Der Kampf um den Ring by Selana
Summary: Crossover zwischen Stargate Atlantis und Herr der Ringe. Sheppard und sein Team besuchen erneut Mittelerde. Dabei werden sie in Kämpfe während des Ringkrieges verwickelt. Natürlich versuchen sie ihren Freunden zu helfen und müssen so manches Abenteuer erleben, um wieder nach Hause zu kommen.
Categories: Stargate Atlantis Characters: Evan Lorne, John Sheppard, Rodney McKay, Ronon Dex, Teyla Emmagan
Genre: Crossover
Challenges: Keine
Series: Keine
Chapters: 24 Completed: Ja Word count: 44110 Read: 159242 Published: 18.03.12 Updated: 18.03.12

1. Kapitel 1 by Selana

2. Das Wiedersehen by Selana

3. Eine neue Freundin by Selana

4. Emyn Arnen by Selana

5. Kapitel 5 by Selana

6. Böse Neuigkeiten by Selana

7. Erste Kämpfe by Selana

8. Neue Freunde by Selana

9. Kapitel 9 by Selana

10. Denen wäre ich lieber nicht begegnet! by Selana

11. Jetzt auch noch Orks! by Selana

12. Freude und Leid in einem! by Selana

13. Wo ist John? by Selana

14. Faramirs Opfergang! by Selana

15. Ankunft in der Festung by Selana

16. Was damals geschah by Selana

17. Kapitel 17 by Selana

18. Kapitel 18 by Selana

19. Kapitel 19 by Selana

20. Es geht um alles by Selana

21. Was hat John vor? by Selana

22. Das Ende oder ein neuer Anfang? by Selana

23. Der Plan geht auf by Selana

24. Epilog by Selana

Kapitel 1 by Selana
22. März 3020
im Dritten Zeitalter

Fast ein Jahr war seit dem Ende des Ringkrieges vergangen. Faramir, Truchsess von Gondor und Fürst von Ithilien, stand auf dem großen Balkon im dritten Stockwerk seines Anwesens, von dem er einen guten Überblick über das Hügelland der Emyn Arnen und die daran anschließenden Wiesen und Felder Ithiliens hatte. Zwar war er in der Festungsstadt Minas Tirith geboren, doch Ithilien war seine zweite Heimat geworden.
Unten im großen Hof herrschte große Geschäftigkeit. Morgen würden sie nach Minas Tirith aufbrechen, um an den Festlichkeiten zur Feier des Jahrestages des Endes des Ringkrieges teilzunehmen. Faramir freute sich darauf, weil er da alle Freunde wieder sehen würde. Sogar die Hobbits aus dem fernen Auenland hatten ihr Kommen angekündigt. Seine Frau Éowyn freute sich besonders darauf Meriadoc Brandybock, genannt Merry, wieder zu sehen. Mit dem kleinen Mann verband sie eine besondere Freundschaft, denn sie waren gemeinsam in die Schlacht auf den Pelennor-Feldern geritten und hatten den Hexenkönig von Angmar, den Fürsten der Nazgúl getötet. Eine Tat, für die Faramir seine Gemahlin aufs höchste bewunderte. Damals war Éowyn schwer verwundet und zu den Häusern der Heilung gebracht worden. Dort hatten sie sich kennen und lieben gelernt, weil auch er mit einer schweren Verwundung dort gelegen hatte.
Aber nicht nur sie wurden erwartet, auch die Freunde aus Atlantis hatten versprochen zu kommen. Dies würde deren dritter Besuch in Mittelerde sein. Das erste Mal war er mit ihnen zu einer Schatzsuche aufgebrochen, wo er manches Abenteuer mit Sheppard und seinen Freunden erlebt hatte. Das zweite Mal war während des Ringkrieges gewesen, vor einem Jahr, wo sie ihnen gegen Sauron und seine Schergen geholfen hatten. Damals hatten sie versprochen zum 1. Jahrestag der Krönung von Aragorn wieder zu kommen. Und wie Faramir Sheppard kannte, würde er Wort halten.
Der junge Fürst blickte nach oben. Der Himmel war strahlend blau, nur ein paar weiße Wolken, die seltsamsten Figuren bildend, zogen darüber hinweg. Die ersten Vögel sangen ihr Lied in den Bäumen und im Himmel, ein lauer Wind wehte von Westen heran, das erste Anzeichen des nahenden Frühlings. Hier, in Ithilien, war das Klima milder als in vielen anderen Gegenden von Mittelerde. Auf den Wiesen stand schon das erste Gras. Und mit dem Ende des Dunklen Herrschers begann das Glück erneut in Ithilien einzuziehen. Die Menschen kehrten in ihre alte Heimat zurück und begannen damit die Äcker und Felder neu zu bestellen.
Von Faramir bekamen die Bauern jede gewünschte Unterstützung. Es war sein ausdrücklicher Wunsch gewesen, dass wieder Leben in das verwaiste Ithilien einzog. Zwar gab es noch einige herumstreunende Orks, doch diese wurden von den Kriegern Faramirs und auch von König Elessar unerbittlich verfolgt, sofern sie zur Gefahr für die Bevölkerung wurden.
„Herr!“, die Stimme eines seiner Diener unterbrach Faramirs Gedanken. „Ihr habt Besuch. Ist es erlaubt, Euch zu stören?“
„Wer ist es denn?“, fragte Faramir neugierig.
„Er meinte, es solle eine Überraschung sein, Herr“, der Diener machte eine Pause, bevor er weitersprach. „Es ist ein Elb.“
„Ein Elb? Dann lass ihn bitte herein.“
Der Diener verschwand und nur Sekunden später trat ein großer Elb mit langen blonden Haaren auf den Balkon. Seine Bekleidung bestand aus einer Hose und einem Hemd aus feinem weichem dunklem Leder; das Kettenhemd, das seinen Oberkörper schützte, war aus Mithril-Silber gefertigt. Am Ledergürtel war ein Schwert befestigt.
Faramir glaubte, seinen Augen nicht zu trauen. „Fingolfin!“
Der Elb trat lächelnd auf ihn zu und umarmte ihn herzlich. Dann trat er einen Schritt zurück. „Du siehst gut aus.“
„Danke, du aber auch.“
Fingolfins Lächeln verschwand schließlich und ein betrübter Ausdruck trat in sein Gesicht. „Das mit Boromir tut mir Leid.“
Sofort verflog Faramirs gute Stimmung. Der Ringkrieg hatte viele Opfer gefordert: auch seinen geliebten Bruder Boromir und seinen Vater Denethor. Auch wenn er selbst von Denethor keine große Liebe empfangen hatte, so hatte er seinen Vater doch von Herzen geliebt und ihm längst alles verziehen. Selbst, dass er ihn in geistiger Umnachtung zusammen mit sich selbst auf dem Scheiterhaufen verbrennen wollte, als er ohne Bewusstsein schwer verwundet dalag. Nur das Eingreifen Mithrandirs, des Hobbits Pippin und der Wache Beregond, der heute der Hauptmann seiner Leibgarde war, hatte er es zu verdanken, dass er noch lebte.
Faramir fasste sich und blickte sich um. „Wo ist Niniel?“
„Meine Schwester ist in Minas Tirith geblieben. Du kannst sie morgen sehen. Ich aber wollte dich und deine Gemahlin hier besuchen. Du hast also die Frau deiner Träume gefunden? Wo ist sie denn? Ich bin sehr gespannt auf sie.“
„Éowyn ist dabei ihr Reisegepäck zusammenzustellen. Du kennst ja die Frauen. Wir werden sie nachher sehen. Und was habt ihr beide so getrieben?“
„Nach dem Krieg gab es viel aufzubauen, auch in Lothlórien. Als nun die Einladung König Elessars unsere Heimat erreichte, schlossen wir uns dem Gefolge der Herrin Galadriel an. Ich fürchte, meine Schwester hat den Verlust von Boromir noch nicht überwunden und den Entschluss gefasst, uns bald zu verlassen“, sagte Fingolfin.
„Wie meinst du das?“, fragte Faramir erschrocken.
„Nicht so, wie du es nun meinst. Sie wird wohl die Herrin Galadriel und den Herrn Elrond in die Unsterblichen Lande begleiten. Die beiden haben verkündet, dass sie Mittelerde bald verlassen werden.“
„Und was ist mit dir?“, wollte Faramir wissen.
„Auch ich werde Mittelerde verlassen, aber nicht so bald. Wenn du erlaubst, möchte ich in Ithilien bleiben und euch beim Aufbau helfen. Ich weiß, dass viele Elben hier wohnen und arbeiten. Später kann ich mich immer noch auf ein Schiff begeben.“
„Du meinst, wenn wir tot sind?“
Fingolfin zuckte mit den Achseln. „Du weißt, das ist der Lauf der Dinge. Wenn es in meiner Macht läge, würde ich euch Menschen die Unsterblichkeit schenken.“
„Vielleicht wäre das gar nicht so gut“, meinte Faramir. „Du bist herzlich eingeladen, in meinem Haus zu wohnen. Es ist reichlich Platz vorhanden. Es sind aber auch Zwerge hier“, erklärte Faramir und ein schwaches Lächeln zog über sein Gesicht, denn er kannte die natürliche Abneigung der Elben und Zwerge gegeneinander.
„Ich habe nichts gegen Zwerge.“
„Dann ist es ja gut. Und ich habe noch eine Überraschung für dich. Sheppard und die anderen Atlanter werden auch kommen.“
„Was? Das ist ja herrlich“, Fingolfin dachten an seinen Freund Sheppard und die vielen Abenteuer, die sie während des Ringkrieges erlebt hatten.
„Doch nun erzähle mir, was ihr beiden sonst noch so getrieben habt“, forderte Faramir ihn auf.
Sie setzten sich in eine bequeme Sitzgruppe auf dem Balkon und unterhielten sich fast den ganzen Nachmittag über. Ein Diener brachte zwischendurch eine kleine Stärkung und Erfrischungen. Der Nachmittag ging in den Abend über, als sie gestört wurden. Eine wunderschöne Frau in einem langen hellblauen Kleid mit langen blonden Haaren trat zu ihnen.
Faramir stand sofort auf. „Darf ich dir meine Gemahlin Éowyn, die Fürstin von Ithilien vorstellen? Und das ist mein alter Freund Fingolfin aus dem schönen Lothlórien.“
Fingolfin war ebenfalls aufgestanden und verneigte sich vor der Frau. „Meine Herrin! Bei Eurem Anblick erblasst selbst die Sonne. Kein Wunder, dass Ihr das Herz meines Freundes gewonnen habt.“
„Ihr seid sehr gütig, edler Herr“, antwortete Éowyn und lächelte den schönen Elben freundlich an. „Ich bin gekommen, um euch abzuholen. Die Diener haben das Abendessen aufgetragen. Und du kennst ja unsere Köchin“, sagte sie an Faramir gewandt. „Sie wird böse, wenn wir es kalt werden lassen.“
Faramir lächelte bei dem Gedanken. In der Tat war Halma eine sehr energische Frau, die aber ihr Handwerk außerordentlich beherrschte. Faramir ging sogar so weit zu behaupten, dass sie die beste Köchin in ganz Ithilien war. „Du hast recht, mein Herz“, sagte er liebevoll zu seiner jungen Frau. „Wir sollten die gute Halma lieber nicht verärgern. Sonst bekommen wir in Zukunft nichts Vernünftiges mehr auf den Tisch.“
„Das würde nie passieren“, meinte Éowyn lächelnd. „Dazu liebt und verehrt sie dich zu sehr.“ Der Stolz war aus Éowyns Worten herauszuhören, denn sie wusste, dass das ganze Volk in Gondor und Ithilien ihren Gemahl verehrte und auch liebte, und Faramir liebte das Volk und tat alles für dessen Wohl.
Während Éowyn vorausging, sagte Fingolfin zu seinem Freund: „Du hast die richtige Wahl getroffen, mein Freund. Sie ist wunderbar.“
Faramir nickte stolz. Er hatte im Krieg seine Familie verloren, doch gleichzeitig eine neue gefunden und dazu Freunde, die immer für ihn da sein würden und für die er selbst sein Leben opfern würde.
In dem großen Wohnraum stand ein mit Mühe und Sorgfalt gedeckter Tisch an dem Éowyn schon auf die beiden Männer wartete. Faramir hatte ihr viel über den Elben erzählt, aber nun, da sie ihn sah, fand sie ihn sehr sympathisch. Ein bisschen erinnerte er sie an Legolas, zumal auch er, wie Fingolfin ein Waldelb war.
Nachdem sie sich ausgiebig gestärkt hatten und die Diener den Tisch abräumten, gingen sie zurück auf den Balkon. Der Betrieb unten im Hof hatte nachgelassen, die Nacht senkte sich langsam herab.
„Es ist alles für die morgige Abreise vorbereitet“, erklärte Éowyn. Sie wollten mit mittelgroßem Gefolge nach Minas Tirith ziehen. Bis zum Abend würden sie dann die Festungsstadt erreichen, damit sie rechtzeitig am anderen Morgen für die Festlichkeiten bereit sein würden. Faramir war schon vor einer Woche dort gewesen und hatte Aragorn geholfen, die anfallenden Arbeiten zu erledigen. Eine so große Veranstaltung bedeutete viel Arbeit. Schließlich war er nach Hause geritten, um Éowyn abzuholen.
Lange noch saßen sie zusammen und erzählten sich Geschichten und Abenteuer aus vergangenen Zeiten. Dann gingen sie zu Bett, um am Morgen frisch ausgeruht zu sein.
Das Wiedersehen by Selana

Als der Jumper aus dem Tor schoss und der Planet sich unter ihnen drehte, war die Vorfreude sehr groß. Während bei ihnen noch nicht einmal ein Monat vergangen war, war für die Freunde in Mittelerde ein ganzes Jahr vergangen.
„Kommen wir auch rechtzeitig?“, fragte Rhiana. „Ihr wisst ja, der Zeitunterschied.“
„Willst du mich beleidigen?“, fragte McKay. „Auf Mittelerde ist genau ein Jahr seit unserem letzten Besuch vergangen.“
„Das will ich stark hoffen“, meinte Sheppard, während er den Planeten umrundete und genau über Gondor in die Atmosphäre eindrang.
Gespannt blickten alle nach unten. Schon konnten sie das Schattengebirge sehen, dass nun keine Gefahr für die Bewohner mehr verbarg, so hoffte John wenigstens. Nur mit Schaudern dachte er den letzten Besuch, in dem sie mehr als einmal ihr Leben riskiert hatten. Er hatte sogar eine ganze Armee kommandiert, um eine Festung vor den angreifenden Verbündeten von Sauron zu retten. Nicht Minas Tirith oder Edoras, sondern den Erebor, den großen Berg, der am Rande des Düsterwaldes lag.
Wie es wohl den Freunden ging? Er dachte an Niniel und Fingolfin, die beiden Elbengeschwister und Morli, seinen Zwergenfreund. Oder Gwaihir, den Riesenadler, der ihn auf einige Flüge mitgenommen hatte.
Da tauchte sie vor ihnen auf: Minas Tirith, die Festungsstadt und Sitz von Aragorn, dem neuen König von Gondor. Dank dem Aure, einem Gerät der Antiker, konnte sie mit dem Jumper fliegen. Alle anderen technischen Geräte funktionierten wegen dem Schutzschild der Antiker auf Mittelerde nicht. Nur der Kristall, er ähnelte stark einem ZPM, konnte den Schild neutralisieren.
Zweimal umkreiste John mit dem Jumper die Stadt, bevor er auf dem großen Platz der Zitadelle, unter dem Jubel der anwesenden Menschen, sanft zur Landung ansetzte. Rhiana und Teyla eilten sogleich nach draußen und begrüßten die Menschen. John und die anderen folgten ihnen etwas langsamer.
Die schlanke Elbin und den kleinen Zwerg erkannte John schon von weitem. Morli und Niniel kamen ihnen entgegen und umarmten ihn herzlich.
„Mae govannen, John“, begrüßte ihn die Elbin. „Du siehst gut aus.“
„Danke, liebste Freundin, du aber auch.“
„Und was ist mit mir?“, rief eine aufgebrachte Stimme.
John blickte den griesgrämigen Zwerg, der ihm gerade bis zur Brust reichte, lächelnd an. Sein langer roter Bart reichte noch immer fast bis auf den Boden, die langen Haare umwallten seinen mächtigen Bauch, und an Gewicht schien er eher noch zugenommen zu haben.
„Ich grüße dich auch, Morli. Wie ich sehe, ist es dir die letzte Zeit gut ergangen.“
„Und du scheinst gar nichts gegessen zu haben, du schwacher Mensch, denn du fällst ja fast vom Fleisch.“
Nachdem die allgemeine Begrüßung vorüber war, gingen sie auf die Zitadelle zu.
„Wo ist Fingolfin?“, fragte John die Elbin. „Es geht ihm doch gut?“
„Aber ja! Er ist in Ithilien bei Faramir und Éowyn. Sie werden morgen hier eintreffen.“
„Das ist gut, ich freue mich schon darauf, sie alle wiederzusehen.“
Niniel blickte zu Rhiana. „Und wie geht es dir, liebste Freundin? Du siehst irgendwie strahlend aus.“
„Danke, es geht mir auch sehr gut“, sagte sie.
Eine neue Freundin by Selana

Die Sonne ging strahlend über den Bergen auf und es versprach ein schöner warmer Frühlingstag zu werden. Noch war die Luft frisch, ein leichter Wind wehte vom Meer herüber und brachte den Geruch von Freiheit mit sich. Eine Freiheit, die nicht mehr selbstverständlich war, seitdem er König von Gondor geworden war.
An einem solchen Morgen dachte Aragorn oft über vergangene Zeiten nach, über sein Leben ungebunden und meist nur für sich selbst verantwortlich, sofern er nicht gerade eine Mission erfüllte. Doch das Leben als Waldläufer lag hinter ihm und er musste an die Zukunft denken.
Eine Hand legte sich sanft auf seine Schulter und als er in das liebliche Gesicht seiner Frau blickte, waren alle diese Gedanken sofort vergessen. Wie oft hatte er in den vergangenen Zeiten von einem solchen Augenblick geträumt. Seite an Seite mit seiner geliebten Arwen, seiner Königin zu sein?
„Schon wieder so nachdenklich, Geliebter?“
„Ja, die alten Zeiten vermisse ich doch etwas. Das Amt des Königs lässt mir kaum noch Zeit für dich und für eine Familie.“
Arwen fuhr sich mit der Hand über den Bauch, der noch schlank war, doch dies würde sich bald ändern. Sie war in guter Hoffnung und König und Königin freuten sich schon sehr auf das Kind. „Gandalf ist gekommen. Er wartet im Frühstücksraum auf uns.“
„Gandalf!“, sofort war jeder negative Gedanke vergessen. Wie hatte er den alten Zauberer vermisst. Und heute würden auch Faramir und seine Gemahlin Éowyn aufbrechen und bis zum Abend ankommen. Die Hobbits waren schon vor einer Woche angekommen.
Der König eilte in den Frühstücksraum voraus, so schnell, dass Arwen ihm kaum folgen konnte. Ein Lächeln stahl sich über das Gesicht der liebreizenden Königin. Sie wusste, wie sehr ihr Gemahl die Ankunft des Zauberers herbeigesehnt hatte. Ein ganzes Jahr lang hatten sie sich nicht gesehen.
Aragorn riss den Flügel auf und stürmte in den großen hell und freundlich eingerichteten Raum hoch oben in der Zitadelle. „Gandalf, alter Freund! Wie schön, dich zu sehen!“
Gandalf war beim stürmischen Eintreten des Königs lächelnd aufgestanden und umarmte seinen alten Freund ebenso freudestrahlend. „Du siehst gut aus“, meinte er dann zur Begrüßung.
„Du ebenso“, antwortete Aragorn und musste zugeben, dass Gandalf sich nicht verändert hatte. Noch immer trug er das lange weite weiße Gewand und seinen unvermeidlichen Stab. Die Haare trug er wie in alten Zeiten lang und offen. Sein Gesicht mit den durchdringenden Augen blickten ihn freundlich an.
„Nun, was macht das Amtsgeschäft?“
„Erinnere mich nicht daran“, klagte Aragorn. „Sauron hat es nicht geschafft mich zu töten, aber die Staatsgeschäfte, der Papierkrieg, das wird eines Tages mein Tod sein.“
Gandalf schmunzelt. „So schlimm wird es wohl nicht sein, alter Freund. Such dir einfach gute Helfer.“
„Das habe ich. Ohne Faramir wäre ich schon lange verloren.“
Gandalf blickte sich um. „Wo ist er denn?“
„Oh, er holt Éowyn ab und müsste gegen Abend in der Stadt sein.“
„Sehr schön, ich freue mich sehr darauf ihn und seine reizende Gemahlin wieder zusehen. Genauso wie Euch, bezaubernde Arwen.“
„Ihr seid sehr gütig, edler Zauberer“, antwortete die Elbin. „Und ich freue mich auch, Euch wieder zu sehen.“
„Hat meine Frau dir schon die Neuigkeit erzählt? Wir erwarten ein Kind.“
„Einen Nachfolger! Wie erfreulich“, meinte Gandalf. „Nein, das hat sie mir nicht verraten. Wann ist es denn soweit?“
„Im September, aber ich wäre über eine Tochter genauso entzückt“, meinte Aragorn und dachte daran, wie wundervoll es sein müsste, eine kleine Arwen um sich zu haben.
„Dann werde ich euch da wieder besuchen“, versprach Gandalf.
„Warum bleibst du nicht einfach solange hier? Wir haben so viele Zimmer in der Zitadelle, und du könntest in der Bibliothek Nachforschungen anstellen, solange und so oft du möchtest.“
„Das ist sehr verführerisch“, meinte Gandalf und dachte ernsthaft darüber nach, das Angebot des Königs anzunehmen. Zumal er nicht mehr allzu lange in Mittelerde bleiben würde. Bald würde ihn sein Weg zurück in die Unsterblichen Lande führen. Doch das wollte er Aragorn noch nicht sagen, um die Stimmung nicht zu verderben.
„Warum setzt ihr beiden euch nicht?“, fragte Arwen. „Das Frühstück wartet.“
Das ließen sich die Männer nicht zweimal sagen und griffen herzhaft zu. Arwen sah ihnen lächelnd zu. Sie selbst aß kaum etwas, zumal sie wieder ihr morgendliches Unwohlsein verspürte. Der Heiler hatte ihr jedoch versichert, dass diese Übelkeit nicht die ganze Schwangerschaft andauern würde, was sie auch stark hoffte. Die Männer hatten es auch wirklich zu einfach. Eine stürmische Liebesnacht und den Rest durften die Frauen ertragen.
Nach dem Frühstück verzogen die Männer sich in Aragorns Arbeitszimmer, um wichtige Gespräche zu führen, wie sie beide betonten. Arwen argwöhnte jedoch, dass sie ungestört in alten Erinnerungen schwelgen wollten. Sollten sie, Aragorn war die kleine Abwechslung vergönnt.
Arwen dagegen freute sich schon darauf, Éowyn wieder zu sehen. Sie hatten sich im letzten Jahr angefreundet, doch leider sahen sie sich zu Arwens Bedauern viel zu wenig.
Doch Éowyn liebte die Stadt nun einmal nicht. In den Emyn Arnen fühlte sie sich wohler. Das verstand Arwen nur zu gut, denn auch sie fühlte sich oft eingesperrt in den steinernen Mauern von Minas Tirith. Nur die Aussicht über die Felder des Pelennor und ihr Garten, halfen ihr dann über diese Zeiten hinweg zu kommen. In ihrem Garten konnte sie vergessen, so weit von Zuhause weg zu sein.
Wie Aragorn vermisste auch sie ihr altes Leben etwas. Ihren Vater, ihre Brüder und ihre Freundinnen, doch die meisten waren schon in die Unsterblichen Lande gezogen. Sie würde sich gerne einige Freundinnen suchen, doch außer Éowyn hatte sie keine gefunden. Die meisten Frauen hatten zu viel Respekt vor ihr. Dabei war Arwen das unangenehm. So viel Aufmerksamkeit war sie nicht gewohnt. Es war nicht einfach Königin zu sein. Deshalb verstand sie auch Aragorn so gut, wenn er wieder einmal sein altes Leben vermisste.
Sie blickte sich in ihrem Garten um. Noch stand nichts in voller Blüte, es war ja erst Ende März, doch schon in ein paar Wochen würde das anders aussehen. Arwen freute sich schon darauf. Sie beschloss, sich auf die Bank unter ihrem Lieblingsbaum zu setzen.
Da sah sie eine junge Frau aus dem Schatten treten. Sie trug einen Korb mit Pflanzen und bemerkte sie nicht. Arwen hatte sie noch nie gesehen. Das musste die neue Gärtnerin sein, von der Aragorn gesprochen hatte. Ihr alter Gärtner war krank geworden und ganz plötzlich verstorben. So hatte sie Aragorn um Ersatz gebeten. Das Mädchen war die Tochter des Verstorbenen und genauso begabt wie ihr Vater, wie ihr Gemahl ihr versichert hatte.
Arwen trat aus dem Schatten und sprach sie an. „Hallo, du musst mein neuer Gärtner sein.“
„Meine Königin, mit Verlaub: Gärtnerin“, korrigierte die junge Frau ohne Scheu.
Das gefiel Arwen nun schon einmal. „Verzeihung, Gärtnerin natürlich. Und wie darf ich dich nennen?“
„Mein Name ist Tyriel.“
„Schön, Tyriel, dann hoffe ich auf eine gute Zusammenarbeit. Doch sag mir, dein Vater arbeitete schon seit Jahren im königlichen Haushalt. Warum haben wir dich noch nie gesehen?“
„Ich lebte weit weg in Lebennin. Mein Mann fiel im Ringkrieg und so bin ich vor einem halben Jahr nach Minas Tirith zurückgekehrt.“
„Das tut mir sehr Leid, Tyriel. Viele gute Wesen sind im Krieg gefallen. Ich wünschte, das alles wäre nie passiert.“
„Ich auch, meine Königin, doch das Leben geht weiter. Ich muss meine kleine Tochter versorgen und so habe ich diese Arbeit angenommen, nachdem mein Vater gestorben ist.“
„Auch das tut mir sehr Leid. Wie alt ist denn deine Tochter?“
„Sie ist neun Jahre alt, Herrin.“
„Warum bringst du sie nicht mit?“
Überrascht sah Tyriel die Königin an. Das hätte sie nie erwartet. Mit etwas gemischten Gefühlen hatte sie die Arbeit angenommen, denn in der Stadt erzählte man sich, dass die Königin sehr zurückhalten und etwas unnahbar war.
„Ich wusste nicht, dass das erlaubt ist, Herrin.“
„Es ist erlaubt, und da ich im September mein erstes Kind erwarte, könnte deine Tochter eine gute Spielgefährtin für unser Kind werden.“
„Herrin, das wäre ja wunderbar. Almariel wäre am liebsten heute schon mitgekommen, doch ich habe es ihr verboten und sie bei einer Nachbarin untergebracht.“
„Bring sie morgen ruhig mit. Sie kann dir ja zur Hand gehen. Und für ein hungriges Kinderherz haben wir immer etwas zu essen übrig.“
„Ihr seid zu gütig, Herrin“, Tyriel konnte ihr Glück nicht fassen und schloss Arwen ab diesem Moment fest in ihr Herz. „Habt Ihr einen besonderen Wunsch mit der Gestaltung des Gartens?“
„Nein, im Moment nicht. Ich bin sicher, du hast ein gutes Auge dafür.“
„Das habe ich und Ihr werdet es nicht bereuen, mich in den Dienst genommen zu haben, Herrin.“
„Da bin ich sicher und vielleicht können wir Freundinnen werden. Eine gemeinsame Leidenschaft verbindet die Herzen der Menschen. Doch nun will ich dich nicht von der Arbeit abhalten. Ich werde mich etwas auf die Bank setzen, denn ich bin auf einmal sehr müde.“
„Das macht die Schwangerschaft, Herrin. Mir ging es damals genauso. Setzt euch ruhig. Hier ist es auch wunderschön.“
Arwen sah der Gärtnerin noch eine Weile bei der Arbeit zu. Vielleicht würde sie ihr morgen bei der Arbeit helfen, doch heute verhinderte ihr Unwohlsein das einfach.
Emyn Arnen by Selana

