Des Rätsels Lösung by Athor
Summary: Janets Vorwitzigkeit und ein Wortgefecht mit Daniel bereiten Jack einige Schwierigkeiten und lassen ihn mit einem Rätsel zurück, denn Daniel ist manchmal wirklich schwierig zu durchschauen. Wird Jack die Lösung alleine herausfinden?
Categories: Stargate SG-1 Characters: Daniel Jackson (SG-1), Jack O’Neill (SG-1), Multi-Chara
Genre: Romance, Slash, X-Mas
Challenges: Keine
Series: Keine
Chapters: 1 Completed: Ja Word count: 4016 Read: 2083 Published: 14.03.12 Updated: 14.03.12
Story Notes:
1) Nach einem Jahr Pause melde ich mich mit dieser kleinen Weihnachtsstory mal vorsichtig wieder zurück. Ich hoffe, sie gefällt euch. Feedback ist mir wie immer sehr willkommen.
2) First Time Geschichte
3) Ein ganz besonders lieber Dank geht an meine Betareaderin Antares, die sich für diese Geschichte noch sehr kurzfristig die Zeit genommen hat.

1. Kapitel 1 by Athor

Kapitel 1 by Athor
Des Rätsels Lösung


Gemütlich lehnte sich Jack, mit einer Bierflasche in der Hand, auf der Couch zurück. Entspannt und mit einem zufriedenen Schmunzeln beobachtete er die Szenerie vor seinen Augen.

Da war Cassie, die Teal’c begeistert die Vorzüge ihres neuen CD Walkmans mit integriertem MP3 Player erörterte. Sowie Sam und Janet, die lachend versuchten aus Daniel herauszukitzeln, wie dieser es immer wieder schaffte, Jack jedes Jahr erneut davon zu überzeugen, in seinem Haus eine Weihnachtsfeier für sie alle zu veranstalten.

„Komm schon, Daniel, verrate uns dein Geheimnis“, bedrängte Sam gerade den Linguisten und stieß ihm freundschaftlich den Ellenbogen in die Seite.

„Es gibt kein Geheimnis“, erklärte Daniel lachend und warf Jack einen kurzen, amüsierten Blick zu, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder auf Sam richtete.
Jack konnte sehen, dass dem Archäologen die Unterhaltung mit den beiden Frauen sichtlichen Spaß bereitete. Locker saß Daniel mit seinem halbgefüllten Weinglas auf der Armlehne von Sams Sessel, während Janet, die neben ihm stand, sich freundschaftlich mit dem Arm auf seiner Schulter abstützte.

„Ach, das glaubst du doch selber nicht“, protestierte nun auch die Ärztin. „Der Colonel verkündet jedes Jahr, im Anschluss an diese Feiern, dass er den Arbeitsaufwand und das Chaos leid ist und dass die Feier im nächsten Jahr gefälligst bei einem von uns stattfinden soll. Dann vergeht ein Jahr und wenn die erste Weihnachtsplanung losgeht, vertritt er immer noch diesen Standpunkt. Er nörgelt und meckert über die ganze Arbeit, die so eine Feier mit sich bringt; dass rechtzeitig ein Baum besorgt werden muss, dass er erst in der Garage kramen muss, um die Weihnachtsdekorationen zu finden. Er beklagt sich über das Kochen für so viele Personen und die anschließend in seiner Küche herrschende Unordnung, ganz zu schweigen von dem Durcheinander, welches wir in seinem Wohn- und Esszimmer hinterlassen“, zählte Janet beinahe wortgetreu Jacks Argumente der letzten Wochen auf. „Doch irgendwann schaltest du dich in den Prozess ein und plötzlich ändert er seine Meinung und richtet das Fest aus. Wie machst du das nur?“, herausfordernd blickte Janet den Archäologen an.

