Weihnachts-Unlust by Athor
Summary: Jack steht in diesem Jahr nicht der Sinn danach, Weihnachten zu feiern. Daniel jedoch führt irgendetwas im Schilde. Wird er Jack überzeugen können?
Categories: Stargate SG-1 Characters: Daniel Jackson (SG-1), Jack O’Neill (SG-1)
Genre: Romance, Slash, X-Mas
Challenges: Keine
Series: Keine
Chapters: 1 Completed: Ja Word count: 3643 Read: 2823 Published: 20.12.11 Updated: 20.12.11
Story Notes:

Staffel: Anfang 8. Season

Anmerkung: 1) bestehende Partnerschaft
2)Eine sehr ruhige Weihnachtsgeschichte, die hoffentlich die Stimmung der siebten Staffel ein wenig rüberbringt. Es ist auch nur sehr weit entfernt angedeuteter Slash enthalten und sollte somit für alle etwas sein. Viel Spaß beim Lesen. Feedback ist mir wie immer sehr willkommen.
3) Ein herzliches „Danke schön“, geht auch dieses Mal wieder an Antares fürs betaen.

1. Kapitel 1 by Athor

Kapitel 1 by Athor
Weihnachts-Unlust


Jack machte sich Sorgen. Viel mehr als das, er machte sich sogar ernsthafte Gedanken. Er kannte Daniel lange genug, um zu wissen, wann ihm der Archäologe etwas verheimlichte und genau dies war derzeitig der Fall.

Daniel war schon seit Tagen bei Gesprächen nicht ganz bei der Sache. Er kramte heimlich in Jacks Schlafzimmerschränken, denn Jacks Wäschestapel waren plötzlich nicht mehr akkurat aufeinander geschichtet. Es war keine riesige Verschiebung, aber Jack hatte es trotzdem bemerkt und auf seine Frage hin, hatte Daniel mit einem ertappten Gesichtsausdruck geleugnet, den Schrank überhaupt angefasst zu haben. Außerdem hatte Jack vom Fenster aus beobachtet, wie der junge Mann in der Garage umher geschlichen war. Er telefonierte und verabschiedete sich hastig, wenn Jack den Raum oder Daniels Büro betrat. Dies alles veranlasste den Colonel dazu, beunruhigt zu sein.

Vor allem wenn man es vor dem Hintergrund betrachtete, dass Weihnachten unmittelbar vor der Tür stand. Jack konnte nur hoffen, dass Daniel nichts Pompöses für die Feiertage geplant hatte. O’Neill hatte in diesem Jahr keine Lust auf das ganze Brimborium; dafür waren die letzten Monate zu ereignisreich verlaufen.


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Es hatte damit angefangen, dass Daniel von den Aufgestiegenen zurückgekehrt war. So groß die Freude darüber auch gewesen war, wieder einmal hatte sich bestätigt, dass alles Gute einen Haken hatte. In diesem Fall betraf es Daniels Erinnerungsvermögen, das völlig ausgelöscht gewesen war. Während Jack ihn bei sich aufgenommen hatte, um Daniels Gedächtnis durch eine gewohnte Umgebung besser auf die Sprünge helfen zu können, hatte Daniel im Verlauf seiner Genesung entdeckt, welche Gefühle er bereits seit Jahren für Jack gehegt und verschwiegen hatte

Doch erst die Geschichte mit dem Klon, bei der Loki den unglücklichen Versuch unternommen hatte, Jacks Genmaterial zu stehlen und währenddessen einen Ersatz an dessen Stelle zu platzierten, hatten Daniel zu der Überzeugung gebracht, mit Jack zu sprechen.

Dies und der Zwischenfall mit dem gestrandeten Schiff, bei dem Daniel kurzzeitig Wirt für sechs verschiedene Leute gewesen war. Die beiden Vorfälle hatten dazu beigetragen, dass Daniel sich wieder der täglichen Vergänglichkeit bewusst geworden war und wie schnell alles vorbei sein konnte. Danach hatte er keine weitere Zeit mehr verschwendet und hatte Jack zögerlich eingestanden, was er für ihn empfand.

