Platos Atlantis: Inhalt, Intention und Nachwirkung by Fermina
Summary: Wissenswertes über den Mythos Atlantis! (KEINE FanFiction!!)
Categories: Stargate Atlantis Characters: Universell
Genre: General, PwP
Challenges: Keine
Series: Keine
Chapters: 1 Completed: Ja Word count: 4294 Read: 6826 Published: 23.03.12 Updated: 23.03.12
Story Notes:
Dies ist die Facharbeit, die ich 2002 in Philosophie geschrieben habe. Ich habe mir gedacht, dass das vielleicht für die Zukunft von Stargate interessant sein könnte, da die neue Spinn-Off Serie Stargate- Atlantis heißen soll. Allen die ihr Hintergrundwissen über den Mythos Atlantis auffrischen wollen, wünsche ich viel Spaß beim Lesen! (Eventuelle Diskussionen und Feedback – gern gesehen!!)

1. Kapitel 1 by Fermina

Kapitel 1 by Fermina
Platos Atlantis: Inhalt, Intention und Nachwirkung


Einleitung

Atlantis gehört zu den berühmtesten ungelösten Rätseln der Menschheit. Alle Bereiche der Wissenschaft haben sich mit dem Mythos befasst, und doch ist keiner weiter in der Lösung des Rätsels vorgedrungen als der andere. Um die 10.000 Bücher sollen zu diesem Thema erschienen sein – die zahlreichen Aufsätze und Zeitungsartikel gar nicht mitgezählt! Viele Atlantis-Autoren spekulierten, kompilierten und blendeten sogar entscheidene Ideologien mißbraucht worden, worauf ich später noch zurückkommen werde.

Das Ziel meiner Facharbeit besteht unter anderem darin,
- mich der Intention Platos anzunähern, die er mit seinen Werken Kritias und Timaios verfolgte und
- Hintergründe und Auswirkungen einer Rezeptionsgeschichte zu erläutern.

Die Geschichte von Atlantis

Von allen Geschichten über geheimnisvolle versunkene Welten fasziniert uns die Erzählung Platos von dem Inselreich Atlantis, welches vor den "Säulen des Herakles" gelegen und nach der Rechnung des Pastors Jürgen Spanuth zwischen 1252 und 1175 v. Chr. untergangen sein soll, am meisten.

Platos Schriften, Kritias und Timaios, berichten von einem Reich, welches größer und mächtiger als Asien und Libyen zusammengenommen gewesen sein soll. Die Götter verteilten einst die ganze Erde unter sich und Atlantis fiel dem Gott Poseidon zu, der mit der sterblichen Kleito fünf männliche Zwillingspaare zeugte. Später teilte er die Insel zwischen den zehn Männern auf und machte sie zu Königen. Der ältste trug den Namen Atlas und nach ihm wurde die Insel und der Ozean, der sie umgab, benannt.

Die Bewohner von Atlantis zeichneten sich durch nüchternen Sinn und scharfen Verstand aus. Besitz und Reichtum bedeuteten ihnen wenig, und sie lebten mit den göttlichen Gesetzen in Einklang. Später aber verschwand, durch die häufige Vermischung mit Sterblichem, das Göttliche in ihnen und sie begannen, durch die menschliche Begierde nach Macht und Reichtum, Krieg zu führen. Dies erboste die Götter und sie kamen zusammen, um über eine Strafe zu beraten. So geschah es, dass innerhalb eines Tages und einer Nacht die Insel im Meer versank und das Gewässer seit dem an dieser Stelle unbefahrbar sind.

Platos Atlantis

Leute "aufzujagen", wurde er schließlich sein Schüler und bekannte sich zu den Grundlagen seines Erkenntnisverfahrens.