Für die Abreisenden begann der Tag in aller Frühe. Neben Éowyn, Fingolfin, Faramir und seiner Leibwache, angeführt von Beregond, reisten noch einige Zofen der Fürstin mit, sowie einige Edelleute aus Ithilien, die Faramir eingeladen hatte, an der königlichen Tafel teilzunehmen. Während ihrer Reise würde sich ihr Trupp noch vergrößern, denn aus allen Teilen des Fürstentums kamen Leute, die sich ihrem Zug anschließen würden.
Einfache Leute, wie Handwerker und Bauern mit ihren Familien, jeder Mann, Frau oder Kind war eingeladen, das Fest mitzufeiern, auch wenn nicht jeder eine Einladung zur Tafel des Königs bekommen hatte. Für das einfache Volk gab es genug Sehenswürdigkeiten. Gaukler, Händler, Spielleute, Handwerker und Künstler würden ihr Können zeigen oder ihre Waren an Ständen anbieten.
Éowyn freute sich schon sehr. Vor allem, weil sie ihren Bruder Éomer und die Halblinge wiedersehen würde. Sie hatte noch keine Sekunde bereut, dass sie Faramir geheiratet hatte. Es gefiel ihr in Ithilien und ihr Gemahl ließ ihr jede Freiheit, die sie wünschte. Sie hatte sogar schon einen Garten angelegt, eine Zucht mit Pferden begonnen und ging bei einem Heiler in die Lehre, den Faramir extra nach Ithilien geholt hatte. Doch ihre alten Freunde vermisste sie sehr, besonders ihren Bruder, zu dem sie immer ein sehr gutes Verhältnis gehabt hatte.
Nachdem sie ihr Anwesen verlassen hatten, ritten sie auf einer gut ausgebauten Straße durch die Hügellandschaft der Emyn Arnen. Auf einer Anhöhe konnte sie noch einen Blick auf ihren Besitz werfen. Ihr Wohnsitz stand auf einer Erhebung und nahm die ganze Oberfläche des Hügels ein. Es war aus weißem Stein gebaut und drei Stockwerke hoch. Balkone und Verandas aus Eichenholz umgaben jedes Stockwerk. Jedes Zimmer besaß einen Zugang zu diesen Balkonen. Ihre und Faramirs Wohnräume nahmen den ganzen dritten Stock ein, während die Freunde, Diener und Bekannten die anderen Stockwerke bewohnten. Die Zimmer besaßen große Fenster, waren großzügig gebaut, meist mit Holz verkleidet und bequem eingerichtet.
Neben dem großen Gebäude waren die Ställe für die Tiere gebaut, sowie Geräteschuppen und Kasernen für die Soldaten, daneben Scheunen für das Futter der Tiere. Große Gehege für Schafe, Ziegen, Hühner und sogar Schweine waren auf den Wiesen um den Hügel herum entstanden. Daneben die Weideflächen für die Pferde. Auf den Wiesen entstanden immer mehr kleine Häuser, in denen die Schaf- Schweine- und Ziegenhirten mit ihren Familien wohnten. Die letzten Wochen waren wieder einige neue Häuser errichtet worden, in denen die ersten Bauern eingezogen waren, die die Felder und Wiesen bestellen wollten.
Es war Faramirs Wunsch gewesen, sich selbst versorgen zu können und damit unabhängig von Minas Tirith und seinen Bauern zu sein. Die Leute waren gerne Faramirs Ruf gefolgt, denn er war als gütiger und gerechter Herr bekannt. Ja, im Grunde war der ganze Hügel und das gesamte Umfeld verbaut worden und so ein richtiges kleines Dorf entstanden.
Gegen Mittag erreichte der Zug, der wie erwartet immer größer wurde den Anduin. Eine Stunde zog die fröhliche Gesellschaft an ihm entlang, dann erreichten sie die neu gebaute Brücke über den Fluss, denn bis nach Osgiliath zu reisen würde einen Umweg für sie bedeuten. Deshalb hatte Faramir diese Brücke aus Holz bauen lassen. Sie war breit genug, um zwei große Wagengespanne nebeneinander passieren zu lassen, ohne sich dabei in die Quere zu kommen.
Gegen Abend sahen sie Minas Tirith vor sich liegen. Wie immer war es ein fantastischer Anblick. Minas Tirith war in sieben Stufen auf einem Felsvorsprung des Mindolluin erbaut worden. Jede Stufe war mit einer starken Mauer aus hellem Gestein umgeben. Das große Außentor und das Tor der obersten Stufe, der Zitadelle blickten nach Osten, doch die Tore dazwischen waren nach Süden und Norden versetzt, sodass der Weg im Zickzack zwischen ihnen hinaufführte. Die siebte Stufe lag etwa zweihundert Meter über der Ebene des Pelennor. Dort stand, nicht ganz einhundert Meter hoch der Weiße Turm, von König Calimehtar um etwa 1900 D.Z. erbaut, als Minas Tirith noch Minas Anor, Turm der Sonne hieß. Neben dem Turm war der Palast der Könige von Gondor gebaut worden. Auf dem Hof, vor dem Palast, stand neben einem Springbrunnen der Weiße Baum, der vor kurzem von König Elessar neu gepflanzt und nun schon etwas gewachsen war.
Von den Schäden, die während des Ringkrieges entstanden waren, war nichts mehr zu erkennen. Dafür hatten unzählige fleißige Hände von Menschen, Elben und Zwergen gesorgt.
Als sie das Tor erreichten, blickte Faramir beeindruckt daran hoch. Weil das Tor beim Angriff zerstört worden war, hatten die Zwerge unter Gimlis Führung, viel Mithril-Silber verwendet, als sie es neu schmiedeten. Nun war es stärker und unzerstörbarer als vor dem Krieg. Nicht einmal ein so großer Rammbock, wie beim letzten Angriff verwendet, würde es zerstören können. Auch die geschnitzten Figuren der alten Könige, die vorher das Tor verziert hatten, waren erneuert worden. Die besten Handwerker von Gondor, Ithilien, der Elben und Zwerge hatten dafür gesorgt.
Heute stand das Tor allerdings weit offen, denn von nah und fern strömten die Besucher in die Stadt. Die Neuankömmlinge aus Ithilien wurden freudig begrüßt, als sie durch das Tor ritten. Die Menschen blieben stehen oder unterbrachen ihre Arbeit, um ihren Fürsten zu begrüßen. Faramir war gerührt von der Anteilnahme der Bevölkerung an seinem Wohl und das seiner Familie.
Nachdem sie durch das Tor geritten waren, zerstreute sich die Menge langsam, sodass am Ende nur noch Faramir und sein engstes Gefolge übrig blieben. Überall, auf jeder Ebene der Stadt, waren die Menschen damit beschäftigt Zelte aufzubauen, Stände zu errichten oder ihre Häuser festlich zu schmücken. Allerorts herrschte Trubel und ein quirliges Durcheinander von Menschen, Elben, Zwergen und Tieren, Musik war zu hören und die fröhlichen Stimmen der Menge, die sich auf das Fest freuten.
Nur Faramir, Éowyn, Fingolfin und die persönliche Leibwache des Fürsten ritten durch den Tunnel, der zur Festung hoch führte. Alle anderen stellten ihre Pferde in den dafür gebauten Ställen in der Nähe unter, um den Weg durch den Tunnel zu Fuß zurückzulegen. Hier, auf dem grünen Rasen, um den Brunnen des Weißen Baumes herum, warteten schon Aragorn, Arwen und einige Freunde auf sie. Neben Aragorn stand Gandalf und neben Arwen Éomer, der König von Rohan.
Éowyn stieß einen Freuderuf aus, sprang von ihrem Pferd und lief zu ihrem Bruder hinüber, um ihn zu umarmen. Éomer ließ es lachend geschehen, denn auch er freute sich, seine Schwester wieder zusehen. Und hinter ihnen, Éowyn sah sie nun erst, standen die Hobbits Merry, Pippin, Frodo, sowie Sam mit seiner Frau Rosie, die ihre kleine Tochter Eleanor auf dem Arm hielt.
Nachdem sich alle ausgiebig begrüßt hatten, lud Aragorn sie zu sich in die Festung ein. Später wollten sie sich in der großen Halle treffen. Dort würde ein ausgiebiges Mahl auf die hungrigen Reisenden warten.
Fürst Faramir und die Fürstin Éowyn besaßen in der Festung ein ständiges Quartier, schließlich weilten sie oft in Minas Tirith. So hatte Faramir einfach seine alten Räume behalten. Sie waren groß genug, um einer großen Familie Platz zu bieten.
Nachdem die beiden sich frisch gemacht und umgezogen hatten, gingen sie hinunter in die große Halle. Die anderen saßen schon da und unterhielten sich. Éowyn begab sich zu ihrem Bruder und Faramir sah sich um, doch die gesuchte Person fand er nicht.
Eine Hand legte sich auf seine Schulter und als er sich umdrehte, stand Fingolfin hinter ihm. „Meine Schwester kommt gleich. Ich nehme an, du suchst sie?“
„Ja, ich würde mich gerne mit ihr unterhalten.“
„Sie auch mit dir. Stärke dich erst einmal, dann könnt ihr euch später in Ruhe aussprechen.“
So setzte sich Faramir neben seine Frau auf den freien Platz, die sich ausgiebig mit ihrem Bruder unterhielt. Faramir konnte sich nicht so recht auf ein Gespräch konzentrieren. Die Erinnerungen an seinen Bruder ließen ihn mehr los. Mechanisch nahm er sich etwas zu essen, ohne richtig zu erfassen, was er da genoss.
Éowyn bemerkte schließlich seine Geistesabwesenheit und sprach ihn an. „Was ist denn, Liebster? Es ist ein Tag der Freude, und du machst ein Gesicht wie hundert Tage Regenwetter.“
„Es ist nichts, meine Liebe.“
„Lüge nicht, ich sehe es dir an deiner Nasenspitze an. Du ... “ Éowyn verstummte, als sie sah, wie Faramir gebannt zur Tür blickte. Dort tauchte in diesem Moment eine wunderschöne Elbin auf und sah sich suchend im Raum um. Éowyn bemerkte Faramirs Gesichtsausdruck und im ersten Moment keimte Eifersucht in ihr auf, doch dann bemerkte sie die Ähnlichkeit der Frau mit Fingolfin, und da wusste sie, wer die schöne Fremde war.
„Geh zu ihr, Faramir“, sagte sie zu ihrem Mann. „Sprich mit ihr. Es wird euch beiden helfen.“
Faramir sah seine Frau dankbar an. Die Valar meinten es gut mit ihm, wenn sie ihm so eine Frau an die Seite gaben. Er stand auf und ging zu Niniel hinüber, umarmte sie und verließ mit ihr die Halle.
Éomer sah den beiden erstaunt hinterher und blickte dann auf seine Schwester, die aber gar nicht eifersüchtig aussah. „Wer ist denn die fremde Elbin?“ fragte er deshalb neugierig.
„Das ist Niniel. Sie war viele Jahre die Geliebte von Boromir. Die beiden wollen sich aussprechen.“
„Oh!“, meinte Éomer. Natürlich kannte er die Geschichte von Faramirs Bruder. Sein Schwager hatte ihm alles erzählt. Boromir war ein Mitglied der Ringgemeinschaft gewesen, verfiel aber der Macht des Ringes. Doch im darauf folgenden Kampf mit Uruk-Hais, hatte er bei der Verteidigung der Hobbits Merry und Pippin sein Leben verloren und so seine Ehre wieder hergestellt.
„Faramir hat den Tod seines Bruders noch lange nicht überwunden“, erklärte Éowyn. „Er sagt es zwar nicht, doch nachts spricht er Schlaf. Er hat Albträume und Boromirs Name ist immer wieder herauszuhören.“
„Bist du glücklich mit ihm? Schließlich warst du in Aragorn verliebt“, wollte Éomer wissen.
„Du glaubst, ich habe Faramir geheiratet, weil ich Aragorn nicht bekommen konnte?“, Éowyn lächelte bei dem Gedanken. „Nun, das mit Aragorn waren nur Jungmädchenträume. Faramir ist der Mann, den ich von Herzen liebe. Als ich ihn in den Häusern der Heilung näher kennen lernte, erkannte ich sofort, dass ich nur ihn liebe. Selbst, wenn ich jetzt vor die Wahl gestellt würde ihn oder Aragorn zu heiraten, würde ich Faramir wählen.“
„Das freut mich für dich, Schwester“, sagte Éomer. „Du bist alles, was ich noch an Familie besitze, und dich glücklich zu wissen, macht auch mich glücklich.“
„Gibt es noch keine Frau, der du dein Herz schenken willst?“, fragte Éowyn.
Éomer lächelte verschmitzt. „Nun, es gibt da eine schöne Herrin, die mein Herz begehrt. Doch noch kann ich es nicht offiziell verkünden, denn ihr Vater muss erst noch zustimmen.“
„Was?“, Éowyn konnte ihre Neugierde nicht mehr zurückhalten. „Wer ist denn die Glückliche? Und liebt sie dich auch?“
„Ja, das tut sie. Es ist die Tochter von Fürst Imrahil von Dol Amroth.“
„Faramirs Base? Das ist ja herrlich! Dann will ich dir auch ein Geheimnis anvertrauen, dass noch nicht einmal Faramir weiß, weil ich mir selbst noch nicht ganz sicher war, aber ich denke, dass ich ein Kind bekomme.“
„Schwester!“, Éomer umarmte sie begeistert, und gab ihr einen dicken Kuss auf die Wange. „Das ist ja eine große Neuigkeit.“
„Sei ruhig! Noch soll es niemand wissen. Nicht, bevor ich es Faramir gesagt habe.“
„Natürlich, Schwester! Dein Geheimnis ist bei mir sicher.“
Éowyn sah ihren Bruder skeptisch an. Sicher würde es ratsam sein, ihrem Mann die Neuigkeit so bald wie möglich mitzuteilen, bevor er sie von anderer Seite erfuhr. Und sie wollte es ihm sagen. Éowyn warf noch einen kurzen Blick auf die Tür, durch die ihr Gemahl mit der Elbin verschwunden war, dann wandte sie sich wieder ihrem Essen zu. Schließlich musste sie nun für zwei essen.
Inzwischen saßen Niniel und Faramir draußen auf dem Brunnenrand und unterhielten sich. Niniel hatte geglaubt, es würde leichter für sie sein, wenn sie den Bruder ihres Geliebten sah und mit ihm sprechen konnte. Doch nun sah es fast so aus, als würde das ihren inneren Zustand verschlimmern, denn zu groß war die Ähnlichkeit von Faramir mit Boromir. Noch nie war ihr das so aufgefallen, wie eben.
Faramir bemerkte natürlich, dass Niniel ihn von Zeit zu Zeit seltsam ansah, und so fragte er sie schließlich nach dem Grund.
Niniel sah ihn lange an und meinte: „Früher ist mir nie so richtig aufgefallen, welche Ähnlichkeit ihr beiden hattet. Doch nun ...“
„... nun erinnere ich dich die ganze Zeit an Boromir“, vollendete Faramir ihren Satz.
„Ja, doch es ist auch schön, dich zu sehen und zu wissen, dass etwas von Boromir in dir weiterlebt. Ich aber kann nicht mehr hier leben, und auch nicht in einer anderen Gegend von Mittelerde. Deshalb werde ich mit der Herrin Galadriel und Herrn Elrond in die Unsterblichen Lande ziehen. Ich hoffe, du verzeihst mir das.“
„Da gibt es nichts zu verzeihen, denn ich verstehe dich mehr, als du denkst. Es tut aber gut, sich mit dir zu unterhalten.“
Niniel nahm seine Hand. „Ich bin froh, dass du das so siehst. Und glücklich darüber, dass du meine Abreise verstehst.“
Sie hielt einen Moment inne, und plötzlich zog ein Lächeln über ihr Gesicht. „Hast du John und Rhiana schon begrüßt?“
„Nein, sind sie schon da?“
„Ja, vielleicht sollten wir wieder hineingehen. Vielleicht sind sie in der Zwischenzeit eingetroffen.“
So gingen sie wieder zurück den Saal. Und wirklich! Dort saßen John, Rhiana, McKay, Ronon und Teyla neben dem König und der Königin. Aragorn hatten den Atlantern einen Ehrenplatz freigehalten.
Faramir eilte zu ihnen, um sie zu begrüßen. Auch die Atlanter freuten sich sehr, ihn zu sehen und bald waren sie alle in Gespräche vertieft.
Etwas später saß John alleine draußen an der Mauer und blickte von oben auf die Lichter der Häuser von Minas Tirith, die in der Dunkelheit wie Sterne zu ihm aufsahen. Und über die weiten Felder des Pelennors, die nun in Finsternis lagen. Unwillkürlich schweifte sein Blick auch auf das Schattengebirge und dabei kamen die Erinnerungen zurück. Bilder und Ereignisse, die er gerne verdrängt hätte. Das Schreckliche, dass er dabei gesehen und erlebt hatte …
Kapitel 5 by Selana
Ein Jahr zuvor
Wie Sheppard es versprochen hatten, waren sie nach Mittelerde zurückgekehrt. Leider hatten die Umstände sie länger davon abgehalten, als geplant. Zur Verstärkung hatte er diesmal Major Lornes Team mitgenommen.
„Auf Mittelerde sind inzwischen neun Jahre vergangen“, sagte McKay gerade. „Ob die sich überhaupt noch an uns erinnern können.“
„Aber sicher! Seine Freunde vergisst man doch nie“, meinte John voller Überzeugung.
„Ob Aragorn inzwischen König geworden ist und seine Arwen geheiratet hat?“, wollte Teyla wissen.
„Ihr Frauen denkt doch nur an das eine“, meinte Rodney.
„Ach? Und das wäre bitte schön?“
„Na, einen Mann, Macht und Einfluss.“
„Du gehst wohl von dir selbst aus?“, fragte Rhiana spitz zurück.
„Ich muss mich doch nur umsehen, um zu erkennen, dass ich recht habe“, antwortete Rodney. „Auf jeden Fall werde ich nie heiraten.“
„Die Frau wäre auch nur zu bedauern“, meinte Rhiana in spitzem Ton. Manchmal war Rodney einfach unausstehlich in seiner Arroganz. Natürlich wusste sie, dass McKay darauf anspielte, dass sie sich mit John verlobt hatte und sie im vierten Monat schwanger war.
„Du bist nur neidisch“, sagte auch Teyla, und warf Rodney einen weiteren verärgerten Blick zu, den dieser jedoch einfach ignorierte.
„Seht euch das an“, unterbrach John ihr Streitgespräch, welches er nur mit halbem Ohr verfolgt hatte.
Vor kurzem hatten sie die Gipfel des Nebelgebirges überflogen, und nun lag unter ihnen ein riesiges Waldgebiet. Voraus erkannten sie einen einzelnen Berg, der Erebor oder auch der Einsame Berg genannt wurde. Und dort schien eine Schlacht in Gange zu sein. Von ihrer Höhe aus konnten sie nicht erkennen, wer gegen wen kämpfte, und so steuerte John den Jumper tiefer hinab. In geringer Höhe überflog er das Schlachtfeld.
„Was machen wir nun?“, fragte Ronon, den es in allen Gliedern kribbelte, sich in das Schlachtgetümmel zu stürzen.
„Wir haben keine Ahnung um was es geht oder wem wir helfen sollen“, meinte John. Noch immer zog der Jumper seine Kreise über den Kämpfenden.
Jetzt hoben die ersten ihre Köpfe und nun erkannte John hässliche Gestalten unter einer Gruppe.
„Das sind Orks!“, entfuhr es Ronon. „Und sie scheinen gegen die Menschen aus dieser Stadt dort zu kämpfen.
Dicht am Berg erkannten sie eine Stadt, deren Häuser aber größtenteils in Flammen standen. Nun bemerkten sie auch, dass die eine Gruppe den Rückzug der Menschen aus der Stadt deckte.
„Also ich würde sagen, wir helfen den Flüchtenden“, meinte Ronon überzeugt.
„Leider funktionieren die Drohnen nicht, doch wir haben Sprengstoff dabei. Lorne, Sie übernehmen das Steuer, und wir anderen werfen denen da unten einige Überraschungen aus der Luke.“
Gesagt, getan!
Vorgewarnt durch ihr erstes Abenteuer in Mittelerde, hatten sie diesmal Waffen mitgenommen, die primitiv und doch durchschlagskräftig genug waren, um in einer Welt ohne Technik zu funktionieren.
Die kleinen handlichen Bomben explodierten mitten zwischen den Bösen. Zumindest hofften sie, dass sie der richtigen Gruppe halfen. Doch da diese Frauen und Kinder verteidigten, waren sie sich darin ziemlich sicher.
Angestachelt durch diese unverhoffte Hilfe aus der Luft, griffen die Verteidiger die Angreifer mit neuer Kraft und ohne Rücksicht auf ihr eigenes Leben an. Lorne flog den Jumper weitere Kreise, damit John und die anderen Bomben zwischen die Flüchtenden und ihre Verfolger werfen konnten. Letztere wurden durch diese Aktion an der Verfolgung gehindert. Dadurch bekamen die Flüchtlinge einen so großen Vorsprung, dass sie sich in Sicherheit bringen konnten.
„Hoffentlich müssen wir das nicht oft machen“, meinte John, als er einen Blick nach unten warf. „Sonst geht uns der Verrat an Bomben schneller aus, als erwartet.“
Durch ihr Eingreifen bekamen die Verteidiger endlich die Oberhand und schlugen die Angreifer in die Flucht. Die Kämpfer waren jedoch zu müde, um sie zu verfolgen und schlossen sich ihren Frauen und Kindern an.
Als John das sah, war er sicher, dass sie der richtigen Partie geholfen hatten. Trotzdem wollte er es genau wissen und hielt Lorne an, die Flüchtenden mit dem Jumper weiter zu verfolgen.
In sicherem Abstand befahl er Lorne den Jumper aufzusetzen, denn er wollte sich mit seinem Team den Menschen am Boden anschließen. John, Teyla, Rhiana und Ronon stiegen aus. McKay ließ er im Jumper zurück. Falls es wider Erwarten doch zum Kampf kommen sollte, würde er keine Hilfe sein.
Als der Jumper wieder aufstieg, sahen sich die vier von einer Schar Menschen, Zwergen und Elben umstellt. Schweigend musterte sich die Gruppe. John hatte Lorne befohlen nur dann einzugreifen, wenn ihr Leben in Gefahr war.
Ein riesiger bärtiger Mann trat aus der Menge hervor. Seinen Bogen hatte er aber gesenkt und sein langes dunkles Haar flatterte im aufkommenden Wind, der den Geruch von Tod und Rauch mit sich brachte. Seine ganze Gestalt strahlte Würde und Charisma aus. Ohne Zweifel war das ein Anführer.
John trat ebenfalls nach vorne. Er streckte seine Hände zum Zeichen seiner Friedfertigkeit nach vorne.
„Ich grüße Euch! Mein Name ist John Sheppard. Das sind Rhiana, Teyla und Ronon. Wir kommen in Frieden.“
Der Mann musterte ihn weiter wortlos. Dabei blickte er immer wieder zu dem über ihnen schwebenden Jumper hoch. Schon glaubte John, dass der Mann ihn nicht verstand.
„Mein Name ist Bard. Ihr besitzt einen mächtigen Zauber. Seid Ihr ein Magier?“
v „Nein, das bin ich nicht. Ich bin ein Mensch.“
„Das bin ich auch, aber solche Macht steht mir nicht zur Verfügung. Auf jeden Fall scheint Ihr auf der richtigen Seite zu stehen, denn Ihr habt uns geholfen. Seid also beim Volk vom Berg willkommen, und mein Dank für Eure Hilfe ist Euch sicher. Wohin führt Euch Euer Weg?“
„Nach Minas Tirith. Wir wollten dort alte Freunde besuchen.“
„Darf ich fragen wen?“
„Die Söhne des Truchsesses von Gondor: Faramir und Boromir.“
Der Mann sah sie nun überrascht an. „Dann seid Ihr die Fremden aus einer anderen Welt, von denen so viel erzählt wird?“
„Ich verstehe nicht“, sagte John überrascht.
„Viele Geschichten werden in den Ländern der Menschen erzählt, die von den Fremden berichten, die halfen Fürst Faramir das Aure zu finden.“
„Wenn das so ist, dann ja, das haben wir getan.“
„Ihr seid lange nicht mehr hier gewesen. Dann wisst Ihr auch nicht, dass wir Krieg haben? Seit kurzem werden die Länder der Menschen, Elben und Zwerge von Saurons Schergen angegriffen. Es wird sogar von einer großen Schlacht bei Helms Klamm berichtet. Vielen Menschen und Elben starben dort. Natürlich auch viele Feinde.“
Die vier Atlanter sahen sich an. „Dann sind wir wohl zu einer ungünstigen Zeit gekommen. Habt Ihr auch von einem Mann namens Aragorn gehört?“
„Nein“, Bard schüttelte bedauernd den Kopf.
„Wollt Ihr weiter nach Minas Tirith? Doch ich fürchte, die Söhne des Truchsesses werden in diesen schweren Zeiten nicht dort sein.“
„Wo wollt ihr denn hin?“, erkundigte sich Sheppard. Die Neuigkeiten, die ihm dieser Riese von einem Mann berichtete, gefielen ihm überhaupt nicht.
„Wir flüchten zuerst einmal nach Seestadt. Dort werden wir unsere Verteidigung ausbauen und dafür sorgen, dass die Frauen und Kinder in Sicherheit sind. Wie ich sehe, habt Ihr auch Frauen dabei? Ihr solltet sie nicht dieser Gefahr aussetzen.“
„Wir können uns selbst verteidigen“, informierte Rhiana ihn.
„Ja, das stimmt. Teyla und Rhiana sind außergewöhnliche Kriegerinnen.“
„Trotzdem“, meinte Bard.
„Na gut, dann begleiten wir euch erst einmal in die Stadt und überlegen dann, wie wir weiter vorgehen“, meinte John. Er winkte nach oben und bedeutete Lorne ihm zu folgen.
Schließlich erreichten sie einen großen länglichen See, dessen Wasser durch einen großen Fluss gespeist wurden, den Bard den Waldfluss nannte. Mitten im See war eine Stadt gebaut worden.
„Das ist Esgaroth oder Seestadt“, erklärte ihnen Bard. „Es ist eine Stadt der Menschen von Rhovanion. Ihre Lage ist günstig für den Handel. Esgaroth versorgt Erebor, das Waldkönigreich von Süden und Osten mit Nahrungsmitteln, während die Produkte von Erebor und Thal durch Esgaroth gehen. Esgaroth wurde von dem Drachen Smaug zerstört, aber mit dem Gold aus seinem Hort wieder aufgebaut. Die Stadt wird von einem Bürgermeister regiert, der von den Bewohnern und den wichtigen örtlichen Händlern gewählt wird. Die meisten Häuser sind aus Holz gefertigt und stehen, wie ihr sehen könnt auf Pfählen, die in den Boden des Langen Sees getrieben wurden.“
Die Atlanter waren beeindruckt. Die Flüchtlinge aus der brennenden Stadt waren inzwischen schon eingetroffen und von den Bewohnern freundlich aufgenommen worden.
„Meine Krieger werden auch Esgaroth verteidigen müssen, wenn die Ostlinge und die Orks wieder angreifen“, erklärte ihnen Bard. „Deshalb nehmen die Bewohner meine Leute auch so freundlich auf. Doch ich fürchte, früher oder später werden wir auch die Seestadt räumen und in der Festung unter dem Berg flüchten müssen.“
Da liefen ihnen Männer entgegen. „Mein Prinz! Den Valar sei Dank, Ihr seid in Sicherheit.“
Prinz? Erstaunt sahen die Atlanter ihren Begleiter an.
Dieser nickte ihnen lächelnd zu. „Mein Vater ist Brand, König von Thal, oder von dem, was von Thal übrig ist.“
„Was ist das?“, fragte der Krieger erschrocken, als er den über ihnen schwebenden Jumper sah.
„Das ist ein Gefährt der Valar, welches diese Fremden fliegen. Es sind die Kämpfer des Aure. Sie wollen uns im Kampf gegen die Ostlinge unterstützen.“
Der Krieger und auch alle Anwesenden verbeugten sich tief vor den Atlanter. „Wir danken euch. Wenn die Valar euch schicken, werden wir siegen. Wir werden in der ganzen Stadt verkünden, dass die Valar uns Kämpfer geschickt haben. Das wird dem Volk neuen Mut, neue Kraft und Hoffnung geben.“
„Ich weiß nicht“, sagte John abwägend. „Eigentlich sind wir nur auf der Durchreise und nicht hergekommen, um hier zu helfen.“
„Das mag sein, aber die Valar bestimmen unsere Wege, nicht wir“, widersprach Bard „Mein Prinz, erlaubt mir anderer Meinung zu sein.“
„Nennt mich Bard. Ihr seid schließlich Gesandte der Valar und mir somit gleich, wenn nicht sogar höher gestellt.“
„Nein, das sind wir nicht! Doch Ihr könnt mich John nennen.“
„John, Liebster!“, Rhiana nahm seinen Arm. „Wir können diese armen Menschen nicht im Stich lassen.“
Böse Neuigkeiten by Selana

„Na schön“, John wandte sich an Bard. „Ich kann meiner Gefährtin wohl schlecht diesen Wunsch abschlagen. Wir bleiben also.“
John gab Lorne ein Zeichen und dieser setzte den Jumper sacht auf dem Boden auf. Nacheinander verließen er und sein Team den Jumper.
„Darf ich Euch meine Freunde vorstellen, Prinz? Major Lorne, Sergeant Engel, Jonas Quinn, Lieutenant Kardolan und Dr. Rodney McKay.“
„Seid willkommen! Und eine weitere weibliche Kriegerin“, meinte Bard erstaunt.
„Bei uns sind die Frauen gleichberechtigt und kämpfen mit uns, wenn es ihr Wunsch ist“, sagte John.
„Wir denken, dass das Leben unserer Frauen zu wertvoll ist, um es auf dem Schlachtfeld zu opfern. Doch ich gebe zu, dass es auch bei uns einige Frauen gibt, die den Wunsch haben zu kämpfen. Und dies wird ihnen nicht verwehrt.“
„In Zeiten wie diesen wird jede Hand gebraucht“, meinte Teyla. „Mein Volk lebt im Kampf mit den Wraith und wir haben keine andere Wahl.“
„Wraith?“
„Dämonen, die von der Lebensenergie der Menschen leben. Wir sind Tiere für sie“, erklärte Teyla.
„Das hört sich ja furchtbar an. Solche Dämonen kennen wir nicht, auch wenn es in Mittelerde viele seltsamen Lebewesen gibt. Doch nun kommt! Sehen wir nach meinen Leuten.“
Sie folgten Bard und seinen Kriegern durch die Stadt auf Pfählen. Immer mehr Menschen begannen die Straßen zu säumen und bestaunten die Neuankömmlinge, von denen es hieß, dass die Valar sie geschickt hatten.
Schließlich blieben sie mitten auf einem großen Platz stehen. Dort warteten ein prächtig gekleideter Mensch und ein weiterer riesiger Mann, umgeben von ihren Dienern und Kriegern, auf sie.
„Das ist Brand, mein Vater“, Bard trat nach vorne und verbeugte sich. „Mein König, Bürgermeister! Ich grüße euch und bin froh, euch gesund hier zu sehen.“
Brand, dessen Ähnlichkeit mit Bard nicht zu übersehen war, trat nach vorne und umarmte seinen Sohn herzlich. „Ich hatte schon das schlimmste angenommen, mein Sohn.“
Bard erwiderte die Umarmung. „Wahrscheinlich hätte sich deine Befürchtung wohl erfüllt, wenn diese Fremden uns nicht zur Hilfe geeilt wären, Vater. Sie haben uns allen das Leben gerettet.“
Brand sah die neun Fremden nun neugierig an. „Ich danke den Valar, dass sie euch geschickt haben.“
John verbeugte sich ebenfalls. „Es war uns eine Ehre, die Bewohner von Thal zu schützen, mein König.“
„Das ist John Sheppard, seine Gefährtin Rhiana und … seine Krieger und Kriegerinnen.“
Nun musste John lächeln, denn Bard hatte sich wohl die Namen der anderen nicht merken können. Deshalb half John aus und stellte sie der Reihe nach vor.
„Seid herzlich willkommen in meiner Stadt“, sagte auch der Bürgermeister, ein schon älterer Mensch, mit grauen Haaren und schlanker Figur. „Darf euch alle zu einem Festbankett einladen? Doch vorher werden euch meine Diener angemessene Quartiere zeigen.“
Die Atlanter bekamen ein großes Haus zur Verfügung gestellt, dass reichlich Platz für alle bot. Nachdem sie sich frisch gemacht hatten, trafen sie sich in der geräumigen Halle im unteren Stockwerk.
„Ich frage mich, was wir nun machen“, begann John. „Eigentlich wollten wir nach Minas Tirith. Aber ich muss Rhiana zustimmen. Wir können diese Menschen nicht im Stich lassen.“
„Bard sagte zudem etwas davon, dass Faramir und Boromir sich nicht in der Festung aufhalten“, meinte Ronon, der sich schon sehr darauf gefreut hatte, Boromir wieder zu sehen. Schließlich war er mit ihm einige Wochen gegen die Orks in den Kampf gezogen.
„Was wäre, wenn wir uns aufteilten?“, fragte Teyla.
„Das ist eine gute Idee“, stimmte John ihr zu. Er sah zu Lorne. „Sie und Ihr Team sind zum ersten Mal hier, also bleiben Sie bei mir.“
„Ich werde auch bei dir bleiben, John“, sagte Rhiana.
„Gut, dann gehen McKay, Ronon und Teyla nach Minas Tirith. Ihr nehmt den Jumper und Rodney wird ihn fliegen.“
McKay bekam vor Schreck einen knallroten Kopf. „Was? Nein! Ich bin kein so guter Pilot. Was, wenn wir in Kämpfe verwickelt werden.“
„Wenn Sie erlauben, Colonel, ich könnte fliegen“, bot sich Jonas an. „Der Major hat mir in der letzten Zeit viel Unterricht gegeben.“
„Das stimmt“, sagte Lorne. „Jonas ist inzwischen ein ausgezeichneter Pilot geworden.“
„Von mir aus. Dann fliegt also ihr vier nach Minas Tirith. Und wir anderen bleiben in der Stadt. Unsere Waffen teilen wir auf. Auch die alten Maschinengewehre, Flinten und die Revolver. Ich hoffe, dass diese funktionieren. Sie kommen schließlich ohne High-Technik aus. Doch ihr fliegt erst morgen, bis dahin werden wir uns noch alle etwas ausruhen.“

Am anderen Tag
Die Sonne ging strahlend auf an diesem Morgen. Nach der Zeitrechnung von Mittelerde war heute der 10. März 3019 des Dritten Zeitalters. Bard und sein Vater Brand hatten die Atlanter zum Frühstück eingeladen, was die Gruppe gerne annahm. Dabei konnten sie ihnen dann auch gleich ihren Entschluss mitteilen.
Die beiden Menschen saßen schon an einem Tisch. In ihrer Gesellschaft befand sich ein Zwerg mit rotem langen Bart und zersausten langen Haaren, der sie grimmig anstarrte.
John fragte sich schon, ob sie unbewusst etwas getan hatten, dass den Zwerg beleidigt hatte, da sagte Bard auch schon, der wohl Johns Blick bemerkt hatte: „Achtet nicht auf den Zwerg, John. Morli schaut immer so grimmig drein.“
Morlis verdrießlicher Blick traf nun Bard, der diesen jedoch nicht beachtete. Wahrscheinlich kannte er den Zwerg schon lange.
„Hört nicht auf ihn, Mensch“, sagte Morli verärgert. „Ich schaue nur so, weil es keinen Grund gibt fröhlich zu sein. Saurons Schergen greifen Mittelerde an. Helms Klamm konnte nur mit großen Verlusten und der Hilfe der Ents gehalten werden. Viele Lebewesen fanden den Tod. Bald werden wir ihnen folgen. Und da sagt dieser missratene Sohn eines Königs, ich soll fröhlicher Stimmung sein.“
„Seid nicht so pessimistisch, mein lieber Morli“, mischte sich der König ein. „Wir werden Saurons Armeen besiegen.“
„Wie denn?“, Morli sah immer noch griesgrämig aus.
John konnte sich ein Lächeln kaum verkneifen. Obwohl äußerlich so unterschiedlich, erinnerte der Zwerg ihn sehr an Rodney. Er warf einen kurzen Blick auf den Wissenschaftler und registrierte dessen entsetzten Gesichtsausdruck, welcher dem von Morli in der Tat sehr ähnelte.
„Wir werden sie mit allem bekämpfen, was wir haben“, erklärte Brand zuversichtlich. „König Thranduil hat uns seine Hilfe zugesagt. Auch Lórien wird uns Verstärkung schicken, wenn wir es wünschen.“
„Elben! Ihr hofft wirklich auf die Hilfe der Elben? Die werden uns im Stich lassen wie immer.“
„Jetzt seid Ihr ungerecht“, sagte Bard. „Die Elben haben uns Menschen immer geholfen. Und außerdem ...“, ein langer Blick traf John. „Die Valar haben uns ihre Boten gesandt. Mit ihrer Hilfe werden wir siegen.“
Dies fasste John als Aufforderung auf zu sprechen. „Leider kenne ich die Verhältnisse nicht, die in Mittelerde herrschen. Nach eurer Zeitrechnung sind fast neun Jahre seit unserem letzten Besuch vergangen. Doch wir tun, was wir können.“
Morli winkte verächtlich ab. „Sie sind nur gewöhnliche Menschen, die zudem noch Frauen für sich kämpfen lassen.“
„Hast du etwa etwas gegen Frauen?“, fauchte Rhiana den Zwerg an.
„Nein, nein!“, beeilte sich Morli zu sagen, der vor Rhianas scharfem Ton erschrocken zurückzuckte. „Bei uns kämpfen auch die Frauen. Aber das sind Zwerginnen und damit genau so stark wie wir. Doch verzeigt mir, menschliche Frauen sind schwach und zerbrechlich, so dass sie kaum ein Schwert halten können, geschweige denn mit ihm kämpfen. Einen Bogen vielleicht, aber kein Schwert?“
„Ich beweise dir gerne im Kampf, wie gut ich mit einem Schwert umgehen kann. Und meine Freundin Teyla ebenso. Dasselbe gilt für Joane.“
„Beruhigt euch, Freunde!“, rief Bard belustigt aus. Es schien, als hätte Morli jemanden gefunden, der ihm ebenbürtig war. „Wenn es zum Kampf kommt, dann werden wir ja sehen, wie gut alle sind.“
„Pah! In der ersten Schlacht rennen sie doch davon“, winkte Morli ab. Dann wandte er sich, weiter vor sich hinschimpfend, seinem Frühstück zu.
„Diesem arroganten, aufgeblasenen, eingebildeten, abgeknickten Zwerg werde ich es zeigen“, sagte Rhiana und blickte John an. Als sie dessen Gesichtsausdruck sah, wurde sie noch wütender.
„Beruhige dich, Süße! Wenn der Zwerg dich erst mal im Kampf erlebt, wird er seine Meinung ändern.“
„Was schert mich seine Meinung“, ein erzürnter Blick traf den Zwerg, der jedoch so mit seinem Frühstück beschäftigt war, dass er diesen nicht bemerkte.
„Mein König“, wandte sich John nun an Brand. „Wir haben einen Entschluss gefasst. Wie Ihr wisst, sind wir auf dem Weg nach Minas Tirith, und haben unseren Flug nur unterbrochen, um den Frauen und Kindern zu helfen.“
„Ihr wollt uns verlassen?“, fragte Brand entsetzt.
„Ja und nein! Ronon, Teyla, McKay und Jonas werden nach Minas Tirith fliegen. Wir anderen bleiben hier.“
„Nun, ich glaube auch die Menschen von Gondor haben ein Recht auf Hoffnung. Es ist Eurer Anrecht so zu entscheiden, Herr John.“
„Ihr braucht mich nicht Herr zu nennen, mein König. Nennt mich einfach John. Meine Freunde werden nach dem Frühstück aufbrechen. Doch nun macht uns bitte mit den Zuständen in Mittelerde vertraut.“
So erzählte Bard ihnen, dass Sauron sich anschickte, Mittelerde zu erobern. Seine Heere griffen Lórien, den Düsterwald, den Erebor und Rohan an. Es war sogar zu befürchten, dass sie auch vor Gondor nicht Halt machten. Saurons bester Verbündeter war Saruman gewesen, der Führer der Zauberer, zu denen auch Gandalf gehörte. Sein Verrat hatte zum Angriff auf Rohan geführt. Dieser Angriff führte zur Schlacht um die Hornburg, die vom 3.-4. März stattgefunden und viele Verluste gefordert hatte. Boten hatten erst gestern genaue Kunde dieser Schlacht gebracht. Nun befürchtete König Theoden, dass Gondor angegriffen wurde und er sammelte seine Leute, um Gondor zur Hilfe zu eilen.
Kundschafter hatten zudem von einem riesigen Heer Ostlinge berichtet, die den Fluss Carnen überquerten und sich dem Erebor näherten. Sie würden in einigen Tagen eintreffen. Der Zwergenkönig Dáin Eisenfuß hatte ebenfalls seine Hilfe angeboten. Denn auch das Reich der Zwerge geriet durch die Ostlinge und Orks in große Gefahr. König Thranduil aus dem Düsterwald versprach ebenfalls Hilfe.
Doch Thranduil hatte noch eine andere Gefahr zu befürchten: die Orks aus Dol Guldur, einer Orkfestung im Düsterwald. Auch Lórien würde durch die Orks in Gefahr geraten. Es war also möglich, dass der Elbenkönig überhaupt keine Hilfe schicken konnte.
„Das hört sich nicht gerade gut an“, meinte John. „Dann sind wir ja zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt aufgetaucht.“
„Die Valar schickten euch genau zur richtigen Zeit“, meinte Bard.
„Wir werden sehen.“
Erste Kämpfe by Selana

Sie beendeten ihr Frühstück und danach verabschiedeten sie die vier Freunde. John hoffte, dass es sich nicht als Fehler herausstellen würde, dass er den Jumper weggeschickt hatte. Doch wie sollten die vier sonst so schnell nach Minas Tirith kommen?
Sie hatten ihre Ausrüstung, auch die Bekleidung vom ersten Mal aus dem Jumper geholt. Dazu einige Kisten mit Bomben und Munition für die Gewehre und Revolver. Eigentlich hatte John gedacht, dass sie viel zu viel mitgenommen hatten, doch angesichts der Lage, besaßen sie wahrscheinlich sogar zu wenig davon. Vielleicht hätte er zuerst nach Atlantis fliegen sollen, um Nachschub zu holen, doch nun war es zu spät. Der Jumper war schon unterwegs und die Funkgeräte funktionierten nicht. Warum zum Teufel, hatte er nicht früher daran gedacht?
Wie auch immer, es war nicht mehr zu ändern. Sie mussten das Beste aus ihrer Lage machen. Rhiana und er trugen nun ihre Rüstungen, die sie von den Elben in Lórien bekommen hatten. Auch die Schwerter, sowie Pfeil und Bogen gehörten dazu. Rhianas Schwangerschaft würde sie allerdings behindern, sollte es zum Kampf kommen. Allerdings war John fest entschlossen Rhiana aus unmittelbaren Kämpfen herauszuhalten, diesmal auch gegen ihren Willen. Schließlich waren sie nun beide für das Ungeborene mitverantwortlich.
John sah Bard herankommen.
„Wie ich sehe, habt Ihr Euch trefflich bekleidet. Darf ich der Lady ein Kompliment machen? Ihr seht wunderbar in der Rüstung aus.“
„Danke, mein Prinz. Ich musste sie mir schon zu Hause etwas anpassen.“
Bard hatte natürlich ihren leichten Bauchansatz bemerkt und gleich den richtigen Schluss gezogen. „Ihr seid in guter Hoffnung, meine Lady? Vielleicht solltet Ihr lieber nicht kämpfen.“
„Nun, im Grunde habt ihr Recht, aber ich will mich nicht feige verkriechen, während andere für mich kämpfen. Doch nennt mich bitte Rhiana.“
„Nur, wenn Ihr mich Bard nennt. Niemand würde es Euch als Feigheit auslegen, wenn Ihr in Eurem Zustand nicht kämpft.“
„Ich bin schwanger und nicht krank.“
„Versucht erst gar nicht, es ihr auszureden“, sagte John. „Sie macht immer, was sie will.“
Bard lachte. „Eure Gefährtin gefällt mir.“
„Ich hoffe nicht zu sehr.“
„Ihr seid merkwürdige Menschen, aber Ihr gefallt mir“, meinte Bard.
„Habt Ihr nicht noch ein paar Rüstungen für meine Leute übrig? Wenn es zum Kampf kommt, sind sie dann besser geschützt.“
„Aber natürlich“, Bard warf einen Blick auf Lorne, Engel und Joane. „Wir finden etwas Passendes.
Ein Diener tauchte auf seinen Ruf auf. „Führt diese Krieger in das Waffen- und Rüstungszelt. Sie sollen entsprechend eingekleidet werden.“
„Ja, mein Prinz“, sagte der Diener. „Wenn die Herrschaften mir folgen wollen?“
„Wir treffen uns später wieder“, sagte John zu Lorne.
„Ja, Sir!“
„Und nun, was können wir tun, um Euch zu helfen?“, fragte John den Prinzen mit einem freundlichen Lächeln.

