Schweigen ist Gold

„Wir haben uns verlaufen! Auch wenn Sie das nicht wahrhaben wollen, John.", maulte McKay und stampfte mit einem leidenden Gesichtsausdruck neben Major Sheppard durch dichtes und unwegsames Geäst. Sie waren auf einem Planeten, dessen Namen sie noch nicht kannten und der, wie viele Welten, die sie besucht hatten, eine reiche und unwegsame Vegetation besaß.

„Sie sagten, Sie wollten eine Abkürzung machen, die uns schneller ins Dorf der Einheimischen bringt. Das war vor drei Stunden! Schnell würde ich das nicht gerade nennen."

„Wir haben uns nicht verlaufen."

Der Major beschleunigte seine Schritte und starrte stur geradeaus, während er diese Worte murmelte.

„Natürlich nicht! Dann lassen Sie es mich anders ausdrücken: Wir haben die Orientierung verloren.", erwiderte McKay in sarkastischem Ton.

„Es ist schon irgendwie seltsam: Eine neue Mission, ein neuer Planet und wieder einmal hat ein Magnetfeld den Funk gestört. Manchmal glaube ich, auf uns liegt ein Fluch!"

Er lachte.

„Nicht, dass ich an Flüche glauben würde. Schließlich zählen für mich als Wissenschaftler nur Fakten. Auch wenn ich eine Menge unerklärliche Dinge erlebt habe, seitdem ich auf Atlantis bin. Aber…"

Plötzlich blieb er stehen und kramte mit leicht panischem Gesichtsausdruck in seiner Jacke herum.

„Oh, nein!"

„Was ist denn? "

Diesmal drehte Sheppart sich besorgt zu McKay um.

„Mir sind die Powerbars ausgegangen und wir haben doch 3 Stunden gebraucht, um hier herzufliegen. Ich werde an Unterzuckerung sterben oder verhungern!"

Sheppard stöhnte laut auf und beschleunigte dann genervt seine Schritte, sodass McKay einen kleinen Sprint hinlegen musste, um den Major im dichten Gestrüpp nicht noch aus den Augen zu verlieren.

„Wenn Sie mir ein bisschen Zeit gegeben hätten, wäre mir bestimmt eingefallen, wie ich die Funkgeräte modifiziere, damit sie hier funktionieren. Es ist wirklich nicht leicht mit ihnen zu arbeiten, Major.", meckerte dieser, nachdem er Sheppard erreicht hatte. „Ich finde trotzdem, dass wir ein gutes Team sind.", räumte er aber schnell ein.

„So?", kam es aus Sheppards Richtung. Rodney überhörte den genervten Tonfall in dessen Stimme und plapperte weiter.

„Ja. Sie haben die militärische Erfahrung, die Kampfausbildung und…"

Er grinste.

„…sind ein kleines, mathematisches Genie, wie Sie kürzlich bewiesen haben. Ich habe das technische Wissen und die nötige Ausdauer, diesbezügliche Probleme auch zu lösen. Wenn wir zum Beispiel plötzlich hier festsitzen würden, was würden Sie dann zuerst tun? Sagen Sie es nicht. Lassen Sie mich raten. Sie..."

„Schhht!", raunte Sheppard plötzlich, packte McKay mit einer Hand an der Schulter und hielt ihm mit der anderen den Mund zu.

Erschrocken blickte McKay um sich, dann nickte er und gab so dem Major damit zu erkennen, dass er verstanden habe. Sheppard ließ sofort los und marschierte dann schweigend weiter, als wäre nichts gewesen.

„Haben Sie was gehört? Verfolgt uns jemand? Die Wraith etwa?", flüsterte McKay nervös, blickte wieder um sich und folgte seinem Teamkollegen dann in leicht geduckter Haltung.

„Sagen Sie schon!"

„Nein.", erklärte Sheppard trocken.

„Ich wollte einfach nur, dass Sie wenigstens einmal für ein paar Sekunden den Mund halten!"

Ein schelmisches Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus, als er McKays verdatterten Gesichtsausdruck bemerkte. Er fand es immer wieder herrlich, wenn Rodney so dreinschaute.

Und tatsächlich schwieg Rodney mal für eine ganze Weile. Sheppard wusste, dass es nicht lange anhalten würde, aber er genoss den kurzen Moment der Ruhe und vor allem seinen kleinen Sieg in vollen Zügen.
Er sollte sich das wohl für nächstes Mal merken.

- Ende –