Wenn aus Glück Trauer wird by Manu
Summary: In einigen Tagen soll die Hochzeit von Janet und Daniel stattfinden, aber vorher hat SG1 noch eine Mission, nach Kelowna ...
Categories: Stargate SG-1 Characters: Daniel Jackson (SG-1), Janet Fraiser, Multi-Chara
Genre: Character Death, Drama, PoV, Vignette
Challenges: Keine
Series: Keine
Chapters: 1 Completed: Ja Word count: 6433 Read: 2497 Published: 23.12.11 Updated: 23.12.11
Story Notes:
Diese Geschichte wurde ursprünglich auf der (ehemaligen) Seite 'Chevron26' veröffentlicht!

1. Kapitel 1 by Manu

Kapitel 1 by Manu
Author's Notes:
Spoiler: Meridian, meine FF´s "Hexenschuss mit Folgen" bis "Partytime"

Anmerkung: Als ich angefangen habe das hier zu schreiben, habe ich es noch für eine gute Idee gehalten. Aber ich hätte nicht gedacht, dass es so schwer ist eine FF um eine Episode der Serie herum zuschreiben, weil es sehr stark einschränkt und der erste Versuch ging auch gründlich daneben. Aber irgendwie hat sich das Ganze dann verselbstständigt und nun muss ich da durch. Ich habe versucht mich auf die Gedanken und Gefühle der betreffenden Personen zu beschränken und einige Missing Scenes einzufügen. Nur den ersten und letzten Dialog aus der Episode habe ich übernommen, weil es für mich die Schlüsselszenen sind. Falls hier jemand Teal´c vermissen sollte, dem stolzen Krieger werde ich bei Gelegenheit (und Zeit) eine eigene FF widmen. Vielen lieben Dank an Caro fürs Betalesen, und für den Schubs in die richtige Richtung.
Wenn aus Glück Trauer wird


Daniel:

Das erste was ich nach dem aufwachen sehe ist Janet´s Gesicht. Sie liegt neben mir und schläft noch tief und fest. Kein Wunder, gestern hat sie Major Geary von SG6 operiert, bis spät in die Nacht hinein. Ich habe nicht mal mitgekriegt wann sie nach Hause gekommen ist. Nach Hause … seltsam, jetzt ist Janet´s Haus auch mein zuhause. Bereits kurz nach der Verlobung bin ich hier eingezogen. Cassy hat vor lauter Freude noch eine weitere Party gefeiert, eine Einzugsparty wie sie sagte.
Meine Wohnung habe ich zwar immer noch, aber nur weil ich es bis zur Hochzeit einfach nicht mehr schaffe sie aufzulösen. Außerdem muss ich mich mit Janet noch darüber einigen wo meine Artefakte hinsollen. Um Janet zu zitieren: Daniel Jackson, wenn du glaubst, dass du mein Haus in ein Museum verwandeln kannst, hast du dich getäuscht. Zitat Ende.
Für heute ist noch eine Mission angesetzt, nach PX- … Mist, jetzt geht es mir schon wie Jack, ich habe die Bezeichnung vergessen. Aber egal, die Bewohner nennen ihren Planeten Kelowna, also gewöhne ich mich besser an diesen Namen. Technologisch sind sie nicht ganz so weit entwickelt wie wir hier auf der Erde, aber laut Sam haben sie eine interessante Entdeckung auf dem Gebiet der Naquada-forschung gemacht. Ein Besuch lohnt sich also allemal.
Vorsichtig stehe ich auf um Janet nicht aufzuwecken, schnappe mir meine Klamotten und schleiche aus dem Zimmer. Im Flur brennt bereits Licht und als ich ins Bad will ist bereits besetzt. Cassy, na das kann dauern. Ich frage mich, was ein junges Mädchen so lange im Bad macht. Aber das sind die Geheimnisse der Frauen, die wir Männer wohl nie verstehen werden. Also ziehe ich mich auf dem Flur an und gehe runter in die Küche. Cassy hat den Tisch bereits gedeckt und auch die Kaffeemaschine läuft schon. Als ich mit dem Frühstück fertig bin ist auch Cassy endlich im Bad fertig und kommt runter.
"Guten Morgen Daniel. Kannst du mich in die Schule bringen, bevor du zur Arbeit fährst? Ich habe heute Sport und Kunst, die ganzen Sachen kann ich unmöglich auf dem Fahrrad mitschleppen. Und Mom möchte ich nicht wecken."
"Kein Problem Cassy, aber dann müssen wir jetzt schon fahren, sonst komme ich zu Spät ins SGC. Hast du schon gefrühstückt?"
"Ja, ich bin schon fertig und meine Sachen habe ich auch schon zusammen gesucht."
Ich gebe ihr den Autoschlüssel. "Bring dein Zeug schon mal ins Auto, ich schreibe Janet nur noch schnell einen Zettel." Da fällt mir noch was ein. "Wie kommst du heute Nachmittag wieder nach Hause? Janet ist dann auch nicht mehr da."
"Dominics Mom bringt mich zurück."
Gut, sie wird langsam erwachsen, früher musste sich Janet um so was kümmern, sonst wäre Cassy an der Schule gestanden und hätte nicht gewusst, wie sie heim kommt. Ich lege den Zettel auf den Tisch, hole mir meine Jacke von der Garderobe und gehe zu meinem Auto. Cassy hat ihre Sachen auf dem Rücksitz verteilt und sitzt bereits auf dem Beifahrersitz. Ich steige ein und fahre los.
"Und, wie viele Stunden fehlen dir noch bis zur Prüfung?"
"Ein paar nur noch. Aber im Moment habe ich keine Zeit dafür, ich muss Mom ja bei den Vorbereitungen helfen." Sie lacht vergnügt. "Eine Hochzeit vorzubereiten macht auch viel mehr Spaß, als Verkehrsregeln zu pauken."
Ich kann der Versuchung nicht widerstehen und frage betont harmlos. "Du hast doch Janet´s Hochzeitskleid bestimmt schon gesehen?"
"Ja, aber ich werde dir bestimmt nicht sagen wie es aussieht Daniel, das bringt Unglück."
Inzwischen haben wir die Schule erreicht und ich halte am Straßenrand. Cassy springt aus dem Wagen und holt sich ihre Sachen vom Rücksitz.
"Bis dann Daniel, tschüß." verabschiedet sie sich von mir und läuft über die Straße, zu Dominic, der schon auf sie wartet. Ich fahre weiter zum SGC.

