Weihnachtsbäckerein by Athor
Summary: Jack möchte nur die freien Tage genießen. Doch Daniel hat anderes im Sinn – Weihnachten mit allem Drum und Dran! Ist da der Ärger nicht bereits vorprogrammiert?
Categories: Stargate SG-1 Characters: Daniel Jackson (SG-1), Jack O’Neill (SG-1)
Genre: Friendship, Humor, X-Mas
Challenges: Keine
Series: Keine
Chapters: 1 Completed: Ja Word count: 4678 Read: 2114 Published: 20.12.11 Updated: 20.12.11
Story Notes:

Anmerkung: 1) Erneut gewährt uns der Colonel einen Einblick in seine ungeahnten Talente J. Viel Spaß beim Lesen. Feedback ist mir wie immer sehr willkommen.
2) Ein herzliches „Danke schön“, geht auch dieses Mal wieder an Antares fürs betaen.

1. Kapitel 1 by Athor

Kapitel 1 by Athor
Weihnachtsbäckerein


„Das ist nicht dein Ernst, Daniel!“ Entsetzt starrte O’Neill den jungen Mann an. Vor lauter Verblüffung, schien er den Toast in seiner Hand völlig vergessen zu haben.
„Jack, es ist Weihnachten!“, versuchte der Wissenschaftler den Älteren zu überzeugen. Er hatte bereits mit Widerstand gerechnet und deshalb nicht vor, sich so schnell geschlagen zu geben.
„Danke, das ist mir durchaus bekannt, Daniel!“, lautete Jack O’Neills prompte und schnippische Antwort.
„Wir sollten deine Wohnung wirklich etwas herrichten“, blieb Daniel weiterhin beharrlich am Ball.
„Nur für uns beide? Wir wollten uns ein paar gemütliche, freie Tage machen, Daniel. Schlafen, fernsehen, Spaziergänge im Schnee, ein paar Übersetzungen, Videos anschauen – so was in der Art. Du hast nicht erwähnt, dass du meine Wohnung in einen Weihnachtsmarkt verwandeln willst.“
„Jack, bitte!“ Es war an der Zeit, die Taktik zu ändern. Daniels blaue Augen blickten ihn bettelnd an.

O’Neill seufzte. Wieso schaffte Daniel es immer wieder, ihn zu überreden? Es war ihm ein Mysterium. Aber er war einfach nicht in der Lage, Daniel diese kleinen Gefallen abzuschlagen. Einen Moment zögerte er seine Antwort noch hinaus und genoss die Anspannung, die das Gesicht seines Freundes verriet. „Also gut! Aber nur einen ganz kleinen Baum!“, knurrte er dann nachgiebig. Daniels Augen begannen zu leuchten.

„Und ein paar Girlanden mit Lichtern“, schob der Linguist sofort begeistert nach.
„Daniel!“, rief Jack ermahnend aus und ihm schwante bereits jetzt schon, dass er mit seiner Zustimmung eine ganze Lawine ins Rollen gebracht hatte.
„Och, komm schon, Jack! Ein einzelner kleiner Baum sieht ein bisschen traurig aus.“ Wieder blickten den Colonel große, blaue Unschuldsaugen an.
„Ich weiß, dass ich das noch bereuen werde ...“, resignierte O’Neill nochmals.
„Klasse!“ Daniel sprang aufgeregt vom Stuhl. „Ich verspreche dir, du hast keine Arbeit damit. Du musst mir nur sagen, wo ich alles finde.“

Jack rollte mit den Augen, doch Daniels Freude wirkte ansteckend und so betrachtete er amüsiert seinen Freund. Dies verging ihm allerdings recht schnell, beim nächsten Satz des Archäologen: „Ich hole den Baum und du backst die Plätzchen!“

Plätzchen? ... Was soll das heißen, ich backe die Plätzchen? ... Wir sprachen davon, dass du einen Baum aufstellen und ein paar Lichterketten anbringen möchtest. Da war nirgendwo die Rede von Keksen! Habe ich irgendetwas Entscheidendes verpasst?“ Jack spürte, wie sein Blutdruck langsam in die Höhe zu schnellen drohte.

