Am Rande des Abgrunds by Selana
Summary: Das Team von Sheppard hilft einem alten Freund von Ronon, dessen neue Heimat Zelda von einer Gruppe Fanatiker bedroht wird.
Categories: Stargate Atlantis Characters: John Sheppard, Multi-Chara, Own Character, Rodney McKay, Ronon Dex, Teyla Emmagan
Genre: Action, Friendship, General, Humor
Challenges: Keine
Series: Keine
Chapters: 7 Completed: Ja Word count: 15065 Read: 42146 Published: 28.11.11 Updated: 28.11.11

1. Kapitel 1 by Selana

2. Kapitel 2 by Selana

3. Kapitel 3 by Selana

4. Kapitel 4 by Selana

5. Kapitel 5 by Selana

6. Kapitel 6 by Selana

7. Kapitel 7 by Selana

Kapitel 1 by Selana
Am Rande des Abgrunds


Teil 1

Eilig durchquerte Solen Sincha den Raum und stürmte in Gildors Büro. Der Bürgermeister von Zelda sah erstaunt von seiner Arbeit auf. Zwar war Solen sein Sicherheitschef, trotzdem kam es nicht oft vor, dass Solen unangemeldet und derart ungestüm sein Büro betrat.

„Solen, warum so in Eile?“ fragte er deshalb.

„Bürgermeister, gerade erhielt ich eine anonyme Warnung vor Bombenschlägen. Eine soll hier explodieren, eine weitere auf der Hauptpromenade und eine Dritte in Bunces Kasino.

Gildor sprang erregt auf. „Haben Sie die Bombenexperten schon auf die Suche geschickt?“

„Selbstverständlich, Sir“, erwiderte Solen. „Sirons Männer und meine Sicherheitsleute sind schon auf der Suche nach ihnen.“

„In diesem Gebäude halten sich über zweihundert Menschen auf. Lassen Sie das Gebäude sofort räumen.“

„Wurde schon veranlasst, Bürgermeister.“

Wie, um Solens Worte zu bestätigen, heulten in diesem Moment auch schon die Sirenen durch das Gebäude und man hörte schnelle Schritte und die erregten Stimmen der Personen, die versuchten, sich vor der Bombe in Sicherheit zu bringen.

„Weiß man, wer dahinter steckt?“ wollte Gildor bestürzt wissen.
„Die Ered-Lun“, erklärte Solen.

„Die Ered-Lun?“ erstaunt blickte Gildor zu Solen hinüber. „Sind Sie da sicher?“

„Ja, Bürgermeister! Zumindest stand es so in der anonymen Warnung, die wir erhielten. Wir sollten nicht länger nutzlos herumstehen und diskutieren. Ich werde mich an der Suche beteiligen.“

„Ich komme mit“, sagte der Bürgermeister.

Solen war darüber nicht erstaunt, denn Gildor war nicht wie die meisten Männer und Frauen, die etwas zu sagen hatten. Er war ein mittelgroßer schlanker Mann, Anfangs 60, aber noch immer gut in Form. Man sah ihm seine frühere Zugehörigkeit im Polizeidienst noch immer an. Nachdem er Bürgermeister geworden war, ging es aufwärts mit Zelda, was aber nicht im Sinne aller Bürger gewesen war. Vor Gildors Amtszeit herrschte eine korrupte Oberschicht, welche die normalen Bürger der Stadt ausbeuteten. Die Folge war, dass langsam aber sicher immer mehr von der Technik der Vorfahren verkam. Die wenigsten wussten noch, wie man all die ganzen Maschinen bediente oder sie reparieren konnte. Gildor hatte einige ehrliche und fähige Leute um sich versammelt und mit diesen Zuständen aufgeräumt, was ihm die Feindschaft der alten Oberschicht eingebracht hatte.

Gildors Vorfahren hatten die Stadt vor Tausenden von Jahren gebaut und sie mit einem Schutzschild der Alten zum Schutz vor den Wraith versehen. Im Grunde war es reines Glück, dass die Stadt immer noch existierte, denn griffen die Wraith an, würde niemand mehr den Schild aufbauen können. Die Energie dazu war ausgefallen und niemand konnte das entsprechende Gerät reparieren, obwohl noch immer Energie vorhanden war.

Solen dagegen war nicht in Zelda geboren worden, sondern auf dem Planeten Sateda. Von dort war er vor einigen Jahren hierher gekommen. Sein Volk war von den Wraith nahezu ausgelöscht worden. Nur wenige Bewohner hatten überlebt und waren über die ganze Galaxis verstreut worden. Solen hatte es seiner Ausbildung beim Militär von Sateda zu verdanken, dass Gildor ihm den Posten des Sicherheitschefs angeboten hatte.

„Siron an Bürgermeister Gildor“, erklang es da aus dem Funkgerät des Bürgermeisters, als sie den Lift betraten.

„Gildor hier!“

„Sir, wir haben die erste Bombe gefunden und sie hätte ausgereicht, das ganze Gebäude zu zerstören.“

„Verflucht!“ entrüstete sich Gildor. „Haben Sie die Bombe entschärft, Siron?“

Siron war der Cheftechniker von Zelda und einer der wenigen, der sich noch einigermaßen mit der alten Technik auskannte.

„Ja, Bürgermeister, es herrscht keine Gefahr mehr.“

Der Aufzug entließ sie in das untere Stockwerk, wo sie ein geschäftiges Treiben vorfanden. Solens Sicherheitsleute hatten mit der Evakuierung begonnen, und entsprechend groß war das Gedränge. Aus den Augenwinkeln sah der Bürgermeister Siron auf sich zulaufen.

Schwer atmend blieb der Cheftechniker vor ihnen stehen. „Mein Team checkt nochmals alles durch, Sir. Doch ich denke, dass es hier keine zweite Bombe gibt. Doch bevor ich nicht hundertprozentig davon überzeugt bin, lasse ich keine Menschen mehr in das Rathaus. Zusätzlich suchen meine Leute und die Sicherheitsleute von Chief Solen die Hauptpromenade ab. Alle Besucher der Promenade werden evakuiert.“

„Sehr gut. Ich denke, damit haben Sie als nötige getan, und ich danke Ihnen für die schnelle Arbeit.“

Ein zeldanischer Sicherheitsbeamter kam zu ihnen. „Bürgermeister, Chief, wir haben die zweite Bombe gefunden. Es ist die im Kasino von Bunce.“

„Wir kommen“, entschied der Bürgermeister.

Sie erreichten das Kasino und sahen Bunce, einen kleinen dicklichen Mann, und der Besitzer des Kasinos, erregt gestikulierend auf sich zulaufen.

„Bürgermeister, ich protestiere aufs Schärfste! Sie, als Regierungsoberhaupt sind für meine Sicherheit verantwortlich. Außerdem, wer ersetzt mir den Verlust? Der Laden war voll und Ihre Leute haben alle hinausbefördert. Und niemand hat bezahlt!“ jammerte Bunce. „Ich bin ruiniert.“

Solen sah Bunce verächtlich an. Er gehörte noch zu der alten Schicht, die von der Korruption profitiert und das gewöhnliche Volk schamlos ausgebeutet hatte.

„Gerade, weil wir um Ihre Sicherheit besorgt sind, mussten wir das tun, Bunce“, antwortete Gildor ungerührt. „Stellen Sie sich vor, die Bombe wäre explodiert und Ihre Gäste wären dabei getötet oder verletzt worden. Was für Klagen der Angehörigen oder Verletzten wären da auf Sie zugekommen?“

Bunce zuckte erschrocken zurück. Er wagte sich das gar nicht vorzustellen. Obwohl, sie hätten fordern können so viel sie wollten, er hätte bestimmt nichts bezahlt. Plötzlich fiel Bunce etwas ein. Die Bombe! Was, wenn sie doch noch explodierte und er war noch hier?

„Äh, Bürgermeister! Mir fällt gerade etwas Wichtiges ein. Ich habe eine geschäftliche Verabredung und muss sofort gehen.“

Ohne die Antwort von Gildor abzuwarten, lief Bunce aus dem Kasino. Wie ein Blitz durchzuckte ihn der Gedanke: Sollte die Bombe doch explodieren! Er würde den Bürgermeister verklagen. Und natürlich würde er mehr angeben, als der wirkliche Schaden ausmachte. So konnte er immer noch einen Gewinn aus dieser Sache ziehen.

Gildor sah dem Kasinobesitzer grinsend hinterher. Er ahnte, was Bunce gerade durch den Kopf ging. Doch sofort wurde seine Miene wieder ernst, als er an die Bombe dachte.

Die Spezialisten waren schon an der Arbeit. Gildor sah sich um: „Alle, die nichts mit der Entschärfung der Bombe zu tun haben: Raus hier!“, befahl er.

Auch Gildor und Solen zogen sich an den Eingang des Kasinos zurück. Nur die Bombenspezialisten befanden sich jetzt noch im Kasino.

Es herrschte gespanntes Schweigen. Endlich kam die Erlösung. „Geschafft, Bürgermeister!“ rief einer der Spezialisten. „Die Bombe ist entschärft. Es besteht keine Gefahr mehr.“

„Gute Arbeit, Wando“, lobte Gildor den Sprengstoffspezialisten. „Haben Sie die Bar nach weiteren Bomben durchsuchen lassen?“

„Selbstverständlich, Sir. Es gab nur diese eine.“

„Das reicht auch“, meinte Gildor. „Jetzt fehlt nur noch die dritte Bombe. Erst, wenn diese auch so schnell gefunden wird, können wir aufatmen.“

Solen ging nach draußen und sah die Hauptpromenade hinunter, die jetzt fast völlig ausgestorben vor ihm lag. Ein seltsamer Anblick. Wo sonst um diese Zeit immer reges Leben herrschte, sah er nur seine Sicherheitsleute und die Sprengstoffspezialisten. Die Promenade war eine reine Fußgängerzone und lief entlang der Hauptstraße, etwa einen Kilometer weit. An ihr entlang säumten sich Geschäfte, Lokale, Cafés und ähnliche Einrichtungen. In Zelda lebten etwa 10.000 Menschen, doch früher waren es mehr gewesen.

Vor fünfzehn Jahren war die Spaltung vollzogen worden. Die Menschen, die nicht mit Gildor einverstanden waren, zogen in die verlassene Stadt Durnack auf dem Nachbarkontinent und lebten dort nach ihren eigenen Regeln.

In Durnack herrschte noch immer Korruption und Ausbeutung. Meist waren es Unzufriedene, Schmuggler, Verbrecher und Aussteiger, welche es nach Durnack zog. Viele glaubten auch nicht mehr an die Wraith und hielten sie für Legende, da diese Wesen seit vielen Generationen nicht mehr auf dem Planeten gewesen waren. Auch Solens Behauptung, sein Planet sei von den Wraith vernichtet worden hielten sie für eine Lüge.

Solen bemerkte Erregung unter den Sicherheitsleuten. War die dritte Bombe gefunden worden?

Ja, so war es!

Zum Glück konnte auch diese problemlos entschärft werden. Der Alarm wurde abgeblasen. Eine nochmalige intensive Suche ergab, dass es keine weiteren Bomben mehr gab. Gildor befahl Solen zu einer Besprechung. Dort zeigte Solen die anonyme Nachricht, welcher es zu verdanken war, dass eine Katastrophe abgewendet werden konnte. Sie war in Solens Computerterminal aufgetaucht. Eine Rückverfolgung der Nachricht verlief ergebnislos. In der Nachricht war der ungefähre Standort der Bomben angegeben worden. Sie erfuhren, dass das Ganze auf das Konto der Ered-Lun gehen sollte.

Die Ered-Lun war eine Terrororganisation, die immer wieder durch Anschläge von sich hören lies. Doch noch nie hatten sie so große Bomben gelegt, wie diese, welche sie gerade entschärft hatten. Wären sie explodiert, hätte es hunderte von Menschen das Leben kosten können. Solen und auch Gildor vermuteten, dass die Ered-Lun von den Durnack gegründet worden war, doch bis heute konnten sie das leider nicht beweisen. Und ohne Beweise wollte der Bürgermeister den brüchigen Frieden mit den Durnack nicht gefährden. Ein Bürgerkrieg war das Letzte, das der Bürgermeister wollte.

Und die Nachricht besagte auch, dass dies nicht der einzige Anschlag bleiben würde. Doch da es das Leben unschuldiger Zeldaner gekostet hätte, konnte der Absender der anonymen Warnung diese Aktion nicht unterstützen. Deshalb wollte der Warner aussteigen, so lange das noch möglich war. Doch das würde nicht einfach sein. Sollten seine Freunde von der Ered-Lun dahinter kommen, dass er die Zeldas gewarnt hatte, würde das seinen Tod bedeuten. Vorerst wollte der Warner bei seiner Gruppe bleiben, damit kein Verdacht auf ihn fallen konnte. Er wollte die erste sich bietende Gelegenheit jedoch ausnützen und sich absetzen. Die Nachricht schloss mit dem Bild einer Frau, die angeblich die Anführerin der Gruppe war.

Solen besah sich nachdenklich die Abbildung. Auf dem Computer-Bild war eine Frau von ungefähr 30 Jahren zu erkennen. Sie besaß langes schwarzes Haar. Die braunen Augen schienen die Anwesenden durchbohren zu wollen.

„Kennen Sie diese Frau, Chief?“ unterbrach Gildor seine Gedanken.

