Zu Hause ist da, wo das Herz ist by Selana
Summary: : Das Team von Sheppard wird auf einer Mission an den Rand unserer Galaxis geschleudert und begegnet dort einer Flotte zusammen gewürfelter Raumschiffe. Die Menschen auf den Schiffen sind die letzten Überlebenden ihrer Zivilisation und auf der Suche nach einer neuen Heimat. Da taucht ein alter Feind auf und ein Kampf um Leben und Tod beginnt... Crossover mit 'Battlestar Galactica'
Categories: Stargate Atlantis Characters: Evan Lorne, John Sheppard, Multi-Chara, Other Character, Own Character, Rodney McKay, Ronon Dex, Teyla Emmagan
Genre: Action, Crossover, Friendship, General, Hurt/Comfort
Challenges: Keine
Series: Keine
Chapters: 19 Completed: Ja Word count: 27286 Read: 125510 Published: 25.11.11 Updated: 25.11.11

1. Kapitel 1 by Selana

2. Kapitel 2 by Selana

3. Kapitel 3 by Selana

4. Kapitel 4 by Selana

5. Kapitel 5 by Selana

6. Kapitel 6 by Selana

7. Kapitel 7 by Selana

8. Kapitel 8 by Selana

9. Kapitel 9 by Selana

10. Kapitel 10 by Selana

11. Kapitel 11 by Selana

12. Kapitel 12 by Selana

13. Kapitel 13 by Selana

14. Kapitel 14 by Selana

15. Kapitel 15 by Selana

16. Kapitel 16 by Selana

17. Kapitel 17 by Selana

18. Kapitel 18 by Selana

19. Kapitel 19 by Selana

Kapitel 1 by Selana
Zu Hause ist da, wo das Herz ist


1. An Bord des Antikerschlachtschiffes Orion



„Wo sind wir gelandet?“

Sheppards Frage blieb in der Luft hängen, denn alle waren damit beschäftigt, genau das herauszufinden. Eine Routinemission drohte wieder einmal furchtbar schief zu gehen. Was viel zu oft der Fall war, wie John bei sich dachte.

Eigentlich war es nur ein weiterer Probeflug mit der Orion gewesen, dem Antikerschiff, dass sie vor einer Woche auf dem Planeten Taranis gefunden hatten. Weil sie der Bevölkerung bei der Flucht vor einem Supervulkan geholfen hatten, stellten ihnen die Taranis das Schiff zur Verfügung.

Als sie den gerade reparierten Antrieb ausprobierten, waren sie in einen Sturm geraten, dieser wiederum hatte sie in etwas hineingezogen, dass McKay als natürliches Wurmloch bezeichnet hatte. Sheppard hatte bisher nicht gewusst, dass es so etwas gab, außer natürlich in diversen TV-Serien.

„Ich habe es!“

Der Ruf kam von McKay. Triumphierend kam er zu Sheppard gelaufen, der es sich im Sessel des Kommandanten bequem gemacht hatte.

„Was hast du?“

„Unseren Standort selbstverständlich. Du wirst es kaum glauben, aber wir sind nicht mehr in der Pegasus-Galaxis“, Rodney fing an, lange Litaneien vorzulesen.

John wurde langsam ungeduldig. „Lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen, Rodney! Wo sind wir nun?“

„In einem sehr sehr abgelegenen Seitenarm unserer eigenen Milchstraße.“

„Reizend! Und wie steht es um das Schiff?“

„Schutzschilde und Waffen sind noch offline. Der Antrieb funktioniert zwar, aber nur der normale Hyperantrieb. Damit brauchen wir gut ein Jahr zurück in die Pegasus-Galaxis.“

„Es gibt immer einen Haken“, meinte Sheppard seufzend. „Und was noch?“

„Es gibt hier keine Stargates. Wir können zwar ein Hyperraumfenster öffnen, aber leider nur kurze Strecken auf einmal zurücklegen. Dann müssen wir den Hyperraum verlassen und einige Zeit warten.“

„Wieso gibt es hier keine Stargates?“

„Woher soll ich das wissen? Auf jeden Fall sind in der Datenbank keine verzeichnet. Aus meiner Zeit beim Stargate-Center weiß ich, dass dieser Seitenarm von den Antikern und den Goa’uld gemieden wurde. Vielleicht, weil es hier sehr wenige Planeten gibt, die menschliches Leben erlauben. Auch die Erde hat in diesen Bereich noch kein Schiff geschickt. Er ist einfach zu uninteressant.“

„Was ist mit der Erde? Können wir nicht dorthin fliegen?“

„Auch dahin würden wir einige Monate brauchen. Und ohne Stargate ist auch keine Kommunikation möglich. Die Entfernung ist zu groß.“

„Wo liegt das Problem?“, meinte Sheppard. „Repariere einfach den Antrieb.“

„Das kann ich nicht.“

„Du kannst alles, das sagst du doch selbst immer.“

McKay sah John aufgebracht an, überlegte dann aber kurz. „Es gäbe da eine Möglichkeit, aber selbst wenn es funktioniert, dauert die Reparatur einige Tage.“

„Dann schlage ich vor, du fängst gleich damit an. Nimm dir jeden Mann, den du dafür benötigst. Die Reparatur des Hyperantriebes hat Vorrang.“

„Gut, und was wirst du machen?“

„Mir etwas die Füße vertreten und mir die Gegend ansehen.“

McKay sah ihn ungläubig an.

„Es könnte ja sein, dass es feindliche Aliens in der Nähe gibt, und wie du mir sagtest, sind wir gerade ein leichtes Ziel.“

Jetzt hatte McKay verstanden. Er drehte sich um, und lief davon, um sich sogleich an die Arbeit zu machen.

John sah ihm einen Augenblick gut gelaunt hinterher. Dann aktivierte er sein Funkgerät. „Major Lorne, DeSalvo, wir treffen uns im Backbordhangardeck. Wir werden einen kleinen Ausflug machen.“

Sheppard übergab das Kommando über die Orion an den diensthabenden Offizier und begab sich zum besagten Flugdeck. Dort warteten schon DeSalvo, Lorne und dessen Kopilot Sergeant Müller auf ihn.

„Colonel, was haben Sie vor?“, fragte Lorne neugierig.

„Wie mir McKay gerade sagte, funktioniert unser Hyperantrieb nicht richtig. Er ist schon dabei ihn zu reparieren, doch solange die Orion tot im All liegt, werden wir die Gegend erkunden. Ich möchte keine Überraschung erleben.“

Lorne nickte. Zusammen mit seinem Kopiloten stieg er in eine der F-302-Maschinen, die sich an Bord der Orion befanden.

Sheppard sah DeSalvo an. „Steigen wir ein, Lieutenant. Wird sicher ein interessanter Flug werden.“

Noch ahnte Sheppard nicht, wie recht er haben sollte.



Irgendwo in der Nähe

Die Viper glitt langsam auf das nahe Sonnensystem zu. Der Pilot, Commander Lee „Apollo“ Adama, genoss es nach der langen Zeit wieder einmal im Cockpit einer solch schnittigen Maschine zu sitzen.

Lee dachte an die Zeit zurück, die nun hinter ihnen lag. Seit die zwölf Menschenkolonien von den Zylonen zerstört worden waren, irrten die letzten Überlebenden der Menschheit durch den Weltraum. Angeführt und beschützt durch die letzten Kampfsterne, der Galactica und der Pegasus.

Etwas Hoffnung gab es, denn die Zylonen waren seit Monaten nicht mehr aufgetaucht. Es war, als hätte das Universum sie verschluckt. Lee war jedoch skeptisch, was das anging, auch wenn die meisten Menschen voller Hoffnungen waren, dass sie es endlich geschafft hatten, die Zylonen abzuhängen.

Voraus hatten sie eine kleine Sonne entdeckt, die einen der wenigen bewohnbaren Planeten besaß, die es in diesem Teil der Galaxis gab. Deshalb war Lee mit einem kleinen Viperverband unterwegs, um das System zu überprüfen. Das hätte er nicht selbst tun müssen, doch hin und wieder wollte er in einer Maschine sitzen, um seine Flugroutine nicht zu verlieren. Und es tat gut, einmal die Verantwortung des Kommandos abwerfen zu können.

„Apollo an Viperpiloten! Wir springen!“

Apollo war Lees Kampfname bei den Piloten.

„Verstanden!“

Nacheinander kamen die Bestätigungen herein und die Viper legte das letzte Lichtjahr in einem Sprung zurück. Als sie in den Normalraum zurückkamen, kreiste vor ihnen ein weißgrauer Planet im Raum.

„Ein „wunderschöner“ Planet. Er sieht nicht gerade einladend aus!“

Lee erkannte die Stimme von Kara „Starbuck“ Thrace. Er überprüfte die Sensoren der Viper. „Dies ist der erste Planet von der Sonne aus gesehen, und er liegt zu nahe an ihr dran, um eine für uns atembare Atmosphäre zu besitzen“, stellte Lee fest.

„Leute, seht euch mal den zweiten Planeten an!“, hörten sie die Stimme von Lieutenant Louanne „Kat“ Katraine.

Lee gab die Daten ein und zoomte den Planeten zu sich heran. Dann erstarrte er. Der Planet sah fast aus wie Caprica, sein Heimatplanet vor der Zerstörung durch die Zylonen. Blau, grün und weiß waren die vorherrschenden Farben. Es gab riesige Ozeane und zwei mächtige Kontinente. Sie entdeckten auch einige Inselkontinente, wobei besonders eine Insel hervorstach, weil sie wie eine Landbrücke zwischen den beiden Kontinenten lag. Nur ein kleiner Streifen Wasser trennte die jeweilige Seite der Insel von den Landmassen.

„Leute!“, rief Lee ganz begeistert aus. „Fliegen wir hin.“

Die vier Viper änderten den Kurs und näherten sich dem Planeten.

„Dort könnte man wohnen“, meinte Hotdog, der vierte Pilot.

Lee ließ seinen Scanner laufen und stellte dann fest, dass es doch Leben auf dem Planeten gab. „Es gibt intelligente Lebensformen, aber sie scheinen nicht in großen Städten zu leben.“

„Dörfer wären die passende Bezeichnung“, meinte Starbuck.

„Gehen wir näher ran“, Lee drehte die Viper und verließ den hohen Orbit um den Planeten.

Die Viper drangen nacheinander in die Atmosphäre des Planeten ein, um dicht über dem Boden von den Piloten abgefangen zu werden. In geringer Höhe überflogen sie das Land des größten Kontinents. Jetzt konnten sie die Dörfer erkennen. Es waren kleine primitive Weiler. Natürlich blieb ihr Flug nicht unbemerkt, und in manchen Siedlungen flohen die Bewohner ängstlich in ihre Hütten zurück. Wahrscheinlich hielt man sie für Dämonen oder etwas Ähnliches.

„Wir fliegen zurück und melden der Flotte, dass wir einen bewohnbaren Planeten gefunden haben. Der Admiral soll dann entscheiden, was wir machen.“

„Auf alle Fälle können wir hier eine Weile bleiben“, meinte Kat. „Es gibt genug Platz für die ganze Flotte.“

„Was ist mit den Zylonen?“, fragte Apollo. „Und die Bewohner sahen nicht gerade wie Menschen aus, soweit man das von hier oben sehen konnte.“

„Was soll mit ihnen sein? Wir können dort wohnen, wo es keine Bewohner gibt, und von den Zylonen haben wir nichts mehr gesehen. Sie haben unsere Spur verloren“, meinte Starbuck.

„Und die Agenten?“

„Du bist eine alte Unke, Apollo“, Kara konnte Lees Misstrauen manchmal nicht verstehen.

„Dein Wort in den Ohren der Götter“, fügte Lee hinzu. „Eigentlich brauchen wir nicht alle zurückfliegen. Hotdog du kommst mit mir. Starbuck und Kat können sich schon mal umsehen. Aber vorsichtig bitte, und kein unnötiges Risiko eingehen!“

„Ja, Vater!“, Karas Kichern war deutlich zu hören.

Während Lee, gefolgt von Hotdog, zur Galactica zurückflog, beschlossen Kat und Starbuck noch einmal den Planeten zu umrunden.

Als sie den riesigen Inselkontinent mitten im Ozean überflogen, schlugen Karas Scanner plötzlich aus.

Auch Kats Stimme war zu hören. „Starbuck! Sind das Ruinen?“

Tatsächlich! Unter ihnen waren deutlich die Ruinen einer großen Stadt zu erkennen. Die Ruinenstadt war total mit Pflanzen, Moosen und Flechten überwachsen, aber ohne Zweifel war es einmal eine Großstadt gewesen.

„Das muss einmal eine große Metropole gewesen sein. Warum haben sie die Insel verlassen?“, wollte Kat wissen.

„Woher soll ich das wissen? Landen wir mal.“

„Lee hat aber gesagt, dass wir vorsichtig sein sollen!“

„Du bist ein Angsthase, Kat. Lee ist manchmal zu vorsichtig. Außerdem hat er uns eine Landung nicht verboten. Wenn du nicht willst, lande ich eben alleine.“

„Natürlich lasse ich dich nicht im Stich. Wofür hältst du mich?“

weiter: Kapitel 2
Kapitel 2 by Selana
An Bord der F-302



Sheppard überprüfte seine Instrumente und fand alles in bester Ordnung. Es war ein anderes Gefühl, eine solche Maschine zu fliegen, als einen der Puddlejumper. Nicht, dass die Maschinen schlechter wären. Wie die Jumper besaßen sie Trägheitsdämpfer, um die große Beschleunigung zu kompensieren, doch man hatte das Gefühl näher am Weltraum zu sein. Selbstverständlich flogen sie nicht mit Gedankenkontrolle, und Platz für Passagiere gab es nicht. Das einzige, was die F-302 dem Jumper voraus hatte, war der Hyperantrieb.

Neben ihm flog Major Marcus Lorne die zweite Maschine. Der Major war ein guter Pilot und beherrschte das Flugzeug so gut wie er.

Seine Stimme war zu hören. „Colonel, sehen Sie auch, was ich sehe?“

Sheppard schrak aus seinen Gedanken auf. Es konnte ungesund sein in einem solchen Raumgefährt unaufmerksam zu sein.

„Was?“, fragte John zurück.

„Sehen Sie bitte auf Ihre Instrumente, Sir!“

Der Colonel sah darauf und fuhr zusammen. „Wenn ich das richtig deute, sind das Raumschiffe?“

„Ja, Sir“, sagte DeSalvo hinter ihm. „Eine ganze Menge Schiffe!“

„Sind es Wraith?“, fragte Lorne.

„Wir sind in unserer Milchstraße. Da gibt es keine Wraith. Hm! Wir fliegen hin und sehen es uns an“, befahl Sheppard. „Sie sind nur ein Lichtjahr entfernt. Ein Katzensprung für unsere Maschinen.“

Nur Augenblicke später traten sie erneut aus dem Hyperraum heraus. Allerdings in großer Entfernung zu den vielen Schiffen.

„Die sehen alle unterschiedlich aus,“ meinte Lorne überrascht.

„Für mich sieht das eher wie ein Konvoi aus“, fügte DeSalvo hinzu.

„Ich stimme Ihnen zu, Lieutenant“, meinte Sheppard.

„Da sind aber zwei Schiffe dabei, die mir nach Schlachtschiffen aussehen!“ Das war die Stimme von Müller, dem Kopiloten von Lorne. „Und sie sind gut bewaffnet.“

„Ob sie uns entdeckt haben?“, fragte DeSalvo.

„Die wichtigste Frage ist, ob sie uns feindlich gesinnt sind“, meinte Sheppard. „Jetzt bedauere ich doch, dass wir keinen Jumper genommen haben. Der Tarnschild wäre jetzt praktisch.“

„Der Jumper besitzt aber keinen Hyperantrieb, Sir“, wurde er von Lorne belehrt.

Das wusste Sheppard natürlich.

„Ich empfange ihren Funkverkehr“, sagte Müller. „Es sind Menschen.“

„Sollen wir uns zu erkennen geben?“, fragte DeSalvo.

„Fliegen wir näher heran“, meinte Sheppard. „Aber keine Aktivierung der Waffen. Nicht, bevor wir wissen, ob sie Freund oder Feind sind. Und im Notfall fangen wir auf keinen Fall als Erste zu schießen an.“

Wie aus dem Nichts materialisierten sich in diesem Moment zwei pfeilförmige schnitte Raumjäger neben ihnen.

„Woher kommen die denn?“, fragte Lorne erstaunt. „Die Scanner zeigten kein Objekt im Hyperraum.“

„Sie müssen eine Art Sprungtriebwerk benutzt haben“, vermutete Sheppard. „Rein in den Hyperraum und gleich wieder raus.“

„Sir! Sie haben ihre Waffen aktiviert und zielen auf uns!“, rief Müller.

„Nichts machen! Zeigen wir uns friedlich“, befahl Sheppard. „Ich versuche Kontakt aufzunehmen.“

Die beiden Jäger standen ihnen immer noch mit aktivierten Waffensystemen gegenüber, doch auch sie schienen nicht gewillt zu sein, als Erster die Feindseligkeiten zu eröffnen.

Sheppard versuchte, den richtigen Funkkanal heraus zu finden. „Ich rufe die fremden Raumjäger! Wir kommen in friedlicher Absicht. Ich wiederhole, wir sind keine Feinde.“

Es knackte und rauschte im Kanal. Dann erklang eine Stimme auf. „Fremde Raumjäger, identifizieren Sie sich oder wir sind gezwungen, das Feuer zu eröffnen.“

John seufzte. Nicht gerade eine freundliche Begrüßung. „Ich bin Colonel John Sheppard vom Erdenraumschiff Orion. Wahrscheinlich sagt ihnen der Name Erde nichts, doch wir sind friedliche Forscher und haben durch Zufall Ihre Raumflotte entdeckt.“

Die Ruhe war verdächtig, dann erklang die gleiche Stimme erneut auf. Diesmal hörte sie sich erbost an. „Sie wollen uns auf den Arm nehmen. Erde! Wahrscheinlich sind Sie Zylonen, die uns täuschen wollen.“

„Zylonen? Was sind Zylonen? Den Begriff höre ich heute zum ersten Mal“, antwortete Sheppard. „Wir kennen die Wraith, die Gou’uld, Antiker und noch einige andere, aber die Zylonen sind uns unbekannt.“

„Wir werden sehen. Folgen Sie uns auf die Galactica. Dann wird sich herausstellen, ob Sie die Wahrheit sagen. Wenn Sie sich weigern, schießen wir sie ab.“

Das bezweifelte Sheppard zwar, aber schließlich wollten sie Kontakt herstellen. Also folgten er und Lorne den beiden fremden Schiffen. Ihr Kurs führte sie zu einem der großen Kampfschiffe, und hier direkt in eines der Flugdecks.

Da die Landebahn lang genug war, konnten Sheppard und Lorne ihre Jäger sicher landen.

John nahm den Flughelm ab und öffnete die Kanzel der 302. „DeSalvo, Sie tun genau das, was ich Ihnen sage. Keine Dummheiten, verstanden? Wir wollen friedlichen Kontakt.“

„Selbstverständlich, Sir.“

„Das gilt auch für Sie und Müller, Major!“

„Verstanden, Colonel!“, bestätigte Lorne.

Sheppard schwang sich aus der Maschine und sah sich Soldaten gegenüber, die alle ihre Waffen auf ihn richteten. Neben ihm erschien DeSalvo. Lorne und Müller standen ebenfalls neben ihren Maschinen.

Die beiden Fighter, die sie hergebracht hatten, waren auch gelandet und die Piloten ausgestiegen. Einer der Männer kam nun herüber. Er war vielleicht fünf Jahre jünger als Sheppard, mit kurzen dunklen Haaren. Er musterte ihn und seine Männer mit wachsamen Augen.

„Mit wem habe ich gesprochen?“

Sheppard machte einen Schritt nach vorne, doch sofort richteten sich die Gewehre auf ihn. „Colonel John Sheppard vom Planeten Erde. Und Sie sind?“

Sein Gegenüber fixierte ihn immer noch misstrauisch. „Commander Lee Adama“, stellte er sich vor. „Betrachten Sie sich als unsere Gefangenen.“

„Wir kommen in friedlicher Absicht“, protestierte Sheppard.

„Das kann jeder sagen. Aber bevor wir nicht sicher sind, dass Sie keine zylonischen Agenten sind, verhandeln wir nicht mit ihnen“, Lee wandte sich an die Soldaten. „Bringt sie in die Brig.“

Lee sah ihnen nachdenklich hinterher.

„Was ist, wenn sie die Wahrheit gesagt haben und von der Erde kommen?“ fragte Hotdog.

„Das werden wir herausfinden. Jetzt werde ich dem Admiral Bericht erstatten. Er wird entscheiden, was wir mit den vier machen werden.“

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Kapitel 3 by Selana
3. Inzwischen an Bord der Orion



„Gibt es inzwischen etwas Neues?“, fragte Rhiana.

Major Weber, der gerade das Kommando führte, schüttelte den Kopf. „Leider nichts, Miss Remor. Der Colonel meldete noch, dass sie sich der fremden Flotte näherten, danach kam nichts mehr.“

„Die haben den Colonel gefangen genommen“, meinte Ronon. „Ich hätte mitfliegen sollen. Wenn diese Fremden Sheppard und den anderen etwas angetan haben, töte ich sie.“

Rhiana wusste, dass Ronon meinte, was er sagte. „Wenn das stimmt, was du vermutest, wärst du jetzt auch ein Gefangener. Du hast dir nichts vorzuwerfen“, beruhigte Rhiana den großen Mann. Innerlich war sie jedoch lange nicht so ruhig, denn sie machte sich selbst große Vorwürfe.

„Sollen wir eine Suchmannschaft losschicken?“, fragte Major Weber.

„Noch nicht“, meinte Rhiana. „Vielleicht hatten sie nur keine Gelegenheit sich zu melden. Ich gehe zu McKay. Mal sehen, wie weit sie mit der Reparatur des Antriebes sind. Vielleicht können wir gleich einen Flug mit der Orion wagen.“

„Ich schließe mich dir an“, meinte Teyla.

Zusammen verließen die beiden Frauen die Brücke. Teyla sah die Freundin prüfend an. „Du machst dir Sorgen, nicht wahr?“

„Sieht man das so deutlich?“

„Eigentlich nicht, aber ich kann es spüren.“

„Ich hoffe nur, es ist nichts passiert. Ohne ihn kann ich mir mein Leben nicht mehr vorstellen.“

Teyla umarmte sie tröstend. „Bestimmt ist ihm nichts passiert.“

Während des Gespräches hatten sie den Maschinenraum erreicht, wo Rodney die anwesenden Wissenschaftler umherscheuchte. Schon von weitem war seine aufgebrachte Stimme zu hören.

„Das ist nicht richtig! Nein, nein, nein! Bin ich denn nur von Idioten umgeben? Habe ich nicht gesagt, dass man es so macht?“

Die beiden Frauen grinsten sich an und gingen dann zu McKay hinüber.

„Wie sieht es aus, Rodney?“

„Ihr beide fehlt mir gerade noch! Bin ich Scotty? Ich kann nicht hexen. Wenn ich ein paar Stunden sage, meine ich auch ein paar Stunden.“

„Wer ist Scotty?“, fragten beide Frauen wie aus einem Mund.

McKay blickte sie groß an. Dann fiel ihm ein, dass die beiden Frauen aus der Pegasus-Galaxis waren. „Ich dachte Sheppard hätte dir Star Trek gezeigt, Rhiana?“

Rhiana fiel der Groschen. Schon wieder ein Vergleich mit einer TV-Serie von der Erde. Mit solchen Dingen warfen die Menschen gerne um sich. Wenn John zurück war, würde sie ihn fragen, wer Scotty war. Damit waren ihre Gedanken wieder bei Sheppard gelandet. Vielleicht sollte sie doch gleich eine Suchmannschaft losschicken.

„Wo ist er überhaupt?“ fragte Rodney.

„Auf Patrouille. Und er ist überfällig. Sie haben eine fremde Raumflotte geortet und wollten nachsehen. Seither ist der Kontakt abgebrochen. Deshalb bitte ich dich alles zu tun, was in deiner Macht steht, um den Antrieb zu reparieren.“

McKay sah sie betroffen an. „Das verspreche ich dir, Rhiana“, er wandte sich an seine Leute. „Ihr habt es gehört, Leute! Etwas Beeilung bitte!“



CIC, Galactica

Lee begab sich zum CIC, dem Kommandozentrum der Galactica, wo Admiral Adama und Laura Roslin, die Präsidentin der zwölf Kolonien gespannt auf seinen Bericht warteten. Natürlich wussten sie schon von der guten Nachricht, dass sie einen bewohnbaren Planeten gefunden hatten.

