Der Alphamann by Tanagra
Summary: Durch einen Unfall gerät SG-1 in eine furchtbare Situation, die alles zu verändern droht.
Categories: Stargate SG-1 Characters: Daniel Jackson (SG-1), Jack O’Neill (SG-1), Multi-Chara, Samantha Carter (SG-1), Teal’c (SG-1)
Genre: Angst, Friendship, Hurt/Comfort, Rape, UST
Challenges: Keine
Series: Keine
Chapters: 1 Completed: Ja Word count: 5805 Read: 2884 Published: 12.01.12 Updated: 12.01.12

1. Kapitel 1 by Tanagra

Kapitel 1 by Tanagra
Author's Notes:
Warnung: Andeutung sexueller Gewalt!
Der Alphamann


Die Einsatzbesprechung war fast zuende, und SG-1 machte sich bereit für die neue Mission. Das Ziel war ein Planet, der von der Vegetation her der Erde ähnelte, und ein Weg, der vom Stargate in einen nahe gelegenen Wald führte, ließ auf Leben schließen.

„Also, wir erwarten Sie in 24 Stunden zurück,“ sagte General Hammond und erhob sich.

Daniel nieste mehrere Male hintereinander, seine Allergien machten ihm gerade wieder ziemlich zu schaffen.

„Sind Sie einsatzfähig, Dr. Jackson?“ fragte Hammond zweifelnd, als der Wissenschaftler ihn aus geröteten kleinen Augen ansah.

„Sicher,“ bekam er zur Antwort. „Ich sollte nur mal wieder das Antihistaminikum wechseln, ich habe das Gefühl, ich muss die Dosis ständig erhöhen.“

Der General nickte und entließ damit das Team in Richtung Stargate-Raum. Der Planet P3R817 wurde bereits angewählt, und gerade als sie den Raum betraten, baute sich das Wurmloch auf. Der Ereignishorizont schillerte bläulich einladend.

„Viel Glück, und kommen Sie heil wieder!“ verabschiedete General Hammond SG-1, und sie schritten die Rampe hoch.

 

 

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Auf der anderen Seite brauchten die Augen einen Moment, bis sie sich an das helle Sonnenlicht gewöhnt hatten. Jack O’Neill sah gerade noch, wie eine Menschenmenge fluchtartig in den Wald davonlief.

„He!“ rief er, aber die Leute waren schon zwischen den Bäumen verschwunden. Während Jack, Daniel und Sam noch den Waldrand beobachteten, hatte Teal’c den Blick auf die Treppe, die zum Stargate führte, geworfen.

„O’Neill,“ sagte er nun. Jack sah sich fragend zu ihm um, und Teal’c deutete auf eine Stufe ein paar Schritte vor ihnen.

„Was zum...“ Schlagartig wurde ihnen allen klar, was sie da vor sich sahen.

Auf einer Stufe etwa auf Höhe der Mitte der Treppe stand ein Paar Schuhe, der eine war umgefallen.

„Colonel,“ sagte Sam Carter mit belegter Stimme. „Es sieht so aus, als habe dort jemand gestanden, als sich das Wurmloch aufbaute.“

„Kein Wunder, dass wir Panik ausgelöst haben,“ meinte Daniel. „Wir haben einen von ihnen getötet.“

„Nicht wir!“ warf O’Neill sofort ein. „Wenn sie sich hier versammeln, müssen sie doch mit der Funktion des Stargate vertraut sein. Und eine Ankunft wird ja wohl auch hier durch Vibrationen und Bewegungen am Tor angekündigt. Verdammt, dann hat man auf der Treppe einfach nichts zu suchen!“

„Das ändert nichts daran, dass durch unsere Ankunft hier jemand gestorben ist,“ entgegnete Daniel. „Kein guter Einstieg, wenn Sie mich fragen.“

„Es ist nicht unser Fehler, wenn sich jemand bei Aktivierung vor dem Stargate befindet,“ stellte Teal’c gewohnt pragmatisch fest.

„Wir werden es eben erklären müssen,“ meinte O’Neill, und dann sah er zu Daniel. „Sie werden es erklären müssen, um genau zu sein. Gehen wir!“

Sie folgten dem Pfad in den Wald hinein, waren aber sehr wachsam, da ein Angriff der Zeugen des unglücklichen Vorfalls nicht auszuschließen war. Aber es blieb ruhig, keine Bewegung war um sie herum wahrzunehmen, bis sie an den anderen Rand des Waldes kamen und auf ein Dorf blickten. Die Häuser waren aus Holz gebaut und gruppierten sich um einen zentralen Platz mit einem Brunnen. Dort hatte sich eine Menschenmenge versammelt und sah ihnen entgegen.

„Das Empfangskomitee,“ kommentierte Jack und sah zu Daniel.

„Wir sollten die Waffen wegstecken,“ sagte dieser nach kurzer Überlegung. „Durch diesen Vorfall bei der Ankunft wirken wir schon bedrohlich genug.“

Teal’c und Sam sahen fragend zu Jack.

„Ich denke, gerade deshalb sollten wir die Waffen griffbereit haben,“ erwiderte dieser. „Die könnten ganz schön sauer auf uns sein.“

Sie gingen langsam weiter auf die Dorfbewohner zu, Jack ging voran, dicht gefolgt von Daniel, der ein Lächeln aufgesetzt hatte, während Jacks Blick eher skeptisch war.