Janet:

Mist, was ist denn das für ein Radau. Schlaftrunken taste ich um mich und treffe den lärmenden Wecker eher durch Zufall als mit Absicht. Rums, landet das gute Stück neben dem Bett auf dem Fußboden. Leider hört er dadurch auch nicht auf zu lärmen. Also Janet, entweder du stehst jetzt auf und machst den Wecker aus oder du ziehst dir die Decke doppelt über den Kopf.
Als die doppelte Decke auch nicht hilft, entscheide ich mich doch fürs aufstehen. Mit halbgeschlossenen Augen taste ich nach dem Wecker, stelle ihn ab und schlurfe Richtung Bad. Mit einer ausgiebigen Dusche schaffe ich es endlich die restliche Müdigkeit zu vertreiben. Zurück im Schlafzimmer zeigt mir ein Blick auf den Wecker, dass ich noch genug Zeit für ein gemütliches Frühstück habe, bevor der letzte Anprobetermin für mein Hochzeitskleid ist. Schade dass Sam nicht dabei sein kann, aber diese Mission scheint wichtig für sie zu sein, kein Wunder, schließlich geht es um Naquada. Nachdem ich mich angezogen habe gehe ich runter in die Küche. Von Daniel und Cassy ist weder etwas zu sehen, noch zu hören. Sie sind Beide schon weg, Daniel zum SGC und Cassy zur Schule. Genau das steht auch auf dem Zettel, den Daniel mir auf den Tisch gelegt hat.

Guten Morgen mein Engel,
wenn du das liest, bin ich schon auf Kelowna
und Cassy drückt die Schulbank. Ich habe sie
hingefahren und Dominics Mutter bringt sie
nach der Schule wieder nach Hause.
Du brauchst dir also deswegen keine Sorgen
zu machen.
Ich liebe dich, dein Daniel

Ach, das ist ja so romantisch, ob er das in 10 Jahren auch noch macht? Ich kichere leise in mich hinein. Janet, du bist noch nicht mal verheiratet und denkst schon an den 10. Hochzeitstag. Du bist irre meine Liebe.
Nach einem ausgiebigen Frühstück mit 3 Tassen Kaffee fahre ich in die Stadt zur Anprobe. Meine Schneiderin wartet schon auf mich.
"Dr. Fraiser, ich denke jetzt ist es genau so wie Sie es haben wollen. Bitte probieren Sie noch mal alles an."
Als ich aus der Umkleide komme betrachte ich mich skeptisch im Spiegel. Das Kleid entspricht genau meinen Vorstellungen, aber mit dem Schleier bin ich immer noch unsicher. "Das Kleid ist wirklich wunderbar, aber ich bin immer noch nicht sicher, ob der Schleier wirklich dazu passt."
"Der Schleier ist perfekt, glauben Sie mir. Ihre Freundin hat genau dasselbe gesagt, als Sie letztes Mal hier waren."
Stimmt, Sam fand den Schleier auch sehr schön, also vertraue ich mal auf ihr Urteil.
"Sie haben sicher Recht, aber ich bin eben so aufgeregt."
"Das ist ganz normal, ich erlebe das bei jeder Braut immer wieder." Sie nimmt meine Hände um mich zu beruhigen. "Glauben Sie mir Doktor, Sie werden eine wunderschöne Braut sein und dem Bräutigam werden vor Staunen die Augen aus dem Kopf fallen."
Ich stimme ihr zwar zu, aber für mich denke ich, dass Daniel wohl eher die Nase abfällt, wenn er dem Brautstrauß zu nahe kommt. Ich muss unbedingt an seine Antihistamine denken. Ich will ja schließlich nicht, dass er vor lauter Heuschnupfen nicht zum ja sagen kommt. Ich ziehe die Sachen wieder aus und lasse mir alles zusammen packen. Nachdem ich bezahlt habe, verstaue ich alles im Auto, froh darüber, dass ich nicht öfter heirate, sonst würde ich arm dabei werden. Dann fahre ich zum SGC um mich um meinen Patienten von letzter Nacht zu kümmern.

Dort ist im Moment nicht allzu viel los. SG1 ist schon unterwegs und die anderen Teams die heute auf Mission sind auch. Eine Rückkehr steht für heute Morgen auch nicht an. SG9 kommt erst am späten Nachmittag wieder, also kann ich mich in aller Ruhe um Major Geary kümmern. Ich liebe es wenn mir meine Patienten nicht mehr weglaufen können.
Auf der Krankenstation angekommen gehe ich in Geary´s Zimmer und traue meinen Augen nicht, der Major ist nicht da! Janet, du solltest vielleicht doch die Anschaffung von Handschellen für die Krankenstation erwägen. Das klappern einer Krücke hinter mir läst mich herumfahren, und wie erwartet steht Major Geary auf seine Krücken gestützt in der Tür und fängt an rumzustottern.
"Äh, Doktor, ich …"
"Ich will es nicht hören Major. Ich habe ihnen den Befehl gegeben das Bett nicht zu verlassen, was war daran nicht zu verstehen?!"
"Ich musste doch nur …"
Ich packe den Major am Arm und dirigiere ihn ins Bett. "Warum glauben eigentlich alle, dass meine Befehle weniger bedeuten als die des Generals?!"
"… auf die Toilette und die …"
"Und wieso glauben hier alle sich an Colonel O´Neill eine Beispiel nehmen zu müssen und mir das Leben schwer machen zu müssen?!"
"… Klingel hat nicht funktioniert."
"Was haben Sie gesagt Major?" Ich nehme dem Mann die Krücken weg und stelle sie neben das Bett, aber außerhalb seiner Reichweite. Major Geary will mir noch etwas sagen, aber gerade als er den Mund aufmacht, geht der Alarm los.

