Almarien by Selana
Summary: Sheppard und sein Team erforschen auf einem anderen Planeten eine geheimnisvolle Insel und treffen alte Feinde. Gleichzeitig müssen sie einer Gruppe Menschen gegen Angreifer helfen.
Categories: Stargate Atlantis Characters: John Sheppard, Own Character, Rodney McKay, Ronon Dex, Teyla Emmagan
Genre: Action, Friendship, General
Challenges: Keine
Series: Keine
Chapters: 8 Completed: Ja Word count: 13958 Read: 49559 Published: 25.11.11 Updated: 25.11.11

1. Kapitel 1 by Selana

2. Kapitel 2 by Selana

3. Kapitel 3 by Selana

4. Kapitel 4 by Selana

5. Kapitel 5 by Selana

6. Kapitel 6 by Selana

7. Kapitel 7 by Selana

8. Kapitel 8 by Selana

Kapitel 1 by Selana
Almarien


Teil 1

Nebel hing zwischen den bewaldeten Hügeln und den Tälern. Einzelne Hügelspitzen verschwanden im Dunst, während andere gerade noch zu erkennen waren. Die ersten Vögel erwachten und begannen ihr Lied zu trällern. Dazwischen war der Ruf eines anderen Tieres zu hören. Die Luft war noch recht kühl zu dieser frühen Morgenstunde. Die hier und da aufblitzenden Lichtstrahlen kündeten die aufgehende Sonne an, die in kürzester Zeit die meisten Nebelfetzen auflösen würde.

Sie standen auf dem kleinen Aussichtspunkt, einem großen Steinblock, und blickten hinunter ins Tal. Im Licht der aufgehenden Sonne, die unten im Tal die letzten Nebelfetzen vertrieb, sahen sie den Fluss. An seinem Ufer weideten Herden von unbekannten Tieren.

Hin und wieder stieß eines der Tiere einen Schrei aus. Manche klangen klagend oder grunzend, andere trompetenähnlich und wieder andere erinnerten an nichts, dass die Menschen jemals gehört hatten.

Rodney McKay sah Colonel Sheppard an. „Und jetzt?“

„Wir sollten weitergehen. Das Licht ist jetzt hell genug, um einen sicheren Weg nach unten zu finden“, stellte Teyla fest.

Die anderen stimmten ihr zu.

Sie brauchten nur kurz zu suchen, um den Weg nach unten zu finden. Er war nicht breit, aber ausgetreten. Tiere schienen den Weg regelmäßig zu benutzen.

Zwei Tage war es jetzt seid ihrer Notlandung her. Ein versagen des Jumpers war die Ursache gewesen. Sheppard hatte sie zwar einigermaßen heil heruntergebracht, doch leider wurde der Jumper dabei so schwer beschädigt, dass dieser ohne Hilfe aus Atlantis nicht mehr repariert werden konnte. Zu ihrem Pech waren sie einige hundert Kilometer vom Sternentor entfernt heruntergekommen. So waren sie gezwungen, den langen Weg zu Fuß zurückzulegen. Und das durch einen unwegsamen Dschungel mit ungekannten Gefahren. Dschungelwelten schienen die letzte Zeit die Regel zu bilden.

Im Gänsemarsch gingen sie den Pfad hinunter. Teyla ging voran, gefolgt von McKay und Ronon. Rhiana und Sheppard bildeten den Abschluss.

Da sie Abstand hielten, wurden sie von den Tierherden nicht sonderlich beachtet. Die meisten sahen aus wie Büffel oder antilopenähnliche Tieren. Nur hin und wieder wandte sich ihnen ein Kopf zu. Diese Tiere waren die Wächter der Herden, doch in den langsam vorbeiziehenden Menschen schienen sie keine Gefahr zu wittern.

Nachdem sie die Tränke und die Tiere hinter sich gelassen hatten, marschierten sie auf einem kleinen schmalen Weg entlang, welcher sich zwischen Felsblöcken hindurch schlängete, zwischen den dichten Bäumen des Urwaldes verschwand, um in kleinen Lichtungen und zwischen dünnerem Baumbestand im Uferbereich vereinzelt wieder aufzutauchen. Sheppard überprüfte mit seinem Gerät immer den Weg, damit sie nicht die Richtung verloren. Dieses Antikergerät war sehr nützlich, denn der Standort des Sternentores war damit genau festzustellen.

Auch die Geräusche im Dschungel waren vielfältig. Neben dem Geschrei und Gezeter der Affen, dem Gesang oder tirilieren der Vögel, ertönte immer wieder der Schrei eines Raubtieres herüber.

Bei diesem Laut zuckten alle zusammen. Es hörte sich sehr groß an.

„Es ist dem Klang nach weit entfernt“, beruhigte Sheppard sie.

„Gut!“ Rhiana stutzte, als sie ein leises Tappen hörte. Zwischen dem Rascheln der Blätter und dem Brechen kleiner Äste, verursacht von winzigen Füßen unsichtbarer kleiner Tiere, die vor den Menschen flüchteten, glaubte sie leise Fußtritte zu hören, die ihnen folgten. Rhiana blickte zu Sheppard, welcher stehen geblieben war und angespannt lauschte.

Sheppard glaubte am Waldrand, zwischen den Bäumen etwas zu sehen. Etwas verfolgte sie. „Achtung! Am Waldrand!“ Sein Ruf alarmierte die anderen.

Sheppard, Rhiana, Teyla und Ronon rissen ihre Gewehre hoch.

Kaum war Sheppards Alarmruf verklungen, als auch schon vier Tiere aus dem Gestrüpp am Waldrand hervorstürmten, in dessen Schutz sie ihrer scheinbar ahnungslosen Beute aufgelauert hatten. Die angebliche Beute entpuppte sich jedoch als sehr gefährlich für die Raubtiere.

Vier Gewehre krachten und trafen zwei der Angreifer mitten im Sprung. Ihr Todesschrei war weithin zu hören. McKay hatte ebenfalls geschossen, doch seine Schüsse verletzten das Tier nur. Das letzte Raubtier war mit einem weiten Satz direkt vor Teyla gelandet. Sie hatte ihr Messer gezogen und präzise geworfen. Es traf den Räuber am Hals und tötete es auf der Stelle. Das verletzte Raubtier hatte sich inzwischen aufgerappelt, wurde aber von drei Schüssen gleichzeitig getroffen und getötet.

„Was sind das für Tiere?“ fragte Ronon.

„Sie sehen aus wie kleine Raubdinosaurier“, meinte McKay entsetzt und sah sich ängstlich um. Was war das nur für eine gefährliche Welt?

Ihre Erleichterung über den scheinbar leichten Sieg war leider nur von kurzer Dauer. Anscheinend waren die vier Tiere nur die Vorhut eines großen Rudels gewesen. Ungefähr zehn weitere der bis zu eineinhalb Meter großen Tiere stürmten mit Gebrüll aus dem Wald. Den Menschen blieb angesichts der Übermacht nur die Flucht. Einige Tiere stürzten sich auf die toten Artgenossen, während der Rest die Menschen verfolgte.

Inzwischen hatten sie einen See erreicht. Der Wald reichte bis zum Wasser. Die Wasseroberfläche lag aber an dieser Stelle etwa 5 m unter ihnen.

Sheppard sah McKay, Ronon und Teyla im Wald verschwinden, der sich hier bis zum See erstreckte. Rhiana war bei ihm geblieben. Ein schmaler Weg führte zwischen großen Felsbrocken zum See hinunter. Rhiana und Sheppard duckten sich hinter die großen Steine, weil ihnen der Weg in den Wald durch die Räuber abgeschnitten wurde. Die Raubtiere schienen sie nicht zu bemerken, denn sie folgten den Flüchtenden in den Wald.

Die beiden wollten schon erleichtert aufatmen, als zwei der Tiere stoppten und schnüffelnd den Weg zurückgingen und genau auf sie zukamen. Wie zwei Spürhunde nahmen sie die Spur auf. Im Wald waren Schüsse zu hören und sie hofften, dass ihre Freunde mit den Tieren fertig wurden.

Sheppard gab Rhiana ein Zeichen sich zum Wasser zurückzuziehen. Rhiana nickte und schlich leise zum Wasser hinab. Sheppard dagegen wartete in seinem Versteck, bis die Tiere nahe genug waren. Er zielte sorgfältig, bevor er abdrückte. Der Schuss traf den vorderen Angreifer genau zwischen die Augen. Mit einem anklagenden Laut stürzte das Raubtier tot zu Boden.

Der Zweite stutzte einen Moment und stürzte sich dann auf seinen toten Artgenossen. Sheppard hob sein Gewehr mit der Absicht auch dieses Tier zu töten, als hinter ihm Rhiana einen Schrei ausstieß. John drehte sich herum und sah sie den Abhang hinunterstürzen. Sie musste auf einen losen Stein getreten sein und den Halt verloren haben.

„Rhiana!

Sheppard vergaß das zweite Raubtier und eilte seiner Freundin hinterher. Er sah sie unten, am Strand, nicht weit vom Wasser entfernt, liegen und rannte den schmalen Weg hinab.

Der Mann stand so plötzlich vor ihm, dass Sheppard erschrak. In der Hand hielt der Fremde eine Waffe, die wie eine übergroße Armbrust aussah. Die Armbrust fuhr nach oben und der Unbekannte drückte ab. Das alles geschah so schnell, dass Sheppard nicht mehr ausweichen konnte. Ein dunkler Gegenstand schoss über ihn hinweg. Hinter John ertönte ein wütender Schrei und Sheppard begriff, dass der Schuss nicht ihm gegolten hatte. Schnell drehte er sich herum und sah das Raubtier in einem Netz zappeln. Doch je heftiger das Tier versuchte sich daraus zu befreien, desto mehr verhedderte es sich darin.

John begriff, dass er in seiner Sorge um Rhiana den Räuber vergessen hatte. Sein Retter ließ die seltsame Waffe sinken und zog ein Schwert. Unwillkürlich ging Sheppard in Abwehrstellung, doch der Fremde näherte sich vorsichtig dem um sich schlagenden Raubdino und tötete ihn mit einem einzigen gezielten Hieb.

Sheppard atmete erleichtert auf und lief zu Rhiana. John drehte sie auf den Rücken und untersuchte sie. Erleichtert erkannte er, dass sie nur bewusstlos war.

„Ist deine Frau verletzt?“

Sheppard stand auf, als der Fremde zu ihm trat. „Sie hat sich den Kopf angeschlagen und ist bewusstlos.“

Erst jetzt nahm sich John Zeit, seinen Retter näher zu betrachten. Er schien in seinem Alter zu sein, besaß lange blonde Haare, die er im Rücken zusammengebunden hatte. Auf dem Kopf trug er einen zierlosen blanken Helm aus Metall. Bekleidet war er mit einfachen Hosen und einem derben, aus Wolle gewebten Hemd in hellbrauner Farbe, dass er in der Mitte mit einem Gürtel zusammengerafft hatte. Am Gürtel trug er die Scheide für das Schwert und auf dem Rücken einen Schild. Genauso hatte Sheppard sich immer einen Wikinger-Krieger vorgestellt.

Sein Gegenüber musterte ihn genauso neugierig. Sheppard fand als erster die Sprache wieder und sagte: „Vielen Dank, du hast mein Leben gerettet. Mein Name ist John Sheppard und das ist Rhiana Remor.“

„Olaf“, stellte sich der Mann vor.

Als Rhiana sich zu bewegen begann, kniete sich John neben sie und legte vorsichtig ihren Kopf in seinen Schoß: „Ganz langsam, du bist gestürzt und hast dir den Kopf angeschlagen.“

Rhiana fasste sich stöhnend an den Kopf. „Bist du sicher, dass mich kein Haus getroffen hat? Mein Kopf fühlt sich auf jeden Fall so an.“

„Mein Dorf ist ganz in der Nähe. Wir haben eine gute Heilerin. Wollt ihr mich begleiten?“, bot Olaf an.

Erst jetzt sah Rhiana den Fremden. „Wer ist denn das?“

„Das ist Olaf“, Sheppard zeigte auf den toten Räuber. „Er hat mich vor dem Tier gerettet.“

„Oh!“, sagte Rhiana.

Sheppard wandte sich an Olaf. „Wir kommen gerne mit, aber wir haben Freunde, von denen wir getrennt wurden.“

„Meine Leute können euch helfen, sie zu suchen. Deine Frau braucht Hilfe.“

Rhiana fuhr sich mit der Hand über die Stirn. Blut klebte daran. „Mir ist ganz übel.“

„Wir müssen dich ins Dorf bringen“, sagte Olaf. „Ich werde die Wunde verbinden“, aus einem Beutel an seinem Gürtel holte er ein Tuch heraus. „Es ist sauber“, erklärte er, als er es Rhiana um den Kopf band und ihren skeptischen Blick bemerkte.