„Hallo,“ begrüßte Daniel die Menschen, die ihnen entgegensahen, als sie am Rand des Platzes angekommen waren. „Wir sind friedliche Forscher vom Planeten Erde. Was bei unserer Ankunft passiert ist, war ein Unfall.“

Die Menschen starrten sie nur weiter abwartend an, sie wirkten ein wenig unsicher.

„Ihr habt Elkanor getötet!“ flüsterte dann ein Mann in der ersten Reihe.

„Das war keine Absicht!“ räumte Jack ein. „Er war zur falschen Zeit am falschen Ort. Kennt Ihr nicht die Funktion des Stargate?“

Die Leute sahen ihn nur verständnislos an.

„Chaapa’ai?“ versuchte es Daniel, doch auch das schien keinem etwas zu sagen.

„Nun, wie auch immer,“ meinte Jack mit leichter Resignation in der Stimme. „Habt Ihr so was wie einen Anführer, mit dem man reden kann?“

Ein Geraune und Gemurmel ging durch die Menge. Endlich trat ein junger Mann vor.

„Elkanor...“ sagte er nur und senkte den Blick.

„Na toll!“ Jack warf den anderen aus seinem Team einen Blick zu. „Wir haben den Boss umgelegt!“

Er blickte wieder den jungen Mann an, der immer noch zu Boden sah.

„Und... gibt es für solche Fälle einen Nachfolger?“

Der Mann hob vorsichtig den Blick und sah sich dann unsicher zu seinen Leuten um.

„Alphamann,“ flüsterte er, und die Gruppe nickte einhellig.

Jack sah fragend zu Daniel, doch der zuckte nur die Achseln. „Ein anderes Wort für Anführer, würde ich sagen.“

„Danke, Daniel,“ entgegnete Jack sarkastisch. „Sie sind wieder eine großartige Hilfe.“

„Alphamann,“ wiederholte der Mann nun, den Blick auf Jack gerichtet, und die Menge folgte seinem Blick und sah dann kollektiv zu Boden.

„Sir,“ schaltete Sam sich nun ein. „Ich glaube, die meinen, dass Sie der neue Alphamann sind.“

Jack wandte sich ihr zu. „Ach, kommen Sie, Carter. Das ist doch Blödsinn!“

„Nein,“ ereiferte sie sich. „Bei Primatenpopulationen auf der Erde ist es auch so! Wenn der Anführer einer Gruppe, das Alphamännchen, von einem Herausforderer besiegt wird, so übernimmt dieser die Gruppe und wird zum neuen Alphatier! Die Gesellschaft hier könnte ähnlich organisiert sein!“

„Aber ich habe niemanden herausgefordert oder besiegt!“ Colonel O’Neill gefiel der angesprochene Gedanke nicht.

„Wir haben mit der Aktivierung des Stargate ihren Alphamann getötet. Und Sie sind unser Anführer. Es wäre möglich, dass Sie damit automatisch zum neuen Alphamann geworden sind.“

„Wir sind gerade erst angekommen, und schon bin ich hier der Häuptling?!“ Jack war deutlich anzumerken, was er von Sams Ausführungen hielt.

„Sir, das ist durchaus möglich...“

„Ich will davon nichts mehr hören,“ stellte er fest.

„Aber Sir!“ widersprach Sam, und plötzlich kam Bewegung in die Gruppe der versammelten Dorfbewohner. Sie drängten vor und versammelten sich schnell um Jack und trennten ihn damit von den anderen seines Teams.

„Schweig, Weib!“ wurde Sam von einem älteren Mann zurechtgewiesen, und zwei weitere Männer nahmen ihr die Waffe ab. „Sir...“ protestierte sie.

Jack sah verwirrt in die Runde. Er war sich nicht sicher, ob er seine Waffe einsetzen sollte, um Sam zu beschützen, oder ob das nur zur Eskalation der Situation führen würde. Fragend blickte er zu Daniel.

„Ich denke, das ist der Beweis, dass Sie tatsächlich der neue Alphamann sind,“ meinte Daniel. „Es scheint hier nicht gern gesehen zu werden, wenn eine Frau dem Alphamann widerspricht.“

Jack sah zu Sam hinüber, die die sie umringenden Männer wütend anfunkelte. Keiner schien sie ernsthaft zu bedrohen, und so entspannte er sich wieder.

„Haben Sie gehört, Carter? Keine Widerworte mehr gegen den Alphamann!“ rief er amüsiert, und ihr wütender Blick brachte ihn nur noch mehr zum Grinsen. „Gar keine so üble Welt hier.“

„Heute werden wir ein Fest feiern, um den neuen Alphamann zu begrüßen,“ teilte der junge Mann mit, der zuerst vorgetreten war. “Mein Name ist Sali. Darf ich Dich zu Deinem Haus bringen?“

Er sprach zu Jack, vermied aber den direkten Blickkontakt.

Jack sah zu Daniel, doch der zuckte nur die Achseln.

„Sicher,“ sagte er also zu Sali. „Bring mich zu meinem Haus.“ Er folgte ihm über den Dorfplatz. Die anderen Bewohner umringten die übrigen SG-1-Mitglieder, so dass sie sich gegenseitig aus den Augen verloren. Freundlich lächelnde Frauen nahmen Daniel und Teal’c die Waffen und die Ausrüstung ab und winkten ihnen mitzukommen.

