Eine Burg mitten in der Welt by Fermina
Summary: Daniel möchte nach seiner Rückkehr in seine ursprüngliche Daseinsform ein paar Tage verreisen, um die Erinnerungen an sein Leben als Daniel Jackson, die alle gleichzeitig auf ihn eingestürzt waren, besser verarbeiten zu können. Er besucht einen alten Freund auf Island. Aber leider wird ihm die Ruhe nicht gegönnt, denn er macht eine aufregende Entdeckung…
Categories: Stargate SG-1 Characters: Asgard, Daniel Jackson (SG-1), Jack O’Neill (SG-1), Multi-Chara, Own Character, Samantha Carter (SG-1), Teal’c (SG-1)
Genre: Action, Friendship, General
Challenges: Keine
Series: Keine
Chapters: 3 Completed: Ja Word count: 20753 Read: 14439 Published: 22.11.11 Updated: 22.11.11
Story Notes:
Ich habe diese Geschichte auch ein wenig zur Erinnerung an meinen tollen Urlaub auf Island geschrieben und einige meiner Eindrücke, die ich dort gesammelt habe, in Teil 1 eingearbeitet. Aber keine Angst, die Geschichte ist nicht zur Sightseeing Tour verkommen. *G* Dank gilt meiner Beta Greyfinchen, die mich auch inhaltlich hier und da ein wenig unterstützt hat. …Die Abbildung, von der später in der Geschichte die Rede ist, habe ich von Gavin White ausgeliehen und ein ganz kleines bisschen verändert :-) Ach so, und die Edda, aus der ich Ausschnitte verwendet habe, gehört natürlich auch nicht mir :-) Ich habe nie Isländisch gelernt und deshalb weiß ich auch nicht, ob der eine Satz, den ich in Isländisch geschrieben habe, so richtig ist, aber ich glaube, das wird kaum jemanden stören…Wer nicht so ein doller Daniel-Fan ist, kann auch gerne mit dem zweiten Teil der Geschichte anfangen denn da kommt der Rest von SG-1 hinzu. (Kommentar von Greyfinchen : man bringt sich aber dadurch um den bildhaft stärksten Teil der Geschichte! ;-), Insgesamt hat die Geschichte drei Teile. Ich habe zu der Geschichte auch einige Bilder gezeichnet und gesammelt, die ich euch gerne zuschicken kann, wenn ihr möchtet. :o-) Lasst es mich einfach wissen! - Ansonsten - viel Spaß beim Lesen!

Staffel : 7 ( nach „Fallen“ und „Homecoming“)

1. Kapitel 1 by Fermina

2. Kapitel 2 by Fermina

3. Kapitel 3 by Fermina

Kapitel 1 by Fermina
Eine Burg mitten in der Welt


Am anderen Ende der Galaxis, ca. 2000 BC

Nur langsam schien das Schiff sich durch den Weltraum zu bewegen, trotz der unvorstellbaren Geschwindigkeit. Der Commander des Schiffes lies sich zurück in seinen Sessel sinken. Er befand sich auf der Reise zu einem wichtigen Treffen. Große Dinge würden besprochen werden.
Noch etwa 35 Stunden, bis sein Schiff das Ziel erreichen würde. Er reiste allein. Es wurden so viele wie möglich gebraucht, um die Probleme, die seine Spezies bedrohten, in den Griff zu bekommen. Als er vor ein paar Tagen die Nachricht bekommen hatte, dass man sich treffen wollte, war er zuerst sehr verwundert gewesen. Lange Zeit war man nicht mehr zusammen gekommen.



USA, Colorado, Colorado Springs, Daniels Apartment, Gegenwart

Daniel durfte keine Zeit verlieren. Er stopfte die letzten Klamotten in eine Reisetasche. Dies war kein guter Anfang für seinen Urlaub. Er hatte ein paar Tage frei bekommen und wollte die Gelegenheit ergreifen, noch mal über die Ereignisse der letzten Wochen nachzudenken. Nachdem er von Jack, Sam und Teal’c auf einem Planeten aufgefunden worden war, hatte er anfänglich unter einem Gedächtnisverlust gelitten. Nach und nach waren dann aber seine Erinnerungen zurückgekehrt und es war einfach zuviel für ihn gewesen. Es war, als müsste er alles, was er durchgemacht hatte, noch einmal erleben. Schlimme und schöne Eindrücke vermischten sich und ergaben Gefühle, die beinahe unerträglich waren.
Glücklicherweise hatte sich überraschend ein alter Schulfreund gemeldet, der vor zwölf Jahren eine Isländerin geheiratet hatte und daraufhin nach Island emigriert war. Die herzliche Einladung, die von Jonathans Seite kam, hatte Daniel gerne angenommen. Auf Island würde er die Ruhe finden, die er brauchte.
Der Druck der Beschleunigung beim Start presste Daniel in seinen Sitz, dann hob das Flugzeug ab und er ließ Denver bald weit hinter sich zurück.



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Gegen 15 Uhr landete Daniels Maschine in Keflavik International Airport. Er lies sich von dem Gewusel im Flughafen treiben, trödelte gemütlich zum Gepäckband. Nachdem es ihm endlich gelungen war, seine Tasche zwischen all den Menschen vom Band zu ziehen, ging er nach draußen, um nach seinem Freund Jonathan, der ihn abholen wollte, zu suchen.
Atemberaubend war die Aussicht nicht gerade, die sich Daniel bot, als er das Flughafengebäude verließ. Es kam ihm fast so vor, als hätte jemand den Flughafen einfach in einer Steinwüste abgestellt und vergessen. Wind und Nieselregen schlugen ihm ins Gesicht und ließen die Regenbogenplastik, die etwas seitlich vom Ausgang stand, beinahe lächerlich erscheinen.

„Daniel, Daa-niel!“, ertönte es plötzlich hinter ihm.
Er drehte sich um und sah seinen alten Freund auf sich zu laufen. Viel hatte er sich nicht verändert, stellte Daniel fest. Immer noch dieselben rot-blonden Haare und dasselbe Lachen, welches scheinbar seinen Beitrag zu den unzähligen Lachfältchen um die grauen Augen geleistet hatte.
„Schön, dich wieder zu sehen, Jonny!“, sagte Daniel und lies seine Tasche fallen, um seinen alten Schulfreund zu drücken. Jonny war immer kleiner als Daniel gewesen und deshalb musste er sich ein wenig zu ihm hinunterbeugen.
„Die Freude ist ganz auf meiner Seite! Seit zwölf Jahren warte ich darauf, dass du mich mal besuchst… Mensch, ich habe schon gedacht, du hast mich vergessen.“ Jonny ließ Daniel wieder los. „Lange Zeit warst du wie vom Erdboden verschluckt – niemand konnte mir sagen, wo du abgeblieben bist. Und Sarah konnte ich auch nicht…“
An dieser Stelle unterbrach Daniel Jonny ganz schnell, um das unangenehme Thema zu umgehen, denn wie sollte er Jonny erklären, dass in Sarah nun eine hässliche Schlange namens Osiris steckte, die sich für einen Gott hielt und dem größten-Bösewicht-aller-Zeiten mit dem netten Namen Anubis diente?! Er schüttelte den Kopf, um die Erinnerung aus seinem Gedächtnis zu verbannen. Stattdessen sagte er:
„Jetzt bin ich ja da!“
Ihm fiel nun auf, dass sie die ganze Zeit im Regen standen und er fröstelte. Jonny schien das auch zu bemerken und schnappte sich Daniels Reisetasche.
„Du bist wohl viel auf Reisen gewesen in den letzten Jahren, hm?“, ließ Jonny nicht locker, als er Daniels Tasche in dem geräumigen Kofferraum des Jeeps verstaute.
„Sozusagen.“
Als Daniel sich auf den Beifahrersitz niederlassen wollte, fiel ihm auf, dass er sich beinahe auf eine Zeitung gesetzt hätte. Er beförderte die Zeitung auf die Ablage und setzte sich hin.



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Jonny startete den Wagen und fuhr los. Die Scheibenwischer kamen mit dem Wischen kaum hinterher, so sehr regnete es.
„Wenn du müde bist, dann schlafe ruhig etwas! Es wird einige Stunden dauern, bis wir meine Farm erreichen.“, schlug Jonny vor, der konzentriert auf die Straße starrte.
Aber Daniel war nicht nach schlafen zu mute. Auch wenn die Tropfen, die unablässig auf das Autodach tropften, eine beruhigende Wirkung hatten. Er fühlte sich physisch nicht müde. Und die Müdigkeit, die tief in seiner Seele steckte, konnte er durch schlafen nicht aus der Welt schaffen.
Die Sicht war sehr schlecht und Daniel wunderte sich, wie Jonny es hinbekam, nicht von der Straße abzukommen. Er schaute zum linken Fenster hinaus. Regen und Nebel verhinderten die Aussicht, aber er konnte zumindest erkennen, dass sie nah am Meer fuhren. Dunkel und aufgewühlt durch den Wind, präsentierte sich hinter einem mit Lavasteinen übersäten Strand - der Atlantik. Hier und da konnte man ein paar Häuser erkennen, die sich im Wind zu biegen schienen. Es wurde nun zunehmend nebeliger und bald konnte Daniel gar nichts mehr von der Landschaft erkennen.
Stattdessen schaute er sich ein wenig in Jonnys Jeep um. Auffallend war das kleine Stofftier, das am Rückspiegel baumelte. Er musste lächeln, als er es näher betrachtete, denn es handelte sich hierbei um das Schul- Maskottchen, das sie beide durch ihre High School Zeit an der Webster H.S. begleitet hatte. Dass er das noch hatte! Etwas vergilbt und ausgefranst starrte der Cougar ihn an.
Auf der Ablage befanden sich noch einige Gegenstände. Ein Handy, älteres Modell, Taschentücher, Kaugummipapierchen und die Zeitung, die Daniel selbst dorthin gelegt hatte. Die Zeitung war von heute, soviel konnte Daniel erkennen. Auf der Titelseite war ein großer Vulkan abgebildet. Mit fetten Buchstaben stand dort geschrieben:

Leita til Karlmaður klára?

Daniel schaute sich die Wörter genau an. Isländisch war zwar eine sehr schwierige Sprache, aber zumindest war er im Stande den Sinn dieser Frage in etwa zu übersetzen. Es sollte wohl so was wie: ‚Suche nach dem Mann beendet?’ heißen.
Jetzt war sein Interesse geweckt und er schnappte sich die Zeitung.
„Hier steht etwas von einer Suche und einem Mann in der Zeitung, Jonny. Weißt du etwas darüber?“ Daniel faltete die Zeitung auseinander und strich sie sorgfältig glatt.
„Ach, das geht nun schon seit Tagen durch die Nachrichten! Vergangenen Mittwoch ist ein Mann verschwunden. Er wurde zuletzt nahe dem Vulkan Herðubreið gesehen. Die alten Isländer reden schon davon, dass er von den Göttern geholt wurde und dass es ihm nun gut geht in Asgard… Herðubreið, so glaubt man, ist der Sitz der Götter. Na ja, also, wenn man mich fragt, so ist das alles Quatsch! Ich denke, dieser junge, amerikanische Tourist war einfach nur etwas leichtsinnig und ist durch eine Gerölllawine überrascht worden.“ Er schüttelte heftig den Kopf, als wollte er das eben gesagte noch unterstreichen.
„Sitz der Götter…“, wiederholte Daniel murmelnd. Das Bild weiter betrachtend fragte er: „Ist Herðubreið weit von deiner Farm entfernt?“
Jonny zog die Augenbrauen hoch. „Nun ja, von meiner Farm aus ist es schon ein ganzes Stück, aber ich habe in der Nähe eine Pferdeherde über ein paar Wochen stehen und von dort ist er nur ein Tagesritt entfernt. Mit den Pferden kommt man bis ganz nah an den Vulkan heran. Wenn du möchtest, dann können wir uns den Berg ja mal anschauen. Mein Sohn kann uns dann begleiten. Er brennt schon den ganzen Sommer darauf, die Stute zu reiten, die ich ihm letzten Winter zu Weihnachten geschenkt habe. Sie soll etwas ganz besonderes…“
„Du hast einen Sohn? Hattest du mir gar nicht erzählt!“, unterbrach ihn Daniel, der sich allerdings im nächsten Moment nicht mehr sicher war, ob er das nicht wusste, weil Jonny ihm das nie erzählt hatte oder ob er es aufgrund seines Gedächtnisverlustes einfach nicht mehr im Kopf hatte.
„Ich sagte ja! Ich konnte dich nicht erreichen. Erst hattest du dieses Stipendium bekommen und dann warst du wie vom Erdboden verschluckt. Man sagte mir, du seiest aus deiner Wohnung geworfen worden. Das war 1994. Zu dem Zeitpunkt war mein Sohn Nayan schon fast zwei Jahre alt. Ich habe mir Sorgen gemacht um meinen alten Freund!“ Vorwurfsvoll schaute er zu Daniel rüber, um dann gleich wieder auf die Straße zu blicken. „Na ja, vergessen wir das. Manchmal verliert man sich eben aus den Augen…!“
Daniel rückte seine Brille etwas zurecht und schwieg.

Inzwischen flogen Häuser an ihnen vorbei. Reykjavik, die Stadt auf Island, die am meisten Einwohner hatte, war größer, als Daniel sie sich vorgestellte hatte. Aber immer noch war dies kein Vergleich zu Städten wie New York. Er blickte in die engen Gassen und schaute den Menschen nach, die im Regen ihren täglichen Pflichten nachgingen. Europa hatte immer einen besonderen Reiz auf Daniel ausgeübt und obwohl Island sehr weit im Norden lag, konnte man den europäischen Einfluss erkennen.
Jonny lachte, als er Daniels Blick aus dem Fenster zu den Menschen in der Fußgängerzone bemerkte.
„Gewöhn dich nicht zu sehr an die Menschen hier, Daniel! Wo wir hinfahren gibt es kilometerweit nur Berge, Meer, Wüste und ein paar Schafe und Pferde. Und natürlich meine Frau, meinen Sohn und mich.“
Daniel grinste. Fast hätte er gesagt, dass es ja das war, wofür er hergekommen war. Die Einsamkeit. Er zog die Stirn in Falten und verfluchte die verdammte Geheimhaltung zu der er gezwungen war. Dort saß sein bester Freund aus High School Zeiten, mit dem er früher über alles geredet hatte und nun konnte er nicht ein einziges Sterbenswörtchen darüber verlieren, was ihm in den letzten Jahren widerfahren war. Von Sam, Jack und Teal’c hatte er zwar sehr viel Mitgefühl erfahren und sie vier verband eine tiefe Freundschaft, aber Daniel hätte gerne mal mit jemanden Unbeteiligten über alles gesprochen.

Ehe er sich versah, hatten sie Reykjavik hinter sich gelassen. Die Landschaft nahm nun wieder wüstenähnliche Formen an. Hier und da wuchsen ein paar Büsche, Bäume gab es keine. Der Himmel brach auf und am Horizont bildete sich ein großer Regenbogen.
„Das Wetter wechselt schnell hier auf Island. Eigentlich könnte man sich den Wetterbericht schenken, aber sie bringen ihn dennoch jeden Tag nach den Nachrichten.“ Jonny lächelte und musste plötzlich heftig hupen, weil zwei Schafe am linken Fahrbahnrand standen. Ihnen schien das Graß dort besonders gut zu schmecken. Um ein Haar hätte Jonny sie überfahren, weil der Gegenverkehr, ein Luxus Jeep, offenbar von Touristen gefahren, sie weit an den Rand drängte.

Schließlich wurde Daniel doch müde. Die ganzen neuen Landschaftseindrücke machten seine Augen schläfrig und er schloss sie. Während er sich noch wunderte, warum ihm das nach unzähligen Reisen zu anderen Planeten zu schaffen machte, döste er ein.

