Himmel und Hölle by Selana
Summary: Diese Story spielt in einem Parallel-Universum. O’Neill wird einige Jahre in die Zukunft geschleudert. Die Erde ist von Heru’ur und seinen Jaffa besetzt worden. SG-1 ist im Untergrund und kämpft von dort weiter gegen die Goa’uld, um die Erde zu befreien. Kann O’Neill wieder zu ihnen stoßen und ihnen helfen Heru’ur vertreiben?
Categories: Stargate SG-1 Characters: Daniel Jackson (SG-1), Jack O’Neill (SG-1), Martouf / Lantash, Other Character, Samantha Carter (SG-1), Teal’c (SG-1), Tok’ra
Genre: Action
Challenges: Keine
Series: Keine
Chapters: 13 Completed: Ja Word count: 56214 Read: 85125 Published: 11.03.12 Updated: 11.03.12

1. Kapitel 1 by Selana

2. Kapitel 2 by Selana

3. Kapitel 3 by Selana

4. Kapitel 4 by Selana

5. Kapitel 5 by Selana

6. Kapitel 6 by Selana

7. Kapitel 7 by Selana

8. Kapitel 8 by Selana

9. Kapitel 9 by Selana

10. Kapitel 10 by Selana

11. Kapitel 11 by Selana

12. Kapitel 12 by Selana

13. Epilog by Selana

Kapitel 1 by Selana
1. Eine unglaubliche Entdeckung...

Der Hubschrauber kreiste einmal über dem riesiger Krater des vor vielen Millionen Jahren erloschenen Vulkans, tief im Herzen der Insel Hawaii, bevor er senkrecht nach unten sank. Da der Krater etwa tausend Meter tief war, wurden die Insassen des Armee-Hubschraubers tief in ihre Sitze gepresst.
Colonel Jack O’Neill fühlte sich an eine ähnliche Szene in dem Film "Jurassic Park" erinnert und er hoffte, dass am Boden keine Saurier auf ihn warteten. Doch gleichzeitig wusste er, dass das, was unten auf ihn wartete, viel gefährlicher als jeder T-Rex sein konnte. Aber nicht einmal mit seiner größten Vorstellungskraft hätte er sich vorstellen können, was dort unten auf ihn wartete.
Je tiefer sie kamen desto dunkler wurde es. Die glatten Felswände wurden durch Wälder ersetzt - der Urwald hatte den Boden des riesigen Kraters erobert. Die Soldaten der US-Armee hatten eine große betonierte Plattform gebaut, und so konnte der Hubschrauber ohne jede Erschütterung aufsetzen.
Ein wartender Soldat öffnete die Tür für General Hammond und sein SG-1-Team. O’Neill ließ dem General den Vortritt und kletterte als zweiter aus dem Hubschrauber, dicht gefolgt von Samantha Carter, Daniel Jackson und Teal’c.
Carter sah sich neugierig um, während Jackson es kaum erwarten konnte den Fund zu begutachten. Für die Naturschönheit hatte er im Moment keinen Blick übrig.
”Wo ist das Stargate?" fragte Daniel ungeduldig den General, obwohl dieser das genauso wenig wie er wissen konnte.
Hammond sah ihn einen Moment belustigt an, bevor er antwortete: ”Immer mit der Ruhe, Dr. Jackson. Sie sehen es noch früh genug."
O’Neill grinste Daniel an: ”Unser Wissenschaftler kann es nicht erwarten an die Arbeit zu gehen. Dafür müssen Sie Verständnis haben, Sir."
Der General sah einen der umstehenden Männer auffordernd an: ”Also, Soldat! Wo ist das Tor? Führen Sie uns hin."
Der Soldat salutierte: ”Ja, Sir! Bitte folgen Sie mir." Er drehte sich um und übernahm die Führung.
Auch für den General war es der erste Besuch in der neuen Hawaii-Basis, wo das dritte Sternentor der Erde gefunden worden war. Sofern es sich wirklich um ein Stargate handelte, denn den Bildern nach, die Hammond gesehen hatte, sah es ganz anderes aus, wie die bisher gefundenen.
Der Soldat führte sie etwa zweihundert Meter auf einem schmalen verschlungenen Pfad durch den Urwald, bis der Weg vor einer riesigen Felswand endete. Es ging weitere zwei- bis dreihundert Meter um das Massiv herum, dann standen sie vor dem Eingang zu einer Höhle, die von vier schwer bewaffneten Soldaten bewacht wurde. Ihr Führer sprach kurz mit den Wachen, woraufhin diese die Neuankömmlinge passieren ließen.
O’Neill blieb stehen und besah sich den Eingang. Es war deutlich zu sehen, dass der Eingang künstlich erweitert worden war. Einige Hobby-Forscher hatte die Höhle durch Zufall gefunden. Zu diesem Zeitpunkt war sie ein winziges Loch im Felsen gewesen, und er konnte sich die Überraschung der Leute vorstellen, als sie vor dem Sternentor standen.
Sie mussten tief in den Berg hineingehen, bis sie endlich vor dem Sternentor standen. Jackson blieb wie vom Donner gerührt stehen, als er den Fund sah.
”Mach den Mund zu, Daniel! Es zieht!" scherzte der Colonel, obwohl er insgeheim genauso fasziniert vom Anblick des Tores war wie Daniel.
”Ist das wirklich ein Sternentor?" fragte Carter, die nicht so recht glauben konnte, was sie sah.
”Teal’c?" fragend wandte sich O’Neill an den Jaffa.
”So etwas habe ich noch nie gesehen, O’Neill", antwortete Teal’c.
Der Grund für ihr Erstaunen war das Aussehen des Tores. Wie üblich führte eine kleine Treppe hinauf. Das Tor stand auf einem Podest, doch im Gegensatz zu den runden Toren, war dieses dreieckig und rostrot. Der Navigations-Computer davor bewies jedoch, dass es sich um ein Stargate handeln musste.
”Irgendwie gefällt mir die rostrote Farbe besser, als das triste grau der normalen Tore", entschied Carter.
”Es muss sich um ein Sternentor handeln", meinte Daniel und ging die kleine Treppe hinauf. Genau wie auf den normalen Toren waren darauf die üblichen Symbole verteilt. Daneben gab es jedoch eine zusätzliche Reihe mit seltsamen Schrift-Zeichen und Hieroglyphen. ”So etwas gab es bisher an keinem Tor", meinte Daniel. ”Die Schriftzeichen ähneln den der Antiker. Und ich glaube, wenn ich etwas Zeit habe, kann ich die Schrift übersetzen."
”Sie bekommen alle Zeit, die Sie benötigen, Dr. Jackson", antwortete eine Stimme im Hintergrund.
O‘Neill drehte sich betont langsam herum: ”Nein, das glaube ich nicht!" entfuhr es O’Neill. ”Was machen Sie hier, Samuels?"
Auch General Hammond war nicht erfreut Colonel Samuels zu sehen. Beim letzten Treffen hatte Samuels aus Angst um sein Leben versucht, sich bei der Invasion durch Apophis, auf einen anderen Planeten evakuieren zu lassen. Das hatte Hammond allerdings nicht zugelassen. Vorher hatte Samuels dafür gesorgt, dass das Stargate-Projekt eingestellt wurde, und beim Angriff der Raumschiffe Apophis, hatte er sich in die Verteidigung der Erde eingemischt und fast für den Untergang der Erde gesorgt. Zum Glück für die Menschen hatte es jedoch SG-1 gegeben...
”Ich bin im Auftrag des Pentagons hier und leite diese Aktion", erklärte Samuels ungerührt. Die Ablehnung der Menschen schien ihn nicht zu stören.
”Jetzt nicht mehr", erklärte Hammond. ”Ab sofort habe ich das Kommando. Und ich komme im Auftrag des Präsidenten. Sie können ihn gerne anrufen, Colonel."
”Nicht nötig", erklärte Samuels. ”Ich wurde bereits darüber informiert, Sir."
Das ging O’Neill zu schnell. Samuels gab sonst nicht so schnell auf. Er fragte sich, was die hohen Tiere im Pentagon planten? Ohne Zweifel bedeutete das wieder viel Ärger für sie. Er warf einen Blick auf das Tor, an dem Daniel schon damit begann die Symbole abzeichnete.
Die nächsten Stunden vergingen mit endlosen Besprechungen. Nach dem Fund des Tores hatte der Präsident General Hammond und sein bestes Team nach Hawaii beordert, um das neue Tor zu erforschen. Es wurde beschlossen SG-1 als erstes Team durch das neue Sternentor zu schicken, sobald es sicher war, dass es auch ohne Gefahr benutzt werden konnte.
Während Daniel an der Übersetzung arbeitete, kümmerte sich Carter um das Tor selbst. Ihre ersten Versuche das Stargate einzuschalten schlugen fehl. Es reagierte nicht auf die Symbol-Eingaben. Carter konnte das nicht verstehen. Um kein Risiko einzugehen, wählten sie bekannte Welten an, Abydos und Argos, die Heimat der Auserwählten. Die Symbole stimmten, doch keine der Welten ließ sich anwählen.
O’Neill begann sich bald zu langweilen. Zwischen den Besprechungen gab es nicht viel zu tun für ihn. Dasselbe galt für Teal’c. Im Moment inspizierten sie draußen die Wachposten und sahen sich dabei die nähere Umgebung an. Der Urwald war erfüllt von den vielfältigen Geräuschen des Waldes - Tierlauten, Rascheln im Unterholz oder der Blätter, wenn ein Tier darüber huschte. Es war drückend heiß im Kessel des Kraters, denn einen Wind, der Erleichterung verschafft hätte, gab es nicht. O’Neill fuhr sich über die schweißnasse Stirn und blickte Teal’c neidisch an. In Teal’cs Gesichtszügen regte sich kein Muskel und O’Neill sah auch keine Schweißperlen.
”Ist es dir nicht zu heiß?" fragte er seinen Freund.
”Nein, Spezial-Jaffa-Training", erklärte Teal’c belehrend und bedachte O’Neill mit einem Blick, als müsse er das wissen.
”Spezial-Jaffa-Training? Ich habe Spezial-Force-Training, aber das habe ich nicht gelernt", meinte O’Neill seufzend. ”Ich kehre jetzt in die Höhle zurück. Dort ist es wenigstens kühl." Er warf einen Blick nach oben. Durch einige Lücken im Urwald sah er die Sonne, die senkrecht über ihnen stand.
Als sie nach einigen Minuten die Basis betraten, wartete eine Überraschung auf sie. Daniel hatte die Schriftzeichen entziffert und herausgefunden, warum die bisherigen Koordinaten nicht stimmten. Bei diesem Tor musste noch ein zusätzliches Zeichen eingegeben werden, also acht insgesamt und nicht sieben wie üblich. Dieses Zeichen musste aus der zweiten Reihe gewählt werden. Auch die Schrift glaubte Daniel entziffert zu haben.
Bei der stattfindenden Besprechung informierte sie Daniel: ”Nachdem ich die Zeichen übersetzt hatte, war mir klar, daß die äußere Reihe eine Doppelfunktion hat. Es ist ein Spruch und gleichzeitig das achte Symbol. Wir müssen jetzt noch herausfinden, welches Symbol für einen Planeten gilt. Das wird allerdings wieder einige Zeit in Anspruch nehmen."
”Wir sind froh, dass du es in den letzten Tagen geschafft hast, wenigsten die Schrift zu übersetzen", beruhigte Carter ihn.
”Und was bedeuten die Zeichen nun?" wollte O’Neill wissen.
”Hmm, wenn ich es richtig übersetzt habe, einen unverständlichen Spruch, ein Rätsel mehr", meinte Daniel. ”Die Sprache ist die der Antiker, der Erbauer der Sternentor."
”Daniel! Was nun?"
Jackson sah O’Neill bedeutsam an: ”Es ist ein Spruch mit fünf Zeilen." Er schrieb die Zeilen an eine Wandtafel und alle lasen neugierig mit.

Die Zeit ist unendlich und doch endlich.
Doch wenn du reist dann sei vorsichtig.
Der Kreis beginnt und endet.
Folge ihr, doch hüte dich zu verändern,
was du nicht ändern sollst.

”Und? Was soll das bedeuten?" fragte O’Neill.
”Ich sagte doch schon, dass ich es nicht weiß", erklärte Daniel etwas verlegen. ”Ich konnte die Worte übersetzen, doch ich weiß nicht, was sie uns sagen wollen."
”Nun gut, Dr. Jackson", mischte sich Hammond ein. ”Was die Worte bedeuten, ist nicht so wichtig. Versuchen Sie einen Planeten herauszufinden, den wir anwählen können."
”Ich werde mich bemühen, General", versprach Daniel.
”Dann sind Sie alle für den Moment entlassen", bestimmte der General.
Die nächsten Stunden arbeiteten Carter und Daniel unermüdlich daran herauszufinden, wie das achte Symbol angewendet werden musste. Als sie es endlich geschafft hatten, staunten sie nicht schlecht. Das Wurmloch stabilisierte sich nicht in der normalen blauweißen Farbe sondern stand blutrot wabernd innerhalb des Dreieckes.
”Was ist das jetzt schon wieder?" fragte O’Neill. ”Das ist doch niemals ein normales Sternentor. Ich hoffe, wenn wir da durchgehen, landen wir nicht wieder in einer weit entfernten Galaxis, wie das letzte Mal, als wir ein achtes Symbol verwenden mussten."
”Ich werde keinen Menschen hindurchschicken", erklärte der General. ”Nicht bevor ich nicht davon überzeugt bin, dass es ungefährlich ist."
”Aber General! Warum vergeuden wir dann unsere Zeit damit?" protestierte Daniel. ”Ich bin jetzt seit Tagen ununterbrochen an der Arbeit."
”Keine Sorge", antwortete Hammond. ”Ich werde das Programm nicht einstellen. Für den Anfang genügt es, wenn wir eine Kamera hindurchschicken. Dann sehen wir, was dahinter ist."
Als der Kamerawagen durch das Tor geschickt wurde, folgten ihm sämtlich Augenpaare.
”Das Objekt erreicht das Argos-Tor - jetzt!" erklärte Carter. Sie blickte gespannt auf den Video-Monitor, der nun das erste Bild zeigen musste, doch der Schirm blieb dunkel.
”Was ist passiert, Captain Carter?" erkundigte sich General Hammond.
Carter zuckte mit den Schultern: ”Tut mir leid, Sir, ich habe keine Ahnung. Die Kamera ist ohne Zweifel angekommen, doch sie sendet kein Bild."
”Schicken Sie eine zweite Kamera hindurch", verlangte Hammond, doch auch die zweite Kamera brachte kein anderes Ergebnis. Die Kameras kamen nicht an ihrem Ziel an.
Enttäuscht blickte der General auf das Tor. ”Damit wäre alles klar, vorerst geht kein Mensch durch das Tor.”
”Aber, Sir! Sind wir nicht genau aus diesem Grunde hier?" mischte sich zum Colonel Samuels ein.
”Wollen Sie sich etwa freiwillig melden, Samuels?" fragte Hammond und blickte den Colonel gering schätzend an.
Samuels wurde sichtbar blass und beeilte sich zu verneinen: ”Nein, Sir, das habe ich nicht damit gemeint."
”Das dachte ich mir fast", sagte Hammond. ”Ich hätte mich auch sehr gewundert."
”Ich stimme dem General zu", erklärte O’Neill. ”Wir werden kein Menschenleben gefährden - nicht einmal Ihres, Samuels." O’Neill blickte sein Gegenüber spöttisch an.
Samuels antwortete nicht, doch der Blick, mit dem er O’Neill bedachte, war nicht sehr freundlich.
”Ich stimme Colonel O’Neill zu", meinte Carter.
”Es ist zu gefährlich", stellte auch Teal’c fest.
”Damit ist alles klar, niemand geht vorläufig durch das Tor", sagte Hammond. ”Die Besprechung ist damit zu Ende. Wir sehen uns morgen um 08.00 Uhr wieder."
Etwas später ging O’Neill alleine durch die Basis. Die anderen schliefen, doch ihm gingen so viele Dinge durch den Kopf, dass er nicht einschlafen konnte. Vor dem seltsamen Sternentor blieb er stehen und betrachtete es. ”Was zur Hölle verbirgst du vor uns?" Doch natürlich bekam er keine Antwort.
Nachdem er einiger Zeit vor dem Tor gestanden hatte, beschloss er in sein Quartier zu gehen und zu versuchen doch noch etwas Schlaf zu bekommen. Ein Geräusch erregte seine Aufmerksamkeit. Es kam aus dem provisorisch eingerichteten Computer-Raum. Langsam näherte er sich der halbgeschlossenen Tür. O’Neill unterschied zwei verschiedene Stimmen.
”...es ist also noch nicht klar, was das Tor bedeutet..." O’Neill erkannte die Stimme von Colonel Samuels. Einen Moment war Stille, dann... ”Nein, aber ich werde dich informieren, sobald ich näheres weiß. Wenn jemand das Rätsel lösen kann, dann SG-1..."
O’Neill öffnete mit einem Ruck die Tür. Colonel Samuels fuhr überrascht herum.
”Mit wem sprechen Sie da, Samuels?" fragte O’Neill misstrauisch. Bevor Samuels die Verbindung unterbrechen konnte, stand O’Neill neben ihm und ergriff seine Hand.
”Samuels, hörst du mich?" fragte eine Stimme aus dem Funkgerät, die einen fremdartigen Akzent sprach. ”Samuels?" jetzt hörte sich die Stimme ungeduldig an. ”Samuels, terak an kelhol, noc tern‘ac, kree!” Die Sprache kannte O’Neill, auch wenn er die Worte nicht verstand. Es war die Sprache der Goa’uld. Jack unterbrach blitzschnell die Verbindung, er hatte sofort begriffen.
O’Neill sah Samuels wütend an: ”Sie sind nicht nur ein Feigling sondern auch ein Verräter! Wer ist der andere und wo befindet er sich?"
Samuels dachte nicht daran so leicht aufzugeben: ”Ich habe keine Ahnung wovon sie sprechen, O’Neill."
”Ich weiß es um so besser. Wieso verraten Sie Ihren Heimatplaneten? Apophis kann es nicht sein, denn er ist tot. Also, welcher Goa’uld ist es?" Als Samuels nicht antwortete, entschloß O’Neill die anderen zu informieren. Jack hatte zwar keine Waffe bei sich, doch Samuels war ein Feigling. Trotzdem ließ O‘Neill den anderen nicht aus den Augen, als er langsam zu einem Telefonhörer griff, um die Wachen zu alarmieren.
Doch O’Neill unterschätzte sein Gegenüber. Als Jacks Hand den Hörer berührte, hielt Samuels plötzlich eine fremdartig aussehende kleine Waffe in der Hand. ”Nimm sofort die Hand da weg, Jack!" befahl er drohend.
Jack verfluchte seinen Leichtsinn, doch es war zu spät. Während seine Hand den Hörer losließ, meinte er: ”Was soll das, Samuels? Sie kommen niemals von hier fort."
”Vielleicht muss ich das gar nicht. Wenn ich dich töte und deine Leiche verschwinden lasse, wird niemand mich verdächtigen."
”Dann können Sie mir ja erzählen, was Sie getan haben."
Samuels lächelte. ”Du willst nur Zeit gewinnen, O’Neill. Sorry, aber ich bin nicht so dumm, wie du glaubst."
Bevor O’Neill begriff, was Samuels vorhatte, drückte dieser ab. Jack versuchte noch auszuweichen, doch es war zu spät. Ein hellblauer Strahl fuhr auf ihn zu. O’Neill fühlte noch, wie etwas Sengendes seinen Kopf streifte, dann wurde es dunkel um ihn.
Samuels verfluchte sein Pech entdeckt worden zu sein. Jeden Augenblick konnte ein Wachposten auftauchen. Was sollte er mit der Leiche von O’Neill machen? Hätte er eine Zatnickatel würde er den Colonel leicht verschwinden lassen können, doch er wagte nicht in die Waffenkammer zu laufen, um eine zu holen. In der Zwischenzeit könnte O‘Neill gefunden werden.
Plötzlich wusste er, was zu tun war. Er packte den Colonel und schleifte ihn nach draußen. Der Stargate-Raum befand sich ganz in der Nähe. Plötzlich stöhnte O’Neill auf und Samuels ließ ihn vor Schreck fallen. Der Colonel schien noch am leben zu sein.. Da O’Neills Gesicht blutüberströmt war, hatte Samuels angenommen, er wäre tot. Er untersuchte O’Neill und bemerkte, dass sein Schuss den Kopf des Colonel nur gestreift hatte. Das würde aber nichts ändern. Er packte Jack erneut und erreichte schließlich den Stargate-Raum. Er ließ O’Neill liegen und wählte die Koordinaten von Argos, die er sich gemerkt hatte. Als Samuels das achte Symbol drückte und das Wurmloch sich in blutroter Farbe stabilisierte, schien ihm dies wie ein flammendes Symbol zu sein.
Die Aktivierung war nicht unbemerkt geblieben. Augenblicklich wurde von den installierten Sicherheitssystemen Alarm ausgelöst. Es galt keine Zeit zu verlieren. Samuels schleifte O’Neill die Rampe hinauf, als dieser sich leicht regte, aber noch zu benommen war, um sich ernsthaft zu wehren.
”Es nützt dir nichts, du gehst da durch", murmelte Samuels wütend.
O’Neill hörte die Worte wie durch einen Schleier, doch er begriff sofort, daß sein Leben in Gefahr war.
”Samuels, verflucht! Was tun Sie?" brachte er undeutlich hervor, bekam jedoch keine Antwort. O’Neill sah das rote Wabern und begriff, dass Samuels ihn in das Tor stoßen wollte. Seine Lebensgeister erwachten. Es gelang ihm zurückzuschlagen und Samuels zu Boden zu werfen. Langsam rappelte sich O’Neill auf, doch Samuels war schon wieder auf den Beinen. Er packte O’Neill am Kragen und schlug zu. Sein Schlag traf Jack mitten ins Gesicht und schleuderte ihn rückwärts in das Sternentor hinein.
Das letzte, was O’Neill verstand war: ”Stirb, du Bastard! Deine Freunde werden dir folgen."
Samuels atmete auf, als O’Neill im Tor verschwand. In diesem Moment stürmten Wachposten in den Stargate-Raum. Dicht auf ihren Fersen folgten Carter, Jackson, Teal’c und General Hammond.
”Was ist da los, Samuels?" fragte Hammond.
”Es war Colonel O’Neill. Ich traf ihn, als er am Tor stand. Er wollte alleine gehen, um niemanden zu gefährden. Ich versuchte ihn aufzuhalten, doch wie Sie wissen, Sir, hört Colonel O’Neill nicht auf mich."
Hammond bedachte Samuels mit einem nachdenklichen Blick. Er wandte sich an Carter, die schon am Computer stand und versuchte etwas herauszufinden. ”Etwas zu finden, Captain?" fragte er.
Carter sah verzweifelt aus, als sie Hammond anblickte und den Kopf schüttelte: ”Nein, Sir! Ich kann nichts finden. Der Colonel ist verschwunden." Sie sah Hammond an. ”Warum hat er das getan, Sir? Der Colonel war doch dagegen, einen Menschen durch das Tor zu schicken."
”Ich war schon immer der Meinung, daß O’Neill verrückt ist", sagte Samuels und konnte nur mit Mühe seinen Triumph verbergen. Das ging ja bestens. Niemand verdächtigte ihn und er hatte seinen gefährlichsten Gegner ausgeschaltet. ”Wahrscheinlich hat er das nur gesagt, um uns alle zu täuschen.”
”Colonel O’Neill wäre niemals so leichtsinnig", widersprach Teal’c. Er konnte nicht glauben, dass sein Freund das getan hatte. Es musste einen anderen Grund für sein Handeln geben, und Teal’c war entschlossen diesen Grund herauszufinden. Sollte O’Neill noch leben, würde er ihn finden.
Betretenes Schweigen herrschte ihm Stargate-Raum, als alle auf das Tor blickten, dass sein Geheimnis jedoch nicht preisgab. Wo war der Colonel? Und lebte er noch...?

Kapitel 2 by Selana
2. Eine bittere Erkenntnis

Langsam kam O’Neill wieder zu sich. Seine Erinnerung kehrte augenblicklich zurück. Samuels hatte sie verraten und ihn in das Sternentor geworfen. Doch er lebte noch und somit waren ihre Annahme nicht richtig, dass man das Tor nicht benutzen konnte. Allerdings hätte er das lieber nicht auf diese Art herausgefunden. Doch wo befand er sich, und warum konnte er nichts sehen? War er blind? O’Neill hob die Hand vor die Augen, doch er konnte nichts erkennen. Doch halt! Irgendwie glaubte er die Umrisse seiner Hand zu sehen. Also war er nicht blind, sondern es war so finster. Er tastete um sich und erkannte, dass er auf einer Stahlrampe lag. Doch wo befand sich diese? Seine linke Hand ergriff ein Geländer und langsam zog Jack sich hoch. Irgendwie kam ihm alles vertraut vor, und wenn er sich nicht irrte...
Seine Erinnerungen täuschten ihn nicht. Nur wenige Schritte später erreichte er eine Wand. Er tastete an ihr entlang bis er den gesuchten Schalter fand. Als O’Neill auf den Knopf drückte flammte die Notbeleuchtung auf. Zuerst nur flackernd, doch dann stabilisierte sich das Licht. Es war immer noch dunkel, doch jetzt konnte er wenigstens einigermassen sehen.
Sein Gefühl hatte ihn nicht getäuscht. Er befand sich im Stargate-Raum des Cheyenne-Mountain-Complexes, mitten im Herzen der Rocky-Mountains. Doch wie zur Hölle war er hierher gekommen? Samuels hatte doch bestimmt die Koordinaten eines anderen Planeten eingegeben - Argos, wie O’Neill richtig vermutete.
Wie kam er also zurück in die USA? Das Stargate musste eine Fehlfunktion gehabt haben, und er selbst hatte grosses Glück gehabt, ausgerechnet zu Hause zu landen. O‘Neill sah sich um. Warum war es so still hier? Warum hielten sich keine Techniker im Kontroll-Raum auf, den er undeutlich erkennen konnte? Warum befanden sich keine Wachen im Stargate-Raum? Warum hatte niemand auf die unerlaubte Aktivierung des Tores reagiert und warum war die Iris-Blende nicht unten?
Einige warums entschieden zuviel, dachte O’Neill, und es gab nur eine Möglichkeit die Gründe herauszufinden - er musste selbst nachsehen.
Doch zuerst musste er etwas gegen seine Kopfschmerzen unternehmen. Deshalb wollte er als erstes die Krankenstation aufsuchen. Unterwegs würde er schon jemanden treffen. Dr. Fraiser würde überrascht sein ihn zu sehen, denn auf Hawaii suchten sie bestimmt schon nach ihm. Als erstes würde er dafür sorgen, dass Samuels aus dem Verkehr gezogen wurde. O’Neill machte sich Sorgen wegen dessen Verrat. Was hatte Samuels nur getan? Was hatte er vor? Dessen letzte Worte gingen ihm nicht mehr aus dem Sinn.
Im Gang war es genauso dunkel wie im Stargate-Raum. Die Luft roch abgestanden und verbraucht. O’Neill musste erneut die Notbeleuchtung einschalten. Die Krankenstation lag um die Ecke, doch auch auf dem Weg dorthin traf er auf keinen Menschen, langsam wurde es unheimlich. In ihm reifte die Erkenntnis, dass die Station verlassen war. Aber wieso? Und in so kurzer Zeit? Hammond hätte ihn doch darüber informiert. Waren sie etwa deshalb in die Hawaii-Basis geschickt worden? Damit hier alles ungestört abgebaut werden konnte? Dagegen sprach allerdings, dass das Stargate noch da war. Das ganze wurde immer rätselhafter.
In der Krankenstation schien ein Berserker gehaust die haben. Alle Schränke und Schubladen standen offen oder waren herausgerissen worden. Medikamente, Verbandsverpackungen und dergleichen, lagen verstreut auf dem Boden herum. Jemand musste in aller Eile ausgeräumt haben und das, was auf den Boden gefallen war, liegengelassen haben. O’Neill bückte sich und suchte solange, bis er ein Schmerzmittel fand. Er fand auch in Flaschen abgefülltes Mineralwasser und öffnete eine um eine Tablette zu nehmen. Am besten gleich zwei, denn der Zustand der Station verursachte ihm neue Kopfschmerzen.
Sein Blick fiel auf die Wand und die Flasche in der Hand fiel mit einem dumpfen Laut zu Boden. O’Neill achtete nicht darauf, denn was er las, machte alles noch rätselhafter. Das Datum auf dem Kalender zeigte den 21. Januar 2005 an. Und als er durch das Tor geworfen worden war, war es der der 7. Juli 2000 gewesen. Was war nur mit ihm geschehen?
Hatte das Tor ihn in ein Parallel-Universum geschleudert oder einige Jahre in seine Zukunft? Das würde auch den Zustand der Station erklären. Doch gleichzeitig stellte es neue Fragen auf.
Während er sich weiter umsah, bemerkte er den Staub auf allen Geräten. Die Station musste schon seit Monaten, wenn nicht Jahren verlassen sein. Also war es durchaus denkbar, dass er sich noch weiter als 2005 in der Zukunft befand. O’Neill setzte sich und überlegte. Er war es gewohnt, mit ungewöhnlichsten Situationen fertig zu werden. Gut, diese war mehr als ungewöhnlich, doch was immer auch passiert war, es ließ sich nicht mehr ändern. Also galt es das beste daraus zu machen.
Als erstes besah er sich seine Verletzung. Das Blut war längst getrocknet und die Wunde hatte sich geschlossen. Samuels Schuss hatte ihn nur leicht gestreift. Er hatte wahnsinnig viel Glück gehabt. Trotzdem legte er sich einen Verband an.
Als nächstes suchte er einen Lagerraum auf. Er fand alles, was er suchte – verpackte, noch brauchbare Notrationen, Medikamente und etwas Wasser. Er verstaute alles in einem Rucksack. Als nächstes suchte er sich Zivilbekleidung. Was immer oben passiert war, es musste einen Grund gegeben haben, diese Station aufzugeben. Und bevor er nicht wusste was, wollte er unter der Bevölkerung nicht auffallen. Falls es die Bevölkerung noch gab, denn inzwischen kam ihm ein schrecklicher Verdacht. Er suchte ein Strahlungsmessgerät und schaltete es ein - keine Strahlung hier unten. O’Neill atmete erleichtert auf. Doch wie war es an der Oberfläche? Er würde das Gerät auf jeden Fall mitnehmen.
Die nächsten Stunden war er damit beschäftigt die Station zu durchsuchen, doch er traf wie erwartete niemanden an. Der normale Aufzugsschacht nach oben war unpassierbar. Jemand hatte ihn in die Luft gesprengt. Doch zum Glück kannte O’Neill einige Notausstiege, die für solche Fälle eingerichtet worden waren.
Die zwei ersten waren ebenfalls blockiert, doch der dritte war noch intakt. O’Neill sah nach oben. Der Schacht führte senkrecht hinauf, er musste eine schmale Leiter hochklettern.
O’Neill seufzte. Als er hochkletterte gingen ihm die Worte eines seiner Lehrer durch den Sinn - wenn Sie eine senkrechte Wand hochklettern niemals hinuntersehen!
Alle fünf Stockwerke musste er in einen waagrechten Schacht klettern, bevor es zehn Meter weiter wieder nach oben ging. Eine zusätzliche Sicherheitsmassnahme der Erbauer um zu verhindern, dass bei einer Entdeckung jemand etwas von oben hinunterwerfen konnte. O’Neill nützte diese wenigen Meter um eine kurze Ruhepause einzulegen.
Als er endlich oben ankam, atmete er erleichtert auf. Nur die äußere Klappe trennte ihn noch von der Freiheit. Bei jedem Halt hatte er mit seinem Gerät die Strahlung gemessen. Im Notfall wäre er sofort umgekehrt, doch zum Glück bewahrheitete sich seine Befürchtung nicht. Vielleicht irrte er sich und es gab eine ganz einfache Erklärung für die Räumung der Station. Tief in seinem Herzen wusste er aber, dass diese Hoffnung nicht zutraf. Was mochte passiert sein? Eine Umwelt-Katastrophe oder gar eine Invasion der Goa’uld?
O’Neill lauschte. Kein Laut drang an sein Ohr. Sollte er es einfach wagen? Auf der anderen Seite konnte er auch nicht ewig warten. Er musste es einfach riskierten.
Wer nicht wagt, der nicht gewinnt!
Gemäß diesem Sprichwort öffnete er den Verschluss der Klappe und entfernte sie langsam. Vorsichtig spähte er nach draußen und atmete erleichtert auf. Alles schien in Ordnung zu sein. Der Schacht endete in einer Felswand dicht am Boden. Ringsum nur Sträucher und Bäume. Der Deckel war als Felsen getarnt und niemand, der es nicht genau wusste, würde den Eingang finden.
O’Neill spähte hinter dem Strauch hervor, doch keine Menschenseele war zu sehen. In den nahen Bäumen hörte er Vögel singen, doch sonst war kein Laut zu hören. Er schloss den Schachtdeckel wieder gewissenhaft und sorgte dafür, dass kein Zeichen seiner Anwesen zu sehen war. In seiner Spezial-Force-Ausbildung hatte er gelernt, jede noch so kleine Spur zu verwischen und sich unsichtbar zu machen.
Er befand sich mitten in den Bergen und ein frischer Wind wehte ihm entgegen. Es musste Winter oder beginnender Frühling sein, denn hier und da sah Jack noch weiße Flecken von Schnee, dazwischen, als Frühlingsboten, das erste zaghafte Grün und die ersten Frühlingsblumen. Es war so kalt, dass sein Atem fast gefror. O’Neill war froh eine warme Jacke angezogen zu haben. Im Rucksack befanden sich noch warme Handschuhe, die er sich eilig überzog. Das mitgenommen P90-Schnellfeuergewehr war geladen, und reichlich Munition dafür hatte er auch mitgenommen. Eine Zatnickatel und zwei Messer vervollständigten seine Ausrüstung.
O’Neill warf einen Blick in den Himmel, doch die Sonne war nicht zu sehen. Graue Nebelschwaden zogen über die Berge und verhinderten, dass er weit sehen konnte. Das hatte auch den Vorteil, dass er selbst nicht gesehen werden konnte. Entschlossen stand er auf. Es wurde Zeit zu gehen. Zum Glück kannte sich im Gebiet um den Komplex aus. Hier hatte er oft zusammen mit Teal’c trainiert.
Langsam bewegte O‘Neill sich durch das Gelände und achtete auf jede Deckung. Endlich war er am Ziel, unter ihm lag der Eingang des Komplexes. Der Tunnel war unpassierbar. Der Eingang war einfach zugeschüttet worden, um zu verhindern, dass jemand hineinkam. Nun gut, er hatte nichts anderes erwartet. O’Neill entschloss sich die Berge zu verlassen und zur nächsten Stadt zu wandern. Diese war nur zehn Kilometer entfernt. Allerdings würde er einige Umwege machen, da er nicht vorhatte die Hauptwege zu benutzen.
Als erstes galt es herausfinden in welcher Zeit er sich befand und was passiert war. Dann wollte er nach dem Schicksal seiner Freunde forschen. Was war mit Sam Carter, Daniel, Teal’c und den anderen des Stargate-Projektes geschehen? Lebten sie noch oder waren sie tot?
Auf seinem Fußmarsch zur Stadt begegnete er keinem Menschen. Die einzigen Lebewesen die er sah, waren einige kleinen Tiere. Immer wieder überprüfte er mit dem Strahlungsmesser die Luft, doch zu seiner Erleichterung zeigte das Gerät keine gefährlichen Strahlungswerte an. Was auch immer auf der Erde passiert war, es hatte keinen radioaktiven Fallout gegeben - zumindest nicht in dieser Gegend.
Endlich kam die Sonne durch, die Nebelschwaden blieben zurück und hier und da zeigte sich sogar Streifen blauen Himmels. Auch die Luft erwärmte sich etwas und langsam fühlte er sich wohler. Wenn Jack etwas hasste, dann war es die Kälte. Die Sonne erreichte ihren höchsten Stand, als er die ersten Ausläufer der Stadt erreichte. Er kletterte einen kleinen Hügel hinauf, hinter dem die ersten Häuser liegen mussten, als ein Gleiter in niedriger Höhe über ihn hinweg schoss. O’Neill schaffte es gerade noch, sich in die Deckung einer Baumgruppe zu werfen. Beunruhigt blickte er dem Gleiter hinterher - ein Todes-Gleiter der Goa’uld. Hatte der Pilot ihn bemerkt? Dann würde er gleich zurückkehren.
Der Gleiter verschwand hinter dem Hügel und kehrte nicht zurück. Also hatte es nicht ihm gegolten. Doch wem dann? Gleichzeitig bewies die Anwesenheit dieses Flugkörpers, dass es eine Invasion gegeben hatte.
Plötzlich hörte er Schreie und den Einschlag von Schüssen. O’Neill huschte geduckt die restlichen Meter hoch und legte sich auf der Spitze des Hügels in den Schutz einer großen Hecke. Von dort holte er seinen Rucksack vom Rücken und das Fernglas heraus und beobachtete das Geschehen.
Die Stadt unter ihm war nur noch ein Ruinenfeld. Kein Haus schien mehr ganz zu sein. Zwischen den Trümmern bemerkte er Jaffa, die eine zerlumpt aussehende Menschengruppe zusammen trieb. In der Luft kreisten vier weitere Gleiter und überwachten die Operation. Jeder Fluchtversuch wurde mit Gewalt unterdrückt. O’Neill konnte sich nur mit Mühe beherrschen nicht einzugreifen, doch das hätte nur seine eigene Gefangennahme bedeutet.
Die Jaffa suchten auch die nähere Umgebung der Stadt ab. Als sie die Suche auf seinen Hügel ausdehnten, musste er sich schnellstens zurückziehen. In der Nähe war eine große Baumgruppe. Einer der Riesenbäume hatte ein Wurzelgebilde. Mit seinem Messer höhlte er die Wurzeln aus und grub sich ein. Er war kaum damit fertig, als die Jaffa auch schon auftauchten. O’Neill hielt den Atem an, als die Krieger dicht an seinem Versteck vorbeigingen. Sie blickten auch in die Baumgruppe, doch sein Versteck übersahen sie.
Und jetzt ahnte er auch, welcher Goa’uld die Erde erobert hatte. Die Jaffa trugen einen Falken auf der Stirn. Es konnte sich also nur um Heru’ur handeln.
Erst, als die Jaffa verschwunden waren, wagte er sich wieder aus seinem Versteck und kehrte zu seinem Aussichtspunkt auf dem Hügel zurück. Die menschlichen Gefangenen wurden inzwischen in einen Transporter verladen. Von den vier Gleitern waren nur noch zwei da und als der Transporter abhob, verschwanden auch diese. O’Neill atmete erleichtert auf. Das hätte schief gehen können.
Er wartete noch einige Zeit in seinem Versteck ab, und erst, als er ganz sicher war, dass die Gleiter nicht zurückkamen, verließ er es und kletterte den Hügel hinab. Aus der Nähe sah er, dass es doch noch einige unzerstörte Häuser gab.
O’Neill war erschüttert. Hier hatten vor kurzem noch etwa hunderttausend Menschen gewohnt, und nun war nichts mehr vorhanden. Er entschied, dass es wenig Sinn hatte, tiefer in die Trümmer einzudringen. Er setzte sich in den Schutz eines eingestürzten Hauses und überlegte. Was sollte er jetzt machen? Lebte überhaupt noch jemand von seinen Freunden? Sollte er in den Berg zurückkehren und versuchen das Stargate zu aktivieren und auf einen anderen Planeten gehen?
Sein Blick fiel auf eines der wenigen noch ganzen Häuser, und er beschloss sich darin umzusehen. Vielleicht fand er einen Hinweis auf das, was hier passiert war. Obwohl das Haus fast unbeschädigt war, waren sämtliche Möbel umgeworfen oder verrückt worden. Ein Kalender zeigte ebenfalls das Jahr 2005 an, also musste in diesem Jahr die Invasion geschehen sein. Er streifte durch das Haus ohne etwas zu finden, was ihm weiterhalf. Alles war ausgeräumt worden, auch sämtliche Lebensmittel, wahrscheinlich von den Überlebenden, die vorhin von den Jaffa zusammengetrieben worden waren.
Ein Geräusch ließ ihn herumfahren. Er sah gerade noch eine Gestalt um eine Ecke huschen. Mit schnellen Schritten folgte O’Neill dem Unbekannten und holte ihn leicht ein, da der Fremde stark hinkte.
”Bleib stehen!" rief O’Neill. ”Ich will dir nichts tun, aber ich habe Fragen an dich."
Der Mann versuchte nochmals zu fliehen, doch O’Neill hielt ihn fest. ”Hab keine Angst, ich bin dein Freund."
Der Fremde zitterte an allen Gliedern und schien seine Worte nicht verstanden zu haben. ”Bitte!" flehte er. ”Tu mir nichts."
”Keine Sorge, ich sagte doch, dass ich nur einige Fragen an dich habe." O’Neill sah in sein ausgemergeltes Gesicht. ”Hast du Hunger?"
Die Bekleidung des Mannes bestand nur aus Lumpen und sein Bein war verkrüppelt. Er sah O’Neill nun ungläubig an und nickte. Er zuckte vor Schreck zusammen, als Jack in seinen Rucksack griff, um ihm eine Packung der Notrationen zuzuwerfen.
”Tut mir leid, aber ich habe nichts besseres", entschuldigte sich Jack bei dem Fremden.
Der Mann riss die Verpackung auf und fing gierig an zu essen. O’Neill sah ihm einen Augenblick zu und fragte dann: ”Die Jaffa, wann kamen sie, und was ist überhaupt auf der Erde passiert?"
Der Mann hörte verwundert auf zu kauen. ”Du weißt das nicht?" Sein abschätzender Blick traf O’Neill. ”Das glaube ich dir nicht, dazu siehst du viel zu gut aus. Und du hast zu essen. Du arbeitest für die Fremden, was? Du willst uns ausspionieren." Der Mann sah auf sein Essen und überlegte ob er es wegwerfen sollte, entschied sich aber dagegen. Essen war Essen und bedeutete überleben. Was scherte es ihn, woher es stammte.
”Ich arbeite nicht für die Goa’uld", widersprach O’Neill. ”Es würde zulange dauern, dir alles zu erklären. Außerdem verstehst du es doch nicht. Ich begreife es ja selbst noch nicht."
Der Mann sah jetzt neugierig aus und aß weiter. ”Wer bist du dann?"
”Mein Name ist Jack O’Neill und ich komme aus dem Armee-Komplex."
”Du bist ein Soldat? Aber die sind seit Jahren nicht mehr hier. Alle, die nicht fliehen konnten, wurden getötet."
”Du kennst du Militär-Anlage?" fragte O’Neill.
”Ja, ich habe dort als Zivilist gearbeitet."
”Weißt du, was es da unten gibt?"
Der Mann nickte. ”Ein Sternentor - die Ursache des Unheils."
”Wann kamen die Goa’uld und wer herrscht? Ist es Heru’ur?"
Wieder ein knappes Nicken. ”Du kennst dich aber gut aus, für jemanden, der angeblich nicht weiß, was passiert ist. Also musst du wirklich dort gearbeitet haben oder du arbeitest doch für die Außerirdischen."
”Wann? Wie lange ist es her?" fragte O’Neill, ohne auf die Bemerkung einzugehen, und diesmal war der ungeduldige Ton in seiner Stimme deutlich zu hören.
Der Mann beeilte sich zu antworten. ”Vor fünf Jahren."
”Fünf Jahre? Welches Jahr schreiben wir heute? Lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen", fragte O’Neill ungeduldig.
”Wir Überlebenden achten nicht mehr auf die Zeit. Ich weiß das genau heutige Datum nicht, aber das Jahr ist 2010."
O’Neill musste sich hinsetzen. Er wollte es nicht glauben - also hatte das Tor ihn zehn Jahre in die Zukunft geschleudert. O’Neill bemerkte nicht, dass der Mann aufstand und sich fort schlich. Erst Minuten später achtete er wieder auf seine Umgebung. Der Mann war verschwunden, dabei hätte er noch so viele Fragen gehabt.
Hoffnungslosigkeit übermannte ihn. Was sollte er nach zehn Jahren noch ausrichten? Am besten würde es sein, wenn er zurück in den Komplex ging und einen anderen Planeten anwählte. Argos fiel ihm ein - und Kynthia. Vielleicht konnte er den Rest seines Lebens bei ihr verbringen. Wenn sie ihn nach den vielen Jahren überhaupt noch wollte.
Er trat vor das Haus und sah, das es inzwischen spät geworden war. Die Nacht senkte sich über die Ruinenstadt und bedeckte gnädig das ganze Ausmaß des Unheils, dass von den Sternen über sie hereingebrochen war. Außerdem wurde es schon wieder empfindlich kalt.
Das Netz senkte sich so schnell über ihn, dass er nicht reagieren konnte. O‘Neill versuchte sich zu befreien, erreichte aber nur, dass er sich noch mehr in den Maschen verhedderte. Gestalten tauchten aus der Nacht auf und Hände packten ihn. Schläge prasselten auf ihn nieder und raubten ihm fast das Bewusstsein. Er fühlte kaum, dass er hochgehoben und fort getragen wurde.
Erst, als er rau zu Boden geworfen wurde, kam er wieder ganz zu sich. Das Netz wurde entfernt. Als er aufstehen wollte, warf ihn ein Fußtritt erneut zu Boden.
”Bleib ja da liegen, Verräter! Sonst bringen wir dich auf der Stelle um", wurde er angeherrscht.
O’Neill blieb wo er war und blickte hoch. Er sah in mindestens zehn ausgezehrte Gesichter, die ihn wütend anstarrten.
”Was zögert ihr noch", erklang eine weibliche Stimme. ”Er hat den Tod tausendfach verdient. Seht euch an wie gesund und gepflegt er aussieht. Vielleicht haben wir es sogar ihm zu verdanken, dass unsere Freunde verschleppt wurden."
”Ich bin kein Verräter", sagte O’Neill zum zweiten Mal an diesem Tag. ”Ich bin Colonel Jack O’Neill und bin Angehöriger der Streitmächte der Vereinigten Staaten von Amerika."
”Ha! Es gibt keine Streitmächte mehr. Es gibt kein freies Amerika mehr. Die ganze Welt gibt es nicht mehr. Deine Lügen schützen dich nicht vor deiner gerechten Strafe. Wir werden dich töten, aber so langsam, dass du den Tag deiner Geburt verfluchen wirst."
”Hört zu! Das ist ein Missverständnis. Ihr müsst mir eine Chance geben zu beweisen, dass ich kein Verräter bin." Jack hatte keine Lust von einigen aufgebrachten Überlebenden getötet zu werden.
”Da gibt es nichts zu beweisen. Dein Anblick ist Beweis genug."
Da entstand Unruhe in der Reihe der Menschen. Ein Mann bahnte sich durch die Menge und kniete vor Jack zu Boden. Lange blickte er ihm in die Augen und schüttelte immer wieder den Kopf, als könne er nicht glauben, was er sah. Der Mann sah verwahrlost und unterernährt aus.
”Colonel, sind Sie es wirklich? Aber das ist unmöglich. Das kann nicht sein. Sie sind doch seit vielen Jahren tot."
Diese Stimme! Irgendwoher kannte O’Neill sie und doch... Er sah genauer hin und musterte den Mann und plötzlich erkannte er sein Gegenüber. Doch das konnte nicht sein. Als er ihn das letzte Mal gesehen hatte, war er Ende dreißig gewesen und müsste jetzt Ende vierzig sein.
Und doch! ”Ferretti! Bist du das?" fragte O’Neill ungläubig.
”Ja, Sir! Colonel!" Ferretti umarmte ihn. ”Wir hielten Sie alle für tot, nachdem Sie in dem Sternentor verschwunden waren. Als die anderen von Hawaii zurückkehrten und uns Ihr verschwinden mitteilten, wollten wir es nicht glauben." Ferretti sah auf. ”Lasst ihn in Ruhe, Leute! Der Colonel ist in Ordnung. Er wird von Heru’ur gesucht. Hier!" Ferretti hielt ihnen ein Blatt Papier unter die Nase. Nachdem alle es angesehen hatten, gingen die meisten und O’Neill atmete erleichtert auf.
”Was ist das?" fragte O’Neill schließlich und zeigte auf das Blatt Papier. Ferretti hielt es ihm hin. O’Neill erkannte darauf sein Abbild und daneben das von Carter, Daniel, Teal’c und einer ihm unbekannten Frau.
”Sie sind einer der meistgesuchten Männer auf diesem Planeten, Sir, zusammen mit dem Rest von SG-1."
”Dann leben die anderen noch? Wo sind sie? Ich muss zu ihnen."
”Das ist unmöglich. Niemand weiß wo SG-1 sich aufhält. Captain Carter ist eine bekannte Anführerin des Widerstandes und Heru’ur würde sie liebend gerne in die Finger bekommen. Bei einem Unternehmen wurde ich von ihnen getrennt und versuche seither irgendwie am Leben zu bleiben. Aber Sie, Sie sehen noch aus wie damals, als Sie verschwanden, Colonel."
”Nenn mich Jack, Louis. Ich bin nicht länger dein Vorgesetzter. Und was mein Aussehen angeht - welches Datum schreiben wir heute?”
”Heute ist der 09. März 2010”, informierte Ferretti ihn.
So ähnlich hatte O’Neill sich das gedacht: ”Für euch sind zehn Jahre vergangen, für mich aber nur ein guter Tag."
”Was? Colonel,...Jack! Wie ist das möglich?"
”Dieses andere Sternentor versetzte mich um zehn Jahre in die Zukunft. Frag mich nicht wie, die Wissenschaft ist nicht mein Gebiet. Carter wüsste vielleicht eine Antwort. Auf jeden Fall vergingen für mich nur Stunden seit ich Samuels Verrat entdeckt habe, und er deshalb versucht hat mich zu ermorden. Es gelang ihm mich in das Tor zu werfen."
”Samuels?"
”Er ist ein Verräter. Ich kam ihm auf die Spur. Durch meine Unachtsamkeit gelang es ihm mich zu überwältigen und in das Tor zu stoßen. Als ich wieder zu mir kam, befand ich mich im Berg. Nachdem mir klar war, dass etwas nicht stimmte, schlug ich mich zur Stadt durch. Hier wurde ich Zeuge von einer Verschleppung von Menschen durch die Jaffa Heru’urs. Als diese weg waren, wagte ich mich in die Stadt und dann traf ich auf euch."
”Du glaubst doch nicht, was er sagt, Louis?" fragte einer der verbliebenen Männer. ”Der Kerl lügt dich an."
”Aber ich kenne ihn. Er ist Colonel Jack O’Neill, der Führer von SG-1", verteidigte Ferretti den Colonel.
”Klar! Und ich bin der Kaiser von China. Er ist einer von ihnen und täuscht dich. Was glaubst du, wo er die zehn Jahre war und warum er nicht gealtert ist? Sieh dich an und dann ihn. Er ist ein Jaffa oder ein Goa’uld."
Ferretti sah Jack an. ”Es tut mir leid, Jack, aber..."
”Ihr wollt euch überzeugen, dass ich kein Jaffa bin. Wie ihr wollt." Jack öffnete seine Jacke und bewies, dass er keine Larve im Bauch trug.
”Er kann immer noch ein Goa’uld sein. Du weißt selbst, wie die Tok’ra sich verstellen können. Die Goa’uld können das auch."
”Lina! Holt Lina!" rief eine junge Frau. ”Sie kann feststellen, ob er einen Symbionten in sich trägt.”
Kurz darauf setzte sich eine Frau in mittleren Jahren zu ihm. ”Ich bin Lina und eine Tok’ra. Du erlaubst, dass ich dich berühre?"
Jack kannte den Grund und nickte zustimmend.
Lina berührte ihn und lächelte ihn schließlich an. Mit veränderter Stimme sagte sie dann: ”Ich bin Taris, der Symbiont. Du bist in Ordnung." Taris blickte zu den Menschen hoch. ”Er ist kein Goa’uld. Das hätte ich gespürt."
”Nun gut, aber ich werde ihn trotzdem im Auge behalten", gab der Mann nicht nach, sein Hass auf die Goa’uld war zu groß.
Ferretti sah Jack wieder an. ”Du musst David verzeihen, aber er hat alle seine Angehörigen verloren."
”Das verstehe ich gut, und es tut mir sehr leid."
”Du bist verletzt?" fragte die Tok’ra.
”Es ist nichts", wehrte Jack ab. ”Viel lieber möchte ich endlich erfahren, was alles in meiner Abwesenheit geschehen ist."
”Das kann ich gut verstehen", meinte Ferretti. ”Wir haben Zeit und ich werde am besten von vorne beginnen."
O’Neill sah den ehemaligen Major der U.S. Armee auffordernd an und dieser begann: ”Nachdem du in diesem anderen Sternentor verschwunden warst, hat SG-1 dich lange gesucht, doch nirgends gab es eine Spur von dir. Wie auch? Niemand wusste, was mit dir geschehen war. Und auch der einzige Zeuge, Samuels, war keine Hilfe."
”Ha! Das wundert mich nicht. Obwohl er der einzige gewesen wäre, der euch hätte erklären können, was mit mir geschehen war."
”Und das genau war ein weiteres Rätsel. Samuels sagte, du wärst alle hindurchgegangen um keinen anderen zu gefährden."
”So ein Blödsinn! Ich war doch dagegen einen Menschen durchzuschicken, bevor wir wussten, was mit ihm geschehen würde. Wieso haben die anderen Samuels geglaubt?"
”Sie haben ihm nicht geglaubt. Und wir anderen Teams auch nicht, doch niemand konnte sich erklären, warum Samuels lügen sollte. Ihr wart keine Freunde, gut, doch Samuels hat nie etwas getan, dass uns glauben lassen müsste, dass er ein Mörder und Verräter wäre."
”Und doch ist er es", betonte O’Neill mit Nachdruck.
”Das erfuhren wir später - zu unserem großen Leidwesen", meinte Ferretti und ein Schatten zog über sein Gesicht. ”Doch ich werde der Reihe nach erzählen. SG-1 kehrte also in den Cheyenne-Mountain-Complex zurück nachdem die Suche nach dir aufgegeben wurde, aber das war Wochen später. Du wurdest offiziell als vermisst gemeldet, und alle, bis auf Captain Carter und Teal’c hielten dich für tot. Die beiden gaben die Hoffnung nie auf, dich auf einem der vielen Planeten zu finden, die sie die nächsten Jahre besuchten. Natürlich wurde weitergemacht und Carter wurde die neue Leiterin von SG-1. Als Ersatz für dich kam ein neues Mitglied dazu, Lt. Rebecca Morgan."
”Das ist diese Frau?" O’Neill zeigte auf den Steckbrief, der außer dem alten SG-1-Team noch ein anderes Gesicht zeigte.
”Ja, dass ist Rebecca. Doch weiter in meiner Geschichte. Im Jahre 2005 begann die Invasion. Die Raumschiffe Heru’urs erschienen ohne Vorwarnung über unserem Planeten. Niemand konnte sich erklären, wie sie es geschafft hatten, unbemerkt unseren Planeten zu erreichen. Heru’ur war vorsichtiger als Apophis - er kam mit vier dieser riesigen Pyramiden-Schiffen. Wir hatten keine Chance. Er ließ sämtliche Hauptstädte und einige Großstädte der Erde vernichten, und dort gab es keine Überlebenden. Zu unserer Verwunderung verwendete er jedoch keine Bomben, die gefährliche Strahlung aussandte; erst später wurde uns klar warum."
”Er wollte die überlebenden Menschen versklaven und die Erde in Besitz nehmen. Dazu durfte der Planet aber nicht verseucht sein", vermutete O’Neill.
”Richtig! Bei uns vernichtete er Washington, New York, Chicago..." Ferretti sah Jack bedauernd an, als er dessen düsteres Gesicht sah. ”...tut mir leid, ich weiß, dass Chicago deine Heimatstadt ist, dann noch Los Angeles und San Franzisko. Wahrscheinlich noch einige weitere Städte. Dann weiß ich noch von London, Berlin, München, Frankfurt, Paris, Rom, Moskau..., ich könnte unendlich weitermachen. Ein Drittel der Menschheit wurde bei diesem Angriff getötet. Wir haben zwar unsere Kampfflieger eingesetzt, doch sie konnten nichts ausrichten. Den Rest der Bevölkerung hat Heru’ur zusammentreiben lassen. Wiederum die Hälfte davon hat er in seinen Raumschiffen verschleppt, und nur Gott weiß, was Ihnen widerfahren ist. Der Rest blieb zurück und fristet ein Sklavendasein. Einigen wenigen gelang es sich zu verstecken, wie dieser Gruppe hier. Doch früher oder später finden sie alle. Nur der offizielle Widerstand geht ihnen immer wieder durch die Lappen. Die meisten SG-Teams wurden gefangen oder getötet und nur SG-5, SG-7 und SG-14 gelang die Flucht, da sie sich zum Zeitpunkt der Invasion auf einer Mission befanden und den Befehl erhielten nicht zurückzukehren. Wir anderen verteidigten die Basis, doch durch Samuels Verrat eroberten die Goa’uld ohne Mühe den Komplex. Er verriet ihnen sämtliche Codes und sabotierte die Selbstzerstörungsanlage. Unter der Führung von SG-1 und General Hammond gelang einigen die Flucht aus der Anlage. Hammond wurde dabei getötet und Carter übernahm die Führung der Flüchtlinge. Wir schlugen uns einige Zeit durch. Bei einem Einsatz wurde ich von den übrigen getrennt und gefangen. Mit Hilfe einiger Freunde gelang mir die Flucht, doch ich war lange krank. Ich hörte Gerüchte, dass SG-1 sich mit einigen Tok’ra zusammengeschlossen hätten, um die Goa’uld dadurch besser bekämpfen zu können. Ein anderes Gerücht sagt, dass sie sich gar nicht mehr auf dem Planeten aufhalten."
”Du hast nie versucht sie zu finden?" fragte O’Neill erstaunt.
Ferretti schüttelte müde den Kopf. ”Sieh mich an, ich bin ein alter Mann geworden. Ich habe mich nie richtig erholt, und ich wollte nicht mehr kämpfen."
O’Neill verstand sofort, dass die Goa’uld Ferretti innerlich gebrochen hatten, doch vielleicht konnte er das alte Feuer in ihm neu entfachen. ”Hör zu, Louis! Komm mit mir, ich werde mein Team suchen."
”Du willst mich dabei haben? Aber..."
”Kein aber! Willst du oder nicht?"
”Aber ja!" Ferretti strahlte. O’Neills auftauchen schien seine Lebensgeister geweckt zu haben.
”Erzähl weiter. Ich glaube ganz bist du noch nicht am Ende?" vermutete O’Neill.
”Ja, das stimmt. Heru’ur ließ nach seiner Eroberung des Planeten alle Staatsoberhäupter und die Mitglieder der SG-Teams, denen er habhaft werden konnte öffentlich hinrichten. Samuels half ihm bei der Identifizierung. Zur Belohnung für seinen Verrat durfte er Heru’ur dienen - als oberster Jaffa auf diesem Planeten. Samuels ist der Gouverneur der Erde und herrscht mit eiserner Hand über die Menschen. Seine Residenz ist irgendwo in Afrika. Als erste Amtshandlung veröffentlichte er den Steckbrief von SG-1. Ihr seid die meistgesuchten Menschen auf diesem Planeten und es sind hohe Belohnungen auf eure Köpfe ausgesetzt."
”Aber hält Samuels mich nicht für tot?"
”Doch, aber sicher war er sich nicht, also hat er für alle Fälle auch dich zur Fahndung ausgerufen.."
”Und Samuels ist jetzt ein Jaffa?" Jack lachte laut auf. ”Das ist wohl der größte Witz des Jahrtausends."
”Nein!" Ferretti schüttelte entschieden den Kopf. "Das ist kein Witz, dass ist todernst. Wenn man dich erkennt, bist du erledigt. Du würdest sofort verhaftet werden und das wäre dein Tod."
O’Neill konnte nicht verhindern, dass er etwas blass wurde. ”Das sind ja tolle Aussichten! Was ist mit deinen Freunden hier? Du hast allen gesagt, wer ich bin. Ich muss sofort von hier verschwinden."
”Für meine Freunde lege ich meine Hand ins Feuer", versuchte Ferretti ihn zu beruhigen.
”Du vielleicht, ich nicht. Ich gehe! Kommst du mit?"
”Ja!" Ferretti nickte zustimmen.
”Deine Leute haben noch meine Ausrüstung. Wir holen sie und verschwinden", sagte O’Neill und stand auf. Zum Glück hinderte sie niemand daran die Ausrüstung zu holen und zu gehen.
Als sie das Ruinenfeld verließen, dämmerte es schon. Auf ihrem Weg benutzten O’Neill und Ferretti jede Deckung, um von eventuellen Patrouillen-Gleitern nicht gesehen zu werden.
”Wie sollen wir SG-1 finden und wohin gehen wir überhaupt?" fragte Ferretti.
”Wir versuchen in der nächsten bewohnten Stadt mit dem Widerstand Kontakt aufzunehmen. Vielleicht wissen die mehr."
”Die nächste Stadt ist aber hundert Kilometer entfernt", bemerkte Ferretti. ”Allerdings kenne ich dort jemanden vom Widerstand.”
”Dann haben wir einen langen Fußmarsch vor uns. Lass uns nicht länger zögern", meinte O’Neill.
Sie erreichten den nächsten Hügel und einen kleinen Wald. In dieser Gegend gab es noch Wälder, die sie als Deckung benutzen konnten. Einige Kilometer weiter würde das nicht mehr der Fall sein, und das vorwärts kommen dadurch erschweren.
Ein Geräusch in der Luft ließ O’Neill aufblicken. Sechs kleine, schnell größer werdenden Punkten erregten seine Aufmerksamkeit und Jack wusste sofort, was das war. ”Louis! Schnell! In Deckung!" warnte er seinen Begleiter.
Ferretti gehorchte ohne zu überlegen und warf sich neben dem Colonel zu Boden. Die Goa’uld-Gleiter flogen über sie hinweg und eröffneten Sekunden später das Feuer auf ein nicht sichtbares Ziel.
”Das ist die Ruinenstadt", erkannte O’Neill besorgt.
”Warum kommen sie zurück? Meine Freunde!" rief Ferretti und wollte aufspringen.
O’Neill konnte ihn nur mit Mühe zurückhalten. ”Du kannst ihnen nicht mehr helfen. Anscheinend sind deine Leute doch nicht so vertrauenswürdig wie du glaubtest."
Ferretti sah ihn entsetzt an. ”Du meinst einer hat..."
O’Neill nickte. ”Wenn die Goa’uld wirklich so scharf auf mich sind, hat die Belohnung einen deiner Freunde verleitet mich zu verraten. Oder es ist ein Verräter unter ihnen."
”Verfluchter Mist! Dann können wir nicht mehr in die Stadt. Sie wissen, dass du noch lebst und in der Nähe bist." Ferretti sah ihn schuldbewusst an. ”Tut mir leid. Das ist meine Schuld."
O’Neill klopfte ihm beruhigend auf die Schultern. ”Keine Gewissensbisse, Louis. Wenn du den anderen nicht gesagt hättest, wer ich bin, wäre ich jetzt schon tot." Er sah in Richtung der Stadt. ”Die Jaffa haben mit dem Beschuss aufgehört. Sie werden die Trümmer durchsuchen und die Überlebenden mitnehmen. Tut mir ehrlich leid um deine Freunde."
”Wir leben mit dem Wissen, dass wir morgen schon tot sein können und haben uns damit abgefunden. Lieber einige wenige Tage in Freiheit, als ein Leben als Sklave", meinte Ferretti.
”Ich höre wohl nicht richtig? Vor wenigen Stunden hast du noch mit deinem Schicksal gehadert und jetzt..."
”Das ist dein Schuld, Jack, du hast meine Lebensgeister geweckt. Und selbst wenn ich nur noch einige Stunden zu leben habe bin ich dir dafür dankbar."
”Du wirst länger, als einige Stunden leben, mein Freund. Das verspreche ich dir. Doch komm jetzt! Wir müssen weiter."
”Du willst immer noch in die Stadt, obwohl die jetzt über dich Bescheid wissen?"
”Gerade dann! Sie werden annehmen, dass ich mich nicht in die Stadt wage", hoffte O’Neill. Ein Gedanke erheiterte ihn: ”Und mein erneutes Auftauchen wird Samuels den Schock seines Lebens versetzen.”
”Vielleicht hast du recht, aber die Jaffa sind nicht dumm", meinte Ferretti. ”Die letzten Jahre hatten wir zwar durch Heru’urs Abwesenheit einige Ruhe, doch es kursieren Gerüchte, dass er zurückkehrt."
”Nun, wir sind nur ein kleiner unwichtiger Planet in seinen Augen. Warum sollte er dauernd hier sein?" fragte O’Neill.
”Wieder ein Irrtum. Er gab bekannt, dass er ein besonders Augenmerk auf die Erde geworfen hat, weil wir der Ursprungsplanet der Menschen sind. Doch die letzten Jahre führte er Krieg mit anderen Goa’uld und ganz besonders mit einem Goa’uld namen Sokar und unserer lieben Freundin Hathor", erklärte Ferretti.
”Und warum kehrt er dann zurück? Hm, vielleicht hat er Sokar oder Hathor besiegt, aber das wäre schlecht für uns, denn dann wäre er stärker als vorher”, meinte O’Neill. ”Doch jetzt suchen wir uns erst einmal ein sicheres Versteck. Bis wir die Stadt erreichen, werden wir nur nachts unterwegs sein und tagsüber abwechselnd schlafen."

