TGE Combined - Finishing the Fight by Atlan, Colonel Maybourne
Summary: Was wäre wenn das Stargate nie in den USA geblieben wäre? Begleiten wir die internationale Sternentorallianz, die Soldaten des STK und die Atlantisexpedition auf ihren Abenteuern.
Der Ori-Krieg geht in eine weitere Runde, Millionen fühlende Lebewesen sterben jeden Tag in den Schützengräben und Schlachtfeldern, zu Land, in der Luft und im Weltall. Doch jeder Krieg muss einmal enden und damit auch diese Ära.
Categories: Stargate SG-1, Stargate Atlantis Characters: Own Character
Genre: Alternativ Universum
Challenges: Keine
Series: Stargate: The German Experience
Chapters: 18 Completed: Ja Word count: 112770 Read: 125999 Published: 06.03.12 Updated: 06.03.12
Story Notes:
Disclaimer: Stargate SG-1, Stargate Atlantis, Stargate Universe und alle dazugehörenen Charaktere gehören MGM Television. Selbsterfundene Charaktere gehören dem jeweiligen Autor. Diese Geschichte ist nicht aus monitären Gründen geschrieben.

1. Kapitel 1 by Atlan

2. Kapitel 2 by Atlan

3. Kapitel 3 by Atlan

4. Kapitel 4 by Atlan

5. Kapitel 5 by Atlan

6. Kapitel 6 by Atlan

7. Kapitel 7 by Atlan

8. Kapitel 8 by Atlan

9. Kapitel 9 by Atlan

10. Kapitel 10 by Atlan

11. Kapitel 11 by Atlan

12. Kapitel 12 by Atlan

13. Kapitel 13 by Atlan

14. Kapitel 14 by Atlan

15. Kapitel 15 by Atlan

16. Kapitel 16 by Atlan

17. Kapitel 17 by Atlan

18. Epilog by Atlan

Kapitel 1 by Atlan
I. Akt
2.01 Willkommen zurück
von Atlan




Die Raumfähre des Orici Kel setzte langsam auf dem Raumhafen der Hauptstadt von Remus Prime auf. Trotz der großen Zerstörung in der Stadt und ihrer Umgebung, hatte es ein Kommandotrupp der Originritter geschafft das Landefeld intakt einzunehmen. Kel, Oberbefehlshaber Nord in der Milchstraße, hatte mit seiner Flotte vor drei Wochen begonnen den Planeten Remus zu belagern und nun war auch endlich eine der letzten Bastionen des Widerstandes gegen die Ori innerhalb der Milchstraße genommen.
Die Heckluke öffnete sich langsam und der hochgewachsene Abgesandte der Ori verließ möglichst majestätisch die Raumfähre, während die beiden Eskortflieger abdrehten und wieder in den Orbit verschwanden. „Und Achtung!“, brüllte plötzlich ein Offizier und zwei Reihen von Originrittern standen je links und rechts von Kel, als Ehrengarde, stramm. Der Ori schritt die Reihen der tapferen Krieger der Ori ab und nickte ihnen wohlwollend zu. Das hatten sie sich mehr als verdient. In den letzten Jahren waren dutzende hochentwickelte Welten und Alliierte der Erde gefallen und waren dem Ori-Imperium einverleibt worden und die elitären Originritter hatten mehr als einmal ihren Teil dazu beigetragen. Kel beschleunigte nun seinen Schritt und ging auf einen sich verbeugenden Prior zu, der anscheinend das eigentliche Willkommenskomitee bildete und vor einem Schwebewagen bereitstand. Im Hintergrund waren dutzende von Remanern als jubelnde Marionetten aufgestellt worden, um die neuen Machthaber zu preisen. „Ehre sei den Ori, Ehre sei den Orici, Erhabener“, murmelte der Prior bescheiden und ohne aufzusehen. „Ehre sei den Ori, Prior, du darfst aufsehen“, sagte Kel und blickte sich um. „Wie läuft die Eroberung voran, Prior?“ „Äußerst gut, Erhabener“, entgegnete der Prior sofort. „Wie ihr sicherlich wisst, ist die Remanische Raumflotte geschlagen, die letzten Einheiten erst vor wenigen Tagen aufgebracht worden. Von der Armee sind nur noch erbärmliche Überreste vorhanden, sie sind wahrscheinlich in die Gebirge geflohen und wollen von dort aus als Guerillas operieren.“ Kel nickte. „Plasmaladungen sollten das nötigste erledigen. Sprech mit Admiral Hata, er wird das nötige veranlassen.“ Sie gingen einige Schritte auf den Schwebewagen zu, um Richtung Kommandostand zu fahren. „Kein Zeichen von Mitgliedern der Erdstreitkräfte?“, fragte Kel interessiert und zögerte beim Einsteigen. Doch der Prior schüttelte sorglos mit dem Kopf. „Oh nein, Erhabener. Kein einziger Soldat in einer Uniform der Erdstreitkräfte.“ Kel gönnte sich ein Lächeln. „War abzusehen, immerhin ist der Großteil der Armee eingekesselt und nicht mehr einsatzbereit. Deshalb auch der Grund meiner Ankunft, Prior. Es wird Zeit die Invasion des irdischen Sonnensystems vorzubereiten.“ Der Prior lächelte zufrieden, während Kel fortfuhr: „Ich benötige bis morgen früh einen kompletten Geheimdienstbericht über die Stärke der Erdstreitkräfte im Solsystem und außerhalb.“ „Das wird kein Problem sein, Erhabener. Ich werde...“ Weiter kam der Prior nicht, denn plötzlich wurde der Schädel von Kel von einem Projektil regelrecht entzwei gespalten und sackte, wie ein nasser Sack Kartoffeln zu Boden. Dem Prior, der mit dem Blut seines Vorgesetzten bespritzt war, gingen die Augen über, bevor er rief: „Ein Scharfschütze! Sucht ihn und rächt den blasphemischen Akt!“
Die Ehrengarde von Originrittern schwärmte aus und zur selben Zeit löste sich die geschockte Menschenmenge auf, die noch kurz zuvor dem Prior zugejubelt hatte. Diese Gelegenheit nutzte auch Gunnery Sergeant Marko Fuhrmann, der sich mitten in der Menschenmenge befunden hatte, aus um sich davonzuschleichen. Er trug zivil und verbarg seine Maschinenpistole unter dem weiten Mantel. Er zog die Basecap tiefer ins Gesicht, kratzte sich am Drei-Tage-Bart und aktivierte unauffällig sein Funkgerät. „Solide Arbeit, Ralf, Prioritätsziel Alpha-1 ausgeschaltet.“

Sergeant Major of the Enforcer Ralf Sikermann sicherte sein M200 Scharfschützengewehr und packte es sorgfältig wieder in seine Hülle. „Alles klar, Marko, Probleme mit dem Unterdrücker?“ Er zog sich seinen Ghuillieanzug zurecht und machte sich auf das drei Kilometer vom Landefeld entfernte Hochhaus zu verlassen, in dem er stundenlang auf die Ankunft des Orici gewartet hatte. „Nein, alles in Ordnung. Das neue Modell hat sich bewährt. Wird wieder ne Zeit dauern, bis die Ori sich drauf einstellen können.“ Ralf griff zum schallgedämpften M8 Sturmgewehr und begab sich in Windeseile zum Treppenhaus des durch Bombeneinschläge zerstörten Gebäudes. In kürzester Zeit würde es hier und in der Umgebung nur so von Feindkräften wimmeln „Gut, dann ist unser Auftrag erledigt, ab nach Hause.“ Da schaltete sich Vala Mal Doran, die dritte im Bunde, plötzlich in die Verbindung ein. „Ja... dazu, Liebling...“ Ralf stöhnte genervt auf. „Vala, sag mir bitte nicht, dass...“ „Doch, unser Taxi kann nicht landen, zu viel feindliche Aktivität im Luftraum“, meinte Vala. „Ganz toll, also auf die altmodische Tour“, schlug Marko vor. „Spoon oder Raumfähre?“ „Ne Raumfähre wäre besser, die Spoons sind sicher alle in der Luft, die Fähren sind aber noch am Boden und warten auf Einsatzbefehle“, entgegnete Vala. „Ich hab hier sogar einige vor mir stehen.“ „Gut, warte auf Marko und dann hijackt eins, ich bin auf dem Weg“, beschloss Ralf schließlich und sah auf die Missionsuhr. „Noch eine Stunde bis Commodore Sheppard weg springt.“ „Dann beeil dich besser, ich will endlich wieder nach Hause“, sagte Vala anspornend und kappte die Verbindung.

Ralf schüttelte grinsend den Kopf und spähte die Umgebung seiner Stellung mit dem Feldstecher aus. Es waren vier Kilometer von seiner jetzigen Position bis zum Landefeld der Raumfähren, das konnte er gut schaffen, wenn er nicht allzu viele Hindernisse aus dem Weg räumen müsste. In der guten alten Zeit waren sie zu sechst gewesen, doch nun bestand ST 1 nur noch aus drei Leuten und keiner davon war mehr eines der Gründungsmitglieder. Acht Jahre war es nun her, seit das Team auseinandergebrochen war. Daniels Rückzug ins Privatleben, der Tod von Teal'C, die Wegbeförderung von Franzi Rust und der Verlust von Jules letztes Jahr saßen doch tiefer, als Ralf es sich in den dunkelsten Stunden einzugestehen vermag.
Besonders der Verlust von Jules war schwer zu verkraften gewesen. Gerade, als langsam alles begann sich in ihrem Leben auszupendeln hatte irgendeine Fügung des Schicksals einen Hebel umgelegt und beschlossen, dass Julia von Sachlingen, geborene Tora, zusammen mit ihrem Ehemann Gideon in einem Autounfall ums Leben kommen mussten. Was für eine Verschwendung und was für eine Ironie des Schicksals, das jemand, der zwanzig Jahre lang sich seinen Weg durch die Galaxie schoss in etwas simplen, wie einem Autounfall sterben musste...
Er redete sich ein, dass es halt das Leben war, Dinge geschahen, alles war im ständigen Fluss. Dennoch: der Zugang von Marko Fuhrmann vor fünf Jahren, nachdem er seine Haftstrafe abgesessen hatte, war der letzte Neuzugang gewesen, den ST 1 – oder beinahe jedes andere Team der Enforcer – seit dem Verlust des Milchstraßen-Supertores erhalten hatte. Personalmangel auf allen Ebenen und das seit Jahren. Das war auch der Grund, warum ST 1 die einzige Bodentruppe war, die während der ganzen Belagerung des remanischen Sektors eingesetzt worden waren und warum das einzige Schiff der Navy, das einem der wichtigsten Alliierten zu Hilfe geschickt worden war, die Amelia Earhardt unter Commodore John Sheppard, sich gerade heldenhaft hinter dem zweiten Mond des Planeten versteckte und darauf wartete, dass ST 1 sich – wie üblich – selbst aus dem Einsatz rettete.
Der Teamleader von ST 1 ging hinter einem Gebüsch in Deckung, als sich eine Patrouille von regulären Orisoldaten näherte. Vor einigen Jahren noch simple Schießbudenfiguren, waren sie inzwischen ebenso gekonnte und gut gedrillte Soldaten, wie die das traurige Häuflein von Angehörigen der ehemals stolzen Erdstreitkräfte. Noch schlimmer waren jedoch die Originritter, die es in Ausbildung und Ausrüstung inzwischen mit den Enforcern aufnehmen konnte. Einer der Gründe, warum Ralf Deckung suchte, anstatt sie auszuschalten und Richtung Landefeld zu hechten: sie waren zu gut geworden, als das ein Erdsoldat ausreichte, um diese kleine Gruppe auszuschalten. Schritt um Schritt kamen die Soldaten und ihr Bluthund, ein von den Prioren mutierter Schäferhund, wenn er das richtig erkennen konnte, näher und Ralf hielt den Atem an, als der Mutantenhund plötzlich anfing zu bellen, und er warf seine griffbereite Handgranate.


Zur gleichen Zeit war auf dem Landefeld erhöhte Alarmbereitschaft ausgegeben worden. Raumfähren landeten und starteten und brachten frische Truppen von der Flotte im Orbit des Planeten, um die Jagd auf den Assasinen auszuweiten. Die Raumfähren, die sich noch auf dem Boden befanden, wurden zu jeder Zeit von zwei Soldaten bewacht. „Ne Ahnung, was passiert ist?“, fragte der eine Soldat seinen Kameraden. Der zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung, irgendwas muss passiert sein, als Kel gelandet ist. Muss aber was großes gewesen sein, wenn die so ne Aufregung drum machen.“ Der erste Soldat stieß gelangweilt Luft aus. „Ja, wer weiß. Uns sagt ja sowieso nie jemand was.“ Er blickte zu seinem Kameraden, doch der lag plötzlich mit einem Messer in der Brust tot auf dem Boden, während sich eine Frau über ihn beugte und ihr Messer herauszog. Sie sah kurz auf. „Marko, du wirst langsam auf deine alten Tage...“ Der Soldat kam nicht mehr dazu aus seinem Schock aufzutauchen, denn Marko Fuhrmann kam von hinten an, griff seinen Schädel mit beiden Händen und brach mit einem kurzen Ruck das Genick des Soldaten, den er dann langsam und vor allem geräuschlos zu Boden sinken ließ. „Tut mir Leid, Vala, aber wenigstens hab ich nicht so ne Sauerei gemacht, wie du.“ Vala grinste ihn nur frech an und griff zu ihrer M2011 Selbstladepistole. „Sagen wir dem Piloten doch mal 'Guten Tag'.“ Sie trat durch die Heckluke und schritt durch den Passagierbereich in Richtung Cockpit, wo sich der Pilot mit einem Ori-Pinup-Propagandamagazin vergnügte. Sie räusperte sich, um die Aufmerksamkeit des Mannes zu bekommen. Der sah auf, nur damit Vala ihm den Lauf ins Gesicht hielt. „So, mein Kleiner, mach mal Platz für mich.“ Der irritierte Pilot gehorchte augenblicklich und wurde Augenblicke später von Marko Fuhrmann in den Würgegriff genommen, bis er ohnmächtig zu Boden fiel. Vala sah kurz über ihre Schulter. „Lass mich raten: Informationsbeschaffung?“ „Jep“, meinte Marko schlicht, ging zur Heckluke und verriegelte sie. „Kriegst du diesen Flohzirkus in die Luft?“ „Ja, kein Problem...“, sagte Vala gedehnt und besah sich die Apparaturen. „Mal sehen... Knöpfe, Knöpfe, Knöpfe... Knöpfe. Ah ja, habs.“ Mit einigen Knopfdrücken und einem kurzen Ruck an der Steuereinheit der Raumfähre erwachte das Gefährt zum leben und stieg langsam, aber ganz und gar nicht behände, in die Luft.
Marko hatte Probleme sich festzuhalten, als die Raumfähre einmal kurz durchsackte. „Vala, mach keine Späße mit mir, du weißt, wie man so ein Ding fliegt!“ „Ja, aber es ist auch schon ne Weile her und das ist nen Vogel vom Fließband, der wurde noch nicht gezähmt“, erklärte Vala und brachte schließlich die Raumfähre unter Kontrolle. Sie griff zum Funkgerät und benutzte das vereinbarte Signal, das aus drei kurz aufeinander folgenden Klicks bestand. Kurz darauf meldete sich dann auch Ralf. „Sagt mir, dass ihr ein Taxi habt!“, brüllte er, um die Kampfgeräusche im Hintergrund zu übertönen. „Haben wir. Hast du wieder neue Freunde gemacht, Ralfi?“, fragte Vala und war damit beschäftigt sein Signal anzupeilen. „Holt mich einfach ab!“, antwortete Ralf wütend und kappte die Verbindung. „Hmm, das war deutlich“, murmelte Vala und gab vollen Schub auf die Triebwerke. „Marko, bereithalten für Deckungsfeuer!“ Marko entsicherte seine M7 Maschinenpistole. „Ich nehme einfach mal an, dass du meine Vorgesetzte bist.“ „Hey, wer war zuerst in diesem Team? Du oder ich?“, entgegnete Vala und verlangsamte ihren Flug. „Da unten ist er. Meine Güte, das müssen an die hundert Orikrieger sein. Aber nicht mehr lange...“, meine Vala in einer Art Singsang und entsicherte das Plasmageschütz an der Unterseite des Bugs. Wie jedes gute Landungsschiff war auch die Raumfähre der Ori mit einer Infanterie-Unterstützungswaffe ausgerüstet. Und eben diese Waffe spuckte nun bläuliche Plasmastrahlen in schneller Folge aus und zog eine sprichwörtliche Linie in den Sand zwischen Ralf und den vorrückenden Feindkräften. Diese von ihrem Angriff ab und suchten Deckung in den Ruinen zusammengestürzter Häuser.

„Das nenn ich Luftunterstützung!“, rief Ralf zufrieden und verschoss eine letzte Salve als Abschiedsgeschenk, bevor er in Richtung der knapp über dem Boden schwebenden Fähre rannte. Dort öffnete sich die Heckluke und Marko Fuhrmann begann sein Unterstützungsfeuer. Es war nicht gut gezielt, er traf auch niemanden, aber es reichte, damit die Orisoldaten die Köpfe unten behielten. Ralf hechtete sich in den Passagierraum. „Los, los!“, rief Marko und schloss die Heckluke wieder. Vala zog die Fähre wieder in die Höhe, schnell genug, um einer vorbei sausenden Boden-Luft-Plasmarakete zu entgehen, die einer der Orisoldaten abgefeuert hatte. Schnell verschwand die Fähre in Richtung obere Atmosphäre.
Ralf betrat das Cockpit und beugte sich über den Pilotensitz, um Vala einen Kuss auf die Stirn zu drücken. „Gut geflogen“, sagte er. „Noch ist es nicht vorbei...“, murmelte Vala und deutete auf das Radar. „Zwei Spoons, schnell näher kommend.“ Ralf aktivierte indes den Sender der Raumfähre und stellte ihn auf die Frequenz der Amelia Earhardt ein. „Sigma Tango Eins an Amelia Earhardt, bitte kommen.“


Die UNS Amelia Earhardt, einst als Flugzeugträger am Ende der Ära des Flugzeugs konzipiert und letztendlich zum Schlachtschiff umgebaut, wartete mit abgeschaltetem Antrieb hinter dem zweiten Mond von Remus. Die Erde hatte nicht mehr genug Schiffe zu Verfügung, um jede sich bietende Raumschlacht zu schlagen, also war man in den letzten Jahren eher wieder zur bewährten Hit-and-Run Taktik übergegangen. Die Earhardt selbst war bereits ein Relikt vergangener Zeiten, wenn auch nur sieben Jahre alt. Doch in diesen sieben Jahren hatte sich die Militärtechnologie der Erde weiterentwickelt und war einer der wenigen Gründe, warum die modernisierte Earth Force Navy noch mit der übermächtigen Originarmee einigermaßen fertig werden konnte.
Commodore John Sheppard, Kommandant der Earhardt, trommelte unruhig auf der Sessellehne seines Kommandostuhls. Im Hintergrund stand der remanische Prätor, den man samt seiner Regierung evakuiert hatte. Von der Erde aus wollte er eine Exilregierung bilden und den Widerstand gegen die Ori organisieren. Der Funker meldete plötzlich: „Commodore, Meldung von ST 1.“ „Durchstellen, Petty Officer“, befahl Sheppard augenblicklich und richtete sich in seinem Sessel auf. „Sheppard hier, Sergeant Major, was gibt es?“ „Sir, wir befinden uns in einer gekaperten Raumfähre und werden von einigen Spoons verfolgt. Ich bin mir nicht sicher, ob wir durch die Flotte im Orbit durchkommen“, meldete Ralf. „Alles klar, Sikermann, halten sie sich bereit für die Kavallerie. Bleiben sie solange in der Atmosphäre“, sagte Sheppard und wandt sich an seinen Ersten Offizier. „Eins-O, wir gehen auf Alarmstufe 1. Antrieb, Schilde und Waffen hochfahren, alle Mann auf Kampfstationen.“ „Aye, aye, Commodore“, bestätigte der Eins-O und machte sich sogleich daran die Anweisungen des Kommandanten auszuführen. „Steuermann, Kurs für ein Abfangmanöver berechnen. Ich möchte gleich nach der Aufnahme von ST 1 in den Hyperraum springen.“ Da ging plötzlich der Prätor dazwischen und kam auf den Kommandanten zu. „Commodore, ich muss protestieren, dass sie dieses Schiff mitten in eine feindliche Flotte hineinsteuern.“ Sheppard sah den Prätor verwirrt an. „Bei allem Respekt, Prätor, aber was haben sie denn gedacht, was wir noch so lange hier machen?“ Während der Prätor nach einer Antwort suchte, verließ die Amelia Earhardt ihren sicheren Platz hinter dem Mond und flog mit maximal erlaubter Sublichtgeschwindigkeit auf den remanischen Orbit zu. Schließlich antwortete der Prätor: „Ich dachte nicht, dass sie unser aller Leben für drei Leute aufs Spiel setzen.“ Sheppard drehte sich augenblicklich zum Prätor um. Er hatte ja noch etwas über zwei Minuten, bis seine Führung wieder benötigt wurde. „Prätor, wollen sie mir allen Ernstens sagen, dass sie, der Anführer eines Planeten, der ST 1 sehr viel zu verdanken hat in seiner Vergangenheit, dieses Team einfach abschreiben will?“ „Das ist nicht ST 1“, meinte der Prätor entschlossen. „Kein einzelnes Mitglied des originalen Team ist...“ Hier schnitt Sheppard dem Prätor das Wort ab. „Wie gut, dass ich hier kommandiere und nicht sie. Gunnery Sergeant Hernandez?“ „Sir?“, fragte der auf der Brücke stationierte Marine. „Führen sie den Prätor doch bitte von der Brücke.“ „Aye, aye, Sir“, antwortete der Marine mit einer gewissen Genugtuung und führte den Regierungschef Remus' von der Brücke.
„Endlich...“, murmelte Sheppard, als die Ori gerade das Schiff in ihrer Gegenwart bemerkt hatten. „Petty Officer, funken sie jetzt ST 1 an. Sie sollen hoch kommen.“


„Dann mal los“, meinte Ralf, als das Signal des Erdschiffs kam und Vala feuerte augenblicklich die Nachbrenner. Einerseits um die immer noch an den Versen der Raumfähre klebenden Feinde abzuschütteln und andererseits um die nötige Fluchtgeschwindigkeit zu erreichen, um die Atmosphäre zu verlassen. Doch kaum war die Atmosphäre passiert war es, als sei ST 1 in einen Bienenstock geraten, denn dreißig kampfstarke Orikriegsschiffe – vom Zerstörer an aufwärts war alles vertreten – hatten ihren Parkorbit verlassen und waren dabei das Feuer auf die Amelia Earhardt zu eröffnen und die Raumfähre geriet nun mitten in das Kreuzfeuer.
Die Trägheitsdämpfer der Raumfähre gaben mehrmals unmerklich nach, als Vala extreme Kurven und Ausweichmanöver fliegen musste, um feindlichen – oder freundlichen – Raketen und Geschützstrahlen auszuweichen. „Hey, Vala, ich will noch lebend auf dem Schiff ankommen!“, sagte Marko bissig, als er sich mühselig von Halterung zu Halterung Richtung Sitzplatz hängelte. „Keine Sorge, das krieg ich schon hin...“, murmelte Vala und zog direkt über einen Schlachtkreuzer hinweg. Die feindlichen Spoons hatten schon längst abgedreht. Seit einigen Jahren hatten die Spoon-Piloten anscheinend einen Selbsterhaltungstrieb entwickelt, was auch der einzige Grund war, warum sie die Raumfähre nicht mehr verfolgten.
Endlich kam die Amelia Earhardt in Sicht, deren Schilde von den hunderten von Einschlägen stark aufleuchteten und das Schiff in der Unendlichkeit des Alls so gut sichtbar machten. „Hier ist ST 1, befinden uns im Landeanflug.“ „Alles klar, ST 1, wir senken den Schild für genau drei Sekunden bis dahin müsst ihr drinnen sein“, meldete ein Offizier der Earhardt. „Machts uns ja nicht zu einfach“, scherzte Vala und setzte Kurs auf das Steuerbordhangartor der Earhardt. Die Hangars der Earhardt waren im Stil eines Flugzeugträgers der nassen Navies errichtet worden. So befanden sich die Hangartore oberhalb des Schiffsmittelteils und wurden vom Bug des Schiffes getrennt. Das Steuerbordtor öffnete sich langsam, die Schilde standen jedoch noch. „Drei, zwei, eins... jetzt!“, schallte es durch die Lautsprecher der Raumfähre und Vala beschleunigte, so schnell es ihr möglich war. Die Schilde der Earhardt kollabierten und die Raumfähre passierte die Hangartore, während Plasmageschützfeuer auf die ablative Panzerung der Earhardt einschlugen. So schnell es nur ging, fuhren die Schilde wieder hoch und die Earhardt verschwand im Hyperraum. Ihr Ziel: Die Erde.

Vala brachte die Raumfähre beinahe im allerletzten Moment zum stehen, knapp vor einem parkenden Jumper. Sie schaltete den Antrieb aus und erhob sich von den Kontrollen. „Vielen Dank, dass sie sich für Mal Doran Air Lines entschieden haben. Vorsicht beim aussteigen und einen schönen Tag noch“, meinte sie, während sie sich streckte. Ralf umarmte seine Lebensgefährtin kurz, aber zärtlich. „Gut geflogen, aber machs beim nächsten Mal nicht ganz so melodramatisch.“ „Tja, ist alles im Preis mit drin, Süßer“, meinte Vala und griff sich ihr Zeug. „Dann mal los, Sheppard wartet sicher auf den Bericht.“ „Ich hab nen Bericht für ihn: Prior ausgeschaltet, Ori wütend gemacht, Spiel, Satz und Sieg: ST 1“, meinte Marko trocken. Man konnten seinen Sarkasmus beinahe schon auf den Boden tropfen hören. Was für ein Sieg? An diesem Tag hatten die Erdstreitkräfte einen Orici ausgeschaltet. Doch das war seit Monaten einer der wenigen wirklichen Erfolge, der nicht mit dutzenden von Litern irdischen Blutes hatte bezahlt werden müssen.
Der Krieg ging nun in sein elftes Jahr und was hatte er bisher gebracht? Milliarden von Toten, Versklavung, Folter, Angst, Tränen. „Genau“, sagte schließlich Ralf in einem ähnlichen Ton, wie Marko. „Wir haben gewonnen...“


„Ladies und Gentlemen... wie siehts aus?“
Präsident Lukanga Mukara, Staatsoberhaupt und Regierungschef der Vereinigten Nationen, ließ sich hinter seinem Schreibtisch nieder und lauschte der allwöchentlichen Besprechung seines Kabinetts. Es waren natürlich nicht alle Kabinettsmitglieder anwesend, denn man konnte ja nie wissen, ob nicht ein verrückter Selbstmordattentäter oder ein plötzliches Orbitalbombardement den Genfer Regierungssitz dem Erdboden gleich machen würde. „Nun ja... Remus ist gefallen“, meinte Mukaras Außenminister und zuckte mit den Schultern. Jeder wusste dies. „Einem Team der Enforcer ist es jedoch gelungen Orici Kel auszuschalten“, fügte, über eine Videoleitung zugeschaltet, Vizepräsident Alexander Reineke zu. Mukara wand sich seinem Vizepräsidenten zu, der mit ihm nun bald in die dritte Amtszeit ging. „Bringt uns das wirklich was?“ „Nun, es wird den Aufmarsch der Invasionsflotte um einige Wochen oder Monate verzögern“, meinte Vizepräsident Reineke und verschränkte die Arme vor der Brust. „Aber im großen Schachspiel zwischen uns und den Ori bringt es auch nichts mehr. Die Stabschefs haben mich wissen lassen, dass wir in spätestens zwölf Monaten mit einem Angriff auf unsere inneren Kolonien rechnen müssen.“ „Und bedenkt man, wie es mit den Streitkräften aussieht...“, murmelte der Kriegsminister kopfschüttelnd ohne den Satz zu vollenden. Außerhalb des Parlaments war es bisher nur wenigen bekannt, dass der Großteil der Erdstreitkräfte entweder aufgerieben, gefangen genommen oder eingekesselt war. Von 260 Divisionen, die noch vor neun Jahren zur Verfügung gestanden hatten, waren schätzungsweise noch 27 voll einsatzbereit und auf der Erde, auf Sanctuary oder in den Kolonien stationiert und weitere achtzig befanden sich hinter der Front, abgeschnitten und eingekeselt, und wollten sich absolut nicht ergeben.
„Wir müssen langsam... Vorbereitungen treffen, wenn es zu einer Invasion kommt“, sagte schließlich Reineke und lehnte sich etwas nach vorne. „Früher oder später, wahrscheinlich noch in diesem Jahr, landen die Ori auf Sanctuary oder der Erde. Die Frage ist: Was sollen wir tun?“ „Sie haben doch sicherlich einen Vorschlag, Alex, nicht wahr?“, fragte der Präsident. „Das hab ich in der Tat, Sir“, bestätigte Reineke. „Wir müssen den Ori alles entgegen werfen, was wir aufzubieten haben und wenn wir dabei die Genfer Konventionen außer Kraft setzen müssen...“ „Das kommt überhaupt nicht in Frage“, fuhr Mukara sofort in Reinekes Rede. „Wir dürfen uns nicht auf das gleiche Niveau herablassen, wie die Ori.“ „Bei allem gebührenden Respekt, Sir...“, sagte Reineke gedehnt und warf einen Blick auf das Kabinett. Mukara nickte und bat alle mit einer Handbewegung nach draußen. Kaum war die Tür eingerastet, fuhr sich der Präsident über die Schläfen. „Alex, Alex, Alex...“ „Tut mir Leid, deine Autorität zu untergraben, Lukanga, aber langsam musst du aufwachen“, sagte Reineke kalt. „Wir spielen nach den Regeln, seit Jahren. Und was hat uns das eingebracht? 18 Millionen tote Erdsoldaten, Milliarden von Zivilisten überall in der Milchstraße. Du weißt, wie es abläuft. Die Ori kommen mit ihrer Flotte, wir stellen uns ihnen entgegen, wir verlieren gegen die gewaltige Übermacht und verlieren noch mehr Schiffe. Dann geht das Orbitalbombardement los und die Ori verkohlen mit ihren Plasmawaffen die Oberfläche eines Planeten. Unsere Bodentruppen sind tot, unsere Raumschiffe zerstört und die Ori machen weiter mit ihrem Kreuzzug.“ Er schüttelte den Kopf. „Nein, so geht das nicht weiter. Irgendwann müssen wir genauso hart zurückschlagen, wie sie. Vielleicht verlangsamt es ihren Vormarsch, wenn sie wissen, dass sie vorsichtiger sein müssen.“ „Aber es ist nicht gesichert, dass sie langsamer werden, wenn wir ebenso hart zurückschlagen, nicht wahr?“, fragte Mukara nachdenklich. „Nein, aber wir können uns nicht mehr erlauben die Samthandschuhe anzulassen, besonders nicht bei so einem Gegner. Das Genozid an den Wraith, das Genozid an den Jaffa, die religiösen Säuberungen, die Zerstörung ganzer Welten! Wo wollen wir den Schlussstrich ziehen, mein Freund, wo?“
Der Präsident schüttelte weiterhin nachdenklich den Kopf. „Ich kann es dir nicht sagen. Ich weiß nur, dass ich auf die Verfassung der Vereinigten Nationen einen Eid geleistet habe. Und das schließt die Verteidigung der Verfassung und ihrer Prinzipien mit ein.“ „Wenn es so weitergeht, wird es bald keine Verfassung und keine Prinzipien mehr geben, Lukanga“, entgegnete Reineke zähneknirschend. „Wir sehen weiter, wenn es soweit ist, Alex. Momentan kann ich das noch nicht entscheidend. „Gut“, sagte der Vizepräsident gedehnt. „Dann werde ich dich nicht länger von der Lagebesprechung abhalten. Aber vielleicht solltest du dir ja mal die aktuellen Todeszahlen dieses Krieges ansehen. Vielleicht entscheidest du ja dann. Einen schönen Tag noch.“ Damit kappte Vizepräsident Reineke die Verbindung. Präsident Lukanga Mukara musste sich die Verlustzahlen nicht geben lassen. Er wusste sie schon. 15,93 Milliarden Lebewesen. Um die vier Milliarden Wraith, beinahe die ganze Spezies. Soweit er wusste versteckten sich die letzten zirka zwei Millionen Wraith irgendwo in der Pegasusgalaxie unter dem Kommando von Kaiser Todd. Weitere sechs Milliarden Jaffa. Sie hatte die Rache der Ori am härtesten getroffen, als sie in die Milchstraße zurückgekehrt waren. Wegen ihres Seitenwechsels mitten im Krieg auf die Seite der Erde hatten sich die Ori damit bedankt, dass sie Vegeltungsadmiral Piet Hata befohlen hatten die halbe Spezies auszurotten, ein Viertel zu versklaven und ein weiteres Viertel zu vertreiben. Jenes Viertel lebte jetzt in den irdischen Kolonien im Orionarm, doch auch da würden sie nicht mehr lange sicher sein, so wie es aussah. Weitere fünf Milliarden tote Zivilisten, die dem Wahnsinn des Krieges zum Opfer gefallen waren. Entweder Orbitalbombardements, oder durch die Priorpest oder durch sonst eine makabere Tötungsmethode. Tot war tot. Da hingegen waren die grob geschätzten 93 Millionen tote Soldaten ja nur ein Sahnehaubchen.
Der Präsident wusste nicht mehr, was er dazu noch sagen sollte. Niedergeschlagen, wie nach fast jedem den Krieg betreffenden Gespräch mit seinem Stellvertreter, lehnte er sich im Sessel zurück und schöpfte neue Kraft, bis er die Sitzung mit dem Kabinett fortführte.


Vizepräsident Reineke kappte die Verbindung des Videogesprächs, atmete schwer ein und wählte dann eine neue Nummer. Auf dem Bildschirm erschien das angespannte Gesicht der Chefin des Office of Naval Intelligence, des militärischen Nachrichtendienstes der Erdstreitkräfte, Vice Admiral Nina 'Eisenfaust' König. „Und, wie hat der Präsident reagiert?“ Reineke zuckte mürrisch mit den Schultern. „So, wie wir es uns schon gedacht hatten.“ Er schüttelte halb verzweifelt mit dem Kopf. „Er ist nun mal ein Friedenspräsident, aber auf keinen Fall ein Kriegspräsident. Er ist schwach“, meinte Admiral König. „Mukara wird noch dafür sorgen, dass alles, was wir aufgebaut haben, vor die Hunde geht.“ „Rede nicht so über ihn, Nina!“, sagte Reineke ermahnend. „Lukanga Mukara ist nicht nur immer noch der Präsident, sondern immer noch mein Freund, egal ob er ein guter Anführer in einem Krieg ist oder nicht.“ „Aber in diesen Zeiten brauchen wir keinen guten Kumpel an der Spitze, sondern einen Feldherrn.“ Auch Nina König schüttelte nun mit dem Kopf. „Oder zumindest jemanden, der die Entscheidungen trifft, die der Präsident nicht treffen kann. Sieh mich nicht so an, Alex, du bist der Vizepräsident. Wenn einer Entscheidungen zum Wohle der Nation treffen sollte, dann du.“ „Was schlägst du vor?“, fragte Reineke monoton. „Wir müssen ja nur alles vorbereiten, für den Fall der Fälle versteht sich“, meinte Admiral König mit ihrem berühmten eiskalten, berechnenden Lächeln. „Und wo kriegen wir Massenvernichtungswaffen her ohne, dass es jemand bemerkt? Ich kann schlecht zu einem Rodney McKay gehen und ihn beauftragen mir für den Ernstfall ein paar Waffen zu bauen“, meinte Reineke und kratzte sich nachdenklich am Kinn. Nina winkte ab. „Überlass den Teil mir.“ „Das wiederum macht mir Angst, Nina. Mit jedem Jahr, das ich dich kenne, frage ich mich, wo deine Loyalität liegt.“ Nina Königs Lächeln verschwand. „Bei der Erde... und bei mir.“ „Ja, aber was kommt zuerst?“, fragte Reineke seine alte Freundin. Die antwortete nicht auf seine Frage, sondern stellte ihrerseits eine Gegenfrage. „Soll ich mich an die Arbeit machen... oder nicht?“ Reineke zögerte einen Moment, nickte dann aber. „Ja, bereite alles vor. Wenn der Präsident seine Meinung ändern sollte, dann will ich keine zusätzliche Zeit verlieren. Aber sei diskret.“ „Diskretion ist mein zweiter Vorname, Alex“, entgegnete Nina König und kappte mit einem kurzen Nicken ihrerseits die Verbindung.


Nina König erhob sich aus ihrem Stuhl und verließ ihr Büro in der 43. Etage des ONI-Hauptsitzes in Sydney, Australien. „Keine Anrufe für den Rest des Tages, Seaman, ich bin unterwegs“, meinte sie zu ihrer Ordonanz, die nur stumm nickte und seinen Chef vorbeigehen ließ.
Für die meisten Menschen wäre es schwierig einige Massenvernichtungswaffen aufzutreiben, doch Admiral Nina König wusste genau wo sie zu suchen hatte. Das 'wo' war also kein Problem, eher das 'wie' und das 'wer'? Doch auch auf diese Fragen hatte Nina König bereits eine Antwort parat. Sie ging zum Lift und benutzte ihre Keycard um ins elfte Untergeschoss zu fahren, das es eigentlich gar nicht geben sollte. Doch ein geheimes Untergeschoss konnte ziemlich praktisch sein, wenn man einmal Verwendung dafür hatte. Beispielsweise um jemanden zu verstecken und diese Möglichkeit hatte Admiral König natürlich schon genutzt. Im Untergeschoss angekommen begab sie sich einen langen Flur entlang, an dessen Ende bereits ein Arzt im klassischen weißen Kittel stand. Er war über die Ankunft der Chefin wohl informiert worden. „Nun, Doktor, wie geht es unserer Patientin heute?“ „Seelisch oder körperlich?“, fragte der Arzt. „Körperlich. Seelisch war sie noch nie in Ordnung“, entgegnete König ruppig. „Sie... wird wieder.“ „Ein bisschen deutlicher geht es nicht?“, fragte die Admiralin. „Nun, eine Autobombe ist neben ihr hochgegangen“, meinte der Arzt. „Es ist ein Wunder, dass diese Frau überhaupt überlebt hat. Selbst mit all der modernen Ausrüstung, die mir zu Verfügung stand, hat es immerhin sechs Monate gedauert, bis sie ansprechbar war.“ „Wie dem auch sei, kann ich zu ihr?“, fragte König. Der Arzt überlegte nicht lange, sondern nickte zustimmend. Nina König nickte dem Arzt aufmunternd zu und betrat dann ein als Krankenzimmer hergerichteter Raum, vor dem zwei Wachen postiert waren. Langsam schloss die Admiralin die Tür hinter sich, als wollte sie die Insassin nicht aufschrecken. Diese lag mit hinter dem Kopf verschränkten Armen auf dem Bett, einbandagiert und mit Bioschaum eingerieben, um die Gewebsheilung zu beschleunigen. Die Admiralin räusperte sich, um auf sich aufmerksam zu machen. „Was gibt es, König?“, fragte die Patientin monoton und starrte weiterhin zur Decke. „Ich dachte mir, es wäre Zeit, dass sie die Antworten erhalten, die sie wollten“, meinte die Admiralin. „Der Arzt meinte, dass sie... sehen sie mich gefälligst an, Frau von Sachlingen!“
Julia von Sachlingen raffte sich auf und blickte der Admiralin in die Augen. „So wies aussieht, bin ich ja wieder Jules Tora, nicht wahr?“ Nina König räusperte sich. „Äh, ja... mein Beileid übrigens.“ „Ich dachte, Spione könnten besser lügen“, entgegnete Jules und stand auf. „Seis drum“, meinte die Admiralin und zuckte mit den Schultern. „Wollen sie nun wissen, was vor einem halben Jahr passiert ist, als das Attentat gegen sie und ihren Man verübt wurde, oder nicht?“ „Ich höre“, sagte Jules und blickte der Geheimdienstleiterin in die Augen. „Wer wars?“
Nina König setzte sich auf einen Stuhl und überschlug die Beine. „Ihr Mann hatte sich in der Wirtschaft viele Feinde gemacht. Sachlingen Enterprises ist nicht nur eine der größten Rüstungsfirmen, sondern auch eine der wenigen, die nach den Regeln spielt. Und das hat dem Konsortium nicht so gut gefallen.“ „Das Konsortium? Nie davon gehört“, meinte die als tot erklärte. „Das wundert mich nicht, nur wenige Menschen wissen davon. Ich verfolge die Spur dieser Gruppe schon seit längerem. Die Kurzfassung ist auf jeden Fall, dass es sich um eine Gruppe von Unternehmern handelt, hauptsächlich im Verteidigungssektor tätig. Ihnen gefällt es, dass wir Krieg führen und sie wollen auch, dass es so bleibt. Und Gideon... war ihnen im Weg, sagen wir es mal so. Ich kann nur spekulieren warum. Vielleicht wollten sie ihn rekrutieren, vielleicht auch seine Firma übernehmen. Das spielt wohl keine Rolle“, erklärte Admiral König und zuckte mit den Schultern. „Für mich schon“, entgegnete Jules. „Aber vorher will ich was anderes wissen.“ „Schießen sie los“, meinte Nina König. „Wo sind meine beiden Kinder?“, fragte Jules langsam und sehr eindringlich. „Bei ihrer Freundin Franziska Rust. Sie und ihre Frau Rene kümmern sich um die beiden. Soweit ich weiß, stand das in ihrem Testament, sollte ihnen und Gideon etwas zu stoßen.“ „Aber ich lebe noch“, entgegnete Jules wütend. „Und hier mein zweiter Punkt: warum steht dann im verdammten Internet, dass ich tot bin?!“ Die ONI-Chefin rollte mit den Augen. „Ich wusste ja, dass sie etwas beschränkt sind, aber, dass sie so dumm sind...“ Sie schüttelte nur mit dem Kopf. „Raten sie mal, warum man? Damit ihre Familie in Sicherheit ist, wenn sie ihre Rache üben und so wie sich sie Revolverheld kenne, werden sie sofort loslegen die Verantwortlichen zu finden und zu töten.“ „Ganz genau“, meinte Jules und nickte. „Aber was geschieht dann mit ihren Kindern? Ob sie bei den Rusts leben oder nicht, würde jemand erfahren, dass sie versuchen Rache zu nehmen, währen ihre Kinder innerhalb von vierundzwanzig Stunden tot oder als Druckmittel entführt.“ „Schlau ausgedacht, Admiral. Alleine drauf gekommen?“, fragte Jules. „Im Gegensatz zu ihnen bin ich dazu in der Lage.“ Die Admiralin erhob sich. „Also, wollen sie meine Hilfe beim Aufspüren der Mitglieder des Konsortiums oder nicht?“ Jules nickte fast augenblicklich. „Mir bleibt ja wohl nichts anderes übrig.“ „Gut“, sagte die Admiralin mit einer augenblicklichen Gemütsverbesserung. „Ich briefe sie morgen und dann können sie los. Sie kriegen von mir ein Schiff und genügend Ausrüstung und dann können sie das tun... was auch immer sie tun.“ Sie nickte Jules knapp zu und verließ dann das Krankenzimmer. Sie lächelte.




Ende der Folge
Kapitel 2 by Atlan
2.02 Die Mission von T-32
von Atlan



Captain Samantha Carter von der Earth Force Navy blickte nachdenklich aus dem Fenster ihres Jumpers, die Befehle des Oberkommandos noch immer in ihrer Jackentasche. Sie musste nun schon seit mindestens dreizehn Jahren im All herum galoppieren, doch noch immer konnte sie sich nicht satt sehen an der unendlichen Weite und dem Blick hinunter auf den Blauen Planeten, den sie, wie so viele andere, in diesem Vernichtungskrieg verteidigte. In letzter Zeit hatte sich der Blick auf die Erde jedoch aus dem nahen Weltall jedoch stark verändert. 104 bis an die Zähne bewaffnete Raumforts begleiteten die Erde nun in einem geosynchronen Orbit. Seit dem letzten Angriff der Ori auf die Erde im Jahr 2016, bei dem zwei Millionen Zivilisten umgekommen waren, und der stetigen Schwächung der Navy war die Flottenleitung dazu übergegangen sich einzugraben und dazu gehörte die Errichtung dieser Raumforts, deren Konstruktion über vier Jahre in Anspruch genommen hatte und erst jetzt wurden die letzten acht Forts in Betrieb genommen.
Sam war ihrerseits auf dem Weg zu einem dieser Forts, Glasgow, benannt nach der Stadt über die es schwebte. Nach einem recht kurzen Landurlaub und einem Briefing mit der Marinekriegsleitung musste sie sich nun wieder zurück an Bord ihres Schiffes melden, welches an Glasgow festgemacht hatte, zusammen mit dem Rest des Geschwaders, das Sam kommandierte.
Der Jumper flog nun in den großen Hangar der Raumstation ein und Sam verließ das Fluggerät so schnell, wie es ihr möglich war, ihr Seesack über der Schulter. Als hätte er gewusst, wann er zu erscheinen hatte, wartete dort auch schon Sams Eins-O, Lt. Commander Nathan McGuffin. McGuffin war, wie viele andere in Sams Mannschaft auch, ein Kind des Krieges, aufgewachsen in den 2000ern und 2010ern, und nun zum Planetaren Wehrdienst berufen, hatte er noch seinen 28. Geburtstag vor sich, gab sich jedoch die absolute Mühe professionell und knallhart zu sein, wie es sich für den Ersten Offizier auf einem Raumschiff halt gehörte. Er salutierte zackig. „Willkommen zurück, Captain, T-32 und Kampfgeschwader XII voll einsatzbereit und warten auf ihre Befehle, Ma'am.“ „Gut, Nathan“, entgegnete Sam und erwiderte die Ehrenbezeugung. „Wir müssen nämlich auch innerhalb der nächsten sechs Stunden auslaufen. Fleet Admiral Heimeshoff hat mal wieder einen Auftrag für das Geschwader.“ Lt. Commander McGuffin lächelte knapp. „Wie üblich also, Ma'am?“ „Absolut, Nathan, absolut“, antwortete Sam gut gelaunt. „Machen sie das Geschwader auslaufbereit, wer noch keinen Landgang hatte, darf sich drei Stunden lang auf der Station frei bewegen, danach drei Stunden lang aufs Ohr hauen.“ „Aye, aye“, bestätigte McGuffin zackig. „Darf ich fragen, worin unser Auftrag besteht, wenn der Fleet Admiral wünscht, dass wir so schnell auslaufen? Wir sind kaum eine Woche wieder hier.“ „Alles zu seiner Zeit, Nathan, sie werden es erfahren, wenn ich die Mannschaft informiere. Top Secret, sie verstehen?“ Sie zwinkerte leicht und der Eins-O nickte verstehend. „Gut, dann auf zum Schiff, Eins-O.“


T-32 war vielleicht nicht die Valley Forge, aber es war ein verdammt gutes Kriegsschiff, wie Sam fand. T-32 war, wie der Name sagte, das zweiunddreißigste Tarnboot, dass die Erde in Dienst gestellt hatte. Und bedachte man, dass T-32 seit dreieinhalb Jahren auf Kaperfahrt war und noch nicht abgeschossen worden war, war dies alleine imposant.
Ein Tarnboot war laut der Definition der Erdstreitkräfte ein 'leicht gepanzertes, sich tarnendes Kriegsschiff, das separat von einem Flottenverband operierte und in Kampfgeschwadern mit dem Handelskrieg und dem Abschuss von Ori-Einheiten betraut ist'. Diese Definition brachte es, wie Sam fand, auf den Punkt, wenn auch die Punkte 'zerbrechliches Kanu', 'Verrücktheit' und 'geringe Überlebenschancen' fehlten. Aber man musste ja auch an die Propagandisten denken. Fakt blieb nun einmal, dass ein Tarnboot die 21. Jahrhundert-Version eines deutschen Unterseebootes aus dem Zweiten Weltkrieg war und die 21. Jahrhundert-Version der Schlacht um den Atlantik kämpfte – und langsam aber sicher, wie den Rest des Krieges, verlor. Natürlich, die Abschüsse der Tarnboot-Geschwader waren immer noch höher, als die der zwei Großkampfschiff-Flotten und die Tarnboot-Crews waren allesamt Helden und hoch ausgezeichnet, aber Tatsache war auch, dass von über 500 bisher gebauten T-Booten mehr als 200 schon mit Mann und Maus untergegangen waren. Dennoch sah Sam ein, dass die Tarnboote noch immer die beste Möglichkeit boten, den Aufmarsch der Ori zu verlangsamen und ihre großen Schiffe auszunehmen. Immerhin würde es den Erdstreitkräften die Möglichkeit geben ihre Verluste zu ersetzen und die Raumforts um Sanctuary auszubauen.

Sam und Lt. Commander McGuffin begaben sich auf das Promenadendeck der Glasgow-Station, wo es einige Bars und Restaurants gab, um müden Navybesatzungen etwas Heimat bieten zu können. Aus einigen der Kneipen waren laute Seemannslieder zu hören und ebenso bahnten sich mindestens zwei Schlägereien an, wenn man von der Lautstärke ausging. „Leute von unserem Boot?“, fragte Sam und warf einen Blick in die Kneipe 'Starlight', wo gerade ein stämmiger Unteroffizier von zwei Stationstechnikern angegriffen wurde, es ihnen jedoch teuer zu stehen kommen ließ. „Sieht nach Master Chief Tully aus, wenn sie mich fragen“, meinte McGuffin ärgerlich. „Und ein paar andere aus dem Maschinenraum.“ Er ließ die Fingerknochen knacken. „Soll ich?“ Sam schüttelte nur den Kopf. „Nein, lassen sie sie. Nichts, was der Doc nicht fixen kann.“ „Aber bevor die MP sie verhaftet, sollten wir das lieber aufbrechen“, schlug McGuffin vor und sah bereits zwei Sergeants der Militärpolizei aus einem nahen Aufzug steigen und die inzwischen ausgeartete Schlägerei aufzubrechen. Sam lächelte gutmütig, fasste McGuffin an die Schulter und führte ihn weiter. „Nathan, irgendwann werden sie selbst ein Schiff kommandieren und sie müssen wissen, wie es auf einem Raumschiff abläuft, wenn die Crew funktionieren soll.“ Sie überlegte kurz, wie sie es erklären sollte, dann fuhr sie fort: „Nehmen sie T-32. Ein kleines Raumschiff von nicht mal einhundert Metern Länge und die Crew ist darauf für Monate eingesperrt. Das ist nie gut für die Moral, da ist es gut, wenn sie jetzt noch einmal Dampf ablassen.“ McGuffin nickte verstehend und rief den Fahrstuhl zu den Landebuchten.
Sam beschloss das Thema zu wechseln und fragte nach einigen Momenten des Schweigens: „Hat der LI schon gemeldet, ob unser kleines Problem mit dem Sublichtantrieb behoben wurde?“ McGuffin rollte mit den Augen. „Es war ein schwerer Softwarefehler. Der Leitende musste die komplette Software neu aufspielen und lässt auf meinen Befehl hin nun seit drei Tagen stündlich Tests durchlaufen.“ „Gut, sehr gut“, kommentierte Sam zufrieden. „Hat man uns die Aale geliefert, die wir wollten?“ McGuffin verzog das Gesicht. „Skipper... um es kurz zu machen, nein. Der Stationkommandant hat den Befehl erhalten nicht mehr Aale auszugeben, als benötigt werden. Er sagt, dass zwanzig mehr, als ausreichend sind. Sie kennen ja den neuen Befehl.“ Sams freundliches Gesicht verzog sich zu einer ernsthaften Grimasse. „Dann muss ich ihn gleich mal anrufen. Wir brauchen unbedingt ein volles Magazin für unseren neuen Auftrag... verdammt.“ McGuffin hob die Augenbrauen. Wenn der neue Auftrag ein volles Magazin an Aalen, speziell für die Tarnboote entwickelte Stealth-Torpedos, verlangte, dann musste es wirklich allerhöchste Priorität besitzen. „Captain, dürfte ich vielleicht fragen, worin unser Auftrag besteht, wenn wir ein volles Magazin Aale benötigen?“ „Tut mir Leid, Nathan, aber der Befehl des Admirals steht. Sie werden es zusammen mit der Mannschaft erfahren, wenn wir unterwegs sind. Sie wissen doch, wie gefährlich es ist, in einem Raumhafen darüber zu sprechen“, sagte Sam und zwinkerte ihm aufmunternd zu. Natürlich, der Feind konnte schließlich zu jedem Zeitpunkt seine Spione in der Nähe haben und plaudernde Raumschiffcrews aushorchen. Das hatte schon mehr als eine Crew das Leben gekostet.

Endlich, nach einer halben Ewigkeit in einem Aufzug, dessen Geschwindigkeit Sam an die Aufzüge in 'Mass Effect' erinnerte, öffneten sich schließlich die Aufzugtüren und gaben den Blick auf den mit den T-Booten des Kampfgeschwaders XII frei. Von Antigravfeldern gehalten schwebe T-32 nur fünfzig Metern von den beiden Offizieren entfernt. Natürlich konnte T-32 nicht mit dem Charme und der Nostalgie der beiden Valley Forges konkurrieren, die Sam zuvor kommandiert hatte, aber dafür, dass man einem Captain nach dem Verlust von zwei Schiffen normalerweise überhaupt kein Kommando mehr gab, hatte sie mit T-32 und dem Kommando über das gesamte Einsatzgeschwader doch noch einen recht guten Fang gemacht. Wie jedes Tarnboot hatte dieses Boot vom Typ T-IIB einen länglichen, schlanken Rumpf, der tropfenförmig am Bug zusammenlief. Von den Ausmaßen her, war T-32 unwesentlich kleiner als eine Fregatte, knapp 95 Meter, aber die Unterschiede lagen im Inneren. Wie der Name schon sagte, war ein Tarnboot ein kleines Raumschiff, das mit der neusten Tarntechnologie ausgerüstet war und von der Funktion her mit einem Unterseeboot aus früheren Kriegen der nassen Navies vergleichbar war. Sam mochte es nicht, wenn die Crews der Großraumschiffe und die Marines abfällig von den T-Booten sprachen, denn dafür hatten sie zu viel geleistet.
Als im August 2016 die Ori in einem Handstreich das Milchstraßen-Supertor an sich gebracht hatten und nicht nur die drei verbliebenden Asgardschiffe, sondern auch die Tria vernichtet hatten, war die Not groß gewesen. Trotz Jahren der Vorbereitung hatten die Erdstreitkräfte der erstarkten Originarmee am Ende doch nicht genügend Material entgegen zu setzen gehabt. Die Erde wäre schon 2017 gefallen, wären da nicht der Befehlshaber der Tarnboote (kurz: BdT) Rear Admiral Peter Müller und die Tarnboot-Crews gewesen. Müller hatte als Erster erkannt, wie man die Tarnboote am besten einsetzen konnte, hatte gute Kommandeure um sich herum versammelt, um sie auf die großen Schlachtschiffe und natürlich die Handelskriegsführung anzusetzen. Milliarden an Schiffstonnage und hunderttausende Orikrieger, aber ebenso auch zehntausend tapfere T-Boot-Fahrer, starben, bis die Ori ihre Offensive abbrachen und dazu übergingen sich von System zu System an die Erde heranzuarbeiten. Sam musste zugeben, dass es funktionierte. Die Erde hatte sich in den letzten vier Jahren aus hunderten von Systemen zurückziehen müssen und in den Rückzugschlachten Division um Division, Schiff um Schiff und Befehlshaber um Befehlshaber verloren. Der Schmerz um den Verlust so vieler guter Freunde und Bekannter schmerzte Sam jedesmal, wenn sie daran dachte. In der Pegasusgalaxie galten Ronon Dex und Acastus Kolya als M.I.A. (Missing in Action) und würden in wenigen Monaten entgültig als verloren gelten. Todd und die Wraith versteckten sich seit dem Genozid, das man unter ihnen angerichtet hatte und in der Milchstraße sah es nicht besser aus. Armelia war an den Boden gebunden und konnte auf Grund einer Nervenverletzung kein Kommando mehr führen. Der verstorbene Fleet Admiral Pierre Dreyfus war mit der halben Flotte bei der dritten Schlacht um Arcadia untergegangen, als er diesen letzten großen Raumsieg in drei Jahren eingefahren hatte und dann war da noch Major Svetlana McKay. Der Tod Svetlanas war für Sam doch am schwersten zu verarbeiten. Es war erst vor acht Monaten gewesen, als die Meldung herein kam, dass Major Svetlana McKay und das 1st Bataillon des 2nd Regiments der 95th FOT im Einsatz als gefallen gemeldet wurden.

„Skipper?“, fragte Lt. Commander McGuffin und riss Sam aus ihren Gedanken. Sam sah auf, nickte und tätschelte dann den Rumpf von T-32. „Sie hat uns gute Dienste geleistet, nicht wahr?“ „Und sie wird uns noch weitere gute Dienste leisten, Skipper“, sagte McGuffin zuversichtlich und trat in die Verbindungsröhre zwischen Anlegeplatz und Schiff. Er trat durch die geöffnete Luke von T-32, während Sam wartete. Das Protokoll musste eingehalten werden, ob Sam es mochte oder nicht. McGuffin betätigte derweil das Intercom und verkündete der Besatzung: „Achtung, Achtung, Steuerbordwache antreten zum Empfang des Captains. Im Laufschritt!“
Sam schüttelte nur belustigt den Kopf, als in Windeseile die Steuerbordwache, sowie der Bootsmannsmaat (oder Bosuns Mate) antraten und letztgenannter die Bootsmannspfeife benutzte, um die Ankunft des Captains zu signalisieren. Die Bosuns Mate, Chief Petty Officer Ren Ishii, salutierte als der Captain vor ihr stehen blieb. „Alles in Ordnung, Chief?“ Ishii schluckte. „Skipper, es tut mir Leid, dass der Bosun nicht hier ist, um sie zu begrüßen. Ich weiß nicht, wo er ist.“ Sam lächelte gutmütig. „Machen sie sich mal keine Sorge, Chief, ich weiß genau, wo Tully ist. In der Brig der Station.“ Chief Ishii rollte wütend mit den Augen und Sam fuhr fort: „Ren, tun sie mir doch bitte einen Gefallen: nehmen sie sich zwei Mann und holen Tully und die anderen Unruhestifter aus unserer Mannschaft in etwa anderthalb Stunden aus der Brig. Wir brauchen sie auf ihren Stationen.“ Die Bosuns Mate salutierte zackig. „Aye, Ma'am, betrachten sie es als erledigt.“ Sam nickte ihr zu und ging an Bord.


Als Sam fünf Stunden später ihren Kopf aus ihrer 'Kabine' ins Innere des Tarnbootes steckte, fiel ihr wieder einmal auf, dass T-32 – wie alle Tarnboote – alles andere, als komfortabel zu nennen war. Wie jedes Boot vom Typ T-IIB hatte es nur vier Decks, um alle lebens- und kriegswichtigen Instrumente und Einrichtungen zu beherbergen und da musste man auch schon mal den Kopf und den Bauch umziehen, um sich fortbewegen zu können. Sams 'Kabine' bestand nur aus einer Koje und einem Kleiderschrank, den sie zudem als Schreibtisch nutzen konnte. Doch selbst damit war Sam besser dran, als der Rest der Crew. Während die fünf Offiziere an Bord ihre eigenen Kojen und zumindest etwas Privatsphäre genießen konnten, gab es für den Rest der Besatzung keinen Freiraum. Die Kojen wurden im Wechsel der Schichten belegt, es gab zwei Aufenthaltsräume – einen für jede Wache –, einen 'Waschraum', wo man sich alle zwei Tage mit chemischen Mitteln reinigen durfte und einmal im Monat mit Wasser, und eine Messe und das war alles, was die Crew zu Verfügung hatte. Dennoch hatte sie in all ihren Jahren noch nie Beschwerden gehört, weder von der Mannschaft, noch von den Offizieren. Der Mannschaft war bewusst, dass in einem Vernichtungskrieg nun einmal kein Platz für Komfort war und die Offiziere nahmen das Unbehagen auf sich, weil man auf Tarnbooten am schnellsten die Chance auf Beförderung und Ehrungen erhielt.
Sam straffte ihre Borduniform zurecht während sie schnellen Schrittes die Kommandobrücke aufsuchte. Sie spürte die Schwingungen des Bodens, wie jeder andere alte Weltraumhase. Der Leitende Ingenieur hatte den Antrieb hochgefahren, ein Zeichen, dass die Abreise bevorstand. Sam ging im Kopf noch einmal ihre motivierende Rede vor, voll mit Plattitüden und ordentlich Pathos. Wenn es nach ihr ginge, dann würde sie diese Reden nicht mehr halten. Doch es ging nicht nach ihr, sondern nach dem Flottenkommando, das diese Motivationsreden befohlen hatte. Und wer war Sam Carter schon, um das allwissende Oberkommando anzuzweifeln...

„Achtung an Deck, der Skipper!“, bellte Commander McGuffin ernst, als Sam die Brücke betrat und augenblicklich alle Anwesenden auf die Füße kamen. „Stehen sie bequem“, befahl sie mit einer wegwerfenden Handbewegung und verlangte von Junior Lieutenant Serina Gibbons, die Zweite Offizierin, stumm den Wartungsbericht, den diese schon angespannt in den Händen hielt. Sam überflog diesen in Windeseile, freute sich, dass die Torpedosilos nun endlich wieder mit Aalen vollbestückt waren, und nickte dann der Brückencrew an den ringsum angeordneten Konsolen aufmunternd zu. Sie ging zum Kartentisch in der Mitte der Brücke, über dem alle wichtigen Statusinstrumente auf einem Rundelle angeordnet waren. Anders, als auf größeren Kriegsschiffen, hatte der Captain hier keinen eigenen Kommandostuhl, aber Sam war das schon von den Fregatten der Visby-Klasse gewohnt. Sie griff Mikrofon für interne und geschwadergeschäftliche Kommunikation und das schrille Pfeifen einer Bootsmannspfeife durchfuhr das Schiff und, wie Sam annahm, gleichzeitig alle anderen Schiffe des Geschwaders. Da der Bosun immer noch seinen Rausch in der Brig ausschlief, musste diese alte Aufnahme herhalten. Es galt schließlich die Tradition zu bewahren. Sam räusperte sich. „Tapfere Männer und Frauen des Geschwaders, hier spricht der Captain. Heute geht es wieder auf große Fahrt. Es wird mal wieder Zeit ein paar Orischiffe zu versenken und ich bin mir ziemlich sicher, dass es den meisten von euch schon wieder in den Fingern juckt.“ Sam gönnte sich ein vornehmes Geräusch, das man als Belustigung interpretieren könnte, wurde dann aber schnell wieder ernst: „Raumfahrer, ich will ehrlich mit euch sein. Die Kriegslage hat sich, trotz der Bemühungen der Tarnbootgeschwader und der 2. Flotte, nicht zu unseren Gunsten gewandt. Noch immer wird unsere Heimat von den Ori bedroht... doch dies wird sich schon bald ändern. Noch kann ich euch nichts genaueres sagen, doch eines kann ich euch versprechen: wenn wir nach Hause zurückkehren werdet ihr wissen, wer diesen Krieg gewinnen wird. Das ist alles, zurück an die Arbeit, wir haben einen Krieg zu gewinnen!“ Sam kappte die Verbindung und erntete einen kurzen Applaus von der Brückencrew. Nathan McGuffin trat näher an Sam heran und knirschte: „Sehr motivierend, Ma'am, ganz, wie der Admiral es verordnet hat.“ „Danke, Eins-O, sehr hilfreich“, kommentierte Sam die Aussage ihres Stellvertreters. „Bringen sie uns raus, Lt. Commander. Hangartore öffnen, Verankerungen lösen, beide Maschinen 1/10 voraus, Geschwader soll uns folgen, wie die Küken der Mutter.“ „Aye, aye, Skipper“, bestätigte McGuffin und gab dem Navigator die entsprechenden Instruktionen.

Die Maschinen des nicht einmal einhundert Meter langen Tarnbootes erwachten zum Leben, als die Antigrav-Halterungen sich auf Befehl des Hafenmeisters ausschalteten und T-32 alleine die Kraft aufbringen musste, um sich am fliegen zu halten. T-32, sowie die anderen elf Einheiten des Geschwaders verließen daraufhin langsam und beinahe majestätisch den großen Hangar des Raumflorts und nahmen langsam Fahrt auf, während sie auf den offenen Raum zuhielten. Auf der Brücke beobachtete Sam die Anzeigen, die allesamt im grünen Bereich lagen. Sam nickte zufrieden. Die Zeit im Trockendock hatte sich gut ausgezahlt. Noch vor einigen Monaten hatte T-32 mit seinen Antigravitationsfeldern zu kämpfen gehabt. Sam wandte sich McGuffin zu. „Eins-O, Signal an das Geschwader, wir gehen auf Hypergeschwindigkeit. Kurs nehmen auf den Hawking-Eta.“ McGuffin überschlug kurz im Kopf die Sternenkarten und warf Sam einen fragenden Blick zu. Der Skipper lächelte jedoch nur. „Ganz recht, Eins-O, mitten in einen feindlichen Sternhaufen. Und jetzt, wenn ich bitten dürfte, Kurs setzen.“ „Aye, aye, Skipper“, bestätigte McGuffin und begab sich zum Navigator, um mit diesem den schnellsten Weg zum Hawking-Eta auszurechnen. Es würde keine lange Reise werden, denn besagter Sternencluster lag nur etwa fünftausend Lichtjahre hinter der Frontlinie, aber das größte Problem wurde es, sich an den Wachstationen und Hypersensoren des Feindes vorbeizuschleichen. Doch wofür wurden denn Schmuggler bezahlt, damit sie sichere Routen auskundschafteten und an ONI weitergaben?
„Kurs gesetzt, Skipper“, bestätigte McGuffin in einem Wirrwar von sich überlapenden und wiederholten und bestätigten Befehlen. „Dann gehen wir auf Hypergeschwindigkeit, Eins-O“, beschloss Sam und hielt sich mit einer Hand am Kartentisch fest. Ein weiser Schritt, denn nur Augenblicke darauf beschleunigte T-32 und drang in das blaue Wabern des Parallelraumes ein, der im Alltag einfach als Hyperraum bezeichnet wurde. Wie jedes Schiff von geringer Größe wurde das Tarnboot dabei ordentlich durchgeschüttelt, als sie die Barriere der beiden Dimensionen überschritten.
Sam räusperte sich nach einiger Zeit und wandte sich wieder an McGuffin. „Eins-O, ich erwarte die Offiziere beider Wachen um 1830 Uhr zum Abendessen in der Offiziersmesse. Es wird Zeit, dass sie erfahren, was unser Auftrag ist.“


Die Offiziersmesse von T-32 verdiente kaum ihren Namen. Es war nicht mehr als ein kleines Séparé innerhalb der eigentlichen Messe und konnte mit Hilfe einer schallsicheren Trennwand vom Rest der Kantine abgekanzelt werden, um so den Offizieren etwas Privatsphäre bei den Mahlzeiten zu lassen. Da die Offiziersmesse für das gemeinsame Speisen einer Wache und des Captains ausgelegt war, beäugte Sam mit sehr viel Geduld, wie sich die vier Offiziere versuchten zu arrangieren. Als dann endlich Commander McGuffin links und der Leitende Ingenier Senior Lieutenant Gustav Björnsdotter rechts von ihr, sowie die Waffenoffizierin Serina Gibbons und Tarnoffizier Ensign Malek Bin Al-Saud vor ihr Platz genommen hatten, räusperte sich Sam. „Wie sie ja sicherlich mitbekommen haben, habe ich seit unserem Aufbruch ein Geheimnis um unseren Auftrag gemacht. Es wird Zeit, dass sie erfahren, worum es sich handelt. Ich habe vor zwei Stunden bereits die anderen Kommandanten informiert. Die Mannschaft werden wir dann bei Zeiten informieren, aber momentan sehe ich noch keinen Grund, sie zu beunruhigen.“ Sie blickte in die angestrengten und neugierigen Gesichter ihrer jungen Offiziere und holte dann langsam einen kleinen Hologrammprojektor aus einer der vielen unergründlichen Taschen ihrer Borduniform. „Das“, sagte San gedehnt und aktivierte den Projektor. „ist der Hawing-Eta und das hier, ist das 1340. Sternensystem. Das ist unser exaktes Ziel.“ Sie deutete mit dem kleinen rechten Finger auf besagtes Sternensystem am äußeren südlichen Rand des Sternenclusters, welches auch sofort herangezoomt wurde. Nun zeigte das Hologramm das System einer gelben Sonne vom Sol-Typ, die von fünf unterschiedlich großen, nichtbewohnbaren Planeten und einem Asteroidengürtel umgeben wurde. Sam lächelte, als sie das verwirrt wirkende Gesicht der jungen Serina Gibbons bemerkte. „Möchten sie ihre Gedanken mit uns teilen, Ms. Gibbons?“ Die junge Waffenoffizierin schreckte aus ihren Gedanken hoch und errötete, als sie vom Captain – auf einem Schiff gleichzusetzen mit Gott – direkt angesprochen wurde. Ein Junior Lieutenant tat sich immer schwer, aber besonders schwer war es sicherlich, wenn man nur einer unter vier Offizieren war und nicht in der Masse untertauchen konnte. Sam lächelte die junge Britin mütterlich an. „Immer frei heraus, Ms. Gibbons, ich beiße nur Ori.“ Lieutenant Gibbons brachte sich schließlich dazu, etwas zu äußern. „Skipper... so wie ich es sehe, ist das 1340. Sternensystem von absolut keinem strategischen oder logistischen Wert.“ Sam lächelte und nickte zufrieden. „Und nun wundern sie sich, warum wir dorthin abkommandiert wurden?“ Die junge Offizierin nickte nun etwas selbstbewusster und Sam lehnte sich in ihrem Stuhl zurück, um endlich mit den Informationen herauszurücken. „Der Grund ist, dass unser guter Bekannter Vergeltungsadmiral Piet Hata, Oberbefehlshaber Milchstraße und Kommandeur der Zweiten Ori-Flotte, seine ganze Armada in weniger als zwei Wochen durch das System führen wird und wir damit beauftagt wurden das 1340. System samt Armada zu sprenen.“

Sam beobachtete mit einem gewissen Vergnügen, wie einem Offizier nach dem anderen die Kinnlade hinunterfiel. Die vier Marineoffiziere brauchten auch danach noch eine Weile, um sich von dieser Äußerung eines tollkühnen Plans wieder zu erholen. „Einen Stern sprengen?“, fragte Lieutenant Gustav Björnsdotter und kratzte sich seine durch die Arbeit in diversen Maschinenräumen vernarbte rechte Wange. Von den Offzieren war er der älteste, denn er hatte sich sein Offizierspatent im Alter von 35 Jahren verdient, als es in der Flotte einen erheblichen Mangel an Leitenden Ingenieren gegeben hatte. „Ist das denn überhaupt möglich ohne Stargate? Beim letzten Mal, als ich nachgesehen hatte, hatten wir nämlich keines mit der Post geliefert gekriegt.“ „Glauben sie mir, LI, es ist absolut möglich. Ich muss es wissen, ich hab es Anno 2014 erfunden. Der 'Sternenknacker' befindet sich momentan auf T-153 und Commander Ramirez hütet ihn, wie eine Glucke ihre Kinder.“ „Klingt auf jeden Fall interessant“, gab der schwedische LI zu. „Freut mich, dass wir ihre Zustimmung haben, LI“, entgegnete Sam und fuhr mit der Erleuterung des Plans fort: „Während T-153 die Sprengung der Sonne vorbereitet, wird es unsere Aufgabe sein uns aus die Lauer zu legen und beim Eintreffen der Armada diese entweder solange aufzuhalten oder lahnzulegen, dass sie nicht mehr per Hypergeschwindigkeit entkommen können. Wir selbt springen dann im letzten Moment weg.“ Einige Augenblicke war es still, bis Lt. Commander McGuffin schließlich sagte: „Klingt sehr waghalsig“ Sams fast schon ewiges Lächeln verschwand und die Kommandantin wurde plötzlich ganz ernst. „Das ist es in der Tat, Eins-O, und mit einer der Gründe, warum man uns geschickt hat und nicht zumindest ein oder zwei Geschwader der 2. Flotte entstandt hat. Wenn wir siegen? Um so besser, dann können wir den Krieg auf lange Sicht sogar noch gewinnen und uns sehr schnell wieder Luft machen. Aber wenn wir verlieren?“ Sam schüttelte nur mit dem Kopf und sah dann einen ihrer Offiziere nach dem anderen an. „Ich bin mir bewusst, dass es für sie unsagbar schwierig aussehen muss. Ich weiß, dass es nicht fair ist das Schicksal der Menschheit auf ihre jungen Schultern zu verteilen... Aber glauben sie mir eines: in meiner Zeit vor der Navy, in der Pegasusgalaxie, auf Atlantis und dann später auf der Valley Forge, bin ich schon in aussichtsloseren Situationen gewesen und es ging mir wie ihnen. Ich war jung, ich war unerfahren und ich wurde mehrmals vor aussichtslose Aktionen gestellt und ich bin daran gewachsen. Und glauben sie mir: sie schaffen das auch. Ich habe Vertrauen in sie alle.“ Noch einmal lies Sam Carter ihren Blick über die vier Offiziere schweifen. „Nun denn... lassen sie uns essen. Wir haben noch Zeit uns vorzubereiten.“ Mit diesen Worten rief Sam nach dem Smutje.


Die Reise hinter die feindlichen Linien in den darauffolgenden Wochen verlief relativ ereignislos. Da die Besatzung jedoch inzwischen von Sam über den Auftrag informiert worden war, waren die meisten Crewmitglieder – auf jedem der zwölf Boote – mehr als glücklich damit. Nach dreiundzwanzig Tagen (24 Missionstage) erreichte Kampfgeschwader XII dann schließlich das 1340. Sternensystem und begann mit der Ausführung des Auftrags.
Am 25. Missionstag kam es dann für alle Beteiligten zu einem unerwarteten und schicksalshaften Ereignis.


Nathan McGuffin schlürfte gelangweilt an seinem Kaffee und beobachtete das Treiben auf der abgedunkelten Brücke. Es war die zweite Backbordwache des Tages und McGuffin hatte diese freiwillig übernommen. Er konnte momentan sowieso nicht gut schlafen und ein bisschen Ablenkung, auch wenn es Arbeit war, konnte da Wunder wirken. Das Gegenteil konnte man jedoch von seinem Sandwich sagen. „Und da heißt es, dass rehydrierte Nahrungsmittel so schmecken sollen, wie normale...“, murmelte der Eins-O angewidert und erntete ein höfliches Lächeln vom Navigator, der gerade nichts zu tun hatte, da T-32 – wie der Rest des Geschwaders – an einem bestimmten Punkt im System festgemacht hatte und nun bei heruntergefahrenem Antrieb der Feindflotte auflauerte. McGuffin schlenderte anderschließend mehrmals von einem Ende der Brücke zum anderen und widmete sich einem alles andere als spannenden Bericht über Gefechtsübungen in den Bug-Torpedoräumen, als er durch den sich überlappenden Schrei des Sensormaates aufgeschreckt wurde: „Commander, Kontakt mit feindlichen Zerstörern! Mindestens ein Dutzend“
McGuffins Augen weiteten sich und für das tausendstel einer Sekunde war der junge Erste Offizer, wie geschockt. Doch er war zu pflichtbewusst und professionell, um sich und die ihm anvertrauten Besatzungsmitglieder dadurch in Gefahr zu verbringen. Er schluckte also seinen Schock hinunter und befahl augenblicklich: „Gefechtsalarm geben, alle Mann an Deck! Sofort auf Tarnmodus gehen... und wecken sie den Captain!“

Sam Carter erwachte wenige Augenblicke später durch die Alarmsirenen und das laute Klicken von Militärstiefeln auf metallernen Decks und wusste augenblicklich, dass irgendetwas unheimlich schief lief. Sie schwang sich aus ihrer Koje, stieß sich dabei natürlich den Kopf an der Decke und stieg fluchend in ihre Borduniform. Dann hechetete sie so schnell, wie die engen Gänge von T-32 und die durch eben diese wuselnden Matrosen es ihr zuließen, zur Brücke.
Dort angekommen war ihr erster Befehl: „Meldung! Womit haben wir es hier zu tun?“ McGuffin salutierte zackig und gab einen Überblick über die Lage. „Mindestens ein Dutzend feindlicher Schiffe, Mr. Stiles hat sie vor...“ McGuffin unterbrach sich und blickte auf die Borduhr. „vor einer Minute und vierundzwanzig Sekunden erstmals auf den Sensoren gehabt. Ich habe Befehl gegeben den Tarnmodus einzuleiten und das Geschwader hat ähnliche Maßnahmen getroffen. Lieutenant Björnsdotter fährt gerade den Antrieb hoch, damit wir manövrieren können. Feind ist in Waffenreichweite in elf Minuten.“ Sam nickte dem Eins-O anerkennend zu und klopfte Senior Spacer Jack Stiles dankbar auf die Schulter. „Neues vom Feind, Stiles?“ Der Matrose im Mannschaftsdienstgrad, der wie hypnotisiert auf seine Sensorenschirme starrte, schüttelte nachdenklich den Kopf. „Negativ, Skipper, Feind nähert sich aus dem Schatten der Sonne, was wohl erklärt, dass ich die Hyperraumdurchgänge nicht erkannt habe.“ „Von mir hören sie keine Vorwürfe, Stiles, sagen sie nur Bescheid, wenn sich etwas tut“, meinte Sam und begab sich zum Taktiktisch, um den sich bereits McGuffin und die vor wenigen Sekunden eingetroffene Lt. Gibbons versammelt hatten. McGuffin hatte bereits auf zweien der angebrachten Monitore eine Konferenzschaltung mit dem Maschinenraum und dem Tarnungs-Kontrollraum hergestellt. Lieutenant Björnsdotter und Ensign Al-Saud nickten Sam kurz zu, als diese in den Aufnahmebereich der Kameras trat. „Ladies und Gentlemen, ich weiß ja nicht, wie sie das sehen, aber ich glaube, dass wir in eine Falle gelockt worden sind“, sagte Sam frei heraus. „Eine Falle?“, fragte Lieutenant Gibbons ungläubig. „Könnte es sich nicht einfach nur um einen dummen Zufall handeln?“ Sam schüttelte leicht den Kopf. „Ein Geschwader Zerstörer, die in den letzten vier Jahren ständig mit der Bekämpfung von Tarnbooten beauftragt worden sind, kommt ganz zufällig in dieses unbedeutende System? Und bevor sie fragen: die Ori-Militärdoktrin überprüft ein Sonnensystem immer nur Stunden vor einem Angriff, nicht fünf Tage vorher. Ich vermute, man hat uns stattdessen bewusst hierher gelockt.“ „Wollten die Ori vielleicht einen großen Fang landen?“, mutmaßte Ensign Al-Saud. Sam fand keine Zeit eine Spekulation in den Raum zu werfen, denn in diesem Moment meldete sich wieder Senior Spacer Stiles zu Wort.
„Skipper...“, stieß der Sensormaat ungläubig aus. „T-153 liegt unter feindlichem Laser- und Raketenbeschuss.“ „Haben die sich gegen stehenden Befehl enttarnt?“, fragte Sam und verspürte schon Wut gegen den Kommandanten des Bootes. „Negativ, das ist es ja, was...“ Erneut unterbrach sich der Senior Spacer mitten im Satz, nur um den Kopf zu senken und dann wieder aufzusehen, um zu verkünden: „Tarnboot 153 zerstört. Feindliches Geschwader teilt sich nun in sechs Angriffsrotten und fliegt direkt, ich wiederhole, direkt auf und steuert sechs unserer Tarnboote an. Wir sind eines davon.“
Die Brücke fiel kurz in ein allgemeines und beängstigendes Schweigen und Sam war nach mehreren Sekunden die erste, die wieder etwas sagte. Sie schlug wütend mit der Faust auf den Taktiktisch. „Sie können durch unsere Tarnung sehen.“ „Unmöglich!“, wiedersprach Ensign Al-Saud und verteidigte seine Tarnvorrichtung. „Kein Orischiff konnte bisher unsere Tarnung überwinden.“ „Sie hatten vier Jahre Zeit“, konterte Commander McGuffin monoton. „und wir haben noch keinen Versuch unternommen unsere Tarnung zu verbessern. Natürlich finden sie dann irgendwann.“ „Vielleicht peilen sie uns auch nur an, weil wir uns seit der Positionierung vor Tagen nicht mehr bewegt haben. Eine Aufklärungssonde oder ein Späher könnte unsere Position markiert haben...“, überlegte Sam laut und wandte sich an den LI. „Lieutenant, wie siehts mit dem Antrieb aus?“ „Ich kann ihnen 50% Leistung geben, Skipper, geben sie mir zehn Minuten für den Rest.“ „Ich nehme ihre 50%, danke, LI“, sagte Sam. „Navigation, setzen sie einen willkürlichen Kurs mit den Sublichttriebwerken. Mal sehen, ob es nur Glück war, dass sie uns aufgespürt haben. Funker, Befehl an alle Tarnboote: sofortiger Rückstürz zur Erde. Sie sollen Bericht erstatten. Sollten wir ihnen innerhalb von vierundzwanzig Stunden nicht folgen, ist mit dem schlimmsten zu rechnen.“ Beide Seemänner bestätigten die Befehle mit einem lauten „Aye, aye“ und Sam wandt sich wieder den Offizieren zu. „So, jetzt heißt es abwarten, ob sie uns weiterhin folgen oder nicht. In beiden Fällen machen sie sich bereit für ein Gefecht. Alle Hyperantriebe sind noch offline und ein Kaltstart dauert, wie sie sicher wissen, etwa anderthalb Stunden. Wir müssen die Ori mindestens solange aufhalten, bis das Geschwader entkommen kann.“ Sie schlug erneut mit der Faust auf den Tisch, wütend über ihre Arroganz den Feind zu unterschätzen. „Sie haben uns mit heruntergelassenen Hosen erwischt...“, murmelte sie, würde jedoch ganz schnell wieder professionell. „Nun, es nützt alles nichts. Mr. Stiles?“ „Die Feindschiffe gehen auf Abfangkurs. Nein Schiffe verfolgen das Geschwader, drei hängen an unserem Schwanz.“

Sam gönnte sich ein makaberes Lächeln. Zum einen, weil es bewieß, dass der Feind eine Möglichkeit hatte, ein Tarnboot zu orten, zum anderen, weil der Rest des Geschwaders – trotz Verfolgern – sicher entkommen würde. Ein Tarnboot beschleunigte schneller, als ein Zerstörer und auf so kurze Entfernung würde kein vernünftiger Captain einen Hypersprung ausführen lassen. Es blieb einfach nicht genug Zeit, um zu beschleunigen und abzubremsen. Die enormen Kräfte würden ein Schiff schlichtweg auseinander reißen.
Sam räusperte sich. „Gut, gut, dann wollen wir mal. Ms. Gibbons, machen sie die Torpedos scharf aber nicht die Graser. Ich will erst herausfinden, was an unserem Schiff die Zerstörer zur Orientierung nutzen. Wenigstens zu etwas sinnvollem sollte unsere Exkursion doch gut gewesen sein.“ „Aye, Skipper, Torpedos aber nicht Graser“, bestätigte Lieutenant Gibbons und die Farbe kehrte in ihr Gesicht zurück, zuversichtlich in ihren Kommandanten. „Halten sie die Tarnvorrichtung am laufen, Ensign, aber machen sie sich bereit innerhalb von Sekundenbruchteilen auf Schilde zu wechseln“, befahl Sam dem jungen Marik Bin Al-Saud.
„Feind in Waffenreichweite, startet fünf... korrigiere zehn Schiff-Schiff-Raketen mit Plasmagefechtsköpfen direkt gegen uns. Trotz der Tarnung!“, berichtete Sensormaat Stiles und betonte besonders den letzten Satz. „Nun denn, Eins-O, Befehl an alle Abteilungen: alle Systeme außer Tarnung, Lebenserhaltung, Licht und Gravitation deaktiveren.“ „Aye, aye, Skipper“, bestätigte McGuffin und grinste. Er wusste, was Sam Carter vorhatte. Auch im Jahr 2020 waren die einfachsten Methoden doch immer noch die besten.

Vom einen Augenblick auf den anderen gingen auf T-32 alle Systeme auf Stand-Bye. Aktive Sensoren, Funk, Sublichtantrieb und so vieles mehr wurden, wie der Skipper es befohlen hatte, ausgeschaltet. Die Situation rief bei vielen an Bord natürlich sofort Erinnerung an die alten U-Boot-Filme auf und – auch wenn es auf Grund der phyikalischen Beschaffenheiten des Weltalls unnötig war – alle an Bord hielten den Atem an. Wenn man einmal von der Tarnung absah, war ein Tarnboot äußerst fragil und schutzlos. Die zwei Grasergeschütztürme konnten mit der Hilfe eines resoluten Kommandanten durchaus einen Zerstörer im Artillerieduell aufs Korn nehmen, doch auf keinen Fall drei.
„Es klappt, Skipper, die feindlichen Raketen folgen uns nicht mehr, die Zerstörer verteilen sich, keiner befindet sich jedoch auf einem direkten Abfangkurs“, meldete Stiles, der über die passiven Sensoren gebäugt war und konnte seinen Satz durch die hohe Lautstärke gar nicht mehr zu Ende sprechen. Sam schickte ihrerseits ein Stoßgebet gen Himmel. Damit war bewiesen, dass die Ori ein oder mehrere Schiffssysteme orteten und nicht neue Sensoren entwickelt hatten, die durch die Tarnvorrichtung sehen konnten. Sam wartete, bis die Freundenstimmung ihrer Untergebenen sich gelegt hatte, dann sagte sie: „Dann wollen wir mal überprüfen, welches unserer Systeme die Ori so anziehend finden. Sublichtantrieb auf zehn Prozent Leistung, wenn ich bitten darf.“
Die Sublichtaggregate erwachten erneut zum Leben und dreißig Sekunden verstrichen, dann eine Minute, dann anderthalb. Jedes Mal meldete Stiles: „Feind immer noch in Waffenreichweite, aber kein weiterer Angriff.“ „Gut, dann ist es nicht der Antrieb..“, schlussfolgerte Sam. Eigentlich hatte sie es vermutet. Die vom Sublichtantrieb zurückgelassene Ionenspur wäre zwar in einem unbewohnten System ohne Flugverkehr wäre zwar mit modifizierten Sensoren annehmbar gut ortbar, doch die Ori würden ihr System sicherlich auch so auslegen, dass es in besiedelten und gut befahrenen Sonnensystemen gut funktionierte, wo sich die Ionenspuren nur so häuften. Es war also ein anderes Schiffsystem.
„Versuchen wir es mit mit Funksignalen. Normalfunk, ein konstantes Signal in alle Richtungen“, befahl Sam und war gespannt auf das Resultat, das wegen der Entfernung zwischen den Verfolgern und T-32 einige Zeit brauchen würde, um die Ori zu erreichen. Erneut verstrichen die Minuten, doch diesmal meldete Stiles: „Schiffe schießen wieder!“ „Sofort den Funk abschalten und unsere Position ändern, bringen sie uns tiefer, fünfhundert Klicks bei gleichbleibendem Parallelkurs zum Feind!“, befahl Sam, wie aus der Pistole geschossen. Die Matrosen gehorchten und auch dieses Mal gingen die Raketen ins Leere.
„Ein System haben wir schon mal“, sagte Sam zu McGuffin gewandt. „Ich hätte es mir denken können: ein Schiffsystem, das Impulse aussendet, die mit der richtigen Ausrüstung zurückverfolgt werden können. Clever, könnte von McKay sein.“ „Nicht von ihnen?“, fragte McGuffin belustigt. „Nein, ich hätte keine vier Jahre benötigt, um das auszuprobieren. Aber wir haben ja bisher auch nie einen Überlebenden übergelassen...“, antwortete Sam locker und zwinkerte dem Eins-O zu. „Wir probieren jetzt alles aus, was sonst noch konstante Impulse ausstrahlt.“ McGuffins Augen öffneten sich weit, als dieser darüber nachdachte. „Dann bleibt ja nur...“ „Exakt“, bestätigte Sam und nickte überrascht lächelnd. „Die aktiven Sensoren.“ „Jetzt fühl ich mich tatsächlich, wie auf einem U-Boot“, meinte McGuffin und gab Sams Order weiter: „Aktive Sensoren ein!“ Stiles machte sich daraufhin ans Werk und nur Augenblicke später meldete er: „Raketenbeschuss!“ „Danke, Mr. Stiles, wir gehen wieder auf passive Scanner!“, befahl Sam und sah zu McGuffin. „Lt. Commander, vermute ich recht, wenn ich sage, dass wir nun wissen, worauf wir demnächst achten müssen?“ „In der Tat, Skipper“, bestätigte McGuffin. Sam sah, dass sich Stiles plötzlich zu Wort meldete. „Was gibt es, Senior Spacer?“ „Skipper, als wir die aktiven Sensoren eingeschaltet hatten, hab ich etwas interessantes bemerkt: der Feind hat die Schilde unten und die Energie zum Antrieb und den Sensoren umgeleitet, wohl um uns besser zu verfolgen.“ Sam setzte ein triumphierendes Siegeslächeln auf. „Danke für die Information, Stiles. Eins-O, ich überlasse ihnen die nötigen Anweisungen.“ McGuffin nickte Sam dankbar zu und aktivierte das Intercom. „Hier spricht der Erste Offizier. Alle Stationen bereitmachen für die Torpedierung unserer Verfolger. Torpedoräume Klarmeldung! Waffenoffizier, Feuerleitlösung berechnen!“

Ein weiteres Mal erfüllte Gewusel T-32, als die einzelnen Stationen sich bereitmachten für die Torpedierung der drei feindlichen Zerstörer. Torpedierungen waren immer heikel, doch nicht der Teil, der das abfeuern der Waffensysteme beinhaltete, es war der Tei, der darauf folgte. Eine Feuerleitlösung konnte man auch mit den passiven Sensoren berechnen, es dauerte einfach nur länger und die Fehlerqoute lag etwas höher, doch ein guter Waffenoffizier bekam auch das hin. Das Problem beim abfeuern war die Tatsache, dass man nah genug heran musste, weit in die Reichweite feindlicher Raketen und Strahlenwaffen. Erschwerend kam noch hinzu, dass ein Tarnboot sich zum abfeuern – und noch einige Zeit dartauf - enttarnen musste, denn die starken Störfelder, die das Schiff schützen sollten, behinderten zugleich die sensible Elektronik der Aale. Dieses gigantische Manko war es, dass für die hohe Zerstörungsquote unter den Tarnbooten sorgte. Doch Sam Carter war entschlossen auch dieses Mal zu überleben.
Serina Gibbons wandte sich von ihrer Station ab und Sam zu. „Alles bereit, Skipper, auf ihr Signal. Ich habe acht Aale scharf und programmiert.“ Sam nickte und betrachtete das taktische Hologramm, das der Taktiktisch erzeugen konnte. „Verpassen sie dem Schiff, das uns am nächsten ist zwei Aale, den beiden anderen drei. Zur Not können wir noch die Graser nutzen.“ „Aye, aye, Skipper“, bestätigte Gibbons. „Bereit, wenn sie es sind.“ Sam nickte und war froh darüber. Wenn der Feind auf Energiewaffenreichweite war und man nicht mehr Entfernung zwischen sich und ihn bringen konnte, dann brachte man so einen Einsatz einfach hinter sich. So oder so, sie mussten den Feind vernichten. Einerseits, um beim Eintritt in den Hyperraum nicht in den Rücken geschossen zu werden (den Hyperantrieb zu laden dauerte schließlich achtzehn bis zwanzig Sekunden), anderererseits um ein Zeichen an die Ori zu schicken: die Tarnboote sind noch tötlich und ihr könnt weiterhin nichts dagegen tun. „Bereitmachen für Angriff, auf mein Zeichen enttarnen und feuern. Gleichzeitig eine Subraumnachricht an das Flottenkommando schicken, die über unsere Entdeckung berichtet. Diese Information muss unter allen Umständen durchkommen.“
Alle angesprochenen Männer und Frauen bestätigten noch einmal und schließlich befahl Sam: „Angriff!“

Nach Sam Carters Befehl ging alles rasend schnell. T-32 ließ von einem Moment auf den anderen die Tarnung herunter und war von da an von aller Welt aufspürbar. Nicht so jedoch die acht Aale, die von T-32 im Zeitraum von zwei Sekunden starteten und ihre Ziele ansteuerten. T-32 begann zu beschleunigen und einen anderen Kurs einzuschlagen. Welcher Kurs war hier egal, es ging nur ums Überleben bis der Hyperantrieb hochgefahren war.
„Wir führen einen willkürlichen Sprung aus“, befahl Sam. Ein willkürlicher Sprung durch den Hyperraum war riskant, da man ein Eintrittsfenster auf Gut Glück suchte, in dieser Situation jedoch besser, als hier zu bleiben. Und das wichtigste: es verkürzte die Zeit bis zum Sprung um die Hälfte, als den Navigationscomputer ein exaktes Fenster berechnen zu lassen. Der Navigator bestätigte Sams Befehl: „Willkürlicher Sprung in acht, sieben, sechs, fünf, vier, drei, zwei...“
Zwei Sekunden vor dem Sprung passierte es. Der Zerstörer, der T-32 am nächsten war, feuerte zwei schwere Lasergeschütze auf das praktisch schutzlose Schiff ab. Der erste Schuss brauchte die Schutzschilde fast auf, der zweite Schuss versetzte ihnen den Gnadenstoß und riss die komplette Backbordseite auf. Sektionen wurden dem Vakuum des Weltalls ausgesetzt und mehrere Crewmitglieder wurden von den unbeschreiblichen Kräften in die Leere des Alls hinausgesogen. Und dennoch sprang T-32 in den Hyperraum. Dennoch trafen Sekunden später die Aale ihre Ziele und nahmen den Führungszerstörer und einen der beiden Begleitzerstörer mit sich.

„Bericht!“, befahl Sam und hielt sich am Taktiktisch fest. „Sektionen 3-5 auf den Decks 1 und 2 aufgerissen, Druckschotts und Kraftfelder in Funktion, aber ich weiß nicht, wie lange noch!“, bellte der LI über Intercom. „Skipper, wir müssen so schnell, wie es geht, raus aus dem Hyperraum. Ich brauch nicht auch noch die Strahlung, wenn ich uns retten soll!“ „Ich seh mal, was sich machen lässt, LI!“, entgegnete Sam fast schreiend und blickte, wie so oft an diesem Tag, zu Senior Spacer Stiles. „Mr. Stiles, wir brauchen einen netten Flecken und parken, haben sie da was in der Nähe?“ „Negativ, Skipper, ich bin so gut, wie blind, die Sensoren sind beschädigt.“ „Dann müssen wir uns auf unser Glück verlassen. Navigator, sobald wir etwas über... vier Lichtjahre zwischen uns und unsere letzte Position gebracht haben, verlassen wir den Hyperraum und verbleiben dort, bis die Reparaturen abgeschlossen sind.“

Vier Lichtjahre vom 1340. Sternensystem entfernt verließ T-32, schwer beschädigt und mit geschockter Crew, den Hyperraum. Es war kein Sternensystem, es war einfach nur der weite Weltraum zwischen zwei Systemen.
„Statusreports“, befahl Sam, die sich nun etwas beruhigt hatte. „Vier Tote, zwei weitere werden noch vermisst, schwere Schäden an Backbord, wir vollführen eine unkontrollierte Wende“, berichtete McGuffin, der sich an einer Konsole Informationen beschaffte. „In Ordnung, lecken wir unsere Wunden und dann nichts wie nach Hause“, meinte Sam und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Nur Augenblicke vergingen, bis Stiles erneut die Stimme erhob. „Skipper!“
Diesmal musste Stiles nicht weitersprechen. Sam blickte auf einen ihrer Monitore, der die Aufnahmen einer Bug-Kamera widerspiegelte. Sie schloss resignierend die Augen. „Ich sehe es, Mr. Stiles.“ Ein Ori-Schlachtschiff der Aussteigende Gerechtigkeit – Klasse war fünfhundert Kilometer vor T-32 aus dem Hyperraum gekommen.





Fortsetzung folgt... im vierten Kapitel
Kapitel 3 by Atlan
2.03 Das Konglomerat
von Colonel Maybourne



Es war ein sonniger Tag und der Krieg, der sich der Erde immer unaufhaltsamer näherte, schien für den Moment in weiter Ferne zu sein.
Die Menschen litten unter einer Hitzewelle und die, die nicht Sonderschichten in ihren Firmen ableisten mussten, genossen den Tag.
So auch Rene Rust, die mit ihrer und Franzis Tochter sowie Jules Kindern im Park war, da auf diese Art der Krieg weit zu entfliehen schien.
Es war einfacher, einfach abzuschalten und sich der Kinder zu erfreuen, als nur vom Krieg auf Schritt und Tritt verfolgt zu werden.
Dabei sah sie zu Jules Tochter.
„Hey Sandra, komm wieder her.“
Zwar war das Mädchen gerade mal drei Jahre und acht Monate alt, aber sie spurte sofort und so lief sie zurück zu ihrer Pflegemutter.
Diese schimpfte ein wenig mit ihr.
„Bleibst du wohl hier Fräulein, du kannst nicht einfach weglaufen.“
Da meldete sich Jolinar in ihrem Kopf.
„Sei nicht zu streng zu der Kleinen, sondern bau sie wieder auf.“
Rene sah das auch ein.
„Ja hast recht alte Dame, wie immer.“
Sie richtete Sandra den Kragen und strich ihr über den Kopf.
„Deine Mutter würde sicher…“
Weiter sollte sie aber nicht kommen, da sie plötzlich einen Schatten, für sie wie ein Stalker aussehend, in den Gebüschen sah.
Sie griff sofort instinktiv zu ihrer Waffe und legte sie auf die Bank, aber noch wollte sie es auf die gute Art versuchen.
„Hey, wer sind sie?“
Aber auch Rene konnte nicht riskieren, dass es ein Pädophiler war, der sie gerade beobachtete, es ging immerhin um die drei Kinder.
Da kam Jules ältester Tobias angerannt und sah sie an.
„Tante Rene, was will der Mann von uns?“
Sie entsicherte jetzt ihre Pistole und stand auf.
„Das finde ich raus, kümmere dich um die Mädchen.“
Die Gestalt hatte bemerkt, dass sie entdeckt worden war und zog die Kapuze dichter ins Gesicht, es war so einfach sicherer.
Als sie merkte, dass Rene die Waffe auf sie gerichtet hatte, lief sie schnellen Schrittes davon, in einen Wagen mit laufendem Motor.
Rene ging wieder zu den Kindern zurück und sicherte ihre Waffe.
„Alles klar, meine Kleinen, der böse Mann ist weg.“
Da sah sie ihre Tochter Katrin an.
„Mutti, ich dachte, das wäre eine Frau.“
Rene verzog leicht ihr Gesicht, als sie die Sachen auf der Bank zusammen packte.
„Bist du sicher?“
Ihre Tochter bejahte es und auch Rene musste sich fragen, ob das vielleicht eine Frau war, da ihr der Gang und die Haltung bekannt vorkamen.
Aber sie konnte nicht einordnen, woher sie das schon mal gesehen hatte und so packte sie auf die Schnelle alles zusammen.