„Es ist wahrscheinlich eine Gehirnerschütterung“, vermutete Sheppard und sah Rhiana besorgt an. „Ich stütze dich.“

Während Sheppard Rhiana half, ging Olaf voran. Er führte sie unterhalb des Steilufers am See entlang. Schon nach kurzer Zeit tauchte vor ihnen die Siedlung auf. Die etwa 100 Häuser standen dicht an dicht am Strand entlang der großen Bucht. Einige waren sogar auf Stelzen ins Wasser gebaut worden.

Es waren einstöckige Holzhäuser mit Strohdächern, ein bis zwei kleineren Nebengebäuden mit Garten und Pferchen für Tiere. Zwischen den Häusern waren Wege aus Holz angelegt worden, damit die Menschen, auch wenn es Nass war, trockenen Fußes durch das Dorf laufen konnten. Im Hafen lagen kleine Fischerboote, sowie vier große Drachenschiffe vertaut. Die Bucht selbst besaß nur einen kleinen Zugang zur See, der es höchstens zwei Boote nebeneinander erlaubte einzufahren. Der Eingang der Bucht schien mit einem großen Tor verschlossen zu sein. So genau konnte Sheppard es auf die Entfernung nicht erkennen.

Die Menschen unterbrachen ihre Arbeit, als Olaf mit den beiden Fremden durch das Dorf ging. Sein Ziel war ein Haus mitten im Dorf.

„Hier wohnt Rotraud mit ihrer Familie“, erklärte Olaf ihnen. Sie ist unsere Heilerin.“

Das große Haus lag ebenerdig wie die meisten Häuser im Dorf und besaß zwei kleinere Nebengebäude, die als Stall für die Tiere und als Vorratsraum dienten. Daneben befand sich ein großer Gemüsegarten und ein Pferch, in dem Schweine und Hühner herumliefen.

Olaf klopfte und wenig später trat eine Frau in mittleren Jahren, mit langen blonden Haaren vor die Tür. „Rotraud“, begann Olaf, „das sind Sheppard und Rhiana. Sie wurden von Azanen angegriffen. Rhiana ist gestürzt und mit dem Kopf aufgeschlagen.“

Die Wikingerfrau, mit einem einfachen erdfarbenen Kleid bekleidet, musterte sie von oben bis unten. „Tragt sie herein.“

„Ich kann gehen“, wehrte Rhiana ab, als Sheppard sie hineintragen wollte. „Schließlich bin ich kein kleines Kind mehr.“

Rotraud lachte laut auf.

„Ich werde einige Männer holen und deine Freunde suchen“, wandte sich Olaf an Sheppard.

Sheppard warf einen Blick auf Rhiana, aber sie schien in guten Händen zu sein. Deshalb fragte er: „Kann ich mitkommen?“

„Selbstverständlich!“

Sheppard folgte Olaf nach draußen, wo sich inzwischen einige Neugierige versammelt hatten. Die Nachricht von der Ankunft der beiden seltsam gekleideten Fremden hatte sich im Dorf herumgesprochen. Olaf erklärte, was passiert war und fragte nach Freiwilligen, die sich an der Suche nach den anderen Fremden beteiligen wollten. Es meldeten sich viele Freiwillige.

Eine ältere Frau mit langen grauen Haaren sah John an. „Woher kommt ihr? Wie seid ihr hergekommen?“

Sheppard runzelte die Stirn. „Wir kamen durch das Sternentor. Unser Schiff stürzte jedoch viele Kilometer davon entfernt ab und wir müssen zu Fuß zurückkehren, um nach Hause zu kommen.“

„Wo ist euer Zuhause?“

„Wir leben in Atlantis.“

Die Frau erschrak. „In der alten Stadt der Vorfahren? Dann seid ihr die Auserwählten.“

„Auserwählten?“

„Es gibt eine Legende bei unserem Volk. Eines Tages kommen die Auserwählten von der alten Heimatwelt und verjagen die Dämonen.“

„Dämonen?“

„Furchtbar aussehende Wesen, mit der Gabe einem das Leben auszusaugen.“

„Die Wraith! Wir kennen sie und bekämpfen sie“, erklärte John. „Sind sie hier?“

„Schon lange nicht mehr, aber sie werden wiederkommen. Ich habe von ihnen geträumt. Es waren verworrene und nicht zu deutende Träume, aber nun ist mir klar, was sie bedeuten.“

„Was bist du?“, fragte Sheppard.

„Ich bin Grimhilde, die Seherin des Dorfes. Meine Fähigkeit erlaubt es mir, Vergangenes und Zukünftiges zu sehen.“ Sie zögerte einen Moment. „Darf ich deine Hand berühren?“

„Nur zu“, ermunterte Sheppard sie.

Grimhilde ergriff seine Hand und Schloss die Augen. Einen Augenblick geschah nichts, doch dann zuckte sie zusammen und ließ Sheppards Hand los. Was hatte sie gesehen?

Die Seherin betrachtete ihn mit neu erwachtem Respekt. „Du hast viel Leid gesehen und erlebt in deinem Leben.“

„So?“

„Ich sehe deine Zukunft. Dein Volk ist dazu ausersehen, die Dämonen zu besiegen. Doch wenn ihr versagt, sind wir alle verloren.“

„Wie meinst du das?“

Bevor Grimhilde antworten konnte, kam Olaf zu ihnen. „Wir sind bereit zum Aufbruch.“

„Dann zögert nicht länger!“ befahl Grimhilde. „Ich werde deine Freundin besuchen und dort auf euch warten.“

Sheppard und Olaf begaben sich zu dem schwer bewaffneten Suchtrupp, um die anderen zu finden und sicher zurückzubringen.

weiter: Kapitel 2
Kapitel 2 by Selana
Teil 2

Als die Raubtiere angriffen, liefen Teyla, Ronon und McKay auf den nahen Wald zu. Sie bemerkten nicht, dass Sheppard und Rhiana zurückblieben. Die wütenden Schreie der Räuber in ihrem Rücken trieb sie zur Eile an.

Teyla kletterte auf den nächsten hohen Baum und suchte sich einen sicheren Halt auf einem Ast und blickte nach unten. McKay und Ronon hatten nicht wie sie einen sicheren Platz auf den Bäumen gesucht. Stattdessen stellten sie sich und schossen auf die angreifenden Tiere. Die junge Frau zählte sechs Raubtiere. Teyla hob ihr Gewehr und legte an. Von oben waren die Räuber ein leichtes Ziel. Den Ersten tötete sie mit einem gezielten Schuss in den Kopf. Zwei waren inzwischen den Gewehrschüssen der Männer zum Opfer gefallen, sodass nur noch drei Raubtiere übrig waren.

Neue Schüsse aus den Gewehren töteten zwei weitere Angreifer. Das letzte Tier stürzte sich auf Ronon. Dieser konnte im letzten Moment zur Seite springen, sodass der Angriff des Tieres ins Leere ging. Bevor es ein zweites Mal angreifen konnte, traf den Räuber Teylas Messer und tötete ihn. Danach kletterten sie von dem Baum herunter.

Teyla sah sich suchend um. „Es waren noch mehr. Wo sind sie geblieben?“

„Die bessere Frage ist: wo sind Sheppard und Rhiana?“ stellte McKay die Gegenfrage.

„Sie waren hinter mir“, teilte Ronon ihnen mit.

„Wir müssen sie suchen“, sagte Teyla besorgt. „Hoffentlich haben die fehlenden Räuber sie nicht erwischt.“

So schnell sie konnten gingen sie den Weg zurück. Zum Glück trafen sie auf keine weiteren Raubtiere. Sie erreichten die Stelle, wo Sheppard und Rhiana von ihnen getrennt wurden und fanden zwischen den Felsen einen toten Dino liegen.

„Sie müssen zum See hinuntergeflüchtet sein“, sagte Teyla, während sie den Boden nach Spuren absuchte.

„Dann sollten wir auch hinuntergehen“, schlug McKay vor.

Sie folgten dem Pfad und fanden ein weiteres totes Tier.

„Jemand von den beiden ist den Abhang heruntergestürzt. Der andere lief hinterher und wurde dabei von dem Räuber angegriffen“, erklärte Ronon.

„Wo sind sie dann? Ich sehe sie nicht“, sagte McKay.

„Hier! Siehst du die dritte Spur? Die Fußspuren eines Menschen. Rhiana und Sheppard müssen mit dem Unbekannten fortgegangen sein.“

„Folgen wir den Spuren.“

Sie gingen am See entlang, als sie auch schon eine Gruppe Menschen auf sich zukommen sahen. Ronon und Teyla hoben ihre Waffen.

„Die Waffen weg!“ ermahnte McKay sie schnell. „Wir wollen keinen feindseligen Eindruck auf sie machen.“

„Außerdem erkenne ich Sheppard unter ihnen“, sagte Teyla.

Als John Sheppard seine Freunde erkannte, lief er auf sie zu. „Bin ich froh, euch zu sehen! Ich habe mir große Sorgen gemacht.“

„Und wir um dich! Wo ist Rhiana?“ fragte McKay besorgt, als er die Frau nicht in der Gruppe ausmachen konnte.

„Sie ist den Abhang zum See hinuntergestürzt, als uns die beiden Tiere angriffen.“ Sheppard zeigte auf den jungen Wikinger neben sich. „Das ist Olaf. Er hat mich vor einem gerettet. Rhiana wurde verletzt und befindet sich im Dorf.“

Sie gingen zum Dorf zurück, wo sich der Suchtrupp auflöste. Nur Olaf begleitete sie zum Haus von Rotraud. Rhiana ging es schon besser. Grimhilde war wie erwartet immer noch da.

Die alte Frau wandte sich an Sheppard. „Ich bin froh, dass du deine Freunde gefunden hast. Ihr müsst uns helfen. Ihr müsst den Lichtstein holen. Nur es kann uns vor den Dämonen beschützen.“

„Was ist das?“ fragte Sheppard.

„Ein magischer Gegenstand der Macht. Er kann mit seiner Energie unsere heilige Insel beschützen.“

„Ein ZPM!“ entfuhr es McKay. „Wo ist diese Lichtstein?“

„An einem sicheren Ort. Dieser Ort ist viele Stunden von hier entfernt und sehr beschwerlich zu erreichen. Zumindest für eine alte Frau wie mich. Olaf kennt den Weg. Er kann euch führen. Am besten geht ihr sofort los.“

„Was ist diese Insel?“ fragte Sheppard.

„Almarien, unser heiliger Ort“, erklärte Grimhilde.

„Es wird mir eine Ehre sein, euch zu führen“, erklärte Olaf. „Wir werden Verpflegung mitnehmen. Jetzt ist es früher Nachmittag. Bis Einbruch der Dunkelheit können wir den Platz nicht mehr erreichen. Wir werden unterwegs übernachten. Bis morgen Mittag sind wir dann am Ziel.“

Sheppard sah Rhiana an. „Glaubst du, dass du das schaffen wirst? Oder willst du auf unsere Rückkehr im Dorf warten?“

„Ich komme mit. Das schaffe ich schon“, erklärte Rhiana selbstsicher.

Eine halbe Stunde später brachen sie auf. Zuerst führte Olaf sie mehrere Stunden am See entlang bis gegen Abend vor ihnen ein hoher Berg auftauchte.

„Auf dem Gipfel befindet sich der heilige Schrein. Wir werden noch etwas hochsteigen und die Nacht in einer Höhle verbringen. Dadurch beginnen wir morgen früh ausgeruht den Aufstieg“, Olaf führte sie noch etwa 100 Meter auf einem ausgetretenen Pfad den Berg hinauf. Schließlich sahen sie die Höhle vor sich liegen. Langsam begann es auch schon zu dämmern.

„Du hast die Höhle schon öfters benutzt?“ fragte Sheppard.

„Natürlich! Und noch einige andere Leute meines Dorfes“, erklärte der Wikinger.

In der Höhle fanden sie einen großen Vorrat an Holz. „Wir sorgen dafür, dass genügend Brennholz hier ist“, erklärte Olaf. „Ich mache das Feuer. Wir essen und schlafen dann.“

„Zu Befehl“, sagte Sheppard schmunzelnd.

Während Olaf ein Feuer entzündete, holten die anderen das Essen aus den Rucksäcken. Sie begannen eine Mahlzeit zuzubereiten. Dazu tranken sie Kräutertee.

Während die anderen sich zum Schlafen legten, übernahm Sheppard die erste Wache. Er sah Rhiana am Eingang der Höhle stehen und nach draußen blicken. Die Nacht war schon längst hereingebrochen, doch silberne Strahlen überfluteten den See zu ihren Füßen. Der Vollmond stand hoch am Himmel.

