Work together by Katha
Summary: Sheppard, sein Team und Todd sind auf dem sinkenden Wraith-Mutterschiff gefangen...
Categories: Stargate Atlantis Characters: Multi-Chara
Genre: Hurt/Comfort, Missing Scene, post-Epi, Torture / Gewalt
Challenges: Keine
Series: Keine
Chapters: 1 Completed: Ja Word count: 19415 Read: 2281 Published: 19.12.10 Updated: 19.12.10
Story Notes:
Short-Cut: Sheppard, sein Team und Todd sind auf dem sinkenden Wraith-Mutterschiff gefangen...
Spoiler: 5x17 Infection
Charakter: Multi-Charakter
Kategorie: Post-Epi, (Missing Scene), Hurt, Torture
Rating: R-16
Author's Note: -
Widmung: -
Disclaimer: Stargate Atlantis und seine Charaktere gehören MGM Television.
Feedback: Gerne!

1. Kapitel 1 by Katha

Kapitel 1 by Katha
Work together


Es war nicht gerade eine sanfte Berührung - eher eine schallende Ohrfeige - und ein sich immer wiederholendes, energisches “Sheppard, verdammt noch mal, aufwachen”, dass den Soldaten schwerfällig, aber hartnäckig aus der Welt der Bewusstlosigkeit vertrieb. Mühsam hob der Soldat seine Lider, konnte im ersten Augenblick nicht mehr erkennen, als ein paar Umrisse, die sich immer wieder zu verzerren schienen und sich erst nach ein paar mal blinzeln zu einer bekannten Gestalt formten - Ronon Dex kniete vorn übergebeugt neben John, betrachtete ihn mit skeptischen Blick und fragte schließlich: “Alles in Ordnung?” Nein, eigentlich war nichts in Ordnung, überhaupt nichts - wie auch, wenn man gerade eine ordentliche Bruchlandung in einem Hive hingelegt hatte? - aber das tat jetzt nichts zur Sache. Für ihn war etwas anderes wichtiger, also ignorierte Sheppard die Frage des Sateders gekonnt und wollte knapp wissen: “Die Anderen?” Es war nicht mehr als ein elendes Krächzen, was John über die Lippen bekam - seine Stimmbänder schienen wohl noch nichts von Dienstverweigerung gehört zu haben - aber Ronon verstand auch so, was der Soldat wollte und begab sich ein kleines Stück zu Seite, so dass Sheppard erkennen konnte, was sich im Rücken des Sateders abspielte.

John war Soldat, hatte schon genug gesehen, genug erlebt und er brauchte nicht lange, um die Situation zu erfassen. Vielleicht ein paar Sekunden, dennoch schrieb ihm der Anblick für den Bruchteil der Zeit den Schrecken ins Gesicht. Kabel hingen lose von der Decke und sprühten Funken. Das Licht flackerte unruhig, tauchte die Umgebung immer wieder in ein Meer von Helligkeit und Schatten. Die Bildschirme an den Wänden flimmerten, ließen kurz Wraithzeichen aufleuchten, bevor sie wieder in tiefem Schwarz verschwanden. Steuerkonsolen knisterten. Ansonsten herrschte eine fast unheimliche Stille. Nur noch ein weitentferntes Knarzen, das wohl von der Außenwand des Hive stammte, war zu hören. Das Fenster, das normalerweise einen Blick ins All gewährte, durch das Planeten, Sterne, Sonnen zu erkennen waren, ließ nichts sehen - außer Wasser, tiefblaues Wasser.

Todd stand seitlich vor der Scheibe, starrte ohne Gesichtsregung hinaus, hatte die Fäuste geballt. Bluttropfen sickerten aus dem Ärmelsaum, tropften zu Boden und bildeten eine Lache.
Rodney saß an die Wand gelehnt, die Augen geschlossen, den Mund verzogen und presste seinen Arm gegen den Oberkörper. Teyla, um ihr Bein war eine Binde gewickelt, befand sich neben einem Soldaten, Major Lorne, drückte eine Hand auf dessen Bauch, während Jennifer Keller, die aus einigen Schnitten blutete, neben ihm kniete und in ihrem Notfallkoffer herumwühlte.
Vier Körper lagen auf dem Boden, regungslos, kein Brustkorb hob sich zur Atmung, die Augen ausdruckslos aufgerissen. “Harsen, Coleman, Edwards und Baker haben es nicht geschafft. Lorne ist schwer verletzt.” Leise, eindringlich, drang die Stimme des Sateders an Sheppards Ohr, ließ ihm willkürlich einen Schauer über den Rücken jagen.

Für einen Wimpernschlag schloss der Soldat die Augen, atmete tief durch, konzentrierte sich, hob die Lider und stand mit Schwung, ohne auch nur noch ein Wort zu verlieren, auf. Ein stechender Schmerz durchfuhr Johns Flanke und Schulter, arbeitete sich schlagartig durch seinen Körper, trieb ihm für einen schrecklichen Augenblick die Schwärze vor die Augen und ließ ein unterdrücktes Stöhnen über seine Lippen entweichen. Seine Knie wollten für einen Moment einfach unter ihm nachgeben, er begann zu wanken und hätte ihn Ronon nicht sofort, begleitet von einem erschrockenen “Sheppard”, gestützt, wäre er haltlos gefallen. So aber hatte er den Moment, den er benötigte, um die Zähne zusammenzubeißen, sich zu sammeln, den Schmerz in die hinterste Ecke seines Bewusstsein zu verbannen und sich gefälligst selbstständig aufrecht zu halten.

Der Soldat nickte dem Sateder knapp zu, drückte den stützenden Arm beiseite und stolperte mehr, als dass er ging, zu der jungen Ärztin. Sein Blick glitt über die Leichen. Er hatte schon vieles gesehen, genug erlebt, was er lieber vergessen wollte und das hier gehörte eindeutig dazu. Es waren gute Männer gewesen. Schnell schluckte John den Kloß in seinem Hals hinunter. Dafür war jetzt keine Zeit, später - vielleicht.
Jennifer sah überrascht auf, als sie Sheppard neben sich bemerkte. “Colonel, Sie … “, begann Keller, wurde aber durch einen kurzen Wink des Soldaten unterbrochen. “Was ist mit ihm?”
Ein betroffener Ausdruck bereitete sich auf dem Gesicht der Ärztin aus. “Zwei Rippen sind gebrochen und haben sich durch die Haut gebohrt. Innere Organe sind verletzt, auch die Lunge. Seine Atmung ist stark beeinträchtigt und er hat viel Blut verloren.” Der Tonfall, mit der Jennifer sprach, ließ keinen Zweifel daran, dass die Lage ernst war.

John fuhr sich kurz mit Mittelfinger und Daumen über die Augen. So, wie es aussah, hatten sie mal wieder alles, nur keine Zeit. Einen herzlichen Dank ans Schicksal. “Die Deadalus ist zwar nicht in der Nähe, aber Atlantis hat sicher schon eine Rettungseinheit losgeschickt.” Der Soldat drehte sich halb zur Seite. “McKay, wie lange brauchen die bis hierher?” Der Wissenschaftler machte noch nicht einmal den Hauch einer Anstalt etwas zu sagen, geschweige denn auch nur die Augen zu öffnen.
“Rodney?”
“Hey, Rodney! Würden Sie wohl … “, wollte Sheppard gerade erneut, energisch und mit einer Spur Wut ansetzen, als McKay genervt, noch immer mit geschlossenen Lidern, dazwischen funkte: “Meine Ohren funktionieren noch recht gut, John.”
“Hätten Sie dann vielleicht auch die Freundlichkeit mir zu antworten oder soll ich einen Kniefall machen?!” Der Zorn in der Stimme des Soldaten war dieses Mal nicht zu überhören. Er hatte beim besten Willen keine Lust auf solche Spielchen. “Also?”

Der Wissenschaftler öffnete seine Augen, blitzte Sheppard wütend an und holte tief Luft. “Falls Sie es nicht bemerkt haben, Colonel, habe ich gerade keine Landkarte zur Hand, auf der unser `Landeplatz” mit einem roten Kreuz verzeichnet ist. Ich musste mir also die Mühe machen und unseren ungefähren Standort im Kopf ausrechnen und dafür braucht selbst ein Genie, wie ich es bin, seine Zeit - wenn auch eine sehr kurze. Sie werden mir also verzeihen, dass ich mich für einen Moment konzentrieren musste.”

“Ich werd`s mir überlegen”, gab John spitz zurück. “Also, wie lange?”
Rodney sah aus, als ob er gute Lust hätte, den Soldaten ungespitzt in den Boden zu rammen - jedenfalls verbal - entschied sich dann jedoch dagegen, fabrizierte einen abfälligen Laut und meinte: “Ungefähr vier Stunden, vielleicht ein bisschen mehr, wenn Woolsey sofort reagiert, plus/minus ein paar Minuten.” Bevor John die Gelegenheit bekam etwas zu erwidern, erhob sich Keller und sagte mit gedämpfter Stimm: “Ich glaube nicht, dass wir so viel Zeit haben.”
“Hey, ich kann Sie hören.” Evans Worte waren mehr geröchelt, als gesprochen. Er hatte sichtlich Mühe überhaupt etwas zu sagen. Sein Gesicht war vor Pein verzerrt, dunkle Ringe lagen unter den glasigen Augen, sein Brustkorb hob und senkte sich schnell und bei jedem Atemzug war ein qualvolles Gurgeln zu hören. Die junge Ärztin zuckte bei den Worten betroffen zusammen, ließ sich in die Hocke sinken und warf dem Major einen entschuldigenden Blick zu. Sie hatte nicht gewollt, dass er das hörte, hatte gedacht, dass er noch immer bewusstlos wäre.

Sheppard setzte ein zuversichtliches Lächeln auf, was ihm aber nicht so wirklich gelingen wollte. “Sie schaffen das schon. Sie müssen nur durchhalten.” “Ist leichter gesagt, als getan, Sir”, krächzte Evan und brachte tatsächlich ein schiefes Grinsen fertig, was aber sofort von einem peinigendem Hustenanfall zunichte gemacht wurde. Der Soldat wartete bis sich Lorne einigermaßen beruhigt hatte und meinte: “Ich weiß, aber Sie haben McKay gehört - vier Stunden - das sitzen Sie doch mit links ab.” Eigentlich hatte John amüsant klingen wollen, aber daraus wurde nicht mehr, als ein trauriges Schauspiel. Der Major öffnete seinen Mund, um etwas zu sagen, aber es wollte nur ein Stöhnen aus seiner Kehle kommen. Jennifer legte eine Hand auf Evans Schulter, als dieser erneut den Versuch starten wollten, seine Stimmbänder zum Arbeiten zu zwingen, und sagte liebevoll, aber bestimmt: “Sie sollten Ihre Kräfte schonen, Major.”
Lorne nickte schwach. Mehr brachte er nicht zustande.

“Unnötiges Hinauszögern des Unvermeidbaren”, kommentierte eine Stimme mit dem typischen Vielfachklang der Wraith. Sheppard musste sich ernsthaft zusammenreißen, um sich nicht sofort auf Todd zu stürzen und ihn mit einem gekonnten Tritt in die Umlaufbahn des Planeten zu befördern. John hob seinen Zeigefinger und sagte drohend: “Halten Sie die Klappe.” Todd gab ein verächtliches Geräusch von sich und verzog seine Mundwinkel zu einem hämischen Lächeln. “Vertragen Sie etwa die Wahrheit nicht?” Was genau war eigentlich an `Halten Sie die Klappe` nicht zu verstehen? John setzte an, wollte dem Wraith sein dämliches Grinsen aus dem Gesicht wischen, kam aber nicht dazu, da Todd einfach eine abfällige Handbewegung machte, als der Soldat seinen Mund öffnete und ungerührt fortfuhr. “Es spielt keine Rolle, ob Atlantis nun einen Rettungstrupp losschickt oder nicht. Selbst wenn Ihr Freund im Stande wäre die folgenden 240 Minuten zu überleben, was ich mehr als bezweifle, …” Todd machte eine Pause, musterte Sheppard eindringlich. “… wird er sterben - wie wir alle.”

Es war nicht nur deswegen, dass es sich dieser Wraith anscheinend zur Aufgabe gemacht hatte, einen äußerst beachtlichen Pessimismus an den Tag zu legen - der selbst mit McKays Schwarzseherei problemlos konkurrieren konnte - und in genau dem falschen Moment, auch das Falsche zu sagen, sondern einfach die Tatsache, dass Todd ihm unglaublich auf die Nerven ging. Alleine dafür hätte John seinen grünen Freund nur zu gerne angeschossen - wenigstens ein bisschen - aber irgendetwas an den Worten des Wraith, die Art, wie er sie ausgesprochen hatte, ließ den Soldaten stutzig werden.

Sheppard atmete tief durch, widerstand dem Drang nicht doch noch nach seiner Waffe zu greifen und zog eine Augenbraue nach oben. “Es ist mir persönlich nicht unbedingt etwas Neues, von einem Wraith den Tod angedroht zu bekommen, aber das Sie im Augenblick wohl kaum in der Lage sind, mich umzubringen, geschweige denn sich zu nähren … “ John machte einen kurzen Wink mit seiner rechten Hand und verzog gespielt mitleidig die Mundwinkel “ … würde ich doch gerne wissen, woher Ihre Hellsichtigkeit rührt.” Todd knurrte, spannte sich an und sah tatsächlich für einen Wimpernschlag so aus, als würde er es sich wirklich überlegen, dem Soldaten auf der Stelle den Hals umzudrehen, entschied sich dann aber doch dagegen und begnügte sich mit einem abfälliges Geräusch und einem Blick, der sehr dem von Lehrern ähnelte, die gerade eine überaus dumme Frage von einem Schülern gestellt bekamen und sich ernsthaft Gedanken darüber machten, darauf zu antworten - nun ja, der Wraith wollte sein Wissen wohl mit dem dämlichen `Schüler`teilen, denn er sagte: “Falls es Ihnen entgangen ist - wir sinken. Und das schneller, als Ihre Freunde hier sein werden.”

Im dem Moment, als Todd seinen Satz beendet hatte, belegte sich John mit den wüstesten Schimpfwörtern, die ihm gerade einfielen - Idiot war noch das Freundlichste. Verdammt, daran hätte er denken müssen. So sehr sich Sheppard innerlich auch verfluchte, äußerlich behielt er die Maskerade des ernsten Soldaten bei. Es reicht auch so, dass der Wraith nur zu genau wusste, dass es John nicht einmal in den Sinn gekommen war, darüber nachzudenken, ob das Hive wohl wassertauglich war, aber das musste Todd ja nicht auch noch sehen.

“Bitte, was?!” McKay, der sich die ganze Zeit über für seine Verhältnisse wirklich überaus ruhig verhalten hatte, rappelte sich nun plötzlich stöhnend, den Arm noch immer fest an seinen Oberkörper gepresst, auf die Beine und sah nicht nur überrascht, sondern auch entsetzt aus. Anscheinend war der Soldat nicht der Einzige, dem die Tatsache entgangen war, dass ein Hive nicht eben die Queen Mary 2 war. “Ein Schiff von dieser Größe kann nicht einfach untergehen - jedenfalls nicht so schnell. Sie müssen sich irren.”
Todds Augen verformten sich zu schmalen Schlitzen, wütend fauchte er: “Anscheinend haben Sie vergessen, dass die Hälfte meines Hives im All herumschwebt und kein Schutzschild mehr vorhanden ist, dass das Wasser davon abhalten könnte, durch die Bruchstelle zu uns hinein zu fließen. Und ganz nebenbei habe ich einen Großteil meiner Mannschaft verloren - das alles dank Ihnen.” Großteil meiner Mannschaft, hallte es in Sheppards Schädel wieder. Warum nur Großteil? Bevor er allerdings die Gelegenheit bekam, das Gedachte auszusprechen, meldete sich Rodney gereizt zu Wort. “Hey, erstens vergesse ich nie etwas - oder zumindest meistens nicht - und zweitens war das nicht unsere, geschweige denn meine, Schuld, sondern Ihre.”

Der Wraith trat drohend einen Schritt auf den Wissenschaftler zu, hielt dann aber inne, als Ronon sich angespannt aufrichtete und eine Hand auf seinen Stunner legte. “Ohne Ihre Therapie … “ Todd spie das letzte Wort förmlich aus “ … wäre das erst gar nicht passiert.” John fehlte schlicht und ergreifend die Lust und so, wie es schien, auch die Zeit um sich ein Wortgefecht zwischen dem Wraith und McKay anzusehen, also begab sich der Soldat mit einem genervten “Schluss damit - alle beide!” zwischen die Fronten. “Wenn uns Ihre gegenseitigen Schuldzuweisungen hier `raus helfen würden, könnten Sie hier wegen mir den ganzen Tag weiter machen und sich alles um die Ohren werfen, was nicht niet- und nagelfest ist, aber leider tun sie das nicht - also lassen Sie`s bleiben.” Der Soldat drehte sich halb zu Todd. “Ich will zwei Dinge von Ihnen wissen. Zum einen, wie lange noch, bis das Hive gesunken ist und zum anderen … “ Sheppard sah den Wraith herausfordernd an “ … was meinen Sie mit `Großteil der Mannschaft`?” “Etwa drei Stunden”, gab Todd zurück. “Oh Gott, wir werden jämmerlich ertrinken - ich werde jämmerlich ertrinken”, begann Rodney aufgeregt zu brabbeln und fügte schon fast hysterisch hinzu: “Ich will aber nicht jämmerlich ertrinken!”