Solen sah auf. „Ich denke ja, Sir. Es ist jemand aus meiner Vergangenheit.“

Der Bürgermeister sah Solen erstaunt an. „Wie das?“

„Jemand ist vor kurzem in meinen Leben aufgetaucht, den ich für tot hielt. Er wurde beim Angriff auf Sateda von den Wraith entführt. Und diese Frau und mein Freund waren damals, als wir noch auf Sateda lebten einige Zeit ein Paar. Mich traf fast der Schlag, als ich meinen Freund vor Monaten so unverhofft vor mir stehen sah.“

„Und Sie glauben, dieser Mann hat etwas mit den Anschlägen zu tun?“

„Nein, im Gegenteil. Ich glaube, er könnte uns helfen, unser Problem mit der Ered-Lun zu lösen.“

„Wie das?“

„Sie erinnern sich an meinen Urlaub vor einigen Wochen?“

„Ja, natürlich.“

„Dort traf ich Ronon Dex und wir unterhielten uns. Er war all die Jahre ein Runner, ein Mann, der von den Wraith gejagt wurde. Dann traf er auf eine Gruppe geheimnisvoller Fremder, welche die Technik der alten Vorfahren benutzten. Sie sollen sogar einige Zeit in der alten Stadt Atlantis gelebt haben, bis die Wraith sie von dort vertrieben. Doch noch immer sind sie in der Lage die Technik zu benützen. Ronon lebt nun bei ihnen.“

„Und was soll uns das helfen?“ wollte Gildor wissen.

„Ronon sagte mir, dass die Fremde Verbündete im Kampf gegen die Wraith suchen. Wir können die Ered-Lun nur von innen zerstören. Also müssen wir jemanden bei ihnen einschleusen. Mich und auch alle meine Leute kennen sie, da bin ich sicher. Jemand anderes muss diese Arbeit machen. Die Fremden sollen an der Technik der Alten interessiert sein. Wir haben hier so vieles herumliegen, dass entweder niemand bedienen oder reparieren kann. Die Fremden aber können das. Bieten wir ihnen davon und auch unsere Freundschaft im Tausch gegen die Zerschlagung der Ered-Lun an.“

„Und Sie glauben, dass die Fremden darauf eingehen? Das wäre ein lebensgefährlicher Job.“

„Was verlieren wir, wenn wir es versuchen?“

Gildor überlegte einen Augenblick. „Und wo finden wir diese Fremden?“

„Überlassen Sie das mir. Ich weiß, wie ich mich mit Ronon in Verbindung setzen kann und Ronon weiß, wo diese Fremden jetzt leben.“

„Nun gut, Solen. Meine Erlaubnis haben Sie.“

„Das muss aber unter uns bleiben. Niemand darf von unserem Plan erfahren.“

„In Ordnung. Tun Sie alles, was nötig ist. Meinen Segen haben Sie.“

Solen gab dem Bürgermeister die Hand und verabschiedete sich. Er musste einiges vorbereiten und dann musste er ungesehen von hier verschwinden.

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Kapitel 2 by Selana
Teil 2

. Ronon Dex blickte seinen Freund Solen Sincha an. „Ich hoffe es stimmt auch.“

Solen blickte seinen alten Freund etwas beleidigt an. „Ich versichere dir, dass alles, was ich dir erzählt habe, die Wahrheit ist. Früher mag ich vielleicht immer etwas übertrieben haben …“

„Früher? Ich erinnere mich an unsere letzte Begegnung, wo du sehr angegeben hast.“

„Da hatte ich mich mit alten Freunden getroffen und dabei etwas über den Durst getrunken. Es war mein Urlaub. Doch seit ich auf Zelda der Sicherheitschef bin, habe ich mich sehr verändert. Und wenn mich nicht alles täuscht, mein Freund, hast du selbst jemanden umgebracht.“

Der Blick Ronons schien seinen Freund durchdringen zu wollen, doch er konnte nur Ehrlichkeit darin entdecken. „Dem kann ich nicht widersprechen. Gut, ich glaube dir. Doch enttäusche mich nicht. Und noch etwas! Alle nehmen an, dass Atlantis zerstört wurde. Wenn du etwas anderes sagst, bringe ich dich eigenhändig um. “ Ronon wandte sich dem DHD zu und gab die Koordinaten von Atlantis ein. Nachdem der Ereignishorizont sich aufgebaut hatte, gab er seinen Code durch. Dann trat er zusammen mit seinem Freund in das Wurmloch.

Solen blieb überwältigt stehen. Das war mehr, als er erwartet hatte. Zelda war schon eindrucksvoll, doch die alte Stadt der Vorfahren schlug dies um Längen. Ein jüngerer Mann mit dunklen kurzen Haaren, sowie drei Frauen traten auf sie zu. Die eine Frau kannte Solen. Es war Teyla, die er zusammen mit Ronon auf Belkan getroffen hatte.

Die Frau mit halblangen braunen Haaren ergriff das Wort. „Willkommen in Atlantis. Ich bin Dr. Elizabeth Weir, die Leiterin der Station und dies sind Rhiana Remor, Colonel John Sheppard, mein militärischer Kommandeur und Teyla Emmagan, die Sie sicher von Belkan kennen.“

Solen fühlte sich etwas unsicher unter dem durchdringenden Blick der Frau und des Soldaten, der ihn interessiert musterte.

Solen wurde in den Besprechungsraum geleitet, wo ein weiterer Mann, der Daten in einen Computer eingab, auf sie wartete. Dr. Weir stellte ihn als Dr. McKay vor. Solen fing an, seine Geschichte zu erzählen. Er bemerkte, dass die Gesichter der Zuhörer immer gespannter wurden. Ohne Zweifel waren sie interessiert.

Schließlich sagte Dr. Weir: „Wenn das stimmt, was Sie sagen, Solen, dann werden wir Ihnen helfen.“

„Und Sie bieten uns wirklich Antikertechnik im Tausch an?“ fragte McKay, dem die Begeisterung ins Gesicht geschrieben stand.

„Natürlich!“ bestätigte Solen. „Die Zeldaner sind leider kaum noch in der Lage ihre Geräte zu bedienen oder sie zu reparieren. Wenn Sie da helfen könnten, und auch beim Problem mit der Ered-Lun, dann können Sie so viele Geräte mit nach Hause nehmen, wie sie wollen.“

„Elizabeth!“ Rodney war schon Feuer und Flamme. „Diese Gelegenheit dürfen wir uns nicht entgehen lassen.“

„Aber der Einsatz gegen diese Terrorgruppe ist gefährlich.“

„Das ist Sheppards Gebiet“, widersprach Rodney. „Dieses Mal bin ich nur für die Technik zuständig.“

Elizabeth sah nun Sheppard an, der böse auf McKay blickte. „Danke, Rodney, dass du so freizügig mit unserem Leben spielst.“ Dann wandte er sich an Weir. „Aber selbstverständlich bin ich einverstanden. Rodney kann mit seiner Technik spielen, während eine kleine Gruppe unter meiner Leitung, sich um die Terroristen kümmert.“

Ronon blickte noch immer auf das Bild, das Solen ihm gegeben hatte. „Ich bin dabei, Sheppard.“

John blickte ihn erleichtert an. „Das hatte ich gehofft. Dann würde ich noch eine Person vorschlagen.“

„Das bin ich“, sagte Rhiana. „Du glaubst doch nicht, dass ich dich alleine gehen lassen. Und außerdem kenne ich mich mit solchen Schmuggeleinsätzen aus.“

Sheppard war einverstanden. Er hätte Rhiana sowieso nicht davon abhalten können.

„Was ist mit mir?“ fragte Teyla.

„Nicht mehr als drei Personen. Du kannst dich im Hintergrund halten und darauf warten, bis wir Hilfe brauchen. Das sollte jemand sein, dem ich voll und ganz vertrauen kann.“

„Na schön“, sagte Teyla, aber sie war nicht begeistert darüber, diese Mission nicht mitmachen zu können.

„Und wo fangen wir an?“ erkundigte sich John.

„Auf Zelda. Ich kenne da jemanden, der weiß, wie wir Kontakt mit den Ered-Lun aufnehmen können“, sagte Solen. „Alles deutet darauf hin, dass jemand Waffen zwischen Zelda und Durnack schmuggelt und an die Ered-Lun verkauft. Das letzte Mal war Zelda ihr Ziel und wir konnten das Unglück mit Glück verhindern. Aber was wird morgen sein? Die Ered-Lun hat schon das Leben vieler Unschuldigen in Gefahr gebracht. Sie wollen Bürgermeister Gildor stürzen und erneut die Macht über Zelda übernehmen. Dabei schrecken sie vor nichts mehr zurück.“

„Wenn wir der Ered-Lun den Hahn zudrehen könnten, wären Ihre Stadt wieder sicher, das ist ganz klar“, meinte Sheppard.

„Den Hahn zudrehen?“ fragte Ronon erstaunt.

„Das ist von der Erde und bedeutet, dass wir den Handel mit den Waffen unterbinden wollen“, erklärte Sheppard.

„Ach so!“

„Sie haben eine Idee, Solen?“

„Ja, Dr. Weir“, bestätigte Solen und fing an zu erzählen.

Einen Tag später auf Zelda

Bunce blickte missmutig auf Solen, der sich vor ihm aufgebaut hatte.

„Also, Bunce! Wie lautet Ihre Antwort?“

„Chief, wenn ich das mache, bin ich tot. Zumindest geschäftlich ruiniert. Verlangen Sie das nicht von mir“, jammerte der Kasinobesitzer.

Doch Solen blieb erbarmungslos. Er kannte Bunce gut genug, um zu wissen, dass er masslos übertrieb. „Bunce, niemand wird es erfahren.“ Solens Ton wurde schärfer, er beugte sich vor und packte Bunce am Kragen seiner Jacke. „Aber wenn Sie mir nicht antworten, werden Sie sich gleich wünschen, nie geboren worden zu sein.“

Solens Gesicht war so dicht vor seinem, dass Bunce die kleinen Pünktchen in den Augen seines Gegenübers erkennen konnte.

Bunce zwinkerte mit den Augen. Diese Runde ging eindeutig an Solen. „Wenn Sie mich so darum bitten!“ Bunce drehte sich um, ging zu seinem Computerterminal und rief einige Daten auf, die er abspeicherte. Den Chip gab er Solen. „Dafür schulden Sie mir aber etwas, Chief.“

Solen sah ihn durchdringend an: „In Ordnung, Bunce, das ist es mir wert.“ Er drehte sich um und marschierte ohne ein weiteres Wort aus dem Büro, im hinteren Teil des großen Spielkasinos.

Ronon, Rhiana und Sheppard besprachen die angehende Mission und warteten darauf, dass Solen zurückkehrte.

Etwas wollte John noch wissen. „Ronon, mir fiel auf, wie du das Bild dieser Frau angesehen hast, das dein Freund Solen dir zeigte. Du kennst sie, nicht wahr?“

Einen Moment zögerte Ronon mit der Antwort, doch Sheppard und Rhiana hatten das Recht, die Wahrheit zu kennen. Schließlich setzten sie bei dieser Mission ihr Leben aufs Spiel. Ihm ging es noch um etwas Persönliches. „Diese Frau heißt Tara und war vor vielen Jahren einmal meine Freundin.“

„Oh!“ Sheppard sah seinen Freund an. „Das ändert aber alles. Es könnte für dich sehr persönlich werden. Glaubst du trotzdem, dieser Aufgabe gewachsen zu sein.“

„Sonst hätte ich mich nicht gemeldet. Unsere Beziehung war schon lange vor dem Angriff der Wraith zu Ende. Ich habe Tara seit über zehn Jahren nicht mehr gesehen. Aber ich muss wissen, ob sie wirklich so weit gesunken ist, dass sie Terroranschläge ausführt.“

„John!“ Rhiana sah ihn an. „Wir dürfen Ronon das nicht verwehren.“

„Na schön, Ronon.“

Eine Weile sagte niemand etwas und jeder hing seinen Gedanken nach. Schließlich tauchte Solen wieder auf.

„Konnten Sie Bunce überreden, Solen?“ begrüßte Sheppard ihn.

„Natürlich, Colonel“, antwortete er und hob den Chip in die Höhe. Er ging zu einem Computerterminal und schob den Chip hinein und rief die Daten ab. Ein unbekannter Landstrich erschien auf dem Computerbildschirm und daneben Zahlen und Daten.

„Das ist Durnack mit der gleichnamigen Stadt und dem umliegenden Land. Es gibt dort einige kleine Siedlungen, die unter der Herrschaft der Durnack stehen. Der Waffenschmuggel in diesem Gebiet blüht. Eine dieser Siedlungen mit dem Namen Halet sticht besonders hervor. Sie liegt nur einen Kilometer von Durnack entfernt. Das wird unser erstes Ziel sein. Wir geben uns als Waffenschmuggler aus und versuchen mit den Ered-Lun in Kontakt zu kommen. Mein Informant kennt eine Verbrecherbande, die sich Ghan-buri-Ghan nennen. Sie liefern den Ered-Lun Waffen. Ihr könnt mit den Ghan-buri-Ghan direkt Kontakt aufnehmen.“

„Unsere Hintergrundstories stehen?“ fragte Sheppard.

„Ja, ich habe mit den Behörden von Zelda alles klar gemacht. Wenn sich jemand nach Ihnen erkundigt, wird demjenigen eure Haftbefehle wegen Waffendiebstahls und Schmuggel gezeigt werden.“

„Dann wollen wir hoffen, dass alles gut geht“, meinte Sheppard.

Wann brechen wir auf?“ fragte Ronon.

„In drei Stunden. Bis dahin müssen wir noch einiges erledigen.“

Außer ihnen waren natürlich noch McKay, Dr. Zelenka und einige Wissenschaftler nach Zelda gekommen. Ihre Aufgabe war es, die Antikertechnologie in Augenschein zu nehmen.

Bürgermeister Gildor hatte sie herzlich willkommen geheißen. Sheppard, Ronon und Rhiana hatte er allerdings heimlich getroffen, denn niemand sollte von ihnen wissen. So wurde großes Aufsehen mit den Besuchern gemacht, um von den drei anderen abzulenken.

