Bleib wach! by Manuela
Summary: Auf einer Routinemission werden Daniel und Jack verletzt. Werden Sam und Teal’c sie rechtzeitig finden?
Categories: Stargate SG-1 Characters: Daniel Jackson (SG-1), General Hammond, Jack O’Neill (SG-1), Janet Fraiser, Samantha Carter (SG-1), Teal’c (SG-1)
Genre: Angst, Friendship, General, Hurt/Comfort, Romance, Slash
Challenges: Keine
Series: Keine
Chapters: 1 Completed: Ja Word count: 14963 Read: 3206 Published: 09.11.11 Updated: 09.11.11
Story Notes:

1) Informationen über „Cliff Palace“ wurden mit leichten Veränderungen (für den besseren Wortfluss) aus http://members.tripod.com/~k_two/mysteries/lostcity.htm geholt.

2) Jack und Daniel führen eine Art „doppelter Konversation“. Ein simples „Jack“ könnte viele Dinge bedeuten, viel mehr als nur den Namen. Eine normale Frage, wie „Was tust du?“ könnte viele Bedeutungen, einschließlich Gefühle, Bedürfnisse, Ängste, und so weiter enthalten. An einigen Stellen in dieser Geschichte werden diese doppelten Konversationen so gekennzeichnet: „Tatsächlich ausgesprochene Worte“ **(doppelte Bedeutung)**

Spoiler: Tödliche Klänge, 1969, Seelenwanderung, Die Saat des Verrats, Das Vermächtnis der Ataniker, Kein Ende in Sicht (nichts wirklich Wichtiges, nur ein paar Hinweise auf einige Begebenheiten, die in diesen Folgen passiert sind)

1. Kapitel 1 by Manuela

Kapitel 1 by Manuela
BLEIB WACH!


„Willkommen auf meiner Welt ... Steine, Steine und noch mehr Steine“, kommentierte Jack O’Neill, während er das deprimierende Gelände auf P2Y-333 überblickte.



Es war ein üblicher Aufklärungs- und Forschungs-Trip, die Art von Spaziergang, die Jack normalerweise furchtbar langweilte, während die Wissenschaftler-Zwillinge – besser bekannt als Major Samantha Carter und Dr. Daniel Jackson – spielten. Auf 333 würde Sam eine Anzahl Boden- und Luftproben testen, während Daniel seinen Anthropologen-Hut trug, das Gelände auf irgendwelche Spuren einer lange verschwundenen Kulturen untersuchte.



Oft waren Jack und Teal’c nicht mehr als Zuschauer auf diesen Reisen durch das Stargate. Um die Wahrheit zu sagen ... Jack hatte nichts gegen diese Mission. Es war beruhigend, gelegentlich eine Pause von all den Goa’uld- und wer hat die größere, lautere Waffe-Jagden zu haben.

„Carter, Sie und Teal’c spielen in dieser Richtung für eine Weile, Daniel und ich betreiben dort oben ein bisschen Forschung. Funkkontakt in zwei Stunden.“



Der Planet war flach, enthielt sehr wenig Vegetation oder Grünzeug und keine Anzeichen von Lebewesen, doch er hatte Felsen, überall, wohin man blickte.

„Daniel ist sicher im Steine-Himmel“, kicherte Jack innerlich.

Er und Daniel wanderten nach Norden, beide still in ihre Gedanken und Beobachtungen versunken.



Jack war überrascht, dass sein Archäologe so ruhig blieb, während sie den Planeten in Augenschein nahmen. Er stoppte nur hin und wieder, untersuchte verschiedene Formationen auf ihrem Weg. Und nicht einmal dann klang Daniel besonders aufgeregt.

„Hey, Danny, warum so still?“



Daniel war enttäuscht. Er hatte gehofft, etwas zu finden, das auf Kultur oder Geschichte dieses Planeten hinweisen würde. Doch er musste Jacks anfänglicher Bewertung zustimmen. „Es sind ... Steine, Jack.“ Daniel konnte nichts Einzigartiges oder Außergewöhnliches in dem sehen, was ihnen auf ihrem Weg begegnet war.

„Artefakte“, korrigierte Jack, spürte die Laune seines Teamkameraden in seinem Tonfall und seiner Wortwahl.

„Nein, nur Steine, aber suchen wir weiter. Es muss hier etwas sein, das uns einen Einblick gibt, wer hier einst gelebt haben mag. Dort vorn ist eine Anhöhe, Jack. Vielleicht finden wir dort etwas.“



Carter und Teal’c funkten pünktlich. Sam informierte den Colonel, dass sie Fortschritte machten, ermutigt von einigen unerwarteten Mineralienfunden. „Ich würde gerne mehr Tests machen, Sir“, bat sie ihren CO.

Jack war einverstanden. „Daniel und ich werden noch eine Zeitlang weitergehen. Wir haben noch lange Tageslicht. Funkkontakt wieder in zwei.“



Etwa 30 Minuten später kamen die beiden Männer an einen riesigen Felsen, der sich wie ein Berg über ihnen auftürmte. Es gab zahlreiche Öffnungen der verschiedensten Größen und Tiefen, die wie Spalten und Hohlräume aussahen, Jack an Schlupfwinkel und Risse erinnerten. Doch keine davon war groß genug, um den Männern zu ermöglichen, ihr Inneres zu erforschen.

Jacks interne Alarmglocken gingen los. Die Formation schien völlig untypisch im Vergleich zu allem, was sie davor gesehen hatten.



Sie kletterten ein paar Minuten. Daniel hoffte, tatsächlich ein Artefakt zu finden und Jack wollte die Chance nutzen, die Ausdehnung des Planeten von einem höheren Standpunkt aus mit Hilfe seines Feldstechers zu überblicken.

„Jack, schau!“ rief Daniel, zeigte auf eine schmale Öffnung, die in den Felsen führte.

Diese spezielle Öffnung war größer und tiefer als die anderen, lud den wissbegierigen Archäologen ein.

„Danny, sei vorsichtig. Geh da nicht rein.“

„Jack, das ist großartig. Du musst dir das ansehen“, sagte Daniel, während er in der engen Passage verschwand.

„Daniel!“ Jack beeilte sich, um seinen manchmal nervenden Lebenspartner einzuholen. „DANIEL!“



Jack erwischte den jüngeren Mann gerade, als das Ende des langen, tunnelähnlichen Gebildes in Sicht kam. „Danny, wie oft habe ich dir gesagt, NICHT zu tun, was du gerade getan hast?“

Daniel lachte. „Entschuldige, Jack, aber ich wusste, du bist direkt hinter mir. Und da bist du ja auch!“

Jack schüttelte seinen Kopf, als ob er sich selbst aus einem Traum holen wollte, als die beiden die andere Seite erreichten.



Obwohl sie noch immer an der Spitze eines steinigen Abhanges standen, überblickten die beiden Männer nun ein üppiges, grünes Tal mit stolzen, hohen Bäumen, die überall wuchsen. Der Himmel war leuchtend blau mit bauschigen, weißen Wolken und warmem Sonnenschein. Der Anblick flößte Jack und Daniel Ehrfurcht ein, nachdem sie nichts als graue Felsen und einen bewölkten Himmel gesehen hatten, seit sie vor ein paar Stunden auf dem Planeten angekommen waren.

„Wow, das sieht aus wie das Paradies“, rief Daniel überrascht aus, während sie ihren Abstieg in das Tal begannen.

„Vorsicht auf dem Weg. Du könntest leicht den Halt ... AUTSCH!“

„Jack, was ist passiert?“ Daniel stoppte, drehte sich zu Jack um, der ein paar Meter hinter ihm ging.

„Nichts, diese Felsen sind bloß scharfkantig. Habe mir gerade meine Hand gestoßen. Wie ich sagte, sei vorsichtig.“



Soweit sie es während ihrer Wanderung den Abhang hinunter feststellen konnten, war die einzige Verbindung zur anderen Seite dieser steinige Abhang. 15 Minuten später erreichten sie die Basis des zerklüfteten Berges und betraten den Wald.

„Willkommen auf meiner Welt ... Bäume, Bäume und noch mehr Bäume“, sagte Jack, parodierte seinen früheren Kommentar über die Felsen.

„Das UAV hat nichts davon entdeckt, Jack. Es ist, als ob wir von einer Welt in eine andere gehen, die vollkommen unterschiedlich ist. Ich meine, es ist so flach auf der anderen Seite, aber dies ... sie sanften Hügel, die Bäume und ... wow, hier gibt es Leben.“



Jack lächelte, amüsierte sich über Daniels Enthusiasmus. Die Augen des jungen Mannes strahlten verwundert und seine Stimme klang leidenschaftlich. So sehr er sich über Daniel Modus-Lektionen und Präsentationen beklagte, zog Jack den Daniel vor, der über die Wunder des Universums erstaunt war, übersprudelnd vor Erregung wegen jeglicher Entdeckung, die sich vor ihm entfaltete. Natürlich konnte Jack seinem Geliebten gegenüber niemals zugeben, wie er empfand, oder sein Leben würde aus einer schauderhaften Lektion nach der anderen bestehen.

Jack konnte es praktisch hören: „Aber Jack, du hast gesagt, du wolltest, dass ich glücklich und enthusiastisch bin.“



Jack erschauerte wegen der Möglichkeiten, entschied, es wäre das beste, seinen Archäologen wieder auf den Boden der Tatsachen zu holen. „Vorsichtig, Danny, einer dieser Vögel könnte deine Haare mit einer kleinen Überraschung beschenken, wenn du weiterhin so hinaufstarrst.“

Die beiden lachten und bemerkten andere Tiere, die herumliefen, einschließlich etwas einem Eichhörnchen ähnlichem, das an ihnen vorbeisauste und einen der gigantischen Bäume hinaufrannte.

„Es ist bestimmt anders als ... was, die andere Seite? ... wo das Stargate steht. Viel Sonnenschein hier und hey, hörst du das? Muss ein Fluss oder Strom dort vorn sein“, lächelte Jack.

Flüsse bedeuteten zwei Dinge für Jack O’Neill. Fischen und Nacktbaden mit seinem sexy Archäologen. Und beide Gedanken zauberten ein breites Grinsen ins Gesicht des Mannes.



Sich selbst überredend, an die Mission und nicht an seinen Liebhaber zu denken, versuchte Jack, seinen Geist umzulenken. „Irgendeine Idee, wieso dieser Planet zwei so unterschiedliche Umweltbedingungen aufweisen könnte?“

„Ich habe keine Ahnung. Sam wird ein paar Tests machen müssen; vielleicht die Einstellungen am UAV neu adjustieren. Ich habe noch nie etwas Ähnliches gesehen.“



Während ihrer Wanderung entschied Jack, es wäre eine gute Idee, mit der anderen Hälfte von SG-1 Kontakt aufzunehmen. „Carter, Teal’c ... kommen.“ Nachdem er keine Antwort bekam, versuchte es Jack erneut, doch nur Statik kam über den Äther.

„Jack, das Signal wird wahrscheinlich irgendwie blockiert, vielleicht ist der Durchgang ... oder so was.“

Jack nickte. „Ja, wahrscheinlich. Wenn wir zurückgehen, kontaktieren wir Hammond und sehen, ob wir sein Okay bekommen, noch einen Tag hier zu bleiben. Carter wird fast orgiastisch werden, wenn sie dieses Gelände erforscht.“

Daniel lachte: „Orgiastisch, Jack? Ich denke nicht, ...“

„Ah, klar, Daniel. Du weißt, wie sie ist, wenn sie wissenschaftliche Rätsel lösen darf. Und du musst zugeben, der Unterschied zwischen dem Gebiet, in dem wir waren, und dem, in dem wir jetzt sind, ist ein sehr großes Rätsel. Sie wird sich stundenlang mit all ihren kleinen Spielzeugen beschäftigen.“



Ein paar Minuten später erreichten die beiden Männer den Fluss und legten eine Rast ein, saugten die paradiesische Umgebung in sich auf. Jack warf einen Blick auf seine Uhr, ein bisschen misstrauisch, weil sie nicht in der Lage waren, Carter und Teal’c über ihren Standort zu unterrichten.

„Wir werden bald umkehren müssen, Daniel. Uns steht ein langer Marsch zum Treffpunkt mit Carter und Teal’c bevor.“

Daniel war von dem malerischen Ausblick gefesselt und ignorierte Jacks Kommentar über den Abmarsch völlig. „Das ist erstaunlich, Jack.“

„Ich frage mich, ob es in diesem Fluss Fische gibt.“

„Fischen! Ist das alles, woran du denkst, O’Neill?“

Lachend trat Jack zu seinem Geliebten und nahm ihn in seine Arme. „Eifersüchtig, Danny?“

Der jüngere Mann knurrte: „Kein Grund dafür, Jack. Du fängst nie etwas.“

„Falsch, Daniel“, brummte Jack verführerisch. „Ich habe dich gefangen.“ Und mit diesen Worten küsste ihn der Colonel herzhaft, beendete ihren kurzen, humorvollen Schlagabtausch.



„Es ist himmlisch hier“, seufzte Daniel in Jacks Schulter, als sie endlich nach Luft schnappten.

