Reaktorsalat by Manu
Summary: Sam bastelt mal wieder an ihrem Naquadareaktor rum.
Categories: Stargate SG-1 Characters: Multi-Chara, Samantha Carter (SG-1)
Genre: Humor, PoV, Vignette
Challenges: Keine
Series: Keine
Chapters: 1 Completed: Ja Word count: 2104 Read: 2426 Published: 23.12.11 Updated: 23.12.11
Story Notes:
Diese Geschichte wurde ursprünglich auf der (ehemaligen) Seite 'Chevron26' veröffentlicht!

1. Kapitel 1 by Manu

Kapitel 1 by Manu
Reaktorsalat


Oh Gott, wenn ich noch länger Zuhause Rumsitzen muss, gehe ich vor Langeweile ein. Es ist inzwischen Samstag Nachmittag und ich weis einfach nicht was ich noch machen soll. Meine technischen Fachzeitschriften habe ich sortiert, die Wohnung ist aufgeräumt und ich habe alle Einkäufe erledigt. Also Sam, überleg mal was du mit dem restlichen Wochenende noch anfangen kannst.
Ich könnte mit Janet bummeln gehen. Nein, die ist ja gar nicht da, die ist zu Verwandtenbesuchen unterwegs, zusammen mit Cassy. Mein Bruder ist mit seiner Familie in Urlaub gefahren, die kann ich also auch nicht besuchen. Meine Garage könnte zwar einen neuen Anstrich gebrauchen, aber dazu habe ich überhaupt keine Lust. Das einzige worauf ich Lust habe, ist an meinem Reaktor rumzubasteln. Aber wenn Janet mich im Labor erwischt …
Moment, Janet ist doch gar nicht da, der Colonel ist zum fischen gefahren und der General dürfte auch schon weg sein. Was hindert mich also daran, ins SGC zu fahren und ins Labor zu gehen? Nichts und niemand.
Gedacht, getan, einige Minuten später sitze ich in meinem Wagen und bin auf dem Weg zum SGC. Dort angekommen rolle ich langsam auf den Parkplatz und werfe einen Blick auf die dort stehenden Autos. Der General und Colonel O´Neill sind tatsächlich nicht mehr da, nur Daniels Wagen steht auf dem üblichen Parkplatz. Ich stelle mein Auto daneben ab und gehe zum Eingang. Der wachhabende Soldat nickt mir nur kurz zu, die sind es schon gewohnt, mich auch am Wochenende hier zu sehen. Im Fahrstuhl lehne ich mich an die Wand, wenn Janet mich jetzt hier erwischen würde, oh weiha. Ich höre noch ihre Standpauke von gestern Morgen.

Samantha Carter, wenn ich dich noch mal am Wochenende in deinem Labor erwische, werde ich dich persönlich nach Hause bringen, dort einschließen und den Schlüssel in Sicherheitsverwahrung nehmen.

Ich muss unwillkürlich kichern, bei dem Gedanken daran. Es wundert mich sowieso immer wieder, dass sich eine so zierliche Person wie Janet so aufplustern kann. Ob sie wohl weis, dass der Colonel sie einen napoleonischen Machtzwerg genannt hat?
Ich glaube schon, immerhin ist der arme Colonel ja nach den Missionen immer ihr erstes Opfer.
Als der Fahrstuhl endlich die Ebene mit den Laboren erreicht hat steige ich aus und laufe in Richtung meines Labors. Auf dem Weg dorthin komme ich an Daniels Raum vorbei. Die Tür steht offen, es brennt Licht und ich kann hören, wie Daniel leise vor sich hinmurmelt. Ich bleibe in der offenen Tür stehen und sehe mir das Daniel Jackson typische Chaos an. Die Steintafel, an der er arbeitet liegt auf dem Tisch und Daniel klebt fast mit der Nase an dem Ding. Um ihn herum sind jede Menge mit Notizen beschmierte Blätter verteilt und in einer Ecke stehen eine Kanne Kaffee und eine Schüssel mit irgendwelchen Plätzchen. Anscheinend hat er im Moment genug von seinen geliebten Schokoriegeln. Ich beschließe Daniel bei seiner Arbeit lieber nicht zu stören und gehe weiter zu meinem Labor.
Vor der Tür bleibe ich erstaunt stehen, da hat irgendjemand einen Zettel angeklebt.
Ich reiße das Blatt ab und lese es.

