gebrannt wie Bronze glänzte.
Von der Hüfte abwärts trug er nichts weiter als einen kurzen weißen Rock, der aus demselben Material gefertigt war, wie das Tuch über der Brust.
Es gab keinen Muskel am Körper, der nicht trainiert war.

Unwillkürlich musste McKay an die Darstellungen von antiken griechischen Gottessöhnen in Form von Statuen denken. Als nächstes kamen ihm dann sämtliche Filme Arnold Schwarzeneggers in den Sinn.
Dieser Aeternitas hatte definitiv eine Portion zuviel Anabolika gehabt. Oder konnten Goa’uld dieses Hormon produzieren?

Er verschob diese Frage auf einen späteren Zeitpunkt, denn Aeternitas hatte sich gerade auf seinem Thron niedergelassen und starrte sie mit nahezu unschuldigen, jedoch kalten dunkelblauen Augen an. Als ihm eine der blonden Locken, die seinen Kopf bedeckten ins Gesicht fiel, schüttelte er sie hastig zurück.

„Hallo, Fremde!“, sagte er mit einer dunklen Stimme.

Er musterte die drei und sah dann zum Wächter. „Lasst mich mit ihnen allein!“, befahl er dem Wächter, der sie her gebracht hatte unfreundlich, der sich sogleich rückwärtsgehend und verbeugend entfernte.

„Warum seid Ihr auf meiner Welt?“, fragte Aeternitas herausfordernd. „Ich habe Euch nicht erlaubt hier zu sein!“ Während er das sagte, stützte er seine Hände auf die Lehnen und ließ seine Muskeln spielen.

McKay hörte Sheppard neben sich schnauben.

„Wir würden ja gerne wieder gehen. Aber das ist unmöglich!“, antwortete Sheppard mit einem leicht gereizten Tonfall.

Ohne auf die Antwort einzugehen, rief Aeternitas plötzlich: „Warum kniet ihr nicht vor eurem Gott?!“

McKay kniete sich sofort hin. Aus den Berichten wusste er, dass es bei Goa’uld, die sich für Götter hielten, ratsam war, weil man sonst sowieso unter Schmerzen dazu gezwungen wurde. Ford war beinahe genauso schnell unten wie er selber.
Allein Sheppard sah das gar nicht ein und blieb stehen.
Aeternitas Augen verengten sich zu Schlitzen. „Ich sagte: Kniet nieder!“

Sheppard blieb immer noch stehen.
McKay flüsterte dem Major hastig zu: „Knien Sie besser!“
Doch Aeternitas hatte bereits die Geduld verloren und McKay konnte beobachten, wie sich etwas Unsichtbares um Sheppards Beine wickelte und seine Gliedmaßen schmerzhaft zusammendrückten, so dass er keuchend auf die Knie fiel.

Als McKay wieder zu Aeternitas blickte, sah er, wie der seine blauen Augen ganz weit aufriss und sie für einen Moment gefährlich orange-rot leuchteten.

Also war er tatsächlich ein Goa’uld.
Er sah Ford an, dass der genau dasselbe dachte. Der Lieutenant hatte die Lippen aufeinander gepresst und starrte Aeternitas an.

Dieser grinste und sagte: „Es geht doch!“ Dann zog er sein rechtes Bein hoch und stellte es auf die großzügige Sitzfläche des Thrones, so dass das Atlantisteam ihm zwangsweise unter den Rock gucken musste. Zu McKays Erleichterung war der Genitalbereich durch eine ebenfalls aus Leinen gefertigte Unterhose geschützt. Dann drehte sich der Möchtegern-Gott ein wenig zur Seite und stützte seinen Kopf gelangweilt auf die linke Handfläche, während sich sein Ellenbogen in seinen Oberschenkel bohrte.

So, wie er da saß, wirkte er gar nicht königlich, sondern albern.

Sheppard, der sich von dem Schmerz erholt hatte, ergriff das Wort: „Wir fanden auf verschiedenen Planeten der Pegasus Galaxie, Stargate Adressen für diesen Planeten und Ihr wollt uns weis machen, dass Ihr nicht wisst, was wir auf Eurem Planeten machen?“

„Ihr habt recht“, gab Aeternitas belustigt zu. „Schließlich bin ich ein Gott und weiß deshalb alles!“

Na klar, dachte McKay.

Doch Aeternitas sprach weiter: „Ich lockte Euch absichtlich auf meine Welt. Ich habe Euch einige Zeit in der Stadt der so genannten Vorfahren beobachtet und Eure sonstigen Handlungen innerhalb der Pegasus Galaxie verfolgt. Eure Art zu kämpfen und vor allen Dingen Eure Waffen, sind aus einer anderen Galaxie und selten anzutreffen in diesem Teil des Universums. Deshalb seid Ihr hier.“

McKay war im höchsten Maße verwundert über das Wissen, über das der Goa’uld zu verfügen schien. Wie konnte er all das wissen? Vor allen Dingen, dass ihre Waffen aus einer anderen Galaxie kamen?

„Ich möchte die Waffen für meine Kriege benutzten.“, sagte Aeternitas, während er sich kurz räkelte. „Aber ich brauche Euch für eine kleine Präsentation Diese Waffentechnik ist zu primitiv für meine göttlichen Hände.“

Dann rutschte er herum und saß wieder in normaler Haltung auf dem Thron.

„Vivica!“, rief er mit lauter Stimme. „Bringt mir die Waffen!“

Eine Frau mit kurzen Haaren und von zarter Statur erhob sich von einer der Liegen. Ihr Kopf war gesenkt und sie schien den Boden abzusuchen. Plötzlich kniete sie sich nieder und machte eine kreisende Handbewegung über den Boden. Sofort wurde eine runde Struktur deutlich. Ein Loch tat sich auf und heraus schwebte ein Tablett mit ihren Waffen darauf heraus. Auf mittlerer Höhe blieb es stehen und die Frau, die Vivica genannt wurde, nahm es entgegen, und brachte es zu Aeternitas.

Vor seinem Thron war ein Tisch erschienen, auf welchem die Frau das Tablett abstellte. McKay war noch ziemlich sprachlos über die technischen Möglichkeiten des Palastes, als Aeternitas befahl: „Führt mir diese Waffen vor! Ich will sie für meine Kriege benutzen.“

„Das sind keine Waffen!“, behauptete Sheppard plötzlich dreist.
„Ihr lügt!“, sagte Aeternitas sofort. „Ich weiß, dass diese Geräte Waffen sind. Speziell entwickelt, um im Kampf vielen Menschen den Tod zu bringen.“
„Ihr irrt Euch!“, bluffte Sheppard weiter. McKay verfluchte ihn dafür. Er würde sie alle in noch größere Gefahr bringen. Und dieser Goa’uld schien eigenartiger Weise über zahlreiche Infos zu verfügen.

„Was sollten es denn Euerer Meinung nach sonst sein?!“, grinste der Gott und Herrscher plötzlich amüsiert. Seine strahlend weißen Zähne blitzten.
„Es …es handelt sich ganz einfach um Geräte, die… Material aus dem Stein schlagen können.“

Aeternitas starrte Sheppard eine ganze Weile unschlüssig an. Dann grinste er erneut und dieses Grinsen hatte etwas merkwürdig Kindliches, nichts Hinterhältiges, wie man es bei Aeternitas erwarten konnte.
„Ich sehe schon – Ihr seid stur!“

Plötzlich sprang er auf und ging auf eine etwas ältere Frau mit vielen Falten im Gesicht zu, die auf einer Liege saß. Sie hatte viele bunte Tücher in ihre endlos langen, graubraunen Haare geflochten. Ihr bodenlanges Kleid war nachtblau. Er nahm ihre rechte Hand und legte sie an seine Wange. Sie ließ es geschehen und schaute ihn dabei fast liebevoll an.

Sehr merkwürdig, war alles, was McKay dazu einfiel, als sie ihm fürsorglich über die blonden Locken zu streichen begann.
Er wandte seinen Kopf von dem Herrscher ab. Er wollte nicht hautnah miterleben, was er wohl mit diesem Harem voller reifer Frauen den ganzen Tag trieb.

Einen Augenblick lang gehörte seine Aufmerksamkeit der Frau, bis ihm unerwartet ein Gedankenblitz zu kommen schien, denn er wandte ihnen plötzlich den Lockenkopf wieder zu. Seine unschuldigen Augen, wechselten wieder für einen kurzen Augenblick zu dem grausamen Leuchten, das sie an den Goa ´uld in ihm erinnern sollte

McKay erschauderte ungewollt. Er wagte es nicht, sich auszumalen, was Aeternitas für ein Gedanke gekommen war, aber er konnte nur hoffen, dass es nicht unangenehm für sie enden würde.

Aeternitas ging zielstrebig auf die Mitte des Saales zu, wo sich die große glasige Halbkugel befand, welche, als er sich auf zwei Meter genähert hatte, automatisch anfing blau aufzuglühen.
Aus der Entfernung konnte er schemenartig im Innern des Glases, wenn es sich wirklich um Glas handelte, braun-graue Landschaften ausmachen, über welchen große und kleinere leuchtende dreidimensionale Pfeile und andere nicht identifizierbare Zeichen blinkten.

Die Lichter der Kugel spiegelten sich in seinen Augen, als er das Stargateteam mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck fixierte.

„Nun,...mir ist eine Idee gekommen. Wenn Ihr mir Eure Waffen nicht direkt darbieten wollt, so werde ich Euch einfach dazu zwingen müssen, sie mir vorzuführen…. Und zwar im Kampf. Ich werde Euch einfach in einen meiner Kriege schicken, wo Ihr um euer Leben kämpfen werdet und sie unter Todesangst einsetzen müsst.“

McKay wusste genau wie Sheppard nicht, was er darauf hin sagen sollte. Bluffte Aeternitas? Gegen wen führte er auf diesem Planeten Krieg?

Doch jetzt ging alles schnell. Aeternitas rief einen Wächter-Jaffa herbei und nickte diesem zu, der anscheinend daraufhin genau wusste, was er zu tun hatte, denn er kam mit einer merkwürdig aussehenden Waffe wieder.
Und während sich McKay noch fragte, ob es sich hierbei um eine Wraithwaffe handelte, fiel ein Schuss und er sank in tiefe und lähmende Bewusstlosigkeit.

***

Als er wieder erwachte, bemerkte er zuerst eine dicke Schicht Dreck auf seiner Zunge. Als er versuchte die Augen zu öffnen, drang ihm ins Bewusstsein, dass sein Kopf in einem Sandhaufen steckte und er auf dem Bauch auf einem Boden lag, der ebenfalls sehr sandig war.

Er stemmte sich hoch und spukte den Staub neben sich in den Sand, der rot, braun orange und ohne erkennbare Vegetation war. Es war inzwischen hell, doch es als Taghell zu bezeichnen, wäre übertrieben gewesen.

Er blickte zum Himmel und erkannte eine grüne Atmosphäre, die durch viele Aerosole getrübt war.

McKay spuckte noch einmal neben sich, um auch die letzten Staubpartikel aus seinem Mund zu verbannen.

„Haben Sie gesehen McKay?“, hörte er Ford plötzlich hinter sich. „Der Himmel ist hier grün!“
Der Wissenschaftler drehte sich um und er sah Ford hinter einem kleinen felsigen Vorsprung hervorkommen.
„Ja und?“, knurrte McKay gelangweilt. „Das grüne Licht wird in dieser Art Atmosphäre stärker gestreut, als das Rote oder Blaue, deswegen sehen wir den Himmel in der Farbe Grün. Welche Moleküle das genau bewirken, kann ich Ihnen erst beantworten, wenn ich die Zusammensetzung kenne.“

Diese Antwort konnte Ford nicht davon abbringen, weiter den Himmel zu bewundern.

Sheppard ließ sich nur wenige Zeit nach Ford blicken und den Sand aus dem Lauf seiner Waffe schüttelnd, bemerkte er fast beiläufig: „Gucken Sie mal, McKay. Der Himmel ist so komisch grün.“
„Jaaa, Major, …weiß ich schon… und wenden Sie sich an Ford, der wird Ihnen das sicher jetzt erklären können.“

Die Luft war heiß und stickig. McKay merkte nun, nachdem er sich abgeregt hatte, wie sich immer wieder winzige Schweißperlen auf seiner Stirn bildeten.

