Once you've learned to be lonely by Nefertit
Summary: Ein ganz normaler Abend im Leben von Major Davis.
Categories: Stargate SG-1 Characters: Major Davis
Genre: Angst
Challenges: Keine
Series: Die Major Davis Chroniken
Chapters: 1 Completed: Ja Word count: 2646 Read: 2282 Published: 15.01.12 Updated: 15.01.12
Story Notes:
Disclaimer: Alle Charaktere und sämtliche Rechte an SG-1 gehören MGM/UA, World Gekko Corp. und Double Secret Production. Diese Fanfic wurde lediglich zum Spaß geschrieben und nicht um damit Geld zu verdienen. Jegliche Ähnlichkeiten zu lebenden und toten Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt. Alle weiteren Charaktere sind Eigentum des Autors.

1. Kapitel 1 by Nefertit

Kapitel 1 by Nefertit
“Once you’ve learned to be lonely,
And lonely is the only thing you know,
It begins to feel like home,
It becomes your comfort-zone"
Reba McIntyre


Langsam lenkte Major Paul Davis seinen silbergrauen Chevrolet Aveo auf den Parkplatz des Appartementgebäudes am Stadtrand, in dem er lebte.

Vor einer halben Stunde war er im Pentagon losgefahren und dem Highway gefolgt bis zu der Ausfahrt, die zu dem Stadtteil führte, in dem er lebte. Sein Weg hatte ihn vorbeigeführt an den Fast-Food-Ketten, Supermärkten und Einkaufszentren an der Hauptstraße mit ihren riesigen Parkplätzen und schließlich war er in die Straße eingebogen, in der er wohnte.

Es war eine Nebenstraße an der Peripherie der Innenstadt, in einer Gegend, die nicht viel gemeinsam hatte mit den attraktiven Wohngebieten am Rand der Stadt, mit den hübschen zweistöckigen Häusern, den gepflegten Vorgärten und den Bäumen, die die Straßen säumten.

Das Appartementgebäude, in dem er wohnte, war ein kahler, grauer Bau aus Beton und der Kontakt zwischen den Bewohnern beschränkte sich auf einen knappen Gruß, wenn man sich im Flur oder im Fahrstuhl zufällig begegnete.

Er schaltete die Scheinwerfer aus, drehte den Zündschlüssel um und der Motor erstarb. Doch er stieg nicht aus, sondern blieb noch still in seinem Wagen sitzen und blickte stumm in die Dunkelheit der Spätsommernacht hinaus.

Es zog ihn noch nicht in seine Wohnung, in das kleine Appartement im dritten Stock, in dem er lebte und in dem nichts auf ihn wartete als das Fertigessen, das er in der Mikrowelle heiß machte und der Fernseher.

Doch das war nicht immer so gewesen. Er hatte einmal ein Haus, in einem dieser schmucken Vororte gehabt und eine Frau, die auf ihn gewartet hatte, wenn er abends nach Hause kam. Doch er war viel zu oft viel zu spät nach Hause gekommen. Viel zu oft hatte er Susan warten lassen ohne ihr wenigstens bescheid zu geben, viel zu oft hatte er Arbeit mit nach Hause genommen und ganze Nächte an seinem Schreibtisch verbracht während sie oben im gemeinsamen Schlafzimmer gelegen und auf ihn gewartet hatte.

Dass sie ihn schließlich für einen anderen verlassen hatte – für einen, der ihr die Zeit und Aufmerksamkeit schenkte, die sie sich gewünscht hatte – war seine eigene Schuld.

Eines Tages – er war wieder einmal viel zu spät nach Hause gekommen - war Susan fort gewesen. Sie hatte einfach ihre Sachen gepackt, hatte die Dinge aus ihrer gemeinsamen Zeit, die ihr etwas bedeuteten, genommen und war gegangen.
Bereits am nächsten Tag hatte sie einen Anwalt aufgesucht und die Scheidung eingereicht. Er hatte sie danach nur noch ein einziges mal wieder gesehen, einige Monate später, als sie sich gemeinsam mit ihren Anwälten getroffen hatten, um die Bedingungen der Scheidung auszuhandeln.

Er hatte das Haus verkauft, um sie auszubezahlen. Er hätte ohnehin nicht länger in ihrem gemeinsamen Haus wohnen wollen. Dann war er in dieses Appartementhaus hier gezogen.

Eigentlich sollte es nur eine vorübergehende Lösung sein. Er hatte vorgehabt, nur für ein paar Monate hier zu bleiben. So lange bis er wieder etwas Eigenes gefunden hatte. Doch Monat um Monat war verstrichen und inzwischen waren beinahe fünf Jahre vergangen und er lebte noch immer hier.