Eine durchaus berechtigte Frage, die auch Jack sich schon gestellt hatte. Er verstand es selber nicht genau, warum er Daniels Bitten jedes Mal nachgab. Er hasste wirklich das Chaos und den Stress, welche die Vorbereitungen und Aufräumarbeiten mit sich brachten. Nicht, dass man ihn falsch verstand, Jack liebte das familiäre Beisammensein mit seinen Freunden und er mochte auch den guten Weihnachtsbraten, den festlich geschmückten Weihnachtsbaum und die nette Dekoration, nur wollte er nicht jedes Mal in die Rolle des Gastgebers schlüpfen müssen, um dies auch zu bekommen.

Daniel schien die Sache jedoch anders zu betrachten. Offensichtlich war es für ihn bereits zu einer Tradition geworden, dass Weihnachten in Jacks Haus gefeiert werden musste. So probierte er im Vorfeld Jack zu bequatschen, in dem er ihm einredete, dass die Umstände doch gar nicht so groß wären und er ja auch bereit wäre, ihm bei den Vorbereitungen zu helfen. Dem anschließenden absolut naiven und unschuldig dreinschauenden Bettelblick hatte Jack dann in der Regel nichts mehr entgegenzusetzen. Jack seufzte im Stillen und nahm einen Schluck von dem Bier. Ja, genauso kam es, dass sie letztlich immer bei ihm landeten. Daniel verstand es tatsächlich hervorragend ihn zu manipulieren. Doch trotz dieser Erkenntnis fühlte es sich nicht schlecht an, sondern vielmehr war es für Jack nur ein deutliches Zeichen, wie tief die Freundschaft zwischen ihnen und das Verständnis füreinander waren.

Jack schaute zu Daniel, der grinsend seinen Blick erwiderte und ihm vergnügt zuzwinkerte. „Vielleicht wisst ihr Jack nur nicht richtig zu nehmen?“, stellte Daniel lachend in den Raum und nippte an seinem Rotwein.

Jack wusste, dass Daniel die beiden Damen eigentlich nur ein bisschen necken wollte, doch die Formulierung war denkbar ungünstig gewesen. Daniel mochte das nicht aufgefallen sein, aber wenn Jack Janets teuflisches Grinsen richtig deutete, dann war auch der Ärztin die Doppeldeutigkeit des Satzes nicht entgangen. Oh, Oh!!

Janets Gesicht drückte in der Tat ein diebisches Vergnügen aus. Diese Vorlage war zu gut, um sie ungenutzt verstreichen zu lassen und sie waren schließlich unter sich und nicht im Mountain. Außerdem tat der Wein, den sie den Abend über getrunken hatte, seine Wirkung. „Tja, Daniel, das erklärt dann allerdings einiges“, setzte Janet schlagfertig an. „Wobei ich eigentlich immer darauf getippt hätte, dass wenn, es bei euch umgekehrt laufen würde. Wie sehr man sich doch täuschen kann“, führte sie sodann ungerührt fort und schenkte Daniel ein zuckersüßes Lächeln.

Der Kommentar verfehlte seine Wirkung nicht. Daniel schaute sie für ein bis zwei Sekunden sprachlos an, hatte dann sortiert, welche Anspielung in ihren Worten enthalten war und verschluckte sich prompt an seinem Wein. Sam bekam unterdessen eine auffallend rötliche Gesichtsfarbe und vermied es peinlichst, zu Jack hinüber zu schauen. Dieser wiederum überspielte den Moment, indem er sich abermals einen Schluck aus der Flasche gönnte. Nur Cassie und Teal’c waren weiterhin so in die CDs vertieft, dass sie von Allem nichts mitbekommen hatten.