Bevor der Wissenschaftler die Gelegenheit bekam, aus seinen Worten eine dramatische Vorführung zu formen, beendete John das Spektakel mit einem energischen “McKay!”, bevor es richtig begonnen hatte und wandte sich dann wieder mit fragendem Blick an den Wraith. “Die Antwort auf meine zweite Frage?” Todd zögerte noch kurz, berichtete dann aber: “In einer der unteren Ebenen auf diesem Teil des Schiffes sind noch vier weitere Stasiskapseln.” “Und das sagen Sie uns erst jetzt?” Der Soldat konnte es nicht fassen. “Eine Sicherheitsvorkehrung”, antwortete der Wraith so, als ob diese beiden Worte sämtliche Fragen in Rauch auflösen könnten. Sheppard musste einmal tief durchatmen, um sich nicht sofort auf Todd zu stürzen und ihm jedes Haar einzeln herauszureißen. Was dachte sich dieser Wraith eigentlich? Jetzt saß das Team nicht nur auf einem sinkenden Hive fest, sondern musste sich auch noch mit vier weiteren Nervensägen herumärgern, die gerade gelernt hatte, was man mit Zähnen alles so anstellen konnte. Als John dieser Gedanke durch den Kopf ging, stellte er fest, dass es gar nicht so abwegig war, Todd dafür eine neue Frisur zu verpassen und wollte gerade eine entsprechende Bemerkung in Richtung seines grünen Freundes loslassen, als sich Rodney fast schon aufgeregt zu Wort meldete: “Die Kapseln sind noch geschlossen!”

Der Wissenschaftler hatte es irgendwie geschafft, sich unbemerkt zu einem Steuermodul zu bewegen, seinen Laptop anzuschließen und sich daran zu schaffen zu machen. “Natürlich”, meinte Todd wie selbstverständlich. “Sie werden von einer unabhängigen Energieversorgung gespeist.” “Hätten Sie das nicht gleich sagen können?”, blaffte Rodney den Wraith an. “Warum? Mich hat niemand gefragt”, antwortete Todd völlig gelassen und mit einem breiten Grinsen auf den Lippen. McKay hatte für einen Sekundenbruchteil tatsächlich einen absolut verdutzten Gesichtsausdruck, der aber eben so schnell verschwand, wie er aufgetaucht war und vor Zorn geröteten Wangen platz machte. “Warum?”, wiederholte der Wissenschaftler fassungslos und beantwortete sich noch im gleichem Atemzug die Frage selbst - und das überaus wütend. “Vielleicht deswegen, weil es mich … ich meine, uns … vor dem sicheren Tod bewahren könnte!”

Jetzt wurde auch der Soldat hellhörig. “Was meinen Sie damit?” Rodney machte ein Geräusch, als wäre es ihm allmählich zu blöd, dumme Frage zu beantworten, entschloss sich dann aber doch seine große Weisheit mit dem schnöden Fußvolk zu teilen. “Die Energie, die den Stasiskapseln zufließt, ist nicht eben üppig, aber sie könnte ausreichend sein, um die vorderen Schubdüsen zu zünden und so das Sinken des Hives aufhalten - immerhin so lange, bis wir hier `rausgeholt werden.” “Und was ist mit den Wraith, die sich in den Kapseln befinden?”, fragte Teyla misstrauisch. “Die sind dann wach”, antwortete Ronon an McKays Stelle und hatte dabei einen fast schon freudigen Gesichtsausdruck. Wenn es um die Gelegenheit ging, Todds Artgenossen ins Jenseits befördern zu können, war der Sateder der Letzte, der diese Herausforderung scheute. “Tolle Schlussfolgerung”, lobte der Wissenschaftler mit kaum zu überhörenden Sarkasmus den Hünen, murmelte aber rasch ein “Entschuldigung” hinterher, als er Ronons wütenden Blick sah und wandte sich schnell wieder an Sheppard. “Ich will wirklich nicht gefressen werden, aber ertrinken will ich noch weniger.” “Gibt es eine Möglichkeit die Wraith nicht aus ihrem Nickerchen zu reißen?”, fragte John, obwohl er eigentlich die Antwort auf seine Frage schon wusste. “Nein”, sagte McKay entschlossen. “Wenn, dann brauchen wir die ganze Energie.”

Also doch vier zahnende Nervensägen, mit denen sie sich herumärgern mussten. Es gefiel dem Soldaten zwar nicht wirklich, aber das war der einzige Plan, den sie hatten - und der war immer noch besser, als gar keiner. John nickte dem Wissenschaftler zu. “Machen Sie sich an die Arbeit.” Entgegen Sheppards Erwartung stürzte sich Rodney nicht sofort auf seinen Laptop, sonder blickte schon fast entschuldigend d`rein, sog die Luft zwischen den Zähnen durch und meinte: “Da gibt es noch einen kleinen Haken.” Ach, der eine Haken hin oder her macht jetzt auch keinen Unterschied mehr, dachte John missmutig und fragte laut: “Und welchen?” McKay druckste noch einen Augenblick herum, dann sagte er: “Naja, die Energiezufuhr kann ich von hier aus umleiten, aber jemand muss an das Steuermodul in der unteren Ebene und dort ebenfalls eine Programmierung vornehmen, weil einige der Hauptleitungen beschädigt sind - anders funktioniert es nicht” Oh, und es machte doch einen Unterschied. Dessen wurde der Soldat gerade belehrt .
John schloss die Augen, dachte fieberhaft nach. Was sollte er jetzt machen? Es war ja nicht so, dass er eine Armee zur Verfügung hätte, aber was hatte er schon für eine Wahl? Langsam, bedächtig drehte sich Sheppard zu Todd um, blickte ihn einen Augenblick lang eindringlich an und fragte: “Sie sind der Einzige, der diese Programmierung vornehmen kann, aber ich werde nicht betteln - also, helfen Sie oder nicht?”

Der Wraith ließ sich mit seiner Antwort Zeit, man konnte förmlich sehen, wie es hinter seiner Stirn arbeitete. Schließlich schien der Wraith doch noch an seinem Leben zu hängen, denn sagte, wenn auch etwas widerwillig: “Ja.”

Der Soldat atmete innerlich auf. Er würde es nie zugeben, aber in diesem Augenblick war er Todd gegenüber aufrichtig dankbar, was aber nichts daran änderte, dass er sich diese Erleichterung nicht anmerken ließ. John nickte dem Wraith knapp zu und wandte sich dann an alle: “McKay machen Sie sich an die Arbeit. Teyla und Ronon, Sie beide bleiben … “ Als der Sateder das Wort `bleiben` hörte, wollte er sofort zu einem Protest ansetzen, verstummte dann aber sofort, als Sheppard ihn mit einem `Wagen-Sie-es-nicht-zu-widersprechen-Blick` maß “ … hier und schießen auf jeden, der nicht zu uns gehört.”

John drehte sich etwas zur Seite, schluckte hart, ging einige Schritte und ließ sich dann neben dem am Boden liegenden Lorne in die Knie sinken. Evans Gesicht war aschfahl und schweißgebadet. Die Lippen waren fest zusammengepresst - dennoch drang mit jedem Atemzug ein leises, gequältes Röcheln an die Ohren der Anwesenden. Sheppard legte vorsichtig, fast schon sanft, eine Hand auf Lornes Schulter, der langsam seine Lider hob und den Soldaten aus glasigen, schattenunterlegten Augen ansah. “Hey, Ihnen ist schon klar, dass ich es als Befehlsverweigerung werte und Sie vor`s Militärgericht zerre, wenn Sie sich hier und heute einfach so aus dem Staub machen?” Mein Gott, kaum hatte der Soldat seinen Satz beendet, hätte er sich am Liebsten selbst eine Ohrfeige verpasst. Wie dämlich war er eigentlich? Er drohte doch tatsächlich einem Freund eine strafrechtliche Verfolgung im Falle dessen Todes an. Etwas dümmeres konnte ihm doch wirklich nicht einfallen. Damit hatte Sheppard wohl gerade einen Meilenstein in der Paradedisziplin `was ist das Gegenteil von Taktgefühl?` gelegt. Himmel, er war einfach nicht gut in solchen Dingen - das hatte er nun ein für alle Mal bewiesen.
Evan schien allerdings zu wissen, was ihm John mit den unglücklich gewählten Worten sagen wollte und grinste schief. “Ich such` mir `nen guten Anwalt.” “Den werden Sie nicht nötig haben.” Der Soldat grinste, fügte dann aber noch ernst hinzu: “Verstanden?”
Lorne brachte noch ein gekrächztes “Ja, Sir” heraus, bevor er von einem Hustenanfall gebeutelt wurde.
Sheppard drückte noch kurz Evans Schulter, dann erhob er sich - anscheinend zu schnell, denn die Schmerzen, meldeten sich mit einem Schlag wieder aus ihrer Verbannung zurück. Er konnte zwar ein Stöhnen unterdrücken, aber sein Gesicht verzog sich dennoch für einen Wimpernschlag zu einer Grimasse, bevor er sich wieder vollends unter Kontrolle hatte. Ihm wäre es zwar lieber gewesen, aber Dr. Keller tat John nicht den Gefallen, dessen Unachtsamkeit zu übersehen. Sofort blickte sie ihn besorgt, wollte etwas sagen, schluckte aber sämtliche ärztliche Ratschläge herunter, als der Soldat bestimmt den Kopf schüttelte und ein `Mir-geht-es-gut-Lächeln` aufsetzte, das ebenso wenig Widerspruch zuließ, wie es gespielt war. Die Ärztin kannte den Colonel mittlerweile lange genug, um zu wissen, so dass sie jetzt genauso gut mit einer Wand reden könnte - also nickte sie nur knapp und verfluchte in Gedanken diesen störrischen Mann.

Als Sheppard an Jennifer vorbei lief, flüsterte er, so dass nur sie es hören konnte: “Sehen Sie zu, dass er es schafft” und sagte dann laut, an Todd gewandt: “Ich nehme an, Sie kennen den Weg.”



Der Wraith führte John im Eiltempo durch die Gänge. Eine Tatsache, die es dem Soldaten nicht eben leicht machte, das Stechen in seiner Flanke und Schulter zu ignorieren - und ihm den Schweiß auf die Stirn trieb. Sie waren bereits seit einer halben Stunde unterwegs und Sheppard musste missmutig feststellen, dass selbst ein halbes Hive noch groß genug war, um sich darin verlaufen zu können. John fragte sich allmählich ernsthaft, wie sich Todd überhaupt zurecht finden konnte. Es war ja nicht eben so, als ob hier irgendwo Wegweiser angebracht waren, was ganz nebenbei bemerkt gar keine so schlechte Idee war und wahrscheinlich sogar überaus praktisch sein konnte, wenn man, so wie der Soldat, hin und wieder dazu gezwungen war, von einem Hive zu fliehen und nicht irgendeinen x-beliebigen Wraith nach dem Weg fragen wollte. Bei diesem Gedanken huschte ein kurzes Grinsen über Sheppards Gesicht und … “Uff”, japste John überrascht auf, der völlig unerwartet mit etwas zusammengestoßen war, nun einen Schritt rückwärts torkelte und sich gerade noch rechtzeitig fangen konnte, bevor er mit Karacho auf seinen Allerwertesten gestürzt wäre.

Verwirrt hob der Soldat den Kopf und sah sich einem knurrenden, stinksauren Todd gegenüber, dem diese Zusammenführung der besonderen Art überhaupt nicht zu gefallen schien und sich anscheinend gerade noch so selbst davon abhalten konnte, Sheppard die Kehle an Ort und Stelle aufzuschlitzen. John hätte wohl besser auf seine Schritte achten sollen, dann wäre ihm auch aufgefallen, dass der Wraith vor einer geschlossen Tür stehen geblieben war - und er hätte sich diese Tuchfühlung erspart. Es folgte ein genuscheltes “`tschuldigung” und ein unbeholfenes Schulterzucken seitens des Soldaten, der inständig hoffte, dass das reichte, um Todd wenigstens einigermaßen zu beschwichtigen - es reichte nicht. Der Wraith machte einen Satz nach vorne, packte Sheppard am Hals und drückte ihn hart gegen die Wand. “Sie …”, zischte der Wraith, verstummte aber, als er einen Druck auf seinem Brustkorb verspürte.

John hatte zwar nicht mehr ausweichen, aber dafür seine P90 heben können, was Todd allerdings nicht davon abhielt, den Griff um die Kehle des Soldaten zu verstärken. “Loslassen”, keuchte Sheppard gepresst und legte seinen Finger entschlossen auf den Abzug - etwas, was dem Wraith nicht entging. Todd ließ John los, trat einen Schritt zurück und fauchte wütend: “Sie stellen meine Geduld auf eine harte Probe, John Sheppard.” “Das Gleiche könnte ich von Ihnen behaupten”, gab der Soldat spitz zurück und rieb sich den Hals, noch immer die Waffe auf den Wraith gerichtet, was dieser mit einer Mischung aus amüsierten und misstrauischen Blick quittierte. “Wollen Sie mich etwa erschießen?”
“Kommt d`rauf an.” John musterte seinen Gegenüber skeptisch. “Wenn Sie mir gleich wieder an die Gurgel springen.”
“Jetzt nicht - vielleicht später”, meinte Todd mit einem Grinsen auf den Lippen. Verdammter Wraithhumor - war das nun ein Witz oder eine Drohung. Wahrscheinlich von beidem etwas. Eigentlich konnte das dem Soldaten auch egal sein. Er hatte so oder so keine Wahl. Er brauchte Todd - und das wusste sein grüner Freund auch.

John zögerte noch einen Moment, dann senkte er das Maschinengewehr und fragte: “Warum sind Sie stehen geblieben?”
“Wegen der Tür”, antwortete der Wraith trocken. Sheppard verdrehte genervt die Augen, überlegte ernsthaft, ob er nicht doch wieder seine P90 anheben sollte, entschied sich dann aber doch, des Friedenswillen, dagegen und begnügte sich mit einem zornigen Funkeln in den Augen, von dem er hoffte, dass es Todd vielleicht doch noch zu einer anständigen Antwort bewegen könnte - und das tat es tatsächlich. Wahrscheinlich nicht wegen Sheppards “Du-stresst-mich-Blick”, sondern eher aus informativen Gründen - aber immerhin. “Dahinter befindet sich das Steuermodul und die vier Stasiskapseln. Ich hielt es für angebracht, Sie darüber in Kenntnis zu setzen” … aber wenn ich gewusst hätte, dass Sie zu dämlich sind, um einen Fuß vor den Anderen zu setzen, hätte ich mir die Mühe gerne erspart und Sie ohne Vorwarnung eigenhändig erwürgt … das sprach der Wraith zwar nicht aus, aber der Soldat wusste auch so, dass etwas derartiges in Todds Kopf herumspukte.
“Herzlichen Dank …” John machte eine auffordernde Geste “… und jetzt öffnen Sie die Tür.”

Sheppard hatte mit einigem gerechnet - vier unzivilisierte, hässliche Kreaturen, die in ihm die Mahlzeit ihres Lebens sahen - aber nicht damit.
Der gesamte Raum stand einen Meter unter Wasser und der einzige Grund, weshalb die Beiden sich noch an ihrer trockenen Kleidung freuen konnten war, dass sie sich am oberen Ende einer Treppe befanden. Die vier Stasiskapseln, allesamt leer - wäre auch zu schön gewesen, wenn sich McKay geirrt hätte - gaben ein orangenes, düsteres, fast schon sanftes, Licht ab, das sich in dem sich kräuselten Nass spiegelte.
Der Soldat seufzte. “Wohin?”
“Dort”, antwortete der Wraith knapp und deutete mit einem Nicken auf eine Konsole, die sich an der gegenüberliegenden Wand befand.
“Na, dann mal los”, sagte John, sah Todd auffordernd an, machte aber selbst keine Anstalten sich auch nur einen Zentimeter von der Stelle zu bewegen.
Der Wraith runzelte fragend die Stirn. “Worauf warten Sie?”
“Hey, Sie sind doch derjenige, der diese Programmierung beherrscht, nicht ich - also, warum sollte ich jetzt darunter gehen?” Plötzlich grinste Sheppard und fügte höchst amüsiert hinzu: “Oder haben Sie etwa Angst?”
Todd sparte sich jegliche Antwort, gab ein Knurren von sich und schritt entschlossen die Treppe hinab. Unten angekommen reichte ihm das Wasser bis zur Hüfte, was es dem Wraith nicht gerade einfach machte, das Steuermodul schnell zu erreichen - eine Tatsache, die in dem Soldaten die Schadenfreude weckten. Sollte sich Todd ruhig abmühen.

