Stargate 2010 - Season 1: The Journey begins by Timelord , Valdan
Summary: Eine alternative Realität, in der die Goa´uld durch die Maya- Kultur geprägt wurde... Alte Bekannte und neue Freunde auf eine Reise quer durch die Galaxie.
Categories: Stargate SG-1 Characters: Daniel Jackson (SG-1), Goa'uld, Jack O’Neill (SG-1), Multi-Chara, Own Character, Samantha Carter (SG-1), Teal’c (SG-1)
Genre: Action, Alternativ Universum, Friendship, General
Challenges: Keine
Series: Keine
Chapters: 7 Completed: Ja Word count: 45970 Read: 49702 Published: 13.12.11 Updated: 13.12.11

1. 1.01 Die Reise beginnt by Timelord

2. 1.02 Hinter dem Horizont by Timelord

3. 1.03 Eine neue Welt by Timelord

4. 1.04 Begegnung by Timelord

5. 1.05 Gefangen by Timelord

6. 1.06 Stein des Ursprungs by Timelord

7. 1.07 Zurück nach Hause by Timelord

1.01 Die Reise beginnt by Timelord
Stargate 2010- Season 1: The Journey begins


1.01 Die Reise beginnt, Part 1

Peru

Es war ein schwüler Abend. Die letzten Tage hatte die Sonne auf das kleine Land niedergebrannt, aber nun zeichnete sich eine Gewitterfront am Horizont ab.

Das mochte ein Vorteil für die Bauern sein, aber es war ein Nachteil für beiden Teenager, die sich in den Ruinen des Handwerkerviertels der historischen Stadt Macchu Picchu herumtrieben.
Der Schweiß quoll ihnen aus allen Poren und íhre T-Shirts klebten eng an ihren Körpern. Bei Mikaela sah es ja noch sexy aus, aber bei Juan wirkte es eher wie ein nasser Sack, der sich eng an seinen Körper presste.

Sie schlichen sich durch die engen Gassen, immer darauf achtend, nicht vom Wachpersonal entdeckt zu werden. Da in der Stadt aber um diese Tageszeit meistens alles friedlich war, saßen die Wachmänner wahrscheinlich vor dem Fernseher und sahen sich ein Fußballspiel an.
Das mochte Mikaela an ihrem Freund. Er war nicht nur risikofreudig und neugierig sondern hatte auch nichts für Sport übrig.

Ein fernes Grollen ließ die beiden inne halten.
„Juan, was war das?“
Mikaela ein bisschen begann sie zu bereuen, dass sie ihren Freund begleitet hatte.
„Ganz ruhig, mi flor de miel dulce. Das war bestimmt nur das Gewitter. Lass uns weitergehen.“
Sie zögerte leicht und als sie sich endlich dazu durchgerungen hatte ihm zu folgen, begann das tiefe Dröhnen erneut. Gleichzeitig fing auch der Boden unter ihr an zu vibrieren.
„Juan. Das ist nicht das Gewitter”, ängstlich blickte Mikaela ihn an.

Nun war auch ihr Freund unsicher geworden und starrte abwechselnd den Boden und den Himmel an.
„Ich glaube du hast recht. Es ist besser wenn wir von hier verschwinden.“

Doch die Natur wollte dies nicht zulassen. Es dauerte nur Sekunden bis aus dem leichten Vibrieren ein wildes Auf und Nieder wurde. Mauersteine, denen Unwetter und spanische Eroberer nichts hatten anhaben können, flogen nun wie Styropor durch die Gegend.
Juan schob Mikaela vor sich her. Dabei versuchten sie, den herunterfallenden Steinen auszuweichen.

Sie rannten beide so schnell sie konnten und bis nur noch Gras um sie herum war. Juan blieb stehen, nicht zuletzt weil ein unangenehmes Seitenstechen ihn daran hinderte, Luft zu bekommen.

„Mika… Mikaela. Warte.“
Die 17jährige blieb stehen und wurde sich wahrscheinlich jetzt erst bewusst, dass sie nicht mehr von Steinen und Staub bombardiert wurden. Selbst das Erdbeben schien etwas nachgelassen zu haben.

Juan keuchte immer noch.
„Wir sind… sind außer… Gefahr.“
Kaum das er diese Worte ausgesprochen hatte, brach die Erde unter ihm zusammen und Juan stürzte in ein Loch, das sich urplötzlich unter ihm aufgetan hatte.
Mikaela hechtete an den Rand und versuchte noch, seine Hand zu fassen, aber sie konnte nur noch mit ansehen, wie Juans Körper auf dem Boden aufschlug.

UCLA - Büro Tobias Coffey

“Sir, ich wollte...”
Mit diesen Worten platze Daniel Jackson, Doktor der Archäologie und Spezialist für alte Sprachen, in das Büro seines Vorgesetzte Tobias Coffey.

Coffey - Leiter der archäologischen Abteilung an der UCLA - bracht ihn mit einer Handbewegung zum Stehen, da genau in diesem Augenblick das Telefon klingelte.
“Coffey”, meldete er sich, während er Daniel mit einer Geste deutlich machte zu warten.
“Juan! Das ist aber eine Überraschung. Wie geht es dir und was gibt es Neues? -
Wie bitte? Sag das noch mal. - Natürlich interessiert mich das. Am besten schickst du mir die Daten an meine private email-Adresse. - Ja. Es ist immer noch die alte. - Ich melde mich dann, wenn ich alles bekommen und ein Team zusammengestellt habe. Bye und dir alles Gute.”
Er legte den Hörer auf und strahlte seinen Mitarbeiter an, der noch immer wie angewurzelt in der Tür stand.
“Jackson, was meinen sie wohl wer das gerade war? Das war Juan Varedor.”
Er machte eine Pause, um die Wirkung seiner Worte zu beobachten und wurde auch prompt belohnt.

Ehrfurcht stahl in das Gesicht Dr. Jacksons, als ihm aufging, dass sein Chef gerade mit dem Präsidenten von Peru telefoniert hatte.

“Genau - sie haben es erfasst. Das war “El Presidente”. Er ist ein Studienkollege von mir und er hat mich informiert, dass es neue Funde bei Macchu Piccu gegeben hat. Die Einzelheiten wird er mir noch mitteilen, aber das Beste kommt noch: Wir werden bei der Erforschung dabei sein, sogar federführend”, schwärmte Coffey und fuhr fort: “Sie wissen was das heißt?”

Und ob Daniel das wusste. Unter anderem würde sein Vorgesetzter jetzt noch eine Weile weltvergessen vor sich hinschwärmen und gar nicht mitbekommen, wenn sein Mitarbeiter den Raum verlassen würde. Also zog er sich leise zurück und schloss die Tür hinter sich. Sein Kopf hatte schon auf Turbo geschaltet, da er genau wusste, was der Professor von ihm erwartete: Eine genaue To-Do-Liste, auf der maximal 10 % der zu erledigenden Dinge für ihn blieb und von der die restliche Arbeit auf seine Mitarbeiter verteilt werden würde.

Der Professor war davon überzeugt, dass dies der normale Lauf der Dinge war und Dr. Jackson konnte gut damit leben. Schließlich hatte er dem Coffey eine Menge zu verdanken. Er war der einzige gewesen, der zu ihm gestanden und ihm einen Job angeboten hatte. Die Fachwelt hatte Daniels Theorien bezüglich der Pyramiden in Ägypten mit Hohn und Spott überzogen und es hatte eine Zeit lang so ausgesehen, als ob der junge Archäologe in den wissenschaftlichen Kreisen nie ein Bein auf den Boden bekäme.

Hier an der UCLA konnte er in Ruhe daran arbeiten seine Reputation wieder herzustellen und daher war er auch gewillt, die ganzen Organisationsarbeiten für den Professor zu übernehmen. Glücklicherweise war gerade Sommerzeit und daher waren keine Vorlesungen zu verlegen, also würde es sich in diesem Falle noch in Grenzen halten.

Er war gerade erst ein paar Schritte den Gang herunter gegangen, als die Tür hinter ihm wieder geöffnet wurde. “Jackson?”
“Ja, Sir?”
“Kommen Sie doch nachher zu mir nach hause, sagen wir so in ungefähr zwei Stunden, dann habe ich sicher weitere Informationen für Sie”, drehte sich um und verschwand wieder in seine Büro, ohne eine Antwort abzuwarten.

‘Das ist neu’, dachte Daniel und machte sich auf in sein Büro, um die nächsten anderthalb Stunden zu nutzen, bevor er aufbrechen musste.


Haus von Tobias Coffey

“Da sind sie ja endlich, Jackson”, dröhnte die Stimme des Professors ihm entgegen, als er Daniel 30 Minuten nach der verabredeten Zeit die Tür öffnete.
“Entschuldigen Sie, Professor, aber ich bin im Verkehr hängen geblieben und...”
“Egal, kommen Sie rein. Ich habe sensationelle Neuigkeiten”, unterbrach Coffey ihn und deutete mit einer Geste den Flur hinunter. Daniel folgte ihm und betrat hinter ihm das heimatliche Arbeitszimmer seines Chefs.

Bis auf die Fensterfront, die in den Garten hinaus ging, waren alle Wände mit hohen Regalen bedeckt, die vor Büchern, Ordnern und Maya-Artefakten nur so überquollen. Während Daniel sich überlegte, welche der vielen Skulpturen wohl echte und welche sehr gute Repliken waren, nötigte ihn der Professor in einen Stuhl und hielt im ein Blatt Papier vor die Nase.

Daniel versuchte blinzelnd zu erkenne, was auf dem Zettel stand, konnte aber nur erkenne, dass es der Ausdruck einer Email war. Er wollte es gerade festhalten, als Coffey ich die Mühe abnahm, in dem er begann, ihm den Inhalt, mit vor Aufregung zitternder Stimme, vorzulesen.



‘Lieber Toby,

Wie geht es dir...blalblabla...
Vor zwei Tagen hat in den Bergen um Machu Picchu herum ein Erbeben gegeben. Dabei ist der Zugang zu einer Kaverne freigelegt worden. Nach Schätzung der Geologen vor Ort, existiert dort ein ganzes Höhlensystem, dass sich sogar bis unter die Stadt erstreckt. Bisher wurde der gesamte Bereich abgesperrt und unter den Schutz meiner persönlichen Garde gestellt Zwei Wissenschaftler meines Vertrauens sind in die Kaverne gestiegen und haben von den dort vorhandenen Artefakten zahlreiche Fotos gemacht (siehe Anhang).

Da du zu den führenden Spezialsten für die Maya-Kultur zählst, möchte ich dich bitten, ein Team zusammenzustellen, das unter deiner Leitung die weiteren Untersuchengen vornehmen soll. Wir werden dir alle mögliche Unterstützung gewähren, einschließlich den Schutz durch meine Garde.

Ich hoffe, dass spätestens die Bilder dich davon überzeugen können, so schnell wie möglich die Koffer zu packen. Schicke mir möglichst bald die entsprechenden Daten zu Anzahl der Teilnehmer und die Zeit der Ankunft deiner Expedition.

Gruß Juan.’

“Na, was sagen sie Jackson?”

Daniel starrte seinen Vorgesetzten an. “Das...das ist...Professor, ich bin sprachlos.”

“Und das will was heißen, was Jackson? Wann können sie ihre Koffer gepackt habe?”
Daniel schluckte. “Sie wollen mich mitnehmen, Sir?”
“Aber natürlich. Ich werde Sie brauchen. Kommen sie und sehen sie sich die Bilder an, die der Präsident geschickt hat.”

Er bedeutete Daniel aufzustehen und hinter den Schreibtische zu gehen, um sich dort die Fotos aus Peru anzuschauen. Daniel sah die Datei durch und blieb an der Darstellung eines Artefakts hängen. Er bemerkte nicht, dass der Professor hinter ihn trat, bis dieser ihn ansprach: “Phantastisch, oder? Aber daran sehen sie auch, warum Sie mitkommen müssen.”

“Was ist das?”, fragte Daniel und deutete auf den Bildschirm.
“Keine Ahnung. Es könnte ein Zeremonienring sein, aber wir haben noch nie etwas in dieser Art oder Größe entdeckt. Auf dem Bild ist schwer zu erkenne, welches Ausmaß dieses Artefakt hat, dafür fehlt uns eine Referenz, aber sehen sie die Symbole, die auf den Rand graviert sind? Das wird ihr Job. Also bereiten sie sich so gut wie möglich darauf vor. Nehmen sie nicht gleich die gesamte Bibliothek mit, aber auf jeden Fall die einschlägigen Werke sollten sie dabei haben. Ich muss noch klären, wer noch zum Team gehören wird, was ein paar Tage dauern kann, aber gehen Sie davon aus, dass wir in spätestens einer Woche fliegen werden.”

Daniel nickte, immer noch überwältigt von dem, was er da gerade gesehen hatte, und währen der Professor ihn zur Tür begleitete, stellte er im Kopf schon eine Bücherliste zusammen.

Der Professor schloss die Tür hinter seinem Protegé und ging zurück ins Arbeitszimmer. Juan hatte ihm zwar gesagt, dass er seine persönliche Garde zu Verfügung stellen würde, aber er vertraute grundsätzlich niemandem in seinem Militär.
Sein Blick fiel auf die Tageszeitung und die heutige Schlagzeile.
„A-Team hilft kleinem Jungen seinen Vater zu befreien.“

Coffey erinnerte sich daran, dass dieses A-Team wohl schon früher anderen Menschen geholfen hatte. Diese Gruppe soll auch angeblich daran beteiligt gewesen sein, mehrere Großkriminelle hinter Gitter gebracht zu haben.

Er las sich den Artikel einer Reporterin namens Allen genauer durch. Tobias Blick blieb dabei an einem Namen hängen… Templeton Peck. Coffey erinnerte sich an einen Peck, der früher mal seine Kurse besucht hatte. Der Professor nahm das Telefon und ließ sich von der Vermittlung zu der Zeitung durchstellen.
Nach einigem hin und her und anschließendem, minutenlangem Gedudel in der Warteschleife, klickte es am anderen Ende der Leitung.
„L.A. Courier, Amy Allen am Apparat. Wie kann ich ihnen helfen.“

„Miss Allen, mein Name ist Tobias Coffey und ich hatte gerade das Vergnügen ihren neuesten Artikel zu lesen. Ich rufe sie an, weil ich eine Verbindung zum A-Team herstellen muss.“

„Wieso glauben sie, dass mir das möglich ist?“

„Nun ich denke, dass sie schon über einen engeren Kontakt zu dieser Gruppe verfügen müssen, da sie immer die jenige sind, die ihre „Heldentaten“ zu Papier bringt.
Ich bin mir durchaus bewusst, dass es einige Organisationen gibt, die ihrer habhaft werden möchten und dass sie wahrscheinlich mehrere dieser Anrufe täglich haben. Doch ich kann ihnen versichern, dass ich keiner militärischen oder polizeilichen Institution angehöre. Ich bin Professor an der UCLA und Templeton Peck war früher in einem meiner Kurse. Sagen sie ihm bitte, sein alter „Maya“- Meister braucht Hilfe. Ich wünsche ihnen noch einen wunderschönen Tag.“

Mit diesen Worten legte er den Hörer auf und beschloss sich erst mal einen Kaffee zu machen, als auf dem Weg in die Küche das Telefon klingelte.
Coffey lief in die Küche und nahm das Gespräch an.
„Coffey.“
Eine verzerrte Stimme antwortete ihm.
„Venice Beach. Heute Abend. 19.00 Uhr. Kommen sie allein.“


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Die Sonne war schon halb hinter dem Horizont verschwunden, als der Professor an der Reling des Venice Beach Piers stand. Er ließ den Anblick des Sonnenuntergangs auf sich einwirken. Das strahlende Gelb das nahtlos in ein glühendes Rot überging. Die Schwärze der Nacht lauerte schon hinter den Hochhäusern von Downtown L.A.
Coffey spürte die leichte Meeresbrise die mit einer angenehmen Kühle seine Wangen umschmeichelte und sein Blick fiel auf eine durchaus attraktive Blondine, die nur ein paar Meter weiter stand und mit einem PDA hantierte. Er warf ihr ein Lächeln zu, was sie mit einem verächtlichen Schnauben ignorierte.

„Pass doch auf, du Idiot!!!“
Tobias wandte sich nach rechts und sah einen ziemlich kräftig gebauten Afroamerikaner.  Ein Angler hatte seine Kapuze so tief ins Gesicht gezogen, dass er den Mann nicht gesehen und ihn daher angerempelt hatte.

Auffallend an dem Bulligen war die Irokesenfrisur und die schweren goldenen Ketten die seinen Oberkörper zierte. Mit der Zuckerwatte in der Rechten und die Linke zur Faust geballt wirkte er gleichermaßen bedrohlich und lächerlich.
„Entschuldigen sie junger Mann… ich.. habe…“
„Du hast nicht aufgepasst, du alter Idiot, dafür kriegst du jetzt die Rechnung.“

Der Professor entschloss sich dazwischen zu gehen, da die Sache anscheinend zu eskalieren drohte.
Er stellte sich zwischen den alten Mann, der immer noch auf dem Boden lag, und den Riesen.
Mit einer beschwichtigenden Geste redete er auf den Schwarzen ein.
„Das ist kein Grund gewalttätig zu werden.“ Er deutete auf den Angler: “Er hat das bestimmt nicht mit Absicht gemacht und es tut ihm bestimmt leid.“

Der Irokese ließ die Faust sinken und nahm einen großen Bissen von der Zuckerwatte
Während er die Süßigkeit im Mundwinkel zerkaute, sah er erst den Professor und dann den Angler noch einmal an.
„Beim nächsten Mal setzt es was, Opa!“
Dann lief er mit großen Schritten bis zum Ende des Piers und blieb dort stehen, seinen Blick auf das Meer gerichtet.

Coffey reichte dem Angler die Hand.
„Vielen Dank, junger Mann. Diese Jugend von heute hat keine Ahnung mehr von Respekt vor dem Alter.“
„Kein Problem. Man muss sich einfach nur zu helfen wissen, dann klappt es schon.“

Beim Hochziehen des Anglers fiel Coffey auf, das er einen kräftigeren Griff hatte, als sein greisenhaft wirkendes Äußeres vermuten lies.

Der Mann in dem gelben Regenmantel klopfte sich imaginären Staub von der Jacke. Kurz darauf klingelte ein Handy.
Instinktiv griff der Professor in seine Innenjacke, musste jedoch feststellen, dass der Angler denselben Klingelton hatte wie er selbst.
„Ja?... Bist du dir sicher? In Ordnung.“

„Gut. Ihnen scheint ja nichts passiert zu sein, dann werde ich mal wieder.“
Der Professor drehte sich herum und erschrak. Hinter ihm stand ein grinsender Mittzwanziger mit hellblonden Haaren. Er musterte das Gesicht und dann kam ihm die Erkenntnis.
„Peck?? Templeton Peck?“

„Hallo Professor, es freut mich, sie mal wieder zu sehen. Sie haben gerade das A-Team engagiert.“
Unverständnis und Fassungslosigkeit zeichneten sich auf seinem Gesichts des Professors ab, als der Angler sich neben Peck stellte und den Bart abnahm. Er zog die Kapuze der Regenjacke zurück und aus dem grauen Haar wurde ein dunkelblonder, militärischer Kurzhaarschnitt.

„Wenn ich mich dann auch vorstellen darf. Ich bin John Smith, Colonel a.D. Nennen sie mich Hannibal. Der nette Mann hinter ihnen ist übrigens B.A. Barracus.”
Der Professor drehte sich nach um und bemerkte, dass der Irokese zurückgekehrt war.
Die Blondine, die er vorhin angelächelt hatte, kam nun auch zu der kleinen Gruppe.
„Das ist meine Tochter Nienna. Legen sie sich am besten nicht mit ihr an“, stellte der Colonel auch die junge Frau vor.
„Wie können wir ihnen helfen?“
Nachdem Coffey seine Fassung zurückgewonnen hatte, begann er ihnen von Peru zu erzählen und das er ihre Hilfe brauchte, um sich und seine Leute vor unliebsamen Gästen zu schützen. Von dem ungewöhnlichen Artefakten erzählte er ihnen nichts, nur davon dass er sich sicherer fühlen würde, wenn er das „A-Team“ auf als Rückendeckung hätte.
Des Weiteren versicherte er dem Colonel, dass Geld keine Rolle spielen würde, da sämtliche Kosten von der peruanischen Regierung übernommen würden.
Mit einem Handschlag besiegelte man die Vereinbarung.

Während der Professor die Pier in Richtung Parkplatz verließ, hatte Colonel Smith ihn immer im Blick.
Nienna war die erste, die eine Frage stellte.
„Die Sache hört sich gut an, aber glaubst du nicht ,dass wir zu wenig sind, um den Auftrag erfüllen zu können?“
Smith nickte.
„Yeap… sind wir. Face, du holst Murdock. Vorher reservier mir bitte  einen Flug nach Chicago, mit zwei Rückflugtickets.“

„Ich glaube nicht, dass er mitmachen wird, Dad.“
John sah seine Tochter intensiv an.
„Lass das mal ruhig meine Sorge sein. B.A. du kümmerst dich um die Ausrüstung.“
„Fliegen wir?“
„B.A., natürlich werden wir nicht fliegen.“
In Gedanken überlegte der Colonel schon, wie er seinen kräftigsten Mann bewusstlos kriegen konnte, um in den Flieger zu bekommen.

Monroe Harbour - Chicago

Es war später Nachmittag, als John Smith die Holzbohlen der Marina betrat. Der Besitzer des Angelshops an der Einfahrt zum Hafen hatte ihm auf seine Frage hin einen Plan gegeben, auf dem der gesuchte Liegeplatz eingezeichnet war zusammen mit einer genauen Beschreibung des Bootes. Es dauerte etwas länger, bis er am Ende des Piers ankam, wo die ‘Charlie’ vertäut lag. Es herrschte die typische Geräuschkulisse von ächzenden Tauen und Planken. Metall schlug auf Metall, wenn das Wasser die ankernden Boote in Bewegung versetzte.

Auf der ‘Charlie’ rührte sich nichts und zunächst dachte Hannibal, er wäre umsonst gekommen, aber dann bemerkte er eine Angelrute, die scheinbar herrenlos in der Luft zu schweben schien. Der Besitzer des Bootes musste am Bug sitzen, hinter dem Deckaufbau. Er zog noch einmal an seiner Zigarre, streifte die Asche ab und steckte sich den Stumpen wieder in den Mundwinkel.
“Bitte an Bord kommen zu dürfen, Sir!” Auf diese Frage blieb alles still und er glaubte schon, sich bezüglich des Eigners getäuscht zu haben, als ein geknurrtes “Dieses Kraut kenne ich, dass kommt mir nicht an Bord Colonel, also mach dieses stinkende Ding in deinem Mundwinkel aus, dann kannst du an Bord kommen.”
Während er sprach, war der Angler aufgestanden, hatte die Angelrute gesichert und sich zu John gedreht. “Was zur Hölle hat dich nach Chicago gebracht, Smith?”

Dieser schwang sich an Bord und musterte den Mann, der ihm auf dem schmalen Gang zwischen Kajüte und Reling auf ihn zukam. Er hatte zwar nicht  mit einem vor Freude strahlendem Mann gerechnet, aber der Anblick, der sich ihm bot, erschreckte ihn dennoch. Schwarze Ringe unter den Augen seines Gegenübers zeugten von zuviel Bier und zuwenig Schlaf. Die einst dunkelblonden, kurzen Haare waren von grau durchsetzt und hingen strähnig bis in den Nacken hinab. John versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, als er antwortete. “Darf man nicht mal einen alten Freund besuchen? Außerdem war Nienna neugierig, wie es ihrem Patenonkel geht.”

Mittlerweile standen die beiden sich gegenüber und nach einem fast unmerklichen Zögern umarmte Hannibal seinen Freund herzlich. “Mann Jack, das tut verdammt gut, dich zu sehen.”
“Ich würde das Kompliment ja zurückgeben, aber ich traue dir nicht ganz, Hannibal. Du führst doch etwas im Schilde. Rück es raus; du konntest schon nichts vor mir verbergen, als wir zwei noch im zarten Alter von 14 Jahren Autos geknackt haben. Immer, wenn du die Gang mit deinen verrückten Plänen wieder bis kurz vor den Jugendknast gebracht hast. Ich war ja auch der erste, der dir auf den Kopf zugesagt hast, dass du bis über beide Ohren verliebt bist.”
Bei diesen Worten verdunkelte sich Hannibals Miene und kurz stand ein tiefer Schmerz in seinen Augen, was Jack dazu veranlasste ihm auf die Schulter zu klopfen und mit einem “Willst du auch ein Bier?” versuchte, diesen Moment zu entspannen. Dies gelang ihm auch, denn John nickte und kurze Zeit später saßen sie sich in der Kajüte gegenüber und stießen mit ihren Flaschen an.

“Also, jetzt mal heraus mit der Wahrheit”, begann Jack, “das ist doch nicht nur ein Freundschaftsbesuch. Und die Story mit Nienna nehme ich dir erst recht nicht ab. Ersten ist sie alt genug, um sich selber zu erkundigen, und zweitens solltest du mal öfter mit deiner Tochter reden. Sie hat vorgestern noch mit mir telefoniert.”
Hannibal machte eine kleine Kunstpause bevor er antwortete.
“Ich brauche deine Hilfe, so einfach ist das. Ich habe ein gutes Team, aber für unseren nächsten Auftrag brauche ich jemanden mit Erfahrung. Genauer gesagt brauche ich jemanden mit deiner Erfahrung und vor allem mit deinem Instinkt.”

“Ach ja? Instinkt? Wo war mein Instinkt, als ich meine Waffe zuhause so aufbewahrt habe, dass mein Sohn sich damit erschießen konnte?”
“Das war ein Unfall, Jack. Wer hätte denn damit rechnen können, dass dein Sohn so neugierig ist, dass er sogar auf den hohen Kleiderschrank suchen würde. Ich meine deinen Instinkt, der uns im Iran und auf anderen Einsätzen immer wieder das Leben gerettet hat.”

“Oh Mann Smith, du weißt nicht wovon du redest. Das kann man nicht so einfach vergessen. Was meinst du, warum ich meinen Dienst quittiert habe. Ich lebe zwar ganz gut von der Pension und manchmal bin ich sogar zufrieden mit dem was ich jetzt habe. Aber es gibt viele Tage, da kann ich mein Spiegelbild nicht ertragen.”

“ICH wüsste nicht wovon DU redest? Was meinst du, was das für ein Gefühl ist, sein Leben land damit leben zu müssen, dass man auf irgendeiner militärischen Mission irgendwo auf der Welt unterwegs war, als Niennas Mutter ermordet wurde und meine Tochter das auch noch mit ansehen musst?” Seine Stimme war ruhig und beherrscht, aber Jack kannte seinen Freund gut genug um zu wissen, dass er gerade auf einem schmalen Grat wandelte. Er wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, als Smith fortfuhr.

“Ich denke, wir haben beide unsere Geschichte und müssen beide damit leben, aber ich weiß nicht ob man das hier Leben nennen kann.” Sein Blick schweifte einmal über das Boot und blieb an O’Neill hängen, der diese Bemerkung nicht auf sich beruhen lassen konnte. “Und du meinst, Schlagzeilenlieferant zu sein und von der MP gejagt zu werden ist ein Leben?”

“Zumindest habe ich jede Menge Spaß”, grinste Hannibal Jack an und die vorher so düstere Stimmung verschwand zusehends. “Hör dir doch erst mal an, worum es überhaupt geht, dann kannst du immer noch Nein sagen.”
“Na gut, schieß los, alter Kumpel, aber mach dir keine Hoffnung”, kapituliert Jack, wie schon öfter in ihrer langen Freundschaft.

“Es ist ein Spaziergang. Wir helfen einem Wissenschaftler der UCLA. Er ist nach Peru eingeladen, um dort eine Ausgrabung zu leiten. Allerdings traut er den dortigen Militärs nicht, auch wenn der die Präsidentengarde zu seinem Schutz zur Verfügung gestellt bekommt. Er möchte ein paar ’neutrale Sicherheitsberater’ dabei haben. Komm schon, Jack, ein kurzer Babysitter-Job. Alles von der peruanischen Regierung bezahlt und außerdem, wolltest du nicht immer schon mal alte Maya-Ruinen besichtigen?”

Als Jack seinem Freund anschaute, konnte er sich dem ansteckenden Grinsen nicht entziehen und erwiderte es.
“Ein Babysitter-Job, sagst du? Für ein paar Wissenschaftler? Und wir müssen nichts anderes tun, als auf die anderen Jungs aufpassen, damit die keine Dummheiten machen? Ich muss nicht mit Tropenhelm, Hämmerchen und Pinsel durch den Dreck kriechen?”. Er nahm einen Schluck Bier, stellte die Flasche wieder zurück. “Ich werde eine Nacht drüber schlafen. Ruf mich morgen einfach an, dann gebe ich dir die Antwort. Immerhin wäre es eine Abwechslung, zumal die Fische momentan sowieso nicht beißen.”

“Ich wusste, dass du ja sagen würdest”, Hannibal hielt ihm die Hand hin, die Jack aber nicht ergriff.
“Hey, ich habe nicht ja gesagt, ich habe gesagt, ich überlege es mir.”
“Immer wenn du dir etwas noch überlegen wolltest, hast du am Ende nachgegeben, Jack”, wischte John den Einwand mit einer kurzen Handbewegung einfach weg. “Der Flug geht morgen um 08.05 nach L.A. Ich würde also sagen, wir treffen uns um 06.00 am Flughafen. Dann hast du genug Zeit zu packen. Dein Pass ist hoffentlich noch gültig?”

Während er sprach war Hannibal aufgestanden und verließ nun den sprachlosen Jack, um sich auf den Weg zu seinem Auto zu machen.
“Ich liebe es, wenn ein Plan funktioniert”, murmelte, als er sich unterwegs eine Zigarre anzündete.


****************************


Es war ein ungewöhnlich warmer Morgen, als Jack aus dem Taxi stieg und den zweitgrößten Flughafen der Welt vor sich sah. Er bezahlte den Taxifahrer und holte seinen Seesack aus dem Kofferraum. Unter dem Gewicht des Beutels knackte es leicht in seiner Schulter und Jack wurde sich bewusst, dass er nicht mehr der jüngste war und zudem noch leicht aus der Übung.

Er atmete noch einmal tief ein und schritt dann durch die sich selbst öffnenden Eingangstüren. Dabei wurde er fast von einer jungen Frau umgerannt, die sich das Taxi greifen wollte, aus dem er gerade ausgestiegen war.

„Menschen gibt es…“
Im Inneren der großen Vorhalle empfing ihn eine angenehme Kühle. Gedankenverloren strich er sich durch die Haare. Es war schon ein komisches Gefühl, wieder den Kurzhaarschnitt zu tragen.

„Jack!! Pünktlich wie immer.“
John kam grinsend auf ihn zu, eine Zigarre im Mundwinkel. Er hatte sie zwar nicht angezündet, aber die missbilligenden Blicke des Flughafenpersonals und der ihn umgebenden Leute begleiteten ihn trotzdem.

„Man, ich erkenn dich ja gar nicht mehr wieder.“
Anerkennend ließ der Colonel a. D. seinen Blick über das äußere Erscheinungsbild seines alten Freundes gleiten.
„Lass uns gehen. Wir müssen uns beeilen, wenn wir den Flieger noch haben wollen.“
„Immer diese Hetzerei.“

Peru

Es waren einige Tage vergangen, seit Jack von seinem besten Freund und Kollegen hierzu überredet wurde. Trotzdem jagte ihn dieses Relikt, vor dem er nun stand, immer noch einen eiskalten Schauer über den Rücken.

Es war ein riesengroßer Ring, der aus Metall zu bestehen schien. Am inneren Rand waren Symbole zu erkennen, mit denen sich dieser komische Brillenträger immerzu beschäftigte.
Dieser Jackson war schon ein komischer Kauz. Wenn er nicht in seinem Zelt war um zu essen oder schlafen, hing er die ganze Zeit hier vor dem Ring.
Dabei bewegten sich seine Augen immer zwischen Symbolen und einem seiner vielen Bücher hin und her. Das heutige Exemplar trug den Titel:
„Das Rätsel der alten Schriften: Hieroglyphen, Keilschriften, Linear B.“

Anscheinend war der Mann am Ende des Buches angelangt ohne ein Ergebnis erzielt zu haben. Das Äußerte sich immer darin, dass die Bücher in die Ecke flogen.
Das hatte Jackson den Spitznamen „Fliegender Buchhändler“ eingebracht.

Jack hörte Schritte hinter sich und der zarte Duft eines dezenten Parfüms verriet ihm auch wer es war.
„Hallo Nicole. Womit habe ich die Ehre deiner Anwesenheit verdient.“
„Dad, will dich sehen, Jack. Es gibt da wohl wieder einige Probleme mit dem Offizier der Präsidentengarde.“
Er schulterte seine G36C und ging in Richtung Ausgang. Auf halben Weg drehte er sich noch einmal zu seinem Patenkind um.
„Du solltest aufpassen, die Bücher fliegen heute wieder tief.“

Mit einem lässigen Salut quittierte sie diesen, anscheinend missglückten Witz. Er vermisste die alte Nicole, das liebenswerte, lebensfrohe und immer zu Scherzen aufgelegte junge Mädchen, das sie früher gewesen war.
Jack bedauerte, dass er damals nicht für sie da war, als ihre Mutter vergewaltigt und ermordet worden war und sie das Ganze auch noch mit ansehen musste. Nur mit knapper Mühe und Not war sie selbst diesem Schicksal entkommen.
Gerüchten zufolge hatte sie später mit den Tätern abgerechnet. Einzelheiten waren selbst ihrem Vater nicht bekannt. Er wusste nur, dass Nicole auf den Fahndungslisten der Polizei und des FBI stand.
Ganz wie der Vater, dachte Jack bei sich.

Er hielt sich an dem Seil fest, das man an der Wand angebracht hatte. Es sollte den recht steilen Aufstieg von der Kaverne in die oberen Höhlen erleichtern.
Als Jack oben angekommen war, fiel ihm sofort der Geruch der Zigarre auf. Er hasste dieses Zeug abgrundtief. Nur die lange Freundschaft, die beiden ehemaligen Colonels miteinander verband, ließ ihn diesen Mief ertragen.
O´Neill erinnerte sich daran, wie sie sich kennen gelernt hatten.


Chicago 1964, Francis W. Parker Elementary School

Jack fühlte sich sichtlich unwohl in seiner feinen Schuluniform. Doch er hatte seinen Eltern versprochen, es auf dieser Schule für Snobs wenigstens zu versuchen. Nun stand er allein in der Cafeteria und hatte das Gefühl, das jeder ihn anstarrte. Mit stur geradeaus gerichtetem Blick lief er auf die Menschenschlange zu, die sich vor der Essensausgabe befand. Nach schier endlosen langen Minuten stand er nun vor der Köchin, die ihn missbilligend ansah.
Doch bevor er seinen Wunsch äußern konnte, wurde Jack unsanft beiseite gedrängelt.
„Mach Platz da, Frischling.“
Das wollte er nicht so einfach auf sich sitzen lassen.
„Stell dich hinten an, so wie jeder andere auch.“
Der Rüpel warf ihm einen erstaunten Blick zu.
„Na sowas, der Neue hat ja Mumm in den Knochen.“
Jack ballte die Faust und hielt sie ihm vor die Nase.
„Yeah… und damit kann ich dir weh tun, wenn du dich nicht hinten anstellst.“
Die anderen Kinder hinter ihnen hielten den Atem an.
Jack und sein Gegenüber starrten sich nun in die Augen. Dann fing sein Gegner an zu lachen.
„Das gefällt mir. Frischling, du hast soeben einen Freund gefunden. Ich bin John.“

Peru, heute

John diskutierte gerade mit Kapitän Vela Cruz de Cardinale… und wehe man vergaß auch nur eine einzige Silbe bei der Aussprache seines Namens.
„Mister Smith, es ist eine Frechheit, dass sie meinen Soldaten den Zutritt in die Kaverne untersagen. Ich werde mich persönlich bei Presidente Parador über diese Vorgehensweise beschweren.“

Mit einem leichten Grinsen ließ Smith die Zigarre von einem Mundwinkel zum anderen wandern.
Dann legte er seinen rechten erhobenen Zeigefinger auf die Brust des Peruanischen Offiziers.
Jack spannte seine Muskeln an, bereit jederzeit einzugreifen, wenn Vela Cruz der Kragen platzte.

„El Kapitän, sie können tun und lassen was sie wollen. Tatsache ist aber, dass mein Boss ein Freund ihres Bosses ist und das er meinem Boss völlig freie Hand bei der Regelung dieses Unternehmens gelassen hat. Aufgrund dieser Tatsache hat mein Boss beschlossen, mangels Vertrauens ihren Leuten gegenüber, das sich ihre Soldaten von der Kaverne fernhalten sollen.
Das bedeutet für sie und ihre Soldaten, dass sie uns hier oben die Störenfriede fernhalten, während wir uns darum kümmern, dass da unten niemand zu Schaden kommt. Klar Soweit?“

Bei jedem dritten Wort hatte John seinem Gegenüber den Finger gegen die Brust getippt. Der hochrote Kopf des Mannes war ein sehr überzeugender Beweis für die dadurch angestaute Wut, die kurz vor der Explosion stand.

Jack nahm seine Waffe und hielt sie lässig in der Armbeuge, während er sich hinter John stellte.
Der Kapitän verstand diesen stummen Wink mit dem Zaunpfahl und schluckte das, was auch immer ihm auf der Zunge lag, mit einem bitteren Gefühl hinunter. Er atmete hörbar aus, drehte sich auf dem Absatz seiner Militärstiefel um hundertachtzig Grad und verschwand durch den Höhleneingang ins Freie.
„Auseinandersetzungen dieser Art machen mich immer ganz hungrig. Kommst du mit was essen, Jack?“

Kurz darauf saßen die beiden im Kantinenzelt und bemühten sich, den geschmacklosen Brei, der heute als Reiseintopf verkauft wurde, in ihre Mägen zu bekommen. Das Problem dabei war nur, das selbige dagegen rebellierten.

Jack wollte gerade anfangen über die Kochkünste zu herzuziehen, als er ein leichtes Zittern des Erdbodens spürte.
Mit einem fragenden Blick sah er seinen alten Freund an.
„Erdbeben?“

John schüttelte.
„Ich komme aus L.A., das ist kein Erdbeben. Zu nah an der Oberfläche.“

Die Zeltstangen fingen an hin und her zu schwanken und gerade als die Beiden aufstehen wollten um einer herabstürzenden Zeltbahn zu entkommen, ließen die Erdstöße nach.
Das aufatmende Lächeln blieb Jack und John im Halse stecken. Schrille Schreie, Schüsse aus einem Maschinengewehr und ein aufgeregtes Treiben am Eingang der Kaverne lösten die Erdstöße ab.

Johns Mundwinkel zuckten kurz und ein ängstlicher Ausdruck, den nur jemand bemerkte, der ihn gut kannte, legte sich auf sein Gesicht.

„Das kommt aus der Höhle. NICOLE!“
Der Colonel a.D. nahm seine G36 in Vorhaltestellung und rannte los. Jack blieb ihm dicht auf den Fersen.

Die beiden Männer bezogen Position am Eingang. Jack zog sein Messer und versuchte auf der spiegelnden Oberfläche etwas zu erkennen.
Er gab das OK für keine unmittelbare Gefahr und so stürmten sie zur nächsten Deckungsmöglichkeit vor.
Sie fanden diese in Form eines herabgestürzten Felsen, der groß genug war, sie beide zu decken.
Als sie sich in den Staub geworfen hatten, sprang jemand von der anderen Seite über den Felsen und landete direkt in ihrer Mitte.
„Face. Was ist hier los?“

Wenige Minuten zuvor…

Jackson hielt den Pinsel leicht schräg über dem Zeichen und entfernte der letzte Rest des Staubs. Ganz zufrieden betrachtete er seine Arbeit und im Hinterstübchen grübelte er, was dieses Zeichen zu bedeuten hatte. Es zeigte drei Kreise, die waagerecht nebeneinander angeordnet waren und durch eine angedeutete Linie miteinander verbunden waren.
Daniel war sich sicher, dass er so etwas schon mal irgendwo gesehen hatte. Er verfluchte sich dafür, dass er sich nicht daran erinnern konnte.