Der Wagen, der dem ONI gehörte und von Vize-Admiral Nina König abgestellt war, fuhr in westlicher Richtung aus der Stadt.
Hinten saß Julia Tora, die wieder ihren Mädchennamen angenommen hatte und Vergeltung suchte, es auf eine Art und Weise planend, wie nie zuvor.
Als man ihr ihren Mann Gideon nahm, zerbrach auch ihr Halt, der ihr in den letzten Jahren bei so vielen Momenten als Gewissen diente.
Jetzt hingegen war sie innerlich beinahe wieder wie vor ihrer ersten Begegnung mit Gideon, es schockte selbst Nina König ein wenig.
Da bekam sie einen Anruf.
„Was ist?“
Am anderen Ende der Leitung war die Geheimdienstchefin der Erdstreitkräfte Nina König, für sie war das ein trockener Anruf.
„Tora, wo sind sie?“
Jules brauchte eine Sekunde.
„Habe nur mal nach meinen Kindern gesehen.“
Man konnte König fast durchs Telefon explodieren hören und sie war mehr als nur wütend, da Jules aus ihrer Sicht alles gefährdete.
„Ja, sind sie denn völlig wahnsinnig geworden?“
Julia hielt jedoch nur das Telefon weg von dem linken Ohr als die nächste Standpauke kam, in einem Ton wie selten zuvor.
„Sie müssen völlig ihren Verstand verloren haben und sie gefährden auch noch ihre Kinder, es ist einfach nicht zu fassen.“
Jules blieb aber ruhig.
„Keinen Stress, mich hat keiner erkannt.“
Die Geheimdienstchefin schien fast zu platzen, aber sie blieb ruhig, was in diesem Moment bei ihr mehr Disziplin verlangte als das Verhören von Prioren.
„Sie waren… direkt in der Öffentlichkeit?“
Jules sah aus dem Fenster, während sie die Autobahn erreicht hatten und sie sich ausmalte, bei wem sie als erstes Mord und Totschlag bringen würde.
„Ja, aber ich war achtsam und mich hat keiner erkannt, aber ich musste meine Kinder sehen, es hätte mich sonst verrückt gemacht.“
König ermahnte sie trotzdem.
„Denken sie vielleicht, dass ich sie wegen früherer Streitigkeiten von den Kindern fernhalte, es auf diese Art mit ihnen austragen will?
Dann sind sie auf dem Holzweg und ich kann ihnen versichern, dass es nur ihrem Schutz dient, in Anbetracht ihrer Gegner.“
Jules rollte mit ihren Augen.
„Ja… warum haben sie mich angerufen?“
Die Antwort kam wie aus der Pistole geschossen.
„Wir haben einen der Komplexe identifiziert, von wo aus das Konglomerat operiert und ich will sie auf eine Reise schicken.“
Jules hatte sich so was schon gedacht und sah wieder aus dem Fenster.
„Wo?“
Nina Königs Stimme erhärtete sich etwas.
„Auf Deimos, das ist…“
Da wurde sie sofort rüde unterbrochen.
„Der Marsmond, ja... beschränken sie sich auf das Wesentliche.“
Die Biestigkeit in den Stimmen beider nahm zu und auch die Geheimdienstchefin konnte es in der Sprache mit ihr aufnehmen.
„Schön…wissen sie auch, dass der halbe Mond seit einem Jahr in Privatbesitz ist und dort auf ungewünschte Gäste sofort geschossen wird?“
Jules blickte kurz das Handy an und wünschte ihrer Gesprächspartnerin einen leidigen Tod, bis sie sich erinnerte, dass sie die Frau brauchte.
„Nein, schicken sie mir die Koordinaten.“
Ein Datenpaket mit allem was sie wollte und etwas mehr kam keine halbe Minute später an, es enthielt noch Lebensläufe einiger Wissenschaftler und Söldner.
Denn auf Deimos war eines der weltweit führenden Sicherheitsunternehmen und Julia war auf diese Typen nicht gut zu sprechen.
In der Vergangenheit war sie mit Söldnern immer wieder zusammen gestoßen und bald war es wieder so wie früher…


Zwei Tage später:

In einem Frachter, der Global Dynamics, einem der größten Rüstungsunternehmen für die Navy, gehörte, landete Julia auf dem Deimos.
Das ONI konnte einen falschen Namen auf eine Liste autorisierter Personen setzen, sowie auch Ausrüstung mitschicken lassen.
Unterwegs musste sie sich dreimal ausweisen und als sie dachte, dass sie auffliegen würde, kam zu ihrer Überraschung jedes Mal das Glück zu Hilfe.
Und so setzte sie ihren Fuß auf diesen teilweise terraformten Mond, der sie in vielerlei auf eine Reise in die Vergangenheit schickte.
Die Städte, die sie überflog, sahen wie ehemalige Frontiersiedlungen im Wilden Westen aus, da sie wie kleine Arbeitersiedlungen in der Wüste angelegt waren.
Sie sah noch mal in ihre Daten.
„Providence City… sieht aus wie das letzte Rattennest.“
Da kam ein Besatzungsmitglied.
„Tut mir leid, aber wenn wir gleich landen, müssen sie ihr Handy ausmachen.“
Sie nickte und steckte es weg.
„Wenn es denn sein muss…“
Die Stewardess bestand darauf.
„Firmenpolitik, sie müssen das Handy ausschalten und bei der Landung kontrollieren lassen, da sie sonst Deimos nicht betreten können.“
Jules gehorchte, auch wenn es ihr zuwider war.
„Zufrieden?“
Die Stewardess überhörte den gedehnten Ton und prüfte, dass ihr Telefon nicht lautlos war, es gab strikte Anweisungen.
Jules hätte ihr in dem Moment am liebsten ihren Hals umgedreht, als sie sich an dem Handy zu schaffen machte.
Doch dann wäre die Mission gescheitert und Nina König würde sich ihren Hals vornehmen, in Aussicht auf lang aufgestaute Ablehnung beiderseits.
Sie sah dann wieder aus dem Fenster.
„Ein paranoider Konzern, na toll…“
Das Schiff überflog eine weitere Stadt und auch die war wie eine Wüstensiedlung angelegt, an der Stadtgrenze waren sogar ein paar Cowboys.
Da kam eine Meldung durch.
„Wir landen jetzt, bitte schnallen sie sich an.“
Jules legte sich schnell den Gurt über und ging im Kopf noch mal durch, was ihr am Boden bei der Kontaktaufnahme helfen könnte.
Denn hier war nichts so wie andernorts, da der ganze Mond schon seit Jahren komplett isoliert war und auch die Behörden bisher auf Granit bissen.

Nachdem sie ausgecheckt hatte, war der nächste Halt ein Salon, in dem sie sich Zugang zu der geheimen Forschungsstation erhoffte.
Denn Global Dynamics operierte nicht an der Oberfläche, wo sie durch eine Scan der Navy zu jeder Zeit kontrolliert werden konnten.
Der Komplex, in den Julia wollte, lag tief unter der Oberfläche und nur wenige hatten Zutritt, so dass das sie sich erst umhören musste.
Sie schlug mit beiden Armen die Schwingtür auf und sofort waren alle Augen auf sie gerichtet und jeder Blick schien sie regelrecht zu fixieren.
Sie aber beruhigte die Situation.
„Hey, ich habe gehört, hier gibt’s den besten Bourbon.“
Der Barkeeper grinste sie an.
„Wäre möglich, aber ist das für so ne kleine Lady nicht zu stark?“
Sie ging breitbeinig zum Tresen.
„Ich bin größer als ich aussehe.“
Der Mann hinter der Bar musterte sie eingehend.
„Irgendwoher kenne ich sie…“
Jules hatte damit gerechnet und nahm ihm gleich den Wind aus den Segeln.
„Ja, ich werde immer mit dieser Killerin verwechselt.“
Und auch wenn es ihr zuwider war, sich als Killerin zu bezeichnen, musste sie diese Maske bei diesen Leuten aufrecht halten.
Der Barkeeper runzelte mit der Stirn.
„Ja, die Tora war schon ein Kaliber, aber jetzt…“
Sie versuchte sich nichts anmerken zu lassen und trank den Whiskey aus, da die Leute noch in Zweifel schwelgten, ob sie es nicht doch wäre.
Immerhin hatte Julia über Jahre hinweg in diesen Kreisen für Aufruhr gesorgt und das war auf keinen Fall vergessen oder vergeben.
Aber dann besann sie sich ihres Auftrages und sprach wieder den Barkeeper an, der gerade für kleine Jungs gehen wollte.
„Entschuldigen sie noch mal, aber ich bin hier mit einem Sergio Cortalone verabredet und er hat sich noch nicht gemeldet.“
Der Mann überlegte kurz.
„Ja, den kenne ich, aber ich weiß nicht, wo er steckt.“
Jules nickte und dachte, dass ihr Kontaktmann eventuell geschnappt wurde, als es draußen auf einmal sehr laut wurde.
Einige Schüsse waren zu hören und dazu kam das Quietschen, von Reifen, was sie veranlasste, auf die Straße zu laufen und nachzusehen.

Auf dem staubigen Boden war ein Mann im Nadelstreifenanzug und umklammerte den Koffer in seinen Händen.
Er hatte Todesängste und Schweißperlen flossen über seine Stirn, als drei Männer mit Waffen von einem Truck abstiegen.
Jeder von ihnen trug einen schwarzen Kampfanzug und hatte eine Schirmmütze auf dem Kopf, was sie gefährlich aussehen ließ.
Der Mann am Boden hatte jedenfalls mit dem Leben schon abgeschlossen, als er die Brille auf seine Nase schob.
„Bitte, macht es nicht zu…“
Weiter sollte der aber nicht kommen da Jules eingriff und einem Söldner das Genick brach, da sie nicht ansehen wollte, wie der Mann gemeuchelt wurde.
Er war ihr Kontakt und sie musste dafür sorgen, dass er am Leben blieb, auch wenn das jetzt in vielerlei Hinsicht schwieriger wurde.

Den ersten konnte sie ganz leicht erledigen, als sie sich hinten angeschlichen hatte und er es in dem Moment mit der Wachsamkeit nicht so genau nahm.
Und nachdem sie dem Mann das Genick gebrochen hatte, wurden die anderen aufmerksam, so als hätte sie in ein Wespennest gestochen.
„Ist das nicht…“
Der andere sah es genauso.
„Ja, das Miststück Tora.“
Beide hoben ihre Waffen und feuerten in Jules Richtung, aber die Kugeln verfehlten sie, da bei dem Stand der Sonne die Söldner geblendet waren.
Jules hatte die Stelle absichtlich gewählt, dass sie im Vorteil wäre und nahm Sand in die Hand, da sie jetzt zum Angriff überging.
Gerade als weitere Kugeln an ihr vorbei zogen, drückte sie sich mit den Beinen vom Boden, da sie im Sprung auf beide losgehen wollte.
Jules sprang zwei Meter und rollte sich am Boden ab, wobei sie neben dem ersten Söldner auf die Beine kam und ihm den Sand in die Augen warf.
„Überraschung, Süßer…“
Er war für den Moment abgelenkt und sie entriss ihm die Waffe, die sie ihm auch sogleich auf dem Schädel schlug.
Er taumelte ein paar Schritte zurück und sie legte ihre Waffe auf den anderen an, der seine auf sie richtete, aber zu langsam war.
Julia schoss und erledigte ihn mit einer gezielten Salve, während um sie die Bewohner der Stadt mit offenem Mund dastanden.
„Sie ist doch nicht tot.“
„Jetzt hat die Firma echt ein Problem.“
„Wenn das bekannt wird… oh Mann.“
Jules aber nahm den Söldnern ihre Munition ab und steckte noch eine Pistole in den Gürtel, da es jetzt erst richtig losging.
Sie ging zu ihrem Informanten der am Boden und half ihm hoch.
„Sergio Cortalone, wir sollten den Platz verlassen.“
Er nahm ihre Hand und schüttelte den Kopf.
„Als Vize-Admiral König meinte, dass sie jemand schicken würde, dachte ich nicht, dass sie es so wörtlich mit „Der Tod in Persona“ nehmen würde.“
Jules sah ihn belustigt an.
„Die Alte kann einen doch immer wieder überraschen… wer sind die Typen?“
Cortalone zeigte auf den Nacken eines der toten Söldner.
„Sehen sie da mal nach.“
Jules schob das Shirt weg und sah einen Strichcode im Nacken tätowiert, wie sie es vor Jahren schon mal gesehen hatte.
Und sie fröstelte leicht bei dem Gedanken, denn vor ihr lag ein Jaffa/ Mensch Hybrid, was auf Ba‘al hinweisen sollte.
„Die haben wir alle erledigt…“
Cortalone verneinte das.
„In einer Anlage fielen Global die elf in die Finger und es gelang, sie umzuprogrammieren, da einer der Wissenschaftler mit überlief.“
Erneut stieg in ihr die Wut hoch und sie schnappte den ONI-Informanten, da sie auf der Straße nicht lange durchhalten würden.
Sie zog ihn in eine Nebenstraße und stieß ihn in eine offene Tür, weil sie nur so überleben und ihre Mission erfüllen konnte.

Sie schloss die Vorhänge und löschte beide Lampen, die diesen Raum erhellten, bevor sie es sich auf einem der Sessel bequem machte.
Corlatone fröstelte immer noch, aber er war sich auch bewusst, dass sie der einzige Schutz auf diesem verdammten Mond war.
„Wie konnten sie den Anschlag überleben?“
Julia sah ihn für einen Augenbloch nostalgisch an, bevor sie aufstand und einen Drink aus der Minibar nahm.
„Weiß ich nicht genau, aber das ONI hatte seine Finger im Spiel.“
Corlatone nickte verstehend.
„Ja, Nina König hat viele Überraschungen auf Lager.“
Jules nahm einen Schluck Wodka.
„Ja… die dumme Ziege hat mir oft das Leben schwer gemacht.“
An ihrem gedehnten Ton erkannte Sergio Corlatone, dass sie das Thema wechseln wollte, da sie auch schon mit den Augen rollte.
Daher griff er zu seinem Aktenkoffer und kramte ein vertrauliches Dokument raus.
„Sie sind sicher deswegen hergekommen.“
Jules las das Dokument sorgsam durch aber sie war keine Wissenschaftlerin und konnte so bei den Formeln nicht wirklich durchsteigen.
„Was ist das jetzt?“
Corlatone nahm das Schriftstück wieder an sich.
„Die Firma ist an der Formel für eine spezielle Waffe, mit der sie den Krieg gegen die Ori auf einen Schlag beenden könnte.“
Sie klatschte sofort in die Hände und stand auf.
„Das ist doch hervorragend.“
Ihr Informant sah das aber nicht so und nahm jetzt ebenfalls einen Drink.
„GD hat die Formal seit Monaten und hat nichts unternommen, um die Ori zu stoppen, also ist gar nichts hervorragend.“
Jules dachte einen Moment nach und wurde dann stinksauer.
„Diese Typen wollen den Krieg am Laufen halten, um an den Rüstungsaufträgen zu verdienen und diese Waffe nur benutzen, wenn wir es nicht schaffen…“
Corlatone klatschte in die Hände.
„Sehr gut, ihre Augen sind jetzt offen.“
Jules trat mit voller Kraft gegen den Stuhl und hämmerte gegen die Wand.
„Wir verrecken da draußen und wofür…“
Ihr Informant wollte erst nichts sagen, aber entschied sich dann um.
„GD würde sagen, fürs Big Business.“
Sie kam schnell zu ihm rum und baute sich vor ihrem Kontaktmann auf.
„So…dann werde ich die Ratten mit den eigenen Aktien erschlagen und dafür sorgen, dass bei kommenden Generationen Business als…“
Nun hob Corlatone die Hand und unterbrach sie.
„Sie können nicht menschliche Schwächen heilen, indem sie die Big Player abknallen.“
Jules hingegen zuckte nur mit den Schultern.
„Das werden wir sehen.“
Danach ließ sich alle nötigen Infos geben, da Jules beabsichtigte, so schnell wie nur möglich in den Komplex einzusteigen.
Denn die Bewohner der Stadt hatten sicher schon längst Alarm geschlagen und sie musste auf der Hut sein, um nicht erwischt zu werden.


Zwei Stunden später:

Jules saß am Steuer des Trucks, mit dem die Söldner in die Stadt gekommen waren und fuhr zum Tor des Forschungskomplexes.
Ein kleiner Teil befand sich nämlich oberirdisch und bildete den einzigen Zugang zu dem Teil, in den sie vordringen wollte.
Allerdings galt es, als erstes das Haupttor zu überwinden, an dem mehrere Wachen standen, da aus der Stadt Alarm geschlagen wurde.
Julia legte die Pistole auf den Beifahrersitz und das Gewehr klemmte sie zwischen ihre Beine, da sie bei einem Schusswechsel schneller drankommen würde.
Aber sie versuchte es erst mal im Guten.
„Guten Tag, ich habe einen Termin.“
Die Wache musterte sie eigenartig und war sich nicht ganz sicher was er sagen sollte, da er, als der Alarm gegeben wurde, keine Beschreibung der Verdächtigen bekam.
„Zu wem wollen sie?“
Julia zeigte ihm eines der gefälschten ONI Dokumente und hoffte, dass sie weiter kam, was so einfach nicht werden sollte.
„Der Code ist seit gestern Abend abgelaufen.“
Die Wache griff zu ihrer Pistole und sie versuchte es noch mal durch Reden, auch wenn es auf den Mann keine Wirkung haben würde.
„Dann haben die mir das falsche Protokoll geschickt.“
Die Wache ließ sich jetzt aber nicht mehr hinhalten.
„Steigen sie sofort aus dem Wagen und leisten sie keinen Widerstand.“
Dabei hob er die Waffe, aber merkte nicht, dass sie schneller war und durch die Tür schoss, bis er auf dem Boden aufschlug.
Der Mann wand sich am Boden und starb, als die anderen Wachen aufgeschreckt das Fahrzeug umzingelten und die Waffen in Anschlag nahmen.
Sie jedoch trat auf das Gaspedal und schoss einfach durch das Tor.
„Soweit, so gut…“
Allerdings zogen jetzt die Kugeln an ihr vorbei und Julia musste Schlangenlinien fahren, da es ziemlich gefährlich wurde.
Dabei nahm sie noch ein Wachhäuschen mit und erledigte die beiden Wachen, während es auf der Straße jetzt heftiger zuging.
„Ja, war das knapp…“
Eine sehr altmodisch wirkende Panzerfaust schoss rechts an dem Wagen vorbei und traf sie zu ihrem Glück nicht richtig.
Aber die Druckwelle reichte aus um den Wagen aus der Spur zu bringen und umzuwerfen, der Schub erledigte den Rest.
Auf der linken Seite liegend, rutschte er in eine Mauer und sie hatte Glück, nicht eingeklemmt zu werden, oder Schlimmeres zu erleiden.
„Na dann, raus hier.“
Im nächsten Augenblick hatte Julia sich aus der Fahrkanzel geschält und die Waffe auf die auf der rechten Seite anstürmenden Wachleute gerichtet.
Sie feuerte ihr halbes Magazin leer und tötete vier Männer, die nicht rechtzeitig wegkamen, so dass sie sich eine Verschnaufpause leisten konnte.
Zu ihrem Glück hielt an der Stelle, wo sie gerade stand, ein Aufzug, in den sie hineinsprang und es sich für einen Moment bequem machte.

Nachdem der Fahrstuhl sein Ziel erreicht hatte, warf sie sich mit einer Rolle raus und hielt den beiden Wissenschaftlern vor ihr die Pistole vor die Nase.
Beide waren so perplex, dass sie die Ordner fallen ließen und wie zur Salzsäule erstarrt an die Wand gingen und Aufstellung nahmen.
„Bitte, tun sie uns nichts.“
Sie hielt erstmal nur dem jüngeren die Waffe auf die Stirn.
„Was genau geschieht hier?“
Der junge Forschungsassistent zitterte am ganzen Leib, als er antwortete.
„Wir sind nur ein Entwicklungskomplex für Biologische…!
Da unterbrach sie ihn aber sogleich.
„Was???... werden hier Biowaffen gebaut?“
Nun antwortete der ältere Forscher.
„Das wissen wir nicht, alle Abteilungen arbeiten gesondert an ihrer Sache und nur der Boss ist über alles im Bilde.“
Das kam ihr aber zu einfach vor.
„Mein Mann hatte auch einen Weltkonzern bevor eure Bosse ihn gekillt haben, aber so was ist mir noch nicht untergekommen.
Wenn keiner weiß was er genau macht, wie sollen am Ende die Fehler ausgebügelt werden, da muss man doch…“
Jetzt unterbrach der Jüngere aber sie.
„Hab ich am Anfang auch gefragt, aber es hieß Klappe halten und Gehaltsscheck kassieren, so haben sie mich jedenfalls eingeschüchtert.“
Jules hatte nun genug.
„Schön, sagt mir, wo die nächste Waffenkammer ist und ich lass euch beide am Leben, aber bei der nächsten Gelegenheit verschwindet ihr von hier.“
Der Ältere zeigte ihr den Weg.
„Rechts runter und dann die zweite Tür links.“
Sie nickte nur kurz und ging dann weiter, doch ließ in ihrer Wachsamkeit nicht nach, da es auf den Fluren vor Wachen nur so wimmeln musste.
Seltsamerweise war sie noch keiner begegnet und das ließ sie stutzig werden, aber weil sie auf alles vorbereitet war, nahm sie auch diesen Umstand freudig hin.
Schließlich kam sie an der Tür an.
„Verschlossen, war ja klar…“
Sie hob ihre Waffe und schoss zweimal in das Schloss, bevor sie der Tür einen Tritt gab und so in die Waffenkammer kam.
„Aber hallo, hier ist ja alles drin…“
Und Julia sollte Recht behalten, denn hier fand sie alles, was sie schon immer haben wollte, es gab aber auch viele unbekannte Sachen.
„Da werde ich lieber mal die Finger von lassen…“
Nachdem Julia über so viele Jahre Aufklärungsmissionen gegangen war, wusste sie genau, bei welchen Dingen sie Finger anlegen durfte und wo nicht.
Und das waren so futuristische Waffen, die Franzi ihr früher in Stich ließen, wenn sie bei den Dingern nur zu stark hustete.
Da hörte sie mehrere klappernde Türen.
„OK, jetzt geht’s los.“
Sie griff auf der Stelle eine Granate und warf sie in den Korridor, wo sie Chaos anrichtete und zwei Söldner tötete.
Darauf zog Julia eine ABC-Maske, sowie Wärmebildkamera über und warf Rauchgranaten auf den Ansturm an Söldnern.
Mit einer schnellen Rolle nach vorn schmiss sie sich aus der Waffenkammer und erschoss auf einen Schlag vier Männer, die direkt in ihre Schusslinie liefen.
Allerdings war sie durch ihre Maske auch im Vorteil, da die Wachen keine Masken hatten, bei einer Rauchentwicklung wo man die Hände nicht mehr vor Augen sah.
Plötzlich war eine Ansage über den Lautsprecher zu hören.
„Julia Tora, wir wissen, dass sie hier sind und fordern sie auf, sich auf der Stelle zu ergeben, es gibt keinen Ausweg.“
Sie bellte aber nur in Richtung der Lautsprecher.
„Das könnt ihr getrost vergessen.“
Allerdings wurde sie gehört.
„Dies ist die falsche Antwort.“
Doch Jules hatte schon einen Ausweg gefunden und zwar in Form eines Lüftungsschachtes, er war gerade breit genug um durchzupassen.
Aber die Männer könnten nicht folgen und sie war für den Moment aus der Schusslinie, wo zu ihrem Glück mehrere Ausgänge warteten.
Julia entschied sich für ein Büro, wo eine Sekretärin unter ihrem Tisch kauerte und wartete, so dass es für Jules leicht war, einzudringen.


Währenddessen im Kommandobereich der Anlage:

Die Nachricht, dass ausgerechnet Julia Tora hier eingedrungen war, schlug wie eine Bombe ein und ließ die Menschen unruhig werden.
Und bisher wusste nur das Wachpersonal, wer sich mit ihnen anlegte, da der Boss der Anlage gerade mit seiner Sekretärin intim war.
Aber der Alarm, der ausgelöst wurde, ließ ihn aufschrecken und sofort in die Zentrale kommen, wo er leichenblasse Gestalten vorfand.
Er rieb sich erstmal die Hände und setzte sein Marketinglächeln auf.
„Was ist denn bei ihnen für eine Stimmung?“
Ein Söldner blickte ihn niedergeschmettert an.
„Wir haben einen Eindringling…“
Der karrierebewusste Geschäftsmann ließ ihn aber nicht ausreden, sondern klopfte ihm auf die Schulter und versuchte die Stimmung zu heben.
„Na, dann jagen wir den und machen uns ein Spaß im Verhör.“
Nun reichte es dem Sicherheitschef aber und er zeigte das Bild einer Überwachungskamera, da er nicht massakriert werden wollte.
„Es ist Julia Tora.“
Der Geschäftsführer sah auf das Bild und schüttelte energisch den Kopf.
„Nein, die ist tot.“
Der Sicherheitschefs korrigierte ihn, während einige seiner Männer anfingen zu zittern.
„Leider nicht und die hat damit begonnen, unsere Männer zu eliminieren, wobei wir sehr hohe Verluste zu beklagen haben.“
Der Geschäftsführer sah ihm scharf in die Augen, weil er noch an einen Scherz glaubte und zu diesem Zeitpunkt nicht als Idiot dastehen wollte.
„Sie meinen das… ernst?“
Der Sicherheitschef nickte.
„Zu meinem Bedauern, ja.“
Der Geschäftsführer wurde darauf ganz unruhig und lockerte hektisch seine Krawatte, da er es nicht gewohnt war, auf solche Situationen zu reagieren.
„Und… was… schlagen sie vor?“
Dem Sicherheitschef fiel allerdings auch nicht viel ein.
„Wir hatten ihr eine Falle an der Waffenkammer gestellt die sie durchbrochen hat und sich auf den Weg in Sektion fünf machte.“
Der Geschäftsführer wurde ganz still und sank in einen Stuhl.
„Die weiß davon?“
Das Nicken seines Untergebenden machte klar, wie anfällig die Einrichtung war und dass er auf keinen Fall länger bleiben konnte.
Allerdings dürfte Julia Tora auch unter keinerlei Umständen die Forschungsdaten erhalten, für die jeder Konzern auf der Erde seine Seele verkaufen würde.
Und so musste er als Geschäftsmann bleiben und seine Stellung halten, von der er glaubte, dass sie nicht zu halten war.


In dem kleinen Büro:

Jules kam aus dem engen Lüftungsschacht gekrochen und hatte die Sekretärin überwältigt, auf die sie einfach nur ihre Pistole richten musste.
Dann konnte sie an den Computer der Frau und einen Virus des ONI hoch laden, der es ihr bei jedem Rechner ermöglichte, die Firewall zu umgehen.
Dabei sah sie auf die Bürokraft.
„Keine Sorge, Schätzchen, ich bin bald wieder weg.“
Diese war vor Angst fast gelähmt.
„Sind sie…?“
Da machte sich Julia einen Spaß daraus sie noch weiter zu erschrecken, während ihre Daten in Rekordzeit überspielt wurden.
„Ja, bin ich und ihr werdet alle für das büßen, was ihr getan habt.“
Die Frau wurde immer bleicher.
„Aber, wir sind doch…“
Da baute sich Jules vor ihr auf.
„Ja, wer seid ihr, dass ihr meinen Mann umbringt und mich Wochen ins Koma schickt?“
Die Frau sah sie betrübt an.
„Es gibt keine Beweise, dass GD dahinter…“
Nun wurde die ehemalige Soldatin sauer und packte die Sekretärin am Kragen.
„Sind sie etwa ne elende Anwältin?“
Die junge Frau krabbelte etwas zurück.
„Rechtsanwaltsgehilfin…“
Durch ein Geräusch abgelenkt ließ Jules von ihr ab und obwohl sie sauer war, ging sie erst auf die Tür zu und sah nach.
Allerdings musste sie sich auch gleich wieder zurückziehen, da ein halber Zug Sicherheitsleute in Stellung gegangen war.
„OK, die Typen schaff ich auch…“
Sie nahm ihren Rucksack und holte mehrere C5 Ladungen raus, die sie sofort in dem Raum an den Wänden verteilte.
Außerdem spannte sie einen Stolperdraht vor die Tür und feuerte in den Korridor, weil sie bei den Söldnern noch Zeit schinden musste.
Danach sah sie die Frau an.
„Los, raus hier.“
Die Sekretärin stand ganz langsam auf und bewegte sich an der Wand gepresst zur Tür, ehe an beiden Ecken die Söldner Position bezogen.
Und nachdem sie gegangen war, warf Jules gerade noch rechtzeitig eine Granate in den Gang, in die Laufrichtung eines Sicherheitstrupps.
„Oh, schon so spät…“
Der Blick auf ihre Uhr bestätigte, dass sie spät dran war und sich beeilen musste, damit sie auf keinen Fall den erwarteten Fluchtversuch der Topmanager verpasste.
Denn Nina König hatte ihr noch prophezeit, dass der Führungszirkel fliehen würde, sobald der Kampf aus ihrer Sicht aussichtslos würde.
Aber da machte sie nicht mit.
„Wo war jetzt der Schacht…“
Jules blickte sich um und fand den Ausgang, während draußen wieder Schritte zu hören waren und der nächste Angriff bevorstand.

Dann kroch sie in den Schacht und aktivierte Abstandszünder, die hochgingen, wenn jemand auf zehn Meter herankommen würde.
Das passierte 30 Sekunden später, aber für Julia sollte es keine Auswirkungen haben, da sie so tief im Schacht war, dass sie die Schockwelle nicht erreichte.


Forschungslabor:

Ihr Eindringen hatte für Wirbel gesorgt und die Firma sah sich nun genötigt, die ganzen Dinge, die sie nicht sehen durfte, zu entsorgen.
Denn wenn Jules gewisse Gegenstände an das Oberkommando weiterleiten würde, dann hätte der Konzern ein großes Problem.
Daher war man nun mit dem Vernichten von Daten sowie Akten beschäftigt, weil es nicht viel zwischen ihr und dem Labor gab.
„Sir, sie hat wieder zwei Männer erschossen.“
Der Geschäftsführer raufte sich die Haare.
„Ja… machen sie einfach schneller.“
Gleichzeitig wurde die wichtigste Waffe, an der GD arbeitete, weggebracht und zum Ganymed verschifft, wo sie zu Ende gestellt werden sollte.
Wenn man auf alles hier unten verzichten konnte, auf dieses eine Programm käme es an, da so viel Mittel und Zeit investiert worden war, wie selten in ein Projekt.
Und daher wurden diese Sachen über Ringtransporter in ein Frachtschiff geschickt, weil es für den Geschäftsführer zu unsicher war, sie an Jules vorbeizuschaffen.
„Wie lange noch, bis wir weg können?“
Die Antwort bekam er aber nicht mehr, da draußen eine Explosion zu hören war.
„Verdammt, ist sie das?“
Jeder im Labor war ganz still und hatte seine Waffe auf das Tor gerichtet, weil ein Angriff auf den Raum erwartet wurde.
Und obwohl das Rolltor aus massivem Trinium war und Beschuss einer Oriwaffe aushielt, war man sicher, dass Jules durchkommen würde.
„Verdammt, warum wartet die so lange?“
Der Geschäftsführer wurde unruhiger und lief durchs Labor, da er nicht warten wollte, wie die aus seiner Sicht menschliche Plage alle abschlachten würde.
„Haben sie eine Ahnung, was da vor sich geht?“
Der Sicherheitsmann, den er ansprach, wusste es nicht und schüttelte nur mit dem Kopf, weil er sich nicht ablenken lassen wollte.
Im selben Moment drang ein Gas durch die Lüftungsanlage und verteilte sich schnell, weil auf diesen Schachzug keiner zu reagieren wusste.
Es war Chlorgas und Julia hatte es in der Waffenkammer gefunden, das ihr ermöglichte, die in dem Labor befindenden Wachen rauszutreiben.
„Verdammt, wir ersticken…“
„Raus hier!“
„Nein, das Miststück knallt uns ab.“
„Und hier drin werden wir vergast…“
Das Chlorgas war in einer derart starken Konzentration, dass einige Männer und Frauen bei vollem Bewusstsein zu Boden fielen.
Es begann die Atemwege zu verätzen sowie die Haut anzugreifen, woraufhin die Menschen es nicht mehr aushielten.
Sie liefen zum Tor und versuchten es zu öffnen, aber da die meisten zu schwach waren, war in dem Moment kaum noch Hoffnung zu erwarten.

Julia wartete drei Minuten als sie das Hämmern am Tor hörte und zündete dass C5, das sie so platziert hatte, dass nur die Bolzen zerstört würden.
Zwar hatte der neue Plastiksprengstoff eine gewaltige Zerstörungskraft, doch sie hatte nur drei sehr kleine Ladungen angebracht.
Sie würden das Tor zerreißen, doch käme es zu keinen Folgeschäden im Labor, so dass sie auf jeden Fall die Verantwortlichen einfangen konnte.
„Und Zündung…“
Die Worte murmelte sie eher zu sich selbst und im nächsten Moment flog das Tor weg, was in ihren Augen ein gewisses Funkeln erzeugte.
Endlich konnte sie die ersten Typen schnappen und diese zur Rechenschaft ziehen, was ihr bei all ihrem Verlust eine große Befriedigung verschaffte.
Denn Jules hatte den Tod Gideons nicht verkraftet und auch keinerlei Therapie gemacht, da so die Wut ihre wichtigste Antriebskraft war.
Sie überprüfte noch mal die ABC-Maske und ging in das Labor.
„Welcher Mistkerl ist der Verantwortliche?“
Doch die Männer und Frauen waren völlig von Sinnen, weil erst Gas und nun Explosionen bei ihnen für Benommenheit sorgten.
Bis auf wenige war jeder teilnahmslos und litt unter einem Schock, das Jules ohne Problem zu dem Geschäftsführer gehen konnte.
„Bist du Antony Tallington?“
Aber als er nicht antwortete, trat sie ihn in die Seite und er hustete schmerzhaft auf, bevor eine Frau dazwischen ging.
„Lassen sie… ihn… ah… Ruhe…“
Danach krümmte sie sich wieder auf dem Boden und Jules konnte sehen, dass das Chlorgas so stark war, dass sich langsam die Schleimhäute lösten.
Und so fackelte sie nicht lange und zog Tallington hinter sich her, da sie Antworten wollte, auf die Gesundheit der Angestellten nahm sie keine Rücksicht.
Sie blieben im Labor und erstickten langsam und qualvoll, da zu viel Gas in das Labor kam, an einigen Ecken hatten sich schon neblige Schwaden gebildet.
Vor dem Labor hielt sie ihm die Waffe an den Kopf.
„Was wird hier erforscht?“
Er blickte sie weinerlich an.
„Das sag ich ihnen nie im Leben.“
Das war jetzt zu viel für sie und sie schoss ihm einmal ins linke Knie.
„Noch mal werde ich nicht fragen.“
Tallington hingegen krümmte sich auf dem Boden und sah voller Schmerzen nach oben, als es ihm wieder möglich war etwas zu sagen.
„Das bringt ihnen doch nichts…“
Sie beugte sich nur eiskalt herunter.
„Doch, meine Rache… und nun will ich was hören, oder…“
Er blickte sie noch einmal verzweifelt an, dann war sein Wille gebrochen.
„Wir haben an einem Weg geforscht, um die Ori schnell zu vernichten, für den Fall, dass sie bei uns auftauchen und den Planeten bedrohen.“
Sie hielt ihm wieder die Waffe unter die Nase.
„Das geht auch genauer.“
Tallington schüttelte sich kurz, dann sprach er weiter.
„Es handelt sich um einen Kampfstoff, mit dem wir ganz gezielt auf die Ori losgehen, ohne bei der Erdbevölkerung Schaden anzurichten.
Und fragen sie mich nicht, wie das funktioniert, denn ich war nur für die Finanzierung zuständig, für die Entwicklung jedoch nicht.“
Jules nahm einen Stuhl und setzte sich erstmal.
„Was hat das mit dem Tod meines Mannes zu tun?“
Tallington schleppte sich an die nächste Wand und musste laut husten, da das Chlorgas in die Korridore eindrang.
„Er war dagegen und fand es unmoralisch, aber mehr weiß nicht, da ich nur am Rande auf das alles aufmerksam wurde.“
Sie beugte sich runter und sah unter der Maske noch bedrohlicher aus.
„Lass mich raten, du bist aus der mittleren Managementebene?“
Er nickte etwas beschämt und sie stellte die nächste Frage.
„Na schön, wo ist das Zeug?“
Tallington wollte sich wieder zieren, aber als er auf die Waffe sah, wusste er, dass sie Lügen in Windeseile erkennen würde.
„Wird in ein Frachtschiff geladen und ist auf dem Weg nach Ganymed.“
Julia lächelte bei dem Gedanken, denn sie hatte schon geahnt, dass so was passieren würde, so sie nur eine Fernbedienung herausholen musste.
Auf dem Weg ins Labor war sie an einem unterirdischen Hangar vorbeigekommen, wo sie auf zwei Frachtschiffe stieß.
Und sie hatte beide mit Sprengladungen versehen, die zündeten und die Forschung von GD zu den Sternen schickten.


Drei Stunden später:

Jules war, nachdem sie den Forschungskomplex völlig zerstört hatte, auf einem Schiff und auf dem Weg zur Erde.
Sie reflektierte, was sie in Erfahrung gebracht hatte und die Daten an Nina König geschickt, da nur das ONI wirklich etwas damit anfangen konnte.
Und nun bekam sie einen Anruf der Geheimdienstchefin.
„Wie steht es um sie?“
Julia wollte jedoch kein langes Gespräch.
„Keine falschen Freundlichkeiten, worum geht es?“
König kam gleich auf den Punkt.
„Wir haben die Daten analysiert und nach einem ersten Blick kann man sagen, dass GD an die Formel für eine hoch entwickelte Biowaffe geraten ist.
Ich will sie jetzt nicht mit Fachchinesisch langweilen, aber wenn das Zeug funktioniert ist bei den Ori Schicht im Schacht mit Erobern.“
Julia war damit zufrieden.
„Werden sie es einsetzen?“
König schüttelte energisch den Kopf.
„Die waren damit noch nicht fertig und wir bräuchten Zeit, um das zu vollenden und das auf die Schnelle zu schaffen, ist nicht möglich.
Aber wir könnten in vier Monaten mit ersten Versuchen beginnen und dann wird es den Ori in einer Art und Weise…“
Julia unterbrach sie.
„Nicht zu vorschnell, Schwester, das geht sonst wieder daneben.“
König sah sie durch den Bildschirm belehrend an.
„Wo wir gerade dabei sind… weil sie sich nicht zurück halten konnten, hat GD ein Kopfgeld in Höhe von zwei Millionen auf sie ausgesetzt.
Gut gemacht – für eine Schattenoperation.“
Darüber konnte Julia nur lachen, während die Admiralin den Kopf schüttelte.
„Zwei Millionen, die wollen mich beleidigen…“
Kapitel 4 by Atlan
2.04 Blood and Guts
von Atlan



Das beschädigte Tarnboot T-32 der Erdstreitkräfte saß nun schon seit zwei Minuten vor dem Ori-Schlachtschiff, wie ein toter Fisch im Wasser, ohne, dass das feindliche Kriegsschiff eine Anstrengung unternahm T-32 zu vernichten.
Captain Samantha Carter starrte nun schon die vollen zwei Minuten die Monitore auf der Brücke an, die das feindliche Schlachtschiff in seiner ganzen tödlichen Pracht einfingen. So glücklich sie auch war, dass sie noch am Leben waren und die feindliche Laserartillerie noch nicht gesprochen hatte, so fragte sie sich auch: „Warum schießen die uns nicht ab?“ „Keine Ahnung, Skipper, aber ich hoffe, es bleibt so“, entgegnete Lt. Commander Nathan McGuffin gehetzt, als er dabei half einige notdürftige Reparaturen vorzunehmen. „Vielleicht wollen sie uns entern. Ich will mir gar nicht vorstellen, was die Ori alles mit einem halbwegs funktionierenden Tarnboot anstellen könnten.“ „Wohl wahr...“, murmelte Sam und aktivierte das Intercom. „Brücke an Maschinenraum, LI, ich brauche einen Statusbericht.“ Es dauerte einige Sekunden, bis sich der LI meldete. „Björnsdotter hier, Skipper, es geht nicht vor und nicht zurück.“ „Was heißt das? Was ist mit dem Hyperantrieb?“ „Wegen dem Treffer, den wir erhalten haben, überlastet. Ich brauche mindestens vier Stunden, um ihn zu reparieren“, erklärte der Leitende Ingenieur seiner Kommandantin. „Die Tarnung und der Sublichtantrieb?“, fragte Sam. „Sieht auch schlecht aus“, meinte Björnsdotter und atmete schwer aus. „Wenn sie die nächsten Stunden am Leben bleiben wollen, LI, dann reparieren sie als erstes die Tarnung!“, befahl Sam wütend und kappte die Verbindung. Das plötzliche überraschte Rufen des Funkers schreckte sie aus ihren Gedanken hoch.
„Skipper, das feindliche Schiff hat einen Fangstrahler auf uns eingeloggt und zieht uns in den Haupthangar!“ „Alle Maschinen volle Kraft zurück!“, befahl Sam beinahe bellend, doch sowohl dies, als auch die flinken Hände des Navigators und die sich aufbäumenden Antriebe konnten nichts dagegen tun, dass T-32 dem Haupthangar immer näher kam. Als Sam dies bemerkte, räusperte sie sich und sagte dann ruhig zu Lt. Commander McGuffin: „Eins-O, alles was wir haben zur Luftschleuse, die Crew soll sich bereit machen eine Entermannschaft abzuwehren.“ „Aye, Skipper, aber...“, begann McGuffin und fuhr dann zögernd fort: „Das ist ein Schlachtschiff, Skipper, die haben mehr, als genug Leute, um uns über den Haufen zu rennen.“ „Das ist mir bewusst, deswegen werde ich auch die Selbstzerstörung auf Stand-Bye stellen“, entgegnete Sam kalt lächelnd und fügte auf McGuffins geschockten Gesichtsausdruck hinzu: „Mal sehen, wie sie reagieren, wenn ich drohe, T-32 mitten in ihrem Hangar mit der Stärke einer kleinen Atombombe explodieren zu lassen.“ McGuffin erwiderte nun Sams Lächeln. „Aye, Captain, Befehl wird ausgeführt.“

Es dauerte keine weiteren zwanzig Sekunden, dann war T-32 sicher im Hangar des Schlachtschiffs vom Fangstrahl abgesetzt worden und das Hangarschott schloss sich langsam, aber sicher.
Sam blickte wartend auf ihre Monitore, als sich Senior Spacer Stiles, der Sensormaat, zu Wort meldete: „Skipper, weitere Ori-Kriegsschiffe sind aus dem Hyperraum gefallen und kommen schnell näher.“ „Natürlich, sie wollen ein Stück von der Beute“, schloss Sam aus den Reaktionen der Ori. Stiles schüttelte jedoch nur den Kopf. „Wenn dem so wäre, Skipper, dann macht es aber keinen Sinn, was unser Gastgeber hier macht: Er beschleunigt und wärmt seinen Hyperantrieb an... das wars, wir sind gesprungen.“ Der Senior Spacer blickte auf. „Skipper, entweder ich bin verrückt oder...“ „Oder was?“, fragte Sam neugierig. „Oder ich habe gerade Abmessungen erhalten, wonach die anderen Ori-Schiffe vor der Abreise unseres Gastgebers das Feuer eröffnet hatten.“ Sam runzelte die Stirn und als ob das nicht genug war, meinte plötzlich McGuffin: „Ähh... Skipper, ich glaube, die Merkwürdigkeiten enden nicht dabei. Sehen sie mal, was für ein Begrüßungskomitee da vor der Luftschleuse steht.“ Sam folgte dem Rat ihres Ersten Offiziers und warf einen Blick auf den Monitor, der die Sicherheitskameraübertragung der äußeren Luftschleuse wiedergab. Ihre Augen weiteten sich innerhalb einer Millisekunde. „Commander, sie haben die Brücke, ich begebe mich hinunter zur Luftschleuse und sage Hallo zu unseren 'Kidnappern'.“ „Aye, Skipper... aye“, meinte McGuffin stark verwirrt und blickte nachdenklich weiterhin auf den Monitor, während Sam zur Luftschleuse hastete.


„Bosun, Luftschleuse öffnen“, befahl Sam dreißig Sekunden später und schnappte kurz nach Luft. Wenn sie das alles hier überleben sollte, dann musste sie mal wieder was für ihre Ausdauer tun. Master Chief Petty Officer Tully, der Bosun des Tarnbootes, bestätigte den Befehl. „Aye, Skipper. Verteidigungstrupp, legt an!“ Die angesprochenen Matrosen, die hinter provisorischen Barrikaden mit einer Handvoll Sturmgewehren, Maschinenpistolen und Faustfeuerwaffen Deckung genommen hatten, gehorchten. „Das wird, glaub ich, nicht nötig sein, Bosun“, meinte Sam und nickte Tully zu, der daraufhin die Luftschleuse öffnete und Sam so erlaubte einen besseren Blick auf das Begrüßungskomitee zu werfen.
„Bitte nicht schießen“, meinte die Anführerin einer kleinen Gruppe von Soldaten, die erstaunliche Ähnlichkeit mit FOTs hatten, grinsend und salutierte lässig mit zwei Fingern. „ach ja und willkommen an Bord der UNS Sergej Runge, Captain Carter.“ Das einzige, was die immer noch erstaunte Sam Carter auf diese Begrüßung fragen konnte war: „Svetlana?“
„Wie sie leibt und lebt“, meinte Major Svetlana McKay, Kommandantin des für K.I.A. erklärten 1st Battalion des 2nd Regiments der 95th Fast Orbital Troopers Division und streckte ihre Arme lachend aus. „Überrascht mich zu sehen?“ Sam gönnte sich ein Lächeln und fiel in Svetlanas offene Arme, wenn dies für einen Captain der Navy der Erdstreitkräfte auch etwas zu unprofessionell war, doch in diesem Moment interessierte Sam das Protokoll am aller wenigsten. „Na ob, Svetlana“, meinte Sam und drückte Svetlana noch fester. Gleichzeitig befahl Master Chief Tully die Waffen runterzunehmen und auch Svetlanas Begleittrupp entspannte sich, waren sie wohl unsicher gewesen, wie die Crew von T-32 sich verhalten würde. Schließlich trennten sich Svetlana und Sam und letzere fragte: „Es ist zwar schön, dass ihr alle noch lebt, aber was sind das für Manieren ein Erdschiff so unschön abzuschleppen.“ Svetlana fuhr sich durch die militärisch (und praktischen) kurzgeschorenen Haare und antwortete: „Es war ehrlich gesagt einfacher, als eine langatmige Unterhaltung zu halten, besonders, wenn weil die Ori hinter und her waren. Die waren wohl irgendwo immer noch sauer, dass wir ihnen ihr schmuckes Schiff gestohlen haben.“ Sie deutete nach hinten. „Und als ich dann vor ein paar Minuten den Ori-Funk abgehört habe und die berichteten, dass ein Tarnboot ein Geschwader Zerstörer beschäfigte, wollte ich mal Kontakt aufnehmen. Umso schöner, dass es ein bekanntes Gesicht ist.“ Svetlana katzte sich erneut am Kopf. „Das wichtigste zuerst... wir sind Fast Orbital Troopers, Sam, keine Matrosen. Es grenzt an ein Wunder, dass wir es überhaupt geschafft haben dieses Schiff zum fliegen zu bringen. Es würde mich freuen, wenn du uns etwas zur Hand gehen könntest. Auf der Brücke meine ich. Ich fühle mich wohler, wenn da oben Leute säßen, die eine Ahnung von Raumschiffen haben.“ „Verständlich“, meinte Sam nickend und winkte Tully zu. „Bosun, kommen sie mit. Ihre Fachkenntnis wird benötigt.“ „Aye, Skipper“, sagte Tully, schulterte sein Gewehr und kam folgte Sam und den FOTs im Laufschritt in Richtung Brücke, während T-32 und die Crew zurückblieben.

„Warum die Eskorte, hast du einen Kampf erwartet?“, fragte Sam auf halbem Weg zur Brücke. „Vielleicht“, entgegnete Svetlana ernst. „Wir haben die inneren Sensoren nicht zum laufen gekriegt und als wir das Schiff übernommen haben, waren immer noch Teile der Crew an Bord, bewaffnet.“ „Sobald wir an die Umweltkontrollen gelangen, sollte das kein Problem sein“, meinte der Bosun diabolisch grinsend. „Es ist zumindest eine der Optionen, die uns bleiben, Master Chief, da haben sie Recht“, meinte Sam. Tullys Vorschlag, einfach in den Bereichen, wo sich noch Orikrieger aufhielten, die Luft abzuschalten, wäre sicherlich ein Ausweg, um sich um mögliche Saboteure und Gegenangriffe zu wappnen. Sam wandt sich wieder Svetlana zu. „Wie viele von deinem Battailon haben es geschafft?“ „Insgesamt? Die Alpha-, Gamma-, und Echo-Kompanien, aber ich habe über sechshundert Mann auf dem Schlachtfeld verloren, als wir abgeschnitten wurden“, entgegnete Svetlana bitter. „Tut mir Leid“, sagte Sam aufrichtig. Sie hatte oft mit Svetlanas Battailon Hand in Hand gearbeitet und hatte viele der Offiziere und Soldaten persönlich gekannt. „Danke“, entgegnete Svetlana und hielt vor einem Aufzug an. „aber glaub mir, es dauert nicht mehr lange, dann rächen wir sie und alle anderen, die ihr Leben verloren haben.“ Sie sah Sam an. „Jetzt, wo wir richtige Navyleute hier haben, bin ich mir auch sicher, dass wir es überleben werden. Wenn wir auf der Brücke sind, zeige ich dir was ich meine.“

Es war das erste Mal, dass Sam Carter die Brücke eines Ori-Schlachtschiffes in Augenschein nahm, denn wurde mal ein Schiff aufgebracht, neigten die linientreuen Kommandanten des Stolzes der Originarmee dazu sich in die Luft zu jagen. Die Brücke wies in vielen Aspekten Ähnlichkeiten mit modernen irdischen Kriegsschiffen auf, wie den Schlachtschiffen der Friedrich der Große – Klasse, oder einigen der Top Secret Neubauten, über die Sam eigentlich noch nicht einmal nachdenken sollte. Die Brücke war ein großer, runder Raum mit etwa 20 Metern Durchmesser und dem Kommandantensessel in der Mitte. Die Konsolen diverser Brückencrewmitglieder waren ringsherum an den Wänden angebracht, an der Front der Brücke befand sich ein großer Panoramabildschirm, in der hinteren Ecke – wie auch auf jedem gutem Erdschiff – ein Tisch für taktische Operationen, der mit einem Hologrammprojektor ausgerüstet war.
Auf der Brücke hielten sich zu diesem Zeitpunkt etwa 50 FOTs auf, die entweder an den Kontrollen saßen und deutlich überfordert aussahen, oder aber schliefen. „Solange wir noch Feinde an Bord haben, wollten wir uns nicht so weit aufsplittern. Geschlafen wird da, wo Kameraden sind, die auf einen aufpassen“, erklärte Svetlana und wandte sich dann an ihre Troopers: „Leute, einmal herhören: seit mal nett zu unseren frisch eingetroffenen Freunden von der Navy.“ Ein allgemeines Gröhlen war die Antwort darauf. Sam rümpfte die Nase. „Sag mir bitte, dass das der Geruch von ein paar mutierten Ori-Höllenhunden ist, der noch in der Luft liegt. „Negativ, Sam, das sind sechs Monate FOTs ohne Dusche vermischt mit dem unverkennbaren Geruch von Blut diverser Blutgruppen“, entgegnete Svetlana poetisch. „Wir haben das Schiff erst seit gestern, da war noch nicht viel Zeit die Duschen aufzusuchen. Wir hatten Glück schon die Kombüse zu finden.“ Mit diesen Worten deutete Svetlana auf den Taktiktisch, um den sich bereits einige Offiziere des Battailons versammelt hatten. Sam legte Tully derweil eine Hand auf die Schulter. „Chief, sehen sie sich mal um, was die brauchen und was wir auf T-32 haben.
„Ladies und Gentlemen, ich denke, sie alle kennen Captain Carter, Kommandantin von T-32. Captain, das sind die Captains Woo, Tilman und Chet.“ Svetlana deutete auf die einzelnen Offiziere, die Sam respektvoll zu nickten. „Freut mich“, meinte Sam und wandt sich erneut an Svetlana. „Major, sie wollten mir ihren Plan erklären.“ „Ganz recht“, entgegnete Svetlana. Sie waren auf die professionelle Ebene gewechselt, um Svetlanas Autorität gegenüber ihren jüngeren Offizieren nicht zu untergraben. „Wir haben auch keine Zeit zu verlieren, also bräuchten wir gleich eine Antwort. Um eines klar zu stellen: sie sind der Captain und haben das Kommando über uns. Wenn sie sagen, dass das nichts wird, dann akzeptieren wir das und wir fliegen sofort nach Hause.“ „Gut zu wissen“, antwortete Sam und lächelte leicht. „Also?“ Svetlana gab Captain Woo ein Zeichen und die junge Japanerin, deren Gesicht durch hässliche – wohl im Kampf erworbene – Narben entstellt worden war, aktivierte den Holoprojektor.
Der Holoprojektor baute innerhlab eines Sekundenbruchteiles ein dreidimensionales Abbild eines Sternensystems auf. Ein gelber G7-Stern, den fünf Planeten und jede Menge größere Asteroiden umgaben. „Das 1533. Sternensystem“, erklärte Svetlana und deutete auf den Asteroidengürtel, der sich zwischen dem vierten und fünften Planeten befand. „und eine der wichtigsten Nachschubbasen des Feindes. Wir sind durch Zufall drübergestolpert, als wir den Schiffscomputer durchsucht haben.“ Sie verschränkte die Arme vor der Brust. „Es ist die letzte Nachschubbasis vor dem erdkontrollierten Raum. Wenn die Ori Sanctuary oder die Erde angreifen... und das werden sie, dann kommen sie nicht ohne diese Raumstation aus.“ „Warum seit ihr dann noch nicht hingeflogen und habt ein paar Torpedos auf sie abgefeuert?“, fragte Sam in die Runde. Captain Chet kratzte sich am Kinn. „Leider sind die Ori nicht mehr so fahrlässig, wie zu Beginn des Krieges. Wir haben einige Langstreckenscans zu stande gekriegt und so, wie es aussieht, ist die 19. strategische Battlegroup dort zum Schutz abgestellt.“ Sam blickte überrascht drein. Wenn eine ganze Battlegroup dort abgestellt war, dann war die Basis wirklich wichtig. Wenn sie sich an das letzte Briefing mit dem Office of Naval Intelligence erinnerte, dann bestand besagte Kampfgruppe aus einem Geschwader Schlachtschiffe, zwei Geschwadern Schlachtkreuzern und einem Geschwader Kreuzer, sowie einem Mutterschiff als Flaggschiff. „Ich sehe das Problem...“, murmelte Sam nachdenklich und beugte sich über den Holoprojektor. „und wegen dem Asteroidengürtel kann man nicht einfach aus dem Hyperraum springen, seine Raketen abwerfen und wieder in den Hyperraum verschwinden... clever.“ „Zu clever für meinen Geschmack“, meinte Captain Tilman. Svetlana klopfte dem Kompaniechef aufmunternd auf die Schulter. „Wenn es nicht clever wäre, dann wäre es ja auch keine Herausforderung für uns, nicht wahr?“ Die Offiziere lächelten zustimmend, während Sam nachdenklich auf das Hologramm starrte, als würde sie dieses beschwören ihr einen Plan zu offenbaren. Doch scheinbar half dies, denn Sam meinte plötzlich: „Wenn wir es geschickt anstellen, dann können wir nicht nur die Nachschubbasis vernichten, sondern auch die komplette Battlegroup. Knapp fünfzig Schiffe weniger für die Invasionsflotte und wir verschaffen der Erde einige zusätzliche Zeit, in der die Ori ihren Nachschub umleiten müssen.“ „Dann erleuchten sie uns doch bitte, Captain“, sagte Svetlana lächelnd. Sie hatte geahnt, dass Sam eine rettende Idee kam. „Gut, dann hören sie zu...“, sagte Sam und lächelte verwegen. „Zuerst die Kurzfassung, damit ich sie nicht lange auf die Folter spanne: wir benutzen das Schlachtschiff als Lockvogel um die Battlegroup zu binden und tief in das Asteroidenfeld zu locken... dann sprengen wir die Sonne.“


„Das klingt absolut selbstmörderisch“, sagte der Leitende Ingenieur Lieutenant Björnsdotter, als Sam den Plan eine Stunde später den Offizieren von T-32 offenlegte. Der Leitende grinste jedoch und meinte nickend: „Er ist so selbstmörderisch, dass wir gute Chancen auf einen Erfolg haben.“ „Amen“, stimmte Ensign Al-Saud zu und war sich sehr wohl der Ironie bewusst, dass er, ein gläubiger Moslem, mit dem christlichen Mantra seine Zustimmung ausgedrückt hatte. Lieutenant Gibbons und Lt. Commander McGuffin blickten noch so drein, als wären sie nicht überzeugt. Sam verstand dies und sagte: „Es ist mir bewusst, dass der Plan... verwegen ist, aber nur ein verwegener Plan hat überhaupt Chancen auf Erfolg. Die Möglichkeiten eines Sieges und die Eregnisse eines solchen, überwiegen die Riskien bei weitem.“ „Aye, Skipper“, sagte Lieutnant Gibbons schließlich und auch McGuffin nickte, wenn auch langsam und bedächtig.
„Gut“, meinte Sam und lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. „Dann haben wir einige Arbeit vor uns. LI, stellen sie eine Mannschaft zusammen, die mir die nötigen Teile für einen Sternenknacker vom Schlachtschiff zusammenklaubt. Melden sie sich bei Major McKay, sie wird eine Eskorte bereitstellen. Sie selbst werden sich um die Reparatur der Tarnung und des Hyperantriebs kümmern. Beides muss nur noch einmal halten, also seien sie ruhig kreativ. Ensign, sie assistieren dem Leitenden dabei. Eins-O, sie bringen alle Crewmitglieder, bis auf eine Rumpfcrew von zehn ausgesuchten Mann, an Bord des Schlachtschiffs, damit sie sich schon einmal mit den Kontrollen vertraut machen können. Und sie, Lieutenant Gibbons...“, sagte Sam und blickte die junge Offizierin zuversichtlich an. „sie übernehmen das Kommando über T-32 auf dieser Mission.“ Der Lieutenant blickte ihre Kommandantin überrascht an. „Ich?“ „Sie. Ich habe volles Vertrauen in sie. Sie müssen auch nur den Sternenknacker nahe der Sonne aussetzen und dann so schnell, wie es geht, zu einem noch zu bestimmenden Treffpunkt fliegen. Glauben sie, sie kriegen das hin?“ „Aye, Skipper“, bestätigte Gibbons mit möglichst viel Selbstvertrauen. Sam lächelte zufrieden: „Gut, dann gehen wir es an.“


Es dauerte eine Woche, bis die FOTs und die Crew von T-32 die Vorbereitungsphase des Unternehmens 'Sonnenbrand', wie Ensign Al-Saud es getauft hatte, abgeschlossen hatten und nun nur noch eine – von Captain Carter verordnete – Ruhepause von vierundzwanzig Stunden vor sich hatten, bevor sie das Unternehmen endlich starteten. Was die Erdlinge nicht wussten war, dass tief im Inneren des Schiffs, auf den unteren Ebenen, der stellvertretende Schiffsmeister Remata Klan mit etwas über zweihundert Mann geduldig auf eine Chance wartete zuzuschlagen.
Als das Schiff von den irdischen Fast Orbital Troopers überrant worden und der Schiffsmeister samt einem Großteil der Crew bei der Verteidigung gefallen war, hatte Klan dreihundert Mann tief ins Schiff geführt, um die Rückeroberung oder zumindest die Zerstörung des Schiffes vorzubereiten. Remata Klan war ein linientreuer Orianhänger, wie er im Buche stand. Für seine Götter, die so allmächtigen Ori, war er bereit alles zu tun und das hatte er schon unter Beweis gestellt. Als er erfahren hatte, dass die Menschen die Kontrolle über die internen Sensoren wiedererlangt hatten, hatte er einhundert, seiner Meinung nach glaubensschwache, Orikrieger auserwählt und ausquartiert. Während er mit zweihundert absolut linientreuen Orikriegern in einem von den Sensoren nicht durchdringbaren Schutzraum abwartete, waren die einhundert Glaubensschwachen erstickt, als die Erdlinge die Sauerstoffzufuhr in ihrem Bereich abgestellt hatten.
Der stellvertretende Schiffsmeister wusste nicht genau, was die Erdlinge vorhatten, ihm war es aber auch gleichgültig. Er wollte nur dafür sorgen, dass dieses Schiff vernichtet wurde, würde es die Ori doch sehr zufrieden stimmen und ihn, Remata Klan, sicher verzeihen, dass er das Schiff verloren hatte und ihn nach seinem Tod aufsteigen lassen. Wahrscheinlich auch seine Männer, aber das lag an ihnen. Er rief seinen Stellvertreter zu sich, den Dritten Offizier Usul Trell. „Was gibt es, Sir?“, fragte dieser und stand vor seinem Vorgesetzten stramm. „Bereite die Männer vor anzugreifen, Trell. Aus den Dateien, auf die die Erdlinge in den letzten Tagen zugegriffen haben, wollen sie wahrscheinlich unsere Nachschubbasis im Chintoka-System angreifen.“ „Wahrscheinlich wollen sie einen Hit-and-Run Angriff durchführen“, schlussfolgerte der Dritte Offizier. „Es sehe ihnen zumindest ähnlich.“ Remata Klan stimmte zu. „Exakt, Trell. Aber wir werden ihnen einen Strich durch die Rechnung machen. Ich hatte mir das folgendermaßen vorgestellt...“


Es waren nur noch zwei Stunden vor dem Start der Operation und Sam befand sich in der Messe der Sergej Runge. Ihr gefiel zwar, dass sie sich endlich einmal wieder frei bewegen konnte und nicht in einer (wenn auch erstklassigen) Sadinenbüchse eingesperrt zu sein, doch das, was die Ori ihren Anhängern als Kaffee verkaufen wollten, schmeckte ihr absolut nicht. Sie hatte ja gedacht, dass die Küche auf einem Erdschiff schon mies war, aber die Ori verstanden es dem noch einen drauf zu setzen. Zuerst war es natürlich erstaunlich gewesen, dass die Ori überhaupt Kaffee kannten, aber das war wohl ein mieser Scherz des Übersetzers gewesen. Dieser 'Kaffee' wurde anscheinend aus der Rinde eines seltenen Baumes gewonnen, doch das war nicht mal das schlimmste: anscheinend war dieser 'Kaffee' eines der teuersten und gefragtesten Produkte des ganzen Ori-Imperiums. Sam schüttelte nur den Kopf und setzte sich zu Svetlana an einen Tisch.
„Na, wie gehts?“, fragte sie. Svetlana blickte von ihrem Essen auf und zuckte mit den Schultern. „Ach, es geht. Ich hoffe nur, dass wir, sobald wir fertig sind, endlich wieder nach Hause kommen.“ Sam nickte. „Verständlich. Aber dir sollte klar sein, dass dich zu Hause noch niemand aufgegeben hat. Du gilst immer noch als M.I.A..“ „Beruhigend“, sagte Svetlana sarkastich. „In dieser Kriegsphase heißt das doch nur, dass deine Leiche entweder nicht gefunden wurde, oder du in irgendeinem Gefängnis auf deine Exekution wartest.“ Sam verstand Svetlana, die auf Grund einer Kommunikationssperre noch nicht hatte nach Hause senden können, dass sie noch lebte. „Na ja, Rodney hat dich noch nicht aufgegeben.“ „Das will ich ihm auch geraten haben“, entgegnete Svetlana mit aufgesetzter und unnatürlicher Lustigkeit. Sam schüttelte nur mit dem Kopf und lächelte. Svetlana ließ von ihrem Essen ab und griff zu ihrer Tasse, die sie auch prompt erhob. „Auf unsere toten Freunde und auf alle, die noch 'im Einsatz verschollen' sind. Auf das wir sie irgendwann heimholen.“ Sam nickte und erhob ihre Tasse. „Auf tote Freunde. Und auf Ronon und Kolya. Den besten Freund und den besten Gegenspieler... und darauf, dass wir lebend heim kommen, um weiterhin nach ihnen Ausschau zu halten.“ Dann stießen sie an und leerten die Tassen mit dem ekelhaften Baumrinden-Kaffee in einem Zuge.


Der D-Day war gekommen, es war Zeit die Operation Sonnenbrand zu beginnen. Sam Carter verließ den Aufzug schnellen Schrittes und begab sich mit jahrelanger Erfahrung zum Kommandantensessel. Nur noch fünf Minuten Sie straffte ihre Uniform und überschlug die Beine. „Master Chief Tully, haben alle Stationen Betriebsbereitschaft gemeldet?“ Der Bosun, der den Posten des Funkers übernommen hatte, wandte sich von seiner Station ab und lauschte seinen Kopfhörern. „Aye, Skipper. Maschinenraum klar, Schadenskontrolle klar... alle Stationen klar. Captain Gibbons für sie.“ „Stellen sie durch, Tully“, meinte Sam und drehte sich zum Hauptschirm. Es war eine alte nautische Tradition den Befehlshaber eines Schiffes als Captain zu bezeichnen, ob sie den Rang nun innehatten oder nicht. „Durchstellen.“ Tully tat, wie ihm geheißen, und Serina Gibbons Gesicht erschien auf dem Bildschirm. Sie salutierte zackig. „Captain, wir sind bereit. Der Sternenknacker kann jederzeit ausgeklinkt werden.“ „Ausgezeichnet, viel Glück, Captain Gibbons. Ich weiß, sie werden die Navy stolz machen. Wir sehen uns am Rondevouspunkt.“ Gibbons nickte und kappte die Verbindung. „Tully, Intercom einschalten, ich möchte zur Mannschaft sprechen. Ich hoffe, dass sie dieses Mal ihre Bootsmannspfeife benutzen, da sie ja mal ausnahmsweise nicht in der Brig sitzen.“ Tully lachte kurz auf. „Keine Sorge, Skipper, zur Abwechslung bin ich mal zuverlässig.“ Der Master Chief Petty Officer zückte seine Bootsmannspfeife und aktivierte das Intercom. Der blies einmal die einprägsame Melodie und ließ dann Sam übernehmen. „Achtung, hier spricht der Captain. Wir erreichen das Kampfgebiet in zwei Minuten. Sobald wir auf Tuchfühlung mit dem Feind gehen, gibt es kein zurück mehr. Wahrscheinlich werden sie versuchen uns zu entern. Das wird dann die Aufgabe der FOTs sein. Macht eurem Major alle Ehre, Troopers, aber vor allem: macht eurem Motto alle Ehre. Blood and Guts!“ Tully lächelte, denn er hörte durch seine Kopfhörer die Antwort von den Aufenthaltsorten der FOTs. „Blood and Guts, aye.“ Blood and Guts – Blut und Eingeweide, das war das (inoffizielle) Motto der Fast Orbital Troopers, denn es besagte, dass es vor allen anderen Dingen diese zwei Sachen benötigte um eine Schlacht zu gewinnen.
Sam sah zum Navigator. „Wir kehren in den Normalraum zurück, Steuermann.“ Dann befahl sie: „Taktischer Alarm, Operationsparameter einleiten. Auf gehts...“


Der stellvertretende Schiffsmeister Remata Klan spürte, wie der Hyperantrieb ausgeschaltet wurde, das war das Zeichen für ihn um loszuschlagen. Er entsicherte seine Plasmapistole und steckte sie zurück ins Holster. „Trell, jetzt gilt es. Führen sie ihre Befehle aus und machen sie die Ori stolz.“ „Jawohl, Sir“, bestätigte der Dritte Offizier und griff sich ein Typ-33A2 Plasmagewehr. Er warf einen letzten Blick auf sein aus 96 Mann bestehendes Team. „Los geht es, lassen wir die Erdlinge büßen, Ehre sei den Ori!“ „Ehre sei den Ori!“, schallte es durch den Raum und einhundert Mann verließen den Raum. Doch nur 97 Mann machten sich zum Maschinenraum auf. Remata Klan hielt zwei Soldaten zurück und wies in die andere Richtung. „Kommt mit, wir haben eine andere Mission.“ Remata Klan lächelte innerlich. Seine Männer konnten ruhig hier sterben, aber er hatte noch nicht vor aufzusteigen...


Die Sergej Runge verließ den Hyperraum nahe des äußeren Asteroidengürtels des 1533. Sternensystem. Sofort startete die erste Phase des Plans und die Schilde wurden auf 7% gesenkt, die Antriebsleistung auf 70% gesenkt. Es sollte so aussehen, als ob die Sergej Runge beschädigt war, was natürlich nicht der Fall war. Doch Sam war sich auch bewusst, dass sein unbeschädigtes Ori-Schlachtschiff, das – laut Abhörung des Feindfunkes – schon als gekapert gemeldet worden war, wahrscheinlich nicht lange verfolgt worden wäre, sondern sofort zerstört würde. „Kurs halten, Eins-O. Bringen sie uns zu 003 zu 127,4. In den inneren Asteroidengürtel...“
Der innere Asteroidengürtel war er größte Gürtel des Sonnensystems. Für Sam war es einfach poetische Ironie, dass der Asteroidengürtel, der die Nachschubbasis vor Angreifern schützen sollte, nun zum Verhängnis für die Schutzflotte der Basis sein würde. Der Plan sah vor, dass Sam die 19. Battlegroup nah genug an die Sonne heran lockte, dass diese keine Zeit mehr hatte sich einen Weg aus dem Asteroidengürtel zu bahnen und in den Hyperraum zu fliehen. Die Sergej Runge hingegen würde rechtzeitig springen können, denn sie waren auf diesen Schritt vorbereitet und hatten den Hyperraumkurs bereits in den Navigationscomputer eingegeben. Sam lehnte sich lächelnd zurück, als sie erkannte, dass die feindliche Battlegroup angebissen hatte. „Und die Maus hat angebissen...“


Remata Klan war ebenfalls zufrieden. Er hatte ohne große Schwierigkeiten die Rettungskapseln erreicht. Es war zwar nicht schwierig gewesen eine aufzuspüren, doch es überraschte ihn positiv, dass ihm kein Erdling entgegen gekommen war. Seine beiden Begleiter waren jedoch verwirrt und wandten sich natürlich an ihn. „Schiffsmeister, was machen wir bei den Rettungskapseln?“ Remata Klan sah seine Männer freundlich an, zückte seine Waffe und schoss den einen Soldaten tot. Dann richtete er seine Waffe auf den zweiten. „Oh, ganz einfach, Soldat. Wenn dieses Schiff hochgeht, will ich nicht mehr hier sein. Ich möchte meine Belohnung noch in diesem Leben genießen, bevor ich mich ins nächste aufmache. Sie hingegen, werden den Ori jetzt gegenüber treten. Grüßen sie die Götter von mir.“ Dann drückte er ab. Zufrieden steckte er seine Plasmapistole wieder ein und kletterte in die Rettungskapsel. Kurz darauf sprengte er dann die Sicherungsbolzen und schoss sich vom Schiff weg. Er durchdrang die Schilde probremlos und treibte dann davon. Remata Klan lehnte sich entspannt zurück. Das würde noch ein schöner Tag werden.


„Wir erreichen den Asteroidengürtel, Skipper“, meldete McGuffin Sam. Diese nickte. „Gut.. dann eine geraffte Subraumnachricht an Gibbons, Mister Tully. Melden sie ihr, dass sie das Streichholz anzünden soll.“ „Aye, Skipper. Wird sicher ein schönes Feuerwerk“, meinte Tully und gab den Befehl an Gibbons auf T-32 weiter. „Schilde sind unten, Skipper, Feind startet Invasionskapseln!“, meldete Sensormaat Stiles. Sam rollte belustigt mit den Augen. „Mr. Stiles, werde ich noch einmal den Tag erleben, an dem sie mir eine gute Nachricht melden?“ „Wenn wir lange genug leben, Skipper, dann sicher“, entgegnete Stiles mit einem breiten Grinsen und sah wieder auf seinen Schirm. Sam hingegen funkte Svetlana an. „Svetlana, Sam hier. Acht... nein elf Invasionskapseln halten auf uns zu. Schick einige Teams los, um sie zu empfangen. Die werden sich wundern, wenn sie gut ausgebildete Troopers begrüßen.“ „Ich schicke die Echo-Kompanie los, Alpha und Gamma bleiben auf Stand-Bye“, bestätigte Svetlana. Sam kappte die Verbindung und bemerkte, dass der Feind sie immer noch lieb und artig verfolgte. Sie nutzte also die Gelegenheit und rufte den Maschinenraum an. „Skipper an Maschinenraum. LI, wie sieht es mit dem Hyperantrieb aus? Ich möchte rechtzeitig verschwinden.“ Sam wartete auf eine Antwort, doch die kam nicht. „LI? Lieutenant Björnsdotter? Alles in Ordnung?“


Björnsdotter wusste nicht, was ihn und die Maschinenraumcrew da getroffen hatte, doch nach dem Geruch von verbranntem Fleisch zu urteilen, waren es Plasmawaffen. Auch er war getroffen, im Rückenbereich. Er schaffte es sich unauffällig umzusehen. Es war ein gutes Dutzend Männer, die durch den Maschinenraum schwärmten und Verteidigungsbarikaden errichteten. Ein Mann, der die Uniform eines Offiziers der Originarmee trug, gab Befehle aus. „Sagen sie den Teams, dass sie ringsum den Maschinenraum ihre Barrikaden errichten sollen. Ungefähr alle zwanzig Meter und immer zu viert.“ Björnsdotter nahm all seine Kraft zusammen und blickte in Richtung des Intercoms. Er kroch langsam nach vorne, Stück für Stück, und versuchte sich dann an der Konsole vor ihm hochzuziehen. Plötzlich durchzog ihn ein weiterer kochendheißer Schmerz und es wurde ihm schwarz vor den Augen. Lieutenant Gustav Björnsdotter, LI von T-32, klappte tot zusasamen.
Der Dritte Offizier steckte seine Waffe wieder ein. „Ich hatte doch gesagt, dass ihr sicherstellen sollt, dass alle tot sind! Und jetzt schaltet endlich den verdammten Hyperantrieb aus! Die Erdlinge werden nirgendwo hin gehen.“


„Skipper, irgendwas stimmt da nicht“, meldete McGuffin. „Der Hyperantrieb ist gerade ausgeschaltet worden. Und ich meine nicht, dass er irgendwie zerstört wurde, er ist einfach runtergefahren worden.“ „Und Björnsdotter meldet sich nicht...“, murmelte Sam. „Stiles, interne Sensoren.“ Der Sensormaat gehorchte sofort. „Captain schon wieder schlechte Narichten... ich erkenne knapp einhundert Lebenszeichen im Maschinenraum und keiner davon hat einen Erdstreitkräfte-Transponder im Körper.“ Sam schlug wütend auf ihre Armlehne. „Ori, verdammt.“ Sie aktivierte das Intercom. „Alle freien FOT zum Maschinendeck. Ori haben den Hyperantrieb ausgeschaltet. Er muss unter allen Umständen wieder aktiviert werden, oder wir holen uns einen kräftigen Sonnenbrand.“ Sam kappte die Verbindung. „Wie lange noch, bis zur Supernova?“ „Zehn Minuten, Skipper“, sagte Stiles besorgt. „Dann müssen zehn Minuten ausreichen...“, murmelte Sam und wandt sich wieder den Verfolgern zu.


„Major, die Ori haben alle Zugangskorridore in Beschlag genommen“, meldete Captain Chet, Kompaniechef der Alpha-Kompanie, die einzige Kompanie, die noch nicht im Kampf gegen Enterkommandos unterwegs war. Svetlana verzog verärgert das Gesicht. „Und wahrscheinlich brauchen wir mehr als zehn Minuten, um sie aus dem Weg zu räumen... dann anders.“ Sie griff zu ihrem PDA und rief einen Lageplan des Decks auf. „Sie nehmen die Kompanie, Captain, und lenken den Feind ab, während ich mit einem Squad durch diese Wartungsschächte in den Maschinenraum vorstoße und den Hyperantrieb wieder einschalte.“ Captain Chet blickte auf den Lageplan und erkannte, dass besagter Wartungsschacht einige Meter hinter ihnen war. „Wird schon ne Weile dauern, den aufzukriegen.“ Svetlana lächelte und holte ein Paket C5-Sprengstoff aus ihrer Taktikweste hervor. „Captain, sie müssen wirklich noch einiges lernen. Es gibt kein Hindernis, dass einen FOT aufhalten kann, solange er noch genügend Sprengstoff hat.“ Sie brachte den Sprenstoff schnell an und begab sich dann aus dem Gefahrenbereich. „Feuer in der Stellung!“ Das C5 explodierte und nahm die Abdeckung des Wartungsschachtes mit sich. „Sie haben ihre Befehle, Captain. Befehl ausführen“, meinte Svetlana, griff ihr M8 Sturmgewehr und winkte ein Squad FOTs zu sich. Dann begab sie sich in den Wartungsschacht, während Captain Chet seine FOT das Feuer eröffnen ließ. Noch achteinhalb Minuten.

Svetlana drängte sich durch den engen Wartungstunnel immer weiter und weiter dem Maschinenraum entgegen. Langsam wurde die Zeit knapp. Doch Svetlana würde es einfach nicht zulassen. Sie würde nicht zulassen, dass die Ori verhinderten, dass sie nach hause zurückkehrte. Sie würden nicht verhindern, dass sie ihr Kind wieder in die Arme nahm und sie würden auch nicht verhindern, dass sie wieder mit Rodney zusammen sein würde. Und jetzt würde sie im Maschinenraum anklopfen und den Ori dies einmal deutlich machen. Sie signalisierte den acht FOTs stehen zu bleiben, während sie nach vorne hastete und erneut C5 anbrachte, diesmal jedoch am anderen Ende des Wartungsschachtes, der direkt in den Maschinenraum führte. Noch fünf Minuten. Svetlana zog sich zurück und ließ zwei FOTs Blendgranaten bereit machen. „Wir nehmen keine Gefangenen. Los!“ Sie drückte den Zünder und kurz darauf brach die Hölle los. Sie stürmte nach vorne und betrat als erste den Maschinenraum. Vier Orikrieger waren von den Granaten geblendet worden, wenn auch nur halb. Einer von ihnen stürmte nun wild auf Svetlana zu und schwenkte sein Typ-33A2 wild um sich, in der Hoffnung, dass er so wenigstens etwas treffen würde. Doch da hatte er sich getäuscht. Svetlana griff sich die Waffe mit der einen Hand und hinderte ihn so weiter auszuholen und mit der anderen Hand drückte sie ihm das M8 in die Magengrube und drückte ab. Die Eingeweide des Orikriegers verteilten sich auf den Konsolen hinter ihm, als die drei 6,8mm Projektile durch ihn rasten.
Auch die FOTs hatten sich nun an ihr schmutziges Handwerk gemacht und schossen die Orikrieger nieder oder begaben sich in einen aufgezwungenen Nahkampf. Svetlana selbst schoss aus der Hüfte einen anstürmenden Orikrieger nieder und haute dem nächsten die Schulterstütze in den Nacken. Dann rollte sie sich ab und schoss dem Orikrieger, den sie als Offizier identifizierte, mit Einzelfeuer in die Kniescheiben. Er brach sofort zusammen und flehte um sein Leben, als er erkannte, dass er der letzte war, der auf seiner Seite noch am Leben war. „Bitte, bitte, lassen sie mich leben. Ich ergebe mich! Nach dem Kriegsrecht...“ Svetlana lachte dämonisch, schnallte ihr M8 auf den Rücken und lud ihre M2011 Pistole durch. „Kriegsrecht? Die Ori haben bisher immer auf das Kriegsrecht geschissen, also...“ Sie richtete die .45 ACP Selbstladepistole auf die Stirn des Dritten Offiziers Usul Trell. „Kriegsrecht... soll ich ihnen eine Lektion erteilen... im Kriegsrecht?“ Dann drückte sie ab. Während sich das Gehirn des Orikriegers auf die nächste Wand verteilte, funkte Svetlana die Brücke an.
„McKay hier, ich hab den Maschinenraum gesichert. Was jetzt?“ Noch drei Minuten. „Wie sieht der Hyperantrieb aus?“, fragte Sam. Svetlana ging zum nächsten Computer und sah sich einige Anzeichen an. „Kalt.“ Sam fluchte am anderen Ende. „Dann heißt das, dass wir dreißig Minuten brauchen, um ihn gefahrlos hochzufahren.“ „Aber wir haben nur drei“, meinte Svetlana. „Dann schaffen wir es nicht“, meinte Sam, fuhr jedoch plötzlich fort: „es sei denn...“ „Es sei was?“, fragte Svetlana verwirrt. „Ein Kaltstart des Hyperantrieb.“ „Wenn ich mch richtig an meine Star Trek Klischees erinnere, klingt das gefährlich“, meinte Svetlana mit Galgenhumor. „Ist es auch, ein Kaltstart bedeutet, dass wir den Hyperantrieb gewaltsam innerhalb von zwei Minuten erhitzen.“ „Und was ist das aber? Bei sowas gibt es immer ein aber“, entgegnete Svetlana. „Es könnte sein, dass wir einen Riss in die Dimensionen reißen und, dass wir beim Hyperraumeintritt auseinander gerissen werden.“ Svetlana sah auf die Uhr. Noch zweieinhalb Minuten. „Na ja, immer noch besser, wenn wir unsere Chance ergreifen.“ „Auch wahr“, meinte Sam. „Los, ich leite dich durch die Prozedur.“
Svetlana setzte sich sofort vor die Hauptkonsole und machte sich daran so schnell zu tippen, wie sie bisher nur den Abzug eines Maschinengewehrs betätigt hatte. Noch zwei Minuten, noch anderthalb, noch dreißig Sekunden, noch zehn Sekunden... „Geschafft!“, brüllte Svetlana ins Intercom und sogleich war der Maschinenraum vom angenehmen pulsieren des Hyperantriebs erfüllt.

„Die Sonne wird zur Nova!“, meldete Senior Spacer Stiles und schaltete die visuellen Daten auf den Hauptschirm. „Dann wird es Zeit zum Roundevous-Platz zu fliegen, Eins-O. Kurs setzen und weg hier“, befahl Sam kalt lächelnd.
Und tatsächlich drehte die Sergej Runge vom Asteroidengürtel ab, feuerte ihre bisher abgeschalteten Laser ab und fuhr die Schilde hoch. Die Runge blies sich durch diverse Asteroiden, bis sie endlich freies Feld hatte, um in den Hyperraum einzutreten. Das Hyperraumfenster öffnete sich und die Sergej Runge trat in selbiges ein. Kein dimensionaler Riss, keine Zerstörung. Die Besatzung der Runge würde leben.


Der stellvertretende Schiffsführer Remata Klan sah entsetzt aus dem Fenster seiner Rettungskapsel, als die Nova immer näher und näher kam. Er schluckte. Es würde also doch kein guter Tag werden.
Doch den Ori im 1533. System erging es nicht so gut. Die Supernova erwischte erst die 19. strategische Battlegroup mit allen 49 Schiffen und dann die Naschubbasis. 50 Ori-Raumschiffe- und Basen, fünfundzwanzig Tausend Orikrieger – aber kein Erdling – wurden von der Nova einfach verdampft.


Captain Samantha Carter stand von ihrem Kommandantensessel auf und nickte jedem einzelnen freundlich und lobend zu. „Statusbericht, wenn ich bitten darf.“ Der Erste Offizier verließ die Navigationskonsole und begab sich zur Schadenskontrolle. „Alle Eindringlinge neutralisiert, die meisten getötet, aber wir haben auch einige Gefangene gemacht... Captain Tilman meldet insgesamt 68 Tote, die Maschinenraumcrew eingerechnet, und 17 Verwundete Troopers.“ Sam nickte betrübt. „Wir setzen eine Trauerminute für morgen um 0800 Uhr an. Mr. Tully, kontaktieren sie Captain Gibbons und sagen sie ihr, dass sie aufschließen soll. Es wird Zeit nach Hause zurück zu kehren.“
Sam begab sich zurück zu ihrem Kommandantensessel und legte die Hände im Schoss zusammen. Lt. Commander McGuffin kehrte zurück zu seiner Station und fragte: „Welchen Kurs, Captain?“ Sam lächelte. „Kurs setzen auf erdkontrollierten Raum, Eins-O. Wir fliegen heim.“




Ende der Folge
Kapitel 5 by Atlan
2.05 Das Spiel mit dem Feuer
von Atlan



Vergeltungsadmiral Piet Hata warf das Datenpad, mit dem er sich die letzten fünf Stunden beschäftigt hatte, resignierend auf sein Sofa und fuhr sich wütend durch die Haare. „Das kann doch nicht so schwer sein...“, brummte er vor sich hin und begab sich zum großen Panoramafenster, das man in seinem Quartier installiert hatte und ihm einen Ausblick über beinahe alles gab, was die Steuerbordseite der Göttlichen Offenbarung, des Flaggschiffs der Originarmee, zu bieten hatte.
Während er so aus dem Fenster starrte und versuchte seinen Kopf zu leeren – was natürlich nicht gelang – dachte er über sein momentan größtes Problem nach: die Aufstellung eines Schlachtplans für den Angriff auf den Erdsektor. Langsam kam ihm alles wie ein großer Scherz vor. Ihm, dem großen Schlachtengewinner der letzten acht Jahre - nur unterbrochen von der Dritten Schlacht um Arcadia, an die er natürlich lieber nicht dachte – fiel trotz über drei Monaten Zeit absolut nicht ein, wie er den Erdsektor schnell und schmerzhaft einnehmen konnte.
Er hatte sich schon mehrere Pläne überlegt, doch letztlich war er immer wieder gescheitert. Das große Problem waren für ihn die neuen Raumforts der Erdlinge, die sogenannten Glasgow-Forts. Um die Erde allein waren 104 dieser monströsen Festungen des Todes installiert worden, natürlich bis an die Zähne bewaffnet. Einige seiner Admirale hatten bereits vorgeschlagen, dass man einfach, ohne Rücksicht auf Verluste, das Solsystem angriff, die Raumforts ausschaltete und zum Schluss die Truppentransporter nachrücken ließ, um die Planetenoberfläche einzunehmen. Doch Hata kannte die Erdlinge inzwischen gut genug um zu wissen, dass es nicht so einfach würde. Für jedes Kubiklichtjahr, für jede Lichtstunde, ja für jede Lichtsekunde, die sie näher an das Solsystem herankamen, würden sie bezahlen müssen.
Die Originarmee verfügte momentan über knapp dreihundert Schiffe, die Erdstreitkräfte – laut dem immer zu ungefähr 50% richtig liegenden Ori-Geheimdienst – etwas über einhundertfünfzig (die verfluchten Tarnboote nicht miteinberechnet), vielleicht etwas mehr, vielleicht etwas weniger. Was die Zahlen anging, konnte die Originarmee zwei Schiffe aufbringen, wo die Erdstreitkräfte eben nur ein Schiff aufbringen konnten. Das war jedoch nur zweitrangig, denn Hata wusste, dass beide Flotten hauptsächlich kleinere Einheiten unterhielten, um die großen Schiffe so zu schonen, ganz zu schweigen, dass es so kostengünstiger war. Wichtiger war, dass die Erdlinge sicherlich noch ein paar Trümpfe in der Hinterhand hatten, was die großen Schiffe anging. Seine Spione hatten ihm schon vor zwei Jahren gemeldet, dass große Summen zu unbekannten Quellen umgeleitet wurden und die Konstruktionsbüros der Navy seitdem Überstunden schoben. Piet Hata hatte das schon einmal erlebt und zwar zwischen 2016 und 2017, als die Erdlinge die Tarnboote entwickelt hatten und diese kleinen Hornissen 30% seiner Flotte aufgerieben hatten. Wenn sie jetzt noch an neuen, großen Kriegsschiffen forschten oder gar schon welche in Dienst gestellt hatten... nicht auszumalen, was das für ein Gemetzel gäbe. Es könnte Ausmaße von der Schlacht um Atlantis einnehmen, wo die halbe Flotte verloren ging und ganz zu schweigen von den Problemen sich mitten in einer Schlacht auf neue Feindschiffe einzustellen, auf neue Waffensysteme, auf größere Schussreichweiten...

Hata schüttelte den Kopf, schlurfte zurück zu seinem Sofa und griff sich die Fernbedienung für den großen Bildschirm, auf dem man das Bordprogramm abspielen konnte. Ein guter Film, eine Flasche Serus Ice-Brandy und vielleicht noch der Besuch seiner persönlichen Assistentin sollten ihm einen freien Kopf verschaffen. Er klingelte nach seinem Steward, der auch kurz darauf in der Tür erschien. „Sie haben geläutet, Sir?“ „Das hab ich, Weston. Brandy, Tabak und sag Kora, dass sie zu mir kommen soll, wenn der Film vorbei ist“, befahl Hata depressiv und schaltete den Bildschirm an. Es gab nur drei Kanäle zur Auswahl und er entschied sich gegen den Dauer-Gottesdienst und die Dokumentation über die neusten eroberten Planeten und für einen Kriegsfilm namens 'Apocalypse Atlantis Now', eine romantisierte Version der Invasion der Pegasusgalaxie (des zweiten Versuchs versteht sich).
Der Steward machte sich indes an seine Arbeit. „Sind sie schon mit dem Angriffsplan weitergekommen, Sir?“, fragte Weston und suchte langsam alles zusammen, wonach der Admiral verlangt hatte. „Leider nicht“, brummte Hata. Weston war zwar erst seit einigen Monaten sein persönlicher Steward, doch ähnlich einem Barkeeper bot er eine Möglichkeit eines Gesprächspartners, der nicht mindestens einen Admiralstreifen oder eine blasse Haut und einen Zauberstab hatte. „Seit Monaten versuche ich diesen Plan fertig zu bekommen, aber alles was ich mir ausdenke, wird mindestens zwei Millionen Tote auf unserer Seite bedeuten.“ „Bei allem Respekt, aber vielleicht liegt das daran, dass sie in normalen Maßen denken“, sagte Weston und servierte Hata den Drink. Hata schaltete den Bildschirm stumm und sah auf. „Wie meinst du das?“ Weston machte sich auf zum Intercom, um die Assistentin des Admirals zum Quartier zu bestellen. „Nun, vielleicht denken sie nicht um die Ecke, wie die Erdlinge es ausdrücken würden.“ Hata hob eine Augebraue. „Hmm, da könnte was dran sein. Aber was könnte ich anders machen...“ „Wenn sie sich das schon fragen müssen, Sir“, begann der Steward. „dann können sie nicht selbst mit dem Schlachtplan aufkommen. Da brauchen sie schon jemanden, der Erfahrung in solchen Angelegenheiten hat.“ Hata hob nun auch die andere Augenbraue. „Weston, mein Guter,... ich glaube, ich sollte dich zum Admiral befördern. Du gibst klügere Sachen von dir, als der halbe Kommandostab.“ „Zu freundlich, Sir“, sagte Weston und verbeugte sich leicht. „Wissen sie vielleicht jemanden, der ihnen beim Plan helfen kann?“ Hata überlegte kurz, nippte an seinem Ice-Brandy und schüttelte dann langsam den Kopf. „Nein, niemand, der noch am Leben ist.“ „Oder noch im aktiven Dienst...“, murmelte der Steward mit der polierten Halbglatze und bestellte dann endlich Hatas Assistentin zur Admiralskajüte.
Gleichzeitig drehten sich die Räder in Hatas Schädel. Weston hatte recht, alle, die gerne mal um die Ecke dachten waren tot oder nicht mehr im aktiven Dienst, wie zum Beispiel...
„Nein, nicht der“, stieß Hata beinahe leidend aus und schlug sich die Hand vor den Kopf. „Wenn wir an den gleichen Seelenadmiral denken, Sir, dann ja“, sagte Weston. „Das geht doch nicht, mein Guter“, meinte Hata kopfschüttelnd. „Ich habe ihn selbst entlassen, da kann ich ihn doch nicht auf Knien bettelnd reaktivieren.“ „Das werden sie wohl machen müssen, Sir, wenn sie die Erde erobern wollen“, sagte Weston und zuckte mit den Schultern. Hata zögerte noch kurz, dann nickte er. „Du hast wohl recht, Weston. Kontaktiere die Brücke, sag dem Schiffsmeister, dass wir zum Supertor fliegen. Wir müssen in die Heimat zurück.“ „Sehr wohl, Sir“, bestätigte Weston, drehte sich um und stockte. „Heißt das, dass ich Kora wieder abbestellen soll?“ „Nein, nicht nötig. Wenn sie schon mal unterwegs ist, dann will ich auch meinen Spaß haben“, meinte Hata, dessen Laune sich langsam besserte und legte sich auf die Couch. „Danke, Weston, du warst mir eine große Hilfe.“
„Nichts zu danken, Sir“, entgegnete Weston und entfernte sich mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen...


Nach acht Jahren, fünf Monaten und dreizehn Tagen zurück auf Heredion, war Seelenadmiral A.D. Faaron Dakamar wirklich der Meinung, dass die erste wirkliche Niederlage seiner Karriere und die darauf gefolgte Entlassung durch Piet Hata mit zu den besten Dingen gehörte, was ihm je passiert war. Es war schon später Nachmittag auf dem Gut der Familie Dakamar und Faaron saß neben seiner Frau Mina auf der Veranda und beobachtete ihre beiden Kinder, Faaron Jr. und Rena, beim spielen. Faaron konnte sich wirklich nicht beklagen. Er konnte Zeit mit seiner Familie verbringen, war von der Bevölkerung Heredions in den Gemeinderat seiner Heimatstadt berufen worden und schrieb momentan an seiner Autobiographie, die wohl außerhalb von Heredion aber wohl nie jemand unzensiert zu lesen bekommen würde. Ja, anders als die zwei Dekaden zuvor verlief endlich alles einmal gut – zumindest noch für fünf Minuten, als schließlich der Überschallknall einer Ori-Raumfähre im Himmel zu hören war.
Faaron schlug sich die Hände vor das Gesicht. „Ich glaub es ja nicht.“ „Ori?“, fragte Mina wütend. „Oh ja, absolut“, meinte Faaron und erhob sich langsam. Noch hatte er ja die Hoffnung, dass was immer da auf ihn zu käme sich schnell lösen ließe. Alle paar Jahre wurde er mal von dem ein oder anderen Admiral aufgesucht, der ihn um einen Rat bat oder sich als einfacher Fanboy herausstellte. Faaron kam dann meist den Wünschen der Gäste nach und diese verschwanden dann schließlich auch nach spätestens einer Stunde wieder. Doch als die Raumfähre aufgesetzt und das Ehrenspalier von sechs Originrittern ausgestiegen war und Faaron schließlich sah, wer ihn da an einem so schönen Frühsommertag aufsuchte, wusste er plötzlich, dass es wohl länger dauern würde.
„Admiral Dakamar, mein Guter, es ist schön, sie mal wieder zu sehen“, sagte Admiral Piet Hata mit ausgestreckten Armen und einem einladenden Lächeln. Faaron verschränkte jedoch nur die Arme vor der Brust. „Admiral im Ruhestand, Hata, daran sollten sie sich erinnern, sie haben mich ja schließlich in den Ruhestand versetzt.“ Hatas Lächeln verschwand und zugleich ließ er seine Arme sinken. „Wo sie recht haben, haben sie recht. Lassen sie uns nicht lange um den heißen Brei herum reden, Dakamar. Ich bin hier in einer dringenden Angelegenheit, habe eine einwöchige Reise aus der Milchstraße auf mich genommen und mir ist unterwegs der Brandy ausgegangen, also lassen sie mich bitte mein Anliegen vortragen.“ Dakamar sah den Oberbefehlshaber der Originarmee in der Milchstraße eine Weile starr an, dann nickte er stumm und deutete mit ebenso wenig Worten zum Haupteingang.

„Also... was wollen sie?“, fragte Faaron, nachdem er Hata in sein Arbeitszimmer geführt hatte. Hata sprach erst einmal kein Wort, bis Faaron schließlich mit den Augen rollte und Hata endlich einen Platz auf der anderen Seite seines Schreibtisches anbot. Hatas Laune besserte sich etwas und als er endlich Platz genommen hatte, sagte er leicht lächelnd: „Ich will sie nicht länger auf die Folter spannen, mein Guter, also sage ich es einfach: ich will sie zurück in den aktiven Dienst.“
Faaron hätte den Vergeltungsadmiral am liebsten am Kragen gepackt und vor die Tür gesetzt, als dieser seine Intention formuliert hatte, sagte jedoch: „Ich wusste ja immer, dass sie etwas langsam sind, aber, dass sie achteinhalb Jahre bräuchten, um ihren kindlichen Fehler einzusehen, überrascht selbst mich.“ „Ha, ha, ha“, entgegnete Hata trocken. „Um das erst mal klar zu stellen, ich habe es nie bereut, sie aus dem aktiven Dienst zu entlassen, ich bereue es immer noch nicht und ich werde es niemals bereuen, dass sie mir endlich nicht mehr auf die Nerven gehen. Wie sie sehen können, habe ich seit unserem letzten Treffen auch keine Haare mehr verloren.“ Er deutete auf sein grau meliertes Haar mit tifen Geheimratsecken. Faaron winkte belustigt ab. „Sieht für mich eher nach einem Haarmittel aus, dass die Ori propagieren. Etwas in der Richtung von 'Heiliges Haarmittel: verhilft auch einem Prior zu einem vollen Haarschopf mit der Macht der Götter'.“ Bei dieser Aussage musste Hata tatsächlich ein Lächeln verkneifen. Er wischte sich eine Träne aus dem rechten Auge und meinte: „Vielleicht haben sie ihre Berufung verfehlt, vielleicht hätten sie ja Werbetexter werden sollen.“ „Ich denke immer noch drüber nach“, antwortete Faaron trocken und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. „Zurück zum Thema und sagen sie mir endlich, warum sie hier sind.