Sheppard legte Rhiana die Hand auf die Schulter und sie blickte ihn überglücklich an. „Du kannst nicht schlafen?“ fragte er.

„Nein, es ist eine wunderschöne Nacht. Außerdem geht mir viel im Kopf herum.“

„Was machen die Kopfschmerzen?“

„Sie sind weg. Rotraud muss mir ein Wundermittel gegeben haben.“

„Trotzdem solltest du versuchen etwas zu schlafen. Morgen wird ein anstrengender Tag werden“, meinte John fürsorglich.

„Womit habe ich dich verdient, John“, fragte Rhiana.

John lächelte hintergründig, beantwortete die Frage aber nicht. „Geh schlafen, mein Schatz.“

„Na schön, Colonel Sheppard! Wie Sie wünschen“, sie gab ihm einen leidenschaftlichen Kuss und ging dann in die Höhle zurück.

Sheppard sah ihr solange hinterher, bis er sie in der Dunkelheit nicht mehr sehen konnte und konzentrierte sich dann auf seine Wache, bis Ronon ihn zwei Stunden später ablöste.

Mit dem ersten Tageslicht brachen sie am anderen Morgen auf. Wie es Olaf angekündigt hatte, wurde der Aufstieg sehr anstrengend. Manchmal war der schmale Weg kaum auszumachen oder verlor sich in einer Geröllhalde, wo bei jedem Schritt die Gefahr bestand, dass sich Steine lösten und ins Tal hinabstürzten und dabei jemanden von ihnen mit sich riss.

Immer öfters mussten sie eine kurze Pause einlegen, um neuen Atem und Kraft zu schöpfen. Am Ende wurde jeder weitere Schritt zur Qual und das ganze Denken richtete sich auf ein Ziel aus: die nächsten Meter zurückzulegen. Als sie am Mittag den Gipfel und damit das Ziel erreichten, gab es nicht einen unter ihnen, der nicht erleichtert aufatmete.

Doch die Aussicht, die sich ihnen nun bot, entschädigte sie für die ganze Anstrengung der letzten Stunden. Tief unter ihnen lag der See. Ihr Gipfel war der höchste Berg in der ganzen Umgebung. Der Blick reichte bis weit ins Innenland. In manchen Tälern lag immer noch der Nebel. Immer wieder hörten sie die Rufe von Tieren zu ihnen herüber schallen.

„Wo ist der Schrein, Olaf?“ erkundigte sich Sheppard schließlich.

„Hier entlang, um den Stein herum“, Olaf zeigte auf den großen Felsen, der den Gipfel des Berges bildete.

Ein schmaler Fußweg führte um den Felsen herum und endete vor einer Höhle. Als sie eintraten, sahen sie, dass es nicht mehr als eine große Grotte war. Ein Steinalter bildete den Abschluss der Höhle. Ein großer Stein, in Form eines Dreiecks, stand auf dem Altar. Im Stein war ein großer roter Edelstein eingesetzt.

„Das ist ein Rubin“, erkannte Rhianas geschultes Auge sofort.

„Aber kein ZPM“, sagte McKay enttäuscht. „Und dafür sind wir so hoch gestiegen?“

„Berühr den Rubin“, schlug Olaf vor.

Zögernd streckte McKay seine Hand aus und berührte den Stein, doch nichts geschah.

Sheppard versuchte es als Nächster. Seine Hand umschloss fest den Stein. Zuerst geschah nichts, doch dann fing der Rubin in seiner Hand an zu glühen. Ein Strahlen ging von ihm aus und hüllte John ein. Ronon wollte schon loslaufen und John von dem Stein wegziehen, als sich neben ihm eine schlanke Gestalt als Holobild materialisierte.

Sprachlos blickte er auf die Gestalt. Sie war eine wunderschöne Frau in mittleren Jahren, die Erfahrung, Weisheit und Charisma ausstrahlte. Überwältigt blickten alle sie an. Sie trug ein bodenlanges goldenes Kleid mit Silberstickereien. Die langen blonden Haare zeigten an den Schläfen das erste Weiß, was ihrer Schönheit jedoch keinen Abbruch tat. In ihr Haar hatte man Schnüre mit kleinen Perlen geflochten.

„Ich bin Abigail“. Sie blickte die Anwesenden der Reihe nach an. Auf Sheppard ruhte ihr Blick etwas länger, als auf den anderen. Er hatte den Eindruck, als würde sie tief in seine Seele blicken und jedes noch so tief vergrabene Geheimnis erkennen.

„Warum habt ihr mich gerufen?“

„Grimhilde schickt uns“, erklärte Sheppard. „Sie sah voraus, dass die Wraith zurückkehren. Deshalb sollen wir den Lichtstein holen, um eine Insel zu beschützen.“

Abigail drehte sich Sheppard zu und sah ihn bestützt an. „Also ist es soweit. Meine alte Prophezeiung erfüllt sich. Erneut wird Almarien von den Dämonen der alten Vorfahren bedroht. Es erfüllt sich aber auch die zweite Prophezeiung: Die Retter kehren in der Zeit der größten Not zurück, um Almarien erneut vor dem Bösen zu beschützen.“

„Was meinen Sie damit, Abigail?“ fragte Sheppard erstaunt.

„Dich meine ich! Und alle deine Begleiter.“ Abigail zeigte auf Ronon, McKay, Rhiana und Teyla.

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Kapitel 3 by Selana
Teil 3

Das Holobild von Abigail sprach weiter. „Almarien ist nicht mehr sicher. Bisher beschützte der Lichtstein die Insel, doch seit einigen Jahren ist dieser erloschen.“

„Wir helfen gerne, sofern wir das können“, sagte Sheppard.

„Es gibt einen zweiten Lichtstein. Du musst ihn holen.“

„Was bewirkt dieser Lichtstein?“

„Der Lichtstein besitzt die Macht der Vorfahren. Mit seiner Hilfe können wir unsere Insel erneut verschwinden lassen.“

„Das muss ein ZPM sein“, vermutete McKay begeistert. „Ein Schutzschild oder ein Unsichtbarschild.“

„Leider weiß ich nicht, wo der Lichtstein ist“, Sheppard ignorierte McKays Worte.

„Die Hüterin besitzt ihn. Du kannst ihn holen“, erklärte Abigail. Sie hielt einen Moment inne und schien in sich hineinzuhorchen. Dann wandte sie sich an Olaf: „Du musst zurückkehren. Dein Dorf braucht dich, denn es ist in Gefahr. Fremde Krieger greifen es an.“

Erschrocken sah Olaf Abigail an, dann verbeugte er sich und sagte: „Ich gehe!“

„Wir begleiten dich“, sagte Ronon.

„Ja, wir gehen alle“, bestätigte McKay. „Vielleicht können wir helfen.“

„Ihr könnt nicht alle gehen. Colonel Sheppard, Rhiana und Teyla, ihr werdet nach Almarien kommen. Die anderen können mit Olaf gehen.“

„Und wie kommen wir dort hin?“ fragte Sheppard.

Ein Lichtstrahl schoss aus dem Rubin und hüllte die Drei ein. Im nächsten Augenblick fanden sich die drei in Almarien wieder. Zumindest nahmen sie bei dem fantastischen Anblick an, sich dort zu befinden.

Sie standen auf einer kleinen Anhöhe. Ihnen gegenüber befanden sich zwei Schlösser. Eines war auf einer winzigen Insel gebaut und nahm den ganzen Platz des Eilandes ein. Das Schloss bestand aus einem großen Gebäude mit zwei Türmen. Das andere Schloss stand direkt am Ufer der zweiten Insel, auf der sich auch die Anhöhe befand, auf der sie standen. Dieses Schloss war etwas größer und die Türme höher, als die des ersten Schlosses, aber ansonsten dessen Ebenbild. Eine mächtige Rund-Brücke verband beide Schlösser miteinander. Der Anblick dieser Märchenschlösser war erstaunlich.

Die Frau aus dem Holobild erwartete sie. „Willkommen in Almarien.“

„Die Schlösser sind unglaublich schön“, sagte John und blickte Abigail an. „Wie hast du uns hergebracht?“

„Die Macht der Vorfahren ist gewaltig. Ich bin ihre Priesterin und besitzte noch ihre Macht. So, wie meine Mutter und davor ihre Mutter und so weiter. Doch leider ging viel Wissen in den Jahrtausenden verloren.“

„Antiker-Beamtechnologe“, vermutete Sheppard. „So etwas Ähnliches besitzen auch die Asgard.“

„Besuchen wir die Hüterin. Vielleicht haben wir Glück und sie zeigt sich uns. Das hat sie zwar schon lange nicht mehr getan, aber schließlich ist Almarien in Gefahr und du bist berechtigt, den Lichtstein anzurühren“, sagte Abigail.

„Wie das?“

„Hast du mich nicht gerufen?“

„Ja, das habe ich. Und zwar indem ich den Rubin berührte. Oh! Ich vermute, mein Antiker-Gen ist schuld daran.“

„Es hat aber bei Rodney nicht funktioniert“, meinte Teyla.

„Weil sein Gen künstlich aktiviert wurde“, vermutete John.

„Wollen wir gehen?“ fragte Abigail.

Sie führte die drei Freunde von der Anhöhe herunter zu einem Pfad, den sie schon von oben gesehen hatten, und der direkt zum Fuße des großen Schlosses führte. Dort gingen sie an der Mauer entlang, bis sie direkt unterhalb der Brücke standen.

Sheppard blickte nach oben und bemerkte erst jetzt, wie hoch die Brücke war. Von der Anhöhe aus hatte sie niedriger ausgesehen. Auch der Abstand zwischen den beiden Schlössern hatte schmaler ausgesehen. Hier mochte die Entfernung 50 Meter betragen. Ein reißender Strom schoss unter der Brücke hindurch. Immer wieder prallte eine Welle mit lautem Klatschen gegen die Mauern. Hinter der Passage beruhigte sich der Strom schnell wieder und die Wasser verloren sich in den Weiten des Sees.

„Folgt mir jetzt. Um die Hüterin zu rufen, müssen wir auf die andere Seite der Brücke gehen.“

Sie gingen unter der Brücke hindurch und erreichten ruhigere Bereiche des Sees. Eine kleine Halbinsel ragte in das Gewässer hinein. Auf dieser wuchsen Schatten spendende uralte Eichen zwischen blühenden Wiesen.

„Hier wandert die Hüterin manchmal umher“, verriet Abigail. „Von der höchsten Zinne meines Schlosses habe ich sie hin und wieder gesehen. Ruf ihren Namen!“

„Das ist verrückt!“ Sheppard sah Abigail skeptisch an, doch die Priesterin nickte ihm auffordernd zu.

Also stellte sich Sheppard an das Ufer und rief: „Hüterin! Zeige dich!“

Obwohl Sheppard es im Grunde nicht anders erwartet hatte, war er enttäuscht, als nichts geschah.

„Nochmals!“ forderte ihn Abigail auf.

Zu seiner großen Überraschung erschien aus dem Nichts eine wunderschöne, in ein weißes Gewand gekleidete Frau. „Wer ruft mich?“ Wieder ein Hologramm!

„Colonel John Sheppard ist mein Name!“

„Und was wünscht du?“ fragte die Hüterin mit glockenheller Stimme.

„Den Lichtstein! Die Insel Almarien ist in Gefahr und nur der Lichtstein kann sie vor den Wraith retten. Die Hohepriesterin meinte, dass du mir den Stein geben würdest.“

Die weiße Frau, auch ihr langes Haar besaß diese Farbe, sah ihn durchdringend an. Sheppard hatte das Gefühl, dass etwas in seine Gedanken eindringen würde. Schon wieder!

Dann überzog Überraschung ihr zeitloses wunderschönes Gesicht. Sie hob die Hand und im nächsten Augenblick begann die See sich zu kräuseln und Luftblasen zu werfen. Aus dem Wasser tauchte ein Kristallbehälter auf, der auf einem im See versenkbaren Podest ruhte. Sheppard musste einige Schritte in das Wasser machen, doch die Nässe machte ihm nichts aus.

Als er nach dem Behälter griff und ihn berührte, öffnete sich dieser. „Ich glaube es nicht!“ sagte er perplex und sah das ZPM an.

„Der Lichtstein ist wieder in würdigen Händen“, sagte die Hüterin. „Missbrauche es nicht oder seine Macht wird sich gegen dich wenden.“

„Ich werde deine Warnung beachten und es zur Verteidigung der Insel Almarien einsetzen“, versprach Sheppard.

Die Hüterin bedachte ihn noch mit einem wohlgesinnten Blick und dann verschwand ihr Abbild wieder so plötzlich, wie sie aufgetaucht war.

„Unglaublich!“ platzte Teyla heraus.

