Blutsbrüder by Pandora
Summary: John hat nach seiner Rückkehr aus der Gefangenschaft von Kolya Alpträume.
Categories: Stargate Atlantis Characters: John Sheppard, Multi-Chara
Genre: General
Challenges: Keine
Series: Keine
Chapters: 2 Completed: Ja Word count: 20119 Read: 9020 Published: 19.12.10 Updated: 19.12.10
Story Notes:
Short-Cut: John hat nach seiner Rückkehr aus der Gefangenschaft von Kolya Alpträume.
Spoiler: 3x07 Common Ground
Charaktere: Sheppard, Multi-Charakter
Kategorie: Virtual Episode
Rating: PG-13
Author's Note: Grundlage dieser Geschichte ist die Folge "Common Ground" in der John eine "seltsame Begegnung" mit einem Wraith hat. Ich lasse John in Traumsequenzen die Erlebnisse in der Hand Kolyas in Form von Alpträumen wieder erleben. Diese sind kursiv geschrieben und teilweise nacherzählt, aber in der Ich-Form geschrieben.
Der Wraith mit dem er eingesperrt ist, ist anders als alle anderen die er bisher erlebt hatte. Ich spinne den Faden weiter und frage: Was weiß John noch nicht von den Wraith? Ich versuche mir vorzustellen, was ist wenn die beiden eine Art "Blutsbruderschaft" eingehen. Er hat ihm ja schließlich die Lebensenergie zurückgegeben. In Traumsequenzen lasse ich John alles noch einmal durchleben und am Ende, weiß er etwas mehr und eine Art telepatische Verbindung besteht zwischen ihm und seinem "Blutsbruder". Alles ist also nur meiner Phantasie entsprungen.
Widmung: Mein besonderer Dank gilt Levi und Nefertit, die für mich als Beta zur Verfügung standen und mir nützliche Tipps und Hinweise gaben.
Disclaimer: MGM Television Entertainment
Feedback: Ist wie eine Reise durch das Sternentor

1. Kapitel 1 by Pandora

2. Kapitel 2 by Pandora

Kapitel 1 by Pandora
Blutsbrüder (Part I)


Sie landeten getarnt auf einem Planeten, die Umgebung sichernd und bedacht darauf nicht die Aufmerksamkeit der Wraithjäger auf sich zu ziehen, halfen die Soldaten den Wraith aus dem Jumper zu bringen. John zeigte, wo sie ihn ablegen sollten und gab den Befehl nach Atlantis zu fliegen.

"Ich lasse Sie doch nicht allein mit diesem…", protestierte Ronon und zielte mit seiner Waffe auf den am Boden liegenden Wraith.

"Ronon", schrie John, war mit einem Satz bei dem Satedaner und drückte ihm die Hand mit der Waffe nach unten.

"Sheppard! Er ist ein Wraith, widersprach Ronon wütend.

"Ja, ist er. Aber ich halte mich an mein Versprechen", erklärte John und stellte sich zwischen den Wraith und Ronon. Wütend drehte der Satedaner sich um und bestieg den getarnten Jumper.

Doktor Beckett, Rodney und Teyla, wollten gerade auch ihre Bedenken zu Johns Plan äußern, als der sie unterbrach.

"Da gibt's nichts zu diskutieren. Ich weiß was ich tue", antwortete John bestimmend und seine Augen sagten, dass es ihm durchaus Ernst war.

"Das ist ein Wraithplanet und sie sind auf der Jagd, Colonel…"

"Schon klar Teyla, doch ich denke ich kann auf mich aufpassen", erwiderte John und drehte sich zu dem immer noch bewusstlosen Wraith.

"Lasst das Gate auf ich komme gleich nach", sagte John und blickte seinen Freuden nach, wie sie widerwillig in den Jumper stiegen. Die Heckklappe schloss sich, dann flogen sie durch das geöffnete Gate. John war allein mit ihm. Über ihnen kreisten Wraithjäger.

******

John lehnte an einem Baum und beobachtete den "schlafenden" Wraith. "So sieht er fast friedlich aus", dachte er und schüttelte gleichzeitig den Kopf. Trauen? Nein trauen würde er ihm nicht. Er war ein Wraith. John wusste nicht, was er von ihm halten sollte. "Wieso hat er mich nicht einfach getötet? Stattdessen gibt er mir mein Leben zurück?", grübelte John.

John streckte sich, alles tat ihm weh. Die letzten Tage waren anstrengend. Er hätte nie geglaubt lebend aus dieser Sache raus zukommen. Wenn, da nicht der Wraith gewesen wäre und Kolya dieser Mistkerl, hat sich mal wieder aus dem Staub gemacht. "Irgendwann bekomme ich ihn und dann werde ich ihn töten", sinnierte John. Er setzte sich auf den Boden und versuchte wach zu bleiben doch die Müdigkeit übermannte ihn, irgendwann fielen ihm dann die Augen zu. Die Ereignisse der letzten Tage waren doch nicht ganz spurlos an ihm vorübergegangen.

"Nein, tut ihm nichts", rufe ich, springe auf und halte Ronon davon ab meinen seltsamen "Freund" zu erschießen.

In die erstaunten Gesichter meiner Freunde zu sehen, freut mich und verblüfft mich gleichzeitig. Ihre Fragen, kann ich nicht beantworten. Ich kann sie mir ja selbst nicht beantworten. Wie kann sein, was eigentlich nicht sein kann. Ich beruhige sie und freue mich, dass sie doch noch gekommen sind. Doch erklären, erklären kann ich es nicht, das muss warten bis ich mein Versprechen eingelöst habe.

Ronon will ihn töten und ist wütend, dass ich es nicht getan habe. Ich halte mich an mein Versprechen uns beide lebend von diesem Planeten zu bringen. Es gibt genug Planeten auf denen die Wraith präsent sind und im vollen Bewusstsein dessen, dass man mich dort gefangen nehmen kann, gebe ich den Befehl uns dort hin zu bringen. Ronon's Begeisterung hält sich in Grenzen. Mit geladener Waffe beobachtete er den betäubten Wraith argwöhnisch. Wenn er sich nur bewegen würde, dann…

Rodney schaut von der Seite und fragt mit einem neidischem Gesichtsausdruck, der mich fast zum Lachen bringt: "Wie kann es sein, dass Sie viel jünger aussehen?"

Ich hebe unwissend die Schultern. "Das kann ich Ihnen nicht beantworten Rodney."

"Was hat er gemacht und geht das überhaupt?", bohrt er weiter.

"Offensichtlich schon, Rodney!", erwidere ich genervt und versuche mich auf den Flug des Jumpers zu konzentrieren.

Doktor Beckett hätte am liebsten bereits an Bord des Jumpers Blutproben von mir genommen. Doch das muss warten. Carson wird noch genug Gelegenheiten haben um mich als Versuchskaninchen zu benutzen. Inzwischen hat er bereits dem Wraith eine Blutprobe abgenommen. Die Ergebnisse werden sicherlich das Bild der Wraith ergänzen. Wir wissen wirklich noch sehr wenig über ihre Rasse.


******

John erwachte, ein Geräusch hatte ihn geweckt. Er schaute sich um, der Wraith lag nicht mehr zu seinen Füßen. Aufmerksam beobachtete er die Umgebung. Immer noch kreisten Jäger über seinem Kopf. "Wo zum Henker ist der Kerl hin", fragte sich John, als er plötzlich eine Hand auf seiner Schulter spürte.

"Nicht bewegen", sagte ein Stimme und John wusste zu wem sie gehörte. Vorsichtig drehte er sich danach um und blickte in die Augen seines merkwürdigen Freundes.

"John Sheppard, ich hatte dir gesagt, dass du noch nicht alles über die Wraith weißt. Ich will dir einiges über unser Volk zeigen, wenn du mich lässt."

John blickte den Wraith erwartungsvoll an. "Wie soll das gehen?"

"Ich werde dich mitnehmen. Man wird dir nichts antun. Da ich dir dein Leben wieder gegeben habe, werden die anderen meines Volkes dich als meinen persönlichen Gefolgsmann anerkennen", beantwortete der Wraith Johns Frage.

"Ich habe eigentlich nicht das Bedürfnis in einen Wraithbasisschiff zu erwachen", erwiderte John und spürte immer noch die Hand des Wraith auf seiner Schulter.

"Keine Angst, ich werde dich nur virtuell mitnehmen."

"Wie", fragte John.

Der Wraith drückte John einen seiner spitzen Fingernägel nahe der Halsschlagader in den Hals und John sank bewusstlos zu Boden.

******

Ronon hatte sich nicht an die Befehle des Colonels gehalten und war zurückgeflogen. Er wollte auf keinen Fall seinen Freund in den Händen der Wraith wissen. Teyla, Rodney und Doktor Carson, wollten ihn begleiten und so gab Doktor Weir ihnen die Erlaubnis, nach Colonel Sheppard zu suchen und wenn nötig mit Gewalt nach Atlantis zurückzubringen.

Als sie jetzt den Jumper unweit der Stelle landeten, an der sie John und den Wraith zurückgelassen hatten, war Ronon der Erste, der aus dem Jumper stürmte.

"Ronon", rief ihm Teyla hinterher und versuchte den Satedaner aufzuhalten. Doch er hatte bereits mit gezogener Waffe den Jumper verlassen. Teyla versuchte Ronon zu folgen, doch der war bereits ein ganzes Stück vom Jumper entfernt.

Ronon hatte nicht lange suchen müssen bis er John leblos an einem Baum lehnend fand. Von dem Wraith gab es keine Spur. Er kniete sich neben Sheppard und fühlte seinen Puls.

"Ich habe ihn gefunden und er lebt", hörte Teyla seine Rufe und drehte sich nach Carson und Rodney um. Ihr Gesicht zeigte ihnen, dass sie sich beeilen mussten. Carson holte seine Medizintasche und wollte Ronon entgegen gehen. Doch Ronon hatte John bereits vorsichtig auf seine Schultern genommen und brachte ihn zurück in den getarnten Jumper.

Doktor Beckett untersuchte ihn, fand aber außer einer kleinen Verletzung am Hals keine weiteren. Teyla und Rodney kümmerten sich um John, während Carson den Jumper zurück nach Atlantis flog und über Funk ein medizinisches Team in den Jumperhangar anforderte.

******

Auf die Moralpredigt von Elizabeth hätte John gerne verzichtet, doch er hatte dem Wraith nun einmal sein Wort gegeben und daran hatte er sich auch gehalten. Auch wenn er zu diesem Zeitpunkt nicht wusste, was auf dem Planeten mit ihm geschehen war. Nur Wortfetzen, Bilder und seltsame Geräusche, dass war das einzige woran er sich noch erinnern konnte.

Es hatte mehrere Tage gedauert bis John sich einigermaßen erholt hatte. Doch eine Erklärung, was mit ihm auf diesem Planeten geschehen war konnte er nicht geben. Kopfschmerzen und seltsame Bilder spukten seither durch seinen Kopf. Doktor Beckett hatte John wohl hundert Mal, nach seinem Auffinden auf dem Wraithplaneten medizinisch untersucht.

Die Flucht aus Kolyas Gefangenschaft, sowie die Rückgabe der Lebensenergie durch den seltsamen Wraith, waren auch ihm immer noch rätselhaft. Bisher hatte er nichts gefunden, was auch nur ansatzweise darauf hin deutete, wieso John noch lebte. Es gab keinerlei Anzeichen der Nährung durch den Wraith in und an seinem Körper, keine Anzeichen von Alterung, keine Zellabnormitäten, nichts. Außer einer kleinen Wunde unmittelbar neben der Halsschlagader, konnte Carson keine weiteren Verletzungen an John feststellen. Er konnte sich das nicht erklären. Teyla kannte keinen Menschen, der jemals die Lebensenergie wiedererhalten hatte und auch Ronon war nicht bekannt, dass je ein Wraith die Umkehr des Nährungsprozesses an einem Menschen vollzogen hatte.

Doktor Beckett wusste nur, bisher waren alle Menschen, die dieses traumatische Erlebnis hatten, gestorben.

"Also, was zum Geier hat der Kerl mit John gemacht", rätselte Carson, während er Colonel Sheppard erneut Blut abnahm.

John rutschte unruhig auf der Untersuchungsliege hin und her. "Sind Sie endlich fertig, Doktor?"

"Ja, fürs Erste", antwortete der Mediziner in Gedanken und brachte die Blutproben in sein Labor. "Es muss etwas geben", überlegte Carson und bereitete eine weitere Probe für den Test vor.

"Fürs Erste?", rief ihm John hinterher, sprang von der Untersuchungsliege und blickte neugierig in Richtung Labor.

"Was wollen Sie eigentlich noch. Bisher haben Sie doch nichts gefunden oder?"

"Nein. Sie sind gesund. Dennoch haben wir alle gesehen, was der Wraith mit Ihnen gemacht hat und eigentlich…"

"…eigentlich dürfte ich nicht mehr leben. Wollten Sie das sagen Doktor?" unterbrach ihn John.

"Ja, das meine ich damit. Ich habe dafür keine Erklärung. So etwas ist bisher noch nie geschehen. Zumindest weiß niemand etwas darüber. Wir wissen ja noch nicht einmal, was bei einem Nährungsvorgang vorgeht. Sie sind der erste Mensch, der so etwas unbeschadet überstanden hat. Deshalb sollten wir weiter machen mit den Untersuchungen. Vielleicht finden wir ja eine Erklärung und haben die Möglichkeit anderen Menschen zu helfen", erwiderte Carson erklärend und kam aus dem Labor.

"Na unbeschadet ist leicht übertrieben Doktor", entgegnete John und zog sich sein T - Shirt an. "Die Schmerzen die ich dabei empfunden habe waren sehr real und ich hatte zeitweise nicht mehr den Glauben, lebend aus dieser Situation heraus zukommen."

"Ich weiß, wir haben es gesehen und ehrlich gesagt, habe ich gedacht ich müsste einen Leichensack mit auf den Planeten nehmen", erwiderte Carson ernst.

"Zum Glück für mich, dass Sie das nicht mussten", erwiderte John mit einem leicht gequälten Lächeln.

"Eine Frage. Wieso brauchen Sie jeden zweiten Tag von mir eine Blutprobe? Denken Sie in zwei Tagen haben sich meine Blutwerte so dramatisch verschlechtert?"

"Nein, dass haben sie nicht."

"Dann erklären Sie mir bitte, warum Sie literweise Blut von mir benötigen", fragte John weiter.

"Wollen Sie nicht wissen, was passiert ist?", stellte Carson die Gegenfrage.

"Doch schon, aber langsam sollten Sie ausreichende Blutkonserven von mir haben. Die müssten doch für die diversen Tests reichen. Oder?"

"Sicher…"

"Gut Doc, dann schreiben Sie mich endlich diensttauglich, damit ich meine Arbeit machen kann", verabschiedete sich John und wollte die Krankenstation verlassen.

"Moment! Nicht so schnell", äußerte sich Carson nachdenklich. "Was ist mit Ihren Kopfschmerzen und den Schlafstörungen, Colonel?"

"Geben Sie mir was für alle Fälle und…"

"…und wenn es schlimmer wird?", wollte Carson wissen.

"Dann komme ich sofort zu Ihnen Doc", erklärte John und drehte sich erneut um, um die Krankenstation zu verlassen.

"Das werden Sie nicht, dass macht kaum einer meiner Patienten", erwiderte Carson und reichte John eine Packung mit Schmerztabletten und dem Hinweis, nicht so viele davon zu nehmen, sondern in die Krankenstation zu kommen wenn es schlimmer würde.

"Okay"

"Ich möchte Sie morgen noch mal sehen und dann werde ich entscheiden", erwiderte Carson und verschwand in seinem Labor.

"Sie bekommen keinen Tropfen mehr Doktor" rief ihm John noch hinterher.

Doktor Beckett lächelte. "Na, so schlimm ist es ja nun auch nicht. Es ist nur Blut, was ich von Ihnen möchte."

******

John rieb sich den Arm. Ein blauer Fleck zeigte sich an der Stelle, wo der Doktor Blut abgenommen hatte. Rodney kam ihm entgegen und bemerkte die blaue Stelle auf seinem Arm.

"Hat er schon wieder…"

"Ja, er hat schon wieder", erwiderte John mit leicht zerknirschtem Gesichtausdruck.

Rodney blickte ihn mitleidig von der Seite an.

"Sagen Sie nichts", sagte John, noch bevor Rodney zu einer Antwort ansetzen konnte.

"Ich hab doch…"

"Aber Sie wollten gerade. Ich komm mir vor, wie eine Laborratte. Mediziner", schimpfte John und ließ Rodney mitten auf dem Gang zu den Quartieren stehen.

Rodney schaute verdutzt, als sich die Türe hinter John schloss. Doktor Weir, die auf dem Weg in die Krankenstation war, fand den immer noch verblüfften McKay allein auf dem Gang vor.

"Rodney? Was ist los?"

"Ähm, nichts", stotterte Rodney und hatte es plötzlich eilig in die Kommandozentrale zu gelangen.

Elizabeth blickte ihm hinterher, schüttelte den Kopf und betrat die Krankenstation.

Doktor Beckett, arbeitet vertieft an seinem Mikroskop. Doch auch diese Probe brachte nicht wirklich den gewünschten Erfolg.

"Was ist mit Rodney los?", fragte sie als sie das Labor betrat. Carson schaute von seiner Arbeit auf. "Wieso?"

"Ich habe ihn völlig verstört auf dem Gang zu den Quartieren vorgefunden."

"Rodney? Verstört? Keine Ahnung, ich habe Rodney heute den ganzen Tag noch nicht gesehen. Wer weiß, was ihn so aus der Fassung gebracht hat", erwiderte Carson und widmete sich wieder seinen Proben.