„Jack, ein Weihnachtsfest ohne Gebäck ist kein Weihnachten. Und jemand, der so gerne Kuchen isst wie du, kann bestimmt auch backen!“ Daniel blickte O’Neill um Bestätigung heischend an.
„Na ja, ich ...“, begann dieser dann auch tatsächlich zaghaft einzuräumen.
„Also, ahnte ich es doch! Ich kann definitiv nicht backen. Und wenn ich mich um den Weihnachtsbaum und die Dekoration kümmere, wäre es nett, wenn du das Backen übernimmst“
„Daniel, ich habe nicht vor ...“ Energisch wollte Jack sich auf gar keinen Fall in die Enge drängen lassen.
„Jack, gehen wir es doch mal logisch an“, unterbrach Daniel ihn erneut. „Kannst du backen?“
„Schon, aber ...“ Überrascht von der direkten Frageform, gestand O’Neill dies unüberlegt ein.
„Also!“, nickte Daniel bekräftigend und überging geschickt erneut Jacks Einwandversuch. „Und da ich es nicht kann, wir aber Plätzchen wollen, ist die Aufgabenverteilung zwangsläufig so, wie ich sie vorgeschlagen habe.“ Daniels Stimme war ruhiger geworden und hatte mittlerweile einen besänftigenden, fast schon einschmeichelnden Tonfall angenommen.

Jack war sich darüber bewusst, dass sein Freund ihn gerade manipulierte – und es funktionierte sogar! Nur noch halbherzig startete er einen letzten Abwehrversuch: „Wir wollen Plätzchen, Daniel?“, herausfordernd behielt er den Archäologen im Blick. „Ich, du ... – natürlich wollen wir! Stell dir doch mal vor: Erdnussschiffchen, Vanillekipferl, Nussmakronen, ....“
„Ist ja schon gut, Daniel!“ Jack hob abwinkend die Hand. „Du hast gewonnen. Ich mache welche!“

Daniel grinste und zufrieden begann er, den Frühstückstisch abzuräumen. Er wollte so schnell wie möglich in die Stadt. Schließlich musste er noch den Baum besorgen und es war immerhin schon der 24. Dezember. Jack erhob sich ebenfalls und zügig hatten sie den Tisch sauber. Als der Archäologe kurz darauf seine Jacke von der Gardarobe nahm, kam Jack und schnappte sich ebenfalls seinen Anorak.
„Was hast du denn vor?“, fragte Daniel und schaute verwundert zu, wie Jack sich die Jacke anzog.

„Tja, wenn ich backen soll werde ich wohl noch ein paar Zutaten brauchen. Ich fahre runter ins Einkaufszentrum. Da ist jetzt bestimmt die Hölle los.“ Jacks betont gequälter Gesichtsausdruck brachte nicht ganz die Reaktion von Daniel, die er sich erhofft hatte. Stattdessen frotzelte der Wissenschaftler ungehemmt: „Du machst das schon, Jack. Du bekämpfst die Goa’uld, da wirst du wohl mit ein paar einkaufswütigen Hausfrauen fertig werden!“

„Da sieht man es mal wieder, Daniel. Du hast keine Ahnung! An solchen Tagen sind Frauen wie Hyänen!“
Daniel lachte und schüttelte belustigt den Kopf. Dann öffnete er die Tür und verließ mit Jack das Haus.


**********


Zehn Minuten später lenkte Jack O’Neill seinen Wagen auf den vollbesetzten Parkplatz des WallMart. Nach weiteren fünf Minuten entnervenden Rumkurvens, auf der Suche nach einer freien Parklücke, parkte vor ihm endlich jemand aus. Nur seine schnelle Reaktionsfähigkeit bewahrte ihn vor einer weiteren Ehrenrunde. Denn trotz des gesetzten Blinkers musste er den angestrebten Abstellplatz gegen einen vorwitzigen Autofahrer aus der entgegenkommenden Richtung verteidigen.

Im Landen herrschte genauso ein reges Treiben wie vor dem Markt. Heerscharen von Menschen schoben mit ihren Wägen durch die vollbesetzten Gänge. Jack bewegte sich im Zickzack-Kurs durch die Menge. Endlich hatte er das Regal mit den Backzutaten gefunden.

Verdammt! Sein Blick glitt über die geplünderten Auslagen. Mit einiger Mühe und ein wenig Kreativität – wer sagt, dass man Erdnussschiffchen nicht auch mit Erdnussbutter und Mandelmakronen nicht auch mit Haselnüssen machen kann? – suchte er sich seine Waren zusammen. Doch auch um die letzten drei Päckchen gemahlene Haselnüsse wurde bereits hart gefochten.