„Die Uralten besitzen Kräfte, die wir Menschen uns nicht vorstellen können“, sagte Abigail.

Sheppard hatte das ZPM aus dem Behälter geholt und betrachtete es.

„Kommt jetzt! Wir kehren in mein Schloss zurück“, sagte Abigail.

Sie gingen den Weg zurück, erneut unter der Brücke hindurch. Als sie die Mauer des Schlosses erreichten, führte Abigail sie zu einer kleinen Tür in der Burgmauer. Von hier führte eine Treppe steil nach oben.

„Seid vorsichtig!“ ermahnte Abigail sie. „Die Stufen sind rutschig.“

Sie hatte recht. Die Stufen waren nass und außerdem schmal. Die feuchte Luft roch modrig, sodass sich ein beklemmendes Gefühl über ihr Gemüt legte. So vorsichtig wie sie konnten, stiegen sie nach oben. Alle waren froh, als sie das Ende der Treppe erreichten. Der sich anschließende Gang war niedrig und Sheppard musste mehrmals den Kopf einziehen, um sich ihn nicht an der Decke anzustoßen.

„Wurde der Gang für Zwerge gebaut?“ fragte er deshalb scherzhaft.

„Nein“, Abigail lächelte amüsiert. „Er dient als Notausgang und wird nur selten benutzt, aber wir ersparen uns einen großen Umweg.“

Endlich erreichten sie einen höheren Gang, an dessen Ende sich eine Tür befand. Daran schloss sich eine große Halle an. Mehrere Priesterinnen und Dienerinnen hielten sich in der Halle auf und sahen erstaunt ihre Hohepriesterin aus den unteren Räumen auftauchen.

„Wo warst du denn?“, fragte eine große dunkelhaarige Frau in Abigails Alter. Sie trug ein einfaches schmuckloses Kleid, dass aber nicht golden wie das von Abigail war, sondern weiß.

„Das ist Thora“, stellte Abigail die große Frau vor. „Sie ist vor nicht allzu langer Zeit von einem befreundeten Dorf hierher gezogen.“

„Und wer sind deine gut aussehenden Begleiter?“ fragte Thora und blickte erst Sheppard und dann die beiden Frauen an.

„Colonel John Sheppard“, stellte sich John vor. „Und das sind Rhiana Remor und Teyla Emmagan.“

Thoras Blick fiel auf das ZPM in Sheppards Hand und ihre Augen wurden groß. „Ist das nicht der Lichtstein?“

„Ja, die Hüterin hat ihn mir gegeben. Damit könnt ihr die Insel erneut beschützten.“ Sheppard bedauere zwar, dass sie das ZPM dadurch nicht mitnehmen konnten, aber er würde dieses großartige Bauwerk und die Menschen nicht den Wraith ausliefern.

„Aber nur ein Auserwählter kann es holen!“

„Richtig!“ stimmt Abigail zu.

„Aber das bedeutet ja...“ Überraschung überzog Thoras Gesicht. „Du bist einer der Vorfahren?“

„Ich bin das, was wir einen Antiker nennen, ein Nachfahre eurer Vorfahren. Du kannst mich John nennen.“

„Wie du wünscht! Doch die Prophezeiung erfüllt sich und Almarien ist endlich wieder sicher.“

Die umstehenden Priesterinnen und Dienerinnen tuschelten miteinander. Sie hatten jedes Wort gehört. Die Kunde von der Rückkehr der Vorfahren würde sich schnell in den beiden Schlössern verbreiten.

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Kapitel 4 by Selana
1. Teil 4

Nachdem Sheppard, Rhiana und Teyla so plötzlich verschwunden waren, beschlossen die anderen sich auf den Rückweg zu machen. McKay stellte die Vermutung auf, dass die Drei mithilfe einer Beamtechnologie weggestrahlt worden waren.

Olaf war voller Unruhe, weil sein Dorf in Gefahr war und trieb sie zur Eile an. In Rekordzeit stiegen sie ins Tal hinunter.

Als es Abend wurde, beschlossen sie auf die Nachtruhe zu verzichten. Olaf war sich sicher, dass er auch im Dunkeln den Weg finden würde. Beim ersten Licht des Tages standen sie auf der Anhöhe über dem Dorf und konnten den Grund für Abigails Warnung sehen. Das Dorf wurde von See her belagert. Fünf fremde Schiffe hatten vor der Bucht ihre Anker geworfen und am Ufer ein großes Zeltlager aufgeschlagen worden. Vor den Zelten brannten Feuer. Trotz der frühen Stunde waren viele schon auf den Beinen. In die Bucht konnten die Angreifer dank der schmalen Einfahrt und dem heruntergelassenen Tor nicht hineinfahren.

„Eine geniale Idee“, sagte McKay. „Gegen einen Luftangriff der Wraith würde es aber nichts nützten.“

„Der Feuerschutzwall um das Dorf herum ist auch neu“, sagte Ronon.

„Er ist nicht neu. Ihr habt bei eurer Ankunft nur seinen Zweck nicht erkannt“, belehrte Olaf sie.

Auf den Wehrgängen der Mauern konnten sie die Wächter des Dorfes sehen. Im Dorf selbst waren auch schon Verwüstungen zu entdecken. Einige Häuser waren abgebrannt. An andern wurden trotz der frühen Morgenstunde gearbeitet. Angesichts des Feindes war es aber wahrscheinlicher, dass die Bewohner überhaupt nicht ins Bett gekommen waren.

„Wie kommen wir hinein?“ fragte Ronon.

„Ich habe da vielleicht einige Überraschungen für die Angreifer. Sie sehen nicht gerade weit entwickelt aus.“

Über Ronons Gesicht zog ein Lächeln. „Du denkst an Sprengstoff? Wir haben aber kein C4 dabei.“

McKay nickte. „Ich stelle selbst etwas her. Er wird primitiv sein, aber für diese Hinterwäldler völlig ausreichen. Das gute alte Schulwissen ist immer nützlich.“

„Was ist Sprengstoff?“ fragte Olaf.

„Ihr kennt kein Schwarzpulver?“

„Dieser Name sagt mir nichts.“

„Mit genug Schwarzpulver kann man ein ganzes Haus auf einmal in die Luft jagen“, erklärte McKay geduldig. Als er Olafs fragenden Blick sah: „Es ist wie ein großer Blitz, der das Haus in die Luft fliegen lässt.“

„So etwas gibt es?“ fragte Olaf erschrocken.

„Ja, wenn ihr es nicht kennt, dann hoffentlich auch die Angreifer nicht. Ich kann es herstellen. Habt ihr Kohlenstoff, Schwefel und Kaliumnitrat?“

„Ja, das kommt mir bekannt vor.“

„Im Dorf?“

„Ich denke schon“, meinte Olaf.

„Gut, dann kann ich einige Überraschungen bauen. Lasst uns ins Dorf gehen“, sagte McKay.

Sie schlichen den Hügel hinunter bis zu dem Graben. Als die Feinde angriffen, hatten die Dorfbewohner das Öl darin entzündet und das Feuer bildete einen natürlichen Schutzwall aus Flammen. Die Hitze, die das Feuer ausstrahlte, war gewaltig. Olaf kannte zum Glück einen Geheimgang, der sie unter dem Graben hindurchbringen würde. Dies war einer der Fluchtwege für die Bewohner, als letzter Ausweg gedacht.

Zu ihrem Glück brauchten sie bis zum Tunneleingang nicht allzuweit gehen. Er war gut getarnt worden. Die Decke war so niedrig, dass sie einzeln hindurchkriegen mussten, aber tief genug, um unbeschadet unter dem Feuergraben hindurchkriechen zu können.

Das andere Ende befand sich innerhalb des Dorfes. Als sie herauskamen, blickten sie in die Mündungen von Waffen, die sich aber sofort senkten, als die Wikinger die Eindringlinge erkannten.

„Was ist hier passiert?“ fragte Olaf einen der Krieger.

„Sie kamen, kaum, dass ihr wegwart“, sagte der Angesprochene. „Sie griffen ohne Vorwarnung an. Woher wusstet ihr davon?“

„Die Hohepriesterin hat uns gewarnt“, antwortete Olaf. „McKay und seine beiden Freunde wollen uns helfen.“

„Du hast die Hohepriesterin von Almarien gesehen?“ fragte der Wikinger.

„Ja, sie sieht wunderschön aus.“

„Warum hilft sie uns nicht?“

„Sie hilft uns, Thorwald“, Olafs Blick fiel auf McKay. „Er wird uns helfen.“

„Wie soll der Fremde uns helfen können? Er ist nur ein Mann.“

„Ein Mann mit guten Ideen“, erklärte McKay. „Habt ihr so etwas wie einen Krisenstab?“

„Dieses Wort kenne ich nicht“, meinte Thorwald. „Aber ich nehme an, du meinst jemanden, der uns anführt?“

„Richtig“, bestätigte McKay.

„Grimhilde und Eric wissen immer, was zu tun ist“, sagte Thorwald.

„Grimhilde?“ fragte McKay.

„Sie ist unsere Seherin und weiß immer Rat“, sagte Olaf. „Gehen wir zum Haus des Kriegsrates.“

McKay und Ronon folgten Olaf durch das Dorf bis zum Versammlungshaus in der Ortsmitte. Dort hatte sich der Kriegsrat versammelt. Die Beratenden sahen auf, als die Neuankömmlinge eintrafen.

„Ihr seid da?“ Grimhilde sah sie an. „Habt ihr den Lichtstein nicht gefunden?“

„Wir haben nur ein Abbild einer wunderschönen Frau, die sich Abigail nannte, gefunden. Sie hat Sheppard, Teyla und Rhiana nach Almarien mitgenommen“, erzählte McKay. „Aber ich kann euch helfen, indem ich mit eurer Hilfe kleine Wurfbomben herstelle, mit welchen wir, mit etwas Glück, den Feind verjagen können.“

„Was sind Wurfbomben?“ fragte Grimhilde. „Ihr benutzt seltsame Worte.“

„Ihr könnt sie mit Hilfe von Waffen und Katapulten abschießen. Wenn sie ihr Ziel treffen, gibt es ein Feuer, das großen Schaden anrichtet. Wenn die Wurfbomben groß genug sind, könnt ihr damit auf einen Schlag ein ganzes Haus oder auch, bei entsprechender Größe, eines der Schiffe zerstören.“

Ein Raunen ging durch die Menge. Sollte der Fremde von den Vorfahren gesandt sein? Nur die Götter und die Vorfahren besaßen die Macht, mit Hilfe von Blitzen zu töten.

„Wir besitzen aber keine solchen Wurfgeschossen“, gab einer der Kriegsführer, ein Mann von etwa 60 Jahren, zu bedenken.

„Ich kann sie herstellen. Dazu brauche ich Kohlenstoff, Schwefel und Kaliumnitrat. Habt ihr das hier?“

„Ja, sicher“, sagte Grimhilde.

„Dann holt mir die Stoffe und ich fange sofort mit der Produktion der Bomben an. Ich brauche einen Raum, wo ich ungestört experimentieren kann. Am besten einen Kellerraum.“

„Den haben wir. Hier unten gibt es einen Lagerraum, den du benutzen kannst. Ich werde ihn dir selbst zeigen und dir die gewünschten Stoffe holen lassen“, erklärte Grimhilde. „Folgt mir!“

Grimhilde führte McKay und Ronon in einen im Keller liegenden großen Raum, welcher mit Regalen voll gestellt war, auf denen Lebensmittel, Töpfe, Behälter, Gebrauchsgegenstände und auf den ersten Blick nicht zu identifizierende Gegenstände gelagert wurden. In der Mitte des Raumes stand ein großer Tisch.

„Primitiv, aber ich sollte damit auskommen“, sagte McKay.

Nach und nach brachten die Wikinger McKay die Stoffe, die er zur Herstellung des Schwarzpulvers brauchte. „Ich werde erst die richtige Mischung herstellen. Dann brauche ich kleine Gefäße, am besten Beutel oder kleine Töpfe, in die wir das Pulver schütten. Anschließend stellen wir noch Zündschnüre her. Dazu brauchen wir Schnüre, die in Öl getaucht werden.“

„Für welchen Zweck?“ fragte Olaf neugierig.

„Die Schnüre werden in die Beutel oder Töpfe gesteckt und angezündet. Dann werfen wir sie auf den Gegner und die Beutel explodieren. Das nennt man eine Bombe. Es werden primitive Bomben sein, aber für unsere Zwecke ausreichen. Also, lasst uns an die Arbeit gehen. Die Zeit drängt.“

Sheppard, Rhiana und Teyla standen auf der Brücke, die sich zwischen den beiden Schlössern spannte und genossen die Aussicht. Ein hohes Geländer garantierte die Sicherheit der Fußgänger. Weit voraus, auf dem See, waren Nebelschwaden zu sehen.