Kapitel 3 by Selana
3. Ein alter Bekannter

Einige Tage später hatten die beiden Flüchtlinge die Stadt erreicht. Diese befand sich tatsächlich in unzerstörtem Zustand, doch es war unübersehbar, dass die Menschen nur Sklaven waren. Sie sahen zwar einigermaßen gut ernährt aus, doch ihre trüben Augen und ihr schleichender Gang bewies, dass sie alle Hoffnung aufgegeben hatten. Nur denjenigen, die sich freiwillig bereit erklärt hatten Heru’ur als Jaffa zu dienen, ging es besser. Und wie Ferretti erklärte, waren das viele gewesen. O’Neill verübelte dies den armen Menschen nicht, denn alles, was sie wollten, war überleben.
Ferretti sah diese jedoch als Verräter an und hatte kein gutes Wort für sie übrig. Er kannte sich in der Stadt aus und führte O’Neill auf Schleichwegen zu seinem Freund. Sein Name war Donovan, und dieser war es gewohnt Flüchtlinge aufzunehmen. Zum Schein hatte er sich deshalb freiwillig als Jaffa zur Verfügung.
”Du warst lange nicht mehr hier", begrüßte er Ferretti. ”Kommt schnell herein. Wer ist denn dein Freund?"
O’Neill schlug die Kapuze, die bisher sein Gesicht verborgen hatte zurück und blickte Donovan an. Dieser zuckte erschreckt zurück.
”Louis! Bist du verrückt? Weißt du nicht, wer der Mann ist?"
”Oh doch! Es ist mein alter Freund Colonel Jack O’Neill", antwortete Ferretti.
”Er ist im Moment der meistgesuchte Mann auf dem Planeten. Sämtliche Nachrichten-Sendungen zeigen sein Bild und alle Häuser werden durchsucht. Er kann nicht hier bleiben", entgegnete Donovan.
”Du willst uns abweisen?" fragte Ferretti fassungslos.
O’Neill packte seinen Freund am Arm. ”Komm, Louis! Du siehst doch, der Mann will uns nicht helfen. Es ist ihm zu gefährlich und wahrscheinlich hat er sogar recht. Gehen wir also."
Donovan wurde vor Scham knallrot im Gesicht und rief: ”Nein, wartet! Tut mir leid. Selbstverständlich könnt ihr bleiben, doch ihr müsst sofort in dem Verlies verschwinden. Mein Haus kann jederzeit durchsucht werden."
”Verlies?" fragte O’Neill misstrauisch.
”Keine Sorge, Jack. Das ist nur so eine Redensart. Donovan hat einen kleinen Raum, der absolut sicher ist. Doch dort ist es eng und meistens leben die Flüchtlinge hier oben", erklärte Ferretti.
”Das geht diesmal wirklich nicht. Ihr müsst hinunter", verlangte Donovan.
Jack erklärte sich einverstanden und folgte Donovan mit Ferretti in den Keller und hier in ein weiteres Versteck hinter einer verborgenen Wandtür. ”Das habe ich für Notfälle eingerichtet", erklärte Donovan.
Der Raum war wirklich sehr klein - etwa vier auf vier Meter, und enthielt nur eine Liege, einen winzigen Tisch und einen Stuhl. Als die Tür sich hinter O’Neill schloss, fühlte er sich wie eingemauert und sein Unbehagen stieg.
”Können wir ihm auch wirklich vertrauen?" erkundigte er sich nochmals bei Ferretti.
”Absolut!" betonte Ferretti mit Nachdruck. ”Ohne ihn wären viele von uns schon tot."
Es vergingen einige Stunden bis die Tür sich öffnete und Donovan erschien. ”Ihr könnt jetzt für kurze Zeit hinaufkommen. Die Jaffa-Wachen waren hier und haben das Haus durchsucht. Die nächsten Stunden haben wir Ruhe."
O’Neill und Ferretti folgte ihm erleichtert nach oben. Ein reichlich gedeckter Tisch erwartete sie. ”Die Annehmlichkeiten eines Jaffa", entschuldigte sich Donovan.
”Du brauchst dich nicht zu entschuldigen", meinte Ferretti. ”Du hast schon so oft dein Leben für uns riskiert, dass du diese Annehmlichkeiten verdient hast."
”Danke!" Donovan lächelte schwach. ”Ich habe trotzdem ein schlechtes Gewissen. Doch das soll euch nicht davon abhalten zu essen. Es ist sicher lange her, dass ihr solche Köstlichkeiten gegessen habt. Die Notrationen erhalten einen zwar am Leben, aber ihr Geschmack, nun, das ist eine andere Sache..."
Das brauchte Donovan den beiden nicht zweimal zu sagen. Sie griffen kräftigt zu und aßen von den hervorragend mundenden Dingen auf dem Tisch. Es gab kalten Braten, Wild und frische Salate. Dazu duftendes Brot und Fruchtsäfte oder Wein zum trinken. O’Neill vermied den Alkohol, denn er wollte einen klaren Kopf behalten.
Während des Essens schaltete sich eines der visuellen Kommunikations-Gerät der Goa’uld ein. Das Gesicht von Samuels erschien. Samuels schien nicht gealtert zu sein, einer der Vorteile eine Goa’uld-Larve in sich zu tragen.
”Liebe Mitbürger!" begann Samuels mit falscher Freundlichkeit. ”Diese Mitteilung ist äußerst wichtig. Noch immer ist der gesuchte Terrorist, der ehemalige Air-Force-Colonel Jack O’Neill nicht gefunden wurde. Wie bekannt, werden ihm mindestens hundert terroristische Akte zur Last gelegt. Er ist verantwortlich für den Tod vieler unschuldiger Mitbürger. Erst gestern kamen durch einen Anschlag von ihm und seinem so genannten SG-1-Team viele unschuldige Menschen ums Leben." Das Bild eines zerstörten Dorfes wurde sichtbar und die Leichen unzähliger Menschen wurden gezeigt. ”Wie ihr sehen könnt, ist dem gefährlichen Terroristen egal wie viele Opfer seine Anschläge kosten. Ihr Ziel war es einen hohen Jaffa-Krieger zu töten, der dem Anschlag jedoch zum Glück entkam. Doch der Tod dieser Bürger muss bestraft werden. Deshalb wird die Belohnung, die auf seinen Kopf ausgesetzt ist, verdoppelt. Die Belohnung beträgt jetzt 10.000 Goldstücke. Jeder Bürger, der ihn sieht, wird aufgefordert unverzüglich die Behörden zu alarmieren. Doch Vorsicht ist geboten. Die Gruppe ist bewaffnet und gefährlich. O’Neill macht ohne Rücksicht auf Leben von seiner Schusswaffe Gebrauch. Jeder Bürger, der ihm Schutz gewährt, wird auf der Stelle erschossen." Das Bild Samuels flackerte und verschwand.
O’Neill schwieg einen Moment entsetzt. ”Ist der Mann verrückt? Ich habe noch nie einen terroristischen Anschlag verübt, und ich habe auch diese Menschen nicht getötet."
”Das wissen wir und der Widerstand", erklärte Donovan. ”Doch der Rest der Bevölkerung glaubt diesen Worten vielleicht. Und diese Belohnung ist so hoch, dass jeder seine Mutter dafür verkaufen würde. Nicht einmal die Prämie für Samantha Carter, der bekanntesten Widerstands-Führerin, ist so hoch." Donovan sah O’Neill an. ”Was haben Sie nur getan, Colonel?"
”Nichts! Aber Samuels ist ein alter Bekannter von mir und wir haben uns noch nie verstanden. Aber das!" O’Neill schüttelte etwas fassungslos den Kopf. ”Mit diesem Steckbrief kann ich mich nirgends auf der Strasse sehen lassen."
”Ja! Und das macht mir Sorgen", meinte Donovan. ”Aber ich hätte da eine Lösung anzubieten. Gehen Sie wieder hinunter und warten Sie." Als Donovan O’Neills misstrauischen Blick bemerkte lächelte er beruhigend. ”Keine Sorge, ich will Sie nicht verraten, sondern dafür sorgen, dass niemand Sie mehr erkennt."
”Komm schon, Jack! Du kannst ihm vertrauen", meinte Ferretti.
Wenig später befanden sie sich wieder in dem Verlies, doch O’Neill fand keine Ruhe mehr. ”Ich kann es nicht glauben! Vor wenigen Tagen war ich noch ein angesehenes Mitglied der U.S. Armee und nun bin ich der meistgesuchte Mann auf diesem Planeten."
Louis Ferretti lächelte. ”So ändern sich die Zeiten."
O’Neill sah ihn einen Moment sprachlos an und fing dann lauthals zu lachen an.
Eine Stunde später holte sie Donovan erneut. Oben wartete eine junge Frau auf sie. ”Meine Tochter", erklärte Donovan. ”Ihr könnt ihr trauen. Sie wird Sie verändern, Colonel."
”Eine gute Idee", meinte O’Neill und lies die Frau arbeiten. Zwei Stunden später hätte ihn seine eigene Mutter nicht mehr erkannt. O’Neill hatte nun grüne Augen und schwarzes Haar. Er sah zehn Jahre älter aus und seine Stirn zierte der Falke der Horus-Krieger Heru’urs. Nichts erinnerte mehr an den Colonel. Selbst seinen Gang veränderte er.
”Perfekt!" meinten die anderen. ”Niemand wird dich erkennen."
Seine Stimme wurde elektronisch verändert. ”Gut", meinte O’Neill. ”Jetzt können wir damit beginnen meine Freunde zu suchen."
Sie erklärten Donovan, was sie vorhatten, doch selbst dieser wusste nicht, wo sich SG-1 aufhielt, doch er versprach seine Kontakte einzusetzen, um ihnen zu helfen.
Einige Tage vergingen und O’Neill testete sein neues Aussehen. Niemand erkannte ihn, und als Horus-Wächter konnte er ungehindert durch die Stadt gehen. Er vermied es allerdings mit anderen Horus-Wachen zusammenzutreffen und versuchte ihnen so gut es ging aus dem Weg zu gehen.
Gleich nach seinem veränderten Aussehen hatten O’Neill und Ferretti sich ein anderes Versteck gesucht um Donovan nicht zu gefährden, und nahmen nur hin und wieder Kontakt mit dem Widerstands-Kämpfer auf, um Neuigkeiten zu erfahren. Zwei Wochen nach ihrer Ankunft gab es die erste Spur. Samuels verkündigte, dass die Suche nach dem Terroristen O’Neill verstärkt worden war und es erste Hinweise auf ihn gab, was sicher gelogen war. Außerdem hatte diese verstärkte Fahndung einen großen Erfolg erzielt. Ein Führer der Tok’ra war gefangen worden und sollte in die Hauptstadt überführt werden. Er war ganz in der Nähe gefasst worden - beim Versuch in eine geheime Anlage einzubrechen. O’Neill vermutete, dass es die Stargate-Anlage war.
Als O’Neill das Bild des Tok’ra sah, erschrak er. ”Martouf!"
”Du kennst den Mann?" fragte Ferretti.
”Es ist Martouf. Ich lernte ihn bei meiner ersten offiziellen Begegnung mit den Tok’ra kennen. Das ist noch gar nicht lange her." Er zögerte einen Moment. ”Noch nicht lange für mich zumindest", schränkte er ein. ”Wir müssen ihn befreien, Louis. Er kann uns vielleicht zu Carter führen."
”Bist du verrückt? Weißt du, was es heißt einen solchen Gefangenen zu befreien?"
”Natürlich weiss ich das. Und trotzdem werde ich es versuchen", gab O’Neill bekannt. ”Hillfst du mir?"
”Selbstverständlich! Und vielleicht bekomme ich noch einige Helfer."

Irgendwo im tiefen Dschungel des Amazonas

Samantha Carter saß am Schreibtisch ihres Arbeitsplatzes und studierte Unterlagen. Schon längst störte sie ihre seltsame Umgebung nicht mehr. Am Anfang fand sie die blauweissen Kristall-Tunnel der Tok’ra ungewohnt. Doch nach einiger Zeit im Untergrund hatte sie sich daran gewöhnt. Der Mensch war in der Lage sich an jede noch so ungewöhnliche Situation anzupassen. Sam dachte oft an die Zeit zurück, als sie noch zusammen mit Colonel O’Neill fremde Planeten durch die Sternentore erforscht hatte. Diese Zeit endete, als Jack verschwand. Die Reisen durch das Sternentor hörten auf, als Heru’ur die Erde erobert hatte. Aus Rache hatte der Goa’uld in einigen Welten Massaker angerichtet, weil diese Menschen die Erdbewohner, die Tau’ri, unterstützt hatten. Sam dachte mit Grauen an die Berichte, die sie damals gehört hatte. Immer wieder fragte sie sich, warum die Asgard das nicht verhindert hatten.
Der Gedanke an Jack stimmte sie traurig, denn sie hatte nach seinem Verlust erkannt, wie sehr sie ihn liebte, doch gleichzeitig gab sie nie die Hoffnung auf ihn wieder zu sehen. Außer ihr und Teal’c glaubte keiner mehr daran, dass der Colonel noch lebte. Lächelnd erkannte sie, dass sie ihn in Gedanken noch immer Colonel’ nannte. Genauso wie sie von allen Captain genannt wurde. Nur ihre engsten Freunde nannten sie Sam. Teal’c sagte immer noch Captain Carter zu ihr. Sie ließ ihn gewähren, denn Teal’c eine Gewohnheit abzugewöhnen war unmöglich. Auch er hatte Verluste erlitten. Von Flüchtlingen aus der Welt des Lichtes hatte er erfahren, dass seine Frau Drey’auc getötet worden war, sein Sohn Rya’c galt als verschollen.
Die Zeit war auch an Carter nicht ganz spurlos vorübergegangen. Inzwischen war sie Anfang vierzig. Ihr Gesicht wirkte reifer und abgeklärter - Zeichen des Stresses und Sorgen, denen sie die letzten Jahre ausgesetzt war. Es störte Carter nicht älter zu werden, obwohl sie die Möglichkeit hätte, als Wirt für einen Tok’ra zu dienen. Bisher hatte sie das immer abgelehnt, obwohl ihr Vater Jakob, der als Wirt für Selmak diente ihr versicherte, dass die Verschmelzung das beste gewesen war, dass ihm je widerfahren war. Zusammen mit Garschar führte er eine weitere Widerstandsgruppe der Tok’ra. Hin und wieder trafen sie sich, um ihre Erfahrungen auszutauschen.
Sie besaßen genügend Verstecke, auch auf anderen Planeten, doch dieses im Dschungel von Amazonien, war nun schon seit vielen Jahre ihr Hauptversteck. Außerdem hatten sie ein Stargate, durch das sie jederzeit auf einen anderen Planeten fliehen konnten. Sie hatte gehofft, das nie tun zu müssen, doch jetzt sah es so aus, als würden sie alles evakuieren müssen. Vor kurzem erreichte sie die Nachricht, dass die Horus-Wächter Heru’urs Martouf gefangen hätten. Wenn das stimmte, musste sie sofort die Evakuierung befehligen, denn er war einer der wenigen, die wussten, wo sie sich aufhielt.
Sie sah auf, als Rebecca den Raum betrat. ”Nun, Rebecca? Wie sieht es aus?"
Doch schon ein Blick in Rebeccas Gesicht bestätigte ihre schlimmsten Befürchtungen. ”Tut mir leid, Sam, aber es entspricht der Wahrheit. Die Horus-Krieger haben Martouf erwischt, als er versuchte in die Cheyenne-Basis einzudringen."
”Verflucht!" Sam schlug vor Ärger mit der Hand auf den Schreibtisch. ”Was hat er sich denn dabei gedacht? Er musste doch damit rechnen, dass die Anlage überwacht wird."
”Eigentlich nicht", Rebecca Morgan, dass Mitglied von SG-1, dass Jack ersetzt hatte, schüttelte den Kopf. ”Martouf hat wohlüberlegt gehandelt."
Sam lächelte innerlich, als sie den Eifer bemerkte, mit dem Morgan den Tok’ra verteidigte. Rebecca war in Martouf verliebt, nur sah der Tok‘ra das nicht oder wollte es nicht sehen. Jolinar, seine letzte große Liebe, war schon lange tot, und es wurde Zeit, dass er sich anderswo umschaute. Zumal Rebecca sich schon damit einverstanden erklärt hatte, bei nächster Gelegenheit als Wirt zu dienen. Rebecca war im Aussehen das genaue Gegenstück zu Carter. Sie hatte tiefschwarze Haare und war mittelgross, schlank und trug ihre Haare schulterlang. Sie war etwa in Sams Alter und einer der intelligentesten Menschen, denen Carter je begegnet war, und ihre beste Freundin.
Carter konzentrierte sich weiter auf das, was Rebecca sagte: ”Die letzten Jahre wurde die Station nicht mehr überwacht, doch ausgerechnet, als Martouf sich entschloss, die Station aufzusuchen, gab es vorher Alarm. Jemand ist durch das Cheyenne-Tor gekommen und hat den Sicherheits-Alarm ausgelöst. Martouf konnte das nicht ahnen."
”Was wollte Martouf eigentlich dort?” Plötzlich ging ihr auf, was Morgan gesagt hatte. ”Was? Wer ist durch das Tor gekommen?" Carter vergaß augenblicklich ihren Ärger über Martoufs eigenmächtige Handlung.
”Das wissen wir noch nicht, doch unsere Agenten sind im Einsatz und werden es herausfinden", versprach Rebecca.
In diesem Augenblick stürmte Teal’c zu ihnen herein. Carter hatte ihn noch nie so aufgeregt gesehen. ”Captain Carter! Er lebt noch!"
”Ganz ruhig, Teal’c", entgegnete Carter. ”Wer lebt noch?"
”Colonel O’Neill!"
Im ersten Moment war Sam geschockt. Sie begriff nicht, was Teal’c da sagte. ”Wie meinst du das?" brachte sie schliesslich hervor.
”Es kommt über den Kommunikations-Kanal herein und ist auf der ganzen Erde zu empfangen."
Sam besaß eine solche Anlage, die sie jedoch nur im äußersten Notfall benutzten, und schaltete sie ein. Gebannt hörte sie die Nachricht an, die der Verräter Samuels verlauten lies.
”Aber das ist unmöglich! Jack hat keine Sabotage-Akte verübt. Er kann es also nicht sein."
”Colonel O’Neill ist tot", meinte auch Rebecca.
”Hör zu, Morgan", Sam nannte Rebecca nur Morgan, wenn sie wütend auf sie war. ”Jack ist nicht tot."
”Jeder weiß, wie sehr du ihn verehrst, und dich an den Gedanken klammerst, dass er noch lebt, aber ehrlich, dass ist Wunschdenken", widersprach Morgan.
”Ich verehre ihn nicht", stellte Sam richtig.
”Nein", Rebecca lächelte. ”Du liebst ihn."
Sam wurde rot, weil sie sich durchschaut sah, konterte jedoch schlagfertig. ”So wie du Martouf, nicht wahr?"
Jetzt wurde Rebecca rot. ”Touchè, meine Liebe", antwortete sie.
Sam wurde sofort wieder ernst und sah Teal’c an: ”Wir müssen herausfinden, was passiert ist. Vielleicht ist das ganze eine Falle für uns."
”Oder er ist derjenige, der durch das Stargate im Cheyenne-Komplex kam", meinte Rebecca, und bewies damit, dass sie es im Grunde nicht für unmöglich hielt, dass der Colonel noch lebte...
Carter sah sie an. ”Wenn das stimmt! Aber woher ist er dann gekommen und wo war er solange?"
”Es hat ihn auf einen fremden Planeten verschlagen, und er fand erst jetzt den Weg zurück", spekulierte Teal’c.
”Das wäre eine Möglichkeit", stimmte Carter zu. ”Wir müssen dem auf jeden Fall nachgehen." Sie stand auf und gab Befehle. ”Rebecca, du bist für die Evakuierung verantwortlich. Teal’c und ich gehen in die USA. Wir müssen herausfinden, ob es Jack ist."
”Aber das wollen die doch nur! Siehst du das nicht? Und was ist mit Martouf? Willst du ihn einfach aufgeben, nur weil vielleicht dein Liebster wieder aufgetaucht ist?" Rebecca hob ihre Stimme immer mehr an, bis sie schließlich fast schrie.
”Naturlich gebe ich Martouf nicht auf, aber mein Privatleben geht dich nichts an", gab Carter ungerührt zurück.
”Privatleben? Hier gibt es kein Privatleben. Nicht mehr seit die Goa’uld da sind", ereiferte sich Morgan.
Teal’c sah dem Streit der Frauen einen Augenblick zu und beschloss dann einzugreifen: ”Captain Carter! Jetzt ist nicht die Zeit für einen Streit. Wir haben wichtigeres zu tun."
Irritiert sah Sam den Jaffa an. Er hatte sich in den Jahren kaum merklich verändert, weil sein Goa’uld sein Altern verlangsamte. Einmal in diesen zehn Jahren hatte er seine Larve wechseln müssen, weil die in ihm erwachsen wurde. Da es jetzt auch Tempel für die Printa, die Einpflanzung einer Goa’uld-Larve, auf der Erde gab, hatten sie einfach eine gestohlen.
”Du hast recht, mein Freund. Wir sollten handeln und nicht unsere Zeit mit einer Auseinandersetzung vergeuden", meinte Sam. ”Du kennst deine Befehle, Rebecca. Teal’c und ich gehen."
”Die Evakuierung kann Daniel genauso übernehmen. Ich möchte mit euch kommen", verlangte Morgan.
Carter überlegte einen Moment und entschied, dass es nicht schaden konnte zu dritt zu sein. Sie verließen Sams Bürokammer und fanden Daniel, der bei einigen Tok’ra stand und diskutierte. Daniel sah immer noch aus wie früher, denn vor fünf Jahren war er zum Wirt für einen Tok’ra geworden. Er hatte Sha’re noch nicht gefunden, doch er wollte sie wieder sehen. Da sie als Goa’uld jedoch nicht älter wurde, hatte er diesen Schritt unternommen. Daniels Symbiont hieß Baldur und war mehr an der Forschung und Wissenschaft interessiert, als am Kampf, und so bildeten die beiden ein ideales Paar.
”Daniel, du wirst sofort die Evakuierung unternehmen", befahl Carter. ”Martouf wurde gefangen und du weißt, was das bedeutet."
”Gut, aber hast du das mit Jack gehört? Er lebt noch. All die Jahre habt ihr beiden recht gehabt." Sein Blick fiel dabei auf Teal’c.
”Ich habe es gehört und deshalb werden Teal’c, Rebecca und ich nicht mit euch gehen. Wir werden Jack suchen."
”Dann werde ich mit euch kommen", erklärte Daniel.
”Verdammt! Widerspricht mir heute jeder?" Ihr Einspruch war nicht ernst gemeint, denn der Gedanke, dass das SG-1-Team zusammen eine Aktion unternahm, hatte ihren Reiz. ”Das wäre dann wie in alten Zeiten?"
Daniel nickte heftig und sogar auf Teal’cs Gesicht erschien ein kleines seltenes Lächeln. Rebecca fühlte sich etwas überflüssig. Schließlich kannte sie als einzige diesen O’Neill nicht, doch sie sagte nichts, weil sie wegen Martouf dabei sein wollte.
Carter wandte sich nun an einen der Umstehenden: ”Scholnar, du wirst die Evakuierung leiten."
”Ist es nicht riskant zu gehen, Captain?" fragte Scholnar.
”Widersprich nicht du auch noch. Tu einfach, was ich befehle."
”Ja, Captain", antworte Scholnar und ging fort um alles in die Wege zu leiten.
Carter sah ihm kurz hinterher und drehte sich dann um. Sie gingen in die Waffenkammer um sich als Horus-Wachen zu verkleiden. Eine Tarnung, die sie schon des öfteren benutzt hatten. Dann begaben sie sich zum Materie-Transmitters, um sich an die Oberfläche strahlen zu lassen. Dort wartete in einem Versteck ein Gleiter auf sie, der sie in die USA bringen würde.
Kapitel 4 by Selana
4. Ein gefährliches Unternehmen