Er seufzte und stieg schließlich doch aus. Was half es, hier im Wagen sitzen zu bleiben. Es änderte ja doch nichts. Er verschloss den Wagen, ging die wenigen Meter zum Haus mit schweren, müden Schritten, nahm den Fahrstuhl in den dritten Stock und öffnete die Türe zu seiner Wohnung.

Das Appartement sah eigentlich noch fast genauso aus wie vor 5 Jahren, als er hier eingezogen war. Das Sofa, der Fernseher und die beiden Regale, die er aus dem Haus mitgenommen hatte, waren noch immer die einzigen Möbel in seinem Wohnzimmer. Er besaß keinen Esstisch – wenn er in seiner Wohnung aß, dann an der Theke zwischen der kleinen Küche und dem Wohnzimmer oder auf dem Sofa vor dem Fernseher – die Küche war noch immer so schlecht ausgestatten wie vor fünf Jahren, als er die wenigen Töpfe und Teller, die sie zurückgelassen hatte, hier in die Schränke geräumt hatte.

Auch das Schlafzimmer sah noch immer genauso aus wie damals. Ein Bett war das einzige Möbelstück, das er neu gekauft hatte. Das Ehebett, in dem er mit Susan gelegen hatte, hätte weder in das kleine Schlafzimmer gepasst noch hätte er es ertragen können nun alleine darin zu schlafen.

Er hatte sich nie die Mühe gemacht, die Wände in einer anderen Farbe zu streichen oder Bilder aufzuhängen. Nicht einmal alle Umzugskartons hatte er ausgepackt. Einige davon standen noch immer so im Wandschrank oder im Schlafzimmer in einer Ecke, wie er sie dort hin gestellt hatte, als er eingezogen war.

Er ging auf direktem Weg in sein Schlafzimmer, legte nur im Vorbeigehen seine Mappe und seinen Schlüssel auf den Tresen zwischen Küche und Wohnzimmer. Nachdem er seinen Schrank geöffnet hatte, streifte er sich müde seine Uniformjacke von den Schultern und hängte sie sorgfältig zu den anderen, vollkommen identischen Jacken. Ein trauriges Lächeln umspielte seine Lippen, der Inhalt bestand fast ausschließlich aus militärischer Kleidung.
Langsam lockerte er seine Krawatte und hängte sie an den Haken. Das Hemd warf er in den Wäschekorb, der bereits mit genau den gleichen hellblauen Hemden halbvoll war. Nachdem er seine Schuhe abgestreift hatte, stellte er sie an ihren Platz. Seine Hose legte er beiseite, um sie morgen zur Reinigung zu bringen.

Er atmete einmal tief durch und schlüpfte in eine bequeme, ausgeblichene Jeans und ein graues Sweatshirt, anschließend schloss er die verspiegelten Schiebetüren des Kleiderschrankes wieder.

Er kehrte zurück ins Wohnzimmer, schaltete im Vorbeigehen den Fernseher an, um die Stille zu vertreiben und ging dann in die Küche, um einen Blick ins Gefrierfach zu werfen. Er nahm zwei der Fertiggerichte, die er immer auf Vorrat zu Hause hatte, heraus, betrachtete die Etiketten und stellte dann beide zurück. Resigniert schloss er die Türe des Tiefkühlfachs. Ihm war heute nach etwas anderem. Er öffnete den Kühlschrank und nahm eine der Pepsi-Dosen heraus ohne hinzusehen. Außer Pepsi, ein paar Bagels, Eiern und etwas Butter fürs Frühstück hatte er nichts im Kühlschrank. Er kochte sehr selten und wenn, dann kaufte er die Zutaten dafür frisch ein.

Er ließ die Kühlschranktüre zufallen und griff nach dem Flugblatt des örtlichen Pizza-Service, das mit einem kleinen Magnetpin an der Kühlschranktüre hing. Er legte das Flugblatt auf den Tresen und überflog dabei die Auswahl. Währenddessen öffnete er die Getränkedose mit einer Hand, trank einen Schluck, stellte die Dose dann geräuschvoll ab und griff nach dem Telefon, das in seiner Ladestation stand. Er wählte die Nummer des Pizza-Service und wartete darauf, dass jemand abnahm. Er bestellte eine Peperoni-Pizza, nannte seine Adresse und hängte wieder auf.

Erschöpft ließ er sich mit seiner Pepsi vor dem Fernseher nieder und schaltete auf CNN. Er hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, sich am Abend über die Geschehnisse des Tages zu informieren und so verfolgte er eine Weile die Nachrichten. Irgendwann schaltete um auf einen anderen Sender, auf dem irgendeine Krimi-Serie lief.