McKay war sofort Feuer und Flamme, als er die vielen Geräte sah. Die meisten standen nutzlos herum. Ein erstes Durchsehen ergab aber, dass das vieles noch zu gebrauchen war.

„Sie haben die richtigen Leute geholt, Bürgermeister“, sagte Rodney zu Gildor. „Wir sorgen dafür, dass Ihre Stadt wieder funktioniert, und zeigen auch Ihren Technikern, wie man die Geräte instand halten kann. Doch meine Frage ist nun: Was haben Sie für uns?“

Gildor lächelte den Wissenschafter nachsichtig an. Er ignorierte sogar dessen arrogantes Auftreten. Gildor hatte lange mit Sheppard, Ronon und Rhiana gesprochen und hoffte, dass den Dreien auf ihrer gefährlichen Mission nichts passierte. Ginge es nicht um das Leben vieler unschuldigen Zeldanern, hätte er die gefährliche Mission abgeblasen, doch Sheppard und Ronon hatten davon sowieso nichts wissen wollen.

weiter: Kapitel 3
Kapitel 3 by Selana
Teil 3

Der Gleiter näherte sich langsam dem Festland. Diese kleinen Fahrzeuge waren noch ein Überbleibsel aus der Antikertechnik, die Gildors Leute noch gut in Stand halten konnten.

John Sheppard saß an der Steuerkonsole, während Rhiana neben ihm saß. Ronon hatte es sich auf einem Passagiersitz bequem gemacht.

Sie überflogen das Festland in so niedrig wie möglich, um nicht entdeckt zu werden. Halet lag ganz in der Nähe der Küste. Sie wollten den Gleiter verstecken und sich dann zu Fuß auf den Weg zur Stadt machen. Solen hatte ihnen eine gute Karte mitgegeben, und schon nach kurzer Zeit fanden sie für den Gleiter ein Versteck in einem kleinen Wäldchen, ganz in der Nähe des Ortes. Dort bedeckten sie ihr Fahrzeug mit Zweigen und machten sich dann auf den Weg zur Stadt, dass etwa einen Kilometer entfernt war. Bis zur Stadt Durnack waren es dann nochmals drei Kilometer. Doch bevor sie sich dorthin wagen konnten, mussten sie erst Kontakt mit der Ghan-buri-Ghan aufnehmen.

Ronon warf einen kurzen Blick auf John und grinste. Nichts an ihm erinnerte mehr an den smarten Atlantisoffizier. Er trug dunkelbraune Hosen und ein rotes Hemd, das vorne offen war. Ein Anhänger an einem Kettchen baumelte um seinen Hals, um die Hüften schlang sich ein breiter Gürtel, an dem sein Waffenhalfter baumelte. Auf die P90 hatte er verzichtet. Die war zu auffällig. Darüber trug er eine kurze, schwarze Lederjacke.

Rhiana hatte eine schwarze Hose an, ein Hemd in gleicher Farbe und eine Lederjacke darüber. Ihr langes braunes Haar trug sie offen. Ronon selbst hatte sich nicht groß verkleiden müssen. Er trug seine übliche Bekleidung mit dem langen Mantel. Das Schwert hatte er sich auf den Rücken geschnallt und an den Hüften trug er seine gewohnten Waffen. Im Gebiet von Durnack galt das Faustrecht und niemand würde sich darum scheren, wenn sie überfallen und dabei vielleicht getötet wurden.

Halet galt als Umschlagplatz für Waffen und sonstiges Schmuggelgut. Irgendeine Ered-Lun-Gruppe war dauernd hier, und sie hofften, dass es ihnen gelingen würde, über die Ghan-buri-Ghan Kontakt mit ihnen aufzunehmen.

Vor ihnen lag jetzt die Kleinstadt, die aussah wie jede der typischen Siedlungen, die John bisher auf fremden Planeten angetroffen hatten, und einen etwas höheren technischen Standard besaßen. Hier entsprach das Aussehen etwa einer Stadt der Erde in der späten 60er Jahren. Die Häuser, etwa 300 Stück sahen alle gleich aus: viereckig und etwa fünf Stockwerke hoch. Auf den Hauptstraßen herrschte reger Verkehr. Fußgänger und autoähnliche Fahrzeuge bevölkerten die Straßen. Dem Stand der Sonne nach war es später Nachmittag. Die gelbe Sonne strahlte heiß vom Himmel herunter, sodass sie augenblicklich zu schwitzen begannen.

John wischte sich den Schweiß von der Stirn, während sich Rhiana bei ihm einhängte. Rhiana stöhnte in der Hitze. „Hier ist es wirklich heiß und schwül.“

„Luftfeuchtigkeit 80-90% würde ich schätzen“, meinte John.

Ronon trat neben sie und meinte: „Kommt! Hier können wir nicht bleiben. Suchen wir uns ein Quartier, ruhen uns etwas aus, und gehen dann heute Abend ins Vergnügungsviertel der Stadt. Es wird nicht einfach sein, mit den Ghan-buri-Ghan Kontakt aufzunehmen.“

Solen hatte ihnen einen Stadtplan von Halet mitgegeben, sodass es für sie kein Problem war, sich zwischen den Häusern zurechtzufinden.



Abends

Einer der Monde des Planeten schien hell vom Nachthimmel und tauchte die Häuser in ein silbernes Licht. Der zweite Mond würde erst in etwa zwei Stunden aufgehen. Leider hatte der Abend nicht die ersehnte Abkühlung gebracht, doch zumindest war es jetzt zum Aushalten.

Ronon, John und Rhiana schlenderten durch das Vergnügungsviertel von Halet. Das Viertel war eine der Haupteinnahmequellen der Stadt.

Im Viertel, wie es allgemein genannt wurde, konnte man alles kaufen, was das Herz begehrte. Es gab Lokale, Kneipen, Glückspiele und andere Vergnügungseinrichtungen. Stände säumten die Straßen und jeder pries seine Waren lautstark, als die besten im ganzen Viertel an.

Sheppard ließ den Anblick auf sich einwirken. Es war beeindruckend, doch gleichzeitig schien auch die Gefahr hinter jeder Ecke zu lauern. Überfälle waren an der Tagesordnung. Manch Unvorsichtiger musste diese Erkenntnis mit dem Leben bezahlen. Die drei ließen sich von keinem der Anpreiser aufhalten, denn sie hatten ein bestimmtes Ziel: das Dunkle Loch.

Ein seltsamer Name für eine Kneipe, dachte John bei sich. Doch Solen hatte ihnen gesagt, dass die Kneipe dafür bekannt war, der Treffpunkt vieler dunkler Gestalten zu sein, die dort ihre mehr oder weniger legalen Geschäfte tätigten.

Als sie das Lokal betraten, erkannte er, warum es so einen seltsamen Namen hatte. Im ersten Moment war es so dunkel, dass man nicht die Hand vor Augen sehen konnte.

John blieb stehen bis sich seine Augen an die neuen Lichtverhältnisse gewöhnt hatten. Ganz langsam erkannte er wieder Konturen, und sah auch die anderen Besucher des Lokals. Der Laden war gerammelt voll. Sie bahnten sich einen Weg durch die Menge und fanden in einer kleinen Ecke einen freien Tisch. Von hier aus konnten sie den Eingang im Auge behalten.

„Wie praktisch, diese Beleuchtung“, meinte auch Ronon.

Bei einer herbeieilenden Kellnerin bestellten sie Getränke und beobachteten dann das ganze Treiben. Sie wollten erst gesehen werden, bevor sie anfingen Kontakte aufzunehmen.

Rhiana hatte sich dicht neben John gesetzt. An diesem Abend hatten sie sich vorgenommen, nur das Terrain zu sondieren. Sie unterhielten sich jedoch absichtlich lautstark, damit jeder sie auch hören konnte.

Besonders laut schimpften sie über die Praktiken der Zelda. Sie hofften, dass die Spitzel der Ghan-buri-Ghan oder der Ered-Lun es auch mitbekamen.

Am anderen Abend wiederholten sie das dasselbe Spiel. Tagsüber waren sie durch die Stadt geschlendert und hatten sich sehen lassen. An diesem zweiten Abend wollten sie versuchen, die ersten Kontakte zu knüpfen. Ein junger Mann war ihnen schon am ersten Abend aufgefallen. Er hatte in ihrer Nähe gesessen und alles belauscht, was sie gesprochen hatten. Heute war er wieder da.

„Da ist der Junge von gestern wieder“, flüsterte Ronon John zu.

John hatte seinen Arm um Rhianas Schulter gelegt und nickte. Ihm war der Mann auch schon aufgefallen. „Vielleicht gehört er zur Ghan-buri-Ghan.“

Ronon fackelte nicht lange. „Ich werde ihn mir mal vorknöpfen. Wartet hier!“

Ohne eine Antwort abzuwarten stand er auf, und schlenderte zum Tisch des Jungen hinüber, an dem er alleine saß.

„Hallo, Kleiner, darf ich mich setzen?“ fragte er mit übertrieben freundlicher Stimme. Der Junge war noch keine 20 Jahre alt, blond und schmächtig gebaut. Er sah überrascht zu Ronon imponierender Gestalt auf.

Ronon wartete seine Antwort nicht ab, sondern setzte sich einfach neben ihn. „Mir ist aufgefallen, dass du uns seit gestern belauscht. Willst du etwas von uns, Junge? Bist du vielleicht ein Spitzel?“

Der Junge sah ihn entsetzt an. „Nein, nein! Wie kommen Sie darauf? Ich bin zufällig jeden Abend hier.“

„Ach, ja? Dann lass dir etwas sagen: beobachte andere. Wenn ich dich noch einmal in unserer Nähe sehe, erlebst du deinen nächsten Geburtstag bestimmt nicht mehr. Hast du das verstanden, Kleiner? Wir mögen keine Zeldaspitzel.“

Der Blonde erschrak fürchterlich und sah in Ronons Augen, die ihn gnadenlos musterten. Innerlich konnte Ronon sich kaum ein Lachen verkneifen.

„Aber, das ist ein Irrtum, Mann!“ rief der Junge entsetzt aus. Die Blicke an allen Nachbartischen richtete sich auf Ronon und den Blonden. Genau das hatte er beabsichtigt.

„Es sei denn ...“

„Es sei denn was?“ fragte der Blonde schnell.

„Es sei denn, dass du ein Ghan-buri-Ghan bist.“

„Was ist denn das?“ fragte der Junge entgeistert. Doch das kurze Aufblitzen in seinen Augen hatte ihn verraten. Ronon war sich nun sicher, dass er zu dieser Verbrecherorganisation gehörte oder sie zumindest kannte. Er ließ ihm keine Zeit zum Antworten, sondern stand auf und begab sich zu den wartenden Freunden zurück.

Die beiden sahen ihm gespannt entgegen. John fragte ihn: „Was war denn das?“

„Das nenne ich den ersten Kontakt knüpfen“, antwortete Ronon. „Der Junge weiß etwas. Und ich habe so laut gesprochen, dass es jeder mitbekommen hat, der es hören sollte. Ich bin sicher, dass die Ghan-buri-Ghan es erfahren wird. Vielleicht gehört der Junge sogar zu der Gruppe. Ich werde noch den Wirt ausfragen.“ Ronon stand wieder auf und ging zur Theke hinüber.

John und Rhiana konnten beobachten, wie Ronon mit dem Wirt sprach. Doch dessen wildes Gestikulieren verriet ihnen, dass er nichts von dem, was Ronon wissen wollte verriet. Im Gegenteil, er schien regelrecht ärgerlich zu werden.

Ronon kehrte schließlich etwas enttäuscht zu ihnen zurück. „Der Wirt gibt vor, nichts zu wissen. Oder aber er verdächtigt uns Spitzel zu sein, obwohl ich ihm Bunces Kennwort verraten habe.“

„Wer ist Bunce?“ fragte John.

„Ein Freund von Solen!“ Ronon grinste ihn an: „Solen kann sehr überzeugend sein.“

Den ganzen Abend über geschah nichts Aufregendes mehr. Niemand versuchte sie zu belästigen oder sprach sie an. Als schließlich der Morgen graute, kehrten sie in ihre Quartiere zurück, um noch etwas Schlaf zu bekommen. Vielleicht brachte der morgige Abend etwas mehr.

weiter: Kapitel 4
Kapitel 4 by Selana
Teil 4

Am anderen Morgen

John erwachte, als die Sonnenstrahlen ihm die Nase kitzelten. Das übergroße Fenster ließ das Licht ungehindert herein, und die golden schimmernden Strahlen tanzten über die Einrichtung des Zimmers. Nach einem Blick auf seine Uhr stellte John fest, dass es später Vormittag war und langsam spürte er großen Hunger. Er sah zu dem Bett hinüber. Es war leer. Aus dem Badezimmer hörte er lauten Gesang und plätscherndes Wasser.

Langsam stand Sheppard auf und zog sich etwas über. Sein Blick fiel auf die Balkontür. Er ging hinüber und trat auf den Balkon. Das Zimmer lag im obersten Stockwerk. So konnte er einen erstklassigen Blick auf die Stadt und die umliegende Landschaft werfen. Im Westen sah er Berge und im Osten lag das Meer.

„Schön, nicht wahr?“ sagte Rhiana hinter ihm. John drehte sich um. Sie trug einen Bademantel und ihr langes dunkles Haar war noch ganz feucht. Ein leichter Lavendelduft umspielte sie. Die Antikerin sah aus wie der frische Morgen.

Er strich sich über die Bartstoppeln. „Ich glaube, ich könnte auch eine Dusche gebrauchen und eine Rasur“, meinte er und runzelte die Stirn.

Rhiana schenkte ihm ihr strahlendstes Lächeln und berührte zärtlich seine Wangen. „Du siehst toll aus, John.“

„Danke für das Kompliment. Du siehst richtig umwerfend aus. Aber jetzt verschwinde ich besser unter der Dusche.“

Rhiana sah ihm nach, bis er im Badezimmer verschwunden war. Ein spitzbübisches Lächeln umspielte ihr Gesicht, als sie entschied, dass sie durchaus noch eine Dusche gebrauchen konnte. Schnell folgte sie John in das Badezimmer.