”Da kommen sie. Bist du sicher, dass du das tun willst?" Ferretti war immer noch nicht überzeugt, dass dieser Tok’ra das Risiko wert war, dass sie alle bei dieser Befreiungsaktion eingingen. Er kannte Martouf nur vom Hörensagen.
O’Neill nickte nachdrücklich. ”Er kann uns bestimmt zu Carter führen. Martouf würde für uns das gleiche tun."
”Da bin ich mir nicht so sicher. Er ist ein Goa’uld", meinte Ferretti noch nicht ganz überzeugt.
”Er ist ein Tok’ra, eigentlich solltest du inzwischen den Unterschied gelernt haben. Doch jetzt Ruhe! Es geht gleich los", kritisierte O’Neill Ferretti.
Ferretti brummte etwas vor sich hin, dass O’Neill nicht verstand, aber Jack achtete nicht weiter auf seinen Freund, denn inzwischen erreichte die von ihnen beobachtete Fahrzeugkolonne den Engpass. O’Neill war es schleierhaft warum die Jaffa Bodenfahrzeuge für Martouf’s Transport benutzten, doch vielleicht war Samuels Macht doch nicht so groß, wie bisher angenommen worden war. Heru’ur war seit zwei Jahren nicht mehr auf der Erde gewesen, und so fehlte Samuels der Nachschub.
Oder es war eine groß angelegte Falle! Andererseits war seit langer Zeit nichts mehr passiert und Samuels fühlte sich vielleicht zu sicher.
Wie auch immer, O’Neill hatte für jeden denkbaren Fall vorgesorgt. Eigentlich konnte nichts schief gehen. Sollte alles eine Falle sein, trat Plan B in Kraft und sie würden blitzschnell in den nahen Tunneln verschwinden. O’Neill holte sein Funkgerät heraus und macht sich bereit, dass vereinbarte Signal zu senden.
Ferretti hatte nicht nur ein oder zwei Mann zur Hilfe geholt, sondern sie waren zwanzig Personen. Donovan hatte sie besorgt. Die Widerstandskämpfer dieser Stadt brannten darauf, etwas gegen die verhassten Besatzer zu unternehmen, und diese Befreiungsaktion, sei sie auch noch so verrückt, kam ihnen gerade recht.
Als die vier Fahrzeuge in den Pass einfuhren, gab O’Neill das Startsignal. Die Widerstandskämpfer erhoben sich aus ihren Deckungen und eröffneten das Feuer auf die Fahrzeuge. Die Geschosse zischten auf die Begleitfahrzeuge zu und ließ zwei von ihnen explodierten. Hoffentlich befand sich Martouf auch wirklich in dem mittleren, doch der Informant hatte Stein und Bein geschworen, dass es so war. Der Mann war ein Bewacher von Martouf.
O’Neill hatte inzwischen sein normales Aussehen zurück, denn die Maskerade hielt nicht ewig. Als sie zu dieser Mission aufbrachen, hatte er sie nicht erneuern lassen, denn nach der Befreiung wollten sie sofort mit Martouf aufbrechen.
Eine der Mini-Raketen zischte an ihm vorbei, zerstörte das dritte Fahrzeug und beschädigte das vierte, in dem sich Martouf befand. Nun stürmten die Freiheitskämpfer die Kolonne. Keiner der Verteidiger wehrte sich und in O’Neill begannen tausend Warnglocken anzuschlagen. Das ging fast zu einfach. Jack erreichte die Tür und riss sie auf, doch anstatt Martouf, sah er direkt in die Mündung einer Zatnickatel. O’Neill warf sich zurück und der Schuss verfehlte ihn knapp. Zwei Widerstandskämpfer stürmten das Fahrzeug und überwältigten den Jaffa.
O’Neill begriff sofort: ”Rückzug! Das ist eine Falle! Nehmt den Jaffa mit. Plan B tritt in Kraft!"
In diesem Moment ging der Luftangriff los, doch da O’Neill auch mit so einem Fall gerechnet hatte, traf sie diese Aktion nicht unvorbereitet. Dieser Punkt war nicht nur wegen seiner günstigen Lage ausgesucht worden, sondern auch, weil in im Berg Fluchttunnel lagen. In der Nähe befand sich eine ehemalige Bergwerksmine, und so war der Fels von Minengängen durchzogen. Unter starkem Beschuss verschwanden die Widerstandskämpfer im nahen Eingang der Mine und sprengten den Gang hinter sich. Dann eilten sie durch die Tunnels, um bald darauf, auf der anderen Seite des Berges, wieder ins Freie zu gelangen.
”Das ging aber ganz schön schief ", meinte Ferretti zu O‘Neill. „Wenn du nicht mit so einem Fall gerechnet hättest, wären wir jetzt alle tot oder in Gefangenschaft."
”Ich rechne immer mit so einem Fall", meinte O’Neill wütend, weil sein schöner Plan so danebengegangen war. ”Was ist passiert?"
Ferretti zuckte mit den Achseln: ”Ich weiss nicht."
Einer der Widerstandskämpfer hatte die Frage gehört. ”Claude war immer sehr zuverlässig. Er muss enttarnt worden sein. Anders kann ich mir das nicht erklären."
”Haben wir Verluste?" fragte O’Neill den Mann.
”Vier meiner Männer wurden bei dem Angriff getötet, bevor sie den Eingang der Mine erreichten", antwortete der Mann wütend. ”Doch ohne deine Vorsorge, O’Neill, wären es mehr gewesen. Doch was nun? Dein Plan Martouf zu befreien kannst du vergessen."
O’Neill lächelte hintergründig. ”Ganz im Gegenteil. Unser Gefangener wird uns verraten, wo sich Martouf nun wirklich befindet und dann werden wir ihn herausholen."
”Du gibst wohl nie auf, was?" fragte der Widerstandskämpfer.
”Nicht so lange ich lebe", gab O’Neill zu. ”Wird der Jaffa uns auch verraten, was er weiß?"
Jetzt lächelte der Widerstandskämpfer. ”Wir haben da so unsere Methoden."
”Folter? Ich weiß nicht, habt ihr keine besseren Möglichkeiten?"
”Wir sind keine Barbaren, obwohl der Jaffa nichts Besseres verdient hätte, aber wir haben einen Tok’ra in unserer Gruppe, und die haben so ihre eigenen Methoden."
”Die sind wohl überall?" fragte O’Neill.
”Natürlich! Ohne sie wären wir schon längst aufgeflogen. Und seit sie von uns im Tausch für ihre Hilfe Wirte bekommen, ist ihre Zahl gestiegen."
Der Berg reichte bis an die Stadt heran. Als sie den Tunnel verließen, sah O’Neill, dass sie in einem verlassenen Lagerhaus herauskamen. ”Falls die Jaffa den Eingang entdecken ist niemand gefährdet", erklärte der Widerstandskämpfer. Er gab seinen Leuten ein Zeichen und wandte sich erneut an O’Neill: ”Du wartest am besten hier auf unsere Rückkehr. Durch den missglückten Befreiungsversuch werden die Patrouillen draußen verstärkt worden sein und du hast dich nicht mehr verkleidet."
O’Neill musste zustimmen und machte sich zusammen mit Ferretti auf eine längere Wartezeit gefasst. Vielleicht klappte es doch noch Martouf zu befreien.
Der Widerstandskämpfer kehrte erst nach zehn Stunden zurück. ”Es tut mir leid, dass ihr so lange warten musstest, aber draussen ist die Hölle los. Die Jaffa suchen nach uns die ganze Stadt ab. Wahrscheinlich kommen sie auch hierher. Ihr müsst sofort verschwinden. Am besten geht ihr in den Tunnel zurück und versucht euer Glück an einem anderen Ausgang." Er winkte seinen Begleiter heran. ”Das ist John. Er wird euch führen."
”Halt! Was ist mit Martouf?" fragte O’Neill. ”Was hat die Befragung des Jaffa gebracht?"
Der Widerstandskämpfer, O’Neill kannte nicht einmal seinen Namen, sah betreten zu Boden. ”Ihr könnt den Tok‘ra nicht befreien. Er befindet sich in der nahen Garnison und die angebliche Überführung war nur eine Finte um uns herauszulocken. Sie hofften wohl, uns dadurch fangen zu können, besonders dich, Colonel. Sie wollen Martouf in zehn Tagen zu Samuels bringen, aber direkt von der Garnison aus."
”Dann werde ich ihn dort herausholen."
”Du bist verrückt. Niemand schafft das. Ich werde meine Leute dafür nicht opfern. Geht jetzt! John, du weißt, was du zu tun hast."
O’Neill erkannte, dass sein Gegenüber nicht bereit war ihm länger zu helfen, im Gegenteil, er wollte ihn los werden. Seine Gegenwart in seiner Gruppe war ihm zu gefährlich. Nun gut, dann würde er Martouf eben alleine befreien.
John führte sie in die Tunnels zurück und ging voran. Nach kurzer Zeit holte O’Neill ihn ein. ”Wohin bringst du uns?"
”Zum anderen Ende der Stadt. Von dort aus könnt ihr euch in die Wälder schlagen und warten bis Gras über die Sache gewachsen ist. In den Wäldern haben wir auch ein kleines Versteck eingerichtet. Dort könnt ihr bleiben solange ihr wollt."
”Wo liegt diese Garnison?" fragte der Colonel.
”Ganz in der Nähe der Stadt, aber du hast gehört, was unser Anführer gesagt hat - du kannst den Tok’ra nicht befreien."
”Ich kann, und ich werde!" Noch nie war O’Neill sich so sicher gewesen.
Drei Stunden später befanden sie sich in dem Versteck im Wald, eine kleine Höhle, jedoch bequem eingerichtet und reichlich mit Nahrungsmittel versorgt. Von hier aus konnten sie alles überdenken. Ferretti wusste wo die Garnison lag, und die nächsten zwei Tagen waren sie damit beschäftigt alles auszukundschaften.
Auf einem übersichtlichen Gelände stand die Garnison, mitten in einem breiten Tal. Die Berge waren weit im Hintergrund nur noch als Schemen zu erkennen. Die Garnision bestand aus zehn Gebäuden, jedoch streng bewacht und mit Energie-Zäunen umgeben. Sie konnten sich nicht näher als zwanzig Meter heranwagen; einmal hatten sie versucht einzudringen und dabei einen Alarm ausgelöst. Nur mit Mühe war ihnen die Flucht gelungen. Seitdem waren sie vorsichtiger. Sie hatten zirka hundert Jaffa und zwanzig Todes-Gleiter gezählt. Genug, um die kleine Stadt zu überwachen und zu beherrschen, zumal in der Stadt eine weitere Einheit stationiert war.
”Wir müssen uns hineinschleichen, Martouf befreien, einen der Gleiter stehlen und fliehen", erklärte O’Neill.
”Einfach so?" fragte Ferretti ungläubig. ”Verzeih mir, wenn ich das sage, aber du bist verrückt."
O’Neill verzog belustigt sein Gesicht. ”Das sagten schon viele zu mir, aber niemand wird mit so einer Aktion rechnen. Wenn wir schnell handeln könnte es klappen."
”Oder wir könnten schnell sterben."
”Wir überwältigen eine Patrouille, stehlen ihre Uniformen und schleichen hinein", schlug O’Neill vor.
”Hinein klappt das, aber was ist mit heraus?"
”Das werden wir dann schon sehen. In Kürze müsste eine Patrouille auftauchen. Ziehen wir uns zurück und warten", bestimmte O’Neill.
”Du willst es gleich machen?"
”Warum nicht? Ist es morgen oder übermorgen weniger gefährlich? Außerdem zählt jede Minute."
”Also gut! Wer möchte schon ewig leben", bemerkte Ferretti mit einem resignierten Seitenblick auf O’Neill, weil er wusste, dass er den Colonel nicht umstimmen konnte. Und im Stich würde er ihn auf keinen Fall lassen.
”Eigentlich hatte ich vor noch einige Jahre zu leben", warf O’Neill trocken ein. ”Und diesen Spruch fand ich schon immer unmöglich."
”Ich erinnere mich an eine Zeit in der das anders war."
Ein Schatten zog über O’Neills Gesicht. ”Diese Zeit ist lange vorbei. Es war nicht einfach den Verlust eines Kindes zu verkraften. Eigentlich schafft man das nie, doch man lernt damit zu leben."
Das verstand Ferretti sehr gut. Er hoffte, diese Erfahrung niemals machen zu müssen. Doch da er keine Kinder besaß, war dies nicht sehr wahrscheinlich.
Sie zogen sich zurück und warteten. Nach einer Stunde tauchte eine Gruppe von vier Horus-Wachen in voller Maskierung auf. Sie warteten bis die Jaffa vorbei waren, dann erhoben sie sich aus ihrer Deckung. Die vier Krieger hatten keine Chance gegen den Überraschungsangriff. O’Neill hatte keine Skrupel, denn die Jaffa hatten Millionen Menschen getötet und noch mehr versklavt. Zweien zogen sie die Uniformen aus und ließen sie dann mit einem dritten Schuss verschwinden. Sie warteten bis sich von mehreren Seiten Patrouillen dem schwer bewachten Tor näherten und schlossen sich einfach an. Da sie hineingingen kontrollierte sie niemand. Wer würde schon so verrückt sein, sich in die Höhle des Löwen zu wagen?
Da es inzwischen dunkel geworden war, zogen sich O’Neill und Ferretti in den Schatten eines Gebäudes zurück, um zu beraten, was als nächstes zu tun war.
”Wir sind drinn, aber was jetzt?" Ferretti hielt das ganze noch immer für Wahnsinn, obwohl der erste Teil einwandfrei geklappt hatte.
”Als erstes finden wir heraus, wo Martouf gefangen gehalten wird. Dann sehen wir weiter." O’Neill war innerlich nicht so überzeugt, dass es klappen würde, doch nun waren sie hier und es galt das Beste daraus zu machen.
Sie beschlossen im Schutze der Dunkelheit ein Gebäude nach dem anderen zu durchsuchen. Auffallen würden sie nicht groß, denn dauernd waren kleine Gruppen auf dem Gelände unterwegs. Sie mussten nur vermeiden mit den anderen ins Gespräch zu kommen.
Nachdem sie in jede Unterkunft einen Blick hineingeworfen hatten, fanden sie schliesslich das einzige schwer bewachte Gebäude der Garnison. Es standen einige Wächter davor, drinnen hielten sich bestimmt weitere auf. Und es eilte, denn, als sie einige Wachen belauschten, erfuhren sie, dass der Gefangene am morgen fortgebracht werden sollte.
O’Neill kam eine Idee. Warum immer alles kompliziert machen? Die einfachste Vorgehensweise war immer die effektivste. Die Gleiter stellten die beste Fluchtmöglichkeit dar und sie hatten reichlich Sprengstoff dabei. Sie wollten wenigstens die Hälfte der Gleiter damit unschädlich machen. Die Gleiter waren in zwei Hangars untergebracht. In einen schlichen sie hinein. Die beiden Wächter konnten sie leicht ausschalten. O’Neill und Ferretti verteilten zwei Drittel ihres Vorrats an Sprengstoff in den Gleitern und stellten die Zündungen so ein, dass jede halbe Minute einer explodierte. Die Jaffa würden einen Angriff vermuten, und in dem Chaos hofften sie, Martouf befreien zu können.
Sie schlichen zu der Rückseite des Backsteingebäudes, dass als Gefängnis diente. O’Neill holte weiteren Sprengstoff heraus und befestigte ihn an der Mauer. Dann zogen sie sich zurück und warteten.
Als der erste Gleiter in dem weit entfernten Gebäude explodierte, liefen wie erwartet die ersten Jaffa aus den umliegenden Häusern. O’Neill hatte den Sprengstoff am Gefängnis so eingestellt, dass er in zwei Minuten explodieren würde. Vier weitere Gleiter wurden zerstört und vergrößerten das Chaos noch weiter. Als der Sprengstoff die Gefängniswand zum Einsturz brachte, sprangen O’Neill und Ferretti durch die zerstörte Mauer hinein. Die Wachen schöpften im ersten Moment keinen Verdacht. Erst, als O’Neill und Ferretti ihre Zatnickatels hoben und zu feuern anfingen, begriffen die Jaffa, dass sie keine Freunde waren.
Wegen der Explosionen waren einige Wächter hinausgestürmt, so dass sich nur noch fünf im Gebäude aufhielten. Martouf trat überrascht an die Gitterstäbe seiner einfachen Zelle heran, als die beiden Jaffa das Feuer auf die Wächter eröffneten. Diese hatten den Überraschungsmoment auf ihrer Seite und töteten die fünf Wächter im Handstreich. Einer lief auf seine Zelle zu und feuerte dreimal auf das Schloss, dass dem Beschuss der Energiewaffe nicht stand hielt und zerschmolz. Sein Retter riss die Tür auf und der Tok‘ra verließ die Zelle.
”Alles in Ordnung, Martouf?" fragte sein Retter. Dessen Stimme hörte sich durch den Falkenhelm dumpf und verzerrt an, doch irgendwie kam sie Martouf bekannt vor.
Der Tok‘ra sagte nur: ”Vielen Dank." Noch traute er seiner Rettung nicht richtig.
”Folge uns, wir dürfen keine Sekunde verlieren", antwortete sein Gegenüber.
Martouf kletterte hinter dem Krieger aus der zerstörten Rückwand. Sein zweiter Befreier wartete schon draußen auf sie und rief: ”Jack, wir müssen uns beeilen! Sie werden Martoufs Flucht entdecken!"
”Dann los", antwortete Jack und sie liefen zum zweiten Gleiter-Hangar. Auf dem Weg dorthin wurden sie entdeckt.
”Der Gefangene! Er will fliehen!"
Der Ruf pflanzte sich fort und die ersten Schüsse schlugen neben ihnen ein. Es war nicht weit, und das Glück war weiter mit ihnen. In dem Gebäude waren keine Wächter.
”Kannst du die Dinger fliegen, Martouf?" wandte sich Jack an den Tok’ra.
Martouf nickte und fragte neugierig: ”Wer bist du? Deine Stimme kommt mir irgendwie bekannt vor."
O’Neill ließ den Falken-Helm im Anzug verschwinden und Martouf traute seinen Augen kaum. Er erkannte seinen Retter sofort, auch wenn sie sich nur wenige Male begegnet waren. ”O’Neill! Ich dachte du wärst tot!"
”Du bist nicht der einzige, der das annahm, doch wir haben jetzt keine Zeit für Erklärungen." Wie, um seine Worte zu unterstützen, stürmte ein Trupp Jaffa in den Hangar und zwang sie in Deckung zu gehen. ”Es scheint ein schlechter Tag zu werden", murmelte O’Neill und eröffnete das Feuer auf die Angreifer. Einen der Gleiter zu erreichen schien nun aussichtslos zu werden.
Er wurde erkannt. Der Ruf: ”Es ist Jack O’Neill, der gesuchte Terrorist", verbreitete sich unter den Jaffa, und jeder wollte sich das Kopfgeld verdienen.
Als sie schon fast die Hoffnung auf Rettung aufgaben, erhielten sie unerwartete Unterstützung. Einer der Angreifer wandte sich gegen seine Leute. Es war eine ähnliche Situation wie damals, als sie Teal’c kennen gelernt hatten. Mit dieser Hilfe konnte sie die Jaffa im Hangar in die Flucht schlagen und die Tür schließen.
”Das wird sie nur kurze Zeit aufhalten”, bemerkte der junge dunkelhäutige Jaffa, der sie gerettet hatte.
O’Neill musterte ihn, doch er konnte sich nicht erinnern ihn je gesehen zu haben. Er war auch viel zu jung, vielleicht zwanzig Jahre alt. Der Krieger musste noch ein Kind gewesen sein, als Samuels O’Neill durch das Stargate geschleudert und ihn dadurch in die Zukunft katapultiert hatte.
”Ich fliege einen Gleiter, O’Neill, und Martouf den anderen", schlug der Junge vor.
Mit diesen Worten bewies der Jaffa, dass er Jack kannte. Nun, was auch nicht ungewöhnlich war, schließlich zierte sein Bild viele Steckbriefe. O’Neill kletterte auf den Rücksitz des am nächst stehenden Gleiters, während der Jaffa es sich im Pilotensitz bequem machte. Martouf enterte den Gleiter neben ihnen, und Ferretti setzte sich hinter den Tok‘ra.
”Und jetzt?" fragte O’Neill und setzte gleichzeitig den Kopfhörer auf, um sich auch mit dem anderen Gleiter verständigen zu können.
”Martouf, feuere auf das Tor", befahl der Jaffa und eröffnete selbst das Feuer auf die noch abgestellten Gleiter. Martouf gehorchte und die beiden Gleiter konnten ungehindert aus dem Hangar schweben und im blauen Himmel verschwinden.
”Ob sie uns verfolgen?" hörte O’Neill Ferrettis Stimme in seinem Kopfhörer erklingen.
”Darauf kannst du dein Leben verwetten", antwortete O’Neill. ”Wir haben bestimmt nicht alle Gleiter zerstört. „Und wohin nun?"
”Ich kenne ein Versteck", mischte sich Martouf. Sie erklärten sich einverstanden.
Die nächsten Minuten beobachtete O’Neill den Boden und überlegte wohin sie flogen. ”Wo sind wir jetzt?" fragte er schließlich, weil die Landschaft immer gleich blieb - Urwälder und nochmals Urwälder.
”Über Guatemala", erklärte Martouf. ”In den Urwäldern besitzt der Widerstand ein weiteres Versteck, in dem wir erst einmal abwarten können."
”Wir werden verfolgt", informierte sie in diesem Moment der Jaffa.
O’Neill warf einen Blick um sich, konnte jedoch nichts erkennen. ”Wo?" fragte er.
”Auf vier Uhr", erklärte der Jaffa. ”Es sind vier Gleiter."
”Also zwei gegen einen", meinte O’Neill wenig begeistert. Er fühlte sich hilflos, weil er selbst nichts unternehmen konnte, und beschloss bei nächster Gelegenheit zu lernen, wie man einen dieser Gleiter flog.
”Ja, und es können noch mehr werden", bemerkte der Jaffa.
”Toll! Das muntert einen richtig auf", gab O’Neill zurück.
”Es war nicht meine Absicht dich aufzumuntern, sondern dich zu informieren", entgegnete der junge Krieger.
Etwas an dem Benehmen des Jungen kam O’Neill sehr vertraut vor. Er erinnerte ihn stark an Teal’c, und plötzlich erkannte O’Neill, wie sehr er seine Freunde vermisste. Es wurde Zeit sie zu finden. Gemeinsam würde es viel leichter sein, die Goa’uld zu bekämpfen.
”Gleich wird es etwas turbulent werden, O’Neill. Ich hoffe, du hast einen guten Magen?" fragte der junge Krieger.
”Was denkst du? Ich mag zwar noch nie einen dieser Gleiter geflogen haben, aber dafür unsere Jets, und so verschieden sind die auch nicht", stellte O’Neill richtig.
Auf diese Antwort schien der Jaffa nur gewartet zu haben, denn sofort flog er einen Looping und schoss senkrecht nach oben. Als O’Neill wieder einigermaßen klar denken konnte, sah er unter sich einen anderen Gleiter. Der junge Jaffa eröffnete das Feuer und das feindliche Flugzeug explodierte. Auch Martouf hatte Erfolg und schoss einen Verfolger ab. Die zwei restlichen eröffneten das Feuer auf sie. Der Jaffa konnte gerade noch verhindern, dass sie getroffen wurden.
”Er ist über eurem Heck!" hörte O’Neill Martoufs Stimme. ”Ich übernehme ihn."
Sekunden später explodierte ihr Gegner dicht über ihnen, wodurch ihr Gleiter durch die herumfliegenden Trümmerstücke ebenfalls gestreift wurde.
O’Neill fühlte wie er durchgeschüttelt wurde, doch ihr Flugzeug schien nicht schwer beschädigt zu sein. ”Das war mehr als knapp. ”Wenn du nicht ein so guter Pilot wärst, mein Junge..."
”Einer muss noch da sein", warf Martouf ein. ”Ich sehe ihn aber nicht."
”Er ist dicht über dir!" rief O’Neill, weil er ihn in diesem Augenblick über dem Heck des Tok’ra entdeckte.
In diesem Moment eröffnete der Gleiter das Feuer. Martouf versuchte noch auszuweichen, doch jetzt verließ sie ihr bisheriges Glück. Seine Maschine wurde getroffen, fing Feuer und stürzte auf die Bäume zu.
”Martouf! Ferretti!" rief O’Neill in Sorge um seine Freunde.
Der Jaffa hatte sich nicht ablenken lassen und schoss in diesem Moment den letzten Gleiter ab. O’Neill beobachtete, dass Martouf den brennenden Gleiter dicht über den Baum-Wipfeln abfing, ihn jedoch nicht richtig unter seine Kontrolle brachte. Der Gleiter raste dicht über den Wäldern dahin und rasierte dabei die Gipfel der Bäume ab.
Undeutlich war Martoufs Stimme im Kopfhörer zu hören. ”Ich kann den Gleiter nicht mehr oben halten! Ich muss notlanden!"
O’Neill sah sich um. Ihre Maschine flog in größerer Höhe. ”In etwa zwei Kilometern Entfernung ist ein breiter Fluss und daneben eine Lichtung. Versuch dort zu landen. Wir kommen euch zu Hilfe."
Martouf schaffte es den Gleiter noch etwas zu halten und die Fluss-Lichtung anzusteuern. ”Ein Grad weiter nach links, dann fliegt ihr direkt auf die Lichtung zu", gab Jack von oben Kursanweisung.
Martoufs Gleiter krachte in die Bäume und zwei Gestalten sprangen aus der Maschine, bevor diese nur Sekunden später explodierte.
”Was jetzt, O’Neill?" fragte der Jaffa. ”Wir können sie in unserer Maschine nicht aufnehmen, weil dieser zu klein ist.
”Wir lassen sie auf keinen Fall zurück. Es wird schon gehen. Lande sofort den Gleiter", befahl O’Neill, weil er nicht daran dachte seine Freunde im Stich zulassen.
Der Jaffa gehorchte und setzte den Gleiter neben dem Fluss auf. Martouf und Ferretti liefen auf sie zu. O’Neill öffnete die Haube des Gleiters. ”Wir nehmen euch mit. Es wird allerdings etwas eng werden."
In diesem Moment schossen zwei weitere Verfolger über sie hinweg. Man hatte sie erneut entdeckt.
”Verdammt! Raus aus der Maschine", rief Jack.
O’Neill hatte es richtig erkannt. Sie würden es nie schaffen, den gelandeten Gleiter in die Luft zu bekommen, denn der erste Angreifer war schon im Anflug. Martouf und Ferretti drehten um und liefen auf den Urwald zu, während der Jaffa und O’Neill aus der Maschine sprangen, als auch schon der Angreifer das Feuer eröffnete. Die Maschine explodierte und die Wucht war so groß, dass die beiden durch die Luft geschleudert wurden. Jack stürzte in den Fluss und bewegte sich nicht mehr. Der Jaffa landete wenige Meter entfernt und hatte mehr Glück. Er blieb unverletzt. Der Krieger kroch zu O’Neill und drehte ihn herum, um zu verhindern, dass er ertrank, dann packte er den Colonel unter den Achseln und schleifte ihn auf das Trockene. Ferretti und Martouf tauchten neben ihm auf und halfen ihm O’Neill in den nahen Wald zu tragen, weil in diesem Moment der zweite Gleiter über sie hinweg flog, ohne jedoch das Feuer zu eröffnen.
”Was ist mit ihm?" fragte Ferretti, als sie sich im Schutze der Bäume zu Boden sinken ließen und die Gleiter beobachteten, die nach ihnen suchten. ”Ist er schwer verletzt?"
Der Jaffa untersuchte ihn: ”Nein, er ist nur bewusstlos. Schnell, wir müssen hier weg. Es wird hier gleich von Kriegern nur so wimmeln."
Sie standen auf und trugen O’Neill mit sich. Als der Colonel wieder zu sich kam, blieben sie das erste Mal stehen.
Mit einem Stöhnen hielt Jack sich den schmerzenden Kopf. ”Was ist passiert?" fragte er noch ganz benommen. ”Warum bin ich so nass?”
”Unser Gleiter ist explodiert", erklärte der Jaffa. ”Du wurdest von der Explosion in den Fluss geschleudert und warst bewusstlos. Wir haben dich ein Stück getragen. Kannst du wieder gehen?"
Der Colonel nickte.
”Sie werden uns auf jeden Fall finden", meinte Ferretti. ”Wir sind zu Fuß, aber sie haben Gleiter.”
”Der Urwald ist unser Verbündeter", glaubte O’Neill. ”Solange wir uns in seinem Schutz bewegen finden sie uns nicht." Er strich sich über die nassen Kleider, was ihn nicht sehr störte, denn die Luft war drückend heiß. Kein Luftzug bewegt sich, um etwas Kühle zu verschaffen. Auch die anderen schwitzten in ihren Rüstungen, denn Martouf war der einzige, der leichte Bekleidung trug.
”Meinst du? Sie können uns mit ihrer Technik bestimmt aufspüren", Ferrettis Stimme war anzuhören, dass er sich um ihre Sicherheit sorgte.
”Nicht, wenn wir das tragen", meinte der Jaffa. Er zog drei kleine runde Scheiben heraus und gab jedem eine davon.
”Was ist das?" fragte O’Neill neugierig.
”Die Scheibe sendet ein Signal aus, dass unsere Wärme überdeckt. So sind wir sicher vor einer Entdeckung", erklärte der Jaffa.
Sie entledigten sich der Hitze wegen den schwersten Teilen ihrer Rüstung und befestigten die Scheiben in ihrer Bekleidung.
”Woher hast du die?" fragte O’Neill neugierig.
"Ich wartete schon lange auf eine solche Gelegenheit und habe immer einige der Scheiben dabei."
”Sehr praktisch. Doch nun, wie ist dein Name, mein junger Freund? Und warum hast du wildfremden Menschen geholfen?"
”Du bist kein Fremder für mich, O’Neill und du kennst mich auch. Wir sind uns schon mehrmals begegnet, doch damals war ich noch ein Junge."
”Nein, das ist nicht möglich!" O’Neill ahnte plötzlich, wen er vor sich hatte, und warum der Junge ihn an Teal’c erinnerte. ”Doch, O’Neill, ich bin Rya’c."
”Teal’cs Sohn! Ich fasse es nicht", O’Neill umarmte den jungen Mann erfreut. ”Du ahnst nicht, wie ich mich freue, dich zu sehen. Doch sag mir, wo ist dein Vater?"
Rya’c sah nachdenklich zu Boden. ”Ich weiss es nicht, doch ich suche ihn schon seit Jahren. Und als ich dich sah, dachte ich, dass du mich zu ihm führen kannst."
”Ich will eure Wiedersehensfreude ja nicht trüben, doch ich denke, wir sollten weitergehen", mischte sich Martouf ein. ”Ihr habt später Zeit euch auszusprechen, obwohl es mich auch sehr interessiert, wo du die letzten zehn Jahre gewesen bist, O‘Neill."
”Das ist wiederum eine lange Geschichte. Eigentlich bin ich nirgends gewesen. Doch Martouf hat recht. Suchen wir uns ein sicheres Versteck für die Nacht. Dann werde ich euch alles erzählen."
Sie nächsten Stunden bewegten sie sich vorsichtig durch den Dschungel. Das Vorwärtskommen war schwierig, denn ständig mussten sie sich durch Gestrüpp schlagen, über Wurzeln steigen, Äste beiseite schieben, und alles wurde begleitet von den vielfältigen Geräuschen des Dschungels. Kleine Tiere nahmen vor ihren Reißaus und das Gebrüll von Affen und das Gezeter von irgendwelchen Vögeln war ihr ständiger Begleiter. Doch das alles zählte nichts, sie waren in Freiheit und hofften bald ihre Freunde wieder zu sehen. Diese Aussicht erfüllte alle mit ungeahnter Kraft und ließ sie den beschwerlichen Marsch durchhalten.
Als sich die Dunkelheit über das Land senkte, hielten sie nach einem Versteck für die Nacht Ausschau. Sie fanden eine trockene Unterkunft in den Wurzeln eines Urwaldriesen. Allerdings wagten sie kein Feuer anzuzünden, weil man das kilometerweit gesehen hätte. So begnügten sie sich mit einem kalten Abendessen.
O’Neill begann seine Geschichte zu erzählen; Rya’c und Martouf hörten fasziniert zu. Da Ferretti dies alles schon kannte, übernahm er die erste Wache.
Martouf war der erste, der etwas sagte, als O’Neill seine Geschichte beendet hatte. Er schloss kurz die Augen und sah zu Boden. Als er wieder aufblickte sprach er mit der tiefen und veränderter Stimme von Lantasch: ”Vor vielen Jahren habe ich von einem solchen Stargate gehört. Ich diente damals Hotep. Wir haben seine Funktion jedoch nie herausgefunden. Hotep schickte viele Sklaven durch das Tor, doch keiner wurde je wieder gesehen."
”Das wundert mich nicht", meinte O’Neill. ”Wahrscheinlich sind die armen Kerle irgendwann in der Zukunft gelandet, sofern sie es überlebten."
”Du hast sicher recht, O’Neill", fuhr Lantasch fort. ”Und es wundert mich, dass ihr Menschen mit eurem beschränkten Wissen herausgefunden habt, was Hotep nicht schaffte."
”Vielleicht seid ihr Goa’uld...pardon...Tok’ra, in deinem Fall, doch nicht so schlau und großartig, wie ihr immer annehmt. Ihr seid im Grunde nicht mehr als Diebe, die das Wissen ihrer Wirte übernehmen, sofern diese über eine höhere Zivilisation verfügen. Selbst die Sternentore habt ihr nicht erfunden, das waren die Antiker."
Die Augen des Tok’ra leuchteten kurz auf, ein Zeichen seiner Verärgerung, doch Martouf übernahm seinen Körper wieder. ”Du musst Lantasch verzeihen. Er ist manchmal..., wie soll ich es ausdrücken...?"
”...du meinst überheblich, unhöflich...?" half O’Neill aus.
Lantasch übernahm wieder: ”Du bist uns gegenüber auch nicht gerade sehr höflich, doch ich respektiere dich. Wenn meine Worte dich verletzt haben, dann bitte ich um Entschuldigung."
”Entschuldigung akzeptiert", meinte O’Neill versöhnlich. Im Grunde war er nicht ärgerlich. ”In einem hast du aber recht: es ist Zufall, dass wir die richtige Funktion des Dreieck-Tores herausgefunden haben. Und die anderen wussten nicht einmal, was mit mir passierte. Sie hielten mich für tot und stellten die Versuche mit dem Tor ein. Wir haben also nicht mehr herausgefunden wie..., wie nanntest du ihn?"
”Hotep", erklärte Lantasch.
”Richtig! Hotep! Ist das nun auch so ein Gott aus dem alten Ägypten?" Daniel fehlte O‘Neill einfach, denn er wüsste es bestimmt.
”Hotep war der ägyptische Gott der Friedsamkeit nach dem Tod", belehrte sie Ferretti, der die letzten Worte gehört hatte.
O’Neill sah ihn verwundert an.
”Nun, ja", sagte Ferretti in fast entschuldigendem Tonfall. ”Nach unseren Erfahrungen mit den Goa’uld, die sich als Götter der alten Ägypter ausgaben, habe ich mich mit der Kultur dieser Menschen beschäftigt."
”Aha!" O’Neill grinste, sagte aber nichts mehr. ”Wir sollten jetzt schlafen. Ich löse dich in zwei Stunden ab, Louis."
Ferretti nickte und begab sich wieder auf seinen Wachposten.
Kapitel 5 by Selana
5. Ein freudiges Wiedersehen

Am anderen Morgen brachen sie früh auf, sie hofften, ihr Ziel bis zum Abend zu erreichen. Es würde nicht einfach sein und noch ein anstrengender Marsch werden.
Gegen Mittag hielten sie an, als über ihnen einige Gleiter auftauchten. Die Jaffa gaben die Suche nach ihnen nicht auf. Einer der Gleiter kam gefährlich nahe an ihr Versteck heran, als er dicht über den Baumwipfeln dahinflog und nur die dichten Blätter verhinderten, dass sie entdeckt wurden. Schliesslich beschleunigte der Gleiter und verschwand.
”Ob er uns entdeckt hat?" fragte Ferretti. ”Er rückte uns ziemlich dicht auf den Pelz."
Rya’c musterte Ferretti erstaunt von oben bis unten: ”Ich sehe keinen Pelz an dir. Und es ist mir nicht bekannt, das die Tau’ri einen Pelz besitzen."
Diese Worte brachen die Anspannungen der letzten Minuten. O’Neill brach in Gelächter aus und Ferretti meinte: ”Mein Junge, du musst noch viel von uns lernen. Das ist nur so eine Redensart und bedeutet, dass die Verfolger uns sehr nahe waren."
”Ach so!" Rya’c sah beruhigt aus. Die Vorstellung, dass die Menschen einen Pelz besaßen, schien ihm nicht behagt zu haben.
Martouf lächelte nur. Er war die letzte Zeit nur mit Menschen zusammen gewesen und kannte ihre Eigenarten, und auch für ihre Vorliebe in Redensarten zu sprechen. Lantasch übernahm nur dann den gemeinsamen Körper, wenn andere Tok’ra in der Nähe waren. Er hatte gelernt, dass unverschmelzte Menschen es lieber hatten, sich mit ihresgleichen zu unterhalten.
Nach dieser kurzen unfreiwilligen Rast beschlossen sie weiterzugehen. Inzwischen war es wieder drückend heiß und die Luft so schwül, dass jeder seine Kraft auf das Gehen konzentrierte und nur das notwendigste sprach. Nach zwei Stunden tauchte vor ihnen eine Lücke im Wald auf und sie beschlossen diese am Rande zu umgehen, weil sie im offenen Gelände leicht entdeckt werden konnten.
Als sie die Lichtung umlaufen hatten und wieder in den Urwald eindringen wollten, waren die Horus-Krieger da. O’Neill, Rya’c, Ferretti und Martouf blickten in die Mündungen von vier Strahlenlanzen. Nach wenigen Augenblicken senkten die Krieger die Waffen allerdings wieder.
”Jack! Du bist es tatsächlich!" Bevor er es verhindert konnte, lief der Krieger auf ihn zu und umarmte ihn. O’Neill sah den Horus-Wächter verwundert an. Durch den Helm klang die Stimme verzerrt, doch irgendwie wusste er, dass er diese Stimme kannte.
Der Krieger ließ seinen Helm im Anzug verschwinden und Jack blickte in zwei blaue Augen und in ein strahlendes Gesicht. Auch die drei übrigen Krieger zeigten ihre Gesichter.
”Sam!" O’Neill konnte es nicht fassen, ihr so unverhofft gegenüberzustehen. Dann blickte er die anderen an: ”Daniel, Teal’c! Was, um aller Welt, macht ihr hier?"
”Ist das deine Art alte Freunde zu begrüßen?" fragte Daniel lächelnd.
”Nein! Nein, ganz und gar nicht", antwortete Jack. Er befreite sich sanft aus Sams Armen und umarmte seine Freunde. Die vierte Person erkannte er sofort, auch wenn er ihr noch nie begegnet war – Rebecca Morgan. O’Neill nickte ihr freundlich zu.
Sie sah O’Neill nur kurz an, bevor ihr Blick auf Martouf fiel. Ihre Augen begannen zu leuchten. ”Wir alle dachten, die Goa’uld hätten dich noch in ihrer Gewalt.” Verdammt, dass wollte sie doch gar nicht sagen. Sie wollte Marouf sagen, wie sehr sie ihn vermisst hatte; ihm gestehen, was für eine große Angst sie um ihm gehabt hatte, als bekannt wurde, dass die Jaffa ihn gefangen hatten; wie sehr sie ihn liebte. Doch sobald er ihr gegenüber stand, wurde sie so nervös, dass sie alles vergaß, was sie ihm eigentlich sagen wollte.
Martouf lächelte sie an. Ein Lächeln, in dem sich Rebecca verlieren könnte. ”O’Neill und Ferretti haben mich mit Hilfe des Jaffa befreit.” Rebecca blickte verlegen zur Seite und der Augenblick der Magie war vorüber.
Alle Blicke richteten sich nun auf den jungen Mann und O’Neill wusste, dass er eine Überraschung für Teal’c hatte. ”Teal’c, mein Freund", begann O’Neill. ”Ich hörte, dass Carter und du die einzigen gewesen sind, die nicht an meinen Tod glaubten?"
”Das ist korrekt!" antwortete Teal’c neutral, doch in seinen Gesichtszügen las O’Neill, dass sein Freund sich ebenso freute ihn wieder zu sehen, wie er Teal’c.
”Teal’c, ich habe eine Überraschung für dich." O’Neill war nicht entgangen, dass Teal’c den Jaffa nicht aus den Augen ließ. ”Du kennst den jungen Mann?"
”Ich habe ihn noch nie gesehen...und doch ist mir, als müsste ich ihn kennen."
Rya’c sagte die ganze Zeit kein Wort. Er hatte seinen Vater sofort erkannt, doch er wollte O’Neill die Überraschung nicht verderben.
”Das wundert mich nicht", fuhr Jack fort. ”Er hat sich sehr verändert, seit wir ihn das letzte Mal sahen. Damals war er noch ein Kind." Als Jack sah, dass Teal’c zu begreifen begann, nickte er zustimmend. ”Ganz recht, das ist Rya’c, dein Sohn. Und wir alle verdanken ihm unser Leben."
”Rya’c!" Teal’c gab seine bisherige Beherrschung auf und eilte zu seinem Sohn, um ihn zu umarmen.
”Ist das wirklich Rya’c?" fragte Carter und sah Jack an. Als O’Neill nickte. ”Das ist wirklich großartig für Teal’c, doch jetzt sag mir, Jack, wo warst du die ganze Zeit über?" Carter fiel nicht auf, dass sie ihren ehemaligen Vorgesetzten duzte. Doch es fiel ihr auf, dass er noch immer so aussah wie vor zehn Jahren. Bei ihrer Umarmung hatte sie gespürt, dass er kein Goa’uld war. Sam konnte ihr Glück noch nicht begreifen, und sobald die Gelegenheit günstig war, würde sie ihm sagen, was sie für ihn empfand. Sie hatten genug Zeit verloren. Und irgendwie spürte sie, dass Jack ihre Gefühle erwiderte. Sam hatte es in seinen Augen erkannt.
Carters Blick fiel auf Rebecca. ”Ich bin unhöflich, darf ich dir Rebecca Morgan vorstellen? Sie hat..."
”Sie hat mich ersetzt, ich weiß", unterbrach O’Neill Sam. ”Ich freue mich Sie kennen zu lernen, Rebecca. Ich darf Sie doch so nennen? Nennen Sie mich einfach Jack." Er reichte ihr die Hand und Morgan erwiderte seinen festen Händedruck. Rebecca sah ihm in die Augen und konnte sich seinem Charme nicht entziehen. Außerdem sah sie, dass er es ehrlich meinte. Und sie musste zugeben, dass Sam nicht unrecht hatte – O‘Neill sah wirklich gut aus. Außerdem hatte er Martouf gerettet. ”Die Ehre ist ganz meinerseits", antwortete sie deshalb freundlich. ”Sam hat mir schon so viel von Ihnen erzählt, dass ich mich freue, Sie endlich persönlich kennen zu lernen.”
”So?” Ein prüfender Blick traf Carter, die bei Morgans Worten rot geworden war. ”Ich hoffe, es waren nur gute Dinge.”
”Du hast meine Frage noch nicht beantwortet", bemerkte Carter schnell, um von diesem Thema abzulenken.
O’Neill erzählte zum wiederholten Male, was mit ihm passiert war, und die anderen hörten gebannt zu.
”Eine Zeitreise also; und für dich sind nur Tage vergangen? Das ist unglaublich", meinte Sam. ”Das erklärt aber dein unverändertes Aussehen."
Jack grinste sie an, während sich Daniel zu Wort meldete. ”Das ist faszinierend, Jack! Ein Zeittor und kein Sternentor. Das erklärt natürlich viel. Du musst mir später ausführlich alles erzählen." Er sah zu Boden und als Daniel aufblickte, sagte er mit veränderter Stimme: ”Mich interessiert das noch mehr, Tau’ri. Du musst wissen, dass ich mich schon seit langem mit Zeitreisen beschäftige. Seit meiner Geburt, vor tausend Jahren, interessiere ich mich für dieses Thema."
Jack wich erschrocken einen Schritt vor Daniel zurück, bis er begriff: ”Was? Du nun auch, Daniel?”
”Oh, verzeih mir, O’Neill. Ich habe vergessen mich vorzustellen. Ich bin Baldur und Daniel war so freundlich mein neuer Wirt zu werden, als Shiro, mein vorheriger Wirt starb."
”Ich nehme an Shiro wurde getötet?” vermutete O’Neill.
”Nein, er starb an Altersschwäche. Ich bin Wissenschaftler und Forscher, kein Kämpfer. Euren Kampf unterstütze ich nur, weil ich die Tau’ri mag”, erklärte Baldur. ”Und weil ich Daniel mag.”
O’Neill überwand seine Überraschung Daniel so unverhofft als Tok’ra wieder zu sehen: ”Es freut mich, dass du uns magst, und ich freue mich, deine Bekanntschaft zu machen, doch..."
”...doch, du willst dich lieber mit Daniel unterhalten?" stellte Baldur fest.
Jack nickte. ”Du musst das verstehen, es ist einfach ungewohnt für mich. Doch sobald wir Zeit haben, werde ich deiner Bitte nachkommen und dir deine Fragen beantworten", versprach O’Neill. Er wollte Baldur nicht verärgern, schließlich war es Daniel, den er vor sich hatte...
”Kein Problem", entgegnete Baldur. Und im nächsten Augenblick konnte sich Jack wieder mit Daniel unterhalten.
”Daniel, mach das nicht mit mir. Das ist ja mehr als irritierend”, schalt O’Neill seinen Freund.
Daniel lächelte nur. ”Ich weiss, du musst dich noch an die Tok’ra gewöhnen, doch keine Sorge, Baldur ist eine faszinierende Persönlichkeit. Ich diskutiere gerne mit ihm."
”Diskutieren? Aber geht denn das?"
”Oh, das ist, wie, wenn du dich mit dir selbst unterhältst. Ist ein ganz tolles Gefühl, kann ich dir sagen. Du solltest selbst ein Tok’ra werden."
”Oh danke! Das muss ich mir noch reiflich überlegen. Aber werden die Tok’ra nicht nur 200 Jahre oder so alt?"
”Nein, so alt kann ein menschlicher Wirt werden. Und wenn ein Tok’ra dann nicht rechtzeitig einen Wirt findet, muss auch er sterben, wie du ja weißt. Hat er immer einen Wirt zu seiner Verfügung, kann ein Tok’ra so alt wie jeder andere Goa’uld werden."
”Hm! Das hört sich an, als wärst du ganz begeistert ein Wirt zu sein."
”Das bin ich auch", erklärte Daniel. ”Das ganze Wissen, die Erfahrungen, die vielen..." Daniel stockte, als er Jacks Gesichtsausdruck sah. ”Ich sehe, dass ist noch zu früh für dich ist. Warte einige Zeit ab, dann wirst du es verstehen. Viele von uns Widerstandskämpfer werden Wirte, um so das Wissen der Menschheit zu vergrößern. Stell dir vor was passiert, wenn Heru’ur vertrieben ist. Wir bauen mit diesem neuen Wissen die Menschheit neu auf. Mit Technologien, die wir uns vorher nicht vorstellen konnten. Wir können Raumschiffe bauen und dort das Universum erforschen, wo es keine Stargate gibt. Oder Sternentore dort errichten, wo wir es wünschen. Es ist einfach unvorstellbar."
”Das hört sich ja ganz toll an, Daniel, doch jetzt würde mich mehr interessieren, wie ihr uns gefunden habt. Warum seid ihr überhaupt hier?"
”Wir haben die Nachrichten gehört, in denen dich Samuels als Terrorist suchen lässt. So beschlossen wir, dich zu suchen und flogen in die U.S.A. Unterwegs bemerkten wir die Gleiter und haben uns einfach an der Suche beteiligt. Für mich und Teal’c, als Tok’ra und Jaffa, ist es einfach die Horus-Wachen zu täuschen, zumal wir auch deren Uniformen zur Tarnung tragen. So fanden wir euch."
”Dann war das euer Gleiter, den wir vor kurzem über uns sahen?" Als Daniel nickte: ”Aber wie habt ihr uns gefunden? Rya’c hat ein Gerät, dass verhindert, dass wir geortet werden können."
”Die Goa’uld haben nicht wie wir die Technik der Nox."
”Ihr habt wieder Kontakt mit den Nox?" fragte O’Neill erstaunt.
”Hin und wieder, aber das war vor der Invasion."
”Warum helfen die euch nicht?"
”Wahrscheinlich wissen die Nox nicht, dass Heru’ur die Erde erobert hat", vermutete Daniel nicht ganz überzeugt. Wahrscheinlicher war es, dass die Nox sich nicht dafür interessierten. Sie wollten in Ruhe gelassen werden.
”Dann sollten wir Kontakt mit ihnen aufnehmen", verlangte O’Neill.
”Wir wissen nicht wie. Sie haben sich total abgekapselt und ihr Sternentor ist unpassierbar. Und auf unsere Kontaktversuche haben sie nicht reagiert."
”Dann werden wir uns selbst helfen. Heru’ur muss von der Erde vertrieben werden", sagte O’Neill.
”Was glaubst du, was wir die letzten Jahre versucht haben? Denkst du, wir hätten uns nur versteckt?" meinte Daniel wütend.
”Nein, das nicht, aber..."
”Kein aber! Wenn du uns helfen willst gut, aber glaube nicht, dass es so einfach ist."
”Das glaube ich bestimmt nicht, doch ich werde auf keinen Fall nur in einem Versteck herumsitzen. Das ist nicht meine Art."
”Dann wird ab sofort SG-1 wieder aktiv werden", sagte Carter hinter ihnen. ”Es stört mich schon lange hauptsächlich nur hinter einem Schreibtisch zu sitzen und Befehle zu geben. Ab heute wird SG-1 Samuels das Fürchten lehren. Wir sind zurück...!"
”Und was machen wir nun?" Carter sah auffordernd in die Runde und erwartete Vorschläge. ”Unser Versteck im Dschungel von Amazonien existiert inzwischen nicht mehr, denn nach einer Evakuierung werden die Kristall-Tunnels zur Sicherheit zerstört."
”Wir könnten erst einmal in das Versteck in der Nähe gehen", schlug Martouf vor.
”Martoufs Vorschlag hört sich gut an. Die Horus-Krieger haben die Suche noch nicht aufgegeben", meinte Carter.
Da alle mit dem Vorschlag einverstanden waren, begaben sie sich zu dem großen Gleiter, mit dem das SG-1-Team gekommen war. Der Luftraum war im Moment klar, so flogen sie zu dem Versteck in der Nähe. Es handelte sich nicht um einen der Kristall-Tunnel der Tok’ra, sondern um ein verlassenes Dorf, mitten in den Bergen. Unter einem der zerstörten Häuser war ein großer Kellerraum eingerichtet worden, in dem haltbare Nahrungsmittel und Waffen gelagert wurden.
Nachdem sie sich eingerichtet hatten, trafen sie sich um zu besprechen, was als nächstes zu geschehen hatte. Die Sache mit dem Dreiecks-Tor beschäftigte sie.
Ein Stargate, das kein Sternentor, sondern ein Zeittor war!
Was für eine Vorstellung!
”Wir könnten das Tor benutzen und in die Vergangenheit gehen und die Invasion verhindern", schlug Morgan vor.
”Oh, oh! Warte!" Daniel war damit nicht einverstanden. Er sah zu Boden und als er wieder aufsah sagte Baldur: "Ich stimme Daniels Bedenken zu. Wenn wir in den Zeitverlauf eingreifen, wissen wir nicht, was wir damit anrichten. Warnte der Spruch auf dem Tor nicht ausdrücklich davor schon Geschehenes zu ändern? Vielleicht vernichten wir dadurch unsere ganze Existenz."
”Wir hätten die Möglichkeit den Tod vieler Menschen zu verhindern", Rebecca ließ sich nicht so leicht umstimmen.
”Man sollte in Geschehenes nicht eingreifen", meinte O’Neill. ”Außerdem, habt ihr nicht gesagt, dass Tor wäre vernichtet worden?"
”Das sagte man uns", gab Carter zu. ”Doch wissen wir, ob das die Wahrheit ist? Bisher konnte man noch nie ein Stargate vernichten.”
”Nein, ich bin dagegen", bemerkte Baldur. ”Es ist viel zu gefährlich mit der Zeit zu experimentieren. Was geschehen ist, ist geschehen. Wir sollten unsere Zeit nicht damit vergeuden."
”Ich stimme Baldur zu", sagte Teal’c.
”Und ich bin auch gegen Zeitexperimente", meinte Rya’c. ”Selbst, wenn ich dadurch meine Mutter retten könnte."
Alle sahen jetzt Martouf an. Sein Symbiont Lantasch war der Älteste und damit erfahrenste im Raum, nach Baldur natürlich.
”Dagegen!" sagte Martouf.
In diesem Moment betrat Ferretti den Raum. ”Leute! Es gibt Neuigkeiten! Ich hörte den Funkverkehr der Horus ab. Heru’ur ist zurück und hält sich in der Verbotenen Stadt auf. Er hat eine Niederlage einstecken müssen. Eine Allianz, bestehend aus unserer Freundin Hathor und Sokar hat ihm eine schmerzliche Niederlage bereitet. Vier seiner sechs Pyramiden-Raumschiffe sollen zerstört worden sein. Mit den letzten ist er zur Erde geflüchtet. Und hier will er wohl die Wunden lecken und abwarten."
”Verbotene Stadt?" fragte O’Neill neugierig, weil er mit dem Begriff nichts anfangen konnte.
”Die liegt drüben in Afrika und heißt eigentlich Memphis. Doch viele nennen sie die Verbotene Stadt, weil jedem untersagt worden ist, dorthin zu gehen. Es sei denn, man wird eingeladen oder zwangsweise als Sklave hingebracht", erklärte Carter. ”Samuels residiert dort und Heru’ur lebt in dieser Stadt, wenn er sich auf der Erde aufhält."
”Aha! Und Heru’ur ist also besiegt worden. Das ist einerseits gut und andererseits schlecht für uns", meinte O’Neill.
”Wieso?" fragte Carter.
”Gut, weil Heru’ur durch die Niederlage geschwächt ist, schlecht, weil er seine Wut nun an den Menschen auslässt. Außerdem besteht die Gefahr, dass die anderen Goa’uld auch die Erde angreifen, weil sie Heru’ur endgültig vernichten wollen."
”Diese Gefahr besteht vorerst nicht", erklärte jetzt Lantasch. Die Augen des Tok’ra leuchteten auf, was seine innere Erregung bezeugte. ”Hathor und Sokar werden sich erst gegenseitig an den Kragen gehen. Es ist sowieso ein Wunder, dass zwei Goa’uld-Fürsten zusammengearbeitet haben. Jeder wird sich erst Heru’ur’s Herrschaftsgebiet unter den Nagel reißen wollen. Vielleicht begnügen sie sich auch damit, ihn nur vertrieben zu haben und seine Planeten einkassieren zu können."
”Und was ist in Memphis zu finden?" fragte O’Neill.
Daniel fühlte sich angesprochen: ”Memphis war früher eine der größten Städte im alten Ägypten. Heute existieren nur noch Ruinen davon. Heru’ur hat die alte Zeit Ägyptens wieder aufleben lassen und sich bei seiner Anwesenheit als Gott verehren lassen. Außerdem baute er die alte Stadt in allem Glanz und Glorie wieder auf. Sie steht nicht genau auf dem alten Platz von Memphis, doch ganz in der Nähe. Er ließ Pyramiden-Bauten errichten, Raumschiffwerften..."
”Raumschiffwerften? Sagtest du Raumschiffwerften?" unterbrach O’Neill Daniels Erklärungen.
”Ja, das sagte ich. Warum?" Daniel sah O’Neill an und erkannte in dessen Gesicht seine Absichten. "Oh nein! Bist du verrückt? Du willst doch nicht dorthin gehen? In die Verbotene Stadt?".
Genau das hatte O’Neill vor. ”Warum nicht? Gerade, weil es sich verrückt anhört, könnte es gelingen."
Ferretti bemerkte: ”Jeder hielt Jack für verrückt, als er Martouf alleine befreien wollte. Doch wie ihr seht ist unser Freund gesund und munter bei uns. Hätte O’Neill nicht das unerwartete getan, wäre Martouf vielleicht schon tot."
”Danke, Louis, für deine Unterstützung", sagte O’Neill und bedachte Ferretti mit einem dankerfüllten Blick, bevor er weiter sprach: ”Freunde! Ich bin nicht mehr euer Anführer, das ist Carter, aber mein Vorschlag wäre nach Memphis zu fliegen. Wir versuchen Heru’ur in unsere Gewalt zu bekommen oder ihn zu töten. Ist er erst einmal ausgeschaltet, ist die Invasion am Ende. Ohne ihren Gott können wir die Jaffa leicht vertreiben."
”Und was ist mit Samuels?" gab Rebecca zu bedenken. ”Hast du den ganz vergessen, großer Krieger?"
”Nein, ganz bestimmt nicht. Mit ihm habe ich noch eine alte Rechnung zu begleichen und nach Heru’ur werden wir ihn uns vorknöpfen."
”Ich stimme Jacks Plan zu. Schon lange stört es mich im Hintergrund zu agieren und nur kleine Aktionen, die im Grunde nichts bringen, zu befehlen. Es wird Zeit den ersten wirklichen Schritt zur Befreiung unseres Planeten zu unternehmen", Carter sah O’Neill bei diesen Worten an. ”Hast du auch schon einen Plan?"
”Ja, den habe ich. Habt ihr auch Kontakt mit anderen Widerstandsgruppen? Am besten wäre es eine in Afrika, in der Nähe der Verbotenen Stadt."
”Natürlich stehen wir mit anderen Gruppen in Kontakt. Einige Anführer kenne ich persönlich. Und in der Nähe von Memphis gibt es eine bekannte Gruppe", erklärte Carter.
”Wenn wir nach Afrika gehen und mit ihnen Kontakt aufnehmen, wird man uns anhören und unterstützen?" fragte O’Neill.
”Ganz sicher", bestätigte Carter. ”Ihr Anführer ist Scheich Harun el Raschid."
”Harun el Raschid? Der berühmte Herrscher aus der Erzählung "Tausend und eine Nacht?" warf O’Neill grinsend ein.
”Eigentlich heißt er Harun al Hamra, aber alle nennen ihn Harun el Raschid, in Gedenken an diese berühmte Erzählung. Und Harun hat nichts gegen diese Bezeichnung. Er fühlt sich sogar geehrt mit diesem großen Herrscher verglichen zu werden. Vor der Invasion war er ein Kaufmann und seine Familie war sehr reich und angesehen, doch dann hat er alles verloren."
”Ich sehe du kennst ihn gut?" fragte O’Neill und konnte nicht verhindern, dass so etwas wie Eifersucht in seiner Stimme durchklang.
Carter registrierte das erfreut, sagte es ihr doch, dass sie Jack nicht ganz gleichgültig war. Sie beschloss es richtig zu stellen, bevor er noch auf falsche Gedanken kam. ”Natürlich kenne ich ihn, doch unsere Beziehung ist rein geschäftlich." Sie verschwieg, dass es am Anfang anders gewesen war. Als sie Harun kennen lernte, war sie einsam gewesen und hatte jemanden gebraucht, der sie tröstete und Jack galt als tot. Doch ihre Beziehung war nur von kurzer Dauer gewesen, weil sie zu verschieden gewesen waren. Inzwischen waren sie nur noch gute Freunde. Und außer Harun und ihr wusste niemand von dieser Beziehung und so sollte es auch bleiben.
”Gut", sagte der Colonel erleichtert. Seine Augen kreuzten sich mit denen von Sam und er begriff in diesem Moment, dass sie dasselbe für ihn empfand, wie er für sie. Und er entschied sich mit ihr bei passender Gelegenheit auszusprechen. Es war viel zu viel Zeit vergangen, zumindest für Sam, um noch mehr zu vergeuden. Als er Carters Hand ergriff und sie drückte, schien die Zeit stillzustehen und alles andere um sie herum, als unwichtig abzustempeln.
Dieser magische Moment wurde durch Baldur unterbrochen, als er bemerkte: ”Wenn wir deinen, zugegebener Massen verrückten Plan verwirklichen wollen, sollten wir bald aufbrechen." Baldur ließ seine Augen aufleuchten, weil er erregt war. ”Ich denke, Tau’ri, gerade, weil er verrückt klingt, könnte er klappen."
”Danke für dein Lob, mein seltsamer Freund”, antwortete O’Neill und war etwas wütend darüber, dass Baldur den Moment zwischen ihm und Sam so abrupt unterbrochen hatte.
Baldur sagte nichts, doch sein Grinsen sagte mehr als tausend Worte. Und auch Daniel war der Blickkontakt zwischen Sam und Jack nicht entgangen und er hatte begriffen, dass es zwischen den beiden gefunkt hatte. Nun, er gönnte es ihnen ihr Glück gefunden zu haben. Doch gleichzeitig keimte so etwas wie Neid in ihm auf. Ihm war dieses Glück noch immer missgönnt...er hatte Sha’re noch nicht gefunden.
”Wir werden sie finden und zurückbekommen", tröstete Baldur ihn. Und Daniel wusste, dass sein Symbiont es ehrlich meinte. Denn, was immer er, Daniel, empfand, empfand auch sein anderes zweites Ich.
”Wo sie wohl ist? Apophis ist doch schon lange tot?" fragte er gedanklich zurück.
”Das kann ich dir auch nicht sagen. Ihr Goa’uld, Amonet, war die Königin von Apophis. Sie ist sicher geflohen und versteckt sich irgendwo. Und Sha’re ist sehr stark. Vielleicht gelingt es ihr Amonet zu beherrschen, denn wäre es nicht so, hätte diese euch damals an Apophis verraten, als du ihr halfst, das Kind auf die Welt zu bringen", gab Baldur zurück. Natürlich wusste er von dem Vorgang auf Abydos, als Sha’re Apophis Kind zur Welt brachte, doch nach der Geburt wieder von Amonet beherrscht wurde.
”Wenn wir sie finden, vielleicht können wir sie dann überreden bei mir zu bleiben. Wir könnten Amonet aus ihr entfernen und ihr eine Tok’ra geben. Dann wäre Sha’re eine von uns."
”Wenn wir sie finden, werden wir das tun, Daniel. Das verspreche ich dir", gab Baldur zurück.
Die anderen hatten nichts von den Zwiegespräch zwischen Daniel und seinem Symbionten mitbekommen. Sie hatten über die weitere Vorgehensweise diskutiert.
”Das letzte Mal hatten wir vor einem halben Jahr Kontakt mit Harun", sagte Carter gerade. ”Damals befand er sich in einem Kristall-Tunnel in der Wüste von Libyen, in den Ruinen der Stadt Ghadamis, seiner Heimatstadt. Dort besaß seine Familie auch die meisten Besitztümer. Eines haben wir vergessen zu sagen: in Memphis gibt es ein Sternentor, ich vermute, es ist das Tor aus der Antarktis."
”Ein Sternentor zu besitzen wäre wichtig”, stimmte O’Neill zu.
”Und wie kommen wir nach Afrika? Hat sich das schon einer überlegt?" fragte Ferretti.
”Mit den Gleitern", erklärte Rya’c. ”Ich kenne sämtlich Codes. Viele Horus-Gleiter patrouillieren im Luftraum der Erde. Sobald es eine Begegnung gibt, strahlt man gegenseitig die Erkennungs-Codes aus. Bei so vielen Garnisonen auf der Erde ist es unmöglich, dass jeder jeden kennt. Außerdem sind wir mit dem Gleiter nicht lange unterwegs."
O’Neill nickte Rya’c anerkennend zu. ”Dann wäre ja alles geklärt. Starten wir."
”Sofort?" fragte Daniel.
”Colonel O’Neill hat recht. Wir sollten nicht länger zögern", bemerkte Teal’c.
Alle sahen den Jaffa an. Teal’c hatte bisher stumm zugehört und nur selten einen Kommentar abgegeben. Außerdem hatte es ihm Freude gemacht seinen Sohn nur zu beobachten. Rya’c war ein richtiger Mann geworden, ein Kämpfer. Und er war auf ihrer Seite, ein Umstand, den Teal’c nicht erwartet hatte. Er hatte nicht einmal damit gerechnet, dass Rya’c noch lebte. Und nun hatte er noch O’Neill das Leben gerettet.
Damit war Teal’c wieder zufrieden mit seinem Leben. Nur Drey’auc fehlte ihm, doch sie war tot. Teal’c sah zu O’Neill. Nach dessen Auftauchen war es selbstverständlich für ihn, in ihm wieder den Anführer zu sehen, auch wenn Captain Carter das noch offiziell war. Und selbst Carter akzeptierte ihn schon wieder als Anführer an, auch wenn sie das nicht aussprach. O’Neill selbst war zu höflich, um das zu verlangen. Es sprach für ihn, dass er bei jeder Entscheidung erst Carter’s Zustimmung einholte.
Nach Teal’c’s kurzem Kommentar war allen klar, dass es losgehen musste. Jeder suchte seine Ausrüstungsgegenstände zusammen und machte sich abflugbereit. Kurze Zeit später waren sie auf dem Weg nach Afrika.

