INIMIGO - Durch die Augen des Feindes (1) by moth-to-flame
Summary: Daniel gerät in eine Situation, die "dem Feind zu nah sein" eine ganz andere Bedeutung gibt. Auch der Rest des Teams und vorallem Sam müssen Opfer bringen um ihrem Freund das Leben zurückzugeben.
Categories: Stargate SG-1 Characters: Daniel Jackson (SG-1), Jack O’Neill (SG-1), Multi-Chara, Other Character, Own Character, Samantha Carter (SG-1), Teal’c (SG-1)
Genre: Action, Friendship, General, Hurt/Comfort
Challenges: Keine
Series: Keine
Chapters: 10 Completed: Ja Word count: 9579 Read: 60742 Published: 17.11.11 Updated: 17.11.11
Story Notes:
Noch ein kurzes Wort zum Titel. INIMIGO ist portugiesisch und bedeutet "Feind".

1. Prolog by moth-to-flame

2. Kapitel 1 by moth-to-flame

3. Kapitel 2 by moth-to-flame

4. Kapitel 3 by moth-to-flame

5. Kapitel 4 by moth-to-flame

6. Kapitel 5 by moth-to-flame

7. Kapitel 6 by moth-to-flame

8. Kapitel 7 by moth-to-flame

9. Kapitel 8 by moth-to-flame

10. Kapitel 9 by moth-to-flame

Prolog by moth-to-flame
INIMIGO - Durch die Augen des Feindes (1)


Auszug aus Daniel Jacksons Tagebuch:


Stellen Sie sich vor, Sie sind ein Mensch,
der niemals wusste, was es hieß, abgrundtief zu hassen.
Der versuchte, das Beste aus sich und seinem Leben zu machen.
Eines Tages widerfährt einem Ihrer Lieben ein grausames Schicksal.
Man nimmt Ihnen ihre Frau, macht sie zu einer der ihren.
Diese Spezies zerstört ihr Leben nicht nur einmal.
Plötzlich ahnen Sie, wie es ist, zu hassen.
Sie finden Gefallen daran, einen derer zu töten.
Die Rasse wird zu einem Feind, dem Feind.
Doch Sie denken, sich damit arrangieren zu können.
Es vergessen zu können, wenigstens hin und wieder.
Doch Sie treffen auf ein anderes Volk,
das Sie für ein Verbrechen bestraft,
welches Sie aus gutem Willen begangen haben.
Durch diese Strafe geraten Sie in eine Situation,
in der Sie plötzlich auf der anderen Seite stehen.
Sie sind Sie selbst, aber sehen
durch die Augen Ihres größten Feindes.
Durch diese Erlebnisse erkenne Sie,
wie wichtig es ist, Freunde zu haben.
Wenn Sie je an sich selbst zweifeln sollten,
denken Sie daran, dass Sie wertvoll sind
für ihre Freunde.

weiter: Kapitel 1
Kapitel 1 by moth-to-flame
1. Kapitel

Es war so ruhig. Eine beinahe vollkommene Stille. Nur der Gesang einiger Vögel und die Brise, welche sanft durch die Baumwipfel strich, waren Indizien dafür, dass die Zeit nicht angehalten hatte. Wie ein Wispern klang das Rascheln der Blätter im Windhauch, und Daniel fragte sich, was sie sich wohl erzählen würden, wenn sie es könnten. Er lauschte noch ein paar Sekunden, bevor er seinen Blick von den Baumkronen wieder abwärts richtete.

Er hatte sich vom Team abgesondert, um ein dringendes Geschäft zu verrichten. Doch die Stille hier im dichteren Wald hatte ihn gefesselt und er hatte einige Minuten hier verweilt, um sie zu genießen. Er beobachtete, wie ein Eichhörnchen eilig von einem Ast zum nächsten sprang. Als Daniel einen Schritt zurück machte, zuckten die dicht behaarten Öhrchen des Tieres kurz, es schenkte ihm noch einen abschätzenden Blick und verschwand dann laut klickernd in den dichteren Regionen des Baumes.

Daniel lächelte vor sich hin und beschloss fast ein wenig widerwillig, sich auf den Rückweg zum Waldrand zu machen, bevor Sam oder gar Jack auf die Idee kamen, ihn zu suchen.

Seine Sorge war unbegründet. Weder Jack noch Sam hatten seine Abwesenheit überhaupt bemerkt. Selbst Teal'c schien nur am Rande mitzubekommen, dass der Archäologe sich wieder zu ihnen gesellt hatte.

Sam saß auf einem Stein, hatte ihren Laptop auf dem Schoß und starrte konzentriert auf den Bildschirm. Teal'c stand halb gebückt hinter ihr und ließ sich irgend etwas Wissenschaftliches erklären. Jack hockte einige Meter weiter am Boden und putzte seine Waffe. Auch er war ziemlich vertieft in seine Tätigkeit.

Seufzend näherte sich Daniel und ließ sich neben Jack auf den erdigen Boden plumpsen, sodass eine kleine Wolke aufstob. Wortlos sah er dem älteren Mann dabei zu, wie er polierte, als existierte dafür eine eigene Kunst.

"Daniel! Sie machen mich nervös!", herrschte ihn Jack nach einer Weile an. Seine Putzbewegungen wurden schneller. Nur weil er neben ihm saß?

"Kann es sein, dass Sie 'etwas' gereizt sind, Jack?", fragte Daniel.

"Ja das bin ich. Und wissen Sie was, Sie sind der Grund dafür!", kam es wieder vom Colonel.

"Ach tatsächlich.", erwiderte Daniel kühl.

"Tatsache. Aber ich gewöhne mich langsam daran, mich von Ihnen von einem eintönigen Planeten zum nächsten schleppen zu lassen. Ein paar Stunden in der Gegend herum sitzen und sich langweilen.", sagte Jack und legte eine 'Polierpause' ein, um Daniel zu mustern.

Hatte Daniel gerade richtig verstanden? Jack gab ihm die Schuld daran, dass er sich fadisierte? Es war schließlich nicht seine Entscheidung gewesen, auf diesen Planeten zu gehen. Und es war nicht sein Verdienst, dass es hier keinerlei Anzeichen auf eine Zivilisation gab!

"Was wollen Sie, Jack?! Jaffa-Truppen, massenweise Goa'uld Ha'tacs und Systemlords, die Sie anschnauzen können? Es war Hammonds Entscheidung, einen Schwerpunkt auf bereits besuchte Planeten zu legen, nicht meine!", schrie Daniel und seine Beherrschtheit war vergessen.

"Ach, wirklich!?. Aber das ist nicht unser Job! Dafür gibt es schließlich andere SG-Teams. Wenn Sie dem General diese idiotische Idee nicht vorgeschlagen hätten...", begann er.

"Wenn ich es nicht getan hätte, würde ich jetzt gar nicht hier sein!", unterbrach ihn Daniel aufbrausend.

Mittlerweile waren auch Sam und Teal'c auf die Streiterei aufmerksam geworden und verfolgten die Konversation angespannt. Keiner der beiden brachte den Mut auf, sich einzumischen.

"Was soll das denn nun wieder heißen, Daniel!", rief Jack genervt, aber immerhin hatte Daniel jetzt seine volle Aufmerksamkeit. Sam beobachtete ihren CO. Seine Augen hatten sich in kleine Schlitze verwandelt und mit ein wenig Fantasie war es gar nicht schwer, sich vorzustellen wie rote Blitze daraus hervorschossen. Seine Wangen glühten rosig, dass ihm der Kragen bald endgültig platzte. Daniel hatte ebenfalls einen hochroten Kopf und fuchtelte mit seinen Händen wild in der Luft herum, als könnte er so seine Argumente untermalen.

"Das soll heißen, dass mich Hammond vor die Wahl gestellt hat. Entweder SG1 übernimmt auch solche Expeditionen, oder ich werde einem anderen Team zugeteilt... Oder noch schlimmer, ich darf überhaupt keine Reisen durch das Gate mehr machen.", antwortete der Wissenschafter etwas gefasster.

Jacks verärgerter Gesichtsausdruck verformte sich und zeigte plötzlich Überraschung. Auch Sam horchte auf und war kurz davor, etwas einzuwerfen.

Aber Jack nahm ihr das Sprechen ab.

"Warum sollte er das tun?", fragte er skeptisch, aber immer noch mit scharfe Unteron.

"Ganz einfach. Überlegen Sie mal, welche Missionen SG1 in letzter Zeit ausgeführt hat. Und dann sagen Sie mir, in wie vielen davon ein ausgebildeter Soldat nicht brauchbarer gewesen wäre als ein Zivilist wie ich, der zufällig einen Doktor in Archäologie hat.", erklärte Daniel.

Jack wurde nachdenklich.

Daniel hatte recht. In letzter Zeit hatte SG1 Daniels linguistische, anthropologische, archäologische...was auch immer - Kenntnisse wirklich nur in Ausnahmesituationen benötigt.

Auch Sam und Teal'c kamen ins Grübeln. Das war ihnen gar nicht aufgefallen. Daniel war schließlich von Anfang an eine unverzichtbares Mitglied vom Flagschiff aller SG-Teams...ihn jetzt so zu hintergehen, war seltsam, sollte nicht ein triftiger Grund dahinterstecken...