Zur Mittagszeit trafen sie sich mit Ronon, gingen zum Mittagessen und streiften anschließend durch die Stadt, um sich bis zum Abend die Zeit zu vertreiben. Die Sonne ging gerade unter, als sie wieder das Viertel erreichten. John und Rhiana schlenderten Arm in Arm an den Ständen entlang. Hin und wieder blieben sie stehen, um sich die Auslagen anzusehen.

Ronon war etwas zurückgeblieben. Ein Schmuckstück in einem Geschäft erregte seine Aufmerksamkeit. Normalerweise würde er so etwas nicht kaufen, doch es würde ein schönes Geschenk für Teyla abgeben. Er blieb stehen, um sich das Armband näher zu betrachten. Ronon warf noch einen schnellen Blick auf seine beiden Begleiter, doch die verhandelten gerade mit einem der Händler. Die Straßen bevölkerten sich zusehens. Kurz entschlossen betrat Ronon den Laden. Die beiden konnten selbst auf sich aufpassen und er würde sie schon wiederfinden.

Inzwischen hatten John und Rhiana ihren Kauf beendet und setzten langsam ihren Weg fort. Das Gedränge um sie herum wurde immer größer und John sah sich nach Ronon um, konnte den Freund jedoch nirgends entdecken.

„Wo ist Ronon?" fragte er Rhiana.

Rhiana sah sich um. „Ich weiß nicht. Ich kann ihn nirgends sehen. Vorhin war er aber noch hinter uns.“

„Wir sollten umkehren und nach ihm suchen“, drängte John. „Hoffentlich ist ihm nichts passiert.“

„Ronon?“ Rhiana lachte laut auf. „Er kann sehr gut auf sich selbst aufpassen.“

Trotzdem beschlossen sie umzukehren. In diesem Moment wurden sie von einer grölenden Gruppe Vergnügungssüchtiger eingekreist, die sie lachend mit sich zogen.

„Die fangen aber bald an“, meinte John grinsend.

„He, Kumpel!“ rief ein Mann neben Sheppard. „Du und deine Süße seid eingeladen, mit uns zu feiern.“

„Nein, danke“, erwiderte John und stieß den Mann von sich. Sein Atem roch sehr nach Alkohol. „Wir haben schon etwas anderes vor.“

„Nichts da! Ihr kommt mit uns!“ Dabei packte er Sheppard am Arm und zog ihn mit sich. Er und Rhiana wurden in eine Seitengasse abgedrängt. Einer der Kerle wurde plötzlich bei Rhiana zudringlich.

„Pfoten weg, du Rüpel!“ rief Rhiana ärgerlich auf, als der Kerl begann, sie anzufassen. Sie unterstützte ihre Empörung mit einem Schlag auf dessen Arm.

Der Kerl zog seine Hand mit einem Schmerzenslaut zurück. „Verfluchtes Miststück! Das wirst du bereuen!“ schrie er.

„Sei froh, dass ich nicht ärgerlich reagiert habe, sonst würdest du jetzt nicht mehr auf den Beinen stehen.“

Die anderen fingen an zu lachen und John kam das Ganze langsam seltsam vor. Hatten diese Kerle sie etwa mit Absicht in diese Gasse gedrängt? Und wo war Ronon abgeblieben?

„Rhiana, komm!“ sagte er deshalb schnell zu seiner Freundin und wollte sich mit ihr aus der Gruppe hinauszwängen.

Doch diese ließen es nicht zu. „Hier geblieben, Freundchen! So leicht kommt ihr nicht davon.“

Ein zweiter griff nach Rhiana und jetzt wurde es John zu bunt. „Hände weg von meiner Freundin“, schnauzte er den Mann an und schlug zu. Der Schlag war genau berechnet und der Mann fiel bewusstlos zu Boden. Gleichzeitig griff der Colonel nach seiner Handfeuerwaffe, doch ein Schlag von hinten schleuderte ihm seine Waffe aus der Hand. Gleichzeitig fühlte er Hände, die sich um seinen Nacken schlangen. John regierte instinktiv, ein Bücken und der Kerl hinter ihm flog in einem hohen Bogen über ihn hinweg. Er landete unsanft auf einem seiner Kumpane. Beide wurden durch die Wucht zu Boden geschleudert und blieben halb betäubt liegen.

Auch Rhiana hatte ihren Gegner erfolgreich abgeschüttelt. „Gut gemacht, Schätzchen“, rief John anerkennend zu Rhiana hinüber.

Er strich sich die Haare aus der Stirn und sah sich nach seinem Strahler um. Ihre Gegner hatten sich wieder erholt und kamen jetzt drohend auf sie zu. Sie wirkten auf einmal nicht mehr betrunken und John begriff, dass sie alles nur gespielt hatten, um sie in diese Gasse zu drängen.

„Rhiana, schnell! Das Ganze ist eine Falle!“ John entdeckte seine Waffe und machte einen Schritt auf sie zu, um sie aufzuheben aufzuheben.

Rhiana packte einen der Männer mit einem Griff und schleuderten ihn zu Boden. Die anderen ließen sich davon jedoch nicht abhalten, den Kreis um Sheppard und Rhiana enger zu ziehen. John hatte inzwischen seine Waffe erreicht und wollte sie aufheben.

„Nicht schlecht, aber nicht gut genug“, ertönte es aus dem Hintergrund. Gleichzeitig zischte ein Strahl an John vorbei, der jedoch nicht ihn, sondern Rhiana traf.

Sheppard erstarrte innerlich, doch seine Hand umschloss die Waffe.

„Liegen lassen“, befahl die Stimme wieder.

Der eiskalte Ton in der Stimme ließ ihn innehalten. Seine Finger ließen die Waffe los. Er drehte sich um und sah sich vier Männern gegenüber, die ihre Waffen drohend auf ihn richteten. John sah zu Rhiana hinüber, die reglos am Boden lag.

„Keine Sorge, deine Liebste ist nur bewusstlos. Wo ist der andere?“ herrschte ihn der Mann, der wohl gesprochen hatte drohend an.

Er meinte wohl Ronon. „Keine Ahnung“, erwiderte John scheinbar ungerührt. Innerlich kochte er aber vor Wut auf die Männer, weil sie auf Rhiana geschossen hatten.

Der Mann runzelte die Stirn und schlug dann ohne Vorwarnung zu. John fand sich mit schmerzendem Kinn am Boden liegend wieder.

„Lüg mich nicht an, Kerl!“ fauchte er Sheppard an. „Also nochmals, wo ist euer Freund?“

Bevor John etwas sagen konnte, kam ein weiterer Mann angerannt. Etwas außer Atem berichtete er: „Wir haben ihn gefunden. Der Mann hat gerade das Dunkle Loch betreten.“

Der Anführer nickte erfreut. „Dann schafft ihn her.“ Sein Blick fiel auf Sheppard und Rhiana. „Schafft die beiden in unser Versteck. Wir werden dann alle drei zusammen verhören.“

„Wer seid ihr?“ fragte John schnell.

Der Mann lachte hässlich: „Ihr habt uns doch gesucht, oder? Wir sind die Ghan-buri-Ghan.“



Etwas vorher

Ronon verließ den Laden und sah sich nach John und Rhiana um. Keine Spur von ihnen. Mit gemischten Gefühlen machte er sich auf die Suche nach den beiden. Offensichtlich war es doch ein Fehler gewesen, sie aus den Augen zu lassen. Er lief mit weit ausholenden Schritten die Straße hinab. Zu seiner Besorgnis fand er jedoch keine Spur von den beiden.

Ronon sah auch in jedes Geschäft, dass auf seinem Weg lag, doch niemand wollte die beiden gesehen haben.

Nun begann Ronon sich ernsthafte Sorgen zu machen. Das Dunkle Loch war seine letzte Hoffnung. Vielleicht warteten die beiden dort schon auf ihn. Er huschte in das Lokal und trat sofort zur Seite, um nicht unnötig lange gesehen zu werden. Eine weitere Gewohnheit aus den finsteren Tagen seiner Flucht vor den Wraith. Seine Augen gewöhnten sich rasch an die Düsternis. Ronon durchsuchte das Lokal, ohne die beiden zu finden. Auch der Wirt wollte sie nicht gesehen haben.

Verflucht! Das gefiel ihm ganz und gar nicht.

Sein Blick fiel auf den jungen blonden Jungen, der ihm schon an den beiden Abenden vorher aufgefallen war.

Gemein grinsend stand er vor ihm. „Suchst du deine Freunde?“

Ronon packte den Kerl so schnell am Kragen seiner Jacke, dass diesem das Grinsen aus dem Gesicht fiel. Sein Gesicht war so dicht vor dem des Jungen, dass er dessen Atem riechen konnte.

„Wo sind sie?“ Ronons Stimme klirrte vor Kälte und der Junge begriff, dass es gefährlich war, diesen Mann noch weiter zu verärgern.

„Wenn du mir etwas antust, sterben deine Freunde“, brachte er schließlich mit zitternder Stimme hervor.

Verächtlich stieß Ronon den Jungen von sich.

Der Junge brachte schnell einige Schritte zwischen sich und Ronon. Er winkte ihm zu: „Komm mit mir.“

Ronon zog zur Vorsicht seine Waffe und folgte dem Blonden nach draußen. Etwas dunkles fiel von oben herab und wickelte ihn ein: ein Netz! Als er verärgert um sich schlug, verhedderte er sich dadurch nur noch mehr in die Maschen. Jemand zog ihm blitzschnell die Beine weg. Fluchend stürzte Ronon zu Boden. Ein Fuß schlug ihm die Waffe aus der Hand. Er fühlte wie sich das Netz enger um ihn schloss, bis er kein Glied mehr rühren konnte. Er fühlte, wie er von vielen Händen grob gepackt und fortgetragen wurde.

Nach einer Ewigkeit, so erschien es ihm jedenfalls, wurde er wieder zu Boden geworfen und von dem Netz befreit. Schimpfend rappelte er sich auf. Ronon warf sich wie eine Katze herum und duckte sich, bereit sein Leben zu verteidigen. Doch die einzigen die er sah, waren John und Rhiana. Sheppard saß in der Ecke des kleinen Raumes und hielt Rhiana in den Armen.

Ronon stieß unwillkürlich die angehaltene Luft aus und entspannte sich. „Sheppard! Was ist mit ihr? Wo sind wir hier? Und wer sind diese Kerle?“

„Rhiana ist zum Glück nur bewusstlos. Wo wir sind, weiß ich nicht. Unsere Entführer sind die, die wir gesucht haben: Mitglieder der Ghan-buri-Ghan.“

„Oh!“ Nun war Ronon alles klar. Also waren sie genau da, wo sie sein wollten.

„Was ist mit euch passiert? Wie kommt ihr hierher?“

John erklärte Ronon schnell, was mit ihnen geschehen war.

„Es hat also etwas genützt, dass wir die letzten Tage so herumgefragt haben“, meinte Ronon anschließend. Da bemerkte er, dass John ihn beschwörend ansah und auf den Mund deutete. Ronon begriff, dass sie abgehört wurden.

Nun, entsprechend mussten sie ihr Gespräch fortführen. Deshalb antwortete er: „Vielleicht bekommen wir unsere Waffen doch noch an die Durnack verkauft. Unser Informant zu Hause, hat uns wohl den richtigen Tipp gegeben. Ich habe schon fast nicht mehr daran geglaubt.“

„Ja, da bin ich sicher. Der Informant war bisher immer zuverlässig“, ging John auf Ronons Bemerkung ein.

Rhiana bewegte sich. John legte ihr die Hand auf die Stirn.

„Ganz langsam“, flüsterte er ihr beruhigend zu.

In diesem Moment wurde die Tür ihres Gefängnisses aufgestoßen und der Mann, der Rhiana betäubt hatte, betrat, gefolgt von dem blonden jungen Mann den Raum. Hinter den beiden tauchten noch weitere vier Männer auf. Die beiden Gruppen musterten sich schweigend.

Als Rhiana sich bewegen wollte, drückte John sie sanft aber bestimmt zurück. Die Antikerin begriff und verhielt sich ruhig.

Der Anführer brach als erster das Schweigen: „Mein Name ist Lar Navri und das ist mein Bruder Sirel.“ Er zeigte dabei auf den Blonden.

Tatsächlich fiel ihnen nun die Ähnlichkeit zwischen den beiden auf, nur das Lar Navri etwa fünfzehn Jahre älter war und etwas dunklere Haare hatte. „Ihr seid also Waffenhändler? Woher?“

„Wir kommen aus Zelda“, antworte John. Er und Rhiana waren inzwischen aufgestanden und neben Ronon getreten. „Mein Name ist John, das ist meine Freundin Rhiana und das ist Ronon.

„Ihr gehört zur Ghan-buri-Ghan?“ fragte Ronon.

„Das ist richtig“, antwortete Lar Navri. „Aber woher sollen wir wissen, dass ihr keine Zelda-Spitzel seid?“

„Das müsst ihr uns schon glauben. Oder ihr überprüft es“, antwortete Ronon.

„Wir werden es überprüfen. Falls ihr wirklich Waffenhändler seid, kommen wir ins Geschäft. Wenn wir aber herausfinden, dass ihr Spitzel seid, könnt ihr jetzt schon euer Testament machen.“

Daraufhin drehte sich Lar Navri um und ging gefolgt von seinen Leuten aus dem Raum hinaus. John, Ronon und Rhiana blieben in der Ungewissheit zurück. Ihre Blicke trafen sich, und in diesen war die Besorgnis zu lesen, ob Solen auch wirklich dafür gesorgt hatte, dass ihre Steckbriefe in den Dateien der Polizei von Zelda auftauchten. Solen war davon überzeugt gewesen, dass die Durnack ihre Leute auch bei der Polizei und dem Sicherheitsdienst von Zelda und Durnack sitzen hatten.