Etwas später
Bard zeigte ihnen anschließend die Stadt. Lorne, Joe und Engel waren nun so ähnlich wie John und Rhiana bekleidet. Der Prinz hatte keine Kosten gescheut und dafür gesorgt, dass auch ihre Rüstungen mit Mithril verstärkt waren. Dies war den anwesenden Zwergen zu danken.
Die Stadt war nicht sehr groß, stand auf einer einzigen riesigen Plattform und war dicht bebaut und maß nur etwa zwei Häuserblocks im Geviert. Sie umfasste zahlreiche zweistöckige Gebäude zwischen denen die Durchgänge sehr schmal waren, da jeder Fußbreit Bodenfläche genutzt wurde. Die große Plattform, auf der alle Häuser standen, war auf jeder Seite von einem breiten Kai umgeben, von dem Stufen zum Wasser hinunterführten. Mitten in der Stadt gab es einen Kreis, in dessen Mitte sich ein großes Wasserbecken befand. Dies wurde Marktgewässer genannt, da ringsum der Markt abgehalten wurde.
Wenn man über eine der zahlreichen Treppen oder Leitern in dieses Wasserbecken abstieg, konnte man die See in einem Boot erreichen, indem man einem Kanal folgte, der durch einen gewölbten Tunnel führte, welcher die Gehwege und sogar ein Gebäude durchstieß.
Aber man konnte das Festland auch zu Fuß betreten. Es gab eine große lange Brücke, die zu einer Wächterhütte führte. In der Nähe dieser Hütte floss der Waldfluss in den See hinein, welcher wiederum direkt aus dem Düsterwald heraus floss.
Im Moment herrschte große Hektik in der Stadt, was auf die Kriegsgefahr zurück zu führen war, und auch auf die vielen Flüchtlinge, die zwar freundlich aufgenommen wurden, doch sehr beengt wohnen mussten, wegen der geringen Größe der Stadt.
Überall, wo die Atlanter auftauchten, wurden sie freudig begrüßt, da man in ihnen die Gesandten der Valar sah und somit mit ihrer Hilfe rechnete. John hoffte, dass sie dem auch gerecht wurden, denn er fragte sich insgeheim, wie sie fünf sich gegen eine ganze Armee durchsetzen sollten. Doch vielleicht brauchten die Menschen auch nur eine Hoffnung, einen Anstoß, selbst etwas für ihr Überleben zu tun.
Da lief ihnen ein aufgeregter Krieger entgegen. Vor Bard verbeugte er sich tief.
„Sprich!“, forderte der Prinz ihn auf.
„König Thranduil wird von einer ganzen Orkhorde angegriffen. Unsere Späher berichten davon.“
„Dann sollten wir den Elben zu Hilfe eilen. Wenn wir ihnen helfen, werden sie auch uns helfen“, hoffte Bard. „Stellt sofort eine Gruppe zusammen. Fünfzig der besten Krieger.“
Der Mann eilte davon.
„Was mit euch?“, wandte Bard sich an die Atlanter.
„Ich werde Euch begleiten“, sagte John. Er sah Rhiana, Lorne, Engel und Joe an. „Wenn ihr mitkommt ist es freiwillig. Ich werde niemanden befehlen in so eine Schlacht zu ziehen. Und Rhiana sollte sowieso hier bleiben.“
„Kommt nicht in Frage“, protestierte die junge Frau sofort. „Wenn ich jeder Gefahr ausweiche, hätte ich ja gleich zu Hause bleiben können.“
„Wir rechneten doch nicht damit, in einen Krieg verwickelt zu werden“, sagte John.
„Wenn du mich nicht mitnimmst, folge ich dir heimlich.“
Das traute John ihr glatt zu, deshalb gab er nach, nach sich aber vor, Rhiana keiner direkten Gefahr auszusetzen, wenn es sich vermeiden lies. Und so konnte er sie wenigstens im Auge behalten.
„Ich komme ebenfalls mit, Colonel“, sagte Lorne.
Engel und Joe wollten ebenfalls mit.
Bard nickte. Er schien nichts anderes erwartet zu haben.
„Wohin geht es?“, fragte Lorne neugierig.
„An Land. Und dann in den Düsterwald. Dort lebt der Elbenkönig Thranduil mit seinem Volk. Normalerweise wollen sie von uns Menschen nichts wissen, aber nun sind andere Zeiten angebrochen. Wenn wir nicht zusammenstehen, gehen wir alle unter.“
In acht großen Ruderbooten fuhren sie schon kurze Zeit später über das Wasser. Der Düsterwald war nicht zu übersehen. So weit das Auge reichte breitete er sich vor ihnen aus. Sie gingen jedoch nicht hinein, sondern blieben in den Booten und fuhren den Waldfluss hinauf.
Als erstes führte der Fluss durch ein großes Sumpfgebiet, in dem schon viele Unvorsichtige den Tod gefunden hatten, wie man ihnen erklärte. Nachdem sie dieses Gebiet hinter sich gelassen hatten, bog der Fluss in den Wald ab. Hier, gleich am Eingang des Waldes befanden sich die Höhlen, die Thranduil mit seinem Volk bewohnte.
Schon von weitem hörten sie die Kampfgeräusche. Die Späher schienen nicht übertrieben zu haben, die Elben wurden wirklich angegriffen. Es war ihr Vorteil, dass die Orks nicht mit den Menschen und Zwergen rechneten. Außer Bards fünfzig Kriegern hatten sich ihnen noch etwa vierzig Zwerge angeschlossen. Das war ungewöhnlich, erklärte ihnen Bard, denn normalerweise waren sich die Zwerge und Elben nicht gerade freundlich gesonnen.
Die acht Langboote mit den neunzig Kriegern näherten sich einer kleinen Flussbiegung. Dahinter sollte man die Höhlen sehen können. Neben dem großen Langboot in dem die Atlanter saßen, fuhr ein Boot der Zwerge.
John glaubte den Zwerg Morli zu erkennen, den sie beim Frühstücken kennen gelernt hatten. Morli hatte wie alle Zwerge eine Rüstung an, die mit Mithril verstärkt war. Das war nicht ungewöhnlich, schließlich waren es die Zwerge, die das Mithrilsilber abbauten.
Jeder von ihnen war mit Schwert und Axt bewaffnet oder mit einer Lanze. Pfeil und Bogen sah John nur bei wenigen Zwergen. Alle machten einen grimmigen Eindruck. Sie schienen darauf zu brennen, gegen die Orks in den Kampf zu ziehen.
Die Höhlen konnten nur durch zwei Eingänge betreten werden. Durch das große Tor und einem unterirdischen Fluss, der mit einem Fallgitter abgeschlossen war. Beide Eingänge wurden von den Elben mit allen Mitteln verteidigt.
Schon von weitem sah Sheppard das Kampfgetümmel. Die Orks mussten heimlich aus dem Wald gekommen sein, was ungewöhnlich war, wenn man bedachte, wie gut die Elben hörten. Doch wie es schien hatten die Elben ihre Überraschung überwunden und schlugen die Angreifer immer wieder zurück. Keiner der Orks schien es geschafft zu haben, die große Brücke zu überqueren, die zu dem großen Tor führte.
So spielte sich die eigentliche Schlacht vor der Brücke, am anderen Ufer des Flusses ab. Der Colonel schätzte die Zahl der angreifenden Orks auf ein paar hundert, doch ihr Überraschungsangriff schien nach anfänglichem Erfolg fehlgeschlagen zu sein.
Da alle in das Schlachtgetümmel vertieft waren, bemerkten weder die Elben noch die Orks die Ankunft der Menschen und Zwerge. So kam es für die Angreifer total überraschend, als sie nun von hinten angegriffen wurden. Trotzdem gaben sie nicht auf, sondern wandten sich nun genauso verbissen gegen die Neuankömmlinge.
Der Colonel sah sich sofort zwei Orks gegenüber. Doch er konnte den ersten mit einem blitzschnellen Schlag seines Schwertes töten. Dann wandte er sich dem zweiten Gegner zu. Dieser war überrascht, als sein Kamerad auf Anhieb von dem Menschen getötet wurde, doch er fasste sich schnell und griff nun seinerseits an. John wehrte den Schlag der Axt ab, duckte sich und war mit einem schnellen Sprung hinter dem Ork. Sein Schwert sauste hoch und fuhr dem Ork, der sich genauso schnell umdrehte in die Brust.
Schnell zog John sein Schwert aus dem Getöteten wieder heraus und blickte sich um. Er sah wie Rhiana gerade einen Gegner tötete. Auch seine anderen Leute wehrten sich erfolgreich. Da sah er wie eine Gruppe Orks auf Rhiana zulief. Sheppard steckte das Schwert weg und nahm sein Gewehr von der Schulter. Es besaß sechs Schuss und John. Jeder Schuss schaltete einen der Orks aus.
Rhiana nickte ihm dankbar zu und John sah zu seiner Erleichterung, dass sie sich etwas aus ärgstem Schlachtgetümmel zurückzog. Dafür war vor ihm ein Elb in einen ungleichen Kampf mit vier Gegnern verwickelt. Er schien ernsthaft in Schwierigkeiten zu geraten, als ihn ein Stich eines Schwertes von hinten in den Arm fuhr. John hatte keine Zeit das Gewehr nachzuladen. Er überlegte nicht lange und eilte dem Elb zu Hilfe.
Neue Freunde by Selana

Gemeinsam schafften sie es die vier Orks zu töten.
Erschöpft hielt der Elb dann inne und blickte John dankbar an. „Vielen Dank! Ohne deine Hilfe wäre ich jetzt tot.“
„Gern gesehen.“
Der Elb besaß lange blonde Haare, welches er vorne in zwei kleine Zöpfe geflochten hatte, um zu verhindern, dass es ihm ins Gesicht fiel. Seine Bekleidung bestand aus einer Hose und einem Hemd aus feinem weichem dunklem Leder; das Kettenhemd, das seinen Oberkörper schützte, war ebenfalls aus Mithril-Silber hergestellt worden. Der Gürtel war aus dickem Leder und daran war eine grüne Schwertscheide befestigt, die oben mit einem breiten Mithril-Streifen gesichert war.
Sie sahen sich beide nach neuen Gegnern um, doch wie es schien, hatte die neue Streitmacht den Kampf zu Gunsten der Elben entschieden. Die Orks lagen tot am Boden oder hatten die Flucht ergriffen.
„Wie mir scheint ist der Kampf vorbei“, meinte John.
„Ja“, antwortete er Elb und blickte John neugierig an.
John verstand den Blick. „Ich bin John Sheppard.“
„Fingolfin“, antwortete der Elb. „John Sheppard! Ein Name, den man nicht vergisst, wenn man ihn einmal vernommen hat. Ihr habt gemeinsam mit meinem Freund Faramir das Aure gefunden. Er hat mir viel von Euch erzählt.“
„Ihr wisst von der Schatzsuche? Diese Geschichte scheint jeder in Mittelerde zu kennen.“
„Ich lebte einige Jahre in Gondor. An jedem Lagerfeuer erzählt man sich diese Geschichte. Es ist mir eine Ehre, Euch kennen zu lernen.“
„Bei Gelegenheit müsst Ihr mir erzählen, was Faramir und Boromir die letzten Jahre so getrieben haben.“
John sah Rhiana auf sich zukommen und blickte sie besorgt an. Schließlich war so eine Schlacht wirklich nichts für eine Schwangere. Sie atmete noch schwer, doch schien unverletzt zu sein.
„Das ist Rhiana“, stellte John sie vor. „Und das ist Fingolfin.“
Rhiana musterte den schönen Elben mit neugierig. Er war sehr groß, mit langen blonden Haaren und dem zeitlosen edel geschnittenen Gesicht der Elben.
„Ihr habt tapfer gekämpft, Herrin“, begrüßte Fingolfin die Frau.
„Ach was! Ich habe nur mein Leben verteidigt. Und nennt mich Rhiana. Herrin hört sich so überspannt an.“
John nahm sie zur Seite. „Du solltest dich etwas zurückhalten. Schließlich bist du schwanger.“
„Es behindert mich nicht im Geringsten. Du glaubst doch nicht, dass ich auf jeden Spaß verzichte, oder?“
„Spaß nennst du das? Du könntest getötet werden, Liebste.“
Fingolfin hörte einige Meter entfernt zu. Nicht, das er lauschen wollte, doch Elben hatten nun mal bessere Ohren als Menschen. Die beiden waren also ein Paar und die Frau schwanger. Fingolfin gestand sich ein, dass ihm die beiden Menschen gefielen. Sie waren ein schönes Paar und der Mann hatte ihm schließlich das Leben gerettet.
Inzwischen hatten sich die überlebenden Kämpfer gesammelt und zu der Brücke zurückgezogen. König Thranduil erschien und organisierte eine Verfolgertruppe. Man wollte sicher gehen, dass sich die Orks nach Süden in den Wald zurückgezogen hatten und keinen neuen Angriff planten.
Die Zwerge hatten eine eigene Gruppe gebildet und hielten sich im Hintergrund. Der König bewegte sich durch die Menge der Verteidiger und danke ihnen für ihren Einsatz. Die Zwerge schien er zu ignorieren.
„Das ist nicht gerade freundlich“, meinte John zu Fingolfin. „Euer König sollte den Zwergen ebenfalls für die Hilfe danken.“
„Thranduil ist nicht mein König“, stellte Fingolfin richtig. „Ich diene der Herrin Galadriel. Doch seit etwa zwanzig Jahren war ich nicht mehr dort. Meine Schwester Niniel und ich reisten in dieser Zeit durch ganz Mittelerde. Niniel ist noch jung und wollte die Welt kennen lernen.“
Rhiana sah ihn an. „Was nennt Ihr jung? Ich weiß, dass ihr Elben uralt werden könnt.“
„Nun, ich selbst lebe seit fast tausend Jahren, meine Schwester dagegen ist erst 291 Jahre alt. Also noch ein Kind.“
„Mit 291 ist man kein Kind mehr“, meinte John entgeistert.
„Nach unseren Begriffen schon. Denn ihr Menschen lebt nur den Bruchteil einer Sekunde nach unseren Zeitbegriffen. Verzeiht mir diese Offenheit, doch es ist nun einmal Tatsache. Selbst die alten Numenorer, die bis zu fünfhundert Jahre alt werden konnten, waren kurzlebig nach unseren Begriffen.“
„Haldir hat mir das auch immer vorgehalten. Wir Menschen sind nun einmal Eintagsfliegen, was das Leben angeht, aber trotzdem leben wir gerne und kosten jede Sekunde davon aus. Und jedes Leben ist wertvoll.“
„Verzeiht mir, John, ich wollte Euch nicht beleidigen.“
„Ich bin nicht beleidigt. Trotzdem habt Ihr meine Frage noch nicht beantwortet. Warum ist der Elbenkönig so unhöflich?“
„Elben und Zwerge leben seit Jahren in Fehde. Es ist kein offener Kampf, aber eine dauernde Rivalität.“
„Und doch sind euch die Zwerge ohne zu zögern zur Hilfe geeilt. Also sollte man auch das mindeste an Höflichkeit voraussetzen.“
„Thranduil ist nicht gerade für seine Höflichkeit bekannt. Er mag keine Fremden in seinem Reich. Nur die Menschen des Erebor, die mit ihm Handel treiben, werden geduldet.“
Da kamen zwei Elben zu Fingolfin gelaufen. „Fingolfin! Die Orks haben einige von uns entführt. Niniel ist darunter.“
„Meine Schwester? Dann muss ich sofort los und sie retten!“
„Wir begleiten dich“, sagten die beiden Elben.
„Darf ich mich anschließen?“, fragte John.
„Ich komme auch mit“, sagte Rhiana. „Und sag jetzt nicht, dass ich nicht mit soll! Ich komme auf jeden Fall mit.“
„Sagte ich etwas?“, fragte John innerlich seufzend.
Die beiden herbeigeeilten Elben sahen ihn neugierig an.
„Das sind John und Rhiana, die Gesandten der Valar, von denen ich euch schon viel erzählt habe.“
„Die, welche das Aure gefunden haben?“
„Ja!“
„Dann seid Ihr willkommen.“
Die Elben schienen sich nicht daran zu stören, dass Rhiana eine Frau war. Das lag daran, dass es auch viele Kriegerinnen unter den Elbenfrauen gab.
John winkte Lorne, Joe und Engel heran, die in der Nähe standen.
„Wir begleiten die Elben in den Wald. Sie haben einige entführt.“
„Ich komme auch mit“, sagte eine tiefe brummige Stimme hinter ihnen. „Ich mag zwar keine Elben, aber die Orks noch weniger. Und ich lasse nicht zu, dass die Orks Frauen entführen.“
Sie sahen erstaunt auf den Zwerg, welcher mit in die Seiten gestemmten Fäusten vor ihnen stand.
Damit waren sie zu neunt. Das war eine kleine Streitmacht. Die Elben waren alle mit Bogen bewaffnet. Besonders die Waldelben waren dafür bekannt, gute Schützen zu sein. Und sie waren gute Spurenleser und kannten sich im Wald aus, da es ja immerhin ihre Heimat war.
Schnell überprüften die Atlanter ihre Waffen. Für die Gewehre hatte jeder noch etwas Munition dabei. Der Rest befand sich in ihrem Quartier in Seestadt. Etwas Sprengstoff fanden sie auch noch in einem Rucksack. So ausgerüstet hofften sie der Gefahr einigermaßen trotzen zu können.
Kaum waren sie zwischen den Bäumen verschwunden, da wurde es schon viel dunkler. Der Colonel warf einen Blick nach oben. Die hohen Bäume besaßen viele Äste, die bis hoch in den Himmel wuchsen. Oben verzweigten sie sich bald und bildeten so ein undurchdringliches Blätterdach, dass kaum Licht auf den Boden fallen ließ.
Der Waldboden bestand aus verfilztem und verwachsenen Unterholz, Moosen und Flechten, die einem dauernd in das Gesicht schnellten. Wie Schlangen griffen sie nach dem Wanderer, der so kühn war, sich in ihr Reich zu wagen. Die Bäume, meist Tannen, waren von Efeu bewachsen und sahen dadurch sehr fremdartig und unheimlich aus.
„Bleibt dicht beisammen“, ermahnte Fingolfin sie. „Wenn wir uns verlieren, verirrt ihr euch unweigerlich. Nur wer sich auskennt, findet wieder hinaus. Selbst Elben haben sich schon verirrt.“
„Keine Sorge“, beruhigte John ihn. „Wir weichen euch nicht von der Seite.“
Morli, John, Rhiana, Joe, Lorne und Engel gingen in der Mitte, während die Elben die Führung und den Abschluss bildeten. Nach etwas mehr als einer Stunde ermüdenden Fußmarsches erreichen sie einen kleinen Bach, der in den viel größeren Waldfluss hinein floss.
„Das ist der Verzauberte Fluss“, erklärte Fingolfin ihnen. „Die Spuren führen am Ufer entlang, denn die Orks fürchten den Fluss. Ich nehme an, dass die Orks auf dem Weg in die Berge sind.“
„Berge?“, fragte Lorne erstaunt, denn schließlich befanden sie sich in einem endlosen Waldgebiet.
„Mitten im Wald gibt es eine kleine Bergkette, mehr Hügel, doch sie ragen weit über die Bäume hinaus. Dort könnten die Orks eine Basis errichtet haben“, klärte Fingolfin ihn auf.
John konnte sich nicht daran erinnern, dass er bei seinem Flug mit dem Jumper eine Hügelkette aus dem Wald hatte ragen zu sehen. Allerdings hatten sie den Wald nicht ganz überflogen sondern nur die östlichen Ausläufer gestreift.
„Was ist das für ein Name für einen Bach?“, fragte Joe, während sie sich über das dunkle Wasser beugte, um zu prüfen, ob es trinkbar war.
Blitzschnell griff Fingolfin zu und zog die Frau zurück. Er sah sie eindringlich an. „Vorsicht! Davor muss ich euch noch warnen. Trinkt kein Wasser aus dem Bach. Das Wasser enthält ein Betäubungsmittel, dass euch in einen tiefen lang anhaltenden Schlaf versetzt.“
Die Atlanter musterten das tiefschwarze Wasser schaudernd, und glaubten dem Elb jedes Wort. Schnell wandten sie sich ab.
Lorne hatte jedoch einen Einfall. Wenn das Wasser betäubend wirkte, dann konnte es vielleicht nützlich sein. Schnell leerte er seine Wasserflasche und füllte sie mit dem schwarzen Wasser auf. Jetzt musste er nur noch daran denken, nicht selbst aus versehen davon zu trinken.
Weiter ging es den Fluss entlang. Dies hatte wenigstens den Vorteil, dass sie nun schneller vorankamen, da sie sich nicht mehr durch das dichte Unterholz kämpfen mussten. Je länger sie gingen, desto finsterer wurde es. Die Elben warfen besorgte Blicke nach oben, dann sahen sie sich wissend an. Mit der Dunkelheit kamen neue Gefahren auf sie zu, die genauso entsetzlich waren, wie die Orks.
„Die Sonne geht unter“, sagte Curufin, einer der Elben zu den Atlanter.
„Ich bin es leid noch länger in diesem schrecklichen Wald herumzulaufen“, beschwerte sich Morli schnaubend.
„Dabei sind wir noch nicht einmal auf die größte Gefahr gestoßen“, meinte Curufin und schenkte dem Zwerg ein sardonisches Lächeln. „Sie kommen mit der Dunkelheit.“
„Was meinst du damit?“, fragte Joe, die befürchtete, dass Curufin keine Orks meinte.
„Spinnen.“ „Spinnen? Was für Spinnen?“, Joe lief vor Abscheu rot an. Wenn sie etwas hasste, dann diese kleinen ekelhaften Dinger.
„Sie leben in riesigen Gruppen in allen Teilen des Waldes. Selbst in der Nähe des Waldflusses gibt es Nester. Sie jagen zwar auch tagsüber, doch hauptsächlich bevorzugen sie die Nacht für ihre Beutezüge.“
„Wie groß sind die Gruppen?“, wollte nun auch Rhiana wissen. Zwar fürchtete sie sich nicht vor Spinnen, aber trotzdem ging sie diesen Lebewesen lieber aus dem Weg. Besonders wenn es mehrere waren.
„Tausende! Und sie sind sehr groß.“
„Wie groß?“, fragte nun auch John.
„Das wollt ihr nicht wissen.“
„Natürlich wollen wir das wissen“, schrie Joe.
„Die hier können die Größe von Pferden erreichen.“
Das verschlug nun auch John den Atem. So zog er es vor, nicht weiter zu fragen. Den Frauen schien es ähnlich zu gehen. John bemerkte, dass Joe sich nun verstohlen nach allen Seiten umsah.
„Wir suchen uns lieber einen sicheren Platz für die Nacht“, bemerkte Fingolfin. „Es ist besser, wenn wir bei Helligkeit weitergehen.“
„Das nennst du Helligkeit, Elb?“, schimpfte Morli vor sich hin.
„Sagtest du etwas, Zwerg?“, fragte Fingolfin zurück.
Morli schüttelte den Kopf, doch ein böser Blick traf den Elb.
Fingolfin nahm die Nörgelei des Zwerges gelassen hin. Zwerge hatten immer etwas auszusetzen. Das war eben ihre Art. Er hatte in seinem Leben noch nie einen zufriedenen Zwerg gesehen. Außer, wenn dieser satt und oder betrunken war. Essen, Trinken und Kämpfen war die Lieblingsbeschäftigung aller Zwerge.
Schließlich fanden sie eine geeignete Stelle am Ufer des Baches und legten sich zur Ruhe. Zwei von ihnen hielten jedoch dauernd Wache, denn der Wald war zu gefährlich, um Nachlässig zu sein.
Rhiana lag in Johns Armen und versuchte zu schlafen. Der Tag war mehr als anstrengend gewesen. Vielleicht hatte sie sich doch zuviel zugemutet und John hatte recht mit seinen Vorwürfen gehabt. Doch nun war es zu spät. Umkehren ging nicht mehr.
Sie lauschte auf die unheimlichen Geräusche des Waldes, dem Rascheln des Windes in den Ästen, dem Tappen kleiner Füße über dem Boden, dem Schrei unbekannter und unsichtbarer Vögel und Tiere. Nein, alleine hätte sie nie in diesem Wald, der so anderes als alle anderen Wälder war, die sie bisher betreten hatte übernachten wollen. Doch in Johns Armen, im Schutz der Elben und ihrer Freunde fühlte sie sich einigermaßen sicher. Und siegte ihre Müdigkeit und sie fiel in einen tiefen Schlaf.
John weckte sie sanft am anderen Morgen. „Steh auf, Rhiana! Wir gehen gleich weiter.“
„Was? Wie?“, erschreckt und etwas beschämt fuhr sie hoch. Verärgert stellte sie fest, dass sie bis jetzt geschlafen und ihre Wache verpasst hatte. Was die anderen nun wohl von ihr dachten? Doch warum war sie nicht von ihnen geweckt worden?
John erahnte ihre Gedanken. „Keine Sorge! Wir waren uns einig, dir den Schlaf zu lassen.“
„Weil ich schwanger bin?“
John bejahte es und erwartete gleichzeitig eine weitere Erinnerung, dass sie nicht krank wäre, doch zu seiner Überraschung nickte sie nur. „Ich danke euch! Den Schlaf konnte ich brauchen. Jetzt fühle ich mich wohl.“
Erleichtert lächelte John sie an und reichte ihr einen Becher. „Das ist Tee. Leider ist er nicht heiß, aber ein Feuer wollten wir nicht anzünden.“
„Danke!“, Rhiana trank den Becher aus. Auch kalt war er gut. Kaffee wäre ihr lieber gewesen, doch aus Rücksicht auf ihr Kind wollte sie in den Wochen ihrer Schwangerschaft lieber darauf verzichten.
Bald darauf marschierten sie weiter. Der Fluss machte nun eine Biegung. Hier traf auch ein größerer Pfad auf den Verwunschenen Fluss.
„Das ist ein Pfad der Elben. Er führt nach Westen zum Ende des Waldes, wo es eine Siedlung der Elben gibt. Wir folgen aber weiter dem Fluss. Wir haben richtig vermutet, die Orks sind auf dem Weg zu den Bergen. Bis zur Dunkelheit müssten wir sie sehen können“, sagte Perefin, der zweite Elbe.
Da die Elben es schließlich wissen mussten, folgten die Atlanter diesen weiter in den Wald hinein.
Kapitel 9 by Selana
Minas Tirith

Jonas Quinn steuerte den Jumper gemäß den Anweisungen von McKay und hoffte, dass der Wissenschaftler auch wirklich den Weg kannte. Doch mit dem schnellen Raumschiff war es sowieso nicht schwierig weite Entfernung schnell zurückzulegen. Doch er hätte sich keine Gedanken machen müssen, das Schattengebirge war nicht zu verfehlen. Auch der Berg Mindolluin, in dessen Bergsattel die Festung eingebaut war, konnte man unmöglich übersehen.
Wie alle anderen staunte Jonas beim Anblick der Festung. Auch wenn seine Begleiter sie schon gesehen hatten, waren sie erneut fasziniert über ihren Anblick, und ließen beim Anflug keinen Blick von ihr.
„Wo soll ich landen?“, fragte Jonas, nachdem er eine Runde um die Stadt geflogen war.
Natürlich hatte man sie bemerkt und viele Blicke richteten sich in den Himmel. An den Mauern und Wachtürmen liefen die Wachen zusammen und unzählige Bogen richteten sich auf den Jumper. Doch manchen schien das Fluggerät noch bekannt zu sein, denn einige Wachen winkten ihnen unter den Blicken ihrer erstaunten Nachbarn begeistert zu.
Ganz oben befand sich der Weiße Turm Ecthelions, daneben die Zitadelle und der große Platz um den Springbrunnen mit dem verdorrten Baum. Dieser Platz kam Jonas geeignet vor, und so schwebte er dort langsam zu Boden und setzte sanft auf.
Teyla und Ronon, in der Rüstung der Gondorianer stiegen als erste aus. McKay folgte ihnen und als letzter kam Jonas, nachdem er den Antrieb abgeschaltet hatte. Draußen hatten die Wächter der Zitadelle einen Kreis um den Jumper gebildet und Waffen auf die Ankömmlinge gerichtet.
Aus der Zitadelle lief ihnen ein älterer Mann in wallender Garderobe entgegen. Ihm folgte ein ganzer Schwall Diener.
Ronon und Teyla erkannten in dem erregten Mann Denethor, den Truchsess von Gondor.
„Na, das wird ja gleich heiter werden“, flüsterte Teyla so leise, dass es Ronon gerade noch hören konnte.
Das zauberte ein leichtes Lächeln auf das Gesicht des großen Mannes. „Nehmen wir es mit Humor, vielleicht sind Boromir oder Faramir in der Nähe.“
Diese Hoffnung schien sich leider nicht zu erfüllen, denn Denethor herrschte sie an. „Was fällt euch ein, mit diesem ... Ding hier zu landen? Wisst ihr nicht, wo ihr seid?“
Teyla entschied, dass es besser war, dass sie das Gespräch eröffnete.
„Verzeiht, Truchsess, aber wir wussten nicht, wo wir sonst landen sollten. Vielleicht erinnert Ihr Euch noch an uns?“
Denethor musterte sie angewidert, fast wie ein ekelhaftes Insekt. „Was erlaubt Ihr Euch, mich so anzureden? Ihr solltet Euch lieber anständige Bekleidung anziehen. Das geziemt sich nicht für eine ordentliche Frau, das zu tragen, was Ihr Kleidung nennt.“
Ronon beherrschte sich mühsam. Am liebsten hätte er diesem arroganten und eingebildeten Menschen seine Faust mitten ins Gesicht gesetzt. Er konnte es nämlich nicht leiden, wenn jemand so mit Teyla sprach.
Teyla ließ sich jedoch nicht aus der Ruhe bringen. „Dies ist meine normale Bekleidung, denn ich bin eine Kriegerin. Wie ich sehe, erinnert Ihr Euch nicht. Wir waren vor Jahren schon einmal hier. Mein Name ist Teyla Emmagan, das sind Ronon Dex, Dr. Rodney McKay und das ist Jonas Qu...“
„Ich weiß sehr wohl, wer Ihr seid, Lady. Die ungebetenen Gäste, die mein missratener Sohn Faramir von seiner so genannten Schatzsuche mitgebracht hatte.“
Es hatte sich anscheinend nichts geändert, dachte Teyla betroffen. Der Truchsess ignorierte total, dass auch Boromir sie eingeladen hatte.
„Richtig“, sagte sie trotzdem in dem freundlichsten Ton, den sie gerade noch über ihre Lippen brachte. „Eure Söhne haben uns damals eingeladen, sie wieder zu besuchen. Und dies taten wir nun heute. Erlaubt Ihr mir zu fragen, wo Faramir und Boromir sind?“
„Ich erlaube gar nichts. Doch da ich ein höflicher Mensch bin, will ich es Euch verraten. Boromir ist in meinem Auftrag unterwegs, und wo Faramir sich wieder herumtreibt, weiß ich nicht. Wahrscheinlich amüsiert er sich wieder mit seinem Zaubererfreund.“
„Aber, Herr“, wagte ein Diener einzuwenden. „Ihr habt den jungen Fürsten doch nach Ithilien geschickt.“
„Habe ich das?“, Denethor blickte den Diener so durchdringend an, dass dieser ängstlich den Kopf einzog. „Na, dann wird es wohl so sein.“
Jonas hatte stumm zugehört. Natürlich hatten ihm die Freunde vom Wesen Denethors erzählt, ihn aber in Natura zu erleben, übertraf alles. Trotzdem entschied er, als bisher Unbeteiligter einzugreifen. Schließlich hatte er in Kelowna, seiner Heimat viel über Diplomatie gelernt.
Schnell trat er nach vorne und verbeugte sich vor dem Truchsess. „Sir, erlaubt Ihr mir das Wort zu ergreifen?“
Denethor sah nun Jonas zum ersten Mal direkt an. „Und wer seid Ihr?“
„Jonas Quinn, wenn Ihr erlaubt.“
„Ich erlaube“, sagte Denethor großzügig. „Zumindest scheint Ihr bessere Manieren zu besitzen, als Eure Freunde.“
„Nun, sie sind Krieger, Sir. Doch gestattet mir die Bemerkung: wenn wir nicht erwünscht sind, werden wir selbstverständlich wieder gehen“, Jonas hörte Ronons empörtes Aufschnaufen hinter sich, denn das wollten sie natürlich nicht, doch mit Denethor konnte man nicht normal reden.
„Niemand soll sagen, dass das Haus Denethor nichts von Anstand weiß. Bleibt also, wenn es Euch beliebt, doch belästigt mich nicht mehr. Und schafft dieses hässliche Fluggerät von meinem Rasen“, damit drehte sich Denethor um und ging davon.
Jonas bemerkte, dass McKay und Ronon Anstalten machten ihm nachzueilen, doch er konnte sie gerade noch zurückhalten.
„Nicht!“, ermahnte er sie. „Wir dürfen uns die Gunst Denethors nicht verscherzen.“
„Du hast ihm ja genug Honig ums Maul geschmiert“, meinte McKay verächtlich.
„Ach ja? Sollte ich ihn etwa beleidigen und damit riskieren davongejagt oder sogar eingesperrt zu werden? Von Diplomatie hast du anscheinend keine Ahnung.“
„Jonas hat richtig gehandelt“, mischte sich Teyla ein. „Mit Denethor kann man nicht wie mit einem vernünftigen Menschen reden. Suchen wir uns also einen anderen Landeplatz und jemanden, der weiß, wo Faramir oder Boromir sind.“
„Erlaubt, dass ich helfe, edle Dame und edle Herren.“
Die vier drehten sich zu dem Sprecher um. Ein Mann in der Uniform der Palastwache stand vor ihnen.
„Und du bist?“, fragte Ronon.
„Beregond, Angehöriger der Palastwache. Ich kann euch zeigen, wo ihr euer seltsames Gefährt absetzen könnt.“
„Sehr gut“, meinte McKay. „Das erste liebenswürdige Gesicht in dieser unfreundlichen Umgebung.“
„Denethor ist immer so“, meinte Beregond. „Und er ist der Meinung, dass Frauen nicht zu kämpfen haben.“
„Ja, wir lernten ihn schon kennen“, sagte Ronon. „Er ist beleidigend und arrogant. So ganz anders als seine Söhne. Weißt du auch, wo sie sind?“
„Ungefähr. Und ich habe keine gute Neuigkeit: Das ist auch mit ein Grund über Denethors heutiger außergewöhnlicher übler Laune“, Beregond sah sich um, bevor er weiter sprach. „Das Gerücht geht um, dass Boromir gefallen ist.“
„Was?“, entsetzt sah Teyla den Soldaten an. „Ist das dein Ernst?“
„Angeblich wurde sein Horn gehört, und das ist immer ein schlechtes Zeichen.“
„Und Faramir?“, Teyla wagte kaum zu fragen.
„Er ist in Ithilien mit den Waldläufern unterwegs. Soviel ich weiß, ist er bei bester Gesundheit.“
„Wenigstens eine gute Nachricht! Dann hoffen wir, dass Boromir noch lebt und alles nur ein böses Gerücht ist“, meinte Teyla.
„Wo kann ich nun den Jumper parken?“, mischte sich Jonas ein.
Beregond sah den jungen Mann an. „In der 6. Ebene. Bei den Pferdeställen gibt es einen geeigneten Platz. Dort könnt ihr auch wohnen. Die Krieger werden euch gerne Unterkunft gewähren.“
„Steig ein“, forderte Jonas Beregond auf. „Zeig uns den Weg.“
Dieser sah zögernd auf das in seinen Augen unheimliche Gefährt. „Ich soll da einsteigen?“
„Sicher, oder hast du gerade Dienst?“
„Nein, mein Dienst ist gerade beendet, und ich war auf dem Weg nach Hause, als ihr hier gelandet seid.“
Ronon machte eine auffordernde Geste. „Dann steig ein. Es beißt nicht.“
Davon war Beregond nicht so überzeugt, doch er gehorchte. Schließlich wollte er nicht als Feigling dastehen. Doch als der Jumper dann abhob, blickte er fasziniert aus dem Fenster.
„Das ist fantastisch“, flüsterte er.
„Nicht wahr?“, sagte Jonas so stolz, als wäre er der Konstrukteur des Raumschiffes.
Unter Beregonds Anleitung fanden sie neben den Pferdeställen, in einem etwas abseits gelegenen Hof einen Landeplatz. Trotzdem waren sie sogleich von Kriegern umringt, als sie ausstiegen. Neugierig wurden sie betrachtet. Ihre Ankunft hatte schon die Runde gemacht.
Beregond sprach mit den Kriegern und diese boten den vier sofort eine geeignete Unterkunft an. Teyla bekam als Frau sogar einen eigenen Raum. Nun waren sie schon zufriedener, zumal sie nun endlich freundlich behandelt wurden.
Sie gingen schließlich in einen großen Aufenthaltsraum der Krieger und ließen sich auf den neuesten Stand der Dinge bringen. Sie lauschten betroffen, als sie hörten, dass offener Krieg ausgebrochen war.
Am zweiten Tag ihrer Ankunft, es war der 12. März des Jahres 3019, stellte sich zu ihrer Betroffenheit die Nachricht von Boromirs Tod als wahr heraus. Man hatte am Ufer des Anduin Boromirs zerbrochenes Horn gefunden. Boromir hätte sich nie freiwillig davon getrennt. Man erzählte sich, dass der Truchsess sich eingeschlossen hatte und niemanden sehen wollte. Boromir war schließlich sein Lieblingssohn gewesen.
Dann gab es eine neue Hiobsbotschaft. Der Feind zog ein riesiges Heer auf den Feldern des Pelennor zusammen und belagerte die Stadt. Die Bevölkerung des Pelennor war in die Stadt geflohen, und die Soldaten bezogen ihre Posten entlang der Festung. Jeden Augenblick konnte der Feind angreifen.
Jonas, Teyla und Ronon boten ihre Hilfe im Kampf an. Kleinere Scharmützel zwischen den Belagerern und den Verteidigern waren ausgebrochen. Unter anderem hatten die Orks Osgiliath erobert und sie hörten, dass Faramir zusammen mit dem Zauberer Gandalf in der Stadt sein sollte.
Als die vier das hörten, beschlossen sie Faramir aufzusuchen. Beregond versprach sie in den 7. Ring zu bringen. Voller Zuversicht machten sie sich auf den Weg. Mit Beregonds Hilfe konnten sie die oberste Festung betreten. Die Wachen hatten von ihnen gehört und ließen sie passieren, zumal Beregond sich bei ihnen befand und für sie bürgte.
Danach kam der schwierigere Teil, denn Faramir hielt sich bestimmt in der Zitadelle auf. Doch auch hier war ihnen Beregond behilflich. Er kannte einen Seiteneingang, den die Diener benutzen. Hier schleuste er die vier ein. Beregond führte sie durch unzählige Gänge, bis sie schließlich in einem langen Gang landeten. Eine breite Fensterfront bildete eine Seite der Wand, durch die sie einen unübertrefflichen Blick auf die Pelennor-Felder gestatteten. War dies zu einer anderen Zeit ein wunderbarer Ausblick, erschreckte sie dieser heute, denn die Ebene unter ihnen war schwarz von den Lagern der Feinde.
Denen wäre ich lieber nicht begegnet! by Selana