„Jones. Kommen sie mal her.“
Die junge Frau ließ alles stehen und liegen und eilte zu ihm herüber. Er konnte nicht umhin, ihre üppige Oberweite zu bewundern.
„Können sie mir sagen was das ist?“
Sie grinste ihn frech an.
„Das müssten sie eigentlich mir sagen, Doktor.“

Daniel hatte schon eine passende Antwort parat, als ein leichtes Rumoren des Bodens ihn innehalten ließ. Zeitgleich setzte sich der innere Ring des Artefakts in Bewegung. Wie bei einem Kombinationsschloss drehte es sich erst nach links, dann nach rechts und dann wieder nach links.
„Hat hier irgendeiner was angefasst?“, rief der Archäologe in die Kaverne hinein.
Das sich hier etwas tat, blieb auch ihren Beschützern nicht verborgen.
Die Tochter des Colonels hatte bereits ihre Waffe angehoben und visierte das Artefakt an.
„Verschwinden sie da, Jackson!“

Im selben Augenblick rastete der innere Ring wieder ein und eine riesige Welle schoss aus dem Kreis hervor. Daniel packte Lara am Arm und zog sie mit sich hinunter auf den Boden. Der aufgewirbelte Staub ließ ihn niesen.
Die Welle hatte einen der Leute des A-Teams erfasst und alles was von dem großen schwarzen Mann übrig blieb ,waren rauchende Militärstiefel.
Mittlerweile hatte sich eine Art Pfütze im Kreis des Artefakts gebildet und nur Sekunden später erschienen die schrecklichsten Gestalten, die der Archäologe je gesehen hatte.
Eines dieser Wesen blieb direkt vor ihm stehen und sah aus seinen roten, glühenden Augen auf ihn hinab. Es hob eine Hand in der sich eine Art Waffe befand und alles was der Mann noch wahrnahm war eine Grelle weißblaue Entladung, die auf ihn zuschoss.

Nicole hatte sich hinter eine natürlich gewachsene Felssäule versteckt und beobachtete das Ganze mithilfe ihres Messers. Den Trick mit der spiegelnden Oberfläche hatte sie von ihrem Vater gelernt, wie so vieles nach dem tragischen Tod ihrer Mutter.
Sie konnte mindestens ein Dutzend dieser Wesen sehen. Alle waren ausnahmslos zwischen 1,80 und 2 Meter groß und ziemlich muskulös. Sie hielten eine mindestens zwei Meter lange, stabförmige Waffe in ihren Händen, die sie auch zu benutzen wussten. Beinahe jeder Schuss war ein Treffer und viele der peruanischen Soldaten, die zur Verstärkung in die Höhlen gestürmt kamen, fanden den Tod in den Energieentladungen der Waffen.
Die meisten der Soldaten erschreckten beim Anblick dieser Besucher. Sie hatten alle einen schlangenförmigen Schädel, in denen die roten Augen glühend hervorstachen.
Die Zahl der Angreifer war inzwischen auf 20 angestiegen. Die Hälfte von ihnen lief durch die Kaverne und tötete die meisten von den Forschern und Soldaten. Nur einige wenige wurden von ihnen verschont, dafür aber bewusstlos geschlagen.
Die Kugeln der menschlichen Waffen prallten an den massiven Rüstungen ab. Auf der Brust war ein das Symbol einer gefiederten Schlange eingraviert.

Nicole spürte wie sich ihr jemand von hinten näherte. Reflexartig drehte sie sich mit erhobener Waffe herum und hielt die Mündung der G36 direkt zwischen die Augen ihres Vaters.
„Dad! Jack! Was soll das? Ich hätte euch beinahe erschossen.“
„Das diskutieren wir später. Wie ist die Lage?“
Sie informierte die beiden Männer über das, was sie bisher herausgefunden hatten. Dabei verschwieg sie auch nicht, dass es B.A. erwischt hatte und er vermutlich tot war.
John flucht leise.
„Verdammt. Wir haben Face oben getroffen und er versucht Verstärkung herbei zu rufen.“
Jack schnaubte verächtlich.
„Bis diese verdammten Pedros ihren Arsch hierher bewegen, sind wir schon tot. John hör auf zu grinsen, ich kenn deinen Plan eh schon.“
Der Angesprochene sah kurz seine Tochter an und lud dann seine Waffe durch.
„Ganz oder gar nicht. Frontal?“
Jack und Nicole antworteten zeitgleich:
„Frontal.“

Sie verließen die Deckung hinter der Säule und stellten sich den Angreifern.
„Zielt auf die Augen!“, rief Jack.
Tatsächlich funktionierte es.
John schoss mit seiner P90 direkt in die glühend roten Augen seines nächsten Gegners. Sie zersplitterten und der Getroffene fiel sofort tot um.
Jack konzentrierte sich auf die Angreifer direkt am Tor. Mitten zwischen ihnen stand ein wahrer Riese in einer goldschimmernden Rüstung.
Beiläufig registrierte der ehemalige Colonel, dass das blauschimmernde Licht aus dem Inneren des Artefakts verschwunden war.
„Der Goldjunge ist ihr Chef. Erledigt ihn.“

Sie konzentrierten ihre Feuer auf den Mann, doch die Kugeln schienen mitten in der Luft vor ihm zu erstarren und fielen dann zu Boden.
Einige der Angreifer wollten gerade zum Gegenschlag ausholen, als der Goldene seinen Arm hob und sie zurückhielt. Er trat zwischen ihnen hervor und zog eine kleinere Waffe hervor. Er schoss dreimal und je eine dieser kleinen blauen Energieentladungen trafen Jack und seine Freunde.
John hielt dem Beschuss jedoch stand, während Jack und Nicole sofort gelähmt auf den Boden fielen.
Der Goldene schoss ein zweites Mal auf O´Neills alten Freund und man sah, wie die Augen brachen und John reglos zu Boden fiel.
Als die Handknöchel den harten Felsboden berührten öffnete sich seine Hand und ein kleiner Zünder war zu sehen. Das kleine, blinkende, rote Licht kündigte die Sekunden später erfolgenden Explosionen an. Riesige Gesteinstrümmer fielen von der Decke und verschlossen die Zugänge zu den Kavernen.
Bevor Jack endgültig das Bewusstsein verlor, konnte er noch sehen wie der Goldene eine ovalen Gegenstand unter seiner Rüstung hervorzog und irgendwas darauf berührte. Sofort begann sich der innere Ring des Artefakts wieder zu drehen und die blaue Pfütze bildete sich erneut.

Was Jack nicht mehr mitbekam war, dass der Anführer der Angreifer auf einige Personen deutete, darunter der Professor und Jackson. Auch Nicole und Jack wurden von ihnen gepackt und durch die blau-weiß schimmernde Pfütze getragen.

ENDE (Episode 1)
1.02 Hinter dem Horizont by Timelord
1.02 Hinter dem Horizont

Verlies im Palast von Aquanoxis

Daniel erwachte mit dem Gefühl im Kopf, dass haufenweise Maya eine dubiose Freudenfeier damit begingen, dass sie dumpfe Trommeln schlugen. Seine letzte Erinnerung war ein helles, bläuliches Licht, welches auf ihn zuschoss. Danach war alles dunkel; genau wie die Umgebung, in der er sich jetzt wiederfand. Als sein Blick sich langsam klärte und die Trommelschläge nachließen, schaute Daniel sich um.

Er saß mit dem Rücken an eine massive Steinmauer gelehnt. Der Boden unter ihm fühlte sich nach festgestampfter Erde an. Die Ausmaße des Raumes waren bei den herrschenden Lichtverhältnissen nicht auszumachen. Dies lag unter anderem daran, dass in einer Höhe, die er auf ungefähr drei Meter schätzte, eine Reihe schmaler Öffnungen war, durch die ein diffuses Licht hereinfiel, das den Boden kaum erreichte.

Daniel bewegte sich vorsichtig und stellte fest, dass er körperlich in Ordnung war. Er wandte den Kopf und versuchte herauszufinden, ob er alleine war. Diese Frage wurde kurz darauf von einem leisen Stöhnen beantwortet, dem auch aus anderen Richtungen Laute des schmerzhaften Erwachens folgten.

“Hallo? Professor Coffey? Sind sie das?”
“Daniel? Alles in Ordnung bei Ihnen?"

“Ja, bis auf einen brummenden Schädel. Ist hier noch jemand von unserer Truppe?”

Aus einer weiter entfernten Ecke kam prompt eine Antwort. Lara Jones und Henry Croft, zwei der Forschungsassistenten des Professors, meldeten sich zu Wort, gefolgt von Lebenszeichen von Nicole und O’Neill.

“Wo zum Teufel sind wir hier gelandet?”, fluchte Jack, während er vorsichtig aufstand. “Und warum habe ich das Gefühl, dass alle sieben Zwerge in meinem Kopf ihre Hämmer schwingen?”

“Das ist die Nebenwirkung der Naniten, die sie euch eingesetzt haben”, ertönte eine rauchige, weibliche Stimme aus einer dunklen Ecke des Raumes.

“Naniten? Was... wo... Wer sind Sie überhaupt? Und können Sie uns sagen, wo zum Teufel wir sind?” fragte Jack, der als erster die Sprache wiederfand und Nicole ergänzte: “Kommen Sie doch bitte näher und erklären Sie uns, was hier vorgeht!”

Man spürte die Bewegung in der Dunkelheit eher, als dass man etwas sah, aber kurz darauf erschien eine Gestalt in dem bisschen Licht, das mittlerweile etwas stärker durch die hohen Lichtschächte fiel.

“Was ist ... Oh mein Gott”, mehr bekam Daniel nicht heraus, als er die Besitzerin der Stimme in dem diffusen Dämmerlicht genauer betrachtete.

Vor ihnen stand eine ungefähr 1.65 Meter große, schlanke Frau, deren schwarzer, geflochtener Zopf über ihren Rücken bis zur Hüfte fiel. Daniels leicht entsetzter Ausruf hatte der Narbe gegolten, die sich von ihrem Ohr bis zum Mundwinkel zog und ihre rechte Gesichtshälfte regelrecht in zwei Hälften teilte. Ihre Augen waren halb geschlossen, daher fiel es nicht direkt auf, dass die feuerrote Pupille von einer grünen Iris umgeben war.

Über einer hellbraunen Wollhose trug sie lederne Chaps, die aber, im Gegensatz zu den ihnen bekannten der amerikanischen Cowboys, nach unten hin schmaler wurden. Darüber trug sie eine blaue Bluse und eine schwarze taillierte Lederjacke. Hätte sie einen breitkrempigen Hut mit Feder und einen Degen getragen, hätte sie ohne Probleme als Freibeuterin oder Musketier durchgehen können.
“Mein Name ist Lyzaie und ihr befindet euch im 'Lagerraum' von Xocotl ...”

"Schoko-Wer?”, unterbrach Jack, “das sieht aber nicht nach einem Süßwarenladen aus hier.”

Ein blitzender Blick aus rotgrünen Augen traf ihn als einzige Reaktion Lyzaies auf diese Unterbrechung. “Xocotl ist der Herrscher hier. Er ist ein Goa’uld, der euch durch das Sternentor hierher gebracht hat. Zumindest haben das die Wachen gesagt.”

“Aber wieso können wir Sie verstehen?”, nutzte Daniel eine kleine Atempause. “Wir sind hier doch wohl nicht mehr auf der Erde und trotzdem können wir sie, die ja wohl von hier ist, ohne Probleme verstehen.”

“Genau genommen bin ich auch nicht von hier, aber das ist Nebensache. Dass Sie mich verstehen, hängt mit den schon erwähnten Naniten zusammen. Das ist eine der Techniken der Goa’uld, die sie nutzen, um Sprachprobleme aus dem Weg zu räumen. Es sind kleine Apparate, die über das Ohr ins Gehirn eindringen, sich dort festsetzen und von da an alles simultan übersetzen. Die Goa’uld haben es eben gerne, wenn ihre Diener sofort verstehen, was sie von ihnen wollen. Sie sind etwas zu ungeduldig für Zeichensprache. Einer der kleinen Nachteile dieser Technik ist, dass man in den ersten Stunden nach dem Einsetzen ziemliche Kopfschmerzen hat, aber das geht vorüber.”

“Ich habe Alientechnologie im Schädel?” Jack schüttelte den Kopf hin und her und schlug sich mit der Hand ans Ohr. "Und es sollte ein lockerer Babysitter-Job werden", grummelte er weiter, ohne sich um seine Umgebung zu scheren.

Daniel, der Lyzaie nicht aus den Augen gelassen und ihr leichtes Kopfschütteln gesehen hatte, ließ sich von Jacks Ausbruch nicht beirren und die Frau an: "Was bedeutet das? Lagerraum?"

Lyzaie antwortete mit einem verächtlichen Zischen: "Hier werden die Gefangenen untergebracht, bis entschieden wird, was mit ihnen geschieht."

"Und wo geht es von hier aus hin?" Der Professor war aus seiner Starre erwacht und die Neugier übernahm das Kommando. "Und überhaupt, was passiert mit uns, was oder wer ist dieser Xocotl und was ist ein Goa'uld?“, bombardierte er sie mit Fragen. "Wo kommen sie eigentlich her, wenn sie nicht von hier sind?"

"Langsam, Professor", unterbrach ihn Daniel. "Lassen Sie Lyzaie doch erst mal Zeit zu antworten", er blickte entschuldigend zu der Außerirdischen, die aber nur amüsiert die Augenbrauen hob. "Und überhaupt, wo bleiben eigentlich unsere Manieren. Wir überfallen Lyzaie mit Fragen, ohne uns selbst vorgestellt zu haben." Daraufhin stellte Daniel erst einmal alle Mitglieder ihrer Gruppe vor und endete mit den Worten: "Wir kommen von der Erde und sind hier gestrandet, ohne genau zu wissen, wo wir sind und was uns erwartet."

"Ihr habt wohl noch nie Kontakt mit anderen Welten gehabt, oder? Dann werde ich euch mal in Kurzform auf einen akzeptablen Wissensstand bringen.
Zunächst einmal seid ihr auf Aquanoxis, der Heimatwelt von Xocotl. Der ist ein Goa'uld. Das ist eine Herrscherrasse, die über die gesamte Galaxis verteilt ist und sich diese sozusagen untereinander aufgeteilt hat."

"Sagten Sie gerade 'die gesamte Galaxis'?" Nicole unterbrach die andere Frau verblüfft. "Heißt das jetzt, die Typen haben auch Raumschiffe? Ich glaube so langsam, ich schlafe und habe einen wahnwitzigen Alptraum. Und überhaupt, dass Ganze kommt mir doch ziemlich verrückt vor."

"Ich kann euch gut verstehen. Als mein Volk das erste Mal mit einer anderen Rasse in Kontakt kam, haben wir geglaubt, sie wären Götter, die vom Himmel schweben, aber nach und nach sind wir dahinter gekommen, dass sie nur versierter darin sind, Techniken zu ihren Gunsten einzusetzen.
Aber um auf deine Frage zurückzukommen Nicole, ja, sie haben auch Raumschiffe und nein, du träumst nicht. Allerdings sind die Wege durch die Sternentore wesentlich schneller zurückzulegen und daher werden die Raumschiffe nur für große Transporte und im Krieg benutzt. Auf jeden Fall machen sich die Goa'uld überall breit und suchen sich andere, die sie entweder nach Informationen ausquetschen", dabei sah sie bedeutungsvoll zu Jack und Nicole hinüber, "oder die sie als Arbeiter, Haussklaven oder für ihr eigenes Vergnügen benutzen. Dabei sind Frauen, die im Harem landen, immer noch besser dran, als gutaussehende junge Männer, die oft als Jagdwild benutzt werden."

"Ich fasse zusammen", begann Jack, "wir sind irgendwo im Nirgendwo des Weltraums, haben fremde Technologie in uns und sind irgendeinem Irren mit Kostümwahn ausgeliefert, der uns wahlweise versklavt oder zu Tode foltert? Was können wir machen, um hier wieder rauszukommen? Hast du einen Fluchtplan, der funktionieren kann? Ich weiß zwar momentan noch nicht, wo das alles hinführt, aber du bist gerade unsere beste Option, um wieder nach Hause zu kommen."

Lyzaie, die sich bewusst war, dass sich bei dieser Rede alle Augen auf sie gerichtet hatten, verzog keine Miene. Sie wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, als sie durch ein lautes Knarren davon abgehalten wurde.

Die Tür zu ihrem Kerker schwang auf und vier Wächter mit gezückten Waffen stellten sich rechts und links von der Tür auf und hielten die Gefangenen in Schach. Gleichzeitig machten sie Platz für einen fünften Mann, wenn man die herein tretende Erscheinung so beschreiben konnte.

Der Anführer der Wachen maß mindestens 2.20 Meter und sein menschenähnlicher Körper war muskelbepackt und durchtrainiert. Furchteinflößend wirkte vor allem sein Kopf und das, was man als Gesicht identifizieren konnte. Sowohl über den Augen, als auch um das Kinn herum, hatte er verhornte Auswüchse, die ihm ein fremdes, fast sumpfmonsterähnliches Aussehen verliehen. Die Haut wirkte ledrig und war olivefarben mit einer dunklen Zeichnung um die Augen und das Kinn. Auf der Stirn befand sich ein verschlungenes, goldenes Emblem in Form einer gefiederten Schlange, das fast wie ein Brandzeichen wirkte, da die anderen Wachen das gleiche Zeichen in Schwarz trugen.

"Was ist das?", raunte Jack Lyzaie zu.
"Das ist Asmodis, oberster Primus von Xocotl und er ist das Ergebnis einer der Experimente, die dieser gerne durchführt. Xocotl hat einen der letzten Unas auf eine menschliche Sklavin losgelassen und das ist dabei herausgekommen. Er ist seinem Herrn ergeben bis in den Tod", flüsterte Lyzaie zurück und ergänzte: "Das andere sind die Jaffa, die Fußsoldaten, und die sind wiederum blind Asmodis folgen, denn er ist ihr Anführer.

In diesem Moment grollte die tiefe Stimme von Asmodis durch den Raum. "Du!", er zeigte auf Nicole. "Du wirst mitkommen. Es wird mir ein Vergnügen sein, die Antworten von dir zu bekommen, die mein Fürst haben möchte." Ein Jaffa trat vor und fasste Nicole fest am Arm.

"Hey, wenn ihr Antworten haben wollt, dann fragt doch einfach", warf Jack ein. "Ich würde gerne mal ein Wörtchen mit diesem Fürsten wechseln. Die Gastfreundschaft bei euch lässt einiges zu wünschen übrig. Der Zimmerservice hat sich bisher noch nicht einmal sehen lassen."

Asmodis wandte sich um, schaute Jack von oben bis unten an und schnaubte verächtlich: "Wer bist du, dass du es wagst, das Wort an mich zu richten?"

"Wow - immer sachte mit den jungen Pferden. Mein Name ist Jack O'Neill und man könnte sagen, ich habe hier die Verantwortung."

"Dann lass dir sagen, Jack O'Neill, du sprichst mit Asmodis, dem obersten Primus vom Xocotl, dem Fürsten und Gott von Aquanoxis, dem es gefällt, die Frau mit den hellen Haaren zur Befragung zu holen. Diese Entscheidung steht fest, also sei still und warte deine Zeit ab, denn ich sage dir hier und jetzt: Die wird kommen!"

Mit diesen Worten drehte er sich um und verließ den Kerker, gefolgt von zwei Jaffa, die Nicole, die sich heftig sträubte, mit sich zerrten. Erst als diese drei den Raum verlassen hatten, folgten die beiden anderen Wächter und verschlossen die Tür hinter sich.


***********************************


Folterkammer im Palast von Aquanoxis

Einer nach dem anderen war von den Jaffa geholt und von dem, wie Lyzaie es genannt hatte „Lagerraum“, in dieses noch unheimlichere Verließ gebracht worden. Nach Nicole hatten sie sich Jack, den Professor und zum Schluß dann Croft und Jones geholt. Als der Professor sich umgeschaut hatte, waren ihm sofort Bilder von Folterkammern der Inquisition durch den Kopf geschossen.

Dunkle, feuchte Wände mit Ringen, an denen die Gefangenen angekettet werden konnten. Auf dem Boden verfaulendes Stroh, feucht von Blut und wer weiß was noch für Körperflüssigkeiten, über die er nicht näher nachdenken wollte. Die Luft war stickig von mehreren Feuern, die in Eisenkörben brannten. Teils als Lichtquelle genutzt, dienten sie anscheinend auch dazu, die verschiedensten Instrumente aufzuheizen, die der Primus und seine Gehilfen zu Hand haben wollten.

Asmodis genoss es anscheinend, seine Gefangenen nicht nur körperlich, sondern auch geistig zu quälen. Denn anders konnten Jack und die anderen es sich nicht erklären, dass immer mehr Gefangene geholt, gefoltert und dann zu den anderen an die Wand gefesselt wurden. Sie sollten durch die Qual der anderen mürbe gemacht werden, bevor es zu einer zweiten Runde kam. Meistens hatte der Primus mit dieser Taktik schon nach kurzer Zeit was er wollte, aber heute ging sein Plan nicht auf. Keines seiner Opfer schien die Informationen zu besitzen, die dieser im Auftrag seines Herrn erlangen sollte.
Xocotl hatte seinem treuesten Diener aufgetragen, sich von den Gefangenen detaillierte Informationen über die Erde zu besorgen.
Asmodis wollte alles wissen, von der Lebensweise der Menschen bis hin zu ihren Verteidigungsmöglichkeiten. Aber nicht einmal das Lieblingsessen der blonden Frau konnte er in Erfahrung bringen.

Er war nahe dran, das spürte er, aber noch hatten die Menschen von der Erde widerstanden. Das gedachte er zu ändern, wenn er die letzten beiden Gefangenen aus dem Verlies holen ließ. Auch wenn er es sich nie anmerken lassen würde, er war beeindruckt von der Widerstandskraft, auf die er gestoßen war.

Sogar die Frauen hatten die Schmerzen ertragen, die ihnen bereitet worden waren, aber er hatte Geduld. Je länger sie sich widersetzten, umso mehr Freude bereitete es ihm, immer neue Methoden auszuprobieren und derer hatte er viele, von denen diese Menschen nicht einmal ansatzweise ahnen konnten.

Zwei waren unter dem Folterstab zumindest ohnmächtig geworden, daher wusste er, dass er auf dem richtigen Weg war. Die Tür ging auf und zwei Jaffa brachten seine letzten beiden Opfer herein. Es waren Daniel und Lyzaie.

Nicole sah kurz auf, als die Tür sich öffnete, wechselte einen Blick mit Jack und schloss dann die Augen. Sie versuchte, sich darauf zu konzentrieren, den Schmerz auszuschließen und nichts an sich heranzulassen. Nicole wollte nicht noch jemanden von ihrer Gruppe leiden sehen. Sie hatte am eigenen Leib erfahren, was für Schmerzen dieser Stab, den Asmodis mit Geschick benutzte, auslöste.

Ein heißes Glühen schoss einem durch den Körper, einem Stromstoß gleich, der das Blut zu kochen brachte und alle Empfindungen einschmolz, bis nur noch Schmerz übrig blieb. Die Energie und Gewalt, die hinter diesem unschuldig aussehenden Gerät stecken, waren enorm und Nicole war nicht verwundert gewesen, als Croft und Jones schon nach kurzer Zeit in Ohnmacht gefallen waren. Jack hatte länger durchgehalten und überraschenderweise der Professor auch. Keiner der beiden hatte ein Wort verraten, aber die Qual der Schmerzen hatte sich in lauten Schreien Bahn gebrochen, die den anderen Gefangenen bis ins Mark gegangen waren.

Nicole war froh, dass ihr Vater ihr früh beigebracht hatte, durch eine ganz bestimmte Meditationsmethode ihren Geist eine Distanz zum Körper aufbauen zu lassen, so dass Asmodis fassungslos beobachten musste, dass sie trotz der ihr zugefügten Pein nicht zusammengebrochen war. Im Gegenteil, sie hatte ihn höhnisch angegrinst und ihm entgegengeschleudert, er könne sich ins Knie ficken. Er hatte sich dann von ihr abgewandt und begonnen, die anderen zu quälen, um sie doch noch gefügig zu machen. Kurz schwenkten ihre Gedanken zu ihrem Vater, der ihr die Meditation nahe gebracht und mit ihr gearbeitet hatte. Es hatte ihr schon bei vielen Dingen geholfen. Sie drängte die aufkeimenden Erinnerungen an die schrecklichen Ereignisse vor einigen Jahren zurück in eine Ecke ihres Denkens und schloss die mentale Tür zu. Auch jetzt gab es ein kleines Eckchen in ihren Gedanken, wo sie sich diebisch darüber freute, Asmodis ein Schnippchen zu schlagen.

Dieser stieß gerade die beiden letzten Gefangenen grob vor sich her, so dass sie unweigerlich auf die Knie fallen mussten.

„Ihr erbärmlichen Würmer. Was macht euch so stolz, die Auskunft zu verweigern, die mein Gott von euch fordert?“, er sah jeden Gefangenen eindringlich an, dann wandte er sich den beiden zu, die vor ihm knieten. „Aber ich werde euch brechen und erfahren, was mein Herr wissen will. Und was dich angeht“, sprach er Lyzaie direkt an, „mit dir hat der große Xocolt etwas besonders vor. Und wenn er mit dir fertig ist, gehörst du mir.“ Ein boshaftes Grinsen glitt über sein Gesicht und ließ ihn im Fackelschein umso teuflischer aussehen. „Aber erst sollst du sehen, wie ich die Erdlinge breche, denn dann wirst du wissen, dass du keine Wahl hast, als dich deinem Schicksal zu ergeben.“

Lyzaie sah den Jaffa mit gehobenen Augenbrauen kurz an, bevor ihr Blick prüfend durch den Raum schweifte. Der Hauch eines Lächelns erschien in ihren Mundwinkeln, als sie registrierte, dass ihre Einschätzung von Asmodis richtig gewesen war. Ein leises „Das werden wir noch sehen…“ kam über ihre Lippen.

Gerade wurden ihr und Daniel die Fesseln abgenommen. Auch wenn die anderen an die Wand gefesselt waren, so doch nur mit Lederfesseln, die zwar stark in die Haut hineinschnitten und so zusätzliche Schmerzen bereiteten, aber gleichzeitig schnell durchtrennt werden konnten, wenn der jeweilige Gefangene erneut zur Folter geholt wurde.

Asmodis und seine Schergen fühlten sich sehr sicher, dass keiner ihrer Opfer in der Lage war, sich gegen sie zur Wehr zu setzen.
„Böser Fehler“, dachte Lyzaie .Trotz ihrer Situation musste sie innerlich schmunzeln, für diese Nachlässigkeit würde er büßen müssen.

Diese Erkenntnis bestärkte Lyzaie in ihrem Vorhaben. Auch die Tatsache, dass sowohl Nicole als auch Jack die Augen zwar fast geschlossen hatten, aber hinter den gesenkten Wimpern ein aufmunterndes Blitzen zu erkennen war, half ihr, dem Plan, der in ihrem Kopf Gestalt annahm, eine gewisse Aussicht auf Erfolg zu geben.

Sie musste allerdings alle Pläne über den Haufen werfen und blitzschnell überdenken, als die Tür erneut aufgestoßen wurde und Xocotl eintrat. Seine übliche, zwei Mann starke Wache, hieß er draußen zu warten. Er schien sich in der Anwesenheit seiner eigenen Schöpfung ziemlich sicher zu fühlen. Dann baute er sich vor Asmodis auf, der unmittelbar bei Eintritt seines Herrn eine tiefe Verbeugung gemacht hatte. „Mein Lord“, begann der Primus, „was kann ich für euch tun?“

Xocotl war kriegerisch in einen dunkelblaue Tunika und einen ledernen Brustharnisch gekleidet. Arme und Beine waren auch mit einem Schutz versehen, nur der Kopf war bloß. In seinen blau-schwarzen Haaren schimmerte ein schmaler Goldreif und zeugte von seiner Herrscherwürde.

„Du kannst mir Ergebnisse liefern, Primus. Was hast du bisher herausgefunden, und vor allem, was hat dir diese dort verraten?“ Dabei deutete er auf Lyzaie, die versuchte, einen neutralen Gesichtsausdruck beizubehalten, während ihre Gedanken sich überschlugen.

„Ihr seid zur rechten Zeit gekommen, Herr. Die Menschen von der Erde haben bisher noch geschwiegen, aber einer von ihnen ist noch übrig. Seine Qualen und die von dieser hier, werden ihre Zungen lösen. Es sein denn, ihr wollt selber Hand anlegen?“

Xocotl trat bis auf einen Schritt an Lyzaie heran und musterte ihr ausdrucksloses Gesicht. Ein lüsternes, grausames Lächeln glitt über seine eigentlich schönen Züge.
„Es wird mir ein Vergnügen sein zu sehen, was du mit ihr anstellst, ich habe nur eine Vorgabe: Fessel ihre Hände und hänge sie daran auf. Ich will sehen, wie lange sie es aushält. Danach entscheide ich, wie ich sie weiter einsetzen werde.“

Einer der Jaffa trat auf ein Nicken von Asmodis an Lyzaie heran und zerrte sie an einer Hand hoch, so dass sie wackelig auf die Beine kam. Es dauerte einen Moment, bis sie einen festen Stand hatte, aber das scherte ihren Peiniger wenig. Dieser hatte ihre eine Hand schon hochgehoben, um die eiserne Schelle darum zu schließen, die von der niedrigen Deck herab hing, als plötzlich alles auf einmal geschah.


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Lyzaie stieß ihren freien Ellbogen dem Jaffa hinter ihr in den Magen, woraufhin dieser sich zusammenkrümmte und sie losließ. Dann griff sie mit beiden Händen in ihren Zopf und zog aus den zusammengebundenen Haaren zwei schmale Messer heraus. Sie warf eines davon Daniel zu, der anscheinend nur darauf gewartet hatte, von ihr ein Signal zu bekommen. Er duckte sich unter einem Schlag hinweg, den der andere Jaffa gegen ihn ausführte und versuchte aufzustehen, um zu den anderen Gefangenen hinüber zu gelangen.

Dies war nicht so einfach, wie er gedacht hatte, da seine Beine ihm nicht richtig gehorchten und er leicht einknickte. Dies nutzte der Jaffa, um ihn erneut anzugreifen und diesmal traf er Daniel mit der Faust und schleuderte ihn durch den Kerker, so dass dieser kurz vor den anderen Gefangenen benommen liegen blieb. Das schmale Messer hielt er immer noch fest umklammert, aber er war gerade soweit außerhalb der Reichweite der anderen Gefangenen, dass keiner von ihnen herankommen konnte. Schon setzte der Jaffa ihm nach, hatte aber nicht mit der Geistesgegenwart der Gefangenen gerechnet, denn Jack streckte seine Beine genau so aus, dass der Jaffa unweigerlich darüber stolperte. Dieser Moment reichte, dass Daniel wieder zu klarem Bewusstsein kommen konnte und aufsprang, um Jack und die anderen loszuschneiden.

Sobald alle von den Lederfesseln befreit waren, entriss Jack Daniel das Messer und stürmte auf Asmodis los und zwischen den beiden entbrannte ein erbitterter Zweikampf. Dabei war die reine Kraft und Masse auf der Seite von Asmodis, aber Jack glich das durch Geschick und Geist wieder aus.

Währenddessen hatte Lyzaie den zweiten Jaffa mit einem gezielten Messerstich außer Gefecht gesetzt und sich blitzschnell zu Xocotl umgedreht. Dieser war im Begriff gewesen, die draußen stehenden Wachen zu rufen, aber nach dem ersten Laut der ihm über die Lippen gekommen war, hatte er nur noch einen Arm um seinen Hals, der langsam aber unaufhörlich zudrückte, und eine Messerspitze in seinem Nacken gespürt. Die beiden Wachen, die gerade zur Tür herein gekommen waren, erstarrten auf der Stelle.

„Noch einen Ton und du kannst dich zu deinen Ahnen gesellen“, zischte Lyzaie ihm ins Ohr. Xocotl schluckte und knurrte ihr zu: „Was willst du?“
„Ich denke, du wirst uns bis zum Tor begleiten, damit deine Jaffa nicht auf dumme Gedanken kommen. Aber erst pfeifst du deine Wachen zurück!“

Xocolt befahl seinen Wachen daraufhin zurückzubleiben. Lyzaie sah sich im Kerker um.

Asmodis konzentrierte sich ganz auf Jack. Die beiden umkreisten sich lauernd und es sah ziemlich ausgewogen aus, denn bisher hatte noch keiner der beiden einen Treffer landen können. Asmodis schien sich zurückzuhalten, seiner Beute und seines Sieges sicher. Auch sein zufriedener Gesichtsausdruck ähnelte dem eines Katers, der mit der Maus spielt, bevor er ihr den endgültigen Todesstoß versetzt.

Diese Maus hier war aber zu allem entschlossen und hatte im Gegensatz zu ihrer tierischen Entsprechung noch Freunde in der Nähe, die helfend eingreifen konnten. Broken Point 2

Nicole, die in seiner Nähe auf dem Boden kauerte, sah sich um und entdeckte den Folterstab, der nicht weit von ihr auf dem Boden lag. Zwei Schritte und sie hatte diesen gepackt. Dann noch zwei Schritte und sie war in Jacks Reichweite. Sie rief ihm zu: „Jack – Tucson – 42.7!“

Jack reagierte sofort, drehte sich um und sah den Stab auf sich zufliegen. Er fing ihn geschickt auf und richtete ihn direkt aus einer Drehung heraus auf Asmodis. Dieser zuckte unter dem Ansturm der Schmerzen zurück, gab aber noch nicht klein bei.

Erst nach dem dritten Kontakt mit dem Stab und nachdem Jack auch mit den Fäusten nachhalf, knickte er ein und ging in die Knie.

„Der Beutel, den er an seinem Gürtel trägt. Wir brauchen den Beutel“, rief Lyzaie quer durch den Raum. Daniel reagierte. Er rief Jack, der Asmodis weiter mit Schlägen attackierte zu, er würde sich darum kümmern und näherte sich dem Jaffa von der entgegengesetzten Seite. Dann riss er an dem Behältnis, das aber an einem Ledergürtel hin, der nicht nachgab.

Erst als Jack es endlich geschafft hatte, Asmodis soweit kampfunfähig zu machen, dass dieser sich kaum noch wehrte, konnten sie den Gürtel öffnen und somit den Lederbeutel an sich nehmen.

Auf einen Ruf von Lyzaie sammelten sie sich am Eingang und flohen mit Xocotl als lebendem Schild vor sich durch die Gänge der Festung.

Sie schafften es zwar unbehelligt bis zum großen Tor des Palastes., wurden aber die ganze Zeit von den Jaffa verfolgt, die immer einen Sicherheitsabstand wahrten, um ihren Herrscher nicht zu gefährden.

Vom Tor aus war es nur noch ein knapper Kilometer bis zum Stargate und zwei Drittel des Weges gingen durch einen dichten Wald bis zu einer Lichtung, auf der dieses stand. Bisher hatte der Goa’uld sich verdächtig ruhig verhalten, anscheinend in der Annahme, dass sie es sowieso nicht bis zum Sternentor schaffen würden.

Das war auch noch so, als sie in die dämmrige Kühle des Waldes eintraten. Lyzaie machte ein Zeichen und rief sie kurz zusammen.

„ Es sind noch ungefähr 5 Minuten bis zum Gate, wenn wir keinen Ballast mehr mitschleppen müssen“, dabei sah sie verächtlich auf Xocotl, der innerlich zu kochen schien, was man aber nur seinen blitzenden Augen ansah. „ Ich wäre ja dafür, Xocotl außer Gefecht zu setzen, gut zu verpacken und im Wald liegen zu lassen. Es wäre zwar für unsere Sicherheit förderlicher ihn mitzunehmen, aber er würde uns bei jeder sich bietender Gelegenheit sabotieren“.

Nach Zustimmung suchend sah sie die anderen an und nur aus den Gesichtern von Jack und Nicole konnte sie so etwas wie Verstehen herauslesen. Die anderen waren völlig erschöpft und machten den Eindruck, als würden sie bald zusammenbrechen.

Lyzaie nickte Jack zu und versetzte Xocotl einen gezielten Stoß mit der stumpfen Seite des Messer auf einen für den Goa’uld empfindlichen Punkt im Nacken. Diese brach zusammen und wurde von Jack sofort mit Bändern verschnürt, die Lyzaie ihm reichte. Gemeinsam verfrachteten sie den „Gott“ in das Gebüsch am Rande des Waldes und machten sich umgehend auf den Weg zum Gate.

Als sie dort ankamen, konnten sie lautes Geschrei hinter sich hören, was darauf schließen ließ, dass sie Xocotl nicht weit genug in den Wald gebracht hatten und er schon gefunden worden war. Vor ihnen ragte das Stargate auf; von einem einzelnen Jaffa bewacht, der ihnen glücklicherweise gerade den Rücken zudrehte. Anscheinend war es den Flüchtlingen gelungen vor der Verstärkung am Tor zu sein.

Sie verständigten sich mit Handzeichen und während Lyzaie sich in die Richtung des Anwahlgerätes bewegte, schlichen Jack und Nicole sich am Waldrand entlang zu der Wache hin.

Die anderen hielten sich bereit, sofort zum Tor zu laufen, wenn die Verbindung zustande gekommen wäre. Genau in dem Moment, als Lyzaie am DHD angekommen war, trat Jones auf einen trockenen Ast und der Jaffa drehte sich ruckartig um. Seine Waffe entsichern und auf die Quelle des Geräusches schießen war eine fließende Bewegung und Jones ging tödlich getroffen zu Boden.

Lyzaie begann sofort mit der Anwahl und Jack und Nicole stürzten sich im Zick-Zack auf den Jaffa, den sie auch außer Gefecht setzen konnten.

Der Ereignishorizont bildete sich und Lyzaie rief den anderen zu: „Lauft!“

Daniel und der Professor rannten sofort geduckt auf das Tor zu, gefolgt von Nicole und Jack. Croft, der bei Jones kniete, wollte gerade aufstehen, als ihn von hinten ein Strahl aus einer Jaffa-Waffe traf und er über ihr zusammenbrach.

Lyzaie schnellte in Richtung Gate, versuchte den Strahlen der Waffen auszuweichen und kam unversehrt am Tor an. Dort drehte sie sich noch einmal kurz um und sah Asmodis am Rande der Lichtung stehen, der auf sie zielte. Noch während sie im Gate verschwand, streifte ein Schuss den Beutel, den sie ihm im Kerker abgenommen hatten und der jetzt an ihrem Gürtel hing. Kurz danach brach der blaue Schimmer in sich zusammen und die Lichtung lag wieder still da.

Am anderen Ende des Wurmloches war dieses auch gerade verschwunden und die Angekommenen saßen vollkommen erledigt auf den Stufen, die zum Tor hinaufführten. Sie hatten keinen Blick für das in warmen Farben schimmernde Laub der Bäume, das im Licht der schräg stehenden Sonne stand.

Sie sahen einander an und Jack war es, der die erste Frage stellte:
„Wo zum Geier sind wir?
„Wir sind auf Unor. Das war die erste Adresse, die ich so schnell parat hatte. Es ist ein wenig besiedelter Planet. Eher eine Relaisstation für Torreisende, die von hier aus weiter reisen“, antwortete Lyz wurde aber gleich wieder vom Professor angesprochen, der die Frage stellte, die sie alle brennend interessierte:
„Können wir von hier aus auch wieder auf die Erde gelangen?“

„Ja“, antwortet Lyzaie schlicht und griff nach dem Beutel. Als sie ihn von ihrem Gürtel abnahm bemerkte sie die Verbrennung, die der Strahl von Asmodis Waffe hinterlassen hatte und wurde aschfahl.