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Kapitel 5 by Selana
Teil 5

Zelda

„Es ist soweit, Bürgermeister!“

Gildor sah Solen fragend an. „Sie haben Nachricht von Colonel Sheppard und den anderen?“

„Nein! Aber die Dateien der drei sind abgerufen worden. Meine Leute und die Polizeibehörde haben bestätigt, dass die Steckbriefe von ihnen eingesehen wurde.“

„Wer wollte sie einsehen?“

„Wie Sie wissen, arbeiten wir seit dem Waffenstillstand offiziell mit den Durnack zusammen. Die Behörden in Durnack sind zwar korrupt, aber wir sind verpflichtet, ihnen bei Anfragen Auskunft zu geben.“

„Ich hoffe doch, dass unsere Leute richtig reagiert haben?“

„Selbstverständlich, Bürgermeister! Sie haben die falschen Steckbriefe der drei durchgegeben.“

„Gut, Chief!“ Ein Zögern war in Gildors Stimme zu hören. „Ich halte die Idee immer noch für gefährlich. Wenn nur einer von den dreien einen kleinen Fehler macht, kann das ihr Leben kosten.“

„Wie ich hörte, haben alle gute Erfahrungen in solchen Unternehmen. Ich würde mein Vermögen auf sie setzen.“

„Ihr Wort in den Ohren der Vorväter, Chief. Ich hoffe wirklich, dass Sie recht behalten.“



Halet

„Ihr habt die Wahrheit gesagt. In Zelda werdet ihr steckbrieflich gesucht. Eure sonstige Überprüfung hat auch nichts Negatives ergeben. Wir sind im Geschäft“, eröffnete ihnen Lar Navri.

„Natürlich haben wir die Wahrheit gesagt“, antworte Sheppard empört. „Wenn wir Spitzel wären, glauben Sie, dass wir dann so offen nach ihnen gefragt hätten?“

„Das weiß ich nicht. Vielleicht gerade dann“, entgegnete Lar Navri. „Kommt mit!“ Er winkte ihnen zu, ihm zu folgen. „Wo habt ihr die Waffen?“

Ronon lachte laut auf: „Glaubt ihr im Ernst, wir wären so dumm, die Waffen mitzubringen? Nein, die sind gut aufgehoben.“

Lar Navri sah Ronon böse an. „Wir betrügen nicht. Wir sind ehrliche Leute.“

„Ehrliche Leute? Eine Organisation, die als Verbrecherbande bekannt ist? Und auch als Waffenlieferanten?“ fragte Ronon.

„Allerdings“, erwiderte der Ghan-buri-Ghan noch wütender werdend. „Mit dem Erlös der Waffenverkäufe finanzieren wir unseren Widerstand gegen die Zelda. Aber ihr, ihr verkauft sie nur des Geldes wegen.“

„Wir haben nie etwas anderes behauptet. Und das Sie mit dem Geld den Widerstand unterstützen, können Sie vielleicht Ihren leichtgläubigen Anhängern weismachen, aber uns nicht. Alles, was euch interessiert, ist euer eigener Geldbeutel“, sagte Sheppard. „Und wir wissen zufällig, dass einer Ihrer Hauptabnehmer die Ered-Lun sind. Diese Leute haben keine Skrupel Frauen und Kinder zu töten.“

Lar Navri sah John erstaunt an: „Woher wisst ihr das mit der Ered-Lun?“

„Sie haben Ihre Informanten, wir unsere“, erklärte John kühl.

„Selbstverständlich. Euch scheint es aber auch egal zu sein, wenn Frauen und Kinder sterben.“

„Wir sagten es schon, uns interessiert nur der Profit“, mischte sich jetzt Rhiana ein. Diese Diskussion amüsierte sie und am liebsten hätte sie laut aufgelacht. Ronon und John spielten ihre Rolle gut. Hätte sie es nicht besser gewusst, hätte sie ihnen die Rolle der gewissenlosen Waffenhändler abgenommen.

„Ein Geschäft ist ein Geschäft“, hörte sie John gerade sagen. „Das weiß doch jeder Ferengi.“

„Da hast du wohl recht“, entgegnete der Ghan-buri-Ghan immer noch lachend. „Auch wenn ich nicht weiß, was ein Ferengi ist. Ich muss schon sagen, ihr gefallt mir langsam.“

„Ich nehme an, dass ihr unsere Waffen auch an die Ered-Lun verkaufen wollt?“ hackte John vorsichtig nach.

„Zufälligerweise ja! Sie haben gerade wieder eine größere Bestellung aufgegeben.“

„Gut, dann begleiten wir euch.“

Navri sah John jetzt wieder misstrauisch an: „Wieso? Nein, das kommt nicht in Frage.“

„Dann gibt es auch kein Geschäft. Wir haben noch einen Interessenten für unsere Waffen. Außerdem haben wir vor, in Zukunft direkt mit der Ered-Lun zu verhandeln.“

„Ich muss schon sagen, ihr seid ehrlich. Das würde uns aber das Geschäft verderben“, brummte Navri. „Wieso sollten wir also so etwas dummes machen?“

„Aber nein“, widersprach Ronon. „Die Ered-Lun hat einen großen Bedarf an Waffen und wir können uns beide ein Stück vom Kuchen abschneiden. Wir dachten, wenn wir das erste Mal mit euch kommen, würde die Ered-Lun uns vertrauen.“

„Nun gut. Aber wer ist der andere Interessierte?“

Ronon lachte. „Das verraten wir natürlich nicht.“

Navri überlegte: „Was habt ihr für Waffen?“

„Alles, was das Herz begehrt: schwere Strahlengewehre, leichte Strahlengewehre, tragbare Raketenwerfer, Handstrahler und, und, und ...“

Der Ghan-buri-Ghan pfiff durch die Zähne. „Woher habt ihr solche Waffen?“

„Das ist unsere Sache“, entgegnete Ronon abweisend. „Also?“

Lar Navri überlegte, dann streckte er die Hand aus. „Abgemacht! Aber vorher wollen wir uns überzeugen, dass die Waffen auch existieren.“

„Selbstverständlich.“

„Gut, dann wollen wir keine Zeit mehr verlieren“, entgegnete der Ghan-buri-Ghan.



Die winzige Höhle lag an der Küste von Zelda. John, Rhiana, Ronon und Lar Navri erreichten sie nach einem kurzen Flug mit den Gleitern. Für die Waffen war die Höhle ein vorzügliches Versteck. Solen hatte seinen Teil der Arbeit hervorragend erledigt.

Der Ghan-buri-Ghan inspizierte die Waffen genau und bekam beim Betrachten gierige Augen. Bei der Planung des Unternehmens hatten die drei natürlich mit so einer Situation gerechnet und dafür gesorgt, dass die Waffen da waren. Es war allerdings nicht vorgesehen, den Ghan-buri-Ghan und der Ered-Lun die Waffen zu überlassen. Wenn alles klappte wie geplant, würde die Aktion beendet sein, bevor es zur Übergabe der Waffen kommen konnte. Doch jetzt, in diesem Moment, konnte Lar Navri sich überzeugen, dass die Waffen kein Hirngespinst waren.

„Es scheint alles in Ordnung zu sein“, sagte Navri gerade und unterbrach Johns Gedanken.

„Was dachten Sie denn?“ sagte John in empörten Tonfall.

Navri zuckte mit den Schultern. „Wir können zurückfliegen. Ich habe genug gesehen. Aber wir werden von jeder Waffe ein Muster mitnehmen.“

Das war nicht zu vermeiden und Sheppard nahm sich vor, dafür zu sorgen, dass diese Waffen kein Unheil anrichten konnten. Sie kehrten zurück an Bord des Gleiters.

Die drei wussten, dass Solen Bescheid wusste, dass sie das Waffenversteck betreten hatten. Als sie dort waren, hatte Ronon heimlich ein Signal abgestrahlt. Auf einer Geheimfrequenz, die nur Solen bekannt war. Der Sicherheitschef würde dafür sorgen, dass niemand sich an den Waffen vergreifen konnte. Ihr Unternehmen war jetzt in die Endphase getreten.



Etwas später

Sie befanden sich in einer abgelegenen Gegend in der Nähe von Durnack. Hier wollten sie sich mit dem Mittelsmann der Ered-Lun treffen. Die Waffenmuster lagen in dem Gleiter von Lar Navri. Noch immer glaubte John, das Misstrauen der Mitglieder der Verbrecherorganisation ihnen gegenüber zu spüren. Navri traute ihnen wohl nicht so ganz.

„Sind Sie sicher, dass der Mittelsmann der Ered-Lun kommt“, fragte John Lar Navri, nachdem sie nun schon über eine Stunde warteten.

Navri sah John an: „Ganz sicher. Nur keine Ungeduld.“

Sheppard bemerkte, dass Ronon ungeduldig umherging. Dieses Nichtstun ging ihm auf die Nerven. Ronons Hand ruhte dabei immer in der Nähe seiner Waffe. Rhiana saß auf einem Stein in seiner Nähe. Sie schien die Ruhe selbst zu sein und machte den Eindruck in sich hineinzulauschen.

Ein leichtes Geräusch erregte Johns Aufmerksamkeit. Eigentlich war es nur ein Windhauch, der ihn sachte streifte. Er drehte sich um und sah sich einer Frau gegenüber. Sie hatte langes schwarzes Haar, war Mitte dreißig und blickte ihn aus stahlblauen Augen misstrauisch an.

Ronon war jedoch wie erstarrt stehen geblieben, als er die Frau sah. Er erkannt sie auf Anhieb: Tara! Also schien es zu stimmen, dass sie für die Ered-Lun tätig war.

Hinter Tara tauchten noch vier weitere Männer auf.

Tara musterte ihn ausdruckslos.

„Wer sind die?“ Ihre Stimme klang tief und rauchig.

„Neue Freunde, hoffe ich“, antwortete Lar Navri schnell. „Sie bringen Waffen. Waffen für Ihren Kampf.“

„Gegen gute Bezahlung natürlich.“ Das war keine Frage von Tara, sondern eine einfache Feststellung.

„Jeder muss schließlich von etwas leben“, entgegnete Sheppard achselzuckend.

Ein scharfer Blick Taras traf ihn. Neben John erschien Rhiana. John legte ihr schnell den Arm um die Schultern. „Das ist meine Freundin Rhiana.“

Ein boshafter Blick traf Rhiana. „Du solltest dir deine Freunde besser aussuchen, Kleine.“

„Du aber auch. Terroristen sind auch kein feiner Umgang.“

„Oh, ho! Sie hat Temperament. Du gefällst mir.“ Ein weiterer verächtlicher Blick traf John. Anscheinend mochte sie keine Waffenhändler.

Eine seltsame Terroristin, dachte John bei sich.

Taras Blick fiel auf Ronon: „Noch so einer!“

Ronon beherrschte sich mühsam. Tara ließ mit keiner Geste erkennen, dass sie ihn kannte. Und das nach den Jahren, die sie zusammen waren. Ronon konnte sich nicht vorstellen, dass Tara ihn nicht erkannt hatte. Warum sagte sie dann nichts? Das beunruhigte ihn irgendwie. Was hatte sie vor?

„Also, wo sind die Waffen?“ wollte Tara als Nächstes wissen.

„Wir haben die Muster im Gleiter“, antwortete John. „Kommen Sie! Der Rest ist sicher aufbewahrt. Lar Navri hier, kann Ihnen das bestätigen.“

Tara sah zu dem Ghan-buri-Ghan hinüber und dieser nickte: „Er spricht die Wahrheit, Tara. Ich habe die Waffen mit eigenen Augen gesehen.“

Da war er, der Name: Tara! Sie hatte ihn nicht geändert. Weshalb auch?

Sie gingen zum Gleiter und holten die Muster heraus. Tara besah sich jede einzelne Waffe ganz genau. Ihre Begleiter ließen die angeblichen Waffenhändler dabei keine Sekunde aus den Augen. Das gegenseitige Misstrauen war fast greifbar.

Tara nahm eines der kleineren Gewehre in die Hand und richtete sie auf einen mittleren Felsbrocken. Er verging im konzentrierten Strahl der Waffe.

„Ausgezeichnet“, lobte Tara. „Ich glaube, wir sind im Geschäft. Wie viele habt ihr davon?“

Ronon nannte die Zahlen, die jedoch nie dafür bestimmt waren, in die Hände der Ered-Lun zu geraten.

„Hm, und wie viel sollen sie kosten? Ich nehme an Navri und seine Leute bekommen ihren Anteil?“

„Ja. Schließlich haben wir es ihnen zu verdanken, dass wir mit euch in Kontakt treten konnten“, sagte Ronon.

„Also, wie viel?“ fragte Tara nochmals.

„50 Barren in Gold“, verlangte Ronon.

„Seid ihr verrückt? 15 Stück.“

Ronon lachte: „40"

„20.“

„30“, sagte Ronon.

„Einverstanden“, sagte auch Tara. „Kommt alle mit. Wir feiern den Abschluss des Geschäftes. Und morgen seid ihr eingeladen, bei unserer nächsten Aktion mitzumachen. Da könnt ihr noch was lernen. Anschließend holen wir dann die Waffen.“

„Aktion?“ fragte John.

„Ja!“ rief Tara aus. Ihren Augen glitzerten dabei erregt.