Als Sokrates 399 v. Chr. hingerichtet wurde, begab sich Plato aus Angst vor Bestrafung für die öffentliche Kritik gegen die Hinrichtung seines Lehrers auf Reisen nach Ägypten, Sizilien und Italien. Als er 387 v. Chr. nach Athen zurückkehrte, gründete er die Akademie zu deren berühmtesten Schülern Aristoteles gehörte. Um ca. 347 v. Chr. starb Plato und hinterließ zahlreiche Werke, deren älteste Sammlung 35 Dialoge und 13 Briefe umfassen. (Vgl. Encarta Enzyklopädie, 2002) Sie werden jeweils nach ihrer Entstehungszeit in vier Kategorien eingeteilt: Frühwerke, Werdezeit, Zeit der Reife (Ideenlehre) und Alterswerke (Vgl. Philosophie des Altertums, 1963). Im Mittelpunkt seiner Schriften stehen oft die bekannte "Ideenlehre" und die "Staatstheorie". Die beiden, für den Mythos Atlantis relevanten Schriften, "Kritias" und "Timaios", gehören zu den Alterswerken Platos.

 

3.1 Der Staatsmann Solon

Solon, der als Platos Quelle für die Atlantis Schriften gilt, wurde um 640 v. Chr. geboren und war ein "athenischer Staatsmann und Gesetzgeber aus dem athenischen Geschlecht der Medontiden"1. Solon unternahm zahlreiche Reisen, die seiner "gesetzgeberisch-politischen Tätigkeit"1 dienten.

594 v. Chr wurde Solon aufgrund von wachsenden inneren Unruhen zum Schiedsmann und Archon gewählt. Er sollte den Konflikt zwischen dem Adel und der stetigen anwachsenen Masse der in Schuldknechtschaft geratenen Bauern schlichten. Er

Verfassungsreform durch, welche die Bürgerschaft in vier Klassen einteilte, durch die besonders die ärmeren Bürger entlastet wurden. Trotzdem gab es Widerstand auf beiden Seiten, weil die Zugeständnisse den Bürgern und Bauern nicht weit genug gingen und der Adel auf zuviel verzichten musste. Deshalb ließ Solon den Rat schwören, die Gesetze für 10 Jahre nicht zu ändern. Schließlich ging er auf Reisen und lebte nach seiner Rückkehr zurückgezogen in Athen bis zu seinem Tod im Jahre 560 v. Chr. Die solonischen Gesetze wurden auf hölzerne Tafen und auf Steinsäulen in der Königshalle festgehalten. Über einige Inschriften wird noch gestritten, ob sie tatsächlich von ihm stammen. Solon bediente sich damals schon Jamben und Elegien, um seinen Schriften mehr Ausdruck zu verleihen. Davon sind aber nur noch wenige Verse erhalten.

3.2 Die Werke Kritias und Timaios

Die Werke Kritias und Timaios sind, wie alle Werke Platos, in Dialogform geschrieben. Diese Art der Darstellung war damals so üblich, und nicht selten handelte es sich um fiktive Dialoge. Sie hatten die Funktion, dass Dinge anschaulicher wurden und einfacher nachvollzogen werden konnten.

Kritias und Timaios, welche von Plato in seinem letzten Lebensjahrzehnt, also zwischen 357 und 347 v. Chr., geschrieben worden sind, sind die einzig erhaltene Primär- Literatur, die es zu dem Mythos Atlantis gibt. Solons Aufzeichnungen, die er laut Plato nach Athen mit zurückbrachte, sowie die Tempelinschriften der Priester mit welchen Plato gesprochen haben soll, hat man nie gefunden.

Die zwei Dialoge sind Teil einer Triologie, die nie fertiggestellt wurde. Kritias, der nach Timaios geschrieben wurde, blieb unvollendet und der dritte Teil, welcher Hermokrates heißen sollte, fehlt ganz.

Die Dialoge sind immer nach ihrem Hauptredner benannt und finden während der Panathenäen, eines Festes zur Ehre der Göttin Athene, statt.. Gesprächstpartner sind Sokrates, der aus Lokri in Italien stammende Phytagoräer Timaios, der Athener Kritias und Hermokrates, welcher die athenische Sizilienexpedition während des Peloponnesischen Krieges 415-413 besiegte. (Vgl. Claus-Peter Becke, Der Schöpfungsmythos)

