Gedanken an Carson by Nefertit
Summary: Die Leute auf Atlantis denken an Carson.
Categories: Stargate Atlantis Characters: Multi-Chara
Genre: Character Death
Challenges: Keine
Series: Keine
Chapters: 1 Completed: Ja Word count: 2152 Read: 2567 Published: 13.01.12 Updated: 13.01.12
Story Notes:
Die FF ist entstanden, bevor ich die Folge „Sunday“ selbst gesehen habe. Ich habe daher versucht, mich so neutral zu halten wie möglich, was Handlung und Inhalt der Folge angeht. Und ansonsten ist das Thema „Sunday“ hiermit für mich erledigt. Von mir wird es keine weiteren FFs geben, die nach dieser Folge spielen

Disclaimer: Alle Charaktere und sämtliche Rechte an SG-1 gehören MGM/UA, World Gekko Corp. und Double Secret Production. Diese Fanfic wurde lediglich zum Spaß geschrieben und nicht, um damit Geld zu verdienen. Jegliche Ähnlichkeiten zu lebenden und toten Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt. Alle weiteren Charaktere sind Eigentum des Autors.

1. Kapitel 1 by Nefertit

Kapitel 1 by Nefertit
Für alle Carson-Fans, ganz besonders für Kinsey und Kalli



Sheppard

John Sheppard lag in seinem Quartier auf seinem Bett und starrte nachdenklich an die Wand gegenüber. Er hatte seit Tagen nicht geschlafen, er war todmüde, aber er wusste bereits, dass er auch heute Nacht wieder nicht zur Ruhe kommen würde.

Zu präsent war noch, was geschehen war, zu sehr verfolgten ihn noch die Ereignisse der letzten Tage. Sie hatten Carson verloren, und es hatte nichts gegeben, was er dagegen hätte tun können.

Er hatte immer gewusst, dass es passieren konnte, dass es eines Tages passieren musste - passieren würde. Je mehr Zeit vergangen war, desto höher war die Wahrscheinlichkeit geworden, dass es passieren würde – dass es einmal ein Mitglied seiner „Familie“ erwischen würde.

Sie waren lange Zeit immer wieder davon gekommen. Der Tag, an dem es geschehen würde, war schon längst überfällig gewesen, wenn man den Gesetzen der Wahrscheinlichkeit glauben durfte. Über lange Zeit hinweg hatten sie immer wieder Glück gehabt, doch irgendwann hatte das Glück sie verlassen müssen.

Aber dass es ausgerechnet Carson treffen würde...

Er hatte geglaubt, dass es Rodney sein könnte oder Ronon oder Teyla. Sie waren immer mit ihm an vorderster Front, immer der Gefahr ausgesetzt, waren immer wieder gemeinsam mit ihm in Kämpfe verwickelt gewesen, wohingegen Carson fast immer in der relativen Sicherheit von Atlantis geweilt hatte, weitab von Gefechten mit feindlichen Völkern und angreifenden Wraith.

Gehofft hatte er, dass es ihn selbst erwischen würde, anstatt einen von ihnen. Wann immer sie in Gefahr geraten waren, hatte er immer gehofft, dass es - wenn es jemanden treffen musste - ihn treffen würde, nicht einen aus seinem Team, nicht einen seiner Freunde, nicht ein Mitglied seiner Familie, denn er hatte immer gewusst, dass es ihm das Herz zerreißen würde, wenn er einen von ihnen verlieren sollte.

Gewiss, er zeigte es vielleicht nicht - er war nie gut darin gewesen seine Gefühle zu zeigen oder auszudrücken, aber tief in seinem Inneren brach ihm das Herz über Carsons Tod. Er war kein Mann von großen Worten oder großen Gesten, aber das bedeutete nicht, dass er nicht trauerte. Im Gegenteil. Die anderen, die in der Lage waren, ihren Gefühlen Ausdruck zu verleihen, waren vermutlich besser dran als er, denn sie hatten ein Ventil für ihre Gefühle, ihre Trauer, ihre Wut, während er selbst mit all diesen Dingen alleine klarkommen musste.