„Was ist los? Warum hörst du auf zu reden?“, fragte Nicole und sah Lyzaie skeptisch an.

Lyzaie reagierte nicht sofort, sondern holte das kleine Gerät aus ihrem Behältnis heraus und betrachtete es eingehend. Dann betätigte sie einige Schalter und sah dann zu Nicole und den anderen auf.

„Dies ist ein Anwahlgerät für das Tor. Es ist sehr nützlich, weil man nicht darauf angewiesen ist, dass ein funktionierendes DHD vorhanden ist. Es hat oder besser hatte eine riesige Menge Adressen gespeichert, und das ist das Problem. Ein Waffenstrahl hat es getroffen und den Speicher vollkommen gelöscht. Die manuelle Anwahlfunktion scheint noch in Ordnung zu sein, aber da ich eure Adresse nicht kenne, können wir euch nicht so ohne weiteres zurückbringen.

Betretenes Schweigen folgte, bis der Professor sich vernehmlich räusperte und bemerkte mit belegter Stimme: „Nun – leider haben es Croft und Jones nicht geschafft, aber wir anderen sind glücklicherweise unversehrt. Wir sollten jetzt überlegen, wie wir weiter vorgehen.“

Die anderen nickten zustimmend und kurz darauf waren sie sich einig, erst einmal einen geschützten Ort zu finden, wo sie sich ausruhen und überlegen konnten, wie sie aus dem Schlamassel wieder rauskommen.


Aquanoxis – Palast von Xocotl

Die Abendsonne warf ihre letzten Strahlen durch die hohen Fenster in das kleine Audienzzimmer, als Asmodis mit gesenktem Kopf eintrat.

Sein Herr und Gott saß auf einem vergoldeten und mit Schlangensymbolen verzierten Thronsessel. Die Augen der Schlangen waren aus haselnussgroßen Rubinen und funkelten im Licht auf, als wollten sie Asmodis verhöhnen. Xocotl selber war in ein weißes, gefälteltes Leinengewand gekleidet und ein mit roten und grünen Federn besetzter Zeremonienmantel lag auf seinen Schultern. Sein jungenhaftes Gesicht zeigte keinerlei Regung. Sein Blick war unergründlich und die dunkle, fast schwarze Iris vermittelte den Eindruck, als würden einen tiefe Löcher anstarren. Die sie umgebenden blutrot gefärbten Augäpfel trugen ein Übriges dazu bei, dieses Bild zu verstärken.

Asmodis hatte sich im Laufe der Zeit angewöhnt, seinem Herrn nicht in die Augen zu schauen, da dieser das in den meisten Fällen als Vermessenheit betrachtet und dann schwere Strafen gedroht hätten. Selten forderte der Gott einen seiner Untergebenen auf, ihn anzusehen und das dann meistens nur, um ihn kurze Zeit später mit dem Glühen seiner Augen in den Wahnsinn zu treiben.

Bisher hatte Asmodis solchen Bestrafungen nur als Zeuge beigewohnt, aber heute stand ER vor dem Gott und wartete auf das vernichtende Urteil für sein Versagen. Einzig die Tatsache, dass sein Herr ihn in dieses kleine Zimmer befohlen hatte und dass nur zwei Wachen vor der Tür standen, gab ihm Anlass zu einem kleinen Hoffnungsschimmer.

„Sprich, Asmodis, was hast du mir zu berichten über dein Versagen!“ Die tiefe Stimme von Xocotl, die so gar nicht zu seinem jugendlichen Aussehen passen wollte, grollte durch den Raum und sorgte dafür, dass Asmodis ein Schauer über den Rücken lief.

„Herr, ich habe aus Rücksicht auf euer göttliches Wohl gehandelt. Eine andere Begründung habe ich nicht. Ich war verblendet von der Frechheit der Fremden, Hand an euch legen zu wollen. Ich bitte euch, mich erst anzuhören, dann könnt ihr mit mir machen, was ihr wollt."

Auf ein Nicken von Xocotl fuhr Asmodis fort.

„Wenn es euch beliebt, will ich nicht rasten noch ruhen, bis ich die Fremdlinge gefunden, ihnen das Kontrollgerät abgenommen und sie wieder hier in euren tiefsten Kerkern eingesperrt habe, damit ihr, mein Gott, mit ihnen nach eurem Gefallen verfahren könnt.“

Er fiel bei diesen Worten auf die Knie und hoffte das Beste, als Xocotl wieder sprach.

„Sieh mich an, Asmodis.“

Dieser hob den Kopf und sah, wie die Augen seines Herrn kurz aufglühten, ihn aber dann nur mit ihrer Schwärze durchbohrten.
„Du hast mir immer gut gedient, mein oberster Primus. Deine Absichten waren stets ehrenhaft, darum gebe ich dir eine einzige Chance: Suche und finde die Fremden. Bringe sie her und sperre sie ein. Wenn das geschehen ist, sollen sie Zeuge werden, am Untergang ihrer eigenen Rasse. Sie werden erleben, wie wir uns rüsten, um ihren Planeten zu erobern. Mit unseren Raumschiffen werden wir sie angreifen und besiegen. Wenn sie um Gnade winselnd vor uns im Staub liegen, werden wir diesen O’Neill und seine Gefährten unserem Sieg opfern, auf dass die Verlierer es nicht wagen werden, gegen Xocotl, den Gott des Feuers, den mächtigen Herrscher der Sterne, aufzubegehren.“

Xocotl war bei seiner Rede aufgestanden und stand nun, die ausgestreckte rechte Hand zur Faust geballt, vor Asmodis. Er schaute aus dem Fenster in die Dämmerung, in der man schon ein paar Sterne ausmachen konnte. Dann wandte er sich wieder seinem obersten Primus zu.

„Nimm dir ein paar Krieger und mache dich auf die Suche nach den Frevlern. Bringe sie her und wenn diese Frau noch bei ihnen ist, bring sie mir – sie wird mein sein, oder sterben. Geh jetzt und komme erst wieder, wenn du deine Aufgabe erfüllt hast.“

Mit einem Winken der Hand entließ er den Jaffa und dieser ging zehn Schritte rückwärts, bevor er sich umdrehte und den Raum verließ. Mit großen Schritten eilte er zu seinem Quartier, um seine Mission vorzubereiten. Eine Mission zu Ehren seines Gottes. Er würde die Flüchtigen finden, seinen Ruf als unbesiegbarer Primus seines Gottes wieder herstellen und mit Genuss dabei zusehen, wie Xocotl seine Pläne bezüglich der Erde in die Tat umsetzen würde.

Ein grimmiges Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus, als er sich ausmalte, was die Erdlinge alles würden erdulden müssen, bevor sie die Erlösung im Tod finden würden. Aber er bremste sich, als er sich den Quartieren der Jaffa näherte. Er musste eine kluge Wahl treffen, was sein Begleiter betraf, denn seine Reise musste auf jeden Fall von Erfolg gekrönt werden. Er holte seine Hauptleute zusammen und begann mit seinen Vorbereitungen.


ENDE (Episode 2)
1.03 Eine neue Welt by Timelord
1.03 Eine neue Welt

Die Sonne stand hoch, als sie aus dem Tor traten. Die Umgebung ähnelte dem Planeten, auf den sie vor Xocotl geflohen waren. Jetzt zur Mittagsstunde war es angenehm warm und vor ihnen erstreckte sich ein dichter Laubwald, der von einem Pfad durchschnitten wurde. Dieser machte allerdings nicht den Eindruck, als ob er in der letzten Zeit häufig benutzt worden war.

Die Terraner hatten sich vorerst der Führung Lyzaies anvertraut. Eine andere Möglichkeit stand ihnen auch nicht offen. Sie hatten sich eine Nacht ausgeruht und dann, nach einem kurzen und kargen Frühstück, hatten sie sich auf Betreiben der dunkelhaarigen Außerirdischen wieder zum Gate aufgemacht.

„Ich kenne einen Planeten, dessen Gelehrte eine Liste von Toradressen besitzt und eure könnte dabei sein. Wir sollten sie aufsuchen. Außerdem ist es nicht gut, lange an einem Ort zu verweilen. Xocotl, und damit auch Asmodis stehen genug Mittel zur Verfügung, um uns zu verfolgen. Sie werden unsere Flucht nicht so einfach hinnehmen können, ohne den anderen Goa'ulds gegenüber an Achtung zu verlieren. Also werden sie alles daran setzen, unserer wieder habhaft zu werden.“

Auf diese Ansprache hin war ihnen auch keine andere Idee gekommen, also hatten sie die Flucht nach vorn ergriffen. Sie waren jetzt auf diesem neuen Planeten und begaben sich auf den Weg durch den Wald.

Es dauerte nicht lange und das dichte Unterholz lichtete sich langsam. Als der Bewuchs kurz darauf völlig unvermittelt aufhörte, standen sie am Rand einer Klippe, mit einem spektakulären Blick über einen Talkessel.

Mittendrin lag ihr Ziel, umgeben von Wiesenflächen und einer großen Anzahl Felder. An den Berghängen zog sich ein lichter Laubwald hoch, der dann in einer Buschzone endete, bevor schroffe Felsen den Übergang zu den Gipfeln der Berge bildeten.

„Ich will ja nicht unken“, bemerkte Jack mit einem skeptischen Blick auf die Felder, „aber für mich sieht das nicht unbedingt danach aus, als ob dort unten jemand lebt. Ich würde eher sagen, es sieht alles verdammt verlassen aus.“

Jack hatte Recht. Auf den zweiten Blick war in dem Talkessel kein Zeichen von Leben zu erkennen. Weder rauchten die Schornsteine der Häuser und Hütten, noch hörte man Geräusche, die nach alltäglichen Beschäftigungen klangen. Es waren auch keinerlei Menschen oder Tiere zu sehen. Die Gärten und Felder wirkten nicht so, als ob in letzter Zeit jemand Hand angelegt hatte. Unkraut schien die Vorherrschaft errungen zu haben und bedeckte vor allem die brach liegenden Flächen.

Bei Jack klingelten alle Alarmglocken, als er sich zu Lyzaie umdrehte. „Hattest du nicht gesagt, dass wir hier ein paar Geeks finden, die uns Zielkoordinaten geben können? Sieht nicht so aus, als ob jemand zuhause wäre.“

Lyzaie sah Jack fragend an. Daniel mischte sich erklärend ein. „Er meint Gelehrte; Männer der Wissenschaft. Der Ausdruck, den er benutzt hat, ist nicht sehr schmeichelhaft“, fügte er mit einem schiefen Lächeln hinzu.

„Also wollte er damit sagen: Leute wie du und der Professor?“

Daniels Lächeln wurde breiter. „Genau das. Er scheint nicht viel für Wissenschaftler übrig zu haben.“

„Ist nichts persönliches, aber bisher haben Typen wie ihr mir das Leben eher schwerer als einfacher gemacht. Aber egal, wie sollen wir weiter vorgehen?“, fragte Jack mit einem Blick in die Runde.

„Da es dort unten kein Anzeichen von Leben gibt, könnten wir doch ungefährdet nachsehen, ob wir nicht doch etwas finden“, schlug der Professor vor, den es in den Fingern juckte, in die Siedlung zu gelangen. In seinen Historikeraugen war es eine ungeahnte Möglichkeit, ein Dorf, welches er in das späte Mittelalter einordnete, wenn er vom Baustil ausging, mit eigenen Augen zu sehen. Daniel stimmte ihm sofort zu, während die beiden Frauen zur Vorsicht tendierten.

„Daniel, wir wissen doch gar nicht, was mit den Bewohnern geschehen ist. Vielleicht ist das, was sie vertrieben hat, noch hier?“, versuchte Nicole ihn etwas zu bremsen.

„Wir werde es aber nicht herausfinden, wenn wir nicht da runter gehen und versuchen, es herauszufinden, oder?“, argumentierte Daniel und traf damit einen wichtigen Punkt, dem auch Jack sich nicht entziehen konnte.

Kurz darauf machten sie sich auf den Weg ins Tal und standen eine dreiviertel Stunde später vor einem kleinen Haus, dessen Grundmauern bis zu einer Höhe von ungefähr einem Meter aus Bruchsteinen errichtet worden war. Darüber waren die Mauern mit Fachwerk weiter hochgezogen worden, das von einem strohgedeckten Dach bedeckt war. Es hatte zwei Stockwerke und eine Reihe kleiner Fenster war im Erdgeschoss eingelassen.
Die Tür hing halb aus der Angel und es machte einen genauso verlassenen Eindruck wie der Rest des Dorfes. Bisher war ihnen noch niemand begegnet und überall waren Hinweise darauf, dass das, was die Bewohner hatte verschwinden lassen, sie mitten im Alltag und völlig unvermittelt getroffen haben musste.

„Lyzaie, geh du mit dem Professor und Daniel ins Haus. Falls doch noch irgendwo jemand ist, kennt er dich vielleicht und rennt nicht sofort weg. Nicole und ich schauen uns hier draußen ein wenig um“, übernahm Jack das Kommando und machte sich ohne weitere Worte auf den Weg.

Die anderen Drei betraten vorsichtig das Haus. Eine dicke Staubschicht bedeckte den Boden, Spinnen hatte sich an den Decken häuslich eingerichtet und nur durch die Tür fiel ein bisschen Licht ins Innere.

Von einem kleinen Flur gingen nur zwei Türen ab und eine Treppe führte nach oben. Die eine Tür führte sie in eine Wohnküche, in der neben einer verrußten Kochstelle ein großer, immer noch gedeckter Esstisch stand. Teller und Löffel standen ordentlich neben hölzernen Bechern und in der Mitte stand ein Topf mit einer Schöpfkelle.

Lyzaie ging die paar Schritte zu dem Tisch hinüber und riskierte einen Blick in das Gefäß. Daniel erwartete, dass die Außerirdische zurückzuckte, aber die roten Pupillen verengten sich nur kurz, bevor sie versuchte, den Löffel aus dem Topf zu lösen. „Egal, was das hier einmal gewesen sein mag, es ist jetzt nicht mehr essbar. Alles ist völlig eingetrocknet und verklebt. Ich würde mal schätzen, dass es mindestens zwei Monate schon so hier steht.“

Daniel und der Professor sahen Lyz an und als diese auffordernd nickte, verließen sie die Küche, in der sowieso nichts mehr weiter zu entdecken war.
Lyzaie ging voran in den gegenüberliegenden Raum und vergewisserte sich, dass er auch leer war. Dann rief sie die beiden Männer. Als Tobias Coffey den Raum betrat, bekam er große Augen. Auf der ganzen Längsseite waren Regale eingebaut, die unter den Büchern und Folianten, mit denen sie gefüllt waren, schier zusammenzubrechen drohten.

Abgesehen von den Massen an Büchern war der Raum recht spartanisch eingerichtet. Ein langer Tisch, an dem mehrere Stühle standen, war bedeckt mit Papier, Tintenfässern und Schreibfedern. Ein Stehpult befand sich direkt am Fenster und war so ausgerichtet, dass man den Eindruck bekam, als ob von dort die Personen am Tisch beobachtet oder beaufsichtigt worden waren.

Als sie sich weiter umsahen, bemerkten sie an der Wand rechts neben der Tür eine Art Altar. Ein Vorhang, den sie kurzer Hand beiseite schoben, verdeckte eine Darstellung des Sternentores. Darunter stand eine schmale Bank, auf der sich vertrocknete Blumen und angebrannte Kerzen befanden.

Während die Drei sich im Haus umschauten, hatten Jack und Nicole die nähere Umgebung in Augenschein genommen. Nirgendwo war ein Lebenszeichen zu entdecken. Weder Mensch noch Haustier waren zu finden, nur das Vogelgezwitscher aus den vereinzelten Bäumen, die zwischen den Häusern standen, und das Rauschen der Blätter war zu hören.

In jedes Haus, in welches sie hineinschauten, bot sich ihnen der gleiche Anblick: Alle Bewohner der Siedlung schienen beim Essen gewesen sein, als was auch immer eintraf und sie verschwinden ließ.

„Ich habe ja immer mal darüber nachgedacht, wie es ist, auf andere Planeten zu reisen und andere Völker kennenzulernen“, sagte Nicole mit gedämpfter Stimme. „Aber ich hätte nie geglaubt, dass ich, wenn es denn passiert, in einem Gruselfilm lande.“

„Warum redest du so leise?“, fragte Jack schmunzelnd. „Glaubst du, da kommt gleich ein Zombie um die Ecke?“

Nicole sah ihn strafend an. „Ich komme mir hier irgendwie wie auf einem Friedhof vor, nur fehlt mir das Gefühl von Frieden. Ich finde die Stimmung trotz des Vogelgezwitschers hier unheimlich. Wie wäre es, wenn wir wieder zu den anderen gehen? Ich denke nicht, dass wir hier noch irgendetwas Interessantes finden und ich habe ein mulmiges Gefühl bei dieser Lyzaie. Wir sollten den Professor und Dr. Jackson nicht so lange mit ihr alleine lassen und wer weiß? Vielleicht haben die ja mehr gefunden als wir!“

Jack stimmte seiner Patentochter von Herzen zu. Er hatte ein sehr mulmiges Gefühl bei der ganzen Sache und die beiden machten sich auf den Weg zu den anderen.

Eine Viertelstunde später trafen die beiden bei dem Haus ein, riefen eine kurze Warnung und traten danach ein. Als sie in den Wohnraum kamen, waren Lyzaie und Coffey dabei, systematisch die Regale zu durchforsten. Dabei ging der Professor wesentlich pfleglicher mit den Büchern um, als die Außerirdische. Er zuckte jedes Mal zusammen, wenn die dunkelhaarige Frau eines davon achtlos auf den Boden warf.

„Und? Irgendetwas gefunden?“, fragte Nicole bei ihrem Eintreten, was mit einem einhelligen Kopfschütteln der beiden Suchenden beantwortet wurde. Gerade als Jack fragen wollte, wo Dr. Jackson sei – das Wort Brillenschlange konnte er sich gerade noch verkneifen – kam dieser polternd die Treppe herunter gelaufen.

„Oben habe ich auch nichts gefunden. Insgesamt sieben Schlafstellen, eine etwas abgetrennt von den anderen und an jeder ein kleiner Kasten mit persönlichen Sachen, aber da war nichts Interessantes dabei“, informierte Daniel die Anwesenden und schob direkt hinterher: „Wenn sie mich fragen Professor, war das hier so eine Art Bruderschaft, die sich ganz dem Studium verschrieben hat.“

„Dann würden sie sich hier bestimmt pudelwohl fühlen, Jackson“, konnte Jack sich nicht verkneifen und wandte sich dann an Lyzaie. „Nun, gute Frau, was hoffen sie jetzt hier noch zu finden?“

Lyz sah Jack mit ausdrucksloser Miene an. „Diese Bruderschaft, wie Daniel Jackson sie richtig bezeichnet hat, ist oder besser war im Besitz sämtlicher Toradressen. Sie haben ihr Leben der Erforschung des Tores gewidmet und ich bin sicher, es gibt hier irgendwo eine Liste. Vielleicht nicht mit allen, aber wer weiß, vielleicht ist eure Heimatwelt dabei.“

„Und wie soll diese Liste aussehen?“

„Wie Papier eben aussieht“, giftete Lyz. „Es müssen immer sieben Symbole in einer Reihe stehen, deren letztes immer gleich ist. Das siebte Symbol steht immer für den Planeten, von dem aus die Reise beginnt. Es wechselt also von Planet zu Planet. Man sollte tunlichst wissen, welches Symbol zu der Welt gehört, auf der man gerade ankommt, sonst hat man ein Problem, wenn man wieder von dort weg will.“

„Und da man Papier am einfachsten in Papier verstecken kann, haben wir angefangen, die Bücher zu durchsuchen“, mischte sich der Professor ein, während er wieder einen Stapel aus dem Regal holte und sorgsam auf den Tisch legte.

Jack schüttelte den Kopf. „Das kann ja eine Weile dauern“, murmelte er und sah sich weiter im Raum um. Dabei fiel sein Blick auf die Torzeichnung an der Wand. Auch Nicole war mittlerweile darauf aufmerksam geworden. Sie gingen beide auf die Stelle an der Wand zu und sahen sich alles genau an.

„Egal was hier passiert ist, immerhin war genug Zeit die Kerzen auszupusten“, grinste Jack Nicole an und deutete auf die Stümpfe, die unter der Zeichnung standen. Er holte sein Sturmfeuerzeug heraus, welches in einer seiner tiefen Taschen den Weg bis hierher geschafft hatte und entzündete damit eine Kerze.

„Mach das noch mal“, bat Nicole ihn, die sich nicht ganz sicher war, ob sie ein Funkeln an der Wand gesehen hatte oder einer optischen Täuschung aufgesessen war.

„Hast du noch nie gesehen, wie eine Kerze angezündet wird?“, feixte Jack, aber Nicole ließ sich nicht beirren.

„Mach einfach die andere Kerze an“, drängelte sie ihn und schickte ein gemurmeltes „Bitte“ hinterher. Als Jack die Flamme an den Docht des zweiten Stumpfes hielt, rief Nicole: „Da! Da war es wieder. Also habe ich mich doch nicht getäuscht.“


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Vier Augenpaare sahen sie an, die meisten mit fragendem oder völligem Unverständnis im Blick. „Jedes Mal, wenn Jack das Feuerzeug anmachte, hat die Zeichnung aufgeleuchtet.“

„Was ja nichts Besonderes ist, denn das nennt man Licht“, fiel Jack ihr schmunzelnd ins Wort, hob aber gleichzeitig die Hände und wehrte ab, „aber nichts gegen deine Schlussfolgerungen.“

Nicole stöhnte leicht und wand sich kopfschüttelnd wieder dem Bild zu. „Was wird wohl passieren, wenn wir auch noch die beiden Kerzen hier oben anzünden?“ Sie schob den Vorhang noch ein Stückchen weiter auseinander, um den anderen zu zeigen, was ihr kurz zuvor aufgefallen war.

Genau auf der Mittelachse der Tordarstellung waren an beiden Seiten Halter angebracht, deren Kerzen ebenfalls weit heruntergebrannt waren.

„Es kommt auf einen Versuch an“, meinte der Professor und nickte Jack auffordernd zu, auch diese beiden Kerzen noch anzuzünden.
Einen Moment später erhellte das warme Licht den Raum und das Funkeln, welches Nicole vorher schon aufgefallen war, wurde intensiver und für alle sichtbar. Mitten durch das Abbild des Stargates zogen sich zwei sich kreuzende Linien.

„Was ist das da?“, fragte Daniel, der versuchte, näher an das Bild heranzukommen.

„Was?“, hakte Lyz nach, verstummte aber, als sie Daniels Blick folgte und erkannte, was er gemeint hatte. Wo die beiden Linien sich kreuzten, war eine kleine, kaum sichtbare Erhöhung, die erst durch den Lichteinfall auffiel.

Fasziniert kam der Professor näher, um das Ganze zu untersuchen, wurde aber von Jack abgedrängt, der kurzerhand seinen Arm ausstreckte und auf den markierten Punkt drückte. Im ersten Moment passierte nichts, außer einem Protestlaut von Daniel, den Jack mit einem „Was? Da stand doch ‚Drück mich‘ drauf!“ abtat.

Dann hörte man ein lautes Knacken und ein Paneel über dem kleinen Regal schob sich knarrend zur Seite und ein kleines Fach kam zum Vorschein.

Verblüfft traten alle einen Schritt zurück, bevor Lyzaie sich bückte und hinein griff. Sie holte ein in Leder eingeschlagenes Bündel heraus und ging zum Tisch, wohin die anderen ihr folgten. Vorsichtig packte sie es aus, während alle den Atem anhielten. Besonders Tobias und Daniel hatten einen Glanz in den Augen, als ob Lyz eine wertvolle Reliquie auspacken würde. Jack und Nicole waren zwar auch interessiert, hatten aber die ganze Zeit ein wachsames Auge und Ohr für die Umgebung.

„Was ist das?“, fragte Daniel in diesem Moment.

Lyzaies Augen hatten aufgeleuchtet, als sie das Leder zurückgeschlagen und zwei hölzerne Tafeln von ungefähr 10 mal 15 Zentimeter freigelegt hatte. In beide waren auf jeder Seite Zeichen eingraviert und farbig nachgezeichnet.

Lyz sah Daniel an und ein breites Grinsen verwandelte ihr Gesicht, machte es weicher und ließ einen die Narbe fast vergessen.
„Das, Daniel Jackson, sind Adresstafeln. Ich weiß nicht, was hier passiert ist, dass alle Menschen verschwunden sind, aber die Bruderschaft hat zumindest das hier hinterlassen. Ich hatte gehofft, die Adresse von eurem Heimatplaneten zu erfahren und vielleicht noch ein paar Adressen von Planeten, auf denen man sich vor Xocotl verbergen kann. Jetzt haben wir zwar keine genaue Kombination, um euch nach Hause zu schicken, aber wir haben genug Adressen, um weitersuchen zu können.“

„Wenn wir dann haben, was wir brauchen“, unterbrach Jack die folgende Stille, „können wir dann vielleicht so langsam hier verschwinden? Mein Bauch sagt mir, dass hier irgendetwas gewaltig stinkt und das sind nicht nur diese fürchterlichen Kerzen.“

Als von den anderen keine Einwände kamen, schickte er sich an, den Raum zu verlassen, Nicole löschte noch die Kerzen, steckte die Stümpfe dann spontan ein, ohne zu wissen warum, und folgte den anderen.
Sie waren gerade am oberen Rand des Tales angekommen, als sie ein Rauschen hörten. Jack und Lyz wechselten einen Blick.

„Ist das das Tor?“, fragte Jack sicherheitshalber nach und auf Lyz Nicken wies er auf einen schmalen Pfad, der sich durch das dichte Unterholz schlängelte und kaum mehr war, als ein Wildwechsel. Vorsichtig machten sie sich auf den Weg. Lyzaie ging voran, gefolgt von Daniel und dem Professor. Nicole und Jack bildeten die Nachhut, sorgsam darauf bedacht, keine Spuren zu hinterlassen.

Sie waren ungefähr eine Viertelstunde unterwegs, als sie unvermittelt vor einer Felswand standen. Der Weg führte daran entlang und fast wäre es ihnen entgangen, dass sich im Schatten eines großen Busches eine Vertiefung in dem sonst so massiven Stein befand. Lyz hob die Hand und wartete, bis die anderen aufgeschlossen hatten. „Sieht nach mehr aus, als einer einfachen Felsspalte“, sagte sie und sah Jack fragend an, woraufhin dieser ihre unausgesprochene Frage mit einem „Das werden wir nur erfahren, wenn wir es ausprobieren“ beantwortete.

Lyzaie bewegte sich vorsichtig auf den Schatten zu, immer damit rechnend, auf Widerstand zu stoßen. Aber dieser kam nicht, im Gegenteil: Sie bewegte sich durch eine schmale Passage, durch die maximal eine Person hindurch passte. Diese weitete sich nach ein paar Metern, und als sie einen Schritt zur Seite machte, konnte sie im schwachen Licht des Eingangs erkennen, dass sich dort eine Höhle weit in den Felsen erstreckte, deren Ende in undurchdringlicher Dunkelheit lag.

Sie drehte sich um und ging zu den anderen zurück, um ihnen zu berichten, was sie entdeckt hatte. Sie brauchten nicht lange zu überlegen, ob sie dort Zuflucht suchen sollten. Mit der momentan kaum vorhandenen Bewaffnung wäre es nur eine Frage der Zeit, bis sie von Asmodis Truppen aufgegriffen würden. Weiterhin sorgsam ihre Spuren verwischend suchten sie in der Höhle Zuflucht.

Sie waren noch nicht weit gekommen, als ihnen ein schwacher Lichtschein auffiel, auf den sie sich langsam und vorsichtig zubewegten. Er rührte von einem schmalen Schlitz in der Decke der Höhle und verbreitete gerade soviel Licht, dass sie die anderen schemenhaft erkennen konnten.

„Feuer fällt ja wohl aus“, stellte Nicole leicht fröstelnd fest und Daniel schob hinterher: „Dann müssen wir eben enger zusammenrücken“, wohl wissend, dass dieser Vorschlag nicht unbedingt jedermanns Zustimmung finden würde. Einzig Nicole zeigte eine Reaktion, indem sie zusammenzuckte und sich die Hände schützend um den Körper schlang.

Als Daniel das bemerkte, wollte er nachfragen, wurde aber von Jack daran gehindert, indem dieser ihn kurz am Ärmel zupfte und den Kopf schüttelte. Sie ließen sich daher einer nach dem anderen auf dem Höhlenboden nieder und versuchten, es sich so bequem wie möglich zu machen.

Zu ihrem Glück war der Boden mit einer Sand- und Laubschicht bedeckt, was darauf schließen ließ, dass durch das Oberlicht oder auch durch den Eingang im Herbst einiges an abgestorbenen Blättern hineingeweht wurde.

„Ich würde mal vermuten, dass diese Höhle schon öfter als Zuflucht gedient hat“, begann der Professor mit lauterer Stimme als sonst ein Gespräch, als ob er die Stille nicht ertragen konnte. Er wurde aber sofort von Jack unterbrochen. „Sorry Professor, aber wir sollten ein bisschen vorsichtig sein, was Geräusche angeht. Wir wissen nicht, ob unsere Stimmen nicht durch das Oberlicht nach draußen getragen werden. Wenn wir reden, sollten wir daher möglichst leise sein.“

Nickend schwieg der Professor und eine Weile sprach keiner mehr. Nur hin und wieder hörte man, wenn einer der fünf versuchte, sich etwas bequemer hinzusetzen. Daniel fiel auf, dass Nicole dabei immer darauf achtete, genug Abstand zu ihm zu halten. Verwundert schaute er zu ihr herüber, sagte aber nichts.

Jack, der das eine Zeit lang beobachtet hatte, konnte sich nicht verkneifen, den Archäologen zu foppen: „Scheint, dass ihr Deo versagt, bei dem Abstand, den Nicole zu ihnen hält.“
Daniel verzog das Gesicht und schlug mit einem „Da bin ich bestimmt nicht der Einzige“ zurück. Nicole selber sah Jack an und sagte leise: „Du weißt ganz genau, was los ist, Jack“, und drehte sich dann zu Daniel um. „Es hat nichts mit Ihnen zu tun, Dr. Jackson. Es ist eher generell so, dass ich von Männern eher Abstand halte.“

„Sie reisen aber mit ihrem Vater und seinen Freunden durch die Welt. Da sind Sie doch immer von Männern umgeben“, hakte Daniel neugierig nach und er konnte richtig sehen, wie Nicole sich einen Ruck gab.

„Das sind Freunde meines Vaters, mit denen ich aufgewachsen bin. Diese Abneigung bei zuviel Nähe bei männlichen Wesen, hat einen anderen Grund. Und bevor Sie fragen, ich erzähle es Ihnen, damit Sie wissen, woran Sie bei mir sind. Es liegt jetzt ein paar Jahre zurück…“

Ich stand gerade am Anfang meines Studiums. Das Leben war schön, ich hatte eine Menge Spaß, nette Freunde und ich war so gut, dass meine Professoren mir eine gesicherte Zukunft in Aussicht stellten.

Dann kam ein Tag im Herbst, als ich ein Wochenende nutzte, um meine Mutter zu besuchen. Es war kurz nach meinem 21. Geburtstag und wir hatten uns zu einer Shopping-Tour verabredet. Mein Vater war wieder auf einer dieser Missionen, die in keinem offiziellen Schreiben der Regierung erwähnt werden.

Wir hatten sehr viel Spaß an dem Tag und es war schon sehr spät, als wir voll bepackt mit Tüten wieder in Richtung Auto unterwegs waren. Mutter renovierte gerade mal wieder ein Zimmer und wir hatten uns in einem Deko-Laden so richtig ausgetobt. Das Auto stand am Rande des Parkplatzes. Wir konnten froh sein, überhaupt noch eine Möglichkeit gefunden zu haben, das Auto abzustellen, so ein Andrang hatte am frühen Nachmittag geherrscht.

Mittlerweise war die Sonne schon untergegangen und vom angrenzenden Wald fielen die Schatten der dunklen Bäume unheimlich auf die letzten dort parkenden Autos. Wir haben sie nicht bemerkt. Sie mussten sich hinter einem der dort stehenden Waren verborgen haben, aber als meine Mutter in ihrer Handtasche nach dem Schlüssel kramte, waren sie auf einmal da. Es waren fünf. Einer stand hinter mir und bevor ich mich wehren konnte, hatte er sich meine Arme geschnappt, hielt sie hinter dem Rücken zusammen und ich spürte ein Messer an meinem Hals.

„Immer schön brav sein. Habt ihr die Mutter?“, fragte der Mann hinter mir die anderen auf ein Nicken zerrten sie uns in Richtung der Bäume, die den Platz begrenzten. Ich versuchte mich zu wehren, aber es hatte keinen Zweck. Der Griff um meine Arme wurde nur noch stärker und ich fühlte etwas Feuchtes an meinem Hals hinunterlaufen.

Es dauerte nicht lange und wir erreichten eine kleine Lichtung. Sie banden mich fest an einem Baum und steckten mir einen Knebel in den Mund. Ich konnte nicht genau erkennen, was sie mit uns vorhatten, als ich meine Mutter aufkeuchen hörte und in ihre Richtung sah. Ich erstarrte den Bruchteil einer Sekunde und versuchte dann wie wild, meine Fesseln loszuwerden.

Während zwei der Männer meine Mutter auf dem Boden festhielten, schnitt ein Dritter – später nannte ihn einer der Männer Alvarado – ihr die Kleidung auf. Er ging dabei so grob vor, dass er mehrmals die Haut ritzte und sich dünne Blutfäden über die Haut schlängelten. Dann zog er seine Hose runter, kniete über ihr und rammte sein erigiertes Glied brutal in meine Mutter hinein.

Ich versuchte wegzuschauen, aber ich konnte den Geräuschen nicht entgehen, die in meinem Kopf ein noch schlimmeres Bild erzeugten. Mittlerweile hatte ich aufgegeben, mich zu wehren. Die Fesseln schnitten mir in die Arme und den Oberkörper, als sich Alvarado näherte. Mittlerweile hatte ein anderer seinen Platz eingenommen. Meine Mutter hatte aufgehört sich zu wehren und nur ab und zu gab sie ein leises Wimmern von sich.

„Schau dir das gut an, Schätzchen. Du bist auch noch dran. Aber du solltest erst einmal sehen, was dich noch erwartet.“ Dabei grinste er lüstern und fing an mit seinem Messer über meinen Oberkörper zu streichen. Nicht so fest, dass er mehr als einen leichten Striemen hinterlassen hätte, aber es war spürbar und ich versuchte, meine Gedanken auf einen Punkt zu konzentrieren um mir dabei zu helfen, keinen Laut von mir zu geben.

Ich weiß nicht mehr, ob es beim dritten oder vierten Vergewaltiger war, aber urplötzlich herrschte Stille.

„Hey, Alvarado, die Alte sagt nichts mehr. Ich glaube sie ist tot.“

Die Bedeutung des Satzes sickerte wie Eiswasser in mein Bewusstsein und ließ mich erstarren. Alvarado wandte sich von mir ab und sah seine Kumpane an. „Ihr Idioten. Was habt ihr gemacht!“

„Sie hat wieder angefangen sich zu wehren, da habe ich ihr ein paar Ohrfeigen gegeben. Plötzlich war sie still.“

„Bastarde. Mörder. Was habt ihr getan“, brach es aus mir heraus, was mir auch Schläge einbrachte, die so heftig waren, dass ich völlig benommen wurde.

Ich bekam noch mit, wie die Fünf sich kurz berieten. Dabei fiel unter anderem der Name Alvarez und der Name eines Ortes, der sehr spanisch klang. Dann kam Alvarado wieder zu mir zurück.

„Du hast Glück, mein Täubchen. So war das nicht geplant. Aber da noch jemand deinem Vater erzählen muss, was hier passiert ist, bleibst du noch am Leben. Aber hüte dich. Irgendwann tauche ich hinter dir auf und dann bekomme ich, was ich heute schon von dir wollte.“

Dann holte er noch einmal zu einem heftigen Schlag aus, der mich fast besinnungslos werden ließ und mit einem „damit du mich nicht vergisst“ schnitt er die Fesseln, die mich bisher am Baum festgehalten hatten so auf, dass ein paar tiefe Schnittwunden zurückblieben. Sie waren so schnell verschwunden, wie sie gekommen waren. Ich war auf dem Boden zusammengesunken und es dauerte einen Moment, bis ich wieder einigermaßen klar war. Dann kramte mich nach meinem Handy, wählte 911 und kroch dann zu meiner Mutter hinüber. Viel mehr weiß ich von dem Abend nicht mehr, weil ich dann ohnmächtig geworden sein muss.

Nicoles Stimme, die im Laufe der Schilderung leiser geworden war, erstarb. In der Höhle herrschte entsetztes Schweigen, als die Zuhörer zu verdauen versuchten, was sie gerade gehört hatten.

Jack kannte zwar die Geschichte, hatte sie aber auch erst heute aus Nicoles Perspektive gehört und verstand einiges jetzt wesentlich besser, was danach in ihrem Leben passiert war. Er war aber auch nicht der einzige, der gegen Ende der Erzählung den stählernen Unterton bemerkt hatte, der immer in Nicoles Stimme mitgeschwungen war.

Der erste der das Schweigen brach, war der Professor. Im Bestreben, die Stimmung ein bisschen aufzuhellen, fragte er Daniel leise: „Hätten Sie jemals gedacht, dass sich ihre Theorien jetzt als wahr herausstellen?“

Daniel schaute den Professor entgeistert an und wusste im ersten Moment nicht, was er antworten sollte. Nicole, die froh war, dass das Interesse auf jemand anderen gelenkt wurde, hakte nach: „Welche Theorien? Und was hat sich bewahrheitet?“

„Das ist eine etwas längere Geschichte, ich weiß nicht, ob …“, begann Daniel, wurde aber von Jack unterbrochen. „Also, ich habe keine Date mehr heute, wie es mit den anderen? Keiner? Dann schießen sie doch einfach mal los, Jackson.“ Und so begann Daniel zu erzählen.

Auditorium der Universität Chicago

Daniel stand am Rednerpult des Hörsaales. Hinter sich zwei vollgeschriebene Tafeln, neben sich einen Overhead-Projektor, der momentan Hieroglyphen an die Leinwand hinter ihm warf.

„Während meiner Studien der Inschriften in den verschiedenen Pyramiden, sind mir immer wieder bisher unbekannte Symbole begegnet. Besonders dieses hier taucht immer wieder auf.“ Er deutete auf eine stilisierte Darstellung von zwei Menschen, die rechts und links neben einer Pyramide saßen, über der eine Sonnenscheibe schwebte.

„Diese Piktografien sind nirgendwo anders zu finden. Zusammen mit einigen anderen ungewöhnlichen Darstellungen bin ich zu der Ansicht gekommen, dass wir die bisher bekannten Götterdarstellungen der alten Ägypter neu überdenken müssen. Meiner Meinung nach haben sie einen ganz anderen Ursprung, als den angenommenen. Die Proben der Farbe und der wenigen Artefakte, die mit den unbekannten Darstellungen versehen sind, weisen, laut Radio-Karbon-Methode, auf wesentlich älteren Ursprung hin, als wir die ägyptische Kultur bisher datiert haben.“

„Aber welche genaue Kenntnis haben Sie jetzt daraus gewonnen, Dr. Jackson?“, arf ein Zuhörer aus der ersten Reihe ein.

„Mehrere Quellen weisen auf die „Götter aus dem Himmel“ hin, die mit ihren „Himmelschiffen“ herabgeschwebt sind, um ihre Untertanen zu regieren. Auch von einem „Ring der Götter“ ist in manchen Quellen die Rede, aber dazu habe ich noch keine weiteren Erkenntnisse. Für mich liegt daher die Schlussfolgerung nahe – und die schiere Unmöglichkeit, Monumente wie die Pyramiden mit den damaligen Mitteln zu errichten, bestärkt mich darin – dass die Pyramiden errichtet worden sind, von einem Volk, dass mit riesigen Raumschiffen zu Erde gekommen ist, und diese als Landeplätze für eben diese Raumschiffe benötigt hat.“

Stille herrschte auf diese Eröffnung. Dann folgte ein leises Glucksen, dem empörte Protestrufe folgten. Einer nach dem anderen stand auf und verließ den Saal.