Ohne weiter auf die Sendung zu achten, nahm er seine Mappe zur Hand und schlug eine der Akten auf, die er mit nach Hause genommen hatte. Eine Weile arbeitete er stumm und konzentriert vor sich hin, bis ein Klingeln an seiner Türe ihn schließlich unterbrach. Eilig klappte er die Mappe zu und legte sie auf den Wohnzimmertisch, griff nach seinem Portemonnaie, das neben ihm bereit lag und ging zur Türe. Er bezahlte den Pizzaboten - einen Jungen, der vermutlich gerade 16 war und ein wenig närrisch aussah mit der albernen Papiermütze des Pizza-Service auf seinem Kopf - und gab ihm ein großzügiges Trinkgeld.

Mit der Schachtel in der Hand kehrte er ins Wohnzimmer zurück. Der Boden der Schachtel war heiß und ihm stieg der verführerische Geruch von frischer Pizza in die Nase. Er legte die Schachtel neben die Akten und ging noch einmal in die Küche. Nach ein paar Augenblicken kam er mit einem Teller und einer Serviette zurück und ließ sich in sein Sofa fallen.

Er öffnete die Pizzaschachtel, zerrte eines der vorgeschnittenen Stücke aus der kreisrunden Pizza und zog es auf seinen Teller. Dann lehnte er sich auf seinem Sofa zurück, legte die Beine auf den Wohnzimmertisch und biss in seine Pizza. Sie war fettig und ungesund, doch das war ihm egal. Schweigend aß er, das monotone Geplapper aus dem Fernseher vertrieb die Stille, jedoch nicht die Einsamkeit.

Er aß die halbe Pizza auf, die andere Hälfte packte er in eine Plastikdose und legte sie in den Kühlschrank. In der Mikrowelle aufgewärmt würde sie morgen sein Abendessen werden. Er faltete die leere Schachtel ordentlich zusammen und warf sie in den Müll, wischte mit einem feuchten Lappen den Wohnzimmertisch ab und setzte sich dann wieder vor den Fernseher. Eine Weile schaute er die Serie über Tatortermittler in Las Vegas, die gerade lief, an, aber obwohl die Serie gut gemacht war und ihm gefiel, schaltete er bald zurück auf CNN, denn er hatte den Anfang der Episode verpasst und wusste nun nicht, worum es ging.

Er holte sich noch eine zweite Pepsi und nahm dann die Arbeitsunterlagen, die er vor dem Essen weggeräumt hatte, wieder zur Hand und arbeitete noch eine Weile.

Er hatte wieder einige Berichte von SG-1 zugeschickt bekommen und musste davon für die Stabschefs und den Präsidenten eine kurze Zusammenfassung erstellen, weil die hochrangigen Herren ihre wertvolle Zeit nicht damit verschwenden wollten, die mehrseitigen Berichte der einzelnen Teammitglieder komplett zu lesen.
Er war müde, es war ein langer Tag gewesen, doch die Kurzfassungen mussten morgen Mittag im Weißen Haus sein. Wenn er die Berichte nicht heute noch durcharbeitete, würde er morgen früh nicht rechtzeitig damit fertig werden.

Eine Weile arbeitete er schweigend, doch der lange Tag forderte seinen Tribut. Er war todmüde und seine Augen brannten, sei es vom angestrengten Lesen oder vor Müdigkeit.

Resigniert legte er die Mappe mit den Berichten zur Seite, lehnte den Kopf an die Rückenlehne des Sofas und erlaubte es sich, für einen Moment die müden Augen zu schließen. Er spürte, wie seine Glieder schwer wurden und er einzuschlafen drohte und setzte sich mit einem Ruck wieder auf.
Er nahm Major Carters Bericht zur Hand und zwang sich, sich auf die letzten Absätze zu konzentrieren. Er machte sich beim Lesen einige Notizen auf seinen Schreibblock, kleine Gedächtnisstützen, die ihm morgen helfen würden, das Essay schneller zu verfassen, und seufzte schließlich erleichtert auf, als er endlich mit dem letzten Bericht fertig war.
Schnell packte er alle Unterlagen zurück in seine Mappe, so dass diese morgen früh, wenn er das Appartement verließ, nur noch zu greifen brauchte. Als er danach auf die Uhr blickte, stellte er fest dass es schon nach halb zwölf war. Viel Schlaf würde er auch in dieser Nacht nicht bekommen. Um halb sechs musste er spätestens wieder aufstehen.
Er schaltete den Fernseher und das Licht im Wohnzimmer aus und ging hinüber ins Schlafzimmer und von dort in das angrenzende Badezimmer. Er zog sich das Sweatshirt über den Kopf und fröstelte dann, als er mit bloßem Oberkörper vor dem Waschbecken stand. Ob es von der kühlen Luft kam oder von der Müdigkeit, die ihm in den Knochen saß, wusste er nicht.