„Es ist überall hübsch, wo du bist.“

„Du wirst schnulzig, Jack.“

„Das bedeutet?“

Daniel lachte. „Nichts. Bloß eine Feststellung, das ist alles!“

Weder entzog sich der jüngere Mann der Umarmung, noch ließ ihn Jack gehen. Sie mochten es, einander festzuhalten und es kam selten vor, dass sie das außerhalb ihres Heimes tun konnten.



Jack genoss diese kurze Zeit mit Daniel, doch der Kommandant in ihm kam wieder zum Vorschein. Das war unglücklicherweise weder Zeit noch Ort für derart intime Momente. Mit einem letzten sanften Reiben über den Rücken seines Geliebten und einem zärtlichen Kuss auf sein Haar kehrte Colonel O’Neill in den Dienst zurück. „Zeit zum Abmarsch, Jackson.“



Sie begannen ihre Reise zurück zum Durchgang, als Daniels Aufmerksamkeit auf ein Geräusch gelenkt wurde, das wie ein Angstschrei klang. „Jack, hörst du das?“

„Ja, klingt irgendwie nach Jammern. Wahrscheinlich ein Tier.“

„Dort! Oben in dem Baum. Schau, Jack!“

Jack blickte hoch, weit hinauf in einen sehr alten Baum.



Auf einem Ast hockte ein kleines Tier – ähnlich einer Katze – das anscheinend in der Falle saß, und jämmerlich schrie. Außerdem bemerkte Jack, dass die Sonne verschwand und sich der Himmel verdunkelte, die bauschigen, weißen Wolken wurden grau wie Jacks Haare.

„Ich frage mich, was das ist. Sieht aus wie eine Katze, aber es sitzt fest, Jack. Schau, wie es an seinem Bein zerrt.“

„Ich bin sicher, sie ... er ... was auch immer, kommt schon klar. Lass uns gehen.“

„Nein, Jack, wir können es nicht einfach zurücklassen, dort oben gefangen.“

„Daniel ...“



Jack wusste, er hatte die Debatte verloren, bevor sie begonnen hatte. Daniel stand bereits unter dem Baum und folgte im Geiste einem Weg zu dem Tier.

„Daniel, ich bin nicht sicher, dass das eine gute Idee ist.“

„Wir lassen ihn nicht dort oben im Stich, Jack. Ich brauche nur eine Minute. Hilf mir rauf.“ Daniel legte seinen Rucksack ab, platzierte ihn am Fuß des Baumes und wartete, dass Jack ihn anschieben würde.



Widerwillig und mit seinen internen Alarmglocken schrillend beförderte Jack seinen Partner in den Baum hinauf und Daniel begann zu klettern. Der ältere Mann konnte nicht anders, er musste seine Gedanken laut aussprechen.

„Geh nur, Weltraumäffchen, aber sei vorsichtig. Einige dieser Äste scheinen nicht sehr stark zu sein. Sieht außerdem nach Sturm aus.“

Daniel grinste. „Ich wusste, du kannst nicht widerstehen. Manchmal bist du so leicht zu berechnen, Jack.“



Vorsichtig bestieg Daniel den Baum, erreichte schließlich den Ast, auf dem das katzenartige Tier kauerte.

„Es ist okay“, murmelte Daniel ruhig, lächelte, während er sehr langsam über den schmalen Ast rutschte.

Es begann zu nieseln und er konnte den Regen auf seine Hände platschen spüren, während er den Ast umklammerte.



Daniel versuchte, nicht nervös zu werden, doch dieser bestimmte Ast war nicht so dick wie einige andere und Daniel konnte spüren, dass der Ast unter seinem Gewicht ein wenig nachgab. Der Zweig wurde noch schmaler, je mehr er sich dem Lebewesen näherte, doch Daniel wollte nicht darüber nachdenken.



Endlich erreichte Daniel sein Ziel. Das kleine Tier hatte Angst, kauerte sich in seinem gefangenen Zustand so weit wie möglich zusammen. Daniel konnte das Zittern der Kreatur spüren, war jedoch in der Lage die Katze mit sanfter Stimme und zärtlichem Streicheln ihres Felles zu beruhigen.



Die linke Pfote des Tieres war in einer Spalte des Astes gefangen, seine Krallen unbewusst in der Borke verankert. Es dauerte einige Minuten, doch der Wissenschaftler brachte es endlich fertig, die Pfote zu lösen. Froh erkannte er, dass die Katze keine echte Verletzung aufwies.



Plötzlich hallte Donner über ihren Köpfen. Erschocken schoss das Tier davon, den Baum hinunter und verschwand in den Büschen.

„Daniel, komm da runter ... SOFORT!“

„Komme, Jack!“ brüllte Daniel hinunter.



Der Regen hatte sich ernsthaft verstärkt. In nur wenigen Minuten hatte sich in diesem Teil des Planeten der strahlende Sonnenschein in eine dunkle, verregnete Düsternis verwandelt. Auch der Wind frischte auf. Beide Männer waren bereits durchnässt und Daniel erarbeitete sich noch immer seinen Weg den alten Baum hinunter, behindert durch schlüpfriges Moos auf den Ästen.

„Mann, Danny“, murmelte Jack leise, fügte ein gebetähnliches „pass auf“ hinzu, während er seinen Geliebten beobachtete.

Daniel bewegte sich vorsichtig über den viel zu dünnen Ast zurück. Er brauchte zu lange, um von dem Baum herunter zu klettern und Jack zappelte angstvoll herum.



Daniel war erst auf halbem Wege seiner Klettertour, als der böige Wind sich verstärkte, Trümmerstücke durch das Tal blies. Äste droschen wie Peitschen, brachen, während sie gebogen wurden. Wenn es nicht eine so ernste Situation gewesen wäre, hätte Jack gelacht, weil die peitschenden Äste wie Reis Crispies klangen, schnapp, krach und puff.



Der dunkle Himmel explodierte mit gigantischen Blitzstrahlen. Ein weiteres lautes Dröhnen und dann wurde Jacks Alptraum zur Wirklichkeit.

„DANIEL!“ brüllte Jack nutzlos.



Der Sturm war nun so stark, dass Daniel Jacks Schrei nicht hören konnte. Die Äste des uralten Baumes wanden sich und mit einem mächtigen Windstoß wurde der Ast, auf dem Daniel gerade saß, von seinem Vater gelöst. Verzweifelt versuchte Daniel, einen anderen Ast zu packen, doch der brach, als er danach griff. Die Bewegung sandte Daniel gegen einen anderen Ast, sein Kopf prallte dagegen wie ein Hockeystock einen Puck trifft. Daniel krachte zu Boden, sein schlaffer Körper drehte sich in der Luft, während sein Bauch von den gezackten Enden der brechenden Äste gestoßen und aufgerissen wurde.



Jack sah entsetzt zu, kämpfte gegen die immer heftiger werdenden Böen, während er den von den Bäumen fallenden Borkenteilen und Ästen auswich. Sein Herz war stehen geblieben, als er Daniels Aufprall an dem Baum sah, seine Hände schwitzten vor Angst, seine Finger zuckten, während er den Sturz seines Geliebten in Richtung nassen Erdboden mit ansehen musste.

„Danny!“ schrie Jack, rannte zu dem Platz, wo sein kostbarer Archäologe lag. Niederkniend wiederholte er: „Danny?“

Noch immer stemmte sich Jack gegen den Sturm, um nicht vornüber zu fallen, der Regen prasselte auf die Körper der Männer. Hagel begann, vom Himmel zu prasseln.



Daniel war mit dem Gesicht nach unten gelandet – seine Hände nahe seinem Kopf – und Jack zögerte kurz, bevor er ihn umdrehte, ängstlich wegen der Möglichkeit einer Wirbelsäulenverletzung.



Daniel hatte eine hässlich aussehende Platzwunde an seiner Stirn, etwa fünf Zentimeter lang. Sein Blut rann langsam hinunter wie aus einer undichten Flasche Heinz Ketchup. Sein rechtes Auge schwoll zu. Jack sah mehrere kleinere Schnitte im Gesicht und an den Händen seines Geliebten. Nachdem er beobachtet hatte, dass Daniel auf seinem Weg hinunter an einige Äste geprallt war, nahm Jack an, dass er wahrscheinlich eine oder zwei gebrochene Rippen hatte.



Jack sah sich kurz um, überblickte ihre Umgebung eingehender. Er musste Daniel aus dieser Gegend wegschaffen. Der alte Baum bewegte sich, seine Äste brachen aufgrund des stärker werdenden Sturmes einer nach dem anderen ab. Als ob ein Wolkenkratzer einstürzte, ein Stockwerk nach dem anderen.



Der Colonel untersuchte seinen Liebsten weiter. In seinen Rucksack fassend zog er eine Bandage heraus, wickelte sie um Daniels Kopfwunde. Er konnte weder feststellen, ob es innere Verletzungen gab, noch hatte er die Zeit, mehr als das zu tun.



Laute, krachende Geräusche erregten Jacks Aufmerksamkeit. Er blickte nach rechts, sein Puls beschleunigte sich. Ein Riesenbaum war gefallen, in seinen Nachbarn gekracht. Auch dieser war umgekippt, gegen seinen Nachbarbaum geprallt. Einer nach dem anderen – Baum nach Baum – brach zusammen.

Wie Dominos, dachte Jack.



Der Sturm war ohrenbetäubend und Jack hörte kaum die viel zu leise Stimme seines Geliebten, die nach ihm rief.

„J´ck?“

„Halte durch, Liebster. Wir müssen hier raus.“

Während Jack seinen Schlachtplan ausarbeitete, schallte erneut Donner in der Entfernung, Blitze tanzten über den Himmel. Jack und Daniel waren durchnässt, Wasser lief über ihre Haut hinunter. Ein Blizzard aus Energiestößen und donnernden Schlägen umgab sie, der Wind drohte, sie in rollende Bündel zu verwandeln. Und die Hagelkörner nahmen an Größe und Anzahl zu.

Jack wurde hart von einem zwei Zentimeter großen Eisball in den Rücken getroffen, was ihn veranlasste, noch mehr frustrierte Obszönitäten auszustoßen.



Als sich Jack bereit machte, Daniel zu bewegen, hörte er ein Geräusch über ihren Köpfen und blickte gerade rechtzeitig hoch, um mit anzusehen, wie ein weiterer Ast sich von dem zerschlagenen Baum löste, dem sie am nächsten waren. Jack erkannte, dass das baumelnde Anhängsel im Begriff war zu fallen und warf sich über seinen Linguisten.

„J´ck, nicht“, versuchte Daniel zu streiten, während seine Jack-Panzerung über ihm schwebte, doch Jack hielt seine Position, schützte den Wissenschaftler, bedeckte so viel wie möglich von Daniels Kopf und Oberkörper.



Der Ast traf den Colonel solide nahe seiner linken Schulter und er konnte den Schmerzensschrei nicht zurückhalten. Mit einem qualvollen Schubs nach oben rollte er den Ast zur Seite weg, der Wind unterstützte die Bewegung. Jacks Schulter schmerzte von der Anstrengung, aber er war glücklich, dass der fallende Zweig nicht mehr Schaden angerichtet hatte.



Während er sich aufsetzte und sich von dem verletzten Körper seines Liebhabers löste, sah Jack sein Funkgerät auf Daniels Brust fallen.

„Oh, Herrgott noch mal, was kann noch schief gehen?“

Das Funkgerät war kaputt und zum ersten Mal erkannte Jack, dass Daniels zerstört worden war, als er vom Baum fiel.

„Danny, bist du in Ordnung?“ fragte Jack, schob das Wissen beiseite, dass sie nun keine Möglichkeit hatten, Sam und Teal’c zu kontaktieren.



Jack wusste, das war eine dumme Frage. Daniel war nicht in Ordnung. Noch immer befleckte frisches Blut die Bandage, die Jack um die Kopfwunde gelegt hatte. Seine anderen Schnitte waren noch nicht gesäubert worden und eine Unterkühlung wurde immer wahrscheinlicher, je länger die beiden in dem Sturm blieben.

„J´ck, bist du verletzt?“ Die Frage wurde keuchend ausgestoßen, während Daniel angestrengt atmete. Er versuchte, Jack anzublicken, hatte jedoch Schwierigkeiten zu fokussieren. Wo ist der Lastwagen hin? dachte er, sicher, dass ihn ein Neunachser überrollt hatte.

„Ich bin okay, habe bloß meine Schulter ein klein wenig angeschlagen. Nichts, weswegen man sich Sorgen machen müsste.“



Jack hatte gelogen. Er machte sich Sorgen und welcher Schaden auch immer seinem Körper von dem fallenden Ast zugefügt worden war, schmerzte heftiger, als er zugeben wollte. Sie waren gestrandet, hatten keine Möglichkeit, um Hilfe zu rufen. Darüber hinaus machten es die Elemente schwierig, zu hören und zu sehen.



Sie befanden sich noch immer weit entfernt vom Durchgang und der Sturm machte keine Anstalten nachzulassen. Selbst, wenn der Tunnel nahe gewesen wäre, war Jack sicher, dass er es mit seiner verletzten Schulter nicht geschafft hätte, Daniel den Steilhang hinauf zu tragen. Noch dazu blockierten die gefallenen Bäume den Pfad, den sie vorhin benutzt hatten. Sie mussten einen Weg finden, sie zu umrunden, und das bedeutete einen längeren, beschwerlicheren Marsch.



