Der Untergang von Atlantis / Verwehte Zeiten by Selana
Summary: SG-1 wird mit Hilfe einer Zeitmaschine in die Vergangenheit geschleudert und erlebt dort den Untergang von Atlantis mit.
Categories: Stargate SG-1, Stargate Atlantis Characters: Antiker, Daniel Jackson (SG-1), Jack O’Neill (SG-1), Samantha Carter (SG-1), Teal’c (SG-1)
Genre: Action, Drama, Friendship, General, Humor, Hurt/Comfort
Challenges: Keine
Series: Keine
Chapters: 6 Completed: Ja Word count: 24504 Read: 40558 Published: 16.11.11 Updated: 16.11.11
Story Notes:
Diese Geschichte wurde von geschrieben, lange bevor Atlantis in Planung war. Es hat mit der neuen Stargate-Serie also nichts zu tun, sondern ist meine eigene Fassung vom Untergang von Atlantis.

1. Prolog by Selana

2. Kapitel 1 - Die Ankunft by Selana

3. Kapitel 2 - Unerwartete Verbündete by Selana

4. Kapitel 3 - Operation Exodus by Selana

5. Kapitel 4 - Schwarze Sonne by Selana

6. Epilog by Selana

Prolog by Selana
DER UNTERGANG VON ATLANTIS


Tue zuerst das Notwendige,
dann das Mögliche -
und plözlich schaffst du das Unmögliche.
(Franz von Assisi)


P R O L O G

Zehntausend Jahre zuvor
Irgendwo auf einem Hügel von Atlantis


Der Mann stand auf dem Hügel und blickte auf das unter ihm liegende Land. Mit unbändiger Wut sah er auf die Rauchwolken und die überall auflodernden Flammenherde. Der Geruch von verbrannter Erde und Tod wehte zu ihm hinauf. Vor kurzem noch war dies ein blühendes und fruchtbares Tal gewesen - mit einer großen weiträumigen Stadt und den daran angrenzenden landwirtschaftlichen Gütern. Von allem waren nur noch  rauchende Trümmer übriggeblieben. Er dachte an die  armen Menschen, die nicht mehr fliehen konnten und in dem Inferno den Tod fanden. Der Angriff war so überraschend gekommen, daß seine Armee nicht mehr rechtzeitig eintraf, um die Bevölkerung zu evakuieren. Zwar wohnten schon die meisten der Talbewohner in der Stadt, doch einige hatten sich geweigert ihre Häuser und Ländereien zu verlassen.
   Er duckte sich, als dicht über ihm ein Kampfgleiter mit lautem Heulen hinwegflog, ins Tal stürzte und in einer gewaltigen Explosion verging. Seine Flugzeuge und die Todesgleiter der Goa'ulds lieferten sich über ihren Köpfen ein heißes Gefecht, doch im Grunde standen sie auf verlorenem Posten.
   "Cassian!" die besorgte Stimme riß den Mann aus seiner Versunkenheit und erinnerte ihn daran, daß es noch Menschen gab, die seiner Hilfe bedurften.
   Er blickte Shiron, seinen Berater und treuen Freund an. "Konnten wir noch einige der Bewohner retten?"
   Shiron sah betreten zu Boden, was Cassian bestätigte, daß sein Freund schlechte Neuigkeiten hatte. "Ich fürchte nur wenige. Und wir sollten gehen. Unser Volk bedarf deiner Hilfe. Wenn es Überlebende gibt, werden unsere Flugzeuge sie auflesen und nach Atlanta bringen."
   Atlanta - das Juwel. Die einzige Stadt, die noch nicht von den Goa'ulds erobert worden war. Shiron hatte recht, sie mußten sich auf den Weg machen.
   "Warum glaubst du haben die Fremden uns diese Technologie geschenkt? Es waren schließlich auch Goa'ulds", fragte Shiron.
   Cassian zuckte mit den Achseln. "Sie sagten, daß sie keine Goa'ulds sondern Tok'ra,  Widerstandskämpfer gegen die Goa'ulds, wären. Doch selbst mit ihrer Hilfe werden wir die Feinde nicht besiegen können. Sie sind zu mächtig. Die Tok´ra haben unseren Untergang nur hinausgezögert. Vielleicht hätten wir ihre Hilfe nicht annehmen sollen, dann wäre alles schon vorbei. Atlanta wird auch untergehen."
   "Du bist unser König, Cassian, und das Volk glaubt an dich. Du darfst ihnen deine Zweifel und Ängste nicht zeigen."
   "Unser Volk?" Cassian lachte verzweifelt auf. "Wieviele sind wir noch? Einst lebten vier Millionen Atlanter auf unserer geliebten Insel und heute sind es nur noch etwa hunderttausend. Viele Landstriche von Atlanta sind inzwischen unbewohnt und die Überlebenden drängen sich im Zentrum zusammen. Kaum zu glauben, daß die Goa'ulds erst vor einigen Jahren aufgetaucht sind. "
   Ein Offizier seiner Leibgarde kam zu ihnen. "Majestät, wir müssen gehen. Es ist nicht mehr sicher hier."
   Cassian nickte und folgte mit Shiron dem Offizer. Sie warfen keinen Blick zurück. Hier sahen sie das Schicksal ihres Volkes - den Untergang von Atlantis.

weiter: Kaptel 1
Kapitel 1 - Die Ankunft by Selana
1. Kapitel: Die Ankunft


Ägypten
Tal der Könige
Gegenwart



Ein leichter Wind wehte über die Dünen und schüttete den mitführten Sand über den Ruinen aus und überzog alles mit einer weiteren feinen Staubschicht. Von seinem etwas erhöhten Platz auf dem kleinen Hügel, sah Jack O'Neill blinzelnd in die sengende Sonne und warf dann einen mißmutigen Blick auf die unter ihm liegende Ausgrabungsstätte. So hatte er sich die erste Woche seines dreiwöchigen Urlaubs nicht vorgestellt. Viel lieber würde er jetzt irgendwo an einem Strand im Schatten liegen, einen kühlen Drink schlürfen und ein spannendes Buch lesen. Stattdessen hatte er sich von Daniel überreden lassen, mit zu dieser sagenhaften Ausgrabungstätte in der Wüste von Ägypten zu fahren um Steine und alte Gemäuer freizulegen.
   Eigentlich hätte er es besser wissen müssen. O'Neill zog seine Mütze fester über die Augen, rückte die Sonnenbrille zurecht, und faßte einen Entschluß. Eine Woche Staub schlucken war genug. Morgen würde er abreisen und den Rest seines Urlaubs gemütlicher verbringen.
   Unten, in den schon freigelegten Ruinen der Ausgrabungsstätte, sah er Samantha Carter auftauchen und seine grimmige Miene wurde sofort freundlicher. Trotz der Entfernung war Carter ein erfreulicher Anblick.  Sam trug Shorts, ein knappes T'Shirt und zum Schutz gegen die Sonne einen großen breitrandigen Hut.
   Als sie O'Neill auf dem Hügel bemerkte, winkte sie ihm zu und rief: "Colonel, wir haben etwas gefunden! Daniel meint es sei sehr wichtig!"
   "Wichtig? Für wen?" brummte O'Neill vor sich hin und machte sich an den Abstieg. Sand und leichtes Geröll löste sich unter seinen Schritten, als er eilig den Hügel hinunterkletterte. "Wichtig oder nicht, Sam, morgen werde ich meine eigene Wege gehen und den Rest des Urlaubes am Wasser verbringen. Ich habe genug von Sand und Staub."
   Er grinste, als er Carter ansah. Eine leichte Staubschicht bedeckte ihr Gesicht und ihre Bekleidung sah auch nicht besser aus. Ihr Gesicht glühte vor Aufregung und sie schien seine letzten Worte nicht gehört zu haben.
   "Sie sehen entzückend aus, Carter." Er ließ ihre keine Zeit für eine Antwort, sondern sprach weiter: "Was hat Daniel nun gefunden?"
   "Ich zeige es Ihnen", entgegnete Sam eifrig. "Daniel meint es sei eine Grabkammer." Sie ging voran. Die meisten Funde, welche inzwischen schon freigelegt worden waren, lagen oberirdisch, doch vor kurzem hatten sie eine unterirdische Kammer entdeckt, als ein Arbeiter eingebrochen war. Um sicher nach unten zu gelangen, hatten die Archäologen eine lange Leiter in das Loch gesteckt und Carter kletterte ohne zu zögern nach unten. O'Neill wartete bis sie unten war und folgte ihr dann nicht ganz so begeistert.
   Das Gewölbe war leer und die Archäologen hofften, daß es sich dabei um die Vorkammer einer größeren Grabkammer handelte.
   "Hierher!" Daniels begeisterte Stimme rief aus dem Hintergrund. "Das mußt du dir unbedingt ansehen, Jack!"
   O'Neill folgte dem Klang von Daniels Stimme und sah auf eine vom Staub befreite Fläche in der größe einer Tür. Er sah Daniel an und zog fragend die Augenbraunen hoch. "Unnnnd?" er dehnte das Wort mit Absicht in die Länge.
   "Und? Was meinst du mit und?" tadelnd schüttelte Daniel den Kopf. "Erkennst du nicht die Bedeutung der Tür?"
   "Alles, was ich sehe, ist weiterer Staub und Dreck. Und eine unbedeutende Wandtür oder was immer das sein mag."
   "Unbedeutend? Jack!" Verständnislos blickte Daniel seinen Freund an. "Es kann ein großer und wichtiger Fund sein!"
   "Und was hast du davon? Einen weiteren uralten Körper ausgegraben? Vielleicht etwas Gold und einige Gegenstände für ein Museum? In meinen Augen ist das unbedeutend."
   "Du bist ein Ignorant ohne Verständnis für die Vergangenheit unseres Planeten", entrüstete sich Daniel. "Die Vergangenheit zu kennen bedeutet die Gegenwart zu verstehen. Wir...", aprupt wurde er von O´Neill unterbrochen.
   "Wir werden gar nichts weiter. Du kannst gerne den Rest deines Urlaubs im Staub verbringen. Ich werde morgen abreisen." O'Neill wandte sich an Teal'c, das letzte Mitglied von SG-1. Der Jaffa hatte bisher kein Wort gesagt. Er kniete am Boden vor der freigelegten Tür und studierte die darauf befindlichen Schriftzeichen.
   Jetzt sah er auf. In der Düsternis war sein dunkelhäutiges Gesicht kaum auszumachen. Nur das goldene Embleme mit der Schlange auf seiner Stirn war deutlich zu erkennen. Bei Anwesenheit von anderen Archäologen trug er auf dem Kopf einen Art Turban, doch heute waren sie alleine in der Ausgrabungsstätte.
    "Ihr irrt euch beide", erklärte er. "Der Fund ist wichtig, aber gleichzeitig anders als Daniel Jackson es meint. Dies ist kein Fund aus eurer Vergangenheit sondern ein Goa'uld-Artefakt."
    Bedeutungsvoll sahen sich die drei anderen an. O'Neill ging zu Teal'c hinüber. "Bist du dir sicher, mein Freund?"
   Der Jaffa nickte und kniete sich wieder hin. O'Neill machte es ihm nach. Teal'c zeigte auf einige Hieroglyhen am Boden der Tür. Mit seinem Zeigefinger fuhr er die Konturen entlang und befreite sie vom restlichen Staub. "Dies ist ein Goa'uld-Schriftzeichen."
   "Kannst du es lesen?"    "Es ist ein kaum noch gebräuchliches Zeichen für die Sonne und daneben..." Teal'cs Finger befreite ein weiteres Zeichen vom Staub.
   "Eine Schlange! Das gleiche Zeichen, daß du auf der Stirn trägst.
   Daniel stand hinter ihnen. "Ra und Apophis!"
   "Wollt ihr damit sagen, daß wir eine Hinterlassenschaft von Ra und Apophis ausgraben?" Carters Stimme hörte sich besorgt an.
   O'Neill sah auf. "Genau das will Teal'c damit sagen." Aufeinmal klang seine Stimme erwartungsvoll. Vergessen war, daß er vorgehabt hatte zu gehen.
   "Warte mal, Jack", jetzt sprach Daniel dagegen. "Weißt du was das bedeutet?"
   O'Neill nickte. "Wir müssen sehr vorsichtig sein."
   "Sollten wir nicht den General informieren?" wandte Carter ein.
   "Damit er gleich mit einer ganzen Armee anrückt? Die werden hier alles zerstören", protestierte Daniel.
   "Da sind noch mehr Zeichen, O'Neill", Teal'c hatte während ihres Gespräches weitergearbeitet.
   "Kannst du die Tür öffnen?" fragte O'Neill.
   Teal'c überlegte einen Moment und drückte dann auf verschiedene Zeichen. Zuerst geschah nichts, dann ertönte ein leises Summen.
   Die vier sahen sich an und wichen von der Tür weg. Mit einem dumpfen Laut verschwand diese seitlich in der Wand und gab eine Öffnung frei.
   Daniel wollte losstürmen, doch O'Neill hielt ihn am Arm fest: "Nicht, Danny! Du weist doch gar nicht, was dahinter lauert. Es könnten Fallen für Unvorsichtige wie dich aufgestellt sein."
   Daniel sah Jack an und meinte: "Etwa so, wie in den Indiana Jones-Filmen?"
   "Genau so", bestätigte O'Neill ernst. "Wir gehen es langsam und vorsichtig an oder gar nicht."
   Daniel machte eine umfassende Handbewegung und verbeugte sich: "Wie der Herr befiehlt. Du hast den Vortritt."
   Lächelnd ging O'Neill an Daniel vorbei. An der Seite von Teal'c machte er den ersten zögernden Schritt in den Raum hinein, bereit, jederzeit zurückzuspringen. Augenblicklich flammte ein schummriges Licht auf und beleuchtete den Raum ein wenig. O´Neill und Teal´c blieben wie angewurzelt stehen. "Wow! Seht euch das an!"
   Daniel hielt es nicht mehr aus und wollte an Jack vorbei in den Raum laufen, doch der Colonel hielt ihn am Ärmel fest und verhinderte so, daß er weiterging.
   Zuerst wollte Jackson protestieren, doch dann:  "Was ist das denn?"
   "Das ist keine Goa'uld-Technologie", erkannte Teal'c.
   "Aber die Zeichen an der Tür sind eindeutig Goa'uld. Das bedeutet..." Daniel vollendete den Satz nicht.
   Dafür sprach O'Neill weiter: "...das bedeutet, daß die Goa'ulds genauso wie wir heute, vor vielen Jahren diesen Raum entdeckt haben und ihn enträtseln wollten."
   "Vielleicht haben sie ihn enträtselt", gab Carter zu bedenken.
   "Ja, vielleicht, vielleicht aber auch nicht", meinte O'Neill und runzelte die Stirn. "Teal'c, hast du so etwas schon einmal gesehen?"
   Der Jaffa nickte: "Als ich noch  Apophis diente, fanden wir auf einer unbewohnten Welt ähnliches. Apophis versuchte hinter das Geheimnis zu kommen. Und ich hatte damals den Eindruck, daß er so einen Apperat schon einmal gesehen hatte."
   "Hat er es geschafft?" fragte O'Neill gespannt.
   "Nein, und aus Wut ließ er den Raum vernichten."
   "Typisch Goa'uld. Was sie nicht beherrschen können, vernichten sie", meinte Daniel.
   Ganz fasziniert sahen sie sich in dem Raum um. Die Luft war mit einem flimmernden Staub gefüllt, der im ganzen Raum schwebte und bei jedem Lichteinfall in einer anderen Farbe leuchtete. Die Wände waren kahl, nur in der Mitte stand ein großer durchsichtiger Kristall in Sechseckform, der mit  Instrumenten und fünf Sitzen ausgefüllt war.
   "Ist dieser Staub oder was immer es ist, für uns gefährlich?" fragte O'Neill besorgt.
   "Ich habe keine Ahnung", meinte Carter. "Wir sollten uns auf alle Fälle Atemmasken besorgen. Ich werde welche holen." Ohne ein weiteres Wort verschwand Sam und kam bald darauf mit den Masken zurück. Nachdem sie diese aufgesetzt hatten, wagten sie sich in den Raum hinein.
   "Was mag das sein?" fragte O'Neill, während er den Kristall umkreiste. Er trug zusätzlich eine Taschenlampe und jedesmal, wenn ein Lichtstrahl den Kristall traf, leuchtete dieser auf.
Sie fanden keine Öffnung und so auch keine Möglichkeit in das innere des Kristalles zu den Instumenten zu gelangen.
   "Apophis scheiterte beim Versuch den Kristall zu öffnen", erzählte Teal'c.
   "Mit anderen Worten - du hast keine Ahnung, was der Kristall für eine Bedeutung hat", bemerkte O'Neill.
   "Das ist korrekt", antwortete Teal'c knapp.
   "O'Neill blieb stehen und besah sich das innere des Kristalls näher. Von seinem Platz aus konnte er unbekannte Schriftzeichen erkennen. Die Schalensitze schienen für Menschen gemacht zu sein, wenn sie ihm auch etwas größer als normal vorkamen.
   Die nächsten Tage untersuchten sie und die restlichen Archäologen den Fund, doch genau wie Apophis erreichten sie nichts. Frustration zog auf, doch noch wollten sie nicht aufgeben. O´Neill hatte sich trotz Daniels Protest dazu entschlossen, General Hammond über ihren Fund zu informieren. Er hatte versprochen zu kommen, doch würde das noch etwas dauern, da sie erst die Genehmigung der ägyptischen Regierung einholen mußten. Doch in kürzester Zeit würde es hier von Soldaten der Amerikaner und der Ägypter nur so wimmeln.