Im Dialog des Timaios treffen sich Sokates, Timaios und Hermokrates zur Fortsetzung eines am Vortag begonnenen Gesprächs. Kritias ist noch nicht anwesend, und so bittet Sokrates Timaios, seine Stelle einzunehmen und beginnt zu wiederholen, was er am Tag zuvor über den Staat gesagt hat. Hauptinhalt ist hierbei, dass für Sokrates in einem Staat jeder die Aufgabe übernehme, zu der er am besten geeignet ist. (Sokrates)

welche vielversprechend sind, werden aufgezogen und die, welche weniger vielversprechenden sind, unter das Volk gegeben und beobachtet, so dass sie bei guter Anlage in ihren Geburtsstand zurückgesetzt werden. Timaios stimmt dieser Ausführung zu, und so setzt Sokrates von da an seine Darstellung fort, von der er sagt, dass er sie gern einmal in der tatsächlichen Umsetzung sehen würde, so wie jemand, der gemalte Tiere anschaut und sich wünscht, sie in Natura betrachten zu können. Sokrates betont, dass er es gerne sähe, wie sich dieser Staat im Krieg gegen andere Staaten behauptet. Die Soldaten, oder "Wächter", wie er sie nennt, müssen hart und mild zugleich sein. In Bildung und Sport müssen sie gelehrt werden, und sie sollen auch keine richtige Bezahlung erhalten, sondern einen Art Sold, von dem sie sich das Nötigste kaufen können. Wie schon bereits erwähnt, sollen die Frauen ihnen ähnlich sein und von den Kindern soll keines wissen, zu welchen Eltern es gehört.

Sokrates unterbricht seine Erzählung und betont, wie wichtig er es findet, dass Hermokrates, Timaios und Kritias seiner Runde beiwohnen, da er niemanden für qualifizierter hält als jene, um die Diskussion nun fortzusetzen. Hermokrates ergreift darauf das Wort und merkt an, dass Kritias ihnen beide am vorigen Tag bereits eine Geschichte aus alter Überlieferung erzählte, welche geprüft werden müsse, ob sie Geeignetes zu ihrem Gespräch enthält.

Kritias, welcher inzwischen eingetroffen ist, beginnt zu berichten, wie er als kleiner Junge eine Geschichte von seinem Großvater, der ebenfalls Kritias hieß, erzählt bekam. Dieser hatte sie von Solon, der ihm ein vertrauter Freund war. Eine Geschichte, welche durch die Zeit und Katastrophen in Vergessenheit geraten ist. Kritias, der Alte erzählt Kritias, dem Jungen, dass im Nildelta einst Leute wohnten, welche Athene ebenfalls als Gründerin verehrten, stammverwandt mit den Athenern waren und gute Freundschaft mit diesen pflegten. Solon, führt Kritias aus, besuchte dort die Priester, und diese erklärten ihm, dass kein Grieche etwas von seiner Vergangenheit wisse, da durch Überschwemmungen, Vulkanausbrüche und zahlreiche andere Ursachen, das Wissen verloren ging, weil nur die ungebildeten Menschen, welche in den Bergen und nicht an den Flüssen und am Meer wohnten, überlebten. Sie, die Menschen am Nildelta aber sind auf den Nil eingerichtet, und so gilt das Wissen, welches sie besitzen, als das älteste.

Vor langer Zeit aber soll der athenische Staat eine gute Verfassung gehabt haben und ausgezeichnet in der Kriegsführung gewesen sein. Solons Aufmerksamkeit war geweckt und so bat er die Priester, von den Bürgern und der Staatsverfassung zu erzählen.

