Ende einer Ära by Andreas
Summary: Ein paar persönliche Worte zu dem Ende der Serie Stargate. (Autor PoV)
Categories: Stargate SG-1 Characters: Own Character
Genre: General, PoV, Vignette
Challenges: Keine
Series: Keine
Chapters: 1 Completed: Ja Word count: 1756 Read: 2081 Published: 19.03.12 Updated: 19.03.12
Story Notes:
Ich hatte eigentlich nicht vor zwei Seiten zu schreiben, vor allem, wenn man bedenkt, dass ich erst gegen 4 Uhr morgens angefangen habe. Aber nach diesen nun letzten Episoden hatten sich in mir doch ein paar persönliche Worte aufgestaut, die ich einfach loswerden musste. Nicht nur zu Stargate, sondern auch zu meinem Leben. Letztendlich entstanden ist ein literarischer Schnellschuss, den ich sowohl aus Gründen der Aktualität als auch der Authentizität (eben weil so viele persönliche Gedanken vorkommen) ganz bewusst ohne Beta abgeschickt habe. Ich glaube, jeder von uns, der die Serie so lange verfolgt hat wie ich, hat im Grunde mehr oder weniger ähnliche Gedanken, von daher ist nicht mit etwas wie Spannung oder dergleichen zu rechnen. Ich wollte einfach ein paar Worte finden, um das Ende abzurunden, und um mich von SG zu verabschieden. Die Überschrift habe ich von CaptainCalvinCats Thread im Forum von www.stargate-palace.de übernommen, ich finde einfach, besser kann man es nicht ausdrücken. Auf dass Stargate in unseren Köpfen, Herzen und Fanfictions noch ein langes Leben beschienen sei.

1. Kapitel 1 by Andreas

Kapitel 1 by Andreas
Ende einer Ära


Müde, aber dennoch innerlich aufgewühlt sitze ich vor dem PC. Es ist vier in der Frühe, 27.09.2007, doch schlafen kann ich nicht, immer noch nicht. Erst wenige Stunden ist es her, dass ich das Ende von Stargate gesehen habe, und danach wehmütig noch einmal die Wiederholungen im Nachtprogramm. Das Ende von Stargate, meinem Stargate, von der Serie, die mich die letzten zehn Jahre begleitet, ja mit geprägt hat. Zehn Jahre, fast die Hälfte meines Lebens. Rechne ich die Jahre meiner frühen Kindheit heraus, an die ich mich eh nicht erinnern kann, dann war es in der Tat die Hälfte meines Lebens. Wahnsinn.

Mein Verstand driftet zurück zu dem Moment, vor zehn Jahren, ich kann es nur immer wieder betonen, als ich eines Mittwoch abends in einem Sessel saß, gelangweilt, und die Fernsehzeitschrift auf der Suche nach etwas Interessantem durchforstete. Ich habe keine Ahnung, warum sich mein Hirn die Szenerie genau gemerkt hat, immerhin wusste es an diesem Abend ja noch nicht, was Stargate für mich sein würde, aber die Erinnerung ist noch immer lebendig und glasklar. Ein Bild stach mir in die Augen, mehrere Menschen in Uniform, darüber ein nach Science-Fiction klingender Titel. Stargate. Nie gehört. Dennoch, ich war geködert und beschloss dem Pilot eine Chance zu geben, die Kombination aus Geschichte, Science-Fiction und Action und schien wie für mich geschaffen. Ich sollte es nicht bereuen.

An diesem Abend lernte ich die absoluten Basics der Serie: Dass man den Quoten-Außerirdischen, ganz im Gegensatz zu meiner damals auf recht rudimentären Englischkenntnissen fußenden Hypothese, nicht Tiel Si, sondern Teal’c aussprach, dass die Goa’uld trotz etwas ekliger Vermehrungsweise viel versprechende Feinde abgeben würden, und auch, dass es keinen triftigen Grund gab, wieso eine Frau nicht mit auf Außenmissionen gehen sollte. Ich war wirklich beeindruckt. Den Mittwoch darauf saß ich wieder vor der Mattscheibe…