Lee grüßte vorschriftsmäßig und erstattete seinen Bericht. Die beiden und auch alle anderen im CIC hörten gespannt zu. Lee fühlte Dees Blick in seinem Rücken und nickte ihr aufmunternd zu. Sie war Kommunikationsoffizier an Bord der Galactica und seit ein paar Wochen seine Geliebte.

„Das sind erfreuliche Nachrichten, Commander“, sagte Roslin und lächelte Lee anerkennend zu. Schon von Anfang an hatte sie in Lee so etwas wie einen Sohn gesehen, den sie leider selbst nie gehabt hatte.

„Vielen Dank, Frau Präsidentin“, antwortete Lee. Roslin hatte, nachdem Präsident Adar bei dem Angriff der Zylonen ums Leben gekommen war, dessen Amt übernommen.

„Was schlägst du also vor, Lee?“, erkundigte sich Adama. Bill legte viel Wert auf die die Meinung seines Sohnes. Die anfänglichen Schwierigkeiten zwischen ihnen hatten sich längst gelegt, und nur hin und wieder gab es eine verbale Auseinandersetzung, wenn sie anderer Meinung waren. Doch Adama wollte das nicht anders haben. Lee war schon immer ein eigensinniger, aber auch feinfühliger junger Mann gewesen, dessen Ansichten sich meistens als richtig herausgestellt hatten. Und er war ein fähiger Commander der Pegasus geworden.

„Wir könnten mit der Flotte in das Sonnensystem springen. Dann suchen wir uns einen geeigneten Landeplatz und bauen eine Siedlung auf. Einige Monate Ruhe wird den Menschen gut tun. In der Zwischenzeit können wir weiter nach der Erde suchen.“

„Hast du immer noch Bedenken wegen der Zylonen?“

„Nenn mich ruhig verrückt, aber ich glaube nicht, dass sie so einfach verschwunden sind. Selbst, wenn die Zylonen unsere Fährte verloren haben, könnten noch Agenten unter uns sein, die sie wieder auf unsere Spur bringen könnten. Vielleicht ist das sogar ihre Absicht. Sie wiegen uns in Sicherheit und lassen uns die Erde finden. Dann schlagen sie zu.“

„Hat Ihnen schon jemand gesagt, dass Sie paranoid sind, Commander“, mischte sich Colonel Saul Tigh, der XO der Galactica ein.

Lee grinste ihn vielsagend an: „Meinen Sie? Was ist mit Ihnen? Sonst sind Sie doch immer derjenige, der auf die Gefahr der Zylonen hinweist.“

Tigh verzog unwillig sein Gesicht und brummte irgendetwas Unverständliches vor sich hin. Noch immer waren die beiden sich nicht grün, doch das hinderte sie nicht daran, im Notfall sehr gut zusammenzuarbeiten.

„Nennen Sie es lieber Überlebensinstinkt, Colonel“, fügte Lee hinzu. „Oder Vorsicht! Da ist noch etwas, Vater!“

Schnell erzählte Lee von den vier Gefangenen, und wie sie auf sie gestoßen waren.
Adama überlegte. „Was glaubst du, Sohn?“

„Ich bin mir nicht ganz sicher, aber wenn sie die Wahrheit sagen und wirklich von der Erde kommen, sollten wir sie uns nicht zu Feinden machen.“

Tigh nickte zustimmend und blickte den Admiral an. „Deine Befehle, Bill?“

„Gib den Befehl, dass die Flotte springen soll. Dann werde ich mich mit Lee um die Gefangenen kümmern.“

„In Ordnung, Admiral.“

Tigh und Lieutenant Gaeta berechneten den Sprung, und Dee sorgte für die Koordination zwischen der Flotte und der Galactica. Eine Prozedur, die ihr in den letzten Monaten in Fleisch und Blut übergegangen war.

Wie immer klappte der Sprung hervorragend, alle Schiffe kamen sicher an. Dee überprüfte, ob auch wirklich jedes angekommen war. Erst dann wandte sich dann an den Admiral: „Admiral, alle Schiffe sind sicher angekommen.“

„Danke, Dee! Schalten Sie mich auf Rundruf. Ich möchte eine Ansprache an alle Schiffe halten.“

„Sprechen Sie, Sir!“

„Hier spricht Admiral Adama! Endlich kann ich Ihnen verkünden, dass unsere lange Reise unterbrochen wird. Das vor uns liegende Sonnensystem besitzt einen capricaähnlichen Planeten. Wir werden uns hier etwas aufhalten und ausruhen. Doch zu Ihrer aller Sicherheit bitte ich Sie, Ruhe zu bewahren und nicht willkürlich auf dem Planeten zu landen. Wir wissen nicht, ob es sicher ist. Meine Leute werden einen sicheren Platz erkunden und dort Unterkünfte bauen. Bleiben Sie bitte alle auf Ihren Schiffen, bis die Landung auf dem Planeten sicher ist. Jeder Kapitän ist für seine Passagiere verantwortlich. Ich bitte Sie, auf seine Anweisungen zu hören. Und ich verspreche Ihnen, dass es nicht allzu lange dauern wird. Außerdem lade ich alle Kapitäne ein, sich in vier Stunden auf der Galactica einzufinden. Wir werden die weitere Vorgehensweise in aller Ruhe besprechen. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit! Adama, Ende!“

„Schöne Ansprache!“, meinte Lee. „Glaubst du, dass sich alle daran halten werden?“

„Sicher nicht alle, aber die meisten schon.“

„Und was willst du mit denen machen, die sich nicht daran halten?“

„Nichts, sie gehen auf eigenes Risiko, können aber dann auch nicht auf unsere Unterstützung hoffen. Was ist Ihre Meinung dazu, Frau Präsidentin?“

Roslin hatte bisher stumm zugehört. „Ich bin ganz Ihrer Meinung, Admiral. Auch ich werde mich noch an die Bevölkerung wenden. Tori wird eine Pressekonferenz einberufen, und ich werde die Leute anhalten, Ihre Befehle zu befolgen.“

Adama sah sie erstaunt an. „Eines der wenigen Male, dass wir auf Anhieb einer Meinung sind.“

„Wenn die Befehle gut sind, warum dann nicht? Gegen vernünftige Befehle seitens des Militärs, hatte ich noch nie etwas einzuwenden.“

Lee konnte ein leichtes Lächeln nicht mehr unterdrücken. Die beiden konnten es einfach nicht lassen, sich gegenseitig aufzuziehen.

„Was gibt es da zu grinsen, Lee?“, fragte Adama strenger, als er es meinte.

„Oh, nichts! Ich dachte nur gerade, dass ihr euch schon wie ein altes Ehepaar anhört.“

„Ein altes Ehepaar? Sei lieber vorsichtig, sonst lasse ich dich noch vom Deck werfen. Doch nun komm! Wir wollen uns deine Gefangenen ansehen.“

Lächelnd verließ Lee zusammen mit seinem Vater das CIC, um hinunter zu den Zellen zu gehen.

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Kapitel 4 by Selana
4. Galactica-Brig



Sheppard, Lorne und ihre Kopiloten saßen inzwischen etwas frustriert in den Gefängniszellen des fremden Schiffes fest. Es waren ganz normale Eisengitterstäbe, doch um einen Gefangenen festzuhalten, waren diese genauso wirksam, wie modernen Zellen mit Energieschilden.

„Vielleicht war es doch keine so gute Idee, freiwillig mitzugehen“, meinte Lorne mit sorgenvoller Miene.

„Langsam stimme ich Ihnen zu“, antwortete Sheppard. „Doch wie sonst hätten wir Kontakt mit ihnen aufnehmen sollen? Sie besitzen zwei große Kriegsschiffe. Sollten sie feindliche Absichten haben, könnten sie zu einer Gefahr für die Orion werden, wenn sie das Schiff entdecken, bevor es wieder einsatzfähig ist. Noch hoffe ich, dass wir vernünftig mit ihnen reden können. Wir …“

Sheppard verstummte, als Schritte zu hören waren. Da öffnete sich schon die Außentür und vier schwer bewaffnete Soldaten betraten den Zellenblock. Gespannt blickten die Atlanter ihnen entgegen.

„Sie! Mitkommen!“

Das galt Sheppard, und als seine Zelle aufgeschlossen wurde, trat er hinaus. Sofort richteten sich Waffen auf ihn. Man musste ihn für sehr gefährlich halten, wenn sie vier schwer bewaffnete Wachen für seine Eskorte nahmen. Der Colonel dachte jedoch nicht daran, sich zu wehren. Schließlich hoffte er immer noch auf eine friedliche Einigung.

Man brachte ihn in einen Raum neben dem Gefängnisblock. Ein großer Tisch und zwei Stühle standen darin. Auf einem der Stühle saßein älterer Mann mit vernarbtem Gesicht und blicke ihn gespannt an. Neben ihm stand der junge Commander, der ihn hergebracht hatte.

Der Ältere machte eine einladende Handbewegung auf den zweiten Stuhl. Die Wachen verteilten sich im Raum und ließen keinen Blick von John.

Achselzuckend setzte sich der Colonel auf den Stuhl. Er warf einen kurzen Blick auf den Piloten und blickte dann den älteren Mann, der wohl dieser Admiral sein musste, ohne Scheu an. „Mein Name ist Colonel John Sheppard. Und wie ich Ihrem Commander schon sagte, komme ich von einem Planeten, der Erde genannt wird. Ich gehöre einer Expedition an. Wir sind friedliche Forscher und Wissenschaftler.“

Sein Gegenüber ließkeinen Blick von ihm. Die meisten wären vielleicht von diesem Blick eingeschüchtert worden, doch John erwiderte ihn ohne mit der Wimper zu zucken. Um ihn einzuschüchtern, würden sie schon größere Geschütze auffahren müssen.

„Sie sehen mir mehr wie ein Soldat aus, als ein Wissenschaftler oder Forscher. Außerdem ist ein Colonel bei uns ein Offizier in der kolonialen Flotte.“

„Das ist bei uns auch nicht anders, aber es gibt viele Gefahren, dort wo wir leben. Meine Soldaten begleiten die Zivilisten zu ihrem Schutz“, erklärte Sheppard wahrheitsgetreu. „Was auch immer Sie von uns glauben, meine Männer und ich haben Ihnen keinen Anlass gegeben, uns so unfreundlich zu empfangen.“

„Das mag sein, aber Sie könnten immer noch zylonische Agenten sein.“

„Ich habe dem Commander schon erklärt, dass ich nicht weiß, was Zylonen sind. Wie können wir Ihnen beweisen, dass wir keine sind?“

„Zylonen sind Roboter mit menschlichem Aussehen“, erklärte der Admiral.

„Wir sind keine Roboter“, versicherte Sheppard. „Wir bluten, wenn Sie uns verletzen.“

„Das tun die Zylonen auch. Und auch die inneren Organe sind von unseren nicht zu unterscheiden.“

„Verstehe! Wie können wir Sie also von unserer Aufrichtigkeit überzeugen?“

„Holt Baltar herein“, befahl Adama.

Einer der Soldaten öffnete die Tür und ein jüngerer Mann mit etwas zu langen Haaren kam herein. Er blickte erst den Commander dann den Admiral an. John schien ihm kein Blick wert zu sein.

„Admiral Adama, was kann ich für Sie tun?“

„Untersuchen Sie diesen Mann. Ich möchte wissen, ob er ein Zylone ist.“

Jetzt blickte der Mann Sheppard an. Etwas an ihm kam John seltsam vor. Es war nur ein Gefühl, aber er war dem Colonel auf Anhieb unsympathisch.

Baltar blickte den Fremden an. „Wer ist er? Was trägt er für eine Uniform?“

„Wir haben ihn und drei andere in zwei fremden Raumschiffen aufgegriffen. Wir müssen wissen, ob sie Zylonen sind.“

Nun blickte Baltar den Fremden noch neugieriger an.

„Er ist mir unbekannt, Gaius!“

Baltar blickte auf Nummer Sechs, die nur für ihn sichtbar, und eine Projektion seines Geistes war. Natürlich trug sie wieder wie üblich eines ihrer aufreizenden Kleider, diesmal ganz in Blau. Baltar schluckte und konnte nur mit Mühe seinen Blick von ihr lösen. „Kennst du alle Zylonen?“, fragte er.

„Nein, dass nicht.“

„Woher willst du dann wissen, dass er keiner von euch ist?“, fragte Baltar.“

„Intuition!“

„Baltar! Sind Sie noch bei uns?“

Die Stimme des Admirals schreckte Baltar aus seinen Tagträumen. „Natürlich, Admiral, ich dachte nur nach.“

„Das habe ich bemerkt. Also?“

„Ich mache mich sofort an die Arbeit“, er sah John in die Augen. „Ich brauche Blut von Ihnen. Es dauert einige Stunden, bis das Ergebnis vorliegt.“

Auch John hatte keinen Blick von Baltar gelassen. „Und Sie sind?“

„Oh, verzeihen Sie mir meine Unhöflichkeit. Ich bin Gaius Baltar, Wissenschaftler und schlauester Kopf in der Flotte.“

Jetzt musste John grinsen. Wieso kam ihm das nur so bekannt vor?

„Colonel John Sheppard. Bedienen Sie sich.“

Lee hatte die ganze Zeit geschwiegen. „Vater, du weißt, dass der Detektor nicht immer 100%ig funktioniert?“

Der Admiral war der Vater des Commanders. John blicke ihn an, während Baltar ihm Blut abnahm. Er entdeckte jedoch keine äußerliche Ähnlichkeit mit dem Admiral. Wahrscheinlich schlug er seiner Mutter nach, was auch besser war, wenn er sich das markante Narbengesicht des Admirals ansah.

Nummer Sechs hatte die ganze Zeit keinen Blick von Sheppard gelassen.

„Gaius! Du musst vorsichtig sein. Der Mann ist gefährlich.“

Baltar hätte vor Schreck fast seine Blutprobe fallen gelassen. Im letzten Moment konnte er sich beherrschen. Er blickte John in die Augen, der jedoch keine Anstalten machte, ihn anzugreifen.

„Mach das nicht, hörst du? Du hast mich fast zu Tode erschreckt!“

Nummer Sechs ließein amüsiertes Lachen hören. „Armer Gaius! Immer so schreckhaft. Selbstverständlich meinte ich das allgemein. Ich habe lange unter Menschen gelebt, und habe gelernt, euch einzuschätzen. Glaube mir, er ist gefährlich.“

„Schon gut, ich werde aufpassen!“


Baltar beendete seine Arbeit und packte alles ein. „Ich melde mich, wenn das Ergebnis vorliegt, Admiral.“

Unter den Blicken aller Anwesenden verließder Wissenschaftler den Raum.

„Etwas ist seltsam an ihm“, meinte John nachdenklich.

weiter: Kapitel 5
Kapitel 5 by Selana
5. Die Zylonen sind noch da



Alle Blicke richteten sich nun auf Sheppard.

„Er ist Wissenschaftler“, sagte Lee.

„Es ist mein Job mit Wissenschaftlern umzugehen. Glauben Sie mir, wenn ich sage, dass mit ihm etwas nicht stimmt. Mein Instinkt sagt es mir.“

„Mein Instinkt sagt mir, Ihnen nicht zu trauen“, Lee trat ganz dicht an John heran. „Wenn Sie ein dreckiger Zylone sind, werde ich Sie eigenhändig aus der Luftschleuse werfen.“

Sheppard blickte ihn ungerührt an und kreuzte die Arme über der Brust. „Zwar hat man mir noch nie gedroht, mich aus der Luftschleuse zu werfen, aber ich bin es gewohnt, dass man mir nach dem Leben trachtet. Ihre Drohung ängstigt mich nicht. Und nun frage ich Sie, Commander, sind Sie es nicht, der hier feindlich ist? Sie drohen mir damit mich zu töten, sperren meine Leute und mich ein, und dann haben Sie die Unverfrorenheit mir zu sagen, ich sei feindselig.“

Der Admiral lachte laut auf, während Lee angesichts der Dreistigkeit seines Gegenübers wie erstarrt dastand. Im Grunde hatte der Colonel recht, doch sie hatten schon so viele schlechte Erfahrungen mit den Zylonen gemacht, dass Vorsicht angebracht war.

Lee lächelte jetzt. „Falls wir uns irren, Colonel, und Sie wirklich die sind, die Sie vorgeben zu sein, entschuldige ich mich jetzt schon für die Unannehmlichkeiten, die wir Ihnen und ihren Leuten bereitet haben.“

„Entschuldigung akzeptiert. Wahrscheinlich würde ich an Ihrer Stelle genauso handeln. Doch nun sagen Sie mir endlich, was in aller Welt ein Zylone ist.“

„Erst wollen wir Ihre Geschichte hören, Colonel“, verlangte Lee.

Also begann John alles zu erzählen, ohne wichtige Geheimnisse zu verraten. Die Anwesenden hörten gebannt zu. Wenn das stimmte, was dieser Colonel da sagte, waren sie endlich am Ziel angekommen. Sie konnten zur Erde zurück.

„Und nun Sie, bitte“, verlangte John, als er zum Ende kam.

„Unser Volk lebte in einem Sternensystem mit zwölf bewohnbaren Planeten“, fing Lee an. „Eine Besonderheit in diesem Teil der Galaxis, denn sonst sind Planeten, auf denen Menschen leben können sehr selten.“

„Das ist wohl der Grund, warum die Antiker oder die Goa’uld hier keine Sternentore errichtet haben“, meinte John.

Lee erzählte weiter. „Eines Tages bauten wir Roboter, um unser Leben zu erleichtern. Das ging eine ganze Zeit gut, doch dann rebellierten die Roboter, und es kam zu einem blutigen Krieg, der in einem 40-jährigen Waffenstillstand endete. Während wir uns auf unseren Lorbeeren ausruhten, entwickelten sich die Roboter weiter. Ihr Hass auf alle Menschen war immer noch da, und sie bauten Maschinen, die wie Menschen aussehen. Sie besitzen sogar eine Art von Gefühl, innere Organe, alles eben, was einen Menschen ausmacht. Nur so war es ihren Agenten möglich, unerkannt unter uns zu leben. Vor ein paar Monaten griffen sie uns unerwartet an. Sie sabotierten unsere planetaren Verteidigungsanlagen und vernichteten alle zwölf Kolonien. Die Flotte, die sie gesehen haben, ist alles, was noch von uns übrig ist.“

Sheppard war entsetzt. Langsam verstand er ihr Paranoia gegenüber allen Fremden.
„Und was hat es nun mit der Erde auf sich?“

„Es gibt unter unserem Volk eine Legende, dass in grauer Vorzeit ein Stamm von uns auszog, um eine weit entfernte Kolonie zu gründen. Auf einem Planeten, der Erde genannt wird. Wir sind nun mit der Flotte unterwegs, um unsere verschollenen Brüder und Schwestern zu suchen.“

„Verstehe. Die Erde, von der ich komme liegt auf der anderen Seite der Galaxis. Es wäre durchaus möglich, dass mein Volk Ihr verschollener Stamm ist, Commander“, sagte Sheppard.

Adama stand auf. „Nun gut! Ich habe jetzt eine wichtige Konferenz. Meine Soldaten werden Sie in die Brig zurückbringen. Sobald das Ergebnis ihrer Untersuchung vorliegt, werden wir Sie unterrichten. Bis dahin wird man Sie gut behandeln.“

„Und wie lange dauert das?“

„Etwa noch 10 Stunden.“

„Wäre es zu viel verlangt, wenn Sie bis dahin meinen Leuten etwas zu essen bringen würden?“

„Ich werde das veranlassen“, versprach Lee. „Bringt ihn in die Zelle zurück“, befahl er dann den Soldaten.



An Bord von Cloud 9

Die zwei Frauen trafen sich hier schon seit Wochen. Unerkannt lebten sie unter den Menschen und hatten die Sympathisanten gegründet. Das war eine Gruppe von Menschen, denen sie eingeredet hatten, dass Zylonen in Wirklichkeit nicht so schrecklich waren, sondern sich nur von den Menschen bedroht fühlten. Ihre Anführerin war die Journalistin D’anna Biers und eine Frau, die sich Gina nannte. Gina war eine fleischliche Form von Nummer Sechs, und den Menschen als zylonische Agentin bekannt. Deshalb musste sie sich verstecken. D’anna dagegen konnte sich unbehelligt unter den Menschen bewegen.

„Wir haben also einen bewohnbaren Planeten erreicht?“, fragte Gina.

„Ja, und wenn es uns nun gelingt, unsere Leute zu benachrichtigen, können wir die ganze Brut mit einem Schlag auslöschen“, antwortete D’anna triumphierend.

„Dafür bin ich auch. Die Menschen sind primitiv und bösartig. Und sie verehren noch viele Götter.“

„Ja, aber man darf sie trotzdem nicht unterschätzen“, meinte D’anna. „Ich lebe nun schon seit vielen Jahren unter ihnen und weiß, dass einige anders sind. Besonders die Menschen um die beiden Adamas sind gefährlich. Wenn wir einen endgültigen Sieg erringen wollen, müssen wir zuerst diese beiden Menschen ausschalten. Ohne sie sind die anderen nur ein belangloser Haufen.“

„Was gedenkst du zu tun?“

„Ich bin eine bekannte Reporterin. Deshalb werde ich verlangen, dass man mich bei einem der nächsten Flüge auf den Planeten mitnimmt. Soviel ich weiß, ist Lee Adama und auch diese Kara Thrace dort. Wie leicht kann in der Wildnis ein schrecklicher Unfall passieren. Oder ich erfahre, was sie zu tun beabsichtigen.“

„Glaub nicht, dass das einfach werden wird. Was ist mit Sharon?“

„Ich weiß nicht. Seit sie das Kind verloren hat, ist sie schwer einzuschätzen.“

„Du meinst, dass sie im Ernstfall den Menschen helfen wird?“

„Wer kann das sagen. Sie ist ein unkalkulierbares Risiko. Ich werde sie auf jeden Fall im Auge behalten, und im Notfall müssen wir sie eben opfern. Sorg du dafür, dass wir den Sender jederzeit einsetzen können. Wir müssen den anderen die Position der Flotte mitteilen.“

„Das geht klar“, sagte Gina. „Ich sorge auch dafür, dass die Sympathisanten bereit stehen.“

D’anna nickte zustimmend, und verließ dann das Apartment, um zu ihrem Raumgleiter zu gehen. Sie arbeitete für den einzigen TV- und Radiosender der Menschen und genoss somit Sonderrechte. Der Raumgleiter samt Piloten stand ihr zu jeder Zeit zur Verfügung.

„Flieg uns zur Galactica. Ich muss mit dem Admiral sprechen“, befahl sie dem Piloten, der keine Ahnung davon hatte, dass sie eine Zylonin war.

„Was hast du vor?“, fragte ihr Kameramann Nicolas, auch ein ahnungsloser Mensch, der aber einer der Zylonen-Sympathisanten war. Dummköpfe waren sie alle, aber nützliche Narren, die im alles entscheidenden Endschlag ebenso ihr Leben verlieren würden, wie jeder andere Mensch.

An Bord der Galactica war sie schon bekannt. Sie ging hier oft ein und aus, und die Crewmann an den Schleusen ließen sie anstandslos passieren.

Als sie mit dem Admiral sprechen wollte, wurde ihr das erlaubt, wenn auch mit der Einschränkung, dass Adama nur ein paar Minuten Zeit opfern konnte. Doch das reichte ihr vollkommen. Und wie erwartet erlaubte Adama ihr, mit dem nächsten Raptor auf den Planeten zu fliegen. Der Start war erst in einigen Stunden. Somit hatte sie Zeit, alles in Ruhe vorzubereiten.



Etwa 10 Stunden später

Lee stand hinter Baltar und wartete auf das Ergebnis des Zylonendetektors. Diesmal wollte er nichts dem Zufall überlassen.

So war es Baltar unmöglich auch diesmal das Ergebnis zu verschleiern.