Während zwei Frauen noch darüber stritten, wer von ihnen beiden nun die begehrten Objekte zuerst entdeckt hatte, trat Jack entschlossen zwischen sie.
„Entschuldigung, Ladies! Darf ich mal?“ Dabei zeigte er ihnen sein charmantestes Lausbubenlächeln zu dem er in der Lage war. Überrascht blickten die Frauen ihn an. Die Verärgerung verschwand schlagartig von ihren Gesichtern, nachdem sie den Störenfried näher in Augenschein genommen hatten. Jack wusste, dass viele Frauen ihn für ziemlich gutaussehend hielten - auch wenn er es nicht so ganz nachvollziehen konnte – und manchmal erwies sich dieser Umstand als recht nützlich. So auch wieder heute. Freundlich lächelnd machten sie ihm bereitwillig Platz.

O’Neill bedankte sich und ging mit einem Kopfnicken an ihnen vorbei. Sobald er sie passiert hatte, nahmen die beiden ihre Auseinandersetzung wieder auf. So bekamen sie auch nicht mit, wie Jack sich unauffällig die gefragten Beutel schnappte. Und sich dann, freundlich nickend, von ihnen verabschiedete und zügig den Gang verließ.

Seine gute Laune bekam einen neuerlichen Dämpfer, als er sich in die riesige Warteschlange an der Kasse einreihte. Fast eine halbe Stunde später hatte er es endlich geschafft. Sein Auto hatte ihn wieder. Zufrieden trat er den Rückweg an.


**********


Bei seiner Rückkehr stolperte er beinahe über den am Boden knienden Daniel. Dieser war eifrig damit beschäftigt, ein paar Glasscherben aufzufegen.

„Daniel?“, verwundert ruhte Jack O’Neills Blick auf dem jungen Archäologen.
„Oh, Jack!“ Erschrocken blickte der Angesprochene auf. „Ich glaube ..., ich schulde dir einen neuen Bilderrahmen“, murmelte er dann erklärend und deutete auf das Photo mit dem zerbrochen Glas, welches er zurück auf die Anrichte gestellt hatte.
„Mann, Daniel! Wie ist dir denn das nun wieder gelungen?“ Jack schaute ungläubig über die Szene. Wie konnte sein Freund manchmal nur so ungeschickt sein?
„Entschuldige! Da war der Baum und als ich ihn hier hereintrug bin ich mit seiner Spitze versehentlich gegen das Bild gestoßen und schwups, klirrte es auch schon hinter mir.“ Daniel sah schuldbewusst zu dem Älteren.
„Daniel, so etwas schaffst auch nur du - mit einem kleinen Baum, auch noch ein Regalbord abzuräumen“, lachte Jack amüsiert. Doch plötzlich hielt er mitten im Lachen inne: „Es ist doch ein kleiner Baum?“ Der unbehagliche Blick des Jüngeren ließ ihn bereits Ungutes ahnen.
„Nun ja“, ausweichend schaute der Wissenschaftler zu Boden, „vielleicht ist er eine Spur größer, als wir zuerst beschlossen hatten, Jack.“, räumte er dann vorsichtig ein.
„Wie viel größer?“, fragte Jack und fühlte, anhand von Daniels Verhalten, dass die Antwort ihm nicht gefallen würde.

Daniel trat zur Seite und gab den Blick frei. Ein bisschen hinter dem Sessel versteckt lugte ein Teil einer Nordmanntanne hervor. Jack trat noch ein paar Schritte näher. Seine Augen weiteten sich, als er die Tanne nun richtig erblicken konnte: „Das nennst du klein! Bist du verrückt geworden, Daniel? Dieses Ungetüm passt aufrecht unmöglich in mein Wohnzimmer!“, polterte er los. „Das ist wieder einmal typisch für dich: ich reiche dir den kleinen Finger und du, nimmst die ganze Hand!“ Jack hatte sich umgedreht und funkelte den Wissenschaftler wütend an.