Am frühen Nachmittag sahen sie die Berge vor sich liegen. Noch waren sie zu weit entfernt, um genaueres zu erkennen, doch je näher sie kamen, desto vorsichtiger mussten sie sein. Sollten die Orks in den Bergen wirklich ein Lager oder eine Festung besitzen, dann würde man sie entdecken, wenn sie am Ufer des Baches blieben, weil das Ufer von oben gut eingesehen werden konnte. So beschlossen sie etwas in den Wald zu gehen, um sich ungesehen den Bergen nähern zu können.
Nachdem sie ein paar Schritte in den Wald hinein gemacht hatten, umfing sie sofort wieder diese unheimliche Düsternis. Man hatte den Eindruck, dass die Tannen sich ihnen zuneigen würden, um sie aufzuhalten.
Auch glaubte Sheppard leise Schritte oder Tappen zu hören. Er lauschte, doch als John nichts mehr hörte, dachte er, dass es nur Einbildung gewesen war. Zuviel Fantasie konnte manchmal auch von Nachteil sein, wie er jetzt erkannte.
Doch nach ein paar Schritten hörte er erneut dieses Geräusch. Jetzt war er sich sicher, dass er sich nicht verhört hatte. Etwas folgte ihnen auf leisen Sohlen oder auch Pfoten. Und wenn er es gehört hatte, warum dann nicht die Elben?
Da war es wieder!
Ein leises Schaben, Klicken und Tappen!
Sein Blick fiel auf die Elben, die ebenfalls konzentriert lauschten.
„Was haben die Elben?“, fragte Rhiana, als sie das sonderbare Benehmen der Elben registrierte.
Curufin, der vorne ging hielt an. „Lauft!“, rief er.
Keiner überlegte lange, sondern jeder hetzte so schnell er konnte durch das dichte Unterholz. Und jetzt hörten auch die anderen das schabende und klickende Geräusch. Es war so laut geworden, dass es nicht mehr zu überhören war. Ihre Verfolger hatten wohl bemerkt, dass sie von ihrer Beute entdeckt worden waren und vergaßen jede Vorsicht.
Flechten, Moose und Äste, die von den uralten Tannen hingen, schlugen ihnen in das Gesicht und verhinderten ein rasches Vorwärtskommen. Das Geräusch wurde immer lauter und schließlich liefen sie auf eine kleine Waldlichtung hinaus. Und genau dorthin schienen ihre Jäger sie locken wollen.
John drehte sich um und erblickte zum ersten Mal einen ihrer Verfolger. Sein Herz machte einen Sprung, als er sah, was sie da verfolgte. Und als er sich umdrehte, war der Anblick auch nicht erfreulicher.
Die ganze Lichtung war von Netzen überzogen. In den Netzen hingen überall kleine Beutetiere. Sogar einen Ork glaubte John zu erkennen. Manche Tiere waren schon eingesponnen, und so war kaum noch zu erkennen, um was es sich dabei gehandelt hatte. Bei anderen Beutetieren waren die Besitzer der Netze gerade dabei sie einzuspinnen.
Und im Wald, aus dem sie gerade herausgelaufen waren, lauerten weitere Jäger auf sie. Sie bildeten eine Front gegen sie. Ganz offensichtlich wollten sie ihre Beute in die Netze treiben, wo sie ihnen dann hilflos ausgeliefert waren. Doch dabei wollten die neun Gefährten nicht mitmachen.
„Das glaube ich nicht“, flüsterte Rhiana neben ihm. „Ich hätte auf dich hören und bei den Elben bleiben sollen.“
John konnte Rhiana gut verstehen, denn er dachte gerade dasselbe.
„Spinnen!“, rief auch schon Joane voller Ekel aus.
„Und was für welche!“, sagte Lorne. „Die sind so riesig wie eine große Raubkatze.“
„Einige werden noch größer“, erklärte Curufin. „Das Beste dabei ist, dass wir sogar noch Glück haben, denn dies ist die kleine Art.
„Kleine Art? Wie groß werden die denn?“, fragte Rhiana entsetzt.
„Die ganz großen Biester erreichen die Höhe von Pferden, manche sogar wie Elefanten.“
„Elefanten? Dann bin ich ja froh, nur die kleine Sorte vor mir zu haben“, meinte Joe sarkastisch. „Warum müssen es ausgerechnet Spinnen sein?“
„Ganz cool bleiben“, sagte Lorne zu ihr. „Das sind auch nur Tiere.“
„Nein“, sagte Fingolfin. „Sie sind intelligent.“
„Sie können sprechen?“, fragte John entsetzt.
„Nicht mit Menschen, aber sie kommunizieren telepatisch untereinander. Seht nur, wie sie sich verständigen.“
In der Tat, die Spinnen begannen sie systematisch einzukreisen. Die Menschen, Elben und der Zwerg wichen weiter zurück, direkt auf die Netze zu.
„Ihr dürft die Netze nicht berühren“, warnte Curufin sie. „Dann bleibt ihr sofort kleben.“
„Danke für die Warnung“, meinte John. „Und hast du auch eine Idee, wie wir das schaffen sollen? Diese Gebilde sind überall. Also, was machen wir? Ich würde vorschlagen anzugreifen.“
„Und wie? Siehst du nicht wie viele Spinnen das sind?“, mischte sich Morli zum ersten Mal ein.
John holte sein Gewehr heraus, dass er sich in einer Scheide auf den Rücken geschnallt hatte. Er konnte neun Mal damit schießen, bevor er nachladen musste. Und sein ganzes Team besaß solche Waffen.
„Seid wann sind Zwerge so ängstlich?“, wandte er sich an Morli ohne die Spinnen aus den Augen zu lassen.
„Ängstlich? Ich bin doch nicht ängstlich!“, empörte sich Morli und hob seine Axt.
Das hatte John hören wollen. „Alle die Gewehre heraus“, befahl er seinen Leuten.
Das ließen diese sich nicht zwei Mal sagen.
„Wir bilden eine Linie und feuern zusammen. Curufin, Fingolfin und Perefin, ihr haltet eure Bogen breit. Morli, du deine Axt. Wenn wir nachladen müssen seid ihr an der Reihe. Dann brechen wir durch.“
„Durchbrechen? Wo denn?“, fragte Rhiana, die überall nur Netze sah, während die Spinnen hinter ihnen immer näher rückten.
„Dort, wo sie es nicht erwarten“, John zeigte auf die Lichtung mit den Netzen.
„Das ist Wahnsinn!“, rief Perefin.
„Das Menschlein gefällt mir!“, rief Morli und schwang angriffslustig seine Axt.
Die Atlanter stellten sich auf und zielten auf die immer näher kommenden Spinnen.
„Feuer!“, rief John.
Alle fünf ließen ihre Gewehre sprechen. Jeder feuerte alle Schüsse auf die Spinnen ab, die von diesen Waffen total überrascht wurden. Die Schüsse zerfetzten unzählige der Spinnen, doch genauso viele schienen nachzurücken.
Als sie nachluden, ließen die drei Elben ihre Bogen singen und Morli tötete einige Spinnen mit der Axt, als diese sich zu nahe heranwagten.
„Umdrehen!“, rief John erneut. „Wir müssen eine kleine Gasse schaffen!“
Die Atlanter hoben erneut die Gewehre und feuerten auf die Netze. Diese wurden von den Geschossen regelrecht zerfetzt. Eine kleine Gasse entstand.
„Lauft!“, rief John.
Er und Rhiana liefen los, genau in die entstandene Gasse hinein. Die anderen folgten ihnen ohne zu zögern. Dabei schlugen sie mit ihren Schwertern und der Axt um sich und töteten weitere Spinnen, die ihnen zu nahe kamen.
Die Spinnen schienen nun aber ihre Überraschung überwunden zu haben und folgten ihnen in die Gasse. Auch weitere Arbeiter in den Netzen liefen auf sie zu. Zum Glück war die Lichtung nicht allzu groß. Trotzdem würden sie nicht ohne weiteres schaffen.
Eine Spinne hatte sich abgestoßen und schoss durch die Lüfte. Sie landete genau vor John und versperrte ihm den Weiterweg. Als der Colonel das Gewehr hob, schoss ein klebriger Strahl auf ihn zu. Es war das Material, mit dem die Spinnen ihre Netze bauten. Der Klebstoff traf ihn am Arm und die Spinne zog ihn an dem starken Faden zu sich heran. John blickte genau in ihre gelben großen Augen, die ihn gierig anstarrten. Und doch glaubte er so etwas wie Intelligenz darin zu sehen. Sie hob den Kopf und öffnete das Maul. Ein Stachel, so lang wie sein Arm schoss auf ihn zu. Weitere Fäden umschlossen ihn, bis er sich nicht mehr bewegen konnte.
Da schoss ein Pfeil dicht über seinen Kopf hinweg und traf die Spinne, gerade, als sie ihren Stachel in Johns Körper stoßen wollte. Der Pfeil traf die Spinne im Kopf. Sie warf vor Schmerz ihre Fühler in die Höhe und stieß einen durchdringenden hohen Ton aus. Weitere Pfeile schlugen in ihren Körper ein.
Seine Freunde packten John und schleppten ihn mit sich. Gehen konnte er ja nicht, weil die Fäden ihn bewegungslos eingesponnen hatten. Gemeinsam erreichten sie den Waldrand. Rhiana, Lorne und Engel befreiten John so schnell sie konnten mit ihren Messern von den Fäden. Überall am Körper klebten noch die Fäden, doch er konnte sich wenigstens wieder bewegen.
Die Elben gaben ihm jedoch keine Zeit sich zu erholen.
„Vorwärts!“, trieb Fingolfin sie weiter. „Wir sind noch lange nicht in Sicherheit.“
Hinter ihnen hörten sie wütendes Gezische und unheimliche Laute. Die Spinnen hatten noch nicht aufgegeben. Im Gegenteil, sie waren unheimlich wütend, weil ihre vermeintliche Beute entkommen war.
Sie hetzten weiter, so schnell sie konnten. Die Laute hinter ihnen blieben aber konstant und schienen immer in gleicher Entfernung zu sein.
„Wir schaffen es nicht, sie loszuwerden“, meinte John, als er einen Blick nach hinten warf.
„Wenn wir den Verzauberten Fluss überschreiten, haben wir es geschafft“, sagte Curufin. „Die Spinnen überqueren ihn nicht.“
„Also los“, sagte John, der nicht fragte, warum das so war. „Wer hat mich übrigens gerettet?“
Fingolfin klopfte auf seinen Bogen. „Wir sind quitt, John.“
„Ich mag quitt nicht“, meinte John dankbar. „Das nächste Mal bin ich wieder an der Reihe, dich zu retten.“
„Wir können nicht rasten“, ermahnte Perefin sie. „Sie kommen näher.“
Der Elb hatte sich nicht verhört, die Geräusche der Verfolger wurden lauter. Und diesmal war John sicher, dass die Spinnen mit Absicht so großen Krach machten, um ihnen zu zeigen, dass sie ihnen nicht entkommen konnten.
Sie jagten weiter durch den Wald, todmüde und mit letzter Kraft. Endlich lag der Bach vor ihnen. Er war nicht sehr breit, wie sollte er da die Spinnen aufhalten? Doch die Elben waren sich sicher, also liefen sie auf das Wasser zu.
Da stieß Joe einen überraschten Schrei aus. Praktisch aus dem Nichts, hatte sich eine Spinne von der Größe eines Hundes auf sie gestürzt. Die Pilotin spürte die langen ekligen Beine der Spinne an jedem Teil ihres Körpers. Sie versuchte sich zu befreien, doch die Spinne hatte sie schon angespuckt und sie fühlte, wie sie sich immer weniger bewegen konnte.
Da sprang Lorne der Spinne von hinten auf den Rücken und stach mit seinem Schwert auf sie ein. Die Spinne stieß einen unmenschlichen Laut aus, warf ihre Beine in die Luft und ihren Kopf nach oben. Die Beine packten Lorne und er fühlte, wie er von der Spinne in die Luft gehoben und fortgeschleudert wurde. Hart schlug er auf dem Boden auf. Sein Kopf machte schmerzhaft mit einem Baumstamm Bekanntschaft, und ihm wurde schwarz vor den Augen, dann verlor er das Bewusstsein.
Jetzt waren aber auch die anderen Joe zur Hilfe geeilt, und vereint gaben sie der Spinne den Rest. Curufin ging zu Lorne, der noch reglos am Boden lag.
Lorne kam langsam wieder zu sich. Langsam griff er sich an den schmerzenden Kopf, doch zum Glück hatte er außer einer großen Beule keine Verletzung abbekommen.
Er sah den Elben über sich stehen. „Was genau ist eigentlich passiert?“
„Du bist auf der Spinne geritten, doch sie hat dich abgeworfen. Du bist mit dem Kopf aufgeschlagen.“
„Aha!“, dann fiel ihm die Pilotin ein. „Was ist mit Joe?“
„Deiner Freundin geht es gut“, sagte der Elb, nachdem er einen Blick zurückgeworfen hatte. „Komm!“
Lorne ließ sich aufhelfen, aber sofort wurde ihm schwindelig. Der Elb stützte ihn fürsorglich.
„Du musst es langsam angehen.“
„Es ist nichts“, winkte Lorne ab.
Joe hatte sich inzwischen panikartig von den Spinnweben befreit. „Das ist einfach zu ekelig“, fauchte sie.
„Sie war wohl so etwas wie eine Vorhut“, meinte Fingolfin, nachdem keine weiteren Spinnen auftauchten. „Wir müssen den Bach überqueren.“
Schnell liefen sie zum Wasser. Es gab keine Stelle, wo sie trockenen Fußes hinüber konnten, also mussten sie durch das Wasser waten. Widerwillig stiegen sie in das pechschwarze Wasser, das ihnen gleich bis an die Brust reichte.
„Trinkt nicht davon!“, erinnerte sie Fingolfin nochmals.
Langsam durchquerten sie den Fluss, der an der tiefsten Stelle den Frauen bis zum Hals reichte. Zu ihrer aller Verwunderung passierte nichts. Sicher, aber tropfnass kamen sie am anderen Ufer an.
„Nicht stehen bleiben!“, scheuchte Fingolfin sie weiter.
Jetzt auch noch Orks! by Selana


Müde, tropfnass und murrend gingen sie weiter. Aber Fingolfin hatte Recht, sie konnten nicht verweilen.
Noch etwas anderes beunruhigte John. Hoffentlich hatten die Orks die Schüsse nicht gehört. Doch selbst wenn, dann konnten sie diese unter Garantie nicht einordnen.
„Das sind außergewöhnliche Waffen“, meinte Fingolfin, mit einem Blick auf die Gewehre.
„Das sind primitive Schusswaffen. Unsere modernen Waffen funktionieren in Mittelerde leider nicht“, erklärte John ihnen.
Schließlich erreichten sie müde und noch immer nass die ersten Ausläufer der Berge. Allzu hoch schienen diese nicht zu sein, doch sie waren bis zum Gipfel mit hohen Tannen bewachsen. So würden sie wenigstens Deckung haben.
„Und wie sollen wir die Entführten nun finden?“, erkundigte sich Lorne. „Die Spur haben wir ja verloren.“
„Wir laufen einfach am Fuß der Berge entlang. Vielleicht stoßen wir auf ihre Spuren. Bestimmt ist ihr Lager auf dieser Seite der Berge und in der Nähe des Baches“, meinte Fingolfin überzeugt.
Vorsichtig gingen sie weiter. Und nach etwa einer Stunde fanden die Elben tatsächlich die ersten Spuren. Die Orks mussten hier entlang gegangen sein. Nun waren sie noch vorsichtiger. Doch anscheinend rechneten die Orks nicht damit, dass jemand außer den Orks selbst so verrückt sein konnte, sich so weit in den Düsterwald zu wagen. Die Orks waren hier zu Hause, die Menschen mieden den Wald und die Elben lebten nur an seinem Rande.
Bald darauf folgten sie einem schmalen Fußpfad hinauf auf einen Hügel. Hier standen die Tannen etwas weiter auseinander und der Pfad sah so aus, als hätten ihn in letzter Zeit viele Füße ausgetreten. Die Orks mussten sich schon längere Zeit in dieser Gegend aufhalten. Als sie die Spitze des Hügels erreichten, erblickten sie unter sich ein Tal. Schnell suchten sie Deckung und legten sich abseits des Pfades auf die Lauer.
Der Colonel hatte sein Fernglas herausgeholt und blickte nach unten. Die Elben brauchten ja so etwas nicht.
Lorne lag neben John und blickte ebenfalls durch ein Glas. „Sir, da unten sind sehr viele Orks.“
Richtig! Genau das hatte John auch gerade gedacht. Wie sollten sie zu neunt eine ganze Orkhorde besiegen?
„Dort unten sind die Gefangenen“, sagte Rhiana, die links neben ihm lag und ebenfalls durch ein Fernglas blickte.
„Ich kann nichts erkennen“, sagte Morli neben Rhiana. Zwerge hatten keine so guten Augen wie die Elben und ein Fernglas besaß er nicht.
„Hier!“, Rhiana reichte ihm ihr Glas und zeigte ihm, wie es zu gebrauchen war.
„Zauber!“, entfuhr es Morli, und ließ vor Schreck fast das Glas fallen.
Rhiana konnte es gerade noch auffangen, bevor es beschädigt wurde.
„Leise!“, zischte Fingolfin erbost. „Oder willst du dummer Zwerg die Orks auf uns aufmerksam machen?“
„Wir Zwerge sind nicht dumm“, bellte Morli den Elben an und warf ihm einen erbosten Blick zu.
„Deine Taten beweisen etwas anderes“, murmelte Fingolfin.
„Das ist nicht Zauber sondern eine gewisse Art von Wissenschaft“, sagte Rhiana, um zu verhindern, dass die beiden noch lauthals einen Streit anfingen.
Brummend stellte der Zwerg das Glas scharf ein. Jetzt konnte er auch die Orks sehen und die Gefangenen deutlich erkennen.
„Waren es nicht mehr?“, fragte Perefin zurück.
„Wahrscheinlich haben sie die anderen Gefangenen schon getötet.“
„Wieso töten sie ihre Geiseln?“, fragte Lorne. „Dann haben sie doch keinen Wert mehr für sie.“
„Es sind keine Geiseln. Sie ...“
„Was?“, fragte Joane.
„Sie essen sie.“
„Sie tun was?“, entfuhr es nun auch Joe lauter als beabsichtigt.
„Leise!“, John war auch entsetzt, aber wenn die Orks sie vorzeitig entdeckten, würden sie unter Umständen noch selbst im Kochtopf landen.
„Entschuldigung, Colonel“, sagte Joe zerknirscht.
„Schon gut, Lieutenant. Auch ich bin bestürzt.“
„Was machen wir nun?“, fragte Rhiana.
„Ich hätte da eine Idee“, sagte Lorne, der inzwischen das Lager mit dem Fernglas von allen Seiten abgesucht hatte.
„Und die wäre?“, fragend sah John den Major an.
„Sehen Sie die Quelle dort am Lagerplatz, Colonel?“
John blickte nochmals nach unten. Tatsächlich! Dort entsprang eine Quelle aus dem Felsen, die sich in eine Art Becken ergoss, bis das Wasser dann an anderer Stelle als kleines Rinnsal abfloss.
Lorne holte seine Feldflasche heraus. „Wir leeren den Inhalt in das Becken. Das Wasser ist dort lange, bevor es abfließt.“
„Und was soll das bringen?“, flüsterte Morli.
„Ich habe sie mit Wasser aus dem Verwunschenen Fluss gefüllt. Das sollte ausreichen, die meisten Orks zu betäuben.“
„Sie sind ein Genie, Lorne“, sagte John beeindruckt, und fragte sich gleichzeitig, warum er nicht auf diese Idee gekommen war.
„Danke, Sir! Es gibt nur ein Problem.“
„Wie bekommen wir das Wasser in die Quelle!“
„Richtig, Sir!“
„Wir Elben sind für unsere Lautlosigkeit und Unsichtbarkeit bekannt“, sagte Fingolfin. „Ich gehe! Eine der Geiseln ist meine Schwester. Und ich hoffe, dass sie noch lebt.“
„Das hoffen wir alle“, sagte John ehrlich. Auf jeden Fall waren die Elben im Anschleichen besser als sie.
„Dann geh!“
Sie sahen wie der Elb langsam den Hügel hinab schlich, bevor er dann auf einmal verschwunden war.
„Wo ist er geblieben?“, fragte Lorne, der noch nichts von der Tarnkunst der Elben gesehen hatte.
„Oh, er ist noch da! Beobachten Sie das Wasser, Major.“
Lorne tat das und nach einiger Zeit, die ihm fast wie eine Ewigkeit vorkam, sah er den Elben am Beckenrand der Quelle knien und den Inhalt der Flasche hineinleeren.
Blitzschnell war der Elb wieder verschwunden. Man konnte meinen, er sei mit der Landschaft verschmolzen.
„Ich wusste immer schon, dass die Elben Zauberer sind“, sagte Morli neben ihm.
John blickte den Zwerg nachdenklich an. „Was hast du gegen die Elben.“
„Was ich gegen die Elben habe?“, fassungslos sah Morli ihn an. „Sie sind ... äh, ... Zauberer, verhexen einen ... ich weiß eigentlich nicht“, nachdenklich blickte Morli zu Boden und rupfte an seinem Bart herum, wodurch er ihn aber noch mehr zerzauste. „Weist du was, Mensch? Ich kann dich auch nicht leiden. Du hast etwas an dir, das mich ganz durcheinander bringt. Und das mag ich nicht.“
„Wirklich?“, John tat, als sei er überrascht. „Das ist aber nicht meine Absicht. Ihr Zwerge seid mir nämlich sehr sympathisch.“
„Wirklich?“, wiederholte Morli nun Johns Wort. „Wenn ich es mir so überlege ...?!“
Rhiana grinste vor sich hin. John besaß die Fähigkeit, die meisten Lebewesen für sich ein zu vernehmen. Man konnte ihm einfach nicht böse sein. Selbst seine Feinde respektierten ihn. Aber genau das war es, was einen guten Anführer ausmachte.
Fingolfin tauchte so unerwartet neben ihnen auf, dass nicht nur der Zwerg erschreckt zurückfuhr.
„Ich nehme meine gute Meinung über Elben hiermit wieder zurück“, fauchte Morli erbost.
Fingolfin verstand nicht und sah John, der grinsend daneben stand fragend an. John zuckte nur mit den Achseln und verkniff sich ein lautes Auflachen.
„Das war gute Arbeit. Jetzt müssen wir nur noch abwarten“, meinte Sheppard stattdessen zu dem Elben.
Sie mussten einige Zeit warten, doch von ihrem Platz aus konnten sie sehen, dass die Orks immer wieder von dem Wasser holten und auch tranken. Allerdings tranken sie auch alkoholartige Getränke, denn immer wieder konnten sie einen Streit unter den Orks beobachten, der meist blutig ausging.
Auch die Gefangenen, die mitten auf dem Platz gefesselt lagen, bekamen ihre Schläge ab. Doch wenigstens machten die Orks keine Anstalten einen weiteren Gefangenen zu töten.
Immer mehr Orks lagen inzwischen schlafend auf dem Boden herum. Schließlich glaubten sie es wagen zu können hinab zu schleichen. Auf leisen Sohlen huschten die Freunde den Hügel hinunter. Tatsächlich schafften sie es ungesehen bis zum Rand des Lagers zu kommen. Bis zu den Gefangenen waren jetzt nur noch wenige Meter zu überwinden.
Die Elben hatten ihre Retter schon bemerkt, aber sie waren so schlau, sich nichts anmerken zu lassen. Zwei noch muntere Orks hielten Wache. Doch diese waren nachlässig, denn sie konnten sich nicht vorstellen, dass es Feinde in der Gegend gab. Im Gegenteil, sie machten noch Witze über ihre vermeintlich betrunkenen Freunde.
Die Elben machten kurzen Prozess mit ihnen. Schnell waren die Fesseln der sechs Gefangenen durchtrennt.
Eine junge Elbin, die große Ähnlichkeit mit Fingolfin hatte, fiel diesem erleichtert in die Arme. Fragend blickte sie zu den fünf Menschen und dem Zwerg, doch Fingolfin winkte nur ab. Die Frau verstand und fragte nichts mehr.
Fingolfin zeigte auf den Hügel, von dem sie heruntergestiegen waren und die befreiten Gefangenen nickten erleichtert. Angesichts der neuen Hoffnung vergaßen sie alles Leid und Ängste, die sie die letzten Stunden in den Händen der Orks ausgestanden hatten.
Fast schien es, als ginge alles gut. Schon waren die ersten auf der Spitze des Hügels angekommen, als hinter ihnen der Alarm losbrach. Man hatte sie doch noch entdeckt. Anscheinend waren doch nicht alle Orks von dem Wasser betäubt worden. Sofort war ihnen eine ganze Meute auf den Fersen.
„Schnell! Bringt die Befreiten in Sicherheit!“, rief John. „Ich versuche sie aufzuhalten!“
„Das schaffst du nie alleine, John!“, rief Fingolfin von oben. „Ich bleibe bei dir.“
„Ich auch!“, rief Rhiana.
„Nein, diesmal nicht“, blieb John hart. „Lorne, Joe, Engel, ihr sorgt mit den Elben dafür, dass die Befreiten sicher durchkommen. Nehmt Rhiana mit.“
„Auch Sie beide können das nicht schaffen“, meinte Lorne.
„Ich bleibe“, sagte Engel.
„Dann los.“
Freude und Leid in einem! by Selana


Zu dritt stellten sie sich den angreifenden Orks in den Weg. John und der Sergeant hoben die Gewehre und feuerten auf die Angreifer. Erschreckt von den fremdartigen Waffen und den tödlichen Pfeilen Fingolfins, ergriffen die Orks erst einmal die Flucht. Doch sie würden sich schnell wieder anders besinnen und zurückkommen.
„Ich habe noch was besseres“, sagte Engel. Er holte aus seinem Rucksack drei Päckchen heraus.
„Sie haben Sprengstoff dabei, Engel?“
„Ja, Sir!“
„Warum haben sie diese nicht bei den Spinnen benützt?“
„Ich habe nur die drei Packungen und ich dachte, wir könnten sie noch besser verwenden.“
„Das hätte auch schief gehen können. Wenn die Spinnen uns erwischt hätten, würde der Sprengstoff uns nichts nützen.“
„Wenn es so weit gekommen wäre, hätte ich das Zeug benutzt, Sir“, rechtfertigte sich der Sergeant.
„Sie haben richtig gedacht. Werfen Sie gut, Sergeant.“
„Ja, Sir!“
Engel wartete bis die Orks sich zu einem neuen Angriff formierten, dann warf er das erste Paket mitten unter die Orks. Es detonierte und zerfetzte gleich mehrere von ihnen. Doch dieses Mal ließen sie sich nicht so schnell abschrecken. Die übrigen Angreifer stocken zwar, griffen jedoch gleich wieder an. Erst das zweite Paket ließ sie erneut die Flucht ergreifen.
Als Engel die dritte Packung werfen wollte, hielt John ihn auf. „Halt, die können wir vielleicht noch besser verwenden.“
„Die anderen haben einen kleinen Vorsprung, und die Orks werden sich erst die Wunden lecken“, meinte Fingolfin.
„Dann sollten auch wir sehen, dass wir wegkommen“, meinte John.
Schnell eilten sie den anderen hinterher. Die Orks würden sich bald an ihre Fersen heften, doch sie hatten nicht vor, sich fangen zu lassen. Bald erreichten sie den Fuß des Hügels. Die anderen hatten sich beeilt und schienen den Fluss als Fortbewegungsmittel zu benutzen.
Schließlich fand Fingolfin auch die Stelle, wo die Freunde primitive Flösse gebaut hatten, indem sie einfach mit Lianen ein paar Stämme zusammen gebunden hatten, um sich von der Strömung treiben zu lassen.
„Das machen wir auch“, Fingolfin setzte seine Worte gleich in Taten um und suchte Lianen und ein paar Baumstämme.
John und Engel beteiligten sich an der Suche. Bald hatten sie genug, um einige Stämme zusammen zu binden. Es würde ein primitives Gefährt sein, aber die Strömung würde sie rasch vorwärts bringen. Immer wieder hielten sie inne und hielten nach den Orks Ausschau. Sie wollten sich ja nicht überraschen lassen. Gerade, als sie sich Hoffnung auf Flucht machten und auf das Wasser wagen wollten, waren die Orks da.
Etwas schoss aus dem Wald hervor und packte John von hinten, genau in dem Moment, als er sich auf das Floss schwingen wollte. Er stürzte ins Wasser und konnte gerade noch verhindern, dass er von dem Wasser schluckte. Beim Sturz gab er dem Floss ungewollt einen Stoß, so dass es abdriftete und davon schwamm.
Wenigstens waren die Freunde sicher, dachte er, als er fühlte, wie er gepackt und aus dem Wasser gezogen wurde. Er versuchte sich zu wehren, doch die Orks packten ihn nur noch fester und schlugen auf ihn ein, bis er bewusstlos wurde.
Auf dem Floss sahen seine Freunde entsetzt zu, wie John von den Orks davon geschleift wurde.
„Wir müssen ihm helfen!“, rief Engel und machte Anstalten, dass Floss zurück ans Ufer zu bringen.
„Wie denn“, entgegnete der Elb. „Wir sind nur zu zweit.“
„Ich lasse niemanden zurück“, widersprach Matthias. „Das ist gegen unsere Regel.“
„Dann musst du alleine gehen“, sagte Fingolfin. „Zurückgehen ist Selbstmord.“
„Dann bist du ein Feigling“, sagte Engel verächtlich.
„Nein, nur realistisch. Wenn wir John helfen wollen, müssen wir Verstärkung holen. Wir versuchen die anderen einzuholen und kehren dann mit einigen Leuten zurück.“
„Bis dahin kann der Colonel schon tot sein.“
„Das glaube ich nicht“, meinte Fingolfin. „Die Orks wollen sicher ihren Spaß und Rache für die Befreiung der Gefangenen haben. Sie werden ihn erst einmal am Leben lassen. Ich habe mein ganzes Leben gegen die Orks gekämpft und weiß wie sie denken.“
Engel sah den Elb wütend an, doch im Grunde hatte er Recht. Zu zweit hatten sie keine Chance den Colonel zu befreien. So setzte er seine ganze Kraft darin ein, dass Floss vorwärts zu treiben. Trotzdem dauerte es Stunden, bis sie die anderen vor sich sahen.
Diese winkten ihnen zu, nachdem sie sie entdeckt hatten. Als Engel und Fingolfin gleichauf mit den anderen waren, bemerkte Rhiana, dass John fehlte.
„Matty, wo ist John?“
Engel senkte den Blick. Er wusste nicht, wie er es der Frau erklären sollte, dass sie den Colonel zurückgelassen hatten.
„Die Orks haben ihn gefangen“, sagte da Fingolfin an seiner Stelle.

Minas Tirith
Begegnung mit Faramir

Am Ende des Ganges sahen die Atlanter einen großen Mann in der Uniform der Waldläufer von Gondor, der sich mit einem Kind unterhielt. Beregond schien den Mann zu kennen, denn er führte sie direkt zu ihm. Der Mann hörte die Schritte und drehte sich um. Nun erkannten die vier Faramir.
Der junge Fürst hatte sich umgedreht, als er Schritte hörte. Im ersten Moment erkannte er die Neuankömmlinge überhaupt nicht, doch dann stutzte er das. Das waren doch ...
„Teyla, Ronon, Rodney! Ihr seid das?“, Faramir lief auf sie zu und umarmte sie. Dann sah er sich um. „Wo sind denn John und Rhiana? Es geht ihnen doch gut?“, fragte er besorgt.
„Ja, keine Sorge. Sie sind in der Seestadt zurückgeblieben. Das ist eine lange Geschichte“, meinte Teyla.
„Und wer ist das?“, fragte Faramir, als sein Blick auf Jonas fiel.
„Jonas Quinn, Sir“, stellte er sich selbst vor. „Es ist mir eine Ehre, Euch kennen zu lernen.“
„Warum so förmlich, mein Freund? Die Freunde meiner Freunde sind immer herzlich willkommen.“
Jonas blickte den jungen Mann erstaunt an. Nach der Begrüßung durch dessen Vater hatte er anderes erwartet. Auf der anderen Seite aber hatte er von den Freunden nur gutes über Faramir gehört.
„Jonas ist unser Pilot“, erklärte Teyla. „Da John zurückbleiben musste.“
„Dann seid alle willkommen. Leider ist die Situation nicht so erfreulich.“
„Wir haben es gehört“, sagte McKay. „Und wir wurden auch schon in Kämpfe verwickelt und wären fast getötet worden.
„Ach was!“, Ronon winkte ab. „McKay war überhaupt nicht in Gefahr.“
Der Junge neben Faramir drängte sich nun in den Vordergrund. Teyla wollte ihn schon begrüßen, da bemerkte sie, dass es überhaupt kein Junge war, sondern ein klein gewachsener Mensch in der Uniform der Palastwache von Gondor.
Faramir bemerkte ihren erstaunten Blick. „Das ist Pippin, ein Hobbit. Und ein guter Freund von mir. Wundert euch nicht über Pippins Größe. Alle Hobbits sind solche Winzlinge.“
„Winzlinge?“, Pippin bemerkte Faramirs Grinsen und ahnte sofort, dass dieser ihn nur auf den Arm nahm. Sofort stahl sich auch ein Lächeln auf sein Gesicht. Zwar wusste er nicht, wer die Fremden waren, aber da Faramir sie mochte, waren sie sicher nett und somit auch seine Freunde.
Nachdem auch Pippin begrüßt worden war, wurde Faramir wieder ernst. Ein Schatten zog über sein Gesicht. „Ich muss hinein. Mein Vater erwartet meinen Bericht. Kommt doch mit, doch haltet euch im Hintergrund.“
Das wollten sie gerne tun. Und so begleiteten sie Faramir in den riesigen Empfangssaal des Truchsesses. Sie sahen ihn auf seinem üblichen Stuhl sitzen, umgeben von seinem Hofstab. Während Faramir und Pippin zu ihm gingen, blieben die vier zurück.
Teyla bemerkte eine große Gestalt in einem langen weißen Gewand nicht weit weg stehen. Er trug einen Stab und besaß lange weiße Haare und einen Bart. Sein Gesicht ...
„Gandalf, da ist Gandalf“, flüsterte sie Ronon unauffällig zu.
Nach einem kurzen Blick erkannte auch Ronon den Zauberer. Diskret gingen sie zu ihm hinüber. Das Gespräch Faramirs mit seinem Vater bekamen sie nur am Rande mit.
Gandalf sah sie an und nickte ihnen zu. Anscheinend war er nicht überrascht, sie zu sehen. Er bedeutete ihnen ruhig zu sein, denn er wollte das Gespräch zwischen Vater und Sohn verfolgen. So konzentrierten sie sich auch auf dieses und bekam mit, wie Denethor seinen Sohn vor allen erniedrigte und ihn quasi in den Tod schickte. Ronon war so geschockt, dass es ihm die Sprache verschlug. Wie konnte ein Vater nur so handeln?
Auch die anderen waren erschrocken und folgten Faramir nach draußen, der eilig aus dem Saal lief.
„Faramir!“, Gandalf hielt den Fürstensohn auf.
Dieser blieb stehen und drehte sich um.
„Du kannst das nicht machen.“
„Ich muss es tun.“
„Es bedeutet deinen Tod und den von allen, die dich begleiten.“
„Vielleicht erkennt mein Vater mich dann endlich als seinen Sohn an“, meinte Faramir traurig.
„Was hast du davon, wenn du tot bist.“
„Versuch nicht, mich zurückzuhalten“, sagte Faramir.
„Was ist das für ein Vater?“, empörte sich Jonas.
Faramir sah ihn an. „Er hat das recht dazu. Doch kommt, wenn es schon meine letzte Nacht werden soll, dann möchte ich sie in der Gesellschaft von Freunden verbringen. Erzählt mir alles.“
Sie folgten Faramir in dessen Gemächer, wo sie sich gegenseitig die Erlebnisse der vergangenen Zeit erzählten. Als Jonas damit endete, was sie in Seestadt erlebt hatten, sah Faramir nachdenklich zu Boden.
„Faramir, das mit Boromir tut mir leid“, Teyla sah ihn traurig an. „Ich habe ihn sehr gemocht.“
Bisher hatten sie Boromirs Tod noch nicht angesprochen. Doch nun kam Faramirs Traurigkeit schlagartig zurück.
„Ich hätte an seiner Stelle gehen sollen.“
„Nein, du hättest es auch nicht verhindern können“, meinte Pippin. Und dann erzählte er ihnen allen, wie Boromir von dem Ring verführt worden war und wie er seine Ehre zurückbekam, als er ihr Leben für sie gab.
Faramir wurde noch trauriger.
„Wenn Aragorn erst hier ist, wird alles gut werden. Er ist ein gerechter Mann, Faramir. Er wird dich brauchen. Deshalb darfst du morgen nicht gehen“, fügte Gandalf hinzu.
„Du setzt große Hoffnung in diesen Aragorn. Das ganze Volk wird mich für einen Feigling halten, wenn ich mein gegebenes Versprechen zurücknehme und hier bleibe.“
„Nein, nur für einen Mann, der seinem verrückten Vater nicht nachgegeben hat“, fügte Ronon hinzu. Bisher hatte er nicht viel gesagt, aber Faramir durfte sein Leben nicht so einfach wegwerfen.
Faramir blickte den großen Mann nun an. „Von dir hätte ich das am wenigsten erwartet.“
„Was? Du wunderst dich, dass ich kein Selbstmörder bin?“
„Das bin ich auch nicht.“
„Doch, wenn du morgen gehst, dann schon.“
„Ihr könnt mich nicht umstimmen. Bitte geht jetzt und lasst mich alleine.“
Die Atlanter, Gandalf und Pippin sahen sich traurig an, doch sie erkannten, dass Faramir sich nicht umstimmen ließ. So standen sie auf und gingen.
„Wir können das doch nicht zulassen“, meinte Teyla draußen empört.
„Was schlägst du vor? Sollen wir ihn entführen?“, meinte Ronon.
Wo ist John? by Selana

„Und ihr habt ihn zurückgelassen?“, fragte Rhiana empört.
„Wir sind gekommen, um Verstärkung zu holen“, erklärte Fingolfin der aufgebrachten Frau. „Zu zweit hätten wir ihn nie befreien können.“
„Das glaube ich nicht“, ereiferte sich Rhiana. „Ich werde sofort zurückfahren und John holen.“
„Aber nicht alleine“, mischte sich Lorne ein. Er hatte dafür gesorgt, dass die Befreiten in Sicherheit waren. Doch nun wollte auch er umkehren und den Colonel retten.
„Rhiana und Joe, ihr könnt die Befreiten ohne uns in Sicherheit bringen. Wir anderen holen den Colonel.“
Böse sah Rhiana den Major an. „Du glaubst doch nicht, dass ich zurückbleibe? Es ist John!“
„Und gerade deshalb wirst du nicht mitgehen. Der Colonel wird mich umbringen, wenn ich das zulasse. Und deshalb wirst du tun, was ich sage.“
„Glaubst du?“, Rhiana Blick hätte Tote aufwecken können.
Lorne überlegte verzweifelt, wie er die aufgebrachte Frau beruhigen und vor allen Dingen überzeugen konnte, da entstand Unruhe unter den Geretteten. Einige der Elben zeigten aufgeregt in den Himmel. Dort erschien ein kleiner Punkt, der immer größer wurde und sich schließlich als riesiges Geschöpft entpuppte, dass genau Kurs auf sie nahm.