Für Jack hatte diese Eröffnung an ein mittleres Wunder gegrenzt. Er hatte in dem Jahr von Daniels Abwesenheit seine wahren Gefühle für den Archäologen entdeckt, jedoch im Leben nicht damit gerechnet hatte, dass Daniel sie erwidern würde. Wieder einmal hatte er im Stillen Daniels innerem Drang zur Kommunikation gedankt, ohne den sie es bestimmt nicht geschafft hätten, da Jack von sich aus nie etwas gesagt hätte.

Aber trotzdem war es nur der Auftakt zu einem Jahr gewesen, in dem eine Katastrophe die nächste jagte: Daniels Entführung in Honduras, Carters „Unfall“ mit der Prometheus und der furchtbare Verlust von Janet. Ihr Wiedersehen mit Osiris und letztlich die erneute Überlagerung von Jacks Verstand, mit dem Wissen der Antiker, die zu seinem anschließenden Aufenthalt in der Kälteschlafkammer geführt hatte. Nur um von Thor aufgeweckt zu werden und feststellen zu müssen, bereits mitten in der nächsten Krise zu stecken.


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Jack konnte wirklich mit bestem Gewissen behaupten, dass dies sowohl physisch, als auch psychisch das anstrengendeste Jahr, seit der Öffnung des Stargates, gewesen war und er war froh, dass es sich dem Ende zu neigte.

Die Aufregungen der vergangenen Monate reichten normalerweise für ein ganzes Leben und Jack wollte die freien Tage nutzen, um nichts mehr zu hören und zu sehen, was auch nur im Entferntesten mit Stargate-Reisen zu tun hatte. Am Liebsten hätte er sich mit Daniel ins Bett zurückgezogen und das Schlafzimmer erst wieder nach Silvester und im neuen Jahr verlassen. Er sehnte sich nach ein wenig Ruhe und dachte mit Grauen an die rege Betriebsamkeit, die Daniel im Verborgenen an den Tag legte.

Ihm war nicht danach, sich in eine Menge von Menschen zu begeben oder diese um sich zu haben. Er wollte keine Termine wahrnehmen müssen und noch weniger wollte er sich in Schale werfen. Jacks Planung beschränkte sich darauf, gemütlich im Jogginganzug auf der Couch zu fläzen, das Oratorio de Noël von Camille Saint-Saëns zu hören und still Daniels Anwesenheit zu genießen und ansonsten den lieben Gott einen guten Mann sein zu lassen.

Jack war es daher sehr entgegen gekommen, dass Sam sich Cassies angenommen hatte und mit ihr zusammen weggefahren war. Es war bestimmt nicht verkehrt, wenn sie rauskam und etwas Ablenkung würde ihr gut tun. Cassandra brauchte gerade jetzt Aufmerksamkeit und das Gefühl, dass jemand für sie da war. Da kam dieser Urlaub gerade richtig, denn so konnte Sam sich ganz auf sie konzentrieren, ohne Gefahr zu laufen, ins SGC gerufen zu werden.

Teal’c befand sich noch im Mountain und wollte morgen zu Bra’tac und Ry’ac aufbrechen.

Daniels Pläne schienen jedoch meilenweit davon entfernt zu sein, auf Gemütlichkeit hinauszulaufen und Jacks Verstand malte sich bereits alles Mögliche aus. Vor allem, seit er eine Nachricht vom Reisebüro des Flughafens auf dem Anrufbeantworter abgehört hatte, in der Daniel gebeten wurde sich zu melden, da sie seine gewünschten Arrangements getroffen hatten. Jack hatte keine Ahnung, was Daniel vorhatte, doch insgeheim befürchtete er, dass der Archäologe seinen lange geäußerten Wunsch wahr machen und mit Jack nach Ägypten reisen wollte.