"Gibt es etwas Neues", wollte Elizabeth wissen und trat näher.

Carson atmete tief durch. "Nein, ich habe alles untersucht und habe nichts in Colonel Sheppards Blut gefunden. Er ist kerngesund, auch wenn er über leichte Kopfschmerzen und Schlafstörungen klagt, geht es ihm gut. Seine Werte sind sogar noch besser als bei seiner letzten Untersuchung. Ich habe keine Vergleichswerte, außer der des Wraith und kann zu diesem Zeitpunkt noch nicht sagen, was mit ihm auf dem Planeten passiert ist und was der Wraith mit ihm gemacht hat ist mir ein Rätsel. Ehrlich gesagt kann ich ihn nicht mehr von seiner Arbeit zurückhalten."

Elizabeth verstand. "Er ist ungeduldig?", fragte sie lächelnd.

"Ja, dass ist er."

"Gut, machen Sie weiter und unterrichten Sie mich Doktor, wenn es etwas Neues gibt", sagte Elizabeth und verließ die Krankenstation. Carson nickte nur kurz und vertiefte sich wieder in seine Arbeit.

******

John hatte geduscht, frische Kleidung angezogen und sich auf sein Bett gesetzt. Solange er kein Okay vom Doc bekam, konnte er an keinen Außenmissionen teilnehmen und musste auf der Station arbeiten. Gut, Einsatzberichte schreiben war nicht so sein Ding, doch der Stapel, der auf dem Tisch lag, sollte langsam abgearbeitet werden.

Es klopft an der Tür. John legte die Akte wieder zurück auf den Stapel und öffnete die Tür. Rodney hatte aus der Kantine zwei Kaffee geholt und fragte fast schüchtern ob er eintreten könne. John nickte und gewährte ihm Einlass.

"Kaffee?"

"Ja, ganz frisch. Ich dachte mir Sie brauchen vielleicht eine Tasse."

John lächelte und Rodney reichte ihm eine der mitgebrachten Tassen. Er setzte sich zu John aufs Bett und schweigend genossen sie die dunkle, dampfende Flüssigkeit.

"Was ist los?"

"Entschuldigung", sprachen beide gleichzeitig und begannen zu lachen. Rodney wartete bis John von allein anfing zu erzählen.

"Nichts. Ich habe nur keine Lust als Laborkaninchen zu fungieren", antwortet er enttäuscht. "Jeder behandelt mich wie ein rohes Ei."

"Wir machen uns nur Sorgen", erwiderte Rodney und nahm einen weiteren Schluck aus seiner Tasse.

"Danke, aber mir geht es gut und ich kann nicht erklären was da auf dem Planeten passiert ist. Ich weiß es ja nicht einmal selbst. Erst hat er mir, bis auf einen kleinen Rest, die Lebensenergie ausgesaugt und im nächsten Augenblick lebe ich wieder."

"Sie wissen wirklich nicht, wie er es gemacht hat?"

"Genauso als ob er sich an mir nähren will, nur anders herum", John hob unwissend die Schultern. "Keine Ahnung, ich weiß es nicht."

Rodney blickte John nachdenklich an und war jetzt auch nicht viel schlauer als vor einigen Stunden.

"Ich sollte gehen, ich muss noch einige Berechnungen durchführen", sagte Rodney plötzlich, stand auf und ging zur Tür.

"Rodney", rief John.

"Ja?"

"Danke für den Kaffee."

Rodney nickte kurz und verließ das Quartier. John saß noch eine Weile in Gedanken und nahm sich die erste Akte vom Tisch und legte sie gleich wieder hin. Irgendwie hatte er zu diesem Zeitpunkt nicht wirklich Interesse daran Missionsberichte zu schreiben. Er stand auf und machte sich auf den Weg in die Kantine.

Als er eintrat bemerkte er bereits Teyla und Ronon, die an einem Tisch etwas abseits der anderen saßen. John holte sich etwas zu Essen und ging zu seinen Freunden.

"Sheppard ist in letzter Zeit merkwürdig", sprach Ronon zu Teyla ohne zu bemerken, dass John bereits neben ihm stand.

"Ach tatsächlich", fragte John lächelnd und setzte sich auf den Stuhl neben Teyla.

Ronon blickte John nachdenklich an. "Ja, irgendwie gehen Sie uns aus dem Weg", meinte er und senkte seinen Blick.

"Ich gehe niemandem aus dem Weg. Ich habe zurzeit ein paar andere Aufgaben", antwortete John und trank einen Schluck Kaffee.

Teyla drehte sich leicht zu John und sah ihn seitlich an. "Es war ein traumatisches Erlebnis und wir alle verstehen, dass Sie etwas Zeit brauchen."

"Danke, aber ich brauche keine Zeit. Ich will nur wieder richtig arbeiten können und nicht andauernd zu meinem Gesundheitszustand befragt werden. Auf die Dauer nervt das nämlich."

"Ich verstehe", antwortete Teyla und sah dabei zu Ronon.

"Was hat Doktor Beckett gesagt", wollte sie wissen.

"Das ich gesund bin", beantwortete John Teylas Frage.

"Das ist gut", sagte Teyla und lächelte.

"Gut? Ich weiß nicht, wenn es gut wäre, würde ich wieder mit euch auf Außenmission gehen."

"Im Moment ist nicht viel los Sheppard, ein paar Tage Ruhe können Sie gut gebrauchen", äußerte sich Ronon.

John hob seine Augenbraue und nickte. "Schon klar und was habt ihr beiden vor?", wollte er wissen.

"Wir werden nachher unsere Kampftechnik trainieren. Vielleicht haben Sie ja Zeit und kommen auch dazu", entgegnete Teyla.

"Okay, dann bis später", sagte John, nahm sein Tablett und verließ die beiden.

******

John ging in Gedanken durch die Flure von Atlantis. Die Menschen die ihm begegneten sah er nicht.

"John."

John schaute sich um. Außer einem Techniker, der ihm gerade entgegen kam, war niemand auf dem Flur unterwegs.

"Haben Sie etwas gesagt", fragte John ihn.

"Nein Sir", erwiderte der junge Mann und ging hastig weiter.

John schüttelte den Kopf und machte sich auf den Weg in die Kommandozentrale. Doktor Zelenka arbeitete an den Sensoren und Rodney hatte mehrere Tabellen mit Berechnungen auf dem Computer geöffnet.

Die beiden blickten kurz auf und nickten ihm zu. Doktor Weir saß in ihrem Büro und arbeitete an einigen Übersetzungen. John lenkte seinen Gang in Richtung der Trainingsräume. Teyla hatte ihr Training mit den Stöcken beendet und wollte gerade den Raum verlassen.

"Colonel. Wollen Sie üben?"

"Nein, jetzt nicht", erwiderte John und setzte seinen Rundgang fort.

Teyla blickte ihm besorgt hinterher. "Er ist viel zu oft allein", stellte sie fest.

Ronon trat neben sie. "Er braucht noch Zeit", meinte er nur und blickte seinen Freund hinterher.

******

Viele Stunden später

Die Nachtschicht hatte bereits ihren Dienst angetreten und die meisten auf Atlantis hatten sich in ihre Quartiere zurückgezogen. Elizabeth legte ihre Akten zur Seite und machte sich auch auf den Weg in ihr Quartier. Rodney überprüfte Daten auf seinem Laptop und Doktor Beckett arbeitete an den Krankenberichten. Also alles im grünen Bereich. John hatte seinen Rundgang beendet und betrat die Kommandozentrale, um Rodney davon abzuhalten wieder eine Nacht durch zu arbeiten.

"Wollen Sie nicht auch Schluss machen", fragte John.

Rodney blickte auf "Ja gleich", antwortete er und tippte weitere Zahlen in eine Berechnungstabelle.

"Denken Sie nicht, dass kann auch morgen noch gemacht werden", fragte John. Er wusste, wenn man Rodney nicht zwang seine Arbeit beiseite zu legen, dann würde er die Nacht durcharbeiten und am nächsten Morgen unausstehlich sein.

"Es ist wichtig", antwortet Rodney leicht genervt und verglich Zahlenreihen für Zahlenreihen auf seinem Laptop.

John trat näher, stützte sich auf dem Kommunikationsterminal ab und beugte sich zu Rodney. "Denken Sie, etwas Schlaf könnte Ihnen schaden?"

Rodney blickte erstaunt von seiner Arbeit auf. "Was für eine komisch Frage", dachte er und sagte: "Nein, wie kommen Sie darauf?"

"Na, wie lange arbeiten Sie jetzt schon an diesen Zahlen?", bohrte John weiter.

Rodney plusterte seine Backen auf und hob die Schultern. "Keine Ahnung, schon lange."

"Dann machen Sie für heute Schuss oder kommen Sie heute noch zu einem wichtigen Ergebnis? Morgen ist auch noch ein Tag. Ich mach noch mal ne Runde und wenn ich zurückkomme, dann sind Sie nicht mehr hier."

"Ist das ein Befehl?", rief Rodney John hinterher.

"Ja, wenn Sie es so wollen", erwiderte John und war bereits um die Ecke verschwunden.

Rodney fragte sich, was manchmal in Johns Kopf vorging. Glaubte er etwa, dass man diese Arbeit so einfach unterbrechen konnte, wie er die Arbeit an seinen Missionsberichten? Das hier waren hoch komplizierte Berechnungen.

Dennoch speicherte er die Zahlen, beendete das Programm und klappte den Laptop zu. Mit dem Laptop unter dem Arm, wünschte er dem Nachtpersonal eine gute Nacht und marschierte in Richtung Quartier. Irgendwie hatte John ja Recht, er arbeitete zu viel. Doch irgendjemand musste es ja machen.

Er hatte gerade die Tür zu seinem Quartier geöffnet, als John neben ihm stand.

Erschrocken schaute er ihn an. "Sind Sie die Kontrollrunde geflogen?", fragte er erstaunt.

"Nein, ich hatte vorhin schon das meiste geschafft - außerdem..."

"Wollten Sie kontrollieren ob ich auch wirklich Schluss gemacht habe", vollendete Rodney Johns Satz.

"Ja, so was in der Art", antwortet John lächelnd, wünschte Rodney eine gute Nacht und verschwand in Richtung seines eigenen Quartiers.

Rodney schaute ihm nach und schüttelte den Kopf. "Irgendwie ist er komisch."

******

John betrat sein Quartier, der Stapel von unerledigten Missionsberichten war nicht wirklich kleiner geworden. Er nahm eine Akte in die Hand und legte sie gleich wieder auf den Stapel zurück. "Ich schimpfe auf Rodney und mache es selbst", überlegte er kurz, ging ins Bad und machte sich fertig für die Nacht. Als es an seiner Tür klopfte.

"Rodney, was ist denn noch", rief er und öffnete die Tür.

Doch nicht Rodney stand vor seiner Tür. Erschrocken blickte John auf die Gestalt die aus dem Dunklen trat. Es war der Wraith.

"Wie zum Teufel sind Sie auf die Station gekommen und wieso gibt es keinen Alarm?", rief John misstrauisch und griff instinktiv an seinen Körper. Keine Waffe und der Wraith unmittelbar vor ihm.

"Sie stellen viele Fragen John Sheppard", erwiderte der Wraith.

John schob ihn beiseite, trat auf den Gang. Doch da befand sich niemand, keine Alarmsirenen hallte durch die Station, keine Soldaten eilten die Gänge entlang. Träumte er? Als er sich wieder umdrehte, war der Wraith weg. Ungläubig und nachdenklich ging er zurück in sein Quartier.

"Ich sollte vielleicht Doktor Heightmeyer aufsuchen. Ich sehe schon Gespenster", grübelte John und die Tür schloss sich hinter ihm.

Müde, mit Kopfschmerzen, die er bereits seit der Rückkehr von diesem Planeten hatte, fiel er in einen unruhigen Schlaf.

Wo bin ich hier eigentlich? Die kahlen Wände und die Gitterstäbe sagen mir, dass ich mich in einem Gefängnis befinde. Ich stehe am Gitter und koche vor Wut. "Kolya", schreie ich, doch meine Schreie verhallen. Kolya! - ich könnte den Kerl erwürgen. Genii und ihr Wort, es ist nicht viel Wert. Ich hätte ihn abknallen sollen, schimpfe ich und laufe auf und ab. Plötzlich eine Stimme aus der Dunkelheit. Ich trete an die Gitterstäbe der Nachbarzelle und versuche etwas zu sehen. Im Dunkeln kann ich eine Gestalt ausmachen. Also bin ich nicht der einzige Gefangene hier unten.

"Was hast du verbrochen?", frage ich.

"Ich war dumm genug mich lebend gefangen nehmen zu lassen", erhalte ich als Antwort. Ich verstehe was er damit sagen will.

Schritte. Soldaten kommen um mich zu holen. Ich werde es ihnen nicht leicht machen. Ich muss hier raus.

Die Zelle wird geöffnet und ein grimmig drein schauender Soldat bedroht mich mit der Waffe.

Ich will nicht mit und meine lose Zunge kann ich mal wieder nicht im Zaum halten. Ein Schuss knallt durch die Gänge, knapp an meinem Ohr vorbei. "Ist der bescheuert, dass tut doch weh", stelle ich fest. Ich sollte es lassen und mit ihnen gehen, ob ich will oder nicht. Ich versuche trotzdem einen Fluchtversuch. Blöde Idee, doch er war es wert. Schmerzen, die elektrische Ladung trifft mich. Dunkelheit.

******

Ich werde in einen Raum gebracht und auf einen Stuhl gefesselt. Kolya steht wie immer arrogant und von sich eingenommen vor mir. Was soll die Kamera? "Coole Harpune", gestehe ich und blicke ihm in die Augen.

"Eine besondere Waffe um einen besonderen Soldaten zu fangen", erwidert er kurz.

Ich werte dies als Kompliment, auch wenn ich weiß, dass es keines ist. Er ruft Atlantis. Jetzt verstehe ich wozu er die Kamera benötigt. Man bindet mir den Mund zu. "Was soll das?"

Rodneys und Elizabeths Stimme zu hören ist doch schon was. Doch sollte ich sie warnen. wenn ich schon nicht fliehen kann. Ich befehle, nicht auf seine Forderungen einzugehen. Sie knebeln mich wieder. "Sollte er erneut versuchen Atlantis zu erobern?" Ich verwerfe diesen Gedanken. Das hat er bereits und kein Glück gehabt. Also was will er dann?

Die Tür geht auf und man bringt ein Wesen herein. Mir wird schlecht und ich versuche die Fesseln zu lockern. Geht nicht. Ich bin ihm ausgeliefert. Schmerzen unbändige Schmerzen, ich bäume mich auf. Merke wie meine Kraft schwindet. "Aufhören, er soll endlich aufhören", versuche ich zu schreien. Der Knebel im Mund verhinderte es. Leise kaum hörbar entweicht meinem Mund der Schrei den niemand hört.

"Seht ihr es? Seht ihr, was er mit mir macht?" Was wird in den anderen vorgehen?

Aus der Ferne der Befehl "Genug". Er lässt ab von mir. Nur die Schmerzen bleiben. Rauschen, Blut das durch meine Adern raßt.

"Bringt ihn weg", höre ich Kolyas Stimme bevor es dunkel wird.

******

Langsam werde ich wache. Oh Mann, ich fühle mich alt und schwach. Erzähle es meinem Mitgefangenen, welche Qualen ich erleiden musste.

"Wenn er nicht befohlen hätte aufzuhören, dann…" und bekomme den größten Schock meines Lebens. Mein Nachbar ist der Wraith, der mir das Leben aussaugt. Ich kann es nicht fassen. Ausgerechnet hier unten muss ich diesem Wesen begegnen. Ich schäume vor Wut.

Wieso ich, was habe ich verbrochen - habe ich ein Schild auf der Stirn? Was zum Geier ist nun wieder schief gegangen? Es sollte doch nur eine leichte Mission werden und entpuppte sich als Falle. Zu viel Vertrauen ist ungesund. Merkt man deutlich an mir. Das geht schief. Ist es ja auch. Ich sitze - nein liege in einer Zelle und nebenan der Wraith, nur durch Gitter von mir getrennt. Wie viele Jahre meines Lebens sind es, die er mir genommen hat? Keine Ahnung, aber es müssen Tausend sein, so wie ich mich gerade fühle.

Der Kerl nebenan ist wütend, weil er nicht alles bekam und faselt was von - wir sind beide Gefangene. Mich interessieren seine Argumente nicht. Er soll mich einfach nur in Ruhe lassen.

Kolya, verdammter Scheißkerl. Irgendwann, bekomme ich dich und dann gnade dir Gott. Hätte ich dich doch damals abknallt. Nein stattdessen lasse ich mich gefangen nehmen und sitze hier, warte darauf, was er nun schon wieder für eine Schweinerei vorhat. Der Kerl geht mir eindeutig auf die Nerven. Ich sollte lernen nicht jedem zu trauen.

Ich laufe in meiner Zelle auf und ab. Der Wraith hält endlich seinen Mund, dachte ich zumindest.

"Wo sind deine Freunde", fragt der Wraith.

"Die werden bald kommen", antworte ich wütend.

"Es gibt kein Entrinnen aus dieser Anlage", erklärt der Wraith.

"Wenn du hier bleiben willst gern, ich habe ein Leben da draußen und da will ich auch wieder hin", reagiere ich wütend.

Ein Wraith der aufgegeben hat? Ganz was Neues. Ich mag nicht mehr mit ihm sprechen. Er soll einfach nur die Klappe halten. Setze mich erschöpft auf den Boden und will nur schlafen.

******

Schritte. Sie holen mich wieder. Toll, wieder Schmerzen, noch mehr Jahre die er mir nimmt.