Jack wurde in das größte Haus am Platz geführt, das bis vor kurzem offensichtlich noch Elkanor gehört hatte.

„Heute Abend ist die große Zeremonie,“ teile ihm Sali mit. „Wenn Du Dich bestätigt hast, wirst Du morgen die Jagd anführen.“ Er wandte sich zum Gehen, doch Jack hielt ihn zurück.

„Toll,“ sagte er wenig überzeugt. „Allerdings liegt hier anscheinend ein Missverständnis vor. Ich kann nicht Euer Alphamann sein. Gibt es keine anderen Bewerber?“

Sali sah ihn erschrocken an.

„Du hast Elkanor getötet!“

„Ja,“ räumte Jack ein. „Aber doch nicht mit Absicht.“

„Du bist der Alphamann... oder Du bist des Todes!“ Sali stürmte hinaus und ließ Jack einfach stehen.

„Dann... bin ich der Alphamann, denke ich,“ sagte Jack zu sich selbst und sah sich in dem Raum um. Es war recht komfortabel, ein Kamin verbreitete eine behagliche Wärme, ein mit Fellen belegtes Bett lud zum Ruhen ein. Gerade als er den angrenzenden Raum einer Untersuchung unterziehen wollte, klopfte es an, und die Eingangstür, durch die Sali gerade verschwunden war, öffnete sich wieder. Herein kamen Daniel und Teal’c.

„Jack,“ sagte Daniel erleichtert, als er Jack allein in dem Raum sah. „Ich denke, wir haben ein Problem!“

Jack zog die Augenbrauen hoch und sah die beiden an.

„Sie haben Major Carter verhaftet und in ein Haus gebracht, in das man uns nicht hineinlässt,“ berichtete der Jaffa.

„Verhaftet?“ fragte O’Neill zweifelnd.

„Offensichtlich wird es hier wirklich nicht gern gesehen, wenn eine Frau dem Alphamann widerspricht,“ erläuterte Daniel.

Jack schmunzelte. „Ist doch eine nette Sitte.“

Daniel schüttelte den Kopf. „Jack, es ist wirklich ernst! Sie wird behandelt wie eine Schwerverbrecherin. Und heute Abend soll irgendeine Zeremonie stattfinden. Es hört sich so an, als würde dabei irgendetwas Schlimmes mit Sam passieren.“

Jack horchte auf.

„Was soll das heißen?“ fragte er.

„Ich weiß es auch nicht,“ musste Daniel zugeben. „Aber es klingt nicht besonders gut.“

O’Neill überlegte einen Moment.

„Ich werde Sali suchen,“ beschloss er und marschierte aus dem Haus.

 

 

 

 

Sam hatte zunächst noch versucht, sich gegen die Dorfbewohner zu wehren, aber es waren zu viele, so dass sie schließlich einfach mit ihnen mitging. Sie wurde in ein Haus etwas abseits vom Platz gebracht. Die Männer blieben nun draußen, und es kamen sechs oder sieben Frauen mit ihr hinein, die sofort anfingen, sie auszuziehen.

„He!“ protestierte Sam, aber eine der Frauen kam mit einer Schüssel mit Wasser und einem Schwamm, und sie dachte sich, dass es vielleicht etwas mit der angekündigten Feier zu tun hatte, dass die Frauen sich herausputzten, und so wollte sie sich erst mal anpassen und ließ es zu, dass man ihr die Armeesachen auszog. Als sie nackt war, wurde sie sehr gründlich gewaschen, zu gründlich für ihren Geschmack, aber sie biss die Zähne zusammen und ließ es über sich ergehen.

Als die Frauen endlich fertig waren, zogen sie ihr ein schlichtes rotes Gewand über, das mit einem Lederband in der Taille gebunden wurde. Dabei unterhielten sie sich, als wäre sie gar nicht vorhanden, was sie sehr irritierte. Als ihr dann klar wurde, worüber die Frauen sprachen, wurde ihr schwindelig, und die Angst schnürte ihr die Kehle zu.

 

 

 

 

Jack fand Sali am Brunnen, der für das Fest geschmückt wurde. Er winkte ihn zu sich heran, und der junge Mann kam eilig zu ihm gelaufen.

„Ich suche die Frau, die mit uns durch das Stargate gekommen ist,“ kam Jack gleich zur Sache, und Sali nickte und lächelte freudig.

„Ich werde Dich zu ihr bringen. Wenn Du Dich bestätigt hast, können wir gleich anschließend mit dem Fest beginnen!“

Jack gefiel das Gerede vom Bestätigen nicht so recht, aber Sali marschierte los, um ihn zu Sam zu führen, und so folgte er ihm zu einem Haus, das etwas abseits von den anderen lag. Davor hatten sich einige ältere Frauen und Männer versammelt. Sie saßen an der Erde, rauchten oder starrten nur Löcher in die Luft. Keiner sprach, aber sie schienen das Haus zu bewachen.

Sali öffnete die Tür und ließ Jack in das Haus eintreten. Er selbst kam nicht mit hinein und schloss die Tür wieder von außen.

Im Haus war es deutlich dunkler als draußen, obwohl es mittlerweile auch schon zu dämmern anfing. Jack brauchte einen Augenblick, bis er Sam am anderen Ende des Raums entdeckte.

„Sir,“ rief sie und kam auf ihn zu.