Libysche Wüste, im Wadi Gawwal

Die kleine Widerstandsgruppe hatte den afrikanischen Kontinent erreicht und auch die Wüste bis Libyen überquert. Nur einmal war es kritisch geworden, als sie über dem Luftraum von Algerien einer anderen Gleiter-Patrouille begegnet waren. Doch dank Rya’c war alles gut gegangen.
Im Wadi Gawwal hatten sie den Gleiter versteckt und Kontakt mit der Widerstandsgruppe Harun al Hamra, genannt el Raschid, aufgenommen. Harun war überrascht gewesen, dass Carter ihn besuchte. Auch in Afrika war man über die neueste Entwicklung der Dinge auf dem Laufenden. Er hatte ihnen Koordinaten in der Wüste genannt, wo sie sich treffen wollten. Harun war misstrauisch und vorsichtig, schließlich konnte alles auch nur ein Falle für ihn sein. Nach dem SG-1-Team, war er der meist gesuchteste Mann auf dem Planeten. Heru’ur und Samuels würden den berühmten Widerstandskämpfer gerne in die Finger bekommen.
”Ob dein Harun bald kommt?" fragte O’Neill. Er saß zusammen mit Carter im Schutz einer Düne im Sand, abseits der anderen. Es war die erste Gelegenheit alleine zu reden, seit sie sich wieder getroffen hatten.
”Er ist nicht mein Harun, er ist nur ein guter Freund. So wie Daniel, Teal’c oder Rebecca", berichtigte Carter ihn.
O’Neill sah Carter an. ”Und was bin ich für dich? Ich weiß, bisher war ich dein Vorgesetzter, aber diese Zeit ist vorbei. Ich habe dich geliebt seit ich dich zum ersten Mal gesehen habe, damals, als du in der Cheyenne-Basis in mein Leben getreten bist. Ich habe das vor mir gut versteckt, doch jetzt bin ich nicht mehr Colonel, sondern nur ein ganz normaler Mann. Und irgendwie fühle ich, dass du dasselbe für mich empfindest."
Sam hob die Hand und strich ihm über die Wangen. ”Jack, dein Gefühl täuscht dich nicht. In dem Moment, als du in dem Tor verschwandest schien die Welt für mich einzustürzen. Ich begriff, dass ich dich verloren hatte und wie sehr ich dich liebte. Und ich verfluchte mich selbst dafür, es dir nicht gesagt zu haben. Doch es war zu spät, obwohl ich im inneren meines Herzens fühlte, dass du noch lebtest. Ich wusste es einfach, und ich hoffte bis zuletzt, dich wieder zu finden. Doch die Jahre vergingen und langsam begann ich die Hoffnung aufzugeben. Und dich jetzt zu sehen, bei mir zu haben, ist so..." Sam konnte nicht weiter sprechen, ihre Augen füllten sich mit Tränen.
Jack nahm sie in die Arme und drückte sie fest an sich. Er wollte sie nie mehr loslassen. Einfach nur hier mit ihr zu sitzen und sie fühlen...
”Wie rührend! Ein echtes Liebespaar!"
Die spöttische Stimme ließ sie auseinander fahren. Sechs vermummte Gestalten umstanden sie und richteten Waffen auf sie.
”Jack O’Neill und Samantha Carter, die meist gesuchtesten Personen auf diesem Planeten", sprach der Mann weiter.
Jack wollte aufstehen, doch ein Fußtritt warf ihn zu Boden. Als er wieder aufblickte, sah er genau in die Mündungen von vier Schnellfeuergewehren.
Die Wachen ergriffen auch Carter. O’Neill hatte keine Chance ihr zu helfen.
”Fesselt sie", sagte der Mann zu seinen Begleitern.
Angesichts der sechs Schnellfeuergewehre wäre jede Gegenwehr Selbstmord gewesen. Carter und O’Neill wurden entwaffnet und gefesselt. Dann wurden sie fortgebracht. Hinter einer Sanddüne warteten weitere Männer mit Kamelen.
”Ihr wisst Bescheid", sagte der Anführer. ”Ihr bringt sie in die Oase und wartet auf die Gleiter. Ich gehe alleine zu Harun und sagte ihm, dass alles klar ist. Er darf keinen Verdacht schöpfen, dass wir hinter der Entführung der beiden stecken. Lasst euch also auf keinen Fall erwischen."
Die Angesprochenen nickten und fesselten die Gefangenen auf die Kamele. Anschließend machte sich die kleine Karawane auf den Weg. Der Anführer sah ihnen befriedigt hinterher. Das hatte ja gut geklappt. Harun würde keinen Verdacht schöpfen, dass er, Omar, hinter dem Verschwinden der beiden stand, weil er ein Agent Samuels war. Endlich zahlte sich die Geduld aus, dass Nest der Widerständler noch nicht ausgehoben zu haben. Harun hatte keine Ahnung, dass jeder seiner Schritte überwacht wurde und er eigentlich nur an einer langen Leine lief, die jederzeit, wann immer Samuels es wünschte, eingezogen werden konnte. Als die Nachricht der SG-1-Widerstandsgruppe sie erreichte, hatte Omar sein Glück kaum begreifen können. Er hatte dafür gesorgt, dass er und einige seiner Vertrauten als Kundschafter vorausgeschickt wurden. Und nun hatten sie dadurch O’Neill und Carter gefangen, und er würde zusätzlich die Belohnung kassieren. Den Rest des SG-1-Teams würden sie in Kürze auch gefangen nehmen, doch vorerst wollte er damit noch warten. Sonst kam Harun noch auf die Idee, dass ein Verräter unter ihnen war. O’Neill und Carters Verschwinden konnte man vorerst noch damit erklären, dass die beiden sich verirrt hatten.
Von all dem ahnten die anderen im Team noch nichts. Sie warteten noch immer auf Harun, der sich viel Zeit ließ. Rebecca Morgan lief unruhig auf und ab. Sie hielt die ungewisse Wartezeit nicht mehr aus. Sie beneidete Sam, die sich mit O’Neill zurückgezogen hatte, um sich auszusprechen. Rebecca blickte heimlich zu Martouf, doch er saß nur da und sah vor sich hin. Vielleicht sollte sie endlich all ihren Mut zusammenraffen und ihn darauf ansprechen. Sie machte zwei Schritte auf ihn zu, doch dann verließ sie der Mut wieder und sie begann ihre Wanderung erneut aufzunehmen.
”Morgan, du machst mich noch ganz nervös. Setz dich endlich hin", verlangte Daniel. Das er Morgan sagte, bewies, dass er ebenfalls nervös oder besorgt war.
”Ach, halt doch den Mund, Jackson!" sagte Rebecca wütend.
Daniel grinste jetzt. Er hatte begriffen, warum Morgan so wütend war: ”Warum sagst du Martouf nicht endlich das du ihn liebst?"
Morgan sah ihn entgeistert an: ”Weiß denn jeder, was ich fühle, nur Martouf nicht?"
”Oh, ich denke, er weiß es auch. Er ist nur zu stur, es zuzugeben. Er braucht einen kleinen Anstoß. Vielleicht solltest du ihn dir einfach angeln, so wie Sam es gerade mit Jack macht."
”Ist das jetzt dein Rat oder der von Baldur?" fragte Morgan.
”Unser beider, doch als Mensch sage ich dir - warte nicht zu lange damit", empfahl Daniel.
Morgan sah zu Martouf und beschloss Daniels Rat zu befolgen. Diesmal würde sie nichts davon abhalten, doch das Schicksal machte ihr erneut einen Strich durch die Rechnung, denn in diesem Moment erschien Harun al Hamra mit einer Gruppe seiner Widerständler.
Daniel stand auf und ging ihm entgegen: ”Harun, endlich! Wir dachten schon, du würdest nicht kommen."
Harun umarmte Daniel und dann auch Morgan. ”Daniel, Rebecca, schön euch gesund zu sehen." Er nickte Teal’c zu und sah sich suchend um: ”Wo ist denn Sam? Ich sehe sie nicht."
Harun war etwa Mitte Dreißig, groß und schlank. Er trug die übliche Bekleidung eines Wüstenbewohners, mit turbanartigem Kopfschmuck, der sein langes schwarzes Haar verbarg. Seine Hautfarbe war etwas dunkler, was auf seine arabische Abstammung hinwies. Er sah genauso aus, wie man sich einen Scheich der Wüste vorstellte.
”Sam ist auch hier", erklärte Daniel. ”Sie spricht sich gerade mit Jack aus", er warf einen bedeutsamen Blick auf die Sanddünen hinter ihnen.
Harun sah ihn an: ”Es ist also wahr? Dieser Jack O’Neill, auf den Sam die ganzen Jahre gewartet hat, ist aufgetaucht?" Harun sah sehr enttäuscht aus.
Daniel begriff diesen Blick sofort: ”Ja, er ist da. Falls du dir wegen Sam Hoffnungen gemacht hast, vergiss sie schleunigst wieder."
Harun seufzte: ”Nicht zu ändern, Sam hatte schon immer ihren eigenen Kopf."
”Das kannst du laut sagen. Ich werde die beiden holen lassen." Daniel wandte sich an Teal’c. ”Teal’c, du und Rya’c, geht und holt Jack und Sam."
Teal’c nickte und gab seinem Sohn ein Zeichen. Die beiden verschwanden hinter den Dünen um Carter und O’Neill zu holen.
Harun sah ihnen hinterher: ”Wer ist der junge Jaffa? Ich sah ihn noch nie bei euch."
”Das ist Rya’c", erklärte Daniel, als sei damit alles gesagt.
”Sein Sohn? Teal’c hat ihn also gefunden? Schön für ihn", sagte Harun und meinte es ehrlich.
”Eigentlich hat Rya’c uns gefunden..." Daniel erklärte Harun in knappen Worten, was bisher geschehen war. Hin und wieder warf er einen Blick zu den Dünen, hinter denen Teal’c und Rya’c verschwunden waren. Es dauerte lange, bis sie mit Sam und Jack zurückkehrten. So weit konnten sich die beiden doch nicht entfernt haben.
Daniel atmete erleichtert auf, als Teal’c und Rya’c zwischen den Dünen auftauchten, doch zu seinem Erstaunen ohne Sam und Jack. ”Wo sind sie?"
”Colonel O’Neill und Captain Carter sind verschwunden", erklärte Teal’c und Daniel sah die Sorge in seinem Gesicht.
”Was meinst du damit - verschwunden? Die beiden müssen doch da sein."
”Wir können sie nicht finden und sie reagieren auch nicht auf unsere Rufe", erklärte Teal’c.
”Ob sie sich verirrt haben?" fragte Rebecca besorgt. ”Dann sollten wir sie sofort suchen."
”Gibt es hier Treibsand oder so etwas ähnliches?" fragte Daniel Harun.
Dieser schüttelte den Kopf. ”Nicht das ich wüsste."
”Das bedeutet aber nicht, dass es nicht welchen geben könnte", bemerkte einer von Haruns Begleitern.
Daniel hatte den Mann noch nie gesehen und sah Harun fragend an.
”Das ist Omar. Er ist noch nicht lange bei mir und ist der einzige Überlebende einer befreundeten Gruppe. Omar hat recht. Wenn die beiden in einen Treibsand geraten sind oder sich verirrt haben, kann das ihr Leben gekostet haben. Wir helfen bei der Suche." Harun wandte sich an Omar: ”Bildet zwei Gruppen und sucht die beiden. Wir müssen sie finden."
”Natürlich, Harun." Omar zögerte einen Moment. ”Ich kenne die beiden zwar nicht, aber ich habe schon sehr viel von ihnen gehört und ich werde alles tun, um sie zu retten." Omar wandte sich ab und konnte nur mit Mühe ein triumphierendes Lächeln unterdrücken. Zum Glück hatte das keiner bemerkt.
Doch Omar irrte sich. Rebecca Morgan hatte es gesehen und stutzte. Da stimmte doch etwas nicht. Dieser Omar gefiel ihr nicht. Er versuchte zwar ein freundliches Gesicht zu machen, doch seine Augen verrieten ihn. Sie entschied ihn nicht aus dem Augen zu lassen und schloss sich deshalb seiner Suchgruppe an. Zielstrebig durchkämmten sie mühsam die Sanddünen. Das Gehen fiel nicht leicht, denn der Sand rutschte immer wieder ab und erschwerte das Vorwärtskommen. Sie suchten zwei Stunden ohne Erfolg und machten sich dann enttäuscht auf den Rückweg.
Morgan fiel auf, dass Omar als einziger nicht besorgt aussah: ”So!" wandte sie sich deshalb an ihn: ”Du warst also bisher bei einer anderen Gruppe. Es ist sicher schwer seine ganzen Freunde verloren zu haben."
Omars Gesicht verdunkelte sich. ”Da hast du recht. Ich verfluche die Jaffa und besonders Heru’ur. Wir hatten keine Chance, als sie bei Nacht über uns herfielen. Vorher führten wir einen Überfall durch, doch irgendwie müssen wir uns verraten haben. Mich hielten sie für tot und ließen mich schwer verletzt liegen. Haruns Gruppe fand mich. Ich wäre lieber auch gestorben. Aus welchem Grund habe ich es verdient, als einziger überlebt zu haben?"
Morgans Misstrauen sank etwas. Sie sah den Mann tröstend an: ”Das kann niemand sagen. Vielleicht bist du noch für etwas anderes bestimmt."
Omar sah sie dankbar an: ”Es tut mir leid, dass wir deine Freunde nicht gefunden haben.”
”Noch wissen wir nicht, ob sie tot sind. Es gibt noch Hoffnung, vielleicht hat eine der anderen Gruppen sie gefunden", versuchte Morgan sich selbst zu trösten.
Doch sie wurden enttäuscht, als sie bei den anderen ankamen. Niemand hatte Jack und Sam gefunden. Morgan warf einen Blick auf Omar, welcher aussah, als hätte er nichts anderes erwartet, oder, als hätte er gewusst, dass man die beiden nicht finden würde. Etwas stimmte mit Omar nicht. Rebecca fühlte das einfach. Sie würde weiter ein Auge auf ihn haben.
”Und was machen wir jetzt?" fragte Daniel.
”Ich lasse meine Leute weiter nach den beiden suchen. Inzwischen habe ich mehr Männer geholt. Wir werden die Wüste auf den Kopf stellen wenn nötig, um sie zu finden. Doch wir sollten unser Hauptquartier aufsuchen, denn es gibt einiges zu besprechen."
Sie erklärten sich schweren Herzens damit einverstanden und machten sie sich auf den Weg in Haruns Versteck.

Kapitel 6 by Selana
6. Die Verbotene Stadt

Der Ritt auf den Kamelen hatte Stunden gedauert. Sam ritt auf einem Kamel vor ihm, so dass der Colonel die ganze Zeit nur ihren Rücken sehen konnte. O’Neill konnte sich nicht erklären, wer ihre Entführer waren. Steckte Sams Freund Harun al Hamra dahinter? Doch aus den anfänglichen Bemerkungen ihres Entführers schloss er, dass Harun nichts wusste.
Als vor ihnen eine kleine Oase auftauchte, begriff er, dass sie ihr vorläufiges Ziel erreicht hatten. Die Oase bestand aus einigen Oliven- und Dattelbäumen und einer kleinen Wasser-Quelle, dem Ursprung allen Lebens. Und überlebenswichtig in der Wüste.
Sie wurden von den Kamelen gezerrt, zu den Bäumen gebracht und dort festgebunden. Man brachte ihnen Wasser. Seine Versuche eine Unterhaltung mit den Entführern zu beginnen schlugen fehl, da keiner darauf einging. Untereinander unterhielten die Männer sich in einer Sprache, die O’Neill nicht verstand.
Er sah zu Carter hinüber, die an einen Baum, etwa drei Meter von ihm entfernt, gefesselt war: ”Unsere Liebe steht unter einem schlechten Stern, Sam. Vielleicht ist sie uns nicht vergönnt."
”Sag so etwas nicht Jack, wir dürfen die Hoffnung nicht aufgeben." Sie warf einen Blick auf ihre Entführer. ”Sie scheinen normale Menschen zu sein. Warum machen die das?"
”Das liegt auf der Hand - die Belohnung, die auf unsere Köpfe ausgesetzt wurde, wird sie reich machen. Trotz dem vielen Leid und Elend, das über die Erde hereingebrochen ist scheinen sich viele Menschen nicht geändert zu haben."
”Wir müssen fliehen."
”Natürlich! Verrätst du mir auch wie?" O’Neill zerrte an seinen Fesseln, doch die saßen so fest, dass eine Befreiung aus eigener Kraft unmöglich war. Und wer sollte ihnen hier helfen? Ihre Freunde wussten nicht, wo sie waren, auch wenn diese sie inzwischen sicher schon suchten. Außerdem ließen ihre Entführer sie nicht aus den Augen.
Eine Stunde verging, dann hörten sie ein näher kommendes Brausen in der Luft. Zwei Todesgleiter schossen über sie hinweg und ein größerer Transportgleiter setzte über der Oase zur Landung an.
Ihm entstiegen ein einige Jaffa, die sich mit den Beduinen unterhielten, bevor einige der Krieger zu Sam und Jack kamen, um sie von den Bäumen loszubinden. Dann brachte man sie zu dem Transporter. Die Beduinen sahen ihnen nach. Als O’Neill den Gleiter betrat, hörte er hinter sich Schüsse und drehte sich um. Die Jaffa eröffneten mit Strahlenlanzen das Feuer auf die Beduinen und töteten alle.
O’Neill sah den Jaffa-Offizier neben sich entsetzt an, während dieser seinen Blick höhnisch lachend erwiderte. ”Ist das eure Belohnung für Dienste? Der Tod?" fragte O’Neill.
”Unser Agent will keine Zeugen, denn wir haben lange gebraucht, um ihn in die Gruppe von Harun el Raschid einzuschleusen. El Raschid gehört schon uns, genau wie du." Er gab Jack einen Stoss, der ihn in den Gleiter beförderte und hart zu Boden stürzen ließ. Sein Kopf schlug dabei an die Wand und O’Neill blieb benommen liegen.
Sam lief zu ihm, sie konnte sich nur mit Mühe beherrschen, denn die kaltblütigen Morde an den Beduinen, hatte auch sie entsetzt. Der Jaffa musterte die beiden noch einen Augenblick spöttisch, dann wandte er sich an seine Leute. ”Bewacht sie gut, wenn sie sich wehren, dürft ihr sie bestrafen. Doch tötet sie nicht, unser Herr will sie lebend." Der Offizier drehte sich um und verließ den kleinen Lagerraum. Jack sah, dass er sich neben den Piloten setzte, bevor die Tür sich hinter ihm schloss.
O’Neill und Carter setzten sich auf die Sitze an der Wand. Von hier aus konnten sie durch ein kleines Fenster nach draußen sehen. Der Transporter hob ab und wurde von den Todes-Gleitern eskortiert. Die Jaffa gingen kein Risiko mehr ein.
Unter ihnen glitt das Land dahin - nur Sand und Wüste so weit das Auge reichte. Dies änderte sich erst, als die riesige Stadt am Horizont auftauchte. O’Neill und Carter richteten sich unwillkürlich auf und blickten gebannt nach draußen. Die Jaffa ließen sie gewähren, da die Gefangenen keine verdächtigen Bewegungen machten.
”Unglaublich!" flüsterte O’Neill beeindruckt.
Der Sand wich auf einen Schlag grüner Bepflanzung. Bäume tauchten auf, blühende grüne Wiesen und Felder, durchzogen von unzähligen Wassergräben. Menschen arbeiteten auf den Feldern. Sie hatten keinen Blick für die Gleiter übrig. Dies schien ein normaler Anblick für sie zu sein.
”Woher haben die mitten in der Wüste das viele Wasser?" fragte Carter erstaunt.
Langsam tauchten vor ihnen die ersten Häuser der riesigen fremdartig aussehenden Stadt auf. Und O’Neill begriff, dass er schneller in der Verbotenen Stadt ankam, als er sich dies gewünscht hatte. ”So habe ich mir unseren Einzug in der Stadt nicht vorgestellt", flüsterte er Carter leise zu.
Sam nickte zustimmend, sagte jedoch nichts.
Die Stadt bestand aus unterschiedlich großen pyramidenförmigen Bauten, die einzelnen Gebäude waren mit Strassen verbunden, die sich teilweise spiralförmig in die Höhe zogen. Die Gefangenen erblickten Fabrikanlagen, riesige Werftanlagen, auf denen Raumschiffe lagen. Es waren nicht die gewaltigen Pyramiden-Schiffe, die sie schon gesehen hatten. O’Neill schätzte, dass die ganz großen Schiffe im Weltraum gebaut wurden. Diese hier würden höchstens halb so groß sein, trotzdem kamen sie O’Neill noch immer gewaltig vor. Heru’ur schien eine Raumflotte aufbauen zu wollen und hatte einen riesigen Industriezweig aufgebaut. Es mussten Millionen von Menschen hier wohnen.
”Heru’ur scheint die menschlichen Arbeiter gut gebrauchen zu können", meinte O’Neill.
”Jetzt ist mir auch klar, wohin viele der verschleppten Menschen gebracht wurden", sagte Carter.
O’Neill sah sie etwas verwundert an. ”Du warst noch nie hier?"
”Nein, niemand von uns. Der Umkreis von 10 km gillt als Sperrgebiet und keiner kam je zurück, der es wagte dort einzudringen. Selbst für uns, dem Widerstand, galt die Stadt als verbotene Zone. Außerdem umschließt ein Schutzschild die Stadt, so stark, dass jeder Angriff sinnlos ist. Zumindest für uns bisher. Ein Pyramiden-Schiff hätte vielleicht eine Chance."
Ein nur zu bekanntes Lächeln überzog O’Neills Gesicht und Sam warf einen schnellen Blick auf ihre Wächter, die sie jedoch nur beobachteten. Sie beugte sich weiter zu ihm und flüsterte in sein Ohr. ”Du denkst doch nicht daran..."
O’Neill erwiderte nichts, doch als Sam bemerkte, wie er die Raumschiffe auf den Werften musterte, einige schienen nur zur Überholung dort zu sein, wusste Sam, was O’Neill vorhatte. Er dachte allen ernstes daran eines dieser Schiffe zu stehlen. ”Das klappt nie, außerdem sind wir Gefangene."
”Noch, Sam, noch! Wir werden es schaffen zu fliehen und dann sehen wir weiter." Er schwieg, weil in diesem Moment vor ihnen ein beeindruckendes Pyramiden-Gebäude auftauchte. Es war doppelt so groß wie alle anderen Gebäude in der Stadt. Eine große weiße Treppe mit anschließendem Vorplatz führte hinauf zum Eingang. Auf dem Vorplatz setzte der Gleiter zur Landung an.
Sie wurden in das Gebäude geführt, und mit einem Aufzug ging es mehrere Stockwerke in die Höhe. Die Menschen, denen sie begegneten und den Gefangenen neugierige Blicke zuwarfen, sahen wohlgenährt und zufrieden aus. Es schien ihnen im Herzen von Heru’ur’s Reich an nichts zu fehlen. Zumindest denen nicht, die freiwillig für ihn arbeiteten.
Im inneren des Gebäudes sah es nicht viel anderes aus, als in jedem modernen Hochhaus der Erde. Nur die Dekorationen waren etwas anderes. Statuen und Bilder von alten ägyptischen Götter waren überall zu sehen, ein Zeichen dafür, dass Heru’ur das alte Ägypten wieder aufleben lies.
Schließlich standen sie dem Gott höchstpersönlich gegenüber. Heru’ur stand an einem der dreieckigen Fenster und blickte über die Stadt. Daneben standen einige seiner Horus-Wächter und...O’Neill erkannte ihn sofort - Samuels.
”Kniet nieder vor eurem Gott", wurden sie angeherrscht, und Schläge mit einer Stabwaffe zwang sie auf die Knie hinunter.
Heru’ur drehte sich langsam herum und musterte sie ausdruckslos, während Samuels mit triumphierendem Gesichtsausdruck hinter ihm stand.
Der Goa’uld sprach sie an: ”Ich erkenne dich wieder, Sklave. Vor einigen deiner Jahre hast du es gewagt mich anzugreifen und ich habe dir versprochen, dass du dafür büssen musst. Ich habe dir deine Welt genommen. Mein Diener Samuels hielt dich für tot, doch wie ich sehe, hat er sich geirrt. Deshalb kann ich dich nun persönlich bestrafen. Ich könnte dich einfach töten, doch ich versprach Samuels ein Geschenk für seine Dienste, und er wollte dich und die Frau. Deshalb liegt euer weiteres Schicksal in seiner Hand."
Damit drehte sich Heru’ur herum und ging ohne ein weiteres Wort davon, gefolgt von einem ganzen Tross seiner Jaffa. O’Neill begriff, dass ein Mensch für den Goa’uld tatsächlich nicht mehr bedeutete, wie für Menschen ein lästiges Insekt. Hätte er ihr Leben nicht in die Hand Samuels gelegt, wären sie jetzt schon tot. Was aber nicht bedeutete, dass sie das nicht im nächsten Moment sein konnten, denn Samuels war bestimmt viel nachtragender.
Der ehemalige Colonel der U.S.-Armee kam langsam auf sie zu. Er umkreiste sie mehrmals, bevor er vor ihnen stehen blieb. Er musterte Jack ungläubig.
O’Neill erwiderte Samuels Blick ungerührt. Innerlich war er längst nicht so ruhig, doch das letzte, was er tun wollte, war, Angst vor Samuels zu zeigen. Diese Genugtuung wollte er ihm nicht verschaffen.
”Hallo, Jack!" begann Samuels schließlich. Carter bedachte er mit keinem einzigen Blick. ”Wie ich sehe, ist es schwer dich zu töten. Ich glaubte, du würdest schon längst in der Hölle schmoren." Samuels war wütender, als er zugab. Lange Zeit hatte er O’Neill für tot gehalten und keinen Gedanken mehr an ihn verschwendet. Sein erneutes Auftauchen hatte ihn entsetzt und gleichzeitig wütend gemacht. Deshalb hatte er nichts unversucht gelassen, den verhassten Feind zu finden und unschädlich zu machen. Noch einmal würde ihm O’Neill nicht aus den Fingern schlüpfen.
”Dorthin kommen nur böse Jungs, doch ich glaube, selbst der Teufel würde nichts mit dir zu tun haben wollen", erwiderte O’Neill schlagfertig.
Samuels lachte und meinte: ”Da hast du vielleicht recht, doch sag mir, wo warst du die ganzen Jahre? Und wieso siehst du noch wie damals aus? Du bist kein Goa’uld oder Tok’ra?"
Jetzt lächelte Jack. ”Das ist mein Geheimnis, Samuels, und du wärst der letzte, dem ich es anvertrauen würde. Warum du noch unverändert aussiehst weiß ich genau. Du bist ein Jaffa”, erklärte Jack verächtlich.
”Ja, dadurch lebe ich sehr lange. Es gibt Mittel und Wege, um dich zum reden zu bringen."
”Davon bin ich überzeugt, doch leicht wird das nicht werden", meinte Jack und um seine Lippen spielte ein fast unmerkliches Lächeln, was Samuels Wut herausforderte.
Erregt machte er einen Schritt auf Jack zu, besann sich jedoch und hütete sich, in dessen Reichweite zu kommen. Trotz aller Wachen schien er Angst vor O‘Neill zu haben, was Jack heimliche Genugtuung verschaffte. Samuels gab einem der Wachen ein Zeichen und ein Schlag mit dessen Stabwaffe traf Jack von hinten und warf ihn nach vorne. Mit zusammengebissenen Zähnen richtete O’Neill sich wieder auf.
Samuels sprach weiter: ”Ich habe jetzt drei Möglichkeiten: ich mache dich zum Jaffa, doch da behältst du deine Persönlichkeit und ich meinen gefährlichsten Gegner, oder ich übergebe dich als Wirt an meine Herren, doch selbst da traue ich dir zu, deinen neuen Herrn unmerklich zu manipulieren und ich muss befürchten, dir erneut gegenüberzustehen..."
”Du nennst diese Monster deine Herren? Das passt zu dir, Samuels", unterbrach O’Neill dessen Rede.
”Drittens, ich töte dich”, fuhr Samuels fort, ohne auf O’Neills Bemerkung einzugehen. ”Da dies die sicherste Methode ist, dich loszuwerden, entscheide ich mich für diese Möglichkeit." Er musterte O’Neill. ”Ich sehe dir an, dass du damit gerechnet hast, doch glaube mir, es wird ein langsamer Tod werden. Und die ganze Welt wird dabei zusehen. Doch keine Sorge, noch lasse ich dich leben. Zuerst darfst du miterleben, wie wir den ganzen Widerstand ausrotten und die Führer, ganz besonders alle SG-1-Mitglieder, langsam und qualvoll vor deinen Augen hinrichten. Erst dann darfst auch du sterben." Zum ersten Mal bedachte er Sam mit einem Blick. ”Vielleicht sollten wir mit der kleinen Hexe anfangen? Ich bin sicher, es wird für dich sehr amüsant sein."
O’Neill unterdrückte nur mit Mühe seinen Hass: ”Du bist ein Sadist, Samuels. Wie kann ein Mensch nur so tief sinken?"
Als Antwort hob Samuels die Hand, doch diesmal traf der Schlag nicht Jack sondern Carter, die mit einem Schmerzlaut zu Boden sank. Als zwei weitere Schläge sie trafen, konnte O’Neill sich nicht mehr beherrschen. Bevor die Wachen es verhindern konnten, sprang er mit einem Satz auf Samuels zu und schaffte es, ihn niederzuschlagen, bevor die Wachen ihn zurückrissen und festhielten.
Samuels Gesichtsausdruck verhieß nichts Gutes, als er wieder auf den Beinen war und sich sein schmerzendes Kinn hielt. Er ließ sich eine Zatnickatel geben richtete sie auf Jack. Die Wachen ließen O‘Neill los und Samuels drückte ab. ”Wenn ich jetzt nochmals abdrücke bist du tot, Jack, doch das ginge zu schnell für dich." Er gab dem Colonel hasserfüllt einen Fußtritt und wandte sich dann an die Wachen. ”Schafft die beiden fort. Wir werden uns später um sie kümmern. Der Herrscher erwartet mich jetzt. Wenn sie entkommen seid ihr tot. Ist das klar?" Die Wachen beeilten sich zu bestätigen und führten die Gefangenen fort. Sie wurden in eine Zelle geworfen und der Eingang mit einer durchsichtigen Energiewand geschlossen. So konnten die Wächter jederzeit einen Blick auf die Gefangenen werfen. Zusätzlich wurden sie von Kameras überwacht.
”Bist du verletzt?" fragte Jack Sam und war erleichtert, als sie verneinte.
”Und was ist mit dir?" fragte sie zurück.
”Dasselbe."
”Es war dumm von dir, ihn anzugreifen", bemerkte Sam. ”Er hätte dich töten können."
”Nein, noch nicht. Erst will er seinen Spaß haben. Du hast doch gehört, was er sagte. Mich will er als letzten von uns töten. Doch das wird ihm nicht gelingen. Vorher fliehen wir von hier."
”Eine Flucht wird nicht leicht sein", mischte sich eine Stimme in ihr Gespräch ein.
O’Neill und Carter sahen sich um. In einer Zelle ihnen gegenüber erhob sich ein Mann von einer Liege und blickte sie neugierig an. Er war ungefähr 60 Jahre alt und mit einem einfachen grauen Overall bekleidet.
”Noch ein Gefangener", seufzte O’Neill ergeben.
Carter blickte den Fremden gebannt an. Etwas an ihm irritierte sie, bis sie begriff, was es war. ”Er ist ein Goa’uld, Jack!"
Ihr Gegenüber bedachte sie mit einem bösen Blick und seine Augen begannen zu glühen. ”Dieses Wort höre ich nicht gerne. Es benutzen nur Feinde und ich glaube wir könnten Freunde sein", seine Stimme hörte sich jetzt gänzlich anders an.
”Gemäß dem Spruch: Der Feind meines Feindes ist mein Freund?" erkundigte sich O’Neill.
Der Fremde lächelte und antwortete mit seiner menschlichen Stimme: ”Du hast es erfasst, Tau’ri. Ich bin Logan."
Das der andere ihn Tau’ri nannte, also einen Erdenmenschen, sagte O’Neill, dass der Wirt kein Mensch von der Erde war.
”Wenn du kein Goa’uld bist, dann bist du Tok’ra?" erkundigte sich Carter neugierig.
”Auch nicht ganz richtig, doch diese Bezeichnung sagt mir mehr zu. Du darfst mich also einen Tok’ra nennen." Er musterte Carter. ”Du warst ein Wirt?"
”Ja, für kurze Zeit aber nur", erklärte Carter. ”Doch dein Symbiont muss sehr stark sein, denn bisher musste ich mein Gegenüber immer anfassen, um ihn spüren zu können."
”Mein Symbiont ist sehr alt", antwortete Logan.
”Und wie ist sein Name?" fragte O’Neill immer neugieriger werdend.
”Das möchte er noch geheim halten. Ihr erfahrt es, wenn die Zeit reif ist. Doch wollt ihr mir eure Namen verraten?"
”Das ist Samantha Carter und ich bin Jack O’Neill."
”Oh!"
Mit dieser Bemerkung verriet ihr Gegenüber, dass ihm die Namen bekannt waren.
”Du hast von uns gehört?" fragte Carter deshalb.
”Ja, in der Tat. Ich bin seit einem halben Jahr der Gefangene von Heru’ur. Er hofft immer noch, mich auf seine Seite ziehen zu können. Und noch habe ich mich nicht entschieden, ob ich das tue. Vielleicht mache ich es sogar." Dabei warf er einen bedeutsamen Blick nach oben und Jack begriff, dass Logan die letzte Bemerkung nur gemacht hatte, um die Beobachter hinter den Kameras zu täuschen.
”Dann musst du, bzw. dein Symbiont sehr einflussreich oder wichtig sein", bemerkte Carter. ”Doch wenn du kein Tok’ra und keiner der System-Lords bist, was oder wer bist du dann?"
Ihr Gegenüber schwieg und wandte sich dann ab. Er legte sich einfach auf seine Liege und sah auf die Decke. Carter und O’Neill sahen sich bedeutsam an und zuckten mit den Achseln. Sie beschlossen sich etwas auszuruhen. Die nächste Zeit würden sie jede Kraft gebrauchen können.

Kapitel 7 by Selana
7. Helden und Verräter

In der Zwischenzeit war die Widerstandsgruppe nicht untätig geblieben. Morgan hatte ihr Misstrauen gegenüber Omar noch immer nicht verloren und überlegte, ob sie Harun von ihrem Verdacht erzählen sollte. Allerdings würde Harun ihr ohne Beweise nicht glauben. Sie beschloss deshalb nur Daniel und Teal’c etwas zu sagen.
Die beiden reagierten wie erwartet skeptisch, doch im Gegensatz zu Harun hatten sie keine persönlichen Gefühle gegenüber Omar.
”Und wie kommt du zu dem Verdacht?" fragte Daniel.
Morgan zuckte mit den Achseln: ”Ich habe weder einen Beweis, noch einen triftigen Grund. Es ist nur ein Gefühl."
Daniel meinte: ”Wegen einem Gefühl sollen wir Omar diesem Verdacht aussetzen? Harun wird mich auslachen."
”Wirklich? Und was ist mit Carter und O’Neill. Die beiden sind verschwunden kurz bevor Harun mit seiner Gruppe aufgetaucht ist."
”Willst du damit sagen, dass Harun auch ein Verräter ist? Rebecca, jetzt gehst du aber zu weit. Omar kennen wir nicht, aber Harun hat schon oft seine Loyalität bewiesen."
”Ich habe nicht behauptet, dass Harun ein Verräter ist sondern Omar. Es wäre doch möglich, dass Harun nichts davon weiß", verteidigte Morgan ihren Standpunkt. Sie sah Teal’c an. ”Was meinst du dazu?"
Teal’c hatte bisher geschwiegen und sich seine eigenen Gedanken dazu gemacht. Das Verschwinden von O’Neill und Captain Carter ging nicht mit rechten Dingen zu. Teal’c konnte sich nicht vorstellen, dass die beiden sich verirrt hatten oder in Treibsand geraten waren. Sie hätten um Hilfe rufen können. Nein, es musste etwas anderes mit den beiden passiert sein. Verrat und eine Entführung passten in dieses Schema. ”Lt. Morgan hat recht, Daniel Jackson. Colonel O’Neill und Captain Carter sind nicht einfach verschwunden."
Morgan sah Teal’c dankbar an: ”Danke, Teal’c. Es ist gut zu hören, dass mir wenigstens einer glaubt."
Teal’c neigte den Kopf und lächelte.
In diesem Moment kamen Rya’c und Harun in ihre Kammer. ”Vater, wir haben eine Neuigkeit."
”Ja, und sie wird euch nicht gefallen. Wir haben eine Spur von Sam und O’Neill gefunden", sagte Harun.
”Was habt ihr gefunden?" fragte Morgan gespannt.
”In einer Oase wurden die Leichen von einigen Beduinen gefunden. Sie wurden mit Stabwaffen getötet und es gab Spuren von einem Transport-Gleiter. Einer der Beduinen lebte noch, als meine Leute ihn fanden. Er konnte noch sagen, was passiert ist, bevor er starb. Die Beduinen haben Carter und O’Neill an Heru’ur ausgeliefert."
Daniel und Morgan wurden blass.
Morgan sah Harun an. ”Sagte er auch, wer für die Entführung verantwortlich ist?"
”Nein. Warum?" Harun sah die drei erstaunt an.
”Rebecca meint, dass es einen Verräter in deinen Reihen gibt, und sie hat auch einen Verdacht. Bisher hielt ich nicht viel von dieser Vermutung, doch jetzt stimme ich ihr zu", erklärte Daniel.
”Und sicher habt ihr auch schon eine Idee, wer der Verräter sein könnte?" Harun schien nicht sonderlich überrascht über diesen Verdacht zu sein.
”Omar", antwortete Morgan nur.
”Omar?" Harun überlegte, bevor er antwortete. ”Das würde einiges erklären."
”Du scheinst nicht sonderlich überrascht zu sein?" fragte Daniel erstaunt.
”Die letzte Zeit geschahen viele seltsamen Dinge: Aktionen wurden verraten und Leute, die mit uns sympathisierten verschwanden spurlos."
”Du musst ihn sofort unschädlich machen, bevor er dein Versteck verrät", meinte Morgan erregt.
”Nein, Rebecca!" widersprach Harun.
”Was?"
”Lt. Morgan, Harun al Hamra hat recht", sagte Teal’c in ruhigem Tonfall. Er ahnte, was Harun plante. ”Du willst den Spieß umdrehen?"
Harun sah Teal’c anerkennend an. ”Du hast einen wachen Verstand, mein Jaffa-Freund."
”Was willst du machen?" fragte Morgan, die noch nicht begriffen hatte, was Harun vorhatte. Dazu war sie viel zu erregt.
Daniel dagegen lächelte jetzt auch, denn er hatte ebenso wie Teal’c gegriffen, was Harun plante.
”Setz dich, Rebecca und beruhige dich, dann erkläre ich dir alles." Harun wartete ab bis Morgan sich widerstrebend gesetzt hatte. ”Wenn Omar wirklich der Verräter ist, dann hat er unser Versteck schon lange verraten. Er lässt uns an der langen Leine laufen, um unsere Organisation langsam von innen zu zerstören. Jetzt müssen wir dafür sorgen, dass diese Tatsache für uns arbeitet."
Jetzt hatte Morgan begriffen: ”Du willst Omar mit Falsch-Informationen versorgen."
”Richtig! In der Zwischenzeit schaffen wir alle wichtigen Gegenstände und Personen in ein anderes Versteck, von dem wir Omar nichts verraten. Zum Glück weiß er noch nichts von meinem neuen Vorhaben."
”Was hast du vor?" fragte Daniel.
”Wir werden Kontakt mit jeder größeren Gruppe in der ganzen Welt aufnehmen. Dann koordinieren wir unsere gesamten Aktionen weltweit oder zumindest, die in Europa, Afrika und bis zum Ural. Wir erreichen nichts, in dem die verschiedenen Gruppen einzeln Aktionen durchführen. Wir müssen Heru’ur ausschalten. Deshalb wird zu gegebener Zeit ein speziell ausgesuchtes Team in Memphis eindringen und versuchen ihn zu töten. Ist Heru’ur ausgeschaltet, geben wir das Signal und der Widerstand auf der ganzen Welt wird die verschiedenen Garnisonen stürmen. Nur so haben wir eine Chance unsere Welt zu befreien. Das alles zu koordinieren wird Zeit brauchen, vielleicht ein ganzes Jahr."
”Und was ist mit Jack und Sam?" fragte Daniel.
Harun zuckte mit den Achseln: ”Tut mir leid, Daniel, sie sind nur zwei Personen. Hier aber geht es um die Rettung der ganzen Welt. Wenn wir eine Spur von ihnen finden, werden wir versuchen sie zu befreien, aber ich fürchte..."
”Sie sind in Memphis!" sagte hinter ihnen eine Stimme.
Alle wandten ihre Köpfe Richtung Eingang. Dort stand Martouf. Er hatte die letzten Worte gehört. ”Es kam gerade über alle Sender. Heru’ur und Samuels gaben die Gefangennahme von Jack O’Neill und Samantha Carter bekannt."
”Memphis! Da können wir sie niemals herausholen", meinte Daniel.
”Wir könnten es versuchen", schlug Morgan vor.
”Nein, dass ist viel zu gefährlich", widersprach Harun. ”Das erlaube ich nicht."
”Du erlaubst das nicht?" Morgan sprang erregt auf. ”Du hast uns nichts zu befehlen. Sam ist meine Freundin und O’Neill hat..." Morgan stockte und sah zu Martouf. Dieser sah sie ebenfalls an. ”Ich meine er gehört auch zu uns. Wir müssen sie befreien."
”Unsere ganze Aktion könnte scheitern, wenn wir zu früh handeln", versuchte Harun seinen Standpunkt zu erklären."
”Wieso? Wolltest du nicht sowieso eine Gruppe hineinschleusen um Heru’ur zu töten?" fragte Morgan.
”Aber erst, nachdem wir die verschiedenen Widerstandsgruppen kontaktiert haben."
”Das kann noch Wochen, wenn nicht Monate dauern, und dann ist es zu spät für Sam und Jack", bemerkte Morgan.
”Das mag sein, denn zu jeder Zeit besteht die Gefahr, dass wir getötet oder gefangen genommen werden. Doch davon lassen wir uns nicht beeinflussen. Ich bin sicher Colonel O’Neill würde dasselbe tun."
”Du bist herzlos", meinte Rebecca.
”Nein, ich sehe unsere Situation nur nüchtern."
”Harum al Hamra hat recht", stimmte Teal’c Harun zu.
”Von allen hätte ich diesen Satz erwartet, nur nicht von dir", Morgen sah Teal’c wütend an. ”Ich dachte O’Neill wäre dein Freund."
”Colonel O’Neill ist mein Freund, aber er ist auch ein Krieger und würde so wie Harun al Hamra entscheiden."
”Danke, mein Freund", meinte Harun. ”Als erstes finden wir heraus, ob Omar wirklich unserer Verräter ist."
”Und wie?" wollte Morgan wissen.
”Ich gebe ihm eine falsche Information über eine nächste Aktion. Wenn dann etwas schief geht, wissen wir, dass Omar unser Mann ist."
”Dann los, lasst uns nicht länger warten. Je eher wir Klarheit haben, desto besser", verlangte Morgan.
”Nicht so eilig", meinte Harun. ”Alles will gut vorbereitet sein. Und dann brauche ich unsere Freunde von der Tok’ra." Er sah Martouf und Daniel an.
”Wie?" fragten Baldur und Lantasch fast gleichzeitig.
”In Europa gibt es eine große Widerstandsgruppe mit der ich noch keinen richtigen Kontakt aufgenommen habe. Ich möchte, dass ihr das für mich übernehmt. Niemand weiß wer der Anführer ist, aber die Gruppe nennt sich "Krieger Donars"."
”Donar war ein mächtiger Gott der alten Germanen", erklärte Daniel.
”Richtig!" bestätigte Harun. ”Ihr werdet mit den Kriegern Donars in meinem Namen Kontakt aufnehmen. Das soll jedoch geheim bleiben"
”Und wo finden wir diese Krieger Donars?" wollte Daniel wissen.
”Irgendwo in Deutschland", antwortete Harun.
”Irgendwo in Deutschland? Verzeih mir, aber das ist ein großes Land. Wie sollen wir sie da finden?"
”Ihr fängt am besten in München an. Dort werden sie vermutet, doch obwohl die Horus-Krieger alles untersucht haben, fanden sie nichts. Doch ich weiß, dass sie dort sein müssen. Am besten nehmt ihr Teal’c und Rya’c mit. Eine Gruppe, bestehend aus zwei Goa’uld mit zwei Horus-Wächtern, fällt am wenigstens auf ", riet Harun den beiden.
”Dann gehe ich auch mit", meinte Morgan. Sie hatte keine Lust Martouf schon wieder zu verlassen.
”Ich möchte, dass du bei mir bleibst, Rebecca. Wir haben noch genug in meinem Land zu tun. Du musst mir helfen alles zu organisieren."
Morgan machte ein ablehnendes Gesicht. Martouf sah das und lächelte sie leicht an: ”Uns wird schon nichts passieren.”
”Hoffen wir es”, erwiderte Rebecca und ließ sich schließlich umstimmen. Außerdem wollte sie Omar nicht aus den Augen lassen.