Eine fantastische Entdeckung

Wie so oft in den letzten Tagen saß Daniel vor dem Kristall und studierte ihn. "Was verbirgst du vor uns? Was bist du? Wer hat dich erbaut?" Der Kristall antwortete natürlich nicht. Daniel stand auf und umrundete ihn erneut und machte sich Notizen. Dabei entfiel ihm sein Stift. Er beugte sich hinunter um ihn aufzuheben. In diesem Moment tauchten O'Neill, Carter und Teal'c im Eingang auf und Daniel warf einen Blick auf sie. Plötzlich rutschte er auf einer leichten Unebenheit aus und stürzte. Jackson ruderte mit den Armen um sich festzuhalten und schlug dabei mit der rechten Hand auf den Sockel, auf dem der Kristall stand.
   Daniel spürte eine leichte Erhebung unter der Hand und drückte beim Versuch sich festzuhalten, instinktiv, darauf. Ein Summen ertönte und der Kristall begann sich zu verändern. Die Sechseck-Form zog sich zusammen und verwandelte sich in eine Kugel und schließlich löste sich der Kristalll ganz auf. Gleichzeitig ertönten Worte in einer fremden Sprache. "Noak iie lian ak etak", glaubten sie zu verstehen.
   "Daniel! Was hast du gemacht? Und was bedeuteten die Worte?" fragte O'Neill beunruhigt.
   "Ich habe nichts getan", verteidigte sich Daniel. Seine Stimme klang dumpf durch die Atemmaske. "Nur auf diese Erhebung gedrückt, als ich mich festhalten wollte. Daraufhin hat sich die Umhüllung aufgelöst. Und die Worte verstehe ich nicht, Diese Sprache habe ich noch nie gehört."
   "Wieso habt ihr diese Erhebung bisher übersehen?" fragte O'Neill.
   Daniel zuckte mit den Achseln: "Ich weiß nicht. Vielleicht hat man es für unbedeutend gehalten oder nicht darauf geachtet."
   O'Neill blickte fasziniert auf die Anlage und die Sitze darum. Ohne die Umhüllung sah es aus, als schwebte alles frei im Raum.
   "Erinnert mich an eine dieser Schneekugeln", erklärte Carter, als sie beobachtete, wie der bunte Staub die Sitze und Instrumente umschwebte, sich seltsamerweise aber nicht auf den Gegenständen ablagerte.
   "Schneekugeln?" fragend sah O'Neill sie an.
   "Sie wissen schon, Colonel. Wenn sie die Glaskugeln auf den Kopf stellen und schütteln, fängt es im inneren an zu schneien."
   "Ach ja! Sie meinen diese kitschigen Andenkendinger."
   "Genau", Carter trat näher heran und betrachtete die Sitze aus der Nähe. "Mit etwas Anstrengung habe ich darin Platz", meinte sie und setzte sich hinein.
   "Carter! Was machen Sie da?" rief O'Neill.
   "Ich möchte die Anlage näher betrachten und das geht von den Sitzen aus am besten", erklärte Carter und beugte sich vor.
   O'Neill schüttelte angesichts des Leichtsinns den Kopf. "Wissenschaftler!" murmelte er vor sich hin.
   "Sagten Sie etwas, Colonel?" hörte man Carter fragen.
   "Nein, nein. Untersuchen Sie ruhig. Wir werden aufpassen. Haben Sie schon eine Analyse des Staubes in der Luft vorliegen?"
   "Ja, Sir! Er ist unschädlich für Menschen. Wir könnten eigentlich die hinderlichen Masken abnehmen. Doch wir..."
   Bevor Carter nochmals auf die Gefahren aufmerksam machen konnte, hatte O'Neill die Atemmaske schon abgelegt und Daniel tat es ihm gleich nach. Teal'c hatte keine getragen, denn sein Symbiont schützte ihn.
   Carter nahm zögernd die ihre ab. Die Luft roch schal und hatte einen ungewohnten Beigeschmack. "Ich hoffe nur, die Wisenschaftler haben sich nicht geirrt, Sir."
   "Wenn nicht, ist es jetzt schon zu spät", antwortete O`Neill trocken.
   "Beruhigend zu hören, Colonel", meinte Carter.
   O`Neill begab sich zu den beiden Wissenschaftlern. Er setzte sich in den dritten Sessel, während Teal'c aufmerksam beobachtend daneben stand.
   "Apophis ist also nicht so weit gekommen?" vergewisserte sich Daniel nochmals bei Teal'c.
   "Ja, er schaffte es nicht die Hülle zu entfernen, obwohl er alles versuchte."
   "Dann sind wir durch Daniels Ungeschicklichkeit schon etwas besser dran, als Freund Apophis", bemerkte Jack und erntete dafür ein empörten Blick von Daniel.
   "Und was genau ist das nun?" fragte O'Neill nach etwa einer halben Stunde. Er begann sich zu langweilen, während Daniel und Carter die Anlage neugierg untersuchten und lebhaft darüber diskutierten, was es sein könnte.
   "Was ist das für ein Zeichen?" Carter zeigte auf eine Darstellung, die sich von den anderen unterschied. "Dieses Symbol paßt nicht zu den übrigen."
   Daniel beugte sich vor um es besser betrachten zu können. "Es sieht aus wie eine Weltkugel."
   "Glaubst du?" Carter sah skeptisch aus. Sie fuhr mit dem Finger über das Symbol. Plötzlich fing das Symbol an zu leuchten und sich selbst in die Luft zu projezieren.
   "Löv ekalat lagur tia vez miat. Evak nagur Läv lagir." Die unbekannte Stimme war erneut zu hören, verstummte dann aber wieder.
   "Was geschieht da?" Carter wurde es mulmig zumute. Hoffentlich hatte sie nicht unbedarft etwas ausgelöst. Doch außer, daß die kleine Kugel anfing sich zu drehen, geschah nichts.
   "Es stellt ohne Zweifel eine Weltkugel dar", meinte Daniel. Er schien in keiner Weise beunruhigt zu sein, ganz im Gegensatz zu O´Neill, der daran dachte, die beiden Wissenschafter aus den Sesseln zu holen.
   "Die Kugel dreht sich entgegen dem Uhrzeigersinn", erkannte Carter. "Und sie stellt ohne Zweifel die Erde dar. Doch sieh dir das an." Sie zeigte auf eine Insel mitten im Atlantik.
   "Die gibt es nicht", meinte Daniel. "Also ist es doch nicht die Erde. Sonst stimmen aber alle Datails überein. Das hier ist z.B. der amerikanische Kontinent. Und das Europa." Er rieb sich über das Kinn. "Es könnte sein - nein, daß ist unmöglich."
   "Was meinst du? Laß dir doch nicht alles aus der Nase ziehen", warf O'Neill ein.
   "Ihr kennt doch sicher alle die Legende von Atlantis."
   "Nein, du scherzt", Carter sah Daniel ungläubig an. "Willst du sagen diese Insel ist Atlantis? Aber der Sage nach ging diese vor 10.000 Jahren unter."
   "Richtig, aber die Stelle stimmt. Nach einer weit verbreiteten Theorie lag Atlantis mitten im Atlantik, und die heutigen Azoren sollen die höchsten Spitzen der Berge von Atlantis sein."
   "Aber wie kommt eine Darstellung von Atlantis in eine ägyptische Ausgrabungsstätte?" fragte O'Neill.
   "Diese Ausgrabungsstätte könnte aus dieser Zeit stammen. Das würde aber bedeuten, daß die alten Atlanter Ägypten besuchten oder zumindest das Land, daß wir heute als Ägypten bezeichnen. Der Sage nach sollen die Atlanter eine hohe Zivilisation besessen haben. Eine, die sich mit unserer Zeit messen kann, vielleicht sogar unserer überlegen war", erklärte Daniel und konnte seinen Redefluß kaum bremsen. "Aber wahrscheinlich haben die unbekannten Erfinder der Anlage diese Darstellung der alten Erde geschaffen." Seine Finger fuhren über die Umrisse der unbekannten Insel auf der Projektion, die dicht vor seinem Kopf schwebte. Plötzlich gingen in dem Raum viele Lichter an und die äußere Tür schnappte zu.             Teal'c sprang hinzu, doch die Tür ließ sich nicht mehr öffnen.
   "Und was nun?" fragte O'Neill besorgt. "Was habt ihr angestellt?"
   "Nichts", verteidigte sich Daniel.
   Die Stimme ertönte erneut: "Si-va! Eak lotik Läv ub! Lagar felezatt Chotak sta."
   Die vier sahen sich an. Bevor die drei reagieren konnten, baute sich um die Schalensitze ein Feld auf und fesselte sie auf die Sitze und die Umhüllung begann sich, langsam diesmal, erneut aufzubauen. Bevor sie ganz geschlossen war, sprang Teal'c mit einen Satz auf einen der noch leeren Sitze. Der Sitz schien seine Anwesenheit zu registrieren, denn auch ihn umschloß ein Kraftfeld.
   Die unbekannte Stimme begann jetzt in gleichmäßigen Abständen zu sprechen: "Joll.., terok..., z"vo..., viet..., leva..., bja..., selav...!"
   "Das hört sich nach einem Countdown an", bemerkte Daniel.
   "Laa...!"
   "Ein Countdown von was?" fragte O'Neill.
   "Igatt...!"
   Daniel zuckte bedauernd mit den Achseln. "Wir sollten uns auf alles gefaßt machen und uns festhalten. Vielleicht dient das Feld um unsere Sitze auch zu unserem Schutz."
   "Leso..."
   "Sehr beruhigend", brummte O'Neill.
   "Gattie...!" Die Stimme schwieg und im gleichen Augenblick begannen die Partikel in der Luft im grellen Rot zu leuchten.
   Der Kristall fing an zu vibrieren. Die Kammer um sie herum verschwamm und das rote Leuchten verwandelte sich in ein blauweißes Licht. Sämtliche Partikel in der Luft zogen sich zusammen und bildeten einen um sich rotierenden Tunnel, in dessen Mittelpunkt sich der Kristall befand, in welchem sie eingeschlossen waren. Er hörte auf zu vibrieren. Im gleichen Augenblick setzte sich der Kristall raketengleich in Bewegung. Durch die hohe Beschleunigung wurden  die vier in ihre Sitze gepreßt. Ohne das Kraftfeld  wären sie zerquetscht worden. Die Instrumente um die Sitze wurden durchscheinend.
   Selbst seine Freunde sah O'Neill nur noch als undeutliche Schemen und er hatte das Gefühl mit hoher Geschwindigkeit durch einen Tunnel zu rasen.  Es ähnelte sehr einer Reise durch ein Sternentor. Er verlor sämtliches Zeitgefühl. Wie lange die rassante Fahrt gedauert hatte konnte er deshalb unmöglich sagen, doch plötzlich standen sie still. Die Staubpartikel zogen sich auseinander und verteilten sich über den ganzen Raum. Die blauweißen Partikel nahmen wieder die rote Farbe an und wurden schließlich farblos.
   "Ki-a liv tu! Si-va!" Wieder diese verdammte Stimme.
   Die daraufhin eintretende Stille war unheimlich und zerrte an Jacks Nerven. O'Neil sah Carter und Daniel an, die  seinem Blick schuldbewußt auswichen.
   "Was  war das gerade?" wagte O`Neill schließlich die Stille zu durchbrechen.
   "Keine Ahnung", antwortete Daniel.
   "Das solltet ihr aber besser wissen", O'Neill sah Teal'c an. "Teal'c?"
   "Das kenne ich auch nicht, O'Neill."
   Das Kraftfeld um sie herum erlosch und mit einem Satz sprang O'Neill aus seinem Sitz. Die anderen folgten etwas zögernder. Die Außentür öffnete sich wieder.
   "Das reicht! Ihr stellt sofort die Versuche ein, verstanden? Bevor wirklich noch etwas gefährliches passiert. Das ist ein Befehl", sagte O'Neill. "Und nun gehe ich nach oben, ich brauche etwas frische Luft." Er verließ die Kristall-Kammer und blieb wie erstarrt stehen. Das Loch in der Decke war verschwunden und die Kammer sah verändert aus. Zwar war sie immer noch leer, doch alles sah neu aus und machte den Eindruck,  als würden öfters  Leute ein und aus gehen. Und er sah weiter hinten eine Treppe, die zu einer kleinen Tür hinaufführte.
   Schnell eilte O'Neill die Stufen hinauf und näherte sich der Tür. Diese öffnete sich selbstständig vor ihm. Er trat hindurch und blieb überrascht stehen. Statt der erwarteten Wüste erblickte er einen Ozean. Sanfte Wellen schlugen gegen einen schneeweißen Strand und gegen die vielen Schiffe, die an dem großen Kai lagen - riesige Frachtschiffe, und etwas weiter weg, kleinere Segelschiffe und mehr oder wenig große Jachten. Fast jeder Ankerplatz war belegt.
   Die Stadt daneben war genauso beeindruckend wie der Hafen. Wolkenkratzer stand neben Wolkenkratzer, dazwischen kleinere Gebäude - fast hatte O'Neill den Eindruck sich in Los Angeles oder New York zu befinden. Auf den Straßen bewegten sich unzählige Bodenfahrzeuge und zwischen den Häusern kleine Luftfahrzeuge. Diese Gleiter und ein Blick  nach oben sagten O'Neill, daß er sich unmöglich auf der Erde befinden konnte. Der Himmel war nicht blau wie gewohnt sondern grün. Rechts, direkt an das Meer mündend, sah er einen hohen Kegelberg - ein erloschener Vulkan? Selbst die höchsten Gebäude der Stadt sahen neben dem majestätischen Berg winzig aus. O´Neill  stand im Eingang eines kleinen Gebäudes, daß erhöht über der Stadt stand und  ihm so einen Blick auf seine Umgebung erlaubte.
   Die beiden Wachposten neben der Tür des Gebäudes sahen ihn erstaunt an und einer herrschte ihn in einer unbekannten Sprache an. "esta laturi spesa cusa dialoao beta vellia murpi ellisan", oder so ähnlich, glaubte er zu verstehen. Die Wörter und die Ausprache hörten sich jedoch anders an, als die Sprache im Kristall-Raum.
   O'Neill antwortete bedauernd: "Tut mir leid, mein Freund, aber deine Sprache verstehe ich leider nicht. Wo bin ich hier überhaupt gelandet?" O'Neill hoffte, daß der Mann nicht feindlich gesinnt war.
   Der Mann musterte ihn von oben nach unten und holte schließlich ein kleines Gerät heraus, daß einem Handy ähnelte und sprach einige Worte hinein.
   "Schön!" sagte O'Neill laut. "Hol mir deinen Vorgesetzten her. Dann können wir uns vielleicht verständigen." Er sah zurück. Wo war nur Daniel? Wenn man ihn brauchte, war der Mann nicht da. Daniel hätte sich vielleicht verständigen können.
   O'Neill wandte seine Aufmerksamkeit wieder seiner näheren Umgebung zu. Eine große Treppe führte von dem Gebäude bis zum Hafen hinunter. Von unten stürmten jetzt Männer die Treppe hoch. Sie trugen uniformähnliche Bekleidung - eine schwarze Hose und schwarze Jacke, ein rotes Hemd und ein breiter Gürtel mit Taschen daran und rote Mützen auf dem Kopf.
   Der vordere Mann richtete einen Gegenstand auf O'Neill der nach einer Waffe aussah und herrschte in erneut in der unbekannten Sprache an. O´Neill versuchte keine verdächtige Bewegung zu machen. Der Mann sah ihn haßerfüllt an und gab seinen Leuten einen Wink. Bevor O'Neill reagieren konnte, wurde er gepackt und seine Hände mit Handschellen auf den Rücken gefesselt.
   "Heh! Was soll das? Laßt mich sofort frei ", er protestierte so laut, weil er hoffte Carter, Teal'c und Daniel würden ihn hören und dadurch gewarnt sein.
   Der Offizier sagte einige Worte in sein Handy und gleich darauf wimmelte es von Soldaten, die er in das Gebäude hineinschickte. Nur O´Neills Bewacher blieben bei dem Offizer zurück. Dieser überschüttete O´Neill erneut mit einem Wortschwall, von dem Jack nur ein Wort zu verstehen glaubte: "Goa'uld?" fragend sah er den Mann an.
   Über dessen Gesicht zog ein triumphierendes Lächeln und er nickte zustimmend. O'Neill begriff plötzlich, daß man ihn für einen Goa'uld hielt. "Nein!" widersprach er energisch und schüttelte den Kopf. "Ich bin kein Goa'uld. Die Goa'ulds sind unsere Feinde. Das alles ist ein großes Mißverständnis."
   Der Offizier sah ihn jetzt aufmerksamer an. Er hatte sich beruhigt und verstand genausowenig wie Jack ein Wort von dem, was der seltsame Fremde sagte. Ein Soldat erschien und sprach mit dem Offizier, der daraufhin wieder wütender auf O`Neill blickte. Er gab seinen Leuten einen Wink, woraufhin diese O'Neill zurück in das Gebäude zerrten.
   Der Rest von SG-1 schien sich der Verhaftung widersetzt zu haben und hatte sich verschanzt. Sie mußten Waffen von den Soldaten erbeutet haben und ließen keinen in den Raum mit der seltsamen Maschine hinein.
   Jack wurde nach vorne gebracht und fühlte eine Waffe an der Schläfe. Der Offizier rief mit lauter Stimme einige Worte. O'Neill sah Teal'c vorsichtig aus dem Raum spähen. Teal'c sah O´Neill als Gefangenen dort stehen und von der Waffe bedroht.  Sofort wich er in den Raum zurück.
   Augenblicke später hörte O'Neill Daniels Stimme: "Jack! Alles in Ordnung?"
   "Ja, noch!" antwortete O'Neill. Und mit lauter Stimme: "Kommt auf keinen Fall aus eurer Deckung!"
   Der Offizier hatte Jack genau beobachtet und begriffen, daß er seine Freunde gewarnt hatte. Ein Schlag traf O'Neill in den Magen und die Waffe drückte fester an seine Stirn.
   Der Offizier rief wieder etwas. O'Neill sah daraufhin Teal'c, Carter und Daniel mit erhobenen Händen aus dem Raum treten. Sie wollten ihren Freund nicht für ihre Sicherheit opfern.
   Teal'cs Anblick verursachte Aufsehen und O'Neill bemerkte, daß der Offizier nur mit Mühe seine Leute beruhigen konnte. Anscheinend waren die Jaffa bekannt und nicht sehr beliebt.
   Als sie ins Freie traten, blinzelten Carter und Daniel genauso überrascht wie vorher Jack in die grelle Sonne.  Es war furchtbar heiß, obwohl ein frischer Wind vom Wasser her wehte und den typischen Hafengeruch mit sich führte.
   "Sir, wo sind wir hier?" fragte Carter. Trotz ihrer Lage fühlte sie grenzenlose Neugierde aufsteigen.
   "Ohne Zweifel nicht mehr in Ägypten, Captain. Aber wo wir sind...?" O'Neill zuckte mit den Achseln. "Das sollten wir besser diese Leute hier fragen."
   Man führte sie die Treppe hinunter. Unten wartete ein autoähnliches, größeres Transportfahrzeug, daß jedoch keine Räder besaß und dicht über dem Boden schwebte.
   Carter sah es fasziniert an. "Es ist mit Antischwertkraft-Feldern ausgerüstet. So etwas gibt es noch nicht auf der Erde. Was immer die Maschine mit uns angestellt hat - Sir, sie muß uns  auf einen anderen Planeten versetzt haben."
   "Und anscheinend sind die Bewohner mit den Goa'ulds im Krieg", vermutete O'Neill.
   Der Hafen blieb schnell hinter ihnen zurück. Zwischen den Wolkenkratzern herrschte dichter Verkehr und viele Fußgänger bewegten auf den Gehsteigen. Die Menschen waren in Eile und machten besorgte Gesichter. Immer wieder warfen sie einen Blick in den Himmel, als erwarteten sie, daß von oben etwas schreckliches kam.
   "Diese Stadt könnte auf der Erde liegen", meinte Carter. "Ihre Technik ist sogar fortschrittlicher als die unsere."
   "Ja, und die Goa'ulds...", meinte Daniel. "...sie müssen diesen Planeten angreifen. Deshalb die Furcht dieser Leute."
   "Und als wir so unvermutet in dem Gebäude auftauchten, befürchteten sie eine Invasion der Außerirdischen", sagte O'Neill und warf einen Blick auf die Soldaten, die sie bewachten, aber sie nicht an einem Gespräch untereinander hinderten.
   Ihre Fahrt dauerte einige Minuten und endete in der Tiefgargage eines Hochhauses. Unter scharfer Bewachung wurden sie aus dem Wagen gezerrt und in einen Aufzug geführt, der sie einige Stockwerke nach oben brachte.
   O'Neill hoffte, das Mißverständnis bald aufgeklärt zu haben, schließlich waren sie alle keine Goa'ulds.
  In einer Krankenstation wurden sie nacheinander in irgendwelche medizinische Apperate eingeschlossen und untersucht. Teal'c hatte man gleich bei Ihrer Ankunft in dem Gebäude von ihnen getrennt und O'Neill machte sich Sorgen um seinen Freund. Anschließend brachte man jeden für sich in einen kleinen fensterlosen Raum, in dem nur ein Tisch und zwei Stühle standen.
   O'Neill blickte mißmutig vor sich hin. So hatte er sich seinen Urlaub nicht vorgestellt, zumal er noch nicht einmal wußte, was überhaupt mit ihnen geschehen war, und wo in aller Welt sie gelandet waren.
   Er blickte auf, als sich die Tür öffnete. Ein großer, gefährlich aussehender Mann betrat den Raum. Er war ganz in schwarz gekleidet und sein äußeres Erscheinungsbild trug noch zu seinem düsteren Anblick bei. Er hatte kurzgeschnittene schwarze Haare, dunkle Augen und eine Narbe quer über der rechten Wange. Der Mann machte den Eindruck immer das zu bekommen, was er haben wollte, egal wie.
   Wahrscheinlich schüchterte er die meisten Menschen alleine mit seinem Auftreten ein, nicht aber O'Neill. Ungerührt gab er den Blick aus den dunklen stechenden Augen zurück.
   Der Mann umkreiste O'Neill einmal, ohne ihn aus den Augen zu lassen und blieb schließlich auf der anderen Seite des Tisches stehen. Er setzte sich und schnippte mit den Fingern. Einer seiner Begleiter beeilte sich ein kleines Gerät auf den Tisch zu stellen und es einzuschalten.
   "Oranc kilas  len Talon marco, len oat tena", glaubte O'Neill zu verstehen. Und zum ersten Mal zeigte Jack Überraschung, als nur Sekunden später klar verständlich aus dem Gerät die Worte erklangen: "Mein Name ist Talon d'Marco und wer sind Sie?"
   "Ein Universal-Übersetzer?" fragte O'Neill überrascht. Er mußte einen Augenblick warten bis die Maschine die Worte übersetzte.
   Die Miene des anderen verdüsterte sich noch mehr: "Antworten Sie auf meine Frage."
   Der Colonel überlegte, daß das die beste Möglichkeit war, daß Mißverständnis aufzuklären und antwortete: "Mein Name ist Jack O'Neill und komme von einem anderen Planeten. Wo befinden wir uns hier?"
   Wieder übersetzte die Maschine, dann: "Ich bin derjenige, der die Fragen stellt. Woher kommen Sie?"
   "Zuerst muß ich etwas klarstellen. Das alles ist ein Mißverständnis. Was immer Sie auch von uns glauben, wir sind keine Spione der Goa'ulds." Ein Schlag in den Nacken warf O'Neill nach vorne. Sein Kopf schlug hart auf den Tisch. Jack richtete sich wieder auf und rieb sich die schmerzende Stirn.
   "Lügen Sie nicht und beantworten Sie meine Frage, Fremder. Wer sind Sie und woher kommen Sie? Sie sind keine Goa'ulds und doch  spionieren Sie für diese, wie der Jaffa in Ihrer Gesellschaft beweist. Ihr leugnen ist zwecklos."
   O'Neill entschloß sich die Wahrheit zu erzählen und begann mit der Ausgrabungsstätte und wie sie hier gelandet waren.
   Talon d'Marco hörte ungerührt zu. Keine Muskel regte sich in seinem Gesicht, als er sagte: "Und Sie hoffen wirklich, daß wir Ihnen diese fantastische Geschichte glauben?"
   "Aber sie haben diese Maschine doch sicher selbst gesehen. Der Ausgangspunkt befindet sich auf der Erde - und ich weiß selbst, wie sich unsere Geschichte anhört, aber es ist die Wahrheit."
   Talon richtete sich mit einem Ruck auf und blickte Jack wütend an. "Sie lügen! Sie sind Spione der Goa'uld!  Sie spionieren für Apophis und Ra, um auch noch die letzte unserer Städte zu vernichten. Aber das wird den Goa'ulds niemals gelingen."
   "Nein, Sie müssen mir einfach glauben. Ich sage die Wahrheit. Wir sind keine Spione. Teal'c, der Jaffa, ist unser Freund." O'Neill stutzte einen Moment. "Sagten Sie Ra?"
   Talon d'Marco nickte.
   "Aber Ra ist tot. Wir haben ihn getötet. Und Apophis versucht auch unseren Planeten zu vernichten. Bisher konnten wir ihm erfolgreich Widerstand leisten, aber..."
   "Genug der Lügen. Ra ist nicht tot. Meine Spione haben ihn vor einem Tag höchstlebendig gesehen. Sie können mir also nichts vormachen, versuchen Sie es erst gar nicht. Wir haben Mittel und Wege die Wahrheit aus Ihnen herauszubekommen. Gebt ihm die Droge. Sie werden uns die Wahrheit sagen. Leider sind  die Nebenwirkungen äußerst unangenehm, doch da Sie sich so uneinsichtig stellen..."
   Talons Begleiter hielten O´Neill fest, während ein anderer sich ihm mit einem pistolenähnlichen Gerät näherte. Sein rechter Ärmel wurde hochgezogen und die Spritze auf seinen rechten Arm gesetzt. Die Wirkung des Mittels setzte augenblicklich ein. O´Neill sah alles nur noch wie durch einen Schleier und die Stimmen der Menschen verzerrten sich, schließlich verlor er das Bewußtsein...