Er wurde jäh aus dem Schlaf gerissen, als der Jeep ein kurzes Stück durch die Luft flog und federnd auf einem Geröllweg landete. Daniel setzte seine Brille auf, die ihm im Schlaf auf den Schoß gefallen war und sah, dass sie von der Straße abgebogen waren und nun wieder Richtung Meer fuhren.
„Gut geschlafen? Wir sind gleich da!“, sagte Jonny, während sie einen kleinen, seichten Fluss durchquerten.
Daniel war zu sehr damit beschäftigt, um zu antworten. Er hatte wortwörtlich alle Hände voll zu tun, sich an allen sich bietenden Griffen des Innenraums festzuhalten, um nicht ständig heftig in den Sitz zurück geschleudert zu werden.
Nach einer viertel Stunde erreichten sie einen kleinen Hof. Der Hof sah aus, als sei er aus Playmobil gebaut worden. Die rot-braunen Außenwände und das schwarze Dach bildeten einen scharfen Kontrast zu den weißen Fensterrahmen.
„Endstation!“, rief Jonny vergnügt, der sehr froh zu sein schien, wieder zu Hause zu sein. Daniel mühte sich aus dem Jeep. Zuerst der lange Aufenthalt im Flugzeug und nun die Fahrt hatten seine Gelenke steif gemacht.
Gerade, als er die Tür hinter sich zu geschlagen hatte, kamen zwei Personen aus dem Haus gelaufen. Svandís, Jonnys Frau, kannte er noch von der Hochzeit. Der kleine Junge mit den blonden Haaren musste Nayan sein.
„Hallo Svandís! Es freut mich wirklich, dich wieder zu sehen!“ Er lächelte sie an.
Sie erwiderte darauf in perfektem Englisch: „Mich freut es auch, Daniel. Willkommen!“ Dann zog sie Nayan zu sich heran und fügte hinzu: „Das ist unser Sohn Nayan. Sag guten Tag zu Onkel Daniel!“ Nayan schaute etwas zögernd zu ihm hinauf. Sofort hockte Daniel sich hin, sodass er auf derselben Höhe war, und schüttelte Nayan mit einer gespielten, offiziellen Miene die Hand. Nayan lachte verlegen und riss sich los, um einem kleinen schwarz-weißen Hund hinterher zu jagen.
„Er ist sehr schüchtern.“, sagte Jonny, der Daniels Tasche schon aus dem Wagen geholt hatte. „Aber sobald er dich ein wenig besser kennt, weicht er dir nicht mehr von deiner Seite.“

Im Haus war es angenehm warm und Jonny und Svandís luden Daniel ein, sich hinzusetzten.
„Möchtest du eine Tasse Tee?“, fragte Svandís. Daniel nahm das Angebot dankend an. Sie setzte eine Kanne Tee auf und entschuldigte sich dann, weil sie Nayan ins Bett bringen musste. „Er nutzt es immer aus, wenn Gäste da sind.“, lachte sie und verschwand durch die Tür. Erst jetzt bemerkte Daniel, dass es schon viertel nach elf war. Draußen war es immer noch dämmerig.
„So!“, sagte Jonny nachdem er den Kessel vom Herd genommen und Daniel heißes Wasser in seine Tasse geschüttet hatte. „Erzähl uns doch von deinen Reisen!“
Svandís, die gerade wieder in das Wohnzimmer gekommen war und die Tür leise hinter sich geschlossen hatte, schaute Daniel interessiert an.
Daniel blickte zu Boden. Was sollte er ihnen erzählen? Er hatte sich keine Cover Story einfallen lassen. Er beschloss, so nah an der Wahrheit zu bleiben, wie es nur möglich war.
Er tauchte immer und immer wieder seinen Teebeutel ins Wasser und sagte schließlich: „Um die Wahrheit zu sagen...“ Daniel machte eine Pause. „Ich kann es euch nicht erzählen, denn es unterliegt strengster Geheimhaltung.“

„Geheimhaltung? Du arbeitest doch nicht etwa für die Regierung? Wofür brauchen die denn einen Archäologen?! Ach komm schon, Daniel! Das glaube ich dir nicht! Als du von der Bildfläche verschwandest, warst du nicht wirklich das, was man einen erfolgreichen Archäologen nennen würde. Ich habe zwar nie einen Menschen getroffen, der so von seinem Fach besessen war wie du, aber du bist immer vom Pech verfolgt gewesen und jetzt tauchst du Jahre später auf und sagst, deine Arbeit unterliegt der Geheimhaltung?“ Ungläubig starrte Jonny Daniel an
„Also…“. Aber Daniel konnte den Satz nicht beenden, denn Jonny kam ihm zuvor in einem erregten Ton sagte er:
„Ich habe damals Sarah Gardner angerufen. Kannst du dich noch an sie erinnern? Auch ihr hast du nicht erzählt, wohin du gingst und dabei hättet ihr damals fast geheiratet. Sie hat mir erzählt, dass du deine letzte Vorlesung vor einem leeren Hörsaal gehalten hast.“
Betreten fand Daniel wieder Interesse an seinem Teebeutel. Dann blickte er Jonny an und sagte: „Hör zu, Jonny! Es ist eine wirklich lange Geschichte, aber ich kann sie nicht mit euch teilen. Vertraut mir einfach, okay?“
Svandís, die ihren Zopf gelöst und ihre langen dunkelblonden Haare gekämmt hatte, legte jetzt eine Hand auf Jonnys Schulter. „Lass ihn. Wenn er es wirklich nicht erzählen kann, dann sollten wir ihn nicht auch noch in Verlegenheit bringen!“
Erleichtert suchte Daniel Svandís dunkle Augen und bedankte sich mit einem Nicken bei ihr.
„Habt ihr schon darüber gesprochen, was ihr morgen unternehmen wollt?“, fragte sie in einer höheren Stimme und sichtlich bemüht, das Thema zu wechseln.
Jonny stellte seine inzwischen leere Teetasse auf den Tisch und sagte seiner Frau zugewandt: „Nun, da morgen Wochenende ist und wir über Herðubreið gesprochen haben, denke ich, dass wir ein paar Sachen zusammen packen werden und landeinwärts fahren.“
„Zu der Jungpferdeherde? Nehmt doch Nayan mit, der würde sich bestimmt freuen. Die Ferien sind immer so langweilig für ihn, weil ihn seine Schulfreunde so selten besuchen können.“
„Ja, das hatte ich auch vor. Zum Glück ist die Hütte, die zu dem Land gehört, wo die Pferde drauf stehen, dieses Frühjahr renoviert worden. Es wird also nicht allzu ungemütlich werden, wenn das Wetter nicht mitspielen sollte.“
„Okay!“, sagte Daniel, der froh war, dass sie nun über etwas anderes sprachen. „Ich lasse dann meine Tasche am besten gepackt. Ich nehme nur ein paar Bücher heraus, die ich in den zwei Tagen sicherlich nicht brauchen werde. Wann stehen wir morgen auf?
„Ich würde sagen, dass zehn Uhr völlig ausreichend ist!“, sagte Jonny, erhob sich und schnappte sich die zwei Tassen. „Ich wünsche dir eine gute Nacht, Daniel! Svandís? Bitte zeige Daniel doch, wo er schläft.“
„Hatte ich gerade vor!“, lachte sie und küsste ihrem Mann auf die Wange.

Daniel hatte schlecht geschlafen. Das Bett war nur halb so schmal wie ein normales gewesen und der Wind hatte die ganze Nacht am Haus gerüttelt. Umso überraschter war Daniel, als er aus dem Fenster blickte und blauen Himmel sah. Die Sonne strahlte und er konnte auf einer Weide ein paar Pferde sehen, die offenbar die Sonnenstrahlen genauso genossen wie er.
Nachdem er sich geduscht und rasiert hatte, ging er runter. Jonny, Svandís und Nayan saßen schon am Tisch. Es wurde ein sehr schnelles Frühstück und wenig später saßen alle samt dem kleinen Hund im Auto. Svandís war zuhause geblieben, denn es musste ja jemand nach den verbliebenen Tieren schauen.
„Fährt der Hund immer mit, Jonny?“
„Scotta? Ja, sie ist eine sehr gute Hündin und äußerst brauchbar zum Schafe treiben. Sie hört aufs Wort. Außerdem hängt sie so an Nayan - sie folgt ihm auf Schritt und Tritt.“
Daniel schaute über seine linke Schulter nach hinten. Die Hündin hatte sich auf dem Schoß Nayans eingerollt und beide schliefen seelenruhig.
Die Fahrt dauerte etwa drei Stunden und während der gesamten Zeit zwang sich Daniel, an nichts anderes zu denken, als an den bevorstehenden Ritt. Das war eine schwierige Aufgabe, denn er hatte letzte Nacht von Sha’re geträumt.
Gegen Mittag erreichten sie endlich die kleine Hütte. In der Ferne konnte man die Herde vor dem riesigen Vulkan Herðubreið grasen sehen. Er schien aufgrund seiner Größe zum anfassen nah. Viele Wolken klammerten sich an die Spitze des Tafelvulkans, was ihn noch eindrucksvoller aussehen lies. In ihrem Rücken lag der weiß glänzende Gletscher Vatnajökull, den sie umfahren hatten, um hier her zu gelangen.

Daniel half mit, die Sachen aus dem Hänger in die kleine Hütte zu tragen. Darunter waren auch drei Sättel, Zaumzeug und Nahrung.
„Eine wirklich beeindruckende Landschaft habt ihr hier!“, bemerkte Daniel als er einen Sattel auf der Bank in der Hütte ablegte.
„Schön und geheimnisvoll.“, fügte Jonny hinzu. Auch er hatte einen Sattel auf dem Arm. „So, ich glaube, das war’s. Nayan, hier ist der Schlüssel. Schließ doch bitte den Wagen ab.“
Nayan lief unmittelbar zur Tür. Die kleine weiße Hündin folgte ihm wie ein Schatten.

Den Nachmittag verbrachten alle damit, die Herde zu besichtigen und einige Pferde schon von ihren Artgenossen zu trennen, da Jonny vorhatte, sie am Montag mit zur Farm zu nehmen.
Für Daniel war es sehr wohltuend. Beim Aussortieren der Pferde vergaß er für einen Nachmittag den Schmerz, der ihn seit seiner Rückkehr zu seiner alten Existenzform und seinen Freunden gequält hatte.
Viel zu schnell wurde es Abend. Jonny entzündete ein Feuer in dem kleinen Kamin und erzählte Geschichten von Elfen und Trollen. Daniel fand es besonders amüsant, dass es in Island sogar einen Sonderbeauftragten für diese Wesen gab und dass Bauern immer wieder kleine Stücke auf ihrem Land unbewirtschaftet ließen, da sie glaubten, dass dort Trolle und Elfen hausten.
Jonny und Daniel lachten und erzählten und merkten kaum wie spät es wurde. Nach ein paar Dosen Bier fühlten sich in ihre High School Zeit zurück versetzt und lästerten noch über die Lehrerin, die sie damals in Politik hatten, als ihr beider Blick auf Nayan fiel, der nun schlafend langsam an der Wand, an der er gelehnt hatte, zu Boden rutschte.
„Ich glaube, das reicht für heute.“, sagte Jonny bestimmt und trug Nayan in sein Bett. Scotta rollte sich an seinem Fußende ein. Schließlich machten sich auch Jonny und Daniel bettfertig. Daniel grub sich in seine Decken und schloss zufrieden die Augen. So hatte er sich seine Auszeit auf Island vorgestellt. Die Müdigkeit überkam ihn und er fiel in einen festen traumlosen Schlaf.



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Plötzlich schreckte Daniel hoch. Ein fiependes und kratzendes Geräusch hatte ihn geweckt. Als er die Augen aufschlug, merkte er, dass es schon morgen sein musste. Sonne fiel durch ein kleines Fenster auf sein Bett. Er blickte zur Tür. Etwas verschwommen konnte er erkennen, dass sich dort die kleine Hündin abmühte, immer wieder an der Tür hochsprang und offensichtlich versuchte, die Türklinke zu erreichen. Er setzte sich auf und schaute zu Jonny hinüber, der noch zu schlafen schien. Als er nach Nayan schauen wollte, traf ihn der Schlag. Er war nicht in seinem Bett.
„Jonny!“, rief er entsetzt. „Jonny, wo ist Nayan?“
„Was?!“, müde kämpfte er mit den Decken, in denen er sich im Schlaf verheddert hatte. „Was meinst du damit, ‚wo ist Nayan’?“
„Er ist nicht mehr in seinem Bett und Scotta kratzt wie wild an der Tür.“ Nun tastete Daniel nach Brille auf dem Nachttisch und setzte sie auf.
Jonny zog sich schnell an, hastete zur Tür und öffnete sie. In dem Moment quetschte sich Scotta durch den entstandenen Spalt und rannte davon. Jonny lief dem Hund hinterher, stoppte dann aber nach ein paar Metern und rief in alle Richtungen Nayans Namen. Niemand antwortete.
Als Daniel es auch endlich geschafft hatte, sich ein paar Klamotten anzuziehen, gesellte er sich zu Jonny.
„Er ist nicht mehr da, Daniel! Er ist nicht mehr da!“, sagte er mit verzweifelter Stimme.
„Wir finden ihn!“, erwiderte Daniel, obwohl er selbst noch nicht so ganz glauben konnte, was er da sagte.
„Du verstehst das nicht, Daniel! Das hier ist nicht Amerika. Wir sind hier auf Island und dazu im Hochland! Viele erwachsene Menschen haben sich hier schon verirrt und man hat sie nie mehr gefunden. Ohne Proviant und Decken ist man hier verloren!“
Daniel nickte langsam und plötzlich wurde seine Aufmerksamkeit auf einen kleinen schwarzen Punkt in der Ferne gelenkt, der immer wieder auf und ab hüpfte.
„Ist das dahinten Scotta?“
Auch Jonny schien den Punkt nun entdeckt zu haben. Er wurde auf einmal ganz aufgeregt.
„Vielleicht hat sie seine Spur aufgenommen?! Mein Gott, die rennt genau auf den Vulkan zu! Los, Daniel, schnapp dir einen Sattel. Wir müssen sofort hinter her reiten!“
Etwas verdutzt rannte er nun mit Jonny in die Hütte.
„Er hat auch seinen Sattel mitgenommen Vielleicht hat er schon einen riesen Vorsprung! Warum macht er so einen Blödsinn?“
Daniel wusste darauf keine Antwort und so schwieg er, während er Mühe hatte, mit Jonny schritt zu halten, der nun wieder aus der Hütte Richtung Koppel stürmte.
Gekonnt sattelte er erst Daniels und dann sein eigenes Pferd und schwang sich dann auf den Rücken eines etwas verstört drein blickenden Fuchs. Daniel stellte einen Fuß in den Steigbügel und zog sich am Sattel hoch, schwang das eine Bein mehr oder weniger elegant über den Pferderücken und setzte sich. Sein Pferd war von einer undefinierbaren grau-braunen Farbe, die stark an ein Wildschwein erinnerte.
„Bist du schon mal ein Pferd geritten?“, fragte er Daniel.
„Na ja. Kein Pferd, aber etwas … na … Kamel ähnliches.“, er musste unwillkürlich an die komischen Viecher auf Abydos denken und wie er bei seinem ersten Besuch dort einem von seinem Schokoriegel abgegeben hatte.
„Ach, das wird’s auch tun.“, sagte Jonny ungeduldig und trieb sein Pferd an. Im gestreckten Galopp jagte er davon und ehe Daniel sich versah, setzte sein Pferd dem Jonnys nach. Daniel krallte sich in die Mähne und staunte, wie schnell diese kleinen Pferde, die so typisch für dieses Land waren, werden konnten. In Sorge, was wohl mit Nayan geschehen sein mochte, sah er den bedrohlich wirkenden Vulkan näher kommen. Der Untergrund war übersät mit Lava Steinen, aber sein Pferd meisterte sie so ohne Schwierigkeiten, dass er das Gefühl hatte, er würde nicht auf einem Pferd, sondern auf einer Bergziege reiten.
Nach einer Weile sah er, wie Jonny seinen Fuchs durchparierte und auf Daniel wartete.
Knurrend sagte er: „Wir müssen eine kurze Pause machen, die Pferde sind fix und fertig von dem schnellen Ritt!“
Er stieg ab und drückte Daniel, der sich auch hatte zu Boden gleiten lassen, seine Zügel in die Hand.
„Hier! Ich werde mal da auf diesen großen Findling dahinten steigen und schauen, ob ich etwas erkennen kann!“
Mit verbittertem Gesicht kam er zurück. Daniel hatte seinen Freund noch nie so gesehen. Die Sorge um seinen Sohn schien ihn wahnsinnig zu machen.
Nachdem die Pferde etwas Wasser getrunken und von dem Hochlandgraß gefressen hatten, ritten sie weiter. Nach anderthalb Stunden hatten sie den Fuß des Tafelvulkans erreicht. Einzelne Pfade verschwanden zwischen großen Felsvorsprüngen und ratlos schaute Daniel zu Jonny.
Dieser hatte wohl aus Daniels Gesicht lesen können, was der dachte. Er stieg ab und untersuchte die Spuren. Sein Gesicht hellte sich auf einmal ein wenig auf.
„Er muss diesen Weg geritten sein. Das Pferd, das er genommen hat, muss immer besonders beschlagen werden und das ist seine Spur!“ Triumphierend zeigte er auf Hufspuren, aus denen Daniel rein gar nichts schließen konnte. Dennoch war er froh, dass sie wohl auf dem richtigen Weg sein mussten.
Und tatsächlich. Nach einigen Metern kam ihnen ein reiterloses Pferd entgegen. Stumm fasste Jonny den Zügel, der auf dem Boden mitschleifte und zog die kleine Stute hinter sich her.

Daniel tat schon der Hintern weh, als Jonny, der den ganzen Weg kein Wort mehr gesprochen hatte, plötzlich stoppte.
„Was ist?“, fragte Daniel.
„Sackkasse!“
Nun sah Daniel, dass sie sich auf eine steile Felswand zu bewegten.
Ratlos schauten die Männer einander an.
Daniel sah, wie die Panik von Jonny Besitz ergriff. Dann ertönte ein Bellen. Scotta hatte sie wohl reden gehört und kam aufgeregt angerannt.
„Der Hund und das Pferd sind den gleichen Weg gegangen wie wir!“, bemerkte Daniel. Er stieg ungelenk ab und führte sein Pferd die restlichen paar Meter zu Felswand. „Er muss hier also irgendwo sein!“
Jonny antwortete nicht. Er hatte das Gesicht in die Hände gelegt. Eine traurige Figur gab er ab, wie er da oben zusammen gesunken auf seinem Pferd saß.
Scotta schien außer sich und Daniel befestigte den Zügel an einem Felsen. Er beugte sich zu der Hündin, die sich aber nicht streicheln ließ, sondern wieder ganz nah an die Felswand heran lief und fing an zu schnüffeln.
„Scotta, was machst du denn?“ Unbeirrt schnüffelte diese noch ein paar Sekunden weiter. Dann bellte sie.
„Was hast du da?“, fragte Daniel die kleine Hündin. Sie schien etwas gefunden zu haben und große Schwierigkeiten zu haben, es im Maul zu behalten. Der Gegenstand war so glatt, dass er ihr immer wieder aus dem Mund fiel. Endlich schaffte sie es, es Daniel zu bringen. Sie ließ es vor ihm fallen und setzte sich erwartungsvoll vor ihn hin.
Daniel nahm das eierrunde und an der Unterseite flache Ding die Hand und säuberte es mit der anderen. Als er den gröbsten Dreck endlich entfernt hatte, erstarrte er.
Er kannte diesen Stein. Seine milchige Farbe und die Runen, die am unteren Rand den Stein umschlossen, machten ihn unverkennbar…die Asgard….