Im Lager der Orks
Als Sheppard das Bewusstsein zurückerlangte, war seine erste Diagnose, dass ihm alle Knochen wehtaten. Schlagartig kam die Erinnerung zurück. Die Orks hatten ihn erwischt und brutal zusammengeschlagen. Ein Wunder, dass sie ihn nicht gleich umgebracht hatten. Er wagte es nur vorsichtig die Augen aufzuschlagen. Was er sah entmutigte ihn etwas. Er lag an der gleichen Stelle, wo vorher die gefangenen Elben gelegen hatten. Der Colonel hörte wütendes Gezeter, Murmeln und Knurren.
Die Orks, welche ihn gefangen hatten, versuchten ohne Erfolg ihre betäubten Artgenossen zu wecken. Ein Lob auf Lorne, dachte John. Dank seinem Wasser würden die Betäubten wohl noch Stunden schlafen. Nur wenige der hässlichen Kreaturen waren noch auf den Beinen. Ihn hatten sie einfach achtlos auf den Platz geworfen. Wahrscheinlich hielten sie ihn für halbtot und zu schwach, um einen Fluchtversuch zu wagen.
Wo konnte er auch hin?
Eigentlich kam nur nach oben in Frage. Schließlich gaben die Orks ihre Bemühungen auf, ihre Artgenossen wecken zu wollen. Sie fingen Streit untereinander an. Zwei kamen auf ihn zu und beugten sich über ihn. Doch er stellte sich weiterhin bewusstlos, auch als er zur Prüfung einige schmerzhafte Schläge einstecken musste. Er roch den Atem der Orks in seinem Nacken und ihr wütendes Geknurre. Wahrscheinlich hatten sie sich einen Spaß mit ihm machen wollen, was aber nur ging, wenn er wach war. Schließlich ließen sie von ihm ab. Wenig später fingen sie an, sich zu betrinken.
Das konnte ja nicht besser kommen! Sofort sah John sich so unauffällig wie möglich um. Der Hügel, von dem aus sie ihren Befreiungsversuch gestartet hatten, wurde jetzt bewacht. Auch das kleine Tal hinaus war von einigen Orks blockiert. Hier gab es kein Entkommen.
Sein Blick fiel auf einen winzigen Pfad, der den steilen Berg neben ihm hinaufführte. Eigentlich war Pfad zu viel gesagt. Es ging manchmal fast senkrecht nach oben und oft würde man klettern müssen. Ohne Seil war es im Grunde Selbstmord. Doch wenn er hier blieb, war er auch tot. Er beschloss es zu wagen. Lieber in den Abgrund stürzen, als von den Orks auf grausame Weise ermordet zu werden.
Er wartete einen geeigneten Moment ab und kroch auf allen Vieren zum Berg hinüber. Es war nicht weit und so begann er mit seinem selbstmörderischen Aufstieg. Am Anfang ging es noch leicht, doch je weiter er nach oben kam, desto schwieriger wurde es. John wagte es nicht mehr nach unten zu sehen.
Als er etwa die Hälfte hinter sich hatte, wurde seine Flucht entdeckt. Unter sich hörte er Geschrei und Geheule und das Kollern von Steinen. Sie kletterten hinter ihm her. John verdoppelte verzweifelt seine Anstrengung. Einmal rutschte er fast ab und es gelang ihm nur mit Mühe, sich festzuhalten. Ein Blick nach oben zeigte ihm, dass es nicht mehr allzu weit war. Das gab ihm neuen Mut und die Kraft weiter zu klettern. Unter sich hörte er die Schreie der Verfolger näher kommen. Ein oder zweimal hörte er auch einen Todesschrei. Da war wohl ein Ork abgestürzt, wie er voller Genugtuung dachte.
Da verdunkelte etwas die Sonne. Eine Wolke? John sah nach oben, doch es war keine Wolke am Himmel zu sehen. Aber auch sonst nichts, dass einen Schatten verursachen konnte. Was immer es gewesen war, es war verschwunden. Vielleicht war es nur ein großer Vogel gewesen.
Er mobilisierte nochmals alle seine Kräfte und schaffte es endlich in eine weniger steile Stelle zu klettern. Ab jetzt ging es etwas leichter. Und nun wagte er einen Blick nach unten. Die Orks waren zu seinem Schrecken näher als erwartet. Nur noch wenige Meter trennten ihn von seinen Verfolgern. Sein Glück war, dass auch die Orks alle Hände zum Klettern brauchten, sonst hätten sie ihn bestimmt schon lange mit einem Pfeil herunter geschossen. Schon konnte er ihr triumphierendes Gejohle hören. Waffen hatte er keine mehr, denn diese waren ihm natürlich von den Orks abgenommen worden.
Schnell setzte John seine Flucht fort. Ein schmaler Kamin ermöglichte es ihm die letzten Meter leichter nach oben zu kommen. Doch dort wartete der nächste Schock auf ihn. Er war in einer Sackgasse gelandet. Vor ihm lag ein Plateau, doch ein tiefer Abgrund trennte ihn davon. Der Berg, auf den er geklettert war, war nur ein spitzer Grat, abgetrennt von dem anderen Teil des hohen Berges. Nun saß er endgültig in der Tinte.
Zum springen war es zu weit, und hinter ihm kamen die Orks. Der erste Unhold stemmte sich gerade auf den Grat hinauf. John lief zu ihm und gab ihm einen Stoß, so dass er mit einem lauten Schrei den Abhang hinunter stürzte. Doch die nächsten Orks kamen auf der Spitze an. Nun gut, er würde sein Leben so teuer wie möglich verteidigen.
Da zog erneut ein Schatten über ihn hinweg. Im nächsten Moment packten ihn scharfe Klauen und er fühlte sich hoch in den Himmel gehoben. Die Orks blieben wutentbrannt zurück und streckten die Fäuste hoch. Pfeile wurden nach ihm abgeschossen, doch alle verfehlten ihn weit, denn er befand sich schon hoch in den Lüften.
John wagte einen Blick nach oben und sah riesige Flügel und einen großen Körper über sich, der sich im Schlag der Flügel rhythmisch bewegte. War er vom Regen in die Traufe geraten? Was für ein Monster hatte ihn nun als seine Beute ausersehen?
Keine Beute, John!
John glaubte sich verhört zu haben. Wer hatte da seinen Namen gesagt?
Das war ich!
Und wer bist du?
Ich bin Gwaihir, der König der Adler und ein Freund.
John atmete auf. Natürlich! Gandalf hatte ihm von riesigen Adlern erzählt, die intelligent und Gandalfs Freunde waren. Und Gwaihir war der Anführer dieser Riesenadler.
Richtig! Gandalf ist mein Freund.
Woher kennst du meinen Namen? Kannst du meine Gedanken lesen?
Wieder richtig!
Ich kann auch dich hören!
Das weiß ich! Du gehörst wie Gandalf zu den Uralten. Deshalb können wir uns gedanklich verständigen.
Ich bin nicht wie Gandalf.
Nein, nicht wie er, aber von seinem Volk.
Dann möchte ich dir dafür danken, dass du mich gerettet hast. Wie hast du mich gefunden?
Ich flog meine Patrouille über dem Düsterwald, als ich dich in deiner misslichen Lage entdeckte. Sogleich flog ich näher heran und konnte deine Gedanken lesen. Deshalb habe ich dich gerettet. Wohin soll ich dich fliegen?
Freunde von mir sind auf dem Weg nach Thranduils Höhle. Sie benutzen den Verwunschenen Fluss, und später folgen sie dem Waldfluss.
Dann sehen wir sie bald. Ist es dir so bequem? Oder möchtest du lieber auf meinem Rücken sitzen?
Ich glaube dein Rücken wäre mir lieber.
Es dauerte nicht lange bis der Adler eine geeignete Stelle zur Landung fand und John konnte sich auf seinen Rücken setzen. Nun konnte er zum ersten Mal einen genauen Blick auf den Adler werfen. Gwaihir war ein Riesenexemplar seiner Art. Seine Flügelspannweite betrug bestimmt sechs bis sieben Meter. Der nachfolgende Flug erinnerte ihn an seine Flüge mit dem Saurier Feuerwolke in Dinotopia.
Die beiden ungleichen Wesen folgten dem Verwunschenen Fluss. Kurz vor der Mündung des Flusses in den Waldfluss holten sie die Gesuchten ein. Die Elben kannten Gwaihir und sahen so keine Gefahr in ihm.
John winkte seinen Gefährten und besonders Rhiana zu, die heftig zurückwinkte. An der Einmündung fand Gwaihir eine geeignete Stelle und setzte John ab.
Ich danke dir Gwaihir“, verabschiedete sich John von seinem Adlerfreund.
Wir sehen uns sicher wieder“, meinte der Adler. Wann immer du meine Hilfe brauchst, werde ich sie dir geben.
John sah ihm nach, während der Riesenadler sich in den Himmel schraubte und bald ihren Blicken entschwunden war. Dann erst wandte er sich seinen Freunden zu, die ihn perplex anstarrten.
Rhiana fiel ihm um den Hals und wollte ihn nicht mehr los lassen. „Ich befürchtete schon, dass ich dich verloren hätte.“
„Keine Sorge, Liebes! So schnell wirst du mich nicht los.“
„Du gewinnst seltsame Freunde, John“, sagte Fingolfin. „Das war der König der Adler.“
„Ich weiß“, schnell erzählte John seinen Freunden, was er alles erlebt hatte.

Thranduils Höhlen
Ein paar Stunden später erreichten sie ohne weitere Zwischenfälle die Höhlen der Waldelben. Die Wachen entdeckten sie frühzeitig und riefen sie an. Doch als sie sahen, wer da gekommen war, brachen sie in Jubel aus. Schnell sprach sich herum, dass die Rettungsmannschaft erfolgreich zurückgekehrt war.
Über die große Steinbrücke begaben sie sich in das unterirdische Reich von König Thranduil. Als erstes führte der Weg eine steile, durch das Ufer gehauene Treppe hinauf, dann ging es über eine Rasenterrasse und schließlich durch das große Tor. Viele verwinkelte Gänge führten durch die Höhle, die zu anderen Räumen gingen, welche auf unterschiedlichen Ebenen lagen, die sie aber nicht zu Gesicht bekamen. Sie wurden direkt zu der großen Halle geführt, die Thranduil als Thronsaal benützte. Diese war mit Hilfe der Baukünste der Zwerge vergrößert worden, damals, als die Zwerge und die Elben noch als Freunde miteinander verkehrten.
Thranduils Wohnung war ausgedehnt und besaß einen unterirdischen Strom. Das Bett des Waldflusses lag offenbar sehr tief zwischen dem Tor und dem unterirdischen Strom, denn der Hauptgang führte zu den oberen Stockwerken, während der Strom seinen Ursprung im Inneren des Berges hatte.
König Thranduil empfing sie mit sorgenvoller Miene. Er, der sonst eher ablehnend den Menschen und Zwergen gegenüber war, begrüßte sie nun außergewöhnlich freundlich.
Der König war ein großer stattlicher und altersloser Elb mit langen blonden Haaren, die er mit einem schlichten goldenen Haarreif zurückgesteckt hatte. Er trug ein langes samtgrünes Gewand, das nur an den Säumen mit Gold eingefasst, sonst aber schmucklos war.
Neben ihm saß auf einem einfachen Stuhl Prinz Bard, der ihnen erleichtert zunickte.
„Willkommen in meinen bescheidenen Hallen“, begrüßte Thranduil die Neuankömmlinge. „Ich danke euch, dass ihr die Entführten gerettet habt. Eigentlich würde ich euch nun einladen meine Gäste zu sein, doch ich fürchte die Neuigkeiten werden euch zur Rückkehr bewegen.“
„Leider konnten wir nicht mehr alle Gefangenen retten“, sagte Fingolfin. „Einige waren schon von den Orks getötet worden.“
„Das ist traurig, aber nicht zu ändern. Ihr habt getan, was in eurer Macht stand“, meinte Thranduil.
Bard ergriff nun das Wort. „In den zwei Tagen eurer Abwesenheit ist viel geschehen. Unsere Kundschafter brachten die Kunde von einem Angriff auf Seestadt. Die Stadt wurde geräumt und die Bevölkerung ist in den Erebor geflüchtet.“
„Was gibt es da?“, erkundigte sich John.
„Eine Festung! Gebaut vor vielen Jahren von den Zwergen und den Menschen des Erebor, um im Falle eines Angriffes eine sichere Zuflucht zu besitzen. Diese Weitsicht kann uns nun das Leben retten“, erklärte Bard.
„Ich muss sofort mit meinen Kriegern zurück“, ereiferte sich Morli. „Wir haben hier unsere Kräfte vergeudet.“
„Nichts ist vergeudet“, widersprach Bard seinem zwergischen Freund. „Wir konnten unseren elbischen Freunden helfen. Und in der Not werden sie uns helfen.“
Thranduil schüttelte bedauernd den Kopf. „Ich fürchte nicht, Prinz Bard. Es gibt weitere Kunde. Die Orks rotten sich zusammen. Sie haben vor, Lórien und mich anzugreifen. Ich kann keinen einzigen Krieger entbehren.“
„Ich wusste es!“, rief Morli empört aus. „Wir riskieren unser Leben und ihr lasst uns im Stich.“
Faramirs Opfergang! by Selana
„Ja, wenn es nicht anders geht, dann entführen wir ihn einfach“, antwortete Teyla.
„Nein, Faramir würde uns das nie verzeihen“, sagte Gandalf. „Es ist seine Entscheidung.“
Bekümmert begaben sie sich zur Ruhe. Für alle wurde es eine unruhige Nacht, die nicht enden wollte, da keiner von ihnen einschlafen konnte.
Am anderen Morgen versuchte Gandalf Faramir noch einmal davon abzuhalten diese Selbstmordaktion durchzuführen. Der junge Mann ritt gerade in voller Rüstung die Stufen von Minas Tirith hinunter, gefolgt von einer ganzen Gruppe Freiwilliger, die nicht gewillt waren ihren Fürsten im Stich zu lassen. Auch wenn es ihren Tod bedeutete.
Doch auch heute ließ sich Faramir nicht umstimmen.
Die Freunde konnten nicht begreifen, dass Faramir offenen Auges in den Tod ritt. Doch sie wollten ihm die letzte Ehre erweisen und sahen von den Mauern zu, wie die Ritter in ihren sicheren Untergang ritten. Und ihre böse Ahnung schien sich zu bestätigen. Keiner der Freiwilligen schien dem Pfeilhagel der Orks zu entkommen.
Traurig wandten die Freunde sich ab. Erneut hatten sei unnötigerweise einen guten Freund verloren.
Bald danach formierten sich die Belagerer zum Angriff. Die Schlacht um Minas Tirith begann. Die Atlanter boten Gandalf ihre Hilfe an, der diese gerne annahm. Jonas schlug vor den Jumper zu benutzen und solange ihre Bomben auf die Angreifer zu werfen, bis der Vorrat zu Ende war.
„Das könnte für den Flieger gefährlich werden“, meinte Pippin. „Die Orks besitzen Feuerschleudern.“
„Nein, der Jumper hat eine Tarnvorrichtung“, als Jonas den fragenden Blick Pippins sah, fügte er hinzu. „Wir werden für das Auge unsichtbar sein. Für die Orks wird es aussehen, als ob das Feuer vom Himmel fallen wird.“
Das fand Pippin großartig. Also begleitete er die fremden Krieger zu ihrem Himmelsgefährt. Leider stellte sich der Bombenvorrat als nicht mehr sehr groß heraus, so dass der Einsatz des Jumpers zwecklos war, zumal auch noch diese riesigen fliegenden Ungeheuer auftauchten. So nahmen sie die Bomben mit auf die Mauer und warfen sie bei der ersten Gelegenheit auf die Angreifer. Doch auch hier richteten sie nicht viel damit aus, denn es waren einfach zu viele. Die ganzen Felder des Pelennor waren schwarz von den Feinden.
Zum Glück hatten sie noch die Gewehre und etwas Munition. Solange sie Munition hatten, schossen sie auf die Angreifer. Teyla, Ronon und Gandalf standen auf der Mauer der ersten Stufe, als unten ein Pferd auf das Tor zulief. Die Wachen erkannten Faramirs Pferd. Es schleifte seinen Reiter mit sich. Sie konnten jedoch nicht erkennen, ob der junge Fürst noch am Leben war. Doch da die drei ihre Aufgabe hatten, konnten sie nicht hinunter. Sie sahen aber zu ihrer Beruhigung, dass die Torwachen sich um Faramir kümmerten.
Teyla betete zu den Vorfahren, dass er noch lebte und nahm sich vor, so schnell wie möglich nach ihm zu sehen, doch ihre Aufmerksamkeit wurde durch einen weiteren Angriff der Orks abgelenkt. Sie fuhren Rammböcke auf und warfen Brandgeschosse auf die Häuser der untersten Stufe. Einige waren gut gezielt, und die ersten Häuser stürzten in sich zusammen. Das Geschrei der Bewohner, der Angreifer und der Verteidiger schallte durch die Lüfte. Dazu das Gekreische der fliegenden Fellbiester, auf denen die Nazgúls ritten.
Die Verteidiger wehrten sich so gut es ging, doch die erste Stufe fiel nach einem erbitterten Kampf. Die Atlanter hatten sich inzwischen mit den Verteidigern auf die zweite Stufe zurückgezogen. Die ersten Orks schafften es über große hölzerne Gerüste die Mauern zu überwinden. Einzelkämpfe entbrannten, in die auch Teyla, Ronon und Jonas verwickelt wurden. Sie wehrten sich so gut sie konnten und schlugen den ersten Angriff zurück.
Teyla wusste nicht, wie viele Orks sie getötet hatte, als dieser Angriff zurückgeschlagen wurde. Doch sie erkannte, dass es nur ein Sieg auf Zeit war. Sie sah sich nach Ronon und Jonas um. Die beiden schienen in Ordnung zu sein. Gandalf konnte sie nirgends entdecken. Wahrscheinlich organisierte er an anderer Stelle den Widerstand.
Sie warf einen Blick auf die brennenden Häuser unter sich, wo noch immer gekämpft wurde. Das Tor zur zweiten Stufe wurde hart umkämpft. Die Orks hatten Rammböcke gebracht und versuchten durch das Tor zu brechen. Sollten sie das schaffen, würde sich die Schlacht sofort in die zweite Ebene verlegen. Es sah nicht gut aus für sie.
In diesem Moment schallten Hörner über die Ebene, und als Teyla zur Mauer eilte und einen Blick über sie warf, sah sie eine ungeheure Anzahl von Reiter am Horizont auftauchen.
„Das sind die Reiter von Théoden! Théoden kommt uns zu Hilfe!“
Diese Rufe waren noch öfters zu hören. Teyla hatten einen guten Blick auf das Feld unter ihr und konnte sehen, wie die Reiter einen Sturmangriff starteten und die Orks regelrecht in Grund und Boden ritten. Schon ergriffen diese in heilloser Panik die Flucht, verfolgt von den Reitern Théodens.
„Sie schaffen es“, sagte Ronon, der sich neben sie an die Mauer gestellt hatte.
Neben ihm tauchte nun auch Jonas auf.
„Ja, sie überrennen den Feind förmlich“, meinte auch Jonas und seine Stimme klang hoffnungsvoll.
Teyla warf einen Blick auf ihn. „Bist du in Ordnung? Vielleicht hättest du Rodney in der Festung Gesellschaft leisten sollen. Dort wärst du vorerst in Sicherheit.“
„Willst du mich beleidigen?“, fragte Jonas empört. „Ich will kämpfen.“
Anerkennend nickte Teyla. Jonas war so ganz anders als Rodney, der sich lieber verdrückte, wenn es gefährlich wurde. Natürlich nur, wenn es sich einrichten ließ. Wenn es darauf ankam, stand auch Rodney seinen Mann und verteidigte tapfer seine Freunde.
Schon atmeten viele erleichtert auf, als erneut Hörner erklangen. Diesmal waren es jedoch Feinde, die am Horizont auftauchten.
Teyla glaubte ihren Augen nicht zu trauen, als sie die riesigen Tiere bemerkte. Sie sahen aus wie diese Erdentiere, die Elefanten genannt wurden. Teyla hatte noch nie einen leibhaften Elefanten gesehen, außer auf Abbildungen, aber sie glaubte zu wissen, dass diese Elefanten um das mehrfache größer, als die Erdenelefanten waren. Zu allem Übel saßen auf ihnen in großen Körben noch einige Krieger.
„Das sind die Ostlinge mit ihren Olifanten“, sagte neben ihr ein Krieger mit entsetzt klingender Stimme. „Jetzt sind wir verloren.“
„Nichts ist verloren“, sagte Teyla. Atemlos verfolgten sie den Kampf auf der Ebene. Diesmal war es umgekehrt. Die Olifanten zermalmten einen Reiter nach dem anderen, und es sah schon so aus, als würde sich das Blatt wieder zu Gunsten der Feinde wenden. Doch dann geschah etwas sehr seltsames.
Eine riesige grünleuchtende Wolke erschien aus der Richtung, in der Osgiliath lag und überrannte die Orks und die Ostlinge. Wo immer die Wolke etwas berührte, wurde alles Leben darin getötet. Auch die Orks in der Festung mussten daran glauben. Dann zog sich die Wolke wieder zurück und sammelte sich auf der Ebene, bis sie sich vor den Augen der erstaunten Zuseher auflöste. Kein Feind schien diese merkwürdige Attacke überlebt zu haben.
„Das waren die Geister der Vorfahren“, meinte Teyla ehrfurchtsvoll.
„Geister! Es gibt keine Geister“, widersprach Jonas. „Es muss eine Art Giftwolke gewesen sein.“
„Und woher ist sie gekommen?“, fragte Ronon.
Darauf wusste Jonas keine Antwort.
Die Schlacht war auf jeden Fall zu Ende und sie hatten gewonnen.
Teyla beobachtete, wie sich vor den Toren von Minas Tirith die Überlebenden der Schlacht sammelten. Erste Helfer erschienen aus der Stadt auf dem Schlachtfeld und kümmerten sich um die Verletzten. Sie überlegte, ob sie sich daran beteiligen sollte, als Pippin aufgeregt angerannt kam.
„Faramir lebt noch! Wir konnten ihn gerade noch vor seinem wahnsinnigen Vater retten. Dieser Verrückte wollte sich und Faramir auf einem Scheiterhaufen verbrennen. Dabei lebt Faramir doch noch. Er braucht allerdings dringend ärztliche Hilfe.“
„Wo ist er denn?“, fragte Teyla aufgewühlt über die im Grunde positive Nachricht.
„Beregond und ich haben ihn in die Häuser der Heilung bringen lassen“, antwortete Pippin.
„Kannst du mich hinbringen?“
„Ich führe dich.“
Teyla folgte dem kleinen Mann durch die unzähligen Gassen von Minas Tirith, bis hinauf zur 5. Ebene, wo sich die Häuser der Heilung befanden. Die ersten Verletzten wurden auch schon gebracht, und es herrschte ein großes Kommen und Gehen. Die Heiler hatten alle Hände voll zu tun, damit sie jeden versorgen konnten.
Zum Glück wusste Pippin, wohin man Faramir gebracht hatte. Sie fanden eine alte Frau und einen älteren Mann an der Liege stehend. Die Frau kühlte die Stirn des verletzten Mannes.
Teyla verstand sich auch etwas auf Heilkunde, doch hier wusste sie auch nicht weiter. Die Pfeilwunde war gut versorgt worden, doch Faramir glühte vor Fieber.
„Es ist das Gift der Orkpfeile. Hier helfen nur die heilenden Hände eines Königs“, raunte die Alte. „Ich fürchte, es gibt keine Rettung für den Fürsten, denn wir haben keinen König.“
„Aragorn!“, rief Pippin. „Er ist der rechtmäßige König von Gondor. Ich werde ihn holen“, und schon sprang er davon.
Während die anderen ihm kopfschüttelnd hinterher sahen, meinte die alte Frau. „Dich habe ich noch nie gesehen, mein Kind. Du bist nicht aus Minas Tirith.“
„Nein“, schnell erzählte Teyla woher sie kam.
„Der junge Fürst hat viel von euch erzählt. Vielleicht könnt ihr ihm helfen.“
„Carson, er ist auch Arzt, könnte das vielleicht, doch er ist nicht hier. Er ist in der alten Stadt der Vorfahren.“
„Dann wird es wohl sein Ende sein“, meinte die Alte und strich Faramir sanft über die heiße Stirn.
„Nicht, wenn ich es verhindern kann“, sagte eine ausdrucksstarke Stimme hinter ihnen.
Die beiden Frauen drehten sich überrascht um. Dort stand Aragorn in Begleitung von Pippin, Ronon, Gandalf, Jonas und einem Teyla unbekannten jungen Krieger.
„Teyla, schön dich zu sehen“, sagte Aragorn mit einem Lächeln auf dem Gesicht, als er die schöne Athosianerin erkannte.
Sogleich machte Aragorn sich daran, den Verletzten zu untersuchen. Nachdem er seine Untersuchung beendet hatte, scheuchte Aragorn die Alte davon, Königskraut zu holen. Den jungen Mann hatte er als Éomer vorgestellt. Er stammte aus Rohan und war mit den Reitern nach Minas Tirith gekommen.
Als die alte Frau endlich zurückkam, ließ Aragorn einen Tee aus den Kräutern bereiten, und den stickigen Raum mit heilenden Dämpfen des Krautes durchziehen. Sofort klärte sich die Luft auf und das Atmen fiel jedem sehr viel leichter.
„Gebt ihm viel von dem Tee zu trinken“, befahl er dann den Frauen.
„Du musst nach meiner Schwester sehen“, sagte Éomer eindringlich zu Aragorn. „Ihr geht es ebenfalls schlecht.“
Aragorn nickte und stand auf. Pippin und Ronon blieben bei Teyla, die sich um Faramir kümmerte. Als die Alte sah, dass der junge Fürst gut versorgt wurde, begab sie sich zu anderen Verletzten. Und jedem, der ihr begegnete erzählte sie von der wundersamen Rückkehr des Königs.
Teyla wich nicht mehr von Faramirs Seite, bis dieser nach Stunden endlich die Augen aufschlug. Pippin hatte sich in der Zwischenzeit davon gemacht, um einen Freund zu suchen, um den er sich große Sorgen machte.
Als Faramir die Augen aufschlug, blickte er das besorgte Gesicht seiner Freunde. „Was ist passiert?“, fragte er mit kaum verständlicher Stimme.
„Du wurdest schwer verletzt, doch du lebst.“
Faramirs Gesicht verdüsterte sich, als ihm einfiel, was passiert war. „Und die Krieger, die mich begleitet haben?“
„Du hast als einziger überlebt“, sagte Ronon. „Tut mir sehr leid.“
Faramir nickte kummervoll, dann meinte er. „Ich hatte einen seltsamen Traum. Um mich herum war Feuer. Ich sah meinen Vater, der in einer Flammenwand zu stehen schien. Und als er mir sagte, dass er mich liebt, da wusste ich, dass es nicht real sein konnte.“
Teyla wusste nicht, wie sie Faramir beibringen sollte, dass das kein Traum gewesen war. Pippin hatte ihr alles genau erzählt. So beschloss sie es ihm vorsichtig beizubringen.
„Du musst nun ganz stark sein, denn es war kein Traum. Das ist wirklich passiert. Du hast auf einem brennenden Scheiterhaufen gelegen. Pippin und Beregond haben dich gerettet. Aber ich fürchte, dein Vater hat es nicht überlebt.“
Faramir sah sie entsetzt an. „Aber wie bin ich auf diesen Scheiterhaufen gekommen?“
Sollte sie es sagen? Doch irgendwann würde er es doch erfahren. „Dein Vater hat seinen Verstand verloren. Er dachte, dass alles verloren wäre und wollte sich und dich verbrennen, um so zu verhindern, dass eure Leiber von den Orks entehrt werden.“
„Mein Vater wollte mich verbrennen, obwohl ich noch lebte?“, Faramirs Stimme war nur ein Hauch.
Teyla legte ihm beruhigend die Hand auf den Arm. „Er liebte dich trotz allem.“
„Ja, nur das er es nicht zeigte. Verzeih mir, aber ich möchte jetzt schlafen.“
Jeder wusste, dass dies nur eine Ausrede war, doch sie ahnten, dass Faramir jetzt alleine sein wollte. Er musste das alles erst verarbeiten.
„Noch eines, die Schlacht um Minas Tirith ist gewonnen. Die Stadt ist sicher“, sagte Teyla, als sie aufstand und den anderen bedeutete, mit ihr zu gehen.
Ankunft in der Festung by Selana
„Niemand wird im Stich gelassen“, sagte Bard. „Thranduil hat recht, mein Freund. Er braucht hier jeden Krieger, ob Mann oder Frau. Wenn Lórien und der Düsterwald fallen, werden uns die Orks in den Rücken fallen. Wenn Thranduil und Lórien sich erfolgreich wehren, hilft das auch uns weiter.“
„Ich weiß nicht“, murrte Morli, weil er einfach nicht zugeben wollte, dass ein Elb auch einmal Recht haben konnte.
„Hört auf ihn, mein Freund“, mischte sich John ein.
„Was wisst Ihr schon?“, winkte der Zwerg entschieden ab. „Ihr kennt die Verhältnisse nicht, welche hier herrschen. Auf die Elben konnte man sich nie verlassen. Jeder Zwerg weiß das.“
„Ich mag die Verhältnisse nicht genau kennen, aber ich weiß wie man einen Krieg führt. Schließlich bin ich Soldat oder ein Krieger, wie ihr hier sagt, der in strategischer Kriegsführung ausgebildet wurde. Wenn die Fronten fallen, seid ihr eingekesselt und dann erst seid ihr verloren.“
„Ihr seid ein Feldmarshall?“, fragte Thranduil erstaunt und sah John zum ersten Mal richtig an. „Seid Ihr dafür als Mensch nicht zu jung?“
„Er ist wie Gandalf, ein direkter Nachkomme der Valar“, informierte Bard ihn.
„Ja, doch ich bin kein Feldmarschall, aber ich kommandiere eine Gruppe Soldaten dort, wo ich wohne. Und ich habe schon einige Kriege und Kämpfe mitgemacht.“
„Hm, nun gut“, meinte Thranduil. „In diesen Zeiten haben wir wohl keine große Auswahl.“
John war sich nicht ganz klar darüber, ob er über Thranduils Worte sauer sein sollte, entschied sich aber zum Wohle aller, sie zu ignorieren. Also tat er so, als hätte er sie nicht gehört. Der Colonel sah aber, das Bard ihm zustimmend zunickte, weil er auf die Beleidigung nicht reagierte.
„Meine Leute und ich werden mit Bard in den Erebor gehen“, sagte John. „Vielleicht können wir helfen.“
„Sie besitzen zudem mächtige Waffen“, mischte sich Fingolfin ein. „Mein König, wenn Ihr erlaubt, werde ich mitgehen.“
„Du bist kein Angehöriger meines Volkes, Fingolfin. Du kannst kommen und gehen wie es dir beliebt.“
„Dann gehe ich auch mit“, sagte eine melodische Stimme hinter ihnen und alle drehten sich erstaunt um.
Dort stand eine Elbin in voller Rüstung. Als John genauer hinblickte, erkannte er Fingolfins Schwester. Sie trug nun einen Stirnreif, der ihr das golden glänzende Haar aus dem Gesicht hielt. Ihre hellblauen Augen blickten alle herausfordernd an. Ähnlich wie Rhiana war sie mit einem knielangen Rock bekleidet, welcher aus feinsten silbernen Kettengliedern aus Mithril-Silber gefertigt war. Die Füße steckten in Schuhen aus feinstem Leder, die bis zum Rock hoch geschnürt waren. Dazu trug sie ein feines Kettenhemd und darüber eine Rüstung aus festen Silberplatten, die ihren Oberkörper schützten. Ein breiter Gürtel umspannte ihre schmalen Hüften. Daran war ein Schwert mit Scheide befestigt. Über ihrem Rücken hing ein Köcher für den Bogen und die Pfeile, sowie ein kleiner Schild.
„Niniel, das ist keine gute Idee. Solltest du dich nicht ausruhen?“, protestierte ihr Bruder besorgt.
„Nein, ich lege mich doch nicht auf ein Ruhelager, während die Welt um mich in Flammen aufgeht. Versuch erst gar nicht, es mir auszureden, lieber Bruder.“
Fingolfin seufzte und sah die anderen an. „Wenn meine Schwester sich etwas in den Kopf gesetzt hat, lässt sie nicht locker, bis sie ihren Willen durchgesetzt hat.“
John grinste vor sich hin. Die Elbin schien viel Ähnlichkeit mit Rhiana zu haben. Die beiden würden sich sicher prächtig verstehen.
„Gut, nachdem das geklärt ist, brechen wir auf“, fügte Morli hinzu. Er machte sich wohl so große Sorgen um seine Leute im Berg, dass er nicht einmal daran dachte dagegen zu protestieren, dass nun doch zwei Elben mitkamen.
„Es ist noch früh am Vormittag, deshalb brechen wir unverzüglich auf. Wir marschieren über Land und erreichen dementsprechend die Rückseite des Berges. So können wir uns mit etwas Glück durch die feindlichen Linien schmuggeln. Wenn die Bevölkerung im Berg ist, wird dieser sicher von den Orks und Ostlingen belagert“, sagte Bard. „Und nur Eingeweihte wissen von dem geheimen Eingang auf der Rückseite des Erebor“
Alle waren einverstanden. Auch wenn sie etwas müde waren, wollte keiner zurückstehen und sein bestes geben. Über Land würden sie etwa 30 km zurücklegen müssen. Ob sie dies heute noch schaffen würden, war fraglich. Außerdem waren sie nicht gerade eine kleine Truppe.
Der Einsame Berg war trotz der Entfernung deutlich am Horizont zu sehen. Fast die ganze Strecke hatten sie ebenes Gelände vor sich, was bedeutete, dass sie auch gut gesehen werden konnten. Also wurde beschlossen heute nur noch eine kleine Strecke zurückzulegen und sich dann im Schutze der Nacht in einem Gewaltmarsch dem Berg zu nähern. Denn je näher sie kamen, desto größer wurde die Gefahr, dass man sie bei Tageslicht entdecken konnte.
So schlugen sie dann auch am frühen Nachmittag ein kleines Lager auf. Jeder legte sich dort hin, wo er gerade stand. Nicht unbedingt bequem, aber sicherer. Und sobald sie in der Festung waren, konnten sie sich ja ausruhen.
John und Rhiana hatten sich nebeneinander gelegt, und John begann sich erneut Sorgen zu machen. Rhiana sah müde aus, auch wenn sie es nicht zugeben wollte. Hoffentlich mutete sie sich nicht zuviel zu. Hätte er geahnt, in was für einen Konflikt sie geraten würden, hätte er Rhiana zu Hause gelassen. Doch alle hatten angenommen, dass es ein kleiner Ausflug werden würde. Nun fanden sie sich mitten in einem brutalen Krieg wieder.
Rhiana schien seine Gedanken zu ahnen, wie schon so oft. „Mach dir keine Sorgen um mich. Ich bin etwas müde, aber das ist auch alles. Dem Kind und mir geht es sehr gut.“
John war keineswegs beruhigt, doch was sollte er machen? Am sichersten würde sie in der Festung sein. Wenn diese fiel, war sowieso alles verloren.
Als die Nacht herein brach gingen sie weiter. Im Gewaltmarsch legten sie die restliche Strecke zurück. Und als die Sonne am 13. März aufging, hatten sie den Berg erreicht. Und das ohne Zwischenfälle. Sie konnten ihr Glück kaum fassen. Hoffentlich blieb ihnen das Glück auch weiterhin so wohl gesonnen!
Bard war einer der wenigen, die den geheimen Eingang kannten. Dieser führte von hinten in die Festung hinein. Ein langer schmaler Tunnel würde sie direkt in den untersten Keller führen. Dort hatte einst der Drache Smaug sein Lager gehabt und seinen Schatz gehortet. Der Hobbit Bilbo hatte diesen Zugang durch Zufall entdeckt und den Drachen überlistet und getötet. Eine Tat, von der heute noch im Erebor mit großer Ehrfurcht erzählt wurde. Von dem Keller führte dann ein weiterer Gang in die Hauptgemächer. Dieser Keller würde der letzte Rückzug für die Bevölkerung sein und vielleicht die Rettung einiger durch den Geheimgang, wenn alles schief gehen sollte.
Warum sie auf dieser Seite des Berges auf keine Orks gestoßen waren, darüber konnten sie nur spekulieren. Die einzige Erklärung war, dass die Orks ja nichts von diesem Eingang wussten und nur das vordere Tor, das ja als einziger Ein- und Ausgang galt, belagerten. Vielleicht würden sich irgendwann auch einige Feinde hierher verirren, doch im Moment hatten sie einfach Glück gehabt.
Bard führte sie am Fuße der Berge entlang, dann durch eine verborgene Mulde vor ein winziges Tor, dass nur Eingeweihte als solches erkennen konnte. Er kannte das geheime Zauberwort, welches dieses Tor öffnete, und nacheinander stiegen die Krieger und Kriegerinnen in den Tunnel hinein. Nach einiger Zeit kamen sie in dem beschriebenen Keller heraus.
Hier also hatte der Drache gehaust. Jetzt war nichts mehr von ihm oder dem Schatz zu sehen. Doch alle glaubten eine üble Ausdünstung zu riechen. Ob es noch von dem Drachen stammte oder Einbildung war, wusste keiner zu sagen.
Bald trafen sie auf die ersten Wachen, die sie im ersten Moment erschreckt anriefen, aber nachdem sie sich zu erkennen gaben, in Freuderufe ausbrachen. Einige stürmten davon, um die frohe Kunde den anderen zu überbringen.
„Ich bin froh hier zu sein“, sagte John und Rhiana nickte zustimmend.
„Geht es dir auch gut, meine Freundin?“, fragte auch Niniel, die Elbin, mit der sich Rhiana auf der Wanderung angefreundet hatte.
„Aber ja! Alle behandeln mich, als wäre ich eine Invalidin, aber ich bin nicht krank, ich bin nur schwanger.“
„Richtig, meine Liebe! Und deshalb sind alle um dich so besorgt. Ich beneide dich dafür“, sagte Niniel.
„Du hast keine Kinder?“
„Nein, leider nicht!“
„Aber warum nicht? Du bist doch viele Jahre älter als ich.“
„Wir Elben wollen nur Kinder mit dem richtigen Partner haben.“
„Und den hast du noch nicht?“
„Nun, ich liebe einen Menschen.“
„Einen Menschen? Können Menschen und Elben nicht Kinder haben?“
„Doch, aber das alles ist sehr kompliziert.“
„Wer ist denn der Glückliche?“
„Du kennst ihn! Es ist Boromir.“ „Boromir!“, Rhiana konnte es kaum fassen. „Wie geht es ihm?“
„Ich weiß nicht, ich habe ihn schon seit einiger Zeit nicht mehr gesehen. Er wird wohl ebenfalls in die Kämpfe um Minas Tirith verstrickt sein. Ich hoffe nur, es geht ihm gut. Ich hatte schlimme Träume die letzte Zeit und ein sehr ungutes Gefühl hat mich beschlichen.“
Rhiana drückte ihre Hand. „Es geht ihm sicher gut.“
Niniel hoffte das auch, doch innerlich war sie nicht davon überzeugt. Ihre Vorahnungen hatten sich bisher immer bestätigt.
Inzwischen hatten sie den Hauptsaal erreicht. Dort warteten schon König Brand und König Dáin Eisenfuß, der König der Zwerge auf sie.
„Wie ich sehe seid ihr erfolgreich zurückgekommen“, empfing sie Brand freudestrahlend. Und auch froh darüber, dass sein Sohn gesund zurückgekommen war.
„Ja, mein Vater“, antwortete Bard und fing an ihr Abenteuer zu erzählen.
Die beiden Könige hörten aufmerksam zu. Besonders der Teil mit Gwaihir schien sie zu interessieren.
Der Zwergenkönig sah Sheppard nun an. „Du musst ein besonderer Mensch sein, wenn dich der König der Lüfte zu einem Flug mitnimmt. Soviel ich weiß, hat er dies bisher nur Gandalf erlaubt.“
„Ja, der Adler erwähnte Gandalf“, antwortete John. „Der Grund glaube ich ist, dass Gwaihir meine Gedanken lesen konnte, sonst hätte er mich auch ignoriert.“
„Ich würde gerne näheres über dich und dein Volk erfahren“, meinte Eisenfuß. „Setzt euch und erzählt mir und König Brand alles.“
John hatte nichts dagegen, und so setzten sich die Atlanter an die Tafel der Könige und erzählten aus ihrem Leben. Das Gehörte schien die beiden sehr zu beeindrucken.
„Doch nun, Vater“, fragte Bard, als John am Ende seiner Erzählung angekommen war. „Was ist geschehen?“
„Ihr wart kaum weg, da griffen die Ostlinge und die Orks die Seestadt an. Wir haben Widerstand geleistet, doch da wir nur wenige waren, evakuierten wir die Bevölkerung aus der Stadt. Unter vielen Verlusten schafften wir es hierher. Die Zwerge haben uns willkommen geheißen. Seitdem werden wir von den Orks und den Ostlingen am vorderen Tor belagert. Ihre Versuche das Tor zu erobern, haben wir bisher immer erfolgreich abgewehrt. Es verwundert uns, dass ihr es so leicht geschafft habt hereinzukommen.“
„Wir sind durch den Geheimgang gekommen, den die Orks noch nicht entdeckt haben. Vielleicht können wir dadurch auch die Frauen und Kinder in Sicherheit bringen“, erklärte Bard.
„Wohin sollen wir sie bringen? Hier im Berg sind sie noch am sichersten“, meinte Brand nachdenklich. „Es muss uns einfach gelingen, den Feind zurückzuschlagen.“
„Das wird nicht einfach sein. Sie sind uns zahlenmäßig weit überlegen.“
„Vielleicht können wir es mit einer List schaffen“, mischte sich Sheppard ein.
„Eine List?“, fragte Brand neugierig.
„Ich muss mir erst einen Überblick verschaffen und die Idee reifen lassen“, sagte Sheppard.
„Dann schlage ich vor, dass ihr euch erst einmal etwas ausruht. Ihr habt anstrengende Tage hinter euch.“
Damit waren alle einverstanden. Sie bekamen Quartiere zugewiesen und schliefen sich erst einmal gründlich aus.
Was damals geschah by Selana
Während des nächsten Tages geschah nichts Außergewöhnliches. Die Belagerer versuchten nicht ein einziges Mal die Festung zu erobern. Das war etwas, dass Johns Argwohn erregte. Die Feinde planten etwas, dass ihnen wahrscheinlich nicht gefallen würde.
Die Frauen hatten in diesen zwei Tagen Zeit, sich etwas näher kennen zu lernen. Niniel interessierte sich sehr für das Leben, dass Rhiana und Joe auf Atlantis führten, während Rhiana wissen wollte, wie Niniel Boromir kennen und lieben gelernt hatte.
„Wie wir uns kennen gelernt haben, ist schnell erzählt“, fing Niniel an. „Mein Bruder und ich befanden uns auf einer Reise durch Mittelerde. Während ich erst dreihundert Jahre eurer Zeitrechnung alt bin, ist Fingolfin über tausend Jahre alt. Er hat schon alles von Mittelerde gesehen, ich aber nicht. Da die Zeit der Elben sich dem Ende nähert, denn bald werden die Letzten von uns in die Unsterblichen Lande zurückkehren, wollte ich vorher noch die schönsten Gebiete von Mittelerde kennen lernen. Also überredete ich meinen Bruder, die Reise mit mir zu machen. Unser Weg führte uns auch nach Minas Tirith. Dort lernten wir die Brüder kennen und entschlossen uns, einige Zeit dort zu bleiben.“
„Und es war Liebe auf den ersten Blick?“, wollte Joe wissen.
„Nein, es dauerte an die zwei Jahre, bevor wir uns zu unserer Liebe bekannten.“
„Warum das denn?“
„Er ist ein Mensch, ich eine Elbin. Und Menschen leben nun mal nicht sehr lange. Und ich wollte mein Herz nicht an einen Menschen verschenken, um dann zu sehen, wie er alt wird und stirbt.“
„Aber dann hast du deine Meinung geändert? Warum?“ fragte Rhiana weiter. Ihre Neugierde war nicht mehr zu bremsen.
„Das war so ...“