Kurz darauf bekomme ich die Meldung, dass SG 1 zurückgekehrt ist und ein Sanitätsteam in den Gateraum kommen soll. Es ist von Daniel und einer Verstrahlung die Rede. Typisch, wenn es irgendwo auf einem Planeten ein Fettnäpfen zu treffen gilt, so kann man sicher sein, dass Daniel Jackson hinein stolpert. Und nicht nur Daniel, irgendwie haben sie alle Vier ein Händchen dafür. Der Colonel, ausgerechnet der, kriegt das geballte Wissen der Antiker ab, Sam schafft es sich eine Tok´ra zu angeln und Teal´c will sich für seine alten Sünden freiwillig hinrichten lassen. Ich möchte einmal eine Mission von SG 1 erleben, bei der nichts schief geht.
Träum weiter Janet.
Ich schüttele den Kopf, schnappe mir ein paar Handschuhe und gehe rüber zur Krankenstation. Auf dem Gang kommt mir Daniel schon entgegen, die Arme erhoben und das Gesicht völlig verschlossen. Sein Ausdruck gefällt mir gar nicht. Sam, Jack und Teal´c stürmen hinter ihm her. Auch ihre Gesichter gefallen mir gar nicht.
Ich scheuche Daniel und die beiden Sanitäter die schon auf dem Weg zum Gateraum waren in die Isolierstation und wende mich an Sam, die sehr nervös ist. Zu nervös für meinen Geschmack.
"Wissen Sie welche Strahlung und wie viel?"
"Er war einer instabilen radioaktiven Variation von Naquada ausgesetzt. Wir befürchten seine rechte Hand hat eine Dosis von über 8-9 Gray Neutronenstrahlung in direktem Kontakt erhalten. Der gesamte Körper etwa 7 Gray."
"Oh mein Gott." Ich höre zwar die Zahlen, aber ihre Bedeutung schwebt irgendwie an mir vorbei, so als ob sie nicht real sind. Ich komme mir wie in einem Alptraum vor, und habe das Gefühl als ob plötzlich zwei Wesen in mir wohnen. Auf der einen Seite die Frau Janet, die weinen, schreien und toben will. Auf der anderen Seite die Ärztin Dr. Fraiser, die ihren medizinischen Eid, wie ein Mantra vor sich hersagt. Du bist ein Profi Janet, du bist Ärztin, es darf für dich keine Rolle spielen, ob es dein Verlobter Daniel ist, oder ein völlig Fremder, der da drin ist. Keine Rolle, nicht die geringste, hörst du meine Liebe?
Die Frau in mir will jammern und heulen, bitte nicht Daniel, warum er, wieso kann ich nicht mal Glück haben mit Männern? Meine erste Ehe ist gescheitert und jetzt, wo ich endlich den Mut aufgebracht habe für einen Neuanfang, erwischt es Daniel.
Warum, warum, WARUM???
Fürs erste gewinnt die Ärztin Dr. Fraiser die Oberhand. Janet, du musst jetzt stark sein für Daniel. Du darfst jetzt nicht vor dieser Verantwortung wegrennen. Das bist du ihm Schuldig. In guten wie in schlechten Zeiten, in guten wie in schlechten Zeiten.
Ich sage mir dieses Versprechen in Gedanken mehrmals vor, es ist ein Mantra, das den medizinischen Eid verdrängt und mich zur Ruhe bringt.
General Hammond, der vom Gateraum mitgekommen ist blickt uns fragend an. Der arme Mann hat keine Ahnung was die Zahlen bedeuten, wie sollte er auch. "Doktor?"
Sam schluckt einmal bevor sie antwortet. "Das ist eine tödliche Dosis Sir."