Das Erwachen war sehr unangenehm. O´Neill war schlecht und er hatte furchtbare Kopfschmerzen. Er war nicht in der Lage aufzustehen. Ein feuchtes Tuch legte sich auf seine Stirn und undeutlich erkannte er Carters Stimme. "Bleiben Sie ganz ruhig liegen, Colonel und trinken Sie das." Ein Gefäß wurde an seine Lippen gehalten und der Inhalt eingeflöst. "Es mildert die Nachwirkungen der Droge, wie man uns sagte. Schlafen Sie noch etwas, dann geht es Ihnen bald besser."
   Als er zum zweiten Mal erwachte, fühlte er sich schon bedeutend besser, doch noch immer bereitete es ihm Mühe nachzudenken und seine Gedanken zu klären. Was war mit ihm geschehen?
   Mit äußester Anstrengung gelang es O´Neill sich etwas auszurichten. Carter und Daniel lagen neben ihm auf weiteren Liegen und richteten sich auf, als sie sahen, daß er wach war.
   "Colonel?" fragte Carter besorgt. "Wie fühlen Sie sich?"
   "Etwas besser, glaube ich jedenfalls", antwortete er mühevoll. Er mußte sich auf jedes Wort konzentrieren, um es richtig auszusprechen. "Was ist passiert? Wie lange...?"
   "Man hat Sie unter Drogen gesetzt und verhört. Wir hatten mehr Glück und wurden nur stundenlang verhört. Schließlich sperrten sie Daniel und mich hier ein. Sie brachte man erst einen halben Tag später herein und Sie haben über vierundzwanzig Stunden geschlafen."
   "Vierundzwanzig Stunden?" O´Neill sah sich um. "Wo ist Teal´c?"
   Die beiden zuckten bedauernd die Schultern. "Auf unsere diesbezüglichen Fragen erhielten wir keine Auskunft. Wir machen uns große Sorgen um Teal´c."
   Daniel trat an seine Liege. "Du siehst furchtbar aus und solltest noch etwas schlafen."
   "Gibt es hier eine Waschgelegenheit?" stellte O´Neill die Gegenfrage. Er fand, daß er lange genug geschlafen hatte.
   Daniel nickte und zeigte auf eine Tür. Er half O´Neill beim Aufstehen und führte ihn zum Waschraum.  "Danke", meinte Jack schließlich. "Den Rest kann ich alleine. Ich bin schon ein großer Junge."
   Daniel grinste zurück. Wenn Jack schon wieder einen Spaß auf den Lippen hatte, mußte es ihm schon besser gehen.

weiter: Kapitel 2
Kapitel 2 - Unerwartete Verbündete by Selana
Author's Notes:

Inhalt: O´Neill, Teal´c und eine Gruppe Atlanter versuchen das Sternentor zurück zu erobern, denn nur die Flucht durch das Sternentor kann die überlebenden Atlanter noch retten.
2. Kapitel: Unerwartete Verbündete


Atlanta
Palast des Königs


Cassian blickte von seinem Schreibtisch auf, als Shiron sein Arbeitszimmer betrat. "Hast du etwas herausbekommen?"
Shiron nickte. "Es sind wirklich Fremde in unserer Stadt aufgetaucht. Talon hat sie in Sicherheitsgewahrsam genommen."
"Es ist also wahr? Aber wie sind sie in die Station hineingelangt? Unsere besten Wissenschaftler haben noch nicht herausgefunden, welchem Zweck die Maschine dient. Und wenn die Goa´ulds das nun wissen...?"
"Vielleicht ist diese Maschine eine andere Form von einem Sternentor. Die Fremden behaupten von einem anderen Planeten zu kommen, der ebenfalls von den Goa´ulds angegriffen wird. Ich habe mir sämtliche Aufzeichnungen der Verhöre beschafft und angesehen. Ich bin der Meinung, daß sie die Wahrheit sagen", erklärte Shiron.
"Warum verbirgt Talon sie dann tagelang vor uns? Warum sieht er es nicht für nötig an mich, seinen König, darüber zu informieren?"
"Du kennst den Geheimdienst-Chef doch. Er traut niemanden und schon gar nicht irgendwelchen Fremden von anderen Planeten", Shiron zog bezeichnend die Augenbraunen hoch.
Cassian stand von seinem Sessel auf und ging zu dem Fenster mit Ausblick auf die Stadt. Der Schutzschild schützte Atlanta noch immer vor den Goa´ulds und färbte den Himmel grün. Ruckartig drehte er sich zu seinem Freund um: "Ich glaube Talon hat noch etwas anderes vor. Ich traune ihm nicht mehr. Er ist machtgierig und möchte mich vom Thron stürzen, um selbst König zu werden. Ich möchte mit den Fremden sprechen. Laß sie herbringen und sorge dafür, daß sie anständig behandelt werden. Ich kann mir vorstellen, daß sie durch Talons Verhöre schon genug mitgemacht haben. Und wenn sie wirklich die sind, die sie behaupten zu sein, möchte ich sie als Verbündete gewinnen."
"In Ordnung. Ich werde sie persönlich befreien. Und was ist mit dem Jaffa?"
"Den auch", befahl Cassian.
"Das wird etwas schwieriger sein, aber ich bekomme das auch in den Griff", versprach Shiron. "Und was Talon betrifft - du hast recht. Meine Informanten haben mir ähnliches berichtet und ich wollte dich gerade darüber informieren."
"Dann geh und hole die Fremden. Doch sei vorsichtig, mein Freund. Ich traue Talon alles zu", warnte Cassian.
Shiron versprach vorsichtig zu sein und ging.
Cassian sah seinem Freund mit neuer Hoffnung hinterher. Vielleicht gab es doch noch eine Zukunft für Atlantis, wenn sie sich mit den Fremden verbündeten. Gemeinsam würden sie stärker sein.

Zwei weitere Tage waren vergangen, ohne dass man sie zu weiteren Verhören abgeholt hatte. In dieser Zeit hatte niemand mit ihnen gesprochen,  sondern nur ihr Essen gebracht.
   O'Neill saß auf seiner Liege und hatte die Hand unter das Kinn gestützt. Seine Gedanken weilten bei Teal'c. Er machte sich inzwischen die größten Sorgen um ihn. Wenn Talon ihn schon so behandelt hatte, was hatten er dann mit einem Jaffa angestellt?
   Ein Geräusch an der Tür ließ ihn aufhorchen. Seine Uhr hatte man ihm genauso, wie die anderen Gegenstände abgenommen, doch sein inneres Zeitgefühl sagte ihm, daß es keine Essenszeit war. Er stand auf und sah gespannt auf die Tür. Carter und Daniel traten an seine Seite. Die drei sahen sich an bedeutsam an.
   Es war aber nicht Talon d'Marco, der ihre Zelle betrat. Der Mann war bedeutend jünger und hatte lange braune Haare. Er machte einen selbstsicheren Eindruck und trug nicht die Uniform der Soldaten. Stattdessen eine weitgeschnittene hellbraune Hose, Stiefel, einen ebenfalls hellbraunen Überwurf und einen kurzen roten, mit Goldstickereien verzierten Umhang. Auf der Brust trug er ein ovales Emblem mit einem Motiv darauf, daß die Umrisse einer Landmasse, eines Kontinents oder Insel darstellte.
   Am rechten Oberarm trug er eine breite Spange. Das Schmuckstück trug einige fremdartige Symbole und war an den Rändern mit Gold eingefaßt. Seine vier Begleiter waren genauso bekleidet, nur das bei ihnen der Umhang fehlte.
   Sein Blick wanderte von einem zum anderen und blieb schließlich auf O'Neill hängen. "Du bist der Anführer?"
   Sie verstanden die Worte, obwohl niemand der Männer ein Übersetzungsgerät in der Hand trug. Jack hatte den Eindruck, daß der Mann ihnen freundlicher gesinnt war, und so antwortete er: "Colonel Jack O'Neill. Das sind Captain Samantha Carter und Daniel  Jackson, unser Wissenschaftler im Team."
   "Sie und die Frau sind Soldaten?" fragte der Mann gespannt.
   O'Neill nickte zustimmen. "Daniel ist Zivilist, gehört aber zu unserem Team zur Erforschung der Sternentore."
   "Wir kennen die Sternentore", erklärte der Fremde, "doch nun ist nicht der richtige Zeitpunkt dies zu erklären. Mein Name ist Shiron d'Tama und ich bin der persönliche Berater von Seiner Majestät König Cassian von Atlantis. Der König möchte Sie sehen." Shiron stockte, als der die Gesichter der drei sah. "Ist etwas nicht in Ordnung?"
   "Sagten Sie Atlantis?" fragte Daniel.
   "Ja, natürlich. Sie befinden sich auf dem Inselstaat Atlantis. Zumindest auf dem, was von unserer Heimat noch übrig ist."
   Daniel lachte auf. "Das ist unmöglich! Sie lügen!"
   "Wieso behaupten Sie so etwas?" fragte Shiron erstaunt. Mit allem hatte er gerechnet, nur nicht mit so einer Reaktion der Fremden.
   "Den Inselstaat Atlantis gibt es nur in der Sage unseres Planeten. Er soll vor über 10.000 Jahren unserer Zeitrechnung untergegangen sein", erklärte Daniel.
   Shiron wurde blass, doch dann sagte er: "Kommt mit! Es ist später Zeit alles zu klären. Talon würde eure Freilassung verhindern, wenn er wüßte, daß ich hier bin. Ich habe die Zeit so gewählt, daß er fort ist, doch seine Spione sind überall."
   Die Begleiter Shirons drängten sie aus dem Raum, nahmen sie in die Mitte und hielten ihre Waffen schußbereit. Sie eilten zum nächsten Aufzug. Einer der Männer drückte einen Knopf und der Lift setzte sich nach oben in Bewegung. Als sie aus dem Aufzug stiegen, befanden sie sich auf dem Dach des Wolkenkratzers. Ein großer Helikopter stand dort mit laufenden Rotoren.
   "Steigen Sie ein. Schnell!" befahl Shiron ihnen und sie gehorchten, froh darüber den Einflußbereich Talons verlassen zu können.
   Es mußte Mittagszeit sein, denn die Sonne stand an ihrem höchsten Punkt. Der Himmel sah immer noch grün aus, doch jetzt glaubte O'Neill ein leichtes Flimmern zu bemerken. Er fragte Shiron danach, als dieser sich neben sie setzte.
   "Das ist der Schutzschild; das einzige zwischen uns und den Goa'ulds."
   "Sie haben einen Schutzschild gebaut, der Ihre ganze Stadt schützt?" fragte Carter erstaunt. "Er muß eine Menge Energie verbrauchen."
   "Wir haben ihn nicht selbst gebaut, sondern von anderen Goa'ulds bekommen", stellte Shiron richtig.
   "Wie das?" fragte O'Neill.
   Der Helikopter hob ab und flog langsam zwischen den Wolkenkratzern dahin. Sein Ziel war ein turmähnliches Hochhaus, daß höchste sichtbare Gebäude der Stadt.
   "Die Residenz des Königs", erklärte Shiron. "Und um Ihre Frage zu beantworten - kurz nach dem Auftauchen von Ra und Apophis kamen zwei Goa'ulds zu uns und schenkten uns den Generator. Sie behaupteten gegen Ra und Apophis zu kämpfen, doch sie überließen uns anschließend unserem Schicksal. Der Schild reicht gerade aus, um Atlanta, unsere Hauptstadt, zu schützen. Wir haben so viele Menschen wie möglich in die Stadt geholt, doch es war unmöglich alle zu retten. Jetzt sind wir nur noch hunderttausend Atlanter."
   Daniel hielt es nicht mehr länger aus: "Wie könnt ihr nur so ruhig dasitzen und euch unterhalten? Jack! Weißt du nicht, was es bedeutet? Die Maschine hat uns nicht auf einen anderen Planeten versetzt sondern in die Vergangenheit - zehntausend Jahre in unsere Vergangenheit!"
   O'Neill klopfte Daniel beruhigend auf die Schulter. "Ganz ruhig, Danny! Ich habe schon begriffen, was passiert ist. Doch wir können im Moment nichts daran ändern. Jetzt müssen wir uns den Tatsachen stellen und das beste daraus machen. Diese Leute können unsere Hilfe gebrauchen - und wenn wir diese geben können, werden wir es tun."
   Der Helikopter hatte inzwischen den Turm erreicht und landete auf dem Dach. Sie betraten erneut einen Aufzug, fuhren aber nur ein Stockwerk tiefer. Shiron befahl ihnen auszusteigen, während seine Begleiter weiter im Lift nach unten fuhren.
   "Shiron!" O'Neill ergriff dessen Arm. "Wir sind zu viert. Einer meiner Männer ist ein Jaffa. Können Sie auch etwas für ihn tun?"
   Shiron lächelte ihn beruhigend an: "Keine Sorge, wenn alles gut gegangen ist, erwartet er euch schon. Zwar ist er noch schlechter, wie ihr von Talon behandelt worden, aber er ist in Ordnung. Kommt! Ihr könnt euch zuerst etwas frisch machen, bevor ihr mit dem König sprecht."
   Shiron öffnete eine Tür und ließ sie eintreten. Aus einem Sessel erhob sich eine Gestalt und O'Neill atmete erleichtert auf. Er lief zu Teal'c hinüber und klopfte ihm auf die Schultern. "Ich dachte schon, dich nicht mehr lebend zu sehen, mein Freund."
   "Ich freue mich auch dich zu sehen, O'Neill", erwiderte Teal'c und Jack bemerkte das leichte Lächeln auf seinem Gesicht. Eine Bewegung, die nicht oft bei ihm zu sehen war. Teal'c trug dieselbe Bekleidung wie Shiron.
   Carter und Daniel begrüßten Teal'c ebenfalls und bemerkten nicht, daß Shiron sie verließ um seinem König Bericht zu erstatten.
   Carter sah sich um und bemerkte das Badezimmer und die frischen Kleider. Drei Bündel, also für jeden eines. Zwar hatten sie auch in der Zelle eine Waschgelegenheit gehabt, aber keine Dusche. Carter besah sich die Größen. Eine war passend für sie, also beschloß sie zu duschen und sich umzuziehen. "Ich bin in zehn Minuten fertig", verkündete sie und schloß die Tür hinter sich.
   Nach genau zehn Minuten tauchte sie frisch geduscht in der fremden Bekleidung auf. "Das steht Ihnen sehr gut, Carter", meinte O'Neill ehrlich.
   "Danke", Carter lächelte. "Das Bad ist frei."
   "Darf ich?" Daniel sah Jack fragend an.
   O'Neill ließ Daniel den Vortritt. "Geh nur, aber beeil dich." Während Daniel im Badezimmer verschwand meinte Carter:  "Ob dieser Shiron es ehrlich gemeint hat? Und wenn wir uns wirklich auf Atlantis befinden, wie sollen wir jemals nach Hause kommen?"
   O'Neill zuckte bedauernd die Achseln: "Das wird sich herausstellen. Wir kümmern uns darum, wenn es soweit ist. Und irgendwie habe ich das Gefühl Shiron vertrauen zu können." Er sah zu Teal'c, der zustimmend nickte.
   "Ich glaube auch, daß wir ihm vertrauen können", meinte der Jaffa. "Trotzdem werden wir vorsichtig sein müssen." In seinem Gesicht befanden sich einige Schrammen, die bewiesen, daß man ihn geschlagen hatte, doch Teal'c war bestimmt schlimmeres gewohnt.
   Daniel erschien in derselben Bekleidung wie Carter aus dem Badezimmer und so stand O'Neill auf, um als letzter das Bad zu benutzen.
   Als er in den Wohnraum zurückkehrte war Shiron dort. Der Atlanter stand auf, als er O'Neill sah. "Die Uniform der Garde des Königs steht euch gut", meinte er anerkennend mit einem Blick auf O'Neills Aussehen. In der Hand hielt er einen Armreifen, der aussah wie der, welcher er am Arm trug. Er warf ihn O'Neill zu, der den Reifen geistesgegenwärtig auffing. Jack sah Shiron fragend an. "Legen Sie ihn an. Das ist ein neuartiges Übersetzungsgerät und weniger auffällig als die großen Geräte. So können Sie sich unter den Leuten bewegen ohne das jeder gleich weiß, daß sie Fremde sind. Außerdem übersetzen sie ohne Verzögerung. Doch kommt jetzt, der König erwartet euch. Seine Majestät freut sich euch kennenzulernen."
   O'Neill besah sich das Schmuckstück und bemerkte, daß es breiter als üblich war und auch schwerer. Er legte den Armreifen an und sah, daß seine Freunde schon einen trugen. Der Reifen paßte sich seinem Oberarm an ohne hinderlich zu sein. Im Anschluß folgten sie Shiron. Die Korridore, die sie nun betraten unterschieden sich im Aussehen sehr von den übrigen. An den Wänden hingen viele Gemälde. Zwischen den Bildern hingen teuer aussehende Wandteppiche, die verschiedene Szenen aus dem Leben der Atlanter darstellten. Der Boden war mit kostbaren dicken Teppichen ausgelegt, so daß man beim Gehen das Gefühl hatte darüber zu schweben. Bei all der Pracht gab es keinen Zweifel, daß sie sich einem Bereich näherten, in dem eine wichtige Persönlichkeit lebte.
   Das Vorzimmer sah dagegen aus wie ein entsprechendes Gegenstück auf der Erde. Drei Frauen saßen darin und arbeiteten an Computern. Beim Eintritt der Fremden sahen sie neugierig auf.  Eine vierte Frau saß hinter einem Schreibtisch neben einer breiten Tür und erhob sich bei ihren Eintritt. Sie war Anfang dreißig mit mittellangen schwarzen Haaren, in das sie Goldbänder mit Perlen geflochten hatte.  Auch sie trug die Uniform der Garde des Königs, während die Büroangestellten normale Bekleidung trugen.
   Shiron wandte sich an das SG-1-Team: "Darf ich bekannt machen? Das ist Ihre Hoheit, die Fürstin Celestra, persönliche Assistentin und Schwester seiner Majestät König Cassian - und meine Frau."
   O'Neill verbeugte sich galant: "Colonel Jack O'Neill von den Streitkräften der Vereinigten Staaten von Amerika. Captain Samantha Carter, Daniel Jackson und Teal'c. Wir sind Forscher und kommen in Freundschaft. Ich bin erfreut Sie kennenzulernen, Eure Hohheit." Die Armreifen übersetzten die Worte ohne Verzögerung.
   Die Frau musterte sie der Reihe nach bis ihr Blick auf O'Neill hängen blieb und meinte dann: "Seine Majestät, der König erwartet euch. Folgt mir." Sie schritt voran und öffnete die schwere, aus einer unbekannten Holzart geschnitzte Tür.
   Celestra trat zur Seite und ließ die Fremden eintreten. Ein Mann erhob sich hinter einem geräumigen Schreibtisch und trat ihnen entgegen. Der König war ungefähr Mitte dreißig mit schulterlangen schwarzen Haaren und sehr gutaussehend. Seine Augen, so dunkel wie die von O'Neill, musterten sie durchdringend, machten aber dann einem warmen und freundlichen Ausdruck Platz.
   Die Vorstellung wiederholte sich und Cassian winkte ab. "Wir sollten die Förmlichkeiten lassen und uns gleich auf das wesentliche konzentrieren. "Ihr behauptet also von einem anderen Planeten zu kommen?"
   SG-1 und Shiron sahen sich bezeichnend an. Cassian entging dieser Blick nicht. "Shiron, hast du mir etwas bei deinem Bericht verschwiegen?"
   Shiron sah schuldbewußt zu Boden und nickte zustimmend. "Cassian, es haben sich neue Erkenntnisse ergeben. Diese wollte ich dir erst im Beisein der Fremden mitteilen. Es sieht so aus, als stammen die Fremden von diesem Planeten, allerdings aus einer Zeit, die von uns aus gesehen 10.000 Jahre in der Zukunft liegt. Und was sie berichten ist nicht erfreulich für uns."
   Cassians Gesicht verdüsterte sich. "Du meinst...!"
   "Sie prophezeien den Untergang von Atlantis", meinte Shiron betreten. Es tat ihm weh, seinem Freund diese schreckliche Nachricht mitteilen zu müssen.
   "Falls es stimmt und wir uns wirklich in dem Atlantis unserer Sagenwelt befinden", erklärte Daniel. Auf eine Art fand er die Aussicht, sich im alten Atlantis zu befinden, faszinierend - auf der anderen Seite wollte er dies nicht so richtig glauben, denn wie sollten sie jemals zurückkommen? Es sei denn, sie bekamen heraus, wie die Zeitmaschine funktionierte.
   "Ich bin nur ein Soldat und verstehe nicht viel von der Technik", erklärte O'Neill, "aber wenn mich nicht alles täuscht, wurden wir auch räumlich versetzt, denn an unserem Ausgangspunkt befanden wir uns in einem Land, daß auf dem Festland liegt und das einmal Ägypten genannt wird. Ich weiß nicht wie es in dieser Zeit heißt, aber haben Sie Landkarten anhand denen wir uns orientieren können? Und wie sieht es mit Ihren Kenntnissen über die Goa'ulds aus? Wissen Sie, welchen Teil der Welt diese Ungeheuer beherrschen?"
   "Sie denken praktisch, mein Freund", meinte Cassian. "Ich habe die Karten." Er wandte sich um und ging zu einem runden Tisch im Hintergrund seines Büros.
   Dort lagen auf dem Tisch ausgebreitete Landkarten, die sie sich ansahen.
   O'Neill sah schließlich auf. "Es gibt keinen Zweifel, Eure Majestät. Wir befinden uns auf unserem Heimatplaneten - der Erde. Und somit tausende von Jahren in unserer Vergangenheit. Wenn Sie sich also von uns Hilfe erhofften, muß ich Sie leider enttäuschen. Wir können Ihnen nur unser Wissen und unser eigenes Können anbieten." Ihm kam ein verrückte Idee. "Daniel", wandte er sich an Jackson. "Du erinnerst dich sicher an die Tolaner."
   Daniel sah Jack entgeistert an. "Natürlich erinnere ich mich. Du glaubst doch nicht im Ernst..."
   "Warum nicht? Du hast selbst gesagt, daß die Tolaner von der Erde stammen, uns aber in der Technik haushoch überlegen sind", meinte O'Neill.
   "Ihr meint damit, daß es sich bei den Tolanern um die Nachfahren der Atlanter handelt?" fragte Carter. "Ist das nicht etwas weit hergeholt?" Sie dachte einen Augenblick nach und verbesserte sich gleich selbst: "Aber, wenn ich darüber nachdenke: Warum eigentlich nicht."
   Cassian und Shiron sahen sie fragend an, während Celestra sagte: "Es ist unhöflich den König im Unwissenden zu lassen."
   "Verzeihen Sie, Eure Majestät", wandte sich Daniel an Cassian. "Bei unseren Reisen durch das Sternentor retteten wir vor einigen Monaten eine Gruppe Menschen, die sich Tolaner nannten. Diese Menschen besaßen eine Technik, die der unseren weit überlegen war. Ich bin mir jedoch sicher, daß diese Menschen einst von der Erde stammten. Was wäre nun, wenn die Tolaner die Nachkommen von euch Atlanter sind? Vielleicht gelang einer großen Anzahl deines Volkes die Flucht in eine neue Welt."
   Cassian, Shiron und Celestra sahen sich bezeichnend an. "Daran haben wir noch gar nicht gedacht - die Evakuierung eines großen Teils unserer Bevölkerung durch das Sternentor", meinte Celestra endlich.
   "Dazu brauchen wir aber den Zugang zum Sternentor, und das liegt in einem Teil von Atlantis, daß die Goa'ulds beherrschen", gab Cassian zu bedenken.
   "Einen Moment!" Jack sah Cassian überrascht an. "Ihr besitzt ein Sternentor in Atlantis?"
   "Ja, leider. Das war der Beginn unseres Untergangs. Durch die Erforschung des Tores machten wir die Goa'ulds auf uns Aufmerksam."
   "Wie in unserer Zeit", stellte Carter fest. "Nur, daß es diesmal Apophis war, der die Erde neu entdeckte."
   "Wie ist es möglich, daß Apophis in eurer Zeit noch lebt?" fragte Shiron entgeistert. "Ihr sagt eure Zeit liegt zehntausend Jahre in der Zukunft."
   O'Neill zuckte mit den Schultern. "Vielleicht hat er in dieser Zeit einen anderen Wirt. Auf jeden Fall scheinen die Goa'ulds uralt zu werden. Und sie besitzen diese Sarkophags, mit denen sie sogar Tote wieder zum Leben erwecken können. Ich selbst und auch Daniel, würden ohne diese Dinger nicht mehr am Leben sein."
   "Das ist unglaublich! Und was ist mit Ra?" fragte Celestra.
   "In den Verhören haben Sie ausgesagt Ra getötet zu haben. Stimmt das?" wollte Shiron wissen.
   "Ja, zumindest der Colonel und Daniel", erklärte Carter. "Teal'c und ich gehörten damals noch nicht zum Team."
   Cassian sah Teal'c an. "Es ist sowieso ungewöhnlich, daß ein Jaffa auf Seiten der Menschen kämpft."
   "Mein Volk ist genauso versklavt wie jedes andere. Es ist mein Wunsch dies zu ändern und meine Leute in die Freiheit zu führen. Als ich O'Neill traf, wußte ich sofort, daß er der Verbündete und Freund ist, auf den ich viele Jahre gewartet habe. Die Taori, die Menschen von der Erde, sind meine Hoffnung dies zu erreichen."
   "Bisher wußten wir über die Jaffa nur soviel, daß sie den Goa'ulds dienen. Wir dachten immer, daß sie das freiwillig machen. Doch nun werden wir unsere Meinung änderen müssen. Erzähl mir alles über das Volk der Jaffa", verlangte Cassian interessiert.
   Während Teal'c in knappen Worten den dreien das Schicksal seines Volkes erklärte, studierten O'Neill, Carter und Daniel erneut die Karten.
   Als Teal'c mit seiner Erzählung am Ende war, hatte O'Neill einen Entschluß gefaßt. "Majestät, Ihr habt gehofft von uns Hilfe zu bekommen. Ich hätte da eine Idee."
   "Heraus damit! Und Sie dürfen mich Cassian nennen", gab der König die Erlaubnis.
   "Bruder! Bist du nicht etwas zu vertrauensselig?" meinte Celestra und warf den vieren einen prüfenden Blick zu.
   Cassian lächelte seiner Schwester beruhigend zu. "Wenn ich etwas besitze, geliebte Schwester, dann eine gute Menschenkenntnis. Und die sagt mir, daß wir diesen Fremden vertrauen können."
   "Eure Hoheit", versprach O'Neill. "Ich versichere Ihnen, daß der König sich nicht irrt. Wir werden alles tun, was wir können um Ihr Volk zu retten."
   "Und was verlangt Ihr als Gegenleistung?" fragte die Fürstin immer noch etwas mißtrauisch. "Niemand hilft aus reiner Menschenfreundlichkeit."
   "Dann sind Sie bisher immer auf die falschen Menschen getroffen", meinte O'Neill. "Wir würden Ihnen auch ohne Gegenleistung helfen, doch in diesem Fall haben Sie recht. Ich verlange wirklich etwas für unsere Hilfe."
   "Wusste ich es doch", meinte Celestra triumphierend. "Und was wäre die Gegenleistung."
   "Nur, daß Captain Carter und Daniel an der Zeitmaschine arbeiten können, und das Sie uns dafür auch Leute zur Verfügung stellen. Wir würden nämlich gerne wieder in unsere Zeit zurückkehren, sofern das möglich ist."
   "Das ist schon erlaubt", erklärte Cassian. "Das hätte ich Ihnen sowieso angeboten und auch die Hilfe meiner Wissenschaftler. Doch Sie sagten etwas von einer Idee, Colonel."
   "Während Daniel und Carter an der Zeitmaschine arbeiten, werden Teal'c und ich zusammen mit einigen Ihrer Leute das Sternentor zurückerobern. Ist das geschafft, evakuieren wir Ihre Bevölkerung durch das Tor. Daniel kann sich noch an die Koordinaten von Tolan erinnern. Sie können dort eine neue Heimat finden und in Sicherheit vor den Goa'uld leben."
   "Jack, bist du dir darüber im klaren, daß, wenn uns das gelingt, wir dafür verantwortlich sind, daß es die Tolaner geben wird?" wandte Daniel ein.
   "Natürlich bin ich mir dessen bewußt. Ist dies so schlimm oder soll uns dies etwa daran hindern diese Leute zu retten?" fragte O'Neill, erstaunt über Daniels Einwurf.
   "Nein, selbstverständlich nicht", erklärte Daniel etwas zerknirscht.
   "Sir, sollte ich nicht zu dem Stoßtrupp gehören", wandte Carter ein.
   "Die Wissenschaft ist ebenfalls ihr Fachgebiet, Doktor. Sie werden  bei der Zeitmaschine dringender gebraucht. Ich bin sicher, daß Cassian genug Leute hat, die er mir geben kann. Außerdem möchte ich die Gruppe so klein wie möglich halten. Mit Gewalt können wir das Tor nicht zurückerobern, sondern nur mit einer List."
   "Eine List? Was haben Sie vor?" fragte Shiron neugierig.
   "Haben Sie einige Rüstungen von Schlangenkriegern erbeutet?" fragte O'Neill.
   Shiron nickte. "Davon haben wir genug da."
   "Sehr gut. Wir gehen als Schlangenkrieger zum Sternentor und den Rest improvisieren wir", erklärte O'Neill.
   "Improvisieren?" fragte Celestra voller Argwohn. "Sie müssen verrückt sein."
   "Nein", widersprach Shiron. "O'Neill hat recht. Mit Gewalt schaffen wir es nie, daß Tor zurückzuerobern. Nur eine List kann uns helfen. Und ich stelle mich freiwillig als erstes Mitglied Ihres Teams zur Verfügung."
   "Bist du nun auch verrückt geworden?" wandte Celestra sich erschrocken an ihren Mann.
   "Nein, mein Herz, aber voller Sorge um unser Volk. Wenn wir es nicht schaffen, sterben wir alle oder werden zu Sklaven der Goa'ulds", erklärte Shiron ernst.
   O'Neill sah erst den jungen Atlanter an und dann Teal'c. Der Jaffa nickte unmerklich und Jack wandte sich an Shiron: "Ich begrüße Sie als erstes Mitglied meines Teams..."
   In diesem Moment wurde die Tür des Büros aufgerissen und Talon d'Marco stürmte an der Spitze einer Gruppe seiner Männer herein. "Dachte ich es mir, daß wir die Spione hier finden werden. Nehmt sie sofort wieder fest."
   "Halt! Was fällt euch ein unaufgefordert hier hereinzustürmen? Auch wenn Ihr der Geheimdienst-Chef seid, gibt das euch noch lange nicht das Recht, einen Befehl des Königs zu ignorieren", rief Shiron wütend.
   Celestra, die am Schreibtisch ihres Bruders stand, drückte auf den Alarmknopf, obwohl das sicher schon die Büroangestellten getan hatten. Es sei denn, daß sie von Talons Männern daran gehindert wurden. Daß es in der Tat so gewesen war, stellte sich später heraus.
   Cassian stellte sich neben Shiron und sagte: "Die Fremden sind keine Spione, sondern werden uns helfen unser Volk zu retten. Ich befehle Ihnen, als Ihr König und oberster Befehlshaber, sofort mit Ihren Männern zu gehen."
   Die Waffen waren immer noch auf den König und Shiron gerichtet und einen Moment sah es aus, als wolle Talon sein wahres Gesicht zeigen und abdrücken lassen, doch  zum Glück stürmten in diesem Moment die Garde-Männer des Königs in den Raum und Talon erkannte augenblicklich, daß die günstige Gelegenheit verstrichen war.
   "Wollen Sie es zum Kampf kommen lassen?" fragte Cassian und gab damit zu erkennen, daß er Talon und seine wahren Absichten durchschaut hatte.
   Der Geheimdienst-Chef überlegte einen Augenblick und schüttelte dann den Kopf. "Es tut mir leid, Majestät, aber ich bin nur um das Wohl unseres Volkes besorgt und die Fremden..."
   "Die Fremden sind unsere Freunde. Sie haben sie lange genug verhört und nichts erfahren, was Ihr Mißtrauen begründen würde. Lassen Sie es also gut sein und laßt uns lieber überlegen, wie wir gemeinsam die Goa'ulds überlisten können. Schicken Sie Ihre Männer weg und hören Sie sich an, was wir zu sagen haben."
   Talon nickte und schickte seine Männer fort - der König tat das selbe. O'Neill entging allerdings nicht der haßerfüllte Blick, den Talon Cassian zuwarf. Für den Geheimdienst-Chef schien der Fall noch lange nicht erledigt zu sein. O'Neill beschloß auf der Hut zu sein und Talon d'Marco nicht aus den Augen zu lassen.
   Talon spürte O'Neills Blick und ihre Blicke kreuzten sich. Jeder der beiden erkannte in dem anderen dessen unbeugsamen Willen und auch, daß sie gleichstarke Gegner waren. Talon begriff, daß der Fremde im Moment sein gefährlichster Gegner war. Wenn er Cassian, diesen Versager und Schwächling, vom Thron stürzen wollte, mußte er vorher O'Neill ausschalten. Was immer auch dieser Fremde vorhatte - er würde dafür sorgen, daß seine Leute dabei waren. Und vielleicht ergab sich dabei die passende Gelegenheit den Fremden loszuwerden.
   Cassian erklärte Talon, was sie vorhatten. Dies veranlasste den Geheimdienstler zu der verächtlichen Bemerkung: "Genau das hatte ich mir gedacht. Die Fremden sind Spione. Ihre Erzählung aus der Zukunft zu stammen ist gelogen. Wir werden es niemals schaffen das Sternentor zurückzuerobern."
   "Warum nicht?" wandte O'Neill ein. "Sind Sie vielleicht nur wütend, weil Sie nicht selbst auf diese Idee gekommen sind. Wäre nicht das genau Ihre Aufgabe gewesen? Jede Möglichkeit in Betracht ziehen, sei sie auch noch so verrückt,  um Ihr Volk zu retten?"
   "Pah!" entfuhr es Talon und war zornig, weil O'Neill genau die Ursache seines Zornes erkannt hatte. "Es ist verrückt, aber wenn Sie es unbedingt versuchen wollen, werde ich einen meiner besten Männer aussuchen, der Sie begleiten wird."
   O'Neill grinste Talon hinterhältig an: "Ich habe eine bessere Idee. Shiron, Cassians erster Mann der Leibgarde, begleitet uns. Es ist nur recht und billig, wenn Sie dasselbe tun. Oder haben Sie Angst um Ihr Leben?"
   Talon wurde blaß und konnte seinen Ärger kaum zügeln, doch O'Neill hatte ihn da, wo er ihn haben wollte. Würde er ablehnen, war er in den Augen seiner Männer ein Feigling, und sie würden ihn nicht mehr fürchten und seine Autorität in Frage stellen. Es blieb ihm also keine andere Wahl, als zuzustimmen. Doch er wollte bei dieser Gelegenheit dafür sorgen, daß O'Neill diese Mission nicht überlebte. Seine Miene wurde undurchdringlich, als er erwiderte: "Ich gebe mein Leben für mein Volk und den König, wenn es nötig ist - ich begleite Sie also."
   O'Neill nickte befriedigt. So konnte er sicher sein, daß Talon während ihrer Abwesenheit kein Unheil anrichten konnte.
   "Ich würde vorschlagen nicht länger zu warten. Wir sollten keine Zeit verschwenden. Jeder Augenblick kann über das Leben von vielen Menschen entscheiden." O'Neill wandte sich an Shiron: "Haben Sie noch zwei oder drei Männer denen Sie diese Mission zutrauen? Sie sollten allerdings freiwillig mitkommen."
   Shiron brauchte nicht zu überlegen: "Sie werden die Männer bekommen."
   "Ich werde ebenfalls noch einen Vertrauten mitnehmen", sagte Talon, der nicht daran dachte, ohne einen seiner Männer bei dieser Mission mitzumachen.
   O'Neill nickte zustimmend. "Ich schlage vor wir starten morgen früh bei Sonnenaufgang. Das sollte jedem Zeit geben alles vorzubereiten."
   "Einverstanden", erklärte der König. "Shiron wird Ihnen und Ihrem Freund Teal'c alles zeigen."
   "Dann darf ich mich verabschieden, mein König?" fragte Talon und sah Cassian fragend an.
   Der König nickte: "Gehen Sie."
   Alle Augen folgten dem Geheimdienst-Chef, als dieser den Raum verließ und O'Neill wandte sich stirnerunzelnd an den König: "Cassian, Sie sollten dem Mann nicht trauen. Er plant etwas, ich konnte es in seinen Augen sehen. Er haßt Sie."
   Ernst erwiderte der König: "Er haßt mich nicht nur, sondern er hat es auch auf meinen Thron abgesehen. Talon will mich stürzen, um selbst die Macht zu übernehmen."
   "Über ein, verzeihen Sie den Ausdruck, untergehendes Volk? Wenn es uns nicht gelingt das Sternentor zurückzuerobern, befürchte ich, das ihr Reich nicht mehr lange besteht", wunderte sich O'Neill.
   "Das hätten Sie wohl gerne, Fremder! Unsere Welt wird ewig existieren", Celestra funkelte O'Neill wütend an.
   "Verzeiht, Fürstin, aber ihr irrt. Atlantis wird untergehen, daß ist geschichtlich belegt. Es ist nur eine Frage der Zeit, doch wir könnten den Rest Ihres Volkes retten."
   Ärgerlich wandte Celestra sich ab und Cassian wandte sich seiner Schwester zu: "Colonel O'Neill hat recht. Warum willst du das nicht einsehen? Ein Sternentor in unserer Hand könnte die Rettung bedeuten."
   "Und wie viele müssen dabei sterben?"
   "Wir sterben alle, wenn wir es nicht versuchen, mein Herz", mischte sich Shiron ein. Er legte tröstend den Arm um seine Frau und flüsterte in ihr Ohr. "Ich komme zurück, das verspreche ich dir."
   Celestra blickte ihren Mann an: "Das will ich dir auch geraten haben. Ich sehe dir an, daß ich dich nicht umstimmen kann. Geh also und rette unsere Welt."
   Shiron drückte nochmals ihre Hand und drehte sich zu O'Neill um: "Gehen wir also. Ich zeige Ihnen alles."