In den Ruinen Münchens

Die kleine Gruppe hatte Deutschland erreicht. Sie hatten den Gleiter so niedrig wie möglich geflogen um unnötigen Begegnungen mit anderen Patrouillen auszuweichen. Und nun standen sie in den Resten einer der größten Städte des ehemaligen Deutschlands.
Bedrückt sah Daniel sich um. ”Hier lebten einmal Millionen von Menschen. Wie können die Goa’uld nur so etwas tun?"
”Es tut mir wirklich leid, Daniel. Ich schäme mich für das, was mein Volk den Tau’ri angetan hat", sagte Baldur.
”Du kannst nichts dafür", gab Daniel lautlos zurück. ”Außerdem versucht ihr Tok’ra alles zu tun, um solche Dinge zu verhindern."
”Doch leider meistens umsonst. Wie sollen wir mit unseren geringen Kräften etwas erreichen?" entgegnete Baldur betrübt. Auch ihn bedrückte die Atmosphäre der Zerstörung und er schämte sich noch mehr, als er vor Daniel zugab.
Vor ihnen lag ein riesiges Areal mit zerstörten Gebäuden und Grünflächen. ”Das ist das ehemalige Olympia-Gelände", erklärte Daniel, der sich gut in München auskannte. Früher, als das alles noch intakt gewesen war, war er öfters in München gewesen. Damals, als Student und angehender Wissenschaftler hatte sein Weg ihn mehrmals nach München geführt.
Alles machte einen gespenstischen Eindruck. Kein Mensch war zu sehen, nur der Wind strich durch die Ruinen und verursachte unheimliche Geräusche. Kleine Tiere huschten zwischen den Gebäuden hin und her.
Teal’c berührte Daniels Arm: ”Daniel Jackson, ich habe gerade eine Bewegung in einem der zerstörten Gebäude gesehen." Der Jaffa zeigte nach vorne, wo sich die Ruinen eines Hauses befanden.
Nach ihrer Ankunft in München hatte sie ihre bunte Goa’uld-Bekleidung abgelegt und die erdfarbene Tarn-Bekleidung der Tok’ra angezogen.
”Wahrscheinlich nur ein Tier, Teal’c”, vermutete Daniel.
”Das glaube ich nicht. Es war ein Mensch.” Teal’c hatte die ganze Zeit das Gefühl, dass ihn jemand beobachtete und ein Blick auf seinen Sohn bestätigte ihm, dass es Rya’c nicht anders erging.
”Jemand ist in der Nähe und beobachtet uns, Vater", meinte Rya’c, der den Blick seines Vaters bemerkt hatte. Er liess seinen Blick aufmerksam umherschweifen. Doch so sehr er auch seine Augen anstrengte, er konnte niemanden entdecken. Entweder irrten sie sich oder die Beobachter hatten sich perfekt getarnt.
Harun hatte ihnen einen Code-Geber mitgegeben. Das Gerät sandte ein Signal aus, das die Widerstands-Kämpfer jedoch mit einem speziellen Gerät empfangen konnten. Dies war auf der ganzen Welt das Erkennungssignal unter den Freiheitskämpfern.
Mit äußerster Vorsicht näherten sie sich der Ruine und betraten es durch die zerstörte Tür. Das Dach fehlte und nach einem Rundblick entschied Daniel, dass hier unmöglich jemand wohnen konnte. Teal’c musste sich geirrt haben.
Als er sich umdrehte, sah sich Daniel einer Gruppe Menschen gegenüber. Die Zatnickatels, die sich drohend auf ihn richteten, sahen nicht gerade beruhigend aus. Einen Moment musterte sich die Gruppe wortlos.
”Wer seid ihr?" fragte einer der Männer auf deutsch.
Daniel verstand diese Sprache einigermaßen und antwortete: ”Mein Name ist Daniel Jackson, das sind Martouf, Teal’c und Rya’c. Wir kommen vom arabischen Widerstand und müssen mit eurem Anführer sprechen. Harun el Raschid sendet uns."
”Robert wird kaum mit zwei Goa’uld und seinen Jaffa-Wachen sprechen wollen", antwortete der Mann.
Lantasch sagte: ”Wir sind keine Goa’uld sondern Tok’ra. Ich nehme an, dass auch in diesem Land der Unterschied bekannt ist."
Der Mann brach in leises Gelächter aus. ”Oh ja! Und wie! Du würdest dich wundern. Doch woher sollen wir wissen, dass ihr wirklich Tok’ra und keine Goa’uld seid?"
”Stellt uns auf die Probe. Untersucht uns", schlug Daniel vor.
”Und was machen die Jaffa bei euch?" fragte ihr Gegenüber noch nicht sehr überzeugt.
”Teal’c gehört schon lange zu uns. Er ist genauso wie ich ein Mitglied von SG-1 und..."
Einer der Männer unterbrach ihn und flüsterte mit dem Anführer. Dieser wandte sich dann wieder an die vier. ”Kurt meint, dass ihr die Wahrheit sprecht. Er hat dich und den Jaffa von Bildern wieder erkannt. Und SG-1 ist auch für uns eine Legende.” Er musterte Daniel von oben bis unten. ”Ich bin Thomas und ich werde euch in unser Versteck bringen. Doch vorher müssen wir einige Sicherheitsmassnahmen ergreifen. Das versteht ihr sicher. Ihr könntet schließlich Doppelgänger der beiden sein."
Bevor die vier begriffen, was Thomas damit meinte, traf sie ein Strahl aus den Waffen der Widerstandskämpfer und betäubte sie.
”Durchsucht sie gründlich, bevor ihr sie in das erste Versteck bringt", befahl Thomas. ”Und wenn ihr den geringsten Verdacht bekommt, dass sie falsches Spiel treiben sorgt dafür, dass sie nie mehr aufwachen."
”Verstanden", sagte Kurt. ”Und was machst du?"
”Ich gehe zu Robert und berichte ihm. Sobald sicher ist, dass sie die Wahrheit sagen werden wir kommen. Ich habe schon viel von Harun el Raschid gehört. Vielleicht tut sich endlich etwas. Ich bin es leid nur zu kämpfen, ohne das wir einen spürbaren Sieg erringen."
Das Erwachen war etwas unangenehm, doch Baldur half ihm die Nachwirkung der Betäubung schnell zu überwinden. Mit einem Ruck setzte Daniel sich auf.
”Willkommen in der Welt der Lebenden", sagte eine unbekannte Stimme in seinem Rücken.
Daniel drehte den Kopf zur Seite und sah in das Gesicht eines Mannes mit unscheinbarem Aussehen. Er schätzte den anderen auf etwa 45 Jahren, doch ein Blick in die stahlgrauen Augen belehrte Daniel, dass der erste Eindruck täuschte. Niemand sollte den Fehler machen, den Mann zu unterschätzen.
”Ich bin Robert und ihr wolltet mich sprechen?"
”Das weiß ich nicht genau", entgegnete Daniel vorsichtig und sah sich um. ”Wo sind meine Freunde?"
”Oh, denen geht es gut", antwortete Robert. ”Sie sind in Nebenräumen und du kannst sie gleich sehen. Du bist der Anführer der Gruppe?"
”Nun, gewissermaßen. Wer bist du?"
”Mein Name ist Robert, das sagte ich doch schon", so etwas wie Ungeduld klang in diesem Ton mit.
”Bist du der Anführer der Krieger Donars?"
”Ich bin dieser Mann und ich habe euch überprüfen lassen, während eurer Bewusstlosigkeit. Es scheint, dass ihr die Wahrheit gesagt habt."
”Wie lange war ich bewusstlos?" fragte Daniel.
”Zwei Tage", antwortete Robert.
”Das ist nicht möglich. Mein Symbiont hätte mich aufgeweckt."
”Wir kennen Mittel und Wege auch einen Symbionten zu betäuben und..." Robert machte eine Kunstpause...”ihn aus dem Wirt zu entfernen ohne ihn zu gefährden."
”Was sagst du da?" sagte Daniel ganz aufgeregt. ”Meine Frau..."
”...ist die Wirtin von Amonet, der Königin von Apophis, ich weiß. Ich kenne alle Mitglieder von SG-1. Ich kenne auch die Geschichte von eurem ersten Anführer, dem Airforce-Colonel Jack O’Neill, der jetzt zusammen mit Samantha Carter in der Gewalt von Heru’ur ist." Robert zögerte einen Moment. ”Wo war O’Neill eigentlich all die Jahre?"
”Ihr wisst von Sam und Jack? Aber natürlich, schließlich verfolgt ihr auch die Nachrichten", meinte Daniel. ”Und das mit Jack ist eine lange Geschichte. Gibt es Neuigkeiten von den beiden?"
”Leider keine, die dir gefallen werden. Samuels hat sie einige Male öffentlich vorgeführt. Er kostet seinen Triumph aus und liebt es seinen Feinden ihre Hilflosigkeit vor Augen zu führen."
”Dann sind die beiden also noch am Leben und keine Goa’uld?"
”Soweit wir das beurteilen können, sind sie noch sie selbst", bestätigte Robert.
”Dann sind das in meinen Augen keine schlechten Nachrichten."
Robert zuckte mit den Achseln. ”Doch nun, sage mir, was Harun el Raschid von uns will."
Daniel erklärte ihm den Plan des arabischen Widerstandskämpfers und Robert hörte gebannt zu. ”Ein guter Plan. Es wird dich überraschen zu hören, dass ich ähnliches plane. Harun ist mir mit der Kontaktaufnahme nur etwas zuvorgekommen. Du wirst dich wundern, was wir schon alles vorbereitet haben. Die Schweizer, Österreicher und die Franzosen warten schon auf mein Signal. Wenn die Tunnels nach England fertig sind, werden wir mit den Engländern Kontakt aufnehmen, dann mit Russland und den baltischen Ländern."
”Tunnels?" fragte Daniel neugierig.
Robert lächelte viel sagend: ”Komm mit. Wir gehen zu deinen Freunden und dann werde ich euch meine Untergrund-Eisenbahn zeigen."
”Untergrund-Eisenbahn? Tunnels? Du machst mich neugierig", sagte Daniel und folgte dem Deutschen, als dieser aus dem Raum ging.
Eine Stunde später staunten die vier nicht schlecht. Was der deutsche Widerstand da aufgebaut hatte, war gewaltig. Es schien, dass ganz Deutschland untertunnelt war. Robert benutzte die Tok’ra-Kristalle und hatte tief unter der Erde gewaltige Wohnstätten aufgebaut. Schmale Tunnels verbanden die einzelnen Zentren miteinander. Um schnell voranzukommen benutzten sie Einmann-Antigrav-Gleiter, die so genannte Eisenbahn. Diese Gefährte sahen wie Schlitten aus und man konnte sich damit pfeilschnell innerhalb der Tunnels bewegen.
Kreuz und quer durch Deutschland führte dieses Netzwerk. Neuerdings gab es auch Tunnels nach Frankreich, Österreich, Schweiz und einige der baltischen Länder. Geplant waren Tunnels nach Russland und Afrika. Gleichzeitig lagen diese Stollen so weit unter der Erde, dass sie vor jeder Entdeckung sicher waren. Außerdem sandten die Kristalle eine Art Strahlung aus, die jedes Goa’uld-Gerät täuschte und sie somit zusätzlich vor einer Ortung schützte. Die Einsatzzentrale des europäischen Widerstands befand sich in, bzw. tief unterhalb von München. Sollte ein Abschnitt von den Jaffa doch durch Zufall entdeckt werden, konnte dieser zerstört und an anderer Stelle neu aufgebaut werden.
”Das ist einfach großartig", sagte Daniel zu Robert. ”Du hast etwas geschaffen, das unbezahlbar ist."
”Nicht ich, mein Freund, wir alle haben das. Leider ging das nicht ohne Opfer ab. Viele gute Freunde verloren schon ihr Leben, doch eines Tages werden wir siegen und die Erde wird wieder uns gehören", stellte Robert richtig.
Sie schwiegen einen Moment bedrückt und gedachten der vielen Opfer, welche die Invasion schon gekostet hatte und noch kosten würde. Doch die Freiheit war jedes Opfer wert.
”Allerdings wäre es nicht möglich gewesen, das alles aufzubauen ohne die Hilfe unserer ausseridischen Freunde. Im Tausch dafür erhalten sie nun das, was sie bisher am dringendsten benötigt haben - Wirte. Und nicht nur solche, die im Sterben liegen, sondern viele stellen sich freiwillig zur Verfügung. Kein Tok’ra soll mehr sterben, nur weil er keinen neuen Wirt findet." Robert wandte sich direkt an Baldur und Lantasch. ”Viele Mitglieder eures Volkes leben in Deutschland und ihr beide seid herzlich willkommen."
”Ich danke dir, Tau’ri”; antwortete Baldur. ”Wir werden auch in Zukunft alles tun, was in unserer Macht steht, um euch zu helfen. Wenn wir dabei den System-Lord Heru’ur ausschalten können, ist das ein zusätzlicher Erfolg. Er ist einer der schlimmsten unter den Goa’uld", meinte Lantasch.
”Kommt!" forderte Robert sie auf. ”Wir haben viel zu tun.

"
Kapitel 8 by Selana
8. Ein seltsamer Fremder

Einige Wochen waren seit ihrer Gefangennahme vergangen. O’Neill und Carter hatten die Hoffnung auf Fluch fast schon aufgegeben. Nur die Tatsache, dass bisher noch keiner ihrer Freunde vom Widerstand gefangen worden war, gab ihnen immer wieder neuen Mut. Ihr neuer Freund Logan war auch keine große Hilfe. Der Tok’ra war ihnen beiden ein Rätsel. Und seit einer Woche hatten sie ihn nicht mehr gesehen. Hatte Heru’ur ihn töten lassen oder war er nun doch in dessen Dienste getreten?
Inzwischen wussten sie, dass sein Symbiont Osiris hieß, doch das sagte ihnen beiden nicht viel. Soweit Jack sich erinnern konnte, war Osiris der Gott des Todes gewesen, der über die Unterwelt herrschte. Doch so genau wusste er das auch nicht, denn Geschichte war Daniels Gebiet. Warum Logan so viele Geheimnis wegen seinem Symbionten machte, konnte Jack sich nicht erklären und auch Sams Wissen über die Goa’uld durch Jolinar war nur fragmentartig. Gleich nach ihrer Flucht wollte er Daniel fragen. Bei diesem Gedanken lächelte O’Neill. Er nahm es noch immer als selbstverständlich an, dass sie fliehen konnten.
”Du lächelst?" Carter war O‘Neills Gesichtsausdruck nicht entgangen.
”Ich dachte gerade an Daniel, und das er sicher die Bedeutung von Osiris kennen würde", erklärte Jack.
”Warum machst du dir Gedanken über Osiris? Sollten wir nicht lieber über einen Fluchtplan nachdenken?"
”Aber natürlich! Als ob ich das nicht tun würde.” Er stockte einen Moment. ”Jetzt weiß ich es. Wir gehen einfach durch die Wände, wie die Tolaner", meinte Jack trocken.
Sam warf ihm für diese Bemerkung einen schwer zu deutenden Blick zu.
”Unser Freund Logan täuscht Heru’ur, indem er vorgibt auf seine Seite überwechseln zu wollen, doch wir wissen, dass er das nicht vorhat."
”Was ist, wenn wir uns täuschen? Er benimmt sich zwar wie ein Tok’ra, doch er behauptet selbst keiner zu sein. Zum ersten Mal seit langem, weiß ich nicht, was ich von einem Goa’uld halten soll. Ich spüre, dass er auf unserer Seite ist, und doch..." Sam zögerte beim Weitersprechen.
”Hmm! Es ist denkbar, dass er uns täuscht? Logan, bzw. Osiris, ist trotz allem ein Goa’uld", gab O’Neill zu.
Die unüberhörbaren Schritte von Horus-Wachen waren im Gang zu hören. Sekunden später tauchte Logan in Begleitung von sechs Jaffa vor dem Energieschirm ihrer Gefängniszelle auf. Er trug nun die rotgoldene Bekleidung der Goa’uld und lächelte sie an.
”Wenn man vom Teufel spricht!” bemerkte O’Neill. ”Ein beeindruckendes Aufgebot hast du da bei dir. Du hast dich also endgültig entschieden, Logan? Oder sollte ich dich besser Osiris nennen, denn ich vermute, dass dein Wirt in diesem Fall nicht viel zu sagen hat?" wandte O’Neill sich an den Fremden.
”Da irrst du dich, O’Neill", antwortete Osiris. ”Logan und ich handeln als Einheit. Was ich möchte, will Logan auch."
O’Neill verzog angewidert das Gesicht. ”Ja, das glaube ich gern. Und dabei begann ich euch Tok’ra sympathisch zu finden."
Osiris Augen begannen zu leuchten. ”Ich bin kein Tok’ra!"
”Nein, natürlich nicht", bemerkte O’Neill sarkastisch. ”Du bist ein Goa’uld."
”Ich bin auch kein Goa’uld. Ich bin Osiris." Als sei damit alles gesagt, wandte er sich an die Wächter. ”Holt sie heraus und passt gut auf." An O’Neill und Carter gewandt: ”Heru’ur will euch sehen."
Jack ahnte, dass es diesmal keiner der üblichen Besuche war. Bisher hatte Heru’ur kein Interesse an ihnen gezeigt. Das er sie nun persönlich sehen wollte bedeutete nichts Gutes.
”Und was will Heru’ur von uns? Sollen wir wieder wie Tiere vor einer Kamera gezeigt werden? Oder will er uns erneut seine Macht demonstrieren?" fragte O’Neill.
”Diesmal werden es Verhöre sein. Heru’ur will einiges über den Widerstand wissen", erklärte Osiris.
”Darüber weiß ich gar nichts. Ich war die ganzen Jahre über weg und bin erst jetzt wieder zu meinen Freunden gestoßen..."
”Das ist ein weiteres Rätsel über das Heru’ur mehr wissen möchte. Wo du die ganzen Jahre warst. Wer dich versteckt hat", Osiris sah O’Neill lauernd an. ”Mich interessiert das auch sehr."
”Oh, ich war bei unseren Freunden, den Asgarder", log O’Neill. ”Heru’ur hat auf Chimeria ja schon die Bekanntschaft mit Thor gemacht. Er hat das bestimmt noch in guter Erinnerung."
Zum ersten Mal sah Osiris überrascht aus. ”Du kennst die Asgarder?"
”Sogar persönlich", erwiderte O’Neill und amüsierte sich königlich über den erstaunten Gesichtsausdruck des anderen.
”Interessant", meinte Osiris und musterte O’Neill mit wachsendem Respekt. ”Doch genug geredet jetzt. Bringen wir sie in den Verhörraum, der Doktor wartet schon."
Eskortiert von den sechs Wachen hatten O’Neill und Carter keine andere Wahl, als Osiris zu begleiten. Jack drückte Carters Hand. Was immer auch passieren würde, noch waren sie zusammen.
Der Raum, in den sie nun gebracht wurden, war voll gestopft mit Computern und Monitoren. Mitten drin stand ein hoher Sessel, an dem oben ein Helm befestigt war. Er erinnerte O’Neill fatal an einen elektrischen Stuhl, und er konnte nicht verhindern, dass sich ein flaues Gefühl in seinem Magen ausbreitete. Zwei Menschen, ein Mann und eine Frau, befanden sich in dem Raum und wandten ihnen den Rücken zu.
Bei ihrem Eintritt hörte die Frau auf zu arbeiten und drehte sich langsam herum. O’Neill erstarrte, als er in ihr Gesicht blickte, denn obwohl zehn Jahre seit ihrer letzten Begegnung vergangen waren, erkannte er sie sofort.
”Janet...!"
Die Frau lächelte sie an: ”Hallo, Jack! Hallo, Sam! Es ist lange her."
Carter überwand ihre Überraschung. ”Ich kann es nicht glauben, du arbeitest für diese Ungeheuer? Und die ganzen Jahre hielten wir dich für tot."
Dr. Janet Fraiser, ehemalige Stations-Ärztin der SGC-Einheiten, sah sie beide grimmig an. ”Das war ich fast auch, doch Samuels war so großzügig mein Leben retten zu lassen. Und als dank arbeite ich seitdem für ihn."
”Du machst das freiwillig? Ohne Zwang?" fragte Jack ungläubig.
”Natürlich! Wo sonst könnte ich mit so großzügigen Mitteln und neuen Technologien arbeiten?" Sie wandte sich an die Jaffa. ”Wir fangen mit dem Mann an. Bindet ihn auf dem Stuhl fest."
”Janet! Nein, dass darfst du nicht machen!" versuchte Carter an Fraisers Gerechtigkeitssinn zu appellieren. ”Wir sind doch Freunde!"
”Wir waren Freunde", stellte Dr. Fraiser richtig. ”Jetzt seid ihr meine Feinde." Sie sah zu, wie die Jaffa O’Neill auf dem Stuhl festbanden und ihm den Helm aufsetzten.
”Du scheinst mehr als besorgt um ihn zu sein”, stellte Janet Fraiser fest. ”Läuft da etwas zwischen euch?"
”Das geht dich nichts an, Verräterin!" antwortete Carter böse.
”Oh! Das tut weh so genannt zu werden", meinte Fraiser in sarkastischem Tonfall. ”Aber ich habe recht mit meiner Vermutung in Bezug auf euch beide. Gut, das zu wissen. Keine Sorge, es wird deinem Liebsten nicht weh tun. Es ist etwas unangenehm, sicher, aber dafür wird er uns auch alles sagen, was wir wissen wollen." Sie warf einen schnellen Blick auf ihre Uhr und Carter hatte den Eindruck, dass Dr. Fraiser nervös wurde. Sie warf einen weiteren Blick auf die Tür und dann auf O’Neill. ”Nun gut, dann fangen wir eben an. Ich kann nicht länger warten. Niedrigste Stufe", befahl sie dem Mann am Monitor.
”Janet...!" versuchte Carter es nochmals.
”Sei still!" fuhr Fraiser Sam an. Fraiser warf einen Blick auf Osiris, der sie nur ansah und nach menschlicher Art mit den Schultern zuckte.
Sam musste hilflos mit ansehen, wie der Mann am Monitor einige Schalter betätigte und Jack gleich darauf zusammenzuckte und sein ganzer Körper sich zu verkrampften begann.
”Du sagtest, es würde ihm keine Schmerzen bereiten", sagte Sam wütend zu Janet Fraiser.
”Dann habe ich wohl gelogen", Janet beachtete Carter nicht weiter und ging zu O‘Neill hinüber. ”Das war erst der Anfang, Jack, du solltest uns lieber sagen, was wir wissen wollen."
”Geh zur Hölle!" antwortete O’Neill nur.
”Nach dir, Jack!" erwiderte Fraiser und gab dem Mann am Monitor ein Zeichen, woraufhin dieser die Schalter weiter nach unten zog.
O’Neill biss die Zähne zusammen, als der Schmerz verstärkt durch seinen Körper fuhr. Dr. Fraiser sah zur Tür und atmete erleichtert auf, als sie den erwarteten Mann eintreten sah. Sie hatte schon befürchtet, das Schauspiel noch länger durchführen zu müssen.
Der Neuankömmling nickte ihr zu: ”Alles ist bereit, Doktor. Die Aktion kann beginnen."
”Endlich, ich befürchtete schon das schlimmste." Sie sah die Horus-Wächter an und rief: ”Jaffa, kree!"
Im gleichen Moment hoben zwei der Jaffa ihre Zatnickatels und feuerten auf ihre Kameraden. Diese, total überrascht von dem unerwarteten Angriff, kamen nicht mehr dazu, sich zu wehren.
Fraiser hatte im gleichen Moment eine Waffe in der Hand und feuerte zweimal auf den Mann am Monitor und tötete ihn. ”Tut mir leid, Mike, aber du standest leider auf der falschen Seite." Dann eilte Janet zu O’Neill und befreite ihn aus dem Stuhl. Gleichzeitig sagte sie: ”Tut mir leid, Jack, aber leider hat sich unsere Befreiungsaktion etwas verzögert." Sie half ihm aus dem Stuhl, während Carter etwas perplex zu ihm eilte und ihn stützte.
”Alles in Ordnung, Jack?" fragte Sam besorgt.
”Klar doch", antwortete O’Neill, obwohl das gelogen war. Jeder Muskel in seinem Körper tat ihm noch weh, und er verstand überhaupt nichts mehr. ”Was sollte das alles, Janet?"
”Für Erklärungen ist jetzt keine Zeit. Unsere Tat ist nicht unbemerkt geblieben. Kommt mit!"
Ohne weiter zu fragen folgten sie Fraiser, Osiris und den Jaffa nach draußen. Sie liefen einen Gang entlang und einer der Horus-Wachen öffnete in der Wand eine Geheimtür. Dahinter befand sich ein schmaler Gang, dem sie folgten. Eine viertel Stunde ging es konstant nach unten.
Dr. Fraiser hielt plötzlich ohne sichtbaren Grund an: ”Hier verschwinden wir im Untergrund."
Jack sah, dass Janet eines dieser seltsamen Goa’uld-Geräte am Finger trug und damit die Wand berührte. ”Kommt dicht zu mir!", befahl sie. Kaum standen sie beieinander; tauchten aus dem Nichts die Ringe eines Materie-Transmitters auf, und im nächsten Augenblick fanden sie sich in einem der Tok’ra-Tunnel wieder.
Weit entfernt glaubte O’Neill einen dumpfen Knall zu hören und auf einen bezeichnenden Blick auf Fraiser, den die Ärztin richtig deutete, sagte diese: "Wir haben die Gänge hinter uns gesprengt. Der Materie-Transmitter wird auch zerstört. Es darf keine Spur zu uns führen."
"Wo sind wir?" Inzwischen fühlte O‘Neill sich wieder besser. Die Schmerzen waren verklungen.
”Ganz tief im Untergrund von Memphis. Heru’ur und Samuels haben keine Ahnung von der Existenz der Tok’ra-Tunnel. Bis jetzt wenigstens. Eure Gefangennahme hat für uns alles verändert", erklärte Janet Fraiser.
”Sind wir jetzt sicher? Kannst du uns erklären, was das alles sollte?" fragte Carter.
”Wir erreichen in Kürze eine unserer Wohnkammern. Dort werde ich euch alles erklären", erwiderte Fraiser und lief weiter.
Eine halbe Stunde später waren sie am Ziel. ”Setzt euch”, forderte die Ärztin sie auf. ”Wir ruhen uns etwas aus bevor wir weitergehen. Und ich kann eure Neugierde befriedigen."
”Da sind wir wirklich gespannt." Ein Blick O‘Neills traf Osiris. ”Auch in Bezug auf deine Rolle in dieser Charade."
Osiris lächelte nur und überließ es Fraiser zu erzählen. ”In einer Beziehung habe ich nicht gelogen. Ich habe wirklich bisher für den Goa‘uld gearbeitet und das freiwillig und ohne Zwang. Bei der Räumung der SGC-Einheiten wurde ich lebensgefährlich verletzt. Ich weiß nur noch, dass ich bewusstlos wurde und dann in einem dieser Sarkophags erwachte. Über mir Samuels, welcher dafür gesorgt hat, dass ich geheilt wurde. Er fand mich wichtig genug, um für Heru’ur zu arbeiten. Anfangs zögerte ich, weil ich Samuels verachtete und nicht für die Goa’uld arbeiten wollte. Doch schließlich erkannte ich, dass ich besser für den Widerstand arbeiten konnte, indem ich so tat, als würde ich freiwillig für Heru’ur arbeiten. Anfangs überwachten sie mich noch, doch schließlich überzeugte ich sie von meiner Ehrlichkeit. Ich wurde nach Memphis gebracht, und sofort begann ich damit, die Widerstandsgruppe aufzubauen. Wir arbeiteten unauffällig und so, dass niemand von unserer Existenz erfuhr. Dann verschwand Heru’ur für zwei Jahre, und in dieser Zeit baute ich unsere Gruppe aus. Wir bauten die Tok’ra-Tunnel so tief in den Untergrund, dass wir vor jeder Ortung sicher waren. Ich musste viel in diesen Jahren tun, was mir widerstrebte, doch unzählige Menschen konnten wir heimlich retten und aus der Stadt schaffen. Viele blieben hier und arbeiten für uns in den Tunnel-Anlagen. Ihr werdet überrascht sein, was wir bisher schon geschaffen haben. Dann kam Osiris, und ich gewann ihn als Verbündeten. Schließlich wurdet ihr gefangen, und nun waren wir gezwungen einen Plan zu eurer Befreiung auszuarbeiten. Wir brauchten die ganzen Wochen dazu, um alles vorzubreiten und heute schlugen wir zu. Dieses Verhör habe ich angeordnet, angeblich im Auftrag von Heru’ur. Dabei weiß dieser gar nichts davon. Leider bin ich nun entlarvt, denn der Raum wurde mit Kameras überwacht, doch das ist nicht zu ändern. Ich werde in Zukunft vom Untergrund aus arbeiten. Ärgerlich ist nur, dass Heru’ur nun von unserer Existenz weiß."
”Ich entschuldige mich für die vorherigen Bemerkungen", sagte Carter. ”Aber..."
”Kein aber, keine Entschuldigung", unterbrach Janet sie. ”Du tatest nur, was dein Herz dir befahl."
Eine Weile herrschte Stille im Raum, dann sagte Dr. Fraiser. ”Es ist Zeit, wir müssen weiter."
Die Ärztin führte sie eine weitere Stunde durch die unterirdische Anlage, bis sie in belebteren Abschnitten herauskamen. Immer öfters trafen sie auf Menschen, die irgendwelchen Beschäftigungen nachgingen. Die meisten grüßten Janet freundlich, die Neuankömmlinge traf dagegen manch neugieriger Blick.
”Das ist unser Arbeitsbereich. Hier haben wir alles ausgebaut. Die anderen Tunnels dienen nur zur Verbindung mit anderen Teilen der Stadt oder zur Flucht.” Dr. Fraiser führte sie in einen großen Kristall-Raum, in dem zehn Menschen an Computern und Monitoren saßen. O’Neill ging neugierig von einem zum anderen. Jeder Bildschirm zeigte einen anderen Teil der Stadt, und in diesem Moment begriff O’Neill, wie weiträumig und groß die Widerstandsgruppe schon war.
”Habt ihr keine Angst geortet zu werden?" wandte sich Jack an einen der Männer am Monitor.
Dieser sah O’Neill kurz an, bevor er antwortete: ”Diese Gefahr besteht nicht. Die Kristalle schützen uns, dann sind wir sehr tief in der Erde. Bisher wurde noch keine unserer Höhlen entdeckt."
”Und ihr überwacht die ganze Stadt?"
”Ja. Wir haben unsere Kameras überall verteilt." Der Mann betätigte einige Schalter und das Bild auf dem Monitor wechselte in regelmäßigen Abständen. O’Neill konnte zum ersten Mal sämtliche Teile der Stadt sehen.
”Stopp! Das letzte Bild nochmals zurück, Markus", sagte Dr. Fraiser hinter ihnen.
Markus gehorchte und O’Neill blickte auf ein Sternentor, dass mitten in einem blühenden Garten stand. Davor ein See, von dem unzählige Kanäle abzweigten und die umliegenden Felder bewässerten.
”Daher stammt also das viele Wasser, aber ist der See nicht etwas klein dafür?" meinte O’Neill.
Janet lächelte leicht. ”Du wirst dich wundern. Der See wird alle zwanzig Stunden von einer anderen Quelle gespeist - durch das Sternentor."
”Du scherzt? Wie und woher?"
”Die Gegenstelle des Sternentors ist ein Wasserplanet", erklärte Janet. ”Alle zwanzig Stunden wird das Tor aktiviert und das Wasser in den See geleitet. Von hier aus wird es über alle Felder gepumpt und damit sämtliche Pflanzen und Früchte, die hier wachsen, bewässert."
”Eine tolle Idee", meinte O’Neill. ”Aber, was ist mit der Gegenstelle? Sind die dortigen Bewohner damit einverstanden, dass ihr Wasser gestohlen wird?"
”Bisher wurden keine Bewohner gefunden."
”Nun, was aber nicht bedeutet, dass es keine gibt. Oder hat Heru’ur das nachprüfen lassen?"
”Ich denke nicht. Und wenn es welche gäbe, hätte der Goa’uld sie höchsten vernichten lassen. Doch jetzt sagt mir, was habt ihr weiter vor? Sollen wir euch aus der Stadt schmuggeln?"
”Uns? Was ist mit dir? Du kommst doch mit uns?" fragte Carter.
”Nein", Janet schüttelte entschieden den Kopf. ”Mein Platz ist hier. Ich bin in den unterirdischen Anlagen sicher."
”Ich hätte einen Vorschlag zu machen", mischte sich Osiris ein. ”Wir könnten durch das Sternentor gehen und die Callisto holen."
”Callisto?" fragte O’Neill.
”Die Callisto ist mein Raumschiff, das größte Pyramiden-Schiff, dass je gebaut wurde. Ich besitze es seit unzähligen Jahren und es ist der Rest, der mir von meinem Reich geblieben ist."
O’Neill sah den anderen an. Raumschiff, ehemaliges Reich? Wer, um alles in der Welt, war Osiris? Langsam wurde er neugierig und Osiris würde einiges erklären müssen. Auch, was sein Alter anging. Jack vermutete stark, dass er älter, als die üblichen Tok’ra war.
Osiris bemerkt O’Neills Blick und klopfte ihm leicht auf die Schultern. ”Du wirst neugierig, mein Freund, das sehe ich dir an. Aber noch ist nicht die Zeit alles zu erklären. Nur soviel - früher herrschte ich über unzählige Welten. Nicht als Tyrann wie die System-Fürsten, sondern mehr wie ein König, der seine Untertanen liebte. Als immer mehr System-Fürsten auftauchten, neideten sie mir mein Reich und versuchten mich zu vernichten. Erst waren es nur einzelne, dann verbündeten sie sich gegen mich. Und gegen diese vereinte Macht hatte ich keine Chance. Ich musste fliehen und untertauchen, viele Jahre lang. Nur die Callisto und ihre Besatzung ist mir geblieben. Wir gründeten auf dem Schiff einen Stadtstaat und die Menschen, die mir freiwillig dienten, gründeten Familien, bekamen Kinder, und so war es für mich kein Problem einen neuen Wirt zu finden, wenn mein alter Wirt starb, denn genau wie die Tok’ra benutze ich keinen Sarkophag um mein Leben zu verlängern. Vor einem halben Jahr war ich auf einem Planeten, nur drei meiner Leute begleiteten mich. Heru’ur überfiel uns, tötete meine Männer und nahm mich gefangen. Von der Callisto weiß er zum Glück nichts. Heru’urs zwei übrigen Pyramiden-Schiffe und die kleineren, die auf der Erde gebaut werden, bedeuten keine Gefahr für mein Schiff."
”Und du würdest für uns kämpfen?" fragte O’Neill. ”Unseren Kampf gegen Heru’ur mit diesem Schiff unterstützen?"
Osiris nickte nur.
”Dann lasst uns aufbrechen."
”Ich führe euch durch die Tunnels, direkt zum Sternentor", bot Janet an.
”Einverstanden", stimmte O’Neill zu. Es wurde Zeit etwas konkretes zu unternehmen.
Fraiser bestimmte vier Widerstandskämpfer, die sie begleiten sollten. Zwei Stunden später waren sie am Ziel. Mit einem weiteren Materie-Transmitter kamen sie in einem kleinen Raum heraus.
”Das ist ein Gebäude direkt am Sternentor. Bisher wurde der Ausgang selten benutzt", erklärte Dr. Fraiser ihnen.
Einer ihrer Männer war vorausgegangen und kehrte zurück. ”Draußen ist alles klar. Es sind nur die üblichen fünf Wachen da. Der nächste Wassertransport ist erst in sechs Stunden. Wir haben also Glück. Unser Mann im Kontrollraum ist der linke."
”Dann sollten wir handeln", ordnete O’Neill an.
Sie folgten dem Widerstandskämpfer durch einen schmucklosen Korridor zu einem Kontroll-Raum. Bei ihrem Eintritt sahen die fünf Techniker auf, doch die Zatnickatels der Widerstands-Kämpfer betäubte sie. Nur den Mann, der zu ihnen gehörte, verschonten sie.
”Wir müssen uns beeilen. Sobald ich das Sternentor aktiviere wird Alarm ausgelöst”, teilte der Techniker ihnen mit. ”Habt ihr die Koordinaten?"
Osiris nickte und zeigte dem Mann die entsprechenden Symbole. Der Techniker wählte und draußen begannen die Kristalle nacheinander aufzuleuchten, bis sich schließlich das Tor aufbaute.
Sofort ertönte eine Computer-Stimme: ”Achtung! Unerlaubte Sternentoraktivierung! Achtung! Unerlaubte Sternentoraktivierung”, gleichzeitig fing eine Sirene an zu heulen.
Die Widerstandskämpfer ignorierten die Stimme und die nervende Sirene und verließen den Kontroll-Raum, um ins Freie zu treten. Der Himmel empfing sie in strahlendem Blau und O’Neill genoss den Anblick. War es doch zum ersten Mal seit Wochen, dass er den Himmel als freier Mann betrachten konnte. Doch das würde nicht lange so sein, wenn sie sich nicht beeilten.
Osiris stand schon vor dem wabernden Tor und betrachtete es. O’Neill stellte sich neben ihn. ”Hoffentlich ist die Callisto noch dort, wo ich sie zurückließ. Ich gab meinem Stellvertreter zwar genaue Anweisungen, allerdings ahnte ich nicht, daß ich so lange weg sein würde", zum ersten Mal glaubte O’Neill Furcht in der Stimme des Tok’ra zu hören.
”Wir haben keine Zeit darüber nachzudenken”, O’Neill warf einen besorgten Blick in den Himmel. Jeden Moment konnten dort die Todesgleiter der Goa’ulds auftauchen.
”Schnell!” bemerkte auch Dr. Fraiser. ”Ihr habt höchstens noch eine Minute. Meine Männer und ich müssen gehen.
Osiris sah O’Neill noch einen Augenblick an und verschwand dann im Tor. O’Neill warf noch einen letzten Blick auf die Stadt, umarmte Janet und folgte Osiris ohne noch lange darüber nachzudenken, ob an ihrem Ziel die Empfangsstation offen war.
Carter umarmte Janet ebenfalls und eilte hinter den Männern her. Das Tor schloß sich sofort wieder.
Dr. Fraiser gab ihren Männern ein Zeichen, woraufhin alle zu dem Gebäude zurückliefen, denn am Himmel tauchten in diesen Sekunden die ersten Todes-Gleiter auf. Die Maschinen eröffneten sofort das Feuer auf die kleine Gruppe. Die Widerstandskämpfer schafften es gerade noch in das Gebäude zu flüchten und den Materie-Transporter zu aktiveren. Als sie die Tunnels erreichten, zündete Janet den Sprengsatz am Materie-Transporter. Sie hatten genau zwanzig Sekunden um sich in Sicherheit zu bringen. Anschließend zerstörten sie auch die umliegenden Tok’ra-Flucht-Tunnels. Nichts sollte ihren Verfolger den Weg zu ihnen zeigen.
Viele Lichtjahre entfernt materialisierten O’Neill, Carter und Osiris in der Empfangsstation des Sternentors. Die Halle war indentisch mit der, in welcher sie damals auf Apophis Raumschiff herausgekommen waren, nur viel größer.
Sie sahen sich zehn grimmig blickenden Männern und Frauen gegenüber, in einer Art Uniform, bestehend aus grüner Hose, weißem Hemd, kurzer Jacke und schwarzen Stiefeln. Als die Wachen Osiris erkannten senkten sich die Waffen.
”Vater!" Eine junge Frau trat aus dem Kreis der Wachen und umarmte Osiris.
Logan antwortete: ”Serina, mein Kind, gut dich zu sehen."
”Wir haben uns große Sorgen gemacht. Als du nicht zurückkamst suchten wir dich, doch wir fanden keine Spur mehr. Was ist nur passiert? Wo warst du das letzte halbe Jahr? Und wo sind Karim, Mia und Itan?" Ihr Blick fiel auf die beiden Fremden. ”Willst du uns nicht deine Begleiter vorstellen?"
”Meine Freunde Jack O’Neill und Samantha Carter von der Ersten Welt", stellte Logan sie vor. ”Und das ist Serina, meine Tochter."
”Deine Tochter? Aber...!" Jack verschlug es die Stimme, dann begriff er: ”Die Tochter von Logan, richtig?"
Logan nickte. ”Wir beide, Osiris und ich, bilden eine Einheit.”
"Die Erste Welt? Aber Tau’ri gibt es nicht. Sie existiert nur in der Legende", warf Serina ein. Sie musterte Carter und O’Neill wie zwei seltsame Insekten, doch es schien ihr zu gefallen, was sie sah, denn sie lächelte plötzlich.
”Nicht mehr", stellte Logan richtig. ”Ich war auf Tau’ri. Eine schöne Welt, zumindest war sie es bis Heru’ur sie eroberte und die Menschen versklavte."
”Heru’ur!" Serina spuckte das Wort wie einen Fluch heraus. ”Immer wieder er." Ihre blauen Augen funkelten vor Zorn. Ihre langen blonden Haare umspielten ungebändigt ihre zierlichen Schultern und sie überragte Carter fast um zehn Zentimeter.
”Karim, Itan und Mia sind leider tot", fuhr Logan fort und beantwortete damit die Frage seiner Tochter. ”Sie wurden bei meiner Gefangennahme getötet."
Serinas Blick wurde noch zorniger. ”Wir müssen ihre Familien benachrichtigen. Und wir sollten Heru’ur endlich zur Hölle schicken."
Logan lächelte und meinte. ”Genau das haben wir vor. Ich habe meinen neuen Freunden versprochen, ihnen mit der Callisto zu helfen ihre Welt zurückzuerobern. Heru’ur hat nur noch zwei angeschlagene Pyramiden-Schiffe und einige kleinere, die auf der ersten Welt gebaut werden. Er wurde von Hathor und Sokar geschlagen und Tau’ri ist sein letzter Zufluchts-Ort."
”Den wir ihm auch noch nehmen werden", meinte Serina grimmig. Sie warf noch einen Blick auf Carter und O’Neill, dann drehte sie sich herum und stürmte mit energischen Schritten davon.
”Deine Tochter ist sehr lebhaft", stellte O’Neill grinsend fest. ”Sie scheint zu wissen, was sie will."
”Oh ja!" stimmte Logan seufzend zu. "Sie ist manchmal sehr schwierig und kaum davon abzuhalten irgendwelche Dummheiten zu begehen. Doch jetzt gehen wir zuerst zur Peltak. Wir müssen den Kurs nach Tau’ri eingeben."
Die beiden Menschen gingen mit Logan durch die Gänge des Raumschiffes. Die Wände waren mit Schriftzeichen verziert und strahlten und funkelten im reinsten Goldton. Überall diese Trennwände, die O’Neill nur zu gut in Erinnerung hatte, und die ihnen damals oft als Schutz gedient hatten. Nach einiger Zeit erreichten sie die Peltak, die Brücke des riesigen Raumschiffes. Dort wurden sie schon von Serina und einem Mann in mittleren Jahren erwartet.
Der Mann begrüßte Logan mit einer kurzen Verbeugung und der Tok’ra stellte ihn als Ashley, seinen Stellvertreter und Kommander des Schiffes, vor.
”Alle Startvorbereitungen sind getroffen. Du musst nur noch die Koordinaten eingeben, Vater", sagte Serina und machte eine auffordernde Handbewegung.
Logan trat an das Pult heran und bewegte seine Hände über die fremdartig aussehenden Schalter und Flächen. Plötzlich spürten sie einen sanften Ruck, und unwillkürlich sahen O’Neill und Carter sich nach einem sicheren Halt um, denn sie hatten keine Lust bei einer plötzlichen Beschleunigung zu Boden geschleudert zu werden, doch nichts dergleichen geschah. Die Wand vor ihnen erhellte sich und der Hyperraum war zu sehen. Sie mussten sich mit unglaublicher Geschwindigkeit durch den Raum bewegen. Diesmal war der Anblick nicht furchterregend für O’Neill und Carter. Im Gegenteil, zum ersten Mal konnten sie den fantastischen Anblick genießen.
Der Hyper-Raum erstrahlte im tiefsten Blau, nur von weißen Schleiern unterbrochen, die sich manchmal um sich selbst drehten, größer wurden und wieder dem blau wichen, um erneut größer zu werden. Das ganze sah aus, als würden sie sich durch einen blauweißen Tunnel bewegen. Unwillkürlich fragte sich O’Neill wie hoch ihre Geschwindigkeit war.
”Das ist wunderschön", sagte Carter neben ihm. Bisher hatte sie auffallend geschwiegen und O’Neill sah sie an. Er ergriff ihre Hand und drückte sie. Sam hob den Blick und sie sahen sich in die Augen, und für einen Moment war selbst der unglaubliche Ausblick für sie unwichtig.
Serina war dieser Blick nicht entgangen und sie bemerkte vorlaut. ”Ihr beide seid wohl ein Paar, was?"
O’Neill und Sam blickten sie wie auf Kommando an, sagten jedoch beide nichts.
Serina hob abwehrend die Hände: ”Schon gut, ich bin schon ruhig.” Die beiden Fremden blickten wieder auf das Panorama vor ihren Augen, dass für Serina so selbstverständlich war, dass sie keinen Gedanken daran verschwendete. Die junge Frau musterte die beiden unmerklich und gab zu, dass sie ein schönes Paar waren. Die Menschen der ersten Welt faszinierten sie und Serina beschloss viel Zeit mit ihnen zu verbringen. Sie wollte möglichst viel über die Tau’ri erfahren, denn schon als Kind hatten sie die Erzählungen darüber in den Bann gezogen. Als sie erwachsen wurde, hatte sie darüber gelacht und alles in das Reich der Märchen verbannt. Doch nun...
Logan fiel die ungewöhnliche Schweigsamkeit seiner Tochter auf und er bemerkte die Blicke, die sie den Menschen zuwarf. Vielleicht waren die beiden Tau’ri genau das richtige Mittel, um seine Tochter etwas zu zähmen, und sie konnte sicher viel von ihnen lernen und umgekehrt genauso.
”Wie lange brauchen wir bis zur Erde?" fragte Carter. Sie bemerkte Serinas fragenden Blick und erklärte: ”Wir nennen unseren Heimatplaneten Erde."
”Das ist ein seltsamer Name für einen Planeten. Jeder Planet hat Boden, also Erde. Aber er drückt die Bedeutung aus, die die Tau’ri ihrer Heimat entgegenbringen."
”Nicht immer, Serina," bemerkte O’Neill und dachte dabei an die Ausbeutung und Umweltverschmutzung, welche die Menschen der Erde angetan hatten. Doch das würde sich in Zukunft ändern, und die Erde würde mit dem Respekt behandelt werden, die sie verdiente. War sie nicht Heimat, Mutter, Ernährerin und Beschützerin für die Menschen? Doch bisher erntete sie dafür nur Undank und Ausbeutung.
”Also, wie lange?" fragte Carter nochmals.
Serina warf einen Blick auf die Instrumente und betätigte einige Schalter. Der Ausblick auf dem Bildschirm veränderte sich und machte einem riesigen Planeten mit einem großen roten Flecken Platz.
”Unglaublich! Der Jupiter!" hauchte Carter und konnte es nicht glauben.
”Wir sollten stoppen und erst einmal die Lage erkunden", schlug O’Neill vor.
”Jack hat recht!" sagte Osiris und wandte sich an Ashley und befahl ihm das Schiff anzuhalten.
Kurz darauf stand das riesige Pyramiden-Schiff in einer stationären Bahn hoch über dem Jupiter.
”Ich schicke meine Erkundigungssonden aus”, erklärte Ashley ihnen.
”Das ist eine gute Idee”, lobte Logan ihn. ”Die Sonden sind winzig und besitzen einen Tarnschirm. Die Goa’uld können sie nicht orten. Wir erfahren alles, gefährden dabei aber kein Menschenleben.”
Während Ashley die Sonden persönlich programmierte, fragte Serina: ”Was ist? Seid ihr beiden nicht neugierig? Möchtet ihr einen Rundgang durch das Schiff?”
”Ja, gerne”, stimmte Carter zu und auch O’Neill war damit einverstanden.
”Dann entschuldigt ihr uns, Vater?” fragte Serina. Sie wartete allerdings die Antwort nicht ab, sondern ging schon zur Eingangstür. O’Neill und Carter blieb nichts anderes übrig, als ihr zu folgen. Während sie dabei waren das Schiff zu besichtigen, passierte auf der Erde auch einiges...!