„Morgen versetzen wir den Zelda einen Schlag, an den sie noch lange denken werden.“

„Einverstanden“, sagte Ronon schnell. „Ich wollte schon immer einmal so eine Aktion mitmachen. Muss bestimmt interessant sein.“

„Interessant? Das kann auch nur einer wie du sagen.“

„So, findest du? Wie kommst du darauf? Und was habt ihr denn vor?“

„Wir entführen einen wichtigen Mann. Wenn wir ihn in die Hand bekommen, muss Zelda klein beigeben.“

Ronon sah Tara nur stumm an. „Wer ist denn der Mann?“ fragte Ronon. „Nicht das mich das besonders interessieren würde, aber ich weiß gerne, auf was ich mich einlasse.“

Die Antwort war wie ein Schlag ins Gesicht. „Bürgermeister Gildor.“

Sheppard erschrak nicht weniger. Er sah Ronon beunruhigt an, doch er hatte sich vorzüglich in der Gewalt.

Schnell stimmt Sheppard der Aktion zu. Sie mussten verhindern, dass Gildor entführt wurde. Oder wenn sie das nicht konnten, ihn dann befreien.



Zelda

McKay blickte unwillig auf, als Zelenka ihn ansprach. „Ich bin beschäftigt, Radek. Siehst du das nicht?“

„Natürlich sehe ich das“, antwortete der Tscheche. „Das bin ich auch. Aber ich habe etwas gefunden, dass dich sicher begeistern wird.“

„So“, skeptisch sah McKay seinen Kollegen an. „Was könnte das wohl sein?“

„Das ZPM von Zelda“, sagte Zelenka triumphierend und rückte seine Brille zurecht.

„Das … ZPM!“ McKay vergaß augenblicklich die Reparaturarbeit, die er gerade an der Computerkonsole ausführte. Die Geräte der Zelda waren ja so furchtbar vernachlässigt. Aber das wunderte ihn nicht. Schließlich hatten die Zelda kein so ein Genie zur Verfügung, wie er es war. Und die unterirdischen Stockwerke waren die reinste Fundgrube. Reichlich Nachschub an Drohnen hatten sie schon gefunden. Und einen Hangar mit Puddlejumper, die alle nicht mehr richtig flogen, doch deren Reparatur kein Problem darstellen sollte.

Bürgermeister Gildor hatte versprochen, ihnen diese Raumschiffe und die Hälfte der vorhandenen Drohnen zu überlassen, wenn sie die wichtigsten Geräte der Zelda wieder reparierten und einige der Techniker unterrichteten. Atlantis hatte genug Lehrer und auch Techniker und Ingenieure, sodass dies kein Problem darstellen sollte. Die Drohnen und die Jumper gehörten schon ihnen.

Und nun das ZPM. Rodney wusste natürlich, dass Gildor ihnen das nicht überlassen würde. Das hatte er ausdrücklich gesagt. Sie brauchten das Energiegerät für den Fall eines Angriffes der Wraith. Doch wenn sie es wieder in Gang brachten, könnten sie noch weitere antikische Errungenschaften verlangen. McKay hatte einige Sachen entdeckt, die seine Interesse geweckt hatten.

Er folgte Radek in das unterste Stockwerk des Rathauses und dort in einen kleinen Computerraum. Dort sah er es. Zelenka hatte es schon aus dem Gehäuse hochgefahren, doch es gab kein Anzeichen dafür, dass es noch funktionierte.

„Es ist noch reichlich Energie vorhanden“, sagte Radek. „Doch sie lässt sich nicht einschalten. Gemeinsam können wir es aber sicher reparieren.“

McKay ging zu der Konsole und begann mit seiner Untersuchung. Schließlich sagte er: „Es ist nur noch zur Hälfte voll. Doch das sollte ausreichen, um den Schild für Tage einzuschalten, wenn ein Angriff erfolgen sollte.“

„Und warum fließt die Energie nicht?“

„Das finden wir schon heraus. Wo ist der Bürgermeister?“

„Ich glaube, er hat vorhin das Rathaus verlassen und ist aufs Land gefahren. Dort will er ein neues Museum der Vorfahren einweihen. Oder so etwas Ähnliches“, sagte Zelenka. „Ich hörte zufällig, wie sich zwei Soldaten darüber unterhielten.“

„Gut, dann beginne ich hier mit der Untersuchung. Wenn der Bürgermeister zurückkommt, hat er wieder ein funktionierendes ZPM.“

„Darüber wäre er sehr erfreut“, sagte einer der Soldaten hinter ihnen. „Wenn Sie das schaffen, Doktor, erfüllt er ihnen jeden Wunsch.“

„Ich kann mir da schon einige Wünsche vorstellen“, meinte Rodney und machte sich wieder an die Arbeit.

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Kapitel 6 by Selana
Teil 6

Einige Stunden später

Das Lager der Ered-Lun befand sich in einem der dichten Wälder, in der Nähe der Stadt Durnack. Sheppard wunderte sich, dass die Ered-Lun-Gruppe ihnen das Versteck so freimütig zeigte.

Er fragte Tara danach. Die Frau lächelte ihn spöttisch an und sagte: „Weist du, John! So heißt du doch, oder? Dies ist nur einer unserer vielen Stützpunkte. Im Grunde ist er sehr entbehrlich für uns. Nach unserer morgigen Aktion geben wir diesen Stückpunkt auf. Unser wirkliches Versteck würden wir dir und deinen Freunden, selbst den Durnack oder den Ghan-buri-Ghan niemals zeigen. Das verstehst du doch?“

Und ob er das verstand.

Tara ließ ihn stehen und John blickte ihr nachdenklich hinterher. Er sah sich nach seinen Freunden um. Ronon und Rhiana saßen beieinander am Feuer und unterhielten sich leise.

Sheppard ging zu ihnen hinüber. Ronon sah auf, als er an das Feuer trat. Sein Blick sprach Bände. John setzte sich dicht neben sie und flüsterte so leise, dass ihn nur die beiden Freunde verstehen konnten: „Ronon, ich kann mir denken, dass du über Tara nachdenkst. Sie muss dich doch erkannt haben. Doch was immer du noch für sie empfinden magst, sie ist eine Terroristin. Wir müssen verhindern, dass Gildor entführt wird. Vielleicht können wir den Zelda irgendwie eine Nachricht schicken und den Bürgermeister warnen.“

Ronon überlegte kurz und schüttelte dann den Kopf. „Nein, Sheppard, ich glaube nicht, dass sie uns in die Nähe der Gleiter lassen. Tara ist gerissen. Und du hast recht, ich kann mir nicht vorstellen, dass sie mich nicht erkannt hat. Sie spielt ein gefährliches Spiel mit uns. Ich rate zur äußersten Vorsicht. Wir müssen die Aktion mitmachen. Vielleicht können wir Gildors Entführung verhindern und dabei die Gruppe verhaften lassen. Wenn nicht, sorgen wir dafür, dass ihm nichts passiert.“

„Wir werden sehen. Aber leise jetzt. Lar Narvi kommt zu uns herüber“, sagte Sheppard.



Am anderen Tag

Mit langsamen Schritten bewegte sich Bürgermeister Gildor durch die begeisterte Menge. Er hob grüßend die Arme, er schüttelte Hände und sprach mit dem einen oder anderen Bürger. Normalerweise machte es ihm immer Spaß ein Museum einzuweihen, doch heute war er irgendwie nicht ganz bei der Sache. Noch immer hatte er keine Nachricht von Solen erhalten, wie es um die Aktion stand. Langsam machte er sich Sorgen um die drei Fremden. Er hätte sie niemals diesem Risiko aussetzen dürfen.

Schließlich kehrten Gildor, sein Assistent und sein Leibwächter in das Gebäude zurück. Das Museum war nur klein, doch es zeigte viele neue Gegenstände der Vorfahren, die man vor kurzem in der Nähe ausgegraben hatte. Von einer begeisterten Menge begleitet, erreichten die drei das Eingangstor, als hinter ihnen ein Tumult entstand.

Gildor drehte sich überrascht herum. Die Leute wichen erschrocken zurück, als sich eine größere Gruppe rücksichtslos den Weg durch die Menge bahnte.

Gildors Leibwächter begriff sofort die Situation. „Schnell, Bürgermeister! Sie müssen sich in Sicherheit bringen. Kommen Sie mit.“

Sein Assistent versuchte das Tor zu schließen, doch es war zu spät. Gewaltsam wurde es aufgestoßen. Ein Schlag traf den Mann und warf ihn zu Boden.

Gildor und sein Leibwächter hatten inzwischen ein kleines Gebäude im Innenhof des Museums erreicht, doch die Eindringlinge waren ihnen gefolgt.

Dem Bürgermeister war inzwischen klar geworden, dass der Überfall ihm galt, und blieb stehen. Gildor wollte nicht, dass jemand seinetwegen verletzt wurde.

„Bürgermeister, was tun Sie?“ rief der Leibwächter entsetzt. „Kommen Sie weiter.“

„Nein, Furel. Die Angreifer sind hinter mir her. Ich möchte nicht, dass jemand wegen mir verletzt wird. Aber du kannst gehen.“

„Nein“, weigerte sich der junge Mann und stellte sich schützend vor den Bürgermeister. „Wenn Sie nicht gehen, gehe ich auch nicht.“

Für eine längere Diskussion war es auch zu spät. Die Terroristen stürmten heran. Als sie den Bürgermeister so ruhig dastehen sahen, hielten sie überrascht inne.

„Was wollt ihr?“ fuhr Gildor sie furchtlos an. Er schob seinen Leibwächter zur Seite und drückte die Waffe herunter, die der Mann gezogen hatte.

Eine junge Frau mit langen schwarzen Haaren trat vor und blieb vor Gildor stehen: „Wir gehören zur Ered-Lun, und Sie werden uns begleiten, Bürgermeister.“

Gildor nickte. Das hatte er fast erwartet. „Wie Sie wollen, mein Kind. Aber lasst die anderen Menschen in Ruhe.“

„Wir wollen niemanden verletzen, Bürgermeister. Wenn Sie ruhig mit uns kommen, wird keinem etwas geschehen.“

„Einverstanden“, sagte Gildor schnell. Hinter der Schwarzhaarigen erkannte der Bürgermeister eine dunkelhaarige Frau, die ihn beschwörend ansah.

Gildor stutzte und sah genauer hin. Er traute seinen Augen nicht: Rhiana? Und hinter ihr sah er Sheppard und Ronon stehen. Gildor begriff sofort und ließ sich nicht anmerken, dass ihm die drei bekannt waren.

Inzwischen hatten die Terroristen die meisten anderen Besucher zusammengetrieben. Ein älterer Mann, Direktor Ruan, der Leiter des neuen Museums trat auf die Schwarzhaarige zu. „Im Namen der ehrwürdigen Vorfahren! Was soll der schändliche Überfall?“

„Wir werden Bürgermeister Gildor mitnehmen. Sie werden seinem Kabinett erklären, dass wir für seine Freilassung den Rücktritt seiner Regierung verlangen und die Wiedervereinigung mit Durnack.“

„Unter der Herrschaft der Durnack natürlich?“ fragte Bürgermeister Gildor verächtlich.

„Natürlich! Sie haben einen Tag Zeit. Gehen wir!“ Tara winkte ihren Leuten zu. „Wenn ihr euch ruhig verhaltet, passiert niemandem etwas“, mischte sich Lar Navri ein.

Gildor wurde mitgezerrt, doch er rief Ruan zu. „Sagen Sie meinem Kabinett, dass sie auf keine Forderung eingehen sollen!“

Tara schlug Gildor ins Gesicht und fuhr ihn an: „Kein Wort mehr, Bürgermeister“

Ronon ging dicht neben Tara, als sie das Museum verließen. Er war wütend auf sie, denn so brutal kannte er sie nicht. Doch noch war nicht der richtige Zeitpunkt, um einzugreifen. Sie mussten eine günstige Gelegenheit abwarten.

Draußen stand eine aufgebrachte Menge, doch als die Terroristen einfach über die Menge feuerten, liefen die Leute in Panik auseinander.

Sheppard sah dem ganzen Treiben wütend zu. Er brauchte seine ganze Beherrschung, um nicht einzugreifen. Sie erreichten die abgestellten Gleiter und stiegen ein. Die Entführung Gildors würde sicher großes Aufsehen erregen, aber das war von den Terroristen beabsichtigt. Innerhalb kürzester Zeit erreichten sie ihr neues Versteck: die verlassenen Ruinen einer ehemaligen Siedlung, noch auf dem Kontinent von Zelda. In einem halbwegs intakten Gebäude gab es noch einen brauchbaren Keller. Der Gefangene wurde in einen kleinen Raum gebracht und eingesperrt.

„Tara, der ganze Luftraum wird sicher schon überwacht. Wie wollen wir jetzt in unser Waffenversteck kommen, um unser Geschäft abzuwickeln?“ fragte Ronon.

Tara lachte: „Vorläufig gar nicht, mein Lieber. Mit dem Abschluss des Geschäftes werden wir noch etwas warten müssen.“ Mit keiner Geste gab sie zu erkennen, dass sie Ronon erkannt hatte, was diesen noch mehr gegen sie aufbrachte.

„Aber das ist gegen die Abmachung“, protestierte Sheppard laut.

„Welche Abmachung?“

„Verfluchtes Luder!“ schimpfe auch Lar Navri. Der Ghan-buri-Ghan hatte inzwischen genug. Er wollte endlich fort von hier. Warum nur, hatte er sich auf dieses unsichere Geschäft eingelassen. Seit er diesen drei Fremden begegnet war, ging alles schief. Er beschloss, die drei nochmals überprüfen zu lassen. Diesmal jedoch von Durnack aus.

„Keine Beleidigung, Navri“, entgegnete Tara. „Du kannst froh sein, dass wir überhaupt mit euch Geschäfte machen. Das tun wir auch nur, weil wir auf jede Waffenlieferung angewiesen sind. Aber ihr werdet eure Waffen schon noch loswerden.“ Sie wandte sich an einen ihrer Männer. „Naren, habt ihr das Abschirmfeld aktiviert?“

„Ja, niemand kann uns hier unten orten.“

„Sehr gut. Naren ist mein Stellvertreter, ein guter Mann. Aber er hasst die Zelda noch mehr, als ich. Also geht ihm lieber aus dem Weg“, stellte Tara ihren Stellvertreter lächelnd vor.