Elizabeth gibt nicht nach und wieder legt sich die Hand des Wraith's auf meine Brust. Ich spüre wie mir die Jahre entrinnen. Es ist viel schlimmer als beim ersten Mal. Ich kann nicht schreien, kann kaum Luft holen und die Schmerzen sind unerträglich. Ich fühle mich kraftlos. "Bring es endlich zu Ende", möchte ich ihm und Kolya ins Gesicht schreien. Es geht nicht. Er sollte langsam erkennen, dass Elizabeth nicht mit ihm verhandelt. Ich gebe die Hoffnung nicht auf. Ich muss durchhalten und ihnen Zeit geben mich zu finden.

"Ich hoffe ihr findet mich bevor der Wraith all meine Kraft genommen hat", und falle in die Dunkelheit.

******

Langsam erwache ich wieder. Oh Gott, ich muss hier raus. Vielleicht, vielleicht können wir ja beide fliehen. Sollte ich ihn fragen? Einen Feind fragen ob wir unsere Feindschaft für den Moment begraben können, um gemeinsam einen Weg aus dieser Falle zu finden?

"Wie gut kennst du dich in dieser Anlage aus?", frage ich ihn.

"Es hat noch niemand die Flucht aus dieser Anlage geschafft."

"Was hast du zu verlieren?"

"Mein Leben", antwortet er.

"Toll, dass ist auch ein Leben", erwidere ich und sehe die Wut in ihm hochsteigen.

Was ist nur mit diesem Wraith los? Er hat keinen Lebenswillen mehr, doch nur gemeinsam können wir die Flucht schaffen.

******

Wieder Schritte, wieder Schmerzen - hoffentlich zum letzen Male. Wieder die gleiche Frage und die gleiche Antwort. Sie wird deine Forderungen nicht erfüllen, wann begreifst du es endlich Kolya.

"Nimm so viel du brauchst", gibt Kolya den Befehl.

Mir schwant Schlimmes und ich merke, wie mich Angst erfasst. Wenn nichts Außergewöhnliches passiert, dann bin ich tot. Fühle erneut seine Hand auf meinem Körper und wie das Leben schwindet.

Warum hört er auf? Warum hält er sich zurück? Unsere Blicke treffen sich. Ich kann nicht mehr.

"Er ist fast tot. Soll ich ihm den Rest geben", fragt der Wraith und ich hoffe, dass er es nicht macht. Aus der Ferne höre ich Kolyas Befehl mich wieder in die Zelle zu bringen.

******

Ich weiß nicht, wie lange ich hier liege und war mir sicher ich wache nie wieder auf. Wieso hat er sich zurückgehalten? Er hätte es beenden können und die Schmerzen wären endlich vorbei. Warum hat er es nicht getan? Sollte er…?

"Sie brauchen ihre Kraft noch für die Flucht", antwortet der Wraith.

"Na toll, jetzt will er fliehen", erwidere ich und flüchte mich in den Schlaf.

******

Das Spiel beginnt von neuem. Ich werde wieder hoch gezerrt. Den Wraith bringt man aus der anderen Zelle. Doch diesmal ist alles anders. Unsere Blicke treffen sich und wir beginnen die Soldaten außer Gefecht zu setzen. Schüsse treffen ihn, doch die behindern ihn nicht. Komische Situation - ich arbeite mit einem Wraith zusammen. Die Flucht gelingt, doch er ist verletzt, wir müssen zusammen halten, alleine werde ich es nicht zum Stargate schaffen.

Was meint er mit - ich wüsste noch nicht alles über die Wraith? Ich denke schon. Sie saugen den Menschen das Leben aus, verschleppen und töten ganze Völker. Was also, kann ich noch nicht wissen?

Er ist schwach, meine Kraft ist auch nicht besser. Wir müssen uns ausruhen. Ich übernehme die erste Wache.

Der Tag bricht an. Geräusche, plötzlich steht er neben mir. Ich werde panisch. Er hält sich nicht an unsere Vereinbarung.

"Sie kommen" und seine Hand legt sich auf meinen Körper. Wieder Schmerzen und dem Tode so nahe. Ich will schlafen…

******

Ich versuche aufzustehen, doch es geht nicht. Ich habe keine Kraft und bin an der Schwelle des Todes. Sieht so mein Tod aus? Nicht heroisch im Kampf gefallen? Sondern ausgesaugt von einem Wraith der sich nicht an die Vereinbarung hält?

"Bring es zu Ende", sage ich als der Wraith sich über mich beugt. Jetzt kann er auch den Rest meines Lebens haben.

Schon wieder dieser Hinweis - du weißt noch nicht alles über die Wraith John Sheppard - als seine Hand mich berührt. Nicht Tod sondern Leben spüre ich, was wieder in meine Adern fließt. Seltsame Wärme und Bilder, die ich noch nicht deuten kann schwirren in meinem Kopf herum. Warum tut es so weh? Ein Schrei entflieht meiner Kehle. Ich schließe meine Augen.


******

John erwachte, erschrocken, schweißgebadet setzte er sich in seinem Bett auf. Seine Hände strichen über sein Gesicht.

"Was war das jetzt für ein Alptraum. Muss ich das jetzt jede Nacht erleben? Ich werde mir morgen einen Termin bei Doktor Heightmeyer holen", überlegte er kurz, bevor er ins Bad ging.

John dreht den Wasserhahn auf und wusch sich das Gesicht. Das kalte Wasser in seinem Gesicht tat ihm gut.

Entsetzt sah er in den Spiegel. "So sah kein Mann aus, der einen gesunden Schlaf hat", stellte er fest und trocknete sich das Wasser im Gesicht ab. Die Kopfschmerzen waren trotz der Medikamente schlimmer geworden und die Erinnerung an diesen Alptraum auch.

Er öffnete den Spiegelschrank und suchte die Schmerztabletten die ihm Doktor Beckett für alle Fälle mitgegeben hatte. Er drehte die Schachtel hin und her. Die wievielte er bereits genommen hatte, sollte er lieber nicht dem Doktor sagen. Der würde ihn gleich für die nächsten Tage auf der Krankenstation behalten. Er nahm das Medikament und legte sich wieder in sein Bett. Müde und erschöpft schlief er endlich wieder ein.

"Was war das eben", frage ich und taste meinen Körper ab.

"Die Gabe des Lebens wird nur den Frommsten unter uns und unseren Brüdern gegeben", beantwortet er meine Frage. "Ich sagte dir bereits John Sheppard, du weißt noch nicht alles über die Wraith."

Langsam richte ich mich auf. Ich fühle mich gut. Nichts deutet daraufhin, dass ich fast tot war. Ich blicke an meinem Körper nach unten. Keine Spuren weisen darauf hin, dass er sich an mir genährt hat. Ungläubig und immer noch nicht verstehend, was da passiert ist, stehe ich auf und ordne meine Kleidung.

"Du kennst unser Volk nicht. Du weißt nicht, wie wir leben und warum wir so leben. Du kennst nur Erzählungen und Berichte", erzählt der Wraith und blickt John dabei durchdringend an.

"Etwas Erfahrung habe ich nun schon mit deinem Volk", erwidere ich. "Ich hatte bereits die eine oder anderen Begegnung mit ihnen und ich muss sagen, sie war nicht besonders schön."

"Ich verstehe."

Ich drehe mich um, muss erst einmal begreifen, was da gerade geschehen war. "Was hast du gemacht?", frage ich neugierig. "Du hättest mich töten können. Wieso?"

"Ja, dass hätte ich. Doch du hast mir mein Leben zurückgegeben, hast dich an die Vereinbarung gehalten. Mehr als ich jemals gehofft habe. Du hast Recht, auch ich kenne noch nicht alles von den Menschen."

"Schon klar, aber wieso?"

"Ich spürte, dass die Soldaten kamen und wusste, sie hätten uns leicht überwältigen können. Ich musste mich nähren um uns beide zu retten. Zu Zweit waren wir schwach. Deshalb nahm ich deine Lebensenergie um genug Kraft für uns beide zu haben."

Ich verstehe langsam und schaue mich um. Die Soldaten von Kolya sind alle tot und wie ich Kolya kenne, wird er sich wieder aus dem Staub machen, wie er es immer macht, wenn er verloren hat. Er ist und bleibt ein Feigling.

"Du hast gesagt - ihr lasst niemals einen Kameraden zurück", fragt der Wraith weiter.

"Ja, dass ist so bei uns. Wir lassen niemals einen Kameraden zurück", bestätige ich.

"Kamerad also", erwidert der Wraith.

"Wir brauchten einander um zu fliehen. Dafür haben wir für den Moment unsere Gegensätze beiseite geschoben. In diesem Augenblick waren wir Kameraden und wir lassen keine Kameraden zurück. Ich habe gesagt, wir kommen beide lebend von diesem Planeten."

"Werden sich deine Freunde auch daran halten?", fragt der Wraith.

"Ich weiß es nicht", erwidere ich und laufe unruhig hin und her.

"Wir lassen auch niemals einen unserer Brüder zurück. Wir sind nicht so verschieden John", erwidert der Wraith.

Das ist eine Erkenntnis die ich eigentlich nicht hören möchte. Ich möchte mich nicht mit einem Wraith vergleichen. "Wie kommst du darauf, wir sind nicht so verschieden", frage ich ihn und versuche seinen Blicken auszuweichen. "Soweit ich mich erinnere saugen wir keinen Menschen die Lebensenergie aus", entgegne ich.

"Wir müssen leben. Ich hatte es dir bereits im Gefängnis erklärt. Wir können nicht anders. Wir müssen uns nähren. Es gibt keine andere Möglichkeit für uns."

Ich höre auf umher zu laufen, bringt eh nichts. Die anderen sind noch nicht da und meine einzige Unterhaltung ist der Wraith.

"Wir sind mit jedem unserer Brüder telepatisch verbunden und durch die Wiedergabe des Lebens an dich, sind wir ab heute auch miteinander verbunden. Ich werde wissen wenn du in Gefahr bist und du wirst wissen wenn ich in Gefahr bin", spricht er weiter.

"So eine Art Blutsbruderschaft oder so", frage ich entsetzt.

"Wenn du es so nennen möchtest", antwortet der Wraith darauf.

Mir wird schlecht, wie soll ich den anderen erklären, dass ich jetzt "Blutsbruder" eines Wraith bin. "Tolles Gefühl", reagiere ich geschockt. "Du bist anders als die Wraith die mir bisher begegnet sind", versuche ich das Gespräch weiter zu führen.

"Du bist auch anderes", bestätigt der Wraith. "Ich bin…, wie nennt ihr bei euch Menschen die den Glauben weitergeben?", fragt er mich.

"Priester", beantworte ich seine Frage.

"Dann bin ich ein Priester meines Volkes."

Sie haben einen Glauben, dass hätte ich nie gedacht. "Man kann euch nicht unterscheiden, wer was bei euch ist."

"Schau mich an", spricht der Wraith weiter. "Was siehst du?"

"Einen Wraith. Woran soll ich einen Priester oder was immer ihr auch seit erkennen? Offensichtlich müssen sich auch Priester nähren", und zeige auf die toten Soldaten.

"So ist es. Die Wellenlinie…" und weist auf seine Tätowierung auf der linke Seite seines Gesichtes oberhalb der Stirn und unterhalb des Auges "…haben nur die Priester in unserem Volk. Sie nehmen eine besondere Stellung ein. Sie verbreiten den Glauben, haben die Gabe des Lebens und sind unantastbar. Selbst die Anführerin, unsere Königin, beugt sich dem Glaube und dessen was wir repräsentieren."

"Schön, daran kann man euch erkennen und weiter", dränge ich auf mehr Informationen.

"Wir leben in einer Gemeinschaft von vielen..."

"Ja viele seit ihr", antworte ich sarkastisch.

"Es gibt viele Basisschiffe und jedes wird von einer Königin geführt. Was weißt du über unser Volk?", will der Wraith mit Nachdruck wissen und ich überlege nicht lange mit der Antwort.

"Ihr verschleppt Menschen und nährt euch an ihnen. Ihr seit immer auf der Suche nach neuen Weidegründen oder wie ihr das nennt. Hattet Krieg mit den Antikern, sie besiegt und ihr stammt vom Eratuskäfer ab, wenn ich mich entsinne", gebe ich ihm zur Antwort. "Ach und ihr könnt offensichtlich nicht nur Leben nehmen, sondern auch wieder zurückgeben. Das ist etwas Neues, das habe ich bisher nicht gewusst."

Wieder lächelt der Wraith. "Dann weißt du wirklich noch nicht alles."

Ich blicke mich erneut um, hier auf diesem Planeten befindet sich irgendwo das Stargate. Wieso sind die anderen noch nicht da. Die Gesellschaft des Wraith bereitet mir Unbehagen, er ist seltsam, nicht wie die anderen.


******

Wieder schreckte John aus dem Schlaf hoch, sein Puls raste, wieder tropfte ihm der Schweiß von der Stirn und langsam legte er sich zurück in die Kissen.

"John", hörte er eine Stimme und war plötzlich hellwach. Er versuchte seine Waffe zu greifen die neben seinen Sachen am Boden lag. Er schaute sich um, soviel wie er im Halbdunkeln seines Quartiers sehen konnte.

"Wer ist da?"

Keine Antwort. "Vielleicht zu viele Tabletten", überlegte er kurz. Niemand war hier drin, er war allein und die Alpträume kamen nur dann, wenn er versuchte zu schlafen. John schlug die Decke zurück und stellte seine Füße auf den Boden. Er wartete etwas bevor er aufstand und ins Bad ging.

Der erneute Blick in den Spiegel ließ ihn erschrecken. Doch er sah nicht sein, sondern das Gesicht des Wraith. Erschrocken und tief durchatmend schüttelte John mit dem Kopf und blickte erneut in den Spiegel. Die tiefen Augenringe zeigten ihm, dass die Nacht nicht erholsam für ihn war und die Fragen die darauf folgten, würde er nicht beantworten können. "Ein Königreich für etwas Make-Up", lächelte er seinem Ich im Spiegel zu. "Da haben es Frauen einfacher. Sie schminkten sich die Folgen einer nicht optimalen Nacht einfach aus dem Gesicht."

Immer noch schaute ihn das Gesicht mit den dunklen Augenringen an. So konnte er auf keinen Fall in die Krankenstation gehen. Carson würde sofort wissen, dass etwas nicht stimmt. Er stellte sich unter die Dusche und ließ das warme Wasser über seinen Körper fließen. Er schloss die Augen - wieder sah er das Bild des Wraith.

"Möchtest du mehr wissen?", fragt er mich und schaut mich neugierig an. "Du müsstest mich begleiten", sprach er weiter.

"Nicht wirklich", antworte ich daraufhin. Die Vorstellung auf einem Basisschiff in einem Kokon zu stecken bereitet mir Unbehagen.

"Du hast Angst?"

"So kann man es ausdrücken", erwidere ich und blicke den Wraith durchdringend an.

"Die anderen würden dir nichts anhaben", spricht er weiter.

Ich lächle, aber eigentlich ist mir nicht zum Lachen. Bisher war das Aufeinandertreffen von Wraith und Menschen eher unfreundlich und da darf man schon etwas misstrauisch sein. "Sie können mir nichts anhaben? Bist du dir da sicher?", frage ich weiter.

Der Wraith nickt mir zu. "Ich habe dir bereits mehr als einmal erklärt John Sheppard, dass du noch nicht alles von den Wraith weißt."

Ich schlucke und blicke mich erneut Hilfe suchend um. Nein sie sind noch nicht da. Vielleicht sollten wir aufbrechen und das Gate suchen?

"Ihr habt eine Königin getötet und dadurch wurden tausende erweckt, alle gleichzeitig, tausende von Lebewesen die unbändigen Hunger verspürten", spricht er plötzlich weiter.

"Ja, aber das wollten wir nicht." Ich schlucke, das weibliche Wesen war also eine Königin. "Auch da wollten wir keinen unserer Kameraden zurücklassen", entgegne ich und muss gleichzeitig an den Tod von Colonel Marshall Sumner denken.

"Ich weiß, dass du es warst. Als ich mich nährte, wusste ich bereits alles über dich.", erklärt der Wraith weiter.

Hoffentlich habe ich nicht die Koordinaten der Erde verraten, denke ich und versuche meine Panik zu verbergen. "Warum hast du mich dann nicht getötet?"

"Weil ich einen solchen starken Menschen noch nie begegnet bin. Mit dir kam endlich die Hoffnung aus dieser Zelle und von diesem Planeten zu kommen. Es gibt viele Parallelen zwischen deinem und meinem Volk, John. Auch wir folgend Befehlen und wir können nicht, plötzlich Menschen werden. Die Evolution, wie ihr sie nennt, lässt sich nicht durch ein paar Injektionen aufhalten. Dazwischen liegen Jahrtausende. So, wie bei deiner Rasse. Was wäre, wenn ich dich in einen Wraith verwandeln würde? Ohne Gedächtnis, ohne Vergangenheit - Wie würdest du darauf reagieren?"

"Du sprichst…"

"…ich spreche von dem Retrovirus. Ja, John auch das weiß ich bereits. Einer unserer Brüder, ihr nennt ihn Michael, wurde durch euch gewandelt. Doch auch hier konntet ihr seine wahre Natur nicht aufhalten. Er wurde wieder zu dem, was er immer war, ein Wraith. Mit dem Wissen, Menschen kann man nicht vertrauen. Er tut es dennoch und ihr habt ihn mehr als nur einmal betrogen. Ich sollte wütend sein, doch bisher hast du dich an jede deiner Aussagen gehalten. Also, wieso sollte ich mich nicht an die meinen halten. Du bist ein Bruder."

"Ist nicht wirklich das was ich angestrebt habe", entgegne ich mit leicht gequältem Gesichtsausdruck.