„Major, Sie sehen ja entzückend aus in diesem...Ding.“ Er lächelte sie an, doch sie blickte sehr besorgt.

„Sir, wir haben ein ernstes Problem.“ Ihr Blick war eindringlich, und sie hatte sofort seine ganze Aufmerksamkeit. „Glauben Sie mir mittlerweile, dass Sie der neue Alphamann sind?“

„Zumindest werde ich es wohl bald sein, die reden da irgendwas von einer Zeremonie und bestätigen...“

„Genau das, Sir, ist das Problem,“ sagte Sam leise. „Wissen Sie schon, was von Ihnen erwartet wird?“

Er verzog das Gesicht. „Nun, bisher noch nicht. Vielleicht muss ich irgendein Tier opfern oder einen Baum fällen oder so was.“

Sam lächelte gequält.

„Ganz so einfach ist es leider nicht, Colonel.“

„Na, was ist es?“ wollte Jack nun wissen, aber Sam sah ihn nicht an und schwieg. „Kommen Sie schon, so schlimm kann es doch nicht sein!“ Er berührte ihr Kinn und drehte ihren Kopf zu sich.

Sie atmete einmal tief durch und sah ihm dann in die Augen.

„Sir, Sie müssen sich bei mir als Alphamann beweisen, weil ich Ihre Autorität angezweifelt habe.“

„Bei Ihnen beweisen? Carter, was wollen Sie mir genau damit sagen?“

Er sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen und fragend geöffnetem Mund an, wie er es so oft tat, aber nie war ihr eine Antwort so schwer gefallen.

„Sie –als Mann- müssen sich bei mir –als Frau- als Herrscher bestätigen...“

Er sah sie unverändert an, dann glitt sein Blick zur Seite.

„Major, wollen Sie mir damit sagen, dass die von uns erwarten, dass wir miteinander schlafen?!“

Sie antwortete nicht, und Jack nahm das als Bestätigung.

„Nun, da wird es ja wohl noch eine andere Möglichkeit geben.“

Ein Blick in Sams Gesicht sagte ihm, dass sie nicht der Meinung war, dass es eine andere Möglichkeit gab.

„Wenn Sie es nicht tun, dann werden Sie als Alphamann nicht anerkannt.“

„Ein Umstand, mit dem ich durchaus leben könnte!“ warf er ein.

„Wenn Sie nicht zum neuen Alphamann werden, sind Sie nichts weiter als der Mörder von Elkanor. Dann werden wir alle noch heute Nacht hingerichtet.“

„Das klingt nicht gut,“ gab Jack zu.

„Colonel, Sie müssen es tun, wir haben keine andere Wahl,“ sagte Sam eindringlich.

Jack schob die Hände in die Taschen, wandte sich von ihr ab und begann, im Raum herumzulaufen. Sam sah es sich eine Weile an, dann sagte sie drängend: „Sir?“

„Ach, Carter!“ fuhr Jack herum, sah sie kurz an, blickte dann aber gleich wieder weg. „Es ist nicht so, dass ich den Gedanken selbst so fürchterlich finde. Ich hatte es mir nur... eben ganz anders vorgestellt. Nicht hier, nicht so!“

Sam senkte den Blick. „Sie haben es sich vorgestellt?“ fragte sie leise.

Jack gab einen resignierten Laut von sich und sah zur Decke.

„Allein schon für dieses Gespräch könnte man mich vor’s Militärgericht stellen. Sie sind mein Major.“ Er schüttelte den Kopf. „Ich glaub’s einfach nicht.“

„Sir, seit ich hier reingebracht wurde, denke ich auf nichts anderem herum als auf dieser Situation. Es tut mir leid, mir fällt kein Ausweg ein, und wir haben nicht mehr viel Zeit. Sie müssen als Alphamann akzeptiert werden, nur so bleiben wir alle am Leben.“

Jack lächelte verlegen.

„Das heißt, wir werden miteinander schlafen, gleich hier und jetzt?“

Sam trat näher zu ihm.

„Damit ist es leider nicht getan,“ sagte sie mit einem Kloß im Hals.

„Ach kommen Sie!“ Jack sah sie ungeduldig an. „Was kann denn noch kommen? Müssen wir es etwa auf dem Dorfplatz vor allen Leuten tun?!“

„Nein,“ räumte Sam ein. „Es wird hier passieren, nur wir beide.“

Jack atmete erleichtert aus. „Dann sagen wir, wir hätten es getan, gehen händchenhaltend und grinsend hier raus, und damit hat sich’s. Ich bin Alphamann, Abreise morgen früh!“

Sie ignorierte ihn einfach.

„Nicht wir, Sie werden es tun.“ Er sah sie verständnislos an. „Gegen meinen Willen,“ fuhr sie behutsam fort.

„Was?!“ Die Frage war mehr von seinen Lippen zu lesen, als dass sie wirklich hörbar gewesen wäre.

Sam versuchte es so nüchtern wie möglich anzugehen und redete einfach drauflos.

„Als die Frauen mich hier reinbrachten, haben sie mich sehr gründlich untersucht. Sie haben festgestellt, ob ich vor kurzem... mit jemandem zusammen war. Sie erwarten, dass Sie mich unterwerfen, und sobald Sie dieses Haus verlassen, werden sie mich wieder untersuchen. Sie werden feststellen, ob Sie erfolgreich waren – und ob Sie es mit Gewalt waren.“

„Kommen Sie, Carter, was soll das? Warum mit Gewalt?! Vielleicht bin ich so ein toller Alphamann, dass ich Sie durch Charme überzeuge,“ versuchte er die Brisanz aus der Situation zu nehmen.

