Bitteres Erwachen by Athor
Summary: Wie erlebt Jack sein Erwachen auf der Krankenstation und wie erfährt er von Janets Tod?
Categories: Stargate SG-1 Characters: Jack O’Neill (SG-1)
Genre: Hurt/Comfort, post-Epi, PoV, Vignette
Challenges: Keine
Series: Keine
Chapters: 1 Completed: Ja Word count: 2917 Read: 2154 Published: 14.03.12 Updated: 14.03.12
Story Notes:
1) Immer wieder fragte ich mich, wie Jack wohl von Janets Tod erfahren hat und wer es ihm gesagt hat. Ich könnte mir zu diesem Thema mehrere Varianten vorstellen, erstaunlicherweise, alle recht unterschiedlich. Hier ist nun eine davon.
2) Lieben Dank an meine Betareaderin Antares, die diese Story sehr kurzfristig bekommen hat.
3) Über Feedback würde ich mich riesig freuen.

Spoiler: Helden, Teil 2
Staffel: 7

1. Kapitel 1 by Athor

Kapitel 1 by Athor
Bitteres Erwachen


Gedämpft und mühsam dringt das kontinuierlich piepsende Geräusch zu mir durch. Beharrlich arbeitet es sich in mein Unterbewusstsein. Irgendwie erinnert es mich an einen Wecker und doch ist es leiser, unaufdringlicher. Ich weiß, ich kenne es. Ich bin mir sicher. Es ist zum Greifen nah. Während sich mein Bewusstsein immer weiter nach oben kämpft, registriert meine Nase einen Geruch. Eine vertraute Mischung aus Seife und Desinfektionsmittel. Um mich herum höre ich undeutliches Gemurmel und leise, geschäftige Schritte. Meinem Verstand sind diese Komponenten nur allzu bekannt, zu oft bin ich hier wach geworden und so wird mir schlagartig klar, dass ich wieder einmal die Krankenstation mit meiner Anwesenheit beglücke. Ich frage mich nur, wie ich hierher gekommen bin. Vage kehren die Erinnerungen zurück.

----------

Es gab einen Zwischenfall. ... Ein SG-Team war in Not. Es roch nach Ärger und einem Hinterhalt. ... Ein angeschossener Soldat, angreifende Jaffa und eine Rettungsmission nach ... P3X 666. Wir sind in die vorausgeahnte Falle gelaufen und ich bin angeschossen worden.

----------

Langsam versuche ich mich in eine etwas bequemere Lage zu drehen und erstarre mitten in der Bewegung, als ein scharfer Schmerz meinen Bauch durchzuckt. Ein Stöhnen entschlüpft meinen Lippen und ich spüre, wie sich jemand über mich beugt und meinen Puls fühlt.

„Hi Doc, erfreut mich wieder zu sehen?“ Meine Stimme klingt matter als erwartet und meine Augenlider wollen mir ebenfalls nicht gehorchen.
„Nicht unbedingt, Colonel. Versuchen Sie noch etwas zu schlafen.“ Der Klang von Doktor Warners Stimme trifft mich vollkommen unerwartet und ich zwinge mich, meine Augen zu öffnen. Mühsam gelingt es.

„Wo ist Doktor Fraiser?“, bringe ich mühsam hervor. Mein Blick irrt suchend durch den Raum. Doch ich kann die Ärztin, die über die Jahre so etwas wie ein Rettungsanker für uns alle geworden ist, nirgends entdecken. Mein Unbehagen lässt meinen Puls empor schnellen, was diese dumme Maschine neben mir mit einem aufgeregten Piepsen quittiert.

„Beruhigen Sie sich, Colonel. ... Sie operiert gerade.“ Warners Hand legt sich auf meine Schulter, tätschelt diese. Doch während ich Fraiser vertraue und mir bei ihr diese Geste Sicherheit vermittelt, kommt sie mir nun falsch und halbherzig vor. Sie geschieht routiniert und Warners gehetzter Blick zur Seite macht die Sache nicht glaubwürdiger.
„Schlafen Sie weiter“, fordert er mich auf und ich werde das Gefühl nicht los, dass hier etwas nicht stimmt. Weicht er meinem Blick aus? Doch dann werde ich abgelenkt. Meine Brust und mein Bauch scheinen zu brennen und jeder Versuch, mich ein wenig zu bewegen, löst eine neue Welle des Schmerzes aus.