„Daniel?“, ertönte es hinter ihm. Er schreckte zusammen. Er musste schon eine ganze Weile auf den Stein gestarrt haben, ohne zu bemerken, wie die Zeit verging. „Was ist denn? Was hast du da gefunden? Etwas von Nayan?“
Daniel stand auf und drehte sich um.
„Nein, nichts von Nayan. Dennoch könnte es von größter Wichtigkeit sein.“ Er wandte sich von Jonny ab, ging zur Felswand und begann sie zu untersuchen. Verwirrt schaute Jonny ihm zu.
An Daniels Verstand zweifelnd fragte er: „Was tust du da?“
Daniel antwortete nicht. Mit einem Ohr an die Felswand gepresst, rutschte er an ihr entlang und hämmerte immer wieder gegen sie. Konnte es sein? Konnten die Sagen wahr sein und die Götter hier ihren Treffpunkt gehabt haben? Er musste an Jonnys Satz denken, dass die alten Isländer glaubten, dass der verschwundene Tourist von den Göttern geholt worden war. Es ergab bloß keinen Sinn! Die Asgard wohnten in einer weit entfernten Galaxie, warum sollten sie sich auf der Erde getroffen haben?
„Daniel!!!“, rief Jonny mit zitternder Stimme. „Was tust du da? Ich denke nicht, dass dieses irre Klopfen an der Wand meinen Sohn zurückbringt!“
In dem Moment fiel Daniel der milchige Stein, den er in die Tasche gesteckt hatte, damit er die Wand untersuchen konnte, heraus. Zu Jonnys Überraschung fing der Stein an zu leuchten.
„Daniel…!“
„Ja, Moment!“
„Daniel, der Stein… er leuchtet…“
„Was?“ Daniel blickte auf den Boden. Tatsächlich leuchtete er, so wie Daniel es schon vorher gesehen hatte.
„Er hat sich aktiviert!“, sagte er mehr zu sich selber als zu Jonny.
„Wie bitte? Was redest du da Daniel?“
Daniel hatte den Stein wieder aufgehoben und hielt ihn in der Hand. Auf einmal schien sich an der Felswand vor ihm etwas zu tun. Sie begann sich zu wellen, wie Papier, das feucht geworden ist. Erschrocken trat Daniel ein paar Schritte zurück, als durch unsichtbare Hand sich die Worte

"Darnach bauten sie sich eine Burg mitten in der Welt und nannten sie Asgard. Da wohnten die Götter und ihr Geschlecht, und manche Begebenheit trug sich da zu, davon erzählt wird auf Erden und in den Lüften.“

in alter isländischer Sprache auf die Felswand schrieben. Mit großen Augen blickten die beiden Männer auf die Wand. Daniel war der erste, der sich von dem Anblick losreißen konnte. Irgendwoher kannte er diese Worte. Nur woher? Er blickte auf den Stein und dann wieder auf die Wand. Irgendwie ahnte er, dass der Stein bestimmt nicht nur dazu diente, diese Worte erscheinen zu lassen. Auf seinen Missionen hatte Thor diese Steine dazu benutzt seinen Computer zu steuern. Er ging wieder näher an die Wand heran und tatsächlich wellte diese sich erneut und es entstand ein Abdruck, der wie der Stein in seiner Hand geformt war. Daniel zögerte nicht lange und presste den Stein auf den Abdruck. Der Stein blieb am Fels haften wie ein Magnet an einer Magnetwand.
Schließlich ertönte ein Geräusch und dann bebte die Erde. Daniel beeilte sich, wieder auf sichere Entfernung zu gelangen. Neben Jonny angekommen, der immer noch nicht zu begreifen schien, was da gerade passierte, beobachtete Daniel, wie sich ein etwa ein Meter fünfzig hohes und neunzig Zentimeter breites Stück Felsen unterhalb der Schriftzüge in den Vulkan drückte und einen Durchgang freigab.
„Was zum Teufel…!“, murmelte Jonny und beide gingen zu dem Durchgang, der sich vor ihnen geöffnet hatte.
Daniel hatte sich schon geduckt, um hinein zu gehen und zu erkunden, was sich wohl im Inneren befand, als er sah, dass auch Jonny sich anschickte, mit hindurch zu kommen.
„Du kannst nicht mitkommen, Jonny!“
„Was soll das denn heißen? Nayans Spur führte hierher – vielleicht ist er in dieser Höhle! Dann bin ich bestimmt der letzte, der draußen bleibt!“, sagte er entrüstet.
„Jonny, ich weiß, dass du dich um deinen Sohn sorgst, aber dies hier ist mein Fachgebiet und jemand muss hier draußen bleiben, um den Durchgang zu öffnen, falls er sich wieder verschließt. Außerdem muss es ja nicht automatisch bedeuten, dass Nayan dort drin ist. Vielleicht kommt er ja zufällig hier her und dann solltest du ihn in
Empfang nehmen! Ich werde nur kurz hinein gehen und dann sofort wieder heraus kommen, okay?“ Daniel legte eine Hand auf Jonnys Schulter.
Dieser hatte den Kopf gesenkt und nickte.
„Okay, aber beeil dich!“
Daniel verlor keine Zeit und kroch in die Höhle. Nur langsam gewöhnten sich seine Augen an die Dunkelheit. Nach und nach konnte er erkennen, dass es sich um einen kreisrunden Raum handelte. Er schätze ihn grob auf einen Durchmesser von fünfzehn Meter, die Wände gingen schräg nach oben und trafen sich in einer Spitze, die dem Raum eine Kegelform verlieh. Der Boden war uneben und in der Mitte stand offensichtlich so etwas wie ein großer, flacher Stein. Er wollte gerade näher heran gehen, als eine Gestalt auf dem Boden seine Aufmerksamkeit erregte. Er ging näher und erkannte Nayan. Schnell hatte er sich zu dem Jungen hinunter gebeugt und fühlte den Puls. Er schlug kräftig und Daniel fiel ein Stein vom Herzen. Er schnappte sich den Jungen und rannte Richtung Ausgang.
„Ich hab ihn, Jonny. Er lag auf dem Boden und war bewusstlos – aber er lebt!“ Daniel sah, wie Jonny mit den Tränen zu kämpfen hatte, als er ihm den Jungen abnahm. Ein Beben hinter seinem Rücken verriet ihm, dass sich die Felsentür wieder geschlossen haben musste.

Es dauerte nicht lange, bis Nayan die Augen aufschlug. Die kleine Hündin ließ sich nicht davon abhalten, ihm das Gesicht abzuschlabbern und er lachte. Langsam kehrte die Farbe wieder in sein Gesicht. Daniel tippte darauf, dass der geringe Sauerstoffgehalt in dem Raum dazu geführt haben musste, dass Nayan ohnmächtig geworden war.
Während Jonny mit Nayan beschäftigt war, rief Daniel sich immer wieder den kegelförmigen Raum in Erinnerung. Hatte er nicht an diesem seltsamen, flachen Stein etwas schimmern sehen?
„Was tust du da, Daniel?“, fragte Jonny, der immer noch seinen Sohn in den Armen hielt.
„Ich muss da noch einmal rein!“
„Warum denn das? Wir sollten es umgehend jemanden melden, der sich darum kümmert. Das ist entweder ein fauler Trick oder die Entdeckung des Jahrhunderts!“
„Ich habe da schon einen Verdacht, aber ich muss sicher gehen! Kann ich mal dein Feuerzeug haben?“, fragte Daniel, der schon wieder den Stein in die zugehörige Form gesteckt hatte. Verwundert gab Jonny ihm das Feuerzeug und Daniel kroch abermals durch den Durchgang zurück in die seltsame Höhle. Er entzündete das Feuerzeug und ging geradewegs auf den flachen Stein zu. Als er den Kreis um die Hälfte durchquert hatte, begann er den Stein zu untersuchen und er stockte. In Kopfhöhe schimmerte etwas rötlich und Daniel hielt das Feuerzeug ein wenig höher. In einer kleinen, runden Ausbuchtung leuchtete ein roter Kristall. Unwillkürlich musste er an die Mission nach K’Tau denken, die er zusammen mit dem restlichen SG-1 Team bewältigt hatte. Damals hatten sie fast die ganze Zivilisation dort ausgelöscht, durch einen dummen Fehler. Es war ein von den Asgard beschützter Planet gewesen und sie waren durch einen solchen Kristall in die Kammer gelangt, in der die Menschen von K’Tau ihren Rat suchten. Er war sich gar nicht mehr bewusst gewesen, dass er diese Erinnerung noch gehabt hatte. Jedenfalls liefen die Bilder jetzt wie ein zu schnell abgespulter Film vor seinen Augen vorbei. Er schüttelte heftig seinen Kopf und blickte auf die Verziehrungen um den Kristall herum. Der Stein war oben rund gehauen worden und um ihn herum rankte sich eine Art Rahmen. Unten am Fuß dieses Rahmen schlängelte sich eine große Schlange. Über der Schlange wuchs ein Stamm in die Höhe, an dem rechts und links zwei merkwürdige Gestalten lehnten. Dort, wo bei einem Baum die Zweige beginnen, war ein Kreis eingemeißelt in dem sich ein Zeichen befand, das aussah wie eine Rune. Daniel ging sofort alle Runen in seinem Gedächtnis durch, fand aber keine vergleichbare. Keilschrift konnte er ausschließen, denn dann hätte er es mit ‚Getreide’ übersetzen müssen und das passte nicht in den Kontext. Über diesem Kreis jedenfalls schwangen sich zu beiden Seiten Feder oder Blätterartige Gebilde und wenn man noch etwas weiter nach oben schaute, dann war dort der Kristall, der gefährlich blutrot leuchtete und von zwei Kreaturen umfasst wurde, die auf den ersten Blick eine große Ähnlichkeit mit Drachen hatten.


„Daniel?“, schallte es plötzlich von draußen herein. „Du solltest nicht zu lange dort drin bleiben! Ich weiß nicht, wie lange dieser Durchgang noch offen bleibt!“
„Du hast Recht, ich komme!“, brüllte Daniel zurück, riss sich los und eilte dann wieder zum Durchgang, weil er keine Lust hatte, plötzlich im Dunkeln zu stehen.
Draußen stand ein erwartungsvoll dreinblickender Jonny und wartete offensichtlich auf seinen Bericht. Daniel wollte aber jetzt keine Zeit verlieren und so sagte er nur zu Jonny: „Darf ich dein Handy benutzen? Ich muss mal dringend telefonieren!“


weiter: Kapitel 2
Kapitel 2 by Fermina
Author's Notes:
Wer den ersten Teil nicht gelesen hat: Das macht fast gar nichts. Das wichtigste wird in diesem zweiten Teil noch einmal beiläufig wiederholt, sodass ihr kaum etwas verpasst! Die Edda, aus der ich Ausschnitte verwendet habe, gehört natürlich nicht mir! Insgesamt hat die Geschichte drei Teile. …also dann - viel Spaß beim Lesen! Dank natürlich meiner großartigen Beta Greyfinchen :o-)

Inhalt: Der Rest von SG-1 fliegt nach Island, um Daniels rätselhafte Entdeckung näher zu untersuchen. Noch kann keiner ahnen, welche Geheimnisse aus alter Zeit sie in der ewigen Dunkelheit der Götterburg erwarten!
Kapite l2


USA, Colorado, Cheyenne Mountain Complex, 2 Stunden später

Hastig drückte Jack auf die Knöpfe des Fahrstuhls. Er war viel zu spät dran. Die Besprechung hatte schon begonnen, dessen war er sich sicher. Während der Fahrstuhl sich langsam in Bewegung setze, wünschte er sich, dass er zumindest eine gute Entschuldigung hätte. Wäre er Carter, so könnte er sagen, dass er an einem wichtigen wissenschaftlichen Projekt gearbeitet und darüber die Zeit vergessen hatte. Aber leider konnte er das Reparieren und Säubern seiner Angelsachen nicht als solches bezeichnen.

Endlich öffnete sich die Tür. Die letzen Stufen nahm er doppelt und schon stand er im Besprechungsraum. Sechs Augen richteten sich sofort auf ihn. Er grinste, kratzte sich am Kopf und murmelte:
„Entschuldigen Sie, Sir…ich…“
„Setzen Sie sich, Jack. Dies ist zugegeben ein etwas kurzfristiger Termin, aber es gibt viel zu besprechen und wir haben wenig Zeit.“, General Hammond griff nach der Fernbedienung. „Dr. Jackson hat mich vor zwei Stunden angerufen.“
„DanielJackson?“, Teal’c hob seine Lieblingsaugenbraue.
„Warum sollte Daniel Sie aus dem Urlaub aus anrufen, Sir? Ich dachte, der wollte einen alten Freund in… ähm… hab-vergessen-wo besuchen!“, Jack schaute hilflos zu Sam, die aber mit den Schultern zuckte.
Wie als Antwort leuchtete ein Dia an der gegenüberliegenden Wand auf und zeigte den Anwesenden eine kahle, graue Landschaft mit dunklen Wolken, die sich an einen gewaltigen Berg zu klammern schienen.
„Welchen Planeten sehen wir hier, Sir?“, wollte Carter wissen.
„Ah, und welche Frage noch viel wichtiger ist: Was hat das mit Daniels Urlaub zu tun? Oder macht der Off-World Urlaub?“ Jack grübelte über diese absurde Idee für einige Momente nach.
„Ich glaube zu wissen, dass dies Island ist, O’Neill!“, sprach Teal’c.
„Was ist das denn für ein bescheuerter Name für einen Planeten?“, fragte Jack.
General Hammond räusperte sich: „Sie haben Recht Teal’c. Colonel, mit der Airforce als Arbeitgeber sollten sie Island kennen. Island ist nämlich auf der Erde. Es liegt nordöstlich von Großbritannien kurz vor Grönland im Nordmeer.“
„JonasQuinn gab mir einen Stapel Zeitschriften, bevor er nach Kelowna zurückkehrte. Diese Zeitschriften werden NATIONAL GEOGRAPHIC genannt. Mein Starwars Video hatte sich in dem Teil, welches ihr Video Rekorder nennt, verheddert und deshalb griff ich zu JonasQuinns Zeitschriften. Eine der Zeitschriften handelte von einer Insel die von Feuer und Eis regiert wird. Eines der Bilder zeigte diesen Berg.“ Teal’c drehte den Kopf dem Dia zu.
Jack wurde zunehmend kleiner in seinem Sessel.
„Ich war nie eine Leuchte in Geographie, Sir. Und bei der Airforce reicht es, Amerika und den Mittleren und Nahen Osten zu kennen.“, versuchte Jack entschuldigend anzubringen. Gleichzeitig verfluchte er sich, dass er immer so vorlaut sein musste.
General Hammond ging nicht weiter auf O’Neills Ausrede ein, sondern begann, kleine Heftchen auszuteilen. „Alles, was es über Island zu wissen gibt, steht hier drin.“
„Sir!“, warf nun Sam ein. „Worum geht es denn überhaupt? Was hat Daniel am Telefon gesagt?“
„Um ehrlich zu sein, hat er nicht besonders viel gesagt. Nur, dass ich, wenn ich es hinbekäme, die Asgard anrufen und euch nach Island schicken soll. Er ist wohl durch Zufall auf einen Asgard Konsolen Stein gestoßen, der den Durchgang zu einen Kegelförmigen Raum freigibt. In der Mitte des Raumes soll es einen roten Edelstein geben, der möglicherweise noch woanders hinführen könnte. Mir war es bisher noch nicht möglich, die Asgard zu erreichen…Wenn es keine weiteren Fragen gibt, dann starten Sie morgen um 0800 vom Flughafen in Denver. Leider kann die Airforce zurzeit keine Maschine bereitstellen, also werden Sie mit Icelandic Air fliegen. Entschuldigen Sie mich nun bitte, ich musste einen anderen wichtigen Termin unterbrechen, um Ihnen Ihre Anweisungen zu geben und man erwartet mich bald zurück. Guten Flug und versuchen Sie nicht die Aufmerksamkeit der Presse und des NIDs auf sich zu lenken. Das könnte sonst unangenehm für uns werden!“

„Wichtiger Termin!“, stöhnte Jack, als General Hammond den Raum verlassen hatte. „Ich hatte auch einen wichtigen Termin und zwar mit meinen Angelsachen. Und was ist eigentlich aus unser aller Urlaub geworden?“
Grummelnd klappte Jack seinen Aktenordner auf. Auf dem ersten Blatt standen einige trockene Informationen über Island. Er blätterte alles durch und schloss den Ordner wieder sorgfältig. Dann schaute er zu Carter und Teal’c, die schon in den Stoff vertieft schienen.
Plötzlich sagte Sam: „Das könnte durchaus interessant werden, Sir. Wir sind jede Woche auf einem anderen Planeten und wir haben noch nicht einmal auf unserem eigenen Planeten alles gesehen.“
„Ähm… ja.“ Jack hätte es lieber gehabt, einen anderen Planeten zu besuchen. Reisen durch das Sternentor waren um einiges angenehmer, als das Reisen in einem mit Touristen voll gestopften Passagierflugzeug.



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Jack erreichte am nächsten Morgen um etwa 0700 den Flughafen in Denver. Fordernd streckte der Taxi-Fahrer ihm seine Hand entgegen.
„Du geben Satti Geld, oder was? Benzin viel teuer!“
Jack hätte ihm am liebsten gar nichts gezahlt, denn die gesamte Fahrt über hatte der Fahrer, der scheinbar indischer Abstammung war, laut die Musik seines Landes gehört. Sehr langsam nur zückte Jack das Portemonnaie und bezahlte.
Am Check-In Schalter traf er auf Teal’c und Carter.
„Morgen Colonel …“
„Morgen Carter, morgen Teal’c.“ Nun sah er, dass Teal’c damit beschäftigt war, an irgendetwas rumzufummeln. „Was hast du denn da?“
„Sir, die Airforce hat Teal’c vorübergehend einen Reisepass gegeben.“ Sie lachte und fügte hinzu: „Den müssen Sie sich ansehen!“
Jack nahm Teal’c den Pass ab und grinste, als er hinein sah.
„Aha, ab jetzt bist du also auch offiziell Murray. Murray T.“ Jack klatschte Teal’c auf den Rücken, der das Ganze offensichtlich noch nicht einmal halb so witzig fand, wie Jack.