„Sie sollen mich nicht überzeugen. Sie sollen mich bestrafen, das ist der Sinn der Aktion. Sie sollen mir klarmachen, dass ich zu gehorchen habe. So läuft das hier.“ Sie versuchte, möglichst gleichmütig zu klingen.

„Verdammt!“ brüllte Jack plötzlich. „Sam, ich werde Sie ganz sicher nicht vergewaltigen!“ Er lief zum Fenster und sah durch die Holzjalousien auf die draußen versammelten Wächter.

„Und wenn ich mir den Weg freischießen muss,“ knurrte er.

Sie kam zu ihm und legte eine Hand auf seinen Rücken.

„Es sind zu viele. Und nur Sie sind noch bewaffnet. Wir würden alle getötet.“ Er stand wie versteinert dort und rührte sich nicht.

„Jack, ich werde es überleben. Wir bringen es hinter uns und sprechen nie wieder davon. Keiner außer Ihnen und mir wird etwas davon erfahren.“

„Nein!“

„Sie wollen sich und mich und Daniel und Teal’c lieber opfern?“

„Ich werde es nicht tun, Sam.“

„Es ist die Aufgabe eines Colonels, seine Leute zu beschützen und heil wieder nach Hause zu bringen, nicht sie zu opfern.“

„Major, es ist ganz sicher nicht die Aufgabe eines Colonels, die weiblichen Mitglieder seines Teams zu vergewaltigen!“

Plötzlich griff Sam blitzschnell nach seiner Waffe, die er am Gürtel trug, und obwohl seine Reaktionen schnell und geschult waren, war er zu langsam. Sie hatte ihn vollkommen überrumpelt.

„Was zum Teufel...“

Sam hielt sich die Waffe unter das Kinn und entsicherte sie.

„Getötet mit Ihrer Waffe!“ Sie sah ihm fest in die Augen, und es brach ihr fast das Herz, als sie sah, wie ihre Worte ihn verletzten. „Vielleicht rettet das wenigstens Ihr Leben und das von Daniel und Teal’c.“

Sie standen sich gegenüber und fochten einen Kampf mit Blicken aus. Er sah die Entschlossenheit in ihren Augen, er sah seine Waffe an ihrer Kehle, und der Gedanke, ihren Tod mitanzusehen, war ihm noch unerträglicher als alles andere.

„Sam, selbst wenn ich wollte... ich kann es nicht,“ flüsterte er. Sie verstand, was er meinte.

„Doch,“ sagte sie und ließ die Waffe sinken. Sie öffnete das Lederband um ihre Taille und streifte das Gewand ab. „Ich werde Ihnen helfen.“

 

 

 

 

Mittlerweile hatten sich alle Dorfbewohner auf dem Dorfplatz versammelt, und auch Daniel und Teal’c waren dort. Man hatte ihnen ein bierähnliches Getränk gegeben, und sie warteten wie alle anderen, dass Jack aus dem Haus, in dem Sam gefangen gehalten wurde, wieder herauskam. Auch sie hatten durch die Gespräche der Dörfler mitbekommen, was hier gerade passierte, und Daniel war entsetzt. Teal’c ließ sich wie immer nichts anmerken, aber Daniel überlegte fieberhaft, was er tun konnte. Leider hatten sie keinerlei Zugang zu ihren Waffen, und sie waren den Menschen hier an Zahl hoffnungslos unterlegen. Auch durch reden hatte er nichts erreicht, seine Einwände stießen auf absolutes Unverständnis. Was sich hier abspielte, war für diese Kultur ein ganz normales Verfahren.

Es war schon fast komplett dunkel, als sich die Tür öffnete und Jack heraustrat. Er war leichenblass und marschierte ohne Zögern zu seinem Haus. Daniel sah, dass ein paar Frauen nun in das Haus zu Sam gingen, und er sprang auf und wollte Jack folgen, aber sofort stellten sich ihm Dorfbewohner in den Weg.

Ein paar Minuten später flog die Tür des Arresthauses wieder auf, und eine Frau trat heraus.

„Alphamann!“ rief sie triumphierend, und ein Freudengeschrei wurde laut, das Daniel eine Gänsehaut über den Rücken jagte. Plötzlich spielte Musik, und er wurde nicht weiter aufgehalten, als er sich diesmal erhob. Er wartete, ob Sam nun auch herauskommen würde, aber die Tür wurde wieder geschlossen, und so beschloss er, zunächst zu Jack zu gehen.

Er fand ihn in seinem Haus wie er sich kaltes Wasser ins Gesicht schaufelte.

„Hey,“ sagte Daniel leise, als er eintrat.

Jack drehte sich nicht zu ihm um. Plötzlich krümmte er sich, lief zum Kamin und übergab sich in die erkaltende Glut. Immer wieder würgte er, auch als gar nichts mehr kam. Dann stand er zitternd da und atmete schwer.

„Ist Sam okay?“ fragte Daniel vorsichtig.

Jack keuchte. „Was glauben Sie, Daniel? Ich habe gerade...“ Wieder musste er würgen und konnte nicht weitersprechen.