"Die Kulturen auf anderen Planeten sind zwar manchmal irdischen sehr ähnlich, die ich kenne, aber meistens kann ich mit den fremden Sprachen und Schriften erst nach eingehendem Studium etwas anfangen. Das könnte ich genauso gut vom SGC aus machen. Ich spreche fließend Goa'uld, aber das tut Teal'c auch. Was kann ich sonst noch, sagt es mir!", sagte Daniel leise. Seine Stimme hatte einen traurigen Tonfall angenommen. Er sah abwartend in die Runde. Fast defensiv verschränkte er die Arme und biss sich auf die Unterlippe.

***

Daniels Worte ergaben durchaus Sinn. Alles, was er gesagt hatte, stimmte. Er könnte vieles seiner Arbeit auch auf der Erde machen. Vielleicht sogar besser, weil ihm in der Basis die bessere Ausrüstung zur Verfügung stand. Dutzende Bücher, Computer oder das Internet konnte man nicht einfach mit durch das Sternentor nehmen. Und ein Soldat könnte mehr Sicherheit für das gesamte Team bedeuten und auch besser dafür sorgen, dass Artefakte unbeschadet auf die Erde gelangten.

Aber Schriftzeichen übersetzen war noch lange nicht alles, was Daniel Jackson für SG1 tat.

Jack wollte gerade über seinen eigenen Schatten springen und endlich laut aussprechen, wie viel er von Daniel hielt. Wie sehr sich seine Einstellung zu dem Wissenschafter geändert hatte, seit sie zusammen das erste Mal durch das Stargate nach Abydos gegangen waren. Wie schnell Daniel ein Teil seiner Weltanschauung geworden war...fast ein Familienmitglied, genau wie Sam und Teal'c.

Daniel hatte sich verändert. Auch wenn es ihm selbst vielleicht nicht aufgefallen war. Aus dem tollpatschigen Wissenschafter, der scheinbar nur Augen für kryptische Schriftzeichen und uralte Bauten hatte, war, ob er es gewollt hatte oder nicht, ein Held geworden. Und einer der mutigsten Männer, die Jack kannte. Er hatte gelernt, mit einer Waffe umzugehen, auch wenn er sie am Anfang verabscheut hatte. Er hatte getötet und Jack könnte schwören, ein teuflisches Blitzen in Daniels Augen gesehen zu haben, wenn sie wieder einmal einen Goa'uld erledigt hatten. Er hatte sich im Kampf um die Erde Dutzend Male behauptet. Doch nicht nur sein kämpferisches Können, sondern auch seine brillanten Ideen hatten seinem Team das ein oder andere Mal aus der Patsche geholfen. Wenn Daniel die Person wäre, für die er sich hielt, wäre er längst tot. Und er wäre nicht Mitglied von SG1.

***

Doch als O'Neill dazu ansetzte, das dem jüngeren Mann von Angesicht zu Angesicht zu sagen, war er weg. Jack sah Daniels Schatten gerade noch im Wald verschwinden. Fragend sah er zu Sam, die aufgestanden war und Anstalten machte, ihm zu folgen. "Lassen Sie ihn. Er braucht jetzt ein bisschen Zeit für sich selbst.", bestimmte er ruhig, fast traurig. Sam hielt sofort inne.

"Glauben Sie, dass Hammond das wirklich so sieht?", fragte sie und setzte sich wieder. Jack wiegte langsam den Kopf.

"Ich kann mir nicht vorstellen, dass das Hammonds Meinung von Daniel ist. Nicht nach allem, was wir ihm zu verdanken haben. Diese Aufforderung kam sicher von jemandem, der nur in seine Akte sieht und Daniels 'Titel' liest. Der keine Ahnung davon hat, wer Daniel wirklich ist.", knurrte er zwischen zusammengebissenen Zähnen. Sam nickte, genau so etwas hatte sie sich auch gedacht. Und sie konnte die Wut ihres Vorgesetzten gegen diese Männer sehr gut verstehen.

"Daniel Jackson ist es wert, ein Mitglied dieses Teams zu sein.", trug Teal'c bei.

"Ja das ist er, und ich wollte es ihm auch gerade sagen.", seufzte Jack. Sam sah ihn überrascht an. Jack zuckte die Schultern. Was, glaubte sie etwa nicht, dass sogar er mal nett zu jemandem sein konnte?

weiter: Kapitel 2
Kapitel 2 by moth-to-flame
2. Kapitel

Daniel verlangsamte seine Schritte. Er glaubte nicht, dass Jack zugelassen hatte, dass Sam ihm folgte. Wenn er auch manchmal ein unausstehliches Arschloch war, er wusste, wie peinlich es war, wenn eine Frau einen Mann weinen sah. Genau das tat Daniel Jackson im Augenblick nämlich gerade. Er lehnte sich taumelnd gegen einen Baumstamm und schluchzte leise vor sich hin. Seltsamerweise wendete sich sein Hass weder gegen O'Neill noch Hammond. Er wusste durchaus, dass solch ein Ultimatum niemals vom General kommen würde. Nicht freiwillig. Er hasste diese Männer, die hinter dem Stargate-Kommando standen...die Leute, die irgendwo in einem verrauchten Büro im Pentagon saßen und die Fäden zogen. Als wäre er nur eine Marionette, die nach deren Belieben ihre Kunststückchen vorführte. Aber im tiefsten Inneren verstand er den Willen dieser Männer sogar. Er wusste, dass er als Zivilist den Militärs nie das Wasser reichen konnte, auch wenn er sein Bestes gab. Für die zählten nur der militärische Rang und die Anzahl von Sternen auf einer unbequemen und absolut lächerlich aussehenden Uniform. Manchmal fragte er sich, was er alles schon durch seine Erfahrungen mit dem Sternentor verloren hatte...was es ihm genommen hatte. Und warum er überhaupt noch weiter machte. Bisher hatte er geglaubt, er würde es tun, weil er es gut machte. Weil er Menschenleben rettete, dazu beitrug, seinen Planeten vor außerirdischem Diktat durch die Goa'uld zu bewahren. Ein Stück einer Rache für seine Frau zu bekommen. Aber da war er sich nicht mehr so sicher. Er hatte auch zuweilen gehofft, er könnte irgendwann Sarah aus den Fängen des Feindes retten, aber wie sollte ein Verlierer wie er es war so etwas schaffen?

Manchmal fühlte er sich wie Clark Cent. Ein ungeschickter Journalist, in seiner 'Freizeit' Superheld , vergöttert von der Masse, geliebt von einer bildhübschen Frau, die er zudem jeden Tag bei der Arbeit sah. Welche aber nur den Helden in ihm liebte...und da holte ihn die Realität wieder ein. Er konnte die Rollen nicht tauschen. Er blieb Clark Cent. Sein Leben lang.

Aber daran würde sich auch nichts ändern, wenn er hier herumstand und heulte wie ein Baby, dem man den Schnuller weggenommen hatte.

Er sollte wirklich zu den anderen zurückgehen. Sie waren die Letzten, die etwas dafür konnten. Auch wenn Jack manchmal Worte sagte, die verletzten. Daniel wusste, dass auch dieser Mann einen weichen Kern hatte. O'Neill hatte in seinem Leben schon Einiges mitgemacht und hatte eine Art Mauer um sich herum gebaut. Daniel konnte ihn gut verstehen, wenngleich er es niemals schaffen würde, sich durch solch eine Mauer ausreichend zu schützen. Er fragte sich, ob ein Jack O'Neill auch einmal das heftige Verlangen spürte, von einem geliebten Menschen einfach in den Arm genommen und getröstet zu werden. Oder einfach nur mal alleine in einem Zimmer saß und weinte? Das konnte er sich nicht vorstellen. Er bewunderte den Colonel. Er war ein Held. Ein Held mit einer Schwäche für einen gewissen blondhaarigen Major. Aber trotzdem ein Held.

Daniel wischte bei diesem Gedanken die Tränen aus den Augen und blinzelte ein paar Mal heftig.

***

Als er sich die Umgebung das erste Mal bewusst ansah, bemerkte er, dass der Wald längst nicht mehr so dicht war wie am Anfang seiner 'Flucht'. Etwa fünfzig Meter vor ihm sah er ein Gebäude. Oder das, was davon nach jahrzehntelanger Verwitterung noch übrig war. Ein paar Baumstämme versperrten ihm den Blick. Aber es war niedrig und fast vollständig mit Pflanzenwuchs bedeckt. Durch die wenigen Stellen, wo die Ranken der wuchernden Gewächse es noch nicht verdeckten, sah man, wie das Sonnenlicht sich auf der Oberfläche des tempelartigen Gebäudes brach und gleißendes Licht erzeugte. Die wenigen Sonnenstrahlen, die es durch die Baumkronen bis zur goldenen Verzierung des Tempels schafften und reflektiert wurden, bewerkstelligten es, dass sich im Umkreis von mehreren Dutzend Metern der Wald merklich aufhellte. Es war ein gewaltiger Anblick und Daniel wünschte sich, die andern könnten das sehen, was er gerade wahrnahm. Vor allem Sam, ihr hätte es bestimmt gefallen.

Er überlegte kurz, dem restlichen Team Bescheid zu sagen, aber die Aura des Tempels übte eine fast magische Anziehungskraft auf ihn aus. Langsam ging Daniel näher an das geheimnisvolle Bauwerk heran. Als er nur noch wenige Meter von den Grundmauern entfernt war, wurde das Licht so hell, dass der Wissenschafter die Hände vor seine Augen halten musste, um überhaupt etwas erkennen zu können.