Satzfetzen, wie „was soll der Schwachsinn … dafür habe ich meine Zeit geopfert… das ist sein akademisches Todesurteil …“ drangen an Daniels Ohr, während das Auditorium sich leerte. Nur in einer der obersten Reihen saß noch ein Zuhörer, der sich bisher nicht gerührt hatte, den Daniel aber nicht bemerkte. Einerseits waren die Reihen in ein diffuses Dämmerlicht getaucht, andererseits wurde Daniel gerade klar, was passiert war.

Beherrscht packte er seine Unterlagen ein und wollte gerade den Raum verlassen, als der Dekan hereinkam. „Dr. Jackson, heute haben Sie endgültig den Bogen überspannt. Wissen Sie eigentlich, wie es dem Ruf unseres Institutes schaden kann, wenn solche hanebüchenen Theorien auf uns zurückfallen?“, brauste er auf und seine Gesichtsfarbe war mittlerweile auf ein alarmierendes Rot gewechselt. „Sie sind für uns nicht mehr tragbar und daher bitte ich Sie, Ihr Büro noch heute zu räumen. Ich verliere ungern einen so versierten Sprachwissenschaftler, aber mit derart verschrobenen Ideen können wir hier nichts anfangen und wollen auch nichts damit zu tun haben. Schließlicht haben wir einen Ruf zu wahren. Guten Tag!“

Er drehte sich um und verließ den Saal. Ohne mit der Wimper zu zucken, hatte Daniel zugehört und dann genickt. Innerlich fühlte er sich leer, denn auch wenn er leichte Zweifel gehegt hatte, dass seine Theorien ohne jegliche Fragen ankommen würden, war dieses vernichtende Urteil schwer zu verdauen.

Als er kurz darauf in seinem Büro stand und die paar persönlichen Dinge, die er hier aufbewahrte, in einen Karton packte, klopfte jemand an den Türrahmen. Der Mann, der dort stand, war nicht mehr der jüngste, hatte sich aber anscheinend gut in Form gehalten. Seine dunklen Haare waren kurz geschnitten und von ein paar grauen Strähnen durchzogen. Die Falten um seine Augen zeigten, dass er gerne lächelte, wie auch jetzt und viel an der frischen Luft unterwegs sein musste, wovon eine gesunde Gesichtsfarbe zeugte. Mit den blauen Tweed-Sakko, welches er trug, sah wie ein Wissenschaftler aus, der lieber im Feld als in der Bibliothek forschte.

„Darf ich eintreten, Dr. Jackson?“

„Wollen Sie schon mal Ihr neues Büro ansehen? Ich wusste zwar, dass mein Job auf der Kippe steht, aber dass der Nachfolger schon feststeht, verblüfft mich jetzt doch. Kommen Sie ruhig rein und schauen Sie sich um“, lud Daniel den Unbekannten auf eine für ihn ungewohnte, zynische Art ein.

„Vielleicht sollte ich mich erst mal vorstellen“, ließ sich der Fremde nicht aus der Ruhe bringen. „Mein Name ist Tobias Coffey. Ich habe einen kleinen aber feinen Lehrstuhl an der UCLA für Geschichte mit dem Schwerpunkt südamerikanische Kulturen. Ich könnte noch einen guten Sprachwissenschaftler brauchen, vorausgesetzt sie können ihr Latein, sind offen für Ungewöhnliches - was wohl außer Frage steht - und haben nichts gegen ein mildes Klima.“

Daniel sah Tobias an. Diese kleine Rede hatte ihm glatt die Sprache verschlagen.

„Ich weiß, das kommt alles ein bisschen plötzlich, aber Sie können es sich in Ruhe überlegen“, sagte Coffey, während er eine Visitenkarte aus dem Jackett zog und sie Daniel reichte. „Ich wohne im Plaza und fliege erst übermorgen wieder nach L.A. Wenn Sie sich entschieden haben, können Sie mich dort erreichen.“ Mit diesen Worten ließ er den verdutzten Archäologen stehen und verließ das Büro.

„Und so bin ich in Los Angeles gelandet“, endete Daniel mit einem dankbaren Blick auf Professor Coffey. „Auf diese Art und Weise hatte ich die Möglichkeit, mich von dem Tiefschlag zu erholen.“

„Und jetzt hat sich herausgestellt, dass Sie genau die richtigen Schlüsse gezogen haben und sie können es niemandem sagen“, schmunzelte Nicole.

„Nur, dass uns das momentan überhaupt nicht weiterhilft“, bemerkte Jack trocken.

„Es hilft uns zumindest, einander besser kennen zu lernen und zu verstehen. Das kann nur gut sein, denn wir sind ja wohl voneinander abhängig“, gab Nicole zurück und wandte sich dann an Lyzaie. „Was ist mit Ihnen? Aus welchem Grund waren sie in diesem Kerker und was genau wollten sie von Ihnen?“


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Lyzaie zuckte mit den Schultern. „Ich war zur falschen Zeit am falschen Ort. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen. Da gibt es bestimmt interessantere Geschichten. Wie zum Beispiel deine, O‘Neill. Hinter deinem kriegerischen Verstand liegt eine dunkle Wolke. Was ist passiert, das diesen Kummer ausgelöst hat?“

Jack schnaubte, ging aber nicht auf diese Herausforderung ein.

„Okay, Jack. Aus der Nummer kommst du nicht raus. Ich finde, du solltest ruhig sagen, was dich dazu gebracht hat, eine gute Karriere beim Militär an den Nagel zu hängen“, forderte Nicole sanft von ihrem Paten und sah dabei in seine Augen. Jack merkte, dass sich alle Köpfe in seine Richtung drehten und ihn erwartungsvoll ansahen. Eine dieser Situationen, die er gar nicht mochte. Nicht, weil er reden sollte. dass konnte er gut, wenn es denn sein musste. Aber die Sache hier ging tiefer und berührte einen Punkt in seinem Leben, den er gerne unter Verschluss hielt. Das war auch der Grund, warum er das nicht einfach so mit einem lockeren Spruch abtun konnte.

Abgesehen davon hatte er Nicole dazu gebracht, ihre Geschichte zu erzählen und es war nur fair, wenn er auch reden würde. Vielleicht wäre der Schmerz auch nicht mehr so hart, wie noch vor ein paar Jahren. Er schnaubte kurz, sah zu Nicole und begann langsam und mit sorgsam gewählten Worten seine Geschichte zu erzählen.

Es war einer dieser schönen Spätsommertage, an denen man am liebsten den ganzen Tag draußen verbringen möchte, weil man nie weiß, wann das Wetter umschlägt. Jack war erst am Abend vorher nach Hause gekommen und nach einer ausgiebigen Mütze Schlaf brachte Sarah ihn bei einem gemütlichen Frühstück gerade auf den neuesten Stand der heimatlichen Ereignisse.

Charlie, sein Sohn und ganzer Stolz, war vor nicht allzu langer Zeit in den Garten gerannt und hatte ihnen zugerufen: „Ich bin draußen, kommst du gleich und trainierst ein bisschen mit mir, Dad?“

„Ich komme, wenn ich mit deiner Mum fertig gefrühstückt habe. Dann kannst du mir zeigen, wie gut du schon geworden bist und deinen alten Herrn mal so richtig fertigmachen.“

„Du bist doch nicht alt, Dad. Grandpa ist alt, aber mit dem spiele ich ja auch kein Baseball.“

Dann war Charlie verschwunden und Jack und Sarah hatten in ihrer Zweisamkeit die Zeit vergessen. Sein Beruf brachte es mit sich, dass er viel unterwegs war, da gab es immer eine Menge aufzuholen, wenn er heimkam.

Er sah sich gerade ein Bild an, was in der Schule aufgenommen worden war. Mit einem Lächeln bemerkte Jack, dass sein Sohn anscheinend eine ähnliche Abneigung gegen das fotografiert werden hatte, wie er selber. Ein bisschen Trotz, hinter einem breiten Grinsen gut verborgen, sah man ihm an. Er zog Sarah in eine Umarmung. „Das ist das Beste, was mir in meinem Leben passiert ist“, sagte er zufrieden.

„Und wo bleibe ich?“, fragte Sarah schmunzelnd und sah ihn auffordernd an.

„Du stehst über allem, denn ohne dich würde es Charlie nicht geben.“
Er schaute ihr in die Augen; ihre Lippen zogen ihn magisch an, als die romantische Stimmung jäh von einem lauten Knall unterbrochen wurde.
Die beiden erstarrten und nach einem kurzen Schockmoment ruckten die Köpfe nach oben, in die Richtung, aus der der Schuss gekommen war.

„Meine Tasche – Charlie…“ Jack sprang auf und hastete die Treppe hinauf.
Was war passiert? Diese Frage hämmerte ihm ein ums andere Mal durch den Kopf. Oben angekommen, wandte er sich direkt zum Schlafzimmer, wo er gestern seine Tasche abgestellt hatte. Der einzige Ort, wo sich in diesem Haus eine Waffe befand.

Sein Herz raste, als er in den Raum stürmte und setzte einen Augenblick aus, bei dem Anblick, der sich ihm bot.

Charlie lag auf dem Boden neben dem Bett. Blut floss aus einer Wunde am Bauch. Sie sah von vorne nicht sehr groß aus, aber die Blutlache unter Charlies Körper sprach Bände.
Jack stürmte zu seinem Sohn hin. Seine Augen suchten den Raum nach etwas ab, das er als Kompresse nutzen konnte. Als er nichts fand, versuchte er verzweifelt, mit seinen Händen die Blutung zu stoppen.

„Halt durch Charlie“, murmelte er und rief Sarah, die gerade in der Tür erschien zu, sie solle sofort einen Notarzt holen. Mit einem gehetzten „Hab ich schon“ kniete sie sich auf den Boden neben ihren Mann und ihren Sohn.

In diesem Moment schlug Charlie die Augen auf und sah seine Eltern an: „Tschuldige, Dad“, hauchte er, bevor er wieder das Bewusstsein verlor.

Jacks Stimme erstarb. Er schüttelte den Kopf, als wollte er eine lästige Fliege loswerden, sammelte sich, bevor er die Erzählung mit leiser Stimme fortsetzte.

Es hat nicht mehr gereicht. Der Notarzt kam zu spät und konnte nur noch Charlies Tod feststellen. Danach war Jack mehr Zombie als Mensch. Er verschloss sich allem und jedem, vor allem Sarah, die gerne ihre Trauer mit ihm geteilt hätte, aber er ließ ihr dazu keine Möglichkeit.

Seinen Job erledigte er automatisch, ohne den Enthusiasmus, der ihn früher angetrieben hatte. Noch waren alle Einsätze gutgegangen, aber das Pendel schlug langsam aber unaufhörlich zu einer Seite, die die Gefährdung für das Leben seiner Teamkollegen immer wahrscheinlicher machte.

Etwa ein Jahr nach Charlies Tod kam Jack von einem Einsatz zurück und fand das Haus leer vor. Ein Abschiedsbrief von Sarah lag auf dem Küchentisch. Ein halbes Jahr später unterschrieb er die Scheidungspapiere.

„Ein weiteres halbes Jahr später habe ich meinen Abschied genommen und mit der Abfindung ein Boot gekauft.“

„Was stand in dem Brief?“, fragte Lyz, wusste aber im gleichen Augenblick, dass sie keine Antwort darauf bekommen würde.

„Das war sehr privat, aber es hat mir die Augen geöffnet. Ich werde mir nie verzeihen, dass ich Charlie an dem Tag so lange habe warten lassen, dass ihn die Langeweile ins Haus getrieben hat. Und noch weniger werde ich mir verzeihen, dass ich so nachlässig war, die Waffe nicht zuerst wegzuschließen. Aber im Laufe der Jahre ich habe gelernt, damit zu leben.“

Es folgte eine beklommene Stille, die urplötzlich von lautem Waffenklirren, Stimmen und Signalhörnern durchbrochen wurde. Sofort standen alle unter Spannung und verharrten atemlos auf ihren Plätzen. Allein ihre Blicke wanderten zu der Belüftungsöffnung nach oben, durch welche die Geräusche nach unten drangen.

Als die Spannung fast nicht mehr auszuhalten war, ebbte der Lärm langsam ab. Die Quelle schien sich zu entfernen und schließlich blieb wieder Stille zurück. Eine halbe Stunde lang rührte sich danach immer noch keiner vom Fleck, aber dann ließ die Anspannung langsam nach.

„Sollen wir hier bleiben oder nachschauen, ob sie wirklich weg sind?“, fragte Daniel, dem die ganze Situation an den Nerven zerrte, in die Runde.

„Es wäre besser, wir bleiben hier“, antwortete Jack ruhig. „Wenn sie uns bisher nicht gefunden haben, steigen unsere Chancen, unentdeckt zu bleiben. Und mit ganz viel Glück sind sie morgen früh weg. Außerdem ist es mittlerweile draußen völlig dunkel und wir können nicht sicher sein, keine Spuren zu hinterlassen. Bleiben wir besser bis zum Morgengrauen hier“, entschied er kurzer Hand für alle.

„Wir sollten versuchen, etwas Schlaf zu bekommen. Ich übernehme die erste Wache“, bot Lyz sich an.

Allerdings war es keinem möglich, zu schlafen. Die Anspannung war zu groß. Sie beratschlagten leise, ob es gefährlich wäre, eine der Kerzen anzuzünden, die Nicole im Haus mitgenommen hatte und beschlossen, dass alles besser wäre, als die mittlerweile fast undurchdringliche Schwärze.

Jeder war in seine eigenen Gedanken vertieft, als Lyz Nicole leise fragte: „Was ist eigentlich aus den Mördern deiner Mutter geworden? Sind sie jemals gefasst worden?“

Nicoles Gesicht verzerrte sich zu einer grimmigen Fratze. Der Eindruck wurde durch das von unten scheinende Licht der Kerze noch verstärkt, welches unheimliche Schatten warf.

Dafür habe ich selber gesorgt“, murmelte Nicole. „Mein Vater war ständig unterwegs und die Polizei hat nach kurzer Zeit die Ermittlungen eingestellt.“

Hier noch einmal eine kleine Warnung, der nächste Teil ist nichts für empfindliche Gemüter, also wer vor gewaltätiger Rache zurückschreckt, bitte den Spoiler nicht öffnen!
Spoiler  
Ich habe mir eine kurze Zeit der Trauer gegönnt, aber dann habe ich alles in meiner Macht stehende versucht, um die Spur der Mörder zu finden. Dad war nach der Beerdigung wieder verschwunden, kam aber in regelmäßigen Abständen, um sich zu vergewissern, dass alles in Ordnung war. Meistens erwischte er mich in den verrücktesten Verkleidungen an öffentlichen Orten. Er kam nie nach Hause, denn wir konnten davon ausgehen, dass das Haus von der MP überwacht wurde.

Ich hatte mir dort eine Operationszentrale eingerichtet. Mit der Hilfe eines guten Freundes hatte ich mich in verschiedene Systeme eingehackt, um an Informationen zu kommen und nach langer akribischer Suche hatte ich endlich eine Spur gefunden: Ich stieß auf den Namen Alvarez.

Es ist zwar kein seltener spanischer Name, aber eine Kleinigkeit hatte mich stutzig gemacht. In dem Zusammenhang mit ihm war dort ein Verweis auf Aktivitäten bezüglich Menschenschmuggels über die mexikanische Grenze und einem Ort namens Valejo. Da erinnerte ich mich, was dieser Alvarado an dem Abend gesagt hatte und noch etwas andere blitzte in den Tiefen meiner Erinnerung auf.

Ich suchte im Internet nach den Artikeln von Amy und da fand ich, was ich suchte.

„A-Team hebt Menschenschmuggler-Ring in Valejo aus“

Da war der Zusammenhang und dieser Alvarez musste gut gegraben haben, um die Verbindung von Hannibal zu Mutter herzustellen. Es war also wirklich alles geplant gewesen. Abscheu stieg mir die Kehle hoch, als mir das alles klar wurde und ich rannte zur Toilette, um mich zu übergeben.

Danach begann ich, mich in winzig kleinen Schritten an diesen Alvarez heranzutasten. Sammelte alle Hinweise und schließlich und endlich hatte ich ein annähernd vollständiges Bild.

Er war einer dieser schmierigen Typen, die immer ein bisschen schlauer und stärker als die anderen gewesen sind. Härter, brutaler und ein absoluter Machtmensch, der die Leute in genau die Richtung lenken konnte, die er wollte. Er machte Geld aus allem, aber hauptsächlich aus dem Elend und der Verzweiflung anderer. Und alleine das machte ihn schon zum Bastard. Durch den Befehl, sich an Mutter zu rächen, weil Hannibal und seine Freunde ihm ein Bein gestellt hatten, war nur der Gipfel all seiner Aktivitäten und ich schmiedete einen Plan, ihm das Handwerk zu legen.

Ich will nicht alle Einzelheiten erzählen, das würde zu lange dauern, aber schließlich hatte ich ihn da, wo ich ihn haben wollte. Senor Alvarez hatte den Hang, sich regelmäßig am Mittwoch in der örtlichen Kantina einzufinden. Sein Grund war aber nicht der schwarz-gebrannte Tequila, sondern die paar Zimmer im ersten Stock, die allerlei Amüsement für den mehr oder weniger anspruchsvollen, zahlungskräftigen Kunden anbot.

Alvarez, dem der Laden gehörte, nahm sich auch ein „Recht der ersten Nacht“ heraus, ganz der größenwahnsinnige Macho, der er war. Sobald ein neues Mädchen eingestellt wurde, gehörte sie als erstes ihm.

Er hatte leider nicht damit gerechnet, dass seine Angestellten genauso käuflich waren, wie er selber und seine Ausflüge manchmal Spuren hinterließen, die es den Mädchen tagelang nicht erlaubten, zu arbeiten. Mamacita, die die Geschäfte für Alvarez führte, war einem entsprechenden Angebot meinerseits sehr offen begegnet und da sie sich sowieso zur Ruhe setzten wollte, gab es in ihrer Kantina schon bald ein neues Mädchen. Eine blonde „Americana“.

Nicole unterbrach, schloss kurz die Augen und setzte ihre Erzählung dann fort. Hatte sie bisher in einem relativ lockeren Ton gesprochen, klang ihre Stimme jetzt kalt und hart.

Ich hatte mir oft genug vorgestellt, was ich machen würde, wenn ich irgendwann die Mörder und vor allem den Auftraggeber vor mir hatte. Es war nichts gegen die Wirklichkeit. Vor allem war ich nicht auf die Art Mann gefasst, der an dem Abend mein Zimmer betrat. Ich hatte mich entsprechend herausgeputzt. Eine rote Korsage mit Strumpfhaltern, an denen schwarze Netzstrümpfe befestigt waren. Rote Highheels und darüber ein offen fallendes schwarzes Neglige. Meine Haare hatte ich mit ein paar Klammern hochgesteckt und nur den Mund mit knallrotem Lippenstift betont. Genau genommen sah ich aus wie Brigitte Bardot in „Viva Maria“ und dieser kleine Gag machte es mir etwas leichter. Ich drapierte mich auf dem Bett und wartete auf Alvarez. Überall im Zimmer - auch im Bett - hatte ich strategisch günstig Waffen versteckt. Er ließ die Zimmer nie durchsuchen, denn er rechnete nicht damit, dass ein Mädchen vom Mamacita sich in irgendeiner Weise gegen ihn wehren könnte.

Mein Adrenalinpegel hatte schon einen hohen Level erreicht, als er dann hereinkam.

Wie soll ich ihn objektiv beschreiben? Er war ungefähr Mitte Dreißig und so ein Typ Antonio Banderas, aber ohne dessen liebevolle Augen. Alvarez Augen schimmerten dunkel und kalt aus seinem gutaussehenden Gesicht. Er war in eine typisch südländische Machokluft gekleidet. Enge schwarze Hose und ein weißes Seidenhemd, das fast bis zum Bauchnabel aufgeknöpft war und aus einer schwarz behaarten Brust schimmerte eine dicke, goldene Kette, an der ein Kreuz baumelte.

Ich muss sagen, er hielt seinen Körper fit und wäre der Ausdruck in seinen Augen nicht gewesen und mir unter anderen Umständen begegnet, wäre er durchaus eine Versuchung wert gewesen.

Er kam durch die Tür, warf einen Blick auf mich und drehte sich zu seinen Bodyguards um. „Geht nach unten und lasst euch von Mamacita was zu trinken geben - das wird ein langer Abend.“ Dann drehte er sich zu mir um, schloss die Tür hinter sich und glitt auf mich zu, wie ein Raubkatze auf ihr Opfer. Anders konnte man seine Art zu gehen in diesem Augenblick nicht beschreiben.

„Wie heißt du, Kleine?“, fragte er und deutete mir an, zu ihm zu kommen. Ich stand auf und bewegte mich mit wiegenden Hüften auf ihn zu. „Du kannst mich nennen, wie du willst“, schnurrte ich und näherte mich ihm. Er grinste, ergriff meine Hand und zog mich hinter ihm her zu einem Sessel, in dem er sich niederließ. Mir deutete er an, sich davor zu knien.

„Okay, Blondie, dann sei meine Fee und mach mich glücklich. Ich muss dir wohl nicht sagen, wie du das anstellen musst“, grinste er anzüglich und machte eine eindeutige Geste zu seinem Schritt, wo sich die Hose schon enorm ausbeulte.

Ich hatte mich gerade auf vor ihm hingekniet, als er meinen Kopf mit ziemlicher Kraft zu seiner Körpermitte hinzog. „Los, Blondie, zeig mir was du kannst“, knurrte er, während er mit der anderen Hand an seinem Reißverschluss herumfingerte, um seinen enorm angewachsenen Schwanz aus seiner Hose zu befreien.

Ich nahm alle Selbstbeherrschung zusammen, um mich nicht sofort über ihn zu erbrechen, drängte den Würgereiz zurück und versuchte meine Kopf etwas zurückzuziehen und mit meinen Fingern da zu arbeiten, wo er gerne meinen Mund gesehen hätte.

Nicole unterbrach ihre Erzählung. Sie konnte nicht weiter in Worte fassen, was sich in ihrem Kopf wie ein Film abspulte.

Ich wusste, ich würde nicht ganz darum herum kommen, ihm zu Diensten zu sein. Außerdem musste ich auch irgendwie an die beiden schmalen Messer herankommen, die in meiner Korsage versteckt waren, wofür ich meine Hände brauchte, also nahm ich alle Selbstbeherrschung zusammen und ersetzte meine Hände auf eine harsche Aufforderung seinerseits durch meinen Mund.

Ich kann nicht mehr sagen, an was ich gedacht habe, um das alles erträglicher zu machen, aber als ich sein gutturales Stöhnen hörte, wusste ich, dass ich bald handeln musste, solange er abgelenkt war. Ich strich ihm noch einmal mit den Fingernägeln vom Hals abwärts über seine Brust, umrundete seine Brustwarzen, was ihm ein extra Stöhnen entlockte, und wanderte weiter an ihm herab über die Innenseite seiner Schenkel. Ich ließ kurz von ihm ab und warf ihm einen besänftigenden Blick zu.

„Darling, lass uns umziehen. Auf dem Bett kann ich dich noch besser verwöhnen.“
Ich hatte richtig vermutet, wie er reagieren würde. Er stand auf, entledigte sich in Windeseile seiner Klamotten und warf sich auf das Bett. Ich folgte ihm langsamer und bot ihm dabei genug Aus- und Einblicke, die ihn anscheinend weiter anfeuerten, denn er war so benebelt, dass er sich mir völlig auslieferte. Es war schon fast zu einfach.

Eine Klippe musste ich noch umschiffen, aber auch das schaffte ich, indem ich mich über ihn kniete und ihm genau den Blick bot, den er anscheinend erwartet hatte. Während er versuchte, seinen Mund in Richtung meiner Brüste zu bringen, holte ich die vorher deponierten Handschellen unter den Kissen hervor und fesselte ihn, bevor er richtig reagieren konnte an das Bettgestell.

Ich setzte mich zurück auf meine Fersen und sah ihn an. Seine einzige Reaktion war ein „Ja, Blondie, gib‘s mir. Blas mir einen und dann mach mich los und ich zeige dir, was es heißt, von einem Alvarez bestiegen zu werden.“

Keiner hatte das Schweigen unterbrochen. Allen war klar, dass Nicole mit ihren Erinnerungen und um die richtigen Worte kämpfte.

Kurz gesagt, ich habe Dinge getan, von denen ich nie gedacht hätte, dass ich dazu fähig wäre. Aber ich habe ihn damit so gefügig gemacht, dass ich ihn schließlich an das Bett gefesselt hatte. Dann stand ich auf und zog eines der schmalen Messer aus der Korsage.

Sein Blick saugte sich darauf fest und langsam schien Begreifen in sein Hirn einzusickern. Ich näherte mich ihm und er wollte gerade anfangen, mich zu beschimpfen, als ich ihm kurzerhand einen Knebel in den Mund rammte und an seinem Hinterkopf festband.

Alvarez versuchte trotzdem, seiner Wut Ausdruck zu verleihen, aber die dumpfen Töne, die er von sich gab und das Quietschen des Bettgestells, welches er durch seine Versuche, sich zu wehren verursachte, konnten von außerhalb des Zimmers durchaus als intensiver Sex interpretiert werden. Ich wollte einfach sicher gehen, dass uns niemand störte.

Mit der flachen Seite des Messers, strich ich langsam über seine Brust immer weiter auf seine Lendengegend zu. Die Panik, die in seinen Augen zu lesen war, war Balsam für mich. Je weiter ich mich seinen Genitalien näherte umso ruhiger wurde er. Ich drehte das Messer langsam auf die scharfe Seite und zog eine dünne rote Linie von seinem Bauchnabel zum Ansatz seines Penis.

„Na, wie fühlt sich das an?“, fragte ich ihn. „Hast du Angst? Dem Geruch nach zu urteilen, den du gerade verströmst, machst du gerade eine Abrechnung mit deinem Leben.“

Ich beugte mich leicht vor, sah ihm in die Augen, in denen Panik flackerte und sprach ruhig weiter. „Damit zu auch genau weißt, mit wem du es zu tun hast … deine Schergen haben vor nicht allzu langer Zeit meine Mutter umgebracht, nachdem sie sie grausam vergewaltigt haben. Es war ein Fehler von ihnen, mich dabei zusehen zu lassen und danach nicht auch umzubringen. Ich habe mir Rache geschworen, aber an dem Mann, der dafür verantwortlich war. Und deshalb liegst du jetzt hier vor mir und ich überlege, was ich als erstes tue, um dir möglichst lange Zeit zu lassen, sich mit dem Tod abzufinden.“

Schweiß lief ihm die Schläfen hinab, die Augenlieder flatterten und er atmete hastig und abgehackt. Ich erzählte ihm noch ausführlicher, was ich mit ihm vorhatte, alleine, weil seine Angst die größte Befriedigung in mir auslöste. Schließlich hatte ich ihn soweit, dass sich seine Blase entleerte und er in seinem Urin lag. Erniedrigt und hilflos. Die Augen geschlossen wurde er ruhig.

„Hast du noch etwas zu sagen, Alvarez? Dann sag es jetzt und zwar schnell“. Ich nahm ihm den Knebel aus dem Mund. „Und du brauchst nicht zu schreien, denn dann bist du schneller tot, als du piep sagen kannst.“ Ich hielt ihm das Messer an die Kehle und er verstand.

„Du Puta – das wirst du büßen. Meine Männer werden dich jagen und dich fertig machen“, knurrte er und versuchte in seinem trockenen Mund ein bisschen Speichel zusammenzukratzen, um mich anzuspucken.

„Große Worte, für jemanden wie dich, der sich wie ein Kind in die Hosen macht, wenn ihm eine Frau mit einem Messer zu nah kommt. Ich habe auch keine Angst. Deine Männer werden die Botschaft die ich hinterlasse, schon richtig verstehen und mich in Ruhe lassen, wenn sie nicht das gleiche Schicksal haben wollen wie du. Also, mach deinen Deal mit Gott, den du ja anscheinend so verehrst“, sagte ich mit einem Blick auf das Kreuz und zog das Messer über seine Kehle.

Es dauerte nicht lange und er gab einen letzten gurgelnden Laut von sich. Ich packte alles ein, was einen Hinweis auf mich geben konnte und verschwand.

Dummerweise hatte ich nicht damit gerechnet, dass der Sheriff in diesem Nest der Onkel von Alvarez war und eine Fahndung nach mir ausschrieb. Ich musste also untertauchen und werde seitdem gesucht. Glücklicherweise konnte ich mich mit meinem Vater und seinen Freunden zusammentun und die haben eine glückliche Hand, wenn es darum geht, der Obrigkeit ein Schnippchen zu schlagen.


Die Ausdrücke in den Augen der Zuhörer waren bei der Erzählung von Nicole zwischen Entsetzen und Zustimmung geschwankt. Zumindest waren sich alle darüber im Klaren, dass mit Nicole nicht zu spaßen war, wenn man ihr zu nahe trat. Lyz hatte ruhig zugehört und in ihren Augen hatte ein Ausdruck gelegen, der weit über reines Verstehen hinausging. Allmählich fielen danach einem nach dem anderen die Augen zu und nur die leisen Schlafgeräusche brachten Abwechslung für die Wache haltenden.

Einige Stunden später weckte Lyz die anderen. Es war in dieser Zeit merklich kühler geworden, aber von oben kam ein heller Lichtschein und kein anderes Geräusch als ein fernes Blätterrauschen und Vogelgezwitscher.

Sie beredeten kurz, wie sie vorgehen wollten und einigten sich dann, zusammenzubleiben und gemeinsam zum Tor zu gehen. Als sie sich dem Höhlenausgang näherten, hob Lyz kurz die Hand und alle standen still und lauschten, aber immer noch war draußen nichts als natürliche Geräusche zu hören. Ein paar Schritte weiter und sie standen vor dem Höhleneingang, der völlig von einer Art Spinnweben bedeckt war, welches Lyz kurzerhand mit den Händen auseinander riss.

„Da haben wir, ohne es zu wissen, einen zusätzlichen Wächter gehabt“, murmelte Daniel und grinste Nicole an, die sich schaudernd von den Resten des Gespinstes abwandte. Jack sah das und schüttelte den Kopf. „Das werde ich nie verstehen, du rächst dich blutig an dem Mörder deiner Mutter, aber bei Spinnweben fängst du an zu zittern. Frauen“, fügte er hinzu.

Nicole schoss einen Blick auf ihren Paten ab, sagte aber sonst nichts, als sie vorsichtig in Richtung Tor gingen. Immer auf der Hut vor ungewohnten Geräuschen kamen sie schließlich auf der Lichtung vor dem Stargate an, auf der immer noch alles vollkommen still war.

„Die werden bestimmt in der Nacht wieder abgezogen sein“, stellte der Professor fest und spazierte sorglos weiter. Die anderen überholten ihn und Lyz holte das Steuergerät heraus, sobald sie am Gate war. Sie gab eine ihr bekannte Adresse ein, die Ringe setzten sich in Bewegung und der Ereignishorizont bildete sich mit dem üblichen lauten Rauschen.

Nicole und Daniel gingen als erste, Jack rief dem Professor, der etwas zurückgeblieben war zu, er solle sich beeilen und folgte den beiden dann. Lyz wartete auf Tobias und als dieser fast am Tor war, schoss ein Energiestrahl aus dem Wald heraus an ihrem Kopf vorbei durch das Tor. Coffey schreckte auf und erhöhte sein Tempo, während Lyz sofort das Tor durchschritt, ohne weiter auf den Professor zu warten.

Sie kam gerade auf der anderen Seite heraus, als ein zweiter Energiestrahl an ihr vorbei in den Himmel kam. Einen Bruchteil später fiel der Ereignishorizont in sich zusammen.

„Wo ist der Professor?“, rief Daniel und starrte auf Lyzaie, die alleine vor dem abgeschalteten Tor stand und sich umdrehte. „Er war gerade noch hinter mir“, sagte sie verwirrt, als sie hinter sich nichts als Leere sah.

„Was kann denn passiert sein? Und was können wir tun?“, drängten alle auf Lyz ein, die aber auch keine Antwort wusste. Sie hob abwehrend ihre Hände und versuchte, sich zu sammeln. „Ich weiß nicht, was passiert ist - ich weiß nur, dass wir nicht viel machen können. Wenn wir jetzt den Planeten wieder anwählen, werden wir von unserem Angreifer erwartet und außerdem haben wir keine Gewähr, dass der Professor nicht noch ins Wurmloch gegangen und vielleicht ganz woanders gelandet ist. Das ist möglich, aber sehr selten. Es gibt da Gerüchte, aber wir können in dem Fall nichts machen, weil der Professor überall im Sonnensystem gelandet sein kann.“

„Uns sind also die Hände gebunden und wir können nichts machen? Wir sollen Däumchen drehen, während der Professor da draußen ist und auf unsere Hilfe wartet? Das kann nicht dein Ernst sein“, wütete Jack und baute sich vor Lyz auf. Diese blieb ganz ruhig und sah ihm in die Augen.

„So leid es mir tut, Jack O‘Neill, mehr können wir nicht tun. Wir sollten sehen, dass wir hier wegkommen, damit wir nicht auch noch gefunden werden.“

Den logischen Ausführungen von Lyzaie konnte sich am Ende keiner entziehen und so machten sie sich direkt auf den Weg, ihre Spuren zu verwischen, im Hinterkopf immer die Frage, was wohl mit Tobias Coffey passiert war und ob sie ihn wohl jemals wiedersehen würden.

ENDE (Episode 3)
1.04 Begegnung by Timelord
1.04 Begegnung

Jack trat als Letzter aus dem Ereignishorizont. Er hörte, wie dieser sich hinter ihm schloss. Das Geräusch lies ihn jedes Mal kurz zusammenzucken, klang es doch für ihn wie das Fauchen eines angriffsbereiten Raubtieres. Daniel hatte als Erster die Statuen entdeckt und untersuchte diese so gut er es ohne Hilfsmittel konnte. Dabei nahm er sein kleines Notizbuch zu Hilfe, das er irgendwie von der Erde durch die Gefangenschaft über die Flucht hierher gerettet hatte.

Diese Gebilde aus Stein bildeten eine Gruppe von sechs menschenähnlich aussehenden Wesen. Die Körper waren eindeutig humanoid, nur die Köpfe stellten Tiere oder ähnliches dar. Er vermutete, dass es sich dabei um Goa´uld handelte, die hier verehrt wurden.

Sie standen im Halbkreis um das Tor herum und die steinernen leblosen Augen blickten gen Himmel. Nicole hatte diesen Dingern nur einen kurzen missbilligenden Blick zugeworfen, bevor sie sich daran machte, die Umgebung zu erkunden und abzusichern.

Jacks Rundblick endete bei Lyzaie. Sie stand mittig vor den Steinfiguren und betrachtete diese eine nach der anderen. Bei der kleinsten Bewegung ihres Kopfes geriet ihr Zopf, den sie bis zum Steißbein gebunden hatte, leicht in Bewegung. Das erweckte den Anschein, dass er sich im Wind hin und her wiegen würde.

O’Neill wusste immer noch nicht so wirklich, was er mit dieser Frau anfangen sollte. Zugegeben, ohne ihre Hilfe wären sie wahrscheinlich schon längst tot oder würden immer noch im Keller Xocotls verrotten. Dennoch besaß diese Frau etwas, das den ehemaligen Offizier massiv verunsicherte. Nur konnte er dieses Etwas nicht genau bestimmen und das machte ihm zu schaffen. Sein sonst gutes Feingefühl versagte bei ihr. Um sich von diesen Gedanken zu lösen, wandte er sich Nicole zu und half ihr dabei, die Umgebung zu sichern.

Lyzaie hörte die Schritte des Colonels, wie sie sich in Richtung der blonden Frau entfernten. Sie zog schon seit Wochen mit diesen Wesen durch die Galaxis und stellte fest, dass ihre Vermutung zugetroffen hatte. Selbst in Angesicht eines großen Verlusts, ohne Rückhalt der eigenen Leute, gaben diese Menschen nicht auf und versuchten, das Beste daraus zu machen.

Sie schloss die Augen und lies für einen Moment die Mauern um ihren Geist herum fallen. Am Rande ihres Bewusstseins spürte sie etwas, was sie kurz zusammenzucken lies. Es war eine vertraute Präsenz. Sie atmete tief ein und erweiterte ihren mentalen Erfassungsbereich.

Nun spürte Lyz es ganz deutlich. Es war eine Präsenz, mit der sie hier nie gerechnet hätte. Sie zog sich die Kapuze ihres Umhangs tief ins Gesicht. „Wir müssen gehen.“ Dann schritt sie den Weg entlang, der vom Tor wegführte.

Jack sah ihr hinterher. „Dürften wir erfahren wohin?“

Lyzaie ging einfach weiter.

„Anscheinend nicht“, Jack seufzte. "Jackson, Nicole. Wir folgen ihr.“

Nicole packte ihren Patenonkel am Arm. „Hältst du es für gut, das zu tun, was SIE will?“

O´Neills Augen huschten kurz zwischen den beiden Frauen hin und her. „Ganz ehrlich? Nein. Aber im Augenblick ist sie unsere einzige Hoffnung, den Weg zur Erde zu finden.“
Dann folgte er Jackson, der zwischenzeitlich zu Lyz aufgeholt hatte. Nicole zögerte noch einen Moment, dann zog sie die Zat, die sie erbeutet hatte und bildete die Nachhut.

Seit Stunden nun folgten sie dem festgetretenen Pfad. Jack begann sich ernsthaft zu fragen, wonach sich Lyzaie orientierte. Er wurde nervös. Wenn er doch nur eine P90 dabei gehabt hätte. Doch bei ihrer übereilten Flucht von Aquanoxis hatten sie alle Ausrüstungsgegenstände zurücklassen müssen und auf dem letzten Planeten, den sie besucht hatten, waren Pfeil und Bogen vorherrschend gewesen.
Er spürte den dünnen, mit Därmen gespannten Holzbogen auf seinem Rücken. Doch hier und jetzt wurde der Wunsch nach einer Waffe, die in Sekundenschnelle hundertfachen Tod verbreiten konnte, übermächtig. Das war auch einer der Gründe gewesen, warum sie hierher gekommen waren. Auf einem der durchreisenden Planeten hatten sie erfahren, das es hier Waffen geben sollte, die denen der Götter ebenbürtig waren.

Die grelle, leicht rötliche Sonne wechselte ihr Farbspektrum ins violette, als sie endlich auf Anzeichen von Zivilisation trafen. Der Pfad führte die Vier hinaus auf eine große Lichtung, auf der sich ein riesiges Gebäude in die Höhe streckte, das einer mittelalterlichen Burg auf der Erde sehr nahe kam. Der Grundriss schien sechseckig zu sein und an jedem Eckpunkt erstreckten sich Zinnen, die den Eindruck erweckten, den Himmel zu stützen.
Das Mauerwerk war aus massiven quaderförmigen Steinen, auf denen sich die Patina der Jahrhunderte breitgemacht hatte. Umgeben war diese Burg von einer Vielzahl deutlich kleinerer Holzhütten und Zelten.

Der Duft gebratenen Fleisches drang an Jacks Nase und unwillkürlich suchte er mit seinen Augen die Umgebung ab, auf der Suche nach der Ursache. Am Rand des Dorfes erstreckte sich ein freies Halbrund in das Konglomerat von Holz und Stoffbahnen.
Auf dem freien Platz standen kleine Tische. Als sie näher kamen, erkannten sie, dass dort Waren gehandelt wurden. Von Kleidung bis hin zu einem Tier, das einem irdischen Riesenwildschwein ähnelte und das auf einem Spieß über einer offenen Feuerstelle seine letzten Runden drehte.

