Dämonenland by Selana
Summary: Sheppard und sein Team verschlägt es in eine paralelle Ebene, wo es Magie, Dämonen und Elfen gibt. Die Menschen gelten dort als Geschöpfe aus Märchen und Legenden. Sie helfen den dortigen Bewohnern den gefährlichen Dämon Olifaro zu besiegen.
Categories: Stargate Atlantis Characters: John Sheppard, Multi-Chara, Own Character, Rodney McKay, Ronon Dex, Teyla Emmagan
Genre: Action, Friendship, General
Challenges: Keine
Series: Keine
Chapters: 9 Completed: Ja Word count: 18661 Read: 55647 Published: 01.12.11 Updated: 01.12.11

1. Kapitel 1 by Selana

2. Kapitel 2 by Selana

3. Kapitel 3 by Selana

4. Kapitel 4 by Selana

5. Kapitel 5 by Selana

6. Kapitel 6 by Selana

7. Kapitel 7 by Selana

8. Kapitel 8 by Selana

9. Kapitel 9 by Selana

Kapitel 1 by Selana
Dämonenland


Schnell gab Lorne Miller ein Zeichen mit der linken Hand, dass der Sergeant sofort verstand. Auch die anderen Mitglieder seines Teams verstanden seinen Wink und schwärmten unverzüglich aus.

Die Soldaten bewegten sich lautlos und vorsichtig durch die Gasse und sahen in jeden Winkel und in jeden Türrahmen. Sie fanden keinen Hinweis, dass sich hier Menschen versteckten. Dafür verstärkte sich Lornes ungutes Gefühl, und er beschloss, den Rückzug zu befehlen.

Lorne aktivierte sein Funkgerät und sagte: „Code rot“.

Keiner der Soldaten stellte Lornes Entscheidung zum Rückzug in Frage. Keiner fühlte sich in dieser Gasse so richtig wohl. Die Soldaten drehten sich um und bewegten sich noch vorsichtiger den Weg zurück, den sie gerade gekommen waren. Lorne ließ die Gebäude und die sie umgebenden Mauern keinen Augenblick aus den Augen.

Der nächste Augenblick bewies, dass die Entscheidung zum Rückzug richtig gewesen war. Kaum waren sie umgekehrt, als es auch schon lebendig um sie herum wurde. Aus fast jeder Türöffnung, von jedem Dach und aus jeder dunklen Ecke erhoben sich dunkle bedrohlich wirkende Schatten und Gestalten.

Lorne fragte nicht, wie es den Angreifern möglich gewesen war, sich vor ihnen zu verbergen. Er rief: „Angriff!“ und hob seine Waffe.

Da schlug neben ihm die Klinge eines Dolches ein. Mit einer raschen Bewegung machte er eine Rolle rückwärts und brachte sich vor der Klinge. Doch es war kein Messer gewesen, dass ihn beinahe in der Brust getroffen hätte, sondern, die in langen spitzen Klauen endete Hand eines ihm bisher unbekannten Wesens mit dichtem Pelz und einem Gesicht, das entfernt einem Wolf ähnelte.

Lorne verschwendete keine Gedanken daran, was es für ein Außerirdischer war, sondern ging zum Angriff über. Geschickt wich er einem zweiten Angriff des Wesens aus und war mit zwei drei schnellen Sätzen im Rücken des Angreifers. Zwei Schläge warfen den Angreifer an die Mauer eines Gebäudes, und Lorne nützte das aus. Er hob seine am Boden liegende Waffe auf und richtete sie auf den sich gerade wieder aufrappelnden Außerirdischen. Der Schuss aus der Waffe traf den Alien und schleuderte ihn zurück. Ein zweiter Schuss tötete ihn. Neben und hinter sich hörte er die Schüsse aus den P90-Gewehren. Seine Leute lieferten sich einen erbitterten Kampf mit den Angreifern.

Lorne sah Lieutenant Graham auf sich zulaufen, verfolgt von drei der Alien. Sofort kam er seinem Kameraden zu Hilfe. Lorne zog sein Messer heraus und stürzte sich auf den vordersten Angreifer. Ein wohlplatzierter Stoß ins Herz des Aliens verwandelte diesen in einen Haufen Staub. Lorne wunderte sich wieder darüber, achtete aber nicht weiter darauf, sondern wandte sich dem Zweiten zu und tötete auch diesen. Dem dritten Gegner hatte Graham sich zugewandt und tötete ihn genauso geschickt wie Lorne seine zwei Gegner.

„Danke“, sagte Graham. „Das war knapp.“

Lorne sah sich um. Ihr Rückzug hatte sie nun fast zum Ausgang der Gasse geführt, doch jeden Schritt hatten sich die Soldaten schwer erkämpfen müssen.

„Sammeln!“ rief Lorne.

Die Soldaten gruppierten sich um Lorne und dieser blickte sich um.

„Wir haben Hank und Tom verloren“, sagte einer der Männer und warf einen grimmigen Blick in die Gasse, wo sich die überlebenden Angreifer zusammenscharrten und zu einem weiteren Angriff formierten.

„Zurück!“ befahl Lorne. „Wir müssen das Lager erreichen.“

Schnell folgten die Soldaten ihrem Anführer. Zügig bewegten sie sich durch die dunklen Straßen der Stadt, bis sie in eine hell beleuchtete Gegend kamen, die Lorne als Lager hatte herrichten lassen. Sie lag im Stadtkern, ein Gebiet im Durchmesser von etwa einem halben Kilometer, von den Soldaten mit einem hohen elektrischen Stacheldrahtzaun eingezäunt. Dieser Zaun wurde bei Tag und Nacht streng bewacht, und in der Nacht taghell erleuchtet.

Bisher war es den Angreifern noch nicht gelungen, diesen letzten Stützpunkt der Menschen einzunehmen, doch Lorne ahnte, dass dies nur noch eine Frage der Zeit war.

Die übrigen Soldaten sammelten sich um Lorne. „Wann kommt endlich Hilfe, Sir?“

„In Atlantis müssen sie uns längst vermissen“, sagte Lorne. „Sie werden bald kommen.“

„Doch sie werden nicht herein können“, sagte ein Soldat. „Was machen wir dann?“

Jede Verbindung mit der Außenwelt wurde von den Angreifern unterbunden. Sie hatten das Sternentor eingenommen und ihnen somit jeden Rückweg abgeschnitten. Und auch jeden Funkkontakt mit Atlantis.

Am frühen morgen wollte Lorne mit einigen Soldaten aufbrechen. Die Beschaffung der Lebensmittel war ein Problem. Sie hatten die Notrationen fast aufgebraucht. Deshalb wollten sie nun auf die Jagd zu gehen und frisches Fleisch beschaffen.

Wasser war kein Problem. Ein Fluss floss durch die Stadt, der auch ihr eingezäuntes Gebiet durchquerte. Die Soldaten erwarteten Lorne in voller Kampfausrüstung abmarschbereit. Kurz darauf waren sie im Dschungel unterwegs. Dazu mussten sie die bewachte Zone verlassen und befanden sich im Feindesland, wo aus Jägern leicht die Gejagten werden konnten.



Atlantis

Nachdem der Funkkontakt mit Major Lorne abgebrochen war, hatte Atlantis versucht, P3X489 anzuwählen. Doch eine Verbindung war nicht möglich gewesen. Nicht einmal Dr. McKay konnte sich das erklären. So war ihnen nichts weiter übrig geblieben, als es immer weiter zu versuchen.

Erst nach zwei Tagen gelang der Kontakt. Sheppard hatte die ganze Zeit zwei Jumper in Bereitschaft stehen und auch die Teams waren zur Abreise bereit. Als sich dann das Tor überraschend aufbaute und das MALP nichts Auffälliges zeigte, waren sie sofort aufgebrochen.

Jetzt flogen die beiden Jumper über dem Blätterdach des Dschungels dahin. Bis zum weit entfernten Horizont war nur ein grünes Blätterdach zu sehen, hier und da von einer winzigen Lichtung oder dem schmalen Lauf eines Flusses unterbrochen.

Schließlich näherten sie sich dem Gebiet, in dem die Antiker-Stadt liegen musste. Sheppard versuchte Funkkontakt mit Lornes Leuten aufzunehmen, doch außer Rauschen kam kein Laut aus dem Funkgerät.

Sheppard war besorgt. Was war da nur los? Warum meldete sich Lorne nicht? Hoffentlich war ihnen nichts passiert.

Plötzlich lagen die Ruinen unter ihnen. Es war ein seltsamer Anblick. Gerade flogen sie noch über dichten Dschungel, da öffnete sich unter ihnen diese große Lichtung. Es sah aus, als mache der Dschungel einen Bogen um die verfallenen Gebäude.

Sheppard und Stackhouse, der den anderen Jumper flog, drehten eine Runde über die Ruinen. Ein großes eingezäuntes Gebiet fiel auf. Darin liefen einige Gestalten umher und winkten ihnen zu.

Sheppard landete mitten in dem eingezäuntem Gebiet auf. Stackhouse folgte ihm.

Sergeant Miller lief ihm entgegen, als er das Raumschiff verließ. „Sergeant, wo ist Major Lorne und was ist hier los?“

„Major Lorne ist nicht hier, Sir. Er führte heute Morgen einen Trupp an, um Fleisch zu beschaffen. Seitdem ist er verschwunden. Wir fingen einen Notruf seiner Gruppe auf, doch er brach ab. Wir starteten eine Rettungsmission und fanden die meisten von Major Lornes Truppe. Doch er selbst ist verschwunden. Einer der Männer sah, dass er ins Wasser fiel.“

„Und ihr habt ihn nicht gesucht?“ fragte Sheppard.

„Doch, Sir. Wir fanden keine Spur von dem Major.“

„Was ist hier gesehen?“ wollte Sheppard wissen.

„Kurz nach unserer Ankunft wurden wir von seltsamen Aliens angegriffen, Sir. Wir wurden vom Sternentor vertrieben. Als einige Männer getötet wurden, zogen uns in dieses Lager zurück. Wir versuchten über Funk Atlantis zu informieren, doch die Funkgeräte funktionieren nicht.“ Miller zögerte einen Moment, bis er weitersprach. „Sir, wenn wir hier nicht verschwinden, sind wir alle tot. Diese Wesen, sie sind nicht wie andere Aliens.“

„Was meinen Sie damit, Sergeant?“

„Es sind Vampire, Dämonen und andere noch gefährlichere Wesen, Sir.“

Sheppard sah Miller an, als hätte dieser den Verstand verloren.

Dämonen und Vampire? Hatte der Mann den Verstand verloren?

weiter: Kapitel 2
Kapitel 2 by Selana
Teil 2

Im Dschungel, einige Zeit vorher

Die Jagdtruppe folgte vorsichtig dem schmalen Pfad, der auf einer Seite von einer hohen Felswand, auf der anderen Seite vom Dschungel begrenzt war. Der Pfad schlängelte sich entlang des von Stromschnellen durchzogenen Flusses.

Es dauerte nicht lange, bis sie das erste Wild sahen, das an einer ruhigen Stelle des Flusses trank. Es war ein rehähnliches Tier. Um weder von den Alien noch von dem Tier gehört zu werden, benutzten sie für die Jagd Betäubungswaffen.

Einer der Soldaten zielte auf das Tier, und als er es sicher im Visier hatte, drückte er ab.

„Ein guter Schuss, Miles“, lobte Lorne den Soldaten leise.

Sie erreichten das Tier töteten es mit einem Messer und weideten es mit einigen schnellen Schnitten aus und verstauten die besten Fleischstücke in den mitgeführten Behältern, die auf den Rücken geschnallt wurden. Dann gingen sie weiter. Noch einmal ein solches Jagdglück und sie konnten umkehren.

Etwas später erledigten sie ein zweites Tier und machten sich auf den Rückweg. Bisher war das Glück auf ihrer Seite gewesen und sie waren von keinem feindlichen Wesen angegriffen worden. Bald darauf erreichten sie erneut den Pfad am Fluss entlang, der sie in die Nähe des Lagers bringen würde.

Sie gingen an der Felswand entlang, als sich von oben mehrere Gestalten auf sie fallen ließen. Sofort waren die Männer in erbitterte Kämpfe verwickelt, in dem jeder nur noch darauf bedacht war, sein eigenes Leben zu retten.

Lorne selbst wurde von drei hundegesichtigen Alien gleichzeitig angegriffen. Den Ersten schaltete er mit einem gut gezielten Schuss aus seinem Strahler aus. Den Zweiten trat er mit einem gekonnten Fußtritt so, dass dieser zurückgeworfen wurde und auf dem schmalen Pfad rückwärts ins Wasser stürzte. Der Dritte erreichte ihn und warf sich mit einem Wutschrei auf ihn. Lorne und der Alien fielen zu Boden und rollten über den abschüssigen Hang bis zum Rand des Flusses, der unter ihnen über mehrere Felsen stürzte. Alle beide waren verzweifelt bemüht, die Oberhand zu gewinnen. Einmal war der Major oben, dann wieder der Alien. Schließlich stürzten sie beide über den Rand und fielen in den Fluss.

Lorne spürte das kalte Wasser über sich zusammenschlagen und hielt unwillkürlich den Atem an. Ihre Hände hatten sich voneinander gelöst, und Lorne sah seinen Gegner zum Grund sinken, achtete aber nicht weiter auf ihn, weil er alle Kraft benötigte, um an die Oberfläche zu gelangen. Schließlich durchstieß sein Kopf die Wasseroberfläche und er fand sich mitten auf dem Fluss wieder. Überall waren Stromschnellen, und Lorne musste seine ganze Energie und Kraft aufbringen, um nicht erneut unter Wasser gezogen zu werden und zu ertrinken. Von seinem Gegner sah er nichts mehr. Entweder hatte der Alien es geschafft ans Ufer zu schwimmen oder er war ertrunken.

Am Ende seiner Kräfte erreichte Lorne ruhigeres Gewässer. Die Stromschnellen hörten auf, und so mobilisierte er seine letzten Kräfte. Er schwamm dem rettenden Ufer entgegen und schaffte es, sich an Land zu retten. Mehr kriechend als gehend erreichte er die Bäume und verkroch sich im Unterholz, um neue Kräfte zu sammeln. Als er sich einigermaßen erholt und wieder klar denken konnte, sah er sich um. Nichts kam ihm bekannt vor. Er musste weit abgetrieben worden sein. Wo waren seine Männer? Hatten sie es geschafft? Zum Glück schien er sich wenigsten auf der richtigen Flussseite zu befinden.

Lorne griff nach seinem Funkgerät, doch es war verschwunden. Er musste es während des Kampfes oder im Wasser verloren haben. Doch wahrscheinlich hätte es sowieso nicht funktioniert.

Er beschloss zum Lager zurückzukehren. Seine Bekleidung war ganz nass, doch das störte ihn nicht weiter. Es war angenehm warm, auch wenn die Sonne sich langsam dem Abend zuneigte, was allerdings eine neue Gefahr bedeutete. Mit Einbruch der Dunkelheit gingen gefährliche Tiere auf Beutejagd. Doch noch würde es einige Stunden hell sein. Mit etwas Glück schaffte er es, bis zur Dunkelheit das Lager zu erreichen.

Er war darauf vorbereitet, bei Gefahr augenblicklich im Busch zu verschwinden. Damit er sich nicht verirrte, blieb er in Sichtweite des Flusses, doch nach zwei Stunden war er immer noch nicht in der Nähe des Lagers angelangt. Er musste weiter abgetrieben worden sein, als angenommen.

Plötzlich hörte er ein Geräusch und verschwand im Schutz einiger blühender Hecken. Vorsichtig bog er einen der stark duftenden Zweige zur Seite, achtete aber darauf verdeckt zu bleiben. Seine Hand griff zum Messer, die einzige Waffe, die ihm geblieben war. Vor ihm gingen drei hundegesichtige Alien den Weg entlang, den er gerade gekommen war.

Sie bemerkten ihn nicht und unterhielten sich lautstark.

Lorne hörte ihre Bemerkung: „Der Meister erscheint in Kürze. Wir sollten uns beeilen, um rechtzeitig am Treffpunkt zu sein.“

Das machte ihn stutzig. Der Meister! Wer mochte das sein? Lorne beschloss den drei Alien zu folgen.

Sie gingen den Weg zurück, den er gerade gekommen war, und blieben nach etwa zwanzig Minuten vor der nackten Felswand stehen. Lorne beobachtete, wie die Alien den Felsen in einer bestimmten Reihenfolge berührten. Erstaunt beobachtete er, wie die Hundegesichter einfach durch die Wand gingen. Gleich nach ihnen erreichte er die Stelle, doch für ihn war die Wand undurchdringlich wie vorher.