Grundsätzlich hatte Jack nichts dagegen, mit dem Archäologen auf den Pfaden seiner Kindheit zu wandeln, doch musste dies ja nicht ausgerechnet zu Weihnachten geschehen. Der Monat Dezember, den Jack von jeher gedanklich mit Schnee verband, passte überhaupt nicht zu der warmen und sandigen Landschaft, die er aus dem Vorderen Orient kannte. Wenn Daniel dermaßen versessen darauf war, dann würde Jack schauen, dass sie im Frühjahr für eine Woche fliegen konnten.

Aber selbst falls es nicht Ägypten war, wollte Jack nicht verreisen. Er hatte im Allgemeinen zwar nicht viel mit dem Weihnachtsfest am Hut, aber dennoch graute ihm bei dem Gedanken, die Feiertage in einem Hotel zu verbringen. Irgendwo in der Fremde, in der sterilen Unpersönlichkeit eines gemieteten Zimmers.


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Es war der Morgen des zweiundzwanzigsten Dezember und endlich waren für Jack und Daniel die Weihnachtsfeiertage angebrochen. Am Vorabend hatten sie ihre letzten Berichte beendet und kurz vor Mitternacht müde und erledigt den Cheyenne Mountain verlassen. Vor ihnen lagen sieben geruhsame Tage, da ihr Dienst erst Montag in einer Woche wieder beginnen würde.

Es war sieben Uhr und ganz gegen seine sonstige Gewohnheit war Daniel bereits aus dem Bett und auf den Beinen. Eine innere Vorfreude hatte ihn nicht mehr schlafen lassen. Als er aus dem Badezimmer kam, betrat er leise das Schlafzimmer und warf einen Blick auf den immer noch schlafenden Jack.

Auch wenn Jack sich von der Zeit in der Kältekammer und dem Vorfall mit dem Wissen der Antiker wieder erholt hatte, wirkte er doch lange nicht mehr so fit, wie noch vor Monaten. Daniel wusste, dass sein Freund einiges an Gewicht verloren hatte und dass der Körper der nun, dick eingemummelt in die Bettdecke, dalag, sehr viel Kraft in den letzten zwei Jahren gelassen hatte.

Daniel freute sich über Jacks Beförderung zum General und auch über dessen Ernennung zum Kommandanten des Stargate-Centers, doch er befürchtete, dass diese neue Verantwortung weiter an Jack zehren würde. Besorgt hatte er Jacks Müdigkeit und den oftmals fehlenden Elan zur Kenntnis genommen und er fand es an der Zeit, dass Jack einmal abschaltete und etwas ganz anderes sah.

Daher hatte Daniel ein paar Vorkehrungen getroffen. Zur Abwechslung würde er einmal Jacks Rolle übernehmen und sich ein wenig um seinen Freund kümmern. Jack sollte in den Genuss kommen, sich einfach nur entspannt zurücklehnen zu können und Daniel die Regie zu überlassen. Allerdings war Daniel realistisch genug, zu ahnen, dass dies keine leichte Aufgabe werden würde.

„Hey, aufwachen du Langschläfer“, rief Daniel und schüttelte Jack leicht an der Schulter. Jacks einzige Resonanz bestand darin, die Decke noch fester um sich zu schlingen.
„Haaalllo! Komm schon, Jack, wach auf. Wir haben heute noch etwas vor“, orakelte Daniel geheimnisvoll und zog erbarmungslos an der Zudecke.
„Lass mich in Ruhe, Daniel. Warum bist du überhaupt schon wach?“, grummelte Jack und angelte suchend mit einer Hand nach der Decke.
„Na los, Jack, versuch wenigstens, annähernd so etwas wie Begeisterung und Interesse zu heucheln“, forderte Daniel lachend und zerrte Jack auch noch den letzten Rest der warmen Schutzhülle fort.