Sie waren an den Rand eines kahlen Gebirges gebracht worden. In der einen Richtung gab es nichts als flache Wüste, in entgegensetzter Richtung erhob sich ein ebenso eindrucksvolles wie bizarres Gebirge. An vielen Stellen war die Verwitterung des Gesteins so weit fortgeschritten, dass sich merkwürdige Fantasieformen ausgebildet hatten.

„In welche Richtung gehen wir, Sir?“, fragte Lt. Ford Major Sheppard, der genau wie McKay blinzelnd die Gegend inspizierte.
„Ich würde vorschlagen, dass wir ins Gebirge gehen. Dort in der Wüste kann man nicht die geringste Spur menschlichen Lebens entdecken, geschweige denn den Krieg, in den uns der gute Aeternitas schicken wollte.“, sagte Sheppard bestimmt und machte die ersten Schritte auf die eindrucksvollen Felsformationen zu.

Plötzlich sah McKay, wie Sheppard stolperte und beinahe gefallen wäre, wenn er sich nicht an dem mannsgroßen Findling festgehalten hätte, an dem er gerade vorbei gegangen war.

Doch worüber Sheppard gestolpert war, konnte er nicht genau erkennen. Es sah aus, als ob dort Füße einer Person hinter dem Felsbrocken hervorgucken würden.
Beim näher kommen erkannte er Stiefel.
„Teyla!“, rief McKay erstaunt, als er sie erkannte.
Sie lag bewusstlos auf dem Rücken. Sheppard beugte sich über sie.

Unerwartet öffnete sie die Augen und beförderte sich katapultartig in eine aufrechte Position, so dass McKay an ein Stehaufmännchen denken musste.

„Ganz ruhig Teyla!“, sagte Sheppard erschrocken über das plötzliche Aufrichten. „Gehen Sie es langsam an!“

„Mir ist schwindelig!“, sagte sie mit matter Stimme. Ihr war es ganz offensichtlich unangenehm, schon zum zweiten Mal auf dieser Expedition so schwach zu sein, dass sie nicht alleine gehen konnte.

Wahrscheinlich war sie später angeschossen worden und die Wirkung hielt noch an. Sheppard nahm seine Jacke, die er sich um die Hüften gebunden hatte und legte sie als Kissenersatz auf den Boden, so dass Teyla sich wieder hinlegen konnte.

Nach einer Weile, die sie bewegungslos in den Himmel gestarrt hatte, fragte sie verwundert: „…Warum ist der Himmel hier eigentlich grün?“
Ford und Sheppard blickten sofort in einer beinahe zu offensichtlichen Erwartung eines Wutausbruchs von Seiten des Wissenschaftlers zu McKay, der nach dieser zum dritten Mal gestellten Frage tatsächlich fast zu explodieren drohte.
Doch glücklicherweise gelang es ihm, dank der lähmenden Hitze sich schnell zu fangen und er antwortete entnervt: „Keine Ahnung…

***

Es hatte eine halbe Stunde gebraucht, bis sich Teyla wieder erholt hatte und sie endlich aufbrechen konnten.

Sheppard und Ford unterhielten sich mit Teyla über Aeternitas und vor allen Dingen rätselten sie über die Tatsache nach, warum er Teyla freigelassen hatte

McKay stolperte hinter den anderen über unwegsame Hindernisse.
Wege gab es hier keine und McKay erwischte sich dabei, wie er zum wiederholten Male daran dachte, dass der Eisenanteil des Materials aus dem sich Steine und Staub zusammensetzen wegen der rötlichen Farbe ziemlich hoch sein musste. Vielleicht war es aber auch gar kein Eisen, sondern eine ihm unbekannte Verbindung.

Solche Gedanken ärgerten ihn öfter, denn schon im ersten Jahr des Stargate Programms hatte es eine Expedition zum so genannten Ernest-Planeten gegeben, wo man einen Treffpunkt der vier großen Spezies entdeckt hatte. Auf dem Treffpunkt hatte es nach den Berichten von Dr. Daniel Jackson auch eine Aufzeichnung von den Elementen gegeben, inklusive einiger unbekannter. Dr. Jackson war es bedauerlicherweise nicht gelungen, alle zu filmen und so tappten sie bei einigen immer noch im Dunklen, inklusive ihrer möglichen Verbindungen mit anderen Elementen.

Bevor sie den Planeten verließen, musste er unbedingt eine Probe von diesem rötlichen Staub entnehmen, plante er, als er plötzlich, immer noch in seine Gedanken vertieft, mit Sheppard kollidierte, der stehen geblieben und die Hand gehoben hatte und in eine Richtung lauschte.

Sie standen in einer Art Kuhle zwischen mannshohen Abbruchkanten. Doch von dort oben kamen definitiv Stimmen. Sheppard legte den Finger auf den Mund und bedeutete ihnen, ihm langsam zu folgen.

McKay, der schon seit geraumer Zeit ziemlichen Durst hatte und bei dem inzwischen ein bedrohliches Magengrollen zu hören war, erreichte gleich auf mit dem Major, die oberen Felskanten, von wo das Geräusch zu ihnen gedrungen war.

Eine ziemlich große, offenbar künstlich geebnete Fläche war dort zu sehen, auf denen große, braune Zelte standen. Viele, armselig gekleidete, schmutzig aussehende Männer liefen geschäftig hin und her und unterhielten sich lautstark.

Man konnte unschwer Stände mit den verschiedensten Waffen erkennen. Von antiken Schilden und Schwertern bis moderneren Wraithwaffen, war alles vertreten.

Doch das Wichtigste, das man hier oben erblicken konnte, war ein etwas kleiner, gedrungener Mann, der Essen an die Männer auszuteilen schien.

„Die haben etwas zu essen.“, flüsterte McKay Sheppard auffordernd zu, der die Meute mit seinem Fernglas inspizierte.
Der Major setzte sein Fernglas ab und nickte.
„Ich sehe das, McKay. Aber haben Sie auch die Waffen gesehen? Die dürfen nicht denken, dass wir sie überfallen wollen – das könnte böse für uns ausgehen.“
„Stimmt. Wir schicken einfach erst mal nur einen vor - …am besten Ford“, schlug McKay vor und drehte sich zu Ford um, der ihn erschrocken anstarrte.
„Ich gehe vor!“, meldete sich Teyla mutig wie immer.
„Sind Sie verrückt?!“, fragte Sheppard fast aufgebracht. „Da ist ein ganzes Camp voller Männer in den besten Jahren … und ohne Frauen weit und breit. Jetzt dürfen Sie sich es in der Fantasie ausmalen, wie lange die schon keine mehr zu Gesicht bekommen haben und was genau die mit Ihnen anstellen würden, wenn die Sie zu fassen bekommen!“
„…Jedenfalls würden sie nicht schießen, soviel steht fest“, gab McKay zu bedenken und erntete ungemütliche Blicke.

…„Dort zwischen den Steinen sind Fremde!“, beendete eine aufgebrachte Stimme vom Rande des Camps ihre Unterhaltung.

Alle vier erstarrten und dann hörte McKay Sheppard neben sich fluchen. Sofort waren mehrere der am brutalsten aussehenden Männer zur Stelle, packten sie grob an den Schultern, zogen sie zwischen den Steinen hervor und schleiften sie zum Platz, wo das Essen ausgeteilt wurde.

„Aua! Ein bisschen sanfter, wenn ich bitten darf!“, jammerte McKay, wofür er sich eine saftige Ohrfeige einhandelte und für Sekunden sogar das Bewusstsein verlor.

Im Handumdrehen hatten sie raue Fesseln an Armen und Beinen und lehnten gegen eine steinerne Bank. Knapp hundert Augenpaare ruhten innerhalb weniger Augenblicke auf ihnen und man konnte die Spannung der Männer beinahe anfassen, so intensiv starrten sie zum SGA Team und besonders zu Teyla. Die Arbeit im Rest des Lagers war eingestellt worden und es herrschte absolute Stille.

Plötzlich teilte sich die Menge und der kleine gedrungene Mann von der Essensausgabe trat zu ihnen. McKay sah das Zeichen des Aeternitas auf seiner Stirn in der Sonne blitzen. An der oberen Stirnregion bis über die schlecht rasierte Glatze pellte sich die Haut vom Sonnenbrand und es sah ein bisschen so aus, als würde er eine Maske tragen, die nun langsam zu bröckeln anfing.

„Wer seid ihr?“, fragte er in einem herrischen Tonfall, der so gar nicht zu seiner Erscheinung passte.
„Sagt uns zuerst, wer Ihr seid!“, sagte Sheppard herausfordernd.
Warum konnte Sheppard nicht einmal, das tun, was man von ihm verlangte? Seine vorlaute Art hatte sie bereits in diese missliche Lage gebracht, dachte McKay wütend.

„So läuft das nicht!“, brüllte der kleine Kerl beinahe cholerisch und schlug sich dann auf den Mund, als hätte er etwas Geheimes verraten, als ihm diese saloppe Äußerung herausgerutscht war.

Merkwürdiger Anführer, stellte McKay fest.

Der kleine Kerl mit dem Zeichen auf der Stirn räusperte sich: „…ich meine natürlich,….entweder Ihr sagt mir jetzt, wo Ihr her kommt und wer Ihr seid, oder ich lasse Euch foltern, bis Ihr es mir verratet.“

„Wir sind von Aeternitas hier her geschickt worden. Wir sollen kämpfen“, sagte Teyla knapp.
„Ihr sollt kämpfen?“, lachte der kleine Kerl. „Das ist eine Lüge. Frauen kämpfen hier nicht. Sie dienen unserem Gott in seinem Palast. Wer seid ihr wirklich?!“

„Das… ist die Wahrheit“, sagte Ford stöhnend, den sie so gefesselt hatten, dass seine Beine sich in einer ungesunden Position zueinander befanden und er augenscheinlich unter großen Schmerzen litt.

„Vielleicht hat Aeternitas die Frau ja uns zur Belohnung geschickt, weil wir ihm in letzter Zeit einen guten Kampf geboten haben“, sagte einer der Krieger, der einen so langen braunen Bart besaß, dass er ihn zu zwei Zöpfen geflochten hatte.
Viele um ihn herum begannen sich darauf hin, die Hände zu reiben und Teyla noch mehr ins Visier zu nehmen.
Während McKay angeekelt für einen Moment die Augen schließen musste, verzog Teyla keine Miene.

Plötzlich war ein hoher Ton zu hören, als ob ein Mikrophon falsch eingestellt war. Alle hielten sich die Ohren zu, außer dem SGA-Team, deren Hände mit Fesseln hinter dem Rücken fixiert waren.

Der kleine Mann, wurde noch kleiner und schrie in den Himmel: „Ich komme…zu Diensten!“ Das Fiepen wurde leiser, während sich die Menge teilte und der kleine Kerl zu einem der Zelte eilte.

Es verging einige Zeit, bis er den Zeltstoff wieder zur Seite schlug und heraus kam.

Sein Gesicht zeigte einen Ausdruck, als hätte er gerade ein Glas saure Gurken verspeist.

„Äh… ich sprach soeben mit dem großen Aeternitas. Er sagte mir, dass das, was Ihr mir erzählt habt, der Wahrheit entspricht.“ Den Männern befahl er: „Bindet sie los!“

McKay rieb sich die Handgelenke. Er hatte immer noch Hunger. Man konnte die Suppe, die einige Zeit zuvor verteilt worden war, bis hier hin riechen.

Der kleine Mann stützte die Hände in die Hüften und sagte: „Mein Name ist Triturus. Ich leite diese Kampfeinheit. Darf ich jetzt eure Namen erfahren?“

Sheppard stellte alle vor.

„Ich werde euch Anura zuteilen. Die übrigen Männer in seiner Einheit haben den letzten Kampf nicht überlebt und deshalb sind in dem Zelt nun vier Plätze frei“, sagte Triturus so beiläufig, wie man nur über vier tote Menschen reden konnte, die einen in keinster Weise interessierten.
Er drehte sich zu den Kriegern um und schärfte ihnen ein: „Behandelt sie wie Euresgleichen! Ich will vor allen Dingen nicht, dass ihr die Frau anrührt!“
Als ob er schon genug geredet hatte für heute, verschwand er schnellen Schrittes in seinem Zelt, ohne noch ein weiteres Wort zu verlieren.

Suchend blickte sich McKay nach Anura um, dem sie zugeteilt worden waren. Während alle Männer zu den verschiedenen Tätigkeiten zurückkehrten und auseinander schwärmten, blieb einer verloren vor dem SGA Team stehen.