Ithilien
3011 D.Z
7 Jahre vor dem Ringkrieg

Heiß schien die Sonne vom Himmel. Es war die Zeit um die Mittagsstunde. Boromir saß auf einem Stein, auf einem Hügel, der von der Sonne erwärmt wurde. Auf der Wiese davor graste sein Pferd Macar. Von dem Hügel aus konnte er die Felder Ithiliens überblicken und einen Blick auf das nahe Schattengebirge werfen. Gelbe Butterblumen und weiße Gänseblümchen färbten das satte Grün der Wiesen. Vögel sangen, der frische Geruch des Grases lag in der Luft, und ein leichter warmer Wind strich durch das hohe Gras.
Eine Erschütterung des Bodens schreckte ihn auf, doch das Erdbeben dauerte nur Sekunden. Der Schicksalsberg rumorte wieder. Der Feind rührte sich. Der dunkle Herrscher streckte seine gierige Hand nach den freien Ländern Mittelerde aus und Gondor würde sein erstes Opfer sein.
Doch leicht würden sie es Sauron nicht machen. Gondor besaß zwar nur einen winzigen Teil seiner alten Macht, aber mit dem noch vorhandenen Rest würden sie kämpfen, bis sie als Sieger aus dem Kampf hervorgingen oder besiegt untergingen. Als Sklaven Saurons wollte kein Gondorianer leben.
Weit hinter ihm lagen die Ruinen von Osgiliath, im Moment noch gehalten von den Rittern seines Vaters Denethor, des Truchsesses von Gondor. In seiner Nähe floss der Anduin vorbei, der auch der große Fluss genannt wurde. Er durchquerte die Felder und die Wälder Ithiliens und schnitt Osgiliath in zwei Hälften. Noch waren beide Ufer in der Hand der Gondorianer, doch auch das war nur noch eine Frage der Zeit. Denethor hatte seine Ritter nach Osgiliath gesandt, um einen Außenposten gegen die Kräfte von Mordor zu besitzen, den Ithilien selbst, war schon vor Jahren von seiner Bevölkerung verlassen worden, weil es immer mehr Übergriffe des Feindes gab. Ganze Dörfer und viele einzelne Gehöfte waren niedergebrannt, die Menschen getötet oder verschleppt worden. Boromir malte sich lieber nicht aus, was mit den armen Menschen geschehen war. Der Tod war diesem Schicksal vorzuziehen.
Als Boromir den einzelnen Reiter bemerkte, blickte er auf. Es war zwar unwahrscheinlich, dass er einen einzelnen Ork vor sich hatte, die ritten nicht auf Pferden und traten nur in Gruppen auf, aber Vorsicht war immer angesagt.
Als der Reiter näher kam, konnte Boromir die Person erkennen. Es war die Elbenfrau Niniel. Er stand auf und rief laut ihren Namen und winkte. Sie sah ihn sofort, drehte ihr Pferd herum und ritt auf ihn zu. Am Fuße des Hügels sprang sie leichtfüßig vom Pferd, das sich zu Macar gesellte, um etwas von dem saftigen Gras abzubekommen. Sie kam leichtfüßig wie eine Katze den Hügel herauf gelaufen. Ihr langes blondes Haar wehte im auffrischenden Wind wie ein Schleier hinter ihr her. Sie trug einen goldenen Stirnreif, der ihr das Haar aus dem Gesicht hielt. Ihre Augen, hellblau leuchtend blickten ihn fragend an.
Bekleidet war sie mit einem knielangen Rock, gefertigt aus feinsten silbernen Kettengliedern. Boromir wusste, dass die Glieder aus Mithril-Silber waren, wie es nur ein Zwergenvolk anfertigen konnte.
Boromirs Herz schlug jedes Mal schneller bei ihrem Anblick, doch bisher hatte sie nie auf seine vorsichtigen Annäherungsversuche reagiert. Doch er hatte sich geschworen nicht aufzugeben.
„Was machst du hier alleine?“, fragte er.
„Das Gleiche könnte ich dich fragen“, gab sie zur Antwort.
„Nun, Osgiliath ist zwei Reitstunden entfernt und Minas Tirith noch weiter“, antwortete Boromir. „Es ist gefährlich, sich so weit dem Schattengebirge zu nähern.“
„Das ist typisch“, antwortete sie etwas resigniert. „Nur weil ich eine Frau bin, heißt das noch lange nicht, dass ich hilflos bin. Eigentlich solltest du mich besser kennen.“
„Das wollte ich damit auch nicht sagen“, sagte Boromir schnell und meinte es ehrlich. In den letzten Wochen war sie häufig mit ihm und seinen Rittern auf Patrouille im Grenzgebiet unterwegs gewesen, und manchmal war es dabei zum Kampf gekommen. Niniel hatte dabei immer besser gekämpft, als manch einer seiner Soldaten.
„Ist Faramir nicht dabei?“, fragte Niniel und sah sich suchend um.
Boromir ging ein Stich durch das Herz. Warum fragte die Elbin nach seinem Bruder? „Nein“, antwortete er deshalb etwas brummig. „Er ist in Osgiliath, zusammen mit deinem Bruder. Ich hatte das dringende Bedürfnis einmal alleine zu sein, also nahm ich Macar und ritt einfach los.“
Niniel nickte verstehend. „Aus demselben Grund bin ich auch los geritten.“
Niniel und ihr Bruder Fingolfin stammten aus Lothlòrien und waren auf Wanderschaft durch Mittelerde, um sich alles anzusehen, bevor sie irgendwann zu den Unsterblichen Landen segeln wollten.
Niniel lachte übermütig. „Wie wäre es mit einem kleinen Wettritt über die Wiesen?“
„Ein Wettrennen?“
Ungläubig sah Boromir die wunderschöne Elbin an, doch sie schien es ernst zu meinen.
„Mein Silberpfeil schlägt deinen Macar um Längen.“
Boromir warf einen Blick auf ihr silbergraues Pferd, das aus der Zucht der Rohirim, den Pferdeherren stammte. Niniel hatte es bei ihrer Ankunft gesehen und sich sofort in die Stute verliebt. Es gehörte Faramir, und natürlich hatte sein kleiner Bruder es ihr schenken müssen.
Boromir ließ sich von Niniels Übermut anstecken. „Dann los!“
Niniel sauste wie von einem Balrog verfolgt den Hügel hinunter und sprang mit einem Satz auf Silberpfeils Rücken. Boromir war nicht viel langsamer. Schnell sprang er in den Sattel von Macar und rief ihm einige Worte ins Ohr. Das edle Pferd spitzte die Ohren und sauste wie ein Blitz aus dem Stand los.
Während sie über die Wiesen hetzten, achteten sie nicht groß auf den Weg. So bemerkten sie nicht, dass sie sich noch weiter von Osgiliath entfernten, näher auf das Schattengebirge zu.
Schließlich galoppierten sie Kopf an Kopf über die Wiesen von Ithilien, immer am Rande eines großen Waldgebietes entlang. Erst nach einer halben Stunde wilden Rittes hielten sie an.
„Das war wunderbar!“, rief Niniel aus. Ihr Gesicht war vor Aufregung ganz gerötet. „Mein Silberpfeil war einen Kopf vor Macar.“
„Ach wirklich?“, Boromir blickte sie spöttisch an. „Ich glaube eher Macar war vor Silberpfeil.“
„Ha, ha! Wirklich komisch“, erklärte Niniel.
Da sah Boromir sich um. Wo waren sie? Sein Blick glitt besorgt über den dichten Wald. „Niniel, ich glaube, wir sollten umkehren. Jetzt sind wir noch näher am Schattengebirge als vorher.“
Die Elbin warf einen Blick um sich. Von einem Augenblick zum anderen wurde sie ernst. Sie sah Boromir an. Er war ein gut aussehender und interessanter Mann. Sie hatte auch bemerkt, dass er sich näher um sie bemühte, doch bisher hatte sie ihn auf Distanz gehalten. Die Elbin wusste selbst nicht warum. War der Grund, dass sie eine Unsterbliche war und er nur ein normaler Mensch? Gewiss, er war ein Nachkomme der Numenòrer, und damit lebte er etwas länger, als ein normaler Mensch, doch gemessen an den Elben, waren diese Jahre nur ein Herzschlag. Sie wollte sich nicht in einen Mann verlieben, der alt wurde während sie immer gleich aussah. Es würde ihr das Herz brechen, ihn sterben zu sehen.
Doch wie dem auch sei, Boromir war ein mutiger Kämpfer. Wenn er besorgt war, dann hatte das seinen Grund. Auch sie blickte auf den nahen Waldrand, an dem sie sorglos vorbei geritten waren. Fast zum greifen nahe ragten die schroffen Höhen des Schattengebirges vor ihnen empor. Der Anblick jagte ihr insgeheim Schauer über den Rücken. Ihren scharfen Elbenaugen würde keine Bewegung entgehen, so hoffte sie wenigstens.
Doch sie irrte sich. Zwei gelbe Augenpaare verfolgten jede ihrer Bewegungen. Sie rührten sich nicht, um nicht bemerkt zu werden. Es waren zwei Ork-Späher aus Mordor, die zu einer großen Gruppe gehörten, die auf Beute aus waren. Sobald die Menschen weg waren, würden sie zu ihrer Horde zurückkehren. Die beiden leichtsinnigen Menschen gaben eine sichere Beute ab.
„Komm, reiten wir zurück“, sagte Boromir und drehte Macar herum. Niniel folgte ihm sogleich, denn ihr Unbehagen wuchs stetig.
„Sicher droht uns keine Gefahr“, meinte Niniel nach einer halben Stunde Ritt. Noch hatten sie nicht die Stelle erreicht, von wo aus ihr Wettritt begonnen hatte. Der Wald zu ihrer Rechten war immer noch dicht bewachsen und würde nur mit Mühe einen Eintritt erlauben. Doch sie wagten es sowieso nicht, ihn zu betreten und hielten auch gebührenden Abstand zu seinem Rand.
„Das kann man nie wissen“, sagte Boromir. Er verwünschte seinen Leichtsinn, der ihn alle Vorsicht hatte vergessen lassen. Er hatte nicht nur sich sondern auch die Elbin in Gefahr gebracht.
Zu ihrer Rechten schob sich der Wald nun etwas in die Wiesen hinein. Dahinter begannen dann die weiten Grasflächen und die vernachlässigten Felder vor Osgiliath. Bis dahin würden sie aber nochmals zwei Stunden reiten müssen. Vielleicht sollten sie sich etwas beeilen.
Als sie die Waldspitze erreichten, geschah es. Eine Gruppe Orks stürmte mit wildem Geschrei aus dem Wald hervor und griff sie an. Sie waren mit Schwertern, Pfeil und Bogen bewaffnet, die sie wild schwangen. Im ersten Moment erschraken die beiden, doch nach wenigen Augenblicken trieben sie ihre Pferde an und galoppierten auf die Orks zu. Davon wurde die Meute total überrascht, denn mit dieser Tat hatten sie nicht gerechnet.
„I Valar esse!“, rief Niniel und trieb Silberpfeil mitten durch die Orks hindurch, die erschreckt zur Seite sprangen. Ihr Schwert Rùnya (die rote Flamme) fuhr dabei links und rechts zwischen die Feinde. Boromir machte dasselbe, und nur wenige Augenblick später hatten sie die Linie der Angreifer durchbrochen.
Sie ritten los, als wären sämtliche Ringgeister hinter ihnen her. Schon wähnten sie sich in Sicherheit, da spürte Boromir einen stechenden Schmerz im linken Bein und auch Macar schrie laut auf. Das Pferd bäumte sich auf. Boromir wurde davon überrascht und verlor das Gleichgewicht und fiel rücklings vom Pferd in das hohe Gras. Der harte Aufprall trieb ihm alle Luft aus den Lungen, trotzdem wollte er aufstehen, doch ein durchdringender Schmerz im Bein ließ ihn mit einem unterdrückten Aufschrei zurücksinken. Ein Blick nach unten zeigte ihm, dass sein linker Oberschenkel von einem Pfeil durchbohrt war. Die Spitze schaute auf der anderen Seite heraus.
Macar war ebenfalls dicht hinter dem Sattel von einem Pfeil getroffen worden und stürmte davon. Niniel hatte Boromirs Sturz beobachtet und drehte sofort um. Sie sah einige Orks auf Boromir zulaufen. Mit einem lauten Schrei spornte sie Silberpfeil an und ritt ein zweites Mal zwischen die Orks. Durch ihren Mithril-Panzer war sie gut gegen Treffer geschützt. Die Orks stoben vor Schreck auseinander, als das Pferd mitten durch sie hindurchstürmte. Dann riss Niniel ihr Pferd erneut herum und ritt zurück.
Sie beugte sich tief nach unten und streckte ihren Arm aus. „Gib mir deine Hand, Boromir!“, schrie sie.
Der Gondorianer zögerte nicht und packte Niniels Hand. Mit einem kraftvollen Ruck, so viel Kraft hatte Boromir ihr gar nicht zugetraut, zog sie ihn hoch und hinter sich in den Sattel. Natürlich hatte Boromir mit einem kraftvollen Sprung nachgeholfen. Der Schmerz durchfuhr dabei seinen ganzen Körper, doch der Krieger achtete nicht darauf. Sofort ritt Niniel los, doch Silberpfeil musste nun zwei erwachsende Personen tragen, auch wenn eine davon eine Frau war. Von Macar war nichts mehr zu sehen.
Die Orks nahmen mit lautem Gebrüll die Verfolgung auf. Sie waren immer noch genug, und vor ihnen befand sich eine zweite Gruppe Orks. Die beiden Menschen ritten ihnen direkt in die Arme.
Kapitel 17 by Selana
Nach kurzer Zeit bemerkte Niniel vor sich eine Bewegung. Sie trieb Silberpfeil in ein dichtes Gebüsch. Boromir sank zu Boden und rührte sich nicht mehr. Mit einem leisen Befehl veranlasste Niniel ihr Pferd, sich hinzulegen. Keine Sekunde zu früh, denn schon wurde es vor ihnen lebendig. Aus dem nahen Wald kam ihnen ein Trupp von etwa zwanzig Orks entgegen. Sie hatten die beiden nicht bemerkt. Nur Niniels Elbenaugen war es zu verdanken, dass sie sich rechtzeitig hatten verstecken können. So liefen die Orks an dem Gebüsch vorbei, ohne es zu beachten. Doch bald würden sie auf die anderen Orks treffen und von ihrer Flucht erfahren. Dann würde die Verfolgung erst richtig beginnen.
Niniel blickte zu Boromir, als die Orks weg waren. Der Krieger lag ruhig da, atmete aber schwer. Sein Gesicht war vor Schmerz verzerrt. Erst jetzt sah die Elbin die Verletzung.
„Boromir!“, sagte sie entsetzt. „Warum hast du nichts gesagt?“
„Was hätte das gebracht?“
Die Elbin besah sich die Wunde. Die Ränder waren schon rot unterlaufen. Es war ein Orkpfeil. „Er muss raus. Es besteht die Möglichkeit, dass er vergiftet ist.“
„Dann zieh ihn heraus“, sagte Boromir.
„Wie denn?“, fragte sie entsetzt.
„Brich die Spitze ab und zieh den Schaft heraus“, verlangte Boromir.
„Bis du verrückt? Das wird furchtbar wehtun.“
„Nicht mehr, als wenn er drin bleibt“, brachte Boromir mit schmerzverzerrter Stimme hervor.
„Ich habe nichts gegen die Schmerzen.“
„Es muss auch so gehen. Mach schon!“, befahl er.
Niniel zögerte nicht länger. Entschlossen packte sie den Schaft und brach den gefiederten Teil des Pfeils ab. Nur mit Mühe unterdrückte Boromir einen Schmerzensschrei. Die Elbin sah ihn verzweifelt an. Es tat ihr fast noch weher, als Boromir.
„Weiter!“, befahl er hart.
Niniel nickte. Sie wollte es so schnell wie möglich hinter sich bringen. Sie richtete sich auf und packte die Pfeilspitze und zog den Schaft mit einem kräftigen Ruck heraus. Boromir hatte das Gefühl man würde ihm ein glühendes Messer durch den Körper stoßen. Schweiß stand auf seiner Stirn. Erschöpft wartete er darauf, dass der Schmerz etwas nach ließ. Niniel holte ein sauberes Tuch aus einer Tasche und verband die Wunde.
„Sobald ich entsprechende Kräuter finde, muss die Wunde damit behandelt werden. Sonst könnte sie sich entzünden.“
„Gut“, sagte Boromir. „Wir müssen nun aber weiter. Die Orks werden jeden Augenblick hier sein.“
Er ließ sich von Niniel in den Sattel helfen. Die Elbin stieg vor ihm auf und weiter ging der Ritt. Noch hatten sie einen kleinen Vorsprung vor den Orks. Vielleicht schafften sie es bis Osgiliath, wo sie auf Hilfe hoffen konnten.

In der Festung des Erebors
Kapitel 18 by Selana
Zu Niniels Erleichterung fand sie Boromir noch dort, wo sie ihn zurückgelassen hatte. Er war immer noch bewusstlos. So schnell sie konnte zerstampfte sie die Blätter und entzündete mit Hilfe ihrer Feuersteine ein kleines rauchloses Feuer und kochte einen Teil der Blätter aus. Dann sah sie nach Boromirs Wunde. Der Gondorianer war noch immer ohne Bewusstsein. Seine Stirn war heiß und er murmelte im Fieber.
Niniel entfernte den Verband. Die Wunde sah noch schlimmer aus, als sie es in Erinnerung hatte. Schnell holte sie den Sud und wusch die Wunde damit aus. Anschließend strich sie die übrig gebliebene Masse auf die Wunde und legte einen neuen Verband an.
Inzwischen war es dunkel geworden, und mit der Dunkelheit war es kälter geworden. Ein grimmiger Wind strich durch die Wälder und ließ die Blätter rascheln. Niniel fröstelte und legte sich eng zu Boromir. So wärmten sie sich gegenseitig. Außerdem war es ihr überhaupt nicht unangenehm, so nahe bei Boromir zu liegen.
Sie dachte über ihn nach und über die Gefühle, die sie für ihn hegte. Ihn so hilflos hier liegen zu sehen, mit der Gefahr ihn zu verlieren entsetzte sie. Plötzlich begriff sie, dass sie ihn liebte. Und selbst, wenn sie es nicht zugab, würde sein Verlust sie tief treffen. Warum sollte sie also nicht zu ihrer Liebe stehen? Die Elbin wusste, dass Boromir auch für sie etwas empfand.
Sie lebten in gefährlichen Zeiten, und an jedem Tag bestand die Gefahr, dass er getötet werden konnte. Doch dasselbe galt auch für sie. Damit mussten sie beide leben. Konnte sie das? Sie entschied ja. Seid sie Boromir das erste Mal gesehen hatte, war er ihr sympathisch gewesen. Aus dieser Sympathie war längst Liebe geworden. Bisher war sie jedoch zu stolz gewesen zuzugeben, dass sie sich in einen Menschen verliebt hatte. Es war ihr Grundsatz gewesen, niemals Liebe für einen Menschen zu empfinden, weil diese nur so kurz lebten und sie dann zurücklassen würde. Doch Boromir hatte dies alles geändert. Und Gefühle ließen sich nun nicht einfach abschalten.
Niniel dachte noch lange nach, bis sie endlich der Schlaf übermannte. Mit der Morgendämmerung wachte sie auf, nur um in Boromirs Augen zu blicken, der sie zärtlich ansah und noch immer in den Armen hielt.
„Sieh an“, sagte er leise. „Etwas so Wunderschönes habe ich schon lange nicht mehr in den Armen gehalten.“
Sie stieß ihn von sich, nur um aber im nächsten Augenblick gewahr zu werden, dass er ja wach war, und einen guten Eindruck machte. Sie fasste an seine Stirn. „Kein Fieber mehr. Die Athelas hat gewirkt.“
Boromir sah sie überrascht an. „Athelas? Das Königskraut? Nur der König kann es als Heilkraut verwenden, heißt es in der Legende.“
„Der König und Elbenkundige“, ergänzte Niniel.
„Ach ja?“
Schnell stand sie auf. „Wie mir scheint, geht es dir wieder gut. Ich will mir deine Wunde ansehen.“
Boromir sah zu, wie Niniel den Verband entfernte. „Sehr schön! Sie ist noch etwas rot, aber die Entzündung ist zurückgegangen. Ich werde noch etwas Athelas abkochen und einen neuen Verband anlegen. Und uns einen Tee kochen.“
Das winzige Feuer brannte schnell. Man sah der Elbin an, dass sie viel Übung darin hatte. Sie kochte das Heilkraut aus und setzte dann neues Wasser für den Tee auf. Nachdem sie die Wunde ausgewaschen und einen neuen Verband angelegt hatte, tranken sie ihren Tee, der eine belebende Wirkung auf beide ausübte.
„Glaubst du, dass du reiten kannst?“, fragte Niniel schließlich, nachdem sie alles in die Satteltaschen gepackt hatte. „Noch sind wir nicht in Sicherheit. Die Orks suchen uns bestimmt noch.“
„Ich habe etwas die Übersicht verloren“, gab Boromir zu. „Ich weiß nicht mehr viel von gestern. Auch nicht, wie wir hierher gekommen sind.“
„Silberpfeil hat uns bis hierher getragen, doch dann konnte das arme Pferd nicht mehr weiter. Deshalb habe ich für uns ein Versteck gesucht. Deine Wunde hatte sich entzündet, also pflückte ich das Athelas und versuchte dein Fieber zu senken. Der Ork-Pfeil war vergiftet.“
„Das Kraut scheint gewirkt zu haben“, meinte Boromir. „Um deine Frage zu beantworten: ich kann reiten. Wie weit sind wir noch von Osgiliath entfernt?“
„Vielleicht eine oder zwei Reitstunden. Es ist besser, wir brechen auf. Wenn wir dem Bach weiter folgen, kommen wir in der Nähe von Osgiliath heraus. Ich werde noch unsere Wasserflasche auffüllen und dann reiten wir los.“
Boromir war einverstanden und sah zu Silberpfeil, die in der Nähe friedlich graste. Niniel füllte die Flaschen auf und befestigte sie an Silberpfeils Sattel, nachdem sie diesen dem Pferd angelegt hatte. Dann half sie Boromir aufsteigen und schwang sich geschmeidig hinter ihm aufs Pferd.
Silberpfeil setzte vorsichtig einen Fuß vor den anderen und folgte dem Bachverlauf. Niniels Elbensinne waren aufs Äußerste angespannt. Jedes noch sie kleine Geräusch wurden von ihr registriert. Doch zu ihrer Erleichterung kamen sie gut vorwärts, ohne von den Orks belästigt zu werden. Vielleicht hatten diese ihre Spuren verloren, nachdem sie immer im Bach geritten waren.
Nach zwei Stunden kamen sie aus dem Wald heraus. Vor ihnen floss der Bach in den Anduin. Tausend Perlen schienen auf dem großen Strom zu tanzen, doch es waren nur Wassertropfen, von der Sonne beschienen.
Boromir kannte sich nun aus. „Osgiliath liegt in diese Richtung. Etwa eine Reitstunde entfernt.“
„Glaubst du, dass die Orks unsere Spur verloren haben?“
„Ich weiß nicht. Sie sind wie gute Spürhunde und verlieren kaum eine Spur, die sie einmal aufgenommen haben. Allerdings sind wir jetzt in der Nähe von Osgiliath. Vielleicht wagen sie sich nicht bis hierher.“
Ganz war Boromir davon nicht überzeugt, aber sie hatten keine Wahl. Sie mussten die sichere Deckung des Waldes verlassen. Eventuell konnten sie auch am Waldrand entlang reiten, in Sichtweite des großen Stromes.
„Reiten wir am Waldrand entlang“, schlug er deshalb vor.
Niniel stimmte dem zu. Und so ritten sie entschlossen weiter. Doch weit kamen sie nicht, plötzlich schoss eine Horde Orks aus dem Wald auf sie zu. Niniel zog ihr Schwert. Boromir tat es ihr gleich.
Es musste sich um die beiden Orkhorden handeln, die sich nun wegen der Suche nach ihnen vereinigt hatten, denn ihre Beute wollten sie auf keinen Fall entkommen lassen.
Als die etwa 20-30 Orks auf sie zustürmten, ahnten sie beide, dass sie das wohl nicht überleben würden. Die Elbin steckte ihr Schwert weg und nahm den Bogen zur Hand. Pfeil um Pfeil schoss sie ab, doch es waren einfach zu viele Orks.
Boromir schlug vom Rücken des Pferdes mit seinem Schwert um sich, doch die meisten Orks wichen geschickt aus und attackierten Silberpfeil. Das Pferd schrie vor Schmerzen auf und schlug um sich. Durch seine Verletzung konnte sich Boromir nicht auf dem Rücken halten und stürzte zu Boden. Hart schlug er auf. Beim Sturz verlor er fast das Bewusstsein und die Schmerzen in seinem verletzten Bein wurden beinahe unerträglich. Er konnte Niniel nicht mehr erkennen, doch er hörte die Kampfgeräusche. Die Elbin wehrte sich tapfer, doch die Übermacht würde zu groß sein.
Als die Orks sich auf ihn stürzten, dachte er, dass dies das Ende sein würde. Hilfe kam von unerwarteter Seite. Die Orks, die sich auf ihn stürzen wollten, wurden von Pfeilen durchbohrt und stürzten zu Boden. Einer fiel sogar über ihn.
Angeekelt warf der Gondorianer ihn zur Seite. Überall fielen die überraschten Orks Pfeilen zum Opfer. Die nicht sichtbaren Schützen lauerten im Wald. Schließlich wandten sich die überlebenden Orks zur Flucht. Jetzt tauchten ihre Retter auf. Es waren Waldläufer aus Faramirs Einheit.
Da sah er auch schon Faramir zwischen den Bäumen hervortreten und auf sich zulaufen. Boromir versuchte aufzustehen, doch sein Bein machte nicht mit. Halb kniend blieb er schließlich sitzen.
Faramir war heran und half ihm hoch. Dann umarmte er seinen Bruder überglücklich.
„Kleiner Bruder, dich müssen die Valar direkt schicken!“, liebevoll strich er ihm über das Haar.
Der Hauptmann ließ ihn los und sah ihn streng an. „Was denkst du dir eigentlich, einfach so mit einer Elbin im Wald zu verschwinden?“
Boromir sah ihn überrascht an, doch dann sah er den Schalk in Faramirs Augen aufblitzen. „Nun, ich dachte mir, dass dies der einzige Platz ist, an dem wir nicht gefunden werden.“
„Außer von einer Horde Orks“, ergänzte Faramir. Dann erst sah er die Verletzung seines Bruders. „Bruder, du bist verletzt?“
„Ja, ein vergifteter Orkpfeil hat mich getroffen.“
„Vergiftet?“, entsetzt blickte Faramir seinen Bruder an.
Boromir blickte zu Niniel, die neben ihnen auftauchte. „Danke Niniel, kleiner Bruder. Sie hat mir das Leben gerettet.“
Faramir blickte die Elbin an. „Gondor ist dir zu großem Dank verpflichtet. Du hast seinen größten Heerführer gerettet. Wie ist dir das gelungen?“
„Mit Hilfe des Athelas-Krautes“, erklärte Niniel.
„Aber ist das nicht nur Unkraut?“
„Nicht in den Händen der Elben und eines Königs“, erklärte Niniel nun auch geduldig Faramir.
Fingolfin kam heran. „Wir haben die letzten Orks getötet. Keiner ist entkommen.“ Auch die Waldläufer versammelten sich um die Vier. Sie hatten keine Verluste zu beklagen, nur ein paar Verletzte.
„Wie kommt ihr hierher?“, fragte Boromir.
„Macar ist mit einem Pfeil im Rücken in den Unterkünften in Osgiliath erschienen. Da habe ich eine Suchmannschaft zusammengestellt, um dich zu suchen“, erklärte Faramir. „Wir folgten den Spuren, die uns hierher führten.“
„Aber wir sind dem Lauf eines Baches gefolgt“, meinte Boromir.
„Selbst da ist für das Auge eines geübten und erfahrenen Waldläufers eine Spur zu finden“, sagte Faramir stolz. „Doch sag mir: Einige der Spuren erschienen uns seltsam. Warum führen die Spuren eurer Pferde Richtung Schattengebirge? Warum seid ihr nicht nach Osgiliath geflohen?“
Boromir und Niniel sahen sich schuldbewusst an. „Wir sind nicht geflohen, kleiner Bruder.“
„Nicht? Aber was dann?“
Boromir zögerte mit der Antwort. „Nun …“, druckste er herum. „Wir veranstalteten ein Wettrennen.“
„Ein Wettrennen?“, Faramir konnte es nicht glauben. Doch dann grinste er und meinte: „Und? Wer hat gewonnen?“
„Silberpfeil!“
„Macar!“
Beide sagten es gleichzeitig.
„Wer denn nun?“
„Sagen wir unentschieden“, antwortete Boromir.
Faramir konnte ein Lachen nicht mehr unterdrücken. „Krieger!“, wandte er sich dann an seine Männer. „Schafft meinen Bruder lieber nach Osgiliath zurück. Sonst kommt er noch auf mehr solcher dummen Ideen.“
Die Waldläufer gehorchten und setzten den brummigen Boromir auf ein Pferd.
Niniel ging an Faramir vorbei. „Silberpfeil hat gewonnen. Er will es nur nicht zugeben“, damit ging sie zu ihrem Pferd, dass zum Glück im Kampf nur oberflächliche Wunde davongetragen hatte, die sie gleich behandeln wollte.
Faramir schüttelte den Kopf und beschloss lieber, nicht weiter zu fragen. Eine gute Stunde später erreichten sie Osgiliath, wo sich ein Heiler Boromirs Wunde ansah, aber nur die gute Verheilung bestätigen konnte.
Niniel machte noch einen dritten Sud aus den restlichen Pflanzen und behandelte damit Boromirs Wunde.