Piet Hata nickte nachdenklich, räusperte sich dann und sagte: „Also gut, die Kurzfassung... technisch gesehen, sind die Erdlinge bereits besiegt, doch sie weigern sich es einzusehen.“ „Ich kann mir nicht vorstellen warum“, meinte Faaron. „sie insbesondere haben doch ein so einladendes Wesen.“ „Ich weiß, aber trotz meines natürlichen Charmes wollen sie sich nicht ergeben und anscheinend bis zum letzten Mann kämpfen.“ Hata zuckte mit den Schultern und beugte sich leicht nach vorne. „Und da kommen sie ins Spiel, mein Guter.“ „Ich?“, fragte Dakamar. „Sie“, bestätigte der Vergeltungsadmiral. „Ich arbeite seit Monaten an dem Schlachtplan, der diesen Krieg beenden soll, aber man hat mir vor kurzem nahe gelegt, dass ich jemanden brauche, der um die Ecke denken kann. Und das sind in meinen Augen einzig und alleine sie.“ Faaron beugte sich ebenfalls vor und blickte seinem Gegenüber in die kalten Augen. „Um das klar zu stellen... sie kommen mit ihrem alles vernichtenden Glaubenskrieg nicht weiter und jetzt soll ich sie aus der dampfenden Scheiße eines ausgewachsenen Degos ziehen?“ „Nicht aus der eines ausgewachsenen Degos, aber der eines pubertierenden mit Magenverstimmung, wenn ich mich mal auf ihre blumige Aussprache herablasse“, bestätigte Hata nickend. Faaron lehnte sich nun wieder zurück und lachte kurz, aber herzlich, auf. „Meine Güte, Hata, ich bin doch nicht George S. Patton Jr.. Nachdem man mich entlassen hat, komme ich nicht bei Fuß gelaufen, weil irgendjemand will, dass ich für ihn den Wagen aus dem Dreck ziehe.“ Er winkte lachend ab. „Welcher verrückte Ratgeber hat ihnen das überhaupt vorgeschlagen, mich zu fragen.“ Hatas Mundwinkel zuckte. „Mein... Steward.“ Faaron schnalzte daraufhin mit der Zunge, stand langsam auf und klopfte Hata bemitleidenswert auf die Schulter. „Ich hätte nie gedacht, dass ich das mal sage, aber sie tun mir wirklich Leid, Admiral. Die Kriegslage muss nicht nur für die Erdlinge schlecht sein, wenn sie schon auf den Rat ihres Stewards hören. Wahrscheinlich holen sie sich sonst auch immer den Rat ihrer 'Assistentin' ein, wenn irgendwelche Truppen verlegt werden müssen.“ „Nein, deren Rat hol ich mir nur ein, wenn ich wirklich verzweifelt bin“, sagte Hata sarkastisch. „Dann wird es wohl Zeit, dass sie sie aufsuchen, denn meinen Rat kriegen sie nicht, nicht heute, nicht nächste Woche, nie.“ Er begab sich zurück zu seinem Stuhl und setzte sich. „Sie kennen ja die Tür. Wenn sie wollen, schicke ich ihnen ein Exemplar meiner Autobiographie zu, wenn ich fertig bin. Guten Tag.“ Hata nickte. „Ihr letztes Wort?“ „Mein letztes Wort“, bestätigte Faaron und wandt sich seinem Computer zu. Hata zuckte mit den Schultern und hob die Arme resignierend. „Schade, wirklich schade. Dabei hatte ich ihnen als Gegenleistung was ganz nettes anzubieten...“ Plötzlich war Faaron wieder ganz Ohr. „Was für eine Gegenleistung?“ „Nein, jetzt haben sie mich zu tiefst beleidigt, mein Guter. Suchen sie mich morgen an Bord meines Flaggschiffs auf, wenn sie wissen wollen, was ich ihnen als Gegenleistung anbiete. Ich kann ihnen allerdings versprechen, dass sich ihr erneutes Eingreifen in den Krieg, sollten sie sich denn dafür entscheiden, sich als sehr vorteilhaft für ihr Volk erweisen kann. Guten Tag.“ Hata verbeugte sich leicht und verließ dann Faarons Büro.

Faaron wartete, bis sich die Schritte des Vergeltungsadmirals von seinem Arbeitszimmer entfernt hatten, dann schlug er wütend auf die Tischplatte. „Manipulativer Dreckssack!“, stieß er zischend aus und legte dann die Füße auf den Schreibtisch. Er faltete die Hände hinter seinem Kopf und begann nachzudenken. So sehr er Hata auch hasste und verabscheute und am liebsten dreimal täglich verprügeln wollte, so musste er ihm doch lassen, dass er ihn durchschaut hatte. Es gab nur zwei Sachen, die Faaron dazu bringen konnten für die Ori wieder eine Schlacht zu entscheiden: Vorteile für sein Volk und seine Familie und die Genugtuung in die Geschichtsbücher als einer der größten Feldherren der Geschichte einzugehen. Alexander der Große, Julius Caesar, Napoleon Bonaparte, Erwin Rommel, Erich von Manstein, George Patton, Pierre Dreyfus und Faaron Dakamar, der Mann, der die Nachfolger der eben genannten Schach und Matt gesetzt hatte. Der krönende Abschluss einer anständigen Karriere. Er kannte sich gut genug, um zu wissen, dass er ein Ego von der Größe des Pferdekopfnebels hatte, doch inzwischen war er alt genug, um zu erkennen, wenn eben dieses Ego vorschnelle Entscheidungen treffen wollte.
Hata schien auf jeden Fall verzweifelt in seinen Augen und wenn er sich das schon anmerken ließe, dann musste seine Not um ein vielfaches größer sein als das, was man an seinem Gesicht ablesen könnte. Faaron beschloss dies auszunutzen. Er würde ihm so viele Zugeständnisse, wie er nur konnte aus den Rippen leiern.
Dann stand er auf und begab sich wieder auf die Veranda des Familiengutes. Und am nächsten Tag würde er Hata ein weiteres Mal entgegen treten.


Faaron folgte langsam Hatas Steward, der ihn an der Luftschleuse der Göttlichen Offenbarung abgeholt hatte, der ihn auf schnellstem Wege zur Admiralskajüte brachte. Irgendwie kam es Faaron so vor, als kannte er den normalgroßen, Mitte fünfzig jährigen Mann mit Halbglatze irgendwo her, konnte aber nicht sagen, wo genau. „Entschuldigen sie, Weston, aber kennen wir uns irgendwo her?“, fragte Faaron verwirrt. Der liebenswürdige Steward blickte den Admiral außer Dienst freundlich an. „Sehr wahrscheinlich, Sir. Vielleicht erinnern sie sich ja früher oder später.“ Faaron runzelte die Stirn über die Antwort des persönlichen Dieners. Kein Wunder, dass er der Steward des exzentrischten Admirals der ganzen Originarmee war. Exzentrik zog sich wohl an.
Es dauerte nicht lange, bis sie das Quartier des Admirals erreichten und Faaron trat ohne zu klopfen ein. Noch gab es keinen Grund Höflichkeit vorzutäuschen. Weston folgte ihm auf dem Fuße.
Piet Hata saß gerade auf seiner Couch und hatte einige Datenpads vor sich liegen. Er sah nur kurz auf, lächelte und wies aus einen bequem aussehenden Sessel. „Ah, mein Guter, kommen sie doch rein. Freut mich, dass sie es einrichten konnten.“ Er legte die Datenpads beiseite und schüttelte den Kopf. „Selbst wenn man die Galaxie wechselt verfolgt einen der Papierkram...“ Er schüttelte erneut den Kopf und überschlug dann die Beine, während er es sich bequem machte. „Also, wollen sie nun mein Angebot hören?“ „Sonst wäre ich kaum hier“, antwortete Faaron bissig. „Gut, gut... im Gegenzug für ihre Hilfe bei den letzten vor uns liegenden Schlachten wären wir bereit Heredion erweiterte Rechte zu zu gestehen.“ „Wie, keine Erpressung mehr, dass sie meine Familie hinrichten und meinen Planeten in die Luft jagen, wenn ich nicht helfe?“ Hata stieß verächtlich Luft aus. „Also bitte, für wen halten sie mich?“ „Ich halte sie für Vergeltungsadmiral Piet Hata, Hata den Schlächter“, entgegnete Faaron kaltschnäuzig. Hata rollte mit den Augen. „Mit dem ersten bin ich ja einverstanden, aber 'Hata der Schlächter'? Ich bitte sie, mein Guter, das ist doch nur so ein böser Spitzname aus meiner wilden Jugend, der hängen geblieben ist. Dieses... Arrangment, dass sie vor zwanzig Jahren mit diesem sehr charmanten Prior getroffen haben, habe ich schon immer für mehr schädlich, als nützlich gehalten. Die Heredionen sind viel zu wichtig für unsere Wirtschaft und unser Militär, als dass wir es uns mit ihnen verscherzen sollten, geschweige denn sie in die Luft jagen zu wollen. So macht man sich doch keine Freunde.“ „Ironisch, dass das ausgerechnet von ihnen kommt, Hata. Also, was für Rechte?“, fragte Faaron schließlich. „Darüber lässt sich noch sprechen, aber ich dachte unter anderem daran die Besatzung zu beenden. Stellen sie sich das mal vor: keine von ihnen so verhassten, aber im Grunde doch so liebenswerten, Oritruppen mehr auf ihrer wundervollen Welt.“ „Wenn sie dieses Zugeständnis machen können, dann ist da doch sicher noch mehr drin“, meinte Faaron und verschränkte die Arme. „Lassen sie schon die Hosen runter, Hata, und geben sie mir wirklich einen Grund, um ihnen zu helfen.“ Hata kniff die Augen zusammen. „Warum sagen sie mir nicht, was sie wollen und ich sage ihnen dann, ob ich es ihnen geben kann?“ Faaron nickte zustimmend. „So gehts natürlich auch. Mal sehen... ich will erst mal das Ende der Besatzung. Dann will ich schriftlich von ihnen, dass kein Heredione, der es nicht freiwillig will, die Ori anbeten muss und wir wieder unsere Göttinnen anbeten dürfen.“ Hata reagierte kaum, hob dann aber eine Augenbraue. „Einverstanden.“ „Gut, und dann will ich noch, dass alle Familien, die von den Ori oder ihren Häschern jemals drangsaliert wurden, eine Abfindung erhalten. Ebenso alle Familien, die während der Invasion unseres Systems jemanden bei den Streitkräften hatten und dieser oder diese gestorben ist.“ „Einverstanden“, sagte Hata ein weiteres Mal. „Sehr schön. Und zum letzten: ich will, dass Heredion seine Unabhängigkeit zurück erhält. Das bedeutet ein unabhängiges Mitglied des Ori-Imperiums zu sein, eine Enklave sozusagen. Eigene Regierung, eigene Währung, eigene Gesetze, eigenes anerkanntes Hoheitsgebiet in dieser Galaxis, der Pegasusgalaxie und der Milchstraße.“ „Das geht jetzt aber zu weit! Mein Guter, sie sind scharmlos“, sagte Hata energisch, doch Faaron lächelte wissend. „Ach kommen sie, Hata, mein Guter... die Ori werden drei Galaxien besitzen. Das jucken sie da ein halbes oder ganzes Dutzend Systeme, die sie an einen Freund abdrücken, der ihnen in dunklen Zeiten beigestanden hat?“
Faaron unterdrückte ein triumphierendes Lächeln, als er mit ansah, wie sich hinter Hatas Augen die Zahnräder drehten und er nach einer halben Minute schließlich sagte: „Einverstanden. Aber all das nur, wenn wir im Laufe des Jahres noch mit der Offensive beginnen.“ Faaron nickte zufrieden. „Das sind noch vier Monate, das krieg ich locker hin.“ „Hand drauf“, sagte Hata und streckte seine Hand aus. Faaron wollte sie schon ergreifen, als ihn plötzlich ein helles Licht ein fing.
Er drehte sich irritiert um, als er sich plötzlich in einem vollkommen weißen Raum befand. „Was zum Teufel...?“ Er drehte sich erneut um seine eigene Achse und plötzlich stand Hatas Steward vor ihm. „Weston? Was zum Teufel geht hier vor sich? Ich hab heute noch nichts getrunken, um mir das hier einzubilden.“ „Sie befinden sich in der Sphäre der Aufgestiegenen“, erklärte Weston grinsend. „und mein Name ist nicht Weston. Sie hatten Recht, dass wir uns irgendwo her kennen. Das ist jetzt schon acht Jahre her. Aber lassen sie mich mal eben umziehen, damit sie mich an dem Bild aus meiner Geheimdienstakte erkennen.“ Mit diesen Worten schnippste 'Weston' mit den Fingern und wechselte vor Faaron die Kleidung. Vor dem ehemaligen Admiral stand nun ein Mann, der immer noch eine Halbglatze hatte, jedoch nun eine dicke Hornbrille auf der Nase trug und einen gut sitzenden Nadelstreifenanzug am Körper trug. Er zupfte diesen noch zu recht und bot Faaron seine Hand an. „Gestatten sie mir, mich ihnen noch einmal vorzustellen: Woolsey, Richard Woolsey.“

„Richard Woolsey?“, fragte Faaron irritiert. „Aber... sie sind gestorben. Sie sind gestorben, als sie Atlantis in die Luft gejagt haben.“ „Ja, das ist so eine Sache...“, meinte Richard Woolsey und ging einige Schritte auf und ab. „Wissen sie, in einem früheren Leben war ich ein Antiker mit allem drum und dran und ich hatte da eine ganz besondere Familie. Sie sind aufgestiegen, ich bin in mein richtiges Leben zurückgekehrt. Doch meine Frau hat nur auf der Lauer gelegen und auf mich aufgepasst. Also, ich bin in eine riesige Explosion geraten und anstelle zu sterben...“ Er vollendete den Satz nicht, sondern zeigte mit beiden Armen auf die Umgebung. „Also, kommen wir zum Geschäft.“ „Moment mal, wird Hata uns nicht vermissen? Und was ist mit den Ori? Ich dachte, die ihr Aufgestiegenen und die Ori mögt euch nicht?“, warf Faaron ein. „Sowohl die Ori, als auch die Aufgestiegenen merken nicht alles. Egal wie lange wir hier sprechen, in der normalen Welt wird keine Zeit vergehen und niemand wird merken, dass wir mit einander gesprochen haben. Glauben sie mir, dass kostet mich sehr viel Energie, aber ich hoffe, dass es das Wert ist.“ „Gut, dann sagen sie mir, was ansteht“, meinte Faaron. Woolsey nickte und fuhr fort: „Gehen sie auf Hatas Angebot ein. Stellen sie ihm den Angriffsplan zusammen und lassen sie sich ein Kommando aufs Auge drücken.“ „Das hätte ich sowieso getan“, meinte Faaron. „Ja, aber machen sie es nicht wegen ihres Deals. Machen sie es, um endlich zur Erde überzulaufen.“ „Überlaufen?“, fragte Faaron unschuldig. „Bitte, spielen sie keine ihrer üblichen Spielchen mit mir, Dakamar. Sie sympathisieren seit Jahren mit der Erde und haben selbst, als sie noch aktiv am Krieg beteiligt waren immer mal wieder zu unseren Gunsten interveniert. Machen sie es erneut. Laufen sie zur Erde über und helfen sie den Krieg zu gewinnen.“ „Klingt ja verlockend“, sagte Faaron gedehnt. „wäre da nicht die Tatsache, dass mein Heimatplanet nicht mit überlaufen kann. Planeten können sich wohl schlecht aus der Schusslinie einer Angriffsflotte manövrieren. Laufe ich über und nehme gar noch ein paar Schiffe mit, dann werden die Ori Heredion samt Bevölkerung zerstören.“ Woolsey lächelte. „Ich wusste, dass das ihr einziger Einwand sein würde. Keine Sorge, darum kümmere ich mich. Ich bringe ihren Planeten in Sicherheit.“ „Ernsthaft?“, fragte Faaron ungläubig. „Und wie?“ „Dazu müsste ich etwas weiter ausholen“, sagte Woolsey und überlegte kurz. „Aufgestiegene können unter anderem Personen oder Objekte über unglaublich große Distanzen bewegen, ebenso wie wir uns selbst in Sekundenbruchteilen von einer Galaxie in die andere bewegen können. Die Bewegung eines Planeten benötigt sehr viel Energie, aber glücklicherweise habe ich meine ganze Familie und meinen Schwager, die mir dabei helfen können. Sobald sie überlaufen, werde ich Heredion in die Milchstraße versetzen, in ein erdkontrolliertes Gebiet, wo der Planet vor den Ori verteidigt werden kann.“ Faaron konnte seinen Ohren nicht glauben und hob ungläubig die Hände. „Moment mal... mal angenommen, ich würde ihnen das glaube... würden die Ori nicht eingreifen?“ „Den Ori ist es völlig egal einen Planeten voller Ungläubiger zu verlieren“, entgegnete Woolsey. „Ganz zu schweigen, dass wir ihnen keine Zeit lassen werden zu reagieren und sobald Heredion in der Milchstraße ist, werden die Aufgestiegenen darauf aufpassen, dass die Ori keine faulen Tricks anwenden.“ Faaron senkte die Hände und dachte angestrengt nach. Das war die Chance, auf die er über zwanzig Jahre gewartet hatte. Er konnte Menschen gut einschätzen und Richard Woolsey traute er zu, dass er hielt, was er versprach. Er streckte also seine Hand aus. „Ich bin dabei“, meinte er grinsend. Woolsey ergriff die Hand. „Gut, ich werde sie noch mal aufsuchen, bevor es losgeht und noch mal alles absprechen. Viel Glück, Faaron.“ Mit diesen Worten verschwanden sowohl Woolsey, als auch der strahlend weiße Raum und saß plötzlich wieder Piet Hata gegenüber, in dessen Handschlag er nun einschlug. Gleichzeitig sah er aus dem Augenwinkel, wie 'Weston' im zuzwinkerte, nur um dann plötzlich komplett anders auszusehen – der richtige Weston war zurück. Faaron lächelte innerlich und wusste nun genau, was er zu tun hatte.


„Ich sitze also auf meinem Kommandantensessel. Feindschiff Steuerbord von mir, Feindschiff Backbord von mir, Feindschiff vor mir“, erzählte Schiffsmeister A.D. Teeral Rehma, nun Besitzer eines Saloons, der zahlenden Kundschaft aus seinem großen Repertoire von Kriegsgeschichten. „also, meine Besatzung sieht mich ängstlich an, doch ich blicke sie nur furchtlos an und sage...“ „und du sagtest 'Keine Angst Leute, oben auf der Flaggbrücke sitzt der einzig wahre Faaron Dakamar, der wird das Schiff schon schaukeln'“, unterbrach der im Eingang stehende Faaron die Geschichte seines besten Freundes und lachte laut auf. Teeral Rehma grinste ebenfalls, deutete auf Faaron und meinte zur Kundschaft: „Wenn man vom Teufel spricht, meine Damen und Herren, Faaron Dakamar.“ Er applaudierte dem Neuankömmling wild und die Gäste stimmten mit ein. Der Admiral hob nur beschwichtigend die Arme. „Bitte, bitte, kein Grund zur Aufregung. Ich muss mal eben nur den Barkeeper entführen.“ Er winkte seinen alten Freund zu sich und begrüßte ihn erst einmal. „Hast du irgendwo ein Hinterzimmer, wo wir ungestört reden können?“, fragte er verschwörerisch. „Ja, da drüben“, meinte Rehma und deutete auf eine Tür hinter der Theke. Er drehte sich noch mal zu den Gästen um. „Die nächste Runde geht aufs Haus, auf den größten Kriegshelden Heredions der letzten zwanzig Jahre.“ Im Jubel der fröhlichen Gäste verschwanden Rehma und Faaron ins Hinterzimmer.
„Also, was gibt es?“, fragte Rehma und verschränkte die Arme vor der Brust. Faaron sprach nicht weiter, sonder holte ein wohl bekanntes, kleines Gerät hervor. Es war der Störsender, den die beiden immer an Bord der Heredions Stolz benutzt hatten, wenn sie einmal ungestört und offen reden wollten. „Oh, so was.“ „Ja, so was“, meinte Faaron nickend. „Um es kurz zu machen: ich brauche deine Hilfe beim Überlaufen zur Erde und der Befreiung unseres Volkes.“ Rehma runzelte nur die Stirn und roch an seinem besten Freund. „Bist du schon betrunken?“ Faaron rollte nur mit den Augen. „Woolsey...“ Ein weiteres Mal wurde Faaron in weißes Licht gebadet, doch ebenso diesmal auch Rehma. Erneut stand er in der Sphäre der Aufgestiegenen und Woolsey direkt neben ihm.
„Was zum...“, fragte Rehma verwirrt. „Teeral Rehma Richard Woolsey, Richard Woolsey Teeral Rehma“, stellt Faaron die beiden Männer einander vor. „Woolsey ist einer von den guten Aufgestiegenen und wird uns bei dem Vorhaben helfen.“ „Ah ja...“, sagte Rehma gedehnt. „Kann ich mal die Langfassung hören?“ Faaron nickte und tat seinem Freund den Gefallen.

Einige Minuten später nickte Rehma verstehend. „Ah ha. Jetzt macht es irgendwie Sinn. Also, was soll ich bei dem Unternehmen für eine Rolle spielen?“ Faaron antwortete nicht direkt, sondern nickte Woolsey dankend zu und kurz darauf standen sie wieder in Rehmas Hinterzimmer. Nun fuhr Faaron fort: „Ich habe schon mit Hata gesprochen. Er gibt mir das Kommando über ein Geschwader Schlachtkreuzer. Ich werde dich wieder als Flaggkommandanten einsetzen. Das wichtigste ist jetzt genug vertrauenswürdige Männer als Offiziere zu rekrutieren. Unsere Männer müssen innerhalb des Geschwaders alle Schlusselpositionen einnehmen, damit wir mit allen zwölf Schiffen überlaufen können.“ „Klingt ja so, als hättest du das schon von langer Hand geplant“, meinte Rehma immer noch etwas perplex. „Nein, die Idee stammt zu neunzig Prozent aus 'Jagd auf Roter Oktober', einem irdischen Roman.“ „Dann kann ja gar nichts schief gehen...“, meinte Rehma sarkastisch, zuckte dann aber mit den Schultern und grinste. „Was solls, ich bin an Bord. Alleine um mal auf Orischiffe zu schießen, statt auf Erdlinge.“ „Gut, dann packen wir es an“, meinte Faaron zufrieden und verließ mit Rehma das Hinterzimmer.


Einige Tage später erschien Faaron Dakamar, wieder gekleidet in seiner guten alten Phantasieuniform, auf der Flaggbrücke der Göttlichen Offenbarung, die inzwischen wieder in die Milchstraße zurückgekehrt war. In seinen Händen hielt er den 'narrensicheren' Schlachtplan, der die Ori zum 'Sieg' führen sollte. Um keinen Verdacht zu erregen hatte er ihn sogar kompetent verfassst. Hata würde keinen Verdacht schöpfen, soviel war klar.
„Ah, Admiral Dakamar, mein Guter, es ist schön, sie wieder in einer schneidigen Uniform zu sehen“, begrüßte Hata ihn mit offenen Armen. „Danke, Admiral. Hier ist der vorläufige Schlachtplan. Ich werd die Einzelheiten wohl noch überarbeiten, aber wir können in drei Monaten losschlagen, wenn auf der Erde die Weihnachtszeit anfängt.“ „Sehr schön, ich wusste doch, dass sie mich nicht im Stich lassen würden“, sagte Hata gut gelaunt. „Ich sage ihnen, mein Guter, heute ist so ein guter Tag, keine schlechten Nachrichten...“ Weiter kam Hata nicht, denn plötzlich kam sein Stabschef, käsebleich und vor Angst zitternd, auf ihn zu. „Sir, ich weiß nicht, wie ich es ausdrücken soll, aber...“ „Aber was?“, fragte Hata langsam. „Aber ein irdisches Kommando in einem von uns gekaperten Schlachtschiff hat soeben mit Hilfe einer künstlichen Supernova das ganze Chintoka-System, die dortige Nachschubbasis und die 19. strategische Battlegroup vernichtet.“
Faaron unterdrückte ein inniges Lachen, als Hata vor seinen Augen explodierte, salutierte lässig und verschwand dann von der Brücke. Wenn sein Überlaufen schon so begann, dann musste der Rest ja ein Kinderspiel werden...




Ende der Folge
Kapitel 6 by Atlan
2.06 Sanctuary Teil 1
von Colonel Maybourne



In der unendlichen Schwärze des Alls öffneten sich Fenster aus dem Hyperraum und entließen eine Armada an Kriegsschiffen.
Sie sammelten sich auf der Stelle um eine unbewohnte Welt, wo sie den Orbit ansteuerten und eine Defensivposition einnahmen.
Es handelte sich um die Armada der Ori, die für einen vernichtenden Schlag gegen die Erde in Stellung ging.
Zwar waren die Ori noch außerhalb des Raums der Erde, doch sie würden die Grenze schon in Kürze überschreiten.
Aber es würde erst in Stunden erfolgen und daher zitierte Admiral Hata alle Flaggoffiziere auf sein Schiff, um eine letzte Besprechung anzusetzen.
„Meine Herren, setzen sie sich.“
Die Offiziere befanden sich in einem Raum, der mit Orisymbolen der geschmückt war und die größten Triumphe zeigte.
Hata begann dann mit seinem Bericht.
„Also, wie ich sehe, ist in der vierten Division ein Ausfall zu beklagen?“
Sofort erhob sich der Kommandant der Einheit und verneigte sich, bevor er seine Meldung bei seinem Chef machte.
„Ja, es hat leider einen Unfall auf einem Transporter gegeben.“
Hata verzog den Mund und dachte daran dass einer von 34 Transportern kein Hindernis sei, es ärgerte ihn aber trotzdem.
Er war ein Perfektionist und wenn so was auf einem seiner 182 Kriegsschiffe passiert wäre, so würde er den Mann sicher degradieren oder erschießen lassen.
„Barion mein Guter, dass kriegen sie doch wieder hin?“
Der Angesprochene nickte auf der Stelle.
„Natürlich Admiral, wie arbeiten schon daran.“
Innerlich beinah im Boden versunken, setzte sich der Offizier wieder und betete zu den Ori, es war nämlich noch nicht klar, ob er wirklich davon kommen würde.
Piet Hata hatte sich in den letzten Jahren zwar einen väterlichen Ton angewöhnt, aber dass auf die leichte Schulter zu nehmen, war tödlich.
Und so musste man stets auf der Hut sein um nicht umsorgt zu werden bevor man hingerichtet wurde und der Admiral wieder ganz nett den nächsten anlächelte.
„Also, wie sieht es um Sanctuary aus?“
Ein Offizier der Originritter erhob sich.
„Wir sind nicht nah genug rangekommen aber alle Daten sagen dass sie Bescheid wissen, weil eine Flotte um den Planeten zusammen gezogen wird.
Außerdem sind auf dem Boden Truppen eingetroffen, doch mehr ist nicht zu sagen, da wir auf dem Erkundungsflug eine Fregatte verloren haben.“
Hata nickte bedächtig.
„Dann wurden wir vom ONI unterwandert…“
Ein anderer Admiral widersprach ihm aber.
„Nicht unbedingt, sie können die Flotte überwacht haben und den wahrscheinlichsten Punkt in schneller Zeit verstärkt haben.“
Hata stimmte ihm zu.
„Ja, das wäre möglich, aber ich will sicher sein.“
Der Admiral stand auf und sah zu einem Originritter.
„Macht eine Überprüfung und seht nach, ob jemand unerlaubte Meldungen gesendet hat, eh es unsere Beisetzung ist, zu der wir fliegen.“
Dann blickte er in die Runde und wollte die letzten Details klären, weil einige Kommandanten noch neu waren.
Und er hasste das wenn er nur wegen unerfahrener Anführer Verluste einfahren würde, die bei weiterem Vormarsch Hinderlich wären.

Nach etwa einer halben Stunde, öffnete sich die Tür und der Kommandeur kam herein, der bei allen bekannt und beliebt war.
„Dakamar mein Guter, ich dachte schon sie kommen nicht mehr?“
Faaron Dakamar, der nach Jahren im unfreiwilligen Ruhestand wieder an der Front war, wo er sich erst wieder einfinden musste, sah Hata voller Hass an.
Der Mann stand für einfach alles, was er verachtete und er musste mitspielen, um den Plan bei dem um das Schicksal seines Volkes ging, zu verwirklichen.
„Tut mir leid, dass ich mich verspäte, doch wir haben einen Rückschlag erlitten und ich hab in dem Moment was anderes zu tun gehabt.“
Hata blickte ihn fragend an.
„Was für einen Rückschlag?“
Dakamar setzte und spürte den Blick der Offiziere, wie auch der Priore.
„Ein leichtes Geschwader ist von irdischen T- Booten angegriffen worden und wurde leider so schwer getroffen, dass bis auf eine Fregatte alle Schiffe verloren gingen.“
Hatas Kopf lief Rot an.
„Verstehe… Feindliche Verluste?“
Das letzte Wort zischte er raus und jeder am Tisch außer Dakamar wurde kreidebleich, weil er sich von Hata nicht einschüchtern ließ.
„Ein T-Boot konnte zerstört werden.“
Jeder konnte sehen, dass Hata sich grade sehr zusammen reißen musste, aber er schaffte es auf eine relativ ruhige Art,
„Wir sollten die Attacke mit entschiedener Härte zurückzahlen und keinen verschonen.“
Dakamar sah auf.
„Und gegen wen… die Boote sind zurück zur Erde.“
Der Oberbefehlshaber der Ori dachte nach und hatte eine Idee wie er dass vergelten konnte, es zahlte sich eben manchmal aus, die Sitten des Feindes zu kennen.
„Dakamar sie hatten den Angriffstermin auf den Tag gelegt, den die Erde als 27. Dezember zu bezeichnen bekennt?“
Der Angesprochene bestätigte das schulterzuckend.
„Ja, warum fragen sie?“
Hata faltete seine Hände und neigte den Kopf.
„Weil es weiser wäre wenn wir an einem der höchsten Feiertage angreifen, drei Tage früher in ihre Feierstimmung an diesem… heiligen Abend.“
Einer der Priore fand das ebenso.
„Sie dürfen dieses ketzerische Fest nie wieder aufführen.“
Hata verneigte sich vor dem Prior.
„Dann ist es beschlossen, dass wir den Angriff um drei Tage vorverlegen.“
Dies war Dakamar aber gar nicht recht.
„Wenn wir sie früher als geplant angreifen bräuchten wir aber die Nachschubtruppen, sonst ist der weitere Vormarsch in Gefahr.
Die Erdbewohner haben die Großkampfverbände seit Monaten nicht mehr, in der Schlacht auf unsere Armeen losgelassen.
Stattdessen bauen sie neue Generationen von Schlachtschiffen und halten uns mit T Booten an jedem Planeten etwas auf.“
Hata bemerkte, worauf Dakamar hinaus wollte.
„Sie denken, dass sie uns über der Erde in eine Falle locken wollen?“
Der Heridione nickte bedächtig.
„Weiß ich nicht, aber es sieht danach aus.“
Hata stand auf und ging ein paar Schritte, während er an die letzten Wochen dachte als die Ori eine ganze Heeresgruppe und mehrere Flottengeschwader verloren.
Und er war dermaßen wütend darüber dass er es der Erde auf jeden Fall heimzahlen wollte, ob er dabei mehr verlor als die Erde war ihm egal.
„Nein, wir greifen an, bevor sie noch weiter aufrüsten können.“
Sein Stolz sowie die Sucht auf Erfolg hinderten ihn daran, dass logisch zu sehen und so war er nicht bereit, den Angriff zu verschieben.
Allein schon die Möglichkeit, von den Ori für seine Verdienste geadelt zu werden, war das für ihn einzig relevante.
So blieb es bei der Entscheidung, Sanctuary früher anzugreifen, auch wenn es die Verstärkung frühestens in einer Woche zu ihnen schaffen würde.


Erde, Oberkommando der Admiralität:

Vizeadmiral Nina König lief schnellen Schrittes ins Büro von Flottenadmiral Heimeshoff, den sie heute sicher mehr nerven würde, als an anderen Tagen.
Und bei dem was sie dabei hatte, würde er sie nicht wieder nach zwei Stunden rauswerfen und sich mit einer Flasche Weinbrand beruhigen.
Denn diese Frau hatte nicht nur das Talent, ihre Untergebenen in den Wahnsinn zu treiben, für ihre Vorgesetzten waren die Treffen die selbe Leidenszeit.
Er blickte nur leidig auf, als sie in das Büro stürmte.
„Nina… womit wollen sie mir heute den Vormittag vermiesen?“
Sie grinste gequält zurück.
„Wir haben herausgefunden, dass die Ori genau am heiligen Abend angreifen werden.“
Er lehnte sich zurück und griff ein Glas mit Weinbrand, das er immer in weiser Voraussicht in Reichweite seines Schreibtisches hatte.
„Sind sie sicher?“
Die Geheimdienstchefin setzte sich an den Tisch.
„Absolut, wir haben Funksprüche abgefangen, die völlig authentisch sind.“
Heimeshoff stand auf und ging zum Fenster.
„Nehmen wir an sie greifen wirklich Heilig Abend an und überraschen uns, was würde das für uns im genauen bedeuten?“
Sie erhob sich ebenfalls und stellte sich neben ihn.
„Nun, die Menschen würden zwar auch so in Panik geraten, aber es würde sich sicher Wut auf uns bilden.
Denn wenn wir es nicht schaffen, an einem der höchsten Feiertage in der christlichen Welt auf Gewalt zu verzichten, könnten die Kriegsgegner das ausnutzen.
Und die Kirche könnte versuchen, sich in unsere Kriegsführung einzumischen und dass ist vor dem Hintergrund der Offensive tödlich.“
Er sah das fast genauso.
„Ich muss ihnen wieder einmal zustimmen.“
Sie reicht ihm ein weiteres Glas mit Weinbrand und ging wieder zu dem Stuhl, während er auf den Paradeplatz vor dem Gebäude sah.
„Wenigstens wird es uns nicht ganz so schlimm treffen wie dass vor Wochen der Fall wäre, so dass ich dennoch etwas Zuversicht habe.“
Nina König lächelte ebenfalls.
„Ja, Captain Carters kleines Meisterstück weht noch lange nach.“
Er drehte sich um und ging zu seinem Schreibtisch zurück.
„Das war mehr als klein…aber Klartext, haben sie eine Ahnung wo sie als erstes versuchen an unseren Armeen vorbeizuschlüpfen?“
Nina holte einen Datenkristall aus ihrer Tasche.
„Ja, wir vermuten Sanctuary… es liegt nah an der Erde und wäre praktisch eine Art Probe, auf jeden Fall sollten wir…“
Er unterbrach sie.
„Bitte, fassen sie sich mal kurz.“
Nina rollte mit den Augen und schlug die Beine übereinander.
„Wir sollten auf Sanctuary nur begrenzten Widerstand leisten und uns zurückziehen, um sie in unserem Sonnensystem richtig in Empfang zu nehmen.“
Das passte dem Flottenadmiral aber gar nicht.
„Wir sollen unser Hauptquartier und größten Stützpunkt, außerhalb des Solsystems räumen, in der wagen Hoffnung sie zu überlisten…?“
Sie zwinkerte ihm zu.
„Ja und glauben sie mir, dass wird sicher funktionieren.“
Er sah zu einem seiner Lieblingsgemälde an der Wand, eine Arbeit von Leonardo Da Vinci, in dem er oft verlor wenn er Ratlos war.
„Sicher ist gar nichts Nina und ich glaube außerdem nicht dass wir die Ori überlisten, auch bei Carters jüngstem Erfolg.“
Die Art wie Samantha Carter eine Heeresgruppe und einen Flottenverband auslöschte, war auf der Erde wie eine Bombe eingeschlagen.
Die Ori mussten deshalb sogar ihren Angriffsschwung abbremsen und gaben der Erde Zeit, da es vorher nur eine Frage von Wochen war, bis man angegriffen würde.
Das hatte Nina König natürlich nicht vergessen.
„Nun, nach dem Bericht den uns Lt. Col. Runge geliefert hat, dürfte es zu schaffen sein und in Anbetracht der beiden Festungen im Orbit…“
Sie machte eine kleinere Pause und blickte den Admiral an, der sie nachdenklich ansah und an ihren Augen eine Regung zu erkennen versuchte.
Aber da war nichts und Heimeshoff ging wieder in sich, da es ihn beschäftigte, was sie sich zu der Verteidigung von Sanctuary ausgedacht hatte.
„Na, dann sagen sie mir mal, was ihnen vorschwebt.“
Sie zog einen Holoprojektor heraus und aktivierte ihn, worauf Sanctuary gezeigt wurde und es überall kleine Punkte gab.
„Nun ich schlag vor das wir das 95th, 98th und 103rd Regiment der FOT dorthin verlegen und dazu 12 ST Teams.
Dazu kommt eine Spezialkompanie, des 34th Artilleriebataillons, mit denen wir am Boden bei maximaler Kampfkraft Widerstand leisten.“
Er sah sich auf dem Hologramm die Taktischen Daten an und wartete einen Moment ab, bis er sich wieder an sie wandte.
„Gut… scheint vernünftig durchdacht zu sein… und was ist im All?“
Sie rief das nächste Bild auf, worauf die Weltallfestungen zu sehen waren, von denen zwei bei den großen Kasernen aufstiegen.
Die Forts wurden am Boden zusammen gebaut und mit Schubraketen ins All befördert weil so die Bauzeit verkürzt werden konnte.
„Wir haben in den letzten vier Monaten zwei Forts nach Sanctuary gebracht, die jetzt so bereit sind, wie die über der Erde.


Zudem haben wir erwogen, die ganze zweite Flotte unter Admiral Helena Reed zu senden, auf vier Geschwader T Boote wollte ich auch nicht verzichten.“
Heimeshoff sah sie verwundert an.
„Nur zwei Forts, wo sind die anderen?“
Sie beruhigte ihn aber sofort.
„Keine Sorge das sind zwei moderne und die anderen sind aus der ersten Baureihe, die wir auf der Erde aber nicht verwenden wollen.
Hata wird die älteren schnell zerstören und wenn er in wenigen Monaten die Erde angreift, die neuartigen Forts sicher unterschätzen.
Er sah sich alles an und dachte einen Moment nach.
„Klingt ganz vernünftig, aber wir sollten das STK noch weiter mit einbeziehen…“
König unterbrach ihn da aber sofort.
„Chef, bei allem nötigen Respekt, doch wir stellen schon 12 Teams ab und mehr von diesen in gewisser Weise ungehobelten Space Cowboys…“
Er musste lächeln und goss sich ein weiteres Glas ein.
„Ich weiß ja das sie ein Problem mit denen haben, aber dass sind unsere besten Truppen, ob es ihnen nun passt oder nicht.“
Nina König schnaubte nur verächtlich aus.
„Die FOT hat die besten Soldaten, aber garantiert nicht die arroganten und blasierten Typen in deren Augen man nur Widerspenstigkeit funkeln sieht.“
Er amüsierte sich darüber.
Ja, aber jetzt noch etwas zur Feuerkraft… was glauben sie…?“
Sie stand wieder auf und überlegte einen Augenblick.
„Die sollte ausreichen, um zumindest ein Drittel ihrer Flotte zu zerstören wenn nicht mehr, für den Moment reicht sie aber.
Ich erhoffe mir besonders von den T Booten dass sie in den Reihen der Ori aufräumen, was zu diesem Zeitpunkt auch unsere beste Alternative ist.“
Er war letztlich einverstanden und so gingen sie die Einzelheiten durch, da es die Feinarbeit in solche einem Unterfangen erst richtig in sich hatte.
Die Admiräle Heimeshoff und König waren dafür bekannt die Details sorgsam zu erarbeiteten und keine noch so unwichtige Kleinigkeit auszulassen.
So würde diese Besprechung die gesamte Nacht andauern und die eine oder andere Flasche zu ihrer Auflockerung über den Tisch gehen.


Braunschweig, Reihenhaussiedlung:

Heute war der 23. Dezember und wie beinah Menschen, feierte Ralf Sikerman mit Vala in den nächsten Tag hinein.
Am nächsten Tag wäre Heiliger Abend und zusammen mit Ralfs Tochter Anna Lena, die Vala adoptiert hatte, wollten sie in den Tag feiern.
Zwar würde sie bis zur Bescherung gern noch weg gehen, aber dass war für sie nicht leicht, da sie ein wenig bekannt war.
Als Mensch/Jaffa Hybrid hatte sie es nicht leicht, denn viele Eltern ihrer Mitschüler wollten in Umfeld ihrer Kinder keine Außerirdischen sehen.
Vala sah sie aufmunternd an.
„Kleines, sei nicht so mies drauf und fand nicht an zu schmollen.“
Sie setzte sich und legte das Kinn auf ihre Arme.
„Du hast gut reden ich muss wieder mal hier bleiben, während da draußen eine coole Party bei der alten Schule stattfindet.“
Vala strich ihr über die Haare.
„Ach, da hätte dich dein Vater eh nicht hingelassen.“
Selbiger kam schnurgerade in den Raum.
„Wo hätte ich sie nicht hingelassen?“
Seine Tochter stand auf und ging mit ganz großen Dackelaugen auf ihn zu.
„Auf eine Party an der alten Schule…“
Er unterbrach sie auf der Stelle.
„Kommt gar nicht in Frage Fräulein, du bist erst 12 und ich will keinen Ärger weil du dich auf eine Schlägerei mit den Jungs einlässt.“
Sie setzte sich hin und blickte ihren Vater von unten an.
„Was kann ich dafür, dass die mich immer als Alien ärgern und ich stärker bin…“
Er wollte gerade was sagen, als das Telefon klingelte und Vala dranging.
„Ja… oh General Allert.“
Ralf stand auf und ließ sich den Hörer geben.
„Worum geht es, Chef?“
Sein Kommandant sprach einige Sätze und mit jedem wurde Ralf ruhiger aber auch härter, auf seinem Gesicht bildeten jedoch Sorgenfalten.
Und diese fielen seiner Tochter als erstes auf, weil sie immer genau wusste wann die Eltern zu ihrem Krieg zurückkehren mussten.
„Müsst ihr wieder gehen?“
Er knallte den Hörer auf und nickte.
„Ja und es tut mir leid Kleine, aber die Ori greifen genau Heiligabend an.“
Nun war auch Valas Laune dahin, nachdem sie sich so auf dieses Fest gefreut hatte und sie für diesen Tag Ralfs Kreditkarte geklaut hatte.
Zwar hatte sie eine eigene, aber da sie früher einmal eine der besten Diebinnen war konnte der Drang manchmal nicht überdrückt werden.
„Hätten die nicht noch eine Tag warten können…“
Ralf ging zu ihr und nahm sie in die Arme.
„Keine Panik Liebling wir werden es schaffen und wenn der Krieg zu Ende ist, lad ich euch in einen langen Urlaub ein.“
Und als seine Tochter ihm schon um den Hals fiel zog Vala seine Brieftasche aus der Hose, so dass sie sich gleich danach an ihn schmiegte.
„Also Darling, wir haben doch sicher den Abend für uns, bevor es losgeht.“
Ralf schüttelte jedoch nur mit dem Kopf.
„Nein, wir werden schon in sechs Stunden abgeholt und müssen uns fertig machen.“
Das fand Anna Lena aber gar nicht toll.
„Können wir dann nicht noch die Geschenke auspacken und Heilig Abend heute feiern?“
Vala klatschte daraufhin begeistert in die Hände und schlängelte ihre Arme um ihn, weil sie in Erwartung ihrer Geschenke gut gelaunt war.
„Bitte, ich wäre auch dafür.“
Ralf gab sich schließlich geschlagen und nahm beide an der Hand.
„Von mir aus, aber ich will keinen Alkohol sehen, Vala.“
Sie gab ihm einen leichten Klaps auf den Hinterkopf.
„Wie kannst du nur glauben, dass ich vor einer Schlacht…“
Darauf folgte ein Klaps von ihm.
„Vala, bitte…“
Daraufhin gingen sie ins Wohnzimmer und bereiteten in aller Eile eine Bescherung vor, da bei allem Pflichtbewusstsein ein letzter Moment der Freude sein musste.
Und falls sie die Ori nicht aufhielten, hätten sie ihrer Tochter ein letztes Fest beschert, was auf dem Prinzip des Friedens beruhte.


Acht Stunden später, Sanctuary:

In den Kreuzern der der 2. Flotte, schiffte das 95th, 98th und 103rd Regiment der FOTs ein, in der schnelle hätten sie nie durchs Tor kommen können.
Sie wurden auf der Oberfläche abgesetzt und marschierten aus den Schiffen, da sie schnell auf ihre Positionen im All mussten.
Die ST Teams hingegen kamen wie immer durchs Tor und übernahmen mehr oder weniger an den meisten Stationen das Kommando.
Allerdings passte das den FOTs nicht und es kam zu Ärger weil die reguläre Truppe in den ST Teams arrogante Machos sah.
„Hey, mach dich weg hier.“
Der stämmige FOT Sergenat, baute sich vor dem Corporal von ST 7 auf und machte klar, dass er hier das sagen hatte.
„Sir, ich habe den Befehl, hier zu übernehmen.“
Der Trooper sah das aber gar nicht ein.
„Ach ja, von wem denn?“
Darauf kam eine bellende weibliche Stimme von Hinten.
„Buck, du alter Sauhund, mach meinem Mann gefälligst Platz.“
Sergeant Major Edward Buck jr. sah sich um und erblickte Master Sergeant Irina Jegorowa, er musste sich darauf sofort an der Stirn kratzen.
„Solltest du nicht tot sein?“
Sie kam ebenfalls mit einem miesen Gesicht auf ihn zu.
„Glaubst du etwa, die Hölle will mich haben?“
Er musste dick grinsen und bereite seine Arme aus, da seine alte Freundin es wieder einmal zu verstehen wusste, ihn aus der Reserve zu locken.
„Nein, aber was machst du in der Uniform der ST Teams?“
Sie umarmte ihn und klopfte Buck auf die Schultern.
„Ja, die haben mich und meine Jungs in das STK geholt und einen Grünschnabel zugeteilt, auf jeden Fall ist es aber besser…“
Er hob sofort drohend den Finger.
„Wag es ja nicht, über die FOTs zu lästern.“
Jegorowa machte einen Schritt zurück und lachte.
„Würde ich mich doch niemals wagen…“
Darauf kam der Rest des Teams, Gunnery Sergeant Tom Maxwell, Sergeant Wally Jenkins, in Beleitung des neuen Lance Corporals, Adam Voigt.
„Irina, ist alles OK?“
Sie deutete nur zur Seite.
„Sieh mal, wer uns über den Weg läuft.“
Maxwell lachte über beide Ohren und auch Jenkins musste grinsen, während der Neue noch in der Gegend stand und nicht wusste, was er machen sollte.
„Buck, solltest du nicht auf der Erde Rekruten schikanieren?“
Selbiger wank aber nur ab.
„Ist schon Schnee von gestern, den Posten hat so ein Ledernackenarsch bekommen.“
Ein Moment des Schweigens folgte und Irina sah sich um.
„Sag mal Buck, wo können wir uns breit machen?“
Er sah nach hinten.
„Geht in die Kammer und sagt dem Captain das ich euch geschickt habe, dann gibt er euch für die Nacht die besten Plätze.“
Als die Männer gegangen waren, sah Buck noch einmal zu Irina.
„Sag mal, euer Neuer kriegt die Zähne nicht auseinander…“
Sie rollte mit den Augen und schnappte ihr Gepäck.
„Der ist vom Pioniercorps, der Marines und wurde nach seiner Grundausbildung abgestellt, da kann es ich auch nicht machen.
Er ist ein ziemlich stiller Zeitgenosse, aber der versteht seinen Job und hat mir bisher noch auf jedem Einsatz was gebracht.“
Er schlug ihr auf die Schulter und machte sich zu seinen Leuten auf, da es an der Zeit war sich auf den Angriff vorzubereiten.
Denn die Ori würden in wenigen Stunden aus dem Hyperraum springen und da bräuchte es als erstes ausgeruhte Soldaten.
Dies war auch ein Grund, weshalb über die Hälfte der gesamten Truppe gerade schlief und bei jeder Station nur Notposten standen.


Oriinvasionsflotte:

Ihre Armada war im Endanflug auf Sanctuary, als sich Faaron Dakamar den ersten Offizier zu sich bestellte und einen Störsender aktivierte.
Denn er wusste genau dass nicht nur Wanzen in den Wänden lauerten, sondern dass die Priore mit ihren Sinnen die Menschen aushorchten.
Aber mit den neuen Störsendern war es kein Problem, auch Prioren Widerstand zu leisten, vor dem Hintergrund des Aufstandes war dies bitternötig.
Und Teeral Rehma kam schnell zu ihm.
„Ich nehme an…“
Dakamar beruhigte ihn sofort.
„Ja, alles ist in Ordnung die Sender sind aktiviert.“
Der Admiral setzte sich und bot seinem alten Freund einen Drink an.
„So, ich bin dass jetzt genau durchgegangen und wenn alles so abläuft wie vorgesehen, ist den Ori morgen schon ein Geschwader abhanden gekommen.“
Rehma nahm das erleichtert auf.
„Gut ich habe mit jedem loyalen Offizier gesprochen und mir versichern lassen, dass auf ihren Posten alles glatt läuft.“
Dakamar stand und ging mit seinem Drink ein paar Schritte, da er immer noch nervös war und dies nicht verbergen konnte.
„Faaron was hast du?“
Er trank einen Schluck und ging weiter.
„All das hängt von Woolsey ab, aber wenn er das nicht schafft, dann wird Heredion Feuer und wer weiß was noch, ertragen müssen.“
Teeral Rehma zuckte mit den Schultern.
„Du traust ihm nicht?“
Der Admiral schüttelte den Kopf und setzte sich wieder.
„Doch, aber was ist wenn die Ori eingreifen und die Rettung unserer Welt verhindern?“
Rehma hob sein Glas.
„Dann haben wir alles versucht und können erhobenen Hauptes abtreten.“
Sein Kommandeur war davon allerdings nicht angetan und schnaubte aus.
„Sind ja tolle Aussichten…“
Da kam eine Meldung von der Brücke.
„Admiral Dakamar, ihre Anwesenheit wird auf der Brücke erwartet.“
Er blickte Rehma an, der mit seinen Schultern zuckte und ging aus dem Quartier.
„Wehe wenn das nicht wichtig ist…“
Unterwegs kam er immer wieder an Männern vorbei die ihn voller Ehrfurcht ansahen, da er so berühmt war, dass Hata immer neidisch wurde.
Auch nach achteinhalb Jahren im Ruhestand, war sein Ansehen unter den Soldaten so hoch, er könne verlangen was er wolle, fast jeder würde folgen.
Schließlich erreichte er die Brücke und staunte nicht schlecht, als Originritter und ein Prior für ihn ein Ehrenspalier bildeten.
„Achtung, Seelenadmiral Dakamar betritt die Brücke.“
Sofort standen alle stramm und auch der Prior, der jünger aussah, verneigte sich leicht, weil es nicht oft passierte, vor einem Kriegshelden zu stehen.
„Willkommen Admiral, wir freuen uns, eurem Sieg über die Ungläubigen beizustehen und auf der Erde als Sieger einzumarschieren.“
Dakamar, der überrascht war, sah dann auf die Originritter.
„Ja Danke… und was sollen die hier?“
Der Prior sah die Ritter voller Stolz an.
„Admiral Hata sorgte sich, dass euer Schiff geentert würde und gab diese tapferen Männer vor unserem Aufbruch als Schutz für euch mit.“
Darauf schritt Dakamar an allen vorbei und lächelte äußerlich, während er dem Prior und Hata am liebsten den Hals umdrehen wollte.
„Dann danke ich euch für… eure Treue mir gegenüber.“
Er wusste aber genau das diese Truppen nur dienten, dass er bei der Stange blieb und nicht bei dieser entscheidenden Phase den Krieg störte.
Denn Hata traute ihm nicht und war sich bewusst, dass wieder irgendwas geplant war, was der Seelenadmiral aber vorhatte hätte sich Hata nicht träumen lassen.


Sanctuary:

Die letzten Stabsoffiziere und Kommandanten der regulären Truppen, verließen durch das Tor den Planeten und gingen zur Erde.
Laut Befehl, von Flottenadmiral Heimeshoff und Vizeadmiral König, sollte nur die Armee auf dem Planeten bleiben, die zur Verteidigung unabdingbar war.
Nur Maybourne, inzwischen Rear Admiral im ONI, war als einziger auf diesem Planeten ohne dass das genehmigt war.
Denn das Oberkommando hätte nie zugestimmt, dass jemand von dieser Wichtigkeit blieb, für die Ori wäre die Gefangennahme von Königs Stellvertreter das Sahnehäubchen.
Und sie war die einzige, die von seiner Anwesenheit Bescheid wusste, als sie via Subraum auf den letzten Stand gebracht wurde.
„Harry, sie haben noch eine Stunde, dann will ich sie wieder auf der Erde sehen.“
Er sah von seinem Datenpad hoch.
„Sagen sie bloß, der Chef weiß, dass ich hier bin.“
Sie sah ihn pikiert an.
„Nein, dann hätte er mich längst an die Wand genagelt und würde sie mit der MP abholen, auf die Gefahr hin…“
Maybourne unterbrach sie.
„Ich hab verstanden, also was gibt es?“
Sie räusperte sich und begann.
„Wir konnten in Erfahrung bringen dass die Ori in eineinhalb Stunden über Sanctuary sind, da ihre Hyperantriebe auf Überlast laufen.“
Maybourne nickte nachdenkend.
„Gut, die Bomben sind soweit.“
Geheimkommandos vom ONI, hatten in den Garnisonen Sprengstoff mit hohen Sprengkräften an allen wichtigen Stellen installiert.
Die sollten explodieren wenn die Ori Sanctuary eingenommen hatten und den größten Teil der Bodentruppen in den Tod reißen.
Zwar würden die Sprengsätze schon reichen, um alle Oritruppen zu töten, doch wenn man den Planeten kampflos abgab, wäre das mehr als nur verdächtig.
Nina König fragte ihn dann allerdings weiter aus.
„Gut, was ist mit den beiden Forts?“
Nun musste Maybourne ihre Euphorie allerdings bremsen.
„Ich bedauere, doch damit werden wir nicht rechtzeitig fertig.“
Sie fluchte leise vor sich hin und sah ihn dann scharf an.
„Sie wissen, dass sie die Dinger auf jeden Fall zerstören müssen?“
Maybourne hob beide Arme und grinste.
„Ja und um sie beruhigen, wir können vielleicht noch eines von der Oberfläche aus nutzen, für beide wird es aber keineswegs reichen.
Jedenfalls hab ich Artilleriespezialisten dabei die die konventionellen Geschütze vernetzen, da wir so die Feuerrate erhöhen.
Und die glauben dass wir eines der Forts mit verlinken können, aber darauf kann ich ihnen auf keinen Fall eine Garantie geben.“
Nina König wank nur ab.
„Worauf kann man denn je eine Garantie geben?“
Er lächelte müde und fuhr dann fort.
„Und zu guter letzt sind alle Sender installiert, ich habe sie auf 14 Divisionen gestellt, wenn in der Größenordnung etwas…“
Sie unterbrach ihn sofort.
„14 Divisionen???“
Er nickte und sie polterte los.
„Harry, ich sagte sechs, alles andere ist Utopie!“
Gemeint waren Sender, die das ONI verwendete, um falsche Daten an die Sensoren der Ori zu senden, die dann falschen Truppenstärken anzeigten.
Damit sollte bezweckt werden, dass die Ori mehr Truppen auf den Planeten schickten, die von den Bomben dann ausgelöscht wurden.
Und es gab zuvor eine lebhafte Diskussion, was man als Fälschung schicken sollte und was zu übertrieben wäre, als dass die Ori drauf reinfielen.
Maybourne allerdings verteidigte sich.
„Nina, bleiben sie ruhig, ich kann es auch zurücksetzen.“
Sie funkelte ihn darauf angriffslustig an.
„Ja, dass werden sie und zwar auf sechs, wie vereinbart.“
Er bestätigte es und brach diese Übertragung ab, allerdings war er nicht Willens, völlig auf die Forderung einzugehen.
Und so schraubte er seine Einstellung auf neun Phantomdivisionen herunter, die aber noch auf zehn hochgeschraubt würden.
Denn Vizeadmiral König hatte hier noch einen Spitzel, der ihr sicher berichten würde dass das ganze nicht wie geplant lief…


UNS Brothers Wright, Stunde Null:

Späher der 2. Flotte hatten die Oriflotte im Endanflug aus dem Hyperraum aufgefangen und in der kurzen Zeit Atombomben im Raum verteilt.
Das war eine Idee von Franziska Rust gewesen, die mittlerweile als Colonel im Generalstab in Berlin saß und Generalleutnant Degenhardts Stabchefin war.
Flottenadmiral Helena Reed war auch gleich darauf eingegangen und ließ die Bomben nun bei den Stellen platzieren, wo der Rücksprung erwartet wurde.
Gleichzeitig bestellte sie ST 1 auf ihre Brücke.
„Ah, schön sie zu sehen.“
Vala spielte wie immer an ihren Haaren herum und hüpfte auf die Brücke, was einen Blick bei der Admiralsdame auslöste, den niemand definieren konnte.
„Ich sehe, sie fühlen sich ganz wie zu Hause.“
Vala tippelte lächelnd auf sie zu.
„Na ja, dann würde mich der Brummbär wieder anmeckern.“
Ralf packte sie am Kragen.
„Admiral es tut mir leid dass sich Vala wieder einmal daneben benommen hat, aber sie hat auf einmal wieder…“
Admiral Reed hob nur beschwichtigend die Hände.
„Es ist mir bewusst, dass sich Miss Mal Doran hin und wieder… etwas farbenfroh aufführt, da wir aber ein Gefecht erwarten, wünsche ich den nötigen Anstand.“
Ralf salutierte.
„Natürlich, Admiral.“
Danach sah er Marko Fuhrmann an.
„Pass auf sie auf.“
Der Hauptfeldwebel war sich durchaus bewusst, dass die Lebensgefährtin des Teamführers, in seinem Schlepptau zu haben, keine schöne Aufgabe war.
Denn auch wenn sie und Ralf seit Jahren ein Paar waren hatte Vala alle paar Wochen ihre fünf Minuten, in denen sie jedem auf die Nerven fiel.
Und heute schien mal wieder so ein Tag zu sein, was es für ihn nur noch schwerer machte, auf sie zu achten.
Im selben Moment schallte eine Meldung über die Brücke.
„Die Ori springen jetzt.“
Admiral Reed war sofort auf ihrem Kommandostuhl.
„Sind die Bomben scharf?“
Eine Antwort bekam sie in der Form dass die Sprengkörper explodierten und erste Schiffe, die die Bomben nicht bemerkten, zerstörten.
Allerdings waren es hauptsächlich kleine Schiffe, wie Fregatten, Zerstörer und Transporter, so dass die Oriverluste dennoch in Grenzen blieben.
„Admiral, wir haben acht Fregatten, sechs Zerstörer und drei Versorgungsschiffe erwischt, bei den größeren Schiffen wurden zwei Schlachtkreuzer beschädigt.“
Admiral Reed murmelte vor sich hin.
„Na ja, besser als nichts.“
In dem Augenblick gab es noch eine Explosion und einer der beschädigten Schlachtkreuzer an der Spitze der Oriflotte brach auseinander.
Er zerfiel in viele große Bruchstücke und behindere so den Rest der Oriflotte, weil sie jetzt bei den ganzen Trümmern mehrere Ausweichmanöver fliegen mussten.
Marko Fuhrmann ging zum Fenster, da er etwas in den Trümmern sah.
„Admiral, ihre schweren Schiffe sind alle hinten aufgestellt und alle leichten Einheiten sind so platziert, dass sie von den Bomben getroffen wurden.“
Helena Reed schluckte einmal tief.
„Hata muss wohl geahnt haben, was wir vorhaben.“
Darauf zeigte der Gunnery Sergeant mit seinem rechten Daumen auf die Oriflotte.
„Die sind uns doch mindestens vier zu eins überlegen.“
Darauf wandte sich Ralf an den Admiral.
„Mam, bei allem nötigen Respekt, aber wir sollten die Homefleet anfordern.“
Das würgte sie jedoch gleich ab.
„Nein, wir können die Erde auf keinen Fall entblößen und wenn ich es mir Überlege, wäre das genau das was die Ori wollen.“
Nach einer Sekunde sprach sie weiter.
„Wir werden uns hier dem Kampf stellen und zurückziehen, wenn nichts mehr geht.“
Vala murmelte auch noch mal in die Decke.
„Ja, wenn dann noch ein Schiff übrig ist.“
Da kam eine Meldung herein.
„Admiral, sie sollen zur Erde zurückkehren und Admiral Ho ihr Kommando überlassen.“
Sie stand auf und ging zur Kommstation.
„Was, von wem kommt das?“
Der Funker zeigte ihr einen Ausdruck.
„Stammt direkt vom Flottenadmiral Heimeshoff.“
Sie legte die Stirn in Falten.
„Na, dann lassen sie einen Jumper für mich bereit machen.“
Danach sah sie zu ST 1.
„Und sie drei sollen sich auf direkten Befehl Admiral Königs, auf Sanctuary einfinden und bei den Gebäuden des Hauptquartiers auf weitere Befehle warten.“
Ralf kratzte sich an der Stirn.
„Ist die jetzt völlig durchgedreht?“
Auch Marko war ratlos.
„Seit Jules tot ist, hat sie doch keinen Grund, auf uns sauer zu sein.“
Vala schmollte ebenfalls rum.
„Ich würde lieber hier bleiben.“
Allerdings nahmen sie ihre Sachen und Vala warf den Brückensoldaten einen Handkuss zu, so dass sie fast wie die Monroe aussah.
„Viel Glück, ihr werdet es brauchen.“
Einige Männer stimmten im Chor.
„Ay, bei der Übermacht.“
Und bei der Überzahl der feindlichen Flotte sollte es ein Wunder sein, wenn nur die Hälfte der Erdmarine wieder zurück zur Erde kam.
Aber noch war diese Schlacht nicht im Gang, weil die Ori ihre Armada sammelten und auf die ersten Züge der Erde warteten.
Zwar war dies ungewöhnlich, da sie sonst immer die Initiative übernahmen, aber wenn man in so einer Situation Zeit erkaufen konnte, sollte es nur Recht sein.


Auf dem Flaggschiff der Oriflotte:

Piet Hata war mit dem Sprung zufrieden und auch wenn ein Geschwader verloren ging, war er von den Bomben nicht wirklich überrascht.
Denn das die Erdenmarine mit hinterhältigen Tricks aufwarten würde, hatte er erwartet und zu diesem Zweck hatte er die leichten Schiffe nach vorne geschickt.
Und so stand er immer noch grinsend auf der Brücke.
„So berechenbar.“
Da überhörte er sogar die Frage des Priors neben ihm.
„Admiral, was ist mit unserem Angriff?“
Hata schüttelte schnell den Kopf und sah ihn dann an.
„Ja, all unsere Flottillen sollen Aufstellung beziehen und erinnern sie Dakamar daran, dass der Angriff auf meinen direkten Befehl erfolgt.
Wenn er wie früher einen Alleingang startet, kann er was erleben.“
Der Prior verneigte sich.
„Ganz wie ihr befehlt.“
Hata drehte sich danach miesmutig ab, da er innerlich schon damit rechnete, dass Dakamar als eine Art Alleinunterhalter auftrat.
Und wenn er etwas nicht ausstehen konnte, dann waren das Kommandanten die den Ruhm auf ihren Schultern abluden.
Denn Hata wollte als größter Feldherr in die Geschichte der Ori einzugehen und da musste auf jeden Fall sichergestellt werden, dass Dakamar ihm nicht den Rang ablief.
Da wurde er allerdings aus seinen Träumen gerissen.
„Admiral, sie testen unsere Abwehr.“
Aus der Tiefe des Alls stießen 24 Jäger vom Typ J 302 auf die Oriflotte zu und teilten sich vor der Flotte auf.
Jeweils zu viert schossen sie auf je ein Ziel und feuerten Raketen ab, die sich aber komplett an den Schilden der Ori verfingen.
Der Prior sah ungläubig zu Hata, als sich die Jäger wieder zurückzogen.
„Was sollte denn das?“
Der Admiral stemmte die Hände in die Hüften und grinste.
„Sie wollen uns provozieren, unsere Position zu verlassen und sie zu verfolgen.“
Da lösten sich einige Zerstörern und Fregatten aus der Flotte und nahm die Verfolgung auf, an der Flugweise sah man, dass sie einfach vorpreschen wollten.
Hata wurde sofort wütend.
„Was machen die Idioten da und warum warten sie nicht meine Befehle ab?“
Der Prior sah ihn selig an.
„Einige Prior wollen nicht mehr warten und jetzt den Sieg erringen.“
Hata wollte das verhindern als plötzlich Atomwaffen explodierten.
„Nein, dass kann nicht sein.“
Sie waren mit Stealthsystemen getarnt und wurden nicht bemerkt, wodurch neun Zerstörer auf der Stelle vernichtet wurden.
Und wegen der Druckwellen bekamen zwei Fregatten und ein Kreuzer so schwere Schäden ab dass ihre Rümpfe auseinander brachen.
Hata sprang wütend über die Brücke.
„Von nun an nichts mehr ohne meinen Befehl…“
Bevor er richtig ausrasten konnte, wurde er vom Prior zurück gehalten.
„Mäßigt euch, Admiral.“
Hata kehrte sofort wieder in sich und gab dann den Befehl, langsam vorzurücken, aber nur zur Vorsicht schickte er einige Spoons vor.
Zwar waren die Kampfflieger in den letzten Jahren zunehmend bedeutungsloser geworden, da jedes Schiff über hervorragende Flakgeschütze verfügte.
Aber Hata hatte immer ein paar bei sich und diese meldeten ihm nun dass eine Kampflinie aus T-Booten Aufstellung nahm.

Faaron Dakamar beobachtete das Ganze von der Brücke seines Flaggschiffes und war jetzt bei seinem Prior angekommen.
Der ahnte allerdings nicht was kommen würde als der Admiral zur Kommstation blickte, da er mit Spannung dem Aufeinandertreffen mit den T-Booten folgte.
Dakamar interessierte das allerdings nicht, als er dem Funker zunickte und einen Kanal öffnen ließ, wodurch jeder in seinem Geschwader informiert wurde.
„Macht Heredion stolz.“
Mit selben Moment zog er seine Pistole und schoss dem völlig verwirrten Prior in den Kopf…
Kapitel 7 by Atlan
2.07 Sanctuary, Teil 2
von Atlan




Die Besatzungsmitglieder der Heredions Stolz, die sich zu diesem Augenblick auf der Flaggbrücke befanden hatten, blickten allesamt ihren Geschwaderkommandanten in Schock und mit großen Augen an. Faaron Dakamar, Seelenadmiral, dekorierter Befehlshaber und der Mann, der den Schlachtplan zusammengestellt hatte, wegen dem sie überhaupt hier waren, hatte den Geschwader-Prior niedergeschossen.
Der kopflose und verschmorte Körper des Priors war erst vor Augenblicken auf den Boden geknallt und Dakamars Plasmapistole gab noch zischende Geräusche von sich, als dieser sich auf der Flaggbrücke umsah und dann grinsend ein irdisches Anti-Prior-Störgerät unter seinem Kommandosessel hervorholte. Er wog es kurz in den Händen und warf es dann auf den Stuhl. Erneut blickte er die immer noch zu Salzsäulen erstarrten Offizieren und Matrosen an. „Also bitte, meine Herren, als ob es bei mir nicht einfach nur eine Frage der Zeit war, bis ich überlaufe. Sie können sich nun entscheiden, ob sie mir helfen, oder ob sie sich zu den Rettungskapseln begeben und dort ihr Glück versuchen.“ Faaron Dakamar steckte die Plasmapistole zurück ins Holster. „Ich warte...“ Achtzehn Mann warfen sich vielsagende Blicke zu und zehn Sekunden später ergriffen fünf Mann die Flucht. Dakamars Adjutant trat vor und salutierte. „Ihre Befehle bitte, Admiral. Wir wollen doch nicht, dass Admiral Hata uns abschießt, während wir zu den Erdlingen fliegen.“
Dakamar nickte, wandte sich dem Bildschirm zu und verschränkte die Arme vor der Brust. „Sehr schön. Befehl an das Geschwader: Hyperantrieb aufladen und einen Hypersprung zu den vereinbarten Koordinaten machen.“ „Sprung in sechzig Sekunden, Admiral“, bestätigte der Adjutant, der in Kontakt mit allen Kapitänen des meuternden Geschwaders stand. Dakamar nickte zufrieden. „Dann hoch mit den Schilden und stellen sie mich zur Ori-Flotte durch.“ Der Adjutant blickte verwirrt drein. „Sir, wollen sie denen etwa mitteilen, dass wir desertieren? Bei allem Respekt, das können wir auch noch machen, wenn wir schon am Treffpunkt sind.“ Dakamar sah dem jungen Heredionen in die Augen. „Ich verstehe, was sie meinen, aber darum geht es mir nicht. Es geht mir darum, die Moral auf den anderen Schiffen zu senken, Meutereien zu starten und die Flotte in Aufruhr zu bringen... und natürlich um den guten Hata rasend zu machen. Also, öffnen sie bitte einen Kanal zur Flotte und wenn möglich auch zu den Erdstreitkräften. Sie sollen erfahren, dass wir in friedlichen Absichten kommen.“ Wortlos bestätigte der Adjutant den Befehl und machte sich daran eine Frequenz zu suchen, die alle empfingen.
Eine deutlich spürbare Explosion erschütterte das Deck zu Dakamars Füßen. Er sah in die Gesichter seiner Crew, sorgfältig darauf bedacht seine eigene Sorge zu verbergen und ihnen Zuversicht ob ihres Plans zu schenken, die einige just in diesem Augenblick vermissen ließen. „Weitermachen“, befahl er, "Adjutant, ich will diese Verbindung zu Hata.“ Als die Blicke sich wieder von ihm lösten, führte er eine Hand an sein rechtes Ohr und murmelte in das Mirkophon seines Headsets: „Dakamar hier. Chief, wie ist die Lage?“ „Sie haben versucht zum Maschinenkern durchzubrechen, aber wir haben sie in der Wartungsbucht auf Deck 12 festgenagelt“, drang die Stimme des Gunnery Chiefs der Marines der 'Heredions Stolz', dessen Männer die Originritter angegangen waren, untermalt von einer Geräuschkulisse aus Gewehrfeuer und Schreien aus seinem Kopfhöher. „Wir können sie noch im Schach halten, aber ich weis nicht für wie lange.“ „Durchhalten“, murmelte er leise. „Nach dem Sprung schicke ich ihnen sofort Verstärkung von den anderen Schiffen.“ „Aye, Sir, aye“, bestätigte der Chief trocken und kappte die Verbindung, um sihc wieder in den Kampf zu werfen.



Vergeltungsadmiral Piet Hata saß zufrieden auf dem Kommandosessel seiner Flaggbrücke und betrachtete auf dem Hauptschirm gerade die eintreffende überlichtschnelle Sensortelemetrie. Reibungslos; großartig; phantastisch; nicht zu Träumen gewagt; das waren Worte, die dem Oberbefehlshaber in den Sinn kamen, wenn er sich diese Schlacht ansah. Nein, es war keine Schlacht, es war ein Gemetzel. Die Originarmee war der Metzger, der ohne Vorwarnung über das Wega-System hergefallen war und die 2. Flotte der Erdstreitkräfte war das hilflose Vieh, das zur Schlachtbank geführt wurde. Die Beseitigung des Minenfeldes, das die Erdlinge ausgelegt hatten, um seine Flotte abzubremsen, hatte ihn zwar 'einige' Schiffe gekostet (seine Untergebenen sprachen von über dreißig verlorenen Fregatten und Zerstörern), doch diese Verluste hatte er vorher einkalkuliert und abgesegnet.
Auch die irdischen Tarnboote, die erste Verteidigungslinie des Wega-Systems, bereiteten weder große Überraschungen, noch Probleme. Hata kannte die eine große Schwachstelle der Tarnboote: es waren nicht die inzwischen ortbaren Ausstrahlungen, die die Boote von sich geben konnten, nein es war die Tatsache, dass sie eine Offensivwaffe waren. T-Boote hatten in den letzten Jahren immer offensiv agiert und jedesmal, wenn sie defensiv handelten, spiegelte sich dies in einem großen Blutzoll wieder – wie auch hier. Hata lächelte. Commodore Samantha Carter, die stellv. BdT und Befehlshaberin der Tarnboote in diesem Sektor, erlebte gerade die Abreibung ihres Lebens.


Commodore Sam Carter wurde übel. Ihre Tarnboote hatten vor zwanzig Minuten Tuchfühlung mit dem Feind aufgenommen und vor achtzehn Minuten war die Höhle über sie hineingebrochen. „Es ist so simpel, dass es fast schon wieder genial ist“, murmelte sie, als sie sich die Geschehnisse von Bord T-32 aus ansah. Hata nutzte sein Offensivpotenzial hervorragend aus. Seine großen Pötte, alles vom Kreuzer an aufwärts, hatten das Minenfeld unbeschadet überwunden, indem Hata seine Zerstörer und Fregatten selbstmörderisch losgeschickt hatte, um es auszulösen (und da gab es noch Leute, die sich wunderten, warum man ihn 'den Schlächter' nannte), und eröffneten nun ein blindes Sperrfeuer und schoben die Tarnboote praktisch wie mit einem Besen vor sich her. Einem tödlichen Besen, den wer nicht wich, der wurde vernichtet, so wie die siebenundzwanzig Tarnboote, die sich praktisch vor ihren Augen aufgelöst hatten. „Commodore?!“, rief sie plötzlich Master Chief Tully wieder zur Besinnung. Sam blickte ihn niedergeschlagen an. „Das wars, Tully, das wars“, sagte sie mit gebrochener Stimme. „Aye, Skipper, aber wie soll es weitergehen?“, fragte Tully eindringlich. „Da draußen sind noch vier Geschwader, die auf Befehle warten. Commodore...“ Das rief Sam Carter zurück in die Wirklichkeit. Sie musste retten, was noch zu retten war. Es war nun an der 2. Flotte die Ori aufzuhalten, Sam musste die Tarnboote zurückziehen, oder die Anzahl der sinnlosen Tode dieses Tages würden noch höher steigen, als sie ohnehin waren. „Rückzug, Mr. Tully, alle Einheiten ins Solsystem zurückziehen. Wir können hier nichts mehr tun.“ „Aye, Skipper“, bestätigte Tully niedergeschlagen und gab den seit einer halben Ewigkeit erwarteten Befehl sich zurückzuziehen.


„Der Feind zieht sich zurück, Admiral“, wurde Hata nur Augenblicke später gemeldet. Hata lächelte und erhob sich. „Meine Herren, sie sehen hier das Ende der irdischen Tarnboot-Taktik. Es wird Zeit, dass wir uns dem richtigen Feind zuwenden. Haben die Späher schon berichtet, wie viele Schiffe uns nun wirklich gegenüberstehen?“ Hatas Adjutant trat näher. „Sir, die Späher haben 85 Schiffe gemeldet, die sich auf der Bahn des zehnten Planeten gesammelt haben. Die Rede ist von einem Träger, zwei Schlachtschiffen, sieben Schlachtkreuzern, zwölf schweren Kreuzern, dreiundzwanzig leichten Kreuzern und vierzig Fregatten. Die sich zurückziehenden Tarnboote haben wir nicht gezählt.“ „Wissen wir, wer das Kommando führt?“, fragte Hata neugierig. Die letzten Geheimdienstinformationen, die er erhalten hatte, sprachen davon, dass Admiral Dame Helena Reed, 1st Viscountess Reed, das Kommando über die 2. Flotte abgegeben hatte, doch er wusste nicht, wer sie ersetzt hatte. Der Adjutant antwortete: „Von dem, was wir mithören können, ist der Kommandeur Vice Admiral Gong Ho.“ „Ah, der gute Ho“, bestätigte Hata lächelnd. „Der Mann ist mir schon lange ein Dorn im Auge. Es wird Zeit, dass er dafür zahlt. Signalisieren sie der Flotte vorzurücken.“ „Ja, Sir“, bestätigte der Adjutant und wollte sich gerade daran machen den Befehl weiterzugeben, als es plötzlich hieß: „Signal von der Heredions Stolz, Admiral Dakamar an die gesamte Flotte.“ Hata blickte verwirrt auf, als er die Durchsage vernahm:
„Hier ist Admiral Faaron Dakamar von Bord der Heredion Stolz, Flaggschiff der neu-konstituierten Heredion Space Navy an die Invasionsflotte der Orignarmee und an die Erdstreitkräfte. Nachdem wir jahrelang in den Dienst der Ori gezwungen waren, wurde es Zeit für die Söhne Heredions die Fesseln der Unterdrückung abzustreifen. Und so, heute am vielleicht schwärzesten Tag der Erde, sagen wir: Ihr seit nicht alleine, ihr habt noch Freunde. Dakamar Ende und aus.“
Piet Hata verzog sein Gesicht, als Dakamars Übertragung beendet war. „Dakamar... ich reiche ihm die Hand zur Versöhnung und er tritt mir beim weggehen in den Hintern. Befehl an die Flotte, eröffnen sie das Feuer auf Dakamars Geschwader. Tötet die Verräter!“


„Die Oriflotte eröffnet das Feuer auf uns!“, meldete Dakamars Adjutant. „Macht nichts“, entgegnete jener und machte es sich auf seinem Kommandosessel bequem. „Hyperraumsprung auslösen. Verschwinden wir aus diesem ungastlichen System.“ Mit diesen Worten nahmen die Heredions Stolz und die anderen elf Schlachtkreuzer Fahrt auf und verschwanden im Hyperraum, bevor auch nur die erste feindliche Rakete sie treffen konnte.
Der Flug durch andere Dimension des Hyperraums dauerte nicht lange. Es galt nur achtundzwanzig Lichtjahre zu überwinden und so, nur fünf Minuten später, verließ die Heredion Space Navy den Hyperraum an den Ausläufern des irdischen Sonnensystems. „Sensorabtastung, wenn ich bitten darf“, befahl Dakamar und stellte zeitgleich eine Bildsprechverbindung mit der Brücke der Heredions Stolz her. Teeral Rehma meldete sich persönlich. „Glückwunsch, Faaron, hat ja alles geklappt“, meinte Rehma zufrieden. Dakamar nickte nachdenklich. „Ja, scheint jedenfalls so. Was ist mit den Originrittern, die noch an Bord sind?“ „Wir haben sie eingeschlossen und momentan halte ich sie damit in Schach, dass ich jederzeit die Luft abschalten kann. Aber ich glaube, der Bluff hält nicht mehr lange. Sonst noch was?“ Dakamar nickte. „Der schwierige Teil kommt noch. Halte dich bereit.“ Das Gespräch zwischen den beiden wurde jäh von Dakamars Adjutant unterbrochen, der seinem Vorgesetzten meldete: „Admiral, die irdische Home Fleet rückt an und befiehlt uns, uns zu ergeben oder vernichtet zu werden.“ „Kommen sie ersterem nach“, befahl Dakamar und kratzte sich am Kinn. „Und richten sie Fleet Admiral Heimeshoff meine Grüße aus. Wenn er seine Enterkommandos schickt, soll er sich vor den feindlichen Originrittern in Acht nehmen. Und sagen sie ihm, dass ich ihn so schnell, wie möglich sprechen möchte. Es geht um die Zukunft der Erde und Heredions.“


Trotz des unerwarteten Seitenwechsels von Dakamars Geschwader lief die Invasion des Wega-Systems und besonders Sanctuarys ungestört weiter. Auf der Höhe des zehnten Planeten stellte die 2. Flotte unter dem Kommando von Vice Admiral Gong Ho die Invasionsflotte der Ori zum Kampf. 85 Schiffe standen auf der Seite der Erde und 152 Schiffe auf Seiten der Ori, die Truppentransporter nicht einbezogen. Was die Anzahl an Schiffen anging, stand die Erde gar nicht mal schlecht da, doch das wirkliche Problem war, dass die Ori wesentlich größere Einheiten aufzubieten hatte, als die Erde. Nur zehn Schiffe der Erde konnten wirklich als starke Einheiten gelten und dazu gehörte ein Träger-Schlachtschiff, die Brothers Wright; zwei Schlachtschiffe, die Bismarck und die George Washington; und die sieben Schlachtkreuzer.
Seit über zwanzig Jahren, auch in diesen verhängnisvollen letzten Jahren des Erd-Ori Krieges, hatte es auf der Erde immer gehießen, dass ein guter irdischer Raumschiffkommandant jeden Feind besiegen konnte. Es spielte keine Rolle, wie viele Schiffe der Feind hatte, wie viele schwere Einheiten, wie viele Raketen, wie viele Männer. Wie groß auch am Ende die Verluste der Erde sein mochten, es stand fest, dass eine Erdflotte auch eine Übermacht besiegen konnten. Doch Admiral Hata hatte schon mehrmals bewiesen, dass dies eine Fehleinschätzung war. Am Ende zählte es doch, wie viele Schiffe du hattest. Stellte man sich in einer offenen, traditionellen Raumschlacht, einer zwei zu eins Übermacht eines inzwischen äußerst ebenbürtigen, wenn nicht besser ausgebildeten und erfahrenen Gegner, dann kam man nicht mehr hinaus. Doch was Hata nicht wusste war, dass die Erdschiffe nicht hier waren, um zu entkommen.

Vice Admiral Gong Ho stand von seinem Kommandosessel an Bord der Brothers Wright auf und wandte sich seinem Stabschef zu, der neben ihm auf der Flaggbrücke stand. „Alles vorbereitet?“ „Alles vorbereitet, Admiral. Die Flotte steht bereit und wartet nur darauf das Feuer zu eröffnen.“ Die Stimme des Stabschefs hatte etwas endgültiges und Gong Ho merkte das. Er blickte den jungen Mann an. „Alles in Ordnung, Commander?“ „Ja, Sir. Es wird Zeit, dass wir den Ori Paroli bieten“, antwortete der Stabschef. „Aber das ist doch nicht alles, oder?“, fragte der Vice Admiral. „Haben sie Angst?“ Er fragte leise genug, damit niemand etwas mitbekam. „Ja, Sir, aber nicht um mein Leben. Ich bin bereit mein Leben für die Erde zu lassen, aber ich habe Angst um meine Famlie. Sie müssen wissen, Sir... sie leben auf Sanctuary.“ Der Befehlshaber der 2. Flotte verstand. „In Ordnung, Commander. Dann lassen sie uns dafür sorgen, dass wir den Flüchtlingstransporten genug Zeit verschaffen, um den Planeten zu evakuieren.“ „Aye, Sir“, bestätigte der Stabschef pflichtbewusst und nahm seine Position ein.
Vice Admiral Gong Ho nahm seinerseits Platz in seinem Kommandosessel und öffnete einen Kanal zur Flotte. „Hier ist der Admiral, an alle Schiffe der 2. Flotte... Waffenfreigabe, Feuer nach eigenem Ermessen. Zeigen wir ihnen, was in der 2. Flotte steckt.“ Und mit diesen Worten zog die 2. Flotte in die Schlacht – ihre letzte Schlacht.


Eine halbe Stunde später standen die Mitglieder von ST 1 auf einem der zahlreichen Landefelder von Sanctuary und waren nun schon seit sechs Stunden mit der Evakuierung von Zivilisten beschäftigt. Drei Millionen Menschen lebten auf Sanctuary und bisher hatten die Erdstreitkräfte erst weniger als drei Prozent davon per Transportschiff evakuieren können. Die Schiffe flogen pausenlos zwischen Wega und Sol hin und her und versuchten so viele Menschen, wie möglich, in Sicherheit zu bringen.
„Was meint ihr, wie sich die 2. Flotte geschlagen hat?“, fragte Vala grübelnd, während sie die verschreckten und von angst erfüllten Zivilisten zu den Luftschleusen der Evak-Raumschiffe dirigierte. Beinahe zeitgleich erfüllten Donner und Blitze den Himmel und ST 1 konnte gerade noch rechtzeitig hochsehen, um mit anzusehen, wie große Stücke eines Glasgow-Raumforts in der oberen Atmosphäre verbrannten. „Soviel dazu...“, murmelte Ralf und betätigte sein Funkgerät. „Sigma Tango Eins an alle Enforcer: Abwehrstellungen einnehmen. Es geht gleich los.“ Dann winkte er Vala und Marko zu sich. „Los, bis zu unserer Evakuierung werden wir ein bisschen Höhenluft schnuppern.“ Er deutete auf einen Baby Tiger Angriffshubschrauber, der nebenbei stand. Vala schwang sich in das Cockpit, während Ralf und Marko ihre Sturmgewehre gegen Scharfschützengewehre vertauschten und auf den Kufen Platz nahmen. „Wenn wir denn evakuiert werden“, meinte Vala während sie die Systeme warm laufen ließ. „Wir werden evakuiert“, sagte Ralf. „Und jetzt los, die Ori werden nicht auf uns warten.“ Vala bestätigte und nur Momente später hob der Baby Tiger vom Boden ab und flog in Richtung der Abwehrstellungen, die rund um die Stadt Landing Falls eingenommen worden waren.


Piet Hatas Laune hatte sich, trotz des Verrates Dakamars, wieder deutlich gebessert. Die zweite Flotte war bis auf einige glückliche Schiffe zerschlagen worden und die Verluste waren... vertragbar gewesen, Nachschub aus der Heimatgalaxie würde seine Flotte wieder verstärken, also waren auch die Ausfälle bei den Großkampfschiffen vertragbar. Doch es waren diese elenden Orbitalforts, die die Invasion Sanctuarys weiter hinauszögerten. Wenn er sich so ansah, wie die kleinen Einheiten seiner Flotte große Probleme hatten von den monströsen Raumstationen nicht zerstört zu werden, während seine großen Einheiten außerhalb der Reichweite der stationären Massebeschleuniger blieben, konnte er nicht anders und die Beharrlichkeit der Menschen bewundern. Die 2. Flotte hatte zwar nur eine halbe Stunde standgehalten und Admiral Gong Hos Flaggschiff war bereits nach wenigen Minuten zerstört gewesen, doch die Menschen von der Ere hatten nicht aufgegeben und praktisch bis zum letzten Mann gekämpft, bis schließlich die Schlacht verloren war und die wenigen Fregatten und einige Kreuzer und Schlachtkreuzer das Weite gesucht hatten. Ohne zu übertreiben, war dies ein Tontaubenschießen auf einen beinahe hilflosen Feind gewesen und die Erdlinge waren regelrecht in ihr Verderben hineingelaufen. Er bewunderte den Mut der Erdlinge. Auch wenn sie Narren waren, war der Mut von Narren immer noch Mut.
„Admiral, der Schiffsmeister der Donner meldet, dass nun ein genügend großes Fenster im planetaren Sicherheitsnetz offen ist, dass wir mit der Landung beginnen können und dass die größeren Einheiten ohne Gefahr nachgezogen werden können“, meldete Hatas Adjutant und holte ihn aus seinen Gedanken. „Sehr gut, starten sie die Operation. Die Flotte soll sich sammeln und sich den restlichen Raumforts zuwenden. Ich will aber zumindest eine Station intakt eingenommen wissen, um die Technologie zu erkunden. Wie lange, bis wir im Orbit von Sanctuary sind?“, fragte Hata. „Etwa zwei Stunden, bis wir dort sein können, unser Antrieb wurde in der Schlacht beschädigt und die Ingenieure möchten sich das lieber einmal ansehen“, erklärte der Adjutant. „Das sollte unser geringstes Problem sein, wir haben es ja jetzt nicht eilig. Die Erdlinge können jetzt sowieso nichts mehr ausrichten.“


„Oh mein Gott“, stieß Admiral Dame Helena Reed geschockt aus, als sie an Bord ihres neuen Flaggschiffs, der UNS Indefatigable, erste Sensordaten von der Schlacht um Sanctuary erhielt. Die Indefatigable, eine brandneue Dreadnoght der Erwin Rommel – Klasse, war zusammen mit ihrem Schwesterschiff, der UNS Georgy Schukow, von Fleet Admiral Heimeshoff nach Sanctuary entsandt worden, als die Überlebenden des Aufeinandertreffens der beiden Flotten auf der Erde Bericht erstattet hatten. Eigentlich hatte Heimeshoff, herzlos wie es vielleicht klang, die schweren Einheiten alle im Solsystem behalten wollen, damit der Feind von der Existenz der neuen Dreadnoghts erst erfuhr, wenn er die Invasion der Erde startete, doch Reed und ONI-Chefin Admiral König hatten darauf bestanden wenigstens die Enforcer, Marines und Fast Orbital Troopers von Sanctuary zu evakuieren und noch so vielen Ziviltransportern wie möglich die Flucht zu ermöglichen. Tragischer weise hatte die Mobilisierung der erst vor wenigen Tagen in Dienst gestellten Dreadnoghts zu viel Zeit in Anspruch genommen, um noch etwas bei der Schlacht zu Gunsten der Erdlinge herumzureißen, doch so wie Reed an Hand der Sensortelemetrie erkennen konnte, hätten zwei Schiffe, mächtig wie sie auch sein möchten, keine Chance gehabt.
„Oh mein Gott“, wiederholte nun auch Admiral König, die direkt neben Admiral Reed stand und die Meldungen mit ihr verfolgte. Auch sie hatte die Stärke der Invasionsflotte unterschätzt und wahrscheinlich gar nicht dafür plädiert eine Streitmacht zu entsenden, um sie im Kampf zu stellen. Es wäre besser gewesen Sanctuary gleich aufzugeben, aber nein, sie hatte unbedingt darauf bestehen müssen.
„Können die Ori uns sehen?“, fragte König die Befehlshaberin der Home Fleet, die es sich nicht hatte nehmen lassen, selbst diese Rettungsmission anzuführen. „Unser Stealth sollte uns noch für eine Weile, wie Sensorschatten aussehen lassen“, meinte Admiral Reed nachdenklich. „Aber sobald wir die Truppen am Boden kontaktieren, wird jede Sekunde zählen. Die Hauptflotte der Ori ist nicht mehr weit entfernt.“ „Weit genug, damit wir alle Leute raus holen können?“, fragte König. Reed verzog nur das Gesicht als Antwort und König nickte. „Verstehe. Dann lassen sie uns anfangen.“
Reed kam dieser Aufforderung nur allzu gerne nach. „Brücke, kontaktieren sie sofort alle Transportschiffe mit Flüchtlingen auf dem Planeten und sagen sie, dass sie sofort starten sollen. Wir geben Deckung mit unseren Schiffswaffen, sobald wir im Orbit sind. Und danach alle Einheiten, die sich noch in Landing Falls befinden, kontaktieren. Wir holen sie da jetzt raus.“ König räusperte sich und blickte die Offizierskollegin aus kalten Augenhöhlen an. „Und wenn sie schon mal dabei sind, Admiral, dann schicken sie folgenden Befehl an alle Enforcer auf dem Planeten: Generalorder Nero.“

Die Indefatigable und die Georgy Schukow kamen endlich im Orbit von Sanctuary an und richteten ein wahres Gemetzel unter den kleineren Einheiten der Oriflotte an, die bereits im Orbit und damit beschäftigt waren, die Raumforts aus dem Weg zu räumen, sodass die größeren Einheiten nicht gefährdet würden. Die schweren Graser, die zahllosen Raketen mit Antimateriegefechtsköpfen, die drei schweren Massebeschleunigungs-Geschütze am Rumpf der beiden Dreadnoghts, zerfetzten einen Zerstörer nach dem anderen und Fregatte um Fregatte. Beinahe war es so, als wäre die Revanche für die Vernichtung der 2. Flotte bereits gekommen, doch das war nicht nicht der Plan. Die Indefatigable und die Schukow gaben Deckungsfeuer für ihre schnell startenden Jumper und Evak-Shuttles, die den Auftrag hatten, alle Truppen zu evakuieren. Gleichzeitig schützten ihre defensiven Lastercluster die fliehenden Zivilschiffe vor ansonsten tödlich gewesenen feindlichen Raketen. Es wurde Zeit, dass die Erdlinge von Sanctuary verschwanden.


„Nehmt das, ihr blassen Mondgesichter!“, bellte Marko Fuhrmann und feuerte sein Scharfschützengewehr ab, um so gleich einem Orikrieger den Schädel wegzublasen. Er suchte ein neues Ziel, schoss erneut, doch diesmal traf er nicht. Er drehte sich zu Vala um. „Halt die Maschine ruhig, wie soll man denn hier ordentlich arbeiten?!“ „Sag das den Ori, nicht mir!“, brüllte Vala über den Lärm von Triebwerken, Geschützen und anderen Luftfahrzeugen hinweg und feuerte eine Luft-Luft-Rakete auf eine angreifende Ori-Raumfähre. Die Rakete traf den Ori mitten ins rechte Triebwerk und ließ ihn brennend zu Boden stürzen. „Könnt ihr euch nicht mal in einem Kriegsgebiet benehmen?“, fragte Ralf wütend und konzentrierte sich darauf einen hochrangingen Ori-Offizier aufs Korn zu nehmen, den er gerade am Boden entdeckt hatte.
Die Straßen von Landing Falls, einer der kolonialen Vorzeigestädte der Erde, glichen einem Schlachtfeld. Erdtruppen hatten sich in den Wolkenkratzern und allen möglichen hohen Gebäuden der Innenstadt und Außenbezirke verschanzt, Panzer rollten über die Asphaltdecke der Straßen und die Maschinengewehre von Jaguar-Jeeps heulten auf. Dutzende Tote, hunderte von Verwundeten krochen über die Straße und tausende über tausende Orikrieger machten sich daran die größte und wichtigste Stadt Sanctuarys einzunehmen.
Vala war gerade damit beschäftigt ihre Maschinenkanone gegen ankommende feindliche Flugzeuge einzusetzen, als sie stockte und sich an ihr Headset fasste, wo gerade eine Mitteilung durchkam. „Leute, das glaubt ihr mir nicht... zwei Dreadnoghts sind im Orbit eingetroffen und fahren mit den Ori Schlitten. Wir werden endlich evakuiert.“ „Na also“, meinte Marko und schoss zur Feier des Tages einem weiteren Untergruppenführer einer Ori-Kompanie in den Kopf. „Wo sollen wir hin, um abgeholt zu werden?“ Vala sah ihn plötzlich verwirrt an. „Ich glaube, das wird Ralf Admiral König persönlich fragen können.“ „Für mich?“, fragte Ralf und suchte die richtige Frequenz an seinem Funkgerät. „Oh Mann, ich ahne schon wieder...“ Er murmelte etwas in seinen nicht existenten Bart und sprach dann mit Admiral König. „Admiral, hier Sergeant Major Sikermann. Sie haben nach mir verlangt?“ „Ganz recht, Sikermann, ich habe für ihr Team einen letzten Auftrag, bevor sie nach Hause können“, sagte Admiral König über Funk. „Was für einen Auftrag? Hier liegt schon alles in Trümmern und die Ori marschieren überall.“ „Eben deshalb“, meinte König und fuhr fort: „Originritter des 14. Regiments haben bereits das ONI-Gebäude im Herzen der Stadt eingenommen, bevor die Sturmpioniere Generalorder Nero ausführen konnten.“ Ralf runzelte die Stirn. Generalorder Nero bedeutete im Prinzip eine Strategie der verbrannten Erde. Alle wichtigen Einrichtungen und Fahrzeuge wurden beim Rückzug gesprengt, damit die Ori sie nicht für sich nutzen konnten und wenn die ONI-Zentrale in Landing Falls in die Hände der Ori fiel... nicht auszudenken, was das für die Verteidigung der Erde bedeutete. „Alles klar, Admiral, wir sind unterwegs.“ „Freut mich zu hören, Sergeant, viel Glück“, meinte Admiral König und machte die Frequenz frei. Ralf wandt sich an sein Team. „Planänderung, wir können erst rausgeholt werden, wenn wir ein kleines Feuerwerk veranstaltet haben. Vala, setz einen Kurs auf das ONI-Gebäude.“ Anschließend griff erneut zum Funkgerät. „Sigma Tango Eins an Howling Commandos, Gunny, sind sie noch am Leben?“

„Bin noch am Leben, Sikermann, was gibts?“, fragte Gunnery Sergeant Edward Buck Jr. vom Geschütz eines Jaguar-Jeeps aus laut in sein Funkgerät, während er Sperrfeuer für einige Marines gab, die zu einer Evak-Zone vorrückten. Ähnlich wie ST 1 hatte auch 'Sergeant Bucks Howling Commandos', die ihren Spitznamen nach der Infiltration von Hells Gate im Jahr 2011 erhalten hatten, den Auftrag erhalten sich noch nicht evakuieren zu lassen und stattdessen Deckung zu geben. „Gibts was besonderes, oder wollten sie sich mal nach dem Wetter erkundigen? Ich würde sagen wolkig mit Aussicht auf Plasmaartilleriebeschuss.“ „Klingt nicht gerade nett“, entgegnete Sikermann grinsend. „Hör mal her, Gunny, ich brauch dein Squad zur Ausführung von Generalorder 66. Wir treffen uns am ONI-Gebäude.“ „Sind unterwegs“, meinte Buck, kappte die Verbindung und streckte seinen Kopf in die Fahrkanzel des Jaguars, wo Lance Corporal Danielle Clerc einen heißen Fahrstil an den Tag legt. „Danielle...“ „Habs mit gekriegt, Gunny, halt dich fest“, meinte der weibliche Lance Corporal, wendete bei fast 80 km/h auf einer zerbombten Straße und fuhr dann in die andere Richtung zurück in die Innenstadt, während Gunny Buck das Maschinengewehr sprechen ließ.