„Jack“, versuchte Daniel seinem Freund die Sache zu erklären. „Als Kind fand ich es immer toll, unter so einem Baum zu stehen. Diese großen, prächtigen Bäume mit ihren funkelnden Lichtern gaben mir irgendwie ein Gefühl der Wärme und Geborgenheit.“ Seine Stimme wurde leise und ein trauriger Klang trat heraus. „Als ich vorhin auf diesem Markt stand, erinnerte ich mich plötzlich an die wenigen Feste bei meinen Eltern. All die Erinnerungen kehrten auf einmal zurück und ich konnte dem Drang nicht widerstehen, eine dieser großen Tannen mitzunehmen.“ Unsicher und auf Verständnis hoffend, blickte er seinen Freund abwartend an.

Jacks Wut verrauchte so schnell wie sie gekommen war. „Daniel, aus der Sicht eines Kindes kommen einem fast alle Bäume riesig vor“, erklärte er dann sanft. Nach einer kurzen Pause fuhr er mit einem Blick auf den Baum fort: „Und wie hast du dir das nun gedacht? So bringen wir ihn hier jedenfalls nicht unter!“

Daniel war für Jacks offensichtliches Einlenken dankbar und willig stieg er in den lockeren Tonfall seines Freundes mit ein: „Ich dachte, ich säge einfach unten einen Teil ab, dann müsste er passen.“
„Richtig! Du sägst und ich gehe backen“, lächelte Jack und drehte sich in Richtung der Treppe, um mit seinen Einkäufen in die Küche zu verschwinden. „Und Daniel ..., eine Bitte: Versuche die Balkontür ganz zu lassen, wenn du den Baum zum Sägen in den Garten trägst!“ Damit bemühte er sich lachend, immer zwei Stufen auf einmal nehmend, das Wohnzimmer auf schnellstem Wege zu verlassen, bevor der Archäologe ihm noch irgendetwas hinterher werfen konnte.
„Witzig, Jack! - Sehr witzig!“, war das Letzte was er von Daniel hörte.


**********


Jack O’Neill war in der Küche damit beschäftigt den Teig für die erste Sorte Plätzchen zu machen. Nach einem Blick ins Rezept hielt er es jedoch für besser, die dort angegebenen Mengenangaben zu halbieren. Sie waren schließlich nur zu zweit und so müssten sie, mit der sich daraus ergebenden Anzahl, gut auskommen. Während Jack die Zutaten abwog, konnte er Daniel im Garten mit der Säge fuhrwerken und fluchen hören. Er widerstand dem Verlangen dort nach dem Rechten zu sehen und kontrollierte stattdessen die Hitze des Backofens. Gut, wenn die Bleche fertig sind, ist auch der Ofen auf Temperatur!, dachte er zufrieden und fing an, den Teig für das Spritzgebäck in den Beutel zu füllen.

Es war unfassbar, wozu Daniel ihn alles überreden konnte, ging es Jack durch den Kopf, während er konzentriert kleine Pratzen auf das Blech spritzte. Kopfschüttelnd sinnierte er darüber, dass die Zeiten, in denen er der hartgesottene Colonel-Typ war, wohl endgültig vorbei waren. Selbst Carter und Teal’c erlaubten sich in letzter Zeit des öfteren, ihn auf den Arm zu nehmen. Und Daniel, nun dieser tanzte ihm, solange sie sich kannten, schon auf der Nase herum. Er hatte es immer verstanden, hinter Jacks Fassade zu blicken. Doch wenn er ehrlich war, störte es ihn nicht besonders, wie sich alles entwickelt hatte. Dies war wohl sein letztes Kommando und diese Leute waren zu seinen Freunden, besser, zu seiner Familie geworden. Und wo sonst, wenn nicht innerhalb der Familie, konnte man sich so geben, wie man war. Und sie wussten noch längst nicht alles. Er war immer noch für die ein oder andere Überraschung gut, siehe seine Backkünste. Er fragte sich, wie Daniel es wieder mal geschafft hatte, ihn richtig einzuschätzen, als ihm in den Kopf kam, was Carter wohl dazu sagen würde, wenn sie davon Kenntnis hätte. Ein breites Grinsen überzog sein Gesicht. Pfeifend nahm er das zweite Blech zur Hand.

Er hatte gerade die ersten beiden Lagen in den Herd geschoben, als er aus dem Wohnzimmer Daniels Hilfeschrei hörte. Hastig stellte er den Küchenwecker auf den Tisch und stürmte in den Flur.