Alles wirkte offen und einladend, wären da nicht die grimmigen Gesichter der Wachen gewesen, die in regelmäßigen Abständen platziert, das Gelände zum Wald hin bewachten. Misstrauen und äußerste Wachsamkeit lag in ihren Blicken, als die Vier näher kamen.

Als sie den imaginären Rand des Dorfes überschreiten wollten, versperrten ihnen zwei Hellebarden den Weg. Die Männer, die diese Waffen festhielten, machten durchaus den Eindruck, damit umgehen zu können.

„Halt! Wer seid ihr und was wollt ihr?“

„Mein Name ist Jack aus der der Stadt des Windes vom blauen Planeten. Habt ihr wahrscheinlich eh nie was von gehört. Wir…“

„… sind hier, weil wir beabsichtigen, uns mit Utensilien der verschiedensten Art und Proviant für unsere Weiterreise einzudecken“, wurde er von Daniel unterbrochen. Der Archäologe bedeutete Jack mit einem Seitenblick, ihm das Reden zu überlassen.

Mit ihrer freien Hand deutete die linke Wache auf Nicole, die ihre aktivierte Zat immer noch halb im Anschlag hielt. „Senkt eure Waffen.“

Mit einem Gesicht, das vor Widerwillen nur so strotzte, kam sie der Aufforderung zögernd nach.

„Diese dort… „, der Arm wanderte von Nicole hinüber zu Lyzaie, „ … soll ihre Kapuze abnehmen. Wir würden gerne in das Antlitz derer schauen, die danach trachten, bei uns einzukehren.“

Langsam, immer darauf bedacht keine schnelle und provozierende Bewegung durchzuführen, senkte sich der Stoff vom Haupt der Außerirdischen.
Kaum, dass sie ihr Gesicht gezeigt hatte, geschah etwas, mit dem Jack niemals gerechnet hätte. Die Wachen ließen ihre Hellebarden fallen und fielen vor Lyzaie auf die Knie. Ebenso wie alle Wachen, die in Sichtweite der kleinen Gruppe standen.

Der Mann, der sie aufgefordert hatte die Kapuze abzunehmen, sprach nun mit leicht zitternder Stimme. „Verzeiht mir, Mylady. Ich hatte keine Ahnung, dass ihr eine Artgenossin des Herrschers seid. Er sagte uns, dass ihr bald eintreffen würdet. Verzeiht diesem unwürdigen Diener, dass er seine Pflicht zu ernst genommen hat.“


*****


Der Mann hinter dem schweren Vorhang zog seine Hand weg. Er hatte genug gesehen. Seine Empfindungen von heute morgen hatten ihn also nicht getrogen und sie war tatsächlich hier. Aus seinem tiefsten Innern drang die Erinnerung an ihre letzte Begegnung vor sein inneres geistiges Auge:

Sie konnte sich gerade noch auf den Beinen halten und stand blutend wenige Meter entfernt von ihm am Vortex des Tores. Lyz warf ihm einen letzten hasserfüllten Blick zu, bevor sie hindurchging und sich das Stargate hinter ihr schloss.
Kurz darauf hatte auch er den Planeten verlassen. Für ihn hatte es nichts mehr zu tun gegeben. Die Goa´uld hatten ihn reichlich entlohnt und ihm Protektion dafür gewährt, dass er die Koordinaten seiner Heimatwelt an sie verraten hatte.

Er schritt zu dem lodernden Kamin und starrte gedankenverloren in das Feuer. Der Schein der Flammen tanzte auf seiner blutroten Iris.


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Die Wachen traten bereitwillig beiseite und ließen die kleine Gruppe durch. Nicole und Jack hielten sich im Hintergrund, immer ein kritisches Augen auf die Wachen und das Volk gerichtet. Daniel hingegen war ganz der Archäologe und sinnierte über Ursprung und Bauweise des Mauerwerks.

„Diese Burg wirkt wie aus dem England des 16. oder 17. Jahrhundert. Selbst die Kleidung der Leute entspricht dieser zeitlichen Epoche. Das ist … ist einfach erstaunlich. Das bedeutet, dass die Goa´uld unseren Planeten regelmäßig besucht haben müssen …„

„Doktor, könnte es nicht einfach sein, dass die kulturelle Entwicklung einfach parallel zur unseren verlief … nur etwas langsamer.“

Jackson sah die Patentochter des Colonels verdutzt an. Im ersten Moment verschlug es ihm die Sprache und er war auf der Suche nach Gegenargumenten. Bevor er jedoch loslegen konnte, mischte sich Lyzaie ein. „Es scheint eine Tatsache zu sein, dass die Goa´uld früher auf eurem Planeten waren. Aber eine Sache spricht gegen deine Argumentation Doktor Jackson. Hätten die Goa´uld euren Planeten in jüngster Zeit wiederentdeckt, so hätten sie ihn entweder unterworfen oder komplett vernichtet. Laut Gesetzen der Goa´uld ist es keinem Volk außer ihrem eigenen erlaubt, sich kulturell, technologisch und zahlenmäßig soweit zu entwickeln, dass es eine Bedrohung darstellen kann.“

Mit diesen Worten ließ sie die drei Menschen stehen und mit ihren Gedanken allein. Sie hatte etwas an einem Stand, der Waffen anbot, entdeckt, das ihre Aufmerksamkeit erregte.
Sie blieben direkt vor dem kleinen Tisch stehen und ignorierte die Vielzahl der kleineren Messer und Schwerter, sogar die beiden Zatwaffen.
Das, was sie erspäht hatte, kam einem kleinen Wunder gleich. Mitten in diesem Gerümpel lag ein Schwert der Ahnen. Mit Bedacht und Ehrfurcht nahm sie es in ihre Hände und ihr Blick musterte jeden kleinen Zentimeter dieser eleganten Waffe.

Zugegeben, es sah ein wenig schmutzig aus; aber nichts, was ein paar Tropfen Wasser und ein Tuch nicht wieder hinkriegen würden. Das Schwert befand sich sogar noch in der dazugehörigen Rückenkralle, einer Halterung, die man mit einem Kreuzgurt fixieren konnte. Das, was die Außerirdische an diesem Schwert faszinierte, war der Griff aus Naquadah. Er war ergonomisch geformt und an den Rändern waren 7 Symbole eingraviert.


„Wieviel?“

Die Stimme des Händlers klang ängstlich, als er ihr antwortete: „Für euch… einen… einen halben Streifen Gold.“

Ohne hinzusehen griff Lyzaie in ihre linke Manteltasche und zog einen kleinen dünnen Streifen Gold aus ihrer Tasche und war ihn achtlos auf den Tisch.
Goldstreifen waren die meist akzeptierte Währung in der Galaxie. Dabei handelte es sich in der Regel um einen dünnen Streifen, der einen Zentimeter breit und fünf Zentimeter lang war. Die Dicke des Streifens betrug nie mehr als einen halben Zentimeter.

Der Händler nahm den Streifen, biss einmal kurz darauf, um sich zu vergewissern, dass er keiner Attrappe aufgesessen war. Dann raffte er seinen restlichen Sachen zusammen und verließ seinen Stand. Es machte auf Jack fast den Eindruck, als würde der Mann vor der Außerirdischen fliehen.

Er sah zu, wie Lyzaie die Rückenkralle um ihren Oberkörper band und knapp unterhalb ihres Wirbelansatzes fixierte. Das Schwert glitt in einer fließenden Bewegung in seine Halterung und blieb dort bombenfest sitzen.

Lyz kam zu ihrer kleinen Gruppe zurück. „Wir sollten dem Herrscher einen Besuch abstatten. Wenn einer uns zu den Waffen der Götter bringen kann, dann er.“

O´Neills Bauchgefühl verriet ihm, dass dies nicht der einzige Grund war, warum sie dem Herrscher begegnen wollte. Aber er war sich sicher, dass er auf eine Frage keine Antwort bekommen würde und schwieg deshalb.

Die vier Gefährten schritten einen breiten Weg entlang, der zur Burg führte und an den Seiten von Unterkünften der verschiedensten Art gesäumt war. Dabei machten sie die Entdeckung, dass, je näher sie der Burg kamen, die Unterkünfte befestigter und luxuriöser wirkten. Während am Anfang der Straße im Bereich des Marktplatzes nur kleinere Zelte oder überdachte Erdlöcher vorherrschten, begegneten ihnen hier, nur noch wenige Meter vom Burgtor entfernt, Hütten aus massivem Holz.

Nun standen sie vor dem Durchgang, der in das Innere der Burg führte und durch ein dickes Metallgitter versperrt war. Die grimmig dreinblickenden Wachen hinter dem Gitter wirkten nicht so beeindruckt von Lyzaies Anwesenheit wie ihre Kollegen am Dorfrand.
„Wenn ich ein wenig C4 hätte, wären die Kerle und das Gitter kein Problem“, murmelte Jack mehr zu sich selbst, als zu den anderen. Lyzaie trat aus der kleinen Gruppe heraus und stellte sich direkt vor einer der Wachen. „Bringt mich zu eurem Herrscher.“Die Wachen rührten sich keinen Millimeter, zuckten nicht einmal mit den Gesichtsmuskeln oder blinzelten.
Nicole versuchte auf eigene Faust ihr Glück, trat heran, streckte einen Arm durch das Gitter und begann die Wache an der muskulösen Schulter zu streicheln. Dabei ließ sie ihr verführerischstes Lächeln aufblitzen, zu dem sie fähig war. „Na, Süßer… wenn du uns durchlässt könnte ich dir den ein oder anderen Gefallen tun.“

Sie ließ ihre Hand ein wenig tiefer wandern, auch wenn sich das durch das Gitters ein klein wenig schwierig gestaltete. Die Wache zuckte immer noch nicht, doch sah Nicole, wie sich kleine Schweißperlen an den Schläfen bildeten und sie konnte auch nicht umhin, die kleine, stetig wachsende Erhebung in der Hose des Mannes zu bemerken.

Während sie mit der einen Hand den Oberkörper des Mannes streichelte griff sie mit ihrer anderen Hand durch das Gitter und die Genitalien des Mannes befanden sich nun in einem stahlharten Griff, der seine zukünftige Zeugungsfähigkeit stark in Frage stellte.Da erst ließ sich die Wache vor der blonden Frau auf die Knie fallen. Keuchend und mit flehendem Blick.Die andere Wache konnte seinem Kollegen nicht zu Hilfe eilen, da die Klinge eines Schwertes sehr nahe Bekanntschaft mit seinem Adamsapfel schloss.

Nicole, nun wieder ganz die Amazone, als die Lyz sie kennen gelernt hatte, zog die Wache nah an sich heran. „Ruf nach irgendjemandem, der dieses Tor öffnen kann, oder du kannst dich von dem da verabschieden.“ Um ihrer Drohung etwas mehr Gewicht zu verleihen, verstärkte sie den Druck auf die Genitalien des Mannes.

Wenige Minuten später glitt das Tor zur Seite hin weg und machte ihnen den Durchgang frei. Die beiden Wachen, die sie in der Mangel gehabt hatten, standen mittlerweile ein wenig abseits, mit angsterfüllten Gesichtsausdrücken. Doch ihr Glück nur von kurzer Dauer sein, als sie den Innenhof betraten. Innerhalb weniger Sekunden waren sie von zwei Dutzend Wachen umzingelt, die mit angespannten Bögen oder gezückten Schwertern einen Kreis um sie bildeten.

Jack raunte Nicole etwas zu. „Glaubst du, dass deine Femme-Fatale-Nummer hier noch einmal wirkt?“

„Tut mir leid, Jack, aber das wage ich stark zu bezweifeln.“


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Daniel versuchte einen diplomatischen Versuch, der jedoch von einem Faustschlag mitten in sein Gesicht unterbrochen wurde.

Auf einem recht großen Balkon, der zum Hof hinausführte und an einer der Burgzinnen angebracht war, erschien eine Gestalt in einer dunklen Robe.
„Wusste gar nicht, dass es hier Jedi Ritter gibt…“, murmelte Jack.

Die Gestalt trat an die Brüstung und sah zu ihnen hinunter. „Bringt meine Artgenossin zu mir; die anderen schmeißt in das Verlies und nehmt diesen drei Wahligs die Waffen ab. Lasst ihr das Schwert.“
Um die Unruhe unter seinen Wachen zu besänftigen, fügte der Herrscher, denn um den musste es sich unweigerlich handeln, noch hinzu: „Ich bin durchaus in der Lage mich ihrer zu erwehren.“



*****


Die Dielen des Holzfußbodens knarrten unter ihren schweren Stiefeln, als sie den großen Raum betrat. Die mannshohen Fenster waren mit schweren, dunkelgrünen Vorhängen geschlossen worden. An den Wänden brannten in regelmäßigen Abständen kleine Fackeln, die dem Raum eine schummrige Atmosphäre verliehen. Der Rauch der Fackeln zog sich langsam durch den Raum in Richtung Decke, wo er durch die geöffneten Dachluken ins Freie gelangen konnte.

Lyzaie stellte sich breitbeinig vor dier Tür und spürte den leichten Windzug im Rücken, der entstand, als die schwere Tür ins Schloss fiel. Ihre Hände ballten sich zu Fäusten und entspannten sich Sekunden später wieder. Sie zog das Schwert, das sie kurz zuvor auf dem Markt erstanden hatte, aus der Rückenkralle. Die Klinge war circa anderthalb Meter lang und fünf Zentimeter breit. Sie wirkte zerbrechlich, war in den richtigen Händen aber eine todbringende Waffe.

Lyz hob das Schwert an, so dass die Klinge auf einer Höhe mit ihrer Narbe war. Er stand vor ihr, der Mann, dem sie diese Narbe zu verdanken hatte. Es erforderte einen starken Willen, das Chaos der Gefühle in ihrem Inneren zu beherrschen und nicht einfach drauf los zu stürmen.

„Hier und Jetzt! Im Namen unseren Volkes und meines Eigenen fordere ich Vergeltung für die Gräueltaten, die du verursacht hast.“

Ykkandil stellte den goldenen Pokal auf einen kleinen Tisch, der unweit neben ihm stand. Dabei schwappte etwas von dem Vurguzz über den Rand und über die Tischkante auf den Holzboden. „Lyz… Liebste Lyz. Können wir nicht darüber reden? All das ist schon so lange her. Was kann ich für dich tun, um diesen kleinen Konflikt zu verhindern?“
„Lass meine Begleiter frei und ich verschone dich … zumindest für dieses eine Mal.“

„Diese Menschen scheinen dir sehr wichtig zu sein. So wichtig, dass die einstmals größte Kriegerin unseres Volkes auf Rache verzichtet. Was ist an diese Tieren so besonder…“, Erkenntnis blitzte in den Augen Ykkandils auf. „Du glaubst, das sind die Mächtigen aus der Prophezeiung.“ Er lachte lauthals auf. „Du glaubst ernsthaft, dass diese Menschen, die Krieger sind, von denen der Stein des Ursprungs berichtet? Diese Missgeburten der Natur sollen der Galaxis die Befreiung durch die falschen Götter bringen?! DU TRÄUMST!!!“
Die letzten beiden Wörter schrie er förmlich hinaus und zog im selben Augenblick sein eigenes Schwert aus dem Rückenhalfter.

Die Klingen prallten mit einer Wucht aufeinander, die Lyz einen Schritt zurück machen ließ. Ykkandil nutzte die Gelegenheit und versuchte sie, mit mehreren kraftvollen Hieben aus dem Gleichgewicht zu bringen. Um dieser Attacke zu entgehen, machte Lyzaie aus dem Stand einen Salto rückwärts.
Der nächste Schwerthieb Ykkandils ging daraufhin ins Leere und brachte ihn ins Straucheln. Lyz machte eine Körperdrehung nach unten weg und versuchte, ihm mit der Klinge die Beine wegzuschlagen. Lyz brachte die Drehung zu Ende und sie standen sich nun wieder von Angesicht zu Angesicht gegenüber. Jeder darauf lauernd, das der andere einen Fehler machen würde. Einen entscheidenden Fehler.

Ykkandil ließ das Schwert kreisen und zuckte ruckartig nach vorne, nur um sich dann sofort wieder in Ausgangsstellung zu bringen. Er hoffte, sie dadurch aus der Ruhe zu bringen und zu provozieren, doch sie ging nicht darauf ein.
Lauernd wie ein wildes Raubtier, betrachtete sie Ykkandil aufs Genaueste. Jedes Zucken seines Augenlids, seiner Muskeln; und es sollte nicht lange dauern, bis ihre Aufmerksamkeit belohnt wurde.

Seine Beinmuskeln spannten sich und er setzte zu einem Spin kick an, um ihr das Schwert aus den Händen zu prellen. Doch Lyzaie drehte sich unter dem Bein weg und zog in einer fließenden Bewegung ihr Schwert nach oben.
Die Klinge musste sehr scharf sein, denn sie hatte kaum Widerstand gespürt, als sie Fleisch, Sehnen, Muskeln und Knochen durchtrennte.

Ykkandil taumelte drei Schritte zurück und betrachtete ungläubig erst sein Gegenüber und dann sich selbst. Dünne Blutfäden liefen aus dem Schnitt, der sich gerade durch sein Gesicht zog. „Mir… schei… scheint… du hast deine Rache do… doch noch be… bekommen.“

Das sollten die letzten Worte Ykkandils, des Verräters sein. Des Mannes, der sein eigenes Volk den Genozid brachte, nur um seine eigene Haut zu retten.
Nur wenige Augenblicke nach diesen Worten klappt sein in der Mitte gespaltener Körper auseinander und fiel zu beiden Seiten auf den Boden.

Mit einem zufriedenen Lächeln auf ihrem Gesicht sah Lyzaie auf die Überreste ihres Bruders und steckte ihr Schwert in die Rückenkralle.

Dann wandte sie sich den Wachen zu, die kurz zuvor durch die Tür gestürmt waren und das Ende ihres Herrschers miterlebt hatten. Sie wirkten unschlüssig, was sie als Nächstes tun sollten.
Lyz trat über die Leiche auf die Wachen zu, das Schwert erneut leicht angehoben. „Wenn ihr sein Schicksal nicht teilen wollt, holt meine Begleiter aus dem Kerker und gebt ihnen ihre Sachen zurück. Zudem verlange ich von euch, das ihr ihnen einige der Sodanstabwaffen aus der Kammer Ykkandils aushändigt.“ Das unheilvolle Aufblitzen in ihren Augen veranlasste die Wachen, den Anweisungen augenblicklich zu folgen.


*****


Der Mond stand direkt über dem Sternentor, als die Vier sich vor das DHD stellten. Lyz bemerkte, wie sie sich ihren neuen Waffen zuwandten, während sie die Koordinaten ihres nächsten Ziels eingab. Die Ausdrücke auf den Gesichtern hätten nicht unterschiedlicher sein können.

Nicole, ganz die Expertin, studierte die Sodanstabwaffe aufs Genaueste und versuchte herauszufinden, welche eventuellen Zusatzfunktionen sie besaß.
Die Sodanstabwaffe war eine kleinere und handlichere Version der Jaffawaffe. Während eine normale Stabwaffe ca. anderthalb bis zwei Meter lang war, besaß diese Waffe nur eine Länge von ca. einem Meter.

Jack betrachtete die Waffe wie ein kleines Kind, das ein neues Spielzeug bekommen hatte und Daniel wirkte, als ob er mit diesem Ding gar nichts anfangen konnte.

Innerlich bedankte sie sich bei den Dreien, dass sie nicht weiter nachgefragt hatten, was passiert war. Nicole hatte zwar anfangs versucht, Genaueres zu erfahren, doch Daniel hatte gemerkt, das Lyzaie dies eher für sich behalten wollte und hatte die junge blonde Frau davon abgehalten, weiter zu bohren.
Bei Jack hingegen hatte sie eine Veränderung bemerkt. Während er ihr früher eher misstrauisch gegenüber trat, so drückten seine Haltung und sein Gebaren nun Respekt aus.

Der Ereignishorizont baute sich auf und die drei Menschen gingen hindurch. Lyzaie blickte noch einmal zurück in die Richtung, in der sie Ykkandils Grab wusste. Das Gefühl der Genugtuung, das sie bei seinem Tod empfunden hatte, war nun der Trauer gewichen.
Sie hatte zwar ihren Racheschwur erfüllt, doch ihren Bruder verloren.


ENDE (Episode 4)
1.05 Gefangen by Timelord
1.05 Gefangen

Ykkandils Welt

Der Mann kniete vor ihm. Unten gehalten von den zwei starken Händen seines Stellvertreters. Voller Abscheu und Missachtung sah er auf diese Kreatur , die sich vor ihm im Staub wandte.
Der Schweiß floss diesem Hok´ta in Strömen am ganzen Körper hinunter. Die Ausdünstungen des Mannes stiegen ihm in die Nase. Er konnte die Angst riechen.

„Wo sind die Fremden hingegangen?“

Der Mann stotterte. „I … Ich wei ... weiß es ni … icht.“

Ein wütendes Grollen entrang sich seiner Kehle und er schlug diesem Wurm ins Gesicht. „Du willst mir sagen, dass du nicht weißt, wo die Mörder deines Gottes sind?“

Aus der kleinen Menschenmenge, die sich um sie versammelt hatte, erscholl ein einzelner Ruf: „Ykkandil war kein Gott!“

Asmodis Kopf ruckte herum und er erspähte den Frevler. Mit einer leichten Kopfbewegung bedeutet er Zweien seiner Jaffa, dieses Subjekt zu ihm zu bringen. Nur wenige Augenblicke später stand eine in die Jahre gekommene Frau vor ihm, die seinem durchdringenden Blick standhielt.

„Du hast Mut, Weib. Das muss ich dir lassen. Doch zu meinem Bedauern kann ich blasphemische Äußerungen nicht tolerieren.“ Seine linke Hand schnellte hervor und die langen Krallen zerfetzten der Frau die Kehle. Blut spritzte auf seine Rüstung. Angewidert wischte er es sich so gut es ging ab.

Asmodis winkte seinen Stellvertreter zu sich, der daraufhin von seinem Opfer abließ. Der Mann fiel mit einem erleichterten Seufzen auf den Boden und blieb dort liegen. Flüsternd unterhielt sich der Mensch/Unas Hybrid mit dem Jaffa. „Diese Menschen werden nicht reden. Entweder sie wissen es nicht oder sie schweigen aus falsch verstandener Dankbarkeit. Ich werde nach Aquanoxis zurückkehren. Es wird Zeit, die Flotte des Gottes zu ihrer Bestimmung zu führen.“

„Mein Gebieter, was ist mit den Fremden?“

„Ich werde veranlassen, dass man euch Lord Ixchel schickt, damit er herausfindet, welches Ziel die Fremden zuletzt angewählt haben.“ Asmodis Blick wanderte über die ängstliche Menschenmenge und das Dorf. “In der Zwischenzeit brennt alles nieder und tötet die Menschen. Solch einem Abschaum soll es nicht gegönnt sein, Xocotl zu dienen.“

Der Jaffa schlug mit seiner Faust vor die Brust, dort wo das Herz war, verbeugte sich leicht und machte sich daran, dem Befehl Folge zu leisten. Während Asmodis sich auf den Rückweg zum Sternentor machte, hörte er das Fauchen der Waffen und die Schreie der sterbenden Menschen. Ein Gefühl der Genugtuung machte sich in ihm breit.


Planet Destan

Daniel genoss diese Momente der Ruhe. Davon hatten sie in letzter Zeit nicht sehr viele gehabt. Lyzaie hatte ihnen gesagt, das sie hier vorerst sicher seien und eine Weile verschnaufen könnten.
Der Archäologe hatte sich freiwillig dazu bereit erklärt, Feuerholz sammeln zu gehen. In Wirklichkeit wollte er einfach nur ein bisschen für sich sein.
Er schloss für einen Moment die Augen und sog die kühle, würzige Luft in seine Lungen. Die Menschen vergaßen schnell, wie wohltuend so ein einfacher Atemzug sein konnte. Ein leises Plätschern ließ ihn aufhorchen. Die Quelle des Geräusches war nur wenige Meter von seinem Standort entfernt.
Jackson nahm die Sodanstabwaffe von seinem Rücken und aktivierte sie. Vielleicht konnte er ja noch ein wenig mehr als nur Feuerholz mitbringen. Als sich das Plätschern wiederholte, war nur noch ein riesiger Busch zwischen ihm und der Quelle. Vorsichtig schob er einige der Zweige beiseite, um besser zu können.

Der Anblick der sich ihm bot, verschlug ihm die Sprache. Vor ihm breitete sich ein kleiner See aus. Weiter entfernt konnte er auch einen kleinen Wasserfall ausmachen, der das Gewässer speiste.
Doch das war es nicht, was ihm die Sprache verschlug. Nur wenige Meter vom Rand des Sees entfernt tauchte eine nackte Frau aus dem Wasser auf. Ihr Oberkörper ragte halb aus dem Wasser und sie wusch sich mit ihren Händen den Schweiß und den Dreck der letzten Wochen von ihrem seidenweißen Körper. Das lange blonde Haar war mit Wasser vollgesogen und klebte ihr am Kopf, im Nacken und an den Schultern.

Der Archäologe spürte, wie sich Schweißperlen auf seiner Stirn bildeten.
Nicole drehte sich halb herum und es gelang ihm, nun auch einen Blick auf ihre Vorderseite zu werfen. Dort sah er die Narben. Die Narben, die das Messer des Gangsters hinterlassen hatte, der sie und ihre Mutter überfallen hatte.
Von einem Moment auf den anderen kam er sich richtig widerwärtig vor … auf einer Stufe mit dem Mann, der Nicole dies angetan hatte. Er ließ die Zweige los und wandte sich beschämt ab, um Nicole weiterhin ihre Privatsphäre zu gönnen.


Ykkandils Planet, wenige Stunden zuvor …

Lord Ixchel war ein Goa´uld niederen Ranges. Er war sozusagen Xocotls privater Tortechniker. Er befestigte die Abdeckung wieder an dem DHD und rief die abgespeicherten Daten auf seinem Controller ab. Er ging die An- und Auswahlprotokolle durch. Die letzten zwei Einträge beinhalteten die Koordinaten von Aquanoxis, also schieden diese schon mal aus. Ein einzelner Eintrag, nicht älter als einen Tag, stach zwischen den ganzen Wiederholungen hervor.
Ixchel reichte seinen Controller an Asmodis Stellvertreter Igai weiter. Dieser sollte entscheiden.
Der Jaffa entschied sich dafür, diese Koordinate zu kontrollieren. Der Goa´uld gab die Symbole in das Bedienfeld des Controllers ein und das Tor setzte sich in Bewegung.


Destan

Sie waren zwanzig an der Zahl. Igai befahl zweien seiner Leute sich in der Nähe nach Spuren umzusehen, während er den Rest in zwei Gruppen aufteilte.
Eine Gruppe sollte zusammen mit Lord Ixchel am Tor bleiben und die andere würde ihm folgen, wenn die Späher was gefunden hatten. Es sollte nicht lange dauern, bis die zwei Jaffa wieder zurück waren. Die Menschen hatten sehr gut verstanden, ihre Spuren zu verwischen, doch einer von ihnen schien darin nicht so geübt zu sein. In unregelmäßigen Abständen hatte sie kleine abgebrochene Zweige entdeckt. Doch die entscheidenden Hinweise waren die nur notdürftig verscharrten Exkremente eines Menschen und zwei damit verschmierte Blätter gewesen.

Igai befahl den beiden, seiner Gruppe den Weg zu zeigen und sie machten sich auf die Suche.
Die Sonne neigte sich dem Horizont zu, als die Jaffa auf einen kleinen See stießen. Hinter der sicheren Deckung einiger umgestürzter Bäume spähten sie auf das Gewässer hinaus.
Eine Menschenfrau stieg gerade aus dem See und suchte ihre Kleidung zusammen.
„Die blonde Frau. Wir haben die Menschen gefunden.“

Igai ignorierte diese kleine Bemerkung seines Untergebenen und suchte die nähere Umgebung ab.
„In der Tat; aber sie scheint allein zu sein. Gebieter Asmodis will sie aber alle haben, um sie unserem Gott zu überreichen.“

„Mein Herr Igai …, wenn wir uns dieser Frau bemächtigen, werden die anderen folgen, um sie zu befreien. Dadurch können wir sie direkt zu uns locken.“

Igai sah den Jaffa zu seiner Rechten intensiv an. „Ein guter Plan. Sollte er gelingen, werde ich Xocotl und Asmodis persönlich von deiner Genialität berichten.“ Er wandte sich zu den anderen Jaffa um: „Schnappt sie euch, aber versucht dabei, leise zu sein.“

Nicole zog gerade den Reißverschluss ihrer Cargohose zu und wollte sich den BH überziehen, als sie das Brechen von Zweigen hinter sich hörte. Sie drehte sich nach unten weg, zog die Zat aus dem Halfter und verfluchte sich dafür, dass sie die Sodanwaffe im Lager gelassen hatte. Nun hockte sie auf dem feuchten Boden und sah mehrere Jaffa die auf sie losstürmten. „Soviel zum Thema ‚ungestört‘, dann feuerte sie.

Einer der Blitze traf einen heranstürmenden Jaffa in den Beinen, der daraufhin zu Boden ging und im Fallen noch drei weitere Leute mit sich riss. Igai schlug Haken, um den Zatentladungen zu entgehen.
‚Sie ist gut …‘, ging es ihm durch den Kopf, bevor er sich mit einem Hechtsprung auf sie stürzte und sie zu Boden riss.

Nicole spürte den schweren Körper des Jaffas auf sich. Sie schlug, trat und kratzte was das Zeug hielt, versuchte dabei, sich von der Last zu befreien. Das Kinn des Angreifers machte unangenehme Bekanntschaft mit ihrem Ellenbogen und einige Zähne flogen aus dem Mund des Mannes. Dann schaffte es Nicole, sich soweit zu befreien und ihr Knie anzuziehen. Mit aller ihr möglichen Wucht rammte sie es in den Unterleib des Jaffas. Dieser keuchte und rollte von ihr herunter.

Als sie sich aufrichtete, sah sich von einem halben Dutzend Krieger umzingelt. Jeder von ihnen hielt eine aktivierte Stabwaffe in den Händen, deren Mündungen auf ihren Kopf zielten. „Hey Jungs, lasst uns doch drüber reden.“

Igai stand unter Schmerzen auf und richtete eine Zat direkt auf ihre Schläfe. „Genug geredet, Mensch!“ Dann drückte er ab und ein blauer Blitz schlängelte sich über Nicoles Gesicht. „Fesselt sie.“

Die letzten Sonnenstrahlen verloren den Kampf gegen die Nacht, als sich ein Tier mit sechs Beinen über dem Lagerfeuer der kleinen Gruppe drehte. Es hatte Jack einiges an Kraft und Geduld gekostet, dieses Tier zu fangen. Es zu häuten und auszunehmen war auch nicht gerade angenehm gewesen.

Niemand hatte ihm gesagt, dass man diese Wesen anscheinend erst mit Beginn der Totenstarre häuten konnte. Denn erst als die letzte Wärme aus dem Körper gewichen war und das Blut nicht mehr zirkulierte, hatte der immens schnelle Haarwuchs nachgelassen. Kaum dass er dem Tier an einer Stelle das Fell abgezogen hatte, war es auch schon wieder nachgewachsen. Er hatte geflucht und Lyzaie hatte sich köstlich amüsiert. Dem alten Soldaten fiel auf, dass dies das erste Mal gewesen war, dass sie aus vollem Herzen gelacht hatte.

Als Daniel mit dem Feuerholz zurückgekehrt war, hatte sie das Tier aufgespießt und sie wechselten sich ab, es über dem Feuer zu drehen. Lyzaie hatte ein paar Kräuter zusammengesucht, sie zermalmt und über das Fleisch gestreut. Die beiden Männer hatten sie dabei skeptisch beobachtet und sie hatte dies natürlich bemerkt. „Vertrauen Sie mir. Sie werden es mögen.“

Daniel hatte nur mit den Schultern gezuckt und sich seinem Notizbuch zugewandt. Das Notizbuch besaß jetzt eine zweite Funktion. Er schrieb alles auf, was sie seit ihrer Flucht erlebt hatten.

Die Gedanken des Archäologen schweiften ab in Richtung See und zu dem Anblick, der sich ihm geboten hatte. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass Nicole nicht bei ihnen war. Dabei hatte sie bei ihrem Aufbruch gesagt, dass sie bei Anbruch der Nacht zurück sei.
Er unterbrach Jack und Lyz bei der Diskussion, wie sie weiterverfahren sollten. „Jack. Hat sich Nicole eigentlich schon blicken lassen?“


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Dem Colonel schien auch jetzt erst bewusst zu werden, dass seine Patentochter fehlte. „Verdammt. Sie hätte längst hier sein müssen.“ Er ließ das Stück Fleisch, das er erst kurz zuvor abgeschnitten hatte, achtlos auf den Boden fallen und griff zu der Sodanwaffe. „Wir müssen sie suchen.“

Ohne ein weiteres Wort griff Lyzaie nach zwei starken Ästen und umwickelte sie mit trockenem Gras, das sie zum Feuer machen benutzt hatte. Diese strich sie über das Fleisch, damit sie sich mit tierischem Fett vollsogen, dann hielt sie es in die Flamme. Eine davon hielt sie Daniel hin, dann zog sie ihr Schwert. „Lasst uns gehen.“

Jack starrte in den Wald. „Und wo sollen wir anfangen?“

Jackson hob seinen Zeigefinger leicht an. „Ich hätte da eine Idee. Folgt mir.“

Daniel führte sie durch das dichte Unterholz des Waldes und nach einem strammen Fußmarsch erreichten sie den See, an dem er Nicole zuvor beim Baden beobachtet hatte. „Hier habe ich sie zuletzt gesehen. Sie hat ihre Sachen gewaschen und gebadet.“

Jack sah ihn mit einer hochgezogenen Augenbraue an. Jackson spürte den fragenden Blick mehr, als dass er ihn sah. „Als es zu … offenherzig wurde, habe ich mich zurückgezogen.“

O´Neill grunzte. Er nahm die Sodanwaffe in Anschlag und ging voran, dicht gefolgt von Daniel, der ihm von hinten mit der Fackel leuchtete. Das Schlusslicht bildete Lyzaie. Ihre feuerroten Pupillen leuchteten leicht im Dunkeln, sie verengten sich, als sie sich dem Ufer näherten. „Dort.“ Mit der Schwertspitze wies sie auf einen Bereich aufgewühlter Erde.

Zwei große Schritte brachten den Colonel an die Stelle. Er kniete sich nieder und strich sanft mit den Fingerspitzen über den Dreck. „Ist noch feucht.“

Das Schreien eines Beutetieres, das einem Räuber zum Opfer fiel, ließ ihn kurz aufblicken. Jack entdeckte etwas leicht glitzerndes, das in Richtung Wald lag. Lyzaie war vor ihm da und hob es aus dem Dreck. Jack bekam eine Gänsehaut, als er sah, was sie dort in Händen hielt. Es war Nicoles Hundemarke. Er selbst hatte sie ihr zur Volljährigkeit geschenkt.

Lyz kam zu den beiden Männern und überreichte O´Neill die Marke.

„Ob das ein wildes Tier war?“ Daniel sah die Außerirdische fragend an.

Sie schüttelte den Kopf. „Nein. Dann müsste es mehr Überreste und Blutspuren geben. Ich vermute, es waren Jaffa. Sehr wahrscheinlich eine von Asmodis Suchtruppen.“

Das wurde zuviel für Jack. Er schnellte vor und packte die Frau am Kragen ihres Oberteils. „Du hast uns gesagt, wir wären hier sicher.“

Daniel hatte noch versucht dazwischen zu gehen, aber nur den Knöchel des Colonels vors Kinn bekommen. Von dem Gebaren des Colonels unbeeindruckt, sah Lyzaie ihn mit eindringlichen Augen an: „Ich sagte für eine Weile. Eine Weile, die leider kürzer war, als ich dachte.“

Jacks Gesicht war nun bedrohlich nahe vor dem Lyzaies. „Dann erklär mir mal, warum die uns so schnell gefunden haben.“

„Es kann reiner Zufall gewesen sein, oder … „

„ODER WAS?“

„… oder Ykkandil muss ihnen eine Nachricht zugeschickt haben, bevor ich ihn getötet habe. Wenn sie den Ausgangspunkt wissen, ist es für die Goa´uld ein Leichtes, herauszufinden, wo man hingereist ist.

„Warum haben sie uns dann nicht schon früher aufgespürt?“ Daniel kam dem Colonel mit dieser Frage zuvor.

„Eine Adresse wird in den DHDs nach der Methode sortiert, die ihr alphabetisch nennen würdet. Es werden weder Zeit noch Datum gespeichert, nur die Adresse. Eine ausführlichere Speicherung erfolgte erst mit Einführung der Controller. Deswegen haben sie uns wahrscheinlich auch nicht sofort nach unserer Flucht gefunden. Die Adresse, die ich gewählt hatte, ist eine sogenannte Durchgangsadresse. Dorthin reisen viele, die eine Ruhepause einlegen wollen.“

„Das beantwortet immer noch nicht Daniels Frage. Warum jetzt?“

„So wie ich Ykkandil gekannt habe, hat er das Reisen zu anderen Planeten verboten, um unnötige Aufmerksamkeit zu verhindern … In dieser Hinsicht gibt es viele Optionen. Hinzu kommt, dass der Planet ziemlich abgelegen war.“

„Kaum Verkehr … Kaum Adressen im Speicher.“

„Genau.“

Jack ließ sie los. „Was jetzt?“

„Sie wollen anscheinend, dass wir ihnen folgen. Also sollten wir ihnen den Gefallen tun.“

„Äh …“, Daniel rieb sich die Nase, “… laufen wir ihnen dann nicht direkt in die Falle?“

O´Neill grinste. „John sagte immer ´Wenn es aussieht wie eine Falle, riecht wie eine Falle und schmeckt wie eine Falle, dann ist es eine Falle … aber wenn du weißt, dass es eine Falle ist, ist es keine mehr´. Wir kehren zum Lager zurück und holen unsere restlichen Sachen und die Ausrüstung. Bei Sonnenaufgang laufen wir den Jaffa in die Falle.“ Entschlossen packte er den Griff der Sodanwaffe und ließ keinen Zweifel daran aufkommen, dass er alles tun würde, um seine Patentochter zu retten.

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Das Farbenspiel der aufgehenden Sonne war atemberaubend. Leider hatte die kleine Gruppe kein Auge dafür. Daniel und Jack lagen in einer kleinen Erdmulde, notdürftig getarnt mit einigen Ästen und Blättern.
Lyzaie war bis zum Rand vorgerobbt, der den Wald von dem breiten Pfad trennte, der in Richtung Sternentor führte. Nach einer kurzen Diskussion hatte man sich geeinigt, dass sie die Späherin machte. Mangels eines Fernglases waren sie auf ihre schärfere Sicht angewiesen. Insgeheim vermutete Jack, dass sie mehr als ein Lichtspektrum sehen konnte. Da er aber wusste, dass sie grundsätzlich keine Antworten auf Fragen über ihre Herkunft und ihre Rasse gab, sparte er sich die Mühe und hoffte darauf, irgendwann Indizien und Beweise für seine Theorien zu finden. Oder einfach darauf, dass sie von sich aus dieses Thema ansprechen würde.

Er hörte das leise Rascheln von Blättern und schob seine Waffe unter seinem Körper hervor, um sie im Notfall benutzen zu können. „Stecken sie das Ding wieder weg. Ich bin es.“ Einen Moment später lag die Außerirdische direkt vor ihm. „Zwei Wachen am Tor und mindestens sechs im Wald versteckt.“

Jack überlegte kurz. „Also ist das Verhältnis 1 zu 4.“ Daniel wirkte ein klein wenig empört, als er darauf reagierte. „Ich bin auch noch da.“

Der Colonel zog die Augenbraue hoch und Lyz grinste. „1 zu 4, wir brauchen einen Lockvogel.“

Jackson wurde gerade bewusst, was ihm der Mann gerade eröffnet hatte. Mit einem leisen, resigniert klingenden Seufzer erklärte er sich einverstanden. „Ich hoffe, ihr zwei könnt gut zielen.“

Daniel machte sich daran, seine Tarnung von der Kleidung zu lösen und aufzustehen, als er von Lyzaie noch kurz zurückgehalten wurde. „Seien Sie vorsichtig. Gehen Sie kein unnötiges Risiko ein und ziehen Sie im richtigen Moment den Kopf ein. Den werden wir noch brauchen.“

„Lyz, ich kann schon auf mich aufpassen. Übrigens, finden Sie nicht, dass es allmählich Zeit ist, dass wir vertrauter miteinander umgehen?“

Ihre Stimme wurde leise. Gerade laut genug, das Daniel sie verstehen konnte. „Daniel, pass auf dich auf. Du hast keine Ahnung, wie wichtig du bist.“

„Was hat das denn jetzt zu bedeuten?“

Lyzaie ließ diese Frage unbeantwortet und brach mit Jack zusammen auf, um eine günstige Schussposition zu erlangen.