Faaron Dakamar wurde von zwei bewaffneten Marines durch die Gänge von UNS Victory, einer brandneuen Dreadnoght und dem Flottenflaggschiff der Erdstreitkräfte, geführt, vorbei an erstaunten – und, wie Dakamar fand, glücklicherweise nicht hasserfüllten – Gesichtern von irdischen Spacern. Sie mussten schon mindestens einen halben Kilometer über mehrere Decks zurückgelegt haben, bis die Marines schließlich eine Tür öffneten und den abtrünnigen Admiral baten einzutreten. Sie selbst blieben draußen in Hab-acht Stellung stehen und bewachten den Raum. Dakamar war nicht erstaunt, als er sah, wer da in dem großen Konferenzraum bereits an der Kopfseite Platz genommen und die Fingerkuppen aneinander gelegt hatte. Dakamar salutierte lässig mit zwei Fingern. „Fleet Admiral Heimeshoff, endlich treffen wir uns mal.“
Fleet Admiral Johannes Heimeshoff nickt wortlos und deutete auf das andere Ende des Konferenztisches. Ansonsten war niemand im Raum, aber Dakamar war sich sicher, dass alles gesagte aufgezeichnet wurde. Er kam der Aufforderung des Befehlshabers der Earth Force Navy nach und nahm Platz. „Sie wollen sicherlich wissen, warum ich hier bin.“ „Das weiß ich schon, Admiral. Ihre Durchsage, die sie an die Oriflotte gehalten haben, bevor sie desertiert sind, wurde von meinen Leuten direkt an mich weitergeleitet“, sagte Admiral Heimeshoff. „Gut, dann muss ich ja nicht lange ausholen“, meinte Dakamar und verschränkte mit einem gutmütigen Grinsen die Hände vor der Brust. „Also, wie geht es jetzt weiter, Fleet Admiral? Stellen sie mich vor ein Kriegsverbrechertribunal, gewähren mir meinen letzten Wunsch und schuppen mich dann aus der Luftschleuse?“ Heimeshoff gönnte sich ein väterliches Lächeln und fuhr sich durch die ergrauten Haare. „Wenn es das wäre, was wir vor hätten, dann wären sie garantiert nicht direkt in die Höhle des Löwen geflogen, sondern irgendwo anders hin, und hätten sich nicht so auf dem Silberteller serviert. Nein, meine Vorgesetzten wollen erst einmal die wichtigste Frage überhaupt beantwortet wissen: Warum desertieren sie, zum Teufel noch mal, gerade jetzt? Wenn ich mich recht erinnere, haben wir zwischen 2010 und 2012 mehrere Male versucht sie dazu zu bewegen. Doch sie haben es jedesmal abgelehnt und haben stattdessen die Originarmee zu einer ernstzunehmenden Bedrohung für die Menschheit gemacht“, meinte der Fleet Admiral und kniff seine Augen zusammen. Dakamar nickte für einige Sekunden stumm, dann sagte er: „Und jetzt wollen sie sicherlich wissen, was sich geändert hat?“ Heimeshoff zuckte mit den Schultern. „Ich weiß, dass sie es nicht gemacht haben, weil die Ori sonst ihren Heimatplaneten zerstört hätten. Ein verständliches Motiv und der einzige Grund, warum sie nicht in der Luftschleuse landen werden und nicht vor ein Tribunal gestellt werden. Ich will nur wissen, was sich jetzt geändert hat, dass sie doch überlaufen. Heredion wird wahrscheinlich in dieser Sekunde von den Ori vernichtet.“ Dakamar gab dem Fleet Admiral eines seiner undurchschaubaren Lächeln und sah auf seine Uhr. „Oh, da wäre ich mir nicht so sicher. Ihr Flaggkommandant wird sich gleich mit einer interessanten Neuigkeit melden. In sechs Minuten, wenn alles nach Plan läuft. Warten wir solange?“
Sie warteten. Zwei Minuten verstrichen, dann drei, dann vier Minuten, nach fünf Minuten Stille wurde Heimeshoff langsam unruhig, sagte jedoch nichts und schließlich liefen die sechs Minuten aus und das Intercom meldete sich zu Wort. „Captain Sawyer an Fleet Admiral Heimeshoff, Sir, ich habe... Neuigkeiten.“ Heimeshoff hob eine Augenbraue und ging zum Intercom. „Heimeshoff hier, was gibt es denn Captain, dass sie so aus der Haut fahren lässt.“ „Admiral... wir haben plötzlich einen neuen Planeten im System.“ Heimeshoff hielt seine Überraschung nicht zurück und sah erst zu einem grinsenden Dakamar, der sich zurückhalten musste nicht in einen Freudentanz zu verfallen, und dann wieder zum Intercom. „Ein neur Planet?“ „Positiv, Admiral. Ein neuer Planet.“ „Wenn ich mich einmischen darf, meine Herren“, begann Dakamar, trat ans Intercom und räusperte sich. „Dieser 'neue Planet', wie sie es so schön ausdrücken, ist Heredion, meine Heimatwelt. Ich dachte mir, wenn ich schon überlaufe, warum nicht auch meine ori-hassende Heimatwelt?“ Heimeshoff deaktivierte das Intercom. „Was hat es damit auf sich? Ich kann mir nicht vorstellen, dass ihr Volk die Technologie hat, ganze Planeten zu versetzen. Selbst die Asgard und die Antiker können das nicht. Also, was wird hier gespielt, Admiral?“
Dakamar begab sich zurück zu seinem Stuhl und setzte sich in einer bequemen Pose hin. „Sagen wir einfach, ich habe einen Deal mit Apollo persönlich geschlossen.“ Heimeshoff trat an den Heredionen heran und rümpfte mehrmals seine Nase. „Betrunken sind sie nicht, also reden sie nicht so einen Unsinn. Der einzige 'Apollo' den ich kenne, ist seit achteinhalb Jahren tot.“ Dakamar grinste erneut. „Nicht tot. Aufgestiegen mit Hilfe ein paar seiner Verwandten... Hermes und Hestia, wenn ich mich recht erinenre und die Kinder, deren Namen mir nicht einfallen wollen. Der gute Woolsey hat mich vor ein paar Wochen kontaktiert und dazu bewogen überzulaufen.“ Heimeshoff ließ sich nicht anmerken, dass er Dakamar glaubte. Die Tatsache, dass Richard Woolsey in seinem Leben als Antiker den Namen Apollo getragen hatte un die Tatsache, dass Dakamar all diese Namen von Aufgestiegenen kannte, war für ihn Beweis genug, dass der heredionische Admiral mit offenen Karten spielte. Nur eine Handvoll Leute kannten die Wahrheit, und die Ori wussten nichts davon. Dakamar fuhr währenddessen fort: „Ich soll ihnen übrigens ausrichten, dass er sich demnächst noch mal melden wird, aber nicht in nächster Zeit. Die Verschiebung eines ganzen Planeten aus einer feindlichen Galaxis kostet anscheinend extrem viel Energie, wohl auch ein Grund, warum er sich acht Jahre lang nicht gemeldet hat, hat wohl so lange gebraucht, um die Energie zu sammeln. Aber seis drum... das Übernatürliche ist nicht mein Fachgebiet, Kriege zu gewinnen schon.“ Er erhob sich und ging auf den Fleet Admiral zu. „Glücklicherweise kenne ich einen Weg, wie dieser Krieg noch zu gewinnen ist. Zum einen mit guter alter Navytaktik, die wir gemeinsam sicherlich austüfteln können, und zum anderen mit einer Aktion, die so gefährlich und unmöglich ist, wie man es sich gar nicht vorstellen kann. Aber vorher möchte möchte ich etwas wissen, Fleet Admiral...“ Dakamar streckte seine rechte Hand aus. „Stellen wir alles andere hinten an und beenden erst einmal diesen Krieg? Danach können wir alles andere besprechen?“ Heimeshoff stand für einige Augenblicke stocksteif da, dann ergriff er Dakamars Hand und schüttelte sie kurz. „In Ordnung, ich veranlasse ein Treffen des Führungsstabes und der Regierung. Machen wir uns an die Arbeit.“


„Feuer in der Stellung!“, bellte Vala zur Warnung ins Funkgerät, bevor sie eine ihrer letzten Raketen in eine Panzersperre vor dem Haupteingang des ONI-Gebäudes jagte und die dort verschanzten Soldaten mit einer gewaltigen Feuersprunst ausschaltete. „Danke, ST 1, wir übernehmen“, meldete Gunnery Sergeant Buck über die gleiche Frequenz an den Baby Tiger von ST 1 und ließ erneut sein Maschinengewehr sprechen, während Danielle Clerc den Jaguar durch die bereits teilweise zerstörten Glastüren des Haupteinganges rasen ließ und den Jeep mit quietschenden Reifen vor einer Rolltreppe stehen ließ. Das achtköpfige Squad stieg aus und Buck lud sein Sturmgewehr durch. „Buck an ST 1, wir sind drin.“

„Positiv“, bestätigte Ralf und machte sich gleichzeitig daran die Schützen einer Flak-Batterie auszuschalten, die sich auf dem Dach des ONI-Gebäudes verschanzt hatten. Zwanzig Schüsse später, die zu gleichen Teilen von ihm und Marko stammten, und zwei kurze Salven aus Valas Maschinenkanone später war das Dach gesichert und Vala landete den Baby Tiger. „Wir sind jetzt auf dem Dach, der Serverraum ist auf der 52. Etage. Jeder von uns ist sechsundzwanzig Stockwerke entfernt. Wir arbeiten uns jeder zum Serverraum vor und treffen dann dort zusammen“, befahl Ralf. „Alles klar, wir sehen uns dort. Aber wir sollten uns beeilen, keine Ahnung, wie lange diese Geheimdienstler den Serverraum noch halten können“, gab Buck zu bedenken. „Sonst noch Befehle?“ „Die Oris töten, alle ONI-Angestellten retten, das Feuerwerk vorbereiten und dann so schnell, wie möglich verschwinden“, meinte Ralf grinsend und vertauschte sein Scharfschützengewehr gegen ein M8 Sturmgewehr.
„Klingt nach einem ganz normalen Tag im Büro“, meinte Buck grinsend und feuerte sein Sturmgewehr ab, als er das Ende der Rolltreppe erreicht hat. „Auf in den Kampf.“

ST 1 und Bucks Commandos entfesselten einen regelrechten Sturm aus Feuer, Blei, Tod und Leiden auf die Orikrieger, denen sie in den Rücken fielen. Sie waren nicht an der Sicherung des Gebäudes interessiert gewesen, sondern an der Sicherung des Serverraums, der momentan noch von Sicherheitspersonal und Angestellten des Office of Naval Intelligence gehalten wurde.
Ralf Sikermann feuerte mehere gezielte Salven von 6,8mm Kugeln in die Orikrieger. Nein, das waren nicht die Orikrieger, gegen die er die letzten acht Jahre gekämpft hatte. Er hechtete von einer Deckung zur anderen, während Marko ihm und Vala Deckung gab. Das Spiel wiederholte sich ständig, bis sie zum Aufzug kamen. Warum sich von Etage zu Etage kämpfen, wenn sie doch auch mit dem Aufzug hin konnten? Diese Orikrieger kämen nicht auf die Idee die Aufzüge lahm zu legen. Das waren One-Week-Wonder, Amateure – Kanonenfutter. Hata war doch ein genialer Bastard, dachte sich Ralf, als er den Aufzug rief und über einen Berg von Leichen sah, während Marko Fuhrmann und Vala Mal Doran ihre Waffen nachluden. Sanctuary war den Ori egal, so wie es aussah und auch diese Geheimdienstinfos wären nur das Sahnehäupchen. Das hier war nur eine Generalprobe. Deswegen auch das Kanonenfutter. Hata behielt seine besten Spieler auf der Reservebank, während die Erdstreitkräfte einige ihrer Elite-Regimenter hier in den Kampf geschickt hatte.
Ralf bestieg den Aufzug und drückte den Knopf zur 26. Etage. Anschließend fütterte er den Anbaugranatwerfer seines Sturmgewehrs mit einer 40mm-Granate. Eine kleine Überraschung für die Ori, wenn man so wollte. Er sah zu Vala und Marko. Vala lud ihre Waffe noch einmal nach und Marko trommelte unruhig auf seiner Schrotflinte herum. Ralf verstand dies nur zu gut, auch er wollte von diesem Planeten runter. Ein lautes Pling-Geräusch ertönte, als der Aufzug ruckelnd anhielt. Ralf legte die Sturmwaffe an und fühte seinen Finger zum Abzug des Granatwerfers „Buck?“, fragte er ins Funkgerät. „Befinden uns im Treppenhaus, Sarge. Für meinen Geschmack war es bisher zu einfach.“ „Werden wir ja gleich sehen“, meinte Ralf, als sich die Türen des Aufzuges langsam öffneten. „Los gehts.“ Dann feuerte er die Granate ab.

Die 26. Etage hatte bis auf den durch Panzerglaswände abgetrennten Serverraum keine andere Einrichtungen, nur freie Flächen. Dutzende Orisoldaten langen in improvisierten Stellungen und belagerten den Serverraum, in dem, von dem was Ralf einsehen konnte, eine Hand voll Menschen unter Beschuss lagen und sporadisch zurückfeuerten. Die Ori warteten anscheinend nur darauf, dass ihnen die Munition ausging. Seine abgefeuerte Granate landete mitten zwischen zwei Stellungen, tötete drei Orikrieger und verletzte mehrere andere. Die Ori waren überrumpelt, dann ging alles ganz schnell. Einige wechselten die Deckung, um nicht direkt unter den Beschuss von ST 1 zu geraten, doch genau das war der Fehler. Bucks Commandos stürmten zeitgleich vom Treppenaufgang. Dann ging alles blitzschnell. Kugeln und Plasmasalven flogen, Männer starben und nach dreißig Sekunden war alles vorbei.
Zu schnell für Ralf, um alles richtig zu verarbeiten. Er hielt sich die rechte Schulter, wo ihn ein feindliches Plasmageschoss verbrannt hatte. Vala warf ihm schnell eine Morphiumspritze zu, machte sich dann aber schnell auf zum Serverraum. Die ONI-Angestellten verließen eben diesen mit einigen Festplatten unter den Arm geklemmt, während Vala und Marko überall C5-Ladungen legten. Ralf wandt sich währenddessen Eddie Buck zu. „Alles okay bei ihnen, Gunny?“, fragte er den Sergeant, der von Corporal Clerc gestützt wurde, weil ihm ein Ori ins Bein geschossen hatte. Bucks Gesicht zuckte vor Schmerz. „Geht schon, hab schon schlimmere Verwundungen gehabt. Außerdem geht es zwei von meinen Greenhornes schlechter.“ Er deutete über seine Schulter auf zwei tote FOTs, denen ein Mitglied von Bucks Squad gerade die Hundemarken abnahm. Ralf nickte grimmig. „Dann lassen sie uns verschwinden.“ Buck gehorchte dem Befehl nur allzu gerne und humpelte voraus.“ Ralf blickte Vala und Marko an, die mit dem Legen der Sprengladungen fertig waren. Vala warf Ralf den Zünder zu. „Das sollte reichen um das Gebäude zu zerlegen. Hier liegt überall noch Sprengstoff herum, also wird das eine nette Kettenreaktion.“ Ralf grinste. „Gut, aber ich will mir das lieber vom Orbit aus ansehen.“ Er griff zum Funkgerät. „Sigma Tango Eins an Admiral König. Exodus, ich wiederhole, Exodus!“ Einige Sekunden gab es nur Rauschen, bis schließlich die Stimme von Admiral König antwortete: „Verstanden, Exodus läuft an, Sergeant, gute Arbeit. Aber beeilen sie sich, wir können nicht mehr lange bleiben. Die Ori sind bald da.“ „Verstanden, over and out“, bestätigte Ralf und begab sich mit seinem Team im Laufschritt zum Aufzug und dann zum Dach.


Als sie so im Evak-Jumper saßen und auf das große Feuerwerk hinunter blickten, das einmal das ONI-Gebäude war, konnte Ralf nicht anders und denken, dass es eine passende Voraussicht auf das war, was mit Sanctuary in wenigen Augenblicken geschehen würde. Die letzetn Jumper landeten sicher im Hangar der Indefatigable und der Schukov und die beiden Erdschiffe verschwanden im Hyperraumm. Trotz Evakuierung, trotz Blutzoll der Erdstreitkräfte, blieben noch immer Menschen auf Sanctuary zurück. Zivilisten, die es nicht mehr geschafft hatten in ein Evakuierungsschiff zu steigen und abgeschnittene Soldaten, die keine Evak-Zone hatten erreichen können. All diese Menschen würden bald, wenn sich alle Orikrieger zurückgezogen und alles wertvolle geplündert worden war, vom Orbit aus einem tödlichen Bombardement ausgesetzt werden und nur Stunden später würde es keinen mehr von ihnen geben. Sanctuary war dann im Besitz des Feindes – doch nicht mehr lange. Ferngezündet explodierten die Sprengladungen überall auf dem Planeten und rissen alle Lebewesen, ob Feind oder zurückgelassener Freund, mit in den Abgrund.
Die letzte Bastion der Erde war fort und das letzte Ziel der Invasionsflotte der Ori stand bereits fest: die Erde.




Fortsetzung folgt...
Kapitel 8 by Atlan
2.08 Nachbeben
von Colonel Maybourne



Vize-Admiral Nina König rannte durch die Flure des Oberkommandos, weil sie auf dem Weg zu einem Treffen der Stabschefs war.
Seit der Niederlage um Sanctuary hatten die Ori noch ein irdisches System angegriffen, wo in Windeseile die Bevölkerung evakuiert worden war.
So nahmen die Ori schließlich eine verlassene Bergbaukolonie ein und verloren dabei wieder über eine Division an Bodentruppen.
Dank ferngezündeter Sprengfallen und falscher Lebenszeichen nahm Hata erneut an, dass vor ihm ein Planet mit über 50.000 Menschen lag.
Das verlangsamte ihren Vormarsch, denn auch wenn es hauptsächlich Hilfstruppen waren, der Mangel an diesen Kräften zwang selbst die Ori eine Pause einzulegen.
Und daher rannte Nina König auch regelrecht, da man den Stopp der Ori nutzen wollte, um so schnell wie möglich einen Entlastungsangriff zu starten.
Bis sie einen Anruf bekam.
„Hier König, wer spricht?“
Die Antwort war ebenso patzig.
„Tora, sperren sie ihre Lauscher auf.“
König blieb entnervt stehen und blickte aus dem Fenster.
„Ich hoffe für sie, dass das eine sichere Leitung ist.“
Jules Antwort ließ sie daraufhin aus der Haut fahren.
„Ist mir doch egal, kümmern sie sich um den Mist.“
Daraufhin schrie die Geheimdienstchefin derart in ihr Handy, dass aus den Büroräumen einige Mitarbeiter auf die Flure kamen und nachsahen, was sich abspielte.
„Haben sie eigentlich nur eine Hohlbirne oder versteckt sich ein letzter Funken Verstand unter ihrem Schädelknochen, der verzweifelt an die Oberfläche will?“
Jules blieb am anderen Ende ganz ruhig.
„Machen sie mal halblang Schwester, ich ruf nicht umsonst an.“
Der Admiral straffte mit der linken Hand die Uniform, atmete einmal tief durch und sprach zur ehemaligen STK-Soldatin ruhigere Worte.
„Machen sie hin, die Stabschefs erwarten mich.“
Julia plapperte auch gleich darauf los.
„Ich habe Infos zu einer weiteren Anlage des Konsortiums gefunden und bräuchte Ausrüstung sowie einen Flug, um hinzukommen.
Es ist eine ehemalige Basis der irischen Streitkräfte, der nach dem Zusammenschluss der Erde die Mittel gestrichen wurden.
Sie liegt im Alpha Centauri System und ich hocke noch in Kapstadt fest, wenn sie mir also bei Flug und Waffen helfen könnten…“
Nina König war aber noch misstrauisch.
„Wie sind sie an die Infos gekommen, wir haben nichts in der Richtung gehört?“
Jules lachte bitter auf.
„Ich hab mich an einen der Typen gehängt, die aus den Akten der letzten Anlage stammten, es ist einer von diesen Black Hill-Typen.“
Die Erwähnung dieser Sicherheitsfirma, löste bei Nina König gemischte Gefühle aus, da sie in der Vergangenheit unschön aneinander geraten waren.
Julia sprach nach einigen Sekunden weiter.
„Hab ihn beschattet und eine Nutte auf ihn angesetzt, so konnte ich an den Laptop kommen, da er etwas nachlässig wurde.“
Admiral König lachte bitter auf.
„Sie verhalten sich mal zivilisiert.“
Auf die Äußerung musste Julia aber nur auflachen.
„Keine Sorge, mit den nächsten Typen werde ich in gewohnter Art Schlitten fahren.“
Darauf musste sich der Admiral an die Wand lehnen.
„Aber diesmal nichts, was sie wieder in die Nachrichten bringt.“
Nach ihrer letzten Aktion gegen das Konsortium auf Deimos ging in Verschwörungsforen auf der ganzen Welt ihr Bild rum.
Allerdings waren die meisten Aufnahmen unscharf und sehr verwackelt, dass man nicht genau sagen konnte, ob es nicht ein Doppelgänger war.
Trotzdem hielt sich das Gerücht sie sei am Leben und das allein gab sehr vielen Menschen auf der Erde etwas Zuversicht.
Nina König wollte fast schon auflegen, als sie nochmals nachhakte.
„Wissen sie auch, was die da machen?“
Jules antwortet knapp wie so oft.
„Irgendetwas, womit sie den Ori Schaden wollen und was mit den Sternentoren.“
Die Geheimdienstchefin ließ alle Rädchen in ihrem Kopf drehen.
„Schicken sie mir ihren Standort, dann haben sie in einer Stunde alles was sie brauchen und es wird ein Schiff bereitgestellt.“
Jules tat das und ihre mehr oder weniger Vorgesetzte tätigte einige schnelle Anrufe, womit bei einigen Menschen der Tagesablauf durcheinander gewirbelt wurde.
Denn das Konsortium war nicht untätig geblieben nach Julias letzter brachialer Aktion und so wurde Nina König von ihnen überwacht.
Auch wenn sie nicht sicher gehen konnten, dass Jules vom ONI unterstützt wurde, sah man auf jeden Fall eine Interessensgemeinschaft zwischen ihnen.
Und daher hatte man sich entschlossen, Nina König überwachen zu lassen, auch wenn man auf das Abhören des Handys verzichten musste.
Dafür waren die Telefone vom Geheimdienst viel zu gut gesichert, doch für den Fall waren da die Mitarbeiter, die jemanden auch im HQ der Streitkräfte beschatteten.


Eine Stunde später:

Nach der ersten Besprechung gab es eine Pause und Vizepräsident Alexander Reineke ging zu einem kleinen Panoramafenster.
Der Blick in den Sonnenuntergang war für ihn in dem Moment etwas Symbolisches, weil auch in den Erdstreitkräften langsam die Sonne unterging.
Nach der verlorenen Schlacht um Sanctuary mit den Verlusten war auch er nicht sicher, dass es noch etwas gab, auf das sie zählen konnten.
Das einzig erfreuliche war das Überlaufen von Faaron Dakamar und seiner Heimatwelt, das es in dieser Form noch nie zuvor gegeben hatte.
Da kam Franziska Rust auf ihn zu.
„Chef, warum stehen sie hier allein herum?“
Er drehte sich zu ihr um und lächelte.
„Franziska, sie wissen doch, ein alter Mann braucht öfters eine Auszeit.“
Sie grinste und reichte ihm die Hand.
„Man ist immer nur so alt, wie man sich fühlt.“
Der Vizepräsident ging einen Schritt zur Seite und sie sah auch kurz aus dem Fenster, da es an diesen Tagen nur wenig Strahlendes gab.
„Wunderschön, nicht wahr?“
Reineke stimmte ihr zu.
„Sie haben ja Recht, aber wir müssen dafür sorgen, dass die Sonne auch morgen aufgeht, das es jetzt etwas schwieriger ist…“
Sie schnaubte aus, als sie sich gegen das Fenster lehnte.
„Bei dem Präsidenten ist das mehr als nur schwierig...“
Reineke sah sie mitleidig an.
„Lukanga ist ein sehr guter Mann, aber war sehr lange im Diplomatischen Dienst der UNO, so dass er eben immer noch den alten Prinzipien der UN treu ist.“
Darauf schüttelte sie nur noch mehr den Kopf.
„Na toll, will er ein Waffenembargo gegen die Ori verhängen?“
Der ehemalige Soldat packte sie sanft an der Schulter.
„Ich weiß, alle erwarten, dass ich mich gegen ihn stellte.“
Franzi atmete ein und sah für einen Moment in den Himmel.
„Und wenn wegen der liberalen Haltung die Erde verbrennt können wir alle feiern, weil es auf jedem Grabsteinen prangt… ‚Sie blieben ihren Prinzipien treu.‘“
Er setzte sich auf eine hölzerne Bank.
„Ich sehe das wie sie Franziska und es zerreißt mich mit ansehen zu müssen, wie das Kabinett die die Augen vor allem verschließt.
Und Lukanga will nicht alle Werte unserer Demokratie zerstören, weil die irdische Einheit bei noch nicht jedem angekommen ist.“
Franzi sah ihn entnervt an und ging im Kreis.
„Ja, das ist ganz schön, aber wir brauchen Notstandsverordnungen und keinen Präsidenten auf seinem persönlichen Selbstfindungstrip.“
Da erhob sich Alexander Reineke empört.
„Franziska, sie gehen viel zu weit und vergessen völlig, was dieser Mann alles geleistet hat, es ist einfach nur…“
Sie hob beide Hände.
„Ja, aber sie würden mir als Präsident besser gefallen und wären genau der richtige, um die Ori in ihre Schranken zu verweisen.“
Er blickte betrübt zu Boden.
„Sie sind nicht die erste, die mir das ins Gesicht sagt und es betrübt mich, dass sie Lukanga so wenig Vertrauen entgegen bringen.“
Sie verzog den Mund und sah wieder aus dem Fenster.
„Dafür muss er über seinen Schatten springen und sich wie ein Feldherr aufführen und das Ori-Pack die richtigen Botschaften senden.
Denn bei dem, was sie über unsere Regierung mitbekommen, müssen sie ja denken, dass wir so schwach sind, dass wir zum Sturm freigegeben wurden.“
Er sah auf seine Uhr und stand auf.
„Wir sollten gehen, das Meeting fängt gleich wieder an und nur damit sie es wissen, auf die Ori wird Heredions Überlaufen schlimmer wirken als unser Drohen.
Nach dem, was wir in Erfahrung bringen konnten, ist die Kriegswirtschaft geschwächt und bei einigen Truppenteilen gab es Meutereien.“
Franziska sah es Teils ein und folgte ihrem ehemaligen Kommandanten, der im Inneren zu der gleichen Meinung stand, wie sie.
Aber seine Loyalität und Freundschaft zum Präsidenten überwogen dies noch und er wollte zu diesem Zeitpunkt noch nicht damit brechen…


Sternensystem Alpha Centauri, drei Stunden später:

Julia Tora sah aus dem kleinen Fenster des Shuttles und war heilfroh, dass sie für Scanner auf der ganzen Basis unsichtbar war.
Der Flieger befand sich zwar noch im Endanflug auf den Komplex des Konsortiums, aber vor ihr war mehr als nur eine Forschungseinrichtung.
Julia sah mehr als 100 schwer bewaffnete Männer, die Wache hielten und war nur froh, ein auf dieser Mission unverzichtbares Mittel eingenommen zu haben.
Es handelte sich dabei um ein Isotop, dass ursprünglich von den Tok´Ra für verdeckte Einsätze wie diesen entwickelt worden war.
Jetzt glitt sie allerdings erstmal an den Kisten vorbei.
„Verdammt, mach dich weg da…“
Ein Pilot stand im Weg und auch wenn sie auf Sensoren für sieben Stunden unsichtbar war, zu sehen war sie immer noch.
Julia wartete etwa eine halbe Minute bis ihr das zu lang dauerte und zog ihr Messer, was sie in ihrer rechten Hand hielt.
Dann pirschte sie an den Piloten ran, der Frachtpapiere durchsah und packte ihn von hinten, es war dem Mann nicht mehr möglich, sich zu wehren.
„Tut mir leid, aber du arbeitest für die Falschen.“
Der Pilot schlug mit seinen Händen um sich ,da er eigentlich nichts mit all dem zu tun hatte, so dass sie ihn vielleicht verschonen würde.
„Hilf…“
Jules jedoch war dies egal und bevor er etwas sagen konnte schnitt sie ihm die Kehle durch, er sackte sofort auf den Boden.
Danach zog sie ihn an den Beinen hinter die Kisten und ging wieder nach vorne, da sie es jetzt in den Komplex schaffen musste.
Sie zog schnell einen PDA heraus, wo ein Plan angezeigt wurde.
„Gut, erst nach links, dann in den Lüftungsschacht.“
Nina König hatte ihr die ursprünglichen Pläne des ehemaligen irischen Militärs geschickt, bei denen alles verzeichnet war.
Sie lief gerade los, als ein Funkgerät zu hören war.
„Katic, wo bleiben sie denn?“
Jules fluchte, da sie den Piloten doch zu schnell getötet hatte.
„Verdammt, ich hätte warten sollen.“
Sie ging noch mal zu ihm und betrachtete die Blutlache, ehe sie sich spurtet und aus dem Flieger so schnell wie möglich zu einer Baracke lief.
Es waren nur zwar 20 Meter, doch sie musste aufpassen, dass keiner der Söldner etwas sah, da sie sonst geliefert war.
Das interne Kopfgeld des Konsortiums lag bei sechs Millionen und jeder der sie sah, würde so viel Geld in Kriegszeiten nicht aufs Spiel setzen.

Etwa zwei Stunden später war sie über dem Hauptforschungslabor und sah auf den Bereich, in dem am Oriproblem gearbeitet wurde.
Das war ein ovaler Raum und auf dem Boden lag ein Sternentor, an dem ein Ingenieur stand und in das DHD einige Daten eingab.
Sie sah sich weiter um und erblickte zwei Wachposten, die an der Tür standen und sich gerade unterhielten.
Darauf zog sie eine Blendgranate und warf sie ins Labor, bevor sie ihre Augen schloss und als nächstes ihre Zat griff.
„Und los geht es…“
Die Granate explodierte und sie krabbelte aus dem Schacht, worauf Julia die Wachen sofort in das Reich der Träume schickte.
Zwar hätte sie sie lieber erschossen, aber sie konnte nicht wissen, ob sie sie noch brauchte und daher wartete sie noch ab.
So war der Techniker als erster dran.
„Hallo Sonnenschein, wir unterhalten uns mal über die Arbeit.“
Der Mann rieb sich die Augen.
„Wer sind sie, verdammt noch mal?“
Jules trat ihm in die Seite.
„Rate mal, vor wem deine Bosse am meisten Schiss haben.“
Er konnte noch nicht sehen, aber wusste, wen er vor sich hatte und hielt die Hände hoch.
„Bitte töten sie mich nicht, Frau Tora.“
Sie schnaubte nur verächtlich aus und packte ihn im Genick.
„Hör bloß auf zu winseln und gib mir Zugriff auf alle Daten, dann sagst du mir, was dein Boss bei den Ori machen will.“
Er kroch etwas nach vorne.
„Es geht darum, die Sternentore abzuschalten und das Supertor zu deaktivieren, damit die Ori in Zukunft von ihrer Heimatgalaxie abgeschnitten sind.“
Jules ließ von ihm ab.
„Somit wäre der ganze Nachschub unterbrochen…“
Er stimmte ihr zu und hievte sich auf einen Stuhl.
„Ja, doch wir wollen das Netzwerk nach dem Krieg wieder aktivieren können, allein schon für den Handel mit weit entfernten Welten.“
Sie schlug ihm darauf voll ins Gesicht.
„Das wirst du nicht mehr erleben.“
Er hielt sich den Kopf.
„Sie müssen erkennen, dass man dagegen einfach keine Chance hat und sich arrangieren, da an jemandem wie ihnen…“
Jules zog ihre Waffe und schoss ihm in den linken Arm.
„Vorher verrecke ich.“
Dann packte sie ihn wieder am Hals und zog den Mann auf die Beine.
„Und jetzt die Zugangscodes.“
Der Techniker sträubte sich mit aller Kraft dagegen.
„Dann können sie mich ja gleich erschießen, wenn die mich erwischen…“
Sie ließ sich jedoch nicht mehr abwimmeln und schoss ihm ins rechte Bein, worauf er sich auf beide Arme abstützte.
„OK, ich sag es… A664F39.“
Sie gab den Code ein und begann die Daten zu kopieren, die auf einen Kristall passten und bei ihr eine gewisse Befriedigung auslösten.
Denn, nachdem sie diese bei König abgeliefert haben würde, würde sie sich um die Typen kümmern, in Anbetracht ihrer immer größeren Rachegelüste.
Darunter war auch der CO eines wichtigen Rüstungsunternehmens, der früher bei ihrem Mann in der Schuld stand und verdächtigt wurde, Patente gestohlen zu haben.
Doch vorher würde sie diese Anlage zerstören und die Hintermänner zur Weißglut treiben, bei denen sie jetzt schon die absolute Hassperson war.


Oberkommando der Admiralität, auf der Erde:

Als das erste Treffen vorbei war, blieb ein kleiner Stab um Flottenadmiral Heimeshoff und es ging jetzt um eine besondere Geheimmission.
Nina König und Dakamar hatten einen Plan, um das Tor in die Origalaxie abzuschalten, da er der Meinung war, nur so den Krieg zu gewinnen.
Dakamar verfügte über Aufzeichnungen, die von einer alten Antikervorrichtung sprachen, für die er aber keine genauen Koordinaten hatte.
„…und auf diesem Planeten muss sich immer noch das erste jemals gebaute Tor befinden, in dessen Kern wir den Virus einsetzen müssen.“
Da meldete sich John Sheppard.
„Und was genau macht dieser Virus?“
Sheppard war im Rang eines Commodore und kommandierte darüber hinaus die Amelia Earhard, die für diese Mission als Trägerschiff ausgewählt wurde.
Es war einer der letzten Flugzeugträger überhaupt und er als alter Kampfpilot war stolz, dass er dieses Schiff befehligen durfte.
Aber bevor Dakamar antworten konnte, übernahm das Rodney McKay.
„Wie sie sicher denken können, ist ein Computervirus da, um ein Programm zu schädigen, vor allem aber um Verwirrung zu stiften.
Und dieses speziell von mir entworfene Virus wird die Sternentore abschalten und die Ori auf diese Art von ihrer Galaxie trennen.“
Allerdings war ein ziemlicher Wehklang in der Stimme zu erkennen.
„Und was betrübt sie daran, Rodney?“
Der erst beförderte Brigade-General Ernst Allert sah ihn an und verzog leicht die Augen, da so die Ori massiv geschwächt wären.
„Immerhin stehen wir mit dem Rücken zur Wand!“
McKay bestätigte ihn auch.
„Sie haben ja recht…aber das Sternentor ist die wohl größte technische Errungenschaft die es jemals gegeben hat.
Und ich könnte es nicht verkraften, wenn wir die Tore dann nie mehr zum Laufen kriegen, auf die Konstruktion eines neuen…“
Da wurde er aber gleich von Vizepräsident Reineke unterbrochen.
„Darauf können wir in diesen Zeiten keine Rücksicht nehmen und ich bin einverstanden, da es wohl unsere letzte Chance ist.
Wir haben über Sanctuary 56% der Flotte verloren und 143.000 Soldaten ließen ihr Leben, bei den knapp 1,7 Millionen toten Zivilisten will ich…“
Er machte eine Pause und jeder konnte sehen, wie schmerzhaft die Worte waren.
„Aber Admiral Dakamar, wenn sie nicht genau wissen, auf welchem Planeten das Urtor ist, in Aussicht einer ganzen Galaxie voller Ori…“
Da meldete sich Nina König.
„Chef, wenn ich unterbrechen dürfte…“
Reineke übergab ihr das Wort und alle Augen waren auf sie gerichtet.
„Ich hab noch einen Spion im Rennen, der mir in Kürze genaueres dazu berichten wird, aber er wird sich erst später melden.“
Sie hatte Jules absichtlich nicht namentlich erwähnt und auch als ihn bezeichnet, damit keiner auf die Idee kam, sie würde noch am Leben sein.
Das brachte wieder Allert auf den Plan.
„Gut, dann sollten wir die Mannschaft zusammenstellen.“
Da bekam Nina ein Datenpaket auf ihren PDA.
„Moment, das kann warten, ich habe genaue Infos bekommen.“
Die Daten in ihrem PDA waren so gewaltig, dass sie sie sofort an McKay gab, der sich das in Kürze durchsah.
Die Blicke waren allesamt auf ihn gerichtet und Rodney musste immer wieder lächeln, da er es schon geahnt hatte, dass es so lief.
„Könnte ja nicht einfacher sein.“
Heimeshoff blickte ihn entnervt an.
„Doktor, wenn sie uns in ihre Gedanken einweihen könnten.“
Rodney stand auf und strich sich das Hemd glatt.

„Vor Urzeiten haben die Antiker in ihrer Galaxie das Sternentor erfunden und eines erbaut, in dem alle Daten der Tore in Reichweite einfließen.
Das ist praktisch wie ein Mainframesystem und immer wenn es Aktualisierungen gibt, wird es über dieses Tor laufen.“
Allert erkannte es als erster.
„Wenn wir also dieses Tor mit ihrem Virus infizieren, wirkt es sich auf alle Tore aus und da an dem Tor auch unsere liegen…“
Rodney beendete den Satz.
„Schalten wir das komplette Netzwerk ab…“
Die anderen waren jetzt alle durcheinander und Nina König fragte nach.
„McKay, das Tor liegt in einer anderen Galaxie, wie soll es unsere Tore befallen?“
Der Kanadier rollte mit den Augen.
„Vielleicht weil sie über die Supertore verbunden sind?“
Nun meldet sich wieder Reineke, der noch Zweifel hatte.
„Und sie sind sicher, dass ihr Virus das schafft?“
Einige im Raum konnten sich ihr Lachen nicht verkneifen und McKay stand wie ein Pudel auf dem Präsentierteller vor ihnen.
„Ich bin Doktor Rodney McKay und wenn das jemand schafft, dann ich.“
Nun erhob Admiral Heimeshoff wieder das Wort.
„Gut, wenn sie es geschafft haben und wir den Ori den Schneid abgekauft haben, muss das Tor wieder zu aktivieren sein.
Sie wissen, dass wir Wochen und Monate bräuchten, bis wir bestimmte Systeme erreichen, auf Flüge zwischen den Galaxien will ich gar nicht zu sprechen kommen.“
Rodney druckste jetzt etwas rum.
„Na ja, das könnte dauern, aber mir fällt schon was ein.“
Darauf sah der Flottenadmiral zu Sheppard.
„John, auch wenn sich Admiral Dakamar in seiner Galaxie viel besser auskennt, so kann ich, so leid es mir tut, auf ihn nicht verzichten.
Ich will daher, dass sie mit der Amelia Earhard den Flug wagen und diese Mission erfüllen, so unmöglich sie auch zu sein scheint.“
Der Commodore salutierte lässig mit zwei Fingern.
„Kein Thema Sir, aber wie kommen wir unbemerkt dorthin, geschweige denn am Supertor und die Verteidigungsflotte…“
Jetzt unterbrach ihn Nina König.
„Das ONI hat eine Tarnung für Schiffe entwickelt und wir können den Prototyp installieren, so dass sie durch die Blockade kommen.
Ursprünglich war dieses System nur als Weiterentwicklung der Tarnbootreihe vorgesehen, auf großen Schiffen wird es aber auch funktionieren.“
John klatschte in die Hände.
„Na, dann sollten wir loslegen.“
Alle blickten nun Reineke an, der als Vertreter des Präsidenten das OK geben sollte, was er in dem Moment auch machte.
„Na schön, packen wir es an.“
Sofort erhoben sich alle und ein hektisches Gewusel begann, da es das sprichwörtliche Messer aus dem Rücken zu ziehen galt.
Dies manifestierte sich darin, dass den Ori nahezu ungehinderter Nachschub aus ihrer Galaxie zur Verfügung stand.
Und die Erde hatte mit immer weiter schrumpfenden Rohstoffquellen zu kämpfen, da jetzt auf den Planeten gekämpft wurde, wo die Minen waren.
Und es gab kein Trinium und Naquada auf der Erde, ein Nachteil, der auch die Ori erfreute in Aussicht auf die Abschneidung der Erde von allen Erzquellen.


Auf dem Pluto:

Das kleine Shuttle, welches Jules nach ihrem letzten Coup entwendet hatte, setzte auf Pluto bei einer Erzaufbereitungsanlage auf.
Die stattlichen Industriekomplexe boten oft Schutz, wenn man wusste, wer geschmiert werden musste, so dass bei der Landung nicht genau hingesehen wurde.
Und Julia kannte noch jemanden aus den alten Zeiten des STK, die jetzt hier arbeitete und bei der sie sicher untertauchen konnte.
Daher steuerte sie gleich die kleine Wohnung nahe des Landefelds an.
„Der Schuppen wird sich auch nie verändern.“
Sie näherte sich der eisernen Tür eines zweistöckigen Hauses und hielt plötzlich inne, weil Tür und Fenster eingeschlagen waren.
Vorsichtig zog sie ihre Waffe und näherte sich, aber sie konnte noch nichts erkennen, weil es zu dieser Zeit noch dunkel war.
Der Pluto lag eben viel zu weit von der irdischen Sonne entfernt und das Licht brannte auch in bestimmten Zeitabständen.
So sollte ein Tag- und Nachtzyklus für die Bevölkerung aufrechterhalten werden, was Julia in diesem Moment aber egal war.
Sie schob die Tür auf und späte in den Wohnraum.
„Jenni, bist du da?“
Gemeint war Jennifer Hailey, die Jahre im STK diente und es bis zum Captain gebracht hatte, bis der Glücksfaden gegen die Ori riss.
Sie wurde so schwer verwundet, dass man sie ehrenhaft aus dem Dienst entließ und sie hier an einen neuen Job kam.
Da hörte Julia ein leises Röcheln.
„Ich… bin…“
Im Nu hatte sie die Stimme ausgemacht und fand ihre alte Kameradin.
„Was ist passiert, Jenni?“
Sie sah eine klaffende Bauchwunde die von einem Messer kam und presste ein T-Shirt rein, in derselben Sekunde suchte sie den Raum ab.
„Jenni, ist hier noch wer?“
Hailey schüttelte aber nur mit dem Kopf.
„Nein… sind weg… hab zwei erledigt…“
Sie nickte mit dem Kopf und zeigte in Richtung der Küche, wo vier Beine zu sehen waren, bei der Spüle fand Julia die beiden Leichen.
Sofort lief sie zurück zu Jennifer Hailey.
„Weißt du, wer die Typen waren?“
Selbige spuckte Blut und krümmte sich vor Schmerzen.
„Nein… waren Profis… einer… entkommen.“
Jules strich ihre Haare glatt und wischte mit einem Tuch etwas Blut aus ihrem Gesicht, ehe sie ein katholisches Medaillon von Haileys Hals nahm.
Dieses legte sie ihr in die Hand und sah ihr in die Augen.
„Kannst du dich an etwas erinnern?“
Hailey hustete Blut aus und sah sie dann wieder zu ihr rüber.
„… wollten dich… hab nichts gesagt…“
Julia strich ihr wieder über die Haare und schloss dann verbittert die Augen.
„Keine Angst, ich werde sie alle finden und zur Strecke bringen, aber vorher müssen wir es dir etwas bequemer…“

Sie kam nicht dazu den Satz zu vollenden, da der Kopf ihrer alten Kameradin zur Seite fiel, an Jules Schulter prallte.
Jennifer Haileys Augen blieben offen und Julia konnte die Kälte darin beinahe fühlen, doch so weit sollte es nicht kommen.
Sie schloss ihr sanft die Lider.
„Ruh dich aus, Jenni, ich übernehme jetzt.“
Danach lief sie schnellen Schrittes zu den beiden Leichen in der Küche und durchsuchte sie so rasch wie möglich.
Ihr war aufgefallen, dass deren Uniform von einer ihr bekannten Sicherheitsfirma stammte, auf deren Söldner sie schon einmal getroffen war.
Die hatten ihren Sitz auf den Bahamas und kamen immer wieder in Konflikt mit dem Gesetz, für gewöhnlich sollte es möglich sein, ihnen etwas nachzuweisen.


Im Oberkommando der Admiralität:

Nachdem die Besprechung zu Ende war, wartete Dakamar noch und blieb mit Allert, Sheppard und Reineke in dem Raum.
Er wollte noch ein Thema ansprechen und war bedacht, dass es in kleiner Runde blieb, weil es sonst zu Komplikationen führen könnte.
Denn nach seiner Einschätzung wäre zumindest Nina König strikt dagegen und es Heimeshoff zu verkaufen, schien auch nicht leichter zu sein.
Der Vizepräsident begann dann auch.
„Also Faaron, was haben sie noch für uns?“
Dieser setzte sich und lockerte seinen Hemdkragen.
„Ich hab sie gebeten zu bleiben, da es noch eine delikate Sache gibt, die Commodore Sheppard und seine Mannschaft erledigen müssen.
Und es ist besser, wenn Admiral König vorerst nichts davon erfährt, da ich nicht glaube, dass es ihr sonderlich zusagen würde.“
Alle setzten sich und hörten aufmerksam zu.
„Ich weiß, dass es in meiner Heimatgalaxie noch ein Kriegsgefangenlager gibt, in dem viele zu lebenslanger Haft verurteilte Erdsoldaten einsitzen.
Aber die Ori wollen sie wohl hinrichten, wenn die Erde eingenommen ist und als Krönung auf ihrer Siegesfeier…“
Sheppard führte den Satz zu Ende.
„… werden die Gefangenen erschossen…“
Dakamar nickte ihm zu.
„Sie haben Recht und in dem Lager sitzen Hunderte ein.“
Darauf erhob sich Allert und ging ein paar Schritte.
„Wenn die König davon erfährt, wird sie anbringen, dass wir sie nicht mehr retten können und dass unsere Mission Vorrang hat.“
Dakamar stimmte ihm resignierend zu.
„Genau und deswegen wollte ich auch nicht, dass Flottenadmiral Heimeshoff davon erfährt, da er auf sie zu hören scheint.“
Reineke nahm sich ein Glas Wasser und stimmte ihm zu.
„Sie haben aber schnell erkannt, wie der Hase hier läuft.“
Darauf erhob sich der Heridione und nahm sich ebenfalls ein Glas Wasser.
„Das war ja auch nicht zu übersehen.“
John Sheppard unterbrach die beiden.
„Ist ja schön und gut, aber der Laden wird sicher gut bewacht…“
Noch bevor er zu Ende gesprochen hatte, stimmte ihm Dakamar zu und klopfte John Sheppard auf die linke Schulter.
„Sie machen sich ja keine Vorstellung…in diesem Lager sind Dutzende ihrer besten Leute, da sollen auch richtige Schwergewichte einsitzen.“
Reineke malte sich das im Kopf aus und blickte seinen Gegenüber wieder an.
„Wissen sie zufällig Namen?“
Darauf nippte der Großadmiral Heridions an seinem Glas und bekam wieder sein Grinsen, vor dem sich jeder in Acht nehmen musste.
„Ich nehme an, dass ihnen Arcastus Kolya und Ronon Dex noch ein Begriff sind…“
Allert spuckte seinen Drink wieder aus.
„Die beiden leben…???“
Sofort war er auf den Beinen und starrte Dakamar mit offenem Mund an.
„Wenn das nur ein Witz sein sollte, dann…“
Der Admiral erhob sich allerdings und hob beide Arme.
„Keine Sorge, ich habe dem Informanten genug Schmiergeld gezahlt, um sicher zu sein, dass er mir keinen Mist gesteckt hat.“
Allert sah ihm für einen Moment sehr scharf in die Augen und ließ sich dann in den Sessel zu seiner Rechten fallen.
„Gut, dann holen wir sie raus.“
Sheppard stimmte dem zu.
„Ich sehe es auch so und wir hätten eine Bande stinkend wütender Spezial-OPs zur Seite, die in den Hintern der Ori treten wollen.“
Nun richteten sich alle Blicke auf Reineke, der schließlich nickte.
„John, holen sie sie raus und kein Wort zu Nina im Voraus, sonst kann ich mir anhören, dass zu viel an der Mission hängt, um sie dafür zu riskieren.“
Alle grinsten und Allert zückte sein Handy.
„Gut, ich ruf mal ein paar Leute an, die sicher mitkommen wollen…“
Dakamar und Sheppard verabschiedeten sich, um die Flugroute zu berechnen und eine Crew in dieses Himmelfahrtskommando einzuweisen.
Sie würden dafür keine gewöhnlichen Soldaten nehmen und Truppenteile zu finden, die es auf so einem Trip bis zum Ende durchhielten, war nicht einfach.
Denn jeder wusste, dass sie den Ori wahrscheinlich persönlich gegenüber stünden, weil sie bei einem Angriff auf ihre Galaxie nicht tatenlos zusahen wie die Antiker.


Frankfurt am Main, zwei Tage später:

Es war ein verregneter Tag und in der Stadt herrschte wie überall auf der Erde eine Stimmung, als würde die Wettervorhersage ein ganzes Jahr Regen versprechen.
Trotzdem gingen die Geschäfte ihren ruhigen Gang und in den Banken war es ebenso, was bei den ganzen Rüstungsaufträgen auch kein Wunder war.
Insbesondere in den letzten Monaten waren die Waffeneinkäufe dermaßen angestiegen, dass es in einigen Firmen akute Lieferengpässe gab.
Und alle Aktionen von Julia Tora sorgten dafür, dass diese Kreise eine Form der Furcht vor so ziemlich allem hatten, was ihnen suspekt vorkam.
Dies spiegelte sich auch beim Verlassen der Banken wieder.
„Keine Sorge, Mister Al Bakta, der Vorplatz ist gesichert.“
Mohammed Al Bakta, ein jordanischer Geschäftsmann, verließ die Deutsche Bundesbank und sah sich wie immer vorsichtig um.
Er war mit seinem halben Vermögen beim Konsortium eingestiegen und hatte jetzt Angst, bei den Aktionen von Jules umzukommen.

„Gut, beeilen wir uns.“
Normalerweise hätte er ja den Hintereingang genommen, aber das nützte auch nichts, wenn er von mehreren Attentätern umzingelt war.
Da klingelte sein Handy.
„Ja, was wollen sie noch?“
Sein Gesprächspartner klang sehr verzweifelt.
„Erinnern sie sich daran, dieser ehemaligen STK Soldatin Hailey einen Besuch abzustatten?“
Al Bakta blieb stehen und sah sich um.
„Ja, warum fragen sie?“
Die Antwort war immer nervöser.
„Wir haben sie erwischt, aber sie hat auch zwei von ihren Männern erschossen.“
Der Jordanier blickte flehend zum Himmel.
„Oh Allah, womit habe ich das nur verdient?“
Danach besann er sich allerdings schnell wieder und schob sein Beduinentuch zu Recht, als zu seiner Verwunderung die Verbindung abbrach.
„Hallo, sind sie noch dran?“
Allerdings konnte er nur Rauschen hören, genauso wie alle seiner Wachleute durch ihre Headsets, was auf ihn sehr beunruhigend wirkte.
„Sie ist hier…“
Da sprach ihn einer seiner Bodyguards an.
„Mister Al Bakta, wir müssen weg, jemand stört die Funk…“
Weiter kam der Mann allerdings nicht, da der Kopf von einer Kugel aufgerissen wurde und zu Boden fiel, wo sich eine Blutlache bildete.
Sofort zogen die anderen Wachen die Waffen, doch es dauert keine zwei Sekunden, bis sie bei ihrem Schöpfer eintrafen.
Al Bakta kniete darauf auf den Boden und wimmerte, da er ahnte, dass das letzte Stündchen an diesem Ort schlagen würde.
„Allah, sei mir…“
Allerdings sollten das seine letzten Worte bleiben, weil es in der nächsten Sekunde eine Kugel war, die sein Herz zerriss.
Er verblich auf dem kalten Boden und in den letzten Gedanken verfluchte er Julia Tora, da auf ihren Taten alles intakt blieb, oder zusammen brach.
Und obwohl er verstarb, konnte er es selbst in seinen letzten Gedanken nicht ertragen, einer so gnadenlosen Frau unterlegen sein zu sein.

Jules hingegen packte ihr Scharfschützengewehr ein und machte sich auf den Weg, weil es bei so einer Tat bald vor Polizei wimmeln würde.
Und sie musste nun erst Recht untertauchen da das Konsortium die Großjagd auf sie eröffnen würde und nicht ruhen würde, bis sie tot war.
Zwar war sie vorher schon das totale Feindbild gewesen, aber nun ging es der Oberschicht an den Kragen und das änderte einfach alles.
Aber daran dachte sie nicht, als sie ihr Handy zückte.
„Schon Nachrichten gesehen?“
Dieses Attentat war zwar erst Minuten alt, doch da Börsenjournalisten anwesend waren, gab es gerade auf allen Sendern dasselbe zu sehen.
Und das sah auch Nina König.
„Ganz toll gemacht…“
Jules lächelte, da sie wusste, dass die ONI Chefin kurz davor war zu platzen.
„Halten sie den Sabbel und schicken sie jemanden, der mich raus holt.“
König setzte sich und zerbrach vor Wut einen Bleistift.
„Nein, da schlagen sie sich nun selbst raus, ich bin doch nicht ihr Kindermädchen und wenn da für sie mal…“
Jules unterbrach sie gleich.
„Und wer erledigt für sie das Konsortium, ohne dass man es ihnen abhängen kann?“
Darauf hätte die Admiralin fast das Telefon zerschlagen.
„Da find ich schon jemanden.“
Beide legten gleichzeitig auf und Jules war jetzt darauf bedacht, dass sie aus der Stadt kam, da sie sonst wieder in jeder Zeitung stehen würde.
Und Nina König wollte sie einfach mal richtig auf ihre Nase fallen sehen, auch wenn Jules auf dem Planeten die einzige war, auf die sie zählen konnte.


UNS Amelia Earhardt:

Das Trägerschiff der Erdstreitkräfte war noch im Orbit der Erde und wurde mit allem Material und Soldaten für die Mission aufgerüstet.
Für so einen Flug in die Galaxie der Ori brauchte man alles, was man kriegen konnte, da es auf einen beinahe sicheren Trip in den Tod ging.
Die Überlebenschancen der ganzen Mannschaft lagen bei gerade 10%, etwas, dass der Crew auf Befehl von oben verschwiegen wurde.
John Sheppard drängelte sich gerade an Panzern vorbei, weil der XO ihn aufs Flugdeck gerufen hatte, vor dem Hintergrund eines Football Playoff Spiels wohlgemerkt…
„Hollis, ich hoffe sie haben einen sehr guten Grund!“
Der kleine Niederländer hob beide Arme.
„Ich weiß, Commodore, dass das Live übertragen wurde, aber hier sind einige „Passagiere“, bei denen sie die Formulare unterschreiben müssen.“
Er blickte hinter seinen XO und sah zwei alte und bekannte Gesichter.
„Was machen sie denn hier?“
Da trat Colonel Jack O´Neill, der in einem Anzug steckte, auf ihn zu und reichte die Hand, bei seinem Blick war ein kleiner Schelm zu sehen.
„Ich habe mir sagen lassen, dass sie den besten Erdbeerkuchen in der ganzen Flotte hätten, der sogar aus frischen Früchten sei.“
John reichte ihm freudig die Hand.
„Keine Ursache und sie, von Schönhausen?“
Anna, die eine zivile Lederkluft trug, stemmte die Arme in die Hüften.
„Meinen alten Kumpel Ronon aus dem Knast holen.“
General Allert hatte beide über die Mission informiert und als dann Ronons erwähnt wurde, es war nicht mehr nötig weiter zu sprechen.
Sie würden ihren alten Kampfgefährten Ronon nie in diesem Loch lassen und Kolya würde in dieser Kriegsphase sicher noch nützlich sein.
Jack klatschte darauf in seine Hände, als er sich auf dem Deck umsah.
„Na ja, ihr lasst es aber ganz schön heftig angehen.“
Der Colonel sah sich um und deutete mit dem rechten Arm auf die Truppen.
„Für ein Campingwochenende reicht das ja locker, aber wenn wir in die Origalaxie wollen, ist in jedem Fall noch das ein oder andere Regiment nötig...“
John schüttelte nur mit dem Kopf.
„Leider nicht, Admiral König will es geheim halten, also keine zusätzlichen Truppen.“
Anna rollte bei der Erwähnung nur mit den Augen.
„Die Alte hat mir in den letzten Jahren ganz und gar nicht gefehlt.“
Die Männer stimmten ins Grinsen ein und machten sich daran, ihre Sachen zu verpacken, da in Kürze der Start erfolgen würde.
Anna sowie Jack kamen als zivile Berater in das Mannschaftsregister und konnten es sich auf dem Flug gemütlich machen.
Denn auf John Sheppard und seine Crew kam ein sehr heiterer Flug zu und schon lange, bevor sie ihre Ziele erreichten, erwarteten sie mehr Probleme als ihnen lieb wäre…
Kapitel 9 by Atlan
2.09 Die Höhle des Löwen
von Colonel Maybourne



Der Flug der UNS Amelia Earhardt bis zum Supertor dauerte über acht Tage und so konnte sie noch vor ihrem Zeitplan eintreffen.
Denn Admiral König hatte erst über neun Tage veranschlagt, aber das war nicht so wichtig, da die schwierige Phase gerade erst begann.
Das Erdschiff musste im Hyperraum seine Tarnung aktivieren und springen, weil in Kürze auf dieser Seite des Supertors eine Anwahl stattfinden würde.
Über ein Dutzend Orischiffe würden in die Heimatgalaxie fliegen und Reparaturen durchführen sowie neue Truppen einladen.
Und das kam John Sheppard ganz recht.
„Hollis, wie lange noch?“
Der erste Offizier sah angestrengt auf seine Armatur.
„Sir, bei allem nötigen Respekt, doch es wird nicht schneller gehen, wenn es alle 30 Sekunden von ihnen eine...“
John blickte ihn entnervt an.
„Ja, Commander, das weiß ich… also wie lange noch?“
Der niederländische Offizier schüttelte nur den Kopf und blickte die anderen Offiziere an, auf fast jedem ihrer Gesichter war ein Grinsen zu sehen.
John Sheppard führte das Schiff locker und der Commander kam aus einer Offiziersfamilie, in der die alten Marinetraditionen hoch gehalten wurden.
Da betrat Jack O´Neill die Brücke.
„Nett… wie lange noch bis zum Sprung?“
John blickte ihn süffisant an.
„Das liegt nur noch daran, wie lange meine Truppe braucht, um unsere dämliche Tarnung bei unserem Sprung hoch zu bringen.“
Jack kam grinsend auf ihn zu und riskierte einige Blicke über die Konsolen der Brücke, da auf dem letzten Schiff, auf dem er gewesen war, alles anders war.
„Wie auch immer… ist aber ein wirklich hübscher Kahn.“
Die Worte erfreuten natürlich den Commodore, als er die Arme ausbreitete.
„Ja… hab doch einen guten Fang gemacht.“
Da unterbrach ihn Commander Hollis.
„Sir, die Tarnung funktioniert und wir erreichen gleich die Sprungkoordinaten.“
Sheppard stand auf und ging mit Jack ans Fenster, da er den Sprung hautnah verfolgen und für das Oberkommando einen Bericht schicken wollte.
Denn ein Angriff gegen das Supertor stand noch im Raum und Admiral König neigte dazu, es in Extremsituationen auch extrem angehen zu lassen.
„Hollis, wie lange noch?“
Der Commander hob seinen Arm.
„Vier Sekunden, Sir.“
John nickte und wurde von O´Neill in die Seite gestoßen.
„Na ja, wenn die Tarnung abschmiert…“
Der Satz wurde vom Commodore beendet, während das Schiff den Sprung durchführte.
„… Highway to hell…“
Die Erwähnung dieses alten Rockklassikers brachte auch den Colonel zum Grinsen, als sie bei der Orischutzflotte ankamen.
Ein dutzend Kriegsschiffe bewachten das Tor, darunter war allerdings nur ein Mutterschiff, da die anderen an der Front gebraucht wurden.
Sheppard sah daraufhin über seine Schulter.
„Hollis, was macht die Tarnung?“
Der Commander, der erste Schweißperlen auf der Stirn hatte, sah auf den Bildschirm, da er auf dieses Problem schon vor der Mission hingewiesen hatte.
„Sir, wir halten das nicht lange durch, die Tarnung verbraucht einfach zu viel Energie und wir sind in einem Punkt, wo sie bald versagen könnte.“
Das entlockte John aber nur Schulterzucken.
„Leiten sie alle Energie um und schließen wenn nötig externe Generatoren an, aber ich will zu keiner Sekunde mit runtergelassenen Hosen dastehen.“
Commander Hollis bestätigte das.
„Aye Sir, wie sie befehlen.“
Die Ori hingegen hatten nicht bemerkt, dass sich ein Raumfenster geöffnet hatte und etwas Getarntes heraus gekommen war.
Sie hielten weiter die Position und warteten auf den Konvoi beschädigter Schiffe, denen es bei der Schlacht um Sanctuary nicht so gut ergangen war.
Und die kamen auch schon.
„Commodore, feindliche Flotte kommt aus dem Hyperraum.“
Sheppard nickte seinem XO zu und betrachtete die Orischiffe, die übel beschädigt waren, da es über Sanctuary doch schlimmer zugegangen war, als die Ori zugeben wollten.
Sie hatten zwar nicht so viele Schiffe wie die Erde verloren, aber ihre Flottillen wurden derart schwer beschädigt, dass ihre Offensive ins Stocken kam.
O´Neill drehte sich darauf zu Hollis um.
„Wenn sie das Tor verpassen, zahlen sie die Umbuchungsgebühr…“
Dem Commander lockte der Kommentar aber nur ein müdes Lächeln ab, weil Sheppard es auf all den Missionen noch viel bunter trieb.
„Wenn sie meinen, Colonel.“
Aber die Besatzung der Amelia Earhardt hatte Glück, weil die Ori das Tor anwählten und es so keine Zeitverzögerung gab.
Die Oribesatzungen wollten in ihre Heimat zurück kehren und die Amelia Earhardt würde dem letzten Schiff folgen, das sich als Schlachtkreuzer entpuppte.
Denn insgeheim hatte John Sheppard die Befürchtung, mit einem anderen Schiff zusammen in das Tor zu fliegen und zu kollidieren…


Vier Stunden später:

Der Flug durch das Tor verlief reibungslos und sie trennten sich sofort von den Orischiffen an der anderen Seite des Tores.
Faaron Dakamar hatte die Koordinaten eines Nebels mitgegeben, der Störsignale abgab und in einem großen Radius Schutz anbot.
Die Amelia Earhardt verweilte dort seit einer halben Stunde und konnte ihre Energiereserve in annehmbare Bereiche hochfahren.
Und daher berief John Sheppard ein Meeting ein.
„Ah Jack, schön, dass sie es einrichten konnten.“
Der Colonel aß einen Apfel, als er durchs Schott ging und einer Marine hinterher blickte, die so betont an ihm vorbeiging, dass er es nicht ignorieren konnte.
„Ich liebe die Navy.“
Die blonde Frau lächelte kess zurück und ging, aber nicht ohne dass Zwinkern des Colonels in einer flinken Bewegung zu erwidern.
Das fiel allerdings auch Sheppard auf.
„Jack, wie ich sehe, haben sie sich mit Sergeant Irina Karlovska bekannt gemacht…“
Der Colonel blieb stehen und sah in den Besprechungsraum, wo die anderen Offiziere sich auf die Zunge bissen, um ein Lachen zu unterdrücken.
Der Colonel blieb stehen und sah in den Besprechungsraum, wo die anderen Offiziere sich auf die Zunge bissen, um ein Lachen zu unterdrücken.
„Sheppard, sie alter Schlingel, kennen doch jedes Mitglied ihrer Mannschaft persönlich und in ihrem Fall würde es mich nicht wundern…“
Da unterbrach ihn der Commodore jedoch mit einem Schulterzucken.
„Sie wissen doch, nur zufriedene Soldaten sind gute Kämpfer…“
Jack rollte mit den Augen und setzte sich auf seinen Platz.
„Wie auch immer, großer Boss, was steht an?“
Sheppard blickte Commander Hollis an, der sofort übernahm und ein Hologramm an die Wand strahlte, bevor er sich erhob.
„Nach dem, was uns Admiral Dakamar übermittelt hat, werden die Häftlinge auf einer Welt auf Höhe unseres Nebels festgehalten.
Der Planet ist nicht mehr als sieben Lichtjahre von den Ausläufern des Nebels entfernt und für eine Orifähre erreichbar.“
Das nächste Bild war eine Raumfähre der Oriflotte.
„Admiral König hat uns eine sichergestellte Raumfähre überstellt, mit denen die Teams in die Sicherheitsgitter eindringen können.“
O´Neill runzelte mit der Stirn und blickte Sheppard an.
„Äh… die lassen uns da nicht einfach reindüsen, ohne zu checken wer wir sind und weil es auf der Fähre sicher kein Codebuch gibt… was ist bei Kontrollen?“
John lächelte jedoch nur zurück.
„Keine Sorge, wir haben die Codes schon erhalten, die das ONI von Damen gekauft hat, an denen… na ja, wenig Damenhaftes war.“
Anna brach gleich ein.
„Oh man, welchen Admirälen haben die denn das Rohr poliert?“
Alle im Raum, auch Jack O´Neill und John Sheppard, waren still und Anna hob die Hände auf eine Art, als wolle sie sich ergeben.
„Oh Sorry, hab nur laut gedacht…“
Dies brachte ihr natürlich einen Rüffel ihres ehemaligen Colonels ein.
„Denken sie diesen versauten Gedanken in ihrem Quartier weiter…“
Allerdings konnte jeder erkennen, dass er das nicht ernst meinte und die Stimmung wurde auf einen Schlag wieder lockerer, als Hollis weitermachte.
„Wie auch immer… unter den Gefangenen befinden sich auch Wraith, was sollen wir denn mit denen machen?“
Jack schlug die Hände über dem Kopf zusammen.
„Die nehmen wir doch nicht etwa mit?“
Das konnte Anna nur bestätigen.
„Am besten lassen wir sie da und die Wachen verspeisen, ehe die…“
Sie wurde aber von Hollis unterbrochen.
„Geht leider nicht, da Admiral König sie lebend haben will.“
Diese Worte machten den Colonel ratlos, als er die Arme auf dem Tisch abstützte und sich auf den Commander fixierte.
„Soll das ein Witz sein?“
Die Antwort kam umgehend.
„Leider nicht Sir, sie hat kurz vor dem Start von unserem Sonderauftrag erfahren und will, das wir die Wraith mitbringen.“
Anna verzog dabei den Mund.
„Wäre besser für die Wraith, wenn sie gleich stürben…“
Alle stimmten nickend zu, als Sheppard das nächste Thema ansprach.
„Gut… Jack, sie, Anna und Sergeant Bucks Team werden mit der Orifähre fliegen und sich an den Oriposten vorbei schlängeln.
Wenn sie grünes Licht geben und das Landefeld gesichert ist, schicke ich die Marines, weil es da sicher nicht nur die Wachen gibt…“
Der Colonel war zufrieden und sah sich das Hologramm der Anlage an.
„Wird ein Spaziergang.“
Es gab einige heitere Lacher, als sich die Versammlung wieder auflöste und die Besatzung auf den Start des Shuttles hin arbeitete.
Und da sie noch keine Erfahrung mit den Orifähren hatte, wollte jeder vermeiden, einen versteckten Sender in dem Gefährt zu aktivieren.
Denn die Ori waren dafür berühmt, dass sie hinterhältige Fallen in die Schiffe einbauten, da es der Erde zu oft gelungen war, eines zu übernehmen.


Im Origefängnis:

Es war ein trister Ort, an den man Ronon Dex und Arcastus Kolya gebracht hatte, nachdem auf Kolyas Heimatwelt die Kämpfe beendet waren.
Die Genii hatten sich gut geschlagen und vor allem Ronon hat sein Bestes getan, als er Kolya half, zu seinem Volk zurückzukehren.
Aber die Ori nahmen den Planeten trotzdem ein und brauchten nur Tage, um allen Widerstand im Untergrund zu brechen.
Beide wurden in den Rückzugsgefechten verwundet und nur Tage darauf hergebracht, das nun schon wieder 1603 Sonnenauf- und Untergänge her war.
Ronon machte gerade Liegestützen, als Kolya von seiner Pritsche aufsah.
„Hey, wir haben bald wieder unseren Auftritt.“
Der Sateder drehte etwas den Kopf nach links, aber pumpte weiter.
„Was meinst du, warum ich mich hier abmühe?“
Beide waren in all den Jahren erst Leidensgenossen und inzwischen Freunde geworden, da bei dem ganzen Irrsinn einer allein sicher durchgedreht wäre.
Und da sie außerdem zusammen in einer Zelle hockten, hatten sie nicht wirklich die Wahl, auf den gegenseitigen Griff an die Gurgel mal abgesehen.
Der Genii erhob sich dann schwungvoll.
„Was meinst du, wie viele schickt er heute?“
Ronon hörte nach der 200sten Liegestütze auf und kam hoch, da er gleich geholt würde und es mit richtigen Gegnern aufnehmen müsste.
„Wenn Frischfleisch da ist… 15 bis 20, sonst nicht mehr als zehn.“
Kolya wackelte etwas mit der rechten Hand.
„Na, ich hab das dumme Gefühl, dass es heute mehr werden.“
Ronon zuckte darauf nur mit den Schultern und setzte sich, da er trotzig wie immer wartete; er provozierte die Wachen einfach zu gerne.
„Und wenn schon…“
Praktisch und wie auf Kommando ertönte eine Glocke und im Gefängnis brach Hektik aus, es war wie ein täglicher Schreckenslaut.
Die Wachen würden gleich kommen und sich Insassen holen, was die Neuen verschreckte, bei den Alteingesessenen jedoch nur nervig ankam.
Mit wedelnden Armen setzte sich auch Arcastus Kolya auf die Pritsche und pustete aus, da er die Hitze nicht wirklich mochte.
Der Planet war eigentlich ziemlich kühl, aber die Wachen verstellten immer die Temperatur, was so für die Insassen oft eine Qual wurde.
„Verdammt, sie haben wieder für Hitze gesorgt.“
Ronon lächelte aber auch darüber nur müde.
„Hast du dich noch nicht dran gewöhnt…“
Der Genii schüttelte aber nur mit dem Kopf und blickte in den Korridor, wo er die Schritte der Wachen hören konnte…

Nur Minuten später standen beide in einer kleinen Arena, die mehr provisorisch aussah und an den Seiten sogar Platz für Zuschauer bot.
Allerdings waren heute keine anwesend, da es sich nur um einen kleinen Kampf handelte, auf den sich der Oberaufseher jeden Tag erst freute und dann verfluchte.
„Schafft die Ungläubigen rein.“
Es war wie ein einer römischen Arena, als Ronon und Kolya, durch einen schmalen Gang auf den Kampfplatz kamen.
Sie traten in die ovale Sandkuhle und nahmen zur Kenntnis, wie hinter ihnen die Gitter wieder verschlossen wurden.
Die Wände waren rau und aus Sandstein errichtet, darüber waren Holzbeschläge, auf denen an die 30 Wachen standen.
„Scheint heute etwas ruhiger zu werden.“
Ronon verschaffte sich einen schnellen Überblick und nahm zur Kenntnis, dass diesmal einige Zuschauer weniger hier waren, als sonst.
Kolya klopfte ihm auf die Schulter.
„Wird heute nicht ganz so lange dauern.“
Der Oberaufseher stand in einer kleinen Kanzel, wo er beide Arme hob und sich verneigte, bei seinem Buckel sah das allerdings eher komisch aus.
„Mögen die Ori diesen Ungläubigen den Weg der Erleuchtung zeigen, oder für die Sünden bei lebendigem Leib verzehren…“
Kolya verdrehte nur die Augen.
„Jedes Mal derselbe Mist…“
Ronon verdrehte ebenso seine Augen, als sich hinter ihnen das Gitter öffnete und Männer auf sie zustürmten.
Die liefen regelrecht den Gang entlang und trugen jeder einen langen Holzstab, der den Kampf zu ihren Gunsten entscheiden sollte.
Sie waren zu acht und umkreisten Ronon und Kolya gleich, die keinerlei Waffen hatten und in Situation keine nötig hatten.
Denn die Wachen waren unerfahrene Männer, die ihre Grundausbildung hinter sich hatten, den Krieg aber sonst nicht erlebt hatten.
Ronon schlug sich dann plötzlich mit beiden Fäusten auf die Brust.
„Kommt schon.“
Anschließend erfolgte ein markerschüttender Schrei, als er wie ein Wilder der ersten Wache auf die Brust sprang und zuschlug.
Der Bursche war davon derart überrascht, dass er den Stab fallen ließ und Ronon im Sprung an ihn heran kam und KO schlagen konnte.
Kolya hingegen tauchte unter den Schlägen von zwei Angreifern weg und nahm einem bei der Drehung den Stab ab.
Danach ging alles sehr schnell, als er mit dem Stab zwei Männern die Nieren polierte, denen in dem Moment nichts gelingen sollte.
Es war deutlich zu erkennen, dass die Gegner noch blutige Anfänger waren und so war das in keiner Sekunde gefährlich für die beiden.
Ronon sah kurz über die Schulter.
„Alles klar bei dir?“
Kolya, der wieder einen Mann niederschlug, schüttelte sich kurz.
„Aber ja doch, ich bin gerade in Stimmung gekommen.“
Die beiden brauchten nicht mehr lang und führten ihren Kampf zu Ende, da die Orikämpfer so verwirrt waren, dass sie nicht mehr angriffen.
Zum Leidwesen ihres wütenden Oberaufsehers wichen sie schnell zurück und wurden so nicht mehr gefährlich.
Ronon schlug den letzten mit einer flinken Rechts-Links-Kombination KO und sah nach oben wo der Oberaufseher seinen Unmut zeigte.
„1596:0“
Das war ein Seitenhieb darauf, dass Ronon und Kolya seit 1602 Tagen eingekerkert waren, an denen sie auch fast immer kämpfen mussten.
Nur selten hatten sie einen Tag, an dem es keinen Kampf gab und sie hatten keine verloren, da die Wächter nur zweitklassig waren.
Dies versetzte den Oberaufseher jedes Mal in Rage, aber er bekam keine besseren Wachen auf diesen Felsen, weil sie an der Front nötiger waren.


Zwei Stunden später:

Die Fähre, mit der die beiden Teams unterwegs waren, trat aus dem Hyperraum und steuerte in Richtung des Planeten.
O´Neill hatte den Autopilot angeworfen und wollte sicher gehen, dass die Ori nicht bemerkten, dass keine Freunde an Bord waren.
Die Fähre stieß schnell in die Atmosphäre vor, während Jack dem Team nach hinten folgte, da sie ihre Waffen aufnahmen.
„Also Jungs und Mädels… wenn wir gelandet sind, gibt`s kein Versteckspielen…“
Anna unterbrach ihn darauf.
„Wir legen jeden um und holen sie raus, schon klar.“
Jack wies sie zurecht, während er seine Weste anlegte.
„Wir sind in den letzten Jahren aber ziemlich vorlaut geworden, Fräulein.“
Sie zwinkerte ihn an und schob ein Magazin in ihr Gewehr.
„Na ja, blieb nicht aus.“
Bevor die beiden allerdings weiter blödeln konnten, kam Sergeant Buck und meldete, dass der Autopilot die Landung einleitete.
„Wir sind gleich da und setzen auf.“
O´Neill schulterte seine Waffe und folgte ihm ins Cockpit.
„Haben die Pappnasen schon ID-Codes angefordert?“
Das verneinte der Sergeant aber.
„Nein Sir, die haben sich bisher noch nicht gemeldet und ich bezweifle, dass wir überhaupt an ihren Sensoren…“
Jack rollte mit den Augen.
„Dann ist da die zweite Geige stationiert.“
Von hinten kam ein etwas lauteres Räuspern und als sich beide umdrehten, sahen sie Anna die an einem Schott lehnte.
„Wir sollten sie trotzdem nicht unterschätzen und vorsorglich all ihre Kanäle stören, da sie auf jeden Fall Hilfe anfordern werden.“
O´Neill musste ihr zustimmen.
„Ja, aber erst wenn wir aufsetzen.“
Buck bestätigte es mit einem Nicken und ging nach hinten zu seinem Team, weil sie sofort bei der Landung das Feuer eröffnen wollten.
Und so war es auch, denn als die Luke offen war, erschoss er die erste ahnungslose Wache auf dem Landefeld.
Die anderen folgten und erschossen die Wächter, die nicht auf einen Angriff gefasst waren, da sie sich in ihrer Heimatgalaxie sicher fühlten.

Das Landefeld war sehr klein und weil dort nur fünf ahnungslose Wachen standen, die sie als geringfügiges Hindernis wahrnahmen, kamen sie schnell zum Hangar.
Der war mit einem massiven Tor aus Trinium verschlossen, aber sie brachten C5 an, das es mit jeder Panzerung aufnehmen konnte.
Buck befestigte die letzte Ladung und lief zurück.
„Sir, ich bin fertig, aber die haben noch keinen Alarm gegeben.“
O´Neill nahm daraufhin die Fernbedienung und zuckte mit den Schultern.
„Das sind Schlafmützen oder sie denken, dass sie uns in einen kleinen Hinterhalt locken; da er von ihrem göttlichen Hintern gesegnet wurde.“
Bei den letzten Worten machte O´Neill Gänsefüße in die Luft und jeder musste sein Lachen in diesem Moment verkneifen.
„Wie auch immer… seid direkt, ich will hier nicht ewig verweilen.“
Keine Sekunde darauf betätigte O´Neill den Knopf und zerstörte das Tor.
„Los jetzt, Zeit ist Geld.“
Die Trümmerstücke, die auf dem Boden brannten, waren nur ein kleines Hindernis und weil zu ihrem Glück keine Wachen kamen, ging es schnell voran.
Der Korridor hinter dem Tor hatte sich schon mit Rauch gefüllt, aber O´Neill gab Zeichen, bei den Gasen würde ihnen ohne Masken schwindlig werden.
„Hey, wir haben wen vor uns…“
Anna zeigte nach vorn und durch den Rauch kamen vier Wachen heran, die sie nicht sahen, so dass die Erdsoldaten nur einmal anlegen mussten.
Jeder ging mit einem Kopfschuss zu Boden und O´Neill ging zum ersten, da ein Funkgerät bei ihm war, das sich meldete.
„Serkis, was ist da passiert?“
Jack hatte plötzlich Flausen im Kopf und antwortete.
„Serkis ist tot.“
Alle im Team hielten den Atem an da eigentlich niemand so blöd wäre und antwortete, aber er hatte sich dabei schon was gedacht.
„Und wer… bist du?“
Die Stimme aus dem Funkgerät wurde jetzt lauter.
„Ich bin Trinion, der stellvertretende Wachmeister und für diese Unverschämtheit wirst du auf den Gefangenunterkünften die Kloaken reinigen.“
Jack lehnte sich an die Wand und dachte eine Sekunde nach.
„Das glaube ich nicht…“
Die Stimme klang jetzt wutverzerrt.
„Wer spricht da… ich will deinen Namen und Rang haben?“
Erneut wartete der Colonel, da er den Augenblick auskosten wollte und bei diesen Wachen für den Moment Verwirrung auszulösen.
„Ich bin Colonel Jack O´Neill, von der Erde.“
Die Antwort kam wieder zügig, aber diesmal sehr stotternd.
„Colonel… Erde… aber…“
Jack konnte sicher jetzt ein dickes Grinsen nicht verkneifen.
„Ja, wir haben das Rattenloch gefunden.“
Jetzt klang der Wachhabende wieder entschlossen.
„Dann werdet ihr den Gefangenen bald Gesellschaft leisten.“
Jack schüttelte sich und spielte mit dem Funkgerät herum.
„Nein, aber vorher werden wir euch Leichengestalten an den Ohren ziehen und sehen, was da in den Taschen klimpert…“
Danach war das Funkgerät auf den Boden und trat einmal drauf.
„So, sie wissen, dass wir hier sind.“
Anna kam mit der Stirn runzelnd auf ihn zu.
„Und das hilft uns jetzt inwiefern weiter?“
Der Colonel gab ihr einen leichten Klaps auf den Hinterkopf.
„Die sind erst mal aufgescheucht und alle anderen Gefangenen werden hübsch rebellieren; auf jeden Fall können sie den Laden nicht mehr zusammen halten.“
Alle lachten und folgten ihrem Kommandanten, der wie üblich vor ging und sich bei einer Weggabelung von Buck an Spitze ablösen ließ.
Anna und die anderen blieben dahinter, weil sie noch Ausrüstung auf ihrem Rücken hatten, die auf Erschütterungen nicht so gut reagierten…

Während oben alle Wachen alarmiert waren und sich den Erdsoldaten entgegen warfen, sah es in den Zellentrakten anders aus.
Die Gefangenen hockten nach wie vor in den staubigen Kammern und starrten aus den Gittern, wo die Wachen hin und wieder vorbeigingen.
So erging es auch Ronon und Kolya, die gerade in ihre Zelle zurück gebracht wurden, da sie es bis eben in der Arena aushalten mussten.
Da kam ein Funkspruch bei einer Wache vor den beiden an.
„Wir werden angegriffen, alle Männer kommen sofort zum Ausgang.“
Darauf kam eine weitere Meldung rein.
„Passt auf, der Erdencolonel ist verrückt und macht unverhohlene und anmaßende Sprüche, so wie ein Gaukler auf dem Markt.“
Ronon schaltete schnell und blickte in Kolyas Augen.
„O´Neill, er hat uns gefunden.“
Der Genii grinste dreckig.
„Wurde aber auch Zeit.“
Da bekam er einen Stoß in den Rücken.
„Nicht reden und weitergehen.“
Arcastus Kolya stolperte zwei Schritte nach vorne, als er Ronon in die Augen sah und sich mit ihm blind verständigte
Er drehte sich blitzartig um und entriss der Wache die Waffe.
„Jetzt.“
Während er die Wache erschoss, schlug Ronon eine weitere nieder und griff die Stabwaffe auf dem Boden, womit er den letzten eliminierte.
Dann gingen sie zu den anderen Zellen, wo die Gefangenen schon mitbekommen hatten, dass in dem Gang Orikrieger starben.
Ronon beruhigte sie.
„Hey, wenn ihr alle still seid und von den Gittern weggeht…“
Die Gefangenen liefen alle zurück und Ronon schoss mit Kolya auf die Gitter und befreite auf einen Schlag die Männer.
Nur als sie an den letzten Zellen ankamen, in denen die drei Wraith waren, zögerten beide und sahen sich abschätzend an.
„Ich weiß ja nicht so recht…“
Kolya hob die linke Hand und deutete ihm, ruhig zu sein.
„Gut, wenn wir euch frei lassen…“
Der Wraithoffizier verneigte sich leicht und zeigte sein typisches Haifischlächeln.
„…werden wir euch verschonen und uns bei den Ori für die Gastfreundschaft bedanken, da an ihren Manieren einiges im Argen liegt.“
Ronon nickte mürrisch und zerschoss das Schloss.
„Guten Appetit.“
Und er bekam eine Mahlzeit, als ein Orikrieger kam welchen er vor seiner Zelle stellen und zu Boden reißen konnte.
Ronon verzog zwar das Gesicht, weil er das mit tiefster Verachtung missbilligte, aber er war in diesem Moment auf die Wraith angewiesen.
Denn wenn die Oriwachen herein stürmten, würden die sich erst der Wraith annehmen, da sie auf die Ori wesentlich gefährlicher wirkten.

Das Team von Colonel O´Neill hingegen musste sich durch ganze Scharen von Orikriegern schlagen und kämpfte diese nieder.
Sie waren noch nicht weit gekommen, seitdem O´Neill mit der Wache gesprochen hatte.
Die Ori jedoch verfielen in einen fanatischen Sturmlauf.
Die Erdsoldaten lagen in provisorischen Stellungen und verteidigten sich, während die Ori auf sie zugestürmt kamen.
Diese Soldaten erinnerten noch an die alten Orikrieger aus den ersten Kriegsjahren, als sie den Ruf hatten, nur billiges Kanonenfutter zu sein.
O´Neill wechselte gerade sein Magazin.
„Wie viele Wachen hat denn dieser Knast?“
Anna grinste zurück, als sie hinter einem Eisenträger in Deckung ging.
„Mehr als unsere.“
Der Colonel rollte mit den Augenbrauen und legte die Waffe genau an, da erneut drei Ori auf ihn zukamen und wild in die Gegend feuerten.
Für O´Neill, der gut gedeckt hinter einem Fass war, waren sie aber keine große Bedrohung, da ihre Zielgenauigkeit zu wünschen übrig ließ.
So konnte er alle schnell erschießen, während Anna aus ihrer Deckung sah und sich auf das zu ihrer rechten Flanke liegende Stahlschott zubewegte.
„Sieht ja seltsam aus…“
Mitten in dem Korridor war ein Schott in der Wand angebracht, das wie in einem U-Boot auf sie wirkte und sogar leise klapperte.
Sie öffnete langsam das offene Schott und konnte nach unten sehen, worauf sie die anderen zu sich rief und eine Granate zog.
„Seht mal nach unten…“
Buck und O´Neill wagten einen Blick, woraufhin sie 25 Orikrieger sahen, die hinter einer Tür auf der Lauer lagen und auf sie warteten.
Jack sah sich um und musterte das Schott auf seine ganz spezielle Art, als er Anna für ihr Vorhaben grünes Licht gab.
„Nur eine Granate… ach was soll´s!“
Sie zog den Splint und warf sie, ehe Buck sich mit all seiner Kraft gegen das Eisen stemmte, in der Hoffnung so die Druckwelle zu vermindern.
„Helft mir doch mal…“
Auch der Colonel stemmte sich gegen das Schott, als eine Explosion und dutzende Schreie bei ihnen ankamen.
Zwar waren sie der Druckwelle entkommen, aber Buck bekam noch was ab, da das Schott auf die Schnelle nicht abgedichtet wurde und er an der Schulter verletzt wurde.

Es vergingen die Minuten und jetzt trafen sie nur noch auf einzelne Wachen, was sich aber bei ihrer Kampfführung nicht hindernd auswirkte.
Jeder wurde in Sekunden erschossen, bevor er auch nur zu einer Gefahr wurde und so kam auf den Erdtrupp nichts mehr zu.
Sie drangen schnell durch alle Stockwerke nach unten und betraten dann den Zellenbereich, in dem zuerst niemand war.


Am Boden lagen die Leichen, einiger Wärter und da einige ausgesaugt waren, ging es jetzt bei allen sehr viel vorsichtiger zu.
„Hey Jungs und Mädels, geschlossene Formation, hier geistern ein paar Wraith rum.“
Jeder nickte knapp.
„Ja Sir.“
Darauf gab er Handzeichen und dass Team näherte sich einer Tür, die immer wieder auf und zu schwank, obwohl sie aus Eisen war.
Buck, der wegen der Schulterverletzung in der Mitte war, griff deshalb zu seinem Fernglas, da er etwas in den Schatten zu erkennen glaubte.
„Sir, da ist eindeutig wer.“
O´Neill legte sein Gewehr genau auf die Tür an und ging zwei Schritte vor.
„Hey ihr Nasen… kommt sofort raus, oder…“
Da hörte er aber eine wohlbekannte Stimme.
„Nicht schießen, wir kommen ja schon!“
Als erstes kam Kolya mit erhobenen Händen raus, dann folgten ihm Ronon ganz lässig und zu guter Letzt kamen die anderen Erdsoldaten.
Jack O´Neill musterte sie bedächtig und rieb die Stirn, da er sich freute, aber wegen der Wraith auch etwas besorgt war.
„Schön euch zu sehen, aber wo sind unsere leichenblassen Freunde?“
Ronon ging darauf ganz jovial auf ihn zu und umarmte seinen ehemaligen Commander, der erstmal die Luft anhalten musste.
„Die sind abgehauen und wollen sich voll stopfen…“
Jack schlug währenddessen mit seinen Händen auf Ronons Rücken.
„Ja… gut… du musst mich nicht erdrücken…“
Nachdem Ronon ihn wieder losgelassen hatte und O´Neill die Uniform gestrafft hatte, war auf einen Schlag wieder die alte Stimmung da.
„Hat aber ein paar Jahre gedauert…“
Jack stemmte die Hände in die Hüften und drehte sich um.
„Das erklär ich dir später, Großer, jetzt sollten wir verschwinden.“
Kolya schnaufte aus und ging an beiden vorbei.
„Können wir die Kuschelstunde für zu Hause aufsparen und verschwinden, ich hab an die drei Jahre keine Dusche gesehen.“
O´Neill, der neben ihm stand, rümpfte darauf die Nase.
„Stimmt…“
Anna klopfte ihm nur auf die Schulter und ging dann zu Ronon.
„Schön, dich wieder zu sehen.“
Der Krieger von Sateda grinste sie an und ging dann vor.
„Ja, geht mir auch so… aber jetzt will ich was Richtiges zu futtern haben.“
Das war aber noch nicht in O´Neills Interesse, da er erst die Wraith einfangen musste.
„Ja, aber vorher will ich die Knalltüten in unsere Zelle verfrachten.“
Ronon nickte und führte sie zu der Treppe, zu der die Wraith vor ein paar Minuten gegangen waren und von wo aus sie den Kontrollraum erreichten.
Zwar hätte er die Wraith am liebsten hier gelassen, aber O´Neill würde Gründe haben, was bei ihm wieder ein altes Gefühl der Loyalität weckte.


Eine halbe Stunde später, in der Orifähre:

Zwei Wraith waren von den Ori erschossen worden und der letzte war viel zu stark verwundet, um in der Situation noch Widerstand zu leisten.
So war es kein Problem, diesen in die Fähre zu kriegen und dann den Start einzuleiten, was aufgrund der zusätzlichen Passagiere nicht leicht war.
Denn sie hatten fast 40 Erdensoldaten bei sich und die hatten den Schwerpunkt der Orifähre in die Schräglage verlagert.
Anna kam gerade in das Cockpit, als sie die Atmosphäre verließen.
„Sir, die Männer sind soweit OK…“
O´Neill, der den Kurs korrigieren musste, bemerkte ihren kritischen Blick.
„… aber?“
Anna drehte sich um, um sicher zu gehen, dass ihr niemand zuhören konnte, bevor sie leise auf den Colonel einredete.
„Ich will jeden vor der Landung untersuchen, ehe unliebsame Überraschungen wie die Priorpest oder Schlimmeres auftauchen.“
Er verstand sie nur zu gut und gab sein OK.
„Gut mitgedacht, aber haben wir dafür auch die Ausrüstung an Bord?“
Anna fuhr sich durch die Haare und gähnte etwas.
„Da gibt es einen einfachen Schnelltest, wie man die Pest aufspüren kann und das kann ich für die ganze Truppe in einer Stunde durchziehen.“
Der Colonel gab nickend die Zustimmung, als die Sensoren plötzlich einen Kontakt zeigten, so dass er rasch den Kurs abänderte.
„Festhalten, wir haben Besuch.“
Eine Fregatte hatte den Notruf des Gefängnisses aufgeschnappt und trat jetzt in das System, es war nur eine Frage der Zeit, bis mehr Schiffe da wären.
Aber noch war das Schiff an der äußeren Grenze der Sensorenerfassung und O´Neill hoffte, es einfach aussitzen zu können.
„Hey Leute, wenn wir jetzt springen folgen sie uns und will keinen unliebsamen Besuch, da in der Regel immer mehr von denen auftauchen.
Ich fliege hinter den Mond und schalte alle Maschinen ab, also macht euch schon mal auf einen längeren Aufenthalt gefasst.“
Die meisten Befreiten waren zu erschöpft von der Gefangenschaft, um darüber zu meckern, so dass die Fähre ganz ruhig den Kurs änderte.
Der Mond war auf der anderen Seite des Planeten und der Flug würde auch nicht lange dauern, aber auf der Hälfte der Strecke kam es anders.
„Verdammt, die haben uns erfasst…“
O´Neill sah auf dem Bildschirm, wie die Fregatte den Kurs anpasste und rasant das Tempo für die Verfolgung erhöhte.
„Festhalten, die feuern auf uns…“
Energiestrahlen zogen an der Fähre vorbei und verfehlten sie sehr knapp, während O´Neill auf die Konsolen hämmerte und ein Manöver nach dem anderen flog.
„Verfluchte Mistkerle…“
Der letzte Schuss hatte sie nur um Haaresbreite verfehlt und für eine Millisekunde gestreift, so dass mehrere Systeme ausfielen.
Zwar funktionierten Steuerung und Antrieb noch, aber ihr Funk war ausgefallen und es gab zu ihrem Pech nur noch sporadische Sensorenwerte.
„Wenn einer ne Idee hat, ich bin offen für alles …“
Jack blickte aufmunternd in die Runde und konnte nur Kopfschütteln erkennen, nachdem er in einer halsbrecherischen Linkskurve aus der Schussbahn kam.
„Gut… dann pusten die uns gleich weg…“
Er hatte die Worte kaum zu Ende gesprochen als ihre Fähre durch eine Druckwelle erfasst und regelrecht durchgeschüttelt wurde.
Dabei konnte sich keiner fest halten und viele Männer erlitten Verletzungen durch Brücke und schwerste Quetschungen.


Nur wenige Augenblicke zuvor:

Die Energieentladungen der Fregatte zogen dicht an der flüchtenden Fähre vorbei und weil ihr das Orischiff näher kam, war die Zerstörung nur eine Frage der Zeit.
Aber dies wollte John Sheppard nicht wahrhaben, als er die Fregatte auf seinen Scannern hatte und die Verfolgung befahl.
So kam es, dass sie Minuten später den Hyperraum verließen und das Feuer eröffneten, was es aber auch schwieriger machte, vor den Ori unentdeckt zu bleiben.
Sheppard, der direkt am Fenster der Brücke stand, hatte die Arme auf dem Rücken verschränkt und blickte für einen Moment über seine Schulter.
„Hollis, Feuer korrigieren um zwei Klicks nach rechts.“
Der Commander gab sofort die neuen Ziele ein.
„Ziel korrigiert, eröffne Feuer.“
Die Geschosse der Amelia Earhard, verließen die Geschütze und schlugen Sekunden später an den Schilden der Fregatte ein.
Die ersten Treffer steckten ihre Schilde noch weg, aber bereits mit der zweiten Salve wurde es sehr düster für die Besatzung der Fregatte.
Drei Geschosse trafen direkt die zentrale Aufhängung an Backbord, wo sie schwerste Schäden verursachten und die Außenhülle großflächig aufrissen.
John sah dies mit einer durchweg gelassenen Zufriedenheit.
„Gut gemacht Hollis und jetzt pusten sie die Typen weg.“
Der Commander tippte denselben Angriffsbefehl noch einmal ein und nur Augenblicke darauf schlugen drei Geschosse in den Maschinenraum ein.
Das Orischiff wurde in einer gewaltigen Detonation völlig pulverisiert und die Druckwelle bei dem Spektakel, fegte über die Schilde der Earhard.
Commodore Sheppard nahm den Untergang des Feindschiffes gelassen hin.
„Gut Hollis, dann holen wir unsere Jungs rein.“
Da auch die Fähre ordentlich durchgeschüttelt wurde, flog die Earhard mit offenem Hangar zu dem kleinen Schiff und nahm es im Flug auf,
Dieses Manöver wurde von den Erdstreitkräften während des Krieges öfter durchgeführt da so Zeit gespart und der Feind verwirrt werden konnte.

Keine halbe Stunde später waren sie schon wieder im Hyperraum und jeder Befreite wurde als mehr oder weniger gesund aus der Krankenstation entlassen.
Annas Schnelltest hatte ergeben, dass niemand die Priorpest mit sich rumschleppte und so hielt sie mit den anderen einen Vortrag in der Kantine.
Denn einige der Männer und Frauen hatten fünf Jahre und länger eingesessen und sie hatten in der Zeit nur Propaganda gehört.
„… und wir stehen mit dem Rücken zur Wand.“
Commander Hollis beendete seinen Vortrag und Ronon fasste es in kurze Worte.
„Sieht übel aus und wir sollen es richten.“
Jack stimmte ihm einen Kuchen verspeisend zu.
„Du.. hast… es... erfasst.“
Er ließ seine Finger ein wenig knacken und blickte in die Runde.
„Von mir aus kann es losgehen…“
Kapitel 10 by Atlan
2.10 Am Vorabend der Schlacht
von Atlan




„Raumfähre Ori-Eins an Amelia Earhardt, befinden uns nun im Landeanflug“, meldete Anna von Schönhausen vom Cockpit der gekaperten Ori-Raumfähre aus dem CIC des irdischen Träger-Schlachtschiffs. Sie grinste den Piloten, dem reaktivierten Colonel Jack O'Neill, fröhlich an. Jack grinste zurück und aktivierte das Intercom zum Passagier/Frachtbereich. „Guten Morgen, meine Damen und Herren, hier spricht ihr Captain. Wir befinden uns im Landeanflug auf die UNS Amelia Earhardt, dem Schiff der Verdammten. Bitte legen sie ihre Sicherheitsgurte wieder an, stellen sie ihre Sitze in eine aufrechte Sitzposition und stellen sie das rauchen ein. Willkommen auf irdischem Hoheitsgebiet.“ Auch durch die geschlossene Tür des Cockpits konnten Jack und Anna die Freudenrufe hören, die sowohl vom Einsatzkommando, als auch von den befreiten Gefangenen stammten. Jack kratzte sich am Kinn, als die automatische Landevorrichtung das Steuer über die Fähre übernahm und sie vorsichtig in den Hangar des Erdschiffes bugsierte. „Damit wäre der einfache Teil unserer Mission beendet.“ Annas Grinsen verschwand ebenfalls. „Ja, sieht so aus. Sag mir Bescheid was beim Treffen mit Sheppard rauskommt.“ Jack nickte ihr bestätigend zu. „Keine Sorge, mach ich. Kümmer du dich um unsere 'Kriegsgefangenen'. Ich glaub, die habens nötig.“ Mit diesen Worten schwang sich der Colonel aus seinem Pilotensessel und verließ als erster die Raumfähre. Anna verließ ebenfalls das Cockpit und schloss zu Ronon und Acastus Kolya auf, die gerade die Rampe hinuntermarschierten.