Eine Stunde später habe ich mit den beiden Sanitätern Daniels Erstversorgung erledigt und dem General klargemacht, dass wir nicht mehr tun können als warten. Die ganze Zeit warte ich darauf, dass die hysterische Janet Fraiser zum Vorschein kommt und anfängt zu heulen. Aber noch behält die ruhige Ärztin die Oberhand.
Die Sanis sind bereits verschwunden und ich bin mit Daniel allein.
"Wie fühlst du dich Daniel?" Dumme Frage Janet, schelte ich mich innerlich.
"Wie soll ich mich wohl fühlen Janet? Ich weis es nicht, ich weis nur dass ich sterbe."
Wieso sagt er das so einfach? Aus seinem Mund klingt das so harmlos, als ob wir über den Blumenschmuck in der Kirche oder das bestellte Büfett oder über die Trauzeugen reden. Unwirklich, das ist das einzig passende Wort.
"Bitte Daniel, block mich jetzt nicht ab, dass kannst du mir nicht antun. Sprich mit mir!" Ich versuche noch mal zu ihm durchzudringen, aber ich kann sehen, wie die Mauer, die er um sich errichtet Stein für Stein wächst. Schicht für Schicht immer höher wird.
"Janet, ich … glaub mir es ist besser so. Für uns Beide."
"Daniel, ich …" ich kann nicht weiter sprechen und beiße mir auf die Lippen. Ich kann fühlen, wie sich die Ärztin immer mehr zurückzieht und Schritt für Schritt der Frau weicht. Ich habe Angst. Angst die Kontrolle zu verlieren. Ohne zu wissen worüber.
Daniel ergreift meine Hand und drückt sie. "Janet, ich möchte dich um etwas bitten."
"Alles was du willst." Für einen Moment glaube ich, er will die Mauer wieder einreißen, aber der nächste Satz belehrt mich eines besseren.
"Ruf Dr. Howard an, er soll meine Betreuung übernehmen. Ich will nicht dass du hier bleibst." Was hat er da gesagt? Habe ich das wirklich richtig verstanden?
Ich versuche all meinen Willen als Ärztin und meine Liebe als Frau in die Antwort zu legen. Er muss doch wissen, was er da von mir verlangt und dass ich das nicht tun kann.
"Nein Daniel, ich werde hier bleiben, du kannst mich nicht davon abhalten! In guten wie in schlechten Zeiten so lautet das Versprechen, dass wir uns in ein paar Tagen geben wollten. Ich weis nicht wie du darüber denkst, aber für mich gilt das auch jetzt schon!" Die Ärztin Dr. Fraiser verabschiedet sich in diesem Moment und nur die Frau Janet bleibt noch übrig.
Daniel scheint die Veränderung an mir bemerkt zu haben und versucht noch mal mich zum gehen zu bewegen. "Janet, bitte … ich … ich möchte nicht, dass du das alles mit ansehen musst."
Ich umarme Daniel und drücke ihn an mich, als ob ich ihn nie wieder loslassen will.
"In guten wie in schlechten Zeiten, Daniel Jackson."
Seltsam, wie ruhig ich mich auf einmal fühle, kein schreien, keine Hysterie, nur ein paar einzelne Tränchen, die sich meine Wangen herunter stehlen. Da ich nicht will, dass Daniel mich weinen sieht, verlasse ich den Raum. Draußen auf dem Flur pralle ich mit Colonel O´Neill zusammen.
"Doc? Alles klar?"
Dumme Frage, typisch für den Colonel. "Nein Colonel, nichts ist in Ordnung. Der Mann den ich in drei Tagen heiraten will ist da drin und wird sterben." Komisch, dass ich diese Tatsache einfach so aussprechen kann.
"Doc … hm." Der Colonel druckst rum, weis nicht mehr was er noch sagen soll. Es war noch nie seine Stärke über Gefühle zu reden. Eine Tatsache, die ich auf einmal sehr tröstlich finde, ohne zu wissen warum.
"Und ich dringe nicht mal mehr zu ihm durch. Ich habe das Gefühl, als ob er eine Mauer um sich errichtet, damit ja niemand mehr an sein Innerstes heran kommt. Er wollte mich sogar wegschicken und hat nach einem anderen Arzt verlangt."
"Ich werde mit Daniel reden. Vielleicht schaffe ich es ja was zu erreichen. Kann ich zu ihm?"
"Ja, und viel Glück."
Jack verschwindet in Daniels Krankenzimmer und ich laufe noch einige Schritte weiter und lehne mich dann an die Wand um durchzuatmen. Als sich mein Atem wieder beruhigt hat, gehe ich in mein Quartier. Dort finden die Ärztin Dr. Fraiser und die Frau Janet in mir langsam wieder ein Gleichgewicht. In guten wie in schlechten Zeiten. Dieser Satz hat etwas tröstendes an sich. Weil er alles ausdrückt, was Liebe bedeutet.

Jack:

Nachdem ich Doc Fraiser fast über den Haufen gerannt habe, bin ich zu Daniel gegangen. Ich hatte gehofft, vernünftig mit ihm reden zu können, aber bei dem Blick den er mir zur Begrüßung zuwirft, habe ich das Gefühl gegen die von Janet genannte Mauer anzurennen.
Verdammt.
Am liebsten würde ich die Kelownaner alle miteinander erwürgen. Und Daniel gleich mit. Herr im Himmel, da leiert der Kerl die ganzen Symptome seines kommenden Todes runter, als ob er mir ein Kuchenrezept erklären wollte. Ganz ruhig und sachlich, als ob es ihn nichts anginge. Als ob er über einen Fremden reden würde.
Und als ich vorschlage unsere außerirdischen Verbündeten um Hilfe zu bitten, was muss ich mir da anhören? Ich bin nicht wichtiger als irgendwer sonst.
Ahhh, ich glaub ich spinne.
Der Kerl treibt mich noch in den Wahnsinn.
Zumindest hat er mir erzählt, was passiert ist. Dieses Lügenmärchen das man uns auf Kelowna erzählt hat, habe ich sowieso nicht geglaubt.
Daniel, ein Saboteur?
Ha, da müsst ihr euch schon eine bessere Lüge ausdenken um mich zu überzeugen.
Ohne Daniel hätten diese Idioten ihren ganzen Planeten in die Luft gejagt. Ich fasse es nicht, wie kann man nur so dumm sein? Wenn ich mir nur diesen Jonas Quinn noch mal vorknöpfen könnte um ihn zum reden zu bringen.
Aua. Ahhh, die Wände sind immer noch härter als meine Fäuste.
Ohne es gemerkt zu haben, hat mich mein Weg von der Krankenstation zu Carters Labor geführt. Als ich es betrete sehe ich wie Sam vor dem Bildschirm sitzt und geistesabwesend auf die Zahlenkolonnen starrt. Leider hat sie keine guten Nachrichten. Jedenfalls nicht für Daniel. Senator Kinsey dagegen wäre von dem hier hellauf begeistert.
Zuerst war ich sauer auf Sam, weil sie darauf besteht, dass wir was von diesem Zeug haben müssen. Als ob Daniels Opfer keine Rolle spielen würde.
Aber da tue ich ihr Unrecht, sie sagt nur das was sie sagen muss, und so schwer es mir fällt, ich weis das sie damit recht hat. Wenn ich mir vorstelle, wie sie mit diesen Zahlen herum hantiert, Zahlen, die für Daniel das Todesurteil sind …
Gott, ich darf gar nicht daran denken, wie sich Sam dabei fühlen muss. Diese Zahlen zu sehen und zu wissen, dass alle Wissenschaft der Welt an deren Bedeutung nichts ändern kann.
Jetzt sitzen Carter und ich bei Hammond im Büro. Und ich bin wieder mal froh, dass nicht ich die Befehle geben muss. Sondern der General. Ich frage mich, ob sich General Hammond in diesem Moment auch wie ein Verräter an Daniel Jackson vorkommt.
Ich komme mir so vor.
Weil ich jetzt auf diesen verfluchten Planeten zurück muss, gute Miene zu einem bösen Spiel machen muss und um dieses Teufelszeug Naquadria betteln muss.
Ich hoffe nur, dass ich Jonas Quinn noch mal in die Finger kriege.
Ohne das Teal´c dabei ist.
Ich hasse diesen Job.

