Die Goldene Stadt by Selana
Summary: Bei der Suche nach der sagenhaften goldenen Stadt auf dem Planeten Aegnor, in der die Atlanter ein ZPM vermuten, werden Sheppard und Rhiana von den anderen getrennt. Sie treffen auf die Bewohner der Sonnenstadt und werden von ihnen mitgenommen. In der Stadt findet ein Machtkampf um den Thron statt, denn er intrigante Graf Palla will König Moerbin absetzen und selbst König werden. Als Yara, die Tochter des Königs in Gefahr gerät, ist Sheppard gezwungen, Partei zu ergreifen. Bei einem Kampf um Leben und Tod ist er gezwungen um sein und Yaras Leben zu kämpfen.
Categories: Stargate Atlantis Characters: John Sheppard, Multi-Chara, Own Character, Rodney McKay, Ronon Dex, Teyla Emmagan
Genre: Action, Friendship, General, Humor, Romance
Challenges: Keine
Series: Keine
Chapters: 9 Completed: Ja Word count: 17691 Read: 57762 Published: 28.11.11 Updated: 28.11.11

1. Kapitel 1 by Selana

2. Kapitel 2 by Selana

3. Kapitel 3 by Selana

4. Kapitel 4 by Selana

5. Kapitel 5 by Selana

6. Kapitel 6 by Selana

7. Kapitel 7 by Selana

8. Kapitel 8 by Selana

9. Kapitel 9 by Selana

Kapitel 1 by Selana
Die Goldene Stadt


Teil 1

In der Mittagssonne flimmerte die Luft vor Hitze und der Schweiß lief Colonel John Sheppard über das Gesicht. Er nahm seine Mütze ab und strich sich über die Stirn und die kurzen schwarzen Haare. Von seinem Aussichtspunkt auf dem Gipfel des Berges reichte sein Blick weit über den Urwald hinweg.

Trotz der Hitze bedeckten einzelne Nebelfelder einige der Täler zu seinen Füßen, so dass die Berge und Hügel wie Inseln daraus hervorsahen. Sheppard hob eine Hand an die Stirn und kniff die Augen zusammen, als er im Sonnenlicht ein Funkeln unter sich entdeckte. Es musste sich um einen großen Fluss handeln, der sich in südlicher Richtung durch den Dschungel schlängelte.

Schritte waren zu hören. Sheppard hob sein Gewehr, doch zum Glück war es kein Raubtier, die es hier in Massen gab. Rhiana Remor stieg langsam den gewundenen Pfad zum Hügel hoch, auf dessen Gipfel er stand.

Rhiana war eine atemberaubend schöne Frau, groß, schlank mit wunderschönen langen braunen Haaren. Als Schutz vor der Sonne trug sie einen großen Hut.

Rhiana ließ ihren Blick über den Urwald schweifen. Die Sonne stand auf ihrem höchsten Punkt und versprach noch viele Stunden Helligkeit mit mörderischer Hitze. „Dort unten ist der Fluss. Er fließt in südlicher Richtung.“

Sie waren in diese Welt gekommen, um die sagenhafte Goldene Stadt zu suchen. Bei der Durchforschung der Datenbank in Atlantis, waren sie auf einen Hinweis auf die Stadt gestoßen. Weiter wurde beschrieben, dass die Stadt durch ein ZPM geschützt wurde. Teyla hatte ihnen von einer alten Legende ihres Volkes erzählt. Auf dem Planeten Aegnor gab es eine alte Stadt der Vorfahren, der durch einen magischen leuchtenden Gegenstand beschützt wurde. Die Stadt lag auf einem großen Fluss, direkt in einen riesigen Wasserfall hineingebaut. Doch seit hunderten von Jahren hatte niemand ihres Volkes einen Fuß in die Stadt gesetzt, was natürlich nicht bedeutete, dass es sie nicht gab.

Elizabeth hatte ihnen die Erlaubnis zur Suche erteilt. Beim Anwählen der Adresse stellte sich heraus, dass das Stargate in einer kleinen Höhle stand. Mit einem Jumper hinzufliegen kam also leider nicht in Frage. Deshalb waren sie zu Fuß aufgebrochen. Die Höhle hatte durch einen labyrinthartigen Gang ins Freie geführt, der sie mitten in einen Dschungel führte.

Mit Hilfe eines MALP hatten sie einen großen Fluss entdeckt, der aber zwei Tagesmärsche entfernt war. Nicht gerade begeistert waren sie losgezogen. Im Dschungel waren sie mehrmals von katzenartigen Raubtieren angegriffen worden, die sie aber mit Hilfe ihrer Waffen immer vertrieben hatten.

Schließlich waren John und Rhiana auf den Berg gestiegen um sich umzusehen, während die anderen unten warteten.

Ein Schrei war zu hören.

„Das kam vom Fluss.“

„Es war die Stimme einer Frau“, meinte Rhiana.

„Komm!“ Leichtfüßig lief Sheppard den schmalen Pfad den Hügel hinunter und nahm dabei sein Gewehr von der Schulter. Rhiana musste sich beeilen, um ihm folgen zu können. Sheppard aktvierte sein Funkgerät und informierte die anderen, dass sie einen Pfad benutzen, der zur anderen Seite des Berges führte, und das sie dort den Fluss entdeckt hätten.

Rhiana erreichte nur ein paar Meter hinter John das Flussufer. Der Dschungel ging hier in eine kleine Lichtung über. Anstelle von Bäumen wuchsen hüfthohe Farngewächse und Büsche. Eine junge Frau wehrte sich verzweifelt gegen eine gefräßige Raubkatze. Sie besaß einen ziemlich schmalen Kiefer mit dünnen spitzen Zähnen, die an die eines Krokodils erinnerten. Seine Länge bis zur Schwanzspitze mochte drei Meter betragen.

Sheppard stellte seine P90 auf Einzelfeuer und zielte genau. Rhiana folgte seinem Beispiel. Ihrer beider Gewehre krachten fast gleichzeitig. Das Tier stieß einen schmerzerfüllten Schrei aus, schlug mit den Beinen um sich und blieb reglos liegen.

Rhiana war zu der Frau geeilt. Ihr schien, außer einem Schrecken nichts passiert zu sein. Es war eine junge Frau, bekleidet mit einem braunen Kimono ähnlichem Kleid. Ihr langes glänzendes schwarzes Haar war zu einem Zopf geflochten. Sie blickte Rhiana und Sheppard etwas ängstlich an.

„Keine Angst“, begann John und ließ sein Gewehr sinken. „Ich bin John Sheppard und das ist Rhiana Remor. Wie ist Ihr Name?“

„Yara“, antwortete die Frau und schien ihre Furcht langsam zu vergessen. „Ihr seid nicht vom Stamm der Arin. „Kommt ihr aus dem Westen?“

„Wir sind durch das Sternentor gekommen“, sagte Sheppard. „Wir sind friedliche Forscher vom Planeten Erde.“

„Davon habe ich noch nie gehört“, sagte Yara.

„Was machen Sie so alleine im Dschungel?“ fragte Rhiana. „Wissen Sie nicht, wie gefährlich das sein kann?“

„Ich bin geflohen und hatte keine andere Wahl.“

„Geflohen vor wem?“ wollte Sheppard wissen.

„Vor meinem Vater. Er will mich mit einem Mann verheiraten, den ich nicht liebe, weil einem anderen mein Herz gehört. Wir wollten gemeinsam fliehen, doch er ist nicht gekommen oder wir haben uns im Dschungel verfehlt.“

„Und was wollen Sie jetzt machen?“ fragte Sheppard.

Yara wirkte verzweifelt. „Ich weiß nicht. Ohne Jono will ich nicht gehen.“

„Jono?“

„Mein Geliebter“, erklärteYara.

„Wird ihr Vater Sie nicht verfolgen lassen?“ fragte Sheppard.

„Wenn er von meiner Flucht erfährt – ja!“

„Er hat es erfahren“, meinte Rhiana, die zum Dschungelrand starrte. John begriff, was sie meinte, als Pfeile aus dem Wald geflogen kamen. Einer streifte seinen Arm und hinterlies eine blutende Wunde. Aus dem Wald tauchten bewaffnete archaisch gekleidete Krieger auf. Sie waren mit Schwertern, Speeren, Armbrüsten, Bogen und was Sheppard besonders verwunderte, mit Gewehren bewaffnet. Sheppard sah sofort, dass es Selbstmord gewesen wäre, sich zu wehren.

Einer der Krieger trat vor. Sein Schwert berührte die Kehle von Sheppard, der es nicht mehr wagte, sich zu rühren. „Ihr habt die Prinzessin entführt. Dafür gibt es nur eine Strafe – den Tod.“

„Prinzessin?“ fragte Rhiana erstaunt. „Sie ist eine Prinzessin?“

„Wir haben sie nicht entführt“, stellte Sheppard richtig und hoffte, dass die Krieger mit sich reden ließen. „Wir haben ihren Hilferuf gehört und sie vor der Raubkatze gerettet.“

Der Krieger blickte auf die tote Katze. „Stimmt das, Prinzessin?“

„Ja, sie haben mein Leben gerettet“, sagteYara hastig. „Lasst sie sofort los!“

Das Schwert verschwand leider nicht von Sheppards Kehle. „Wir haben Befehl keiner deiner Befehle zu befolgen, Prinzessin. Trotzdem hast du Glück, Fremder! Ihr dürft uns begleiten. Der Herrscher wird entscheiden, was mit euch geschieht.“

Zwei der Krieger griffen nach Sheppard und Rhianas Waffen und nahmen diese an sich. Sheppards Arme wurde nach vorne gefesselt, während Rhiana so gehen durfte. Eine Frau hielten sie wohl nicht für gefährlich. Sie trat zu John und wollte seine Wunde untersuchen, doch einer der Krieger zog sie weg.

„John ist verletzt“, fuhr Rhiana den Krieger an. „Lasst mich nach seiner Wunde sehen.“

„Er wird es überleben! Noch!“ meinte der Anführer zynisch.

Rhianas Blick war mörderisch. „Was seid ihr nur für Menschen?“

„Lass es gut sein, Rhiana“, mischte sich Sheppard ein, obwohl die Verletzung schmerzte. „Ich kann so gehen.“

Rhiana sah ihn prüfend an, doch John schien die Wahrheit zu sagen. Die Wunde schien ihn nicht groß zu behindern. „Wie du meinst.“

Die Arin stießen sie vorwärts, dem Flussufer folgend, an dem sie eine Weile schweigend entlanggingen.

Dann konnte Sheppard seine Neugierde nicht mehr zurückhalten. „Wohin bringt ihr uns?“

Der Anführer der Krieger sah ihn herablassend an. „Das geht dich nichts an.“

„Sie bringen uns zurück in die Goldene Stadt“, sagte Yara, die direkt hinter Sheppard ging.

Also gab es sie wirklich. Nun würde er dort hin kommen, auch wenn leider als Gefangener. Doch vielleicht ließ der Vater von Yara mit sich reden. Schließlich hatten sie seiner Tochter das Leben gerettet.

Vor ihm ging Rhiana, dann weitere Krieger. Hinter Yara ging der Anführer und der Rest der Männer. An Flucht war nicht zu denken.

„Mein Vater wird nicht zulassen, dass euch etwas passiert“, wandte Yara sich an John.

„Schweig endlich, Frau!“ herrschte der Anführer der Krieger sie an.

„Du hast mir nichts zu befehlen, Hamad“, entfuhr es Yara. „Du bist nur ein Handlanger von Graf Palla. Ich aber bin die Erste Prinzessin.“

„Der Herrscher hat uns befohlen dich wie eine Gewöhnliche zu behandeln. Du hast seinem ausdrücklichen Befehl nicht gehorcht und wolltest mit dem Bastard fliehen. Sobald wir in der Stadt sind, wirst du den Titel der Ersten Prinzessin verlieren“, antwortete Hamad.

„Das glaube ich dir nicht. Mein Vater liebt mich.“

„Das tat er, aber er hat noch zehn weitere Töchter, die nur darauf warten die Stelle der Ersten Tochter einzunehmen. Diesen Titel hast du verloren.“

Yara schien den Tränen nahe, doch tapfer fragte sie: „Was ist mit Jono?“

„Du sorgst dich immer noch um den Bastard?“, fragte Hamad.

„Ich liebe ihn und nichts kann das ändern.“

„Der Tod wird das ändern“, sagte Hamad.

Nach diesen Worten herrschte Schweigen, dass erst mit der Ankunft ihres vorläufigen Zieles gebrochen wurde. Sie näherten sich dem Ufer und sahen dort eine große Dschunke stehen. Sie sah aus, wie auf den Abbildungen in entsprechenden Büchern. Sheppard kannte sich da nicht so gut aus, doch er war sicher, dass jeder Archäologe begeistert sein würde, wenn er das Schiff sehen könnte.

Weitere Krieger warteten am Ufer auf die Ankömmlinge. Sheppard, Rhiana und Yara wurden über eine Laufplanke auf die Dschunke getrieben. Das Segel wehte über ihnen im Wind, ein Drache mit aufgerissenem Rachen war darauf abgebildet. Lange konnten sie das Schiff jedoch nicht bewundern, denn sie wurden nach unten in eine Kajüte geführt, die Tür wurde hinter ihnen fest verschlossen.

Nachdem sie alleine waren, befreite Rhiana als erstes Sheppard von den Fesseln und machte sich auf die Suche nach Verbandsmitteln. Yara zeigte ihr, wo sie es finden konnte. Das Schiff gehörte zur königlichen Flotte und war somit recht komfortabel eingerichtet. Außer dem Verbandsmaterial fanden sie auch ein Mittel, um die Wunde zu desinfizieren.

Danach sah sich Sheppard um. Das Schiff hatte sich in Bewegung gesetzt und steuerte auf die Flussmitte zu. Die Breite des Stromes wurde stetig größer. Durch ein Bullauge sah er das Ufer in immer größere Entfernung rücken.

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Kapitel 2 by Selana
Teil 2

„Es tut mir furchtbar leid“, begann Yara. „Ohne mich wären Sie jetzt in Sicherheit und nicht Gefangene auf einer Dschunke.“

„Sicher ist es im Dschungel niemals“, versuchte Sheppard die Arin zu beruhigen.

„Vielleicht hätte ich nicht fliehen sollen“, meinte Yara traurig.

„Wenn eure Sitten verlangen einen ungeliebten Mann zu heiraten, dann war es gut, daß Sie geflohen sind“, entfuhr es Rhiana.

„Nein, es war ein Fehler, der uns alle drei das Leben kosten kann.“

Bis zum späten Abend fuhren sie den Fluß hinunter. Sheppard hatte sich einen Platz an einem der kleinen runden Fenster in der Kajüte gesucht und blickte jetzt ungläubig und staunend auf das Bild, daß sich seinen Augen bot. Vor ihnen lag ihr Ziel, die Goldene Stadt. Der Fluß verbreitete sich, verzweigte sich in mehrere Seitenarme und stürzte tosend in die Tiefe. Die Seitenarme bildeten den gewaltigsten Wasserfall, den Sheppard je gesehen hatte. Die Niagara-Fälle auf dem amerikanischen Kontinent waren ein Nichts dagegen. Von Westen schien ein weiterer Fluß in den See zu fließen und die Strömung damit noch zu vergrößern.