„Das war gute Arbeit, Jack“, meinte Commodore John Sheppard und schüttelte Jacks Hand. „Keine Rede wert. Ist wie Fahrradfahren.“ Sheppard nickte zustimmend und blickte sich dann im Konferenzraum um. Jetzt, wo das Einsatzkommando zurück auf der Amelia war, konnte die Einsatzbesprechung für das nächste Unternehmen, das Himmelfahrtskommando, beginnen. Die letzte Mission in der Ori-Galaxie. Zu diesem Anlass hatte Sheppard mehrere Leute einberufen. Da waren natürlich einmal Jack; dann Lieutenant Colonel Björg Tesla, Kommandeur des 75th Ranger Regiments; Major Michelle Derenger, Kommandeurin des 5th Fast Orbital Trooper Battailons; Major Arnold Rimmer, Befehlshaber des 2nd Air Cavalry Battailon; und Lieutenant Colonel Matt Kilgore, Kommandeur der 3rd Mechanized Brigade. Diese sechs Militärs, die unter sich die Befehlgewalt über all die an Bord des umgebauten Flugzeugträgers befindlichen Seelen aufteilten, setzten sich nun an den Konferenztisch.
Sheppard räusperte sich. „Da wir ja jetzt alle hier sind, können wir ja beginnen.“ Er aktivierte den Hologrammprojektor. „Wie sie ja alle wissen, ist Phase 1 unseres Plans bereits angelaufen. Der von uns aus seiner Bahn geworfene Asteroid befindet sich bereits seit acht Tagen auf seinem neuen Kurs nach Planet X, wenn wir unser Ziel denn einmal so nennen wollen. Soweit läuft alles nach Plan, die Ori haben nicht gemerkt, dass wir für die Kursänderung des Asteroiden verantwortlich sind. Nun zum Planeten selbst...“ Der Commodore rief auf dem Hologrammprojektor das dreidimensionale Abbild des Planeten, auf dem sich die Stargate-Fabrik befand, auf. „Unser Spionagesatellite im hohen Orbit hat gute Arbeit geleistet und einige sehr brauchbare Informationen geliefert. Die Stargate-Fabrik befindet sich am Fuße eines dreitausend Meter hohen Berges und die Fabrik selbst scheint bis zu fünf Kilometer in den Erdboden hinein zu reichen. Es dürfte also eine Weile dauern, bis Colonel O'Neills Einsatzkommando den Kontrollraum erreicht und das Programm aufspielen kann, geschweige denn wieder hochzukommen. Außerdem müssen wir auch dort mit Feindberührung rechnen und nicht nur an der Oberfläche.“ Jack kratzte sich nachdenklich am Kinn und nickte dann zuversichtlich. „Mein Team kriegt das hin. Wir brauchen nur genug Munition.“ „Haben wir im Überfluss“, entgegnete John Sheppard mit einem leichten Lächeln. „Zurück an die Oberfläche... von dem, was wir durch unsere Scans herausgefunden haben, sieht es so aus, als wären die Unterkünfte und Stützpunkte der Garnison ringsherum um die Stargate-Fabrik angeordnet und befinden sich zu tief im Boden um von unseren Gefechtsköpfen oder Massebeschleunigern erreicht zu werden. Wir werden uns daher um die feindlichen Truppen auf die altmodische Art kümmern müssen. Ladies und Gentlemen, da kommen ihre Einheiten ins Spiel.“ Die Majore Derrenger und Rimmer und die Colonels Kilgore und Tesla beugten sich beinahe gleichzeitig etwas nach vorne. „Welche Aufgabe sehen sie für meine FOTs vor, Sir?“, fragte Derrenger, mit der kampflustigen und immer bereiten Natur eines wahren Fast Orbital Troopers, fast augenblicklich. „Sie bereiten den Brückenkopf für unsere Invasion vor, Major. Wir landen ihr Battailon acht Klicks nordwestlich der Fabrik.“ Er deutete auf ein ebenes, beinahe baumfreies Feld acht Kilometer von Berg entfernt. „Zwei Kompanien halten den Brückenkopf bis das 75th, das 2nd und das 3rd eingetroffen sind. Gleichzeitig, wenn der Feind noch gar nicht weiß, wie ihm geschied, landen wir die restlichen drei Kompanien zusammen mit Colonel O'Neills Einsatzkommando genau im Herzen, am Haupteingang, der Stargate-Fabrik.“ „Befehle für dieses Stoßkommando?“, fragte die Majorin. Sheppard sah sie durchdringend an. „Halten bis Entsatz kommt. Das heißt, dass sie nur mit Handwaffen mindestens dreißig Minuten lang Truppen von der geschätzten Stärke von zwei Divisionen aufhalten müssen. Kriegen sie das hin?“ Die Majorin lächelte finster. „Dreißig Minuten? Kein Problem, wenn sie nach zehn Minuten Munitionskisten für uns abwerfen.“ „Kriegen sie“, bestätigte Sheppard nickend und blickte dann zu Kilgore und Rimmer. „Ihr Auftrag sollte klar sein, meine Herren, sie verstärken das Stoßkommando, sobald sie ihre Truppen gesammelt in der Landezone haben. Da der Feind dann schon seine Stützpunkte verlassen hat, können sie ihm in die linke Flanke und ins Zentrum fallen.“ „Klingt machbar“, stimmte Colonel Kilgore zu und auch Major Rimmer nickte. Schließlich fiel Johns Blick auf den Kommandeur der Ranger. „Nun zu ihnen, Björg... für sie habe ich den spaßigsten Teil übrig gelassen.“ Er grinste und alle im Raum lachten ebenfalls kurz auf. Der Ruf der Unbesiegbarkeit und Fähigkeit auch gegen den überlegensten Feind anzukämpfen hatte zum Image des 75th Ranger Regiments beigetragen und die anderen Abteilungen der Marines machten sich natürlich gerne darüber lustig. Tesla nickte knapp. „Was haben sie für meine Jungs vorgesehen, Commodore.“ Sheppard deutete auf eine andere Position auf der Karte, ein Waldstück anderthalb Kilometer von der Stargate-Fabrik entfernt. Das 75th bekommt Landezone B. Sie werden als letzte abgesetzt und, wenn alles glatt läuft, können sie dem Feind die Rückzugsmöglichkeit abschneiden und an der rechten Flanke aufzureiben. Packen sie also die schweren Geschütze ein.“ Tesla besah sich das Hologramm und stimmte dem Plan schließlich zu. „Wir machen uns dran. Ein bisschen Luftunterstützung zur richtigen Zeit könnte jedoch nicht schaden.“ „Erhalten sie“, meinte Colonel Kilgore. John konnte dem nur zustimmen und wandte sich zu guter Letzt an Jack. „Jack, haben sie jetzt die finale Aufstellung ihres Einsatzteams?“ „Hab ich. Ich hatte an von Schönhausen, Ronon, Kolya, Irina Jegorowna, Tom Maxwell, Wally Jenkins und diesen neuen... Lance Corporal Irgendwie, den Redshirt halt“, meinte Jack und winkte schließlich ab, als ihm der Name von Corporal Voight nicht einfiel. John grinste darüber nur. „Kein Problem, kriegen sie.“ Major Derenger mischte sich noch kurz ein. „Und falls es ihnen hilft, stelle ich ihnen noch Sergeant Bucks Squad ab, um mit ihnen bei der ersten Welle zu landen. Sollten sie doch noch Verstärkung brauchen, kann er dann eingreifen.“ Jack nickte der Majorin dankbar zu. „Okay, danke, Major.“
„Kommen wir nun zu den Feinden, die uns erwarten“, sagte John und schüttelte ungläubig den Kopf über die Informationen, die man ihm zu dem Thema geliefert hatte. „Wie ich schon sagte, haben wir mindestens drei Divisionen vor uns, zirka 66.000 Mann. 40.000 Mann normale Infanterie, 20.000 Originritter und etwa 7.000... Battle-Priore samt Mutanten.“
„Battle-Priore?“, fragten Rimmer und Kilgore beinahe simultan. Jack stimmte dem zu. „Was soll das denn bitte schön sein? Ich meine, der Name alleine ist ja schon furchtbar.“ „Sag mir Bescheid, wenn dir ein besserer Name einfällt, Jack“, meinte der Commodore nur leicht belustigt und fuhr fort: „Das Office of Naval Intelligence hat uns schon seit einigen Monaten Gerüchte ins Haus getragen, dass die Ori zur Probe besondere Priore erschaffen haben. Wie sie ja sicherlich wissen, werden normale Priore erschaffen, indem die Ori einen besonders gläubigen Anhänger auswählen und genetisch manipulieren. Beim Battle-Prior ist es das gleiche, nur dass die Ori sich die größten Psychopathen aus drei Galaxien ausgesucht und verändert haben. Stellen sie sich einen total zügellosen, mit einem Plasmageschütz bewaffneten Mann vor, der nichts lieber macht als zu töten und zudem noch mit telepathischen und telekinetischen Kräften ausgestattet ist.“ „Autsch“, kommentierte Major Derrenger. „Also was soll ich meinen Jungs sagen? Packt zusätzliche Raketenwerfer ein?“ „Exakt“, meinte John grinsend und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. „In den Lagerräumen IV, XI und XV haben wir verbesserte Anti-Prior-Raketen gelagert. Verbessertes Prior-Störgerät und erhöhte Sprengkraft.“ „Nett. Damit werden wir mit diesen 'Battle-Prioren' sicherlich fertig“, meinte die Majorin und machte sich einige Notizen auf ihrem PDA.
John blickte seine Offiziere nun noch einmal ernst an. „Die Operation startet in genau 41 Stunden. Dann erreicht der Asteroid den Punkt, von wo aus wir starten müssen. Heute ist also ihre letzte Nacht vor Beginn der Schlacht. Machen sie also das beste daraus. Wegtreten.“
Die Offiziere erhoben sich, salutierten und verließen schnellen Schrittes den Konferenzraum. Nur Jack O'Neill blieb zurück und wartete darauf mit dem Commodore allein zu sein. „Sei mal ernst, John, wie gut stehen unsere Chance es wieder heil in die Milchstraße zu machen.“ John sah den alten Kampfgefährten einige Augenblicke schweigend an. „2453:1“, sagte er dann schlicht. „Erinnert mich an die guten alten Zeiten“, meinte Jack grinsend. „Jep, die guten alten Zeiten...“, murmelte John nickend und blieb dann noch eine Weile nachdenklich zurück, als Jack langsam den Raum verließ.


Anna und Ronon verabschiedeten zur gleichen Zeit Kolya, der sich nach einem kurzen Debriefing hatte zurückziehen wollen, um die Ereignisse der letzten Jahre aufzuarbeiten, auch wenn es wohl länger bräuchte, als eine Nacht in einem gut eingerichteten VIP-Quartiers.
„Also, erzähl mal“, begann Ronon schließlich und fuhr sich durch seine verfilzten, leicht angegrauten Dreadlocks – er hatte noch keine Zeit gefunden seine erste Dusche seit Jahren zu nehmen, geschweige denn den Schiffs-Frisör aufzusuchen. „was ist so passiert, während ich weg war?“ Anna lächelte. „Ich nehme an, die haben euch nicht auf dem laufenden gehalten?“ Ronon bestätigte dies mit einem leichten Nicken und Anna zuckte mit den Schultern. „Was soll schon passiert sein? Das Leben ging weiter, Welten drehten sich um ihre Sonnen, der Krieg lief schlecht, Menschen starben. Ende.“ Ronon schmunzelte über Annas Einstellung. Sie hatte sich in den letzten Jahren doch sehr verändert, war erwachsener geworden, war ernster. „Ich bin jedenfalls froh, dass du noch lebst.“ Auch sie lächelte nun und zuckte dann mit den Schultern. „War nicht schwer. Ich bin ja nicht mehr bei den Streitkräften.“ „Ich erinnere mich“, entgegnete Ronon nickend. „Was hast du denn stattdessen gemacht.“ „Dies und das“, meinte Anna und zuckte erneut mit den Schultern. „Zuletzt hab ich ne private Sicherheitsfirma beraten. Bei meiner Erfahrung...“ Den Rest ließ sie aus, doch Ronon verstand. „Mein Vater hat mir vor Jahren einen Treuhandfond eingerichtet, also hab ich keine Geldprobleme. Ich konnte mich also um meinen Sohn kümmern“, sagte Anna grinsend. Ronon nickte verstehend. „Wie gehts deinem Cameron? Macht er immer noch Probleme?“, fragte er. „Absolut, so wie jeder gesunde fünfzehnjährige Jugendlicher“, meinte Anna. „Freut mich“, meinte Ronon. Anna lächelte ihn knapp an, als sie schließlich Ronons Kabine erreicht hatte. Sie kratzte sich am Hinterkopf. „So, da wären wir.“
„Ja“, sagte Ronon gedehnt und kratzte sich ebenfalls am Hinterkopf. „Sieht so aus.“ Anna biss sich auf die Unterlippe und steckte die Hände in die Hosentaschen. „Ich lass dich dann mal alleine. Du willst dich sicher ausruhen und so...“ Im Inneren tobte Anna. Wieso verhielt sie sich wie ein schüchterner Teenager in Ronons Gegenwart? Sie wusste nicht, dass es ihm ähnlich ging. Auch er stand nur so da und wusste nicht, wie er sich ausdrücken sollte.
„Ronon, ich...“, begann Anna, schlug sich dann jedoch vor die Stirn. „Ach Scheiße, so wird das nichts. Komm her, Großer!“ Mit diesen Worten packte sie den zwei Meter großen Hühnen am Kragen, zog ihn an sich heran und küsste ihn. Er erwiederte den Kuss und als sie sich dann nach einiger Zeit wieder lösten, fragte er: „Wie lange schon?“ Anna zuckte grinsend, fast schon befreit, mit den Schultern. „Seit unserer Zeit auf Atlantis. Aber ich glaube, erst jetzt, wo ich dich wieder hab, bin ich mir dessen wirklich bewusst geworden.“ Ronon grinste. „Geht mir ähnlich.“ Anna schielte auf Ronons Tür. „Was meinst du, kann ich noch mit rein kommen?“ Ronon erwiderte das Grinsen. „Gerne.“ Mit diesen Worten öffnete er das Schott zu seinem kleinen Quartier und beide traten ein.


Während Anna und Ronon in dessen Quartier ihren Gefühlen und Hormonen nachgaben, ging Jack O'Neill ganz anderen Dingen nach. Der Colonel der Erdstreitkräfte außer Dienst schlurfte nachdenklich durch die Gänge der UNS Amelia Earhardt, nicht wissend, was er mit seiner letzten Nacht vor der großen Schlacht anfangen sollte. Anna und Ronon waren zweifellos... beschäftigt, wenn er die Zeichen richtig gedeutet hatte, Sheppard hatte seine eigenen Sorgen und die Pflichten eines Commanding Officers zu erfüllen und der Rest seines Teams? Er warf einen Blick in den nächstgelegenden Aufenthaltsraum, der auf seinem Weg lag.
Jack lehnte sich eine Weile an das Schott und beobachtete seine Soldaten. Die Sergeants Jegorowna und Maxwell machten anscheinend das, was sie am besten konnten: trinken und feiern und ihr Sidekick Wallace Jenkins machte das, was er am besten konnte: die beiden aus Ärger raushalten. Man merkte ihnen an, dass sie sich unter ihren Marines-Kameraden am wohlsten fühlten und die anderen Enforcer meideten. Jack lächelte über den Enthusiasmus der Jugend. Diese Leute machten es richtig. Lebe dein Leben, als ob es kein Morgen gebe.
Irina Jegorowna leerte einen Krug Bier in einem Zug, erhob sich fix und legte ihren rechten Arm um Wally Jenkins, der trotz einem Jahrzehnt Kampf immer noch sehr unwohl in seiner Haut aussah. Irina sah sich nun um und blickte all den anwesenden Marines an. „Ladies, unsere Zeit ist beinahe abgelaufen und bevor wir morgen das machen, was Marines am besten können, nämlich töten und sterben, lasst uns unseren letzten Abend genießen.“ Die Marines antworteten lauthals mit lautem Gebrüll. Tom Maxwell begann langsam zu summen, Wally Jenkins stieg ein und nacheinander dann die anderen Marines. Jack erkannte die Melodie, sie gehörte ursprünglich zu 'Halls of Montezuma', doch nicht mehr, jetzt gehörte sie den Jarheads des EFMC – es war die (inoffizielle) Hymne des Earth Force Marine Corps. Dann begann Irina, und schließlich die anderen Marines, zu singen.

'From the Bogs of Hancock Prime
To the Shores of Misery
We will Curse Our Planet's Leaders
Cross The Stars, on Land's and Sea's
First to Fight the Distant Alien Wars
Spill Our Blood for the Sheaf of Green
We will Do or Die, We Ask not Why,
Coz we're Planet Earth's Marines'
(...)

Jack grinste so wie jedes Mal, wenn er diese 'Hymne' hörte. Das Schicksal der freien Milchstraße lag in den Händen dieser tapferen Männer und Frauen. Und wenn er sich sie so betrachtete, würde er heute nacht gut schlafen können.

Drei Decks tiefer war die Stimmung schon weitaus gedrückter. Jack hatte sich der Kapelle genähert und hörte noch mehrere Meter entfernt, wie der Kaplan des Schiffes eine Andacht hielt. Erneut hielt er an, lehnte sich an das offene Schott und beobachtete das Vorgehen. Von dem, was Jack sehen konnte, handelte es sich um eine ökomenische Messe. Er sah Christen, Moslems, Hindus und so viele Anhänger von so vielen Religionen mehr. Unter ihnen erkannte er auch Sergeant Edward Buck. Der Gunny saß auf der hintersten Bank und schien der Predigt nur mit einem Ohr zuzuhören. Er hatte einen Rosenkranz um die linke Hand gewickelt und ließ in einer abgegriffenen Bibel. Er murmelte lautlos einige Worte vor sich hin. Dann sah er auf und erkannte seinen Colonel. Jack nickte ihm freundlich zu und wandt sich ab. Das war wohl genug Religion für ein ganzes Leben. Gerade wollte er sich zum nächsten Aufzug begeben, um endlich seine Kabine zu erreichen, als ihn von hinten Bucks Stimme zurückhielt. „Colonel, warten sie bitte, Sir.“
Jack tat dem kriegsgestählten Unteroffizier den Gefallen, drehte sich um und steckte die Hände in die Hosentaschen. „Kann ich etwas für sie tun, Gunny?“ Der Sergeant lächelte knapp. „Eigentlich, Sir“, begann er und hielt seine Bibel hoch. „wollte ich sie das fragen? Wollten sie in die Kapelle?“ „Nein, ich habe mit Gott vor langer Zeit gebrochen“, erklärte Jack kopfschüttelnd. „Darf ich fragen, wieso?“, fragte Buck. Jack zuckte mit den Schultern und nickte dann in Richtung Aufzug. „Ich wollte in meine Kabine, aber wenn sie mehr wissen wollen, begleiten sie mich ein Stückchen.“ Buck nickte bestätigend und Jack fuhr, nachdem er sich wieder in Bewegung gesetzt hatte, fort: „Ich habe vor Jahrzehnten mit Gott gebrauchen, genauer gesagt, als mein Sohn gestorben ist.“ Buck nickte nachdenklich. „Ich verstehe. Das kann einem den Glauben rauben... Aber sagen sie, Sir, gerade, als sie in die Kapelle geschaut haben, haben sie sehr verloren ausgesehen.“ Jack lächelte ertappt. „Vielleicht. Wissen sie, ich hab mir angesehen, wie meine Leute ihren Abend vor der Schlacht verbracht haben und ich musste feststellen... dass ich alleine bin.“ Buck nickte verstehend. „Die Last des Kommandos, nicht wahr?“ Jack nickte bestätigend. „Ganz recht, Gunny. Seien sie froh, dass sie kein Offizier sind.“ „Aye, Sir“, meinte Buck nickend und hielt seine Bibel umklammert. „Aber sehen sie, Sir, wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf, es gibt jemanden, der immer ein offenes Wort für sie hat.“ Mit den Augen deutete er in Richtung Decke und grinste leicht, Jack tat es ihm gleich, schüttelte jedoch anschließend den Kopf. „Nette Idee, Gunny, aber ich weiß nicht, was mir das bringen soll. Ich hab bisher nie vor einer Schlacht religiösen Beistand gebraucht und ich bin sicher, dass ich ihn jetzt auch nicht brauche.“ „Ich verstehe, Sir, aber... vielleicht brauchen sie auch nur jemanden zum reden“, meinte Buck. Die Aufzugtüren öffneten sich und Jack trat auf den Gang hinaus, Buck blieb im Aufzug. Der Gunny fuhr fort: „Denken sie darüber nach, Sir.“ Er salutierte. „Wie dem auch sei, gute Nacht, Sir.“ Jack erwiederte den Salut. „Gute Nacht, Gunny, und danke.“ Edward Buck nickte und schloss die Aufzugtüren, während Jack langsam in seine Kabine wanderte.


Jack schloss das Schott hinter sich und legte sich auf sein Bett. Nachdenklich verschränkte er die Arme hinter seinem Kopf. Das Gespräch mit dem Gunny war sehr anregend gewesen, doch Jack sah nicht ein, warum er jetzt mit Gott einen Plausch halten sollte. Er war kein Heuchler, der vor einem Selbstmordkommando sich plötzlich wieder Gott zu wandte. Nein, das musste nicht sein. Andererseits... morgen stünden die Erdstreitkräfte nicht nur gegen die Originarmee, sondern wohl auch gegen ihre Herren und Meister. Die Ori... sollten die Ori eingreifen, dann war der Tag gegesessen. Das war Jacks schlimmste Befürchtung. Mit den Kriegern der Ori würden die Besatzung der Earhardt und das Spezialkommando, das schließlich aus den härtesten und toughsten Soldaten der Erde bestand, schon fertig werden, doch gegen die Ori selbst? Sie waren auf feindlichem Gebiet, die Ori hatten Heimvorteil und den würden sie auch schamlos ausnützen, da war sich Jack sicher. Doch nicht mit ihm. Er brauchte nicht die Hilfe des christlichen Gottes, oder irgendeiner anderen Gottheit, sondern die Hilfe eines Bürokraten mit Halbgottstatus.
Er schwang sich aus dem Bett und verschränkte die Arme vor der Brust. „Woolsey, wenn sie mich hören können, dann zeigen sie sich. Es ist wichtig.“
Einige Augenblicke tat sich nichts, doch plötzlich meinte eine ruhige Stimme hinter Jack: „Ich kann mir vorstellen, dass es wichtig ist, Jack.“ Jack wirbelte herum und blickte Woolsey an, der da in Pullover und bequemer Hose vor ihm stand, an die Wand gelehnt. Er nickte Jack freundlich zu. „Schön, sie wiederzusehen, Jack.“ Er streckte seine Hand aus, die Jack auch prompt ergriff. „Freut mich ebenfalls, Richard.“ „Tut mir Leid, dass ich mich nicht früher hatte melden können, um Bescheid zu sagen, dass ich okay bin, aber die anderen Aufgestiegenen sehen es nicht gerne, wenn man sich in die unteren Ebenen einmischt.“ „Ja“, meinte Jack gedehnt und rollte mit den Augen. „Ist ja nicht so, als ob es da noch eine andere Gruppe von Aufgestiegenen gibt, die sich ständig in die untere Ebene einmischt.“ Woolsey lächelte knapp. „Tja, die meisten Aufgestiegenen sind halt dekadente Heuchler. Was soll man machen. Aufgestiegene halt.“ Jack nickte. „Das ist der Grund, warum ich mit ihnen sprechen wollte.“ „War mir klar“, meinte Woolsey nickend. „Viel Glück bei ihrer Schlacht morgen. Ich bin sicher, dass alles gut wird.“ „Danke dafür, aber ich brauche mehr als leere Worte, Richard“, meinte Jack eindringlich. „Ich brauche ein verdammtes Wunder. Die Ori werden den Boden mit uns aufmischen, jetzt, wo wir ihnen einen Strich durch die Rechnung machen können. Ich brauche ein Wunder und dieses Wunder sind sie.“ „Jack, sie sollten wissen, dass ich mich nicht einmischen darf. Die anderen werden es nicht erlauben. Ich habe schon Probleme, weil ich Dakamar geholfen hab Heredion zu retten.“
Jetzt wurde Jack wirklich wütend. Er kniff die Augen zusammen. „Verdammt noch mal, Richard, ich werde mich nicht mit mit diesem Bullshit zufrieden geben! Wir stehen kurz vor dem Tag des jüngsten Gerichts, wenn ich mal biblisch werden darf, und die Ori bereiten sich wahrscheinlich in diesem Moment darauf vor morgen mit uns den Boden aufzuwischen. Sie werden es höchst wahrscheinlich schaffen und uns alle töten. Sie können all dies verhindern, wenn sie heute Nacht ein paar Arschtritte verteilen und diese Schlafmützen von Aufgestiegenen aufrütteln. Entweder das, oder sie dürfen sich morgen mit ihrem Gewissen unterhalten.“ Jack holte tief Luft nach dieser Rede im Telegrammstil und blickte Woolsey strafend an. Der Aufgestiegene begann zu grinsen. „Sie wissen wirklich, welche Knöpfe man bei jemandem drücken muss, Jack, wissen sie das?“ Jack grinste ebenfalls. „Hey, bin halt nen Colonel. Gehört zum Job motivierende Reden zu halten.“ Woolsey nickte. „Werd ich mir merken.“ Er kratzte sich am Kopf und schweigte nachdenklich für einige Sekunden. Dann schnaufte er, winkte ab und meinte schließlich: „Na schön, ich kann nichts versprechen, aber ich versuch was.“ „Mehr verlange ich nicht von ihnen, Richard. Danke“, sagte Jack und nickte Woolsey freundlich zu, bevor dieser in einem hellen Licht verschwand. Jack legte sich erneut aufs Bett und verschränkte die Arme hinterm Kopf. Kurz darauf schlief er zufrieden ein.


Richard Woolsey erschien zur gleichen Zeit wieder in der Ebene der Aufgestiegenen, immer noch nachdenklich gestimmt. Hestia, seine Frau, wartete dort bereits auf ihn. „Alles in Ordnung, Richard?“ Woolsey blickte kurz auf und schüttelte den Kopf. „Nein. Es wird Zeit, dass wir was unternehmen. Ich habe mich entschieden. Ich werde nicht länger daneben stehen, während die Ori mein Volk – unser Volk – abschlachten.“ Hestia sah ihn traurig an. „Glaubst du, mir geht es nicht genau so? Aber die anderen werden uns nicht lassen.“ Richard Woolsey lächelte plötzlich, konzentrierte sich und malte mit dem rechten Zeigefinger die Umrisse eines Schwertes in die Luft. Er schnippte mit den Fingern und das imaginäre Schwert wurde Realität, eine Manifestation seiner Aufgestiegenenkräfte. Er ergriff das Schwert und warf es sich über die Schulter. „Oh, das werden wir ja sehen. Es ist immer das selbe. Die Ori treten einen Schritt über unsere Trennlinie und wir weichen zurück. Sie gehen erneut vor und wir weichen zurück. Nicht mit mir. Morgen ziehen wir den Schlussstrich: bis hier hin und nicht weiter!“ Hestia nickte und zeichnete sich ebenfalls ein Schwert. „Was immer du vor hast, Richard, ich bin auf deiner Seite. Verlass dich auf mich.“ Woolsey lächelte seiner Frau liebevoll zu. „Dann los. Die Aufgestiegenen ziehen in den Krieg, ob sie es wollen, oder nicht.“




Fortsetzung folgt...
Kapitel 11 by Atlan
2.11 Tabula Rasa
von Colonel Maybourne



Die letzten Stunden waren sehr ereignisreich für Richard Woolsey und seine Familie, da sie es nun wagen wollten; die anderen Antiker aus ihrer Apartie zu reißen.
Zuvor konnten sie bereits Oma Desala sowie Morgan Le Fay davon überzeugen, dass es die in dieser Situation richtige Entscheidung sei, in den Krieg zu ziehen.
Und so betraten sie den himmlischen Diner, wo die meisten Antiker teilnahmslos saßen und in die Leere starrten.
Doch wenn man genauer hinsah, dann würde jedes geschulte Auge erkennen, dass alle fast bei einem Punkt waren, wo jeder Lebensmut erlosch.
Hestia, die wie ihr Mann eine weiß/goldene Rüstung, im Römischen Schnitt trug, flüsterte den anderen ihre Gedanken zu.
„Seht sie an wie sie dass Ende fürchten, doch nicht einmal den Mut finden, ihre Prinzipien vor sich auf den Haufen zu werfen und das Richtige zu tun.“
Woolsey schüttelte den Kopf und ging in die Mitte des Diners.
„Ich sehe es, aber damit ist jetzt Schluss.“
Hestia und die Kinder der beiden, Thesseus und Diana sowie Morgan Le Fay und Oma Desala bleiben etwas weiter.
Sie wollten zunächst Richard das Feld überlassen und nur eingreifen, wenn er keinen Effekt in den Reihen der Antiker auslösen konnte.
Aber er wartete noch und sah zu Hestia, die sanft nickte.
„Du solltest dich beeilen, bevor sie sich wieder entfernen.“
Er lächelte ein wenig und straffte die Energie überzogene Brust.
„Ich fordere euch alle auf, mich für einen Moment anzuhören.“
Die wenigen Worte kamen mit einer Klarheit, sowie Deutlichkeit rüber, dass einige Antiker es tatsächlich wagten, ihren Blick zu wenden.
Zwar sagte keiner etwas, doch immerhin etwas bewirkt zu haben war für Richard Woolsey bei dieser abstrusen Vorgeschichte ein kleiner Triumph.
„Wie ihr wisst, werden die Ori bald die Erde eingenommen haben und dann ist gewiss, dass in all ihrem Wahn wir ihr nächstes Ziel sind.
Deshalb müssen wir ihnen zuvor kommen, indem wir verhindern, das der Kreuzzug Erfolg hat und endlich einmal Stellung beziehen.“*
Eine ältere Frau blickte langsam auf und antwortete nach einigen Sekunden.
„Du kennst unsere Gesetzte…“
Darauf fiel er ihr gleich ins Wort.
„Die wird es nicht mehr geben, wenn wir vernichtet wurden.“
Die Frau schüttelte ihr blasses Haar und drehte sich wieder um.
„Dann ist sowieso alles am Ende.“*
Woolsey konnte nicht wahrhaben, wie es die Antiker in ihrer Agonie nicht wagen wollten, das einzig Wahre und Richtige zu tun.
Und in diesem Moment fragte er sich auch, ob dass überhaupt noch einen Sinn machte, für die Antiker etwas zu heraus zuholen.
Doch im selben Moment musste er an die Erde und all ihre Soldaten denken, die nicht mal vor den Ori selbst Furcht hatten.
Und so fasste er einen Entschluss.
„Ich weiß, dass ihr alle nur noch vor euch hin degeneriert und auf der Suche nach Erleuchtung die Falsche Richtung eingeschlagen habt.
Aber ich und meine Familie werden nicht mehr mit ansehen wie dass Universum zerstört wird und ihr nicht einen Finger rührt.“
Darauf sprach ihn ein Mann mit dunklem Teint scharf an.
„Du wirst dich die Gesetzte halten, oder wir…“
Jetzt ging Hestia allerdings energisch dazwischen.
„Nein, diese heuchlerische und verlogene Selbsttäuschung hört auf.“
Hermes trat an ihre Seite und baute sich ebenfalls auf.
„Wir werden die Ori in wenigen Stunden in ihrer Galaxie massiv angreifen und so liegt es nun in eurer Entscheidung, uns zu helfen oder nicht.“
Noch bevor einer der geschockten Antiker etwas sagen konnte übernahm wieder Woolsey und setzte gleich nach.
„Wir, dass sind diejenigen die den Kampf nicht fürchten, werden geschlossen vorgehen und in die Heiligtümer der Ori eindringen.
Und wenn ihr so auf eure Gesetze bedacht seit, müsst ihr uns folgen und aufhalten, aber da bei den Ori euer Wort nicht gilt, wäre ein Kampf unausweichlich.“
Sofort flackerten viele Antiker empört auf.
„Ihr zerstört das Wesen unserer Existenz.“
„Das ist der Verrat all unserer Ideale.“*
Dies ließ er aber nicht auf sich sitzen.
„Nein, aber ihr verratet dass Leben, wenn ihr nur aus Ignoranz zulasst, dass die Ori siegen und mit den Völkern machen, was sie wollen.“
Da trat Hestia nach vorne und stellte sich demonstrativ neben ihren Mann.
„Wir werden dieser Willenlosigkeit und dem ständigen Wegsehen nicht länger beiwohnen, für dass es auch keine Entschuldigung gibt.
Und deswegen steht unser Entschluss fest, die Ori zur Not auch im Alleingang anzugreifen, so dass der Weisere siegen möge.“
Hermes ergänzte sie schelmisch.
„Aber ihr dürft uns gern unterstützen…“
Darauf zogen alle ihre Schwerter und ließen diese einmal aufblitzen ehe sie sich entfernten, da sie anderen viel zu verdauen hatten.
Die Entscheidung nach Jahrtausenden einer nahezu ewigen Agonie etwas zu bewirken war bei keinem leicht getroffen.
Es gab zuviel was dafür sprach und gleichzeitig hatte jeder von ihnen gute Gründe, es nicht zu wagen und hier zu bleiben.


UNS Amelia Earhard:

John Sheppard schritt langsam die Formation seiner Mannschaft ab, die auf dem Flugdeck das letzte Mal angetreten war.
Nur eine kleine Gruppe hielt auf der Brücke noch Wache, aber die waren über Lautsprecher in jeder Sekunde dabei.
Denn der Commodore wollte den Männern und Frauen ein letztes Mal Mut zusprechen, ehe es in den Kampf ging.
„Wie ihr ja wisst werden wir schon bald auf unsere größte Mission gehen und uns mit ein paar Typen anlegen, die übler drauf sind als alle zuvor.“
Er lehnte sich dann ganz leger an eine Walküre.
„Auch wisst ihr dass ich nicht einer von den Kerlen bin, die sagen das alle zurückkommen, als Helden denen man dann Orden umhängt.“*
Viele Spacer machten bedrückte Gesichter und John sah das.
„Aber was wäre das Leben wenn alles nach Plan laufen würde und so bin ich sicher, dass es in dieser dämlichen Situation auch einen Hoffnungsschimmer gibt.
Denn weder Ori noch ihre Priore werden damit rechnen dass wir ihre Torfabrik attackieren, da sie viel zu…“
John wedelte etwas mit den Armen und O´Neill übernahm für ihn.
„…arrogant sind…“
Und die Art wie der Colonel das sagte löste bei den meisten die Verspannungen, da O´Neill es nicht verbergen konnte, wie sehr ihn Ansprachen nervten.
„Was…?“
John klopfte ihm auf die Schulter und übernahm mit einem Lächeln.
„Danke Jack, dass sie ausgeholfen haben.“
Der Colonel machte einen leichten Diener und trat zurück.
„Aber nicht doch, habe ich gern gemacht.“
Spätestens jetzt waren alle Männer und Frauen wieder voll da, aber wurden enttäuscht, weil es nicht zu einem verbalen Schlagabtausch zwischen beiden kam.
Trotzdem lockerten ihre Worte die Besatzung auf, als John übernahm.
„Na ja wie auch immer, wir haben einen Job zu erledigen, also machen wir den auch und dann treffen wiruns alle auf eine Runde Golf.“
Danach öffnete er einen Energieriegel und ging noch mal an allen vorbei.
„Wie auch immer, ihr könnt wegtreten und noch mal einen Happen essen, denn es soll doch in so einem wichtigen Kampf keiner hungrig losziehen.“
Jack, der neben ihm war, stieß ihn in die Seite.
„Auch wenn es schon Jahre her ist… erinnert mich das an McKay.“
Der Commodore rollte mit den Augen, als sie in einen Lift stiegen.
„Ja, aber heute steht der total unter der Fuchtel seiner Frau.“
O´Neill zuckte mit der Schulter, während er dass Stockwerk eingab und ruhig neben Sheppard stehen blieb.
„Das war auch schon früher so.“
Sheppard lachte beherzt auf, als zwei Spacer an ihnen vorbeigingen.
„Ja, man war das damals für eine verrückte Zeit.“
Jack blieb ruhig und sagte kein Wort, weil er vor seinem geistigen Auge wieder alles sah, dass er über viele Jahre unterdrückt hatte.*
Denn in dem Moment musste an die Jahre in Atlantis denken und ärgerte sich darüber, weil zu viele Zeit sehr einst vergangen war.
Und nur zu gern würde er wieder durch die Korridore, dieser sagenhaften Stadt laufen, oder es sich bei einem kühlen Bier am Südpier gemütlich machen…*


Eine Stunde später:

Die Amelia Earhard verließ den Hyperraum und aktivierte ihre Tarnung bevor sie von den Ori geortet werden konnte.
Denn auf diesem Planeten war eine größere Armee stationiert und die würde nicht zögern, den Erdsoldaten einen heftigen Kampf zu liefern.*
Zudem wurde der gesamte Planet von einem sehr großen Schutzschild umspannt, den vom All aus jeder sehen konnte.
John Sheppard stand an einer Sensorenstation und überwachte die Anzeigen.
„So weit so gut… Schildstärke?“
Der Maat antwortete auf der Stelle.
„Stark genug, um jedem Beschuss über Stunden stand zuhalten.“
Dies brachte den Commodore zum Lächeln.
„Dafür haben wir ja vorgesorgt…“
Sheppard blickte seinen Commander an.
„Hollis, wie steht es um die Asteroiden?“
Damit waren drei große Brocken gemeint, die von Kampfjets geschleppt wurden, an denen für diesen speziellen Einsatz Fangseile montiert waren.
Je 20 Jets zogen einen Asteroiden und hievten den langsam in Richtung Planeten, während die für diesen Einsatz nötigen Waffen montiert wurden.
Auf jedem der Gesteinsbrocken wurden zwei Dutzend Antimateriesprengköpfe angebracht, da so die Einschlagskraft exponential verstärkt wurde.
Der Commander musste die Ergebnisse allerdings erst abwarten.
„Einen Moment bitte, Sir.“
Sheppard, der wie gewöhnlich ungeduldig war, hielt daher ständig Blickkontakt.
„Also, wie steht es?“
Hollis gab einen weiteren Befehl ein und antwortete.
„Alle Asteroiden sind auf Kurs und werden in einer Stunde die Atmosphäre passieren.“
John nickte und sah den Bildschirm genauer an.
„Gut, haben die da unten schon was bemerkt?“
Hollis verneinte das.
„Nein Sir, keine Abwehrmaßnahmen.“
Darauf setzte sich Sheppard auf seinen Platz und ließ einen Kanal zu den Jets aufbauen, da bei ihm langsam etwas Ungeduld aufkam.
Und er wollte verhindern dass der Plan scheiterte, weil die Ori seine Flieger orten und sich auf einen Angriff vorbereiten konnten.
„Jungs, Mädels, könnt ihr mich hören?“
Der Staffelführer meldete sich auch gleich.
„Ja Sir, hier ist Major Cortez.“
John rief ein Hologramm auf dem Hauptschirm auf und wandte sich an ihn.
„Cortez, sie sind so nah dran dass sie euch fast erfassen können, also löst euch und kommt auf schnellsten Weg zurück.“
Der Kampfpilot bestätigte das.
„Verstanden wir nutzen den Sensorenschatten der Asteroiden, um nicht geortet zu werden und sind in einer halben Stunde zurück.“
Sheppard beendete die Verbindung und aktivierte die Schiffsweite Kommunikation.
„An die gesamte Besatzung, ich erwarte volle Gefechtsbereitschaft in einer halben Stunde, auf dem ganzen Schiff herrscht von nun an der Alarmzustand.“
Sofort begann eine kontrollierte Hektik auf der Brücke und John Sheppard war der einzige der dabei ruhig blieb.
Er lehnte sich einfach zurück und ließ seine Leute machen, die auch ohne ihn hervorragend zu Recht kamen und ihren Job meisterten.
So blieb es für ihn nur zu hoffen, dass die Kampfflieger nicht doch aufgeschnappt wurden und so die Mission gefährdeten.

Auf den Bildschirmen der Ori wurden die Asteroiden natürlich angezeigt, aber sie konnten die Bomben nicht erkennen.
So befahl der Kommandant der Anlage, dass die Schilde nur auf halber Kraft laufen sollten, in Ermangelung der Aufträge, die sie hatten.
Außerdem waren vier Kriegsschiffe in der Umlaufbahn, die sofort eingreifen würden, wenn es Probleme für die Einrichtung gab.
Allerdings nahm keiner die Asteroiden ernst und obwohl sie bei ihrem Einschlag die Basis auf voller Breitseite treffen würden, schöpfte niemand Verdacht.
O´Neill war mit Anna in einer Walküre, die ebenfalls nicht geortet wurde.
„Hey Sheppard, hören sie mich?“
Der Commodore antwortete sofort.
„Aber natürlich Jack, wie steht es um unser kleines Geschenk?“
Der Colonel machte ein zufriedenes Gesicht.
„Gut, die Steinchen treten in die Atmosphäre ein und ziehen einen Schweif hinter sich her, der noch weit zu sehen ist.“*
Mit einem Rauschen kam Sheppards Antwort.
„Das höre ich gerne und wir sind so weit.“
Und nur Sekunden darauf gab es eine gigantische Explosion, als die ersten zwei Asteroiden an den Schild stießen und detonierten.
Die Antimateriebomben hoben die Sprengkraft exponential an und der Schutzschild wurde bei der Explosion regelrecht pulverisiert.
Etwa eine Minute später schlug auch der dritte Brocken ein und pulverisierte alle Gebäude auf der Oberfläche.
O´Neill schickte gleich eine Nachricht an die Earhardt.
„Sieht gut aus, ihr kommt anrücken.“
Auf dem Planeten wütete stattdessen die reinste Hölle da alles Oberirdische vernichtet war, an den meisten Stellen waren nicht einmal Ruinen zu erkennen.
Aber die Sternentorfabrik lag recht tief im Inneren eines größeren Bergmassives und wurde da von den Gesteinsmassen geschützt.

Gleichzeitig machte die Amelia Earhardt einen Mikrohyperraumsprung, womit die Schiffe der Ori elegant umgangen wurden.
Sie sprangen in die Atmosphäre und ließen sich von der Anziehungskraft zu Boden reißen, bei einer Fallgeschwindigkeit die gefährlich wurde.
Aber so war das Schiff unter die feindliche Flotte gekommen und konnte Jäger und Bomber in den Kampf gegen die Bodenabwehr schicken.
Leider war nicht jede einzelne Stellung vernichtet und sie mussten auf die altmodische Art auf sie losgehen, bevor Bodentruppen landen könnten.
Hollis gab die erste Erfolgsmeldung an seinem Kommandanten.
„Sir, wir haben alle Kampfflieger draußen und sie formieren sich für den Angriff.“
Sheppard blickte sich wehleidig um.
„Ich wünschte ich könnte mitfliegen… wie weit sind die Bodentruppen?“
Hollis grinste leicht und antwortete sofort.
„Bereit zum Aussteigen, aber wir sollten die Luftangriffe abwarten, Sir.“
Der Commodore nickte hastig und drehte sich wieder dem Geschehen zu.
„Die sollen sich ranhalten.“
Zeitgleich verfolgte er über ein Hologramm wie seine Kampfjets über die verwüstete Ebene in Richtung der Berge flogen und die Raketen abfeuerten.
Diese trafen genau die in die Felsen eingelassenen Luftabwehrstellungen und sprengten sie, so dass die zweite Welle kommen konnte.
Die bestand aus taktischen Bombern, die eine weitere Bombenwelle in die Stellungen feuerten und tiefer gelegene Einrichtungen zerstörten.
Und John Sheppard war damit hochzufrieden.
„Die Jungs sind heute richtig gut drauf… Hollis, Bodentruppen absetzen.“
Der Commander griff an sein Headset.
„Colonel O´Neill, wir haben es soweit geschafft, jetzt sind sie an der Reihe.“
Die Antwort kam ungehend.
„OK, aber ja nicht abhauen.“
Schon im nächsten Moment öffneten sich, direkt unter der Amelia Earhard, die es immer noch Richtung des Bodens zog, mehrere Luken und Hangar.
Ein Bataillon Kampfpanzer wurde mit Lastfallschirmen abgelassen, während weiter hinten bei der Infanterie die Ausrüstung abgeworfen wurde.
Zeitgleich griffen FOTs zu den guten alten Fallschirmen und klingten sich aus, während es bei O´Neill und seiner Truppe zu den Fahrzeugen ging.
„Buck, sie gehen ans Steuer, ich übernehme das MG.“
Der Sergenat nickte kräftig.
„Ja Sir, wann werden wir abgeworfen?“
O´Neill sah rasch auf seine Uhr.
„In 40 Sekunden, also ranhalten.“
Das war allerdings die späteste Zeit zu der sie raus mussten, da die Earhard die Triebwerke als Vorsichtsmaßnahme auf Standby hatte und bald steigen musste.
Aufgrund der Bauart hatten sie keinerlei Atmosphärentriebwerk und würden auf dem Planeten mit voller Wucht aufschlagen.*
Sheppard sah das mit leichter Sorge, als er sich umdrehte.
„Hollis, wie lange noch, wir schlagen gleich auf?“
Der Commander blickte entnervt auf.
„Sir, wir können gleich springen, aber noch sind nicht alle raus.“
Sekunden darauf waren die letzten Truppen draußen und der Commander gab Koordinaten für einen Notfallsprung ein.
Und der war auch nötig, denn die Amelia Earhard war inzwischen nur zwei Kilometer von der Oberfläche entfernt.
Jetzt aber sprang sie und kam neben den Orischiffen wieder aus dem Hyperraum, mit denen in diesem Augenblick der Kampf begann…*

Gleichzeitig formierten sich die Bodentruppen und brachten zuerst die Panzer in Stellung, was schneller ging, als erwartet.
O´Neill und seine Truppe koordinierten das und fungierten als Einsatzzentrale, während sie an einer höher gelegenen Stelle ihren Befehlsstand ausbauten.
Die Oristellungen, die den Asteroideneinschlag und die Bomben überstanden hatten, sollten in einem einzigen schnellen Schlag eingenommen werden.*
Anna kam und salutierte vor ihm.
„Sir, wir haben eine Nachricht von Sheppard bekommen, dass er alle Schiffe im Orbit angreift und sie beschäftigt.
Aber er kann unmöglich sagen, wie lang er sie aufhalten kann und deswegen sollen wir uns an den Zeitplan halten und beeilen.“
Der Colonel nickte bestätigend.
„Ist mir klar, aber hexen kann ich auch nicht…“
Da kam Buck in den Unterstand und brachte gute Neuigkeiten.
„Colonel, alle Abteilungen sind fertig und können mit dem Angriff beginnen.“
Jack hob seine Tasse und gab den Befehl.
„Na dann, Panzer marsch.“
Buck nickte knapp und entfernte sich, während er sein Funkgerät betätigte und den Befehl den O´Neill ihm erteilte, weiterleitete.
Anna und O´Neill warteten noch einen Augenblick und gingen schließlich raus, wo Ronon bei einem kleinen Unterstand wartete.
„Ach, ihr kommt auch schon?“
O´Neill zog die Augenbrauen hoch.
„Wenn es gestattet ist?“
Daraufhin reichte Ronon ihm ein Fernglas und deutete auf die Ebene, wo die Panzer grade das Feuer eröffneten.
Colonel Jack O´Neill konnte befriedigt ansehen wie sie die Anstiege spielend überbrückten, in einem Tempo, dass die Oriartillerie nicht kompensieren konnte.

Auch im Weltall ging es grad hektisch zur Sache, da die Amelia Earhard auf eine Fregatte und drei Zerstörer traf.
Diese kreisten sie zwar ein, aber das Erdenschiff verfügte dafür über die stärkeren Waffen und war die Art leicht überlegen.
„Commodore, einer der Zerstörer dreht ab, er ist angeschlagen.“
Sheppard ließ sich die Anzeige auf den Holoprojektor geben und sah wie der letzte Treffer der Panzerung schwere Schäden zugefügt hatte.
„Gut, geben wir ihm den Rest und dann einen nach dem anderen.“
Die schweren Geschütze des Erdschiffes blitzten mehrmals auf und Momente später war es zu spät für die Oribesatzung.
Der Zerstörer wurde von den Geschossen in der beschädigten Panzerung getroffen und ging in einem Flammenmeer unter.
Doch auch die Amelia Earhard musste kräftig einstecken, da die Ori jetzt wesendlich besser in ihren Angriffen vorgingen.
„Sir, wir haben uns einen mittelschweren Treffer auf Steuerbord eingefangen.“
Commander Hollis klang besorgt und auf der Brücke sprühten schon die ersten Funken, da bei dem letzten Treffer ein Energierelais beschädigt wurde.
Sheppard reagierte daher auch sehr spontan.
„Gut… dann alles abfeuern, was wir haben.“
Als erstes wurde ein Schwall Raketen gestartet und flog spiralenförmig in alle Feindschiffe, in denen sie für schwere Schäden sorgten.
Allerdings waren das alle Raketen die in den Silos waren und das Nachladen würde dauern, es mussten immerhin 160 Marschflugkörper geladen werden.
„Sir, wir haben sie etwas zurück gedrängt.“
Sheppard hatte die Stirn in Falten gelegt und war auch ein wenig nachdenklich.
„Ja, wir gehen zu den Geschützen über.“
Die schweren Artilleriebatterien der Amelia Earhard wurden gestartet und feuerten auf die Ori mit simultanen Feuerstößen.
Dabei wurde alles Feuer gegen ein Ziel konzentriert und die anderen mit den Schilden solange in Schach gehalten, bis dass erste Ziel zerstört war.
Hollis konnte dann auch die nächste Meldung abgeben.
„Commodore, wir haben die Fregatte schwer beschädigt und sie driftet.“
Sheppard nahm dies zufrieden zur Kenntnis und befahl eine Taktische Änderung.
„Gut, geben wir ihnen mit den kleinkalibrigen Waffen den Rest…“
Der Commander verstand es sofort.
„… und die großen auf die anderen Schiffe, Sir.“
John nickte etwas irritiert und lächelte daraufhin, da er den Mann langsam mochte und sich an der Situation erfreuen konnte.
Die Fregatte begann langsam zu zerbrechen und die beiden Zerstörer kamen gegen die Amelia Earhard kaum noch an.
Jedoch hatte auch das Glück des Erdenschiffes ein Ende.
„Sir, wir haben eine Überlastung im Schildgenerator.“
John sah besorgt zu seinem ersten Offizier.
„Doch nichts Ernstes?“
Diesmal musste Hollis die Befürchtungen bestätigen.
„Tut mir leid Sir, aber wir haben bei dem Treffer vorhin etwas mehr abgekriegt und jetzt ist es in den Schildgeneratoren zu einer Überlast gekommen.“
John Sheppard schlug mit der linken Faust auf die Armlehne.
„Verdammt, nicht gerade jetzt.“
Einen Moment später hatte er sich wieder gefangen und gab den nächsten Befehl.
„Schalten sie auf Tarnung um und reparieren sie die Schilde.“
Mitten im Kampf mussten sie ihr Gefecht abbrechen und die Tarnung anschalten, bevor es auf dem Schiff zu ernsten Schwierigkeiten kam.
Trotzdem war Sheppards größere Sorge dass die Zerstörer sich der Bodentruppe annahmen, es war nämlich nicht viel von Nöten, um alle weg zu bomben.
Doch die beiden Schiffe waren stark beschädigt und drehten ab, bevor nur in Betracht kam bei ihrer jetzigen Lage Offensivaktionen zu starten.*


In der Sphäre der Ori:

Der Angriff auf die Torfabrik war natürlich auch den Ori selbst nicht verborgen geblieben und so kamen sie schnell zusammen.
Denn während die meisten sofort einen Gegenschlag ausführen wollten, war bei einigen die es toleranter aufnahmen, die Ansicht eine Kapitulation zu erzwingen.
Allerdings waren diese zu wenige und so stand der Angriff auf die Erdentruppe kurz bevor, da sonst zu große Schäden entstünden.
Allerdings war es fraglich ob sich auch alle Ori beteiligten, weil die meisten als ziemlich träge galten und reinste Junkies waren.
Dies brachte die besser gefassten auch in Rage.
„Wenn wir sie bestrafen, sollten wir geschlossen vorgehen.“
„Das sehe ich auch, da wir gegenüber den Antikern Position beziehen müssen.“
„Und es ein Stärkebeweis für unsere Gläubigen.“
Das passte den extrem Süchtigen allerdings ganz und gar nicht, weil sie seit Jahrtausenden vor allem auf der faulen Haut lagen und den Glauben als Drogen konsumierten.
„Dafür reicht auch einer von euch…“
„Ich brauch Glaubensenergie und keine Aufregung.“
„Muss dass denn sein…?“
Doch bevor sie weiter streiten konnten, wer nun mitmachen wollte und wer weiter Energie auf Kosten der anderen konsumierte, geschah etwas völlig unerwartetes.
Woolsey betrat schweigend den Versammlungsort und wartete dort einen Moment, bis die Ori seine Anwsenheit wahrnahmen.
„Du wagst es, hier einzudringen…“
Bevor die Ori die wegen dem Auftritt völlig sprachlos waren, reagierten, war Woolsey vor der ganzen Versammlung angetreten und eröffnete seine Rede.
„Es ist mir bewusst, dass ihr nichts lieber tätet als mich zu eliminieren und meiner Heimatwelt euren Willen aufzuzwingen.
Aber ihr werdet die Erde nie besitzen und wenn ihr das Erdschiff in dieser Galaxie angreift, so sei euch gesagt, dass ihr dass bitterlich bereuen sollt.“
Diese Worte sorgten für Gelächter unter den Ori die nicht vernebelt waren, als einer der Ori es auch wagte, vorzukommen.
„Und mit welcher Armee willst du das sicherstellen?“
Jedoch hatte Richard Woolsey diese Frage erwartet.
„Mit meiner Armee.“
Den Ori blieb das Lachen im Halse stecken, als unzählige Tausend Antiker aus dem Nebel auf sie zukamen und sich formierten.
Sie trugen Lantianische Rüstungen und kunstvoll gefertigte Schwerter auf dem Rücken, die an Römische Klingen erinnerten.
Allerdings waren die Waffen nur Manifestierungen ihres Verstandes, da dieser Kampf nicht in normalen Maßstäben ablaufen würde.
Vorher sprach Woolsey die Ori allerdings noch einmal an.
„Wir wollen den Kampf nicht führen, aber ihr lasst uns keine andere Wahl.“
Woolsey zog das Schwert und hielt es vor sich in die Höhe, was nach kurzem Zögern auch bei den anderen Antikern geschah.
Sie formierten sich in Linien zu einem Block und warteten nur, dass die Ori diese Provokation nicht duldeten und sich dem Kampf stellten.
Allerdings waren sie auch in der Minderzahl, denn nicht einmal die Hälfte der Antiker war bei dem Aufruf Woolseys gefolgt.
Das glich sich allerdings dadurch aus, dass nur ein Drittel aller Ori wirklich einen klaren Kopf hatte und nicht zu viel Energie inhalierte.
Trotzdem stellten sie sich dem Kampf, auch wenn sie vollkommen überrumpelt waren, weil er für jeden Ori das Letzte war, was er erwartete.


In der Torfabrik:

Nachdem die Panzertruppe die oberen Verteidigungsanlagen im Eiltempo überrannt hatte, war es nun an der Infanterie, die unterirdischen Anlagen einzunehmen.
Allerdings waren diese weniger durch Soldaten oder Originritter geschützt, weil hier Priore an ihre weit entfernten Bestimmungsorte verschickt wurden.
Denn diese Fabrik hatte genug Energie, um Wurmlöcher in andere Galaxien zu öffnen und auf diesen Vorteil verzichteten die Ori natürlich nicht.
Und genau heute sollten ein dutzend Priore in die Pegasusgalaxie geschickt werden, wo sie als Gemeindegeistliche eingesetzt würden.
Aber dazu sollte es nicht kommen…
„Achtung Jungs, holt euch die Leichengestalt auf halblinks.“
Nachdem es in die Korridore runter ging, konnte sich Jack O´Neill selbstverständlich nicht für das Kommandozelt begeistern und ging mit seinen Jungs.
Dabei war er nicht wie früher in der ersten Reihe, aber er stand nur 100 Meter dahinter und als es Probleme gab, kam er mit nach vorne.
„Alle runter, Anti Priorfaust.“
Nachdem das Geschoss gestartet war und den Prior, mit einem Dutzend Soldaten tötete, sah er als erster wieder nach oben.
„OK… Ronon.“
Der Sateder wischte den Staub aus dem Gesicht und ging schnellen Schrittes zu O´Neill wo so etwas wie ein Spezialauftrag wartete.
„Was haben sie für mich, O´Neill?“
Der Colonel wedelte mit der Hand vor seinem Gesicht.
„Verdammter Staub, wo war ich doch gleich…“
Ronon ergänzte ihn sofort.
„Sie wollten mir mitteilen, wo ich hin soll.“
O´Neill kratzte sich darauf kurz an der Stirn und blickte dann wieder seinen Freund an, der für den Moment an einem halbverbogenen Träger lehnte.
Doch auch in Jack arbeitete es enorm, denn er musste Ronon bewundern der sich die Jahre der Gefangenschaft nicht anmerken ließ.
Denn auch wenn er es innerlich nicht einfach wegstecken konnte, sah man ihm äußerlich nicht das Geringste an.
„Stimmt, schnapp dir Anna und erkundet den Gang links, wo ein Team ausgefallen ist und vor dem nächsten Angriff will ich keine Störmanöver.“
Ronon nickte einmal und pfiff dann hinter Anna her.
„Komm schon, wir haben einen Sonderauftrag.“
Sie schlenderte lässig zu ihrem besten Kumpel und neuen Lover, während sie eine Granate bei ihrer Waffe nachlud und dem Colonel ein Zwinkern zuwarf.
„Wir sind gleich wieder da, Chef.“*
O´Neill sah den beiden hinterher, als sie in den Gang stürmten und eine Gruppe Orikrieger bei der Kreuzung überraschten.
Diese wollten eigentlich den Erdsoldaten in die Flanke fallen, aber Ronon und Anna kamen so vor sie, dass sie zu zweit 15 Mann ausschalten konnten.
„Ronon, pass auf…“
Er drehte sich auf der Stelle um und erschoss einen feindlichen Kämpfer der am Boden lag, da er schon schwer verwundet war, aber um sich schoss.
Und dabei zielte er nicht schlecht, denn er verpasste Ronon einen Streifschuss, an der Schulter und hätte fast Anna erwischt, bevor Ronon sein Leben beendete.
Er untersuchte die Schulter und verzog angesäuert das Gesicht, bevor sie weitergingen und für den nächsten Angriff der Ori in Deckung gingen.*
O´Neill sah den beiden nachdenklich hinterher, bevor ihn ein Soldat zu Boden riss, weil schon wieder eine Attacke kam.
„Achtung Sir, Höllenhunde.“
Drei Hunde die entfernt an Doggen erinnerten, stürzten sich ihren gefletschten Zähnen vor das Team der Erde.
Allerdings waren die Soldaten vorbereitet und so setzten sie einen Ultraschallgenerator ein, ob gleich nicht alle Hunde darauf reagierten.
Diese aber wurden von den Ultraschallgeräuschen so irritiert, dass sie zu Boden fielen und auf keinen mehr bedrohlich wirkten.*
Danach erschossen sie die Hunde und die Suche nach dem Hauptkontrollraum ging weiter, für den O´Neill einen Angriff von allen Seiten vorgesehen hatte…*


Währenddessen in der Sphäre der Ori:

Der Kampf hatte begonnen und die Ori ließen es sich auch nicht mehr nehmen, den Angriff zu starten und die Antiker zu überrumpeln.
Deren Überraschung hielt sich allerdings in Grenzen, weil die Ori sie blind attackierten und so kaum gefährdeten.
Denn Woolsey hatte vor dem Kampf klar gesagt, den Drogengeschwächten Zustand der Ori in der Schlacht zu einem Vorteil umzuwandeln.
Die Ori waren individuell stärker, aber dass ähnelte einem Trip, wo man unerwartete Kräfte in sich entdeckte, obwohl man halb weggetreten war.
Und Woolsey konnte dies während der Schlacht immer wieder ausnutzen.
„Theseus, zwei kommen auf dich zu, aber ihr Angriff ist…“
Sein Sohn beendete den Satz.
„… nicht gerade durchdacht, ich sehe es Vater.“
Danach stürzte er sich grade nach vorn und zog seine Klinge durch beide Ori hindurch die auf so etwas gar nicht vorbereitet war.
In den Augen beider sah er noch die Verwunderung und gleichzeitig, dass sie so unter Drogen standen und ihren Tod kaum wahrnahmen.
„Verfluchte Süchtige…“

Theseus drehte sich zu seinem Vater um, der die innere Formationen der Antiker anführte und der dabei sehr klug Taktierte.
Immer wieder stellte er die Kämpfer derart um, dass sie trotz Zahlenmäßige Unterlegenheit zu keiner Zeit ihren Vorteil verloren.
Dafür sorgten auch seine Frau Hestia und Tochter Diana, die nicht selber kämpften sondern so etwas wie Kundschafter waren.
Beide befanden sich etwas erhöht und meldeten den Truppen wo die Ori sich formierten, da er die beiden nicht direkt im Kampf sehen wollte.
„Richard, sie kommen ohne Ordnung genau auf euch zu.“
Er sah für einen Moment über die Schulter und warf seiner Frau einen dankbaren Blick zu, bei dem sie ihm ebenfalls zublinzte.
Danach begab er sich mit seiner Formation in den Kampf und zerschmetterte einen Ori, den er ohne Problem stellen konnte.
„Morgan, wie sieht es bei dir aus?“
Der komplette rechte Flügel war unter dem Befehl Morgan Le Fays, die bisher nicht so viel an Kämpfen auszutragen hatte, wie Woolsey.*
„Sie bedrängen uns, aber dass ist nichts womit wir nicht fertig werden.“
Als sie noch in Atlantis lebte und ihren wahren Namen Ganus Lal trug, diente sie in der Garde Atlantica, einer Infanteriedivision der Antiker.
Morgan führte die Division als Kommandantin, ehe sie in den hohen Rat berufen wurde, da zu diesem Zeitpunkt kaum Führungspersonal vorhanden war.
„Wenn ihr Hilfe braucht, stellen wir uns um…“
Woolsey würgte es aber gleich ab.
„Nein, wir werden unsere Formation halten und auf keinen Fall was umstellen.“
Er musste dabei immer an die Schlacht, auf dem Planeten Nerision denken, als die Antiker auf die Wraith trafen und trotz Überlegenheit verloren.
Die Kommandanten der Lantianer verspielten den sicheren Sieg, weil sie zu viel taktierten, als die Wraith sie angriffen.
Woolsey blieb als Apollo bis zum Ende der Schlacht dabei und ließ sich noch Jahre später, bei jeder erdenklichen Gelegenheit, darüber aus.
Morgan nahm es so hin.
„Wie du es wünscht, aber ich halte mich in Bereitschaft.“
Gleichzeitig zog Hermes mit einer Gruppe ehemaliger Soldaten, des Wraithkrieges auf die Ori an der linken Flanke zu.
Dass waren Veteranen und auch wenn der letzter Kampf, vor Zehn Jahrtausenden stattfand, an den Ori würden sie sich nicht verausgaben.
Hermes musste innerlich grinsen, als viele der Ori vor ihm lautstark Fluchend ankamen und es gerade mal schafften, aufrecht stehen zu bleiben.
„Wohl zuviel Glauben inhaliert…“
Mit ihrem Verstand feuerten sie Energieentladungen ab, aber davon trafen die wenigsten da es den Antikern gelang auszuweichen.
„Meine Damen und Herren, Defensivformation.“
Alle nickten, als Hermes den Befehl gab und stellen sich in ringförmiger Verteidigungslinie in den Raum, um den Angriff abzuwarten.
Und der wurde von den Ori wie üblich durchgeführt, da sie losstürmten und versuchten, in das Bollwerk der Antiker einzubrechen.
Diese aber schlugen ihre Angreifer unter minimalen Eigenverlusten zurück und hielten sich so taktisch in einer viel besseren Lage.
Denn es wurden langsam immer weniger Ori, während die gefallen Antiker fast an einer Hand abgezählt werden konnten.*


In der Torfabrik:

Ronon und Anna kamen am Kontrollraum an und hatten die letzten Wachen erschossen, als so etwas ein leises Klicken zu hören war.*
Sie zog eine Granate und stellte sich neben den Türbogen und wartete drauf, dass Ronon es zu ihr schaffte, weil sie nicht allein reingehen wollte.
Sie hatte nämlich schon einen Blick durch die Tür riskiert und dabei gesehen, dass dort drei so schwer bewaffnete Männer waren, die sie nie allein besiegt hätte.
Daher hockte sie sich ab und warf noch einmal einen flinken Blick durch die Tür, wobei sie es diesmal aber beinahe bereute.
Eine der Wachen sah den Kopf und feuerte, aber der Schuss ging an ihr vorbei und sie zog auf der Stelle ihren Kopf zurück.
„Huh, war ja knapp.“
Da kam Ronon angesprungen und wechselte das Magazin seiner Waffe.
„Verdammt, ich hätte so gern meine alte Knarre…“
Anna musste lächeln, weil sie genau wusste wie er an seiner alten Energiepistole hang, aber es war nicht zu ändern, dass er sich jetzt umstellten musste.
„Du kommst drüber weg.“
Sie zwinkerte ihm zu und hielt ihre Granate hoch, worauf er sich duckte.
„Dann los.“
Anna warf die Granate in den Raum und wartete bis sie hoch gegangen war, dann stürmten sie in das Kontrollzentrum.
Dort waren noch Rauch und Trümmerstücke in der Luft aber dass sollte kein Problem sein, ob gleich sie mit ihrem eigentlich Job begangen.
Ronon sicherte die Tür, während sie einen Laptop aufbaute auf dem sich der Virus befand, der die Sternentore abschalten würde.
„OK, bin gleich soweit.“
Der Laptop arbeitete schneller als erwartet und der Virus wurde in kurzer Zeit aufgespielt, den Rodney McKay mühevoll erarbeitet hatte.
Ronon sah zu ihr.
„Wie lange noch.“
Sie strich eine Strähne zu Seite und machte weiter.
„Der Virus ist drauf, wir können weg.“
Darauf ging wieder zurück und diesmal hatten sie nicht soviel zu tun, wie auf dem Hinweg, so dass sie schnell zum Colonel und den anderen kamen.
Denn so gut wie alle der überlebenden Orikrieger hatten sich zurückgezogen und wollten es in der ihnen verbliebenen Zeit aussitzen.
Die meisten waren eben keine Truppe, mit der großen Erfahrung an der Front und so war auch in den Kämpfen anzusehen, dass sie nicht gut gegen hielten.

Es dauerte nicht lang, bis sie aus dem Berg raus waren und die Transporter aufsuchten, um bei der Evakuierung möglichst zuerst rauf zukommen.
Denn wenn es knapp würde, müsste man alle nicht evakuierten Truppen zurück lassen und auf jeden einzelnen wirkte dies als besonderer Anreiz, sich zu beeilen.
Jedoch sprach Anna vorher noch mit O´Neill.
„Colonel, ich habe den Zünder auf drei Stunden eingestellt.“
Er nahm seine Mütze und fuhr sich über die Haare.
„Gut, auch die Bombe?“
Damit war die Naquadhabombe gemeint, mit der sie den gesamten Komplex zerstören wollten damit die Ori nicht alles wieder rückgängig machten.
Sie blieb aber ganz ruhig.
„Die geht zwei Minuten später hoch, damit der Virus sich ausbreiten kann.“
O´Neill, der seine Mütze wieder aufsetzte und sein Gewehr schulterte, gefiel es und er ging zu seinem Funker.
„Hey, ich muss mal was absetzen.“
Nachdem er das Mikrophon hatte, ließ er sich zu allen Kommandanten verbinden, weil er jetzt den letzten Befehl auf diesem Planeten gab.
„OK Leute, wir rücken ab, also lasst nichts zurück was der Feind erbeuten könnte und dann so schnell wie möglich in die Shuttles.“
Er selbst ging vor und wurde dabei von Ronon und Anna begleitet, während Sergeant Buck an den Landeplätzen alles koordinierte.
Er hatte immer noch mit seiner Verwundung zu tun, aber wollte nicht untätig bleiben, da es an allen Ecken und Enden noch was zu tun gab.
Zum Beispiel mussten ihre Panzer, sowie dass gesamte schwere Gerät verbrannt werden, da er nicht zulassen konnte, dass die Ori etwas intaktes erbeuteten.
Da kam O´Neill auf ihn zu.
„Buck, haben sie mal eine Sekunde?“
Er ging augenblicklich in Grundstellung und nahm Haltung an.
„Natürlich Colonel.“
Jack sah sich um und kam dann näher.
„Sie wissen, dass die Ori den Virus sofort deaktivieren können?“
Er schüttelte den Kopf.
„Sir, bitte seien sie einfach so offen wie immer.“
O´Neill wartete noch einen Moment und ließ es dann raus.
„Ich brauche jemanden, der den Kontrollraum so lang hält bis der Virus wirkt.“
Buck atmete tief ein, als sich plötzlich ein Soldat hinter ihm bemerkbar machte.
„Das übernehme ich, Sir.“
Beide sahen verdutzt über die Schultern und sahen Adam Voigt, den neuen aus dem Team das Irina Jegorowa anführte.
Und Buck musterte ihn schief.
„Junge, warum wollen sie unbedingt sterben?“
Er kam mit gesenktem Kopf nach vorne und blickte beide wehleidig an.
„Weil ich unheilbar krank bin.“
O´Neill setzte darauf gleich nach.
„Wie sind sie dann durch die Medizinischen Tests gekommen?“
Voigt klatschte in die Hände.
„Die untersuchen nicht auf Lungenkrebs und meiner ist so weit fortgeschritten, dass mir grade noch drei Monate bleiben.“
O´Neill wandte sich sofort ein.
„Sie können doch eine neue Lunge bekommen…“
Voigt schüttelte den Kopf.
„Nein, ich habe schon Metastasen im ganzen Körper.“
Buck und sein Kommandant nickten und sagten einfach gar nichts, während Voigt sich zu den Ausrüstungsgegenständen begab.
Hier waren keine Worte notwendig und daher salutierten beide noch einmal, ehe sich Voigt zu seinem letzten Gang aufmachte.


Etwa 150 Minuten später:

Nachdem die Truppe und auch die meisten Gefallenen an Bord waren, ließ John Sheppard den Planeten hinter sich und steuerte das Supertor an.
Dabei holten sie das letzte aus dem Hyperantrieb raus und überzogen ihn auch leicht, aber wer das Tor erreichen wollte, der musste dass Schiff überlasten.
Denn Anna hatte mit dem drei Stunden Countdown dafür gesorgt, dass sich die Sternentore zu diesem Zeitpunkt abschalteten.
Commander Hollis gab Sheppard dann die freudige Meldung.
„Sir, wir haben unser Ziel erreicht.“
Der Commodore atmete erleichtert aus.
„Wurde auch Zeit.“
Nachdem sie den Hyperraum verließen, wartete dort eine kleinere Flotte der Ori auf sie, der es gelungen war sie zu überholen.
Allerdings waren die Ori noch außer Waffenreichweite und so konnte die Crew der Earhard in Sekundenschnelle reagieren.
„Sir, der Verband besteht aus zwei leichten Kreuzern, drei Fregatten und einem Schlachtschiff dass als Flaggschiff fungiert.“
Sheppard dachte einen Moment nach.
„Wie lange noch, bis die Tore abgeschaltet werden?“
Hollis sah auf seine Uhr.
„Nur noch 27 Minuten, Sir.“
Sheppard sah sich noch mal auf der Brücke um und fällte eine Entscheidung, die ihn selbst bei aller Gelassenheit belastete.
„Melden sie der Crew, dass sich alle zu ihren Fluchtkapseln und Shuttles begeben und sich für den Ausstieg vorbereiten sollen.
Wir werden die Ori in ein Gefecht verwickeln und versuchen uns dort durchzukämpfen, um es auf die andere Seite zu schaffen.“
Hollis gab sofort eine Meldung an dass ganze Schiff aus.
„Hier spricht der XO, wir müssen eventuell dass Schiff aufgeben, die Besatzung begibt sich in Windeseile zu den Fluchtkapseln und Shuttles.“
Sofort brach eine große Hektik aus und mit Ausnahme der Brückenbesatzung, lief jeder zu der Zone wo die Evakuierung seines Bereichs stattfand.
Währenddessen nährte sich die Amelia Earhard der Oriflotte und eröffnete das Feuer, dass vor ihnen aber abgefangen wurde.
Trotzdem wurde die feindliche Flotte ziemlich aufgescheucht und verteilte sich, so dass es auf einmal in der Mitte eine Lücke gab.
John Sheppard ließ sein Schiff direkt auf dass feindliche Schlachtschiff zusteuern und gab den Befehl, es frontal zu beschießen.

Die Geschosse der Ori droschen auf dem Schild der Earhard ein und ließen ihn aufglühen, wie auch die Ori ziemlich einstecken mussten.
John Sheppard ließ jede Geschützstellung das äußerstes geben und konzentrierte sein Feuer an zwei parallelen Zielen.
Seine schweren Waffen nahmen das Schlachtschiff unter Beschuss, was gut einstecken konnte und sich gewaltig wehrte.
Alle kleineren Geschütze wurden auf eine Fregatte ausgerichtet und beschäftigten sie während auf der Earhard Energieleitungen barsten.
„Hollis, wie lange noch?“
Wieder gab es eine mittelstarke Explosion, die unter der Brücke stattfand und der Commander musste sich erst wieder finden.
„Wir sind nah genug, um anzuwählen.“
Auf der Brücke hatte sich dichter Rauch gebildet und da bis auf wenige Männer alle schon auf den Shuttles und in den Kapseln waren, löschte niemand die Brände.
Bis Hollis die nächste Hiobsbotschaft hatte.
„Commodore, ein leichter Kreuzer hält genau auf uns zu…“
Sheppard bemerkte, dass das Orischiff einen Kamikazeangriff durchführen wollte und ließ der Sicherheit halber alle Raketen abfeuern, ehe er sich festkrallte.
„Gleich knallt es…“
Die Raketen schossen dem Kreuzer entgegen und detonierten auf dem Schild, konnten aber zu Sheppards Bedauern nicht durchdringen.

Darauf ließ er die Bugwaffen abschießen und ließ es drauf ankommen, als die Earhard Schilde und Heckwaffen verlor verlor.
Der Druck war zu stark und alle Reaktoren am Ende, als die Schutzschilde kollabierten und so die Geschosse auf der Panzerung einschlugen.
„Hollis, anwählen…“
Der XO krallte sich an der Konsole fest und gab die Anwahl ein, als der Kreuzer vor ihnen bei vollem Gegenschub explodierte.
Ein halbes dutzend Geschosse schlug in die Frontaufbauten ein und riss diese auseinander; auf der Earhard brach sofort großer Jubel aus.
„Ja, Volltreffer.“
John Sheppard machte seine beste Siegesfaust, als parallel im Supertor der Ereignishorizont in ihre Richtung drang und eine Fregatte erwischte.
Diese war zu nah dran und wurde nun für ihre Unvorsicht bestraft, während die Earhard es auf den letzten Metern gerade noch schaffte.
Mehrere Origeschosse hatten ihren Antrieb halb aufrissen, aber die Trägheit reichte dass sie in letzter Sekunde durchrutschten.
Auf der anderen Seite ließ Sheppard sofort eine Bestandsaufnahme machen.
„Hollis, wann wirkt der Virus?“
Sein XO musste sich vor lauter Qualm erst mal zurechtfinden.
„In 42 Sekunden, Sir.“
Plötzlich wurde dass Supertor wieder aktiviert und es dauerte nur kurz, bis dass Schlachtschiff aus der Origalaxie da war.
Es kam schnell hindurch, doch plötzlich schaltete sich dass Tor ab und halbierte das Schiff bei der Durchfahrt einfach.
„Sir, der Virus wirkt.“
John sah nur dankbar zur Decke, als er wieder aus den Träumen gerissen wurde.
„Commodore, wir sind zu stark beschädigt und müssen hier raus.“
Sheppard nickte und gab eine Meldung an die Besatzung.
„Jungs und Mädels, wir haben es geschafft, aber jetzt müssen wir unsere Lady leider aufgeben und uns auf unser Glück ver…“
Weiter sollte er jedoch nicht kommen, als wieder eine Energieleitung platze und Hollis ihn bei der Erschütterung herumriss.
Auf diese Art wurde er nicht getroffen, aber sein Commander hatte einen größeren Splitter auf der Stirn und zwei im Kiefer abbekommen.
Sein Kopf fiel leblos zur Seite und John musste sich mehr als nur beeilen, bevor es dass Schiff völlig zerstören würde…


In der Sphäre der Ori:

Die Kämpfe der Aufgestiegenen neigten sich langsam dem Ende zu und die Antiker trugen, in Anbetracht ihrer Friedfertigkeit, einen überraschend klaren Sieg davon.
Zwar gab es noch ein paar Ori, die weiter kämpften, aber die waren nicht mehr in der Lage für die Antiker eine Gefahr dazustellen.
Und deshalb hatten sich auch mehrere von ihnen wieder zurückgezogen und dass Schlachtfeld einfach hinter sich gelassen.
Woolsey war hingegen mit seiner Familie und allen, die es ein für alle Mal beenden wollten in diesen Gefilden geblieben.
Er blickte zu Hermes, der einen Ori mit zwei Energiesalven zerschmetterte.
„Es sind nicht mehr viele…“
Sein alter Freund und Kampfgefährte nickte bestätigend.
„Ja, aber ich will in tausend Jahren nicht zurückkommen…“
Da musste auch Woolsey auflachen und schritt mit seiner Formation weiter vor, wo er den Ori fast schon den letzten Mut nahm.
Die zogen sich zurück und verteidigten sich nur noch, während die Antiker vorrückten und für das letzte Gefecht kaum die letzten Kräfte aufbringen mussten.
Allerdings hatte Hestia davor Bedenken.
„Richard, bist du sicher, dass ihr es nicht warten solltet?“
Er strich sich über das kahle Haupt.
„Auf dem Schlachtfeld greift der erfahrene Krieger erst an, wenn sein Kampf gewonnen ist, in unserem Fall ist das wohl als gegeben zu sehen.“
Sie gab sich damit einverstanden.
„Ja… viel Glück.“
Und obwohl die Antiker mit einem Sturmangriff alles klar machen könnten, entschieden sie in der Situation, keine überstürzten Aktionen durchzuführen.

Theseus erreichte mit seinen Männern und Frauen gerade eine wüste Region wo unzählige Ori kauerten und nichts mehr mitbekamen.
„Vater, Mutter kommt alle her, dass müsst ihr sehen…“
Es dauert nicht lange bis sich dutzende Antiker eingefunden hatten und kaum glaubten, was es zu sehen gab.
Fast 500 Ori schwebten hier herum und ihre Körper aus Energie, waren schon teils zersetzt, so wie bei einem Junkie der bald verenden würde.
Oma Desala wandte sich in Hestia.
„Hast du eine Ahnung, was wir mit ihnen machen sollen?“
Hestia hatte darauf aber auch keine Antwort.
„Wenn wir sie in diesem wehrlosen Zustand töten, wären wir nicht besser als sie.“
Diana, die etwas abseits war, hatte dann eine Idee.
„Was wäre wenn wir sie in einen, wie die Erdenbewohner es ausdrücken, Entzug stecken?“
Alle waren darüber verblüfft aber auch neugierig und Diana brachte es auf den Punkt während Hermes und Woolsey sich die Ori genauer ansahen.
„Ein guter Vorschlag, der unserem Wesen als Lantianer gerecht wird…“
Hermes schwebte ganz nah an einen Ori ran.
„Kannst du mich verstehen…?“
Der Ori war allerdings vollkommen weggetreten und auch Woolsey hatte keinen Erfolg, als es plötzlich einen kleinen Tumult gab.
Einige Ori, die bei relativ klarem Verstand waren, hatten sich hier versteckt und wollten es bei den Antikern mit der Mitleidstour versuchen.
Sie täuschten vor das sie sich nicht mehr wehren konnten, aber Diana hatte einen von ihnen an seinem spöttischen Blick erkannt.
„Vater, hier verstecken sich…“
Weiter kam sie allerdings nicht, da ein Ori Energiesalven auf Woolsey abfeuerte und dieser an seinem ganzen Körper getroffen wurde.
Und grade als dieser Ori den nächsten Angriff starten wollte, warf sich Hermes dazwischen da er seinen alten Freund helfen wollte.
„Apollo…“
Er hatte sich noch nicht erholt und der Körper war schmerzverzerrt, als Morgan Le Fay sich in den Kampf einmischte.
Sie ließ das Schwert aufglühen und drei mächtige Entladungen auf den Ori einwirken, was auf ihn fast tödlich wirkte.
„Ihr werdet nie siegen… unsere Gläubigen beten uns ewig an.“
Die Antiker gaben aber nichts drauf und Morgan machte mit dem weiteren Blitz alles klar, auf den der Ori nichts mehr erwidern konnte.
Seine Matrix platzte auf und er verging in einer dunkelroten Implosion.
„Ich hoffe, dass es nicht mehr viele sind.“
Hestia und Diana sahen sofort nach Woolsey und Hermes, denen es schlecht ging, nachdem in diesem letzten Kampf so viel auf sie einwirkte.
Aber die beiden gaben sich die allergrößte Mühe und konnten mit ihren Heilkräften zumindest bei Woolsey noch etwas machen.
Sein Leben wurde gerettet, während Hermes sich langsam auflöste, während er den anderen in seinem letzten Moment sanft in die Augen sah.
„Lebt wohl, meine Lieben…“
Darauf wandte sich Theseus an die letzten Ori.
„Ihr habt nun die Wahl euch zu ergeben und vom Weg der Unterdrückung abzukehren, was so oder so die vernünftigste Lösung wäre.
Oder ihr entscheidet euch wie bislang weiterzuleben, aber wie es auch sein wird dieser Kampf endet noch heute.“
Dem fügte Morgan Le Fay gleich etwas hinzu.
„Wenn ihr nicht vom Weg eures Unrechts abkehrt, werden wir euch weiter bekämpfen, bis für keinen von euch mehr Gebete erklingen.“
Die letzten klaren Ori sahen nun ein dass sie verloren hatten und ergaben sich, weil es so nicht mehr zu schaffen war, einen Sieg zu erringen.
Sie begaben sich zusammen mit jenen, die von den Glaubensdrogen weggetreten waren, in die Gefangenschaft der Antiker.
Diese verließen dass Schlachtfeld und nahmen ihre Verwundeten mit und auch so wurde ein schwer verwundeter und doch siegreich lächelnder Richard Woolsey davongetragen.



Fortsetzung folgt...
Kapitel 12 by Atlan
2.12 Heimkehr
von Colonel Maybourne



Es war eine der größten und glamourösesten Militärparaden, welche auf der Erde je abgehalten worden war.
Zu Ehren John Sheppards und seiner grandiosen Mission ließen sich die UN nicht lumpen und hielten in Neu Berlin ihre Siegesfeier ab.
Alle Straßen waren von hunderttausenden schaulustigen und feiernden Zivilisten gesäumt, da er ihnen neue Hoffnung gegeben hatte.
Die erfolgreiche Mission der Amelia Earhardt war die absolute Nummer Eins in den Medien, so dass die Crew kaum noch Ruhe hatte.
Sheppard und O´Neill standen selbst auf dem Paradebalkon des Oktagons, von wo der Marsch abgenommen wurde.
„Eine wirklich tolle Parade.“
O´Neill stimmte zu.
„Ja, aber ich bin froh dass ich nicht mitlaufen muss.“
John konnte sein breites Grinsen nicht unterdrücken und im gleichen Augenblick flog über die Menge eine Staffel Jäger und ließ Leuchtraketen los.
Sie gingen farbenfroh über der Menge auf und sorgten für ein Gefühl von Sicherheit, da es auf die Menschen einfach nur befreiend wirkte.
Da trat Franziska Rust an ihre Seite und reichte jedem einen Single Malt.
„Meine Herren, ich habe hoffentlich ihren Geschmack getroffen.“
John nippte dran und war sofort begeistert.
„15 Jahre gelagert, perfekt.“
Und auch Jack konnte dafür begeistert werden.
„Ich liebe diese Stadt…“
Franzi gab ihm einen Stoß.
„Ja, aber wenn sie an früher denken, dort wäre es noch unmöglich gewesen, dass die Parade in Berlin abgehalten würde.
Aber heute freuen sich die Menschen nur, während sie Nationalhelden der Erde werden und in die höchste Laufbahn aufsteigen.“
Franzi spielte darauf an, dass der Präsident ihnen persönlich die Beförderung überreichte, da er in den Umfragewerten nachgelassen hatte.
Und nichts beruhigte Menschen in diesen Zeiten mehr und würde alle Werte verbessern, wenn er zwei große Helden auszeichnete.
Jack würde Brigadier General werden und eine Infanteriebrigade kommandieren, während auf John der Rang des Rear Admirals und eine Flottille warteten.*
Allerdings nahm O´Neill das mit einem Schulterzucken hin.
„Na ja, dann hab ich noch mehr Papierkram vor mir…“
Und darüber war auch Sheppard nicht gerade begeistert.
„Das war schon auf der Earhardt zuviel…“
Franzi nahm einen tiefen Zug aus ihrem Glas und stimmte ihnen zu.
„Wohl war, seitdem ich im Verteidigungsministerium bin, habe ich oft den Gedanken, dass ich die Wände hochgehen will.“
Der Colonel lächelte sie daraufhin an.
„Das ist normal, wenn man vom Schlachtfeld ins Büro oder den Ruhestand versetzt wird, und da es mir schon zweimal passiert ist, kann ich…“
Sheppard viel ihm lachend ins Wort.
„… uns beruhigen, dass es nach einiger Zeit wieder vergeht?“
O´Neill prostete ihm zu und trank wieder, während unter ihnen ein Bataillon vorbeizog und an ihrer Höhe des Balkons salutierte.
Zwei ganze Divisionen mit weit über 23.500 Soldaten würden an ihnen entlang ziehen und bei ihrem Marsch zu ihnen aufblicken.
Gerade flogen wieder F 302 Jets über ihren Köpfen hinweg und feuerten Leuchtraketen ab, auf den Straßen brach gleich wieder großer Jubel aus.*

Zwei Stunden später waren sie mit dem Präsidenten der Unified Nations, Lukanga Muraga, zu einem Ehrenempfang geladen.
Dieser war im Veranstaltungssaal des Oktagons und wurde Live auf der ganzen Erde gesendet, wo über 200 Millionen Menschen an den Fernsehern saßen.
„… und um den Heldenmut der Männer und Frauen zu Ehren, rufe ich jetzt John Sheppard bei aller nötigen Bescheidenheit auf das Podium.“
Unter dem Applaus aller Ehrengäste begab sich der Commodore zum Präsidenten, der ihn auf das Podium zog und die Hand schüttelte.
„Meinen Glückwunsch, John, sie haben das mehr als verdient und es ist mir eine Freude, sie für ihre Verdienste auszuzeichnen.“
Danach wandte er sich wieder zu den Gästen.
„Für seinen Heldenmut und die Entschlossenheit zeichne ich John Sheppard mit der Medal of Honor der Erdstreitkräfte aus.“
Der Präsident nahm den Orden aus der Schatulle und heftete ihn unter großem Beifall auf der Uniform von Sheppard fest.
Dieser salutierte, als Muraga sich wieder an die Menge wandte.
„Zudem wird John Sheppard befördert und in den Rang eines Rear Admirals erhoben, da er auf seiner Mission mehr als nur Führungskompetenz bewies.“
Zusammen mit Johannes Heimeshoff, der für die Beförderung aufs Podium kam, entfernte das Duo die Abzeichen des Commodores und brachte Admiralsstreifen an.
John musste in diesen Moment sogar fast eine Träne unterdrücken, aber er brachte es dann auf eine gefasste Art hinter sich.
Flottenadmiral Heimeshoff schlug ihm noch mal auf die Schulter und ließ ihn wegtreten, da es kein Geheimnis war, dass Sheppard Reden verachtete.

Kurz darauf wurde Jack O´Neill auf das Podium gerufen, da der Präsident auch ihn für alle in der Schlacht geleisteten Taten auszeichnen wollte.
Er ging auf den Präsidenten zu und schüttelte ihm die Hand, der leicht in die Knie ging, weil er so einen starken Händedruck nicht gewohnt war.
„Vorsicht Colonel, sie reißen mir ja die Hand ab.“
Jack, der das mit einem Lächeln hinnahm, zog trotzdem schreckhaft die Hand weg und sah für einen Moment blass aus.
„Habe ich jetzt meine Beförderung verspielt?“
Obwohl er nur ein für einen Einsatz reaktivierter Reservist war, wurde Jack offiziell befördert und Brigadegeneral der Reserve werden.
Die Brigade, die er übernehmen würde, war ein reiner Reserveverband, der mit Freiwilligen besetzt auf dem Mexikanischen Hochland stationiert würde.
Der Präsident nahm es allerdings auch mit Humor.
„Nein Jack, da lass ich sie nicht mehr raus und die Feier müssen sie auch erdulden.“
Jack quälte sich ein müdes Lächeln ab und sah dann in die Menge, die auch schmunzelten und ihn auffordernd fixierten.*
„Danke Sir, ich wollte schon immer mal auf so eine Party.“
Der Präsident nahm ihm dann die Schulterklappen ab und heftete die eines Generals an, da bei aller Gelassenheit noch andere Termine warteten.
„Dann hoffe ich, dass ich ihren Geschmack getroffen habe.“
Jack salutierte und wandte sich dann dem Mikrophon zu.
„Für gewöhnlich bin ich kein Freund vieler Worte und deshalb werde ich mich kurz fassen, da es sicher Wichtigeres gibt als meine Rede.
Wir haben auf dieser Mission Unglaubliches geleistet und darauf können wir sehr stolz sein, es sind aber auch viele gute Männer und Frauen von uns gegangen.
Ich will eigentlich nur an diese Gefallenen erinnern und bitte nun Sergeant Major Buck, dass er all diesen Gefallenen einen letzten Gruß schickt.“*
Auf dem Videobildschirm hinter ihm wurde eine Ehrenformation gezeigt, welche vor dem Orikrieg-Denkmal stand.
Auf diesen Denkmalreihen wurden in regelmäßigen Abständen die Namen der Gefallenen und ihre Todestage eingemeißelt.
Heut würden hier 21 Schuss Salut für jene Soldaten abgefeuert, die der Galaxie der Ori nur als Gefallene entkamen…*


Am nächsten Tag:

Als die offiziellen Anlässe und Feierlichkeiten abgegolten waren, ging der Alltag weiter, da es bis zur Hauptinvasion der Ori viel zu tun gab.
Auch wenn ihnen die Nachschublinien genommen worden waren, so waren sie dennoch in der Lage, auf die Erde loszumarschieren.
Und daher gab es eine Einsatzbesprechung im Oberkommando, an der die Generäle, Admiräle und ihre Stabschefs teilnahmen.
Auch eine Abordnung Heredions war dort und wurde von Faaron Dakamar angeführt, da er zu den wichtigsten Aktivposten der Streitkräfte zählte.
Sein Geschwader aus Schlachtkreuzern war vielleicht der größte Trumpf, auf den die Erde bei den kommenden Kämpfen zugreifen konnte.
Nun hatte allerdings Flottenadmiral Heimeshoff das Wort.
„Da wir wissen, dass die Ori ohne Nachschub aus der Heimat ausharren müssen, haben wir auf einmal die Möglichkeit sie zu schlagen.
Natürlich stehen unsere Chancen nach wie vor schlecht, aber es gibt durchaus die Möglichkeit, sie vernichtend zu besiegen.“
Sheppard stimmte ihm gleich zu.
„Da haben sie Recht, Sir, und nachdem was wir in ihrer Galaxie sahen, gehen sie auch auf dem Zahnfleisch und sind…“
Er wurde aber gleich von Nina König unterbrochen.
„Das haben sie in ihrem Bericht nicht erwähnt.“
John atmete tief und versuchte die Geheimdienstchefin zu beruhigen.
„Das stimmt und spreche auch eher meine persönlichen Eindrücke aus, was im Kampf und bei den Gesprächen der Mannschaft rüber kam.“
Da meldete sich Dakamar.
„Bitte sprechen sie weiter, ich würde gerne ihre Meinung hören.“
Alle Augenpaare richteten sich nun auf den neu ernannten Rear Admiral, der kurz wartete, auf ein stummes Nicken von Heimeshoff aber begann.
„Nun, wie soll ich es sagen, aber die Oritruppen machten den Eindruck, als würden auch sie an einem Truppendefizit leiden.
Die Armee in ihrer Heimat hatte nicht annähernd die Kampfkraft und Umsicht, mit der sie so viele Siege über uns errungen hatten.
Und nachdem, was sie uns an Schiffen gegenüberstellen, ziehe ich den Schluss, dass sie alles in die Invasionsflotte gesteckt haben und kaum über Reserven verfügen.“
Dakamar stimmte gleich mit ein.
„Ich muss ihnen Recht geben, John, und kann dafür eine Erklärung liefern, da viele Planeten in meiner Heimatgalaxie nur geringfügig bevölkert sind.
Die Ori haben den Großteil der Bevölkerungen auslöschen lassen und einzig Heredion war bei diesen Säuberungen weitgehend vorschont worden.“
Das brachte wieder Nina König auf den Punkt.
„Dann ist der Verlust ihrer Welt für die Ori gravierender als gedacht…“
Dakamar bestätigte es mit einem ganz fiesen Grinsen und trank etwas Wasser.
„Da haben sie Recht, weil wir die einzige Schwerindustrie besaßen und das Equipment jetzt in mittelalterlichen Dörfern gebaut werden muss.“
Im Kopf Königs begann es sofort zu rotieren.
„Falls wir die Tore wieder aktivieren können, sollten diese Dörfer durch getarnte Schiffe…“
Allerdings fuhr ihr Heimeshoff gleich in die Parade.
„Kommt überhaupt nicht in Frage Nina, die Tore sind offline und dabei bleibt es.“
Während sie still und leise schmollte, kam Dakamar eine Idee, wie sie dem großen Kampf, den jeder fürchtete und zugleich erwartete, hinauszögern konnte.
„Was halten sie davon, kleine Angriffe gegen Vorposten und Aufklärer durchzuführen, die für Hata nur von geringem Interesse sind?
Da würde es völlig reichen wenn je ein Tarnboot aus dem Hyperraum springt und die Bomben an den jeweiligen Zielen abwirft.“
Heimeshoff war davon gleich angetan.
„Sie meinen Hit and Run Attacken, um den Vormarsch zu verlangsamen.“
Das nicken Dakamars reichte ihm völlig aus und der Flottenadmiral machte sich eine Notiz, in Samantha Carters Büro anzurufen.
Zugleich ließ er eine kleinere Pause einlegen, um die neuen Kenntnisse sich setzen zu lassen, bei denen auch er teils überrascht war.
Und weil Nina König sowieso immer anstrengend war, konnte er es nicht erwarten, dass es sie mal wieder von ihm wegzog.


Sanctuary, in den Ruinen der ehemaligen Hauptstadt:

Piet Hata, der Oberbefehlshaber der Invasionsflotte der Ori, schritt mit einer Eskorte durch die völlig zerstörte Hauptstadt.
Alle Häuser bestanden nur noch aus halben Wänden und kaum eines der Dächer war intakt, so dass Wind und Wetter ihr Werk taten.
Vereinzelt gab es schwelende Brände und der ein oder andere Hund lief durch die Straßen, bei denen allerdings auch der Hunger zu sehen war.
Gleichzeitig durchkämmten die Orisoldaten noch ein paar Häuser und suchten Wertsachen, ob es nun Silberbesteck oder Alkohol war.
All dies kümmerte den Admiral aber nicht wirklich, weil er das wohl einzig intakt gebliebene Haus der ganzen Stadt ansteuerte.
Einer seiner Flaggoffiziere begrüßte ihn.
„Seid willkommen, Admiral Hata.“
Er schnaubte jedoch nur aus.
„Ja, ja, worum geht es?“
Sein Offizier stand stramm und machte einen sehr besorgten Blick, der Hata alarmierte, weil er für gewöhnlich nichts Gutes verhieß.
„In der Armee gehen Gerüchte um, dass die Ori sich abgewandt haben und da die Tore es nicht mehr schaffen…“
Hata fuhr ihn darauf gleich an.*
„Sie sind schon der fünfte, der mir das sagt und langsam verliere ich die Geduld, also wenn es nicht zuviel verlangt ist, sorgen sie für Ruhe in der Truppe.“
Danach wandte er sich wutschnaubend ab.
„Abergläubische Trottel…“
Er wandte sich ab und nahm die Treppe zum ersten Stock, da er einen Offizier, der gestern auf dem südlichen Kontinent gefangen wurde, persönlich verhören wollte.
Es gab noch versprengte Erdensoldaten, die auf Sanctuary waren und Zivilisten versteckten. Und die Ori hatten nicht genug Männer, um die ganze Welt zu durchsuchen.
Und so stieß der Admiral die Tür mit einem Ruck auf.
„Ich nehme an, sie wissen wer ich bin.“
Der Offizier der Erdenmarine erhob sich langsam und musterte seinen Kontrahenten, ehe er es für nötig hielt zu antworten.
„Sie sind Hata, der Schlächter.“
Sein „Kosename“ gefiel dem Admiral eher weniger und der mürrische Blick sagte, dass es auf keinen Fall angebracht war, ihn noch weiter zu reizen.
„Ja… und wer sind sie?“
Der Gefangene richtet die Uniform und stand stramm, auch wenn aus den Augen nur Abscheu und Verachtung sprachen.
„Colonel Paul Davis, Verbindungsoffizier der Erdstreitkräfte zur Remanischen Armee und auf keinen Fall werden sie von mir mehr erfahren.“
In Hatas Kopf begann es zu arbeiten und er musste verhalten auflachen.
„Sie sind einer von den diplomatischen Offzierskaspern, die dafür sorgen, dass all ihre Alliierten bei der Stange bleiben.“
Davis drehte sich halb weg und verengte die Augen.
„Wir haben wenigstens Alliierte.“
Dies schien dem Orikommandeur aber zu amüsieren und kam weiter auf ihn zu.
„Hatten Alliierte.“
Davis verzog seinen Mund und wollte sich wieder setzen, als Hata nachhakte.
„Hören sie mir gut zu, wenn sie mir verraten was ich wissen will, lasse ich sie am Leben und es ist auch eine bessere Unterkunft drin.
Weigern sie sich, führe ich sie einem Prior vor und werde den jämmerlichen Rest von ihnen in einer Jauchegrube exekutieren lassen.“
Davis stand augenblicklich in militärischer Grundstellung.
„Die Jauche ist sicher angenehmer als das Karma ihres Priors.“
Hata schüttelte den Kopf und ging wieder.
„So stur, aber wenn sie drauf bestehen…“
Der Admiral war nicht ganz aus der Tür gegangen als eine Explosion das Haus erschütterte, er selbst musste sich am Türrahmen festhalten.
Die Wände vibrierten enorm und eine Wache wurde von den Erschütterungen umgeworfen, es war dann aber wieder urplötzlich vorbei.
Hata war allerdings ganz und gar nicht davon angetan.
„Ich will sofort wissen, was das eben war.“
Über Funk kam dann eine Meldung für ihn rein.
„Admiral, Erdensoldaten sind aus dem Hinterhalt aufgetaucht und ermordeten zwei Priore, bei dem Anschlag haben sie einen versteckten Sprengsatz gezündet.“
Dies war ein Attentat der FOTs die nach der Einnahme den Kampf als Guerillas fortsetzten, in einer Vorgehensweise wie Terroristen.
Hata blinzelte Davis vor Wut in die Augen, ehe er ging.
„Das nützt euch auch nichts mehr.“
Der Colonel setzte nur ein gönnerisches Lächeln auf und wartete, dass die Männer ihn hier bei der nächsten Aktion rausholen würden.
Obwohl er größtenteils als Verbindungsoffizier arbeitete, so war er der letzte Flaggoffizier auf dem ganzen Planeten.
Er hatte die Guerillaeinheiten aufgestellt und war nur durch Pech gefangen worden, aber da zu seinem Glück alle zusammenhielten, war seine Befreiung schon geplant.