„So ... so war das doch gar nicht gemeint“, widersprach Daniel ein wenig unbeholfen, nachdem er seine Stimme endlich wieder gefunden hatte. „Ich … ich …“ Aber das Blatt hatte sich deutlich zu Janets Gunsten gewendet, denn es fehlte seiner Reaktion etwas die Nachdrücklichkeit. Janet hatte ihn mit ihrer Schlagfertigkeit aus dem Tritt gebracht und sein gestammelter Widerspruch machte die Sache nicht wirklich besser, wofür das sich vertiefende Grinsen der Ärztin ein untrügliches Anzeichen war. Überfordert und auch ein bisschen hilflos machte Daniel das Einzige, das ihm gerade einfiel. Verzweifelt forderte er Jack auf: „Verdammt, nun sag doch auch mal was!“

Jack spürte, dass sich die Aufmerksamkeit verlagerte und nun drei Augenpaare gespannt auf ihn gerichtet waren. Da hatte Daniel den Schwarzen Peter ja wieder einmal sehr geschickt an ihn weitergegeben! Erst manövriert er sich in eine brisante Situation und wenn sie eskalierte, dann sollte Jack die Kastanien aus dem Feuer holen. Typisch!, grummelte Jack innerlich, nahm es nach außen hin jedoch gelassen.

Jack schaute in die Runde: Carter hatte sich von ihrem ersten Schreck anscheinend erholt und sah ihn mit einer halb neugierigen, halb angstvollen Erwartung an. Janet war sich, durch Daniels Weitergabe, wohl gerade erst bewusst geworden, dass die Feixerei nicht nur Daniel betroffen hatte. Ihre Weinlaune hatte sie leider etwas übersehen lassen, dass sie auch den Colonel da mit einbezogen hatte. So schaute sie momentan ein wenig unbehaglich und angespannt aus. Und Daniel hatte diesen überaus vertrauten Mach-was-Blick drauf, mit dem er ihn immer bedachte, wenn sie in der dampfenden Scheiße steckten.

Er wandte sich an Daniel. „Und was soll ich deiner Meinung nach jetzt unternehmen? Den Doc in ihre Schranken verweisen?“ Jack schüttelte bedauernd den Kopf. „Hey, nicht ich war es der gemeint hat, sich größenwahnsinnig auf ein Rede-Duell mit ihr einlassen zu müssen und ich dachte, du wüsstest es ebenfalls besser.“ Fragend aber auch ein bisschen spöttisch zog Jack die Augenbrauen hoch. „Du kennst doch meinen Leitspruch: Lege dich niemals mit unserem Doc an, denn da ziehst du im Zweifelsfall nur den Kürzeren, bzw. im schlimmsten Fall machst du auch noch Bekanntschaft mit ihren Nadeln, Spritzen und wer-weiß-was für Geräten.“

„Kluge Einstellung, Colonel“, bestätigte Janet und nickte Jack wohlwollend zu. Jetzt, da die Spannung sichtlich von ihr abgefallen war und O’Neill ihr ihren kleinen Ausbruch nicht übel nahm, beschloss sie ihm ein wenig zu helfen.

„Danke“, antwortete dieser und konnte sich ein breites Schmunzeln nicht länger verkneifen, bevor er überaus jovial und herausfordernd fortfuhr: „Und abgesehen davon: wenn hier überhaupt jemand einen zu nehmen weiß, dann bin höchstens ich das!“

Daniels verblüfftes: „Oh“ und Janets: „Hört, hört“ kamen beinahe gleichzeitig, während sogar Sam nun wieder an der Unterhaltung teilnahm und neugierig zu fragen wagte: „Wie das, Sir?“

„Das ist doch wohl ganz offensichtlich“, hob Jack an und sein schmutziges Grinsen ließ Daniel nichts Gutes vermuten, „und besser, ich kann es auch noch beweisen.“ Effektvoll machte er eine kleine Pause, bevor er sprichwörtlich die Katze aus dem Sack ließ. „Ich habe zwei von der Arbeit besessene Wissenschaftler in meinem Team ... und hey, ich lebe immer noch.“ Während Daniel erleichtert war, dass Jack nicht mit den Doppeldeutigkeiten weitergemacht hatte, zog dieser provokant die Augenbrauen nach oben, um dann gelassen weiter zu schlussfolgern: „Ich muss also das Sagen haben, denn sonst wäre dem sicher nicht mehr so.“
Dieses Mal räumte er jedoch keinem der Anwesenden die Möglichkeit ein, seinen überaus dreisten Behauptung zu widersprechen, sondern richtete sich gezielt an Janet, als er in einem verschwörerisch klingenden Tonfall weitersprach: „ Haben Sie die beiden schon mal gesehen, wenn etwas ihr Interesse geweckt hat, Doc? Ich kann Ihnen sagen, die würden selbst einen Großangriff der Goa’uld nicht mitkriegen, wenn ich sie nicht zur Abreise drängen würde.“

„Sehr witzig, Jack“, schnappte Daniel und schaute Jack übertrieben tadelnd an, während Sam maulend ein: „Was habe ich Ihnen denn nun auf einmal getan?“, einwarf.