Der Check-in lief leider nicht so ganz ohne Probleme ab, da ein Passagier vor ihnen die Gewichtsgrenze der Koffer etwa um das Doppelte überschritten hatte. Wenig später konnten sie dann endlich alle Sicherheitskontrollen und Gepäckschalter hinter sich lassen. Es blieb noch ein wenig Zeit und so stand das unvollständige SG-1 Team vor einem der großen Fenster, die den Blick auf das Rollfeld preisgaben. Jack sah wie Teal’c langsam seine Unterlippe vorschob und so fragte er:
„Was ist los, T?“
„Ich bin nur skeptisch, was das Fliegen in euren Flugzeugen angeht, O’Neill. Sie erscheinen mir unzureichend stabil.“

-Erster Aufruf für den Flug 634543 nach Island-

Die drei SG-1 Mitglieder setzten sich in Bewegung. Das Flugzeug war eine sehr kleine Maschine und es waren immer nur jeweils sechs Sitze in einer Reihe. Jack und Carter saßen nebeneinander am Notausgang und Teal’c nahm neben dem Mann, der Teal’c ängstlich anstarrte, eine Reihe hinter ihnen Platz.
Nachdem das Flugzeug gestartet war und die Stewardess das zweite Mal mit Tee, Kaffee und Orangensaft vorbei gekommen war, nutzte Sam die Ruhe und die Gelegenheit, ihre Sicht der ganzen Geschehnisse in der letzten Zeit zu erläutern. Als sie ihre Darstellung mit der Rückkehr Daniels auf die Erde schloss, fragte sie:
„Was halten Sie eigentlich von der ganzen Sache, Sir?“
Als er nicht antwortete, stupste sie ihn an. Erst jetzt schien dieser zu bemerken, dass mit ihm gesprochen wurde. Er nahm seine Kopfhörer ab.
„Was haben Sie gerade gesagt, Carter?“



Island, Keflavik International Airport, nächster Tag, ca. 14:30 Uhr Ortszeit

Mit seinem Koffer in der Hand stolperte Jack neben Sam und Teal’c aus dem Flughafengebäude auf den Parkplatz. Zehn Stunden in dem Flugzeug voller Touristen und Jack schwor sich, dass er in jedem Fall darauf bestehen würde, mit einer Airforce-Maschine zurück zu fliegen. Wenn sie ihn zurückhaben wollten, dann sollte er ihnen das wert sein!
„Und nun?!“, fragte er entnervt. „Wo ist denn unser Dannyboy?“
Sam war gerade dabei, sich eine Jacke überzuziehen.
„General Hammond wollte ihn eigentlich wissen lassen, wann wir ankommen, Sir.“
„Entschuldigen Sie bitte…“, ertönte es hinter ihnen und alle drei SG-1 Mitglieder wirbelten herum.
„Ja…?“, fragte Jack mit missmutiger Stimme.
„Tut mir leid, ich wollte sie nicht erschrecken, aber ein gewisser Dr. Jackson schickt mich, Sie abzuholen!“
„Aha!“, knurrte Jack. „Und wer sind Sie? Sind Sie dieser Jonny, bei dem wir wohnen werden?“
„Jonny? Nein, mein Name ist Bjarne und ich bin der Cousin zweiten Grades des Bruders seiner Frau.“, antwortete Bjarne etwas verunsichert weil Jack so unfreundlich gewesen war. „Aber kommen Sie doch mit, ich kann Ihnen die anderen Fragen auch unterwegs beantworten.“
Jack achtete weniger auf die Worte, die Bjarne geantwortet hatte, sondern viel mehr auf dessen Äußeres. Er konnte sich nicht erinnern, je einen so haarigen Menschen gesehen zu haben, seit der Mission auf PX3-545, wo sie auf eine Art Urmenschen gestoßen waren. Bjarne hatte braunes, verfilzt abstehendes Kopfhaar und einen Bart, um den ihn sogar der Weihnachtsmann beneidet hätte.
„Ist es weit bis zu Jonnys Farm?“, fragte Sam. Aber der aufkommende Wind verwirbelte ihre Worte und Bjarne bekam sie nicht mit.
„Wieso haben Sie ihren Wagen denn nicht auf dem Parkplatz geparkt?“, schrie Jack durch den Wind als sie den Parkplatz verließen.
„Weil wir nicht mit dem Wagen fahren!“, brüllte Bjarne in Jacks Richtung. Sie bogen um eine Ecke des Flughafengebäudes und blickten auf ein kleines Flugzeug. „Wir müssen aber einen Moment warten, bis der Wind ein wenig abgeflaut ist.“ Er dirigierte sie zu einer Tür, die in einen kleinen Raum mit Bänken führte.
„Ich muss eh’ noch Benzin nachfüllen und ihn durchchecken, bevor wir los fliegen können. In der Zeit machen Sie es sich doch gemütlich!“ Er verschwand wieder durch die Tür.

Jack ließ sich nieder und Teal’c und Sam taten es ihm gleich. Keiner schien wirklich Lust zu haben, sich zu unterhalten und so saßen sie erstmal da und hingen ihren Gedanken nach, bis Jack die Stille brach:
„Was mich wirklich ärgert ist, dass wir unsere Waffen nicht mitnehmen durften! Ich meine, seit wann nähern wir uns etwas Außerirdischem unbewaffnet?“
„General Hammond hat es doch erklärt, Sir. Wir sollen so wenig Aufmerksamkeit auf uns ziehen, wie möglich und wenn wir Waffen angemeldet hätten, dann hätte das NID…“ Sam konnte ihren Satz nicht beenden, weil just in diesem Moment sich eine Zat unter Jacks und ihrer Nase aktivierte.
„Teal’c bist du verrückt geworden???!!!“
„Nein, bin ich nicht O’Neill!“
„Was hast du dir dabei gedacht?! Wenn diese Zat beim Sicherheitscheck entdeckt worden wäre – nicht auszudenken!“
„Ich nähere mich einer außerirdischen Festung nicht unbewaffnet…“, sagte Teal’c stur.
In dem Moment hörten sie Schritte, die rasch näher kamen. Jack reagierte schnell und schnappte sich die eingeschmuggelte Zat und stopfte sie in seine Tasche. Gerade noch rechtzeitig, wie es sich herausstellte, denn die Klinke drückte sich herunter. Er warf Teal’c noch einen grimmigen Blick zu und brummelte: „Du würdest draußen keine zwei Tage allein überleben, ohne festgenommen zu werden!“
„Fertig!“, rief Bjarne den dreien zu und bedeutete ihnen, ihm zu folgen.
Während Jack sich mit den anderen in das kleine Flugzeug zwängte, bezweifelte er, dass es überhaupt abheben würde und dass sie wahrscheinlich alle noch kräftig mit den Armen flattern müssten, um das Ding in die Luft zu bekommen. Aber seine Zweifel schienen nichts im Vergleich zu jenen, die Teal’c offensichtlich hatte, denn der sah erschrocken aus, ja fast ängstlich. Jack wusste gar nicht, dass Teal’c diese Emotion überhaupt besaß; jedenfalls war es das erste Mal in sieben Jahren, dass er dieses Gesicht machte.
Aber sogar Jack musste zugeben, dass das Flugzeug gut funktionierte, als sie sich in der Luft befanden und an der Küste entlang flogen.

Als sie schon eine Weile geflogen waren und Bjarne, der offensichtlich gefallen an Sam gefunden hatte, ihr sämtliche technischen Einzelheiten erklärt hatte, fragte er:
„Sind Sie auch schon mal selber geflogen?“.
„Wir sind bei der Air Force!“, antwortete Sam.

Es dauerte keine Stunde, bis sie auf einem Feld landeten. Sam bedankte sich höflich.
„Keine Ursache. Auf jeden Fall hat Ihnen das viele, viele Stunden Fahrt erspart. Vielleicht sehen wir uns ja bald wieder!“ Er stieg in sein Flugzeug und winkte, bevor er sich wieder startklar machte.
„Okay, gehen wir ins Haus!“, sagte Jack und schnappte sich seine Tasche.
„Hier ist kein Haus zu sehen, O’Neill.“, bemerkte Teal’c.
Tatsächlich standen sie auf einem weiten Feld und weit und breit war kein Zeichen von Zivilisation zu entdecken.
„Was zum Teufel soll das denn?“, wutschnaubend schaute sich Jack um.
„…Sir?“
„Was ist denn Carter?“, antwortete er unwirsch. Er wollte sich jetzt einfach nur aufregen.
„Dort ist ein Wegweiser!“, sie wies zu einem kleinen Trampelpfad, an dessen Rand tatsächlich ein Wegweiser steckte. Sie gingen näher ran und dort stand in großen Buchstaben „Goodwin 4“
„Goodwin? So heißt doch der Freund von Daniel mit Nachnamen, oder?“
„Ja, Sir!“
„Was soll denn die vier da heißen? Hausnummer vier?“
„Ich glaube eher, dass das eine Entfernungsangabe ist, Sir, ich denke, das heißt Kilometer.“
„Wollen Sie damit sagen, Major, dass sich das Haus von diesem Jonny vier Kilometer von uns entfernt befindet?“
„Ja.“
„Oh, ich wusste, dass dieser Tag nicht gut werden kann!“ Sogar noch schlechter gelaunt als vorher, ging Jack zähneknirschend in die Richtung, in die der Pfeil wies.

Nach etwa einer halben Stunde Fußmarsch auf unwegsamen Trampelpfaden standen Jack, Sam und Teal’c vor einem Hof. Dieser Hof musste es sein, denn weit und breit gab es nur diesen. Ein kleiner schwarz-weißer Hund hatte sie als erste bemerkt und sprang ununterbrochen an Teal’c hoch.
Schließlich kam ein Mann aus dem Haus, der für Jacks momentane Laune ein ganz kleines bisschen zu vergnügt aussah und sie freundlich begrüßte.
„Hallo! Freut mich wirklich sehr, Daniels Arbeitskollegen kennen zu lernen!“ Er streckte Jack als erster die Hand entgegen. „Sie sind bestimmt Colonel Jack O’Neill. Ich bin der Jonny!“
Jonny schien ein sehr umgänglicher Typ zu sein und Jack beschloss, diesem Mann eine Chance zu geben, schluckte den Ärger hinunter und schüttelte Jonnys Hand.
„Und Sie sind Major Samantha Carter und natürlich Murray.“
Sam lächelte Jonny an und Teal’c verbeugte sich leicht.
„Kommt doch rein! Ich bitte um Entschuldigung, dass wir euch nicht persönlich abholen konnten, aber…“, er schob die drei ins Haus und durch den Wohnraum in die Küche. „Aber Daniel bestand darauf, unbedingt noch etwas nachlesen zu müssen.“

Typisch Daniel. Das war alles, was Jack dazu einfiel, als er Daniel sah. Der saß unter einem überdimensionalen Haufen von Büchern und Schriften begraben und hatte sie noch nicht einmal bemerkt. Um ihn herum standen geöffnete Kartons und Kisten.
„Ich habe heute morgen erwähnt, dass Svandís Großvater einen Teil seiner alten Bibliothek in unserem Keller gelassen hat, bevor er nach Florida ausgewandert ist und da wurde Daniel ganz aufgeregt, hat die alten Kartons aus dem Keller in unsere Küche geschleppt und hat angefangen, einige Sachen nachzugucken.“
Jonny lud Jack, Teal’c und Sam zum Sitzen auf der langen Bank gegenüber von Daniel ein - musste diese aber erst von Büchern und Pergamenten befreien.
„Hallo Daniel!“ Jacks Versuch, Daniels Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, schlug fehl. Er reagierte überhaupt nicht. Daniel regierte erst, als er ihm das Buch wegnahm, das er gerade am studieren war.
„Hey…Jonny, was soll das?“ Nun fiel ihm auf, dass es nicht Jonny war, der ihm das Buch entwendet hatte. Sein Blick fiel nun auf den Rest von SG-1. „Oh, hallo Jack, Sam, Teal’c!“
„Du fühlst dich schon wie zu Hause, hm?“, fragte Jack herausfordernd. Leider ging der Wissenschaftler nicht darauf ein, sondern schnappte sich ein Stück Papier, auf das er einiges gekritzelt hatte.
„Ich denke, General Hammond hat euch schon soweit aufgeklärt, dass ihr in etwa wisst, worum es geht!“
„Leider hat er uns nicht wirklich viele Informationen gegeben, aber du wirst uns bestimmt mehr sagen können!“, sagte Sam, die gerade dankend ein Sitzkissen entgegen nahm, das Jonny aus dem Wohnzimmer geholt hatte.
„GeneralHammond sprach von einem roten Edelstein, der möglicherweise ein Transportkistall der Asgard sein könnte.“, meinte Teal’c und lehnte das Sitzkissen, das Jonny für ihn vorgesehen hatte, ab.
„Ja, das ist richtig Teal’c. Aber das ist erst einmal nur eine Spekulation, die sich auf eine Reihe von Vorkommnissen stützt, die ich beobachten konnte.“ Er entfaltete das Tuch, das direkt vor ihm lag und enthüllte damit den milchigen, allseits bekannten Konsolenstein. Jack kamen sofort die Erinnerungen an Thors Raumschiff und wie er es dank guter Anleitung geschafft hatte, das Schiff zu steuern.
„Durch diesen Stein kam ein Text an einer Felswand zum Vorschein. Übersetzt lautete er in etwa: ‚Darnach bauten sie sich eine Burg mitten in der Welt und nannten sie Asgard. Da wohnten die Götter und ihr Geschlecht, und manche Begebenheit trug sich da zu, davon erzählt wird auf Erden und in den Lüften.’ Nun, ich habe mich noch mal ein wenig schlau gemacht diesbezüglich. Dieser Text stammt aus einer Schriftensammlung, die ‚Edda’ genannt wird und die um 1225 von einem gewissen Snorri Sturluson aufgeschrieben worden ist. Die Edda fasst germanische Mythen zusammen, von denen sich viele um die uns bekannten Asgard drehen.“
„Ähm…“
„Ja, Jack?“
„Wenn du sagst, dass diese Mythen sich um die Asgard drehen, dann nehme ich doch mal stark an, dass diese Mythen nicht von den außerirdischen Asgard handeln!“
„Sir, ich glaube, dass Daniel uns sagen will, dass hier im Mittelalter ein Glaube verbreitet war, der dem auf dem Planeten Cimeria sehr ähnlich war. Wir wissen noch nicht viel darüber, wie und wann die Asgard auch bei uns auf der Erde in die Geschichte der Menschheit eingegriffen haben!“, sagte Sam.
„Richtig!“, ergriff Daniel erneut das Wort. „Diese germanischen Mythen lassen darauf schließen, dass sie, zumindest für einen gewissen Zeitraum versucht haben müssen, den Norden zu beschützen.“
„Wenn mein Kumpel Thor mich mal wieder überraschend hochbeamen sollte, kann ich ihn ja fragen!“, scherzte Jack.
„Aufgrund dieses Auszugs aus der Sammlung der Edda vermutest Du, dass sich innerhalb des Vulkans eine Burg der Asgard befinden muss, DanielJackson?“, fragte Teal’c ernst.
„Nein, nicht allein deshalb. Meine Theorie stützt sich vor allem auf den Stein mit dem Kristall, den ich im Inneren des Raumes vorfand. Wartet mal, ich hab eine Abbildung in einem der Bücher entdeckt!“ Er wühlte in dem Haufen von Schriften und zog ein einzelnes Pergament heraus.
Alle Teammitglieder starrten eine Weile, die Abbildung an. Nach einiger Zeit blickte Jack von einem zum anderen. Er wurde aus der Zeichnung nicht wirklich schlau. Hatte Teal’c nicht vielleicht auch seine Augenbraue ein winziges Stück nach oben gezogen? Als ob Daniel Jacks Gedanken gelesen hatte, sagte er:
„Na ja, vielleicht bedarf die Zeichnung noch einer Erläuterung!“
„Aber nur einer ganz kleinen!“, erwiderte Jack grinsend.
„Also, diese Zeichnung soll den Weltenbaum oder auch Weltenesche Yggdrasil darstellen. Viele behaupten, dass es sich bei diesem Baum um die wahrscheinlich älteste kosmologische Vision überhaupt handelt. In der Edda wird Yggdrasil mit einer komplizierten Einteilung des Kosmos verbunden, aber diese ist eher verwirrend und für unsere Mission nicht ganz so wichtig.“ Er nahm das Blatt in die rechte Hand und hielt es senkrecht vor seinen Körper. Auf die Spitze des Baumes zeigend sagte er:
„Diese zwei vogelartigen Gestalten sollen einen Adler und ein Hahn darstellen und sind schamanische Krafttiere. Das, was so aussieht wie ihr Bauch, mit den in einander verschnörkelten Linien, auch der unendliche Knoten genannt, müsst ihr euch wegdenken, denn in der Höhle befindet sich an dieser Stelle der rote Kristall. Das Zeichen, das ihr in diesem Kreis seht…“ Daniel verlagerte seinen Zeigefinger direkt unter die Krone des aus Jacks Sicht wirklich übel gezeichneten Baumes. Sogar er konnte einen Baum besser malen…
„…konnte ich noch nicht übersetzten. Es ist möglich, dass es nur zur Verzierung dient. Diese lustigen Gestalten rechts und links sollen angeblich Hirsche sein, die an dem Stamm und den Trieben fressen. Sie sollen die ständige Gefährdung darstellen, der das Leben ausgesetzt ist.“
„Und der Wurm in den Wurzeln?“, fragte Sam.
„…hat eine verfluchte Ähnlichkeit mit unseren geliebten Schlangenköpfen.“, bemerkte Jack.
„Ja, das könnte man tatsächlich vermuten, Jack. Der Mythologie nach handelt es sich bei der Schlange um Nidhöggr. In der Hoffnung, dem Kosmos Schaden zuzufügen, nagt sie an den Wurzeln des Weltenbaumes.“
Teal’c meldete sich nun zu Wort: „In wieweit können wir von jenem Stein auf den Inhalt des Vulkans schließen, DanielJackson?“
„Gute Frage Teal’c! Ich weiß es nicht! Aber ich halte es, nun da ich alles nachgelesen habe, für sehr unwahrscheinlich, dass wir etwas in dem Vulkan finden, dass mit der Verzierung des Steines in Verbindung steht. Ich halte das ganze schlicht und einfach für Vergangenes und von Menschenhand Geschaffenes und nur der Kristall ist von den Asgard eingesetzt worden, denn ich glaube nicht, dass wir in dem Vulkan plötzlich einer Riesenschlange gegenüber stehen!“
„Du glaubst es, aber du weißt es nicht sicher?“ Jack war skeptisch. Er hatte was gegen Schlangen, auch wenn es sich zu Abwechslung nicht um Goa’uld handelte.
Daniel ignorierte ihn erneut und wollte fortfahren, als sich jemand in der Tür räusperte.
Alle SG-1 Mitglieder drehten sich sofort zur Tür.
Es war Jonny.
„Ich… ich wollte eigentlich nicht lauschen, aber… aber dann konnte ich mich einfach nicht von eurem Gespräch abwenden und habe alles mit angehört.“, sagte er mit unsicherer Stimme und rotem Kopf. Dann fasste er sich wieder und dann sprudelten die Fragen aus ihm heraus:
„Was ist wirklich euer Job? Seid ihr gar nicht bei der Air Force? Wieso nennt ihr Murray ‚Teal’c’ und …“
Als er endlich aufgehört hatte Fragen zu stellen, fühlte Jack, wie Daniel ihm einen bittenden Blick zuwarf, der wohl heißen sollte ‚Wem soll er unser Geheimnis schon verraten…?’ Jack seufzte tief und dachte nach.
„Sir, wir werden seine Hilfe brauchen und ich denke, dann sind wir ihm zumindest eine Erklärung schuldig.“, unterstützte Sam auch noch Daniels Blick. Schließlich nickte Jack Daniel zu und dieser erklärte Jonny dann, worin ihre Arbeit wirklich bestand.

