Warum du nur die Hälfte weißt by Chaya93
Summary: Colonel Sheppard quält sich noch immer mit einem bestimmten Ereignis aus seiner Vergangenheit. Er schreibt Dr. Weir einen Brief.
Categories: Stargate Atlantis Characters: Elizabeth Weir, John Sheppard
Genre: General, Hurt/Comfort
Challenges: Keine
Series: Keine
Chapters: 1 Completed: Ja Word count: 1140 Read: 2312 Published: 21.03.12 Updated: 21.03.12
Story Notes:
Wer in Sheppard immer nur den Held sieht, sollte das vielleicht nicht lesen. Hier wird einmal eine andere Seite des Soldaten erzählt, als er noch jünger war und an die falschen Leute geriet. Danke Mella, dass du den Schluss etwas ausformuliert hast *knuddel*

1. Kapitel 1 by Chaya93

Kapitel 1 by Chaya93
Warum du nur die Hälfte weißt


Hi Liz!

Eigentlich wollte ich es dir nicht so, nicht auf diese Art mitteilen. Aber irgendwie muss ich mit jemanden darüber ‚reden’ und den Mut dir gegenüberzustehen, den habe ich bis jetzt nicht aufbringen können. Es tut mir Leid. Aber es scheint, als würdest du mich nicht kennen. Es scheint, als würde mich niemand richtig kennen. Ich denke ich sollte Klarheit schaffen. Du und alle anderen auf dieser Expedition, ihr habt die Wahrheit und nichts als die Wahrheit verdient. Ihr sollt sie erfahren, danach kannst du mir gegenübertreten, wie du willst. Ich kann mir deine Reaktionen vorstellen, auf das, was ich dir gleich erzählen werde. Ich kann es dir wahrscheinlich nicht einmal verübeln, ich hätte genauso reagiert. Aber genug des albernen Geschwätzes. Ich denke ich sollte beginnen die Geschichte, die ich so lange auf der Seele herumgetragen habe, zu erzählen.

Es geschah am 25. Januar 1983. Du fragst dich bestimmt, weshalb ich mich an dieses Datum so genau erinnere. Nun, ich werde es dir sagen, aber am besten fange ich am Anfang an.

Zwei Kumpels und ich sind an jenem Tag in eine nahe gelegene Bar gegangen. Wir haben getrunken, ziemlich viel sogar. Normalerweise bin ich niemand, der gerne und viel trinkt, doch wir haben den Sieg unseres Lieblingsfootballteams gefeiert und nun, wir haben etwas über den Durst getrunken. Zumindest ich. Meine Kumpels waren etwas trinkfester, doch selbst sie waren weit weg von einem nüchternen Zustand.
Es kam wie es kommen musste. Nein, Korrektur. Es hätte nicht so kommen müssen. Ich hätte es verhindern können, doch ich hatte nicht den Mut es zu tun. Ich konnte es einfach nicht.
Wir waren alle betrunken und enorm ausgelassen. Wir wollten unseren Spaß und wollten ungestört feiern. Niemals dachte ich, dass es so weit kommen würde, wie es kam. Ich hätte nie von mir gedacht, dass ich dazu fähig wäre.
Aber immer der Reihe nach, auch wenn es mir schwer fällt dir das zu erzählen.
Wir drei waren also auf dem Weg zum Bus. Auf dem Weg zu der Haltestelle kam uns ein älterer Herr entgegen, den wir ungeachtet seines Weges ziehen ließen. An der Haltestelle angekommen setzten wir uns auf eine Bank und einer meiner Kumpels bot mir einen Joint an. Ich nahm an. Natürlich. Ich wollte schließlich dazugehören und nicht nur dabei sein. Kurze Zeit später kam ein Mann mittleren Alters den Bussteig entlang. Er setzte sich auf die Bank, die uns gegenüber stand. Lange Zeit sah er uns einfach an.
Sofort fingen meine so genannten Kumpels mit den Pöbeleien an. Der Mann ließ es sich lange gefallen. Ich bewundere ihn noch heute für seine Beherrschung. Als sich mein Kumpel den zweiten Joint anzündete und herumreichte, schien es dem Mann genug geworden zu sein.
Langsam stand er auf. Der gute Anzug schienen eine innere Ruhe zu repräsentieren, die er in diesem Moment wohl noch hatte.
Mit ruhiger Stimme wies er uns auf ein Schild hin, auf dem eine durchgestrichene Zigarette befand. Wir sahen ihn nur an, erwiderten einige Gemeinheiten und rauchten weiter. Der Mann ging daraufhin einfach auf meinen Kumpel zu und nahm ihm den Joint aus dem Mund.
Was dann geschah werde ich niemals vergessen können. Mein Kumpel sprang auf und schlug den Mann nieder. Mein anderer Kumpel sprang auf und schlug ebenfalls auf den Mann ein. Der fremde Mann sah mir in die Augen, mir der abseits stand und nicht dazugehören zu schien. Aber genau in diesem Moment wollte ich nicht dazugehören. Ich sehe noch heute den Blick des Mannes vor mir, als ich mich umdrehte und einfach ging.
Verstehst du, Liz, ich hätte ihm helfen können, doch ich bin feige davon gelaufen, ich hatte Angst, dennoch hätte ich helfen müssen.
Als ich mehrere Meter gelaufen war, habe ich die Polizei und den Krankenwagen gerufen. Das war das mindeste, wozu ich mich Verpflichtet fühlte. Ich hätte mehr tun müssen. Liz, ich frage mich noch heute, weshalb ich es nicht tat.
Später habe ich mich nach dem Mann erkundet. Die Krankenschwester im Krankenhaus erzählte mir nur, dass er für sein Leben lang im Rollstuhl sitzen müsse. Er soll eine kleine Tochter gehabt haben. Ich erinnere mich nicht mehr genau an ihren Namen, aber ich denke es war etwas mit E.