Der Anblick, der sich ihm bot, ließ ihn abrupt am Treppenabsatz anhalten.
„Brauchst du Hilfe?“ Amüsiert betrachtete er den Archäologen, der krampfhaft bemüht war, den widerspenstigen Baum aufzurichten.
„Verdammt, Jack! Steh da nicht so rum. Dieses Mistding ist einfach gekippt; kaum, dass ich ihn im Ständer hatte. Irgendwie will er nicht stehen bleiben.“ Daniel hatte die Tanne in eine aufrechte Position geschubst und für einen Moment losgelassen. Doch schon fiel diese auf ihn zurück und erneut überkam ihn das Gefühl, im Wald zu stehen.

Jack lachte laut raus und eilte die Treppe hinunter, um Daniel zu helfen.
„Na, wer wird denn gleich diesen schönen Baum als Mistding bezeichnen, Daniel? Ich glaube mich noch zu erinnern, wie vor noch nicht allzu langer Zeit jemand von diesem schönen, großen Baum nahezu schwärmte.“

„Nett, Jack! Jetzt befreie mich endlich von dem Ding!“, forderte Daniel ungehalten. Erleichtert atmete er auf, als Jack den stacheligen Gefährten endlich von ihm wegzog. „Ich verstehe das nicht, der will einfach nicht stehen bleiben!“ Ratlos betrachtete der Wissenschaftler den eigensinnigen Baum.

Nachdem Jack den Baum ordentlich aufgerichtet hingestellt hatte und mit einem kurzen, fachmännischen Blick auf den Fußständer, gelangte O’Neill zu einer Erkenntnis: „Er ist krumm!“, verkündete er dann. „Du hast dir einen schiefen Baum andrehen lassen!“, teilte Jack seine Entdeckung mit dem Linguisten und fügte dann, nach Daniels ahnungslosem Blick, erklärend hinzu: „Deshalb bleibt er auch nicht stehen.“
„Und jetzt?“ Man konnte an Daniels Ratlosigkeit deutlich sehen, dass er noch nie zuvor in seinem Leben einen Weihnachtsbaum aufgestellt hatte. Also übernahm Jack die Initiative: „Jetzt holst du zwei Nägel, einen Hammer und Kordel aus der Garage und dann binden wir ihn dahinten in der Ecke einfach an der Wand fest.“

Daniel nickte und machte sich auf den Weg. Manchmal bewunderte er Jacks Sinn fürs Praktische. Er war wirklich eher ein Mann der Tat, als des Kopfes. Dort wo ihm die Ideen ausgingen, fing Jacks Verstand an zu arbeiten. Kurz darauf kehrte er mit dem Gewünschten zurück. Nachdem er den Baum übernommen hatte, hämmerte Jack die Nägel in die Wände und befestigte die Kordel an der Tanne. Kurz darauf stand diese sicher in der Zimmerecke. Beide begutachteten zufrieden ihr Werk.

Daniel löste sich als Erstes von dem Anblick und zog hörbar die Luft ein: „Sag mal, findest du nicht auch, dass es hier irgendwie merkwürdig riecht, Jack? Ich würde sagen, es riecht .... verbrannt.“ Abermals zog er geräuschvoll die Luft ein und blickte dann abwartend zu Jack.

Dieser nahm ebenfalls eine Prise, bis ihn schlagartig die Erkenntnis traf: „Die Plätzchen!“ Noch während er es ausrief, drehte er sich um und rannte zurück in die Küche, dicht gefolgt von Daniel. Der Küchenwecker musste schon vor einiger Zeit geklingelt haben, denn aus dem Ofen trat bereits dunkler Rauch. Als O’Neill die Klappe öffnete, bahnte sich eine schwarze Wolke ihren Weg ins Freie. Eilig schlüpfte Jack in die Handschuhe und zog das erste Blech heraus. Nur noch schwarze, angebrannte Reste waren von seinen liebevoll gemachten Keksen übriggeblieben. „Verdammt, verdammt!“, fluchte Jack laut und schmiss das Backblech klappernd auf den Tisch. Müde ließ er sich auf den nächst stehenden Küchenstuhl fallen.

„Schätze, die können wir vergessen, Jack!“ Daniels Blick glitt bedauernd über das verkohlte Gebäck.
„Was du nicht sagst, Daniel.“ Der finstere und vorwurfsvolle Ausdruck in Jacks Augen gefiel dem Wissenschaftler überhaupt nicht.
„Jetzt gib nicht mir die Schuld dafür. Ich habe mit der Sache nichts zu tun!“, verteidigte er sich mal sicherheitshalber, obwohl er sich keiner Schuld bewusst war. „Warum hast du dir keinen Wecker gestellt?“, fragte er dann noch überflüssigerweise und sah, wie der Ältere daraufhin erst einmal kurz entrüstet nach Luft schnappen musste, bevor er zum Gegenschlag ausholen konnte.