„Argh!“, Jack öffnete die Augen und setzte sich ruckartig auf. „Ich werde dich bei Amnesty International anzeigen, wegen Verletzung der Menschenrechte“, beschwerte er sich maulig und ließ sich müde wieder zurückfallen.
„Meinetwegen. Alles was du möchtest, solange du nur aufstehst und dich zurecht machst“, grinste Daniel herausfordernd. „Ich gehe jetzt jedenfalls in die Küche und setzte schon mal den Kaffee auf.“

Nachdenklich schaute Jack dem Archäologen einen Moment hinterher. Nun war es also soweit, dachte er und warf einen kurzen Blick auf seinen Wecker. Viertel nach sieben, eigentlich war es untypisch für ihn, um diese Zeit noch zu schlafen. Die jahrelange Gewohnheit hatte es mit sich gebracht, dass er schon seit langem von alleine im Morgengrauen wach wurde. Noch bedenklicher fand er allerdings die Tatsache, dass er nicht einmal bemerkt hatte, dass Daniel aufgestanden war. Anscheinend brauchte er wirklich mal eine Pause und dabei sollte man meinen, dass mehrere Monate Schlaf einem normalen Mann zum Erholen hätten reichen sollen.

Jack rollte sich seufzend vom Bett und lief langsam zum Badezimmer. Vielleicht konnte er Daniel ja überzeugen, seine Pläne für Weihnachten zu verschieben. Obwohl er, wenn er ehrlich war, auch ein klein wenig neugierig war, was Daniel heimlich hinter seinem Rücken organisiert hatte. Uh, diese Zwickmühle bereitete ihm schon Kopfschmerzen, bevor es überhaupt richtig los ging.


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Anderthalb Stunden später hatten sie in Ruhe gefrühstückt und auf Daniels Drängen hin auch bereits ihr Geschirr gespült und zwar mit der Hand, wie Jack besorgt zur Kenntnis nahm. Die Spülmaschine wäre schon geleert und das Wasser für sie abgestellt, daher wäre Handarbeit angesagt, hatte Daniel ihn belehrt. Doch ansonsten wollte der Archäologe keine weiteren Erklärungen dazu abgegeben, was das alles sollte, sondern lächelte nur geheimnisvoll vor sich hin, was Jack langsam in den Wahnsinn trieb.

„Daniel, Überraschungen dieser Art kann ich wirklich nicht leiden“, nörgelte Jack missmutig, als der junge Mann ihm seine dicke Daunenjacke von der Garderobe reichte.
„Jack, jetzt hör endlich auf rumzumeckern und vertraue mir einfach.“

„Ich vertraue dir, das habe ich dir im Feld oft genug bewiesen. Aber ich habe keine Lust ...“, setzte Jack immer noch maulend an.

„Du weißt doch überhaupt nicht, was ich vorhabe. Wie kannst du dann bereits vorhersehen, dass es dir nicht gefallen wird?“, schlug Daniel sanft Jacks Einwand mit Logik zurück und schob ihn mit leichtem Druck zur Haustür hinaus.

„Ich habe diesen Anruf vom Flughafen abgehört, Daniel“, klärte Jack den Archäologen auf und stieg auf der Beifahrerseite in Daniels Wagen ein, wo dieser ihm geduldig die Tür offen hielt. Während Jack darauf wartete, dass Daniel hinter dem Steuer Platz nahm, fielen ihm ihre Koffer auf der Rückbank des Autos ins Auge.

„Ach deshalb hast du in der Garage dein Unwesen getrieben?“ Jetzt verstand Jack auch, warum Daniel dort herum geschlichen war. In der Garage lagerten nämlich sämtliche Koffer der beiden.
„Kann ich dann davon ausgehen, dass sich dort auch mein dunkelblauer Fleecepullover befindet, den ich gestern so verzweifelt gesucht habe und an dessen Suche du dich auffällig halbherzig beteiligt hast?“, fragte Jack und kniff die Augen zusammen.