Währenddessen auf der Erde:

Nachdem die Gespräche im Verteidigungsministerium zu Ende waren, trafen Faaron Dakamar und Alexander Reineke in der UN aufeinander.
Beide wollten sich kennen lernen und Reineke hatte dafür gesorgt, dass Dakamar es so schnell wie möglich nach New York schaffte.
Und Dakamar konnte es kaum erwarten in Big Apple einzutreffen, da er noch nie in einer Stadt so groß wie diese gewesen war.
Denn auch auf seiner Heimatwelt Heredion fasste die größte Stadt gerad 350.000 Menschen, da die meisten Leute in Kleinstädten oder auf dem Land lebten.*
Daher bekam er den Mund kaum zu, als der Gleiter durch die Häuserschluchten flog.
„Es wäre eine Schande gewesen, all das zu bombardieren…“
Als der Pilot sich umdrehte, wank er allerdings ab.
„Keine Sorge, ich führe Selbstgespräche.“
Der Pilot schüttelte irritiert den Kopf und sah wieder nach vorn, während ein Haus der UN auf ihrem Schirm angezeigt wurde.
Es lag etwas abgelegen in Manhatten und wurde hauptsächlich für Empfänge genutzt, aber bei diesem Gast stand etwas anderes im Vordergrund.
Und Vizepräsident Reineke begrüßte ihn auch gleich auf dem Dach.
„Großadmiral, endlich treffen wir uns persönlich.“
Dakamar griff die Hand beherzt.

„Ebenso, nachdem ich ihre Veröffentlichungen nahezu verschlungen habe, ist das Treffen bei mir fest eingeplant gewesen.“
Alexander Reineke hatte drei Bücher geschrieben, in denen er den Goa´Uld-Krieg und den Ori-Feldzug in allen Einzelheiten beschrieb.
Die eigentlich als militärische Fachbücher verfassten Werke wurden zu Weltbestsellern und er ein mehrfacher Millionär.
Natürlich gelangten sie zu den Ori und obwohl alle streng verboten waren, konnte Dakamar es in mühevoller Arbeit schaffen, sie zusammen zu tragen.
Und Reineke quittierte dies mit einem Lächeln.
„Dabei wollte ich nur meine Erfahrungen an junge Offiziere weitergeben…“
Dakamar begab es an seine rechte Seite und zeigte dann auf die Stadt.
„Ja, das kenn ich… diese Stadt ist zudem gewaltig, so was hab ich noch nie zuvor gesehen; auf keinem Planeten und ich war auf vielen.“
Der Vizepräsident lächelte und dachte dabei an den Unrat, der in einer Stadt wie New York zu einem der Hauptprobleme zählte.

Nur Minuten später waren sie in einem Besprechungsraum, der sehr edel eingerichtet war und Dakamar durchaus erfreute.
Die Wände waren mit Holz und Marmorreliefs ausgekleidet, während im Kamin ein Feuer auf den Besucher Heredions einwirkte.
Er selbst fand diese Einrichtung sehr geschmackvoll.
„Ich muss schon sagen, hier könnte ich mich wohl fühlen.“*
Reineke lächelte und führte ihn zu einem Sessel, bevor er ihm einen Weinbrand reichte und so das Eis weiter aufzubrechen versuchte.
„Bitte sehr, eine Spezialität aus meiner Heimat.“
Dakamar nahm einen Zug und atmete dann scharf ein.
„Dann versteht man in ihrer Heimat gute Tropfen zu produzieren…“*
Der Vizepräsident nahm die Geste wohlwollend auf.
„Ich werde es weiterleiten… aber nun mein wichtigeres Anliegen und das ist Heredion, den sozusagen neusten Zuwachs in unserem Sonnensystem.“
Dakamar schenkte sich selbst nach und übernahm dann das Wort.
„Gut, dass sie aufs Thema kommen, denn ich wollte im Namen meiner Welt einen Antrag auf volle Mitgliedschaft in den Unified Nations stellen.
Da wir Teil ihres Sonnensystems sind und die Ori auch unser Feind, ist dies für uns ein Schritt der notwendig ist, um unseren Planeten zu schützen.“
Reineke, der ganz still blieb, spreizte seine Finger vor den Lippen.
„Das würde bedeuten, dass die Heredionen Bürger der Erde würden und dass sie persönlich an das Kriegsverbrechertribunal in Den Haag überstellt würden.“
Dies überraschte den Admiral und er musste tief schlucken.
„Sie meinen wegen der Jahre, in denen ich die Oriarmee angeführt habe.“
Ein Nicken Reinekes bestätigte das.
„Das stimmt und ich wüsste nicht, was ich den Hinterbliebenen sagen sollte, wenn man sie bei so einem Vorwurf davon kommen ließe.“
Dakamar antwortet ganz spontan.
„Das sowohl mir als auch meinen Kameraden eine Waffe an den Kopf gehalten wurde und bei unseren Familien immer…“
Allerdings bemerkte er nun ein süffisantes Lächeln auf Reinekes Gesicht und er begriff, das er gerade geleimt wurde.
„Das war nur ein Scherz…?“
Der Vizepräsident konnte sein Lachen nicht mehr zurück halten.
„Das konnte ich mir nicht verkneifen und machen sie sich mal keine Sorgen, sie und ihre Welt werden mit offenen Armen empfangen.“
Er hob darauf sein Glas.
„Also Faaron, wie stehen wir beide zueinander?“
Der Großadmiral stieß mit ihm an.
„Ich denke, dass dies der Beginn einer guten Freundschaft und Partnerschaft ist, mit der wir es schaffen, die Ori ein für alle Mal loszuwerden.
Danach werden wir diese Galaxie wieder aufbauen und sie formen, wobei wir unser Wissen in einen Topf werfen und es gemeinsam nutzen.“
Reineke stieß kräftig ein, weil es genau das war was auch ihm vorschwebte und so wurden auf diesem Treffen noch viele Weichen gestellt.
Alexander Reineke brachte die Ideen und Vorstellungen der Erde ein, während es Dakamar zu verstehen wusste, Heredions Beitrag angemessen beizusteuern.


Auf Sanctuary:

Piet Hata war sauer, da die versprengten Erdeneinheiten den Ori besser organisiert begegneten und die Ori keine Erfahrung im Antiterrorkampf hatten.
Und das rächte sich auf diesem sehr unzugänglichen Planeten, wo es außer den beiden Städten so gut wie nur Dickicht und Berge gab.
Für Guerillas war Sanctuary ein Paradies und die Ori mussten das schmerzlich erfahren, da es keinen Tag gab, an dem kein Attentat durchgeführt wurde.
Die Bomben gingen zielgenau hoch und Anschläge auf Offiziere sowie Priore waren auch bei der besten Bewachung kaum noch abwendbar.*
Hata selbst war gerade auf dem Rückweg zu einem Flugfeld und fuhr an Ruinen vorbei, wo vor ihm viele Leichen im Geröll lagen.
Kaum ein Zivilist hatte sich unterworfen und die Ori machten sich nicht die Mühe, die Leichen zu begraben, weswegen sie einfach liegen blieben.
Er wedelte sich den Leichengeruch aus der Nase, als eine Meldung kam.
„Admiral Hata, alle Orici haben sich auf diesem Planeten versammelt und verlangen, dass ihr in Kürze zu ihnen stoßen sollt.
Sie wollen wegen des Angriffes gegen die Erde ein letztes Mal mit euch sprechen und ihr habt euch laut ihrem Befehl sofort einzufinden.“
Er blickte sich grimmig um.
„Die haben mir gerade noch gefehlt… und wo residieren sie?“
Der Funker verneigte sich ehrfürchtig.
„Im ehemaligen Quartier des Irdischen ONI.“
Hata gab dem Piloten ein Zeichen und dieser änderte den Flug, um das ONI Hauptquartier zu erreichen, dass nicht weit entfernt war.
Nach dem Fall haben die Ori versucht an die Daten in den Computern zu gelangen, doch da es Erdsoldaten gelungen war, sie zu löschen, war ihre Mühe vergeblich.
Später wurde es noch als Unterkunft genutzt und Hata hatte dort sein Büro eingerichtet, weil er die Enge auf den Schiffen langsam satt hatte.

Die Orici hatten sich in einem Raum versammelt und warteten betend auf Hata, weil sie sich auf einmal fürchteten, etwas allein zu entscheiden.
Sie hatten ihren Kontakt zu den Ori verloren und wussten nichts von der Schlacht, die für diese mit der totalen Niederlage geendet hatte.
Daher nahmen die Orici einfach an, dass ihre Götter das Vertrauen verloren hatten und dass es nun endgültig an der Zeit war, dieses zurück zu erlangen.
Jeder einzelne von ihnen stand daher auch in einem Halbkreis und hatte den Kopf gesenkt, auf die Hoffnung hin, durch Gebete etwas zu erreichen.
Da kam Hata in den Raum gestürmt und polterte gleich los.
„Worum geht es?“
Der ranghöchste Orici drehte sich langsam um und nahm seine rote Kapuze ab.
„Admiral, wie gut, dass ihr es einrichten konntet.“
Hata ließ sich allerdings nicht aufhalten.
„Was gibt es so wichtiges, dass ich meine Truppeninspektion abbrechen muss?“
Der hagere Mann in der Robe kam langsam auf ihn zu musterte den Flottenkommandanten, da er ihn seinen Augen zu vorlaut war.
Allerdings war das jetzt nicht wirklich von Bedeutung und so streifte er sein Gewand glatt, er wollte so ein wenig würdevoller rüberkommen.
„Wie werden sofort die Erde angreifen!“
Darauf musste der Admiral, der sich fordernd aufgebaut hatte, aufpusten und sah ihnen allen in die Augen, da er das für eine Scherz hielt.
„Und mit welcher Armee, wir brauchen noch Wochen der Vorbereitung?“
Der Orici schüttelte jedoch den Kopf.
„Nein, wir sind in der Gnade der Götter und müssen sofort aufbrechen.“*
Hata fixierte ihn genau und konnte den Braten riechen, weil die Augen seines Kontrahenten es verrieten, dass er Selbstzweifel hatte und sich fürchtete.
Und auch die restlichen Orici hatten alles von der einstigen Überlegenheit verloren, was sie zu verbergen versuchten, wenn auch erfolglos.
Er ließ sich diesmal jedoch nicht ködern.
„Ich will wissen, was hier los ist.“
Die Orici tauschten Blicke aus, die teilweise hilflos waren und anderseits auch ausdrückten, es auf keinen Fall unter ihrem Stolz zu verkaufen.
Wie sie es dem Admiral auch immer sagten, würde ihn in den kommenden Minuten prägen, in einer Weise, die entweder nützlich oder schadhaft wäre.
„Die Feuer von Celestis sind erloschen…“
Hata blickte für einen Moment ganz leergefegt drein, bis er zusammen sank.
„Haben die Erdenmenschen eine Waffe durch das Tor geschickt…?“
Da ging der Orici aber gleich dazwischen.
„Nein, wir haben die Gunst der Ori verloren, da der Krieg zu lange dauert.“
Und eine weibliche Orici, die ebenfalls ihre Kapuze abnahm, setzte gleich nach.
„Wir könnten diese nur zurückerhalten, wenn wir einen grandiosen Sieg holen und der Erde in Kürze das Siegel der Ori aufdrücken.“*
Bislang hatte sich Hata alles ruhig angehört und einmal eine Augenbraue hochgezogen weil es allgemein bekannt war, dass Orici ungern unterbrochen wurden.
Doch jetzt ging er dazwischen.
„Ich finde, dass wir uns zurückziehen und unsere Kräfte neu aufbauen sollten, da wir jetzt, bei allem nötigen Respekt, auf dem Trockenen sitzen.
Die Tore sind ausgefallen und wir haben auch keinen Nachschub…“
Da wurde er unterbrochen.
„Nein, ein Rückzug steht nicht zur Diskussion, wir greifen sofort an, dass ist der Wille der Ori und der einzige Weg, ihre Liebe zurück zu gewinnen.“
Der Admiral sah alle vor sich einfach nur fassungslos an und konnte nicht glauben, dass es bei ihnen einfach nicht in die Köpfe wollte, was er zu sagen hatte.
Auch wenn die Orici mächtig waren und über großes Wissen verfügten, war ihr Fanatismus so hinderlich, wie ein Soldat ohne Motivation.
Doch sie wollten nicht hören und hatten sich in ihrer Meinung festgefahren, was das für ihn so viel schwerer machte, seine Argumente vorzubringen.


Derweil auf der Erde:

Faaron Dakamar kam von einem geheimen Treffen der UN und musste eine Pause machen, da die Verhandlungen anstrengender waren als gedacht.
Er hatte sich eigentlich gut geschlagen, aber bei den Diskussionen wurde er dann müde, da bei ihm das lange Reden einschläfernd wirkte.
Denn als Kommandeur musste er nur Befehle geben die umgesetzt wurden, aber hier waren so viele Leute an Endscheidungen beteiligt, wie er es noch nie gesehen hatte.
„Ich störe sie doch nicht…“
Dakamar wurde aus seinen Gedanken gerissen und sah zur Seite, wo eine drahtige Frau war, in der Uniform der Flotte und mit einem Blick, der einem Tiger ähnelte.
„Nein, tun sie nicht… sie sind…?“
Sie kam einen Schritt auf ihn zu und reichte ihm energisch die Hand.
„Nina König, ONI.“
Jetzt wich Dakamar zwei Schritte zurück und hatte einen besorgten Blick, weil ihm diese Frau mehr Angst einjagte, als die ganze Ori-Armee.
Jeder in Hatas Flotte wusste wer sie war und vor allem zu was sie fähig war, so dass selbst das überhebliche in den Orici verschwand, wenn ihr Name fiel.
„Sie wollen mich doch nicht…“
Sie, hintergründig und berechnend lächelnd, schüttelte den Kopf.
„Nein, dann wäre das längst erledigt.“
Admiral König zog einen kleinen Holoprojektor aus ihrer Tasche, der ein Abbild Heredions in den Raum warf.
„Es geht vielmehr um ihren Planeten…“
Während bei Dakamar die Mundwinkel absackten, hob sie beruhigend die Hand.
„Und keine Sorge, es geht nur um Orikollaborateure.“
Seine Miene besserte sich jetzt deutlich und beide gingen ein paar Schritte, ehe ein Fenster, bei dem eine Bank stand, in Sicht kam.
„Setzen wir uns doch, dann lässt es sich besser reden.“
Sie schlug ihre Beine übereinander und Dakamar ließ einen Meter Abstand zwischen ihnen, er war sich der Geheimdienstchefin nicht geheuer.
„Und was haben sie genau vor?“*
Die letzten Strahlen der Sonne schienen durch das Fenster und verliehen ihrem Gesicht beinahe einen Hauch von Verletzlichkeit.

„Ich will mehrere… Spezialisten zu ihrem Planeten schicken, die den Kollaborateuren und der noch ori-loyalen Militärs einen Besuch abstatten.
Danach bewerten wir, wie wir mit diesen… Personen verfahren und ich würde mich wieder so in einer Woche bei ihnen melden.“
Er war misstrauisch und mit kritischem Blick aufgestanden.
„Planen sie etwa Säuberungen?“
König stand ebenfalls auf und lächelte ganz sanft.
„Aber Faaron, wo denken sie denn hin?“
Allerdings wusste sie nicht, dass diese Masche bei ihm nicht zog.
„Das sie mich als Marionette offiziell um Erlaubnis bitten, um dann auf meinem Planeten Tage des Mordes und Totschlags abzuhalten.“
Sie klopfte ihm auf die Schulter.
„Ich dachte eigentlich an Wochen… doch jetzt im Ernst, sie wollen die auch loswerden und es ist nun mal so, dass ich die beste in dem Job bin.“
Er hob beide Hände und wollte schon gehen.*
„Ja, aber nicht auf diese Art.“
Nina König lief ihm hinterher und packte ihn am Arm.
„Ja klar, sie sind ein ehrenhafter Soldat und wollen sie verhaften und vor Gericht stellen, da es ihr Sinn für Gerechtigkeit verlangt.
Aber jetzt sag ich ihnen mal was und zwar, dass sie Schauprozesse am Hals haben würden, die über Jahre gehen werden.
Und wenn sie Pech haben, werden alle Verräter auch noch freigesprochen und das ist es dann absolut nicht wert…“
Sie machte einen Moment Pause und ließ ihre Worte wirken.
„Ich biete ihnen an die Verräter loszuwerden, ohne dass sie durch windige Anwälte wieder bei Empfängen grinsen und von der „Gerechten Justiz“ schwafeln.
Oder wollen sie, dass einer von ihnen noch ein Buch darüber schreibt, wie schlimm er litt, da er ja nur um sein Volk zu schützen kollaborierte?“*
Er drehte sich weg und sah nach einem Moment schuldbewusst auf.
„Sie haben Recht und ich erlaube ihnen alles nötige, aber nur in Begleitung von Heredionen, die zu meinen engsten Vertrauten zählen.
Und damit wir uns richtig verstehen, es gibt nur Exekutionen, wenn die Schuld so einwandfrei wie nur möglich feststeht.“
Sie grinste und schlug ein.
„Abgemacht, wir halten uns… etwas… zurück.“
Zwar war es ihr nicht wirklich Recht, aber da sie Dakamar und den Planeten brauchten, war in diesem Fall mal Diplomatie von Nöten.
Und letztlich würde er mitmachen, denn Oritreue Truppen können im Sonnensystem der Erde nicht geduldet werden.

Nach dem merkwürdigen Treffen lief er zurück aufs Meeting und ließ ihre Worte wirken, da er ziemlich verunsichert war.
Nina König war weitaus mehr als nur gefährlich und er wollte nicht auf die Liste kommen, bei der er sich gleich selbst eine Kugel geben konnte.*
Schließlich schlug er den Gedanken aus dem Kopf, als Admiral Heimeshoff ankam und ihn zu einem kleinen Gespräch mitführte.
„Faaron, einen Moment.“
Beide gingen etwas Abseits und vergewisserten sich, dass keiner zuhörte.
„Sie sehen besorgt aus.“
Heimeshoff versuchte die Worte wegzulächeln, was ihm allerdings nicht gelingen sollte.
„Tja, was ich sagen… nicht alles wird von anderen mitgetragen.“
Dabei wurde Dakamar misstrauisch.
„Das versteht ich jetzt nicht.“
Er wurde von Erdenadmiral am Arm gepackt und noch einen Meter weiter gezogen, weil er so viel Abstand zu den anderen Erdoffizieren wollte, wie möglich.
„Ich hatte den Start zweier Tarnboote befohlen und sie auf einen Oriaußenposten angesetzt, so dass wir ihren Vormarsch ins Stolpern brächten.
Allerdings musste ich feststellen, dass keiner von Generalstab meine Entscheidung guthieß, so dass ich jetzt alles langsamer angehen muss.“
Dakamar runzelte die Stirn.
„Was hatten die denn zu meckern?“
Allerdings konnte Heimeshoff bei der Begründung auch nur den Kopf schütteln.
„Ach die Analytiker glauben dass wir bei der Invasion auf kein Tarnboot verzichten dürfen, es könnte ja sein, dass dann genau ein Schiff den Unterschied macht.
Und ich hatte ja unvorsichtigerweise zwei entsannt, die so wichtig sind, dass wir überrannt und vernichtet werden, wenn auch nur eines ausfällt.“
Der Heredione rollte nur noch mit den Augen.
„Einfältige Narren…“
Er ging ein paar Schritte im Kreis und hob dann seinen rechten Zeigefinger.
„Aber davon können wir und auf keinen Fall aufhalten lassen, denn wir müssen wissen, inwiefern sie schon vorgerückt sind.
Daher würde ich gerne einen Heredionischen Kreuzer losschicken, der uns über den Stand der Flotte auf dem Laufenden hält.“
Jetzt war allerdings Heimeshoff dagegen.
„Nein Faaron, wir könnten auf keinen Fall auf eines ihrer Schiffe verzichten, aber ich habe für so was noch ein Ass im Ärmel.
Aus dem Krieg gegen die Goa´Uld haben wir einen alten Alkesh im Hangar, der Staub ansetzt und mal wieder einen Flug bräuchte…“
Dakamar schnalzte mit der Zunge.
„Zugegeben, dass ginge auch, aber haben sie dafür überhaupt eine Besatzung?“
Da musste Heimeshoff einknicken.
„Nein… aber… ich suche mir dafür Piloten.“
Dakamar packte ihn am Arm und beide gingen zurück zu den anderen Offizieren.
„Dann schlag ich eine gemischte Besatzung vor, um die Allianz zu vertiefen und ich habe auch Männer, die das packen.“
Heimeshoff war sehr zufrieden und stolz drauf, was er mit seinen neuen Partner schaffte, da er sonst viel länger für alles veranschlagen musste.
Denn normalerweise brauchte es immer etwas länger bis gewisse Leute reagierten, was sich in Dakamars Fall genau andersrum war.


In den Ruinen Sanctuarys:

Piet Hata war vor einer Stunde noch einmal zu den Orici zurückgekehrt, da er die Invasion auf einen späteren Zeitpunkt verschieben wollte.
Allerdings ließen sie ihn warten und wollten zuerst beten, was Hata aber als Ausrede abtat, für seine Kritik beim letzten Treffen.
Schließlich öffnete sich die Tür, wo ein Diener heraus kam und sich verbeugte, nachdem er an den Admiral herantrat.
„Bitte, die Orici erwarten euch.“
Er beachtete den Mann aber nicht weiter und stürmte in den Raum, da er versuchen wollte, für seine Flotte noch mal alles rauszuholen.*
„Ich weiß, dass ihr euch festgelegt habt und kaum von eurer Meinung abtreten werdet, aber bei allem was mir heilig ist, überlegt es euch noch mal.
Die Flotte ist noch nicht so weit und wenn wir keinen Nachschub erhalten, dann ist es nicht zu schaffen und wir sollten warten.“
Nun kam der ranghöchste Orici wütend vor.
„Wir haben das schon mal gesagt, dass wir in der Gnade der Götter stehen und wir auf der Erde einmarschieren werden.
Und wenn du nicht in der Lage sein solltest, die Flotte zu führen, finden wir jemanden, der die Herausforderung annimmt und lösen dich ab.“
Hata sah beide aufgebracht an.
„Aber wie…“
Der männliche Orici unterbrach ihn rüde.
„Wenn wir noch ein Wort hören, ist deine Heimatwelt das Ziel einer Großübung und das ist in jedem Fall ungünstig für deine Welt und deine Familie.“
Er musste nachdenken und wurde daran erinnert, dass die Subraumkommunikationsanlagen auf jeden Fall die Heimat erreichten.
Zwar nicht die normalen, aber die Orici und Priore hatten da eine spezielle Methode wie sie es schaffen können, die Zerstörung seiner Welt zu befehlen.
Und so musste er sich fügen, wohl wissend, dass sie etwa gleichstark mit der Erde waren, da er die letzte Nachschublieferung nicht rechtzeitig bekam.*

Später stand er mit einem Glas Wein am Fenster seines Quartiers auf dem Flaggschiff und für nur einen Moment verfluchte er innerlich die Ori.
Dafür, dass sie die Orici so unbelehrbar gemacht hatten und dafür, dass sie ihm nicht mehr Freiheit in der taktischen Planung einräumen sollten.
Aber was ihn noch viel mehr aufbrachte war, dass er jetzt den Platz von Dakamar einnahm, da er nun der Opportunist war.
Hata wollte sich gerade weiter darüber aufregen, als es an der Tür läutete und sein Adjutant zu ihm gestürmt kam.
„Admiral, Irdische Tarnboote haben unseren Vorposten auf Sesmis vernichtet.“
Er hingegen sah den Mann nicht mal an.
„Haben sie das… schick zwei Fregatten hinterher.“
Der Orisoldat wunderte sich, dass sein Vorgesetzter das Ganze so ruhig aufnahm und nicht wie bei anderen Gelegenheiten durchdrehte.
Und auf ein Handzeichen Hatas ging er wieder, bevor der Admiral mit dem Kopf schüttelte, da er die Dummheit der Orici einfach nicht fassen konnte…
Kapitel 13 by Atlan
III. Akt
2.13 Blaze of Glory, Teil 1
von Atlan





Fleet Admiral Johannes Heimeshoff wusste nicht genau, wie lange er geschlafen hatte. Seit einigen Wochen befand er sich nun an Bord von UNS Victory, einer brandneuen Dreadnoght und das Flaggschiff der ehemals so stolzen Earth Force Navy. Nun war Heimeshoff von einem summenden Intercom geweckt worden. Verschlafen griff er nach dem Knopf, der es ihm ermöglichte mit seinem Gesprächtspartner Kontakt aufzunehmen. „Heimeshoff hier, was gibt es denn?“ „Es tut mir Leid, sie gestört zu haben, Fleet Admiral“, begann der Flaggkommandant Heimeshoffs, Captain John Bagashu. „aber das III. Kampfgeschwader hat sich aus dem Wegasystem zurückgemeldet.“ Heimeshoff war sogleich hellwach. Seitdem bekannt war, dass die Invasion der Erde bevorstand, hatte sich die Navy in einem mehr als einwöchigen Alarmzustand befunden, Tarnbootgeschwader waren als Späher ausgeschickt worden, um rechtzeitig zu melden, wann die feindliche Flotte sich zum auslaufen bereit machte. „Also, wie ist die Lage, Captain?“, fragte Heimeshoff gespannt. „Die feindliche Flotte macht sich zum auslaufen bereit, Admiral. Captain Norris schätzt, dass sie heute Nachmittag auslaufen und dann gegen Abend im Solsystem sind. Sie meldet “ Heimeshoff war einige Augenblicke lang stumm, dann entgegnete er: „Danke, Captain, Befehl für Norris: Rücksturz zur Erde. Und rufen sie bitte alles vom Geschwaderkommandeur aufwärts zu einem Treffen um... 1100 Uhr Erdstandardzeit zusammen. Das Treffen wird im Observationsraum der Victory stattfinden.“ „Aye, aye, Admiral“, bestätigte Captain Bagashu und kappte die Verbindung von seiner Seite. Heimeshoff legte sich seinerseits noch einmal kurz ins Bett und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Ein letztes Mal Kraftschöpfen bevor es zur großen Schlacht kam. Unified Nations gegen Ori, Freiheit gegen Unterdrückung, Gut gegen Böse, aber was für Heimeshoff am wichtigsten war: Johannes Heimeshoff gegen Piet Hata.


Vergeltungsadmiral Piet Hata blickte nachdenklich aus dem großen Fenster seines Quartiers, in der Hand ein Glas Ice-Brandy. Er nippte gedankenversunken an dem Brandy, doch so ganz wollte er ihm nicht schmecken. Es war schon ein Witz. Jahrelang, über ein Jahrzehnt lang sogar, hatte er Dakamar gehasst. Der Mann war ein solcher Opportunist gewesen, so eine Nervensäge, so ein Mistkerl, der die Ori immer wieder verspottet hatte. Er hatte ihn so gehasst, ganz besonders jedoch sein Talent. In den ganzen Jahren, wo Dakamar im Ruhestand gewesen war, hatte sich Hata anhören müssen, wie sehr er doch überlegen war. Hata war immer die zweite Wahl gewesen, immer. Das war einfach nicht fair gewesen. Er war bis zuletzt ein treuer Anhänger der Ori gewesen und Faaron Dakamar ein Heide, der leider auch der beste Navytaktiker der Ori-Galaxie gewesen war. Hata lächelte und betrachtete sein Glas Brandy. Und nun? Nun war auch Hata vom Glauben abgefallen, nun war Hata selbst in Dakamars Position. Der beste Navytaktiker der den Ori geblieben war, gezwungen einen finalen Schlag gegen die Erde auszuführen. Er wollte nicht. Er war es nun, der der Opportunist war. Er hatte vorgeschlagen einen Quasi-Frieden mit der Erde auszuhandeln, vielleicht sich in die Pegasusgalaxie zurückzuziehen und mit Unterstützung aus der nun abgeschnittenen Heimat das Ori-Imperium dort zu stabilisieren und vielleicht in hundert Jahren erneut die Erde anzugreifen. Doch die Ori hatten abgelehnt. Sie wollten die Erde im hier und jetzt. Piet Hata war wirklich der neue Dakamar. Auch sein Heimatplanet war nun das Druckmittel. Die Orici hatten es ihm klar gemacht: kämpfe diese Schlacht oder deine Familie und dein ganzer Planet sterben im Feuer. Welche Wahl blieb ihm also? Er musste sie nicht beantworten. Es war Zeit für Taten. Er ging zum Intercom. „Hier ist Admiral Hata. Ich will ein Treffen mit meinen Geschwaderchefs in einer Stunde an Bord der Zorn von Oben.“ Er kappte die Verbindung und warf erneut einen Blick auf seinen Brandy. Angeekelt war er das halbvolle Glas auf den Boden, wo er in tausende Glasscheiben zersplitterte.


„Meine Damen und Herren, es freut mich, dass sie so schnell kommen konnten“, sagte Admiral Heimeshoff freundlich und nahm am Kopf des Konferenztisches Platz. Der Observationsraum der Victory war gefüllt mit goldenen Streifen und schwarzen Uniformen. Lebende Legenden waren anwesend, ebenso verdiente und altgediente Offiziere und auch die neuen Gesichter, die die leeren Plätze von toten Freunden füllten. Da war einmal Admiral Helena Reed, die Viscountess Reed und seine Stellvertreterin. Er hatte sie bewusst auf diesen Posten berufen. Sie war nicht nur in seinen Augen eine der besten Strateginnen, die er je gesehen hatte, sondern auch eine charismatische Anführerin und sollte irgendetwas mit ihm an diesem Tag geschehen, dann würde sie ihn sicherlich stolz machen, da war er sicher. Dann war da noch Vice Admiral Steven Caldwell, sein alter Freund und Waffenbruder. Auf ihn hatte er sich immer verlassen können, weshalb er auch schon eine bestimmte Rolle für ihn vorgesehen hatte bei dieser finalen Schlacht. Zu seiner linken saß Rear Admiral Peter Müller, der Befehlshaber der T-Boote. Sein Protege, nie übertroffener Flaggkommandant und persönlicher Freund. Zum Ende des Tisches saßen dann noch zwei bekannte Gesichter: die Commodores John Sheppard und Samantha Carter. John Sheppard hatte seinen letzten Job gut gemacht, ohne ihn würde dieser Tag noch dunkler sein. Er hatte seinen Teil bereits schon zu genüge getan. Er würde bei dieser Schlacht nicht in der ersten Reihe kämpfen. Und Samantha Carter... er wusste nicht, ob diese Frau zu den besten Offizieren gehörte, die er kannte und eine Heldin war, oder ob sie gefährlich war. Die meisten der anderen Admirale und Commodores kannte er nicht wirklich persönlich, doch er war sich sicher, dass jeder von ihnen an diesem Tag über sich hinauswachsen würde.
Heimeshoff nickte jedem einzelnen zu und begann dann mit dem – hoffentlich – letzten Schlachtplan-Briefing des Krieges. „Wie sie wahrscheinlich inzwischen alle wissen, wird die Flotte der Ori bis zum Abend bei uns eintreffen. Es wird die letzte Raumschlacht dieses Krieges werden und ich bin zuversichtlich, dass wir sie für uns entscheiden werden.“ Er machte eine Kunstpause und blickte die Admirale an. Sie waren nicht gerade zuversichtlich. Er griff zu einer kleinen Fernbedienung und drückte einen Knopf tief ein. Langsam öffneten sich die Abdeckungen, die das Observationsdeck normalerweise schützten und gaben den Blick frei auf die Erde, die da langsam unter ihnen vorbeizog. Europa war gerade in Sicht gekommen. „Wir werden siegen, weil wir den Heimvorteil haben. Weil wir nicht erinnert werden müssen wofür wir kämpfen. Weil wir unseren Grund direkt unter uns haben. Wir kämpfen für die Erde, ein letztes Mal. Lassen sie uns das nie vergessen.“ Er räusperte sich. „Ich bin mir bewusst, dass es nicht gerade gut für uns aussieht, aber nachdem ich gestern noch einmal die Unterlagen und Pläne durchgegangen bin, bin ich mir sicherer, denn je, dass wir noch einmal das Blatt wenden können. Ich weiß, dass wir einen großen Nachteil an Schiffen haben. Letzendlich läuft es darauf hinaus, dass wir 39 Kampfschiffe und 56 Tarnboote haben, also insgesamt 95 Schiffe, und die Ori 104 Kampfschiffe und 27 Transportschiffe. 39 Kampfschiffe gegen 104 Kampfschiffe. So sieht die Rechnung aus.“ Er blickte zu Admiral Reed, die ihn nur durchdringend ansah. Sie wusste scheinbar nicht, was sie von dieser Motivationsrede halten sollte. Heimeshoff lächelte väterlich. „Wir haben zwei Trümpfe, die es gilt auszunutzen: unsere Dreadnoughts und unsere Raumforts. Und ich denke, ich bin mit einem Schlachtplan aufgekommen, der unsere Siegeschancen sehr hoch einschätzt. Es geht wieder nur um nackte Zahlen. Die Ori haben zwar über einhundert Kampfschiffe, doch was zählt sind ihre 34 Linienschiffe, die Mutterschiffe und Schlachtschiffe. Dagegen rechnen wir unsere Linienschiffe, die Dreadnoughts, die Schlachtschiffe, die Träger-Schlachtschiffe und unsere Schlachtkreuzer. Wir kommen auf 17 Schiffe.“ „Damit sind wir immer noch 2:1 in der Unterzahl“, warf Admiral Caldwell mahnend ein. Admiral Reed blickte plötzlich auf und Heimeshoff grinste innerlich. Sie hatte wohl seinen Gedanken aufgeschnappt. „Nicht“, begann die Britin. „wenn wir unseren Reichweitenvorteil ausspielen. Wir haben eine fast dreifache Raketenreichweite gegenüber den Ori. Wenn wir sie in offenen Raum locken können, irgendwo wo sie keine Deckung suchen können, dann können wir sie mächtig bluten lassen, bevor wir auf Energiewaffenreichweite kommen.“ „So war mein Gedanke“, meinte Heimeshoff nickend und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. „Schön und gut, aber was geschieht mit dem Rest der Flotte?“, fragte Admiral Müller. „Die Ori werden sie als Kanonenfutter benutzen, so wie üblich, und uns unseren Raketenvorrat aufbrauchen lassen.“ „Nein, wir werden die Linienschiffe von den kleineren Kampfschiffen trennen“, erklärte Heimeshoff. „Ich werde Hata am Rande von Alpha Centauri stellen und seine restliche Flotte zur Erde vorstoßen lassen, doch dort werden Vice Admiral Heimeshoff und der Rest der Homefleet bereits warten und sie in ein Gefecht verwickeln. Mit den Glasgows im Rücken wird es ihren Job erleichtern.“ „Könnte klappen“, meinte Sheppard nachdenklich. „Es muss klappen“, korrigierte Heimeshoff ihn. „Wenn es noch jemanden gibt, der Einwände hat, dann soll er sie jetzt bitte nennen.“ Niemand erhob seine Stimme. Heimeshoff lächelte zufrieden. „Sehr gut, dann kommen wir nun zu den Rollen, die jeder einzelne von ihnen spielen wird...“


„Ehre sei den Ori!“ Der diensthabende Originritter, der den Konferenzraum bewachte, stand stramm und schlug die Hacken zusammen, als Admiral Hata eben diesen betrat. Die anwesenden Admirale erhoben sich von ihren Stühlen, nur die zwei anwesenden Priore behielten ihren Platz. Hata wusste warum. Allein der Höflichkeit halber erhoben sich die Priore meist, wenn er einen Raum betrat, nicht nur, weil er der Oberbefehlshaber war und in der Gunst der Orici gestanden hatte. Das Plusquamperfekt schien hier angemessen, denn Hata war sich bewusst, dass er nicht mehr in der Gunst der Orici stand, denn sonst würden sie ihn weder zwingen einen übereilten Angriff einzuleiten, noch seinen Planeten als Druckmittel benutzen. Er schüttelte sich innerlich, als wollte er die ablenkenden Gedanken aus seinem Kopf kriegen. Jetzt ging es um wichtigeres.
Piet Hata nickte freundlich und begab sich zu seinem Platz am Kopf des Konferenztisches. „Bitte, setzen sie sich, meine Herren. Wir wollen beginnen.“ Der Vergeltungsadmiral räusperte sich und warf einen kurzen Blick auf seine Notizen, dann fing er an.
„Dies ist unsere letzte Besprechung, bevor wir in die Schlacht um die Erde ziehen, darum möchte ich vorher noch einige Dinge klar machen. Ja, die Erdlinge sind praktisch geschlagen. Ja, ihr Militär ist aufgerieben und bis auf eine Handvoll Elite-Division besteht es aus zwangseingezogenen und notdürftig ausgebildeten Soldaten. Ja, ihre Navy ist uns inzwischen 2,5:1 unterlegen. Aber ich kann sie nur davor warnen die Erdlinge zu unterschätzen. Hier geht es um ihr Heimatsystem. Wir werden nur wenige Lichtstunden von ihrem Planeten entfernt kämpfen und sie werden die Gründe, für die sie kämpfen, direkt hinter sich wissen: ihre Familien, ihre Freunde, ihr Leben und ihre Freiheit. In den letzten Jahren hat ihr Widerstand vielleicht nachgelassen, aber glauben sie mir, dass es diesmal nicht der Fall sein wird. Wir werden diesmal für jede Planetenbahn, die wir näher an die Erde herankommen, mit sehr viel Blut zahlen müssen. Vergessen sie das ja nicht, wenn wir aus dem Hyperraum springen.“ Hata blickte seine Admirale durchdringend an, dann nickte er und sein verdusterter Blick klärte sich etwas. „Nun denn, dann lege ich ihnen nun meine Strategie offen.“ Hata faltete seine Hände im Schoß. „Unser größtes Problem wird sein an diesen berüchtigten Glasgow-Festungen vorbeizukommen, doch dafür habe ich bereits eine Lösung gefunden. Ich werde unsere Großkampfschiffe in ein direktes Gefecht mit den irdischen Großkampfschiffen schicken. Sobald all ihre großen Einheiten gebunden sind, wird die Erde nur von wenigen kleinen Schiffen und den Festungen geschützt sein. Dann schicken wir unsere kleineren Einheiten rein. Sie sind ideal für den Job. Klein und wendig sollten sie den Super-Massebeschleunigern der Glasgows lang genug ausweichen können, bis sie eine genügend große Anzahl vernichtet haben, um die Transporter durchstoßen zu lassen.“ Da meldete sich ein Himmelsadmiral zu Wort. „Verzeihung, Admiral, aber ich dachte, über der Erde würden sich über einhundert dieser Festungen befinden. Wie sollen wir sie alle ausschalten, ohne zu große Verluste hin nehmen zu müssen?“ „Wir müssen nicht alle Stationen ausschalten, mein Guter, nur eine Handvoll. Wir durchbrechen das Verteidigungsgitter an einem Punkt und schicken die Transporter durch. Die Erdlinge werden es nicht wagen ihre Massebeschleuniger in Richtung Planet abzufeuern, ohne irreversible Schäden an der Umwelt und Bevölkerung zu verursachen.“ Hata sah mit Zufriedenheit, wie alle anwesenden Admirale angetan waren von seinem Plan. „Dann komme ich nun zu ihren Aufgaben, meine Herren...“


Die Admirale Heimeshoff und Reed schritten langsam durch einen der zahllosen Gänge des Flaggschiffs UNS Victory. „Jedes mal, wenn ich ein Schiff vor einer Schlacht inspiziere, läuft es mir kalt den Rücken runter“, meinte Helena Reed zu ihrem Freund und Kampfgefährten. „Wieso das?“, fragte Heimeshoff und wusste doch schon die Antwort. „Man macht nur vor einer bevorstehenden Niederlage noch einmal einen Rundgang, Johannes“, entgegnete Reed. „Als Britin solltest du doch wissen, dass Nelson vor Trafalgar einen Rundgang über die damalige Victory gemacht hat“, korrigierte Heimeshoff die Admiralin lächelnd. „Aber Nelson kam von Trafalgar nie zurück“, konterte Reed. „Ich hoffe, du hast nicht vor in Nelsons Fußstapfen zu treten.“ „Oh nein, ich gedenke noch einige Jahre zu leben“, sagte Heimeshoff und lachte kurz auf, wurde dann jedoch schnell ernst und griff in die Innentasche seiner Uniformsjacke. „Aber sollte mir etwas passieren... dann sorg doch bitte dafür, dass dieser Brief an meine Familie geht.“ Reed nahm den Brief entgegen, wog ihn kurz in den Händen und verstaute ihn dann in ihrer Tasche. „Soweit wird es nicht kommen.“ „Dein Wort in Gottes Gehörgang“, murmelte Heimeshoff und schlurfte weiter den Gang entlang.
„Ist auf der Indefatigable alles in Ordung?“, fragte Heimeshoff jetzt und wechselte damit das Thema. „Wie man es nimmt. Die Leute haben Angst“, meinte Reed und zuckte mit den Schultern. „Aber meine Offiziere und meine Spacer sind allesamt Profis. Sie werden mich mit Stolz erfüllen.“ „Das werden sie sicher, da mach ich mir keine Gedanken“, sagte Heimeshoff und warf einen Blick auf seine Uhr. „Ich denke, du musst zurück auf dein Schiff. Wir starten in weniger als einer Stunde.“ Reed blickte ebenfalls auf ihre Armbanduhr. „Ja... du hast Recht. Nun denn...“ Sie stellte sich vor Heimeshoff auf und salutierte fast schon feierlich. Sie lächelte. „Viel Glück, Fleet Admiral Heimeshoff.“ Heimeshoff lächelte ebenfalls und erwiderte den Salut. „Ihnen auch, Admiral Reed.“ Dann trennten sich ihre Wege.


In New York City stürmte Vizepräsident Reineke wütend in das Vorzimmer des Präsidenten der Unified Nations und blickte kurz zum Sekretär. „Ist der Präsident da? Es ist dringend.“ „Der Präsident befindet sich gerade in einem wichtigen Gespräch, Mister Vice President“, protestierte der Sekretär. „Danach habe ich nicht gefragt, ich wollte wissen, ob er da ist“, korrigierte der immer noch wütende Vizepräsident den eingeschüchterten Sekretär und öffnete stattdessen die gepanzerte und schallsichere Tür zum Büro des Präsidenten, nur um sie dann um so schwungvoller hinter sich zu schließen.
Reineke sah sich um und sah Präsident Mukara und einige Mitglieder des Kabinetts auf einer Couch in der rechten Ecke des Raumes in ein Gespräch verwickelt. „Bitte entschuldigen sie mein Auftreten, meine Damen und Herren, aber ich muss den Präsidenten alleine sprechen. Es dauert nur einen Moment“, sagte Reineke trocken und blickte die Politiker streng an, bis diese – äußerst verwirrt – nachgaben und schnell aus dem Büro huschten. Präsident Mukara sah seinen Stellvertreter in einer Mischung aus Tadel und Verwirrung an. „Alex, gibt es einen Grund, warum du hier reingestürmt kommst, wie ein Berseker?“ „Einen Grund?“, fragte Reineke amüsiert und zornig zugleich. „Einen Grund?“ Der Präsident runzelte verwirrt die Stirn. „Vielleicht solltest du von vorne anfangen, damit ich dich auch verstehe:“ Der Vizepräsident kam der Aufforderung des Staatsoberhauptes gerne nach und holte ein Datenpad hervor. „Vice Admiral König hat mich soeben informiert, dass du dich weigerst in den Kommandostand nach Sibirien zu evakuieren. Was soll der Mist?“ Präsident Mukara lächelte knapp. „Alex... um die Sache einfach mal abzukürzen: ich werde nicht evakuieren. Ich bleibe in der Hauptstadt.“ „Warum? Damit du beim ersten Orbitalbombardement sterben kannst?“, fragte Reineke wütend. Er war in den letzten Kriegsjahren selten einer Meinung mit Mukara gewesen, doch er hatte ihn immer respektiert, ob als Freund oder als Mann, der hinter seinen Entscheidungen stand. „Irgendjemand muss mit gutem Beispiel vorangehen“, antwortete Mukara knapp. „Nimm die vom Kabinett mit, die gehen wollen, wir anderen bleiben hier.“ „Und sollte dir etwas passieren...“, begann Reineke fast schon verzweifelt nach Argumenten ringend, wurde jedoch vom Präsidenten unterbrochen: „Sollte mir etwas passieren, dann passiert es eben. Die Erde wird dich haben und du bist mehr als qualifiziert, um unser Volk zu retten. Aber soweit wird es nicht kommen, glaube mir. Fleet Admiral Heimeshoff wird die Ori aufhalten und dann können wir uns dem Neuaufbau in Frieden zuwenden.“ „Ich teile deinen Optimismus nicht“, meinte Reineke kopfschüttelnd. Lukanga Mukara lächelte kopfschüttelnd. „Das tust du selten, ich weiß. Und das ist auch gut so. Und jetzt mach dich schon auf den Weg zum sibirischen Stützpunkt.“ Der Präsident erhob sich und reichte Reineke die Hand, die letzterer auch prompt ergriff. „Viel Glück, mein Freund.“ „Gleichfalls, Lukanga“, antwortete Reineke aufrichtig und verließ dann ohne weitere Worte das Büro.

„Ich nehme an, es ist nicht nach Plan gelaufen“, meinte die Direktorin des Office of Naval Intelligence, Vice Admiral Nina König, zu Reineke, als dieser den bereits auf dem Dach des UN-Gebäudes wartenden Falcon bestieg. „Sieht so aus“, meinte Reineke trocken. König schüttelte nur abfällig mit dem Kopf. „Dieser Narr. Läuft blindlinks in sein Verderben.“ „Mukara mag alles mögliche sein, aber er ist kein Narr“, entgegnete Reineke streng. König lachte kurz auf. „Wie dem auch sei... er hat uns damit einen großen Gefallen getan. Sollte es zur Invasion kommen, dann brauchen wir einen Kriegs-Präsidenten, nicht so ein Weichei. Ich habe es schon vor Jahren gesagt: so einen Präsidenten verdient die Erde nicht.“ Reineke lächelte, als er vom aufsteigenden Falcon einen letzten Blick auf das UN-Gebäude warf, fast so, als würde er den Regierungssitz nie wiedersehen. „Ganz im Gegenteil, Nina. Mukara ist der Präsident den die Erde verdient, aber nicht der, den sie gerade braucht.“ „Genau, das wärst nämlich du“, konterte König. „Du bist der Präsident den die Erde momentan bräuchte, wenn auch nicht der, den sie verdient hat.“ „Wenn du meinst“, sagte Reineke und zuckte mit den Schultern. „Und jetzt Schluss damit. Informier mich lieber, wie es an der Front aussieht.“ König nickte und sofort kam die Admiralin zum Geschäftlichen zurück. „Die Flotte ist vor fünfundzwanzig Minuten Erdstandardzeit ausgelaufen. Die kleinen Einheiten bilden einen Verteidigungsgürtel um die Erde, die Großkampfschiffe sind auf dem Weg den Feind im Alpha-Centauri-System abzufangen. Heimeshoff hat was von einer neuen Strategie erzählt, die er sich mit Reed ausgedacht hat, aber mehr konnte er wegen dem Kommunikations-Blackout nicht mehr erzählen. Er klang jedoch optimistisch, keine Ahnung, was damit ist.“ Sie warf einen weiteren Blick auf ihren kleinen PDA. „Unsere Truppen werden gerade in Bunker verlegt, wir haben 46 kampfbereite Division auf dem Boden, das 95th FOT befindet sich zur Verstärkung der Bordtrupps auf den Schiffen und den Glasgows. Der Großteil der Bevölkerung wird momentan ebenfalls in Bunker verlegt, ab 20 Uhr tritt eine Ausgangssperre in Kraft. Wir sind so gut gewappnet, wie es nur geht.“ „Dann wollen wir hoffen, dass es reicht“, murmelte Reineke und verschränkte die Arme vor der Brust, während der Helikopter sich immer weiter von New York City entfernte. „Das Spiel beginnt.“


„Alle Decks haben Klarmeldung gegeben, Admiral“, meldete Stabschef Captain Hillard dem Fleet Admiral. Heimeshoff setzte sich auf seinem Kommandosessel auf der Flaggbrücke von UNS Victory zurecht und nickte knapp. „Gut. Raketensilos scharfmachen, die Graser anheizen. Geben sie mir eine Verbindung zur Flotte. ETA der Ori?“ Captain Hillard gab die Befehle schnell weiter und antwortete dann fix auf die letzte Frage des Admirals: „Feindliche Flotte zehn Minuten weg. Verbindung wird jetzt aufgebaut.“ Heimeshoff nickte und räusperte sich noch einmal, dann aktivierte er das flottenweite Intercom.
„Hier spricht der Admiral. Spacer und Offiziere, wir befinden uns nun am Scheideweg. Ich werde euch nicht beleidigen, indem ich sage, dass wir diese Schlacht hundertprozentig überstehen werden. Wir werden es wohl nicht. Jedenfalls nicht alle von uns. Doch das muss ich euch nicht noch einmal sagen. Ich habe diese Ansprache schon so viele Male in den letzten zwei Jahrzehnten gehalten, dass ich einfach nicht mehr kann. Deswegen möchte ich mit euch allen lieber eines meiner Lieblingszitate teilen.“ Der Fleet Admiral erhob sich und zog ein Buch hervor: Shakespeare, Henry V. um genau zu sein. Er räusperte sich und las:
„This story shall the good man teach his son;
And Crispin Crispian shall ne'er go by,
From this day to the ending of the world,
But we in it shall be remember'd;
We few, we happy few, we band of brothers;
For he today that sheds his blood with me
Shall be my brother; be he ne'er so vile,
This day shall gentle his condition:
And gentlemen in England now a-bed
Shall think themselves accursed they were not here,
And hold their manhoods cheap whiles any speaks
That fought with us upon Saint Crispin's day.“
Der Admiral räusperte sich erneut. Auf der Flaggbrücke war es totenstill, seitdem Heimeshoff Shakespeare zitiert hatte. „Ich trage diese Rede aus Henry V. immer bei mir, wenn ich in eine Schlacht ziehe. Und heute, am Ende der Welt, erscheint es mir nur passend, dass ihr es erfahrt. Es erschien mir passend. Auch wir stehen, wie so oft, in der Minderzahl. Doch ich möchte niemanden mehr an meiner Seite wissen, als euch. Ob ich euch nun persönlich kenne, oder nur vom sehen, oder noch nie gesehen habe. Jeder einzelne von euch, ob Offizier, Spacer oder Marine, jeder einzelne von euch, der heute sein Blut mit mir vergießt, ist mein Bruder, ist meine Schwester. Das wollte ich euch nur wissen lassen. Viel Glück euch allen. Für die Erde und unsere Familien.“ Heimeshoff nickte seinem Kommunikationsoffizier zu und der kappte die Verbindung. „ETA?“
Captain Hillard sah auf einen nahen Bildschirm. „Zwei Minuten.“ „Dann funken sie jetzt das Flaggschiff der Armada an, ich wünsche direkt mit Admiral Piet Hata zu sprechen“, sagte Heimeshoff und ließ sich wieder in seinem Sessel nieder. Captain Hillard zögerte kurz, dann führte er den Befehl seines Admirals aus.


„Admiral Hata, wir werden gerufen“, meldete der Funker der Flaggbrücke der Zorn von Oben, Flaggschiff der Oriflotte. Hata wirbelte herum. „Von wem? Ich hatte doch absolute Funkstille befohlen, bis wir eintreffen.“ „Die Funkstille wurde auch eingehalten, Admiral, wir werden über Subraumfunk gerufen.“ „Quelle?“, fragte Hata schnell. „Alpha-Centauri-System... Fleet Admiral Johannes Heimeshoff persönlich.“ Hata war ebenso überrascht wie der Funker über den plötzlichen Anrufes des Feindes. Das war mal etwas neues. Wann rief man schon einmal seinen Feind an, bevor man sich zum Kampf traf? „Wir verlangsamen unseren Flug auf ein Minimum, voller Scan vom Alpha-Centauri-System“, befahl Hata und rückte seine Uniformjacke zurecht. „Auf den Schirm.“
Es dauerte nur eine Sekunde, dann erschien das Gesicht von Admiral Heimeshoff auf dem Hauptschirm der Flaggbrücke. „Admiral Heimeshoff, wie komme ich zu der Ehre?“, fragte Hata freundlich mit einem hinterhältigen Unterton. „Wollen sie sich ergeben?“ „Tut mir Leid, sie enttäuschen zu müssen, Hata“, entgegnete Heimeshoff trocken. „Heute geht dieser Krieg zu ende.“ „Tatsächlich?“, fragte Hata. „Ja“, bestätigte Heimeshoff knapp und nickte leicht. „Und nun kommen sie schon aus dem Hyperraum, damit wir es beenden können.“ „Geben sie mir doch bitte eine Sekunde“, meinte Hata und ließ die Lautsprecher und seine Seite des Schirms ausschalten.
„Was gibt es für neue Informationen?“, wollte Hata prompt vom Sensormaat wissen. „Sieht nach der gesamten Schlachtflotte der Erde aus. Schlachtschiffe, Schlachtkreuzer, Träger und diese neuen 'Dreadnoughts'.“ „Keine Tarnboote und Fregatten?“, fragte Hata überrascht nach. Der Sensormaat zuckte mit den Schultern. „Negativ, Admiral. Dank dem Sensorupgrade können wir inzwischen durch die Tarnung der T-Boote sehen, also bin ich mir ziemlich sicher, dass es sich nur um die Schlachtflotte handelt.“ Hata nickte nachdenklich. „Irgendeine Spur von einem Minenfeld? Die Erdlinge versuchen es doch immer wieder mit der selben alten Leier.“ „Nein, Admiral, auch kein Minenfeld.“ „Danke“, meinte Hata knapp und wandt sich seinem Stabschef zu. Er lächelte.
„Alles in Ordnung, Admiral?“, fragte der Stabschef neugierig. „Alles bestens, Schiffsmeister. Es sieht so aus, als hätten Heimeshoff und ich die gleiche Idee gehabt. Wie heißt es so schön in diesem alten irdischen Sprichwort? Zwei Dumme ein Gedanke? Er verfolgt die gleiche Strategie, wie ich. Schlachtflotte gegen Schlachtflotte, während die Unterstützungseinheiten die Erde gegen unsere Unterstützungseinheiten verteidigen.“ Der Stabschef lächelte. „Das macht uns die Sache dann ja wesentlich einfacher.“ Hata lächelte. „Das bleibt noch abzuwarten. Signal an die Flotte: Plan A verläuft, wie geplant. Wir springen auf 500.000 Kilometer Abstand aus dem Hyperraum zur feindlichen Flotte und nähern uns mit Sublichtmotoren. Sollte der Feind irgendwelche fiesen Überraschungen für uns haben, dann will ich einen Spielraum zum manövrieren. Schirm wieder einschalten.“
Erneut erschien das Gesicht von Admiral Heimeshoff auf dem Schirm und Hata lächelte ihm kalt zu. „Nun denn, Fleet Admiral, möge der Kampf beginnen. Hata aus.“


Heimeshoff legte die Fingerspitzen aneinander und drehte sich zu Captain Hillard. „Wir nehmen Angriffsposition, Captain, Angriffsformation Delta-VI.“ „Delta-VI, aye, Admiral“, bestätigte der Stabschef und begab sich zu seiner Kampfstation.
Das letzte große Gefecht des Krieges begann. Die Orischiffe sprangen beinahe punktgenau 500.000 Kilometer von den Erdschiffen aus dem Hyperraum und formierten sich. Die Mutterschiffe zuerst, dann die Schlachtschiffe, ordneten sie eines neben dem anderen auf, linke Seite an rechte Seite. Es war die bevorzugte Kampfformation der Ori – die 'Dampfwalze' – und das aus zwei wichtigen Gründen. Die Ori setzten in Raumgefechten meist auf ihr überlegenes Hauptgeschütz und besaßen nur relativ schwache Seitenbewaffnungen, die meisten Waffen waren am Bug angebracht, als ob es sich um gigantische Kampfjets handelte. So würden sie nun langsam auf den Feind zufliegen und ihn dann mit vereintem Linienfeuer auseinander nehmen. Hata hatte diese Formation vor Jahren auf Daten Dakamars entwickelt und sah auch keinen Grund sie zu verändern. Sie war narrensicher. Seine Schiffe schützten gegenseitig ihre Breitseiten, also konnten die Energie auf die Frontschilde umgeleitet werden und waren so für die Standardbewaffnungen eines Erdschiffs praktisch undurchdringlich. Wann immer die Dampfwalze angewandt wurde, gab es einen Sieg für die Ori.
Heimeshoff war sich dessen wohl bewusst. Doch der irdische Flottenadmiral hatte zwei Vorteile, von denen sein Feind nichts wusste: neue Schiffe und neue Waffensysteme.
Formation Delta-VI wurde in diesem Moment ausgeführt. Sechszehn Erdschiffe – die Dreadnoughts Victory, Indefatigable, Erwin Rommel, Georgy Schukov, George S. Patton, Napoleon Bonaparte, Yamamoto Isoroku, Iron Duke und Jeanne d'Arc, die Schlachtschiffe Julius Caesar, Atatürk und Leonardo DaVinci, die Schlachtkreuzer Leonidas, Richellieu und Agaki und das zum Schlachtschiff umgebaute Trägerschiff Graf Zeppelin – formierten sich in einem Schlachtwall nebeneinander und imitierten so den Feind. Wären da nicht die neuen Systeme, die man zur Verfügung hatte, dann wäre das absoluter Wahnsinn.
„Alle Schiffe in Position, Admiral“, meldete Captain Hillard. „Wir befinden uns am Kopf des Schlachtwalls mit Geschwader 1, die Indy (Kurzform für Indefatigable) und das 2. Geschwader sind ebenfalls in Position.“ „Sehr gut, Captain. Abfangkurs zur feindlichen Flotte. Wir fliegen ihr direkt in den Rachen. Geben sie mir 2000g Beschleunigung.“ „2000g, Frontalkurs zur Feindflotte, aye“, bestätigte Hillard und ließ die Crew der Flaggbrücke die Befehle an den Rest der Flotte weitergeben. Heimeshoff lehnte sich daraufhin in seinem Sessel zurück, schloss die Augen und legte die Fingerkuppen aneinander. Sechszehn irdische 'Linienschiffe' gegen 34 Ori-Schiffe ähnlicher Typen. Er lächelte. Gute Chancen. „Beschleunigen.“


„Alarmstufe 1, Home Fleet auf Stand-Bye!“, bellte Hochadmiral Faaron Dakamar von Bord der Flaggbrücke der HSN Heredions Stolz, einem der zwölf Schlachtkreuzer, mit denen er desertiert waren. Inzwischen hatte man alle Schäden ausgebessert und die zu kleinen heredionischen Crews um irdische Spacer ergänzt. Dakamar blickte nun angestrengt auf die vielen Bildschirme und Sensoren vor ihm und sagte nun wesentlich ruhiger: „Stellen sie mich zu Vice Admiral Caldwell an Bord von ODP Glasgow durch.“ Nur Augenblicke später erschien das Gesicht von Steven Caldwell auf dem großen Bildschirm der Flaggbrücke. In Abwesenheit von Fleet Admiral Heimeshoff und Admiral Reed war Caldwell als dritthöchster Marineoffizier mit der solaren Verteidigung betraut worden, welches er sich mit Dakamar teilte, dessen Planet ja nun auch ein Teil des Solsystems war. „Admiral, fangen ihre Instrumente auch das auf, was meine mir melden?“, fragte Dakamar zur Begrüßung. Caldwell nickte grimmig. „Wir sehen es auch, High Admiral.“
Nachdem die Großkampfschiffe der Ori von der Schlachtflotte der Erde bei Alpha-Centauri in einen Kampf verwickelt worden war, waren die Unterstützungseinheiten der Ori bis zum Solsystem vorgeprescht und hatten auf der Höhe des Mars den Hyperraum verlassen und bombardierten momentan die orbitalen Einrichtungen. Die Sensordaten der Schiffe waren nun durch Bojen nahe des fünften (ehemals vierten) Planeten bestätigt worden. 70 Kampfschiffe vom Schlachtkreuzer abwärts waren auf dem Weg zur Erde, keine Spur von den von der Schlachtflotte gemeldeten 27 Transportschiffe und den 24 Schlachtkreuzern..
Dakamar nahm ein Datenpad von seinem Stabschef an und blickte nun ebenfalls grimmig drein. „Wie wir es gedacht hatten. Die Unterstützungsflotte der Ori, minus der Schlachtkruezer und Transporter. 21 Kreuzer, drei Zerstörer und 22 Fregatten.“ „Gegen unsere 12 Schlachtkreuzer, 7 Schwere Kreuzer, 2 Leichte Kreuzer, 13 Fregatten und 56 Tarnboote.“ Dakamar nickte. „Hören sie, Admiral, ich nehme ihre Schweren und Leichten Kreuzer mit und stelle die Flotte zwischen hier und dem Mars. Ich bin mir sehr sicher, dass die Schlachtkreuzer und Transporter nur darauf warten aus dem Hyperraum zu springen, sobald wir weg sind, um dann die Stationen, Fregatten und T-Boote im Alleingang aufzunehmen. Tun wir ihnen den Gefallen.“ Er grinste hinterhältig und Caldwell verstand. „In Ordnung, wir halten die Stellung. Viel Glück.“ „Ihnen auch, Admiral“, meinte Dakamar und kappte die Verbindung. „Befehl an die irdischen Kreuzer: zu uns aufschließen und den Feind angreifen.“ So setzten sich heredionische und irdische Einheiten in Bewegung. Ihr Ziel: Mars.


Die Kampfentfernung zwischen den zwei Schlachtflotten war inzwischen auf 270.000 Kilometer gesunken und sekündlich kamen sie sich näher. Hata war momentan noch sehr gelassen. Es würde sicher noch zehn oder zwölf Minuten dauern, bis der Feind auf Kampfreichweite heran war. Aus Erfahrung ließ sich sagen, dass die irdische Kampfreichweite bei etwa 20.000 Kilometern lag. Da sie jedoch neue Schiffe, die ominösen Dreadnoughts der Rommel-Klasse, hatten, nahm er an, dass sie auch die Kampfreichweite erhöht hatten. Vielleicht lag sie jetzt bei 40.000 Kilometern. Das waren immer noch über 200.000 Kilometer, die überwunden werden mussten.
„Entfernung des Feindes?“, fragte er. „260.000 Kilometer“, kam die Rückmeldung prompt. Hata nickte und lehnte sich zurück. Noch sehr viel Zeit.
„Achtung feindlicher Raketenabschuss!“, rief der Sensormaat der Flaggbrücke der Zorn von Oben schrill und Hata schreckte hoch. „Ich hoffe, dass das ein schlechter Scherz ist“, meinte Hata, doch der Raumfahrer sah ihn schockiert an. „Nein, Admiral, der Feind hat auf 255.000 Kilometern das Feuer eröffnet. „Was?“, fragte Hata schockiert. „Positiv. Wir haben fünfhundert Raketen im Anflug.“ „Fünf...“ Hata stockte. Jetzt machte alles Sinn. Jetzt ergab es Sinn, dass der Feind direkt auf ihn zuflog und nicht die normale Linienformation einnahm, um so ein geringeres Ziel abzugeben. Sie mussten nicht. Sie hatten ihre Raketenreichweite um das zehnfache erhöht. Hata reagierte schnell. Plan A musste über Bord geworfen werden. „Maximale Beschleunigung, wir gehen auf Abfangkurs. Alle nichtbenötigte Energie in die Bugschilde und den Antrieb. Neue ETA zum Feind?“ „Jetzt fünf Minuten, Admiral“, meinte der Stabschef. „Feindliche Raketen hier in einer Minute!“ „Auf Aufschlag vorbereiten, aber Kurs fortsetzen“, befahl Hata und krallte sich in die Lehne des Sessels, um den Aufprall der Raketen abzuwarten.


„Admiral Reed für sie“, meinte Captain Hillard zu Heimeshoff und aktivierte einen kleinen Nebenbildschirm. Heimeshoff nickte dem Stabschef dankbar zu und wandte sich dann seiner Stellvertreterin zu. Reed lächelte ihm über den Bildschirm zu. „Hata muss sich ganz schön erschrocken haben, wenn er einfach so seine Strategie über Bord wirft“, meinte sie. „Aber warum nur 500 Raketen?“ Reeds Frage war berechtigt. Eine einzelne Dreadnought trug 400 Viper-Raketen und weitere 400 in Reserve, die binnen kürzerster Zeit nachgeladen werden konnten. Bei 9 Dreadnoghts machte das 3600 Raketen und die anderen Schiffe trugen noch einmal 1,5mal so viel. Das machte 5400 Raketen – beziehungsweise 4900 Raketen, denn 500 waren bereits unterwegs zum Feind. „Ich wollte ihm was zu knabbern geben, erstmal den Schock wirken lassen“, meinte Heimeshoff. „Aber du hast Recht, es wird Zeit ihm alles entgegenzuwerfen. Ich habe nicht vor mich auf Breitseitenreichweite einzulassen, wenn es nicht sein muss. Wir feuern alles ab, was wir haben. Mein Stab gibt gleich die Feuerleitlösung durch.“ Reed nickte zufrieden und kappte die Verbindung. Heimeshoff wandte sich wieder dem Hauptbildschirm zu. Es war die Zeit der Abrechnung. Es war Zeit alles loszulassen, was möglich war. „Feuerleitlösung weitergeben. Alle Viper-Raketen abfeuern und dann direkt nachladen.“
Es dauerte keine dreißig Sekunden, dann feuerten die sechszehn irdischen Raumschiffe 4900 Raketen ab. Die gewaltigste Breitseite in der Geschichte der Erde und sie flog direkt auf den Feind zu.


„Bericht“, befahl Hata, als das Schiff durchgeschüttelt wurde. Die erste Salve von 500 Raketen war gerade über der Flotte eingebrochen. Jede hatte eine Sprengkraft von 400 Megatonnen gehabt, doch glücklicherweise hatte die Nahbereichsabwehr viele Raketen vorher runtergeholt, bevor sie ernstzunehmenden Schaden angerichtet hatten. „Schilde halten bei 80%“, kam die Meldung vom Stabschef. „Neue Salve unterwegs!“ „Wie viele diesmal?“, fragte Hata zornig. „4900“, sagte der Stabschef schockiert. „4900?“ Hata blickte schockiert auf und wiederholte die Zahl ungläubig. „Das halten wir nich aus. Von uns wird nichts mehr übrig sein, wenn wir in den Nahkampf übergehen... Es sei denn...“ „Admiral?“, fragte der Stabschef verwirrt. Hata lächelte jedoch nur dämonisch. „Befehl an die Flotte: Hypersprung vorbereiten.“


„Da stimmt was nicht...“, murmelte Heimeshoff, als er die neusten Sensordaten erhielt. Die Orischiffe machten nicht einmal den Anschein den unausweichlich näherkommenden Raketen auszuweichen. Das passte einfach nicht zu Hata, der bisher immer einen erstaunlichen Überlebensinstinkt gezeigt hatte. Und plötzlich kam die Meldung herein, die Heimeshoff am wenigsten erwartet hatte. „Admiral, die feindliche Flotte... ist verschwunden!“, rief Captain Hillard. „In den Hyperraum eingedrungen.“ Heimeshoff schluckte. „Voller Stop. Alle Energie auf Bug- und Heckschilde.“ Es war dieser Befehl, der die irdische Flotte vor dem Verderben bewahrte. Nur zwei Sekunden später sprangen die Orischiffe aus dem Hyperraum und fielen den Erdschiffen in den Rücken. Der blinde Hyperraumsprung ohne nennenswerte Vorbereitungszeit hatte jedoch seinen Tribut gefordert. So waren ein Schlachtschiff und zwei Mutterschiffe zerstört worden und mehrere weitere Schiffe wirkten angeschlagen, während sie ihre Geschütze auf die Erdschiffe abfeuerten.
„Volle Wende, Backbordmanöverdüsen ausblasen, Steuerbordsublicht auf null!“, befahl Heimeshoff und krallte sich instinktiv an den Lehnen seines Sessels fest.


„Jetzt bin ich dran“, sagte Hata zufrieden und drehte sich zu seinem Stabschef um. „Die Kampfflieger bereit machen, lasst sie aber noch in den Startbuchten.“ Der Stabschef gehorchte augenblicklich seinem Admiral und Hata wandte sich wieder den Geschehnissen zu. Es würde nicht mehr lange dauern, bis die Erdschiffe gewendet hatten, doch bis dahin konnten sich seine Schiffe noch einschießen. Heimeshoff hatte ihn auf dem falschen Fuß erwischt. Zugegeben. Doch jetzt, wo sie nur noch 18.000 Kilometer von einander entfernt und auf Energiewaffenreichweite waren, hatte die Stunde der Oriflotte – nein, seiner Flotte – geschlagen. Es war seine Flotte, sein Kampf. Er tat dies für sich, nicht für die Ori. Langsam verstand Hata warum Admirale wie Dakamar von ihren Gegenspielern immer in Erfurcht und mit Resekt sprachen. Heimeshoff war sein Gegner, daran würde sich in diesem Krieg nichts mehr ändern, doch gleichzeitig bewunderte er ihn und seine tapfere Navy, die sich der 2:1 Übermacht in den Weg stellten, um ihre Heimat zu schützen. Waren sie am Ende doch nicht so verschieden, wie er sein ganzes Leben über geglaubt hatte? Möglich, aber damit konnte er sich immer noch nach der Schlacht beschäftigen. „Die Kampfflieger starten, Formation auflösen. Die Kampfflieger sollen Unterstützungseinsätze gegen die feindliche Nahbereichsabwehr fliegen und sie ausschalten. Wir haben nicht so viele Raketen wie die Erdlinge, also müssen die, die wir haben, auch treffen.“


„Wende abgeschlossen in fünfzehn Sekunden, Schilde bei 20% und stetig fallend“, meldete Captain Hillard Admiral Heimeshoff. „Feind startet jetzt Kampfflieger. Wir zählen um die fünfhundert.“Sie wollen uns wohl mit Kanonenfutter ablenken“, schlussfolgerte Heimeshoff. „Die Nahbereichsabwehr kann sich darum kümmern. Sobald wir gewendet haben, lassen wir die Ori ihre eigene Medizin schmecken. Die Massebeschleuniger bereitmachen zum Salvenfeuer.“ Captain Hillard lächelte glücklich. Die Hauptgeschütze waren noch nie unter Gefechtsbedingungen abgefeuert worden, aber die Tests unter Schlachtfeldbedingungen hatten bereits ihre wahre Zerstörungskraft offenbart. „Aye, Admiral. Wir spielen die Revanchepartie.“ „Ganz recht, Captain. Heimeshoff blickte auf einen seiner Schirme. Die Wende war abgeschlossen und das keinen Augenblick zu früh. Heck- und Seitenschildgeneratoren waren arg in Mitleidenschaft gezogen und wurden bereits von Schadenbegrenzungsteams unter die Lupe genommen. „Feuerfreigabe für das Hauptgeschütz.“

Das Hauptgeschütz einer Dreadnoght der Rommel-Klasse war eigentlich ein Drillingsgeschütz und bestand aus drei in einem Dreieck angeordneten Massebeschleunigern, überdimensionierten Railguns, die 500 Kilogramm schwere Wolfram-Titan-Geschosse auf 1/3 der Lichtgeschwindigkeit beschleunigen konnten, sechs Geschosse die Minute. Theoretisch sollten vier Geschosse ausreichen, um den Schild eines Schlachtschiffs zu durchdringen und das fünfte sollte es entweder zerstören oder verkrüppeln, damit die Graser ihm den Rest geben konnten.
Die Erdschiffe lagen den Orischiffen nun direkt gegenüber, Spoons durchdrangen das mehrere tausend Kilometer breite Niemandsland zwischen den Flotten. Noch immer feuerten die Hauptgeschütze der Orischiffe, doch noch war kein Erdschiff unter dem Trommelfeuer zusammengebrochen. Jetzt spielten die Erdschiffe ihren letzten Trumpf aus. Dreizehn von sechszehn Schiffen entluden binnen zwei Sekunden ihre Massebeschleuniger und 39 100.000 km/h schnelle Projektile hielten im Eiltempo auf die feindlichen Linien zu. Die feindlichen Spoons konnten sie nicht abfangen, sie wurden einfach zerrissen und die Spoons namen empfindliche Verluste hin. Es war fast schon unfair, wie schnell die Geschosse ihr Ziel erreicht haben. Kaum hatte man nach dem Abfeuern mit den Augen gezwinkert, waren sie auch schon eingeschlagen. Keine Nahbereichsabwehr in diesem Universum konnte dagegen etwas machen.
Ohnehin schon geschwächte Orischiffe wurden nun endgültig erlegt, als jeweils zwei oder drei Geschosse ihre Schilde zerfetzten und dann unbarmherzig weiter durch die Panzerungen schlugen. Vier von noch zehn Mutterschiffen gingen hilflos unter, zwei von zweiundzwanzig Schlachtschiffen folgten ihnen nach einer vollen Breitseite Graser.
Gleichzeitig feuerten die anderen Orischiffe weiter und senkten endlich die Schilde der Agaki, der Leonidas, der Julius Caeasr und der Leonardo DaVinci auf null und verkrüppelten sie fast ebenso schlimm mit ihren Plasmawaffen, wie die Erde es ihnen mit ihren Massebeschleunigern und Grasern angetan hatte.
Doch plötzlich herrschte Ruhe zwischen den beiden Flotten. Es war ein für die sonstigen Standard dieses Krieges eine bisher kurze Schlacht gewesen, doch man merkte, dass niemand irgendwem etwas geschenkt hatte. Beide Flotten waren angeschlagen, die Schilde aller Schiffe fast auf null, die Antriebe runter. Die letzten Salven der Flotten hatten den jeweils anderen schwer getroffen. Keine dieser Flotten war wirklich auf einen so verherenden Salvenkampf ausgelegt, Mündung an Mündung, Bug an Bug.


Heimeshoff rappelte sich auf. Während der letzten Salve war er aus seinem Sessel geflogen und an die Konsole vor ihm geschlagen. Ein Sanitäter kümmerte sich gerade um seine Kopfwunde. „Bericht!“, murmelte er. Captain Hillard, der sich seinen linken Arm gebrochen hatte, suchte gerade einen Bildschirm, der noch in Betrieb war. „Schilde unten, Panzerung hat gehalten ist jedoch an vielen Stellen geschmolzen oder gar nicht mehr vorhanden, Hüllenbrücke auf sieben Decks, einer der Massebeschleuniger ist offline, drei Graser sind zerstört.“ Heimeshoff schluckte. „Und der Feind?“ „Den hat es genauso schwer getroffen, wie uns. Die feindlichen Spoons sind im Kreuzfeuer einfach verdampft worden. Ich sehe nicht mal Trümmer. Unglaublich...“, murmelte der Stabschef. „Momentan herrscht scheinbar Waffenruhe.“ „Ich kann mir nicht vorstellen, warum“, meinte Heimeshoff sarkastisch und besah sich die in Mitleidenschaft gezogene Flaggbrücke der Victory. „Admiral Reed für sie“, meinte Hillard schließlich, als er sich ans Headset fasste. „Prioritätskanal, nur Audio.“ Heimeshoff nickte und griff sich ebenfalls ein Headset. Sein Bildschirm war durch eine Überladung zerstört worden.
„Helena, alles in Ordnung bei euch?“, fragte Heimeshoff seine Stellvertreterin besorgt. „Ja, wir wurden nicht so schwer erwischt, wie der Rest der Flotte, aber unsere Sensoren wurden stark mitgenommen. Überlebende von der DaVinci oder den anderen Schiffen?“ Heimeshoff blickte kurz zu Hillard, der mithörte, doch der Stabschef schüttelte nur betrübt den Kopf. „Negativ, Helena, keine Rettungskapseln oder sonst was. Wie sieht es mit eurer Bewaffnung aus?“ „Massebeschleuniger beschädigt, Graser auf 60%. Auf die Entfernung kriegen wir nichts mehr hin, ebenso wie der Rest der Flotte. Ganz zu schweigen davon, dass das Nachladen der Raketen immer noch dreißzig Minuten dauert und so viel Zeit werden die Ori uns nicht geben.“ Heimeshoff blickte grimmig drein. „Der Feind ist in ebenso schlechter Verfassung, wie wir. Wir müssen doch noch irgendwas tun können.“ „Wir könnten immer noch nahe ranfahren aus zwei Metern Entfernung feuern, das sollte was bringen“, entgegnete Reed sarkastisch. Heimeshoff sah plötzlich auf. „Das ist es.“ „Das ist was?“, fragte Reed verwirrt. „Gib Befehl an das zweite Geschwader so viel aus dem Antrieb rauszuholen, wie nur möglich. Wir gehen zu einem altmodischen Breitseitengefecht über.“ Reed lachte dumpf auf. „Du bist verrückt, weißt du das?“ Einige Augenblicke schweigte sie und ebenso Heimeshoff, dann fügte Reed hinzu: „Aye, aye. Wir gehen so nah ran, wie wir können. Ich hoffe du weißt, was du tust.“ „Ich auch, Helena, ich auch“, murmelte Heimeshoff, kappte die Verbindung und gab seinerseits neue Befehle aus.


„Status?“, fragte Hata und hielt sich die Rippen, die er sich beim letzten Austausch von Salven wohl geprellt hatte. „Schilde bei allen Schiffen unten, Hauptgeschütze entweder komplett durch feindliche Massebeschleunigerprojektile zerstört oder so schwach, das sie nichts mehr ausrichten können“, wurde ihm von einem Offizier gemeldet, den er nicht kannte, da der Stabschef gerade zur Krankenstation getragen wurd.e Hata fletschte die Zähne. Das war einfach dumm gewesen. Dieses Manöver hatte beide Flotten beinahe zerstört. Doch wie sollte es jetzt weitergehen? „Was ist, wenn wir näher rangehen würden?“, fragte er den Offizier. „Die verlorene Leistung unserer Systeme würde durch die geringere Entfernung ausgeglichen“, entgegnete der Offizier nachdenklich. Als ob es mit dem Teufel zugehen würde, meldete der Sensormaat: „Feindliche Flotte setzt sich in Bewegung, schnell näherkommend.“ Hata lächelte trotz schmerzender Rippen. Zwei Dumme ein Gedanke...
„Befehl an die Flotte, dass wir auf Abfangkurs gehen, wir fliegen näher“, befahl er und schob sich zurück in seinen Sessel. „Wie viel näher, Admiral?“ Hata kniff die Augen zusammen. „Bis in ihren Rachen.“


Vice Admiral Steven Jethro Caldwell wusste nicht, wie lange er ohnmächtig gewesen war. Es war alles so schnell gegangen. Während er sich aufrappelte, hielt er sich den Kopf. Die Kommandozentrale von ODP Glasgow lag in Trümmern, überall knirschte es, als stünde die Station kurz davor auseinanderzubrechen. „Bericht!“, brüllte er mit beschlagener Stimme. Keine Antwort. Er blickte schließlich auf und erkannte, warum niemand antwortete: niemand konnte antworten, alle um ihn herum waren tot, eingeklemmt oder ohnmächtig. Caldwell schleppte sich schließlich zu einer noch funktionstüchtigen Station. Die Erinnerungen kamen zurück.
Kurz nachdem Dakamar mit den Kreuzern und Schlachtkreuzern aufgebrochen war die kleine Oriflotte nahe des Mars zu stellen waren, wie ursprünglich erwartet, die Schlachtkreuzer der Ori aus dem Hyperraum gekommen und hatten das Feuer eröffnet. Doch sie waren nicht alleine gewesen. Die 27 Transporter waren ebenso aus dem Hyperraum gesprungen. Es war blanker Wahnsinn, bedachte man, wie zerbrechlich Transportschiffe waren. Doch es war so wahnsinnig gewesen, dass niemand damit gerechnet hatte, dass es dazu käme. Und so waren es nicht nur 24 Schlachtkreuzer und 27 Transporter gewesen, sondern auch gut zweitausend Kampfflieger, die da aus den Hangars geschossen gekommen waren. Die orbitalen Verteidigungsstationen hatten ihr möglichstes getan die Schlachtkreuzer abzuwehren, doch die Ori hatten dagegengehalten und ihr Feuer auf die Stationen über Europa konzentriert. Die Spoons waren zu klein für die Super-Massebeschleuniger und waren durch die Nahbereichsabwehr geschlüpft. Die Stationen Nizza, Genf und Marseille waren zuerst gefallen, mehr hatte er nicht mehr mitbekommen, weil er durch einen herabgestürzten Stützbalken ohnmächtig geschlagen worden war. Erst jetzt, wo er den Statusbericht lesen konnte, war im bewusst, wie schlecht es stand. Das Verteidigungsgitter über dem europäischen Kontinent war durchbrochen. Nur noch Glasgow hielt dem anhaltenden feindlichen Feuer aus acht Schlachtkreuzern stand, während die Truppentransporter auf Stand-Bye für die Invasion waren. Schnell aktivierte Caldwell den Funk. „Caldwell an Dakamar, Caldwell an Dakamar, bitte kommen!“ „Caldwell? Der Göttin sei Dank, dass sie noch leben. Ich versuche sie seit zwanzig Minuten zu erreichen“, meldete sich Dakamar nach entlos scheinenden Sekunden. „Wie ist ihr Status?“ „Den Umständen entsprechend gut, wir haben einige Verluste hinnehmen müssen, aber nichts gravierendes. Wir sind auf dem Rückweg zur Erde. Die Ori haben einen guten Job geleistet uns abzulenken. Ich bin immer noch wütend, dass ich mich hab provoieren lassen.“ „Nicht ihre Schuld, Dakamar, wir haben uns gemeinsam dazu entschieden“, meinte Caldwell. „Aber beeilen sie sich. Ich muss jetzt das Signal zur Evakuierung geben, Glasgow wird nicht mehr lange existieren. Sie müssen sich beeilen, sonst beginnen die Ori ihre Invasion.“

„Wir sind gleich da“, murmelte Dakamar beruhigend und nickte seinem Stabschef zu. Die kombinierte Flotte aus heredionischen und irdischen Schiffen war auf halbem Weg zurück zur Erde, doch sie würden nicht rechtzeitig da sein. Deswegen hatte Dakamar eine kleine Überraschung für die Ori. „Hypersprung ausführen“, befahl er schließlich. Er hatte schon vorausahnend zu Beginn der Schlacht eine Hyperraumlösung berechnen lassen. Das kam ihnen nun zu Gute, als sie für zwei Sekunden in den Hyperraum eindrangen und den Orischiffen in den Rücken fielen. Die Flotte feuerte alles ab, was sie noch hatte und Dakamar lächelte, als er beobachtete, wie die Schlachtkreuzer von Glasgow abließen und ein Schlachtkreuzer nach dem anderen in Flammen aufging. „Sehr gute Arbeit, Leute, Bergungseinheiten starten und die Schiffbrüchigen und Opfer von Glasgow retten. Dann wenden wir uns den Transportern zu und...“ Er wollte sich gerade entspannen und den Kampf als gewonnen ansehen, als eine folgenschwere Meldung reinkam: „Admiral Dakamar, die Transporter dringen in die Atmosphäre ein, sie haben das Verteidigungsgitter überwunden und die Schlachtkreuzer...“ „Sprich schon!“, befahl Dakamar gereizt. „Die Schlachtkreuzer sind zwar jetzt zerstört, aber sie haben vorher noch Raketen abgeschossen und Plasmafeuer in Richtung Boden gefeuert.“ „Was?“, fragte Dakamar geschockt. „Können wir sie noch abfangen?“ Doch der Offzier schüttelte nur den Kopf und Dakamar sank in seinem Stuhl zusammen und blickte hinunter auf eine Erde, die in diesen Augenblicken in Flammen aufging.


„Feuer!“, befahl Admiral Heimeshoff energisch, als die beiden Schlachtflotten aufeinandertrafen. Panzerungen verbarsten, Menschen starben, als Graser und Plasmawaffen sich durch die jeweils anderen Schiffsrümpfe bohrten. Die Verlustmeldungen schnellten in die Höhe. Es war ein Kampf, der ohne Handschuhe, ohne Schutzschilde, ausgetragen wurde und das zahlte sich jetzt heim. Und dennoch schafften es die Erdlinge die Oberhand zu behalten. Ihre Schiffe hattten immer eine stärkere Panzerung aufgewisen, als die Orischiffe, die sich immer auf ihre Schilde verlassen hatten. Und so verging ein Orischiff nach dem anderen in einem leuchtenden orangeroten Feuerball. Doch ebenso starben die Attatürk, Graf Zeppelin und die angeschlagene Dreadnoght Jeanne d'Arc.
Heimeshoff drehte sich zu seinem Stabschef, der gerade triumphierend aufsah. „Alle Orischiffe vernichtet, nur die Zorn von Oben driftet...“ Weiter kam der Stabschef nicht, denn in diesem Moment rammte die entzwei gebrochene Zorn von Oben die UNS Victory.
Heimeshoff schloss die Augen und tat seinen letzten Atemszug, als die Flaggbrücke dem Vakuum des Alls ausgesetzt wurde. Seine letzten Gedanken galten seiner Familie zu Hause auf der Erde in der Gewissheit hier und heute ihre Freiheit und ihr Leben verteidigt zu haben. Dann wurde alles schwarz.


Auch Vergeltungsadmiral Piet Hata, der als einer der wenigen auf der Flaggbrücke der Zorn von Oben noch am Leben war und klammerte sich an eine Fotographie seiner Frau und seiner beiden Töchter. Auch er hatte mit dem Leben abgeschlossen. Es war bittere Ironie des Schicksals, dass weder er noch Heimeshoff diese Schlacht gewonnen hatten. Sie beide waren am Ende die Verlierer. Doch eines war sicher und half ihm ins Jenseits überzuwechseln: er hatte vielleicht nicht gewonnen, doch die Ori hatten auf jeden Fall verloren. Und auch er hauchte sein Leben aus.


Admiral Helena Reed war geschockt, als sie nur mit ansehen konnte, wie die eine Hälfte der Zorn von Oben in das verkrüppelte irdische Flaggschiff einschlug und eine klaffende Wunde hinterließ. „Ich will einen Bericht!“, bellte sie hilflos ihrem Stab zu. „Rettungsteams aussenden, wir müssen nach Überlebenden suchen!“ Doch auch dies brachte nichts mehr, denn nachdem sich ncoh einige dutzend Rettungskapseln von der Victory abgesprengt hatten, verging auch die Victory in einem großen Feuerball und ihre Trümmer und die der Zorn von Oben verteilten sich über tausende von Kilometern. Reed ließ sich in ihren Sessel fallen. „Befehl an das zweite Geschwader: wir kehren heim. Das erste Geschwader bleibt und sucht nach Überlebenden.“ Niedergeschlagen sank die Oberkommandierende wider Willen in sich zusammen. Sie hatte diese Schlacht vielleicht überlebt, doch wie alle anderen, war auch sie nun gezeichnet. Vielleicht war es nicht die größte Schlacht an der sie je teilgenommen hatte, doch bei Gott, es war die, die am meisten schmerzte. „Good Bye, alter Freund“, murmelte sie zu sich. „Good Bye, Admiral Heimeshoff.“




Fortsetzung folgt...
Kapitel 14 by Atlan
2.14 Brennende Erde, Teil 2
von Atlan




Der Vizepräsident der Vereinigten Nationen der Erde und ihrer Kolonien blickte mit Schock auf die blinkenden Diagramme, Echtzeitaufzeichnungen und Videofeeds des War-Rooms. Der War-Room war die große Kommandozentrale der Erdstreitkräfte auf der Erde, ein übergroßer, mehrere Etagen hoher Konferenzraum mit einem kreisrunden Tisch und zahllosen Monitoren, die die Wände bedeckten. Alexander Reineke fuhr sich geschockt durch die Haare und sah dann die anderen Offiziere und hochrangigen Regierungsoffiziellen an, die mit ihm in der unterirdischen Kommandozentrale der Erdstreitkräfte in der sibirischen Einöde saßen. Chief Sebastian Degenhardt, Admiral Nina König, Commandant Salim K. Malik, Admiral Steven J. Caldwell und so viele andere blickten gebannt auf die Aufnahmen, die ihnen von den riesigen Monitoren präsentiert worden.
Es war doch alles so gut gelaufen. Der jüngst verstorbene Admiral Heimeshoff hatte die Invasionsflotte der Originarmee in der vielleicht bemerkenswertesten und größten Raumschlacht der irdischen Geschichte geschlagen, doch dann das Was die Oriflotte mit ihren letzten Atemzügen vollbracht hatte, war einfach unbeschreibbar schrecklich. Der Vizepräsident konnte nur vermuten, dass die letzten Befehle der über Oriflotte gewesen waren, den Planeten mit Tod und Verderben zu überziehen. Sie hatten die entstandene Lücke im planetaren Verteidigungsgitter zu ihrem Vorteil ausgenutzt um ganze Landstriche, hunderte von Quadratkilometern, Militäreinrichtungen, Zivileinrichtungen, ja ganze Großstädte schlichtweg zu verdampfen.
„Die Meldungen werden jetzt bestätigt, Mister Vice President“, meldete nun Commandant Malik, Befehlshaber des Marine Corps, nachdem ihm ein Datenpad gereicht worden war. „Rom... London... Peking... Washington... New York City. Moskau, Genf, Shanghai, Tokio, Honkong und die meisten anderen großen Städte wurden ebenfalls getroffen, doch der Schaden ist bei weitem nicht so groß, wie in den zuerst genannten Zielen, die vollständig vernichtet wurden.“ „Von wie vielen Verlusten sprechen wir hier?“, fragte Reineke nach einer kurzen Pause. „Alles mit eingenommen? Wir gehen von ungefähr neunhundert Millionen aus. Wohlwollend geschätzt“, sagte der Commandant des Marine Corps dumpf. „Neunhundert...“, murmelte der Vizepräsident bestürzt und schüttelte langsam mit dem Kopf. „Waren die Leute denn nicht in die Schutzbunker evakuiert worden?“ Einer der anwesenden Zivilisten, ein Untersekretär im Innenministerium, blickte schuldig drein. „Eigentlich schon, Mister Vice President, aber wir haben die Stärke der Schiffswaffen der Ori unterschätzt. Meldungen zufolge sind die Strahlenwaffen einfach durch die Panzerung gedrungen und die feindlichen Raketen... haben dann ihren Rest getan.“ Reineke schüttelte erneut den Kopf. „Das war ein Versagen auf ganzer Linie.“ Die Offiziere und Regierungsoffiziellen blickten schuldbewusst zu Boden. Alle bis auf Admiral König, die gerade ein hitziges Telefongespräch führte.
Die Chefin des Marinegeheimdienstes nickte einige Male, zischte Fragen und Befehle und legte schließlich auf, die Stirn in Falten gelegt. Dann blickte sie sich auf, räusperte sich und sagte schließlich frei heraus: „Das war gerade Brigadier General Theng. Sie kommandiert die Rettungsteams in New York.“ „Gibt es Neuigkeiten vom präsidialen Schutzbunker?“, fragte Degenhardt, wie aus der Pistole geschossen. Er sprach die Frage aus, die schon seit Minuten wortlos ihm Raum stand. New York war die Hauptstadt der Vereinigten Nationen, das Nervenzentrum der irdischen Nation und Präsident Lukanga Mukara hatte sich nicht evakuieren lassen, sondern hatte mit gutem Beispiel vorangehen wollen.
Admiral König verzog den Mund. „Ja, hat er. Und die Meldung ist, dass es keinen Schutzbunker mehr gibt. Wo vorher das UN-Gebäude stand befindet sich nur noch ein drei Kilometer breiter Krater.“ Dann beugte sie sich leicht nach vorne und fokussierte Reineke an. Der wusste, was jetzt kommen würde. „Ich schätze, wir brauchen den Obersten Richter.“ „Freuen sie sich nicht zu früh, dass der Präsident tot ist“, entgegnete Admiral Caldwell wütend. „Ich freue mich absolut nicht, Admiral, ich lege hier nur die Tatsachen aus“, antwortete König kühl, doch Caldwell rollte nur mit den Augen. „Also bitte, sie haben das Wort Leichenfledderer ja schon auf der Stirn tattooviert.“ „Wohl eher das Wort Realist“, meinte König energisch und blickte jeden einzelnen im Raum an. „Bin ich etwa die einzige, die noch mit wenigstens einem Fuß in der Realität steht? New York ist zerstört der Präsident hielt sich dort auf. Fügen wir noch hinzu, dass sich Präsident Mukara seit Stunden nicht gemeldet hat, dann sollte klar sein, was los ist. Er ist tot und mit ihm das halbe Kabinett. Wir können froh sein, dass der Vizepräsident am Leben ist und die Amtsgeschäfte übernehmen kann.“ Caldwell blickte nun grimmig ins Leere und hütete sich König ins Gesicht zu sehen. „Zugegeben. Aber ich muss mich trotzdem nicht darüber freuen, dass der Präsident tot ist.“ „Das hat auch niemand von ihnen erwartet“, meinte nun Reineke, der nach Minuten des Schweigens und in sich gehens endlich wieder etwas von sich gab, und nun zwischen König und Caldwell ging. Er erhob sich. „Machen sie bitte weiter und beginnen sie mit der Koordinierung der Abwehrmaßnahmen. Ich werde jetzt den Obersten Richter aufsuchen und mit ihm die Einführungszeremonie vorbereiten. Wenn wir in dreißig Minuten nichts vom Präsidenten gehört haben, dann werde ich die Nachfolge antreten.“
Mit diesen Worten erhob sich der Vizepräsident von seinem Stuhl und verließ den Raum, indem die Köpfe des Miliärs und die Überreste der Regierung damit begannen gegen die feindlichen Invaoren vorzugehen. Als höchster Militär im Raum räusperte sich nun Commandant Malik. „Nun, wie dem auch sei. Fangen wir an.“


Admiral Helena Reed, 1st Viscountess Reed und de facto Fleet Admiral der kläglichen Überreste der Earth Force Navy, blickte mit glasigen Augen hinunter auf eine brennende Erde. Die Indefatigable hatte an UNSF Belgrad festgemacht, eines der wenigen volleinsatzbereiten Raumforts, die es noch gab. Der Admiral hatte das Büro des Stationskommandanten in Beschlag genommen, um von hier aus die Navy zu koordinieren. Die Indefatigable war zu stark beschädigt, um als Kommandoposten dienlich zu sein und da die letzten Kämpfe dieses Krieges sowieso auf dem Boden entschieden würden, machte es wohl keinen Unterschied, wenn sie statt auf einem Schiff von einer Raumstation aus befehligte. Momentan gab es für sie jedoch wichtigeres. Sie blickte hinunter auf die Erde und fragte sich, ob ihre Familie in Ordnung war. Hatte jemand von ihrer Familie überlebt? Die Chancen standen gut, die meisten hatte sie auf ihren Landsitz in die Highlands bringen lassen und ländliche Gegenden waren nicht bombardiert worden.
Minütlich kamen neue Listen herein, die Zahlen der Toten und Verwundeten schnellten in die Höhe. 920.324.754 Tote waren es momentan. Sie konnte nicht anders und sich selbst dafür verantwortlich machen. Innerlich wusste sie zwar, dass die Navy alles getan hatte, was in ihrer Macht gestanden hatte, doch das beste war einfach nicht gut genug gewesen. So viele gute Menschen hatten ihr Leben gelassen, darunter ihr guter Freund – und in vielerlei Hinsicht Mentor – Admiral Heimeshoff. Sein Tod war mit am schwersten zu ertragen.
Ihr Adjutant holte sie schließlich aus ihren Gedanken zurück. „Admiral, der War-Room für sie.“ Reed nickte und begab sich wortlos zu ihrem Schreibtisch. Schnell war eine Leitung zum War-Room, der sich auf der anderen Seite des Planeten befand, hergestellt. Sie nickte knapp den hochrangingen Offizieren zu, die sie auf dem Bildschirm erkennen konnte. Höflichkeitsfloskeln waren momentan nicht wichtig. Jetzt ging es darum entschlossen gegen die Bodentruppen des Feindes vorzugehen. Reed verdränkte ab diesem Moment ihre persönlichen Gefühle. Jetzt ging es um die Rettung so vieler Leben, wie möglich. Über neunhundert Millionen waren bereits tot und was Helena Reed nicht wollte, waren noch mehr sinnlose Tote. Es war Schwachsinn anzunehmen, dass die Oritruppen, die auf der Erde gelandet waren, den Planeten an sich reißen würden. Sie könnten schlecht neun Milliarden Menschen töten, vorher würden sie aufgehalten. Doch jedes Leben zählte in den letzten Tagen dieses blutigsten Krieges seit über 10.000 Jahren. Es waren schon zu viele gestorben. „Sie wollten einen Lagebericht?“, fragte Reed schließlich die Personen im War-Room. „Allerdings“, meinte Commandant Malik. „Der Vizepräsident erledigt momentan einige wichtige Angelegenheiten und wenn er zurückkehrt, will ich ihn auf dem neusten Stand wissen. Also, wie sieht es bei ihnen aus, Admiral?“ Reed griff zu einem Datenpad. „Die Navy ist kaum noch vorhanden. So sieht es aus“, sagte sie schlicht. „Zu Beginn der Schlacht hatten wir vierundneunzig Schiffe und Tarnboote. Jetzt sind wir noch 32. Den Verlust von achtzehn Raumforts eingerechnet, haben wir Verluste in einer Höhe von etwa dreihunderttausend Spacern erlitten.“ Der Admiral versuchte sachlich und distanziert zu klingen, doch es gelang ihr nicht. Sie war keine Maschine, sie wurde vom Tod all dieser Männer und Frauen tief mitgenommen. „Ich verstehe“, entgegnete Commandant Malik und machte seinerseits einige Notizen. „Sprechen sie bitte der gesamten Navy meinen Dank in Stellvertretung des Vizepräsidenten aus. Das Opfer, das sie gestern und heute gebracht haben, wird noch für Jahrhunderte in Erinnerung bleiben.“ Reed nickte stumm. Worte und Laudatien brachten auch niemanden mehr von den Toten zurück. „Jetzt übernehmen die Marines, Admiral, aber wir brauchen Informationen zur Lage. Das Satelitennetzwerk ist immer noch gestört durch die feindlichen ECM-Systeme. Können sie uns klare Intel geben?“ „Das kann ich“, sagte Reed schlicht und übertrug einige Sensordaten an den War-Room. „Alle Kriegsschiffe der Ori wurden in der Schlacht zerstört oder aufgebracht, doch die Transportschiffe konnten durch die Lücke im Verteidigungsgitter brechen und sind an mehreren Standorten über der Erde niedergegangen. Fünf Transporter in Europa, fünf in Nordameria, sechs in Asien, einer in Japan, zwei in Australien und vier Schiffe in Afrika. Die genauen Längen- und Breitengrade habe ich ihnen zugeschickt. Meine Leute schätzen, dass sie Ori die Schiffe bis zum Rand voll mit Truppen und Kriegsgerät gepackt haben, also können wir im schlimmsten Fall mit drei Millionen feindlichen Soldaten rechnen.“ „Das deckt sich ungefähr mit der Meinung meiner Experten“, fügte die sich zu Wort meldende Admiral König hinzu. Reed erkannte die besorgten Minen der Generale und Admirale im War-Room. „Gibt es etwas, das ich erfahren sollte?“ Commandant Malik antwortete nach einer kurzen Weile: „Die meisten Bodentruppen befinden sich in unterirdischen Schutzbunkern und bis wir sie verlegt haben, werden die Ori ihre Verteidigungsstellungen ausgebaut haben...“ „Und weil der Einsatz unserer Schiffsgeschütze dem Planeten irreversible Schäden zufügen könnte, müssen wir uns auf einen langen Bodenkampf vorbereiten“, führte Admiral Reed den Satz des Kommandeurs des EFMC zu Ende. Malik nickte. „Leider ja.“
Reed kratzte sich am Kinn. „Nun, ich überlasse es ihnen eine Möglichkeit für dieses Problem zu finden. Ich hätte allerdings einen Vorschlag die Navy nützlich einzusetzen, während sie die Invasion abwehren.“ Caldwell beugte sich darauf hin vor. „Wie meinen sie das?“ Reed lächelte sanft. „Ich hatte daran gedacht einige Detachments in die Milchstraße hinaus zu schicken und vielleicht auch in die Pegasusgalaxie, um Kontakt mit unseren verstreuten Truppen aufzunehemn, sie nach Hause zu holen und die letzten Ori-Außenposten zu vernichten.“ „Das wäre möglich“, warf Admiral König ein. „Die Ori haben all ihre verbliebenden Schiffe in diese letzte Schlacht geworfen. Sie dürften höchstens noch mit einigen versprengten Patrouillenschiffen und einigen Garnisonen rechnen, nichts gravierendes.“ „Bereiten sie die Operation vor“, beschloss Malik schließlich. „aber der Vizepräsident muss das noch absegnen, bevor sie loslegen.“ „Aye“, bestätigte Reed zufrieden, nickte den Gesprechspartnern freundlich zu und kappte die Verbindung. Wenigstens etwas positives an diesem Tag.