Noch eindrucksvoller aber war die Stadt selbst. Sie war direkt über dem tosenden Wasserfall auf mehreren Plattformen gebaut worden. Unter den Plattformen stürzten die Wasser dröhnend in die Tiefe. Die Stadt selbst war riesig. Je näher sie kamen, desto ausladender wurde sie. Was sie von weitem gesehen hatten, war nur die Spitze der Stadt gewesen. Die verschiedensten Häuser der unterschiedlichsten Bauart standen auf den Plattformen. Diese wiederum waren mit Brücken, Treppen und Stegen verbunden, so daß die Bewohner ohne Risiko hinauf und hinunter steigen konnten. Es gab winzige Plattformen mit nur zwei oder drei Häusern oder solchen mit bis zu zehn Häusern. Sie sahen Rundbauten, Pyramidenbauten und Häuser in mehrstöckigen länglicher Form. So erstreckte sich die Stadt bis auf den Grund hinab, der bestimmt einige hundert Meter unter ihnen lag.

Die Dschunke hatte eine Art künstlichen Kanal benutzt - einfache, ins Wasser gebaute Pfähle, die miteinander verbunden waren. Das verwendete Material kam Sheppard unbekannt vor. Es schien fest und gleichzeitig doch elastisch zu sein. Dieser Kanal verhinderte, daß die Dschunke in den Abgrund gezogen wurde und diese an einer großen Plattform anlegen konnte. Von seinem Fensterplatz aus konnte Sheppard in die Tiefe blicken. Es mußten mindestens 10.000 Menschen hier wohnen. Etwa auf halber Höhe stand eine große Plattform mit einem einzigen riesigen Gebäude.

Allerdings sah er nichts, dass auf einen Schutzschild und somit auf ein ZPM hinwies. Hoffentlich hatten sie diese gefährliche Reise nicht umsonst gemacht.

Auch Rhiana blickte fasziniert und staunend auf die Goldene Stadt. So etwas hatte selbst sie noch nie erblickt. Geräusche vor der Tür erinnerten sie daran, daß sie ihr Ziel erreicht hatten. Und auch daran, daß ihr Leben unter Umständen nur noch kurz sein konnte. Sheppard dachte an die anderen. Ob er sie jemals wiedersehen würde?



Viele Meilen entfernt
Im dichten Dschungel

Teyla kniete am Boden und blickte angestrengt auf die Fußabdrücke. Hier waren vor nicht allzu langer Zeit Menschen entlang gelaufen. Und es mußte sich um die Gesuchten handeln, denn an den Abdrücken war genau zu erkennen, daß es sich um schwere Stiefel handeln mußte. Die gleichen Schuhe trugen sie alle.

„Das ware sie“, sagte Ronon neben ihr.

„Warum haben sie denn nicht auf uns gewartet?“ entfuhr es Ronon. „Und auch noch die Funkgeräte abgeschaltet.“

„Das bedeutet nichts Gutes“, sagte McKay. „Der Colonel würde das nie ohne Grund machen. Vielleicht waren sie dazu nicht in der Lage.“

„Folgen wir weiter den Spuren“, meinte Teyla.

Sie folgten den Abdrücken, die den Pfad hinunter führten, der sich langsam dem Fluß näherte. Schließlich standen sie auf einem erhöhten Platz über dem Ufer und blickten auf die lebensgefährliche Strömung.

„Das ist viel zu gefährlich“, erkannte Ronon, als er seinen Blick über das Wasser schweifen ließ.

„Wer sagt, daß wir das Ufer überqueren müssen?“ fragte Teyla. „Wir wandern auf dieser Seite entlang.“

McKay blickte sie fragend an: „Sind Sie sicher, daß wir das Richtige tun?“

„Ja!“ Teyla erwiderte seinen Blick.

„Nun gut“, sagte McKay missgestimmt.

Nach einiger Zeit blieb Teyla stehen. Vor ihnen lag eine tote Raubkatze. Sie war erschossen worden. Nun wußten sie genau, daß Sheppard und Rhiana hier gewesen waren. Und sie fanden noch etwas anderes: viele fremde menschliche Fußspuren.

„Das ist nicht gut“, meinte Ronon besorgt.

„Vielleicht wurden sie eingeladen mitzugehen“, sagte Teyla.

„Ja, als Gefangene“, vermutete Ronon.

„Zumindest wissen wir jetzt, daß die beiden hier waren und noch leben. Sonst würden ihre Leichen hier liegen“, sagte McKay.

Teyla sah ihn ärgerlich an. „Die beiden leben, da bin ich sicher.“

„Ja, ich auch“, sagte McKay schnell, um Teyla zu beruhigen. Die junge Frau war zwar sehr mutig und eine gute Kämpferin, aber sie machte sich gleich immer große Sorgen, um ihre neuen Freunde.

Teyla fand schnell die Spuren wieder, die zum Fluß führten. Als sie die Abdrücke von Sheppards Stiefel fand, war sie etwas beruhigt. Schließlich fanden sie die Stelle, wo das Schiff gestanden hatte.

„Das ist eine kleine Anlegestelle. Die beiden wurden auf ein Schiff gebracht und sind nun wahrscheinlich schon weit den Fluß hinunter“, erklärte Teyla. „Dann folgen wir ihnen einfach.“

McKay warf einen besorgten Blick in den Himmel. „Es wird bald dunkel. Für heute sollten wir Schluß machen. Suchen wir uns einen sicheren Schlafplatz. Morgen gehen wir dann weiter.“

Teyla stimmte zu. Es war viel zu gefährlich in der Nacht unterwegs zu sein. Die Raubtiere waren auch nachts sehr aktiv und viele davon waren Räuber, denen jeder Happen Fleisch recht kam.

Sie fanden in der Nähe des Flußes einen großen Baum, der oben so große verzweigte Äste besaß, daß diese eine Plattform bildeten und so ein idealer Schlafplatz für sie bedeutete. Unten, am Stamm, entzündeten sie ein kleines Feuer, an dem sie sich ein Essen warm machen und einen heißen und wohlschmeckenden Tee kochen konnten. Teyla kannte sich mit den Kräutern bestens aus. Danach begaben sie sich auf den Baum und versuchten etwas zu schlafen. Einer von ihren war jedoch die ganze Nacht über wach. Es gab genug Räuber, die auch klettern konnten.

Teyla hatte die letzte Wache. Sie lauschte auf die Atemgeräusche der schlafenden Männer, die sehr beruhigend auf sie wirkten. Die vielfältigen Geräusche des nächtlichen Dschungels waren ihr vertraut. Bevor sie den Atlantern begegnete, war sie oft in Dschungelwelten zum Handeln unterwegs gewesen. Die Sterne über ihr leuchteten und blinkten. Teyla saß oft draußen in der Nacht und beobachtete die Sterne über ihr. Irgendwo, weit entfernt, war ein Räuber auf Beutejagd. Sie hörte sein triumphierendes Brüllen, was bedeutete, daß seine Jagd erfolgreich gewesen war. Sie schauderte beim Gedanken daran, doch gleichzeitig war ihr klar, daß es das Gesetz des Dschungels war. Jeder wollte überleben. Auch sie töteten schließlich Tiere, um sie zu essen. Die Raubtiere taten nur dasselbe wie sie, um überleben zu können.

Schließlich graute der Morgen. Wärme und Helligkeit wurden vom dichten Nebel, der vor kurzem über den Wäldern aufgezogen war, noch etwas zurückgehalten. Die ersten Tagtiere erwachten. Hier und da erklang der Schrei eines Vogels, eines Affens oder eines Raubtieres zu ihr herüber. Teyla fröstelte und zog ihre Decke enger um die Schultern. Doch dann beschloß sie die Männer zu wecken, denn sie wollte so früh wie möglich aufbrechen. Bald würde die Sonne den Nebel vertreiben und spätestens am Mittag würde wieder die übliche unerträgliche Hitze herrschen.

Nach einem kargen Frühstück machten sich die drei sogleich auf den Weg. Im Verlauf des Vormittags wurde der Fluß immer breiter und reißender. Ihr Weg führte in geringer Höhe über dem Fluß, so daß sie ihn und auch das Umland überblicken konnten. Der Pfad wand sich zwischen Felsblöcken hindurch, verschwand zwischen den dichten Bäumen des Urwaldes, um in kleinen Lichtungen und zwischen dünnerem Baumbestand im Uferbereich vereinzelt wieder aufzutauchen, bis er am Horizont nicht mehr zu sehen war. Den ganzen Tag folgten sie so dem Flußlauf.

„Wo mündet der Fluß?“ wollte McKay schließlich wissen. „Etwa in einen großen See?“

„Der Legende nach soll er einen großen See bilden und dann in einen tiefen Abgrund stürzen“, teilte Teyla ihnen mit.

„Das wäre eine Erklärung für das immer größer werdende Donnern in der Ferne“, meinte Ronon.

Die beiden wußten, was Ronon meinte. Schon seit geraumer Zeit wurden die Geräusche des Flusses immer lauter, bis sie schließlich gegen Abend zu einem ohrenbetäubenden Getöse wurden. Als die Sonne unterging hatten sie ihr Ziel erreicht. Gerade versank sie im Westen und überzog den großen See mit goldgelber Farbe, was der Stadt auch ihren Namen verliehen hatte. Von ihrem Hügel aus hatten sie einen guten Überblick über das Wasser. Unter ihnen bildete der Fluß mehrere Arme, von Westen floß ein zweiter großer Strom in den See. Genau in der Mitte flossen die Wasser zusammen und versanken in einem großen Loch.

Über dem Abgrund sahen sie eine ungewöhnliche Stadt. Die Häuser waren auf großen und kleinen Plattformen gebaut, die bis tief in den Abgrund reichten oder sogar noch weiter hinunter. Die Plattformen waren mit Brücken, Treppen und einfachen Leitern miteinander verbunden und bildeten so ein Geflecht und Wirrwar, daß es wie ein Spinnennetz aussah.

„Die Goldene Stadt! Es muß die Goldene Stadt sein“, sagte Teyla und konnte keinen Blick von der märchenhaft wirkenden Stadt lassen.

„Sheppard und Rhiana sind dort. Wir warten bis morgen und versuchen dann irgendwie in die Stadt zu gelangen“, sagte Ronon.

„Das hört sich vernünftig an“, meinte McKay und Teyla nickte zustimmend.

Als sie sich umdrehten, blieben die drei wie erstarrt stehen. Vor ihnen stand eine bewaffnete Gruppe abenteuerlich gekleideter Gestalten, die sie wachsam musterten.

weiter: Kapitel 3
Kapitel 3 by Selana
Teil 3

Die Goldene Stadt

Colonel John Sheppard und Rhiana gingen mit den Kriegern durch die fremde Stadt. Eines wusste Sheppard: die Arin waren ihnen im Wissen nicht groß unterlegen, auch wenn sie diese archaischen Rüstungen und auch Waffen trugen.

Das Gedröhne des Wassers war ohrenbetäubend, doch den Arin schien das nichts auszumachen. Vielleicht waren sie auch schon so daran gewöhnt, dass sie es nicht mehr bewusst wahrnahmen. Ihr Weg führte sie über einige Plattformen weiter nach unten. Treppen und Stege verbanden die verschieden großen Ebenen miteinander.

Ihr Ziel war die große Plattform, auf halber Höhe, die gleichzeitig das Zentrum der Stadt zu bilden schien. Der Abgrund, in den sich die Flüsse stürzten, mochte einen Durchmesser von gut 400 m haben und war somit breiter, als es den ersten Anschein gehabt hatte. Sheppard sah unten einen großen See. Leider konnte er nicht erkennen, wohin die Wasser verschwanden. Vielleicht gab es unterirdische Höhlen und das Wasser floß dann irgendwann wieder ins Freie. Die ganze Plattform nahm ein einziges gigantisches Gebäude mit Anbauten ein. Es war im Stil einer Pagode gebaut worden: mehrstöckig und verschnörkelt. Auf jedes Stockwerk war als Abschluss ein Dach gebaut worden, darauf stand der nächste Stock mit Dach. Je höher das Gebäude wurde, desto größer wurden die Aufbauten.

Sheppard zählte mindestens zwanzig solcher Etagen mit den dazugehörigen Erkern, Balkonen und kleinen Nebenhäusern. Die Balkone und Erker waren mit Figuren verziert worden, die Tiere, Götter und Menschen bei ihren verschiedenen Tätigkeiten darstellten. Der Palast war im hellsten Goldton angestrichen worden. Sheppard war beeindruckt. Er hatte noch nie so ein außergewöhnliches Gebäude gesehen.

„Das ist unser Palast“, bestätigte da auch schon Yara seine Vermutung.

Die Krieger hatten sie nicht weiter bedroht, aber es bestand kein Zweifel, dass sie jeden Fluchtversuch verhindern würden.

Sie überquerten den großen Vorplatz des Palastes, der mit Statuen, Blumenbeeten und blühenden Bäumen bepflanzt war. Dazwischen standen Ruhebänke, die zum Verweilen einluden. Die Blüten dufteten wunderbar und einen Augenblick vergaß Sheppard den Grund ihres Hierseins. Der Platz war sehr belebt. Viele Menschen kamen aus dem Gebäude heraus oder gingen hinein.

Der Kriegergruppe mit den beiden Fremden wurde bereitwillig Platz gemacht. Die Bekleidung von Sheppard und Rhiana unterschied sich sehr von denen der Bewohner. Während sie beide die übliche Armee-Bekleidung anhatten, trug die einheimische Bevölkerung tunikaartige Gewänder in allen Farben. Manch neugieriger Blick traf die Neuankömmlinge. Vor der Prinzessin verneigten sich die meisten respektvoll.

„Das Volk scheint Sie zu lieben, Yara“, konnte sich Sheppard nicht verkneifen zu sagen.

„Das spielt keine Rolle“, bemerkte Hamad sofort. „Der König bestimmt, was geschieht und nicht das Volk.“

„Ich glaube eher es ist Graf Palla. Er beherrscht meinen Vater völlig“, sagte Yara.

„Dann solltet ihr seine Herrschaft brechen“, meinte Sheppard.

„Schweig“, herrschte Hamad Sheppard an und gab ihm einen Stoß, der ihn nach vorne stolpern ließ.

Mühsam beherrschte sich Sheppard und stieg die Treppe zum Palast hoch. Drinnen empfing sie angenehme Kühle und Ruhe. Der Lärm der tosenden Wasser war wie abgeschnitten. Was immer auch den Lärm abschirmte, er hielt auch die Hitze davon ab, in den Palast einzudringen. An den Wänden des Vorraumes hingen Gemälde und auf dem Boden lagen dicke Teppiche, in denen man beim Gehen fast bis zu den Knöcheln versank. Kostbar aussehende Möbelstücke, aus edlen Hölzern geschnitzt und reich verziert, standen in der Halle.

Nachdem sie die Halle durchquert hatten, wurden sie durch einen schmalen Gang geführt und blieben vor einer Tür stehen. Einer der Krieger öffnete sie und sie traten ein. Der Raum war fensterlos, aber für ein Gefängnis bequem eingerichtet.

„Das ist euer vorläufiges Quartier, bis der König entscheidet, was mit euch geschieht. Vor der Tür stehen einige meiner Krieger. Versucht also nicht zu fliehen, dass würde euren sofortigen Tod bedeuten.“ Damit drehte sich Hamad um und ging hinaus.Yara sahen sie nicht mehr.

„Und was machen wir jetzt?“ fragte Rhiana resigniert. „Das war eindeutig ein garstiger Empfang.“

„Wir warten“, entschied Sheppard. „Irgendwann wird der König uns empfangen und ich bin sicher, dass er mit sich reden lassen wird.“

„Ist das dein Ernst?“ Rhiana sah nicht sehr überzeugt aus. „Du hast gehört, was die Kleine sagte – der König macht, was dieser Palla ihm sagt. Und wenn dieser entscheidet uns zu töten...!“ Sie machte eine nicht zu missdeutende Geste mit den Fingern.