Die Tür öffnete sich erneut, und Teal’c kam herein.

„O’Neill,“ sagte er. „Man erwartet Dich draußen auf der Feier.“

„Am liebsten würde ich jeden einzelnen von denen umbringen!“ fauchte Jack.

„Wenn Du an der Zeremonie nicht teilnimmst, war alles umsonst,“ entgegnete Teal’c nur.

„Major Carter ist auch schon dort.“

Jack schüttelte den Kopf. „Wo nimmt sie nur die Kraft her,“ flüsterte er heiser, wankte aber wieder zu der Wasserschüssel und machte sich etwas frisch. Dann drehte er sich zu seinen Freunden um.

„Gehen wir,“ sagte er müde.

Die Feier dauerte nicht sehr lange, die Dorfbewohner tranken reichlich von dem bierähnlichen Gebräu und schliefen ziemlich schnell nach und nach ein. Sam durfte sich nach ihrer Unterwerfung wieder frei bewegen, und sie hatte sich zu den anderen SG-1-Mitgliedern gesetzt, allerdings nicht neben Jack, der ebenfalls jeden Blickkontakt mied.

Sie sah furchtbar aus. Ihr Gesicht war kreidebleich, und auf ihrem linken Jochbein blühte ein übles Hämatom. Die Unterlippe war geplatzt und dick.

Daniel war einen Moment verunsichert, kam dann aber zu dem Schluß, dass sie sich diese Verletzungen selbst beigebracht haben musste. Jack hatte getan, was er tun musste, aber er hatte sie ganz bestimmt nicht geschlagen.

„Wir warten noch eine halbe Stunde, und wenn die alle tatsächlich schlafen, brechen wir sofort auf zum Stargate. Ich möchte nicht noch mehr Riten von denen kennenlernen,“ raunte Jack den anderen zu.

Also machten sie sich 30 Minuten später auf den Weg. Jack befahl den Abmarsch, ohne dass sie noch ihr Gepäck oder ihre Waffen holen konnten, um nicht zu riskieren, doch noch aufgehalten zu werden. Schweigend marschierten sie durch den Wald, wobei Daniel Sam stützte, die offensichtlich Schmerzen beim Laufen hatte. Als sie an der Treppe, wo der ganze Alptraum angefangen hatte, angekommen waren, hielt Teal’c die anderen auf.

„O’Neill,“ sagte er, und wie immer, wenn der Jaffa das Wort ergriff, hatte er die volle Aufmerksamkeit der anderen.

„Wir sollten besprechen, was wir General Hammond berichten.“ Schweigen trat ein. Irgendwie erwarteten alle, dass Sam etwas sagte. Sie sollte die Version bestimmen, die man auf der Erde vertreten würde.

„Ein kriegerisches Naturvolk, wir wurden überfallen und gefangen genommen, ich war mal wieder der Hauptpreis für den Häuptling,“ sagte sie emotionslos und spielte auf die Erlebnisse mit dem Mongolenstamm vor langer Zeit an. „Im Stamm herrschten interne Machtkämpfe, der Widersacher des Häuptlings verhalf uns zur Flucht. Ende.“ Sie marschierte zum DHD und wählte die Koordinaten der Erde.

Jack bedeutete Daniel und Teal’c noch einen Moment zurückzubleiben und ging zu Sam hinüber.

„Sam,“ sprach er sie an, und ihre Haltung versteifte sich.

„Es wird immer zwischen uns stehen, richtig?“ fragte er leise. Sie drehte sich langsam um, und er konnte den Anblick ihres geschundenen Gesichts kaum ertragen. Ein Blick in ihre Augen war ihm erst recht unmöglich.

„Nein, es braucht vielleicht nur etwas Zeit,“ antwortete sie unsicher. Das Wurmloch war aufgebaut, und Daniel übermittelte den Iriscode.

 

 

 

 

Auf der anderen Seite wurden sie schon erwartet, und als man bemerkte, wie schlecht sie alle, insbesondere Sam und Jack, aussahen, wurden sie sofort auf die Krankenstation verfrachtet. Die Männer durften bald wieder gehen, sie hatten keinerlei Verletzungen und waren nur etwas übermüdet und mitgenommen, Sam musste jedoch noch bleiben.

Als Dr. Fraiser sie untersuchte, sah sie ihre Patientin schockiert an.

„Sam, mein Gott,“ sagte sie mitfühlend. „Wer hat Ihnen das angetan?“

„Ich wurde von den Einheimischen entführt,“ antwortete Sam nur und sah Janet nicht an. „Nicht so schlimm.“

„Nicht so schlimm?“ fragte Janet ungläubig. „Sam, Sie bluten, Sie haben nicht unerhebliche Verletzungen, Sie sind brutal vergewaltigt worden. Und das nennen Sie nicht so schlimm?“ Sam hatte den Kopf immer noch zur Wand gedreht.

„Ich komme damit klar, Janet, und ich möchte nicht, dass es jemand erfährt!“ Jetzt sah sie die Ärztin an. „Niemand!“

Dr. Fraiser blickte ihr forschend in die Augen. „Major, Sie wissen, dass ich über alle Verletzungen der Außenteams Bericht erstatten muß.“

„Janet,“ flehte Sam. „Bitte!“

„Wollen Sie vielleicht mit einem Spezialisten sprechen...“ bot Janet an.