Der leise Laut, der mir aufgrund dessen entwischt und die tiefen Atemzüge durch die Nase, mit denen ich mich bemühe meine aufsteigende Übelkeit in den Griff zu bekommen, reichen aus, um Warners Aufmerksamkeit wieder auf mich zu lenken. Dumm, sehr dumm! Denn er macht das, was Ärzten im Allgemeinen als Erstes einfällt, wenn ein Patient offensichtlich unter Schmerzen leidet. Ich sehe, wie er sich mit einer Spritze der Braunüle in meinem Handrücken nähert und bevor ich es verhindern kann, hat er das Sedativ in meine Vene gespritzt. Verdammt!

Ich merke, wie das Mittel zu wirken beginnt. Ausstrahlend von meinem Handrücken zieht eine unnatürliche Wärme durch meinen Körper, lullt mich ein und vermittelt mir ein Gefühl der Schwere. Abermals drifte ich weg und tauche ab, bis die Geräusche, der Geruch und alles um mich herum ins Nichts verschwindet.

----------

Ich hasse es, nach einer Narkose oder einem Beruhigungsmittel wach zu werden. Das Gefühl, dass mein Körper und ich auf zwei verschiedenen Ebenen der Existenz funktionieren. Er liegt hilf- und nutzlos herum, während mein Verstand alles um mich herum mitbekommt, es aber durch die Wirkung der Medikamente nicht richtig zu verarbeiten versteht. Auch jetzt stelle ich die Verbindung erst langsam wieder her. Allmählich gelingt es mir und ich gewinne die Kontrolle zurück.

Wenigstens ein Gutes hatte dieser Ausflug ins Reich der Träume, schließe ich, während ich vorsichtig mit der Hand über meine Augen reibe. Fraiser müsste nun endlich mit dem Operieren fertig sein, so dass Warner nicht länger für mich zuständig ist.

Es ist nicht so, dass er unfähig wäre. Bestimmt nicht! Doch er hat einfach nicht das nötige Feingefühl. Doc kennt mich. Sie weiß, dass es für mich nichts Schlimmeres gibt, als hier aufzuwachen und nicht in der Lage zu sein, selbst zu entscheiden, wie es mit mir weitergeht. Und sie versteht es wie niemand anderes damit umzugehen. Sie räumt mir das Privileg ein, kleine Entscheidungen mit zu treffen.

Wäre sie vorhin an Warners Stelle gewesen, dann hätte sie mich gefragt, ob ich etwas gegen die Schmerzen gespritzt haben wollte. Und machen wir uns nichts vor – sie kennt mich – sie hätte auch gewusst, dass die Frage rein rhetorisch gewesen wäre. Natürlich hätte ich es abgelehnt, doch gleichzeitig hätte sie mir versichert, dass es für mich besser wäre und nur dazu dienen würde, meinem Körper die benötigte Ruhe zu geben und letztlich hätte ich zugestimmt. Das Ergebnis wäre das Gleiche, nur, dass ich mich mit ihrer Form wesentlich besser fühle.

Was mich wieder zum Punkt bringt: Wo steckt sie nur? Suchend sehe ich mich um, kann sie aber immer noch nicht entdecken. Dafür ist Warner umso präsenter. Geschäftig wechselt er zwischen den Betten hin und her, checkt Monitore, macht Notizen und erteilt Befehle, bevor eine der Schwestern ihn zurück auf die Intensivstation ruft.

Es sieht Doc nicht gerade ähnlich, nach einem Vorfall wie diesem, ihre Patienten einfach jemandem anderem zu überlassen, überlege ich, während ich Warner nach draußen stürmen sehe. Auch wenn sie Warners Leistungen anerkennt, kann Doc normalerweise nicht aus ihrer Haut. Sie hat ihren Patienten, aber im speziellen SG-1 gegenüber diesen überdimensionalen Beschützerinstinkt, der sie hin und wieder sogar soweit treibt, sich gegen mich und meinen Rang aufzulehnen und mir mit ihrer Stellung, als Leiterin der medizinischen Abteilung, zu drohen.

Ein Grinsen geht über mein Gesicht, das erstaunt erfriert, als mir der leere Stuhl an der Seite meines Bettes bewusst wird. Erneut beschleicht mich das ungute Gefühl, dass etwas nicht in Ordnung ist. Wieso ist niemand von meinem Team an meiner Seite? Wo stecken Daniel, Teal’c oder Carter?

Doc beschwert sich immer über unser enormes Zusammengehörigkeitsgefühl. Natürlich meint sie es nicht ernst. Im Grunde genommen schätzt sie die familiären Bande, die zwischen mir und meinem Team herrschen und sich darüber hinaus auch auf sie, Cassie und Hammond erstrecken. Doch wenn sie in ihrem Ärztin-Modus läuft, dann gehen wir ihr, mit unserer beinahe schon übertriebenen Fürsorge füreinander, manchmal wohl leicht auf die Nerven. Unter diesem Gesichtspunkt sollte also ein Mitglied meines Teams hier bei mir in der Krankenstation sein und da dem nicht so ist ....