„Das ist ja unglaublich!“, war Jonnys Reaktion gewesen, nachdem Daniel ihm in verkürzter Form von den nötigsten Dingen rund um das Stargate berichtet hatte. „So etwas hätte ich nie im Leben für möglich gehalten.“
„Ich auch nicht!“, meinte Jack sarkastisch und grinste breit. War es nicht so gewesen? Er wurde wieder ernst. Nun damals, als er für das Stargate Programm eingeteilt worden war, hatte es ihn nicht wirklich gekümmert, um was es ging. Der Tod Charlies hatte alles so unwichtig und nebensächlich erscheinen lassen, was er auf seiner ersten Mission durch das Stargate gesehen und getan hatte.
„Was habt ihr jetzt genau vor?“, fragte Jonny.
„Wir werden uns die Höhle etwas genauer anschauen.“, meinte Sam. „Meinst du, du könntest uns morgen vielleicht hinfahren?“
„Also das werde ich müssen, denn ohne meine Hilfe könnt ihr nicht zur Höhle kommen!“ Er lächelte. „Aber das ist nicht so schlimm, denn als Daniel mir zusagte, dass er für einige Tage mein Gast sein würde, hatte ich mir eh schon meinen Terminplan freigeschaufelt.“

Abends saßen die vier von SG-1 im Wohnzimmer und Jack erwischte sich dabei, wie er die Atmosphäre genoss und sich sogar ein wenig entspannte. Jonny war wirklich ein netter Kerl. Jack hatte sich Daniels „alten Freund“ irgendwie ganz anders vorgestellt. Langweiliger…
Jonny riet ihnen, früh ins Bett zu gehen, damit sie morgen fit seien für die Reise. Alle stimmten zu und so gingen sie zu Bett. Jack nervte es ein wenig, dass er sich schon wieder mit Teal’c und Daniel ein Zimmer teilen musste, aber er gönnte Sam ihre Privatsphäre, obwohl es mit ihr in einem Zimmer bestimmt angenehmer geworden wäre…
„Warum grinst du so, Jack?“, fragte Daniel, der in diesem Moment vom Zähneputzen wieder kam.
„Ach… nichts!“, sagte Jack schnell und versuchte, seine Gedanken auf den bevorstehenden Tag zu fokussieren.



Island, Sturlu Goodwin, Gästezimmer, der darauf folgende Morgen, 7:00 am

Als Daniel am nächsten Morgen erwachte, machte er noch im Halbschlaf den gewohnten Griff nach rechts zu seiner Brille und erschrak, als er etwas Weiches anstatt des gewohnten Gestells fühlte.
„Daaaniell!!!!!! Nimm verdammt noch mal deine Hand aus meinem Gesicht!“, brüllte Jack.
Blitzartig zog Daniel die Hand weg und streckte die andere aus um sich seine Brille auf die Nase zu setzten.
„Sorry Jack!“, entschuldigte sich Daniel schnell und sagte dann: „Wir müssen uns fertig machen, sonst bringen wir Jonnys Zeitplan durcheinander.“
„Teal’c ist schon aufgestanden.“, bemerkte Jack.
Das war nichts Ungewöhnliches für den Jaffa, denn dieser brauchte weit aus weniger Schlaf als ein Mensch. Daniel beneidete ihn darum und er war sich sicher, dass Sam manchmal genauso dachte. Wenn man nicht über die Hälfte seines Lebens verschlafen müsste, würde man viel mehr geschafft bekommen…

Es regnete mal wieder, als Jonny und SG-1 endlich fertig im Wagen saßen. Nayan ließen sie dieses Mal zurück. Die Unternehmung würde wahrscheinlich nicht so ganz ungefährlich werden. Daniel wusste das aus Erfahrung, dachte er an Thors Hammer zurück. Bevor sie losgefahren waren, hatte er sich noch mit General Hammond in Verbindung gesetzt, aber es gab keine Neuigkeit die Asgard betreffend. Irgendwie war das mal wieder typisch für die kleinen Grauen. Immer wenn man sie erreichen musste, waren sie nicht da…
Daniel schaute nach hinten zu Jack, Sam und Teal’c. Ein komisches Bild offenbarte sich, betrachtete man Teal’c, der zwischen Jack und Sam festzustecken schien und sich abmühte, seine stoische Haltung zu bewahren. Sam lächelte ihn freundlich an und Jack schaute aus dem Fenster und man sah ihm förmlich an, dass er sich gerade verfluchte, seine Angelausrüstung zu Hause gelassen zu haben, angesichts dieser klaren Bäche, die es hier auf Island zur Genüge gab. Daniel drehte sich wieder nach vorn.
In diesem Augenblick fiel sein Blick auf die Ablage vor ihm. Dort befand sich immer noch die isländische Zeitung, die er am Tag seiner Ankunft auf seinem Sitz gefunden hatte. Das hatte er ja ganz vergessen!
„Oh, nein! Das hatte ich ja völlig vergessen!“, sagte er laut zu sich selber.
„Was?“, fragten alle zur selben Zeit in einem ziemlich überraschten Ton.
„Der Mann…! Er muss immer noch…! Oh Mann!“, stotterte er und fasste sich an den Kopf.
„Welcher Mann, Daniel?“, wollte Jack wissen.
Er reichte ihnen die Zeitung nach hinten. „Dort steht, dass ein Mann vermisst wird und der ist ganz zufällig an der Stelle verschwunden, an der wir auf die Höhle gestoßen sind. Es kann sein, dass er sich in dem Vulkan befindet. Aber… das ist jetzt schon sechs Tage her…!“
Sam wandte den Blick von der Zeitung ab und sagte: „Es ist durchaus möglich, dass er noch am Leben ist, wenn es in dem Vulkan Wasser gibt. Aber ich weiß nicht, wie schwefelhaltig das Wasser ist und wenn er keine Quelle gefunden hat, in der relativ sauberes Wasser fließt, dann ist die Wahrscheinlichkeit niedrig, ihn noch lebend vorzufinden.“
„Die Sorge ist berechtigt. Dieses schwefelhaltige Wasser stammt aus heißen Quellen und ist ab einer bestimmten Menge Schwefel ungenießbar und giftig. Ihr habt den fauligen Geruch bestimmt schon beim Duschen bemerkt.“, fügte Jonny hinzu.
„Ja!“, grummelte Jack. „Ich hatte das Gefühl nach dem Duschen um einiges dreckiger gewesen zu sein, als davor!“
„Man gewöhnt sich daran.“, lachte Jonny.
„Hoffen wir, dass dieser Mann noch am leben ist, und wir ihn finden.“, sagte Daniel nachdenklich.

Mittags erreichten sie die Hütte. Das traurige Wetter hatte sich noch nicht gebessert und der bedrohliche Tafelvulkan verschwand hinter einem Schleier von Regen und Hagel. Daniel seufzte und hoffte inständig, dass das schlechte Wetter bald vorüber zog.
Jonny war schon nach hinten zum Anhänger gelaufen und Daniel hörte ihn sagen: „Mein Gott, Teal’c. Du bist aber stark, dass du drei Sättel auf einmal tragen kannst!“
„Wo soll ich die Sättel hinlegen JonathanGoodwin?“
„Am besten unter das Vordach an der Hütte, damit sie nicht schon triefend nass sind, bevor sie auf einem Pferderücken liegen.“
Daniel ging zu ihnen. Der Regen tropfte von der Krempe seines Hutes und er kniff die Augen zusammen.
Jonny sagte „Okay, Teal’c und Jack – ihr räumt den Rest aus dem Hänger ins Haus und fahrt anschließend den Wagen hinter die Hütte. Sam und Daniel. Ihr kommt mit mir und wir fangen die Pferde, die wir später reiten werden. Öhm… wir sind zu fünft, also werden wir elf Pferde brauchen, damit wir unterwegs wechseln und unser Gepäck unterbringen können. Los, kommt!“
Als Daniel, Sam und Jonny nach einer halben Stunde alle Pferde zur Hütte brachten, grinste Jack, der mit Teal’c gemütlich im Trockenen unter dem Vordach der Hütte saß.
„Habt ihr die Pferde nur eingefangen, oder mit ihnen Schlamm gecatcht?“, lachte er.
„Sehr lustig Jack!“ Daniel schaute an sich herunter. Er hatte, genau wie Sam, kein sauberes Fleckchen mehr auf Hose und Jacke. Sie zogen sich um und als sie aus der Hütte kamen, sah Daniel, dass Jonny ihre Pferde für sie schon gesattelt hatte.
Jack stand neben seinem Pferd und schaute es übertrieben skeptisch an. Endlich sagte er, was ihm auf der Zunge lag.
„Jonny? Bist du sicher, dass diese Pferde nicht ein wenig zu klein für uns sind? Sie wirken so zierlich. Mehr wie Ponys, wenn man mich fragt!“
„Es gibt hier auf Island keine größeren, Jack. Die Vorfahren der Islandpferde, so nennt man sie, wurden um 941 n.Chr. von den Wikingern auf die Insel gebracht und sie können durchaus auch kräftigere Erwachsene tragen. Sie sind dazu temperamentvoller als Ponys und du solltest sie auf keinen Fall unterschätzen! Sie waren es, die es den Isländern möglich gemacht haben, das unwegsame Land zu erschließen. In den Mythen und Sagen hier auf Island kommen sie häufig vor und das wohl berühmteste Pferd ist Sleipnir, das Pferd des Göttervaters Odin. Es soll acht Beine gehabt haben! So, nun aber genug der Geschichtsstunde. Aufsitzen!“
Daniel konnte Jack praktisch ansehen, wie der sich einen kleinen grauen Asgard auf einem achtbeinigen Pferd vorstellte.
Er empfand es als sehr angenehm, dass die Tiere so klein waren. So kam man besser aufs Pferd. Sie ritten los und während Jack sich noch ein bisschen von Jonny über die Pferde erzählen ließ, unterhielt er sich mit Sam über das vergangene Jahr und über Jonas Quinn. Dann und wann mischte sich Teal’c in die Unterhaltung ein.

Es dauerte dieses Mal viel länger, bis sie den Vulkan erreichten. Gegen Abend war es dann aber endlich so weit und die fünf saßen ab, versorgten die Pferde und hielten dann Rat, was zu tun sei.
Jonny machte den Anfang: „Also ich werde hier draußen mit dem Funkgerät sitzen und mit euch in Verbindung bleiben, während ihr euch innen umseht!“
„Jemand muss hier bleiben und den Durchgang offen halten. Gut, dass ihr die Funkgeräte von zu Hause mitgebracht habt, Jack! Es ist nur bedauerlich, dass wir keine Waffen haben, schließlich wissen wir nicht, in was wir da eigentlich laufen…“ Daniel konnte den Satz nicht zu ende bringen, da Jack die Hand hob und in einem sarkastischen Ton laut sagte:
„Ach mach dir deshalb keine Sorgen! Jonny uns ein Messer geliehen und unser großer Freund hier…“, er wies auf Teal’c, „…hat sich einfach über die allgemeinen Bestimmungen hinweg gesetzt und eine Zat mit ins Flugzeug geschmuggelt.“ Er öffnete den Rucksack und holte die Zat heraus.
„Oh…! Na ja…, wenigstens ist dadurch einer von uns richtig bewaffnet. Habt ihr eure Taschenlampen?“, fragte Daniel und versuchte sich seinen Knopf ins Ohr zu fummeln. Alle überprüften ihre Ausrüstung noch einmal gründlich.
Dann sagte Jack: „Jonny, wenn wir in 12 h nicht wieder da sind, dann verständige unseren Vorgesetzten General Hammond. Ich habe dir die Nummer in dein Handy gespeichert.“
Jonny nickte.
Jack signalisierte Aufbruch und dann standen sie erwartungsvoll vor der Felswand.
„So, Daniel, dann öffne mal den Sesam!“
„Jack…Du wolltest den Stein mitgenommen haben…“
„Ach wirklich?!“, fragte er.
Daniel verdrehte die Augen.
„Ja.“
„Stimmt ja…!“ Er holte den Lappen hervor in den der Stein eingewickelt war.
Sofort tat sich an der Wand etwas und das für Daniel bereits bekannte Schauspiel begann. Erst erschien die Schrift und schließlich das kleine Feld in das der Stein gehörte. Nachdem sich die Tür geöffnet hatte, stellte Jack sich seitlich zum Eingang und leuchtete in den Kegelförmigen Raum. Das kam Daniel ein wenig übertrieben vor, denn er glaubte nicht an Gefahr, da es in dem Raum sowieso nur begrenzt Luft gab und die Wahrscheinlichkeit , jemanden lebend hier anzutreffen, äußerst gering war.
Jack gab ein Zeichen und Teal’c, Sam und Daniel folgten Jack in den Raum, der genauso muffig roch, wie bei Daniels erstem Besuch. In der Mitte stand der Felsen mit dem roten Kristall, der sie voraussichtlich weiter in den Vulkan transportieren würde. Alle Mitglieder von SG-1 versammelten sich um den Felsen..
„Okay, dann wollen wir uns mal ansehen, was die Asgard in dem Vulkan für uns auf Lager haben!“, sagte Jack und berührte den Kristall.

Sofort schoss ein helles Licht aus dem Kristall und tastete den Bereich vor dem Felsen ab. Vor Daniel verschwand alles und er schloss die Augen, damit ihm nicht schwindelig wurde. Als er sie wieder öffnete, fragte er sich, ob er sie auch wirklich offen hatte, denn es war genauso dunkel, als hätte er sie noch geschlossen. Er fühlte nach dem Knopf an seiner Taschenlampe, die aus irgendeinem Grund ausgeschaltet worden war. Jack war schneller und beleuchtete sein Gesicht.
„Alles okay?“, fragte er.
„Ja, Sir!“, antwortete Sam.
Daniel überprüfte die Funkverbindung zu Jonny. Er seufzte, denn sie war unterbrochen.
„Das habe ich mir schon gedacht, Daniel.“, sagte Sam, die seine Bemühungen beobachtete. „Die Asgard müssen dafür gesorgt haben, dass, was auch immer in diesem Berg versteckt ist, von außen gut abgeschirmt ist.“
Daniel nickte. Jack leuchtete unterdessen die Gegend ab. Das Ergebnis war, dass sie sich in einem Tunnel befanden, den Daniel auf etwa 3x3m schätzte. Der Strahl der Taschenlampe reichte in beide Richtungen nicht bis ans Ende.
„Wir müssen uns aufteilen!“, beschloss Jack. „Sam und Teal’c: Ihr geht in diese Richtung.“, er deutet mit der Taschenlampe, welchen Weg sie gehen sollten. „Und Daniel kommt mit mir.“
Und schon stolperten sie den Tunnel entlang. Daniel lief dann und wann ein Schauer über den Rücken. Es war empfindlich kühl und feucht. Die Wände waren nicht sauber ausgearbeitet und manchmal von etwas grünlicher Farbe, die auf Kupfer schließen ließ. Es gab keinerlei Zeichen, die in irgendeiner Weise darauf hindeuteten, dass sie sich in die richtige Richtung bewegten.
Innerhalb des Berges funktionierten die Funkgeräte und Sam und Teal’c hatten genauso wenig Glück. Der Tunnel schien endlos. Dann stoppte Jack so plötzlich, dass Daniel, der genau hinter ihm gegangen war, in ihn hineinrannte.
„Gott, … Daniel!!“
„Sorry, Jack!“
„Ich habe da gerade etwas gesehen! Dort!“ Jack leuchtet auf den Boden. Und richtig, es glitzerte etwas zwischen den Steinen. Daniel bückte sich und nahm es an sich.
„Es ist eine Brille, Jack. Das heißt, jemand muss vor uns diesen Tunnel entlang gegangen sein.“
„Vielleicht dieser amerikanische Tourist aus der Zeitung.“, vermutete er.
„Möglich. Aber die Brille allein nützt uns nicht viel.“
„Gehen wir weiter!“
Daniel nickte und ließ die Brille in die Tasche gleiten.

Plötzlich meldete sich Sam über Funk.
„Sir, wir haben etwas gefunden!“
„Ja? Was denn?!“, fragte Jack
„Eine Leiche.“ Sie machte eine kurze Pause. „Aber soweit ich das erkennen kann, ist sie schon eine ganze Weile tot. Es ist beinahe nur noch das Skelett über, soweit ist die Verwesung fortgeschritten“
„Kann man erkennen, woran sie gestorben ist?“, fragte Daniel.
„Ganz genau kann ich es nicht sagen, aber da ich keine Verletzung des Knochens auf den ersten Blick erkennen kann, sieht ganz so aus, als sei sie verhungert und verdurstet.“
„Oha…“
„O’Neill!“, meldete sich nun Teal’c. „Auch als Tau’ri verdurstet man nicht so schnell. Es ist möglich, dass diese Tunnel nirgendwo hinführen!“
„Das glaube ich nicht, Teal’c. Wir haben nämlich auch etwas gefunden. Eine Brille, die jemand verloren hat. Und die macht einen recht neuen Eindruck!“, sagte Daniel.
„Unserem Mann hier kann sie auch gar nicht gehören!“, meinte Sam. „Denn unserer hat seine Brille noch auf.“
„Also suchen wir weiter.“, sagte Jack.

Sie machten sich wieder auf den Weg. Sie waren eine ganze Weile gelaufen, als Daniel und Jack einen Lichtschimmer in einer Tunnelbiegung wahrnahmen, der nicht von ihren Taschenlampen stammte.
„Achtung Daniel!“, zischte Jack und drückte den überraschten Daniel gegen die unangenehm raue Felswand. Daniel keuchte, wagte aber nicht sich zu bewegen. Einige Sekunden verharrten sie so.
Dann sprang Jack hervor und zielte mit der Zat in die Richtung, aus der sie den Lichtschimmer gesehen hatten. Die Spannung saß Daniel in allen Gliedern, doch zu seiner Überraschung ließ Jack seine Zat sinken. Ein Stein fiel ihm vom Herzen, als er nun sah, was Jack sah: Sam und Teal’c kamen auf sie zu.
„Wir sind im Kreis gelaufen!“, rief Jack. „Aber wir haben keine Abzweigung gesehen.
„Wir ebenfalls nicht, O’Neill!“
„Es muss einen Weg hier heraus geben, denn wohin ist der Besitzer der Brille gegangen, die Daniel und ich gefunden haben?!“
Daniel dachte nach. Jack hatte Recht. Irgendwie musste der Kerl hier heraus gekommen sein.
„Wir müssen irgendetwas übersehen haben!“, sagte er.
„Ja, aber was?!“ Sam zuckte mit den Schultern.
„Verdammt noch mal!“, ärgerte sich Jack. „Ich habe auf jeden Fall keine Lust, hier herum zu sitzen, bis die Asgard uns retten kommen – wenn sie uns retten kommen!“
„Lasst uns die Wände dieses Tunnels noch einmal genau untersuchen!“, schlug Sam vor. „Wir müssen irgendetwas übersehen haben!“
„Gut!“, sagte Jack und klopfte sich den Schmutz von der Rückseite seiner Jacke.