Das musste eine Art Energieschirm sein. Trotz intensiver Bemühung konnte Lorne sich keinen Zugang verschaffen, außerdem wurde es immer gefährlicher für ihn hier zu bleiben, denn langsam wurde es dunkel. So beschloss er umzukehren und den anderen von seinem Fund zu berichten.

Im Eilschritt lief er den Pfad zurück und hielt kaum an, um sich auszuruhen. Es musste schon Mitternacht sein, als er endlich bekannte Wege fand. In der Dunkelheit war der Dschungel beängstigend und von unbekannten Lauten und Geräuschen erfüllt. Hinter jedem Baum schienen Schatten zu lauern, die ihn verschlingen wollten, doch Lorne verbannte diese Urängste aus seinem Gehirn und konzentrierte sich stattdessen darauf, das Lager zu erreichen. Mehrere Male hatte er Glück und bemerkte seine Gegner rechtzeitig genug, um sich vor ihnen im Wald zu verstecken.

Nach einer weiteren Stunde erreichte er endlich die Schutzzone und gab sich zu erkennen. Die Wächter freuten sich sehr, ihn lebend wiederzusehen und erklärten ihm, dass die meisten seiner Männer sicher zurückgekommen wären, was ihn ungemein erleichterte.

Seine Rückkehr sprach sich schnell herum. Er sah Colonel Sheppard auftauchen. Also war endlich die Hilfe aus Atlantis eingetroffen.

„Was ist passiert, Major? Ich erwarte einen Bericht von Ihnen“, begrüßte ihn Sheppard.

„Natürlich, Sir!“ erklärte Lorne. Dann erzählte er, was er entdeckt hatte.

„Ich bin froh, dass Ihnen nichts passiert ist, Major“, sagte der Colonel, nachdem Lorne geendet hatte. „Sobald es hell ist, werden wir zu der Stelle gehen, wo das Tor ist, Major“, sagte Sheppard.

„Und wie wollen Sie sich Zutritt verschaffen?“ fragte Lorne.

„McKay wird schon etwas einfallen“, meinte Sheppard.

„Klar,“ sagte McKay. „Nichts leichter als das.“

„Na, schön, gehen wir also etwas schlafen. Die Nacht ist bald vorbei.“

Am anderen Morgen trafen sie sich alle zur Lagebesprechung.

McKay hielt einen dampfenden Becher starken Kaffee in der Hand und trank erst einmal einen Schluck daraus.

„Sobald alle fertig sind, brechen wir auf.“ Sheppard sah in die Runde. „Packt alles ein, was ihr braucht.“

Die schwer bewaffnete Truppe erreichte die Stelle an der Lorne die Hundegesichtigen in der Wand hatte verschwinden sehen. Nichts deutete darauf hin, dass es hier einen Durchgang gab.

McKay packte seine Sachen aus, während die Soldaten einen Kreis um ihn herum bildeten und ihm so Schutz gaben. Es dauerte eine ganze Stunde, bis McKay erfolgt hatte. Die Felswand schien durchscheinend zu werden und Sheppard streckte seine Hand aus und bemerkte, dass die Wand keine feste Materie mehr hatte. Er konnte einfach hindurchgreifen. Ohne zu zögern, machte er einen Schritt vorwärts und verschwand halb in der Wand.

Rhiana folgte ihm, und zusammen verschwanden sie vor den Augen der erstaunten Soldaten. Die Stimme Major Lornes, hörten sie nicht mehr. Sie standen in einem langen glatten Felstunnel und sahen sich um.

Sheppard drehte sich um und griff an die Stelle, an der sie gerade durch den Fels getreten waren, doch da war wieder eine feste Wand. „Das Tor ist von dieser Seite nicht mehr durchlässig.“

„Es kommt niemand nach“, meinte Rhiana. „Etwas muss passiert sein.“

„Wir sollten vom Eingang weggehen. Wenn sie in Kämpfe verwickelt wurden, können hier gleich diese seltsamen Wesen auftauchen.“

Dem war nichts entgegenzusetzen, und so folgte Rhiana ihm durch den Tunnel, bis sie schließlich ein Licht sahen. Seltsamerweise wurden sie nicht angegriffen. War ihr Eintritt nicht bemerkt worden? Der Tunnel endete mitten in einer Felswand. Unter ihnen lag eine blühende märchenhaft anmutende Landschaft. Wälder und Wiesen wechselten sich mit bestellten Feldern ab. Mitten durch diese Idylle schlängelte sich ein schmaler Fluss. Über allem spannte sich ein blauer Himmel, nur hin und wieder von kleinen Schleierwolken unterbrochen, alles in allem so paradiesisch schön, dass es schon unwirklich anmutete.

Trotzdem wussten sie sofort, dass sie sich nicht auf P3X489 befanden, denn die vorherrschende Farbe der Gräser war blau. Eine blauweiße Sonne stand im Zenit des Himmels und verbreitete eine mäßig warme Temperatur von etwa 20° Grad Celsius. Zusätzlich war am Horizont eine riesige rötliche Halbkugel zu erkennen, über die ab und zu weiße Wolkenfelder zogen. Entweder handelte es sich dabei um einen nahen Planeten, um einen Mond, oder sie selbst, befanden sich auf einem Mond, welcher den roten Riesen umkreiste. Die letzte Möglichkeit hielten beide für die wahrscheinlichste. Die Luft war etwas dünner als gewohnt und roch eigenartig. Ein exotischer Geruch, den sie beide nicht einordnen konnten.

Sheppard riss sich von dem Anblick los und blickte an der Felswand nach unten. Der Erdboden befand sich etwa 20 Meter unten ihnen. Eine steinerne ausgetretene Treppe führte nach unten. Der sich daran anschließende Weg verschwand in einem großen Hain voller Obstbäume.

Rhiana blickte sich um und sagte: „Es ist niemand zu sehen. Wir sollten schnell nach unten gehen.“

Ein eigenartiger Schrei ließ sie zusammenzucken und nach oben blicken, doch es war nichts zu sehen. „Lass uns schnell zurückgehen“, meinte Sheppard. „Wenn McKay erneut den Durchgang aufbaut, sollten wir da sein.“

Doch als sie zurückgingen, sahen sie einige dieser fremden Alien im Tunnel herumlaufen. Der Rückweg war ihnen versperrt. Also drehten sie wieder um und liefen zum Ausgang zurück.

Schnell traten sie ins Freie und kletterten die ausgetretenen glatten Stufen nach unten. Der Weg war schmal, sah aber so aus, als würde er oft benutzt. Den seltsamen Schrei hörten sie nicht mehr, und schließlich nahm sie das Wäldchen auf. Zwischen den Bäumen fühlten sie sich etwas sicherer. Sie sahen wie riesige Kirschbäume aus, selbst die Früchte ähnelten Kirschen, die allerdings dreimal so groß wie ihre Gegenstücke auf der Erde waren. Auch hier war die vorherrschende Farbe der Blätter ein zartes Hellblau.

„Ob die Früchte essbar sind?“ fragte Rhiana laut und gab es auf, sich über die blauen Pflanzen dieser Welt zu wundern.

„Ich würde es lieber sein lassen. Wir befinden uns in einer fremden Welt, und wir wissen nicht, welche Früchte für uns genießbar sind“, erklärte Sheppard.

„Du hast recht. Wir müssen vorsichtig sein, denn wir haben keine Ahnung, was uns in dieser absonderlichen Welt erwartet.“ Rhiana drehte sich im Kreis, sah aber nichts, dass ihr einen Hinweis auf ihren weiteren Weg geben konnte.

„Gehen wir einfach den Weg weiter. Vielleicht führt er uns in eine Stadt“, sagte Sheppard. „Jemand musst die Felder schließlich angepflanzt haben.“

„Oder etwas“, befürchtete Rhiana.

„Ja“, stimmte Sheppard etwas besorgt zu.

Eine Weile marschierten sie wortlos den Pfad entlang, achteten dabei aber auf jeden ungewöhnlichen Laut. Doch nichts war zu hören oder zu sehen, dass sich gefährlich anhörte oder aussah. Die einzigen Lebewesen, die sie sahen, waren libellenartige Insekten, die von Frucht zu Frucht schwirrten. Sie waren zwar ungewöhnlich groß, doch sie beachteten die Menschen nicht.

Die „Kirschbäume“ waren längst anderen Früchten gewichen, die Pfirsichen und Äpfel ähnelten. Doch noch immer wagten sie, keine zu pflücken und zu essen. Schließlich war der Hain zu Ende und ging in eine grasbewachsene Ebene über. In einiger Entfernung war ein weiterer Wald zu erkennen. Ihr Pfad führte direkt darauf zu.

„Was meinst du? Sollen wir es wagen?“ fragte Sheppard.

Rhiana blickte über das wogende blauweiße und kniehohe Gras bis zu dem Wald. „Haben wir eine Wahl? Bisher haben wir niemanden gesehen, auch kein Tier, außer diesen Insekten. Wenn uns jemand sieht, hält er uns vielleicht für harmlose Wanderer.“

„Was ist mit diesem unheimlichen Schrei, den wir in den Bergen gehört haben?“ fragte Sheppard.

„Wir haben ihn nicht mehr gehört. Wer weiß, was das war. Gehen wir einfach weiter.“

Sheppard nickte und trat entschlossen auf die Wiese hinaus. Rhiana folgte ihm dicht auf. So schnell sie konnten eilten sie durch das Gras. Zum Glück bewahrheitete sich ihre Befürchtung nicht. Unbehelligt erreichten sie den Waldrand. Bisher hatten sie noch keine Anzeichen von intelligentem Leben entdeckt. Nur vereinzelt waren hasenähnliche Tiere durch das Gras gehüpft, die aber fluchtartig das Weite suchten, sobald sie die beiden Wanderer bemerkten.

Die Sonne hatte sich die ganze Zeit über kaum merklich weiterbewegt, obwohl sie nun schon ein paar Stunden unterwegs waren. Ein Tag in dieser Welt musste viel länger dauern, als auf der Erde. Dafür war der Planet am Horizont merklich größer geworden, und hing nun wie ein riesiger feuerroten Ball am Himmel.

„Ich glaube, wir befinden uns wirklich auf einem Mond“, meinte Sheppard, als er den Planeten betrachtete.

„Ja, und die Tage dauern viel länger. Die Sonne ist während unseres Marsches nicht viel weiter gewandert. Sie hat ihren höchsten Stand noch immer nicht erreicht.“

„Und es ist nicht viel wärmer geworden“, stellte Sheppard fest. „Das muss an der blauen Sonne liegen. Wir ...“ Ein lauter Schrei unterbrach ihn.

„Das war die Stimme eines Menschen“, sagte Rhiana. „Wir müssen helfen.“

weiter: Kapitel 3
Kapitel 3 by Selana
Teil 3

Ein weiterer Schrei, näher diesmal, war zu hören und die beiden stürmten los. Er kam aus dem Wald vor ihnen. Jetzt hörten sie noch ein bedrohliches Knurren, und als sie um einen der Bäume bogen, sahen sie einen dieser Hundegesichtigen, der ein menschenähnliches Wesen zu Boden geworfen hatte und im Begriff war, es zu töten.

Mit zwei drei Sätzen waren Sheppard und Rhiana zur Stelle. Sheppard ergriff den überraschten Alien von hinten und schleuderte ihn herum, direkt in das gezückte Messer von Rhiana hinein. Es traf den Alien an der Stelle, wo bei einem Menschen das Herz saß. Das Wesen schrie zwar auf, doch es schien ihn nicht zu töten. Er besaß große Kraft und schleuderte Sheppard zur Seite. John fasste sich jedoch und bekam sein Gewehr zu fassen feuerte auf den Alien. Er hatte gut gezielt, das Wesen schrie auf und stürzte zu Boden.

Rhiana war sofort über ihm und diesmal traf ihr Messer den Alien in die Stirn. „Das sollte auch dich töten!“ sagte sie laut und zog ihr Messer zurück.

Sheppard wandte sich dem Opfer zu, das ihn überrascht anstarrte. „Kannst du mich verstehen?“ fragte er. „Du brauchst keine Angst vor uns zu haben. Wir wollen dir nur helfen.“

Das Wesen war kein Mensch. Es war so groß wie Rhiana, sah aber sehr zart und zerbrechlich aus. Es trug ein weit fallendes kleidähnliches weißes Gewand. Das Wesen besaß eine goldene Hautfarbe und hellblaue schräg stehende Augen, die ihn neugierig musterten. Seine Haarfarbe war ebenfalls hellblau und mit goldfarbenen Strähnen durchzogen.

In leichten Wellen fiel es dem Wesen bis fast auf die Hüften. Am überraschendsten aber war das Flügelpaar auf dem Rücken, die dicht am Körper des Wesens zusammengefaltet waren. Es schien verletzt zu sein, denn eine lilafarbene Flüssigkeit floss aus einer Wunde an seinem rechten Arm. Seine Gesichtszüge waren menschlich und unverkennbar weiblich. Trotz ihrer Andersartigkeit war sie eine der schönsten Frauen, die Sheppard je gesehen hatte. Die kleinen Ohren am Kopf des Wesens liefen spitz zu. Ihr Anblick erinnerte John sofort an ein Wesen aus Märchen und Legenden auf der Erde.

Sheppard überwand als erster sein Erstaunen über den Anblick der Elfe. „Mein Name ist John Sheppard und das ist meine Freundin Rhiana. Kannst du verstehen, was ich sage?“

„Ich verstehe deine Sprache. Ich bin Laila. Seid ihr etwa Menschen?“

„Ja“, sagte Sheppard.

„Aber das ist unmöglich. Menschen gibt es nur in Märchen, Sagen und Legenden“, erwiderte Laila.

Rhiana und Sheppard sahen sich erstaunt an, dann meinte Rhiana: „Willst du damit sagen, dass es in deiner Welt keine Menschen gibt?“

„Seit vielen Generationen schon nicht mehr. Ich dachte immer, dass meine Eltern euch erfunden haben. Sie haben gesagt, das, wenn die Menschen zurückkommen, die bösen Dämonen, die uns jagen und töten, vertrieben werden. Als ich erwachsen war, dachte ich, sie hätten das nur gesagt, um mich zu trösten. Doch nun seid ihr da und habt mich sogar gerettet“, Laila verzog ihr Gesicht und blickte auf ihre Wunde.

„Du bist verletzt. Lass uns deine Wunde verbinden“, meinte Sheppard und griff vorsichtig nach ihrem Arm.

Laila erlaubte es ihm, zauberte ein Lächeln auf ihr Gesicht und sagte: „Ich bin nicht zerbrechlich, du kannst meinen Arm ruhig anfassen.“

Sheppard sah etwas verlegen drein und Rhiana legte ihr einen Verband an. „So“, meinte sie dann, „das sollte reichen.“

Laila stimmte dankbar zu. „Es tut schon nicht mehr weh.“

„Was bist du?“ fragte Sheppard. „So wie dich habe ich mir immer eine Elfe vorgestellt.“

„Woher weißt du das? Gibt es da, wo ihr herkommt auch Elfen?“

„Nein, ich kommen aus einer Welt, die Erde heißt. Rhianas Welt heißt Tengwar.“

„Ihr stammt nicht aus derselben Welt?“

„Nein. Auf der Erde gibt es ebenfalls Märchen, Sagen und Legenden. Und da gibt es Wesen wie dich, aber bisher habe ich angenommen, dass es euch nur in diesen Geschichten gibt. Außerdem dachte ich immer, dass Elfen viel kleiner wären.“

„Du meinst sicher die Blumen-Elfen. Die sind sehr klein. Ich bin eine Wind-Elfe und wir sind groß und stark.“

Rhiana sah sich besorgt um. „Es ist zwar sehr interessant, was du da erzählst, Laila, aber langsam wird es gefährlich. Der Angreifer ist unter Umständen nicht alleine gewesen. Wir sollten verschwinden. Wo wohnst du?“

„In einem Dorf zwei Stunden von hier, wenn wir laufen. Es ist am anderen Ende des Waldes. Dort sind wir sicher vor den Dämonen, denn es liegt im Geschützten Gebiet, dem wenigen Land, dass wir uns noch vor den Dämonen bewahrt haben. Ich kann uns auf Schleichpfaden hinführen. Wir müssen uns nur vor den Faunen vorsehen. Es gibt welche in der Nähe.“

„Faune?“ fragte Sheppard.