„Adamas Kleiner wird langsam lästig, Gaius. Vielleicht sollten wir etwas gegen ihn unternehmen“, Nummer Sechs saß in einem Sessel in aufreizender Stellung Baltar gegenüber. Ihr Kleid, golden diesmal, zeigte mehr, als es verdeckte, und Baltars ließ wie gewohnt keinen Blick von ihr.

„Bist du verrückt? Ich werde doch keinen Mord begehen!“

„Du hast Milliarden auf dem Gewissen, Gaius oder hast du das vergessen?“

„Das war nicht ich! Du hast die Verteidigungscomputer manipuliert.“

„Aber du hast es ermöglicht, mein Lieber!“

„Baltar, das Ergebnis ist da. Alle Anzeigen sind grün. Er hat also die Wahrheit gesagt.“

Baltar schreckte aus seinen Tagträumen mit Nummer Sechs auf, und blickte auf den Bildschirm. Tatsächlich, alle Anzeigen im grünen Bereich. Der Fremde war ohne Zweifel kein Zylone. Damit wurde er für Baltar und Nummer Sechs noch interessanter.

„Wie Recht Sie haben, Commander“, bestätigte er.

„Vielen Dank, ich werde meinem Vater die gute Nachricht bringen. Wir werden nun die Erde finden.“

„Erde?“, Baltar horchte auf. Was sprach dieser Narr von der Erde?

„Ach, das wissen Sie ja noch nicht. Colonel Sheppard behauptet von der Erde zu stammen“, erklärte Lee.

„Aber warum hat mir das niemand gesagt? Ich bin der Chefwissenschaftler und sollte so etwas wissen“, sagte Baltar empört.

„Sie wissen es doch nun“, Lee konnte seine Verachtung für sein Gegenüber nur schwer verstecken. Er dachte auch daran, was dieser Colonel gesagt hatte. Baltar sei nicht zu trauen.

Lee verließ nachdenklich Baltars Büro und machte sich auf den Weg zum CIC. Unterwegs griff er nach einem der Wandtelefone und befahl die vier Gefangenen auch dorthin zu bringen.

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Kapitel 6 by Selana
6. Sie sind die, die sie vorgeben zu sein



Adama sah auf, als sein Sohn Lee die Kommandozentrale betrat. „Nun?“

„Sie haben die Wahrheit gesagt.“

„Dann lass sie sofort herbringen.“

„Das habe ich schon veranlasst, Admiral. Ich denke, wir sollten uns bei ihnen nochmals entschuldigen. Sie könnten wertvolle Verbündete werden.“

„Das sollten wir, Sohn“, stimmte Adama zu. „Und ich werde es selbst machen.“

Zusammen warteten sie, bis man die vier Erdbewohner brachte.

Sheppard wiederum sah gespannt auf die beiden Adamas, die ihn erwartungsvoll ansahen. Ihr Blick sah freundlich aus, also schien alles in Ordnung zu sein. John viel ein Stein vom Herzen.

„Colonel Sheppard, bitte nehmen Sie meine offizielle und auch meine persönliche Entschuldigung für die Unannehmlichkeiten an, denen Sie und Ihre Männer ausgesetzt waren. Ich hoffe, wir können trotz allem noch Freunde oder zumindest Verbündete werden“, begann Adama in freundlichem Tonfall.

Sheppard wäre ein Narr gewesen, wenn er abgelehnt hätte. „Entschuldigung akzeptiert, Admiral. Wir hätten an Ihrer Stelle auch nicht anders gehandelt. Darf ich Ihnen Major Marcus Lorne vorstellen? Und das sind Lieutenant DeSalvo und Sergeant Müller.“

„Sehr erfreut“, sagte Adama und blickte die drei Männer freundlich an. „Das ist mein Sohn Lee, und ich bin William Adama, und mein XO, Colonel Saul Tigh.“

Nachdem die Vorstellung beendet war, lud Adama alle zu einer Besprechung in sein Büro ein.

„Sie sind also mit Ihrem Raumschiff in der Nähe gestrandet? Vielleicht können wir Ihnen helfen, Colonel?“, bot Lee an.

„Danke für das Angebot, aber das wird nicht nötig sein. Meine Leute sind schon lange dabei, den Antrieb zu reparieren. Aber vielleicht können wir Ihnen helfen?“

„Wir sind in einem Sonnensystem mit einem bewohnbaren Planeten. Da die Flotte nun schon lange unterwegs ist, dachten wir hier etwas zu bleiben. Die Menschen brauchen endlich wieder Boden unter den Füßen, und wir hoffen, unsere Vorräte auffüllen zu können. Wie weit sagten Sie, ist es zur Erde?“

„Ich fürchte sehr weit. Über 70.000 Lichtjahre, am anderen Ende der Galaxis.“

„Das ist in der Tat weit. Die Flotte wird Jahre brauchen, um hinzukommen“, meinte Adama enttäuscht. „Aber Sie denken, dass wir dann willkommen sind?“

„Ganz bestimmt, Sir. Wenn unser Schiff repariert ist, kann es hierher fliegen. Sobald wir wieder in Atlantis sind, können wir durch unser Sternentor eine Nachricht zur Erde schicken. Meine Leute könnten Ihnen entgegenfliegen. Wenn Sie als Gegenleistung die Kampfkraft Ihrer Flotte der Erde zur Verfügung stellen, wird man Sie und Ihre Bevölkerung gerne aufnehmen. Wenn Sie es wünschen, können Sie auch einen anderen Planeten in der Nähe besiedeln. Bei uns gibt es viele Sternentore, und mit diesen ist eine Reise von vielen Lichtjahren nur ein Katzensprung.“

„Das hört sich fantastisch an“, meinte Tigh. „Ein Sternentor. Warum gibt es die nicht in unserem Teil der Galaxis?“

„Das kann ich nur vermuten. Vielleicht sind Ihre Vorfahren Antiker, die vor den Wraith hierher flohen. Hier gibt es keine Tore, und so können sie die Welten auch nicht ohne weiteres überfallen.“

„Antiker! Sie erwähnten den Namen schon einmal“, sagte Lee.

Schnell erklärte John nochmals, wer die Antiker waren.

„Es könnte durchaus sein, dass die Antiker die Herren von Kobol, unsere direkten Vorfahren waren“, meinte Adama. „Aber das führt jetzt zu weit. Unsere Herkunft können wir ein anderes Mal diskutieren. Sie wollen sicher zurück zu Ihrem Schiff?“

„Zumindest will ich Kontakt mit ihnen aufnehmen. Sie werden uns schon längst vermissen und sich Sorgen machen. Mit etwas Glück haben meine Leute den Antrieb inzwischen repariert, und die Orion kann herkommen.“

„Orion?“

„So haben wir unser Schiff getauft. Das ist ein großes Sternbild, dass man von der Erde aus sehen kann“, erklärte Sheppard.

„Auch wir kennen das Sternbild des Orion. Noch eine Übereinstimmung mit unserer Überlieferung, sagte Adama. „Lee, bringe den Colonel bitte zu seinem Schiff. Ihnen und Ihren Männer steht es nun frei zu gehen.“

„In Ordnung, vielen Dank, Admiral“, sagte Sheppard.

So machten sie sich auf den Weg zum Hangardeck, wo die F-302 geparkt waren. Dort versuchte Sheppard die Orion zu erreichen, was ihm nach kurzer Zeit auch gelang.

Die Orion hatte sich schon auf die Suche nach ihnen gemacht. McKay hatte den Antrieb soweit repariert, dass sie kurze Hyperflüge ausführen konnten. In die Pegasus-Galaxis zurück reichte es noch nicht, aber bis zu dem Sonnensystem ohne Probleme.

„Wir sind in Kürze da“, versprach Rhiana. „Ich bin froh, dass dir nichts passiert ist, Liebling, denn ich habe mir große Sorgen gemacht. Ich liebe dich!“

„Ich liebe dich auch. Wir sehen uns bald, Sheppard, Ende!“

John beendete das Gespräch und blickte in das grinsende Gesicht von Lee Adama, der neben der offenen Kanzel der F-302 stand und sich alles angesehen hatte.

„Was gibt es da zu grinsen?“, fragte er.

„Oh, nichts“, meinte Lee. „Für Verliebte habe ich immer vollstes Verständnis. Ich habe vor, auf den Planeten zu fliegen. Wollen Sie mich begleiten?“

Natürlich wollte John das.

„Wir nehmen einen Raptor. Der ist bequemer als eine Viper oder Ihr Raumgleiter, Colonel.“

„Raptor?“

„Ein Transportfahrzeug, dass aber auch Sprünge ausführen kann“, erklärte Lee.

John befahl Lorne an Bord zu bleiben und ihn sofort zu informieren, wenn die Orion ankam.



Auf dem Planeten

Kaum hatte der Raptor die Galactica verlassen und war in die Atmosphäre eingetaucht, wurden sie schon von Kat gerufen. Der Raptor besaß keine Andruckausgleicher, und entsprechend hoch war der Druck beim Durchqueren der Atmosphäre. Sheppard fand das sehr unbequem und bot Lee sogleich ihre Hilfe in dieser Technik an. Vielleicht hatte auch die koloniale Flotte im Tausch etwas zu bieten, dass die Atlanter gut gebrauchen konnten.

Kat und Kara befanden sich auf dem Inselkontinent, wo sie die Ruinen einer großen Stadt entdeckt hatten. Lee steuerte den Raptor in großer Höhe bis zu ihrem Ziel. Die Insel schien unbewohnt zu sein.

„Das ist ein schöner Planet“, meinte Helo, Lees Kopilot. „Die Temperaturen liegen um die 25° Grad, und das scheint hier fast das ganze Jahr so zu sein.“

„Wie groß ist die Insel?“, wollte Lee wissen, während er die Anzeigen des Computers studierte.

„Etwa zweitausend Kilometer lang und an der breitesten Stelle dreihundert Kilometer. Sie besitzt ein Mittelgebirge und einige fruchtbare Ebenen, dazwischen dichte Wälder. Dazu kommen drei mittelgroße Seen und einige Flüsse.“

Der Raptor landete erschütterungsfrei neben den Ruinen am Fuße der Berge. Sie stiegen aus und atmeten tief die Luft ein, die dem gewohnten Standard entsprach.

John sah sich weniger begeistert um. Solche Planeten waren für ihn nichts besonders. Wenn sie durch das Sternentor gingen, fanden sie sich meistens in solchen Welten wieder. Für die Galactica-Besatzung schien es aber etwas Außergewöhnliches zu sein. Das lag sicher daran, dass es in diesem abgelegenen Seitenarm der Galaxis kaum erdähnliche Planeten gab.

Kara und Kat kamen zu ihnen und sahen John erstaunt an.

„Wen bringst du da mit, Lee?“, wollte Kara wissen.

„Colonel John Sheppard vom Planeten Erde”, stellte Sheppard sich selbst vor.

Starbuck und Kat sahen ihn an, als hätte er den Verstand verloren, während Lee schmunzelnd daneben stand.

„Er sagt die Wahrheit“, sagte Lee und erzählte in aller Kürze, was inzwischen an Bord der Galactica passiert war.

Die beiden Frauen trauten ihren Ohren kaum. „Und er ist bestimmt kein Zylone?“, fragte Kara misstrauisch.

„Er ist keiner.“

„Baltar sagt nicht immer die Wahrheit. Er hat auch gesagt, dass Sharon kein Zylone wäre.“

„Ich war dabei, als das Ergebnis auf dem Bildschirm erschien. Außerdem werden wir bald sein großes Schiff kennen lernen.“

„Richtig“, John zeigte nach oben. „Die Orion müsste sich in Kürze Ihrer Flotte anschließen.“

weiter: Kapitel 7
Kapitel 7 by Selana
7. Eine neugierige Reporterin



Die Sonne stand noch hoch am Himmel. Sie beschlossen, sich noch etwas die Ruinen anzusehen. Während sie sich so die Überbleibsel ansahen, erkannte John, dass es einmal eine moderne Stadt gewesen sein musste. Und dann entdeckte Sheppard etwas, dass ihm bekannt vorkam: einen Turm, der dem Mittelturm von Atlantis sehr ähnelte. Damit war ihm klar, dass die alten Bewohner Antiker gewesen waren oder zumindest einen Stützpunkt auf dieser Insel besessen hatten.

„McKay wird das sicher interessieren. Er wird hier nicht mehr wegzubringen sein“, meinte John, als er seinen Begleitern die Bedeutung des Fundes erklärte.

„McKay?“

„Dr. Rodney McKay ist unser Chefwissenschaftler“, erklärte John. Dann schmunzelte er. „Ihr werdet ihn mögen.“

Während ihrer Tour durch die Ruinen waren weitere Raptors gelandet. Eine große blonde Frau war ausgestiegen und kam nun auf sie zu.

Apollo erkannte die Reporterin D’anna Biers. „Wie kommt die denn hierher?“

Lee konnte sie nicht besonders leiden, auch wenn sie reelle Reportagen ablieferte. Den Grund konnte er sich nicht erklären. Es war einfach so ein Gefühl, das ihn immer dann beschlich, wenn D’anna auftauchte. Er hatte sogar den Verdacht gehabt, dass sie eine zylonische Agentin sein könnte. Doch alle Nachforschungen seinerseits waren negativ verlaufen.

„Commander Adama! Gut, dass ich Sie treffe! Haben Sie Zeit für ein Interview?“, rief D’anna ihm entgegen.

Im ersten Moment wollte er ablehnen, doch Lee wusste, dass das keinen Sinn hatte, denn D’anna war hartnäckig und würde ihm nicht von der Seite weichen. Also besser gleich das Unvermeidliche erledigen.

Er verbarg seine Abneigung hinter einem freundlichen Lächeln und sagte: „Für Sie doch immer, Miss Biers! Wie kommen Sie überhaupt hierher?“

D’anna lächelte Lee ebenso freundlich an. Doch auch sie erkannte, dass Adamas Freundlichkeit nur Tarnung war. Der Mann schien ihr noch immer nicht zu trauen. Zum Glück hatte sie seine Überprüfungen zu ihren Gunsten fälschen können. Aber sie machte nicht den Fehler, ihn zu unterschätzen. Früher oder später würde er ihre wahre Identität herausfinden. Er musste so schnell wie möglich verschwinden.

„Ich bin mit einer Raptor-Besatzung angekommen. Der Admiral hat mir die Erlaubnis erteilt.“

Lee beschloss, nach seiner Rückkehr ein Wort mit seinem Vater zu sprechen. Er war zu vertrauensselig gegenüber der Reporterin. Ihr erster Bericht über das Militär hatte seinen Vater zu sehr beeindruckt.

Sie begann damit, ihn einige unbedeutende Sachen zu fragen, die er gelangweilt beantwortete, bis sie zu dem kam, was D’anna wirklich wichtig erschien. Denn sie hatte ein Gerücht gehört, dass sie beunruhigte.

„Wann glauben Sie, Commander, können die Leute hier siedeln? Und stimmt es, dass Sie die Erde gefunden haben?“

„Das sind gleich zwei Fragen auf einmal. Nun, die nächsten Tage werden wir die Wälder und die Ebene nach gefährlichen Tieren absuchen. Wir müssen wissen, ob es welche gibt, die den Menschen gefährlich werden können. Denn dann müssen wir besondere Schutzmaßnahmen ergreifen. Und zu Frage Nr. 2: nein, wir haben die Erde nicht gefunden.“

D’anna wusste, dass dies gelogen war, denn ihr Informant in den Kreisen des Admirals hatte ihr von Fremden erzählt, die behaupteten von der Erde zu kommen. Ihr Blick fiel auf den ihr unbekannten Mann an Adamas Seite. Er trug eine exotische Uniform mit fremdartigen Abzeichen. Die Reporterin wusste sofort, dass dies einer der Männer sein musste. Sofort ging ihre Frage in diese Richtung.

„Wollen Sie mir nicht Ihren Freund vorstellen, Commander?“

„Nein, das will ich nicht“, Lee warf John einen bedeutsamen Blick zu und Sheppard verstand sofort. Er sagte nichts.

D’anna war enttäuscht, doch sie würde den Fremden im Auge behalten. Sie wollte sein Geheimnis ergründen. Zur Tarnung stellte sie noch einige bedeutungslose Fragen und ging dann.

Lee und John sahen ihr noch einen Augenblick hinterher.

„Seien Sie vorsichtig, Sheppard. Ich traue ihr nicht. Ich verdächtige sie, eine Zylonin zu sein. Eine Untersuchung in diese Richtung brachte zwar nichts, aber trotzdem bleibe ich misstrauisch. Außerdem bitte ich Sie in Zukunft nicht jedem zu sagen, dass Sie von der Erde kommen. Es könnte zu gefährlich werden. Unterrichten Sie auch Ihre Männer davon.“

„Wie Sie wollen, Commander“, stimmte John zu. Sein Blick schweifte nachdenklich über die Ruinenstadt. Wenn doch nur die Orion schon hier wäre.

Sie kehrten in das große Zelt zurück, wo jemand auf einem Tisch Karten ausgebreitet hatte. Diese Karten hatten Kat und Starbuck bei ihren Flügen angefertigt. Sie zeigten den ganzen Planeten, sowie die nähere Umgebung um die Ruinenstadt.

Nachdem sie alles angesehen hatten, beschlossen sie, an Bord der Raumschiffe zurückzukehren. Sheppard schloss sich Lee an, der zurück auf die Pegasus ging. Den Namen fand John witzig, weil die Galaxis in der Atlantis lag, auch so hieß. Das war ein weiterer Beweis dafür, dass es sich bei seiner Erde um die Erde handelte, welche die Menschen in der kolonialen Flotte suchten.

Als sie an Bord waren, erhielten sie die Nachricht, dass auf einem der Schiffe ein weiterer zylonischer Agent enttarnt worden war. Adama schickte Männer los, um den Zylonen auf die Galactica bringen zu lassen. Vielleicht konnte man von ihm erfahren, was die Roboter planten.



An Bord von Cloud 9

Gina las die Nachricht, die sie von D’anna bekommen hatte zweimal durch. Darin stand, dass einer ihrer Agent entlarvt worden war. Sie befahl ihr ein Kommando zusammenzustellen und den Zylonen zu befreien. Er durfte nicht in die Hände der Adamas fallen. Es wurde Zeit etwas gegen diese Brut zu unternehmen. Und sie mussten einen der Fremden, die behaupteten von der Erde zu kommen, in ihre Hände bekommen.

Gina organisiere sofort ein Treffen mit den Sympathisanten. Es eilte sehr. Ein Überfallkommando war schnell zusammengestellt. Sie wollten das Schiff, das den Zylonen auf die Galactica bringen sollte, überfallen. Außerdem bereiteten sie noch einen weiteren Coup vor, welcher der Flotte einen Schock versetzten würde.



An Bord der Galactica

Major Lorne saß in seinem Gleiter, als eine Viper über ihn hinwegschoss. Das schnittige Raumschiff schoß in rasanter Fahrt in den Hangar, bremste ab und drehte sich in der Luft. Dann setzte der Pilot es elegant auf dem Boden ab. Sofort liefen einige Techniker und Monteure in orangefarbenen Overalls auf das Raumschiff zu. Stimmen hallten durch die Halle und die Cockpitkanzel öffnete sich.

Lorne stieg aus dem Gleiter und nähere sich der Viper. Er war gespannt, wer der verwegene Pilot war. Auf der Maschine stand der Rufname Firebird. Der Helm wurde ihm abgenommen und rotes, wirres Haar kam zum Vorschein. Der Pilot war eine junge Frau.

Eine verdammt gut aussehende Frau sogar.

Lorne blieb stehen, um sie zu begrüßen. „Tolle Landung! Ich bin tief beeindruckt.“

„Wer bist du denn?“, fragte die Frau mit ausdruckstarker Stimme. „Ich glaube nicht, dass wir uns schon begegnet sind“, ihr aufmerksamer Blick traf ihn. Dann bemerkte sie Lornes fremde Uniform. „Oh, du gehörst zu den Fremden?“

Lorne streckte ihr zur Begrüßung die Hand entgegen. „Major Marcus Lorne.“

„Lieutenant Joane Kardolan, aber du darfst mich Joe nennen“, sie warf einen Blick auf die F-302. „Ist das dein Flugzeug? Nicht schlecht“, bemerkte sie, als sie um es herumging, „aber nicht mit einer Viper vergleichbar.“

„Meinst du? Du würdest überrascht sein“, Lorne fiel etwas ein. „Wie wäre es mit einem Flug? Ich zeige dir meine Flugkünste, und du darfst meinen Kopiloten spielen.“

Joane überlegte einen Augenblick. Machte sie der Fremde etwa an? Sie sah ihn unverfroren an. Er sah wirklich gut aus, schien aber nur auf Konversation aus zu sein, oder etwa nicht?“

„Ich muss noch Meldung machen, aber ein anderes Mal gerne“, Joane sah die Maschine an. Es konnte wirklich interessant werden. „Aber ich lade dich zum Kaffee in die Messe ein. Eine kleine Pause kann ich mir leisten.“

„Gerne, einen Kaffee könnte ich vertragen“, aus den Augenwinkeln sah er die grinsenden Gesichter von Müller und DeSalvo. „Sie beide halten hier die Stellung, verstanden? Die Orion müsste bald eintreffen.“

„Selbstverständlich, Sir“, antworteten beide gleichzeitig.

Lorne folgte Joe durch die unzähligen und verwirrenden Gänge der Galactica. Es gab kaum Hinweisschilder und jemand, der sich nicht auskannte, konnte sich leicht verirren. Joe gab ihren Bericht ab, und dann gingen sie in die Messe, die um diese Zeit pfropfenvoll war.

Bei einem Kaffee unterhielten sie sich. Joane hatte viele Fragen über die Erde, die Lorne gerne beantwortete, solange er dabei keine Geheimnisse verriet. Dann erzählte auch Joe etwas über sich.

So bemerkte der Major nicht, wie die Zeit verging.

Plötzlich aktivierte sich das Funkgerät des Majors. „Hier Müller, Sir! Die Orion trifft in einer halben Stunde ein.“

„Verstanden, Sergeant, ich bin auf dem Weg. Das könnte interessant werden, Joe. Komm doch mit.“

Zwar hatte Joane noch Dienst, aber da im Moment ihre Flugkünste nicht gebraucht wurden, stimmte sie zu. Im Hangar hatten sie noch 15 Minuten Zeit, und so erklärte Lorne ihr Instrumente der F-302.

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Kapitel 8 by Selana
8. Auf der Pegasus



Lee Adama hatte auf seinem Schiff nach dem Rechten gesehen. Sein XO hatte alles bestens im Griff. Deshalb beschloss Lee zusammen mit Sheppard auf die Galactica zurückzukehren, weil dort der gefangene Zylone erwartet wurde.

Sheppard hatte noch einen weiteren Grund. Die Orion hatte ihre Ankunft angekündigt. Sie traf in einer halben Stunde bei der Flotte ein. Endlich würde er Rhiana wiedersehen.

Zusammen mit Lee ging er durch die Gänge der Pegasus. Es war ein ständiges Kommen und Gehen, und so fielen die drei Leute, die ihnen entgegenkamen nicht weiter auf.

John wusste nicht, was ihn veranlasste, einen genaueren Blick auf sie zu werfen. Einer war ein großer Mann mit Bart, der den Overall eines Mechanikers trug. Da bemerkte John die Waffe, die der Mann versteckt unter seiner Bekleidung trug. Normalerweise waren Mechaniker nicht bewaffnet.

„Lee! Vorsicht!“, gleichzeitig gab er dem Commander einen Stoß, der diesen nach vorne warf.

Die Kugel, die ihn sonst unweigerlich getroffen hätte, fuhr Zentimeter an Lees Kopf vorbei. Sheppard reagierte blitzschnell. Er hatte sich inzwischen seine Waffe aus der F-302 bringen lassen. Die Betäubungspistole zu ziehen, auf den Mann zu zielen und abzudrücken, geschah in Sekundenschnelle. Dann sprang er mit einem Satz zur Seite, machte dabei eine Rolle rückwärts und schoss erneut.

Lee hatte seine Überraschung überwunden, seine Waffe gezogen und auf den dritten Mann geschossen. Er wollte schon aufatmen, als ihn zwei weitere Schüsse nur um Millimeter verfehlten. Die drei waren nicht alleine gewesen. Lee schaffte es, den Alarm auszulösen. Die Sirene heulte durch alle Ebenen der Pegasus.