Es handelte sich um einen jungen Mann, dessen kurze, schwarze Haare fettig und schmutzig zu allen Seiten abstanden. Er war eher schmal gebaut, aber abgesehen von dem ungepflegten Erscheinungsbild, das alle an diesem Ort hatten, war Anura angenehm anzusehen. Er wirkte ein kleines bisschen zerbrechlich und passte definitiv nicht hier her.
Seine dunklen Augen überprüften unentwegt das SGA Team. Jedoch schien ihn nicht zu beunruhigen, was er sah.

Sheppard machte den Anfang und ging lächelnd auf Anura zu und streckte ihm in alter Gewohnheit die Hand hin.
Unschlüssig blickte Anura auf die Hand und wich einen Schritt zurück. Sheppard steckte die Hand wieder zurück.

„Ich bin Major Sheppard und das sind Dr. McKay, Lt. Ford und Teyla“, versuchte er den verunsicherten Mann zu einem Gespräch zu verleiten.
Anura nickte nur kurz und sagte dann ziemlich schnell: „Folgt mir!“
Er hatte einen ziemlichen Laufschritt drauf und McKay hatte Mühe mitzuhalten. Anuras Zelt befand sich auf der anderen Seite der Ebene und er öffnete ihnen einen Spalt, um sie einzulassen.

Es war nicht dunkel im Zelt, wie McKay es erwartet hatte, sondern in den vier Ecken des Zeltes und an den beiden Enden der Querleiste, die die Spitze des Zeltes hielt, waren gläserne Kugeln angebracht, aus denen es gelb-orange leuchtete.

„Dies ist nun auch euer Zelt!“, sagte er leise. „Ich werde versuchen, euch die Eingewöhnung so leicht wie möglich zu machen. So haben es meine toten Kameraden auch mit mir gemacht, wodurch vieles angenehmer wurde. Habt ihr Hunger?“
McKay ergriff diese Chance und nickte hastig mit dem Kopf, worauf Anura auf der Stelle das Zelt verließ, um etwas zu essen zu besorgen.

„Und was machen wir jetzt?“, fragte Teyla, die das geräumige Zelt, in dem man ohne Gefahr sich zu stoßen, aufrecht stehen konnte, betrachtete.
„Ich weiß es ehrlich gesagt nicht“, antwortete Sheppard. „Wir sollten erst einmal in Erfahrung bringen, was hier genau gespielt wird, um dann irgendetwas zu unternehmen. Offenbar tobt auf diesem Planeten ein Krieg, den Aeternitas zu gewinnen versucht…“
„…und der schon ziemlich lange anhält, wenn man sich das Alter des Paares aus der Kristallstadt ins Gedächtnis ruft“, ergänzte Ford.

McKay dachte in diesem Moment über etwas ganz anderes nach. Seine Aufmerksamkeit galt noch immer den merkwürdigen kugeligen Lampen. Er hatte eine von ihrer Halterung genommen und sich mit ihr auf eine der Sitzgelegenheiten in der Mitte des Zeltes niedergelassen.
Er untersuchte sie von allen Seiten und entdeckte einen Schraubverschluss an einer Stelle, den er sogleich bearbeitete.
Ihm war diese gelblich-rote Farbe so eigenartig bekannt vorgekommen, dass er unbedingt wissen musste, was das Material war, das da so leuchtete.

Endlich hatte er die gläserne Kugel geöffnet.
„McKay, was tun Sie da?“, fragte Sheppard.
„Ich muss etwas wissen!“, sagte er hastig, während in seinem Kopf eine Vermutung mehr und mehr Gestalt annahm.
Die Öffnung, die er durch das Abdrehen des Deckels geschaffen hatte, war gerade groß genug, um seine Hand hineinzustecken.
Als seine Hand durch die Öffnung griff, bemerkte er eine angenehme Wärme. Er bekam etwas zu fassen, das etwa würfelgroß war und zog es heraus. Sofort verlor der Splitter einen Teil seiner Helligkeit.
McKay betrachtete es und er war sich nun ziemlich sicher, worum es sich bei dem Splitter handelte.

„Was ist das?“, fragte Teyla.
Doch gerade als McKay antworten wollte, kam Anura wieder herein. Er trug eine Art Platte, auf der vier Schälchen mit Suppe standen. Er setzte sich in die Lücke zwischen Sheppard und Teyla, die sich kurz zuvor niedergelassen hatten und stellte das Tablett in die Mitte.

McKay konnte nicht abwarten. Er musste wissen, ob er Recht hatte.
„Anura, was ist das?“ Er hielt dem jungen Mann den merkwürdigen Splitter unter die Nase.
„Das?“, fragte Anura. „Das sind Splitter von einem Stein, die wir zur Beleuchtung benutzen, da sie von selber leuchten und wir kein brennendes Material zum Feuermachen benutzen müssen, das bei uns nicht besonders reichlich vorhanden ist.“
„Und wo habt ihr das her?“, fragte McKay bohrend.
„Es gibt eine Stelle nicht weit von hier, wo wir die Sachen abbauen können. Es ist aber meistens nicht nötig, denn die Splitter verlieren so gut wie nie ihre Leuchtkraft, solang man sie zusammen mit den anderen in einem Glas lässt.“
„Kannst du uns hinführen?“, fragte McKay.
„Natürlich,…aber wollt ihr denn nicht zuerst essen?“
„Genau, McKay, was soll das eigentlich?!“, fragte Sheppard amüsiert.
„Major, Sie werden nicht enttäuscht sein, sobald Sie sehen, woher diese Splitter stammen. Führen Sie uns hin“, bat McKay Anura, der sich daraufhin verblüfft erhob.

Sheppard dachte jetzt wahrscheinlich angestrengt darüber nach, was so wichtig sein konnte, dass McKay sogar das Essen dafür stehen ließ.

Die Dämmerung war hereingebrochen, als sie aus dem Zelt herauskamen und sich auf den Weg machten.
Die Wanderung, die die fünf noch weiter ins Gebirge führte, war anstrengend, dauerte dafür aber nicht sehr lange.
Sie kamen an kleineren Hügeln vorbei, die zu irgendeiner Zeit mal einer starken Erschütterung ausgesetzt gewesen sein mussten, denn sie waren regelrecht in sich zusammengebrochen.

Plötzlich fiel McKay in der Ferne ein leichtes, orangenes Leuchten auf.
„Ist es dort?“, fragte McKay und Anura nickte, immer noch erstaunt über McKays immenses Interesse für die Herkunft der unspektakulären Splitter.

McKay erstieg voller Erwartung als erster die kleine Anhöhe hinter welcher sich das Gesuchte verbarg.

Beinahe überwältigt blieb er stehen, als er endlich sah, was in der Senke so vor sich hin leuchtete.
„Wahnsinn!“, hörte er plötzlich Sheppard neben sich murmeln. „Woher wussten Sie das?“

Vor ihnen erhoben sich in einer Senke mindestens 100 armdicke Kristalle aus dem Boden, die orange und gelb leuchteten. Einige waren bereits etwas größer als andere, doch waren sie anhand ihres Aussehens zweifelsfrei zu identifizieren.

Dort, in dieser Senke wuchsen hunderte von Kristallen, rohe Z.P.M.s, vor sich hin und warteten praktisch nur darauf von ihnen gepflückt zu werden.

„Wie viele wir wohl davon auf einmal tragen können?“, fragte Ford etwas gedankenverloren, der neben einer nicht minder erstaunten Teyla stand.

„Könnte man die überhaupt benutzen, so wie sie sind, McKay?“, fragte Sheppard, der als erster wieder einen klaren Gedanken nach dieser bahnbrechenden Entdeckung fassen konnte.

„Natürlich!“, sagte McKay mit zitternder Stimme. „Wenn man sie entsprechend in diese Adapterform passt und modifiziert…Stellen Sie sich das mal vor – allein dieses Z.P.M. Feld würde 1000000 Jahre reichen, um Atlantis auf voller Energie laufen zu lassen! Und dieses Feld ist mit Sicherheit nicht das einzige auf diesem Planeten, oder Anura?
„Nein.“, antwortete der und man konnte ihm die Verwunderung in der Stimme anmerken. „Es gibt noch mehr in diesem Gebirge.“
„Wird deswegen Krieg geführt?“, fragte Teyla.
„Wegen diesem Zeugs?“, Anura lachte auf und es war das erste Mal, dass seine Mundwinkel überhaupt einmal in einer lächelnde Position zu sehen waren. „Nein der Krieg wird aus einem anderen Grund geführt.“
„Wie leicht lassen sich diese Kristalle aus dem Boden holen?“, fragte Sheppard.
„Ihr müsstet sie nur herausdrehen. Das ist sehr einfach, jedoch ist es längst nicht so einfach diese Kristalle zu Splitter zu verarbeiten, damit sie ihre volle Leuchtkraft entfalten können.“
„…Splitter…“, man konnte sehen, dass es für McKay einer Todsünde gleich kam, diese wertvolle Energiequelle in tausend Stücke zu zerschlagen.

Er rutschte den Abhang in die Senke hinunter und begann sogleich damit, einen der Kristalle herauszudrehen. Die anderen kamen ihm nach und zum Schluss hatten sie alle mindestens ein rohes Z.P.M. in der der Hand.

Anura drängte zum Aufbruch.
„Wir müssen jetzt gehen. Es ist riskant im Gebirge, sobald die drei Monde eine bestimmte Höhe erreicht haben. Hier gibt es gefährlich Kreaturen, die dann auf die Jagd gehen.“

** *

McKay war selig und konnte den Blick kaum abwenden von den ZPMs, die sie im Zelt nebeneinander gestellt hatten.
Während er mit dem Rücken zu den anderen saß und immer wieder die nun blass leuchtenden Kristalle betrachtete, begann Sheppard eine Unterhaltung.

„Anura, du musst wissen, dass wir von weit her kommen. Wir haben keine Ahnung, was hier auf diesem Planeten gespielt wird“, sagte er.
„Das weiß zunächst keiner. Aeternitas rekrutiert Männer und Frauen auf anderen Planeten und bringt sie hier her zum kämpfen. Auch ich bin noch nicht sehr lange hier. Ich bin durch einen Trick mit einer Stargateadresse auf diesen Planeten gelockt worden.“
„Genau wie wir!“, hörte McKay Sheppard sagen. „Doch gegen wen kämpft Aeternitas hier? Was ist der Sinn und Zweck der Kriege, die er führt?“

Es folgte eine kleine Pause. Dann hörte er Anura sagen: „Er gibt vor, dass er für den Ernstfall übt, falls dieser Planet angegriffen werden sollte. Laut mancher Gerüchte übt er schon über unzählige Generationen hinweg und wird dem nicht überdrüssig.“.
„Ich frage mich, was auf diesem Planeten es wert ist, verteidigt zu werden.“, grübelte Sheppard und legte seine Stirn in Falten.

McKay erhob sich und setzte sich zu den anderen. „Also ich wüsste, was auf diesem Planeten wertvoll genug wäre!“, sagte er und deutete über seine Schulter hinweg zu den „Roh“-ZPMs.
Teyla schüttelte sofort den Kopf. „Die scheinen hier für niemand etwas wert zu sein, außer dass sie hell leuchten können. Es muss etwas anderes geben.“

Teyla hat Recht“, mischte sich Ford nun ein. „Hat denn niemand von den Kriegern hier eine Idee, wofür sie kämpfen? Was ist die Motivation, damit sie nicht einfach aufgeben?“
Anura blickte Ford mit einem sehr ernsten Gesichtsausdruck in die Augen. „Die Motivation ist zu überleben. Sollte sich ein Lager weigern zu kämpfen, dann überfällt es die Gegenseite, brennt es nieder und tötet jeden, den sie finden können. Jene die fliehen, können sich nur in den Bergen verstecken, wo sie schutzlos dem Hunger, dem Durst und den wilden Tieren ausgeliefert sind.“
„Woher wisst ihr das?“, fragte Teyla.
„Wir sind noch nicht lange auf dieser Ebene. Als unser Lager näher an die Front verlegt wurde, mussten wir unsere Zelte auf den Überresten des letzten Lagers erbauen. Ich kann jetzt noch die verbrannten Leichenteile riechen, wenn ich an den Tag zurückdenke, als wir hier ankamen.“
„Ich könnte mir vorstellen, dass die Selbstmordraten in diesen Lagern verhältnismäßig hoch ist, wenn es keinen Ausweg aus der Lage gibt und keinen wirklichen Sinn in dem was ihr tut“, sagte sie und senkte den Blick auf den glänzenden Teekessel in der Mitte des Sitzkreises.
Anura lächelte Teyla an. McKay meinte, eine gewisse Begeisterung für die junge Kriegerin in seinen Augen erkennen zu können.
„Die Selbstmorde halten sich in Grenzen“, antwortete Anura. „Es gibt nämlich eine Chance hier heraus zu kommen. Wenn wir lange Zeit gut gekämpft haben – dann dürfen wir in die Stadt des Aeternitas ziehen.“

McKay dachte an das alte Paar aus der Kristallstadt, aber auch an die vielen leer stehenden Häuser, die ihm dort aufgefallen waren.