Jack musste Daniel aus den Regen schaffen, weg von der Möglichkeit weiterer Verletzungen durch den Hagel, den Wind und brechende Äste. Ein Teil von Jack – dieses innere Allerheiligste, in dem seine tiefsten Ängste und Zweifel saßen – fühlte sich hilflos. Doch seine Fähigkeiten zu überleben waren stark und wieder einmal übernahm der Colonel das Kommando, erweckte sein Training und seine Erfahrungen, um seinen Geliebten zu beschützen.



Die Umgebung überblickend konnte Jack keinen Zufluchtsort entdecken. Alles, was er sah, waren Bäume. Und er bemerkte alarmiert, dass viele der alten Giganten bedrohlich zu den Launen des Windes schwankten.



Wieder erklang Donner. Der Regen strömte stärker herunter als zuvor, kleine Hagelkörner trafen beide Männer. Jack erinnerte sich an ein paar Öffnungen nahe der Basis des Steilhanges am Ende des Tales, über den sie das waldbedeckte Gebiet betreten hatten. Wenn er es schaffte, Daniel dorthin zu bringen, konnten sie auf Hilfe warten.

„Hilfe, richtig“, verhöhnte sich Jack selbst.

Er wusste, Sam und Teal’c würden nach ihnen suchen, doch die Chancen, dass sie den Durchgang in das Tal finden würden, waren gering.



Noch mehr Blitze dekorierten den Himmel zum Brüllen des Donners und der Kakophonie aus Bäumen und Wind.

„Okay, Daniel, wir werden uns jetzt bewegen. Du musst mir helfen, so gut du kannst.“

„J´ck, geh.“

„Daniel, halt die Klappe.“



Jack hatte keine Zeit, die Liebe seines Lebens zu verhätscheln und er hatte nicht vor, kostbare Zeit zu verschwenden, indem er über das Undebattierbare debattierte. Deshalb setzte er sein Pokergesicht auf. Jack wurde der hammerharte Colonel, brachte mit seinem scharfen Tonfall seinen Liebhaber zum Schweigen, ignorierte Daniels Einwände und konzentrierte sich darauf, sie hier schnellstmöglich herauszubringen.



Jacks Schulter schmerzte wie Hades, aber er konnte jetzt nicht daran denken. Er zog Daniel hoch, stützte beinahe sein gesamtes Körpergewicht. Jack versuchte, Daniels Rucksack aufzuheben, der Schmerz in seiner Schulter war jedoch zu stark. Es war wichtiger, Daniel in Sicherheit zu bringen, deshalb ließ Jack den Rucksack widerwillig zu Boden fallen. Jacks Ausrüstung würde für sie beide reichen müssen, bis sie gerettet würden. Gemeinsam begannen die beiden Männer ihren Weg zum Talausgang, wo – so hoffte Jack – die Öffnungen einen passenden Unterschlupf bieten würden.



Sie benötigten eine geraume Weile und Daniel war praktisch nur totes Gewicht, doch schließlich erreichten sie einen Höhleneingang. Endlich aus dem Regen und dem Wind, legte Jack seinen verletzten Geliebten sanft auf den Boden. Behutsam streifte Jack seinen Rucksack und seine Jacke ab, faltete das nasse Kleidungsstück zu einer Rolle zusammen und legte es unter Daniels Kopf.



Nachdem er die medizinische Ausrüstung herausgezogen hatte, tat Jack sein Möglichstes, die Schnitte zu reinigen und die größeren mit Pflasterverbänden zu versorgen. Daniels Kopfwunde blutete noch immer leicht, und Jack sorgte sich besonders deswegen, konzentrierte sich jedoch darauf, alles zu tun, um seinem besten Freund zu helfen.

„Danny, wir müssen diese nassen Sachen ausziehen.“

„Versuchst du, einen Vorteil aus der Situation zu ziehen, Jack?“ fragte Daniel, sein humoriger Versuch verhindert durch seine schwache Stimme und angestrengtes Atmen.

„Immer, Liebling“, gab Jack zurück, wollte beruhigend klingen.



So sanft wie möglich entfernte Jack Daniels Kleider. Er versuchte, seine eigenen Schmerzen, die von den Bewegungen verursacht wurden, nicht zu zeigen, wollte nicht, dass Daniel sich noch mehr aufregte, als er es schon tat. Der junge Mann hatte nach ihrem Marsch zu der Höhle nur noch wenig Kraftreserven übrig, deshalb lag es am kommandierenden Offizier von SG-1, das meiste der Arbeit zu übernehmen. Nachdem er Daniel ausgezogen hatte, nahm Jack eine Thermodecke aus seinem Rucksack und wickelte sie um den eisigen Körper seines Freundes.

„Hey, Danny?“

„Hmm?“

„Tut mir leid, dass ich vorhin sagte, du sollst die Klappe halten. Ich ... wir mussten von dort verschwinden und ich wollte dich nicht zurücklassen. Das weißt du, Danny.“

„Entsch´ldige, J´ck. Wieder meine Schuld.“



Jack legte seine Hand an die Wange seines Liebhabers und lächelte. „Nein, Schatz, es ist nicht deine Schuld. Du hast ein Leben gerettet, Danny, und daran ist nichts Falsches. Du konntest nicht wissen, dass das Wetter hier so rasch umschlagen würde. Ich habe es auch nicht kommen sehen, also hör auf mit den Selbstanklagen. Okay?“

„´kay. Kopfschmerzen, J´ck.“ Daniel schnappte nach Luft, als Jack seinen Bauch berührte.

„Ich weiß ... und entschuldige, Danny. Fühlt sich an, als ob du ein paar gebrochene Rippen hast. Und du hast einen hässlichen Schnitt an deinem Kopf, wahrscheinlich eine Gehirnerschütterung. Ich denke, wir müssen dafür sorgen, dass du wach bleibst, bis sie uns finden.“

„Schl´fen, J´ck. Will schl´fen.“

„Nein, Danny, darfst du nicht. Nicht gerade jetzt.“

„K´nn nicht w´ch bleiben.“

„Oh, doch, du kannst und du wirst“, sagte Jack mit dem schärfsten Kommandoton, den er fertig brachte.

„Willst du m´r Befehle erteilen, J´ck?“

„Ja, und du wirst diesen punktgenau befolgen, Dr. Jackson, verstanden?“

„Hmm“, war alles, was der junge Mann herausbrachte. Er blinzelte, versuchte, sich auf den Colonel zu konzentrieren.



Schließlich zog Jack seine eigenen Kleider aus. Er und Daniel waren nun nackt bis auf ihre Boxershorts.

„Gut, dass wir nicht auf Unterwäsche verzichtet haben“, versuchte Jack zu lachen.

Daniel antwortete mit einem leisen Kichern.



Jack ließ den jungen Mann ein paar Minuten ruhen, sah sich in ihrem Unterschlupf genauer um. Es gab nicht viel zu sehen, die Höhle selbst war nicht sehr groß, doch Jack entdeckte ein wenig Stroh und Späne. Die Schmerzen in seiner Schulter durchbohrten ihn, als er sich hinunterbeugte, um die paar Holzstücke aufzusammeln, die er finden konnte.



Das Holz genügte, um ein kleines Lagerfeuer anzufachen. Jack erkannte, sobald der Regen nachließ, würde er die Höhle verlassen müssen, um nach mehr Holz zu suchen. Positiv gesehen ... bei all den umgestürzten Bäumen und abgebrochenen Ästen würde das Holzsammeln kein Problem sein. Es jedoch trocken genug für die Verwendung als Feuerholz zu kriegen, könnte eines werden. Die negative Seite jedoch ... Daniel auch nur für ein paar Minuten allein zu lassen, machte Jack Angst. Daniel musste wach bleiben.



An die Notwendigkeit für Wärme erinnert, als er Daniel zittern sah, schmiegte sich Jack von hinten an seinen Geliebten. Er bedeckte den jungen Mann so gut er konnte, ohne seine Verletzungen zu verschlimmern und vergewisserte sich, dass die Decke so eng wie möglich um den Archäologen lag.

„Hi, J´ck“, sagte Daniel salopp mit einem kleinen Lächeln.

„Hi, selbst.“ Jack konnte sich nicht zurückhalten, platzierte einen raschen Kuss auf der Wange seines Geliebten. Er hielt den Mann so eng an sich gedrückt, wie er konnte, streichelte zärtlich seine Arme und seinen Bauch, um dem Mann, den er mehr liebte als sein Leben, Wärme zu verschaffen.



Jack sah Daniel seine Augen schließen.

„Auf keinen Fall, Danny. Ich kann dich nicht schlafen lassen. Öffne deine Augen, Danny.“

„M´de. K´nn n´cht.“

Jack war verzweifelt. Er musste Daniels Aufmerksamkeit auf etwas anderes lenken als Schlaf. Sein Partner hatte einen Geist, der – wenn er erst einmal gestartet wurde – selten für irgendetwas, einschließlich Schlaf, stoppte. Jack dachte, wenn er Daniel ablenken konnte, hätten sie eine Chance.



„Danny, diese Sache mit der Verlorenen Stadt ... ich kapiere das nicht. Wie verliert eine Zivilisation eine ganze Stadt?“

„Du b´st schlauer als das, J´ck.“ Daniel wusste, Jack wollte ihn zum Reden bringen.

„Tu mir den Gefallen. Wie verliert man eine Stadt?“

„Oft passiert, J´ck, sog´r Col´rado.“

„Wenn sie verloren gegangen ist, wie weißt du dann, dass sie in Colorado ist?“

„Weil sie gef´nden wurde.“

Jack lachte. „Na schön, das ist neu für mich. Wann haben sie diesen Ort gefunden?“

„Denke, war in späten 1800’ern. Cowboys suchten nach R´ndern in einem Cany´n, sahen eine Höhle, die wie ein Palast aussah.“



Jack hörte zu, bemerkte, dass Daniel in den vollen Vorlesungs-Modus eintauchte. Und das war ein Zeitpunkt, zu dem er nicht versuchen würde, ihn zum Schweigen zu bringen. Trotzdem hatte Daniel Probleme mit seiner Atmung. Eine Auswirkung der Rippen, nahm Jack an.

„... Es war die Verlorene Stadt von Mesa Verde, die wir jetzt Cliff Palace nennen ... bedeutet Grüner Tisch auf Spanisch ... ist in Colorado, das ein flaches Plateau ist ... Spitze ist etwa 60 Meter höher als das umgebende Land.“



Daniel holte tief Luft, stieß ein gequältes Stöhnen aus, während er leicht keuchte, als ob er nach Luft ringen würde. Er schloss seine Augen, sprach aber weiter, sammelte Kräfte mit jedem Wort, während sein Unterricht andauerte. Unterdessen setzte Jack seine Bemühungen fort, ihn mit zärtlichem Reiben zu wärmen, immer auf den verletzten Bauch des jungen Mannes achtend.



„Arch´ol´gen denken, die amerikanischen Ureinwohner, die den Cliff Palace bauten, erreichten Mesa Verde schon um 1 nach Christus. Sie lebten offensichtlich ein ruhiges und friedliches Leben auf der Mesa bis etwa 1200. Dann verließen sie plötzlich ihre Städte und errichteten neue in Höhlen in den Klippenwänden.



Cliff Palace besteht aus über 200 Räumen, manche Teile sind drei Stockwerke hoch. Wahrscheinlich wurde er von etwa 400 Menschen bewohnt. Sie lebten in der Höhle, kehrten aber immer zum Gipfel der Mesa zurück, um ihren Ackerbau zu betreiben.



Um 1280 ließen Ind´aner aber plötzl´ch ihre Klippen-Behausungen im Stich und verschwanden ... keine Anzeichen, dass sie durch Krieg vertrieben wurden ...“



Daniels Stimme wurde ab und zu leiser und undeutlich. Jack konnte sich denken, dass Sprechen wegen seiner Rippen ein bisschen schmerzhaft für ihn war, doch Daniel musste wach bleiben, deshalb stupste ihn Jack leicht an. „Wieso sind sie also verschwunden?“

„Dürre... Dürreperiode traf Mesa um 1276 ... dau... dauerte 24 Jahre ... beeinträchtigte Nahrungsbeschaffung ... gezwungen auszuwandern. Sie wanderten offens´chtl´ch nach Süden und vermischten sich mit den Pueblo-Ind´anern ...“



Daniels letzte Worte wurden angestrengt ausgestoßen. Er hustete, dann verkrampfte sich sein Magen in einem Versuch, sich zu übergeben, doch da gab es nichts, was sein leidender Körper von sich geben konnte. Die heftigen Bewegungen brachten Daniel kurz zum Schluchzen, so intensiv waren seine Schmerzen. Jack beruhigte seinen Geliebten, zog ihn zurück in die Sicherheit seiner Umarmung, während sie auf dem Höhlenboden lagen.

„Ist okay, Danny. Ich habe dich.“



Daniel weigerte sich, dem Aufruhr in seinem Körper nachzugeben und ignorierte die Pause, die seine Übelkeit verursacht hatte, setzte seinen Vortrag fort.