Es soll vier Kasten gegeben haben, und zwar die der Priester, der Gewerbeleute, der Jäger/Ackerleute und der Krieger. Die Kriegerkaste ähnelte der, die im vorangegangenen Gespräch von Sokrates entwickelt wurde, in der Art, dass sie gesondert gehalten wird und für das Kriegswesen Sorge zu tragen hat, sowie beinahe alle anderen Merkmale, die Sokrates zuvor genannt hat. Die Göttin Athene liebte den Krieg genauso wie die Weisheit und wählte deshalb Athen aus, weil es sich am besten eignete, das Volk der Hellenen zu entwickeln. Die Bewohner waren klug und hatten eine gute Staatsverfassung. Die größte Tugend aber war ihre Kühnheit.. Es gab nämlich einmal eine Insel, welche größer als Libyen und Asien zusammen war und deren Name Atlantis war. Dort gab es eine große Königsherrschaft, die sämmtliche Länder in der Umgebung in ihrer Gewalt hatte. Diese griffen Athen an, aber die Athener hielten stand und gaben den gefangenen Atlantern sogar die Freiheit zurück. Aber es geschah, dass Atlantis durch Erdbeben und Überschwemmungen in nur einem Tag und einer Nacht unterging. Hier unterbricht Kritias seine Erzählung und bemerkt, dass sie Sokrates Staatsentwurf sehr nahe kommt und er kündigt an, dass er ins Detail gehen wird und von dem Staat erzählen will. Das, was Sokrates nur in einer Dichtung gesagt hat, will er in seiner Geschichte in die Wirklichkeit setzen. Timaios sollte zuvor mit der Enstehung der Welt beginnen und mit der Erzeugung des Menschen aufhören . An der Stelle würde er dann wieder einsetzen und von den Menschen erzählen, von welchen er ausgeht, dass sie frühe Athener gewesen sind und er animmt, dass jener Staat der ihre gewesen ist. Timaios erhält das Wort und ruft, wie es der Brauch verlangt, zuerst die Götter an und apelliert einerseits an seine Zuhörer, gut zuzuhören und andererseits an sich, es verständlich vorzutragen. Er beginnt von der "Natur des Weltalls" zu berichten, von Kosmologie und Kosmonogie. (Vgl. Platon: Timaios, Digitale Bibliothek)

Im Dialog Kritias hat Timaios gerade seine Rede beendet und bittet den Gott, den er in seiner Beschreibung erwähnt hat, dass das Richtige und Wahre in seiner Erzählung einen guten Weg nehme und das Schlechte bestraft werde und übergibt daraufhin Kritias das Wort. Kritias geht auf das Bitten Timaios ein und bemerkt, dass er noch mehr Nachsicht nötig hat, denn seiner Ansicht nach ist es leichter, den Göttern zu genügen als den Menschen. Als Mensch betrachtet man sein Abbild kritischer, da man Tag für Tag damit konfrontiert sei. Sokrates gewährt Kritias die geforderte Nachsicht mit dem Zusatz, dass dasselbe auch für Hermokrates Rede gelten soll. Hermokrates ermutigt Kritias, mit seiner Rede zu beginnen und Kritias erwidert daraufhin, dass er noch guten Mutes sei, da er noch nicht an der Reihe sei und ruft daraufhin noch einmal die Götter an, besonders Mnemosyne, da sie für seine Rede sehr wichtig ist. Kritias beginnt damit, zu wiederholen, was er schon zuvor über Atlantis und die Ur-Athener gesagt hat und betont noch einmal, dass bei seiner Erzählung die Geschichte beider Völker Vorrang haben. Schließlich beginnt Kritias mit der eigentlichen Erzählung. Er berichtet, wie die Götter vor langer Zeit, die Erde unter sich gerecht aufteilten und die Menschen, die sie aufgezogen hatten, wurden nicht mit Gewalt, sondern durch die Bemächtigung ihrer Seelen und die höhere Einsicht gelenkt. Hephaistos und Athene, die Geschwister sind, erhielten das Gebiet des heutigen Athen und das, welches am Nildelta liegt. Sie lassen besonders gute Menschen die Gebiete besiedeln, deren große Taten und Geschichten durch zuvor bereits erwähnte Umstände leider in Vergessenheit geraten sind, weil nur die Menschen, die nicht lesen und nicht schreiben konnten überlebten.