John und Lee flüchteten in einen Seitengang, verfolgt von den dazu gekommenen Gegnern. Sheppard erreichte ein Schott und öffnete es so schnell er konnte. Dann sprangen der Commander und er hindurch. Sie schlossen das Schott wieder und liefen eilig den Gang hinunter. Die Attentäter schafften es jedoch das Schott zu öffnen und erneut die Verfolgung aufzunehmen.

Doch die Rettung nahte. Soldaten kamen angerannt und schalteten in kürzester Zeit die restlichen Attentäter aus.

„Das war eindeutig ein Mordversuch an Ihnen, Commander! Können Sie sich einen Grund denken?“, D’anna Biers und ihr Kameramann Nicolas waren plötzlich da.

„Anscheinend werden Sie von der Gewalt angezogen, Miss Biers. Sie sind häufig am Tatort von Gewaltverbrechen anzutreffen.“.

„Das ist mein Job, Commander. Ich bin schon länger auf der Pegasus, weil ich eine Reportage drehe. Wir hörten durch Zufall die Schüsse und eilten hierher. Sie haben meine Frage nicht beantwortet. Wer könnte Ihnen nach dem Leben trachten?“

Doch Lee winkte ab und ging nicht auf ihre Fragen ein. Er wandte sich stattdessen an John. „Vielen Dank, Colonel. Sie haben mir das Leben gerettet.“

„Nichts zu danken.“

„Commander! Warum beantworten Sie meine Frage nicht?“, D’anna war nicht bereit, sich so einfach abspeisen zu lassen.

Apollo wandte sich ihr zu. „Wer mich töten will? Nun, da kämen zuerst die vielen Zylonen-Sympatisanten in Frage, und dann natürlich die Zylonen-Agenten selbst. Es gibt auch den einen oder anderen, dem ich schon das Leben schwer gemacht habe, aber ich tippe auf die Zylonen.“

„Sie glauben also, dass sie noch da sind?“

„Selbstverständlich! Sie, als Journalistin, haben sicher schon von dem Agenten gehört, der gerade auf die Galactica gebracht wird, oder? Versuchen Sie nicht, es zu leugnen. Und wenn Sie das schon senden, dann wende ich mich gleich an alle Zylonen, und an die Verräter unter uns, welche sie unterstützen: Ich werde mich davon nicht einschüchtern lassen. Ihr könnt euch verstecken, wo ihr wollt, wir werden euch finden und zur Strecke bringen.“

„Danke, Commander! Das waren deutliche Worte.“

Lee beachtete sie nicht weiter.

„Ihre Worte waren eine eindeutige Kampfansage an die Zylonen und die diese Sympathisanten“, meinte Sheppard. „Sie sollten aufpassen.“

„Keine Sorge, das werde ich“, versprach Lee.

Lee veranlasste, dass die überlebenden Attentäter in die Brig gebracht wurden, und dass man sie verhörte. Er selbst ging mit John weiter zu den Hangardecks. Von diesem Zwischenfall wollte er sich nicht davon abhalten lassen, den ankommenden Zylonen in Augenschein zu nehmen.

Als sie die Galactica erreichten, erhielten sie eine beunruhigende Nachricht. Der Raptor, der den Zylonen bringen sollte, war überfallen worden und war verschwunden. Jemand hatte den Zylonen befreit.

„Weiß man, wohin sie geflohen sind?“, erkundigte sich Lee, nachdem sie das CIC erreicht hatten.

Lt. Gaeta meinte: „Sie sind zum Planeten geflohen.“

„Dann werde ich sofort die Suche nach ihm einleiten. Wissen Sie genauere Koordinaten, Lieutenant?“

„Ja, Commander.“

Lee sah sich die Daten an und überprüfte die Koordinaten anhand der Längen- und Breitengrade, welche sie mit Hilfe der Raptoren von dem Planeten gemacht hatten. „Sie sind auf dem riesigen östlichen Kontinent gelandet. Dort gibt es einige Siedlungen der Eingeborenen. Eigentlich wollten wir den Kontakt vermeiden, aber es wird uns wohl keine andere Wahl bleiben. Wir werden sie verfolgen und zurückholen.

Sheppard bot seine Hilfe an. „Wir können Ihnen bei der Suche helfen. Außer den Ihnen schon bekannten Gleitern, besitzen wir noch andere Raumschiffe. Sie ähneln Ihren Raptoren in der Funktion, besitzten aber Andruckausgleicher und einen Unsichtbarkeitsschild.“

„Im Prinzip nehme ich Ihre Hilfe gerne an, aber wir müssen sofort los. Wann kommt Ihr Raumschiff an?“

Als wäre dies das Stichwort gewesen, meldete sich Dee. „Admiral, Commander, ein fremdes Raumschiff ist gerade in der Nähe der Flotte aus dem Hyperraum gesprungen. Es ruft uns.“

„Lassen Sie hören, Dee“, befahl Admiral Adama.

„Ja, Sir!“

„Im nächsten Augenblick hörten sie eine weibliche Stimme. Sheppard erkannte Rhianas Stimme. „Hier spricht der Raumkreuzer Orion. Wir rufen die Galactica.“

„Hier ist die Galactica. Admiral Adama spricht.“

„Mein Name ist Rhiana Remor. Kann ich mit Colonel John Sheppard sprechen?“

Adama gab John ein Zeichen. „Hier ist John, Rhiana. Es ist alles in Ordnung. Ihr kommt genau im richtigen Moment. Wir können eure Hilfe bei der Suche nach einem geflohenen Zylonen und seiner Helfershelfer gebrauchen. Kommt bitte mit einem Jumper in eine der Landebuchten der Galactica“, John sah den Admiral an. „Mit Ihrer Erlaubnis natürlich, Sir.“

„Ja, selbstverständlich.“

„Wir sind schon so gut wie unterwegs. Treffen wir uns in fünfzehn Minuten auf dem Deck, Rhiana, Ende!“

„Admiral, ich schließe mich der Suchmannschaft an“, sagte Lee mit einem kurzen Blick auf seinen Vater.

Der Admiral hatte nichts dagegen, und so machten sie sich auf den Weg zu dem Hangardeck.

Dort wartete schon die Suchmannschaft auf sie. Die Galactica-Leute würden für die Suche Raptoren und Viper verwenden. Ein Raptor war ein praktisches Raumgefährt, das hauptsächlich der Aufklärung diente, aber auch gerne als Transporter benutzt wurde. Eine Viper sah zwar schnittiger aus, aber mit einem Raptor konnte man mehrere Personen befördern. Das Raumschiff war 9 m lang, 3 m hoch und 6 m breit, besaß zudem ein Sprungtriebwerk und hatte starke Verteidigungswaffen an Bord.

Während die Raptormannschaften sich bereit machten, landete auch der Jumper der Orion. Lorne und die beiden Kopiloten hatten sich zu Sheppard gesellt. Hinter Lorne erkannte John eine Frau in der Uniform eines Viper-Piloten.

Lorne und er warteten, bis sich die Tür des Jumpers öffnete. Die Galactica-Leute bestaunten das seltsam aussehende Raumfahrzeug ausgiebig. Lee betrat zusammen mit Sheppard den Jumper, wo Rhiana, Teyla und Ronon warteten. McKay war auf der Orion geblieben um weiter am Antrieb zu arbeiten. Rhiana hatte den Jumper geflogen, da sie als Antikerin natürlich auch das erforderliche Gen besaß und von Sheppard das Fliegen gelernt hatte.

„Und es fliegt per Gedankenkontrolle? Das kann ich mir kaum vorstellen“, meinte Lee beeindruckt.

Er kam jedoch nicht mehr dazu, sich alles erklären zu lassen, weil von draußen jemand rief: „Commander, wir sind startbereit!“

„Ich komme!“, Lee ging etwas enttäuscht nach draußen, um in einen der Raptoren zu steigen.

John übernahm nun das Steuer des Jumpers.

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Kapitel 9 by Selana
9. Ankunft der Götter



Major Lorne stieg in seine F-302 um mit ihr bei der Suche helfen zu können.

Er blickte aus der Kanzel und wandte sich an die Galactica-Pilotin, „Firebird, wie wäre es?“

Joane überlegte nicht lange sondern stieg hinter Lorne in das Cockpit. „Also, Fliegerjunge, dann zeig mal, was diese Maschine so drauf hat.“

Lorne grinste, startete die Motoren und checkte die Maschine durch. Alles war in kürzester Zeit erledigt. Die Landebahn des Flugdecks war lang genug, um die 302 zu starten. Der Jumper des Colonels befand sich schon im Weltraum, denn dieses fantastische Antikerraumschiff benötigte keine Start- oder Landebahn.

Joane kaum aus dem Staunen nicht heraus. Das Raumschiff beschleunigte mit ungeheuren Werten, schoss senkrecht nach oben, machte einen Salto und flog wieder geradeaus. Und sie hatte überhaupt nichts gespürt. Eine Viper oder ein Raptor hätte das niemals gekonnt. Langsam begriff sie, dass die Fremden nicht übertrieben hatten, was ihre Technik anbelangte.

„Lorne, ich gebe es neidlos zu, das Schiff ist fantastisch. Ich habe überhaupt nichts gespürt.“

„Das sind die Andruckausgleicher. Ohne diese wären wir beide schon tot bei der Geschwindigkeit. Und du darfst mich Marcus nennen.“

Joane grinste vor sich hin. Also war es doch eine Anmache, aber eine Anmache, die ihr gefiel und gegen die sie nichts einzuwenden hatte.

Inzwischen hatten sie den Planeten erreicht und drangen in die Atmosphäre ein. Wieder spürte Joe nichts. Vor ihnen flog der Jumper des Colonels. Dieses Raumschiff sah etwas seltsam aus, fast wie eine fliegende Mülltonne, und doch begann Firebird nicht daran zu zweifeln, dass es genauso fantastisch wie ihre Maschine war.

„Major“, drang Sheppards Stimme aus dem Funkgerät. „Wir erreichen das Zielgebiet. Sie haben Ihre Koordinaten.“

„Ja, Sir! Wir suchen unser Gebiet ab, dann treffen wir uns am Ausgangspunkt wieder. Es sei denn jemand findet vorher etwas.“

„Sehr richtig“, bestätigte Sheppard und unterbrach die Verbindung.

„Er ist nicht sehr freundlich“, meinte Joe.

„Der Eindruck täuscht. Der Colonel kann nur manchmal etwas kurz angebunden sein. Aber er versteht sein Handwerk. Er ist seit Anfang an dabei, damals noch ein Major, doch als sein kommandierender Offizier gleich nach der Ankunft ums Leben kam, musste Sheppard das Kommando übernehmen. Und er hat das fantastisch gemeistert. Viele Expeditionsteilnehmer verdanken ihm ihr Leben.“

„Du magst ihn?“

„Ich bewundere ihn“, bestätigte Lorne. Er sah auf seine Instrumententafel. „Wir haben das Suchgebiet erreicht. Ich fange mit dem Scannen an.“



Auf dem Planeten

Daro war ein noch junger Kato, der seine Familie liebte, viel arbeitete und zu den Göttern betete. Letzeres jedoch nur, weil es so Brauch war. Die Kato waren ein friedfertiges und göttergläubiges Volk. Doch im Grunde glaubte Daro nicht an ihre Existenz, denn kaum eines seiner vielen Gebete war je erhört worden. Und gesehen hatte er auch noch keinen dieser Götter.

Auch heute war es nicht anders gewesen. Er sah über sein Getreidefeld, das eigentlich um diese Jahreszeit schon längst hätte reif sein müssen, doch der Regen war ausgeblieben. So waren die meisten Körner noch unreif, obwohl es schon später Herbst war. Wenn es so blieb, drohte diesen Winter eine Hungersnot.

Die Dorfältesten hatten auch heute zu den Göttern gebetet und sie gebeten, es endlich regnen zu lassen. Doch am Himmel waren wiederum keine Wolken aufgezogen, da hatten auch die Opfertiere nicht geholfen.

Plötzlich stutzte Daro. War das nicht ein Donnern gewesen? Er sah hoch, doch der Himmel war immer noch wolkenlos. Doch was war das? Blitze am Himmel und ein gewaltiges Donnern, obwohl keine Wolken da waren? Auch die anderen im Dorf hatten es gehört und stürzten aus ihren Hütten heraus oder sahen von ihrer Arbeit auf den Feldern erwartungsvoll in den Himmel.

Das Donnern und Blitzen kam näher. Jetzt konnte Daro auch kleine Pünktchen am Firmament sehen, die immer größer wurden. Da brauste etwas über seinen Kopf hinweg. Erschrocken duckte sich der junge Kato auf den Boden. Sein Fell sträubte sich vor Furcht. So etwas hatte er noch nie gesehen. Ob das die Götter waren, die zurückkamen?

Das unbekannte Etwas zog eine Rauchfahne hinter sich her und verfehlte das Dorf nur knapp. Hinter den Getreidefeldern schlug es geräuschvoll auf dem Boden auf. Feuer stieg hoch in den Himmel, es brannte, wo das Himmelsgefährt aufgeschlagen war.

Doch wie war es möglich, dass ein Gefährt der Götter abstürzen konnte? Daro sah sich um. Die meisten Dorfbewohner waren vor Angst in ihre Häuser geflüchtet. Sie fürchteten nun den Zorn der Götter.

Daro war da anders. Er war noch jung und er war auch ein mutiger Kato. Entschlossen lief er los, dorthin, wo das Himmelsgefährt abgestürzt war. Da er einer der schnellsten Läufer des Dorfes war, hatte Daro die Häuser und Felder bald hinter sich gelassen. Die Absturzstelle war nicht zu übersehen. Es brannte noch immer, und immer wieder waren kleinere Explosionen zu hören. Das Himmelsgefährt lag mitten in einem Loch, dass es beim Aufprall verursacht hatte.

Daro näherte sich vorsichtig dem Fahrzeug. Es brannte immer noch an einigen Stellen und strahlte eine ungeheure Hitze aus. Trotzdem wagte er sich noch dichter heran. Da sah er eine Gestalt am Boden liegen. Sie trug fremdartige Bekleidung und einen seltsamen Hut auf dem Kopf. Fast so, wie die Räuberbande, welche die letzte Zeit einige Dörfer überfallen hatte. Daro überwand seine Scheu und ergriff die Hand des Fremden und fühlte seinen Puls. Ohne Zweifel war er tot. Nach kurzer Suche fand er noch zwei weitere Tote.

Entsetzt und enttäuscht lief Daro um das Gefährt herum und stolperte fast über eine weitere Gestalt. Der Fremde hatte sich wohl aus dem Himmelsgefährt geschleppt, war dann aber zusammengebrochen. Schnell fühlte er seinen Puls. Der Mann lebte noch. Daro nahm ihm erleichtert den Helm ab und schrak zurück. So ein Wesen hatte er noch nie gesehen. Sein Körper war nicht von einem schützenden Pelz bedeckt wie bei einem Kato, sondern mit einer verletzlich aussehenden Haut überzogen. Kein Wunder, dass er sich beim Absturz so verletzt hatte. Seinen Kopf zierte kein Kamm, sondern Haare, wie sie ein Bula hatte.

Dann sah der junge Kato die Verletzung an der Hüfte. Ein Splitter aus einem fremden Material steckte in der Wunde. Der arme Mann verlor viel Blut. Damit kannte Daro sich zum Glück aus, denn seine Mutter war die Heilerin des Dorfes. Er musste den Fremden zu ihr bringen. Sie wohnte im Wald, abseits des Dorfes um näher bei ihren Heilkräutern zu sein.

Damit der Fremde nicht noch mehr Blut verlor, verband Daro die Wunde und hoffte, dass die Blutung damit aufhörte. Doch den Gegenstand in der Wunde konnte er nicht selbst entfernen. Das war eine Aufgabe für seine Mutter.

Wie aber brachte er den Fremden zur seiner Mutter? Sollte er vom Dorf Hilfe holen? Doch er war sicher, dass ihm niemand helfen würde. Die Dorfbewohner fürchteten sich vor den Göttern und noch mehr von Fremden. Da kam ihm eine Idee. Mit einer Schnur, die er meist mit sich führte, band er einige herumliegende Äste zusammen und legte den Verletzten darauf. Jetzt konnte er ihn ziehen.

Daro brauchte fast eine halbe Stunde, obwohl es nicht weit war, denn der Fremde war schwer und viel größer als ein Kato. Doch dann hatte er das Haus seiner Mutter erreicht. „Mutter! Bist du da?“

„Daro? Warum bist du nicht auf dem Feld?“, hörte er die Stimme seiner Mutter rufen. „Und was war das für ein Donnern?“

„Ein Gefährt ist vom Himmel gestürzt, und ich konnte diesen Fremden retten. Er ist verletzt und braucht unsere Hilfe.“

Nawa war eine Frau um die fünfzig Sommer, mit energischem Blick. Sie sah ihren Sohn erstaunt an. „Du hast schon viele verletzte Streuner nach Hause gebracht, aber noch nie jemanden, der vom Himmel fiel.“

„Mutter, er verblutet, wenn du ihm nicht hilfst.“

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Kapitel 10 by Selana
10. Die Heilerin



Jetzt erwachte in Nawa ihr Heilerinstinkt. Sie beugte sich über den Mann und besah sich die seltsame Bekleidung und die Gegenstände, die er bei sich trug. Dann sah sie sein Gesicht und schreckte zurück.

„Daro, bist du wahnsinnig? Das ist kein Kato, vielleicht ist er ein Dämon.“

„Er ist kein Dämon, Mutter. Wäre er das, würde er jetzt nicht so schwer verletzt vor uns liegen. Außerdem hätte ich gerade von dir nicht eine solche Bemerkung erwartet. Bis du es sonst nicht, welche die Existenz von Dämonen verleugnet?“

Nawa überlegte kurz und entschied, dass Daro recht hatte. Sie bemerkte den harten kleinen Gegenstand, der in der Wunde steckte, die sich entzünden würde, wenn sie nichts unternahm. „Es wird uns bestimmt Unglück bringen, doch ich kann ihn nicht sterben lassen. Schaff ihn ins Haus. Ich werde alles vorbereiten. Und sieh zu, dass niemand von seiner Anwesenheit erfährt. Du weißt, wie abergläubisch die Dörfler sind. Sie würden ihn für einen Dämon halten und ihn töten.“

Eine Stunde später hatte Nawa ihre Arbeit beendet. Sie hatte den Gegenstand aus der Wunde geholt, diese gesäubert, vernäht und eine spezielle Wundsalbe auf die Verletzung getan. Ein sauberer Verband bildete den Abschluss. Nun konnte sie nur noch abwarten. Wenn die Wunde sich nicht entzündete, würde er es überleben.

„Er ist ein hübscher Junge, wenn man davon absieht, dass er keinen Pelz besitzt“, meinte Nawa. „Waren noch mehr in dem Gefährt?“

„Ich fand noch drei, aber die waren tot“, Daro hatte nun Zeit, seiner Mutter alles genau zu erzählen. „Und nun sag, hätte ich ihn da liegen und sterben lassen sollen?“

„Natürlich nicht, du hast richtig gehandelt, mein Sohn“, sagte Nawa beschwichtigend.
„Wie geht es Liana? Sie ist schon ein paar Tage nicht mehr zu mir gekommen.“

Liana war Daros junge hochschwangere Frau. „Es geht ihr gut. Heute Morgen war ihr unwohl, und da habe ich ihr befohlen liegen zu bleiben. Ich sollte wirklich nach ihr sehen.“

„Dann geh, mein Sohn. Der Fremde ist bei mir in guten Händen.“

Daro nickte dankbar und machte, dass er davonkam. Vielleicht brauchte Liana ihn dringend. Das Kind konnte zu jeder Stunde auf die Welt kommen.

Nawa sah nochmals nach dem Fremden und überprüfte ihre Arbeit. Alles war soweit in Ordnung. Sie hoffte wirklich, dass der Mann, wer immer er auch sein mochte, es überleben würde.

Vermisst

Zur gleichen Zeit überflog Sheppard im Puddlejumper noch immer die Gegend, in der Commander Adamas Raptor verschwunden war. Raptor 2 und 3 hatten sich vorschriftsmäßig gemeldet, doch Raptor 1 mit dem Commander an Bord nicht. So begannen Sheppard und die anderen, sich auf die Suche nach den Verschwundenen zu machen. Doch in dem unwegsamen Gelände, dass Lee als Suchgebiet bekommen hatte, war das ein schwieriges Unterfangen.

„Raptor 2 und 3! Habt ihr etwas gefunden?“

„Hier Starbuck in Raptor 3! Nein, keine Spur von dem Commander.“

„Raptor 2, keine Spur von ihm. Sollen wir das Suchgebiet ausdehnen? Vielleicht ist er auf die Gesuchten getroffen und es kam zum Kampf.“

„Es wäre sicher gut, das Gebiet auszuweiten. Wir haben zwar keine Spur vom Raumfahrzeug des Zylonen gefunden, aber der Commander könnte auf ihn getroffen sein. Wenn es zum Kampf gekommen ist, achtet niemand auf den Weg“, sagte Sheppard.

„In Ordnung, Colonel“, kam es zurück.

„Jeder weitet sein Gebiet um zweihundert Kilometer aus. Das sollte reichen“, meinte Sheppard.

„Das hört sich gut an“, kam es von Starbuck.

Auch die Insassen von Raptor 2 waren einverstanden. Sheppard erweiterte sein Suchgebiet um die vorgeschlagenen 200 km. Dadurch kam er näher zu einer großen Ebene. Und hier sah er zum ersten Mal mögliche Anzeichen eines Kampfes. Einige Bäume standen in Flammen.

„Kann der Brand von einem Luftkampf herrühren?“, fragte John.

„Das wäre durchaus möglich“, meinte Rhiana.

John aktivierte den Bildschirm. Vor seinen Augen erschienen Diagramme und Zahlen. Und noch etwas: metallene Gegenstände.

Sheppard meldete seinen Fund an die anderen weiter. Dann folgte er der Spur der Verwüstung, bis sie zu einem Hügelgelände kamen. Dort fanden sie einen abgestürzten Flugkörper. Es war der Raptor der Geflohenen. Die Scanner zeigten keine Lebenszeichen in der unmittelbaren Umgebung.

In der Nähe des Wracks setzte Sheppard den Jumper sachte auf. Sie suchten sich ihre Ausrüstung zusammen und verließen ihr kleines Raumschiff.

Ronon ging voran und sicherte die Umgebung. Rhiana, Teyla und Sheppard folgten ihm. Die Vorsicht war jedoch unnötig. Es gab keine lebende Seele bei dem kleinen Raumschiff. Der Pilot hatte noch eine Notlandung versucht, was ihm auch einigermaßen gelungen war. Trotzdem war das Raumschiff nur noch ein Wrack. Sie fanden draußen einen Toten, den die Abgestürzten einfach liegen gelassen hatten.

„Weiß jemand wie viele in dem Raumschiff waren?“, fragte Ronon.

„Keiner weiß, wer den Zylonen befreit hat“, sagte John. „Deshalb ist es ungewiss mit wie vielen Gegnern wir es zu tun haben. Sie sind äußerst gewalttätig. Wir müssen deshalb vorsichtig sein.“

Sheppard nahm erneut den Lebenszeichendetektor zur Hand und studierte ihn. Doch immer noch zeigte er keine Lebenszeichen in unmittelbarer Nähe. Allerdings erkannte er im äußersten Scannerbereich einige Lebenszeichen. Es konnte sich dabei jedoch auch um Tiere handeln.

Ronon hatte sich indes das Wrack näher angesehen. „Es ist definitiv abgeschossen worden.“

„Dann kommt nur Apollos Raptor in Frage. Sie haben sich einen Luftkampf geliefert, und die Verfolgten sind abgestürzt. Da Apollo aber auch verschwunden ist, nehme ich an, dass sein Raptor ebenfalls beschädigt wurde und sie abgestürzt sind.“

„Das bedeutet aber nicht, dass sie tot sind“, meinte Rhiana.

„Nein, sie sind wahrscheinlich nur nicht in der Lage Verbindung mit uns aufzunehmen“, vermutete Sheppard.

In diesem Moment flog Lornes F-302 über sie hinweg und der Major meldete sich über Funk.

„Von hier oben ist nichts weiter zu erkennen, Colonel. Ich ziehe weitere Kreise.“

Lorne stieg etwas höher, als er unter sich etwas zu sehen glaubte. Schnell schlug er einen Looping und ging tief hinunter. Da war eine neue Spur zu sehen.