Es vergingen vielleicht fünf, allerhöchstens zehn, Minuten, aber Sheppard hatte den Eindruck, als ob er schon seit einer kleinen Ewigkeit herumstand und darauf wartete, dass der Wraith endlich mit seiner Arbeit fertig wurde. Es war ja nicht so, als ob sie mit massig Zeit gesegnet waren - der Gegenteil war der Fall. “Wie lange noch?”, fragte John unruhig. Todd stand mit dem Rücken zu dem Soldaten, was aber nichts daran änderte, dass Sheppard seine linke Hand darauf verwettet hätte, dass der Wraith in diesem Moment genervt seine Augen nach oben verdrehte. “Moment.”
Der Soldat hatte sich bereits eine Antwort zurecht gelegt - wie lange denn ein Moment bei ihm daure, nur so, um bescheid zu wissen, ob er noch schnell ein Nickerchen einlegen könnte - schluckte aber seine Stichelei herunter, als er hinter sich ein Geräusch hörte - ein Fauchen, das näher war, als John lieb gewesen wäre. Sheppard drehte sich mit einem Ruck herum, seine P90 schussbereit, und sah … ins Leere. Da war nichts.
Der Soldat kniff seine Augen zusammen, lief zwei, drei Schritte in den Gang und suchte diesen vor sich ab, Zentimeter für Zentimeter, aber er sah noch genauso aus, wie schon vor ein paar Minuten.

“Halluzinationen?”, hörte John Todd hinter sich fragen - mit unüberhörbarer Gehässigkeit in der Stimme. Sheppard wollte sich gerade umdrehen, um dem Wraith vielleicht doch noch einmal zu verdeutlichen, dass der Soldat derjenige mit der Waffe in der Hand war, nicht Todd, doch dann wieder ein Fauchen - näher dieses Mal, zu nahe - gepaart mit einem langgezogenen Faden, irgendeiner zunächst undefinierbaren, zähen Flüssigkeit, die sich gerade ihren Weg auf Johns Schulter bahnte und dort mit einem leisen “Plöp” landete. Einen Wimpernschlag lang stand der Soldat einfach nur da, dann, nach einer schier endlosen Sekunde, wanderten seine Augen langsam nach oben und weiteten sich vor Schrecken. An der Decke, genau über Sheppard, hing ein Wraith, sich mit seinen Klauen in das organische Material des Hives bohrend, zähnebleckend und aus geschlitzten Pupillen animalisch stierend.
John riss seine Waffe hoch, wollte schießen, aber er war zu langsam. Sein Gegner ließ sich fallen und landete mit seinem vollen Gewicht auf dem Soldaten, der das Gleichgewicht verlor und mit samt seinem neugewonnen `Freund` schwer zu Boden krachte. Der Wraith rammte Sheppard eine Hand auf dessen Brust, bohrte seine Nägel in das Fleisch, mit der Anderen packte er Johns Handgelenk und verdrehte es schmerzhaft nach hinten.

Der Soldat stöhnte auf, wollte seine P90 anheben, wogegen sein Gegner eindeutig etwas hatte, denn er riss ihm die Waffe aus der Hand und schleuderte sie gegen die nächstbeste Wand. Der Wraith war dadurch abgelenkt, nur eine Sekunde, aber die reichte Sheppard. Blitzschnell winkelte John den freien Arm an und schlug seinem Gegner den Ellenbogen gegen die Schläfe, was diesem zwar keine sonderlichen Schmerzen zufügte, aber immerhin dafür sorgte, dass der Wraith für einen Augenblick schlicht und ergreifend überrascht ob der Widerspenstigkeit seinen Opfers war. Der Soldat nutzte diese Gelegenheit. Er zog die Beine an, rammte seine Füße mit aller Macht in den Bauch seines Gegner, der daraufhin hochgeschleudert wurde und einen Meter weiter mit einem erstickten Laut aufschlug. Sheppard sprang sofort auf die Beine, zog noch während der Bewegung seine Pistole aus dem Halfter und feuerte ohne zu zögern auf den vor Wut knurrenden Wraith, bis dieser regungslos liegen blieb.

Keuchend drehte John sich um und konnte kaum fassen, was er sah. Todd stand seelenruhig an dem Steuermodul - er hatte sich doch tatsächlich nicht mal einen einzigen, winzigen Millimeter in die Richtung des Soldaten bewegt, so dass der Wraith wenigsten hätte behaupten können, ob nun wahr oder nicht, dass er helfen wollte - tippte mit einer Gelassenheit auf der Tastatur herum, dass man meinen könnte, er hätte alle Zeit der Welt und … ja … er hielt es noch nicht einmal für nötig überhaupt Sheppard anzublicken, der sich bereits mit einem überlauten Räuspern bemerkbar gemacht hatte. “Herzlichen Dank auch für die Hilfe”, bemerkte John zynisch.
Jetzt endlich hob Todd den Kopf, allerdings nicht wegen den Worten des Soldaten, sondern wegen einer Bewegung in Johns Rücken, die ihm entgangen war, dem Wraith aber nicht. “Hinter Ihnen.”
Sheppard kniff die Augen zusammen und drehte sich um. Das darf doch nicht war sein. “Wirst du wohl sterben wollen”, murmelte der Soldat, während er noch einen Wimpernschlag lang ungläubig auf den sich plötzlich nicht mehr ganz so regungslosen Körper des Wraith starrte, dann abermals seine Pistole hob, den Abzug durchdrückte und das gleich ein paar Mal - nur zur Sicherheit.

John wandte sich zu Todd und wusste nicht so recht, was er sagen sollte, öffnete seinen Mund und schloss ihn gleich wieder, ohne dass auch nur ein Laut hervor gedrungen wäre. Der Wraith hingegen meinte fast schon höhnisch: “Sie sollten besser aufpassen …” Todd grinste “… so etwas könnten Sie eines Tages mit Ihrem Leben bezahlen.”
Konnte der Wraith nicht diese eindeutig, zweideutigen Bemerkungen lassen? Gut gemeinter Ratschlag oder Drohung - Sheppard durfte sich einmal mehr aussuchen, welche der beiden Varianten er Glauben schenken wollte. Der Soldat neigte seinen Kopf leicht schräg, funkelte Todd genervt an und meinte: “Sind Sie endlich fertig oder spielen Sie da unten nur?”
Der Wraith fauchte wütend. “Wenn Sie wollen, können Sie das hier gerne übernehmen.”
John wollte etwas erwidern, behielt aber sämtliche wütenden Bemerkungen für sich, als er aus dem Augenwinkel heraus eine Bewegung wahrnahm - unscheinbar, kaum merklich, aber doch auffällig genug, um aufzufallen.

Der Soldat hob seinen Kopf, blickte seitlich nach oben, aber er konnte so gut wie nichts erkennen. Es war auch nicht eben förderlich, dass auf einem Hive quasi standardmäßig schlechtes, düsteres Licht herrschte, dass hier auch noch, durch die Bruchlandung, entweder flackerte oder überhaupt nicht funktionierte - einzig die Stasiskapseln spendeten gleichbleibende Helligkeit, die allerdings nicht eben mit einem Flutlicht verwandt war. Im Prinzip konnte Sheppard lediglich Schatten erkennen, deren Ränder ab und an etwas verschwammen und damit hatte es sich dann auch. John wollte sich schon damit abgeben, dass er sich das nur eingebildet hatte, aber als er bemerkte, dass Todd nicht minder aufmerksam in die selbe Richtung wie der Soldat blickte, entschied er sich doch dazu, sämtliche Schimpfwörter, mit denen er gerade seine menschlichen Sinne belegt hatte, zurückzunehmen. Gute Entscheidung, denn in diesem Moment gab es hinter Sheppard ein leises “Dong” und der Boden unter seinen Füßen vibrierte leicht.

Ein weiterer Wraith hatte sich an John, sich wie sein Vorgänger an der Wand entlang hangelnd und verborgen in den Schatten, herangepirscht und sich nun dazu entschlossen, dass er lange genug auf eine Mahlzeit gewartet hatte. Der Soldat reagierte schnell, aber es reicht trotzdem nicht. Sein Gegner riss Sheppard die Pistole aus der Hand, noch bevor er die Chance hatte, abzudrücken, warf diese im hohen Bogen ins Wasser, packte ihn am Genick und presste John hart mit dem Bauch gegen die Wand. Der Soldat langte mit dem Arm hinter sich, bekam irgendeinen Kleidungsfetzen zu fassen und riss mit aller Macht daran. Eigentlich rechnete er nicht damit, dass es funktionierte, aber das tat es. So schön kann manchmal irren sein. Der Wraith kam für einen kurzen Augenblick ins Taumeln, was Sheppard nutzte, um sich mit einer Hand und einem Fuß abzustoßen und gegen seinen Gegner zu werfen, der nun endgültig stürzte. Noch im Fallen drehte sich John um, legte seine Hand um den Hals des Wraith und drückte, am Boden angekommen, unerbittlich zu, aber sein Gegner ließ sich dadurch nicht wirklich aus der Ruhe bringen, denn er bäumte sich auf, griff nach dem Haar des Soldaten und zerrte ihn zur Seite und nach unten, so dass plötzlich Sheppard auf dem Rücken lag und das zähnefletschende Gesicht des Wraith über ihm war.

Der Soldat schlug seinem Gegner ein paar Mal mit der Faust ins Gesicht, aber das schien den Wraith nur noch wütender zu machen, als er ohnehin schon war. Aus dem Augenwinkel heraus konnte John Todd erkennen, der sich in seine Richtung bewegte und bereits ein gutes Stück vom Steuermodul entfernt war. Ja klar, jetzt, urplötzlich, entdeckte der Wraith seine hilfsbereite Seite, aber vorher war das natürlich nicht möglich gewesen. Was war nur mit diesem Kerl los? Eigentlich sollte er sich darüber freuen, tat er aber nicht. Todd sollte um Himmels Willen das zu Ende bringen, was er angefangen hatte - diesen verdammten Code eingeben, sonst würde bald dieses dämliche Hive sinken. Sheppard holte tief Luft und drückte seine Daumen, so sehr es in auch anwiderte, in die Augen seines Gegners, der daraufhin zurückschreckte. “Ich schaff` das, also machen Sie gefälligst Ihre Arbeit und programmieren Sie endlich dieses scheiß Teil!”, rief der Soldat dem Wraith zu, der ihn ernsthaft irritiert ansah.

In diesem Moment hatte sich sein Gegner wieder gefangen, packte Johns Schulter und schmiss ihn, trotz heftiger Gegenwehr, auf die Beine, nur um ihn mit Schwung quer über das Geländer der Treppe zu werfen. Sheppard hatte das Gefühl, als würde er auf Stein landen. Das Wasser schlug ihm über das Gesicht. Er wollte durch die Oberfläche brechen, Luft holen, aber der Wraith war schon bei ihm und drückte den Soldaten nach unten. John versuchte den eisernen Griff zu lösen, sich zu wehren, aber alles, was er erreichte war, dass der Gegner seinen Arm erwischte und diesen derart nach hinten verdrehte, dass Sheppard aufschrie und damit sämtlichen Sauerstoff aus seinen Lunge stieß. Ein schwerer Fehler. Keine Sekunde später spürte der Soldat, wie seine Kräfte nachließen, seine Luftröhre brannte. Ein Druck breitete sich in seinen Schädel aus, nahm von Sekunde zu Sekunde zu, schien alles andere auszublenden. Dunkelheit schien mit gierigen Fingern nach ihm zu greifen, verlangte nach seinem Bewusstsein. Verführerische Stille machte sich in Johns Gedanken breit. Er spürte gerade noch, wie sich der Griff seines Gegners lockerte, dann übermannte ihn die Finsternis.

Irgendetwas schüttelte Sheppard, rief seinen Namen, schlug ihm ins Gesicht und … warum wurde er eigentlich derart malträtiert? Der Soldat lauschte in sich hinein. Seine Lungen brannten wie Feuer, sein Körper schmerzte - warum? John konzentrierte sich, versuchte krampfhaft seine Gedanken zu ordnen - alles schien schwammig, nicht greifbar zu sein - und stocherte in seiner Erinnerung herum, dann, wie aus dem Nichts, überkamen ihn die Bilder: Wraith, Kampf, Wasser, Ertrinken.
Weit riss Sheppard seine Lider auf und hatte Todds Gesicht vor Augen, der ihn am Kragen seiner Weste hielt und den Soldaten skeptisch - hätte es der Soldat nicht besser gewusst, würde er sogar behaupten sorgenvoll - musterte. Gleichzeitig schnappte John nach Luft und spuckte einen kleinen Schwall Wasser heraus. “Das war knapp”, hustete Sheppard, der sich, noch während er die Worte aussprach, selbst für seine Untertreibungskünste in Gedanken lobte. Knapp war gut, verdammt knapp traf es um einiges besser.
Nachdem Todd John noch einen weiteren Wimpernschlag eindringlich begutachtet hatte, schien er mit seiner Inspektion zufrieden zu sein, befand den Soldaten für lebendig genug, gab ein Geräusch von sich, dass eine Mischung aus genervten Kurren und tatsächlich erleichterten Seufzen war und ließ Sheppard ohne Vorwarnung los.

Der Soldat musste seine Beine regelrecht dazu nötigen, nicht einfach unter der unerwarteten Belastung wegzusinken. Qual breitete sich plötzlich in ihm aus. Er hatte das Gefühl jeden einzelnen Knochen in seinem Körper zu spüren, selbst diejenigen, von denen er nicht einmal gewusst hatte, dass sie überhaupt existieren. Sein Handgelenk pochte, von der Schulter breitete sich ein peinigendes Stechen aus, dass bis in die Fingerspitzen reichte und seine Flanke schien in Flammen zu stehen, brannte, schmerzte derart, dass ihm fast die Luft wegblieb. John presste einen Arm auf die Rippen, atmete gepresst und so flach wie möglich. Schwindel überkam ihn. Seine Ohren rauschten und er hatte den Eindruck, als könnte er seinen eigenen Puls hören, spüren, wie sein Herz gegen die Brust hämmerte. Der Wraith packte Sheppard an der Schulter und schlug ihm mit der flachen Hand ins Gesicht.
“Konzentrieren Sie sich!”, fauchte er energisch. John biss die Zähne zusammen, verdrängte das dumpfe Gefühl aus seinem Kopf, zwang sich dazu, ruhig und gleichmäßig Luft zu holen - es funktionierte, wenn auch nur langsam. Mit Mühe und dank des Adrenalins in seinem Blut drängte er die Schmerzen auf ein erträgliches Maß zurück, zwang sich, die Qual schlichtweg zu ignorieren. Der Soldat wusste, dass sich sein Körper früher oder später für diese Maßnahme bei ihm rächen würde, aber im Moment blieb Sheppard nichts anderes übrig - Augen zu und durch.

John atmete einmal tief durch und richtete sich dann zur Gänze auf, seine Gesichtszüge wieder voll unter seiner Kontrolle. Welche Anstrengung ihn das kostete, verriet keine unbedachte Bewegung, kein leichtes Zucken, lediglich der verbissene Blick und das verräterische Arbeiten der Kiefermuskeln ließ erahnen, dass sich der Soldat ernsthaft zusammenreißen musste, um sich aufrecht zu halten. Der Wraith musterte Sheppard aufmerksam, seine Hand auf Johns Schulter ruhend. Der Soldat hatte so das Gefühl, dass Todd dies nicht tat, um ihn noch einmal zu schütteln, sondern aus dem simplen Grund, um ihn halten zu können, falls er doch noch zusammensacken sollte - eine Erkenntnis, die Sheppard durchaus irritierte und ihm überhaupt nicht gefiel. Er hatte dem Wraith bereits mehr Schwäche gezeigt, als ihm lieb war. Todd entging Johns halb verwirrter, halb verärgerter Ausdruck nicht. Einen Wimpernschlag lang schien der Wraith sich darauf keinen Reim machen zu können, doch dann blieb sein Blick an seinen eigenen Fingern haften. In diesem Augenblick bemerkte Todd erst, dass er noch immer den Soldaten berührte, was ihn selbst derart überraschte, dass er fast schon entsetzt seine Hand zurückzog, von einem wütenden Grollen begleitet. Sofort wandte sich der Wraith um und schritt in Richtung des Steuermoduls davon. “Sind Sie immer noch nicht fertig?”, fragte Sheppard. Wie lange konnte es denn bitte schön dauern, etwas so zu programmieren, dass es das machte, was man wollte? So schwer konnte das doch gar nicht sein.