Am anderen Morgen


Die Sonne hatte sich noch nicht über die Hügel von Atlanta erhoben, als die kleine Gruppe aufbrach. Sie bestand aus O'Neill, Teal'c, Shiron und drei seiner Männer, sowie Talon mit einem Begleiter. Cassians Kampf-Jets warteten auf ihr Zeichen um zu ihren Gunsten in den Kampf einzugreifen. Ihre Trumpfkarte war ein kleiner Schutzschild-Generator, den sie in einem  Behälter bei sich trugen. Den Generator hatten die Atlanter erbeutet, als eines der kleineren Raumschiffe der Goa'ulds abgestürzt war. Bisher hatten sie für diesen keine Verwendung gehabt, weil der Durchmesser des Schildes nur minimal war. Sie wollten das Sternentor in ihre Hand bekommen und den Schild darum aufbauen. Durch die Luftunterstützung und den Einsatz von Bodentruppen, hofften sie das umliegende Areal zurückerobern zu können. Einige erbeutete Todes-Gleiter befanden sich als Verstärkung im Besitz der Atlanter.
   Zur Tarnung trugen sie Uniformen von Apophis Schlangenkriegern und hatten sich auf die Stirn  eine Schlange gemalt. Nur Teal'c trug das goldene Emblem, daß ihn als hohen Offizier in Apophis Armee auswies, und sollten sie angehalten werden, würde er sich als ihr Anführer ausgeben..
   Bewaffnet waren sie  mit Stabwaffen, Zatnickatels und versteckten Waffen - Handgranaten, Messer und ähnliche Dingen. Sie stiegen in einen großen erbeuteten Transport-Gleiter.  Teal'c nahm im Pilotensitz Platz und O´Neill setze sich neben ihn.  
   Jack begann jetzt schon die unbequeme Uniform zu hassen und hatte genauso wie Teal'c seinen Helm abgenommen. Diesen würde er nur noch aufsetzen, wenn es unumgänglich war. Er warf einen Blick zurück. Der Gleiter ähnelte einem Todes-Gleiter,  war aber viel größer. Zusätzlich zu einem großen Frachtraum besaß er noch Platz für Passagiere.
   "Sitzt jeder bequem?" fragte der Colonel. "Wir starten. Gott möge mit uns sein!"
   Erstaunt hob Teal'c seine Augenbraunen und sah seinen Freund an: "Ich habe dich noch nie einen Gott anrufen hören, O'Neill."
   "Es erschien mir jetzt angebracht. Auch wenn man den Namen seines Gottes nicht immer im Mund hat, bedeutet das nicht, daß man nicht an ihn glaubt. Und ich habe die letzte Zeit so viele Wunder gesehen, daß es vermessen wäre, seine Existenz zu leugnen."
   Teal'c nickte zustimmend: "Es ist gut zu wissen, daß du auch an einen Gott glaubst. Du mußt mir bei Gelegenheit von ihm erzählen."
   "Das werde ich, denn solange es kein falscher Gott ist, mein Freund, gibt der Glaube einem ungeheure Kraft. Doch jetzt laß uns starten."
   Teal´c nickte und begann mit den Startvorbereitungen. Das Schiff erwachte zum Leben. Langsam erhob sich der Gleiter vom Boden und schwebte aus der Halle. Die zurückbleibenden Techniker sahen ihnen hinterher. In der Maschine saß ihre letzte Hoffnung auf Rettung, und mancher schickte ein Gebet mit auf den Weg.
   Langsam stieg der Gleiter in die Höhe und überflog die Stadt. Sie näherten sich dem Schutzschild.
   "O'Neill an Bodenkontrolle!"
   "Bodenkontrolle hier!"
   "Wir sind soweit. Öffnen Sie den Schild für wenige Sekunden."
   "Schild wird in drei Sekunden geöffnet. Drei, zwei, eins - jetzt!"
   "Haben Schild passiert. Danke, Bodenkontrolle!"
   "Viel Glück bei Ihrem Unternehmen."
   "Danke, Bodenkontrolle", antwortete O'Neill. "Wir sehen uns wieder."
   In der Schild-Zentrale blickte Cassian dem Gleiter hinterher. Der König hatte es sich nicht nehmen lassen den Schild persönlich ein- und auszuschalten. "Ich hoffe, wir sehen sie auch wirklich wieder, O`Neill", flüsterte Cassian.
   Carter, die neben Cassian stand, meinte: "Der Colonel ist ein erfahrener Mann. Wenn einer es schaffen kann, dann er. Er ist bisher der einzige Offizier unter dem ich gerne Dienst tue."
   Cassian sah sie aufmerksam an: "Höre ich da noch mehr heraus, als nur Respekt?"
   Schnell sah Carter zu Boden um zu vermeiden, daß der König bemerkte, daß sie rot geworden war. "Was meinen Sie damit?"
   Lachend bemerkte Cassian, daß er ins Schwarze getroffen hatte.
   "Er ist mein Vorgesetzter und es ist gegen die Regel."
   "Gegen die Regel? Vorgesetzter? Glauben Sie das Herz eines Menschen kümmert sich darum? Das Herz gehorcht keinen Regeln. Ich denke eher, daß Sie es vor sich selbst verleugnen. Doch eines Tages werden Sie es erkennen. Ich hoffe nur, daß es dann nicht zu spät für Sie beide ist. Ihr Leben ist voller Gefahren, niemand weiß, was Sie morgen erwartet. Zögern Sie also nicht zu lange."
   "Mich interessiert mehr die Zeitmaschine. Daniel arbeitet schon mit einigen Ihrer Wissenschaftlern daran. Ich werde zu ihnen gehen."
   "Ich würde Sie gerne begleiten, Dr. Carter, doch ich werde hier gebraucht."
   "Danke, Majestät." Carter zögerte noch einen Moment, wandte sich dann ab und ging. Kurz darauf saß sie in einem der Antigrav-Autos und ließ sich zur Zeit-Station bringen. Von der Stadt sah Carter jedoch nichts. Ihre Gedanken weilten bei O'Neill und Teal'c, und sie hoffte, daß alles gut ging.