Auch erwähnt Kritias, dass die Frauen und Männer, die damals dort lebten, in ihren Taten gleichberechtigt waren. Später kommt Kritias wieder auf die Soldaten zu sprechen und nimmt Bezug auf die Änlichkeit zu Sokrates Erzählung. Dann beginnt er von der Form des Landes zu erzählen, welches sehr fruchtbar gewesen sein soll, bevor es durch Überschwemmungen umgeformt wurde und der fruchtbare Boden in der Erde versickerte und karges Land zurückblieb. Das damals fruchtbare Land wurde bebaut und war anders anglegt als heute. Kritias gibt die Beschreibung der Stadt detailliert wieder, wo Hephaistos und Athene wohnten und dass sich das Heer auf ungefähr 20.000 Männer und Frauen belief. Griechenland wurde von dem Geschwisterpaar mit Gerechtigkeit regiert und genoss großes Ansehen in Europa und Asien. Nun, da Kritias von den Gegenern (Atlantern) erzählen möchte, hält er inne und unterrichtet die Anwesenden darüber, dass Solon die Bedeutung ihrer Namen ins Griechische übersetzt hat und sie sich deshalb nicht wundern sollen, wenn die Frauen und Männer, von denen gleich die Rede sein wird, griechische Namen besitzen. Während Athene und Hephaistos Griechenland und das Nildelta bekamen, erhielt Poseidon bei der Verteilung die Insel Atlantis. Mit einer menschlichen Frau zeugte er Menschen, die er auf der Insel wohnen ließ.

Nun kam es aber, dass Poseidon auf die schöne Kleito traf, deren Mutter und Vater verstorben waren und verliebte sich in sie.

Poseidon teilte die Insel in mehrere Ringe Land, zwischen denen wiederum Ringe aus Wasser flossen. Damals war die Schifffahrt noch nicht erfunden und so konnte keiner auf die Inselmitte gelangen. Er zeugte mit Kleito fünf Zwillinssöhne, machte sie zu Königen und nach dem ältesten, der Atlas hieß, wurde die Insel und der sie umgebende Ozean benannt. Er teilte die Insel unter den Söhnen auf und Atlas erhielt den besten Teil von Atlantis. Er wurde König über alle und war hochgeehrt und übergab sein Erbe immer dem ältesten seiner Söhne. Später trieb man auf Atlantis großen Handel mit anderen Ländern, aber das meiste lieferte die Insel selbst. Es gab alle erdenklichen Pflanzen und Tierarten, sogar Elefanten lebten dort. Da sie alles so im Überfluss hatten, wurden Tempel, Häfen, Brücken und Kanäle gebaut. Die Königsburg wurde mit jeder Arbeit an ihr schöner, bis sie ihre Perfektion erreicht hatte.

Die Insel, auf der die Königsburg stand, hatte ungefähr einen Durchmesser von fünf Stadien, der erste Ring, der die Insel unmittelbar umgab, hatte einen Durchmesser von einem, der zweite von drei Stadien und die beiden Wasserringe waren jeweils zwei Stadien breit. In der Burg selber befand sich der Tempel, welcher mit Gold und Silber überzogen und Poseidon und Kleito geweiht war. Dort wurden jedes Jahr zehn Opfer zu Ehren der zehn Fürsten gebracht, welche dort gezeugt worden waren. Dann berichtet Kritias wieder von den Landringen und wie sie beschaffen waren, dass es Ortschaften, Seen und Flüsse gab.Durch ein Bewässerungssystems mit einem gigantischen Graben war es möglich zweimal im Jahr zu ernten. Das erste Mal, wenn Zeus den Regen brachte und ein zweites Mal durch Bewässerung. Zur Staatsgewalt sagt Kritias, dass sie ganz in der Willkür der zehn Fürsten lag. Untereinander aber war es so, dass sie nach den Gesetzen des Poseidons herrschten, welche auf einer Säule im Tempel standen. Im Wechsel kamen sie alle fünf oder sechs Jahre zusammen, um Gericht zu halten und zu Ehren des Gottes ein mit der bloßen Hand gefangenen Ochsen auf der Säule auf besondere Art und Weise zu opfern. Nachdem die Säule dann wieder gereinigt war, gossen sie aus einem Mischkessel mit einem Goldenen Becher kleine Mengen ins Feuer und schwörten weiterhin nach den Gesetzen zu herrschen. Danach wurden die Becher dem Gott geweiht und nach Anbruch der Dunkelheit kleideten sie sich in schöne dunkelblaue Gewänder und hielten Gericht. Sie schrieben auf, ob und auf welche Weise jemand gegen die Gesetze verstoßen hatte. Eines der wichtigesten Gesetze war, dass keiner gegen den anderen Krieg führen dürfe. Bei Verteidigung wolle man sich dann zusammenschließen und der Oberbefehl solle bei Atlas liegen.