„Warten wir ab“, Sheppard sah sich im Zimmer um. Der Raum strahlte Wärme aus. Die Wände und die Decke waren aus geschnitzten Edelhölzern gefertigt, mit Gold- und Elfenbeinplättchen verziert. Wertvolle Teppiche an den Wänden und am Boden verkündeten den Reichtum der Stadt. Ein großes Bett, ein Tisch und zwei Stühle bildeten die Einrichtung des kleinen Raumes.

„Diese Welt kennt eindeutig keine Wraith“, meinte Sheppard.



Zur gleichen Zeit, außerhalb der Stadt

Teyla, McKay und Ronon sahen sich von der Gruppe Krieger umringt, die Waffen auf sie richteten.

Einer der Männer trat vor. „Wer seid ihr? Ihr kommt nicht aus der Stadt.“

McKay ergriff das Wort. „Nein, wir sind nur zufällig hier und suchen einen Weg in die Stadt hinein, ohne bemerkt zu werden. Zwei unserer Freunde sind vielleicht dort.“

„Sind das ein Mann und eine Frau?“ fragte der Sprecher.

„Ja, das stimmt. Habt ihr sie gesehen?“ erkundigte sich McKay gespannt.

„Sie kamen mit einer königlichen Dschunke in die Stadt. Meine Späher haben gesehen, dass sie von Hamad in die Stadt geführt wurden. Aber ich glaube sie waren Gefangene.“

„Das haben wir befürchtet. Mein Name ist Rodney McKay, das sind Teyla und Ronon“, stellte der Doktor alle vor.

„Ich bin Jono. Das sind meine Freunde ...“ Jono nannte viele Namen, die McKay nicht behielt.

„Meine Braut befand sich ebenfalls an Bord. Wir hatten uns im Dschungel verabredet, doch leider haben wir uns verfehlt“, erklärte Jono.

„Warum wolltet ihr euch im Dschungel treffen?“ erkundigte sich Ronon. „Das ist doch viel zu gefährlich.“

„Wir wollten durchbrennen, weil ihr Vater gegen unsere Heirat ist. Der König will keinen Mann des Volkes als Mann seiner Tochter.“

„Ich verstehe“, sagte McKay. „Dann wurde sie gefangen und zurückgebracht?“

„Ja, und ich will sie befreien“, sagte Jono. „Meine Freunde und ich sind Rebellen gegen den König.“

„Warum Rebellen?“ fragte McKay.

„Der König ist im Grunde ein guter Mensch, aber sein Berater nicht.“

„Lassen Sie mich raten! Er beherrscht den König“, vermutete McKay.

„Ja, und vielleicht sollten wir zusammenarbeiten. Ihr wollt eure Freunde, ich meine Braut befreien und gleichzeitig Graf Palla stürzen.“

„Graf Palla ist dieser Berater nehme ich an?“

Jono sah McKay an und nickte zustimmend. Er gab seinen Leuten ein Zeichen und diese senkten ihre Waffen. „Folgt mir. Wir bringen euch in unser Versteck.“

Die drei folgten den Rebellen auf ihren geheimen Pfaden durch den Urwald. Es ging weg vom Fluss und McKay fragte sich, wie sie so die Stadt erreichen sollten.

Nach etwa einer halben Stunde anstrengenden Marsches durch das unzugängliche Dschungelgelände erreichten sie das Versteck der Gruppe. Es entpuppte sich als geräumige Höhle mit vielen kleinen Kammern, die den Rebellen als Wohnräume, Lagerräume und Schlafstätte dienten. Es waren auch Frauen und sogar einige Kinder dabei. Alles Menschen, die aus der Stadt fliehen mussten, erklärte ihnen Jono.

Der Eingang der Höhle lag versteckt in einer Felswand und war gerade so groß, dass ein großer Mann kriechend hindurchkam. Dahinter erweiterte sich der Gang in eine domartige Halle von der aus die einzelnen Kammern abzweigten.

„Das ist genial“, meinte McKay. „Niemand kann euch hier finden.“

„Und der Eingang lässt sich leicht verteidigen und kann einfach mit einem Stein verschlossen werden.Yara wollte hierher kommen, um bei mir zu leben“, erklärte Jono in bekümmertem Tonfall. „Jetzt wird es viel schwieriger werden, sie zu retten.“

„Warum stürzt ihr nicht diesen Palla und öffnet dem König die Augen?“ fragte McKay.

„Das ist nicht einfach“, meinte Jono.

„Nichts ist am Anfang einfach. Man muss es einfach versuchen. Wir helfen euch und befreien dadurch gleichzeitig Sheppard und Rhiana“, sagte McKay.

„Sind das ihre Namen?“ erkundigte sich Jono.

„Ja“, nickte McKay.

„Dann werde ich jetzt Spione in den Palast des Königs schicken und Kontakt mit meinen Leuten aufnehmen. Mein bester Freund ist ein enger Vertrauter des Königs.“

„Wie wollt ihr den Palast erreichen? Das Wasser könnt ihr nicht ungesehen überqueren“, fragte Ronon.

Jono lächelte hintergründig. „Wir haben unsere Möglichkeiten und bald unseren eigenen Zugang zur Stadt. Die Höhlen führen weit in die Tiefe. Wir haben einen Durchgang unter Wasser geschaffen: ein Tunnel, der in der Stadt endet. Leider ist er noch nicht ganz fertig, sonst hätte Yara auf diese ungefährliche Weise zu uns stoßen können. Wir konnten die Fertigstellung aber leider nicht abwarten, weil ihr Vater ihre Hochzeit mit Graf Palla auf heute angesetzt hatte.“

„Ihr baut einen Tunnel unter Wasser?“ fragte McKay ungläubig. „Den muss ich sehen.“

„Das werden Sie“, versprach Jono dem Doktor. „Sobald unsere Spione zurückkehren und wir wissen, wie es in der Stadt aussieht.“

weiter: Kapitel 4
Kapitel 4 by Selana
Teil 4

Im Palast des Königs
Am anderen Morgen

Unruhig ging Sheppard in seinem Zimmer auf und ab. Vor einer Stunde waren Krieger erschienen und hatten Rhiana wortlos mitgenommen. Sein Versuch dies zu verhindern hatte ihm einige Schläge eingebracht. Langsam machte ihn diese Ungewissheit sehr zu schaffen. Sheppard war nun entschlossen, trotz Hamads Warnung alles zu riskieren.

In diesem Moment hörte er erneut Schritte vor der Tür. Augenblicklich war Sheppard alarmiert. Als sich die Tür öffnete, betrat jedoch nur ein Krieger den Raum. Die Wachen blieben draußen stehen. „Wo ist Rhiana?“ fragte Sheppard den Mann.

„Du meinst die Frau?“

„Wen denn sonst? Was habt ihr mit ihr gemacht?“

„Bist du um sie besorgt?“

„Was für eine dumme Frage! Natürlich bin ich das. Sie ...!“

„Vergiss sie schnell. Prinz Ranco hat ein Auge auf sie geworfen. Sie wird seine neue Geliebte.“

„Was! Seid ihr verrückt geworden? Sie ist meine Frau!“

„Sie hat schon eingewilligt. Beruhige dich und komm mit. Ranco hat den König gnädig gestimmt. Du hast nichts mehr zu befürchten.“

Sheppard konnte das kaum glauben. Und so folgte er widerwillig Sheppard dem Krieger und seiner Eskorte durch den Palast. „Wer ist Ranco?“ fragte er schließlich. Wieso hatte Rhiana nur eingewilligt, dessen Geliebte zu werden?

Der Krieger bedachte ihn mit einem nachdenklichen Blick. „Ich vergesse dein Unwissen, da du fremd in der Stadt bist.“

„Das ist sehr nett“, meinte Sheppard sarkastisch. „Also?“

„Der edle Ranco ist der Erste Sohn des Königs.“

Yaras Bruder also, der älteste Sohn des Königs. „Hat er noch keine Frau?“

„Er hat drei Hauptfrauen.“

„Warum will er dann Rhiana? Sie ist keine von euch.“

„Ranco ist in dieser Beziehung nicht wählerisch. Außerdem wird sie nicht seine Frau sondern seine Geliebte“, erklärte der Krieger.

Nicht, wenn ich das verhindern kann, dachte John. Er brauchte seine ganze Beherrschung, um den Krieger nicht anzugreifen und sich auf die Suche nach Rhiana zu machen.

Angesichts der bewaffneten Eskorte, war so ein Versuch jedoch von vorne herein zum Scheitern verurteilt. Also beschloss er, das Spiel erst einmal mitzumachen und auf eine günstige Gelegenheit zu warten.

Sheppard wurde in den obersten Stock des Palastes gebracht und dort in einen Raum geführt. Vier Frauen in einfache Tunika gekleidet, erwarteten sie. In der Mitte des Zimmers war ein tiefes Becken eingelassen, in dem sich dampfendes und betörend duftendes Wasser befand.

Sheppard sah seinen Begleiter fragend an. Dieser lächelte. „Der König empfängt niemanden in unpassender Bekleidung. Die Dienerinnen werden dich neu einkleiden.“ Damit drehte sich der Mann um und ging. An der Tür wandte er sich nochmals Sheppard zu. „Versuch nicht zu fliehen oder den Frauen etwas anzutun.“

„Wofür hältst du mich? Für einen Barbaren und Mörder?“ fragte Sheppard empört.

Der Krieger bedachte ihn mit einem nachdenklichen Blick. „Ich hole dich in Kürze zu der Audienz beim König ab. Beeilt euch also.“

Später war Sheppard gebadet und wie ein Arin bekleidet. Dieses tunikaartige Gewand war ungewohnt zu tragen. Es behinderte in der Bewegung und war aus einem dunklen schweren Stoff genäht und reich mit Goldfäden verziert. Sheppard kam sich wie ein Clown darin vor. Den Arin-Frauen schien es jedoch zu gefallen. Sie kicherten und tuschelten bei seinem Anblick und nickten zustimmend.

„Du siehst eindrucksvoll aus, Herr“, sagte eine von ihnen und verbeugte sich tief.

„Danke“, sagte Sheppard und verbeugte sich ebenfalls. „Das ist sehr nett von dir.“

„Die Dienerin hat recht“, sagte in diesem Moment eine Stimme von der Tür her. „Jetzt bist du würdig vor die Augen des Königs zu treten.“

Sheppard war da anderer Meinung. Er sah den Krieger an, der einen viel sympathisieren Eindruck auf ihn machte, als dieser Hamad, der sie hergebracht hatte. „Wie ist dein Name?“

„Verzeih meine Unhöflichkeit. Mein Name ist Beleth und ich bin der Hauptmann der Leibgarde des Königs.“

„Colonel John Sheppard, aber du kannst mich John nennen“, erlaubte Sheppard großzügig und folgte, auf eine einladende Handbewegung von Beleth, diesem nach draußen. Dabei versuchte er sich, so gut wie möglich, in dem ungewohnten Gewand zu bewegen.

Beleth trug nun ein ähnliches Bekleidungsstück und schien sich im Gegensatz zu ihm darin wohl zu fühlen. Der Arin hatte auch den Vorteil damit aufgewachsen zu sein. Beleth mochte in Sheppards Alter sein, etwas kleiner, aber drahtig gebaut. Sein langes schwarzes Haar war zu einem Zopf gebunden. Ihr beider Blick kreuzte sich und Sheppard glaubte in den fast schwarzen Augen, so etwas wie Sympathie für ihn zu entdecken.

Durch die kunstvoll eingerichtete Vorhalle betraten sie den eigentlichen Thronsaal des Königs. Er war noch luxuriöser eingerichtet, als die Räume, die Sheppard bisher gesehen hatte. Überall Wandgemälde und Wandteppiche und auf den Möbelstücken standen Vasen und Figuren. Alles war im Goldton eingerichtet. Wenn John richtig sah, waren viele der Gegenstände aus purem Gold.

In der Mitte des Raumes stand ein gewaltiger Thron in Form eines Adlerkopfes. Auf dem Thron saß ein Mann Ende Fünfzig. Sein Gewand war ebenfalls goldfarbig und noch prunkvoller als die Gewänder von Sheppard, Beleth oder einem der anderen Höflinge im Raum. Es war über und über mit Stickereien aus Goldfäden verziert. Die Krone auf seinem Kopf war aus purem Gold angefertigt. Überhaupt schien der König das Gold zu lieben.

Wo war Rhiana?

Sheppard sah sich um. Sie konnte er nirgends entdecken. Hinter dem König saßen zehn Frauen im Alter von 20 bis 50 Jahren, die fast so prächtig wie der König gekleidet waren. Seine Ehefrauen? Daneben stand eine ganze Kompanie Krieger, die Leibwache des Königs. Neben dem König saß eine Frau in mittleren Jahren und ein Mann in Sheppard Alter.

Beleth trat vor und sank vor dem Thron auf die Knie: „Mein König, darf ich dir Colonel John Sheppard von einem fernen Planeten vorstellen?“ John hatte ihm unterwegs erzählt, woher sie kamen ohne zu verraten, dass sie in Atlantis wohnten. „Er hat hatte die Ehre, deiner Tochter das Leben zu retten.“

Der König erlaubte seinem Krieger mit einer Geste, aufzustehen. Dann traf ein abschätzender Blick Sheppard. „Tritt vor, Fremder!“

Beleth sagte beschwörend. „Geh zwei Schritte vor und verbeuge dich tief.“

Sheppard befolgte den Rat, trat vor und verbeugte sich. Der König musterte ihn lange. Ohne Scheu hielt John seinem Blick stand.

Schließlich sagte der König: „Erhebe dich, Fremder. Du hast meine Gnade gefunden und ich gebe hiermit den Befehl, dich frei zu lassen. Damit kannst du meine Stadt verlassen.“

„Danke, mein König“, sagte Sheppard erleichtert. „Darf ich eine Frage stellen?“

„Sprich“, sagte der König gnädig.

„Bei mir war eine Frau. Wo ist sie?“

Der junge Arin neben dem König ergriff das Wort. „Rhiana ist in meiner Obhut. Es passiert ihr nichts.“

„Darf sie mit mir die Stadt verlassen?“

„Nein!“

„Aber ...!“

„Setze nicht die gnädige Gesinnung meines Vaters, des Königs aufs Spiel“, sagte der junge Mann in drohendem Tonfall. „Vergiss die Frau!“

Das konnte Sheppard nicht, aber er musste es erst einmal auf sich beruhen lassen. „Wo ist Yara? Was geschieht mit ihr?“

„Du sorgst dich um meine Schwester? Warum?“

„Ich habe ihr Leben gerettet und nach Sitte meines Volkes, bin ich damit für dieses verantwortlich.“

Das stimmte zwar nicht, aber die Arin würden das eventuell glauben.

„Das ist eine edle und noble Sitte. Trotzdem, meine Schwester wird ihre gerechte Strafe bekommen: den Tod.“

„Was? Das dürft ihr nicht. Sie hat nichts getan.“

„Sie hat einen direkten Befehl des Königs missachtet. Das ist Hochverrat und darauf steht der Tod“, sagte Beleth.

„Die Audienz ist beendet. Geht!“ befahl jetzt der König.