Der Archäologe beschloss, sich später um diese dubiose Aussage zu kümmern.

Jack hatte ihm zu verstehen gegeben, dass er fünf Minuten warten sollte, bevor er losging. Mit einem leisen Fluch auf den Lippen stellte er fest, dass seine Armbanduhr den Geist aufgegeben hatte. Deshalb fing er leise an zu zählen. „Eins Eintausend, Zwei eintausend…“



Zwischenspiel


Serena liebte die Stille des Weltalls. Das einzige Geräusch, das sie hörte, war das der Sauerstoffversorgung ihres Anzugs. Heute war es an ihr, eine routinemäßige Überprüfung der Außenhülle vorzunehmen. Sie hatte ein mikroskopisch kleines Loch entdeckt. Es war so winzig, dass der Alarm innerhalb der ISS nicht angeschlagen hatte. Das bedeutete zwar keine akute Bedrohung für die Raumstation und ihre Insassen, aber wie ihr Vater so schön sagte: Prophylaxe ist das beste Mittel gegen Katastrophen.

Ein Knacken in ihrer linken Ohrmuschel verriet ihr, das jemand den Funk angestellt hatte.

„SERENA! Dreh dich um, Schnell!“

Sie drückte auf senden. „Sehr witzig, Ricky!“

„Verdammt, Serena. Das ist kein Scherz! DREH DICH UM!“

Jetzt wurde sie doch unruhig. Mit den Steuerdüsen veränderte sie ihre Lage und drehte sich um 180 Grad. „Oh, mein Gott… „

Mehrere riesige pyramidenförmige Schiffe waren das Letzte was die amerikanische Astronautin Serena Maria Aunon in ihrem Leben sah. Hunderte von Plasmaentladungen trafen die Raumstation und die Explosion zerriss die junge Frau in ihre Einzelteile.


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Der Stein in Daniels Magen wurde immer größer, je näher er dem Tor kam. Er schickte stumme Stoßgebete an denjenigen, der gerade Zeit hatte, sich das anzuhören. Er machte eine kurze Pause vor der letzten Biegung, die zum Tor führte. Daniel atmete dreimal tief ein und aus und ging dann mit entschlossenen Schritten weiter.

Die Jaffa sahen ihn sofort. Sie nahmen ihre Stabwaffen in Anschlag und aktivierten sie. „Hok´ta! Kree!“

Jackson war einen kurzen Moment überrascht, warum die Naniten diese Wörter nicht übersetzten. Sekundenbruchteile später hatte er diese kurze Verwirrung überwunden und machte mit seinem Plan weiter. „Äh …“, er hob beide Arme, um den Jaffa zu zeigen, dass er ´friedliche´ Absichten hegte. “Ich bin Daniel Jackson und ich will mich ergeben.“

Die beiden Wachen sahen sich an, dann gab einer von ihnen mit einem Wink zu verstehen, dass Daniel näher kommen sollte. „Wo sind die anderen, Mensch?“

„Die beiden haben sich in einer kleinen Höhle verschanzt. Ich bin geflohen, weil ich eingesehen habe, dass man einem allmächtigen Gott wie Xocotl nicht entkommen kann. Wenn ihr wollt, führe ich euch zu der Höhle.“ Die Jaffa unterhielten sich so leise, das Daniel nichts verstehen konnte. Nach einer schier endlosen Minute drehte einer von seinen Kopf in Richtung Wald.

„Jaffa! Kree!“ Sechs Krieger schoben sich aus dem Dickicht des Waldes und versammelten sich um Daniel.

„Wisst ihr was? Ich habe gelogen. … JETZT!“ Dann ließ er sich auf alle Viere fallen. Gerade rechtzeitig, um dem Hagel aus Plasmageschossen zu entgehen, dass die Jaffa niedermähte. Die ganze Aktion dauerte nur Sekunden. Nur einer der Krieger hatte es geschafft, einen ungezielten Schuss abzugeben. Daniel stand wieder auf. „Was für eine Sauerei.“

Jack hielt seine Waffe mit der Mündung direkt vor sein Gesicht und pustete den imaginären Rauch weg. „Fünf für mich und drei für dich Lyzaie.“

Lyz ging zu dem Jaffa, der ihr am Nächsten war und drückte nochmal ab. „Der hat noch gezuckt. Vier zu … RUNTER!“

Niemand hatte den Jaffa gesehen, der sich hinter ihnen aus dem Gebüsch schlich. Der Ausruf Lyzaies kam zu spät. Die Außerirdische konnte nicht feuern, weil Jack in ihrer Schusslinie stand und Jack selbst stand mit dem Rücken zu dem Krieger. Doch die Rettung nahte aus einer anderen Richtung.

Der Jaffa, der auf Jack angelegt hatte, wurde von einem Plasmageschoss seitlich getroffen und wirbelte zweimal um seine eigene Achse, bevor er in den Staub fiel. Drei überraschte Gesichter wandten sich einem alten Jaffa zu, der sich nun zu ihnen umdrehte, die Stabwaffe jedoch über seinem Kopf hielt. „Tut mir nichts. Ich will euch helfen.“

Jack legte seine Waffe auf den Mann an. „Das wäre doch zu schön, um wahr zu sein. Warum sollten wir dir glauben?“

Der Krieger warf die Waffe von sich weg. Daniel lief nach vorn und holte sie zu sich heran.

„Weil ich euch gerade die Entscheidung über Leben und Tod überlassen habe. Wenn dir das immer noch nicht ausreicht, so sei versichert, das mir bewusst ist, dass die Götter keine Götter sind.“

Jack wiegte seinen Kopf hin und her und schätzte die Lage ab. „Ich bin immer noch nicht ganz überzeugt.“

„Dann bleiben mir nur noch, drei Sachen zu sagen. Xocotl ist ein Arschloch, Friede sei mit euch und ich kann euch helfen, eure Freundin zu befreien.“

O´Neill ließ seine Waffe ein Stück sinken. „Hm … ok. Mich hat er überzeugt.“

Daniel gab durch ein Nicken zu verstehen, dass er der momentanen Einschätzung des Colonels zustimmte.

Lyz hingegen ließ zwar die Stabwaffe fallen, zog dafür aber ihr Schwert, bevor sie sich vor den alten Jaffa stellte. „Nenne mir deinen Namen, Krieger?“

„Bra´tac.“

„Ich kenne diesen Namen. Du hast einst dem Goa´uld Ek Chuah gedient, bevor dieser von Xocotl im Kampf getötet wurde.“

„Das ist richtig.“

„Man sagt von dir, dass du ein Mann von Ehre bist. Wenn das stimmt, dann schwöre bei deinem Blut, dass du uns helfen wirst, unsere Gefährtin zu befreien.“

Bra´tacs Miene wurde hart. Er nahm das Schwert, das Lyz ihm hinhielt und schnitt sich damit über die Handinnenfläche. Er ballte die Hand zu einer Faust und das Blut tropfte auf den Boden. „Bei der Ehre und dem Blut meiner Vorväter schwöre ich, euch zu helfen.“

Lyzaie steckte das Schwert wieder in die Rückenkralle. „Nun bin ich auch überzeugt.“


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Zwischenspiel

Leutnant Lucia Ruelfs flog eine Rolle mit ihrem Euro Fighter und aktivierte danach die Bremsdüsen. Dieses Manöver brachte sie hinter ihren Verfolger und sie aktivierte die Laserzielerfassung. „Hab dich, Zeitmeister.“

Der Kampfcomputer von Oberleutnant Dieter Brunk machte sich lauthals bemerkbar und aus dem Kopfhörer konnte er seinen Vorgesetzten hören.

„Scheint so, als hätte Spezies sie abgeschossen, Zeitmeister. Das Manöver ist für heute beendet. Kommt nach Hause.“

Silke bestätigte mit einem Doppelklick und überlegte sich fieberhaft, wie sie an einen neuen Spitznamen rankommen konnte. „Spezies“ hatte sie dem Oberstleutnant, der die Basis führte, zu verdanken. Ihre Freunde und Kollegen nannten sie Sil, genau wie die Außerirdische aus den alten „Species“ Filmen … deswegen hieß sie Spezies.

Ihr Staffelführer, den sie erfolgreich abgeschossen hatte, dagegen liebte seinen Spitznamen. Der Film- und Serienvorliebe ihres Vorgesetzten verdankte er den Namen Zeitmeister, weil sich Dieter sehr für eine englische Serie namens Doctor Who interessierte.

Ihre Gedankengänge wurden durch ein Aufflackern ihres Radars unterbrochen. Es setzte für Sekundenbruchteile aus, dann kam es wieder. Aber immer kurz vor der Störung hatte sie den Eindruck, dass es Objekte im Anflug anzeigte. „Spezies an Zeitmeister. Haben sie Störungen auf ihrem Radar?“

„Negativ Spezies, alles … Moment. Doch, bestätige. Warten sie einen Moment Spezies, ich versuche mal was.“ Der Oberleutnant schaltete sein Radar kurz aus und ließ wieder hochfahren. Diesmal flackerte es nicht sofort, sondern zeigte mehrere Objekte an, bevor es wieder gestört wurde.
„Objekte im Anflug!!! Kurs Südost, Höhe … wow ... Höhe 15.000 Meter. Sie kommen näher. Basis für Zeitmeister.“

„Basis hört.“

„Können sie bestätigen?“

„Nicht 100%. Unsere Systeme sind auch gestört. Um jeden Zweifel auszuräumen, nähern sie sich den Echos und versuchen sie, Ärger zu vermeiden.“

„Werde mich bemühen“, Brunk wechselte den Kanal. „Sie haben es gehört, Spezies. Sehen wir uns das mal an und Sil…“

„Ja?“

„… ich hab ein verdammt ungutes Gefühl. Sind ihre Rohre scharf?“

„Bestätige für Projektilwaffen. Negativ für Raketen.“

„Wenigstens etwas.“


Wenige Minuten später … Fliegerhorst Wittmundshafen

„Sie … überall … keine … Spezies …“ Dem Oberstleutnant gingen diese vier Wörter nicht mehr aus dem Kopf. Es war das Letzte, was er von Zeitmeister und Spezies gehört hatte, bevor der Kontakt abgebrochen war. Als Sicherheitsmaßnahme hatte er Startbereitschaft für das gesamte 71. Jagdgeschwader angeordnet. Eine sinnlose Maßnahme, wie er jetzt feststellen musste, als er miterlebte, wie unbekannte Schiffe mit Energiewaffen einen Flieger nach dem anderen abschossen und den gesamten Fliegerhorst in Schutt und Asche legten.


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Aquanoxis

Der Ereignishorizont stabilisierte sich und drei Jaffa traten hindurch. Sie wurden von vier Wachen mit aktivierten Stabwaffen begrüßt. Die drei Neuankömmlinge bildeten ein Dreieck, in dessen Mitte sich eine gefesselte Frau befand. Eine der Torwachen schien sie zu kennen, denn seine Waffe schwenkte direkt auf sie zu. Einer ihrer Wächter, ein alter Jaffa, der seinen Schutzhelm nicht aktiviert hatte, trat vor sie.

„Jaffa, du willst doch unserem Gott nicht die Freude nehmen, diese Barbarin selbst zu richten?“

„Bra´tac“, der Anführer der Torwachen schien ihn zu kennen. “ Wo sind die Begleiter dieser …“, er sah Lyzaie angewidert an, “… Missgeburt der Natur.“

„Sie haben sich gewehrt und wir mussten uns ihrer erwehren. Ich lasse die Leichen holen, sobald wir diese hier in das Verlies geschmissen haben.“

Der Jaffa mit dem silbernen Mal auf der Stirn, welches ihn als Unterführer der Palastwachen auswies, winkte die kleine Gruppe durch. Als sie außer Hör- und Sichtweite waren, deaktivierte Jack seinen Helm, welcher sich dann im Nacken zusammenfaltete. „Wir hätten sie locker erledigen können.“

Bra´tac sah ihn an. „In der Tat, aber dann hätten wir frühzeitig auf uns aufmerksam gemacht und die Chance vertan, eure Freundin zu retten. Vertrau mir, Mensch. Ich weiß durchaus, wie man in solchen Situationen agieren muss und jetzt wäre es ratsam, wenn du deinen Helm wieder aktivieren würdest, bevor sie uns entdecken.“

Nach wenigen Minuten erreichten sie den Palast. Daniel war überwältigt, als er ihn sah. Bei seinem letzten Besuch hatte er ja leider nicht die Zeit und Gelegenheit gehabt, sich ihn näher anzusehen.


Die weiten und hohen Torbögen und alles schien mit einem Hauch von Gold überzogen zu sein.

Ein Stoß in seinen Rücken, der ihn beinahe stolpern ließ, riss ihn aus seiner Betrachtung. „Wir sind nicht hier, um die Architektur zu bewundern, Daniel.“ Jacks Stimme klang dumpf und hohl unter dem Helm.

Ihr Weg führte sie zwischen zwei großen Säulen hindurch in das Innere des Gebäudes. Daniel juckte es richtig in den Fingern, sich auf die Inschriften an den Wänden zu stürzen. Doch Nicoles Befreiung war wichtiger und außerdem hatten wahrscheinlich die Palastwachen, die in regelmäßigen Abständen in kleinen Nischen standen, was dagegen.

Bra´tac, der die Führung übernommen hatte, führte sie zu einem Seitengang, der an einer großen schweren Eisentür endete. Das Symbol der gefiederten Schlange zierte die Oberfläche. Sie ruhte auf etwas, das aussah wie menschliche Skelette. „Jaffa, öffnet das Tor. Diese Gefangene muss umgehend ins Verlies gebracht werden. Die Folterkammer unseres Herrn Asmodis wartet auf sie.“

Die Wache, die links neben dem Tor stand, antwortete Bra´tac. „Asmodis befindet sich nicht im Palast, geschweige denn auf Aquanoxis. Er führt die Flotte unseres Gottes gegen den Planeten der Menschen.“

Der alte Jaffa ging zu der Wache und schlug ihm mit der Faust in den Magen. „Wer bist du, mir zu unterstellen, das ich die Pläne unseres Herrn und Gebieters nicht kennen würde. Hm!!! In wie vielen ruhmreichen Schlachten hast du gekämpft, um mir Unwissenheit zu unterstellen? Antworte mir!“

Die Wache keuchte und krümmte sich zusammen. „Verzeiht mir, Master. Es war nicht meine Absicht, euch zu beleidigen.“

Bra´tac ließ von dem Mann ab und wandte sich der anderen Wache zu. „Was ist mit dir? Hm! Stellst du meine Intelligenz ebenfalls in Frage oder öffnest du jetzt die Tür, damit ich den Befehlen unseres Herrn Folge leisten kann?“

Mit leicht zitternden Händen nahm der Jaffa einen metallenen Gegenstand aus seinem Ärmel und steckte ihn in eine Vertiefung, die sich an der Mauer befand. Ein kurzes und lautes Schaben ertönte, dann öffnete sich das Tor zum Verlies. Mit einer herrischen Geste winkte er Jack und Daniel zu. „Kommt!“

Jack hatte ein furchtbar ungutes Gefühl in seiner Magengegend, als er mit ansah, wie sich die Tür hinter ihnen schloss.

„Ihr könnt eure Helme nun abnehmen.“ Der Colonel drückte den Schalter an seinem Halskragen und der Helm fuhr in den Wulst in seinem Nacken. Reflexartig zog er die Luft tief ein und bereute es sofort. Ein widerlicher Gestank herrschte hier im Verlies, der ihm bei seinem ersten Besuch nicht aufgefallen war. Hier vermischte sich der Geruch menschlichen Blutes mit dem von Schweiß und Exkrementen.

„Was meinte der damit, dass eure Flotte unterwegs sei?“ Der alte Mann sah dem Colonel direkt in die Augen.

„Xocotls Flotte ist auf dem Weg zu eurem Planeten um ihn sich untertan zu machen.“

„WAS?“

„Still. Was hast du erwartet Mensch? Das er ruhig auf seinem Thron sitzt und weiter zulässt das eure Welt wächst? Hm!“

„Verdammt, ich weiß nicht was ich erwartet habe…“, ein kleiner Hoffnungsschimmer glomm in Jack auf. “ Kennst du die Koordinaten? Dorthin, wo die Flotte unterwegs ist?“

„Ich muss dich enttäuschen Mensch. Diese Koordinaten kennen nur die Führer dieses Feldzuges.“

Man sah den Colonel nicht oft mit diesem verzweifelten Gesichtsausdruck und wenn man ihn einmal zu sehen bekam, hoffte man, ihn nie wieder mitkriegen zu müssen.

Der Jaffa wandte sich von Jack ab und befreite Lyzaie von ihren Fesseln. „Eure Freundin wird wahrscheinlich in dem Verlies festgehalten, das sich direkt neben der Folterkammer befindet.“

Jack und Daniel ließen die großen und für sie unhandlichen Stabwaffen einfach fallen und zogen ihre Sodanwaffen unter dem Umhang hervor. Sie aktivierten sie zeitgleich und antworteten dem alten Jaffa unisono. „Dann lass uns keine Zeit mehr verlieren.“

Das einzige Licht, das in den Gängen des Verlieses vorherrschte, wurde von fackelähnlichen Leuchtkörpern abgegeben, was den beiden Menschen das Gefühl verlieh, mitten in einem alten Horrorfilm festzustecken. Jack beschloss, sich später bei Bra´tac zu bedanken. Ohne ihn hätten sie hier unten schon längst die Orientierung verloren.
Sie bogen um viele Ecken und einmal hatte Jack das Gefühl, schon mal an dem Ort gewesen zu sein, bevor sie in der Nähe der Folterkammer ankamen.

Mit erhobener Hand bedeutete Bra´tac ihnen, stehen zu bleiben. Er selbst spähte um die Ecke und entdeckte eine Wache vor dem Verlies, in dem er Nicole vermutete. „Nur eine Wache. Lasst mich das erledigen.“

Der alte Jaffa aktivierte seine Zat und wickelte seinen Umhang um seine Hand, um die Waffe zu verdecken. Dann straffte er sich und ging in Richtung Verlies. „Jaffa! Ich muss mit der Gefangenen reden.“

„Akolyth Igai hat befohlen, dass in Abwesenheit unseres Herrschers nur er Zutritt hat.“

„Was glaubst du, wer mich geschickt hat? Hm!“

Bra´tac spürte die Mündung einer Stabwaffe in seinem Rücken. „Auf jeden Fall nicht ich, Shol´va.“

Der Jaffa drehte seinen Kopf soweit er konnte nach hinten. „Igai.“

„Welch Glück, dich hier anzutreffen, Master Bra´tac. Hatte unsere Falle Erfolg? Sind die Erdlinge tot? Und dieses kleine rotäugige Luder?“

Bevor Bra´tac die Frage beantworten konnte, lief ein Jaffa mit aktivierter Helmmaske durch den Quergang. Igai bemerkte ihn. „Jaffa! Kree!!!“

Der Krieger blieb stehen und versuchte, durch Handzeichen klar zu machen, dass die Akustikübertragung nicht funktionierte. Er klopfte mit seinen Fäusten gegen den Helm, dort wo sich die Ohren befanden. Der Akolyth wurde dadurch eine Sekunde abgelenkt und die reichte Bra´tac völlig. Er drehte sich unter der Stabwaffe weg und warf sich in die Beine Igais.
Zeitgleich sprang Jack hinter der Ecke hervor und feuerte eine Plasmasalve auf die Wache am Verlies.
Diese starrte entsetzt auf das riesige Loch in ihrer Brust. In den vorherrschenden Gestank mischte sich nun der Geruch verbrannten Fleisches.

Die Wache brach zusammen und fiel auf die beiden Männer, die am Boden miteinander rangen.
Igai hatte es geschafft, Bra´tac in den Schwitzkasten zu nehmen und presste ihm nun die Luft aus den Lungen. Leise flüsterte er ihm zu: „Wenn ich hier sterbe, dann gehst du mit mir.“

Bra´tac setzte alle ihm verbliebene Kraft ein und rammte seinen Schädel gegen Igais Unterkiefer. Dadurch lockerte sich sein Griff soweit, dass der Jaffa seine Zähne in das ungeschützte Fleisch des Akolythen schlagen konnte. Er biss ihm ein großes Stück Fleisch aus und spie es wieder aus.
Der zusätzliche Schmerz löste den Griff endgültig. Der alte Jaffa rollte sich von Igai herunter und bevor er sich aufrichtete, trafen zwei Plasmaentladungen die Brust des Mannes.
Der Master wischte sich Blut aus den Mundwinkeln und spuckte auf die rauchende Leiche. „Meine Zeit ist noch lange nicht gekommen.“

Daniel kam an die Seite des alten Mannes. „Ist alles in Ordnung?“

Der Jaffa schlug dem Archäologen auf die Schulter und lächelte. „Mir geht es besser als ihm.“ Er wandte sich Jack und Lyzaie zu: „ Wir sollten uns nun beeilen. Wenn Igai hier war, wird er irgendwann vermisst und man wird nach ihm suchen. Wenn dies geschieht, sollten wir nach Möglichkeit weit weg sein.“

Sie fanden den Schlüssel in den Gewändern der toten Wachen und öffneten die Tür. Der Anblick der sich ihnen bot ließ Jack erbleichen. Lyzaie ertrug den Anblick nicht und wandte ihr Gesicht ab. Daniel flüchtete aus dem Türeingang und erbrach sich im Gang.

Nicole hing wie ein nasser Sack in den schweren Ketten, die sie an die Wand ketteten. Ihre Haut war totenbleich und man hatte ihr die Kleider vom Leib gerissen. Sie hatte schwere Schnitte an den Armen und auf dem Oberkörper. Ihr Gesicht war angeschwollen und schimmerte in allen Farben des blauen Spektrums. Getrocknetes Blut war an den Innenseiten ihrer Schenkel zu erkennen.

„Nicht schon wieder…“ Jacks Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.
Er trat an sie heran und richtete die Mündung der Sodanwaffe auf die Eisenringe, die die Ketten hielten. Zwei Schüsse lösten sich und Nicole fiel auf den Boden. O´Neill kniete sich neben sie und nahm sie behutsam in die Arme.

„Ja … Jack.“

„Ganz ruhig, Süße. Wir bringen dich hier raus.“

„Ich ha… habe ihnen ni… nichts erzä… ählt.“

„Ich weiß. Jetzt bleib ganz ruhig. Wir regeln das schon.“

Nicole fiel wieder in erlösende Bewusstlosigkeit.

Jack warf Bra´tac die Sodanwaffe zu. Er bemerkte den kritischen Blick Daniels. „Wenn er uns hätte umbringen wollen, hätte er mehr als einmal die Gelegenheit dazu gehabt.“
Er bedeckte Nicole mit dem Umhang seiner Jaffa Kostümierung. Als er dann seine Patentochter hochhob, war er erschrocken, wie leicht sie war. Es waren doch nur ein paar Stunden gewesen, dachte er, wie konnte sie nur so leicht sein. „ Kennst du einen anderen Weg hier raus, als den durch das große Tor?“

Der Jaffa nickte. Dann brachen sie auf.

Sie hatten sich hinter einem großen Busch versteckt, der sich unweit des Tores befand. Lyzaie hatte unterwegs darauf hingedeutet, dass sich auf der Adressenliste die sie besaßen, der Anwahlcode für eine Welt befand, von der es hieß, dass sie von Heilern und Mönchen besiedelt wäre. Zwei hölzerne Tafeln von ungefähr 10 mal 15 Zentimeter freigelegt hatte. In beide waren auf jeder Seite Zeichen eingraviert und farbig nachgezeichnet.

Sie erkundeten die Lage.
Es waren immer noch dieselben Wachen, wie bei ihrer Ankunft. Nur waren sich alle einig, dass sie nicht noch einmal mit derselben Masche rauswählen konnten. Das Problem war, dass die Wachen sich in einem perfekten Kreis aufgestellt hatten. Jeder hatte den anderen im Blick und konnte noch ein Augenmerk auf den Waldrand richten.

Im besten Fall konnten sie vielleicht drei Wachen erledigen, dafür hatte die vierte aber immerhin noch genug Zeit, Verstärkung zu rufen und keiner wusste, wie nah oder weit entfernt diese war. Die Wachen mussten also still und heimlich außer Gefecht gesetzt werden.

Daniel strich unbewusst mit seiner Hand über den Beutel mit dem Gatecontroller und da kam ihm eine Idee. „Können wir das Tor mit dem Controller aktivieren und so die Wachen ablenken?“

Bra´tac lächelte anerkennend. „Gar nicht so dumm, Mensch. Die Wachen würden dadurch für wenige Sekunden abgelenkt. Zeit genug, um sie mit den Zats auszuschalten.“

Jack erklärte sich mit dem Plan einverstanden. Daniel fischte den Apparat aus dem Beutel. „Äh … soll ich den Planeten direkt anwählen?“

„Nein“, das war Lyzaie

„Ja“, das war Jack und gab zu verstehen, dass er in diesem Fall mit niemanden diskutieren würde.
Die Außerirdische seufzte kurz und nickte.

Der Archäologe gab die Symbole ein und das Tor öffnete sich. Ihr Plan ging auf. Die Wachen drehten sich zu dem Sternentor und sahen die blauen Blitze nicht kommen, die sie einer nach dem anderen zu Boden schickte.

Auf halben Weg zum Tor hörten sie ein Geräusch, das dem eines Jagdhorns nicht unähnlich war.
Bra´tac war es, der die Situation richtig erfasste. „Sie müssen die Toten entdeckt haben. Beeilt euch.“

Lyzaie und Daniel warfen sich regelrecht in den Ereignishorizont. Jack, der Nicole wieder auf den Armen trug, blieb einen Moment stehen. „Danke. Komm doch mit uns.“

Der alte Jaffa lächelte heute schon zum dritten Mal. „Vielen Dank, Mensch. Aber ich habe vor, Gleichgesinnte um mich zu sammeln und eines Tages werden wir Seite an Seite die falschen Götter vernichten. Außerdem kann ich die Verfolger so von eurer Spur ablenken.“

O´Neill nickte dem Mann noch einmal zu, dann folgte er seinen Gefährten.

„Viel Glück, Mensch.“

Epilog

Es war frustrierend. Erst vor kurzem hatte man ihm gekündigt. Angeblich, weil die Firma keinerlei Aufträge mehr bekam und ältere Kunden sich aus dem Geschäft zurückzogen. Nun saß er wieder Tag für Tag vor dem PC, amüsierte sich über Kurzgeschichten seiner Lieblingsserie und schrieb nebenbei eine Bewerbung nach der anderen.

Plötzlich raschelte es hinter ihm. Sein Kater war von seinem Schlafplatz aufgestanden und auf das Fensterbrett gesprungen. Er selbst nahm die Maus und führte den Cursor zu dem Icon, das ihm ein bisschen Kurzweil verschaffen sollte. Der Pfeil ruhte schon auf dem Symbol für „Command & Conquer- Alarmstufe Rot 2: Yuris Revenge“, als sein Kater anfing, ein ängstliches Maunzen von sich zu geben und trotz mehrmaliger Ermahnung nicht damit aufhören wollte.

Er stand auf und sah aus dem Fenster. Seine Nachbarn standen alle auf der Straße und starrten in den Himmel oder diskutierten aufgeregt miteinander, manchmal auch beides zusammen.
Der junge Mann folgte den Blicken und sah die riesige Stufenpyramide, die mit einer majestätischen Würde über der Stadt schwebte.

Das letzte was er sah, bevor er sich seinen Kater schnappte und versuchte zu fliehen, waren Energieblitze, die sich vom Rumpf der Pyramide lösten und irgendwo in der Stadt einschlugen.


ENDE (Episode 5)
1.06 Stein des Ursprungs by Timelord
1.06 Stein des Ursprungs

Erschöpft traten die Vier durch das Tor. Entgegen Jacks Aufforderung hatte Daniel nicht sofort den Planeten der Heiler angewählt, sondern eine andere Adresse eingegeben. Jetzt waren sie nach fünf „Relaisstationen“ an ihrem Ziel angekommen.

Nicole ging es gar nicht gut. Sie hatte die meiste Zeit in einer gnädigen Ohnmacht verbracht, aber Jack hatte mit Besorgnis gemerkt, dass ihre Körpertemperatur gestiegen war.
‚Kein Wunder‘, dachte Jack. ‚Bei den Verletzungen die ihr in diesem Dreckloch von Verlies zugefügt worden sind. ‘

Sanft legte er noch einmal seine Hand auf Nicoles Stirn.
„Keine Veränderung“, murmelte er und sah zu Daniel, der die junge Frau trug. „Sind wir jetzt endlich da?“, knurrte er den jüngeren Mann an und stürmte, ohne eine Antwort abzuwarten, los.

„Du läufst in die falsche Richtung, O‘Neill!“, rief ihm Lyz hinterher und zog Daniel auf einen Weg, der rechts vom Tor wegführte. Grummelnd drehte Jack sich um und folgte den anderen.

Ungefähr 15 Minuten später traten sie aus dem Wald auf eine weite Lichtung. Vor ihren Augen breitete sich eine größere Siedlung aus. Die Häuser waren stabil aus Stein erbaut und zumeist zweigeschossig. Kein Wall begrenzte die Siedlung, an deren Rand sich eine Gruppe kleinerer Gebäude um ein langgezogenes zweistöckiges Haus scharrten. Man hatte fast den Eindruck, als ob sie sich in den Schutz des größeren Baus duckten. Ein überwucherter, hüfthoher Zaun umschloss das dazu gehörige Gelände, unterbrochen von mehreren torlosen Durchgängen.

Lyz ging zielstrebig auf das große Haus zu. Auf dem halben Weg öffnete sich die doppelflügelige Tür und zwei Personen mit einer Trage kamen ihnen entgegen. Sie waren in dunkelgraue Kutten gekleidet und Daniel kam sich vor, als hätte eine Zeitmaschine ihn ins Mittelalter versetzt. Ohne große Worte nahmen sie dem jungen Mann die immer noch bewusstlose Nicole ab und legten sie behutsam auf die Trage, um sie im Laufschritt in das Haus zu bringen.

Die anderen kamen kaum mit und als sie endlich dort ankamen, hatte man die verletzte Frau schon auf ein Bett gelegt, welches von beiden Seiten durch Vorhänge vom Rest des Raumes abgetrennt war. Ein Mann in einer hellgrauen Kutte hatte sich neben Nicole gestellt und tastet diese gerade vorsichtig ab. Als er die drei anderen kommen sah, fragte er ohne große Umstände, was mit ihr geschehen war.

Lyz erklärte ihm auch in direkten Worten, wie Nicole gefangen und gefoltert worden war, sie aber nicht genau sagen konnten, was für eine Folter die junge Frau hatte über sich ergehen lassen müssen.

„Und dafür haben wir jetzt die ganzen Umwege gemacht, um dem ersten Menschen, dem wir begegnen, die ganze Geschichte brühwarm zu erzählen?“, blaffte Jack in Lyz Richtung, als er sie genau Auskunft geben hörte. Diese blitzte ihn nur an, überließ die Antwort allerdings dem Heiler.

„Ihr braucht Euch keine Sorgen zu machen. Jeder, der diese Zuflucht betritt, ist sicher, solange er in diesen Mauern oder in der Siedlung verweilt. Alles was gesprochen wird, bleibt zwischen dem Heiler und dem Kranken. Übrigens vergaß ich, mich vorzustellen. Mein Name ist Rofus, von der Gilde der Heiler und ich werde mein Bestes geben, um eurer Freundin zu helfen. Dazu brauche ich allerdings Platz und Ruhe. Daher möchte ich euch bitten, euch in das Zimmer am Ende des Ganges zu begeben. Dort könnt ihr euch aufhalten, bis ich euch genaueres sagen kann, was den Heilungsprozess angeht.“

Ein leicht verächtliches „Ärzte“ grummelnd, drehte Jack sich ungehalten zu den anderen um und zusammen gingen sie, Rofus Anweisungen folgend, den Gang hinunter. Sie fanden den Warteraum, der mit Sitzgelegenheiten und kleineren Tischen ausgestattet war. Darauf standen Tassen und verschiedene Karaffen mit Getränken.

Während Daniel und Lyz sich jeder einen Becher Wasser einschenkten und Platz nahmen, begann Jack unruhig auf und ab zu gehen. Alle paar Minuten ging sein Blick zur Tür, aber von Rofus war keine Spur zu sehen.

„Jack - es wird bestimmt noch eine Weile dauern. Willst du dich nicht setzen? Von deinem nervösen hin und her Gelaufe wird es auch nicht schneller gehen“, versuchte Daniel den Colonel zu beruhigen, aber es half nichts. Bis auf einen vernichtenden Blick erntete er keine weitere Reaktion. So ging es noch ungefähr eine Viertelstunde weiter, bis Jack einmal tief einatmete und mit einem „Ich muss hier raus“ durch die Tür ging und sich auf den Weg nach draußen machte. Er konnte diese „Krankenhausatmosphäre“ nicht länger ertragen. Diese untätige, hilflose Warten auf Informationen. Das hatte er noch nie gekonnt und seit Charlies Tod war es unerträglich für ihn geworden.

Draußen angekommen, atmete er erst einmal tief durch. Die Sonne verstecke sich hinter einem leichten Dunstschleier. Es wehte ein leichter Wind, der aber warme, angenehme Luft mit sich brachte. Jack entschloss sich daher, in Ruhe das Dorf zu erkunden.

Es schloss sich direkt an das Gelände der Heiler an und auf den Wegen herrschte geschäftiges Treiben. Völlig anders als in den gespenstisch wirkenden Ort, wo sie die Adresstafeln gefunden hatten. Auch wenn man die Häuser nicht gerade als neuzeitlich bezeichnen konnte, so war doch alles sehr gepflegt und sauber und die Menschen, die hier lebten, machten einen fröhlichen Eindruck.

„Wahrscheinlich gehört diese Welt zu denen, die von diesen Goa-Dingsbums nicht angegriffen werden dürfen“, dachte Jack und erinnerte sich an die Worte von Lyz.

„Einige wenige Welten stehen unter einem „Nicht-Angriffs-Pakt“. Meistens sind es solche, die den Goa‘uld kaum Vorteile bringen und bewiesen habe, dass sie sich völlig neutral verhalten und ihre Bewohner keine Bedrohung darstellen. Manche dienen den Goa‘uld als Verhandlungsorte. Dort treffen sie sich ohne Verrat oder Meuterei fürchten zu müssen.“

Trotz seiner Anspannung fühlte Jack sich sicher. Sein Blick schweifte zwar automatisch wachsam über die Umgebung, aber er konnte beim besten Willen keine Gefahr erkennen.

Er lief eine belebte Straße entlang, die auf einem großen Platz mündete, auf dem ein Markt abgehalten wurde. Unzählige Holzstände waren auf dem großen Areal verteilt. Obwohl auf den ersten Blick reines Chaos zu herrschen schien, konnte man auf den zweiten Blick erkennen, dass die wogende Menge sich auf Wegen bewegte, die sternförmig auf dein Mittelpunkt des Platzes ausgerichtet waren. Dort stand ein großer Brunnen, der nicht nur als Wasserspender diente. Direkt angrenzend standen eine Reihe offene Küchen, von deren Feuerstellen verführerische Düfte in die Luft stiegen. Die Menschen, die sich dort mit Essen vorsorgt hatten, blieben entweder direkt an den Holztischen sitzen, aber einige nahmen ihre Verpflegung auch mit und machten es sich auf dem breiten Rand des Brunnens bequem.

Interessiert schlenderte Jack durch die Gassen der mittelalterlich anmutenden Ansiedlung.
„Fehlt nur noch, dass gleich ein weißer Ritter auf seinem Pferd ankommt und einen Drachen bekämpft“, grinste Jack in sich hinein.

Je weiter er sich dem Mittelpunkt des Platzes näherte umso mehr verspürte er eine Veränderung seiner Umgebung. Es war nicht so, dass alle seine trainierten Sinne auf Alarm gingen. Das Kribbeln im Nacken war anderer Natur. Er fühlte sich beobachtet, aber wenn er sich umschaute, gingen alle Menschen ihren normalen Geschäften nach.

Er versuchte mehrmals herauszubekommen, ob sein Gefühl richtig war, drehte sich plötzlich um oder blieb sogar stehen, aber er konnte niemanden erwischen. Er beschloss dieses Gefühl zu ignorieren und kam so am Brunnen an.

Dort drehte er sich um, lehnte locker dagegen und mimte den Müßiggänger, der nichts besseres zu tun hatte, als die vielen geschäftig hin und her eilenden Hausfrauen, Bauern und Geschäftsleuten zu beobachten.

Er hatte noch nicht lange dort gestanden, als ein verlockender Duft seine Nase umschmeichelte. Genießerisch sog er diesen ein und vor seinem inneren Auge tauchte ein Bild von einem riesigen T-Bone-Steak und einem kalten Bier auf.

Jacks Augen suchten nach der Herkunft dieser Versuchung und wurde kurz darauf fündig. Etwas links von ihm drehte sich ein sechsbeiniges Tier von der Größe eines jungen Schweins über einem Feuer. Daneben stand ein ungefähr 15-jähriger Junge und goss in regelmäßigen Abständen eine rote Soße über das Fleisch, deren Überschuss zischend in das Feuer spritzte und dazu beitrug, dass das Wasser im Mund zusammenlief.

Einen kurzen Moment vergeudete er einen Gedanken daran, ob die Münzen, die Lyz ihnen vorsichtshalber gegeben hatte, für eine sättigende Portion ausreichten. Dann schob er diese Überlegung beiseite und ließ ausnahmsweise seinen Hunger das Handeln übernehmen.

Jack ging auf den Jungen zu und wollte gerade eine Portion bestellen, da schaute der Jugendliche hoch und bemerkte ihn. Er hatte dabei einen Gesichtsausdruck, als ob er Jack zuletzt auf einem Fahndungsplakat gesehen hätte. Seine Augen weiteten sich, er ließ den Schöpflöffel fallen und nachdem er zwei Schritte rückwärts gemacht hatte, drehte er sich um und verschwand hinter einer Zeltbahn. Jack hörte, wie er stammelnd zu jemandem sprach: „Dadader....aus der....steht da und....was soll ich tun?“, verstand Jack konnte sich aber keinen Reim darauf machen.

Es hätte Jack schon interessiert, „Wer“ da stand, als ein älterer Mann herbeigeeilt kam. Er war in einen blauen Kaftan gekleidet, um den Hals hatte er eine helleren Schal locker gebunden und um seine etwas fülligere Leibesmitte hatte er sich eine Schürze gebunden. Die Kleidung war ziemlich gepflegt, aber der Schürze konnte man eine ganze Landkarte von Speisen entnehmen, die an diesem Stand anscheinend die Küche verließen.

„Willkommen, Herr“, begrüßte er Jack mit einer angedeuteten Verbeugung. Dann öffnete er einladend die Arme und fuhr fort: „Hast du Hunger? Hast du Durst? Was kann mein bescheidener Herd dir bieten?“

Jack schaute sich fragend um, aber anscheinend war wirklich er gemeint. Als er mit immer noch leicht skeptischen Blick in die Tasche griff, um klimpernd die Münzen herauszufischen, stemmte der Wirt empört die Hände in die Hüften.