„Ich brauche keinen Psychiater,“ versetzte Sam. „Alles, was ich brauche, ist ein bisschen Ruhe und Abstand. Keine mitleidigen Blicke, kein verständnisvolles Getuschel. Schreiben Sie mich für eine Weile krank, wegen der Kopfverletzungen meinetwegen, und ich werde wieder in Ordnung sein, wenn ich wiederkomme.“

Janet sah sie zweifelnd an.

„Ich werde wenigstens eine Probe entnehmen,“ sagte sie und zog wieder Handschuhe an. „Falls Sie es sich doch noch anders überlegen, haben wir wenigstens Beweismaterial, um den Täter eindeutig überführen zu können.“

„Nein!“ versetzte Sam scharf und zog die Beine zusammen, was ihr einen dumpfen Schmerz im Unterleib bescherte.

„Na schön,“ resignierte Dr. Fraiser. „Ich will Sie hier nicht früher als in 3 Wochen wiedersehen. Wenn Sie doch Probleme bekommen, körperlich oder psychisch, können Sie mich jederzeit anrufen. Okay?“

„Danke,“ nickte Sam.

„Ich weiß nicht, ob ich Ihnen damit wirklich einen Gefallen tue, Sam,“ sagte Janet zweifelnd. „Etwas zu verdrängen, macht es nicht ungeschehen. Sich damit auseinanderzusetzen ist meistens zu Anfang schmerzhaft, aber auf Dauer ist es wirklich besser.““

Sam stand vorsichtig von der Untersuchungsliege auf.

„Ich würde jetzt gern duschen gehen.“

Janet sah, dass sie bei Sam nichts erreichen konnte und nickte.

„Ich werde General Hammond informieren, dass ich Sie aus dem Verkehr gezogen habe. Sie können direkt nach Hause fahren.“

Sie sah Major Carter bedrückt nach, wie sie mit etwas unsicheren Schritten die Krankenstation verließ.

 

 

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Jack saß vor seiner Hütte am See und sah auf’s Wasser hinaus. Er hatte sich gleich nach der Berichterstattung beurlauben lassen. General Hammond hatte schnell bemerkt, dass sein Urlaubswunsch ein dringendes Anliegen war und dass er über die Gründe nicht weiter sprechen wollte. Also hatte er ihn genehmigt, und Jack hatte die Basis sofort verlassen und war hierhergefahren, ohne noch jemanden von den anderen zu sprechen. Er war froh, Sam nicht mehr begegnet zu sein.

Er war jetzt fast zwei Wochen hier. Die ersten drei Tage war er permanent betrunken gewesen, aber er musste feststellen, dass er die Bilder, die ihn quälten, trotzdem nicht loswurde. Er musste nicht einmal die Augen schließen, um Sam wieder auf diesen Fellen am Boden liegen zu sehen, mit dem Rücken zu ihm, zusammengekrümmt, blutig und nur spärlich bedeckt von diesem roten Tuch, das sie über sich gezogen hatte. Er hörte ständig ihre Stimme in seinem Kopf, wie sie „Gehen Sie!“ hervorpresste, als es vorbei war. Er hätte sie so gern in den Arm genommen, irgendwie versucht wiedergutzumachen, was er ihr gerade angetan hatte, aber sie ertrug seine Berührung nicht und entzog sich ihm. „Gehen Sie!“

Die Verletzungen im Gesicht musste sie sich zugefügt haben, nachdem er gegangen war, wohl um sicherzugehen, dass nicht doch noch alles vergebens gewesen war.

„Jack?“ wurde er plötzlich angesprochen, und er sah erschrocken auf. Ein paar Meter von ihm entfernt stand Sam und lächelte ihn unsicher an. Er sprang auf und wollte zu ihr gehen, blieb dann aber unschlüssig stehen.

„Sam, wie kommen Sie denn hierher? Woher wussten Sie...“

„Teal’c konnte sich noch an den Weg erinnern,“ erklärte sie. „Und Daniel hat uns gefahren.“

Er sah suchend hinter sie. „Nein, die beiden haben mich nur abgesetzt,“ fügte sie hinzu. „Ich wollte mit Ihnen allein sein.“

„Wirklich?“ fragte er zweifelnd.

„Wir müssen reden über das, was passiert ist.“

Sie setzte sich auf die Bank und bedeutete ihm durch eine Geste, sich neben sie zu setzen.

Er sah sie an, von dem Hämatom war nichts mehr zu sehen. Auch die Lippe war verheilt.

„Sind Sie wieder...ganz okay?“ fragte er zögernd.

Sie nickte.

„Gut. Gut.“ Er blickte auf das Wasser des Sees. „Hat Dr. Fraiser...“

„Das war nicht zu vermeiden.“

Jetzt nickte er und sah wieder auf den Boden vor seinen Füßen.

„Ich hab eigentlich schon die ganze Zeit mit dem Besuch der Militärpolizei gerechnet.“

„Nein, Janet hat keine Ahnung, wer es war. Und sie wird niemandem etwas sagen. Für das SGC ist das ganze niemals passiert.“

„Wenn ich das nur von mir auch behaupten könnte!“ seufzte Jack. „Sam, ich werde diese Erinnerungen nicht los. Ich sehe sie ständig vor mir, Tag und Nacht.“

„Ich auch,“ flüsterte sie.