„Sie haben gelacht, Carter“, erklärte Jack trocken. „Glauben Sie bloß nicht, ich hätte nicht bemerkt, wie viel Spaß Sie daran gehabt haben, Daniel in die Enge zu treiben. So etwas macht man unter Teamkameraden nicht, das muss ich Ihnen doch nicht wirklich erst noch verdeutlichen, oder Major?“

„Wie gut, dass du mir sofort zur Hilfe geeilt bist“, antwortete Daniel derweil sarkastisch. Was, wie er aus Erfahrung wusste, wohl der Auftakt zu einem ihrer üblichen und gefürchteten Wortgefechte sein würde.

„Ja, nicht wahr?“, stimmte Jack ihm unbekümmert zu, sein amüsierter Gesichtsausdruck sprach allerdings Bände und verriet, dass er noch mehr auf Lager hatte – und Daniel wurde nicht enttäuscht.

„Abgesehen davon, dass ich dir natürlich gerne zur Hand gehe, wenn du in Schwierigkeiten steckst, Daniel – was durch deine Impulsivität ja bekanntlich öfter der Fall ist – bevorzuge ich es im Allgemeinen wesentlich vorausschauender zu handeln, da ich es in der Regel vorziehe, die Oberhand zu behalten. - Immer!“ Der kleine Nachsatz verfehlte seine Wirkung nicht und Jack war sich durchaus bewusst, in welchen Kontext dies Teile seiner Rede stellte. Doch er war bereit, noch einen drauf zu setzen: „Wobei, manchmal soll ja sogar auch ein alter Hund noch in der Lage sein, neue Tricks zu lernen.“ Sein dabei vielsagender Blick in Daniels Richtung und das verräterische Zucken um seinen Mundwinkel ließen keinen Zweifel mehr daran aufkommen, dass er dies nicht nur in beruflicher Hinsicht gemeint hatte.

Für einen Augenblick herrschte überraschte Stille und selbst die sonst nicht auf den Mund gefallene Janet war sprachlos.

Daniel ebenfalls. Konnte ihn bitte schön mal jemand aufklären, was heute in Jack gefahren war? Erst kam er ihm, wenn auch auf eine sehr unverschämte Art, zur Hilfe, lenkte alle erfolgreich von Daniels Missgeschick ab, nur um danach eine hundertachtzig Grad Wendung zu vollführen und sich selbst gleich mit ans Messer zu liefern. Daniel verstand die Welt nicht mehr, dies sah Jack überhaupt nicht ähnlich.

Nachdenklich schaute Janet von Jack zu Daniel. Der Colonel war zwar durchaus bekannt dafür ein lockeres Mundwerk zu haben und nicht gerade zimperlich in der Wahl seiner Worte zu sein, doch ein Scherz dieses Ausmaßes hatte selbst sie verblüfft. Denn jedem von ihnen war die Tragweite seines Spaßes bewusst, wenn dieser in die falschen Ohren gelangen würde. Und wenn sie sich den armen Daniel betrachtete, dann war sie wohl nicht die Einzige die so dachte. Der Bedauernswerte rang sichtlich um seine Fassung und steckte nun völlig im Dilemma. Ungewollt brach Janet in lautes Lachen aus. „Touché, Daniel. Dem ist nichts mehr hinzuzufügen“, beschloss Janet das heikle Thema zu beenden und zunächst einmal das Feld zu räumen. Immer noch vor Lachen glucksend nahm sie ihren Arm von seiner Schulter und wuschelte ihm freundschaftlich und versöhnlich durch die Haare, bevor sie zur Küche ging, um sich erneut Wein in ihr Glas nachzuschenken.