„Indianer leben immer noch dort, J´ck. Viele Geräte befanden sich in den Räumen von Cliff Palace und es scheint, als hatten die Bewohner geplant, nach dem Ende der Dürrezeit zurückzukehren. Trotzdem kamen sie nie w´der her. Und alles, was von ihrer Kultur übrig ist ...“



Jack hörte noch eine Weile zu, aber Daniel wurde müde, erschöpft von der Tätigkeit des bloßen Sprechens. Und Jack wusste, er würde eine andere Taktik versuchen müssen. Als Daniel seine Abhandlung das nächste Mal stoppte, mischte sich Jack ein.

„Lass mich deinen Verband ansehen, Danny“, schlug der ältere Mann vor, sah, dass der Verband, den er um Daniels Schädel gewickelt hatte, sehr mitgenommen war durch Nässe, Schmutz von ihrem windverblasenen Marsch und Blut von der Kopfwunde seines Freundes. Jack war besorgt wegen der Möglichkeit einer Infektion und wünschte, er könnte den Verband wechseln, wusste jedoch, dass es das Risiko erhöhen würde. Wenn er den durchtränkten Stoffstreifen entfernen würde, könnte Daniel noch mehr bluten, weil der Druck auf die Kopfwunde verschwinden würde.



„Oh, Herrgott ...“

Jack konnte seine Qual nicht unterdrücken, als er sich zu rasch bewegte, um nach den Bandagen zu greifen. Er fluchte stumm in sich hinein, entschlossen, sich um Daniel zu kümmern und sich von seinen eigenen Schmerzen nicht ablenken zu lassen. Er arbeitete so rasch wie möglich, verstärkte den Verband um Daniels Kopf.



Außerdem nutzte er die Gelegenheit, um seinen Partner ein weiteres Mal zu untersuchen, sich zu vergewissern, dass er nichts übersehen hatte. Er tastete Daniels Arme und Beine nach Anzeichen von gebrochenen Knochen ab. Er wünschte, sie hätten mehr Verbandsmaterial, um Daniels Rippen zu umwickeln, beschloss jedoch, das wenige, was sie noch übrig hatten, für Daniels Kopfverletzung aufzusparen. Jack überlegte, sein T-Shirt in Streifen zu reißen, aber es war noch immer durchnässt. Und als er wieder einmal den bohrenden Schmerz bei einer Bewegung spürte, war er nicht sicher, ob er die Kraft hatte, den Stoff zu zerreißen.



Sie steckten in echten Schwierigkeiten, gestrandet an einem Ort, der dem Colonel wie ein verlorenes Paradies erschien.



Jack stand auf und wanderte zum Höhleneingang. Der Regen hatte aufgehört und bald musste er Daniel allein lassen und Holz sammeln, um das schwächer werdende Feuer am Brennen zu halten. Der Schmerz bohrte noch immer heftig in seinem Inneren, doch Jack erneuerte seinen Entschluss, sich von seiner Schulter nicht behindern zu lassen.

„Schmerz tut nicht weh“, sagte sich Jack immer und immer wieder.



Er hatte diesen Satz einmal in einem Film gehört und gedacht, es wäre Scheiße. Aber in diesem Moment wurde er zu seinem stillen Mantra.



Jack hatte nicht bemerkt, dass er dem Sturm vom Höhleneingang aus so lange zugesehen hatte, doch als er zu Daniel zurückkehrte, begann Jacks Puls zu rasen, als er sah, dass Daniel eingeschlafen war.

„DANNY!“ Jack beugte sich nieder und schüttelte das Gesicht seines Liebsten, machte scharfe, schnelle Bewegungen mit seinen Händen, um seine bessere Hälfte aufzuwecken. „DANIEL!“

„Waaa?“



Es war ein schwacher Laut aus Daniels Lippen und Jack stieß den Atem aus, von dem er nicht bemerkt hatte, dass er ihn angehalten hatte. Jack schloss für einen Moment seine Augen und machte ein paar beruhigende Atemzüge, während er seine Angst unter Kontrolle bekam. Daniel brauchte ihn. Er musste das Kommando behalten, ruhig bleiben, nicht wie ein Blatt zittern, das vom Wind weggeblasen wird.



„Wo sind wir, J´ck?“ fragte Daniel in einem Stadium der Verwirrtheit, half damit nicht Jacks aufgerührten Emotionen.

„Wir sind auf P2Y-333, stecken in einer Höhle, erinnerst du dich? Du hast dieses Katzen-Ding gerettet und bist gefallen.“

„Oh, ja. Wie geht’s deiner Sch´lter?“

„Geht schon. Hier Danny, setz dich für eine Weile auf“, drängte Jack, hatte seine Nerven wieder unter Kontrolle, während er seinen Liebhaber hochzog, damit er neben ihm an der Wand der kleinen Höhle sitzen konnte.

Der Colonel half Daniel, ein paar Tylenol zu nehmen und manövrierte ihn so, dass Daniel an seine gesunde Schulter geschmiegt saß. Jack war erleichtert, weil Daniels Atmung ein wenig leichter schien, als sie geklungen hatte, während er auf dem Boden gelegen hatte.



Jack betrachtete seinen verletzten Seelengefährten, katalogisierte die Schnitte, neuen Prellungen, das getrocknete und frische Blut. Daniels Haar war zerwühlt von dem Verband und dem Regen vorhin und er war müde, doch für Jack war das, was er sah, Perfektion. Er platzierte einen Kuss auf Daniels Stirn und lachte leise.

„Was so kom´sch, J´ck?“

„Denke nur gerade, wie süß du bist, Dannyboy, sogar jetzt.“

„Bin nicht süß.“

„Oh, doch, bist du, sogar zuckersüß.“

„Nein.“

„Doch!“

„Nein.“

Diesmal lachte Jack lauter. „Stell dich den Tatsachen, Schatz, süß ist süß und Sie, Dr. Daniel Jackson, mehrfacher Doktor, sind definitiv süß.“

„Jaaaaack.“

Ein weiteres Lachen und ein Kuss auf Daniels Stirn.

Jack rieb den Arm des jungen Mannes, fügte dann hinzu: „Du kannst deinem Schicksal nicht entkommen, Daniel, und du bist definitiv Teil der Ruhmeshalle der Süßen!“

Daniel tat sein Bestes zu murren: „Nenn mir nur einmal, J´ck, wann ich süß war. Und jetzt zählt nicht, weil ich nicht süß bin, J´ck.“



Jack lächelte über den Widerstand seines Geliebten. Daniel war definitiv wach und in ihr scherzhaftes Streitgespräch vertieft.

„Ganz leicht, Blumenjunge. Wie wäre es, als du diesen kleinen Tanz auf dem Planeten mit diesen nackten Kerlen veranstaltet hast? Das war ganz sicher süß, gar nicht zu reden von sexy. Ich wollte dich dort auf der Stelle nehmen.“

„Wenn ich die En´rgie hätte, J´ck, würde ich d´ch schlagen.“

Ein weiteres Lachen. „Nein, würdest du nicht. Und außerdem ... Du weißt, das war süß, diesen kleinen ... Danny-Tanz zu machen! Sexy, heiß und süß, süß, süß! Dein Gesicht war klassisch, Daniel. Wir haben darüber gesprochen, als du kürzlich dein Computer-Tagebuch geschrieben hast, erinnerst du dich?“

„M´mm. Dein F´hler, trotzdem!“

„Meiner? Und wer nennt hier wen herablassend?“

„J´ck.“ **(Du weißt, du kannst es manchmal sein.)**

„Daniel?“ **(Jaah, ich weiß, aber du liebst mich immer noch.)**

„Hmm. J´ck?“ **(Hast mich erwischt, ich liebe dich wirklich. Aber Jack, mein Kopf tut weh.)**

„Ich weiß, Liebling“, murmelte Jack leise, brach ihre stumme, telepatische Kommunikation ab, liebkoste zärtlich den Körper seines Geliebten.

„Du b´st auch süß, J´ck.“

„Netter Versuch, Daniel, aber ich bin bloß ein verbrauchter Colonel mit den schlechten Knien, um es zu beweisen.“

„Thor, Syst´mlords.“



Jack war verwirrt. „Danny, bist du okay?“ Wieder bemerkte Jack, dass es eine dumme Frage war, wenn man bedachte, welche Verletzungen Daniel hatte. Doch der Colonel hatte Schwierigkeiten, die Verbindung von süß zu Systemlords zu finden.

„Tr´ffen, Yu, Nirr’ti, Kr´nos gingen weg. Galauniform, verlorene, w´nderv´lle Augen, s´hr verw´rrt. Du warst süß, J´ck, s´hr süß. Ich wollte, dass Thor heimgeht, damit wir ... du weißt.“

Jack lachte bei Daniels Worten, erinnerte sich an ihr Treffen mit den Repräsentanten der Systemlords, als die Asgard versucht hatten, die Erde zu einem geschützten Planeten zu machen. „Süß zu sein war an diesem Tag das letzte, woran ich dachte.“

„Warst du aber, J´ck. Du warst süß. Liebe dich in Galauniform.“ Daniel stoppte und versuchte zu lachen, soweit es sein geschwächter Zustand zuließ.

„Schluss jetzt mit dem süß-Gerede.“

„Du hast angef´ngen.“

„Beiß mich.“

„Wünschte, ich k´nnte.“

„Ah, Danny, ich liebe dich, und wir werden hier rauskommen ... bald. Und dann kannst du mich beißen oder diesem alten Körper antun, was immer du willst, okay?“

„´kay, J´ck“, antwortete Daniel beinahe flüsternd.



„Danny, ich muss uns etwas Holz holen, um das Feuer am Laufen zu halten. Es ist beinahe runtergebrannt.“

Mit großer Vorsicht nahm Jack seinen gesunden Arm von Daniels Schulter und vergewisserte sich, dass Daniel so sicher wie möglich an der Höhlenwand lehnte. Seine Kleider zusammensuchend zog sich Jack an, während Daniel ihn beobachtete, kein Wort sagte. Doch er zeigte ein kleines Lächeln aus Sehnsucht und Verlangen.



Einmal angezogen, kniete sich Jack nieder, ein stechender Schmerz durchströmte dabei die Schulter des Colonels. Jack wollte Augenkontakt mit Daniel halten, legte die Fläche seiner rechten Hand an Daniels Gesicht, drängte den jungen Mann, in seine Augen zu blicken.



Der Sturm hatte aufgehört, ihr Feuer erlosch und Jack hatte es fertig gebracht, Daniels Aufmerksamkeit so weit wie möglich zu erregen. Es war ein Zeitpunkt, so gut wie jeder andere, Holz für das Lagerfeuer zu suchen.



„Ich bin gleich zurück, Daniel, aber das ist wichtig. Du musst wach bleiben, Daniel, du darfst nicht einschlafen. Verstehst du?“

„W´ch bleiben. Nicht schlaaaaaaa...“

„Daniel, das ist wichtig. Ich bin bloß für ein paar Minuten weg, okay? Bleib wach, Daniel. Verstanden?“

„Ja.“



Jack küsste den Mann zärtlich und eilte hinaus in den trocknenden Wald. Er machte sich Sorgen, dass – selbst, wenn er etwas finden würde, das als Feuerholz geeignet wäre – es nicht trocken genug sein würde, um zu brennen.



Während er nach Holz suchte, war Jack verblüfft, wie strahlend blau der Himmel wieder war. Während das Grünzeug noch immer nass war und der Boden feucht, gab es keine Spuren der Dunkelheit am Himmel. Und als er sein erstes solides Stück Holz hochhob, spürte Jack erstaunt, dass es vollkommen trocken war. Welche Merkwürdigkeit auch immer den Unterschied zwischen dem felsigen Teil des Planeten und dem Tal, in dem er sich nun befand, bewirkte, musste auch den einzigartigen Kontrast zwischen dem nassen Grünzeug und dem trockenen Holz verursachen.



Jack untersuchte verwirrt den kleinen Klotz, doch seine Gedanken wurden von einem messergleichen Schmerz unterbrochen, den er spürte, als er versuchte, den Klotz mit seinem linken Arm zu halten.

„Oh, Herrgott noch mal“, bellte Jack, ließ den Holzprügel beinahe fallen. „Das schmerzt schlimmer, als ...“

Jack stoppte, erinnerte sich, dass er zu niemandem außer den Bäumen sprach. Er schüttelte seinen Kopf und setzte seine Arbeit fort.



Es war schwierig, sich zu bewegen, die Schmerzen wurden immer intensiver. Und die Tätigkeit, das Holz aufzusammeln, half dabei nicht. Jack war erschöpft. Daniel wach zu halten bedeutete, Jack konnte auch nicht ruhen. Ein Teil von Jack O’Neill fragte sich, ob er weitermachen konnte und wie er es schaffen sollte, genug zu sammeln und zu tragen, damit es reichen würde. Zeit war der entscheidende Faktor und brachte Jacks Willen dazu, weiter zu machen.



Wann immer Jack begann, seine Überzeugung zu verlieren, dass er es schaffen konnte, ließ ihn eine Sache weitermachen, gab ihm die Kraft und Entschlossenheit, sich zu bewegen: Daniel. Wenn es zu viel wurde, zu schwer, zu schmerzhaft, war alles, was Jack tun musste, sich seinen Geliebten vorzustellen. Und das war mehr als genug, ihn zu motivieren, seine Aufgabe zu beenden.



Er brauchte länger, als er vorgehabt hatte. Und als Jack zur Höhle zurückkehrte, hatte er Angst, zu lange weg gewesen zu sein. Jacks Herz hämmerte, als er Daniel an der Höhlenwand zusammengesunken sitzen sah, Augen geschlossen.