Hallo Carter,
wenn Sie entgegen der Anordnung von Doc Fraiser an
diesem Wochenende hier auftauchen sollten, sehen Sie
sich doch bitte mal meinen Computer an. Der funktioniert
nicht mehr, alles schwarz, kein Pieps mehr, mausetot.
Schönes Wochenende.
O´Neill

Na, der arme Colonel, da will er ausnahmsweise mal seinen Computer benutzen und dann funktioniert der nicht mehr, so ein Pech aber auch. Ich hole mir einige Werkzeuge aus dem Labor und gehe zum Büro des Colonels. Dieses ist offen und der Boden rund um den Papierkorb ist mit zerknüllten Blättern bedeckt. Da wird sich der Reinigungsdienst aber freuen.
Ich mache den Computer an, aber nichts passiert, da muss ich wohl doch zum Schraubenzieher greifen. Nachdem ich mich davon überzeugt habe, dass auch alle Kabel in Ordnung sind, schraube ich den Rechner auf und ziehe das Gehäuse ab. Dann schaue ich mir die einzelnen Komponenten an, da scheint alles in Ordnung zu sein. Also muss das Problem woanders liegen, vielleicht ist ja die Steckdose kaputt. Ich ziehe den Stecker raus und messe die Spannung. Na wer sagt´s den, null Komma null, die Steckdose ist hinüber. Tja, Colonel, Pech gehabt. Kaputte Steckdosen fallen nicht in meinen Zuständigkeitsbereich. Ich schreibe ihm noch einen Zettel, dass er am Montag einen Wartungstechniker bestellen soll und gehe zurück in mein Labor.
Tür zu und einmal tief durchatmen. Langeweile ade, mein Lieblingsspielzeug, wie der Colonel den Reaktor gerne nennt, steht noch genauso auf dem Tisch, wie ich es verlassen habe. An der gegenüberliegenden Wand steht mein Motorrad unter einer Plane. Einen Moment schwanke ich zwischen Pflicht und Hobby, aber am Ende siegt die Pflicht und ich wende mich dem Naquadareaktor zu. Wäre doch gelacht, wenn ich das Ding nicht endlich zum laufen kriegen würde.
Einige Zeit später, keine Ahnung wie viel später, bin ich der Lösung noch keinen
Schritt näher gekommen, es ist wie verhext. Alles was ich versucht habe hat nur zum durchbrennen der Graphitspulen geführt. Dabei sind die für den Energiefluss zum zünden des Reaktors am wichtigsten. Beim letzten Versuch ist auch noch eine der Spulen aufgeplatzt und hat das Innere des Reaktors mit einer dünnen grauen Staubschicht aus Graphit überzogen. Keine Ahnung wie ich das Zeug da wieder wegkriege ohne alles auseinander zu bauen.
Einen dünnen Pinsel müsste ich haben, aber woher soll ich den jetzt kriegen? So einen, wie ihn Daniel beim ausgraben benutzt, der wäre genau richtig. Ha, das ist es. Zum übersetzen braucht Daniel sein Grabungswerkzeug nicht, also werde ich es mir mal kurz ausleihen.
Kurz darauf stehe ich erneut in Daniels Tür und muss schmunzeln. Inzwischen klebt Daniel nicht mehr mit der Nase an der Steinplatte, sondern benutzt diese als Kopfkissen. Ich frage mich wie lange er schon an dieser Übersetzung arbeitet, wahrscheinlich schon seit Freitagabend. Kein Wunder, dass er eingeschlafen ist, obwohl es mir ein Rätsel ist, wie er mit der Steinplatte unter dem Kopf schlafen kann.
Vorsichtig wecke ich ihn auf.
„Daniel, aufwachen.“
„Hm, netjer chabti nubet.“ murmelt er leise vor sich hin.
Keine Ahnung was das heißt, aber ich versuche es noch mal.