Sie hörten Stimmen, die nach ihnen riefen.

„Ich komme gleich nach“, sagte John.

Er sah den Frauen hinterher und genoss die Aussicht über die See.

„So in Gedanken?“ fragte eine Stimme hinter ihm.

Sheppard zuckte zusammen und drehte sich um. Er sah Thora auf sich zukommen. Abigails beste Freundin lächelte ihn an. Sheppard nickte zustimmend: „Ich denke über manches nach.“

Thora und blieb dicht vor ihm stehen. „Du bist ein schöner Mann, weißt du das?“

„Äh!“ Sheppard wich einen Schritt zurück, wurde aber von dem Brückengeländer im Rücken gestoppt. „Ich danke dir für das Kompliment, aber ...“

„Du findest mich nicht schön?“

„O doch, aber ... ich liebe Rhiana.“

„Du solltest sie vergessen, denn sie ist die gleiche Versagerin wie Abigail.“

„Wie meinst du das?“ fragte John, erstaunt darüber, wie Thora über ihre Freundin sprach.

Die Priesterin kam näher und blieb dicht vor ihm stehen. „Weil Abigail genauso versagen wird wie ihr.“

Bevor Sheppard begriff, was sie meinte, spürte er einen rasenden Schmerz in der Brust. Thora trat zurück und zog dabei den Dolch wieder aus Sheppards Körper. John sah an sich herunter und bemerkte das Blut. Seine Beine gaben nach und er spürte noch, dass er langsam an der Brückenmauer zu Boden sank, bevor es Nacht um ihn wurde.

„Ihr seid alle Schwächlinge und Versager“, fauchte Thora verächtlich. „Aus diesem Grunde werdet ihr alle sterben. Wir, die Saat Bhai, werden die Macht übernehmen.“

Thora sah sich schnell um, doch niemand hatte ihre Tat bemerkt. Jetzt musste sie nur den Körper verschwinden lassen. Das Wasser würde Sheppards Grab werden. Es war nicht einfach für sie, den schweren Körper auf die Brüstung der Brücke zu heben, aber sie schaffte es. Sie sah zu wie Sheppard im Wasser verschwand

Sie vergewisserte sich nochmals, dass niemand zu sehen war, der ihre Tat beobachtet haben konnte, und machte sich schnell auf den Rückweg. Niemand würde sie mit dem Verschwinden von John Sheppard in Verbindung bringen.

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Kapitel 5 by Selana
1. Teil 5

Das Wasser schlug über Sheppard zusammen. Der Aufprall brachte ihn ins Bewusstsein zurück. Er begriff, dass Thora ihn ins Wasser geworfen hatte und er ertrinken würde, wenn er nichts unternahm. John trat um sich und versuchte die Luft anzuhalten, um kein Wasser in die Lungen zu bekommen.

Nach oben!

Er musste nach oben schwimmen.

Wie lange er um sein Leben kämpfte, wusste er nicht, es kam ihm aber wie eine Ewigkeit vor. Er verlor die Orientierung und wusste nicht mehr, ob er nach oben oder nach unten schwamm. Die Luft wurde knapp. Da erreichten seine Füße den Grund und Sheppard begriff, dass er anstatt nach oben nach unten geschwommen war. Er stieß sich vom Grund ab und durchbrach wenig später die Wasseroberfläche.

Die Strömung hatte ihn in die See hinausgespült. Er schwamm zurück. Mit letzter Kraft erreichte er das Ufer und zog sich an Land.

Sheppard sah nach seiner Wunde. Er hatte angenommen schwer verletzt zu sein, doch er bemerkte nur eine Fleischwunde. John begriff, dass er viel Glück gehabt hatte. Das Messer hatte war an einer kleinen Kassette abgeglitten, die er in der Brusttasche trug, und hatte nur eine Fleischwunde verursacht, die stark blutete. Die Blutung hatte jedoch aufgehört. Er zog sein Hemd aus und holte ein kleines Verbandspäckchen heraus, welches in einer seiner Taschen verstaut und wasserdicht verpackt war. Dann blieb er noch eine Zeit lang liegen, um neue Kraft zu schöpfen. Als er sich kräftig genug fühlte, stand er auf und machte sich auf den Rückweg zum Schloss.

Die Verräterin Thora würde nicht schlecht staunen, ihn lebend wiederzusehen. Warum Thora das gemacht hatte, war ihm allerdings ein Rätsel. Er konnte sich nicht erinnern, sie je gesehen zu haben.

Bald hatte er das Schloss erreicht und machte sich an den Aufstieg. Rhiana und Teyla würden ihn sicher schon vermissen.

„Wo kann er nur stecken?“ Rhiana machte sich große Sorgen.

„Vielleicht ist er gegangen?“ heuchelte Thora.

„Wohin sollte er denn gehen? John würde mich nie alleine zurücklassen. Uns alle nicht“, widersprach Rhiana der anderen Frau energisch. „Es muss ihm etwas zugestoßen sein.“

Thora zuckte mit den Achseln. „Vielleicht hat er sich verirrt oder er hatte einen Unfall. Wo habt ihr ihn zuletzt gesehen?“

„Auf der Brücke“, antwortete Rhiana.

„Da haben wir es. Er könnte ins Wasser gestürzt sein. Wir sollten die Ufer absuchen. Ich schicke sofort einige Dienerinnen los.“

Thora gab sich sehr besorgt und machte sich daran, ihren Vorschlag in die Tat umzusetzen. Niemand bemerkte den triumphierenden Ausdruck in ihren Augen. Das lief ja ausgezeichnet. Keiner ahnte, was sie getan hatte.

„Ob Thora recht hat?“ fragte Abigail.

„Ich weiß nicht“, sagte Rhiana. „Um von der Brücke zu fallen, hätte er auf die Balustrade steigen müssen. Warum sollte er das tun?“

„Es gibt noch eine andere Möglichkeit“, sagte Teyla und sah die anderen beunruhigt an. „Jemand hat ihn hinuntergeworfen. Oder er wurde entführt.“

Rhiana erschrak. „Ein Mordanschlag? Ich muss John sofort suchen.“

„Warte!“ rief Teyla hinter ihr her, als sie davon rannte. „Ich komme mit!“

Zusammen liefen sie nach draußen, in Richtung Brücke.

Unterwegs hielt Teyla Rhiana an. „Du weißt, was das bedeutet?“

„Ja, es gibt einen Verräter in Almarien. Aber vielleicht hat John sich nur verlaufen und wir machen uns um nichts Sorgen.“

„Der Colonel doch nicht“, Teyla schüttelte den Kopf. „Dazu ist er viel zu erfahren.“

„Du hast recht! Komm weiter.“

Sie liefen bis zur Brücke. An der Stelle, wo sie Sheppard zurückgelassen hatten, begannen sie mit der Suche. Teyla ging in die Knie und untersuchte den Boden. Sie stutzte, als sie den Flecken am Boden bemerkte. Sie fuhr mit dem Finger darüber und betrachtete es. Es war schon angetrocknet, doch es war ohne Zweifel Blut.

Sheppards Blut? Teyla fand noch einen weiteren Flecken auf der Brüstung und ihr Blick wurde immer düsterer.

Rhiana packte ihren Arm. „Teyla! Was hast du gefunden? Sprich doch!“

„Blut! Auf dem Boden und auf der Brüstung.“

Erschrocken ließ Rhiana ihren Arm los. „Blut? Johns Blut?“

Teyla sah zu Boden. „Das weiß ich nicht genau, aber da er verschwunden ist ...“

„Nein! John lebt! Ich weiß es!“ rief Rhiana aus.

Teyla nahm ihre Freundin tröstend in die Arme. „Wir finden ihn. Lebend!“ Unter der Brücke, auf dem kleinen Pfad, tauchten nun die ersten Dienerinnen auf und weiter hinten sahen sie auch Menschen, die das Ufer absuchten. „Siehst du? Sie suchen schon. Wir finden ihn ganz sicher.“

Rhianas Blick schweifte über das Wasser. „Er könnte in den See gespült worden sein.“

„Dann könnte er es bis zum Ufer zurückgeschafft haben“, versuchte Teyla ihre Freundin zu beruhigen.

„Ja, das könnte er. Suchen wir das Ufer ab.“

Sie liefen hinunter, um sich an der Suche zu beteiligen. Sogar die Halbinsel, wo sie die Hüterin getroffen hatten, ließen sie nicht aus. Zu ihrer Enttäuschung fanden sie aber keine Spur von Sheppard. Auch die Menschen, die den See mit Booten abgesucht hatten, kamen erfolglos zurück.

Im Hauptsaal des Schlosses trafen sich alle gegen Abend mit Abigail. „Keine Spur von ihm?“ fragte die Priesterin.

„Nein, nichts“, antwortete Teyla bedrückt.

„Er muss irgendwo sein“, meinte Rhiana niedergeschlagen. „Wir müssen weitersuchen.“

„Liebste Freundin“, tröstend nahm Thora Rhiana in die Arme. „Du musst dich den schrecklichen Tatsachen stellen: Sheppard ist tot.“

„Das hättest du wohl gerne“, sagte in diesem Augenblick eine wohlbekannte Stimme in ihrem Rücken.

Überrascht drehten sich alle um. „John!“

Rhiana lief los, um Sheppard zu umarmen, doch John schob sie sanft zur Seite. Sein Blick war starr auf Thora gerichtet, die langsam zurückwich.

„John! Wo warst du denn? Weißt du, was für Sorgen wir uns um dich gemacht haben?“ fragte Rhiana. Sie sah das Blut. „Du bist ja verletzt.“

„Jemand wollte mich töten und stach mich nieder. Ich fand mich im Wasser wieder und habe es mit letzter Kraft zurück zum Ufer geschafft.“

„Wer? Wer hat das getan?“ fragte Rhiana.

Sheppards Zeigefinger fuhr wie die Spitze eines Schwertes nach vorne. „Sie hat es getan.“

Aller Augen richteten sich nun auf Thora, die noch weiter zur Wand zurückwich. „Er lügt! Warum sollte ich das tun?“ Die Priesterin hatte nun fast die Wand erreicht. Wie war es möglich, dass der Mann noch lebte? Ihre Freundin Lara hatte recht, der Mann besaß besondere Schutzengel.

„Sie ist eine Verräterin. Was sie bezweckt ist mir allerdings ein Rätsel“, sagte Sheppard.

„Das ist nicht wahr!“ Thoras Blick fiel flehend auf Abigail. „Du glaubst ihm doch nicht, oder? Wir sind Freundinnen, er aber ist ein Fremder.“

Abigail sah ihre Freundin traurig an. „Du irrst, er ist kein Fremder. Aber du! Wie konntest du das tun?"

„Du glaubst ihm also mehr, als mir?“ fauchte Thora sie an.

„Ja, das tue ich“, antwortete Abigail. „Sheppard ist von den Vorfahren gesandt worden.“

„Dann sollt ihr alle sterben! Ihr hier und jeder Bewohner von Almarien, der nicht auf unserer Seite steht, denn auch wir sind die Vorfahren!“ Mit diesen Worten drückte Thora einen kleinen Knopf auf ihrem Armband und verschwand in einem Lichtstrahl.“

Sprachlos starrten alle auf die Stelle, an der sie eben noch gestanden hatte.

Sheppard fasste sich als Erster. „Sie hat Antiker- oder Asgard-Technologie benutzt.“

„John, glaubst du das, was ich auch glaube?“

Sheppard sah Rhiana an. „Die Saat Bhai? Aber wir haben sie von ihrem Stützpunkt vertrieben.“

„Ja, was aber nicht bedeutet, dass sie mit der Pandora zur Erde zurück sind. Sie könnten einen neuen Stützpunkt gebaut haben. Vielleicht hier, auf diesem Planeten. Möglicherweise sind sie hinter dem ZPM her.“

„Dann sehen wir sie wieder“, meinte Sheppard.

„Was genau ist überhaupt passiert?“

„Thora ist zu mir auf die Brücke gekommen, kaum das ihr gegangen seid. Ich hatte keinen Grund ihr zu misstrauen. Deshalb kam sie nahe genug an mich heran, um mit dem Dolch zuzustechen. Als Nächstes erinnere ich mich daran, dass ich im Wasser zu mir kam. Ich befand mich im See und schwamm ans Ufer. Als ich mich etwas erholt hatte, kehrte ich zum Schloss zurück. Den Rest kennt ihr.“

„Wir sollten herausfinden, was Thora vorhat“, meinte Rhiana.

„Wohin mag sie gegangen sein?“ fragte Teyla.

„Zurück zum Festland“, vermutete Sheppard.