„Kleine böse und hässliche Wesen“, sagte Laila. „Sie leben in den Bäumen und haben es nicht gerne, wenn man ihr Revier betritt. Aber ich kenne ihre Wohnbäume und kann uns an ihnen vorbeiführen.“

„Dann los. Lasst uns keine Zeit verlieren“, meinte Rhiana.



Am Rande des Waldes

Laila hatte sie kreuz und quer durch den Wald geführt und ihnen immer wieder bedeutet, ruhig zu sein. Sie selbst sah sich die ganze Zeit aufmerksam um, doch langsam bekam Sheppard den Verdacht, dass Laila etwas übertrieb. Außer diesem einen Dämonen schien dieser Planet das reinste Paradies zu sein. Doch der Schein konnte trügen. Was wussten sie schon von dieser Welt? Bisher hatten sie nur einen kleinen Ausschnitt davon gesehen und Laila war schließlich hier geboren worden.

Urplötzlich endete der Wald an einem steilen Abgrund. Dieser war so tief, dass sie den Boden nicht sehen konnten. Rhiana und Sheppard traten schaudernd einen Schritt zurück. Der Graben war etwa 300 m breit, dahinter war eine Grasebene und ganz am Horizont ein hoher Kegelberg zu erkennen.

„Mein Zuhause“, sagte Laila und zeigte voller Stolz über den Abgrund. „Dort lebt mein Volk, oder das, was davon noch übrig ist.“

„Äh! Entschuldigung! Aber wie sollen wir den Abgrund überwinden. Wir können leider nicht fliegen, und für einen Sprung scheint es mir zu weit zu sein“, meinte Rhiana in ironischen Tonfall. „Wir besitzen leider keine Flügel.“

Laila lächelte hintergründig und trat einen Schritt näher an den Abgrund heran. Erschrocken machte Sheppard einen Schritt auf sie zu, um sie vor dem sicheren Absturz zu bewahren, doch Laila entfaltete ihre Flügel und schlug kräftig damit durch die Luft. Im gleichen Moment schwebte sie auch schon zwei Meter über dem Abgrund. Ihre Flügel leuchteten im Sonnenlicht golden, ein Schein, der ihren ganzen Körper erfasste und ihre Gestalt in ein Wesen aus Licht zu verwandeln schien.

„Glaubt ihr, meine Flügel wären nur zur Zierde da?“ Sie schwebte auf Sheppard zu und streckte ihre Arme aus. „Komm! Ich bringe dich sicher hinüber und hole dann Rhiana nach. Das geht ganz schnell.“

„Entschuldige“, sagte Sheppard und trat einen Schritt zurück. „Ich bin ziemlich schwer.“

„Mach dir deswegen keine Sorgen, ich bin stärker, als ich aussehe“, antwortete Laila und landete gewandt neben ihm.

Im gleichen Moment erklang hinter ihnen im Wald ein lauter und unheimlicher Schrei und Laila zuckte erschrocken zusammen. „Schnell“, sagte sie in drängendem Tonfall. „Wir müssen uns beeilen. Die Dämonen haben unsere Spur aufgenommen.“

„Rhiana?“ Sheppard sah die Antikerin fragend an, und Rhiana nickte zustimmend. Sie hatten keine andere Wahl.

„Mach schon“, drängte Laila und stellte sich vor ihn. „Umklammere fest meinen Hals von hinten, aber vermeide meine Flügel einzuengen. Normalerweise benutzen wir für den Transport von anderen Wesen einen Korb.“

„Einen Korb?“ Sheppard schüttelte erstaunt den Kopf, umklammerte aber wie verlangt Laila von hinten, ohne dabei ihre Flügel zu berühren. Er fühlte den feinen Luftzug, als Laila ihre Flügel kräftig bewegte und ihn mühelos in die Luft hob.

Huckepack überquerten sie die Kluft, wobei John es vermied, nach unten zu sehen. Die Flügel über ihm schlugen gleichmäßig und er fühlte Lailas Körper unter sich, der sich im Rhythmus der Flügel leicht bewegte. Als sie sich dem Plateau näherten, fühlte Sheppard plötzlich, wie sich etwas Fremdes und Unheimliches in seine Gedanken drängte und jeden verborgenden Gedanken in seinem Inneren zu erforschen schien. Er wehrte sich sofort dagegen und verlor fast den Halt. Einen Moment geriet Laila dadurch ins Trudeln, doch sie fing sich sofort wieder. Dieses fremde Etwas verschwand jedoch so schnell, wie es versucht hatte sich in seine Gedanken zu schleichen. Schließlich tauchte Land unter ihnen auf und Laila setzte ihn sanft ab.

„Was war das gerade?“ fragte er Laila.

„Unser Magieschirm, den wir durchbrochen haben. Ich hole Rhiana“, sagte Laila und schwang sich erneut in die Lüfte. Sheppard sah ihr etwas irritiert hinterher und beobachtete, wie sie elegant über den Abgrund schwebte und neben Rhiana landete. In der Luft sah sie aus wie ein helles Licht. Kein Wunder, dass die Elfen als verzauberte Wesen auf der Erde galten.

„Sie ist wunderschön, nicht wahr?“ sagte eine Stimme neben ihm.

Erschrocken fuhr Sheppard herum und ging in Abwehrstellung. Er war so in Gedanken versunken gewesen, dass er den herankommenden Fremden nicht gehört hatte. Ein unverzeihlicher Fehler in einer fremden Welt, die unter Umständen sehr feindlich sein konnte. Er entspannte sich aber sofort, als er ein männliches Mitglied von Lailas Art erkannte, das ihn neugierig von allen Seiten ansah.

Er war größer und kräftiger als Laila, genauso groß wie Sheppard. Sein blaues Haar war kurz geschnitten, die Augen leuchteten im gleichen Goldton wie seine Haut. Seine Gesichtszüge ähnelten denen von Laila so sehr, dass John vermutete, dass sie verwandt waren.

„Mein Name ist Kris.“

„Colonel John Sheppard, aber nenn mich einfach John.“

In diesem Moment landeten Rhiana und Laila neben ihnen.

„Was hast du jetzt wieder gemacht, Schwester? Du hast schon wieder unerlaubt das Plateau verlassen, obwohl dir das die Ältesten strengstens verboten haben. Außerdem bist du beim Durchflug des Feldes fast abgestürzt. Und jetzt bringst du auch noch Fremde mit“, begrüßte Kris die Elfe.

„Du wirst es nicht glauben, aber es sind Menschen“, sagte Laila ganz aufgeregt und ignorierte die Worte ihres Bruders. „Verstehst du? Menschen ...! Die Prophezeiung wird sich erfüllen.“

Kris betrachtete Rhiana und Sheppard nochmals von oben bis unten, und so etwas wie Erstaunen machte sich auf seinen Zügen breit. „Menschen? Das ist absolut unmöglich. Es gibt sie nur noch in Märchen und Sagen. Zugegeben, diese sehen ihnen ähnlich, aber ...“

„Kein aber! Wir bringen sie zu den Ältesten. Diese werden sie testen und entscheiden, was mit ihnen passiert“, unterbrach Laila ihren Bruder.

„Mit uns passiert? Was heißt das? Ist unser Leben in Gefahr, wenn die Ältesten sich gegen uns entscheiden?“ wollte Rhiana wissen.

Kris und Laila sahen sie erstaunt an. „Wir sind Elfen und töten keine Lebewesen ohne guten Grund.“

„Und was ist für euch ein guter Grund?“ fragte Sheppard.

„Selbstverteidigung“, antwortete Kris.

„Das ist akzeptabel“, meinte Rhiana. „Gehen wir also.“

„Wir fliegen, ihr glaubt doch nicht, dass wir soweit laufen“, erwiderte Kris und zeigte auf den entfernten Kegelberg. „Wenn wir laufen, brauchen wir den ganzen Tag. „Ich nehme Sheppard.“

Kris sah ihn auffordernd an und Sheppard gehorchte. Kris war stärker als Laila und würde ihn deshalb leichter tragen können.

Wenig später flogen sie durch die Lüfte, dem Berg entgegen. Kris hatte recht gehabt, zu Fuß hätten sie viele Stunden gebraucht, während sie so nur eine knappe Stunde bis zu dem Kegelberg brauchten. Waren sie zuerst über Grasland geflogen, auf dem büffel- und antilopenähnliche Tiere grasten, so sahen sie nun Felder unter sich auftauchen, auf denen die Bewohner arbeiteten. Schließlich erreichten sie eine größere Wohnsiedlung. Die Häuser waren zweistöckige Rundbauten, alle von wunderschön angelegten Gärten umgeben.

Vor einem der größten Rundbauten landeten sie. Laila machte eine alles umfassende Handbewegung. „Das ist Avala, hier bin ich geboren und aufgewachsen.“ Sie zeigte auf das große Gebäude. „Von hier aus herrschen die Ältesten. Wir werden sie aufsuchen.“

„Und wenn sie entscheiden, dass wir gehen müssen?“ erkundigte sich Sheppard.

„Dann werdet ihr jenseits des Plateaus abgesetzt, aber keine Sorge, das wird nicht geschehen. Ihr habt ohne Mühe unsere Magieabwehr durchquert. Die Ältesten sind sehr weise und werden erkennen, dass ihr die Prophezeiung erfüllen werdet.“

Sie gingen die breiten, aus einem marmorähnlichen Stein gehauenen Treppenstufen hinauf. Zwei Elfen standen links und rechts des breiten Eingangsportals.

„Halt!“ Der linke Elf hielt sie auf. „Was ist euer Begehren.“ Sein Blick fiel auf Laila und sein Gesicht verzog sich etwas. „Du schon wieder? Und was bringst du uns diesmal mit?“

„Menschen!“

„Menschen?“ Ungläubig sah der Elf Rhiana und Sheppard an. „Das ist unmöglich. Menschen gibt es nicht.“

„Doch, es gibt sie, wie du unschwer erkennen kannst. Also lass uns passieren“, verlangte Laila.

Der Elf zögerte noch einen Moment, doch wenn es sich wirklich um Menschen handelte, dann würde sich die Prophezeiung endlich erfüllen. Nur die Ältesten konnten das feststellen. Er zeigte einladend auf den Eingang. „Tretet ein! Ihr dürft passieren.“

„Wie großzügig“, meinte Laila mit leiser Stimme und trat schnell an dem Elf vorbei.

Während sie Laila an den Wachen vorbei durch das Portal folgten, erklärte Kris: „Ihr müsst wissen, dass man die Halle der Ältesten nicht ohne Erlaubnis betreten kann.“

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Kapitel 4 by Selana
Teil 4

Sie durchquerten eine große, mit vielen Fenstern versehene Halle. An den Wänden hingen Teppiche oder Bilder, die idyllische Landschaften und friedliche Szenen zeigten. Vor einer kleinen Tür blieben sie stehen und Kris ging alleine hinein.

Nur wenig später kam er zurück. „Die Ältesten empfangen uns gleich. Das ist sehr ungewöhnlich“, meinte er.

Sie durchquerten die Tür und betraten einen kleinen Raum, in dem hinter einem großen Tisch eine Elfe in mittleren Jahren saß. Sie war in ein buntes Gewand gekleidet und versuchte ein sehr amtliches Gesicht zu machen, was aber etwas misslang, weil sich ihre Neugierde zu deutlich auf ihrer Miene zeigte, als sie die Eintretenden musterte.

Die Elfe erhob sich und blieb vor den beiden Menschen stehen. Rhiana und Sheppard kamen sich langsam wie seltene Tiere in einem Zoo vor, die von allen Besuchern bestaunt und bewundert wurden.

„Folgt mir“, sagte die Elfe schließlich. Sie drehte sich herum und führte sie zu einer weiteren Tür am Ende des kleinen Raumes. Sie betraten einen riesigen Saal, dessen Decke mit fantasievollen Malereien bedeckt war. Die äußeren Wände bestanden aus einer durchgehenden Fensterfront und erlaubten aufgrund der runden Bauweise des Gebäudes einen Rundumblick auf die Landschaft. Gerade versank die blauweiße Sonne am Horizont und überzog dabei das Land mit der Bandbreite von fast allen Farben des Regenbogens. Einen solchen Sonnenuntergang hatte Sheppard noch nie gesehen, aber schließlich waren sie auch nicht auf der Erde.

„Das ist wunderschön“, meinte Rhiana.

Sheppard riss sich schließlich von dem Anblick los und wandte sich dem großen runden Tisch in der Mitte des Raumes zu. Rund schien bei den Elfen die vorherrschende Architektur zu sein. Hinter dem Tisch saßen sieben Elfen, drei Männer und vier Frauen.

Als diese Sheppards Interesse bemerkten, erhob sich eine der Elfen, ihrem Aussehen nach die Älteste. „Ich bin Irena, die Sprecherin dieser ehrwürdigen Runde.“ Trotz ihrer mindestens 80 Jahre strahlte Irena eine unvergängliche Schönheit und Würde aus, der sich keiner entziehen konnte. „Kris sagte, dass unsere eigensinnige Tochter“, ein strafender Blick traf dabei Laila, „wieder einmal das Plateau verlassen hat und euch mitgebracht hat. Ihr behauptet, Menschen zu sein und die alte Prophezeiung erfüllen zu wollen?“

„Wir sind Menschen, aber wir haben nie behauptet, eine Prophezeiung zu erfüllen“, stellte Sheppard richtig.

„Sofern ihr Menschen seid, erfüllt ihr diese alte Prophezeiung schon allein durch euer Hiersein“, sagte Irena.

„Was sagt diese Prophezeiung aus?“ wollte Sheppard wissen.

„Ihr werdet Olifario vernichten und unserer Welt den Frieden bringen.“

„Wer ist Olifario?“ fragte Rhiana.

„Er ist ein mächtiger Janus-Dämon. Er stammt nicht aus dieser Welt, aber er hat unsere friedliche Welt in einen Ort des Chaos und der Verdammnis verwandelt. Unser Plateau ist das einzige nicht eroberte Gebiet auf unserem Planeten. Olifario und seine Kreaturen haben bisher vergeblich versucht, diese Zuflucht zu vernichten. Unsere magischen Kräfte sind aber immer noch stärker als er, zumindest für dieses begrenzte Gebiet. Dank dieser Fähigkeiten weben wir eine Magie, die kein negativer Geist durchdringen kann, weil er vernichtet werden würde. Da ihr diese Magie unbeschadet überwunden habt, müsst ihr reinen Herzens sein. Trotzdem müssen wir vorsichtig sein. Ich hoffe, das versteht ihr?“

Sheppard und Rhiana nickten gleichzeitig. Sheppard wusste nun, was das für ein seltsames Gefühl gewesen war, das ihn erfasst hatte, als sie die Grenze des Plateaus überquert hatten. Er warf Laila einen strafenden Blick zu, den diese auch sofort begriff, aber nur mit ihren Schultern zuckte.

„Die Welt, aus der wir kommen, wird von seltsamen Wesen terrorisiert“, erzählte Rhiana. „Wir sind friedliche Forscher, die alte Kulturen studieren. Unsere Expedition wurde angegriffen und einige Menschen wurden getötet. Dann stießen wir durch Zufall auf das Tor zu eurer Welt. Doch leider schloss sich dieses wieder hinter uns. John und ich wurden von unseren Leuten getrennt. Nun suchen wir einen Weg zurück.“

„Diese Wesen hat Olifario geschickt. Er strebt danach, noch andere Welten zu beherrschen. Wir müssen das Dimensionstor schließen und den Janus-Dämon dorthin verbannen. Nur dann sind unsere Welten vor ihm sicher“, sagte Irena.

„Dimensionstor?“ Sheppard sah die Elfe überrascht an.

„Olifario stammt aus einer anderen Dimension“, erklärte ihm Irena.

„Oh!“

„Ihr habt keine andere Wahl, als uns zu helfen“, sagte die alte Elfe. „Nur so kommt ihr wieder in eure Welt zurück. Wir werden euch jetzt mit Hilfe unserer Magie überprüfen, und wenn ihr wirklich Menschen seid, werden wir euch helfen. Keine Sorge, es wird nicht unangenehm sein.“ Sie warf einen Blick in die Runde und die anderen Elfen nickten zustimmend. Alle blickten dann gleichzeitig auf die beiden Menschen.

Sheppard hatte erneut das Gefühl, dass etwas Fremdes seine Gedanken abtastete und dabei in jeden Winkel seines Gehirns vordrang.