„Daniel, ich brauche dein Werkzeug.“ Ich schüttele ihn vorsichtig. „Und du solltest ins Bett gehen.“
Daniel wacht langsam auf und reibt sich die Augen. Als er bemerkt, dass dabei die Brille im Weg ist nimmt er sie ab und legt sie auf den Tisch. Dann dreht er sich um und blinzelt mich an.
„Sam, was machen du den hier? Ich denke Janet hat dich nach Hause geschickt.“
„Da war es mir zu langweilig. Aber du solltest wirklich ins Bett gehen, die Steintafel taugt doch nicht als Kopfkissen.“
Daniel fährt sich mit den Fingern durchs Haar, bevor er seine Brille wieder aufsetzt.
„Ich möchte diese Übersetzung noch vor der nächsten Mission fertig kriegen. Ich habe das Gefühl, dass ich kurz vorm Durchbruch bin, aber der richtige Ansatzpunkt will mir einfach nicht einfallen.“
„Mir geht es mit dem Naquadareaktor genauso. Ich weis, dass nur noch eine Kleinigkeit fehlt, aber ich weis einfach nicht welche. Ich bin sicher, dass es mit den Energieleiterspulen zu tun hat, aber wie weis ich nicht.“
„Kann ich dir irgendwie helfen?“
„Ja, ich brauche einen dünnen Pinsel. Kann ich mir dein Werkzeug für eine Weile ausleihen?“
„Sicher, kein Problem.“ Daniels Blick wandert suchend über den Tisch. Dann hat er die Ledermappe mit den Sachen gefunden und gibt sie mir.
„Danke Daniel, ich bringe dir die Mappe morgen wieder zurück.“ Ich greife noch schnell in die Schüssel mit den Plätzchen bevor ich Daniel wieder verlasse und in mein Labor zurückgehe. Aber vorher mache ich noch einen Abstecher in die Kantine um mir ein große Kanne Kaffee zu holen. Dabei kann ich dann Daniels Plätzchen knabbern. Komisches Zeug, sieht aus wie Buchstaben, wo er das wohl wieder her hat?
Mit einer großen Kanne Kaffee bewaffnet kehre ich in mein Labor zurück und suche mir aus Daniels Ledermappe einen passenden Pinsel. Was da alles drin ist, verschiedene Pinsel, Minispachtel, sogar Zahnarztinstrumente. Mit einem kleinen langstieligen Pinsel kann ich den Graphitstaub aus dem Reaktor entfernen, ohne alles auseinander zu nehmen. Das klappt ja prima, ich muss sehen, dass ich auch so was kriege, für fummelige Kleinarbeit sind die Sachen genau richtig, vor allem die Pinselchen.
Nachdem ich die kaputte Spule entfernt habe hole ich mir eine neue aus dem Regal, die Letzte, und setzte sie in den Reaktor ein. Die Anschlüsse sind schnell wieder hergestellt und ich überlege, ob ich den nächsten Versuch sofort starten soll, oder doch erst eine Kaffeepause mache.
Ich entschließe mich für die Pause. Nachdem ich die Plätzchen aufgegessen und zwei große Tassen Kaffe getrunken habe werfe ich einen Blick auf die Uhr. Es ist schon nach Mitternacht, also schon Sonntag. Wird Zeit, dass ich einen neuen Versuch starte, noch schnell die Schutzbrille aufsetzen, dann drücke ich auf den Einschalter des Reaktors. Erstmal passiert gar nichts, das darf doch nicht wahr sein, wieso funktioniert das nicht?!
So langsam kriege ich echte Zweifel, ob die Graphitspulen wirklich die richtigen Energieleiter sind, vielleicht sollte ich da mal was anderes ausprobieren. Nur was?
Während ich noch überlege, was ich stattdessen verwenden könnte, springt der Reaktor doch noch an. Aber meine Freude darüber dauert nur ein paar Sekunden, dann platzt die letzte Graphitspule mit einem lauten Knall genau vor meiner Nase.