„Wow, Colonel. Der Spruch war wirklich gut“, gab auch Sam beeindruckt zu und erhob sich kichernd von ihrem Lager. „Aber ich glaube, solche Scherze sollten Sie im Mountain besser unterlassen, Sir. Daniel und Sie könnten ansonsten bald ziemlichen Ärger bekommen. Die Jungs stehen nicht gerade auf diese Art von Humor.“ Obwohl sie dieses Mal keineswegs unangenehm berührt wirkte, hatte sich dennoch die sanfte Röte ihrer Wangen verstärkt. Einen Augenblick blieb sie unschlüssig stehen, doch nach einem kurzen Seitenblick zu Daniel meinte sie schließlich: „Ich denke, ich werde mal nachsehen, ob Janet noch etwas von dem Rotwein übrig gelassen hat.“ Aufmunternd nickte sie Jack im Vorbeigehen zu, bevor sie taktvoll die beiden Freunde alleine ließ.

„Machen Sie das, Carter“, stimmte Jack ihr zu und schaute ihr für einen Moment nach, ehe er sich wieder Daniel widmete.

„Und wie sieht es mit dir aus?" Aufmerksam sah er den Archäologen an, der immer noch keinen Ton gesagt hatte, sondern ihn stattdessen prüfend zu mustern schien.

Ein schweigsamer Daniel war nie ein gutes Zeichen, oder? - Mist! War er übers Ziel hinausgeschossen? Er hatte doch nur die Anspannung aus der Situation nehmen wollen und Daniel zeigen wollen, dass er seinen unüberlegten Kommentar nicht krumm genommen hatte.

Jack wusste, dass er mit seinen Sprüchen teilweise ziemlich verletzend sein konnte. Dass nicht jeder seine Ironie verstand und deuten konnte, doch Daniel sollte diese Probleme nicht haben. Sie waren lange genug miteinander befreundet, so dass der Archäologe wissen müsste, wann Jack scherzte und wann es ihm bitterer Ernst war. Er sollte begreifen, dass Jack ihm durch seine Erwiderung der Zweideutigkeiten nur Sicherheit vermitteln wollte.

Okay, seine Theorie klang vielleicht etwas verdreht, doch Jack hatte sich zurechtgelegt, dass, indem er absichtlich den gleichen Fehler wie Daniel beging, gerade er – der Colonel - er dessen Worte entkräften und somit die Situation wieder herunterspielen konnte. Doch wenn er sich Daniel nun betrachtete, dann musste sein Plan irgendeinen Denkfehler enthalten haben, der ihm bisher offensichtlich entgangen war. Selbst Carter und dem Doc war aufgefallen, dass irgendetwas nicht stimmte. Er wüsste nur zu gerne was dies war?

„Daniel?“

Der Ruf seines Namens rüttelte Daniel aus seinen Gedanken. „Bitte?“ Verwirrt gewann sein zielloses Vor-sich-hin-Stieren an Fokus.

„Ich fragte, wie es mir dir steht?“, wiederholte Jack sanft.

„Ich glaube, ich werde jetzt erst einmal Kaffee kochen gehen“, lenkte Daniel ab, während er von der Lehne aufstand und Jack mit der unbeantworteten Frage zurückließ.

Verblüfft sah Jack ihm nach. Ein wohlbekanntes Ziehen machte sich in seiner Magengegend breit, wie immer, wenn ihm der Wissenschaftler Sorgen bereitete.
Gerne hätte er Daniel zur Rede gestellt, doch leider würde dies bis nach der Feier warten müssen, denn Daniels Verhalten nach zu urteilen, würde dies eine größere Angelegenheit werden und war somit nicht für die Ohren der Freunde geeignet. Trotzdem wollte er versuchen, schon vorher hinter Daniels merkwürdiges Verhalten zu kommen und so folgte er dem anderen Mann in die Küche.