"Ich verstehe, doch es ist nun einmal so. Ich kann mich nicht noch einmal an dir nähren. Dir das Leben zurück zu geben, war meine Entscheidung und meine Revanche, was du für mich getan hast. Die anderen wissen oder werden es wissen und dann muss ich erklären, weshalb ich es getan habe."

"Was meinst du damit", frage ich neugierig.

"Sie werden es nicht verstehen. Hass, Angst und Unkenntnis besteht zwischen unseren Völkern. Es wird nicht leicht werden sie vom Gegenteil zu überzeugen. Das gleiche gilt auch für dein Volk, John."

"Na toll, ich weiß nicht ob jemand meines oder eines unserer befreundeten Völker es verstehen wird. Michael hatte wenigstens die Chance als Mensch zu leben", erwidere ich und setze mich auf den Boden.

"Ihr habt nicht gefragt, ob es sein Wunsch ist, oder?"

"Nein, haben wir nicht und ich bin mir nicht sicher ob dies der richtige Weg war. Doch es ist nun mal geschehen."

"Wisst ihr, was ihr damit angerichtet habt", fragt der Wraith und setzt sich mit etwas Abstand neben mich.

"Nein, anfänglich nicht. Es war uns nicht bewusst, welche Auswirkungen es auf euch hat" versuche ich zu erklären.

"Michael ist nun weder bei den Menschen noch bei den Wraith willkommen. Ihr habt ihm sein Leben genommen, welches er bisher führte."

"Wir müssen uns verteidigen", rechtfertige ich mich.

"Wieso seit ihr dann so anders als die Wraith", fragt er weiter und ich kenne die Antwort nicht.


John erschrak, jetzt hatte er diese Alpträume bereits unter der Dusche. Es half alles nichts, er musste mit jemandem sprechen. Er trocknete sich ab, zog sich die Uniform an und verließ das Quartier. Der erste Termin war Doktor Beckett und so wie er aussah, würde Carson sicherlich fragen, ob er gut geschlafen habe. Er konnte ihm ja schließlich nicht sagen, dass er die letzten Nächte immer denselben Alptraum hatte und die Kopfschmerzen nicht weg gehen würden. Aber so wie er aussah, würde es der Doc eh merken. Also machte er sich fertig und auf den Weg in die Krankenstation.

******

Es war noch ruhig auf Atlantis. Das hektische Treiben auf der Station hatte noch nicht begonnen und nur wenige Menschen waren unterwegs. John betrat den Balkon im Außenbereich der Stadt. Das Meer war ruhig, kleine Wellen umspielten die Landungsbrücke und die Sonne hatte sich rot über den Horizont erhoben. John genoss das Schauspiel, was ihn jedes Mal an die Erde erinnerte. Es sollte ja nicht heißen, er hätte nie die Sonne aufgehen sehen auf der Erde. Doch allein, ohne Menschen um ihn herum, schon lange nicht mehr.

"Colonel"

John hatte nicht bemerkt, dass Elizabeth den Balkon betreten hatte.

"Colonel", sprach sie ihn erneut an.

"Oh, Elizabeth. Guten Morgen, Sie sind auch ein Frühaufsteher. Ich habe Sie nicht kommen hören", erwiderte John, stützte seine Arme auf der Brüstung ab und blickte wieder auf das tiefblaue Meer.

Elizabeth trat näher und stellte sich neben ihn.

"Schöner Anblick. Erinnert mich an die Erde", versuchte Liz ein Gespräch zu beginnen.

"Ja, ist es", erwiderte John knapp. Er hatte eigentlich keine Lust mit ihr zu sprechen. Er wusste nicht, was er ihr sagen sollte und die Fragerei nach seinem Gesundheitszustand hatte er langsam satt. Er war Soldat und wollte endlich wieder auf Missionen gehen und nicht in Atlantis Schreibtischarbeiten erledigen.

Elizabeth blickte John an. "Ich weiß, wie sich fühlen…"

"…wissen Sie nicht", unterbrach er sie. "Entschuldigung, ich wollte Sie nicht unterbrechen", korrigierte sich John.

"Schon in Ordnung, John. Sie haben einiges durchgemacht, was keiner durchleben sollte. Doch Sie sind hier. Hier bei uns und Sie leben, nach allem, was Ihnen angetan wurde", begann Elizabeth ruhig zu sprechen.

"Schon klar. Aber denken Sie nicht ich bin nützlicher da draußen, als hinter einem Schreibtisch", entgegnete John und sah dabei Elizabeth neugierig an. "Auch wenn Doktor Beckett mich weitere hundert Mal untersucht und noch mehr Blutproben nimmt, wird er sicherlich nichts finden", sprach er weiter und drehte sich wieder in Richtung Meer.

"Das ist nicht meine Entscheidung, dass ist eine medizinische", erwiderte Elizabeth "und dagegen kann ich nicht wirklich etwas machen. Sie sollten sich ausruhen und mehr Geduld haben."

"Geduld", fragte John und blickte Elizabeth durchdringend an und schüttelte mit dem Kopf.

"Okay, ich habe einen Termin beim Doc Elizabeth, dann will ich mich mal auf den Weg in die Krankenstation machen. Doktor Beckett wird bestimmt schon warten", entgegnete John und verließ den Außenbereich der Stadt.

Elizabeth blieb allein auf dem Balkon und schaute John nachdenklich hinterher.

******

Krankenstation

Er begab sich zu einer weiteren Untersuchung in die Krankenstation. Schon als er eintrat bemerkte er den skeptischen Blick des Doktors.

"Was ist los", fragte er, ließ sich auf einer der Behandlungsliegen nieder und machte seinen Arm frei.

Doktor Beckett desinfizierte die Stelle und nahm erneut eine Blutprobe. Er lockerte die Bandage und drückte ein Pflaster auf die Einstichstelle. Dann schaute er seinen Patienten genauer an.

"Sie sehen nicht gut aus", merkte er mit sorgenvoller Mine an. "Seit wann sind die Kopfschmerzen so intensiv", fragte er erneut.

John schaute auf seinen Arm. "Seit ich von diesem Planeten wieder zurückgekommen bin", antwortete er und rollte seinen Ärmel wieder herunter.

"Wo Sie in Gefangenschaft waren?"

"Nein, der Wraithplanet."

"Wenn Ihre Kopfschmerzen so schlimm sind, warum sind Sie nicht gleich gekommen? Wie ich es Ihnen gesagt habe", fragte Carson und reichte John eine Schmerztablette und holte ein Glas Wasser.

John nahm das Schmerzmittel ein und reichte Carson das leere Glas. "Was ist los Doc", fragte John und stützte sich auf der Untersuchungsliege ab.

Carson verschränkte seine Arme vor der Brust und schaute John nachdenklich an. "Es ist mir nicht gleich aufgefallen und ich konnte es auch erst nach mehreren Tests nachweisen."

"Was nachweisen?", wollte John wissen.

Carson räusperte sich und zeigt John sein Ergebnis auf dem Computer.

"Und? Was sehe ich da?", fragte John neugierig.

"Das sind die Blutwerte der letzten Tage und dies ist ein Blutwert bevor Sie in die Gewalt von Kolya geraten sind", erklärte Carson.

"Ja und?"

"In der letzten Blutprobe, konnte ich eine kleine Veränderung der Zellstruktur feststellen."

"Was bedeutet das jetzt? Werde ich ein Wraith", fragte John mit entsetzter Stimme.

"Nein, Sie werden kein Wraith. Wenn es so wäre, dann hätten Sie bereits die ersten Anzeichen einer Verwandlung", versuchte Carson John zu beruhigen.

"Was dann?", hakte John nach.

"Ich glaube, durch die Umkehrung des Nährungsprozesses, ist ein Teil der DNA des Wraith an Sie übertragen worden. Bei meinen Vergleichen mit den Proben des Wraith, habe ich dasselbe Gen bei ihm entdeckt. Es ist mir fast nicht aufgefallen"

"Blutsbrüder", rutschte es John raus.

"Wie Bitte?", fragte der Arzt verwundert.

"Der Wraith hat es mir gesagt, dass durch die Rückgabe des Lebens so was geschieht", entgegnete John.

"Was kann man dagegen tun?", erkundigte sich John.

"Nichts", erwiderte Carson und fuhr sich nachdenklich mit den Fingern durch sein Haar "Zumindest jetzt noch nicht. Haben Sie irgendwelche Veränderungen an sich bemerkt?"

"Außer, dass mir der Schädel platzt und ich andauernd Alpträume habe nichts", erwiderte John.

"Okay, wir sollten ein Gehirnscann machen, um zu sehen ob wir da eine Erklärung für die Kopfschmerzen finden. Dann wäre es sicher hilfreich, wenn Sie sich etwas entspannen. Vielleicht kann Ihnen ja Teyla helfen."

"Meditation?"

"Ja", fuhr Carson fort. "Das Unterbewusstsein hält Sie die Nacht wach und lässt Sie nicht zur Ruhe kommen. Sie müssen das Erlebte erst vollständig verarbeiten, dass geht mit Meditation oder durch Gespräche bei Doktor Heightmeyer."

"Ich bin nicht wirklich gut im meditieren Doktor und Psychologen, die mag ich nicht besonders", entgegnete John.

"Ich verstehe. Kommen Sie", erwiderte Carson und schob John in einen Nebenraum.

Mehrere Computer und eine Untersuchungsliege in der Mitte des Raumes, gaben dem Mediziner die Möglichkeit, einen vollständigen Scann des Körpers durchzuführen. Die besondere Untersuchungsliege kannte John bereits. Er hatte bereits das eine oder andere Male auf ihr gelegen, wenn er mal wieder verletzt von einer Mission kam.

"Ziehen Sie das an und legen Sie sich hin Colonel."

John nahm das weiße Hemdchen das Carson ihm reichte und schaute verdutzt. "Ist nicht Ihr Ernst?"

"Doch! Ich kann Sie nicht durch die Uniform untersuchen Colonel, also zieren Sie sich nicht so, wir sind allein hier", erwiderte Carson und machte das Gerät für die Untersuchung bereit.

John zog seine Uniform aus und setzte sich auf die Liege. "Was machen Sie jetzt Doktor", wollte er wissen und legte sich hin.

"Wir werden erst Ihren Kopf scannen um festzustellen, ob Veränderungen am Hirn oder an der Hirnrinde bestehen. Es muss ja eine Ursache für Ihre Kopfschmerzen geben. Danach einen kompletten Körperscann", antwortet der Mediziner. "Sie müssen jetzt ruhig liegen, es tut nicht weh und dauert nicht lange."

Carson stellte das Gerät ein und beobachtete die Anzeigen. Körperlich war John gesund, doch am Hypocalamus stellte er eine leichte Veränderung fest.

"Und", fragte John.

"Gleich", erwiderte Carson und beendete den Scann.

"Sie können aufstehen und sich anziehen. Ich kenne jetzt die Ursache Ihrer Schlafstörung."

"Schön und würden Sie mich bitte aufklären", forderte John Carson auf, während er sich wieder seine Uniform anzog.

"Ich vermute es hängt mit dem Hypocalamus zusammen. Es bewirkt, dass Sie nicht schlafen können. Das würde auch die erhöhten Werte aus dem Bluttest erklären."

"Wieso", wollte John wissen.

"Das kann mehrere Ursachen haben. Eine davon könnten die traumatischen Erlebnisse, während des Nährungsprozesses gewesen sein. Eine andere die Rückgabe der Lebensenergie durch den Wraith. Sie waren allein mit dem Wraith auf dem Planeten und als wir Sie fanden, waren Sie bewusstlos. Weiß der Geier, was in dieser Zeit passiert sein konnte. All diese Faktoren können dazu führen, dass Ihr Körper nicht den richtigen Schlafzyklus findet."

"Was kann man dagegen machen", erkundigte sich John verunsichert.

"Wie sie schon sagte, meditieren oder mit Dr. Heightmeyer sprechen", intonierte John und Doktor Beckett nickte zustimmend.

"Okay, dann werde ich mein Glück mit Teyla und der Meditation versuchen und wenn alle Stränge reißen, Doktor Heightmeyer aufsuchen."

Carson nickte, viel konnte er jetzt nicht für John machen. Er musste eine Möglichkeit finden, mit dem Erlebten fertig zu werden und dies konnte durchaus länger dauern.

******

Teylas Quartier

John stand bereits seit mehreren Minuten vor Teylas Quartier ohne, dass er geklopft oder geklingelt hat und wollte gerade umkehren als sie ihre Tür öffnete.

"John", sagte sie erfreut. "Wollten Sie zu mir?"

John begann zu stottern. "Ähm, ja wollte ich."

"Dann treten Sie ein", antwortet Teyla, trat beiseite und bat ihn mit einer einladenden Geste einzutreten.

"Ich muss mit jemanden sprechen", begann John und setzte sich unaufgefordert auf das Bett. Teyla trat näher und blickte ihn besorgt an.

"Ich bemerke schon seit längerem, dass Sie nicht mehr der John sind den ich kenne. In Ihnen nagt etwas und ich kann mir vorstellen, dass es mit den Erlebnissen auf dem Planeten zu tun hat", sagte sie sanft.

John nickte.

Teyla sprach weiter. "Nachdem ich Sie gesund auf dem Planeten gesehen haben, fiel mir eine Erzählung meines Volkes ein, die ich bisher vergessen hatte." John schaute Teyla von der Seite an. "Wovon handelt sie?

"Es gab in unserem Volk Berichte von Menschen, die gesund, stärker und jünger als zu vor von einem Wraithausdünnungszug zurückkehrten. Bisher hatte ich dies immer als Legende und Erzählung der Alten abgetan. Bis ich Sie sah, John."

Teyla legte sanft ihre Hand auf die des Colonels und blickte ihn lächelnd an.

"Mein Alpträume?", fragte John.

"Ich denke Sie haben jetzt wie ich Wraith DNA in sich und sind in der Lage sie zu spüren."

John hob ungläubig die Augenbrauen. "So was Ähnliches hat Carson auch gemeint", erwiderte er. "Hilft mir aber nicht wirklich meine seltsamen Träume zu verarbeiten, die ich seit mehreren Tagen habe und die mich nicht schlafen lassen."

"Vielleicht kann ich Ihnen helfen", entgegnete Teyla lächelnd und zeigte auf den Boden.

"Ich bin nicht gut in…"

"…in Meditation", fragte Teyla und John nickte. "Solange Sie nicht dabei einschlafen, wie Ronon", schmunzelte Teyla setzte sich auf den Boden und zeigte auf den Platz an ihrer Seite. John stand zögerlich auf und setzte sich neben Teyla. Er versuchte, ihren Anweisungen folgend, sein inneres Gleichgewicht herzustellen. Wieder drangen die seltsamen Bilder in sein Gedächtnis und wieder konnte er sie nicht deuten.

"Entschuldigung, ich kann mich nicht konzentrieren", sagte John und wollte wieder aufstehen. Doch Teyla berührte ihn an der Hand und nickte kurz mit dem Kopf.

"Erzählen Sie mir von den Bildern. Vielleicht können wir gemeinsam diese Bilder deuten" und drückte John mit festem Griff die Hand. John setzte sich erneut hin und begann zu erzählen.

"Er sagte immer - ich wüsste noch nicht alles von den Wraith. Deshalb nahm er mich mit. Aber nicht auf ein Basisschiff", erläuterte John.

"Wo dann", fragte Teyla erschrocken.

"Ich befand mich die ganze Zeit auf dem Planeten", erklärte John weiter.

Teyla blickte John neugierig an. "Sprechen Sie weiter."

"Ich befand mich auf einem Basisschiff. Die anderen Wraith ignorierten mich. War komisch. Ich hörte ihre Gespräche, konnte aber die Sprache nicht verstehen. Er nahm mich mit in den Thronsaal, wie er ihn nannte. Dort sah ich die Königin, die nicht nur Anführerin, sondern auch die Erschafferin der Wraith auf diesem Basisschiff war. Tausende von Kokons über ihr und sie brachte immer mehr zur Welt. Ich denke ihre Zivilisation funktioniert, wie ein Bienenvolk oder ein Ameisenvolk. Tausende von Helfern, tausende von Soldaten die sich um die Brut kümmerten. Gibt es keine Nahrung mehr dann ziehen sie weiter."

Teyla war ganz ruhig geworden und John machte sich etwas Sorgen.

"Ist was?", fragte er.

"Nein. Aber einiges verstehe ich jetzt besser", erwiderte Teyla und forderte John auf weiter zu erzählen.

"Sie sind durch Telepathie miteinander verbunden und spüren wenn einer in ihrem Volk in Gefahr ist oder getötet wird. Sie kommen ihn holen und ihre Rache ist furchtbar."

"Das wissen wir bereits", entgegnete Teyla.

"Sie sterben, es sind zu viele, die sie ernähren müssen. Ihre Art wird untergehen, zum einen weil sie nicht mehr geeint vorgehen, sondern in einzelnen Gruppen operieren und zum anderen, weil einzelne Basisschiffe in Kämpfe mit einem Feind verwickelt sind, denn sie nicht bekämpfen oder gewachsen sind."

Teyla blickte John wieder von der Seite an. "Ein Feind den sie nicht bekämpfen können?"

"Ich habe keine Ahnung, wer dieser Feind sein soll", sagte John, stand auf und lief in Teylas Quartier auf und ab.

"Das sind interessante Nachrichten", entgegnete Teyla. "Haben Sie Doktor Weir davon in Kenntnis gesetzt?", wollte sie wissen und stand ebenfalls auf.

"Nein, habe ich nicht. Ich habe keine Informationen darüber. Vielleicht kann mir mein komischer Freund irgendwann weiterhelfen. Ich spüre ihn im Moment nicht", antwortete John und setzte sich wieder hin. Er rieb sich die Schläfen, wieder dieser pochende Schmerz. Teyla trat zu John und hob mit ihrer Hand Johns Kopf vorsichtig an.