„Richtig! Und nun lass uns fahren, denn sonst kommen wir zu spät zu unserem Flug“, bestätigte Daniel und schmunzelte amüsiert über Jacks Grummeligkeit. Er wusste, dass er das Blatt gehörig ausreizte, doch er kannte seinen Freund gut genug, um zu wissen, dass hinter der ganzen Meckerei mittlerweile auch Jacks Neugier geweckt war. Denn hätte Jack ernsthaft das Haus nicht verlassen wollen, dann hätte Daniel ihn auch nicht mit Geld und guten Worten überzeugen können.

Wie erwartet ging die Fahrt an den Flughafen von Colorado Springs. Als die ersten Gebäude zu sehen waren seufzte Jack: „Daniel, müssen wir wirklich unbedingt wegfliegen? Mir hätten ein paar freie Tage hier völlig ausgereicht. Ich weiß es ja zu schätzen, dass du dir so viel Mühe gemacht hast. Aber könnten wir nicht einfach hier bleiben? An Weihnachten sind diese Touristenbomber immer total überfüllt und jeder an Bord ist erkältet. Überall schnieft und schnüffelt es um einen herum“, quengelte Jack überzogen leidend.

„Keine Sorge, Jack. Niemand wird dich im Flugzeug anrempeln und es wird auch keiner um dich herum eine Erkältung haben“, beruhigte Daniel den Älteren. Zielsicher kutschierte der Archäologe sie in das Parkhaus einer Chartergesellschaft.

„Hättest du langsam die Güte mir mal zu erklären, was du eigentlich vorhast, Daniel?“, fragte Jack und sah sich interessiert um, während sie sich vom Parkhaus auf dem Weg zur Abfertigungshalle für Charterflüge befanden.

„Nein, noch nicht, denn dafür macht mir das Ganze viel zu sehr Spaß“, grinste Daniel keck und zwinkerte Jack vergnügt zu. „Du wirst dich noch ein klein wenig gedulden müssen.“

Jack seufzte und folgte Daniel. Er hatte immer noch ein merkwürdiges Zwacken im Bauch, doch mittlerweile war eine ordentliche Portion Neugierde hinzugekommen. Was hatte Daniel nur für sie beide geplant? Ägypten fiel raus, da er für Jack den dicken Fleecepullover eingepackt hatte. Der wäre in Kairo wohl ein wenig deplaziert gewesen.

Daniel bedeutete Jack stehen zu bleiben und ging an einen Schalter. Mit einem Auge behielt er Jack im Blick, um sicher zu stellen, dass dieser ihm nicht folgte. Freundlich erwiderte er das Lächeln der Angestellten am Counter und präsentierte ihr die Tickets. Daniel wartete bis die beiden Koffer eingecheckt waren, danach wechselte er ein paar Worte mit der netten Dame und ließ sich den Weg zum Flugfeld erklären. Nach seiner Rückkehr zu Jack dauerte es nicht lange und er hatte den Ausgang zum Flugfeld gefunden. Fünf Minuten später waren sie bei der wartenden Cessna 441 angekommen.

„Ich frage erst gar nicht, was das bedeutet, Daniel.“ Jack starrte verwundert auf das bereitstehende Kleinflugzeug.

„Hallo, Doktor Jackson? Mein Name ist Ted Willson, Ihr Pilot. Wenn Sie soweit sind, können wir aufbrechen. Ihr Gepäck haben wir schon verstaut. Wenn das Wetter sich soweit hält, dann dürften wir die Strecke in 5 Stunden schaffen“, erklärte Ted locker plaudernd und gab Daniel zur Begrüßung die Hand.

Ja, es kam genauso wie Daniel es sich vorgestellt hatte. Nachdem Jack die kleine Maschine gesehen hatte, hatte er sich merklich entspannt. Keine überfüllte, dicht gedrängte Linienmaschine, keine ewig lange Warteschlange am Abfertigungsschalter und schon gewann Jacks Liebe zur Fliegerei die Oberhand.