Es blieb ihm jedoch kaum Zeit seinen Plan in die Tat umzusetzen, da kurz darauf auch Cassie dort auftauchte und alle anbettelte, allen voran Jack, mit ihr eine Runde Tabu zu spielen. Das Spiel hatte sie zu Weihnachten geschenkt bekommen und nun brannte sie darauf, es mit ihnen zusammen auszuprobieren. Teal’c hatte sie bereits auf ihre Seite gezogen und ihm versprochen, ihm beim Erklären der Begriffe zu helfen. Auch Janet und Sam schienen gewillt zu sein, machten ihre Zustimmung jedoch von Daniel und Jack abhängig.

Jack sah zu Daniel hinüber und nachdem dieser beiläufig mit den Schultern zuckte, willigte Jack ein. Was blieb ihm auch anderes übrig? Cassie fiel ihm dankbar um den Hals, bevor sie wieder davon rannte, um das Spiel aufzubauen. Er würde sich also noch etwas länger in Geduld üben müssen.
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Da es für das Spiel notwendig war zwei Teams zu bilden, kam Janet auf die glorreiche Idee, dass die „Jungs“ ja gegen die „Mädels“ antreten könnten. Cassie war sofort Feuer und Flamme für den Vorschlag und so geschah es, dass Jack sich unvermittelt mit Daniel und Teal’c zusammen in einer Gruppe wiederfand.

Die „Mädels“ legten sogleich mächtig vor, erwiesen sich als ein prima, aufeinander abgestimmtes Team und errieten die ersten vier Begriffe in Windeseile.

Bei Jack, Daniel und Teal’c lief es hingegen weniger gut. Immer wieder wurden sie von dem gnadenlosen Gequietsche des Gummikissens und den kichernden Frauen darauf aufmerksam gemacht, dass sie die Regeln missachtet und doch eine Geste, ein Geräusch oder ein verbotenes Wort zum Erklären eines Begriffes genutzt hatten. Zum Teil lag dies mit Sicherheit an der mangelnde Konzentration und Abgelenktheit mit der Jack und Daniel sich der Sache widmeten, doch auch Teal’cs fehlendes Verständnis oder Wissen für einzelne Begriffe beeinträchtige ihre Trefferquote bedenklich. Nach einer Weile nahmen die Frotzeleien der Damenmannschaft allerdings Formen an, die nicht länger tolerierbar waren und sowohl Jacks als auch Daniels Ehrgeiz weckten. Sobald dies geschehen war, begannen sie, wie auf Autopilot, aufeinander zu reagieren und schon bald sah das Ergebnis besser aus und sie hatten sich bis auf zwei Punkte an die Frauen herangekämpft.

Es war eigentlich so wie gewöhnlich zwischen ihnen und Jack hätte den Vorfall beinahe vergessen können, wenn er nicht zwischendurch immer wieder Daniels nachdenklichen Blick auf sich gespürt hätte. Doch auch er selbst hatte während der Raterunden der Frauen einige Überlegungen angestellt und mittlerweile konnte er sich sogar einen Grund vorstellen, warum Daniel sich so merkwürdig aufgeführt hatte. Aber eigentlich hielt Jack seinen Einfall für völlig abwegig. - Obwohl ...

Was, wenn Daniel mit seiner unachtsamen Bemerkung unabsichtlich mehr von sich Preis gegeben hatte, als es dem Archäologen lieb war? Was, wenn er genau deshalb so geschockt und sprachlos auf Janets Scherz reagiert hatte? Was, wenn er, Jack, nicht der Einzige mit unerfüllten Träumen und Fantasien war?
Das Ausmaß dieser Vorstellung traf Jack mit unvermittelter Wucht und unwillkürlich musste er nach Luft schnappen, während sein Blick zu Daniel hinwanderte. Sollte es tatsächlich möglich sein, dass ...?

Es war spät geworden und Cassies abermaliges Gähnen brachte in Janet endgültig die Mutter zum Vorschein. Die Uhr auf dem Kamin zeigte bereits 0.23 Uhr an und bevor Jack seinen Gedanken zu Ende bringen konnte, drängte der Doc zur Beendigung des Spiels und zum Aufbruch.