„Wie ist das eigentlich, Anura, halten die Menschen hier Aeternitas für einen Gott?“, fragte Sheppard, der sich nun wieder am Gespräch beteiligte.
„Es gibt einige, die Aeternitas für einen Gott halten. Aber es gibt genauso viele, die in ihm einfach nur ein sehr mächtiges Wesen sehen. Doch Aeternitas kümmert das ohnehin nicht. Ihm ist wichtig, dass man das macht, was er befielt und nicht, dass man ihn um jeden Preis für einen Gott hält“, sagte Anura und ließ ohne Schwierigkeiten durchblicken, dass er Aeternitas für nicht so allmächtig hielt, wie das alte Paar aus der Kristallstadt.
„Äußerst merkwürdig für einen Goa`uld“, dachte McKay laut.

Ford nickte zustimmend. „Bei ihrer Arroganz, kommt eigentlich kein anderer Status in Frage.“

Anura zog seine Augenbrauen hoch, so dass seine Stirn viele Falten zeigte und fragte neugierig: „Was sind Goa’uld?!“
„Der Begriff stammt aus unserer Galaxie. Dort sind die Goa’uld eine Rasse, die sich als Götter seit einigen tausend Jahren verehren lässt. Wir glauben, dass Aeternitas ein Goa’uld aus unserer Galaxie sein könnte, denn viele Hinweise deuten darauf hin.“, erklärte McKay.
„Wollt ihr ihn wieder in eure Galaxie bringen?“, fragte der junge Mann.
Sheppard lachte: „Also bevor wir irgendjemanden in unsere Galaxie bringen können, müssen wir zuerst das Stargate auf diesem Planeten wieder finden. Das hat Priorität. Außerdem müssen wir diese Kristalle zu unserem Planeten bringen, weil sie für uns eine unverzichtbare Energiequelle bedeuten.“
Viele Augenpaare wandten sich wieder den rohen ZPMs zu.

„Kann ich mit euch kommen?“, fragte Anura plötzlich und unerwartet. Man sah die Hoffnung in seinen Augen aufflackern, nicht seinen Lebtag auf diesem Planeten verbringen zu müssen. Überhaupt war er seit ihrer ersten Begegnung früher am Tag nicht mehr so gleichgültig.

„Wenn du in unserer Nähe bleibst und meinen Anweisungen Folge leistest“, sagte Sheppard, „dann kannst du gern mit uns kommen. Aber zum jetzigen Zeitpunkt wissen wir noch nicht einmal in welcher Richtung die Stadt liegt.“

„Die Richtung ist nicht weiter schwer. Ich habe mal eine Karte gesehen, die Triturus auf einem Tisch hatte liegen gelassen. Wenn man an der Gebirgskette entlang in östlicher Richtung geht, so gelangt man irgendwann an die Ausläufer der Berge und zu einem Meer. Auf der anderen Seite dieses Meeres ist eine Halbinsel, auf welcher eine Stadt eingezeichnet gewesen ist. Es sah jedoch so aus, als würde man mehrere Tagesmärsche brauchen, um zu dem Meer zu gelangen. Das könnte ein Problem werden.“

„Ich glaube, dass Hauptproblem wird es sein, von der morgigen Schlacht weg zu kommen.“
„Ihr könntet Recht haben!“, bestätigte Anura diese Aussage Sheppards. „Es gibt immer eine ausgedehnte Angriffslinie, die bis zu 1000m breit sein kann. Das wird ziemlich kompliziert sein, sich von dem Schlachtfeld fort zu schleichen.“
„Wir werden uns quer durchkämpfen müssen.“, sagt Ford.
„Na, klasse!“, rief McKay. „Wenn mir jemand sagen kann, wie ich das schaffen soll, dann wäre ich demjenigen sehr dankbar. Ich habe nämlich weder eine militärische Ausbildung noch genügend Erfahrung.“
„Sie überleben das schon, McKay. Sie werden einfach hinter mir Deckung suchen und mir den Rücken freihalten.“, versuchte es der Major in einem übertrieben beruhigenden Tonfall.
„Ah…!“, seufzte McKay überhaupt nicht überzeugt von dem Plan und sah sich praktisch schon unter zahlreichen Leichen auf dem Schlachtfeld verwesen. Weit weg von der Erde und von seiner zweiten Heimat – Atlantis.

***



McKay schlief wieder einmal schlecht in dieser Nacht. Die Luft war stickig im Zelt und von draußen erreichten heulende und kratzende Geräusche sein Ohr, die mit großer Sicherheit von den vielen wilden Kreaturen stammten, die Anura so ehrfürchtig erwähnt hatte.

Als er endlich einnickte, träumte er von seiner Kindheit.

Er saß auf einem braunen Teppich in der kleinen Mietwohnung seiner Eltern und war höchstens 10 Jahre alt. In seinen Händen hielt er winzige Figuren, von denen etwa die Hälfte Indianern glich und die andere Hälfte Siedler und Soldaten darstellen sollten. Etwa zwanzig der Figuren hatte er bereits in Position gebracht und nun stellte er die anderen zu der Gruppe.
Er betrachtete die Szene einige Momente lang. Dann nahm er einen Soldaten Kopf zwischen zwei Finger und rammte ihn gegen einen Indianer. Als der Indianer daraufhin umfiel, murmelte er ‚peng’ und grinste breit. Diese Prozedur wiederholte er solange, bis alle Figuren auf dem Teppich lagen.
Klein-McKay zuckte mit den Schultern und baute die Figuren alle wieder auf und ließ sie dann wieder gegeneinander kämpfen.
Irgendwann wurde ihm das Spiel zu langweilig und er begann, sich in der Wohnung umzuschauen, ob es etwas gab, was dieses Spiel interessanter machen konnte.
Er ließ seinen Blick durch das kleine Wohnzimmer schweifen und als sein Blick auf dem Feuerzeug seiner Mutter hängen blieb, entfuhr ihm ein Glucksen der Freude, über diese, in seinen Augen, perfekte Zutat zu seinem Spiel.


Als er die erste Figur in Flammen aufgehen sah, erwachte McKay.

Es war merkwürdig, denn an diese Szene aus seiner Kindheit hatte er sich zuvor überhaupt nicht mehr erinnern können. War sie wirklich passiert? Und warum erinnerte er sich jetzt an so etwas?

Für Antworten blieb keine Zeit, denn als er die Augen aufschlug, stand Sheppard bereits in voller Montur vor ihm und bedeutete ihm, dass er sich dran halten müsse. Noch einmal schloss er für kurze Zeit die Augen. Sobald sie einen Weg von diesem Planeten nach Atlantis gefunden haben, würde er Dr. Kate Heightmeyer einen Besuch abstatten.

Anura hatte für alle die für diese Einheit typischen Kampfanzüge zum Überziehen besorgt, damit sie nicht die Aufmerksamkeit von Triturus oder den Gegnern weckten, wenn sie das Schlachtfeld durchquerten, um es schließlich zu verlassen.

***

Triturus, der Jaffakrieger, hatte ganz offensichtlich von Aeternitas die Anweisung bekommen, das SGA Team in der Frontreihe seiner Truppe zu platzieren. Jedenfalls fand McKay sich schwitzend in vorderster Reihe wieder, wo er mit Ford, Teyla und Sheppard in die Wüste starrte, in der sich noch weit und breit kein Gegner blicken ließ.

McKay konnte dem Major ansehen, dass der angestrengt darüber nachdachte, wie sich ihr Plan in dieser Situation entwickeln konnte. Den Gesichtsausdruck, den dieser dabei machte, schien zu McKays Erschrecken nichts Gutes zu verheißen.

Er schaute nach oben. Einige Schweißtropfen seiner Stirn gelangten dabei in seinen Augen und trübten ihm die Sicht.
Ein Gedanke kam in ihm auf, als er dem gräulich-grünen Himmel bis zur Horizontlinie in der Wüste folgte.

Schaute Aeternitas zu? McKay dachte dabei an die riesige Halbkugel in Aeternitas Raum. Wie sonst sollten sie ihm ihre Waffen demonstrieren, wenn er nicht auf diese Art zuschauen konnte? Das konnte zu einem Problem werden, denn dann würde er auch leicht ihre Flucht bemerken.

„Okay, hören Sie zu!“, sagte plötzlich Sheppard eher raunend als sprechend. Also hatte er eine Idee. „Der Plan sieht folgendermaßen aus: Sobald der Kampf losbricht, bleiben wir stehen und lassen die Männer hinter uns, uns überholen. Auf mein Zeichen werden wir uns dann in dem Feld seitwärts durchkämpfen.“

Alle nickten. McKay schaute hinter sich und blickte in die teils aufgeregten und teils ängstlich wirkenden Gesichter der übrigen Soldaten. Er konnte es sich kaum vorstellen, dass diese Männer, die zu diesen Gesichtern gehörten, an ihnen freiwillig vorbei nach vorn stürmen würden.

Mit diesem Gedanken beschäftigt, bemerkte McKay zunächst nicht, wie plötzlich der Boden anfing zu vibrieren. Als auch er es bemerkte, konnte er bereits an der Horizontlinie der Wüste eine lang gezogene Staubwolke ausmachen, die immer mehr anwuchs, je näher sie kam.

Je näher die Staubwolke kam, desto nervöser wurde McKay und desto schneller vermischte sich der heiße Schweiß von der Hitze der sengenden Sonne mit dem kalten Schweiß seiner Angst.

Bevor sie aufgebrochen waren, hatte Sheppard McKays Waffe noch einmal auf seine Funktionalität überprüft. Diese Waffe umfasste er nun krampfhaft mit der rechten Hand an der einen Seite. Auf der anderen Seite umklammerte seine vor lauter Anstrengung angespannte Hand eines der rohen ZPMs, das um seine Hüfte gebunden war. Er hatte jeden von ihnen dazu verdonnert sich einen dieser Rohkristalle umzubinden.

Langsam aber sicher ließen sich Formen zwischen dem aufwirbelnden Sand ausmachen, die ihm den Atem stocken ließen. Er sah ganze Massen von Soldaten und Jaffakriegern in erster Reihe marschieren, die bis an die Zähne bewaffnet waren und hoch motiviert schienen.

Hinter den Soldaten und Jaffakriegern, McKay traute seinen Augen kaum, sah er merkwürdige riesige Kreaturen, die entfernt an längst ausgestorbene Dinosaurier erinnerten. Sie waren gesattelt und ihre schweren Geschirre mit monumentalen Speeren ausgestattet. Mehrere Soldaten ritten auf ihnen in großen Körben. So eine ähnliche Szenerie hatte er schon einmal gesehen. Ihn erinnerte das an die Schlachten, die er im Kino bei der Herr der Ringe Trilogie gesehen hatte. Nur mit dem Unterschied, dass dies kein Film war, sondern die blanke Wirklichkeit.

Plötzlich hörte McKay lautes Getrappel von links. Triturus ritt auf einem Tier in Pferdegröße heran, das gewisse Ähnlichkeit mit einem Nashorn hatte, nur etwas schlanker gebaut war und sich schnell bewegen konnte.

All diese Tiere konnten doch nicht von diesem Planeten ohne erkennbare Vegetation stammen, dachte McKay.
Wahrscheinlich sammelte Aeternitas diese Tiere genau wie Menschen und ließ sie für sich kämpfen.
Triturus starrte zu der gegnerischen Seite hinüber. In der rechten Hand hielt er eine große, rote und an den Rändern zerfetzte Fahne.
Er brüllte: „Okay, Soldaten. Auf mein Zeichen hin geht es los!“

McKay schaute zum Himmel. Denn während Triturus das gesagt hatte, war es McKay vorgekommen, als ob er ein blasses Gesicht, das Aeternitas sehr ähnlich war, im Grüngrau des Firmaments hatte aufblitzen sehen.
„McKay!“, knurrte Sheppard. „Sehen Sie nach vorn! Sobald uns die ersten Krieger überholt haben, bleiben Sie dicht hinter mir. Passen Sie auf, dass sie mich nicht verlieren im Kampfgetümmel!“

McKay schluckte, als er daran dachte, was gleich kommen würde.