„Aber ...!“

Beleth packte Sheppard am Arm. „Komm schon! Im Moment kannst du nichts für deine Freundin und für Yara tun. Du hast dein Leben gerettet und das ist schon viel.“

Sheppard folgte Beleth nach draußen. „Was wäre geschehen, wenn der König anders entschieden hätte?“

„Dann hätte man dich auf der Stelle getötet. Du wärst jetzt schon nicht mehr am Leben.“

Sheppard schluckte erst einmal. „Und wem habe ich die gnädige Stimmung des Königs zu verdanken? Ich dachte, er hört nur auf diesen Pula oder wie er heißt.“

„Sein Name ist Graf Palla und ihm hast du dein Leben gewiss nicht zu verdanken. Er wollte den König bewegen, dich töten zu lassen. Dein Leben hast du Prinz Ranco und mir zu verdanken. Er hat Rhiana gesehen und wollte sie haben. Sie stimmte aber nur unter der Bedingung zu, dass dein Leben verschont würde. Ich selbst habe auf den König eingeredet, dich zu begnadigen.“

Nun verstand John Rhianas Einverständnis etwas. „Warum hast du das getan? Du kanntest mich doch gar nicht“, wollte Sheppard erstaunt wissen.

„Wegen Yara. Jono, ihr Geliebter ist ein Freund von mir.“ Beleth sah sich um, als befürchtete er, dass die Wände Augen und Ohren hätten. Dann sprach er leise weiter: „Ich habe Yara aus dem Palast geschmuggelt und an Land gebracht. Es war Pech, dass Jono und sie sich verfehlt haben.“

„Dann bist du jetzt für mein Leben verantwortlich“, scherzte Sheppard. „Ich will zu Rhiana.“

„Das ist unmöglich. Sie ist in den Gemächern von Prinz Ranco. Kein fremder Mann darf sie betreten. Es wäre dein Tod.“

„Aber ich muss sie sehen! Und was ist mit Yara? Kann man ihr nicht irgendwie helfen?“

Beleth überlegte einen Augenblick. „Es gäbe da eine Möglichkeit, aber das wäre reiner Selbstmord.“

„Was für eine Möglichkeit?“ fragte Sheppard, die warnenden Worte ignorierend.

„Du musst die Herausforderung aussprechen. Dann wählt der König einen Kämpfer. Wenn du gewinnst, ist Yara frei. Ich selbst kann das nicht machen. Man würde die Herausforderung nicht annehmen. Da du aber für ihr Leben verantwortlich bist, kann es sein, dass der König zustimmt.“

„Gut, das mache ich.“

„Bist du verrückt? Noch nie hat jemand den Ersten Kämpfer des Königs besiegt. Und es ist immer ein Kampf auf Leben und Tod.“

„Dann bin ich eben der Erste, der es schafft“, erklärte Sheppard trotzig. „Es sei denn, du weißt eine Möglichkeit Yara zu befreien.“

„Das ist unmöglich. Sie wird Tag und Nacht bewacht.“

„Dann bleibt nur diese Möglichkeit, um ihr Leben zu retten.“

Beleth schüttelte ungläubig seinen Kopf. „Warum willst du dein Leben für eine fremde Person opfern?“

„Weil ich nicht zulassen kann, dass eine unschuldige Frau getötet wird. Wie muss ich diese Herausforderung stellen?“

„Direkt vor dem König, aber es gibt dabei eine besondere Zeremonie, die ich dich erst lehren muss. Ich schlage vor, wir gehen nach unten in die Arena, weil ich sehen möchte, wie es um deine Fähigkeiten zu kämpfen steht.“

„Arena?“ fragte Sheppard erstaunt. „Was ist das?“

„Komm mit mir“, verlangte Beleth.

„Gerne, aber erst möchte ich meine gewohnte Bekleidung anziehen. In diesen Sachen kann man sich ja nicht richtig bewegen.“

„Wenn das dein Wunsch ist. Folge mir“, Beleth ging voran und Sheppard folgte ihm mit eiligen Schritten. Dabei fiel ihm auf, dass seine Eskorte zurückblieb. „Was? Keine Wächter mehr?“

Beleth schüttelte den Kopf. „Du bist ein freier Mann und kannst jederzeit die Stadt verlassen.“

„Das freut mich, aber ich vermute ohne Rhiana?“

„Das stimmt. Wenn du versuchst sie mitzunehmen, hast du deine Begnadigung verspielt“, erklärte Beleth in warnendem Tonfall.

Nachdem Sheppard wieder seine gewohnte Bekleidung anhatte, fühlte er sich bedeutend wohler. Beleth führte ihn über die Plattformen bis ganz nach unten. Immer wieder blieb Sheppard stehen, um das in den Abgrund stürzende Wasser zu betrachten. Noch immer bewunderte er die genialen Konstruktionen der Architekten, welche die Plattformen fest mit den Felsen verankert hatten. So weit er sehen konnte, handelte es sich dabei um ein Metall, das stabil und doch sehr biegsam war. Vielleicht konnten sie damit handeln, wenn alles gut ausging.

Die Plattform zu der Beleth ihn führte, befand sich im untersten Bereich der Stadt, direkt über dem Wasser, aber abseits der Wasserfälle. Hier war es etwas ruhiger und Häuser befanden sich keine auf dieser Ebene. Sheppard verstand nun das Wort „Arena“, als er sah, dass hier unten die Trainingsbereiche der Krieger waren. Auf den freien Flächen verschiedener kleineren Plattformen kämpften die Männer im Training gegeneinander.

Beleth führte ihn jedoch in eine Höhle, die sich direkt über dem Wasser befand. Das Erste, dass er in der Höhle sah, waren die Käfige. Darin befanden sich Raubkatzen etwa so groß wie ein Leopard.

„Ihr haltet diese Tiere als Haustiere?“ fragte Sheppard erstaunt. „Sind sie nicht gefährlich?“

„Wir haben sie von klein an aufgezogen und sie gehorchen uns aufs Wort. Wir benutzen sie als Jagdtiere, als Wächter und einige Familien halten sie sogar in ihren Häusern. Sie sind es gewohnt unter Menschen zu leben."

„Das erinnert an Hunde“, meinte Sheppard beeindruckt.

Beleth ging ohne Furcht auf einen der großen Käfige zu und öffnete ihn. Ohne Scheu trat er hinein. Die Tiere umringten ihn und stießen seltsame Laute aus, die Sheppard als Freude interpretierte. Sie sprangen an ihm hoch und ließen sich streicheln, genauso wie Hunde es tun würden. Der Krieger sprach einige liebevolle Worte mit den Tieren und drehte sich dann Sheppard zu. „Komm ruhig herein.“

Im ersten Moment zögerte Sheppard noch. „Sie kennen mich nicht.“

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Kapitel 5 by Selana
Teil 5

„Das macht nichts. Wenn ich ihnen befehle, dich als Freund anzusehen, werden sie dich akzeptieren.“

Sheppard betrat langsam das Gehege. Die Raubkatzen musterten ihn sofort, machten aber keine Anstalten ihn anzugreifen. Beleth winkte ihm zu und als Sheppard neben ihm stand, wurde er sofort umringt und beschnuppert. Beleth sprach einige Worte und sofort ließen die Tiere von Sheppard ab. Nur eines blieb stehen und stieß ihn mit seiner Schnauze an.

„Was will es denn?“ fragte Sheppard erstaunt und sah Beleth an.

Der Krieger lächelte und meinte. „Es mag dich und will gestreichelt werden. Das ist erstaunlich, denn sonst sind die Tiere Fremden gegenüber nicht so zutraulich.“

„Ich mag Tiere, sofern sie mich nicht fressen wollen“, meinte Sheppard und streichelte der Raubkatze sanft über den Kopf. Das Tier stieß ein wohliges Schnurren aus und schloss die Augen.

Beleth verließ den Käfig und Sheppard folgte ihm. Der Raubkatze war so schnell, dass er schon aus dem Gehege geschlüpft war, bevor John die Tür schließen konnte.

„Was soll das?“ Sheppard sah das Tier an, der ihn aus treuseligen Augen anschaute.

„Die Katze ist noch jung und sucht Anschluss. Du bist ihr sympathisch. Ich schenke dir das Tier. Es wird dir treue Dienste leisten."

Sheppard winkte entsetzt ab. „Das ist nicht dein Ernst? Was soll ich denn mit ihr machen?“

„Sie ist auf die Jagd abgerichtet und auf das Aufspüren eines Menschen“, erklärte Beleth.

„Wie ein Hund also. Nun gut“, Sheppard sah das Tier an, das mit dem Schwanz wedelte und ihn erwartungsvoll ansah. „Da du nun mir gehörst brauchst du einen Namen. Ich nenne dich Simba.“

Als sie die Höhle verließen, sahen sie sich von einer Schar Krieger umringt, die sie mit grimmigen Mienen anstarrten.

„Was wollt ihr?“ fragte Beleth.

„Euren Tod!“ Mit diesen Worten gab der vorderste Krieger ein Zeichen und die Männer griffen an.

Als sich der erste Angreifer auf Sheppard stürzte, machte dieser einen schnellen Ausfallschritt nach hinten, sodass der Mann an ihm vorbei stürmte. John gab ihm einen Stoß und beförderte ihn damit von der Plattform ins kalte Wasser. Sheppard konnte ihm keinen weiteren Blick schenken, denn zwei weitere Krieger stürzten sich mit lautem Geschrei auf ihn.
Sheppard versuchte auszuweichen, doch die Angreifer hatten damit gerechnet und bekamen ihn zu fassen. Die Wucht des Aufpralls schleuderte ihn auf das niedrige Geländer der Plattform. Dadurch verloren sie das Gleichgewicht und fielen über das Geländer. Das Wasser spritzte hoch auf, als die Männer ins Nasse stürzten, das an dieser Stelle nicht besonders tief war. Zu seinem Pech lag Sheppard unten und wurde vom Gewicht seiner Angreifer ins Wasser gedrückt. Es gelang ihm noch tief Luft zu holen, bevor sein Kopf unter Wasser gedrückt wurde. Er schlug um sich und versuchte sich aus dem Griff der Männer zu befreien, doch die Kräfte der beiden waren größer. Sheppard hielt die Luft an, um diese möglichst lange zu sparen, doch schon spürte er wie seine Kräfte nachließen und auch die Luft immer knapper wurde.

Am Rande der Bewusstlosigkeit glaubte er ein bösartiges Knurren und den lauten Schrei eines Menschen zu hören. Die Arme, die seinen Kopf ins Wasser gedrückt hatten, ließen ihn los und er schaffte es, seinen Kopf zu heben und Luft zu schnappen. Nur einer seiner Gegner versuchte noch ihn zu ertränken. Sheppard mobilisierte seine letzten Kraftreserven und schaffte es, den Krieger zurückzustoßen. Mit einem geschmeidigen Satz war er wieder auf den Beinen und ließ seinen Gegner ins Leere laufen. Ein Fausthieb beförderte den Mann ins Wasser zurück.

Sheppard sah sich schwer atmend nach seinem zweiten Gegner um und blieb verblüfft stehen. Simba, seine Raubkatze, die er gerade von Beleth geschenkt bekommen hatte, stand über dem anderen Krieger und drückte ihn ins Wasser. Seine Schnauze war dicht über der Kehle des Mannes, der nicht wagte, sich zu rühren.

Als neben Sheppard ein Mann ins Wasser sprang, ging er sofort in Abwehrstellung. John atmete erleichtert auf, als er Beleth erkannte, welcher mit gezogenem Schwert gewandt ins Wasser gesprungen war. Auf der ersten Plattform sah John weitere Krieger stehen, die die Angreifer besiegt und gefangen genommen hatten. Die Männer Beleths waren ihnen zu Hilfe geeilt und hatten die Attentäter überwältigt.

Beleth rief einen scharfen Befehl in seiner Sprache und sofort ließ der Raubkatze von seinem besiegtem Gegner ab. Zwei Krieger zogen den Mann aus dem Wasser und nahmen ihn mit.

„Sie hat mir das Leben gerettet“, sagte Sheppard und zeigte auf Simba. „Die Männer waren dabei mich zu ertränken, da muss Simba einen angesprungen haben und dadurch konnte ich mich befreien.“

„Die Tiere sind sehr gut abgerichtet“, meinte Beleth. „Du hast einen guten Freund gewonnen.“

„Ja, das ist wohl so“, meinte John und strich Simba über den Kopf, das die Katze sichtbar genoss.

„Doch nun, du scheinst ein guter Kämpfer zu sein, John. Aber noch nicht gut genug für den Kämpfer des Königs. Komm, wir werden dich trainieren, um dich auf den Kampf vorzubereiten.“

Die nächsten Stunden verbrachten sie mit Training und Beleth machte am Abend ein zufriedenes Gesicht. Auch die Krieger, mit denen Sheppard sonst noch übte gaben zu, dass er gut zu kämpfen verstand.

Als sie beim Essen zusammen saßen, meinte Beleth: „Morgen werde ich als erstes mit dem König sprechen. Mit seiner Erlaubnis kannst du danach die Herausforderung aussprechen. Dann ist Yara erst einmal sicher. Erst nach dem Kampf wird sich ihr Schicksal erfüllen – und deines auch. Denn eines ist sicher, nur ein Kämpfer wird die Arena verlassen. Du darfst mit deinem Gegner kein Mitleid zeigen. Er wird es auch nicht tun.“

„Schon gut, ich habe verstanden“, antwortete Sheppard. „Ich war schon öfters gezwungen zu töten, allerdings bevorzuge ich die Notwehrsituation.“

„Dann sieh es diesmal auch als das an, denn es geht für dich und Yara um Leben oder Tod. Im anderen Fall ist es besser, du verzichtest auf die Herausforderung“, erinnerte Beleth nochmals eindringlich.

„Ich werde es tun“, sagte John mit aller Überzeugung, die er aufbrachte.

„Gut! Doch jetzt lass uns noch etwas feiern.“



In einem anderen Teil der Stadt stand Rhiana an einem der großen Fenster ihres Gemaches und sah über die Häuser der Stadt, wo langsam die Lichter angingen. Die Sonne war schon längst verschwunden, obwohl ihr Haus auf einer der obersten Plattformen stand. Zu ihren Füßen lagen der Abgrund und die übrige Stadt. Sie bewunderte die Architektur, doch ihre Gedanken weilten bei John Sheppard.

Seit ihrer Trennung hatte sie nichts mehr von ihm gehört. Es war ihr nichts anderes übrig geblieben, als das Angebot Prinz Rancos anzunehmen. Die Aussicht die Konkubine des Königsohnes zu werden entsetzte sie, aber es war im Moment die einzige Möglichkeit ihr Leben und das von Sheppard zu retten. Und so schnell würde sie nicht aufgeben. Entweder würde ihr oder John etwas einfallen. Und dann waren ja auch noch die Freunde in Atlantis da. Durch ihre Zustimmung hatte sie sich und John etwas Zeit verschafft, denn niemals würde die die Geliebte von diesem Ranco werden.

Eine der Dienerinnen hatte ihr erzählt, dass der Fremde begnadigt worden sei und sich in der Gesellschaft des Kriegers Beleth befand. Das beruhigte Rhiana etwas, bedeutete es doch, dass Prinz Ranco Wort gehalten hatte und John noch lebte.

Rhianas Hand glitt über den Seidenstoff ihres langen roten Gewandes. Es war mit Goldfäden verziert. Es war schön so etwas Wunderbares zu tragen, ganz anders als die Männerkleidung, die sie sonst trug.

„Herrin!“ Die Stimme der Dienerin riss sie aus ihren Gedanken. Als zukünftige Konkubine besaß sie das Privileg Dienerinnen zu haben, die ihr jeden Wunsch erfüllten.

„Was ist denn, Tia?“ fragte Rhiana das junge Mädchen.

„Ich habe Nachricht von dem Fremden. Es geht ihm gut und er ist in Sorge um dich. Er bat den König darum, dich besuchen zu dürfen“, antwortete Tia.