Eigentlich war dies Jack recht, doch zu seiner großen Verwunderung zog auch Daniel seine Jacke an. Er hatte fest damit gerechnet, dass der Archäologe noch die Aussprache mit ihm suchen würde, doch nun machte es den Anschein, als ob sich sein Freund darum drücken wollte. Bedauerlicherweise gab es nichts, was Jack momentan dagegen unternehmen konnte, ohne das Aufsehen seiner Freunde zu erregen. Er registrierte, dass Daniel den allgemeinen Aufbruchstrubel sogar dazu nutzte, sich ohne Verabschiedung von ihm aus dem Haus zu stehlen. Was dazu führte, dass Jack sich nur Augenblicke später alleine, inmitten eines mittleren Chaos, welches früher einmal seine Küche und sein Wohnzimmer gewesen waren, wiederfand. So viel also zu: Wir helfen dir, mach dir keine Sorgen. Klasse. Grummelnd machte sich Jack ans Werk.

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Daniel fühlte sich schon ein bisschen mies dabei, Jack so auszutricksen und den Aufbruch ihrer Freunde für seinen Vorteil zu missbrauchen. Doch der Zweck heiligte die Mittel und Daniel war sich nicht sicher, ob er jetzt schon einem Gespräch mit Jack gewachsen war. Er musste erst einmal sein aufgewühltes Innenleben sortieren, bevor er sich mit Jack auseinander setzen konnte.

Die Ereignisse des Abends hatten seine Gefühlswelt ziemlich auf den Kopf gestellt. Bisher hatte er immer angenommen, dass die Positionen zwischen ihm und Jack völlig klar definiert waren. Sie waren Freunde. Sehr gute Freunde und Daniel hatte nie auch nur die Spur einer Andeutung gesehen, dass Jack dies im Mindesten anders betrachten könnte. Mehr dahinter sehen könnte.

Doch wie sollte er Jacks Bemerkungen und Blicke von heute Abend werten? War er tatsächlich nur auf Janets Spaß eingestiegen, um Daniel den Rücken zu stärken und ihm aus einer peinlichen Lage heraus zu helfen? Aber wieso dann diese ganzen Zweideutigkeiten?

Verdammt, wieso konnte dieser Hund nicht einfach seine Klappe halten?

Hund! Was hatte Jack doch gleich noch zum Thema Hund und Tricks gesagt? Ja, wenn man es entfernt und abstrakt interpretierte, hatte Jack ihm sogar ein Angebot gemacht.

Daniel wurde noch verrückt, wenn er darüber nachdachte. Was war Realität und was war Wunschdenken von ihm?

Wunschdenken war, dass Jack bereit sein würde mit ihm, Daniel, eine Beziehung einzugehen. Mit ihm ins Bett zu gehen. Sex zu haben, so wie dies Paare nun einmal zu machen pflegten.

Jack und er ein Paar!

Im Stillen wäre dies Daniels größter Weihnachtswunsch, Neujahrswunsch, beides zusammen, oder was auch immer gewesen. Es gab nichts, was er sich in seinem Innersten mehr wünschte und beinahe hatte er sich heute Abend unabsichtlich verplappert.

Doch dies war nicht die Realität und würde es wohl auch nie sein, oder?

Jack war immer noch ein Angehöriger des Militärs und als solcher garantiert durch und durch hetero. Es konnte gar nicht anders sein. Klar, Jack ließ keinen Zweifel daran aufkommen, dass er sich in Daniels Nähe wohlfühlte. Er sorgte sich um Daniel und kümmerte sich um ihn, wenn es ihm schlecht ging. Er redete mit ihm über Dinge, gewährte ihm Einblicke in sein Privatleben, die er selbst Sam oder Teal’c verwehrte. Er stellte für ihn seine Sturheit zurück. Er umarmte ihn. Er ...
Gott, vielleicht war doch nicht alles nur Einbildung?