„Ich hätte uns lieber erschießen sollen, als zu tun, was ich getan habe. Ich kann es mir nicht verzeihen, dass ich es überhaupt konnte.“

„Unser aller Leben hing davon ab. Ich weiß, dass Sie unter normalen Umständen so etwas niemals hätten tun können.“

„Sam, ich habe nicht die geringste Vorstellung, wie Sie sich fühlen müssen, aber ich weiß, wie ich mich fühle. Ich habe auf ganzer Linie versagt, als Colonel, als Mann und als Mensch. Ich habe eine Seite an mir entdeckt, von der ich lieber nicht gewusst hätte, dass sie vorhanden ist.“

„Das ist sie auch nicht!“ widersprach Sam heftig. „Sie haben mindestens genauso gelitten wie ich! Sie hatten ganz sicher keinen Spaß dabei!“ Sie machte eine Pause, dann, flüsternd: „Sie hatten Tränen in den Augen dabei.“

„Ich bin gekommen, Sam! Schon vergessen? Ich habe Sie verletzt, Ihnen fürchterlich wehgetan, und trotzdem bin ich gekommen! Verdammt!“ Er sprang auf und drehte ihr den Rücken zu.

„Das ist ein rein physiologischer Vorgang, Jack! Nicht vom Willen oder Gefühlen steuerbar. Und, ja, Sie haben mir wehgetan. Ja, Sie haben mich verletzt. Es war das schrecklichste, was ich bisher erlebt habe. Aber trotzdem bin ich froh, dass Sie es waren und nicht irgendjemand anderer.“

„Was...?“ Er drehte sich zu ihr um.

„Es war furchtbar, aber es war nicht erniedrigend. Die Gewalt, die Sie mir angetan haben, war ausschließlich körperlich. Ihre Augen haben mein Inneres vor dem beschützt, was mit meinem Körper passierte.“

Er sah sie zweifelnd an. „Und trotzdem sehen Sie die Bilder noch vor sich, genau wie ich.“

Sie kam zu ihm und legte ihm die Hände auf die Brust.

„Gib mir eine andere Erinnerung dafür, Jack,“ flüsterte sie. „Zeig mir, wie es ist, mit Dir zu schlafen, wenn kein Zwang dahintersteht.“

Er war völlig überrascht.

„Sam, willst Du das wirklich?“

Als Antwort küsste sie ihn, und er zog sie an sich. Dann hob er sie hoch und trug sie ins Haus.

 

 

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Als Sam am nächsten Morgen erwachte, fühlte sie sich erstmals seit zwei Wochen wieder gesund. Neben ihr lag Jack auf der Seite, er hatte den Kopf aufgestützt und sah sie an.

„Ausgeschlafen?“ fragte er liebevoll, und seine Augen lächelten.

„Wie lange bist Du schon wach?“

„Eine Weile,“ war die Antwort.

Sie kuschelte sich an ihn, so dass ihr Kopf an seiner Brust lag und sie seinen Herzschlag spüren konnte. Er umarmte sie und küsste sie auf’s Haar.

„Geht es Dir gut, Sam?“ fragte er leise.

„Mir geht es gut. Und Dir?“

Er nickte.

„Allerdings fällt es mir schwer, Dich gehen zu lassen. Wann kommt Daniel?“

Sie sah auf die Uhr.

„Haben wir wirklich so lange geschlafen?! Er muss jeden Augenblick hier sein. Ich ziehe mich besser an.“

Sie rollte sich aus dem Bett und stand auf. Jacks Blicke folgten ihr. Er genoss es, sie anzusehen, und jetzt drängten sich keine schlimmen Bilder mehr in seinen Kopf.

Sie zog ihr Kleid über, und nun stand auch Jack auf schlüpfte in seine Jeans.

Vor dem Haus saß Daniel auf der Bank und genoss die Morgensonne.

„Hallo, Daniel,“ begrüßte Jack ihn etwas verlegen.

„Warum sind Sie nicht reingekommen?“

„Ich hab mir gedacht, Ihr kommt schon raus, wenn Ihr so weit seid.“ Er lächelte die beiden an und stand dann auf.

„Ich warte im Wagen, Sam.“

„Ich kann Dich nicht zum Bleiben überreden?“ fragte Jack und fasste Sam um die Taille.

„Es würde dadurch alles nur noch komplizierter, Jack. So, wie es jetzt ist, ist es wieder fast so wie vor der Mission.“ Sie überlegte kurz und lächelte dann. „Naja, vielleicht nicht ganz. Jetzt weiß ich, wie es wirklich ist, was ich mir sonst nur vorgestellt habe.“

„Sie haben es sich vorgestellt, Major?“ raunte Jack in ihr Ohr.

„Nicht halb so schön, wie es wirklich war, Colonel“ raunte sie zurück, und sie umarmten sich noch einmal ganz fest.

„Wir sehen uns in einer Woche im SGC.“

Sie löste sich von ihm und ging um das Haus herum zu Daniels Auto. Jack blieb noch stehen, bis er das Geräusch des Autos nicht mehr hören konnte. Dann ging er wieder ins Haus und legte sich noch mal auf’s Bett und umarmte das Kissen, auf dem sie geschlafen hatte. Jetzt, nachdem er die ganze Nacht wach gelegen und sie angesehen hatte, schlief auch er ein.


ENDE
Tanagra 2001
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