„Und?“ fragte Rhiana freudig gespannt. Endlich konnte sie John wieder sehen. Doch das Glücksgefühl verwandelte sich in Enttäuschung, als die Dienerin erneut sprach. „Es tut mir Leid, aber der König hat abgelehnt. Der Fremde darf dich nicht sehen“.

„Verdammt!“ Rhiana konnte ihren Ärger nicht verbergen. „Ich muss ihn aber sehen. Wie komme ich ungesehen hier heraus?“

„Das geht nicht“, sagte die Dienerin erschrocken. „Die Gemächer werden streng bewacht. Wenn man dich erwischt, bedeutet das deinen Tod. Und den deines Geliebten auch. Doch ich kann versuchen, dem Fremden eine Nachricht von dir zu bringen.“

„Und eine mir von ihm?“ fragte Rhiana gespannt.

„Ja, Herrin“, antwortete Tia.

„Gut, dann versuchen wir es erstmal so. Warte hier, ich werde John eine Nachricht schreiben.“

Rhiana setzte sich an einen kleinen Tisch in dem Gemach und begann in aller Eile ein paar Zeilen an Sheppard zu schreiben. Anschließend rief sie Tia heran.

Rhiana sah die Dienerin an. „Warum machst du das, Tia? Es bringt auch dein Leben in Gefahr.“

„Yara ist eine Freundin von mir. Ich bin zwar nur eine einfache Dienerin, aber die Prinzessin war immer gut und freundlich zu mir. Jetzt habe ich die Möglichkeit etwas davon zurückzugeben, indem ich helfe, ihr Leben zu retten“, erklärte Tia schlicht.

„Ihr Leben? Ist das denn in Gefahr? Der König ist doch ihr Vater“, meinte Rhiana erstaunt.

„Der König hat ihren Tod befohlen. Ich bin sicher, dass der böse Graf Palla dahinter steckt, denn er wollte Yara heiraten, doch die Prinzessin hat seinen Antrag abgelehnt. Das hat den Zorn und den Hass des Kriegsherrn heraufbeschworen und deshalb will er Yaras Tod, doch der Fremde, den du John nennst, will ihr Leben retten.“

„Wie denn?“

„Er wird morgen die Herausforderung aussprechen und um Yaras Leben kämpfen“, erklärte Tia.

„Kämpfen?“ fragte Rhiana besorgt.

„Ja, es ist ein Kampf auf Leben und Tod mit dem Ersten Krieger des Königs. Wenn der Fremde verliert, sterben beide.“

„Was? Aber das kann John nicht tun. Ich dachte er sei in Sicherheit.“

„Das ist er auch, aber er macht es auf eigenen Wunsch, weil es die einzige Möglichkeit ist, Yaras Leben zu retten.“

„Indem er sein Eigenes verliert? Das ist Wahnsinn, aber typisch für John.“

„Du hast wenig Vertrauen in deinen Freund“, meinte Tia. „Glaubst du nicht, dass er siegen kann, Herrin?“

„Natürlich kann er das, aber ...!“

„Du liebst ihn und sorgst dich deswegen um ihn. Ich verstehe, aber es geht nicht nur um sein Leben oder das von Yara. Wenn dein Freund siegt, können wir Graf Palla stürzen und viele weitere Leben sind gerettet“, sagte Tia.

„Anscheinend bin ich dazu verdammt, mein Leben mit Menschen zu verbringen, die ihr eigenes Leben weniger schätzen, als ihr eigenes“, seufzte Rhiana ergeben. „Nun gut. Hier ist die Nachricht. Versuche sie John zu bringen.“

„Ja, Herrin!“ versprach Tia und machte sich auf den Weg.

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Kapitel 6 by Selana
Teil 6

Außerhalb der Stadt stand Rodney McKay vor dem großen Tunnel, der vom Festland unter Wasser bis zur Stadt führen sollte. Die Wände waren mit einem Material abgestützt, die ihm ungekannt war.

Jono zeigte McKay stolz ihr bisheriges Werk. „Das Material stammt von den Vorfahren. Wir haben nicht verlernt es her zu stellen. Bald haben wir unser Ziel erreicht. Unser Baumeister ist sich sicher, dass es nur noch 20 Meter bis zu der Höhle ist, die direkt in die Stadt führt.“

„Höhle?“ fragte McKay.

„Ihr müsst wissen, dass das Wasser am Grund der Grube nicht einfach verschwindet. Unten ist ein großer See und das Wasser fließt in vielen Höhlen weiter. Einige wurden erforscht, aber die meisten sind unbekanntes Gebiet. Meistens kommt man wegen dem Wasser nicht weiter, weil es die ganze Höhle ausfüllt.“

„Dazu braucht man ein Tauchgerät“, meinte Rodney.

„Ja, aber bisher gab es dazu noch keinen triftigen Grund. Die erforschten Höhlen werden als Lagerräume, Tiergehege oder Trainingsräume für die Krieger benutzt. Ganz unten befinden sich keine richtigen Wohnräume, weil die meisten Menschen sich so tief unten nicht wohl fühlen“, erklärte Jono.

„Das kann ich mir vorstellen“, sagte Teyla und schüttelte sich bei dem Gedanken eingesperrt in einer Höhle, tief unten leben zu müssen.

„Ein guter Freund von mir trainiert dort seine Krieger. Er ist mein Verbindungsmann in die Stadt. Von ihm erhalte ich auch alle Nachrichten. Vor einer Stunde erfuhr ich von einem seiner Spione, dass eure beiden Freunde in der Stadt sind. Im Moment befinden sie sich in Sicherheit, aber meine Geliebte ist in großer Gefahr. Der König will sie töten lassen.“

McKay sah Jono ungläubig an. „Sagtest du nicht, dass sie die Tochter des Königs ist?“

Jono nickte.

„Er will seine eigene Tochter töten lassen? Dieser Unmensch!“ regte sich Teyla auf.

„Ich bin sicher, dass Graf Palla ihn aufgehetzt hat und ihm lauter Lügen über Yara erzählt hat. Mein Freund versucht ihn umzustimmen, aber ohne Beweise für Pallas Verrat wird ihm der König nicht glauben.“

„Was ist nun mit dem Tunnel“, wollte Ronon wissen.

„Ach ja! Er wird in der Höhle meines Freundes enden. Seine Krieger erwarten uns schon. Wir arbeiten Tag und Nacht, um den Tunnel fertig zu stellen. Aufseiten der Stadt muss allerdings größte Vorsicht geübt werden, denn Graf Pallas Spione sind überall“, meinte Jono.

McKay sah vielen Frauen und Männer, die dabei waren, unter großen Sicherheitsvorkehrungen den Tunnel zu graben. Ein Mann fiel auf, der alles überwachte und für die Sicherheit verantwortlich zu sein schien. Frauen schafften auf Handwagen die von den Männern heraus gebrochenen Steine weg. Es war Schwerstarbeit, doch die Frauen und Männer waren mit Feuereifer bei der Arbeit.

Jono zeigte auf den Mann. „Das ist Tamu, mein Baumeister und ein guter Freund. „Tamu!“ rief er dann.

Der Baumeister kam zu ihnen und gegrüßte Jono freudestrahlend. „Jono, schön dich zu sehen. Du warst Tage nicht mehr bei mir unten.“ Sein Blick traf die Fremden.

Jono verstand den Wink. „Das sind meine neuen Freunde Doktor Rodney McKay, Teyla Emmagan und Ronon Dex. Sie sind durch den Ring der Vorfahren auf unsere Welt gekommen.“

Tamu verbeugte sich tief vor den Fremden, die hier übliche Art jemanden zu begrüßen.

„Zwei Freunde von ihnen befinden sich in der Stadt. Wir wollen sie befreien, ebenso meine geliebte Yara“, sagte Jono.

„Ihre Flucht ist misslungen?“ fragte Tamu erschrocken.

„Ja, sie wurde von Graf Pallas Schergen gefangen, zusammen mit den beiden Fremden.“

„Das ist nicht gut. Dann sollten wir uns noch mehr beeilen den Tunnel fertig zu stellen. Ihr entschuldigt mich?“ Damit stürmte er davon und ließ die anderen einfach stehen, die ihm verblüfft hinterher blickten.

„Ihr müsst Tamu entschuldigen“, meinte Jono. „Er ist Gelehrter und deshalb etwas seltsam.“

„So?“ fragte McKay amüsiert.

„Oh! Verzeih, das war nicht gegen dich gerichtet“, sagte Jono, als ihm bewusst wurde, dass McKay auch ein Gelehrter war.

„Schon gut, mein Freund. Mit dieser Meinung stehst du nicht alleine da“, sagte McKay leicht verärgert. „Doch sag: warum benutzt ihr nicht Sprengstoff, um schneller voranzukommen?“

„Man könnte die Sprengung hören“, meinte Jono. „Erst für den letzten Durchbruch werden wir Sprengstoff benutzen. Doch jetzt kommt mit. Meine Leute haben eure Quartiere bereitet und ein Essen bereitgestellt. Hier können wir im Moment nichts tun.“

„Das ist eine gute Idee“, meinte McKay begeistert. „Ich sterbe vor Hunger!“

„Was ist mit helfen?“ fragte Ronon und ignorierte damit McKays Ausruf.

„Beim Bau des Tunnels? Nein, ich habe andere Aufgaben für euch.“

Mit einem letzten Blick auf den Tunnel folgten die drei nun dem vorauseilenden Jono zurück in die Höhlenwohnräume.



In der Stadt

Am Morgen des darauf folgenden Tages wurde John Sheppard von einer Dienerin geweckt.

„Herr, es ist Zeit zum Aufstehen. Beleth ist beim König und spricht mit ihm. Wenn er zurückkommt und der König einverstanden ist, wird der Herrscher Sie empfangen und Sie können die Herausforderung aussprechen. Wir werden Sie baden und ankleiden.“

„Das kann ich selbst.“ Dann fiel ihm auf, dass sie in der Mehrzahl gesprochen hatte. „Wir?“

„Meine Freundin und ich.“ Die Dienerin zeigte auf eine weitere Frau, die sich bisher im Hintergrund gehalten hatte und nun nach vorne trat.

Es war eine junge schöne Arin, mit langen schwarzen Haaren und dunklen Augen, die sich erst verstohlen umsah, bevor sie sich ihm näherte. „Ich bin geehrt, Euch dienen zu dürfen, Herr.“ Damit drückte sie John etwas in die Hand.

Die beiden Frauen entfernten sich, um das Badewasser einzulassen und John sah auf den Zettel in seiner Hand.

Rhianas Handschrift!

Sheppard las ihre Nachricht. Er war froh, dass es ihr gut ging. John drehte den Zettel um und schrieb Rhiana seine Antwort darauf. Diesen gab er dann heimlich der Dienerin zurück.

Kaum war er fertig, erschien auch schon Beleth. „Es ist alles bereit. Der König akzeptiert die Herausforderung.“ Der Krieger zögerte einen Moment, dann sagte er leise. „Ich hatte sogar den Eindruck, dass er froh war, eine Möglichkeit zu haben seiner Tochter das Leben zu retten. Aber er ist der König und darf unter keinen Umständen sein Gesicht verlieren. Für uns Arin bedeutet das, die Macht und das Ansehen zu verlieren. Der König wäre unter Umständen sogar gezwungen abzudanken.“

Sheppard überlegte einen Moment. „Vielleicht ist das sogar beabsichtigt?“

„Du meinst ...“ Beleth sah John an. „Aber das wäre eine Verschwörung gegen den Thron. Das schlimmste Verbrechen, das sich ein Arin schuldig machen kann.“

„Wer wäre der Nachfolger des Königs?“ fragte Sheppard.

„Ranco, der Sohn des Herrschers. Aber Ranco ist mein Freund. Er ist zwar arrogant aber ehrlich.“

„Wer ist der nächste in der Reihe?“

„Niemand. Der zweite Sohn ist noch ein Kind und sonst hat der König nur noch Töchter. Töchter dürfen den Thron nicht besteigen“, erklärte Beleth.

„Unter keinen Umständen?“

„Man müsste das Gesetz ändern“, meinte Beleth. Er legte die Hand auf sein Kinn und überlegte: „Wenn Ranco und der König aus dem Weg sind, wäre nur Graf Palla mächtig genug, den Thron an sich zu reißen. Und das würde erklären, warum er Yara heiraten wollte. Er strebt den Thron an.“

„Damit haben wir den Schuldigen. Vielleicht hofft der Kriegsherr, dass der König seine Tochter in letzter Sekunde rettet, dann wäre es ein Leichtes für ihn, den Herrscher zum Abdanken zu zwingen. Er bräuchte ihn nicht einmal zu töten. Dann bliebe nur Ranco übrig. Nach dessen Tod kann Graf Palla eine andere Tochter des Königs heiraten und ist damit an der Macht.“

„Das bedeutet, dass der Königsohn in Gefahr ist. Ich werde sofort meine Männer zu seinem Schutz abstellen. Und wir gehen eiligst zum König.“

Beleth und Sheppard verließen das Gemach und gingen zum Thronsaal. Von seinem neuen Freund war John genau über den Ablauf informiert worden. Sheppard betrat den Thronsaal und blieb mitten im Raum stehen. In der Hand hielt er einen Stab, den er von Beleth erhalten hatte. Der Stab war einen Meter lang. Ein Ende mündete in ein kurzes Schwert, während das andere Ende eine Sonne darstellte, geformt aus einem riesigen Jade-Stein.

Von seinen Dienern und Vertrauten umringt, saß der König auf seinem Thron. Kurze Zeit ruhte sein durchdringender Blick auf dem Fremdling. „Du hast den Wunsch, die Herausforderung zum Schutze der Prinzessin auszusprechen?“

Sheppard erkannte Graf Palla und Hamad unter den Anwesenden. Ihre Blicke lagen feindselig auf ihm. John ignorierte sie und sagte: „Ja, dass wünsche ich. Für das Leben der Prinzessin.“ Damit stieß Sheppard den Stab mit der Schwertseite in den Boden.

König Moerbin musterte ihn nachdenklich. Es lag an ihm, die Herausforderung zu akzeptieren und seinen Kämpfer zu bestimmen. Sheppard glaubte, so etwas wie Sympathie im Blick des Königs zu erkennen. „Die Herausforderung ist akzeptiert.“ Er sah sich in der Runde um. Sein Blick blieb auf Hamad haften. „Ich wähle meinen besten und stärksten Krieger für den Kampf : Hamad!“

Hamad blickte den König einen Moment überrascht an, dann überzog ein hinterhältiges Grinsen sein Gesicht. Der Krieger trat in die Mitte des Saales und zog den Stab heraus. „Ich nehme an!“ Er hob den Stab hoch und drehte sich unter dem Gejohle der Krieger im Saal im Kreis herum. Vor John blieb er stehen. Der Blick, der Sheppard traf, war boshaft. „Es wird mir ein Vergnügen sein, dich zu töten, Fremder!“ Dann ging er unter dem Gebrüll seiner Freunde an seinen Platz zurück.

„Es sei!“ rief der König. „Der Kampf ist in vier Tagen, um die Mittagszeit.“

Beleth packte Sheppard am Arm und zog ihn aus dem Saal. „Das war genial von dem König. Jetzt glaube ich wirklich, dass er auf unserer Seite steht.“

„Was meinst du?“ fragte John erstaunt.