„Das ist es, Marcus“, sagte Joe hinter ihm.

„Hier Starbuck! Firebird, warst du das?“

„Ja, ich sitze in dem fremden Fahrzeug, dass um einiges besser als unsere Viper sind.“

„Ach ja!“, meinte Starbuck. „Sie, in dem Flugzeug!“

„Ich heiße Lorne!“

„Schön, Lorne! Ich sehe auch, was Sie sehen. Eine neue Spur des Absturzes. Aber dort unten sind Felder. Und ein Dorf ist auch in der Nähe.“

„Wir sollten die Eingeborenen nicht zu sehr erschrecken“, meinte Sheppard. „Wir werden es im Jumper übernehmen. Wir können ihn am Rande der Felder parken und tarnen. Dann nähern wir uns vorsichtig. Major, da Sie mit der F-302 nicht landen können, fliegen Sie zur Galactica zurück. Dort berichten Sie, was wir entdeckt haben. Wenn wir näheres wissen, melden wir uns und fordern gegebenenfalls Verstärkung an.“

„Verstanden, Colonel!“

Lorne zog sein Flugzeug steil in die Höhe und verschwand im blauen Himmel.

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Kapitel 11 by Selana
11. Die Sympathisanten



Lorne warf einen letzten Blick nach unten, wo er noch beobachten konnte, wie Sheppard seinen Jumper landete. Dann war seine F-302 so hoch, dass alles unter ihm zu einem verschwommenen Fleck wurde. Die Kontinente und Inseln zeichneten sich ab, bis er schließlich im Weltraum war.

„Bei den Göttern!“, sagte hinter ihm Firebird. „Ich habe überhaupt nichts bemerkt. Das Flugzeug ist fantastisch.“

„Das kann man wohl sagen. Es ist eine der neuesten Erfindungen meines Volkes. Die 302 wurde aus Erd- und Alientechnologie entwickelt.“

„Alientechnologie?“

„So nennen wir jeden, der nicht auf der Erde geboren wurde.“

„Und wir nahmen an, die letzten Menschen zu sein, sieht man von der Erde ab. Es gibt also viele Außerirdische?“

„Ja, auch wenn die meisten davon Menschen sind, die meist vor Tausenden von Jahren von der Erde entführt wurden. Leider sind uns nicht alle freundlich gesinnt. Aus deinen Worten entnehme ich, dass ihr keine Aliens kennt?“

„Nein, nur die Zylonen. Und das sind Roboter, die wir selbst entwickelt haben.“

„Ihr habt die Zylonen gebaut?“

„Ja, und damit unseren eigenen Untergang geschaffen. Vielleicht haben wir es nicht anderes verdient.“

Lorne hörte eine leichte Mutlosigkeit aus ihren Worten heraus. Und Trauer. „Hast du viele Angehörigen verloren?“

„Meine ganze Familie und alle Freunde, die ich hatte. Jetzt bin ich ganz alleine auf der Welt.“

„Das tut mir furchtbar Leid“, sagte Lorne mitfühlend. „Aber was ist mit der Flotte? Hast du da nicht neue Freunde gefunden?“

„Ich brauche weder dein noch deren Mitleid. In der Flotte hat jeder mit dem gleichen Problem zu kämpfen, da es nicht einen gibt, der nicht nahe Freunde oder Verwandte verloren hat. Ich habe zwar neue Kameraden gefunden, aber nicht das, was man einen richtigen Freund nennt. Ich möchte nicht noch mehr Menschen verlieren, die mir am Herzen liegen.“

„Ich finde, das ist nicht die richte Einstellung. Sieh mich an. Zwar bin ich selbst noch nicht lange in Atlantis, aber trotzdem habe ich schon Freundschaften geschlossen. Es ist nicht gut, alleine zu sein. Wie dem auch sei, voraus ist die Flotte. Sollen wir auf der GALACTICA oder der PEGASUS landen?“

„Ich gehöre zwar zur PEGASUS, aber ich denke, dass der Admiral unseren Bericht hören will. Also sollten wir dort landen.“

„Einverstanden, aber ich muss auch meine Leute informieren.“

Lorne nahm Kontakt mit der ORION auf und informierte die Mannschaft über das bisherige Geschehen. Dann landete er mit der 302 auf dem Backbordhangardeck der GALACTICA und ging dann zusammen mit Firebird zum CIC.

Der Admiral hörte sich mit Bestürzung den Bericht über das Verschwinden seines Sohnes an.

„Admiral, wenn jemand Ihren Sohn finden kann, dann Colonel Sheppard und seine Crew. Sie sind das beste Team, das wir haben. Wenn der Commander noch lebt, wird Sheppard ihn retten.“

„Er lebt noch“, sagte Adama und lächelte kurz über die Zuversicht des fremden Offiziers. „Ich fühle das.“

Lorne hoffte, dass es so war. „Wenn Sie erlauben, Sir, werde ich jetzt auf die ORION zurückkehren. Zwar habe ich ihnen schon Bescheid gegeben, doch ich möchte mich erneut in einem Jumper an der Suche beteiligen.“

„Gehen Sie, mein Sohn“, sagte Adama freundlich. „Retten Sie meinen Jungen.“

„Sir, darf ich mich dem Major anschließen?“, fragte Firebird.

„Aber sicher.“

Firebird beeilte sich, um den Major noch einzuholen. Inzwischen kannte dieser sich gerade so gut aus, dass er sich nicht mehr in den unübersichtlichen Gängen des Schiffes verirrte.

„Du kommst wieder mit?“, fragte Lorne erstaunt, als Joane zu ihm aufschloss. „Bist du nicht müde? Wir sind schon viele Stunden im Einsatz.“

„Warum machst du das nicht? Schließlich kennst du Lee nicht einmal.“

„Das ändert nichts. Ich werde mich an der Suche beteiligen, bis wir den Commander gefunden haben.“

„Dasselbe gilt für mich.“

Schweigend gingen sie nebeneinander durch die Gänge. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. Joane musterte den Major unmerklich. Er hatte ihr viel von Atlantis erzählt. Es musste faszinierend sein, dort zu leben. Das würde ihr mehr gefallen, als der ewige Kampf um das Überleben der Flotte, und dem Davonlaufen vor den Zylonen. Ein Gedanke kam ihr, der sie nicht mehr losließ.

So in Gedanken vertieft bemerkten sie kaum, dass sie fast ihr Ziel erreicht hatten. Kurz vor dem Hangar kamen ihnen zwei Männer und eine Frau entgegen.

Firebird kannte die Frau.

„Joane, ich hörte, dass ein Raptor vermisst wird. Ist es wahr?“

„Ja, und leider ausgerechnet der Raptor vom Commander Adama.“

„Das tut mir leid, ich fand Lee immer sehr sympathisch.“

„Noch ist er nicht tot“, mischte sich Lorne stirnrunzelnd ein.

Die Aufmerksamkeit der Frau richtete sich nun auf ihn. „Wir kennen uns noch nicht. Willst du mir nicht deinen attraktiven Freund vorstellen?“

„Er ist nicht mein Freund“, sagte Joe schnell. „Major Marcus Lorne und das ist Lilli Carmela. Sie arbeitete in Chief Tyrols Abteilung, wurde aber auf die PEGASUS versetzt, wo wir uns kennen lernten.“

Lorne blickte die Frau an. Sie war kräftig gebaut, mittelgroß und besaß kurze schwarze Haare. Sie war nicht das, was man eine besondere Schönheit nannte, strahlte aber einen natürlichen Charme aus, dem sich die meisten Menschen nicht entziehen konnte.

„Freut mich, Sie kennen zu lernen, Major. Sind Sie von dem fremden Schiff?“

Lorne zögerte mit der Antwort. Schließlich hatte ihm Sheppard gesagt, dies in Zukunft geheim zu halten.

„Sie können es ruhig zugeben, Major“, sagte Lilli und zwinkerte ihm zu. „Meine Freunde und ich sehen es ja an Ihrer Uniform.“

Nun, daran hatte Lorne nicht gedacht.

„Was machst du hier, Lilli? Arbeitest du wieder auf der GALACTICA oder besuchst du nur alte Freunde?“

„Weder noch“, sagte Lilli betont freundlich. „Ich bin mit einem Auftrag hier.“

Joane sah sie fragend an, während bei Lorne die Alarmglocken anschlugen. Ihm war nicht entgangen, dass die beiden Männer ihn nicht aus den Augen gelassen hatten, mehr noch, ihn abschätzend musterten.

„Joe, wir müssen gehen“, drängte er deshalb, und hoffte, dass seine Befürchtung unbegründet war.

„Das können wir leider nicht zulassen“, sagte Lilli und bestärkte damit Lornes Verdacht.

Der Major zögerte nicht länger. Er zog seine Waffe so schnell, dass keiner der beiden Männer reagieren konnte. Gleichzeitig packte er Joane an einem Arm und zog sie rückwärts mit sich. Ein kurzer Blick nach hinten zeigte ihm, dass die Hangartür nicht mehr weit entfernt war.

„Bleibt, wo ihr seid“, sagte er drohend zu den dreien. „Ich möchte niemanden verletzten.“

„Marcus, was ist los?“, fragte Firebird erstaunt.

„Du hattest schon immer eine lange Leitung“, meinte Lilli verächtlich. „Und du bist viel zu vertrauensselig.“

„Komm schon, Joane. Und ihr, geht sofort zurück.“

Lorne erreichte mit Joe die Hangartür. „Öffne sie.“

Joe drehte sich um, um die Hangartüre zu öffnen. In diesem Moment wurde sie von innen aufgerissen. Bevor Lorne reagieren konnte, stürzten sich zwei weitere Gegner auf ihn. Vier weitere Angreifer drängten noch in den Gang. Ein Schlag traf ihn von hinten und warf ihn nach vorne. Zwar konnte er den Sturz abfangen, aber einer seiner Gegner trat ihm die Waffe aus der Hand. Nun war auch Lilli mit ihren beiden Freunden heran und gegen diese Übermacht hatte Lorne keine Chance. Nach einem kurzen erbitterten Kampf wurde er überwältigt.

Joane war es nicht besser ergangen.

„Lilli, warum machst du das?“, fragte Joe, während sie verzweifelt versuchte sich zu befreien.

„Wir gehören zu den Sympathisanten, meine Liebe. Mein Auftrag lautet einen der Fremden zu fangen, und genau das habe ich getan. Du warst leider zur falschen Zeit am falschen Ort.“

„Was wollt ihr von mir?“

„Nun, Major, was können wir schon von einem Menschen wollen, der angeblich von der Erde kommt? Die Koordinaten natürlich.“

„Die werden Sie nie von mir bekommen.“

„Wir werden sehen, Major, wir haben Mittel und Wege jeden zum Reden zu bringen. Und nun, schafft ihn in das Versteck, bevor wir noch entdeckt werden.“

Jemand stülpte Lorne und Joe Kapuzen über den Kopf, dann wurden sie durch selten benutzte Gänge, die nur den Wartungsteams bekannt war, in ein vorbereitetes Versteck gebracht.

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Kapitel 12 by Selana
12. Auf dem Planeten



Nachdem Sheppard den Jumper am Waldrand gelandet und getarnt hatte, machten sie sich auf den Weg zum Wrack. Einzelne Teile schwellten noch, sodass sie sich nur mit äußerster Vorsicht dem Flugzeug nähern konnten.

Starbuck war mit dem Raptor zurückgeblieben, weil er sich nicht tarnen ließ. Sobald sie nähers wussten, wollen sie die GALACTICA-Crew informieren. Starbuck wäre lieber selbst losgezogen, doch insgeheim gab sie Sheppard recht. Ihr Raptor war zu auffällig. Doch sollte er sich nicht innerhalb zwei Stunden bei ihr melden würden, wollte Kara selbst nachsehen.

Daran dachte John, als sie das Wrack durchsuchten. Die weitläufigen Felder verdeckten die Sicht auf das Dorf und somit auch auf sie. Rings um das Wrack waren Spuren zu erkennen. Sie waren also nicht die ersten an der Absturzstelle. Im Grunde wunderte ihn das nicht, denn der Absturz war bestimmt von den Eingeborenen beobachtet worden.

„Es ist niemand mehr in dem Wrack“, sagte Ronon, nachdem er sich umsichtig einen Weg durch die Trümmer gesucht hatte. Die Stahlteile waren an manchen Stellen noch so heiß, dass man sie nicht berühren konnte.

„Kein Grab und keine Leichen, die draußen herumliegen“, fügte Sheppard hinzu, nachdem sie die Suche beendet hatten.

„Ob sie sich alle retten konnte?“, fragte Rhiana deshalb hoffnungsvoll.

Sheppard zeigte auf das, was noch von dem Raumschiff übrig war. „Das ist kaum anzunehmen, bei dem Zustand es Raumschiffes. Dagegen sah der andere Raptor fast noch wie neu aus.“

„Wo sind dann die Leichen geblieben?“

„An den vielen Spuren erkenne ich, dass es wohl die Eingeborenen gewesen sind, die nach dem Absturz die Leichen mitgenommen haben“, erklärte Ronon, als er auf die vielen Fußabdrücke zeigte.

„Dann gehen wir zum Dorf“, schlug Teyla vor. „Vielleicht können uns die Eingeborenen weiter helfen.“

„Es sind keine Menschen“, meinte John. „Wir wissen nicht, wie sie auf unseren Anblick reagieren.“

„Wir sind eben vorsichtig“, sagte Teyla, während sie ihr Gewehr schulterte.

„Sind wir das nicht immer?“, fügte Rhiana spöttisch hinzu.

„Klar sind wir das“, erklärte Sheppard. „Deshalb sind wir auch das einzige Team, das bei ihren Einsätzen noch nie in Gefahr geriet.“

„Soll das ein Witz sein?“, erkundigte sich Ronon.

„Der Colonel hat eine besondere Art von Humor“, fügte Teyla ironisch hinzu.

Bedächtig gingen sie über die Felder auf das Dorf zu. Dabei ließen sie die Umgebung nicht aus den Augen, um keine unliebsame Überraschung zu erleben.
Sheppard fiel etwas ein. „Hat jeder sein Tarngerät dabei?“

„Ja“, kam es einheitlich von allen.

Dieses Gerät hatte Rhiana von ihrer Heimatwelt Tengwar mitgebracht. Es erzeugte ein Tarnfeld, das seinen Träger unsichtbar machte. Allerdings schützte es nicht vor Berührung und ließ auch Gegenstände durch. Bei Bedarf konnte es zusätzlich als Abwehrschild umgepolt werden.

Das Dorf lag am Rande einer kleinen Hügelkette, die von einem dichten Wald bedeckt waren. Ein idealer Platz, um erst einmal einen Blick auf das Dorf zu werfen. Sie suchten sich einen geeigneten Platz, von wo aus sie das Dorf gut überblicken konnten, denn es war nicht sonderlich groß. Grob geschätzt waren es dreißig Hütten. Zum ersten Mal konnten sie die Bewohner durch ihre Ferngläser näher betrachten.

Sie waren kleinwüchsige Humanoiden, im Schnitt nicht mehr als 1,50 m groß. Ihr Körper war von einem kurzhaarigen Fell bedeckt, das meist von hell- bis dunkelbrauner Farbe war. Vereinzelt waren auch Grün- und Rotpelzige zu sehen. Anstelle von Haaren besaßen sie einen imposanten sichelartigen Kamm in den unterschiedlichsten Farben. An Bekleidung trugen sowohl die Männer, als auch die Frauen einfache Hosen, darüber einen Kimono, der in der Taille von einem Gürtel gehalten wurde.

Im Moment liefen die Bewohner aufgeregt in Richtung Dorfmitte. Sheppard beschloss, den Grund herauszufinden.

„Teyla, Rhiana, ihr beiden bleibt als unsere Deckung zurück. Ronon und ich schleichen im Schutz des Tarnfeldes ins Dorf.“

„Warum müssen wir zurückbleiben?“, protestierte Teyla.

„Wenn Ronon und ich entdeckt und gefangen werden, müsst ihr uns befreien. Es wäre Dummheit, wenn wir alle ins Dorf gingen.“

„Dann bleibt ihr beide zurück und Teyla und ich gehen.“

„Noch bestimme ich hier. Schließlich steht Colonel auf meiner Uniform.“

„Teyla und ich gehören nicht offiziell zu deinem Militär“, meinte Rhiana amüsiert, darüber, dass John mal wieder den Chef heraushängte. Aber gut, wenn er unbedingt wollte!

„Sheppard und ich gehen“, sagte da auch schon Ronon.

Noch etwas zögernd gaben die beiden Frauen nach. Nun gut, sollten sie Männer gefangen werden, mussten sie ihnen eben wieder den Hintern retten.

Sheppard und Ronon schalteten ihre Schilde ein und gingen dann auf das Dorf zu. Sie achteten darauf, dass ihnen niemanden in den Weg kam, denn dann wären sie unweigerlich entdeckt worden. Es war auch für sie schwierig, den anderen nicht zu verlieren, da sie sich gegenseitig ebenfalls nicht sehen konnten. Deshalb hatten sie eine kleine Seitengasse als Ziel ausgewählt. Dort angekommen verständigten sie sich durch leises Klopfzeichen, dass der andere da war. Jetzt sahen sie auch den Grund der Aufregung der Eingeborenen.

Auf dem Dorfplatz standen vier Menschen. Einer von ihnen sprach erregt mit einem Eingeborenen, der sich durch seine bunte Bekleidung von den anderen unterschied. Das musste der Anführer des Dorfes sein.

Sheppard fragte sich im ersten Moment, ob die Menschen die Besatzungsmitglieder des Raptors waren, doch irgendwie bezweifelte er das, da sie keine Uniform trugen. Da sah er die drei reglosen menschlichen Gestalten um den großen Dorfbrunnen liegen.

John fühlte, wie jemand vorsichtig seinen Arm packte. Ronons Stimme war nur ein Hauch. „Das sind die Besatzungsmitglieder des Raptors.“

„Es waren aber vier“, gab John genauso lautlos zurück.

Die Stimmen wurden lauter. Deutlich hörten sie jemanden sagen: „Die Toten sind Diener der Dämonen. Die Götter, dessen Gesandte wir sind, haben sie mitsamt ihrem Himmelsgefährt vernichtet. Ein Dämonenanbeter fehlt jedoch noch. Habt ihr ihn versteckt?“

„Wir haben keine Dämonenanbeter versteckt“, sagte der Eingeborene mit den bunten Kleidern. Sein roter Sichelkamm zuckte dabei erregt. „Wenn wir ihn gefunden hätten, hätten wir ihn selbst getötet.“

„Dann muss er sich irgendwo versteckt haben. Die Götter fordern, dass ihr ihn findet und an mich ausliefert, da ich in ihrem Namen spreche.“

„Woher wissen wir das?“, fragte der Eingeborene vorsichtig zurück. „Wir sind götterfürchtige Kato. Du könntest genauso gut ein Dämonenanbeter sein, denn dein Aussehen ist mit ihrem identisch.“

Der Mann zog eine Waffe heraus und feuerte auf einen Tisch. Der Tisch ging in Flammen auf. Erschrocken fuhren die Kato zurück. Die Fremden besaßen die Macht der Götter. Also mussten sie wirklich ihre Gesandten sein.

„Werdet ihr uns also helfen?“

„Wir werden euch helfen“, versprach der Eingeborene. „Werdet ihr uns dann als Dank den Regen schicken?“

Der Mann lächelte den Eingeborenen an. „Wenn ihr uns helft, den Dämonen zu finden, werden die Götter als Belohnung den Regen schicken.“

„Ich werde sofort meine Männer und Frauen auf die Suche schicken.“

John gab Ronon zu verstehen, dass sie sich zurückzogen. Nachdem sie das Dorf verlassen hatten, schalteten sie die Tarnschirme wieder aus. Nun konnten sie sich wenigstens wieder sehen.

Rhiana und Teyla hatten schon ungeduldig auf sie gewartet. „Nun, was habt ihr herausgefunden?“

„Die Besatzung des abgestürzten Raptors ist bis auf einen tot. Wir konnten die Leichen sehen. Lee war nicht dabei. Er muss den Absturz überlebt und sich versteckt haben. Vier Menschen befinden sich auch im Dorf. Sie haben die Dorfbewohner aufgehetzt, indem sie sich selbst als Gesandte der Götter ausgeben und die anderen als Dämonendiener bezeichnet haben. Nun sucht das ganze Dorf nach Lee. Und wenn sie ihn finden, wird es ihm schlecht ergehen“, sagte Sheppard.

„Was machen wir jetzt?“, fragte Rhiana, während sie das Dorf nicht aus den Augen lies.

„Wir informieren die anderen. Wir haben die Macht der kolonialen Flotte und der ORION hinter uns. Wir klären die Dorfbewohner auf.“

„Eine gute Idee, Sheppard“, meinte Ronon. „Und wie soll das gehen?“

„Wir demonstrieren ihnen, dass wir die gleiche Macht wie die anderen besitzen.“

John informierte zuerst Starbuck über die Situation und bat sie dann, mit der GALACTICA Verbindung aufzunehmen und Verstärkung anzufordern. Sie selbst wollten auf sie im getarnten Jumper warten.

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Kapitel 13 by Selana
13. In Nawas Haus



Als Lee die Augen aufschlug, wusste er zuerst nicht, was vorgefallen war. Wo war er? Sein Kopf dröhnte und alles drehte sich um ihn. Ein dumpfer Schmerz strahlte von seinem Körper aus. Lee ließ die Augen geschlossen und wartete, bis der Schwindel etwas abklang.

Dann wagte er es, die Augen erneut zu öffnen. Das erste, was er sah, war die Decke eines Holzhauses. Also war er nicht an Bord der PEGASUS? Warum konnte er sich nicht erinnern?

Lee schloss erneut die Augen und versuchte krampfhaft sich zu erinnern. Er war unterwegs gewesen …

Fast schmerzhaft kam die Erinnerung zurück. Bei der Suche nach dem geflohenen Zylonen war es im Luftraum zum Kampf gekommen. Sie hatten den gesuchten Raptor abgeschossen, doch selbst hatten sie beim Kampf auch eine Menge abbekommen. Der Pilot versuchte die Notlandung, und dann …

Er erinnerte sich nur noch an Chaos, Durcheinander, Schreie, Rauch und Explosionen. Und ein großer Schmerz in der Seite. Dann verlor er kurz das Bewusstsein. Der Aufschlag war hart gewesen, doch irgendwie hatte er es geschafft, sich aus dem brennenden Wrack zu schleppen. Draußen war er erneut zusammengebrochen und dann …

Hier setzte die Erinnerung aus. Er musste wohl erneut das Bewusstsein verloren haben. Lee schlug wieder die Augen auf. Jetzt ging es schon besser, auch das Drehen des Kopfes verursachte kein Schwindelgefühl mehr.

Nun sah er, dass er in einem kleinen Raum lag. Die Decke und die Wände waren aus rötlichem Holz gebaut. Ein kleines Fenster mit einem bunten Vorhang ließ etwas Licht herein. Der Vorhang bauschte sich leicht im Wind.

Er lag auf einem Holzbett auf Fellen eines ihm unbekannten Tieres. Vorsichtig schlug er die leichte Bettdecke zur Seite und versuchte aufzustehen. Das hätte er besser nicht versucht, denn sofort war der Schwindel wieder da und der Raum drehte sich um ihn.

Er hörte einen leisen Aufschrei und als Lee aufblickte, sah er in zwei ausdrucksstarke bernsteinfarbene schräg stehende Augen. Der Kopf war von einem kurzen Fell überzogen, das nur das Gesicht frei ließ. Anstelle von Haaren besaß die Eingeborene einen dunkelroten sichelartigen Kamm. Das Gesicht sah trotz der Fremdartigkeit sehr menschlich aus. Zwei kleine runde Ohren vervollständigten das ungewöhnliche Antlitz.

„Du darfst nicht aufstehen, Fremder“, sagte die Frau in vorwurfsvollem Tonfall. „Die Wunde platzt sonst wieder auf. Du wurdest schwer verletzt. Erinnerst du dich daran, was passiert ist?“

„Ja, ich bin mit meinem Raptor abgestürzt. Wie komme ich hierher?“

„Mein Sohn hat dich gefunden und hergebracht. Mein Name ist Nawa, und ich bin die Heilerin unseres Dorfes.“

„Lee Adama“, stellte sich Apollo vor. Er blickte sich vorsichtig um. „Wo sind meine Männer?“

Das Gesicht der Frau verdüsterte sich. „Es tut mir schrecklich leid, aber sie sind alle tot. Nur du warst noch am Leben, als mein Sohn bei dem Wrack ankam. Er hat dich zu meiner Hütte gebracht, und ich habe den Dorn entfernt. Du hattest viel Glück, denn du hast viel Blut verloren.“

„Dann verdanke ich dir und deinem Sohn mein Leben“, Lees Gesicht verdüsterte sich, als er an seine drei Männer dachte, die gestorben waren.