Nach einiger Zeit spürte er, wie sich der fremde Gedanke aus ihm zurückzog und die Ältesten sich entspannten. Irena blickte sie freundlich an. „Ihr habt die Wahrheit gesagt. Niemand kann vor unserer Magie etwas geheim halten. Seid herzlich willkommen. Ihr seid diejenigen, welche in unserer Prophezeiung angekündigt werden.“ Sie drehte sich zu den anderen herum. „Geht hinaus! Verkündet dem Volk, dass die Zeit der Prophezeiung da ist. Die Menschen sind zurück!“

Rhiana ging das zu schnell. „Moment!“ versuchte sie die Begeisterung der Ältesten abzuschwächen. „Ihr macht einen Fehler. Wir sind nur zwei Menschen. Wie sollen wir alleine eure Welt zurückerobern?“

Irena lächelte ihr beruhigend zu. „Mach dir keine Gedanken, mein Kind. Wir erobern unsere Welt selbst zurück, aber wir brauchen einen Anstoß, um aktiv zu werden. Mein Volk wird von der Furcht vor den Dämonen Olifarios beherrscht, weshalb ich bisher vergeblich versucht habe, sie zu überzeugen den Kampf aufzunehmen. Es glaubt aber an die Prophezeiung, und so ...“

„Und so benutzt du unsere Ankunft als Auslöser“, vermutete Rhiana.

„Richtig! Aber auch ihr müsst euren Beitrag leisten. Holt das Herz von Avaka und vernichtet Olifario damit. Mit seinem Tod wird unter den Dämonen das Chaos herrschen und wir können sie leichter besiegen.“

„Was ist dieses Herz von …“

„… Avaka“, vollendete Irena Sheppards Satz. „Das ist ein magischer Dolch. Nur mit ihm könnt ihr den Dämon töten.“

„Und wo befindet sich dieser Dolch?“ fragte Rhiana.

„Er befindet sich in der Festung von Olifario“, sagte Irena.

„In seiner Festung? Seid ihr verrückt? Wie sollen wir in seine Festung einbrechen? Wir kennen nicht einmal den Weg“, sagte Sheppard.

„Ich werde euch führen“, bot sich Kris an und sah Irena bittend an. Die alte Frau nickte zustimmend.

„Dann komme ich auch mit“, sagte Laila. „Ich kenne den Weg so gut wie mein Bruder.“

„Das kommt nicht in Frage!“ protestierte Kris erschrocken. „Es ist viel zu gefährlich.“

„Auch ich muss meinen Beitrag leisten“, sagte Laila. „Also versuch erst gar nicht, es mir auszureden.“

Irena sah Laila wohlwollend an. „Du darfst mitgehen, mein Kind. Doch jetzt ruht euch erst aus. Heute Abend werden wir feiern und morgen wird ein neues Zeitalter anbrechen.“ Mit diesen Worten entließ die Älteste die vier jungen Leute.

Kris und Laila führten Rhiana und Sheppard nach draußen, wo sich zu ihrer Überraschung eine große Menge angesammelt hatte und sie stürmisch begrüßte. Ihre Ankunft hatte sich in Windeseile herumgesprochen. Jeder wollte die Menschen mit eigenen Augen sehen oder sogar anfassen. Sie mussten Hände und Klauen schütteln, denn nicht alle Bewohner waren Elfen, und sich umarmen lassen. Es gab auch andere fremdartige Lebewesen, die sie noch nie gesehen hatten. Diese Stadt schien ein Sammelpunkt aller friedliebenden Lebewesen dieser Welt zu sein.

Schließlich erlöste sie eine Gruppe kriegerisch aussehender Elfen, welche die Menge sanft aber bestimmt zurückdrängte. Kris erklärte ihnen, dass dies die Kriegerarmee der Elfen war, die jetzt wieder zusammengerufen wurde. Die Krieger brachten sie in ein kleines Haus, dass ihre Unterkunft war, bis sie aufbrechen würden.



Aufbruch ins Ungewisse

Zwei Tage vergingen bis zu ihrem Aufbruch. Die über alle Maßen dankbaren Bewohner hatten sie nicht früher ziehenlassen. Jeder wollte ihre Geschichte hören, und das Fest zu ihren Ehren war immer noch im Gange. Die Ältesten hatten die Leute gewähren lassen, wussten sie doch, dass es für lange Zeit die letzte Entspannung sein würde. Die Plateau-Bewohner begannen damit, ihre Armee zu erweitern. Kundschafter wurden in alle Teile der Welt entsandt, um den unterdrückten Bewohnern die frohe Botschaft zu verkünden, dass die Zeit ihrer Befreiung nahte. Die überall versteckten oder aktiven Widerstandsgruppen verstärkten ihre Aktivitäten.

Rhiana und Sheppard war es gar nicht so lieb, dass alle in ihnen so etwas wie den lange erwarteten Messias sahen, aber die Elfen waren in ihrem Eifer nicht zu bremsen. Und so blieb den beiden nichts anderes übrig, als zu hoffen, dass es ihnen auch gelang Olifario zu vernichten. Im anderen Fall würden sie Schuld am Untergang der letzten freien Bewohner dieser Welt haben.

Rhiana und Sheppard machten sich bereit zur ersten und hoffentlich letzten Konfrontation mit Olifario, welcher sicher schon über ihre Ankunft unterrichtet war, denn auch seine Spione saßen überall.

Ihr Aufbruch gestaltete sich auf die übliche Art unter den Elfen: Sie wurden geflogen. Dazu mussten sie sich in einen der Tragekörbe setzen, ein großes Korbgeflecht, in dem zwei Menschen spielend Platz fanden. Rings um den Korb waren große Seile befestigt, die oben in einem Tragegeschirr zusammenliefen. Dieses Geschirr konnte sich ein Elf umlegen und mit einem breiten Gurt am Körper befestigen. Kris und Laila legten sich dieses Geschirr an und konnten so zusammen die beiden Menschen ohne große Anstrengung transportieren.

Rhiana sah nach oben und beobachtete den gleichmäßigen Flügelschlag der Elfen. Im Licht der blauen Morgensonne sahen sie filigran und zart aus. Dieser Eindruck täuschte aber, denn seit Stunden waren sie schon unterwegs und hatten das sichere Plateau längst verlassen. Noch immer bewegten sich die Flügel über ihnen im Gleichmaß. Die Elfen schienen nicht müde zu werden. Sie waren geschickte und gewandte Flieger, die jeden Aufwind ausnützten und so oft im Gleitflug dahinsegelten.

Unter ihnen zog die Landschaft in langsamer Regelmäßigkeit dahin. Und nun sahen sie auch die zerstörten Zonen der Welt. Überall erblickten sie verbrannte Erde und zerstörte Dörfer. Bei ihrer Ankunft hatten sie diese Welt für ein Paradies gehalten, doch dieser Eindruck war grundlegend falsch gewesen. Kris und Laila hatten ihnen erklärt, dass ihr Ankunftsgebiet ein Jagdgebiet der Dämonen war und von diesen mit Absicht gepflegt wurde. Immer wieder setzten sie dort Jagdobjekte aus, wie diese Monster es nannten, und machten dann Jagd auf die armen ausgesetzten Wesen.

Ihr Ziel war eine große Bergregion weit im Süden, wo Olifario einen Palast bewohnte. Am späten Nachmittag tauchten die Berge am Horizont auf. Sie sahen aus wie eine riesige Wand, die ihnen den Weg versperrte. Die Berge schienen ein großes Gebiet zu bedecken. Die höchsten Gipfel waren schneebedeckt, während auf den niedrigeren Ausläufern noch Wälder das Bild bestimmten.

Ihr Ziel lag auf einem der niedrigeren Berge, dessen Spitze der Palast von Olifario krönen sollte. Der Palast war nicht von dieser Welt. Kris hatte ihnen erklärt, dass dieser bei Olifarios Ankunft in dieser Welt, einfach auf dem Gipfel aus dem Nichts erschienen war.

Die Elfen hatten mit ihrer Fracht einen gleich hohen Gipfel angesteuert, von dem aus sie einen guten Blick auf die Burg haben sollten, ohne gleich selbst gesehen zu werden, aber als sie ihr Ziel erreichten, war nichts von dem Palast zu erkennen.

Sie versteckten die Körbe in einer kleinen Höhle und suchten sich einen sicheren Beobachtungsposten gegenüber dem Berg, auf dessen Gipfel sich der Palast befinden sollte. Wolken zogen über den Berghang und verhüllten im ersten Moment das Ausmaß des Schreckens, das diesen Berg umgab. Sheppard spürte urplötzlich eine unheimliche und bedrohliche Aura und musste seine ganze Kraft und Beherrschung aufbieten, um nicht von der Angst übermannt zu werden und davonzulaufen.

Dieses Gefühl der Bedrohung war überall gegenwärtig und schien jeden Winkel in seinem Inneren zu erfüllen. Hinter jedem Stein und hinter jeder Biegung schien etwas Böses zu lauern, dass nur darauf wartete, sich auf ihn zu stürzen, um ihn zu töten. Noch nie in seinem Leben hatte er solch eine Panik verspürt. Er blickte Rhiana an und bemerkte, dass es ihr auch so ging. Schnell ergriff er ihre Hand und drückte sie fest. Sofort fühlte er Kraft und Zuversicht durch sich strömen, welche die Furcht langsam aber sicher verdrängte. Rhiana und Sheppard begriffen, dass sie sich gegenseitig diese Kraft und Stärke gaben.

Laila zitterte am ganzen Körper und machte Anstalten aufzuspringen und davonzulaufen. Sheppard konnte sie im letzten Moment festhalten und so verhindern, dass sie in ihrer Panik eine Dummheit begann. Sein Griff schien sie etwas zu beruhigen und sie sah ihn dankbar an.

Rhiana hatte sich währenddessen um Kris gekümmert und ihm geholfen, seine Furcht zu überwinden.

Kris überwandt seine Furcht. „Das ist die magische Ausstrahlung von Olifarios Dämonen. Die Aura des Todes. Sie soll alle Feinde schon von weitem abschrecken und zur Aufgabe zwingen. Es ist das böse magische Gegenstück zu unserer Magie auf dem Plateau.“

„Warum hast du uns nicht davor gewarnt?“ fragte Rhiana verärgert.

„Ich wusste nicht, daß die dunkle Aura so stark ist, denn ich hielt die bisher gehörten Berichte darüber für übertrieben. Es ist das erste Mal, dass ich hier bin“, verteidigte sich Kris.

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Kapitel 5 by Selana
Teil 5

Sie setzten sich wieder hin und blickten auf den wolkenverhangenen Berg. In diesem Moment zerriss die Wolkenwand und enthüllte den Palast in seinem ganzen ungeheuren Ausmaß. Er war schwarz und etwas Böses schien ihn zu umwehen. Zumindest kam es den vieren so vor, als sie darauf blickten. Der Palast nahm das ganze Gelände des Gipfels ein und war eines der größten Gebäude, dass Rhiana je gesehen hatte. Turm um Turm reihten sich aneinander. Erker mit kleinen und großen Balkonen waren zu erkennen und große Rundfenster wechselten sich mit normalen Fenstern ab. Ein riesiger Innenhof mit stattlichen Wohngebäuden vervollständigten das Bild. Es hätte ein schöner Anblick sein können, wäre die tiefschwarze Farbe und die bedrohliche Aura nicht gewesen, die einen normalen Geist geradezu aufforderte, dass Gebäude auf keinen Fall zu betreten.

Ein schmaler Weg schlängelte sich vom Talgrund in die Höhe bis zum Palast. Auf diesem herrschte ein großes buntes Treiben. Wesen jeden Aussehens bewegten sich hinauf und hinunter. Viele trugen Lasten, unter denen sie fast zusammenzubrechen schienen. Andere Dämonen trieben die armen Wesen unter Peitschenhieben an, weiterzugehen.

Rhiana wurde immer wütender, während sie das beobachtete. Sheppard spürte das und legte ihr beruhigend die Hand auf eine Schulter. „Du kannst im Moment nichts daran ändern. Wenn wir Erfolg haben, beenden wir dies alles hier.“

„Du hast recht, aber nun stellt sich die Frage: Wie kommen wir in den Palast?“

„Wir Elfen besitzen die magische Fähigkeit der Täuschung“, erklärte Kris. „Wir können anderen etwas vorspiegeln, dass nicht vorhanden ist.“

„Du meinst Hypnosuggestion?“ fragte Sheppard.

„Ich kenne dieses Wort nicht“, sagte Kris.

„Es ist unsere Bezeichnung für die Fähigkeit mit Kraft seines Geistes andere zu beherrschen, indem man ihnen Dinge zeigt, die nicht vorhanden sind“, versuchte Sheppard es zu erklären. „Ich bin aber sicher, dass wir das Gleiche meinen. Was schlagt ihr also vor?“

„Wir geben euch und uns das Aussehen eines von Olifarios Dämonen.“ Kris zeigte auf die hundegesichtigen Dämonen mit den Peitschen. „Das sind Kyyrdis, und sie stammen nicht von unserer Welt. Sie sind Olifarios Kämpfer. Um unsere Fähigkeit einzusetzen, müssen wir aber dicht zusammen bleiben, denn sie wirkt nur auf kleinem Raum. Wenn ihr diesen Kreis verlasst, verfliegt die Täuschung und ihr seid in eurer wahren Gestalt sichtbar.

„Und wir müssen uns beeilen, denn die Anwendung dieser Fähigkeit verbraucht viel Kraft“, fügte Laila hinzu.

„Dann lasst uns nicht länger zögern“, sagte Rhiana. Sie ergriff ihr langes braunes Haar und band es im Nacken mit einem roten Haarband zusammen. Dann warf sie einen bezeichnenden Blick in die Höhe. Wolken zogen erneut auf und verhüllten den Palast aufs Neue. Über ihren Gipfel zog ein kräftiger Wind auf und ließ sie leicht frösteln.

„Suchen wir uns einen sicheren Abstieg“, meinte Kris und warf einen besorgten Blick in den Abgrund.

„Fliegen wir nicht?“ fragte Sheppard und blickte den Elf erstaunt an.

Kris hatte seine Flügel eng auf den Rücken gelegt. So verschmolzen diese fast mit seinem Körper. „Die Winde sind zu stark. Alleine würden wir es vielleicht schaffen, aber mit einer Last besteht die Gefahr, am Felsen zu zerschmettern. Und hinüberfliegen können wir auch nicht. Olifarios Wächter würden uns sehen. Wir hatten schon großes Glück, es so weit ungesehen zu schaffen.“

„Ich verstehe. Klettern wir eben“, meinte Sheppard.

Laila war währenddessen zum Korb zurückgegangen und kam schwer beladen zurück. Sie reichte jedem einen langen dunklen Mantel und zog selbst einen über. Der Mantel war so weit geschnitten, dass er spielend ihre Flügel verbarg.

„Zieht sie über“, befahl sie. „Falls wir doch getrennt werden, dienen sie als zusätzlicher Schutz. Ihr Menschen und wir Elfen sind zu auffällig.“

Sie zogen alle einen an, froh darüber, gleichzeitig noch einen Schutz gegen den eisigen Wind zu haben. Dann machten sie sich auf den Weg und gingen am Kamm entlang, auf der Suche nach einem sicheren Abstieg. Als sie den Gipfel zur Hälfte umrundet hatten, fanden sie einen schmalen Pfad nach unten. Er sah aus, als wäre er schon oft begangen worden. So beschlossen sie ihn zu benutzen, in der Hoffnung, dass der Weg ganz nach unten führte und nicht irgendwo in der Wand endete. Sie hatten Glück. Der Weg führte zwar steil in großen Schlangenlinien nach unten, doch sie erreichten nach einer Stunde den sicheren Talboden.



Ein Fenster in eine fremde Welt

Entsetzt sahen die Freunde wie sich hinter Rhiana und Sheppard das Tor schloss.

Ronon blickte McKay an: „Was ist passiert?“

Rodney zuckte mit den Schultern. „Das weiß ich auch nicht. Ich versuche es einfach nochmals.“

Unverzüglich wiederholten er seine Anstrengungen, um das Tor erneut zu öffnen. Leider diesmal ohne erfolg. Rodney stutzte plötzlich. Hatte da nicht jemand seinen Namen gerufen. Doch als er aufblickte, sah er nur in fragende Gesichter. Etwas schlich sich in seine Gedanken und überschwemmte seine Sinne. Boshafte Gedanken kamen ihm in den Sinn und verlangten nach Erfüllung. Rodneys Augen begannen von innen heraus zu glühen, als dieses Etwas immer stärker wurde.

Ronon packte Rodney und schüttelte ihn heftig, um ihn wach zu bekommen. Doch McKay ruckte mit dem Kopf und sah Ronon böse an. Im ersten Moment wollte Ronon zurückweichen, doch dann begriff er, dass etwas Böses den Wissenschaftler übernommen hatte. Ronon schlug ihm kurz aber kräftig ins Gesicht.

