Kalt by Astra
Summary: Die Geschichte spielt zu einer Zeit, als es noch nicht für jeden so offensichtlich war, dass Sam und Jack zusammengehören, aber irgendwann muss es ja mal angefangen haben…
Categories: Stargate SG-1 Characters: Jack O’Neill (SG-1), Multi-Chara, Samantha Carter (SG-1)
Genre: Romance, UST
Challenges: Keine
Series: Keine
Chapters: 1 Completed: Ja Word count: 2241 Read: 2607 Published: 11.01.12 Updated: 11.01.12

1. Kapitel 1 by Astra

Kapitel 1 by Astra
Author's Notes:
Anmerkung: Es ist meine erste FanFiction, aber ich habe all diese Geschichten ge-lesen und wollte es auch einmal probieren…

Spoiler: Ende der ersten Staffel; Erinnerungen an „Im ewigen Eis“
Kalt
oder
Wie alles begann



Kalt. Ihm war wirklich kalt. Seine Zehen schienen trotz zwei Paar Socken ein einziger Eisklumpen zu sein, und so langsam eroberte die Kälte auch seinen restlichen Kör-per. Diese Kälte erinnerte ihn an etwas… Nein, bloß nicht daran denken. Er zwang sich, seine Gedanken auf wichtigere Dinge zu lenken. Seine Augen versuchten die Dunkelheit zu durchdringen. Schließlich war er hier, um Wache zu halten.

Außerdem war Jack O’Neill nicht der Mann, der sich über Dinge beklagte, an denen er sowieso nichts ändern konnte. Davon abgesehen – es wäre auch niemand zum Unterhalten dagewesen. Sie hatten lange nach einer günstigen Stelle suchen müs-sen, um ihr Lager aufzuschlagen. Feuer durften sie keins machen, und sei es auch noch so klein. Der Rauch wäre noch weit entfernt zu riechen gewesen und konnte so Feinde anlocken.

Also mussten sie sich mit den Umständen abfinden. Teal’c machte sein Kel’Noreem-Dings und würde ihn nachher bei der Wache ablösen. Daniel schlief in seinen Schlafsack gekuschelt, und er lächelte sogar dabei. Wahrscheinlich träumte er von Sha’re. Und Carter… Wo steckte Carter? Alarmiert sah sich O’Neill nach allen Seiten um. Sie war nicht an ihrem Platz. Wo konnte sie sein?

Da spürte er eine Bewegung neben sich und ohne sich umzudrehen, wusste er, dass sie es war. Er starrte weiterhin in die Dunkelheit. Nicht umsonst hatte er sich diese Stelle für seine Wache ausgesucht, schließlich wollte er von niemandem gesehen werden, aber das bedeutete auch, dass man nicht einmal das Gesicht eines Men-schen unmittelbar neben sich erkennen konnte, und fast bedauerte er das jetzt.

Carter brach schließlich das Schweigen: „Ich konnte nicht schlafen… Sir.“ sagte sie wie zur Entschuldigung. Als sie darauf keine Antwort bekam, versuchte sie es mit einem Scherz: „Außerdem wollte ich mal nachsehen, ob Sie schon festgefroren sind!“ „Noch nicht, kann aber nicht mehr lange dauern…“ kam es prompt zurück.

Er drehte sich nun doch zu ihr um. Er konnte ihr Gesicht nur erahnen, aber er wuss-te, wie es vor ein paar Stunden ausgesehen hatte, als es noch heller war. Und be-reits zu dieser Zeit hatte sie eine rote Nase gehabt, die Lippen dagegen hatten alle Farbe verloren und waren sehr blass. Von ihren Ohren war nichts zu berichten, sie steckten genau wie seine unter einer warmen schwarzen Mütze. Und trotzdem er-schien ihm dieses von Kälte gezeichnete Gesicht tausendmal hübscher als jedes andere, welches zwar viel Schminke und Lippenstift, aber keinen Charakter hatte.