Nawa schien zu ahnen, was in ihm vorging. Sie legte tröstend ihre Hand auf seinen Arm. „Sie sind nun bei den Göttern. Dir ist ein anderes Schicksal bestimmt.“

Das konnte Lee nicht so ganz trösten. „Du ängstigst dich nicht vor mir? Schließlich sehe ich ganz anders als ihr aus.“

„Nein, auch wenn du nicht zu unserem Volk gehörst, sehe ich doch an deinen Augen, dass du ein gutes Herz hast. In meiner Familie werden Geschichten erzählt von den Vorfahren. Früher soll es eine Zeit gegeben haben, wo die Kato zu den Sternen reisten. Und da lebten sie mit anderen Wesen in einer friedlichen Einheit zusammen. Leider gilt dieser Glaube heute als Ketzerei und Dämonenanbetung. Deshalb müssen wir vorsichtig sein. Doch ich vermittle dieses Wissen an meine Kinder und Kindeskinder weiter und diese an ihre. So wie es meine Eltern und Großeltern taten.“

„Dann ist dein Volk von den Sternen gekommen. Vielleicht stürzte ein Raumschiff ab und ihr seid die Nachkommen der Überlebenden. Möglich auch, dass sie freiwillig in dieser Abgeschiedenheit leben wollten. Wenn das der Fall ist, dann müsst ihr euer altes Wissen im Laufe der Zeit verloren haben.“

Bevor Nawa antworten konnte, stürmte ein junger Kato in das Zimmer. „Mutter, wir müssen den Fremden sofort verstecken. Man sucht ihn. Andere Fremdländische sind aufgetaucht und haben behauptet, dass er ein Dämonenanbeter ist …“

Da bemerkte er, dass Lee wach war.

„Darf ich vorstellen? Mein Sohn Daro.“

„Dann hast du mir also das Leben gerettet?“

Daro blickte den Fremden mit großen Augen an. „Mach dir keine Sorgen“, sagte Lee, als er diesen Blick bemerkte. „Ich bin kein Dämonenanbeter, im Gegenteil, diejenigen, die das behauptet haben, könnte man am ehesten so bezeichnen.“

„Sie werden auch zu deiner Hütte kommen, Mutter. Der Fremde muss sich verstecken.“

„Du kannst mich Lee nennen, aber ich fürchte, ich kann noch nicht weit laufen.“

„Das wird auch nicht nötig sein“, sagte Nawa in geheimnisvollem Ton. „Wir haben ein gutes Versteck für dich. Du musst aber ganz ruhig sein, wenn sie kommen.“

„Keine Sorge“, meinte Lee. „Ich kann schweigen wie ein Grab, wenn es notwendig ist.“

„Hilf mir ihn in das Versteck zu legen“, sagte Nawa zu ihrem Sohn.

Gemeinsam brachten sie Lee in einen anderen Raum. Dort öffneten sie mit Hilfe eines verborgenen Hebels eine kleine Tür hinter einem Regal, das sich leicht verschieben ließ. Dahinter lag ein kleiner Raum, gerade groß genug für einen Menschen wie Lee.

„Leider gibt es kein Bett“, sagte Nawa, als sie einen prüfenden Blick in das Zimmer warf. „Wir legen einfach den Boden mit dicken Pelzen aus. Dann hast du es auch bequem.“

Schnell war das gemacht und Lee legte sich schon wieder müde darauf. Nawa brachte ihm noch einen großen Krug mit Wasser und etwas zum Essen.

„Wir wissen nicht, wie lange es dauert. Wenn du laute Stimmen hörst, musst du ganz leise sein.“

Lee versprach das nochmals. Die Tür schloss sich und Apollo war alleine in dem kleinen Raum. Zum Glück litt er nicht an Platzangst. Er beschloss einfach noch etwas zu schlafen und schloss die Augen.



Die Besetzung

Als erstes war Starbuck im Raptor 3 aufgetaucht, auch die Besatzung von Raptor 2 fand sich bald ein. Alle drei Raumfahrzeuge waren weit genug vom Dorf entfernt, sodass sie hofften, dass man sie noch nicht entdeckt hatte.

Die Gesuchten waren ja nur zu viert, hatten kein Raumfahrzeug und wahrscheinlich nur die Waffen, die sie tragen konnten. So war allein schon die Mannschaften von Raptor 2, 3 und die vier Atlanter ihnen weit überlegen. Trotzdem beschlossen sie, die Verstärkung abzuwarten. Sie wollten schließlich kein Massaker unter den Eingeborenen anrichten.

Sheppard informierte die zwölf GALACTICA-Besatzungsmitglieder darüber, was sie erfahren hatten.

„Also sind alle, bis auf Apollo tot?“, erkundigte sich Starbuck mit wütender Stimme.

„Ich fürchte ja.“

„Noch mehr Tote, die auf das Konto der Zylonen gehen. Und die Sympathisanten werden immer mehr zur Gefahr. Haben Sie den Zylonen gesehen, Colonel?“

„Das weiß ich nicht. Es waren vier Männer. Einer von ihnen führte das Wort.“

„Beschreiben Sie ihn bitte.“

Sheppard lieferte eine so genaue Beschreibung ab, wie er nur konnte.

„Den Mann kenne ich“, sagte Starbuck. „Er ist der Zylone. Sein Name ist Leoben Conoy.“

„Sie kennen ihn?“, fragte John erstaunt.

„Ihn vielleicht nicht, aber da er einer der menschlichen Zylonen ist, gibt es viele Exemplare von ihm.“

„Sie sind also Klone.“

„So in etwa.“

In diesem Moment erschütterte ein starker Donnerschlag die Luft. Alle sahen nach oben.

„Die Verstärkung ist da, Leute! Steigt ein!“, rief Starbuck. „Wir nehmen das Dorf ein.“

„Keine Toten!“, rief Sheppard noch, während sein Team und er in den Jumper liefen.
John startete den Antrieb. Leise hob der Jumper ab und schloss sich den sechs Raptoren an, die sich dem Dorf näherten und es einschlossen. Schwer bewaffnete Soldaten verließen die Raumfahrzeuge und schwärmten im Dorf aus. Sie trieben die verängstigten Dorfbewohner zusammen.

Sheppard und sein Team hielten sich zurück. Selbst Ronon hielt nichts davon, einfache Dorfbewohner zu bedrohen. Doch in diesem Fall ging es nicht anders, wenn sie Commander Adama retten wollten.

Der buntgekleidete Eingeborene, den Sheppard schon beobachtet hatte, trat empört nach vorne. Ihn schienen die Waffen, die auf ihn gerichtet waren nicht zu stören. Ein Feigling war er auf keinen Fall.

„Ich bin der Bürgermeister des Dorfes. Was soll das? Warum bedroht ihr mein Dorf?“

Starbuck trat nach vorne. „Wir suchen einen unserer Männer. Er ist in dem abgestürzten Raumschiff gewesen, das in der Nähe eurer Felder abgestürzt ist.“

„Wir wissen nicht, wovon du sprichst.“

Starbuck blickte auf den Dorfbrunnen, wo immer noch die Leichen ihrer Kameraden zugedeckt lagen. „Und was ist mit ihnen da?“

„Das sind Dämonendiener, die von den Göttern für ihren Frevel betraft wurden.“
„Es sind unsere Leute.“

„Dann sagen wir euch nichts mehr, denn dann seid auch ihr Diener der Dämonen.“

„Dämonen? Was meinst du damit denn?“

Nun trat Sheppard nach vorne. „Ich weiß, dass du mit einem Mann aus meinem Volk verhandelt hast, der dir sagte, dass wir Dämonendiener seien. Das ist aber nicht richtig. Wo ist dieser Mann?“

„Ich weiß nicht, wovon du sprichst.“

„Leugnen nützt dir nichts. Ich sah mit eigenen Augen, wie du mit ihm sprachst. Er versprach dir, dass die Götter den Regen bringen, wenn du den letzten Mann findest.“

„Wie kannst du das wissen?“, fragte der Bürgermeister misstrauisch, während er John aufmerksam betrachtete.

„Auch wir besitzen große Macht, aber sie kommt weder von den Göttern noch von den Dämonen. Es ist Wissenschaft und Technik.“

Damit schaltete John den Schild ein und wurde vor den Augen der anderen unsichtbar, nur um gleich darauf wieder aufzutauchen.

„Zauberei!“, rief der Bürgermeister aus und ging einen Schritt zurück, und auch seine Leute fingen an zu tuscheln.

„Das ist böse Zauberei“, sagte der Eingeborene nochmals.

„Nein, Technik. Hier!“, John trat ganz dicht an den Mann heran und machte sich und den Bürgermeister unsichtbar. „So habe ich euch belauscht“, erklärte John, als sie wieder auftauchten.

Die Eingeborenen blickten ihren Bürgermeister jetzt wie vom Donner gerührt an, weil auch er vor ihren Augen unsichtbar geworden war.

„Auch unsere Waffen basieren auf Technik“, John richtete seine Waffe auf einen kleinen Krug in der Nähe und drückte ab. Der Strahl zerstörte ihn und die Eingeborenen tuschelten noch mehr.

„Noch mehr Zauberei“, meinte der Bürgermeister noch nicht ganz überzeugt.

„Nein, hier“, John reichte dem Mann die Waffe. „Richte sie auf den Krug daneben und betätige diesen Abzug.“

Der Eingeborene fixierte die Waffen von allen Seiten, gehorchte aber schließlich, als John ihn ein zweites Mal aufforderte. Zwar verfehlte er den Krug, aber alleine die Tatsache, dass er die Waffe abfeuern konnte, verwirrte ihn so sehr, dass er sie fallen ließ.

„Ich hörte in alten Erzählungen von den Altvätern, dass unsere Vorfahren über solche Waffen verfügen sollten, doch ich konnte es nicht glauben. Stattdessen hielt ich es für Waffen der Götter oder Dämonen.“

„Du kannst uns vertrauen. Mein Name ist John. Alle diese Krieger werden euer Dorf wieder verlassen, sobald wir den Gesuchten gefunden haben“, versprach der Colonel.

Der Eingeborene sah John fortwährend an. „Ich glaube dir, denn du strahlst Vertrauen aus. Ihr dürft mich Kranos nennen. Leider wissen wir nicht, wo euer Freund ist.“

„Was ist mit den vier Männern?“

„Sie waren, wie du selbst gesehen hast, in unserem Dorf. Ich gab ihnen einige meiner Jäger für die Suche mit. Ich fürchte, wenn sie ihn gefunden haben, werden sie ihn den vier Fremden überlassen haben.“

„Ich bitte dich darum, deine Leute zurückzuziehen. Falls sie unseren Freund Lee gefunden haben, möchten wir das natürlich wissen.“

„Selbstverständlich, ich werde meine Boten losschicken.“

„Was den Regen angeht, die vier Fremden haben dich belogen. Sie können keinen Regen versprechen, denn die Götter werden sie nicht erhören.“

Das Gesicht von Kranos erstarrte. „Dann wird unsere Ernte verdorren.“

„Wir können euch vielleicht helfen. Ich habe einen Freund, der alles möglich machen kann. Er kann euch sogar Regen bringen.“

„Wenn das wahr ist, dann seid ihr diejenigen, die von den Göttern gesandt wurden“, meinte Kranos.

„Das war nicht schlecht, Colonel“, sagte Starbuck. „Sie können gut mit den Leuten umgehen.“

„Sicher, und bestimmt haben auch die vielen Soldaten und Waffen geholfen, unsere Ansicht durchzusetzen. Wären wir alleine gewesen, hätte sich Kranos bestimmt nicht so leicht überzeugen lassen.“

„Können Sie wirklich Regen machen?“

„Ich nicht, aber mein Freund McKay kann alles. Na ja, fast alles.“

Starbuck lachte, dann wandte sie sich an die Soldaten. „Na los, Leute! Schwärmt aus! Findet Apollo und bringt ihn sicher nach Hause“, dann fiel ihr Blick auf die drei toten Freunde. „Bringt sie auf die GALACTICA. Sie werden ein würdevolles Begräbnis bekommen.“

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Kapitel 14 by Selana
14. Die Pläne der Zylonen



Lorne und Joane hatte man in einem Raum gebracht. Dort wurden ihnen die Kapuzen abgenommen. Der Raum war klein, rund und enthielt nur die beiden fest im Boden verankerten Stühle, auf die man sie setzte und festband. Ihre Entführer verließen den Raum, erklärten ihnen aber, dass es sinnlos war, um Hilfe zu rufen.

Lorne zweifelte nicht daran, dass es so war. Es war verfluchtes Pech gewesen, diesen Fanatikern in die Hände zu fallen. Dazu kam, dass auch Joane wegen ihm nun in dieser Falle saß.

„Es tut mir leid.“

„Was tut dir leid?“, fragte Joane erstaunt.

„Dass du wegen mir in diese Situation geraten bist.“

„Wieso wegen dir?“

„Wärst du nicht mit mir zusammen gewesen, hätte sie dich nicht entführt.“

„Ich bin aber gerne mit dir zusammen.“

„Selbst in so einer Situation?“

„Selbst da.“

„Hmmm!“

Joane verrenkte sich fast den Kopf, um Lorne ansehen zu können. „Was meinst du mit Hmmm?“

„Ich überlege gerade, wie wir wieder aus dieser Situation herauskommen.“

„Viel Glück. Die Fesseln sind aus Stahl, der Stuhl fest im Boden verankert, der Raum hat nur einen Ausgang, und ich wette, davor stehen einige Wachen.“

„Sieht nicht gerade gut für uns aus, wie?“, meinte er.

„Das will ich meinen.“

„Trotzdem gibt es immer einen Ausweg.“

„Du gibst wohl nie auf?“

„Erst, wenn ich tot bin.“

„Schön, dann sind wir uns ja einig.“

Die nächsten Stunden vergingen quälend langsam. Keiner ihrer Entführer ließ sich sehen. Das gehörte wohl zu ihrer Taktik, sie mürbe zu machen. Dann hörten sie Geräusche. Die Tür wurde geöffnet. Eine große schlanke Frau mit blonden Haaren baute sich vor Lorne auf. Hinter ihr konnte Lorne diese Lilli und noch zwei Männer sehen.

Die Blonde blickte ihn von allen Seiten an, sagte jedoch kein Wort.

„Ich hoffe, es gefällt dir, was du siehst?“, fragte Lorne schließlich, als es ihm zu bunt wurde.

„Das tut es. Eigentlich hatte ich es ja mehr auf diesen Colonel abgesehen, aber er war nicht zu fassen, also haben wir uns dich geholt.“

„Pech für mich und gut für den Colonel“, meinte Lorne. „Und du bist? Und wer ist wir?“

„Vorsicht, Marcus“, sagte Joane. Die Pilotin hatte die Frau erkannt. Jeder in der Flotte kannte sie. „Sie ist eine Zylonin.“

„So?“, Lorne sah sich die Frau jetzt neugierig an, doch ihm fiel kein Unterschied zu einer menschlichen Frau auf.

„Gefällt dir, was du siehst?“, fragte die Blonde ihn nun, und schenkte ihm ein verführerisches Lächeln.

„Nein, nicht wirklich. Ich mag keine Mörder, auch wenn sie in sehr charmanter Verpackung daher kommen.“

„Ich bin keine Mörderin.“

„Nicht? Da haben mir die Menschen dieser Flotte aber anderes erzählt.“

„Die zählen nicht. Du heißt also Marcus?“

„Major Marcus Lorne.“

„Du darfst mich Gina nennen.“

„Und was willst du nun von mir?“

„Eigentlich wollten wir nur die Koordinaten der Erde wissen und dich dann töten, aber nun haben wir eine bessere Verwendung für dich.“

„Wieso denke ich, dass mir das nicht gefallen wird?“

Gina beugte sich über ihn. „Es wird dir gefallen. Wir machen dich zu einem Zylonen.“

„Wie soll das gehen?“, fragte Lorne und versuchte seinen Schrecken zu verbergen. „Ihr könnt aus einem Menschen keinen Zylonen machen.“

„Nicht direkt! Leider haben wir bisher nur auf 12 Zylonenmodelle gebracht. Ich selbst bin Nummer Sechs. Diese können wir zwar in beliebiger Anzahl vervielfältigen, aber unsere Absicht ist es, auch unsere Auswahl zu vergrößern. Dazu suchen wir geeignete Vorlagen, also Menschen mit besonderen Fähigkeiten, die wir nutzen wollen. Du bist so ein Kandidat. Wir benutzen dein Aussehen und dein Wissen zu unserem Vorteil. Du brauchst keine Angst zu haben. Es wird dir bei uns an nichts fehlen, denn wir lassen dich nicht nur am Leben, wir sorgen auch gut für dich. Bei jedem Muster hat es am Anfang Probleme gegeben, und sodass es gut war, auf das Originalmodell beliebig zurückgreifen zu können. Allerdings müssen wir dich auf unseren Heimatplaneten bringen und das wird etwas schwierig werden.“

Lorne gefiel es überhaupt nicht, als Muster angesehen zu werden. „Und wenn ich nicht das 13. Zylonenmodell werden will? Wisst ihr nicht, dass die 13 Unglück bringt?“

Gina konnte ein Lachen nicht unterdrücken. „Du bist wirklich witzig, Mensch. Ich bin sicher, meine Leute werden viel Spaß mit dir haben. Und bei der Prozedur, dein Wissen in den neuen Zylonenkörper zu laden, erfahren wir auch die Koordinaten der Erde. Denn alles, was in deinem hübschen Kopf ist, wird dann offen für uns daliegen. Es wird dir nicht gelingen, das zu verhindern.“

Joane hatte mit Entsetzen zugehört. „Dein Plan hat nur einen Fehler, denn meine Leute kennen Lorne. Sie werden sofort vermuten, dass mit ihm etwas nicht stimmt. Besonders jetzt, wo wir entführt wurden.“

„Wer sagt denn, dass wir ihn hier einsetzen wollen? Nein, wir werden sein Modell dafür verwenden, die Erde auszuspionieren. Bevor wir die Menschen auf der Erde vernichten können, müssen wir sie kennen. So, wie wir es bei euch gemacht haben.“

Lorne war blass geworden. „Da werde ich nicht mitspielen. Vorher bringe ich mich selbst um. Außerdem wissen auch meine Leute, dass ich entführt wurde.“

„Wir werden es nicht zulassen, dass du dich umbringst. Und niemand auf der Erde wird es ahnen. Wir werden dich dort einsetzen, wo man dich nicht kennt. So, und nun lassen wir euch alleine. Meine Freunde und ich müssen für eine Transportmöglichkeit sorgen, um dich in unsere Heimat zu bringen. Was mit deiner kleinen Freundin wird, haben wir noch nicht entschieden. Vielleicht wird sie Modell 14.

„Sie werden mich umbringen“, meinte Joane, als sie alleine waren. „Oder zum Modell machen, was mir beides nicht behagt.“

„Das lasse ich nicht zu.“

„Du kannst es nicht verhindern.“

„Vielleicht ich nicht, aber vergiss unsere Leute nicht. Man wird uns schon vermissen, und alles in die Wege leiten, um uns zu befreien.“

„Sie werden uns nicht rechtzeitig finden, denn noch immer sucht alles nach Lee. Auch deine Freunde.“

„Trotzdem finden sie uns. Du bist viel zu pessimistisch“, Lorne hoffte, dass er sich nicht irrte, denn innerlich war er lange nicht so zuversichtlich, wie er sich nach außen hin gab.

Wieder einmal versuchte er seine Fesseln zu lösen, doch die Handfesseln waren unzerreißbar. Sie hatten keine andere Möglichkeit, als zu warten und zu hoffen, dass sie beim Abtransport eine Möglichkeit zur Flucht bekamen.

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Kapitel 15 by Selana
15. Gefahr



Lee wusste nicht, wie lange er geschlafen hatte, als er die lauten und erregten Stimmen hörte. Anscheinend wurde draußen gestritten. Lee glaubte die Stimme von Nawa und ihrem Sohn Daro herauszuhören, war sich aber nicht ganz sicher.

Bestimmt waren die Dorfbewohner, die nach ihm suchten aufgetaucht, und Nawa verweigerte ihnen den Eintritt in ihr Haus. Lee hoffte, dass sein Versteck sicher genug war, um einer Durchsuchung des Hauses standzuhalten. Die Wände waren sehr hellhörig und Apollo befürchtete, dass man sogar lautes Atmen hören konnte.

„Nawa, geh zur Seite. Wir handeln im Namen der Götter, und suchen einen Dämonendiener.“

„Du hast noch nie im Namen der Götter gesprochen, Heras. Und seit wann verkehren in meinem Haus Dämonendiener?“

„Wir wissen, dass du jedem Streuner hilfst, egal, wer er ist. Und du vermittelst deinen Kindern das verbotene Wissen. Da wir jedes Haus im Dorf durchsucht haben, bleibt nur noch deines übrig.“

„Wieso muss diese Person überhaupt in einem Haus sein? Könnte er sich nicht in der Wildnis verstecken?“

„Natürlich könnte er das, aber um es genau zu wissen, müssen wir auch dein Haus durchsuchen.“

„Mutter, lass sie doch suchen“, mischte sich Daro ein, der nicht verstand, warum seine Mutter sich so strickt weigerte. Der Fremde war so gut versteckt, dass man ihn nie finden würde.

„Es ist mein gutes Recht, mich zu weigern“, sagte Nawa mit aufgebrachter Stimme. „Nun gut, sucht also. Alles, was ihr finden werdet, ist mein Hausinventar. Doch ich warne euch, wenn ihr meine Sachen nicht sorgsam behandelt, lernt ihr meinen Zorn kennen. Und dagegen ist der Groll der Götter eine harmlose Angelegenheit“, Nawa machte einen Schritt zur Seite und ließ die Männer in ihr Haus.

Natürlich hatte sie sich aus Prinzip geweigert. Niemand hatte das Recht, einfach in ihr Haus einzudringen und alles auf den Kopf zu stellen, wenn sie es nicht selbst erlaubte. Das durften die Männer um diesen Fanatiker Heras ruhig wissen.

Nawa bemerkte am Waldrand vier Männer, die wie Lee aussahen. Das waren also die Feinde, von denen er erzählt hatte.

Es dauerte nicht lange und Heras und seine Männer kamen heraus. Ihre Hütte war nur klein und eine Suche dauerte nicht lange.

„Nun, zufrieden, Heras?“

„Ja, es ist niemand da.“

„Hast du etwas anderes erwartet?“

„Ich weiß nicht, du bist als Aufrührerin bekannte, genauso wie dein Sohn.“

„Aufrührerin? Nur, weil ich nicht dauernd an die Götter bete wie du, heißt das nicht, dass ich nicht an sie glaube. Sie sind allzeit um mich herum. Überall in der Natur sehe ich ihr Wirken. Aber du bist zu blind, um das zu sehen. Und nun geh, bevor ich mich vergesse.“

Daro grinste, als er seine Mutter beobachtete. Es kam nicht oft vor, dass sie so erregt war. Meist war sie die Ruhe und Gelassen in Person, aber wenn sie erst einmal in Rage geriet, konnte sie zur Furie werden. Ihr Gegenpart tat dann gut daran, sich schnellstens zurückzuziehen. Das schien auch Heras zu wissen, denn er winkte seinen Männern zu und begab sich zu den vier Menschen. Daro sah, dass sie sich heftig gestikulierend unterhielten, bevor sie im Wald verschwanden.

Nawa und ihr Sohn gingen zurück in die Hütte. Schnell liefen sie zu dem Versteck, um nach dem Verletzten zu sehen.

„Sie sind weg“, sagte Nawa zu Lee.

„Das war knapp“, meinte Lee. „Sie kamen auf Tuchfühlung an mein Versteck heran. Ich wagte kaum zu atmen.“

„Es waren vier von deiner Art dabei“, sagte Daro.