Zwei Tage später
Niniel sah Boromir am Ufer des Anduin sitzen und das Wasser beobachten. Es wurde gerade dunkel und die ersten Sterne glitzerten am Nachthimmel. Ein leichter Wind wehte über die Felder Ithiliens, doch im Gegensatz zu der Nacht im Wald, brachte er keine Kälte mit sich.
„Boromir, ich habe dich gesucht.“
Überrascht sprang der Gondorianer auf die Füße. „Niniel, ich habe nicht erwartet, dich hier zu sehen. Ich dachte, du wärst mit Fingolfin nach Minas Tirith aufgebrochen.“
„Nein, ich habe mich entschlossen hier zubleiben“, sie zögerte einen Moment. „Wie geht es dem Bein?“
„Oh! Dank dir und dem Athelas sehr gut. Willst du dich nicht neben mich setzen?“, er deutete einladend auf einen Stein neben dem Fluss.
Niniel setzte sich. Der Stein war noch heiß von der Sonne. Eine geräumige Zeit saßen sie da, ohne etwas zu sagen. Boromir warf einen Stein in den Fluss und sah zu, wie er auf der Oberfläche hüpfte. Er fragte sich, warum Niniel gekommen war. Er hoffte, aus dem Grund, den er annahm. So beschloss er einfach abzuwarten und ihr die Initiative zu überlassen.
Schließlich blickte die Elbin ihn an. „Boromir, der Grund warum ich gekommen bin ist, weil ich dir etwas sagen möchte. Lange habe ich gezögert, doch eigentlich gibt es keinen Grund, den Moment noch hinaus zu zögern. Als wir alleine im Wald waren, eingekreist von den Orks, und du dem Tode nahe, habe ich etwas erkannt. Du bist der wichtigste Mensch in meinem Leben, zusammen mit meinen Eltern und meinem Bruder natürlich. Ich weiß, dass ich dir auch nicht egal bin, ich fühle das schon lange. Mein Grundsatz war, mich nie mit einem Sterblichen einzulassen, weil ich es nicht ertragen könnte, ihn sterben zu sehen. Doch nun weiß ich, dass auch diese Jahre wertvoll sein können. Es spielt keine Rolle, wie lange man beieinander ist, sondern man muss diese Zeit nutzen und sie leben. Auch bei einer menschlichen Liebe weiß ein Partner nie, wie lange sie zusammen sind.“
„Was willst du mir damit sagen?“, Boromir ahnte das natürlich, doch er wollte es aus ihrem Mund hören, denn noch konnte er sein Glück nicht fassen.
„Ich liebe dich und möchte mit dir zusammen sein, den Rest deines Lebens. Und vielleicht auch meines, wenn mich das Schicksal ereilen sollte. Das heißt, wenn du mich auch liebst.“
„Niniel! Was für eine Frage! Seit ich dich das erste Mal gesehen habe, liebe ich dich.“
„Aber, was werden die anderen sagen? Faramir, dein Vater …!“
„Vergiss die anderen. Nur was wir wollen zählt. Und ich will dich!“
Damit nahm er sie in die Arme und ihre Lippen fanden sich zu einem ersten langen Kuss, dem noch viele andere folgen sollten. Hier, am Ufer des Anduin, liebten sie sich zum ersten Mal und nur die Sterne waren Zeugen von ihrem Glück.
Kapitel 19 by Selana
„Wow! Das ist ja eine ergreifende Geschichte“, meinte Rhiana.
„Aber eine Schöne, wenn auch für Boromir mit Schmerzen verbunden“, fügte Joane hinzu.
„Und romantisch“, sagte Rhiana.
„Romantisch? Frauen!“, John schüttelte den Kopf. „Ich kann nichts Romantisches daran sehen, wenn man fast getötet wird.“
„Ach! Männer verstehen das nicht“, meinte Niniel. „Ich stimme euch zwei zu.“
„Wir wünschen dir, dass du Boromir bald wieder sieht“, meinte Joane.
„Ja, das hoffe ich auch“, Niniels Gesicht überzog ein Schatten.
„Was hast du denn?“, erkundigte sich Rhiana, der dies nicht entgangen war.
„Ich weiß nicht, es ist nur so ein dummes Gefühl, dass mich seit Tagen nicht mehr loslässt, wenn ich an Boromir denke.“
„Das ist sicher nur Einbildung“, versuchte Rhiana sie zu trösten. „Komm! Gehen wir uns etwas zu essen suchen. Ich habe Hunger.“
„Schon wieder?“, fragte John entsetzt. „Wir haben doch erst was gegessen.“
Rhiana strich sich leicht über den Bauch. „Ich muss schließlich für zwei essen, oder hast du das vergessen?“
„Wie könnte ich“, meinte John grinsend. „Ich schließe mich euch an.“
„Ach! Musst du etwa auch für zwei essen?“, fragte Rhiana spitz.
„Aber natürlich! Schließlich muss ich in Zukunft für euch beide sorgen.“
Niniel ließ die beiden vorgehen. Sie beobachtete das Paar lächelnd und freute sich über das Glück der beiden.
Joanne stieß sie an. „So benehmen sich die beiden Turteltauben immer.“
„Das muss so sein. Sie gehören zusammen, das kann ein Blinder sehen.“
„Gut, dann gehe ich mal. Marcus wartet. Danke für die schöne Geschichte. Und ich freue mich, deinen Boromir kennen zu lernen.“
Sie verschwand und Niniel folgte den beiden Atlanter, die schon voraus gegangen waren.

Minas Tirith Teyla, Pippin, Faramir und Jonas standen am Fenster von Faramirs Lager in den Häusern der Heilung und sahen dem abziehenden Heer hinterher. Faramir konnte inzwischen schon wieder aufstehen, doch um mit Aragorn in die Schlacht zu ziehen, dazu war er noch zu schwach.
Aragorn hatte ihm deshalb das Kommando über die Zurückbleibenden und die Festungsstadt gegeben. Pippin hatte seinen verletzten Freund Merry gefunden, doch auch dieser war noch zu schwach, um aufzustehen.
„Sie werden es sicher schaffen“, meinte Teyla.
Sie wäre lieber mit in die Schlacht gezogen, doch Aragorn hatte sie gebeten auf Faramir aufzupassen. Er machte sich große Sorgen um den Sohn des Truchsesses. Außerdem hatte er ihr noch ans Herz gelegt, sich um Éowyn, die Schwester von Éomer zu kümmern, die in der Schlacht ebenfalls schwer verwundet worden war. Sie hatte es geschafft, einen der Ringgeister zu töten, etwas das noch kein Mann fertig gebracht hatte.
Jonas war auch zurückgeblieben um Faramir zu unterstützen. Der junge Mann war noch sehr schwach und konnte sich kaum auf den Beinen halten. So hatte Ronon gemeint, dass er noch jemanden gebrauchen könnte, der ihm half. Jonas hatte allerdings den Eindruck gehabt, dass dies nur eine Ausrede war, um ihn in Minas Tirith zu lassen. Anscheinend traute man ihm nicht so viel als Krieger zu. Nun ja, im Grunde hatten sie auch Recht. Er war eben mehr ein Wissenschaftler, als ein Krieger.
„Ja, sie schaffen es“, meinte Pippin zuversichtlich. „Aragorn kann alles.“
„Ich hoffe du hast recht, mein kleiner Freund“, sagte Faramir, der auf einmal eine ungewohnte Schwäche verspürte. Der Zug der Krieger war nun kaum noch zu sehen. „Da ihr nun schon bei mir seid, helft mir bitte wieder ins Bett zurück. Die Heiler haben wohl recht, wenn sie meinten, ich sei noch zu schwach zum Aufstehen.“
Sie halfen ihm zurück auf die Liege. Pippin wich kaum von seinem Bett, außer, wenn er Merry besuchte, der nur einen Raum weiter lag.
„Ich werde dann mal Èowyn besuchen“, sagte Teyla. Sie hatte schon gestern nach ihr gesehen, doch die Frau war noch zu schwach gewesen, um sie richtig zur Kenntnis zu nehmen.
„Éowyn, die Nichte von Théoden, richtig?“, fragte Faramir.
„Du kennst sie?“
„Nein, eigentlich nicht. Ich habe sie ein oder zweimal gesehen, aber da war sie noch ein kleines Mädchen.“
„Dann wirst du erstaunt sein, mein Fürst“, meinte Teyla lächelnd. „Sie ist zu einer wunderschönen Frau herangewachsen. Sie würde gut zu dir passen.“
„Was? Willst du mich verheiraten, Teyla? Wie wäre es dann mit dir?“, fragte Faramir scherzend.
Nun musste Teyla lachen, doch sie fand es gut, dass der junge Mann schon wieder einen Scherz über die Lippen brachte. „Müsste ich hier leben, würde ich dich glatt heiraten, aber leider werde ich wieder gehen müssen“, antwortete sie, auf seinen Scherz eingehend.
„Wie schade“, fand Faramir, denn die fremde und geheimnisvolle Frau gefiel ihm gut. Sie war eine Kämpferin, immer zu einem Scherz aufgelegt und sah gut aus. Doch im Grunde seines Herzens wusste er, dass Teyla nicht die Frau seiner Träume war. Er hatte diese oft in seinen Träumen gesehen, und auch, wenn er sich wach nicht mehr an ihr Gesicht erinnern konnte, er würde sie sofort erkennen, wenn er sie leibhaftig vor sich sah.
Teyla stand auf und ging nach draußen. Éowyns Zimmer lag in einem anderen Teil der Häuser der Heilung, und so ging sie durch den Garten, weil das eine Abkürzung war. Sie fand die junge Frau wach vor. Und sie sah schon etwas besser aus.
„Hallo“, begrüßte Teyla sie. „Ich sehe, es geht dir etwas besser? Sicher erinnerst du dich nicht an mich?“
Éowyn sah die fremde Frau nachdenklich an. „Nein, ich erinnere mich nicht.“
„Ich habe dich gestern das erste Mal besucht. Aragorn bat mich, dass ich nach dir sehen sollte, solange er weg ist. Mein Name ist Teyla.“
„Er ist weg?“
„Ja, sie sind zum schwarzen Tor geritten, um Sauron herauszufordern. Es geht wohl darum, dass man zwei Hobbits unbemerkt erlauben kann, in Saurons Land vorzudringen. Sie sollen diesen komischen Ring vernichten.“
„Du meinst den einen Ring. Aber dann hätte ich mit reiten sollen.“
„Mitreiten? In deinem Zustand? Nein, du musst erst wieder gesund werden. Sie kommen bald zurück, und dann wird alles gut sein.“
Um Èowyn begann sich alles zu drehen. Sie erinnerte sich nur dunkel an ihren Kampf mit dem Nazgúl, und an den Tod ihres Onkels Théoden. Und daran, dass sie verwundet worden war. Und an Aragorn, der ihre Liebe nicht erwiderte. Deshalb hatte sie sterben wollen, weil sie keine Zukunft für sich gesehen hatte. Doch sie hatte wider erwarten die Schlacht überlebt.
Teyla sah auf die bekümmert blickende Frau hinunter und setzte sich zu ihr. Erst, als sie sicher war, dass Éowyn eingeschlafen war, ging sie wieder.

Im Ereborn
Am Morgen des 15. März 3019 D.Z.

Es versprach ein wunderschöner Tag zu werden. Die Sonne schien von einem strahlendblauen Himmel. Kein Wölkchen trübte dieses Bilderbuchwetter. Und doch wurde dieser Morgen der Auftakt einer großen Schlacht um den Erebor, der drei Tage dauern und viele Leben kosten sollte.
John Sheppard, Fingolfin und Morli standen auf einem Aussichtspunkt und hielten Wache. Die vergangenen zwei Tage hatten die Belagerer sich äußerst ruhig verhalten. Eine Ruhe vor dem Sturm, wie John sie bezeichnete. Er hatte einfach ein schlechtes Gefühl an diesem Morgen.
Und leider sollte sich dieses Gefühl bestätigen. Denn plötzlich registrierten sie unter sich in der Ebene ungewöhnliche Aktivitäten. Der Feind rüstete sich zum Angriff. Wahrscheinlich hatte er sich die letzten Tage nur so ruhig verhalten, um die Belagerten in falsche Hoffnung zu wiegen. Und um seine Streitkräfte zusammen zu ziehen. Doch weder John, noch die Menschen und Zwerge im Erebor hatten dem Frieden getraut.
„Es geht los“, sagte Fingolfin.
John blickte angespannt durch sein Fernglas und Morli trat ungeduldig neben ihm von einem Bein auf das andere. Er wollte ebenfalls einen Blick durch das Glas werfen, dieses Zauberding, an das er sich aber schon sehr gewöhnt hatte. Denn wie die Menschen besaßen auch die Zwerge nicht die scharfen Augen der Elben, die auf solche Hilfsmittel verzichten konnten.
Die Ebene begann sich langsam zu füllen und eine regelrechte Mauer von Feinden verdeckte den Eingang des Tales und näherte sich dem Tor der unterirdischen Festung.
Fingolfin holte ein Horn heraus und blies hinein. Der Ton war weithin zu hören und die Verteidiger würden sich auf dem schnellsten Weg einfinden. Schon begannen sich die Menschen und Zwerge am Vorderen Tor und bei der Brücke einzufinden. Sie würden ihr Leben und das der Ihren so teuer wie möglich verteidigen.
John, Fingolfin und Morli hatten sich ebenfalls auf den Weg nach unten gemacht. Schon von weitem hörten sie die Stimmen von Brand und Dáin Eisenfuß, die den Widerstand am Tor organisierten. Auch Bard war auszumachen, der eine ganze Kompanie von Kriegern um sich versammelte.
John, Fingolfin und Morli gesellten sich zu diesen Kriegern, die das große Tor verteidigen würden. Von hinten sah Sheppard Lorne, Engel, Joe, Niniel und Rhiana auftauchen, die sich ebenfalls auf der großen Mauer verteilten und die Angreifer abwehren wollten.
Das Rhiana auch dabei war, sah John nicht gerne, doch er konnte es ihr nicht verbieten. Wenigsten befand sie sich am Tor in größerer Sicherheit, denn die Hauptmacht der Angreifer würde zuerst an der Brücke eintreffen. Wenn alles gut ging, würden die Verteidiger sie schon dort zurückschlagen, so dass die Krieger auf der Mauer gar nicht zu kämpfen brauchten.
Lorne und Engel erschienen neben ihm. Wortlos warteten sie gemeinsam auf das Kommende. Die ersten Angreifer erschienen vor der Brücke, doch eine ganze Schar von Verteidigern verhinderte, dass sie diese überhaupt betreten konnte. John sah Bard in vorderster Front kämpfen und versuchte sich zu ihm durchzukämpfen. Immer wieder musste er dabei Angreifer abwehren, doch er schaffte es immer schnell, diese auszuschalten.
Schließlich stand er Seite an Seite neben Bard und kämpfte um sein und das Leben der vielen Menschen und Zwerge im Erebor. Er wusste nicht, wie lange der Kampf dauerte. Auch konnte er nicht sagen, wie er das überhaupt überlebt hatte. Der Instinkt und der Überlebenswille hatte die Oberhand gewonnen.
Es geht um alles by Selana
Als sie die erste Welle des Angriffes abgeschlagen hatte, ließ John erschöpft sein Schwert sinken. Seine Schusswaffe hatte er schon längst leer geschossen und lag irgendwo auf dem Schlachtfeld. Wenn alles vorbei war, würde er sie suchen, doch im Moment war sie nicht mehr wert, als ein nutzloser Prügel.
Um ihn herum war lautes Gestöhne und Gewimmer zu hören. Freund wie Feind lag tot oder verwundet auf dem Schlachtfeld. Die ersten Heiler und ihre Helfer erschienen und versorgten die Verwundeten und ließen sie in die Festung schaffen.
„Sind Sie in Ordnung, Sir?“
Die Stimme riss John aus seiner Versunkenheit. Er sah Lorne und Engel neben sich stehen, die beide aus leichten Wunden bluteten, aber nicht ernsthaft verletzt zu sein schienen.
„Ja, alles in Ordnung“, er sah an sich herunter. Er konnte es nicht glauben, dass er nicht einen Kratzer abbekommen hatte. „Nicht der kleinste Kratzer ist zu sehen.“
„Du bist wirklich ein von den Valar Geschätzter“, äußerte sich Morli neben ihm, der selbst aus mehreren leichten Wunden blutete.
„Die Rüstung aus Mithril hat mich wohl beschützt“, sagte John.
„Auch ich trage eine solche Rüstung“, widersprach der Zwerg. „Trotzdem blute ich aus mehreren leichten Wunden.“
„Wir haben aber gesiegt“, sagte Engel.
„Nein, wir haben nur die erste Welle abgeschlagen“, widersprach Bard, der sich zu ihnen gesellt hatte. „Sie kommen wieder.“
John eilte über die Brücke und sah auf den Wällen zum Äußeren Tor die Frauen stehen. Rhiana winkte ihm zu. Darüber war er sehr erleichtert, aber dieser Angriff hatte sich ja auch nur auf der Brücke abgespielt und Rhiana war nie in Gefahr gewesen.
Noch zweimal an diesem Tag wiederholte sich dieses Spiel. Doch wie beim ersten Angriff wurden diese schon bei der Brücke zurückgeschlagen. Am zweiten Tag versuchten die Orks es zweimal, jedoch wieder ohne Erfolg.

17. März 3019. D.Z.
Der dritte Tag dieser Schlacht brach an. Und diesmal war es ein trüber und regnerischer Morgen. Hoffentlich war das kein schlechtes Ohmen, dachte John, als er zusammen mit Bard, Fingolfin und Morli erneut Wache stand.
Die Frauen waren in der Festung und halfen dort die Verwundeten zu versorgen. Bisher hatten sie nicht kämpfen müssen, da die Angriffe immer vor dem Tor abgehalten wurden.
Sie hörten Geräusche, die nichts Gutes verhießen. Die Angreifer schickten eine neue Angriffswelle. Sie hörten Brand und Eisenfuß rufen und die Leute antreiben. John, Lorne, Bard, Engel, Fingolfin und Morli standen bald wieder auf ihrer Verteidigungsposition. Weiter voraus war Schlachtengetümmel zu hören, doch sie mussten auf ihrem Posten bleiben und verhindern, dass eventuelle durchbrechende Feinde, was immer wieder vorkam, die Brücke überqueren konnten.
Plötzlich hörten sie Entsetzensschreie, Rufe und Rückzugsgeräusche. Was mochte geschehen sein? Da kam die Front der Verteidiger auf sie zu.
„Die Könige sind gefallen! Brand und Dáin Eisenfuß sind tot!“
Dieser Ruf war immer wieder zu hören.
Die Freunde sahen sich betroffen an. Bard sprang nach vorne, ihn hielt es nicht mehr auf seinem Posten. John wäre ihm am liebsten nachgeeilt, doch in diesem Moment brach eine Gruppe Angreifer durch und sie hatten alle Hände voll zu tun, um die Brücke zu verteidigen.
Schließlich kehrte Bard zurück. Und mit ihm die meisten der Verteidiger, die noch am Leben waren.
„Rückzug in die Festung! Wir schließen uns ein!“
Bards Ruf hallte durch das Tal. Die Verteidiger gehorchten und zogen sich zurück. Hinter ihnen schlossen sich die Tore mit einem endgültigen Laut, während die Angreifer mit Triumphgeschrei die Brücke überquerten. Vor dem Tor mussten sie jedoch einsehen, dass es nicht zu zerstören war, und sie im Grunde nicht viel gewonnen hatten. Aus Grimm deswegen schrieen sie verhöhnende und beleidigende Worte zu den Verteidigern. Diese ließen sich davon jedoch nicht provozieren, sondern ließen das Tor geschlossen.
Von den Wällen schossen und warfen die Verteidiger alles, was sie hatten auf die Angreifer. Es war eine neue Pattsituation entstanden. Die Angreifer kamen nicht weiter, aber auch die Verteidiger waren eingeschlossen.
John eilte zu Bard. „Ist es wahr?“
Bard wusste sofort, was John meinte und nickte. „Der König, mein Vater und König Dáin Eisenfuß sind tot. Gefallen vor den Toren des Erebor, zu Ehren der Valar und zum Schutz der Bevölkerung, für die sie verantwortlich waren. Doch bevor sie fielen, nahmen sie noch viele Feinde mit in den Tod.“
„Dann bist du jetzt der König der Menschen des Erebors“, sagte John.
„Ich wünschte es wäre nicht so“, sagte Bard.
„Doch du musst dich der neuen Verantwortung stellen“, meinte John.
Bard blickte traurig zu Boden. „Ich werde zu meinem toten Vater gehen und ihm die letzte Ehre erweisen. Anschließend werde ich mich wohl oder übel meiner neuen Verantwortung stellen müssen.“
John verstand gut, was in Bard vor sich ging. „Wenn du erlaubst, mein Freund, werde ich dich begleiten und dem König ebenfalls meine Ehre erweisen.“
Die nächsten Tage vergingen in Eintönigkeit. Immer wieder versuchten die Ostlinge und die Orks die Festung anzugreifen, doch die Verteidiger schlugen sie immer wieder zurück. So herrschte eine Pattsituation: die Verteidiger konnten nicht weg, die Angreifer nicht herein.
Zwischendurch machte ein Gerücht die Runde. Es berichtete von einer angeblichen großen Schlacht auf den Pelennor-Felder, in die auch die Reiter von Rohan verwickelt sein sollten. Woher es stammte wusste niemand. Jemand wollte es von den Angreifern gehört haben, die bei einem Angriff höhnisch davon berichtet hatten und den Verteidigern zuriefen, dass Minas Tirith gefallen sei. Damit wollten sie die Eingeschlossenen entmutigen und zur Aufgabe zwingen.
John begann sich um seine Freunde Sorgen zu machen. Wenn das Gerücht stimmte, konnten sie tot sein. Er hoffte, dass es wirklich nur ein Gerede war, und Minas Tirith genauso wie sie allen Angriffen trotzte.
Wie gerne hätte John in diesen Tagen den Jumper zur Hand gehabt, doch weder war er da, noch hörte er etwas von Ronon, Teyla, McKay und Jonas. Mit Rhiana sprach in einer ruhigen Stunde oft darüber. Auch Lorne, Joe und Engel machten sich Sorgen um die Freunde.
Niniel und Fingolfin waren in diesen Tagen gute Freunde der Atlanter geworden. Abends saßen sie lange beisammen und erzählten sich gemeinsam erlebte Abenteuer. Auch Morli hatte sich zu ihnen gesellt, wobei er die Anwesenheit der Elben brummig zur Kenntnis nahm.
Doch selbst Morli wusste spannende Abenteuer zu berichten, die er zum Vergnügen der Zuhörer lebhaft mit seinen Händen untermauerte. So waren die Abende sehr vergnüglich und unterhaltsam, und halfen für kurze Zeit, die Sorgen und Ängste zu vergessen.
Am 25. März veränderte sich schlagartig alles. Der Himmel in Richtung Mordor war die letzten Tage immer dunkel und verhangen gewesen. Dies hatte zusätzlich zur großen Sorge beigetragen. Sauron vergrößerte weiterhin seinen Machtbereich. Wo er herrschte, da war Dunkelheit, und dies war nicht nur bildlich gemeint.
An diesem Morgen aber brach die Dunkelheit auf, und Richtung Süden schien endlich wieder die Sonne zu scheinen. Was mochte geschehen sein?
Neue Hoffnung verbreitete sich unter den Menschen. Doch erst einen Tag später erschienen Adler am Himmel.
John hielt gerade Wache auf dem Späherposten, als die Adler über ihm kreisten. Einer löste sich aus dem Schwarm und schwebte herunter. Das konnte nur Gwaihir sein, der sich neben ihm auf einen großen Felsen setzte.
Da hörte er auch schon die Gedanken des Adlers in seinem Kopf.
Ich verkünde große Freude. Der Ring wurde zerstört und Sauron ist gefallen. Die Länder sind wieder frei.
Was? Dann wird Hilfe kommen? Wir werden schon seit Tagen von dem riesigen Heer belagert.
Ich fürchte nicht, John! Meine Brüder, Schwestern und ich fliegen durch die Lande und verkünden die frohe Botschaft, doch Hilfe wird erst in vielen Wochen, wenn überhaupt eintreffen.
Das ist viel zu spät. Dann müssen wir uns selbst helfen, meinte John. Ich möchte mir einen Überblick verschaffen. Hast du so lange Zeit, um mit mir einen Flug über die Feinde zu machen?
So lange können meine Brüder und Schwestern ruhen. Sitz auf!
Das ließ sich John nicht zweimal sagen. Morli, der mit ihm Wache hatte und erschreckt zurückgewichen war, als der riesige Adler landete, stieß einen entsetzten Schrei aus, als sein Freund Anstalten machte, sich auf das Riesenungeheuer zu setzen.
„John! Was machst du denn?“, rief er, denn die telepatische Unterhaltung zwischen John und dem Adler hatte er nicht mitbekommen.
„Geh hinunter und berichte, dass Gwaihir mir erzählt hat, dass Sauron und der Ring zerstört wurden. Doch es wird keine Hilfe eintreffen. Wir müssen uns selbst helfen. Deshalb wird Gwaihir mit mir eine Runde über das Lager der Feinde fliegen. Dann kann ich mir ein Bild machen und mit den Königen überlegen, was zu tun ist.“
Morli sah noch immer kopfschüttelnd zu, wie sich John auf den Rücken des Adlers setzte und mit ihm im Himmel verschwand. Dann begriff er, was John da gerade gesagt hatte. So schnell er konnte verließ er seinen Wachposten, um die frohe Botschaft zu verkünden.
Inzwischen flogen Gwaihir und John ihre Runde. Der Adler flog so hoch, dass kein Pfeil ihn erreichen konnte, aber so niedrig, dass John trotzdem alles gut erkennen konnte. Was er sah ermutigte ihn in keiner Weise. Es waren viel mehr Belagerer, als angenommen. Er zählte mehrere Lager und bestimmt an die zwanzigtausend Feinde. Und sie waren höchstens viertausend Verteidiger, also fünffach unterlegen. Eine offene Feldschlacht kam da nie in Frage, zumal die Ostlinge und die Orks genauso gute und fanatische Kämpfer wie die Zwerge und Menschen waren. Es half also nur eine List.
Da kam John ein Gedanke, der so verwegen war, dass er schon wieder gelingen konnte. Er würde die Taktik eines alten, aber genialen Feldherrn anwenden, der eine große Übermacht von Römern überlistet und besiegt hatte.
Gwaihir, flieg mich zurück! Ich habe genug gesehen.
In deinen Gedanken erkenne ich, was du vorhast. Das ist Selbstmord.
Gut, aber haben wir eine andere Wahl? Die Belagerer kennen diese alte List nicht, sie fallen bestimmt darauf herein.
Wenn es gut geht, wirst du als einer der genialsten Feldherrn von Mittelerde in die Geschichte eingehen, John.
Es ist aber nicht meine Idee, sondern nur geklaut.
Was macht das schon, wenn es funktioniert und die Feinde besiegt sind? Lernen wir nicht alle von unseren Vorvätern?
Das hast du auch wieder recht, mein Freund.
Gwaihir landete wenig später auf dem gleichen Platz und ließ John absitzen.
Ich kann leider nicht bleiben und sehen, ob die List funktioniert, John. Meine Pflicht ruft! Doch ich komme zurück. Und wenn alles gut geht, werden wir weitere Flüge zusammen unternehmen, wenn du möchtest.
Das wäre schön, mein Freund. Leb wohl, Gwaihir!
John winkte dem Adler hinterher, als er nach unten in die Festung eilte. Dort kamen ihm schon Männer und Frauen entgegen. Er hörte überall Rufe und lautes Geschrei. Die Kunde vom Untergang Saurons hatte seine Runde gemacht.
Was hat John vor? by Selana
„John!“, Rhiana kam heran. „Morli sagte, du fliegst mit einem Riesenadler.“
„Ja, es war Gwaihir. Ich konnte mir ein Bild von der Lage machen. Es sieht nicht gut für uns aus. Doch ich habe da eine Idee. Ich muss mit Bard und dem neuen Zwergenkönig sprechen. Ruf auch den Rest des Teams zusammen. Wir treffen uns dann in einer großen Halle.“
„Was hast du vor?“
„Ich erkläre es nur einmal. Kommt so schnell ihr könnt!“
Rhiana fragte nicht weiter sondern eilte davon. Wenn John so eindringlich sprach, hatte er wirklich eine gute Idee. Sie war schon gespannt, was das wohl sein mochte.
Inzwischen hatte John die große Halle erreicht. Unterwegs hatte er Fingolfin und Niniel getroffen und sie aufgefordert ihm zu folgen.
„Stimmt das, was Morli sagte? Der Ring ist zerstört und Sauron tot?“, rief ihm Fingolfin zu.
„Ich erkläre es in der Halle. Dann kann ich auch erklären, wie wir die Belagerer besiegen können.“
„Besiegen? Wie denn?“
„Alles zu seiner Zeit und nur einmal!“, wiederholte John.
In der Halle trafen sie Bard und den neuen Zwergenkönig mit seinen engsten Vertrauten an. Morli stand bei ihnen und diskutierte heiß mit.
„Wir müssen ihn von diesem Ungeheuer befreien. Wie konnte er nur so dumm sein und einem Tier trauen?“, rief Morli gerade.
„Es ist kein Ungeheuer und auch kein Tier, sondern ein intelligentes Lebewesen“, sagte John so laut, dass alle in der Halle sich erstaunt umdrehten.
Bard kam mit eiligen Schritten auf ihn zu. Er trug nun die Bekleidung eines Königs, wie es sein Stand ihm vorschrieb. Ein wenig erinnerte er John an Aragorn, und er fragte sich, wie es diesem wohl ging.
„John!“, Bard umarmte ihn herzlich. „Wir waren in großer Sorge um dich.“
„Hat Morli nicht erzählt, dass es Gwaihir war?“
„Was weiß ich, wie diese Viecher heißen“, murmelte Morli.
John sah den Zwerg an und erkannte in dessen Augen ehrliche Sorge um ihn. Sheppard fühlte sich geschmeichelt, dass dieser Zwerg, der nur wenige in sein Herz schloss, sich als sein Freund fühlte. Und er wollte den Zwerg auf keinen Fall verletzen oder enttäuschen.
„Morli, ich danke dir für deine Sorge, doch Gwaihir ist ein Freund. Er hat mir schließlich das Leben errettet, und ich denke, dass auch König Bard das weiß.“
„Das stimmt, Morli“, fügte Bard hinzu. „Gwaihir ist der König der Lüfte und hat den Menschen schon oft geholfen.“
„Nun, wenn ihr alle das sagt, dann muss es wohl zutreffen“, tönte der Zwerg. „Nun denn, was hast du herausgefunden, John?“
John sah der Reihe nach alle Anwesenden an. Auch sein Team war inzwischen vollzählig eingetroffen.
„Was ich zu berichten habe, ist gut und schlecht.“
„Dann erzähl erst die gute Nachricht!“, rief Morli.
Belustigt sah John ihn an. „Der Ring wurde vernichtet und Sauron ist tot.“
Lautes Gemurmel, Gejubel und Rufe erklangen. Niemand konnte es so richtig glauben, dass es vorbei sein sollte.
„Dann ist es also zu Ende?“, rief jemand aus dem Hintergrund. „Wir haben gesiegt.“
„Jetzt kommt die schlechte Nachricht“, sagte John. „Auch wenn Sauron besiegt ist, stehen wir immer noch unter Belagerung. Und es wird keine Hilfe kommen. Wenigstens nicht in den nächsten Wochen.“
„Das gibt es nicht!“
„Wie sollen wir das überleben?“
„Dann sind wir doch verloren!“
„Bis dahin sind wir verhungert!“
„Ruhe!“, donnerte Bard in den Raum. „Niemand ist hier verloren. Lasst John ausreden.“
Sheppard nickte Bard dankbar zu und fuhr dann fort. „Es ist richtig, dass wir auf uns alleine gestellt sind, doch es ist nicht unmöglich, den Feind zu besiegen.“
„Wie denn? Sie sind viel mehr als wir!“
„Auch wieder richtig. Bei meinem Flug mit Gwaihir“, jetzt traf Morli ein bedeutender Blick, „habe ich die ungefähre Stärke des Feindes erkannt. Es ist noch schlimmer, als wir dachten. Wir sind dem Feind 1:5 unterlegen.“
Neue Rufe und Geschrei erklang, dass ebenfalls von Bard unterbrochen wurde.
John sah alle Anwesenden der Reihe nach an. Dann erklärte er seinen Plan.
Danach herrschte große Stille, dann erneutes Geschrei und Gepolter.
„Der Fremde ist verrückt!“
„Das klappt nie!“
„Ich sage ja, wir sind verloren!“
Diesmal wartete Bard bis der Lärm von sich aus verklungen war. Er sah John zweifelnd an. „Du glaubst, das funktioniert?“
„Was haben wir zu verlieren?“
„Nur das Leben aller uns anvertrauten Menschen und Zwerge, und das eigene natürlich.“
„Es ist riskant, das gebe ich zu, aber es ist unsere einzige Chance die Blockade zu durchbrechen und den Feind endgültig zu schlagen.“
Bard sah John durchdringend an. „Es wird eine blutige Schlacht werden, selbst wenn alles so klappt, wie du es dir vorstellst.“
„Das weiß ich.“
Morli klopfte John auf den Rücken. „Du gefällst mir, John. Endlich ein Mensch, der sich nicht vor einer Schlacht scheut.“
Inzwischen war es John bei dem Gedanken nicht mehr wohl, doch er konnte nicht mehr zurück. „Es wird viele Tote geben, Morli, dass ist nie ein Grund zur Freude.“
„Schon, wenn es viele Feinde sind, die fallen.“
„Die auch Frauen und Kinder haben.“
„Die Orks?“, einen solchen Gedanken hatte Morli noch nie gehabt.
„Es kämpfen viele Menschen auf der Seite von Sauron. Die Ostlinge sind Menschen“, John dachte dabei an ihr Abenteuer mit den Ostlingen, bei dem er Faramir kennen gelernt hatte.
„Sie haben sich entschieden“, brummte Morli.
„Viele unserer Freunde werden auch sterben, Morli.“
„So ist das Leben.“
Bard sah Dán an, der die Nachfolge seines Vaters Dáin angetreten hatte, als dieser vor den Toren der Festung gefallen war.
„Wir kämpfen! Unsere Väter würden es auch tun“, beantwortete der Zwerg die unausgesprochene Frage von Bard.
Bard stimmte dem Zwergenkönig widerwillig zu. Er wandte sich an John. „Hiermit übergebe ich dir das Kommando über die vereinigte Armee der Menschen und Zwerge des Erebors, John. Kämpft gut!“
John war nun überrascht. Auf einmal war er die Befehlshaber einer großen Armee, auch wenn diese dem Feind weit unterlegen war. Doch entschlossen stand er auf. Die Bewohner vertrauten nun auf ihn, er durfte sie nicht enttäuschen.
„Sir!“, Lorne trat neben John. „Glauben Sie wirklich das es klappt?“
„Hannibal hat damit die Römer vor über 2.200 vernichtend geschlagen. Genauso wie wir, stand Hannibal auf verlorenem Posten und musste alles auf eine Karte setzen.“
„Das verlangt großes und genaues Timing“, meinte Lorne.
„Ja, das stimmt. Und Sie, Major, werden meine linke Streitmacht anführen. Fingolfin die rechte Seite. Rufen wir unsere Heerführer zusammen.“

Minas Tirith
Faramir und Éowyn

Zwei Tage später stand Faramir am Fenster seines Lagers und blickte hinaus. Dort, auf der Mauer stand eine junge schlanke Frau und blickte gen Süden. Der junge Fürst wusste, dass es Éowyn war. Ihr Arzt und auch Teyla hatte ihm geraten, zu ihr zu gehen und mit ihr zu sprechen, da beide ein ähnliches Schicksal zu tragen hatten.
Da es ihm schon viel besser ging entschloss er sich die Bitte des Arztes zu erfüllen. Um zu der Mauer zu kommen, musste er durch den Garten gehen. Nun stand sie dort oben, genau über ihm. Er musste nur noch die Treppe hochsteigen. Warum zögerte er also?
Sein Herz schlug schneller, als er seinen ganzen Mut zusammenraffte und hinaufstieg. Er stellte sich neben sie ohne sie anzusehen oder etwas zu sagen. Erst reagierte sie nicht, doch dann drehte sie sich ihm zu. Faramirs Herz machte einen Sprung, als er in ihr Gesicht blickte.
Sie war es: die Frau seiner Träume.
Am anderen Ende des Gartens stand Teyla und war sehr zufrieden mit ihren Vermittlungsversuchen. Endlich hatte Faramir sich durchgerungen zu Éowyn zu gehen. Die letzten beiden Tage war sie oft bei der jungen Frau gewesen und diese hatte ihr, wenn auch zögernd ihre ganze Geschichte erzählt. Ihr Schicksal berührte Teyla sehr, und so hatte sie begonnen, Éowyn in ihr Herz zu schließen. Auch wenn es schien, als wäre Éowyns Herz selbst zu Eis erstarrt.
Pippin und Merry erschienen neben ihr.
„Er hat es also endlich getan. Sind sie nicht ein schönes Paar?“, fragte der kleine Hobbit.
Teyla konnte Pippin nur zustimmen. „Wo sind eigentlich Jonas und McKay?“, fragte sie, weil sie die beiden Männer schon seit zwei Tagen nicht mehr gesehen hatte.
„Sie haben die Archive von Minas Tirith entdeckt sind dort nicht mehr wegzukriegen“, sagte Merry.
Das konnte sich Teyla gut vorstellen. „Können sie es denn lesen?“
„Jonas meint nicht alles, aber genug, um für Jahre beschäftigt zu sein“, antwortete Merry grinsend.“
„Nun, dann ja wenigstens die beiden beschäftigt“, meinte Teyla seufzend. Wenn doch nur die anderen Freunde hier wären. Sie begann sich langsam zu langweilen, denn sie hatte nichts Richtiges zu tun.
„Willst du mit uns trainieren?“, fragte Merry, als würde er ahnen, welche Gedanken die junge Frau beherrschten. Zu gerne würde er besser mit dem Schwert umgehen können, doch keiner wollte es ihm beibringen.
Überrascht blickte Teyla die beiden Hobbits an. „Aber gerne! Und wo?“
„Komm mit, wir haben einen schönen einsamen Garten entdeckt. Dort es wunderschön und genug Platz.“
Die beiden Hobbits hatten nicht übertrieben. Es war ein schönes Fleckchen Erde mit Blick auf die Felder des Pelennor. So hatte auch Teyla die nächsten Tage genug zu tun, denn Faramir und Éowyn waren immer öfters zusammen. Sie hatte es zwar so gewollt, doch auch sie liebte das Zusammensein mit Faramir und den beiden Hobbits, die allesamt schöne Geschichten erzählen konnten.
Das Ende oder ein neuer Anfang? by Selana
Am frühen Morgen des 25. März öffnete sich der Himmel. So zumindest sah es für die Menschen in Minas Tirith aus. Faramir und Éowyn standen Hand in Hand auf der Mauer und blickten nach Osten, während Teyla und die Hobbits wieder einmal mit dem Schwert trainierten.
Die dunklen Wolken, die schon seit Wochen den Himmel verdunkelten, rissen auf und ließen die Sonne durch. Die Strahlen ergossen sich über der Stadt und ein warmer Wind wehte von Süden her. Gleichzeitig war allen so, als würde eine große Last von ihren Herzen fallen.
Da erschienen die Adler am Himmel und verkündeten, dass Sauron gefallen und der Ring zerstört worden war. Erstaunlicherweise verstand jeder die Worte des Adlers, obwohl sie sonst nicht dazu in der Lage waren. Hoffnung machte sich breit in der Stadt, und Faramir besann sich auf seine Aufgabe als Truchsess und machte sich daran, den neuen König zu empfangen. Keiner zweifelte daran, dass Aragorn zurückkehren würde.
Éowyn gesellte sich freudestrahlend zu ihnen, und sogar Jonas und McKay erschienen aus den Archiven der Festung, wo sogar sie die gute Nachricht erreicht hatte.
Beide gesellten sich zu den Frauen und den Hobbits. „Ist es wahr?“
„Ich denke schon“, sagte Teyla. „Kennst du Jonas und Rodney, Éowyn? Ich bin mir nicht sicher, ob ich sie dir vorgestellt habe. Sie waren die letzten Tage nur noch in den Archiven zu finden.“
„Wir haben uns kurz getroffen“, sage Éowyn lächelnd.
„Habt ihr wenigstens etwas gefunden?“, fragte Teyla.
„Oh ja! Die Archive sind wahre Goldgruben“, antwortete Jonas und McKay stimmte begeistert zu.
„Ich glaube, ich weiß nun auch, wo der Generator steht, der den Schutzschild um den Planeten aufbaut und euch vor den Wraith beschützt, und für das veränderte Zeitverhältnis zum Rest der Galaxis verantwortlich ist“, sagte Rodney voller Stolz.
„Und wo?“, fragte Jonas.
„In Mordor, irgendwo in den Bergen.“
„In Mordor? Ausgerechnet dort?“
„Wir sollten daran nichts ändern“, meinte Teyla. „Es beschützt Mittelerde vor den Wraith.“
„Ja“, fügte Ronon hinzu. „Wir werden nicht zulassen, dass du das ZPM mitnimmst.“
„Das will ich doch gar nicht“, rief Rodney empört aus.
Ein skeptischer Blick von Teyla und Ronon traf ihn.
„Und wie steht es um dich und Faramir?“, fragte Teyla, sich an Éowyn wendend, während die Hobbits und die beiden Männer zur Mauer gingen und angestrengt hinuntersahen, ob schon Reiter zu sehen waren. Das Thema ZPM schien damit vorerst erledigt zu sein.
„Du wirst es nicht glauben, aber er hat um meine Hand angehalten.“
„Was? Und was hast du gesagt?“
„Ja, natürlich!“
„Und was ist mit Aragorn?“
„Aragorn liebt nur Arwen. Ich habe erkannt, dass ich nicht wirklich in ihn verliebt war, sondern ihn nur verehrt habe. Das tue ich natürlich immer noch. Liebe ist jedoch anders, das weiß ich, seit ich Faramir kenne.“
„Du bist dir sicher, liebste Freundin?“
Éowyn sah Teyla lächelnd an. „Das bin ich. Er ist so anders als Aragorn oder alle Männer, die ich bisher getroffen habe. So zuvorkommend, freundlich, liebenswürdig ...“
„Sexy?“
„Dieses Wort ist mir nicht geläufig.“
„Nun, dieses Wort benutzen die Atlanter immer, wenn ein Mann auf eine Frau unwiderstehlich wirkt. Ich habe es wohl von ihnen übernommen.“
„Ja, dann ist Sexy wohl das richtige Wort für ihn. Er ist der Mann, von dem ich immer geträumt habe.“
„Dann bin ich aber froh, dass ihr euch getroffen habt.“
„Wie ich hörte, bist du nicht ganz unschuldig daran.“
„Nun ja, ich habe Faramir gebeten mit dir zu sprechen, weil er ähnliches wie du durchgemacht hat.“
„Das stimmt allerdings. Und dann die Sache mit seinem Vater. Er wollte Faramir auf dem Scheiterhaufen verbrennen, obwohl er noch am Leben war“, Éowyns Herz verkrampfte sich bei dem Gedanken, dass sie ihn dann nie kennen gelernt hätte.
„Ja, da stimme ich dir zu. Denethor war ein unfreundlicher Mann. Wann sie wohl kommen?“
Éowyn wusste sofort, dass Teyla die Reiter um Aragorn meinte. „Es wird noch etwas dauern. Die Adler sind ja viel schneller. Vielleicht sollten wir sehen, ob wir Faramir etwas helfen können. Er hat ja nun alle Hände voll zu tun.“
Einen Tag später tauchten die ersten Meldereiter aus Aragorns Tross auf. Die Reiter meldeten, dass die Hobbits Sam und Frodo es geschafft hätten und den Ring in den Vulkan geworfen hatten. Daraufhin war der Turm Saurons und er selbst vernichtet worden. Die Erde brach auf, die Spitze des Vulkans explodierte und nur mit Hilfe der Adler waren die beiden Hobbits gerettet worden.
Nun befand sich das Heer einen Tagesritt entfernt. Faramir dankte den Reitern und sorgte dafür, dass Aragorn ein würdiger Empfang bereitet wurde. Das war natürlich mit viel Arbeit für ihn verbunden.