Und das würde sicher noch seine Zeit brauchen. Gewiss, er würde seine Pflicht weiter tun, würde weiter funktionieren, wie man es von ihm erwartete, aber er wusste, dass die Wunde, die Carsons Tod ihm zugefügt hatte, noch lange schmerzen würde.



Rodney

Nachdenklich betrachtete Rodney das gerahmte Foto auf seinem Nachtschränkchen. Es zeigte ihn und Carson nebeneinander. Laura Cadman hatte es aufgenommen mit ihrer kleinen Digitalkamera, die sie ständig in einer Tasche ihrer Uniform mit sich herumzuschleppen schien, an jenem Tag als Cadmans Bewusstsein versehentlich in seinem Körper gelandet war.

Er hatte das Bild für sich behalten, als er Carsons Quartier geräumt, seine persönlichen Sachen in Kisten verpackt und zurück auf die Erde geschickt hatte. Genau genommen war es Diebstahl, was er getan hatte, denn eigentlich gehörte das Foto Carsons Hinterbliebenen – seiner Mutter – aber er hatte ein Andenken für sich gewollt, etwas das ihn an den einzigen Freund erinnerte, den er je gehabt hatte.

Sie hatten sich vom ersten Moment an gut verstanden. Es war eine logische Allianz gewesen – zwei Wissenschaftler inmitten einer Überzahl an Militärs. Manchmal war es ihm vorgekommen, als hätten sich in der Schule zwei Streber gegen eine Übermacht an Footballspielern verbündet.

Doch ihre Union war mehr gewesen als eine Zweckgemeinschaft. Sie waren sehr schnell richtige Freunde geworden.

Manchmal war es Rodney vorgekommen, als sei Carson der einzige Mensch in Atlantis, der freundlich zu ihm war – aber auf der anderen Seite war Carson immer zu jedem freundlich gewesen.

Rodney hatte den anderen Mann immer bewundert für seine Freundlichkeit und Güte – niemals hatte er die Geduld verloren, nicht einmal mit ihm, obwohl er Carson oft mehr als genug Gründe dafür geliefert hatte - für seine Fähigkeit mit Menschen umgehen zu können, ein Talent, das ihm selbst völlig fehlte, für seine Hingabe an das, was er tat, und die Selbstlosigkeit, mit der er es tat.

Carson war gestorben, wie er gelebt hatte – im Bestreben, anderen zu helfen, ohne dabei Rücksicht auf sich selbst zu nehmen, seine eigenen Bedürfnisse, oder gar sein eigenes Leben. Das war seine Art gewesen und schließlich auch das, was ihn das Leben gekostet hatte.

Ein weniger selbstloser Mensch hätte den Mann seinem Schicksal überlassen, und wäre Carson weniger selbstlos gewesen, wäre er jetzt noch am Leben. Doch Rodney wusste, dass Carson lieber gestorben wäre, als zu leben in dem Wissen, dass er nichts unternommen hatte, um den Mann zu retten.

Das war es war Carson ausgemacht hatte, das war es wofür ihn jeder geliebt hatte.



Teyla

Das Büro von Dr. Beckett lag still da. Alles war noch genau so, wie der Doktor es vor kurzem verlassen hatte. Seine Jacke hing über der Lehne seines Stuhles, der Laptop stand aufgeklappt auf dem Schreibtisch, ein paar Bücher lagen aufgeschlagen daneben. Alles wirkte, als würde er jeden Moment zurückkommen, um weiter zu arbeiten – aber er würde nicht mehr zurückkommen.

Teyla trat zögernd einen Schritt in Carsons Büro. Sie fühlte sich fast ein wenig, als würde sie etwas Unrechtes tun, indem sie hier war – als würde sie durch ihre bloße Anwesenheit etwas wie ein Heiligtum entweihen.