„Willst du mich beleidigen? Du willst mich doch nicht etwa bezahlen? Niemand soll sagen, dass Ammon dich für ein Essen ausplündern würde.“

„Kennen wir uns?“, fragte Jack perplex zurück und holte die Hand leer wieder aus der Tasche heraus.

„Nicht persönlich, aber es besteht kein Zweifel daran, wer du bist. Setz dich und mein Sohn wird dir gleich eine Portion Hinufeintopf mit einer Portion Fleisch vom Grill und einem schönen, gut gekühlten Gerstensaft bringen.“

Er nötigte Jack an einen Tisch im Schatten und scheuchte dazu ein paar andere Gäste weg, die ehrfürchtig ihren Platz hergaben und in kürzester Zeit waren Jacks Wünsche erfüllt. Er hätte gerne noch mehr darüber erfahren, was diesen Aufstand verursacht hatte, aber Ammon ließ sich nicht mehr blicken.

Also beschloss Jack, sich erst einmal dem lecker duftenden Essen zu widmen. Zuerst vorsichtig, aber dann mit Genuss, langte er herzhaft zu, denn das Fleisch war hervorragend und der Gerstensaft, der dem irdischen Bier sehr ähnelte, schmeckte ihm genauso gut.

Das einzige, was ihm leicht den Appetit verdarb, war das Verhalten der anderen Gäste. Diese hatten sich in gebührendem Abstand um den Tisch gescharrt. Sei beobachteten jede seiner Bewegungen und tuschelten dabei unaufhörlich. Leider so leise, dass Jack nichts verstand.

Dies hielt eine Zeit lang an.


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Jack schätzte, dass er vor mittlerweile zwei bis drei Stunden die Heiler verlassen hatte, als von außen etwas die Mauer der Umstehenden zu durchbrechen versuchte, die stur ihre Plätze verteidigten.

„Jack? Bist du hier irgendwo?“, hörte er in dem Tumult und als er ruhig mit einem „Ich bin hier, Daniel“, antwortete, hörte die Unruhe schlagartig auf und die Menge bildete eine Gasse, um Daniel durchzulassen. Als dieser sich endlich zum Colonel durchgekämpft hatte, grinste dieser ihn fröhlich an und deutete auf das Essen.
„Hunger? Schlag ruhig zu, ich lade dich ein. Aus irgendeinem Grund will der Wirt keine Geld von mir...“, wurde aber ernst, als er den Gesichtsausdruck des jungen Mannes sah. Dieser schaute aus, als ob er vor lauter Neuigkeiten fast zu platzen schien.

„Ist was mit Nicole? Geht es ihr schlechter?“, löcherte Jack, dem schlagartig der Appetit vergangen war, den Archäologen. Dieser hatte das Essen mit keinem Blick gewürdigt und fixierte nun Jack.

„Nicole geht es gut, soweit es ihr in ihrem Zustand gut gehen kann. Zumindest geht es ihr nicht schlechter. Aber ich habe etwas anders, was ich dir unbedingt zeigen muss“, Daniel legte eine derartige Überzeugung in seine Stimme, dass Jack den jungen Mann neugierig anschaute.

„Was gibt es denn?“

„Das kann ich nicht erzählen, dass musst du mit eigenen Augen gesehen haben. Komm mit, ich erzähle dir auf dem Weg, wie ich es gefunden habe.“

Mit leisem Bedauern stand Jack auf und suchte nach Ammon, der auch sofort herbei eilte.
„Alles zu Eurer Zufriedenheit? Wieso wollt ihr schon wieder aufbrechen? Hat es euch nicht geschmeckt?“

„Keine Angst, Ammon“, versuchte Jack den Mann zu beruhigen, „es hat gut geschmeckt. Wenn ich wüsste wie, dann würde ich dich weiterempfehlen. Aber mein junger Freund hier, scheint mir etwas Weltbewegendes mitteilen zu wollen und dazu muss ich mich leider von diesem gastlichen Ort verabschieden.“

Ammon warf einen genaueren Blick auf Daniel, bekam große Augen und entgegnete:
„Ich verstehe. Ihr könnt jederzeit zurückkommen und euer Mahl beenden.“

Daniel zog Jack daraufhin am Arm aus der Menschentraube heraus, am Brunnen vorbei und auf den Rand des Platzes zu.

Von dort ging es weiter durch ein paar Gassen, bis sie wieder auf dem Geländer der Heiler waren. Allerdings wandte Daniel sich nicht dem „Hospital“ zu, sondern steuerte die entgegengesetzte Richtung an. Währenddessen berichtete er Jack, was der Auslöser für die Aufregung gewesen war.


Ungefähr 1,5 Stunden früher
Hospital

Daniel und Lyz saßen schweigend in dem Raum, in welchem Jack sie zurück gelassen hatte. Beide hingen ihren eigenen Gedanken nach.

Daniel drehte einen Becher, den er mittlerweile geleert hatte, zwischen seinen Händen und dachte an die letzten Wochen. Was sie zusammen erlebt und alles voneinander erfahren hatten. Unter diesem Blickwinkel war das, was man Nicole sehr wahrscheinlich angetan hatte noch schlimmer, als er oder die anderen je ermessen konnten. Selbst wenn sie körperlich wieder genesen würde, könnte es lange dauern, bis sie sich gefühlsmäßig davon erholt haben würde.

Er wusste zwar, dass sie eine starke Frau war, aber selbst starke Menschen stießen irgendwann an ihre Grenzen. Er sah zu Lyz hinüber. Sie schien entweder in einer Art Trance zu sein oder sie schlief im Sitzen. Die Augen waren geschlossen und sie atmete tief und ruhig, so dass Daniel nicht im entferntesten auf den Gedanken gekommen wäre, sie zu stören.

Er hatte keine Ahnung, wie lange sie hier schon saßen oder wie lange es her war, dass Jack fluchtartig das Gebäude verlassen hatte, als sich ihm ein Mönch - denn als solche konnte man die Mitglieder dieser Gemeinschaft hier wohl bezeichnen - näherte.

Der Mann war ungefähr in Daniels Alter und verbeugte sich vor diesem, bevor er zu sprechen begann.
„Entschuldigt die Störung, Herr. Mein Name ist Conus, Bruder des zweiten Gen. Meine Aufgabe besteht zur Zeit darin, mich um den Ursprungstempel zu kümmern.

Als meine Mitbrüder mit heute mittag von euer Ankunft berichteten, musste ich mich mit eigenen Augen davon überzeugen. Nachdem ich nach deiner verletzten Freundin gesehen habe und nun vor dir stehe, kann ich nicht länger warten. Ich wundere mich, dass euch noch niemand unterrichtet zu haben scheint, aber das werde ich jetzt gerne übernehmen. Wenn du dich mit anvertrauen würdest, würde ich dir gerne etwas zeigen.“

„Du machst mich neugierig. Was hätte uns schon mitgeteilt werden sollen?“, fragte Daniel nach, aber auf ein kurzes Kopfschütteln von Conus, schluckte er weitere Fragen hinunter.
„Na gut, ich komme mit, aber vorher will ich versuchen, meiner Kameradin eine Nachricht...“, weiter kam er nicht, denn Lyz Stimme erklang klar und deutlich.
„Geh nur mit Conus, Daniel. Ich bleibe hier und wenn es etwas Neues gibt, weiß ich, wo ich dich finden kann. Ich kenne den Tempel, den ihr besuchen werdet.“ Lyz schaute ihn an und nickte ihm auffordernd zu.

„Dann lass uns gehen“, wandte er sich dem Mönch zu, der sich kurz in Lyz Richtung verbeugte und Daniel dann mit einem Kopfnicken bedeutete, ihm zu folgen.

Schweigend verließen sie das Gebäude und folgten einem ausgetretenen Pfad über das Gelände. Sie überquerten eine große Rasenfläche und betraten einen großen Kräuter- und Gemüsegarten. Dieser war von hohen, buchsbaum-ähnlichen Gewächsen umgeben. Einige der Kräuter strömten im Sonnenschein angenehme Düfte aus und verleiteten einen, sich dort länger aufzuhalten. Aber Conus machte keine Pause und so verließen sie diesen Ort durch eine Pforte, die in die Hecke eingelassen war. Ungefähr 500 Meter dahinter lag der Tempel.

Es war ein rundes Gebäude, dessen Dach von schlanken, glatten Säulen getragen wurde. Eine Treppe führte zu einem Umgang, um den Tempelinnenraum, der durch einen torlosen Durchgang erreicht werden konnte.

Conus brachte Daniel bis zum Eingang, dann bedeutete er diesem alleine weiterzugehen.

Das Innere war schlicht gehalten. Weiß verputzte Wände wurden im oberen Drittel von eine Reihe schmaler, hoher Fenster durchbrochen, die gewährleisteten, dass der Raum sonnendurchflutet und hell war. Nur das Fenster über dem Eingang machte eine Ausnahme mit seiner ovalen Form. In der Mitte stand ein Altar aus hellem Stein, auf dem nur ein Gegenstand lag. Es handelte sich um eine schwarze, polierte Granitplatte, die durch einen Ständer leicht schräg gestellt war, dass man einen guten Blick darauf hatte.

Als Daniel näher trat, konnte er sehen, dass der Stein viergeteilt war. Als erstes war eine Zeichnung in den Stein gemeißelt, die drei Menschen darstellte, eine Frau und zwei Männer. Der eine Mann schien bewaffnet und damit ein Krieger zu sein, die Frau war gleichfalls bewaffnet und der dritte hielt eine Schriftrolle in der Hand und als Daniel ihn genauer betrachtete, konnte er erkennen, dass diese Figur eine Brille trug.

Dieser Darstellung folgten drei Textabschnitte, von denen Daniel den ersten und zweiten nicht entziffern konnte. Er staunte nicht schlecht, als er bemerkte, dass er den letzten Teil lesen konnte, der zu seiner Überraschung in Latein verfasst war.

Mit jedem Wort, welches er las und im Kopf übersetzte, wurde seine Augen größer und als er fertig war, warf er noch einmal einen Blick auf die Darstellung am Anfang und trat einen Schritt zurück. Ungläubig schüttelte er den Kopf und um keinen Fehler zu machen, las er den Text noch einmal, ohne aber zu einem anderen Ergebnis zu kommen.

Er drehte sich um, ging zu Conus, der ihn lächelnd erwartete und fragte leise: „Wie lange schon? Wie lange gibt es diesen Tempel?“

„Der Stein des Ursprung, wie wir ihn nennen, wurde vor 5 Generationen hierher gebracht. Niemand weiß genau, wann er erstellt wurde oder wie lange dieser Text existiert hat, bevor er im Stein verewigt wurde. Aber als er hier ankam, wurde auch der Tempel errichtet und die Brüder verbreiteten die Kunde, von der der Stein spricht. Er ist in den zwei verbreitetsten Sprachen verfasst und den letzten Teil hat der Weise Mann diktiert, der diese Prophezeiung einst machte. Es heißt, nur einer der drei Auserwählten kann den Text lesen.“

Daniel schluckte und antwortete mit leicht belegter Stimme: „Der Text sagt also in allen Abschnitten das Gleiche? Dieses Prinzip kenne ich, von einem Artefakt aus meiner Heimat. Das Ganze ist ein bisschen überwältigend und ich würde jetzt gerne erst einmal Jack O‘Neill finden und ihm davon berichten. Hast du eine Ahnung, wo ich ihn finden kann?“

„So direkt nicht, aber das lässt sich bestimmt herausfinden“, lächelte Conus und bat Daniel ihm zum Pförtner des Klosters zu folgen, der ihnen auch prompt sagen konnte, in welche Richtung Jack gegangen war.

Auf dem Weg zum Tempel


Daniel hatte seinen Bericht gerade beendet, da fragte Jack auch schon nach: „Und was steht jetzt so weltbewegendes auf dem Stein, dass du mich von einem guten Essen wegholst?“

„Das wirst du gleich selber sehen“, antwortete Daniel, „es ist nicht mehr weit.“

Jack murmelte ein „na super“ in seinen nicht vorhandenen Bart und folgte dem jüngeren Mann. Dabei fragte er sich den restlichen Weg, was dem Archäologen, den er bisher eher mitteilsam erlebt hatte, so beeindruckt hatte, dass er etwas für sich behielt.

Als sie kurze Zeit später vor dem Tempel standen, pfiff Jack leise durch die Zähne.
„Nettes Teil, hätte gut in meinen Garten gepasst“, meinte er und betrat das Innere. Dann ging er zur Tafel vor, die jetzt im vollen Mittagslicht glänzte.

„Netter Comic; und was steht da jetzt so wichtiges? Meine Fähigkeit andere Sprachen zu lesen ist ein bisschen eingerostet. Oder geht es gar nicht um den Inhalt des Textes, sondern um die Architektur dieses Bauwerkes?“, feixte Jack und schaute Daniel dabei erwartungsvoll an.

Dieser ließ mit weiteren Erklärungen auch nicht länger auf sich warten.

„Der unterste Text ist in Latein. Ich kann mir nicht denken, dass viele Menschen hier das verstehen werden, vor allem, weil die beiden oberen Texte, laut Conus, den gleichen Inhalt haben und in den gängigsten Sprachen verfasst sind. Frei übersetzt steht da folgendes:

Im Jahre Krotos in der vierten Umkreisung werden sie kommen:

Eine Frau – jung, stark und kämpferisch
Ein Kämpfer – erfahren, weise und listenreich
Ein Gelehrter – jung und sprachgewandt

Sie suchen ihre Heimat und werden auf diesem Weg gegen die falschen Götter kämpfen.

Wenn sie kommen, ist das Ende der Unterdrücker besiegelt.


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„Aha“, murmelte Jack, „und was soll uns das jetzt sagen, außer dass es ein ziemlich direkter Aufruf zu Rebellion ist und ich mich wundere, dass noch niemand von den Schlangenköpfen dieses Teil zerschlagen hat.“

„Aber Jack; der Text zusammen mit der Zeichnung und der Überlieferung, dass nur einer der drei „Retter“ den unteren Text lesen kann, das scheinen wir zu sein.“ Daniels Augen leuchteten, als er versuchte seine Begeisterung an Jack weiterzugeben.

„Ja klar. Wir sind die großen Retter. Wir kennen uns hier nicht aus, haben kaum Waffen außer denen, die wir uns zusammenklauen, kurz – wir sind hier hilflos gestrandet und ohne Lyz könnten wir uns kaum fortbewegen. Es würde allerdings erklären, was mir vorhin auf dem Markt passiert ist.“, schloss er schon etwas nachdenklicher.

„Lass uns zu Lyz gehen“, forderte Daniel in diesem Moment. „Ich will ihr das alles erzählen.“

Jack ließ sich immer noch nicht völlig von der Begeisterung anstecken, die der junge Mann verbreitete, aber er nickte nachdenklich, denn er war mit der Entscheidung zu Lyz zu gehen mehr als einverstanden. Allerdings waren seine Gründe ganz andere. Auf dem Weg ging Jack einiges durch den Kopf, was ihm, zusammen mit dieser „Prophezeiung“, in einem ganz anderen Licht erschien. Und so ließ er Daniels Gesprächsversuche abprallen und sammelte innerlich Munition für die bevorstehende Begegnung.

Sie legten den Weg zum Hospital in Windeseile zurück und fanden Lyz dort vor, wo Daniel sie verlassen hatte. Dieser wollte gerade anfangen seine Entdeckung in allen Einzelheiten zu beschreiben, als Jack ihn mit einer prägnanten Handbewegung unterbrach und mit einem zynischen Unterton zu reden begann.

„Du brauchst die gute Lyz nicht darüber zu informieren, was du gefunden hast. Ich bin mir sicher, sie weiß nur zu gut, was es mit dieser Tafel auf sich hat. Und ich bin mir auch sicher, dass sie die gleichen Schlussfolgerungen gezogen hat, allerdings wesentlich eher als wir. Habe ich Recht, meine Liebe?“ Jacks Gesicht war eine starre Maske, die seine Stimmung nur zu deutlich wiedergab, als er sich beim letzten Satz der rotäugigen Frau zuwandte.

Diese blieb ruhig und beachtete anscheinend in keiner Weise, dass Jack vor unterdrückter Wut zu kochen schien.

„Ich war mir sicher, dass es nicht so wichtig war. Irgendwann hätte ich es euch erzählt.“

„Irgendwann?“, ätzte Jack zurück. „Vielleicht kurz bevor Asmodis uns endgültig umbringt? Oder wenn uns irgendwelche Wilden auf einem Planeten, dessen Namen man nicht aussprechen kann, auf den Fersen sind? Hat es Nicole genutzt, dass sie in irgendeiner dubiosen „Prophezeiung“ erwähnt sein könnte, als sie Asmodis in die Finger gefallen ist? Vielleicht hast du uns ja deswegen durch die halbe Galaxis geschleppt, weil du meinst, wir wären diejenigen welche...? Zu meinem großen Glück fehlt jetzt nur noch, dass du von Anfang an die richtigen Koordinaten hattest, um uns nach hause zu bringen.“

Jack hatte sich drohend vor Lyz aufgebaut und langsam wich der gleichmütige Ausdruck in Lyz Augen und machte einer Unsicherheit Platz, die eher ungewöhnlich für die junge Frau war. Es machte kurz den Eindruck, als würden Wut und schlechte Gewissen miteinander ringen. Doch beide Emotionen schienen im Bruchteil einer Sekunde einer anderen zu weichen. Mit einem Anflug von kalter Arroganz in der Stimme, die Daniel frösteln ließ, antwortete sie dem Colonel.

„Ohne mich wärt ihr verloren gewesen und du würdest hier nicht stehen und mir deinen Speichel ins Gesicht schleudern. Aber angesichts dessen, was wir erlebt haben, will ich auf deine Anschuldigungen eingehen.
Als ich euch in Xocotls Kerker begegnet bin, ward ihr Gefangene wie andere auch und ich habe nicht im entferntesten daran gedacht, dass ihr die Auserwählten sein könntet. Erst nach und nach, als ich euch besser kennerlernte und einschätzen konnte, begann ich zu hoffen, dass ihr die Prophezeiung erfüllen könntet.
Seit ihr nur noch zu dritt seid, bin ich mir ziemlich sicher. Ich wollte euch auch alles erzählen, aber es hat sich nie der richtige Moment ergeben und zum Schluss war es wichtiger Nicole hierher zu bringen. Dass der Tempel mit dem Stein des Ursprungs auf dem Geländer des Klosters steht ist mir erst wieder bewusst geworden, als Daniel von Conus abgeholt worden ist.“

Sie hielt kurz inne, um sich zu sammeln und begegnete dabei offen und direkt dem skeptischen Blick Jacks. Dann fuhr sie fort.

„Die Koordinaten für euren Heimatplaneten habe ich nicht, aber die Überlieferung erzählt, dass der Stein des Ursprungs neben dem Text auch noch weitere Informationen enthalten soll. Welcher Art, dass kann ich euch allerdings nicht sagen.“

„Mit anderen Worten: Du wusstest schon eine ganze Zeit, dass wir eine gute Möglichkeit gehabt haben, von hier zu verschwinden.“
Man merkte Jack an, wie sehr er sich beherrschen musste und dass eine weitere Explosion kurz bevor stand, als ein Mönch das Zimmer betrat. Es war der Heiler, der Nicole in Empfang genommen hatte. Sofort wandten sich die drei ihm zu.

„Ich möchte euch nur mitteilen, dass eure Gefährtin außer Gefahr ist. Ihre Verletzung sind fast alle äußerlich und das Fieber kam von einer Kombination aus Wassermangel und der Entzündung einiger Schnittwunden. Wir haben sie gereinigt und verbunden und dafür gesorgt, dass sie jetzt ruhig schlafen kann, denn das braucht sie jetzt ganz dringend. In ein paar Tagen sollte sie wieder in Ordnung sein.“

Die Erleichterung war regelrecht spürbar. Sofort bedrängte Jack den Heiler, ihn zu Nicole zu bringen. Dieser willigte auch ein, allerdings unter der Voraussetzung, dass nur Jack mitkam und dieser sich ruhig verhielt.

Jack war Lyz einen Blick zu, der eindeutig besagte, dass sich noch nicht miteinander fertig waren und verschwand wortlos.

Es herrschte betretenes Schweigen, als er den Raum verlassen hatte. Dies blieb auch eine Weile so, bis Daniel anhub etwas zu sagen, aber von Lyz unterbrochen wurde.

„Lass, Daniel. Wir beide wissen, dass O‘Neill in manchen Dingen Recht hat, nur in einem nicht. Ich weiß absolut nichts über die Koordinaten, die euch in eure Heimat bringen, sonst hätte ich euch diese schon lange genannt. O‘Neill wird mir das nicht glauben, aber es ist so und nicht anders. Ich werde noch ein bisschen hier bleiben und mir dann einen Platz zum Schlafen suchen. Das solltest du auch tun, denn wir haben alle eine Ruhepause verdient.

Auf diese Rede konnte und wollte Daniel nichts sagen, auch weil er Lyz glaubte und teilweise zustimmte. Auf diese Weise saßen die beiden noch eine Weile schweigend nebeneinander, bis Conus erschien und ihnen anbot, die Räume zu zeigen, in denen sie übernachten konnten.

Mit erleichterten Mienen nahmen sie das Angebot an und folgten dem jungen Mönch, der sie aus dem Hospital hinaus zu einem Nebengebäude führte. Dort, erklärte er, wurde immer die Gäste untergebracht. Es waren einfache Zimmer, die mit Bett, Schrank und einem Tisch mit Stuhl eingerichtet waren. In der einen Ecke befand sich eine Waschmöglichkeit und Conus informierte sie darüber, dass das Kloster über ein Dampfbad verfügte, welches nicht nur für die rituellen Reinigungen genutzt wurde.

Eine Kleinigkeit machte Daniel die Gästezimmer mehr als alles andere sympathisch; die vorhandenen Fensterläden und die Tür waren von innen zu verriegeln und versprachen damit eine gewisse Ungestörtheit. Auf dem Tisch stand eine Kleinigkeit zu essen und zu trinken und das Bett wirkte unheimlich einladend.

Bevor Conus Daniel allein ließ, fragte er noch, ob er diesen am nächsten Morgen kurz vor Sonnenuntergang wecken könne, nannte aber keinen bestimmte Grund. Daniel seufzte unhörbar und murmelte „aber nur, wenn du mir Kaffee mitbringst“, was einen erstaunten Ausdruck auf dem Gesicht des Mönches hinterließ, der sich aber langsam in ein Grinsen verwandelte. Als Conus noch mal kurz nachfragte, was Daniel wohl gemeint hatte, wiegelte dieser ab und sagte zu.

Nachdem Daniel etwas gegessen hatte, gab er der Müdigkeit nach und legte sich hin. Auch wenn er gedacht hatte, dass die Erlebnisse des Tages ihn vielleicht nicht schlafen lassen würden, aber sobald er sich hingelegt hatte, fielen ihm sofort die Augen zu. Das Gefühl von Sicherheit, welches dieser abgeschlossene Raum ihm gab, tat sein übriges.

In seinen Träumen wechselten sich Bilder der Erde mit dem Stein des Ursprungs und Szenen der letzten Zeit ab und als es klopfte, nahm er dieses zunächst erst gar nicht war. Es dauerte einen Moment, bis seine Träume ihn soweit frei ließen, dass er die Augen öffnen und sich in der ungewohnten Umgebung zurecht finden konnte. Daniel stand auf und öffnete die Tür, um Conus hineinzulassen.

Dieser trug ein kleines Tablett mit Brot und Käse, sowie einer Kanne und zwei Bechern. Als er eingetreten war, stellte die Sachen auf den Tisch und schüttete eine dampfende, dunkle Flüssigkeit in die Becher.

Daniel sog das aufsteigende Aroma ein und wurde mit einem Schlag hellwach.
„Was ist das?“, fragte er Conus, der breitwillig Auskunft gab.
„Das ist Corum. Es wird aus getrockneten und gerösteten Beeren hergestellt. Die werden dann gemahlen und mit Wasser aufgekocht. Es hat eine aufmunternde Wirkung und ich dachte, es könnte dir gefallen...“

Genießerisch roch Daniel noch einmal an den aufsteigenden Schwaden, bevor er vorsichtig einen kleinen Schluck nahm und Conus dann mit einem breiten Grinsen anschaute.
„Das ist ein Gottesgetränk. Vielen Dank. Es ist genau das, was ich brauche. Aber jetzt erzähl mir doch, was du um diese frühe Stunde mit mir vorhast?“

Verschwörerisch lächelte der junge Mönch in Daniels Richtung.
„Ich möchte mit dir noch einem in den Tempel. Ihr seid nämlich genau zu der Zeit des Jahres hier, an denen man morgens mit den ersten Sonnenstrahlen ein ganz besonderes Phänomen beobachten kann. Wo du schon den untersten Text entziffern konntest, bist du vielleicht auch in der Lage, damit etwas anzufangen.“

„Du machst mich neugierig. Lass uns sofort gehen, essen kann ich auch unterwegs und einen Becher von diesem Lebenselixier können wir auch mitnehmen.“

So machten sie sich auf dem Weg und kurze Zeit später standen sie im Eingang des Tempels. Das erste Licht der aufgehenden Sonne hatte sie begleitet und als sie nun durch den Torbogen traten, wies Conus Daniel an, sich neben den Durchgang an die Wand zu stellen. Daniel tat wie ihm geheißen und beobachtete gespannt das Spiel des Lichts, welches durch die Tür und das ovale Fenster darüber fiel. Ganz langsam wandelte sich dieses vom rot angehauchten Dämmerlicht zu gleißenden Strahlen. Als diese auf den Stein trafen funkelte dieser auf und kurz darauf wurden diese reflektiert und warfen Bilder an die weißen Wände. Daniel keuchte kurz auf, als er registrierte, was er dort sah. Er drehte sich zu Conus um.

„Hast du irgendetwas zum Schreiben, Conus? Das muss ich festhalten!“
„Das brauchst du nicht, Daniel Jackson. Ich habe dieses Phänomen schon öfter beobachtet und genau festgehalten, was dort zu sehen ist. Ich wollte aber auch, dass du es mit eigenen Augen siehst und wenn ich dich jetzt so sehe, habe ich damit wohl Recht getan“, lächelte der junge Mönch.

Sie verließen den Tempel und setzten sich auf die Stufen in die Sonne, vertilgten das restliche Brot und tranken ihre Becher leer, bevor sie dann zum Kloster zurückkehrten.

Dort angekommen bestürmte Daniel seinen Begleiter, ihm sofort die Aufzeichnungen zu zeigen, was dieser auch gerne zusagte. Er brachte Daniel in die Bibliothek und nachdem er ihm die gesuchten Unterlagen übergeben hatte, ließ er Daniel alleine, der sich sofort darin vertiefte und seine Umgebung völlig vergaß.

Drei Stunden waren vergangen, als Daniel aufsah und zufrieden eine letzte Notiz auf ein Blatt Papier machte. Dann faltete er diese zusammen und verließ die Bibliothek um Jack zu suchen.

Er fand ihn vor dem Hospital. Jack stand dort in der Sonne und streckte sich.
„Bis du die ganze Zeit bei Nicole gewesen?“, fragte Daniel, den ein Hauch von schlechtem Gewissen einholte. „Wie geht es ihr?“

„Yep, ich war die ganze Nacht bei ihr und wir haben beide ruhig geschlafen. Allerdings ist schlafen auf einem Stuhl nicht besonders gesund für den Rücken“; fügte Jack mit einem leichten Stöhnen hinzu und fuhr fort. „Es geht ihr gut, das Fieber ist zurückgegangen und wie der Heiler gestern gesagt hat, kann sie bald schon wieder aufstehen. Was sie jetzt braucht, ist Ruhe und Erholung.“

„Das ist gut zu hören. Wir können ja noch ein paar Tage bleiben. Weiß Lyz schon Bescheid? Oder soll ich ihr das sagen?“

„Wenn ich an gestern denke, solltest du ihr das besser sagen. Mir steht jetzt nicht der Sinn danach. Ich werde mir jetzt ein Bett suchen und versuchen noch etwas erholsamen Schlaf zu bekommen. Aber wenn ich dich so ansehe, dann hast du noch was anders auf dem Herzen“, fragte Jack, der Daniel genau beobachtete.

„Ich glaube, ich habe die Koordinaten für die Erde gefunden“, sprudelte es aus ihm heraus. „Ich meine, ich weiß es nicht hundertprozentig, aber die Wahrscheinlichkeit ist sehr groß. Heute morgen im Tempel da war so eine Lichterscheinung und in den letzten Stunden habe ich herausbekommen, was diese Zeichen bedeuten und es kann nur eines bedeuten, nämlich das es der Weg nach hause ist.“

„Und du bist dir sicher?“, leicht skeptisch schaut Jack den Archäologen an, der sich aber nicht beirren ließ.

„Mehr als ein anderer Planet kann es ja nicht werden. Es ist eine Fünfzig-fünfzig Chance und ich denke, wir sollten es probieren, wenn Nicole wieder auf den Beinen ist.“

„Okay, ich gehe schlafen, du kontrollierst noch mal was du da meinst gefunden zu haben und wenn wir uns wiedertreffen, entscheiden wir, was wir machen.“ Mit diesen Worten drehte Jack sich um, steuerte auf das Gästehaus zu und ließ Daniel stehen.

Fünf Tage später standen die vier am späten Abend vor dem Tor. Nicole konnte wieder alleine gehen, sah aber immer noch mitgenommen aus. Allerdings hatte nichts sie halten können, als Daniel ihr beim Aufwachen von seiner Entdeckung erzählt hatte.
„Ich will eher gestern als heute nach hause. Ich bin es leid herumzuirren und wenn es eine Möglichkeit gibt - auch wenn es nur eine 50prozentige ist - dann würde ich es doch versuchen wollen.“

Auch Lyz hatte keine Einwände gehabt. Sie uns Jack hatten noch einmal miteinander gesprochen, allerdings ohne die anderen und keiner der beiden hatte ihnen mitgeteilt, was dort besprochen worden war. Sie redeten danach wieder miteinander, aber wer ein bisschen Gespür für Zwischentöne hatte, bemerkte, dass eine neue Art von Unterton in den Gesprächen der beiden mitschwang.

Jetzt standen sie vor dem Tor und Daniel gab die Koordinaten in das Anwahlgerät ein. Als der Ereignishorizont sich gebildet hatte, stieß Daniel seinen angehaltenen Atem aus.

„Soweit sind wir, sollen wir gehen?“
„Nach dir“, meinte Jack und hörte sich fast fröhlich an.
Daniel rief noch einen Gruß und Worte des Dankes in Conus Richtung, dann drehte er sich um und trat durch das Tor, gefolgt von den anderen.

ENDE (Episode 6)
1.07 Zurück nach Hause by Timelord
1.07 Zurück nach Hause

Daniel spürte den Boden unter seinen Füßen. Dann fühlte er den leisen Windhauch an seinen Fingerspitzen und zu guter Letzt roch er die unverwechselbare Luft des Dschungels.
Endlich … endlich wieder daheim. Auf der Erde. Er spürte, wie eine Last von seiner Seele fiel und erst jetzt merkte er auch, wie sehr er diese kleine Welt mit all ihren Problemen vermisst hatte.

Aber Halt! ... Waren da nicht doch leise Zweifel gewesen, kurz bevor sie eingetaucht waren? Ob sie auch wirklich lebend ankommen würden? Immerhin hatte das Sternentor in einer Höhle gestanden und das Letzte, was Jack gesehen hatte, waren herabstürzende Felsbrocken gewesen.

Dennoch waren sie dieses Risiko eingegangen. Denn nicht nur, das sie nach Hause wollten, nein, in erster Linie wollten sie auch die Welt vor den Goa´uld warnen, die bereits auf dem Weg waren. Mit der Hoffnung, nicht zu spät zu sein, hatten sie das Wurmloch passiert.

Der Archäologe öffnete die Augen, und das, was er zu sehen bekam, verschlug ihm den Atem. Vor seinem Angesicht breitete sich die Stadt Macchu Picchu in all ihrer Pracht aus. Jedoch wirkte sie, als ob sie gerade erst erbaut wurde und nicht, als wäre sie schon mehrere Hundert Jahre alt. Die Gebäude, die Säulen, die Verzierungen und noch so vieles mehr erstrahlten in einem leicht goldenen Glanz..

Moment … das Tor stand doch in einer Kaverne UNTER der Stadt. Wieso konnte er sie nun sehen, mit dem Tor im Rücken?

„Daniel.“

Er drehte sich zu Jack um und seine Gesichtszüge entgleisten. Die schwere Last, die er eben verloren geglaubt hatte, kehrte nun umso wirkungsvoller wieder zurück.

Die Ebene vor der Stadt war begradigt worden. Das Sternentor stand auf einem kleinen Podest am Rand dieses Feldes, auf dem sich mehrere Gebilde befanden, die Daniel unwillkürlich als Raumschiffe einordnete. Eines von ihnen war eine riesige Pyramide, mit leichten Abstufungen nach oben. In diesen Abstufungen sah er geöffnete Hangartore, aus denen kleine Schiff raus- und wieder reinflogen.

Der Anblick des Schiffes schien sie schier zu erdrücken. Jackson schluckte einen schweren Kloß seine Kehle hinunter. „Wir sind zu spät …“

Schwere Schritte ertönten und aus Richtung der Stadt näherten sich mindestens zwei Dutzend Jaffa.
Lyzaie zog ihr Schwert. „Wir sollten hier schnellstens wieder verschwinden.“

Daniel zog den Controller aus der Tasche und gab die Adresse des Planeten ein, von dem aus sie gestartet waren. Doch nichts tat sich. Der innere Ring des Tores blieb stumm und bewegte sich keinen Millimeter. „Verdammte Scheiße!“

Jack war erstaunt. Er hätte Daniel so ein Schimpfwort gar nicht zugetraut. Er wandte sich an Lyz: „Was glaubst du? Wie stehen unsere Chancen?“

„Auf einen schnellen oder langsamen Tod?“

Der Colonel seufzte. „Das dachte ich mir.“

„Wir haben eine Chance, wenn wir uns ergeben. Immerhin eine sehr kleine, aber wir würden Zeit gewinnen.“

Lyz und die beiden Männer warfen ihre Waffen weg und hoben die Hände. Nur Nicole starrte weiterhin mit erhobener und aktivierter Sodanwaffe den ankommenden Jaffa entgegen. Ihre Knöchel traten weiß hervor und kalter Schweiß lief ihre Wangen hinunter. „Ich lasse mich von diesen Wichsern nicht nochmal gefangen nehmen. Vergiss es, Jack.“ Zu frisch waren die Wunden und Erinnerungen an ihre letzte Gefangenschaft im Verlies von Aquanoxis.

Mittlerweile waren es mehr als drei Dutzend Jaffa, die in gebührendem Abstand zu ihnen einen Kreis gebildet hatten und sie mit Stabwaffen bedrohten.

„Nicole …“, flüsterte Jack, „ … ich kann zwar nur erahnen, was in dir vorgeht, aber es geht hier nicht nur um dich. Wer soll denn auf den Geek aufpassen, wenn wir beide uns in das Getümmel stürzen?“ Er wandte sich entschuldigend an Daniel: “ Nichts für ungut.“

„Ich kann es verkraften.“

Langsam und weiterhin mit erhobenen Händen ging er auf seine Patentochter zu. Als er bei ihr ankam ließ er die linke Hand auf ihre Schulter sinken und mit der Rechten drückte er die Stabwaffe gen Boden. Sie sahen sich kurz an und dem Colonel lief ein eiskalter Schauer über den Rücken, als er die ungezügelte Rach- und Mordlust in ihren Augen bemerkte. Nicole biss die Zähne so hart aufeinander, dass sie anfingen zu knirschen.
O´Neills Stimme war nun so leise, dass selbst Nicole sie kaum hören konnte: „Wir werden einen Weg finden, so wie immer. Dann werde ich dir helfen, diese Bastarde fertig zu machen, ok?“

Die Waffe schien der blonden Frau auf einmal sehr schwer zu werden. Sie entglitt ihren Händen und fiel mit einem leisen Scheppern auf den steinernen Boden. Jack kickte die Waffe in Richtung der Jaffa davon. Wenige Minuten später kam Bewegung in die Reihen der Krieger. Sechs von ihnen traten einige Schritte zurück und bildeten so einen kleinen Korridor, in dem sich ein großer Jaffa mit goldener Rüstung auf sie zu bewegte. Lyzaies Augen schienen Funken zu sprühen. „Asmodis.“

Jack seufzte erneut. „Der durfte natürlich nicht fehlen.“

Der Hybrid mit dem Körper eines kräftig gebauten Menschen und dem Schädel eines Unas baute sich vor dem Colonel auf. „Welch Freude, euch wieder begrüßen zu dürfen. Es wird mir eine Befriedigung sein, deinen Tod persönlich herbeizuführen. Sobald sich mein Gott entschieden hat, auf welch qualvolle Weise ihr sterben sollt.“

„Weißt du, Modileinchen; und mir wird es immer eine Freude sein, deine Vorhaben zu durchkreuzen.“
Der oberste Primus ballte seine Pranke zu einer Faust und schlug sie dem Menschen in die Magengrube. Jack ging in die Knie und würgte Magenflüssgkeit aus. Doch das Grinsen behielt er bei. „Musst doch nicht alles gleich so persönlich nehmen.“

Asmodis drehte sich zu seinen Kriegern: „Packt sie und bringt sie in das Schiff unseres Gottes.“


Irgendwo im Gebirge, ganz in der Nähe…

Der Mann rieb sich die Augen und sah dann erneut durch das Visier. Das Fadenkreuz zielte direkt auf die Stirn des großen Monsters und es hätte nur ein kurzes Zucken des Zeigefingers gefehlt, um die Menschheit von dieser Plage zu befreien. Außerdem, kam es ihm in den Sinn, hätte es nicht wirklich was gebracht, außer Ärger, wenn er jetzt das Schoßhündchen Xocotls erledigt hätte.
Er ließ das Fadenkreuz über die am Boden knienden Gestalten wandern, die gerade in Ketten gelegt wurden.
Jack!
Nicole!
… und einer der Typen, auf den sie aufpassen hätten sollen.
Die letzte im Bunde kannte er nicht, weswegen er annahm, dass diese Frau nach der Entführung und Verschleppung zu den Dreien gestoßen war. Er hielt das Kreuz ein wenig länger auf der Unbekannten, die in ihm ein Gefühl der Unsicherheit auslöste.
Nachdem man ihr die Ketten angelegt hatte, sah sie auf, und es schien fast, als ob sie ihm direkt in die Augen sah. Er packte das XM500 Scharfschützengewehr, eines der ersten, die hergestellt worden waren, und machte sich klein. Murdoc zählte langsam bis Zehn, bevor er sich wieder in Position brachte. Die Fläche rund um das Tor war bis auf zwei Wachen geräumt worden.

„Kommt meine kleinen Vögelchen, kommt zu Onkel Murdoc“, flüsterte er vor sich hin. Er folgte dem Weg in die Stadt und konnte noch einen letzten Blick auf die Gefangenen erspähen, bevor sie im Hauptgebäude der Stadt verschwanden. „Da wird Billy aber gar nicht einverstanden sein, dass ihr euch schon schlafenlegt.“
Er schulterte die Waffe und robbte einige Dutzend Meter weit, bevor er sich in die Hocke begab und auf den beschwerlichen Weg ins Rebellenlager machte.


Macchu Picchu

Jack versuchte, sich jede Einzelheit ihres bisherigen Weges zu merken. Eines musste er den Schlangenköpfen lassen, bei der Restauration hatten sie ganze Arbeit geleistet. Das, was er jetzt sah, stand in keinem Vergleich zu dem, was er vor ihrem Abenteuer hier gesehen hatte. Schweiß lief an seinen Schläfen entlang. Die Ketten waren ziemlich schwer und er wollte dieser Froschfresse Asmodis nicht die Genugtuung gönnen, sich in die Knie zwingen zu lassen.