Seufzend drehte er das Wasser auf und wartete kurz bis das Wasser warm wurde. Er putzte sich die Zähne und wusch sich anschließend das Gesicht. Als er den Kopf hob und im Spiegel sein eigenes Gesicht sah, hielt er, die Hände auf das Waschbecken gestützt, inne. Von seinem Kinn tropfte noch das Wasser, mit dem er sich gewaschen hatte und die Haare in seiner Stirn klebten nass an seiner Haut.
Er sah dem Mann, der ihm entgegen blickte, tief in die Augen und murmelte dann halblaut: „Ich hasse mein Leben.“

Die Worte waren so unbedacht über seine Lippen gekommen, dass er jetzt, da sie ausgesprochen waren, selbst vor der Erkenntnis erschrak. Er hasste sein Leben tatsächlich. Er gab es nicht gerne zu, vor allem nicht vor sich selbst, doch tief in seinem Inneren wusste er, dass es die Wahrheit war. Er hasste dieses Appartementgebäude, er hasste diese Wohnung, in der er lebte und alles was sich darin befand, denn in ihrer Tristheit und Leere war sie wie ein Spiegel seines Lebens. Es gab nichts in seinem Leben außer seiner Arbeit - eine Arbeit, die er zwar gerne machte und die ihm wichtig war, aber die seinem Leben eben doch keinen wirklichen Sinn geben konnte.

Er ließ den Kopf gegen den Spiegel sinken und das Glas fühlte sich kalt und glatt an seiner Stirn an und sein Atem beschlug den Spiegel.

Ja, wenn er ehrlich zu sich selbst war, dann musste er zugeben, dass er einsam war und er hasste es. Normalerweise gestattete er sich solche Gedanken nicht. Er hatte erfolgreich gelernt, sie zu verdrängen. Das Fatale daran war nur, dass man sich daran gewöhnte. An die Einsamkeit ebenso wie an das Gefühl, das Leben, das man führte, zu hassen. Man gewöhnte sich daran, diese Gefühle in den Hintergrund zu drängen, nicht daran zu denken – zu funktionieren. Und irgendwann stumpfte man dagegen ab, bis es schließlich zu einem Teil von einem selbst wurde. Man war nicht glücklich damit, aber es war irgendwie vertraut. Und je länger man wartete, umso schwerer wurde es, etwas daran zu ändern.

Nach einer Weile richtete er sich wieder auf, straffte die Schultern, griff nach seinem Handtuch und wischte damit energisch die kondensierte Feuchtigkeit vom Spiegel – als wolle er damit auch seine trüben Gedanken und seine Selbstzweifel fortwischen. Dann trocknete er sich das Gesicht ab, hängte das Handtuch zurück auf den Halter, schaltete das Licht im Badezimmer aus und ging zurück ins Schlafzimmer.

Er zog die Jeans aus und hängte sie zusammen mit dem Sweatshirt über den Stuhl am Fußende seines Bettes, schlug die Bettdecke zurück und kroch ins Bett. Er legte sich auf den Rücken, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und blickte an die Decke.
Dies waren die Momente, in denen er die Einsamkeit spürte. Abends, wenn der Tag vorbei war, wenn es draußen dunkel war und es nichts mehr zu tun gab. Wenn seine Gedanken nicht mehr um seine Arbeit kreisten und er sich gegen seine inneren Dämonen nicht mehr wehren konnte.

Er seufzte und fuhr sich mit der Hand über die müden Augen. Es hatte ja doch keinen Sinn jetzt darüber nachzugrübeln. Und außerdem musste er morgen wieder früh aufstehen. Er brauchte seinen Schlaf.

Er setzte sich halb auf, boxte das Kopfkissen noch ein paar mal, zurecht, bis es in einer bequemen Lage war, schaltete das Licht aus und legte sich wieder hin. Er rollte sich auf die Seite, zog die Bettdecke über sich und schloss die Augen. Ein paar Minuten lag er noch wach und lauschte den Geräuschen im und vor dem Haus. Als er schließlich erschöpft einschlief war sein Schlaf vielleicht nicht so friedlich wie noch vor ein paar Jahren, aber er setze seinen düsteren Grübeleien ein Ende – zumindest für den Moment.
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