Inzwischen näherte sich der Gleiter den Bergen, die Atlanta umschlossen. Teal'c steuerte die Maschine ruhig zwischen den Tälern hindurch. Sie flogen so niedrig wie möglich, in der Hoffnung, von den Goa'ulds nicht bemerkt zu werden. Das Sternentor lag zwanzig Kilometer außerhalb der Stadt - in einem winzigen Bergtal. Shiron hatte sich zu ihnen gesetzt und erklärte ihnen den Weg. "Früher, als die Goa'ulds noch nicht hier waren, bin ich oft dort gewesen. Unsere Teams reisten zu vielen Welten, bis wir eines Tages auf die Goa'ulds stießen und sie auf uns aufmerksam machten."
    "Trafen Sie auf Menschen in diesen Welten?" fragte O'Neill.
    "Nein. Entweder waren diese Welten unbewohnt oder für Menschen unbewohnbar. Manchmal trafen wir auf nichtmenschliche Kulturen. Meistens wollten diese aber in Ruhe gelassen werden und so haben wir sie nicht mehr besucht. Die Goa'ulds benutzten auch noch keine Menschen als Wirte, sondern sahen aus wie Monster. Sie nannten diese Wesen Unas. Heute benutzen die Goa´ulds bevorzugt  Menschen als Wirte. Zumindest ist das bei Apophis und Ra so - ich sah ihre vorherigen Wirte - häßliche und furchterregende Wesen."
   "Ich weiß", erklärte O'Neill. "Teal'c und ich sind einem dieser Unas begegnet."
   "Das bedeutet, daß die Goa'ulds in dieser Zeit begannen Menschen als Wirte zu benutzen und Menschen zu entführen", meinte Teal´c.
   O'Neill nickte zustimmend. "Erzählen Sie weiter, Shiron."
   "Die Unas oder Goa'ulds fanden unsere Welt vor zehn Jahren mit ihren Raumschiffen. Anfangs ließen sie unsere Insel in Ruhe und konzentrierten sich auf die anderen Teile unserer Welt. Sie begannen Menschen als lebende Brutmaschinen für ihren Nachwuchs zu benutzen. Diese Menschen nannten sie dann Jaffa und bildeten sie als Krieger aus. Nun sind diese inzwischen zu einer gewaltigen Armee angewachsen. Wir beobachteten ihre Aktivitäten mit Sorge und glaubten schließlich, daß die Jaffa ihnen freiwillig zu dienen begannen, weil diese neue Menschenrasse ihren freien Willen behielt. Vor zwei Jahren begannen die ersten Übergriffe auf unsere Insel. Sie duldeten uns nicht länger und begannen damit unsere Städte und Dörfer zu vernichten. Anfangs konnten wir uns noch erfolgreich verteidigen, aber im Laufe dieser Jahre blieb nur Atlanta übrig, und das auch nur, weil wir den Schild haben."
   "Erstaunlich, daß es sogar in dieser Zeit schon die Tok'ra gibt", meinte O'Neill.
"Die beiden Goa'ulds, die uns den Schild brachten, meinten, daß sie nur ganz wenige wären, und uns deshalb nicht weiter helfen könnten. Und sie hoffen im Laufe der Zeit mehr zu werden", erklärte Shiron.
   "In unserer Zeit sind es viele, doch noch immer zuwenig, um die Goa'uld-Fürsten zu besiegen", meinte O'Neill.
   Shiron blickte nach draußen. "Du mußt in das Seitental fliegen, Teal'c. Am Ende verstecken wir den Gleiter und steigen auf den Gipfel hinauf, im Nachbartal steht das Tor."
   Wenig später landeten sie den Gleiter und tarnten ihn. Dann begannen sie mit dem Aufstieg. Der Höhenunterschied betrug etwa vierhundert Meter, und der Fußweg hinauf war schmal und steil.
   Inzwischen war es längst Tag geworden und die Sonne stieg höher. Trotzdem wehte ihnen ein eisiger Wind  vom Gipfel entgegen und ließ ihren Atem gefrieren. O´Neill war froh, eine warme Jacke angezogen zu haben und schloß den Kragen noch enger um seinen Hals. An den Gräsern  und Sträuchern hingen Tautropfen und glitzerten in der Morgensonne wie Perlen an einer langen Schnur. Durch die Kälte waren sie gefroren, doch hier und da traf sie ein Sonnenstrahl und begann sie aufzutauen.
   Nach einer Stunde anstrengenden Marsches erreichten sie den Kamm des Hügels und  ließen sich erschöpft auf den Boden sinken, um ihre Kräfte zurückzugewinnen. O´Neill genoss erst einmal den fantastischen Rundblick über die Bergkette. Ihr Hügel war einer der niedrigsten und schob sich wie ein Sattel an einen höheren Berg heran. Links und rechts ergossen sich Gletscher zu beiden Seiten in die Täler hinab, und der Schnee glitzerte bei jedem Sonnenstrahl. Die schneebedeckten Gipfel bildeten einen außergewöhnlichen Kontrast zum Grün der auslaufenden Hügel. Der Gedanke, daß diese Naturschönheit dem Untergang geweiht war, stimmte O'Neill traurig.
   Als Shiron seinen Arm ergriff und wortlos in das Nachbartal wies, verdrängte O'Neill diese bedrückenden Gedanken. Sie waren nicht hier, um die Natur zu bewundern, sondern um die letzten überlebenden Atlanter zu retten.
   Im Tal stand das Sternentor, bewacht von einer ganzen Kompanie von Soldaten. O'Neill holte sein Fernglas heraus und blickte hindurch. Deutlich erkannte er Krieger in Schlangen- und Falken-Rüstungen, die Horus-Krieger von Ra. Also hatten die Atlanter recht gehabt. Ra und Apophis hatten in dieser Zeit eine Allianz gebildet. Das machte ihr Vorhaben sehr schwierig, doch davon gedachte er sich nicht aufhalten zulassen. Hin und wieder starteten und landeten Gleiter. In diesem Durcheinander sollte es ihnen gelingen, sich unter die Krieger zu mischen.
   "Das ist purer Wahnsinn", stellte Talon fest. "Da unten wimmelt es von Gegnern und wir sind nur zu acht. Wie sollen wir das Sternentor zurückerobern?"
   O'Neill blickte Talon nachdenklich an, der in der Rüstung eines Schlangenkriegers fremdartig aussah. Sie sahen alle exotisch aus, mit Ausnahme von Teal'c, der die Uniform mit der Selbstverständlichkeit alter Gewohnheiten trug. "Hätten wir so gedacht, als Apophis und Klorel mit zwei Pyramidenschiffen unsere Erde angriffen, gäbe es in meiner Zeit keine Menschen mehr. Und damals waren wir nur zu viert. Wir gehen da hinrunter, mit oder ohne Sie." O'Neill richtete sich auf und ging zu Shiron um das Zeichen für den Aufbruch zu geben.
   Talon blickte dem Fremden, der so selbstverständlich das Kommando übernommen hatte, haßerfüllt hinterher. "Deine Bestimmung ist es auf jeden Fall zu sterben, Fremder", murmelte er. "Dafür sorge ich höchstpersönlich." Er winkte seinen Begleiter zu sich heran. "Jano, ich habe eine Aufgabe für dich. Ich möchte, daß der Fremde stirbt. Du wirst in seiner Nähe bleiben und eine passende Gelegenheit abwarten. Laß es so aussehen, als ob die Jaffa ihn getötet hätten. Noch soll kein Verdacht auf uns fallen."
   Jano sah skeptisch aus. Auch wenn er einer von Talons Männern war, so war er doch durch und durch ein Atlanter. Und die Sicherheit des Restes seines Volkes war immer noch das wichtigste für ihn. "Ist das wirklich eine gute Idee? Der Fremde ist sehr zielstrebig und vielleicht gelingt es ihm tatsächlich das Sternentor für uns zurückzuerobern. Wenn er versagt, stirbt er sowieso durch die Hand der Jaffa. Hat er Erfolg können wir ihn anschließend töten."
   Der Geheimdienst-Chef überlegte einen Augenblick  und ließ alle Für und Wieder durch seinen Kopf gehen. Normalerweise wagte es keiner seiner Untergebenen eine seiner Entscheidungen in Frage zu stellen, doch er hatte nicht umsonst Jano mitgenommen. Der Mann war sein engster Mitarbeiter, und der einzige, dem er einigermaßen vertraute. Schließlich entschied er, daß Jano recht hatte. "Gut, du wirst aber trotzdem in seiner Nähe bleiben. Gegen dich hat er keinen Verdacht - und sobald es soweit ist, wirst du deinen Auftrag ausführen."
   Damit hatte Jano keine Probleme. Die beiden folgten so schnell sie konnten den andern, da diese sich inzwischen schon auf den Weg nach unten gemacht hatten. Der Abstieg war immer leichter als der Aufstieg, auch wenn dieser mehr in die Knie ging und man immer darauf achten mußte, nicht zu sehr in Schwung zu kommen, um nicht abzustürzen.
   Die Sonne erreichte ihren höchsten Stand, als sie die unmittelbare Nähe des Sternentores erreichten. Der Abstieg und der anschließende Fußmarsch hatte mehr Zeit in Anspruch genommen, als erwartet. Immer wieder mußten sie Patroillen ausweichen. Inzwischen froren sie nicht mehr, sondern begannen in ihren Rüstungen zu schwitzen. Längst war die Kälte der Nacht von der Sonne vertrieben worden und diese brannte gnadenlos auf ihre eisernen Rüstungen herunter.
   Bis zum Sternentor gab es keine Bäume und somit auch keine Deckung mehr. Ihr Weg mündete auf eine Wiese, worauf das Gras sorgfältig gemäht worden war. Die Jaffa wollten keine Überraschungen erleben. Die Entfernung zum Sternentor betrug immer noch einen Kilometer.
   "Und jetzt?" fragte Shiron, dessen Glaube an Erfolg langsam zu entschwinden begann.
   Teal'c hielt die einfachste Vorgehensweise für die beste. "Wir sind eine Gruppe von Apophis Kriegern, die von einer Patrouille zurückkehren. Ihr folgt mir. Und setzt die Helme auf."
   Das Unternehmen durch Unschlüssigkeit noch länger hinauszuzögern würde nichts bringen, so folgten sie Teal´cs Vorschlag. Entweder gelang ihr Plan oder er schlug fehl. Mit einem metallischen Klang schloss Teal´c seinen Helm und erhob sich aus seiner Deckung. Etwas zögerlich folgten die anderen seinem Beispiel.
   O'Neill fühlte sich unwohl unter dem Helm. Die Sicht war schlecht und der Helm schwer. Die Rüstung war unbequem und die Stabwaffen waren auch nicht sein Fall, obwohl ihre Durchschlagskraft ungeheuer war. Die irdischen M16-Schnellfeuergewehre mit der neuen Spezialmunition waren einfacher zu tragen und konnten bei Nichtgebrauch umgehängt werden. Die Stabwaffen dagegen mußten dauernd in den Händen getragen werden. Er hoffte nur, daß diese ganze Mühe sich auch lohnte und sie Erfolg hatten.
   Der Klang ihrer Schritte war weithin zu hören. Die Brustharnische glitzerten in der Sonne und die Kettenglieder ihrer Rüstung verursachten ein bedrohliches allgegenwärtiges Klirren, doch keiner der Krieger im näheren Umkreis achtete auf sie. Sie waren nur eine Gruppe Schlangenkrieger, die von ihrer Patrouille zurückkehrten.
   Das Sternentor kam immer näher. Die Jaffa hatten in der Nähe kleine pyramidenförmige Unterkünfte und Zelte aufgebaut. Die Unterkünfte standen links und rechts des Tores. Vor den linken Unterkünften wehten Fahnen mit Falkenmotiven - rechts sah O´Neill Schlangen abgebildet. Die Krieger waren also getrennt untergebracht; vielleicht gab es Meinungsverschiedenheiten unter ihnen. Gleiter landeten oder überflogen die Anlage - es schien unmöglich das Sternentor von einer so kleinen Gruppe wie der ihren zurückerobern zu wollen.
   Sie zogen sich zurück um zu beraten.
   "Die gleiche Vorgehensweise wie in den Raumschiffen?" schlug O'Neill vor.
   "Du sprichst von Sprengstoff?" fragte Teal'c.
   "Ja, dieser atlantische Sprengstoff ähnelt unserem C-4, ist aber viel stärker. Wir trennen uns in zwei Gruppen und verteilen bei jedem Zelt und bei jeder Unterkunft genügend davon." Er sah auf seine Uhr. "Zeitvergleich - es ist genau 12.30 Uhr. Wir stellen die ersten Detonationen auf 14.00 Uhr ein, die weiteren in Abständen von einer halben Minute.  In diesem Durcheinander greifen wir die Wachen am Tor an und versuchen so viele wie möglich auszuschalten. Dann geben wir Cassian das Startzeichen für die atlantischen Kampfflieger, damit wir Luftunterstützung bekommen."
    "Die Jaffa werden bald Hilfe von den Mutterschiffen bekommen", warf Talon ein.
    "Bis diese kommen, müssen wir den kleinen Schutzschild um das Tor aufgebaut haben. Anschließend beginnen wir mit Projekt Exodus - die Evakuierung der Bevölkerung durch das Tor", sagte Shiron.
   Shiron, zwei seiner Leute und Talon Leuten bildeten eine Gruppe, die anderen schlossen sich O´Neill und Teal'c an. Unauffällig bewegten sie sich durch das Lager und verteilten den Sprengstoff an den Unterkünften.
   Pünktlich um 13.45 Uhr trafen sie wie vereinbart die andere Gruppe: "Ging alles gut?" fragte O'Neill gespannt.
   "Ja, wir scheinen niemanden aufgefallen zu sein. Das Glück ist uns hold. Hoffen wir, daß es anhält", hoffte Shiron.
   Es war, als hätte Shiron mit diesen Worten das Unheil heraufbeschworen. Kaum hatte er ausgesprochen, als sie eine Gruppe Horus-Krieger auf sich zukommen sahen.
   "Jaffa, chel kol makka sha? Was macht ihr da?" herrschte sie einer der Männer an. Er trug als einziger ein Embleme mit einem goldenen Falken auf der Stirn.
   Teal'c ließ seinen Helm zurückschnappen und zeigte damit sein Gesicht und sein goldenes Schlangen-Embleme. Damit bewies er Ra's Offizier, daß er ihm gleichgestellt war - nur, daß er einem anderen Herrn diente.
   "Kish kel sssschas, ich stelle eine Patrouille zusammen um die Gegend zu überwachen", klärte Teal´c den Falken-Krieger auf. "Mein Herr gab mir persönlich den Auftrag dazu."
   "Das hat er vielleicht getan, doch Apophis ist weit weg. Sein Raumschiff verließ uns vor zwei Tagen und kehrt erst in einer Woche zurück. Die Schlange fürchtet den Falken", meinte der Krieger spöttisch.
   "Mein Lord Apophis flieht vor keinem, und schon gar nicht vor einem kleinen Falken. Der Herrscher hatte seine Gründe uns zu verlassen, aber er wird bald wieder zurückkehren."
   Der Krieger musterte Teal´c einen Augenblick, doch auf Streit schien er nicht aus zu sein.          " "Verschwindet von hier", sagte er dann. "Dies sind unsere Quartiere und ihr habt hier nichts zu suchen."
   So war das also. Sie befanden sich im dem Teil des Lagers, daß den Horus-Kriegern gehörte. In der Eile hatten sie nicht darauf geachtet, in welchem Teil des Lagers sie sich gerade aufhielten. Trotz des Bündnisses ihrer beiden Herren schienen die Krieger untereinander verfeindet zu sein.
   O'Neill atmete erleichtert auf. Das ging ja nochmals gut. Wortlos drehten sie sich um und gingen Richtung Sternentor. O´Neill glaubte die Blicke des Falkenkriegers in seinem Rücken zu spüren - in diesem Moment gingen die ersten Sprengladungen hoch. Im ganzen Lager herrschte augenblicklich Aufregung und ein großes Durcheinander entstand, weil niemand wußte, woher der Angriff kam. O'Neill setzte sich mit Cassian in Verbindung und hoffte, daß die Kampfgleiter und die bereitstehenden Bodentruppen rechtzeitig eintrafen.
   O'Neill und seine Leute erreichten das Sternentor. Die Wachen davor machten einen besorgten Eindruck. Es waren sechs Schlangen-Krieger, und als sie O'Neills Gruppe auf sich zukommen sahen, schöpften sie keinen Verdacht, denn in ihnen sahen sie Verbündete. So war es für diese ein Leichtes, die Wachen mit den Zatnickatels auszuschalten.
   O'Neill warf den hinderlichen Helm ab, denn jetzt spielte es keine Rolle mehr. Ihre Aktion war natürlich nicht unbemerkt geblieben, und die ersten Krieger kamen  auf sie zugelaufen und eröffneten das Feuer auf die Atlanter.
   Sofort sah sich die Gruppe vom Angreifer in die Rolle der Verteidiger gedrängt, und jeder suchte sich eine Deckung. O'Neill brachte sich hinter dem Sternentor in Sicherheit. Das Material hielt dem Beschuß einer Stabwaffe leicht stand; eigentlich war ihm nichts bekannt, was ein Sternentor zerstören konnte. Von hier aus eröffnete er das Feuer auf die Angreifer. Trotzdem war ihm klar, daß es nur eine Frage der Zeit war, bis die Gegner sie überwältigt haben würden. Sie waren nur acht.
   "Wo bleiben Cassians Kampfgleiter!" rief O'Neill Shiron zu, der am anderen Ende des Sternentores Deckung gesucht hatte.
   "Sie müßten jeden Augenblick da sein!"
   O'Neill duckte sich, als einer Todes-Gleiter dicht über dem Tor dahinschoß und das Feuer auf ihn eröffnete. Knapp neben ihm schlug die Salve ein und O'Neill fühlte noch den Hitze des Feuers in seinem Gesicht. Beim nächsten Angriff würde der Pilot sich auf ihn eingeschossen haben. Doch seine Deckung zu verlassen bedeutete sich dem Feuer der Jaffa auszusetzen.
   Das Flugzeug kam zurück - keine Zeit also lange zu überlegen. O'Neill handelte instinktiv. Als der Gleiter auf ihn zuschoß, warf er sich mit einem Satz vorwärts und rollte durch das Gras, der Strahlenbeschuß des Gleiters ging knapp daneben. Dafür eröffneten die Jaffa das Feuer auf ihn. Ein zweiter Sprung verhinderte, daß die ersten Schüsse ihn trafen. Jack erwiderte das Feuer und konnte zwei seiner Gegner ausschalten. O`Neill sah Jano, Talons Begleiter, vor sich auftauchen. Der Mann hob seine Zatnickatel und feuerte auf Jack. Alles ging so schnell, daß O`Neill nicht reagieren konnte, doch der Energiestrahl fuhr knapp über ihn hinweg. Als er sich umdrehte, sah er einen Jaffa am Boden liegen. Janos zweiter Schuß tötete den Jaffa.
   "Danke!" rief O'Neill dem Atlanter zu. "Das war knapp."
   Der Soldat sah O'Neill lächelnd an, sagte jedoch nichts. Weiterer Beschuß zwang O`Neill in Deckung zu gehen. In diesem Moment tauchten die Kampfflieger der Atlanter am Himmel auf und eröffneten das Feuer auf die Jaffa und die Todes-Gleiter und lenkte so die Angreifer etwas von ihnen ab. Ein verbissener Luftkampf entbrannte über ihren Köpfen, dem Angreifer und Verteidiger gleichermaßen zum Opfer fielen.
   O'Neill warf nur einen kurzen Blick auf das Spektakel am Himmel, dann wandte er seine Aufmerksamkeit seiner eigentlichen Aufgabe zu. Es galt den Schutzschild aufzubauen. Den gleichen Schild benutzten auch die Raumschiffe der Goa'ulds, wie die Menschen beim Angriff auf die Erde feststellen mußten. Nur ihrem sprichwörtlichen Glück war es zu verdanken, daß sie damals die Raumschiffe vernichten konnten. Er erhoffte sich dasselbe Glück, daß sie dringend gebrauchen konnten.
   "Teal'c, den Schild!" rief er seinem Freund zu. "Wir müssen ihn aufbauen!"
   Es handelte sich nur um einen kleinen Generator, mit einem maximalen Radius von etwa einem halben Kilometer, was aber zum Schutz des Tores völlig ausreichend war.
   Teal'c und O'Neill holten den Generator aus dem kleinen Behälter, den sie abwechselnd getragen hatten.  Die restlichen Männer der Gruppe gaben ihnen Deckung. In diesem Moment traf der Strahl einer Stabwaffe den Soldaten neben O'Neill und tötete ihn.
   "Verdammt!" entfuhrt es O´Neill. "Teal'c! Schnell! Wir müssen den Schild einschalten oder wir sind verloren."
   Teal`c ließ sich von O'Neills Drängen nicht aus der Ruhe bringen. Er hatte es fast geschafft und machte in diesem Moment den letzten Handgriff. Der Schild baute sich auf und schützte das Tor. Die Strahlenschüsse der Jaffa wurden von dem Schild absorbiert. Es sah aus,  als schlug die Luft Wellen, der Schild schluckte die Energie einfach. Obwohl O´Neill das schon oft gesehen hatte, erstaunte es ihn aufs Neue.
   O'Neill blickte nach oben und sah einige Gleiter direkt über ihnen in der Luft schweben. Die Ringe einiger Materie-Transmitter stürzten zu Boden und spuckte Truppen aus. Zu seiner Erleichterung sah O'Neill, daß es Atlanter waren. Die Verstärkung war da. Die Bodentruppen der Atlanter verteilten sich und eröffneten das Feuer auf die Jaffa. Diese, durch den Kampf und die Explosionen schon dezimiert, würden den Elitetruppen Cassians nicht lange standhalten können. Als weitere Transport-Hubschrauber der Atlanter eintrafen und mehr Truppen brachte, atmete O'Neill erleichtert auf - sie hatten es tatsächlich geschafft und mit einem Handstreich das Sternentor zurückerobert.
   Sie fielen sich erleichtert lachend um den Hals. Shiron meinte freudestrahlend: "Das war fantastisch, O'Neill - und sehr leicht. Diese Jaffa sind zu dumm."
   "Sei nicht überheblich, Shiron. Wir hatten nur großes Glück. Und es ist nur ein Sieg. Der Krieg ist nicht gewonnen und kann auch nicht gewonnen werden. Die Atlanter können nur durch Flucht überleben."
   "Du hast recht, O'Neill. Doch die Freude hat mich einfach übermannt." Beiden fiel nicht auf, daß sie das du  verwendeten. Langsam hörten die Kämpfe um sie auf.  Es würde aber nicht lange dauern bis neue Kampfgleiter Ra's und Apophis auftauchten.
   "Wir sollten den Schild abschalten und unsere Truppen hereinlassen. Dann erweitern wir den Schild auf Maximum. Cassian soll inzwischen den ersten Transporter losschicken. Wir beginnen mit Projekt Exodus."
   Talon warf unauffällig einen Blick auf Jano und nickte ihm zu. Der Augenblick war gekommen ihren Plan auszuführen. O'Neill sollte sich nicht lange an seinem Sieg erfreuen können, er mußte sterben. Mit diesem Handstreich hatte er bewiesen, wie gefährlich er war, und damit stand er seinem Plan, Cassian zu entmachten, im Weg.
   Jano nickte zustimmend. O'Neill traute ihm. Schließlich hatte er ihm vor kurzem das Leben gerettet. Es war eine Reflexhandlung gewesen. Jano hatte einen Jaffa gesehen, der einen der ihren töten wollte - und handelte instinktiv. Damit hatte er entgegen ihrem Plan gehandelt, doch dadurch hatte er jetzt auch leichteres Spiel mit O'Neill.
   Shiron sendete Cassian die Nachricht und dieser setzte die erste Phase des Fluchtplanes in die Wirklichkeit um. Die ersten Menschen standen schon bereit. Gleichzeitig mit den Menschen schafften sie auch Material durch das Sternentor. Die ganze Aktion würde ein bis zwei Tage dauern. Solange mußten sie es schaffen das Tor zu halten. Doch zuerst galt es herauszufinden, ob Tolan in dieser Zeit überhaupt bewohnbar war. Also mußte jemand durch das Tor gehen.
   Von Daniel hatte Jack die Koordinaten erhalten. Zwar hatte er nicht sein gewohntes Team, doch Teal'c und Shiron würden für die erste Erkundigung genügen.
   "Wollen wir es gleich wagen?" fragte Shiron, als hätte er O'Neills Gedanken erraten.
   Jack nickte zustimmend: "Warum nicht? Die Zeit drängt. Doch wir müssen einen Umweg über einen anderen Planeten machen. Ihr wollt doch sicher den Goa´ulds nicht die Lage eures neuen Heimatplaneten verraten, oder? Ich kenne die Koordinaten eines unbewohnten Planeten, den wir vor kurzem erforscht haben. Von dort aus wählen wir dann Tolan an."
   Mit bedächtigen Schritten ging O'Neill zum Navigations-Computer und begann die Symbole zu drücken. Am Ring leuchteten die Zeichen nacheinander auf. Das Wurmloch baute sich auf und O'Neill sah seine Freunde an. Teal'c und Shiron schritten die Treppe zum Sternentor hinauf und gingen hindurch. O´Neill folgte ihnen. Er fuhr herum, als hinter ihm noch jemand durch das Tor kam. Es war Jano, der Mann, der ihm vor kurzem das Leben gerettet hatte.
   Jano kam zu Jack und meinte: "Ich möchte mitkommen."
   Der Mann gehörte zwar zu Talons Männern, doch er hatte ihm schließlich das Leben gerettet. Aus diesem Grunde hatte O'Neill nichts gegen dessen Begleitung einzuwenden. Ein Mann mehr konnte auch nicht schaden.
   Das Sternentor in der angewählten Welt stand mitten in einer riesigen Grasebene, sonst war nichts zu sehen. Als sie vor einigen Wochen hier waren, hatte sie kein intelligentes Leben entdecken können. Und ihre Sonden hatten den ganzen Planeten umkreist. Wenn die Goa´ulds ihnen hierher folgten, würden sie niemanden schaden können.
   O´Neill achtete nicht weiter auf seine Umgebung, sondern begann die Koordinaten von Tolan einzugeben. Sie wollten zuerst eine Sonde hindurchschicken bevor sie selbst den Planeten betraten.
   O´Neill und Shiron machten die Kamera bereit und schickten sie durch das Sternentor. Gespannt warteten sie auf die ersten Bilder. Die Kamera zeigte einige Bäume und Blumen - eine unberührte Natur also. Mehr war nicht zu sehen. Die Daten zeigten eine für Menschen unschädliche Atmosphäre.
   "Was denkt ihr?" O'Neill sah auffordernd in die Runde. "Die Bilder zeigen nicht viel. Es scheint allerdings für uns geeignet zu sein."
   "Mein Symbiont schützt mich für wenige Augenblicke", erklärte Teal'c. "Ich gehe hindurch und überzeuge mich."
   "Einverstanden, Teal'c, dann beeile dich." O'Neill war bei dieser Erlaubnis nicht ganz wohl, doch der Jaffa war die beste Wahl, um als erster zu gehen.
   Teal'c zögerte nicht länger und durchschritt das Tor. Es dauerte einige Sekunden das Wurmloch zu passieren. Die Zeit schien sich endlos in die Länge zu ziehen bis Teal'c wieder zurückkam.
   "Alles in Ordnung. Die Meßwerte zeigen eine für Menschen unschädliche Atmosphäre." Teal'c drehte sich um und schritt ein zweites Mal durch das Tor. Ohne zu zögern folgten ihm jetzt die drei anderen.
   Teal´c hatte recht. Es herrschte eine angenehme Temperatur von ca. 20 Grad Celsius, der Himmel war strahlend blau, die Luft roch nach Blumen und der leichte Wind, der sie umwehte war angenehm. O'Neill hatte das Gefühl  ein Paradies zu betreten. "Daniel wird nicht erfreut sein, daß wir ohne ihn gegangen sind", sagte er zu Teal."
   Teal'c warf ihm einen viel sagenden Blick zu. Anscheinend wußte er nicht, ob O'Neill wieder scherzte. "Daniel Jackson wird noch die Gelegenheit haben, hierher zu kommen."
   "Vielleicht auch nicht,", meinte O'Neill in ernsten Tonfall. "Irgendwelche Anzeichen einer Zivilisation? Radio-Signale, Luftwerte oder dergleichen?" wandte er sich dann an Shiron.
   Der Atlanter hatte in der kurzen Zeit ihres Hierseins alles gemessen und die Werte aufgezeichnet. "Nein, nichts", erklärte er dann. "Es gibt keine Anzeichen in unmittelbarer Nähe des Tores."
   "Die Tolaner erklärten uns auch, daß sie alleine ihren Planeten bewohnten und nur ihr Nachbarplanet höheres Leben aufwies. Sie..."
   "Du willst sagen, daß diese später diesen wunderbaren Planeten vernichten werden und unsere Nachfahren diese Welt erneut verlassen müssen?" Shiron hatte gut aufgepaßt, als sie ihre Geschichte erzählten.
   O'Neill nickte betreten. Was sollte er darauf auch erwidern?
   Shiron klopfte ihm beruhigend auf die Schultern. "Was machst du dir Gedanken, was in 10.000 Jahren passieren wird? Für uns gilt das jetzt, und hier müssen wir dafür sorgen, daß wir überleben. Und wie du erzählt hast, haben unsere Nachfahren überlebt."
   Zum zweiten Mal nickte O'Neill nur.
   "Dann ist alles klar. Ich schlage vor, wir untersuchen alles noch eine halbe Stunde und treffen uns dann am Tor zur Rückkehr. Dann sollte auch schon die ersten Flüchtlinge auf uns warten."
   Sie trennten sich und gingen in vier verschiedene Richtungen auseinander. Jano sah seine Gelegenheit gekommen. Er wollte O'Neill folgen und ihn mit einer Zatnickatel töten. Niemand konnte dann seine Leiche finden. Alle würden annehmen, daß ihm auf dem Planeten etwas zugestoßen war und es als Unfall ansehen.
   Jano sah O'Neill zwischen den weit auseinander stehenden Bäumen verschwinden. Nachdem Shiron und Teal'c außer Sichtweite waren, änderte er seine Richtung und folgte dem Colonel.
   O'Neill sah sich die Bäume an. Einige ähnelten riesigen Farnen auf der Erde, andere sahen aus wie Eichen, wieder andere wie irdischen Tannen. Die Evolution auf diesem Planeten schien ähnliche Wege zu beschreiten wie auf der Erde. Gut für die Atlanter, so konnten sie sich gleich von Anfang an heimisch fühlen. Die Luft war erfüllt von den vielfältigen Geräuschen der Natur - dem Zwitschern unsichtbarer Vögeln, dem Rauschen des Windes, der durch die Blatter der Bäume strich, hier und da ein leises Rascheln zwischen den Wurzeln der Bäume.
   Der Colonel ging weiter. Sein Blick folgte einem großen roten Falter, der von einer bunten Blüte zur anderen schwebte. Das Summen von Insekten war zu hören, die sich in den Blüten aufhielten, um den Nektar zu holen. Alles war so friedlich, daß Jack fast vergaß warum sie hier waren.
    Das Knacken eines Zweiges ließ ihn zusammenzucken. Es hallte überlaut durch die Stille des Waldes und brachte ihn in die Wirklichkeit zurück. Es war hinter ihm gewesen und blitzschnell fuhr er herum. O`Neill hob seine Zatnickatel, konnte aber nichts  sehen und zu hören war auch nichts mehr. Vielleicht war es nur ein größeres Tier gewesen, doch die friedvolle Stimmung war gebrochen.
   O`Neill blickte auf seine Uhr und sah, daß es Zeit war umzukehren. Es hatte auch keinen Sinn weiter durch den Wald zu gehen. Er wollte zu Daniel und Carter zurückkehren. Die weiteren Untersuchungen konnten die Atlanter übernehmen, die in Kürze eintreffen würden.
   Jack O'Neill umrundete einen Baum und sah sich Jano gegenüber. Der Atlanter sah ihn mit einer undurchschaubarer Miene an.
   "Jano! Bist du mir gefolgt?" fragte O'Neill ihn. "Ich möchte dir nochmals für die Rettung meines Lebens danken."
   "Inozei!" Jano spukte das Wort aus, und da es der Übersetzer an seinem Arm nicht deuten konnte, schien es sich um einen Slangausdruck zu handeln, und der Tonfall des Wortes sagten O´Neill, daß es sich dabei um ein Schimpfwort handeln mußte. "Das ist unnötig, Colonel, denn damit wurde dein Tod nur hinausgezögert." Als Jano seine Zatnickatel hob und auf ihn richtete, begriff O'Neill.
   "Ich verstehe, Talon hat dich geschickt. Ist er zu feige um mich herauszufordern?"
   "Talon fordert dich nicht heraus - er will nur das du stirbst. Es soll jedoch nach einem Unfall aussehen."
   "Warum? Er haßt mich seit wir uns das erste Mal sahen. Dabei kann ich mich nicht daran erinnern, ihm einen Grund für seinen Haß gegeben zu haben."
   "Er haßt dich nicht. Er sieht in dir einen Gegner, der ihm gefährlich werden kann."
   O'Neill verstand ein weiteres Mal: "Gefährlich bei seinem Umsturz gegen Cassian?"
   Jano nickte anerkennend: "Talon hatte recht, du hast einen wachen Verstand und es ist zu riskant, dich am Leben zu lassen." Er hob seine Waffe. "Tut mir leid, wirklich! Es ist nichts persönliches."
   O'Neill hatte Jano keine Sekunde aus den Augen gelassen. Als er abdrückte sprang Jack zur Seite, und der erste Schuß streifte ihn nur am Bein. O'Neill hatte kein Gefühl mehr im Bein und der Schmerz fuhr wie ein Messer durch seinen Körper. Trotzdem rollte er sich zur Seite und hob seine eigene Waffe, doch Jano war schon über ihm, und sein Fußtritt riss die Zatnickatel aus O'Neills Händen und schleuderte sie weit ins Dickicht.
   Jano hob ein zweites Mal seine Waffe und O'Neill begriff, daß sein triumpfierendes Gesicht das letzte in seinem Leben sein würde, das er sah, wenn kein Wunder geschah.
   Ein Schuß traf Jano von hinten und warf ihn neben O'Neill zu Boden. Verwundert sah Jack auf und blickte in Teal'c besorgtes Gesicht. Der Jaffa reichte ihm die Hand und half ihm aufzustehen. "Alles in Ordnung, O'Neill?"
   "Danke, ja, Teal'c, das war Rettung in letzter Sekunde." O'Neill warf einen Blick auf Jano, der sich schon wieder von dem Beschuß der Zatnickatel zu erholen begann.
   "Wir nehmen ihn mit zurück. Seine Aussage wird Talon das Genick brechen."
   Jano dachte aber nicht daran aufzugeben, sondern griff erneut nach seiner Waffe. Zwei weitere Treffer trafen ihn und lösten seinen Körper auf. O'Neill blickte überrascht auf den Schützen und sah Talon mit Shiron und zwei Soldaten auftauchen.
   "Verdammt! Es war unnötig ihn zu töten, aber damit haben Sie den einzigen Zeugen verschwinden lassen, der gegen Sie aussagen könnte", herrschte O'Neill den Geheimdienst-Chef wütend an.
   "Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen, O'Neill", entgegnete Talon mit einem unschuldigen Blick. "Er wollte Sie töten und ich habe Ihr Leben gerettet. Sie sollten mir dankbar sein."
   "Aber vorher gaben Sie ihm den Auftrag mich zu ermorden", widersprach O'Neill.
   "Beweisen Sie es", verlangte Talon und ging ohne ein weiteres Wort davon.
   Shiron und O'Neill blickten ihm hinterher. "Der Mann wird uns noch einige Schwierigkeiten bereiten", bemerkte Shiron.
   "Ein erkannter Feind ist nur halb so gefährlich", meinte O'Neill. "Von nun an mußt du ein ganz besonderes Auge auf ihn haben. Doch jetzt laßt uns zurückkehren." Zusammen gingen sie zurück zum Sternentor, um zur Erde zurückzukehren.
   Talon sah ihnen hinterher, doch er dachte nicht daran ihnen zu folgen. Er würde die neue Heimat der Atlanter nicht mehr verlassen. Nachdem er die neue Zuflucht schon erreicht hatte, wollte er die Sicherheit nicht mehr aufgeben. Bald würden die ersten Atlanter eintreffen und er hoffte, daß Cassian die Flucht nicht schaffte. So wie er den König kannte, würde dieser einer der letzten sein, die flohen. Mit etwas Glück kam er nie in der neuen Welt an und inzwischen wollte Talon damit beginnen die Überlebenden in seinem Sinne zu beeinflussen. Er bedauert nur, daß er gezwungen war Jano zu töten. Nicht, daß ihm der Tod des Mannes etwas ausmachte, aber nun mußte er sich einen neuen Vertrauten suchen...