Erkundend hatte er einmal die Maschine umrundet und sie sich dabei genauestens angeschaut. Während sie einstiegen machte Ted sie noch kurz mit Clay, seinem Co-Piloten, bekannt, dann ging es auch schon los. Nachdem sie erst einmal in der Luft waren, kam Jack schnell mit Ted und Clay ins Gespräch und während die Drei über Flugzeuge, Reichweiten, Geschwindigkeiten und allerlei anderes fachsimpelten, zog Daniel sich grinsend mit einem Buch zurück. Seine Bemühungen schienen sich langsam auszuzahlen und Jack begann, an ihrem Ausflug Gefallen zu finden.

Es hatte ein Weilchen gedauert bis der Archäologe eine Chartergesellschaft gefunden hatte, die auch noch knapp vor Weihnachten private Flüge durchführte. Doch das ansässige Reisebüro des Flughafens hatte ihn tatkräftig dabei unterstützt und so war der Kontakt zu Eaglewings zustande gekommen. Das kleine Unternehmen hatte mehrere Cessnas verschiedener Größen im Betrieb und machte, neben Rund- und Abenteuerflüge in die Bergwelt Colorados, auch Geschäfts- und Spezialflüge. Die Cessna 441 Conquest II war ihr größtes und komfortabelstes Flugzeug. Sie bot Platz für acht Passagiere und wurde zeitweise auch für Ambulanzflüge eingesetzt, da man mit ihr, durch ihr hochmodernes Navigationssystem, auch noch unter schwierigen Witterungsbedingungen starten und landen konnte. Ein Umstand der ihnen nun, beim Start im winterlichen Colorado, zu Gute kam. Die Aussichten für Minneapolis, ihren Bestimmungsort, waren sogar noch schlechter, denn dort schneite es schon seit Stunden.

Fünf Stunden später und nach einer geglückten Landung, verabschiedeten sich Jack und Daniel von ihren beiden Piloten, die am nächsten Tag wieder nach Springs zurückfliegen wollten.

„Okay Daniel, das war wirklich super. Ich zeige mich beeindruckt. Aber ich frage mich ernsthaft, ob ich mir darüber Gedanken machen sollte, ob das Militär dich zu gut bezahlt. Ich meine, ich kenne Leute, die sich im Urlaub ein Taxi mieten, aber gleich ein ganzes Flugzeug... “ Jack lächelte unsicher.

„Na komm schon, wir müssen weiter“, überging Daniel verlegen Jacks Bemerkung. „Ich bin mir sicher, du hast mittlerweile erraten wohin die Reise geht“, stellte Daniel fest und schnappte sich seinen Koffer. Für einen Augenblick schaute er sich orientierungslos um, bevor er zielstrebig in Richtung des Einganges des Flughafengebäudes losmarschierte.

„Schon, und ich freue mich über diesen Besuch meiner Hütte. Aber du hättest vorher besser mit mir darüber gesprochen. Die Hütte liegt nicht gerade in einer belebten Gegend. Ich bin ewig nicht mehr dort gewesen und es braucht eine Zeit lang, bis sie durchgeheizt ist. Selbst wenn wir nachher den Kamin in Betrieb nehmen, werden wir nicht vor morgen früh eine angenehme Wärme im Haus haben. Außerdem habe ich, bis auf ein paar wenige Konserven, keinerlei Vorräte mehr im Schrank. Wir werden also unterwegs irgendwo anhalten und uns mit dem Notwendigsten versorgen müssen“, erklärte Jack sachlich, während er Daniel durch die Halle zu dem Büro der Autovermietung folgte. Mental war er jedoch bereits dabei, eine Liste zu erstellen, mit den Dingen, die nötig waren, um die Hütte nach seiner langen Abwesenheit wohnlich zu bekommen.