Todd hielt mitten in der Bewegung inne, drehte sich mit einem Ruck zu John um und durchbohrte den Soldaten förmlich mit solch einem finsteren Blick, dass selbst der Soldat zurückzuckte. “Ihre Rettung hat mich Zeit gekostet.” Die Stimme des Wraith zitterte, klang bedrohlich.
Sheppard wusste zwar nicht genau, weswegen Todd stinksauer war, aber er konnte es fast schon spüren, wie der Wraith mit sich rang, um die Kontrolle über sich selbst zu behalten. Rasch hob John beide Hände und sagte hastig: “ Schon gut, hab` verstanden. Klappe halten ist angesagt.”
Todd gab ein raubtierhaftes Zischen von sich, dann setzte er, ohne auch nur noch ein Wort zu sagen, seinen Weg fort. Am Steuermodul angekommen, hämmerte er mit derartiger Gewalt auf die Tastatur ein, dass der Soldat bei diesem Anblick nur noch die Stirn runzeln konnte, aber sich hütete, auch nur irgendetwas von sich zu geben, was nur im Entferntesten an Sprache erinnerte. Sheppard hatte keine Angst vor dem Wraith - eher eine gehörige Portion Respekt - aber er wollte es auch nicht darauf ankommen lassen.

John ließ seinen Blick durch den Raum schweifen, bemerkte erst jetzt die Leiche seines Angreifers, die ein paar Meter vor ihm bäuchlings auf dem Wasser trieb. Sein Kopf war seltsam verdreht - der Wraith hatte ihm wohl das Genick gebrochen.
Seine Augen wanderten weiter und blieben für einen kurzen Moment an Todd haften. Es war ihm gerade nicht aufgefallen, aber der Wraith hatte ein paar neue Kratzer am Arm und Oberkörper, die zwar nicht sehr schlimm aussahen, aber trotzdem bluteten. Kein gutes Zeichen. Im Normalfall müssten die Wunden bereits begonnen haben zu heilen. Der Soldat ahnte, dass Todd allmählich selbst an seine Grenzen kam, auch wenn der Wraith sich das nicht anmerken ließ.
Sheppard konnte nur hoffen, dass Todds Kräfte noch eine Weile reichen würden, denn sie hatten noch den Rückweg und zwei weitere Gegner vor sich.

Instinktiv wollte John bei diesem Gedanken nach seiner Pistole greifen, rügte sich dafür innerlich aber sofort. Besagte Waffe lag irgendwo im kühlen Nass und würde da leider auch bleiben. Sie zu suchen wäre Blödsinn - sie zu finde wäre so gut wie unmöglich und daher schlicht und ergreifend Zeitverschwendung. Aber seine P90 musste irgendwo oben im Gang liegen, wahrscheinlich nicht einmal weit entfernt, aber diese glorreiche Erkenntnis änderte nichts daran, dass er besagtes Maschinengewehr nun holen musste - schließlich hatte er keine sonderlich große Lust, sich den nächsten Angreifern in mittelalterlichem Zweikampf zu stellen.

Etwas mühselig setzte sich Sheppard in Bewegung und musste feststellen, dass das Wasser ein ganzes Stück gestiegen war - es reichte ihm mittlerweile bis zum Brustkorb und das machte das Vorankommen schwer. Es dauerte zwar nicht sonderliche lange, bis John die Treppe erreicht hatte, aber dennoch kam es ihm wie eine kleine Ewigkeit vor. Mit triefender Kleidung hangelte sich der Soldat die Sprossen nach oben und musterte aufmerksam seine Umgebung, inspizierte jede Ecke und jeden Schatten - er hatte schließlich nicht vor, mit offenen Armen in eine Falle zu laufen. Der Soldat späte seitlich, an die Wand gepresst, in den Gang. Nirgends gab es eine verräterische Bewegung oder ein warnendes Geräusch. So, wie es aussah, meinte es das Schicksal wenigstens diese eine Mal gut mit ihm, aber so richtig wollte er seinem Glück nicht glauben. Vorsichtig trat Sheppard in den Türrahmen und suchte den Boden ab, was sich durch die hiesigen Lichtverhältnisse nicht gerade einfach gestaltete, aber nach ein paar Sekunden entdeckte er seine P90, die sich John sofort mit einem triumphierend Grinsen unter den Nagel riss. Na, immerhin.

Ein Knacken, das zunächst nur leise war, dann aber rasch an Lautstärke zunahm, drang an die Ohren des Soldaten, ließ ihn auf der Stelle herumwirbeln und auf die Treppe laufen. Er konnte Todd sehen, der seinen Kopf in den Nagen gelegt hatte und nach oben starrte. Sheppard folgte dem Blick des Wraith und sog keine Sekunde später erschrocken die Luft ein. Über die ganze Decke breiteten sich feine, filigrane Risse aus, die aber schnell um ein vielfaches breiter wurden, fast schon wie Kluften wirkten. Es dauerte nicht lange, dann fielen bereits die ersten Teile herunter. John musste kein Wissenschaftler sein, um zu wissen, was gleich passieren würde. “Die Decke stürzt ein!”, rief er und musste verblüfft feststellen, dass Todd sich nicht, entgegen seiner Erwartung, schleunigst aus dem Staub machte, sondern inzwischen wieder energisch auf der Tastatur des Steuermoduls herumhämmerte, gepflegt die Warnung des Soldaten ignorierte und scheinbar unbeeindruckt antwortete, wenn Sheppard auch glaubte, ein nervöses Zittern in der Stimme herauszuhören: “Die Programmierung ist fast abgeschlossen.”

In diesem Augenblick ertönte ein ohrenbetäubendes Geräusch, dann, von einer Sekunde auf die Andere, krachte die Decke nach unten. John sprang reflexartig in den Gang zurück, konnte sehen, wie riesige Bruchteile nach unten stürzten, Wasser in die Höhe spritzte und Funken sprühte. Das Schauspiel dauerte nicht lange, war so schnell wieder vorbei, wie es angefangen hatte, was aber die Zerstörung in keinster Weise gemindert hat.
In der Decke klaffte ein riesiges Loch, überall lagen Trümmer und Todd … verdammt, wo zum Henker war der Wraith? Der Soldat ließ rasch seinen Blick durch den Raum schweifen, aber er konnte Todd nirgends erkennen. Sheppard fluchte lauthals, atmete einmal ruhig ein, hechtete ins Wasser und kämpfte sich verbissen an den Bruchstücken vorbei. Er riss sich die Kleidung auf, verletzte sich an den scharfen Kanten, ließ sich aber davon nicht aufhalten. Im Gegenteil - John biss die Zähne zusammen, versuchte sich noch schneller seinen Weg zu bahnen. Instinktiv wusste der Soldat, dass er sich beeilen musste.

Völlig außer Atem und zerschrammt erreichte Sheppard endlich das Steuermodul und konnte auch jetzt keinen Todd erkennen. Wo zum Teufel steckte dieser Wraith? Er mochte viele Fähigkeiten besitzen, aber in Luft auflösen konnte er sich dann doch nicht. Irritiert suchte John die Umgebung ab, konnte durch Zufall aus dem Augenwinkel heraus eine Bewegung unter Wasser erkennen - Todds Hand glitt haltlos, vielleicht auch haltsuchend, durch das Nass. So schnell er konnte, bewegte sich der Soldat in die Richtung, in der er den Wraith vermutete. Sheppard holte tief Luft und tauchte kurzerhand unter. Das Wasser war trüb und die Sicht sehr kurz. Verschwommen konnte er Todds Körper erkennen, der sich nur noch erschreckend wenig bewegte und einen dunklen Schatten, der auf dessen Beinen lag. Der Wraith war eingeklemmt. Hastig erhob sich Sheppard, füllte seine Lungen mit frischem Sauerstoff und tastete mit vom Salzwasser brennenden Augen nach dem Trümmerstück. Als er es gefunden hatte, drückte er sich unter größter Anstrengung dagegen, wollte es beiseite drücken und schaffte es sogar, das Stück ein paar Zentimeter anzuheben, doch dann rutschte er mit dem Fuß ab und verlor den Halt - das Bruchstück fiel einfach wieder nach unten.

Entsetzt musste Sheppard feststellen, dass Todd unter dessen nicht einmal mehr mit dem kleinen Finger zuckte. Rasch suchte John den Kopf des Wraith und tastete sich zu dessen Halsschlagader vor - sein Puls war schwach und verlangsamt. Die Zeit rannte dem Soldaten davon. Wenn er Todd nicht schnell freibekam, würde er sterben - Wraith hin oder her, aber auch sie mussten atmen und konnte nicht ewig die Luft anhalten. Und wenn Sheppard bedachte, wie lange er bis hier her gebraucht hatte, dann … nein, noch gab er nicht auf.

Keuchend und die schlimmsten Schimpfwörter herausschreiend, mobilisierte John all seine Kräfte und stemmte sich mit aller Macht gegen das Trümmerstück. Wieder brachen Schmerzen in Schulter und Flanke hervor, drohten den Soldaten zu bremsen, aber mit einem Schütteln verdrängte er abermals die Pein. Nur noch wütender rammte er sich gegen den Gegenstand und endlich, nach einer schrecklichen, unendlich erscheinenden Sekunde, bewegte es sich endlich. Noch während Sheppard das Trümmerstück nach oben hob, packte er gleichzeitig Todds Arm und zog daran. Erst geschah gar nichts. Fast schon verzweifelt presste John aus fest zusammengepressten Kiefern hervor: “Du dämlicher Idiot! Wirst du dich wohl befreien lassen!” Der Soldat spürte, wie seine Kräfte schwanden. Lange würde er das nicht mehr durchhalten. Unter einem letzten Schrei zerrte Sheppard unter größter Mühe an dem Wraith und tatsächlich, er fühlte, wie Todd ein kleines Stück unter dem Brocken hervorrutschte. Ein Hoffnungsschimmer. John hätte es nicht für möglich gehalten, aber er verdoppelte noch einmal seine Anstrengungen und bekam den Wraith frei. Schnell hob er Todds Kopf über Wasser, tastete unbeholfen nach dessen Herzschlag und atmete erleichtert auf - der Wraith lebte.

Warum freute er sich überhaupt darüber? Todd und er waren ja nun wirklich nicht die besten Freunde, aber dennoch - der Wraith hatte vorhin sein Leben gerettet und anstatt sich davon zu machen, als die Decke dabei war, sich in ihre Bestandteile zu zerlegen, war Todd an Ort und Stelle geblieben, um die Programmierung zu Ende zu bringe. Der Soldat würde es nie zugeben, aber in diesem Moment empfand er so etwas wie Bewunderung für den Wraith.
Sheppard schüttelte den Kopf und damit auch seine Gedanken ab, konzentrierte sich wieder auf Todd. Er hob den Arm und schlug seinen Gegenüber mit der flachen Hand mitten ins Gesicht. Als John das laute “Klatsch” hörte, musste er schadenfroh Schmunzeln - jetzt durfte der Wraith einmal seine eigene Medizin kosten. Geschah ihm nur ganz recht. Der Soldat wurde schließlich auch nicht sanfter aus der Bewusstlosigkeit geweckte. Abermals verpasste er Todd eine Ohrfeige, doch der wollte noch immer nicht seine Lider heben. “Hey, Augen auf, genug geschlafen!”, sagte Sheppard mehr als laut und wollte gerade die Wange des Wraith mit seiner Faust in Bekanntschaft bringen, kam aber nicht dazu. Todds Hand schnellte plötzlich nach oben und packte Johns Handgelenk. “Noch einmal und ich befördere Sie höchstpersönlich ins Jenseits”, fauchte der Wraith, wollte bedrohlich klingen, aber der Grusel-Effekt wurde sofort durch einen Hustenanfall und das Herausspucken von Wasser zu Nichte gemacht. Die Schadenfreude erreichte gerade in dem Soldaten ein Höchstmaß an Befriedigung - Todd erging es gerade genauso, wie ihm noch vor ein paar Minuten und das war eine Tatsache, die Sheppard fast schon die Freudentränen in die Augen trieben.

Der Wraith schien zu erahnen, welche Gedanken zu dem dämlichen Grinsen auf Sheppards Gesicht gehörten, also riss er sich mit einem wütenden Knurren los, nur um sofort an die Gesetzte der Schwerkraft erinnert zu werden. Todds Beine trugen ihn nicht und damit hatte John auch gerechnet. Rasch griff der Soldat nach dem Wraith, schlang einen Arm um seine Hüfte und stützte ihn so. Der Soldat wusste, dass das nichts war, was Todd gefiel und bevor dieser überhaupt noch einmal die Möglichkeit bekam, zu protestieren, geschweige denn sich zu wehren, meinte Sheppard rasch mit ernstem Tonfall: “Stellen Sie sich nicht so an. Ich hab` mir mit Sicherheit nicht die Mühe gemacht, Sie zu retten, nur um jetzt mit anzusehen, wie Sie Ihr Stolz in den Tod treibt.” John hatte eigentlich damit gerechnet, dass der Wraith immerhin den Versuch machen würde, sich zu widersetzen, aber da hatte er sich getäuscht. Todd presste zwar derart fest die Lippen aufeinander, dass von ihnen kaum mehr etwas zu sehen war und maß den Soldaten mit einem finsteren Blick, der jedes Kind zum Heulen gebracht hätte, aber damit hatte es sich dann auch. Etwas überrascht, aber zufrieden klopfte Sheppard sich innerlich selbst auf die Schulter - braver Junge. Mit einem Lächeln fügte John noch hinzu: “Und keine Sorge, ich werd`s keinem erzählen.”

Der Wraith verdrehte genervt die Augen nach oben, kommentierte aber den Spruch des Soldaten nicht und schlug ein anderes Thema ein. “Die Programmierung ist noch nicht ganz abgeschlossen.’”
Sheppard hob beide Augenbrauen. “Oh, super. Wir haben ja jede Menge Zeit und, wenn ich mich hier so recht umsehe …” John machte eine ausholende Geste mit seinem freien Arm “… dann ist das doch ein super Arbeitsplatz. Fehlen nur noch ein paar Zimmerpflanzen und `ne nette Tapete.”
Todd betrachtete den Soldaten aus den Augenwinkeln und schüttelte leicht den Kopf. “Bringen Sie mich einfach zum Steuermodul.”
Mit einem Seufzen brachte Sheppard den Wraith zum gewünschten Zielort und wollte sich schon mental auf weitere, unendlich erscheinende Minuten des Herumstehens und Löcher in die Wand Starrens vorbereiten, aber Todd drückte lediglich noch eine Taste und meinte staubtrocken: “Wir können gehen.” John blickte den Wraith aus ungläubigen Augen an, wusste nicht, was er sagen sollte. Todd grinste hämisch und meinte nur: “Ich sagte doch, die Programmierung ist fast abgeschlossen.”



Der Wraith ließ sich zu Beginn noch stützen, aber es dauerte nicht lange, vielleicht ein paar Minuten, dann schüttelte er den Soldaten mehr oder minder grob ab, straffte sich und marschierte alleine vorne weg. Sheppard runzelte lediglich über dieses Verhalten die Stirn und behielt jegliches Kommentar für sich. Es würde so oder so nichts nützen und auf eine Grundsatzdiskussion über “Helfen und helfen lassen” hatte er beim besten Willen keine Lust, ganz davon abgesehen, dass er diese wahrscheinlich eh verlieren würde. Immerhin war er auch kein strahlendes Vorbild im Bezug auf dieses Thema gewesen. John war schon immer gut darin gewesen, sich in irgendwelche Kamikaze-Aktionen zu begeben und das auch trotz besseren Wissens. So unterschiedlich Todd und er auch waren, eines hatten sie doch gemeinsam - den Stolz.

Nach einer Weile überkam den Soldaten ein komisches Gefühl, was nicht nur mit dem sinkenden Adrenalinspiegel und den damit steigenden Schmerzen zu tun hatte. Er kannte sich zwar nicht besonders auf diesem Hive aus, aber selbst ihm fiel allmählich auf, dass sich es hier unter Garantie nicht um den selben Weg handelte, den sie auch gekommen waren. Sheppard verfluchte in Gedanke dieses dämliche Virus. Es war so schon schwer genug, auch ohne, dass Wände sich auflösten oder aus dem Boden geschossen kamen, wie Unkraut. Todd musste das schon längst aufgefallen sein, dennoch hatte er darüber kein Wort verloren - eigentlich hatte er die ganze Zeit über noch nicht einmal ein Fauchen, Knurren oder sonst irgendein Geräusch von sich gegeben, was normalerweise so typisch für die Art der Wraith war. Wenn John es genauer bedachte, war ihm das Schweigen eigentlich auch lieber, so lief er immerhin nicht Gefahr irgendetwas Dummes zu sagen, aber dennoch, er wollte schon wissen, wie Todd gedachte, wieder zurückzufinden, wenn sich hier der ganze Laden von alleine umbaute.
Sheppard wollte gerade eine entsprechende Bemerkung machen, als Todd abrupt an einer Weggabelung stehen blieb und hastig ein paar Schritte rückwärts machte. John hatte zwar keine Ahnung, was los war, tat es ihm aber gleich, schluckte sämtliche Worte, die er sich gerade noch zurecht gelegt hatte, herunter und begnügte sich damit, den Wraith fragend anzusehen. Der fackelte nicht lange, schnappte den Soldaten am Arm und zerrte ihn einfach durch die nächstbeste Tür im Gang.