„Major, ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob ich das gleich hinbekommen werde!“, antwortete McKay wahrheitsgemäß, jedoch mit sichtlichen Schwieirigkeiten seine sich immer mehr verstärkende Angst zuzugeben.
„Dann nehmen Sie meine Hand, Rodney!“, rief Sheppard nach einer kurzen Pause.
„Was..?“, fragte McKay, der glaubte sich verhört zu haben.
„Nehmen Sie meine Hand!!!“

Als McKay sich weigerte, packte Sheppard packte ihn fest am Arm.
Der Alptraum der Flucht durch das Schlachtfeld begann nur wenige Augenblicke später, nachdem Triturus fordernd die Fahne ausgestreckt hatte und das Gefecht damit eröffnete.

McKay spürte, wie Sheppards Hand, die schraubstockartig mit seinem Arm verschmolzen war, ihn plötzlich hinter einem kleinen Findling zu Boden zog, während die Reihen von Soldaten neben ihnen sie vorbeistürmten.

Nach wenigen Augenblicken riss ihn die Hand hoch und er hörte Sheppards Stimme brüllen: „Kommen Sie!!!“

Die Jagd durch das Feld begann. Überall wohin er nur blicken konnte, sah er rennende und kämpfende Menschen. Schreie ertönten von allen Seiten und Schüsse fielen. Für eine Sekunde wurde er sich wieder seiner Waffe in der rechten Hand bewusst.

Ein plötzliches Summen ließ ihn alle Richtungen absuchen, während er über tote oder gestürzte Körper stolperte. Er wusste, wozu das Summen gehörte, als der erste Schuss neben ihnen einschlug.

„Major!“, jappste McKay schockiert. „Dort oben!!!“ Er fuchtelte mit seiner Waffe in den Himmel. Schwarze Todesgleiter schwirrten durch die Luft und schossen ziellos in die Menge.

„Schneller, McKay!“, schrie der Major und McKay rannte restlos überfordert hinter ihm her. Sein ganzer Körper schmerzte. Er fühlte sich, als würde er jeden Moment das Bewusstsein verlieren.


weiter: Teil 3

End Notes:

Endnotenverzeichnis

(1) aus dem Film: Ima, Soko Ni Iru Boku (Now and Then, Here and There), 1999.
(2) Ramakrishna, Worte zum Wohlfühlen, S.245.
(3) Maria Rilke, R., Worte zum Glücklichsein, S.254.
Kapitel 3 by Fermina
Author's Notes:
Anmerkung: 1. Vielen Dank an Antares, die sich viel Mühe mit dem Betalesen gegeben hat. 2. …And now…the conclusion… Ihr könnt mir gerne schreiben, was ihr über die Story - und besonders das Ende - denkt. :o-)

Inhalt: Als McKay zufällig einer ziemlich großen Gefahr auf die Spur kommt, wagt sich das Team erneut in die Höhle des Löwen. Doch dort erwartet sie bereits das Ende ihres Abenteuers und diesen Ausgang hatte keiner von ihnen erwartet!
Teil 3

“Because ten billion
years' time is so fragile,
so ephemeral ...
it arouses such a bittersweet,
almost heartbreaking fondness”(1)




Das Bewusstsein hatte McKay nicht verloren und doch konnte er sich an beinahe nichts mehr erinnern, was auf dem Schlachtfeld vor sich gegangen war. Wie durch ein Wunder hatten es Ford, Teyla und Anura geschafft, ihnen bis in diesen geschützten kesselartigen Bereich des Gebirges zu folgen. Hier saß er nun, mit dem Rücken an einen Felsen gelehnt.

„Alles in Ordnung, McKay?“, fragte Ford mit besorgten Gesicht, weil der Wissenschaftler beschlossen hatte, seine Augen vorläufig geschlossen zu halten, damit sich die Welt um ihn herum nicht drehte.

„Nein!“; antwortete McKay keuchend. „Ich bin Wissenschaftler und kein Läufer oder Kämpfer.“

Er blinzelte und versuchte die rechte Hand zu bewegen, als er bemerkte, dass die Waffe immer noch in seiner verkrampften rechten Hand fixiert war. Verärgert schleuderte er sie weg. Teyla hob sie auf.

Sie schüttelte den Sand aus dem Lauf und sagte: „Wir sollten nicht zu lange an einem Ort bleiben. Aeternitas könnte uns lokalisieren und wieder gefangen nehmen lassen.“

„Sie haben Recht, Teyla!“; nickte Sheppard und zu McKay gewandt sagte er: „McKay, jetzt rappeln Sie sich auf! Wir müssen weiter.“

Seufzend und umständlich erhob sich McKay. Ließ aber sofort verlauten, dass er noch mal wegtreten musste, da seine Blase drückte.
Er sah, wie Anura und der Rest des Teams die Augen verdrehten und stöhnten. Er drehte sich den Felsen zu und musste einen größeren Brocken überwinden, wenn er ungestört sein wollte.
Oben angekommen sah er, dass sie dem Wasser sehr nah waren. Er schätzte die Entfernung auf rund 5 km. Wenn er nicht von Anura gewusst hätte, dass es nur ein sehr kleines Meer war, hätte er es für einen Ozean gehalten.

„McKay, schlagen Sie da oben keine Wurzeln. Wir wollen weiter!“; rief Sheppard ihm zu.
„Ich kann das Meer sehen!“, rief McKay seine Neuigkeit zurück und lachte. „Es ist nicht so weit, wie wir dachten. Höchstens 5 km.“
„Das sind gute Nachrichten!“ sagte Teyla. „Aber bitte beeilen Sie sich.“
„Ja, ja!“ murmelte McKay und begann mit dem Abstieg von dem Felsbrocken.

Gerade als er sich von dem Wüstenfummel befreit und den Reißverschluss seiner Overallhose geöffnet hatte, nahm er ein Vibrieren war, das sich plötzlich in einen kraftvollen Stoß verwandelte. Er stürzte den Rest des Weges von dem großen Brocken in die Tiefe und verlor für kurze Zeit das Bewusstsein, weil er hart mit dem Kopf auf dem Boden aufschlug.

***

Als McKay erwachte, konnte er seinen Aufenthaltsort zunächst nicht bestimmen.

Wo war er?
Wie war er hier hingekommen?
Was hatte er zuvor gemacht?


All diese Fragen drängten sich auf, während er sich langsam aus seiner liegenden Position erhob und sich hinkniete. Nun wurde ihm bewusst, dass er sich in verwildertem, Knöchel hohen Gras befand und es nach den exotischen Blumen duftete, die überall um ihn herum wuchsen.

Als er weiter, bis zum Ende der Grasfläche blickte, blieb er an einer Tür hängen, die zu einem riesigen graugrünen Gebäude gehörte, das aussah, wie der Kühlturm eines Kraftwerkes von der Erde.
Hinter dem Kühlturm befanden sich mindestens fünf weitere Türme, die mit dem ersten verwachsen schienen. Rückseitig schlossen sich, so sah es jedenfalls aus, einige Quadratkilometer Wiese an.

Wo zum Teufel war er?

Plötzlich fiel ihm wieder ein, was er zuletzt getan hatte. Er wollte seine Blase erleichtern und sein Hosenstall war zur Bestätigung dieser Erinnerung immer noch offen.

Langsam erinnerte sich auch wieder an den Rest. Der Kampf, das Schlachtfeld und die Kristallstadt, zu welcher er und das Team, auf dem Weg gewesen waren.

Das Team… er musste auf sich aufmerksam machen. McKay drehte sich um, und konnte durch eine Art getrübte Energiewand, den Brocken ausmachen, von welchem er gestürzt war. Genau zu diesem Zeitpunkt sah er Teylas kupferfarbenes Haar und hörte ihre Stimme nach ihm rufen.
Er antwortete, jedoch niemand hörte ihn. Es musste sich bei der Wand um so eine Art Schild handeln, dass die Kraftwerke und die Wiese um sie herum verbargen.

Als er sich aufgerappelt hatte, prüfte er zunächst, ob er verletzt war. Aber außer einer dicken Beule am Hinterkopf, konnte er keinerlei Verletzungen feststellen.

Froh darüber beeilte er sich, zu den anderen zu gelangen, um ihnen von der Neuigkeit zu berichten. Eilig schritt er durch das Energiefeld, erklomm den Felsen und rutschte zu den anderen in den schützenden Felskessel hinab.

Doch warum beachtete ihn niemand?, dachte McKay. Alle hatten sich an einer Lücke zwischen zwei großen Felsen versammelt und starrten in die Wüste.

„Leute, ich bin wieder da!“, verkündete McKay fröhlich.
Sheppard drehte sich um: „Shhh..! Dort ist ein Trupp Jaffakrieger, die ganz offensichtlich nach uns suchen.“
Teyla wandte sich von der Lücke ab. „Sie werden uns sowieso finden. Ich habe eben wieder den Schatten von Aeternitas grinsendem Gesicht im Himmel gesehen. Er kann uns überall aufspüren.“
Sie seufzte und machte ein müdes Gesicht.

„Ich kenne einen Ort, an dem wir uns verstecken können.“, brachte McKay seine Neuigkeit ein.
„Eine Höhle?“, fragte Ford, der gerade sein Fernglas wieder an Sheppard weiterreichte.
„Nein, keine Höhle“, antwortete McKay aufgeregt. „Besser. Es lohnt sich auf jeden Fall, es zu untersuchen. Es sieht aus wie irgendein Überbleibsel aus der Zeit, als die Antiker auf diesem Planeten waren.“

„Dann lassen Sie uns am besten sofort losgehen.“, sagte Sheppard. „Die Jaffa sind gerade ins Gebirge vorgedrungen, nur wenige Meter von hier. McKay, zeigen Sie uns, wo sich diese Einrichtung befindet. Wir können nur hoffen, das Aeternitas nichts davon weiß!“
„Ich denke nicht. Es ist von so etwas wie einem Energiefeld umgeben. Und wenn niemand in den letzten 10.000 Jahren so wie ich dort hineingestolpert ist, dann wird Aeternitas nichts davon wissen“, sagte McKay und beeilte sich, mit seinen müden Beinen den steilen Brocken wieder hochzuklettern.

***

Im Kühlturm war es dunkel, doch als sie alle eingetreten waren und Anura die Tür hinter ihnen geschlossen hatte, ging wie von Geisterhand das Licht an.

McKay sah zahlreiche Apparaturen und Computer. Die Bildschirme, die an hoch gewachsenen blauen und gefährlich spitzen Kristallen befestigt waren, flackerten und spulten wie in einer Endlosschleife komplizierte mathematische Formeln in Antikerschrift herunter. Er wusste vor lauter Dingen, die es hier zu entdecken gab, gar nicht, wo er anfangen sollte.

„Wo sind wir hier?“, fragte Anura verwirrt.
„Wir haben dir doch berichtet, dass wir annehmen, dass auf diesem Planeten einst Vorfahren gelebt haben.“, sagte Teyla.
Anura nickte. „Und dies ist eines ihrer Gebäude?“
„Verstehst du etwas von Physik, Anura?“, fragte McKay, der gleichzeitig versuchte, die Formeln des ihm am nächst gelegenen Bildschirm zu stoppen, so dass man sie lesen und übersetzen konnte.
„Was ist Physik, McKay?“
„Also kurz und knapp ausgedrückt verstehen wir darunter die Wissenschaft, die Vorgänge in der Natur erklärt und ihre Phänomene auf die fundamentalen Eigenschaften von Materie, Raum und Zeit zurückführt.“
Anura wiegte den Kopf: „Von dem, was ihr Physik nennt, habe ich tatsächlich etwas zu tun. Dort wo ich her komme, war ich ein Forscher, der sich mit der Zusammensetzung kleinster Teilchen beschäftigt hat und ihrer Wechselwirkung untereinander.“
„Wir nennen die Wissenschaft Chemie!“, sagte McKay.
„Ist dein Volk weit entwickelt?“, fragte Ford.
„Wir versuchen weiterzukommen, aber dann kommen die Wraith und zerstören alles wieder. Zwar haben wir bereits Tarnvorrichtungen für unsere Ergebnisse und Geräte gebaut, die sie verbergen, wenn sie wieder Jagd auf uns machen, dafür werden aber oft zahlreiche Wissenschaftler mitgenommen und das Wissen geht mit ihnen. Es dauert Jahre, bis wieder jemand auf dem Stand angelangt ist.“

McKay war ein wenig überrascht. Er hatte nicht erwartet, dass Anura Wissenschaftler war. Andererseits, bei dessen recht zarter Statur konnte er weder die Funktion eines Soldaten noch eines Bauern wirklich erfüllen. Aus der Sicht war es also gar nicht so abwegig.