„Normalerweise kämpft ein anderer Krieger für den König. Bei der Herausforderung kann der König jedoch frei wählen. In dem er Hamad gewählt hat, beraubt er Graf Palla automatisch um seinen besten Mann. Hamad ist ein genialer Stratege und Kämpfer, dem Graf Palla viel seiner Macht und Einfluss zu verdanken hat. Er ist es, der die Krieger kontrolliert, doch gegen ihn hast du eine reelle Chance.“

„Du gehst von vorneherein von meinem Sieg aus“, meinte Sheppard.

Beleth sah ihn überrascht an. „Du willst doch jetzt keinen Rückzieher mehr machen? Dazu ist es jetzt zu spät. Wenn du den Kampf nicht antrittst, wäre das automatisch dein Tod.“

„Keine Sorge, ich werde kämpfen. Aber ich bin sicher, dass Hamad ein guter Kämpfer ist.“

„Das ist er, aber du auch. Hamad ist dazu hinterhältig. Du bleibst am besten bei mir. Wir werden die vier Tage mit trainieren verbringen. Meine besten Kämpfer stehen dir zur Verfügung. Du wirst siegen.“

„Wenn du meinst ...“ John war nicht so zuversichtlich.

„Du hast Angst?“ fragte Beleth.

„Natürlich habe ich das“, meinte Sheppard.

„Das ist gut. Das wird dir die Klarsicht und die Kraft zum Sieg geben. Nur ein Narr oder ein Verrückter hat keine Angst vor dem Tod“, meinte Beleth. „Und du bist keines von beiden.“ Er klopfte John auf den Rücken. „Komm mit! Wir beziehen für die nächsten Tage Quartier unten in der Arena. Wir werden viel Spaß haben.“

„Spaß nennst du das? Unter Spaß verstehe ich etwas anderes“, meinte Sheppard, folgte seinem neuen Freund aber ohne Widerspruch in die unteren Bereiche der Stadt.



Gespannt wartete Rhiana auf die Rückkehr Tias und die neuesten Nachrichten über Sheppard. Als Tia erschien, lief sie ihr entgegen. „Hast du John gesehen? Hat er meine Nachricht gelesen?“ Rhiana verstummte, als sie Tias Gesicht sah. „Was ist passiert? Ist John etwas passiert? Sprich doch, Mädchen!“

Tia schüttelte den Kopf. „Nein, der Herr lebt – noch!“

„Noch? Was heißt noch?“

„Er hat sich mit Beleth von der königlichen Garde angefreundet und mit seiner Hilfe die Herausforderung ausgesprochen.“

„Du hast das schon einmal erwähnt. Und was bedeutet das nun genau? Du sagtest etwas von einem Kampf auf Leben und Tod.“

„Es wir ein Kampf mit Hamad sein. Nur einer von beiden wird die Arena lebend verlassen, und wenn es Sheppard ist, wird auch Yara weiterleben. Verliert er aber den Kampf, stirbt auch die Prinzessin.“

„Das müssen wir verhindern.“

„Dazu ist es zu spät. Der König hat die Herausforderung angenommen. Wenn dein Freund nun einen Rückzieher macht, bedeutet das seinen Tod.“

Rhiana konnte es nicht fassen. Doch dann überwog ihr Sorge. „Wann ist der Kampf?“

„In vier Tagen, Herrin“, antwortete Tia.

„Darf ich zusehen?“ fragte Rhiana.

„Du willst zusehen, wie er vielleicht getötet wird?“ fragte Tia erstaunt.

„John wird siegen. Das weiß ich ganz genau“, antwortete Rhiana mit fester Stimme. Ganz tief in ihrem Inneren wusste sie, dass Sheppard durchaus verlieren konnte, aber das wollte sie sich nicht eingestehen.

„Ja, Herrin!“ sagte Tia und hoffte, dass die Fremde recht hatte, denn Yara war auch ihre beste Freundin.

„Tia, ist es möglich, dass ich meine Gemächer verlassen darf, um mir die Stadt anzusehen? Ich muss hier raus, sonst werde ich noch verrückt.“

„Ich werde Ranco fragen. Der Königsohn hat übrigens angekündigt, dass die Nacht nach der Herausforderung die Nacht eurer Vereinigung sein wird.“

„So?“ fragte Rhiana bestürzt. Sie hatte überhaupt keine Lust dem Königsohn zu Willen zu sein. „Dann geh und frage ihn, Tia. Und sage ihm, dass ich mich auf unsere erste Nacht freue.“

Tia sah Rhiana überrascht an, denn sie wusste, dass es nicht so war, schließlich liebte die Fremde diesen Sheppard. Rhianas Miene war jedoch undurchschaubar und so verbeugte sich Tia vor ihr und ging, um den Befehl auszuführen.

Rhiana sah ihr hinterher. „John!“ flüsterte sie dann. „Gewinne. Und dann fliehen wir von hier, denn eines ist sicher. Wenn es dieser Ranco auch nur wag mich anzurühren, werde ich ihn vorher umbringen.“

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Kapitel 7 by Selana
Teil 7

Nachdem sie den Hügel überwunden hatten, sahen sie die Quelle unter sich liegen. Teyla und Ronon hatten sich einem Jagdtrupp der Rebellen angeschlossen, um wenigstens etwas zu tun zu haben. Und nachdem sie stundenlang durch die Dschungel gelaufen waren, war die Quelle am Fuße des Hügels ein verlockender Anblick.

„Ich verstehe einfach nicht, warum kein Wild zu sehen ist“, meinte Jono. „Sonst haben wir meist gleich Glück.“

„Vielleicht haben die anderen Trupps etwas erlegt“, versuchte Teyla Jono zu trösten. Sie wartete die Antwort der beiden Männer nicht ab, sondern machte sich auf den Weg nach unten. Die Männer beeilten sich, ihr zu folgen.

„Sie scheint zu wissen, was sie will“, meinte Jono leise zu Ronon.

„Oh ja! Das kann man wohl sagen“, antwortete Ronon.

Jono sah ihn an und fing an zu grinsen. „Du magst sie“, stellte er fest.

„Ich? Sie ...“ Ronon hörte auf zu sprechen und gab dann nach einer kurzen Pause zu. „Ja, du hast recht.“

„Und sie?“

„Ich weiß nicht.“

Inzwischen hatten sie den Talgrund und die Quelle erreicht. Nach einigen Minuten hatten sie genügend getrunken und auch ihre Wasserflaschen aufgefüllt. So machten sie sich wieder auf den Rückweg.

Gerade, als sie den Bach überqueren wollten, um den Weg über den Hügel ihnen gegenüber zu nehmen, blieb Teyla stehen und lauschte.

„Was ist los, Teyla?“ fragte Ronon.

„Hört ihr das nicht?“ Teyla hielt ihren Kopf schief, um besser hören zu können. Da war es wieder, ein dumpfer tiefer Laut, als würde jemand einen festen Gegenstand auf den Boden stoßen. „Lauft!“ rief Teyla.

Sie sprangen in den Bach, als auch schon ein riesiger Schatten aus den Bäumen hervorbrach und ihnen den Weg zum Hügel versperrte.

„Zurück! Das Tal hoch!“ rief Teyla und drehte sich auf dem Absatz um und rannte um ihr Leben. Die Männer waren dicht bei ihr.

Hinter ihnen ertönte ein urwüchsiger wütender Schrei. Gleich darauf hörten sie die Geräusche, die das Tier verursachte, als es sie verfolgte und dabei ohne Rücksicht durch das Flussbett brach. Teyla warf einen Blick zurück und sah den Verfolger über einige Steine straucheln und stürzen. Das gab ihnen einen kurzen Vorsprung und sie hoffte, dass das Tier sich bei dem Sturz den Hals gebrochen hatte.

„Nach oben! Wir müssen nach oben oder eine Höhle finden!“ rief sie schwer atmend den Männern zu. Hinter ihnen hörte sie das Tier erneut die Verfolgung aufnehmen. Der Sturz schien es nicht verletzt, aber noch wütender gemacht zu machen. Das Tal wurde immer enger und nirgends gab es einen Weg nach oben.

„Was jetzt?“ fragte Jono atemlos. „Es ist immer noch hinter uns her. Es ist ein Margan, sie sind selten, aber sehr gefährlich. Deshalb haben sich auch alle Tiere versteckt.“

Noch immer hörten sie die wütende Schreie und die Geräusche des Tieres hinter sich. Es kam auch nur langsam voran, gab die Verfolgung aber nicht auf. Plötzlich endete das Tal in einer Sackgasse. Sie saßen fest, denn zurück konnten sie wegen dem Margan nicht mehr. Eine riesige Geröllhalde lag vor ihnen, die steil nach oben führte. Sie war nur unter Lebensgefahr zu bewältigen.

„Da kommen wir nie hoch. Ein falscher Tritt und Tonnen von Geröll verschütten uns“, meinte Jono und sah nach oben.

Das erboste Gebrüll des näherkommenden Raubtieres belehrte sie jedoch, dass sie keine andere Wahl hatten. „Entweder werden wir gefressen oder wir riskieren es“, sagte Teyla. „Ich stürze lieber in den Tod, als von dem Vieh zerrissen zu werden.“ Und schon begann sie mit dem Aufstieg.

Der Margan erreichte den Fuß der Geröllhalde und Ronon folgte mit einem Satz den beiden anderen, die schon mehrere Meter über ihm waren. Hinter ihnen brüllte das Raubtier wütend auf, als er seine schon sicher geglaubte Beute entkommen sah.

Teyla erreichte eine sichere Stelle und wartete auf die Männer. Zehn Meter unter ihnen war der Margan stehen geblieben und sah zu ihnen hoch. Sie konnten seine messerscharfen Zähne sehen, als das Tier das Maul aufriss und wütend zu ihnen hochbrüllte, doch es wagte nicht, ihnen zu folgen.

Jetzt konnten sie das Tier auch deutlicher sehen. Es sah aus wie ein riesiger Dinosaurier. Teyla dachte an Dinotopia, denn dort waren die Dinos intelligent gewesen. Dieser sah jedoch nicht aus, als wäre er intelligent. Sie schätzte die Länge des Tieres von der Schwanzspitze bis zum spitz zulaufenden Schädel auf elf Meter. Das Tier ging aufrecht auf seinen kräftigen Hinterfüßen. Seine beiden Arme besaßen vier Finger, die in spitzen Krallen endeten. Der Kopf ähnelte einem Krokodil. Der lange kräftige Schwanz diente zur Balance beim Laufen. Am auffälligsten waren jedoch die segelartigen Auswüchse auf seinem Rücken, die ihm entfernt das Aussehen eines Drachen gaben.

In diesem Moment fiel von oben ein Stein herunter. Teyla konnte gerade noch einen Satz rückwärts machen, um nicht von ihm getroffen zu werden. Dadurch verlor sie aber das Gleichgewicht und stürzte nach unten, direkt auf das Maul des Sauriers zu.

„Teyla!“ Ronons entsetzter Schrei war das Letzte, dass sie hörte, als ihr Kopf unliebsame Bekanntschaft mit einem Felsbrocken machte und sie das Bewusstsein verlor.

Ihre Bewusstlosigkeit konnte nur Sekunden gedauert haben, denn als sie die Augen aufschlug, blickte Teyla genau in den weit aufgerissenen Rachen des Raubtieres, das sich gerade über sie beugte, um seine, ihm direkt vor die Füße gefallene Beute zu packen. Ronons Schrei hörte sie wie aus weiter Ferne. Ihre Schreckenssekunde dauerte nur den Bruchteil eines Augenblicks, denn das Leben in dauernder Gefahr hatte sie geprägt und ließ sie instinktiv handeln.

‚Nur keine Panik‘, dachte Teyla und ohne auf ihre Kopfschmerzen zu achten, zog sie wie ein Igel ihre Beine dicht an den Körper und rollte aus der Reichweite der zuschnappenden Kiefer, zwischen den Beinen des Margan hindurch. Sie kam geschmeidig auf die Beine und sah Ronon den Geröllhang herunterlaufen. Dadurch geriet er erneut in die Reichweite der Bestie.

„Ronon, nicht!“ rief Teyla ihm zu, weil sie um sein Leben fürchtete.

Der Margan hatte enttäuscht aufgebrüllt, als seine so sicher geglaubte Beute verschwand, doch als er Teylas Stimme hörte, drehte er sich erneut zu ihr herum. Teyla blickte in seine wütenden und weit aufgerissenen Augen und sprang zur Seite. In diesem Moment peitschte ein Schuss auf, dem ein zweiter folgte. Ronon war direkt über dem Margan auf einem kleinen Felsvorsprung stehen geblieben und hatte seine Waffe von der Schulter genommen und auf das Tier geschossen. Die Kugeln richteten keinen großen Schaden an, dazu waren sie zu hastig abgefeuert worden und der Margan zu groß, doch sie reichten aus, um das Tier einen Augenblick abzulenken.

Teyla nützte die Chance und lief in weitem Bogen um den Räuber herum und auf den rettenden Hang zu. So schnell sie konnte kletterte sie hoch und blieb erst in etwa zehn Meter Höhe stehen und blickte sich um.

Ronon sah die Aufmerksamkeit des Giganten auf sich gerichtet und drückte erneut ab. Diesmal zielte er genauer und traf den Kopf des Sauriers, was diesen aber nur noch wütender machte. Er schüttelte den Kopf und brüllte noch lauter. Die Luft vibrierte von dem Klang seiner Stimme, und als das Raubtier aufgebracht mit den Vorderbeinen auf den Hang einschlug, setzte dieser sich in Bewegung. Über Ronon, der gerade sein Gewehr nachlud, fielen mehrere Steine herunter und rissen ihn mit sich in die Tiefe. Ronon schlug um sich, verlor dabei sein Gewehr und versuchte die Brocken so gut es ging abzuwehren, um zu verhindern, dass sie ihn am Kopf trafen.

Mit Entsetzen sah Teyla ihn abstürzen und von der Gerölllawine mit in die Tiefe reißen. Zum Glück für Ronon waren es nur kleinere Steine und sie sah, wie er sich zu bewegen begann, nachdem der Hang zur Ruhe gekommen war. Das sah jedoch auch der Saurier und stürzte sich auf Ronon.

Ohne zu überlegen, lief Teyla den Hang entlang, bis sie über dem Räuber und Ronon war, der verzweifelt versuchte sich vor dem Tier in Sicherheit zu bringen. Teyla zog ihr Messer und sprang mit einem Schrei auf den Rücken des Tieres, dort wo der Ansatz des Segels und der Hals des Margan sich befanden. Mit aller Wucht stieß sie zu. Mit einem hässlichen Laut drang das Messer in den Hals des Raubtieres und Blut spritzte. Das Tier stieß einen Schmerzensschrei aus, der sicher noch in einem Kilometer Entfernung zu hören war. Teyla stieß ein zweites Mal zu. Der Räuber schüttelte sich und bockte, um sie abzuwerfen, während das Blut in Strömen aus seinen Halswunden floss. Der dritte Stoß ließ den Margan straucheln. Direkt vor sich sah Teyla einen Felsvorsprung und ohne zu zögern, sprang sie vom Rücken des Tieres auf den Felsen hinauf.

Der Margan brüllte und bockte weiter vor Schmerzen. Er schien genug von seiner vermeintlich schwachen und leichten Beute zu haben und ergriff die Flucht. Ronon kletterte den Hang hoch und tauchte neben Teyla auf. Einige Zeit standen sie wortlos und schwer atmend nebeneinander und lauschten auf die leiser werdenden Geräusche und das Gebrüll des abziehenden Raubtieres.

Ronon fand als erster seine Sprache wieder. „Ob er weg ist?“

„Sicher!“

„Bist du verletzt?“ besorgt sah Ronon sie an und zeigte auf die blutende Stirnwunde, die sie jetzt erst bemerkte.