„Vier?“

„Ja, sie hielten sich im Hintergrund und gingen mit Heras Männern wieder weg.“

Lee überlegte. Vier Männer, dann musste einer von ihnen der Zylone sein. Er musste weg von hier, denn er wollte Nawa und Daro nicht länger in Gefahr bringen.

„Helft mir aufstehen. Ich muss zu dem Wrack zurück. Vielleicht kann ich etwas reparieren und meine Leute informieren.“

„Das erlaube ich nicht“, entschied Nawa. „Du bist viel zu schwach, um zu laufen.“

„Ich könnte eines unserer Zugtiere holen“, schlag Daro vor. „Ich muss außerdem wieder nach meiner Frau sehen.“

„Wie geht es ihr?“, erkundigte sich Nawa.

„Das Kind lässt auf sich warten. Ich glaube nicht, dass es heute noch kommt.“

„Woher willst du das wissen? Am besten bringst du sie zu mir. Hier kann ich am besten für sie sorgen. Schließlich ist es mein erstes Enkelkind.“

„Deine Frau ist schwanger?“, fragte Lee.

„Ja, es kann jederzeit soweit sein.“

„Warum bist du dann nicht bei ihr?“, fragte Lee erstaunt.

„Seine Neugierde“, meinte Nawa murrend. „Deinetwegen. Das Fremdartige hat ihn schon immer fasziniert.“

„Ich möchte aber nicht schuld sein, wenn deiner Frau oder dem Kind etwas passiert. Geh zu ihr und sorge für sie“, forderte Lee ihn auf. „Ich kann nun selbst für mich sorgen.“

Nawa schien das zu bezweifeln, trotzdem sagte sie: „Lee hat recht, mein Sohn. Eile dich!“

Daro ließ sich überzeugen und ging aus dem Haus. „Ich komme mit ihr zurück!“, hörten sie ihn noch rufen.

„Mein Sohn ist ein guter Junge, aber etwas weltfremd“, meinte Nawa kopfschüttelnd. „Das Unbekannte reizt ihn mehr, als das alltägliche Leben.“

„Ich denke, dass dies das ist, was ein Volk weiterbringt“, meinte Lee. „Der Wille mehr zu sehen, als nur das, was vor seiner Haustür geschieht. Sich weiter zu entwickeln, nicht immer auf dem Alten zu beharren. Wäre das bei meinem Volk nicht so gewesen, säßen wir immer noch auf unserem Planeten fest und hätten nicht den Weltraum erobert. Auf der anderen Seite hätten wir die Zylonen nicht erfunden.“

Lee seufzte und versuchte sich aufzurichten, was ihm auch unter Schmerzen gelang. Nawa half ihm in den großen Raum und schleppte ihn zu der Liege. Apollo ahnte, dass Nawa recht hatte. Er war viel zu schwach, um zu dem Wrack zu laufen.

In diesem Augenblick wurde die Tür aufgestoßen und Heras Leute, sowie die vier Menschen stürmten in den Raum.

„Also doch! Ich wusste es!“, rief Heras. „Du hilfst einem Diener von Dämonen.“

„Ich bin kein Dämonendiener“, sagte Lee, wütend auf sich selbst, dass er nicht daran gedacht hatte, dass der Abzug der Männer nur ein Trick gewesen sein könnte.

Einer der vier Menschen trat zu seiner Liege heran und grinste ihn hämisch an.

„Leoben“, sagte Lee.

Natürlich war es nicht der Leoben, den sie aus der Luftschleuse befördert hatten. Oder doch? Schließlich wurden das Bewusstsein eines getöteten Zylonen wieder in einen neuen Körper geladen. Doch konnte das so schnell geschehen? Und hatten sie nicht das Auferstehungsschiff zerstört? Also war es wohl ein anderer Leoben.

Leoben schien zu ahnen, was in ihm vorging. „Ganz richtig, Adama, ich bin nicht der Leoben, den Sie aus der Luftschleuse geworfen haben.“

Der Zylone wusste also, wer er war. „Ich habe das nicht getan, was aber nicht heißt, dass ich gezögert hätte, es zu tun.“

„Ich weiß, es war der Befehl von Präsidentin Roslin, was aber nichts an der Tatsache ändert. Jeder Mensch ist schuldig.“

„Deshalb habt ihr also an uns Völkermord betrieben: weil wir alle schuldig sind? Womit wollt ihr so etwas rechtfertigen? Sind wir nicht so etwas wie eure Eltern?“

„Eltern, die vom Weg abgewichen sind. Wir, eure Kinder sind erwachsen geworden und haben eure Schlechtigkeit erkannt.“

„Woraus soll unsere Schlechtigkeit bestehen?“

„Noch immer glaubt ihr an die Götter und nicht an den einen Gott. Ihr betrügt, beraubt und ermordet Euresgleichen.“

„Es mag sein, dass manche das tun, aber damit ist der Mord an Milliarden Unschuldiger nicht gerechtfertigt. Doch ich diskutiere nicht mit einem Ding. Töte mich, wenn du willst, ich kann es nicht ändern.“

Nawa hatte dem Gespräch atemlos zugehört. Was diese seltsamen Wesen da redeten, begriff sie nicht ganz. Vom Mord an Milliarden war die Rede. Milliarden von Menschen? Wie viel gab es von ihnen?

„Will ich dich töten? Ich weiß es nicht! Auf jeden Fall bist du mein Gefangener. Ein sehr wertvoller Gefangener.“

Wie, um das zu beweisen, hörten sie plötzlich einen lauten Donnerschlag. Lee wusste sofort, was geschehen war. Etwas hatte die Schallmauer durchbrochen. Hilfe war da, doch er fragte sich, ob sie noch rechtzeitig kam.

Auch Leoben blickte wutentbrannt nach oben. Doch im Grunde hatte er nichts anderes erwartet. An Flucht mit dem schwer verletzten Adama war nicht zu denken. Er wäre nur hinderlich gewesen. Und wohin sollten sie fliehen? Am besten war, sie verschanzten sich in der Hütte, mit der Eingeborenen und Adama als Geisel. So konnte er seine Flucht aushandeln.

Sich einfach töten zu lassen kam seit der Zerstörung des Auferstehungsschiffes nicht mehr in Frage. Jetzt getötet zu werden würde seinen endgültigen Tod bedeuten. Leoben gab seinen drei Helfershelfer einen Wink.

„Wir verschanzen uns hier. Adama und die Eingeborene werden unser Weg nach draußen sein.“

„Ist die Eingeborene etwas wert?“, fragte einer der Männer.

„Natürlich, dies ist ihr Planet. Wenn die Kolonialen hier bleiben wollen, müssen sie sich mit ihnen Gutstellen. Und Adama ist der Sohn des Admirals.“

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Kapitel 16 by Selana
16. Lees Rettung?



Daro hatte in Rekordzeit seine Hütte erreicht. Seine Frau zu überreden mitzukommen, war etwas schwieriger gewesen. Er holte eines der Zugtiere aus dem Stall und setzte seine hochschwangere Frau darauf.

„Ich kann aber laufen“, protestierte Lita, und strich sich über den gewölbten Bauch. Das Kind regte sich wieder, doch noch machte es keine Anstalten geboren zu werden.

„Nein, dann kommen wir nicht so schnell voran“, widersprach Daro nach kurzem Überlegen.

Lita setzte sich seufzend auf dem Reittier etwas bequemer hin. Vielleicht wurde durch das Schaukeln auch endlich die Geburt eingeleitet. Sie hätte wirklich nichts dagegen, das Kind endlich in ihren Händen zu halten.

Sie hatten gerade den Waldrand und damit die Hälfte des Weges hinter sich gebracht, als es um sie herum lebendig wurde. Wesen, die wie Lee aussahen, versperrten ihnen den Weg.

„Halt! Wer seid ihr?“

Die Gegenstände, die auf sie gerichtet wurden, sahen sehr nach Waffen aus. Daro stellte sich schützend vor seine Frau. „Wir sind harmlose Wanderer, auf dem Weg zur Hütte meiner Mutter.“

Einer der Männer hob die Hand. „Runter mit den Waffen! Seht ihr nicht, dass die Frau schwanger ist?“

Daro sah den Mann dankbar an. Eine Frau mit langen dunklen Haaren trat zu Lita und blickte sie beruhigend an.

„Keine Angst, wir tun euch nichts. Mein Name ist Rhiana, das ist John“, sie zeigte auf den Mann, der den anderen befohlen hatte, die Waffen zu senken. „Wir suchen einen Freund von uns. Er ist vielleicht verletzt, weil er mit dem fliegenden Gefährt abgestürzt ist.“

„Ihr sucht Lee? Dann seid ihr seine Freunde?“

„Lee? Ja, das ist sein Name. Und wenn du uns nicht auf der Stelle verrätst, wo er ist, lernst du mich kennen.“

Eine andere Frau mit kurzen blonden Haaren stellte sich drohend vor ihm auf.

Der mit Namen John mischte sich erneut ein. „Lassen Sie das, Starbuck. Wir wollen niemanden bedrohen. Ganz sicher wird er uns sagen, wo der Commander ist.“

„Natürlich, schließlich habe ich ihn gefunden und zum Haus meiner Mutter gebracht.“

„Warum?“, fragte die blonde Frau noch immer mit drohendem Ton in der Stimme.

Daro blickte die unfreundlich Frau verständnislos an. „Weil er schwer verletzt und sonst gestorben wäre.“

Sheppard schob Starbuck zur Seite und ergriff die Zügel des Tieres, dass wie ein Esel aussah. „Bitte, bring uns zum Haus deiner Mutter. Niemand wird dir oder deiner Frau etwas tun. Dafür verbürge ich mich.“

„Du kannst mich Daro nennen. Das ist meine Frau Lita. Folgt mir einfach.“

„Lassen Sie ihn in Ruhe, Starbuck“, sagte John nochmals zu Kara. „Wir werden keinen der Eingeborenen verängstigen. Und an einer Schwangeren vergreife ich mich schon gar nicht.“

Ein gekränkter Blick traf John. „Ich natürlich auch nicht. Wofür halten Sie mich, Colonel? Es ist nur, weil ich mich um Lee sorge.“

„Wir wollen ihn alle finden“, erinnerte John sie. „Aber nicht, indem wir schwangere Frauen bedrohen.“

Während John das Pony am Zügel führte, gingen sie weiter durch den Wald. Schließlich erreichten sie eine große Lichtung. Auf ihr sahen sie viele sorgfältig gepflegte Beete, auf denen Kräuter, Waldbeeren und Blumen wuchsen.

„Meine Mutter ist die Heilerin des Dorfes“, erklärte Daro ihnen, als er den erstaunten Blick der Fremden bemerkte, die den vielen Beeten seiner Mutter galten. „Sie pflanzt, erntet und stellt ihre Medizin selbst her.“

John betrachtete das Gartenstück respektvoll. Er konnte sich gut vorstellen, was diese für Arbeit verursachten.

Schließlich folgten sie Daro auf die Lichtung. Sie hatten gerade die Mitte der Beete erreicht, als ihnen Schüsse entgegen schlugen. Zwei von Starbucks Männern fielen getroffen zu Boden.

„Ausschwärmen!“, rief Starbuck und hob ihre Waffe. Doch es gab keinen Gegner, auf den sie feuern konnte. „Was soll das, Daro? Hast du uns in eine Falle gelockt?“, wandte sie sich deshalb wütend an den Eingeborenen.

„Nein!“, versicherte Daro. „Ich weiß nicht, was da los ist.“

„Wer schießt da auf uns?“, rief John in Richtung Hütte. „Wir kommen in Freundschaft!“

„Das glaube ich nicht!“, antwortete ihm eine Stimme. „Wenn ihr näher kommt, töte ich die Eingeborene und den jungen Adama.“

Einen Augenblick herrschte gespenstische Stille, und alle blickten sich entsetzt an.

„Wer ist das?“, fragte John den jungen Eingeborenen.

„Ich weiß es nicht“, sagte Daro. „Als ich ging, waren nur meine Mutter und euer Freund in der Hütte.“

„Das ist Leoben“, sagte Kara. Sie hatte die Stimme des Zylonen erkannt. Nur zu gut konnte sie sich an die vielen Stunden erinnern, die sie beim Verhör eines Leoben verbracht hatte. Er hatte es verstanden, sie aus dem Konzept zu bringen, und auch dazu gebracht, etwas über die Zylonen nachzudenken.

„Leoben! Bist du das? Hier ist Kara!“

„Starbuck!“

Leoben schien verwundert zu sein.

„Ja, ich bin es. Was willst du?“

„Freien Abzug.“

„Und wenn nicht?“

„Dann töte ich Adama und die Frau.“

„Nein!“, rief Daro. „Lass meine Mutter gehen. Sie ist eine Heilerin und hat niemanden etwas getan. Ihr ganzes Leben hat sie damit verbracht, anderen zu helfen.“

„Ich glaube nicht, dass den Zylone interessiert. Starbuck, halten Sie ihn hin“, John hatte eine Idee.

„Was haben Sie vor?“

John hatte einen Lebenszeichendetektor in der Hand. „Ich versuche zusammen mit Ronon in die Hütte zu kommen. Es sind sechs Personen darin. Leider kann ich auf dem Ding nicht erkennen wer wer ist. Vielleicht können wir sie dann gleich ausschalten.“

„Eine gute Idee.“

„Ronon!“, John sah seinen Freund auffordernd an.

„Was ist mit uns?“, fragte Rhiana.

„Haltet euch bereit. Wir können nicht alle gehen. Wenn wir das Zeichen geben, stürmt ihr das Haus. Falls Ronon und ich entdeckt werden, kommst du mit Teyla auf die gleiche Art ins Haus. Dann ist es eure Aufgabe uns alle zu befreien.“

„Gut“, Rhiana fand es zwar nicht erfreulich schon wieder zurückzustehen, doch im Moment war es nicht die richtige Zeit, um sich deswegen aufzuregen. Es galt die zwei Geiseln zu retten. Da musste persönliche Verärgerung zurückstehen. Sie konnte John immer noch später die Meinung sagen.

Sheppard und Ronon schalteten die Schilde ein und wurden unsichtbar. Der Schild veränderte das Licht um sie herum, doch das war die einzige Auswirkung auf sie. Da sie sich nicht sehen konnten, hatten sie den hinteren Teil der Hütte als Treffpunkt vereinbart.

John klopfte leicht an den Pfosten, als Zeichen für Ronon, dass er da war. Ronon tat dasselbe.

„Die Hintertür“, flüsterte Sheppard leise.

Zwar sagte Ronon nichts, doch John konnte sein Nicken fast sehen. Da bemerkte er auch schon, wie sich die Klinke von unsichtbaren Händen gedrückt, leise nach unten bewegte. Ronon schaffte es, die Tür ohne einen Laut zu öffnen. Die Besitzerin schien ihr Haus in Ordnung zu halten. Schnell schlüpften die beiden in die Hütte. Sie kamen in einen kleinen Raum, der als Abstell- und Lagerraum diente. Überall waren Regale befestigt, auf denen frische und getrocknete Kräuter lagen, Krüge und Körbe standen und alltägliche Gebrauchsgegenstände gelagert wurden.

Eine weitere Tür trennte sie vor dem Raum, in dem sich alle aufhielten. John sah, wie sich die Klinke dieser Tür bewegte. Er ließ Ronon gewähren, denn trotz seiner gewaltigen Körpergröße konnte der Satedaner sich lautlos wie eine Katze bewegen. Die Jahre auf der Flucht vor den Wraith hatten ihn geprägt.

Ronon öffnete die Tür nur einen Spalt. Sheppard stellte sich davor und spähte in den Raum. Als erstes sah er einen Menschen, der vor einem der beiden Fenster stand und nach draußen starrte. John berührte Ronons Arm, was dieser völlig richtig als Aufforderung erfasst, die Tür etwas weiter zu öffnen. Jetzt sah er einen weiteren Mann am zweiten Fenster stehen. Und mitten im Raum stand der Mann, den er schon im Dorf gesehen hatte: Leoben, der Zylonen. An einem Tisch saß eine Eingeborene. Daneben stand eine Liege auf der John den Commander erkannte.

Der Colonel atmete erleichtert auf. Sie hatten Lee gefunden. Nun mussten sie es nur noch schaffen, ihn und die Eingeborene zu befreien. Sheppard wusste, dass noch ein Mann übrig sein musste. Er riskierte es nicht, die Tür weiter zu öffnen, aus Angst, dass man das hören oder sehen konnte.

Ronon schien diese Bedenken nicht zu haben. John spürte einen leichten Luftzug neben sich, und sah, wie der Türspalt sich scheinbar von selbst vergrößerte. Sheppard verwünschte Ronons Leichtsinn, doch er konnte nichts ändern, denn seine Stimme, selbst als Flüstern, hätte man gewiss gehört. So lauschte er mit angehaltenem Atem, doch Ronon bewegte sich trotz seiner Größe so lautlos, dass er nichts hören konnte. Wenn er nichts bemerkte, dann hoffentlich auch die anderen nicht.

Da sah John, wie sich der Mann am linken Fenster an den Hals griff. Dann fiel er zu Boden. Das war selbstverständlich nicht unbemerkt geblieben. Alle drehten sich erstaunt zu dem Mann um. Dies nütze John aus, um vollends in den Raum zu schlüpfen. Nun konnte er den dritten Mann sehen. Er stand in einer Ecke und blickte zu seinem umgefallenen Kameraden hinüber.

Sheppard näherte sich ihm. Sein Angriff war genauso erfolgreich, wie der von Ronon. Als nun auch der zweite Mann scheinbar ohne Grund zu Boden ging, begriffen die beiden übrigen, dass etwas nicht stimmen konnte.

„Jemand ist hier!“, rief Leoben.

Der dritte Mann bekam keine Gelegenheit mehr, etwas zu sagen, denn Ronon schaltete ihn genauso präzise aus, wie den ersten Mann.

Leoben hatte inzwischen blitzschnell reagiert und die Eingeborene als Schutzschild ergriffen. „Zeigt euch, oder sie ist tot.“

John reagierte geschwind, lief zu der Stelle, wo Ronon den letzten Mann ausgeschaltet hatte und schaltete seinen Schild aus. „Ich bin alleine.“

„Das soll ich glauben?“

„Wir haben nur ein Gerät, mit dem man unsichtbar werden kann“, sagte Sheppard. Er hoffte, dass Ronon seine Absicht begriff und sich nicht zeigte. Dann konnte er im geeigneten Moment eingreifen.

Ronon schien es begriffen zu haben, denn er blieb unsichtbar.

‚Guter Mann’, dachte John.

Leoben fixierte ihn. „Du bist keiner von der kolonialen Flotte. Das sehe ich an deinem fremdartigen Aufzug.“

„Richtig!“, sagte John.

„Dann bist du einer der Fremden?“

„Wieder gut geraten.“

„Warum mischt du dich in Sachen ein, die dich nicht betreffen?“

„Sie betreffen mich wohl.“

„Wie du willst. Dann lass die Waffe fallen."

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Kapitel 17 by Selana
17. Die Befreiung



John gehorchte und ließ den Schocker, den er in der Hand gehabt hatte, zu Boden fallen. „Lass die Frau frei, dann kannst du mich als Geisel mitnehmen.“

Leoben fühlte sich immer mehr in die Enge getrieben. Langsam begriff er, dass es für ihn kein Entkommen mehr geben würde. Trotzdem wollte er nicht so einfach aufgeben. Sein Gehirn rechnete die Möglichkeiten blitzschnell durch. Die Eingeborene war den Kolonialen sicher nicht so viel Wert, wie ein Mensch, der von der Erde stammte.

„Komm her, die Hände hinter den Kopf.“

Sheppard gehorchte ohne Widerrede. Durch die Ablenkung des Geiselwechsels bekam Ronon vielleicht die beste Gelegenheit einzugreifen.

„Und nun umdrehen“, befahl Leoben.

Wieder gehorchte John. Leoben stieß die Frau zur Seite und wollte sich Sheppard greifen, doch darauf hatte Ronon nur gewartet. Als die Frau von dem Zylonen zur Seite gestoßen wurde, griff Ronon an.

Der Satedaner verschwendete keine Zeit. Er packte John an der Schulter und gab ihm einen kräftigen Stoß. Dann schlug er dem Zylonen die Waffe aus der Hand.

Leoben zuckte mit keiner Wimper, sondern griff seinerseits an. Der Zylone ahnte nun, dass er es mit einem weiteren unsichtbaren Gegner zu tun hatte und warf sich vorwärts, dorthin wo er seinen Gegner vermutete. Leoben hatte gut geschätzt, er erwischte Ronon und schlang die Arme um dessen Oberkörper. Ronon seinerseits reagierte genauso schnell wie der Zylone. Er schob ein Bein zwischen die Füße seines Gegners und setzte zu einer Drehbewegung an, die den Griff um seine Arme schwächen sollte.

Sein Gegner stieß seine Stirn in Ronons Gesicht, was den Satedaner einen Augenblick lang halb betäubte. Sein Gegenüber riss eine Hand los und schlug zu, aber er erkannte seinen Fehler sofort, als Ronon nun dem Schlag auswich, sich unter dem ausholenden Arm duckte, und mit einem Bein gegen die Brust des Zylonen trat, was diesen nach hinten schleuderte. Doch beim Kampf hatte Ronon sein Tarngerät verloren und wurde wieder sichtbar.

Davon ließ er sich aber nicht aufhalten. Ronon griff erneut an. Doch auch der Zylone war ein gefährlicher Gegner. Er duckte sich unter Ronons Schlag, ließ sich fallen, machte am Boden einen Salto und war gewandt wieder auf den Beinen. Leoben versuchte von rechts einen Haken. Ronon duckte sich und reagierte mit einer linken Geraden. Seine Hand traf den Zylonen im Gesicht, aber dieser wich wieder aus und überraschte Ronon mit einem kurzen, aber wuchtigen Schlag ins Gesicht und in den Bauch. Ronon steckte die Schläge ein und griff wieder an. Der Kampf war bisher ausgeglichen.

Sheppard hatte sich inzwischen von seinem Sturz und der damit verbundenen Benommenheit erholt und suchte seinen Schocker. Die Eingeborene hatte sich in eine Ecke der Hütte zurückgezogen und beobachtete mit großen Augen den Kampf der beiden Männer.

„Laufen Sie aus der Hütte!“, rief John ihr zu.

Nawa erwachte aus ihrer Erstarrung und gehorchte sofort. Sie lief zur Tür und öffnete sie. Draußen hatte man inzwischen den Kampf bemerkt, und die Einsatztruppe stürmte die Hütte. Nawa wurde abgefangen und in Sicherheit gebracht.

Sheppard hatte in der Zwischenzeit seinen Schocker entdeckt und ihn aufgehoben. Dann wartete er auf einen günstigen Moment. Als der Zylone von Ronon wieder einmal zurückgeworfen wurde, drückte er ab. Betäubt blieb Leoben liegen.

Ronon blickte John böse an, welcher nur mit den Schultern zuckte. „Dachte, du könntest Hilfe gebrauchen.“

„Ich wäre auch so mit ihm fertig geworden“, brummte Ronon ungehalten.

„Sicher!“, John grinste ihn an. „So war es aber einfacher.“

Die Einsatzgruppe stürmte in den Raum.

„Wie immer zu spät“, meinte John trocken. „Wir haben die Arbeit schon erledigt.“

Lee, der von seiner Liege aus alles beobachtet hatte, ohne eingreifen zu können, atmete erleichtert auf. Eine bereitstehende Sanitätergruppe kümmerte sich sofort um ihn, doch sie konnten nur feststellen, dass die Heilerin gute Arbeit geleistet hatte.

„Bringt den Commander zur Flotte“, befahl Starbuck. „Dort wird man gut für ihn sorgen.“

Als man Lee nach draußen brachte, verlangte er nochmals Nawa und Daro zu sehen. „Ich danke euch. Ohne euch wäre ich nicht mehr am Leben. Wenn wir euch mit etwas helfen können, dann sagt es.“

„Regen wäre schön.“

„Regen! Nun, das ist etwas, dass ich nicht bringen kann.“

„Wir aber schon. Ich werde McKay darauf ansetzen. Er kann bestimmt Regen machen“, versprach John.

Dann gingen alle zu den Raumfahrzeugen zurück, um zu ihren Schiffen zurückzukehren.