Bevor Sheppard die Gelegenheit bekam, Todd einen verwirrten Blick zuzuwerfen, drang ein Geräusch an seine Ohren - Schritte, die sich rasch näherten, begleitet von Zischen und Fauchen. Der Wraith presste sich, ebenso wie John, eng mit dem Rücken, leicht seitlich, an die Wand. Anscheinend hatte wollte er es auf eine Auseinandersetzung nicht ankommen lassen, was aber nicht hieß, dass Todd nicht kampfbereit wäre. Sheppard konnte sehen, dass Todds Körperhaltung angespannt war, nicht weniger, als seine eigene. Die Schritte verstummten plötzlich, auch das Fauchen war nicht mehr zu hören. John musste seinen Gegner nicht vor Augen haben, um zu wissen, dass dieser gerade in der Nähe der Tür stand und seine Umgebung aufmerksam inspizierte. Der Soldat schickte ein Stoßgebet zum Himmel, betete, dass ihnen das Glück zur Seite stehen möge, wenn schon sonst alles ziemlich schief gelaufen war, aber diese göttliche Eingebung hätte er sich genauso gut schenken könne.
Die Schritte ertönten wieder - der Gegner lief genau auf die Beiden zu. War ja klar, aber immerhin war der Überraschungsmoment auf ihrer Seite. Sheppard hob seine P90 noch ein winziges Stück an, als er einen Fuß sah, der über die Schwelle trat. Todd reagierte schneller, packte sofort in die Haare des Wraith, der nur einen unterdrückten Laut von sich gab, zerrte ihn mit brachialer Gewalt zu sich und brach ihn, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken, das Genick.
John konnte nicht anders, als anerkennend zu Nicken. Obwohl Todd alles andere war, als auf dem Höhepunkt seiner körperlichen Leistungsfähigkeit, war er noch immer verdammt schnell. Der Wraith grinste breit und sagte, während er den Zeigefinger hob: “Da war es nur noch einer.”

Der Soldat drückte sich von der Wand, trat einige Schritte auf den leblosen Körper zu, der sich auch dann nicht regte, als er ihn mit dem Lauf seiner Waffe anschubste. Fragend sah Todd Sheppard an, der daraufhin nur mit den Schultern zuckte und meinte: “Sicher ist sicher.” Der Wraith setzte eine Miene auf, die so viel hieß, wie “wenn ich etwas kann, dann töten - das sollte Sie eigentlich wissen”, sagte aber nichts weiter, setzte sich in Bewegung, trat durch die Tür, wandte sich nach links und wollte weitergehen, als John gerade noch aus den Augenwinkeln erkennen konnte, wie plötzlich ein Schatten lautlos über die rechte, hintere Wand heran gehuscht kam und zum Sprung ansetzte. Für einen warnenden Ruf war er zu spät.
Der Soldat hechtete nach vorne, streckte seinen Arm aus und bekam gerade noch Todds Mantelkragen zu fassen. Sheppard packte zu und riss den Wraith mit einem derart heftigen Ruck nach hinten, dass er durch den Schwung ein paar Schritte nach vorne taumelte, während Todd mit einem lauten “Rumps” hart mit dem Kopf auf den Boden aufschlug und dort benommen liegen blieb. Der Angreifer war zwar ins Leere gesprungen, aber damit hatte sich der Vorteil auch erledigt. Der Wraith starrte John, der ihn gerade um seine Mahlzeit gebracht hatte, aus hasserfüllten Augen an und brüllte seine Wut mit einem tiefen, grollenden Schrei darüber heraus. Der Soldat richtete seine P90 auf den neuen Gegner, aber der Wraith machte noch nicht einmal den Anschein, als wolle er ausweichen - im Gegenteil, er ging sogar noch knurrend einen Schritt auf Sheppard zu.
John wollte das Feuer eröffnen, den Abzug durchdrücken, aber der klemmte, ließ sich nicht bewegen. Die Waffe hatte wohl Schaden genommen, als sie gegen die Wand geschleudert wurde, nur half dem Soldaten dieses Wissen nun wirklich nicht. Die P90 hatte ihm noch nie Probleme bereitet, hatte bisher noch jeden Sturz überlebt, aber damit hatten sich wohl die treuen Dienste erledigt. Seine Waffe streikte und das ausgerechnet jetzt, als er sie dringend brauchte - natürlich, wann auch sonst? Wäre ja langweilig gewesen, wenn es in einer entspannten, gefahrenfreien Situation passiert wäre. “Scheiße”, murmelte der Soldat wütend, aber auch die schönsten Schimpfwörter würden ihm jetzt nicht helfen können - das wusste anscheinend auch sein Gegner, der unbeeindruckt noch ein weiteres Stück auf ihn zukam. Also doch mittelalterlicher Zweikampf, dachte Sheppard bitter.

Der Wraith setzte an und hechtete mit einem Fauchen auf John zu, der sein Gewehr blitzschnell in der Hand umdrehte und dessen Griff gegen den Kiefer seines Angreifers rammte. Er konnte den Knochen knirschen hören, aber der Wraith hatte eine solche Wucht in den Sprung gelegt, dass er trotz Taumeln mit Schwung gegen den Soldaten prallte und ihn zu Boden riss. Sheppard konnte gerade noch sehen, wie sein Gegner nach seinem Hals schnappen wollte und hob schützend seinen Arm, in den sich jetzt die messerscharfen Zähne des Angreifers gruben und an seinem Fleisch zerrten. John keuchte vor Schmerz auf, schlug aber geistesgegenwärtig seinen Ellbogen seitlich gegen den bereits malträtierten Kiefer des Wraith, der nun doch endlich losließ. Das aber nur, um seinerseits auszuholen, dem Soldaten seine Handkante gegen die Schläfe zu donnern und sich so auf ihm zu platzieren, dass dieser sich kaum noch bewegen konnte. Für einen Augenblick sah Sheppard tatsächlich Sternchen aufblitzen und konnte fühlen, wie etwas Warmes seine Wange hinab rann. Plötzlich hielt sein Gegner inne, betrachtete gierig das tropfende Blut, kam näher - so nahe, dass John den Atem seines Angreifers auf seiner Haut spüren konnte - und zog tief die Luft ein, fast so, als wolle er den Geruch des roten Saftes gänzlich in sich aufnehmen.
Der Soldat drehte seinen Kopf zur Seite, wollte sich wehren, aber so sehr er sich auch bemühte, er bekam nicht einmal eine Hand frei. Der Wraith rückte noch ein winziges Stück näher, grollte tief und leckte das Blut von Sheppards Gesicht. John konnte spüren, wie sein Angreifer dabei vor Genuss zitterte, konnte erkennen, wie etwas in dessen Augen aufleuchtete, was dem Soldaten einen eisigen Schauer über den Rücken jagte. Er konnte förmlich sehen, wie das letzte bisschen Verstand, das letzte bisschen Kontrolle in dem Wraith aussetzte und etwas absolut Raubtierhaften platz machte. Sein Gegner hob derart schnell die Hand und stieß seine Klauen mit aller Macht tief in Sheppards Oberkörper, dass dieser nicht einmal mehr dazu kam, sich mit der plötzlich freigewordenen Hand zu wehren. Ein unglaublicher Schmerz breitete sich in Johns Körper aus, die Luft blieb ihm weg. Ein erstickter Schrei verließ die Kehle des Soldaten. Tränen schossen ihm in die Augen.
Langsam, gierig fauchend, zog der Wraith seine Finger, seine spitzen Nägel, aus der Wunde. Sheppard riss seine Lider weit auf, stöhnte gequält und war unfähig sich auch nur einen Zentimeter zu bewegen. Sein Gegner fuhr mit der Zunge über seine Klauen, kostete das Blut, dann holte der Angreifer abermals aus. John schloss die Lider - wollte nicht, dass das Letzte, was er sehen würde, ein grüner, hässlicher, sabbernder und zähnefletschender Wraith war. Er wollte nicht sterben, würde lügen, wenn er behaupten würde, dass er keine Angst hatte, aber er wollte sich nicht die Blöße geben und jammern oder gar um sein Leben betteln. Der Soldat fand sich schlicht mit dem Unvermeidbaren ab. In ihm breitete sich eine Leere aus - sie war nicht friedlich oder gar glückselig, genauso wenig wie sie sonst irgendein anderes Gefühl in ihm auslöste. Sie war einfach nur da und verdrängte alles - Schmerzen, Wut, Verzweiflung. Vor seinem inneren Auge konnte er Atlantis sehen, erkennen, wie die Wellen gegen den Stahlkoloss brandeten und die Gischt in die Höhe spritzte. Er konnte seinen Teammitgliedern sehen - Bilder tauchten auf und verschwanden ebenso schnell wieder, wie sie gekommen war. Szenen, Ereignisse, Erlebnisse - alles, was er mit seinen Freunden durchgemacht hatte. Bei diesem Gedanken spürte er einen fast schon schmerzhaften Stich tief in seiner Seele. Wenn er starb, gut, aber er hoffte inständig, dass seine Kameraden überleben würden.

Plötzlich hörte Sheppard ein wütendes Knurren, aber nicht von seinem Gegner, sondern von Todd. Instinktiv öffnete John seine Augen, konnte gerade noch sehen, wie der Gegner von ihm weggerissen und im hohen Bogen zur Seite geschleudert wurde. Bevor der Angreifer auch nur die Chance bekam, sich wieder auf die Beine zu rappeln, war Todd bereits vor ihm, holte mit der Hand aus und schlitzte dem Wraith mit einer Bewegung die Kehle auf. Langsam kippte der Körper auf die Seite und schlug mit einem dumpfen Geräusch auf dem Boden auf. Blut sickerte aus der Wunde, bildete ein große Lache und färbte den Grund.

Der Soldat hatte das Gefühl, dass diese ganze Szene nur in Zeitlupe vor seinen Augen ablief, nahm alles nur am Rande wahr und wusste doch zugleich, dass der Tod nun doch noch eine Weile auf ihn warten musste - jedenfalls vorerst. Die Leere aus seinem Inneren zog sich so schnell zurück, wie sie gekommen war. Mit einem Schlag wurde Sheppard wieder ins Hier und Jetzt katapultiert - und das mit aller Gewalt, die das Schicksal aufzubieten hatte. Die Schmerzen schienen wie ein Sturm über John zusammenzubrechen, raubten ihm die Sinne und trieben ihm abermals die Tränen in die Augen, verschleierten seinen Blick.

Verschwommen konnte der Soldat erkennen, wie Todd rasch neben ihn trat, in die Knie ging, eine Hand auf Sheppards Schulter legte und mit der Anderen die Wunde abtastete. John biss die Zähne zusammen, unterdrückte jeden Laut. Er konnte sehen, wie Todd kurzerhand seinen Mantel abstreifte, einen Fetzen herausriss und das Stoffstück fest auf die Verletzung des Soldaten drückte. Der Moment, in dem Sheppards letztes bisschen Selbstbeherrschung wich. Ein gequältes Stöhnen entwich Johns Kehle, er bäumte sich auf, wollte die Finger des Wraith irgendwie loswerden, aber alles, was er damit erreichte war, dass Todd ihn wütend fauchend zu Boden drückte und damit dafür sorgte, dass sich im Körper des Soldaten nur noch mehr Pein ausbreitete. Ob nun Absicht von dem Wraith oder nicht, Sheppard gab sich fast augenblicklich geschlagen und blieb ruhig, wenn auch mit schmerzverzerrtem Gesicht, liegen. “Geht doch”, sagte Todd mehr zu sich selbst, als zu John, der ihm für diese Bemerkung am liebsten die Augen ausgekratzt hätte - wenn er denn gekonnt hätte.

Der Soldat spürte, wie der Adrenalinspiegel im Blut allmählich sank und damit seinem Kreislauf ernsthafte Probleme bescherte. Schwindel überkam ihn, ein dumpfer Druck nahm stetig in seinem Schädel zu. Sheppard riss sich zusammen, hatte nicht vor als bewusstloser Sack in der Gegend herumzuliegen. John zwang sich zur Ruhe, fixierte einen imaginären Punkt an der Decke, atmete in tiefen Zügen und konzentrierte sich auf seinen Herzschlag. Es dauerte etwas, aber es half - er konnte fühlen, wie sich Blutdruck und Puls stabilisierten.

Todd beobachtete den Soldaten, hielt den Mund und gab Sheppard die Zeit, die er benötigte, um sich zusammenzuraufen. Es dauerte eine Weile, dann war John zwar immer noch blass, aber wenigstens nicht mehr ganz so aschfahl wie zuvor und hatte sich immerhin wieder genug unter Kontrolle, um den Wraith anzugrinsen und gepresst zu krächzen: “Haben Sie ein Nickerchen eingelegt oder warum hat das so lange gedauert?”
Todd kam nicht umhin selbst die Mundwinkel nach oben zu ziehen, sagte jedoch nicht, sondern zeigte lediglich mit einem Finger auf seinen Kopf. Erst jetzt bemerkte der Soldat, dass das schneeweise Haar des Wraith an einer Stelle von seinem eigenen Blut getränkt war. Anscheinend hatte Sheppard Todd nicht nur auf den Boden gepfeffert, sondern ihm auch noch eine derartige Bruchlandung beschert, dass diese den Wraith tatsächlich eine Zeit lang außer Gefecht gesetzt hatte. John zuckte leicht mit den Schultern. “Immer noch besser, als die Alternative oder wären Sie lieber an meiner Stelle gewesen?” Todd überging die Frage einfach und wechselte das Thema. “Wir müssen weiter. Können Sie gehen?” Konnte er nicht, aber hatte er eine Wahl? Nein - also nickte der Soldat knapp. Der Wraith schlang kurzerhand seinen Arm um Sheppards Hüfte und zog ihn nach oben. John keuchte ob der Belastung erstickt auf und kämpfte abermals gegen seinen gen Null sinkenden Kreislauf. Alles drehte sich um ihn. Er musste sich zusammenreißen, um den Schwindel zurückzudrängen, aber er schaffte es.
“Ich hoffe, Sie finden den Weg zurück, obwohl der Virus Ihr Hive ein bisschen umgestaltet hat.” Das Sprechen fiel dem Soldaten schwer. Seine Stimme war kaum mehr, als ein Flüstern. “Natürlich.” Todd legte eine Selbstsicherheit und Arroganz in seine Worte, die noch nicht einmal den Hauch eines Zweifels zuließen. Sheppard war zwar skeptisch, aber was blieb ihm schon anderes übrig, als dem Wraith zu vertrauen?
Der Weg kostete John wahnsinnig viel Kraft und wenn er ehrlich war, ging er schon lange nicht mehr, sondern wurde mehr oder weniger von Todd schlicht hinterher geschliffen. Jeder Muskel in ihm protestierte vehement gegen jeden weiteren Schritt, gegen jedes Stolpern und Humpeln. Der Soldat hatte das Gefühl, von tausenden Nadeln gestochen zu werden. Immer wieder durchlief Sheppards Körper ein Zittern. Scheiß perlte von seiner Stirn, rann seine Wangen hinab. Er achtete schon lange nicht mehr darauf, wohin ihn der Wraith führte. Er richtete seine ganze Konzentration darauf, nicht einfach sofort an Ort und Stelle zusammenzubrechen. Seine Beine unterlagen schon lange nicht mehr Johns Verstand. Er konnte sie kaum noch spüren. Wie von selbst schlurften seine Füße über den Boden. Der Soldat fragte sich ernsthaft, wie Todd diese Belastung überhaupt durchhalten konnte. Der Wraith war selbst verletzt, zusätzlich geschwächte von der Therapie und doch schaffte er es irgendwie, mit Sheppard im Schlepptau, sich vorwärts zu bewegen und das sogar recht sicher. Ab und an schwankte der Wraith kurz, konnte sich aber jedes Mal sofort wieder abfangen. John wollte gar nicht wissen, welche Anstrengung das Todd kostete. Plötzlich blieb der Wraith stehen, lachte unvermittelt auf und sagte: “Geschafft.” Todds Stimme vibrierte leicht, klang gepresst - etwas, was der Soldat nur am Rande bemerkte, denn er traute seinen Sinnen kaum. Keinen Meter vor ihm befand sich die Tür, die zur Kommandobrücke führte. Der Wraith hatte Wort gehalten und betätigte den Öffner.