„Kannst du die Sprache der Vorfahren lesen?“, fragte McKay. Bei so vielen Computern konnte er wirklich ein bisschen Hilfe gebrauchen, wenn sie schnell herausfinden wollten, welche Funktion dieser Gebäudekomplex verbarg.
„Es gibt schriftliche Überreste von den Vorfahren, aus der Zeit, in der sie unseren Planeten oft besucht haben, jedoch gibt es keine Vergleichsschriften, die uns helfen konnten, ihre Sprache zu entschlüsseln“, sagte Anura, der inzwischen neben McKay stand.

„Konnten Sie schon irgendetwas herausfinden, McKay?“, fragte Sheppard nicht ohne einen Hauch von Ungeduld in seiner Stimme.
„Nein noch nicht“, antwortete McKay leicht verärgert. „Aber wenn Sie mich jetzt anfangen zu nerven, arbeite ich noch langsamer.“
Sheppard kniff die Augen zusammen. „Okay, McKay, wir lassen Sie arbeiten. Ford? Sie kommen mit mir. Wir werden die Umgebung dieser Blase in der sich die Türme befinden mal untersuchen, vielleicht finden wir etwas Interessantes.“

McKay drückte vorsichtig ein paar der Schaltvorrichtungen. Die Formeln und Schriftzüge wollten einfach nicht zum Halten kommen und so schnell konnte er die Antikersprache trotz einiger Übung noch nicht übersetzen.

Als McKay schon fast der Verzweiflung nahe war, sagte Anura, der andere Bildschirme betrachtete, plötzlich: „McKay, schau dir mal diesen, etwas kleineren Bildschirm an, auf dem sind keine Schriftzüge, sondern Bilder.“

McKay ging zu Anura und schaute auf den Bildschirm, der ziemlich tief hing. Dort waren viele winzige graugrüne Pünktchen zu sehen, die sich bewegten. Die Ansicht veränderte sich ständig, als ob die Bilder von einer Kamera stammten, die über diese sich bewegenden Pünktchen hinweg schwenkte.
„Was ist denn das?“, fragte McKay laut sich selber.
Anura, der offenbar die Frage als an sich gerichtet aufgefasst hatte, antwortete: „Ich habe so etwas ähnliches schon einmal gesehen.“
„Hast du?“, fragte McKay verwundert, dass Anura etwas wusste, was er selber nicht sofort einordnen konnte.
„Ja, …“, er sprach nicht weiter sondern drückte auf einen kleinen Knopf. Das Bild zoomte an eines der Pünktchen heran und nun wusste auch McKay, um was es mit den sich bewegenden Pünktchen auf sich hatte.

„Das sind winzig kleine Organismen“, sagte McKay nicht ohne ein gewisses Erstaunen. „Ist diese Einrichtung hier so etwas wie ein Labor?“

Nur, was sollte das Labor bezwecken und warum hatten die Organismen so eine lange Zeit ohne die Antiker überlebt?
Zahlreiche fragen schwirrten McKay im Kopf umher.
„Schau mal, McKay!“, forderte Anura ihn auf. Er drückte seinen Finger auf dem Bildschirm auf eine bestimmte Stelle.
Zu sehen waren schwarze Stellen inmitten der Organismen, die irgendwie überhaupt nicht gesund aussahen.

Hinter ihnen ertönte ein Geräusch. Auf einem der Bildschirme war der Text zum Stehen gekommen und es blinkte nur noch ein Zeichen, dass soviel bedeutete wie „Gefahr“ oder „Achtung!“ in der Antikersprache.
Nur…, Achtung vor was?

Auf dem Schaltbrett fand er einen einzelnen Knopf, der das gleiche Zeichen führte. McKay tippte darauf und sofort öffnete sich auf dem Bildschirm, auf dem zuvor das Symbol geblinkt hatte, ein Textfenster.

McKay entzifferte den Text langsam. Doch was er dort las, war so unglaublich, dass er es sogleich noch einmal las.
„Ach du meine Güte!“, murmelte er entsetzt.
„Was steht da?“, fragte Anura besorgt.
„Was ist los?“, fragte nun auch Teyla, die sich bisher ruhig in eine Ecke zurückgezogen hatte, um McKay, der leicht reizbar war, nicht bei der Arbeit zu stören. „Sagen Sie etwas, McKay!“

„Ist irgendetwas passiert?“, fragte Sheppard, der zusammen mit Lt. Ford von seinem kurzen Rundgang in den Turm zurückkehrte.
„Wir sind in großer Gefahr!“, rief McKay als erstes, denn er wusste nicht so recht, was er zuerst erzählen sollte.
„Das wissen wir, McKay“, sagte Ford fast amüsiert, denn ihre Situation war alles andere als gut.

„Nein, nein!“, sagte McKay und die Aufregung ließ ihn beinahe Worte verschlucken. „Wir sind alle in Gefahr! Der ganze Planet muss so schnell wie möglich evakuiert werden!“
„Wieso denn das?“, fragte Teyla.
„Aus diesem Text geht hervor, dass dieses Kraftwerk den Sauerstoff für den Planeten geliefert hat.“
“…geliefert hat…?“, wiederholte Sheppard langsam.
„Ja, geliefert hat! Zurzeit findet keine Sauerstoffproduktion mehr auf diesem Planeten statt. Wie ihr alle gesehen habt, gibt es auf diesem Planeten keinerlei Vegetation, außer in der Blase, in der wir uns befinden. Ich schätze, dass die Antiker durch dieses Kraftwerk vor vielen tausend Jahren dem Planeten eine für Menschen geeignete Atmosphäre geschaffen haben. Die kleinen Organismen, die wir hier sehen, haben den Sauerstoff geliefert. Aber vor einiger Zeit hat ein Sterben der Population eingesetzt. Die wenigen, gesunden Organismen, produzieren jedoch keinen Sauerstoff mehr. Dieses Zeichen bedeutet, dass es nicht mehr lange dauert, bis die Menge Sauerstoff für Menschen nicht mehr ausreicht.“

„Können Sie das nicht reparieren, McKay?“, fragte Sheppard gewohnheitsgemäß.
„Nein“, antwortete McKay kurz und knapp und betätigte ein paar Knöpfe. Ihm war die Idee gekommen, ein paar der noch gesunden Organismen mitzunehmen um sie im Labor auf Atlantis zu untersuchen. Vielleicht waren sie ein Schritt zu der Antwort auf die Fragen der Klimaprobleme der Erde.

„Wir können mit dem Puddlejumper fliehen, den der Major und ich in einem Anbau des Kraftwerks gefunden haben.“, schlug Ford vor.
„Und was ist mit den vielen Menschen auf dem Planeten? Sollen wir sie alle ihrem Schicksal überlassen?“, fragte Teyla sofort.
„Wir können sie nicht alle evakuieren. Es sind mit Sicherheit mehr als hunderttausend.“, sagte Sheppard.
„Es ginge nur mit der Hilfe von Aeternitas.“, sagte Ford und blickte finster.
„Nur wie kann man einem arroganten und albernen Alien klar machen, dass er seinen Planeten verlassen muss?“, fragte Sheppard.
„Wir müssen mit ihm reden“, war Teylas Vorschlag und sie erntete sofort skeptische Blicke.

Nur Ford wog den Kopf und sagte: „Goa’uld sind zwar arrogant, aber sie sind auch intelligent genug, um zu begreifen, dass das Schicksal dieses Planeten besiegelt ist.“
„Nur was wird Aeternitas tun? Selbst fliehen und die Menschen sich selbst überlassen?“, fragte Anura.
„Ohne diese Menschen, ist er kein Herrscher. Ich glaube, wir sollten es versuchen, ihn zu überzeugen!“, sagte Ford.
„Und das möglichst schnell. Sonst sterben wir zusammen mit den anderen Menschen auf diesem Planeten.“, sagte McKay, der gerade die Probe mit den Organismen zustöpselte und in einer Tasche verschwinden lies.

„Woher wissen wir, wie viel Zeit uns noch bleibt?“, fragte Sheppard.
McKay konnte nur mit den Schultern zucken. „Vielleicht ein Tag, vielleicht aber auch nur wenige Stunden. Erinnern Sie sich an die grüne Farbe des Himmels? In dem Text stand, dass das bereits ein Indikator ist, dass die Atmosphäre sich zu einer für uns lebensfeindlichen entwickelt.“

***

Nur wenige Zeit später schloss sich die Luke des Puddlejumpers, den die Antiker zurückgelassen hatten. Wahrscheinlich, weil er keine hohen Geschwindigkeiten mehr fliegen konnte, aufgrund eines Defektes im Antrieb, den McKay notdürftig geflickt hatte, damit sie überhaupt starten konnten.

Mühsam erhob sich der Jumper vom Erdboden und langsam nur ließen sie die Blase und das Kraftwerk in ihrem Innern unter sich zurück.
Wenn McKay aus dem rechten Fenster blickte, konnte er das Gebirge mit den immer höher ansteigenden Kämmen und bizarren Formationen erkennen.
In ihm verbarg sich der unscheinbare Schatz tausender potentieller ZPMs.
Er seufzte und tätschelte dabei das ZPM, das er immer noch um seine Hüfte geschnallt trug. McKay hoffte inständig, dass sie bald zurückkehren würden, um weitere ZPMs zu holen.

Jetzt flogen sie über das kleine Meer. Das dunkle Wasser unter ihnen schien zu brodeln und McKay kam es so vor, als würden jeden Moment gefährliche Tiere aus ihm empor tauchen. Aber wenn er aus diesem Grund den Major gebeten hätte, höher zu fliegen, wäre er wohl ausgelacht worden.

Ganz plötzlich wurde es nebelig. McKay fragte sich, wo das Wasser dafür her stammte, war der Planet, abgesehen von dem sehr salzreichen Meer, doch so gut wie wasserfrei.
In den Nebelschwaden tauchten die Umrisse der blauen Kristallstadt auf. Der Major flog zielstrebig auf das zentrale Gebäude zu.

McKay meldete Bedenken an: „Hat sich irgendjemand schon überlegt, wie wir Aeternitas davon überzeugen sollen, den Planeten mitsamt allen Menschen, die er hier gefangen hält, zu räumen?“
Alle zuckten mit den Schultern.
„Das werden wir sehen, wenn wir da sind!“, sagte Sheppard.
„Na klar, wir spazieren in den Palast, hauen mit der Faust einmal kräftig auf den Tisch und sagen: ‚He, Aeternitas, du musst sofort von deinem Planeten verschwinden!“, sagte McKay in einem sarkastischen Tonfall.
„Seien Sie still, McKay!“, befahl Sheppard und versuchte sich zähneknirschend in einer eleganten Landung in einer sehr schmalen Öffnung im zentralen Turm. Man konnte sehen, dass sie ursprünglich für einen Puddlejumper gebaut worden war.

Entweder Aeternitas glaubte nicht daran, dass jemand durch diesen Eingang in seinen Palast eindringen konnte, oder aber er erwartete sie bereits und hatte deshalb die Wachen entfernt.

McKay tippte dann sofort auf seine zweite Überlegung, denn die Tür, die von dem Puddlejumperraum in das Gebäude führte, stand ebenfalls offen. Auf den Gängen standen keine Wachen. Eigentlich fehlten nur noch die großen, roten Pfeile, die zu seinem Thronsaal wiesen.

Es dauerte nicht lang, bis sie vor dem Saal standen und McKay den Schriftzug wieder erkannte, der über der Tür in das blaue Material eingemeißelt war.


„Zur Ewigkeit
Gelangt man
Durch die Endlichkeit“ (2)


Sheppard überlegte nicht lang und stieß die Tür, vor denen ebenfalls keine Wachen postiert waren, auf.

Eine angespannte Stimmung machte sich unter dem SGA Team und Anura breit, als sie den Raum betraten. Es war alles gespenstisch still.