Doch mit einem hübschen Gesicht allein hätte es Carter nie so weit bei der Air Force gebracht. Sie war eine ausgezeichnete Soldatin und ein wundervoller Kamerad. Sie hatte ein großes Herz und dachte immer zuerst an alle anderen. Er war sehr froh, sie in seinem Team zu haben. Und ganz nebenbei war sie auch noch eine brillante Wis-senschaftlerin, ihre teilweise unkonventionellen Ideen hatten ihnen allen schon oft geholfen. Nur einmal waren alle ihre Bemühungen vergebens gewesen… Er verdrängte den Gedanken schnell wieder.

Wenn es überhaupt etwas Negatives über Carter zu sagen gab, dann war es die Tat-sache, dass sie praktisch nie entspannte. Selbst in ihrer freien Zeit bastelte sie an irgendwelchen Maschinen herum. Sie hatte ihren Spaß daran, knifflige Probleme zu lösen, aber vielleicht hatte sie auch unbewusst das Gefühl, als Frau doppelt so viel leisten zu müssen, um anerkannt zu werden. Obwohl das natürlich völliger Quatsch war. Kurz, würde einem solch eine Superfrau auf der Kinoleinwand präsentiert wer-den, könnte man vielleicht denken: ‚So jemanden gibt es ja überhaupt nicht!’ Aber es gab sie, und sie stand unmittelbar vor ihm.

Und sie schien auf etwas zu warten. Endlich gab er sich einen Ruck. „Lassen Sie uns ein Stück gehen.“ Sie gingen immer im Kreis um den kleinen Lagerplatz herum. Ob-wohl O’Neills Sinne auch weiterhin auf das Schärfste gespannt waren, um etwaige Feinde sofort auszumachen, gestattete er doch einem kleinen Teil seiner Gedanken, auf Wanderschaft zu gehen. Schließlich waren sie jetzt zu zweit, und Carter war e-benso wachsam wie er.

Es tat gut, so schweigend nebeneinander herzugehen. Nach einer Weile stellte er fest, dass sie sogar im gleichen Schritt gingen. Hatte sie ihre Schritte seinen ange-passt? Oder hatte er Rücksicht auf ihre genommen? Er wusste es nicht, aber es zeigte ihm einmal mehr, wie sehr sie harmonierten. Es erstaunte ihn immer wieder. Manchmal befolgte sie seine Befehle so schnell, kaum dass er sie ausgesprochen hatte, als würde sie schon im Voraus wissen, wie er sich entscheiden würde.

Es gab nicht viele Menschen, die ihn so gut kannten. Sara hatte dazu gehört, natür-lich. Und trotzdem - oder vielleicht gerade deshalb - hatte sie sich von ihm getrennt. Aber Carter dachte und handelte oft wie er. Fühlte sie auch wie er? Auf diese Frage fand er keine Antwort. Manchmal sah sie ihn mit einem undefinierbaren Blick an, schien in Gedanken weit weg zu sein. Wenn sie sich dabei ertappt fühlte, besprach sie schnell irgendeine wissenschaftliche Frage mit Daniel und schloss ihn aus.

Und er war schließlich der Colonel, verdammt. Es gab nichts, was er tun konnte, ab-solut nichts.

„Erinnert Sie diese Kälte auch an etwas…, Sir?“ hörte er da die vertraute Stimme neben sich. Und obwohl er es nicht wollte, kamen die Erinnerungen plötzlich über ihn: Diese Eishöhle, in der sie beide gelandet waren. Er mit seinem gebrochenen Bein und der Rippe, die ihm in die Lunge spießte. Carters verzweifelte Bemühungen, sie beide da raus zu kriegen. Ihr Gesichtsausdruck, als sie ihm sagen musste, dass sie diese Maschine nicht zum Laufen brachte. Und schließlich, wie er sie bat, nein: ihr befahl, es allein zu versuchen. Und vor allem die Kälte. Diese unheimliche, schreckliche Kälte.