Großer Gott! Das lässt eigentlich nur einen Schluss zu und dies würde auch Sinn ergeben. Ich frage mich, warum es mir nicht schon viel früher aufgefallen ist. Womit zum Teufel hatte Warner mich nur betäubt?

Eilig schlage ich die Decke zurück und versuche, mich aufzurichten. Sofort fährt ein scharfer Schmerz durch mein Inneres, doch dieses Mal bekämpfe ich ihn und schiebe die aufsteigende Übelkeit beiseite. Meine Gedanken überschlagen sich und immer mehr Details fallen an ihren Platz.

Einen meiner Freunde muss es mit mir erwischt haben. – Richtig schwer erwischt haben. Doctor Fraiser ist auf der Intensivstation und hat Warner soeben hinzu gebeten. Vielleicht wird eine erneute Operation nötig.

Hammond hat sich bisher ebenfalls nicht blicken lassen, was nur dadurch zu erklären ist, dass es noch jemanden weiteren aus meinem Team getroffen haben muss. Üblicherweise sieht der gute George immer nach mir. Einerseits weil man es durchaus erwarten kann, dass der Kommandierende sich nach seinem Stellvertreter erkundigt. Doch andererseits verbindet uns weit mehr. Obwohl wir von annähernd ähnlichem Alter und von unserer Dienstzeit her zwei altgediente Schlachtrösser sind, kann ich mit Stolz sagen, dass George so etwas wie ein väterlicher Freund für mich geworden ist. Wenn ich nun all diese Puzzleteile zusammen mit der Tatsache addiere, dass keiner meiner Freunde bisher nach mir gesehen hat, dann treibt mich dies, wie ein Geschoss aus einem Katapult, aus diesem Bett heraus.

Leider klingt der Vergleich besser, als die Realität. Nichts an meinen Bewegungen erinnert auch nur annähernd an ein Geschoss. Doch es gelingt mir, mich aufzurichten und mich an den Rand des Bettes zu setzten.

Uh, diese Krankenhaushemdchen sind wirklich entwürdigend, denke ich für einen kurzen Moment, als ein leichter Luftzug meinen Rücken streift und mich unwillkürlich zum Schaudern bringt. Bevor ich auf den Gang trete, sollte ich mir also auf alle Fälle einen Bademantel organisieren. Nicht nur, um mich gegen die Kälte im Flur zu schützen, sondern vielmehr, um nicht auch noch mit blankem Hintern vor den anderen aufzutauchen.

Kurz lache ich trocken auf und mir wird bewusst, dass meine Gedanken immer noch sprunghaft sind. Es fällt mir schwer, mich auf eine Sache zu konzentrieren. Fahrig gleitet meine Hand unter das Papierhemd. Entschlossen ziehe ich an den Kabeln, die mit den Pads auf meiner Haut verbunden sind. Sofort verwandelt sich das ruhige, gleichmäßige Piepsen des Monitors in einen alarmierenden, nervigen Dauerton.

Die Braunüle ist das Nächste, was auf meiner Liste steht. Während meine Finger der linken Hand den Leukoplaststreifen auf meiner rechten Hand lösen, der die Kanüle an ihrem Platz hält, höre ich eilig heranstürmende Schritte. Trotzdem schaffe ich es noch mich, mit einem entschiedenen Ruck, auch von dieser Verbindung zu lösen. Die kleine Wunde an der Hand blutet ein bisschen und schnell bedecke ich sie mit meiner Linken, so dass im ersten Moment nicht zu sehen ist, was ich hier angerichtet habe. Gleichzeitig erhebe ich mich kampfbereit von meinem Bett.

„Colonel, was denken Sie, was Sie hier machen?“ Vorwurfsvoll greift Warner nach meinem Arm, versucht dabei mich wieder auf das Bett zurück zu drücken.
„Lassen Sie den Mist, Warner“, antworte ich ungehalten und reiße mich los. Die plötzliche Bewegung lässt mich schwanken und zum Nachttisch greifen. Ich kann mich kaum auf den Füßen halten, doch der Arzt unternimmt keinen Versuch mehr, mich unerlaubt anzufassen. Leiser, jedoch nicht minder gefährlich grolle ich ihm, nach Luft schnappend, meine Fragen entgegen: Ich will jetzt wissen, was zum Teufel hier los ist? Wo ist Fraiser und wo ist der Rest meines Teams? Sind sie okay?“

„Colonel, ich versichere Ihnen, dass es ihrem Team gut geht. Keiner von ihnen wurde ernsthaft verletzt.“

Ich weiß, dass dies nur die halbe Wahrheit ist. Ich spüre es einfach. Es ist die Art, wie Warner meinem forschenden Blick auszuweichen versucht. Irgendwo in mir klingelt ein ganzes Heer von Alarmglocken, also presse ich weiter.