"Ich helfe ihnen zu meditieren, dann werden die Schmerzen vorübergehen und sie sind in der Lage ihr Unterbewusstsein besser zu kontrollieren."

Beide setzten sich auf den Boden und begannen damit Atemübungen zu machen.

******

Einige Zeit später

John fühlte sich besser und dank Teylas Hilfe hatte er auch einigermaßen die Kopfschmerzen im Griff. Er machte sich auf den Weg zur Krankenstation. Doktor Beckett konnte er nicht finden. Also ging er weiter und fand ihn in Elizabeths Büro.

"John", lächelte Elizabeth als er eintrat. John nickte kurz zu Doktor Beckett und setzte sich auf den Stuhl vor ihrem Schreibtisch.

"Ich muss Ihnen was sagen", begann John.

"Teyla hat mich bereits informiert", erklärte Elizabeth.

"Na das ging aber schnell", lächelte John und blickte dabei Carson an.

"Allerdings andere Informationen, als die, die ich bereits Teyla gegeben habe, habe ich nicht. Also ich weiß nicht, wer oder was dieser Feind ist und ich weiß auch nicht, ob wir ihn im Kampf gegen die Wraith gewinnen können."

"Schon klar", erwiderte Elizabeth und stand auf. Sie verschränkte ihre Arme vor der Brust und sah John durchdringend an. "Wenn er wieder Kontakt zu Ihnen aufnimmt, dann will ich darüber informiert werden."

"Ja", antwortete John und stand ebenfalls auf. Sein Blick ging erneut zu Carson. "Kann ich meinen Dienst wieder aufnehmen Doc?", fragte er.

Carson nickte. "Wenn es Probleme gibt, kommen Sie sofort…"

"Ja, Doktor", unterbrach ihn John und verließ das Büro. Carson und Elizabeth schauten ihm sorgenvoll hinterher.

******

John betrat nach einem langen Tag endlich sein Quartier. Der Stapel an unerledigten Akten war immer noch da, doch dafür war er heute einfach zu müde. Er setzte sich auf sein Bett, zog sich die Schuhe aus und legte sich zurück. Es dauerte nicht lange und er schlief das erste Mal ohne Alpträume und Kopfschmerzen ein.


weiter: Blutsbrüder, Part 2
Kapitel 2 by Pandora
Blutsbrüder - Part II


Colonel Sheppard hatte sich wieder in den normalen Dienstalltag eingearbeitet und festgestellt, dass mehrere Wochen Ausfall doch ihre Spuren hinterlassen hatten. Missionsberichte stapelten sich und Elizabeth drängte auf deren Erledigung.
Die Einsatzbesprechungen gestalteten sich seit einiger Zeit ziemlich nervig, da neuerdings der Leiter der Sicherheit, Second Lieutenant Collin Lowry, bei jeder ihrer Besprechungen anwesend war. Den Blicken Lowrys konnte John nicht ausweichen, Lowry saß ihm unmittelbar gegenüber und zeigte sehr deutlich, dass er weder Teyla noch ihm traute. John verstand es, als Leiter der Sicherheit von Atlantis sollte man misstrauisch sein, doch dieser junge Mann übertrieb es eindeutig.
"Ich muss dringend mit ihm sprechen", überlegt John kurz, bevor er sich wieder auf die Einsatzbesprechung konzentrierte. Doch der pausenlose Blickkontakt des jungen Offiziers machte ihn sichtlich nervös. John hob seine Augenbrauen und zeigte Lowry damit, dass er warten sollte bis die Besprechung vorbei war. Ob Lowry verstanden hatte, was er meinte, würde er sicherlich gleich merken.

Elizabeth hatte die Blicke der beiden Männer bemerkt und machte sich Sorgen, dass eine Konfrontation nicht gut ausgehen würde. Sie blickte auf ihre Unterlagen. Es gab nicht mehr viele Punkte, die abzuarbeiten waren und sie würde danach versuchen mit beiden zu sprechen, bevor es eskalierte.

"Colonel", sprach sie John an, der mit leicht wütendem Gesichtsausdruck den Blickkontakt zu Lowry mied.

"Ja", antwortete er und drehte sich zu Doktor Weir.

"Ich möchte Sie und Second Lieutenant Lowry nachher noch in meinem Büro sehen."

"Okay", antwortete John und war froh, dass er nicht allein mit ihm sprechen musste.

******


Der Lieutenant war als Ersatz für Lt. Bates gekommen, der nach dem Angriff des Wraith in Atlantis mit ernsthaften Verletzungen auf die Erde gebracht worden war.

Second Lieutenant Collin Lowry, 25 Jahre, Absolvent der United States Air Force Academy, mit ausgezeichneten Leistungen, allerdings einem sehr ausgeprägtem Ego, was ihm bereits das eine oder andere Mal Ärger eingehandelt hatte. John hatte ihn aus zehn Bewerbern ausgesucht, doch sein übertriebener Eifer und seine mitunter respektlose Art gegenüber Vorgesetzten, machte es nicht leicht mit ihm zusammen zu arbeiten. Sergeant Bates hatte einen ähnlichen Charakter gehabt und auch mit ihm war die Zusammenarbeit nicht leicht gewesen, zumal er mit Colonel Marshall Sumner nach Atlantis gekommen und nach dessen Tod John unterstellt worden war.

John musste lächeln. "…irgendwie ist Miller wie ich. Ich hinterfrage auch alles und mit den Entscheidungen der Vorgesetzten bin ich auch nicht immer einer Meinung. Blöd nur, wenn es dann ein anderer macht."

John selbst hatte ihn zum Leiter der Sicherheit ernannt, gegen die Einwände des Militärs auf der Erde. Man hatte ihn gewarnt, dass dieser junge Mann zwar ein guter, aber mitunter renitenter Offizier war und musste nun damit leben, dass er gegenüber allem und jedem Misstrauen zeigte. "Irgendwo her kenne ich das", überlegte John, "aber man kann die Sache auch übertreiben."

John schob seine Gedanken für den Moment beiseite und konzentrierte sich auf die Ausführungen Rodneys.

Rodney berichtet über den Stand der Sicherheit in Atlantis und machte darauf aufmerksam, dass noch nicht alles so war wie es eigentlich sein sollte. Nicht alle Geräte funktionierten optimal, was zum einen mit dem enormen Energieverbrauch der Anlagen zusammen hing und zum anderen mit der Unkenntnis der Antikersysteme. Rodney war sich sicher, dass es in absehbarer Zeit - dank der unermüdlichen Anstrengungen von seiner Seite und den anderen Wissenschaftlern natürlich, weitere Erkenntnisse der Antikertechnik geben würde. Doch dies würde Zeit beanspruchen. Das war allerdings ein Faktor, den sie nicht hatten. Die Wraithflotte war im Anflug und Rodney war nicht sicher, in wie fern er die Schilde und die Energieversorgung gewährleisten konnte, wenn sie nicht bald weitere ZPM's in die Systeme von Atlantis integrieren konnten. Durch Major Lornes Missionen auf den befreundeten Welten hatten sie zwar den einen oder anderen Hinweis wo sich ZPM's befinden könnten bekommen, doch die pausenlosen Attacken einzelner Wraithjäger machten die Suche nicht einfach.

Also alles in allem keine guten Prognosen für die Sicherheit von Atlantis. John war froh endlich wieder mit auf Missionen zu gehen. Doch wollte er das Problem mit Lowry noch aus dem Weg schaffen.

Abschließend erteilte Doktor Weir Major Lorne und Johns Team den Auftrag nach weiteren ZPM's zu suchen und verließ den Besprechungsraum.

******


Teyla, Ronon und Rodney machten sich für ihre erste gemeinsame Mission nach der Genesung Johns bereit und schauten ihm hinterher, wie er im Büro Doktor Weirs verschwand.

"Das gibt Ärger", meinte Rodney und überprüfte seine Ausrüstung.

"Wieso soll es Ärger geben", fragte Ronon erstaunt.

"Na, habt ihr nicht Sheppards Gesichtsausdruck gesehen als Lowry plötzlich mit in der Besprechung saß?"

"Second Lieutenant Lowry ist der Sicherheitsleiter von Atlantis, also wird es schon seinen Grund haben, warum er immer mit dabei ist", erwiderte Teyla und schaute nachdenklich in Richtung Doktor Weirs Büro. Sie konnte sich in etwa vorstellen, weshalb Lieutenant Lowry bei den Besprechungen anwesend war. Die Verdächtigungen von Sgt. Bates hatte sie dabei noch genau in Erinnerung. Wenngleich sein Verdacht teilweise begründet gewesen war, so hatte es das Vertrauensverhältnis zwischen ihrem und dem Volk der Menschen gründlich durcheinander gebracht. Johns Zeit in der Gewalt von Kolya und danach die Sache mit dem Wraith, dürften das Misstrauen des Sicherheitschefs geweckt haben.

******


Büro von Doktor Weir

John betrat das Büro und traf dort bereits auf Second Lieutenant Lowry. "Lieutenant! Elizabeth", begrüßte er die beiden beim Eintreten und schaute Elizabeth von der Seite an. "Was gibt es", fragte er und setzte sich auf den Stuhl vor ihrem Schreibtisch.

"Das frage ich Sie, meine Herren", entgegnete Liz und blickte erwartungsvoll zu John und Lowry. "Ich bemerke seit geraumer Zeit, dass Sie beide ein sehr angespanntes Verhältnis zu einander haben und ich möchte, dass meine beiden Sicherheitsexperten es hier und jetzt aus der Welt schaffen."

"Ich habe kein Problem mit dem Lieutenant", sagte John und schaute den jungen Offizier durchdringend an. "Aber offensichtlich hat er eins mir", sprach John weiter und wartete auf eine Antwort.

"Mit allem nötigen Respekt Sir, sind Sie sicher wieder fit für Außenmissionen zu sein", fragte Lowry und verschränkte seine Arme vor der Brust.

John stand auf und stellte sich unmittelbar vor Lowry auf. "Laut Doktor Beckett, ja. Wollen Sie vielleicht irgendwas andeuten?", wollte er wissen und seine Augen funkelten dabei böse.

"Sir! Sie sind in der Gefangenschaft der Genii gewesen, wurden von einem Wraith fast getötet und wie durch ein Wunder sind Sie wieder am Leben. Man fand Sie auf einem Wraithplaneten und wie sich herausstellte können Sie, ebenso wie Teyla, in die Gedanken der Wraith eindringen und auch umgekehrt", stellte der junge Offizier fest und hielt dem Blick Johns stand.

"Was wollen Sie damit andeuten?"

"Sir, Sie sind in der Gewalt des Wraith gewesen und wir haben mindestens vier Stunden nichts von ihnen gehört. Wo waren Sie also? Was hat er mit Ihnen gemacht und haben Sie etwas verraten?"

"Verraten?", erwiderte John wütend und sah erstaunt zu Liz, die aufmerksam dem Gespräch der beiden Männer zuhörte.

"Soll das jetzt ein Verhör werden", wollte John wissen. "Oder stellen Sie meine Autorität in Frage, Lieutenant?"

"Nein, Sir! Sie haben mich als Leiter der Sicherheit von Atlantis vorgeschlagen und Sie waren es auch, der mir geraten hat alles zu hinterfragen und misstrauisch auch meinen eigenen Leuten gegenüber zu sein", verteidigte sich Lowry.

"Ich weiß, aber glauben Sie ich würde die Sicherheit meiner Leute oder die Sicherheit von Atlantis gefährden", fragte John herausfordernd.

"Ich weiß es nicht, Sir. Jetzt sind Sie bereits das zweite Mitglieder Ihres Teams, welches sich in der geistigen Gewalt der Wraith befindet", sprach Lieutenant Lowry weiter.

"Ich stehe nicht in der geistigen Gewalt von IRGENDWEM!"

"Nein? Vielleicht NOCH nicht - und was ist, wenn der Wraith mehr getan und sich der Koordinaten der Erde bemächtigt hat", forschte der junge Offizier weiter.

"Ich kann Ihnen diese Frage nicht beantworten", erwiderte John.

"Wollen Sie mich ablösen lassen?", fragte John Doktor Weir, die immer noch nichts gesagt hatte.

"Nein, dass will ich nicht. Aber ich kann Lieutenant Lowrys Fragen nicht einfach ignorieren, John und das wissen Sie. Ihnen fehlen mindestens vier Stunden und ein großer Teil Ihres Gedächtnisses ist noch nicht wieder hergestellt. Was ist, wenn Lieutenant Lowry Recht hat und Sie…", erwiderte Elizabeth nachdenklich.

"Das glaub ich jetzt nicht. Sie denken wirklich ich habe die Koordinaten der Erde verraten?", unterbrach John Liz entsetzt und blickte wütend zu Lowry.

"Dann sollten Sie mich ablösen lassen, Doktor Weir", erwiderte John förmlich und drehte sich um, um das Büro zu verlassen.

"John", rief ihm Doktor Weir hinterher.

John blieb stehen und drehte sich um.

"Ich bin nach wie vor überzeugt, dass Sie mein bester Mann sind, doch wir müssen alles in Betracht ziehen und wir dürfen auf keinen Fall die Wraith in unsere Galaxie lassen", entgegnete Liz und trat hinter ihrem Schreibtisch hervor.

"Ich habe keine Informationen weitergegeben und ich stehe auch nicht unter dem Einfluss eines Wraith. Ich bin immer noch Herr meiner selbst. Und ich werde mit Teylas Hilfe lernen mich gegen die Gedanken des Wraith abzuschirmen. Das sollte wohl genügen."

Lieutenant Lowry wollte gerade zu einer Gegenantwort ansetzten, als ihn John unterbrach.

"Wenn Sie keine weiteren Einwände haben werde ich jetzt also auf meine Mission gehen. Sie dürfen wegtreten, Lieutenant", gab er den Befehl. Lowry blickte zu Doktor Weir.

"Moment, John. Ich verstehe Sie ja…", unterbrach ihn Liz und trat näher. "…ich vertraue Ihnen und Lieutenant Lowry macht nur seinen Job. Und ich denke Sie wissen, was auf dem Spiel steht", sprach Weir weiter und nickte John zu.

"Ja, dass weiß ich nur zu gut, Elizabeth", erwiderte John ernst.

Er verabschiedete sich und verließ das Büro. Lieutenant Lowry und Doktor Weir sahen ihm hinterher, wie er mit seinem Team durch das Gate schritt.

"Ich hoffe das war kein Fehler", sagte der Lieutenant und schaute Weir nachdenklich an.

"Ich hoffe es auch", erwiderte Liz und setzte sich wieder an ihren Schreibtisch.

******


Planet M5H-212

John und sein Team betraten - nach allen Seiten sichernd - den Planeten M5H-212. "Blöde Bezeichnung", dachte John während er sich in der Nähe des Gates umschaute.

Er war immer noch wütend auf Lieutenant Lowry und das Gespräch in Elizabeths Büro hatte nicht wirklich die Spannungen zwischen dem Lieutenant und ihm aus der Welt geschafft. "Ich habe mich sicherlich nicht freiwillig in die Hand der Genii und Wraith begeben. Was will er also von mir?", überlegte John und wurde durch die leise Stimme Teylas aus seinen Gedanken gerissen.

"Hier stimmt was nicht", sagte sie und zeigte auf den Wald im Vordergrund.

Soviel sie wussten gab es auf diesem Planeten, außer ein paar einfachen Bauerndörfern, keine weiteren menschlichen Siedlungen. Der Planet war karg und die Lebensbedingungen für diese Menschen nicht einfach. Die Wraith waren schon seit längerem nicht mehr auf diesen Planeten gekommen. Zumindest bis jetzt nicht.

"Achtung", schrie plötzlich Ronon und kam im Eiltempo zum Gate gerannt. "Da sind Wraithjäger im Anflug" und versuchte eine sichere Deckung zu finden. Doch es war zu spät. Die Jäger hatten bereits John und sein Team eingefangen.

******


Wraithbasisschiff

John erwachte und schaute sich die Umgebung an. Er lag auf einer Art Liege, die sich seinen Körperformen anpasste. Vor ihm am Fenster, oder wie man das Ding nannte, stand ein Gestalt, die er noch nicht richtig zuordnen konnte.

"Colonel Sheppard. Ich freue mich, dass es Ihnen gut geht", sprach die Gestalt und drehte sich langsam um.

John wollte aufspringen und fasste dabei instinktiv zu seiner Waffe, doch irgendetwas hielt in auf der Liege gefangen. John hätte mit jedem gerechnet, nur nicht mit Michael.

"Michael! Ich hätte nie geglaubt Sie noch einmal wiederzusehen", erklärte John erstaunt. "Offensichtlich sind Sie in der Gunst der Wraith wieder gestiegen", sprach John weiter. Doch Michael reagierte nicht.

"Verdammt, was hat er jetzt vor", fragte sich John.

"Nein bin ich nicht. Bevor Sie ihre Bombe zündeten und uns auf dem Planeten beinahe getötet hätten, konnten ich und einige meiner Kameraden dieses Basisschiff übernehmen. Dank ihres Retrovirus habe ich einiges von euch Menschen gelernt", erwiderte Michael. John bemerkte den wütenden Gesichtsausdruck des Wraith.

"Ach tatsächlich? Was denn?", wollte Sheppard wissen und kämpfte dabei immer noch mit den Fesseln an Händen und Beinen.

"Ihre Verschlagenheit, denn jetzt habe ich Sie, Colonel John Sheppard", erklärte Michael.

John versuchte sich zu bewegen. Es ging immer noch nicht. "Wo bin ich", wollte er wissen und: "Wo sind die anderen?", fragte John weiter. Er versuchte sich aufzusetzen, aber auch dies gelang ihm nicht.

"Sie sollten sich nicht bewegen, Colonel, je mehr sie sich wehren, umso mehr werden sich die Fesseln an Händen und Beinen zuziehen", erklärte Michael und lief um die Liege herum.