Dies hier war Carsons Büro, und es war alles, was von ihm geblieben war. Aber genau aus diesem Grund war sie hergekommen. Sie hoffte, dass sie zwischen den Dingen, die sie an ihn erinnerten, noch etwas von ihm selbst finden würde.

Nachdenklich strich sie mit den Fingerspitzen über die Jacke, die über der Stuhllehne hing. Sicher roch sie noch nach ihm – er hatte sie noch am Tag seines Todes getragen. Doch sie wagte es nicht, das Kleidungsstück aufzuheben. Es war, als müsse sie alles genau so lassen, wie er es zurückgelassen hatte.

Noch immer fiel es ihr schwer, zu glauben, was geschehen war, dass sie Carson wirklich nie wieder sehen würde. Noch vor ein paar Tagen hatten sie miteinander gesprochen, miteinander gelacht, und nun sollte einfach alles vorbei sein? Er konnte nicht sein – es durfte nicht sein.

Sie hatte den Mann mit dem eigentümlichen Akzent lieb gewonnen. Jeder in Atlantis hatte ihn lieb gewonnen. Seine Güte und Herzenswärme hatten es praktisch unmöglich gemacht, ihn nicht gern zu haben.

Er war immer da gewesen, wenn sie einen Freund gebraucht hatte – ohne viel zu sagen, ohne viel Aufhebens darum zu machen. Das war seine Art gewesen. Still, bescheiden und doch so voll innerer Kraft und Mut. Er hatte nicht so gewirkt, aber er hatte das Herz eines Kriegers gehabt.

Und ein Krieger war er auch gewesen. Er hatte vielleicht nicht mit der Waffe gegen die Wraith gekämpft, aber er hatte gekämpft. Die Kämpfe, die er ausgetragen hatte, waren von einer anderen Art gewesen. Er hatte gegen den Tod gekämpft, jeden Tag, hatte dem Tod mehr als einmal einen von ihnen in letzter Sekunde noch einmal abgerungen.

Auch ihre Leute hatten Carson verehrt. Sie hatten ihm den Titel „Heiler“ verliehen. Doch für sie selbst war er mehr gewesen als nur ein Arzt, ein Heiler, jemand auf den man sich verlassen konnte. Er war ihr Freund gewesen, ihre Stütze in ihren dunkelsten Zeiten, wie damals, als Charin gestorben war.

Er hatte nicht viel getan, aber er war immer da gewesen, und manchmal war es einzig der Trost gewesen, den sie aus seiner Gegenwart gewonnen hatte, der sie hatte weiter machen lassen.

Sie hatte mehr verloren als nur einen Freund, sie hatte eine verwandte Seele verloren.

Sie würde ihn schrecklich vermissen.



Ronon

Mit den Armen auf das Geländer des Balkons vor dem Besprechungsraum gestützt blickte Ronon auf den Gateraum eine Ebene unter ihm hinab. Es war Nacht auf Atlantis, und die meisten Menschen schliefen. Nur die Nachtschicht verrichtete leise ihren Dienst im Kontrollraum.

Er war froh um die Ruhe, die um diese Zeit hier herrschte – die hektische Betriebsamkeit des Tages hätte er in dieser Situation nicht um sich haben wollen.

Wie viele Male waren sie hier durch das Tor getreten, wie viele Male hatten sie sich in die Sicherheit, die Atlantis bot, gerettet, unter Beschuss, verwundet, teilweise kaum noch am Leben? Er konnte es nicht mehr zählen. Aber jedes Mal hatte Dr. Beckett sie hier bereits erwartet und sie wieder zusammen geflickt. Alleine drei Mal hatte der Arzt ihm das Leben gerettet – wenn man die erste Operation in der Höhle eines fremden Planeten mitrechnete.

Ronon hatte sich geschworen, dass er von nun an immer auf Dr. Beckett acht geben würde, wenn sie auf anderen Planeten waren – es war seine Art, seine Schuld zu begleichen. Auch wenn der Arzt sich dessen nicht immer bewusst gewesen war, so hatte Ronon doch immer auf seine Sicherheit geachtet.