Ronon und Teyla sahen, wie die Hälften auseinander glitten. Die Beiden sprangen sofort auf, richteten ihre Waffen schussbereit auf die Tür, in der Erwartung mordlustiger Gegner. Doch anstatt hungriger Angreifer kamen zwei Bekannte hereingestolpert - verletzt, blutend, zerschrammt und völlig erschöpft. Entsetzt ließ die Athosianerin ihr Gewehr fallen und stürmte auf Todd und Sheppard zu, ebenso wie der Sateder, Jennifer und McKay, der umgehend seinen Unmut Luft machte. “Himmel, die vorderen Schubdüsen laufen schon eine ganze Weile. Warum zum Teufel haben Sie so lange gebraucht? Haben Sie zwischendurch …” Rodney blieben die Worte mitten im Hals stecken, als er John von Nahem betrachtete. Sein Freund sah elend aus und auch der Wraith machte nicht eben einen besseren Eindruck. Dennoch grinste der Soldat schief. “Ging leider nicht schneller.” “Was ist passiert?”, stammelte der Wissenschaftler entsetzt.
“Halb so wild”, antwortete Sheppard mit hochgezogenen Mundwinkeln, die ihn unverhohlen als einen Lügner enttarnte. Dr. Keller schenkte den Worten ebenso wenig Glauben, wie Johns Lächeln und sagte streng: “Hinlegen.”
Ronon warf Todd einen finsteren Blick zu und schlang, als der Wraith den Soldaten losließ, selbst einen Arm um Sheppards Hüfte. Vorsichtig bugsierte der Sateder John zu einer Wand, an die er den Soldaten sanft lehnte.

Jennifer hatte bereits ihren Koffer geholt, der nun wirklich nicht mehr sehr viel Inhalt aufzuweisen hatte, und machte sich daran, Sheppards Shirt aufzuschneiden. Was sie zu sehen bekam, gefiel der jungen Ärztin überhaupt nicht. Wenn es Keller nicht besser wüsste, würde sie behaupten, dass John einmal quer durch ein Sägewerk gelaufen wäre und dabei einfach sämtliche Sicherheitshinweise, bzw. -vorkehrungen über den Haufen geschmissen hatte. Hastig wühlte sie in der Tasche herum und musste zu ihrer Unzufriedenheit feststellen, dass sie längst nicht alles zur Hand hatte, was sie bräuchte. Jennifer musste wohl oder übel damit zurecht kommen, was sie hatte - und das war nur eine spärliche Notausrüstung, von der sie schon mehr als die Hälfte für die anderen Teammitglieder und sich selbst aufgebraucht hatte. Hätte sie gewusst, was sie hier erwartet … nein, das Schema “was wäre, wenn” brachte sie jetzt auch nicht weiter.

Die junge Ärztin kramte Ampulle Novalgin hervor - ein Schmerzmittel, was eigentlich angesichts der Verletzungen des Soldaten fast schon lächerlich war, aber es war immerhin besser, als nichts - und zog die Flüssigkeit auf. Rasch brachte sie den Stauschlauch an, desinfizierte sporadisch die Haut, setzte die Spritze und sagte sanft: “Das wird helfen” … aber nicht allzu viel. Den Teil des Satzes sparte sich Keller laut auszusprechen, dachte ihn deswegen aber trotzdem.

Sheppard nickte nur knapp und wartete auf die Wirkung des Medikamentes. Es dauerte nicht allzu lange, dann ließen die Schmerzen nach, verschwanden zwar bei weiten nicht, sanken aber auf ein einigermaßen erträgliches Maß und dafür war John dankbar.
Jennifer musterte noch einen Wimpernschlag lang die Verletzungen des Soldaten und warf dann einen fast schon verzweifelnden Blick auf ihren Koffer, der ihr angesichts der Verletzungen nun wirklich erbärmlich vor kam. Viel würde sie nicht ausrichten können.
Stumm seufzend tastete die junge Ärztin mit flinken Fingern Sheppards Körper ab, der bei jeder Berührung seine Lippen aufeinander presste und die Mundwinkel verzog. Keller wollte John nicht mehr Qual zu fügen, als er ohnehin schon aushalten musste, aber sie musste wenigstens einen kleinen Überblick bekommen - einen Röntgenblick hatte sie schließlich nicht.
Der Soldat ließ die kurze Untersuchung geduldig über sich ergehen, biss die Zähne zusammen und erstickte jeden Laut, der aus seiner Kehle kommen wollte, bereits im Keim.

Jetzt machte sich Keller an den Fetzen aus Todds Mantel, den Sheppard noch immer fest auf seinen Bauch presste. Jennifer hatte keine Ahnung, was sie darunter zu sehen bekam, aber sie wusste auch so, dass es wohl nichts Gutes sein würde. Vorsichtig schob sie Johns Finger bei Seite und begann mit Bedacht an dem Stoffstück zu zupfen und von der Wunde abzulösen. Sie konnte unter ihrer Hand fühlen, wie der Soldat zusammenzuckte und sich verkrampfte. Endlich hatte sie den Fetzen entfernt und sog erschrocken die Luft zwischen den Zähnen ein. Unweigerlich fragte sich die junge Ärztin, wie ein solche Wunde zustande gekommen war, schüttelte aber den Gedanken sofort wieder ab. Eine Antwort darauf würde ihr jetzt auch nicht weiter helfen. Sie musste die Verletzung säubern. Eine Entzündung wäre nun das Letzte, was Sheppard gebrauchen könnte. Rasch schnappte sie sich das Desinfektionsmittel, warf John noch einen mitfühlenden Blick zu und warnte: “Das wird ein wenig weh tun.”

Ein wenig? Das war ja wohl die Untertreibung des Jahrhunderts. Sobald Keller die Flüssigkeit in die Wunde gekippt und zu spülen begonnen hatte, hatte der Soldat das Gefühl in Flammen zu stehen. Ein Feuer schien sich unvermittelt von seinem Bauch in seine Organe auszubreiten. John stöhnte auf, kniff die Augen zusammen, spannte jeden Muskel in seinen Körper an, wollte ruhig liegen bleiben, schaffte es aber nicht und bäumte sich auf. Er konnte hören, wie Jennifer Ronons Namen rief und keine Sekunde später konnte er einen Druck auf der Brust spüren, der ihn zwar sanft, aber dennoch bestimmt nach unten drückte. Das Brennen schien alles andere auszublenden, zu verdrängen, dennoch nahm er wahr, wie eine tiefe, ruhige Stimme auf ihn einredete. Er konzentrierte sich auf die Worte. Sie waren in diesem Moment der einzige Grund, weswegen er die Bewusstlosigkeit nicht annahm und zum Teufel scherte. Er klammerte sich an die Stimme, auch wenn die Worte, die an seine Ohren drangen, einfach keinen Sinn zu ergeben schienen, wie an einen Rettungsanker.

Die Prozedur dauerte keine fünf Minuten, aber für den Soldaten war es eine halbe Ewigkeit. Er konnte fühlen, wie Keller einen Druckverband anlegte und dann war es endlich vorbei. Sheppard atmete auf - viel länger hätte er das nicht durchgehalten. Langsam hob er seine Lider und blickte direkt in die Augen des Sateders, der ihn sorgenvoll ansahen. “Alles in Ordnung?”
“Dumme Frage”, gab John gepresst zurück und versuchte sich an einem Grinsen, das kläglich misslang.
“Sparen Sie sich Ihre Kräfte. Ich bin noch nicht fertig”, meldete sich die junge Ärztin. “Ich muss noch die anderen Wunden versorgen.” Mit diesen Worten machte sich Jennifer auch an die Arbeit, allerdings war das, was jetzt folgte, für den Soldaten um einiges besser zu ertragen, als das Martyrium zuvor - was aber nicht hieß, dass es nicht schmerzte und Sheppard nicht die Zähne zusammenbeißen musste.

Todd hielt sich im Hintergrund, stand zwei Meter von dem ganzen Geschehen entfernt, von dem er eigentlich herzlich wenig mitbekam. Zu sehr war der Wraith mit sich selbst beschäftigt. Er stützte sich mit einer Hand an der Wand ab und hatte die Augen geschlossen. Der Marsch hatte auch ihm die letzten Kraftreserven gekostet. Es wäre schon alleine schwer genug gewesen, aber John war für ihn, schlicht gesagt, nur eine Belastung gewesen - und dennoch hatte Todd die Mühe auf sich genommen. Warum? Darauf fand auch der Wraith keine Antwort. Er wusste selbst nicht, weshalb er dem Soldaten geholfen hatte. Eigentlich wäre es ihm ein leichtes gewesen, Sheppard einfach zurückzulassen, sterben zu lassen, ihn durch seine eigenen Hände umzubringen.

Eine Tatsache, die die ganze Sache für Todd wesentlich einfacher gemacht hätte. Dennoch hatte er es nicht getan. Der Wraith konnte spüren, wie in ihm die Wut aufstieg - Wut auf sich selbst, über seine Unfähigkeit etwas nicht getan zu haben, was er so schon vielen, unzähligen Menschen an getan hatte, ohne Reue zu empfingen, geschweige denn auch nur einen Wimpernschlag lang darüber nachzudenken, ob es nun richtig oder falsch war. Todd ballte seine Hände zu Fäusten, die Nägel stachen in seine Haut, ritzten sie auf. Was zum Teufel war eigentlich mit ihm los? Der Wraith hatte sein eigenes Leben riskiert, um das von John zu schützen - so, wie es der Soldat auch für ihn getan hatte. Er respektierte Sheppard, hatte noch nie einen Mann getroffen, der auch nur annähernd so viel Mut besessen hatte, wie John. Vielleicht war das der Grund - Respekt.

Der Wraith spürte, wie ihn die Kräfte verließen. Seine Belastungsgrenze war sehr hoch, aber selbst ihm war es einfach zu viel. Ein Zittern durchlief Todds Beine, kein Ton kam über seine Lippen, dann sank er in die Knie.
Die junge Ärztin hatte gerade ihre Arbeit beendet, den Soldaten notdürftig zusammengeflickt. Aus den Augenwinkeln konnte sie sehen, wie der Wraith zusammensackte. Jennifer war sofort auf den Füßen, ging mit raschen Schritten auf Todd zu und legte ihm vorsichtig eine Hand auf den Arm. Der Wraith fauchte wütend, schlug Kellers Finger grob bei Seite und funkelte sie aus zusammengekniffenen Lidern an. Jennifer zuckte erschrocken zurück. Sie fürchtete sich vor Todd, das war ihr nur zu deutlich anzumerken, aber sie war Ärztin - ob nun Wraith oder nicht, ihre Aufgabe war es zu helfen und damit hatte sich gefälligst auch Todd abzufinden. Sie war eine ruhige Person, immer bedacht darauf, nichts falsches zu tun oder zu sagen, aber ihre Nerven lagen allmählich blank. Diese ganze Situation überforderte sie, machte ihr letztendlich schlicht Angst, aber das wollte sich Jennifer nicht anmerken lassen. Sie war die Einzige hier mit medizinischem Fachwissen und es war ihr Job, Verletzte zu versorgen - und dazu gehörte nun einmal auch der Wraith.

Die junge Ärztin schluckte alle Furcht herunter, stellte sich aufrecht hin und verschränkte die Arme vor der Brust. “Denken Sie nicht, dass mir das Ganze hier angenehmer wäre, als Ihnen. Und offen gestanden ist es mir auch so was von egal, ob Sie nun wollen oder nicht, dass ich Ihre Wunden versorge, aber ich bin Ärztin und das gehört nun mal zu meinen Aufgaben, also akzeptieren Sie diese Tatsache einfach und lassen Sie mich nachsehen.”
Todd blickte sie ehrlich überrascht an. Anscheinend hatte er nicht mit einer derart energischen Keller gerechnet. Man konnte förmlich sehen, wie es in dem Kopf des Wraith arbeitete, wie seine Vernunft mit seinem Stolz haderte und wie letztendlich sein Verstand gewann. Todd gab ein widerwilliges, gleichzeitig resignierendes Geräusch von sich, dann nickte er kaum merklich. Jennifer wurde mehr oder weniger von ihrem eigenen Erfolg überrumpelt. Eigentlich hatte sie nicht wirklich damit gerechnet, dass der Wraith nachgeben würde. Ein zufriedenes Lächeln huschte über die Lippen der jungen Ärztin, dann wandte sie sich an Ronon, der aufgrund des folgenden Satzes kein allzu begeistertes Gesicht zog. “Helfen Sie im `rüber.” Keller deutete auf den Boden neben Sheppard.
Der Sateder beäugte Todd misstrauisch und schien sich ernsthaft zu überlegen, ob Jennifer vielleicht doch nur einen Scherz gemacht hatte, half ihm dann aber doch auf die Beine, was der Wraith mit einem Knurren quittierte. Es sah schon fast albern aus, wie Ronon den Wraith an seinen vorbestimmten Platz bugsierte - beiden war mehr als deutlich anzusehen, dass sie sich eigentlich lieber an die Gurgel springen würden, als diesen unfreiwilligen Kontakt noch länger, als eine Sekunde zu ertragen.

Todd schien nicht eben sonderlich begeistert davon zu sein, als Keller sein Oberteil und auch einen Teil seiner Hose aufschnitt, ließ sie aber gewähren, wenn auch mit einem missbilligendem Knurren.
Überall waren Wunden zu sehen, aber der Körper des Wraith war auch stummer Zeuge längst vergangener Kämpfe, war übersät von alten Narben, die einst schlimme Verletzungen gewesen sein mussten.
Jennifer musste sich fast dazu zwingen, ihren Blick von den einstigen Wunden abzuwenden und ihre Konzentration wieder auf Todds jetzigen Zustand zu fokussieren.

Im Prinzip behandelte die junge Ärztin den Wraith nicht anders, als John zuvor - Verletzungen desinfizieren, Wunden säubern und abdecken. Nicht eben ein Wunder der modernen Medizin, aber mehr konnte sie nicht tun. Todd ließ die Behandlung still schweigend über sich ergehen, sagte nicht ein Wort - kein Laut kam über seine Lippen - dennoch musterte er Keller unverhohlen aufmerksam, beobachtete skeptisch jeden Handgriff von ihr und ließ sie keinen Augenblick aus den Augen. Anscheinend traute der Wraith dem Frieden nicht wirklich.

Der Soldat betrachtete die ganze Szenerie neben sich mit einem Grinsen im Gesicht. Er konnte ahnen, wie sehr Todd das Ganze missfiel - immerhin waren die Wraith nicht gerade dafür bekannt, sich gerne helfen zu lassen, geschweige denn händeringend Körperkontakt zu suchen. Wenn er daran dachte, wie sehr Todd in Rage war, weil er ihn - wohlgemerkt ausversehen - angerempelt hatte … geschah ihm ganz recht.

Sheppard wandte sich ab, weil er ziemlich sicher war, dass er sich sonst eine sarkastische Bemerkung nicht verkneifen konnte. In seinem Blickfeld lag plötzlich ein bewegungsloser Körper, dessen Brustkorb sich rasch hob und senkte und Blut verschmiert war - Evan. John bewarf sich im Geiste mit wüstesten Beschimpfungen, verfluchte sich - an den Major hatte er nicht mehr gedacht. Besorgt fragte der Soldat: “Lorne?”
Jennifer drehte sich nicht einmal zu Sheppard um, als sie antwortete: “Er hat das Bewusstsein verloren, sein Zustand ist kritisch.” Ihre Tonlage ließ John nicht an der Wahrheit ihrer Worte zweifeln - nicht eben die beste Nachricht, aber es könnte schlechter sein. Immerhin lebte Evan noch und das war besser, als die Alternative.

McKay beäugte das ganze Schauspiel aus sicherer Entfernung - nicht unbedingt deswegen, weil er Angst, sondern eher weil er keine Ahnung hatte, was er tun oder sagen sollte. Rodney fühlte sich völlig fehl am Platz, kam sich nutzlos vor. Hier halfen weder wissenschaftliche Erfindungen, noch mathematische Formeln oder kompliziert Algorithmen. Im Prinzip war er verdammt dazu, zuzusehen, wie sein bester Freund elendig litt - das alleine wäre ja schon schlimm genug gewesen, aber nein, das Schicksal setzte ja immer noch einen oben d`rauf. Jennifer, seine Freundin, war gerade dabei einen Wraith, dessen Frühstück normalerweise aus netten, mundgerechten Häppchen menschlicher Lebenskraft bestand, zu verarzten, Lorne lag mehr sterbend, als lebend auf dem Boden herum und der Rest des Teams stand eigentlich, wenn man es genauer betrachtete, genauso dämlich da, wie er - und, er hatte noch nicht einmal irgendetwas Essbares dabei. Seine sämtliche Notration hatte er verputzt, als er die Programmierung auf der Kommandobrücke eingestellt hatte und jetzt … tja … jetzt sah es so aus, als würde er entweder den Hungertod oder durch Ertrinken sterben. Beides nichts, was McKay sonderlich behagte - im Prinzip behagte ihm überhaupt nichts, was in irgendeiner Weise etwas mit seinem Ableben zu tun hatte.