Daniel wusste nicht, wie lange sie die Tunnelwände abgegangen waren, aber es kam ihm endlos vor. Auch die Motivation der anderen nahm merklich ab und so legten sie eine Pause ein.
Ratlos sahen sie sich an.
„Nichts!“, schimpfe Jack. Nahm einen Stein in die Hand und warf ihn gegen die Tunnelwand. Die anderen schwiegen.
„Wir sind wieder an der Stelle angekommen, an der Jack und ich die Brille gefunden haben…“, murmelte Daniel. „Dort liegen die Scherben von dem rechten Brillenglas.“ Er nahm die Brille erneut aus der Tasche und schaute sie an. Dann fragte er in die Runde:
„Warum würde jemand seine Brille auf dem Boden schmeißen, so dass sie kaputt geht?“
Sam drehte sich zu Daniel hin. „Wahrscheinlich niemand. Sie muss ihm entweder in einem Kampf oder ähnlichem runter gefallen sein, oder…“
„…oder sein Besitzer ist irgendwie verschwunden. Und zwar an dieser Stelle!“
„Hier ist aber nichts!“, sagte Jack und warf erneut einen Stein gegen die Wand.

„Sir, hier ist doch was!!!!“, rief Sam plötzlich.
„Major…“
„Warum habe ich da nicht schon früher drauf geachtet? Schaut euch mal die Farbe des Bodens und der Wände an, die dieser Tunnelabschnitt hat!“
Daniel schaute auf den Boden. Wenn man mit der Taschenlampe darüber leuchtete, konnte man einen rötlich-braunen Glanz erkennen. Da wusste er, was Sam meinte.
„Meinst du etwa den rötlichen Glanz?!“, fragte er.
„Genau! Wenn ihr genau hingeschaut habt, dann muss euch doch sicher aufgefallen sein, dass der Rest, des Tunnels an vielen Stellen einen grünlichen Schimmer aufweist, das von oxidiertem Kupfer stammt…bis auf diesen Teil des Tunnels…“
„Dann müssen wir in der Tat etwas übersehen haben!“, sagte Teal’c
„Wir haben nichts übersehen. Wir haben jeden Millimeter abgesucht.“ Jack nahm sich einen dritten Stein vom Boden und warf ihn gegen die Wand. Doch anstatt daran abzuprallen, glitt er durch die Wand wie durch Butter.
Jack starrte die Wand an.
„Na ja… vielleicht nicht jeden Millimeter.“, gab er zu, stapfte zur Wand und streckte einen Arm aus, in der Höhe, in der der Stein verschwunden war.
„Sir, das würde ich nicht tun…!“, versuchte Sam in böser Vorahnung dem Colonel zu sagen, aber die Warnung kam zu spät. Jack hatte bereits seinen Arm in der eigentlich soliden aussehenden Felswand versenkt. Doch an dem Gesichtsausdruck, den Jack nun aufsetzte, konnte Daniel erkennen, dass etwas nicht in Ordnung war.
„Ich kann meinen Arm nicht mehr herausziehen!“, rief er mit erschrockener Stimme. Daniel wollte ihm zu Hilfe eilen, aber er erreichte Jack nicht mehr rechtzeitig. Der Colonel wurde in den Felsen hinein gezogen und die Taschenlampe, die er in der anderen Hand gehalten hatte, fiel zu Boden. Der Rest von SG-1 war wie gelähmt.
Als Daniel wieder zu sich gefunden hatte, testete er die Funkverbindung.
„Jack?! Jack, ist alles in Ordnung?“, fragte er mit aufgeregter Stimme.
Die Leitung war tot.
„Was machen wir jetzt?“, fragte Daniel.
„Fest steht, was der Colonel machen würde!“, meinte Sam.
„O’Neill würde versuchen, auch durch die Wand zu gehen!“, sagte Teal’c bestimmt.
„Ich glaube, uns bleiben auch mehr nicht viele Auswahlmöglichkeiten!“, sagte Daniel und hob Jacks Lampe auf. „Ich meine, wir könnten hier warten, bis uns die Asgard zur Hilfe kommen, oder General Hammond einen Weg gefunden hat, uns hier heraus zu holen, aber ich denke, wir sollten es drauf ankommen lassen und durch diese Wand gehen.“
„DanielJackson, ich melde mich freiwillig, zuerst zu gehen!“, sagte Teal’c.

Teal’c, Daniel und Sam gingen durch die Wand. Es fühlte sich an, wie weicher Ton und Daniel hatte zuerst das Gefühl, zu ersticken. Auf halbem Wege wurde er erfasst und wie von Zauberhand durch den Felsen befördert. Auf der anderen Seite war es stockdunkel.
„Jack? Sam? Teal’c?“, fragte er leise. Sie antworteten ihm und nach und nach schaltete jeder seine Taschenlampe ein.
„Wurde aber auch langsam Zeit!“, sagte Jack. „Eine Sekunde habe ich an euch gezweifelt.“ Seine Worte kamen als Echo zurück und Jack grinste. Dann rief er laut:
„Echooo!... Wow…!“
„Wir müssen in einem großen Gewölbe sein, denn Echo wird immer gehört, wenn in einem geschlossenen Raum Schallquelle und Hindernis mehr als 35m von einander entfernt sind!“, bemerkte Sam nüchtern.
„Von hier aus ist die Felswand fest!“, sagte Teal’c, der die Wand abtastete.
Sam untersuchte die Halle oder was es war in entgegen gesetzter Richtung. Daniel leuchtete in ihre Richtung.
„Der Strahl Taschenlampe kann das Ende der Halle nicht erreichen. Sie muss riesig sein!“, sagte er und in diesem Moment bemerkte er etwas:
„Vorsicht Sam!“, schrie er und Sam stoppte gerade noch rechtzeitig.
„Der Felsen ist dort zu ende!“
„Du hast Recht! Hier geht es tief runter!“ Sam kniete sich hin und leuchtete nach unten.
„Man kann den Boden sehen! Es sind etwa 15 Meter!“ Sie stand wieder auf.
Jack, der bei Teal’c stand, lehnte sich gegen die Wand, die dieses mal nicht nachgab.
Daniel sagte nachdenklich: „Nun, irgendwo muss unser Brillenträger auch runter gegangen sein, denn ich kann ihn weit und breit nicht entdecken. Perfekt wäre es, wenn jemand einfach mal das Licht einschalten könnte!“
In diesem Moment wurde es hell in der Halle.
„Ich habe den Lichtschalter gefunden – besser so?“, fragte Jack, aber keiner hörte ihm zu, denn sie starrten in die Halle hinein. Was Daniel dort sah, verschlug ihm den Atem. Viele außergewöhnliche Dinge hatten er und seine Teammitglieder in all den Jahren auf ihren zahlreichen Reisen durch das Sternentor gesehen, aber er konnte sich nicht erinnern, dass sie je etwas so Eindrucksvolles gesehen hatten, wie es sich jetzt vor ihren Augen offenbarte…


weiter: Kapitel 3
End Notes:
(2. Anmerkung der Autorin: Für die fleißigen Leser und Leserinnen gibt es auch dieses Mal ein Bonbon! Ich habe wieder ein kleines Bilderpacket zusammengestellt, das aus selbst gezeichneten sowie aus gesammelten Bildern besteht. Ihr könnt es hier

www.fermina.gmxhome.de/teil2.zip

downloaden :o-) )
Kapitel 3 by Fermina
Author's Notes:
Ihr solltet zumindest Teil 2 gelesen haben. Insgesamt hat die Geschichte drei Teile und so ist dieser dritte Teil der Abschluss meiner Story. Ich hoffe, sie wird euch gefallen! …Ich knuddel hiermit Greyfinchen noch einmal ganz dolle, weil sie sich als meine Beta der Story so geduldig angenommen hat. Sie hat auch die tolle Synopse zum dritten Teil geschrieben!

Inhalt: SG-1 bringt Licht in das Dunkel und erlebt den Abglanz einer großen Allianz. Die Aufklärung alter Geheimnisse findet sich begraben in den Wurzeln eines alten Weltmythos. Wird sich das Vermächtnis aus vergangenen Tagen als Trojanisches Pferd entpuppen oder den Weg in die Zukunft der Menschheit verheißen?
Kapitel 3

„Ein Baum?“, fragte Jack ungläubig.
„Sieht ganz so aus, Sir.“, antwortete Sam.

Es war ein Baum, soviel stand auch für Daniel fest. Aber was für einer! Er war größer als das Apartmenthaus, in dem er lebte und leuchtete in Farben, die er noch nie in seinem Leben an einem Baum gesehen hatte. Die Blätter schimmerten golden und erhellten das Gewölbe um den Baum herum. Von der Anhöhe, auf der sie sich befanden, sah es so aus, als ob das Blätterwerk und die Äste des Baumes in vier Teile geteilt worden waren und jeder der vier Teile leuchtete zusätzlich in einem unterschiedlich intensiven Grün. Das Gold schien jedoch allgemein zu überwiegen.
Daniel konnte sich kaum von dem Anblick losreißen. Als er es aber dennoch geschafft hatte, blickte er sich noch etwas weiter um. Mit der Helligkeit war auch eine Art Treppe erschienen, die runter auf den Platz führte, auf der der Baum oberirdisch einen Teil seines riesigen Wurzelwerkes präsentierte.
„Dort ist eine Treppe erschienen. Ich glaube, wir sollten da runtersteigen und uns unten mal umsehen.“, schlug Daniel vor.
„Das ist ja fantastisch!“, sagte Sam. „Diese Treppe scheint aus purer Energie zu bestehen, die von dem Gerät dort unten, erzeugt wird!“
„Ja ja, was auch immer!“, sagte Jack und wagte den ersten Schritt auf die oberste Stufe. Erst vorsichtig und dann immer fester, bis er auf der Stufe hin und herhüpfte und die anderen davon unterrichtete, dass sie wirklich sicher sei.
SG-1 machte sich auf den Weg nach unten.
Aus der Perspektive, die sie jetzt hatten, sah der Baum noch gewaltiger aus. An den Felswänden waren im Abstand von 90° Einbuchtungen, hinter denen noch kleinere Räume zu erkennen waren. Daniel fragte sich, welchen Nutzen diese vier Räume wohl gehabt hatten.

Langsam näherten sie sich dem Baum.
Teal’c der vorn ging, stoppte plötzlich. „DanielJackson, hier steht etwas auf dem Boden geschrieben. Es scheint, als würde dieser Text den Baum umranden.“
„Lass mal sehen, Teal’c!“ Daniel ging näher und sah die riesigen Buchstaben, die zum Teil von etwas Staub bedeckt waren. Er zückte sein Notizbuch und einen Bleistift und schrieb die Buchstaben auf ein Blatt, während er sie entlang schritt. Als er wieder bei den restlichen Teammitgliedern angekommen war, schaute er angestrengt auf das Blatt Papier.
„Was steht da, Daniel?“, fragte Sam.
„Moment noch – das ist in Altisländisch verfasst, ähnlich wie der Text an der Vulkanwand. Hm…hm…!“ Er grübelte und schrieb dann die Übersetzung unter den Text.
„Lies schon vor, Daniel!“, drängte Jack.
„Es soll wohl heißen: ‚Hier treffen sich die Rater alle Tage, wenn sie zu urteilen ziehen, unter der Esche Yggdrasil’ …Das ist wirklich unglaublich. Ich hätte es nie für möglich gehalten, dass es diesen Baum wirklich gibt!“
Jack kratzte sich am Kopf. „Also Daniel, wenn es den Baum aus der Mythologie wirklich gibt, dann würde es mich aber ziemlich interessieren, was noch alles Wirklichkeit in dieser Geschichte ist. Besonders der Teil, mit der Schlange.“

„O’Neill!“, rief Teal’c, der sich dem Baum schon bis zu den riesigen Wurzeln genähert hatte. „Ich habe etwas gefunden, das von Interesse sein könnte!“
„Was denn, Teal’c?“, fragte Jack.
Aber die Frage erübrigte sich, als sie näher an Teal’c heran gekommen waren. Teal’c stand vor einer Urne auf einem Sockel. Auf der Urne war etwas in Goauld geschrieben. Daniel ging noch etwas näher und las:
„Akatash!“
„Akatash?!“, fragte Jack. „Was zum Teufel soll das heißen?!“
„Ich glaube zu wissen, O’Neill, was es zu bedeuten hat!“, sagte Teal’c in seiner üblichen Stimme. „Als ich noch ein junger Jaffa war, erzählten sich die Krieger untereinander Legenden. Und eine Legende war die des Akatash. Es heißt, dass einst Yu, einer der ältesten der Systemlords, nach einem Krieg mit den Asgard, Verhandlungsgespräche für einen Waffenstillstand geführt haben soll, um eine vollständige Zerstörung seines Reiches und seines Heeres zu vermeiden. Es begab sich aber, dass er gleichzeitig mit einem anderen sehr alten Systemlord Krieg führte und dieser an Yus Zerstörung interessiert war. Er versuchte die Verhandlungen zu sabotieren um die Asgard dazu zu bewegen, Yu endgültig zu zerstören. Dies gelang ihm aber nicht und er wurde von den Asgard gefangen genommen. Der Name des Systemlords war Akatash. Seitdem hat man nichts mehr von ihm gehört.“
„Das sieht aus wie eine von den Container Urnen, in denen Osiris eingeschlossen wurde und zweitausend Jahre auf seine Freilassung warten musste. Es ist doch möglich, dass Akatash von den Asgard hierher verbannt worden ist. Nur kann ich keinen Goauld spüren. Du, Teal’c?!“ Sam umschritt die Urne, um sie näher zu untersuchen.
„Ich spüre nichts, MajorCarter!“
„Vielleicht ist der Schlangenkopf tot?“, fragte Jack hoffnungsvoll.
„Das ist möglich, denn das Siegel ist gebrochen! Ich werde sie öffnen!“ Sam nahm die Urne in die Hand und brach den schmucklosen Kopf der Urne ab.
„Sie ist leer!“
Daniel zuckte zusammen. Aber nicht, aufgrund Sams Bemerkung, sondern weil Jack schnell seine Zat aktiviert hatte und abwechselt in alle vier Richtungen zielte.
„Jack, was tust du da?“, fragte er.
„Wenn die Urne leer ist, dann heißt das, dass hier irgendwo ein Schlangenkopf herumlaufen kann!“, sagte er.
„Jack, ein Goa’uld braucht immer einen Wirt um ‚herum zu laufen’ und hier war weit und breit niemand für mehrere hundert oder taus….“, er brach ab, weil ihm plötzlich etwas einfiel.
Sam sprach es aus, was er dachte: „Der verschwundene Amerikaner!“
„Aber hier scheint niemand anwesend zu sein, außer uns.“, sagte Teal’c.
„Das stimmt!“ Jack ließ seine Waffe sinken und grinste. „Ich glaube, wenn hier wirklich einer von den Schlangenköpfen herumlaufen würde, hätte er schon längst versucht, uns zu Sklaven zu machen und Teal’c einen Shol’va genannt.“
Daniel war sich da nicht so sicher, denn wenn Akatash wirklich einer der ältesten Systemlords war, dann besaß er vielleicht doch ein wenig Weisheit und hielt sich verborgen. Aber Daniel wollte diesen Verdacht lieber für sich behalten, denn er brannte darauf, herauszufinden, was es mit der Halle auf sich hatte und das konnte er sich abschminken, wenn Jack der Überzeugung war, dass Gefahr drohte.
Jack unterbrach ihn in seinem Gedankengang und sagte: „Nun, Daniel, auf jeden Fall haben wir herausgefunden, was die Schlange auf der Abbildung zu bedeuten hatte! Die Schlange ist Akatash!“
Dabei hatte Daniel ebenfalls seine Zweifel.
„Colonel, ich habe eine Konsolenscheibe im Baum entdeckt!“, sagte Sam, die in diesem Moment einen Knopf betätigte und eine grünliche Scheibe zum Vorschein kam, auf der viele weiße Linien und Punkte zu sehen waren. Außerdem befand sich dort einer der Konsolensteine. Sam, die mit der Technologie vertraut war, nahm zielstrebig den Stein in die Hand und bewegte ihn auf der Scheibe hin und her, als ob sie genau wusste, was sie da tat.
„Dieser Baum ist so etwas wie ein riesiger Megacomputer!“, sagte sie begeistert. „Die Scheiben sind überall im Kreis um diesen Baum angeordnet. Ich denke…“, sie aktivierte eine andere Scheibe, die auch sogleich aus dem Baumstamm heraus kam. „…dass jeder eine andere Funktion zugeordnet ist. Ich will hier nichts kaputt machen, deswegen muss ich vorsichtig vorgehen!“
„Versuchen Sie herauszufinden, was es mit dem Baum auf sich hat! Teal’c und ich kundschaften mal die Räume aus, die sich an die Halle anschließen. Daniel, du schaust sich um, ob du noch irgendwelche Schriftzeichen findest! Wir treffen uns nachher wieder hier an dem Sockel!“, sagte Jack und ging mit Teal’c zu einem der Räume hinüber.
Daniel war sich nicht so sicher, wohin er zuerst gehen sollte und er entschied sich für die Richtung, die in entgegen gesetzt zu der Energie-Treppe war. Diese Halle schien eine Art Treffpunkt der Asgard gewesen sein. Dies sagte jedenfalls der Text auf dem Boden. Die Rater…Er grübelte noch eine ganze Weile und suchte nach Spuren, fand aber nichts, das von Interesse sein könnte.

Als er zurück zum vereinbarten Treffpunkt kam, war Sam sehr mit den ganzen Scheiben beschäftigt. Jack und Teal’c sahen so aus, als hätten sie nichts gefunden, das sie weiterbrachte.
„Das sind alles Sackkassen!“ Jack nahm die Urne in die Hand und spielte ein wenig an ihr herum. „Und jeder der Räume gleicht dem anderen. Es gibt ein paar Vertiefungen, aber sonst ist da nichts – nada! Hast du noch etwas entdecken können?“, fragte Jack Daniel, der sich gerade auf einer kleineren Wurzel niedergelassen hatte.
Daniel schüttelte den Kopf.
Sam schien ganz und gar in ihre Arbeit an den Scheiben vertieft zu sein. Schließlich sagte sie:
„Ich hab’s! Ich weiß welche Funktion diese Scheibe hat!“
„Aha, und welche?“, fragte Jack gelangweilt.
„Es ist so etwas wie eine Videokassette. Es sind aufgezeichnete Filmsequenzen. Nur kann ich nirgendwo ein Abspiel Gerät sehen.“
„Drücken sie doch einfach mal auf ‚Play’ und wir gucken, was passiert, Major!“
„Na gut, Sir!“, sagte Sam unsicher und schob den Konsolenstein ein paar Kreise nach rechts.