„Eines nach dem anderen, Jack. Jetzt lass uns erst einmal losfahren, der Rest wird sich finden, wenn wir vor Ort sind“, beschwichtigte Daniel seinen Freund, als dieser düster ihr baldiges Domizil als kalt und ungemütlich beschrieb.

„Daniel, wir befinden uns hier nicht in Colorado Springs oder in New York. Wir haben dort draußen nicht an jeder Ecke einen Supermarkt“, versuchte Jack seinem, in der Großstadt aufgewachsenen, Freund klarzumachen.

„Hey, meinst du etwa, wir hatten bei den Ausgrabungen an jeder Ecke einen Starbucks? Erzähl mir also nichts von Gegenden, die einsam und entlegen sind. Ich glaube, da kann ich durchaus mithalten“, lachte Daniel und warf sein Gepäck auf die Rückbank des schwarzen Ford Explorers.

„Okay, ich wollte nur, dass du darüber im Bilde bist was dich erwartet. Sag nachher nicht, ich hätte dich nicht gewarnt“, antwortete Jack mit einem Grinsen und ließ sich hinters Steuer gleiten.

Die dreistündige Fahrt verlief kurzweilig. Daniel hatte es geschafft, Jack einige Geschichten seiner Jugendzeit in Minnesota zu entlocken und die Zeit war, wie die Meilen die sie zurücklegten, nur so dahingegangen. Es dämmerte bereits, als Jack den Wagen in die Einfahrt lenkte die, von wuchernden Büschen zum Teil verdeckt wurde.

Jack blieb verblüfft stehen, als er aus dem Wagen gestiegen war. Irritiert sah er zu den Fenstern der Hütte, an denen von innen heraus ein paar Lichterketten schimmerten, deren goldgelber Schein sich auf dem Schnee reflektierte. Das Licht verlieh dem Haus einen warmen und einladenden Glanz. Jack sah fragend zu Daniel, der allerdings nur versichernd lächelte. Gemeinsam gingen sie zur Tür. Als Jack die Hütte betrat, kam er aus dem Staunen nicht mehr heraus.

Im Kamin prasselte bereits ein gemütliches Feuer und das ganze Haus war wohltuend warm. Abgesehen von den Lichterketten an den Fenstern waren die Türrahmen mit grünen Girlanden verziert, an denen kleine bunte Weihnachtskugeln hingen. Überall im Haus duftete es nach Tannenholz von den Zweigen, die dekorativ auf dem Wohnzimmer- und dem Esstisch verteilt lagen.

„Daniel, wie hast du ...?“ Jacks ungläubiger Blick haftete auf dem Archäologen.

„Teal’c hat mir Mister Millers Namen verraten. Über dein Adressbuch habe ich mir danach seine Telefonnummer herausgesucht. Er hat das Haus vorgeheizt und vorbereitet und außerdem dafür gesorgt, dass wir die nächsten Tage nicht verhungern müssen. Wie praktisch, dass du jemanden hast, der hier gelegentlich nach dem Rechten sieht, denn ansonsten hätte ich das alles nicht hinbekommen“, grinste Daniel und sah sich zufrieden um.

Als Daniels Blick zurück zu seinem Freund wanderte, stand dieser immer noch stumm und staunend im Zimmer und ließ die Atmosphäre des Raumes auf sich wirken.
„Fröhliche Weihnachten, Jack!“, sagte Daniel ruhig und war plötzlich ernst geworden.

Jack sah sich unterdessen in der liebevoll hergerichteten Hütte um, die gleichzeitig so viel Wärme und Behaglichkeit ausstrahlte. Wieder einmal hatte Daniel ihn richtig gelesen und seine Wünsche verstanden. Hier, fernab von allem und in der entlegenen Abgeschiedenheit, überkam ihn endlich die ersehnte Ruhe.

Glücklich lächelnd zog er Daniel in seine Arme, bevor er leise antwortete: „Danke, Daniel und fröhliche Weihnachten!“

ENDE
November 2005, © by Athor
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