Die Schlacht um den Erebor
Alles war genau besprochen worden. Wieder und wieder! Johns Herz klopfte ihm bis zum Hals, als er daran dachte, was nun von jedem Faktor abhing. Sie brauchten jede Menge Glück. Alles war bis aufs Letzte besprochen worden.
John, Dán und Bard, als die Heerführer würden alles koordinieren. Er hoffte nur, dass alle Kommandeure seiner verschiedenen Truppen genauso vorgehen würden, wie abgesprochen. Ging nur etwas schief, waren sie alle verloren, doch er hoffte auf sein bisheriges Glück und der Fähigkeit seiner Heerführer den minuziös ausgearbeiteten Plan auch bis ins letzte Detail auszuführen.
„Du wirst es schon schaffen, John“, sagte Rhiana und umarmte ihn zum Abschied.
Nur mit großer Überredungskunst hatte John es fertig gebracht, Rhiana zu überreden zurückzubleiben. Und nur dem Umstand, dass sie schwanger war, war es zu verdanken, dass sie diesmal auf ihn gehört hatte. Rhiana wollte in den hinteren Linien dafür Sorge tragen, dass alle Verwundeten, die gebracht wurden, versorgt und entsprechend behandelt wurden. Und dass es viele Verwundete sein würden, daran zweifelte niemand an diesem schicksalhaften Morgen.
Rhiana graute bei dem Gedanken, doch sie nahm sich tapfer zusammen und harrte der Dinge, die kamen. Und sie betete zu den Vorfahren, dass sie John gesund zu ihr zurückschicken würden.
Viertausend Kämpfer standen John zur Verfügung. Und auf der anderen Seite standen ihnen Zwanzigtausend gegenüber. John gedachte das Gelände zu seinem Vorteil auszunützen. Der Erebor sah von oben aus wie ein Stern. Das bedeutete im Einzelnen, dass der Berg sechs Ausläufer besaß, die sich sternförmig in die Ebene hinein schoben. Die Ebene vor dem Vorderen Tor war die Größte. Das war auch der Grund, warum hier das große Tor gebaut worden war. Ganz in der Nähe lagen die Reste von Thal. Die meisten Gebäude waren niedergebrannt, doch sie boten noch Schutz für einen Trupp seiner Krieger.
Im Laufe der Nacht hatte John seine Kämpfer nach draußen geschickt und sie Aufstellung nehmen lassen. Als die Sonne aufging, sahen sich die Belagerer einer großen weiten Linie gegenüber, die aus zweitausend Mann bestand, also die Hälfte von Johns Kriegern. Sie vollführten ein großes Geschrei, um die Feinde auf sich aufmerksam zu machen.
Und wirklich, die erste Falle schien zuzuschnappen. In der Annahme, dass die Belagerten einen letzten Ausfallversuch unternahmen, formierten sich die Orks und die Ostlinge in einer großem Masse, die einem Quadrat nicht unähnlich war. So gedachten sie, ihre Überlegenheit auszunutzen und die Verteidiger, die in einer geraden dünnen Linie vor ihnen standen, einfach durch ihre Übermacht zu überrennen. Und wenn man die Masse der Feinde vor sich sah, war dies nur ein logischer Gedanke.
Die Feldherren der Ostlinge und Orks konnten die Dummheit ihrer Feinde nicht begreifen, doch warum sollten sie sich deswegen Gedanken machen? Der oberste Feldherr der Ostlinge ließ seine Krieger sofort vorrücken, um dem Feind keine Gelegenheit zu geben, den Fehler gutzumachen. Der orkische Feldherr tat es ihm gleich.
So aufgestellt in einer dünnen Linie, würden sie diese dummen Menschen und Zwerge einfach überrennen. Wahrscheinlich hatte nach dem Tod ihrer beider Könige keiner eine Ahnung von der Kriegsführung, während die Ostlinge und Orks ihr ganzes Leben nur Krieg geführt hatten. Würden beide oder einer der Befehlshaber ausfallen, stände sofort ein fähiger Nachfolger für ihn bereit. Der Feldherr der Ostlinge gab das Zeichen zum Angriff.
John, der sich zusammen mit Joe, Engel, Niniel und Bard in dieser Linie befand, gab den Befehl, nun die Linie in der Mitte bogenförmig vor die Angreifer zu stellen, so als hätten sie keine Angst vor den Angreifern. Dadurch standen sie nun näher am Feind, als notwendig.
Doch auch dies war Taktik und gehörte zu seinem Plan. Versteckt hinter dieser Linie links und rechts, stand Johns beste Infanterie, die stärksten Krieger der Menschen und Zwerge, die den Feinden kämpferisch ebenbürtig oder sogar überlegen waren. Diese Krieger konnte von der Masse der Angreifer, die in einem Pulk angriffen, nicht gesehen werden.
Doch das war nicht alles. Als der Feind angriff, aktivierte John die zweite Falle. Ganz links und rechts der schmalen Linie seiner Krieger, an den Flügeln, stand seine Kavallerie. Diese wartete nur auf das Angriffszeichen. Dieses Zeichen war der Beginn des Angriffes.
Die linke berittene Kavallerie führte Lorne an, die rechte Fingolfin. Es waren die besten Reiter der Verteidiger, die nun, als der Hauptkampf in der Mitte entbrannte, die Reiter des Feindes ablenkte und in Schach hielten, so dass diese nicht in den Hauptkampf eingreifen konnten. Alles hing jedoch davon ab, dass diese beiden Reitereien ihren jeweiligen Kampf auch gewannen.
Lorne hätte nie in seinem Leben geglaubt, dass er einmal eine berittene Armee anführte. Doch die Feinde waren von dem Vorhandensein dieser Reiter so überrascht, dass sie von Lornes Kriegern regelrecht nieder geritten wurden. Trotzdem entbrannte noch ein heißer Kampf, denn die Belagerer überwanden ihre Überraschung und griffen ihrerseits an. Neben, vor und hinter ihm hörte der das Geschrei der Krieger, das Getrampel der Pferde und die Todesschreie der Menschen, die fielen oder die Schmerzensschreie der Verwundeten.
Lornes Pferd durchbrach die Linie der Angreifer und er drehte sein Pferd herum und blickte zurück. Seine Krieger wussten, was sie taten. Noch immer war der Kampf in Gange, doch es sah so aus, als würden zumindest seine Abteilung den Sieg für sich verbuchen können. Auch wenn die Ostlinge sich zum Gegenangriff formiert hatten, waren die meisten so überrascht worden, dass sie kaum begriffen, was mit ihnen geschah. Und viele Reiter auf Seiten der Ostlinge gab es sowieso nicht, da diese meist zu Fuß unterwegs waren.
Inzwischen war der Kampf bei der Hauptmacht nicht minder bestialisch. Die feindliche Streitmacht traf auf die Linie, die John Armee bildete, und nach hartem Kampf gab diese Linie in der Mitte scheinbar nach. John ließ seine Krieger wie abgesprochen zurückweichen. Die Angreifer fühlten sich daraufhin als Sieger, weil die Verteidiger anscheinend nachgaben und stimmten ein Siegesgeschrei an.
Sofort schickten die feindlichen Heerführer noch mehr Kämpfer in das Zentrum, um dort den Vorteil zu nützen. Als die Linie zurückgewichen war, standen den Angreifern jedoch plötzlich an beiden Flügeln die Einheiten der Verteidiger gegenüber. Dies war ein weiterer Teil von Johns Plan. Seine Infanterie begann nun die feindliche Infanterie von beiden Seiten anzugreifen. Die Angreifer stecken in der Falle, denn sie hatten mit diesen Kämpfern nicht gerechnet.
Inzwischen hatte auch Fingolfins Reiterei planmäßig die der Angreifer geschlagen. Nun ließen Lorne und Fingolfin ihre Krieger sich neu formieren, um von hinten in den Kampf einzugreifen. Durch das vermeintliche Zurückweichen der Linie waren die Angreifer ebenfalls zurückgewichen und waren nun von den Verteidigern komplett umzingelt und dicht zusammengedrängt worden. Jetzt begann der Kampf Mann gegen Mann. Ihre zahlenmäßige Überlegenheit nützte den Orks und Ostlinge nun nichts mehr, denn die Verteidiger schlossen den Kreis immer enger, und die Angreifer waren so dicht gedrängt, dass sie sich kaum verteidigen konnten.
Der Plan geht auf by Selana
Die Verteidiger kannten nun keine Gnade mehr. Es ging ums reine Überleben. Ein regelrechtes Gemetzel begann. Sheppard wusste später nicht zu sagen, wie er aus dem Zentrum der Schlacht entkommen war. Auf einmal fand er sich auf einem leeren Platz wieder. Neben ihm standen Joe, Engel, Niniel und Morli, die während des Kampfes nicht von seiner Seite gewichen waren. Diesmal hatte jeder von ihnen leichte Verletzungen davongetragen, doch keine war so schwerwiegend, dass sie sich deswegen nicht mehr auf den Beinen halten konnten.
Sie sahen sich stumm an und blickten auf das Chaos vor ihnen. Wie lange die Schlacht gedauert hatte, wusste keiner von ihnen zu sagen. Das Grauen stand jedem im Gesicht geschrieben. Doch eines war klar: sie hatten gesiegt. Johns Kriegslist war voll aufgegangen, die Ostlinge und ihre orkischen Verbündeten waren vernichtend geschlagen worden. Kein Feind hatte das Schlachtfeld lebend verlassen. Wie vielen Verteidigern die Schlacht das Leben verloren hatte, konnten sie zu diesem Zeitpunkt unmöglich sagen, doch es waren sehr viele.
Die Sonne ging unter, als sie sich ihren Weg zurück über das von Toten und Verwundeten übersäte Schlachtfeld bahnten. Inzwischen wurden die Gefallenen und Verwundeten fortgeschafft. Jedes Mal musste John stehen bleiben, wenn ihn jemand erkannte, denn inzwischen wurde er von der Menge als Retter gefeiert.
„Es ist doch nur eine alte Kriegstaktik gewesen, von dem der Feind zum Glück nichts ahnte“, murmelte John vor sich hin. Das alles wurde ihm langsam zuviel. Er wollte einfach nur zurück zu Rhiana.
Sie fanden sie bei den Ruinen von Thal, wo ein großes Lazarett aufgeschlagen worden war. Rhiana war nicht weniger geschockt, und voller Grauen hatte sie die vielen Verwundeten wahrgenommen, die man anschleppte. Und sie atmete jedes Mal erleichtert auf, wenn sie John nicht unter den Verwundeten entdeckte. Läufer brachten die Kunde vom Verlauf der Schlacht. Sie erzählten, dass alles nach Plan ging und John wohlauf war.
Noch!
Sie wagte kaum zu hoffen. Und als die Sonne unterging und sie zum ersten Mal ausruhen konnte, sah sie ihn auf sich zukommen. Rhiana war so glücklich ihn zu sehen, dass sie zu ihm lief und in seine Arme fiel.
„Ich hatte solche Angst um dich“, flüsterte sie schließlich.
„Das hatte ich auch. Noch nie in meinem Leben habe ich so etwas Schreckliches gesehen. Ich habe keine Ahnung, wie ich das überlebt habe.“
„Du bist ja verletzt“, sagte Rhiana entsetzt, als sie die blutenden Wunden sah.
„Das sind nur Kratzer, die wieder heilen. Es ist wohl niemand ohne Blessuren aus dieser Schlacht entkommen.“
„Komm, ich werde dich verarzten“, Rhiana sah, dass die anderen schon versorgt wurden. „Doch deine List ist aufgegangen. Wir haben gesiegt.“
„Ja, das haben wir wohl. Die Ostlinge und die Orks wurden vernichtend geschlagen. Es sind wohl kaum welche entkommen. Es war grauenvoll.“
Rhiana sah Johns Gesicht, das noch von dem Schrecklichen, das er mit ansehen und auch selbst machen musste gezeichnet war.
„Was wird jetzt?“, fragte sie, während sie Johns Wunden säuberte und verband. Es waren wirklich nur oberflächliche Kratzer. Die meisten Schläge und Hiebe hatte der Panzer aus Mithril abgehalten. Sie wollte die Zwerge für die gute Arbeit noch persönlich danken.
„Ich mache mir Sorgen um die anderen in Minas Tirith. Ich werde mit Gwaihir einen Flug zur Festung machen und nachsehen. Wenn alles in Ordnung ist, komme ich mit dem Jumper und hole euch.“
„Gwaihir ist nicht hier, John.“
„Er wird kommen, wenn ich ihn nur lange genug rufe“, meinte John überzeugt.
In diesem Moment kamen auch schon die Freunde auf ihn zu. Allen voran Bard und Dán, die ihm für seine Kriegslist danken wollten. Auch Lorne, Joe und Engel gesellten sich dazu. Immer mehr Krieger, Menschen und Zwerge fanden sich ein, die ihn feiern wollten. Doch John war nicht dazu aufgelegt. In einem günstigen Moment setzte er sich einfach ab.
John suchte seinen alten Horchposten auf und suchte den Himmel nach den Adlern ab. Als er keinen sah versuchte er Gwaihir mit seinen Gedanken zu rufen. Es dauerte eine Stunde, dann erschien der Adler am Himmel und setzte elegant neben ihm auf.
Was du gemacht hast, wird in die Geschichte eingehen, John. Überall wird von deinem Sieg erzählt.
Vergiss es, mein Freund. Ich will nicht gefeiert werden. Doch ich hätte eine Bitte an dich. Bring mich nach Minas Tirith. Ich mache mir Sorgen um meine Freunde.
In Ordnung, setz dich auf meinen Rücken.
Erst muss ich meine Gefährtin informieren. Sie macht sich sonst Sorgen.
Ich warte.
John eilte davon um Rhiana zu informieren. Zusammen kehrten sie zu Gwaihir zurück, der geduldig gewartet hatte.
„Seid vorsichtig, ihr beiden!“, rief Rhiana aus, als Gwaihir sich mit John auf dem Rücken in den Himmel schwang.
„Sind wir immer!“, rief John zurück und winkte ihr zu. Rhiana blieb auf ihrem Platz stehen, bis John und Gwaihir nicht mehr zu sehen waren. Dann kehrte sie zu ihren Freunden zurück, um sie über Johns Ausflug zu informieren.

Minas Tirith
Dank Gwaihir dauerte der Flug nicht allzu lange. Sheppard genoss jede Minute davon, denn es war ein herrliches Gefühl so frei in der Luft zu schweben. Faramir wurde seine Ankunft mitgeteilt. Er eilte nach draußen und begrüßte seinen Freund überschwänglich.
Natürlich erkundigte John sich als erstes nach seinen Freunden und Boromir. Die Kunde von Boromirs Tod, machte ihn sehr betroffen. Er dachte an Niniel, die noch nicht ahnte, dass ihr Geliebter tot war.
„Und nun, wie ist es dir ergangen?“, fragte Faramir schließlich.
John begann nun zu erzählen, was sie in den letzten Tagen alles erlebt hatten.
„Das ist ja noch schlimmer, als das, was wir erlebt haben“, meinte Faramir. „Und du sagst, das Fingolfin und Niniel noch dort sind? Weiß Niniel das mit Boromir?“
„Nein, wie denn? Sie freut sich schon darauf Boromir zu treffen.“
„Was willst du nun machen?“
„Meine Freunde herholen. Ich nehme den Jumper. Wo sind eigentlich meine Gefährten?“, fragte John.
„Irgendwo in der Stadt“, sagte Faramir. „Teyla wird bei Éowyn sein, Ronon ist mit Aragorn unterwegs, McKay und Jonas wirst du sicher in den Archiven der Stadt finden. Dort hielten sie sich ihn die letzten Tagen meist auf.“
„Éowyn?“
Faramir wurde rot und John verstand sofort. „Deine Frau?“
„Nein, noch nicht, aber sie wird es bald sein. Ich habe sie erst vor kurzem kennen gelernt.“
„Und schon wollt ihr heiraten? Nun, natürlich freue ich mich für dich. Und ich hoffe, dass ihr beide glücklich werdet. Auf jeden Fall werde ich mit dem Jumper starten und die anderen holen. Wenn ich zurück bin, können wir alles besprechen.“
„Ja, es gibt viel zu erzählen“, meinte Faramir.
„Weiß du, wo meine Leute den Jumper geparkt haben?“
„Ich werde dich hinbringen“, bot Faramir an.
„Hast du als Truchsess nichts Wichtigeres zu tun?“
„Das kann warten.“
„Na schön“, meinte John.
Schon nach kurzer Zeit waren sie im 6. Ring und dem kleinen Hof, wo Jonas den Jumper abgestellt hatte. John stieg ein und aktivierte den Antrieb und hob dann langsam ab. Faramir stand unten und winkte ihm hinterher.
Sheppard ging auf Höchstgeschwindigkeit und hatte bald sein Ziel erreicht. Der Jumper war naturgemäß viel schneller als der Adler, und so dauerte es nicht lange bis er das Raumschiff vor den Toren der Festung absetzte, wo er schon von Rhiana erwartet wurde.

Die Rückkehr des Königs
Die ganze Stadt wartete auf die Rückkehr des Königs. Als Sheppard seine Freunde in Minas Tirith abgesetzt hatte, war er mit dem Jumper Aragorn entgegen geflogen. Er wollte sehen, wie es den Freunden ging, und ob es alle gut überstanden hatten.
Zu seiner Erleichterung traf er sowohl Aragorn, als auch Ronon und Gandalf wohl an. Aragorn begrüßte John freundlich, und war erleichtert zu hören, dass auch die Freunde in Minas Tirith wohlauf waren. Es war ihm besonders Éowyns und Faramirs Wohl am Herzen gelegen.
Nachdem John sich davon überzeugt hatte, dass es allen gut ging, war er nach Minas Tirith zurückgeflogen, um auch dort die frohe Kunde zu verbreiten und zu verkünden, dass Aragorn in Kürze eintreffen würde.
Es wurde ein triumphaler Einzug von Aragorn in Minas Tirith. Zudem wartete eine weitere Überraschung auf den neuen König. Die Elben kündigten ihr kommen an. Es dauerte aber noch ein paar Tage bis diese zu seiner Krönung eintrafen. Unter ihnen befand sich Arwen, die sich entschlossen hatte, ihre Unsterblichkeit aufzugeben, um bei Aragorn zu bleiben. Überglücklich fielen sich die beiden Liebenden in die Arme. Auf einen Schlag waren all die Jahre des Wartens, Hoffen und Bangen ausgelöscht und eine glückliche Zukunft stand ihnen bevor.
Bei einer feierlichen Zeremonie wurde Aragorn zum neuen König gekrönt. Als auch noch Faramir und Éowyn ihre Verlobung verkündeten, stand ganz Minas Tirith vor Freude auf dem Kopf.
Epilog by Selana
Minas Tirith
3020 D.Z.

„Woran denkst du denn?“
Die Stimme riss John aus seiner Versunkenheit. Sie waren damals noch bis zur Krönung von Aragorn in Minas Tirith geblieben. Dann hatte sie aber die Pflicht zurückgerufen.
„Ich dachte gerade an den Ringkrieg und die schrecklichen Verluste, die wir da alle erleiden mussten.“
„Ja, das war eine schreckliche Zeit“, sagte Niniel. „Doch die Jahre davor waren die glücklichsten Jahre meines Lebens.“
Niniel dachte an die vielen Abenteuer, die sie zusammen mit Boromir und Faramir erlebt hatte. Besonders die Ereignisse bei den Rohirim. Doch das war eine andere Geschichte.
„Ja, glücklich und doch auch gefährlich. Heute scheint die Gefahr gebannt zu sein. Faramir ist der Fürst von Ithilien und mit der Frau seiner Träume verheiratet. Ebenso Aragorn mit Arwen. Nur du hast den schrecklichsten Verlust erleben müssen.“
Niniel nahm seine Hand. „Ich freue mich für Faramir. Während ich mein Glück mit Boromir genoss, schien seine Welt aus Trauer, Schmerz und Sehnsucht zu bestehen. Und Aragorn musste so viele Jahre um seine Arwen kämpfen.“
„So schlimm war es nun auch nicht“, sagte da eine Stimme in ihrem Rücken. Es war Faramir, der sich zu ihnen gesellt hatte. „Es gab viele glückliche Stunden, die ich meist dir und Boromir zu verdanken hatte.“
„Ganz bestimmt nicht deinem schrecklichen Vater.“
„Sprich nicht schlecht von ihm. Er mag seine Fehler gehabt haben, aber hauptsächlich war es der Palantir, durch den Sauron Macht über ihn gehabt hatte.“
„Noch immer verteidigst du ihn. Dabei ging das mit deinem Vater schon dein Leben lang so.“
„Nicht ganz. Der Tod meiner Mutter veränderte ihn so.“
„Du hast ihn wohl zu sehr an seinen Verlust erinnert. So oft er dich ansah, sah er seine Frau. Jeder normal fühlende Mensch hätte dich da besonders geliebt, weil du das Einzige warst, das ihm von der geliebten Frau geblieben war. Nur Denethor sah das anders“, blieb Niniel bei ihrer Meinung.
„Das ist vorbei und vergessen. Nun lebe ich in der Gegenwart, und das meiste davon ist großartig. Sehr gerne diene ich dem König, denn Aragorn ist einer der besten Menschen, denen ich je begegnete.“
„Da hast du Recht, denn ich kenne ihn schon viel länger als du.“
„Sieh an! Wer sitzt denn da so abseits der Geselligkeit?“
„Estel!“, Niniel benutzte den Namen, den die Elben Aragorn gegeben hatten. „Wie schön, dich zu sehen!“
Die Elbin sprang auf und umarmte den überraschten König überschwänglich.
„Das wird ja immer schöner“, meinte da eine weitere Stimme. „Erst verführt sie meinen Schwager und dann den König.“
Die vier drehten sich um und sahen einen lächelnden Éomer vor sich stehen. Natürlich waren seine Worte nicht im Ernst gesprochen.
„Ich bin sicher, Éowyn wird mir verzeihen“, meinte Niniel lächelnd.
„Und du, Faramir, solltest lieber deine Frau aufsuchen. Ich bin sicher, sie hat dir etwas Wichtiges mitzuteilen.“
„Was könnte so wichtig sein, dass es nicht noch etwas warten kann?“
„Nun, dass soll sie dir selbst sagen.“
„Jetzt machst du mich sehr neugierig, lieber Schwager. Ich darf mich verabschieden, mein König?“
„Selbstverständlich“, erlaubte Aragorn und sah ihm hinterher, als er eilig in die Zitadelle zurückkehrte. Dann wandte er sich an Éomer. „Was ist denn so wichtig?“
Éomer erzählte es den dreien. „Ein Kind! Das ist schön. Ich freue mich schon auf mein Kind, das im September geboren wird.“
„Du auch?“, Éomer umarmte den König freudig. „Das sind ja großartige Nachrichten. Die Familie wird größer.“
„Na, dann können wir ja bald eine dreifache Taufe vorbereiten“, meinte John grinsend. „Es scheint, dass wir alle drei bald Nachwuchs haben.“
„Du auch?“, fragte Éomer und sah den Atlanter grinsend an.
John nickte lächelnd als Zustimmung. „Wie wäre es mit einer Babyparty, wenn alle drei Kinder auf der Welt sind? Allerdings werden Eure Kinder dann schon größer sein, wegen dem Zeitunterschied unserer Welten. Allerdings wird es nicht mehr lange dauern, bis unser Sohn zur Welt kommt.“
„Ja, dieser Zeitunterschied ist wirklich eine dumme Sache“, meinte Aragorn nachdenklich.
„Rodney sagte etwas davon, dass er das Gerät gefunden hat, das unseren Schild erzeugt und auch das veränderte Zeitfeld“, erzählte Faramir ihnen. „Was wäre, wenn ihr das ausschalten würdet?“
„Nein, lieber nicht“, winkte John ab. „Dann seid ihr den Angriffen der Wraith schutzlos ausgeliefert.“
„Trotzdem ist die Kinderpartie eine gute Idee“, meinte Aragorn. „Und sie findet hier statt. Du wirst dann auch deine anderen Freunde mitbringen, von denen du mir schon erzählt hast, John. Diesen Heiler und die Frau, die dein, wie nennst du es … Boss ist?“
„Du meinst Carson und Elizabeth? Sie werden begeistert sein.“
„Dann ist es abgemacht“, Aragorn sah nun seinen Schwager an. „Wie sieht es bei dir aus?“
„Nun, mit einem Kind kann ich noch nicht dienen, aber ich habe demnächst vor, zu heiraten. Noch diesen Abend werde ich den Vater meiner Geliebten um Erlaubnis bitten.“
„Wer ist denn dieser Vater, wenn die Frage erlaubt ist?“
„Der Fürst von Dol Amroth“, sagte Éomer.
„Imrahil, Faramirs Onkel? Dann kann die Glückliche nur Lothíriel sein. Meinen Segen hast du, Éomer“, sagte Aragorn.
„Brauche ich den denn?“ fragte Éomer grinsend. „So weit ich weiß, bist du nicht der Vater und auch nicht mein König.“
„Selbstverständlich brauchst du diese nicht! Ich wollte nur höflich sein. Was denkst du denn von mir?“
Doch dann sah Aragorn, dass Éomer über beide Ohren grinste und begriff, dass der Rohirim wieder zu scherzen beliebte. Es war Éomers Art, die Leute gerne auf den Arm zu nehmen.
Er gab dem Krieger einen leichten Stoß. „Behalte in Zukunft solche Scherze lieber für dich, denn das könnte leicht ins Auge gehen. Doch nun kommt! Lasst uns in die Zitadelle zurückkehren. Das Fest ist noch lange nicht vorbei.“
Inzwischen war Faramir längst bei Éowyn angekommen. Sie saß noch an ihrem Platz bei Tische und unterhielt sich mit den Halblingen. Als sie Faramir bemerkte, blickte sie ihm freudig entgegen. „Da bist du ja endlich, mein Liebster.“
„Ja, meine Blume. Dein Bruder meinte, du hättest mir etwas zu erzählen?“
„Konnte er wieder einmal nicht den Mund halten? Aber das, was ich dir zu sagen habe, erzähle ich dir lieber, wenn wir alleine sind.“
Faramir sah sich um. „Es ist schon spät, wie wäre es, wenn wir uns zurückzögen? Schließlich hatten wir eine lange und anstrengende Reise.“
„Natürlich, geht nur“, sagte Merry, der neben Éowyn saß und über beide Ohren grinste, genauso wie vorher Éomer.
Faramir wurde langsam ärgerlich. Wusste hier jeder, was seine Frau ihm sagen wollte, und nur er nicht? Als er Aragorn, Éomer John und Niniel zurückkommen sah, stand er auf.
„Mein König? Erlaubt Ihr, dass meine Gemahlin und ich uns zurückziehen? Es war ein langer Ritt“, fragte er dann förmlich.
Ein weiteres Lächeln überzog Aragorns Gesicht. „Geht nur ihr beiden! Und viel Spaß!“
Schnell gab Faramir seiner Frau den Arm und zusammen verließen die beiden den Raum. „Was haben die denn nur alle?“, fragte er dann seine Frau. „Was wissen sie, was ich noch nicht weiß?“
„Geliebter, du bist einer der schlauesten und weisesten Männer, die ich kenne. Doch manchmal bist du sehr schwer von Begriff.“
Jetzt wusste Faramir überhaupt nicht mehr, was er denken sollte und beschloss einfach abzuwarten, bis sie ihre Räume erreicht hatten. Éowyn würde ihn dann schon aufklären.
Als sie endlich alleine in ihren Gemächern waren, klärte Éowyn ihn über ihren Zustand auf. Faramir war wie vor den Kopf geschlagen über seine Dummheit.
„Meine Blume, verzeih mir, das ist das schönste Geschenk, dass du mir machen kannst, und ich bin zu dumm, es zu verstehen“, doch dann fiel ihm etwas ein. „Wieso wissen alle anderen es vor mir.“
„Das musst du meinen lieben Bruder fragen. Ich habe es nur ihm vorhin gesagt und ihn gebeten, den Mund zu halten. Aber da könnte man genauso verlangen, dass Ethelia ein Geheimnis für sich behält.“
Ethelia, eine Edeldame aus dem Palast, war als das größte Tratschmaul in ganz Minas Tirith bekannt und Faramir lächelte bei dem Gedanken, dass Éowyn ihren Bruder mit ihr verglich.
„So, so! Ethelia! Du bist mir schon eine. Doch sag mir, wann ist es denn soweit?“
„Das Kind wird im November zur Welt kommen, mein Gemahl. Was wünschst du dir denn? Sicher einen Sohn.“
„Eine Tochter! Eine Tochter, die so ist, wie du!“, rief Faramir ohne zu zögern aus.
Éowyn lächelte bei dem Gedanken. „Ich hätte lieber einen kleinen Boromir.“
Faramir sah seine Frau an. „Das ist lieb von dir. Boromir wäre ein schöner Name für unseren ersten Sohn“, dann packte er seine Frau bei der Taille und wirbelte sie herum. „Überlassen wir es den Valar, was unser erstes Kind wird. Hauptsache es ist gesund.“
„Faramir, lass mich runter!“, rief Éowyn. „Mir wird ja ganz schwindelig.“
Sofort lies Faramir seine Frau zu Boden sinken. „Verzeih mir, meine Rose. Ich habe mich vergessen. Wir sollten an unser Kind denken.“
„Noch ist es zu früh dazu, mein Lieber. Und ich denke, wir sollten diesen Abend das Ereignis noch feiern. Oder bist du etwa zu müde?“, fragte sie schelmisch.
„Meine Rose! Wo denkst du hin!“
Er schloss Éowyn in die Arme und zusammen eilten sie in ihr Schlafzimmer.

Am anderen Morgen
Der Tag zur Feier des 1. Jahrestages von Aragorns Krönung könnte nicht besser sein. Die Sonne schien von einem strahlend blauen Himmel und ein lauer Wind wehte von Süden über das Land. Es wurde Frühling und nicht nur die Natur begrüßte dieses schöne Wetter.
John und Rhiana standen Arm in Arm vor der großen Zitadelle, um die Ankunft des Königs ja nicht zu verpassen. Neben ihnen standen McKay, Jonas, Ronon, Lorne und Engel. Teyla und Joane erschienen gerade in wunderschönen Kleidern, die sie wohl von Arwen bekommen hatten. Teylas Kleid war dunkelgrün, dass von Joane in dunkelrot mit Gold- und Silberfäden verziert. Das Haar hatten beide hochgesteckt und sahen wunderschön aus.
Sheppard bemerkte grinsend, dass sowohl Lorne, als auch Ronon Stielaugen bei ihrem Anblick bekamen. Trotzdem fand er, dass keine so schön war wie seine Rhiana.
Ihr Haar war zu einer kunstvollen Frisur geflochten und der dunkelblaue Stoff des Kleides stand ihr ausgezeichnet. Das Kleid selbst war schlicht geschnitten und betonte ihre Figur ohne aufdringlich zu wirken. Der Saum und die Ränder waren mit Goldborte eingefasst. Zum Kleid gehörte ein Umhang in grüner Farbe, welcher mit blauen Blumenmustern verziert war. Selbst die Schwangerschaft störte diesen Eindruck nicht, denn man hatte das Kleid entsprechend ihres Zustandes abgeändert. Es gab keinen Mann in ihrer Nähe, der sich nicht nach ihr umdrehte.
„Siehst du das?“, flüsterte John ihr leise zu. „Jeder blickt dich voller Bewunderung an.“
„Danke, obwohl ich mich so langsam wie Walross fühle, aber du siehst auch toll aus“, flüsterte sie zurück.
John hatte zu diesem Anlass seine Galauniform mitgenommen, die in dieser mittelalterlichen Umgebung aus der Menge hervorstach, doch er fand, dass diese Bekleidung der Begebenheit gerecht wurde.
Nun erschienen Faramir und Éowyn in ihrem Festtagsgewand. Beide sahen nicht weniger eindrucksvoll aus, und wie John fand, ein Paar das wunderbar zusammen harmonierte.
Hörner erklangen, als kurz darauf Arm in Arm der König und die Königin erschienen. Aragorn trug sein königliches Gewand, während Arwen in ihrem feilchenblauen Kleid neben ihm zu schweben schien.
„Sie ist wunderschön“, hauchte Rhiana. „Da kann ich nicht mithalten.“
„Oh, doch! Jederzeit“, gab John leise zurück. Arwen war ohne Zweifel eine der schönsten Frauen, die er je gesehen hatte, doch für ihn war nur Rhiana begehrenswert.
Nachdem der König seine Rede gehalten hatte, verteilte sich die Menge wieder und widmete sich angenehmeren Dingen: dem Festmahl und der Unterhaltung.
John und Rhiana hatten endlich Zeit sich mit Faramir und Éowyn zu unterhalten. Dazu gab es Aufführungen von Gauklern, Spielleuten und Akrobaten. Überall konnte man etwas Ungewöhnliches und Neues sehen. An vielen Ständen wurden exotische Gerichte und Naschereien angeboten, denen sie nicht immer widerstehen konnten. So verging der Tag viel zu schnell und ein grandioses Abendrot beendete diesen herrlichen Tag. Schließlich schlenderten sie zur Zitadelle zurück. Am Abend gab es das königliche Bankett, zu dem alle Atlanter eingeladen waren.
Aragorns Tafel ließ keine Wünsche offen und bot alles auf, was in den Ländereien Gondors angebaut und produziert wurde.
Schließlich verlangte Éomer die Aufmerksamkeit der Anwesenden. Der König von Rohan gab unter großem Applaus seine Vermählung mit Lothíriel, der Tochter des Fürsten von Dol Amroth bekannt. Jeder, der die beiden kannte, und auch solche, die sie zum ersten Mal sahen, beglückwünschten die beiden jungen Menschen.
Das Fest dauerte bis zum anderen Morgen und jeder verbrachte die Zeit so, wie es ihm beliebte. Schließlich hatten sie alle Urlaub und zum Glück war dieser Besuch ohne Abenteuer abgelaufen.
Sie blieben noch ein paar weitere Tage und genossen die Gastfreundschaft des Königs und seiner Frau. Sie versprachen nach der Geburt von Rhianas und Johns Kinde wiederzukommen.
So verging ein unvergesslicher Besuch in Gondor viel zu rasch. Alle waren traurig, als sie den Jumper bestiegen und unter dem Applaus der Anwesenden abhoben, um nach Atlantis zurück zu fliegen. Und jeder von ihnen freute sich auf einen weiteren Besuch von Mittelerde und seinen gastfreundlichen Bewohnern.
Ende
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