„Gut, aber wo sind sie? Ich werde Ihnen diese Frage nicht noch ein weiteres Mal stellen“, keuche ich drohend. Meinen rechten Arm habe ich mittlerweile um meinen Leib geschlungen, während ich mit dem Linken fest das Tischchen umklammert halte. Ich glaube, es ist mehr die Sorge um meinen Zustand, als die Tatsache meines höheren Ranges, die ihn zum Reden bewegt.

Hörbar seufzt der Arzt schließlich auf. „In Ordnung, Colonel, Sie haben gewonnen. Aber bevor wir reden möchte ich, dass Sie sich von mir zurück ins Bett helfen lassen.“
Er sieht mein Zögern und fährt daher schnell fort: „Sir, Sie dienen ihren Freunden nicht, wenn Sie länger als nötig hier bleiben müssen. Die Wunde ist stark verschmutzt und Sie brauchen die Infusionen.“

Mit einem kurzen Nicken, zu mehr bin ich körperlich nicht mehr in der Lage, signalisiere ich mein Einverständnis. Er hat von meinen Teamkameraden als meinen Freunde gesprochen. Er hat es auf die private Ebene verlagert und dies bereitet mir mehr Sorgen, als ich derzeitig verdauen kann.

Beinahe augenblicklich greift Warner zu, genau richtig, um meinen in sich zusammenfallenden Körper aufzufangen. Nachdem er mich wieder in mein Bett bugsiert hat, schließt er sorgfältig den darum herumführenden Vorhang, bevor er sich mir zuwendet.

„Das war wirklich dumm, Sir“, nuschelt er leise, während er die Kabel des Herz-Kreislauf-Monitors wieder mit den Pads auf meiner Brust verbindet und eine frische Braunüle - dieses Mal in meinen linken Handrücken - setzt.
Beim Spüren des Einstiches muss ich ihm für einen kurzen Moment Recht geben.

„Warner!“, fordere ich ihn matt auf, sein Versprechen zu halten.

Er nickt und unbehaglich steckt er seine Hände in die Taschen seines Kittels.
„Wie Sie wissen, Sir, waren Doktor Fraiser und Doktor Jackson bei dem verletzten Airmen Wells. Während die Jaffa ihre Stellung angegriffen haben und Sie getroffen wurden, hat eine Patrouille die drei entdeckt und sie aus dem Hinterhalt angegriffen.

Mein Magen zieht sich bei Warners Schilderung schmerzhaft zusammen und ein schaler Geschmack macht sich in meinem Mund breit. „Daniel?“

„Nein, Doktor Jackson ist bei dem Angriff nichts passiert.“ Doktor Warner Zögern bringt mich in demselben Moment auf die richtige Fährte, in dem er es ausspricht. Der Doc!

„Doch Doktor Fraiser hat es nicht geschafft. Ein Schuss aus einer Stabwaffe hat sie getroffen. Sie war sofort tot, Sir.“

Ich starre ihn an. Fassungslos! Doch Warners Gesicht ist so von Schmerz und Trauer gezeichnet, dass die Realität seiner Worte keine Zweifel zulässt. Trotz des überwältigenden Gefühls des Verlustes, das mich unmittelbar erfasst, drängt sich in mir die Frage nach meinem Team. Warum ist jetzt niemand hier? Wo sind sie und was ist mit ihnen?

„Und mein Team?“, stelle ich die Frage, die mich schon seit Minuten angstvoll beschäftigt.

„SG-1 geht es soweit ganz gut, Sir. General Hammond und Major Carter sind zu Doktor Fraiser nach Hause gefahren. Sie wollen da sein, wenn Cassandra aus der Schule kommt und es ihr dann sagen.“

„Das ist gut. Cassie braucht jetzt Menschen, denen sie vertraut. Gerade Major Carter ist wie eine große Schwester für sie und es ist wichtig, dass Cassie sie um sich hat“, folgere ich niedergeschlagen.