Durch das Göttliche in ihnen genossen sie große Klugheit und wenig Gier für materielle Dinge. Als sie sich aber mit Irdischen vermischten, entarteten sie und in der Folge führten sie Krieg gegen andere Völker. Das machte Zeus so wütend, dass er eine Götterversammlung zusammen rief. (Vgl. Platon: Kritias, Digitale Bibliothek Band 2)

Hier bricht die Geschichte ab und es wird nicht mehr angesprochen, was nach dem Untergang von Atlantis passiert ist und vor allen Dingen nicht, warum Athen auch zerstört wurde.

3.3 Mögliche Absichten Platos in der Wiedergabe seiner Form der Geschichte von Atlantis

Wenn man die Dialoge Timaios und Kritias liest, stellt sich einem unweigerlich die Frage, welche Intention Paton hatte, als er diese Schriften verfasste. Es gibt viele verschiedene Möglickeiten. Die einfachste Möglichkeit ist, dass er wirklich gewillt war, einen Tatsachenbericht zu schreiben. Da so viele Argumente aber gegen die Existenz von Atlantis sprechen, so z.B. dass bis zum heutigen Tage hin mit unseren fortschrittlichen Methoden die Insel immer noch nicht entdeckt werden konnte, ist das eher unwahrscheinlich. Wahrscheinlicher ist da schon, dass Platon, Solon und die Priester gleiche Intressen hatten, den Gegner größer und mächtiger darzustellen als er wirklich war, damit der Ruhm größer ist, der ihrem Volk dann zukommmt. Um die Zeit nämlich, als Atlantis untergegangen sein soll, waren auch die großen Wanderungen der Nord- und Seevölker. Menschen, die von Hunger und Verzweiflung getrieben wurden und auf der Suche nach einer neuen Lebensmöglichkeiten waren, griffen Athen an und nicht die Krieger vom großen Inselreich Atlantis.

"Verschwunden und zerstreut waren die Flachländer. Kein Land konnte standhalten vor ihren Armen, von Hatti, Quadi, Karkemisch und Arzawa bis Alassia, zerhackt (auf einmal). Aufgeschlagen wurde ein Lager an einem Ort im Inneren von Amurru. Sie vernichteten seine Bevölkerung; sein Land war wie meines, das nie gewesen war. Sie zogen, während Feuer verbreitet wurde vor ihnen, vorwärts gegen Ägypten, ihre Sperrfestung. Die Peleset, Tekker, Sekeles, Denen und Weses – vereinte Länder – legten ihre Hände auf die (Flach) Länder bis zum Umkreis der Erde, wobei ihr Herz Vertrauen hatte und zuversichtlich war..." 2

Aber in Platos Dialogen geht es ja nicht ausschließlich darum, von dem sagenreichen Atlantis zu berichten und Athen gut darzustellen, sondern bei diesen Berichten geht es um eine Umrahmung der Naturtheorien und der Staatsverfassung Platos. So könnte Plato auch durchaus eine Lehrabsicht verfolgt haben und die Geschichte um Antlantis und Athen zur "Bereicherung" des Dialoges dazu geschrieben haben.

"Kein Zweifel, die `Lust zu fabulieren` ist im Dichterphilosophen an sich groß; sie findet in den lehrhaften Werken seiner Spätzeit nicht mehr am Aufbau des Dialoges, an der Ausmalung der Szenerie, an der farbenreichen Charakteristik der Gesprächspersonen, an dem Wechselspiel mannigfach gearteter Reden jene Befriedigung, die ihr z.B. im ,Symposion‘ oder im ,Phädros‘, im ,Georgias‘ oder im ,Protagoras‘ gewährt ward. Wir begreifen es, daß sie sich nunmehr ein eigenes Bett gräbt und gleichsam zu einer Neben- oder Sonderströmung im Geiste Platos wird."3

Im Dialog Timaios, gibt Sokrates zu, dass er den Wunsch verspürt "seinen" Staat einmal in Wirklichkeit zu sehen und ihn sich im Kampf erproben zu lassen. Daraufhin rückt Kritias mit seiner Geschichte raus, die ganz "zufällig" von einem Ur-Athen handelt, das genau eben diese Verfassung hatte, die Sokrates so gern einmal in echt anschauen wollte. Dies ist ein kleiner Hinweis darauf, dass Platon vielleicht die "Lust zu fabulieren" wieder einmal packte. Da der zweite Dialog nie zuende geschrieben wurde, bleibt immer noch Raum für Spekulationen.