weiter: Kapitel 3
Kapitel 3 - Operation Exodus by Selana
3. Kapitel: Operation Exodus

O´Neill, Teal´c und Shiron bestiegen einen der Todes-Gleiter um zurück nach Atlantis zu fliegen. Die übrigen Männer des Stoßtruppes blieben am Sternentor zurück, um für die Sicherheit der inzwischen laufend eintreffenden Schiffe zu sorgen. Die Antigraph-Gleiter und Flugzeuge der Atlanter benötigten keine Landebahn. Menschen und Material wurde auf den neuen Planeten evakuiert. Der kleine Umweg über den anderen Planeten war auch hier  notwendig.
Teal´c setzte sich hinter das Steuer um den Gleiter zu fliegen. Zwei Kampf-Jets der Atlanter begleiteten sie auf dem Rückflug und gaben gleichzeitig Geleitschutz für die Evakuierungs-Transporter der Atlanter. Die Goa´ulds griffen inzwischen ununterbrochen an und viele Flugzeuge der Atlanter schafften es nicht.  Mit dem Todes-Gleiter war es nur ein Katzensprung in die Stadt.
König Cassian leitete persönlich das Unternehmen Exodus. "Das war gute Arbeit", begrüßte er O´Neill, Teal´c und Shiron. "Es sind inzwischen schon viele unterwegs. Noch ein Tag und die meisten sind in der neuen Welt."
"Was ist mit Celestra?" fragte Shiron, weil er in Sorge um seine Frau war.
"Sie müßte inzwischen in der neuen Welt sein. Man hat mich darüber informiert, daß sie das Sternentor sicher erreicht hat.
"Auch du solltest schon längst dort sein", warf ihm Shiron vor, der besorgt war, weil der König noch in der Stadt war.
"Ich lasse doch mein Volk nicht im Stich", antwortete Cassian. "Was würden die Menschen von mir denken?"
"Das Volk braucht dich lebend. Was nützt einem Volk ein toter König?" konterte Shiron.
"Ein anderer wird meinen Platz einnehmen", meinte Casssian.
"Und wer? Talon vielleicht? Willst du unser Volk diesem Verrückten ausliefern? Er hat gerade versucht O´Neill umzubringen."
Cassian sah O´Neill an. "Ich hoffe du wurdest nicht verletzt?"
"Nur leicht", antwortete O´Neill. "Dank meinen Freunden lebe ich noch. Aber Shiron hat recht, Eure Majestät. Sie sollten gehen und in der neuen Welt Ihr Volk in eine sichere Zukunft führen. Wenn Talon die Macht an sich reißt, erwartet das Volk von Atlantis eine düstere Zukunft unter der Führung eines Diktators."
"Anscheinend sind alle gegen mich", meinte Cassian. "Meine Unterführer haben mich auch schon gedrängt zu gehen."
"Die Offiziere haben recht. Geh oder ich lasse dich mit Gewalt in das Flugzeug schaffen",  Shiron wandte sich an einen der Offiziere, die gleichzeitig als Leibwächter des Königs fungierten: "Captain Mirkon, ich gebe Ihnen den Auftrag den König sicher durch das Sternentor zu bringen. Ihr dürft sogar Gewalt anwenden, wenn Seine Majestät sich weigert."
Cassian sah Shiron ungläubig an. "Das wagst du nicht."
Shiron ließ sich nicht beirren. "Bringt Seine Majestät in das Flugzeug und sorgt dafür, daß er sicher am Sternentor ankommt."
"Jawohl, Sir", antwortete Captain Mirkon. Er gab seinen Männer einen Wink.
Der König winkte ab, warf Shiron aber einen zürnenden Blick zu: "Nicht notwendig. Ich gehe freiwillig."
Shiron achtete nicht darauf, denn für ihn zählte nur die Sicherheit seines König und Freundes. "Gut, ich werde an deiner Stelle hier alles organisieren, und ich bin sicher O´Neill und Teal´c werden mir helfen."
"Natürlich", sagte O´Neill.
"Wo ist eigentlich Talon?" fragte der König.
"Ich nehme an, daß er die neue Welt nicht mehr verlassen hat. Schon deshalb möchte ich dich auch dort haben", erklärte Shiron. "Talon wird sonst die Gewalt an sich reißen."  Shiron sah dem König noch hinterher und hoffte, daß er es sicher in die neue Welt schaffte.
Die nächsten Stunden hatten sie dann aber soviel zu tun, daß sie nicht mehr zum nachdenken kamen. Jedes Flugzeug, Transporter, Hubschrauber, Gleiter und von den Goa´ulds erbeutete Schiffe, schafften Menschen und Tiere aus der Stadt. Material aller Art, in Kisten und Container verpackt, wurden gleichfalls mitgenommen. Es war ein nicht enden wollender Strom, der die dem Untergang geweihte Stadt verließ. Zwischendurch erreichte sie zu ihrer Erleichterung die Nachricht, daß der König sicher am Sternentor angekommen war.  
"Nicht mehr lange und wir haben es geschafft", meinte Shiron zufrieden.
In diesem Moment trafen Carter, Daniel und die letzten Wissenschafter bei ihnen ein. Sie sahen etwas mitgenommen aus.
"Wie sieht es bei euch aus?" fragte O´Neill gespannt. "Habt ihr etwas herausgefunden?"
"Wir wissen jetzt wie die Maschine funktioniert, doch bevor wir damit länger experimentieren konnten, griffen die Goa´ulds an und wir mußten fliehen", erklärte Carter.
"Das heißt, die Station ist für uns verloren? Wir können nicht zurück?" fragte O´Neill entsetzt.
"Vielleicht nicht", warf Daniel ein. "Die Atlantis-Station ist für uns verloren, doch es gibt noch die Empfangsstation in Ägypten. Wir müssen diese nur finden."
"Aber dort werden wir die Kugel nicht finden", meinte O´Neill. "Sie ist hier."
"Die Kugel wird nicht benötigt. Sie dient anscheinend nur zur Beförderung. Die wirkliche Maschine ist dieser Tunnel. Ich bin sicher, daß wir in Ägypten wieder die gleiche Anlage finden, wie vor 10.000 Jahren", erklärte Daniel.
Ein Soldat stürmte in die Halle und rief: "Zwei riesige Pyramiden-Schiffe sind im Anflug auf unsere Insel. Sie vernichten alles, was ihnen im Weg liegt."
In der Tat konnten sie jetzt weit entferntes Donnergrollen hören; und es schien näher zu kommen. "Durch die ununterbrochenen Angriffe wird der Schild langsam überlastet. Und wenn die Pyramiden-Schiffe eingreifen, wird er nicht mehr lange halten. Wir müssen weg hier", sagte Daniel. Zu gut war ihm noch der Anblick der zerstörten Städte auf der Paralell-Erde in Erinnerung.
Sie sahen auf die Menschen, die in die bereitstehenden Transporter stiegen. Noch immer brach der Strom der Flüchtlinge nicht ab. Plötzlich erschütterte die Halle eine mächtige Detonation und die Decke wackelte bedenklich. Der Boden bebte und kam nicht mehr zur Ruhe.
"Der Vulkan!" rief Shiron. "Er erwacht!"
"Wir gehen!" bestimmte O´Neill, als eine neue Erschütterung die Halle erbeben ließ. Menschen liefen in Panik auf die Fluchtzeuge zu, doch alle würden es unmöglich noch schaffen können. Erschüttert meinte er: "Wir können sie nicht alle retten. Wir nehmen zwei Gleiter. Teal´c und Shiron werden fliegen."
Sie überlegten nicht länger, sondern begaben sich zu den beiden Todes-Gleitern, die jeweils sechs Mann aufnehmen konnten. O´Neill und Carter, sowie zwei der Wissenschaftler setzten sich in den Gleiter den Teal´c flog, Daniel und die restlichen Wissenschaftler folgten Shiron. Die Gleiter hoben ab und schafften es mit Mühe aus der inzwischen einstürzenden Halle zu entkommen. Die Erde beruhigte sich nicht mehr. Der Berg, das seit Jahrhunderten schlafende Ungeheuer, erwachte. Die sich noch in der Halle aufhaltenden Menschen wurden unter den Trümmern begraben.
O´Neill sah nach oben. Der Himmel über der Stadt sah nicht mehr grün sondern blau aus. Der Colonel begriff sofort, was das bedeutet. "Teal´c, der Schutzschild ist zusammengebrochen."
Teal´c sah nach vorne und erkannte, daß O´Neill recht hatte. Nicht weit voraus sahen sie die beiden Pyramiden-Schiffe, die ununterbrochen auf die Stadt feuerten. Und auf den Vulkan-Berg, der über der Stadt thronte.
"Was machen die da?" fragte Carter erstaunt darüber, weil die Goa´ulds auf den Berg feuerten.
O´Neill war einen Moment fassungslos, denn er begriff, was die Goa´ulds vor hatten. "Sie wollen den Vulkan zum Ausbruch bringen."
Carter hatte inzwischen die Luftzusammensetzung gemessen. "Sie verwenden Atombomben. Wenn der Vulkan ausbricht wird er zusammen mit den Atom-Explosionen die Insel vernichten", sagte Carter entsetzt.
"Ja, und somit werden wir Zeuge vom Untergang von Atlantis", meinte O´Neill.
Eine ungeheure Druckwelle erfaßte ihren Gleiter und ließ sie die Orientierung verlieren. Teal´c schaffte es den Gleiter wieder zu stabilisieren.
"Der Gleiter hat keinen Schaden erlitten", beruhigte Teal´c seine Passagiere.
"Was war das?" fragte O´Neill.
"Eine Atom-Explosion etwa zwanzig Kilometer entfernt", sagte Carter und zeigte nach vorne. Dort, in Richtung Berge, wo auch das Sternentor lag, bildete sich die bekannte Pilzwolke. Sie war nicht sehr groß, was sicher ein Grund war, daß ihr Gleiter die Druckwelle überstanden hatte.
"Was ist mit dem anderen Gleiter und den letzten Transportern?" fragte O´Neill.
"Ich sehe den anderen Gleiter", sagte einer der Wissenschaftler hinter ihm. "Er scheint wie wir Glück gehabt zu haben. Von den anderen Flugzeugen sehe ich jedoch nichts mehr."
Inzwischen hatten sie das Gebiet um das Sternentor erreicht, doch davon war nichts mehr übrig geblieben. Die Atom-Bombe hatte es vernichtet und mit ihm die letzten Transporter. Alle schwiegen bedrückt und schließlich hörten sie in ihren Kopfhörern Daniels Stimme: "Das Tor existiert nicht mehr. Und wir sollten verschwinden. Selbst die raumsichere Panzerung unserer Gleiter wird uns nicht mehr lange vor der radioaktiven Strahlung schützen."
Eine gewaltige Explosion hinter ihnen ließ sie zurückblicken. "Der Vulkan!" rief Carter. "Er bricht aus."
Aus dem Vulkankegel schoß in diesem Moment eine gewaltige Rauch- und Feuerwolke. Lava und Asche wurde bis hoch in die Stratossphäre geschleudert. Staub verteilte sich am Himmel und begann die Sonne zu verdunkeln. Die Auswirkungen würden auf der ganzen Erde zu spüren sein. Ein zweite, noch gewaltigere Explosion erfolgte und zerriß den Kegel des Vulkans. Feuerströme ergossen sich über die Flanken des Berges und vernichteten alles, was in ihrem Weg lag und erreichte Sekunden später die ersten Ausläufer der Stadt. Aber noch schlimmer war der Ascheregen, der sich über die Häuser senkte. Falls sich noch Menschen in der Stadt aufhielten, würden sie davon ersticken.
Teal´c und Shiron hatten ihre Gleiter in sichere Entfernung zurückgezogen und auch die Pyramiden-Schiffe verschwanden im Weltraum. Die beiden einzelnen Gleiter interessierten sie nicht. Vielleicht wurden sie auch für ihresgleichen gehalten.
Die Insassen der Gleiter beobachteten mit wachsendem Entsetzen den Untergang der Insel. Shirons Herz schnürte sich zusammen, als er zusehen mußte, wie seine geliebte Heimat unterging. An mehreren Stellen brach die Erde auf und goss weitere glutflüssige Lavaströme über das sterbende Land. Vom Meer her raste eine gigantische Flutwelle heran und überschwemmte alles Land. Das war der Untergang der Insel. Was bisher noch nicht von der Lava verschlungen worden war, wurde vom Wasser vernichtet. Mit einem letzten Aufbäumen versank die Insel im Meer. Ein mehrerer kilometerbreiter Strudel zeugte davon, wo bisher die Insel gelegen hatte. Wenn alles sich beruhigt hatte, würden höchstens noch die höchsten Berge als einsame Inseln aus dem Meer ragen. Ab diesem Moment waren Shiron und die fünf Wissenschaftler die einzigen noch lebenden Atlanter auf der Erde.
Einer der Wissenschafter war der erste, der das Schweigen brach. "Und was wird jetzt aus uns?"
Das brachte sie alle in die Wirklichkeit zurück. Altantis war untergegangen, doch sie lebten noch und viele Atlanter hatten sich auf den anderen Planeten retten können.
"Wir suchen die Zeitmaschine. Entweder kehren Sie mit uns in unsere Zeit zurück oder Sie gehen in Ihre Vergangenheit und versuchen dort ein neues Leben zu beginnen", schlug O´Neill vor.
"Mit dem Wissen, daß unsere Insel dem Tode geweiht ist?", fragte der Wissenschaftler verzweifelt.
"In einigen Milliarden Jahren wird unser ganzer Planet untergehen", sagte O´Neill. "Hindert uns das daran unser Leben zu leben? Sie haben die Wahl."
"Es gibt noch eine zweite Möglichkeit", mischte sich Daniel ein, der durch den Kopfhörer das Gespräch mitbekommen hatte. "Das Tor in der Antarkis."
"Du meinst, daß es das in dieser Zeit schon gibt?" fragte O´Neill skeptisch.
"Warum nicht? Ich habe die genauen Längen- und Breitengrade im Kopf. Ein Versuch schadet nicht."
"Nun gut, aber vorher suchen wir die Zeitstation in Ägypten. Dann entscheiden wir, was zu tun ist", bestimmte O´Neill.
Kurze Zeit später waren sie auf dem Weg nach Ägypten. In der Gegend der Zeitstation gab es keine menschlichen Siedlungen und hoffentlich auch keine Jaffa. Sie landeten die Gleiter, tarnten sie und machten sich anschließend auf die Suche. Mit Hilfe eines Suchgerätes aus atlantischer Technik konnten sie jeden Hohlraum im Wüstenboden entdecken. Trotzdem dauerte es einige Stunden bis sie die ersten brauchbaren Spuren fanden -  eine große Höhle im Wüstenboden. Sie begannen zu graben und stießen nach einiger Zeit auf festen Grund. Der Boden bestand auf einer Größe von zwanzig Metern aus einem Metall, dessen Ursprung nicht von der Erde stammte, denn die atlantischen Wissenschaftler kannten dieses Metall nicht. Das entdeckte künstliche Areal war von Felsen eingerahmt, und an einem entdeckten sie eine Stelle, die aus dem gleichen Material bestand wie der Boden - in einer Größe von einem Meter auf zwei Meter - eine Tür?
Nachdem sie die Stelle von Staub und Dreck befreit hatten stellten sie fest, daß es tatsächlich eine Tür sein mußte - verziert mit Symbolen, wie sie sie schon in der Station in der Zukunft und in Atlantis entdeckt hatten.
Daniel fuhr über einige Symbole und sprach: "Sesam öffne dich!"
O´Neill sah erstaunt, daß sie sich tatsächlich öffnete: "Woher wußtest du das?"
"Man muß die Symbole in der richtigen Reihenfolge drücken. Die Worte waren nur ein Scherz", erklärte Daniel lächelnd. "Das fanden wir in der Atlantis-Station heraus, während ihr damit beschäftigt wahrt Krieg zu spielen."
O´Neill ignorierte die letzten Worte und meinte: "Sehr gute Arbeit, Daniel und was nun?"
"Nun gehen wir nach Hause - hoffe ich zumindest."
"Du hoffst?"
"Das ist auch noch Fremdgebiet für mich. Aber wären die Jaffa nicht gekommen, hätte ich bestimmt auch den Rest noch herausgefunden. Sorgt ihr dafür, daß wir nicht gestört werden und wir sorgen dafür, daß wir nach Hause kommen", mit diesen Worten verschwand er im inneren der Anlage.
O´Neill sah ihm einen Augenblick kopfschüttelnd hinterher und beeilte sich dann ihm zu folgen. Wenig später standen sie vor dem Raum, welcher identisch war mit dem, den sie vor dem Zeitsprung betreten hatten. Sogar die Zeitmaschine stand dort.
Während die Wissenschaftlicher sich an die Arbeit machten, sicherten O´Neill, Teal´c und Shiron die Gegend. Es schien keine Jaffa in dieser Gegend zu geben, und so konnten sie die nächsten Tage ungestört arbeiten.
O´Neill saß am Fuße eines Felsens und blickte über die Wüste, als Daniel auftauchte. Die Sonne versank am Horizont und tauchte die Landschaft in ein blutrotes Licht.
Daniel setzte sich neben O´Neill und sah dem Schauspiel zu. Erst, als die Farben verblassten, wandte er sich an den Colonel. "Wir haben herausgefunden wie die Maschine bedient wird. Eigentlich könnten wir gleich nach Hause zurück."
"Das sagst du so einfach? " meinte O´Neill erleichtert. Doch dann sah er Daniels Gesicht: "Und was hindert uns daran?"
"Die Atlanter! Sie wollen zuerst das Antarktis-Tor suchen."
"Sind die verrückt? Wissen die nicht, wie gefährlich das sein kann?" schimpfte O´Neill.
"Doch, aber sie wollen zu ihren Familien zurückkehren. Genauso wie wir", meinte Daniel.
Eine Weile überlegte O´Neill, dann meinte er: "Nun gut, versuchen wir es. Wir kennen die Koordinaten. Dann sollten wir aber gleich starten und nicht noch lange überlegen."
"Die Wissenschaftler haben gehofft, daß du das sagst. Sie sind schon fertig."
Seufzend stand der Colonel auf und begab sich zu Teal´c und Shiron um sie zu informieren. Shiron hatte nichts dagegen, denn er vermißte seine Frau sehr und hoffte sie wiederzusehen. Nur wenig später starteten die Gleiter Richtung Antarktis.