„DANIEL!“ brüllte er, versuchte, die Aufmerksamkeit seines Liebsten zu erlangen.

„N´cht schr´n, J´ck. N´r ausr´hen.“

Jack ließ sein Feuerholz zu Boden fallen und eilte zu Daniel, der langsam seine Augen öffnete. „Tut mir leid, Schatz. Ich war bloß ...“

„Ängstlich?“

Wieder legte Jack seine Hand an Daniels Wange, liebkoste sie. Er lächelte, beugte sich vor und küsste die weichen Lippen seines Archäologen. „Ja, ängstlich. Ich habe mich irgendwie an dich gewöhnt, weißt du. Wäre unglücklich ohne dich. Ich hätte niemanden, den ich ...“

„Ver´rgern?“

Jack kicherte: „Ja, verärgern, oder das tun könnte.“

Ein weiterer Kuss, dieser besitzergreifender als der letzte. Mehr eine Mitteilung für den jüngeren Mann, dass Jack ihn brauchte, ihn wollte, und dass er besser wach und am Leben bleiben sollte.



Daniel lächelte, während Jack begann, das Feuer anzufachen, Daniel von seiner Entdeckung erzählte, wie trocken alles draußen bereits war. Danach untersuchte Jack Daniels abgelegte Uniformhose und entschied, sie wäre trocken genug, um seinem Begleiter die dringend benötigte Wärme zu schenken.

„Komm, Danny, zieh die wieder an.“

„Dachte, du wolltest m´ch überv´rteilen, J´ck.“

„Oh, das tue ich, sobald wir dich nach Hause gebracht und ins Bett gesteckt haben ... unser Bett. Dann bist du Wachs in meinen Händen“, meinte Jack verführerisch, unterstrich das mit dem sexiesten Grinsen, das er fertig brachte, während er seinen kranken Geliebten anzog.



Aufgabe erledigt, das Feuer geschürt, setzte sich Jack wieder neben Daniel, zog eine schmerzhafte Grimasse, als seine Schulter gegen die Wand stieß. Jack zog Daniel an sich, verstärkte die Wärme und wollte ihm versichern, dass alles gut werden würde.

„J´ck, ich weiß, du w´rst str´ten, aber du solltest geh´n, J´ck. Such Sam, Teal’c ... hol Hilfe. Finden uns nicht, wenn du …”

„Sicher werden sie das. Wir müssen nur noch eine Weile durchhalten.“

„J´ck.“ **(Lüg mich nicht an, Jack.)**



Wohl wissend, dass Daniel das Thema nicht fallen lassen würde, beendete Jack die Angelegenheit rasch. Er würde Daniel nicht zurücklassen, warum sollte sich dann sein Liebhaber über etwas aufregen, das nicht geschehen würde?

„Danny, bringen wir das hinter uns und legen wir die Karten auf den Tisch. Dann reden wir wieder darüber, wie süß zu bist.“

„Bin ich n´cht.“

„Bist du doch!“

„Nein, J´ck.“

„Doch Danny, von deinen Zehenspitzen bis zu deinem Scheitel und ich liebe jeden süßen Zentimeter von dir.“

„H´r auf, Th´ma zu w´chseln.“



Jack war verzweifelt über Daniels undeutliche Sprache, während der junge Mann darum kämpfte, wach zu bleiben. Auch Jack war müde, an der Grenze der Taubheit wegen seiner Erschöpfung. Doch er konnte nicht aufgeben, nicht, wenn er seinen Linguisten lebend nach Hause bringen wollte.

„Hör zu, Daniel. Du hast eine Kopfverletzung; sie ist nicht hübsch, selbst, wenn du süß bist. Du blutest immer noch ein bisschen und hast wahrscheinlich eine Gehirnerschütterung. Du hast gebrochene Rippen und Schnitte und Prellungen überall auf deinem süßen Körper, die kontrolliert werden müssen, damit sie sich nicht entzünden. Und habe ich erwähnt, dass du rechts ein ziemlich prächtiges blaues Auge hast? Uns beiden ist kalt und du hast leichtes Fieber. Alles zusammengenommen ... Wir wissen beide, wenn ich hier rausgehe, schläfst du binnen zwei Minuten. Du musst wach bleiben und ich werde dafür sorgen, indem ich ...“

„... m´ch nerven?“

Der Colonel lachte. “Ja, wenn das nötig ist. Ich tue alles, was nötig ist, um uns beide hier in einem Stück herauszubringen. Carter und Teal’c müssen in der Nähe sein. Wir haben die Kontrollrufe verpasst. Sie wissen, wo wir waren, bevor wir diesen Durchgang erreichten. Sie finden uns, wenn sie uns suchen kommen.“

„J´ck, es war Zuf´ll, dass ich ihn f´nd. Musst geh´n, J´ck. B´tte.“

„Nein, Danny. Schau, ich hätte es sehr schwer, diesen Steilhang hinaufzuklettern, um zum Durchgang zu kommen, selbst, wenn ich allein ginge. Meine ... Schulter ist ...“



Jack pausierte. Er sprach nie gerne über seine Schmerzen, doch er musste einer Konversation ein Ende setzen, die nur auf eine Art enden konnte. Und zwar auf seine Art. Wahrscheinlich konnte Jack den Steilhang schaffen, hatte aber nicht vor, das vor seinem verletzten Freund zuzugeben, deshalb übertrieb er ein bisschen.

„... Die Schulter tut sehr weh, Danny. Wann immer ich versuche, mich zu stark zu bewegen ... durchbohrt es mich. Ich hätte weder die Kraft noch den Griff, aus diesem Tal rauszukommen. Und tragen könnte ich dich auf keinen Fall. Zusammenfassung ...“ Jack senkte seine Stimme ein wenig. „... Danny, alles zusammen genommen bedeutet das, ich lasse dich nicht allein, weil ich dich liebe. Die Wahrheit ist, du könntest und würdest mich nicht zurücklassen, wenn unsere Plätze vertauscht wären.“



Jack spürte Daniel sich ein bisschen verspannen, während er fortsetzte, noch immer leise aber fest. „Gib es zu, Danny, wenn ich derjenige mit dem gespaltenen Schädel wäre und deine Schulter sich anfühlen würde, als könnte sie jeden Moment abfallen ... würdest du mich zurücklassen? Würdest du?“

„Jack ...“ Es war die am stärksten und entschlossensten klingende Version seines Namens, die der Colonel von dem verletzten Mann gehört hatte, seit sie auf dieser Seite des Paradieses festsaßen.

„Richtig. Dachte ich mir auch nicht. Das haben wir also geklärt. Ich verlasse dich nicht. Wir tun, was wir können, um uns warm zu halten. Und bevor du es merkst, werden Carter und Teal’c kommen und den Tag retten.“

„Aber, J´ck.“ **(Jack, bitte. Ich will, dass du in Sicherheit bist. Ich will, dass du ... lebst.)**

„Daniel.“ **(Ende der Debatte. Du hast die Diskussion verloren. Hör jetzt auf.)**

„J´ck?“ **(Hörst du mir nur eine Minute zu?)**

„Was, Daniel?“ **(So wahr mir Gott helfe, Daniel, ich lasse dich NICHT hier allein zurück.)**

„Ich liebe dich, J´ck.“



Jacks Herz schmolz, verwandelte sich in Brei. Er konnte nichts dagegen tun, eine Träne entkam seinem Auge. Weitere drohten zu folgen. Er hatte so große Angst um diesen Mann, der alles repräsentierte, was in seinem Leben gut und wertvoll war. Falls er Daniel verlieren würde, wäre nichts mehr übrig. Wieso Daniel ihn liebte, würde für Jack O’Neill ewig ein Geheimnis bleiben, doch er fühlte sich gesegnet.



Mehr Tränen fanden ihren Weg über das Gesicht des älteren Mannes hinunter, ein Zeichen seiner Erschöpfung. Er war unfähig, seine Emotionen vollkommen zurückzuhalten.

Das ist weder die Zeit noch der Ort dafür, tadelte sich Jack im Geiste, fluchte eine Flut stummer Obszönitäten, die nur durch ein leises Schniefen ausgedrückt wurden.



Daniel spürte einen Wechsel in Jacks Atmung und hörte – da war er sich sicher – ein Schniefen. Er zwang sich, zu dem Mann hochzublicken, der ihm an diesem Tag bereits einmal sein Leben gerettet hatte. Er sah die Augen des nicht-so-harten Colonels, sah die Tränen. Daniel hatte nicht viel Energie übrig, doch sein Herz übernahm die Arbeit für ihn, brachte seinen rechten Arm dazu, zum Gesicht seines Geliebten auszugreifen.
Daniel lächelte schwach, wischte die Tränen seines Colonels mit seinen Fingern weg, zog ihn dann in einen allzu kurzen Kuss und flüsterte: „Du bist mein Held, Jack. Du denkst dir immer etwas aus, du wirst es auch jetzt tun. Wir ... werden es schaffen. Sam und Teal’c werden uns finden.“

Daniel hatte ruhig, klar und sicher gesprochen und es verbrauchte das wenige, was er an Energiereserve übrig gehabt hatte. Er legte seinen Kopf an die gesunde Schulter seines Colonels, trocknete die fallenden Tränen.

„W´rd ´kay sein, J´ck. Liebe d´ch.“



Jack wusste, er musste sich zusammenreißen. Es wurde von ihm erwartet, sich um Daniel zu kümmern – nicht umgekehrt. Es schmerzte furchtbar, doch er hob seine linke Hand, packte Daniels Hand, brachte sie zu seinem Gesicht und küsste die Handfläche des jungen Mannes. Dann bewegte er ihre Hände hinunter zu ihrer Taille, ließ aber nicht los. Jack mochte es, die Hand seines Linguisten zu halten.

„Du hast recht, Danny. Wir werden es schaffen, wir beide. Nur noch ein bisschen länger, und ich liebe dich auch, Weltraumäffchen.“

Jack verlor erneut fast seine Beherrschung. Die Verwendung seines liebsten Spitznamens für Daniel brachte ein anderes Mal in sein Gedächtnis zurück, als Daniel an Bord von Apophis’ Schiff gestorben war.



Jack warf seinen Kopf zurück, als ob er die Schwäche seines Herzens zurückweisen wollte. Er musste sich beherrschen. Er spürte Daniels Atmung sich ändern, und der Colonel schnappte in die Realität zurück. Zu seiner Aufgabe, seinen Geliebten wach zu halten.

„Hey, Danny, ich gestehe dir dieses Treffen mit Thor und den Schlangen zu. Aber nenne mir eine andere Gelegenheit, in der ich süß war. Ich fordere dich heraus.“

„N´nunds´chz´g.“

„Ha?“

„1969, ´rbeit´n am Bus, Led´rj´cke, H´ntern ragte raus. Süß, J´ck, s´hr süß.”

„Mein Hintern, Daniel?” Ein Lachen konnte von seinem Linguisten gehört werden, brachte Jack selbst zum Kichern. „Du bist krank, Jackson, wenn du denkst, mein Hintern ist süß.“

„Mag deinen H´ntern, J´ck. Meiner.“

Jack lachte. „Nein Daniel, dein Hintern ist nicht süß, er ist sexy, und er gehört mir, mir allein.“

„Nein, J´ck, meine, dein H´ntern ´st meiner, n´cht mein H´ntern ´st süß.“

„Oh, entschuldige.“

„´s ´kay.“

„Du merkst schon, dass du beinahe 25 Jahre in die Vergangenheit gehen musstest, um ein süßes Ich zu finden, nicht wahr?“



Ein weiteres leises Lachen entkam dem Linguisten, aber er sagte nichts und das bereitete Jack Sorgen.

„Zeit zu essen, Danny, und versuch nicht einmal, mir zu erzählen, dass du nicht hungrig bist. Die Diskussion ist vorbei, bevor du auch nur ein Aber Jack herausbringst, verstanden?“

„Ja, J´ck, aber ...“

Daniels Argument wurde von einem Stück Energieriegel unterbrochen, das in seinen Mund gestopft wurde. Er bemühte sich tapfer, schaffte es jedoch nur, den halben Riegel zu essen. Jack wusste, sein Linguist hatte sein bestes versucht. Doch selbst in seinen gesündesten Zeiten war Daniel kein großer Esser und wenn er krank war, war es beinahe unmöglich, ihn ohne Infusionen und solches Zeug zu füttern.



Wieder überprüfte Jack Daniels Verband. Er blutete noch immer leicht, aber nicht so stark wie zuvor. Trotzdem war der weiße Stoff von Blut und Schweiß befleckt. Deshalb verstärkte Jack neuerlich den Verband, hatte Angst, das verschmutzte Material zu entfernen, wollte nicht eine Kruste aufreißen, die vielleicht verhinderte, dass sein Liebster stärker blutete.



Außerdem gab Jack Daniel ein paar Tylenol. Er überlegte Morphium, doch die Fleischwunde auf Daniels Stirn machte dem Colonel Sorgen. Er fürchtete, mehr Schaden anzurichten, wenn er seinem Liebsten das Medikament gab, als wenn er versuchte, ohne es auszukommen.