Rodney erwachte wie aus einem Traum und sah Ronon erstaunt an. „Warum hast du mich geschlagen?“

„Tut mit Leid, aber mir blieb keine andere Wahl“, versuchte Ronon sich zu entschuldigen.

Rodney rieb sich seine schmerzende Wange: „Was ist passiert?“

„Eine fremde Macht hatte dich übernommen.“

„Es waren so ... bösartige und perverse Gedanken. Ich hätte am liebsten jeden umgebracht“, sagte Rodney entsetzt, als die Erinnerung zurückkam.

„Das warst nicht du“, versuchte Teyla ihn zu trösten.

„Was machen wir jetzt?“ fragte Ronon.

In diesem Moment griffen die Alien an. Major Lorne und sein Team hatten jedoch mit so etwas gerechnet und ließen sich nicht überraschen. Sie eröffneten das Feuer auf die Angreifer.

„Wir müssen uns in das Lager zurückziehen“, sagte Lorne.

„Aber Rhiana und Sheppard!“ erinnerte Ronon.

„Wenn wir getötet werden, können wir den beiden nicht mehr helfen“, meinte Lorne.

Die Kämpfe verstärkten sich und sie begriffen, dass sie keine andere Wahl mehr hatten, als sich zurückzuziehen, denn die Angreifer bekamen immer mehr Verstärkung aus den Wäldern. Erschöpft erreichten sie das Lager. Dort war alles noch in Ordnung. Die Jumper waren noch einsatzbereit und wurden strengstens bewacht.

McKay begann verbissen auf seinem Labtop zu arbeiten. Ihm war da ein Verdacht gekommen, den er nachprüfen wollte. Wenn seine Ahnung sich als richtig herausstellte, konnten sie vielleicht ein weiteres Tor erschaffen.

Stunden später erkannte er, dass sein Verdacht richtig war. Das Tor hatte nicht nur in eine andere Welt geführt, sondern in eine andere Dimension. Wenn es ihm nun gelang die Energie nachzubauen, die er bei dem Tor gefunden hatte, konnte er ein weiteres Tor aufbauen. Doch dazu brauchte er einige Geräte aus Atlantis und die Hilfe von Zelenka. Er ging zu Major Lorne.

„Major, wie sieht es aus? Können wir mit einem Jumper nach Atlantis fliegen?“

„Ja, meine Männer bewachen das Sternentor. Wir können heim fliegen, wenn Sie es wünschen.“

„Dann möchte ich das machen“, schnell erklärte er, was er herausgefunden hatte.

„Ich fliege Sie selbst, Doktor“, bot Lorne an.

Kurz darauf waren sie unterwegs. Am Tor war alles noch in Ordnung. In Atlantis wurden sie von Weir erwartet.

Schnell erklärte McKay, was er herausgefunden hatte.

„Und sie glauben, ein Tor in diese andere Dimension aufbauen zu können?“ fragte Weir.

„Ja, und Sie sollten mir Verstärkung mitgeben.“

„Natürlich“, Weir gab entsprechende Anweisungen und nach einer Stunde flog Lorne McKay, Zelenka und die Ausrüstung zurück auf den Planeten.

McKay und Zelenka brauchten einen Tag, um das Tor aufzubauen. In der Mitte des Raumes bildete sich ein Kreis und wuchs in die Höhe, bis er einen Durchmesser von einem Meter besaß. Ein Bild stabilisierte sich in dem Kreis und sie sahen vier Personen, die einem schmalen Pfad folgten, der anscheinend von einem Berg herunterführte.

„Ist das Rhiana?“ fragte McKay und beugte sich weiter vor, um genauer sehen zu können.

Zelenka rückte seine Brille fester auf die Nase und kniff die Augen zusammen. Die vier Gestalten gingen hintereinander und trugen lange dunkle Mäntel mit großen Kapuzen, die ihre Figur verbarg. Jetzt blickte eine der Personen zurück und Zelenka glaubte, Rhiana zu erkennen. Auch die anderen schienen dieser Meinung zu sein.

McKay versuchte mit der Hand in das Tor zu greifen, doch er stieß auf ein Hindernis. Ein zweiter Versuch hatte keinen besseren Erfolg.

„Wir haben kein Tor sondern ein Fenster geöffnet“, stellte Zelenka enttäuscht fest.

„Ein Fenster genügt nicht!“ rief Ronon. „Wir brauchen ein Tor, um zu Rhiana und Sheppard zu gelangen. Wie sollen wir ihnen sonst helfen?“

„Rhiana! Sheppard!“ McKay rief laut die Namen der Freunde, doch die schienen ihn nicht zu hören, denn unbeirrt setzten sie ihren Weg fort.

„Zumindest wissen wir jetzt, dass es ihnen gut geht“, meinte Teyla erleichtert. „Wir sind auf dem richtigen Weg.“

„Und sie scheinen Hilfe gefunden zu haben“, fügte Ronon hinzu. „Seht euch ihre Begleiter an. Das sind keine Menschen.“

Jetzt konzentrierten sich alle auf die zwei anderen Gestalten, die sie bisher nicht beachtet hatten. Hin und wieder sahen sie das Gesicht eines der beiden. Es schienen ein Mann und eine Frau zu sein. Ihre Haut sah golden aus, und mehrmals lugten hellblaue mit Silbersträhne durchzogene Haare unter der Kapuze hervor. Die Augen standen schräger wie bei einem Menschen und schienen die Farbe von Bernstein zu besitzen.

„Was sind das für Wesen?“ fragte McKay. „Wenn sie den beiden helfen, müssen sie friedlicher Natur sein.“

„Elfen“, erklärte Lorne.

„Ein Elf?“ McKay lachte den Major aus. „Sie nehmen mich auf den Arm, die gibt es nur in Märchen und Sagen.“

„Ich habe nur gesagt, dass sie mich an Elfen aus den Märchen meiner Kindheit erinnern“, verteidigte sich Lorne.

„Wir sollten das Fenster offen halten und weiter nach einer Möglichkeit suchen, es in ein Tor zu verwandeln“, schlug Zelenka vor.

Sie blickten gespannt auf das Geschehen im Fenster, wo Rhiana und ihre Begleiter gerade den sicheren Talboden erreichten.

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Kapitel 6 by Selana
Teil 6

Sie atmeten erleichtert auf, als sie endlich den sicheren Talgrund erreichten. Zwar war der Pfad ausgetreten, doch er war sehr steil und teilweise auch durch Geröll sehr gefährlich gewesen.

Unten führte der Pfad noch etwas durch hohe Büsche, umrundete einige hohe Felsblöcke und mündete schließlich in den breiteren Weg, der direkt auf den Palast zuführte. Der Betrieb darauf ließ sie schnell ihre Kapuzen dichter in die Gesichter ziehen. Kris und Laila fingen an leise ihre Beschwörungen zu murmelten, um ihren Tarnzauber zu weben.

„Wir können jetzt auf den Weg gehen. Wir mischen uns einfach unter die Leute. Versucht aber mehr am Rande zu gehen und bleibt zusammen“, forderte Kris sie dann auf.

„Und die sehen uns nun nicht?“ fragte Rhiana.

„Doch, aber für sie sehen wir wie vier Kyyrdis aus“, stellte Kris richtig. Ein Kyyrdis war eines der hundegesichtigen Wesen, die in großer Anzahl auf dem Weg gingen. So fielen sie am wenigsten auf. Sie mussten nur verhindern, dass sie angesprochen wurden.

„Die Kyyrdis dienen Olifario seit ewigen Zeiten. Sie stammen nicht von unserer Welt. Der Dämon hat sie mitgebracht, und sie sind sehr grausame Wesen. Seid also vorsichtig, falls wir doch getrennt werden“, meinte Kris.

Langsam betraten sie den großen Weg und mischten sich unter die Fußgänger. Vor ihnen ragte die Festung Olifarios wie ein Bollwerk des Bösen auf. Je näher sie der Burg kamen, desto gewaltiger wurde sie. Die höchsten Türme und Zinnen ragten weit in die Höhe. Neben dem Burgberg erhoben sich ähnliche Gipfel steil in die Höhe. Einige sahen aus wie riesige Speere, andere waren miteinander verbunden, sodass sie wie Zacken einer gigantischen Säge aussahen. Nebel und Dunst wogten um die Berge und verwandelte sie in eine Märchenlandschaft. Wären sie nicht gekommen, um den Dämon zu töten, hätte diese Landschaft durchaus ihren Reiz gehabt.

Angesichts der mächtigen Festung und der vielen Gegner fragte sich Sheppard, wieso sie so verrückt gewesen waren, sich auf dieses Abenteuer einzulassen.

Schließlich kamen sie am Fuß des Berges an. Der Weg führte in unzähligen Windungen steil nach oben. Bis zum Gipfel mussten sie den Berg mehrmals umrunden. Ab jetzt würde es noch gefährlicher werden, denn immer mehr Kyyrdis trieben Sklaven an ihnen vorbei und nahmen dabei keine Rücksicht auf etwaige Fußgänger.

Kris erinnerte sie daran, weiterzugehen. Wenn sie zu lange stehen blieben, um die Festung zu betrachten, würden sie auffallen. Also setzten sie ihren Weg fort und begannen mit dem Aufstieg. Es würde anstrengend werden, doch im Gegensatz zu den armen Sklaven mussten sie wenigstens keine Lasten tragen.

Obwohl sie gut trainiert war, kamen sie nach einer Stunde doch leicht ins Schwitzen. Zum Glück hatten sie die Hälfte des Weges hinter sich gebracht. Rhiana war so in Gedanken versunken, dass sie die Gefahr nicht bemerkte. Hinter ihnen kamen einige Kyyrdis auf reptilienähnlichen Reittieren und preschten rücksichtslos durch die Masse der Fußgänger. Die meisten schafften es zur Seite zu springen, auch Rhiana, doch sie sprang leider zur falschen Seite und spürte nur noch, wie der Boden unter ihr nachgab und sie nach unten stürzte. Ein harter Aufprall erfolgte und sie verlor das Bewusstsein.

Den erschrockenen Schrei Johns hörte sie nicht mehr. Sheppard sah, wie Rhiana nach unten stürzte und rannte zum Abgrund. Von Rhiana war nichts zu sehen. Die Kyyrdis waren längst vorbei und hatten das Unglück nicht beachtet. Kris und Laila packen Sheppard an den Armen.

„Lasst mich los!“ schrie er sie unbeherrscht an. „Wir müssen ihr helfen.“

„Dazu ist es zu spät. Wir werden getötet, wenn sie uns entdecken. Vielleicht konnte Rhiana sich retten, dann wird sie oben zu uns stoßen.“ Kris und Laila sahen sich besorgt um, doch nur wenige verstohlene Blicke trafen sie. Die meisten hatten zu viel Angst um ihr Leben, um anderen zu Hilfe zu kommen. Die Elfen besaßen große Kräfte und zerrten Sheppard mit sich. Als sie eine Biegung hinter sich hatten, riss Sheppard sich los und sah nach unten. Deutlich war die Stelle zu sehen, wo Rhiana abgestürzt war und nun sahen sie auch Rhiana. Noch immer hatte keiner der Fußgänger ihren Sturz beachtet, vielleicht waren die meisten vom Marsch auch zu müde oder zu abgestumpft.

„Dort ist sie!“ sagte Sheppard und zeigte nach unten. Ein Felsvorsprung schien sie aufgehalten zu haben und sie konnten genau erkennen, dass Rhiana sich bewegte. Sie lebte also. Sheppard atmete erleichtert auf.

Rhiana sah genau zu ihnen hoch und gab Zeichen. Sie zeigte nach oben. Dort wollte sie sich wieder mit ihnen treffen. Sheppard nickte und winkte zurück, dass er verstanden hatte. Etwas beruhigt setzen die Drei ihren Weg fort.

Das erste, was Rhiana fühlte, war ein Schmerz im Nacken. Sie musste mit dem Kopf aufgeschlagen sein. Tief konnte sie jedoch nicht gestürzt sein, und sie konnte auch nicht lange bewusstlos gewesen sein. Als ihr Blick nach oben fiel, sah sie Sheppard weiter oben besorgt nach unten blicken. Er hatte sie gesehen und so stand sie etwas mühsam auf, um ihm zu zeigen, dass ihr nichts Schlimmes passiert war. Neben Sheppard erschienen zwei weitere, in lange Mäntel gehüllte Gestalten, Kris und Laila.

Rhiana gab ihnen durch Zeichen zu erkennen, dass sie sich oben an der Festung treffen wollten. Ihre Freunde verstanden und machten sich an den Aufstieg. Sie selbst sah sich um. Direkt nach oben, auf den Weg zurück, konnte sie nicht klettern, denn die Wand über ihr war zu glatt und zu steil. Ein Seil hatte sie auch nicht. Also blieb nur die Möglichkeit, sich einen anderen Weg zu suchen.

Ein kleiner Felsvorsprung hatte ihr das Leben gerettet, denn direkt neben ihr ging es steil nach unten. Einen Sturz hinunter hätte sie auf keinen Fall überlebt. Etwa zwei Meter unter ihr und einen Meter entfernt, sah sie einen schmalen Pfad, der ebenfalls nach oben zu führen schien. Diese zwei Meter musste sie überspringen und sie durfte den Pfad auf keinen Fall verfehlen, andernfalls würde sie in die Tiefe stürzen. Rhiana nahm kurz Maß und sprang ohne zu zögern durch die Luft und landete auf dem winzigen Pfad.

Steine rutschten unter ihren Füßen weg und kollerten in den Abgrund, doch Rhiana fand sicheren Halt. Es war kein richtiger Pfad, ihn zu benutzen war lebensgefährlich, doch sie hatte keine Wahl, wollte sie nicht für ewig hier sitzen. So balancierte sie am Hang entlang. Manchmal war der Steg so schmal, dass er kaum zu sehen war und sie klettern musste. Doch schließlich erreichte sie eine kleine Wiese und setzte sich aufatmend zwischen die Blumen.

Sie sah hoch, doch der Pfad hatte sie noch nicht in die Höhe gebracht, eigentlich noch mehr in die Tiefe. „Verflucht!“ sagte sie laut zu sich selbst. „Wenn das so weitergeht, lande ich wieder am Fuß des Berges und kann von neuem mit dem Aufstieg beginnen.“

"Was soll denn das?“

Der wütende Aufschrei ließ sie erschreckt zusammenzucken, doch Rhiana sah niemanden, der zu der leisen, kaum hörbaren Stimme gehörte.

„Weißt du überhaupt, wie lange ich gebraucht habe, um die Blumen zum Blühen zu bringen, du Trampeltier? Und nun setzt du dich einfach hinein und zerdrückst sie!“

Rhiana sprang hoch, doch noch immer sah sie nichts, außer den zerdrückten Blumen, auf denen sie gesessen hatte. Nur ein größeres Insekt summte aufgeregt zwischen den Blumen umher und kam nun auf sie zugeflogen. Rhiana konnte nicht mehr ausweichen und spürte einen winzigen Schlag im Gesicht, der allerdings nicht sehr schmerzte. Rhiana schlug nach dem lästigen Insekt, verfehlte es aber.

„Ha! Glaubst du im Ernst, mich erwischen zu können, du grobes Geschöpft?“ Die Stimme schwieg einen Moment. „Was machst du überhaupt in meiner Wiese? Genügt es euch Monster nicht, die Großen zu versklaven? Müsst ihr euch nun auch noch an uns Kleinen vergreifen?“

Rhiana stand vor Verblüffung der Mund offen, als sie begriff, dass das Insekt zu ihr gesprochen hatte. Als sie es jetzt näher betrachtete, sah sie, dass es kein Insekt war.

„Mach den Mund zu, es zieht! Oder hast du noch nie eine Elfe gesehen?“

Das Wesen flatterte aufgeregt vor ihr mit den Flügeln, und nun sah Rhiana, dass es eine winzige Ausgabe von Laila war.

„Was bist du denn?“ fragte Rhiana zurück, als sie sich etwas gefangen hatte.

Das kleine Wesen stemmte vor Empörung beide Arme in die Seite, schlug wild mit den winzigen Flügeln, um sich in der Luft zu halten und schrie: „Du musst wirklich von einem anderen Stern kommen! Ich bin natürlich eine Blumenelfe!“

Das klang so stolz, dass Rhiana unwillkürlich lachen musste, was die kleine Elfe noch wütender machte.

„Was gibt es da zu lachen, du unförmiges Monster? Wenn ich wollte, könnte ich dich mit einem Fingerschnippen vernichten.“ Die Elfe machte eine entsprechende Bewegung mit den Fingern.