Rodney war gerade dabei, sich in die wildesten, pessimistischen Fantasien hineinzusteigern, die seine Panik hervorbrachte, als er bemerkte, wie ein kleines, unscheinbares Licht auf dem Steuermodul zu blinken begann. Was war jetzt schon wieder los? Konnte man sich nicht einmal darüber den Kopf zerbrechen, wie schlecht es einem doch ging?
Missmutig setzte sich der Wissenschaftler in Bewegung und besah sich das leuchtende Unding und die dazugehörige Schrift auf dem Bildschirm näher, konnte aber im ersten Moment so rein gar nichts damit anfangen - schließlich war es ja nicht so, als könnte er die Sprache der Wraith problemlos verstehen. Er mochte ein Genie sein, aber so gut war er dann nun doch wieder nicht, was natürlich niemand außer ihm erfahren musste. Unauffällig angelte er sich seinen Laptop, schloss ihn an, wartete ein paar Sekunden, bis sein treuer Freund die seltsames Zeichen übersetzt hatte und wollte schon gelangweilt wegsehen, als auf dem Schirm seines Computer in strahlendem Rot eine Warnung auftauchte - anscheinend hatte sich der Sensenmann entschieden, er würde nicht verhungern, sonder jämmerlich ersaufen.

Hektisch drehte sich Rodney auf dem Absatz herum und rief nervös: “Wir haben ein Problem!”
Ronon, der das wilde Herumgefuchtel des Wissenschaftler als typische McKay-Panik-Attacke abtat - das verriet jedenfalls der genervte Blick und das skeptische Stirnrunzeln des Sateders - meinte nur: “Ach was, früh gemerkt.”
Teyla, die sich mittlerweile an Evans Seite gesellt hatte und dem Major fürsorglich die Stirn abtupfte, warf Ronon einen ermahnenden Blick zu und wollte gerade fragen, was genau Rodney mit seinen Worten meinte, kam aber überhaupt nicht dazu, denn der Wissenschaftler ignorierte schlicht sowohl den Sateder, als auch die Athosianerin und redete aufgeregt weiter: “Die externe Energieversorgung ist aufgebraucht, die vorderen Schubdüsen sind ausgefallen und … ” Seine Stimme war kurz vor dem Überschnappen, hastig deutete er auf den Bildschirm “ … laut dem Teil hier, ist das Virus gerade dabei, sich mit Genuss auf die Bestandteile der Kommandobrücke zu stürzen.”

Wie um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, knirschte es laut und der Boden vibrierte sacht unter den Füßen der Atlanter und des Wraith.
Teyla sah McKay erschrocken an. “Können Sie das irgendwie aufhalten?”

Rodney überlegte einen Moment angestrengt, dann antwortete er: “Aufhalten nicht, aber verlangsamen.” Mit diesen Worten stürzte sich der Wissenschaftler auf seinen Laptop und das Steuermodul, begann hochkonzentriert, aber alles andere als sanft, auf den Tastaturen der technischen Geräte herumzuhämmern.
Doch ein Unheil jagte das Nächste. Wie, um umgehend McKays Bemühungen zu entkräften, wurde das Hive von einem ohrenbetäubenden Knall erschüttert. Sofort erschienen die Grundrisse des Wraith-Mutterschiffes auf dem Hauptbildschirm, der vordere Teil blinkte Rot. Ein Alarmsignal ertönte. Im Boden der Kommandobrücke zeichneten sich noch in der selben Sekunde Risse ab, die sich wie dürre Fangarme über den ganzen Grund ausbreiteten. Wasser sickerte langsam hindurch und breitete sich rasch aus. “Was ist passiert?”, fragte die Athosianerin erschrocken.
Rodney stand wie gebannt da, starrte mit weit aufgerissenen Lidern auf den Monitor, öffnete seinen Mund, schloss ihn aber sofort wieder, ohne, dass auch nur ein Wort seine Lippen verlassen hatte.

“McKay?!”, hakte Ronon energisch nach, der zwar selbst ob der Ereignisse überrascht war, sich aber nicht erlaubte, die Fassung zu verlieren.
Der Wissenschaftler machte noch immer keine Anstalten etwas zu sagen, schien wie erstarrt zu sein. Der Sateder überlegte sich schon ernsthaft, Rodney einfach zu packen und zu schütteln, bis er gefälligst irgendetwas sagte, was das hier erklärte, aber kam nicht dazu, seine Gedanken in manifeste Handlungen umzusetzen, denn Todd kam Ronon zuvor und erklärte mit ruhiger, gefasster Stimme, aber wütend funkelnden Augen: “Ein Stück des vorderen Teils des Hive ist abgebrochen. Das Wasser kann jetzt so gut wie ungehindert eindringen und beschleunigt das Sinken des Schiffes. Ihr Virus leistet ganze Arbeit.”

McKay versuchte fieberhaft eine Lösung zu finden, aber das Wasser stieg einfach zu schnell. Immerhin konnte er verhindern, dass der Boden gänzlich unter ihren Füßen wegbrach, aber mehr erreichte der Wissenschaftler einfach nicht. Er war mit seinem Latein am Ende, wusste nicht mehr weiter und das zeigte sich nur zu deutlich auf seinem Gesicht. Fluchend und schimpfend malträtierte er noch ein, zwei Minuten seinen Laptop, dann gab er auf und tat etwas, was er nie für möglich gehalten hätte - er schnappte sich aus lauter Verzweiflung seinen Computer und donnerte diesen gegen die nächstbeste Wand.
Alle starrten ungläubig auf Rodney, der am ganzen Körper zitterte, ins Leere zu starren schien und stammelte: “Ich krieg das nicht hin.” Dann brach der Wissenschaftler in die Knie und schlug seine gesunde Hand vor die Augen, so als würde sich die Realität ändern, wenn er sie nicht sehen konnte. Jennifer schritt langsam, vorsichtig zu ihrem Freund, legte ihm behutsam die Finger auf die Schulter. So hatte sie McKay noch nie erlebt. Der Wissenschaftler neigte zu Panikausbrüchen und bühnenreifem, dramatischen Verhalten, aber das hier war todernst - keine Spielerei, keine Übertreibung. “Alles in Ordnung?”, flüsterte sie Rodney ins Ohr.
Rodney schüttelte den Kopf. “Ich hab`s vermasselt. Ich hab`s nicht geschafft.” Die junge Ärztin nahm das McKays Gesicht zwischen ihre Hände, zwang ihn so, sie anzusehen und sagte sanft und doch eindringlich: “Du hast getan, was du konntest. Es ist nicht deine Schuld.”

Der Wissenschaftler für einen kurzen Moment widersprechen zu wollen, schien es sich dann aber doch anders zu überlegen. Er holte tief Luft, seufzte und stemmte sich auf seine Beine. Mit müde wirkenden Schritten und gesengtem Blick bewegte er sich auf die Anderen zu und ließ sich an der Wand hinunter gleiten - genau zwischen Sheppard und Todd, was der Wraith mit einem missbilligendem Stirnrunzeln zu Kenntnis nahm, sich aber dann doch jeglichem Kommentar enthielt.

Rodney rieb sich mit Zeigefinger und Daumen über den Nasenrücken, wollte seinen Freunden nicht in die Augen sehen, dann spürte er plötzlich eine Berührung am Bein. John hatte seine Hand auf McKays Knie gelegt und meinte mit ernstem Tonfall: “Sie haben gute Arbeit geleistet. Kein Grund für Schuldgefühle.” Der Soldat setzte ein plötzlich sein typisches Sheppard-Grinsen auf, tätschelte das Bein des Wissenschaftler und fügte amüsiert hinzu: “Ich hätte nicht gedacht, dass Sie so einen Wumps d`rauf haben. Respekt.” Wie konnte dieser Mann nur in solch einer Situation noch Scherze bringen? Rodney wusste es nicht und eigentlich war ihm das auch egal - er war John dankbar für dessen Worte. Der militärische Leiter warf ihm kein Versagen vor, gab ihm nicht die Schuld - das war mehr, als McKay erwarten konnte. Ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen, dann reckte er trotzig sein Kinn vor und sagte spitz: “Nur, weil ich Wissenschaftler bin, heißt das nicht, dass ich wie ein Mädchen werfe, auch wenn das vielleicht der ein oder andere behauptet hatte.” Rodney schielte, während er die letzten Worte sprach, vielsagend zu Ronon.
So unpassend, dumm und unrealistisch es auch wirken mochte, aber die Atlanter lachten. Wenn man schon auf seinen Tod warteten musste, dann wenigstens mit Humor.



Das kühle Nass stand allen buchstäblich bis zum Hals - der Abstand zwischen Wasseroberfläche und Decke bestand gerade noch aus einem Meter, der sich aber zusehends verringerte.
Rodney, Jennifer und Todd schwammen frei, hielten sich lediglich an Verstrebungen fest, die über die Decke verteilt waren. Teyla stützte den bewusstlosen Lorne, hielt sein Gesicht hoch, damit er atmen konnte. Ronon hatte sich Sheppard angenommen, dem langsam aber sicher der Kreislauf versagte. Er fror erbärmlich, zitterte am ganzen Leib. Er konnte förmlich spüren, wie sein Blutdruck sich ganz gemächlich in Richtung Erdgeschoss bewegte, wie ihm das Atmen immer schwerer viel. Seine Ohren rauschten und doch meinte er, seinen eigenen Puls hören zu können - wie sein Herz gegen seinen Brustkorb hämmerte, immer und immer wieder. Sein Gesichtsfeld verschwamm vor seinen Augen, Umrisse schienen ineinander zu fließen, seltsame Formen zu ergeben. Zunehmende Schmerzen beutelten John zusätzlich, sorgten dafür, dass der Soldat die Lippen aufeinander pressen musste, um das Stöhnen auch dort zu behalten, wo es herkommen wollte.

Der Sateder hatte eine ganze Weile geschwiegen und Sheppard aus den Augenwinkeln heraus beobachtet. Er konnte quasi mit ansehen, wie John immer schwächer wurde. Ihm gefiel das überhaupt nicht. Ronon spürte, das es langsam an der Zeit war, irgendetwas zu sagen - nur was? Emotionale Angelegenheiten war nicht eben die Spitzendisziplin des Sateders - ebenso wenig, wie die des Soldaten. Aber was soll`s? Viel schlimmer konnte es nun wirklich nicht mehr kommen.
Ronon sprach mit gesenkter Stimme, gerade so laut, dass nur John ihn hören konnte. “Sheppard, ich …” Der Soldat hatte damit gerechnet, dass er sich um einen solchen Wortwechsel nicht drücken konnte, aber das hieß noch lange nicht, dass es unbedingt ein Drama werden musste - es war so schon schwer genug. John ließ dem Sateder keine Gelegenheit, seinen Satz zu beenden. Rasch erhob er seinerseits seine Stimme, konzentrierte sich, um ihr einen festen Klang zu geben, was ihm überraschend gut gelang, wenn auch ein leichtes Zittern zu hören war. “War mir eine Ehre.”
“Gleichfalls”, kam es nach und nach von seinen Freunden zurück. Ein Lächeln stahl sich auf das Gesicht des Soldaten. Für einen Moment schloss Sheppard die Augen, bedankte sich stumm bei jedem Einzelnen von ihnen, hoffte, dass McKay, Ronon, Teyla und Jennifer wussten, wie viel sie ihm bedeuteten, auch ohne, dass er es laut aussprach, dann hob er wieder die Lider. Er hatte jemanden vergessen - den Wraith.

So ungern es John auch zugab, auch wenn Todd des Öfteren die Schuld an verschiedenen, nicht wirklich erfreulichen Ereignissen in der Vergangenheit trug, wären einige Situationen für Atlantis und deren Bewohner - damit auch er und sein Team - ohne das Zutun des Wraith nicht so glimpflich ausgegangen. Der Soldat schluckte, musste sich doch tatsächlich zu den folgenden Sätze überwinden, und sagte dann laut: “Hey, Todd! Noch unter den Lebenden?” Der Wraith knurrte, als er hörte, wie er angesprochen wurde. Er konnte dieses dummen Namen nicht ausstehen und das wusste Sheppard auch. Warum musste John ihm denn unbedingt auf die Nerven gehen? Konnte er es nicht einfach sein lassen? Was für eine überflüssige Frage - schließlich konnte Todd sich diese gleich selbst mit einem “Nein“ beantworten. “Noch”, antwortete der Wraith genervt. “Gut.” Der Soldat holte noch einmal tief Luft. “Danke … für … alles.”
Todd war ernsthaft überrascht ob Sheppards Worte, traute seinen Ohren kaum. John hatte sich bei ihm bedankt? Ein Mensch bedankt sich bei einem Wraith? Er konnte sich nicht daran erinnern, dass er etwas Derartiges schon einmal erlebt hatte. Er ließ kurz seinen Blick über den Soldaten schweifen, konnte erkennen, wie viel Überwindung es ihm gekostet hatte.
Sheppard hatte keine Antwort seitens Todd erwartet, wurde aber schnell eines besseren belehrt. Der Wraith sprach nicht sehr laut, dafür aber umso eindringlicher. “Ebenso.”

Es gab nicht viele Momente, in den Sheppard sprachlos war, aber dieser gehörte eindeutig dazu. Er suchte fieberhaft in seinem Kopf nach den richtigen Sätzen, die er darauf sagen konnte, fand aber beim besten Willen keine. Was sollte John auch darauf erwidern? - Freut mich - oder - Cool - waren nicht eben sehr passend, also entschied er sich für eine alte Regel: Reden ist Silber, schweigen ist Gold. Todd würde sich schon denken können, dass der Soldat seine Worte schätzte. Jedenfalls hoffte er das und falls nicht, würde das so oder so bald keine Rolle mehr spielen, eh sei denn man träfe sich im Himmel wieder - oder doch in der Hölle?

Weder noch - das war jedenfalls die Antwort des Schicksals, denn in diesem Augenblick ertönte ein lautes Krachen und die Decke brach nahe der Atlanter auseinander und stürzte ins Wasser. Bevor auch nur einem von ihnen klar wurde, was da gerade passiert war, konnten sie Lichtkegel von Taschenlampen sehen, die unruhig über die Wasseroberfläche tasteten, konnten Stimmen hören, die nach ihnen riefen.
Das Rettungsteam angelte Einen nach dem Anderen aus dem kühlen Nass, schafften alle in die Jumper und damit zurück nach Atlantis - in Sicherheit.



Die Schwingen der Bewusstlosigkeit zogen sich allmählich aus Sheppards Schädel zurück und hinterließen ein dumpfes, stechendes Gefühl, das John nur allzu bekannt, aber deswegen nicht einfacher zu ertragen war.
Vorsichtig wollte der Soldat seine Augen öffnen und kassierte dafür sofort stechende Kopfschmerzen, die ihn aufstöhnen ließen. Ehe er überhaupt wusste, wie ihm geschah, hörte er eine vertraute Frauenstimme seinen Namen sagen und spürte, wie sich seine Lider ohne sein Zutun hoben und ihm ein grelles Licht mitten auf die Pupillen gestrahlt wurde - kein sehr angenehmes Gefühl.
Sheppard wollte gerade seinen Kopf wegdrehen, als Jennifer endlich die kleine Taschenlampe ausknipste, ihn mit besorgtem Blick musterte, ihren Zeigefinger hochhielt und fragte: “Wie viele Finger sehen Sie?” John brauchte einen Moment bis er überhaupt verstand, was die junge Ärztin von ihm wollte, dann schluckte er und krächzte mit einem Grinsen: “Dreieinhalb.” Keller war einen Augenblick lang ehrlich irritiert, bis sie verstand, dass der Soldat nur einen Scherz gemacht hatte. Sie lächelte, wollte etwas erwidern, wurde aber von Sheppard unterbrochen. “Was ist mit den Anderen?”

Jennifer trat einen Schritt zur Seite, so dass John freies Sichtfeld auf die Krankenstation hatte. “Die belegen die Betten neben Ihnen - mehr oder minder freiwillig.” Ronon lieferte sich gerade einen handfesten Streit mit einer der Krankenschwestern, die dem Sateder verzweifelt versuchte verständlich zu machen, dass er noch nicht aufstehen konnte. Rodney saß auf der Bettkante, schaufelte sich munter einen Pudding in den Mund und schmatzte glücklich vor sich hin. Teyla lag im Bett, hatte ihren Sohn im Arm und betrachtete schmunzelnd den Machtkampf zwischen Ronon und der Krankenschwester. Bei diesem Anblick fiel dem Soldaten ein Stein vom Herzen, aber nur ein halber, denn in einem separaten Zimmer mit teilverglasten Wänden lag Lorne, der an sämtliche Maschinen angeschlossen war und mehr als nur schlecht aussah. Die junge Ärztin musste keine Hellseherin sein, um wissen, welche Gedanken in Sheppard vorgingen. Das Lächeln verschwand aus ihrem Gesicht, ein trauriger Ausdruck machte sich in ihren Augen breit. “Er schwebt in Lebensgefahr.”
Nur schwer konnte John den Blick von Evan abwenden. “Schafft er`s?”
Keller zuckte mit den Schultern. “Ich hoffe es.”