„Bewegung, Bewegung! Aufsatteln!“, bellte Brigadier General Ernst Allert, stellvertretender Kommandeur der Enforcer und Befehlshaber des STK, und zurrte seinen Schutzhelm fest. Alle Enforcer rückten zum Einsatz aus und auch Allert hatte beschlossen seine Truppen in die Schlacht zu begleiten. Die Stargates funktionierten nicht mehr, also war seine Anwesenheit im Stützpunkt nicht mehr nötig. Es gab wichtigeres zu tun. Einer der feindlichen Truppentransporter war im Elsaas gelandet und das 1st Enforcer Battailon würden als Vorhut für die 87th Ranger Division dienen, die sich gerade zur Front durchkämpften, um die Ori zu stellen. Das 2nd Battailon, angeführt von Jack O'Neill, Ronon, Kolya und Anna, war bereits in Richtung Südafrika gestartet, wo die 77th Armoured Division unter General de Wet bereits in schwere Kämpfe nahe Johannisburg verwickelt war.
Allert ging schnellen Schrittes hinüber zu einem SV-23 Falcon, indem ST 1 saß und der gerade seine Motoren warm laufen ließ. Er kletterte hinein und ergriff das von Marko Fuhrmann angebotene Sturmgewehr. „Bereit?“, fragte der General sein Vorzeigeteam. „Wie man es nimmt“, entgegnete Vala und biss sich auf die Lippe. „Sicher, dass Anna-Lena hier sicher ist?“ Allert nickte. „Ja, keine Sorge. Die Ori kommen nicht mal in die Nähe des Stützpunktes und Nicole wird auf sie genauso gut aufpassen, wie auf unseren Jungen.“ Vala nickte knapp und nur halb überzeugt. Anna-Lena war zwar nicht ihr leibliches Kind, doch Vala liebte sie dennoch ohne Einschränkungen. Ralf legte seinen Arm um seine Lebensgefährtin. „Wird schon alles gut werden.“ Vala nickte erneut, diesmal jedoch zuversichtlicher. „Lasst uns einfach die Ori besiegen, damit dieser beschissene Krieg endlich vorbei ist.“ „Amen“, bestätigte Allert und griff zum Funkgerät. „General Allert an alle Einheiten. Wir rücken aus.“ Mit diesen Worten starteten die dutzenden Falcons und Baby Tiger und machten sich auf ihre Krieger zur Front zu tragen.


Reineke atmete tief durch. Seine Zeit war abgelaufen und alle wichtigen Personen hatten sich im War-Room versammelt, um die Übernahme der Regierungsgeschäfte durch den Vizepräsidenten zu bezeugen. Die Rettungstrupps in New York hatten nun endgültig bestätigt, dass der Präsident tot war. Also war es nun an Reineke die Lücke zu schließen und für die nächsten zwei Jahre, die restliche Amtszeit seines Vorgängers, die Präsidentschaft zu übernehmen. Auch wenn die alleinige Aufgabe des Vizepräsidenten quasi darin bestand zu warten, bis der Präsident starb, hatte Reineke doch immer gehofft, dass es nie dazu kommen würde.
„Sind sie bereit, Sir?“, fragte der Oberste Richter des internationalen Gerichtshofes schließlich Reineke und hielt das Grundgesetz hoch. Reineke nickte, legte seine linke Hand auf das Grundgesetz und hob die rechte Hand. Bereits jetzt blitzten einige Kameralichter auf und Reineke spürte fast schon die Videokameras in seinem Rücken. „Dann sprechen sie mir bitte nach“, meinte der Richter. Reineke nickte bestätigtend und der Richter begann mit dem Amtseid.
„Ich, Name einsetzen“
„Ich, Alexander Reineke...“
„Gelobe feierlich und bestätige hiermit“
„Gelobe feierlich und bestätige hiermit...“
„dass ich das Amt des Präsidenten der Vereinigten Nationen der Erde und ihrer Kolonien“
„dass ich das Amt des Präsidenten der Vereinigten Nationen der Erde und ihrer Kolonien...“
„getreulich ausüben und die Bürger der Vereinigten Nationen und die Verfassung der Vereinigten Nationen zu schützen, verteidigen und hochhalten will“
„getreulich ausüben und die die Bürger der Vereinigten Nationen und die Verfassung der Vereinigten Nationen zu schützen, verteidigen und hochhalten will... So wahr ich hier stehe“, schloss Reineke schließlich. Er hatte sich gegen einen Schluss ala 'So wahr mir Gott helfe' entschieden, auch wenn das in den Richtlinien für den Eid als machbar aufgeführt war. Zum einen war er nicht sonderlich gläubig und zum anderen lebten auf der Erde nicht nur Christen und er war ebenso deren Präsident, wie der der Christen.
„Meinen Glückwunsch, Mister President“, sagte der Oberste Richter lächelnd und schüttelte dem neuen Präsidenten der Erde die Hand. Reineke nickte und zwang sich zu einem Lächeln für die Kamera, während er die Glückwünsche entgegen nahm.
„Vielen Dank, aber vielleicht sollten wir uns die Glückwünsche für später aufheben“, meinte der Präsident zu den Anwesenden. „Wir haben einen Krieg zu gewinnen. Ich will einen Lagebericht in zehn Minuten auf meinem Schreibtisch. Bereiten sie eine Live-Übertragung an alle Einheiten der Erdstreitkräfte vor. Ich will mich persönlich an sie wenden.“ „Aye, aye, Mister President“, bestätigte Commandant Malik und salutierte zackig. Reineke nickte noch einmal allen zu und verließ dann den War-Room, um sich in sein Büro aufzumachen, wurde jedoch von Admiral König verfolgt und auf halbem Wege abgefangen.

Die Geheimdienstchefin holte auf und lächelte verschlagen. „Meinen Glückwunsch, Herr Präsident. Ich bin mir sicher, dass der verstorbene Präsident Mukara stolz auf sie wäre.“ Reineke blickte seine alte Freundin jedoch nur ausdruckslos an. „Warum musst du eigentlich immer lügen, Nina?“ „Wie so vieles andere auch ist das Lügen eine Fähigkeit, die man immer üben sollte, wenn man in Form bleiben will“, erklärte Nina König entspannt. „und ich gedenke noch lange in Form zu bleiben. Damit verdiene ich schließlich meine Brötchen.“ „Dann such dir einen anderen Sparringspartner, ich hab dazu gerade weder die Nerven noch die Zeit“, meinte der Präsident ruppig und betrat erst das Vorzimmer und schließlich das eigentliche Büro. Nina König schloss die Tür hinter sich und setzte sich auf eine bequeme Couch vor dem Schreibtisch. „Keine Sorge, es geht um was dienstliches.“ Sie überschlug die Beine und verschränkte die Arme vor der Brust. „Erinnerst du dich zufällig an unser Gespräch im Mai bevor ich Jules Tora auf einen kleinen Botengang geschickt habe?“ „Wie könnte ich das vergessen“, meinte Reineke trocken und ließ sich hinter seinem Schreibtisch nieder. „Also?“ „Also? Ich hab eine Biowaffe besorgt, um die Erde zu verteidigen, sollte es denn zur Invasion kommen. Und die Invasion ist gekommen. Gib den Befehl und ich schalte die mächtigsten Feinde auf diesem Planeten aus. Zehn Minuten später hast du keine Orici und Priore mehr.“ Reineke nickte langsam und sagte einer kurzen Pause: „Ich bin mir nicht mehr so sicher, dass es das richtige wäre.“ König konnte nicht glauben, was sie da hörte. „Es ist ja nicht so, als würde die Waffe auch unsere Leute töten. Sie würde sofort alle Priore, deren genmanipulierte Monster und Orici töten. Die müssten wir sowieso töten. Wir müssten zwar noch die reguläre Infanterie töten und so fanatisch, wie die sind, wird das noch einige Zeit dauern, aber wir würden unsere Verluste auf ein Minimum reduzieren.“
Reineke antwortete nicht direkt auf dieses Argument, sondern griff stattdessen zu einem Bilderrahmen, auf dessem eingerahmten Bild er zusammen mit dem verstorbenen Präsidenten zu sehen war. Er grinste kurz. „Ich bin schon ein Heuchler. Ich war sechs Jahre lang der Freund und Vize dieses Mannes und jetzt, wo er kaum einige Stunden lang tot ist, fall ich ihm schon in den Rücken und verrate seine Prinzipien.“ „Du verräst keinerlei Prinzipien, ganz im Gegenteil“, sagte die Admiralin trocken und nippte an ihrem Getränk. „Du hast vor knapp einer viertel Stunde einen Eid geleistet die Verfassung und das Volk zu verteidigen und ich biete dir hier eine Möglichkeit an so viele Leben zu retten, wie möglich. Wenn du das ablehnst, dann bist du nichts anderes, als ein egoistischer Mistkerl. Erlaub es mir endlich, wenn was rauskommt, dann nehme ich es auch auf meine Kappe.“ Reineke blickte der entschlossenen Frau in die Augen. Schließlich nickte er. „Tu es.“


„Verdammt noch mal“, murmelte General Allert und blickte durch sein Fernglas in Richtung feindliche Linien. Die ihm unterstellten Einheiten hatten auf der östlichen Rheinseite einen Verteidigungsgürtel errichtet, um die vorrückenden Einheiten des Feindes aufzuhalten und bisher zeigte dies auch Wirkung gezeigt, hätten die Priore der vorrückenden feindlichen Division nicht einen der örtlichen Zoos gefunden und sich die dortigen Tiere zu nutzen gemacht. So kam es zu einer grotesken und äußerst blutigen Schlacht, mit Rangern, Hubschraubern, Schützpanzern und Artillerie auf Seiten der Erde und Originrittern, Plasmaartillerie, Schwebepanzern und mutierten Bestien auf Seiten der Originarmee. Allert kaute auf seinen wahrscheinlich hundertesten Kaugummi herum, während er sich die Lage besah. ST 1 hatte sich hinter die Front begeben und daran gemacht feindliche Offiziere auszuschalten und der Rest der Enforcer gab sich Mühe Horde um Horde von mutierten Hunden, Wölfen und Bären zu bekämpfen. Er griff zum Hörer eines nahen Feldtelefones. „General Allert hier, geben sie mir das HQ der 5th Air Cavalry! Was ich will? Ich will einen verdammten Luftschlag. Laden sie die Hubschrauber voll mit Napalm und... Nein, jetzt hören sie mir zu, ich...“ „General!“, rief einer der anwesenden Offiziere und deutete in den Himmel. Ernst blickte gerade noch rechtzeitig auf, um zu sehen, wie zwei Interkontinentalraketen auf die feindlichen Linien zuflogen und in zwei Kilometern Höhe explodierten. Bläuliche Gase strömten aus und Ernst Allert reagierte sofort: „Gasmasken aufsetzen!“ Es waren zwar eindeutig irdische ICBMs, aber man konnte nie zu vorsichtig sein. Und anscheinend war das auch angebracht, denn keine Minute später fielen alle Mutanten und Priore auf dem Schlachtfeld tot um. Orici waren nicht anwesend, doch auch sie würden sich den tödlichen Gasen nicht entziehen können. Ernst beobachtete all dies durch sein Fernglas und lächelte, als er sah, wie die Oritruppen, die nicht von dem Giftgas beeinflusst wurden, wie Salzsäulen da standen. „Das ist unsere Chance. Geben sie das Signal: Wir rücken vor.“


Admiral Helena Reed stand mit ihrem Rücken zur Tür und blickte hinunter zur Erde. Ihre Laune hatte sich in den letzten Stunden stark gebessert. Nicht nur hatte man ihrem Vorschlag für eine neue Taskforce zugestimmt, man hatte sogar bereits alle Priore und ihre mutierten Abarten auf dem Boden eleminiert. Vielleicht sogar die Orici. Gleichzeitig war jedoch ein Befehl von ONI herausgegeben worden, wonach selbst die Erwähnung der Ereignisse und des Einsatzes eines bläulichen Giftgases in einem Gespräch mit Zivilisten oder der Presse als Hochverrat gelte und mit einer Verantwortung vor dem Militärgericht zu beantworten sei. Admiral Reed konnte damit leben und sie war sich sicher, dass all die Soldaten der Erdstreitkräfte, denen durch den Einsatz der Waffe das Leben gerettet wurde, es ebenso sehen würden.
Plötzlich leutete die Türklingel. „Herein!“, befahl Reed und nahm hinter ihrem Schreibtisch Platz. Das Schott öffnete sich und Commodore Samantha Carter, den linken Arm in einer Schlinge und einige Pflaster im Gesicht, trat ein. „Commodore Carter meldet sich, wie befohlen, Ma'am“, sagte Sam und salutierte. „Setzen sie sich, Commodore“, meinte Reed und deutete auf den Sitz vor dem Schreibtisch. Sie holte ein Datenpad hervor und schob es in Sams Richtung. Reed lächelte. „Wie geht es ihnen, Samantha?“ „Ich kann nicht klagen, Ma'am“, meinte Sam. „Meine Crew hat überlebt und darüber bin ich froh.“ Reed nickte. „Dieses Datenpad ist für sie. Es beinhaltet ihre neuen Befehle. Mit dem Tod des Flottenadmirals geht die Ehre des Kommandos nun an mich über. Präsident Reineke hat mich gerade selbst informiert.“ „Meinen Glückwunsch, Fleet Admiral“, sagte Sam aufrichtig. Reed lächelte erneut. „Wissen sie, Samantha, das gute an der Tatsache Befehlshaber der Navy zu sein, ist dass man Beförderungen aussprechen darf.“ „Aha“, meinte Sam, wusste jedoch nicht wohin das führte. „Ich habe die Chance genutzt und bereits zwei Beförderungen ausgesprochen. So habe ich ihren Commander McGuffin zum Captain befördert. Er wird das Kommando über die Rommel übernehmen, jetzt wo Captain Alois tot ist.“ Sam nickte. „Das freut mich für ihn. Nathan hat es verdient.“ Reed schüttelte lächelnd den Kopf. „Sie haben keine Ahnung, oder? Nun gut, ich sag es ihnen jetzt: die zweite Beförderung betrifft sie, Samantha. Ich habe eine neue Taskforce zusammengestellt, deren Aufgabe es sein wird unsere versprengten Truppen in der Milchstraße nach Hause zu bringen, die letzten Ori-Außenposten zu vernichten und die Nachricht von unserem Sieg gegen die Ori zu allen Welten zu tragen. Und ich kann mir niemanden vorstellen, der dafür besser geeignet wäre, als sie, Samantha. Meinen Glückwunsch, Vice Admiral Carter.“
Sam fiel die Kinnlade herunter. „Vi... Vice...“ „Vice Admiral, Samantha, in der Tat“, meinte Reed nickend. „Ihre Taskforce wird aus zwei Dreadnoughts und der Häfte der Tarnboote bestehen. Wahrscheinlich werden sie ein halbes Jahr unterwegs sein, aber ich denke, das wird sich jetzt, wo es keine Raumschlachten mehr geben wird, eher wie ein Urlaub anfühlen. Sie dürfen anfordern, wen sie wollen, ich lasse ihnen freie Hand.“ „Da... Danke, Ma'am.“ „Sie haben es sich verdient, Samantha“, sagte Reed und winkte ab. „Und jetzt Marsch, zurück zu ihrem natürlichen Element.“ Reed nickte Sam noch einmal zu, die dann auch eiligst verschwand, verwirrt und doch sehr glücklich.


Präsident Reineke straffte die Schultern und räusperte sich. Der Kameraassistent machte sich schon daran die Sekunden abzuzählen. Reineke war froh, dass diese Rede nur für die Erdstreitkräfte bestimmt war, nicht für das Volk, welche morgen oder in wenigen Tagen folgen würde. Er ging noch einmal seine Notizen durch, dann war er auf Sendung.
„Marines, Spacer, ich weiß, dass dies sehr plötzlich und sehr schockierend kommt. Wir alle trauern um Lukanga Mukara und unser aller Gedanken sind bei seiner Frau und seiner Familie. Doch ich spreche heute nicht zu ihnen, weil ich die Toten betrauern möchte, sondern um ihnen allen zu danken. Jedem einzelnen von ihnen. Bald ist es geschafft und die Ori werden besiegt sein, aber sie sollen wissen, wie stolz ich auf jeden einzelnen von ihnen bin. Sie haben sich der größten, bösen Macht des bekannten Universums entgegen gestellt und haben für unsere Freiheit gelitten und geblutet. Und jetzt bitte ich sie, noch etwas länger auszuhalten, noch etwas länger zu kämpfen. Besiegen wir die letzten Ori auf diesem wundervollen Planeten, lasst uns unser Freunde, unsere Familien, unser Volk verteidigen. Lasst uns ein letztes Mal bis zum Ende kämpfen, lasst uns die Ori und ihre Anhänger ein letztes Mal bekämpfen und schlagen, wie wir es schon so häufig bewiesen haben, dass wir es können. Lasst uns darum unsere Pflicht tun, und lasst sie uns so tun, dass sogar nach tausend Jahren, wenn es dann noch eine UN und ihre Kolonien gibt, die Menschen sagen werden: das war ihre beste Stunde. Danke.“ Reineke nickte der Regie zu und die Kamera schaltete sich aus. Das war geschafft. Vielleicht war es ja doch nicht so schlimm Präsident zu sein.


Ernst Allert schlürfte seinen Kaffee, als er seine Teams zur Lagebesprechung gerufen hatte. Die Oritruppen waren auf dem Rückmarsch und zogen sich nach Frankreich zurück, wo sie sich wohl mit dort und in Spanien gelandeten acht Divisionen vereinigen wollten. Jetzt wo auch für die Erdtruppen Verstärkung angekommen war, setzen die Truppen sich wieder in Bewegung und setzten dem Feind nach. „Meinen Glückwunsch an sie alle, sie haben heute hervorragende Leistungen gebracht, aber der Krieg ist noch nicht vorbei. Wir müssen uns noch um ein paar Ori kümmern.“ „Das dürfte jetzt auch kein Problem mehr sein“, meinte Marko Fuhrmann. „Wer weiß, ich will aber dass sie trotzdem vorsichtig sind. Dieser Krieg hat schon genug tote Helden. Deswegen erhalten die Enforcer auch zum ersten Mal in diesem Krieg Verstärkung. Laut Befehl von Chief Degenhardt werden alle Teams wieder auf die volle Personalstärke aufgestockt.“ Diese Meldung löste Jubel unter den Enforcern aus und Ernst grinste. „Die ersten Verstärkungen sollten in Kürze eintreffen... Ah, wenn man vom Teufel spricht“, meinte er und deutete auf ein improvisiertes Landefeld, wo gerade ein enttarnendes Frachtschiff aufsetzte. „Laut Admiral König soll das die Verstärkung für ST 1 sein. Der Admiral hat sich zwar sehr kryptisch ausgedrückt, meinte jedoch, sie würden die Person kennen. Ich schlage vor, sie begrüßen ihn oder sie.“ „Schon dabei“, bestätigte Ralf und schwang sich auf, Vala und Marko auf seinen Fersen.
Sie gingen die wenigen hundert Meter hinüber und stellten sich vor die Luftschleuse, die sich nun langsam öffnete und die Person grinsend ins Freie trat. „Ich glaub, mein Schwein pfeift“, meinte Marko und pfiff schräg. „Jules?“, fragten Ralf und Vala beinahe gleichzeitig. Jules Tora grinste und schulterte ein Sturmgewehr. „Ihr solltet den Todesanzeigen nicht allzu viel Glauben schenken, Leute.“



Fortsetzung folgt...
Kapitel 15 by Atlan
2.15 Die Hunde des Krieges
von Colonel Maybourne



Jack O´Neill kam brummend auf der UNS Erwin Rommel an und stieg so schlecht gelaunt aus dem Gleiter, dass ein junger Spacer davon fast einen Schreck bekam.
Der Raumfahrer wollte eigentlich nur das Handgepäck des Brigadier Generals in Empfang nehmen, was er aber bei dem Gesichtsausdruck sich nicht mehr traute.
Und das war nur zu gut zu verstehen, denn O´Neill wurde von seinem ruhigen Reserveposten noch in letzter Sekunde direkt an die Front gerufen.
Dabei fand er es im Hochland von Mexiko eigentlich sehr ruhig und angenehm, aber das war zu dem Zeitpunkt in den Hintergrund verdrängt.
„Sir, darf ich ihr Gepäck nehmen?“
Der Spacer an der Luke sah wieder erwartungsfroh zu O´Neill hinauf, nachdem dieser sich einen kurzen Überblick über das Deck verschafft hatte.
„Ja, und dann führen sie mich zu Admiral Carter.“
Der Soldat nickte und ließ den Brigadier General vorgehen, der sich ranhielt und seine Miene auf der ganzen Strecke offen zeigte.
Sie gingen direkt in Samantha Carters Quartier und wurden dort nicht nur von ihr, sondern auch von Ronon und Anna begrüßt.
„Jack, schön dass sie es einrichten konnten.“
Sie kam mit ausgestrecktem Arm auf ihn zu, während er sie abschätzend ansah.
„Dann war das ihre Idee, mich direkt aus der Kantina schleifen zu lassen?“
Sam rollte jedoch nur mit den Augen.
„Kommen sie schon, sie wollen mir doch nicht wegen einem Chili die Hölle heiß machen?“
Er sah sie weiterhin brummig an.
„Es war auch ein Tequila, den ich nicht leeren konnte.“
Sam rollte nur mit den Augen und Ronon übernahm für sie.
„Jetzt stellen sie nicht so an und wenn es sie beruhigen sollte, wir haben eine Mission vor uns, bei der sie gebraucht werden.“
Anna ergänzte ihren Freund auf der Stelle.
„Und wo wäre für uns der Spaß, wenn nur die halbe Truppe fliegt?“
O´Neill trat missmutig auf der Stelle.
„Na von mir aus… was liegt an?“
Sam nickte leicht und ging an ihren Platz.
„Wir haben herausgefunden, dass die Ori noch eine Werft in unserer Galaxie haben, in der sie Schiffe für eine neue Flotte bauen.
Zwar sind diese noch nicht fertig, aber das ONI ist sich sicher, dass sie in wenigen Wochen für einen erneuten Angriff auf die Erde bereitstehen werden.“
Anna übernahm dann für sie.
„Und weil alle Truppen auf der Erde sind, um die Invasionsarmee aufzuhalten, kann man nur uns und ein paar entbehrliche Verbände schicken.“
Jack setzte sich und blickte Sam an.
„Nur damit sie es wissen, sie schulden mir ein Chili und einen Tequila.“
Sie nahm es mit einem Schmunzeln.
„Von mir aus, aber jetzt sollten wir uns mit der Mission vertraut machen.“
Im Grunde genommen war er ihr gar nicht mehr böse, aber es gab zwischen den beiden immer noch so eine Verbindung, die er nicht erklären konnte.
Zwar waren seit ihrer gemeinsamen Zeit auf Atlantis schon Jahre vergangen, aber da war immer noch so ein leises Knistern.
Und obwohl ihn dies etwas nachdenklich machte, war er doch insgeheim dankbar dafür, dass er das überhaupt noch fühlen konnte.


UNS Leonidas:

Inmitten des Irdischen Sternensystems steuerte der ausrangierte Schlachtkreuzer Leonidas direkt auf Heredion zu, wo zufällig eine unerwartete Bedrohung entdeckt wurde.
Die Ori hatten einen Sturmtransporter auf dem Planeten abgesetzt und einer Eliteeinheit Originritter war es gelungen, an die zentrale Energieversorgung heranzukommen.
Zwar hatten sie nur einen Teil unter Kontrolle bringen können, aber dies war bei der Lage nicht mehr das größte Problem.
In dem Komplex befand sich ein hochmoderner Fusionsreaktor und wenn dieser explodierte, würde der ganze Planet zerstört.
„Wir schwenken gleich in den Orbit ein, Colonel Rust.“
Franzi nickte und besah sich den Planeten.
„Gut Lieutenant, geben sie der Orbitalüberwachung alle nötigen Codes.“
Franziska Rust hatte das Kommando über diese Mission erhalten und so war es auch an ihr, das Team für den Einsatz auszuwählen.
Und so kam es ihr ganz recht, dass ST 1 gerade zur Verfügung stand und außerdem durch Julia Tora bei den letzten Einsätzen verstärkt war.
„Wir erhalten eine Botschaft der Heredion Space Navy.“
Franzi ging zum Bildschirm und nickte dem Kommunikationsoffizier zu.
„Geben sie sie mir.“
Auf dem Bildschirm erschien das Gesicht eines alten Mannes, der sie erwartungsfroh musterte, bevor auf einen Bildschirm neben sich zeigte.
„Danke, dass sie kommen konnten, ich bin Admiral Jursa…“
Er wurde aber gleich unterbrochen.
„Ohne ihnen zu nahe treten zu wollen, doch die Lage ist zu heikel für Formalitäten, welche auch nach dem Einsatz ausgetauscht werden können.“
Er blickte Franzi anerkennend an und fuhr fort.
„Das weiß ich zu schätzen, ich sende ihnen alle Daten.“
Auf Franzis Bildschirm wurde ein Ladebalken gezeigt und wenige Augenblickte später hatte man alles für die Mission übermittelt.
Sie ging zu einem kleinen Datenpad und übertrug alles, da sie die Auswertung mit dem Team machen wollte und dafür Zeit brauchte.
„Commander Tamasuta, sie haben die Brücke, ich ziehe mich zurück.“
Er verneigte sich leicht und sah ihr für einen Moment hinterher, dann ließ er den Kurs auf Heredion mit voller Kraft fortsetzen.
Franzi hingegen griff an ihr Funkgerät.
„Ralf hole die anderen, wir treffen uns im Besprechungsraum.“
Die Antwort kam umso verblüffender.
„Ist nicht nötig Boss, wir sind schon da.“
Sie sah bewundernd auf ihr Funkgerät, während sie in den Fahrstuhl stieg und nochmal alles über das Gelände ihres Einsatzortes durchsah.
Zwar würde Franzi nicht selbst mitgehen, aber sie würde auch nicht ihre besten Freunde einfach so in ein Himmelfahrtskommando schicken.
Das war zwar früher mal anders gewesen, aber seit ihrer Zeit im Ministerium hatte sie lernen müssen, auch mal umsichtiger vorzugehen.
Schließlich ging sie zum Besprechungsraum und öffnete die Tür.
„Morgen Truppe…“
Weiter kam sie allerdings nicht, da Jules sich auf dem Tisch rekelte und einen Eindruck machte, als ob sie gleich laut schnarchen würde.
„Setz dich gefälligst auf einen Stuhl.“
Das wollte ihr aber gar nicht passen.
„Hey, ich bin jetzt beim ONI und wenn die König sich alles erlauben kann…“
Allerdings ließ Franzi sich erst gar auf eine Diskussion mit ihr ein und zog ihr die Beine einfach weg, so dass sie runter vom Tisch musste.
„Fräulein, wenn du glaubst mir auf der Nase rumtanzen zu können…“
Allerdings bemerkte sie dabei das Grinsen in Jules Gesicht und ihr wurde klar dass sie zum ersten Mal seit dem Attentat richtig miteinander sprachen.
„Komm schon her, du grantige Ministeriumsfurie…“
Franzi rollte ebenfalls mit den Augen und beide nahmen sich nach all der Zeit einfach in die Arme und hielten einander einfach nur fest.
„Jetzt müssen wir uns aber…“
Allerdings wurden beiden auch gleich noch mal von Vala gedrückt.
„Ihr glaubt doch nicht, dass ich euch einfach ignoriere.
Ralf und Marko drehten sich einfach nur weg und tauschten dabei eine Blicke aus, als würde da gerade der Weltuntergang stattfinden.
Doch das war wohl auch nur verständlich, wenn drei der am stärksten geltenden Frauen der Erde sich bei einer Einsatzbesprechung wie kleine Mädchen aufführten.
Allerdings dauerte dieser Zustand nur einen kurzen Moment an und Franziska war auch gleich wieder darauf bedacht, professionell zu werden.
Sie wies alle an sich zu setzen und aktivierte einen Holoprojektor, der das Einsatzziel und ihren Feind gleichermaßen anzeigte.


Auf der UNS Erwin Rommel:

O´Neill stand auf dem Panoramadeck der Dreadnought und betrachtete den Hyperraum, der in regelmäßen Bahnen an den Schiffen vorbeizog.
Dabei fiel sein Blick auch hin und wieder auf die beiden Begleitfregatten, die genau an den Flanken zu sehen waren und still ihrem Flaggschiff folgten.
Er musste dabei immer wieder an die Zeit denken, als das Sternentorprogramm bekannt wurde und er das einfach ignorierte.
In den Tagen verfolgte er zwar die Medien, aber blieb ansonsten in seiner Blockhütte in Minnesota, so dass ihn niemand in seiner Trauer um seinen Sohn stören konnte.
Und jetzt stand er an diesen Fenster…
„Ich störe sie doch nicht, Jack?“
An seiner linken Seite war Samantha Carter erschienen und lehnte locker an einem Geländer, so dass er sie im Licht des Hyperraums innig betrachten konnte.
Das wabernde Licht zog in schnellen Bahnen über ihren Körper und ließ ihn beinahe majestätisch auf ihn einwirken.
„Aber nein, ich habe nur einen Moment der Ruhe gesucht.“
Sie verschränkte die Arme und sah ebenfalls in den Hyperraum.
„Das kann ich nur zu gut verstehen und ich komme auch gerne hierher wenn ich vor dem Kampf noch mal entspannen will.“
Er runzelte die Stirn und sah ihr dann genau in die Augen.
„Und wegen mir sind sie jetzt hergekommen?“
Sam musste lächeln und berührte ihn leicht an der Schulter.
„Nein, ich wollte sie nur daran erinnern, dass wir unser Ziel in einer halben Stunde erreicht haben und dass ich sie noch vor der Bombardierung ausschleusen will.“
Jack setzte sich und ließ sich etwas nach hinten fallen.
„Woher kommt denn der Sinneswandel?“
Eigentlich hatte Sam vor, Jack und sein Team erst nach dem Orbitalangriff rauszuschicken, aber da für eine erfolgreiche Mission die Zeit entscheidend war, entschied sie sich um.
„Weil ich glaube, dass sie und ihr Team besser an der Oriabwehr vorbeikommen, wenn die noch nicht auf ihren Posten sind.“
Er sah das ein und stand auf.
„Nun gut, sie sind der Boss.“
Sam, die erleichtert war, dass er so schnell kooperierte, kam mit Schwung vom Geländer weg und ging noch ein paar Schritte mit dem General.
Dabei machte er einen Blick, der sie wenig überraschte und gleichzeitig neugierig werden ließ, weil er sonst immer der souveräne Held war.
„Jack, sie sehen mich ja an, als wüssten sie nicht, wer ich bin.“
Ihr Lachen übertonte das Summen der Türöffners und er musste sich eingestehen, dass er wirklich als menschliches Fragezeichen durchgehen könnte.
„Irgendwie ist mir ein wenig mulmig bei unserer Mission.“
Dann sah er noch mal in den kleinen Spiegel im Fahrstuhl und musste sich eingestehen, dass er auf sie wie ein unsicherer Schuljunge wirken musste.
Und das sah Sam sofort.
„Ja Jack, aber so unsicher kenne ich sie ja gar nicht.“
Da sie ihn erwischt hatte, konnte der General sich jetzt nicht mehr herausreden und er gab ihr eine in dem Moment befriedigende Antwort.
„Ach, das erinnert mich an…“
Er machte eine kurze Pause und blickte zur Decke.
„… an… den Tod meines Sohnes… sie müssen wissen, er starb bevor man das Sternentor das erste Mal geöffnet hatte.“
Sam verstand ihn nur zu gut und begleitete O´Neill auf den letzten Metern.
„Ja, auch nach so langer Zeit vergessen wir nicht einfach… so wie ich meinen Vater, der zu den Tok´Ra ging und im Krieg getötet wurde.“
O´Neill blieb stehen und überlegte kurz.
„Tok´Ra… haben von denen überhaupt welche überlebt?“
Sam, die sich beherrschen musste, keine Träne wegzudrücken, ließ ihren Kopf in Richtung Boden fallen und blieb stehen.
„Ja, ein paar konnten sich auf die Erde retten, aber mein Vater starb bei diesem Rettungsversuch und ich kam einfach zu spät.“
Er verstand es nur zu gut und stieg auf dem Deck aus, wo sich sein Quartier befand, aber nicht ohne in Sams Blick beinahe zu versinken.
Beide sahen sich für einige Sekunden genau in die Augen und nur mit dem Schließen der Fahrstuhltür wurde der innige Moment für beide beendet.
Und O´Neill hatte genau bemerkt, dass sie sich ebenso verloren vorkam wie er, aber das war bei allem was sie erlebt hatte, nicht mehr verwunderlich.


UNS Leonidas:

Die Leonidas war in den Orbit von Heredion eingeschwenkt und schleuste dort sofort mehrere Walküren aus, die auf die Hauptstadt zuflogen.
Die Einrichtung der zentralen Energieversorgung war in einem Industriegebiet, am Rand der Stadt, da die Betriebe selbst Hauptabnehmer waren.
Franzi stand auf der Brücke und betrachtete den Planeten unter sich, der der Erde in vielerlei Hinsicht ähnelte und friedfertig vor ihr lag.
„Colonel Rust, die Walküren erreichen ihr Ziel in zwei Minuten.“
Sie ging zu einem Bildschirm und blickte den Kommunikationsoffizier an.
„Gut, zeigen sie mir die ganze Gegend.“
Ein Video wurde eingespielt und vor ihr zeichneten sich die Konturen eines großen Komplexes ab, der von einem Armeeverband Heredions umstellt war.
Sie musste innerlich fluchen, dass dort nur ein Verband war, aber der Großteil der Soldaten Heredions war für die Ori im Krieg gestorben.
Und jetzt hatten sie kaum noch genügend Soldaten, um die Heimatwelt zu sichern, geschweige denn auf einen Angriff der Originritter zu reagieren.
„Colonel, die Originritter gewinnen an Boden und drängen die Heredionen immer weiter zurück, es ist zu Kämpfen in den unterirdischen Laboren gekommen.“
Sie schlug mit der Faust gegen die Konsole.
„Na toll, der Tag wird immer besser.“
Danach ließ sie sich die führende Walküre geben.
„Jules, hört ihr mich?“
Selbige antwortete sofort.
„Ja, laut und deutlich, was gibt es?“
Franzi schickte ihr Daten und wurde laut.
„Was ich will… die Ori stürmen gleich in die Kommandozentrale und dann können wir den Planeten zu den Kriegsopfern zählen.“
Sie machte eine kurze Pause und atmete tief durch.
„Haltet euch ran und treibt die Mistkerle da raus.“
Jules bestätigte das.
„Geht klar, wir landen jetzt, aber ihr könntet Artillerieunterstützung geben.“
Franzi rief ein neues Hologramm auf.
„Das dürfte gehen, aber viel kann ich dir nicht abnehmen.“
Danach beendete sie ihr Gespräch und wandte sich dem Waffenoffizier zu, der Zielkoordinaten in das Feuerleitsystem eingab.
„Können wir da was wegräumen, ohne die Energieleitungen zu treffen?“
Er antwortete in ihrem Sinn.
„Ja, aber wir könnten nur einen Verband am äußeren Rand treffen.“
Das reichte ihr aber schon.
„Gut, die leichten Geschütze ausrichten und Feuer eröffnen.“
Der Offizier gab sofort alle Befehle in den Computer ein und sechs Waffenbatterien an der Unterseite der Argos wurden ausgerichtet.
Sie schwenkten in wenigen Sekunden auf den Planeten und auf Franzis Handzeichen stießen sie Salve um Salve aus.
Das Artilleriefeuer dauerte drei Minuten an und schlug eng gefächert in die Randzonen der Anlage, in der gut ein Viertel der Originritter die Stellung hielt.

Jules zog hingegen verärgert den Kopf ein, da einige Salven nur ziemlich knapp an der Walküre vorbei zogen und dann einschlugen.
Der Pilot flog deswegen Ausweichmanöver und dass Team wurde durchgeschüttelt, wobei es bei Vala am schlimmsten war und sie genau auf Marko Fuhrmann landete.
„Wenn ich nicht mit Ralf zusammen wäre…“
Er stöhnte aber nur unter ihrem Gewicht.
„Können wir das klären, wenn ich mich wieder bewegen kann?“
Sie stand auf und gab ihm die Hand.
„Und hoch mit dir.“
Da kam Ralf zu ihnen und sah nach dem Rechten.
„Ist alles in Ordnung bei euch?“
Vala, die sich an der Backbordwand abstützte, beruhigte ihn aber gleich wieder.
„Mach dir keine Sorgen Süßer, sind nur blaue Flecken.“
Die Walküre setzte im selben Moment auf dem Boden auf und das Sperrfeuer der Argos hörte auf, so dass sie sich an die Arbeit machen konnten.
Julia öffnete die Luke und stürzte sich als erstes ins Getümmel, auch wenn die wenigen überlebenden Orikrieger kaum eine Bedrohung waren.
Die meisten waren tot und die anderen desorganisiert, so dass sie noch im Sprung drei erwischte und sich eine gute Deckung suchte.
„Pass auf, Mann…“
Ihre Warnung kam zu spät und ein Soldat aus einer begleitenden Walküre fiel durch einen Treffer vor ihr auf den Boden und war gleich tot.
Sie rollte sich darauf aus ihrer Deckung und erschoss den nächsten Orisoldaten, um so ihrem Team zu helfen, die auf dem Boden in Deckung gegangen waren.
Und da sie nur eine Leiche als Schutz hatten, musste Jules ihnen jetzt genug Sperrfeuer geben, was so nicht ganz leicht für sie war.
Ralf konnte aber zwischen den Feuerstößen zu ihr aufschließen.
„Ist wie früher, nicht wahr?“
Sie schüttelte nur mit dem Kopf, während sie eine Granate entsicherte.
„Nicht ganz, aber das kann noch werden.“
Die Granate flog einer Gruppe aus fünf Originrittern genau vor die Füße und alle wurden zerrissen, ehe Vala und Marko die Lücke nutzen konnten.
Sie rannten zu einer Tür, die nach unten führte und sicherten sie, bis Jules und Ralf kamen und sie auf der Treppe begleiteten.
Marko erwischte einen Orisoldaten mit seiner MP und sie konnten die Treppe schnell überwinden, so dass der Angriff auf die unteren Stockwerke beginnen konnte.


UNS Erwin Rommel:

Schnell und unspektakulär sprang die Rommel aus dem Hyperraum, die beiden Fregatten Columbia und Waterloo waren direkt dahinter.
Da war der Planet Therminus Zwei, auf den sie mit gedrosselter Energie zuflogen, schon interessanter und auch gefährlicher.
Denn auch aus der großen Entfernung war gut zu sehen, dass ein Schlachtschiff und vier Fregatten als Schutz abgestellt waren.
Aber dies sollte für die Rommel, einen mit den neusten Waffen aufgerüsteten Schlachtkreuzer und seine Geleitschiffe kein zu großes Problem sein.
„Admiral Carter, sie haben reagiert.“
Sam stand auf und ließ sich ein Hologramm dazu schalten.
„Gut, wir nehmen sie direkt an der Spitze.“
Die beiden Zerstörer hatten aufgeschlossen und bildeten mit der Rommel eine Feuerlinie, die einst bevorzugte Aufstellung der Ori.
Die Ori hingegen näherten sich ohne taktische Grundaufstellung und die Zerstörer gruppierten sich vor ihrer Dreadnought als Verteidigungsblock.
„Admiral, sie sind jetzt in Reichweite der Raketen.“
Sie war zufrieden und gab den Abschussbefehl.
„Gut, dann schicken wir 150 los, also 30 auf jedes Schiff.“
Nur Sekunden später starteten die Marschflugkörper aus ihren Silos und zogen schnurgerade auf das Origeschwader zu.
Die aktivierten ihre Nahbereichsabwehr und holten so zügig eine Rakete nach der anderen runter, für alle Geschosse reichte dies aber nicht.
83 Raketen schlugen in den Schilden ein und richteten Schäden an, die nicht mehr zu beheben waren und die Ori gewaltig zurückwarfen.
„Ma‘am, der gesamte Verband wurde schwer getroffen und zwei Fregatten sind manövrierunfähig, das Schlachtschiff dreht ab.“
Sam blieb jetzt aber dran.
„Wir rücken vor, Graser auf Streufeuer.“
Die neuartigen Geschütze legten einen waren Hagel aus Überlichtgeschossen auf die Oriflotte und für einen Moment war der ganze Weltraum mit kleinen Lichtkugeln überfüllt.
Die Grasergeschosse fraßen sich regelrecht in die Schilde der Fregatten und ließen sie kollabieren, bei dem Schlachtschiff richteten sie aber nicht ganz so viel Schaden an.
„Admiral, alle Fregatten treiben wehrlos im All.“
Sam rieb sich die Hände und setzte sich wieder.
„Gut, dann sollten wie sie erlösen.“
Die Rommel schoss je eine Rakete in den Antrieb jeder Fregatte und zerstörte die Schiffe, bis sie in die Reichweite des Schlachtschiffes kamen.
Das konnte sich noch wesentlich besser wehren und attackierte mit dem Hauptgeschütz die Zerstörer an den Flanken der Rommel.
„Admiral, die Columbia wurde stark getroffen, sie driftet.“
Samantha Carter stieß einen Fluch zur Himmel aus, als sie sah, wie der Zerstörer nach drei Treffen bei seinen Antriebsdüsen abdriftete.
Sie versuchten noch ein Ausweichmanöver, aber das Orischiff feuerte unentwegt auf die Schilde und schwächte diese enorm.
Carter lief daher unruhig über die Flaggbrücke.
„Wie lange dauert das Nachladen der Raketen denn noch?“
Der zuständige Offizier wollte ihr gerade antworten, als die Columbia durch einen Volltreffer vollständig zerstört wurde.
Gleichhin wandten sich die Waffen des Orischiffes ihnen zu und Sam war es leid, dass ihre Raketen zu laden so lange dauerte.
„Ich werde nicht noch ein Schiff riskieren… alle Geschütze ausrichten und Feuer frei.“
Auch wenn die Rommel nur über ein neuartiges großkalibriges Railgungeschütz verfügte, konnte in einem einzigen Schuss mehr Kraft liegen, als in Dutzenden Raketen.
Und eben jenes Geschütz flackerte einmal auf und ließ die Schilde des feindlichen Schiffes zusammen brechen.
Allerdings hatte dieses Geschütz auch einen Nachteil und das war, dass Geschosse auf die Entfernung hin ungenau wurden.
Daher wurde immer zuerst mit Raketen geschossen und erst danach feuerte man mit Geschützen auf die angeschlagenen Schiffe, so wie bei dem hier.
Danach passierte allerdings etwas, was es in der Oriflotte bisher nur selten gab und dies war, dass die Ori sich zurückzogen.
Das Schiff tauchte in den Hyperraum ein und suchte sein Heil in der Flucht, wodurch es die Erdflottille wagen konnte, auf den Planeten vorzurücken.


Auf Heredion:

Es war ein unentwegter Kugelhagel und Jules, die wie üblich in der Spitze ihrer Einheit war, schoss bei den Gefechten in den Korridoren einen Ori nach dem anderen nieder.
Denn auch wenn die Originritter auf dem Feld und in den Häuserkämpfen die Erdsoldaten ebenbürtig bekämpften; hier waren sie im Nachteil.
Julia hatte die Order ausgegeben, alle Gänge komplett mit Tränengas einzunebeln und weil nur in der Erdenarmee ABC Schutzmasken existierten, ging es gut voran.
Trotz allem wehrten sich die Oriritter erbittert, auch wenn sie wegen der verschwommenen Augen in den Kämpfen gehandicapt waren.
Ralf, der ein Infrarotgerät auf seinem Gewehr montiert hatte, hockte neben Jules ab.
„Ich und Vala gehen nach links, du und Marko nach rechts?“
Sie lud ihre Waffe und war einverstanden.
„Ok, aber melde dich alle zehn Minuten, ich hab da ein ganz mieses Gefühl.“
Er schloss die Augen für einen Moment und reichte ihr noch zwei Granaten.
„Mach ich und nimm du die hier.“
Jules hielt kurz inne und bedankte sich dann ohne Worte für die Granaten, bevor sie mit Marko in das Gangsystem abbog und zwei Kommandoeinheiten mitnahm.
Ralf und Vala nahmen dann auch zwei Einheiten mit und ließen die anderen Teams hier zurück, damit der Eingang gesichert wurde.

Zwei Minuten später hatten Marko und Julia enorme Probleme, als sie in einen Korridor kamen, wo es immer weniger Tränengas gab.
Mehrere Originritter hatten sich hierhin zurückgezogen und auch wenn sie nicht mehr viele waren, es reichte, wenn sie einfach nur Zeit schindeten.
Alle von ihnen wussten, dass sie eine Selbstmordaktion ausführten und dafür zu sorgen hatten, so viel Zeit wie möglich für ihren Prior herauszuholen…
„Marko, links ist einer.“
Er bemerkte ihn und schoss zweimal.
„Danke, hab ihn.“
Der Orikrieger flog durch den Kopfschuss nach hinten und schlug hart auf dem rauen Betonboden auf, bevor sich eine große Blutlache bildete.
Gleichzeitig waren drei Männer aus den Teams mit vorgerückt und gaben Julia Deckung, als sie sich in den nächsten Gang begab.
Der war nur schwach ausgeleuchtet und sie musste über den Boden robben, während die Männer für Rückendeckung sorgten.
„Hey, Mistkerl…“
Sie sah einen feindlichen Soldaten, der gerade eine neue Position einnehmen wollte und rief einfach in den Gang herein.
Der fiel auf die Finte rein und drehte sich um, wodurch sie ihm in den Rücken schoss.
„Weiter Jungs…“
Der Krieger war noch nicht am Boden aufgeschlagen, als die Erdensoldaten vorrückten und es nun mit einem regelrechten Nest zu tun hatten.
Gut und gerne 12 Krieger hatten sich hinter provisorischen Barrikaden verschanzt und Jules konnte in letzter Sekunde aus der Schusslinie springen.
„Volle Deckun…“
Dutzende Energieentladungen flogen in den Gang und Marko wurde von dreien getroffen, weil er das Pech hatte, an einer Stufe hängen zu bleiben.
Zwei gingen durch die Schulter, die dritte flog am Hals vorbei und streifte fast die Hauptschlagader an der linken Seite.
Julia war sofort bei ihm und drückte eine Binde auf den Hals.
„Sani, sofort zu mir.“
Jules blieb abgehockt und hielt ihr Gewehr in Richtung der Ori, als zwei Sanitäter ankamen, die sich in Windeseile an Markos Halswunde zu schaffen machen.
„Wie schlimm…“
Einer der Sanis hielt den rechten Zeigefinger vor den Mund.
„Nicht sprechen und still liegen bleiben.“
Er bekam einen Druckverband, während um ihn herum wieder Plasmaladungen und Kugeln flogen, es war wie ein gegenseitiger Glühwürmchenflug über seinen Augen.
Aus den Augenwinkeln sah er noch wie seine Jungens unentwegt gegenhielten, während die Ori sich in einen letzten Angriff stürzten…


UNS Erwin Rommel:

Nachdem das Orischlachtschiff geflohen und der Weg zum Planeten frei war, ging Sam dazu über, auf die beiden Docks im Orbit zu feuern.
Dort lagen zwei der Neubauten und es war deutlich zu sehen, dass sie bald fertiggestellt würden, was sie aber zu verhindern wusste.
Ihr Schiff feuerte zwei Torpedos ab, die ihre Antimateriesprengköpfe in wenigen Augenblicken an das Ziel brachten und eine grell weiße Explosion erzeugten.
Samantha Carter ging gleich danach zur Funkstation.
„Hangerdeck, schleusen sie jetzt ihre Vögel aus und beeilen sie sich, ehe sie auf dem Boden reagieren und Gegenmaßnahmen ergreifen.“
Aber die Mahnung war nicht von Nöten, weil die Walküren, unterstützt von ein paar Jägern, schon auf dem Weg waren und die Strecke schnell zurücklegten.
„Geben sie mir O´Neill.“
Ihr Kommunikationsoffizier tippte einige Befehle in seine Konsole ein und Augenblicke später war das Gespräch mit dem General möglich.
„Jack, kommen sie gut durch?“
Sam klang durchaus etwas besorgt und er antwortete ziemlich knapp.
„Holprig.“
Alle auf der Brücke mussten grinsen, da sie wussten, dass er gerne Sprüche machte und Protokolle bei seiner Arbeit ablehnte.
Sie verdrehte jedoch nur die Augen.
„Schön, dann sollten sie wissen, dass ich jetzt Unterstützungsfeuer geben lasse und sie sich besser für die nächsten Minuten gut festhalten.“
Sie setzte sich und gab ihrem Stabschef ein Zeichen, woraufhin das Waffendeck Raketen startete, die direkt an den Walküren vorbei zogen.
Sie schlugen in den Stellungen auf dem Boden ein und verursachten eine gewaltige Zerstörung, während die Kampfflieger auf Tuchfühlung mit der Oriflak gingen.
„Admiral, die 302er haben die ersten Abwehrstellungen zerstört.“
Sam sah auf die Taktische Anzeige und konnte sehen, dass mehrere schwere Luftabwehrstellungen in Schutt und Asche lagen.
Die Bomben der 302er hatten ihre Arbeit gemacht und den Walküren fast die Arbeit abgenommen, so dass die Landung beginnen konnte.
„Hier O´Neill, ich will, dass das schnell geht, also beeilt euch.“
Ihre Mission, die Baupläne für die Orischlachtschiffe zu erbeuten, stand unter keinem guten Stern, da alles viel zu knapp und ungenau geplant worden war.
Trotzdem ließ man diese Mission durchführen, obwohl im Generalstab die Meinung vorherrschte, auf zu großen Widerstand zu treffen und die Truppen zu verlieren.
„O´Neill, wir können jetzt.“
Ronon, der mit der größten Waffe vorlief, machte eine Gruppe Ori nieder, bevor er hinter einer Mauer in Deckung ging.
Anna, O´Neill und drei Gruppen schlossen auf und begannen, die Orikrieger auf der anderen Seite der Straße unter Beschuss zu nehmen.
„Ich sehe mal nach, ob wir sie umgehen können.“
Zwischen zwei Energieeinschlägen klopfte Anna ihrem Kommandanten auf die Schulter und kroch auf ein kleines Loch in der brüchigen Mauer zu.
Weil sie klein war und sich gut bewegen konnte, kam sie schnell durch und es war ihr möglich, sich zu einem kleinen Busch zu begeben.
„Habe gute Sicht auf den Feind, ist wohl nur eine Kohorte.“
O´Neill antwortete sofort.
„Ronon wird sie ablenken, dann feuern sie da mal schön rein…“
Daraufhin tauschte Anna ihre Pistole gegen die MP und legte sich in eine gute Position.
„Bin so weit.“
Sie hatte den Funkspruch kaum abgesetzt, als Ronon hoch sprang und mit einer MP in jeder Hand auf die Straße lief.
Er feuerte im Lauf auf die Orikrieger und zwang einige eine neue Deckung zu suchen, woraufhin Anna in ihre Reihen feuern konnte.
Sie leerte das Magazin und hatte dabei über die Hälfte von ihnen erwischt, als O´Neill befahl, dass die gesamte Gruppe vorrücken sollte.


Heredion:

Die schwere Betonwand wurde von der Druckwelle in kleine Stücke gerissen und neun Erdensoldaten verbrannten noch im Fallen.
Die Originritter gingen jetzt zu brachialen Sturmattacken über und stupide Gewalt war das Mittel, mit dem sie das Blatt wenden wollten.
Sie sprengten einfach alle Mauern und Türen weg und stürmten voran, aber da waren sie bei Jules an der falschen Adresse gelandet.
Sie warf einen kurzen Blick auf die verkohlten Erdsoldaten, bevor sie ihr Gewehr erhob und einem Ori in die Rippen rammte.
„Team zwei, jetzt.“
Der Trupp kam vor und sie trat dem am Boden liegenden Krieger mit voller Wucht auf den Kopf, da er noch am Röcheln war.
„Sichern sie die beiden Labore, zwei Männer mit mir.“
Sie duckte sich und feuerte auf einen Kohortenführer während neben ihr wieder ein Marine fiel, da in diesen verdammten Fluren kaum noch Kampfordnung war.
Und einzig und allein ihrer enormen Erfahrung konnte sie danken, dass sie stand und es jedes Mal auf die sicherte Seite schaffte.
„Ralf, Vala, wie steht es bei euch?“
Alle Teams waren zum Stillstand gekommen und sondierten die Lage, während es aus dem Funkgerät gerade nur Rauschen gab.
„Hallo, könnt ihr mich hören?“
Wieder gab es zuerst nur Rauschen, bis sich dann Vala meldete.
„Süße, wir haben hier ein wenig Ärger, kann ich dich in ein paar Minuten zurückrufen?“
Jules sah verdutzt das Funkgerät an und betätigte dann die Sprechtaste.
„Äh, ja ok.“
Dabei musste sie sich wieder einmal über Valas völlig unbekümmerte Art wundern, dass sie selbst auf einem Schlachtfeld noch so locker blieb.
Natürlich wusste sie auch, dass es in ihr völlig anders aussah, Vala jedoch konnte es hervorragend vor den anderen verbergen.
„Jules, wir haben hier was.“
Die Worte rissen sie wieder aus ihren Gedanken und sie lief zum Spähtrupp, der ein größeres Loch als Zugang zum Hauptkontrollraum gestoßen war.
„Passen sie auf Ma‘am, die feuern von unten rauf.“
Gleichzeitig sah sie einen Marine an der Wand liegen, der ein Einschussbrandloch auf der linken Brust hatte und sie mit seinen toten und offenen Augen ansah.
„Hey, decken sie ihn zu und schließen sie seine Augen.“
Sofort war ein Soldat bei dem Toten und breitete seine Plane über ihm aus, während Jules ein Seil an dem Loch anbrachte.
Sie wickelte es um ein geborstenes Rohr das aus dem Boden lugte und warf es in den Raum, bevor ihr einfiel, für die nötige Deckung zu sorgen.
„Wer hat die Blendgranaten?“
Ein junger Marine reichte ihr sofort zwei.
„Sind meine letzten, Ma‘am.“
Julia nickte und löste die Sicherungsstifte, bevor sie sie durch das Loch warf und den anderen Zeichen gab, dass es losging.
Die Vorhut bildeten drei Männer und nachdem die unten waren, hangelte sie sich runter und legte zu der Belustigung der anderen eine Bruchlandung hin.
„Wenn ihr das jemals erwähnt…“
Sie stand dann aber schnell auf und sah sich um.
„Sieht wie der Kontrollraum aus…“
Dort waren Konsolen sowie technische Armaturen zu sehen und sie konnte erkennen, dass für die Ori nur der Zentrale Kern von Bedeutung war.
Sie wollten den ganzen Planeten zerstören und dazu war jedes Mittel recht, aber sie wusste nicht, bei welchem Reaktor sie schon durchgebrochen waren.
Die Anlage bestand aus mehreren Reaktoren und sie mussten diese fast alle überladen, aber jetzt trat der Prior in Aktion, der bislang im Verborgenen gewartet hatte…


UNS Erwin Rommel:

Samantha Carter ging unruhig über die Flaggbrücke und sah immer wieder auf die Bildschirme, wo aber als einziges angezeigt wurde, dass die Bodentruppe nicht vorankam.
Und von hier oben konnte sie auch nicht viel dazu beisteuern, weshalb sie es vorzog, wie ein Tiger bei seinem Auslauf herum zu geistern.
„Wie sieht es aus?“
Die Frage an ihren Stabschef war eher eine Formalität.
„Tut mir leid Admiral, aber die kommen da nicht durch.“
Dies war für Carter nicht genug und so entschloss sie sich in einer kurzen Endscheidung, dass jetzt auf subtilere Mittel zurückgegriffen werden musste.
„Waffendeck, machen sie die Graser bereit und programmieren sie für Streufeuer um.“
Danach griff sie zum Funkgerät.
„Carter an O´Neill, können sie mich hören?“
Während sie auf die Antwort wartete, wurden die Graser neu ausgerichtet und die Rommel ging in unmittelbare Reichweite der Kampfzonen.
Bisher wollte Sam das noch verhindern, aber weil keine nennenswerten Abwehrgeschütze am Boden entdeckt wurden, ließ sie es jetzt drauf ankommen.
„Ja, müssen sie beim Bummeln stören?“
Sie sprang diesmal drauf an.
„Schön zu hören, dass es ihnen da unten so gut gefällt Jack, aber das dauert mir zu doch lange und auf sie warten wollte ich auch nicht.
Ziehen sie also die Köpfe ein, denn ich werde das gleich mit den Grasern säubern lassen und dann hat ihr Team einen freien Weg.“
Seine Antwort kam sehr verärgert zurück.
„Hab ich Graser gehört… wollen sie uns mit wegpusten?“
Dabei konnte sie sich ihr Lachen verkneifen.
„Sagte ich nicht Köpfe einziehen?“
Ohne seine Antwort abzuwarten, schloss sie den Kanal und dachte daran, dass alle Berechnungen auf den Millimeter genau sein mussten.
Denn ansonsten würde das eintreffen, was der General befürchtete und das wäre das letzte, was die stellvertretende Stabschefin der Navy wollte.

Die Erde bebte und es war ein gewaltiges Streufeuer, das von der Rommel kam, als ihre Geschütze alles auf den Feldern zerstörten.
Zwar rissen sie dabei ein riesiges Schlagloch nach dem anderen in den Boden und gefährdeten so den Großteil der Bodentruppe.
Aber wenn die Richtschützen auf der Rommel eines konnten, dann war es gezieltes Feuern und auf die Art wurde nun mit den Ori verfahren.
„Ronon an O´Neill.“
Der General rollte sich auf die rechte Seite, um dem aufgesprengten Schutt zu entgehen und antwortete dann sehr gehetzt.
„Ja Kumpel, halt dich kurz.“
Ronon, der einen Hechtsprung absolvieren musste, gab ihm einen Lagebericht.
„Bei mir haben die alles erledigt.“
Da meldete sich Anna, die ziemlich am Husten war.
„Ah… bah, dieser Staub, aber bei mir ist auch alles klar… schmeckt das widerlich.“
Jack konnte sich natürlich seinen Kommentar nicht verkneifen.
„Sollen wir das Zeug futtern oder ausspucken.“
Zwar konnte er ihre Antwort nicht hören, aber er war sich sicher, dass sie mitbekommen hatte, was er ihr damit sagen wollte.
Und um ehrlich zu sein, gab es nun auch wichtigeres, denn er und seine Leute konnten so ungehindert auf die relativ unbeschädigten Gebäudekomplexe vorrücken.
Diese hatten auch ein wenig abbekommen und ein paar Löcher klafften in den Außenwänden, aber in Anbetracht zur Umgebung war das nichts.
Dort mischten sich noch Blut und Teile von menschlichen Körpern mit dem Mutterboden, was das bei aller Grausamkeit merkwürdigste Bild abgab, dass die meisten Soldaten je gesehen hatten.


Heredion:

Drei Marines des 78th Ranger Regiments schlugen hart an der Wand auf und die anderen konnten das Brechen ihrer Knochen auf die Entfernung hin hören.
Der Prior kämpfte wortlos und er war gnadenlos, aber es gelang den Erdsoldaten einfach nicht, ihn zu erledigen oder zumindest in seine Schranken zu verweisen.
Der Prior stand einfach mitten im Raum und wirbelte aus dem Stand seinen Stab herum, wodurch vor ihm eine Form von Kraftfeld aufgebaut wurde.
Und immer wenn die Erdensoldaten darauf feuerten, wurden ihre Kugeln zurückgefeuert und töteten sie nur Sekundenbruchteile später.
Deshalb warf Jules sich auf die linke Seite und zog ihr Messer.
„Marines, lenkt ihn ab.“
Zwei ihrer Männer nahmen ihre Waffen hoch und richteten die Schulterschützen auf den Prior, der in derselben Sekunde seinen Stab hochnahm.
„Und die Macht der Ori wird…“
Weiter sollte er aber nicht kommen, da Jules sich von hinten anpirschte und ihr Messer in seinen Hals rammen wollte.
Jedoch bemerkte er sie und hob sie mit seinen Kräften in die Lüfte wobei er ihr beinahe den Kehlkopf zerquetschte und sie übel rannahm.
„Wenn du jetzt bereust…“
Jules schlug dann aber noch mit letzter Kraft auf seinen Schild ein.
„Darauf kannst du ewig warten.“
Der Prior zog sie so durch die Luft, dass ihr Gesicht genau vor seinem war und starrte ihr direkt in ihre wutverzerrten Augen.
„Du wirst brennen und diese Welt der Verräter wird in die ewigen Feuer der Unterwelt geschickt, von wo aus es keine Widerkehr gibt.“
Diese Worte waren für sie aber nur ein Ansporn und sie trat noch mal gegen den Schild, auch wenn in ihrer Aktion nur symbolischer Widerstand lag.
„Kommst du mich da auch besuchen, damit ich dir den Arsch aufreißen kann?“
Ihr spöttischer Blick trotz der Tatsache, dass sie dem Tode nah war, ließ den Prior rot anlaufen und bei all seiner vermeintlichen Überlegenheit machte er Fehler.
Denn auch wenn er Jules fast erwürgt hatte und die letzten Marines ratlos vor den beiden standen, in diesem Moment war er abgelenkt.
So konnte sich Ralf leise von hinten ran schleichen und dem Prior eine Waffe an den Kopf halten, weil der Oridiener sich nicht nach hinten absicherte.
„Lass sie runter, oder du stirbst.“
Als der Prior realisierte, dass er den Lauf einer Pistole am Kopf hatte, herrschte für einen Moment bei allen eine Totenstille.
„Ehre sei den Ori…“
Er hatte die Worte kaum ausgesprochen und wollte seine Kräfte einsetzen, als Ralf bei ihm eine Kugel durch den Schädel jagte.
Sie trat auf der anderen Seite fast an Jules Kopf aus und sie wurde zum Großteil mit Gehirnmasse und Schädelstücken besudelt.
„Noch näher an meiner Rübe vorbei ging es wohl nicht…“
Ralf zuckte jedoch nur mit den Schultern.
„Du lebst doch noch…“
Da kam Vala angesprungen und half ihr hoch.
„Jetzt stelle dir einfach mal vor, Admiral König hätte dich so gesehen…“
Da sah Julia sie aber nur ganz böse an.
„Vala, das ist nicht witzig.“
Nachdem sie aufgestanden war und sich gefasst hatte, lief sie mit den anderen zur Kontrollstation, da sie noch die Reaktoren herunterfahren mussten.
Vala hatte extra ein Computerprogramm vom ONI bekommen, mit dem jeder Computer abgeschaltet werden konnte.
Dieser gesamte Vorgang dauerte eine halbe Stunde und Julia hatte in der Zwischenzeit begonnen, auf den Fluren ein behelfsmäßiges Lazarett einzurichten.
Denn sie würden die meisten Verwundeten und davon gab es reichlich, hier behandeln müssen, da es auf der Argos nicht annähernd Platz dafür gab…


O´Neills Einheit:

Nachdem die Anlage gesichert war, machte sich Anna am Hauptcomputer zu schaffen, wo sie sich aller Daten bediente, die sie finden konnte.
Und auch wenn sie selbst nur einen Bruchteil davon verstand, würden diese Erkenntnisse die Erde für kommende Generationen mit allem Nötigen versorgen.
Denn in diesen Computern war einfach alles gespeichert, das die Ori im Bereich der Schiffs- sowie der Waffentechnik zu bieten hatten.
„General, das könnte noch ein paar Minuten dauern, die Datenmenge ist enorm.“
O´Neill stand hinter ihr und blickte ihr über die Schulter.
„Wir haben nicht ewig Zeit, also halten sie sich ran.“
Da kam Ronon in den Raum und sicherte seine Waffe.
„Draußen ist erst mal alles ruhig, dass wird aber nicht so bleiben.“
Anna rollte mit den Augen und sah ihn dann entnervt an.
„Ich beeile mich ja schon.“
Plötzlich gab es wieder gewaltige Erdstöße und in dem Komplex fingen die Wände an wackeln, da das Graserfeuer der Rommel zugenommen hatte.
Sam meldete sich nun bei ihnen.
„Hey, die Ori schicken weitere Bodentruppen zu euch…“
Bei ihren Worten schüttelte Anna abermals den Kopf.
„Ja gleich!“
Allerdings wurde jetzt auch Sam deutlicher.
„Hört zu, ich werde gleich den ganzen Planeten bombardieren, also haltet euch ran und bringt die Truppe zurück auf die Schiffe.“
Jack griff sofort zu seinem Funkgerät.
„Alle Mann, sofort zu den Walküren, wir verduften von hier.“
Er blickte wieder rüber zu Anna.
„Wird das heute noch was?“
Sie zuckte aber nur mit den Schultern.
„Ich weiß nicht, wie lange das noch dauert.“
Da zog O´Neill sie einfach weg.
„Ist mir egal, was für Daten verloren gehen, aber wir hauen jetzt ab.“
Ein Blick in seine Augen verriet ihr, dass er nicht spaßen würde und so nahm sie alle Datenkristalle, so dass sie schnell weg konnten.
Ronon half ihr bei den schweren Sachen und sie liefen zu den Walküren die vor dem Komplex waren und nur auf sie warteten.
Jack setzte sich an den Schaltknüppel und startete den Vogel, während weiter entfernt die Raketen in die Atmosphäre eindrangen…
Kapitel 16 by Atlan
2.16 Finishing the Fight
von Colonel Maybourne



Unzählige Mörsergranaten explodierten in den endlosen Sandfeldern der Sahara und bremsten so für einen Moment die voranstürmenden Orikrieger.
Die griffen mit ihren letzten Reserven die Marines der 108. Infanteriebrigade an und wollten eine vor sich liegende Anhöhe erreichen.
Allerdings hielten die 7.000 Marines erbittert dagegen und setzten ihre Mörser ein, womit sie den Ori äußerst schwer zusetzten.
Wieder und wieder wurden die Angriffe der Ori abgewehrt und ihnen schwerste Verluste zugefügt, an denen ihre Armee fast zugrunde ging.
Waren sie bei der Invasion mit 11.000 Mann gelandet und hatten eine Stadt eingenommen, so waren sie jetzt kaum mehr eine Armee von 2.000 Kriegern.
„General Sumner, sie ziehen sich zurück in Richtung Meer.“
Major General Marschall Sumner, der diese Brigade und eine zweite in der Stadt unter seinem Befehl hatte, ging aus seinem Kommandoposten.
Er lief zu einem Aussichtspunkt und sah durchs Fernglas, wodurch er einen guten Blick auf den Kampf vor sich werfen konnte.
„Sehr gut, dass 217. Regiment soll ihnen den Weg abschneiden.“
Dann sah er zu einem Bildschirm und wischte den Staub ab.
„Ist das dort eine Artilleriestellung?“
Auf dem Schirm wurde eine schlechte Darstellung einer schwer befestigten Oristellung angezeigt und er wollte dies genauer haben.
„Sergeant, können sie die Bildqualität verbessern?“
Der Soldat gab einige Befehle ein.
„Leider nicht Sir, wir haben es mit Interferenzen zu tun.“
Plötzlich schlugen Plasmaladungen im Kommandozentrum ein und rissen ein Loch in das Gebäude, so dass sofort zwei Wände einstürzten.
Sumner sprang gerade noch rechtzeitig zur Seite und konnte einen Lieutenant mit sich retten, aber es kamen nur noch Flammen aus dem Gebäude.
Der Sandstein war nicht sehr stabil und nun konnte er nur Trümmer sehen, bis er sich besann und auf der Stelle einen Funkspruch absetzte.
„Janet, kannst du mich hören?“
Diese antwortete nach einigen Sekunden.
„Ja Marschall, was ist passiert?“
Er rappelte sich wieder auf und griff sofort seine Pistole.
„Der Kommandobunker hat eben einen Volltreffer abgekriegt…“
Weiter sollte er auch nicht kommen, da sie sofort reagierte.
„Ist gut, ich sammle die Sanitäter und bringe einen Zug Infanterie mit, aber das kann dauern, weil bei mir immer mehr Verletzte reinkommen.“
Er schloss enttäuscht die Augen.
„Beeil dich, meine Jungs verbluten oder verbrennen sonst.“
Sumner hatte inzwischen einen Platz hinter einer Mauer aus Lehm gefunden und beobachtete die Ori bei ihrem Rückzug.
Die zerstörte Kommandozentrale von eben war mehr ein Glückstreffer und die Marines setzten auf sie alles an, was sie hatten.
Mörser und Artillerie schlugen ohne Unterlass in die feindlichen Reihen und ließen Marokkos Küste in kurzer Zeit rot anlaufen…

Nur Minuten waren vergangen und mehrere Pioniere der 108. Brigade schaufelten Trümmer weg, da sie ihre Kameraden retten mussten.
Leider konnten sie die Flammen nicht löschen, da das Wasser sonst in die Trümmer laufen würde und die Verschütteten ertrinken könnten.
„Hier liegt einer.“
Zwei Pioniere nahmen einen großen Brocken und warfen ihn zur Seite, während Janet ankam und mit ihren Sanis ans Werk ging.
„Sortieren sie die Verwundeten und reichen sie mir eine kleine Lampe.“
Dabei wurde ihr etwas schwindlig und sie sah sich unsicher um.
„Colonel Fraiser, ist alles in Ordnung?“
Sie schlug sich mit der flachen Hand leicht gegen den Kopf.
Ja, Corporal, mir geht es gut.“
Sie war nach der Geburt ihres zweiten Kindes erst vor kurzem wieder an die Front zurückgekehrt, was sich auch ein bisschen auf ihre Arbeit auswirkte.
Eigentlich hatte sie mit ihrem Mann General Sumner vereinbart, dass sie sich schonen sollte, aber das wurde durch den Oriangriff auf die Erde über den Haufen geworfen.
Und so musste sie nur sechs Wochen nach der Geburt wieder an die Front zurück, aber wurde nur für den Medizinischen Dienst eingeteilt.
Doch aufgrund ihrer enormen Erfahrung fing sie sich gleich wieder.
„Corporal, geben sie diesem Mann Morphium.“
Dann rollte sie sich rüber zum nächsten.
„Er hat Brandwunden und Metallstücke im Bein… geben sie was zum Säubern der Beinwunde…“
Sie behandelte den Mann und sah aus den Augenwinkeln, wie Männer und Frauen aus den Ruinen an die Oberfläche geholt wurden.
Viele waren verstümmelt und einige wurden mit Decken umwickelt, um die Flammen zu ersticken, bei ein paar wenigen kam das aber zu spät…

Währenddessen lief der Kampf weiter und die Ori wurden in Richtung Atlantikküste getrieben, die für die Männer der 108. das Ziel bedeutete.
Wenn sie die Ori ins Meer treiben könnten, hätten sie diese Schlacht gewonnen und könnten dann zu ihren Kameraden im Süden aufschließen.
„General, die Ori sind nur noch wenige hundert Meter vom Strand entfernt.“
Er ging ans Funkgerät.
„Lieutenant Scotts, geben sie eine Meldung ans 406. Panzerbataillon, sie sollen vorrücken und für das Ende der Schlacht sorgen.“
Er bekam eine Bestätigung und betrachtete wieder die Hauptkampflinie, wo die Ori zurückwichen, da sie einfach nichts mehr ausrichten konnten.
Nur sporadisch kamen die Salven durch und sie spekulierten nur noch auf Glücktreffer, die jedoch auf sich warten ließen.
Gleichzeitig setzten sich die Panzer in Bewegung und erreichten die Gefechtszone, wo aber gleich acht von ihnen abgeschossen wurden.
„Verdammte… die haben doch noch Geschütze…“
Sumner verfluchte sich, weil er die Panzer absichtlich zurückgehalten hatte und damit gerechnet hatte, dass die Ori immer noch für Hinterhalte gut waren.
Und das hatten sie eben bewiesen, als sie synchron die Geschütze abfeuerten, die je auf einen Panzer gerichtet waren und ihn zerstörten.
Darauf beugte er sich zu seinem Funker.
„Melden sie an die Artillerie, sie sollen alles einebnen.“
Es dauert keine Minute, bis alle Geschütze aufheulten und ihre tödlichen Ladungen ausstießen, die in den feindlichen Kriegern Furcht und Verderben brachten.
Es dauert keine Minute, bis alle Geschütze aufheulten und ihre tödlichen Ladungen ausstießen, die in den feindlichen Kriegern Furcht und Verderben brachten.
Und General Sumner konnte ein Lächeln nicht verbergen, als erste Ori aus der Reihe ausbrachen, weil die Fluten des Atlantiks der einzige Ausweg vor der Artillerie waren…


Sibirischer Kommandobunker der Erdstreitkräfte:

Präsident Reineke war mit Nina König und Sebastian Degenhardt zusammengekommen, um die Ori in einer letzten Schlacht endgültig zu besiegen.
Er hatte beide einen Schlachtplan erstellen lassen und obwohl Admiral König als Direktorin des ONI in bislang keiner Infanterieschlacht war, musste sie aus Personalmangel ran.
Denn so viele Generäle und Admiräle waren in diesem Krieg gefallen, dass die übrigen ihre Armeen in der Schlacht persönlich anführen mussten.
Reineke eröffnete dann auch die Besprechung.
„Nina, Sebastian, es freut mich, dass sie so schnell kommen konnten…“
Die ONI-Chefin setzte sich und lächelte hintergründig zurück.
„Mister President… denken sie, dass ich ihnen bei einer so wichtigen Angelegenheit nicht helfe?“
Er blickte nur Degenhardt entnervt an.
„Sparen sie sich ihren Spott… Sebastian, haben sie die Unterlagen zur Hand?“
Der General nickte und holte einen Datenkristall hervor, den er in den Holoprojektor steckte.
„Wie sie sehen, sind die Ori noch über den ganzen Erdball verstreut, aber sie haben keine Kontrolle über die Ballungsgebiete.
Hauptsächlich haben sie sich in Gebirgen, Wüsten und Wäldern verschanzt und hoffen, dass sie es für eine gewisse Zeit einfach aussitzen können.
Die einzige große Stadt, die sie besetzt halten, ist Shanghai und selbst dort kontrollieren sie knapp die Hälfte des Stadtgebietes nicht mehr. “
Er wurde dann von Reineke unterbrochen.
„Ich will die da entfernt sehen, wo sie sich auch immer aufhalten.“
Gleich darauf übernahm die Geheimdienstchefin.
„Das ist dann wohl mein Stichwort… dass ONI hat mehrere Kommandanten eliminiert und wir fanden dabei heraus, dass noch ein Orici lebt…“
Reineke sprang sofort aus seinem Sessel.
„Was… warum erfahre ich das erst jetzt…?“
Sie stand auf und hob beruhigend beide Hände, um den wütenden Präsidenten zu beruhigen, der fast über den Tisch gesprungen wäre.
„Weil ich das selbst erst vor einer Stunde erfahren habe… und zudem soll er vom Gas schwer gezeichnet sein, bei seinem Zustand kann er kaum noch Schaden anrichten.“
Reineke hatte sich mit wütendem Blick wieder gesetzt und Degenhardt übernahm für ihn.
„Ob geschwächt oder nicht, meine Jungs holen ihn sich… also Nina, wo ist er?“
Sie schnappte nach Luft und zeigte auf das Hologramm.
„In… Shanghai, ich wollte meine Leute darauf ansetzen.“
Dies wurde vom Präsidenten jedoch gleich unterbunden.
„Nein, das übernehmen die Enforcer.“
Die Geheimdienstchefin musste das hinnehmen und setzte sich wieder, aber sie war angefressen, da sie sich hier im Recht fühlte.
Denn sie konnte nicht springen und jede Meldung sofort weitergeben, auch wenn einige dies gern für sich beanspruchen würden.
„Wenn sie das sagen, Chef.“
Der Präsident blickte dann zu Degenhardt.
„Dieser Orici kommt ganz oben auf die Liste… was haben wir sonst noch… Nina?“
Sie atmete tief ein und schluckte ihren Ärger runter.
„Wir haben einen Sieg an den Stränden Marokkos erringen können, aber an anderen Orten hat es auf unserer Seite schwere Verluste gegeben.
Insbesondere der Kampf in Zentralindien ist eine heillose Katastrophe, dort haben wir Regimenter für so sinnlose Aktionen eingesetzt, das glauben sie einfach nicht…“
Degenhardt musste ihr diesmal beipflichten.
„Stimmt, wenn wir da durch ein Dorf marschieren versperren uns oft Bewohner den Weg und denken, dass wir zu den Ori gehören.
Der Aberglaube ist da noch so verbreitet, dass wir große Probleme haben und die Ori nutzen das zu jeder Sekunde gnadenlos aus.“
Die Admiralin wollte sich wieder einschalten, als Reineke von seiner Sekretärin angerufen wurde.
„Herr Präsident, Senator Cyrus Click ist eingetroffen.“
Er musste lächeln und betätigte ebenfalls die Gegensprechanlage.
„Ja natürlich, dass hätte ich fast vergessen, sagen sie ihm doch bitte, dass ich gleich soweit bin.“
Den nächsten Moment herrschte eisernes Schweigen und Degenhardt erhob sich als erster, weil er es noch zum Flughafen schaffen wollte.
Er hatte vor, diesen Großangriff in Indien persönlich zu leiten und dafür musste er sich beeilen, weil er in Kürze starten sollte.
Nina König verließ dann auch das Büro des Präsidenten, nachdem sie einsah, dass er keine Minute mehr für sie erübrigen wollte…


München, zur selben Zeit:

General Allert ging entschlossen durch die Korridore einer privaten Klinik am Stadtrand von München und steuerte einen speziellen Bereich an.
Er wollte in die Abteilung für Stasis und Wiederbelebung, um dort einen alten Freund zu besuchen, der nach so vielen Jahren wieder das Tageslicht erblicken sollte.
All diese Jahre musste er daran denken, wie einer seiner besten Freunde und Kampfgefährten in einer Kälteschlafkapsel versauern musste.
Er ging durch die Bürotür des leitenden Oberarztes.
„Dr. Weißmüller, wie geht es meinem Kumpel?“
Der Arzt kam auf ihn zu und gab ihm die Hand.
„Ich bin so weit sagen zu können, dass wir ihn heute aufwecken und entlassen können.“
Allert konnte nur erfreut auflachen und freute sich ganz offen.
„Endlich, nach all diesen Jahren…“
Er ging zu einem kleinen Bildschirm und erblickte Maximilian Wickers, der seit der letzten Schlacht um Atlantis in Stasis lag.
Er war dem Vakuums des Weltalls ausgesetzt und sein Körper daraufhin kollabiert, so dass man sich für die Stasis als letzten Ausweg entscheiden musste.
„Sind seine neuen Organe gut angepasst?“
Dr. Weißmüller sah noch mal auf einen Schirm und lächelte dann.
„Ja, das sind sie und es war auch ein hartes Stück Arbeit.“
Wickers wurde die vergangenen Jahre in Stasis gehalten, da nicht nur die Organe geschädigt waren, er hatte auch schwerste Schäden am Nervensystem erhalten.
Und wenn alle Organe auch schnell durch neue ersetzt werden konnten, die Therapie der Nerven war da schon sehr viel anspruchsvoller.
Allert setzte sich daraufhin neben das Bett und schüttelte noch mal den Kopf.
„Der wird gleich Augen machen…“
Zwar war er schon vor über drei Wochen aus der Kapsel geholt worden, aber wegen der Operationen war Wickers ins künstliche Koma versetzt worden.
„Gut Doktor, machen sie schon.“
Dr. Weißmüller, der als Pionier auf dem Gebiet geklonter Organe sowie Nervenbahnen galt, setzte als erstes eine Spritze an Wickers Hals.
Das Mittel würde die völlig erschlafften Muskeln kurzzeitig wieder aufbauen und dafür sorgen, dass an seinem Körper keine Spuren der langen Bewegungslosigkeit zurückblieben.
„Wir müssen einen Augenblick warten…“
Allert war inzwischen wieder aufgestanden.
„Schon gut, ich richte mich da ganz nach ihnen.“
Beide warteten eine Minute und danach setzte der Arzt die nächste Injektion.
„Er müsste gleich aufwachen.“
Darauf beugte sich Allert übers Bett und sah, wie sein alter Freund langsam die Augen öffnete und als erstes nur blinzeln konnte.
Er machte dies fast eine halbe Minute und sowohl der General als auch der Arzt sagten nichts, weil zu diesem Zeitpunkt das erste Wort von Wickers kommen sollte.
„Bin… ich…“
Darauf folgte nur ein Röcheln und Allert berührte seine linke Schulter.
„Alles ist gut, du bist am Leben.“
Nur ganz langsam wurde dem einstigem Archäologen und Frauenschwarm klar, dass er im Bett lag, er war wohl auch auf der Erde.
Das Zimmer sah relativ normal aus und er bemerkte einen Arzt, der einen Scanner auf ihn richtete, für seinen Geschmack fehlte aber noch was…
„Sind… etwa… Kranken…schwestern… ausgestorben…“
Allert blickte den Arzt hintergründig an.
„Dem geht es wieder gut.“
Darauf musste auch der Mediziner auflachen und gab ein paar Daten in sein Pad ein, bevor er dann in das Nebenzimmer ging.
„Ich habe noch zu tun und sie beide kommen sicher allein zurecht.“
Bevor Allert oder Wickers etwas dazu sagen konnten, war er schon weg und Wickers sah sich um, weil er nach den Jahren sehr durstig war.
„Wasser…“
Ernst gab es ihm und er zog gierig einen Schluck nach dem anderen durch den Strohhalm, bis er Allert nachdenklich ansah.
„Wie steht es… um… uns…?“
Der General stellte den Trinkbecher auf den Nachttisch und setzte sich.
„Wir haben fast gewonnen, aber der Krieg ist noch nicht vorbei…“
Dann begann er langsam und leise zu erzählen, was sich in den vergangenen Jahren zutrug und wie er immer versuchte, ihn wieder aufzuwecken.
Wickers hörte ihm sehr aufmerksam zu und gab auch einige Einwände, aber er war noch viel zu schwach, um jetzt alles hören zu können.
Und so legte er sich nach einiger Zeit schlafen und Allert blieb noch einige Minuten bei ihm, bevor ihn die Pflicht rief und er vorerst gehen musste.


Tief im Dschungel Indiens:

Feuer, wohin sie nur sehen konnte, es war einfach überall und es gab für sie nichts, was sie gegen das Flammenmeer ausrichten konnte.
Die Feuersäulen schlugen in alle Richtungen aus und schlängelten sich an jedem Baum hoch, da zu ihrem Pech der Kampf im tiefsten Dschungel stattfand.
Urplötzlich wieder ein ohrenbetäubender Knall, sie wurde von der Druckwelle zurückgeschleudert, an einen bereits geborstenen Baumstamm.
Mit dem Rücken schlug sie frontal auf und konnte dankbar sein, dass es ein brüchiger Stamm war, bei dem sie sich keine Verletzungen zuzog.
„Major, sind sie in Ordnung?“
Sie stand auf und konnte nicht mehr sagen, ob sie es allein geschafft hatte oder ob ihr jemand aufhalf und dann den Weg wies.
Jedenfalls stand sie wieder aufrecht und ging automatisch einige Schritte in Richtung der Feuer, die in Richtung der Erdentruppen loderten.
„Haben wir Verluste?“
Sie, die sich kaum orientieren konnte, wurde von allen Seiten angesehen.
„Major McKay, sind sie OK?“
Ihr Name fiel ihr ein, sie hieß Svetlana McKay und befehligte eine Einheit der 95th FOT-Division, in der Rückeroberungsschlacht um Indien.
„Ja, mir geht es gut und wo stehen wir?“
Der Lieutenant atmete mehrere Mal tief ein und aus, ehe er ihr eine Karte reichte und erklärte, was er in den letzten Minuten erlebt hatte.
„Nachdem sie einen Luftangriff anforderten, ging es ziemlich hektisch weiter und wir mussten uns bei den ersten Einschlägen zurückziehen.“
Sie blickte ihn wütend an, während neben ihr Plasmaladungen vorbeizogen.
„Haben wir Friendly Fire abgekriegt?“
Der Offizier sah schuldbewusst zu Boden.
„So wie es aussieht schon, die haben den Abwurfpunkt verfehlt!“
Es dauerte nur einen kurzen Moment, bis sie völlig explodierte und jeder in ihrer Umgebung hätte bei dem Donnerwetter den Kopf eingezogen, wenn er nicht geduckt wäre.
„Ich will die Namen von den Versagern und ich will mich persönlich für alles hier bedanken… gab es, als die Bomben fielen, Tote auf unserer Seite?“
Der Lieutenant sah betroffen zur Seite.
„Ja, Kim und Singh haben es nicht geschafft.“
Daraufhin trat Svetlana gegen einen Baum und griff sich ihre Waffe.
„Die knöpf ich mir vor… aber jetzt müssen wir weiter.“
Der Lieutenant gab der gesamten Truppe Handzeichen und alle gingen auf ihre Stellungen, weil es bei dem kommenden Angriff um alles ging.
Sie mussten sich einen schmalen Weg durch den Urwald sichern, den die Oriritter erbittert hielten, so dass der Kampf praktisch von Baum zu Baum ging.
„Ok, jetzt Sturmangriff.“
Svetlana scheuchte die Männer und Frauen nach vorne und gab selbst einige Feuerstöße ab, wo es zu ihrer Verwunderung kaum Gegenwehr gab.
„Und weiter…“
Sie ging auch selbst mit einem Platoon nach vorn.
„Vorsicht, haltet die Augen offen.“
Ihr stand die Angst vor einem Hinterhalt in den Augen und so sah sie sich immer wieder um.
„Und haltet die Klappe…“
Sie hatte die Worte kaum zu Ende gesprochen, als Orisoldaten aus dem Unterholz kamen und sich für einen Angriff sammelten.
Sie schrien laurstark und rannten wild feuernd auf die Erdensoldaten zu, die es im ersten Moment überraschte und daher einige Männer kostete.
„Verdammte…“
Svetlana warf sich auf den Boden und neben ihr fiel der Lieutenant ins Geäst.
„Pavel, alles in Ordnung bei ihnen?“
Als er ihr nicht antwortete, drehte sie ihn um und entdeckte ein faustgroßes Loch auf seiner Brust, für das nur eine Oriwaffe in Frage kam.
„Ruhen sie in Frieden…“
Nachdem sie seine Augen geschlossen hatte, robbte sie zurück an die vorderste Linie, wo sich auf einmal der ganze Oriangriff konzentrierte.
Eine Kohorte nach der anderen kam aus den Bäumen und attackierte die Erdsoldaten, die es auch mit vereinten Kräften gerade so schafften, ihre Stellung zumindest zu halten.
Svetlana war schon kurz davor, den nächsten Luftangriff anzufordern, hielt sich aber zurück, weil es ihr doch nicht ganz angemessen schien.


Das von den Ori besetzte Shanghai:

Im schnellen Tiefflug donnerten dutzende Walküren und Transporter durch die Häuserschluchten, für deren Anblick es kaum Worte gab.
Die Ori hatten die chinesische Großstadt bei ihrem ersten Orbitalbombardement getroffen und da hier an die 14 Millionen Menschen lebten, waren die Schäden unermesslich.
Die einstige Skyline lag in Schutt und Asche, fast alle Gebäude der Innenstadt waren völlig zerstört, zu allem Überfluss breiteten sich unter den Überlebenden Seuchen aus.
General Degenhardt sah nur kopfschüttelnd auf den Boden.
„Das ist vielleicht eine Katastrophe…“
Sie überflogen gerade eine wüste Region, in der kein einziges Haus mehr stand und die Menschen auf Zelte und Planen angewiesen waren, um sich ein wenig zu schützen.
„Major, rufen sie im Oberkommando an und melden sie, dass es eine humanitäre Katastrophe gibt und in Kürze Hilfsgüter eintreffen müssen.
Danach setzen wir unseren Flug fort und holen den Prior, also beeilen sie sich und informieren sie auf jeden Fall schon mal die anderen Flieger.“
Der Pilot bestätigte und machte seine Meldung, während Degenhardt nach unten sah, wo soeben ein ganzer Häuserblock einstürzte.
Fünf nebeneinander stehende neunstöckige Häuser fielen vollkommen zusammen und erzeugten mit ihren Staubwolken fast Sichtbehinderungen für die Flieger.
„So ein grenzenloses Chaos…“
Der General schüttelte den Kopf und blickte nach vorne wo sie landen würden, da das Gebiet, das vor ihnen lag, von den Ori besetzt war.
Und der General konnte nicht riskieren, mit Walküren da reinzufliegen, weil sie sonst leichte Beute für die Oriabwehr wären.
„Ok, ist ein guter Platz.“
Sie gingen auf einer Fläche runter, wo nicht ganz so viel Schutt lag und setzten langsam auf, bevor es in schnellen Schritten weiter ging.
Die Marineinfanteristen sicherten den Platz, der wohl mal ein Markt war.
„Keine Feindkontakte, sie können kommen.“
Degenhardt sprang aus der Walküre und was er sah, waren verwahrloste Menschen in den Ruinen, es sah aus wie in alten Filmen.
Notdürftig brannten hier und da die Feuer, aber ansonsten gab es hier nur Menschen, die den Mut zu Kämpfen verloren hatten und sich mit ihrem Überleben zufrieden gaben.
„Dann los, wir rücken aus.“
Gruppenweise gingen seine Soldaten vor, von denen er immerhin ein Bataillon zusammen bekommen hatte, für das er lange suchen musste.
Mit ganz wenigen Ausnahmen waren nahezu alle Soldaten an der Front und bekämpften die Ori, da es teilweise übel aussah.
Doch eine kleinere Anzahl hielt man zurück, für den Fall, dass es zivile Aufstände geben würde und bei denen hatte er sich dann bedient.
„Lieutenant Colonel, sehen sie schon was?“
Der Kommandant des Bataillons konnte das aber nur verneinen.
„Leider nichts außer Trümmern und Obdachlosen.“
Plötzlich gab es eine sehr große Stichflamme, die aus dem Boden aufstieg und einen Mann auf einen Schlag verbrannte.
„Verdammt, die Gasleitungen sind geplatzt….“
Degenhardt warf sich auf den Boden und er konnte gerade so einer weiteren Flamme ausweichen, von der er trotzdem von den Beinen gefegt wurde.
„Weg hier, wir verschanzen uns in den Häusern.“
Im Laufschritt begaben sich die Männer und Frauen in die Ruinen, wo sie auf Bewohner trafen, die an die Existenzgrenze gedrängt lebten.
Ihnen war alles genommen worden und sie waren komplett verdreckt, trotzdem beschwerte sich keiner, es war bis auf die Stichflammen eine Totenstille…


In den Schweizer Alpen:

Die ersten Strahlen der Sonne krochen über die Berggipfel und tauchten die Wiesen und Almen, die vom Krieg bislang nichts mitkamen, in ein Meer aus Licht und Wärme.
Zugleich war der Sonnenaufgang der Startschuss für die Erdsoldaten, die die Ori verfolgt und sie an die Berghänge gedrängt hatten.
„Und Sprengung.“
15 Kilogramm C5 explodierten und rissen ein gewaltiges Loch in das Felsmassiv, in dem sich Ori in die Höhlen zu flüchten versuchten.
Ursprünglich hatten sie eine Schweizer Stadt angegriffen, doch sie wurden von den Gebirgsjägern an die Berghänge abgedrängt.
Und dabei wurden sie dermaßen versprengt, dass sie sich nicht mehr sammeln konnten und so fast in alle Himmelsrichtungen getrieben worden waren.
„Achtung, Geröll kommt runter.“
Dieser Knall war weit zu hören und auch Brigadier General Lorne bekam sie im Basislager zu hören, er griff sofort zum Funkgerät.
„Reißt ihr den ganzen Berg ab, oder habe ich nur befohlen die Ori zu verfolgen?“
Die Antwort kam auf der Stelle.
„Tut mir leid Sir, aber wir haben massiven Fels vor uns.“
Er verstand es nur zu gut und war eigentlich auch nur übermüdet.
„Ich verstehe, Vanessa, wie kommen sie voran?“
Major Vanessa James, die das 198. Infanteriebataillon befehligte, war sicher, dass es ununterbrochene Härte war, mit der sie vorgehen müssten.
Dies war auch kein Wunder, war sie doch eine der ersten, die von Carter und der Flotte vor der Schlacht auf die Erde zurück gebracht worden war.
Sie gehörte zu einer der versprengten Divisionen, die die Ori von der Erde abgeschnitten hatten, als es düster aussah und kaum Hoffnung bestand.
Doch nun war sie zuversichtlich.
„Ganz gut Sir, wir werden die Höhlen gleich ausräuchern.“
Die Höhlen, die dem ehemaligen Schweizer Reduit angehörten und weit in den Berg liefen, waren zu verschachtelt um sie einfach zu stürmen.
Und deswegen ließ Major James Behälter mit Tränengas aufstellen, was sie in die Eingänge leitete, bei denen sich gleichzeitig Platoons positionierten.
„General Lorne, wir sind dann soweit und auf ihren Befehl…“
Es knackte noch zweimal im Funkgerät, bevor seine Antwort kam.
„Gut, beginnen sie.“
Sie nahm dann ihre Waffe auf und ging zu ihrem Sergeant Major.
„Greer, fangen sie an.“
Dieser rieb sich die Hände und drehte die erste Gasflasche persönlich auf.
„Yeah, kann es kaum erwarten sie abzuknallen.“
Das Gas wurde mit Ventilatoren in die Höhlengänge gedrückt und es dauerte auch nicht lange, als der erste Orisoldat herausgestolpert kam.
Sergeant Major Ronald Greer drückte ihm gleich die Waffe an den Kopf.
„Los Alter, tu mir den Gefallen.“
Der Mann war völlig desorientiert und konnte nur husten, worauf die Marines ihn verhafteten und an einen Felsen zogen.
Greer beugte sich über ihn.
„Ich gebe dir eine Chance… wie viel von euch sind da noch drin?“
Er blickte auf den Orikrieger herab, der noch ziemlich jung war und packte ihn am Kinn.
„Ich hab dich nicht gehört.“
Als darauf sein Griff zur Waffe ging, war der Orisoldat soweit und redete.
„Mehr als 50.“
Obwohl die Antwort nicht genau war, reichte sie dem Sergeant.
„Ist heute dein Glückstag.“
Er nickte zwei Marines zu, die sich des Orikriegers auch sofort annahmen.
„Los, aufstehen.“
Während die Soldaten ihm Handschellen anlegten und wegschafften, gab es aus den Höhlen Krach, da Orikrieger heraus stolperten und Plasmasalven abfeuerten.
Allerdings gingen diese fast alle in die Felsen und es war klar, dass diese Krieger kaum etwas sahen, in Anbetracht des Tränengases.
Trotzdem wollte Vanessa James, die es aus 50 Metern mit ansah, kein Risiko eingehen.
„Greer, riskieren sie nicht zu viel.“
Er verstand auf der Stelle.
„Geht klar, Major.“
Die Orikrieger feuerten noch blind und hätten fast ein paar Erdsoldaten erwischt.
„Erledigt sie.“
Kaum war der erste Krieger aus dem Eingang gekommen, wurde er schon von Kugeln getroffen, weil es hier keine Deckung gab.
Beinahe gleichzeitig flohen die Ori aus den Höhlen und wurden auch sogleich von Sturmgewehren bei den Eingängen in Empfang genommen.
Kaum einer schaffte es noch einmal das Tageslicht zu sehen und so rollten die Leichen die Abhänge in die Täler hinunter…


Stützpunkt im Westen Feuerlands:

Erneut waren die Wellen des Ozeans zu hören, die gegen die verschachtelten Klippen schlugen und in den Pazifik zurück flossen.
Das Wetter am südlichen Ende Chiles war rau, zumeist viel rauer als an anderen Orten der Erde, da es hier die meisten Stürme auf dem Planeten gab.
Eigentlich war hier nichts, was für die Armee interessant sein könnte, so dass sie einen Stützpunkt bei der schroffsten Stelle der Insel gebaut hatten.
Und dorthin wurden die wenigen Kriegsgefangenen geschickt, die verwundet waren und sich ergaben, in der Hoffnung, dass die Zivilisten vor ihnen sicher wären.
Und gerade kam wieder ein Transporter, der die nächsten brachte.
„Rufen sie den Colonel, die neuen kommen.“
Der Soldat nickte und lief über den Hauptplatz, wo die Orikrieger hinter Verhauen aus Stacheldraht in den Himmel starrten.
Meistens hatte man 100 von ihnen zusammen gesteckt und sie dann in den Käfigen gelassen, weil bei den Erdsoldaten Angst vorherrschte.
Mehrere dachten, dass die Ori mit der Priorpest oder noch Schlimmerem infiziert wären und so gab es für sie nichts, außer in den Himmel zu starren.
Der Melder klopfte derweil an der Bürotür des Colonels.
„Sir, ihre Anwesenheit wird erwartet.“
Die Antwort dauert einen Moment.
„Kommen sie rein.“
Die Tür öffnete sich und sein Kommandant humpelte wieder zurück zu seinem Schreibtisch, wo er auf den Stuhl fiel.
„Diese dumme Prothese klemmt mal wieder.“
Darauf stellte der Corporal sein Gewehr zur Seite.
„Einen Moment, Colonel Mitchell.“
Cameron Mitchell, einer der besten und erfolgreichsten Kampfpiloten aus dem Goa´Uld Krieg, war vor ihm und hatte erneut Ärger mit seinem Ersatzbein.
Wieder mal war diese elende Prothese verstellt und da der Colonel schwere Behinderungen hatte, an denen er seit Jahren haderte, konnte er sich nicht selbst behelfen.
Es war ein verdammtes Pech, dass er zu dem 1% der Bevölkerung gehörte, die eine natürliche Resistenz gegen bionische Prothesen hatte.
„Sir, gestatten sie mir eine Frage?“
Mitchell blickte den Soldaten auffordernd an, während dieser seine Prothese verstellte.
„Nur zu Junge, fragen sie.“
Verstohlen waren die Blicke des Corporals.
„Colonel, bei allem nötigen Respekt, aber warum tun sie sich das hier noch an, wo man ihnen doch für alles bisherige mehrfach einen ruhigen Posten angeboten hat?“
Mitchell musste lächeln, als er die Scheu in den Augen seines Untergebenen bemerkte und er nahm in dem Moment die persönliche Frage nicht übel.
Und zudem hatte der Soldat Recht, denn man hatte ihm Posten im Verteidigungsministerium oder als Militärattaché angeboten.
„Nun, weil das einfach nicht mein Ding ist… ich brauche… das hier.“
Dabei musste er auch innerlich lächeln, denn er war immer ein Mann der Tat gewesen.
„Das einzige, was mich noch reizen könnte, wäre Fluglehrer.“
Der Corporal stand auf und reichte seinem Kommandanten die Hand.
„Ich verstehe Sir und die Prothese sitzt wieder.“
Mitchell schlug ihm nur auf die Schulter, als sie zur Tür gingen.
„Nun, dann sollten wir diese Mistkerle begrüßen gehen…“
Sie waren kaum aus der Tür getreten als die Transportschiffe im Landeanflug auf sie zukamen und bei einem kleinen Tower aufsetzten.
Wenige Momente später öffneten sich die Frachtraumtüren und die Ori wurden herausgetrieben, auf einen Vorplatz, wo bewaffnete Wachen auf sie warteten.
Erstaunlicherweise wehrten sie sich gar nicht und ließen sich beinahe widerstandslos treiben, was auf keinen Fall die Regel war.
Mitchell war inzwischen dazugekommen und stellte sich auf ein Podest, so dass ihn alle sahen, weil an dieser Stelle immer seine „Begrüßungsrede“ kam.
„Ich bin Colonel Cameron Mitchell und der Kommandant dieses Lagers.“
Er machte eine kurze Pause.
„Ihr seid hier interniert worden und ich erwarte, dass ihr euch an unsere Anweisungen haltet, da es zu unseren Pflichten gehört, die Ordnung aufrecht zu halten.
Jeder, der sich daran hält, wird hier mehr oder weniger gut auskommen und irgendwann rauskommen, weil wir euch sicher nicht ewig durchfüttern wollen.“
Er ging ein paar Schritte und sprach dann weiter.
„Also haltet die Füße ruhig und befolgt alle Anweisungen des Wachpersonals, denn ansonsten wird in diesem Lager ein rauer Ton gesungen.“
Er wandte sich an seinen Stellvertreter.
„Major, bringen sie sie in den Gefangenenbereich.“
Nachdem der Major salutiert hatte, wurden alle Orikrieger in Reihen zum Hauptplatz gebracht, wo auf sie eine schnelle Untersuchung wartete.
Cameron sah das kurz mit an und ging wieder ins Büro, wo er mit Verhörprotokollen und Bourbon es langsam ausklingen ließ.
Er ließ es sich nicht nehmen, die meisten Verhöre selbst zu führen, da er nicht untätig sein wollte, er hatte hier eh schon zu wenig Personal…


Shanghai, von den Ori besetztes Viertel:

Zügig preschten die Marines vor und erledigten einen Orikrieger nach dem anderen, da sie schnell zum Orici vorstoßen sollten.
Und nachdem sie ein paar der noch lebenden Bewohner bestochen hatten, wusste Degenhardt, wohin es den Orici verschlagen hatte.
Es waren die unterirdischen Katakomben, wo früher die Triaden und anderen Gangs ihre Geschäfte in aller Abgeschiedenheit getätigt hatten.
„General, wir haben den Einstieg gefunden.“
Er blickte sich vorsichtig um und erwartete, in einen Hinterhalt geraten zu sein.
„Doch keine Falle…?“
Dann wandte er sich an den Kommandanten des Bataillons.
„Suchen sie dennoch nochmal alles ab.“
Die komplett zerbombten Häuser ragten wie Mahnmale in den Himmel, aber alles war ruhig, da es bei den ganzen Kämpfen kaum jemand überlebt hatte.
Trotzdem streifte ein Zug Marines noch mal durch alle Trümmer und suchte alles gründlich ab, bis bei Degenhardt ein Gefühl von relativer Sicherheit aufkam.
„Na gut, wir sollten uns um unseren Auftrag kümmern…“
So gab er der ersten Kompanie ein Zeichen.
„Und los…“
Die Marines warfen zuerst Rauchgranaten in das Einstiegsloch, bevor der erste Trupp sich abseilte, da es keine Stufen oder Sprossen gab.
„Achtung, liegen unter Feuer.“
Von unten schossen die Orisoldaten in den engen Schacht und erwischten zwei Marines.
„General, wir kommen nicht…“
Ein weiterer Marine verstarb und fiel nach unten, während Degenhardt über Funk hören musste, zu welchem Preis seine Jungs jeden Meter erkämpfen mussten.
Und das reichte ihm jetzt.
„Ok, wenn die es auf die harte Tour wollen…“
Er blickte seinen XO an.
„Nehmen sie Nagel- und Splittergranaten und räumen sie da unten auf.“
Augenblicke später fielen ein halbes Dutzend Granaten in den Schacht und schlugen auf dem Boden auf, wo es aber noch nicht gleich zur Explosion kam.
Degenhardt hatte extra Sprengkörper nehme lassen, die mit einem extra Zünder detonierten, da er in einer Aktion möglichst viele Feinde treffen wollte.
„General, es klappt, sie kommen näher.“
In den Granaten waren kleine Kameras eingebaut und er drückte sofort den Auslöser.
„Das sollte reichen.“
Jeweils drei Splitter-und Nagelgranaten gingen zugleich hoch und zerrissen alles, weil die Orikrieger nicht damit gerechnet hatten.
Darauf schickte Degenhardt sein gesamtes Bataillon nach unten und ließ drei Gruppen zurück, die auf den Einstieg aufpassen sollten.