„Ich habe die Küchenuhr gestellt, Daniel.“ Jacks Stimme war gefährlich leise. „Und wenn du den Baum alleine aufgestellt hättest, so wie du es versprochen hattest, dann wären diese Kekse auch nicht verbrannt.“ Immer noch kamen die Worte mühsam gepresst hervor. Allmählich jedoch gewann die Wut die Oberhand und veranlasste ihn mehr zu sagen, als er ursprünglich wollte: „Aber nein, der Herr Wissenschaftler ist ja nicht mal in der Lage alleine einen Nagel in die Wand zu schlagen!“ Jack wusste, dass er ungerecht und verletzend war. Aber momentan war er wütend und wenn er wütend war, wollte er Dampf ablassen. Und wer eignete sich dazu schon besser, als Daniel! Vor allem, wenn er derzeitig der Einzige war, den er zur Minna machen konnte.

Für einen kurzen Moment sah Daniel betroffen aus, doch dann straffte er sich und schaute Jack nur mitleidig an. Er kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass momentan nur Zorn aus O’Neill sprach und so hielt er es für besser, nicht weiter darauf einzugehen. „Wenn du meinst, Jack! Willst du nun weiter herumstreiten, oder sollen wir weitermachen. Natürlich kann ich auch gehen, wenn du das willst?“ Abwartend schaute der Linguist zu seinem Freund hinüber. Nachdem er keine Antwort erhielt, zuckte Daniel bedauernd mit den Schultern. Dann legte er den Hammer, welchen er immer noch in der Hand hielt, auf die Anrichte und machte sich daran die Küche, in Richtung Gardarobe zu verlassen.

Erst das Öffnen der Haustür alarmierte Jack und brachte ihn in Bewegung. Gut, er war wütend gewesen und okay, er hatte sich etwas hinreißen lassen. Aber er wollte ganz gewiss nicht, dass Daniel ging. Sie hatten beschlossen, die Feiertage zusammen zu verbringen, da sie beide alleine waren und dies wollte er sich nicht durch dieses kleine Missgeschick, denn mehr war es ja nicht, verderben lassen. Schnell rannte er zur Tür und erwischte Daniel gerade noch rechtzeitig, bevor er ins Auto steigen konnte.

„Wohin so eilig, Spacemonkey?“ Bewusst schlug Jack einen versöhnlichen Tonfall an. Darauf hoffend, dass der Wissenschaftler nicht nachtragend war und ihm seinen Ausbruch von eben verzeihen würde. Die Rechnung schien aufzugehen.
„Die bieten unten im Baumarkt Do-it-yourself-Kurse an und da wollte ich mich kurz einschreiben. Ein Freund meinte, dass ich dies dringend nötig hätte.“ Damit drehte er sich um und schaute Jack ruhig und mit einem zögernden Lächeln an.
„Hmm, nötig vielleicht. Aber erst einmal steht hier noch ein Baum, der auf seinen Dekorateur wartet.“ Einladend trat Jack zur Seite und deutete auf seine Eingangstür. Ein schiefes Grinsen begleitete seine Worte.

„Ist der Bäcker auch noch da?“ Vorsichtig tastete Daniel sich an das Thema heran, welches er noch nicht bereit war aufzugeben.
„Daniel? Ich habe bereits gebacken und du weißt, was daraus geworden ist.“ Jack war über Daniels Hartnäckigkeit wirklich erstaunt. Er verstand einfach nicht, warum dem Wissenschaftler dieses dumme Gebäck so wichtig war.
„Jack, wir hatten uns geeinigt. Du backst und ich kümmere mich um die Ausstattung“, erinnerte der Archäologe sanft seinen Freund.
„Hmmpf, sind diese blöden Kekse wirklich so wichtig?“ Jacks Gesicht spiegelte seine Verzweiflung zu dieser Frage wieder.
„Sie gehören dazu, Jack“, erklärte Daniel abermals geduldig. „Also, machst du noch einmal welche? – Bitte!“ Wieder wirkte das Blau seiner Augen intensiver als sonst und abwartend musterte er sein Gegenüber.