„Nur ein leichter Kratzer“, winkte Teyla ab und wischte mit der Hand über die Wunde. „Und du?“

„Dasselbe. Das, das war fantastisch!“ meinte er dann.

„Was?“

„Na, dein Kampf mit dem Drachen.“

„Es war kein Drachen.“

„So sah er aber aus. Du hast ihn schwer verletzt, hoffentlich stirbt er.“

„Er tut nur das, für was ihn die Natur erschaffen hat: Er versucht zu überleben.“

„Das kann er gerne, aber nicht auf unsere Kosten“, meinte Ronon und schüttelte ungläubig den Kopf. „Wie kannst du einen solchen Killer verteidigen.“

„Wir machen doch dasselbe. Wir töten, um zu überleben, also sind auch wir nichts anderes als Killer“, entgegnete Teyla und wandte sich ab.

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Kapitel 8 by Selana
Teil 8

Sie kletterten wortlos hintereinander den Hang hoch, wo Jono auf sie wartete. „Das war das unglaublichste Schauspiel, dass ich je gesehen habe“, empfing Jono sie.

„Du hättest uns ja helfen können“, meinte Ronon vorwurfsvoll.

„Um mich fressen zu lassen?“ Ungläubig schüttelte Jono den Kopf. „Bin ich denn verrückt?“

„Nein, aber vielleicht ein Feigling“, sagte Ronon. „Teyla hätte sterben können.“

„Hört auf zu streiten“, verlangte Teyla. „Niemand ist hier ein Feigling. Gehen wir weiter.“

Sie hatten den Gipfel des Hanges erreicht und drangen in den Dschungel ein.

„Wir sind weiter südlich und werden einige Stunden länger nach Hause brauchen“, sagte Jono.

„Dann lasst uns nicht länger warten“, meinte Teyla. „Geh voran!“

Jono tat wie ihm geheißen und sie bahnten sich vorsichtig einen Weg durch den Dschungel. Immer wieder blieben sie stehen und lauschten, doch von dem Saurier war nichts mehr zu hören. Hin und wieder knackte und krachte es im Unterholz, doch das dazugehörige Tier sahen sie selten. Meistens schien es sich um kleinere Tiere zu handeln, die vor ihnen Reißaus nahmen. So erreichten sie schließlich die Höhle.

McKay empfing sie schon ungeduldig. „Wo wahrt ihr denn solange?“ Er sah Teylas Kopfverband. „Was ist passiert?“

„Teyla hat sich mit einem Drachen angelegt“, erzählte Ronon.

„Was?“ McKay riss überrascht die Augen auf.

Ronon erzählte in aller Ausführlichkeit, was ihnen widerfahren war. Alle hörten mit angehaltenem Atem zu, als er zu der Stelle mit Teylas Kampf mit dem Saurier kam. Ein Raunen ging durch die Menge.

„Noch nie hat jemand es gewagt einen Margan anzugreifen, geschweige denn auf ihm zu reiten“, sagte jemand aus der Menge. „Die Drachenreiterin ist eine große Kämpferin.“

Und so kam es, dass Teyla ihren Spitznamen hatten. Von diesem Moment an nannte man sie ehrfurchtsvoll die Drachenreiterin.

Jono kam am Abend zu ihnen. „Ich habe mit meinem Freund in der Stadt gesprochen. Euren Freunden geht es gut. In zwei Tagen ist der Kampf um das Leben von Yara. Euer Freund Sheppard ist sehr mutig.“

McKay machte ein besorgtes Gesicht. „Manchmal ist Sheppard zu leichtsinnig und setzt unnötig sein Leben aufs Spiel.“

„Diesmal geht es um eine gute Sache. Wir werden den Kampf abwarten und dann durchbrechen und Graf Palla stürzen“, erklärte Jono.

„Warum nicht vor dem Kampf? Dann bräuchte John nicht sein Leben zu riskieren“, meinte Rodney.

„Das geht leider nicht. Unser Volk verlangt den Kampf, nachdem die Herausforderung ausgesprochen wurde. Wenn dein Freund nicht kämpft, verliert er sein Gesicht und sein Leben - und das Volk wird unseren Kampf nicht unterstützen. Siegt er aber, werden sie alles tun, was er verlangt.“

„Dann hat Sheppard keine andere Wahl“, stellte McKay fest. „Hoffen wir, dass alles gut für ihn ausgeht, und wir machen uns sogleich an die Arbeit.“

Die nächsten zwei Tage vergingen wie im Fluge. Die letzten Arbeiten im Tunnel wurden beendet. Der Baumeister brachte nun Sprengstoff heran, den sie für den letzten Durchbruch verwenden wollten. Jetzt galt es, den richtigen Moment abzuwarten.



In der Stadt

Der Tag des Kampfes war gekommen. Dieser fand in der Arena statt, weshalb Sheppard die letzten Tage damit verbracht hatte, jede Einzelheit des Kampfschauplatzes zu erforschen. So war er sicher, dass ihm keine Planke, Plattform oder Steg unbekannt war.

Nicht nur die große Plattform, die Arena genannt wurde, diente dem Kampf, sondern auch die kleineren ringsum, die bis in eine Höhe von 10 m reichten. Er blickte sich um. Auf einigen der kleineren Terrassen hatte man Sitze für die Zuschauer aufgestellt.

Langsam trafen die Schaulustigen ein, bis schließlich auch der letzte Platz besetzt war. Beleth hatte Sheppard erklärt, dass öfters Schaukämpfe stattfanden, doch seit vielen Jahren war kein Kampf auf Leben und Tod dabei gewesen.

Nun gut! Er war es gewohnt, um sein Leben zu kämpfen.

Auf der Plattform des Königs, mit der besten Sicht auf die Arena, entdeckte er Rhiana. Es war das erste Mal, dass sie sich von Angesicht zu Angesicht sahen, seit es sie in diese Stadt verschlagen hatte. Rhiana winkte ihm zu. John konnte ihr Gesicht deutlich erkennen und die Angst um ihn darin lesen. Das gab ihm neue Kraft und Zuversicht.

Er würde siegen!

Er musste einfach siegen!

Neben Rhiana entdeckte John die Dienerin Tia und Yara, um deren Leben er kämpfte. Yara winkte ihm zu. Auch in ihrem Gesicht entdeckte er Angst. Sheppard winkte zurück und versuchte zuversichtlich und siegessicher auszusehen. Es schien Yara etwas Hoffnung zu geben, denn ein knappes Lächeln überzog ihr Gesicht.

Sheppard erblickte den König, hinter und neben ihm seine Frauen, sowie die anderen Töchter und Prinz Ranco, den Sohn des Königs.

Graf Palla und sein Gefolge saßen auf einer Plattform, etwas unterhalb der des Königs. Der Kriegsherr blickte Sheppard an und John glaubte, so etwas wie Schadenfreude in dem Blick zu erkennen. Er beschloss, auf der Hut zu sein. Palla führte etwas im Schilde.

John sah Beleth am Rande der Arena stehen und winkte ihn zu sich. Hamad war noch nicht am Kampfplatz eingetroffen.

„Was ist los, John?“ fragte Beleth leise.

Sheppard machte eine unauffällige Bewegung zu der Plattform Graf Pallas. „Der Kriegsherr plant etwas. Behalte ihn gut im Auge, denn ich möchte keine Überraschung nach dem Kampf erleben.“

Beleth lächelte: „Du gehst also von deinem Sieg aus? Sehr gut, das ist die richtige Einstellung. Und vergiss nicht, was ich dir gesagt habe: Lasse dich von Hamad nicht provozieren. Das versucht er immer, weil er seinen Gegner damit verunsichern will. Verbanne alle störenden Gedanken aus deinem Kopf und richte dein Augenmerk ganz auf den Kampf. So wirst du siegen. Hamad ist stark, aber nicht unbesiegbar. Das Umfeld werden meine Krieger und ich im Auge behalten. Vergiss das also und konzentriere dich nur auf den Kampf. Danach wirst du das Volk auffordern, gegen Graf Palla aufzustehen.“

„Keine Sorge, dass haben wir ja schon ausführlich besprochen. Deine Verbündeten stehen dann hoffentlich bereit, einzugreifen. Sonst geht unser schöner Plan baden“, entgegnete John.

„Sie warten nur auf mein Zeichen“, Beleth verschwieg Sheppard, dass drei seiner Freunde im Tunnel dabei waren. Das hätte ihn nur abgelenkt.

John sah auf sein Schwert. „Ich verstehe immer noch nicht, warum mit einem Schwert gekämpft wird. Und warum ihr meistens primitive Waffen verwendet, wo ihr doch moderne Schusswaffen zur Verfügung habt.“

„Das ist eine Frage der Ehre, John. Wir sehen es als feige an, seinen Gegner nicht im direkten Kampf gegenüber zu stehen.“

„Auch mit Pfeil und Bogen tötet man auf Distanz.“

„Du solltest jetzt nicht an so was denken. Das lenkt dich nur ab.“

In diesem Moment erschien Hamad auf der Bildfläche. Unter den Hurra-Rufen seiner Anhänger zog er siegessicher in der Arena ein. Er trug bunte und schillernde Kleider, die beeindrucken sollten, ihn in Sheppards Augen aber nur als aufgeblasener Pfau dastehen ließen. Der Arin schrie etwas in die Runde, dass John nicht verstand. Er zeigte auf Sheppard, während seine Anhänger grölend lachten.

„Lass dich nicht verunsichern, John!“ riet Beleth eindringlich, bevor er die Arena verließ.

„Keine Sorge“, versuchte Sheppard sich selbst zu beruhigen. „Er ist nur ein eitler Pfau.“

Trotzdem beging er nicht den Fehler Hamad zu unterschätzen. Er hatte ihn die letzten Tage trainieren sehen und wusste, dass er ein gleichwertiger Gegner war.

Hamad zog jetzt seine bunte Bekleidung aus. Darunter trug er genau wie Sheppard leichte Kampfbekleidung, die an den gefährdeten Stellen wie Bauch, Brust und Beinen mit Leder verstärkt waren. Seinen Kopf schützte er mit einem leichten Helm.

John hatte ähnliche Bekleidung gewählt.

„Bete zu deinem Göttern!“ forderte Hamad Sheppard auf. „Gleich wirst du vor ihr Antlitz treten.“

„Nur in deinen Träumen!“ antwortete John und ignorierte die weiteren beleidigenden Worte des Kriegers, was diesen zu ärgern schien. Er war es gewohnt, dass seine Gegner ihn fürchteten. Doch dieser Fremde schien nicht beeindruckt zu sein. Das erzürnte Hamad und er beschloss, kurzen Prozess mit ihm zu machen.

König Moerbin stand auf und hob seine Hände: „Ich grüße meine beiden Kämpfer. Ihr seid vor mir und dem Volk erschienen, mit der Absicht um die Ehre und das Leben von Yara zu kämpfen, die des Hochverrates beschuldigt wird. Yaras Verteidiger ist ein Kämpfer von einem fernen Planeten, der sich John Sheppard nennt. Der Vertreter meiner Ehre ist unser großer Krieger Hamad. Mögen die Götter entscheiden ob Yara schuldig ist und den Tod verdient oder ob sie unschuldig ist und damit leben wird. Der Kampf möge beginnen!“

Langsam hoben die beiden Kämpfer ihre Schwerter zum Gruß, bevor sie begannen, sich vorsichtig und abtastend zu umkreisen. Hamad war der erste, der zuschlug. Sein Schwert traf das von Sheppard von unten und zwang ihn zu einem Schritt nach hinten. Ein zweiter und dritter Schlag drängte ihn noch weiter zurück, bis es John gelang sich unter dem nächsten Hieb zu ducken und selbst zuzuschlagen und Hamad zurückzudrängen.

Der Arin parierte den Schlag ohne große Mühe und griff seinerseits erneut an und drängte Sheppard in die Defensive. So ging es eine Weile hin und her. Hamad griff immer wieder an und zwang Sheppard sich zu verteidigen. So entstand gleich zu Anfang der Eindruck, dass der Arin der bessere Kämpfer wäre.

Schließlich wurde John an den Rand der Treppe zur nächsthöheren Plattform gedrängt. Hamad trieb ihn die Treppe hoch. Dort wogte der Kampf eine Zeit lang hin und her, wobei sie immer wieder von einer kleinen Plattform zur nächsten wechselten. Beide bluteten inzwischen aus leichten Wunden. Dann gelang es dem Arin Sheppard das Schwert aus der Hand zu schlagen. Es fiel hinunter und blieb auf der Plattform der großen Arena mit lautem Scheppern liegen.

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Kapitel 9 by Selana
Teil 9

Beide Kämpfer blickten dem Schwert einen Augenblick hinterher. John nützte den Moment der Ablenkung aus und sprang mit einem Satz über das niedrige Geländer der Plattform und kam direkt neben seinem Schwert auf. Sheppard federte den Aufprall gewandt ab und ergriff das Schwert. Sein Gegner war ihm ohne zu zögern nachgesprungen und kam genauso sicher neben ihm zu stehen. Hamad schlug noch im Sprung zu. Sheppard konnte dem Schlag nicht richtig ausweichen und wurde an der Schulter getroffen. Zum Glück hielt die Schutzkleidung das meiste ab und es war nur ein leichter Kratzer.

Doch es machte ihn wütend. Bisher hatte er sich nur gewehrt, um seinen Gegner besser einschätzen zu können und Kraft zu sparen, doch jetzt beschloss er zum Angriff überzugehen. Die anfeuernden Rufe von Beleths Leuten oder die Buhrufe von den Anhängern Hamads drangen nicht mehr in sein Bewusstsein. Wie Beleth es ihm geraten hatte, verbannte er alle störenden Gedanken aus seinem Bewusstsein und konzentrierte sich einzig darauf, seinen Gegner zu bezwingen.

Hamad wurde von der Heftigkeit des Angriffes überrascht. Bisher hatte er sich als Sieger gefühlt, weil der Fremde seinen Angriffen nur ausgewichen war. So hatte er ihn für schwach gehalten, was sich nun als Irrtum herausstellte. Ein tödlicher Irrtum wie er erkennen musste.

Sheppard wusste selbst nicht, woher er die Energien nahm, seinen Gegner immer weiter in die Defensive zu drängen. Hamad wurde von den Schlägen an den Rand der Arena gedrängt und John gelang es, seinen ersten richtigen Treffer zu landen.

Sein Schwert durchdrang die Schutzkleidung Hamads und bohrte sich in dessen Schulter. Dieser heulte vor Schmerzen auf. John zog sein Schwert zurück und schlug seinem geschwächten Gegner das Schwert fast aus der Hand. Seinen weiteren Schlägen hatte Hamad nichts entgegen zu setzten und Sheppard gelang es nochmals, einen schweren Treffer zu landen. Sein nächster Schlag von unten geführt, schlug Hamad sein Schwert aus den Händen. In weitem Bogen flog es bis zum anderen Ende der Arena, unerreichbar für seinen Besitzer.

Normalerweise hätte John einem Gegner nun angeboten aufzugeben, doch diesmal hatte er keine andere Wahl. Deshalb holte er zum letzten Schlag aus und schlug ohne zu zögern zu. Sein Schwert traf Hamad genau ins Herz und tötete ihn auf der Stelle.

Erschöpft hielt Sheppard inne und sank müde zu Boden. Die begeisterten Rufe der Leute hörte er kaum. Jede verfügbare Energie hatte er in den Kampf investiert. Nun war er kaum noch in der Lage aufzustehen. Er hatte keine Ahnung, wie lange der Kampf gedauert hatte, aber es kam ihm wie Stunden vor.