„John“, meinte Rhiana auf dem Rückflug. „Hast du da nicht zu viel versprochen? Wie soll Rodney Regen machen können?“

„Er kann alles, glaub es mir. Sicher kennt er geeignete Chemikalien oder einen anderen Weg, um Regen zu machen. Und wenn nicht, fliegen wir mit großen Wassertanks hin und her und bewässern die Felder.“

„Da hast du dir aber viel vorgenommen. Ich bin schon auf McKays Gesicht gespannt, wenn du ihm erzählst, dass du ihn zum Regenmacher befördert hast.“

John sagte vergnügt: „Das bin ich auch.“

Diesmal flogen sie zur ORION. John wollte sich von seinen Leuten auf den neuesten Stand der Dinge bringen lassen. Schließlich war er seit seinem Abflug nicht mehr an Bord gewesen. Es interessierte ihn auch, wie weit McKay mit dem Hyperraumantrieb gekommen war. Er wollte nicht in diesem Teil der Galaxis gestrandet bleiben oder monatelang für den Heimflug zur Erde brauchen.

An Bord wurde er von Major Weber begrüßt, der während seiner Abwesenheit das Kommando geführt hatte.

„Wie weit ist McKay mit dem Hyperraumantrieb?“

„Es sieht gut aus. Wir können schon weitere Flüge riskieren, aber Atlantis oder die Erde sind noch zu weit weg.“

„Nun, McKay soll sich beeilen. Schließlich wollen wir alle wieder nach Hause zurück.“

Bei diesen Worten kam es ihm in den Sinn, dass er bei Zuhause nicht mehr an die Erde dachte, sondern an Atlantis. Ja, die alte Stadt der Antiker war ihm zu seinem ersten richtigen Zuhause geworden.

„Ich sehe mal nach, was Rodney macht“, sagte John zu Rhiana. „Und schließlich muss ich ihm sagen, dass er zum Regenmacher ernannt wurde.“

In diesem Moment wurde er über Funk gerufen. „Colonel, wir erhalten gerade eine Nachricht von der GALACTICA. Es geht um Major Lorne. Wie es aussieht, wurde er entführt.“

„Was? Ich dachte, er wäre schon lange hier an Bord. Weiß man wer es getan hat?“, fragte John den Funkoffizier.

„Wie es aussieht, sind es die Sympathisanten gewesen.“

„Haben sie Forderungen gestellt?“

„Nein, Sir.“

„Ich werde sofort zur GALACTICA fliegen.“

„Ich komme mit“, sagte Rhiana.

„In Ordnung! Komm, wir beeilen uns. Unser Regenmacher muss noch etwas warten.“

Sie brauchten nicht lange, um das Hangardeck zu erreichen, wo die Jumper abgestellt waren. In Rekordzeit saß Sheppard hinter dem Steuer und aktivierte den Antrieb. Rhiana setzte sich neben ihn, während er die Starterlaubnis von der Brücke einholte.

„Was glaubst du, ist der Grund für Lornes Entführung.“

„Ich habe da so eine Ahnung. Sicher stecken die Zylonen hinter der Tat. Wahrscheinlich war Lorne nur zur falschen Zeit am falschen Ort.“

„Du meinst, sie wollten einfach irgendeinen von uns?“

„Ja, am Anfang haben wir den Fehler gemacht, allen zu sagen, dass wir von der Erde kommen. Der Commander hat mich gewarnt, aber da war die Katze schon aus dem Sack. Sie wollen die Koordinaten der Erde wissen.“

„Ihr steckt Katzen in einen Sack?“, fragte Rhiana empört. „Oder ist das wieder eine deiner seltsamen Redewendungen? Doch Lorne wird ihnen bestimmt nichts erzählen.“

John schmunzelte. Er liebte es, Rhiana hin und wieder zu verwirren. „Bestimmt nicht freiwillig, aber wir wissen nicht, welche Mittel sie haben. Es gibt immer eine Möglichkeit, jemanden zum Sprechen zu bringen, auch gegen seinen Willen. Denk nur an die Wraith, die mit ihrer Suggestivkraft jeden Willen brechen können.“

„So habe ich das noch nicht gesehen.“

Inzwischen näherten sie sich der GALACTICA.

„Sie sieht eindrucksvoll aus, findest du nicht?“, meinte Rhiana.

John nickte zustimmend und steuerte die Backbordlandebahn an. Dort wurde er schon von Admiral Adama und Starbuck erwartet.

„Colonel, es tut uns Leid, dass so etwas auf der GALACTICA passiert ist. Aber auch eine unserer Viperpilotinnen ist verschwunden.“

„Sie war die ganze Zeit mit Ihrem Major zusammen“, sagte Kara grinsend. „Ich glaube, sie hat es auf ihn abgesehen.“

Wäre die Situation nicht so ernst gewesen, hätte John jetzt grinsen müssen. „Ist das die Pilotin, die mit Lorne in der 302 geflogen ist?“

„Ja, Joane Kardolan“, bestätigte Kara seine Vermutung. „Sie ist eine meiner bester Pilotinnen.“

„Gibt es Forderungen?“

„Noch nicht, aber die kommen noch.“

„Da bin ich nicht so sicher“, schnell erzählte John seine Vermutungen auch dem Admiral und Starbuck.

„Die Zylonen dürfen niemals die Koordinaten der Erde bekommen“, sagte der Admiral betroffen. „Das würde den Untergang der Menschheit bedeuten.“

„Das glaube ich nicht, Admiral. Die Zylonen haben keine Ahnung, was da auf sie wartet. Es gibt in unserem Teil der Galaxis Tausende von Planeten, die von Menschen bewohnt werden. Alleine auf der Erde sind es mehrere Milliarden.“

„Das ist unglaublich“, meinte der Admiral. „Und wir nahmen bisher an, die letzten Menschen zu sein, von den Bewohnern der Erde abgesehen, aber selbst die galten bei uns ja als Legende. Und nie hätten wir uns träumen lassen, dass Ihre Bevölkerung dann so groß wäre.“

„Sie sind nicht alleine, Sir. Doch jetzt lassen Sie uns unsere Leute suchen und auch retten.“

weiter: Kapitel 18
Kapitel 18 by Selana
18. Wo sind Lorne und Firebird?



Sheppard, Rhiana und Starbuck befragten jeden, der in letzter Zeit mit Lorne und Firebird gesprochen hatte. Der entscheidende Hinweis kam von einer jungen Technikerin, die in dem Gang vor dem Hangar, die beiden mit einer Frau hatte sprechen sehen. Die Zeugin war gerade auf dem Weg zu ihrer Schicht gewesen, und hatte deshalb nicht weiter darauf geachtet.

„Du kennst die Frau?“, fragte Starbuck sie.

„Ja, sie hat auf der GALACTICA gearbeitet, bis sie auf die PEGASUS versetzt wurde. Ihr Name ist Lilli Carmela.“

„Lilli? Ich kenne sie“, meinte Starbuck. „Vielen Dank.“

„Gern geschehen. Ist etwas passiert?“

„Ja, Firebird und einer der Fremden wurden von den Sympathisanten entführt.“

„Etwa dieser nette Major, mit dem Joe immer rumgehangen ist?“

„Ja, sie schien ihn zu mögen.“

„Dann hoffe ich, dass ihr die beiden findet.“

Sheppard, Rhiana und Starbuck sahen sich an.

„Ich glaube, das ist der gesuchte Hinweis. Die beiden wurden danach von niemandem mehr gesehen. Entweder ist Lilli die letzte Zeugin, oder sie gehört zu den Sympathisanten. Ich werde die PEGASUS informieren. Sie sollen Lilli verhören.“

Kurze Zeit später erfuhren sie, dass Lilli Carmela verschwunden war. Seit dem Zeitpunkt der Entführung hatte sie niemand mehr gesehen.

Damit war klar, dass Lilli hinter der Entführung steckte oder zumindest darin verwickelt war. Alle entbehrlichen Kräfte an Bord des Kampfschiffes wurden zur Suche eingeteilt. Es dauerte aber noch einige Stunden, bis sie den ersten brauchbaren Hinweis bekamen.

Jemand hatte Lilli in einem abseits gelegenen Frachtraum gesehen. Sofort stellte Starbuck eine Gruppe Marines zusammen, die sich zu dem betreffenden Raum begaben. John und Rhiana schlossen sich ihnen an.

Nachdem sie den Frachtraum erreichten, verteilten sich die Marines lautlos. Auf Karas Zeichen hin öffneten zwei Soldaten die Tür. Kara, John und Rhiana gehörten zu den ersten, die in den Raum stürmten. Der Raum war bis auf zwei Arbeiter leer. Unzählige Kisten und Container waren in der Abstellkammer aufgestellt worden. Die Marines schwärmten aus und durchsuchten den Raum. Die Soldaten nahmen die Arbeiter fest, die entsetzt waren. Keiner wollte Lilli gesehen haben, doch so ohne weiteres glaubte ihnen das keiner.

„Entweder wurden wir auf den Arm genommen, oder wir sind zu spät gekommen“, meinte Kara enttäuscht zu John.

„Oder zu früh. Wir suchen einen Freund von mir“, sagte Sheppard zu einem der Arbeiter. „Sein Name ist Marcus Lorne. Er trägt die gleiche Uniform, die auch ich trage.“

„Außerdem noch eine meiner Pilotinnen“, fügte Kara hinzu und sah den Mann mit stechendem Blick an. „Sie heißt Joane Kardolan. Vielleicht kennst du sie auch unter ihrem Rufnamen Firebird.“

Der Mann duckte sich unter ihrem Blick. „Ich habe keine Ahnung, von wem ihr sprecht.“

„Ich glaube doch“, sagte Kara und bemerkte aus den Augenwinkeln eine Bewegung hinter einem der Container. „Deckung!“

Starbuck gab Rhiana, die direkt neben ihr stand einen Stoß, sodass sie zu Boden stürzte. Doch das rettete ihr Leben, denn das Explosivgeschoss schlug genau dort ein, wo Rhiana eben noch gestanden hatte.

„Wo kommen die auf einmal her?“, rief Kara.

Holz- und Metallsplitter folgen durch die Luft und verletzten zwei der Marines. Niemand hatte Zeit, Karas Frage zu beantworten.

Rhiana fasste sich schnell und suchte Deckung hinter einem Container. Dort hatte sich auch John hingeflüchtet. Kara und die Marines reagierten genauso schnell. Ihre Schüsse deckten die Stelle ein, woher der Schuss gekommen war. Als sich dort nichts mehr rührte, griffen sie an.

Die Marines überwältigten die beiden Schützen nach kurzer Gegenwehr. Es waren recht unerfahrene Männer, die gegen die gut ausgebildeten Soldaten keine Chance hatten.

Sie wurden nach vorne gezerrt und vor Kara, John und Rhiana geführt. Andere Marines kümmerten sich um ihre beiden verletzten Kameraden.

„Wo sind Lorne und Firebird?“, fuhr Kara einen der gefangenen Männer an.

„Wer?“

Kara packte ihn am Kragen und schüttelte ihn kräftig durch. Es machte ihr nichts aus, dass der einen Kopf größer als sie war. Und der Mann erstarrte vor Furcht, als er Starbucks zornigen Gesichtsausdruck sah.

„Ich prügele dir deine lügnerische Seele aus dem Leib, wenn du nicht antwortest.“

„Das ist genau der Grund, warum die Zylonen recht haben. Wir sind die Aggressoren“, wagte der zweite Gefangene zu sagen.

Starbuck ließ ihr Opfer los und fuhr zu dem Mann herum. „Was sagst du da, du feiger Kollaborateur?“

„Ich, wir …,“ der Mann fing an zu stottern. „Wir wissen nicht, wovon du sprichst.“

„Wie du willst“, Kara ließ den Mann los und zog ihre Waffe. „Wenn du nicht reden willst, bist du wertlos für uns.“

„Kara nicht!“, rief John entsetzt.

Starbuck ließ sich nicht beirren. „Wenn Sie zu feige sind für dies, dann gehen Sie, John! Also?“, wandte sie sich wieder an den Gefangenen.

Der Mann sah in Karas eisiges Gesicht und bekam es mit der Angst zu tun. Diese Frau meinte, was sie sagte, und er wollte nicht sterben.

„Sie sind nicht hier, aber einer der Container ist für ihren Abtransport vorbereitet worden. Sie wollen die beiden in einem Frachtschiff von hier fortbringen.“

„Wohin denn? Und warum?“, fragte Starbuck.

„Das Schiff wird sich mit einem Zylonentransporter treffen. Die beiden sollen auf den Heimatplaneten der Zylonen gebracht werden.“

„Das verstehe ich nicht“, meinte Kara und strich sich über ihr kurzes blondes Haar. „Zu welchem Zweck denn?“

„Das hat man uns nicht verraten.“

Kara sah ihm in die Augen und erkannte, dass der Mann die Wahrheit sagte. Sie stieß ihn weg und sagte zu den umstehenden Marines: „Schafft dieses Stück Dreck aus meinen Augen. Andere werden dafür sorgen, dass er seine gerechte Strafe erhält.“

„Hätten Sie ihn wirklich getötet?“, fragte John, der immer noch fassungslos über Karas Kaltblütigkeit war.

„Was glauben Sie denn?“

„Das es kaltblütiger Mord gewesen wäre. Wenn ich richtig verstehe, ist er ein Mensch und kein Zylone.“

„Und er arbeitet mit diesen Mördern zusammen, die Milliarden meiner Mitbürger getötet haben. Glauben Sie wirklich, dass ich Skrupel habe, so ein Ekelpaket zu töten?“

„Ich weiß nicht“, meinte Rhiana. „Mord lässt sich nicht mit Mord wieder gut machen.“

„Alles, was ich weiß, ist, dass in Kürze noch mehr von diesen Verrätern mit Eurem Freund hier auftauchen, um ihn dorthin zu bringen, wo wir ihn nie mehr befreien können. Nur meiner so genannten Kaltblütigkeit habt Ihr dieses Wissen zu verdanken.“

„Es geht auch um Ihre Pilotin, Kara“, sagte Rhiana ungerührt.

„Schön! Und nun Leute, verteilt euch im Raum. Wir warten ab. Irgendwann werden sie kommen.“

Ein paar Stunden später saßen sie immer noch in dem Abstellraum auf der Lauer. Sheppard wollte schon vorschlagen, sich ablösen zu lassen, als sie Geräusche an der Tür hörten. Sofort waren alle wieder hell wach.

Die Tür öffnete sich und ein paar Männer kamen mit zwei großen Kisten herein. Kara gab ihren Marines das Zeichen. Sie warteten, bis die Ankömmlinge mit den Kisten in der Mitte des Raumes waren.

Dann griffen sie an.

Die sechs Männer wurden gänzlich überrascht und kamen nicht mehr dazu, sich zu wehren. In kürzester Zeit waren sie überwältigt und lagen gefesselt auf dem Boden.

„Öffnet die Kisten“, befahl Kara. Sie stand mit angeschlagener Waffe daneben und überwachte die Aktion.

John und Rhiana beteiligten sich daran, die Kisten zu öffnen. In der ersten Kiste lag Joane.

„Sie lebt, ist aber ohne Bewusstsein“, sagte Rhiana, nachdem sie den Puls der jungen Frau gefühlt hatte.

Die Marines öffneten auch die zweite Kiste. Zu Sheppards und Rhianas Erleichterung fanden sie Lorne darin.

„Auch er ist bewusstlos, aber er lebt“, sagte John erleichtert.

Die Marines brachten die beiden Bewusstlosen auf die Krankenstation, wo sie sofort von Dr. Cottle untersucht wurden.

„Es geht den beiden gut. Sie wurden mit einer lang anhaltenden Droge betäubt. Sie werden noch einige Stunden schlafen und mit Kopfschmerzen aufwachen, aber sonst keine Schäden davon tragen“, sagte Dr. Cottle, als er später zu ihnen kam.

„Die Götter seien gelobt“, sagte Kara erleichtert.

Apollo, welcher noch in der Krankenstation lag, aber schon wieder aufstehen konnte, besuchte sie. „Was ist mit den beiden passiert?“

„Hat man dir es nicht gesagt?“, fragte Kara erstaunt.

Lee schüttelte den Kopf und sah Dr. Cottle vorwurfsvoll an.

„Ich wollte jede Aufregung von Ihnen fernhalten, Commander“, sagte der Arzt.

„Die beiden wurden von den Sympathisanten entführt“, erzählte Kara. „Aber wir konnten sie befreien. Sie sind nur bewusstlos.“

Lee ließ sich alles genau erzählen. „So weit ist es also schon gekommen“, meinte er dann.

„Wahrscheinlich wollten sie von Lorne die Koordinaten der Erde“, sagte John.

„Ich hatte Sie gewarnt.“

„Leider war es da zu spät. Doch es ging ja für beide gut aus.“

„Ja, diesmal.“

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Kapitel 19 by Selana
19. Drei Tage später



Lorne und Joane ging es inzwischen besser und auch Lee konnte für einige Zeit die Krankenstation verlassen. Lorne hatte Sheppard alles erzählt, was ihnen wiederfahren war. Eine Chance zur Flucht während des Transportes hatten sie leider nicht gehabt, da man sie gleich betäubt hatte.

Die ORION war nun so weit repariert, dass der Rückflug in die PEGASUS-Galaxis gewagt werden konnte. Doch erst wollten sie noch auf dem Planeten ein Versprechen einlösen.

„Das ist doch verrückt!“, McKay konnte es immer noch nicht fassen. „Wie konntest du den eingeborenen Regen versprechen. Ich bin doch kein Voodoo-Priester, sondern ein seriöser Wissenschaftler.“

Sheppard sah ihn bübisch lächelnd an. „Und ich dachte, dass für dich nichts unmöglich ist. So ein kleiner Regenschauer sollte doch ein Klacks für dich sein.“

„Ein Klacks? Ja, bin ich denn unter lauter Irren gelandet?“

„Du willst die Eingeborenen also im Stich lassen?“

„Ich habe ihnen nichts versprochen. Du warst das, also mach selber Regen.“

Rhiana und Teyla standen kichernd neben den beiden. Sie waren auf den Planeten zurückgekommen, um sich zu verabschieden und das Kind von Daro und Lita zu sehen. Das kleine Mädchen war vor einem Tag auf die Welt gekommen.

Da kamen ihnen auch schon Kranos, Daro mit Lita, sowie Nawa entgegen. Lita trug ihre kleine Tochter im Arm. Es hatte schon ein winziges Kämmchen auf dem Kopf und sah sonst wie Lita aus.

Rhiana und Teyla bewunderten das Kind ausgiebig.

„Es sieht wirklich niedlich aus“, sagte Teyla zu den stolzen Eltern. „Ihr könnt stolz auf eure Tochter sein.“

„Danke“, Daro strahlte über das ganze Gesicht.

Kranos sah McKay an, bevor er sich an Sheppard wandte. „Ist er derjenige, der uns den Regen bringen kann?“

McKay wurde knallrot im Gesicht. „Ich, äh!“

„Mein Freund ist zu bescheiden“, sagte Sheppard. „Er kann es.“

In diesem Moment ließ ein gewaltiger Donnerschlag alle zusammenfahren. Es war ihnen während ihres Gespräches nicht aufgefallen, dass Wolken aufgezogen waren. Im nächsten Augenblick öffnete der Himmel seine Schleusen und eine wahre Sturzflut fiel vom Himmel und durchnässte sie augenblicklich.

Die Eingeborenen blicken McKay dankbar an. Ihnen machte es im Gegensatz zu Rodney nichts aus, nass zu werden. McKay schimpfte leise vor sich ihn. Das hatte er nun davon, dass er sich von Sheppard hatte überreden lassen, auf den Planeten zu kommen.

„Du musst wirklich von den Göttern gesandt worden sein. Gepriesen seist du.“

„Nun, äh, ich, wirklich!“, Rodney fasste sich schnell, und ein überlegenes Grinsen überzog sein Gesicht. „Das war doch eine Kleinigkeit von mir, ich meine, Regen zu machen.“

John schlug ihm wohlwollend auf die Schulter und schenkte ihm sein charmantestes Lächeln. „Siehst du, Mr. Regenmann! Jetzt bist du doch noch ein Voodoo-Zauberer geworden.“

Wenn ein Blick töten könnte, wäre Sheppard bestimmt tot umgefallen.

Die Dorfbewohner luden sie noch zu sich ins Dorf ein, doch die Atlanter lehnten dankend ab. Es wurde Zeit, nach Hause zu gehen.



Abschied

Sheppard, Rhiana und Lorne waren auf die GALACTICA gekommen, um sich endgültig zu verabschieden. Die beiden Adamas erwarteten sie zusammen mit Kara und Joane.

„Wir möchten uns für alles bedanken, Colonel Sheppard“, begann der Admiral.

„Sie brauchen uns nicht zu danken, Sir. Wir konnten uns gegenseitig helfen. Es war schön, Sie und die anderen kennen zu lernen. Und ich verspreche Ihnen, dass der Flug zur Erde kürzer sein wird, als sie bisher angenommen haben. Sobald wir in Atlantis sind, werden wir die Erde über Ihre Flotte informieren. Die Erde wird Ihnen Hilfe schicken und Ihnen den Weg weisen. Vielleicht können unsere Techniker auch eines oder zwei Ihrer größeren Schiffe mit unserem Hyperantrieb ausrüsten. Dann können Sie Ihre Leute schneller zur Erde bringen.“

„Das würden Ihre Leute machen?“, fragte Adama perplex über dieses Angebot.

„Wenn Sie als Gegenleistung die Kampfkraft Ihrer Flotte der Erde zur Verfügung stellen, dann sicher.“

„Das würden wir auf jeden Fall tun“, versprach Adama.

„Da ist noch etwas“, mischte sich Lee ein.

Joane trat jetzt nach vorne. „Colonel, ich möchte Sie fragen, ob Sie nicht noch eine gute Pilotin gebrauchen könnten.“

John sah Joane überrascht an. „Sie möchten mit uns kommen?“

Joane nickte. „Meine ganze Familie wurde getötet. Zwar habe ich Freunde in der Staffel, aber keinen, nun ja, niemanden, der mir soviel bedeutet, dass …“

Sheppard blickte zu Lorne, der rot wurde und verstand. Ein Schmunzeln überzog sein Gesicht. „Bei uns ist das aber auch nicht anders.“

„Nun, das mag sein, aber das, was mir über Atlantis erzählt wurde, hat mich so fasziniert, dass ich es mit eigenen Augen sehen möchte.“

„Ja, Monster, die einem das Leben aussaugen. Stürme, die fast den ganzen Planeten bedecken, Despoten, die mit Hilfe von Atombomben die Galaxis beherrschen wollen. Dinosaurier, die einen fressen wollen.“

„Dinosaurier?“, fragend sah Lee ihn an.

„Nun, auf einem Planeten sind wir einem T’Rex begegnet, der uns fast gefressen hätte.“

Lee grinste, als er sich das vorstellte.

„Das macht mir nichts aus“, sagte Joane.

„Es macht Ihnen nichts aus, von einem T’Rex gefressen zu werden? Wenn das so ist, dann herzlich willkommen in Atlantis. Ich bin sicher, dass Major Lorne Sie gerne in alles einweisen wird.“

„Ich?“, Lorne sah John entgeistert an.

Joane boxte ihm in die Rippen.

„Natürlich mache ich das, wenn Sie es befehlen, Sir“, beeilte sich Lorne zu versichern.

„Dann ist es ja abgemacht. Packen Sie ihre Sachen, Lieutenant. Ab sofort stehen Sie unter meinem Kommando.“

„Ja wohl, Sir!“, entgegnete Joane erleichtert. „Und mein Gepäck ist schon gepackt. Ich habe nicht viel, dass ich mitnehmen muss“, sie zeigte auf einen Rucksack und einen Koffer, der in einer Ecke stand.

Joane umarmte Lee und Kara und schließlich auch kurz den Admiral. „Lebt wohl, ich bin sicher, wir sehen uns wieder.“

Bald darauf hatten sie die ORION erreicht. Mit etwas gemischten Gefühlen stand Joane an einem Aussichtsfenster und warf einen letzten Blick auf die Flotte. Hoffentlich hatte sie keinen Fehler gemacht.

Doch dann dachte sie an Atlantis und das, was sie dort alles zu sehen bekommen würde. Und an Lorne und an ihren Vorsatz, ein neues Leben zu beginnen.

Und schon immer war ihr Grundsatz gewesen: Zu Hause ist da, wo das Herz ist.

E N D E
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