Der nächste Anblick, der sich dem SG-1 Team bot, ließ sich wohl am besten mit einer Licht- und Lasershow vergleichen. Der Baum teilte sich auf halbem Wege zwischen Wurzelwerk und Krone und sofort schoss ein hellgrüner Lichtstrahl in alle Richtungen und wurde von den Wänden des Gewölbes absorbiert.
„Cool“, kommentierte Jack.
Nach wenigen Augeblicken formten sich an dem Felsen mit dem Vorsprung an dem auch die Energietreppe immer noch aktiv war, Zeichen. Sie gehörten definitiv zu jenen, die die Asgard benutzten. Daniel kannte sich mit diesen erweiterten Zeichen, die vor allen technische Bedeutungen hatten, noch nicht besonders gut aus, da sie auf der Erde nie gefunden worden waren und er noch nicht viele Gelegenheiten gehabt hatte, sie in Ruhe zu studieren. Sie waren immer auf der Flucht oder in unglaublicher Gefahr, wenn sie an Bord eines Asgard Schiffes gewesen waren. Dafür machte Sam den Eindruck, als ob sie wüsste, was dort geschrieben stand. Da fiel Daniel ein, dass sie vor drei Jahren auf einer Asgard Welt, eine Invasion der Replikatoren verhindert hatte. Wie hatte er das nur vergessen können!
„Einen halben Augenblick!“, sagte Sam. „Ich muss eben etwas ausrechnen…. Also die ersten Zeichen fügen sich zu einem Datum zusammen…wenn mich nicht alles täuscht, dann heißt das in unserer Zeitrechnung ca. 2000 v. Chr. Und dahinter steht… Daniel kannst du das lesen?“
Die letzten Zeichen kannte er, da es sich um ganz normale Runen handelte.
„Da steht: ‚Versammlung des Rates der großen Vier’.“
„Mehr ist auf der Aufnahme nicht drauf, Carter?“, fragte O’Neill in einem etwas enttäuschten Tonfall.
„Ich werde es noch mal überprüfen, Sir!“, antwortete sie und schaute wieder auf die Scheibe. Nach einer Weile sagte sie: „Ich habe mich getäuscht, Sir, das war noch nicht die Aufnahme, sondern nur der Titel.“ Dann nahm sie den Konsolenstein und bewegte ihn ein Feld nach unten.
Zu dem grünen Lichtstrahl kamen nun viele andere in den verschiedensten Farben dazu. Die Strahlen trafen auf den Felsen direkt über den vier Einbuchtungen und schrieben die Namen:
„Thor, Desala, Erla, Berengar“ Daniel las laut vor. Er hatte keine Zeit darüber nachzudenken, denn als der Lichtstrahl erneut auf den Felsen traf, erschienen noch weitere Schriftzüge.
„Asgard, Antiker, Nox, Furlinger.“, schrieb sich unter die jeweiligen Namen. Daniel hielt den Atem an. Konnte dies denn sein? Konnte dies ein weiterer Treffpunkt der großen Allianz der vier außerirdischen Völker sein?
Im nächsten Augenblick erschien wie aus dem Nichts ein Asgard mit seinem Sessel in der Einbuchtung, die mit Thor, Asgard betitelt war.
„Thor, Kumpel!“, rief Jack in dem Augenblick und wollte auf ihn zu gehen, doch Sam stoppte ihn.
„Sir, denken Sie daran, dies ist nur eine holographische Aufzeichnung! Was Sie hier sehen ist eine Abbildung von Thor, vor 4000 Jahren. Sehen sie doch seinen Körper! Er sieht ein wenig anders geformt aus. Er ist ein bisschen größer und kräftiger; man sieht mehr Parallelen zu dem Körper, den wir vor einem Jahr zusammen mit Heimdall aus dem Labor gerettet haben!“
Thor suchte unterdessen mit seinen Augen lebhaft die Umgebung ab. Schließlich sahen sie ein bekanntes Licht durch die Decke des Gewölbes dringen. Daniel staunte, wie echt dies alles wirkte. Als ob Oma Desala wirklich gerade durch die Decke gekommen wäre. Er legte seine Stirn in Falten. Er konnte sich, im Gegensatz zu seinem Leben als Daniel Jackson, an nichts aus seiner Zeit als Lichtwesen im Kreise der Antiker erinnern. Alles, was er aus jener Zeit mitgebracht hatte, war die Fähigkeit, ihre Sprache zu lesen. Während er noch diesen Gedanken nachhing, entrollte sich in der Einbuchtung neben Thor ein Teppich. Oma Desala, die eine menschliche Gestalt angenommen hatte, war in einem beigefarbenen, langen Kleid gekleidet, verbeugte sich und sagte:
„Sei gegrüßt, Thor!“
Thor nickte ihr zu und Oma ließ sich im Schneidersitz auf dem rötlichen Teppich nieder.
Plötzlich zuckten die vier Mitglieder von SG-1 zusammen, denn aus dem Felsen in der dritten Einbuchtung wuchs ein dicker Baumstamm und wie aus dem Nichts war eine Noxfrau erschienen und wandte sich lächelnd an Thor und Oma Desala. Sie nickte und setzte sich auf den Baumstumpf.
Gespannt warteten Daniel, Sam, Jack und Teal’c auf den Abgesandten der Furlinger, aber der lies auf sich warten. Daniel glaubte schon gar nicht mehr an seine Anwesenheit bei diesem Treffen, als sich an dem Felsvorsprung, von welchem auch sie die Halle betreten hatten, etwas tat. Eine große Gestalt kam die Energie-Treppe hinunter.
Auf den ersten Blick wirkte die Gestalt Berengars sehr menschlich. Auf den zweiten Blick jedoch bemerkte Daniel, dass er keineswegs Ohren und Augen eines Menschen hatte. Der Kopf erinnerte an den einer Katze. Er hatte spitze Ohren und stechende mandelförmige Augen. Die Haut war fellartig, gezeichnet wie ein Leopard und Daniel musste es zugeben, wunderschön anzusehen. Berengar war in dunkelbraun gekleidet und trug zusätzlich einen sehr langen Umhang. Energisch und mit einem ernsten Gesicht ging er auf die letzte noch freie Einbuchtung zu und verbeugte sich sehr elegant und sehr tief. Dann ließ auch er sich nieder. Seine Sitzgelegenheit bestand aus einem Kupfer und Bronzefarbenen Hocker.

Nun begann Thor zu sprechen.
„Ich hoffe sehr, dass ihr eine gute Reise gehabt habt. Ich heiße euch in der Burg der Asgard willkommen!“
„Es blieb keine andere Möglichkeit, sich zu treffen. Die drei anderen Konferenzräume waren verhindert!“, erklärte die Noxfrau leise.
Berengar blickte nun auf und sagte in einer tiefen Stimme, die stark an ein Schnurren erinnerte: „Unsere Burg ist nicht mehr sicher. Das Klima auf dem Planeten, auf dem sie steht, hat sich stark verändert. Gewitterstürme und das unruhige Meer nagen an dem alten Gemäuer. Die Burg wird irgendwann in den Ozean stürzen. Das Sternentor sollte bald entfernt werden.“
„Alles Gewordene ist vergänglich; alle Erscheinungen sind leidhaft; alle Dinge sind wesenlos.“, sagte Oma Desala und Daniel sah, wie Jack die Augen verdrehte.

Aber was hatte Berengar gemeint? Etwa das Schloss, auf jenem Planeten, auf dem sie Ernest entdeckt hatten? Daniel erinnerte sich, wie er es als das zweite Heliopolis betitelt hatte. Erla hatte von insgesamt vier Konferenzräumen gesprochen. Also stellte jedes Volk, das zur Allianz gehörte einen Raum. Ihm wurde ganz schwindelig, wenn er daran dachte, wie viele Informationen dort gespeichert sein mussten…

Thor ging nicht darauf ein, was Oma Desala gesagt hatte, sondern fragte in die Runde:
„Was ist der Grund, dass wir uns heute hier versammeln? Was ist so wichtig, dass wir unsere Pflichten zurücklassen mussten.“
„Das helle Licht des Geistes verbrennt wie mit einem Blitz den Schleier der Unwissenheit.“, war Oma Desalas Kommentar.
Berengar knurrte in die Richtung in der Oma Desala saß. Die kleine Noxfrau zuckte zusammen. „Mit Verlaub – ich habe diese Sitzung einberufen. Ich weiß, dass jedes Volk Probleme hat. Aber mit unserem geht es zu Ende. Seht euch nur Yggdrasil an!“
Alle starrten nun zu dem Baum und SG-1 hinüber und Daniel bekam eine Gänsehaut, obwohl er wusste, dass dies nur eine Aufzeichnung war.
„Einst wurde sie gepflanzt als Spiegel der Befindlichkeit der Vier großen Völker. Grün symbolisiert Wohlstand und Gesundheit. Golden bedeutet Elend und Zerstörung.“
„Fälle einen Baum an der Wurzel, und die Blätter werden welk; treffe den Geist an der Wurzel, und Samsara fällt ab.“
Ohne Oma Desala auch nur eines Blickes zu würdigen, sprach Berengar weiter: „Wie Ihr sehen könnt, ist an dem Teil, an dem sich die Befindlichkeit der Furlinger widerspiegelt, kaum ein grünes Blatt mehr. Wir sind nun endgültig ein sterbendes Volk!“
Die Noxfrau legte ihren Kopf schief: „Wir haben Euch schon mehrmals Hilfe angeboten. Euer Volk ist alt und weise, älter als das der Nox. Wir wären erfreut gewesen, euch Schutz zu bieten.“
„Wie ihr aber auch wisst, ist unsere Art zu leben sehr verschieden von der der Euren. Wir sind ein Volk, das die Tiere jagt, die Ihr eure Freunde nennt.“
„Wir haben so gut es ging versucht, Euch zu helfen!“, mischte Thor sich ein. „Aber es war einfach unmöglich für uns, an allen Ecken des Universums gleichzeitig zu sein. Euer Volk weigert sich, eure Raumschiffe mit den üblichen Waffen auszustatten. Ihr sagt, man muss dem Feind ins Auge blicken können, wenn man ihn vernichtet. Diese Art zu handeln mag zwar ehrenvoll sein, aber keineswegs effektiv!“
„Das Volk der Furlinger ist stolz und rüttelt nicht an den Traditionen.“

Jack drehte sich zu Daniel und fragte flüsternd: „Was ist denn nun ihr Problem? Warum sterben sie aus?“
Daniel zuckte mit den Schultern.

Als ob Berengar Jacks Frage gehört hatte, sagte er:
„Um unsere Frauen steht es besonders schlimm. Sie werden von den Goa’uld noch stärker gejagt und getötet, als wir Männer. Das Fell der Furlinger Frauen, wie ihr wisst, ist noch schöner als das unsere. Es hat doppelt so viel Wert für sie. Aber nicht nur die Habgier treibt sie dazu, uns in Scharen zu töten. Ich erfuhr durch Zufall, dass die Goa’uld es sich zum Ziel gemacht haben, alle Furlinger auszurotten, denn wir sind eine der wenigen Arten im Universum, in der ein Goa’uld Symbiont nicht überleben kann.“

„Was sie nicht besitzen können, das zerstören sie!“, hörte Daniel Sam neben sich murmeln.

Berengar sprach weiter: „Ich habe nicht zu dieser Sitzung gerufen, weil ich Eure Hilfe brauche. Ihr habt sie uns zur Genüge angeboten. Es kommt für unser Volk keine Eurer Lösungen in Frage.“ Zu Oma Desala gewandt sagte er: „Auch Euer Angebot haben wir zur Kenntnis genommen, aber durch Erleuchtung die Unsterblichkeit unserer Rasse zu erlangen, funktioniert für uns nicht.“
„Wenige überqueren den Fluss. Die meisten stranden auf dieser Seite und laufen am Ufer auf und ab. Wir haben uns schon gedacht, dass Ihr den Fluss nicht überqueren wollt, nur sagt, was wollt ihr stattdessen tun!?“, fragte Oma Desala.
„Wir werden in eine weit entfernte Galaxie fliegen, an der die Goa’uld kein Interesse haben und dort in Frieden leben. Wir wollen die Goa’uld in dem Glauben lassen, dass sie Erfolg mit unserer Vernichtung hatten. Deshalb möchte ich darum bitten, die Furlinger aus der Allianz zu entlassen.“

Stille trat ein. Alle schienen über das eben Gesagte nach zu denken.

Thor meldete sich als erster wieder zu Wort:
„Das können wir leider nicht tun. Die Weisheit der Vier großen Völker wird ohne Zweifel die Goa’uld überleben, aber die Asgard sind auf einen Feind gestoßen, der momentan unsere Galaxie bedroht. Wir denken, dass dieser Feind den Untergang des Universums, wie wir es kennen, bedeuten könnte, wenn er sich weiter ausbreitet. Früher oder später wird dieser Feind auch die Furlinger bedrohen. Deswegen ist es wichtig, die Allianz zu erhalten, um weiter von dem Wissen aller zu profitieren.“
„Alles Gewordene ist veränderlich, vergänglich, in sich zerbrechlich, wie ungebrannter Ton. Es gleicht etwas Geliehenem, einer Stadt, die auf Sand gebaut ist, und existiert nur kurze Zeit.“
Thor schaute zu ihr hinüber: „Es mag sein, dass unsere Existenz nur ein Wimpernschlag in der Geschichte des Universums ist, aber die Bedrohung, von der ich spreche, ist keine Bedrohung, die aus einer Kuriosität des Lebens entstanden ist. Sie ist künstlicher Natur. Wir nennen sie Replikatoren. Wir wissen nicht, wie sie entstanden sind, aber wir tun alles Mögliche, um sie mit unseren Waffen zu besiegen. Wenn wir es nicht schaffen, dann könnte die Allianz noch einmal von großer Wichtigkeit sein.“
Berengar hatte die Augen geschlossen und sein Gesicht hinter der rechten Hand verborgen. Er verharrte so eine kleine Weile und sprach dann: „Mein Vorschlag lautet, dass die Asgard den Krieg gegen die Replikatoren fortsetzten und die Allianz erst wieder zusammen trifft, wenn sie nicht besiegt werden konnten. Für die Goa’uld lassen wir es so aussehen, als ob die Furlinger ausgestorben sind.“
Thor nickte. „Auch ich halte das für die beste Lösung. Falls es nötig sein wird, die Furlinger in ihrem Frieden zu stören, müssen wir aber wissen, wo wir Euch erreichen können!“
Berengar stand von seinem Hocker auf. Er hob die Hände zu beiden Seiten und Daniel staunte nicht schlecht, als eine kleine Lichtkugel zwischen seinen Händen entstand und immer größer wurde. Als die Kugel die Größe eines riesigen Kürbisses erreicht hatte, füllte sie sich mit schwarzer Farbe. Nach und nach blinkten kleine Lichter in ihr auf und Daniel wusste, was sie waren: Es handelte sich um Sterne.
„Dies ist die Galaxie, in die wir flüchten werden. Es gibt in ihr keine Sternentore und keine besondere Art von Ressourcen. Man würde dort niemanden vermuten, deswegen glauben wir, dass wir dort sicher sein werden!“
Daniel staunte noch immer über die unglaublichen Kräfte, die der Furlinger gerade präsentiert hatte, als er einen Moment lang glaubte, ein Lachen gehört zu haben. Er drehte sich zu seinen Teammitgliedern um, aber alle schauten gespannt zu Berengar.
„So soll es geschehen!“, sagte die Noxfrau lächelnd zu Berengar.
„Wir werden falsche Informationen an die Goa’uld weiterleiten, um sie in die Irre zu führen und…“. Daniel drehte sich erneut herum. Da war ganz klar ein Lachen gewesen. Ob es in der Aufzeichnung war?
„Was ist mit dir, Daniel?“, fragte Sam besorgt.
„Halte mal bitte die Aufzeichnung an!“
Sam griff sofort nach dem Konsolenstein und die Szene fror ein.
„Seid mal ganz still!“, flüsterte er und entfernte sich von der Wurzel, an die er sich angelehnt hatte. Er drehte sich im Kreis und untersuchte jede Richtung ganz genau. Jack, der Daniels Verhalten beobachtet hatte, war alarmiert aufgesprungen und zielte mit seiner Zat erneut in alle Richtungen.
Wieder ertönte das Lachen. Lauter und durchdringender als zuvor. Das Echo verdoppelte und verdreifachte es und verursachte ein Schauergefühl bei Daniel.
„Zeige dich!“, rief Jack fordernd und hielt seine Zat aktiviert.