Janet:

Ich weis nicht wie lange ich auf meinem Bett gelegen bin und nachgedacht habe. Eine Stunde, zwei, ich weis es nicht. In guten wie in schlechten Zeiten. Immer wieder habe ich mir diese Worte vorgesagt und dabei an die guten wie die schlechten Tage mit Daniel gedacht. Wie es mit uns angefangen hat, durch seinen Hexenschuss. Wie ich ihm die beiden Wellensittiche untergejubelt habe. Wie ich ihn angemeckert habe, weil er Cassy dieses knappe Top geschenkt hat. Wie wir uns in die Haare gekriegt haben, wegen seiner Artefakte.
Wie er mir den Heiratsantrag gemacht hat.
Ich kann nicht glauben, dass diese Erinnerungen alles sein sollen, was mir von ihm bleibt. Für einen Moment bin ich versucht, Daniels Bitte zu erfüllen und einen anderen Arzt kommen zu lassen. Aber ich weis, wenn ich das tue, werde ich mir für den Rest meines Lebens Vorwürfe machen. Denn dann würde ich Daniel verraten, und unsere Liebe. Ich stehe auf und stelle mich vor das Waschbecken. Im Spiegel sehe ich mein Spiegelbild, aber es kommt mir seltsam fremd vor. Als ob dort eine andere Frau stehen würde. Mechanisch ziehe ich meinen Kittel an und gehe zur Krankenstation, fest entschlossen bis zum Ende an Daniels Seite zu bleiben. Ich hoffe, ich habe auch weiterhin die Kraft dazu.
Als ich auf der Isolierstation ankomme, sehe ich als erstes Daniel auf dem Bett liegen, eine der Schwestern hat ihm gerade eine weitere Dosis Schmerzmittel verabreicht. Sehr gut, anscheinend habe ich bei meinen Mitarbeitern gute Arbeit geleistet, sie tun alles Notwendige auch wenn ich nicht da bin. Daniel scheint nicht mehr ansprechbar zu sein, das ist auch besser so. Sein Gesicht und auch die Arme sind mit blutenden Wunden bedeckt, seine Muskeln verspannt. Es wäre besser für ihn wenn ich …
Nein, Janet du bist Ärztin, du darfst nicht mal daran denken.
Obwohl …
Nein, nein, ich darf diesen Gedanken nicht zu Ende führen.
Nicht denken Janet, lieber nicht denken.

Sam:

Wenn ich an das Gespräch mit dem Colonel im Labor zurück denke, ich komme mir vor wie der Advocatus Diaboli. Daniels Advocatus Diaboli. Ich habe die Zahlenreihen vor mir gesehen und konnte es erst nicht glauben. Was für ein astronomisches Potential. Einfach unglaublich diese Energiemenge.
Zu jeder anderen Zeit wäre ich vor Freude bis an die Decke gesprungen und Daniel wäre mit gesprungen. Aber so …
Ich habe versucht dem Colonel zu erklären, dass wir das Naquadria brauchen. Wieso, weshalb, warum. Nüchterne Wissenschaft und pure Notwendigkeit.
Manchmal hasse ich meinen Job.
Der Colonel und General Hammond haben verstanden und so sind Jack und Teal´c nach Kelowna zurück gekehrt. Ich bin froh, dass ich nicht mit muss. Ich weis nicht, ob ich es könnte, dorthin zurückkehren.
Eigentlich hätte ich dort sein müssen, in diesem Labor. Bei diesem Versuch, es ist schließlich mein Wissenschaftsgebiet, die Physik. Reine Kernspaltung, nichts was irgendwie mit Archäologie oder Sprachen zu tun hat. Daniel hätte nicht dort sein dürfen, ich hätte dort sein müssen.
Eine einfache Wahrheit. Meine Schuld. Weil ich lieber bei Colonel O´Neill und Teal´c bleiben wollte.
Nach dem Gespräch mit dem General bin ich in die Krankenstation gegangen. Ich habe mich ins Beobachtungszimmer gesetzt und zugesehen, wie Janet und ihre Helfer Daniel versorgen. Ich verstehe nicht wie Janet so stark sein kann, ich könnte es nicht. Noch eine einfache Wahrheit.
Janet hat mich entdeckt und ist zu mir rüber gekommen. Wir unterhalten uns über Daniel, über seine Schmerzen. Janet deutet sogar an, dass es besser wäre, wenn wir Daniel …
Ich kann nicht glauben, dass ihre Gedanken tatsächlich in diese Richtung gehen, oder dass sie diesen Gedanken zu Ende denkt.
Ein Gedanke schießt mir durch den Kopf, warum bin ich nicht schon eher darauf gekommen? Sam, wo bist du nur mit deinen Gedanken?
Janet schaut mir verwundert nach, als ich aus dem Raum sprinte. So schnell habe ich den Weg bis zum Sicherheitsraum noch nie zurück gelegt. Hier werden alle Mitbringsel von Off World sicher verwahrt, auch das Heilgerät von Kendra.
Das Goa`uld Heilgerät mit dem ich Cronos gerettet habe.
Langsam gehe ich zurück zur Krankenstation, nicht sicher, ob ich die Kraft habe, nochmals mit diesem Gerät umzugehen, aber ich muss es wenigstens versuchen.
Das bin ich Janet und Daniel schuldig.
Nur Minuten später stehe ich neben Daniels Bett. Dieser ist inzwischen wieder bei Bewusstsein und ich erkläre ihm was ich vorhabe. Als ich sicher bin, dass Daniel mich trotz seiner Schmerzen verstanden hat, blicke ich Janet an. Sie nickt kurz, also versuche ich es mit dem Artefakt. Zuerst erfolgt keine Reaktion von Daniels Seite. Aber als er reagiert, ist es viel schlimmer als ich es mir vorgestellt habe. Sein Körper verkrampft sich und er bäumt sich vor Schmerzen auf.
Janet reagiert sofort und völlig automatisch. "Er hat Krampfzustände, wir spritzen ihm 5 Milliliter Valium."
Erschrocken springe ich zurück, pralle dabei gegen einen der Assistenzärzte. Das habe ich nicht gewollt! Mein Gott, was habe ich getan!
"Es tut mir leid, tut mir leid!" stoße ich entsetzt hervor, aber niemand scheint mich zu hören, alle sind mit Daniel beschäftigt.
Ich höre wie Janet Befehle gibt und sehe wie diese Anordnungen ausgeführt werden, aber ich nehme es nicht bewusst war. Zu viele Gedanken fliegen mir durch den Kopf.
Gott, ich verstehe nicht, wie Janet so ruhig ihre Anweisungen geben kann, immerhin ist es Daniel, der da vor uns liegt! Sie wollten doch in ein paar Tagen heiraten!
Ich starre auf das Goa`uld Heilgerät in meiner Hand und laufe raus auf den Flur. Wenn ich noch länger hier bleibe drehe ich durch. Wieso passiert das alles?
Ich komme mir vor, als ob ich in einem Alptraum gefangen wäre.
Draußen fängt mich Colonel O´Neill ab. "Alles in Ordnung Major?"
Ich kann mich nicht mehr halten und platze regelrecht. "Nichts ist in Ordnung, Sir! Daniel liegt da drin und stirbt! Und ich habe alles noch schlimmer gemacht! Eigentlich müsste ich da drin liegen!" Ich achte nicht darauf das ich anfange zu weinen und das auch noch vor meinem vorgesetzten Offizier. Der Colonel packt mich an der Schulter und zwingt mich ihm ins Gesicht zu sehen.
"WAS?! Was soll denn dieser Unsinn Carter?" Er schüttelt mich einmal kurz. "Wovon zum Teufel reden Sie?"
"Ich hätte bei diesem Experiment dabei sein müssen. Es ist MEIN Spezialgebiet. ICH hätte um das Risiko gewusst, Daniel wusste es nicht."
"Es ist NICHT ihre Schuld Carter. Daniel wollte mit Jonas mitgehen und sie haben eben versucht Daniel zu helfen. Es ist nicht ihre Schuld."
Beim letzten leisen Satz nimmt er mich tröstend in den Arm und streicht mir beruhigend über den Rücken. Es vergehen einige schweigsame Minuten, bis ich mich wieder halbwegs beruhigt habe. Als er merkt, dass ich nicht mehr schluchze, schiebt er mich etwas von sich um mir ins Gesicht zu sehen.
"Wieder okay?"
Ich nicke schniefend. Jack wischt mir mit der einen Hand die Tränen aus dem Gesicht, mit der anderen Hand nimmt er mir das Heilgerät ab.
"Sie gehen jetzt in ihr Quartier und schlafen eine Runde. Ich bringe das in den Safe zurück."
"Sir. Ich kann …"
"Ahhh, keine Widerrede, Sie gehen jetzt in die Heia, das ist ein Befehl." Er dreht mich um und schiebt mich einen Schritt in Richtung meines Quartiers. Gehorsam gehe ich dorthin und lasse mich so wie ich bin aufs Bett fallen.