Rhiana hob in gespielter Angst die Arme und sagte: „Schon gut, ich glaube dir ja, du Winzling.“

„WINZLING?“ Jetzt schien die Elfe ernsthaft beleidigt zu sein.

„Tut mir Leid“, sagte Rhiana deshalb schnell. „Aber ich habe in der Tat noch nie jemanden wie dich getroffen. Nur den Windelfen sind wir begegnet.“

„Ach denen!“ Die kleine Elfe winkte ab. „Diese Angeber glauben etwas Besseres zu sein, weil sie so groß sind. Unsereins beachten sie gar nicht.“ Dann flog sie näher heran und sah Rhiana genauer an. „Wenn ich es recht überlege, habe ich auch noch nie jemanden wie dich getroffen.“

„Mein Name ist Rhiana und ich bin ein Mensch.“

„Ein Mensch? Sagtest du ein Mensch?“ Jetzt war die Elfe so erschrocken, dass sie vergaß ihre Flügel zu bewegen und deshalb abstürzte. Rhiana konnte sie im letzten Moment auffangen.

„Aua! Das tat weh!“ sagte sie und versuchte in Rhianas Hand aufzustehen.

Rhiana konnte sie jetzt genauer betrachten. Sie besaß die gleiche Hautfarbe wie Laila und auch die gleichen Haare. Ihre Größe betrug jedoch höchstens 10 cm. Ihre Flügel waren so zart wie die eines Schmetterlings, und Rhiana wagte kaum ihre Hand zu bewegen, aus Angst, dass winzige Wesen zu verletzen.

„Aber euch Menschen gibt es doch ...“

„... nur in Märchen und Sagen!“ Rhiana seufzte ergeben. Wie oft musste sie das wohl noch hören?

„Kannst du etwa meine Gedanken lesen?“ fragte die Elfe erschrocken.

„Nein, aber diesen Satz musste ich die letzte Zeit so oft hören, dass ich ihn schon auswendig kann.“

„Das kann ich mir vorstellen“, meinte die Elfe und sah Rhiana neugierig an. „Wie ist es möglich, dass du hier bist?“

„Das ist eine lange Geschichte. Eine andere Frage: Kennst du einen Weg nach oben?“

Die Elfe sah Rhiana überlegen an. „Was glaubst du denn? Schließlich lebe ich hier.“

„Am Hang?“ fragte Rhiana erstaunt.

„Nicht am Hang, aber im Wald.“

„Im Wald? Ich sehe keinen.“

„Der ist auch weiter unten. Für euch Riesen ist er natürlich zu klein, um ein Wald zu sein, aber für uns Elfen ist er groß genug.“

„Würdest du mich nach oben führen? Es ist sehr wichtig“, fragte Rhiana.

„Für euch Großen ist immer alles sehr wichtig“, meinte die Elfe.

„Ich bin hier, um Olifario zu töten“, erklärte Rhiana.

„Ah! Das haben schon viele versucht“, einen Moment zögerte die Elfe. „Allerdings war es noch nie ein Mensch. Also gut, ich bringe dich hoch.“

„Danke! Hast du auch einen Namen? Schließlich kann ich dich nicht immer Kleine oder Winzling nennen.“

„Natürlich habe ich einen Namen! Ich heiße Mona.“

„Es freut mich, dich kennen zu lernen, Mona. Ich bin Rhiana.“

„Das sagtest du schon“, erklärte Mona.

„Ach? Ich dachte, du hättest es überhört.“

„Wie kann man etwas überhören, dass ihr Riesen sagt? Ihr redet so laut, dass einem fast das Trommelfell platzt.“

„Oh! Verzeihung! Daran habe ich noch nicht gedacht“, sagte Rhiana und versuchte so leise wie möglich zu sprechen. „Besser so?“

„Viel besser!“ erklärte die Elfe dankbar. „Dann komm! Oder möchtest du dich noch etwas ausruhen?“

„Nein, jede Sekunde ist kostbar.“

Mona führte Rhiana weiter auf dem Pfad entlang.

weiter: Kapitel 7
Kapitel 7 by Selana
Teil 7

Zuerst hatte Rhiana das Gefühl nicht vorwärts zu kommen, weil der Pfad und seine Umgebung immer gleich aussah - Felsen und nochmals Felsen, einmal hinauf, dann wieder hinunter. Sie hatte den Eindruck im Kreis zu laufen. Außerdem spürte sie ein Kribbeln im Nacken, als würde sie jemand beobachten, doch wenn sie sich umdrehte, war nie jemand zu sehen.

Inzwischen kam es ihr vor, als wäre sie schon stundenlang unterwegs und den Berg mindestens zweimal hinauf und hinuntergestiegen. Doch jeder Blick auf die Uhr zeigte ihr, dass jedes Mal nur einige Minuten vergangen waren. Außerdem war Nebel aufgezogen, der nur eine Sicht von einigen Meter erlaubte. Das Gefühl beobachtet zu werden verstärkte sich.

„Mona!“ Rhiana blieb stehen. „Was soll das? Gehörst du zu Olifario und führst mich in die Irre oder was soll das Ganze sonst bedeuten?“

„Eigentlich sollte ich beleidigt sein“, antwortete Mona und zog ein Gesicht wie hundert Tage Regenwetter. „Das ist die magische Sperre, die dir das Gefühl vermittelt im Kreis zu laufen. Wir Elfen haben gelernt, damit zu leben. Ignoriere es einfach, denn wir sind gleich oben. Ich kenne den Weg ganz genau. Wir leben verborgen vor Olifarios Dämonen und machen unsere Arbeit. Sie wissen nicht einmal, dass es uns gibt.“

„Und was ist diese Arbeit?“

„Sagt das nicht schon unser Name? Wir hegen und pflegen die Blumen. Ohne uns wächst nichts.“

„Das macht doch die Natur“, widersprach Rhiana. „Sonst würden nirgendwo Blumen wachsen.“

„Vielleicht gibt es uns da auch, und ihr Menschen seid zu sehr in der Materie verhaftet, um uns noch sehen zu können.“

„Du scherzt“, Rhiana winkte mit den Armen ab. „Wir sollten schon längst oben sein. Sheppard und die Elfen warten sicher schon auf mich und beginnen sich Sorgen zu machen.“

„Wie du meinst“, sagte die kleine Elfe und lächelte hintergründig. „Gehen wir also weiter.“

Rhiana stand widerstrebend von dem Stein auf, auf welchem sie sich etwas ausgeruht hatte, und folgte Mona, die einfach geradeaus flog und im Nebel zu verschwinden drohte. Der Nebel wurde immer dichter und Rhiana konnte nichts mehr erkennen. Das Gefühl von etwas Unsichtbaren umgeben zu sein wurde immer stärker. Da hielt die Elfe an. Ihre Flügel schlugen so schnell, dass man sie nicht mehr erkennen konnte. Sie erinnerten Rhiana nun an einen kleinen Kolibri von der Erde, den John ihr gezeigt hatte. Rhiana trat neben sie, um zu sehen, was die Elfe veranlasst hatte zu stoppen.

„Da!“ Mona zeigte mit ihrem winzigen Finger nach vorne. „Wir sind oben.“

Tatsächlich! Der Nebel lichtete sich etwas und Rhiana sah vor sich die Mauern der Festung aus dem Nebel auftauchen. Sie standen direkt davor. Einen Schritt weiter und sie wäre glatt gegen die Mauer gerannt. Rhiana hob den Kopf. Über ihr ragte einer der Türme der Festung in die Höhe. Die Mauer war fugenlos glatt, ohne Seil hatte sie keine Chance da hochzuklettern.

So suchte Rhiana eine andere Möglichkeit, um in die Festung zu kommen. An der Mauer konnte sie entlang laufen. Fragte sich nur, welche Richtung sie einschlagen sollte. Ein Laut, der sich anhörte, als würde jemand einen Teppich klopfen, ertönte. Das Geräusch kam von oben. Rhiana blickte hoch und sah ein Wesen aus dem Nebel auftauchen, das aussah wie einer dieser fliegenden Saurier aus der Urzeit. Es kam im Sturzflug auf sie zugeschossen. Rhiana konnte nicht mehr ausweichen und wurde von der Kreatur gepackt und in die Lüfte gehoben. Sekunden später befand sie sich in Höhe der Burgmauer und wurde hinübergetragen.

Jetzt sah Rhiana, dass das Wesen einen menschenähnlichen Körper besaß. Der Kopf sah ebenfalls menschlich aus, doch als es seinen Mund öffnete und sie bösartig anblickte, sah Rhiana darin fingerlange Reißzähne aufblitzen. Die Augen strahlten Intelligenz aus, also war es kein Tier sondern ein intelligentes Lebewesen.

Bevor Rhiana dazu kam sich zu wehren, ließ das Wesen sie einfach los. Mit einem Aufschrei stürzte sie in die Tiefe und schlug hart auf. Sie hatte das Gefühl sich sämtliche Knochen gebrochen zu haben, doch als sie die Kyyrdis bemerkte, in dessen Mitte sie gefallen war, vergaß sie den Schmerz sofort.

„Willkommen, Rhiana!“ begrüßte sie einer der Kyyrdis. Er trug eine schwarze Rüstung mit Brustpanzer und blickte sie höhnisch an. Angesichts der vielen Speere, Schwerter und Armbrüste, die auf sie gerichtet waren, wäre jede Gegenwehr Selbstmord gewesen.

„Du kennst meinen Namen?“ fragte Rhiana, während sie langsam aufstand und vorsichtig alle Knochen bewegte. Zum Glück schien nichts gebrochen zu sein.

„Wir haben euch die ganze Zeit beobachtet“, erklärte der Kyyrdis ihr. „Unsere Harpyen sind gute Wächter und haben scharfe Augen. Seit eurer Ankunft in den Bergen habt ihr keinen Schritt mehr unbeobachtet getan.“

„Warum habt ihr uns dann nicht gleich gefangen genommen oder sogar getötet?“ wollte Rhiana wissen und sah sich suchend um.

„Das war nicht nötig, da ihr selbst zu uns gekommen seid.“ Der Kyyrdis deutete ihren suchenden Blick richtig. „Falls du deine Freunde suchst, dann erwarte keine Hilfe von ihnen, denn sie sind tot.“

Rhiana konnte ihr Erschrecken nicht ganz verbergen, was der Kyyrdis voller Genugtuung registrierte. Sheppard tot? Kris und Laila auch? Rhiana konnte das nicht glauben. Sie hätte es gespürt, wenn John etwas passiert wäre. Außerdem fragte sich Rhiana, wo Mona geblieben war.

„Du lügst!“ sagte Rhiana. „Ich spüre Sheppards Anwesenheit noch genau. Wir Menschen besitzen die Fähigkeit, den anderen zu spüren“, log Rhiana, und hoffte, dass ihr Gegenüber ihre Lüge nicht durchschaute, was sehr wahrscheinlich war, denn was wusste der Kyyrdis schon von den Menschen?

Der betroffene Blick des anderen sagte ihr, dass sie ins Schwarze getroffen hatte. Sheppard lebte also noch. „Das macht nichts“, gab der Kyyrdis schließlich zu. „Sie sind unsere Gefangenen, und du darfst ihnen beim Sterben zusehen.“ Er gab seinen Kriegern einen Wink. „Schafft sie weg und sorgt dafür, dass sie nicht entkommen kann.“

Speerspitzen und Schwerter zwangen Rhiana in eine bestimmte Richtung. Zuerst musste sie eine hohe und schmale Steintreppe hinuntersteigen. An Flucht war jedoch nicht zu denken, denn dauernd waren Speere oder Pfeil und Bogen auf sie gerichtet. Unten erwartete sie eine weitere Gruppe Kyyrdis. Die Dämonen gingen kein Risiko ein. Weiter ging es unzählige Gänge entlang, bis sie endlich durch eine niedrige Tür gehen musste. Ein Schlag auf den Kopf traf sie von hinten, der ihr einige Sekunden das Bewusstsein raubte. Als sie wieder klar denken konnte, hatte man sie mit Ketten gefesselt und an eine Kerkerwand gekettet. Sie zerrte daran.

„Versuch es erst gar nicht“, sagte eine Stimme aus dem Hintergrund.

Rhiana hörte auf an den Ketten zu zerren und sah sich um. Nach einigen Sekunden hatten sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt und sie sah einen jungen Mann, ebenso wie sie an die Wand gekettet.

„Die Ketten sind zu stark“, sagte er. „Ich habe schon alles versucht.“ Er musterte sie neugierig. „Wer bist du denn? Jemanden wie dich habe ich noch nie gesehen.“

Rhiana musterte ihrerseits ihr Gegenüber. Der Mann sah fast wie ein Mensch aus, nur die grünen Haare, die silberfarbene Haut und die spitzen Ohren sagten ihr, dass er kein Mensch sein konnte. Davon abgesehen mochte er 30 Jahre alt sein und hatte ausgesprochen gut geschnittene Gesichtszüge. Und er strahlte Beherrschtheit, Charme und eine Persönlichkeit aus, der sich keiner entziehen konnte.

„Ich bin Raphael“, sagte der Mann.

„Rhiana.“

„Rhiana? Was für ein seltsamer Name. Was für eine Kreatur bist du?“

„Kreatur? Ich bin ein Mensch.“

„Ein Mensch? Unmöglich. Die gibt ...“

„... es nur in Märchen und Legenden“, vollendete Rhiana schon wieder den Satz.

Raphael lächelte sie verstehend an. „Das hast du wohl schon oft hören müssen, was?“

„Allerdings!“ Ihr fiel etwas ein. „Auf der Erde heißt ein Erzengel Raphael. Du bist doch zufällig kein Engel, oder?“

Raphael lachte erneut. „Ein Engel? Was für eine ausgefallene Idee. Gefällt mir aber, ... doch nein, ich bin kein Engel. Warum hat man dich hier eingekerkert?“

„Weil ich hergekommen bin, um Olifario zu töten.“

Raphael lachte lautstark auf. „Du? Du kleines Wesen, eine Frau, willst den mächtigen Janus-Dämon töten? Dazu bist du zu schwach.“

Rhiana wurde wütend. „Nur weil ich eine Frau bin, glaubst du, ich wäre nicht stark genug? Bei euch werden die Frauen wohl unterdrückt?“

„Nein, keineswegs. Unsere Frauen sind starke Wesen, aber keine von ihnen käme auf die Idee, Olifario töten zu wollen. Er ist zu stark und zu mächtig, um getötet zu werden.“

„Keiner ist zu stark oder zu mächtig. Es gibt immer jemand, der noch stärker ist“, erklärte Rhiana.

„Mag sein, aber du bist das nicht. Und im Moment bist du seine Gefangene. Er wird dich töten.“

„Aus jedem Kerker kann man fliehen. Ich habe Freunde, die mir helfen werden. Sie sind Olifarios Schergen entkommen“, Rhiana hoffte, dass dies auch stimmte.

„Du hast mich vergessen“, sagte eine kaum hörbare Stimme neben ihrem Ohr.

Rhiana sah erstaut, wie Mona aus einer Tasche in ihrer Jacke gekrochen kam. „Mona! Wo kommst du her?“

„Ich habe mich in deiner Jacke versteckt. Die Kyyrdis haben mich nicht entdeckt. Das war gar nicht leicht und sehr gefährlich“, beschwerte sich Mona.

„Wie soll dieser Winzling uns zur Flucht verhelfen?“ fragte Raphael.

„Winzling!“ empörte sich Mona, weil sie schon wieder mit dieser Bezeichnung betitelt wurde.

„Sie ist zwar klein, aber sehr gescheit und mutig“, verteidigte Rhiana ihre neue Freundin, woraufhin Mona Raphael triumphierend ansah. „Und sie kann dorthin, wo wir zu groß sind.“

Rhiana sah Mona an. „Ich möchte, dass du gehst und meine Freunde suchst. Es sind zwei Windelfen, Laila und Kris, sowie mein Freund Sheppard.“

„Er ist auch ein Mensch?“ fragte Mona.

„Ja.“

„Dann finde ich sie leicht. Wartet hier!“ Mona flog davon, auf der Suche nach einem Ausgang.

„Als ob ich irgendwo hin könnte!“ beschwerte sich Rhiana und zerrte erneut ohne Erfolg an den Ketten.

Oben war ein winziges Loch in der Decke, eine Art Fenster. Es war für ein durchschnittlich großes Lebewesen zu klein, doch für Mona riesengroß. Sie flog hindurch und fand sich außerhalb der Festung wieder. Unter ihr ging es tief hinunter, doch das ängstigte sie nicht. Mona flog noch höher, bis sie die Mauerkrone erreichte und setzte sich auf eine Spitze. Von hier hatte sie einen Überblick über die Burg.