"Wow!", entfuhr es ihm. Er umrundete den Bau und entdeckte auf der Rückseite eine etwa 2 mal 2 Meter große Stelle, die nicht mit Pflanzen bewachsen war. Hunderte verschiedener Schriftzeichen waren in das immer noch nichts an seinem Glanz verlorene Gold gearbeitet worden. Daniel fragte sich, wie alt dieser Tempel wohl sein mochte und berührte andächtig einige der Hieroglyphen. Bei genauerem Betrachten stellte er fest, dass er fast alle davon kannte. Es waren tatsächlich echte Hieroglyphen - die heilige Schrift der alten Ägypter. Daniels Miene verfinsterte sich. Diese Goa'uld waren wirklich überall. Sie waren wie eine Seuche.

Dennoch bemühte er sich, die ihm bekannten Zeichen in eine sinnvolle Reihenfolge zu bringen. Wenn er schon mal hier war, konnte er wenigstens herausfinden, was sich in diesem Tempel befand.

Er nahm sich vor, wenn er ergründen sollte, wie diese 'Tür' sich öffnen ließ, würde er die anderen holen. Ganz bestimmt.

***

Fieberhaft übersetzte Daniel Zeile für Zeile und wahr erstaunt, wie leicht es ihm fiel. Seine rechte Hand streifte immer wieder über die Symbole, als könnten seine Fingerkuppen dabei helfen, das Geschriebene zu verstehen. Bis jetzt wusste er schon, dass nur ein bestimmter Wortlaut die Tür öffnen würde. Dazu gab es unter dem eigentlichen Text eine Art Alphabet, indem alle Buchstaben des Altägyptischen aufgeführt waren, und die man scheinbar hineindrücken konnte. Damit wollte der Archäologe jedoch warten, bis er sicher war, den richtigen Code enträtselt zu haben. Die zum Großteil fehlenden Vokale dieser alten Sprache hatten Daniel am Anfang seiner Karriere immer wieder verwirrt, aber mittlerweile war ihm das Ägyptische wie eine zweite Muttersprache geworden.

Binnen kürzester Zeit hatte er mittels mehrerer versteckter Hinweise im Text herausgefunden, welche Buchstabenfolge er drücken musste, um Zugang zum Tempel zu bekommen.

Ächzend und unsagbar langsam verschob sich die schwere Tür nach links und gab eine schmale Öffnung frei. Daniel stand immer noch mit ausgestreckten Händen da und beobachtete das Ganze mit wachsendem Staunen.

***

Das Innere war dunkel. Selbst das draußen so helle Licht vermochte nur einen kleinen Bereich um den Eingang zu erhellen. Ein Winkel seines Verstandes sagte ihm, er solle spätestens nun zum Team zurückkehren und zusammen mit ihnen hierher zurückkommen. Ohne Taschenlampe würde er ohnehin nicht viel erkennen können. Doch selbst wenn er es gewollt hätte, er konnte dem Tempel nicht den Rücken zuwenden. Es war als stünde er in seinem Bann. Als sein Körper die Öffnung fast gänzlich ausfüllte, wirkte der Raum noch bedrohlicher und Daniel verspürte den innerlichen Drang, schnellstens so weit wie nur möglich wegzulaufen. Doch sein Körper gehorchte den Befehlen des Gehirns nicht mehr, sondern ließ in ganz in den Raum eintreten. Mit langsamen, unsicheren Schritten trat er immer weiter in die Finsternis. Plötzlich schloss sich hinter ihm die Tür. Nun war die Dunkelheit absolut. Sein Bewusstsein schrie, aber seine Lippen verließ kein einziger Ton. Er verspürte Angst. Dieser Ort war unheimlich und er glaubte, ein Wispern zu hören, das sich an den für ihn unsichtbaren Wänden des Raumes brach und folglich noch furchteinflößender klang.

weiter: Kapitel 3
Kapitel 3 by moth-to-flame
3. Kapitel

Das Geflüster wurde lauter, aber Daniel war, als würde ihn jemand festhalten. Ihn zwingen, zu bleiben, wo seine Füße den Boden berührten. Vergeblich versuchte er, etwas zu erkennen. So musste das Gefühl sein, wenn man blind war. Zu wissen, dass etwas oder jemand in der Nähe war, aber es nicht sehen. Nacktes Entsetzen erfüllte ihn und er spürte, wie ihm der Angstschweiß aus allen Poren drang. Sein Körper bebte. Daniels Atem kam stoßweise. Er lauschte angestrengt in die Schwärze, die ihn umgab. Das Geräusch war jetzt so laut, als würden zwei Personen neben ihm stehen und sich leise unterhalten.

Plötzlich spürte er einen Luftzug, der auf seiner feuchtgeschwitzten Haut eine Gänsehaut verursachte. Das Wispern kam jetzt von hinten. Daniel wollte sich umdrehen, seinem Feind ins Angesicht schauen. Aber alles, was er erfassen konnte, war dieses Geräusch, das wie gedämpfte Stimmen klang und immer deutlicher wurde. Es waren immer die gleichen Silben, die wiederholt wurden. Wieder und wieder. Bei jeder Wiederholung um eine Tonstufe lauter. Näher kommend. Daniels Angst wuchs ins Unermessliche und er hielt die Luft an, um die Quelle des Lautes ausmachen zu können. Es war immer noch hinter ihm. Blitzartig schwoll der Pegel an und das anfängliche Wispern wurde zu lautem Geschrei, das Daniel nicht verstand. Spätestens jetzt wusste der Wissenschafter, was es hieß, Todesängste auszustehen.

Wieder spürte er einen Windhauch und dann fühlte er, wie etwas in ihn eindrang. Schmerz durchfuhr seinen Kopf wie ein heißer Strahl. Seine Gedanken vernebelten sich. Wie eine Wolke, die sich vor die Sonne schob und ihre Strahlen abfing. Sein Kopf kippte nach vorne auf seinen Brustkorb, seine Brille rutschte ihm von der Nase und zerbrach auf dem harten Steinboden in tausend Stücke. Seine Augen traten aus ihren Höhlen und er schlug sich verzweifelt mit den Fäusten gegen die Schläfen.

Doch das nahm er im nächsten Augenblick gar nicht mehr richtig wahr. Er wusste, dass es um ihn herum dunkel war, und trotzdem sah er plötzlich. Daniel erblickte eine Gestalt vor seinem geistigen Auge. Sie sah aus wie eine menschliche Frau. Wunderschön und anmutig stand sie in einem hellen Raum.. Lange, goldfarbene Locken umrahmten ihr Gesicht. Sie trug einen Umhang, dessen Farbe nicht sich jeder Umschreibung entzog. Sie schien den Boden nicht zu berühren, sondern schwebte wie ein Engel knapp darüber. Daniels Gedanken waren plötzlich wieder frei. Die Fremde lächelte und Daniel fixierte ihre Augen, gefangen im Anblick der Frau. Etwas Schöneres hatte er noch nie im Leben gesehen. Er hatte das Gefühl, dass sie ihm etwas mitteilen wollte und versuchte, sich mit seinen Gedanken ganz auf die Gestalt zu konzentrieren, die er vor sich sah, als wäre sie aus Fleisch und Blut.

Das musste Telepathie sein. Die Art, ohne Lautäußerungen, nur anhand von Gedanken zu kommunizieren.

***

"So ist es.", ertönte jäh eine Stimme in seinem Kopf, ohne dass die Lippen der unbekannten Schönheit sich bewegten. Sie war leise, aber eindringlich.

"Versuch es, Daniel. Konzentriere dich nur auf das, was du mir mitteilen willst.".

Daniel hob den Kopf und tat, wie ihm geheißen. Noch im selben Augenblick hörte er seine eigene Stimme. "Woher kennst du meinen Namen?", fragte er.

"Ich kenne deine Gedanken. Ich weiß alles, was du je gedacht hast.", antwortete sie mystisch.

"Das ist unglaublich...wer...wer bist du?", 'dachte' er.

"Ich bin Shoshana, mein Volk nennt sich die Konshimen, was in deine Sprache übersetzt soviel wie 'die Gerechten' bedeutet.", teilte sie ihm mit. "Du beherrscht viele Sprachen und ich musste mich sammeln, um die richtige zu finden.".

Daniel wusste nicht, was er darauf erwidern sollte. Die ganze Situation überwältigte ihn.

"Ich dachte, dieser Tempel sei Goa'uld.", äußerte er schließlich.

"Das ist er auch. Aber unsere Spezies zeigt Zeichen ihrer Kultur einzig und allein auf unserem Heimatplaneten Koshim. Alles, was außerhalb davon liegt, tarnen wir mit den typischen Merkmalen anderer Rassen. Dieser Ort ist so etwas wie ein Treffpunkt für Angehörige unseres Volkes, um nach Koshim zurückkehren zu können.", erklärte sie.

"Wie?...Es gibt doch Tausende von Sternentoren. Warum benutzt ihr die nicht?", fragte Daniel.

"Sternentore...sind eine sehr junge Technologie. Nur selten sind wir gezwungen, uns auf sie zu berufen..", sagte die Schöne geheimnisvoll.

"Warum bist du hier?", wollte er wissen.

"Jeder unserer Außenposten besitzt einen Wächter. Der hier nach dem Rechten sieht.", informierte sie ihn. Doch Daniels Wissensdurst war noch lange nicht gestillt.