Jack:

Verdammt, das fehlte mir jetzt gerade noch, dass Carter durchdreht. Die Situation ist so schon schlimm genug. Daniel liegt im Sterben, und die dämlichen Kelownaner haben nichts besseres zu tun, als ihm die Schuld für ihre Fehler in die Schuhe zu schieben. Wenn ich nur diesen Jonas zum reden bringen könnte. Aber der Kerl hat auf stur geschaltet als ich es versucht habe. Wenigstens habe ich versucht ihm nochmals Daniels Standpunkt nahe zubringen. Das war ich Daniel schuldig.
Ich lehne mich mit dem Kopf gegen die Wand und atme tief durch um meine Gedanken wieder unter Kontrolle zu bringen. Ich darf jetzt nicht die Ruhe verlieren, auch das bin ich Daniel schuldig. Automatisch ballen sich meine Hände zu Fäusten, als ich an den Anblick auf der Krankenstation zurückdenke. Dabei drückt sich etwas in meine rechte Hand und als ich runterschaue, erblicke ich das Goa`uld Ding in meiner Hand. Am liebsten würde ich das Ding gegen die Wand knallen und dann noch ausgiebig drauf rumtrampeln, aber Carter hätte sicher was dagegen. Und Daniel auch. Wissenschaftler.
Nachdem ich das Ding sicher im Safe verstaut habe, gehe ich zurück zur Krankenstation, keine Ahnung warum es mich wieder dorthin zieht, eigentlich wäre ich lieber an jedem anderen Ort. Sogar ein Goa`uld Mutterschiff wäre jetzt ein angenehmerer Aufenthaltsort.

Janet:

Der Erste der hier auftaucht um sich von Daniel zu verabschieden ist doch tatsächlich Colonel O´Neill. Ausgerechnet der Mann, der im ganzen SGC am wenigsten über seine Gefühle reden kann. Manchmal geschehen noch Wunder.
Ich gehe rüber in den Nebenraum, da mir klar ist, dass Jack ganz schnell wieder verschwinden wird, wenn ich hier bleibe.
So kann ich zwar hören was er sagt, ihn aber nicht sehen. Er druckst herum und spricht nur stockend, aber am Ende platzt es doch noch aus ihm raus.
Und ich fühle Erleichterung. Weil ich weis, dass der Colonel daran ersticken würde, wenn er sich nicht verabschiedet. Und ich bin froh, dass Daniel so die Möglichkeit hat, sich zu verabschieden. So fällt es ihm sicher leichter zu gehen, wenn es denn überhaupt leicht fallen kann.
Oh Janet, wie kannst du nur so denken, du solltest besser aufhören zu denken.
Meine Gedanken überschlagen sich, wann soll ich mich von Daniel verabschieden?