Später, als nach den Tätern gefahndet wurde, habe ich mich der Polizei gestellt und meine ‚Kumpels’ verpetzt. Ich bin niemand, der andere verrät, doch in diesem Augenblick konnte ich nicht anders.
Die anderen beiden bekamen sieben Jahre im Jugendknast. Ich kam mit 200 Sozialstunden davon. Doch das scheint mir sehr wenig zu sein, denn der Mann bekam lebenslänglich. Ein Leben im Rollstuhl. Ich kann mir nur vorstellen, wie das für ihn sein muss. Ich habe mit dem Gedanken gespielt mit ihm zu reden und mich zu entschuldigen, doch ich konnte es nicht. Ich war und bin in diesen Dingen ein Feigling.

Es tut mir Leid, dass du jetzt, mit diesem Brief, eine völlig andere Seite an mir entdeckt hast, ich wünschte ich müsste dir dies alles nicht erzählen, doch ich kann meine Probleme nicht so in mich hineinfressen.
Es tut mir wirklich Leid, Liz, und ich hoffe, dass du mir noch immer traust. Sollte das nicht der Fall sein, kann ich das verstehen, wirklich. Mir würde es genauso gehen. Wenn du mich nicht mehr in Atlantis haben willst, werde ich gehen.
Ich hoffe, dazu wird es nicht kommen, aber du hattest ein Recht darauf die Wahrheit zu erfahren.
Nun wirst du dir auch denken können, weshalb ich manchmal so abwesend war. Das liegt daran, dass du nur die Hälfte weißt.

Liebe Grüße, Colonel John Sheppard


***

Dr. Weir atmete tief durch, als sie den Brief fertig gelesen hatte. Sie hatte niemals gedacht, dass Sheppard zu so etwas fähig gewesen wäre. Er hatte nichts getan und machte sich noch immer Vorwürfe.
Langsam stand sie aus ihrem Stuhl auf und machte sich auf den Weg zu Sheppards Quartier. Sie würden reden müssen…

Colonel Sheppard öffnete ihr die Tür und bat sie herein, doch Elizabeth Weir blieb vor der Tür stehen.
„Ich habe dich schon erwartet.“, murmelte Sheppard leise.
„Das Mädchen heißt Elizabeth.“, sagte Weir mit ruhiger Stimme.
„Was meinst du?“, Sheppard schien nicht zu verstehen, dass sie auf den Brief anspielte.
„Das Mädchen, von dem du hier in deinem Brief schreibst. Sie heißt Elizabeth.“
„Woher weißt du das?“
Stille.
Elizabeths Blick wanderte von John auf den Boden. Sie konnte ihn nicht ansehen, zumindest zu diesem Zeitpunkt nicht. Sie hätte ihn am liebsten angeschrieen, wusste aber, weshalb John so gehandelt hatte. Wäre sie in seiner Position gewesen, hätte sie vermutlich auch nicht anders gehandelt.
Elizabeth holte tief Luft und sah ihren Gegenüber traurig an.
„Der Mann war mein Vater.“
Sie sah noch einmal in Sheppards Gesicht, bevor sie sich mit einem traurigen Gesicht und mit Tränen in den Augen umdrehte und ging.

ENDE
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