Kapitel 9 by Selana
9. Widerstand ist doch möglich

Daniel, Martouf, Robert, Teal’c, Rya’c und einige des deutschen Widerstands blickten gespannt auf den erst kürzlich verlängerten Tunnel. Quer unterhalb der Alpen führte er bis nach Afrika hinunter. Sie hatten sich mit Harun verabredet. Der Anführer des arabischen Widerstands hatte die Idee begeistert aufgenommen den europäischen Tunnel bis nach Afrika zu erweitern.
Ein kleiner Punkt näherte sich ihnen und Daniel beobachtete wie zwei Personen aus dem Schlitten stiegen. Es waren Harun und Rebecca. Daniel begrüßte Rebecca mit einer Umarmung, während Teal’c und Rya’c sie mit einem freundlichen Nicken begrüßten.
”Martouf?” Rebecca blickte den Tok’ra an. Sie freute sich ihn wieder zusehen. Warum nur fand sie nie die richtigen Worte, um ihm endlich zu zeigen, wie sehr sie ihn mochte. Doch immer, wenn sie ihn anblickte, erwiderte er ihren Blick nur freundlich. Kein Zeichen, dass es auch bei ihm mehr als Freundschaft war. Vielleicht war das der Grund, warum sie es nie schaffte, ihm ihre wahren Gefühle zu zeigen.
Auch heute sagte Martouf nur: ”Hallo, Rebecca, schön dich zu sehen.”
Der Teufel sollte ihn holen, dachte Rebecca, warum war sie immer noch hinter ihm her? Vielleicht sollte sie sich jemand anders suchen, der ihre Gefühle erwiderte. Doch gleichzeitig wusste sie, dass sie das niemals fertig bringen würde. Sie liebte Martouf und wollte nur ihn.
Daniel sagte: ”Darf ich euch Robert Wallmann vom deutschen Widerstand vorstellen? Er hat das alles auf die Beine gestellt. Robert, das sind Rebecca Morgan und Harun al Hamra."
”Ich bin erfreut dich kennen zulernen", begann Harun in perfektem deutsch. ”Was du da aufgebaut hast, ist einmalig."
Robert winkte bescheiden ab. ”Es ist nicht nur mein Verdienst. Viele haben daran gearbeitet". Sie begaben sich in den angrenzenden Raum, den sie extra für dieses Treffen geschaffen hatten.
”Was ist mit Omar?" fragte Daniel.
Harun warf einen bezeichnenden Blick auf Morgan. ”Rebecca hatte recht. Omar ist der Verräter."
Rebecca sagte in traurigem Tonfall: ”Ja, und um das mit Gewissheit festzustellen, musste ein guter Mann sterben. Doch er ist nicht umsonst gestorben. Wir versorgen seither Omar mit falschen Informationen und geben ihm unwichtige Aktionen zum Ausführen. So ist er beschäftigt und hat keine Zeit herumzuschnüffeln. Er hat keine Ahnung, was alles läuft und Heru’ur und Samuels wiegen sich in Sicherheit."
”Habt ihr etwas von Jack und Sam gehört?" fragte Daniel.
"Nein."
Einen Moment herrschte bedrückendes Schweigen. Jeder dachte auf seine Art an die verlorenen Freunde.
”Ich fürchte, sie sind nicht mehr zu retten", meinte Robert. ”Ich kenne die beiden zwar nicht, doch ich traure mit euch."
”Nein!" Heftig entfuhr Rebecca dieses Wort. ”Sie sind nicht tot. Wir werden sie retten."
”Ich fürchte Robert hat recht", stimmte Harun dem Deutschen zu. ”Sie sind nun schon seit Wochen in der Gewalt von Heru’ur. In der Zwischenzeit können sie längst Goa’uld sein.”
”Das glaube ich nicht", widersprach jetzt Daniel. ”Samuels versprach doch, dass er die beiden in aller Öffentlichkeit hinrichten lassen will. Und ich fürchte, er wird dieses Versprechen einhalten."
”Doch wir sollten uns nun dem Hauptgrund unseres hier sein zuwenden - dem Austausch von Informationen", verlangte Harun.
Alle sahen den Ägypter an und mussten ihm zustimmen. Es sah in der Tat gut aus. Robert hatte alle europäischen Gruppen hinter sich, hatte mit den Engländern erfolgreich verhandelt, ebenso mit den baltischen und neuestens sogar mit dem russischen Widerstand. Sie warteten nur auf sein Zeichen um gemeinsam zuzuschlagen.
Harun dagegen hatte in Afrika und den angrenzenden Ländern verhandelt und das gleiche erreicht. Im Moment befand sich ein Unterführer in Asien, hauptsächlich in China. Sie hofften in spätestens einer Woche etwas von ihm zu hören, denn der Goa’uld hatte dort genauso gehaust, wie in den anderen Ländern. Die meisten chinesischen Großstädte existierten nicht mehr. Sie besaßen keine genauen Zahlen, doch die Opfer mussten dort auch in die Millionen gehen.
Ein weiterer Unterhändler Roberts befand sich in Japan, und dieser hatte sich vor einem Tag gemeldet. Der japanische Widerstand würde sie ebenfalls unterstützen. Nur Amerika war ein großes Fragezeichen. Alle Blicke richteten sich auf Daniel und Morgan.
Morgan antwortete: ”In Amerika ist das SG-1-Team Legende. Sobald wir angreifen, werden wir die Amerikaner auffordern, die Waffen zu erheben. Wir haben keine unterirdischen Tunnels wie ihr, aber sobald wir das Angriffszeichen geben, werden alle zu den Waffen greifen."
”Gut, dann sind wir uns ja einig. Wir werden die nächste Zeit viel zu tun haben. Hoffen wir, dass alles klappt."
Sie besprachen noch die weitere Vorgehensweise, um sich dann wieder zu trennen. Während Daniel bei Robert blieb, kehrten Teal’c, Rya’c und Martouf mit Rebecca und Harun nach Afrika zurück.
An Bord der Callisto hatte man inzwischen die Lage erkundet. Eines von Heru’ur Raumschiffen kreuzte in Erdnähe im Raum, während das zweite den tiefen Raum überwachte. Heru’ur fürchtete nach seiner Niederlage gegen die Systems-Lord einen weiteren Angriff von Hathor und Sokar. Dies war auch ein weiterer Grund, warum er sich kaum um den Widerstand auf der Erde kümmerte. Er hatte anderes zu tun. Heru’ur hielt den Widerstand für zu unbedeutend und Samuels unterschätzte seine Mitmenschen ebenfalls.
O’Neill fand diesen Umstand als sehr hilfreich. Dadurch konnten sie als dritte Partei unbehelligt agieren. Zudem schützte sie die Technik. Genau wie die Nox ihre fliegenden Städte oder sich selbst unsichtbar machen konnten, konnte Osiris sein Raumschiff verbergen. Osiris hatte erklärt, dass die Nox alte Freunde von ihm waren. Der Goa’uld wurde immer rätselhafter für Jack. Wer in aller Welt war er? Und wie alt mochte er sein?
Es gab allerdings noch eine Möglichkeit das herauszufinden.
O’Neill sah Serina auf sich zukommen. Er saß zusammen mit Sam und einem Bewohner des Schiffes in einem großen Speisesaal beim Frühstück. Zwar hätten sie auch in ihrem Quartier frühstücken können, doch irgendwie suchten sie die Nähe der Menschen der Callisto. Ihr neuer Freund hieß Sinue und war Pilot. Er hatte ihnen die Gleiter-Hanger des Schiffes gezeigt und ihnen auch die anderen Piloten vorgestellt. Zwar hatte O’Neill die Namen wieder vergessen, doch Sinue war ihm auf Anhieb sympathisch gewesen, so dass sie sich öfters trafen. Auch Serina hatte die letzte Zeit auffällig die Gesellschaft von ihm und Sam gesucht. O’Neill hatte den Eindruck, dass sie sehr an der Erde interessiert war.
”Jack!" Sie gegrüßte ihn mit einem strahlenden Lächeln. O’Neill kannte dieses Lächeln. Serina würde ihm und Sam gleich wieder tausend Fragen über die Erde stellen.
Seine Befürchtung stellte sich als richtig heraus: ”Sam, Jack, ich hätte da noch einige Fragen, denn einiges von dem, was ihr mir erzählt habt, verstehe ich nicht."
Jack legte die Gabel beiseite, nahm noch einen Schluck des kaffeeähnlichen Getränkes, und beschloss diesmal den Spieß umzudrehen: ”Ich beantworte dir gerne alle Fragen, die dir auf dem Herzen liegen, doch zuerst möchte ich von dir etwas wissen."
”So?" Neugierig sah Serina den Menschen an.
”Es geht um deinen Vater, bzw. um seinen Symbionten Osiris."
”Hmm!" Serinas Züge verdunkelten sich etwas. "Was willst du denn wissen?"
”Wer ist er? Wie alt ist er? Osiris hat uns bisher nichts gesagt, doch wenn wir das Schicksal unseres Planeten in seine Hände legen müssen wir sicher sein, dass wir ihm vertrauen können."
Serina sah sie nachdenklich an: "Mein Vater hat mir alles über euch erzählt und ich verstehe eure bedenken. Und er hat mir freigestellt euch alles zu erzählen, was ihr wissen wollt. Ihr könnt Osiris vertrauen. Er ist unser aller Beschützer, und fast jeder würde es als höchste Ehre ansehen sein Wirt zu sein.”
”Fast jeder?” unterbrach O’Neill Serina.
”Es gibt unter uns welche, die keine Wirte sein möchte. Ashley, unser Kommandant gehört dazu, und ich auch”, erklärte Sinue, der bisher schweigend dem Gespräch gefolgt war.
O’Neill sah ihn erstaunt an: ”Und was bedeutet das für euch?”
”Nichts”, fuhr Serina fort. ”denn leider haben wir nur noch wenige Symbionten an Bord, denn viele verloren ihr Leben für Osiris. Die übrigen haben deshalb keine Schwierigkeiten neue Wirte zu finden, denn die Mehrzahl stellt sich zur Verfügung. Doch wie gesagt, es ist die freie Entscheidung eines jeden Menschen ob er Wirt werden möchte. Seit tausenden von Jahren ist die Callisto unsere Heimat. Wir werden an Bord geboren, leben hier, heiraten und gründen Familien und sterben, wenn unsere Zeit gekommen ist. Niemand von uns möchte auf einem Planeten leben."
”Und was, wenn doch?" fragte O’Neill sie.
”Dann werden diese auf einem Planeten ihrer Wahl ausgesetzt, doch solange ich mich zurück erinnern kann, ist dies nie geschehen. Wir sind glücklich, und wir sind hauptsächlich Forscher und reisen durch den Raum um neue Erkenntnisse zu gewinnen und neue Freunde zu finden. Lange Zeit hielten wir uns außerhalb dieser Galaxis auf, befanden uns tief im unerforschten Raum. Wir waren sogar in der Heimat-Galaxis der Asgarder."
”Und wie alt ist nun Osiris?” wollte Sam wissen.
Serina sah nun sie an: "Osiris ist der älteste der Goa’uld. Niemand von uns weiß genau wie alt er ist, aber es müssen viele tausende von Jahren sein. Selbst unter den System-Lords ist er Legende, und vielen glauben, dass er schon lange tot ist. Als er über sein Reich herrschte, gab es noch keinen Apophis, Sokar, Heru’ur oder wie sie alle heißen. Als diese geboren wurden, war Osiris schon alt. Der Untergang der Goa’uld begann, als die Sarkophags gefunden wurden. Schon früh erkannte Osiris ihre Gefährlichkeit und weigerte sich einen zu benutzen, doch die anderen Goa’uld hörten nicht auf ihn. Als sie begannen negativ zu werden kapselte sich Osiris ab, doch die System-Lords ließen ihn nicht in Ruhe. Sie vernichteten sein Reich, Osiris verschwand mit den letzten Getreuen, meinen Vorfahren, und der Callisto im tiefen Raum. Im Laufe der Jahrtausende wurde er zur Legende."
O’Neill und Carter schwiegen beeindruckt und voller Staunen. Sie begannen Osiris mit anderen Augen zu sehen und O’Neill schämte sich etwas für sein Misstrauen.
Serina konnte an den Gesichtszügen der beiden Menschen ablesen, was diese nach ihrer Erklärung dachten: ”Ihr versteht nun sicher, warum wir Osiris verehren. Und da sein Wirt mein Vater ist..."
”Es ist unvorstellbar", begann O’Neill. "Wir sind es ja gewohnt bei den Goa’uld und vielen alten Völkern in großen Zeiträumen zu denken, aber so alt zu sein..." Jack schüttelte noch immer den Kopf. ”Und er erinnert sich an alle seine Wirte?"
Jetzt zuckte Serina mit den Schultern. ”Das weiß ich nicht und versuche es mir auch nicht vorzustellen."
”Er wird viele vergessen haben", vermutete Carter. ”Schon allein zum Selbstschutz. Er würde sonst von den Erinnerungen überwältigt oder wahnsinnig werden. Stellt euch sein Wissen vor. Ich frage mich da, warum er so an der Erde interessiert ist."
"Er mag die Menschen. Nach unserem Auftauchen hat er uns sofort unter seinen Schutz genommen. Vor den Menschen hatte Osiris andere Wirte, doch die Menschen sind so etwas wie seine Lieblings-Rasse. Und Tau’ri ist der Ursprungsplanet der Menschen."
Sie schwiegen beeindruckt. Serina schien vergessen zu haben aus welchem Grund sie gekommen war. O’Neill dachte an die Schiffsbesichtigung. Die Callisto war wirklich eine Stadt im Weltraum, und jeder, der es nicht anders gewohnt war, musste sich an Bord wohl fühlen. Sie besaß Wohnsektoren mit großzügig eingerichteten Wohnungen für jedes Besatzungs-Mitglied, riesige Grünflächen mit künstlichen Seen, Gartenanlagen mit exotischen Blumen und alle erdenklichen Freizeitmöglichkeiten. Alles Lebensnotwendige gab es umsonst. Dafür stellte jeder seine Arbeitskraft, je nach Fähigkeit, zur Verfügung. Es lebten cirka 12.000 Menschen an Bord des Schiffes, davon waren etwa tausend Wirte.
In diesem Moment trat eines der Besatzungsmitglieder zu ihnen an den Tisch und verbeugte sich knapp: "Osiris bittet euch auf die Peltak zu kommen."
O’Neill nickte dem Mann freundlich zu. "Wir kommen."
”Ich muss mich sowieso zum Dienst melden”, sagte Sinue. ”Wir sehen uns sicher noch.”
O’Neill und Sam nickten dem Piloten freundlich zu und sahen ihm nach, wie er mit großen Schritten zum Ausgang eilte. Sinue hatte O’Neill versprochen ihm beizubringen, wie man einen Todes-Gleiter flog.
Gemeinsam begaben sie sich dann zur Brücke des beeindruckenden Raumschiffes. Osiris stand am großen Sichtschirm der Callisto und blickte nach draußen. Obwohl sie unter dem Schild sicher vor einer Entdeckung waren, verbargen sie sich auf der Rückseite des Jupiters.
O’Neill trat näher und bewunderte den riesigen Planeten, der fast den ganzen Bildschirm einnahm. Von hier aus war der rote Flecken nicht zu sehen. Die, für Menschen absolut tödliche Atmosphäre, war in ständiger Bewegung. Gewaltige Stürme mussten dort unten mit unvorstellbarer Geschwindigkeit herumtoben. O’Neill sah riesige Wirbel, die von tief unten bis hoch in die oberste Schicht der Atmosphäre reichten. Nicht einmal mit seinem grössten Vorstellungsvermögen konnte er sich die ungeheure Kraft dieser Stürme ausmalen. Carter und er waren die ersten Menschen der Erde, die den Planeten aus dieser Nähe betrachten konnten. Welche Energien musste das Schiff aufbringen, um nicht in das Anziehungsfeld des Riesen zu geraten? Oder dachte er in falschen Maßstäben? Er ging von den technischen Möglichkeiten der Menschen aus. Was wusste er schon, welche Mittel Osiris zur Verfügung standen?
”Ich habe Neuigkeiten. Heru’ur ist wieder in Bedrängnis. Meine Spione haben erfahren, dass die Goa’uld-Fürsten eine hohe Belohnung auf seinen Kopf ausgesetzt haben. Anscheinend geben sie sich nicht damit zufrieden, ihn besiegt zu haben. Sie wollen ihn vernichten", begann Osiris.
O’Neill wandte seine Aufmerksamkeit dem Tok’ra zu: "Heißt das, dass schon wieder Raumschiffe auf dem Weg zur Erde sind?"
"Das denke ich weniger, aber ausgeschlossen ist es nicht."
Jack wurde blass. "Wenn wir Heru’ur besiegt haben, tauschen wir einen Goa’uld-Herrscher gegen den anderen? Willst du das damit sagen?"
”Diese Gefahr würde bestehen, wenn ich nicht da wäre. Ich bin der Faktor, mit dem sie nicht rechnen. Während Heru’ur damit beschäftigt ist, sich dieser neuen Gefahr zu stellen, werden wir Tau’ri befreien. Wenn wir Heru’ur verjagen, werden die anderen System-Lords euch vorerst in Ruhe lassen. In ihren Augen seid ihr eine besiegte und unterentwickelte Welt, an der sie kein Interesse mehr haben werden. Keine große Gefahr mehr für sie."
”Hmm!" O’Neill strich sich über das Kinn. ”Und in dieser Zeit können wir in aller Ruhe unsere Welt neu aufbauen."
Osiris nickte. ”Die beiden Pyramiden-Schiffe patrouillieren im Moment am äußersten Rand eures Sonnen-Systems."
Carter sah O’Neill an. ”Dann sollten wir schnellstens zur Erde zurückkehren und die Befreiungs-Aktion starten."
O’Neill nickte zustimmend: ”Du hast recht, wir nehmen mit dem SG-1-Team Kontakt auf. Seit unserer Entführung sind Wochen vergangen. Sie sind bestimmt nicht untätig geblieben."
”Da wir nicht wissen, wo sie sich aufhalten, werden wir mit Harun Kontakt aufnehmen. Er weiß sicher, wo unsere Freunde sind", schlug Carter als nächstes vor.
”Ich werde euch begleiten", sagte Osiris.
”Und ich ebenfalls", mischte sich Serina ein. ”Ihr glaubt doch nicht, dass ich mir die Gelegenheit nehme lasse Tau’ri aus der Nähe zu sehen?"
Da es sowieso zwecklos gewesen wäre, versuchte niemand die junge Frau umzustimmen. Osiris gab noch einige Befehle an seinen Stellvertreter weiter, bevor sie zu einem der Gleiter-Hangars gingen. Mit einem größeren Gleiter starteten sie kurz darauf Richtung Erde. Serina flog, und O’Neill erkannte sofort, dass sie eine gute Pilotin war. Wie die Callisto besaß auch der Gleiter einen Tarnschirm, und so durchflogen sie mit großer Geschwindigkeit das Sonnensystem und näherten sich nur kurze Zeit später der Erde.
Es war das zweite Mal, dass O’Neill die Erde aus dieser Perspektive sah, und wie damals war der Anblick atemberaubend. Wie ein blaues Juwel auf schwarzem Samt schwebte der Planet unter ihnen und auch Serina konnte ihre Bewunderung nicht zurückhalten.
”Die erste Welt ist wunderschön", schwärmte sie und blickte einen Augenblick schweigend auf die Kugel. Dann wurde sie sachlich und fragte: ”Wo soll ich landen?"
Carter gab ihr genaue Anweisungen und wenig später drangen sie hoch über Afrika in die Erdatmosphäre ein. Bald darauf landeten sie genau dort, wo sie vor Wochen Harun hatten treffen wollen.
Diesmal wollten sie sich aber nicht vom Gleiter entfernen, während Carter das übliche Erkennungssignal des Widerstands ausstrahlte. Zwei Stunden später begannen sie das erste Mal ungeduldig zu werden. ”Sam, bist du sicher, dass Harun darauf reagieren wird?" fragte O’Neill.
Carter zuckte mit den Achseln. ”Normalerweise schon. Sie werden vorsichtig sein. Wir könnten genauso gut Goa’uld sein, die sie in eine Falle locken wollen. Wie würdest du handeln, wenn plötzlich jemand kommt, der für Wochen in der Gewalt der Goa’uld war?"
”Ganz richtig erkannt", sagte eine tiefe Stimme neben ihnen und erschrocken sprang Carter von ihrem Sitzplatz auf. Urplötzlich waren sie von allen Seiten von Menschen in erdfarbener Tarn-Bekleidung eingekreist - und sahen Waffen auf sich gerichtet...
Innerlich seufzte O’Neill auf. Änderte sich das denn nie?
”Harun? Bist du das?" fragte Sam, die glaubte, die Stimme erkannt zu haben.
O’Neill blickte auf einen großen Mann, der neben ihm stand und ihn aus durchdringenden dunklen Augen musterte. ”Teal’c!"
Teal’c erwiderte nichts darauf und seine grimmige Miene wurde nicht freundlicher. Die Widerstandkämpfer ließen sich auf keine Diskussion ein, sondern machten kurzen Prozess. Ehe sie sich versahen, wurden sie gepackt und entwaffnet. Während Serina sich wütend wehrte, ließen sich O’Neill, Carter und Osiris ohne Gegenwehr entwaffnen.
”Hör auf, Serina!" befahl Logan im strengen Tonfall, und seltsamerweise gehorchte ihm diesmal seine Tochter sofort. ”Sie werden uns nichts tun."
Der Mann, den Carter mit Harun angesprochen hatte, sagte: ”Das ist vernünftig." Er wandte sich an Carter. ”Wenn du wirklich Sam Carter bist und er O’Neill", ein abschätzender Blick traf Jack, ”habt ihr nichts zu befürchten. Doch wie du selbst erkannt hast, müssen wir vorsichtig sein. Und ihr werdet viele Fragen beantworten müssen." Harun gab seinen Leuten ein Zeichen und die vier wurden fortgeführt.
Da man ihnen die Augen verband konnte Jack nicht sehen, wohin sie geführt wurden. Er hatte das Gefühl, dass es nach unten ging. Wenig später wurden ihnen die Augenbinden entfernt und O’Neill sah, dass sie sich in einem Tok’ra-Tunnel befanden. Vor ihnen standen seltsame Gegenstände, die Schlitten ähnelten. Ohne viel zu reden, wurde jeder in einen der Schlitten gezwungen, in dem Platz für drei Personen war. O’Neill musste in den mittleren Sitz steigen. Vor und hinter ihm nahm jeweils ein Mann Platz. O’Neill bemerkte, dass hinter ihm Teal’c saß und er drehte sich um.
”Teal’c!" versuchte er es nochmals.
”Sei still!" herrschte ihn der Jaffa an. ”Ich werde erst mit dir reden, wenn ich weiß, dass du mein Freund O’Neill bist."
O’Neill begriff, dass Teal’c ihn für einen anderen hielt und drehte sich schulterzuckend um. Sobald sie am Ziel waren, würde sich alles aufklären. Der Mann vor ihm startete den Schlitten und Augenblicke später schoss das seltsame Gefährt vorwärts. O’Neill wurde in seinen Sitz bepresst, während die Wände an ihm vorbeirasten. Vor ihm saß Sam in einem identischen Schlitten, und hin und wieder warf sie einen Blick über die Schulter, um nach ihm zu sehen.
Als die rasante Fahrt endete wurde sie aufgeforderte aus dem Schlitten zu steigen. O’Neill blickte sich um und sah weitere Tunnels in ihre Haltestelle einmünden. Dies war eine Art Bahnhof, und O’Neill bewunderte die Anlage mit gebührendem Respekt. Die Widerstandskämpfer beachteten seine Worte nicht und drängten sie stattdessen in einen Seitentunnel. Minutenlang gingen sie kreuz und quer durch die Kristall-Tunnels. Links und rechts sah O’Neill Gänge abzweigen, Türen befanden sich in den Wänden, und als eine sich öffnete, sah er Wohnanlagen darin. Er begriff, dass der Widerstand sich hier unten häuslich eingerichtet hatte. Das ihnen das alles ohne Scheu gezeigt wurde, sagte O’Neill, dass die Widerständler nicht vorhatten sie freizulassen. Es war also besser für sie, wenn sie ihre Identität beweisen konnten.
Endlich erreichten sie ihr Ziel – einen großen Raum, in dem zehn Menschen saßen. Die Menschen blickten ihnen gespannt entgegen. O’Neill erkannte nur Rebecca Morgan und Martouf.
”Wo ist Daniel?" fragte O’Neill zur Begrüßung.
Morgan kam auf sie zu und sah sie lauernd an: ”Nicht hier, O’Neill. Falls du wirklich O’Neill bist." Sie sah Carter an. ”Sam?"
”Rebecca! Schön dich zu sehen. Wir sind es wirklich, und wir bringen Freunde mit." Carter zeigte auf Osiris und Serina. ”Das sind Logan und Serina, die Lösung unser aller Probleme."
Martouf wandte sich an Logan: ”Du bist ein Tok’ra?" Er hatte den Symbionten in Logan sofort gespürt.
”Ja und nein", antwortete Logan.
”Darf ich deinen Namen erfahren?"
”Osiris!"
Martouf machte einen Schritt zurück und wurde blass. ”Das...das ist eine unverschämte Lüge. Osiris existiert nicht. Er ist nur eine Legende."
”Nein", antwortete Osiris. ”Ich bin keine Legende."
”Du kennst den Symbionten?" fragte Harun und sah Martouf neugierig an.
”Nein, aber es gibt eine Legende unter der Tok’ra und den Goa’uld über den Ältesten unter uns. Aber niemand weiß, ob er wirklich existiert hat oder ob es Erfindung ist. Angeblich wurde Osiris vor vielen tausenden von Jahren getötet."
”Wie du siehst lebe ich noch. Es gibt eine einfache Methode zu beweisen, dass ich Osiris bin." Er reichte Martouf die Hand. ”Ergreife sie."
Martouf zögerte. In seinem inneren spielten sich die widersprüchlichsten Gefühle ab.
”Ergreife sie!" befahl Osiris nochmals und seine Stimme war so zwingend, dass Martouf sich nicht länger widersetzen konnte. Er ergriff Osiris Hand. Der Kontakt kam augenblicklich zustande. Osiris konnte seine Erinnerungen auf andere übertragen. Martouf sah alte untergegangene Welten - neue Welten im Entstehen, Völker, im Begriff in den Weltraum aufzubrechen. Er sah diese wieder untergehen, und andere Rassen nahmen ihren Platz ein. Sein Volk, erst Beschützer vieler Welten, wurde bösartig und zu Weltenzerstörern. Er sah Osiris gegen diese Goa’uld kämpfen und untergehen, dessen Flucht und die Erforschung des Raumes in unbekannten Sonnensystemen und einigen Galaxien. Wunder über Wunder, und eines Tages die Rückkehr in die Heimatgalaxis. Er sah die Gefangennahme Osiris durch Heru’ur und die Begegnung mit Carter und O’Neill, ihre Flucht und die Rückkehr auf die Callisto und ihren Flug hierher.
Osiris unterbrach die Verbindung und Martouf taumelte, überwältigt von den Bildern, die er gesehen hatte.
"Martouf!" Rebecca fing ihn auf. ”Was hast du mit ihm gemacht?" fragte sie und blickte Osiris wütend an.
Martouf fing sich wieder. Innerlich fragte er sich, warum die Frau so besorgt um ihn war. Sollte es möglich sein, dass Rebecca mehr als freundschaftliche Gefühle für ihn hegte? Und wenn, wie war das bei ihm? Wenn er zu sich ehrlich sein wollte, war da mehr als Freundschaft. Doch bisher hatte er dieses Gefühl vor sich verleugnet. Doch nun? Er begann auf einmal Rebecca mit anderen Augen zu sehen. Er blickte auf: ”Alles in Ordnung, Rebecca!"
”Was hast du gesehen?" fragte Morgan neugierig. Sie war so besorgt, dass sie den neuen Ausdruck in den Augen Martoufs übersah, als er sie anblickte.
”Es war unglaublich! Er sagt die Wahrheit", begann er. ”Sie sind wirklich unsere Freunde."
”Ganz sicher?" fragte Harun.
Der Tok’ra nickte zustimmend. ”Es gibt keinen Zweifel. Was ich gesehen habe... Es gibt keine Worte, um diese Wunder zu beschreiben."
Harun wandte sich daraufhin an die vier: ”Dann seid herzlich willkommen. Und verzeiht den unfreundlichen Empfang."
”Schon vergessen”, beruhigte O’Neill Harun, dann wandte er sich an Teal’c: ”Ich hoffe, du sprichst jetzt mit mir?"
Teal’c nickte und ein winziges Lächeln zog über sein Gesicht: ”Ich freue mich dich gesund zu sehen, O’Neill."
Harun unterbrach ihre Wiedersehensfreude: ”Es ist viel geschehen in eurer Abwesenheit. Doch wie ich erkenne, wart ihr auch nicht untätig. Wollt ihr uns erzählen, was passiert ist, und wie euch die Flucht gelungen ist?"
”Deshalb sind wir hier", begann O’Neill und fing an die ganze Geschichte zu erzählen.
”Das ist fantastisch", meinte Harun, nachdem O’Neill geendet hatte. ”Damit können wir unseren Angriff vorziehen."
”Welchen Angriff?" fragte nun O’Neill, seinerseits neugierig werdend.
Jetzt war es an Harun al Hamru alles zu erzählen, was in der Zeit ihrer Gefangenschaft geschehen war und O’Neill staunte nicht schlecht.
”Die Callisto wartet nur auf unser Signal" sagte Osiris. ”Sie wird die Stadt Heru’urs angreifen und der Widerstand kann mit seinen Überfällen beginnen. So sind Heru’ur und Samuels gezwungen an vielen Fronten zu kämpfen."
”Dann gibt es jetzt noch ein Problem. Wir müssen Omar unschädlich machen", erinnerte Morgan an das interne Problem.
”Omar?" fragend sahen O’Neill und Carter Rebecca an.
”Das haben wir noch gar nicht erwähnt", erkannte Morgan.
Harun sah die beiden an. ”Omar ist der Verräter, der euch entführt hat."
Sofort fiel O’Neill der Beduine ein, der Carter und ihn an Heru’ur ausgeliefert hatte, damals in den Dünen. ”Ihr habt ihn entlarvt und nicht unschädlich gemacht?"
”Nein, wir haben den Verräter für unsere Zwecke eingespannt", erklärte Harun.
”Ich verstehe, ihr habt ihn mit falschen Informationen beliefert. Aber hat er Heru’ur und Samuels denn nichts von eurer Untergrund-Eisenbahn und den Tunnels erzählt?"
Harun schüttelte den Kopf. ”Das konnte er nicht, denn davon weiß er nichts. Wir haben unser altes Versteck nicht an das Tunnelsystem angeschlossen und beschäftigen Omar dauernd mit irgendwelchen Nichtigkeiten."
”Aber jetzt ist es an der Zeit den Verräter auszuschalten. Wenn ihr erlaubt, werde ich das übernehmen", meinte Rebecca mit grimmiger Miene.
”Nein", Harun sah sie ernst an. ”Wir brauchen dich bei uns, denn wir wollen in die Verbotene Stadt, während der Angriff beginnt und von innen Heru’ur und Samuels ausschalten."
”Janet Fraiser wird uns unterstützen. Die Ärztin hat etwas Ähnliches wie ihr aufgebaut, nur in kleinerem Umfang. Sie wird erfreut sein, dass es endlich losgeht." O’Neill sah sich um. ”Wo ist überhaupt Daniel?"
”Er ist noch in Deutschland. Wir werden ihn umgehend informieren und uns mit ihm vor Memphis treffen", meinte Harun.
”Gut, dann sollten wir nicht länger unsere Zeit vergeuden", bemerkte O’Neill.
In aller Eile wurden die Vorbereitungen für den Aufbruch getroffen. Während Harun das vereinbarte Signal ausstrahlen lies, und damit alle Widerstandsgruppen in Alarmbereitschaft versetze, informierte Osiris die Callisto. Harun gab noch einige Anweisungen Omar betreffend, dann brach die Einsatzgruppe zu ihrem gefährlichen Unternehmen auf.
Mit der Untergrundbahn war es einfach in die Nähe der Stadt zu gelangen. Nun mussten sie nur noch Daniels Ankunft abwarten, der sich von München aus auf den Weg gemacht hatte. Die Ankunft der Callisto, und deren Angriff auf Memphis, würde das Startsignal für die Widerständler in aller Welt sein. Der gemeinsame Angriff aller großen Widerstandsgruppen würde für ein Chaos sorgen, und sie hofften dadurch leichter an Heru’ur und Samuels heranzukommen.
”Besitzt Heru’ur nur das Sternentor in Memphis?" erkundigte sich O’Neill. Er wollte auf keinen Fall, dass der Goa’uld durch ein Sternentor fliehen konnte.
”Nur dieses, und das in der Cheyenne-Basis", erklärte Martouf.
”Und die Rückeroberung unseres Tores sollte eines der ersten Ziele in Amerika sein", meinte O’Neill. ”Falls Heru’ur durch irgendeinen dummen Zufall die Flucht gelingt, könnte er durch unser altes Tor fliehen."
Osiris sah ihn an. ”Wenn ihr mir sagt, wo es liegt, könnte ich meinen Leuten befehlen dieses Tor zu erobern. Ihr sagtet, dass es nur schwach bewacht wird?"
Carter nickte und meinte: ”Das sagt zumindest der dortige Widerstand. Vor Jacks Ankunft wurde es gar nicht mehr bewacht. Erst nach seinem Auftauchen wurden wieder einige Jaffa-Wachen abgestellt."
”Es wird für meine Leute ein leichtes sein, die Basis zu erobern. Gebt mir die Koordinaten und ich gebe die entsprechenden Befehle an meine Leute. Ich denke, dass ist auch in eurem Interesse?"
O’Neill nickte und die anderen stimmten zu. Die Eroberung der beiden Sternentore war ein wichtiges Ziel.
”Was ist, wenn er eines auf seinen Schiffen hat?" wandte Carter ein und dachte dabei an Apophis und Klorel, die damals durch ein Sternentor geflohen waren.
”Heru’ur wird keines der Pyramiden-Schiffe erreichen", versprach Osiris. ”Mein Schiff wird die beiden vernichten."
”Gut." Trotz allem war O’Neill nicht zufrieden. Etwas beunruhigte ihn. Er hatte das dumme Gefühl etwas sehr wichtiges übersehen zu haben. Doch so sehr er sich auch den Kopf zerbrach, er kam nicht darauf. Und nun erregte etwas anderes seine Aufmerksamkeit - Daniel kam an.
Daniel freute sich riesig seine beiden Freunde wieder zusehen und umarmte sie. ”Ich dachte schon, euch nicht mehr wieder zusehen", meinte er.
”Eine Zeitlang befürchteten wir das auch, Daniel", sagte Carter. ”Doch mit Hilfe von Osiris gelang uns die Flucht." Sie erzählte Daniel in knappen Worten, was alles passiert war.
”Osiris!" Ehrfurchtsvoll sah Daniel schließlich auf den Tok’ra, denn durch Baldur wusste er alles über den uralten Symbionten. ”Bisher dachten wir immer, dass es dich nur in Legenden gibt. Wir sind geehrt dich kennen zulernen. Ich würde mich freuen, mit dir zu sprechen und Erfahrungen auszutauschen. Du musst wissen, dass ich an den Wissenschaften sehr interessiert bin. Dieses ewige Kämpfen ermüdet und verärgert mich sehr."
”Du bist Baldur?" fragte Osiris und als Daniel nickte: ”Ich würde mich freuen mit dir meine Erfahrungen auszutauschen..."
O’Neill unterbrach die beiden grob. "Aber erst, wenn es die Zeit erlaubt."
Während Daniel Jack verärgert ansah, lächelte Osiris verstehend: ”Unser Freund O’Neill hat recht, Baldur. Alles zu seiner Zeit."
”Und wie dringen wir nun in die Stadt ein?" fragte Carter.
”Wir bauen einen Tunnel tief im Boden. Dann nehmen wir Verbindung mit dieser Fraiser auf", schlug Harun vor.
Damit waren alle einverstanden. Sie näherten sich so weit wie möglich den Außenbezirken der Stadt und die Tok’ra setzten die Kristalle aus. Fasziniert sah O’Neill zu, wie die Kristalle anfingen zu wachsen und sich durch den Boden bohrten. Die Tok’ra konnten die Richtung genau steuern und so unterquerten sie den Schutzschild. Dieser Schild reichte zwar tief in den Boden, doch Heru’ur hatte nicht an die Kristalle gedacht, die noch tiefer bohren konnten.
”Wir sind durch", gab Martouf nach einer Stunde bekannt. ”Wir sollten uns verkleiden um uns ungehindert durch die Stadt bewegen zu können.” Er wandte sich an seine Leute: ”Tok’ra, kel makka sal, kree", befahl er und sofort brachten seine Tok’ra einige Priestergewänder, die alle überzogen. In dieser Verkleidung konnten sie sich frei in der Stadt bewegen. Das Unternehmen konnte beginnen...!
Kapitel 10 by Selana
10. Auf Leben und Tod

Sie hatten ihr Auftauchen so gewählt, daß sie in der Dunkelheit in den Randgebieten der Stadt herauskamen, mitten in einem fast reifen Maisfeld. Als erstes wollten sie mit Dr. Fraiser Kontakt aufnehmen. Logan kannte einige Mitglieder von Fraisers Gruppe. Ihre Priestergewänder stellten sich als gute Tarnung heraus, als sie belebtere Regionen der Stadt erreichten. Niemand beachtete sie. Ihr Ziel, ein kleines pyramidenförmiges Haus, lag abseits in einer Seitenstraße.
Inzwischen war es längst hell geworden. Der Hausbesitzer erschien sofort nach ihrem Klopfen. Er erkannte Logan und blickte ihn überrascht an. Schnell bat er sie in sein Haus: ”Warum kommst du zurück? Alle Ordnungskräfte der Stadt suchen nach dir."
”Ich habe meine Gründe und bringe Freunde mit. Wir müssen zu Dr. Fraiser. Das, auf das sie so lange zugearbeitet hat, ist in greifbare Nähe gerückt", erklärte Logan.
”Was meinst du damit?" fragte der Mann überrascht.
”Die Rückeroberung unseres Planeten", erläuterte O’Neill ihm.
Der Mann sah Jack an und erkannte auch ihn: ”Du bist Jack O’Neill."
”Ja, der bin ich. Hör zu, Freund, es eilt. Jede Sekunde ist kostbar."
”Nun gut, aber ihr versteht, dass ich vorsichtig sein muss?" Und als die anderen nickten. ”Dann kommt mit."
Sie folgten ihm in einen dunklen Keller, von dem aus es einen Zugang zu den unterirdischen Anlagen gab. Der Mann verschloss den Eingang sorgfältig hinter ihnen. Nach kurzer Zeit befahl er ihnen zu warten. Ihr Versteck lag noch nicht in einem Tok’ra-Tunnel, der Mann war sehr bedachtsam.
Eine halbe Stunde später erschien Janet Fraiser in Begleitung einer schwer bewaffneten Gruppe ihrer Widerstandskämpfer. Sie wollte kein Risiko eingehen. Sie beachtete die anderen erst gar nicht, sondern wandte sich an Logan. Janet ergriff seine Hand und schloss die Augen. Kurz darauf öffnete sie ihre Augen und der Hauch eines winzigen Lächeln erschien auf ihrem Gesicht. Erst jetzt begrüßte sie die anderen Mitglieder von SG-1 und ihre Begleiter, dann erklärte sie: ”Logans Art der telepathischen Verbindung ist unnachahmlich. So bin ich sicher, dass ihr wirklich meine Freunde seid. Und nun sagt mir, was ist geschehen?"
O‘Neill erklärte ihr die Situation und Dr. Fraiser begriff sofort. ”Ich werde meinen Leuten das Signal geben. Sie werden überrascht sein, dass es schon losgeht, aber wir sind seit Jahren auf diesen Tag vorbereitet. Und nun..., ich hoffe, alles wird gut gehen."
”Das hoffen wir auch", stimmte O’Neill ihr zu. ”Während deine Leute alle wichtigen Positionen der Stadt besetzen werden wir Heru’ur und Samuels töten oder gefangen nehmen. Gleichzeitig wird eine Gruppe das Sternentor erobern. Wir müssen aber aufpassen, dass alle Aktionen koordiniert geschehen. Heru’ur darf keine Gelegenheit haben zu fliehen. Und mit Samuels habe ich noch eine persönliche Rechnung zu begleichen."
Fraiser würde die Aktionen in der Stadt leiten, während das SG-1-Team, Rya’c und Martouf versuchen wollten in Heru’ur’s Palast einzudringen. Osiris, Serina und Harun bekamen den Auftrag das Sternentor zu erobern. Eine Gruppe aus Fraisers Widerständlern würde ihnen helfen.
Als sie sich trennten war es 7.00 Uhr morgens und es wurde vereinbart, dass die Aktionen um 11.00 Uhr beginnen sollten. Sie besprachen noch die genauen Einzelheiten und trennten sich dann.
Der Countdown begann...

8.00 Uhr
Noch immer als Priester verkleidet bewegte sich die kleine Gruppe durch die Stadt. Teal’c und Rya’c hatten sich als Horus-Wachen verkleidet. Niemand hielt sie auf oder sprach sie an. Eine Gruppe von Priestern in Begleitung von einigen Horus-Wächtern war ein alltäglicher Anblick für die Menschen. So näherten sie sich langsam dem Zentrum der Stadt, wo alle Straßen sternförmig auf einem riesigen Platz zusammenliefen. Dort, in der Mitte, stand der Palast von Heru’ur.
Sie blieben erst einmal am Rande des Platzes stehen und sondierten die Lage. Zu dieser Stunde wimmelte es von Menschen, Jaffa und Priestern. Der Platz war gepflastert, überall standen riesige Horus-Statuen und Figuren anderer ägyptischen Götter. Es funkelte in Gold, und die mit Kristallen verzierten Figuren blitzten auf, wenn ein Sonnenstrahl sie traf. Es war ein Anblick, der sie in ihren Bann zog.
”Gehen wir!" bestimmte O’Neill schließlich.
Langsam überquerten sie, ohne nach rechts oder links zu blicken, den Platz. Der gepflasterte Boden war ungewohnt zu begehen, doch sobald sie den inneren Bereich des Areals erreichten, wurden aus den Pflastersteinen kunstvoll gefertigte Mosaik-Steine. Jeder Stein mit altägyptischen Symbolen versehen. Was musste das für Arbeit gewesen sein, diese kleinen Kunstwerke anzufertigen.
Endlich näherten sie sich dem Vorplatz des Palastes. Nun galt es vorsichtiger zu werden. Eine etwa hundert Meter lange und zwanzig Meter breite Marmor-Treppe führte bis zum Palast hinauf. Auf den Treppenstufen waren erneut Figuren abgestellt, die diesmal hauptsächlich Heru’ur in den verschiedensten Positionen darstellten. Der Goa’uld hielt sich in der Tat für einen Gott. Nun, O’Neill schwor sich, dass sie ihm diesen Glauben bald austreiben würden.
Der Colonel sah sich um. Ihre Gruppe war nicht die einzige, welche die Treppe betrat um zum Palast hinaufzugehen, doch es waren bedeutend weniger, wie unten auf dem Platz, und wenn sie noch länger stehen blieben würden sie auffallen.
”Wir dürfen nicht zögern", empfahl Daniel auch schon und bewies, dass er ähnlich wie O’Neill dachte. ”Wir fallen sonst auf."
”Ich werde die Führung übernehmen", sagte Baldur und O’Neill zuckte etwas zusammen. Er vergaß immer wieder, dass Daniel auch ein Tok’ra war. ”Ich habe Erfahrung mit solchen Sachen."
”Du?" fragte O’Neill überrascht.
”Ich bin nicht nur ein Wissenschaftler und Forscher, Jack", antwortete Baldur.
”Du musst mir unbedingt mehr von dir erzählen", verlangte O’Neill.
”Aber nicht jetzt. Lasst mich vorangehen." Baldur/Daniel ging mit energischen Schritten bis zum Palasteingang hinauf. Eine Gruppe Horus-Wachen hielt dort Wache.
”Halt!" wurden sie auch schon aufgehalten.
O’Neill hoffte, dass der Wächter Daniel nicht erkannte, schließlich wurde auch er gesucht, doch Baldur stellte sich so geschickt hin, dass sein Gesicht im Schatten lag, doch seine Stimme war dafür um so beherrschender.
”Shall telk ma! Du wagst es, einen deiner Herren und seine Diener aufzuhalten?"
O’Neill sah Daniels Augen aufleuchten und senkte noch weiter seinen Kopf um ein Grinsen zu verbergen. Außerdem durfte niemand sein Gesicht sehen.
Die Horus-Wache zuckte erschreckt zurück. ”Verzeih, Herr, aber wir haben unsere Anweisungen jeden zu kontrollieren, der den Palast betritt."
”Das gilt auch für deine Herren?" fragte Baldur in so drohendem Tonfall, dass die Wache noch weiter zurückwich und so ungewollt den Weg frei gab.
Die Gruppe schlüpfte in den Palast und O’Neill glaubte, die Blicke des Wächters wie Dolchstoße in seinem Rücken zu spüren. Was, wenn er Alarm schlug?
Baldur bemerkte: ”Kommt schnell weiter, bevor der Wächter sich auf seine Pflicht besinnt und uns doch noch Schwierigkeiten macht."
”Vielleicht vergisst er uns auch", hoffte Carter und sah zurück. ”Schließlich sind wir nur eine harmlose Gruppe von Priestern und zwei Wachen, die ihren Herrn begleiten." Der Wächter beachtete sie nicht weiter, sondern wandte seine Aufmerksamkeit einer weiteren Gruppe Priester zu, die gerade den Palast betreten wollte.
”Darauf würde ich mich nicht verlassen", meinte Baldur. ”Aber wir können in dem riesigen Palast untertauchen. Zur Sicherheit werden wir die Priestergewänder ablegen und uns passendere Bekleidung suchen."
”Und die wäre?" frage O’Neill.
”Wie wäre es als Horus-Soldaten?" schlug Baldur vor.
”Schon wieder?" seufzte O’Neill, stimmte Baldur dann aber zu. ”Dann können wir uns an der Suche nach der Gruppe Priester beteiligen, wenn der Wächter am Eingang doch Alarm schlägt", meinte Jack grinsend.