Ich bin immer noch im Nebenraum, als Sam neben Daniels Bett auftaucht und sich auf den Hocker setzt. Sie erzählt ihm, dass Jonas hier ist und was er getan hat. Als sie anfängt von ihren Gefühlen und ihrer Freundschaft zu sprechen, laufen ihr Tränen über die Wangen.
Seltsam, eigentlich müsste ich da am Bett sitzen und heulen. Aber mir kommt alles immer unwirklicher vor. Wieso kann ich nicht weinen?

Nachdem Sam gegangen ist, gehe ich rüber um die Verbände zu wechseln. Ich bin fast fertig, als Teal´c mit einer kleinen Statue auftaucht. Ich drücke kurz seinen Arm und lasse ihn dann mit Daniel allein. Im Nebenraum kann ich hören, wie er sich von Daniel verabschiedet. Seltsam, diesen so beherrschten und starken Außerirdischen so zu sehen, wie er mit den Tränen kämpft.
Und ich kann immer noch nicht weinen.

Nachdem Teal´c gegangen ist, setzte ich mich an Daniels Bett. Er ist bewusstlos, aber das spielt keine Rolle, nicht für mich. Da ich sicher bin, dass meine Worte sein Unterbewusstsein erreichen.
Schon komisch, dass ich als Ärztin an so was glaube. Aber nicht alles kann man mit reiner Schulmedizin erklären. Ich bin sicher, dass auch Komapatienten ihre Umwelt noch wahrnehmen. Sie hören vielleicht nicht jedes Wort das man sagt, aber sie hören den Sinn.
"Daniel, ich weis nicht wie ich beginnen soll." Ich berühre seine verbundene Hand, das gibt mir Kraft. "Als ich dich das erste Mal gesehen habe, habe ich dich für einen Spinner gehalten. Du kamst mit Sam und Jack durch das Stargate, eine staubige Gestalt in einem dreckigen Umhang.
Lange habe ich dich für einen komischen Vogel gehalten. Aber im Laufe der Zeit habe ich gelernt dich zu respektieren. Ich habe dich für deinen Durchhaltewillen und deine Verbissenheit bewundert, mit der du alles angegangen bist. Egal ob es die Übersetzung einer Steintafel war oder das Kochen einer Suppe.
Im Laufe der Zeit ist aus diesem Respekt Liebe geworden. Und als du mir deine Liebe gestanden hast, habe ich mich wie auf Wolke sieben gefühlt.
Ich liebe dich Daniel Jackson und ich werde dich immer lieben, in guten wie in schlechten Zeiten."
Ich bleibe einfach neben seinem Bett sitzen, seine Hand in meiner. Ich achte nicht mehr auf das was um mich herum geschieht. Die Zeit scheint still zu stehen.
Und ich fühle eine seltsame Ruhe in mir.

Der Alarm geht los und die Zeit läuft weiter, offenbar ist General Carter endlich eingetroffen. Ich fühle, wie Hoffnung in mir aufsteigt.
Zusammen mit den beiden Generälen hat sich das gesamte Team hier versammelt, Sam, Jack und Teal´c. Jacob Carter nimmt das Heilgerät von Sam entgegen und beginnt mit der Behandlung. Als das warme helle Licht des Gerätes den Raum erhellt, wächst meine Hoffnung weiter, obwohl etwas tief in mir zweifelt. Ich versuche meine ganze Hoffnung und meine Zukunftsträume dem leuchtenden Strahl hinzuzufügen. Aber plötzlich beendet Jacob die Behandlung und sieht mich ernst an.
"Sein Zustand ist sehr ernst. Ich weis nicht, ob ich ihn retten kann, aber selbst wenn es gelingt, wird er seinen ursprünglichen Gesundheitszustand nicht wiedererlangen können."
Jacob spricht es zwar nicht aus, aber es ist auch so klar was das bedeutet. Daniel wäre für den Rest seines Lebens ein Pflegefall und auf fremde Hilfe angewiesen. Ich glaube nicht, dass er so leben wollte. Aber wie kann ich da sicher sein?
Wir haben nie über so etwas gesprochen. Klar, ich weis was Sam und der Colonel wollen, als Berufssoldaten haben sie entsprechende Anweisungen in ihren Unterlagen hinterlegt. Aber Daniel ist kein Soldat, wollte auch nie einer sein.
Sam wendet sich an ihren Vater. "Versuch es wenigstens."
Also macht Jacob weiter. Aber mir ist klar, dass es hoffnungslos ist, diese Erkenntnis festigt sich mehr und mehr in mir. Wie ein drohendes Schreckgespenst. Trotzdem fühle ich immer noch diese seltsame Ruhe.
Irgendwie habe ich auf einmal das Gefühl beobachtet zu werden, so als ob jemand unsichtbares hier wäre. Als ob Jemand hinter mir steht, oder durch den Raum wandert. Wie ein unsichtbarer Schatten. Und der Colonel hat auf einmal so einen seltsamen, abwesenden Gesichtsausdruck, als ob er ganz weit weg wäre und seine Umgebung nicht mehr wahrnimmt. Nach einigen Minuten unterbricht Jack plötzlich die Stille.
"Jacob, Schluss damit."
Ich kann nicht glauben was ich da höre und Jacob offenbar auch nicht.
"Ist das Ihr Ernst?" Jacob spricht das aus was ich denke. Trotzdem weis etwas tief in mir, dass Jack recht hat. Egal wie sehr sich die Ärztin in mir gegen diese Erkenntnis sträubt.
"Er will es so." antwortet Jack. Er scheint es vollkommen ernst zu meinen, so habe ich den Colonel schon lange nicht mehr gesehen. Alle Anwesenden blicken sich verdutzt an. Teal´c und General Hammond sind sehr ernst, Sam starrt ihren Vater an und ich weis nicht was ich sagen soll. Ob ich überhaupt etwas sagen soll.
Jacob ist unentschlossen. Will die Entscheidung nicht allein fällen.
"Kann mir irgendjemand sagen was ich tun soll?"
Ich spüre wie meine Lippen zittern, aber ich bekomme keinen Ton heraus. Bin wie gelähmt.
Jack sagt nur: "Lassen Sie ihn einfach gehen."
Das klingt so einfach, und ist doch so schwer. Aber Jacob tut es. Ich möchte nicht wissen wie viele Menschen und Tok´ra Selmak in seinem jahrhunderte langen Leben gehen lassen musste. Ohne es verhindern zu können.
Daniels Herzschlag wird unregelmäßig, er seufzt einmal leise und dann ist nur noch der lang gezogene Alarmton des EKG Gerätes zu hören. Daniels Herz hat aufgehört zu schlagen.
Panik überkommt mich. "Colonel?!" Was soll ich den jetzt machen?
Plötzlich fängt Daniels Gestalt an zu leuchten und er verwandelt sich in ein Lichtwesen. Wir starren alle völlig erstaunt auf die Erscheinung, die langsam durch den Raum gleitet und schließlich durch die Decke verschwindet. Einfach so alles hinter sich läst, auch mich.
Im Raum herrscht eine absolute Stille, die nur von raschelndem Stoff unterbrochen wird, als Jacob Carter Daniel zudeckt. Aber ich sehe es nicht, starre nur wie gebannt an die Stelle der Decke durch die Daniels … Ja was, seine Seele? … verschwunden ist. Auch als längst alle Anderen verschwunden sind, stehe ich immer noch da und starre an die Decke. Warte auf die Tränen, die meine Wangen runter laufen. Aber sie kommen nicht.