4. Exemplarische Rezeptionsgeschichte

Der Mythos Atlantis wurde seit seiner Entstehung im griechischen Altertum bis zum 21. Jahrhundert unterschiedlich verstanden, bewertet, verwendet und sogar missbraucht. Die wenigsten Leute wissen, dass der Mythos im Dritten Reich dazu benutzt wurde, die Herkunft der Arier zu erklären. Außerdem arbeitete man darauf hin, den sogenannten "Urzustand" wieder herzustellen, den die Arier bzw. die Atlanter hatten, bevor sie sich mit "minderwertigen Menschen" vermischten und aus ihrem "Paradies" bzw. von ihrer Insel vertrieben wurden. Im folgenen Unterpunkt werde ich die Hintergünde und Auswirkungen, die diese Rezeptionsgeschichte auf die Menschen im Dritten Reich hatte, erläutern.

4.1 Atlantis im Nationalsozialismus

Arn Strohmeyer, Autor des Buches "Atlantis ist nicht Troja – über den Umgang mit einem Mythos, 1996" schreibt, dass es bei den Deutschen zu einem rassistischen und antisemitistischen "Nazideutschland" kommen konnte, weil die Deutschen nach 1870/71 unter preußischer Führung einen Sonderweg eingeschlagen haben. Mit Sonderweg meint er, dass die Deutschen nicht wie ihre europäischen Nachbarn den Begriff der Nation mit Aufklärung, Demokratie, sozialer Emanzipation und politischem Humanismus verbunden haben, sondern mit der Macht des Schwertes. Die Propagierung der Bismarkischen "Macht-geht-vor-Recht" Poltik wurde zur entscheidenen Triebfeder in der Weltgeschichte. Moral und Ethik wurden zu nützlichen Kategorien des militaristischen Denkens umgewandelt. Und weil es nach 1918 keine wirkliche Abkehr vom Denken in Gewalt- und Macht Kategorien gegeben hat, fielen Mythen wie Atlantis, durch den Grundsatz nationaler Ideologie wohl auf einen fruchtbaren Boden. Nach dem Ersten Weltkrieg nahm die Mythisierung, insbesondere die des Politischen zu, da die Menschen unsicher waren und die Politik und die Religion an Glaubwürdigkeit verloren hatten.

Wann auch immer Atlantis in den 20er und 30er Jahren erwähnt wurde, wurde es mit der Urheimat der Arier in Verbindung gebracht. Im Dritten Reich gab es einen Geheimorden, die Thule-Gesellschaft, welche bei den Behörden als "Sondergruppe für germanisches Altertum" gemeldet war. Dort wurden Überlegungen angestellt, die einen rassistischen und antisemitistischen Akzent trugen. Der Thule-Mythos ist dem Atlantis- Mythos sehr ähnlich. In Thule lebten die "arischen Übermenschen", welche mit den magischen Kräften des Kosmos in Verbindung standen und über fortschrittliche Technologien verfügten. Nach dem Untergang Thules retteten sich die Übelebenden mit ihrem Wissen nach Tibet.

Mitglieder des oben genannten Geheimordens waren z.B. Alfred Rosenberg, Rudolf Hess, Julius Streicher, Dietrich Eckart und Hans Frank. Adolf Hitler wird als Gast in der Mitgliedsliste aufgeführt.4

Auch wenn es diesen Geheimorden gab, waren Atlantis und Thule bei den Nazis offiziell kein Thema. Hitler ging nach seiner Machtergreifung sogar hart gegen Esotheriker vor. Jedoch wusste beinahe niemand, dass Hitler, genau wie Himmler, nicht nur den Atlantis-Mythos für wahr hielt, sondern auch Anhänger der sogenannten "Welteislehre" (Glacialkosmonogie) war, wie er in einem seiner Tischgespräche, die Henry Picker aufgezeichnet hat, bekennt. Kernaussage der Welteislehre ist, dass Feuer