Daniels Temperatur stieg jetzt, verstärkte die Angst des Colonels. Er konnte nichts tun, als sich zu bemühen, Daniel zu trösten. Und zu beten, das ihre Teamkameraden sie bald finden würden.



Jack konnte spüren, dass es Daniel vorhin unbequem gewesen war, an die harte Wand gelehnt zu sitzen. Deshalb veränderte er ihre Position ein wenig, lehnte sich selbst gegen die Wand und ließ Daniel zwischen seinen Beinen sitzen, damit er sich auf ihn zurücklegen konnte. Jack diente als liebendes Kissen, platzierte die Thermodecke über Daniels Beine.



Jack mochte es, Daniel auf diese Art zu umarmen. Seine Schulter schmerzte noch immer, aber seinen Geliebten gegen ihn gelehnt zu spüren, fühlte sich an wie eine warme, tröstende Decke, die ihn beschützte. Jacks rechter Arm war um den jüngeren Mann geschlungen, streichelte zärtlich Daniels Bauch. Jacks Kinn lag auf dem seidigen Haar seines Liebhabers, und von Zeit zu Zeit konnte er nicht widerstehen, küsste den Mann. Die Empfindung, seinen Geliebten gegen sich gedrückt zu spüren, ließ Jack wünschen, sie säßen vor ihrem Kamin zu Hause, anstatt in irgendeiner kalten Höhle auf P2Y-333. Du bist ein Schwächling, O’Neill, sagte er sich.



„Okay, Dr. Jackson“, begann Jack, versuchte, optimistisch zu klingen, wollte seinen Geliebten wach halten und ihn an gute Dinge denken lassen. „Nenn mir eine andere Gelegenheit, bei der ich – wage ich es auszusprechen? – süß war.“

„Hmmm.“ Daniel dachte nach, lachte dann.

„Was? Komm schon, Daniel, spuck’s aus!“

„Als wir Körper tauschten.“

„Ah, Ma’chello. Behauptest du jetzt, Teal’c ist süß, weil ich in seinem Körper war?“

„Nein, J´ck, als Sam uns tauschte. Ich w´r du, und ...“

Jack lachte. „Oh, du meinst also, ich war süß, weil ich in deinem Körper war, Dr. Jackson?“

„N´cht str´ten, J´ck. Du warst derjenige, der ges´gt hat, ich wäre süß.“

„Und das bist du, Danny, süß und sexy und wunderschön und absolut perfekt auf praktisch jede Art.“

„N´cht M´ry Poppins, J´ck.”

„Den Göttern sei Dank dafür. Ich hasse es, dir nachrennen zu müssen, wenn du mit deinem Regenschirm davonfliegst, speziell hier, in diesem windigen Paradies.“

„J´ck, du b´st dämlich.”

„Nein, bin ich das? Ich dachte, ich wäre ernsthaft.“

„Der ´st gut. J´ck O’Neill und ernsth´ft.“

„Hey, ich kann ernst sein.“

„Jaklark´nnstd´wetten. Deshalb bist du im SGC Rad gef´hren.“

„Wir steckten in einer Zeitschleife, Daniel. Mir war ... langweilig.“

„H´ttest mit m´r spielen können. Hast m´ch arbeit´n lassen, während du R´d fahren warst.“

„Seit wann fährst du gerne Rad?“

„Coll´ge. Fuhr die g´nze Zeit Rad. Du h´st mich nie zum Rad f´hren mitgenommen, J´ck. L´bst mich n´cht.“ Daniel versuchte, ein verletztes Weinen auszustoßen.

Jack lachte und strubbelte leicht sein Haar. „Willst du Käse zu deinem WEINen, Dannyboy?“

„Ja, B´tte, und auch Crack´r.“



Beide lachten, verfielen dann für ein paar Minuten in zufriedenes Schweigen, hingen privaten Gedanken über den anderen und ihre Liebe nach. Jack streichelte immer noch den Bauch seines Geliebten mit zärtlichen, kreisenden Bewegungen, hielt sich von den verletzten Rippen fern. Doch dann hob Daniel seine Hände und packte Jacks Hand, brachte sie zu seinen Lippen und küsste die Handfläche.



Die beiden führten diesen kleinen Akt der Zuneigung oft aus. Manchmal sagte das mehr als es ihre Worte konnten. Oder ihre Körper, wenn sie in Situationen waren, wo sie ihre Liebe nicht körperlich ausdrücken konnten.



Daniel senkte seine Hände wieder zu seiner Taille, ließ Jacks Hand nicht los. Stattdessen hielt er sie weiterhin fest, streichelte sie mit dem bisschen Energie, das er noch hatte. Er musste das tun, musste etwas mit seinem Körper tun, das sagte Ich liebe dich, wenn Worte nicht genug zu sein schienen.



Jack spürte Daniels fieberheißen Körper sich plötzlich anspannen. Sein Liebster schwitzte stärker, doch es war zu früh für eine weitere Dosis Tylenol. Jacks stumme Beobachtungen wurden unterbrochen, als Daniel wieder sprach.

„W s´nd w´r, J´ck? Was ist pass´rt? Tut weh, J´ck.“

Es war schwierig, Daniels Worte zu verstehen, seine klappernden Zähne lauter als die ausgesprochenen Fragen.

Jack antwortete so beruhigend wie möglich. „Wir sind in einer Höhle, Baby. Wir haben hier Schutz gesucht, als der Sturm aufkam. Du wurdest verletzt, als ein Ast brach und du gefallen bist, aber alles wird gut werden. Carter und Teal’c werden bald hier sein. Und bis sie eintreffen, werden wir kuscheln.“ Jack pausierte, küsste das Haar seines Liebhabers. „Ich bin hier, Daniel. Die Kavallerie wird bald kommen.“

Daniel sagte nichts, ausgenommen ein gemurmeltes Okay.

Sie saßen eine Weile stumm da, Jack liebkoste ständig seinen Partner und kontrollierte ihn, um sich zu vergewissern, dass er nicht schlief.



Kurze Zeit später rutschte Daniel ein wenig herum, damit er sich ein bisschen stärker an Jacks Schulter kuscheln und ohne allzu große Schwierigkeiten in sein Gesicht hochblicken konnte.

„Was ist, Schatz?“

„Zus´mmen, immer?“

„Immer, Danny. Du weißt das. Nichts und niemand wird uns trennen, niemals. Abgesehen davon, ich kann noch immer nicht glauben, dass du diesen alten, verbrauchten Colonel willst. Wenn du nicht da wärst ... wer würde mich wollen?“



Daniel dachte nach. Jack beobachtete ihn, sah das zerschlagene Gesicht seines Liebhabers sich ein wenig verziehen. Er winselte, als er Daniel wegen des Schmerzes, der ihn durchfuhr, zusammenzucken sah. Daniel hielt Jacks Hand noch immer fest, schien nicht vorzuhaben, ihn loszulassen. Dann lächelte Daniel.

„Freya. Sie mag d´ch, J´ck.“

„Oh, Herrgott noch mal, Daniel. Sie ist eine Schlange.“

„Sie ´st der W´rt und sie mag d´ch.“

„Jaah, na schön, die Schlange mag dich und das bringt uns in einen Interessenskonflikt.“

„W´r könnten teilen.“

„Daniel, ich werde deinen Mund mit Seife auswaschen, wenn du solche Dinge sagst.“

„Sei ehrl´ch, J´ck. Erst mochtest du sie.“

„Ich? Du warst derjenige, der geflirtet hat, Daniel.“

„Habe ich n´cht.“

„Doch.“

„Nicht.“

„Doch.“

„Doch.“

„Nich...t. Daniel!“

„Entsch´ldige, J´ck, zu m´de zum Str´ten.“



Daniels Griff um Jacks Hand hatte sich gelockert und Jack begann wieder die Liebkosung des Oberkörpers seines Archäologen.

„Zu blöd, dass wir diese Armbänder gerade jetzt nicht haben; sie wären praktisch.“

Da kam keine Reaktion von Daniel. Jack betrachtete ihn genau und erkannte, dass die Augen des jungen Mannes geschlossen waren. Panik verschlang den Colonel, während er versuchte, seinen Liebhaber aufzuwecken.

„Danny. Komm schon. Es tut mir so leid, Danny, aber ich kann dich nicht schlafen lassen. Wach auf, Daniel.“ Jack hob seine Hand zum Gesicht des Linguisten, schüttelte es leicht, bis Daniel ein leises Keuchen ausstieß.

„J´ck?“

„Du bist eingeschlafen, Daniel.“ Jack sprach leise in die Haare seines Geliebten, bevor er eine neue Runde dämlicher Konversation begann, gedacht, um seinen Seelengefährten am Leben zu erhalten.



Die Zeit verging. Jack wechselte ein paar der Pflasterverbände, die er an Daniels kleineren Schnitten verwendet hatte, gab ihm mehr Tylenol, fütterte ihn mit der anderen Hälfte des Energieriegels, den Daniel gerade so unten behalten konnte. Und er tat sein bestes, um die Liebe seines Lebens zu unterhalten und zum Reden zu bringen. Jack selbst war fürchterlich müde, doch er konnte nicht aufhören, weil Daniels Leben auf dem Spiel stand. Bald würde Hilfe eintreffen ... sie musste einfach.



Daniels Fieber war gestiegen und er zitterte wie ein ängstliches Tier, unfähig, sich warm zu halten. Der Wissenschaftler schwitzte stark, seine Haut sah aufgrund seiner Blässe wie Plastik aus.



„Fische“, sagte Daniel plötzlich, erschreckte den Colonel.

„Fische?“

„J´ck, w´rst du meine F´sche beh´lten?“

„Daniel, unsere Fische, und sie unterliegen deiner Verantwortung.“

„F´sche munter“, lachte der junge Mann schwach.

„Ja, Daniel, das sind sie.“

„Verg´ss n´cht, F´sche f´ttern, J´ck.“

„Danny, du wirst die Fische füttern, sobald wir nach Hause kommen.“



Daniel griff wieder nach Jacks Hand und hielt sie so fest er konnte. Währenddessen sammelte er all seine Kraft und bewegte seinen Kopf, blickte zu seinem Colonel hoch. Er versuchte, nicht zu blinzeln, Tränen bildeten sich in seinen Augen.

Der Archäologe sprach in einem kaum hörbaren Wispern: „Liebe d´ch, J´ck, ´mmer, für ´mmer. D´nk d´ran, J´ck ...“

„Danny!“ kreischte der Colonel auf, die Panik verknotete seinen Magen vor Angst.

Daniel blinzelte ein paar Mal, Tränen liefen über sein Gesicht hinunter. „Küss m´ch, J´ck.“



Als Jack tat, worum sein Linguist gebeten hatte, ihre Lippen aufeinander presste in einer Erneuerung ihrer Einheit, entließ Daniels Hand die seine, fiel schlaff an seine Seite. Jack spürte die Lippen seines Partners zittern, dann hörte das Zittern auf. Daniel war schweißgebadet. Der ältere Mann zog sich zurück und sah die geschlossenen Augen seines Liebhabers. Tränen strömten offen über das Gesicht des angeblich hammerharten Colonels.

„Daniel. Tu das nicht. Ich brauche dich. Wach auf, Danny!“



Jack starrte ihn an, fror für einen Moment in der Zeit fest, eine Zeit, in der das Leben stehen blieb, wenn alles, was er war, vor ihm vorbeiraste. Und alles, was er war, war Daniel.

„Danny.“

Jack schnappte lange genug aus seinem Schock, um Daniels Puls zu prüfen. Er war da, schwach, aber Daniel war noch immer am Leben.

„Daniel.“

Immer und immer wieder rief Jack den Namen seines Geliebten, doch Daniel erwachte nicht. Jacks Gesicht war nass, so nass wie an dem Tag, als Charlie starb.

„Charlie.“



Jack dachte jeden Tag an seinen Sohn. Er hatte sterben wollen, als er und Sara ihr einziges Kind begruben. Er wäre gestorben, wenn der Mann nicht gewesen wäre, den Jack in seinen Armen schaukelte. Und Jack wusste, wenn Daniel starb, würde er ihm folgen.



Er hielt ihn eng umklammert. Daniels Puls war furchtbar langsam, seine Atmung flach.

„Danny“, weinte Jack in leiser Verzweiflung in das Ohr seines Liebsten. „Ich werde deine Fische nicht füttern, Danny. Ich werde ohne dich nicht weiterleben, deshalb musst du leben. Hörst du mich, Dr. Jackson? Falls du ... Du musst überleben, Danny. Hilfe ist auf dem Weg, nur noch ein bisschen länger ... Und wenn wir zu Hause sind und du gesund bist, fahren wir mit dem Rad durch die Korridore des SGC. Wir machen es, Danny. Was sollen sie schon mit uns machen? Wir haben die Welt gerettet, immer und immer wieder. Sie werden uns nicht anrühren, Danny.“



Jack konnte kaum sprechen. Er verlor seine Selbstkontrolle, seine Beherrschung verschwand. Er fühlte, dass sein Leben – sein Daniel – ihm entglitt und es gab nichts, was er tun konnte, außer ihn festzuhalten.

„Danny. Ich liebe dich, Danny.“ Die Worte wurden immer und immer wieder wiederholt. Jacks Griff um seinen Liebhaber verengte sich, als ob er Daniel damit zwingen konnte, alle Kraft, die er brauchte, von ihm zu holen.