Sie hatten hinterher nie miteinander darüber geredet. Offiziell natürlich schon, es hat-te wie immer eine Nachbesprechung gegeben. Doch da war es nur um die Fakten gegangen. Aber es hatte ihm immer so geschienen, als wäre nach diesen Tagen im ewigen Eis alles anders gewesen. Dieses Erlebnis hatte sie auf irgendeine Art fester zusammengeschweißt; so wie zwei Schiffbrüchige, die auf einer einsamen Insel strandeten. O’Neill hatte noch nie gut über seine Gefühle sprechen können, immer versucht, allein klarzukommen Doch jetzt plötzlich fühlte er, dass er darüber reden konnte. Dass er darüber reden wollte. Vielleicht lag es daran, dass er ihr nicht in die Augen sehen musste. Er konnte einfach geradeaus schauen, das machte es leichter.

„Ich habe wirklich gedacht, ich würde dort nicht mehr lebend heraus kommen…“ Das war ein typischer O’Neill-Satz und auch wieder nicht. Sie spürte den feinen Unter-schied. Zum ersten Mal sah sie hinter die Fassade des Air Force-Colonels. „Und ich habe mich wirklich mies gefühlt, Sie so allein zu lassen!“ antwortete sie ihm. „Aber ich konnte mich einfach nicht Ihrem vermutlich letzten Befehl widersetzen! Während ich da hoch kletterte, habe ich so fest daran geglaubt, dass ich Hilfe finden würde und rechtzeitig zurückkehren könnte, um... Aber alles, was ich fand, war mei-lenweit Eis und Schnee…“ Es brach förmlich aus ihr heraus, aber schlagartig ver-stummte sie.

O’Neill verstand, dass das eine Last war, die sie schon lange mit sich herum schlepp-te. Er hatte sie nur in Sicherheit wissen wollen, dann wäre er beruhigt eingeschlafen und vermutlich nie wieder aufgewacht. Aber er hatte nicht daran gedacht, wie sie sich dabei fühlen musste. Und als sie ihm vorgerechnet hatte, wie lange die Suche nach ihnen bei der Vielzahl der Sternentore dauern konnte - gute zehn Jahre - hatte er gar nicht zugehört, sondern auf Optimismus bestanden. Eine positive Herangehens-weise konnte zwar die Moral der Truppe stärken, aber manchmal war es besser, der Wahrheit gerade ins Gesicht zu blicken. In einer ausweglosen Situation unnötige Hoffnung zu schüren, konnte das Vertrauensverhältnis sehr schnell zerstören, das begriff er plötzlich.

Es hätte ihnen auch nicht viel genutzt, wenn sie gewusst hätten, dass sie nicht auf einem fernen Planeten, sondern „nur“ in der Antarktis festsaßen. Es gab weit und breit keine Menschenseele, die ihnen helfen konnte. Wenn Daniel nicht diese ent-scheidende Idee gehabt hätte…

„Sir, und wissen Sie auch noch, was wir damals gegen die Kälte taten?“ kam es leise von der Seite. Und ob er sich erinnerte… Mitten in der Nacht war er aufge-wacht und hatte zu träumen geglaubt. Carter lag unmittelbar neben ihm. Es war ihm wirklich nicht unangenehm gewesen, aber nach einer Weile hatte er es nicht mehr ausgehalten und musste sie bitten, etwas zur Seite zu rutschen, weil sie ausgerech-net auf seiner verletzten Rippe lag.

In seinem Missionsbericht hatte er es genau als das dargestellt, was es auch war: Zwei Soldaten hatten sich gegenseitig mit ihrer Körperwärme geholfen, die Nacht zu überstehen, nicht mehr und nicht weniger. Und doch, für ihn war es mehr gewesen, aber diese Empfindungen hatte er tief in sich verschlossen. Konnte es sein, dass es ihr genauso ging?

Er fürchtete, etwas Falsches zu sagen, also sagte er gar nichts. „Sir… könnten wir das vielleicht heute Nacht wieder tun?“ Abrupt blieb er stehen. Obwohl ihre Stimme nur ein Flüstern war, hatte er jedes Wort genau verstanden. War das das Zeichen, auf das er so lange gewartet hatte? Oder interpretierte er da einfach zu viel hinein? Er konnte sie doch nicht einfach so fragen… Er sah sie nur schweigend an. Das Mondlicht dieses Planeten war irgendwie anders als auf der Erde, und er sah, wie ihre Augen glitzerten. Und er fühlte mehr, als dass er es sah, dass sie vor Kälte zit-terte und sich einfach nach ein bisschen Wärme sehnte.