Ich kann nicht sagen, wann ich mich das erste Mal als Fan bezeichnet habe. Ich schätze, es war einige Wochen später, irgendwann, als schon einige Abenteuer erfolgreich bestanden waren, die ich natürlich allesamt verfolgt hatte, und die Einzelcharaktere immer mehr zu einem Team zusammenzuwachsen begannen. Und ich wuchs mit ihnen mit. Auf das Risiko hin, dass es jetzt etwas hochtrabend klingen mag, Stargate entwickelte sich für mich sukzessive zu einem Anker, an dem ich mich in den turbulenten, bei weitem nicht immer glücklichen Zeiten meiner Pubertät festklammern konnte. Egal welche Probleme ich hatte, die Kombination von Stargate auf dem Fernsehschirm, eine Hand an der Fernbedienung (konnte ich ausschließen, dass meine Eltern just zu dem Moment ins Zimmer platzten, wenn sich gerade eine schleimige Larve zappelnd aus einer Bauchtasche wand…?), die andere im schwarz gelockten Fell meines Hundes, der neben mir liegend gemütlich vor sich hin schnarchte, ließ mich alles vergessen, oder zumindest verdrängen. Je stärker die Bande innerhalb des Teams wurden, desto mehr identifizierte auch ich mich mit den Figuren, ja ich sah mich in ihnen widerspiegeln. Im Positiven wie im Negativen. Ob nun Daniels Begeisterung für Geschichte oder Teal’cs stoische Ruhe, ob nun Carters chronische Beziehungsunfähigkeit oder Jacks Sarkasmus, der für ebenjene Situationen so vortrefflich geeignet war, und wenn auch nur für Selbstgespräche hinter verschlossener Tür, ich hatte und habe Charaktereigenschaften von allen Vieren. Auf manche davon bin ich nicht unbedingt stolz, aber im Laufe der Zeit lernte ich die Positiven auszubauen, und mit den Negativen klarzukommen, unterstützt von imaginären Figuren, die sich mit der Zeit ebenfalls weiterentwickelten.

Mehr und mehr erhielten wir Fans Einblick in das Innenleben unserer Helden, wurde uns die Pforte zu ihren geheimsten Gefühlen geöffnet, und wir lernten, dass sie, trotz all dem, was sie „da draußen“ leisteten, ob nun Kontakte mit extraterrestrischen Kulturen knüpfen, einen Stern sprengen oder auch nur ganz profan die Welt retten, in ihrem Innersten doch mit Unsicherheit geplagt und von Zweifeln durchsetzt waren. Sie wirkten nicht gekünstelt, und obwohl doch alle Koryphäen in ihrem jeweiligen Aufgabenbereich, so hatten jeder einzelne von ihnen Macken, Fehler und Unzulänglichkeiten. Sie hatten Allergien, kein Privatleben und Angst vor Spritzen, aber wenn es darauf ankam, dann waren sie zur Stelle und taten das Richtige.

Als ich im Sommer 2003 sitzen blieb und wenige Tage darauf mein Hund starb, flüchtete ich mich für Wochen in die fiktive Welt von Stargate. Die wenigen Folgen im TV waren mir nicht genug, und für Unmengen von DVDs wäre ich zu geizig gewesen, selbst wenn ich von ihrer Existenz gewusst hätte, also erweiterte ich meinen Stargatehorizont durch das Internet, wo ich mit dem Planet prompt fündig wurde. Dort lernte ich zum ersten Mal das Phänomen Fanfiction kennen, wobei ich schon bald zum Palace überwechselte, damals hauptsächlich aufgrund des größeren Archivs. Angemeldet habe ich mich letztendlich erst ein ganzes Jahr später. Die FFs retteten mich vor mir selbst. Anstatt vollends in Selbstmitleid, Unverständnis und Trauer zu ertrinken, hielt mich die fiktive heile Welt über Wasser, entführte mich und schaffte es, meine destruktiven Gefühle weitgehend zu unterdrücken. Monate später, ich hatte mich mit und unter anderem durch Stargate wieder gefangen, entdeckte ich durch den Palace die Lust am Schreiben. Ich kann nicht gerade von mir behaupten, dass ich besonders viel produziert hätte, auch wenn noch Vieles halbgar oder unvollendet auf meiner Festplatte verkümmert, doch das ist meiner Meinung nach auch gar nicht so wichtig. Mit dem Palace, seinen Mitgliedern, Gleichgesinnten im Geiste, hatte und habe ich eine Plattform gefunden, mich auszudrücken, wann immer ich wollte. Ich war immer schüchtern gewesen, doch im Internet, unter Menschen, die genauso Stargatebegeistert, -fanatisch, -verrückt waren wie ich, lernte ich mich auszudrücken, mich auszuleben. Zu meinen wenigen Reallife-Freunden gesellten sich andere Personen, Menschen, mit denen ich zwar nur durch WLAN und Router, durch Einsen und Nullen verbunden war, die aber trotzdem prinzipiell das Selbe fühlten. Und selbst diese hindernden technischen Barrieren wurden später durchbrochen.

Es ist mittlerweile halb sechs. Ich bin nicht wirklich müde, zu durcheinander ist mein Rhythmusgefühl von den drei süßen Monaten faulen Nichtstuns, die ich mir nach Abi und Bundeswehr gegönnt habe. Jetzt, da in nicht einmal einer Stunde der Rest meiner Familie aufstehen wird, um einen neuen Arbeitstag in Angriff zu nehmen, sickert bei mir so langsam tropfenweise die Erkenntnis durch, dass Stargate passé ist. Aus. Vorbei. Zehn lange Jahre. Keine coolen Sprüche mehr in ausweglosen Situationen, quittiert mit einem Stabwaffenhieb in die Kniekehle, keine aufreibenden Gefechte mehr mit Jaffa und Ori, keine Gesten, Gebärden, Blicke, die mehr sagen als Tausend Worte. Keine Situationskomik, die mich vor Lachen auf dem Fußboden herumkugeln ließ.