9.00 Uhr, im Palast Heru’urs
Die Gruppe Horus-Wachen, die durch den Palast marschierte, fiel nicht auf. Es war nicht schwer gewesen, sich die Uniformen zu besorgen, zumal sie mit den Falken-Masken ihre Gesichter gut verbergen konnten. Die Zeit drängte, doch noch immer hatten sie keine Spur von Heru’ur oder Samuels gefunden. Der Palast war so groß, dass es eine Suche wie eine Nadel im Heuhaufen war. Noch war kein Alarm gegeben worden, der Wächter am Eingang hatte sie nicht gemeldet. Aus welchem Grund auch immer, diese Nachlässigkeit würde denen noch leid tun, dachte O’Neill grimmig, während sie ihre Suche fortsetzten. Ihm fiel der Thronsaal ein, den Heru’ur gerne benutzte. Vielleicht hielt er sich dort auf. O’Neill und Carter kannten den Weg...

10.00 Uhr, am anderen Ende der Stadt
Inzwischen waren die Angriffe auf die wichtigsten Stellen der Stadt vorbereitet worden. Janet Fraisers Leute berichteten, dass Heru’ur sich in seinem Palast aufhalten musste.
Harun meinte: ”Das bedeutet, dass O’Neills Gruppe ihr Ziel erreichen kann. Hoffen wir, dass alles gut geht. Es wird nicht leicht sein so nahe an Heru’ur heranzukommen um ihn töten zu können."
”Was ist mit deinem Schiff?" fragte Fraiser Osiris. ”Ist es bereit?"
”Ja, sobald ich den Angriffsbefehl gebe, wird Ashley die beiden großen Schiffe von Heru’ur angreifen und hoffentlich vernichten."
”Hoffentlich?"
”Es kann immer unvorhergesehenes geschehen", meinte Osiris. ”Aber eigentlich sollten meine Leute keine Schwierigkeiten haben. Sobald sie angreifen, wird das Unruhe in den Reihen von Heru’ur hervorrufen und das nützen wir für unsere Angriffe aus."
”Meine Leute stehen auch bereit. Ich lasse euch nun zu dem Sternentor bringen. Der Tunnel, den du mit Carter und O’Neill zur Flucht benutzt hast, ist zwar zerstört, aber wir haben längst einen neuen geschaffen", erklärte Janet. ”Ich werde hier auf den Angriff warten und alles koordinieren. Am Sternentor wartet schon die Gruppe, die euch helfen wird, dass Tor zu erobern."
Osiris, Serina und Harun nickten und folgten ihrem Führer durch die Tunnels, um ungefährdet das Sternentor zu erreichen.

10.45 Uhr, irgendwo im Sonnensystem
Inzwischen wartete Ashley, der Kommandant der Callisto und Stellvertreter Osiris, auf das Signal. Die Ortungsgeräte der Callisto hatten den genauen Standpunkt der beiden Pyramiden-Schiffe Heru’urs festgestellt und Ashley war der Überzeugung, dass es für ihn ein leichtes sein würde, diese zu zerstören.
Ashley war ein normaler Mensch, der es bisher abgelehnt hatte ein Wirt zu werden. Es gab genug Menschen an Bord des Schiffes, die dies als höchste Ehre ansahen, doch er selbst war bisher noch nicht bereit gewesen ein Wirt zu werden. Osiris und die anderen Wirte akzeptierten das. Wäre das anders, hätte Osiris ihn kaum zum Kommandanten der Callisto ernannt. Ashley war ein großer schlanker Mann mit kurzen schwarzen Haaren und hageren Gesichtszügen. In Kürze würde er seinen 47. Geburtstag feiern; Kommandant war er seit fünfzehn Jahren.
”Kommandant! Wir nähern uns der Position des ersten Schiffes."
Ashley, schlagartig in seinen Gedanken unterbrochen, sah auf den riesigen Bildschirm, der das feindliche Pyramidenschiff zeigte. In einiger Entfernung konnte er einen rötlichen Planeten sehen, den vierten Planeten des Systems und Nachbar-Planet von Tau’ri.
”Das Signal?" fragte Ashley seinen weiblichen Kommunikations-Offizier.
Sie sah auf. ”Noch nichts, Kommandant."
”Seien Sie wachsam, es muss jeden Augenblick kommen."
”Ja, Sir", bestätigte die Frau.
”Tarsis, alle Waffen einsatzbereit?" wandte Ashley sich dann an seinen Feuerleitoffizier.
”Alles klar", bestätigte dieser.
Ashley nickte und wartete...
”Kommandant! Das Signal!"
Ashley reagierte augenblicklich. ”An alle Stellen! Es geht los. Angriff!"
Das riesige Schiff erwachte zum Leben und näherte sich der Position des Pyramidenschiffes, dass noch nichts von dem Unheil ahnte, dass wenige Augenblicke später über es hereinbrechen sollte...
Wie ein Feuer speiender Drache tauchte die Callisto hinter ihrem Tarnschild auf und eröffnete das Feuer auf das andere Schiff. Der Gegner wurde überrascht und schaffte es nicht mehr den Schutzschild zu aktivieren, denn die Callisto hatte als erstes auf diese Stelle gefeuert und die Generatoren des Schildes vernichtet. Natürlich war das Pyramidenschiff dadurch noch nicht wehrlos. Die Besatzung reagierte sofort und erwiderte das Feuer, traf jedoch nur die Schilde des Angreifers ohne es zu beschädigen. Der Kommandant des Schiffes befahl die Kampfgleiter zu starten, und wenig später verließen ganze Schwärme von Todesgleitern das Mutterschiff. Sie griffen das fremde Schiff an, erreichten jedoch nur, daß ein Gleiter nach dem anderen abgeschossen wurde. Zum Entsetzen des Kommandanten des Pyramidenschiffes eröffneten zusätzlich viele seiner Todesgleiter das Feuer auf die eigenen Schiffe.
”Cheel koo makuu? Was ist da los?" herrschte er seinen Stellvertreter an.
”Ich weiß es nicht, Herr", antwortete dieser.
”Dann erkundige dich oder ich lasse dich wegen deiner Unfähigkeit hinrichten."
”Das glaube ich nicht", antwortete der Stellvertreter mit grimmiger Miene, und bevor einer der umstehenden es verhindern konnte, eröffnete er mit seiner Zatnickatel das Feuer auf den Kommandanten und tötete ihn.
”Kall tai, Tok’ra!" rief der Mann, bevor ihn selbst zwei Schüsse trafen, doch das Unheil war angerichtet. Ohne Kommandant und Stellvertreter brach das Chaos an Bord aus und das feindliche Schiff hatte leichtes Spiel.
Kurze Zeit später explodierte das riesige Schiff unter den ununterbrochenen Treffern der Callisto in einem riesigen Feuerball.

11.30 Uhr, Memphis, auf der Erde
”Was hast du da gesagt!" Heru’urs Stimme klirrte vor Kälte.
Samuels stand hinter dem Goa‘uld und grinste amüsiert, als er sah, wie der Zorn Heru’urs den Soldaten traf.
”Ein riesiges fremdes Raumschiff ist aus dem Nichts aufgetaucht und hat die Ra vernichtet, mein Lord", wiederholte der Krieger gehorsam und verbeugte sich tief, um die Wut Heru’urs nicht noch mehr herauszufordern.
Heru’ur sprang von seinem Sitzplatz auf und trat dicht vor den Krieger. Seine Augen schienen Funken zu sprühen. ”Wer hat das getan?"
”Das Schiff gehört weder Sokar noch Hathor. Es hat die übliche Pyramidenform, doch es ist von rötlicher Farbe und erheblich größer als unsere Schiffe."
Heru’ur wandte sich von dem Krieger ab, ging auf und ab und überlegte. Niemand wagte ihn anzusprechen, um seinen Zorn nicht neu herauszufordern.
Plötzlich ahnte Heru’ur, wem das Schiff gehörte: ”Die Callisto! Es kann nur Osiris Schiff sein."
”Aber die Callisto gibt es nur in den Legenden", wagte einer seiner engsten Diener zu bemerken.
Heru’ur sah ihn wütend an, doch er beherrschte seinen Zorn. Es hatte wenig Sinn seine eigenen Krieger zu dezimieren, die er im Kampf gegen die Aufrührer noch gebrauchen konnte. Es war ungeheuerlich, dass die Sklaven es überhaupt wagten sich ihm zu widersetzen - und auch noch Erfolge verbuchten. Das verdankten sie nur Osiris. Er hätte ihn damals sofort töten sollen. Ein unverzeihlicher Fehler seinerseits, der ihm nun teuer zu stehen kam. ”Osiris galt ebenfalls als Legende, doch er war mein Gefangener, bis ihr unfähigen Narren ihn und die beiden Tau’ri entkommen ließet."
”Die verantwortlichen Wachen wurden bestraft, mein Lord", sagte sein Diener wieder.
Heru’ur erwiderte nichts darauf sondern befahl: ”Schickt alle verfügbaren Schiffe und die Hathor in den Kampf. Sie sollen das Schiff Osiris vernichten."
”Ja, mein Lord!" Der Krieger wandte sich ab und beeilte sich zu gehen um die Befehle auszuführen.
Ein Diener Samuels tauchte auf und flüsterte mit dem Menschen. Heru’ur entging das nicht und er wandte sich an den Tau’ri: ”Samuels, was ist da los?"
Samuels war blass geworden und schaffte es nur mit größter Anstrengung seine Panik zu unterdrücken: ”Mein Lord, mein Diener meldet, dass auf der ganzen Erde die Rebellen unsere wichtigsten Posten angreifen. Viele wurden schon vernichtet. Es sieht so aus..."
”Neiinn!" Heru’urs Wut wuchs ins Grenzenlose und diesmal traf sein Zorn Samuels. Ein Energiestoß aus der Waffe in Heru’urs Hand traf ihn und warf ihn in eine Ecke. Der Goa’uld beruhigte sich jedoch sofort. ”Organisiere sofort die Gegenangriffe, Samuels, ich erwarte in einer Stunde deine Erfolgsmeldung."
Samuels rappelte sich auf und lief, gefolgt von einigen Kriegern und seinem Diener, aus dem Raum. Jetzt befanden sich außer Heru’ur und seiner persönlichen Leibwache nur noch einige Horus-Wachen im Thronsaal. Diese standen statuengleich ringsum an den Wänden verteilt. Einer der Wächter bewegte sich jetzt und eröffnete das Feuer auf die Leibwächter Heru’urs. Dies war das Startsignal für sechs andere Wachen, die ihrerseits mit einem Angriff auf die übrigen Wächter begannen.
Heru’ur fuhr überrascht herum. Seine übrig gebliebenen Leibwächter begannen sich zu wehren, doch die Angreifer wichen geschickt aus und feuerten erneut. Die Leibwächter wurden getötet und nun stand Heru’ur seinen Feinden alleine gegenüber.
”Wer seid ihr?" herrschte er die Eindringlinge an.
Diese ließen die Helme im Anzug verschwinden.
”Ihr schon wieder!" grollte Heru’ur und wollte seinen Schutzschild aufbauen, doch O’Neill war schneller. Der Schuss aus der Zatnickatel traf Heru’ur und warf ihn zu Boden.
Ein leichtes Lächeln zog über O’Neills Gesicht. ”Der Schild hat dir schon einmal nicht geholfen." Er erreichte Heru’ur und nahm ihm die Waffen am Arm ab, sowie seine anderen Ausrüstungsgegenstände. ”Ich sollte dich jetzt töten, doch lebend bist du für uns wertvoller."
O’Neill wandte sich an Teal’c und Rya’c. ”Sichert die Tür und sorgt dafür, dass niemand hereinkommt. Unsere Gefangennahme Heru’urs wurde bestimmt bemerkt. Wir werden uns einige Zeit verschanzen müssen, bis unsere Leute die Stadt gesäubert haben."
O’Neill befahl Heru’ur aufzustehen und Carter und Rebecca, ihn keine Sekunde aus den Augen zu lassen. Die beiden Frauen übernahmen mit dem größten Vergnügen die Bewachung des Goa’uld.
Dann trat O’Neill an die Überwachungsgeräte heran, doch er konnte die fremden Schriftzeichen nicht entziffern. Deshalb winkte er Daniel und Martouf heran. ”Könnt ihr feststellen, was auf der Erde los ist?"
”Kein Problem", antworte Baldur und auch Martouf bestätigte. Zu zweit aktivierten sie einige Bildschirme um zu erfahren, was auf der Erde geschah.
Heru’urs wütender Blick folgte ihnen. Es war ihm nicht entgangen, dass sich zwei Tok’ra unter den Feinden befanden. ”Tok’ra, kree schar!" fauchte er wütend, was sich für Carter und Morgan nach einem Fluch anhörte. Sie grinsten sich bezeichnend an, ließen den Goa’uld jedoch nicht aus den Augen.

Unter der Führung von Harun, Logan und Serina begann zur selben Zeit der Angriff auf das Sternentor. Die Wachen waren seit Logan, O’Neill und Carters Flucht verstärkt worden, doch mit einem Angriff der Widerstandskämpfer hatte niemand gerechnet. Allerdings würde ihr erster Erfolg nur ein Teilsieg sein, denn die Feinde würden mit Verstärkung zurückkommen. Zu ihrem Glück begann inzwischen der Angriff von allen Seiten in der Stadt, so dass die Horus-Krieger gezwungen waren, sich aufzuteilen.
”Das Gebiet um das Tor gehört uns", informierte sie in diesem Moment einer der Widerstandskämpfer.
”Was ist mit den Gebäuden?" fragte Harun.
”Die stecken noch voller Horus-Wachen, doch unsere Männer sind auch da auf dem Vormarsch", erklärte der Mann.
”Dann gehört das Sternentor bald uns", meinte Serina. ”Das ging aber schnell."
”Vielleicht zu schnell. Wir sollten nicht zu siegessicher sein", schwächte Harun ihren Erfolg ab. Er hatte in den Jahren des Widerstands gelernt vorsichtig zu sein.
Sie machten sich auf den Weg zum Sternentor und fast schien es, als hätten seine Worte das Unheil heraufbeschworen. Auf halben Weg tauchten die Todesgleiter auf und eröffneten das Feuer.
”In Deckung!" rief Harun.
Die Gruppe sprengte auseinander und versuchte vor den Gleitern zu fliehen, die in diesem Augenblick ihre zweite Angriffswelle flogen. Harun konnte gerade noch zur Seite springen, als neben, vor und hinter ihm, auch schon die Schüsse einschlugen und die Welt in einem Chaos aus Rauch und Feuer unterzugehen schien. Als die Sicht sich einigermaßen klärte, sah er zum Tor hinüber. Einige Widerstandskämpfer lagen leblos am Boden. Ein Blick nach oben belehrte ihn, dass die Gleiter zurückkehrten. Vom Sternentor her eröffneten die Widerstandskämpfer das Feuer auf die Gleiter, doch auch die dritte Welle kostete Opfer, obwohl auch einer der Gleiter abgeschossen wurde. Harun erkannte jedoch, dass ihm der Weg zum Tor durch die ununterbrochenen Angriffe abgeschnitten wurde, und er sah sich nach einer anderen Deckung um.
Es blieben nur die Felder übrig, und als erneut neben ihm Schüsse einschlugen, spurtete er los. Im Zickzacklauf erreichte er eines der Maisfelder, dessen Pflanzen hoch genug waren, um ihn zu verbergen. Einige Gleiter verfolgten ihn und verwandelten das Feld in eine brennende Fackel. Um ihn herum herrschte ein Durcheinander von Flammen und Rauchschwaden. Er konnte nichts mehr erkennen und bekam kaum noch Luft. Der Rauch ließ ihn husten und die Augen begannen zu tränen, doch gleichzeitig gaben die Schwaden ihm auch Deckung. Als die Flammenwand näher kam, änderte Harun seine Richtung und versuchte das brennende Feld zu verlassen. Die direkten Angriffe auf ihn hatten aufgehört, wahrscheinlich nahmen die Piloten an, ihn getötet zu haben.
Endlich erreichte er das Ende des Feldes und sah sich um. Das Sternentor war nicht zu sehen. Er musste sich bei der Flucht weiter entfernt haben, als angenommen. Harun verfluchte den Umstand von seinen Freunden getrennt worden zu sein und versuchte seinen Weg zurückzufinden. In diesem Moment gab es eine mächtige Explosion. Die Detonation ließ die Erde erbeben und Harun warf sich zu Boden und suchte Deckung, um nicht von herumfliegenden Trümmerstücken des abgeschossenen Gleiters getroffen zu werden.
Als die Erde ruhig wurde stand er auf und sah sich vier Horus-Wächter gegenüber, die genauso überrascht waren wie er. Die Krieger überwanden ihre Überraschung leider ziemlich rasch und hoben ihre Waffen. Harun warf sich zur Seite. Er hob seine Zatnickatel und feuerte und traf einen der Wächter, doch ein Schuss mit einer Stabwaffe zwang ihn seine Deckung zu verlassen. Neben ihm schlug ein weiterer Strahl ein und Harun warf sich herum. Sein nächster Schuss traf einen zweiten Krieger, doch die beiden übrigen hatten ihn im Visier. Harun konnte sie unmöglich beide töten und gab sich verloren. Zwei Schüsse aus einer Stabwaffe töteten die beiden Krieger von hinten. Harun sah sich nach dem unerwarteten Helfer um. Logan erhob sich aus seiner Deckung und winkte ihm zu.
”Danke, das war knapp", begrüßte Harun ihn erleichtert. ”Wo kommst du her?"
”Ich habe wohl den gleichen Fluchtweg wie du eingeschlagen", meinte Logan und lächelte seinen menschlichen Freund an. ”Und ich kam zur rechten Zeit."
”Das kann man wohl sagen." Harun sah sich um. ”Wir sollten zum Sternentor zurückkehren. Die Gleiter haben aufgehört anzugreifen. Haben wir alle abgeschossen?"
”Das bezweifle ich", meinte Logan. ”Viel wahrscheinlicher ist, dass sie zurückgerufen wurden. Vielleicht hat auch O’Neill Glück gehabt und Heru’ur ist erledigt."
Auf Logans Gesicht zeichnete sich ein Schrecken ab und er gab Harun einen so heftigen Stoß, dass dieser zu Boden stürzte. Der Schuss aus der Stabwaffe, der seinen Rücken getroffen hätte, traf Logan in die Brust. Harun hob seine Waffe und tötete den Horus-Krieger, den sie bisher für tot gehalten hatten.
”Logan!" besorgt wandte er sich dem Freund zu und drehte ihn zur Seite. Harun sah entsetzt, dass die Wunde schwerwiegend war. ”Logan...!"
Logan schlug die Augen auf. ”Du...du musst Osiris retten..." kam es mühsam über seine Lippen.
”Sei still! Ich werde euch beide retten", versprach Harun verzweifelt.
”Ich sterbe...", flüstere Logan und packte Harun am Arm. „Versprich mir Osiris nicht sterben zu lassen. Und auf meine Tochter aufzupassen."
”Aber wie? Er kann dich doch heilen", versuchte Harun es nochmals.
”Nein, ich sterbe. Versprich es mir."
”Aber, ...gut..., ich verspreche es dir. Osiris, hilf ihm!"
”Ich kann Logan nicht retten, denn die Wunden sind zu groß. Nur ein Sarkophag könnte das noch, doch das lehnen wir beide ab", sagte jetzt Osiris an Logans Stelle.
"Dann bringe ich euch zurück..."
”Nein, wir sterben. Jede Hilfe würde zu spät kommen."
”Ich lasse euch nicht sterben. Nicht euch beide", widersprach Harun nun entschlossen. Er hatte begriffen, was Logan von ihm verlangte.
In diesem Moment schlugen weitere Schüsse neben ihnen ein. ”Wir sind entdeckt worden. Flieh und rette dein Leben!" verlangte Osiris. ”Ich halte sie auf. Ich kann Logan nur noch wenige Minuten am Leben erhalten, doch das ist Zeit genug für dich zu fliehen. Wir dürfen nicht beide sterben."
”Das werden wir nicht. Ich rette dich", sagte Harun. ”Ich erfülle Logans letzten Wunsch."
”Du willst mein Wirt werden? Hast du dir das gut überlegt?"
”Nein, aber ich lasse euch nicht beide sterben, verstanden? Logan hat mir gerade zweimal das Leben gerettet. Was muss ich also tun?"
”Leg dich neben mich und küss mich!"
”Was?!"
”Wir haben keine Zeit um zimperlich zu sein."
Harun gehorchte und legte seinen Mund auf den von Logan. Der Symbiont wechselte blitzschnell durch den Mund in Haruns Körper. Harun zuckte zusammen. Der Augenblick war zu überwältigend. Tausende, ja Millionen von Gedanken durchzuckten ihn; Erinnerungen von unzähligen Wirten vor ihm...
Die Stimme in ihm schreckte ihn hoch. ”Wir müssen fliehen. Die Horus-Wachen sind fast da!"
”Wer? Osiris, dass ist einfach überwältigend. Ich kann es nicht begreifen." Der Einschlag neben ihm belehrte ihn, dass es besser war auf seinen Symbionten zu hören. Harun warf noch einen letzten Blick auf seinen toten Freund Logan: ”Leb wohl, Freund...! Vielleicht sehen wir uns in einem besseren Leben wieder."
Mit einem Satz sprang Harun auf und lief los, als auch schon der nächste Schuss einschlug und genau die Stelle traf, an der er vor einer Sekunde noch gekauert hatte. Logans Körper verging in der entstehenden Feuersbrunst.
Harun lief um sein Leben. Das Sternentor war sein Ziel. Von dort tauchte nun Hilfe in Form von einigen Widerstandskämpfern auf.
”Harun! Hierher!" rief Serina von weitem. Schwer atmend erreichte Harun die sichere Deckung und ließ sich zu Boden fallen. Serina tauchte neben ihm auf.
”Hast du meinen Vater gesehen?" fragte sie in besorgtem Tonfall.
Harun sah traurig zu Boden und als er den Blick wieder hob leuchteten seine Augen auf. ”Logan ist tot, mein Kind!" antwortete Osiris an Haruns Stelle. ”Er gab sein Leben um Harun zu retten - und Harun hat mich gerettet."
Serina schreckte zurück. ”Nein, nein! Das ist unmöglich! Er ist nicht tot!" Sie wollte aufspringen und in die Richtung laufen, aus der Harun aufgetaucht war. Im letzten Moment packte Harun sie und zog die Frau in die sichere Deckung zurück.
”Bist du verrückt? Willst du auch sterben?”
Serina sah ihn einen Moment an ohne zu begreifen, dann fiel sie in seine Arme und fing an zu weinen. Harun umfaßte sie tröstend und wartete bis sie sich etwas beruhigt hatte.
Schließlich hob Serina den Blick und sah ihn aus tränenfeuchten Augen an: ”Ihr konntet ihn nicht retten?"
”Nein", antwortete Harun betrübt. ”Glaub mir, Serina, ich hätte mein Leben für deinen Vater gegeben, wenn ich es gekonnt hätte."
Sie sah ihm tief in die Augen und erkannte die Wahrheit darin. ”Ich möchte dir danken, dass du wenigstens Osiris gerettet hast, denn auch er ist irgendwie mein Vater. Aber bist du denn bereit ein Wirt zu sein?"
”Ich weiß nicht", Harun hob die Schultern.
”Wenn du es wünscht, kann ich mir einen anderen Wirt suchen", versprach Osiris.
”Darüber bin ich mir noch nicht im klaren", meinte Harun. ”Wenn du erlaubst, werde ich darüber nachdenken, doch irgendwie gefällt es mir dein Wirt zu sein. Es ist einfach überwältigend. Ich kann es nicht beschreiben.”
Serina brachte schon wieder ein leichtes Lächeln zustande, obwohl der Verlust des Vaters ihr fast das Herz brach. Doch war nicht etwas von ihm in diesem Tau’ri? Und es gab eine Zeit des Trauerns und eine Zeit des Kämpfens. Wenn ihr Vater nicht umsonst gestorben sein sollte, war nun die Zeit des Kämpfens da. Wenn die Zeit gekommen war, würde sie auf ihre Art um ihn trauern.
”Ich werde dir alles zeigen. Unser Schiff ist überwältigend. Dann kannst du in Ruhe überlegen”, bot Serina an.
Harun nickte. Später, wenn alles vorbei war, würde er Serinas Angebot annehmen, denn irgendwie war sie nun auch seine Tochter...
Kapitel 11 by Selana
11. Endkampf

O’Neill blickte besorgt auf die Tür zum Thronsaal. Obwohl sie diese gut blockiert hatten, drohten von der anderen Seite die Horus-Wachen durchzubrechen. Das Szenarium war ihm nur zu gut bekannt. Unwillkürlich fiel ihm der Kampf an Bord von Apophis Schiff ein, damals, beim Kampf um die Erde. Änderte sich denn niemals etwas? War er dauernd gezwungen zu kämpfen?
Daniel stand an den Monitoren und überwachte sie. O’Neill trat zu ihm: ”Gibt es Neuigkeiten?"
Es dauerte einen Moment bis Daniel antwortete. Dann sah er auf und lächelte O’Neill an. ”Es sieht gut aus, Jack. Unsere Leute sind überall auf dem Vormarsch. Auch in den anderen Ländern, die sich unserer Aktion nicht angeschlossen hatten regt sich der Widerstand. Die Callisto hat die Erde erreicht und beginnt mit ihren Angriffen auf Memphis. Der Schutzschild der Stadt wird dies nicht lange aushalten...Moment, sieh auf den linken Monitor."
O’Neill gehorchte und sah auf ein bekanntes Bild. Todesgleiter griffen die Cheyenne-Basis an. Überall landeten Truppen in weißgrüner Uniform und schwärmten aus. ”Das sind Osiris Leute. Sie holen unser Tor zurück."
”Ja, Jack. Bald ist es wieder unser”, meinte Carter, die neben die Männer getreten war und das letzte mitbekommen hatte.
Morgan ließ Heru’ur keinen Moment aus den Augen. Der Goa’uld saß stumm da, doch die Blicke, mit denen er das SG-1-Team bedachte sprach Bände.
”Nachricht von unserem Freund Samuels?" fragte Carter.
”Er hat sich noch nicht gemeldet", sagte O’Neill.
”Dann werden wir darauf nicht mehr lange warten müssen", meinte Carter und begab sich zurück auf ihren Posten, um Rebecca zu helfen Heru’ur zu bewachen.
Nicht weit entfernt blickte Samuels wütend auf die Monitore, die ihm gnadenlos anzeigten, dass sie langsam aber sicher den Kampf um die Erde verloren.
”Mein Herr, der Schutzschild wird den ständigen Angriffen des fremden Raumschiffes nicht mehr lange standhalten", meinte eine seiner Wachen.
Samuels blickte seinen Untergebenen wütend an, wusste aber, dass der Mann recht hatte.
”Was ist mit Heru’ur?"
”Der Herr ist immer noch in der Gewalt der Rebellen, doch wir haben die Tür fast aufgebrochen", antwortete der Wächter.
”Und dann? O’Neill wird den Herrn töten, wenn wir stürmen." Nicht, dass Samuels sich wirklich Sorgen um den Goa’uld machte, aber wenn Heru’ur stürzte, war das auch sein Ende. Alles war so schön gewesen, bis... ja, mit O’Neills erneutem auftauchen hatte alles begonnen. Er hätte den Hundesohn sofort töten sollen, doch jetzt war es zu spät, um sich Gedanken darüber zu machen. Nun galt es einen Ausweg aus der verzwickten Situation zu finden. Samuels wandte sich an einen Techniker. "Hast du endlich die Verbindung zustande gebracht?"
”Ja, Herr", antwortete dieser. ”Ihr könnt jetzt sprechen."
Vor Samuels erhellte sich ein Bildschirm und das Gesicht von O’Neill wurde sichtbar. ”O’Neill, gib Heru’ur frei und ihr könnt gehen."
O’Neills Gesicht verzog sich verächtlich. ”Na klar! Und morgen ist Weihnachten. Für wie dumm hältst du uns eigentlich, Samuels? Ich schlage vor ihr gebt auf. Die Nachrichten zeigen dir, dass wir gewinnen."
”Und wie viele Menschen müssen bis dahin noch sterben? Gebt auf!" verlangte Samuels.
O’Neill wurde wütend. ”Seit wann interessiert dich, wie viele Menschen sterben müssen? Du hast uns verraten und du bist schuld am Tode unzähliger Menschen. Wie fühlt man sich da? Kannst du noch schlafen in der Nacht?"
”Oh, sehr gut, Jack."
O‘Neill und konnte nur mit Mühe seine Beherrschung bewahren. Samuels war ein gefühlloses Monster. Schlimmer als die Goa’uld, denn der Verräter bekämpfte seine eigenen Leute.
”Was ist nun?" fragte Samuels. ”Gebt ihr auf?”
”Geh zur Hölle", antwortete Jack. ”Wenn ihr eindringt töten wir Heru’ur."
”Dann tötet ihr euch selbst auch", meinte Samuels ungerührt.
”Wir sterben lieber, als dieses Monster frei zu geben", antwortete Jack und unterbrach die Verbindung. Er wandte sich an Carter und Morgan. ”Ihr tötet Heru’ur, wenn die Horus-Wachen eindringen. Verstanden?"
Die beiden Frauen nickten grimmig. Auch sie wollten lieber sterben, als Heru’ur nochmals auf die Menschen loszulassen. Sie bemerkten, dass auf der anderen Seite der Tür die Versuche eingestellt wurden, die Tür aufzubrechen. Samuels wollte den Tod Heru’urs nicht. Im Moment bedeutete das eine Patt-Situation.
O’Neill ging zu Heru’ur: ”Deine Leute glauben uns. Sie geben die Versuche auf dich zu befreien."
”Du wirst den Tag deiner Geburt noch verfluchen, Tau’ri. Ihr könnt niemals gewinnen. Ihr seid nur Sklaven", antwortete Heru’ur.
”Die Sklaven sind gerade dabei deine Herrschaft zu brechen. Deine Überheblichkeit ist dein Untergang. Wir Tau’ri sind stärker, als du denkst. Wir geben niemals auf, verstehst du, niemals. Die anderen Menschen, die du bisher versklavst hast, mögen so sein, wie du annimmst, aber wir sind anders. Und es wird Zeit, dass du das begreifst, das ihr alle das begreift. Wir sind jetzt da und wir werden unseren Platz in den Völkern der Galaxis einnehmen. Noch sind wir jung und müssen viel lernen, doch wir werden es schaffen."
”Höre, O’Neill! Dieser Tag wird niemals kommen. Ich werde euch vernichten, eure Welt in Schutt und Asche legen", antwortete Heru’ur hasserfüllt. Er schwieg einen Moment, dann meinte er: ”Ist dir eigentlich bewusst, wie ähnlich ihr uns seid? Nach uns seid ihr die kriegerischste Rasse, der wir begegnet sind."
”Wir sind euch nicht ähnlich. Wir verteidigen uns nur gegen euch", widersprach O’Neill ihm. Er wollte mit keinem Goa’uld verglichen werden.
”Pah! Tau’ri, schel nok lig”, antwortete Heru’ur wütend.
”Du irrst dich, Heru’ur", antwortete Daniel von seinem Monitor her, der die Worte in der Goa’uld-Sprache verstanden hatte. Er drehte sich um und kam zu ihnen. ”Der Schutzschild ist gerade zusammengebrochen. Unsere Truppen stürmen in diesem Moment die Stadt. Deine Leute sind tot oder auf der Flucht."
”Tok’ra, kal lasch kat!" antwortete Heru’ur wutentbrannt.
”Goa’uld, laota ni niga! Deine Verwünschung ist zwecklos, Heru’ur", antwortete Baldur.
Von draußen waren nun Geräusche und Detonationen zu hören. Der Kampf um Memphis begann. Das Gebäude erzitterte hinundwieder und die Widerständler sah sich bedeutsam an.
Nach einer Stunde hielt es O’Neill nicht mehr aus. ”Ich muss Samuels erwischen. Er darf auf keinen Fall entkommen."
”Und was ist mit Heru’ur?" fragte Daniel.
”Ihr passt auf ihn auf. Sicher kommt bald Hilfe." O’Neill wandte sich an Teal’c und Rya’c. ”Ihr kommt mit mir."
”Jack!" Carters Ruf hielt O’Neill an der Tür auf. Er drehte sich um. ”Seid vorsichtig."
O’Neill lächelte zurück. ”Sind wir immer. Seid bereit! Sobald wir die Tür öffnen, schließt ihr sie hinter uns wieder."
Die zurückbleibenden nickten und O’Neill gab Teal’c das Zeichen. Martouf eilte zu ihnen. ”Ich komme mit."
Jack blickte den Tok’ra einen Moment an und nickte dann.
Die Wachen wurden von der sich öffnenden Tür überrascht. Die Widerstandskämpfer eröffneten das Feuer und trieben die Jaffa für einen Moment in die Flucht. In dem entstandenen Durcheinander war es ein leichtes die Reihen der Gegner zu durchbrechen und in einem der vielen Seitengänge zu verschwunden. Die Jaffa nahmen dadurch ihre Verfolgung erst mit Verzögerung auf, was ihnen einen kleinen Vorsprung verschaffte.
O’Neill kannte sich in diesem Bereich etwas aus. Schließlich war er lange mit Carter in diesem Teil des Gebäudes festgehalten worden, und Samuels hatte ihnen alles stolz vorgeführt.
”Die Horus-Wachen verfolgen uns", sagte Rya’c und gab einen Schuss ab, der einen vorwitzigen Wächter traf.
”Das war nicht anders zu erwarten", meinte O’Neill grimmig. ”Folgt mir, ich kann mir denken, wo Samuels sich aufhält. Falls er noch nicht die Flucht ergriffen hat."
”Woher willst du das wissen, O’Neill?" fragte Teal’c
. ”Ich war schon einmal hier", erklärte der Colonel.
Teal’c überlegte einen Moment. ”Während deiner Gefangenschaft?"
”Richtig, mein Freund", bestätigte O’Neill.
Sie erreichten gerade das Ende eines langen Ganges, als vor ihnen Männer auftauchten. O’Neill wollte im ersten Moment das Feuer eröffnen, als ihm die andere Bekleidung auffiel. Die Männer vor ihnen kannten keine solchen Skrupel und eröffneten das Feuer. Teal’c wurde vom Strahl einer Zatnickatel getroffen und stürzte zu Boden.
”Nicht schießen!" rief O’Neill den Angreifern zu. ”Wir sind Freunde!" Jack begriff, dass man sie für Horus-Wachen hielt, weil sie noch wie diese bekleidet waren. ”Alles in Ordnung, Teal’c?"
Teal’c nickte noch etwas benommen und O’Neill atmete erleichtert auf.
”Feuer einstellen, es ist SG-1!" hörte O’Neill eine bekannte Stimme rufen.
”Ferretti!" begrüßte O’Neill den Sprecher. ”Schön, dich hier zu sehen."
”Hallo, Jack, du glaubst doch nicht, dass ich mir das entgehen lasse? Ihr solltet die Uniform des Feindes ausziehen. Fast hätten wir euch nicht erkannt."
Am anderen Ende des Ganges tauchten die ersten Verfolger auf und blickten überrascht auf die verstärkte Truppe des Feindes. Ferretti gab seinen Leuten den Angriffsbefehl. Es dauerte nicht lange bis sie die Horus-Wachen erledigt hatten.
”Wie sieht es draußen aus?" fragte O’Neill Ferretti.
”Sehr gut. In allen Teilen der Stadt wird noch gekämpft, doch selbst die bisher folgsamen Sklaven erheben sich nun. Es scheint, dass wir gewinnen. Und so sieht es auf dem ganzen Planeten aus. Wir haben das Cheyenne-Stargate erobert und auch das Sternentor in dieser Stadt. Eines der Pyramiden-Schiffe wurde von Osiris Schiff zerstört und das andere kampfunfähig geschossen. Es treibt im Raum und wir können es für uns holen, sobald der Kampf zu Ende ist. Ohne Osiris Hilfe hätten wir das allerdings nie geschafft."
”Dann holen wir uns jetzt Samuels. Heru’ur ist schon unser Gefangener", sagte O’Neill erleichtert. ”Kommt!"
Samuels hatte gerade alles für seine Flucht vorbereitet, als die Gruppe den Raum stürmte und fuhr herum.
”Es ist aus, Samuels", sagte O’Neill siegessicher, während er langsam auf ihn zuging. ”Wenn du dich ergibst, wirst du eine faire Verhandlung bekommen.”
”Darauf verzichte ich", antwortete Samuels und drückte auf einen Knopf.
O’Neill begriff und stürzte sich auf ihn. In diesem Moment schossen die Ringe des Materie-Transmitter herunter und strahlte sie an einen unbekannten Ort.
Der Colonel fand sich in einem dunklen Raum wieder; Samuels noch immer umklammert.
”Verfluchter Hund!" stieß Samuels hervor und gab ihm einen Stoß, der O’Neill von ihm weg beförderte, doch Jack fing sich geistesgegenwärtig und hob seine Waffe. Er war nicht gewillt den Verräter entkommen zu lassen. Samuels war nicht weniger schnell und warf sich zur Seite. O’Neill Schuss verfehlte ihn knapp.
Noch hatte der Colonel nicht erkannt, wo sie gelandet waren, denn es war düster und eng in dem kleinen Raum. Samuels dagegen kannte sich aus. Er sprang zu einer der Wände und seine Hand berührte eine Schaltfläche. Gleichzeitig gab er einen Schuss auf O’Neill ab und zwang ihn Deckung zu suchen. Die Wand vor Samuels verschwand und der Verräter war mit einem Satz in dem angrenzenden Raum verschwunden. Hinter ihm schloss sich die Tür wieder.
Gleich darauf hörte O’Neill seine Stimme. ”Ich sollte dich töten, doch vielleicht kann ich dich noch als Geisel gebrauchen. Schlaf schön!"
Eine Sekunde später hörte O’Neill ein leises Zischen und seine Sinne registrierten einen seltsamen Geruch. ”Gas!" Jack verfluchte Samuels und versuchte nicht zu atmen, doch der kleine Raum füllte sich schnell mit dem Betäubungsgas. O’Neill erreichte noch die Wand und schlug mit der Hand dagegen, doch das Gas tat schon seine Wirkung. Er verlor das Bewusstsein.
Als der Colonel wieder zu sich kam, saß er gefesselt in einem Sessel in der Kanzel eines Goa’uld-Gleiters. Samuels saß im Pilotensitz und warf einen kurzen Blick auf O’Neill, als er erkannte, dass dieser bei Bewusstsein war. ”Wieder da, Jack?"
O’Neill schüttelte seine Benommenheit ab und blickte nach draußen und bemerkte, dass sie sich im Weltraum befanden. ”Wo sind wir?" fragte er, als er keine Spur von der Erde entdeckte.
”Auf dem Weg zu einem unserer Stützpunkte im All”, erklärte Samuels.
”Wie bist du entkommen?" fragte O’Neill.
”Das war ganz leicht. In dem Durcheinander fiel ein Gleiter mehr nicht auf."
”Und wo liegt der Stützpunkt?"
”Gleich erreichen wir den Asteroiden-Gürtel und dort ist die Basis. Und dort befindet sich dein Grab, denn dann brauche ich dich nicht mehr."
Samuels beachtete ihn nicht weiter, denn nun tauchte der Gürtel als schmales Band vor ihm auf und er musste sich darauf konzentrieren den Gleiter zwischen den Asteroiden hindurch zufliegen. O’Neill untersuchte seine Fesseln, doch die Handschelle, die seinen rechten Arm an den Stuhl band, saß fest. Er verwünschte den Umstand, dass es Samuels schon wieder gelungen war, ihn zu überlisten. Bei ihm hatte er einfach kein Glück.
”Raumgleiter, identifizieren Sie sich!" Die Stimme kam aus dem Kommunikations-Gerät und Samuels fluchte laut auf.
”So einfach ist deine Flucht wohl doch nicht, Samuels?" bemerkte O’Neill und schöpfte etwas Hoffnung. ”Gib lieber auf."
”Halt den Mund!" Samuels Hand fuhrt herum und der Faustschlag traf den Colonel ins Gesicht. Der Schlag brannte auf seiner Haut, doch O’Neill ließ sich nichts anmerken. Samuels betätigte einige Schalter, als ein Strahl vor dem Gleiter einschlug und ihn durchschüttelte.
”Das war eine Warnung. Der nächste Schuss trifft besser. Identifizieren Sie sich!" verlangte die unsichtbare Stimme erneut. O’Neill blickte hoch und sah durch die große Glaskanzel vier Goa’uld-Gleiter auftauchen, doch die Zeichen darauf, eine aufgehende Sonne, sagten O’Neill, dass es Osiris Gleiter waren.
Jetzt erschien es Samuels ratsam zu antworten. ”Verschwindet von hier. Ich habe Jack O’Neill an Bord. Wenn ihr mich abschießt stirbt er auch, und wenn ihr nicht verschwindet, werde ich ihn töten."
Einen Moment herrschte Funkstille, dann: ”Woher sollen wir wissen, dass du die Wahrheit sprichst?"
”Antworte ihnen, Jack!" befahl Samuels und richtete seine Waffe auf O’Neills Stirn. In seinem Blick erkannte Jack, dass Samuels es todernst meinte.
”Hier Jack O’Neill", antworte er deshalb. ”Samuels spricht die Wahrheit."
”Colonel O’Neill?" Jack glaubte die Stimme zu kennen.
”Kennen wir uns?" fragte er deshalb.
”Ich bin, Sinue, wir haben uns an Bord der Callisto getroffen."
O’Neill erinnerte sich an den Piloten, der ihm an Bord des Schiffes die Gleiterhangars gezeigt hatte und mit dem er Freundschaft geschlossen hatte. Sie konnten beobachten, dass die Gleiter sich etwas zurückzogen.
”Gib lieber auf", verlangte O’Neill erneut. ”Du kannst unmöglich entkommen. Selbst wenn du mich tötest nützt das nichts."
”Es verschafft mir wenigstens den Triumph dich zur Hölle geschickt zu haben", meinte Samuels wütend.
Die nächsten Minuten hatte Samuels alle Hände voll damit zu tun, den Gleiter sicher zwischen den Asteroiden hindurchzumanövrieren.
”Sie werden uns bestimmt nicht folgen. Dazu sind sie zu feige", meinte der Verräter.
”Da wäre ich nicht so sicher", widersprach O’Neill. ”Sie werden uns auf jeden Fall verfolgen. Was auch immer mit mir geschehen mag, wir haben gesiegt. Die Erde ist frei..."
An Bord der Callisto beschloss Ashley Osiris auf Tau’ri über die Situation zu informieren und aktivierte den Kommunikations-Kanal. Er staunte nicht schlecht, als sich ein fremder Mann in Osiris Namen bei ihm meldete.
”Ich bin Harun al Hamra, der neue Wirt von Osiris. Leider muss ich dich über den Tod von Logan informieren", begann Harun in traurigem Tonfall.
Einen Moment herrschte bedrückende Stille an Bord der Callisto, noch begriff keiner so recht, dass Logan nicht wiederkommen würde, dann fasste sich Ashley: ”Das musst du mir näher erklären."
Osiris hielt es für notwendig einzugreifen und übernahm das weitere Gespräch: ”Dazu ist im Moment keine Zeit, Ashley, du wolltest uns über den Stand der Dinge informieren?"
Der Kommandant reagierte sofort. Sie waren es alle gewohnt mit dem Tod zu leben: ”Jawohl, wir haben einen unbekannten Gleiter auf dem Weg in den Asteroidengürtel, zwischen dem vierten und fünften Planeten, aufgebracht. An Bord befindet sich ein Jaffa, der sich Samuels nennt, und er hat Jack O’Neill als Geisel an Bord."
Carter stutzte und mischte sich in das Gespräch ein. ”Wie kommt Jack an Bord dieses Gleiters? Wir suchen ihn schon überall. Samuels ist ein Tau’ri und er ist ein Verräter und Massenmörder. Doch ihr dürft Jacks Leben nicht gefährden."
Ashley wusste natürlich über das Verhältnis von Carter und O’Neill bescheid und versprach das Leben des Menschen nicht zu gefährden.
”Ich werde mit einem Raumgleiter starten und O’Neill retten", bot Teal’c an.
”Ich komme mit", sagte Rya’c.
Osiris nickte den beiden zu. ”Es stehen genug Gleiter zur Verfügung. Memphis ist in unserer Hand. Geht!"
”Ich komme auch mit", sagte Carter in einem so bestimmenden Tonfall, dass niemand es wagte ihr das auszureden.
Sie brauchten nicht lange zu suchen. Es gab unzählige Gleiterhangars in Memphis und so suchten sie sich zwei intakte aus. Wenig später waren die beiden Raumgleiter unterwegs in Richtung Asteroiden-Gürtel. Nach kurzer Flugzeit tauchte die Callisto auf.
"Wow!" flüsterte Carter beeindruckt, die hinter Teal’c, auf dem Sitz des Zwei-Mann-Gleiters, saß. ”Ich hatte schon vergessen, wie groß das Schiff von außen aussieht."
Nicht weniger beeindruckt antwortete Teal’c. ”Es muss doppelt so groß sein, wie die Raumschiffe Apophis, die damals die Erde angriffen."
Carter stimmte zu. ”Kein Wunder, dass die Menschen darin wie in einer Großstadt leben. Ein solches Schiff kann doch auf keinem Planeten landen."
”Das ist korrekt", antwortete Teal’c. ”Es ist nur für den Aufenthalt im Weltraum geschaffen worden."
Als sie sich dem Schiff weiter näherten, wurden sie von der Callisto angefunkt, und nachdem sie sich identifiziert hatten meldete sich Ashley. ”Die Callisto ist zu groß, um in dem Asteroiden-Gürtel herumzufliegen. Sinue, einer unserer besten Piloten, hat den Gleiter entdeckt und ist ihm mit seiner Staffel auf den Fersen. Wir werden euch mit einem Gleitstrahl hinführen. Eine Staffel meiner Kampf-Gleiter wird euch begleiten."
Wenig später tauchte die Verstärkung neben ihnen auf und sie näherten sich dem Asteroiden-Gürtel. Carter sah vor sich ein immer größer werdendes Band auftauchen. Der Mars, dessen Bahn sie gekreuzt hatten, befand sich auf der anderen Seite ihrer Flugbahn, so dass sie ihn nicht sehen konnten. Zur Erforschung des Sonnensystems hatten sie später auch noch genügend Zeit. Jetzt galt es erst einmal Jack zu retten. Sam sah die ersten Asteroiden vor sich auftauchen. Eigentlich nicht mehr, als unterschiedlich große Felsbrocken ohne Atmosphäre. Doch Carter wusste, dass es auch mondgroße Brocken gab. Der Legende nach sollte dies früher ein Planet gewesen sein. Falls das stimmte musste eine ungeheure Katastrophe den Planeten auseinander gerissen haben. Teal’c vollführte einige gewagte Flugmanövern, um nicht mit einem der Asteroiden zu kollidieren.
Kurz darauf sahen sie vor sich einen der größeren Felsen auftauchen, etwa halb so groß wie der Erd-Mond. In respektvoller Entfernung schwebten vier Gleiter bewegungslos im All.
”Das ist Sinue, der Pilot von der Callisto und seine Begleitschiffe", informierte Teal’c Carter.
”Woher weißt du das?" fragte Sam.
”Siehst du die Zeichnung auf den Schiffen? Die aufgehende Sonne? Das ist das Zeichen von Osiris", erklärte Teal’c.
”Ach so!" Carter sah wieder nach vorne. ”Und wo ist der Gleiter mit Jack?"
Die Antwort kam in Form einer Funknachricht von Sinue, der ihr Gespräch über Funk mitgehört hatte: ”Der Jaffa versteckt sich auf dem Asteroiden. Er droht mit der Ermordung von Colonel O’Neill, wenn wir näher kommen."
”Und was jetzt?" fragte Carter.
”Wir befreien O’Neill", antwortete Teal’c.
”Ja, aber ohne dabei sein Leben in Gefahr zu bringen”, antwortete Sinue, der sich große Sorgen um O’Neill machte. Während seines kurzen Aufenthalts an Bord der Callisto hatte Sinue den Colonel zu schätzen gelernt, und er sah ihn als Freund an.
An Bord des Gleiters sah Samuels wütend auf die neu aufgetauchte Verstärkung des Feindes. Diese machte alles komplizierter, weil sie verhinderten, dass er sein Versteck erreichen konnte.
”Sie haben Verstärkung bekommen. Gib endlich auf, Samuels", bemerkte O’Neill. Er versuchte ununterbrochen die Handschelle zu entfernen, doch es war unmöglich. Hätte er eine Waffe, könnte er sie zerschießen, doch Samuels Zatnickatel lag weit außerhalb seiner Reichweite.
Samuels beachtete O’Neills Worte nicht. Er hatte sich entschlossen einen Fluchtversuch zu wagen. Es kamen immer mehr Verfolger und es würde immer gefährlicher für ihn werden zu entkommen. Samuels startete die Maschine und folgte dem kleinen Seitental auf der Oberfläche des Asteroiden, auf dem er gelandet war. Das winzige, zerklüftete Tal führte ihn auf die andere Seite des Felsens, und wenn er Glück hatte, konnte er unbemerkt entkommen. Der Asteroid mit dem Stützpunkt war nicht mehr weit entfernt.
Leider passten die Verfolger auf. Als Samuels auf der anderen Seite den Asteroiden verließ, waren die ersten schon da. Samuels fluchte laut und erhöhte die Geschwindigkeit seines Flugzeuges. Kleineren Felsbrocken wich er nicht aus, denn die verpufften ohne Schaden anzurichten im Schutzschild des Gleiters, den größeren Brocken wich Samuels im Zickzack-Flug aus. Doch mehr als einmal gerieten sie in unmittelbare Nähe eines Asteroiden. Hin und wieder schloss O’Neill die Augen, weil er schon dachte es wäre aus, doch Samuels war ein ausgezeichneter Pilot und jeder seiner waaghalsigen Flugmanöver klappte. Doch falls er dachte, damit seine Verfolger abzuschütteln irrte er sich. Besonders zwei der feindlichen Piloten zeichneten sich dadurch aus jedes seiner Manöver unbeirrt mitzumachen.
Vor ihm tauchte eine größere Passage ohne Felsen auf, und dahinter war der Stützpunkt. Samuels wollte schon erleichtert aufatmen, als etwas mit ungeheurer Wucht sein linkes Heck traf und den Gleiter ins Trudeln brachte. Eines der ihn verfolgenden Schiffe hatte das Feuer auf ihn eröffnet.
Samuels fluchte und versuchte den Gleiter wieder unter Kontrolle zu bekommen. O’Neill und er waren beide durch Gurte gesichert, so dass sie sich bei den unregelmäßigen Bewegungen nicht verletzten, doch nicht befestigte Gegenstände flogen durch den Raum und drohten sie zu treffen.
O’Neill duckte sich, als einige nicht zu identifizierenden Gegenstände an ihm vorbei flogen. Als Samuels den Gleiter wieder unter Kontrolle hatte, fiel O’Neills Blick auf die Zatnickatel, die direkt vor ihm lag. Er warf einen schnellen Blick auf Samuels, doch dieser hatte nichts bemerkt. Zu sehr war er noch mit seinen Flugmanövern beschäftigt.
Mit dem linken Fuß konnte O’Neill die Waffe erreichen. Ein Funkspruch von einem der Angreifer lenkte Samuels weiter ab. ‚Gut so, weiter so’, dachte O’Neill. ‚Lenkt ihn noch etwas ab’.
Die Waffe lag nun genau vor seinen Füßen. Mit der freien linken Hand konnte er die Waffe ergreifen, er musste sich nur kurz bücken. Ein neuer Blick auf Samuels, der noch ahnungslos war. Blitzschnell griff O’Neill nach unten, hob die Waffe auf und richtete sie auf Samuels.
”Gib auf, Samuels. Ich habe jetzt die Waffe."
Samuels fuhr herum und sein Gesicht verzerrte sich vor Wut, als er die Waffe in O’Neills Hand sah.
”Stopp den Gleiter", befahl der Colonel.
”Und wenn nicht?" Samuels hatte sich gefangen. ”Wenn du auf mich schießt, stürzen wir ab. Patt-Situation also! Besser, du legst die Waffe wieder weg."
”Du bist wohl verrückt? Wirf die Schlüssel zu der Handfessel herüber", verlangte O’Neill ungerührt.
Samuels schüttelte den Kopf. ”Das mache ich nicht, Jack."
”Nenn mich nicht Jack, Verräter", knurrte O’Neill wütend. ”Das erlaube ich nur Freunden."
Samuels lächelte und hielt sich schon wieder als Herrn der Lage. Er wandte sich den Kontrollen zu. O’Neill würde es nicht wagen auf ihn zu schießen. Das würde seinen Tod bedeuten, denn er konnte den Gleiter nicht fliegen. Und sobald sie sicher in dem Stützpunkt gelandet waren, würde er das Problem O’Neill für immer lösen.
Im ersten Moment wurde der Colonel wütend, weil Samuels ihn ignorierte. Dieser dachte wohl, dass er nichts unternahm, doch der Verräter irrte sich. Jack war entschlossen lieber zu sterben, als Samuels gewähren zu lassen. In seinem Gehirn überschlugen sich die Gedanken, und schließlich entschloss er sich, alles auf eine Karte zu setzen.
O’Neill stand von dem Stuhl auf und entfernte sich von ihm soweit es die Fessel erlaubte, dann richtete er die Zatnickatel auf seine Handfessel und den Stuhl und drückte ab. Die Energie traf die Lehne des Sessels, und ein Teil von der Energie sprang auch auf O’Neill über, doch er ignorierte die Schmerzen und riss an der Fessel. Sie löste sich etwas, ein zweiter und dritter Schuss traf nur den Stuhl und löste ihn auf. Diesmal hatte er Glück, dass ihn die Energie nicht mehr traf, denn sonst hätte es auch ihn getötet, aber nun war er frei.
Samuels fuhr erschrocken herum, denn O’Neills Tat war nicht lautlos vonstatten gegangen. Doch Samuels kam nicht mehr dazu etwas zu unternehmen. O’Neill war so schnell bei ihm, dass der Verräter nicht mehr reagieren konnte. Die beiden stürzten zusammen zu Boden und rollten durch den Raum. O’Neill kam auf Samuels zu liegen und schlug ihm mitten ins Gesicht. Samuels Miene verzerrte sich vor Schmerz und auch vor Wut, während er sich mit dem Mut der Verzweiflung wehrte. O’Neill war jedoch stärker und seine ganze Erbitterung kam nun zum Vorschein. Er schlug solange auf Samuels ein, bis der Verräter sich nicht mehr rührte. Jack richtete sich auf und lief zu den Kontrollen. Der Gleiter schwebte antriebslos im Raum zwischen den Asteroiden. Was sollte er nun machen?
Noch drohte keine Gefahr, und so lief O’Neill zu Samuels zurück und rüttelte ihn wach: ”Komm zu dir, Samuels! Du musst den Gleiter zurückfliegen."
Samuels schlug die Augen auf und stieß hasserfüllt hervor: ”Sieh zu, wie du das machst, Jack. Ich rühre keinen Finger."
O’Neill sah ihm die Augen und erkannte, dass Samuels es ernst meinte. Er würde nichts für ihn tun. ”Du erstaunst mich. Ich dachte nicht, dass du dein Leben wegwerfen würdest."
”Ich bin so oder so erledigt, doch es wird mir ein großer Trost sein, dich mitzunehmen."
Der Colonel zuckte mit den Achseln. Er war nicht bereit so schnell aufzugeben. ”Leider werde ich dich da enttäuschen müssen. Ich habe mich nämlich entschlossen sehr alt zu werden und eines Tages an Altersschwäche zu sterben. Mit Carter an meiner Seite."
”Du und diese Hexe?" stieß Samuels gehässig hervor. ”Heru’ur wird sie als Braut nehmen."
”Heru’ur ist erledigt. Wir haben ihn gefangen wie du weißt", verkündigte O’Neill.
”Er wird entkommen. Ihr habt keine Ahnung von dem zweiten Stargate", informierte Samuels ihn.
”Das haben wir doch erobert", meinte O’Neill.
Samuels lächelte geringschätzig und plötzlich begriff O’Neill und wurde blass. Er wusste, was er die ganze Zeit vergessen hatte.
”Das Tor, wo das Wasser geholt wird, ist nicht das Tor aus der Antarktis, nicht wahr?"
”Eines muss ich dir eingestehen, Jack, du hast eine rasche Auffassungsgabe."
O’Neill packte Samuels am Kragen und schüttelte ihn. ”Wo ist es? Wo ist das Antarktis-Tor?"
”In Memphis", erklärte Samuels bereitwillig. ”Unterhalb des Palastes, doch du wirst deine Leute nicht warnen können. Es ist zu spät."
O’Neill schlug nochmals zu und betäubte Samuels, dann fesselte er ihn so, dass er kein Glied mehr rühren konnte. Anschließend begab sich zu den Kontrollen des Gleiters, um mit seinen Freunden Kontakt aufzunehmen. Zum Glück hatte er die letzten Wochen einige Goa’uld-Schriftzeichen gelernt. Nachdem er die Kontrollen studiert hatte, drückte er auf einige Schalter und hoffte, dass es die richtigen waren. ”Hier O’Neill! Kann mich jemand hören?"
Einen Moment glaubte Jack etwas falsch gemacht zu haben, dann hörte er die Stimme von Teal’c. ”Colonel O’Neill, bist du das?"
”Ja, Teal’c", sagte O’Neill erleichtert. ”Samuels ist ausgeschaltet, doch er will den Gleiter nicht fliegen. Und wir haben ein Problem. Ihr müsst sofort die Erde warnen. Heru’ur versucht vielleicht durch das zweite Sternentor zu fliehen. Es befindet sich unterhalb des Palastes in Memphis. Habt ihr verstanden? Das Sternentor in den Feldern ist nicht unser zweites Tor."
”Jack? Bist du in Ordnung?" Das war Carters Stimme.
”Sam?" O’Neill war unendlich erleichtert ihre Stimme zu hören. ”Sam, habt ihr verstanden? Warnt Daniel in Memphis."
”Wir haben verstanden. Die Nachricht ist schon unterwegs. Doch was ist mit dir?" fragte Carter besorgt.
”Du musst den Gleiter selbst fliegen", schlug Rya’c vor. ”Wir werden dich in die Mitte nehmen und du folgst uns."
”Ich versuche es. Sagt mir, was ich tun muss."
”Siehst du den Schalter mit dem Ankersymbol?" fragte Rya’c.
”Ja", antwortete O’Neill.
”Drück ihn und der Computer übernimmt den Flug", befahl Rya’c.
O’Neill drückte den Schalter und spürte, dass sich die Maschinen des Gleiters einschalteten.
”Und nun drück den Schalter mit der Pyramide, die auf dem Kopf steht..." Mit Rya’cs Angaben setzte sich der Gleiter Richtung Erde in Bewegung. In sehr langsamen Flug durchquerten sie erneut den Asteroiden-Gürtel. O’Neill atmete aber erst auf, als das Feld hinter ihnen und der freie Raum vor ihnen lag. Schließlich tauchte als kleiner Punkt die Erde auf. Je näher sie kamen, desto größer wurde der Planet und damit auch die Gefahr, denn noch immer tobten Kämpfe zwischen Heru’urs Kriegern und denen der Callisto im Raum um die Erde. Zwar hatte die Zahl von Heru’urs Schiffen bedeutend abgenommen, doch die übrig gebliebenen wehrten sich verzweifelt.
Sinue verabschiedete sich mit seiner Gleiter-Staffel, um sich dem Kampf seiner Kameraden gegen die Goa’ulds anzuschließen. O’Neill war nun mit Teal’c, Carter und Rya’c alleine.
”Und nun?" fragte er.
”Jetzt kommt der gefährlichste Teil", erklärte Rya’c. ”Der Eintritt in die Erdatmosphäre. Doch, wenn du genau meine Anordnungen befolgst, ist auch das kein Problem. Wir umgehen die Schlacht und nähern uns Tau’ri von der anderen Seite."
”Wie du willst", meinte O’Neill, dem es gleich war über welchem Kontinent sie die Erde anflogen.
Der Luftkampf in ihrer Nähe eskalierte. Plötzlich schoss ein brennender Gleiter auf sie zu. Rya’c und Teal’c flogen je nach links und rechts weg, O’Neill versuchte nach unten auszuweichen, doch er war etwas zu langsam. Sein Flugzeug wurde vom Heck des abstürzenden Todes-Gleiters gestreift, bevor dieser in die Atmosphäre stürzte und dort verglühte.
O’Neill bekam seinen Gleiter nicht mehr unter Kontrolle und driftete langsam auf die Erde zu. In spätestens fünf Minuten würde auch er verglühen.
”Du musst aussteigen, O’Neill", schrie Rya’c in seinem Kopfhörer. ”Sofort!"
”Aussteigen? Im Weltraum? Bist du verrückt?"
”Hinter dir im Schrank befindet sich ein Raumanzug. Zieh ihn an!" befahl Rya’c ungerührt.
”Und dann? Was ist mit Samuels?" O’Neill warf einen Blick auf den Mann, doch dieser schien noch bewusstlos zu sein.
”Mach schon, Jack!" rief auch Carter. ”Und vergiß Samuels."
O’Neill erkannte, dass er keine andere Wahl hatte. Die Erde kam bedrohlich näher. Er fand den Anzug und zog ihn über.
”Ich habe ihn an. Und was jetzt?" fragte er.
”Setz dich in den Pilotensitz, schnall dich an und drück auf den roten Knopf neben dir, von dem ich vorhin sagte, dass du ihn auf keinen Fall berühren darfst", sagte Rya’c.
”Was passiert, wenn ich da draufdrücke?"
”Mach schon, O’Neill."
Jack gehorchte und drückte den roten Knopf. Im nächsten Augenblick hatte er das Gefühl erdrückt zu werden und keine Luft mehr zu bekommen. O‘Neill schloss die Augen und öffnete sie erst, als er wieder normal atmen konnte. Der Anblick hätte nicht fantastischer sein können. Er schwebte direkt im Weltraum, nur geschützt durch eine Panzer-Glasscheibe und dem Raumanzug. Die Erde befand sich direkt unter ihm. Sein Gleiter drang gerade in die Atmosphäre ein und leuchtete auf, um Sekunden später, als flammender Komet, zu verglühen.
”Leb wohl, Samuels, und grüße den Teufel von mir", flüsterte O’Neill.
”Nicht einmal der wird ihn haben wollen", sagte eine Stimme in seinem Kopfhörer. Als er den Blick hob, sah er Teal’c’s Gleiter nicht weit von sich entfernt im Raum schweben. O’Neill erblickte auf dem Rücksitz Carter, die ihm zuwinkte. ”Alles in Ordnung?"
”Ja, aber das war der ultimativste Schleudersitz, in dem ich je saß. Und wie komme ich nun auf die Erde?"
Zum Glück hatte Rya’c einen der größeren Kampf-Gleiter erwischt die auch Passagiere aufnehmen konnten, während Carter und Teal’c in einem der kleinen Zwei-Mann-Gleiter saßen. ”Ich nehme dich auf, O’Neill", sagte deshalb Rya’c.
Sein Gleiter näherte sich schon. ”Drück jetzt den grünen Knopf vor dir. Der entfernt den Schutz um dich. Ich öffne die Frachtrampe und schwebe genau unter dich. Dann kannst du einsteigen."
O’Neill gehorchte diesmal ohne Widerspruch und drückte auf den grünen Knopf. Wenig später schwebte er nur im Raumanzug im Raum. Es war ein seltsames Gefühl und einen winzigen Augenblick überkam ihn Panik, weil er das Gefühl für oben und unten verlor. Doch im Grunde war es fast so, als schwebe er im Wasser. Rya’cs Gleiter tauchte unter ihm auf und die Frachtöffnung war direkt bei seinen Füßen. Der Gleiter kam näher und O’Neill schwebte fast von alleine in die Öffnung. Nachdem die Luke sich über ihm schloss, kam die Schwerkraft zurück und ließ ihn zu Boden fallen. Etwas schwerfällig erhob er sich. O’Neill streifte den Helm des Raumanzuges ab und ging zu Rya’c.
O’Neill setzte sich neben ihn in den Co-Pilotensitz und sagte: ”Ich danke dir, du hast mir schon wieder das Leben gerettet."
Rya’c lächelte zurück. ”Du kannst dich sicher irgendwann revanchieren."
Der Colonel nickte, dann warf er einen kurzen Blick auf die Stelle, an der Samuels gestorben war: ”Ein viel zu schneller Tod für den Verräter, doch lass uns jetzt nach Memphis fliegen. Hoffentlich kam unsere Warnung noch zur rechten Zeit..."