Jack seufzte schwer. Er wollte auf gar keinen Fall die Situation wieder eskalieren lassen. Das war diese dumme Sache einfach nicht wert. Und was hatte er schon zu verlieren, außer ein bisschen Zeit? So viel Arbeit machte diese Bäckerei nun auch nicht. „Also gut! Bist du jetzt zufrieden und kommst du nun wieder ins Haus? Es wird mir nämlich langsam kalt hier draußen.“

„Du hättest nur schneller zustimmen müssen, Jack, dann wären wir schon vor Minuten wieder im Haus gewesen.“ Mit einem zufriedenen Lächeln passierte Daniel seinen Freund und betrat das Haus. Jack folgte ihm Kopf schüttelnd.

Kurz darauf stand Jack O’Neill erneut in der Küche und bereitete einen weiteren Teig vor. Währendessen war Daniel im Wohnzimmer damit beschäftigt, die Tanne zu schmücken und die wenigen Girlanden, die Jack hatte, strategisch günstig im Zimmer zu verteilen. Ruhe war wieder eingekehrt und der Streit war bereits in Vergessenheit geraten.


**********


Sie kamen gut voran und während Daniels Dekorationsarbeiten langsam Gestalt annahmen, hatte auch Jack es geschafft, zwei Bleche mit Nussmakronen vorzubereiten. Er hatte sie gerade in den Backofen geschoben und die Küchenuhr gestellt, als Daniel zu ihm herauf rief: „Jack, da scheinen ein paar Lämpchen in der Lichterkette kaputt zu sein. Wo hast du denn die Ersatzbirnen?“

Überlegend ging Jack ins Wohnzimmer: „Sind dort in dem Karton keine mehr?“ Er deutete auf die Verpackung, aus der Daniel die Lichter entnommen hatte.
„Nein, das war natürlich auch mein erster Gedanke gewesen, Jack.“
„Gut, dann müssten noch welche in der Garage liegen. Schau mal auf dem Regal nach, auf dem auch die Kiste mit dem Weihnachtsschmuck gestanden hat“, erklärte der Ältere nach einigem Grübeln.

Mit einem Nicken machte Daniel sich auf den Weg. Nicht lange darauf ertönte sein Rufen aus der Garage: „Hier ist nichts, Jack. Bist du sicher, dass du dich nicht geirrt hast? Ich kann jedenfalls nichts finden.“

Jack O’Neill stieß hörbar die Luft aus. Muss ich denn hier alles alleine machen? Da hätte ich auch gleich selber gehen können!, brummelte er vor sich hin. Widerwillig setzte er sich in Bewegung und folgte dem Wissenschaftler in die Garage.

Zu seiner großen Verblüffung fand auch er nicht auf Anhieb das Gesuchte und so waren sie eine zeitlang mit dem Durchwühlen der verschiedenen Kartons und Schachteln beschäftigt. Was Jack zu der Überzeugung gelangen ließ, dass es höchste Zeit war, bei der nächsten, sich ergebenden Gelegenheit, dort mal wieder Ordnung zu schaffen. Endlich entdeckten sie die Birnen, - natürlich im hintersten Eck - in einer kleinen Schachtel, die zwischen zwei größere Kisten gerutscht war. Zufrieden und munter plaudernd kehrten sie ins Haus zurück.


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Fast gleichzeitig registrierten sie den bereits bekannten Geruch. Ein Ruck durchlief Jacks Körper und schon startete er durch und stürmte in die Küche. „Oh, Scheiße! Das darf doch einfach nicht wahr sein. Nicht schon wieder!“ Schnell riss er das Fenster auf und schnappte sich die Handschuhe. Erneut kam eine dicke Qualmwolke aus der Backröhre, als er diese öffnete. Die herausgezogenen Nussmakronen hatten sich in undefinierbare, schwarze Kohleklümpchen verwandelt. Hier kam eindeutig jede Rettung zu spät. Frustriert stellte er die Bleche auf den Tisch.