Antarktis, einige Stunden später...


Der Flug mit den Todesgleitern dauerte nur kurze Zeit, doch inzwischen hatten die Goa´ulds ein dichtes Netz über die Erde gezogen. Sie duldeten keinen Feind auf der Erde mehr. Mit dem Untergang der Insel und der Flucht der letzten Atlanter in die neue Welt, lebten nur noch primitive Völker auf der Erde oder die Jaffa.
Als ihre beiden Gleiter entdeckt wurden und kein Erkennungs-Code abstrahlten, hatten die Patroillien-Schiffe das Feuer auf sie eröffnet. Es war ihnen nur die Flucht ins Eis geblieben. Das Sternentor oder auch die Zeitmaschine war damit in weite Ferne gerückt.
Shirons Gleiter war bei dem Kampf so beschädigt worden, daß er nur noch ein Wrack war. Die Insassen, bis auf einen der Wissenschafter, hatten den Gleiter noch rechtzeitig verlassen können, bevor dieser explodierte.
Danach waren sie losmarschiert. Hin und wieder mußten sie sich vor über sie hinwegfliegende Gleiter verstecken. Zum Schutz vor der eisigen Kälte trugen sie Isolier-Anzüge der Atlanter, die sowohl vor der Kälte, als auch vor Wärme schützen konnten. Außerdem verhinderte er, daß man ihre Körperwärme von oben entdecken konnte. Trotzdem fror O´Neill innerlich, denn soweit er blickte, sah er nur Eisberge und Schnee. Die Anzeigen seines Anzuges zeigten eine Außentemperatur von -50° Grad Celsius, und alleine der Gedanke daran ließ eisige Schauer über seinen Rücken laufen.
"Wie weit noch bis zu den Koordinaten?" fragte er Carter, die neben ihm ging. Es war fast unvorstellbar, daß hier einst grünes und blühendes Land gewesen war.
"Wir sind da, Sir", erwiderte Carter. "Irgendwo hier muß die Höhle mit dem Stargate sein."
"Wenn es in dieser Zeit auch da ist. Wir entdecken es erst in 10.000 Jahren, falls Sie das vergessen haben."
"Wie könnte ich das, Sir. Es hätte uns fast das Leben gekostet."
"Gut, daß Sie mich daran erinnern."  Er seufzte und blickte sich nach Daniel um. Sein Freund stand in der Nähe, zusammen mit den vier überlebenden Wissenschafftlern, und suchte mit einem Gerät die Gegend ab. Plötzlich blieb Daniel stehen und bückte sich. Einen Augenblick später war er und die Wissenschaftler verschwunden.
"Daniel scheint etwas gefunden zu haben", meinte O´Neill und ging zu dem Eisberg hinüber. Er entdeckte an der Stelle einen Gletscherspalt und folgte den Männern. Carter betrat hinter ihm die Höhle, in deren Mitte das Sternentor stand.
"Die Höhle ist viel größer, als ich sie in Erinnerung habe", stellte O´Neill fest.
"Das Eis hat sich in den vielen Jahren die Höhle zurückerobert", vermutete Carter. Sie ging zu den Wissenschaftlern und begann das Sternentor zu untersuchen.
O´Neill ging nach draußen und suchte Teal´c und Shiron. Die beiden standen in der Nähe und beobachteten die Gegend und den Himmel. "Etwas zu sehen?" fragte O´Neill den Jaffa.
Dieser schüttelte nur den Kopf und beruhigte O´Neill etwas. Doch seine innere Stimme warnte ihn. Alles ging zu einfach, doch andererseits - warum sollte nicht auch einmal etwas glatt gehen? Verluste und Katastrophen hatten sie schon genug hinter sich. "Die Eierköpfte haben das Sternentor gefunden. Ich hoffe nur, daß es auch funktioniert."
Teal´c sah O´Neill erstaunt an: "Eierköpfe? Was ist das für ein Wort, O´Neill?"
"Oh, das ist nur ein anderes Wort für Wissenschaftler", erklärte O´Neill grinsend.
"Du meinst ein Schimpfwort?"
"Nun, eigentlich schon", sagte O´Neill belustigt. Es war immer wieder amüsant Teal´c einige neue Begriffe beizubringen.
Die Geräusche eines sich einschaltenden Sternentores unterbrach O´Neills Unterrichtsstunde in Sprachlehre. Die drei liefen zu der Gletscherspalte zurück. Gerade, als sie ankamen baute sich das Tor auf.
"Es funktioniert!" rief ihm Daniel entgegen.
"Sehr schön", meinte O´Neill nicht ganz so begeistert, denn es würde nur die Wissenschaftler und Shiron nach Hause bringen, sie aber nicht.
Die Wissenschaftler verabschiedeten sich schnell von dem SG-1-Team und betraten die Rampe und verschwanden im Sternentor.
Shiron hatte es nicht ganz so eilig: "Warum kommt ihr nicht mit uns? Wir könnten euch gut gebrauchen. Talon wird noch Schwierigkeiten machen. Und es wird bestimmt schwierig werden zur Zeitmaschine zurückzukehren."
"Nein", O´Neill schüttelte den Kopf. "So wenig, wie ihr uns begleiten wolltet, wollen wir mit euch gehen. Auch wir möchten nach Hause, in unsere Zeit. Und mit Talon werdet ihr schon fertig. Cassian ist ein fähiger und gerechter König, und er hat den besten Berater und Freund, den man sich vorstellen kann."
Shiron umarmte O´Neill zum Abschied, dann Carter und Daniel. Teal´c schüttelte er die Hand, dann ging er die Rampe hoch: "Ich danke euch allen. Durch eure Hilfe wird mein Volk weiterbestehen. Wir werden euch nie vergessen. Kommt gut in eure Zeit zurück." Er drehte sich um und ging weiter. Dicht vor dem Wabern des Tores blieb er nochmals stehen und warf einen Blick zurück. Er hob die Hand: "Lebt wohl!"
Die vier erwiderten den Gruß und sahen zu, wie Shiron von dem Sternentor verschluckt wurde. Nur Sekunden später deaktivierte sich das Tor.
O´Neill starrte noch einen Augenblick auf die Stelle, wo sein Freund verschwunden war, dann drehte er sich entschlossen um: "Auf Leute! Laßt uns auch nach Hause gehen."
Sie gingen auf den Ausgang der Höhle zu - dicht neben O´Neill schlug der Strahl der Stabwaffe ein und brachte den Eingang der Höhle teilweise zum Einsturz. Nur ein Sprung zurück in die Höhle rettete sein Leben.
"Was war das?" fragte Carter erschrocken.
"Jaffa!" erklärte Teal´c.
"Woher kommen die so plötzlich?" fragte O´Neill wütend.
Teal´c kroch zum Ausgang und kam gleich wieder zurück. "Sie greifen an."
Jeder suchte sich eine Deckung und wartete. Die Jaffa stürmten in die Höhle, doch das SG-1-Teams erwiderte das Feuer und schlug den ersten Angriff zurück. Carter hatte Deckung hinter dem Navigations-Computer gesucht. Den zweiten Angriff wehrten sie auch leicht ab. Einer der Jaffa mit Schlangenhelm fiel direkt auf den Computer und sein Schuß aus der Stabwaffe fuhr in die Höhe und brachte die Decke zum Einsturz. Jaffa und Navigations-Computer wurden unter der Schneemasse begraben. Carter hatte sich in letzter Sekunde in Sicherheit bringen können.
Sie blickte erst nachdenklich auf den Schneehaufen, dann auf O´Neill: "Sir, ist das der gleiche Krieger, den wir in 10.000 Jahren ausgraben werden? Und ich frage mich - wenn ich auch vom Schnee begraben worden wäre, hätte ich mich dann auch ausgegraben?"
O´Neill sah sie überrascht an, zuckte aber dann mit den Achseln. "Das ist eine interessante Frage."
"Im Moment ist es draußen ruhig!" rief ihnen Teal´c zu, der wieder am Eingang lag. "Wir sollten den Ausbruch wagen."
Zusammen stürmten sie nach draußen. Es erfolgte kein neuer Angriff. Vielleicht waren es nur die wenigen Jaffa gewesen. Es stand auch nur ein Gleiter in der Nähe. Eine Patrouille vielleicht, die sie durch Zufall entdeckt hatte. Sie beschlossen nicht lange darüber nachzudenken, sondern den Gleiter zu nehmen. Kurz darauf waren sie unterwegs nach Ägypten. Über der Wüste verließ sie ihr Glück. Gleiter der Goa´ulds tauchten auf und eröffneten das Feuer auf sie.
"Woher wissen die, daß wir nicht zu ihnen gehören?" fragte O´Neill besorgt. Sein Gefühl hatte ihn nicht getäuscht - es ging nie glatt ab. Es war nur ein kurzer Kampf. Ihr Gleiter wurde getroffen und Teal´c blieb nichts anderes übrig, als eine Notlandung zu versuchen. In einem unübersichtlichen Felsengebiet schaffte Teal´c den Gleiter zu landen.
"Raus hier!" rief Teal´c. "Er explodiert gleich!"
In letzter Sekunde konnten sie sich in Sicherheit bringen. Hinter ihnen zerfiel der Gleiter in einer Reihe von kleinen Explosionen.
"Vielleicht denken die Jaffa, daß wir tot sind", hoffte O´Neill, als er von seinem Versteck in den Felsen sah, wie die Todes-Gleiter über der Absturzstelle kreisten und dann am Horizont verschwanden.
"Darauf würde ich nicht wetten", meinte Carter. "Wir verschwinden lieber von hier."
Dagegen hatte niemand etwas einzuwenden. Carter holte ihr Gerät aus einer Tasche und studierte es.
O´Neill beobachtete sie: "Wie weit, Captain, bis zu der Zeitmaschine?"
Carter sah deprimiert aus: "Etwa vierhundertdreißig Kilometer, Sir. Ich fürchte uns steht ein langer Fußmarsch bevor."
"Dann laßt uns gleich losmarschieren. Wir haben genug Notrationen in den Anzügen der Atlanter, aber das Wasser wird ein Problem werden", meinte O´Neill.
"Mit diesem fantastischen Gerät kann man auch Wasser aufspüren. Vielleicht finden wir unterwegs Wasserstellen", hoffte Carter.
"Ja, hoffen wir das", meinte O´Neill etwas skeptisch. "Aber wir schaffen das", machte er sich selbst Mut.


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Kapitel 4 - Schwarze Sonne by Selana
4. Kapitel: Schwarze Sonne