Ronon erschauderte. War das wirklich seine alte Jugendfreundin? Konnte sie sich so verändert haben? Was mochte sie wohl alles erlebt haben, dass sie sich so verhielt? Es konnte doch nicht schlimmer gewesen sein, als dass, was er als Runner mitgemacht hatte. Und er würde niemals unschuldige Menschen töten.

Den ganzen Tag über ergab sich für die drei keine Gelegenheit in Gildors Gefängnis zu gelangen. Ein Wachtposten stand vor der Kellertür. So beschlossen sie, es in der Nacht zu versuchen.

Die Zeit verging quälend langsam. Hin und wieder flogen Gleiter über sie hinweg, doch die Abschirmung schien zu halten. Als es endlich Mitternacht war, atmeten alle erleichtert auf. John und Rhiana schliefen neben Ronon in einem winzigen abgeteilten Raum des Kellers. Ronon weckte die beiden leise auf: „John, Rhiana, es ist soweit. Wollen wir unser Glück versuchen?“

Die zwei nickten. Draußen im Gang war alles ruhig. Ronon gab das Zeichen und sie schlichen zum Gefängnis des Bürgermeisters. Ein Wachtposten stand immer noch davor. Ronon hob seine Waffe und betäubte den Wächter mit einem gezielten Schuss. Es gab ein leises polterndes Geräusch, als er zu Boden fiel.

Erschrocken sahen sich die drei an, doch alles blieb ruhig.

Sheppard öffnete die Tür und trat ein: „Bürgermeister Gildor!“ flüsterte er leise. „Wir sind es, John Sheppard, Ronon und Rhiana!“

Nichts zu hören! Plötzlich packte eine kräftige Hand Sheppards Arm.

„Schnell“, flüsterte John. „Wir müssen von hier verschwinden.“

„Colonel Sheppard“, entfuhr es Gildor. „Also habe ich mich nicht geirrt. Was macht ihr alle hier?“

„Es ergab sich so“, meinte John bedauernd. „Kommen Sie, Sir! Schnell!“

Sie verließen das Gefängnis des Bürgermeisters und durchquerten den Kellergang. Vor der Treppe, die nach oben führte, blieben sie stehen.

„Jetzt kann es gefährlich werden“, wandte sich Ronon an die anderen. „Ich werde als erster gehen.“

Er wartete auf keine Antwort, sondern hastete die Treppe hoch. Tiefe Nacht umfing ihn. Ronon brauchte einen Augenblick, um wenigsten einige Umrisse erkennen zu können. Die Luft schien rein zu sein. Er drehte sich um und winkte den anderen zu, ihm zu folgen. Das Versteck der Gleiter befand sich ganz in der Nähe.

„Was ist mit Tara?“ fragte Rhiana.

„Um die kümmern wir uns später“, meinte Ronon. „Zuerst bringen wir Bürgermeister Gildor in Sicherheit. Dann kommen wir zurück und holen sie uns. Sie wird mir einige Fragen beantworten müssen.“

„Nicht nötig“, sagte eine Stimme neben ihnen. „Ich bin schon da.“

Ronon reagierte instinktiv und überwandt seinen Schrecken in Sekundenbruchteilen. Er fuhr herum und schlug der Frau hinter ihm den Strahler aus der Hand. Ronon warf sich mit einem Sprung auf sie. Tara schrie überrumpelt auf, als sie beide zu Boden stürzten. Sie rollten am Boden entlang beim Versuch, die Oberhand zu gewinnen.

Aber Tara war nicht allein gewesen. Die Dunkelheit wurde durch helle Scheinwerfer erhellt. Die Ered-Lun-Leute schienen auf sie gewartet zu haben.

John hob abwehrend die Hand vor Augen. Dann zog er seine Waffe und feuerte auf das Licht. Ein Scheinwerfer zerplatze. „Rhiana, bring Gildor schnell weg von hier“, rief John der Antikerin zu.

„Ich lasse euch nicht zurück“, gab Rhiana zur Antwort.

„Tu was dir sage, bevor es zu spät ist“, befahl Sheppard zornig.

Widerstrebend packte Rhiana den Arm des Bürgermeisters und verschwand mit ihm. Gildor wollte sich losreißen, doch Rhianas Griff war so stark, dass er sich nicht befreien konnte. Sie verschwanden in der Dunkelheit.

Die Angreifer rückten jetzt auf Sheppard und Ronon zu. Ronon schaffte es, Tara mit einem wohldosierten Schlag bewusstlos zu schlagen. Die Frau blieb liegen und Ronon stand schnell auf. John und Ronon sahen sich jetzt von den Mitgliedern der Ered-Lun umringt. Gefährlich aussehende Waffen richteten sich drohend auf die beiden.

Lar Navri trat auf sie zu: „ Mein Misstrauen euch gegenüber war berechtigt. Nicht wahr, Colonel John Sheppard aus Atlantis?“

John konnte seine Überraschung nicht ganz unterdrücken.

Sein Gegenüber bemerkte es wohl und lächelte. „Manchmal ist es nützlich, genauer nachzuforschen, Colonel.“

Tara hatte sich inzwischen wieder etwas erholt. „Wo ist diese Frau und der Bürgermeister?“ zischte sie.

„Unsere Leute verfolgen sie“, antwortete einer ihrer Männer. Ein weiterer kam gerade angelaufen und berichtete etwas atemlos: „Der Bürgermeister und diese Frau sind verschwunden.“

In Taras Augen zuckte kurz Wut auf, doch sie beherrschte sich schnell. „Nun gut, es ist dann wohl nicht mehr zu ändern.“ Ihr Blick fiel auf John und Ronon. „Dafür haben wir aber zwei andere Geiseln: einen Armeeoffizier aus der alten Stadt Atlantis und einen alten Freund von … dem Sicherheitschef Solen Sincha aus Zelda. Sie sehen, Colonel Sheppard, ich weiß, wer Sie sind, woher Sie kommen und was Sie in Zelda machen. Sie brauchen nicht zu versuchen, es zu verleugnen. Auch Ihre Verkleidung nützt Ihnen nichts mehr.“

Ronon und John sahen Tara nur wortlos an. Ronon dagegen war nicht entgangen, dass Tara bei dem Wort „Freund von Solen“ kurz gezögert hatte.

„Bringt die beiden weg. Ich werde mich später mit ihnen beschäftigen. Zuerst müssen wir von hier verschwinden und unser neues Versteck aufsuchen. Der Bürgermeister und dieses Flittchen werden bestimmt die Behörden alarmieren.“

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Kapitel 7 by Selana
Teil 7

Der neue Tag begann mit einem fantastischen Morgenrot. Rhiana und Gildor durchquerten schweigend die Ebene.

Bürgermeister Gildor warf einen Blick in den Himmel. Das rot war einem dunklen grau gewichen. Wolken zogen am Horizont auf. „Ich glaube, es wird bald zu regnen anfangen“, begann er.

Die Antikerin warf ebenfalls einen Blick nach oben. „Sie haben wohl recht, Bürgermeister.“ Rhiana war etwas verlegen, schließlich hatte sie Gildor mit Gewalt gezwungen mitzukommen.

Gildor schien das zu spüren und führte deshalb von sich aus das Gespräch fort: „Wollen Sie mir nicht endlich erzählen, was los ist? Wie kommt es, dass Sie an meiner Entführung beteiligt waren?“

„Es gelang uns mit der Ered-Lun Kontakt aufzunehmen. Diese Ered-Lun-Angehörige Tara, die Sie entführt hat, ist eine Jugendfreundin von Ronon. Doch sie tut so, als würde sie Ronon nicht kennen. Wir haben wegen den Waffen Verhandlung geführt. Doch bevor es zur Übergabe der Waffen kommen konnte, wollte sie noch diese Entführung durchziehen. Und wir sollten sie begleiten. Langsam habe ich das Gefühl, dass es auch für uns eine Falle war. John und Ronon sind in höchster Gefahr. Wir müssen uns beeilen und Hilfe für sie holen.“

„Sie machen sich große Sorgen um Sheppard? Zwar haben Sie es nie erwähnt, doch aus den Gesten und den Blicken konnte ich entnehmen, dass Sie beide ein Paar sind?“

„Das ist richtig!“

Gildor legte ihr beruhigend die Hand auf die Schulter. „Es ist nicht mehr weit, bis zu einem kleinen Dorf. Dort können wir Hilfe anfordern.“

„Dann los! Hoffentlich helfen sie uns dann auch.““

„Es sind einfache, aber ehrliche Leute. Kommen Sie, Rhiana!“

Die junge Frau folgte dem Bürgermeister wortlos, als dieser jetzt die Führung übernahm. Und Gildor behielt recht. Nach einer Stunde erreichten sie eine kleine Ansiedlung. Die Sonne war inzwischen ganz verschwunden. Dunkle, regenverhangene Wolken bedeckten das ganze Firmament. Gerade, als sie das erste Haus erreichten, öffnete der Himmel seine Schleusen. Augenblicklich waren sie tropfnass.

Gildor klopfte an die Tür des Hauses und eine junge Frau öffnete ihnen. Sie blickte den Bürgermeister überrascht an: „Bürgermeister Gildor! Aber ich dachte ... Kommen Sie bitte sofort herein.“

„Was dachten Sie?“ fragte Gildor.

„In den Nachrichten wurde auf allen Kanälen von Ihrer Entführung berichtet“, erklärte die junge Frau. „Wir waren alle sehr in Sorge um Sie.“

„Ich konnte mit Hilfe von Freunden fliehen. Kann ich von hier aus die Behörden alarmieren? Freunde von mir schweben in Lebensgefahr.“

„Selbstverständlich, Bürgermeister. Kommen Sie“, meinte die junge Frau hilfsbereit.

Einige Stunden später wimmelte es in der kleinen Siedlung von Sicherheitskräften. Die Behörden hatten blitzschnell reagiert. Auch Sicherheitschef Solen Sincha war gekommen.

„Bürgermeister, ich hoffe, Sie sind in Ordnung?“ begrüßte Solen ihn. „Was genau ist passiert?“

„Es geht mir gut. Aber durch meine Entführung wurde Ihr schöner Plan zunichte gemacht. Ich befürchte, Ronon und Sheppard sind durch mich in Lebensgefahr geraten.“ Schnell erzählte Gildor dem Chief, was passiert war.

„Das ist nicht Ihre Schuld, Bürgermeister“, meinte Solen, nachdem Gildor alles erzählt hatte. Er wandte sich an die Antikerin. „Rhiana, ich denke, Sie sollten mir auch noch den Rest erzählen.“

„Selbstverständlich, Chief“, antwortete diese.

Ein zeldanischer Offizier kam auf sie zu. „Das Versteck ist ausgeflogen, Chief. Wir haben sämtliche Ruinen sorgfältig durchsucht, aber keine Spur von den Vermissten gefunden.“

„Das war ja zu erwarten. Sie mussten damit rechnen, dass Bürgermeister Gildor und Rhiana die Behörden alarmieren. Also haben sie einfach ihr Versteck gewechselt, und wir stehen wieder am Anfang“, meinte Gildor resigniert.

„Nicht ganz“, mischte Solen sich ein. „Wir haben Sie und Rhiana wieder. Und vergessen Sie nicht den heimlichen Verbündeten, Sir.“

„Den heimlichen Verbündeten, Chief?“

„Ja, den, der uns vor den Bomben gewarnt hat, Sir.“

„Sie haben recht, Solen. Den habe ich ganz vergessen.“

„Ich nicht, Bürgermeister.“

„Wir werden die ganze Gegend erneut absuchen“, bestimmte Gildor. „Vielleicht finden wir etwas oder unser heimlicher Verbündete meldet sich.“



Inzwischen hatten Sheppard und Ronon keine Ahnung, wohin man sie gebracht hatte. Die Ered-Lun hatte sie gefesselt und mit verbundenen Augen fortgebracht. Sie konnten nur vermuten, dass sie sich in einem ähnlichen Versteck wie vorhin befanden.

Als sie Geräusche hörten, sahen sie gespannt zur Tür. Tara betrat den Raum. Sie blieb stehen und musterte sie beide wortlos. Ihr Blick blieb auf Ronon hängen: „Ronon Dex! Ich hätte nie gedacht, dich nochmals wiederzusehen.“

Ronons lächeln war kaum zu sehen. „Tara, es ist schön, dich wiederzusehen. Allerdings hätte ich mir gewünscht, es wäre zu einem anderen Anlass gewesen. Was soll überhaupt das Ganze? Warum hast du so getan, als würdest du mich nicht kennen?“

Sie zögerte etwas mit der Antwort. „Um es kurz zumachen, ich habe dich selbstverständlich sofort erkannt. Wer würde einen Mann, wie dich je vergessen können. Es war mir sofort klar, dass ihr nicht die seid, für die ihr euch ausgebt. Ein Mann wie Ronon Dex würde niemals so weit sinken und Waffen an Terroristen verkaufen.“

„Wenn du dich da nur nicht irrst. Aber dann war unsere Aktion schon am Anfang zum Scheitern verurteilt“, meinte Ronon ärgerlich. „Warum hast du uns nicht gleich verraten?“

Tara lächelte: „Ich wollte ganz sicher sein, Ronon.“

„Sicher? In was?“

„Das ihr die seid, für die ich euch hielt: Agenten der Zelda. Leider hat mir dieser Lar Navri einen Strich durch die Rechnung gemacht. Er hat nochmals nachgeforscht und herausgefunden, wer ihr seid. Deshalb musste ich euch leider festsetzen.“

„Tara, was soll das alles hier? Warum dieses Töten, dieser Hass? Wenn du uns zur Flucht verhilfst, werden Sheppard und ich für dich sprechen. Noch ist es nicht zu spät.“

„Ach ja? Glaubst du das wirklich? Und was soll ich deiner Meinung nach tun? Unser Volk wurde vernichtet. Die wenigen Überlebenden in alle Winde zerstreut. Die Durnack boten mir Unterkunft und Arbeit an.“

„Arbeit nennst du das? Terroranschläge, den Tod unschuldiger Frauen und Kinder! Das ist doch keine Alternative. Warum hast du dich nicht den Zelda angeschlossen wie Solen?“

„Solen ist ein Weichling.“

„Solen hat es genau richtig gemacht.“

„Du hast nicht gesehen, wie all die Frauen und Kinder unseres Volkes vernichtet wurden. Du warst ja verschwunden. Wo hast du dich all die Jahre verkrochen? Bei diesen Menschen?“ Ein verächtlicher Blick traf Sheppard.