"Bin ich Ihr Gefangener?", wollte er wissen, während er versuchte heraus zubekommen, was ihn da an die Liege fesselte.

"Na wollen wir mal sagen, eher mein Gast", entgegnete Michael.

"Sie haben 'ne komische Art ihre Gäste zu behandeln", erwiderte John und versuchte weiter sich zu befreien.

"Sie sind gefährlich. Ich gehe kein Risiko ein", sprach Michael weiter und wand sich seinen Anzeigen zu.

"Gefährlich? Ja das bin ich" entgegnete John wütend. "Wo sind meine Kameraden", fragte er weiter.

"Keine Sorge auch sie sind meine Gäste und es geht ihnen gut. Allerdings liegt es an Ihnen, Colonel, wie lange noch", erklärte Michael. Im diffusen Licht erschienen Michaels Gesichtszüge diabolisch und ließen seine Worte noch bedrohlicher erscheinen.

"Was wollen Sie, Michael? Eine Entschuldigung für das, was wir ihnen angetan haben? Rache?", fragte John, der immer noch versuchte, sich aus seiner Lage zu befreien.

"Es gibt keine Möglichkeit von hier zu fliehen. Wenn ich fertig mit Ihnen bin, werde ich wieder als Wraith akzeptiert und Sie, Colonel werden tot sein", erklärte Michael.

Er trat an Johns Liege heran und legte seine Hand auf Johns Brustkorb. John bäumte sich auf. Die Schmerzen waren wieder da, doch etwas war anders. Michael zog erstaunt seine Hand zurück.

"Man hat sich bereits mehrmals an Ihnen genährt und man hat Ihnen das Leben zurückgegeben. Das kann nicht jeder aus unserm Volk. In wessen Gunst stehen Sie, Colonel", wollte Michael wissen und blickte erschrocken auf seine Hand.

John atmete schwer und schaute Michael durchdringend an. "Ich kenne seinen Namen nicht. Ich werde ihm aber einen geben, wenn ich ihn wieder sehe und wenn es stimmt, was er sagte, dann bekommst du hoffentlich tierischen Ärger", antwortete John wütend und ließ erschöpft seinen Kopf zurück auf die Liege fallen.

"Bringt ihn weg", befahl Michael. Zwei riesige Wraithsoldaten erschienen scheinbar aus dem Nichts, lösten die Fesseln und zerrten John von der Liege. Sie schleiften ihn einen Gang entlang zu ein paar Zellen. Sie öffneten sie und legten ihn darin ab, wo ihn Teyla, Ronon und Rodney in Empfang nahmen.

"Was habt ihr mit ihm gemacht", schrie Rodney den Wraith hinterher, doch diese ignorierten die Rufe des Wissenschaftlers.

Teyla drehte John um und kontrollierte seinen Puls. "Er lebt", sagte sie mit erleichterter Stimme.

******


Wie lange er so gelegen hatte wusste John nicht. Als er aufwachte schaute er in das Gesicht Teylas.

"Colonel, Sie sind endlich wach. Wir haben uns schon Sorgen gemacht", meinte sie und lächelte ihn freundlich an.

"Was ist passiert", wollte John wissen und Ronon half ihm sich vorsichtig aufzusetzen.

"Der Planet war offensichtlich eine Falle. Wir sind an Bord eines Basisschiffes der Wraith und ein alter Bekannter ist unser Pilot", platze es aus Rodney heraus.

"Ich weiß, ich hatte bereits das Vergnügen", entgegnete John. Er war froh, alle seine Freunde lebten und somit bestand Hoffnung auf Flucht.

"Was wollte er von Ihnen", fragte Teyla.

"Offensichtlich wollte er sich nähren. Ob aus Rache, aus Hunger oder aus irgendwelchen anderen Gründen hat er mir leider nicht mitgeteilt", beantwortete John Teylas Frage.

Teyla beugte sich zu John und betrachtete seine Brust. "Ich kann nichts entdecken", bemerkte sie.

"Ich weiß. Aus irgendeinem Grund hat er abgebrochen und mich gefragt, welcher Wraith mir das Leben wieder gegeben hat. Er schien leicht irritiert deswegen", erwiderte John. "Wenn es stimmt, dann weiß Michael, wer mein merkwürdiger Freund ist", stellte John fest und versuchte aufzustehen. Die Beine versagten ihm allerdings den Dienst und Ronon fing ihn auf.

"Langsam, Sheppard. Was haben Sie vor?", reagierte Ronon und half John sich wieder auf den Boden zu setzen.

"Tja, sehen Sie eine Möglichkeit aus dieser Zelle raus zukommen", wollte John wissen und blickte seinerseits Ronon fragend an.

"Nein", antwortete der Satedaner trocken, stand auf und schlug mit der Faust gegen die Zellentür. "Ich glaube die Dinger sind doppelt gesichert. Hab mir schon die Zähne daran ausgebissen."

******


Michael lief aufgeregt im Kommandobereich des Schiffes auf und ab. Einer seiner Commander betrat den Kontrollraum.

"Wir bekommen Besuch", sagte der Wraith Commander beim eintreten und trat näher.

"Ich weiß. Ich habe es bereits auf den Sensoren bemerkt", entgegnete Michael. "Bringt Sheppard zu mir", befahl er.

"Die anderen?", fragte der Commander.

"Bleiben wo sie sind. Er kommt wegen Sheppard. Ich werde mich nicht aufhalten lassen. Egal, wer er ist", entgegnete Michael und betrachtete weiter seine Anzeigen.

"Ja, Herr", erwiderte der Commander, deutete den beiden Soldaten an ihm zu folgen und ging in den Zellentrakt um Sheppard zu holen.

******


Ronon schaute auf, als er Schritte den Gang entlang kommen hörte, die offenbar direkt auf die Zelle zu hielten. Zwei Wraithsoldaten und deren Commander bogen um eine Ecke und stoppten vor ihrer Zelle. Ronon sprang wütend auf und stellte sich zwischen die Zellentür und John. John hatte keine Chance den Satedaner aufzuhalten. Die Entladung des Blasters traf Ronon und er fiel getroffen zu Boden. Teyla sprang auf und eilte zu Ronon, der leblos am Boden lag. "Er lebt. Keine Sorge", erklärte sie erleichtert und nickte John zu.

Die Zelle wurde geöffnet und die Soldaten traten ein. Sie gingen zu John und hoben ihn hoch. John konnte kaum stehen und so trugen die beiden ihn aus der Zelle. Sie brachten ihn in die Kommandozentrale des Schiffes und legten ihn erneut auf die Liege. Wieder hatte er das Gefühl irgendetwas hielt ihn fest.

"Es ist organisches Material, was Sie hindert aufzustehen, Colonel", definierte Michael die Situation und verschränkte seine Arme vor seiner Brust. "Wie Sie wissen besteht unser Schiff aus organischen Materialien. Es kann sich selbst regenerieren, wenn es nicht zu stark beschädigt wurde", erklärte Michael.

Michael trat an die Liege heran und beugte sich zu John. "Offensichtlich haben Sie einen Beschütze,r Colonel", stellte Michael erstaunt fest.

"Ich habe keine Ahnung von was Sie da gerade reden", entgegnete John und versuchte sich erneut aus seiner misslichen Lage zu befreien.

"Das glaube ich Ihnen nicht. Also! Was haben Sie mit ihm zu tun", wollte Michael wissen und schlug wütend mit seiner Hand neben Johns Kopf auf die Liege.

"Mit wem", stellte John erschrocken als Gegenfrage.

"Ein hochrangiger Führer hat soeben Kontakt aufgenommen und mir befohlen, Sie ihm unversehrt zu übergeben", beantwortete Michael Johns Frage.

"Ich habe keine Ahnung", entgegnete John. Michael trat erneut an die Liege und seine Hand legte sich um Johns Kehle. "Ihr Glück ist es, dass ich nicht die Möglichkeit habe mich an Ihnen zu rächen" und Michaels Hand drückte fester zu. "Doch habe ich drei weitere Gäste, die keinen Gönner haben", sagte Michael und löste den Griff um Sheppards Hals. John schnappte nach Luft und musste husten.

Der Commander betrat erneut den Raum und in seiner Begleitung erkannte John seinen merkwürdigen Blutsbruder.

"Wie kannst du es wagen…", fauchte Michael den anderen Wraith an, was diesen offensichtlich nicht besonders beeindruckte.

"Die Frage sollte ich dir besser stellen", erwiderte der Wraith und zeigte sich wenig beeindruckt von Michaels wütende Frage. "Du übergibst mir Colonel Sheppard und die drei anderen Menschen", sprach er mit fester Stimme, die keine Widerworte erlaubte. Michael versucht zu protestieren, doch das Knurren war unmissverständlich. Michael senkte seinen Blick und wies seinen Commander an, die drei Gefangenen auf das Schiff seines Besuchers zu bringen. "Habt Ihr weitere Befehle für mich?", fragte Michael und ihm war anzumerken, dass er gegen diesen Wraith keine Chance hatte.

"Wenn die Menschen auf mein Schiff gebracht wurden, folge uns nicht", erwiderte der Wraith und trat an die Liege. "Löse seine Fesseln", befahl er. Widerwillig löste Michael die Fesselung um Johns Armen und Beinen. John versuchte sich aufzusetzen und seine Hand ging zu seinem Hals. Erschrocken wich er zurück, als der Wraithsoldat ihn am Oberarm packte und von der Liege half. John wankte, er hatte das Gefühl seine Knie wären aus Gummi und versagten ihm erneut den Dienst. Der andere Wraith fasste zu und stützte ihn.

Wieder dieser Blick. "Du weißt noch nicht alles von den Wraith, John Sheppard."

"Der Soldat wird dich begleiten und hat den Befehl dafür zu sorgen, dass es euch an nichts fehlt. Er wird dir nichts tun und deine Kameraden wurden bereits auf mein Schiff gebracht", erklärte er und gab mit einem Kopfnicken dem Soldaten den Befehl, John sicher auf sein Schiff zu begleiten. Der Wraithsoldat nickte nur kurz und John verstand. Er folgte mit wankenden Schritten dem Wraithsoldaten. Während sein mysteriöser Freund sich Michael zuwand.

"Durch dein eigenmächtiges Handeln hast du dir keinen guten Dienst erwiesen", erklärte dieser. "Die anderen werden dich vernichten und das weißt du auch", sprach er weiter.

"Die anderen?", fragte Michael. "Wieso denkst du, dass ich mich gefangen nehmen oder vernichten lasse", wollte Michael wissen.

"Du hast gegen unsere Gesetze verstoßen", erklärte der Wraith und trat näher an Michael heran.

"Gesetze? Welche Gesetze? Das ich dein Protege nicht töten darf? Keine Rache ausüben darf", fragte Michael weiter. "Oder meinst du, dass ich ein Basisschiff mit mir loyaler Mannschaft führe?"

"Du hast mehr von den Menschen als du glaubst Michael. Ich will hoffen, dass sich deine Rachepläne nicht gegen dich wenden", deutete der andere Wraith an. Drehte sich um und ließ einen wütenden Michael zurück.

******


An Bord des zweiten Wraithbasisschiffes

Der Wraith hatte sein Schiff erreicht und setzte Kurs in den Hyperraum. Danach ging er in das extra für die Menschen hergerichtete Quartier, in das man Colonel Sheppard gebracht hatte.

"Bist du gut untergebracht?", fragte der Wraith.

"Ja", antwortete John knapp. "Kannst du mir nicht sagen, wie ich dich ansprechen soll?", wollte er wissen und drehte sich langsam um. "Es macht mich verrückt nicht zu wissen, wer da vor mir steht."

"Meinen Namen? Den würdest du nicht verstehen, geschweige denn aussprechen können, John", entgegnete der Wraith und trat näher. John wich instinktiv zurück.

"Ich verstehe, dass du immer noch misstrauisch bist", sprach der Wraith weiter.

"Kein Wunder. Ich habe Alpträume, die mich nächtelang nicht schlafen lassen. Bilder in meinem Kopf, die keinen Sinn ergeben von gigantischen Wesen die durch die Galaxien reisen und alles zerstören, was sich ihnen in den Weg stellt. Sie nennen sich Calleraner und ich habe das Gefühl, dass sie sehr wütend sind", erklärte John und setzte sich auf die im Raum befindlich Liege. Wieder hatte er das Gefühl irgendetwas hielt ihn fest.

Der Wraith schaute John neugierig an. "Was weißt du über die Calleraner", wollte er wissen.

"Keine Ahnung. Ich höre diesen Namen nur in meinem Kopf und sehe ihre Gestalt nur im Traum und wache davon schweißgebadet auf", entgegnete John und blickte den Wraith neugierig an. "Wie hast du wissen können auf welchem Schiff wir uns befanden?", fragte John.

"Ich hatte es dir erklärt", erwiderte der Wraith und stand nun unmittelbar vor John.

"Ja schon klar. Wir sind telepatisch miteinander verbunden. Aber ich habe dir kein Signal, oder wie man das nennt, geschickt."

"Das musst du auch nicht. Ich konnte fühlen, dass du in Gefahr bist."

"Okay. Verstanden. Ich sollte meine Gedanken besser abschirmen lernen", entgegnete John. "Wo sind meine Freunde?", fragte er weiter.

"Sie sind im Nebenraum. Wünschst du sie zu sehen?", wollte der Wraith wissen.

"Was für eine blöde Frage", dachte John und nickte. "Ich werde dich Pete nennen", erklärte John plötzlich und folgte den Wraith in das benachbarte Quartier.

"Warum dieser Name?", fragte der Wraith.

"War ein Junge aus meiner Schulzeit, der auch sehr merkwürdig war", erklärte John lächelnd.

"Gut, dann bin ich für dich Pete", antwortete der Wraith und befahl den Wachen beiseite zu treten.

"Warum stehen hier Wachen?", wollte John wissen.

"Zu eurem eigenen Schutz. Ihr befindet euch auf einem Basisschiff und nicht jeder ist so freundlich wie ich", erklärte Pete und öffnete die Tür.

******


Ronon stand bereits auf dem Sprung und als sich die Tür öffnete packte er zu. Doch er hatte John im Würgegriff.

"Würden Sie mich loslassen, Ronon", stöhnte John.

"Oh, Verzeihung. Ich dachte die Wraith kommen", versuchte sich Ronon zu rechtfertigen und ließ John los. Hustend und nach Atem ringend blickte er seine Freunde an.

"Geht es euch gut?", fragte er immer noch nach Luft schnappend.

"Ja. Es geht uns gut", beantwortete Teyla Johns Nachfrage und half ihm, sich auf eine der Liegen zu setzen.

Der Wraith betrat den Raum und Ronon setzte bereits zu einem neuen Sprung an. Doch diesmal hielt ihn John auf. "Nicht. Das ist Pete", erklärte er. "Und ohne ihn wären wir jetzt tot", fuhr John fort.

"Pete?", fragte Rodney erstaunt.

"Ja, ich wusste nicht wie ich ihn nennen sollte, also habe ich ihm den Namen eines Jungen aus meiner Schulzeit gegeben", versuchte John zu erklären.

"Was für ein einfallsreicher Name, Colonel. Mal was anderes als Bob oder Steve", spottete Rodney.

"Würden Sie mal die Luft anhalten, Rodney?", fragte John wütend.

Rodney verdrehte die Augen und setzte sich schmollend auf die Liege.

"Sind wir Ihre Gefangenen?" fragte Teyla und kümmerte sich um John, der immer noch nach Luft rang.

"Nein. Ihr seid meine Gäste. Bleibt in eurem Quartier, bis wir den Hyperraum verlassen haben oder ich euch hole. Es ist zu eurem eigenen Schutz", erklärte der Wraith Pete und lies John in der Obhut seiner Freunde.

******


John schaute auf seine Uhr. "Na toll, wir sind schon seit Stunden überfällig und ich kann mir vorstellen, was Lowry jetzt denkt."

"Wieso?", fragte Teyla und trat neben John.

"Das Gespräch hat nichts geklärt - eher noch mehr Misstrauen geschaffen", antwortete John.

"Kann ich mir vorstellen", entgegnete Teyla.

Ronon und Rodney schauten sich inzwischen in ihrem Quartier genauer um. Es war einfach: vier Liegen, eine Art Tisch und ein großes Panoramafenster, durch das sie sehen konnten, dass sie sich noch im Hyperraum befanden. Ihre Ausrüstung lag in einer Ecke und Rodney fand seinen Laptop. Gleich machte er sich an die Arbeit. Doch die Abschirmung des Schiffes machte es ihm fast unmöglich eindeutige Berechnungen durchzuführen.

"Und? Was gefunden?", fragte John und setzte sich zu Rodney auf die Liege.

"Nein, bisher nicht. Ich brauche einen Zugang zu diesem Schiff, dann bin ich in der Lage…", Rodney unterbrach sich und schaute zu John. "Gibt es an Bord auch Verpflegung?", fragte er dann plötzlich und John schüttelte mit dem Kopf.

"Können Sie eigentlich nur ans Essen denken?", fragte er den Wissenschaftler, der inzwischen seinen zweiten Energieriegel verschlungen hatte.

"Wieso, Sie wissen doch…"

"Ja, wenn ihr Blutzucker fällt, dann…"

"…dann brauche ich dringend was zu Essen", unterbrach ihn Rodney.

"Schon klar", erwiderte John und warf Rodney einen seiner Riegel zu.

Die Tür öffnete sich und der Wraith Pete trat ein und bemerkte, dass seine Gäste offensichtlich Hunger hatten. Lächelnd trat er zu John. Ronon sprang auf und stellte sich zwischen John und den Wraith, doch John hielt ihn zurück.

"Nicht", sagte er mit ernster Stimme und drückte Ronon zur Seite.