Doch dieses Mal hatte er versagt. Er war nicht in der Lage gewesen, auf Dr. Beckett aufzupassen. Er hatte es nicht geschafft, ihn zu retten, und es war nicht einmal auf einem anderen Planeten gewesen. Nein, es war hier geschehen, in Atlantis, dem Ort, an dem sie sich alle sicher gefühlt hatten.

Und obwohl er sich verantwortlich fühlte, für das, was geschehen war, irgendwo in seinem Inneren wusste Ronon, dass er nichts hatte tun können, um es zu verhindern. Selbst wenn er es versucht hätte, es wäre ihm nicht gelungen, den Arzt davon abzuhalten, das zu tun, was dieser für richtig erachtet hatte.

Niemand hätte das gekonnt.

Ronon hatte den Arzt gut genug gekannt, um zu wissen, dass sich hinter dem manchmal ungeschickt anmutenden Äußeren ein unerschütterlicher Wille verborgen hatte, eine innere Kraft, die die wenigsten vermutet hätten und die ihn – wenn die Situation es erfordert hatte – zu wahren Heldentaten hatte fähig sein lassen.

Und es war wahrlich heldenhaft gewesen, was er getan hatte. Er hatte dem Mann geholfen, ohne darüber nachzudenken, ob er sich dabei selbst in Gefahr brachte, und er hatte sein Leben gelassen dabei. Das war vielleicht die größte Heldentat zu der ein Mensch fähig war


Elizabeth

Elizabeth Weir stand am Fenster ihres Quartiers und blickte hinauf an den kohlschwarzen Nachthimmel, der sich über der Stadt wölbte, und an dem Myriaden von Sternen standen. Irgendwo dort draußen war Carson – zumindest hoffte sie, dass irgendwo dort draußen noch etwas von ihm existierte.

Sie würde nie das Gefühl vergessen, als sie es erfahren hatte. Als sie auf der Krankenstation angekommen war und man ihr gesagt hatte, dass Carson tot war. Verzweiflung war das einzige Wort, das dem Gefühl gerecht wurde.

Im ersten Moment hatte sie es gar nicht glauben wollen. Das konnte nicht sein. Sicher war alles nur ein schrecklicher Irrtum, doch die bestürzten Blicke von Sheppard, Rodney, Ronon und Teyla hatten ihr unmissverständlich klar gemacht, dass es tatsächlich so war.

Dann – als die Erkenntnis, dass er tatsächlich nicht mehr lebte, zu ihrem Bewusstsein vorgedrungen war - hatte sie versucht, sich vorzustellen, wie das Leben auf Atlantis sein würde ohne ihn. Es war ihr nicht gelungen – es gelang ihr noch immer nicht.

Wie sollte es nun weiter gehen ohne Carson – den lieben, guten Carson – das Herz und die Seele von Atlantis, den Mann, der ganz im Verborgenen alles zusammengehalten hatte, den Mann, der irgendwie immer alles wieder in Ordnung gebracht hatte, der sich um jeden einzelnen von ihnen aufopfernd gekümmert hatte. Wie sollte es nun weiter gehen ohne ihn? Wie sollte SIE nun weiter machen ohne ihn?

Sie brauchte Carson – ihr war bisher nicht klar gewesen, wie sehr. Er war ihr Fels in der Brandung gewesen, der Wind unter ihren Schwingen. Sie brauchte seine sanfte, unerschütterliche Stärke, sie brauchte die Gewissheit, dass er da sein würde, egal was passierte, und dass er alles wieder in Ordnung bringen würde. Sie brauchte die Sicherheit die er ihr gab.

Sie konnte nicht weiter machen ohne diese Sicherheit, oder zumindest die Hoffnung, dass es diese Sicherheit eines Tages wieder für sie geben würde.

Sie wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel, den Blick noch immer in das nächtliche Firmament gerichtet und flüsterte:

„Wo immer Sie jetzt sind, Carson, wir werden Sie niemals vergessen – das verspreche ich Ihnen.“




C 2007 nefertit
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