„Ich wurde von den Wraith entführt und war einige Jahre lang ein Runner. Diese Menschen, wie du sie so verächtlich nennst, haben mich gerettet. Und sie haben mir eine Chance geboten, die Wraith zu bekämpfen. Eine wirkliche reale Chance.“

Tara wurde ganz blass. „Ein Runner? Das wusste ich nicht. Verzeih mir, Ronon, all die Jahre hielt ich dich für einen Feigling. Aber ich kann nicht vergessen, was mit unserem Volk passiert ist.“

„Niemand verlangt, dass du vergisst, Tara. Aber Hass und Terror bringt immer nur Hass hervor. Ich weiß, es ist nicht leicht, aber ein Versuch ist es immer wert.“

„Du bist wie alle anderen, Ronon“, fauchte Tara ihn an. „Du willst mich nur überreden euch zur Flucht zu verhelfen. Aber das kann ich jetzt nicht mehr, denn das würde auch meinen Tod bedeuten.“ Tara drehte sich ohne ein weiteres Wort zu verlieren um und ging.

„Ob ich etwas erreicht habe?“ fragte Ronon.

„Ich weiß nicht“, meinte Sheppard achselzuckend. „Wir werden sehen. Aber jetzt hat sie etwas, worüber sie nachdenken kann. Und sie wird das, sonst hätte sie uns nicht zugehört.“



„Bürgermeister, es kommt eine Nachricht herein.“

„Zeigen!“, befahl Bürgermeister Gildor von Zelda.

Auf dem Bildschirm erschien das Gesicht eines älteren Zeldaners: „Commander Tolan“, begann Gildor. „Haben Sie eine gute Nachricht?“

„Das habe ich in der Tat, Bürgermeister“, antwortete der Commander.

„Jemand teilte uns den Aufenthalt von Colonel Sheppard und Ronon mit.“

Gildor und Solen sahen sich vielsagend an.

„Unser heimlicher Verbündeter“, vermutete Gildor.

Solen nickte. „Es ist derselbe, der uns auch vor den Bombenanschlägen gewarnt hat.“

Gildor wandte sich wieder dem Bildschirm zu, auf welchem Commander Tolan geduldig wartete. „Können Sie uns die Koordinaten übermitteln, Commander?“

Der Zeldaner nickte: „Selbstverständlich, Sir. Unsere Truppen werden jeden Augenblick aufbrechen.“

„Befehlen Sie den Leuten mit äußerster Vorsicht vorzugehen, Commander“, bat Gildor.

„Selbstverständlich, unsere Leute wissen, was sie zu tun haben, Sir. Ich übermittle Ihnen jetzt die Daten.“

Gildor nickte dankend und wandte sich an Solen: „Solen, begeben Sie sich dort hin. Ich möchte, dass Sie alles überwachen. Und noch etwas! Wir wollen die Ered-Lun überraschen.“

„Natürlich, Sir“, bestätigte Solen und ging.

Mit einem größeren Gleiter ließ er sich in das Gebiet fliegen.

„Ziel erreicht“, sagte der Pilot. „Ich registriere Bewegungen in diesem Gebiet. Unter uns befinden sich zirka fünfzehn Zeldaner. Außerdem nähern sich Luftfahrzeuge diesem Gebiet. Sie sind gleich hier. Das sind wohl die Sicherheitskräfte.“

„Ausgezeichnet. Lassen Sie uns alles von der Luft aus überwachen.“



Einige Stunden vorher

Tara verließ erregt den Raum mit den Gefangenen. Ronons Worte hatte alles in ihr aufgewühlt. Als ob sie nicht schon selbst daran gedacht hätte. Schon seit einiger Zeit waren ihr Zweifel an ihrem Tun gekommen, doch der Hass auf alles, war immer größer gewesen. Aber die Zweifel nagten an ihr. Als dann ihre Gruppe die Bomben legten handelte Tara. Das war zu viel. Frauen und Kinder zu töten, da machte sie nicht mehr mit. Sie war es gewesen, die Solen informiert hatte. Sollten die anderen Mitglieder ihrer Gruppe dahinter kommen, würden sie sie töten, dass war sicher. Ihre Gruppe würde den Colonel und Ronon niemals freilassen. Auch das durfte sie nicht zulassen. Es war Zeit zu handeln.

Sie erreichte ihr kleines Quartier und lief aufgeregt umher. Ihre Gedanken rasten. Sie hatte Ronon sofort erkannt und ihr war klar geworden, dass da etwas nicht stimmen konnte. Sie hatte Ronon wegen seiner angenommenen Flucht zwar für einen Feigling gehalten, aber er würde niemals Waffen an Terroristen verkaufen.

Noch gut erinnerte sie sich daran, wie die Wraith alles, was ihr lieb und teuer war vernichtet hatten. Damals war sie gestorben, zwar nicht körperlich aber innerlich. Niemals mehr wollte sie sich an Menschen binden. Eines Tages würde sie diese nur wieder verlieren.

Tara schloss sich der Ered-Lun an, die gegen die Zelda kämpften. Der Grund war ihr egal. Innerlich verachtete sie die Terroristen, doch so war die Gefahr nicht da, sich an einen von ihnen zu binden. Dann hatte sie erfahren, dass ihr alter Freund Solen bei den Zelda arbeitete. Das hatte sie getroffen, denn nun bestand die Gefahr, dass eine ihrer Aktionen einen Freund töten konnte.

Lange überlegte sie, ob sie mit Solen direkt Verbindung aufnehmen sollte, doch nie konnte sie sich dazu aufraffen. Doch dann stand Ronon vor ihr. Sofort wusste sie, dass mit den Waffenhändlern etwas nicht stimmen konnte. Ihr innerer Widerstand begann zu bröckeln. Sie hielt den Mund und verriet die drei nicht. Insgeheim hoffte sie, dass sie den Bürgermeister befreien und verschwinden würden. Doch leider hatte dieser Lar Navri mit seinem Misstrauen alles verdorben. Die drei wurden entlarvt und Tara musste mitspielen, um sich nicht zu verraten.

Jetzt wurde ihr auch klar, warum sie ihr Bild an Solen mit übermittelt hatte. Tara hatte wie aus einem inneren Zwang heraus gehandelt. Es war ein Hilferuf gewesen.

Und jetzt? Nein, ihr Entschluss stand fest. Ronon und diesem Sheppard durfte nichts passieren. Tara schlich sich aus ihrem Schlafraum. Es wurde langsam hell und es war Zeit zu handeln. Die meisten schliefen noch und so konnte sie heimlich eine Nachricht an die zeldanischen Behörden absenden. Damit war nun alles ins Rollen gebracht. Die Sicherheitstruppen würden in Kürze hier auftauchen.

Tara besorgte sich noch einige Waffen, um mit diesen zu den Gefangenen zu gehen. Doch plötzlich entstand Unruhe.

Ihr Stellvertreter lief auf sie zu: „Was ist los?" fragte Tara ihn.

„Einer unserer Informanten hat uns gerade gewarnt. Die Behörden wissen, wo wir sind und sind auf dem Weg hierher. Es muss sich ein Verräter unter uns befinden. Wir haben kaum noch Zeit, alles zu evakuieren.“

„Was?“ Tara gab vor, entsetzt zu sein.

„Eines weiß ich“, sagte ihr Stellvertreter. „Bevor sie mich kriegen, werde ich die Geiseln töten. Kommst du mit, Tara?“

„Natürlich! Die beiden werden nicht davon kommen.“

„Öffnen!“, befahl Tara dem Wächter vor der Tür und dieser gehorchte wortlos.

Ronon und John standen auf, als sie mit gezogenen Waffen den Raum betraten. Ronons Gesicht wurde ausdrucklos, während Tara auf Sheppards Zügen lesen konnte, dass er begriff, weshalb sie hereingekommen waren.

„Jemand hat uns verraten“, begann sie. „In Kürze werden die Behörden hier sein.“

„Aber das werden Sie nicht mehr erleben“, eröffnete ihnen Taras Stellvertreter.

„Ihr wollt uns töten?“

Tara erwiderte Ronons Blick ausdrucklos.

Ronon sah sie jetzt verächtlich an: „Ich hätte nie gedacht, dass du so weit sinken würdest, Tara. Na los, dann tötet uns.“

Ronons Verachtung tat ihr weh. Als ihr Stellvertreter und der Wächter die Waffen hoben, trat sie schnell einige Schritte zurück und drückte ab. Die beiden Ered-Lun-Leute fielen bewusstlos zu Boden.

John und Ronon sahen Tara überrascht an. Im gleichen Moment waren draußen Schüsse zu hören. Die Rettung war da. Schon nach kurzer Zeit standen Solen, Rhiana und einige Sicherheitsleute im Eingang. Die Waffen richteten sich auf Tara, die sofort die Waffe fallen ließ.

„Halt!“ rief Sheppard, bevor jemand etwas Unüberlegtes tat. „Tara hat Ronon und mir gerade das Leben gerettet.“

Solen blickte Tara an: „Dann bist du der geheimnisvolle Informant?“

Tara nickte. „Schön dich wieder zu sehen, Solen. Es ist lange her.“

Solen wandte sich jetzt an Sheppard und Ronon: „Ist alles in Ordnung?“

„Ja“, sagte Ronon.

„Ja, alles in Ordnung“, bestätigte auch John.

Solen sah lächelnd zu, wie sich John und Rhiana erleichtert in die Arme fielen. „Ich habe mir die größten Sorgen gemacht, John.“

„Es ist uns nichts passiert, Liebes!“

„Was ist mit den Waffen?“ fragte Solen.

„Die müssten noch in der Höhle sein.“

Ronon blickte zu Tara. „Bist du bereit, gegen die Ered-Lun und ihre Hintermänner auszusagen?“

„Ja, das bin ich.“

Solen nickte anerkennend. „Gute Arbeit, ihr drei!“

„Danke“, erwiderten Sheppard, Rhiana und Ronon gleichzeitig.



Zwei Tage später

Seit ihrer Rückkehr nach Atlantis lief alles seinen gewohnten Gang. Ronon dachte an Tara. Sie würde gegen ihre alten Freunde aussagen. Damit war diese Ered-Lun-Gruppe erledigt. Aber auch die Ghan-buri-Ghan-Gruppe. Taras Aussage würde auch dieser den Garaus machen. Den Durnack konnte man nachweisen, dass die Ered-Lun in ihrem Auftrag handelten. Das gab Bürgermeister Gildor ganz neue Verhandlungsargumente in die Hand. In Zukunft würden die Durnack Ruhe geben. Als Gegenleistung für ihre Aussage, wurde Tara die Straffreiheit versprochen. Schließlich hatte sie auch die Bombenanschläge verhindert und damit vielen Unschuldigen das Leben gerettet. Nicht zu reden von seinem und dem von Sheppard!

„Ronon?“ Noch ganz in Gedanken versunken sah er auf.

Tara, Rhiana und Sheppard standen vor ihm. „Es ist schon spät. Würdest du uns beim Abendessen Gesellschaft leisten?“

„Tara!“ sagte Ronon überrascht. „Ich wusste gar nicht, dass du in Atlantis bist! Natürlich komme ich mit.“

„Tara ist mit McKay zu einem Besuch in Atlantis erschienen“, erklärte John. „Er ist immer noch begeistert, über das ganze Zeug, dass er von Gildor bekommt.“

„Das habt ihr auch verdient“, meinte Tara. „Der Bürgermeister ist unendlich froh, dass ihr das Terrorproblem gelöst habt und das McKay das ZPM wieder in Gang gebracht hat. Und natürlich über die Reparaturen und die Lehrer.“

Sie schlenderten über die, um diese Zeit dicht bevölkerten Gänge der Stadt. Vor einem Fenster, mit Blick über das Wasser blieben sie stehen.

„Ist der Anblick nicht herrlich?“ fragte Tara ganz ergriffen.

Obwohl es für Ronon, John und Rhiana nichts Besonderes mehr war, mussten sie zustimmen.

„Und vielleicht habt ihr Recht“, fuhr Tara fort. „Ich werde niemals vergessen können, aber ich kann lernen damit zu leben. Wenn das alles vorbei ist, werde ich bei den Athosianern leben. In Zelda wäre mein Leben nicht mehr sicher.“

„Vielleicht gibt es auch in Atlantis Arbeit für dich“, meinte John lächelnd.

„Ist das dein Ernst?“ fragte Tara freudig erstaunt.

„Mein voller Ernst. Und Ronon wird sich bestimmt auch freuen.“

Tara lächelte jetzt. Es war ein erlöstes Lächeln. Vielleicht gab es doch noch eine Zukunft für sie. Eine Zukunft, die sie unter wirklichen Freunden verbringen konnte. Ronon hatte das schließlich auch geschafft.

„Lasst uns gehen“, meinte Rhiana. „Ich bin am verhungern.“ Die anderen lachten. Arm in Arm legten sie die letzten Meter zur Kantine zurück.

E N D E
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