Der Erfinder der Welteislehre, der östereichische Ingeniur Hanns Hörbiger, war aber weder Nationalsozialist noch Antisemit. Seine Lehre wurde von den Nationalsozialisten verändert und zu einem Kult erhoben, so dass Goebbels Propaganda Ministerium sogar verbreiten musste, dass auch derjenige ein guter Nazi sein kann, der nicht an die Welteislehre glaubt.6

Atlantis und seine rassistische Rezeption im Dritten Reich, beruht möglicherweise auf einem winzigen Übersetzungsfehler. Bei Plato heißt es nämlich:

"Als aber ihr Anteil am Wesen des Gottes durch die vielfache und häufige Beimischung des Sterblichen (Hervorhebung durch die Verfasserin) in ihnen zu schwinden begann und die menschliche Art überwog, da erst waren sie dem vorhandenen Reichtum nicht mehr gewachsen und entarteten..."7

Was Plato meint, ist, dass die Atlanter sich mit "Irdischen" vermischten. Für die Nationalsozialisten war dies aber Stoff genug für wilde Spekulationen, auch dass Atlantis z.B. als Strafe für Rassenvermischung untergehen musste.

 

Fazit

Auch wenn Platos Intention im Ganzen verborgen bleiben wird, so kann man sagen, dass das Geheimnis um Atlantis zumindest zu einem kleinen Teil gelüftet scheint. Die Theorie, dass es nicht die Atlanter waren, die Athen angriffen, sondern von Hunger und Durst geplagte Völker auf der Suche nach neuen Lebensmöglickeiten, wirkt wahrscheinlich.

Aber wer möchte einer so unspektakulären Lösung des Rätsels schon glauben?

Meine Rezeptionsgeschichte zeigt, wie sich z.B. die Nazis im Dritten Reich Mythen wie Atlantis zu Nutze gemacht haben. Auch heute noch wird sich intensiv mit Mythen auseinandergesetzt. Es ist das Geheimnisvolle und die Sehnsucht nach dem perfekten Staat, nach dem verlorenen Paradies, was den Menschen reizt. Wie Arn Strohmeyer schon richtig bemerkt:

" Atlantis ist schon längst nichts Reales mehr, es ist offenbar ein tief im Menschen sitzendes psychisches Bedürfnis. Und das will befriedigt sein!"8

Quellenverzeichnis

Literaturverzeichnis

1 Encarta Enzyklopädie, 2002
2 Höbl, Günther, Die Historischen Aussagen der äyptischen Seevölkerinschriften, 1983, S.139
3Gomperz, Theodor, Eine Geschichte der Antiken Philosophie, Band 2, 4. Auflage 1999, S. 468
4Orzechowski, Peter: Schwarze Magie – Braune Macht, 1987, S. 20
5 Strohmeyer, Arn, Roter Fels und brauner Mythos. Eine deutsche Reise nach Atlantis, 1990, S.52
6 http://www.skeptischeecke.de/Worterbuch/Welt-Eis-Lehre/welt-eis-lehre.html
7 Platon: Kritias, S. 1 ff. Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie, S. 2728( vgl.Platon- SW Bd. 3, S. 195 ff.)]
8 Strohmeyer, Arn, Atlantis ist nicht Troja – Über den Umgang mit einem Mythos, 1997, S. 52

 

Sonstige verwendete Literatur

http://www.cp-b.de/philosophie/Timaios
- [ Platon: Timaios, S. 9 ff. Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie, S. 2559 (vgl.Platon- SW Bd. 3, S. 93 ff.)]
Vorländer, Karl, Philosophie des Altertums, 1963

Bildquellen

http://www.atlantia.de
http://www.intro-online.de/atlantis
http://www.web.uvic.ca/grs/bowman/myth/gods/athene_i
http://www.geheimnis-atlantis.de
http://www.ontwikkel.thinkquest.nl/~lla062/mensen/sokrates
- Encarta Enzyklopädie, 2002


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