„Lebe, Danny. Du hast noch nicht all deine neun Leben verbraucht.“

Erinnerungen an Daniels verschiedene Todesarten und Beinahe-Tode zuckten durch Jacks Geist wie ein mörderischer Alptraum. Von Ra über Nem zu Apophis. Und sogar ihr verrückter Kelowna-Traum. Jack erlebte den Verlust seines Geliebten, bis er es einfach nicht mehr ertragen konnte zu denken.

„Weltraumäffchen“, flüsterte Jack, schloss endlich selbst seine Augen, gab sich geschlagen und akzeptierte die Niederlage.



====



„Sir. Colonel O’Neill.“

Langsam öffnete Jack seine rot umrahmten Augen. Daniel lag eng an seine Brust gedrückt, Jacks Finger an den jungen Mann geschmiegt. „Carter?“

„Sir, bitte. Sie müssen Daniel loslassen. Er braucht Hilfe, Sir. Bitte.“

Jack blickte den Mann an, den er festhielt. Er war blass, sah jedoch so friedlich aus. „Danny?“ Jacks Griff war noch immer fest.

„Sir, wir müssen sofort los. Janet bringt die medizinische Notausrüstung durch das Gate. Wenn wir jetzt losgehen, sollten wir sie in etwas über einer Stunde treffen. Sir?“



Jack war verwirrt, starrte Carter an, nicht sicher, ob er halluzinierte oder nicht, aber er wollte Daniel nicht loslassen. Er hatte Angst davor, was geschehen würde, wenn er es täte.

„Carter, Daniel ist ...“

„Sir ... Jack, Daniel lebt, gerade noch, aber wir müssen ihn sofort hier rausbringen. Ich weiß, das ist schwer. Sss... Jack, Sie müssen Daniel loslassen, damit wir ihm helfen können.“

Jack nickte. Er wusste nicht, wer sich außer Carter noch in der Höhle befand und es war ihm auch egal. Er küsste Daniel auf die Stirn und murmelte: „Ich liebe dich, Daniel. Wir gehen jetzt nach Hause.“ Dann ließ er langsam seinen Geliebten los, entließ ihn in Carters Fürsorge.



Jack hörte Rufe, doch für ihn war die Welt verschwommen. Er sah Menschen herumgehen, seine Augen waren jedoch auf den bewusstlosen Mann konzentriert, der auf eine Trage gelegt, mit Decken und Gurten gesichert wurde.



Weitere Männer kamen herein und eine zweite Trage wurde in die Höhle gebracht. Jack hörte Carter mit ihm sprechen, ihre Worte klangen undeutlich. Alles, was er hören konnte, waren Daniels letzte Worte an ihn. Küss mich, J´ck. Er würde diese Worte niemals vergessen. Er würde sie hören bis zum Tag seines Todes. Und Jack wusste, das würde bald sein.



Jack spürte nicht die Morphiuminjektion. Das letzte, was er sah, waren die Marines, die aus der Höhle verschwanden, seinen Liebhaber wegschafften.

„Danny.“

Das Wort erstarb auf Jacks Lippen, als er sich dem drogenverursachten Schlaf ergab.



Jack träumte von Daniel, hielt ihn, berührte ihn. Er träumte von kostbaren, blauen Augen, weichen, vollen Lippen, schlanken Fingern, Fingern, die ihn berührten, ihn streichelten, ihn an Orte der Begeisterung sandten, von deren Existenz er nicht einmal gewusst hatte, bevor ihn diese magischen Finger berührt hatten. Jack träumte von einem Lächeln, dem schönsten Lächeln im Universum. Wenn Daniel lächelte, war es, als ob ein Baum zur Weihnachtszeit beleuchtet wurde. Sein ganzer Körper strahlte als Reflexion dieses glücklichen Aktes. Dieses Lächeln, das, welches Liebe sagte, Glück, Heim, war nur für Jack bestimmt und Jack lächelte in seinem Traum von Daniel.



Jack wollte, dass sein Traum für immer andauerte. Er wollte nicht erwachen und sich der Welt alleine stellen. Er konnte es nicht. Er wollte bleiben wo er war, in dem Traum von Daniel. Daniel ... wunderschöner Daniel mit seinem weichen, seidigen Haar, früher lang, jetzt aber kurz geschnitten.



Jack träumte von Lachen, Daniels Lachen. Daniel hatte gelacht, als Jack aus seinem kleinen Fischerboot gefallen war. Er hatte wieder gelacht, als sich Jack einmal für ein Kinderheim als Bugs Bunny verkleidet hatte, komplett mit langen Schlappohren und Puschelschwanz (und Daniel mochte diesen Schwanz wirklich). Er hatte auch gelacht, als Jack seine Blinddarmnarbe küsste und sie sexy nannte. Jacks Unterbewusstsein lächelte bei Daniels Lachen, selten aber doch gehört.



Jack träumte davon, mit Daniel Liebe zu machen, leidenschaftliche, alles verzehrende Nächte aus Entzücken und Beruhigung, aus Fundamenten und Verbindungen.



Worte. Jack träumte von Worten, Worten von dem Mann, den er liebte. „Ich liebe dich“, „Heim“, „Tanz“, „gemeinsam, für immer“, „meiner, meiner, meiner“, „Jack, mein Jack“. Erinnerungen an Worte, gesprochen von seinem Liebhaber, Worte, widerhallend aus Liebe und Verpflichtung, aus Hingabe und Sehnsucht. Daniels manchmal tiefe und verführerische, manchmal hohe und enthusiastische Stimme erweckte Jacks Emotionen. Mehr Worte.



NEIN, dachte Jack in seinem Traumstadium. Ich will hier bleiben, mit Danny, sprach er in seinem Geist. Er wollte nicht aufwachen. Jack wollte bei Daniel bleiben. Daniel musste überleben. Danny! weinte Jacks Geist im Traum.

„NEEEEEEIIIIIIN!“ Jacks Schrei hallte laut, während er in seinem schmalen Bett um sich schlug.



„Colonel O’Neill, es ist alles in Ordnung. Sie sind im SGC.“

Jack konzentrierte sich auf Janet, sagte nichts.

„Colonel, Sie werden wieder gesund. Sie haben eine Sehnenzerrung in der linken Schulter, aber es ist nichts allzu Ernstes. Sie müssen ein paar Wochen Innendienst schieben und ein bisschen Physiotherapie machen. Aber dann sollten Sie in Ordnung sein.“

Jack blieb noch immer stumm. Er wollte in seine Traumwelt zurückkehren. Was kümmerte es ihn, ob seine Schulter heilen würde oder nicht, wenn Daniel ...



„Danny“, flüsterte Jack.

„Colonel, Daniel ist ...“

„Nein.“ Jack drehte seinen Kopf von Janet weg. Er wollte es nicht hören. Er wollte bloß wieder einschlafen und dort bleiben mit seinem Traum-Daniel.

„Daniel ist in Ordnung, Sir. Na schön, er ist nicht in Ordnung, aber er wird es nach ein paar Wochen Erholung sein.“

Jack drehte sich zu Janet zurück, versuchte dann, rasch aufzustehen, ließ ein Stöhnen hören, als die qualvolle Schockwelle ihn bei der Anstrengung durchfuhr. Janet griff nach ihm aus und schubste ihn sanft wieder in eine liegende Position auf das Bett.

„Sie sollten es besser wissen, Sir.“

„Daniel? Wo ist Daniel?“

„Ich habe ihn in ein Einzelzimmer legen lassen, Sir. Seine Kopfverletzung war ziemlich schwer. Wenn wir ihn nicht zu dem Zeitpunkt erreicht hätten, wäre es zu spät gewesen.“

„Ich habe es versucht, Doc. Habe versucht, ihn wach zu halten.“

„Und Sie haben sein Leben gerettet, Colonel.“

„Er schlief ein.“ Jack weinte beinahe. „Ich ... ich konnte ihn nicht wecken.“

„Sie haben ihn stundenlang wach gehalten, Sir, und das machte den Unterschied. Er wird gesund werden.“

„Ich muss ihn sehen.“

„Sie müssen sich ausruhen, Sir. Daniel ist noch bewusstlos. Er wird erst in ein paar Stunden zu sich kommen. Dann können Sie ihn sehen.“



Jacks Blick machte dem Air Force-Major Angst. Da lag etwas Gehetztes in seinen Augen, doch sie konnte nicht sagen, was ihr gespenstisches Gefühl bedeutete.

„Ich ... ich muss ihn sehen, Major.“

Janets Augen weiteten sich bei dem Major. Niemand im SGC benutzte ihren Rang. Da lag eine Mitteilung darin, und Janet musste sich rasch entschließen, ob sie dem Colonel nachgeben oder sich behaupten sollte.



„Bitte, Janet. Ich muss Daniel sehen.“

„Janet. Sir, Sie sind wach.“

„Gut beobachtet, Carter. Carter, ich muss ...“

„... Daniel sehen, ja, Sir, ich weiß. Janet, könnten wir für ein paar Minuten unter vier Augen reden? Entschuldigen Sie uns bitte, Sir.“

Jack nickte. Carter schenkte ihm ein beruhigendes Lächeln und wanderte davon in die Stille und Sicherheit von Janets Büro.



Fünf Minuten später kehrte Janet zu Jacks Bett zurück. Hinter ihr standen zwei Pfleger. Sie löste die Verbindungen zu Herzmonitor und Pulsmesser und schob den Infusionsständer zur Seite, während Jack sie beobachtete.

„Janet?“

„Wir verlegen Sie in Daniels Zimmer, Sir. Ich nehme Sie bei Ihrer Ehre als Offizier, dass Sie allen Regeln gehorchen, die ich für Sie aufstelle. Angefangen mit ausruhen, sobald wir Sie dort untergebracht haben. Sie werden meinen Instruktionen detailgetreu folgen, Colonel. Falls Sie das nicht tun, werden Sie verlegt und wieder in der Krankenstation untergebracht. Ist das klar, Sir?“

„Kristallklar.“



Die Pfleger rollten das Bett in das Privatzimmer, in dem Daniel lag. Jacks Augen weiteten sich beim Anblick seines Geliebten. Daniel war an die gleichen medizinischen Apparaturen angeschlossen wie Jack es gewesen war, der Herzmonitor, Pulsmesser und ein paar Infusionen für wer-weiß-was, dachte Jack. Doch Daniel hing auch an der Sauerstoffversorgung, eines dieser Dinger, die in deine Nase gesteckt werden anstatt einer Maske. Und er hatte noch andere Dinge an seinem Körper befestigt, die Jack nicht erkannte. Eine Schwester machte Notizen in der Karteikarte, ging jedoch rasch hinaus, als Janet in ihre Richtung nickte.



„Janet?“ Sam stellte eine versteckte Frage im Namen ihres Freundes.

„Fünf Minuten, Sam. Dann will ich ihn wieder in seinem eigenen Bett sehen und bereit zu schlafen.“

„Kein Problem, Janet.“

„Ich meine es ernst, Sam. Ich breche hier eine Menge Regeln, aber ich werde Daniels Genesung nicht gefährden, oder die des Colonels.“

„Verstanden.“

Mit diesen Worten ging Janet hinaus, ließ Sam mit Jack und Daniel allein.



„Carter?“

„Sir, lassen Sie mich Ihnen hoch helfen. Janet gibt Ihnen fünf Minuten, um ... Sir, zu ...“

„Verstanden, Carter.“

Sam half Jack, sich aufzurichten und vergewisserte sich, dass er sicher neben Daniel auf der Bettkante saß.

„Ich ... lasse Sie allein, Sir, aber ich muss zurückkommen.“

„Fünf Minuten.“

„Ja ... Sir, ich ... ich komme wieder.“

„Carter?“

„Sir?“

„Ich danke Ihnen.“

Sam lächelte. „Er wird wieder gesund, Sir. Ich bin in fünf zurück.“



Jacks Augen hatten niemals die seines Liebhabers verlassen, nicht einmal, während er mit Sam sprach. Mit seiner guten Hand griff er aus und nahm eine von Daniels Händen, berührte endlich den Mann, der sein Herz war, fühlte seine Wärme zum ersten Mal, seit ...

„Ich dachte, du wärst wieder gestorben, Danny.“



Jacks Stimme klang ruhig, leise und er würgte Tränen hinunter, die er in Jahren nicht vergossen hatte, von denen er nicht einmal wusste, dass er sie hatte. Seine Hand streichelte die seines Geliebten. Es tat weh, doch das war Jack gleichgültig, er stützte sich, indem er seinen gesunden Arm auf Daniels Kissen legte. Jack beugte sich vor und küsste seinen Seelengefährten, nahm seine Hand und legte sie an seine Wange, während er sich aufrichtete.

„Danny ...“

Jack fand keine Worte. Er streichelte einfach weiter über Daniels Wange, ließ dann seine Hand wieder hinuntergleiten, um die Hand des Archäologen zu umfassen. Emotionen drohten den angeblich harten Colonel zu überwältigen, doch in diesem Moment fühlte sich Jack ausgetrocknet. Er war sicher gewesen, dass Daniel gestorben war. Und er war genauso sicher gewesen, dass auch er selbst gestorben war, wenn nicht physisch, dann emotionell.