Unten, im großen Hof, sah sie viele Lebewesen und beschloss hinunterzufliegen. Sie suchte sich ein Versteck und hörte den Bewohnern zu. Die Gefangennahme des Menschen war das Hauptgespräch. Einem war jedoch die Flucht gelungen. Das konnte nur Rhianas Freund Sheppard sein.

Mona beschloss, die ganze Burg nach ihm abzusuchen. Durch eine andere Öffnung kehrte sie in den Kerkerbereich zurück und merkte sich die Tür zu Rhianas Zelle. Dann begann sie mit der Suche nach diesem Menschen. Es dauerte Stunden, bis sie ihn endlich fand. Sie war schon müde geworden und hätte die Suche fast aufgegeben. Er saß in einem abgelegenen Erker hoch oben. Dort hatte er einen guten Überblick und es war ein ziemlich sicheres Versteck. Mona fragte sich, wie er es bei seiner Größe geschafft hatte, in den Erker hinaufzuklettern.

Mona landete lautlos neben ihm. „Hallo! Ich bin Mona. Rhiana schickt mich!“

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Kapitel 8 by Selana
Teil 8

Sheppard fuhr erschrocken herum, doch es war niemand zu sehen. Hörte er etwa schon Gespenster? Kein Wunder in einer Welt, wo es Dämonen, Elfen und hundesichtige Wesen gab.

„Ich bin eine Freundin. Erschrecke nicht.“ Mona flog aus ihrem Versteck und zeigte sich.

„Was bist du denn?“ fragte Sheppard, nachdem er seine Überraschung überwunden hatte, eine solch winzige Elfe vor sich zu sehen. Er zog sich schnell wieder tiefer in sein Versteck zurück, dass er vor kurzem gefunden und in einer mühsamen und gefährlichen Kletterei erreicht hatte. Alles war schief gegangen. Sie waren direkt in eine Falle gelaufen. Als sie die Festung erreichten, war von Rhiana nichts zu sehen gewesen. Dafür wurden sie aber von den Kyyrdis erwartet. Ihre Verkleidung nützte ihnen nichts. Die Kyyrdis erklärten ihnen höhnisch, dass sie ihre Ankunft schon von Anfang an bemerkt hatten, und sie keinen Schritt unbeobachtet getan hätten.

Kris und Laila wurden fortgebracht, während Sheppard zu Olifario geführt wurde. Sheppard verfluchte innerlich den Leichtsinn, der sie direkt in die Höhle des Löwen geführt hatte.

Der Dämon erwartete ihn in der düsteren und riesigen Halle, die ihm als Thronsaal diente. Er saß auf einem erhöhten Drachenthron, genau im weit aufgerissenen Rachen des Drachen, während die weit gespreizten Flügel die Umrandung des Thrones bildeten und die krallenbewehrten Füße als Stuhlpfosten dienten. Bei diesem Anblick fragte sich Sheppard unwillkürlich, ob es diesen nachgemachten Drachen in natura gab.

Die Kyyrdis schleiften Sheppard direkt vor den Thron und warfen ihn dort zu Boden. Sheppard stand sofort auf, denn er wollte vor dem Dämon nicht am Boden liegen. Ein Schlag mit dem Schaft eines Speeres warf ihn jedoch erneut zu Boden, und der Schmerz belehrte ihn, dass es doch besser war, nicht aufzustehen. So blieb er in kniender Stellung sitzen, blickte jedoch trotzig zu dem Wesen auf.

Olifario sah ihn nachdenklich an. Er zeigte sein Dämonengesicht, ein bizarres, entfernt menschliches Gesicht. Seine Haut war tiefschwarz, so wie seine ganze Erscheinung. Er besaß tief liegende rote Augen, die Sheppard gefühllos musterten. Anstelle von Haaren besaß er tentakelartige Auswüchse, die Kopfform war länglich, die Ohren zeigten spitz nach oben. So hatte sich Sheppard immer das Antlitz des Teufels vorgestellt. Sie musterten sich schweigend, bis der Dämon die Stille durchbrach.

„Du bist also einer der Menschen, die es wagen, mich herauszufordern? Ich sehe nichts Besonderes an dir. Was gibt dir also den Glauben, mich besiegen zu können?“

„Jemand muss es schließlich tun, denn niemand ist unbesiegbar“, erklärte Sheppard und versuchte seine langsam aufsteigende Furcht zu unterdrücken.

„Ich bin es, armselige Kreatur“, fauchte der Dämon Sheppard an. Es hätte ihn nicht gewundert, wenn das Wesen angefangen hätte Feuer zu spucken. „Niemand kann mich besiegen.“

„Wir werden sehen“, sagte Sheppard.

Der Dämon stieß ein Geräusch aus, dass die ganze Halle erzittern ließ. Sheppard sah ihn erstaunt an, bis er begriff, dass Olifario lachte. Das machte ihn nun wütend.

„Wenn du auf deine Freundin setzt, die haben wir auch gefangen. Und diese nichtsnutzigen Elfen, die es als einzige noch wagen, sich meiner Macht zu widersetzen, werde ich auch vernichten.“

Sheppard erschrak, als er das hörte, bemühte sich jedoch seine Sorge um Rhiana nicht zu zeigen. „Die Elfen sind tapfere Wesen, die sich bisher erfolgreich gegen dich gewehrt haben.“

„Die Elfen sind schon tot, sie wissen es nur noch nicht. Doch nun zu dir! Es gibt auch bei uns eine Prophezeiung, dass ein Menschenpaar zusammen in der Lage sind, mich zu töten.“

„Du meinst also, dass Rhiana und ich gemeinsam eine Chance haben, dich zu töten?“ sagte Sheppard und schöpfte etwas Hoffnung.

„Mach dir keine falschen Hoffnungen, kleiner Mensch. Eigentlich wollte ich dich verschonen, bis ich auch deine kleine Freundin habe.“ Olifario wandte sich seine Kyyrdis. „Schafft den Menschen fort und tötet ihn. Spießt seinen Kopf auf die Zinnen, als abschreckendes Beispiel dafür, was passiert, wenn jemand es wagt, mich herauszufordern.“

Als die Wachen Sheppard wegzerrten, sah er aus den Augenwinkeln auf der linken Kralle des Drachen eine Kugel sitzen. Aus dieser Kugel ragte der Griff eines Dolches hervor. Ohne das es ihm jemand sagten musste, wusste Sheppard, das es sich dabei nur um das Herz von Avaka handeln konnte.

Sheppard sträubte sich im Griff der Wachen, doch die Kyyrdis besaßen übermenschliche Kräfte und waren eindeutig in der Überzahl. Er hatte keine Chance sich zu befreien. Endete es so? War dies der Zeitpunkt seines Todes? Noch war Sheppard nicht bereit aufzugeben. Er hoffte auf eine Fluchtmöglichkeit.

Während sie durch die Gänge der Festung gingen, gab er seinen Widerstand auf, in der Hoffnung, dass die Wachen dann etwas nachlässiger in seiner Bewachung wurden. Leider erfüllte sich diese Hoffnung nicht. Sie hielten ihn weiterhin fest, zwar nicht mehr so stark, doch nie so, dass er sich losreißen konnte.

Die Chance kam, als er schon jeden Glauben an Flucht aufgegeben hatte, weil sie fast das unterste Stockwerk der Festung erreicht hatten, und somit den Innenhof, wo sein Leben enden sollte.

Ein Elfen-Mädchen überquerte schreiend vor ihnen den Gang, verfolgt von einem Kyyrdis-Krieger. Die Krieger, die Sheppard festhielten stoppten und einer fragte: „Was ist da los?“

Der Krieger, der das Mädchen verfolgte, rief: „Sie war ungehorsam und sollte bestraft werden. Da lief sie weg.“

Die Kyyrdis sahen lachend zu, wie der Krieger das Elfen-Mädchen einholte und auf sie einschlug. Sheppard konnte seinen Zorn nur mühsam beherrschen, doch er hätte dem Mädchen nicht helfen können, aber seine Chance zur Flucht war da. Die Kyyrdis waren abgelenkt. Mit einem Ruck riss Sheppard sich los und schlug zwei der Krieger nieder. Dann ergriff er die Flucht. Hinter ihm stießen die Kyyrdis Wutschreie aus und setzten zur Verfolgung an.

Sheppard lief in einen Seitengang und verwünschte sein Pech. Der Gang endete in einer Sackgasse. Hinter sich hörte er das Hohngelächter der Kyyrdis, die den Eingang der Gasse erreichten und ihm den Fluchtweg versperrten.

„Eine Flucht ist sinnlos, Mensch!“ rief einer der Kyyrdis. „Du hast alles nur noch schlimmer gemacht. Eigentlich wollten wir dich schnell und schmerzlos töten, doch jetzt werden wir uns noch etwas mit dir vergnügen.“

Sheppard sah sich verzweifelt um. Die Türen links waren alle verschlossen gewesen, rechts gab es nur eine Mauer und eine Glastür.

Die Glastür!

Sie war nur zwei Meter entfernt und mit einem Satz stand Sheppard davor. Ein Fußtritt durchbrach die Scheibe und Sheppard stand auf einem Balkon, nur um sich einem Abgrund gegenüberzusehen. Unter dem Balkon, etwa zwanzig Meter tief, befand sich ein Garten. Zu tief, um zu springen. Sein Blick fiel auf einen weiteren Balkon, etwa zehn Meter unter ihm.

Sheppard hörte die Kyyrdis näher kommen und zögerte keinen Augenblick. Lieber den Tod im Abgrund, als zu Tode gefoltert zu werden. Er trat drei Schritte zurück, nahm kurz Maß und lief los. Mit einem Schrei sprang er nach unten. Er hatte gut gezielt und bekam die Balkonumrandung zu fassen. Der Aufprall war so hart, dass er einen Schmerzschrei ausstieß und fast losgelassen hätte. In letzter Sekunde gelang es ihm, sich festzuhalten. Er warf einen Blick nach oben.

Die Kyyrdis sahen zu ihm herunter. Der erste Pfeil schlug neben ihm ein. Sheppard zögerte nicht länger und ließ los. Die Höhe hatte sich halbiert, trotzdem war der Aufprall noch so hart, dass es ihm sämtliche Luft aus den Lungen trieb. Im ersten Moment glaubte er, sich alle Knochen gebrochen zu haben. Einen Moment ruhte er sich aus, dann er entschlossen auf. Vor ihm lag ein offener Säulengang und Sheppard lief los.

Er wusste nicht, wie lange er durch die Gänge der Festung lief, bis er endlich das Versteck auf dem Balkon fand. Irgendwie hatte er es geschafft alle Verfolger abzuhängen und sich in irgendwelchen Gängen oder Zimmer zu verstecken. Jetzt sah er erstaunt auf die kleine Elfe, die ihm eine Nachricht von Rhiana brachte.

„Hallo, ich bin Mona! Rhiana schickt mich.“

„Was ist passiert? Wo ist Rhiana?“ fragte Sheppard, nachdem er seine Überraschung überwunden hatte. Er sah, dass das Wesen erschreckt zusammenzuckte.

„Könntest du vielleicht etwas leiser sprechen, Großer?“

„Oh! Verzeih! Unsere Stimmen müssen sich für dich wie ein Donnergrollen anhören“, sagte Sheppard und versuchte dabei so leise wie möglich zu sprechen.

„Ganz richtig, also höre ...“ Die kleine Elfe erzählte Sheppard, wie sie Rhiana begegnet war, ihren Marsch auf den Berg und Rhianas Gefangennahme.

„Also hat Olifario mich nicht angelogen“, meinte Sheppard in Sorge um Rhiana. „Rhiana ist wirklich seine Gefangene. Wir müssen sie befreien. Führ mich zum Kerker.“

„Das wird schwierig werden. Ich bin nur so leicht durchgekommen, weil ich so klein bin. Dieser Vorteil fehlt dir“, gab Mona zu bedenken.

„Dann müssen wir um so vorsichtiger sein und Umwege in Kauf nehmen“, meinte Sheppard. „Komm, verlieren wir keine Zeit mehr.“

Wieder schlichen sie durch Gänge, manchmal waren es nur Röhren, die so klein waren, dass John sich gerade hindurchzwängen konnte, während sie für Mona durchaus riesig waren. Dadurch kamen sie zwar etwas langsamer voran, erreichten aber sicher den Kerkerbereich.

Mona kannte den genauen Standort von Rhianas Zelle, und als sie aus dem Rohr schlüpften, durch das sie sich gerade zwängten, sahen sie zwei Kyyrdis als Wächter vor der Tür stehen.

„Was sollen wir tun, Großer?“ fragte Mona. Ihre Stimme war so leise, dass keine Gefahr bestand, dass die Wächter sie hörten.

„Kannst du sie ablenken?“ fragte Sheppard.

„Das sollte kein Problem sein“, gab Mona zurück. „Mach dich bereit, Süßer.“ Sie hatte auf Sheppards Schulter gesessen und stieß sich jetzt ab. Gewand wie ein Schmetterling flog sie davon.

„He! Ihr groben Klötze! Sucht ihr vielleicht mich?“

Sheppard konnte ein Grinsen kaum unterdrücken. Obwohl Monas Stimme sehr leise war, verstand er jedes Wort.

Die beiden Kyyrdis sahen erstaunt auf das winzige Wesen, dass sie erst für einen großen Schmetterling gehalten hatten.

„Was bist du denn für eine?“ donnerte einer der Kyyrdis sie an.

Mona hielt sich vorsorglich die Ohren zu, sodass die Laute nur gedämpft an ihre empfindlichen Ohren drangen.

„Glaubt ihr mit eurem Geschrei mich abschrecken zu können?“ gab Mona zurück und schoß wie ein Habicht auf den linken Kyyrdis zu, der linkisch nach ihr schlug, die flinke Elfe aber weit verfehlte.

Diese Ablenkung nutzte Sheppard zum Angriff. Der Überraschungsmoment war auf seiner Seite. Dem ersten Kyyrdis gab er einen Fußtritt, der diesen weit nach hinten schleuderte. Blitzschnell ergriff Sheppard das zu Boden gefallen Schwert des Dämons und stieß es dem Zweiten ins Herz. Zum Glück hatte Mona ihm verraten, dass das Herz eines Kyyrdis auf der rechten Seite saß, also genau umgekehrt wie bei einem Menschen. Der Kyyrdis starb so schnell, dass ihm gar nicht bewusst wurde, was mit ihm geschah. Der Zweite hatte sich aufgerappelt, doch nur um von Sheppard genauso schnell getötet zu werden wie sein Kumpan.

Sheppard atmete erleichtert auf. Das war ja besser gelaufen, als er sich das vorgestellt hatte. Bei einem der Toten fand er den Schlüssel zu Rhianas Zelle und schloss auf.

„John!“ erleichtert atmete Rhiana auf, als sie ihn erkannte. Sie hatte schon das Schlimmste angenommen.

Seit über einem Tag war sie nun schon zusammen mit Raphael in diesem Kerker gefangen. Sie hatten sich unterhalten, auch darüber, wo sich Sheppard aufhalten konnte, wenn ihm die Flucht gelungen war. Raphael hatte jedoch eher angenommen, dass ihr Freund tot war, doch davon hatte Rhiana nichts wissen wollen.

Sheppard lief zu ihr und umarmte sie erleichtert. Die Ketten behinderten sie und so probierte er den Schlüsselbund durch. Sie hatten Glück. Einer passte und Augenblicke später war Rhiana frei. Der Schlüssel passte auch zu Raphaels Fesseln und so konnten sie zusammen den Kerker verlassen.

„Was machen wir jetzt?“ fragte Mona.

„Wir suchen das Herz von Avaka und töten Olifario“, erklärte Rhiana.

„Was? Seid ihr wahnsinnig?“ rief Raphael. „Das ist Selbstmord!“

„Du kannst gerne verschwinden“, sagte Sheppard. „Rhiana und ich gehen. Schließlich sind wir nur aus diesem Grund hergekommen. Wir kannten von Anfang an das Risiko. Außerdem weiß ich, wo der Dolch ist.“

„Wo?“ erregt sah Rhiana ihn an.

Sheppard erzählte ihr von seinem Zusammentreffen mit Olifario, und dass er den Dolch im Thron entdeckt hatte. Und natürlich, wie ihm die Flucht gelungen war.

Mona saß auf Sheppards linker Schulter. Sie schien einen Narren an ihm gefressen zu haben. „Das ist bequemer, Großer“, erklärte sie auf einen fragenden Blick von Sheppard.