"Wie kommt es, dass ihr nicht den vier großen Rassen angehört, wenn ihr so hochentwickelt seid, dass sogar die Sternentore für euch primitiv sind?", fragte er erneut.

"Deine Neugier ist faszinierend...Wir sind ein sehr altes Volk. Wir waren schon da, als es die vier wichtigsten Rassen noch gar nicht gab. Die Zeitspanne, in der es uns schon gibt, übersteigt deine Vorstellungskraft. Die meisten kennen uns nur aus alten Legenden und haben uns noch nie getroffen. Wir halten uns zurück. Aber du, du bist hier sozusagen eingedrungen. Ich bin erstaunt, dass ein anderer als ein Goa'uld die Zeichen lesen kann. Vor allem hier auf diesem unbewohnten Planeten, dachten wir, unentdeckbar zu sein. Dieser Planet ist alt und seit der Zeit, in der das Netzwerk der Sternentore erbaut worden sind, weit von seiner ursprünglichen Umlaufbahn um seine Sonne abgedriftet und daher nicht mehr durch das Tor erreichbar.", erklärte sie geduldig.

"Das ist für uns längst kein Problem mehr.", sagte Daniel stolz.

"Ich weiß.", antwortete die Frau gefühlskalt.

Wieder zögerte er. Es war unheimlich, wenn nicht einmal mehr seine Gedanken ihm alleine gehörten.

"Weißt du wirklich alles, was ich weiß?", fragte er verwirrt.

"Deine Gedanken sind voller Hass auf die Goa'uld. Das ist nicht gut. Jede Rasse hat ein Recht, so zu leben wie es ihrer Art bestimmt ist.", sagte Shoshana, als wollte sie ihm beweisen, dass dem so war.

"Aber die Goa'uld...", begann Daniel.

"Genug!", herrschte die Frau plötzlich energisch.

"Ich weiß, dass du in deinem Leben viele Verluste ertragen musstest. Dass du nach neuen Zielen suchst. Du glaubst, deinem Volk nicht dienlich genug zu sein. Ihr führt einen ewigen Kampf gegen euren Feind. Er ist stärker, als ihr glaubt.", sagte sie.

"Die Goa'uld haben Millionen von Menschenleben auf dem Gewissen. Sie beuten aus, vernichten ganze Planeten. All ihre hochentwickelte Technologie basiert auf gestohlenem Wissen anderer, von ihnen ausgelöschter Kulturen!", ereiferte sich der Archäologe.

"Wer gibt dir das Recht, die Lebensweise einer anderen Spezies zu beurteilen? Wenn es die Natur aller Dinge will, dann sei es so.", kam es zurück.

"Dein Volk kann die Gräueltaten der Goa'uld doch nicht gutheißen...", zweifelte Daniel.

"Wir heißen auch deine voreingenommene Haltung nicht gut.", antwortete sie kühl.

Daniel wollte weiter argumentieren, der Frau erklären, welche Leiden die Menschen durch die Goa'uld auf vielen Planeten erdulden müssen. Was sie auch den Menschen auf der Erde angetan hatten. Aber bevor er seine Konzentration wieder auf die Kommunikation mit ihr legen konnte, sprach sie wieder:

"Komm mit mir. Und ich werde dir zeigen, wie das Volk der Konshimen lebt. Vielleicht verstehst du dann unser Denken."

"Dein Angebot ehrt mich. Aber meine Freunde werden mich suchen.", widersprach er.

"Du musst dich entscheiden. Komm mit mir. Wir haben mehr Informationen über die verschiedenen Rassen als du dir überhaupt vorstellen kannst.", lockte Shoshana.

Die Gestalt, die Daniel immer noch in seinen Gedanken vor sich sah, streckte ihre Hand aus. Und wieder hatte er das Gefühl, dass er nicht widerstehen konnte. Ihre Schönheit intensivierte das Empfinden nur noch und schließlich willigte er ein. Aber wollte er diesen Weg wirklich ohne seine Freunde gehen?

***

Shoshana ließ ihm keine Zeit zum Überlegen. Seine Gedanken vernebelten sich wieder und dann spürte er ihre Anwesenheit plötzlich nicht mehr. Daniel sah neben sich, wo die schöne Frau aus seinen Gedanken nun Gestalt angenommen hatte. Shoshana legte ihre Hand an die Wand des Tempels und im nächsten Moment war der gesamte Raum, der vorher noch stockdunkel gewesen war, in ein grünliches Licht getaucht. Sie lächelte wieder dieses einnehmende Lächeln und hielt Daniel ihre Hand hin. Dieser konnte diese Geste nicht zurückweisen. Er griff nach ihrer Hand und staunte, wie real es sich anfühlte. Warm und schmal wie die Hand einer normalen Frau lag sie in der seinen. Sie fühlte sich zerbrechlich an und doch wagte es Daniel nicht, sie ganz zu umschließen.

Shoshana führte ihn in eine Ecke des Raumes, wo dort, wo bis jetzt Dunkelheit geherrscht hatte, eine Plattform auftauchte. Auf der steinernen Plattform befand sich in der Mitte ein Bereich, der ein wenig heller war als das Umfeld. Dorthin stellten sich die beiden. Dann wurde alles in ein noch grelleres Licht getaucht und Daniel fühlte, wie die Moleküle seines Körpers dematerialisiert wurden wie beim Tritt durch den Ereignishorizont des Sternentores.

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Kapitel 4 by moth-to-flame
4. Kapitel

"So. Das reicht. Wir gehen ihn suchen.", beschloss Jack und stand auf. Er, Sam und Teal'c hatten geschlagene 3 Stunden auf Daniels Rückkehr gewartet. Sam wollte schon viel früher nach ihm sehen, aber O'Neill hatte sie davon überzeugen können, dass er Zeit brauchte, um sich wieder zu beruhigen. Teal'c hatte auch gemeint, Jackson wäre momentan in einer Phase des Selbstzweifels und müsste sich selbst nur soweit ernüchtern, um zu verstehen, dass sie seine Freunde waren.

Irgendwann wurde es aber selbst Jack zu bunt. Er machte sich mittlerweile erhebliche Sorgen um seinen Freund. Außerdem glaubte er, dass es ihm über seine Zweifel helfen würde, wenn sie ihm sagten, was er für sie bedeutete. Eigentlich müsste Daniel das auch schon so wissen, aber ein wenig Bestätigung konnte dem nur dienlich sein. Ein letztes Mal sah er auf die Waffe, die Daniel hier im Lager zurückgelassen hatte. 'Leichtsinn' war das erste Wort, das Jack dazu einfiel. Ohne seine Waffe würde er auf einem fremden Planeten keinen einzigen Schritt tun, möge dieser auch noch so unbelebt aussehen.

***

Auch Sam war während der letzen halben Stunde immer nervöser geworden. Obwohl Jack ihr davon abgeraten hatte, Daniel zu folgen, und sie das auch akzeptiert und verstanden hatte, spürte sie, wie auch Jacks Besorgnis um den Kollegen gewachsen war. Er hatte es vielleicht nicht gesagt und auch nicht wissentlich gezeigt, aber sie kannte ihn besser. Die fehlende Beschäftigung hier auf dem unbewohnten Planeten trug noch dazu bei, dass sich Minuten zu Stunden zogen. Einzig und alleine Teal'c verharrte, auf einem Stein sitzend, seit Stunden. Geduld war wirklich eine seiner Stärken...

Sam war bei Jacks Befehl ruckartig auf die Beine gesprungen. Obgleich sie aufgrund seiner steigenden Nervosität nur auf eine solchen Beschluss gewartet hatte. Auch Teal'c stand sofort bereit und Jack winkte ihm, voran zu gehen.

Für Teal'c war es ein Leichtes, die relativ frischen Spuren des Mannes zu verfolgen und führte das Team in den dichteren Wald.

"Ich kann nicht glauben, dass er alleine so weit gegangen ist.", stellte Sam fest. Jack sah kurz zu ihr. Ihre Besorgnis war offensichtlich. Teal'c hob plötzlich die rechte Hand und die beiden blieben abrupt stehen.

Der Jaffa deutete auf einen Baum. Jack konnte nichts Auffälliges erkennen und schenkte seinem Freund einen fragenden Blick. "Er hat hier Halt gemacht.", erklärte dieser. Jack nickte und sah sich die Stelle noch einmal an. Bis auf die Tatsache, dass das Moos am Boden vor dem Baum ein wenig plattgetreten war, fanden sich keine Spuren. Wenn er hier hätte suchen müssen, wäre es ihm entgangen. Er machte eine anerkennende Kopfbewegung.

"Seht.", sagte der Krieger und machte O'Neill und Carter auf eine kleine Lichtung aufmerksam, von der gleißendes Licht ausging. Mit zusammengekniffenen Augen konnte man den Umriss eines Gebäudes erkennen.

***

Jack gab seinen Begleitern stumme Zeichen, sich aufzuteilen und langsam zu nähern. Schließlich gab er Entwarnung und berührte selbst die pflanzenüberwucherte Oberfläche des Baus.

"Es sieht aus wie ein Tempel.", kommentierte Sam den Fund.

"Finden Sie?", fragte Jack abwesend und ließ seine Finger über die freigelegte goldene Oberfläche gleiten. "Daniel Jacksons Spuren führen direkt hierher.", teilte Teal'c

ihnen mit und verschwand auf der Rückseite.