McKay fielen zuerst die Frauen auf, die in Reih und Glied auf den Liegen aufgereiht saßen und sie ängstlich anstarrten. Manche hatten Tränen in den Augen.
Auf der entgegen gesetzten Seite des runden Raumes waren etwa 20 Jaffa Krieger postiert, die ihre Stabwaffen auf sie gerichtet hielten und grimmig drein blickten.

In der Mitte saß, mit übereinander geschlagenen Beinen, ein übers ganze Gesicht grinsender Aeternitas, entspannt auf seinem Thron.

„Kommt doch näher!“, befahl er, während sie kurz hinter dem Eingang stehen geblieben waren.
Aeternitas hob seine Hand und in dem Moment, in dem er schnipste, kreischte das große Tor und fiel mit einem ohrenbetäubenden Knall hinter ihnen zu.

Sie waren gefangen.
McKay merkte, wie sich Angstschweiß an seinem Nacken bildete und als der verängstigte Anura seine Hände in seinen linken Arm krallte, zuckte er zusammen.
„Nun, nun!“, sagte Aeternitas immer noch grinsend. „Ich will, dass Ihr näher kommt, damit Ihr Eure gerechte Strafe empfangen könnt.“

Als keiner seiner Teammitglieder etwas sagte, wollte McKay selbst, die drängende Angelegenheit vortragen, doch er merkte, wie er keinen Ton hervorbringen konnte. Seine Lippen pressten sich aufeinander und es war ihm nicht möglich etwas zu sagen.

„Ich habe gesagt, Ihr sollt näher kommen!“, giftete er das Team böse an und in diesem Moment spürte McKay, wie er und die anderen von irgendeiner Kraft von hinten gepackt, rasend schnell durch den ganzen Raum gezogen und vor die Füße des Aeternitas geschleudert wurden.

Seine Knie schmerzten, als sie auf dem harten Boden aufschlugen. Für einen kurzen Moment, musste McKay darüber nachdenken, wie es möglich sein konnte, dass ein Goa’uld zu solchen Tricks fähig war. Er hatte nie davon gelesen.

„Ich muss schon sagen“, fuhr Aeternitas ohne Umschweife fort. „dass Ihr nicht besonders schlau seid. Ich hätte zuerst es nie für möglich gehalten, dass Ihr wieder in meinen Palast zurückkehren würdet. Jetzt seid Ihr aber doch zurückgekehrt. Ich hatte viel Spaß, Eure Schritte zu verfolgen. Als ich vor einiger Zeit die Welt, die Ihr glaube ich „Erde“ nennt, besuchte, von der Ihr stammt, habe ich ein gewisses Potential in den Menschen, die von dort stammen vermutet.“

Wie war es denkbar, dass Aeternitas von der Erde wusste. Sie hatten immer geglaubt, dass das Stargate auf Atlantis das einzige sei, das Verbindung zur ihrem Heimatuniversum aufbauen konnte. Besaß Aeternitas selbst auch so ein Stargate?

„Also, wie schon bereits erwähnt: Ihr habt mir viel Freude gemacht, aber leider muss ich Euch jetzt sterben lassen, denn zuviel Intelligenz ist gefährlich für meine Kriege und es würde eine ungleiche Kraftverteilung geben.“

„Warten Sie!“, sagte plötzlich Sheppard, der bemerkt hatte, dass das aufgezwungene Schweigen nicht mehr länger wirkte und Aeternitas hob sichtlich amüsiert über diesen Einwurf die Augenbrauen.
„Wissen Sie denn nicht, dass ihr Planet in Gefahr ist? Der Sauerstoff geht bald zu Ende, dann wird dieser Planet unbewohnbar. Es werden alle sterben!“
„So?“, fragte Aeternitas mit einer Gleichgültigkeit in seiner Stimme, die McKay nicht zu deuten vermochte. „Ihr meint wohl, alle außer mir werden sterben. Ich bin ein Gott.“
Seine Augen glühten auf, als wollten sie das gerade Gesagte unterstreichen.

McKay merkte plötzlich, wie die Wut in ihm hochstieg. „Wenn Ihr unsere Welt besucht habt, dann müsst Ihr wissen, dass wir die Rasse, der Ihr angehört, kennen. Sie sind keine Götter, sondern arrogante, intelligente und starke Organismen, die andere glauben lassen, sie seien welche.“

Seine Rede wurde plötzlich unterbrochen, als eine der älteren Frauen auf den Liegen in sich zusammen sank und ohnmächtig zu Boden stürzte.
„Ich glaube, der Sauerstoff beginnt knapp zu werden!“, bemerkte Ford.
„Ja, ich merke auch, wie mir langsam etwas schwindelig wird.“, sagte Teyla.
„Das ging aber jetzt sehr schnell.“, sagte Sheppard langsam und schielte beinahe vorwurfsvoll zu McKay.
Der zuckte mit den Schultern und entgegnete gereizt: „Ich hab doch gleich gesagt, dass man nicht bestimmen kann, wie schnell der Sauerstoff zu gering für Menschen wird, um zu überleben. Wir müssen hier so schnell wie möglich verschwinden.“

Aeternitas räusperte sich, als wolle er deutlich machen, dass er ebenfalls noch anwesend war.

„Ich werde Euch aber nicht gehen lassen.“, sagte er genugtuend. „Ich werde Euch Eurem Schicksal überlassen und von diesem Planeten fortgehen. Es gibt viele Welten, die ich für meine Kriege nutzen kann und es gibt immer Menschen, die ihren Weg durch das Stargate finden und für mich kämpfen. Das hat sich seit vielen tausend Jahren nicht geändert.“

„Seit vielen tausend Jahren macht Ihr das schon?“, fragte Ford entsetzt. „Warum?“

Aeternitas verdrehte genervt die Augen begann mit hinter dem Rücken verschränkten Armen im Kreis zu gehen. Er blickte starr zu Boden, als müsste er überlegen, warum er so handelte, wie er nun schon seit so unglaublich langer Zeit handelte.

Sheppard schüttelte voller Unverständnis den Kopf und McKay glaubte bei ihm die gleiche Wut zu erkennen, die auch in ihm selbst kochte. Plötzlich sagte der Major: „Ihr gebt tatsächlich zu, dass Ihr seit tausenden von Jahren täglich Menschen auf dem Schlachtfeld ihren Tod finden lasst? Für einen Grund, den ihr selber nicht kennt?“

Zornig drehte sich Aeternitas zum Major um und ging langsam auf ihn zu.
„Wenn man die Macht hat, zu tun und zu lassen, was man will, dann…“, er blieb vor Sheppard stehen und starrte ihm aggressiv in die Augen. „…dann braucht man keinen Grund.“

Ohne seinen Blick abzuwenden, hob er wie in Zeitlupe die rechte Hand, öffnete sie, so dass der Major seine Handfläche sehen konnte und schloss sie wieder.

Im selben Moment, als Aeternitas die Hand zu einer Faust schloss, sah McKay, wie einer der Jaffa, die auf der rechten Seite auf Befehle ihres Gottes warteten, in roten und gelb lodernden Flammen aufging. Er schrie vor Schmerzen kurz auf, doch die Flammen, die nun einen Blau-Ton angenommen hatten, waren so heiß, dass er sogleich wieder verstummte und wie in Zeitlupe zu Boden stürzte.

McKay starrte auf die verkohlten Überreste des Kriegers und etwas regte sich in seinen Gedanken. Er kannte diese Szene. Er kannte diese Szene aus einem Traum, den er kürzlich gehabt hatte. In dem Traum war er wieder ein kleiner Junger gewesen und hatte Krieg gespielt mit den Siedlern und den Indianern. Er war aufgewacht, als er eine der Figuren mit einem Feuerzeug angezündet hatte.

McKay wandte sich von dem grausam verbrannten Jaffa ab und blickte zu Sheppard, der immer noch Auge in Auge mit Aeternitas stand.

Es hatte sich inzwischen eine Stille in dem runden Raum ausgebreitet, die McKay jetzt durchbrach: „Du bist kein Goa’uld“, sagte er und sein Gesicht hatte einen harten Ausdruck angenommen.
Aeternitas Kopf schnellte zu dem McKays herum. „Und was, wenn ich fragen darf, bringt dich zu dieser Erkenntnis?“, fragte der selbsternannte Gott mit gespieltem Interesse.

McKay legte die Stirn in Falten und antwortete: „Davon abgesehen, dass ein Goa’uld selbst mit Hilfe eines Sarkophages nicht mehrere tausend Jahre überleben kann, hat selbst diese Rasse nicht die Art von Grausamkeit und Logik, wie Ihr sie uns zeigt. Ein Goa’uld wäre auf so einen Vorfall vorbreitet und würde zumindest einen Teil seiner Gefolgsleute mit sich nehmen. Außerdem hätte er in tausenden von Jahren in jedem Fall versucht, noch weitere Planeten einzunehmen und seine Macht ständig zu vergrößern. Ihr habt euch jedoch mit diesem kleinen Planeten zufrieden gegeben.“

Aeternitas wurde mit einem Mal von Lachkrämpfen so geschüttelt, dass er Schwierigkeiten hatte, zu antworten.
„Du hast Recht. Ich bin kein Goa’uld. Aber das hilft euch auch nicht weiter!“

So plötzlich, wie er angefangen hatte, zu lachen, verstummte er auch wieder. Sein Gesicht nahm einen tief erschrockenen Ausdruck an. McKay blickte in die Richtung, in die Aeternitas guckte und sah, wie jene Frau zu Boden ging, die Aeternitas bereits bei ihrem ersten Besuch bei ihm, bevorzugt behandelt hatte.

Aeternitas eilte zu ihr hin, kniete nieder und bettete ihren Kopf vorsichtig in seinen Schoß. McKay glaubte zu erkennen, wie eine Träne aus dem Winkel seines Auges auf die Frau heruntertropfte.

Doch dann musste McKay kurz die Augen schließen, weil er merkte, wie der fehlende Sauerstoff seinem Gehirn zu schaffen machte. Teyla und Anura hatten sich bereits auf den Boden gesetzt.

Unerwartet ergriff Sheppard das Wort: „Wisst Ihr, Aeternitas, auch sie wird sterben, wenn Ihr nicht sofort etwas unternehmt.“

Die Worte schienen sich in Aeternitas Bewusstsein zu bohren, denn er blickte plötzlich auf und Tränen strömten über sein makelloses Gesicht, das einige Minuten zuvor noch so gleichgültig dreingeblickt hatte.

„Sie wird sterben!“, legte Sheppard noch einmal nach. „Und Ihr werdet ganz allein sein.“
„Nein, …ich will nicht allein sein!“, rief Aeternitas plötzlich.
„Dann tut etwas!“, schrie Sheppard ihn an.
„Ich kann nicht“, jammerte Aeternitas verzweifelt.

McKay konnte sich nicht länger auf den Beinen halten. Er setzte sich auf den kalten Boden und stützte sich mit den Händen ab.
Jetzt war Sheppard der Einzige, der noch stand.
„Verdammt noch mal! Vorhin habt Ihr selber noch erklärt, dass Ihr ein Gott seid. Götter können solche Situationen verhindern.“, zischte Sheppard, sein Gesicht war rot und vor Wut zu einer Grimasse verzerrt.
Diese Kraftanstrengung zwang nun auch ihn zu Boden.

Jetzt waren alle im Raum so geschwächt, dass sie nicht mehr aufrecht stehen konnten. Nur Aeternitas schien der Einzige zu sein, dem dies alles zumindest physisch nichts an haben konnte.

„Ich kann nicht!“, rief Aeternitas wieder, sank wie geschlagen in sich zusammen und vergrub sein verzweifeltes Gesicht in den angegrauten Haaren der Frau und weinte wie ein kleines Kind.

McKay konnte nun auch nicht mehr aufrecht sitzen und legte sich auf den Rücken. Erst jetzt fiel ihm auf, dass es keine richtige Decke in diesem Raum gab, sondern dass an ihrer Stelle ein Sternenhimmel zu sehen war, …ein Stück Universum mit Planetensystemen und fernen Galaxien.

Der Sauerstoffmangel beraubte ihn aller Sinne und er konnte plötzlich nicht mehr sehen, was um ihn herum geschah. Das Einzige, das er jetzt noch wusste war, dass er friedlich einschlafen und schließlich im Schlaf ersticken würde.