Kapitel 12 by Selana
12. Im Körper des Feindes

Daniel und Martouf waren dabei die Angriffe zu koordinieren. Langsam stellte sch heraus, dass Heru’ur den Kampf verlieren würden. Viele Teile der Erde befanden sich schon wieder in der Hand der Menschen. Es war jedoch offensichtlich, dass dieser Sieg Osiris zu verdanken war. Ohne die Unterstützung der Callisto hätte Heru’ur die restlichen Städte der Menschen mit Leichtigkeit vernichten können.
"Wir schaffen es, Daniel", meinte Martouf. ”Bald gehört Tau’ri wieder euch Menschen."
”Ja, und das verdanken wir euch. Ohne die Hilfe der Tok’ra hätten wir nie siegen können."
”Du bist doch auch ein Tok’ra", stellte Martouf richtig.
”Ja, aber ich werde immer zu den Menschen von der Erde gehören."
An anderer Stelle im Palast hatten Ferretti und Morgan den Auftrag bekommen Heru’ur in eine sichere Gefängniszelle zu sperren bis die Kämpfe vorbei waren und ein Gericht der Erde entscheiden würde, was mit Heru’ur passieren würde.
Um den Gefängnistrakt zu erreichen, mussten sie in die untersten Stockwerke des Palastes gehen. ”Wie viele Stockwerke gibt es?" fragte Morgan einen ihrer Begleiter, der bisher im Palast gearbeitet hatte und sich deshalb auskannte.
”Es geht zehn Stockwerke nach unten", erklärte dieser. ”Die Gefängnis-Zellen befinden sich im neunten Untergeschoß."
”Und was ist im zehnten Untergeschoß?"
”Das weiß niemand. Dieses Stockwerk durften nur auserwählte Jaffa betreten."
”Dann werden wir nachsehen, doch wir müssen vorsichtig sein. Wer weiß schon, was sich dort unten befindet."
”Da bin ich der gleichen Meinung", meinte der Widerstandskämpfer.
Sie erreichten das neunte Untergeschoß und verließen mit Heru’ur den Fahrstuhl. Der Goa’uld gab sich ungerührt, als sei es unter seiner Würde mit den Menschen zu sprechen. So fühlte Heru’ur auch und die Sklaven würden gleich ihr blaues Wunder erleben. Er war schon so gut wie frei, und dann würde er zurückkehren und diese Welt vernichten. Sie würden ihre Anmaßung tausendfach büßen müssen.
Kaum betraten sie den Trakt, als auch schon der Angriff begann. Zwei von Ferrettis Männer starben und zwei wurden verletzt, bevor sie ihre Überraschung überwanden und zurück schossen.
Ferretti packte Heru’ur am Arm und zog ihn um die Biegung eines Ganges. Er würde den Goa’uld lieber töten, als ihn entkommen zu lassen. Er sah nicht, dass sich hinter ihm eine Tür öffnete. Ferretti spürte noch einen Schlag auf den Kopf, dann wurde es dunkel um ihn. Doch seine Bewusstlosigkeit dauerte nur Sekunden, aber die beiden Jaffa neben Heru’ur hielten ihn für ausgeschaltet.
Der Goa’uld gab seinen Kriegern wütend Befehle und beachtete den Menschen nicht mehr. Ferretti hob seine Waffe und schoss auf die Jaffa. Heru’ur bückte sich blitzschnell und hob eine der am Boden liegenden Zatnickatels auf und feuerte auf Ferretti, doch dieser konnte noch sein Schnellfeuergewehr auf Heru’ur richten und abdrücken, bevor er das Bewusstsein verlor. Von Kugeln getroffen fiel Heru’ur zu Boden und versuchte sofort seinen Wirtskörper zu heilen. Leider erwies sich das als unmöglich, die Verletzungen waren zu schwer. Er musste sich einen neuen Wirt suchen. Während Ferretti zu sich kam und gegen die Schmerzen der Zatnickatel ankämpfte, sah er nicht, dass der Goa’uld seinen Wirtskörper verließ und sich ihm näherte. Heru’ur erreichte Ferretti und bohrte sich in dessen Nacken, bevor der Mensch begriff, was mit ihm geschah.
Ferretti spürte einen stechenden Schmerz und etwas dunkles, dass sich seines Bewusstseins bemächtigte. Bösartige, hasserfüllte Gedanken durchfluteten ihn, begannen ihn zu beherrschen. Ferretti versuchte sich zu wehren, doch sein Ich umgaben starke Mauern, die er nicht durchdringen konnte. Er warf sich dagegen, doch die Barrieren wurden stärker. Er spürte kaum, wie etwas die Funktionen seines Körpers übernahm, sein Bewusstsein in den hintersten Winkel seines Gehirns verbannte, und plötzlich begriff er - der Feind hatte ihn übernommen und er konnte nichts dagegen unternehmen....
Heru’ur triumphierte. Der Körper gehörte ihm. Zwar hatte dieser erstaunlich viel Widerstand geleistet, doch er hatte ihn nicht aufhalten können.
Die Tür wurde aufgerissen und die verhassten Tau’ri betraten den Raum. Mit Ferrettis Stimme sprach Heru’ur sie an: ”Der Goa’uld versuchte zu fliehen und ich musste ihn töten." Dabei zeigte er auf seinen bisherigen Wirt.
Die Frau, die sich Morgan nannte, trat zu dem leblosen Körper und untersuchte ihn. ”Du hast recht, Louis, er ist tot. Schade, doch es ist ein gerechtes Ende für diese Bestie."
”Dann beenden wir es für immer", sprach Heru’ur und hob seine Zatnickatel und feuerte dreimal auf seinen bisherigen Wirt, damit dieser sich auflöste.
”Was sollte das, Ferretti?" fragte die Frau verwundert.
”Ich wollte verhindern, dass Heru’ur die Gelegenheit bekommt sich einen neuen Körper zu suchen. Er war bestimmt noch nicht tot."
”Nun gut, es ist nicht mehr zu ändern, aber..." Rebecca wurde unterbrochen, als ein Widerstandskämpfer den Raum betrat.
”Ein Funkspruch von der Callisto. Es befindet sich ein Sternentor im Palast."
”Das zehnte Stockwerk, das niemand betreten darf", vermutete Morgan. ”Lasst uns gehen."
”Nein, dass ist zu gefährlich", widersprach einer der Widerstandskämpfer. ”Wir sollen auf Verstärkung warten."
”Dann gehen wir erst einmal zu Daniel und Martouf", meinte Morgan. ”Wir erzählen ihnen von unserer Vermutung.”
Heru’ur war das zwar nicht recht, doch vielleicht ergab sich später eine Gelegenheit unbemerkt zu gehen und durch das Tor zu fliehen. Er musste nur aufpassen, dass diese beiden Tok’ra nicht bemerkten, dass er sich nun in Ferrettis Körper versteckte.
Oben informierte Daniel sie über Funk, dass O’Neill, Carter, Teal’c und Rya’c sich auf dem Weg zur Erde befanden. Sie würden in Kürze eintreffen und sie wollten dabei sein, wenn sie das Tor fanden. Als diese später erschienen informierte Morgan sie über den Tod von Heru’ur.
O’Neill blickte auf Ferretti und meinte: ”Du hast etwa vorschnell gehandelt, doch es ist nicht mehr zu ändern. Auch Samuels ist tot. Damit ist die Gefahr für die Erde gebannt."
Heru’ur konnte nur mit Mühe seinen Ärger unterdrücken und hätte den anmaßenden Tau’ri am liebsten getötet, doch damit würde er sich verraten. Die Stunde der Abrechnung mit O’Neill würde noch kommen.
O’Neill nickte ihm noch einmal freundlich zu und sagte: ”Dann lasst uns gehen. Wir werden das Sternentor suchen und damit die Gefahr endgültig ausschalten."
An der Spitze einer ganzen Schar von Widerstandskämpfern begab sich O’Neill zu den Aufzügen um ins zehnte Stockwerk hinunterzufahren. Dunkelheit empfing sie, während sie auf die Ankunft der übrigen Fahrstühle warteten, die nacheinander die Widerstandskämpfer ausspuckte. Als sie sich in Bewegung setzten flackerte auf einmal Licht auf und sie sahen, dass sie sich in einem etwa fünfzig Meter langen Gang ohne Türen befanden.
O’Neill gab das Zeichen und langsam bewegten sie sich den Gang entlang, schließlich konnten sich durchaus verborgende Türen in den Wänden befinden. Der Gang endete vor einen Schott, dass die ganze Gangbreite einnahm. Martouf und Daniel blieben dicht davor stehen und lauschten. Dahinter war Stille, doch irgendwie fühlten sie, dass dahinter Gefahr auf sie lauerte.
”Etwas ist da, Daniel", flüsterte Martouf leise, als befürchtete er jenseits der Tür gehört zu werden.
”Ja, öffnen wir jetzt", Daniel legte die Hand auf den Kontaktschalter und langsam schob sich die Tür in die Wand zurück.
Helle Lichter flutete ihnen entgegen, die wegen der bisherigen schummrigen Beleuchtung in den Augen schmerzten. Trotzdem verteilten sich die Widerstandskämpfer lautlos im Raum. Der Raum war genauso kahl wie der Gang, den sie gerade durchquert hatten. Ein schmuckloser kleiner Ort, an dessen Ende sich das Sternentor befand, davor der Navigations-Computer.
”Seltsam, niemand da", sagte O’Neill und seine Stimme hörte sich überlaut an. Seine, in vielen Gefahren geschulten Sinne, warnten ihn. Etwas stimmte nicht.
Teal’c Bemerkung: ”Das riecht nach einer Falle", bewies, dass der Jaffa ähnlich fühlte wie O’Neill.
Als hätte Teal’c’s Worte die Gefahr heraufbeschworen, öffneten sich bisher verborgene Türen und Horus-Wachen strömten in den Raum und eröffneten das Feuer. Die Widerstandskämpfer verteidigten sich, doch es gab kaum Deckung in dem winzigen Raum. O’Neill sah Ferretti zum Sternentor laufen und vermutete, dass er dahinter Schutz suchte und folgte ihm. Er holte ihn ein, als dieser den Navigations-Computer erreichte und zu Jacks erstaunen damit begann ein Symbol einzugeben. Doch ein Schuss zwang Ferretti abzubrechen und hinter dem Tor Schutz zu suchen.
Heru’ur, der sich so weit wie möglich von Daniel und Martouf Abstand gehalten hatte, fluchte innerlich, doch seine Jaffa hielten auch ihn für einen Feind. O’Neill warf sich neben ihm in Deckung. Heru’ur überlegte ob er O’Neill töten sollte oder abwarten, wie der Kampf ausging. Verloren seine Krieger den Kampf, konnte er O’Neill immer noch töten, gewannen sie, würde er ihn als Gefangenen mitnehmen. Heru’ur sah hinter seiner Deckung hervor und bemerkte mit steigender Wut, dass seine Krieger den Kampf verloren. Zwar hatten schon viele Widerstandskämpfer mit ihrem Leben bezahlt, doch die übrigen töteten seine Krieger ohne Rücksicht auf ihre Verluste und Heru‘ur bemerkte, dass neue Kämpfer von oben dazukamen.
Auch O’Neill hatte erkannt, dass der Kampf sich zu ihren Gunsten wendete und sagte: ”Wir schaffen es, Louis." Als er keine Antwort erhielt, blickte er zu seinem Freund hinüber, denn Jack befürchtet schon, dass Ferretti getroffen worden war. Zu seiner Verwunderung richtete sein Freund die Waffe auf ihn. ”Louis, was soll denn das?"
”Creak tal nok tel. Du wirst den Preis für deine Unverschämtheit bezahlen, Tau’ri", antwortete Ferretti ihm mit dunkler Stimme, während seine Augen vor Wut zu glühen begannen.
O’Neill wurde blass, als er begriff, was das bedeutete: ”Louis, du bist..."
”...ich bin Heru’ur." Gleichzeitig drückte Ferretti, bzw. Heru’ur, auf den Auslöser seiner Zatnickatel.
O’Neill sprang zurück und der Strahl verfehlte ihn. Jack hob sein Gewehr und richtete es auf Ferretti. Einen Moment zögerte er noch, doch das Wesen ihm gegenüber, war nicht mehr sein alter Freund. Entschlossen drückte er auf den Auslöser, doch er hatte zu lange gewartet. Heru’ur konnte zur Seite springen und nochmals auf O’Neill feuern. Diesmal traf der Strahl den Colonel, doch bevor Heru’ur ein zweites Mal abdrücken konnte, näherten sich die anderen Menschen, und den zweiten Schuss hätten sie gesehen. Heru’ur beschloss zu fliehen und seine Abrechnung mit dem Tau’ri auf ein anderes Mal zu verschieben.
Während seine Freunde zu O’Neill liefen, näherte Heru’ur sich dem Navigations-Computer und begann die Symbole einzugeben. Rebecca Morgan und ein Widerstandskämpfer näherten sich ihm.
”Was machst du da, Ferretti?" fragte Rebecca erstaunt.
”Cree Tau’ri, mak..!" rief Heru’ur und schoss auf die beiden. Seine Hand berührte das siebente Symbol und dann schlug er auf den roten Kristall in der Mitte. Das Tor baute sich auf.
”Rebecca!” rief Martouf, der den Schuss auf Morgan gesehen hatte. Er lief zu ihr und nahm sie in die Arme. Sollte sie tot sein...er konnte sich nicht vorstellen, sie nicht mehr in seiner Nähe zu haben. Zu seiner Erleichterung begann sie sich wieder zu bewegen. Sie stöhnte vor Schmerzen, doch als sie die Augen öffnete und Martouf erkannte, vergaß sie die Schmerzen.
”Was macht Ferretti denn da?" rief Carter, die neben O’Neill kniete und dabei war ihm aufzuhelfen.
”Haltet ihn auf! Es ist Heru’ur!" warnte O’Neill.
”Was?" Carter blickte auf und sah Ferretti auf das Tor zulaufen. Sie ging um das Tor herum und sah genau in Ferrettis Augen, der nun dicht vor dem blauen Wabern stand. Seine Augen begannen zu leuchten und seine Hand mit der Waffe hob sich. Carter sprang zurück und Ferretti verschwand im Tor, dass sich hinter ihm wieder schloss.
O’Neill stand neben ihr und legte den Arm um sie. Entsetzt blickten sie zusammen auf das Tor. ”Heru’ur muss Ferrettis Körper übernommen haben."
Alle schwiegen bedrückt. Wieder hatten sie durch die Goa’uld einen Freund verloren....

Epilog by Selana
E P I L O G

Zwei Monate waren seit dem Kampf um die Erde vergangen und langsam gewöhnten sich die Menschen daran wieder selbst über ihren Planeten bestimmen zu können. Harun al Hamra saß auf der Aussichtsplattform des Palastes in Memphis, genoss den eindrucksvollen Rundblick über die Stadt, und dachte nach. Osiris hatte ihm nochmals angeboten seinen Körper zu verlassen und sich einen Wirt an Bord der Callisto zu suchen, wenn dies sein Wunsch sein sollte.
Doch wollte er das wirklich?
Bei seiner Geburt hatte es Memphis noch nicht gegeben. Die Stadt war gigantisch und außergewöhnlich. Durch ihre Bauweise war sie einzigartig auf der Erde. Viele Teile waren zwar durch die Kämpfe beschädigt worden, doch nach der Vertreibung der Goa’uld und ihrer Schergen begannen die Menschen sogleich mit dem Wiederaufbau. Aus den umliegenden Teilen des Landes und aus anderen Gebieten der Erde kamen die Menschen nach Memphis, um eine neue Heimat zu finden. Harun hatte sich nicht vorgestellt, dass es so viele sein würden.
In Deutschland entwickelte sich München zum Zentrum und wurde neu aufgebaut. Die Deutschen hatten Robert Wallmann zum ersten Minister von Deutschland ernannt. Auch Harun hatte man dieses Amt in diesem Teil des Landes angeboten, doch er hatte dankend abgelehnt.
Memphis war zur Hauptstadt der Erde gewählt worden, zum Sitz der neuen geeinten Weltregierung. Unten warteten schon Vertreter aus allen Ländern der Welt, um aus ihren Reihen den ersten Weltpräsidenten zu wählen. Mit den neuen Technologien würde die Menschheit in den Weltraum aufbrechen. Zuerst wollten sie neue Raumschiffe zum Schutz der Erde bauen und auch einige Forschungs-Schiffe.
Harun dachte an sein früheres Leben. Damals war diese Gegend auch dicht besiedelt gewesen. Seine Geburtsstadt war ein Handelszentrum; und seiner Familie hatte die halbe Stadt gehört. Zusammen mit drei Brüdern und vier Schwestern war er gut behütet aufgewachsen. Sein Vater war ein reicher Kaufmann gewesen, der mit allen Teilen des Landes und vielen anderen Ländern Handel trieb. Als Harun erwachsen wurde lernte auch er den Beruf des Kaufmanns, denn als ältester Sohn sollte er eines Tages das Unternehmen seines Vaters führen. Der junge Harun war nicht sehr begeistert gewesen, denn sein Interesse galt der Wissenschaft.
Dann kamen die Außerirdischen und zerstörten seine Stadt und töteten oder verschleppten die Menschen. Haruns Vater und zwei seiner Brüder wurden vor seinen Augen ermordet. Er selbst wurde mit dem Rest seiner Familie verschleppt. Harun gelang die Flucht und er ging in den Untergrund.
Harun dachte an die übrigen Mitglieder seiner Familie. Was mochte mit seiner Mutter, seinen Schwestern und seinem überlebenden Bruder passiert sein? Lebten sie noch? Mussten sie als Sklaven dienen oder waren sie Wirte für irgendwelche bösartigen Goa’uld?
‘Du solltest dir wirklich nicht so viele Gedanken machen, Harun’, bemerkte Osiris. ‘Falls sie noch leben wirst du sie vielleicht eines Tages finden.’
”Das glaubst du wirklich? Vielleicht hast du recht, mein Freund.”
Seine Gedanken schweiften erneut ab. Diesmal an seinen kürzlichen Besuch an Bord der Callisto. Serina hatte ihm das Schiff gezeigt, obwohl er es aus der Erinnerung Osiris eigentlich kannte. Trotzdem hatte er alles mit eigenen Augen sehen wollen.
Sein Empfang war herzlich, obwohl er für die Menschen an Bord im Grunde ein Fremder war. Doch man hatte ihm erklärt, dass er dies nicht war. Schließlich war er Osiris und somit der Besitzer des Schiffes. Ganz hatte Harun das noch nicht begriffen, doch er ließ sich von Serina weiter herumführen. Das Schiff war noch beeindruckender, als er es aus seiner Erinnerung her kannte. Schließlich landeten sie in einer astronomischen Abteilung mit großem Bildschirm und herrlichem Blick auf die Erde.
Harun blickte auf seinen Heimatplaneten. Er erkannte die Umrisse des Südamerikanischen Kontinents und die Ozeane. Weiße Schleierwolken verdeckten die Sicht. ”Es tut mir leid”, begann Harun. ”Aber ich kann das nicht verlassen. Mein Platz ist auf der Erde.”
Serina schwieg einen Augenblick. Sie hatte befürchtet, dass Harun das sagen würde. Serina würde es bedauern, wenn der Mensch es ablehnte Osiris Wirt zu bleiben. Sie hatte ihn in der knappen Zeit schätzen gelernt.
”Du brauchst das nicht zu verlassen. Oder erst, wenn du bereit dazu bist”, erklärte sie dann.
”Wie meinst du das?” fragte Harun sie.
”Sagte Osiris nicht, dass er die nächsten Jahre hier bleiben will?”
”Ja, das sagte er.” Harun überlegte einen Moment. ”Osiris, warum sagst du nichts dazu?” fragte er seinen Symbionten.
”Das will ich nicht, denn ich möchte dich in keiner Weise beeinflussen. Doch ich würde mich freuen, wenn du und ich zusammenbleiben könnten. Und Serina hat recht, ich werde Jahre hier verweilen.”
”Und du würdest mich in keiner Weise zwingen zu gehen, bevor ich nicht dazu bereit bin?
” ”Das ist richtig”, bestätigte Osiris.
”Hmm, dann werde ich es mir nochmals überlegen.” Sein Blick fiel auf Serina. ”Und eigentlich habe ich mir schon immer eine Tochter gewünscht”, meinte er dann schelmisch lächelnd.
Serina lächelte zurück. ”Ich würde mich freuen, dich als Vater zu haben. Du wärst so etwas wie mein Stiefvater, und es wäre mir lieber, wenn dies ein Fremder ist und keiner, den ich mein Leben lang kenne. Außerdem finde ich dich sehr sympathisch.”
”Ich danke dir,...Tochter”, antwortete Harun lachend und war fast schon entschlossen der Wirt von Osiris zu bleiben.
Haruns Gedanken kamen in die Wirklichkeit zurück. Es wurde Zeit sich zu entscheiden. Sein Entschluss stand nun fest. Er begriff nicht mehr, warum er gezögert hatte. War die Forschung und Wissenschaft nicht immer sein Wunschtraum gewesen? Und all das bot ihm Osiris an. Er warf noch einen Blick auf die Stadt unter sich, dann sagte er: ”Ich habe mich entschieden. Ich bleibe dein Wirt, wenn du mich auch möchtest, Osiris."
Osiris gab erfreut sein Einverständnis und Harun erhob sich um nach unten zu gehen.
In einem anderen Raum des Palastes fand Martouf Rebecca Morgan an einem Fenster stehend und in den Park hinunterblickend. Ihr Gedanken mussten weit weg sein, denn sie bemerkte ihn nicht.
Er räusperte sich und sie fuhr erschrocken herum: ”Martouf!”
”Tut mir leid, ich wollte dich nicht erschrecken”, begann er.
”Schon gut, du hast mich nicht erschreckt. Es ist nur so, ich...”
”Du warst mit deinen Gedanken tausende von Lichtjahren entfernt.”
”Richtig, doch was...”, ihre Stimme brach ab. Verflucht, schon wieder war es soweit. Er war da, und sie benahm sich wie ein schüchterner Teenager.
Martouf ergriff ihre Hand. ”Ich weiß, was du fühlst.”
Rebecca errötete. ”Du weißt...?”
”Ja, weil ich nun weiß, dass ich dasselbe fühle...und es tut mir leid, dass ich so ein Narr war und solange meine Gefühle verleugnete. Meine Gefühle für dich. Vor zwei Monaten, als Heru’ur auf dich schoss und ich dich in den Armen hielt, erkannte ich, dass ich dich liebte. Doch selbst da war ich noch zu feige mich meinen Gefühlen zu stellen. Doch nun...” Diesmal war er es, dessen Stimme versagte.
Rebecca hob ihre Hand und strich ihm sanft über die Wangen. ”Sei still...”
Ihre Lippen fanden sich zu einem langen Kuss, der sie die Welt um sich herum vergessen ließ, und alles Böse und die Schrecken der letzten Jahre einfach hinwegfegte...

Der Thronsaal Heru’urs war zum neuen Versammlungssaal der zukünftigen Erdregierung umfunktioniert worden. Der Thron Heru’urs war entfernt worden, dafür stand in der Mitte ein riesiger runder Tisch. Daniel hatte diese Form vorgeschlagen, in Erinnerung an eine uralte Sage von der Erde. Und er hatte sie als die neuen Ritter der Tafelrunde bezeichnet.
Zwanzig Länder hatten ihre Vertreter geschickt. Aus Deutschland war Robert Wallmann anwesend - er galt als Favorit für den neuen Welt-Präsidenten.
England war vertreten, Schweden, Frankreich, Italien, Spanien, das neue Afrika, Amerika, Weißrußland, Japan, Indien und noch einige baltische Länder. Mit China und einigen kleineren Ländern wurde noch verhandelt.
Auch das SG-1-Team war vollzählig versammelt. Als weiteres Harun, Serina, Ashley und Sinue, als Vertreter der Callisto; Martouf, Jakob Carter und Garschah von Marcscho, als Vertreter der Tok’ra.
Harun erhob sich als erster Sprecher: ”Meine Freunde, ich habe mich entschlossen der Wirt von Osiris zu bleiben. Und deshalb wird Osiris nun zu euch sprechen."
Daniel meinte: ”Das hatte ich erwartet."
Harun sah einen Moment zu Boden, und als er wieder aufblickte sprach Osiris: ”Freunde, zuerst lasst uns meines treuen Gefährten Logans gedenken, der sein Leben für mich und meinen neuen Wirt opferte und mir lange Jahre treue Dienste leistete." Nach einer Schweigeminute sprach er weiter: ”Mein Wirt Harun ist tief mit Tau’ri verwurzelt und auch ich bin sehr an den Menschen der Erde interessiert. Deshalb habe ich mich entschlossen die nächsten Jahre hier zu bleiben. Die Callisto wird in einer stationären Umlaufbahn bleiben und den Menschen helfen ihre Welt aufzubauen. Kein Goa’uld wird es dann wagen die Erde anzugreifen."
”Und was ist mit Heru’ur?" wandte O’Neill ein. ”Er wird nicht aufgeben."
”Heru’ur ist geschwächt und wird erst einmal seine Wunden lecken und in Ruhe abwarten. Die nächste Zeit haben wir nichts von ihm zu befürchten. Und auch die anderen Goa’uld werden es nicht wagen anzugreifen. In der Zwischenzeit bauen wir die Erde auf."
Robert Wallmann erhob sich und blickte in die Runde: ”Ich denke, dass ich im Namen aller hier spreche, wenn ich damit beginne Osiris für seine Hilfe zu danken. Ohne ihn hätten wir das alles nie erreicht.” Zustimmendes Gemurmel erklang und Wallmann blickte Osiris an: ”Und wir nehmen selbstverständlich dein neues Angebot an. Und alle Besatzungs-Mitglieder der Callisto sind eingeladen die Erde zu besuchen. Doch jetzt sollten wir zum eigentlichen Zweck unseres hier seins kommen - der Wahl des Präsidenten."
Zustimmende Rufe erklangen und zwei Stunden später stand das Ergebnis fest. Nachdem Harun ausgeschieden war, hatte die Versammlung mit überwältigender Mehrheit Robert Wallmann zum ersten Präsidenten der Erde gewählt und dieser nahm gerührt an.
Der neue Präsident der Erde erhob sich und bedankte sich bei der Versammlung und versprach das Vertrauen, dass ihm entgegengebracht wurde nicht zu enttäuschen. ”Als erste Amtshandlung als Präsident möchte ich den Oberbefehlshaber unser neuen Raumflotte ernennen." Wallmann sah O’Neill an. ”Colonel Jack O’Neill von den ehemaligen U.S.-Streitkräften."
Überrascht sah O’Neill auf. Damit hatte er nicht gerechnet.
”Nehmen Sie das Amt an?" fragte der Präsident.
O’Neill erhob sich. ”Ich danke Ihnen, Mr. Präsident, für diese Ehre. Und ja, ich nehme an."
”Sehr gut, General O’Neill. Und nun, wie sieht es mit der Raumflotte aus?"
O’Neill hatte sich die letzten Monate um die übrigen Schiffe gekümmert und auch um das defekte Pyramiden-Schiff, die Hathor. ”Wir besitzen drei der kleineren Pyramiden-Schiffe in voller Funktion, vier weitere sind im Bau und werden in spätestens zwei Monaten einsatzbereit sein. An Gleitern besitzen wir dreihundert Zwei-Mann-Gleiter, hundert der größeren und viele können noch repariert werden. Die Hathor wurde überholt und ist ebenfalls einsatzbereit. Ich schlage vor, dieses Schiff zum Flaggschiff zu ernennen und ihm einen neuen Namen zu geben."
”Das Schiff gehört Ihnen, General. Und welchen neuen Namen wollen Sie ihm geben?"
O’Neill blickte Daniel an und sagte: ”Merlin! In Gedenken an den größten Zauberer in der Mythologie der Erde. Denn irgendwie grenzt es an Zauberei, dass wir das alles geschafft haben.”
Brausender Applaus brandete auf und die Hathor hatte einen neuen Namen.
Neben ihm kicherte Carter und O’Neill blickte sie an. ”General", flüsterte sie nur und O’Neill gab ihr dafür einen kleinen Stoß.
Später verließ das SG-1-Team die Versammlung. ”Wir haben es geschafft. Die Zukunft sieht viel versprechend aus", meinte Carter zu O’Neill.
”Du hast recht, doch wir dürfen unser altes Ziel nicht aus den Augen verlieren."
”Was meinst du?" wollte Carter wissen.
”Die Erde haben wir befreit, doch unsere Freunde sind noch immer da draußen. Es ist unsere Pflicht sie zu befreien."
”Und jetzt gehört auch noch Ferretti zu ihnen", warf Daniel ein.
”Wir werden auch ihn befreien, wenn wir das können", sagte O’Neill.
”Und wir werden Sha’re finden", bemerkte Daniel.
”Und Skaara", sagte O’Neill und dachte an den Jungen, in dem er schon so etwas wie einen Pflegesohn gesehen hatte.
Zwei Frauen kamen auf sie zu und vertraten ihnen den Weg. ”Ich habe die Neuigkeit gehört, General O’Neill" sagte die Ältere der beiden.
”Janet, schön dich zu sehen", begrüßte O’Neill die Frau, die jetzt als Chef-Ärztin im Krankenhaus von Memphis arbeitete.
Carters Blick war die ganze Zeit auf die junge Begleiterin von Janet Fraiser gerichtet, die sie strahlend anblickte und plötzlich erkannte Sam sie: ”Cassandra!"
O’Neill blickte die junge Frau an: ”Cassie, bist du das? Wow! Du bist erwachsen geworden."
”Hallo, Jack", sagte die junge Frau, die sie einst von einem anderen Planeten gerettet hatten. ”Du hast dich kein bisschen verändert."
”Ich weiß, dass liegt an meinem Zeitsprung."
”Davon hat Janet mir erzählt. Und Sam und du, ihr seid jetzt zusammen?"
Die beiden nickten. ”Das ahnte ich. Ihr seid schon immer füreinander bestimmt gewesen. Ihr ladet mich doch zu eurer Hochzeit ein, oder?"
O’Neill und Carter sahen sich an. ”Daran haben wir noch gar nicht gedacht", meinte dann Jack. ”Aber natürlich, wir laden euch alle ein."
”Das wird ein Mordsfest werden", meinte Daniel grinsend.
”Doch sag, wo bist du die ganze Zeit gewesen, Cassandra", fragte Carter. ”Wir hielten dich für tot."
”Janet hat mich in einem Lager gefunden, gleich nach der Invasion; und mich bei einer befreundeten Familie in Memphis untergebracht. Ich wuchs dort sicher auf."
”Einer der Vorteile, dass ich für Heru’ur gearbeitet habe", erklärte Janet achselzuckend. ”Und so hatte ich Cassie die ganze Zeit in meiner Nähe.”
”Das war in Ordnung", beruhigte O’Neill sie. ”Du hast genau das richtige getan. Doch jetzt lasst uns gehen, wir haben noch viel zu tun."
Zusammen verließen die Freunde das Gebäude. Ihr Ziel war die Merlin. Das Schiff schwebte im Orbit über der Erde. Um Zeit zu sparen hatten man in einem Raum des Palastes, seit Übernahme durch die Menschen hieß das Gebäude nun Parlament, einen Materie-Transmitter installiert. Sie traten in den Kreis um sich hinaufstrahlen zu lassen, als Jakob Carter, Garschah und Martouf zu ihnen kamen.
”Dürfen wir euch begleiten?” fragte Jakob.
”Klar doch, Dad”, antwortete Sam und sie stellten sich enger zusammen, um alle Platz in dem Kreis zu haben.
”Ihr habt viel erreicht, General”, lobte Jakob sie.
Die Anrede war für O’Neill noch etwas ungewohnt, doch er würde sich schon daran gewöhnen. Er dachte an General Hammond, und daran, dass er nun den gleichen Rang hatte. Nur das er jetzt Raumschiffe kommandierte. Allerdings dachte er auch als General nicht daran nur hinter dem Schreibtisch zu sitzen. Das wäre nichts für ihn. O‘Neill würde einfach dafür sorgen, dass die Merlin immer am Schauplatz des Geschehens sein würde. Und es gab ein Stargate an Bord des Schiffes. Heru’ur hatte dies wie Apophis als letzte Fluchtmöglichkeit installieren lassen.
”Danke”, antwortete O’Neill. ”Vielleicht haben die Asgarder recht, als sie zu mir sagten, dass wir eines Tages die fünfte Rasse sein werden. Aber bis dahin werden wir noch viel arbeiten und viele Opfer bringen müssen.”
”Die Tau’ri werden das schaffen”, mischte sich Garschah ein. ”Die Tok’ra wird alles in ihrer Macht tun, um den Menschen zu helfen.”
”Im Tausch für Wirte”, meinte O’Neill lächelnd und Garschah nickte zustimmend.
Auf jeden Fall standen ihnen interessante Zeiten bevor. Zeiten, die sie mit Freunden verbringen würden und den Menschen, die sie liebten. Zusammen machten sie sich auf den Weg zur Brücke.
E N D E
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