"Daniel hat echt ein Talent, solche Sachen zu finden.", murmelte Jack. Sam neigte den Kopf. "WIR hätten ihn in dieser Nähe des Stargates auch finden sollen.", sagte sie und Jack wusste, dass sie recht hatte.

"Wir sind in die andere Richtung gegangen.", zeigte er auf. Sam nickte. "Ja. Und aus der Tatsache, dass wir dort nichts gefunden haben, haben wir geschlossen, dass der gesamte Planet unbewohnt ist.", sagte sie zynisch.

"Vielleicht ist er es ja. Ich hab jedenfalls noch niemanden gesehen. Und dieses Ding hier...", sagte er und deutete auf den Tempel hinter ihm. "...sieht aus, als würde es mal wieder einen Gärtner brauchen."

Sam drehte sich mit einem Stöhnen genervt von ihm weg, aber er konnte spüren, dass sie lächelte. Er grinste in sich hinein.

"O'Neill. Major Carter. Hier drüben!", hörte man Teal'cs aufgebrachte Stimme.

"Was gibt's?", rief Jack zurück und war kurze Zeit später neben ihm.

Der Krieger wieß auf den Boden. "Die Fußspuren enden hier. Die Wand des Tempels ist dort nicht überwachsen. Ich denke, dass sich hier der Eingang befindet.", erklärte er.

Jack und Sam nickten, während der Jaffa sich den Zeichen auf der Wand widmete.

"Kannst du das lesen, Teal'c?", wollte Sam wissen.

Teal'c gab keine Antwort. Er schien äußerst konzentriert auf seine Arbeit zu sein.

"Ich denke, das ist ein Ja.", bemerkte Jack.

Sam zuckte die Achseln und beobachtete Teal'c.

"Es sieht aus wie Goa'uld, aber viele der Zeichen ergeben keinen Sinn. Ich denke es handelt sich um die Sprache von eurem Planeten, welche die Goa'uld dorthin gebracht haben. Die Tau'ri haben sie ein wenig abgeändert.", meldete Teal'c schließlich.

"Hat nicht Daniel mal so was Ähnliches erwähnt?", fragte Jack. Sam nickte.

"Carter. Was halten Sie von einem kleinen Feuerwerk?", forderte O'Neill seinen 2IC Sekunden später auf. Sam nickte und holte das C4 aus ihrem Rucksack.

Zehn Minuten später gab es eine kleine Explosion und die Tür schob sich ächzend zur Seite. Jack fächelte den Rauch etwas fort, konnte aber trotzdem noch nichts im Inneren erkennen.

weiter: Kapitel 5
Kapitel 5 by moth-to-flame
5. Kapitel

"Dunkler als im Hintern eines Elefanten.", murmelte O'Neill zu sich selber und trat mit einem großen Schritt in den dunklen Raum. "Daniel?", rief er und es schien, als würde die Finsternis darin selbst sein Echo schlucken. Der Colonel griff reflexartig in die Innentasche seiner schwarzen Weste und beförderte eine Leuchtfackel zu Tage. Sam unterstützte ihn von hinten mit ihrer Taschenlampe. Teal'c betrat ebenfalls das Gebäude. Die Stabwaffe im Anschlag tastete er sich vorsichtig voran. Carter leuchtete die Wände ab, konnte aber keine Schriftzeichen oder Ähnliches entdecken. Die Wände schienen aus einfachem Material zu bestehen und waren nicht verziert. Teal'c kam zu dem selben Schluss. "Dieser Tempel ist nicht von den Goa'uld erbaut worden.", begann er. "Die ähnliche Schrift ließ mich zweifeln. Aber es ist unüblich für die falschen Götter, das Gebäudeinnere nicht prächtig auszuschmücken und die Wände mit Texten von ihren Vernichtungen, die sie als große Heldentaten bezeichnen, zu versehen."

"Kannst du dir das erklären?", fragte Jack und drang weiter in das Gebäude vor.

"Nein.", sagte Teal'c und war offensichtlich selbst erstaunt über diese Tatsache.

"Sir! Hier drüben.", annoncierte Carter und Jack hörte am Unterton in ihrer Stimme, dass es etwas mit Daniel zu tun hatte. Schnell ging er die paar Schritte zu ihr. Sie hielt Daniels Brille in der Hand. Jack seufzte und fuhr sich mit der Hand durch die Haare.

"Seht euch weiter um. Es muss irgendwo einen Hinweis darauf geben, wo er sein könnte.", bestimmte er. Gedankenverloren streifte Jack durch den Raum. Mittlerweile hatte auch er seine Taschenlampe gefunden und ließ den Lichtkegel an den Wänden auf- und abwabern.

Was sollte das hier? Ein Goa'uld Tempel mit seltsamen altägyptischen Zeichen an der Eingangstür und darin - ein dunkles Verlies, das nichts mehr von dem Prunk der Außenseite übrig ließ...

Plötzlich entdeckte O'Neill in einer Ecke des Raumes eine Art Podest. Er lenkte den Schein der Taschenlampe darauf. In der Mitte befand sich eine Stelle, an der die Farbe etwas heller war. "Carter, Teal'c. Das hier könnte was sein.", rief er.

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Kapitel 6 by moth-to-flame
6. Kapitel

Daniel war überwältig. So musste sich 'Beamen' anfühlen. Er vermisste nahezu die eisige Kälte, die einem nach dem Gang durch das Sternentor durch Mark und Bein drang. Staunend sah er sich um. Sie waren auf einem Potest wie es auch im Tempel war, gelandet. Nur hatte die Umgebung mit der Dunkelheit dort nichts mehr gemein.

Das Podest stand in der Mitte eines großen, gepflasterten Platzes, dessen einzelne Steine so fugenfrei zusammengefügt worden waren, dass sie wie aus einem Stück wirkten. Daniel blickte gen Himmel. Das erste Mal fiel ihm auf, dass er etwas verschwommen sah. Er fasste sich an die Nase und stellte fest, dass seine Brille verschwunden war. Gleichgültig zuckte er die Schultern und sah wieder hinauf. Himmel. Es war kein Himmel, wie er ihn kannte. Es waren keine Wolken zu sehen, nichts, was auch nur annähernd das perfekte Blau trüben könnte. Keine Kondensstreifen von Flugzeugen, keine Vogelschwärme, nur absolutes Blau, soweit man sehen konnte. Nicht einmal am Horizont wurde die Sicht durch Berge behindert. Wie aus einem Bilderbuch entsprungen schien auch die unmittelbare Umgebung. Der Platz, auf dem Daniel immer noch Hand in Hand mit Shoshana stand, war umringt von Dutzenden Springbrunnen, deren Wasserfontänen meterhoch in die Luft spritzten. Auch das Wasser besaß ein so unnatürliches Indigoblau, dass es fast schon zu perfekt war. Daniel Jackson konnte nicht fassen, was er alles sah. Sein Blick fiel weiter auf das, was wahrscheinlich eine Stadt war. Größere und kleinere runde Gebäude reihten sich nacheinander. Bis auf die Größe waren sie identisch und sahen aus wie Glocken, die man über den allgegenwärtigen Pflasterboden gestülpt hatte.

Shoshana beobachtete ihren Begleiter und lächelte. Genau so hatte sie sich seine Reaktion vorgestellt.Daniel blickte noch immer mit geöffnetem Mund und vor Staunen weiten Augen auf das Bild, das sich ihm bot. Erschrocken zuckte er zusammen, als Shoshana plötzlich einen gellenden Schrei ausstieß. Daniel sah sie überrascht an, doch die Frau legte den Kopf in den Nacken und wiederholte das Ganze. Ihre Stimme war hell und laut. Seine Ohren begannen zu summen. Bis sie endlich aufhörte. Der Archäologe wollte fragen, was das denn sollte, als wie aus dem Nichts andere Konshimen auftauchten. Wie Shoshanas schienen auch ihre Füße nicht den Boden zu berühren. Männer und Frauen waren gleichsam in lange Roben gehüllt. Zu Hunderten strömten sie herbei und stellten sich im Halbkreis um ihn und die Frau auf. Shoshana löste ihre Hand aus seiner und streckte sie in die Höhe. Daniel sah sich die Leute genauer an. Alle waren jung und wunderschön wie Shoshana es war. Er sah nur in lächelnde Gesichter und fragte sich, ob das wohl die Krönung der Schöpfung war. Es war alles so perfekt. 'Zu perfekt', hätte O'Neill gesagt.

***

Shoshana begrüßte die Anwesenden und stellte ihn als Mensch von der Erde mit großem Wissensdrang vor. Die Zuschauer neigten ihre Köpfe und Daniel tat es ihnen nach. Plötzlich hörte er mehrere Gedanken in seinem Kopf. Sie alle begrüßten ihn und luden ihn ein, mit ihnen zu kommen.

Daniel war verwirrt über die Vielzahl von Stimmen und schloss die Augen.

"Du musst dich stark konzentrieren, dann wirst du die Stimmen leichter unterscheiden können.", hörte er Shoshana, die alle anderen übertönte. "Auf diesem Planeten kannst du auch leicht die Gedanken anderer lesen. Wenn du es wünscht.", fügte sie hinzu. Etwas schien die gedankliche Kommunikation hier auf Konshim zu erleichtern. Jedenfalls hatte Daniel keine Scherzen mehr und auch nicht das Gefühl, dass jemand in sein Gehirn eindrang.