Wie ich den Rest des Tages hinter mich gebracht habe weis ich nicht. Der General wollte mich nach Hause schicken, aber ich habe mich geweigert, da komme ich noch früh genug hin. Oh Gott, wie soll ich das Cassy beibringen? Ich verstehe es ja selbst noch nicht genau, wie soll ich es da einem Teenager erklären.
Als meine Schicht endlich vorbei ist verlasse ich die Krankenstation und die Basis, gehe zum Parkplatz. An meinem Wagen fangen mich Sam und Colonel O´Neill ab.
"Janet, wie fühlst du dich?" will Sam wissen.
"Ich weis nicht. Ich sollte weinen und schreien, aber ich kann es nicht. Ich komme mir vor, wie in einem Traum. Alles ist unwirklich."
Sam und der Colonel werfen sich einen besorgten Blick zu, wissen offenbar nicht, wie sie auf mich reagieren sollen. Aber sie sind sich einig darüber, dass ich nicht Auto fahren darf.
"Ich fahre dich nachhause." Sam nimmt mir den Autoschlüssel aus der Hand.
"Nein Sam, das ist nicht nötig." Ich nehme ihr den Schlüssel wieder ab und schließe den Wagen auf. Mein Blick fällt auf den Karton mit dem Hochzeitskleid. Mechanisch nehme ich das Packet in die Hände und drücke es an mich. Was soll ich denn jetzt damit machen?
Stumm sehe ich zu wie Jack mir den Autoschlüssel abnimmt, meinen Wagen abschließt und den Schlüsselbund an Sam weitergibt.
"Carter hat Recht. Sie sind nicht in der Lage zu fahren Doc."
Da mir inzwischen alles egal ist, leiste ich keinen Widerstand mehr und lasse mich teilnahmslos von den Beiden zu Sams Wagen führen. Der Colonel verabschiedet sich von uns, aber ich höre die Worte nicht mehr. Sam schiebt mich auf den Beifahrersitz ihres Autos und steigt dann selbst ein. Die ganze Zeit klammere ich mich an mein Packet. Unfähig irgendetwas zu tun oder zu sagen.
Schweigend sitzt Sam neben mir, und ich bin froh über ihr Schweigen.
Inzwischen haben wir mein Haus erreicht, nur in der Küche brennt Licht, Cassy ist wohl gerade beim Abendessen.
Sam kommt mit mir rein, Cassy begrüßt uns fröhlich.
"Hi Mom. Hi Sam."
"Hallo Cassy." erwidere ich automatisch während ich die Treppe nach oben gehe.
Ich höre wie Sam mit Cassy spricht, höre wie Cassy antwortet und anfängt zu schreien. Ich höre es, aber ich höre die Worte nicht. Im Schlafzimmer angekommen lege ich mein Packet auf den Stuhl und lasse ich mich aufs Bett fallen. Ich liege einfach nur da. Ich weis nicht wie viel Zeit vergangen ist, als es an der Tür klopft. Nach einem Moment steckt Sam den Kopf durch die Tür.
"Janet? Ich habe Cassy ins Bett gebracht. Sie hat sich in den Schlaf geheult, aber ich denke, sie wird bis morgen durchschlafen. Ich bin im Gästezimmer wenn du mich brauchst."
"Danke Sam. Ich werde versuchen zu schlafen."
Sam nickt nur traurig und verschwindet im Nebenzimmer.
Schlafen klingt gut, sage ich mir. Dann muss ich nicht denken.
Ich ziehe mich aus und krieche unter die Decke. Lasse aber eine Tischleuchte an. Ich will jetzt nicht in völliger Dunkelheit liegen.
Aber ich kann nicht einschlafen, alles erinnert mich an Daniel. Die Bilder auf seinem Nachttisch. Die Statuen auf der Fensterbank. Die Schuhe neben dem Bett. Das frisch gebügelte Hemd am Kleiderschrank. Das Packet, mit meinem Hochzeitskleid.
Ich starre den Karton an, unschlüssig was ich damit machen soll.
Stehe aber schließlich doch auf und packe es aus. Die Seide fühlt sich so weich an. Ich breite das Kleid auf der einen Seite des Bettes aus und krieche wieder unter meine Decke. Meine Hände tasten danach, ziehen es Stück für Stück näher, bis ich meinen Kopf in den weichen Stoff kuscheln kann. Es ist ein gutes Gefühl, ein befreiendes Gefühl. Still liege ich da und fühle mehr und mehr wie eine riesige Last von mir weicht, als ob der weiche Stoff des Kleides sie aus mir heraussaugt.
Mir laufen die ersten Tränen über die Wangen. Es werden mehr, wie bei einem reinigenden Sommergewitter.
Endlich kann ich weinen.


Ende ???

© Manu 01/2004

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