„Das ist wahrscheinlich“, meinte Rhiana. „Und wir sollten auf jeden Fall nach Rodney und Ronon sehen.“

„Das Wikingerdorf“, Sheppard sah Abigail an. „Du sagtest etwas von einer Gefahr, die dem Dorf drohte.“

„Ja, ich sah, dass es von Söldner angegriffen wird. Vergeudet keine Zeit mehr. Ich schicke euch mit der Macht der Vorfahren zurück.“

Im nächsten Augenblick materialisierten sie mitten auf dem Dorfplatz. Die anwesenden Menschen wichen erschrocken zurück, als die drei so überraschend in ihrer Mitte auftauchten.

Ronon tauchte in der Menge auf.

„Was ist hier los?“ fragte Sheppard.

„Schiffe belagern das Dorf“, erklärte Ronon. „Wir wissen nicht, wer die Angreifer sind.“

„Wo ist McKay?“ fragte Sheppard.

Ronon lächelte. „Er bereitet einige Überraschungen für die Angreifer vor.“

„Aha! Wie ich Rodney kenne, sind das keine angenehmen Überraschungen für die Angreifer.“

Ronon nickte: „Richtig.“

„Bring mich zu ihm“, verlangte Sheppard. „Ich muss mit ihm reden.“

Ronon ging voran und führten sie zu McKay in dessen provisorisches Labor.

„John, Rhiana, Teyla! Ihr seid zurück?“ begrüßte sie McKay. „Habt ihr das ZPM gefunden?“

„Ja, aber wir haben es nicht mitgebracht.“

„Was? Aber warum denn nicht.“

„Es ist ihr Schutz gegen die Wraith. Wir dürfen es ihnen nicht klauen. Wie ich sehe, bist du am basteln?“ fragte Sheppard.

„Ja, ich baue Bomben“, sagte McKay.

Einige Menschen halfen McKay bei der Arbeit. Rodney hatte in der Zwischenzeit eine große Menge Schwarzpulver zusammengemixt, dass von Helfern eifrig, aber sehr vorsichtig in verschiedene Behälter umgefüllt wurde. Sie entdeckten auch Olaf unter den Arbeitern.

„Es sind nur primitive Bomben, aber sie werden genügen“, erklärte McKay.

„Das denke ich auch“, meinte Rhiana.

Sheppard dachte weiter: „Habt ihr Kundschafter ausgesandt, um herauszufinden, was die Angreifer planen?“

„Nein“, sagte McKay. „Wir werden es bestimmt merken, wenn sie angreifen.“

„Aber, es ist wichtig, ihre Absichten zu kennen. Dann werde ich das übernehmen.“

„Das ist viel zu gefährlich, John!“ protestierte Rhiana.

„Ich begleite ihn“, versprach Olaf.

„Dann komme ich auch mit“, erklärte Rhiana.

„Je weniger wir sind, desto besser ist es“, erklärte John seine Entscheidung.

Widerstrebend gab Rhiana nach. Im Grunde hatte John recht. „Na schön! Ich bleibe hier. Aber seid vorsichtig, ihr beiden!“

„Das sind wir“, versprach Sheppard. „Wir sind in einigen Stunden zurück.“

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Kapitel 6 by Selana
1. Teil 6

Olaf und Sheppard gingen durch das Dorf bis zur Außenmauer. Mit Hilfe von Leitern konnte man in regelmäßigen Abständen auf die Mauer klettern. Durch die hohe Brüstung geschützt, die immer wieder von Schießscharten durchbrochen war, gingen sie bis zum heruntergelassenen Tor. Die Wächter begrüßten Olaf und Sheppard freundlich.

„Alles in Ordnung, Branac?“ fragte Olaf einen der Wächter.

„Bisher ist alles ruhig. Wollt ihr euch freiwillig zum Wachtdienst melden?“ Branac sah Sheppard abschätzend an. John gab den Blick gelassen zurück.

„Vernachlässigt eure Wache nicht!“ ermahnte sie Olaf. Dann wandte er sich an Sheppard. Kannst du schwimmen?“

„Soll das ein Scherz sein?“ fragte Sheppard amüsiert.

„Gut, dann klettern wir am Tor herunter und schwimmen an Land.“

Sheppard begutachtete das Tor. Es war an mächtigen Holzsäulen befestigt, die tief ins Wasser reichten. Das Tor nahm die ganze Breite der schmalen Buchteinfahrt ein und wurde mit einem einfachen Räderwerk nach oben bis zur Wasserhöhe gezogen. Dann konnte es zur Seite geschwenkt und an dieser Seite der Bucht befestigt werden. Hier wollten sie hinunterklettern. Es handelte sich um eine einfache, aber geniale Vorrichtung.

Olaf hatte den Wächtern inzwischen erklärt, was sie vorhatten.

„Ich wünsche euch viel Glück“, sagte Branac.

Die beiden Männer bedankten sich. Als Nächstes zogen sie alle hinderliche Bekleidung aus, banden diese zu einem handlichen Bündel zusammen und verstauten sie in einem wasserundurchlässigen Beutel. Anschließend begannen sie mit dem Abstieg. Es war dunkel, der Mond, nur eine kleine Sichel am Himmel, verschwand hinter einer Wolkenbank. Die Mauer lag im Dunkeln, während das Lager hell erleuchtet war. Die Angreifer mussten sich sehr sicher fühlen.

Ohne gesehen zu werden, erreichten sie das Ufer und zogen sich wieder an. Das Lager umgingen sie in weitem Bogen und näherten sich ihm von der Landseite. Auch wenn die Fremden nachlässig waren, wollten sie kein Risiko eingehen.

Ihre Vorsicht wurde belohnt. Niemand bemerkte sie. Olaf und Sheppard schlängelten sich am Boden an den ersten Zelten vorbei. In den meisten war es ruhig. Die Besitzer schienen zu schlafen. Immer wieder mussten sie sich vor patrouillierenden Wachen verstecken. Schließlich fanden sie ein Zelt, das noch hell erleuchtet war und vor dessen Eingang zwei Wächter standen.

Sie schlichen zur Rückseite. Sheppard zückte sein Messer und schnitt ein kleines Loch in die Zeltwand. Olaf machte es ihm nach. Niemand von den beiden sprach ein Wort. Sie verständigten sich mit Handzeichen.

Im Zelt saßen zwei Männer und eine Frau an einem kleinen Feuer und unterhielten sich. Zu seinem Erstaunen erkannte Sheppard in der Frau Thora.

„Wir freuen uns über deine Ankunft, Herrin Thora“, hörte Sheppard einen der Männer sagen. Er war in eine Rüstung gekleidet und besaß lange helle Haare, die er zu einem Zopf gebunden hatte. „Bedeutet es, dass die Amazonen uns im Kampf gegen die Dämonen unterstützen?“

Dämonen? Meinte der Krieger damit die Wikinger? Sheppard lauschte gespannt.

„Noch konnte ich sie nicht überzeugen. Amphonia, die Anführerin, ist im Grunde von friedliebender Natur. Wir waren immer Kriegerinnen, doch seit kurzem sucht Amphonia lieber eine gewaltlose Lösung. Ohne Beweise, dass die Wikinger mit den Dämonen im Bunde sind, will sie kein Leben unserer Kriegerinnen gefährden. Sie ist eine Närrin. Aber, ich bin sicher, dass sie nicht mehr lange unsere Führerin ist. Ich werde beweisen, dass sie von den Dämonen beeinflusst wurde. Im Notfall töte ich sie“, antwortete Thora.

„Thora hat recht“, mischte sich der zweite Mann ein. Dieser trug einen einfachen schwarzen Anzug, Hose und Hemd. Ohne Zweifel hetzte Thora die Angreifer gegen die Wikinger auf. Und waren mit diesen Dämonen etwa sie gemeint?

Da sagte der Mann auch schon. „Die Fremden sind schuld. Sie sind Dämonen aus einer anderen Welt und wollen über eurer Land herrschen. Sie haben die Wikinger verblendet und verhetzt. Mithilfe ihrer magischen Zauberkräfte wollen sie alle Stämme erobern. Das müssen wir verhindern. Deshalb wird es als Erstes notwendig sein, diese Dämonen zu töten.“

Olaf sah Sheppard an. Auch er hatte begriffen, dass die Angreifer im Grunde nur aufgehetzt wurden. Sie lauschten weiter und erfuhren, dass die Angreifer sich selbst als Markomanen bezeichneten. Schließlich gab John Olaf ein Zeichen, und sie zogen sich lautlos ans andere Ende des Lagers zurück.

„Was sind die Amazonen?“ wollte Sheppard wissen.

„Ein Stamm aus Kriegerinnen. Ihr Dorf ist in der Nähe. Wir müssen verhindern, dass auch noch die Amazonen gegen uns aufgehetzt werden“, sagte Olaf.

„Dann lass uns zu den Amazonen gehen. Wir müssen sie überzeugen, dass wir keine Dämonen sind. Ich werde Rhiana über Funk informieren, dass wir nicht wie abgemacht zurückkommen.“

John aktivierte sein Funkgerät und informierte Rhiana, die alles andere als begeistert über die neue Entwicklung der Dinge war.

Auf dem Weg zum Dorf der Amazonen erzählte Olaf, dass sie öfters mit den kriegerischen Frauen zusammentrafen. Früher war das jedes Mal in Kampf ausgeartet, doch seit zwei Jahren hatte sich das geändert. Jetzt kamen sie freundschaftlich mit den Amazonen aus. Mit einer verband ihn sogar eine besondere Art der Freundschaft.

„Wir sind da.“

Tatsächlich tauchte jetzt auf einer Waldlichtung vor ihnen ein Dorf auf. Ohne zu zögern, verließen sie den Wald und gingen auf die Siedlung zu. Die Amazonen bemerkten sie nach kurzer Zeit. Wenig später waren sie von einer Gruppe Kriegerinnen umringt. Drohend richteten sich Schwerter und Pfeile auf sie.

Langsam hoben Sheppard und Olaf die Hände, um ihre friedlichen Absichten zu zeigen.
„Wir kommen in Frieden. Führt uns zu Amphonia oder Hypolita“, verlangte Olaf.

Die beiden Männer rührten sich nicht, als die Kriegerinnen sie einkreisten. „Kommt mit“, forderte eine der Frauen sie auf.

Die beiden gingen mit ihrer Eskorte durch das große Tor in das Dorf. Das erste, dass ins Auge stach, war, dass keine Männer zu sehen waren. Nur Frauen jeder Altersgruppe hielten sich in der Siedlung auf.

Auf dem Dorfplatz wurde angehalten. Der Kreis der Kriegerinnen, der sich um die beiden Männer gebildet hatte, teilte sich, als eine groß gewachsene Frau in den Kreis trat.

„Hallo Hypolita!“ begrüßte Olaf die schöne Amazone mit den langen blonden Haaren. „Lange nicht mehr gesehen!“

Hypolita lächelte Olaf hintergründig an. „Schön, dich zu sehen, Olaf. Was ist der Grund deines unverhofften Besuches?“

„Wir müssen mit euch reden. Ist Amphonia noch eure Anführerin?“

„Selbstverständlich.“

„Dann bring uns einfach ach zu Amphonia“, drängte Olaf. Es galt keine Zeit zu verlieren.

Hypolita zögerte noch einen Augenblick und bedeutete ihnen dann, ihr zu folgen. Wenig später standen sie vor der Anführerin der Amazonen. Amphonia war wie Hypolita hochgewachsen und schlank, besaß aber lange braune Haare.

Ihr durchdringender Blick ruhte lange auf Sheppard. „Du bist einer dieser Dämonen.“

„Das ist eine unverschämte Lüge“, verteidigte Sheppard sich. „Wir sind keine Dämonen. Die Frau, welche sich Thora nennt, lügt. Sie stammt wie ich von einer anderen Welt. Ich kenne ihre Absicht nicht genau, aber sie kann nicht gut sein, denn sie hat versucht, mich zu ermorden.“

„Glaube ihm nicht, Amphonia! Er ist ein Dämon der Finsternis und will euch blenden!“ Die Stimme ließ alle herumfahren.

Unter der Tür standen Thora und ein in schwarz gekleideter Mann. Es war derselbe, den Sheppard im Zelt gesehen hatte.

Hypolitas und Amphonias Blick wanderte von einem zum anderen. Es war offensichtlich, dass sie nicht wussten, wem sie glauben sollten.

„Du bist eine Verräterin“, beschuldigte er Thora. Sheppard wandte sich an Amphonia. „Sie hat Abigail verraten.“

„Woher willst du das wissen?“ fragte Amphonia verdutzt.