Inmitten der zerfallenen Katakomben lag der schwer verletzte Orici auf einem provisorischen Bett, da es kein richtiges mehr gab.
Als er und die anderen seiner Art die Erde angegriffen hatten und mit ihren Truppen landeten, war erst alles in Ordnung und sie glaubten an einen Sieg.
Bis das Gas kam…
„Orici Muris, seid ihr wach?“
Der Abgesandte der verblichenen Ori hob ganz langsam seinen Kopf.
„Was ist…?“
Er war vom Gas so schwer gezeichnet, dass er kaum reden konnte und die Blasen, die es als Mahnung an seinem Körper zu sehen gab, sagten einiges aus.
„Erdsoldaten haben euch gefunden und sind auf dem Weg hierher.“
Ganz langsam bewegte er seinen Kopf.
„Haltet sie auf…“
Zwar wusste er genau, dass das nichts mehr bringen würde, aber wollte in den letzten Momenten auf dieser Existenzebene allein sein.
Denn wenn er sich anstrengen würde, dann könnte er vielleicht noch den Aufstieg schaffen und so an die Stelle der Ori treten…
„Ehre sei den…“
Dann kam eine Explosion und die Tür flog einfach weg, worauf Erdensoldaten den Raum stürmten, so dass er schutzlos war.
„Ihr…“
Allerdings waren sofort alle Waffen auf ihn gerichtet.
„Kein Wort.“
Als nächstes griff der Soldat zu seinem Funkgerät.
„General Degenhardt, wir haben ihn.“
Er hob seine Augenbrauen, weil er genau wusste, wer Degenhardt war.
„Euer großer General kommt…“
All die Jahre, die er erleben durfte und die er von seinen Kriegern geliebt wurde, waren nun vorbei, in einem Kellerloch, dass er absolut abstoßend fand.
Da kam Degenhardt in den Raum.
„Ich nehme an, du bist der letzte deiner Art…“
Muris hob leicht seinen Kopf.
„Leider… die anderen… Gas…“
Degenhardt sah zu einem Sanitäter.
„Ich brauche eine DNA Probe.“
Muris zog die Augen zusammen.
„Was…?“
Bevor der Sanitäter die Probe nehmen konnte, beugte sich Degenhardt zu seinem Feind herunter, bei dem die Furcht unübersehbar war.
„Wir wollen doch wissen, wie du das Überleben konntest.“
Einzeln waren Schüsse zu hören, wo Marines kurzen Prozess mit den letzten Orikriegern machten, bei denen das Ehrgefühl stärker war als der Lebenswille.
Der Orici hob noch einmal kurz den Kopf.
„Eines Tages… ihr seid… wie wir…“
Doch darauf schüttelte der General nur seinen Kopf und begab sich wieder aus dem Raum, weil er für den Orici etwas besonders hatte…
Nach einigen Minuten wurde Gas in den Raum geleitet, dann ging ein Trupp mit Flammenwerfern hinein, damit keine biologische Gefährdung austreten würde…


Fünf Tage später, Teheran:

Wickers, dem es besser ging, flog mit Allert zu seinem ehemaligen Team, das den Ori in der Wüste des Iran eingeheizt hatte.
Beim Flug über der einstigen persischen Hauptstadt waren jedoch größtenteils Trümmer zu sehen, da auch Teheran bombardiert worden war.
So war es an dem Archäologen, nur zuzusehen und die Medikamente zu schlucken.
„Die wurden aber übel getroffen.“
Allert konnte es nur bestätigen.
„Oh ja, aber andere Städte wurden noch sehr viel schlimmer bombardiert.“
Der Fahrtwind drückte erfrischende Brisen in ihren Jeep und so war es nicht ganz so drückend, was es beim Anblick der Leichen schon genug war.
Helfer zogen immer wieder tote Körper aus den Lehmtrümmern und legten sie auf die Straße, wo bei der Masse der Körper langsam kein Platz mehr war.
„Findet ihr noch Überlebende?“
Allert musste darauf jedoch mit dem Kopf schütteln.
„Hin und wieder… vorgestern haben sie ein Mädchen in Tokio geborgen, aber sonst…?“
Sie bogen in die nächste Querstraße und Ernst Allert sah oft aufs Navi, da er sich in diesem Land nicht auskannte und noch sonstwo gelandet wäre.
„Ok, da vorn links und wir sind da.“
Keine Minute später fuhren sie unter einem Tor hinweg und kamen auf einen großen Innenhof an, als sie freudig empfangen wurden.
„Sieh mal an, welcher Faulpelz aus seiner Kapsel raus ist.“
Max war noch nicht ganz ausgestiegen und hatte sich gerade umgesehen, als ihm Anna gegenübertrat und aus ihren spitzen Augen frech ansah.
„Ich dachte schon, du bleibst da für immer drin.“
Er fuhr sich verschmitzt lächelnd durch die Haare.
„Dann hätte ich dich ja nie wieder gesehen.“
Da ertönte eine tiefe Stimme von hinten.
„Pass bloß auf, welche Frau du anmachst.“
Ronon stand in einer Tür und verspeiste einen Schokoriegel, während auch Allert ausgestiegen war, er konnte es auch kaum erwarten, sein altes Team wieder zu sehen.
Zuviel Zeit war vergangen und er musste oft und lange daran denken, wie ihnen die Wraith und Ori auf den Missionen das Leben schwer gemacht hatten.
„Schön euch wieder zu sehen.“
Zugleich ging Max mit ausgebreiteten Armen auf Ronon zu.
„Großer, es ist viel zu lange her.“
Beide gaben sich die Hand und Anna kam dazu.
„Nur damit du es weißt, du alter Casanova, aber wir beide sind jetzt fest zusammen.“
In der nächsten Sekunde mussten beide aufpusten, als Max fast die Augen ausfielen.
„Das glaube ich jetzt nicht…“
Daraufhin kam O´Neill von hinten an und schlug ihm auf die Schulter.
„Glaub es lieber.“
Nun wo sie wieder vollzählig waren, konnte sich auch Wickers freuen, als sie zur Terrasse gingen, weil es gleich etwas Bedeutendes zu sehen gab…
Anna hatte sich bei Ronon untergehakt und als Wickers dies wehleidig ansah, war ihm klar, dass er bei ihr keine Chance mehr hatte.
Und so nahm er es wie ein Mann, als er Ronon die Hand gab.
„Ich gratuliere euch beiden und wünsche euch eine erfüllte Zukunft.“
Ronon schlug sofort ein.
„Danke Kumpel und du findest auch noch dein Mädchen.“
Beide lachten, als er Anna umarmte und ihr leise was ins Ohr flüsterte.
„Falls es doch schiefgehen sollte, du weißt wo du mich findest…“
Sie lächelte jedoch ganz charmant zurück.
„Ich denke nicht, dass es dazu kommen wird.“
Das wiedervereinte Team trat auf die Terrasse und sah sich an, wie über Tausend Orikrieger durch das zerbombte Teheran getrieben wurden.
O´Neill gab ihnen einen Kasten Bier aus und jeder sah schweigsam dem Feinde zu, wie man sie alle an den noch halbwegs intakten Bahnhof trieb.
Dort würden sie in halb vergammelte Eisenbahnwagen verladen und in ein Gefangenenlager Sibiriens oder nach Feuerland gebracht.


Einen Tag darauf:

Svetlana McKay ließ sich gerade ihren linken Arm mit einem Druckverband abbinden, als es auf einmal einen Anruf für sie gab.
Zwar wollte sie zuerst den Ohren nicht trauen, aber dann nahm sie das Gespräch an und musste noch mal tief ausatmen, da der Sani etwas ungeschickt war.
„Ah… passen sie doch auf… ah.“
Schmerzverzerrt griff sie das Funkgerät.
„Rodney, bist du das wirklich?“
Über ihr donnerten zwei Kampfjets, während er antwortete.
„Natürlich, wie geht es dir?“
Svetlana lag noch auf dem Boden und wurde behandelt.
„Mich hat ein Granatsplitter an der linken Schulter getroffen… wie hast du mich überhaupt erreicht?“
Rodney war etwas angefressen.
„Wer ist das größte Genie auf dem Planeten?“
Der Verband war jetzt fertig, als sie müde lächelnd musste.
„Zelenka natürlich.“
Ihr Lächeln verstärkte sich noch, als er undefinierbare Flüche ausstieß und sie erinnerte sich dran, das sie auch zwei Kinder hatte.
„Was ist mit den Kleinen?“
McKay wurde jetzt auch wieder stiller.
„Ich gebe dir Susan, Sergej kommt gleich.“
Svetlana war froh, dass sie jetzt mit ihrer Tochter reden konnte, aber noch viel mehr, dass den Ori bei all ihrem Glauben der Kampfeswille abhanden ging.
Hunderte Kämpfer kapitulierten und wurden schließlich abgeführt, weil sie es nach dem Tod des Orici nicht mehr einsahen, den Kampf fortzuführen...
Kapitel 17 by Atlan
2.17 Das unentdeckte Land
von Atlan und Colonel Maybourne




Julia 'Jules' Tora wusste nicht mehr so genau, warum sie bis zum heutigen Tag nicht hier gewesen war. Natürlich waren da ihr vorgetäuschter Tod, ihre Racheaktion gegen das Konsortium und die Hilfe bei der Beendigung des Krieges gegen die Ori gewesen, doch waren das Gründe dafür, bisher nicht einmal das Grab ihres Mannes besucht zu haben?
Der Grabstein auf dem Privatfriedhof der Freiherren von Sachlingen, vor dem Jules nun entkräftet und tränend zu Boden sank, trug die Inschrift: 'Hier ruht Gideon, Freiherr von Sachlingen, geliebter Ehemann und Vater'. Jules schüttelte nur mit starrem Blick den Kopf, als sie mit ihren Fingern durch die eingravierten Jahreszahlen fuhr. 1967-2019. Gideon, obwohl niemals Kombattant, war ebenso ein Opfer dieses Krieges, wie über sieben Milliarden andere Lebensformen auch. Und sie, Jules, die Gottesmörderin, die Sanitöterin, die Schlächterin der Welten, sie lebte. Das Leben war nicht fair.
Während sie die Schutzweste, die sie bis jetzt getragen hatte, begann abzulegen, sagte sie sanft: „Es tut mir Leid, dass ich dich bisher nicht besucht habe, Geliebter. Ich war beschäftigt, deine Mörder zu finden.“ Jules lehnte die Schutzweste an den Grabstein und setzte sich im Schneidersitz vor das Grab. Sie lächelte sanft, als sie über den weißen Marmor strich. „Aber jetzt ist es ja getan...“

In Jules Gedanken formte sich das Bild, wie sie nach der Bombardierung Roms mit einem Motorrad in Richtung der Spanischen Treppe raste.
Ein Informant hatte ihr verraten, dass sich Enzo Malosa, Vorstandsvorsitzender einer großen Firma, für ein Treffen dort hinbegeben würde.
Und er war einer derjenigen, die den Mord an ihrem geliebten Gideon in Auftrag gegeben hatten.
Nun sollte von ihr dafür er zur Rechenschaft gezogen werden.
Er wartete schon auf seinen Kontakt und war sehr aufregt, als das Motorrad anhielt.
„Tulesco, sind sie das?“
Doch dann nahm die Person ihren schwarzen Helm ab.
„Nein, ist er nicht.“
Malosa wurde leichenblass im Gesicht, als er die Person erkannte.
„Julia Tora…nein… wie…?“
Da hatte sie ihn schon am Kragen gepackt und auf die Stufen der Treppe gedrückt.
„Ich habe deinen Fahrer abgefangen und solange bearbeitet, bis er mir verraten hatte, wie ich dich zu dieser späten Stunde finde.“
Eine Sekunde später hielt sie ihm eine Pistole an die Stirn.
„Noch letzte Worte?“
Er schüttelte jedoch nur weinerlich den Kopf.
„Hören sie, sie verstehen das einfach nicht…“
Als nächstes fing er sich einen sehr Schlag mit dem Griff ihrer Pistole ein und schrie vor Schmerzen, er hätte fast noch auf sich aufmerksam gemacht.
„Ah, sind sie verrück…“
Sie kannte aber keine Gnade.
„Ach, Mordanschläge können wir befehlen, aber selbst was einstecken…“
Nachdem sie sah, wie Enzo Malosa nur noch seine Hände vor das Gesicht hielt und weinte, kam für sie nur noch eines in Frage…
Sie stand auf und drückte ihre Waffe genau in den Brustkorb ihres Opfers und drückte zweimal ab, da er nicht wieder aufstehen sollte.
Danach blieb sie noch für einen Moment stehen und ging dann wortlos zu ihrem Motorrad, weil sie zu diesem Zeitpunkt noch eine ordentliche Abschussliste vor sich hatte.

Während Jules vor dem Grab ihres Mannes kniete, wischte sie das Laub weg und drückte einer Blume die Knospen weg.
Danach säuberte sie noch den Grabstein und schwelgte wieder in Erinnerungen über das, was sie in Tokio getan hatte, da einer ihrer Gegner zur Japanischen Yakuza gehörte.
Und so massakrierte sie sich regelrecht durch die japanischen Gärten im Norden Tokios, wobei sie bei der Wachmannschaft keinen Überlebenden hinterließ.
Daher waren die Kirschbäume nicht die einzigen, die heute rot Trugen…
„Hotario Sato, hier bin ich.“
Mit einem Gewehr vom Typ M8 hatte sie sich durch die Yakuzahorde geschlachtet, wobei es ihr für den Moment egal war, dass es ein völlig stupides Massaker war.
Alle Yakuzas hatten japanisch korrekt Geschäftskleidung an und trugen Pistolen und MPs, während es Jules regelrecht auf Krieg anlegte.
Sie trug einen Schlachtpanzeranzug und hatte ein Waffenrepertoire bei sich, was sie so überlegen auf sie schienen ließ, dass viele weg rannten und von hinten erschossen wurden.
Doch ihr Gegner Sato ließ sich nicht einschüchtern.
„Du hast all meine Männer erschossen und meinen Clan ausgelöscht…“
Sie lächelte eisig drüber weg.
„Vergeltung für meinen Mann.“
Sato zog sein Samuraischwert und trat vor.
„Dann beweise, wie gut du bist.“
Jules wägte ab, was sie nun tun sollte und während die Schneeflocken vom Himmel fielen, nahm sie in einem Sekundenbruchteil ihr M8 hoch und schoss zweimal.
Die Geschosse trafen Sato in seinen Kniegelenken und rissen sie regelrecht weg, worauf er blutend zu Boden fiel und die Augen weit aufriss.
Jules trat langsam an ihn heran und zog ihr Messer.
„Sato, du bist nur Yakuzaabschaum und hast keinen ehrenhaften Tod verdient, deswegen werde ich in deinen Fall Schande über die Reste deines Clans bringen.“
Dann kniete sie sich hin und schnitt dem einst mächtigen Clanführer ganz langsam die Kehle durch, er sollte es in seinen letzten Momenten noch mitbekommen.
„Gut, bleibt noch einer.“
Julia ging dann wortlos an den zerfetzten Leichen von dutzenden Yakuzakillern und Dienern vorbei, in deren toten Augen sie Furcht sah.
Einstmals waren sie eine gefürchtete Gang Japans und keiner traute sich wirklich an sie heran, aber in diesem Kirschgarten lagen sie massakriert auf dem Boden.
Jetzt war nur noch einer auf ihrer Liste der für den Anschlag gegen ihren Mann verantwortlich war, er war auch der gesellschaftlich Mächtigste von allen…

Sachte wischte sie mit einem Tuch über den Grabstein ihres Mannes und machte den letzten Dreck in einem Wisch weg.
Denn wenn sie schon mal hier war, dann sollte das Grab auch so gut aussehen, wie in einem Prospekt für Bestattungsinstitute.
Dabei musste mit einer kleinen Träne im Auge lächeln…
„Du kannst dir sicher vorstellen, dass ich Mike nicht davon kommen ließ…“
Ihre Gedanken schweiften ab und gingen drei Tage zurück, als sie bei Global Dynamics war und es dort mit dem großen Boss zu tun bekam.
Er wusste allerdings was ihm bevorstand und hatte daher auch die Wachen weggeschickt, weil sie auf Jules sowieso nur wie Kanonenfutter wirkten.
Michael Cullingham saß gemütlich in seinem Büro und trank seinen wohl letzten Scotch, nachdem bei der Invasion viele Produktionsanlagen von Global zerstört worden waren.
Jules trat langsam, aber mit gezogener Waffe, in sein Büro und fixierte ihn.
„So sieht man sich wieder.“
Er sah leidig auf.
„Wohl war, aber ich hatte gehofft, dass es nicht dazu kommen würde.“
Cullingham und ihr verstorbener Mann waren früher mal enge Geschäftspartner und sie hatte ihn auf einigen Empfängen getroffen.
Allerdings konnte sie ihn nie leiden.
„Das alles hättet ihr euch sparen können, wenn ihr Gideon nicht ermordet hättet.“
Er zuckte nur mit den Schultern.
„So läuft das Geschäft und auch wenn du mich umbringst, wird sich daran nicht viel ändern, außer für die Nachfrage nach gutem Wachpersonal natürlich…“
Sie schüttelte nur den Kopf.
„Dafür habe ich zu viele von euch umgelegt…“
Er nahm einen letzten Schluck.
„Irrelevant… und jetzt mach schon, meine Firma liegt ja schon in Schutt und Asche.“
Global Dynamics, einst der größte Konzern der Erde, war bei der Bombardierung fast völlig zerstört worden und so gab es für Cullingham keinen Grund weiter zu leben.
Er war alt und hatte keine Familie, weil er immer nur an sein Geschäft dachte… als Jules die Waffe bei ihm ein letztes Mal leerte…

Jules war gedanklich wieder bei Gideons Grab und legte ihr Messer neben den Grabstein, welches bei all ihren Einsätzen stets bei ihr war.
„Jetzt wo alles getan ist, werde ich mein Leben einzig und allein unseren Kindern widmen, die sich bei dem ganzen Chaos sicher zu Tode gefürchtet haben.
Ich verspreche dir hier und heute, nie mehr in einen Krieg zu ziehen werde und dass ich die Kinder für immer beschützen und sie aufziehen werde.“
Eine Träne lief über ihre Wange, ehe sie aufstand und noch einen Moment vor seinem Grab stand, da sie nicht einfach gehen wollte.
Schließlich ging sie nach einiger Zeit doch, aber sie würde wiederkommen…


„Mister President, sie sind live in fünf, vier, drei, zwei, eins...“
Der Präsident der Unified Nations, Alexander Reineke, blickte von seinen Notizen im sibirischen Kommandobunker auf und lächelte in die Kamera von einem halben Dutzend Fernsehsender. Er hatte allen Grund zu lächeln, denn der Krieg gegen die Ori war nun endlich beendet.
„Meine sehr verehrten Bürgerinnen und Bürger und andere Lebensformen, ich habe immer gedacht, dass es an meinem Vorgänger, Präsident Mukara, sein würde, ihnen in dieser Sondersendung diese Botschaft der Freude mitzuteilen, doch auch mein verstorbener Freund wurde ein Opfer des Krieges. Darum ist es für mich jedoch umso wichtiger ihnen mitzuteilen, dass heute, um 1300 Uhr Erdstandardzeit, die verbliebenden Befehlshaber der Originarmee an Bord der UNS Indefatigable den offiziellen Kapitulationsvertrag unterschrieben haben. Der Krieg gegen die Ori ist nun endgültig beendet.“ Erneut lächelte der Präsident. Es war fast so, als würde ihm mit diesem schlichten Satz der größte Stein aller Zeiten vom Herzen fallen. Nach einer kurzen, rhetorischen Pause, fuhr er dann fort: „Doch der heutige 26. April ist trotz des Kriegsendes und der Kapitulation des Feindes kein Tag zum Feiern für unsere geschundene Nation, für unsere geschundenen Galaxien. In meiner langen Karriere, ob nun als Militär oder Politiker, habe ich eine Sache nur allzu oft lernen müssen: Im Krieg gibt es keine Gewinner, es gibt nur Verlierer. Jeder von uns hat in diesem Krieg Opfer bringen müssen, es gibt kaum eine Familie, die nicht einen Toten zu beklagen hat. Doch hier und heute bitte ich sie alle neue Hoffnung zu schöpfen und einander die Hände zu reichen, denn ab heute ist es unser aller Aufgabe eine neue Welt aufzubau---“

Nina König schaltete die Übertragung augenrollend aus. „Leere Worte“, murmelte die Direktorin des Office of Naval Intelligence belustigt und legte die Füße auf den Schreibtisch ihres Büros. Wäre Reineke nicht einer ihrer (wenigen) engen Freunde, wäre sie beinahe auf die Worte des momentan mächtigsten Mannes dieser Galaxie hereingefallen. Reineke war, ebenso wie König, in seinem tiefsten Herzen sehr pragmatisch, sehr realitätsbezogen und berechnend. Nur weil der Krieg jetzt vorbei war, hieß das nicht, dass plötzlich wieder alles gut war. Nein, sogar ganz im Gegenteil: Milchstraße und Pegasusgalaxie standen kurz davor sich zu zerfleischen. Die Ori hatten während des Krieges ganze Arbeit geleistet. Nicht nur waren Millarden an Menschen, Jaffa, Wraith und anderen Lebewesen gestorben, was viele schnell vergaßen war die umso größere Anzahl an unterdrückten und versklavten Völkern. Die Ori hatten beinahe jedes bewohnte Sternensystem eingenommen, die Regierung getötet und ihre eigenen Marionetten eingesetzt. Nun, mit der Kapitulation der Originarmee, dem Tod der Ori und der 'Befreiung' zweier Galaxien, würde Chaos ausbrechen. Vor sich hatte die Vizeadmiralin die Auswertung der analytischen Abteilung liegen. Sie hatten ihre Befürchtungen noch einmal bestätigt. Sollte die Erde – praktisch gesprochen also sie und das ONI – nicht in den nächsten zehn Tagen etwas unternehmen, dann würden noch mehr Lebensformen durch Anarchie, Desorganisation und genereller Verwirrung sterben, als in den letzten zwanzig Jahren zusammengerechnet.
Nina König war eine Frau, die vor allem zwei Dinge im Sinn hatte: Ordnung und Problemlösungen. Die Neuordnung dieser Galaxis, die Lösung dieses einen Problems vor dem sie standen, für all dies hatte Admiral König schon vor Jahren eine Akte angelegt. Den Plan 'Pax Galactica'. Wenn man alles so bedachte, dann war es der perfekte Zeitpunkt für die Ausführung und wenn sie die Subraummeldungen von Einheiten der 2. Flotte so mitbekam, dann würde es wohl keinen Planeten in der Milchstraße geben, der protestieren würde, wenn erst einmal der Präsident die Gründung eines neuen Imperiums aufrief...


Zwei Tage später, Sachlingen Enterprises:
Franziska Rust betrat die Lobby und wurde auch sogleich in Empfang genommen, weil sie die Firma in Zukunft als CEO leiten würde.
Da sie jetzt offiziell Colonel der Reserve war, konnte sie sich wieder aufs Privatleben konzentrieren, so dass Jules sie für diese Aufgabe auserkoren hatte.
In Gideons Testament war verfügt, dass Julia seine Firma leiten sollte, was ihr jedoch nicht sehr lag, bei ihrer Abneigung gegen Verhandlungen.
Und so betrat Franziska Rust zielstrebig die Lobby.
„Wo finde ich Wolfgang Schreiber?“
Ihre Worte waren kaum an den Portier gerichtet, als der Gesuchte auch schon neben ihr stand.
„Das bin ich, Colonel.“
Franzi, die jetzt einen dunklen Hosenanzug trug, wank jedoch ab.
„Der Reserve, also nennen sie mich Franziska.“
Er gab ihr ebenfalls die Hand und führte sie durch die Lobby.
„Ihre alte Kampfgefährtin ist immer für eine Überraschung gut.“
Franzi lächelte den derzeitigen provisorischen Geschäftsführer nur an.
„Wem sagen sie das, aber sehen wir uns doch alles an.“
Beide gingen in einen Fahrstuhl, der sie in ein unterirdisches Labor brachte, wo ein neues Gewehr als künftige Standardinfanteriewaffe entwickelt wurde.
Es war die Ultraleichtkonstruktion eines SciFi-Karabiners.
„Das ist die erste Version des XM56 Pulsgewehrs, an dem wir seit über vier Jahren arbeiten und das zu Beginn des neuen Jahres ausgeliefert wird.
Wir haben dabei vollständig auf Massenbeschleunigertechnologie gebaut und das XM56 bei bisher achtzehn Belastungstests erfolgreich getestet.“
Franzi nahm sich sofort eines.
„Ich würde gern einen eigenen Test durchführen.“
Schreiber, der damit schon gerechnet hatte, ließ einen Schießstand beleuchten.
„Ich wäre enttäuscht gewesen, wenn sie einfach weiter gegangen wären.“
Sie legte ihre Waffe, die optisch Ähnlichkeiten mit einem XM29 OICW hatte, an und zielte auf die Scheiben, er hingegen hielt sich die Ohren zu.
„Dann mal los…“
Denn obwohl es eine reine Railgunwaffe ohne chemisch getriebene Projektile war, gab es immer noch ein recht lautes Zischen und das als labil geltende Verwaltungspersonal hatte damit manchmal Probleme.
Jedenfalls löste sich der 2 mm dicke Bolzen ohne Verzögerung und schlug in der Scheibe ein, die auf der Stelle in unzählige Fetzen zerrissen wurde.
Und damit war sie mehr als zufrieden.
„Ich bin zufrieden, Schreiber, und würde jetzt weiter, bis wir uns um die Zahlen kümmern.“
Anschließend ließ sie sich noch die neusten Entwicklungen für Hyperraumantriebswerke zeigen, da es bald an den Bau neuer Kriegsschiffe und ziviler Handelsschiffe ging.
Und gerade bei der Konstruktion von hyperraumschnellen Antrieben, war Sachlingen Enterprises der Weltmarkführer gewesen.
Natürlich hatte Franziska vor, daran weiter zu arbeiten und sie freute sich auch schon darauf, dass für sie noch mal die eine oder andere Konstruktion selbst anfiel…


Büro des Präsidenten:
Auch wenn es Alexander Reineke ein wenig unangenehm war, so musste er nach all den Kämpfen das offizielle Regieren an oberste Stelle setzen.
Zu gern hätte er nämlich noch mit seinen Generälen und Admirälen Taktiken ausgearbeitet, weil er es einfach mehr genoss mit ihnen zu arbeiten.
Aber jetzt stand eine lästige Formalität an, die Reineke schon mehrere Tage vor sich hin schob und die nicht länger warten konnte.
In seinem Büro waren bereits Faaron Dakamar, Cyrus Click und Daniel Jackson erschienen, die sich auf einem Sofa unterhielten.
„Wo bleiben denn die beiden Damen?“
Der Präsident ging währenddessen ungeduldig umher, weil zwei Gäste fehlten.
„Ich weiß es nicht, sie müssten eigentlich schon da sein.“
Und wie auf Befehl öffnete sich die Tür, wo Elisabeth Weir und Julia Donovan-Sheppard eintraten, für einen Moment waren alle peinlich berührt.
Denn die Reporterin schob vollkommen abgehetzt den Rollstuhl, in dem sich Elisabeth Weir befand, da die Elektronik den Geist aufgegeben hatte.
„Endschuldigen sie, aber ich konnte Elizabeth nicht fünfzig Meter vor dem Büro stehen lassen.“
Dakamar war sofort aufgesprungen und half ihr zu schieben.
„Hätten sie doch was gesagt…“
Nachdem alle an ihrem Platz waren, eröffnete Alexander Reineke die Besprechung, auch weil er es bei dem Thema schnell hinter sich bringen wollte.
„Na schön, dann wollen wir mit der Kabinettsneubesetzung beginnen…“
Daniel Jackson pustete gleich aus.
„Und da haben sie auch an mich gedacht…?“
Der Präsident setzte sich hinter seinen Schreibtisch und nahm ein Glas Weinbrand.
„Nun ja, bei ihnen, Daniel, dachte ich, dass sie ein sehr guter Außenminister wären…“
Daniel pustete sofort aus.
„Was…?“
Nach einer Schrecksekunde setzte Jackson gleich nach.
„Ich habe aber keine Erfahrung.“
Und während er wie ein kleiner Schuljunge dasaß, prostete ihm der Präsident zu.
„Die hatte ich auch nicht, als ich in die Politik gedrängt wurde.“
Daniel stand auf und ging zum Schreibtisch, wo er sich einfach ein Glas mit Single Malt eingoss, da bei allem, was er ertragen konnte, dies fast schon zu viel war.
„Aber sagen sie nichts, wenn ich für diplomatische Zwischenfälle sorge…“
Reineke musste ein wenig grinsen und blickte Faaron Dakamar an, der sich schon zurücklehnte und in Anbetracht des Kommenden tief einatmete.
„Dann lassen sie es mal raus.“
Im Raum war eine gewisse Spannung zu fühlen als Alexander Reineke ein einziges Wort sagte, das bei Dakamar wie eine Bombe einschlug.
„Verteidigungsminister.“
Faaron Dakamar blieb mit offenem Mund sitzen, worauf auch Elizabeth Weir grinsen musste, da sie es nun ahnen konnte, was auf sie zukam.
„Und was haben sie für mich vorgesehen…?“
Reineke warf ihr einen gutmütigen Blick zu.
„Ich dachte an meine Stabschefin.“
Sie zog die Augenbrauen hoch und musste sich erst wieder fassen.
„Das ist… überraschend.“
Danach stand Reineke auf und wandte sich Glick zu.
„Und was halten sie davon, mein Vizepräsident zu werden?“
Glick, der mit so etwas schon gerechnet hatte, nahm es ganz gelassen hin.
„Damit könnte ich leben.“
Danach stand Dakamar auf, der mehr als überrascht war und sich überzeugen wollte, dass er nicht auf einem Streich herfallen würde.
„Moment, ich soll Verteidigungsminister werden, das ist doch…“
Reineke ging nur auf ihn zu und packte den Heredionen an seiner linken Schulter, um zu zeigen, dass er es völlig ernst meinte.
„Faaron, das ist aufrichtig gemeint und kann mir keinen besseren auf dem Posten vorstellen als sie, in Anbetracht dessen, was noch auf uns zukommt.
Und ich will gleichzeitig eine Botschaft an ihren Heimatplaneten senden, dass alle Heredionen uns bei dem ,was noch kommen möge, willkommen sind.“
Darauf setzte sich der Admiral und sah wie ein begossener Pudel aus.
„Das kann ja was werden…“
Als letzte befand sich Julia Donovan-Sheppard in der Runde, die sich bisher zurücknahm.
„Und was haben sie für mich vorgesehen, Sir?“
Reineke schritt wieder zu seinem Platz und ließ sich fallen.
„Nun, ich bräuchte noch eine neue Bildungsministerin…“
Das kam für sie allerdings nicht völlig überraschend, nachdem sie in der Vergangenheit immer auf der Bildungspolitik herumgeritten hatte.
Denn ihrer Meinung nach war der Bildungsstand gerade in den schwächeren Regionen der Erde noch auf einem viel zu niedrigen Stand.
Und jetzt gab der Präsident ihr die Chance das so machen, wie sie in ihrer Sendung immer wieder als notwendig angeprangert hatte.
Die Unterredung ging nun schon über eine Stunde, in der Reineke allen sein Programm offen legte, es gab nämlich mehr als genug zu tun.
Gleichzeitig konnte jeder der Beteiligten seine Wünsche aussprechen, dass vor allem von Dakamar auf ganzer Linie genutzt wurde.
„Und was wollen wir machen, wenn ein neues Parlament gewählt wird?“
Dem stimmte auch Daniel zu.
„Da hat er Recht Sir, die werden jeden unserer Beschlüsse gleich in der Luft zerreißen.“
Davon ließ sich der Präsident jedoch nicht beeindrucken.
„Haltet ihr mich für so blöd, eine Wahl zu veranstalten, ehe wir die wichtigsten Sachen verabschiedet haben und alles unter Dach und Fach ist?“
Dies fand Elizabeth Weir aber nicht ganz so gut.
„Sir, dass könnte uns in der Bevölkerung durchaus Minuspunkte einbringen.“
Da ging Glick aber dazwischen.
„Elizabeth, diesmal müssen wir das leider außer Acht lassen und...“
Da flog plötzlich die Tür auf und Nina König stürmte herein.
„Meine Damen und Herren, ich möchte ja nicht unhöflich klingen, aber die Situation diktiert es mir. Also: Alle raus, ich muss mit dem Präsidenten reden.“
Julia Donovan-Sheppard sprang erbost auf.
„König… was erlauben sie sich eigentlich?“
Sie sah Donovan jedoch nur eindringlich an.
„Ich sage es nur noch einmal: raus. Es handelt sich um Angelegenheiten der planetaren Sicherheit.“
Die Angesprochenen sahen sich noch einmal kurz an, dann trotteten sie aus dem Büro.
Der Präsident lächelte noch mal etwas, bevor er seine Geheimdienstchefin übellaunig ansah.
Freundin oder nicht, für eine professionelle Lügnerin war sie manchmal viel zu schroff und offen.
„Sorry für diese Szene, aber ich brauche von dir grünes Licht für die Pax Galactica…“
Danach setzte sie sich mit ausdrucksloser Mine auf das bequeme Sofa und wartete auf die Reaktion des Präsidenten.
Er zeigte keine Reaktion während er zu seiner Minibar schritt.
Erst als er diese erreicht hatte, sprach er wieder.

„Also, was soll dieses 'Pax Galactica' bitte schön sein, für das du mein Okay benötigst?“, fragte Reineke und schenkte sowohl sich, als auch Nina König einen Cognac ein. Die Admiralin, die es sich auf der bequemen Couch des präsidialen Amtszimmers bequem gemacht hatte, warf einen Datenkristall auf den Beistelltisch und nahm den angebotenen Cognac entgegen. „Die Kurzfassung oder die Langfassung?“ „Die Langfassung, scheint mir zu wichtig zu sein, um es bei deinen meist sehr kryptischen Kurzfassungen zu belassen.“ König grinste. „Mir wurde schon vor einigen Jahren klar, dass, sollten wir diesen Krieg gewinnen, die Galaxien ins Chaos versinken würden. Kein einziges Volk verfügt mehr über eine Regierung, geschweige denn ein Militär um sich zu behaupten und Sicherheit zu schaffen. Chaos und Anarchie werden die Milchstraße und die Pegasusgalaxie einbrechen, wenn wir nichts dagegen unternehmen. Unter Mukara hätte ich diesen Vorschlag nie an die Tagesordnung bringen können, doch bei dir, oh Captain, mein Captain...“ Sie ließ den Rest aus und nippte erneut an ihrem Drink. „Und was ist dein Vorschlag?“, fragte Reineke, der sich der Geheimdienstlerin gegenüber setzte. „Simpel“, entgegnete König und grinste dämonisch. „Wir gründen ein Galaktisches Imperium mit der Erde als Mittelpunkt.“
Alle Freundlichkeit wich aus Reinekes Gesicht und wurde schlagartig von Misstrauen und Ärger ersetzt. „Wir haben nicht zehn Jahre für Frieden und Freiheit zweier Galaxien gekämpft, nur um am Ende selbst zum Unterdrücker zu werden!“ König rollte mit den Augen. „Hör mit dieser moralischen Tour auf, Alex, du weißt, dass wir schwere Schritte unternehmen müssen, wenn wir unsere Galaxis retten wollen. Ich gebe zu, 'Imperium' klingt nicht besonders freundlich, aber es trifft die Beschreibung dessen, was ich vorhabe. Aus PR-Gründen dachte ich sowieso eher an 'Galaktische Föderation', aber der Name spielt momentan keine Rolle. Wichtig ist, dass diese Galaktische Föderation, dieses Imperium, zum ersten Mal in der Geschichte das machen wird, was selbstverständlich sein müsste: die Vereinigung der Spezies Mensch in einem einzigen Nationalstaat.“ „Und was wird aus den Asgard, den Antikern, den Serrakin und wie sie sonst noch alle heißen?“, fragte Reineke. Nina kratzte sich nur wortlos am Kinn, dann fuhr sie nach einigen Augenblicken fort: „Die Menschen auf allen Welten machen gerade eine xenophobe Phase durch. Vielleicht nicht unbedingt auf der Erde, schließlich hatten wir in den letzten Jahrzehnten immer gute Verhältnisse mit den von dir genannten Spezies, aber die anderen menschlichen Völker hatten dies nicht. Jahrtausendelang wurden sie erst von den Goa'Uld und dann von den Ori beherrscht und auch, wenn die Ori sich hauptsächlich durch Menschen gezeigt haben, so wissen die Menschen auch, dass sie Aliens waren. Wenn wir es richtig anstellen, dann können wir die Antiker bereits aufnehmen, schließlich sehen sie nicht nur menschlich aus, sondern sind auch unsere Vorfahren. Und was die anderen betrifft? Es wird schon schwer genug sein, alle menschlichen Völker zweier Galaxien zu vereinen, um die anderen Völker sollten wir uns später kümmern, sobald die Föderation gefestigt ist.“ „Dein Argumentationsgang gefällt mir zwar nicht ganz, aber im Großen und Ganzen muss ich zustimmen“, antwortete Reineke schließlich und nickte immer noch nachdenklich. „Wie lange brauchst du zur Vorbereitung und welche Rolle spiele ich dabei.“
Nina Königs Laune besserte sich sogleich um mehrere Level. Die Geheimdienstchefin überkreuzte ihre Beine und grinste knapp. „Abteilung 7 bereitetet Pax Galactica bereits seit Jahren vor. Sobald ich deine schriftliche Zustimmung habe können wir beginnen. Dann musst du nur noch deinen Stab überzeugen und in ein paar Wochen die Gründung der Förderation ausrufen.“
Reineke stieß ein beunruhigtes Grunzen aus. „Ja, natürlich... es gibt momentan kein Parlament, das dies beschließen müsste.“ Die beiden Kammern des Parlaments hatten in New York City residiert und über neunzig Prozent der Abgeordneten waren beim Orbitalangriff der Oriflotte getötet worden. Laut Zusatzparagraph 74 hatte bis zur Zusammenstellung eines neuen Parlaments der Präsident absolute Amtsvollmachten. „Es gab niemals einen besseren Zeitpunkt, mein Freund“, meinte König zufrieden und erhob sich. „Mach dir keine Gedanken, ich habe bereits alle möglichen Vorbereitungen getroffen, Reden und Werbekampagnen vorbereiten lassen, um die Gründung dieses Imperiums so schnell wie möglich von statten gehen zu lassen. In sechs oder sieben Monaten darfst du dich nicht mehr nur Präsident der Erde schimpfen, sondern auch Präsident der Förderation.“
„Und welchen Posten willst du in dieser schönen, neuen Weltenordnung einnehmen, Nina?“, fragte Reineke und kniff die Augen zu Schlitzen zusammen. „Vizepräsident? Oder gar Präsident?“ Nina König konnte jedoch nur belustigt auflachen. „Also bitte, dieses Klischee vom Geheimdienstchef, der nur auf eigene Macht pocht. Hätte ich Macht gewollt, wäre ich Wirtschaftsboss oder Politiker geworden. Nein, mir geht es nur um die Ordnung der Dinge. Aber es ist gut, dass du misstrauisch bist, das führt normalerweise zu einem langen Leben und langen Amtsperioden. Schönen Tag noch, alter Freund.“ Mit diesen Worten nickte König dem Präsidenten noch einmal knapp zu und verschwand dann aus dem Amtszimmer. Reineke selbst ließ sich in seinen Sessel fallen. Zweimal atmete er tief durch, versicherte sich, dass er gerade dem richtigen zugestimmt hatte und griff zum Knopf der Sprechanalge: „Schicken sie mir bitte den Stab herein. Wir haben... Arbeit vor uns.“


„Das war es also?“, fragte Brigadier General Ernst Allert seinen Schwiegervater Sebastian Degenhardt, als sie gemeinsam aus dem leergeräumten Kontrollraum des Sternentorkommandos beobachteten, wie das Stargate zur Oberfläche transportiert wurde. Während McKay und Zelenka momentan daran arbeiteten ein, ein erdkontrolliertes Sternentornetzwerk aufzubauen, würden die Enforcer auf Sanctuary ein neues STK beziehen, zumindest sobald der Planet wieder aufgebaut war. Das irdische Stargate würde dem Zivilverkehr geöffnet.
„Tja, das war‘s. Dieser Stützpunkt hat seinen Zweck erfüllt“, meinte der Chief of the Enforcer und legte dem Schwiegersohn die Hand auf die Schulter. „Wahrscheinlich machen sie hier draus ein Museum.“ Ernst musste plötzlich lachen. „Ja, mit Postern, Spielzeug und alle paar Jahre dürfen wir hier für Fotos und Autogramme antanzen. Nein, ohne mich.“
Als das Sternentor aus dem nun leeren Torraum verschwunden war, verließen auch Degenhardt und Allert den Kontrollraum und wanderten durch den verlassenen Stützpunkt in Richtung Fahrstuhl. „Nun, wenigstens ist es nicht das Ende des STK“, meinte Degenhardt. „Ich denke, Sanctuary wird ein guter Neuanfang.“ „Sicherlich, aber ich hatte mich an diese Betonhölle irgendwie gewöhnt“, meinte Allert und grinste. „Nun, du wirst dich nicht an ein neues STK gewöhnen müssen“, meinte Degenhardt und reichte dem verwirrt wirkenden Allert einen Umschlag. Er erklärte: „Es wird Zeit, dass ich mich zur Ruhe setze. Ich werd langsam zu alt für das Herumtreiben im Kosmos. Du hingegen, Ernst, hast noch einiges vor dir.“ Allert besah sich den Brief und machte große Augen. Degenhardt grinste nur und streckte dem überrumpelten Ernst die Hand aus. „Meinen Glückwunsch, Chief of the Enforcer Allert. Mach mir ja keine Schande, Junge.“ Als er seinen Schock überwunden hatte, ergriff Allert die Hand und erwiderte das Grinsen. „Keine Sorge, ich werd dich nicht enttäuschen.“
Als die beiden Männer dann schließlich mit dem Fahrstuhl in Richtung Oberfläche fuhren, ging Degenhardt noch auf ein Thema ein, dass ihn interessierte: „Jetzt, wo du der Chief bist, musst du auch entscheiden, wer der neue STK-Kommandant wird. Schon eine Vorstellung?“ Allert musste gar nicht lange überlegen. „Ja, ich glaube, da kenn ich den richtigen Kandidaten...“


Hamburg, Flughafen:

Ronon und Anna gingen Hand in Hand durch die Eingangshalle und wollten in die Tropen, weil sie von allen dringenden Diensten befreit waren.
Die beiden hatten sich entschlossen, ganz spontan zu heiraten und dann von Allert freibekommen, da er ihrem Glück nicht im Weg stehen wollte.
Sie hatte sich bei ihm untergehakt und betrachtete die Flugschalter, die beinahe verweist waren, da bei der jetzigen Lage kaum einer verreisen konnte.
„Früher kam man hier nicht durch und heute sucht man vergeblich nach wem…?
Ronon sah zu ihr runter.
„So ist das nach einem Krieg nun mal.“
Sie nickte andächtig und zog dann die Flugtickets.
„Ich mache das schon, Großer.“
Er blieb einfach mit verschränkten Armen stehen und wartete.
„Mach mal, du kannst das besser.“
Sie stieß ihm leicht in die linke Seite und lief zum Schalter, wo nur eine Frau war, die sich langweilte, es gab einfach nichts zu tun in diesen Tagen.
Ronon hingegen sah sich um und musste erkennen, dass der Flughafen kaum bombardiert worden war, auf dem Vorplatz lagen nur wenige Trümmer.
Hamburg selbst war zwar mehrmals getroffen worden und zwei Stadtteile waren niedergebrannt, aber auf andere Städte war wesentlich mehr heruntergekommen…
Da wurde er von der Seite angesprochen.
„Wollen wir verreisen?“
Der Sateder blickte nach links, wo O´Neill stand.
„Was machen sie denn hier?“
Jack nahm seine Sonnenbrille ab und zuckte mit den Schultern.
„Euch beiden einen Job anbieten…“
Da kam auch schon Anna zurück, die ihre beiden Tickets in ihren Händen hielt und ebenfalls über Jack überrascht war.
„General, was führt sie denn hierher?“
Er räuspert sich und sah sich berührt um.
„Hätte ich ja fast vergessen, alles Gute zu eurer Hochzeit.“
Er gab ihr einen Umschlag und Anna sah ihren Kommandanten misstrauisch an.
„Danke, aber was soll denn das sein?“
Er ging einen Schritt auf beide zu und setzte seinen besten Dackelblick auf.
„Nun, man hat mir die Leitung des neuen Sternentorkommandos angeboten und ich hab ja gesagt. Bin noch zu jung für die Rente.
Also: Major General O'Neill zu Diensten...
Aber ich brauch auch Leute, denen ich vertrauen kann, da hab ich auf euch beide gesetzt.“
Er machte eine klein Pause, um seine Worte wirken zu lassen.
„Und, wollt ihr euren alten General jetzt sitzen lassen, oder nicht?“
Ronon blickte seine Frau an, die das Ganze noch nicht so recht glauben wollte.
„Was meinst du dazu?“
Sie drehte die Karten ein wenig in der Hand und überlegte einen Augenblick, bevor sie Jack ansah, bei dessen Intentionen sie nicht durchsteigen wollte.
„Wie würde das Team denn aussehen?“
Als nächstes klatschte der General in die Hände und machte alles klar.
„Ronon, du wirst Teamleiter und deine Frau macht das, was sie vorher gemacht hat, außerdem wird zu eurer Verstärkung noch der gute Wickers dazukommen.“
Es dauerte einen Moment, bis Ronon zusagte.
„Na dann… auf gutes Gelingen.“
Und seine Frau ergänzte ihn sofort,
„Aber jetzt gibt es erst einmal Flitterwochen…“
Darauf hakte sie sich bei ihm unter und zog Ronon zum Personenscanner, wo ein Mann stand, der bei dem geringen Betrieb nicht viel zu tun hatte.
So dauerte es nur einen Moment bis beide abgefertigt waren und auch O´Neill ging dann weg, weil es in seinem Terminplan weitere Treffen gab.


1,5 Monate später, Pegasusgalaxie, Genii Prime:

Admiral Samantha Carter war mit ihrem neuen Flaggschiff, der UNS Ticonderoga, gesprungen und bei den Genii herausgekommen.
Weil der Krieg vorbei war, sollte sie ein Vorkommando in die Pegasus anführen und unter anderem Acastus Kolya zu seinem Volk zurückbringen.
Außerdem wollte man die freundschaftlichen Beziehungen zu den Genii erneuern und das so schnell wie möglich.
Dabei sollte zeitgleich ein Irdischer Stützpunkt in dieser Galaxie errichtet werden, wo es dem ONI möglich war, die Galaxie zu stabilisieren.
Geleitet würde der von Rear Admiral Harry Maybourne…
„Samantha, sind wir schon angekommen?“
Sie, die gerade über einer Konsole gebeugt war, blickte zu ihm auf.
„Harry… sie sind aber ungeduldig… und ja, wir sind jetzt da.“
Er ging zum Panoramafenster und blickte auf den Planeten.
„Dann wollen wir mal hoffen, dass die Ori dort etwas übergelassen haben und dass für die Genii nicht alle Rettung zu spät kommt.“
Sam ergänzte ihn sofort.
„Oder dass sie uns angreifen, da wir nicht beistehen konnten, als die Ori ihre Welt besetzten und es bei ihnen deswegen zu gewissen Spannungen kam.“
Darauf antwortete Maybourne jedoch nur mit einem hintergründigen Lächeln.
„Dafür, Sam, haben wir ja unseren Freund Acastus dabei.“
Sie erwiderte sein Lächeln Grinsen und ließ einen Kanal öffnen.
„Hier ist Vizeadmiral Samantha Carter von der UNS Ticonderoga. Ich grüße unsere Freunde, die Genii. Wir wünschen die Beziehungen zu ihrem Volk zu erneuern.“
Sie wartete einen Moment und sah zu ihrem Funkmaat.
„Empfangen sie irgendetwas?“
Dieser musste aber verneinen.
„Leider nicht Admiral, entweder schalten sie auf stumm oder die Ori haben sie ausgelöscht.“
Da war ein Zwischenruf vom Brückenschott zu hören.
„Es wäre sicher besser, wenn ich es einmal versuche.“
Kolya war soeben reingekommen und blickte Sam herausfordernd an.
„Auf mich hören sie sicher eher.“
Dessen war sie sich natürlich bewusst und wank ihn zu sich.
„Ein Versuch ist es wert, also kommen sie schon.“
Der Geniikommandant richtete noch mal die uralte Uniform und überprüfte, dass sie angemessen saß.
Er hatte nicht vor, nach bald fünfzehn Jahren wie ein Penner nach Hause zu kommen.
Dann lief wie auf einem Exerzierplatz zur Kommunikationsstation und stelle sich daneben, als wäre es sein eigenes Schiff.
„Hier spricht Kommandant Acastus Kolya und ich garantiere, dass alle Ori besiegt wurden, wenn sie also befürchten auf einen Hinterhalt zu treffen, so ist das unbegründet.“
Er machte einen Moment Pause.
„Mein ID Code ist DDC788A.“
Nur Augenblicke darauf gab es eine Antwort.
„Falls das ein Trick sein sollte, kämpfen wir bis in den Tod.“
Die Stimme, die Kolya trotz des inzwischen harten Untertons kannte, war für ihn ein Segen, dass es für ihn doch ein gutes Ende nehmen würde.
„Sora, bist du das?“
Ihre Antwort kam ebenfalls schnell.
„Ja Kommandant, wie haben sie mich erkannt?“
Er war ein durchaus wenig gerührt aber fasste sich wieder, weil er nicht tränend vor den Soldaten der Erde stehen wollte und sprach in das Mikro.
„Ich habe deine Stimme erkannt, auch wenn sie jetzt härter ist.“
Ihre Antwort kam ebenso schnell.
„Wir haben wegen der Ori auch vieles durchgemacht, aber das besprechen wir in Ruhe.“
Danach wurden noch Landekoordinaten übermittelt und Sam ließ vier Walküren bereitmachen, die in weiser Voraussicht warteten.
Denn auch wenn sich Kolya für sein Volk verbürgte, so gab es früher öfters kleinere Reibereien und es war Sam lieber, erst ein Aufklärungsteam zu senden.

Eine Stunde darauf kam es zu einem ersten Treffen, bei dem Kolya, Maybourne und Sam Sora trafen, die es noch nicht so recht glauben wollte.
Sie hatte sich den Kopf geschoren und hinkte bei jedem Schritt, außerdem sah sie aus, als wäre in den letzten Jahren viel Grauen an ihren Augen, dem einen Auge, da das linke durch eine Augenklappe verdeckt wurde, vorbei gezogen.
Ihre Blicke waren völlig kalt und leer von jeden Emotionen, was vor allem Kolya beunruhigend fand, er hatte sie nämlich als leidenschaftliche Kämpferin erlebt.
„Sora, was ist nur mit dir passiert?“
Er reichte ihr beide Arme und sie nahm sie mühevoll an.
„Die Jahre der Besatzung nagen an mir und nachdem ich so lange gejagt wurde, hat es die Zeit an mir nicht ganz so gut gemeint.“
Er schloss die Augen und konnte es sich nur zu gut vorstellen.
„Entschuldige, dass ich dir nicht beistehen konnte.“
Ihre Reaktion bestand aber nur darin, ihren Kopf zu schütteln und zugleich die Augen zu schließen, da sie mit der Vergangenheit abschließen wollte.
„Keine Entschuldigungen, ich habe mich selbst dafür entschieden in den Wiederstand zu gehen, da ist es nicht ungewöhnlich, so zu enden.“
Nun mischte sich allerdings Maybourne ein.
„Ich möchte zwar ihr Wiedersehen nicht vermasseln, aber es wäre angebrachter, wenn wir uns zuerst auf die gegenwärtige Lage konzentrieren.
Wir müssen unbedingt in Erfahrung bringen, wo die letzten Oristellungen sind und was die Wraith bei der zu ihren Gunsten veränderten Lage vorhaben.“
Sora setzte sich und atmete tief durch.
„Tut mir leid, aber ich brauche eine Pause, da ich nicht mehr so in Form bin…“
Sam erkannte aber sofort, dass mehr dahinter stecke.
„Wurden sie stark gefoltert?“
Nachdem auch Maybourne und Kolya in den sorgenerfüllten Blick Carters mit einstimmten, war es ihr egal, was alle dachten und sie packte aus.
„Ja, aber das ist der normale Lauf der Welten, wenn die Anführerin des Widerstandes gefangen und in das Gefängnis der Glaubenskonklave überstellt wird.“
Und noch bevor jemand etwas sagen konnte, holte sie einen Datenträger heraus.
„Doch das will ich für mich behalten, im Gegensatz zu diesen Wraithaufzeichnungen, die mir Todd bei seinem letzten Besuch gegeben hat.“
Da hob Kolya auf der Stelle die Augenbrauen.
„Der lebt noch?“
Als sie den Gesichtsausdruck sah, kam sie nicht drum herum, sich ein müdes Lächeln abzugewinnen.
„Keine Sorge, die Wraith haben sich für immer verabschiedet, aber das steht alles da drin.“
Sam nahm ihr den Kristall ab und steckte ihn in einen Port.
„Das will ich sehen.“
Einen Augenblick später war das Gesicht Todds zu sehen.
„Meine Freunde…“
Er unterbrach sich selbst, für einen Moment und sein Lächeln war bereits einschüchternd genug, weil er gewisse Züge wohl nie abschüttelnd würde.
„Die Ori sind nun endlich besiegt, keine Sorge, wir haben uns um die letzten Stellungen der Ori hier in der Pegasusgalaxie gekümmert... und für mich lässt das nur einen Schluss zu…“
Er unterbrach sich kurz, fuhr aber schnell fort.
„Der Krieg ist aus, der Wiederaufbau beginnt. Jedoch nicht für uns Wraith. Ich habe mich für einen Neuanfang für mein Volk entschieden.
Nun, da wir nicht mehr abhängig sind von den Menschen als Nahrungsquelle, werden wir diese Galaxie verlassen, um uns irgendwo eine neue Heimat zu suchen.
Ich weiß, dass wir die Schrecken, die unser Volk über die Galaxie gebracht hat, nie wieder gut machen können, aber ich habe für die Völker dieser Galaxie Technologie zurückgelassen, Medizin und Ziviltech, die den Aufbau erleichtern können.
Zuletzt möchte ich noch Wünsche an Ernst Allert und die Überlebenden der Atlantisexpedition richten.
Lebt wohl.“
Er machte noch eine Pause und ließ die Worte wirken.
„Aber wer weiß, vielleicht sehen wir uns mal wieder…“
Kolya verzog nur seinen Mund.
„Verdammt, ich hätte nie gedacht, dass ich diesen Mistkerl sogar mal vermissen würde...“
Sam klopfte ihm aber nur auf die Schulter, während sie zum Aussichtsfenster ging.
„Ich finde, dass das für uns und die Völker dieser Galaxie ein wahrer Segen ist und wir nun vereint auf die kommenden Jahre blicken sollten.
Dieser Neubeginn für unsere beiden Galaxien könnte nicht besser ausfallen und wer weiß, vielleicht kommen die Wraith eines Tages zurück und wir können von neuem beginnen.“
Maybourne stimmte mit ein und reichte ihr einen Scotch, während auch er den kommenden Tagen in einem Anflug der Erleichterung entgegen trat.
Kolya half seiner einstigen Schülerin auf, ehe beide zu Samantha und Harold gingen und sich bei der Ruhe des Alls auf das kommende freuten…


Auf der Erde saß zu dieser Zeit Ralf Sikermann auf der Terrasse seines Gartens – es war inzwischen der erste Sommer der Nachkriegszeit – und sah seiner Tochter Anna-Lena beim Spielen mit ihren Freunden zu, während er selbst sich mit der Niederschrift seiner Memoiren befasste. Es war ein Vorschlag von Rear Admiral a.D. John Sheppard gewesen, der ebenso wie er in den Ruhestand gegangen war und seine Erfahrungen in zwei Kriegen, Goa'Uld- und Ori-Krieg zu Papier brachte. Auf Vorschlag von Johns Verleger hatte auch Ralf begonnen zu schreiben. Irgendwie musste er ja nun seine Freizeit verbringen. Schließlich war der einzige Nachteil am Frieden, dass er so langweilig für einen altgedienten Krieger war...
Gerade begann er mit einem neuen Kapitel, als ihm plötzlich von hinten ein Fedora auf den Kopf gesetzt wurde, sodass er nichts mehr sehen konnte. „Vala...“ „Woher weißt du, dass ich es bin?“, fragte eine in bester Indiana Jones-Manier gekleidete Vala und warf sich neben ihn auf eine Sonnenliege. Ralf nahm den Fedora ab und warf ihn grinsend seiner Lebensgefährtin zu. „Weil nur du nach zwei Wochen Weltraumabenteuer so nach Hause kommst.“ Vala grinste. Die erfahrene Abenteurerin hatte die ersten Nachkriegsmonate genutzt, um ein kleines Unternehmen auf die Beine zu stellen. Mit einem für billiges Geld aufgebrachtem Raumschiff, dem 'Millenium Dragon', wie sie diese Schrottmühle getauft hatte, erledigte sie nun allerhand Aufträge für Unternehmer, die bereits begonnen hatten, wieder wie in der Vorkriegszeit zu handeln, oder einfach nur um einige Spritztouren durch die Galaxie zu unternehmen, wo sie wusste, dass dort noch etwas von Wert sein würde. Ralf akzeptierte dies. Vala an einem Ort und ständig an seiner Seite zu halten wäre nur Gift für ihre Beziehung, brauchten sie doch beide hin und wieder ihren Abstand vom jeweils anderen. „Ach komm“, meinte Vala nur und winkte ab. „Nur ein kleiner Abstecher nach Segema Beach. Du weißt doch, wo ich während einer Mission vor Jahren den Staatsschatz in Sicherheit gebracht habe?“ „Du hattest ihn vergraben“, verbesserte Ralf sie belustigt. „Hey, wenigstens verdiene ich Geld“, entgegnete Vala und hob einige Rubine und Saphire hoch, die sie für sich behalten hatte. „Unser Konto ist jetzt 500.000 Credits im Plus, du darfst mir später danken, Süßer.“ Mit diesen Worten krabbelte sie zu Ralf für ein bisschen Zärtlichkeit, doch sie wurden von einem unhöflich lautem Räuspern unterbrochen.

Die beiden sahen auf und erblickten eine in zivil gekleidete Direktorin des Office of Naval Intelligence. „Ich hoffe, ich störe nicht“, meinte Nina König, ohne groß Gesichtsregungen zu zeigen. „Sie stören immer, Admiral“, meinte Ralf und stand zusammen mit Vala auf. „Warum sind sie hier?“ „Mir kam zu Ohren, dass sie sich haben pensionieren lassen, Sikermann“, meinte Nina und ging einige Schritte auf und ab. „Ein Jammer.“ „Keine falschen Hoffnungen machen, Admiral, ich erledige keine Aufträge mehr für sie.“ „Es ging auch eher weniger um einen Auftrag für das ONI, sondern vielmehr um ein Jobangebot.“ „Ein Jobangebot?“, wiederholten Ralf und Vala gleichzeitig. König nickte bestätigend. „Ich stelle einen neuen Nachrichtendienst zusammen, dessen Auftrag es sein wird, die Galaxie vor inneren und äußeren Feinden zu schützen und zu stabilisieren, eine Anti-Terror-Einheit, wenn man so will, Büro 31. Ich brauche einen guten Direktor und Senior Field Agent, der weiß, wie man im Dunklen operiert und von Grund auf eine solche Organisation aufbaut. Und das sind sie, Sikermann.“
Ralf antwortete nicht direkt, sondern schwieg einige Augenblicke und tauschte Blicke mit Vala aus. „Warum ich?“, fragte er schließlich. „Ja, warum er?“, fragte auch Vala. „Mein Ralf ist nicht gerade der, dem man das Leiten eines Geheimdienstes zutrauen würde.“ „Hey!“, entgegnete Ralf daraufhin nur und drohte mit seiner Faust. König rollte nur mit den Augen. „Es ist simpel, Sikermann. Ich brauche jemanden, dem ich vertrauen kann. Glauben sie es oder nicht, aber sie sind einer der wenigen, denen ich vertraue. Vielleicht liegt es daran, dass sie der einzige aus ST 1 waren, der seinen Job wirklich ernst genommen hat, ich weiß es nicht, aber sie sind der perfekte Kandidat für diese Aufgabe. Interessiert?“
Ralf antwortete nicht direkt, sondern sah zu Anna-Lena auf der Wiese und dann zu Vala, die nur mit den Schultern zuckte. „Deine Entscheidung, Süßer. Ich werd sowieso die meiste Zeit unterwegs sein und Anna-Lena kommt jetzt in ein Alter, wo sie sowieso eigenständiger wird.“ Ralf selbst musste nicht lange überlegen. Das könnte interessant werden. Er streckte schließlich seine Hand aus. „Sie haben ihren Direktor.“ „Sehr gut“, meinte König und ergriff die angebotene Hand.“ Ralf hob jedoch die andere Hand ermahnend. „Aber ich will es so durchziehen, wie ich es will, ich will nicht ihre Marionette sein und ich trete auch nicht wieder den Streitkräften bei.“ König nickte knapp. „Damit lässt es sich leben.“ Innerlich grinste König. Erneut war die Gründung der Galaktischen Förderation einen Schritt näher gerückt.


3 Wochen später, UNS Indefatigable, Besprechungsraum:

„Nein, nein, nein, das wird niemals klappen.“
Admiral Helena Reed schlug mit der rechten Hand auf den Tisch.
„Da brauchen wir schon etwas Vernünftigeres…“
Admiral Steven Caldwell und Vice Admiral Rehma Teeral wussten aber auch nicht, wie es ihnen gelingen sollte, die Galaxien zu beruhigen.
Jede Idee, bei dem die Militärs wichtige Schüsselpositionen auf den Welten besetzten, würde sich auf der Stelle negativ auswirken.
Denn die Navy wollte auf keinen Fall, dass man sie als Besatzungsmacht ansähe und dass sich dann bei den Völkern Widerstand bildete.
„Dann haben wir Terroristen auf allen Planeten…“
Die anderen beiden wussten genau, was Caldwell damit ausdrückte und keiner konnte sagen, was auf die beiden Galaxien Eindruck machen würde.
„Und letztlich versinkt alles im Chaos…“
Die Worte Teerals konnten die beiden Admiräle nur zu einem Schulterzucken bewegen, da es wohl so oder so dazu kommen würde.
Da kam plötzlich ein junger Ordonanzoffizier herein.
„Entschuldigen sie die Störung, aber das müssen sie sich unbedingt ansehen.“
Den Blicken der drei verdutzten Admiräle ausweichend, schaltete der Lieutenant den Bildschirm ein, wo in diesem Moment GBN live zum sibirischen Kommandobunker des Präsidenten schaltete.

Es war für Alexander Reineke sicher eine der schwierigsten Aufgaben, die er sich vorstellen konnte, in Anbetracht dessen, was dabei alles misslingen könnte.
Wenn er nur ansatzweise den falschen Ton träfe, würde sich die jetzige Anarchie in völliges Chaos auf nahezu allen Welten umwandeln.
Denn auch wenn es zurzeit keine Ordnung und keine Regierungen auf den Planeten gab, so hielten zu diesem Moment viele der Menschen ihre Aggression noch im Zaum…
Er richtete noch die Krawatte und begann seine Rede, während er noch mal sehr tief in sich ging, da in dieser Moment alles perfekt sein musste.
„Nun denn, beginnen wir.“
Den Blick auf die Kameras gerichtet, begann er schließlich.
„Meine hoch verehrten Damen und Herren… nachdem die Ori und ihre Armeen besiegt wurden, ist in so vielen Welten neues Leid ausgebrochen.
Wir sehen, dass es nicht genügend Nahrungsmittel für einen Großteil der Menschen gibt und dass bei einigen Völkern offene Kämpfe ums Überleben ausgebrochen sind.
Auch auf der Erde sind Teile des Planeten verwüstet, so dass viele Menschen sich verlassen fühlen und zur Gewalt greifen.“
Reineke machte einen Moment Pause, um die Worte wirken zu lassen.
„Wollen wir verhindern, dass sich der so unermesslich teuer erkaufte Sieg in Chaos verwandelt, ist als erstes dafür zu sorgen, dass wir alle wieder sicher leben.
Und Sicherheit beruht schon seit Ewigkeiten auf Ordnung, weshalb der erste Schritt dazu sein muss, in unseren Welten für Ordnung zu sorgen.
Das kann jedoch nur über eine zentral geregelte Regierungsgewalt geschehen, die allen Menschen als Wahrung der Werte und des Friedens dient.“
Wieder pausierte er für einen Moment, da seine Worte verdaut werden mussten.
„Und daher haben ich und meine engsten Mitarbeiter in den vergangenen Wochen Verhandlungen in beiden Galaxien mit dutzenden lokalen Machthabern durchgeführt.“
Diesmal waren seine Worte aber eine glatte Lüge, weil a) das ONI sich längst darum gekümmert hatte und b) es keine lokale Machthaber mehr gab.
„Wir die Vertreter der Erde und der menschlichen Völker befanden,dass wir eins werden müssen, für die Zukunft und für unsere Kinder.
Und deswegen haben wir beschlossen, alle menschlichen Planeten zu einer Föderation zu vereinen, in der wir die Interessen aller Menschen wahren, ehren und verteidigen.
Ausnahmslos alle menschlichen Welten der Milchstraße und der Pegasus werden gleichberechtigt für die Zukunft vereinigt.
Auch die Antiker werden beitreten, denn es muss endlich zusammenwachsen, was zusammen gehört und einen gemeinsamen Weg in ein neues Zeitalter finden.“
Er führte die Rede ein wenig weiter und betonte, was in den letzten Jahren alles zu Bruch ging und an welchen Punkt man dies stoppen müsste.
Und daher sei diese Vereinigung der Menschheit der einzig logische Schritt, wie man endlich Frieden in den beiden vom Krieg geschundenen Galaxien bringen könne.
Die Admiräle Reed, Caldwell und Teeral sahen sich das natürlich auch mit großem Staunen an und bei ihnen hörte sich das sehr utopisch an.
Und die Engländerin schüttelte nach der Rede als erstes den Kopf.
„Da wird ja auf die Navy einiges zukommen.“
Worauf sie von Caldwell gleich ergänzt wurde.
„Die wollen die Ostküste der USA von New York bis Boston wirklich in New New York umbenennen… wird den Ostküstlern sicher nicht so gut gefallen.“
Die Ostküste der USA war bei den Orbitalbombardements beinahe komplett dem Erdboden gleich gemacht worden und sollte nach dem Wiederaufbau als New New York als Hauptstadt für die Föderation dienen.
Zudem war man bestrebt, die Stadt New York über die halbe Ostküste der Vereinigten Staaten auszudehnen, zu einer Megacity, die mit Boston verschmelzen würde.
Da gab Reed ihm recht, grinste aber.
„Ich würde genauso reagieren, wenn die London und Cardiff vereinigen würden und es dann New London nennen würden, aber was tut man nicht alles für Prestige..."
Und Teeral Rehma ergänzte sie gleich.
„Die sollen bloß nicht auf die dumme Idee kommen, so etwas auf Heredion abzuziehen, da gibt es auf der Stelle einen Aufstand.“
Reed lachte bitter auf.
„Aber jetzt sehen wir uns mal das politische System an…“
Caldwell stieg gleich mit ein.
„Keine großen Veränderungen, alles wie bei unserem jetzigen System.“
Die Föderation selbst ist ein föderaler Staat, jeder Sektor ist im Parlament vertreten, jedes Sternensystem im Senat, wobei das Parlament sich eher extraföderalen Problemen und der Außenpolitik zuwenden sollte und der Senat internen Problemen.
Sektor-Gouverneure verwalten die einzelnen Sektoren um die Bundesregierung zu entlasten.
Rehma blätterte auf dem Pad gleich weiter.
„Klingt gut durchdacht, aber erstaunlich, dass die ganzen Welten mit diesem irdischen System einverstanden sind."
Reed schenkte sich einen Kaffee ein und hakte dieses Kapitel ab.
„Das Office of Naval Intelligence wird da sicher seine Finger drin haben.. aber sehen wir doch mal, was auf die Navy zukommt."
Der erste Punkt, die Erdstreitkräfte in Föderationsstreitkräfte umzubenennen, war nur logisch, doch der nächste Punkt hatte es in sich…
„Was zum Teufel...?“
Dame Helena wusste nicht, ob sie zufrieden lächeln oder wütend auf den Tisch hauen sollte, als sie las, dass in zwölf Monaten Rekruten aus der gesamten Föderation in die Streitkräfte aufgenommen würden.
Einerseits war es gut, da die Erdstreitkräfte so innerhalb kürzester Zeit wieder zur alten Größe auferstehen konnten, andererseits gab es aber absolut keine Infrastruktur für Rekruten von hunderten, wenn nicht tausenden Mitgliedssystemen mit ebenso vielen Sprachen, Kulturen und, und, und, die alle in eine fremde Militärmaschinerie eingepasst werden mussten.
Da kam wirklich Arbeit auf sie zu.
Aber sie hatten sich noch nie vor Arbeit gedrückt, denn sie waren die Earth Force Navy.


Einen Monat darauf:

Brennende Hütten waren das erste, was die Verbände der Fast Orbital Troopers sahen, als sie Tessera betraten und ihre Mission antraten.
Sie mussten Marodeure in Gewahrsam nehmen, die für die neue Föderation als Gefahr für die Stabilität und den Frieden galten.
Es handelte sich bei ihnen um Söldner, Lucianischen Allianz und Kriminelle, die sich auf den Planeten der Föderation eingenistet hatten und die Bevölkerung terrorisierten und ausraubten.
Und dabei zettelten sie auch gleich Aufstände an, mit denen die gerade eingesetzten Regierungen bei der derzeitigen instabilen Lage nicht allein fertig wurden.
„General, unsere Verstärkung ist eingetroffen.“
Brigadier General Svetlana McKay, Befehlshaberin der 95th FOT-Division, war mit dem Angriff auf die Angreifer betraut und hatte sie schnell besiegt, da es noch andere Unruheherde gab.
„Gut, sie sollen alle abführen und nach Beta Prime bringen.“
Sie nahm einen Schluck Wasser und sah über ihre Schulter, wo es noch Ärger gab, da die Plünderer es um jeden Preis verhindern wollten, abgeführt zu werden, was jedoch mit Prügel beantwortet wurde.
Sie grinste. Der Frieden würde ihr sehr gut gefallen...

Es gab auch lokale Warlords, die ihre eigenen kleinen Empires aufbauen und Unruhe stifften wollten.
Hier schickte die Erde keine Truppen, sondern es waren das Office of Naval Intelligence und sein semi-ziviles Counterpart Büro 31, die hier aufräumten.
„Ziel anvisiert, warte auf Freigabe.“
Der Scharfschütze eines Anti-Terror-Teams von Büro 31 hatte einen einflussreichen General im Visier, der seine Männer anheizte und Hass gegen die Erde eindoktrinierte.
Und so was mochte Direktor Ralf Sikermann ganz und gar nicht…
„Freigabe erteilt.“
Keine Sekunde später hatte sich die Patrone gelöst und dem General den Schädel aufgerissen, worauf er vor seinen Anhängern zu Boden fiel.
„Mission erledigt, erbitte Transport.“
Sikermann antwortete sofort über Subraumfunk.
„Kommt auf der Stelle. Gute Arbeit Alpha-Team“
Ihm gefiel der neue Job doch besser als erwartet.
Nicht der feinste Job, aber irgendwer musste ihn ja machen. Für die Föderation, für die Erde, aber am wichtigsten: für seine Familie.

Zwei Raketen schlugen in dem führenden Alkesh ein und rissen ihn in Stücke, während die anderen auf die Dreadnoughts feuerten.
Die waren aber keine große Bedrohung für Admiral Peter Müller und seine 2. Flotte, die sich in einer Mission gegen Piraten befanden.
„Schön und jetzt den rechts daneben.“
Nach so vielen Jahren der Niederlagen war es einfach nur toll mal wieder in der Offensive zu sein, auch wenn es Tontaubenschießen gleich kam.
„Sagen sie den Marines, sie sollen sich bereit machen, ich will die Konterbande sichergestellt.“
Der Stabschef nickte sofort.
„Sofort, Admiral.“
Er lehnte sich zurück und betrachtete die Männer und Frauen auf seiner Flaggbrücke.
Es waren solche Momente, wo ihm klar wurden, dass er nirgendwo anders sein wollte.


Und während sich die Lage in der Galaxie so langsam wieder beruhigte, nahm das neue Sternentorkommando auf Sanctuary endlich seinen Dienst auf. Major General Jack O'Neill räusperte sich und ordnete die Stichwortzettel seiner Rede. In weniger als fünf Minuten würde er vor versammelter Mannschaft, bestehend aus mit Enforcern bemannten ST-Teams und dem Basispersonal, im neuen Torraum eine Rede halten, mit der er den Komplex offiziell einweihte. Er murmelte seine Rede vor sich hin und ordnete sich im selben Moment vor dem Wandspiegel seines Büros noch einmal die Haare.
„Viel Glück bei der Rede, Jack“, meinte plötzlich eine wohl bekannte Stimme aus dem Hintergrund. Jack wirbelte erschrocken herum und sah Richard Woolsey hinter sich stehen. Noch immer angeschlagen von der finalen Schlacht gegen die Ori stand er dort im Nadelstreifenanzug an Jacks Schreibtisch gelehnt. „Danke, Richard“, entgegnete Jack aufrichtig. „Für alles.“ „Nicht der Rede wert, sie hätten das gleiche getan“, meinte Woolsey und winkte ab. „Ich weiß es ehrlich gesagt nicht“, meinte Jack und streckte seine Hand aus. „Also sag ich es noch mal: vielen Dank, im Namen der ganzen Menschheit.“ Woolsey schlug ein und lächelte knapp. „Machen sie was draus, Jack. Ihr habt jetzt ein ganzes Universum zu erforschen und versucht mal, ein paar Jahrzehnte keinen Krieg gegen ein wütendes Alien-Imperium zu führen.“ Jack grinste. „Wir werden es versuchen.“ Woolsey nickte knapp und erhob sich dann. „Ich muss dann, Jack. Wir schließen die Zugänge zur unteren Ebene.“ „Heißt das, dass es keine plötzlichen Besuche mehr gibt?“, fragte Jack. Woolsey zuckte nur mit den Schultern. „Wer weiß. Wir kümmern uns jetzt erst einmal darum, dass kein Aufgestiegener sich mehr in die untere Ebene einmischt. Es wird Zeit, dass alles wieder normal wird.“ „Heißt das 'Leb wohl'?“, fragte Jack irritiert. „Es heißt 'Bis irgendwann mal'“, korrigierte Woolsey. „Also: Bis irgendwann mal.“ Mit diesen Worten verschwand Woolsey in einem grellen Licht. „Bis irgendwann mal...“, murmelte Jack seinerseits und machte sich dann auf zur Einweihungszeremonie.


„Und Achtung!“, bellte Sergeant Major of the Enforcer Marko Fuhrmann, Kommandant von ST 1, als Jack den Torraum betrat und gezielt zum aufgestellten Podium schritt. Die Truppe stand augenblicklich stramm, vorneweg ST 1, bestehend aus Fuhrmann, Irina Jegorowna, Tom Maxwell und Wallace Jenkins, und AR 1, bestehend aus Ronon, Anna, Max Wickers und Dr. Fumiko Haibara. Jack ließ seinen Blick auf jeden einzelnen von ihnen schweifen und sagte dann: „Rühren, meine Damen und Herren. Bringen wir es also hinter uns...“ Er räusperte sich und begann mit seine Rede: „In meinen vielen Jahren als Soldat und Kommandeur...“, doch weiter als bis hier kam Jack nicht, denn Nicole Allert, Jacks Stabschefin, meldete sich vom Kontrollraum aus über die Lautsprecher: „Tut mir Leid, sie zu unterbrechen, General, aber es kam gerade ein Subraumfunkspruch von der GFS Sparta herein: Sergeant Major Bucks 'Howling Commandos' sind auf P4K-343 auf ein großes Piratenlager gestoßen und benötigen Unterstützung.“
Jack grinste und warf seine Rede davon: „Hiermit nimmt das Sternentorkommando seinen Dienst auf. Tor anwählen, ST 1, AR 1 und ST 2 bis 8, machen sie sich bereit dem guten Sergeant Major Unterstützung zu leisten.“ „Zu Befehl, General“, bestätigte Marko und hatte sich bereits die Jacke seiner Paradeuniform ausgezogen und rannte mit den restlichen Angesprochenen in Richtung Waffenkammer.


„Aufstellung!“, befahl Sergeant Major Fuhrmann keine zehn Minuten später den versammelten ST-Teams und fütterte sein Sturmgewehr mit einem Magazin. Die Sternentorkrieger machten sich nun ebenfalls bereit. „Das wird eine heikle Mission, Jungs und Mädels. Es geht gegen zweihundert oder noch mehr Piraten und ihre Kriegsmaschinerie. Wir haben keine Luftunterstützung und die Kavallerie sind diesmal wir.“ „Mach schon hin, Marko“, unterbrach Ronon ihn und stellte seine Energiepistole auf Töten. „Zeit zum Rocken“, meinten Irina Jegorowna und Tom Maxwell beinahe gleichzeitig und Anna von Schönhausen, Wally Jenkins, Fumiko Haibara und Max Wickers sahen sich nur peinlich berührt um. Doch Marko Fuhrmann grinste nur und sah zu General O'Neill in den Kontrollraum hinauf.
„Tor anwählen“, befahl Jack und Nicole Allert gehorchte. Das antike Tor begann sich zu drehen.
„Chevron 1 fixiert, Chevron 2 fixiert.... Chevron 7 ist aktiviert.“ Augenblicklich öffnete sich der blaue Strudel des künstlich erzeugten Wurmlochs. „Wurmloch etabliert, General“, meldete Nicole und lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. „Verdammt noch mal Zeit.“ Jack nickte und befahl über Lautsprecher: „ST-Teams: Ausrücken!“
Sergeant Major Marko Fuhrmann grinste, stürmte die Rampe hoch und hielt vor dem Ereignishorizont an. Er blickte zu seinen ST-Teams, seinen Enforcern, seinen Kameraden, seinen Freunden. „Kommt schon ihr Hunde, oder wollt ihr etwa ewig leben?“ „Haben wir ne andere Wahl?“, fragte Max Wickers schulterzuckend. Marko antwortete nicht, sondern trat mit erhobener Waffe durch das Sternentor.
Es war nicht das erste Mal, dass er die Reise zu einem anderen Planeten antrat und es würde auch nicht die letzte sein, denn die Abenteuer des Sternentorkommandos würden niemals enden und noch Jahrtausendelang in Erinnerung bleiben.

Ende
Epilog by Atlan
Epilog
Auszug aus der Encyclopaedia Galactica, 8. Auflage, 2120:


[...]
Julia von Sachlingen führte nach dem Krieg gegen die Ori ein sehr zurückgezogenes Leben, das zu einem großen Teil ihrer Familie gewidmet war. Ihr letzter öffentlicher Auftritt war mit der Enthüllung des Kriegerdenkmals zum 20. Jahrestag des Kriegsendes verknüpft.
Die Meinungen der Historiker teilen sich noch heute, ob sie nun eine Heldin oder Verbrecherin war. Von Sachlingen verstarb am 6. Oktober 2098 und wurde neben ihrem Mann zur letzten Ruhe gebettet.
[...]
Nach dem Orikrieg kehrte Franziska Rust ins Zivilleben zurück und leitete die nächsten drei Jahrzehnte lang als CEO die Rüstungsfirma Sachlingen Enterprises, bis sie Tobias Gideon von Sachlingen, dem Sohn von Julia und Gideon von Sachlingen, Platz machte und sich in den Ruhestand zurückzog. Sie wurde vom Times Magazin viermal in Folge zur Person des Jahres gewählt. Zusammen mit ihrer Ehefrau Rene lebte sie bis zu ihrem Tod am 3. August 2101 in München, wo ihr noch heute in einer alljährlichen Prozession gedacht wird.
[...]
Sowohl Radek Zelenka als auch Rodney McKay widmeten sich die ersten Jahre nach dem Krieg dem Wiederaufbau eines erdkontrollierten Sternentornetzwerkes und galten schon zu Lebzeiten als größte Genies aller Zeiten. Zelenka verstarb am 8. März 2114, McKay am 2. Februar 2100. Sie halten den Rekord für die meisten Nobelpreise in der Geschichte der Menschheit. Ihre Freundschaft bleibt bis heute umstritten.
[...]
Svetlana McKay blieb nach dem Orikrieg bei den Föderationsstreitkräften und befehligte die 95th Fast Orbital Troopers Division noch zehn weitere Jahre, unter anderem in der Befreiung von Anchorage 2027 und der Arcadia-Revolte 2030. Sie setzte sich als Lieutenant General zu Ruhe und schrieb ihre Autobiographie 'Feet first into Hell'. Das Marine Corps gedenkt ihr heute mit der 'Svetlana McKay Verdienstmedaille'. Sie verstarb am 30. Dezember 2064 an den Komplikationen einer chronischen Kriegsverwundung im Kreise ihrer Familie.
[...]
Maximilian Wickers verbrachte den Rest seines Lebens mit der Erkundung der Lokalen Gruppe, seine Werke gehören bis dato zu den Standardwerken an sämtlichen Universitäten der Galaktischen Föderation. Er heiratete nie, doch Aufzeichnungen zufolge soll Dr. Wickers bis zu zehn uneheliche Kinder mit ebenso vielen Frauen quer durch die Galaxien gezeugt haben. Sein momentaner Aufenthaltsort ist unbekannt, er wird als verschollen aufgeführt.
[...]
Admiral-Tribun Armelia führte die Flottenakademie der Föderationsstreitkräfte bis ins Jahr 2084, bis der medizinische Fortschritt ihr erlaubte, wieder ein Raumkommando zu übernehmen. Sie führt momentan das Kommando über die 23. Flotte auf Aufklärungsmission in Andromeda.
[...]
Präsident Alexander Reineke blieb noch drei weitere Legislaturperioden im Amt, bis er sich schließlich entschloss, das Amt niederzulegen und sich in den Ruhestand zurückzuziehen, diesmal endgültig. Reineke verstarb am 23. August 2057. Das Reineke-Memorial wurde nur zwei Jahre später gegenüber des Parlaments errichtet. Bis zu diesem Tage wird er regelmäßig zum bedeutensten Mann des 21. Jahrhunderts gewählt.
[...]
Daniel Jackson wurde nach einer langjährigen Karriere in der Politik 2036 zum 3. Präsidenten der Galaktischen Föderation gewählt, angeblich auf direkten Wunsch von Vorgänger-Präsident Reineke. Historiker schreiben Präsident Jackson die endgültige Vereinigung der Föderationswelten zu. Seine sechszehnjährige Amtszeit wird noch heute als 'die goldenen Jahre' bezeichnet. Daniel Jackson und seine Frau Sha'Re verstarben am 5. November 2099 auf Abydos an den Folgen von Neo-Colera. Sie hinterließen vier Kinder.
[...]
Sebastian Degenhardt blieb bis ins hohe Alter aktiv und bereiste mit seiner zweiten Frau die gesamte Milchstraße. Bis in die 2070er hinein gab er an verschiedenen Universitäten Gastvorträge. Sein letzter öffentlicher Auftritt erfolgte 2078, als der Sternentorkomplex auf Sanctuary in 'Camp Degenhardt' umbenannt wurde. Sebastian Degenhardt kam am 16. April 2080 bei einem Hovercraft-Unfall ums Leben.
[...]
Faaron Dakamar gilt auch noch nach seinem Tod am 18. Dezember 2109 als eine der polarisierensten Figuren der jüngeren Geschichte. Nach einem kurzen Ausflug in die Poltik kehrte er zur Navy zurück und lehrte abwechselnd an der Flottenakademie und befehligte die 8. Flotte und formte die moderne Föderationsnavy. Drei Schiffe wurden nach ihm benannt und bis zum heutigen Tag hält die Navy, trotz öffentlicher Kritik, sein Erbe hoch. Er hinterließ seine Frau Mina (verstorben 2113) und drei Kinder.
[...]
Steven Jethro Caldwell diente der Navy bis er aus gesundheitlichen Gründen diese im Jahr 2049 verlassen musste. Nach einer erfolgreichen Karriere als Chef der Navy-Konstruktionsbüros von Sachlingen Enterprises setzte er sich auf Florida Prime zu Ruhe, wo er am 3. März 2059 verstarb.
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John Sheppard begann nach dem Erfolg seiner Autobiographie eine Karriere als Autor von Militärthrillern, in dessen Lauf er mit mehreren Preisen geehrt wurde. Nur seine Frau Julia Donovan erhielt mehr Preise zu ihrer Lebzeit. Sheppard verstarb am 2. Juli 2100 kurz nach der Fertigstellung des 3000-Seiten Epos 'Aufbruch zu den Sternen', in dem er alle Ereignisse seit der Gründung des Sternentorkommandos bis zum Ende des Orikrieges wahrheitsgetreu nacherzählte. Seine Frau folgte ihm am 28. Dezember 2100, sie hinterließen zwei Kinder.
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Anna und Ronon von Schönhausen dienten noch weitere fünf Jahre im Sternentorkommando bis sie sich ins Privatleben zurückzogen und gemeinsam die Milchstraße bereisten. In den 2090ern ließen sie sich auf dem Familiensitz der von Schönhausens nieder. Die Beiden haben zwei Töchter.
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Dame Helena Reed, 1st Viscoutness Reed, blieb bis zu ihrem Tod Oberbefehlshaberin der Navy im eigens für sie geschaffenen Rang des Großadmirals und gilt als einer der wichtigsten und besten Marinetaktiker des 21. Jahrhunderts. Sie verstarb am 2. Oktober 2092 und hinterließ drei Töchter, die allesamt Positionen in der Navy bekleiden (zwei Captains, ein Commodore) und die 'Reed-Dynastie' in der Föderationsnavy zementierten. Zwei Schiffe wurden nach ihr benannt, darunter das momentane Flottenflaggschiff der Home Fleet.
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Acastus Kolya zog sich nach seiner Rückkehr nach Genii Prime ins Privatleben zurück und gilt heute als größter Volksheld der Genii. Er heiratete nie wieder und widmete sich den Rest seines Lebens dem Aufbau seines Planeten zu einem der wichtigsten Säulen der Föderation. Er starb am 7. August 2048 nach einem bis heute unaufgeklärten Unfall.
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Cyrus Glick folgte Daniel Jackson als 4. Präsident der Galaktischen Föderation und hält den Rekord für die längste Amtszeit in der menschlichen Geschichte. Er gilt immer noch als populär und lag bei den letzten acht Neuwahlen nie unter 59%.
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Harold Maybourne diente bis in die 2050er im Office of Naval Intelligence und übernahm nach seiner Pensionierung einen Posten als Sektor-Gouverneur in der Pegasusgalaxie. Sein Privatleben wurde vom ONI zur Verschlusssache erklärt.
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Irina Jegorowna, Thomas Maxwell und Wallace Jenkins verbrachten den Rest ihres Lebens bei den Föderationsstreitkräften. Sie fielen mit vielen anderen Enforcern am 22. Oktober 2039 bei dem kriegsentscheidenen Angriff während der Ashen-Infestion auf Cestus IV. Sie erhielten posthum die Medal of Honor. Das Kriegerdenkmal, das zu Ehren der Gefallenen dieses Krieges aufgestellt wurde, zeigt die drei im Zentrum der ansonsten anonymen Gruppe.
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Marko Fuhrmann diente bis zum Jahr 2040 im STK und ließ sich anschließend auf Grund nachlassender Gesundheit (diverse Quellen sprechen von Nachwirkungen der Biowaffen aus dem Ashenkrieg) in den Ruhestand versetzen. Er verstarb 2047 und hinterließ eine Frau und fünf Kinder.
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Edward Buck diente bis in die 2050er im Marine Corps und diente somit in allen bewaffneten Konflikten der Erde im 21. Jahrhundert. Die von ihm aufgestellte Einheit der 'Howling Commandos' gilt heute als drittbeste Spezialeinheit der Föderation, hinter 'ST 1' und 'AR 1'. Das Marine Corps hält sein Andenken bis heute hoch. Edward Buck starb am 1. Januar 2098 und hinterließ seine Lebenspartnerin und zwei Töchter.
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Samantha Carter diente die nächsten zwanzig Jahre auf verschiedenen Posten innerhalb der Navy, bis sie nach einem Karrierehöhepunkt als Generalstabschefin in den 2050er Jahren im Rang eines Fleet Admiral aus der Navy ausschied. Sie verstarb am 3. März 2089 und hinterließ ihren Lebenspartner und eine Tochter.
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Jack O'Neill diente bis in die 2050er Jahre hinein den Föderationsstreitkräften und hielt die letzten Jahre über den Posten des Chief of the Enforcer. Nach seiner Pensionierung machten er und Sam Carter ihre jahrelang geheim gehaltene Beziehung öffentlich und zogen sich ins Privatleben zurück. Er verstarb kurz nach seiner Lebenspartnerin am 8. August 2089.
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Ernst und Nicole Allert verließen die Streitkräfte im Laufe der 2040er Jahre und ließen sich auf Elysium nieder. Dort leben sie noch heute. Der Allert-Verdienstorden und das Schlachtschiff Allert sind, entgegen allgemeiner Annahmen, beiden gewidnet.
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Peter Müller diente noch weitere 18 Jahre in der Navy, während der er diverse Posten bekleidete. Beim Testflug eines neuen Hyperraumgenerators an Bord der Prometheus ging der Admiral, samt Schiff und Besatzung, verloren. Er gilt als Missing in Action und hinterlässt eine Frau und einen Sohn.
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Über Ralf Sikermanns weiteren Werdegang ist von 2022 bis 2053 nichts weiteres bekannt. Gerüchte, wonach er mit dem ominösen Nachrichtendienst Büro 31 in Verbindung gestanden hat können bis heute nicht bewiesen werden. 2054 stieg er in das private Frachtunternehmen seiner Lebensgefährtin Vala Mal Doran ein, bis sich beide 2100 zu Ruhe setzten und eines der größten Frachtunternehmen der Föderation ihrer Tochter Anna-Lena Emta übertrugen. Momentan leben die Beiden auf dem Mars.
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Über ONI-Direktorin Nina König lassen sich in den Geschichtsbüchern nur wenige Daten finden. Sie befehligte das Office of Naval Intelligence bis zu ihrem Tod im Jahr 2071 und wird von vielen Historikern als mächtigste und bedeutenste Person der jüngeren menschlichen Geschichte gewertet.
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Richard Woolseys Status als Missing in Action wurde, trotz Bekräftigung diverser begläubigter Aussagen diverser Erscheinungen nach 2012, niemals widerrufen. Augenzeugen wollen eine dem Diplomaten ähnelnde Person im Laufe der letzten 100 Jahre immer wieder bei den Beerdigungen von allen von Woolseys Freunden gesehen haben. Gerüchte, wonach er seinen alten Weggefährten zum 'Aufstieg' verholfen habe, konnten nicht bestätigt werden
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