Nach einem fünfzehnminütigen Fußmarsch kamen sie in einer riesigen Halle an. Das Mauerwerk war auf Hochglanz poliert worden und in der Mitte stand ein goldenes Podest, dessen Stufen an einer kleinen quadratischen Fläche endeten, die einen Thron beherbergte.
Der Thron schien aus schwarzglänzendem Marmor zu bestehen und auf der Oberfläche waren verschiedenartige Schlangensymbole eingraviert. Ein samtenes rotes Kissen lag auf der Sitzfläche und ein ebenfalls rotes Polster war in die Rückenlehne eingearbeitet.

Eine tiefe Stimme ertönte, die ihnen durch Mark und Bein ging.
„Kree! Jaffa! Benna! Ya wan, ya darn!”


************************************


Alle vier erhielten einen Schlag in den Rücken, der sie in die Knie zwang. Anschließend knieten sich die Jaffa selber hin. Dumpfe, durch einen Teppich gedämpfte Schritte ertönten und eine Garde Jaffa in goldroten Rüstungen erschien. An jeder Seite des Podestes blieben drei von ihnen stehen.

Als Letzter erschien Xocotl selbst. Er trug einen goldsilbernen Brustpanzer, dessen Brustplatte das Symbol der gefiederten Schlange zierte. Unter dem Panzer trug er eine aus goldener Seide hergestellte Tunika, die knapp unter seinem Knie endete. Die Füße und die Oberschenkel wurden von schweren Stiefeln geschützt. Sie wirkten dermaßen massiv, dass Jack vermutete, dass sie aus einer Art flexiblen Metalls hergestellt waren. Dasselbe Material war nämlich auch auf Xocotls Armen zu sehen. Es führte spiralförmig von der Schulter bis zu den Handgelenken, wo es unter Handschuhen verschwand.
Der Colonel vermutete, dass sich allerhand Technik darin verbarg. Einen ähnlichen Handschuh hatte er damals bei dem Goldjungen entdeckt, der wahrscheinlich Asmodis gewesen war, und er konnte sich noch gut daran erinnern, dass die Kugeln an einem Schutzschild abgeprallt sind, dessen Ursprung dieser Handschuh gewesen zu sein schien.

Der Kopf war durch einen Helm geschützt. Dieser war wie der Kopf einer riesigen Schlange geformt, mit leichten ornamentierten Flügeln an den Seiten. Dort, wo sich die Augen befanden, saßen zwei Rubine, jeder so groß wie ein Kinderfaust.
Er setzte sich auf den Thron und betrachtete die vier Gefangenen - einen nach dem anderen. Am längsten hielt sich sein Blick bei Lyzaie.
„Ai'emain!“

Die Jaffa erhoben sich und auch Jack wurde an seinen Ketten ins Aufrechte gezerrt.

„Entscheidet euch mal, Jungs. Rauf oder runter. Ich bin nicht mehr der Jüngste und meine …“

Asmodis flache Pranke schlug gegen sein Gesicht. „FI´NU Asmodis!“

Xocotl hob seine rechte Hand und brachte seinen Primus dadurch zum Einhalt.
Der Goa´uld erhob sich und kam mit langsamen, erhaben wirkenden Schritten auf sie zu. Er blieb vor O´Neill stehen. „Du bist sehr redegewandt. Mal sehen, wie sehr dir deine Zunge schmecken wird, wenn wir sie dir zum Essen vorsetzen.“ Während Xocotl diesen Satz sprach, berührte er einen kleinen Kristall auf seinem Handschuh und sein Helm faltete sich in seinem Nacken zusammen. Er schritt die Gefangenen ab und blieb vor der Außerirdischen stehen. „Na'noweia si'taia.“

Sie lächelte und spie ihm ins Gesicht. „So wie es geschrieben steht auf dem Stein des Ursprungs.“

Xocotls Augen glühten auf und er schlug ihr hart ins Gesicht. „Pa'kree? Glaubst du ernsthaft an dieses alte Ammenmärchen? Ihre Welt war leichter zu erobern, als die Höhle eines Rokscha´kos. Diese Menschen sind nichts. Eine Welt voller Hassac, die ich mir untertan gemacht habe.“

Lyzaies Augen blitzten auf und das Feuer, das in ihren rotgrünen Augen loderte, schien sogar Xocotls leicht zu verunsichern.

Der Goa´uld wandte sich ab und lief zu seinem Thron zurück. Bevor er sich wieder hinsetzte, breitete er die Arme aus. „Mid'cha, Ta´uri! Ich hatte geschworen, dass ihr dabei sein werdet, wenn eure Welt untergeht. Seht euch nun an, wie sie brennt!“

Ein Hologramm erschien in der Mitte der riesigen Halle und zeigte in schneller Folge mehrere Städte, die bis auf die Grundmauern niedergebrannt worden waren. Daniel wurde blass und aus Nicoles Augen drangen Tränen, als sie das sahen. Jacks Miene versteinerte, aber er ließ sich keine Gefühlsregung anmerken, als er die zerstörten Skylines von Chicago, New York, Los Angeles, London, Berlin und die kümmerlichen Reste des Pariser Eiffelturms erkannte.

Die Vorführung endete mit der Landung des Schiffes, auf der Ebene vor der Stadt Macchu Picchu. Xocotl grinste diabolisch. „Nun bringt die Gefangenen in das Verlies. Sie sollen noch eine Nacht darüber nachdenken, welch Unheil sie dieser Welt gebracht haben, bevor sie morgen vor aller Augen hingerichtet werden sollen.“

Obwohl Jack den niedergeschlagenen Gefangenen spielte, konnte man, wenn man genau hinsah erkennen, wie es in seinen Augenwinkeln zuckte und sich jede Einzelheit ihres Weges in sein Gehirn brannte. Als man ihnen die Aufnahmen der zerstörten Skylines gezeigt hatte, hatte sich ein Gedanke tief in seinem Gehirn festgesetzt.

Rache.

Er würde es diesem verdammten, aufgeplusterten Schlangenkopf schon zeigen. Jack musste an seine Ex-Frau Sara denken. Ob sie diesen Angriff überlebt hatte? Oder viel schlimmer, in Gefangenschaft der Goa´uld lebte? Bei der Vorstellung, dass einer von Xocotls willigen Helfern ihr vielleicht in diesem Moment einen Schmerzstab in das Genick rammte, wurde ihm übel.
Nach wenigen Minuten hielt der kleine Trupp vor einer massiven Gittertür. Ein Knarren sprengte die Stille, als die Tür geöffnet wurde.

„Könnte mal eine Kanne Öl vertragen.“

Als Antwort erhielt O´Neill einen kräftigen Stoß in den Rücken der ihn in den Raum schleuderte. Er landete unsanft auf dem Fussboden und hatte sich beim Aufprall die Lippe blutig geschlagen. Jack sah den Wächter mit seinen blauen Augen an und in seinem Blick lag die Härte und das Verlangen nach Vergeltung. „Dafür wirst du mir büßen.“ Er spuckte dem Jaffa einen blutigen Auswurf direkt vor die Füße. „Das ist ein Versprechen.“

Der Wächter grinste ihn verächtlich an und stieß als nächstes Daniel in die Zelle, dann schloss er die Tür. Jackson wirkte nervös, aber erstaunlicherweise ziemlich gefasst, als er Jack dabei half, sich aufzurichten. „Was glaubst du, wo sie die Frauen hinbringen, Jack?“
Wenn er doch nur eine Antwort gewusst hätte auf diese Frage.


***


Die Nacht brach herein, als Murdoc auf Schleichwegen das Lager der Rebellen erreicht hatte. Nachdem damals die Goa´uld das erste Mal aufgetaucht waren und ein ziemliches Chaos veranstalteten, hatten er und Face beschlossen, eine kleine Rebellengruppe zu gründen. Sie hatten dies in dem Wissen getan, dass der Trupp, der Jack und die anderen entführt hatte, nur die Vorhut gewesen war.

Ihre Truppe bestand hauptsächlich aus den Soldaten der persönlichen Präsidentengarde, die den Angriff der Jaffa überlebten. Gut fünfzig Männer und Frauen hatten sie um sich geschart und hin und wieder kamen noch welche hinzu, die es aus den Großstädten herausgeschafft hatten.

Sie hatten sich eine unterirdische Basis eingerichtet, nach dem Vorbild des Vietcong.
„Was damals gegen die USA funktionierte, funktioniert vielleicht auch gegen Außerirdische.“
Mit diesem Spruch hatte Face damals alle von dieser Idee überzeugt.

Nach über zwei Stunden anstrengendem Fußmarsch erreichte er die letzte Markierung, die ihn in die richtige Richtung wies. Wenige Minuten später spürte er den kalten Lauf einer Faustfeuerwaffe in seinem Genick. „Parole.“

Murdoc drehte sich blitzschnell herum, schlug ihm die Waffe aus der Hand und stellte sich in Pose. „Du wagst es, Captain Chaos nach einer Parole zu fragen?“

Die Wache ging dabei zu Boden  und rieb sich dann das Kinn, das Murdocs Faust gestreift hatte. „Hallo, Murdoc.“

Das Mitglied des A-Teams hielt dem Mann die Hand hin und half ihm dabei, sich wieder hinzustellen. „Dir sei verziehen; nun tue deinen Job und geleite mich zu unserem weisen Führer.“


***


Templeton „Faceman“ Peck saß auf einem kleinen, selbst gezimmerten Holzstuhl und besah sich die Pläne für den weiteren Ausbau des Tunnelsystems, als die Plane, die den Eingang verdeckte, sich zur Seite schob. Face sah auf. „Murdoc …“, ein kritischer Blick seines alten Freundes erinnerte ihn daran, in welcher Rolle sich Murdoc gerade befand“, … verzeih, Captain Chaos. Wieso bist du schon hier?“

„Ich habe meinen Posten verlassen, weil eine unerwartete Wendung geschehen ist. Das Sternentor hat sich aktiviert und vier Menschen kamen hindurch.“

„Das Tor aktiviert sich einmal täglich, um diese Schlangenköpfe auszuspucken …“

„Du irrst mein Freund. Diese vier waren anders. Drei davon kennen wir. Eine sogar ganz gut. Das Tor hat Nicole, Jack, diesen Jackson und eine Frau ausgespuckt, die ich nicht kenne.“

Peck stand wie von einer Biene gestochen auf. „WAS? Wo sind sie?“

„Ich vermute, sie befinden sich in den Verließen dieser kleinen Abscheulichkeit, die sich Asmodis nennt.“


***


Daniel wäre nicht Daniel, wenn er nicht die Gunst der Stunde nutzte. Deshalb studierte er gerade eifrig die Beschaffenheit der Wände. Jack sah ihn ein wenig gereizt dabei zu. „Glaubst du, dass du einen magischen Schalter findest?“

„Du hast selbst einmal gesagt, dass jede Information wichtig sein kann. Des…“

„Schwachsinn! Das, was uns jetzt helfen könnte, wäre eine Superwaffe, mit der wir diese verdammten Hurensöhne auf ihren Planeten zurückjagen können!!“ Der angestaute Frust der letzten Wochen und Monate schien sich bei Jack einen Weg zu bahnen. Er stand auf, lief zu der Tür und trat mit voller Wucht dagegen. „Stattdessen sitzen wir wieder mal in einem stinkenden Kerker. Wissen wir wieder mal nicht, was mit den Frauen passiert! Gott weiß, was sie diesmal mit Nicole anstellen!!!“

„Jack, ich …“

„HALT DIE SCHNAUZE!!! Du hast ja nichts Besseres zu tun, als hier in der Gegend rumzustehen und sich die Wände anzusehen!!!“

„Es reicht jetzt! Glaubst du etwa, mir würde es egal sein, was passiert ist? Meine Familie, meine Freunde, einfach alle Menschen, die mir in meinem Leben etwas bedeutet haben, sind wahrscheinlich tot oder kurz davor!!! Also behaupte nicht, es wäre MIR SCHEISSEGAL!!!“

Schwer atmend und mit ihrer Wut kämpfend standen sich die beiden gegenüber.

„Hey Jungs. Immer mit der Ruhe.“

Jack und Daniel bemerkten erst jetzt, dass noch jemand bei ihnen im Verließ war. Die Stimme kam aus einer Ecke der Zelle, in der das Licht zu versagen schien.

„Wer zum …„ Jack lief mit zwei ausgreifenden Schritten in die Ecke und blieb dann wie angewurzelt stehen. „Das ist unmöglich!“

„Immer noch der gleiche alte Hitzkopf, alter Freund?“

Der Mann trat aus dem Schatten und jetzt konnte auch Daniel erkennen, wer da zu ihnen sprach. „John? John Smith? Aber wie?“

O´Neill nahm den Faden auf. „Genau. Wie? Ich habe dich sterben sehen!“

John fasste seinem alten Freund an die Schulter und bedeutete Daniel auf der kleinen Pritsche Platz zu nehmen. Der Anführer des A-Teams setzte sich auf den Boden, als die beiden Platz genommen hatten.
„Wie geht es meiner Tochter, Jack? Ich habe gehört, ihr habt dem Echsenschädel ein bisschen Ärger bereitet.“

„Ihr geht es den Umständen entsprechend, aber das ist eine längere Geschichte.“

„Die ich gerne hören würde.“

Jack zeigte mit dem Finger auf seinen Freund. „DU zuerst.“

Smith sah ihn lächelnd an und kaute, auf einem kleinen Holzstäbchen herum. „Ich denke, ich war auch tot, Jack. Diese Lichtblitze kamen direkt auf mich zu und ich spürte den Schmerz, dann war da Dunkelheit und kurz darauf ein goldenes Licht, das mich einhüllte und mir zuflüsterte“, der Blick des Mannes wirkte wie in weiter Ferne. „ Du wirst mich für verrückt halten, aber ich spürte meine Frau. Ihre Liebe und ihre Zuneigung. Dann wurde ich zurückgerissen und schlug die Augen auf. Ich lag in einem riesigen goldenen Kasten, der von innen heraus glühte und als das Glühen verschwunden war, sah ich diese unendlich hässliche Echsenfresse. Asmodis hat mich verhört. Er wollte alles über euch wissen, speziell über dich Jack. Anscheinend hast du ihn sehr in seiner Kriegerehre verletzt. Schließlich musste er wohl eingesehen haben, das aus mir nichts rauszuholen war und hat mich „zur späteren Verwendung“ hier eingebunkert.“

O´Neill wirkte nicht überzeugt, jedoch wusste er im Grunde wenig bis gar nichts über die Möglichkeiten der Goa´uld. „Du hast in der Zwischenzeit nicht zufällig herausgefunden, wie wir hier rauskommen?“

John zog den Stab aus seinem Mund, schaute ihn kurz an und warf das Ding in eine Ecke. „Eine Havanna wäre mir lieber und - nein.“

Jack zog die Augenbrauen hoch. „Dem Meister der Pläne ist noch nichts eingefallen. Es geschehen noch Zeichen und Wunder.“

Knirschendes Metall ertönte. Asmodis stand in der Zellentür und blickte verächtlich auf Jack. „Du!“ Seine Klauen zuckten und es wirkte, als ob sich der Hybrid nur schwer zusammenreißen konnte, sofort auf den Colonel loszugehen. „Mein Gott wünscht dich zu sehen.“

Zwei weitere Jaffa traten hinter ihm in die Zelle und legten Jack schwere Ketten an.
„Dann will ich doch mal schauen, was Kotzelchen von mir will.“

Asmodis knurrte, packte O´Neill am Kragen und zog ihn dicht an sich heran. „Deine Scherze werde ich dir mit Freuden aus deinem Rachen reißen. Ich freue mich schon auf den morgigen Tag und es wird mir eine Genugtuung sein, dich so richtig schön leiden zu sehen.“


************************************


Der Raum in den Jack geführt wurde, wirkte wie eine verkleinerte Version des Thronsaals, in den man sie zu Anfang geführt hatte. Xocotl trug einen mit Metall verstärkten Lederharnisch, auf dem sein Symbol prangte. Mit dem seidenen silbernen Rock, der knapp über dem Knie endete und dem rotgoldenen Umhang, wirkte er wie ein römischer Feldherr.

Seine Augen glühten, als er Jack sah. „Ah, sehr gut.“ Der Goa´uld erhob sich und musterte den Gefangenen von oben bis unten, dann wandte er sich seinem ersten Primus zu: „Du kannst gehen, Asmodis.“

Der Hybrid wirkte erstaunt und verunsichert. „Mein Herr, ich …“

„DU SOLLST GEHEN!“, die Stimme war verzerrt. “ODER GLAUBST DU ETWA, DASS ICH, DEIN GOTT, NICHT MIT EINEM HOK´TA FERTIG WERDE?“

Der Primus verneigte sich so tief, dass Jack glaubte, er würde gleich nach vorne wegkippen.
„Nein, mein Gebieter. Natürlich nicht. Es ist nur …“

Feuer schien aus den glühenden Augen zu springen und ermahnte Asmodis dadurch, dass es von nun an besser wäre, wenn er ohne ein weiteres Wort gehen würde. Mit dem Rücken zur Tür, aber dennoch zielsicher und sich stetig verneigend verließ er den Raum.

„Du hast dein Schoßhündchen aber an der kurzen Leine, was?“

Xocotl ignorierte ihn und lief im Kreis um Jack herum. Kurz bevor er seinen „Rundgang“ beendete, berührte er einen Kristall, der in einem seiner Armbänder eingearbeitet war und ein kaum wahrnehmbares Flirren umgab ihn. „Nur für den Fall, dass du auf törichte Gedanken kommen solltest.“

O´Neill hob die Hände, die immer noch in schweren Ketten und eng aneinander gefesselt waren. „Selbst wenn, dürfte es diesmal ein wenig schwierig werden.“

Der Goa´uld lächelte. „Ich habe dich schon einmal unterschätzt. Diesen Fehler werde ich kein zweites Mal machen. Ich habe dir ein Angebot zu unterbreiten, Jack O´Neill.“

Das Staunen in Jacks Gesicht hätte nicht größer sein können, als wenn ein Kind zum ersten Mal den Magic Kingdom erblickt. „Ok, ich höre.“

„Verbünde dich mit mir, dann schenke ich dieser Welt die Freiheit und du wirst über sie herrschen, natürlich unter meine Ägide.“

„Ehm, das hat nicht zufällig was mit dieser komischen Prophezeiung zu tun, dass du mich bestechen willst, oder?“

Xocotl wirkte für einen kurzen Moment zornig und beunruhigt. Mit einem wütenden Schnauben und einer ablehnenden Handbewegung ging er zu seinem Thron zurück. „Dieses Kindermärchen ist nicht von Belang und hat schon lange seinen Schrecken verloren. Ich und die Meinesgleichen herrschen seit Tausenden von Jahren über diese Galaxis und wir werden es auch noch in Zukunft tun. Kein Wesen ist so mächtig, dass es uns vernichten könnte. Noch nicht einmal der angeblich Prophezeite.“

O´Neills Miene verhärtete sich. „Du hast Angst. Gut, nehmen wir mal an, ich würde auf das Angebot eingehen. Da ist doch noch ein Haken.“

„Es gibt keinen Haken, wie du es nennst. Im Gegenteil, dieses Angebot ist mit einer großen Ehre verbunden. Der Ehre der Implantation.“ Mit seiner rechten Hand winkte er zur Seite und daraufhin zog sich ein kleiner Vorhang zur Seite. Der Colonel sah eine durchsichtige Urne, die auf einem Podest ruhte. Das Gefäß war bis oben mit Wasser gefüllt und mittendrin schwamm etwas, das aussah wie ein Aal mit vier Flossenkämmen an jeder Seite. Zwei winzige tiefschwarze Knopfaugen saßen direkt über dem Maul, das aus vier Kiefern bestand und mit scharfen winzigen Zähnen bestückt war.

Jack räusperte sich und versuchte, sich die Abscheu nicht allzu sehr anmerken zu lassen. „Danke. Verzichte.“

Diese Ablehnung schien Xocotl wieder in Rage zu versetzen. Er schien es nicht gewohnt zu sein, dass jemand diese Ehre ablehnte. „Du wagst es? Ist dir das Schicksal deiner Welt völlig gleichgültig?“

„Oh nein, mein guter Kokatze. Aber wenn wir Menschen die Wahl haben zwischen Sklaverei und den Kampf um die Freiheit, dann wählen wir den Kampf.“

Xoctols Augen glühten auf.

„Sag mal tut das nicht weh? Oder ist das eine eingebaute Beleuchtung?“

Mit einer Schnelligkeit, die Jack nicht erwartet hatte, war der Goa´uld aufgestanden, zu ihm gekommen und hatte ihm einen derart kräftigen Schlag versetzt, dass er haltlos gegen die Tür flog.

„SCHWEIG! Du magst kämpfen wollen, aber dein Kampf wird schneller vorbei sein, als dir lieb ist und du wirst noch bereuen, dieses Angebot abgelehnt zu haben. ASMODIS!“

Die schwere Tür öffnete sich und stieß Jack in den Rücken. Er unterdrückte einen Schmerzensschrei und blickte Xocotl tief in dessen glühende Augen, während er von den Pranken des Primus hochgerissen wurde. „Ich gebe dir ein Versprechen, Xocotl. Eines Tages werde ich zurückkommen und dich umbringen.“


~~~


Einigen menschlichen Sklaven war es gestattet worden, sich nützlich zu machen in den Diensten der technischen Wartung, wie es die Menschen nennen würden. Im Grunde war es eigentlich nur Staub wischen in den Gleiterbuchten und sich quälen lassen, wenn die Jaffa mal Langeweile hatten.
Einer dieser Sklaven jedoch war nicht das, was er vorgab zu sein. Er gehörte der Rebellenorganisation an und hatte sich freiwillig für diesen Einsatz gemeldet.
Spionage in der Mitte des Feindes.
Ausloten der technischen Möglichkeiten.
Nutzbar machen der Technologie.

Man hatte ihn schon kurz nach der Ankunft der Goa´uld eingeschleust. Seit Wochen reinigte er die Kabinen der mittelgroßen Kampfschiffe. Er sah den Piloten sehr aufmerksam bei ihren Übungen zu. Die Handgriffe, die Tastfelder, die betätigt wurden, einfach alles, was er für nützlich hielt.

Der Mann war gerade dabei, die Ornamente auf einer Rettungskapsel zu polieren, als er einen kleinen schmerzhaften Stich in seinem Ohr fühlte. Man hatte ihm einen kleinen Sender implantiert, den er den Goa´uld erfolgreich als Hörgerät verkauft hatte, und dieser machte sich nun durch niedrigfrequente Stromstöße auf sich aufmerksam.

Er brachte seine Arbeit zu Ende und ging zu dem größten der anwesenden Jaffa. „Mein Herr, ich habe die Arbeiten beendet. Wenn ihr gestattet, würde ich mich nun zurückziehen.“

Der Jaffa mit dem silbernen Emblem auf seiner Stirn, sah kurz hinüber zu den Kapseln und nickte. „Geh mir aus den Augen, Mensch!“

Der Sklave zog sich unauffällig zurück und als er sich sicher war, nicht mehr in der Sichtweite eines Jaffas zu sein, beschleunigte er seine Schritte. Sein Weg führte ihn zu den Abfallkonvertern.
Die Abfallkonverter waren kleine Hochleistungsöfen, in denen die Abfälle verbrannt wurden. Die daraus gewonnene Hitze wurde durch den Konverter in Energie verwandelt und zu Nutzen der Goa´uld weitergeleitet.

Er stand vor einem dieser Konverter und schmiss den Abfall bedächtig langsam in die Öffnung.
Ein kurzes Rascheln ertönte. Kurz darauf hörte er eine Stimme flüstern: „Helft mir OBi Wan Kenobi.“

Der Mann sah sich kurz um bevor er antwortete. „Ihr seid meine letzte Hoffnung. … Murdoc?“

„Kein anderer mein Freund.“

„Was ist?“

„Du weißt über die Neuankömmlinge Bescheid?“

„Ja, sie sollen morgen hingerichtet werden. Vor den Augen der ganzen Welt. Als Mahnmal, dass sich Widerstand nicht lohnt.“

„Wir müssen sie befreien. Das sind unsere verschollenen Freunde und sie könnten Informationen haben, die wir dringend benötigen.“

„Das ist riskant, sie stehen bis zur Hinrichtung unter schwerster Bewachung. Asmodis selbst kümmert sich drum.“

„Face hat einen Plan. Wir brauchen einen dieser Al´kesh dafür. Schaffst du es, ihn in die Luft zu kriegen?“

„Ihr seid wahnsinnig!“

„Nein, ich bin nur verrückt, nicht wahnsinnig. Also, schaffst du es?“

„Sofern wir nicht in eine Kampfhandlung geraten.“

„Darauf wird es aber hinauslaufen.“

„Verdammt … ja, ich schaffe es.“

„Wann soll die Hinrichtung steigen?“

„Morgen bei Sonnenaufgang.“

„Gut. Wir werden einen Ablenkungsangriff starten. Face und ich werden mit dir gemeinsam das Schiff benutzen, um die vier zu befreien.“

„In Ordnung.“

„Wir sehen uns morgen.“

Es fing wieder an zu rascheln.

„Murdoc, warte.“

„Was?“

„Es kursiert ein Gerücht.“

„Rede schon.“

„Hannibal soll wiederbelebt worden sein und sich ebenfalls im Kerker befinden.“

Der Schock saß.

„Tschuldige Mann, aber das habe ich eben erst gehört von den Jaffa in der Bucht. Ich muss zurück, sonst fällt es auf.“ Mit diesen Worten wandte sich der Sklave ab.

„Harkness. Warte. … Verdammt.“ Murdoc zog sich wieder zurück.


~~~


Trotz der Schmerzen, die Jack empfand, war es ihm nach einiger Zeit endlich gelungen, einzuschlafen. Doch diese Ruhe sollte nur von kurzer Dauer sein. Er hörte die Schritte der Jaffa in ihren schweren Stiefeln und das Geklirre von Ketten.

Er öffnete die Augen und hätte es ein Fenster oder eine Öffnung gegeben, die nach draußen führte, hätte er die ersten Anzeichen einer aufgehenden Sonne bemerkt. O´ Neill richtete sich ächzend auf und ignorierte die Schmerzen, die in seinem Rücken wieder aufzukeimen drohten. Die Wucht des Schlages, den Xocotl ihm gestern zugefügt hatte, hinterließ anscheinend mehr Spuren, als er bereit war zuzugeben.

Daniel stand zusammen mit Hannibal neben der Tür und blickte fragend zu ihm herüber. Mit einem Kopfnicken gab er ihnen zu verstehen, dass er für jede auch immer geartete Aktion bereit wäre.
Wenige Sekunden später stand Asmodis vor der Zelle. „Mein Gott hat euch die Gnade einer letzten Mahlzeit gewährt. Nehmt euch diese Chance nicht, indem ihr unüberlegt handelt. Denkt auch an die Frauen, die sich in der Gesellschaft meiner Soldaten befinden und diese genießen.“ Das süffisante Grinsen, das der Unas-Hybrid trug, ließ sein Gesicht noch diabolischer wirken als sonst.

Kaum, dass der Primus die Zelle geöffnet hatte, stürzte sich John auf ihn und fing an, ihn mit Schlägen zu traktieren. „Du Bastard! Wo ist meine Tochter?“

Asmodis wandte sich unter den Schlägen des Mannes weg und nahm diesen in den Würgegriff. „Ein Vater, der seine Tochter verteidigt. Das ehrt dich; deswegen sei dir gesagt, dass es ihr noch gut geht und wenn du ihr die letzten Stunden ihres Lebens nicht noch zur Hölle machen willst, solltest du die Ehre des Mahles genießen und euch auf euren gemeinsamen Tod freuen.“

Der Primus ließ den Mann wieder los, machte ihm jedoch mit der Klaue an seiner Waffe deutlich, dass er bereit war, diese gegebenenfalls auch einzusetzen.
Für den Augenblick gab sich Nicoles Vater geschlagen und gesellte sich zu den Anderen.
Mit einem Wink bedeutete Asmodis einem draußen stehenden Sklaven herein zu kommen. Der Sklave trug ein Tablett mit drei Schüsseln, in dem sich der Inhalt noch zu bewegen schien.

„Wenn ich mir das Zeug so ansehe, frage ich mich, ob es nicht doch besser wäre, gleich zur Hinrichtung zu gehen.“ Misstrauisch steckte Jack einen Finger in die graue Masse. „Ist noch warm.“

Smith nahm sich eine Schüssel und begann zu essen. „Keine Sorge, alter Freund. Es sieht scheiße aus, schmeckt aber ganz gut … Hoppla.“ Der Grund für die Verwunderung war ein kleines Objekt gewesen, das wie ein zusammengeschnürtes Lederpäckchen aussah, „Was haben wir denn da?“ John nahm das Ding an sich und ließ sein letztes Mahl links liegen. Mit den Fingerspitzen öffnete er die Verschnürung und entfaltete ein kleines, aus gegerbtem Leder bestehendes Rechteck von vier mal acht Zentimetern Länge. Darauf stand etwas geschrieben.

„Werte Freunde,
seihet gewiss, dass wir euch nicht vergessen haben und bereit sind, euch aus den Fängen der Bösen zu befreien. Haltet euch bereit.
Captain Chaos und sein getreuer Gehilfe Faceman“

Nachdem er es eingehend studiert hatte, reichte er es an Jack und Daniel weiter. „Seht ihr, auf mein Team ist halt Verlass. Ich liebe es einfach, wenn ein Plan funktioniert.“

Jacks Mimik zeigte Anzeichen von Heiterkeit und wieder ein wenig Zuversicht. „Pures Glück, Smith. So weit voraus kannst sogar du nicht planen.“

Der Anführer des A-Teams antwortete lediglich mit einem fetten Grinsen.


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Das Dunkel der Nacht wurde langsam aber sicher von einem leichten roten Schimmer zerteilt, als sich drei, wie Sklaven gekleidete Menschen in den Hangar des Mutterschiffes begaben. In Grundzügen war das, was sie vorhatten, ziemlich einfach, zumindest klang es so.

Wachen ausschalten.
Schiff klauen.
Freunde befreien.

Sie wurden nur deshalb von den Jaffawachen nicht aufgehalten, weil der Größte von ihnen Sachen besorgt hatte, die sie als Reinigungs- und Dienstsklaven für den Schiffsbereich auswiesen.

Am Anfang war es für einen kurzen Moment kritisch geworden, als sie einem Jaffa begegneten, der seine Pflichten ein wenig zu genau genommen hatte. Faceman hatte ihn aber sofort in einem unbeobachteten Moment mit einer Zat ausgeknockt und desintegriert. „Ich liebe dieses Ding“, hatte er seine Tat augenrollend dokumentiert.

Nun standen sie direkt vor dem Schott, der sie in das Innere eines Al´keshs bringen sollte. Jack Harkness, von dem Face eigentlich nicht viel mehr wusste, als dass er gegen die Goa´ulds und wahrscheinlich Amerikaner war, zog einen kleinen Kristall unter seinem Sklavenumhang hervor. Über seine Vergangenheit hüllte sich der knapp 1,90 große Mann mit den dunklen Haaren und der Vorliebe für amerikanische Militärmäntel aus den 40ern und 50ern in tiefstes Schweigen.

Aber seine Begabung, technische Dinge zu erfassen, zu kapieren und zu nutzen, hatte ihn geradezu prädestiniert, für die Rebellen zu spionieren.

Harkness hielt den Kristall vor einen kleinen, grünlich schimmernden Sensor und ohne merkliche Zeitverzögerung zog sich das Schott vor den drei Menschen zurück. Mit einem schwer zu definierenden Grinsen hielt er einen Arm in das Schiff hinein. „Bitte die Herrschaften einzutreten.“

Nach Murdocs Meinung blieb der Blick des Spions eine Spur zu lang auf Facemans Hintern gerichtet, aber angesichts der brisanten Lage enthielt er sich vorerst eines dummen Kommentars, der ihm schon auf der Zunge lag.


***


Die drei Männer waren mit schweren Ketten aneinander gekettet, als sie an einer Gangkreuzung von Asmodis aufgehalten wurden. „Wir wollen doch eure zwei bezaubernden Weiber nicht vergessen.“

Kurz darauf nahmen sie Geräusche aus dem Gang linkerhand war, der ihren kreuzte.
„Jaffa! Kree!“ Die Jaffa, die die beiden Frauen begleiteten, liefen ein wenig schneller.

Nicole sah zu ihnen herüber. Man hatte ihr anscheinend die Qual einer Folter erspart. Äußerlich wirkte sie unversehrt, genau wie Lyzaie, die ihr dichtauf folgte. Ihre Augen weiteten sich, als sie den dritten Mann sah und erkannte. Sie vergaß die Jaffa, die Ketten, die mit ihrem Gewicht an ihr zogen und rannte zu John Smith, ihrem Vater.

Irgendwie schafften sie es, sich in den Arm zu nehmen. „Dad …“, Tränen rannen über die Wangen der blonden Frau, „ ich habe gedacht … du ... du …“

Ihr Vater lächelte. „Berichte über meinen Tod sind weit übertrieben und entsprechen nicht der Wahrheit.“ Auch bei dem hartgesottenen Veteranen zeigten sich Anzeichen der Rührung.

Der Hybrid baute sich vor ihnen auf. „Wie rührend. Im Tode wieder vereint.“ Er zerrte an Nicole und schob sie zu Lyzaie zurück.

John sah ihn durchdringend an. „Wenn du meine Tochter …“ Den Rest ließ er unausgesprochen, was der Primus mit einem süffisanten Grinsen beantwortete.

Mit einem kräftigen Stoß in den Rücken wurde ihnen bedeutet, dass sie weiter gehen sollten.


***


Seite an Seite wurden sie durch ein kleines Tor auf die große Ebene geführt, auf der sich auch das Sternentor befand. Vor dem Tor selbst stand Xocotl in seiner ganzen Pracht; seine Augen waren glühend auf den kleinen Trupp Menschen gerichtet. Anscheinend konnte der angebliche Gott selbst es nicht mehr erwarten, diese Menschen sterben zu sehen. Asmodis verband die Ketten der fünf Personen miteinander und bündelte sie zu einem massiven Strang, an denen er sie weiter vorwärts zog.
Wenige Meter vor Xocotl blieb er stehen. Im Boden war eine Öse eingearbeitet, an der der Hybrid die große Kette befestigte. Anschließend lief er zu seinem Herrn und ließ sich von diesem eine Stabwaffe geben.

Jack bemerkte, dass es sich dabei um eine ihrer eigenen Sodanwaffen handelte.
Drei Jaffa hatten sich hinter den Gefangenen aufgestellt, ein jeder von ihnen mit einer weiteren dieser kleinen Stabwaffen ausgerüstet.

„Unser Goldjunge hält es wohl für witzig, dass wir durch unsere eigenen Waffen sterben.“

„Sieh es positiv, Jack. Du wirst die Dinger bald zurück haben.“

O´Neill ließ seinen Blick über die versammelten Jaffa schweifen. „Ich will ja nicht drängeln, aber deine Jungs könnten sich ruhig mal beeilen.“

„O´Neill. Sieh dort.“ Lyzaie deutete mit einem Nicken in Richtung des Mutterschiffes. Aus einem der Hangars löste sich ein größerer Punkt, der stetig näher kam. Einige der Krieger bemerkten es ebenfalls und fingen an, unruhig zu werden.

Nicole spannte ihre Muskeln an. „Das Ding gehört anscheinend nicht zum Programm.“

Die Unruhe breitete sich immer weiter aus und Asmodis fing hektisch an, seine Leute zusammenzuschreien und zur Disziplin zu rufen. In Xocotls Blick mischte sich Ratlosigkeit und Wut. „Asmodis! Kree! Ha´sak!“

Der Primus ließ augenblicklich von seinem Tun ab, umklammerte die Waffe und richtete sie auf die Gefangenen. Bevor er jedoch einen Schuss abgeben konnte, schlugen Energiesalven unmittelbar neben ihm ein und schleuderten ihn zur Seite.

Der Goa´uld gab ein gutturales Brüllen von sich und berührte sein Handgelenk, woraufhin er und der Hybrid in einem blauweißen Ring verschwanden.

Das Schiff war inzwischen direkt über ihnen und feuerte weiter in die Masse der Krieger. Nur die wenigsten schossen zurück, doch die Salven prallten von einem Energieschirm ab. Eine Luke öffnete sich an der Unterseite und zwei Männer seilten sich ab.

„Dad, das sind Face und Murdoc!“

Die beiden Männer lösten sich von ihrem Seil und rannten zu den Gefangenen. Murdoc sammelte die Sodanwaffen ein und betrachtete eine von ihnen sehr eingehend. „Nette kleine Feuerwaffen für Captain Chaos.“

„Murdoc, würdest du bitte. Wir haben es eilig.“ Face deutete auf die Ketten.

„Oh, verzeiht.“ Er aktivierte die Waffe und schoss auf die Verschlüsse der Ketten. Kaum, dass er seine Fesseln los war übernahm John das Kommando. „Los kommt, ab ins Schiff und dann nichts wie weg hier.“

Nach der anfänglichen Verwirrung hatten sich nun doch immer mehr Jaffa dazu entschlossen, ihre Waffen einzusetzen. Hinzu kam, dass das Mutterschiff ebenfalls das Feuer eröffnet hatte.

Aus einem Funkgerät, das Murdoc an seinen Gürtel geklemmt hatte, drang Harkness Stimme. „Ihr solltet euch beeilen. Diese Kiste hält nicht mehr lange.“

Gemeinsam rannte sie zu den Seilen. Nur Lyzaie blieb auf halbem Weg stehen. O´Neill bemerkte es aus den Augenwinkeln und drehte sich zu ihr um. „Was ist los?“

„O´Neill. Wenn du deiner Welt wirklich helfen willst, dann müssen wir wieder durch das Tor zurück!“

„Spinnst du?“

„Denk nach. Die Menschheit kann sich alleine nicht gegen die Goa´uld halten. Wir brauchen Verbündete und bessere Waffen und die finden wir dort draußen!“

Jack brauchte gar nicht zu überlegen; er musste sich eingestehen, dass sie Recht hatte. „Wir haben keinen Controller. Also hat sich die Sache sowieso schon erledigt.“

Sie griff hinter ihren Rücken und zog das gesuchte Gerät hevor. O´Neill seufzte. „Ich will gar nicht wissen, wo du das die ganze Zeit versteckt hast.“ Sein Kopf wandte sich Daniel zu und sah ihn fragend an. Der Archäologe nickte nur. Er würde folgen, egal wohin. „Also gut.“ Kaum, dass er es gesagt hatte, aktivierte die Kriegerin das Sternentor.

John, der alles mitbekommen hatte, kam zu seinem Freund. „Murdoc, gib ihnen ihre Waffen.“

Die Salven der Energielanzen schlugen rings um sie ein. Das Kampfschiff, das das Team erobert hatte, deckte das Sternentor und erwiderte das Feuer. Lange konnte es sich nicht mehr halten. Die Geschütze des Mutterschiffes taten ihr Übriges dazu, den Schutzschirm zu schwächen.

Jack und John wussten, dass ihnen nur noch Sekunden blieben. Der Vortex war aktiviert.
"O´NEILL!!! Wir müssen weg!!!" Lyzaies Stimme drang fordernd und ängstlich zugleich. Jack sah seinem alten Freund tief in die Augen. "Wir werden zurückkommen. Das verspreche ich dir. Wir werden nicht eher ruhen, bevor wir eine Möglichkeit gefunden haben, diese Schlangenköpfe von hier zu vertreiben."

"Ich weiß, Jack. Aber ihr müsst." Smith gab eine Salve ab, die einem zu nahe gekommenen Jaffa die Brust perforierte. "... und nimm Nicole mit!"

Seine Tochter wirbelte herum. „Nein, Dad!"

John seufzte und für einen Sekundenbruchteil schien die Welt still zu stehen. "Nicole, du musst. Da draußen kannst du mehr ausrichten als hier."

"Dad ...", ihre Stimme versagte.

Der Colonel gab seiner Tochter einen Kuss auf die Stirn. „Pass auf Jack auf." Dann drehte er sich um und rannte zu dem Schiff zurück. Die Mündung seiner M16 loderte bei jedem Schritt auf.

Nicole fühlte sich unendlich leer, als sie von Jack mitgerissen und durch das Sternentor gestoßen wurde.


ENDE (der 1.Staffel)
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