Ja gut, es wird Filme geben, aber das ist nur ein billiger Ersatz für das, was uns verloren ging. Ein Film kann keine Serie ersetzen, schon gar nicht eine Serie, die so lange lief wie Stargate. 213 Episoden, eine schier unglaubliche Zahl. Natürlich, wir werden sie alle verschlingen, diese Filme, und wir werden wieder begeistert sein und lachen und schmachten und auch vor Freude derart strahlen, dass sich ein Unbeteiligter wohl unweigerlich Sorgen um unsere Gesichtsmuskeln machen müsste, aber es wird nie so sein wie in den letzten zehn Jahren. Die Filme werden einmalig sein, ein einmaliges Erlebnis an einem einzigen Tag. Und dann wird das Leben weitergehen, und spätestens am darauf folgenden Mittwoch werden wir auf Fernsehzeitschrift oder Fernseher stieren und etwas vermissen. Fühlen, dass in uns eine große Lücke klafft, da, wo noch bis vor kurzem die Serie Platz in unserem Herzen gefunden hatte. Dann werden wir realisieren, dass das Regelmäßige verschwunden sein wird, die Garantie, dass, wenn wir mittwochs abends auf RTL 2 schalten, Stargate läuft. Dass wir vertraute Gesichter sehen, die in knifflige, scheinbar unlösbare Situationen stolpern und diese in ihrer unnachahmlichen Weise bewältigen. Dass die Story fort gesponnen wird, die Charaktere weiterentwickelt, eben dass die Serie, mit alldem, was dazugehört, voranschreitet, lebt und pulsiert.

Ja, eine Ära ist vergangen. Eine Dekade. Als der Pilotfilm ausgestrahlt wurde, begann die Pubertät gerade erst, mein Umfeld schwierig zu machen. Nun bin ich 22, offiziell erwachsen, habe Abitur gemacht, den Wehrdienst hinter mir und werde in den nächsten Tagen mein Studium der Geschichte und der Archäologie aufnehmen. Bisher war mein Leben zum größten Teil vorherbestimmt. Gut, ich traf die Entscheidung für das Gymnasium, genauso wie ich eine Entscheidung gegen den Zivildienst traf, doch das sind nur bedeutungslose Kleinigkeiten verglichen mit den Entscheidungen, die ich in Zukunft zu treffen habe. Nun beginnt das wahre Leben. Meine Jugend ist endgültig vorbei. Eine Ära ist vergangen. Eine Ära, geprägt unter anderem von Stargate. Sie war nicht immer glücklich, diese Zeit, aber ich kam immer einigermaßen zurecht. Nun steht die Zukunft klopfend vor der Tür und bittet um Einlass, meine Zukunft. Nur ich ganz alleine kann sie gestalten. Muss sie gestalten. Eigentlich ganz einfach. Eigentlich. Ich muss nur eine passende Gelegenheit beim Schopfe packen.

Stargate ist passé. Passé wie meine Jugend. Was bleibt sind Erinnerungen. Schöne Erinnerungen, weniger schöne Erinnerungen, Freude, Kummer, Trauer, Glück. Erinnerungen, die hoffentlich irgendwann einmal zu Erfahrung werden. Irgendwann…
Passé. Alles, was bisher geschehen ist, war nur Vorspiel für das wahre Leben. Für das Jetzt. Für die Zukunft. Die wichtigen Entscheidungen werden jetzt getroffen. Jetzt und in Zukunft. Vielleicht ist es für mich persönlich gar nicht mal so schlecht, dass Stargate gerade jetzt zu Ende geht. Vielleicht fällt mir damit ja der Schnitt leichter, den ich nun machen muss. Vielleicht…, ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass Stargate eine gewichtige Rolle in meinem bisherigen Leben gespielt hat. Und dafür möchte ich mich bedanken.

Danke, ihr Macher, ihr Schauspieler und Autoren für wundervolle zehn Jahre, in denen ihr es mir ermöglicht habt, die Seele baumeln zu lassen. Dafür, dass ihr etwas Einzigartiges im Einheitsbrei unserer heutigen seichten Standartfernsehunterhaltung geschaffen habt. Dafür, dass ich jetzt in einem Meer von Szenen schwelgen kann, die mich noch immer tief berühren. Für Lachkrämpfe, Beinaheherzinfarkte und all die anderen unbeschreiblichen Momente. Stargate, ich werde dich vermissen.

Have you ever seen the rain?
Yes, I have. But you helped bring back bright sunlight.


ENDE
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