***

Hustend und keuchend fuhr McKay urplötzlich aus seinem Dämmerzustand hoch und setzte sich auf. Verwirrt fragte er sich zunächst, was passiert war.

Warum war er nicht tot?

Erst jetzt sah er, dass auch die anderen sich aufgerichtet hatten und, dass der Raum mit einem merkwürdig goldenen schimmernden Licht erfüllt war.

Träumte er?

Er stand zögernd auf.

Das Licht fühlte sich warm auf McKays Haut an. Auf einmal konnte er beobachten, wie eine Person in der Mitte des Raumes langsam Form annahm.

Eine Frau, mit dunkelbraunen, langen Haaren in einem einfachen, knielangen, weißen Kleid, stand mit nackten Füßen neben der großen Halbkugel, die nun nicht mehr funktionierte.

„Wer… sind Sie?“, fragte Sheppard, der als erster seine Sprache wieder gefunden hatte. Seine Worte durchschnitten die Stille wie ein Messer.

Sie begann zu lächeln und McKay war es, als ob immer noch ein Rest Glanz von der Frau ausging.

„Mein Name ist Spheara“, sagte sie in einer wohlklingenden, dunklen Stimme.

Bei diesen Worten hob Aeternitas den Kopf und starrte Spheara mit einem vernichtenden Blick an. Immer noch liefen Tränen über seine Wangen. Die ältere Frau in seinem Armen rührte sich nicht, genauso wenig wie die anderen Frauen und die Jaffa Krieger.

„Geh weg!“, fauchte er Spheara an, die jedoch auch diese respektlosen Worte nicht aus der Fassung bringen konnten.
„Nefas, die Anderen haben mich beauftragt, die Geschehnisse hier aufzuhalten. Du bist zu weit gegangen. Wir können diese Eingriffe in die Geschichte des Universums nicht mehr dulden.“, sagte sie
„Nefas?“, fragte Sheppard und kniff die Augen zusammen und legte die Stirn in Falten, so wie er es immer tat, wenn er über irgendetwas scharf nachdenken musste.

„Ihr beide seid Antiker…“, stellte McKay fest.
„Das ist richtig, Dr. McKay“, sagte Spheara.

„Antiker? Ich habe immer gedacht, ihr Antiker seid so perfekt!“, sagte Sheppard mit einem wütenden Unterton. „Aber wie ist es dann möglich, dass Nefas seit tausenden von Jahren zu seinem reinen Vergnügen Menschen gegeneinander kämpfen lässt? Ich weigere mich, auch nur daran zu denken, wie viele Männer und Frauen auf diesem Planeten wohl ihren Tod gefunden haben müssen.“
„Oh, nein, die haben wir ja ganz vergessen!…Wir müssen die Menschen auf diesem Planeten retten!“, rief Teyla alarmiert, der plötzlich wieder all die Personen einfielen, die Nefas als Aeternitas auf diese Welt gelockt hatte und die jetzt noch dort draußen waren.

„Mach dir deshalb keine Sorgen, Teyla!“, sagte Spheara ruhig. „Ich habe die Zeit auf diesem Planeten angehalten und ihn vom Rest der Vorgänge im Universum ausgeschlossen. Es wird ihnen solange, wie ich hier bin, nichts geschehen.“

„Aber…warum wollt ihr ihn gerade jetzt aufhalten?“, fragte Ford und McKay fand die Frage berechtigt. „Das Ganze geht schon seit so langer Zeit und es sind so viele gestorben, aber trotzdem greift ihr erst jetzt ein. Wieso?“

„Das ist sehr kompliziert zu erklären“, wich Spheara der Frage aus.
„Ach kommen Sie! Sie haben gesagt, Sie hätten die Zeit angehalten. Das heißt, wir haben eine Ewigkeit, in der Sie uns alles in Ruhe erklären können“, sagte Sheppard sarkastisch.
McKay unterstrich Sheppards Worte indem er demonstrativ die Hände in die Hüften stützte und Spheara herausfordernd in die Augen blickte.
„Also?“, fragte Sheppard und legte den Kopf schief. „Geben Sie uns doch einen Einblick in die Entscheidungen der Antiker.“

Spheara erschien zunächst etwas verdutzt.
„Ich muss erst mit den anderen darüber beraten, ob ich euch die Gründe nennen darf. Ich bin gleich zurück.“
„Okay, aber lassen Sie uns nicht so lange warten!“, sagte McKay, als Spheara verschwand.

Es dauerte jedoch nur den Bruchteil einer Sekunde, bis sie wieder erschien. Sheppard hob eine Augebraue und sagte trocken: „Das ging aber schnell!“
„Ich habe dir schon gesagt, dass ich hier die Zeit angehalten habe. Ich war viele Stunden eurer Zeit weg“, sagte Spheara.
„Und was ist das Ergebnis der Beratungen?“, fragte Teyla freundlich.

„Ich werde euch erklären, warum wir uns dazu entschlossen, jetzt einzugreifen“, antwortete die Antikerin.
„Wir sind ganz Ohr!“, sagte Sheppard.

„Uns ist bewusst gewesen, dass Nefas auf diesem Planeten weilte und was er mit den Menschen, die er herlockte, unternahm. Dennoch sahen wir das Gleichgewicht des Universums nicht bedroht, bei dem, was er tat. Doch als ihr den Planeten betratet, änderte sich die Sachlage.“, sagte Spheara.

„Inwiefern?“, fragte Sheppard verwundert.
„Euer Schicksal verbindet zwei Galaxien und ihr tragt gewissermaßen die Verantwortung für das Erwecken der Wraith. Ihr müsst euren Weg fortsetzen und versuchen, die Wraith zu zerstören. Sonst wird es bald kein menschliches Leben, in der Pegasus Galaxie und in jener Galaxie aus der ihr stammt, mehr geben. Vielleicht würde es den Wraith sogar gelingen, die gesamte menschliche Rasse zu vernichten.“

„Wir sind also praktisch zu wichtig für das Universum, um bei einem von Nefas Spielchen drauf zu gehen…“, deutete McKay aus Sphearas Worten.

Sie nickte nur als Antwort.

„Werdet Ihr uns nach Hause schicken?“, fragte Anura, der nun schon eine ganze Zeit nichts mehr gesagt hatte.
„Ja, wir werden alle durch das Stargate wieder auf die jeweiligen Heimatplaneten zurücksenden“, antwortete Spheara.

„Bevor das passiert, habe ich noch eine Frage“, sagte McKay, der eine Vermutung bestätigt haben wollte, die in seinem Kopf herumspukte, seit er den Jaffa hatte in Flammen aufgehen sehen.
„Welche Frage ist das, Dr. McKay?“, fragte Spheara.
„Aus welchem Grund, hat Nefas dies alles hier getan? Warum ist er nicht bei den anderen Antikern?“

Spheara sah plötzlich sehr bekümmert aus.
„Das ist eine berechtigte Frage. Ich werde versuchen, auch sie zu beantworten“, sagte sie und ging einige Schritte um die Halbkugel herum. „Als die große Seuche unsere Rasse dazu zwang in eine höhere Daseinsebene aufzusteigen, so bedeutete das, dass alle aufsteigen konnten, die alt genug waren, den langen Weg zu gehen. Wir mussten viele unserer Kinder zurücklassen und sie so dem sicheren Tod ausliefern. Doch ein paar der älteren Kinder schafften den Weg dessen ungeachtet, vielleicht aufgrund der Reinheit ihres Geistes.“

In ihrem Gesicht lag eine unendliche Traurigkeit. Vielleicht hatte sie ebenfalls ein Kind zurücklassen müssen, dachte McKay, der die Vorstellung grausam fand.

Spheara hatte die Halbkugel nun einmal umrundet und stützte sich mit der rechten Hand auf den Rand des Tisches auf dem sie ruhte.

„…Die Kinder, die es schafften, den großen Pfad zu gehen und mit uns in die höhere Daseinsebene aufzusteigen, überlebten zwar auf diese Weise, jedoch blieben sie Kinder. Sie entwickelten sich nicht mehr weiter. Ihr Geist blieb so jung, wie an dem Tag, als sie ihren Körper verlassen mussten. Wir versuchten sie zunächst zu erziehen, mussten aber aufgeben. Sie werden deshalb bis in alle Ewigkeit Kinder bleiben.“

„Und deswegen gebt ihr dann jedem Kind einen Planeten zum Spielen, damit ihr eure Ruhe habt?“, fragte Sheppard.
„Jedes von ihnen verbringt seine Ewigkeit anders. Ich muss zugeben, dass das auf diesem Planeten ausgeartet ist, aber wir werden in Zukunft vermehrt darauf achten, dass Kinder wie Nefas nicht mehr mit den Vorgängen im Universum in direkten Kontakt kommen“, versprach Spheara.

McKay dachte über die Geschehnisse, auf dem Planeten nach. Aeternitas war also nur ein Wunschbild des Antikerjungen gewesen. Vermutlich hatte er in ihrer Galaxie die Verhaltensweisen der Goa’uld gesehen und sie imitiert. Gespielt hatte Nefas, wie es McKay in seinem jüngsten Traum von seiner Kindheit selbst erlebt hatte. Er hatte Krieg gespielt, mit Kreaturen und Waffen, die er aus dem gesamten Universum zusammensammelte. Vielleicht hätte er noch in alle Ewigkeit so weiter gespielt, hätte er nicht ausgerechnet das Atlantis Team auf seinen Planeten gelockt. Ihm hatten die Menschenleben nichts bedeutet, weil er selber nicht wusste, was der Tod bedeutete, da es in seinem Daseinszustand so etwas nicht wie Tod und physischen Schmerz nicht gab. Die Frauen, die er bei sich hatte, schienen die Mutter zu ersetzen, die ihm augenscheinlich fehlte.

„McKay?“, sagte Sheppard plötzlich und McKay schreckte aus seinen Gedanken hoch. „Wir wollen nach Hause gehen.“

Der Wissenschaftler nickte, blickte auf und sah, dass Spheara und Nefas bereits weg waren. Mit ihnen waren auch die Frauen und Jaffaimitate verschwunden.
„Wir können mit dem Jumper zum Stargate fliegen. Anura kann dann vom Stargate auf Atlantis zu seinem Heimatplaneten reisen“, sagte der Major und winkte den übrigen zum Aufbruch.

***

„…Willkommen zu Hause!“, begrüßte sie eine freudige Stimme. Dr. Weir eilte die Stufen zum Stargate hinunter, um sie zu begrüßen.

Hinter ihnen schloss sich das Gate und als McKay einen Schritt auf Elizabeth Weir zumachte, bemerkte er den Gegenstand, der immer noch an seiner Hüfte baumelte.

Das ZPM! Das hatte er doch tatsächlich über die ganze Aufregung hinweg vergessen!

McKay wollte keine Zeit mehr verlieren und rief dem Leutnant, der an im Kommandoraum Dienst hatte aufgeregt zu: „Lt. Smith, wählen Sie sofort noch einmal die Adresse an, von der wir gerade gekommen sind!“

Smith nickte und betätigte sofort die Tasten. Doch das Gate auf dem Planeten mit der Kristallstadt ließ sich nicht mehr anwählen. Spätere Scans aus dem Teil der Pegasusgalaxie zeigten, dass der gesamte Planet einfach verschwunden war. Es war so, als hätte es ihn nie gegeben.

Es stellte sich ebenfalls heraus, dass das ZPM, das McKay von dem Planeten mitgebracht hatte, das einzige war, das die Reise bis nach Atlantis heil überstanden hatte; es war zwar noch nicht völlig ausgereift, würde sie aber eine ganze Zeit lang mit wertvoller Energie versorgen können. Auch die Proben der Mikroorganismen, die er von dem Kraftwerk entnommen hatte, waren nicht beschädigt und er konnte sie einem sehr wissbegierigen Dr. Beckett überreichen.

Die Reise war immerhin nicht umsonst gewesen, doch das Schicksal der Antikerkinder, die bis in alle Ewigkeit Kinder bleiben würden, beschäftigte McKay noch eine ganze Weile.

…ENDE…

End Notes:

Endnotenverzeichnis

(1) aus dem Film: Ima, Soko Ni Iru Boku (Now and Then, Here and There), 1999.
(2) Ramakrishna, Worte zum Wohlfühlen, S.245.
(3) Maria Rilke, R., Worte zum Glücklichsein, S.254.

Diese Geschichte wurde archiviert am http://stargatefanfic.de/viewstory.php?sid=2056