Schließlich zeigte er sich. Er trat an der Stelle, an der vor einiger Zeit Berengar erschienen war, ins golden-grüne Licht Yggdrasils und lachte erneut. Jack richtete die Waffe in seine Richtung und schoss, verfehlte ihn aber.
„O’Neill, diese Waffe ist nicht für weite Entfernungen geeignet!“, sagte Teal’c.
„Ich weiß!“, brummte Jack.
Die Gestalt lachte wieder.
„Hey, kannst du auch etwas anderes, als nur lachen?“, fragte Jack.
Das Lachen verstummte. Stattdessen sagte die Gestalt in der bekannten Goa’uld Stimme: „Schweig, Unwürdiger! Lange war ich in der Urne gefangen. Aber ich bemerke, dass dies war ein wirklich ausgezeichneter Zeitpunkt ist, befreit zu werden. Sobald ich mit eurer Hilfe hier heraus komme, werde ich den Systemlords verraten, wo sich die Furlinger verstecken und mit ihrer Hilfe bald wieder in meine alte Position zurückkehren!“
Er stieg nun die Energie Treppe hinunter.
„Wir müssen in Deckung gehen!“; ordnete Jack an und duckte sich hinter eine Wurzel. „Bewaffnet euch mit allem, was ihr finden könnt und verteilt euch!“
Daniel schnappte sich einen großen Stein und robbte an einer Wurzel entlang, kroch unter einer weiteren hindurch und drückte sich an die Säule, auf der die Urne gestanden hatte. Nur, was nun? Ein Nachteil war, dass er durch das dicke Wurzelwerk seine Freunde nicht mehr sah. Er funkte Sam an.
„Sam, hörst du mich?“, flüsterte er leise.
„Ja, ich höre dich. Ich fürchte, dass wir gegen Akatash nicht viel ausrichten können. Ich konnte eben kurz einen Blick auf ihn werfen. Er trägt eine Handspange. Ich schätze, dass die Asgard die Handspange neben die Urne gelegt hatten. Wir können nur hoffen, dass der Colonel ihn mit der Zat erwischt!“
Daniel riskierte einen Blick über die Säule, konnte den Goa’uld aber nicht entdecken und duckte sich schnell wieder.
Plötzlich hörte er einen Schrei. Er schoss nach oben und sah, wie der Goa’uld Jack mit der Zat bedrohte, die er ihm wohl abgenommen hatte.
Der Goa’uld schrie: „Kommt raus, ihr Narren, sonst töte ich euren Freund!“
„Kommt nicht!“, rief Jack heiser.
Daniel wollte Jack nicht gefährden und zu viert würde es ihnen wohl eher gelingen, den Goa’uld aus der Nähe zu überwältigen, also kam er aus seinem Versteck. Sam dachte wohl ähnlich, denn auch sie näherte sich Akatash und Jack. Teal’c hielt sich verborgen.
Der Goa’uld schien auch zu bemerken, dass einer fehlte.
„Schol’va, zeige dich!“, rief er wütend und zog den Arm enger um Jacks Hals und drückte ihm die Zat fester an den Kopf.
Teal’c rührte sich nicht.
„Du hast das ‚Kre’ vergessen!“, sagte Jack keuchend.
Auf Jack Scherz nicht eingehend, bedeutete er Sam und Daniel mit einem Kopfnicken ihm zu folgen. Langsam gingen sie zu der Einbuchtung, in der das eingefrorene dreidimensionale Hologramm von Thor in seinem Sessel saß und zum Anfassen echt wirkte. Akatash, der rückwärts ging und Jack mit sich schliff, ging einfach durch Thor hindurch. Daniel stockte kurz vor dem Hologramm und schwenkte einen Arm hindurch. Verblüffend. Dann folgte er dem Goa’uld und Jack in den kleinen Nebenraum.
„Dort in die Ecke!“, befahl Akatash in einem schroffen Ton. Daniel und Sam folgten seinem Befehl. Als sie sich in der Ecke auf einen Boden gesetzt hatten, schleuderte er Jack zu ihnen. Unsanft prallte er gegen Daniel.

Von innen erinnerte der Raum Daniel stark an Katakomben. Glatter, nackter, abgeschliffener Stein mit Ausbuchtungen wie für Gräber gemacht. Daniel schätzte, dass sie von den jeweiligen Abgesandten selbst eingerichtet wurden, wenn eine Versammlung mehrere Tage andauerte.

Akatash saß schräg zu ihnen, so dass er sowohl seine Gefangenen im Auge hatte, als auch den Eingang zum Gewölbe, wo sich immer noch Teal’c versteckt hielt.
Daniel seufzte.
Akatashs Augen glühten. „Erzähle mir, wie lange ich geruht habe!“, sagte er an Sam gerichtet.
„Das wissen wir nicht genau!“, antwortete Sam wahrheitsgemäß.
„Du lügst!“ Seine Augen glühten erneut auf.
„Es könnten so um die 3000 Jahre sein. Tau’ri Zeitrechnung!“, fügte Sam schnell hinzu.
„Das ist lange. Aber einem Goa’uld wie mir wird es schnell gelingen, wieder an die Macht zu kommen!“ Er schien sehr von sich überzeugt.
Müde mischte Daniel sich ein: „Die Situation hat sich geändert, Lord Akatash. Die Systemlords haben zuviel zu tun, um jemandem wie dir Aufmerksamkeit zu schenken.“ Daniel dachte an Anubis, der versucht hatte, alle Systemlords auszuschalten.
„Es wird sie interessieren, wo die Furlinger sich versteckt halten!“, sagte Akatash überzeugt.
„Die Machtverhältnisse haben sich verschoben. Die Systemlords kämpfen um ihr Überleben. Deshalb wird es sie reichlich wenig kümmern, dass du den Aufenthaltsort der Furlinger kennst!“
„Lass es gut sein, Daniel. Es ist die Mühe nicht wert, denn er wird es ja doch nicht einsehen wollen.“ An den Goa’uld gerichtet sagte er: „Hey, Schlangenkopf! Schon mal darüber nachgedacht, dass jemand weiß, dass wir hier unten sind? Die Asgard sind schon auf dem Weg hier her und dann kommst du wieder in deine Urne!“
Das hätte Jack wohl besser nicht sagen sollen, denn Akatash, der nun wirklich furchterregend aussah, versetzte ihm einen Schuss mit der Zat. Jack sackte stöhnend und zitternd zusammen. Sam wollte Jack stützen, damit er sich nicht den Kopf am Felsen aufschlug, aber Jack winkte ab.
„Ahhh …alles okay…langsam…ggggg… gewöhnt man sich… daran!“

Eine Weile geschah nichts. Akatash suchte unentwegt das Gewölbe nach Teal’c ab, konnte ihn aber nicht ausfindig machen. Sam und Jack schwiegen. Daniel dachte angestrengt nach, wie sie den Goa’uld überrumpeln könnten und was Teal’c jetzt wohl trieb. Es war nicht Teal’cs Art, so lange tatenlos zu bleiben.
Die Frage, die er sich in Gedanken gestellt hatte, sollte kurz darauf beantwortet werden, denn im Gewölbe draußen spielten sich plötzlich sonderbare Dinge ab:
Es schien, als sei der Raum plötzlich mit einer riesigen Menschenmenge gefüllt, die alle wild durcheinander redeten. Als Daniel genauer hinsah, bemerkte er, dass es oft immer dieselben Personen waren, die sich dort aufhielten.
Sam lachte auf, als sie das Schauspiel beobachtete.
„Teal’c muss sämtliche Steine von den übrigen Tafeln genommen und auf die mit der Abspielfunktion gesetzt haben.“
Zusätzlich zu den ganzen Gestalten in dem Raum kam auch noch ein ungeheuerer Lärm hinzu.
Die Aktivitäten in dem Gewölbe entgingen auch dem Goa’uld nicht. Er starrte entgeistert die Gestalten an. Plötzlich schien Jack auf einmal bemüht, sämtliche Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
„Hey, Schlangenkopf! Hey! Kennst du schon den Witz mit dem Tau’ri, dem Tok’ra und dem Goa’uld? Also, der geht folgendermaßen…“
„Schweig endlich!“ Akatash drehte sich ihm zu und sah sehr genervt aus.
„Der ist aber wirklich gut. Hör zu… ein Tok’ra, ein Tau’ri und ein Goa’uld treffen sich auf P5X-434. Da sagt der Goa’uld zum Tok’ra…“

Genau in diesem Moment verstand Daniel. Er sah, wie Teal’c im Schutz des Lärms hinter der äußersten Wurzel Yggdrasils hervorschoss und in ihre Richtung spurtete. Daniel gab sich einen Ruck und zwang sich, seine Aufmerksamkeit auf Jack zu wenden, um Teal’c nicht zu verraten. Wenig später hörte er nur noch einen dumpfen Schlag und der Goa’uld sackte zu Boden. O’Neill raffte sich auf, nahm die Zat aus dessen Hand und schoss einmal auf ihn, um sicher zu gehen, dass er sie für eine Weile erst einmal nicht mehr nerven würde.
„Gut gemacht, Teal’c!“, lobte Jack.
„Danke, O’Neill!“
„Aber jetzt stell ganz schnell diesen Lärm ab – der ist ja nicht zum Aushalten!“

Teal’c nahm den Goa’uld auf seine Schultern und gemeinsam gingen sie zu der Konsolenscheibe. Sam beförderte die Steine auf ihre ursprünglichen Plätze und es wurde wieder still.
„Jetzt, Carter, sorgen Sie dafür, dass wir hier wieder rauskommen!“, sagte Jack, der den Goa’uld mit einem Seil aus ihrer Ausrüstung fesselte.
„Das könnte schwierig werden, Sir!“
„Warum das denn? Benutzten Sie diesen Megacomputer!“
„Das ist es ja! Es würde Jahre dauern, bis ich weiß, wo welche Funktion liegt. Es sind 360 Konsolenscheiben!“
„Naaa…fangen Sie wenigstens an! Ich weiß nicht wie wir sonst hier raus kommen sollten!“
„Ja, Sir!“

Sam fing an, sich an den Konsolenscheiben zu arbeiten und Daniel wusste nicht so ganz, was er jetzt tun sollte. Er verstand nichts von der Asgard Technologie und konnte Sam dadurch nicht behilflich sein. Jack hatte sich neben den Goa’uld auf den Boden gesetzt, packte einen Keks aus der Notration aus und aß ihn genüsslich. Die Hälfte vom Keks fiel ihm aus der Hand, als plötzlich die Erde anfing zu beben.
„Carter, verdammt, was haben Sie gemacht?“, schrie Jack.
Daniel musste sich an einer Wurzel abstützen um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
„Ich weiß es nicht, Sir!“, rief Sam zurück.
„Es kann aber nicht sein, dass es einen Vulkanausbruch gibt, oder?“, fragte Daniel so laut er eben konnte.
„Das glaube ich weniger! Vielleicht ein Erdbeben. Island liegt gleichzeitig auf zwei Kontinentalplatten. Der Amerikanischen und der Eurasischen!“
Das Erdbeben wurde währenddessen immer stärker. Der Boden wies an manchen Stellen schon Risse auf und Daniel fürchtete um die Stabilität des ganzen Gewölbes. Das Kuriose war, dass sich das Beben nun langsam auf eine runde Fläche konzentrierte, die sich zwischen Wurzelwerk und Wand befand. Der Boden fing an, an dieser Stelle wegzubrechen und es entstand ein gewaltiges Loch. Dann stoppte das Beben so plötzlich wie es begonnen hatte.
„Und was nun?“, fragte Jack, der sich aufrichtete und zum Loch starrte. „Wir wollten aus dem Berg raus nicht noch weiter hinein.“
Alle starrten ratlos zu dem Loch.
„Ein normales Erdbeben können wir in jedem Fall ausschließen, Sir. Denn es gibt keine Art von Erdbeben, die runde Löcher entstehen lassen!“, bemerkte Carter.

Als ob es eine Reaktion auf Sams Bemerkung geben wollte, fing die Erde erneut an zu Beben. Diesmal jedoch leichter als zuvor. Zusätzlich kam ein Geräusch aus dem Loch, das mit der Zeit immer lauter wurde.
Daniel lauschte und stellte mit erschrecken fest:
„Da kommt etwas näher!“
„Den Eindruck habe ich auch DanielJackson!“
„Vielleicht Wasser?!“, mutmaßte Sam.
Was es auch war, er machte ein grauenhaftes Geräusch und Daniel lief es eiskalt den Rücken runter. Wenn das wirklich Wasser sein sollte. Wie lange würde es dauern, bis dieses Gewölbe gefüllt ist? Daniel wagte nicht, daran zu denken.
Inzwischen war die Lautstärke, die das Geräusch verursachte, so laut geworden, dass er Jack, der offensichtlich etwas sagen wollte, nicht mehr verstand. Er sah nur, wie dieser die Lippen bewegte und Zeichen machte, die Daniel aber nicht deuten konnte.

Nach einigen Augenblicken erfuhr Daniel, was sich so unaufhaltsam näherte. Es war kein Wasser, sondern etwas weitaus Schrecklicheres. So groß wie Yggdrasil erhob es sich aus dem Loch und warf einen Schatten auf SG-1.
Daniel blieb der Mund weit offen stehen. Er konnte nicht fassen, was er da sah.
Der Schatten gehörte zu einem gigantischen Wesen, das kein Ende zu haben schien. Es war eine gräulich schimmernde drachenähnliche Schlange, die wütend auf sie herab starrte.

In der plötzlich eingetretenen Stille hörte er Jacks Stimme.
„Geht in Deckung!“, schrie er und alle gehorchten sofort seinem Befehl.
Daniel fiel auf die Knie und faltete schützend die Hände über dem Kopf zusammen. Was für ein Urlaub! Er war mit dem Gedanken nach Island gekommen, seine Erinnerungen zu verarbeiten. Und nun sollte sein Urlaub so enden…?



- - - - - Weit von der Yggdrasil-Höhle legte jemand einen Konsolenstein auf ein anderes Feld….



- - - - - - - Erdumlaufbahn, Gegenwart

Plötzlich war etwas anders. Obwohl Daniel die Augen geschlossen hielt, spürte er, dass sich der Untergrund verändert haben musste. Er war nicht mehr lehmig und feucht, sondern glatt und trocken. Er öffnete langsam das eine Auge und erblickte einen grauen Untergrund. Mutig öffnete er nun auch das zweite Auge.
Es bestand kein Zweifel. Sie befanden sich in einem Raumschiff. Er blickte auf und sah einen Asgard auf einem Sessel vor ihm sitzen. Die anderen sahen sich verwundert um. Als Jack den Asgard erblickte rief er:
„Thor, Kumpel! Das war aber höchste Eisenbahn!“
Daniel fragte sich in Gedanken, wie es Jack möglich war, ihn von den anderen Asgard zu unterscheiden. Er beschloss, ihn später danach zu fragen.
„O’Neill! Ich bin froh dich, zu sehen! General Hammond hat mir von eurer Mission berichtet.“, sagte er in seiner üblichen leidenschaftslosen Stimme.
„Thor“ Daniel ergriff die Gelegenheit. „Warum habt ihr uns nie von eurer Burg auf Island erzählt?“
„Wir fanden es nicht wichtig, euch davon zu berichten!“
„Nicht wichtig?????“, fragte Jack ungläubig. „Ihr fandet es nicht wichtig uns zu sagen, dass ein Goauld, ein Megacomputer voller gefährlicher Informationen und eine hässliche Riesenschlange sich auf unserer Erde befinden?“
„Bei der Schlange handelt es sich um Jörmungand. Sie war das Resultat eines unglücklichen genetischen Experimentes. Sie wurde von zwei unserer Wissenschaftler im Zuge der genetischen Experimente zum Fortbestand der Rasse der Asgard erschaffen. Loki und Agrboda arbeiteten zusammen an dem Versuch ein Lebewesen ohne Gefühl und Verstand zu erzeugen, um an ihm zu experimentieren. Ein zweifelhafter Versuch, der auf das Schärfste von anderen Asgard verurteilt wurde. Es wurde festgestellt, dass dieses Wesen trotz aller Bemühungen Verstand und Gefühle besaß und dazu kam noch, dass es ununterbrochen wuchs. Wir beschlossen, Jörmungand unter Yggdrasil schlafen zu legen. Einerseits um ihr ein Leben zu ermöglichen und andererseits auch als Schutz gegen Eindringlinge. Als Major Carter den Computer bediente, löste sie den Schutzmechanismus aus.“
„Ausgerechnet eine solch gefährliche Schlange musstet ihr als Schutzmechanismus nehmen?!“ Jack war tatsächlich ein wenig wütend.
„Die Bedingungen auf eurem Planeten waren ausgezeichnet für die Schlange. Es tut uns leid, dass wir euch nichts von ihr erzählt haben. Wir werden ein neues Zuhause für sie finden.“
„Ist Jörmungand die Schlange, die auf der Abbildung in dem kegelförmigen Raum zu sehen war?“, fragte Sam.
Der Asgard blinzelte.
„Nein. Das ist eine Abbildung, die von den Menschen gemacht wurde. Die Schlange, die ihr darauf gesehen habt, soll die Rasse der Goa’uld darstellen, die an den Wurzeln des Weltenbaumes, allen Lebens frisst. Um den Goa’uld Akatash, der bei euch war, habe ich mich gekümmert. Er wird von seinem neuen Wirt getrennt und auf einem anderen Planeten untergebracht werden. Dem Wirt wird das Gedächtnis gelöscht und ich werde ihn dann zur Erde zurück senden. Genau wie euch.“
„Warte, Thor!“, warf Daniel schnell ein, denn Thor hatte schon eine Hand erhoben. „Was passiert mit Yggdrasil?“
„Die Burg der Asgard wird endgültig verschlossen werden, bis die Allianz neu aufersteht. Vielleicht mit den Menschen als die fünfte Spezies.“, erklärte der kleine graue ohne Umschweife.
Jack grinste. „Dann müsst ihr aber noch eine Einbuchtung schaffen, denn wir wollen auf jeden Fall unsere eigene!“
Verwirrt schaute der kleine Asgard Jack an. Sam und Daniel verdrehten die Augen.
„Ich muss euch jetzt wieder zur Erde schicken, denn ich befand mich auf einer wichtigen Mission, zu der ich nun zurückkehren werde. Auf Wiedersehen O’Neill, Samantha Carter, Daniel Jackson und Teal’c.“

Es wurde kurz hell und dann befanden sie sich auch schon wieder auf der Erde. Genauer gesagt vor der Felswand. Vor ihnen stand ein völlig verdutzter Jonny, der SG-1 entgeistert anstarrte.
„Du hättest mich auch gleich nach Hause beamen können!“, fluchte Jack laut zum Himmel.
Daniel kümmerte sich nicht um Jack.
„Hallo Jonny! Da sind wir wieder!“, sagte er freundlich.
„Wie lange waren wir da drin?“, fragte Sam.
„Etwa 18 Stunden. Ich habe mir echte Sorgen gemacht. Besonders als ich ein Beben verspürte, habe ich gedacht, dass ihr mit Sicherheit alle ums Leben gekommen seid!“
„Jetzt sind wir ja wieder da!“, sagte Sam. „Ich schlage vor, dass wir uns langsam auf den Weg zur Hütte machen!“

So geschah es dann auch. Alle machten ihre Pferde fertig und ritten wieder Richtung Süden. Nach einer Weile fragte Teal’c:
„O’Neill?!“
„Ja, Teal’c?“
„Wie geht der Witz zu Ende, den du Akatash erzählen wolltest!?“
„Der Witz? Ach so, klar! …ein Tok’ra, ein Tau’ri und ein Goa’uld treffen sich auf P5X-434. Da sagt der Goa’uld zum Tok’ra…“

Daniel trieb sein Pferd zur Eile an und holte Jonny, der vorn ritt, rasch ein. Die verbleibende Zeit des Rittes verbrachte Daniel damit seinem alten Freund, der aus dem Staunen nicht mehr heraus kam, von ihrem aufregenden Abendteuer im Vulkan zu berichten.

Ende
End Notes:
(2. Anmerkung der Autorin: Diejenigen von euch, die Teil 1 und 2 schon gelesen haben, können sich auch für den dritten Teil ein Bilderpacket im Zip Format herunterladen. Es besteht aus sieben gemalten bzw. gezeichneten Bildern. )

Link: www.fermina.gmxhome.de/teil3.zip

Viel Spaß beim Anschauen! :o-)
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