„Das tut mir leid, Jack. Ich wollte nicht, dass ...“ Daniels Blick ging bedauernd von dem zur Unkenntlichkeit verbrannten Gebäck zu seinem Freund.
„Schon gut, Daniel!“, winkte Jack müde ab. „Ich hätte einfach daran denken müssen. Aber über die ganze Wühlerei hatte ich die blöden Makronen völlig vergessen.“ Jack nahm das Backpapier vom Blech, faltete den verunglückten Versuch zusammen und warf den ganzen zusammengeknüllten Ballen in den Mülleimer.
„Komm, lass uns nach den Lichterketten sehen.“ Damit schnappte er sich aus Daniels Hand die kleine Schachtel und lief in Richtung Wohnzimmer davon. Zögernd schaute Daniel ihm für einen kurzen Augenblick nach, bevor er seinem Freund langsam folgte.

Zu zweit hatten sie die defekten Lichter schnell ausfindig gemacht und ausgetauscht. Daniel war gerade dabei, die leeren Schachteln ineinander zu stapeln und sie wegzuräumen, als er bemerkte, dass Jack sich seinen Anorak anzog.
„Was hast du vor?“, fragte der Archäologe irritiert.
„Mit etwas Glück schaffe ich es noch vor Geschäftsschluss ins Einkaufscenter am Academy Boulevard. Vielleicht haben die auch noch ein paar Backzutaten. Meine haben sich heute nämlich irgendwie in Rauch aufgelöst“, lachte Jack und bevor Daniel noch irgendetwas erwidern konnte, war er auch schon zur Tür raus und verschwunden.

Ein wenig fassungslos blickte Daniel auf die zugefallene Tür. Manchmal war Jack wirklich unglaublich. Eben noch auf Hundertachtzig, machte er im nächsten Moment etwas völlig Unvorhergesehenes, - richtig Nettes. Der Mann war wirklich immer wieder für eine Überraschung gut.


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Es war Abend geworden. Daniel saß auf dem Sessel und Jack ihm gegenüber, auf der Couch. Im Radio lief das berühmte Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach und auf dem Wohnzimmertisch zwischen ihnen befand sich das Schachbrett.

Daniel dachte gerade angestrengt über seinen nächsten Zug nach. Suchend tastete seine Hand über den Teller, der neben ihm stand und ergriff eines der Zimthäufchen. Gedankenverloren schob er sich die süße Köstlichkeit in den Mund.

Jack beobachtete den genüsslich kauenden Wissenschaftler zufrieden. Es war doch gut gewesen, dass er sich zu diesem letztmaligen Backversuch entschieden hatte. Daniels genießerischer Gesichtsausdruck belohnte ihn für die Mühen des Tages.


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Tatsächlich war es ihm gelungen, noch gerade rechtzeitig den Supermarkt zu erreichen und mit viel Glück hatte er sogar noch ein paar der benötigten Dinge bekommen. Zwar hatte er kurzfristig umplanen müssen, da ein großer Teil des Sortimentes bereits ausverkauft war, aber immerhin hatte es für zwei der geplanten drei Sorten Plätzchen gereicht.

Um sicher zu stellen, dass dieses Mal alles gut ging und es keine weiteren ungeplanten Unterbrechungen mehr gab, hatte er Daniel mit dessen Laptop ins Wohnzimmer zum Arbeiten verbannt. Er wusste, wenn der Archäologe einmal mit den Übersetzungen begonnen hatte, bekam dieser sowieso nichts mehr von seiner Umgebung mit.

Und genauso war es auch gekommen: Daniel hatte planmäßig mit Feuereifer im Wohnzimmer gearbeitet und darüber die Welt um sich herum vergessen, während Jack in aller Ruhe in der Küche backen konnte.


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Jack O’Neills Blick glitt durch den Raum. In der Ecke stand der hell erleuchtete, prächtig geschmückte Weihnachtsbaum, dessen Lichter sich in der Balkontür glänzend spiegelten. Über dem Fenster und in der Verbindung zum Flur hingen die erleuchteten Weihnachtsgirlanden und überall im Haus duftete es nach frischem Gebäck. Dies, zusammen mit der festlichen Musik und Daniels willkommener Gesellschaft vermittelten Jack ein behagliches Gefühl.

Zum ersten Mal an diesem Tag gewann er den Eindruck, dass sich alles „richtig“ anfühlte und erstaunt stellte er fest, dass Weihnachten ihn eingeholt hatte. So hatte Daniels Beharrlichkeit letztendlich doch noch zu etwas Gutem geführt. Entspannt lehnte er sich zurück und erwartete den nächsten Zug seines Freundes.

ENDE
© 2004 by Athor
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