Warner nickte bestätigend. „Doktor Jackson hat durch die Ereignisse einen Schock erlitten. Ich habe ihm ein leichtes Beruhigungsmittel gegeben und ihn in sein Quartier geschickt. Dort hat er mehr Ruhe als in der Krankenstation. Vor allem jetzt, da wir diesen aufdringlichen Reporter und sein Kamerateam im Mountain haben. Ich habe Teal’c gebeten, bei Doktor Jackson zu bleiben und mir Bescheid zu geben, wenn er wieder aufwacht.“

„Danke, Warner!“, sage ich und meine es auch so. Unter den gegebenen Umständen hatte der Arzt wirklich umsichtig gehandelt.

Er berührt mich kurz an der Schulter und dieses Mal ist es eine ehrlich gemeinte Geste. „Versuchen Sie, ein wenig zu schlafen, Colonel. Sie brauchen die Ruhe“, rät er mir, bevor er sich umdreht und hinter dem Vorhang verschwindet und mich mit meinen Gedanken alleine lässt.

Schlafen? Wie sollte ich nun schlafen können? Meine Gedanken kreisen um den Doc, um die Frau, die jahrelang eine gute Freundin für mich war und die nun eine große Lücke in meinem Leben, in unser aller Leben, hinterlassen wird. Ich überlege, wie wir es hätten verhindern können und auch Schuldgefühle plagen mich. Ich war es, der diese Mission General Hammond empfohlen hatte, obwohl ich bereits darauf gefasst war, dass es sich um einen Hinterhalt handeln würde.

Aber wir lassen keinen zurück und diese Einstellung hatte auch Janet vertreten. Sie hatte sich für ein Leben als Militärangehörige entschieden und somit konnte sie jederzeit auch in ein Kampfgebiet versetzt werden. Es gehört dazu und jeder von uns kennt das Risiko.

Trotzdem komme ich nicht darum herum, dass ich mir Vorwürfe mache. Ich denke an Cassie, die nun zum zweiten Mal zur Waise wird und der Schmerz droht mich zu überwältigen. Wie ungerecht kann das Leben noch zu diesem Mädchen sein? Für sie würde ich mir wünschen, dass es anders gekommen wäre. Warum hat Janets Weste sie nicht beschützen können? Ich bin ehrlich froh, Cassie jetzt nicht alleine, sondern in Sams und Georges Händen zu wissen. Die beiden werden ihr das Gefühl geben, nicht auf sich selbst gestellt mit ihrem Verlust zu sein.

Auch wenn Janet tot ist, hat Cassandra dieses Mal nicht ihre ganze Familie verloren. Sam, Daniel, Teal’c, George und ich werden uns immer um sie kümmern und für sie da sein. Wir alle fühlen uns mit ihr verbunden und sind so etwas wie eine Familie für sie geworden.

Ich kann mir vorstellen, wie Daniel sich fühlen muss und ich bin erleichtert, Teal’c bei ihm zu wissen, da ich es nicht sein kann. Den Tod eines Freundes mitzuerleben ist das Schlimmste, was einem passieren kann. Ich kenne das gut, ich spreche da aus Erfahrung. Mehr als einmal war ich dabei, wenn ein Freund von mir auf einer Mission gefallen ist. Nur der Tod eines Kindes, besonders des eigenen, ist noch gravierender.

Eine Todesnachricht zu bekommen ist an sich schon furchtbar. Doch aus der Nähe daran teilzuhaben, zieht unwillkürlich Schuldgefühle nach sich. Schon im Normalfall stellen wir uns die Frage nach dem „Warum?“. Doch so fragt man sich immer, ob man es nicht in irgendeiner Form hätte verhindern können. Es bleibt dieser letzte nagende Zweifel und ich kenne Daniel, wenn wir nicht aufpassen, dann wird es ihn auffressen.

Mein Kopf schmerzt und meine Augen beginnen, gegen meinen Willen, zu zufallen. Die Phasen, in denen ich meine Augen auch mit aller Anstrengung nicht mehr offen halten kann, werden immer länger. Obwohl ich es nicht möchte, merke ich, dass das Bedürfnis, der Erschöpfung nachzugeben, meinen Körper übernimmt.

Wenn Kinder etwas angestellt haben oder ihnen etwas Schlechtes widerfahren ist, dann tröstet man sie, indem man ihnen vor dem Schlafengehen sagt: ‚Schlaf schön. - Morgen sieht die Welt schon wieder ganz anders aus!’

Nun, das Letzte was mir durch den Kopf geht, bevor ich einschlafe ist, dass meine Welt morgen nur ein Stück ärmer aussehen wird. Und ich werde lernen müssen, auch mit diesem erneuten Verlust zu leben und das Beste für mich und meine Freunde daraus zu machen.

ENDE

(c) Oktober 2005 by Athor
Diese Geschichte wurde archiviert am http://stargatefanfic.de/viewstory.php?sid=1949