„Ich war in Almarien! Die Hüterin vom See gab mir den Lichtstein.“

„Und wo ist dieser Lichtstein?“

„In Almarien. Ich schenkte ihn Abigail zum Schutz der Insel vor den Wraith.“

„Glaubt ihm nicht!“ rief Thora aus. „Es stimmt, dass er in Almarien war. Vor kurzem traf ich ihn und seine Freunde. Er überredete mich, ihn nach Almarien mitzunehmen. Ich habe ihm vertraut und sah keinen Grund ihn nicht mitzunehmen. Doch er missbrauchte mein Vertrauen und stahl den Lichtstein.“

Thora und der Krieger waren inzwischen zu ihnen herangetreten. Der Fremde grinste Sheppard siegessicher an.

„Ich schlage vor, ihr sperrt Sheppard und seinen Freund ein. Dann entscheiden wir, was mit ihnen geschieht“, sagte der dunkle Krieger.

„Für Dämonen gibt es nur eine Strafe: den Tod“, verlangte Thora.

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Kapitel 7 by Selana
1. Teil 7

„Was sagst du zu deiner Verteidigung, Sheppard?“ wandte Hypolita sich an John.

„Was sagt die Legende über den Auserwählten der Vorfahren?“

„Das sie ihn beschützen.“

„Nimm dein Schwert und versuche mich zu töten.“

„Sheppard!“ Olaf, der bisher geschwiegen hatte, sah seinen Freund erschrocken an.

„Vertrau mir!“ meinte Sheppard nur.

„Bist du sicher?“ fragte Hypolita Sheppard nochmals.

„Schlag zu!“ Sheppard konzentrierte sich auf kleine Antikergerät an seiner Brust, dass den Schutzschild um ihn aufbaute und seit kurzem zur Standardausrüstung jedes Teams gehörte.

Die Amazone hob ihr Schwert und ließ es auf Sheppard heruntersausen. Doch dicht vor John hielt es an. Hypolita versuchte mit ganzer Kraft ihr Schwert weiter zu führen, doch sie schaffte es nicht. Ein Raunen ging durch die Anwesenden.

Wütend nahm Thora Hypolita das Schwert weg und versuchte es selbst, aber mit dem gleichen Ergebnis. Sheppard atmete erleichtert auf und grinste Thora an. Die begriff, dass sie mit ihrer eigenen Technik ausgetrickst wurde.

Sheppard nahm nun seinerseits das Schwert aus Thoras Hand und stach zu. Er hatte genau gezielt und streifte den Arm der Verräterin und verursachte einen leicht blutenden Kratzer. Thora fuhr mit einem Wutschrei zurück und hielt sich den schmerzenden Arm.

„Die Vorfahren beschützen Sheppard“ sagte da auch schon Amphonia. Er strafender Blick traf Thora und ihren Begleiter. „Da Sheppard der Auserwählte der Vorfahren ist, kann er kein Dämon sein. Die Macht der Vorfahren würde das erkennen und sich gegen Sheppard wenden. Wir werden beraten. John Sheppard und sein Freund können sich frei im Dorf bewegen.“



In der Zwischenzeit hatten die Wikinger unter der Leitung von McKay eine große Menge der primitiven Bomben hergestellt. Draußen, auf dem Dorfplatz, wurde alles zusammengetragen.
McKay sah sich suchend um. „Sind Sheppard und Olaf noch nicht zurück?“

„Nein! Er hat sich gemeldet und ist mit Olaf noch unterwegs“, meinte Rhiana besorgt.

„John kann gut auf sich aufpassen“, versuchte McKay die Frau zu beruhigen.

„Wir sollten nicht länger warten“, meinte Ronon. „Wer weiß, wann Sheppard und Olaf zurückkommen.“

„Vielleicht sollten wir einen Überraschungsangriff starten“, schlug Rhiana vor.

„Einige Krieger könnten sich mit Bomben bewaffnen und ins Lager der Markomanen schleichen“, fügte Ronon hinzu.

„Dazu ist es zu spät. Es ist inzwischen viel zu hell geworden. Man würde sie sofort entdecken“, widersprach McKay. „Aber wir bringen die Bomben auf der Dorfmauer. Wenn die Markomanen angreifen, können wir sie damit überraschen.“

„Eine gute Idee“, sagte Rhiana. „Habe ich da nicht irgendwo Katapulte gesehen?“

„Natürlich! Mit diesen können wir sogar ihre Schiffe erreichen. Zusätzlich rüsten wir die vier Drachenboote mit den Schleudern aus. Dann können wir die Bomben als Wurfgeschosse benutzen.“

2. 3. Alle fanden die Idee gut. Kurze Zeit später waren die Katapulte von vielen helfenden Händen auf den Drachenbooten und der Mauer verteilt worden. Die Besatzungen der Boote machten sich bereit zum Auslaufen.

Inzwischen war es Mittag geworden und Rhiana machte sich immer größere Sorgen um Sheppard. Wo blieb er nur?

Rhiana sah Ronon und Teyla auf der Mauer stehen und beschloss zu ihnen zu gehen. Sie blieb neben Teyla stehen und sah zum Lager der Markomanen hinüber. Im Lager hatte sich Hektik breit gemacht. Anscheinend planten die Markomanen einen Angriff.

„Glaubst du sie reichen?“ Ronon warf einen skeptischen Blick auf die Bomben.

„Ich denke schon“, antwortete McKay. „Die Markomanen rechnen nicht mit den Bomben. Sie kennen diese überhaupt nicht.

Ronon war aber nicht sehr beruhigt. „Hoffen wir, dass du recht hast, Rodney. Sie kommen!“

McKay rief laut: „Macht euch bereit, Freunde! Sie greifen an!“

Sofort eilte jeder Mann und jede Frau, die nicht zu alt oder auch krank waren, zu ihren vorher angewiesenen Positionen. Der Feuergraben war die erste Verteidigungslinie, doch leider hatten die Markomanen eine Möglichkeit gefunden, diesen mit Leichtigkeit zu überwinden. Sie stellten am Graben Gegenstände auf, die sich als Trampolin herausstellten. Die markomanischen Krieger sprangen einfach über den Graben hinweg. Die meisten schafften es, heil auf der anderen Seite anzukommen.

Die ersten Angreifer erreichten die Mauer und stellten Leitern und Kletterstangen auf.

„Jetzt!“ rief McKay.

Die Bomben wurden auf die Angreifer geworfen und explodierten mitten zwischen ihnen. Die Wirkung war verheerend. Überrascht von dieser Art der Verteidigung verloren die Markomanen viele ihrer Krieger. Als immer mehr Bomben zwischen ihnen explodierten, zogen sie sich zurück.

Jubelnd standen die Wikinger auf den Mauern und riefen spöttische Worte hinter ihnen her. McKay wurde umarmt und beglückwünscht.

„Immer mit der Ruhe, Leute“, meinte McKay und dämpfte ihre Begeisterung damit etwas. „Das war nur der Anfang. Die Überraschung war auf unserer Seite. Jetzt sind sie gewarnt und sie werden sich eine neue Angriffstaktik ausdenken.“

„Aber wir haben sie erst einmal vertrieben“, sagte einer der Wikingerkrieger.

„Das haben wir“, bestätigte McKay.

„Sollen wir mit den Booten hinausfahren und sie verfolgen?“ fragte ein anderer Krieger.

„Nein, wir würden die Boote und die Besatzungen nur unnütz in Gefahr bringen. Lasst uns abwarten, was sie als nächstes unternehmen.“

Rhiana war auf der Mauer geblieben und hatte sich zusammen mit Teyla und Ronon an der Verteidigung der Außenmauer beteiligt. „John ist immer noch nicht da.“

„Er kommt bestimmt bald“, meinte Teyla. „Hätten die Markomanen ihn gefangen oder gar getötet, hätten sie damit herumgeprahlt.“

Rhiana sah Teyla dankbar an. Sicher hatte die Freundin recht. Sie drehte sich wieder dem Wald zu.



John Sheppard und Olaf genossen inzwischen die Gastfreundschaft der Amazonen. Sheppard hatte Olaf zuletzt in der Gesellschaft zweier Amazonen gesehen, was John amüsiert zur Kenntnis genommen hatte. So ging er alleine durch das Dorf und überlegte, wie er Hypolita und Amphonia am besten davon überzeugen konnte, dass die Amazonen sich an der Verteidigung des Wikingerdorfes beteiligen mussten. Die freundlichen Grüße der Frauen erwiderte er automatisch, ohne sie richtig zur Kenntnis zu nehmen.

Hypolita und Amphonia hatten sich mit dem Rat der Amazonen zur Beratung zurückgezogen. Vorher hatten sie sich nochmals seine Argumente und die von Thora und ihrem Freund Jorik angehört. Jetzt hoffte Sheppard, dass das Amazonenvolk die richtige Entscheidung traf.

So in Gedanken versunken, bemerkte er nicht, dass er verfolgt wurde. Thora und Jorik hatten ihn nicht aus den Augen gelassen, nachdem sie alle den Ratssaal verlassen hatten.

Die beiden warteten geduldig auf den richtigen Zeitpunkt. John Sheppard musste verschwinden. Thora schalt sich eine Närrin. Es war lange her, dass sie einen Gegner so unterschätzt hatte. Sie mussten vorsichtig vorgehen, denn es durfte kein Verdacht auf Jorik und sie fallen. Es sollte so aussehen, als wäre Sheppard von alleine gegangen.

Die Gelegenheit kam, als Sheppard einen abgelegenen Stall betrat, um sich die Pferde anzusehen. Im Moment hielt sich keine Amazone im Stall auf.

Es waren schöne Tiere. Ein Schwarzer fiel Sheppard besonders auf. Er dachte daran, wie er auf der Erde mit Pferden ausgeritten war, bevor er wusste, wer sein Vater wirklich war.

Rhiana! Wahrscheinlich machte sie sich große Sorgen.

Das Pferd lief in seiner Box umher, kam aber heran, als er es lockte. „Wem gehörst du denn, mein Schöner?“

„Dir ganz bestimmt nicht, Sheppard“, sagte eine Stimme in seinem Rücken.

Er fuhr herum und sah sich Thora und Jorik gegenüber. Jorik hielt einen Strahler in der Hand.

„Und was passiert jetzt? Willst du mich erschießen? Ihr seid Saat Bhai!“

„Du vermutest richtig“, sagte Jorik.

„Was soll das Ganze hier?“

„Wir sind auf der Suche nach geeigneten Plätzen für Stützpunkte“, erklärte Thora. „Dieser Planet ist sehr geeignet. Und nachdem du so freundlich warst und ein ZPM für uns gefunden hast, werden wir hier einen großen Stützpunkt anlegen. Leider werden wir deine Freunde vernichten müssen. Besonders diese Priesterinnen auf der Insel. Sie verdienen es nicht zu leben. Sie sind so dumm. Es war mir ein Leichtes, mich bei ihnen einzuschleichen und ihr Vertrauen zu gewinnen.“

„Ihr Saat Bhai müsst alle verrückt sein“, meinte John.

„Keineswegs. Eigentlich sollten wir dich mitnehmen, denn auf deinen Kopf ist ein großer Preis ausgesetzt, doch das ist im Moment zu gefährlich. Deshalb werden wir dich töten müssen“, sagte Thora kalt.

„Hier?“

„Das erledigen wir anderswo. Du wirst mich in den Dschungel begleiten. Wir kehren zu den Markomanen zurück. Deine Freunde werden dir ins Grab folgen.“

„Niemals!“

„Wir werden sehen. Geh jetzt hinten hinaus“, befahl Jorik ihm.

Sheppard zögerte. „Was wollt ihr den Amazonen sagen, wenn ich einfach verschwinde?“

„Das du Angst vor ihrem Urteil bekamst. Sie werden uns dann glauben, dass du ein Dämon bist und mit uns in den Kampf gegen deine Wikingerfreude ziehen.“

Die Mündung des Strahlers zielte jetzt genau auf Sheppards Kopf. Sheppard begriff, dass er keine andere Wahl hatte.

Sheppard setzte sich widerwillig in Bewegung. Hinter dem Stall befand sich gleich im Anschluss eine Koppel. Dahinter sah man die Mauer des Dorfes, woran sich der Wald anschloss. Die kleine Tür in der Mauer war Joriks Ziel. In der Koppel sprangen einige Pferde aufgeregt umher, da sie in den beiden Männern Fremde erkannten.

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Kapitel 8 by Selana
1. Teil 8

John verfluchte den Umstand, dass er seinen Schutzschild nicht bei sich hatte, sondern in dem Quartier, das man ihnen zugewiesen hatte, bei seinem Gepäck. Sollte er dies überleben, dann schwor er sich, es immer bei sich zu tragen.

Thora blieb zurück, während Jorik Sheppard mit schussbereiter Waffe über die Wiese trieb. In der Hoffnung eine Fluchtmöglichkeit zu finden, blickte John sich unauffällig um. Die Gelegenheit kam, als eines der Pferde direkt auf Jorik zulief und ihn zwang, zur Seite zu springen. John griff Jorik an. Es gelang ihm, diesem den Strahler aus der Hand zu schlagen. Während sie über die Wiese rollten, versuchte jeder die Oberhand zu gewinnen. Einmal war Sheppard oben, dann wieder Jorik.