Er nahm die Einladung an und, begleitet von leisen Unterhaltungen und gedämpftem Gelächter schwebten die Konshimen mit ihm gemeinsam auf die runden Gebäude zu.

Aus der Nähe betrachtet wirkten die Glocken, die er für Häuser hielt, noch futuristischer. Die Oberfläche sah aus wie Glas, das in den verschiedensten Violetttönen schimmerte. Doch man konnte nicht ins Innere blicken und wenn man den Blickwinkel änderte, nahm die Schicht fast einen gräulichen Ton an. Daniel war so überwältigt von all den Eindrücken, dass sein Kopf zu schmerzen begann. Er stöhnte leise und schon war Shoshana auf seiner Seite.

"Ich werde dich zu einem Ort führen, wo du dich ausruhen kannst. Ich weiß, dass eure Art eine gewisse Spanne der Ruhe braucht, um leben zu können.", hörte er sie in seinem Kopf sagen. Daniel nickte dankbar. "Ihr schlaft nicht?", fragte er und bemerkte selbst, wie erschöpft er klang.

Die Angesprochene wiegte leicht den Kopf und lächelte wieder dieses geheimnisvolle Lächeln.

"Ich werde dir dann mehr von unserer Kultur zeigen.", versprach sie

"Dann?"

"Bald!", versicherte die Schöne.

"Bald...morgen?"

"Morgen?", fragte sie verständnislos.

"Wenn dieser Tag und die darauffolgende Nacht vorüber sind.", erklärte er.

"Nacht?", fragte sie wieder.

Daniel verstand nicht.

Sam würde vermutlich irgendeine Theorie aufstellen, warum es auf diesem Planeten nie dunkel wurde. Es war seltsam für ihn, eine solche bahnbrechende Erfahrung ohne seine Freunde zu machen. Aber er hatte sich entschieden, auch wenn er die Entscheidung nicht alleine getroffen hatte, davon war er überzeugt.

Die anderen Konshimen teilten sich wieder auf und verschwanden in verschiedene Richtungen. Shoshana führte ihn näher zu einer der Kuppelbauten und blieb davor stehen. Daniel suchte nach einem Eingang, doch die Frau legte nur ihre rechte Hand auf die Außenwand und schon tat sich eine genügend große Öffnung auf, dass sie beide durchtreten konnten. Daniel wurde von seiner Vorstellung vom Inneren des Gebäudes enttäuscht. Er hatte sich futuristische Einrichtung und Ähnliches vorgestellt. Stattdessen war der Raum kahl...hatte fast etwas kaltes an sich. Die Innenwände sahen genauso wie die äußeren aus und schimmerten in demselben lila.

Die Konshimen hatten wohl keinen Sinn für die Bequemlichkeit eines Bettes. Daniel fragte sich, wozu ihnen dann diese 'Häuser' dienten.

"Wo sind wir hier?", stellte Daniel die Frage schließlich.

"Dieser Ort hier ist geschaffen, um Angehörige von anderen Rassen unterzubringen.", erklärte sie.

"Aber ich dachte, ihr wollt eure Kultur anderen nicht so präsentieren?", hakte er nach.

"Das tun wir auch nicht. Wir bringen nur Individuen hierher, die ein Verbrechen begangen haben und von uns hier ihre rechtmäßige Strafe erhalten...Natürlich gibt es auch Gäste auf diesem Planeten, so wie dich. Aber wie ich schon sagte, dass sind Ausnahmen....Zufälle.", erklärte sie verhüllt.

"Aber habt ihr nicht Angst, dass einer dieser 'Gäste' euch verrät?", fragte Daniel.

"Nein. Jeder Gast ist nur aus einem speziellen Grund hier. Wir vertrauen ihnen. Es sind sehr wenige. Wir können nicht ganz sicher sein, aber es handelt sich um ein winziges Risiko...Wir sind durchaus imstande, das Geheimnis um unser Sein zu wahren und zu verteidigen, wenn es sein muss.", kam es zurück und ihre Stimme hatte einen defensiven Unterton angenommen.

"Dann vertraut ihr mir?", wollte er wissen.

"Sonst wärst du nicht hier, sondern längst tot. ICH vertraue dir. Und mein Wort gilt wie jedes andere unseres Volkes für alle. Obwohl du unsagbar großen Hass im Herzen trägst, spüre ich, dass du vertrauenswürdig bist.".

Daniel nickte eifrig.

"Dann werde ich jetzt ein paar Stunden schlafen.", beschloss er und gähnte.

Shoshana stutzte. "Stunden?", wiederholte sie und sie schien den Klang dieses Wortes das erste Mal zu hören.

Daniel sah sie erstaunt an.

"Shoshana. Wie alt bist du?", fragte er, getrieben von seiner unersättlichen Neugier. "Das würdest du nicht verstehen...Zeit", antwortete sie, "hat für uns nur eine geringe Bedeutung. Sie existiert in unserem Denken nur, wenn es um andere Rassen geht, deren Lebensspanne begrenzt ist.", sprach sie.

"Ich hab da draußen keine Kinder gesehen. Und keine Alten. Aber das liegt wahrscheinlich daran, dass ihr aufgrund eurer 'Unsterblichkeit' keinen Nachwuchs braucht.", überlegte Daniel.

"Richtig."

"Pflanzt ihr euch überhaupt fort?", fragte er.

"Es gab eine Zeit, da mussten wir das tun. Aber das ist schon lange her. Es gibt Ersatz für solche urtümlichen Instinkte.", sagt Shoshana und lächelte. Daniel nickte zögernd.

"Wenn deine Art es schafft, sich zu behaupten, werdet auch ihr immer länger leben und einen Status erreichen, indem Fortpflanzung nur mehr ein althergedienter Begriff ist.", versprach sie.

"Oh...ich weiß nicht, ob die Menschen das wirklich möchten.", entgegnete Daniel. Shoshana musterte ihn und er spürte, wie sie versuchte, seine Gedanken zu lesen. Aber mittlerweile hatte er gelernt, wie es möglich war, gewisse Gedanken vor ihr zu verbergen. Er stellte sich einen Raum vor, in dem er diesen einen Gedanken einsperrte und bewachte. Das schien zu klappen. Jedenfalls drehte sich die Frau in diesem Augenblick um.

"Ich werde bald wiederkommen. Ruh dich aus.", befahl sie schließlich und Daniel tat nichts lieber als das. Trotz des Perfektionismus dieser Spezies lag auch etwas Unheimliches in der Art, wie sie kommunizierten. Daniel spürte Unbehagen in sich aufsteigen, wenn er daran dachte, das Shoshana alles von ihm wusste. Aber wenigstens schaffte er es nun, ihnen ganz spezielle Gedanken unzugänglich zu machen.

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Kapitel 7 by moth-to-flame
7. Kapitel

"Ich habe keine Ahnung, was das sein könnte, Sir", bemerkte Sam. Teal'c nickte zustimmend. "Ich ebenfalls nicht."

"Toll...Dann werden wir es eben herausfinden müssen.", kommandierte Jack und stellte einen Fuß auf das Podest. Als nichts passierte, wiederholte er das ganze mit dem anderen Fuß und schließlich mit beiden. Es folgte keine Reaktion.

Jack stieß einen leisen Fluch aus.

"Okay. Wir haben den Beweis, dass Daniel hier war.", sagte er und leuchtet auf Daniels Brille, die Sam immer noch fest umklammert hielt. "Wir wissen nur nicht...wohin er verschwunden ist.", stellte er fest.

"Vielleicht finden wir noch einen Hinweis darauf. Carter und ich werden hier im Tempel bleiben. Teal'c, du kehrst auf die Erde zurück und erklärst Hammond, was passiert ist. Du kannst ihm ruhig sagen, dass Daniel in einer Selbstmitleidsphase steckt. Bring uns Wasser und Proviant. Wir werden hier nicht eher weggehen, als dass wir nicht wissen, wo er ist.", beschloss Jack mit einer Endgültigkeit, die selbst Sam überraschte. Teal'c beugte ein letztes Mal seinen Kopf und verschwand.

***

Wenige Stunden später war Teal'c zurück und die Nacht war angebrochen. Dass bemerkte man in dem Tempel aber nur, weil die Temperatur um ein paar Grad gefallen war. Teal'c hatte so viel Ausrüstung mit, wie er tragen konnte.

"Hammond wollte Verstärkung mitschicken. Ich habe gesagt, dass wir uns in keiner Gefahr befinden und dachte, du würdest es nicht begrüßen.", verkündete der Jaffa und leuchtet O'Neill an. Dieser blinzelte geblendet.

"Genau. So ist es. Aber nimm das Ding runter.", beschwerte er sich. Teal'c senkte den Lichtkegel und teilte den Proviant auf.

"Hammond besteht darauf, alle 12 Stunden eine Nachricht zu schicken.", fügte Teal'c hinzu. "Das ist gut.", schaltete sich Sam ein und mühte sich weiter damit ab, ein Feuer zu entfachen. Schließlich hatte sie es geschafft. Flackernd züngelten ihr die ersten Flammen entgegen und fraßen gierig das trockene Feuerholz, dass sie vor wenigen Stunden gesammelt hatte.