Bevor er irgendetwas sagen oder tun konnte, stand plötzlich wie aus der Erde ge-wachsen Teal’c vor ihnen. Das enthob ihn vorerst einer Antwort, aber er wusste, frü-her oder später musste er ihr eine geben. „O’Neill, es ist Zeit für die Ablösung“, sagte der Außerirdische mit seiner tiefen Stimme. Er ließ nicht die geringste Gefühlsregung erkennen, zeigte nicht, ob er ihrem Gespräch schon eine Weile gefolgt war oder nicht.

O’Neill war ihm dankbar dafür. Er bezweifelte, dass es Zufall war, dass Teal’c gerade im richtigen Moment auftauchte, aber unnötige Erklärungen hätten sein Gefühls-Chaos nur verschlimmert. Er musste erst einmal mit sich selbst - und natürlich mit Sam - ins Reine kommen. So nickte er nur wortlos seinem alten Freund zu und kehr-te mit Carter zu ihrem Schlafplatz zurück. Auch sie sagte kein Wort mehr, wahr-scheinlich hatte sie das Gefühl, für heute genug gesagt zu haben.

Schweigend gingen sie nebeneinander her, schweigend griffen sie nach ihren Schlafsäcken, und schweigend krochen sie hinein – jeder in seinen. Aber es war kein feindseliges Schweigen. Es war eine völlig neue Erfahrung für Jack: Dass es eine solche Übereinstimmung zwischen zwei Menschen geben konnte, dass man sich ohne große Worte verstand; dass ein Blick, ein Lächeln genügten und man wusste, was dem anderen gerade durch den Kopf ging.

Dicht nebeneinander lagen sie und schauten in den Sternenhimmel. Nach einer Wei-le merkte Jack, wie sich Sam entspannte. Sie drehte sich in eine bequemere Schlaf-position und rückte noch ein Stück näher an ihn heran. „Danke!“, hauchte sie ihm ins Ohr und war auch schon eingeschlafen.

Er aber lag noch lange wach und dachte nach. Danke. Wofür? Für ein biss-chen menschliche Nähe, für offene Gespräche, wenn sie reden wollte, und für Schweigen, wenn jedes Wort zu viel gewesen wäre. So einfach war das, und so kompliziert zugleich. Jack hatte etwas gelernt in dieser Nacht: Er würde in Zukunft seinen Gefühlen vertrauen, darauf, instinktiv das Richtige zu tun, ohne langes Grü-beln. Man konnte eine Sache lange von allen Seiten betrachten, man konnte Für und Wider abwägen, und wenn man sich endlich entschlossen hatte, war es zu spät und das Glück an einem vorübergegangen. Aber ihm konnte das nun nicht mehr passie-ren.

Am nächsten Morgen tauchte die aufgehende Sonne dieses Planeten ihr Lager in rotes Licht, und die ersten wärmenden Strahlen vertrieben die Erinnerung an die ei-sige Nacht. Teal’c kehrte von seiner Wache zurück und sah Jack fragend an. Dieser schaute ihm offen ins Gesicht. Es gab nichts mehr zu verbergen und keinen Grund auszuweichen. Die Sonne zeigte den Beginn eines neuen Tages an, aber für Jack war es gleichzeitig der Beginn eines neuen Lebens. Und Teal’c, sein guter alter schweigsamer Freund Teal’c, verstand. Für einige Sekunden spielte ein kaum wahr-nehmbares Lächeln um seine Mundwinkel, dann war er wieder der beherrschte Jaffa.

Jack drehte sich nach Sam um, die gerade ihre Ausrüstung packte. Ihre Blicke trafen sich. Es war wie ein Versprechen. Sie hatten Zeit. Sie hatten alle Zeit der Welt. Und sie würden einen Weg finden. Es würde vielleicht lange dauern, und sie würden Wi-derstände überwinden müssen, aber sie würden es gemeinsam tun.

Sie würden einen Weg finden.

Ja, das würden sie.

E N D E
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