Ein Kloß bildete sich in Johns Hals, den er nur mühsam herunterwürgen konnte. Er wollte keine Schwäche zeigen - was eigentlich angesichts dessen, dass er sich schwerverletzt im Bett befanden, lächerlich war, dennoch, so war er nun einmal. “Und Todd?”
Jennifer konnte sich denken, weshalb der Soldat das Thema so schnell wechselte und spielte mit. “Der sieht ungefähr genauso aus, wie Sie.” Sheppard wusste nicht, ob das nun gut oder schlecht sein sollte. Immerhin fühlte er sich offengesagt, als wäre er von einem Lastwagen überrollt worden.
Allmählich überkam John auch wieder die Müdigkeit. Das Sprechen hatte ihm mehr Kraft gekostet, als er gedacht hatte. Die Schmerzen hielten sich zwar noch brav in der Verbannung und damit auf erträglichem Maß, aber kratzten doch langsam an ihren Verließmauern und das spürte der Soldat. Er verzog ganz leicht den Mund - eigentlich eine unauffällige Geste, die die Ärztin aber ohne Probleme deuten konnte. Sie kannte Sheppard mittlerweile gut genug, um zu wissen, dass John es sich nicht anmerken ließ - sofern es ihm möglich war - wenn er Schmerzen hatte.
Jennifer erhöhte die Tropfgeschwindigkeit der Infusion, legte dem Soldaten die Hand auf die Schulter und meinte leise: “Ruhe Sie sich aus.” Das ließ sich Sheppard nicht zwei Mal sagen. Dankbar schloss er die Augen und fiel in einen unruhigen Schlaf.

Es war dunkel in der Krankenstation als John das nächste Mal seine Lider hob- nur die Nachtbeleuchtung brannte und verlieh der Umgebung eine klinische und doch düstere Helligkeit. Der Soldat brauchte einen Moment, bis er sich an das schummrige Licht gewöhnt hatte. Er hatte gegen die Decke gestarrt, nun ließ er seinen Blick zu Seite schweifen und erschrak leicht. Neben ihm saß McKay auf einen Stuhl und betrachtete den Soldaten mit undeutbarem Ausdruck in den Augen und traurigem Lächeln auf den Lippen. Ansonsten war die Station absolut leer. Kein Ronon, keine Teyla und auch sonst niemand - nur Rodney. Was zum Teufel war hier eigentlich los?

Sheppard wollte eine entsprechende Frage stellen, aber der Wissenschaftler kam ihm zuvor. Leise flüsterte McKay: “Es tut mir leid.”
John verstand kein Wort. Verwirrt sah er Rodney an. “Was?”
Der Wissenschaftler setzte an, wollte etwas sagen, brachte aber keinen Ton heraus. Der Soldat konnte erkenne, wie McKay mit sich haderte, zu überwinden versuchte, doch kläglich scheiterte und sich schließlich einfach ein Stück zurücklehnte. Sheppard konnte nun das separate Krankenzimmer sehen, aber nichts mehr - und genau das war auch das Problem. Wo zum Henker war Evan?
John kannte die Antwort auf seine Frage und dennoch, er wollte es hören. “Was ist mit Lorne?”
McKay machte den Eindruck, als hätte er jetzt nichts lieber, als dass sich der Boden unter seinen Füßen auftat und ihn verschlang, aber der tat ihm natürlich nicht den Gefallen. Rodney schluckte unbehaglich, suchte fieberhaft nach den richtigen Worten, aber gab es die überhaupt, wenn man so eine Nachricht überbringen musste? Vermutlich nicht, aber irgendwer musste es dem Soldaten sagen und er hatte sich freiwillig gemeldet - was er jetzt bereute. Was hatte er sich nur dabei gedacht? Teyla hätte das besser gekonnt, aber nein, er musste ja einen Anflug von Größenwahn haben und glauben, dass er genau der Richtige dafür sei - ein Paradebeispiel für Fehleinschätzung. Aber da musste er jetzt durch. “Er ist vor fünf Stunden gestorben.”

Sheppard reagierte ganz anders, als der Wissenschaftler gedacht hatte. Wut blitzte in Johns Augen. Der Soldat stützte sich halb auf seinen Arm, unterdrückte sämtliche Schmerzen, und wollte mit drohendem Ton wissen: “Warum, verdammt noch mal, hat es keiner für nötig gehalten mich darüber zu informieren?!”
McKay sah aus, als ob er unter Sheppards Blick einen Meter geschrumpft wäre. “Die Konzentration des Schlafmittels war in Ihrem Blut noch zu hoch vorhanden - wir hätten Sie nicht wecken können.” … auch, wenn wir es gewollt hätten. Das dachte sich Rodney jedenfalls, sprach es aber nicht aus. Die Wahrheit wollte er John nicht verraten - er wollte ihm nicht sagen, dass Jennifer eindringlich davon abgeraten hatte, dem Soldaten diesen psychischen Stress zuzumuten und deshalb noch die Dosis des Medikamentes erhöht hat, um zu verhindern, dass Sheppard im falschen Moment zu sich kommen würde - im Einverständnis mit den anderen Teammitgliedern und Richard Woolsey.
Er log seinen Freund nicht gerne an, aber er wusste, dass John hier wahrscheinlich jedem eigenhändig den Kopf abreißen würde, wenn er das erfahren würde. Manchmal musste man den Soldaten einfach zu seinem Glück zwingen - insofern man das hier überhaupt Glück nennen konnte.
Sheppard ahnte, dass der Wissenschaftler ihm nur die halbe Geschichte erzählt hatte und wenn er ehrlich zu sich selbst war, wollte er vielleicht auch gar nicht die Vollversion hören.
Müde und kraftlos ließ er sich wieder in die Matratze zurücksinken, Gedanken begannen sich wild in seinem Kopf zu drehen. Schuldgefühle machten sich in ihm breit, zerrten an ihm, ließen John verkrampft schlucken. Er hatte versagt und das kläglich. Er war militärischer Leiter - seine Aufgabe war es, dafür zu sorgen, dass alle lebend nach Hause kamen. Und, hatte er es geschafft? Nein, noch nicht einmal annähernd. Viele Marines hatten auf dem Hive den Tod gefunden. Etwas, was schon schlimm genug war, aber so abgedroschen er auch klingen mochte, es war noch mal etwas anderes, wenn ein Freund sein Leben auf oder wegen einer Mission verloren hatte.
Der Soldat konnte spüren, wie seine Augen feucht wurden, wie sich sein Hals zuschnürte. Er kämpfte dagegen an, scheiterte aber jämmerlich.
Eine Träne rann seine Wange hinab und tropfte auf das Kopfkissen. Er wollte nicht, dass McKay ihn so sah, drehte den Kopf weg.
Rodney wurde plötzlich klar, was Teyla zuvor damit gemeint hatte, dass es wohl besser wäre, wenn er es Sheppard alleine sagen würde und war darüber nun doch froh. Er hatte ernsthafte Zweifel daran, dass John gewollt hätte, dass ihn seine Teammitglieder so sahen - wahrscheinlich war der Soldat auch nicht sonderlich begeistert davon, dass er hier war.
Der Wissenschaftler betrachtete Sheppard und wusste beim besten Willen nicht, wie er sich jetzt verhalten sollte. Er kannte John nicht so - normalerweise war er der unnahbare Soldat und jetzt schien er verletzlicher denn je zu sein. McKay war für gewöhnlich ein sehr redseliger Mensch und hatte auch das größten Vergnügen an den wildesten Sprachkreationen, aber in diesem Moment wusste er, dass auch die schönsten Worte völlig fehl am Platz waren. Vorsichtig hob er seine Hand, blickte einen Sekunde unschlüssig d`rein, dann legte er seine Finger auf Sheppards Schulter und drückte diese leicht. John sah Rodney eindringlich aus den Augenwinkeln heraus an, verkrampfte sich einen Wimpernschlag lang, machte den Eindruck, als ob er Rodney Finger abschütteln wollte, schloss dann aber die Lider und entspannte sich ob der Berührung seines Freundes.



Woolsey saß in seinem Büro, die Beine übereinander geschlagen und ein Buch auf dem Schoß, hatte eigentlich vorgehabt, sich eine Pause zu gönnen, als Sheppard unerwartete in sein Büro marschiert kam. Der Soldat hatte in den letzten Wochen mehr Zeit auf der Krankenstation verbracht, als sonst irgendwo - was wohl Dr. Kellers vehementen Standhalten gegenüber Johns Bitten und Betteln zu verdanken war. “Colonel”, begrüßte Richard den Soldaten. “Schön, Sie wieder auf den Beinen zu sehen. Wie geht es Ihrem Team?”

Sheppard stemmte die Arme in die Hüfte, allerdings nicht unbedingt deswegen um einen lässigen Anschein zu machen, sondern mehr aus dem Grund, um seine Flanke zu entlasten, die noch immer schmerzte. “Naja, die erholen sich”, antwortete John und musste dabei an McKay denken, der sämtliche Schreibarbeiten in seinem Labor Zelenka aufdrückte, mit der Begründung, dass er ja fast seinen Arm verloren hätte. Dann fuhr er fort, während er sich gegenüber von Woolsey in den Sessel fallen ließ, was seine Verletzungen ihm mit einem Nachlassen des Stechens in seinem Körper dankten: “Hat bei dem Aufprall ganz schön gewackelt.”

Der Leiter von Atlantis kam nicht umhin innerlich zu schmunzeln. Er wusste nur zu gut, dass der Soldat damit maßlos untertrieb. “Das kann ich mir vorstellen. Sie hatten Glück. Bis Major Cursey und sein Team den Weg zu Ihnen endlich frei gesprengt hatten, war der Rumpf schon zur Hälfte mit Wasser vollgelaufen. Kaum war`n Sie draußen, ist das Schiff gesunken.” Sheppard machte ein Geräusch, als wolle er sagen `ach was, sagen Sie bloß?` und meinte mit einem leichten Grinsen auf den Lippen: “Ich wünschte, ich hätte das gesehen.” Johns Blick fiel auf den Monitor in Richards Büro. Todd war zu sehen. Er saß mit dem Rücken zur Kamera auf einem Bett und machte schon von der Rückansicht keinen besonders guten Eindruck. “Wie geht`s ihm?”, fragte der Soldat wie beiläufig, brachte aber damit das Thema auf den Tisch, weswegen er eigentlich hergekommen war.

“Nicht gut. Er hat auf keine Behandlung angesprochen”, antwortete Woolsey. Damit sagte er Sheppard nichts, was er nicht schon wusste. Von Jennifer hatte er erfahren, dass seine Wunden zwar zum größten Teil verheilt waren und sie den Verfall in seinem Körper kurzfristig aufhalten, bzw. verlangsamen konnte, aber der Virus gegen diese Behandlung zunehmend resistent wurde und es nur noch eine Frage der Zeit war, bis der Wraith sterben würde.
Dem Leiter von Atlantis entging es nicht, dass John nicht gerade ein begeistertes Gesicht ob seiner Worte zog und eigentlich wusste er auch, dass der Soldat nicht zu ihm gekommen war, um ein kleines Pläuschen zu halten. Er kannte den Grund für Sheppards Besuch. “Ich habe Ihre Anfrage erhalten”, fügte Richard hinzu, schloss sein Buch.

“Und?”, hakte John umgehend nach, war sofort hellhörig.
“Verzeihen Sie, wenn ich mich irre, aber wollten Sie nicht sein Schiff zerstören, als es das erste Mal hier aufgetaucht ist?”, fuhr Woolsey ungerührt fort. Er konnte nicht wirklich verstehen, warum der Soldat ihn um etwas Derartiges bat.
Sheppard musste zugeben, dass der Leiter von Atlantis gar nicht so unrecht hatte. “Kommt mir irgendwie bekannt vor.”
“Und jetzt erwarten Sie, dass ich das Protokoll ignoriere und ihn frei lasse”, stellte Richard fast schon ungläubig fest.
“Er ist der Grund dafür, dass wir noch leben.” Das war nichts, was John leicht über die Lippen kam, er verkleidete seine Worte deshalb in einem gleichgültig, lässig erscheinend Tonfall, aber es musste gesagt werden. Wäre Todd nicht gewesen, würden er und seine Freunde als Wasserleichen den Ozean um Atlantis unsicher machen.

“Das weiß ich, Colonel. Er ist auch der Grund, weshalb Sie überhaupt in Gefahr waren, von dem enormen Sicherheitsrisiko ganz zu Schweigen”, konterte Woolsey ungerührt.
Der Soldat fasste sich kurz an die Stirn, nur um gleich wieder seine Hand sinken zu lassen. An Richards Worten war etwas Wahres d`ran - sogar mehr, als ihm lieb war - aber trotzdem, wenn man es recht bedachte, trug nicht Todd die Schuld - jedenfalls nicht allein - denn ohne die Gen-Therapie wäre das alles nicht passiert. Der Leiter von Atlantis sollte sich einfach nicht so anstellen. Er respektierte Woolsey als militärischen Leiter von Atlantis, wusste, dass dieser ein guter Mann war, aber in diesem Moment stellte er für John einen pingeligen Schreibtischfanatiker dar, den es jetzt zu überzeugen galt. “Na schön, hören Sie. Vermutlich stirbt er so wie so.”

“Und wenn er überlebt?” hakte Richard nach, wofür ihn der Soldat am Liebsten seine restlichen zehn Haare herausgerissen und damit eine Vollglatze spendiert hätte, aber stattdessen antwortete Sheppard schon fast genervt: “Dann wird er nicht vergessen, was wir für ihn getan haben. Immerhin ist er der beste Verbündete im Kampf gegen die Wraith, den wir je hatten. Sollten wir es je schaffen, diese Gen-Therapie hinzu bekommen, werden wir zur Verbreitung seine Hilfe brauchen.” Die Hälfte von dem, was John gerade gesagt hatte, hatte er sich zwar spontan aus der Nase gezogen, aber selbst Woolsey musste zugeben, dass das gute Argumente waren, die für Todd sprachen.

Der Soldat konnte sehen, wie es im Hinterstübchen des Leiters von Atlantis zu arbeiten begann, aber er konnte auch dessen Zweifel erkennen und bekam diese auch jetzt zu hören. “Sie wissen, dass das die Art von Entscheidung ist, die mich meinen Job kosten kann?”
Natürlich wusste Sheppard das, aber letztendlich konnte sie das doch alle … und, hey, genau in dem Moment, in dem er diesen Gedanken gefasst hatte, stellte er fest, dass das genau die Art von Satz war, die bei Richard ins Schwarze treffen würde. Denn, wenn die von ganzen oben einen Sündenbock suchen würden, würde sie ihn auch finden - ob derjenige nun richtig entschieden hatte oder nicht. Also erwiderte John: “Können Sie das nicht alle?”
Woolsey konnte nicht anders, als ob der Bemerkung des Soldaten zu schmunzeln - Sheppard hatte recht.

John stand vor dem blauschimmernden Ereignishorizont, wartete bis Todd von einer Eskorte zu ihm geleitet wurde.
Der Wraith sah den Soldaten durchdringend an, zögerte einen Moment und meinte dann: “Ich bin Ihnen dankbar für Ihre Entscheidung mich gehen zu lassen.” “Ein Deal ist ein Deal”, gab der Colonel schlicht zurück.
“Das werde ich Ihnen nicht vergessen, John Sheppard.” Todd zog leicht seine Mundwinkel nach oben, so dass es fast, aber auch nur fast, den Anschein erweckte, er würde lächeln.
John hob etwas sein Kinn, betrachtete den Wraith skeptisch. Was sollte er denn nun wieder davon halten? Diese dämlichen Zweideutigkeiten. Irgendwie beschlich ihn das Gefühl, dass Todd das mit Absicht machte und dabei unter Garantie seinen Spaß hatte.
Nichts desto trotz zweifelte Sheppard nicht an den Worten des Wraith. Irgendetwas sagte ihm, dass sie ernst gemeint waren - hoffentlich. Der Soldat nickte leicht, was Todd knapp erwiderte, bevor er durch das Stargate trat.
Der Ereignishorizont verschwand und plötzlich, warum auch immer, was sich John doch nicht mehr ganz so sicher, das Richtige getan zu haben.

- Fin -
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