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Jack stellte gerade die eingesammelten Weingläser in die Spülmaschine, als es an der Haustür klingelte. Ein schmales, nervöses Schmunzeln glitt über sein Gesicht. Er musste nicht darüber nachdenken, wer zu so nächtlicher Stunde vor seiner Türe stand. Das konnte nur Daniel sein und obwohl Jack froh darüber war, dass der Archäologe nochmals zurückgekehrt war, empfand er auch eine gewisse innere Unruhe. Jetzt würde es sich entscheiden.

„Hey, hast du noch etwas vergessen?“, fragte Jack betont gleichmütig, während er Daniel die Haustür öffnete und ihn einließ. Da Daniel sich jedoch nicht mit Begrüßungsfloskeln aufhielt und sofort an ihm vorbei über den Flur und die Treppen zum Wohnzimmer hinunterlief, warf Jack sich das Handtuch, welches er noch in der Hand gehalten hatte, über die Schulter und folgte dem Linguisten, nachdem er die Tür geschlossen hatte.

Daniel stand vor dem erleuchteten Tannenbaum und starrte auf die Kerzen. Der Rest des Zimmers lag im Halbdunkel, da Jack bereits zuvor das Deckenlicht gelöscht hatte. Er wollte gerade den Lichtschalter betätigen, als Daniels sich umdrehte und Jack ohne weitere Umschweife zur Rede stellte: „Kann ein alter Hund tatsächlich noch neue Tricks lernen? War das dein Ernst, Jack?“

Selbst das warme, schimmernde Leuchten des Baumes konnte Jack nicht über Daniels durchdringenden Blick hinwegtäuschen. Unbewegt hielt Jack ihm stand und vergaß darüber den dummen, unwichtigen Lichtschalter.

„Reden wir hier denn wirklich noch von Hunden, Daniel?“, wollte Jack behutsam wissen, nur um Daniels Reaktion zu testen und Sicherheit darüber zu gewinnen, dass dieses Gespräch de facto in die Richtung ging, die er vermutete. Ein erwartungsvolles Prickeln machte sich auf seiner Haut breit und er spürte, dass sich die Härchen auf seinen Armen in die Höhe stellten.

Daniel überlegte nur kurz. „Ich denke, das liegt an dir, Jack“, entgegnete er sanft. Wieder hatte er eine direkte Antwort vermieden und Jack damit immer noch die Möglichkeit eines Rückziehers eingeräumt. In seinem Gesicht spiegelten sich jedoch seine Hoffnungen, seine Ängste, aber auch seine Liebe wider. Nun war es an Jack, eine Entscheidung zu treffen.

Für Jack gab es kein langes Zögern. Er schaute Daniel in die Augen und fand darin genau die Liebe, Stärke und Zuversicht die er brauchte, um den letzten Schritt zu machen.

Seinen Blick fest auf Daniel gerichtet, ging er auf den Archäologen zu, bis er genau vor ihm zum Stehen kam.

„Warst du es nicht, der getönt hatte zu wissen, wie man mich nehmen muss?“ Jack machte er eine kleine, fragende Pause, ehe er weitersprach. „Nun, an mir soll es jedenfalls nicht liegen. Ich lerne gerne noch etwas dazu.“ Auch dies war nur eine Metapher, doch so funktionierte ihre Kommunikation nun einmal, zudem, da Jacks anzügliches Grinsen und die herausfordernd gehobenen Augenbrauen, als Antwort eigentlich klar genug waren.

„Och, das muss nicht unbedingt sein. Ich überlasse dir auch gerne die Oberhand, solange wir uns nur über die Richtung einig sind“, schmunzelte Daniel, zog Jack das längst vergessene Handtuch von der Schulter und ließ es auf den Boden fallen.

„Na, dann hast du sicher nichts dagegen, wenn ich auch jetzt die Initiative übernehme?“, murmelte Jack, befeuchtete kurz seine Lippen und beugte sich vor, um Daniel im sanften Schein des Weihnachtsbaumes zart zu küssen.

Ende

(c) November 2007 by Athor
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