So ein Mist!
Da auch meine Schutzbrille grau bepudert ist nehme ich sie ab und sehe mir die Bescherung an. Das darf doch nicht war sein, dieses Mal ist nicht nur der Reaktor ein bisschen grau gefärbt, nein der ganze Raum ist mit einer grauen Staubschicht bedeckt. Oh, oh, da werde ich wohl den Rest des Wochenendes mit putzen verbringen dürfen um die Spuren meines Versuches zu beseitigen. Ich überlege gerade wo ich mitten in der Nach von Samstag auf Sonntag Putzzeug herkriegen soll, als die Tür aufgerissen wird und Daniel reinstolpert.
Bei meinem Anblick reißt er entsetzt die Augen auf.
„Sam, alles in Ordnung, bist du verletzt?“
„Mir geht es gut Daniel, nichts passiert. Hast du eine Ahnung, wie ich das hier …“ Ich mache eine Handbewegung, die das ganze Labor mit einschließt. „… wieder sauber kriege?“
Daniel starrt mich an wie ein Gespenst. „Aber sonst hast du keine Probleme Sam?“ Dann stiehlt sich ein leichtes grinsen in sein Gesicht. „Ich glaube du solltest mal in den nächsten Spiegel schauen.“
„Wieso?“
Daniel verdreht die Augen und packt mich an der Hand. Dann zieht er mich durch den Flur in Richtung Toiletten und schubst mich am Ende in die Damentoilette.
Dort starre ich mein Spiegelbild an und mir fehlen erstmal die Worte. Mein ganzes Gesicht ist bis zum Pullikragen mit einer Graphitschicht bedeckt. Nur die Augen bilden eine Ausnahme, dank der Schutzbrille. Sogar meine blonden Haare sind grau gefärbt. Oh Gott, ich sehe wirklich aus wie ein Gespenst.
Draußen vor der Tür höre ich ein Gähnen, ich treffe eine Entscheidung und reiße die Tür auf.
„Daniel, du gehst jetzt ins Bett, und zwar sofort.“
„Aber …“
„Kein aber, ich bin im Moment der ranghöchste Offizier in dieser Basis.“ Auch wenn ich im Moment nicht so aussehe, füge ich in Gedanken hinzu. „Und ich befehle dir auf der Stelle ins Bett zu gehen und mindestens 6 Stunden zu schlafen.“ Das macht wirklich Spaß, mal den Colonel raushängen zu lassen.
Daniel nickt nur, gähnt noch mal und verschwindet murmelnd in Richtung seines Quartiers. Ich könnte schwören, dass er „Verbringt zuviel Zeit mit Jack.“ vor sich hin gemurmelt hat.
Kaum ist er weg mache ich mich auf den Weg zum nächsten Putzmittelraum und suche mir alles Notwendige zusammen um mein Labor wieder sauber zu kriegen.
Vier Stunden später ist mein Labor wieder sauber und die Spuren der Verwüstung beseitigt, mit Ausnahme der in meinem Gesicht noch vorhandenen. Also schnell das Putzzeug wegräumen und ab unter die Dusche.
Danach betrachte ich mich skeptisch im Spiegel, mein Gesicht ist wieder sauber, aber die Haare haben irgendwie einen komischen aschblonden Ton gekriegt, wirklich richtig komisch, hoffentlich fällt das am Montag keinem auf.
Die ganze Putzerei hat mich müde gemacht und deswegen gehe ich in mein Quartier um auch noch einige Stunden zu schlafen. Als ich endlich im Bett liege schießt mir ein Gedanke durch den Kopf. Sam, wenn dir das nächste Mal am Wochenende langweilig ist, kauf dir einen Eimer Farbe und verpass deiner Garage einen neuen Anstrich.


Ende

© Manu 11/2003

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