Sie kamen nur langsam voran. Ihr Weg führte sie durch eine öde und leere Felsenlandschaft. Außer einigen Eidechsen, Schlangen und Skorpionen sahen sie kein lebendes Wesen. Doch unbeirrbar wanderten sie weiter und schafften in den ersten drei Tagen jeweils fünfzig Kilometer. Mehr war wegen der Hitze und dem unwegsamen Gelände nicht möglich, auch wenn der Isolier-Anzug sie etwas vor der Hitze schützte. Zudem mußten sie auf Patrouillen der Jaffa achten, die öfters über sie hinwegflogen.
"Sollte das Land in dieser Zeit nicht etwas fruchtbarer sein?" fragte O´Neill Daniel. "Ich dachte, erst die Menschen wären für das Ausbreiten der Wüste verantwortlich."
"Das sind sie auch, doch ausgerechnet in dieser Gegend scheint es immer schon die Felsenwüste gegeben zu haben."
"Haben wir ein Glück!" murmelte O´Neill wenig begeistert.
Wegen der Hitze ruhten sie tagsüber und wanderten in der Nacht und in der Dämmerung. Beim ersten Anzeichen der Sonne suchten sie sich ein schattiges Versteck um auszuruhen. Am Morgen des fünften Tages war O´Neill besorgt. Zu Essen hatten sie noch für einige Tage, wenn sie es einteilten, doch das Wasser ging zur Neige. Und bisher hatten sie keine Wasserstelle gefunden.
Daniel lag schon im Schatten eines Felsens und schlief. Ihn nahm dieser mörderische Marsch am meisten mit. Carter hielt sich sehr gut, doch O´Neill fürchtete, daß auch ihr die Kräfte ausgehen würden, wenn sie nicht bald Wasser fanden.
Teal´c und ihm hatte dieser Gewaltmarsch bisher am wenigsten ausgemacht, doch auch sie beide würde es die letzten Kräfte kosten, das Ziel zu erreichen. Und ohne Wasser konnten sie nicht überleben.
"Teal´c, wir müssen Wasser finden. Die letzten beiden Tage haben wir nur jeweils dreißig Kilometer geschafft, und ich fürchte, es wird jeden Tag weniger werden. Und wir haben erst knapp die Hälfte hinter uns", bemerkte O´Neill besorgt.
Der Jaffa überlegte einen Augenblick. Auch ihm war anzusehen, daß er sich Sorgen machte. Er sah auf das Gerät in O´Neills Hand: "Dein Instument hilft dir auch nicht. Vielleicht sollten wir uns auf unseren Instinkt verlassen."
"Ach, du meinst der ist zuverlässiger, als der Detektor? Das bezweifle ich. Er zeigt jeden Hohlraum an. Aber du hast recht. Ich sollte mich auf das verlassen, was ich in meinem Überlebenstraining gelernt habe. Wir verlassen uns zu sehr auf unsere Technik."
"Ich bin noch nicht müde, O´Neill. Du solltest einige Stunden schlafen. Ich werde dich wecken."
"Gut, aber weck mich wirklich, verstanden?"
Teal´c nickte nur und sah zu, wie sein Freund sich einen schattigen Platz zum schlafen suchte. Dann machte er es sich selbst im Schutze eines Felsens bequem und wachte über seine Freunde. Erst als die Sonne schon die Mittagszeit überschritten hatte, weckte er O´Neill, um selbst noch einige Zeit schlafen zu können.
Am Abend, als die Sonne im Westen versank, weckte O´Neill alle auf. Es wurde Zeit weiterzugehen. Carter war erzürnt, weil die beiden sie hatten schlafen lassen, doch O´Neill wußte, daß sie ihre ganzen Kräfte für den Marsch brauchen würde.
Die ganze Nacht wanderten sie durch die Felslandschaft ohne eine Wasserstelle zu finden und schafften bis zum morgen nur zwanzig Kilometer, und das letzte Wasser war auch aufgebraucht, Daniel am Ende seiner Kräfte. Carter ließ sich erschöpft zu Boden sinken, auch sie war todmüde. Sie war sogar zu müde, um etwas zu essen und Wasser war keines mehr da.
"Das schaffen wir nie, Sir", meinte sie mit müder Stimme.
O´Neill sah sie besorgt an. "Nicht schlapp machen, Captain, ich hole Ihnen und Daniel Wasser."
"Und wie? Wollen Sie es herzaubern?"
"Vielleicht. Legen Sie sich schlafen. Teal´c und ich werden Wache halten."
"Sie beide können das nicht immer alleine machen, Sir. Sie müssen sich auch ausruhen."
"Lassen Sie das unsere Sorge sein. Schlafen sie jetzt. Das ist ein Befehl."
"Ja, Sir", Carter legte sich im Schatten zu Boden war schon eingeschlafen, bevor sie richtig am Boden lag.
"Die beiden schaffen das ohne Wasser nicht, Teal´c", meinte O´Neill besorgt. "Und wir beide auch nicht."
"Und wo willst du Wasser finden, O´Neill?"
"Halte du Wache, ich werde das Wasser holen.
"Wo?"
"Frag nicht, mach einfach, was ich sage."
Teal´c zuckte mit den Achseln und suchte sich eine schattige Stelle für seinen Wachdienst, während O´Neill verschwand.
Am Abend weckte Carter und Daniel der Geruch von frischem Kaffee. Carter erhob sich erstaunt und erblickte O´Neill, der an einer kleinen Feuerstelle saß und den Kaffee gekocht hatte. Er sah müde aus, doch er machte einen zufriedenen Eindruck.
"Woher haben Sie das Wasser für den Kaffee?" fragte sie neugierig und erleichtert zugleich.
"Ich fürchte, er wird nicht besonders gut schmecken", antwortete O´Neill. "Es ist eigentlich nicht richtiges Wasser, sondern der Saft einer Kaktusart, die hier wächst. Während sie und Daniel schliefen, habe ich eine ganze Gruppe davon gefunden. Teal´c und ich haben den Saft gewonnen und unsere Feldflaschen damit gefüllt. Wir müssen allerdings sparsam damit umgehen, denn wer weiß, ob wir nochmals welche finden. Und richtiger Kaffee ist es auch nicht, sondern so etwas ähnliches."
"Sie und Teal´c haben den ganzen Tag nicht geschlafen", meinte Carter vorwurfsvoll.
"Wir sind nicht müde", das war gelogen, doch O´Neill wollte seine Müdigkeit nicht zeigen und Teal´c verbarg sie wie üblich hinter einer undurchschaubaren Miene. "Trinken Sie und Daniel davon, dann brechen wir auf. Wir haben noch einen weiten Weg vor uns."
Carter gehorchte und trank einen Schluck. O´Neill hatte recht, der Kaffee schmeckte bitter, doch sie achtete nicht darauf. Im Moment hatte sie das Gefühl das köstlichste seit langem zu trinken. Der Kaffee weckte die Lebensgeister und in dieser Nacht erschien der Weg viel leichter und sie schaffen wieder fünfzig Kilometer.
Tage später erreichten sie, am Ende ihrer Kräfte, das Gebiet um die Zeitmaschine. Daniel hatte vor zwei Tagen Pech gehabt und war einen kleinen Hügel hinunter gestürzt und hatte sich das Bein gebrochen. Zwar hatten sie sein Bein notdürftig geschient, doch es sah nicht gut aus. Teal´c und er hatten eine Trage gebaut und Daniel getragen. Carter hatte ihre letzten Kräfte aufgebraucht, um es alleine zu schaffen, doch auch O´Neill gingen langsam die Kräfte aus, und ein Blick auf Teal´c zeigte ihm, daß es seinem Freund nicht besser ging. Und hätten sie vor drei Tagen nicht die winzige Wasserstelle gefunden und dann nochmals einige von O´Neills Kakteen, hätten sie es nicht geschafft. Auch die Notrationen waren jetzt aufgebraucht.
"Wie weit noch, Sir?" fragte Carter mühsam. Sie sah geschafft und ausgezehrt aus, die Lippen aufgesprungen, doch O´Neill wußte, daß sie alle nicht besser aussahen.
Sie lagen am Fuße eines Hügels, es war früher morgen. Noch war die Sonne nicht aufgegangen und es war angenehm kühl, doch das würde sich in kürzester Zeit ändern. Daniel hatte das Bewußtsein verloren und Fieber bekommen. Der Colonel warf einen kurzen Blick auf seinen Freund. Wenn er nicht bald Hilfe bekam, würde er das Bein verlieren oder noch schlimmer - Daniel würde es nicht überleben.
Mühsam warf er einen Blick auf den Detektor, sein Blick verschwamm etwas und er mußte die Augen zusammenkneifen, um wieder deutlich zu sehen. Schließlich schaffte er es die Zahlen abzulesen. Die eingegebenen Koordinaten waren genau im Mittelpunkt. "Wir müssen da sein, Sam", meinte er und blickte hoch. Vor ihnen lag ein weiterer kleiner Hügel, den er zu kennen glaubte. "Hinter dem Hügel müßte es sein. Sie warten hier. Teal´c und ich sehen nach."
Er legte den Detektor zur Seite und gab Teal´c ein Zeichen. Zusammen krochen sie den Hügel hoch und blickten hinunter. Blitzschnell verschwanden sie wieder hinter dem Kamm.      "Auch das noch", seufzte O´Neill enttäuscht und am Ende seiner Kraft. Sie waren am Ziel, im Tal lag der Felsen mit der Zeitmaschine. Doch davor wimmelte es von Jaffa.
"In unserem Zustand können wir uns auf keinen Kampf einlassen", meinte O´Neill deprimiert. "Wir wären ein leichtes Opfer."
Teal´c kroch nochmals hoch und sah vorsichtig hinunter. "Sie scheinen die Zeitmaschine nicht entdeckt zu haben, O´Neill. Es sieht so aus, als hätten sie ein Lager dort unten errichtet. Und der Felsen mit dem Eingang liegt etwas abseits."
O´Neill nahm seine letzten Kräfte zusammen und kroch nochmals zu Teal´c und sah hinunter. Sein Freund hatte recht. "Zum Glück haben wir den Eingang gut getarnt. Aber was nützt uns das? Ungesehen kommen wir da nicht hinein."
"Wir müssen die Nacht abwarten", meinte Teal´c. "Vielleicht können wir ungesehen hineinschleichen."
"Ich gehe zu Carter zurück", sagte O´Neill. "Du bleibst hier."
Carter sah ihm besorgt entgegen. "Sir, Daniel braucht unbedingt Wasser und seine Wunde muß ärztlich versorgt werden. Haben Sie die Zeitmaschine gefunden?"
O´Neill nickte und erzählte was sie entdeckt hatten.
"Wir haben hier keinen Schatten und es ist früher Morgen. Wenn wir bis heute Abend und auf die Nacht warten, ist Daniel bis dahin tot", befürchtete Carter.
"Und was schlagen Sie vor, Captain? Ein direkter Angriff würde uns alle umbringen", antwortete O´Neill.
"Wir lassen Daniel also sterben um uns zu retten?"
"Nicht, wenn ich das verhindern kann. Vielleicht geschied etwas, daß uns hilft oder die Jaffa brechen vorher ihr Lager ab. Oder wir versuchen ein Ablenkungsmanöver."
"Sie hoffen also auf ein Wunder, Sir", meinte Carter nur und setzte sich zu Daniel an die Liege.
O´Neill sah noch einen Moment auf Carter und kroch dann wieder zu Teal´c hinauf. Doch so sehr sie es sich auch wünschten, die Jaffa machten keine Anstalten das Lager zu räumen.
Gegen Mittag verlor O´Neill die Geduld. "Wir müssen etwas tun, Teal´c oder Daniel ist verloren."
"Und was schlägst du vor?"
Der Colonel antwortete nicht, denn plötzlich hatte er das Gefühl das etwas ganz kurz die Sonne verdunkelte. Ein Raumschiff? Das hätte gerade noch gefehlt. Er warf einen Blick hinauf zur Sonne, konnte jedoch nichts erkennen. Schnell blickte er wieder weg, denn er wollte sein Augenlicht nicht verlieren. Irgendwo in den vielen Taschen des Schutzanzuges befand sich eine Spezialbrille. Er ließ sich etwas vom Kamm des Hügels hinunterfallen und suchte. Er fand sie und setzte sie auf, dann warf er erneut einen Blick auf die Sonne und erstarrte. Deutlich sah er den Schatten am Rande der Sonne. Es sah aus, als würde ein Ungeheuer beginnen die Sonne aufzufressen. Er wußte sofort, was das war, doch er wollte es nicht glauben.
"Ab heute glaube ich an Wunder und Gott gibt es wirklich", murmelte er vor sich hin, doch Teal´c hatte es gehört.
"Was meinst du, O´Neill?"
"Die Sonne, sie wird uns helfen."
"Wie soll die Sonne uns helfen?"
Der Colonel gab Teal´c die Brille und befahl ihm damit in die Sonne zu blicken. "Ich sehe einen Schatten auf der Sonne."
"Das ist der Beginn einer Sonnenfinsternis. In etwa anderthalb Stunden erreicht uns der Kernschatten, sofern wir uns in der Totalitätszone befinden. Dann wird es stockfinster werden. In dieser Zeit werden alle zum Himmel blicken und wir schleichen uns im Schutz der Dunkelheit in die unterirdische Anlage."
Teal´c sah skeptisch aus. Obwohl er dank seines Goa´uld älter als O´Neill war, hatte er noch nie ein Sonnenfinsternis erlebt und konnte sich darunter nichts vorstellen. Doch O´Neill wußte, was er tat, also würde Teal´c genau das tun, was der Colonel befahl. Sie begaben sich hinunter zu Carter, die von der beginnenden Finsternis noch nichts bemerkt hatte.
"Sir, Daniel braucht Hilfe..."
"Die bekommt er." O´Neill blickte auf seinen bewußtlosen Freund. "Hörst du, Danny? Halte noch etwas durch." In knappen Worten erklärte er Carter, was ihnen bevorstand und sie begriff sofort. Im Gegensatz zu Teal´c hatte Sam schon eine Sonnenfinsternis erlebt und das war eines der beeindruckensten Dinge in ihrem Leben gewesen.
Die Zeit schlich schleppend voran und Daniels Zustand verschlechterte sich. Er hatte eine Infektion bekommen und das Fieber war gestiegen. Langsam näherte sich die Sonnenfinsternis ihrem Höhepunkt - bald würde es soweit sein. Sie schleiften Daniel hinauf auf den Hügel und warteten.
Carter hatte die Brille auf und beobachtete den Stand der Finsternis. "Sie haben recht, Colonel, ich glaube wir sind in der Totalitätszone. Ich sehe die Sonne nur noch als winzige Sichel. Der Mond wird in wenigen Augenblicken die Sonne bedecken."
Gespannt harrten sie der Dinge, die kommen würden. Der Himmel war wolkenlos, was bedeutete, daß die Schwarze Sonne zu sehen sein würde. Jeder Astronom auf der Erde würde sie um diesen Anblick beneiden - in der Zukunft, verbesserte O´Neill sich, denn noch gab es keine Astronomen auf der Erde.
Langsam schob sich der Mond weiter vor die Sonne. O´Neill hatte das Gefühl, daß es merklich kühler wurde, ein Wind kam auf. Und ein Hauch von Dunkelheit senkte sich über das Land. Unten im Tal wurden die Jaffa unruhig und blickten zum Himmel. Sie waren ohne Ausnahme Eingeborene von der Erde, zwar von den Goa`uld als Krieger ausgebildet und einige hatten gelernt mit den seltsamen Flugmaschinen umzugehen, doch im Herzen waren sie noch immer tief mit ihrem Aberglauben verwurzelt. Über die Gesetze und Geschehnisse des Weltraums wußten sie nichts.
Der Kernschatten der Finsternis raste mit zwei bis dreifacher Schallgeschwindigkeit über die Erde und verdunkelte dabei das Gebiet, daß er streifte - und würde er das Gebiet des späteren Ägyptens erreichen. Carter sah nur noch einen winzigen Rand der Sonne, die so genannte Perlenschnur. Fasziniert blickte sie hoch und vergaß für einen Augenblick, warum sie hier waren.
"Gleich ist es soweit, Sir, die Schwarze Sonne erscheint."
Inzwischen war es immer finsterer geworden, der Horizont dunkelte merklich und verwandelte den blauen und wolkenlosen Himmel in eine unglaubliche Farbmetamorphose. Alle Schattierungen wurden sichtbar - von hellrot über violett bis Abenddunkel. Dann senkte sich die Nacht sekundenschnell über das Land. O´Neill hatte das Gefühl, daß dort oben jemand stand und einen riesigen Dämmer bediente und stufenweise das Licht ausschaltete. Die Finsternis schien von oben zu kommen und nicht wie gewohnt langsam über das Land zu ziehen. Und es wurde immer noch dunkler, bis niemand mehr etwas erkennen konnte. Über ihnen erschien nun die Schwarze Sonne. Der Mondball verdeckte die Sonne, ein weißer Lichterglanz schoß am Rand hervor, ehe sie in einem strahlenden Glanz erglühte und sie die Korona erkennen konnten. Ohne Schutzbrille hätte das ihr Augenlicht zerstört. Das Gefühl von Bedrücktheit und Freude zugleich erfüllte sie, ein Gefühl, daß sie niemand erklären konnten, man mußte es selbst erleben.
Nur mit Mühe kam O´Neill in die Wirklichkeit zurück, denn die Finsternis würde höchsten zwei bis drei Minuten dauern. "Carter, Teal´c los! Es zählt jede Sekunde."
Eilig ergriffen alle Daniels Liege und krochen über den Kamm in die Dunkelheit hinunter. In Sekunden erreichten sie den Talgrund und liefen auf den Felsen mit der Zeitmaschine zu. Die Jaffa waren in Panik in alle Richtungen davongelaufen, als das Ungeheuer am Himmel die Sonne gefressen hatte und die Finsternis sich über das Land gesenkt hatte. Unbehelligt erreichten sie den Eingang und verschwanden darin, nachdem Carter ihn geöffnet hatte. Da wurde es auch schon wieder heller. Innerhalb weniger Sekunden verließ der Kernschatten ihr Gebiet und die Sonne erstrahlte in ihrem gewohnten Glanz, doch es hatte ausgereicht, um dem SG-1-Team die Flucht zu ermöglichen. Sie eilten in die Kammer mit der Zeitmaschine.
Keiner sagte ein Wort, noch viel zu ergriffen waren die drei von dem Geschehen, daß ihnen deutlich vor Augen geführt hatte, wie klein der Mensch doch war angesichts der Einzigartigkeit des Universums, und die Schwarze Sonne hatte ihr Leben gerettet.
Noch wie in Trance bediente Carter die Zeitmaschine. Niemand hörte die Computerstimme, die sie begrüßte und um die Zieleingabe und die gewünschte Jahreszahl bat. Erst, als die Umhüllung der Kugel verschwand, wurde ihnen bewußt, was sie taten.
"Wir setzen Daniel in einen Sessel und binden ihn fest", befahl O´Neill. Schnell gehorchten die anderen, dann setzten sie sich auch. Das Fesselfeld umschloß sie und wenig später startete die Maschine um Augenblicke später ihr eingegebenens Ziel zu erreichen.

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Epilog by Selana
Epilog

O´Neill sprang im gleichen Moment aus seinem Sessel, als das Fesselfeld ihn freigab. Der Raum mit der Zeitmaschine sah wieder aus wie damals, als sie ihn verlassen hatten. Wie lange war das her? Eine Ewigkeit?
Der Raum war vollkommen leer. Waren sie nicht vermißt worden? Er sah sich nach Teal´c und Carter um. Die beiden erhoben sich gerade aus den Sesseln. "Wir bringen Daniel nach oben damit er Hilfe bekommt. Hoffentlich sind wir auch in der richtigen Zeit gelandet?" fragend sah er Carter an.
"Ich weiß nicht genau, Sir. Die Zeitkoordinaten habe ich nach bestem Wissen eingegeben."
"Wir werden das bald feststellen", meinte O´Neill.
Gemeinsam hieften sie den Verletzten aus dem Sessel und trugen ihn nach draußen.     "Vorsicht mit dem Bein", befahl Carter.
O´Neill sah auf das Loch in der Decke. "Das sieht schon mal nach unserer Zeit aus. Ich klettere hoch und hole Hilfe."
Da wegen Daniels Zustand Eile geboten war, kletterte O´Neill so schnell er konnte die schmale Leiter hoch. Strahlender Sonnenschein begrüßte ihn und er blickte auf die bekannte Ausgrabungsstätte, in der es von Menschen wimmelte. Soldaten in U.S.-Uniformen und in Uniformen der ägyptischen Armee liefen geschäftigt umher oder standen zusammen und unterhielten sich.
O´Neill ging auf einen amerikanischen Soldaten zu. "Soldat, ich brauche Hilfe für einen schwerverletzten Freund."
Der Mann blickte erstaunt auf seinen, durch den langen Marsch mitgenommen aussehende Isolier-Anzug. "Sie sehen selbst aus, als könnten Sie Hilfe brauchen. Wer sind Sie?"
"Colonel Jack O´Neill, U.S. Air-Force. Achten Sie nicht auf meine Bekleidung, denn das ist eine lange Geschichte. Dr. Jackson ist schwerverletzt und braucht Hilfe."
Der Soldat reagierte augenblicklich. "Colonel O´Neill? Sir, wir sind schon in großer Sorge um Sie und Ihr Team. Kommen Sie mit."
Innerhalb kürzester Zeit war ein Rettungs-Team und ein Hubschrauber organisiert, der Carter und Dr. Jackson in das nächste Krankenhaus flog.
"Colonel O´Neill? Wo waren Sie die beiden letzten Tage?" hörte O´Neill eine bekannte Stimme in seinem Rücken sagen.
"General Hammond?" Dann ging ihm auf, was der General gesagt hatte. "Sagten Sie zwei Tage?" fragte der Colonel erstaunt.
"Natürlich! Wir sind gestern morgen angekommen und da sagte man mir, daß Sie und ihr Team den ganzen Tag nicht gesehen wurden. Ich habe Suchteams nach Ihnen losgeschickt. Wie sehen Sie überhaupt aus und was ist mit Dr. Jackson passiert? Haben Sie sich in der Wüste verirrt?"
"Wir haben eine Zeitmaschine entdeckt, haben den Untergang von Atlantis miterlebt, sind vor den Goa´ulds tagelang durch die Wüste geflohen - dabei wurde Daniel verletzt, und konnten mit Hilfe einer Sonnenfinsternis entkommen. Tja - und hier sind wir wieder..."
Hammond sah Jack entgeistert an, und sagte dann in strengem Tonfall: "Ist das wieder einer Ihrer üblichen Scherze, Colonel?"
"Colonel O´Neill scherzt nicht", erklärte Teal´c einfach.
Hammonds Blick fiel auf den Jaffa, der jedoch einen ernsten Eindruck machte. Außerdem, wann hatte Teal´c schon mal einen Scherz auf den Lippen gehabt? Ein mißtrauischer Blick traf O´Neill. Es sei denn, die Art des Colonel war ansteckend. Seufzend sagte Hammond dann: "Ich verlange eine vernünftige Erklärung. Und zwar sofort."
"Oh, das ist eine lange Geschichte, Sir. Außerdem haben Teal´c und ich einen tagelangen Fußmarsch durch die Wüste hinter uns. Wir sind müde und durstig."
So, wie die beiden aussahen, glaubte dies der General sofort. "Gehen wir in mein Zelt, dort können Sie sich setzen und ich lasse Ihnen zu essen und trinken bringen."
"Das ist das beste, was ich seit Tagen gehört habe, General", sagte O´Neill müde und folgte Hammond in dessen Zelt. Nachdem sie etwas zu essen und trinken bekommen hatten, erklärte O´Neill in knappen Worten dem General, was passiert war.
"Das ist unglaublich, Jack. Auf Ihren ausführlichen Bericht bin ich gespannt."
"Den wird es nicht geben, Sir", sagte O´Neill in einem so bestimmenden Tonfall, daß ihn Hammond erstaunt ansah.
"Wie meinen Sie das, Colonel?"
"Was glauben Sie, Sir wird passieren, wenn bestimmte Leute von der Zeitmaschine erfahren? Manipulationen mit der Zeit könnten fatale Folgen haben. Unsere ganze Existenz, ja, unsere ganze Zivilisation könnte ausgelöscht werden."
Hammond überlegte lange. "Sie haben recht, Jack, die Maschine darf nicht in falsche Hände geraten. Was schlagen Sie vor?"
"Wir vernichten sie. Nur so können wir sicher sein, daß damit kein Unheil angerichtet wird."
"Sie und Teal´c werden das persönlich übernehmen, Colonel. Aber ich hoffe doch, daß Sie mir persönlich einen ausführlichen Bericht erstatten?"
"Ja, Sir, daß wird mir eine Ehre sein. Und danke für Ihre Einsicht, General. Und ich würde gerne erfahren, was mit Shiron, Cassian und Celestra passiert ist. Ob sie Talon ausschalten konnten?"
"Ich fürchte, daß werden wir nie erfahren, Colonel", meinte Hammond.
"Wer weiß?", antwortete O´Neill nachdenklich. "Auf jeden Fall werde ich die Tolaner danach fragen, sollten wir ihnen nochmals begegnen."
"Sie denken also wirklich, daß die Tolaner Nachkommen der Atlanter sind?" fragte Hammond.
O´Neill sah ihn bezeichnend an: "Was denken Sie, Sir?"
"Daß Sie recht haben und wir die Zeitmaschine vernichten müssen."
Eine Weile saßen sie noch im Zelt und unterhielten sich. Plötzlich sagte O´Neill: "Eines habe ich auf jeden Fall aus diesem Erlebnis gelernt."
Hammond und Teal´c sahen den Colonel gleichzeitig neugierig und fragend an: "Was denn, Colonel?"
"Sich niemals von Daniel zu einem Urlaub überreden zu lassen."
Hammond sah O´Neill an und brach in schallendes Gelächter aus, in das schließlich auch O´Neill einstimmte. Die Soldaten vor dem Zelt sahen sich bedeutungsvoll an. Anscheinend ging es bei den Offizieren wieder einmal lustig zu und sie durften hier draußen Wache schieben und sich langweilen. Die Welt war entschieden ungerecht...

ENDE
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