***

Die Drei fielen in eine kameradschaftliche Stille. Den Blick auf das Feuer in ihrer Mitte gerichtet, hing jeder seinen eigenen Gedanken nach, die sich nach einiger Zeit alle um das selbe Thema drehten. Nur hin und wieder schaute jemand auf und suchte Blickkontakt mit den Anderen, um die Bestätigung zu haben, nicht alleine damit zu sein, über Daniels Schicksal nachzudenken.

Kurze Zeit später beschlossen O'Neill und Carter, sich hinzulegen. Teal'c blieb alleine am Feuer zurück und legte etwas Holz nach.

Bevor er mit seiner Meditation beginnen konnte, musste er die quälenden Gedanken, die ihn beunruhigten, aus seinem Bewusstsein verdrängen.

Auch wenn seine Teammitglieder es ihm nicht anmerkten oder er es sich von ihnen nicht anmerken ließ, war auch Teal'c besorgt um seinen Freund. Über all die Jahre war O'Neill sein Freund geworden, aber er war auch derjenige, der ihn am wenigsten verstand. Major Carter war intelligent und die stärkste Frau, der er je begegnet war. Mental wie physisch. Und beide waren so viel mehr für ihn als nur seine Verbündete im Kampf gegen die Goa'uld. Aber Daniel war derjenige, der immer darauf bedacht gewesen war, seinen Wunsch, die Erde besser kennen zu lernen, zu erfüllen. Er war es, der immer für ihn da gewesen war, wenn er Fragen oder Probleme gehabt hatte. Niemals hätte er solche Sachen O'Neill anvertraut, die er Daniel mitgeteilt hatte. Jackson war über die Jahre auch ein mutiger Krieger geworden und hatte Teal'cs vollstes Vertrauen.

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Kapitel 8 by moth-to-flame
8. Kapitel

Daniel erwachte plötzlich. Ein tiefer und traumloser Schlaf lag hinter ihm. Verschlafen stemmte er seinen Körper vom kalten Boden auf und gähnte. Er fühlte sich überraschend gut. Es war acht Uhr morgens, zumindest auf seiner Uhr. Er fragte sich, wie viel Zeit wohl vergehen würde, bis Shoshana zurückkehren und ihm endlich mehr von ihrer Welt zeigen würde?

Aber wenn Zeit hier keine Bedeutung hatte, konnte er praktisch ewig warten. Daniel knurrte der Magen. Kurzerhand beschloss er, sich auf eigene Faust ein wenig umzusehen. Er trat genau an die Stelle, an der seiner Meinung nach der Eingang gelegen hatte und legte seine rechte Hand auf die Wand, so wie seine Begleiterin es am Abend zuvor getan hatte. Sofort öffnete sich die 'Tür' und Daniel trat hinaus. Statt einem vernebelten Morgengrauen, durch das sich langsam die ersten Sonnenstrahlen quälten, fand der Mann das selbe Bild wie am Vortag vor. Der Himmel war von strahlendem Blau und obwohl man keine Sonne erkennen konnte, war es hell. Die Temperatur lag genau im angenehmen Bereich. Sie war weder zu kalt, noch zu warm. Daniel sog Luft durch die Nase ein. Sie roch unverbraucht und frisch. Wenn das kein perfekter Planet war!

Keine andere Person bewegte sich auf den Pflasterstraßen. Wenn es hier wirklich keine Nächte gab und die Leute nicht schlafen mussten, wo waren sie dann?

Langsam sah er sich um und beschloss, sich das erstbeste Gebäude vorzunehmen. Es waren sowieso alle identisch. Doch dann fiel sein Blick auf eine Kuppel, die größer war als alle im Umkreis und ging bedächtig langsam darauf zu. Plötzlich fing er eine Bewegung aus den Augenwinkel heraus auf. Schnell versteckte er sich hinter der runden Form eines der Bauten. Er sah gerade noch, wie Shoshana etwa hundert Meter vor ihm einen kleinen Platz überquerte und dann in eines der Gebäude verschwand.

Daniel stieß erleichtert die Luft aus, von der er gar nicht gewusst hatte, sie angehalten zu haben. Er näherte sich erneut dem Gebäude.

Mit der Hand an der Wand bekam er Zugang. Er glaubte, dass die Konshimen seine Gedanken nicht hören konnten, wenn sie sich nicht darauf konzentrierten. Dann würden sie seine Anwesenheit auch nicht bemerken, wenn er vorsichtig war.

Daniel war sich nämlich nicht sicher, ob die Bewohner dieses Planeten es begrüßen würden, wenn er so alleine herumspionierte.

***

Langsam tat er den ersten Schritt in das Gebäude. Und war überrascht von dem, was er sah. Es erinnerte ihn an ein großes Forschungslabor auf der Erde, nur noch moderner und vollgestopfter mit den verschiedensten Behältern. Farbige Flüssigkeiten, ihm unbekannte technische Geräte... es war keine Zeit, alles anzusehen.

Er wusste nicht, wonach er eigentlich suchte. Sein Hungergefühl wurde stärker, aber das musste warten. Es schien ein so naives Bedürfnis zu sein, im Vergleich zu der Rasse, mit der er es hier zu tun hatte. Mussten die Konshimen eigentlich essen?

Daniel bemerkte eine Bewegung am anderen Ende des riesigen Raumes. Schnell duckte er sich hinter einem der vielen tischartigen Gebilden.

Der Wissenschafter versuchte sich auf die Gestalt zu konzentrieren und schon hörte er deren Gedanken, als würden sie laut ausgesprochen.

Der Fremde arbeitete gerade an einem wichtigen Experiment und war im Verzug mit den Berichten darüber. Daniel fokussierte all seinen Willen darauf, die Gedanken des Konshimen zu lesen. Tatsächlich erhielt er noch tieferen Zugriff. Der Mann erprobte gerade eine Substanz, um das schwache Immunsystem der Konshimen zu stärken. Die Anfälligkeit für Krankheiten war ein weiteres Hindernis im Kontakt zu anderen Völkern, welches sie hofften, bald in Griff zu bekommen.

Daniel staunte. Auch diese so vollkommene Rasse hatte also ihre Probleme.

Unerwartet kam eine zweite Stimme hinzu, die einem Konshimen gehörte, der gerade den Raum betrat. Daniel horchte nun auf die Gedanken des zweiten und schloss die Augen. Es war anstrengender als er gedacht hatte, die Gedanken von verschiedenen Personen auseinander zu halten.

Der zweite Fremde bewegte sich auf Daniel zu und plötzlich fiel es diesem leichter, das Gedankengut des anderen nach Hinweisen auf sein Vorhaben zu durchsuchen.

Er stoppte vor einem Behälter, in dem sich eine rötliche Flüssigkeit befand.

Vielleicht war es Daniels Einbildung, aber es machte auf ihn den Eindruck, als wären die Gedankengänge des zweiten Konshimen schwerer nachvollziehbar.

Trotzdem schrak Daniel auf, als er erfuhr, woran der zweite arbeitete.

Letzterer hatte eine Flüssigkeit entwickelt, die für Goa'uld gefährlich war. Daniel spürte, wie sein T-Shirt eng an seinem schweißnassen Körper klebte. Er keuchte leise und versuchte wieder, sich zu sammeln.

Bei Einnahme löste dieser Stoff einen Prozess aus, der die Larve langsam vom Wirtskörper trennte. Es ermöglichte ein Weiterleben des Wirtes und auch des Goa'uld. Doch noch dauerte es Stunden und war schmerzhaft für beide Teile. Deshalb forschte der Konshime an einer Beschleunigung des Ablaufes.

***

Daniel atmete tief ein. Da war es. Das Mittel, welches Sha're hätte retten können. Hier vor seiner Nase. Vielleicht könnte er damit zumindest Sara von Osiris befreien und vielen anderen Menschen ihr Leben zurückgeben? Unter Umständen war es sogar die Erlösung für alle Jaffa, die Abhängigkeit von der Larvenform ihrer Oppressoren zu überwinden und Teal'cs Traum von einem freien Volk zu verwirklichen.

Daniel hatte Mühe, in der geduckten Haltung, in der er sich befand, noch länger zu verweilen.

Er wartete ungeduldig darauf, dass die zwei Forscher das 'Labor' verließen.

Wären nur Jack, Sam und vor allem Teal'c hier!

Aber wenn er es schaffte, dieses Mittel zur Erde zu bringen...dann würden alle einsehen müssen, dass er doch zu etwas zu gebrauchen war.

Leise Zweifel kamen auf. War das wirklich der Weg, um sich selbst und Anderen etwas zu beweisen? Die Technologie eines so hochentwickelten Volke zu stehlen? Daniel wischte die keimenden Skrupel fort. Wenn für die Konshimen Zeit keine Bedeutung hatte, dann hatten sie genug davon, um neue Flüssigkeit herzustellen. Außerdem würde er ja nicht alles nehmen. Vielleicht gelang es jemandem auf der Erde, es zu kopieren.

Mit neuer Geduld harrte Daniel in seinem Versteck aus. Selbst als seine Knie sich über die unbequeme Position beschwerten, ihm die Füße einschliefen und sich ein kribbelndes Gefühl seinen Weg aufwärts suchte, biss er die Zähne zusammen und wartete ruhig.

Er glaubte schon, sie würden eine sprichwörtliche Ewigkeit da bleiben, und was wäre für diese Leute schon eine ziemlich lange Zeit, als einer der beiden den Raum verließ. Der zweite folgte kurze Zeit später und Daniel erkannte bald den Grund dafür. Der selbe gellende Schrei, den Shoshana gestern von sich gegeben hatte, ertönte gedämpft in das Gebäude.