"Dein Freund ist sehr aggressiv", erkannte Pete und schaute John durchdringend an.

"Ja, das ist er. Man sollte ihn am besten nicht reizen", erklärte John und blickte dabei dem Satedaner in die Augen, die ihm sagten "Traue ihm nicht."

"Er sollte seine Wut und sein Misstrauen besser unter Kontrolle halten", entgegnete Pete.

"Das kann ich nicht versprechen", erwiderte John und blickte zu Ronon, der mit verschränkten Armen neben der Tür lehnte.

"Er ist dein Freund, John", sagte Pete und drehte sich zu Rodney. "Doktor McKay, folgen Sie mir und nehmen Sie ihren kleinen Kasten mit", sagte der Wraith und zeigte auf Rodney Laptop. Rodney hörte augenblicklich auf mit kauen und seine Angst war ihm deutlich anzusehen. Unsicher blickte er zu John, der aufstand und zu Pete ging.

"Was willst du von ihm?", wollte er wissen und stellte sich schützend vor Rodney.

"Keine Sorge. Ich bringe dir deinen Doktor wohlbehalten zurück", erklärte Pete und zeigte auf die Tür. John nickte und gab Rodney ein Zeichen dem Wraith zu folgen. Unsicher, die Hände fest um seinen Laptop geschlossen folgte Rodney den beiden Wraithsoldaten.

Als Rodney dem Wraith folgte, fragte Ronon wütend: "Sie vertrauen ihm?" und hatte dabei immer noch seine Hand an der Waffe.

"Ja, das tu ich und bisher hat er mir keinen Grund gegeben, dies nicht zu tun", erklärte John und beobachtete, wie Rodney von zwei Wraithsoldaten begleitet den Raum verließ.

"Man wird euch Nahrungsmittel bringen", erklärte Pete und John schaute Pete hinterher, der sich umdrehte um den Raum zu verlassen.

"Wo fliegen wir hin?", fragte er.

"Wenn wir den Hyperraum verlassen haben, werde ich dich holen, John", beantwortete Pete Johns Frage und die Tür schloss sich hinter ihm.

"Was will er von Rodney und von Ihnen?", wollte Teyla wissen.

"Ich weiß es nicht", entgegnete John nachdenklich. "Ich bin bisher noch nicht dahinter gestiegen, was dieser Wraith will. Er ist vollkommen anders als alle Wraith, die ich kennen gelernt habe", erklärte John.

"Dennoch ist es ein Wraith, auch wenn er Ihnen wohlgesonnen ist", widersprach Ronon und ging zum Panoramafenster.

"Ja, ich weiß", antwortete John und stellte sich neben den Satedaner.

"Dann sollten Sie vielleicht nicht so naiv sein und glauben, dass er Sie nicht hintergehen wird", merkte Ronon an und blickte John von der Seite an.

"Naiv? Ich bin nicht naiv. Neugierig und vorsichtig, so könnte man es eher bezeichnen", erwiderte John und schaute nachdenklich aus dem Fenster.

******


Einige Zeit später

Man hatte in der Zwischenzeit Nahrungsmittel in das Quartier der Menschen gebracht.

Die Tür öffnete sich und Rodney betrat den Raum. Unsicher setzte er sich auf die Liege. Teyla ging zu ihm und schaute ihn fragend an. "Geht es Ihnen gut?", wollte sie wissen.

"Ja", stotterte Rodney und betrachtete seinen Laptop.

"Was wollte er?", fragte sie weiter und John und Ronon traten näher.

"Ähm, er hat mir Informationen mitgegeben und mir erklärt, ich soll sie erst öffnen, wenn wir wieder auf Atlantis wären", erklärte der verstörte Wissenschaftler.

"Warum erst, wenn wir wieder auf Atlantis sind?", fragte John neugierig.

"Weil Sie den Schlüssel erhalten", entgegnete Rodney und blickte John nervös an.

"Welchen Schlüssel?", wollte Ronon wissen.

Rodney schaute auf. "Keine Ahnung", fauchte er plötzlich. "Er hat mir nicht gesagt, was es für ein Schlüssel ist", sprach Rodney weiter.

"Schon gut", redete John ruhig auf den Wissenschaftler ein.

"Da ist eine Liege…"

"Ich weiß, die hält einen gefangen", unterbrach John Rodney. "Hatte bereits das Vergnügen", erklärte John und reichte Rodney einen Becher mit Wasser. Dankbar nahm Rodney den Becher in die Hand und trank einen Schluck.

"Wasser?", fragte er.

"Was dachten Sie", entgegnete John.

******


Plötzlich gab es einen Ruck und die Menschen spürten, dass sie den Hyperraum verlassen hatten.

Rodney stand auf und blickte aus dem Panoramafenster. Dabei stellte er fest, dass sie sich wieder im Orbit um den Planeten M5H-212 befanden.

"Na toll", meinte Rodney plötzlich. "Ich glaube wir sind im Kreis geflogen."

"Wie kommen Sie darauf?", wollte John wissen und trat neben den Wissenschaftler.

"Na unser Ausgangspunkt war M5H-212 und laut meinen Berechnungen" und zeigte dabei auf seinen Laptop, "haben wir uns höchstens ein paar Stunden im Hyperraum befunden. Ich kann allerdings nicht sagen, wann das Schiff gewendet hat", erklärte Rodney und schaute nachdenklich auf seinen Laptop.

"Na ich denke, als uns Pete von Michaels Schiff holte. Ne andere Erklärung gibt es nicht", versuchte John eine Erklärung zu finden.

Die Tür öffnete sich und ein Wraith Commander betrat den Raum. Wieder sprang Ronon auf und griff an die Halterung seiner Waffe. Doch da befand sich keine Waffe. Zwei Wraithsoldaten zielten mit ihrem Blaster auf Ronon, Teyla und Rodney. John musste entsetzt zuschauen, wie seine Freunde betäubt zu Boden fielen. Während einer der Soldaten die drei Menschen auf die Liegen legte, packte der andere John am Arm und zerrte ihn aus dem Raum.

"Was sollte das?", fragte John wütend und folgte widerstrebend dem Commander.

"Komm", war dessen knappe Antwort.

Man brachte John in die Kommandozentrale, wo er bereits von Pete erwartet wurde. Wütend, dass man seine Freunde betäubt hatte fauchte er Pete an. "Kannst du mir erklären, was das eben sollte?"

Pete drehte sich um und gab dem Commander und dem Soldaten ein Zeichen John los zulassen.

"Ich kann nicht riskieren, dass sich deine Freunde frei auf dem Schiff bewegen. Dies ist ein Basisschiff und nicht jeder auf dem Schiff ist euch wohl gesonnen. Dein Freund zeigt offen seine Ablehnung und das ist nicht nur gefährlich für ihn, sondern auch für dich", erklärte Pete und trat an einen der Terminals, betätigte einige Tasten und ein Hologramm erschein. Es zeigte eine Gestalt, die mehr aus Licht als aus fester Materie zu sein schien. Der große Kopf auf einem ziemlich schmalen Körper, die großen Augen und die Aura, die diese Gestalt umgab erkannte John. Gleichzeitig erinnerte es ihn irgendwie daran, diese Wesen bereits gesehen zu haben.

John beruhigte sich langsam und trat neben Pete. "Was ist das?", fragte John.

"So sehen die Calleraner aus. Was weißt du darüber?", fragte Pete und schaute John interessiert an.

"Ähm, nichts", antwortete John. "Es sind nur Bilder, die ich empfange", erklärte er weiter.

"Was für Bilder?", wollte Pete wissen.

"Diese Bilder", antwortete John und zeigte auf das Hologramm. "Wesen mit glatter weißer Haut. Sehen irgendwie, wie der komische Kerl auf einem unserer Schiffe aus. Nur diese hier sind viel viel größer. Sie sind auf der Jagd genau wie ihr und sie zerstören alles was sich ihnen in den Weg stellt", erklärte John und fragte weiter. "Wie kommt ihr auf den Namen Calleraner?"

"Caller heißt in meiner Sprache groß und mächtig. Es gab einst in der Galaxie mehrere große und mächtige Rassen. Eine davon waren die Antiker. Eine weitere waren die Calleraner. Noch älter als die Antiker, die einst unsere Rasse erschufen und viel mächtiger als diese. Als sie bemerkten, dass die Antiker auf ihren Welten ein Wesen geschaffen haben…"

"Euch?", unterbrach John Pete und blickte ihn fragend an. Pete nickte kurze und erzählte weiter.

"…gab es einen erbitterten Streit zwischen den Antikern und den Calleranern. In dessen Verlauf sich die Calleraner aus diesem System zurückzogen und die Antiker im Kampf gegen mein Volk die Hilfe verweigerten. Wie du weißt, verloren die Antiker und verließen die Pegasusgalaxie."

"Und die Calleraner?", hakte John nach.

"Niemand wusste, wie sie aussahen und niemand hatte bisher eines dieser Wesen gesehen. Bis eines unserer Basisschiffe die Bewohner eines Planeten am Rande der Pegasusgalaxie gefangen nahmen und ihren Planeten zerstörten. Das Basisschiff ist seit dieser Zeit verschwunden. Jahrhunderte vergingen und ihr habt mein Volk geweckt, alle auf einmal. Gleichzeitig wurden die Calleraner wieder aktiv und verfolgen seit dem unsere Schiffe."

"Also habt ihr den gleichen Fehler gemacht wie wir?", wollte John wissen und Pete lächelte.

"Ja. Haben wir."

"Können sie meinem Volk und meiner Galaxie gefährlich werden?", fragte John neugierig.

"Ich denke schon. Michael hat durch eure Gefangennahme unsere Position verraten und so waren die Calleraner in der Lage zwei unserer Basisschiffe zu zerstören. Ihre Rasse zieht von Galaxie zu Galaxie, doch nicht, weil sie hungrig sind, sondern weil sie zerstören wollen. Ihr Potenzial an Waffen ist größer als alle Basisschiffe die mein Volk besitzt. Wir haben einen schlafenden Riesen geweckt und sind nicht in der Lage gegen ihn zu bestehen", erklärte Pete und betätigte weitere Knöpfe an der Konsole. Sie zeigte die Position, welche das Wraithbasisschiffe derzeit hatte. Ein weiterer Punkt hinter ihnen, zeigte eine große schwarze Masse die dem Schiff in großem Abstand folgte. John lief nervös auf und ab.

"Ich muss unbedingt meine Leute warnen", erklärte John und wollte den Kommandoraum verlassen, doch der Wraithsoldat an der Tür hinderte ihn daran. Pete stand plötzlich hinter John und seine Hand legte sich auf seine Schulter.

"Ich werde euch nach Hause bringen. Doch die Position meiner Leute darf niemand wissen", erklärte er und wieder fühlte John den spitzen Fingernagel nahe seiner Halsschlagader.

"Willst du jetzt beenden, was du auf dem Planeten nicht getan hast?", wollte John wissen.

"Wie kommst du darauf?", erwiderte Pete und drückte fester zu. John begann schwer zu atmen und versuchte sich zu befreien.

"Lass es geschehen und wehre dich nicht. Ich habe alle Informationen auf dieses kleine Gerät von Doktor McKay gespeichert und den Zugangscode in dieser Kapsel hinterlegt", erklärte der Wraith und zeigte John einen kleinen runden Chip. "Euer Wissenschaftler wird in der Lage sein, die enthaltenen Informationen aufzurufen. Mehr kann ich nicht tun ohne mich und euch zu gefährden."

John spürte den Druck und rutschte benommen in die Arme des Wraith. Pete hob ihn hoch und legte ihn auf eine ebensolche Liege, wie in Michaels Schiff. Das organische Material legte sich um Johns Hände und Füße. Pete betrachtete seinen Freund.

"Es tut mir leid, John, aber ich bin ein Wraith auch wenn ich dein Blutsbruder bin, werde ich für euch immer ein Feind bleiben. Ich muss mich an meine Gesetze halten und hier auf dem Schiff kann ich euch nicht länger beschützen", erklärte er John, der in einem halbwachen Zustand auf der Liege lag. Pete drückte Johns Kopf zur Seite und eine kleine Kapsel verschwand in seinem Körper. Einen Schmerz den John nur kurz spürte, bevor ihn die Dunkelheit erfasste.

******


Die Rückkehr nach M5H-212

Pete drehte sich zu dem Wraithsoldaten. "Bring die anderen Menschen in den Hangar", erklärte er. Der Soldat nickte und verließ den Kommandoraum.

Pete gab seinem Commander den Befehl die Position zu halten und die Bewegungen der Calleraner genau zu verfolgen. Der Commander bestätigte den Befehl und stellte sich an die Konsole, während Pete John von der Liege hob und mit ihm zusammen in den Hangar ging. Danach startete er den Wraithjäger und sammelte seine vier Gäste mit dem Fangstrahl ein und flog den Planeten an. Sein Ziel war die Stelle an der Michael John und seine Freunde gefangen hatte. Er rematerialisiert John und landet unweit der Stelle, wo er sie abgelegt hat.

Pete ging zu John der langsam wieder erwachte und kniete sich neben ihn. "Mein Freund, ich hoffe du wirst irgendwann lernen dein Misstrauen zu überwinden. Ich weiß nicht, ob wir uns wieder sehen. Die Kapsel in deinem Körper enthält alle Informationen, die du brauchst um dein Volk zu warnen. Euer Wissenschaftler wird wissen, wie man an die Informationen kommt", erklärte er nochmals. John atmete schwer und blickte sich um.

"Keine Sorge, deine Freunde sind auch hier und es geht ihnen gut. Ich werde jetzt wieder zu meinem Volk zurückkehren", sagte Pete und stand auf. John hielt ihn an der Hand fest und Pete kniete sich erneut neben seinen Freund.

"Danke", erwiderte John mit schwacher Stimme und schloss seine Augen. Pete schaute sich um, bestieg den Jäger und entschwand in den Weiten des Alls.

******


Atlantis

Major Lorne und sein Team waren bereits seit Stunden von ihrer Erkundungsmission zurück und hatten auch diesmal kein Glück gehabt. Die Hinweise auf P4H-223 erwiesen sich als nutzlos, die Menschen dort hatten noch nie von solch einer Technologie gehört. Weitere Außenmissionen wurden derzeit zurückgestellt, da man bereits seit mehr als 36 Stunden keinen Kontakt oder Lebenszeichen von Colonel Sheppards Team hatte. Elizabeth machte sich langsam Sorgen und lief unruhig in ihrem Büro hin und her. Lieutenant Lowry sprach mit seinem Sicherheitsteam und blickte zu Elizabeth.

"Ma'am!"

"Ja", Elizabeth drehte sich um. Lieutenant Lowry hatte das Büro betreten.

"Was gibt es, Lieutenant?", fragte sie.

"Ich glaube wir sollten die Suche abbrechen und uns darauf einstellen, dass…"

"Moment", unterbrach Major Lorne Lieutenant Lowry, als er das Büro von Doktor Weir betrat. "Wir lassen niemanden zurück und 48 Stunden ist das Limit, welches wir für die Suche nach Kameraden ansetzen. Das sollten selbst Sie wissen."

Elizabeth war hin und her gerissen und eine Entscheidung fiel ihr sichtlich schwer. Auf der einen Seite kannte sie den Kodex, auf der anderen Seite mussten sie sich auf die anfliegende Wraithflotte vorbereiten und Atlantis schützen.

"Ich sollte nochmals auf M5H-212 gehen und schauen, ob…", erklärte Lorne.

"Was soll das bringen, Major", unterbrach ihn Lieutenant Lowry.

"Na vielleicht sind sie ja irgendwie wieder zum Stargate gelangt, können sich nur nicht bemerkbar machen. Wir sind nicht weit genug ins Landesinnere vorgedrungen. Ma'am, ich möchte noch nicht aufgegeben", entgegnete Major Lorne.

Elizabeth schaute Lorne lange an. "Ich weiß, Major. Okay, gehen Sie mit einem Such- und Rettungsteam nochmals auf den Planeten und suchen Sie ihn gründlich ab. Vielleicht haben Sie etwas übersehen. Befragen Sie die dortige Bevölkerung, vielleicht haben die ja Anhaltspunkte, wo unsere Leute abgeblieben sind und nehmen Sie Doktor Beckett mit. Vielleicht sind sie verletzt und melden sich deshalb nicht", sagte Elizabeth und wand sich Lieutenant Lowry zu. "Wir geben ihnen noch etwas Zeit", sprach sie weiter und nickt Major Lorne zu seinen Auftrag auszuführen.

Lorne rief über Funk sein Team, was bereits in Bereitschaft stand und teilte Doktor Beckett mit, sich in zehn Minuten fertig im Gateraum einzufinden.

"Ma'am! Ich…", widersprach Lowry.

"Ich kenne Ihre Meinung, Lieutenant und bevor mich niemand vom Gegenteil überzeugt, werde ich die Suche nicht abbrechen", schnitt sie ihm das Wort ab. Verschränkte ihre Arme vor der Brust und schaute aus dem Glasfenster, wie Doktor Beckett und das Team von Major Lorne durch das Gate schritten.

"Sie dürfen wegtreten Lieutenant", erklärte Elizabeth ohne sich dabei umzudrehen. Lieutenant Lowry drehte sich um und verließ Kopfschüttelnd ihr Büro.

******


Major Lorne betrat den Planeten und bemerkte sofort, dass irgendetwas vollkommen anders war als bei ihrem letzten Besuch. "Wo kommen die den jetzt auf einmal her", fragte er sich. Colonel Sheppard lag in unmittelbarer Nähe des Gates.

"Wie zum Teufel…", fragte er sich, als plötzlich eine Stimme seinen Namen rief.

"Lorne", hörte er eine leise Stimme und blickte sich um. Es war Sheppard, der versuchte aufzustehen.