„Das war großartig, John! So einen Kampf habe ich noch nie gesehen“, die Stimme Beleths riss ihn aus der Versunkenheit und er blickte auf die ausgestreckte Hand seines Freundes und ließ sich hochziehen.

Sheppard blickte sich um und sah in die Gesichter der Leute ringsum auf den Plattformen, die aufgestanden waren und begeistert seinen Namen riefen.

„Ich musste töten, das finde ich nicht großartig.“

„Es ging nicht anders, mein Freund“, versuchte Beleth ihn zu trösten. „Aber du hast gewonnen und das Leben von vielen Arin gerettet, denn von nun an ist die Macht Graf Pallas gebrochen.“

Sheppard blickte auf die Plattform des Kriegsherrn, der ihn hasserfüllt anstarrte. Auch dort saß niemand mehr auf seinem Platz, aber aus einem anderen Grund, als auf den anderen Plattformen. „Er wird etwas unternehmen“, befürchtete John.

„Ich habe dafür gesorgt, dass er nichts unternehmen kann. Meine Leute haben seine Plattform umstellt. Doch jetzt! Du hast gesiegt. Fordere deinen Sieges-Preis“, erinnerte Beleth ihn.

Sein Freund hatte recht. Sheppard hob sein Schwert und zeigte auf Yara. „Ich habe die Herausforderung bestanden und verlange ihre Freiheit.“ John ließ seinen Blick in der Runde schweifen. „Außerdem fordere ich alle aufrichtigen und gerechtigkeitsliebenden Menschen auf, sich gegen Graf Palla zu erheben. Er will den König stürzen und selbst die Macht übernehmen. Lasst das nicht zu! Kämpft um eure Freiheit!“

Atemlose Stille folgten seinen Worten, dann erhob sich der König: „So sei es. Du hast großartig gekämpft, Fremder. Die Prinzessin ist frei und bekommt alle ihre Rechte zurück. Graf Palla aber verliert alle seine Ämter. Ich werde ...“

„Du wirst nichts außer sterben!“ rief Palla hasserfüllt. „Ich werde der Herrscher dieser Stadt sein. Tötet ihn!“

Aus allen Richtungen tauchten nach diesen Worten auf den oberen Plattformen die Krieger Graf Pallas auf.

„Hast du nicht gesagt, dass du alles unter Kontrolle hast?“ fragte Sheppard Beleth.

„Dem ist auch so. Männer, zeigt euch!“ rief Beleth.

Im nächsten Moment stand die doppelte Anzahl Krieger, als die, welche Palla zur Verfügung hatte, auf den anderen Plattformen. Beleth schien mit einem Aufstand von seitens Pallas gerechnet zu haben und hatte vorgesorgt.

„Schützt die königliche Familie!“ rief Beleth seinen Kämpfern zu. „Bringt sie in Sicherheit!“

Die Krieger Graf Pallas gaben jedoch nicht gleich auf und versuchten ihren Anführer zu schützen. Der Kriegsherr begriff voller Wut, dass der König ihn die ganze Zeit getäuscht hatte.

Als der Kampf begann, sah Sheppard nach oben, wo Rhiana saß und ihm zuwinkte. Er lief zu der Plattform hinüber und die Treppe hoch, wo die Leibwache damit beschäftigt war, die königliche Familie in Sicherheit zu bringen. In diesem Durcheinander konnte er zu Rhiana gelangen. Sie fielen sich überglücklich in die Arme.

„Rhiana, ich dachte, ich hätte dich verloren.“

„John! Meine Güte, was hast du dir nur dabei gedacht? Ich habe die letzte Stunde Todesängste ausgestanden.“

„Du weißt genau, dass es nicht anders ging. Es war die einzige Möglichkeit, dass wir alle lebend davonkommen. Doch komm! Ich bringe dich in Sicherheit. Dann werde ich Beleth helfen.“

„Kommt nicht in Frage! Ich kämpfte an deiner Seite.“

In diesem Moment lief eine Erschütterung durch den Boden. Sie sahen sich erstaunt um. Im nächsten Moment stürmten Männer und Frauen aus den Höhlen und griffen in den Kampf ein – zugunsten von Beleths Kämpfern. Das würde Graf Pallas Aufstand endgültig den Todesstoß versetzen.

Sheppard und Rhiana glaubten ihren Augen nicht zu trauen, als sie Teyla, Ronon und McKay unter den Neuankömmlingen erblickten. Als die drei Sheppard und Rhiana entdecken, blieben sie stehen.

„John! Rhiana!“ Teyla umarmte beide überglücklich.

„Wo kommt ihr auf einmal her?“ fragte Sheppard erleichtert darüber, seine Freunde zu sehen.

„Das ist eine lange Geschichte“, meinte McKay und blickte sich um. „Hier geht es ja ganz schön rund.“

„Ein offener Aufstand gegen den König“, erklärte John. „Aber meine neuen Freunde haben alles im Griff.“

Sie sahen sich um, als sie auch Schüsse hörten. Die Arin griffen zusätzlich zu ihren modernen Waffen.

Während die verfeindeten Parteien sich einen erbitterten Kampf lieferten, versuchte die normale Bevölkerung sich in Sicherheit zu bringen. Die Neuigkeit des Aufstandes Graf Pallas gegen den König oder umgekehrt, je nachdem auf welcher Seite man stand, verbreitete sich wie ein Lauffeuer in der Stadt. Viele Bewohner nahmen die Gelegenheit wahr, das Joch des Grafen abzuschütteln, während andere gar nicht begriffen, um was es ging. Für sie war es egal, wer gerade König war, solange man sie in Ruhe ihrer Arbeit nachgehen ließ.

Sheppard und seine Freunde sahen sich jedoch mitten in die Kämpfe verstrickt. Es schien, als hätte der König nur auf diese Gelegenheit gewartet, sich Pallas zu entledigen. Immer mehr königliche Truppen tauchten auf dem Kampfschauplatz und in der Stadt auf, und so dauerte es nicht lange, bis die meisten Krieger Graf Pallas aufgaben, flüchteten oder tot waren.

„Ich glaube, ich habe den König unterschätzt“, sagte Beleth zu Sheppard. „Er hat nicht nur Graf Palla getäuscht, sondern auch mich. Ich hielt ihn völlig unter dem Bann des Kriegsherrn stehend.“

„Dabei scheint Moerbin nur auf eine passende Gelegenheit gewartet zu haben“, meinte Sheppard. „Und wir kamen ihm da gerade recht.“

„Vielleicht hatte er gar nicht vor, seine Tochter zu opfern“, meinte Teyla.

„Der König hat Sheppard und Yara benutzt, um einen Grund zu haben, Graf Palla abzusetzen“, stimmte Beleth zu.

„Genial“, warf McKay ein. „So bewahrt er vor seinen Leuten sein Gesicht.“

„Der Kampf ist zu Ende. Wir haben gesiegt“, bemerkte Beleth. „Ich möchte euch einladen, mit mir in den Palast zu kommen. Der König wird noch mit euch sprechen wollen.“

„Äh! Ich möchte nicht mit“, bemerkte Rhiana. „Du kannst dich sicher noch daran erinnern, dass Ranco mich als Geliebte möchte.“

Beleth lachte laut auf. „Wie könnte ich das vergessen, schöne Fremde? Aber keine Angst. Ich bin sicher, dass der König euch jeden Wunsch erfüllen wird. Auch deine Entscheidung, die Stadt zu verlassen.“

„Na schön. Wenn das so ist: Lasst uns in den Palast gehen!“

Sie folgten Beleth über Treppen, Leitern und Plattformen nach oben in Richtung Palast. Unterwegs wurden sie öfters von den besorgten Bewohnern angehalten, weil sie den Stand der Dinge wissen wollten. Beleth erklärte seinen Leuten, dass die Macht des Kriegsherrn gebrochen war, was meistens mit Freude oder zumindest großer Erleichterung aufgenommen wurde.

Im Palast wurden sie sofort durchgelassen. „Beleth, mein treuer Freund. Endlich darf ich dir meine ehrliche Meinung mitteilen“, begrüßte der König sie. „Meine Truppen haben gesiegt. Graf Palla ist erledigt. Und das verdanken wir dir und deinen neuen Freunden.“ König Moerbin sah die Atlanter an. „Ich sehe da drei weitere neue Gesichter?“

„Das sind Teyla Emmagan, Doktor Rodney McKay, ein großer Gelehrter und Ronon Dex“, stellte Beleth alle vor. „Sie waren auf der Suche nach Colonel Sheppard und Rhiana.“

„Und sie haben ihre Freunde gefunden“, meinte der König. „Ihr seid herzlich willkommen.“

„Äh! Majestät!“ Rhiana sah erst Ranco an, dann den König.

„Du hast etwas auf dem Herzen, meine Tochter?“

„Allerdings! Euer Sohn ...“

„... wollte dich als Kurtisane. Keine Sorge, wenn das nicht dein Wunsch ist, werde ich es verbieten.“

„Es ist nicht mein Wunsch. Ich möchte mit Colonel Sheppard und meinen anderen Freunden gehen. Sie sind meine Familie.“

Der König sah Sheppard an. „Dir, meinem Kämpfer, verdanke ich alles. Es sei, wie Rhiana es will. Mein Sohn wird sich meinem Willen beugen.“ Der König sah seinen Sohn an. Ranco sah alles andere als glücklich aus, fügte sich aber dem Wunsch seines Vaters.

Ein Tumult entstand am Eingang des Palastes. Die Wachen führten den sich sträubenden Grafen als Gefangenen herein. Obwohl er laut protestierte und um Gnade bat, ließ König Moerbin sich nicht erweichen. Zulange schon hatte er auf diesen Augenblick hingearbeitet. Der König bestimmte seine sofortige Hinrichtung.

McKay erinnerte an das ZPM, doch eine entsprechende Nachfrage bei dem König enttäuschte sie. Es gab keinen Schutzschild und kein entsprechendes Energiegerät mehr, denn, das in der Tat vorhandene ZPM war völlig leer.

„Ihr wisst von den Wraith?“ fragte Sheppard.

„Wir wissen von ihnen aus alten Legenden, doch seit vielen Generationen waren sie nicht mehr hier“, erklärte Moerbin ihnen.

„Dann solltet ihr beten, dass sie auch wegbleiben“, sagte Sheppard. „Wann immer ihr Hilfe benötigt, wir sind für euch da.“

Der König dankte ihm herzlich. Es war natürlich enttäuschend, ohne ZPM heimzukehren, doch das war nicht zu ändern. Dafür hatten sie neue Freunde und Verbündete in den Arin gefunden, was auch viel wert war.

Die Freunde blieben noch einen Tag in der Stadt, um sich zu erholen.

Sheppard und Rhiana standen am Morgen ihrer Abreise zusammen mit Beleth, Jono und Yara auf einer der oberen Plattformen und warfen nochmals einen Blick über den See und die Stadt unter ihnen.

„Wir werden das vermissen“, meinte Sheppard.

„Ihr könnt uns jederzeit besuchen“, meinte Yara. „Mein Vater hat Jono und mir erlaubt, zu heiraten. Sie ist in drei Monden. Wir möchten euch dazu einladen. Und bringt mit, wen ihr sonst noch wollt.“

Sheppard und Rhiana sahen sich an. „Wir nehmen die Einladung im Namen aller gerne an.“

„Ich selbst werde euch am Sternentor abholen“, sagte Beleth.

„Wir freuen uns darauf, aber nun sollten wir gehen“, erinnerte Rhiana. „Die anderen warten schon.“

Noch ein letzter Blick über den See im Licht der aufgehenden Sonne, dann machten sie sich auf den Weg. Beleth brachte sie auf einem Schiff den Fluss hinauf, so nahe wie möglich zum Sternentor. Dann ging es mit einer Eskorte zurück zur Höhle.

Beleth umarmte Sheppard. „Leb wohl, mein Freund.“

„Leb wohl“, antwortete Sheppard bewegt. „Dank Yaras Einladung zu ihrer Hochzeit werden wir uns bald wiedersehen.“

„Besucht uns doch mal in Atlantis“, bot Rhiana an.

„Gerne“, versprach Beleth. „Aber hast du nicht noch etwas vergessen, Sheppard?“

„Was denn?“ fragend sah Sheppard seinen Freund an.

Beleth trat zur Seite und Simba sprang an Sheppard hoch.

Nach einer Schrecksekunde sahen die anderen Sheppard an. „Was ist das?“

„Ein Freund“, erklärte Sheppard und streichelte den Kopf der Katze. „Simba wird mit uns kommen.“

„Bist du verrückt?“ fragte McKay und machte vorsichtshalber einen Schritt zurück. „Das ist eine Raubkatze.“

„Ja, aber eine zahme Katze und auf die Jagd abgerichtet. Simba hat mir schon einmal das Leben gerettet.“ Sheppard blickte McKay an. „Rodney, stell dir mal die Gesichter in Atlantis vor, wenn wir nach Hause kommen und ihnen unseren Hund präsentieren.“

Über McKays Gesicht zog ein verstehendes Lächeln. „Ich sehe die Gesichter schon vor mir.“

„Ja, und wenn nicht anders, werden wir Simba zu den Athosianern aufs Festland bringen. Sie ist zur Jagd abgerichtet.“

„Lebt wohl!“ Sheppard winkte Beleth zu und ging in die Höhle. Simba folgte ihm bei Fuß. McKay, Ronon und Teyla sahen ihm noch einen Augenblick kopfschüttelnd hinterher, gingen ihm dann aber nach.

In Atlantis wurden sie schon erwartet.

Weir traute ihren Augen kaum, als Simba mit der größten Selbstverständlichkeit aus dem Stargate trat und vor ihr stehen blieb und erwartungsvoll hochblickte.

„Was ist das?“ fragte sie.

„Darf ich vorstellen? Simba, unser neuestes Team-Mitglied“, sagte Sheppard grinsend.

„Das müssen Sie mir aber näher erklären“, sagte Elizabeth und machte sicherheitshalber einen Schritt zurück. Doch Simba machte keine Anstalten sie anzugreifen und so beschloss Weir, erst einmal Johns Bericht abzuwarten.

„Wir haben neue Freunde gefunden“, sagte Sheppard.

„Bericht in meinem Büro“, sagte Weir.

„Bin ich froh! Endlich zu Hause!“ seufzend sank Rhiana eine Stunde später auf ihr Sofa. „Jetzt ein gutes Essen und ein Bad, dann bin ich wieder zufrieden.“ Sie sah Simba neben sich auftauchen. „Bring das Vieh weg!“ empörte sie sich.

„Aber, Rhiana! Simba mag dich, siehst du das nicht? Willst du ihr Herz brechen?“

„Das ist deine Raubkatze, Sheppard!“

Sheppard nannte sie ihn nur, wenn sie wütend war. Er setzte sich in einen Sessel. „Komm her, Simba!“ Die Katze gehorchte aufs Wort und setzte sich neben Sheppard und als John sie streichelte, ließ Simba ein zufriedenes Schnurren hören. „Siehst du, ihr gefällt das.“

Rhiana warf ein Kissen nach ihm, das Sheppard jedoch geschickt auffing. „Dann bleib doch bei deiner Simba!“

Sheppard sah Simba an. „Verstehst du das? Nein? Tröste dich, ich auch nicht. Aber wenigstens wir beide verstehen uns.“

Rhiana grinste. Natürlich hatte sie nicht wirklich was gegen die Katze. Sie würde schon dafür sorgen, dass John seine Simba wieder vergaß. Und dafür sorgen, dass Simba zu den Athosianern gebracht wurde. Dort war sie besser aufgehoben, als in der Stadt.

Ende
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