Endlich war Daniel alleine und sah sich hastig nach einem Behältnis um, in der er die Flüssigkeit transportieren konnte. Schließlich wurde er fündig und achtete darauf, nichts der kostbaren Substanz zu verschütten oder gar auf die Haut zu bekommen. Schließlich konnte er ja nicht wissen, wie der Stoff reagierte.

Mit einem letzten Blick, der irgendwo zwischen Freude und Zweifel an der Richtigkeit seiner Tat schwankte, verließ auch er das Labor und kehrt zurück in das Gebäude, in dem Shoshana ihn am Abend zuvor gebracht hatte, zurück.

***

Der Wissenschafter wartete mit plötzlich wiederkehrendem Heißhunger darauf, dass irgendwer kam. Er wurde nicht enttäuscht. Nur kurze Zeit später betrat Shoshana den Raum und blieb einige Meter vor ihm stehen.

"Hi!", rief Daniel überschwänglich und stand auf. "Was hast du getan?", herrschte die Frau und das immerwährende Lächeln auf ihrem Gesicht war einem Ausdruck von Wut und Enttäuschung gewichen.

"Ich weiß nicht, wovon du redest.", log Daniel und spürte, wie seine Hände schweißnass wurden. Shoshana bedachte ihn mit einem düsteren Lächeln.

"Du hast etwas aus unserem Labor gestohlen. Gib es mir!", forderte sie. Daniel schüttelte den Kopf, fragte sich aber gleichzeitig, woher die Frau das wusste.

"Gib es mir."; wiederholte sie nachdrücklicher. Und obwohl Daniel nicht einmal in Erwägung gezogen hatte, ihr die wertvolle Flüssigkeit auszuhändigen, sah er wie ein außenstehender Beobachter, wie seine Füße seinen Körper auf Shoshana zu bewegten. Es schien als wären die Konshimen begabt darin, jemanden davon zu überzeugen, etwas Bestimmtes zu tun...

***

Er hatte wieder das Gefühl wie im Tempel, als sie ihn aufgefordert hatte, mit ihr zu kommen. Diese Empfindung, es nicht zu wollen und es trotzdem zu tun.

Mit ausgestreckten Händen stand er vor ihr und gab ihr das kleine Fläschchen mit der rötlichen Substanz. Seinem Herz gab es einem Stich, als die rettende Lösung von seiner Hand in die der Außerirdischen wanderte.

Shoshana richtete ihren Blick auf sein Gesicht und durchbohrte ihn mit ihrem Blick.

"Du bist ein Narr. Hast du geglaubt, wir lassen dich einfach unsere Technologien stehlen? Ich bin, seitdem ich in deinen Geist eingedrungen bin, immer noch gedanklich mit dir verbunden. Ich habe mit deinen Augen gesehen, was du getan hast. Und wie leicht es dir fiel. Der Hass, der dein Herz besitzt, war doch zu groß um von deinem Gewissen aufgewogen zu werden. Du hast mein Vertrauen enttäuscht...und das unseres Volkes.", herrschte sie mit einem Gemisch aus Zorn und Traurigkeit.

Dann schwieg sie. Daniel wusste nicht, was er sagen oder tun sollte.

"Was geschieht jetzt mit mir? Werdet ihr mich zurück schicken?", fragte er nach einer Weile leise.

"Zurückschicken?", empörte sich Shoshana.

"Wir sind die Gerechten!", rief sie theatralisch und ihre Stimme nahm einen tieferen Ton an. "Wir werden dir deine gerechte Strafe für diese Tat zukommen lassen.", sprach sie feierlich. Daniels Augen wurden größer.

"Der Missbrauch von Technologien fremder Rassen für eigene Zwecke wird schon unter den Konshimen streng geahndet. Für dich als Fremden wird sie furchtbar sein. Mitleid habe ich nicht. Denn du hast gehandelt, wie ich es dir nie zugetraut hätte. Deine Gier nach Anerkennung hat dich überwältigt. Stell dir vor, welches Chaos du mit dieser Substanz im Universum angerichtet hättest. Du kannst dir die Folgen nicht einmal vorstellen, die es haben würde, sie unkontrolliert einzusetzen."

"Aber du hast gesagt, viele schlimme Taten liegen in der Natur einer Rasse.", versuchte Daniel, Shoshanas frühere Worte umzudrehen.

Shoshana schüttelte den Kopf.

"Dein Verbrechen hat noch viel weitreichendere Folgen. Ich werde wahrscheinlich auch bestraft. Weil ich die Anderen überzeugt habe, dass du vertrauenswürdig bist..", sagte Shoshana.

"Dann hilf mir und rette uns beide. Bring mich zu dem Transporter und ich nehme dich mit auf meine Welt!", flehte Daniel.

"Ich kann dir nicht helfen. Du hast mein Vertrauen enttäuscht. Und Vertrauen ist ein wertvolles Gut. Wenn es einmal enttäuscht wurde, gewinnt man es nie wieder. Deine Worte bedeuten nichts. Mein Volk wird gerecht entscheiden. Sowohl meine Strafe als auch deine werden angemessen sein. Beim nächsten Konzil wird man darüber entscheiden.", sagte sie und drehte Daniel schließlich den Rücken zu.

"Wann?", fragte dieser. Angst hatte sich in ihm breit gemacht. Er glaubte nicht, das ein Richter der Konshimen in seinem Fall unvoreingenommen agieren würde. Er wünschte sich zum wiederholten Male, dass seine Freunde bei ihm wären.

"Nach deiner Zeitrechnung, 48 Stunden.", sagte sie kühl und legte die Hand an die Wand, um die Öffnung nach draußen freizugeben.

"Ich brauche Nahrung!", schrie Daniel nahe am Verzweifeln.

"Ich werde dir etwas bringen lassen.", antwortete sie trocken.

***

Wenige Minuten später kam ein Mann zu ihm in das Gebäude, sah ihn einmal giftig an, stellte eine Platte auf den Boden und ging wortlos wieder.

"Danke...", murmelte Daniel zu sich selbst und sah sich an, was der Mann gebracht hatte.

Für Essen hatte es sowohl eine ungewöhnliche Farbe als auch eine seltsame Form. Doch der Hunger trieb ihn dazu, davon zu probieren. Es schmeckte besser als er erwartet hatte und er leerte die Platte gierig.

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Kapitel 9 by moth-to-flame
9. Kapitel

Jack erwachte als erster und blinzelte verschlafen. Die letzten Tage hatten sie mehr oder weniger im Tempel verbracht. Alle 12 Stunden war jemand zum Stargate gegangen um Hammond mitzuteilen, dass von Daniel weiterhin keine Spur zu finden war. Der General hatte vorgeschlagen, mit mehreren SG Einheiten den gesamten Planeten abzusuchen, aber Jack hatte entschieden abgelehnt. Er vertraute sowohl Teal'cs Fähigkeiten als Fährtenleser als auch der Aussagekraft der Tatsache, dass sie Daniels Brille hier im Tempel gefunden hatten. Ohne Brille würde Daniel keine zehn Schritte weit gehen.

Hammond hatte außerdem sämtliche Alliierten über Daniels Verschwinden aufgeklärt. Doch weder die Tok'ra noch die Asgard oder irgend ein anderes verbündetes Volk war etwas über den Verbleib des SG1 Mitgliedes zu Ohren gekommen.

Es schien, als hätte der Erdboden ihn genau dort im Tempel verschluckt.

Trotzdem harrten O'Neill, Carter und Teal'c dort schon zwei Tage und Nächte aus.

Jack stand ächzend auf und streckte sich. Er schaltete die Scheinwerfer an, die sie mittlerweile an den Wänden des Gebäudes installiert hatten. Das gleißende Licht ließ ihn die Augen zukneifen. Carter und Teal'c ging es nicht anders. Sam stöhnte genervt und drehte sich auf die andere Seite. Jack lächelte. Teal'c war sofort auf den Beinen und schlug vor, er würde heute morgen den Gang zum Sternentor übernehmen.

"Nichts zu machen. Du bist gestern Abend gegangen.", sagte Jack. Insgeheim brauchte er ein wenig Abstand zwischen sich und diesem unglückbringenden Tempel.

***

Eine halbe Stunde später war er bereits wieder auf dem Rückweg. Hammond hatte ihnen eine Deadline gesetzt. Wenn sie in weiteren 24 Stunden keine Spur von Daniel fanden, wurde er offiziell als vermisst angesehen.

In Gedanken versunken betrat Jack das Gebäude wieder. Mittlerweile war auch Sam auf den Beinen und sah ihn fragend an.

"Einen Tag. Dann müssen wir auf die Erde zurück und Daniel wird als im Einsatz vermisst gelten.", beantwortete er ihre stille Frage.

Sam und Teal'c nickten. Auch Jack senkte betrübt den Kopf.

"In 24 Stunden kann viel geschehen", warf Teal'c ein.

"Und wir werden ihn nicht aufgeben.", fügte Sam hinzu. Jack sah auf. Ihre Augen blickten ihn groß und ernsthaft an. Sie hatte recht. Sie würden ihren Freund niemals aufgeben. Nicht solange sie nicht wussten, was mit ihm passiert war.


Ende vom Teil (1)
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