„Schön, fall nur nicht runter, du Winzling.“

Wider erwarten regte sich Mona bei dieser Bezeichnung nicht auf, was Rhiana zu einem Grinsen veranlasste. „Du hast eine neue Verehrerin“, meinte sie dann anzüglich lächelnd. „Nur fürchte ich, dass sie nicht gerade deine Größe hat.“

„Ha, ha!“ machte Sheppard, grinste aber zurück. Er sah Mona an. „Gehen wir, Puppie.“

„Wartet!“ rief Raphael hinter ihnen her. „Ich komme mit!“ Er schloss schnell zu ihnen auf. „Es ist auch meine Welt, um die ihr kämpft. Ich kenne eine Abkürzung zum Thronsaal.“ Er ging voran und führte sie durch die Festung.

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Kapitel 9 by Selana
Teil 9

Raphael schien sich wirklich auszukennen. Sie benutzen keine normalen Wege sondern Geheimgänge in den Wänden. Auf Rhianas Frage, warum er sich hier so gut auskannte, erklärte Raphael, dass er schon viele Jahre im Palast diente und bei Olifario in Ungnade gefallen war. Er war ein persönlicher Diener des Dämons gewesen.

Raphael blieb schließlich stehen. „Hinter dieser Wand befindet sich der Thronsaal. Seid ihr sicher, dass ihr das tun wollt? Es ist euer sicherer Tod.“

„Wir sind uns sicher“, erklärte Rhiana. „Aber du musst nicht sterben. Du hast uns sehr geholfen, verschwinde also und rette dein Leben.“

Raphael sah sie einen Augenblick an. „Danke, ich werde deinen Rat befolgen. Lebt wohl und lange.“

Rhiana und Sheppard sahen ihm einen Augenblick hinterher. Ihre Blicke traf sich. „Sollen wir?“

Sheppard nickte zustimmend. „Bringen wir es hinter uns.“

Rhiana drückte auf eine bestimmte Stelle in der Wand, die ihnen Raphael gezeigt hatte. Eine kleine Öffnung entstand und Sheppard erkannte den Thronsaal wieder. Nicht weit von ihnen entfernt stand der Drachenthron, der jedoch im Augenblick leer war.

„Olifario ist nicht da, was sollen wir tun?“ fragte Sheppard.

„Wo ist der Dolch?“

„Siehst du die Kugel an dem linken Fuß des Drachen? In dieser Kugel steckt der Dolch.“

Rhiana blickte auf die bezeichnete Stelle und sah den Griff herausragen. „Wir holen uns den Dolch und warten bis Olifario kommt. Dann töten wir ihn.“

„Einfach so?“ fragte Sheppard. „Ist das nicht zu einfach?“

„Manchmal ist der einfachste Weg der beste Weg. Oder hast du eine andere Idee?“

„Nein, leider nicht.“

„Dann komm!“ Rhiana sah sich kurz um, bemerkte jedoch niemanden. Langsam trat sie in die Halle hinaus und näherte sich dem Thron. Sie legte ihre Hand auf den Dolchgriff und zog daran. Er ließ sich spielend leicht herausziehen.

„Du musst wirklich die Auserwählte sein“, sagte eine höhnische Stimme. „Niemand anders kann den Dolch herausziehen.“

Sheppard und Rhiana drehten sich überrascht herum. Wie aus dem Boden gewachsen stand Olifario vor ihnen, umgeben von einer ganzen Armee seiner Kyyrdis.

„Wo kommt ihr so schnell her und wie habt ihr uns bemerkt?“ fragte Rhiana, als sie sich von ihrer Überraschung erholt hatte. Ihre Hand umschloss dabei fest den Griff des Dolches, noch war sie nicht gewillt aufzugeben.

„Ich habe dir schon einmal gesagt, dass du mich nicht besiegen kannst“, sagte Olifario. „Schon viele haben es versucht und sind kläglich gescheitert. Ich habe jede von ihnen mit Leichtigkeit besiegt. Und ihr zwei bildet da keine Ausnahme.“

„Entschuldige, aber ich würde mich erinnern, wenn ich dein hässliches Gesicht schon einmal gesehen hätte“, reizte Rhiana den Dämon und verzog angewidert ihr Gesicht. „Hasst du zufällig schon mal in einen Spiegel gesehen?"

Olifario ignorierte ihre beleidigenden Worte: „Arrogant wie alle Menschen! Du kennst nur mein anderes Gesicht, und wenn ich mich nicht irre, hat es dir sehr gefallen.“ Damit drehte Olifario seinen Kopf um 180° Grad herum und zeigte sein menschliches Gesicht. „Nun weiß du auch, warum man mich einen Januskopf nennt.“

Rhiana erstarrte, als sie in das Gesicht blickte: „Raphael!“

„Ganz richtig, Kleine. Und jetzt lass den Dolch fallen. Wenn du ganz lieb bist, schenke ich dir und deinem Geliebten einen schnellen und angenehmen Tod.“

Rhiana dachte nicht daran den Befehl des Dämons zu befolgen und fragte stattdessen neugierig: „Warum diese Verkleidung? Warum hast du dich selbst einen ganzen Tag in den Kerker sperren lassen?“

„Weil es mir Spaß macht und ich gerne mit meinen Opfern spiele. Ich halte mich oft mit meinem zweiten Gesicht unter meinen Getreuen auf. Dadurch habe ich schon manchen Verräter entlarvt. Außerdem hast du mich ohne Schwierigkeiten zu deinem Freund geführt. Meine nutzlosen Diener haben ihn leider entkommen lassen und trotz aller Anstrengungen nicht mehr gefunden. Auf diese Art brauchte ich dich nicht zu foltern. Nicht, dass es mir keinen Spaß gemacht hätte, aber das hätte uns nur kostbare Zeit gekostet, und wahrscheinlich hättest du mir auch unter der Folter nichts verraten. So kam der arme Narr kam ganz freiwillig zu mir.“ Olifario warf Sheppard einen siegessicheren Blick zu. „Ich wusste, dass er versuchen würde, dich zu retten.“

Sheppard konnte seinen Zorn kaum zügeln. Schon wieder hatten sie sich hereinlegen lassen. Doch er würde sich nicht kampflos ergeben. Sein Blick traf sich mit Rhiana und sie nickte unmerklich. Auch sie wollte lieber kämpfend untergehen.

In diesem Moment fegte ein Wind durch die Halle und warf einige Kyyrdis zu Boden. In der Mitte des Raumes entstand ein sich schnell drehender Wirbel. Im nächsten Augenblick spuckte er eine Gestalt aus, der eine zweite Person folgte. Den beiden folgten weitere Gestalten.

Rhiana erholte sich von ihrer Überraschung und sah Ronon und Teyla vor sich stehen. Die beiden beachteten sie nicht sondern eröffneten sofort das Feuer auf die Kyyrdis.

„Hierher, Rhiana und John!“ rief Ronon.

Die anderen Neuankömmlinge entpuppten sich als eine Kompanie Soldaten, angeführt von Major Lorne. Auch die Soldaten eröffneten das Feuer aus ihren Schnellfeuergewehren auf die Kyyrdis.

Rhiana wartete nicht länger, die Kavallerie war eingetroffen, und sie musste ihre Aufgabe zu Ende bringen. Mit einem Satz stand Rhiana vor Olifario und stieß zu. Der Dolch prallte jedoch ab von ihm ohne ihn zu verletzen, was den Dämon zu einem höhnischen Gelächter veranlasste.

„Hast du wirklich geglaubt, mich so leicht töten zu können?“ Aus den Augen des Dämons schienen Blitze zu schießen. „Stirb!“ schrie Olifario und ein Feuerball schoss auf Rhiana zu, dem die junge Frau nur mit einem blitzschnellen Salto rückwärts ausweichen konnte.

Geschmeidig wie eine Katze kam Rhiana wieder auf die Beine. Sie sah Sheppard auf den Dämon zulaufen und sah den Blitz, den dieser auf John abschoss. „John!“ rief sie entsetzt, als sie sah, dass ihr Geliebter zwar ausweichen wollte, aber trotzdem noch von dem Blitz gestreift wurde. Mit einem Schmerzensschrei wurde er gegen eine der Stützsäulen der Halle geschleudert, wo er benommen liegen blieb.

Ronon hatte es ebenfalls gesehen und schoss auf den Dämon. Dieser hatte seine Aufmerksamkeit auf Rhiana und Sheppard gerichtet und bemerkte nicht, was weit entfernt im Raum geschah. Die Salve traf ihn und schleuderte ihn nach vorne. Olifario rappelte sich jedoch sofort wieder auf und warf einen Blitz auf Ronon. Er wurde zurückgeschleudert und blieb benommen liegen.

Rhiana hatte sich wieder dem Dämon genähert und startete einen neuen Angriff. Doch konnte der Dolch Olifario nicht verletzten. Das begriff sie nicht, der Dolch sollte doch in der Lage sein, ihn zu töten. Sie sah, wie sich John wieder erhob.

„Rhiana!“ hörte sie da John rufen. „Nur zusammen sind wir in der Lage Olifario zu töten!“

Zusammen?

Da begriff Rhiana. „John! Komm her!“ rief sie.

Sheppard lief auf sie zu. Sein Gang war noch etwas unsicher, doch er schien nicht verletzt zu sein. Olifario stieß einen Wutschrei aus. Er hatte begriffen, was Rhiana vorhatte und warf einen weiteren Blitz auf Sheppard. John war noch zu benommen, um auszuweichen und wurde erneut getroffen.

Teyla kam hinzu und half Ronon auf. Zusammen eröffneten sie das Feuer auf Olifario. Sie trafen gut und der Dämon wurde zurückgeschleudert. Das verletzte ihn zwar nicht ernsthaft, es verschaffte Rhiana aber die Zeit, die sie brauchte, um Sheppard zu erreichen.

„John!“ Rhiana schüttelte ihren Freund, er bewegte sich jedoch nicht. Sie fühlte seinen Puls und atmete erleichtert auf. Er schien nur bewusstlos zu sein. „Wach auf, John!“

Da schlug er die Augen auf. „Rhiana!“ Er wollte sich aufrichten, sank aber mit einem Schmerzlaut wieder zurück.

Rhiana war besorgt, doch sie mussten ihre Aufgabe beenden oder sie würden alle sterben. „Nicht reden, wir müssen Olifario töten, aber das können wir, wie du richtig erkannt hast, nur zusammen. Glaubst du, dass du dich auf mich konzentrieren kannst? Wir müssen erneut eine Gedankenverschmelzung machen.“

„Ich denke schon. Ich bin in Ordnung.“ Das war gelogen, denn der Schmerz in seinem Körper wurde immer größer, aber er wollte Rhiana nicht im Stich lassen.

„Konzentriere dich. Sie hielt John fest in ihren Armen. „Verbanne alle deine unwichtigen Gedanken. Konzentriere dich auf mich.“

John schloss die Augen und versuchte nur an Rhiana zu denken. Plötzlich sah er sie im Geiste neben sich stehen. „Der Dolch, Rhiana!“ sagte Sheppard mit veränderter Stimme.

In Gedanken hob Rhiana den Dolch. Beide hatten sie jeden störenden Gedanken aus ihrem Bewusstsein verbannt. Ihre Seelen zerschmolzen zu einer Einheit, ihre Gedanken verstärkten sich und wurden zu einer tödlichen Waffe. Rhiana und Sheppard bildeten aus dieser Energie eine Waffe, luden diese in den Dolch und suchten sich ein Ziel: Olifario.

Teyla und Ronon sahen, wie sich Rhiana und Sheppard umarmten. Als Olifario einen Energieblitz auf sie abschoss, prallte die Energie einfach von ihnen ab. Ein Schutzschild hatte sich um sie herum aufgebaut. Die beiden schienen den Blitz gar nicht bemerkt zu haben. Plötzlich bewegte sich der Dolch in Rhianas Hand und schwebte wie mit Geisterhänden geführt blitzschnell auf den Dämon zu. Diesmal durchbrach der Dolch spielend leicht Olifarios Abwehr und traf ihn mitten ins Herz.

Olifario schrie auf und stieß ein Brüllen aus, das sicher meilenweit zu hören war. Einen Moment geschah nichts und Teyla glaubte schon, dass Olifario auch diesmal unverletzt blieb, doch dann schien der Dämon plötzlich von innen heraus zu verglühen. Er blähte sich auf das Doppelte seiner Größe auf. Blitze schossen aus ihm heraus und dann zerplatzte der Dämon in tausend Einzelteile, die sich allerdings auflösten, bevor sie den Boden erreichten.

Gebannt hatten alle das Ende Olifarios beobachtet. „Ist das alles?“ fragte Ronon. „Ist er jetzt tot? Das ging ja einfach.“

„Nein,“ widersprach der Elf Kris, der plötzlich neben ihnen stand. „Das war nicht einfach. Nur die vereinten Kräfte Rhiana und Sheppards waren stark genug, die Abwehr des Dämons zu durchbrechen. Alleine hätte jeder von ihnen versagen müssen. Das ist auch der wahre Grund, warum bisher jeder andere Versuch versagen musste. Sie waren nicht die Auserwählten.“

Die überlebenden Dämonen hatten nach Olifarios Ende die Flucht ergriffen, und die Soldaten sammelten sich um Rhiana und Sheppard. Die beiden waren aus ihrer Trance erwacht, doch Sheppard konnte nicht aufstehen.

„Er braucht Hilfe!“ sagte Rhiana.

„Wir müssen ihn durch das Tor schaffen“, sagte Lorne. „In Atlantis bekommt er die Hilfe, die er braucht.“

In diesem Moment stürmte Laila herein. „Ihr habt es geschafft!“ jubelte sie. „Die Sklaven sind frei. Wir sind frei! Unsere Welt wird frei sein.“

„Wir haben das zusammen geschafft“, mischte sich die kleine Elfe Mona ein. „Und Sheppard braucht eure Hilfe.“

Laila blickte zu Sheppard. „Was ist mit ihm?“

„Olifario hat ihn mit einem seiner Blitze schwer verletzt. Wir müssen ihn nach Atlantis bringen.“

„Das ist nicht nötig“, sagte Laila. „Wir Elfen besitzen heilende Kräfte.“ Sie hob ihre Hand über Sheppard und fuhr mit ihr über seinen Körper. Ein blauer Strahl verließ ihre Hand und hüllte Sheppard ein. Sekunden später schlug er die Augen auf.

„Was ist passiert?“ fragte Sheppard mit schwacher Stimme.

Rhiana sah die schöne Elfe dankbar an. „Laila hat dich geheilt“, Rhiana umarmte Sheppard glücklich. Sie war unendlich erleichtert.

„Haben wir es geschafft? Ist er tot?“ wollte Sheppard wissen.

„Mausetot“, erklärte Ronon.

„Und damit erfüllt sich die Prophezeiung“, meinte Kris. „Ich habe Boten losgeschickt, die diese Neuigkeit überall verkünden werden. Meine Welt wird wieder frei sein. Und das verdanken wir euch Menschen.“

In diesem Moment durchlief eine heftige Erschütterung die Erde und der ganze Palast wankte. Die Beben wurden stärker und die ersten Steine fielen aus der Decke der Halle.

„Was ist das?“ rief Laila.

„Ein Erdbeben!“ vermutete Major Lorne.

„Nein, nach Olifarios Tod verschwindet die ganze Festung wieder in seine Dimension. Nur die Magie des Dämons hielt sie hier“, erklärte Kris.

„Wir müssen hier heraus!“ rief Kris.

„Wir müssen durch das Tor“, rief Teyla.

Die ersten Soldaten sprangen schon in den Wirbel. Rhiana und Sheppard gingen als letzte. Hinter ihnen schloss sich das Tor.

„Das war knapp“, meinte Teyla.

„Wie konntet ihr so plötzlich bei uns auftauchen?“ fragte Rhiana erleichtert.

„Wir haben euch schon lange durch ein Dimensions-Fenster beobachtet“, erklärte McKay ihr. „Dann ist es Zelenka und mir gelungen aus dem Fenster ein Tor zu machen. Dann haben wir die Kavallerie geschickt.“

Kris, Laila und Mona sahen sich neugierig um. „Ist das Atlantis?“

„Nein, nur ein Lager auf einem anderen Planeten.“

„Wenn ihr Atlantis sehen wollt, seid ihr herzlich eingeladen.“

„Ja, in dieser Zeit können wir dann für euch ein neues Tor erschaffen, mit dem ihr wieder heim könnt“, sagte McKay.

„Und Elizabeth wird ganz aus dem Häuschen sein, echte Elfen zu sehen“, meinte Sheppard.

Ende
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