Major Lorne beugte sich zu John hinunter und drückte ihn vorsichtig zurück auf den Boden. "Bleiben Sie liegen, Colonel", erwiderte er und machte Doktor Beckett Platz der sich sofort um John kümmerte.

"Es scheint ihm gut zu gehen. Ich brauch eine Trage. Bringen Sie ihn sofort auf die Krankenstation", wieß er seine Assistenten an.

Major Lorne stand auf und zeigte seinem Team an, die Umgebung des Gates genau abzusuchen. Sie mussten nicht lange suchen, denn auch Teyla, Ronon und Rodney lagen in der Nähe des Gates.

******


Doktor Weir und Lieutenant Lowry standen bereits wartend im Gateraum und beobachteten, wie man John und sein Team auf Tragen nach Atlantis gebrachte. Keiner der vier war bei Bewusstsein und Doktor Beckett konnte noch keine Auskunft über ihren Zustand geben. Man brachte sie auf die Krankenstation und untersuchte sie.

Als erster erwachte Rodney. "Oh Mann, mir tut der Kopf weh", wimmerte er.

Doktor Beckett trat an das Krankenbett. "Das gibt sich wieder. Sie wurden von einem Blaster getroffen, in ihre Bestandteile aufgelöst und dann wieder zusammengesetzt", erklärte Carson und reichte Rodney ein Glas Wasser und eine Schmerztablette. "Ansonsten kann ich keine Verletzungen an Ihnen feststellen. Sie werden aber bis morgen auf der Krankenstation zur Beobachtung bleiben."

Rodney wollte protestieren, doch Carson ließ sich nicht beeindrucken und ging zu Teyla und Ronon, die als nächste erwachten.

Teyla drehte sich um und war erleichtert auf der Krankenstation von Atlantis aufzuwachen.

"John?", fragte sie und schaute Carson an.

"Ist noch nicht bei Bewusstsein", erläuterte der Mediziner mit ernstem Gesichtsausdruck die Lage. "Was ist passiert?", fragte er weiter.

"Wir sind auf einen Wraithbasisschiff gefangen gewesen", sagte Teyla.

"Ja und kein geringerer als Michael war unser Gastgeber. Bis…", platzte es aus Rodney heraus.

"…bis Pete uns gerettet hat", unterbrach ihn John, der auch endlich das Bewusstsein wieder erlangt hatte. John fasste sich an den Kopf, da waren sie wieder diese verdammten Kopfschmerzen.

"Pete?", fragte Doktor Beckett trat neben das Bett von John, kontrollierte seinen Puls und legte den Scanner an seinen Kopf.

"Ja, das ist der Name, den unser Colonel dem Wraith gegeben hat", spottete Rodney und John blickte wütend zu dem Wissenschaftler. Wenn Blicke töten würden, dann wäre Rodney jetzt tot.

"Sie können es sich nicht verkneifen, oder?", fragte John und versuchte sich einigermaßen bequem in seinem Bett aufzusetzen.

"Was habe ich denn gesagt?", wollte Rodney wissen und schaute erstaunt Teyla und Ronon an.

"Na Ihnen scheint es ja wieder besser zu gehen", lächelte Elizabeth, als sie mit Lieutenant Lowry die Krankenstation betrat.

Carson drehte sich um und nickte Elizabeth zu, danach widmete er sich wieder den Anzeigen des Scanners.

"Was ist das?", fragte er erstaunt und blickte John fragend an. Rodney war trotz des Einwandes des Arztes aus dem Bett gesprungen und stand neben John.

"Ich glaube ich weiß, was es ist", erwiderte er und hatte es auf einmal eilig die Krankenstation zu verlassen.

"Rodney! Wo wollen Sie hin?" rief ihm Carson hinterher und gab einem Soldaten die Anweisung den Wissenschaftler wieder in die Krankenstation zu bringen.

Carson und John blickten sich fragend an.

"Ich habe keine Ahnung, was der Kerl vorhat", erklärte John.

Sie mussten nicht lange warten. Rodney kehrte mit seinem Laptop unter dem Arm zurück und stellte ihn auf die Konsole neben Johns Bett.

"Ich glaube Pete…", Rodney schüttelte mit dem Kopf. "Ich werde mich nie daran gewöhnen die Wraith mit menschlichen Namen anzusprechen - hat dem Colonel eine Nachricht mitgegeben. Ich meine den Schlüssel, um sie abzurufen und ich kann mir vorstellen, um was es geht", erklärte er und verband den Scanner mit seinem Laptop. "Wir müssen nur noch die Informationen aus dem Colonel herausbekommen und dann wissen wir, was Pete John mitgegeben hat", begründete Rodney seine Überlegungen.

******


Es dauerte eine Weile bis alle Informationen der Kapsel, die sich in Johns Körper befand, auf Rodneys Rechner geladen waren. Rodney war erstaunt, wie viele Informationen in solch einem kleinen Ding enthalten waren.

"Kann man das Ding aus Sheppard rausholen?", wollte er wissen.

"Keine Ahnung", erwiderte Carson.

"Das lassen wir lieber", warf plötzlich Lieutenant Lowry ein. "Wir wissen nicht, ob sich Sprengstoff darin befindet", erklärte er und stellte zwei Soldaten neben das Bett von John.

"Na toll, denken Sie hier fliegt gleich alles in die Luft?", fragte Rodney sarkastisch.

"Ich weiß es nicht", erwiderte der Lieutenant und beobachtete den Scanner sehr genau.

"Ich habe alle Daten", sagte Rodney und Doktor Beckett suchte nach der Kapsel. Doch die schien sich in Johns Körper aufgelöst zu haben. Denn er fand keine Spur von ihr. John erwachte und fragte, was geschehen wäre.

"Ihr Freund hat uns Informationen mitgegeben", erklärte Rodney und sah auf die Daten die sich auf seinem Rechner befanden.

"Interessant", deutete Rodney plötzlich an.

"Wäre nett, wenn Sie uns alle informieren würden." John setzte sich in seinem Bett auf und blickte neugierig zu Rodney, der mal wieder viel zu vertieft in seinen Zahlen versunken war.

Rodney verband seinen Laptop mit dem großen Bildschirm in der Krankenstation und zeigte auf die Anzeigen.

"Das ist die Pegasusgalaxie und hier sehen wir die Andromeda-Galaxie", erklärte Rodney.

"Ja, Rodney und weiter?", wollte John wissen.

"Würden Sie mich nicht laufend unterbrechen, Colonel?", fragte Rodney leicht genervt.

"Schon gut machen Sie weiter" nickte John dem Wissenschaftler zu.

"Die Andromeda-Galaxie ist umgeben von ca. zehn kleineren Satellitengalaxien und eine", dabei zeigte er auf den Punkt auf der Karte der Wraith "ist diese hier: M32.", erklärte Rodney.

"M32, was?", fragte John und blickte erstaunt auf den Bildschirm.

"Die Andormedagalaxie ist der Nachbar der Pegasusgalaxie. Was wir allerdings noch nicht wussten, dass sich bewohnte Planeten dort befinden", begründete Rodney weiter.

"Wie haben die es geschafft in diese Galaxie einzudringen?", fragte Doktor Weir neugierig.

Rodney drehte sich zu Elizabeth um. "So wie wir die Wraith geweckt habt. Sie haben auf der Suche nach neuen Weidegründen das Territorium einer Rasse mit dem Namen Calleraner betreten und einen ihrer Planeten angegriffen", erklärte Rodney weiter.

"Endlich jemand der diesen Blutsaugern gewachsen ist", platze es aus Ronon heraus. John warf ihm einen wütenden Blick zu.

"Die Wesen haben sich gewehrt?", fragte Teyla.

"Anfänglich nicht. Erst nachdem die Wraith mehrere ihrer Welten zerstört haben", beantwortete Rodney Teylas Frage. "Sie haben den gleichen Fehler gemacht wie wir." Teyla schüttelte mit dem Kopf und blickte traurig zu John, der seine Augenbrauen in die Höhe hob.

"Wie?", fragte Teyla weiter.

"Sie sind in der Lage Gestalt und Form zu ändern, also können sie auch die menschliche Form annehmen. Doch ihre eigentliche Gestalt ist reine Materie", sprach Rodney weiter.

"Wie die Antiker?", fragte Elizabeth erstaunt.

"Ja, so kann man es sagen", erwiderte Rodney. "Doch viel stärker und offensichtlich auch mit anderen Fähigkeiten."

"Welche?", fragte John neugierig.

"Also laut den Informationen des Wraith können sie in ein Schiffe oder Computersysteme eindringen und es von innen zerstören", erklärte Rodney weiter. "Sie waren wohl bereits bei einigen Basisschiffen erfolgreich", ergänzte Rodney.

"So richtig trauern kann ich darüber nicht", konnte Ronon seinen Einwand nicht für sich behalten. John drehte sich nach seinem Freund um. Ronon hob nur die Schultern und lehnte sich in sein Kissen zurück.

"Alles in Ordnung?", fragte John Teyla die nachdenklich in ihrem Bett saß.

"Ja. Irgendwie habe ich den Eindruck, dass viele Sagen, Legenden und Erzählungen meines Volkes auf der Wahrheit beruhen", antwortete Teyla. "Vielleicht können sie uns im Kampf gegen die Wraith helfen", sprach sie leise. John hatte schon verstanden, doch gleichzeitig sagte ihm sein Verstand, dass dieser Feind eine weitere Gefahr für die Erde bedeuteten könnte.

"Ich glaube die Wraith werden vernichtet und wenn sie fertig sind mit ihnen, dann werden sie zu uns kommen", erwiderte John und schaute nachdenklich auf die Anzeigen des großen Bildschirms.

"Vernichtet, das sind doch ausgesprochen gute Nachrichten", rutschte es Rodney aus dem Mund.

"Verdammt, würdet ihr bitte mal die Klappe halten. Wenn das stimmt, dann haben wir einen weit aus mächtigeren und gefährlicheren Feind an der Backe als die Wraith", warf John wütend ein.

"Moment, da ist noch eine weitere Information", meinte Rodney und öffnete auch diese Datei.

"Ah, Ihr Freund, Colonel", erklärte Rodney und John antwortete ihm mit einem schiefen Lächeln.

Auf dem Bildschirm erschien das Gesicht des Wraith, den John Pete nannte. Ronons wütender Gesichtsausdruck zeigte sehr deutlich, dass es ihm egal war ob er John oder das Leben von ihm, Teyla und Rodney verschont hatte. Wenn er ihn wieder treffen würde, dann hätte er bei ihm nicht die gleiche Chance.

******


Der Wraith auf dem Bildschirm begann zu sprechen. "Wie ich sehe hat euer Wissenschaftler die Informationen entschlüsseln können."

"Natürlich konnte ich sie entschlüsseln", warf Rodney ein und John zeigte Rodney, dass er den Mund halten solle.

"Dann seid ihr jetzt gewarnt. Ich hoffe, dass ihr eines Tages versteht, dass nicht alle Wraith Feinde sind…"

"Der Tag wird nie eintreten", murmelte Ronon.

Pete hatte eine weitere Karte geöffnet und zeigte auf einen Punkt in einem weit entfernten Areal der Zwerggalaxie M32.

"Dort liegt ihre Heimatwelt die wir vernichtet haben", erklärte er und drückte weitere Köpfe. "Und hier sind die Orte, wo wir bereits auf die Calleraner gestoßen sind."

Rodneys Augen wurden größer. "Na toll, die sind verdammt nahe, würde ich sagen", entgegnete er erschrocken.

"Wie nahe?", fragte John und blickte den Wissenschaftler neugierig an.

"Na, nach kosmischen Daten sind sie noch weit entfernt. Doch sollten sie wirklich über diese hoch entwickelte Technologie verfügen, dann…"

"Ich habe verstanden", unterbrach John Rodney und blickte Doktor Weir an, die während der gesamten Zeit keinen Ton gesagt hatte.

"Und es gibt keine Möglichkeit sie aufzuhalten?", wollte Elizabeth wissen.

"Nein. Man kann sie nicht aufhalten. Wie soll man einen Geist aufhalten. Einige unserer Völker sind der Meinung, den Kampf aufzugeben und in weiter entferntere Galaxien auszuweichen", erklärte der Wraith und John wunderte sich, dass das Hologramm seine Fragen beantwortete.

"Cool, dann hätten wir endlich die Wraith vom Hals und dafür kommen dann die Calleraner", entgegnete John sarkastisch.

"Wenn sie in dieses Systeme eindringen und als Wraith zu euch kommen, dann habt ihr gegen sie keine Chance", erklärte Pete und John betrachtete nachdenklich das Bild der Galaxie M32.

"Na toll, wir haben es drauf uns sämtliche Feinde des Universums auf den Hals zu jagen. Als wenn wir nicht schon genug davon hätten", schimpfte John.

Das Hologramm verschwand und ließ eine nachdenkliche Atlantismannschaft zurück. Carson war der erste der sich wieder gefangen hatte.

"So meine Damen und Herren, Sie verlassen jetzt alle die Krankenstation. Meine Patienten brauchen noch etwas Ruhe. Morgen zur Einsatzbesprechung können sie weiter diskutieren", erklärte er und schob Elizabeth und Lieutenant Lowry aus der Krankenstation.

"Ach und Lieutenant. Ihre Soldaten nehmen Sie bitte mit. Colonel Sheppard wird heute sicherlich nicht mehr explodieren", erklärte er und blickte zu John, der nur angedeutet lächeln konnte.

******


Der nächste Tag

Die Nachricht über einen weiteren Feind hatte sich bereits auf der gesamten Station verbreitet und die Menschen verlangten nach einer Antwort.

Doktor Weir hatte alle zu einer kurzen Versammlung in den Gateraum gebeten. Viele sprachen durcheinander und es dauerte eine Weile bis einigermaßen Ruhe einkehrte. Elizabeth holte tief Luft und begann zu sprechen:
"Wie alle bereits wissen, hat das Team um Colonel Sheppard einige beunruhigende Nachrichten von ihrem Einsatz mitgebracht. Ein weiterer, viel mächtiger Feind könnte Atlantis und die Erde bedrohen. Ich kann ihnen nicht sagen, wer oder was sie sind und wann sie kommen. Nur soviel, sie werden kommen. Doch bevor wir in Panik verfallen, sollten wir uns erst einmal um die anfliegende Wraithflotte kümmern. Diese Gefahr ist real und um die andere Bedrohung werden wir uns danach kümmern. Jeder kennt seine Aufgaben, jeder kennt seinen Platz. Ich bitte alle sich darauf zu konzentrieren und Spekulationen Einhalt zu gebieten", Elizabeth schaute auf die Menschen die vor ihr standen. Sie wusste nicht ob sie alle Bedenken ausgeräumt hatte, sicherlich nicht und auch was die nächsten Tage und Wochen bringen würden. Sie wusste nur eins, sie hatten einen weiteren Feind den sie irgendwann bekämpfen müssen. Elizabeth nickte den Menschen zu und verließ den Gateraum.

******


John folgte ihr und fand sie auf dem Balkon. Elizabeth war in Gedanken versunken und bemerkte nicht, wie John neben sie trat.

"Geht es Ihnen gut?", fragte er und schaute sie von der Seite an.

"Nicht wirklich", antwortete sie auf seine Frage. "Ich weiß einfach nicht mehr weiter", sprach sie und blickte John mit müden und traurigen Augen an. "Manchmal habe ich das Gefühl, wir hätten dieses Tor niemals öffnen sollen."

"Tja, leider haben wir die Büchse der Pandora geöffnet", erwiderte John. "Jedes Mal, wenn wir durch das Stargate schreiten betreten wir unbekannte Welten und stehen neuen Herausforderungen gegenüber. Das liegt in der Natur des Menschen, weil er neugierig ist und alles erforschen möchte", versuchte John zu erklären.

"Ich verstehe, John. Doch wollten wir lernen und keinen Zweifrontenkrieg führen. Erst der Kampf gegen die Goa´uld, dann gegen die Ori, die Wraith und jetzt auch noch die Calleraner. Wir ziehen das Unheil förmlich an", entgegnete Elizabeth traurig.

"Ich weiß", erwiderte John.

"Ihr Freund?", fragte Elizabeth und blickte zu John.

"Keine Ahnung. Ich weiß immer noch nicht, was ich von ihm halten soll. Vielleicht…" John machte eine Pause. "…vielleicht wissen wir echt noch viel zu wenig über die Wraith. Bisher haben wir sie nur bekämpft. In den letzten Tagen hat mich dieser Wraith vollkommen aus der Bahn geschmissen. Er war geduldig und hätte mich und mein Team jederzeit nur mit einer Handbewegung töten können. Er hat es nicht getan, stattdessen bringt er uns zurück und schickt uns außerdem eine Warnung mit. Es ist beängstigend zu wissen, dass ein Wraith über dein Leben wacht", erklärte John.

"Ich verstehe. Können Sie…?", wollte Elizabeth wissen.

"Mit ihm Kontakt aufnehmen", unterbrach er ihre Frage. "Nein, kann ich nicht und es ist mir ein Rätsel, wie er es schafft genau zu wissen, wo ich gerade bin und ob ich in Gefahr bin. Bisher war er immer da, wenn ich ihn brauchte" erklärte John und Elizabeth nickt kurz mit dem Kopf.

"Und die Calleraner?", wollte Liz wissen.

"Sind zurzeit noch sehr weit weg und mit den Wraith beschäftigt. Doch irgendwann werden sie kommen, wir wissen nur nicht wann. Die Bedrohung sind die Wraith und um die kümmern wir uns erst einmal", entgegnete John und lächelte Liz an.

"Okay", sagte sie und gemeinsam verließen sie den Außenbereich von Atlantis.

- THE END -

Diese Geschichte wurde archiviert am http://stargatefanfic.de/viewstory.php?sid=170