Die Pferde in der Koppel wieherten aufgeregt und liefen durcheinander. Plötzlich wurden sie auseinander gerissen. Die Amazonen hatten die Auseinandersetzung bemerkt und trennten die Kämpfenden.

„Was ist hier los?“ herrschte sie eine der Kriegerinnen an. „Haben die Ältesten nicht den Frieden angeordnet?“

„Sheppard wollte Jorik töten. Er hat sich nur verteidigt“, rief Thora, die herbeigeeilt war und zu retten versuchte, was noch zu retten war. „Es ist, wie ich sagte: Er ist ein Dämon!“

„Du lügst!“ Die ruhige Stimme in ihrem Rücken ließ alle aufhorchen. Durch den Kreis der Amazonen drängte sich Hypolita nach vorne.

„Was? Aber ...!“

„Ich habe alles gehört, was ihr im Stall gesprochen habt“, sagte Hypolita. „Der Rat hat eine Entscheidung getroffen und diesen wollte ich Sheppard mitteilen. Als ich ihn suchte, sah ich euch beide hinter Sheppard herschleichen. Also beschloss ich euch zu folgen. Dadurch konnte ich das Gespräch im Stall belauschen. Ihr wolltet Sheppard töten.“

Die Amazonen ließen Sheppard los, hielten Jorik aber weiterhin fest.

„Ihr beide solltet lieber so schnell wie möglich von diesem Planeten verschwinden“, sagte John zu Thora. „Und bestellt meinem Vater einen schönen Gruß.“

„Schön, du hast gewonnen“, sagte Thora und drehte sich um.

Sheppard sah ihr noch einen Augenblick nach und wandte sich dann Hypolita zu. „Ihr werdet Olaf und seinem Stamm also helfen?“

„Der Rat hat entschieden, dir zu glauben“, antwortete Hypolita.

Keiner von beiden hatte auf Thora geachtet, die nicht aufgeben wollte. Unauffällig zog sie einen winzigen Strahler und richtete ihn auf Sheppard. Doch gerade, als sie abdrücken wollte, spürte sie einen entsetzlichen Schmerz in der Brust. Sie blickte nach unten. Ungläubig starrte sie auf die Lanze, die sie regelrecht durchbohrt hatte. Ohne einen Laut sank sie tot zu Boden.

Sheppard und Hypolita hatten sich überrascht herumgedreht. Jorik stand über Thora gebeugt. Er hatte die Lanze geworfen.

Nun war Sheppard überrascht.

„Ich konnte doch nicht zulassen, dass diese Wahnsinnige dich tötet.“

„Und warum nicht?“

„Genau wie die Saat Bhai haben auch die Arya Varta ihre Agenten in den Reihen der Saat Bhai. Ich bin ein Agent der Arya Varta.“

„Du wolltest mich aber in ihrem Namen töten.“

„Das hätte ich nicht gemacht. Ich hätte es nur so aussehen lassen.“

„Du hast sie getötet. Was ist nun mit deiner Tarnung?“ fragte John.

„Ich stellte es so dar, dass du sie getötet hast. Außer uns hier gibt es keine Zeugen. Ich werde zurückkehren und sagen, dass der Planet als Außenposten nicht in Frage kommt“, versprach Jorik.

„Wie viele Außenposten habt ihr schon?“

„Zwei, die ich kenne. Hier sind ihre Koordinaten“, sagte Jorik. „Aber ich weiß nicht, ob das alle sind.“

„Ich danke dir auf jeden Fall“, John gab ihm die Hand zum Abschied. „Viel Glück, und sei vorsichtig.“

„Das werde ich“, versprach Jorik. „Und John! Ich bewundere dich sehr und wenn du rufst, werde ich kommen.“

„Danke!“ John sah ihm nachdenklich hinterher.

„Du hast mehr Freunde, als du denkst“, sagte Olaf.

„Ja“, und an Hypolita gewandt. „Können wir gleich aufbrechen?“

„Wir stellen eine Kampfgruppe zusammen und brechen in etwa einer Stunde auf“, versprach Hypolita. Sie sah auf die Pferde. „Olaf und du, ihr bekommt Pferde von uns geliehen.“

Wie versprochen war der Trupp eine Stunde später aufbruchbereit. Olaf und er bekamen Pferde zugeteilt. Dann machte sich eine Anzahl von vierzig, zu allem entschlossenen Amazonenkriegerinnen, auf den Weg zum Dorf der Wikinger.

Sheppard hoffte, dass sie nicht zu spät kamen. Immerhin war er die ganze Nacht und einen halben Tag weg gewesen. Die Kriegerinnen ritten so schnell es das unwegsame Gelände erlaubte. Trotzdem war es früher Abend, als sie auf der kleinen Anhöhe über dem Dorf, ihre Pferde anhielten, um sich einen Überblick zu verschaffen. Schon von weitem hatten sie Geschrei und Lärm gehört, der auf einen Kampf hindeutete. Im Dorf und auf dem Wasser wurde heftig gekämpft.

Sheppard blickte zu den Schiffen hinunter. McKays Taktik schien aufgegangen zu sein. Alle angreifenden Schiffe brannten. Noch immer fielen Geschosse auf die zum Untergang verdammten Schiffe. Die Besatzungen suchten ihr Heil in der Flucht. Sie sprangen ins Wasser und versuchten schwimmend das Land zu erreichen.

Die Drachenschiffe der Wikinger sahen dagegen unbeschädigt aus. Auch waren keine Kämpfe an Bord zu erkennen. Die Männer standen jubelnd an der Reling und riefen verhöhnende Worte hinter den Fliehenden her.

„Wie es aussieht, brauchen sie unsere Hilfe überhaupt nicht“, meinte Sheppard erleichtert.

„Das glaube ich nicht“, sagte Hypolita und zeigte nach unten.

Sheppard folgte ihrem Blick und sah, was sie meinte. Im Gegensatz zum Wasser hatte sich der Kampf an Land für die Wikinger nicht so gut entwickelt. Den Angreifern war es trotz des Feuergrabens, der inzwischen weitgehend niedergebrannt war, und den Bomben gelungen, in das Dorf einzudringen. Hier wurden inzwischen keine Explosivgeschosse mehr geworfen. Wahrscheinlich waren alle aufgebraucht. Die Wikinger wehrten sich verzweifelt, doch die Markomanen waren eindeutig in der Überzahl.

Hypolita gab ihren Kriegerinnen ein Zeichen. Unter wildem Geschrei pressten die Amazonen auf ihren Pferden den Hügel hinunter. Der Feuergraben war für sie kein Hindernis. Die Frauen übersprangen ihn einfach mit ihren Reittieren.

Olaf und John beeilten sich, den Amazonen zu folgen. John hielt sich abseits des Schlachtgetümmels und verteidigte sich nur, wenn er angegriffen wurde. Er sorgte sich um seine Freunde und wollte sie suchen. Olaf hatte er dadurch aus den Augen verloren. Die Markomanen wurden von dem entschlossenen Angriff der Amazonen überrascht und wussten im ersten Moment nicht, was sie machen sollten. Nach kurzer Zeit überwanden sie ihre Verwirrung, doch da hatten sie schon viele Krieger verloren und andere waren kopflos geflohen. Die Wikinger dagegen schöpften neue Hoffnung und griffen mit neu gewonnener Kraft an.

Endlich sah Sheppard Rhiana und Ronon auf einem der Mauergänge. Sie versuchten die dort eindringenden Markomanen abzuwehren. Er trieb sein Pferd an und sprang vom Sattel auf die nach oben führende Treppe. Leichtfüßig lief er nach oben und half seinen Freunden die Mauer zu verteidigen.

Nachdem der letzte Markomane von dieser Stelle der Mauer vertrieben war, hielten sie schwer atmend inne und sahen sich erleichtert an.

„John!“ Rhiana ließ ihre Waffe fallen und lief zu ihm. Sie fielen sich in die Arme. „Ich hatte mir schon große Sorgen gemacht. Wo warst du so lange?“

„Mir ist nichts passiert“, versuchte Sheppard die Frau zu beruhigen. „Und ich habe einige Freunde mitgebracht“, sagte er und zeigte auf die Amazonen, die dabei waren die letzten Markomanen aus dem Dorf zu vertreiben.

„Freundinnen wäre richtiger“, stellte Rhiana fest und sah erstaunt auf die kämpfenden Frauen. „Wer sind die denn?“

„Freundinnen von Olaf“, sagte John.

„Seht doch! Die Markomanen fliehen“, sagte Ronon.

Ronon hatte recht. Es war nicht zu übersehen, dass die Amazonen den Kampfverlauf zu ihren Gunsten entschieden. Alle Markomanen, die nicht zu verwundet waren, um laufen zu können, befanden sich auf der Flucht. Während die Amazonen ihnen hinterher hetzten, blieben die Wikinger zurück und kümmerten sich um die Verwundeten. Dabei machten sie keinen Unterschied zwischen Freund und Feind. Jeder, der verletzt war, wurde versorgt.

Die Freunde begaben sich nach unten, um zu helfen.

„Wo ist McKay?“ fragte Sheppard besorgt, weil er seinen Freund nirgends entdecken konnte.

„Keine Sorge“, beruhigte Rhiana ihn. „Rodney ist in seiner Werkstatt und produziert neue Bomben, weil sie uns ausgegangen sind.“

„Ich vermute, dass wir diese nicht mehr brauchen, denn die Markomanen kommen bestimmt nicht mehr zurück“, sagte Sheppard.

„Wieso nicht?“

„Sie wurden von Thora aufgehetzt. Thora ist tot und ihr Freund Jorik stellte sich als Verbündeter heraus“, erklärte Sheppard.

„Thora ist tot?“ fragte Rhiana. „Wie?“

„Jorik hat sie getötet und mir damit das Leben gerettet.“

„Was genau ist passiert?“ fragte Ronon.

So begann Sheppard zu erzählen, was er erlebt hatte.

„Das erklärt einiges“, meinte Rhiana nachdenklich.

Sie sahen McKay und Teyla auf sich zukommen.

„Wie ich sehe, ist hier alles klar, oder?“ fragte McKay und warf einen bezeichnenden Blick auf die Amazonen.

„Wo kommen die Frauen her und warum kämpfen sie für uns?“ wollte auch Teyla wissen.

„John und Olaf haben sie geholt“, antwortete Ronon.

„Euer Freund kann sehr überzeugend sein“, sagte in diesem Augenblick eine Stimme in ihrem Rücken.

„Das ist Hypolita“, stellte John die Amazone vor.

Zusammen mit Hypolita war noch Amphonia erschienen.

Das ist Amphonia, die Anführerin der Amazonen“, stellte John auch sie vor.“

„Nachdem die Markomanen besiegt sind, können wir davon ausgehen, dass wir die nächste Zeit in Frieden leben können“, meinte Olaf, der mit Grimhilde zu ihnen gestoßen war.

„Wenn die Wraith kommen, setzt euch mit Abigail in Verbindung. In Almarien seid ihr sicher vor ihnen“, sagte John.

„Wieso haben die Markomanen ausgerechnet euch überfallen?“ fragte Ronon.

„Es muss wegen Almarien gewesen sein. Thora wusste davon“, beantwortete Grimhilde die Frage.

„Die Saat Bhai wollten Almarien wegen dem ZPM zu einem Stützpunkt machen“, erklärte John McKay. „Das haben wir nun verhindert.“

„Aber das ZPM ist für uns verloren.“

„Wir haben kein Recht, es ihnen wegzunehmen“, sagte John. „Und damit ist das Thema erledigt. Wir kehren zum Stargate zurück.“

„Wenn alle Verwundeten versorgt sind, werden wir ein Fest veranstalten“, sagte Olaf. „Ihr seid alle eingeladen.“

„Wir helfen euch die Verwundeten zu versorgen“, bot Amphonia an. Die Anführerin der Amazonen war eine ausgezeichnete Heilerin. Sie wollte sich auch John Wunde nochmals ansehen, um sie fachgerecht versorgen zu können.

Alle waren einverstanden und machten sich auf den Weg zu den Verwundeten, um zu helfen. Nachdem das geschehen war, wurde ein großes Fest vorbereitet. Olaf versprach dem Team nach dem Ende des Festes, sie sicher zum Stargate zu bringen. Der Ring der Vorfahren war ihnen bekannt.

Sheppard war einverstanden und alle halfen bei den Vorbereitungen für das Fest. Sie freuten sich darauf, nach all den überstandenen Gefahren, in Ruhe etwas feiern zu können.

Ende
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