Jack nahm Daniels Hand und legte ihre verschlungenen Finger auf Daniels Brust. „Dein Herz ist mein Herz, Danny“, murmelte Jack, bewegte dann ihre Hände und legte sie auf seine eigene Brust. „Es ist hier, Danny. Dein Herz ist in meinem, immer ... für immer, Danny.“



Er wusste, Sam würde bald zurückkehren, seine Zeit lief ab. Jack lehnte sich ein letztes Mal über seinen Geliebten und platzierte einen zärtlichen Kuss auf Daniels Lippen, dann auf seine Wange und noch einen an der Seite von Daniels Hals. Er setzte noch einen Kuss auf das Ohrläppchen seines Liebsten und flüsterte in das Ohr des jungen Mannes.

„Du bist mein Leben, Danny, mein Herz. Ich wünschte, ich könnte dir sagen, wie sehr ich dich liebe, aber du bist der Experte mit Worten. Wie kann ich dir klarmachen, was du mir bedeutest, wie leer ich ohne dich bin?“

Wieder fand Jack Daniels Lippen – kurz. Dann war seine Zeit abgelaufen.



„Es tut mir leid, Sir. Janet besteht darauf.“

Jack hielt noch immer Daniels Hand fest. Tatsächlich saß er über seinen Liebhaber gebeugt, als Sam wieder den Raum betrat. Jack war schon mehrmals erstaunt gewesen über die unfehlbare Geschicklichkeit seiner Stellvertreterin, das Paar in ihren intimsten Momenten zu unterbrechen ... in der Basis und außerweltlich. Es war frustrierend. Jack richtete sich auf, brachte Daniels Hand zu seinem Mund und küsste sie. Es war ihm gleichgültig, dass Sam es sah.



Obwohl sie fast vom Beginn ihrer Beziehung an über Jack und Daniel Bescheid wusste, hatten die Männer sie nie kompromittiert, indem sie Sam mehr sehen ließen, als der Durchschnittsmensch auf der Straße sehen durfte.

Ich bin eben egoistisch, dachte Jack in diesem Moment und gerade jetzt kümmerte ihn Frag’ nicht, sag’ nichts herzlich wenig. Das einzige, was ihn kümmerte, war, dass sein Liebster wusste, er wurde geliebt.



Jack legte Daniels Hand wieder auf die Brust des jungen Mannes, zurück auf sein Herz. „Mein Herz, Danny. Auf ewig dein. Denk daran.“ Er ließ Daniels Hand los und rief leise nach Sam, damit sie ihm in sein nahes Krankenhausbett helfen würde.

Eine Sam mit tränenfeuchten Augen vergewisserte sich, dass es ihr CO bequem hatte, bemerkte, dass Jacks Aufmerksamkeit vollkommen auf Daniel gerichtet war.

„Janet hat mir versprochen, dass Daniel gesund wird, Sir. Die Schwestern werden alle paar Stunden hereinschauen und nach ihm sehen. Er ... Janet sagte, er wacht vielleicht kurz auf, wenn sie ihn untersuchen, wird aber wahrscheinlich nicht sehr aufmerksam sein oder sich daran erinnern. Morgen sollte er aufwachen, Sir.“

„Ich dachte, er wäre tot, Carter. Er schlief ein und ich konnte ihn nicht wecken.“

„Ich weiß, Sir, aber er wird sich erholen.“

„Sie haben uns gefunden, Carter. Ich sagte Daniel, dass Sie ... ich ... dieser Durchgang war so versteckt.“

„Wir hatten Glück, Sir.“

„Wie?“

„Na ja, Sir, er ... na schön ...“

„Carter, bitte, keine Spielchen.“

„Entschuldigung, Sir. Wir hatte keine Ahnung, wo Sie beide steckten. Wir haben den Durchgang nicht gesehen und hätten ihn auch nicht gefunden, wenn nicht ...“

„Carter, spucken Sie’s aus. Was ist das Problem?“

„Es wird ihn verlegen machen, Sir. Er hat nichts dergleichen getan, seit ... na ja, Sir, seit Jahren.“



Jack starrte sie böse an. Er wollte sich auf Daniel konzentrieren. Und wenn der Major nicht zur Sache kommen konnte – und das schnell – war Jack bereit, sie zu erwürgen.

„Zum letzten Mal, Carter, was hat Daniel seit Jahren nicht getan?“

„Er muss seine Videokamera benutzt haben, Sir, und sie dann vergessen haben. Teal’c entdeckte sie auf einem Felsen, gerade, als wir die Gegend verlassen und wo anders suchen wollten. Sie lag einfach da, Sir. Als Teal’c sie holte, sah er den Durchgang.“

Jack schenkte ihr ein hämisches Grinsen. „Wieso würde Daniel überhaupt seine Kamera herausholen, Carter? Es gab dort nichts zu sehen.“ Als er bemerkte, dass Sam leise lachte, fragte Jack: „Was ist so komisch?“

„Na ja, Sir, das war genau, was Daniel sagte. Auf dem Band.“

„Carter, ich habe Kopfschmerzen. Reden Sie Englisch.“

„Sir, bevor wir den Gang durchquerten, schaltete Teal’c die Kamera ein, um zu sehen, ob wir irgend etwas herausfinden könnten, was passiert ist. Aber das einzige auf dem Band war: Ich werde das vor Jack niemals zugeben, aber falls ich nie wieder einen Stein ... äh, Artefakt ... in meinem Leben sehe, würde ich mich nicht beklagen. Dieser Ort besteht aus nichts als Felsen, noch dazu langweiligen Felsen. Mir ist langweilig.“

Jack lächelte. „Wahrscheinlich hat er die Kamera weggelegt, ohne es zu merken, als er den Durchgang entdeckte.“

„Klingt nach Daniel ... na ja, Daniel vor ein paar Jahren auf jeden Fall.“

Jack blickte zu seinem Geliebten und grinste. „Halten wir es ihm nicht vor, Carter. Dieser ... Lapsus ... hat uns das Leben gerettet.“

Sam grinste: „Ja, Sir, das hat es definitiv, Sir. Und jetzt sollte ich gehen und Sie ausruhen lassen. Janet hat darauf bestanden. Eine der Schwestern wird später kommen und nach Daniel sehen.“



„Carter, wegen Dr. Fraiser ... haben Sie ...“

Sam wendete ihren Blick von den Augen ihres CO ab und sah zu ihrem Wissenschaftler-Zwilling, dann zurück zu Jack. „Sir ... Jack, ich habe Janet nichts erzählt. Ich bat sie um einen Gefallen, Sir. Ich bat sie, mir zu vertrauen und gab ihr zu verstehen, dass sie mir keine Fragen stellen sollte. Ich sagte ihr, wenn sie nicht fragt, muss ich ...“

„Nichts sagen?“

„Ja, Sir. Es tut mir leid, Sir, falls ich zu weit gegangen bin. Ich hätte vielleicht nicht ...“

„Carter?“

„Sir?“

„Daniel und ich danken Ihnen – wieder einmal – für alles. Sie sind eine gute Freundin, Carter. Wir könnten uns keine bessere wünschen. Ich ... wir ... danken Ihnen.“

Sam errötete und weinte beinahe. Etwas, das sie vor ihrem CO nicht tun wollte. „Jederzeit, Sir. Ich sollte jetzt wirklich gehen, sonst wird Janet böse. Ich sehe später nach Ihnen, Sir.“



Am nächsten Nachmittag saß Jack auf seinem üblichen Platz ... neben Daniels Bett. Der junge Mann war noch nicht erwacht, ausgenommen die kurzen Momente, in denen die Schwestern ihre neurologischen Untersuchungen durchführten, ihm Fragen stellten, wer er sei und wo er sich befände und sich vergewisserten, dass seine Reflexe funktionierten.



Der Colonel war besorgt. Janet hatte gesagt, dass Daniel in 24 Stunden voll erwacht sein sollte, also diesen Morgen. Wieso war er nicht wach? Der mit-jeder-Sekunde-grauer-werdende Mann ängstigte sich immer mehr. Sam hatte Janet überredet, Jack etwas mehr Zeit allein mit Daniel verbringen zu lassen. Ohne das Risiko, von den herumflatternden Schwestern gestört zu werden. Und dafür war Jack dankbar.



Jack lächelte einen Moment, dachte über den regen Verkehr in ihrem privatem Zimmer nach, sprach leise zu seinem noch immer bewusstlosen Liebhaber. „Schau, Danny, diese Wohltäterinnen sollten bloß alle paar Stunden reinkommen. Aber bei dir ist es wie in der Grand Central Station. Ich denke, die wollen nur ihre Hände an dich legen. Wer könnte es ihnen verdenken? Aber du gehörst mir, Danny, und ich lasse dich nicht gehen. Du wachst besser bald auf, Liebling. Du weißt, wie ich bin ... wenn andere ... Leute dich berühren. Das endet vielleicht damit, dass ich Schwester Higgins niederschlage. Sie ist die schlimmste, weißt du. Erzählt mir dauernd, dass sie nur deinen Puls überprüft, aber diese Hände fummeln dafür ein bisschen zu tief herum, Dannyboy. Du willst doch nicht, dass ich eine Schwester schlage, stimmt’s, Danny?“



Jacks Tonfall hatte sich von Belustigung in Verzweiflung gewandelt, seine Angst wuchs. „Komm schon, Danny, Zeit aufzuwachen. Lass mich deine Babyblauen sehen. Komm schon, Liebster.“

Jacks Herz erhob sich in die Lüfte und seine Angst verschwand, als er das leise fragende „J´ck? Müde. Geh weg“, hörte.

Ein Kichern später trug er ein breites Grinsen im Gesicht. „Tut mir leid, Danny, kann ich nicht machen. Komm, öffne deine Augen und sieh deinen alten Colonel an.“

Daniels Augen öffneten sich langsam. „Nicht alt, Jack. Süß, nicht alt.“

„Ich liebe dich, Dr. Jackson.“

„Ditto, Colonel O’Neill.“



====



Sechs Wochen später


„Jack, das können wir nicht machen.“

„Können wir doch, Daniel.“

„Der General wird darüber nicht glücklich sein.“

„Der General mag uns. Er wird sich ... amüsieren. Außerdem wird er es nie erfahren. Es ist nach 11.00 Uhr nachts, Daniel. Kaum jemand hält sich im Komplex auf, schon gar nicht hier unten.“

„Jack.“ **(Er könnte dich vors Kriegsgericht stellen.)**

„Daniel.“ **(Nein, würde er nicht, hör auf zu streiten.)**

„Jack, ehrlich, das ist verrückt. Die Leute werden uns sehen. Die Kameras, Jack.“

„Daniel, sei kein Spielverderber. Niemand hält sich hier unten auf und um die Kameras habe ich mich gekümmert. Ich habe dir versprochen, dass wir das machen, und das tun wir jetzt.“

„Ich war bewusstlos. Es ... es zählt nicht.“



Jack blickte die Korridore hinunter, noch immer leer. Rasch küsste er seinen Archäologen auf die Nase und wendete sich seiner anstehenden Aufgabe zu, sagte: „Doch, es zählt, Danny, weil ich es dir versprochen habe. Und ich halte immer meine Versprechen, vor allem die, welche ich dir gebe. Selbst, wenn du nicht weißt, dass ich es gesagt habe.“

„Jack.“ **(Bitte, Jack. Ich will nicht, dass du Schwierigkeiten bekommst.)**

„Daniel.“ **(Du bestehst nur aus Schwierigkeiten, Daniel, die beste Art von Schwierigkeiten. Und ich liebe dich und wir tun das, also sei still.)**



Daniel erkannte, dass er den Streit verloren hatte, gab nach, und tat, was Jack verlangte.

„Ich kümmere mich um den schwierigen Teil, Daniel. Du hältst dich nur fest und lässt deine Füße nicht nachschleifen.“

„Du bist ein verrückter Mann, O’Neill.“

„Ja, aber du liebst mich trotzdem.“

Daniel lachte. „Na schön, es ist ein harter Job, aber einer muss ihn ja übernehmen. Und ich bin der einzige, der dumm genug ist, das auf sich zu nehmen.“



„Hier, setz den auf.“

„Jaaaack!“

„Daniel, Fraiser bringt mich um, wenn du fällst und keinen Helm trägst. Du bist noch immer im Innendienst und sie brüllt mich an, wenn ich ihre feine Näharbeit verderbe. Setz ihn auf ... sofort!“

„Sklaventreiber.“

„Nein, das hebe ich mir für heute Nacht auf.“

„Jack, hör auf. Wir sind im SGC.“

„Okay, okay. Bist du startbereit?“

„Bereit, Colonel. Volle Kraft voraus.“



General Hammond war ungewöhnlich lange im SGC geblieben. Besprechungen hatten seinen Zeitplan unterbrochen. Und seinen geplanten Urlaub wollte er mit einem sauberen Schreibtisch antreten. Im Moment überflog er den letzten Bericht von SG-11, als Sergeant Siler – der ebenfalls Überstunden machte, um dem General zu assistieren – hereineilte.

„Sir, kommen Sie schnell! Sie ... das müssen Sie sehen, Sir.“

Hammond erhob sich und folgte Siler in den Kontrollraum. „Was ist los, Sergeant? Ich sehe nichts Ungewöhnliches.“

Siler schluckte. „Der Gateraum, Sir. Sie sind ... im Gateraum.“



Der Major General wanderte zu dem großen Fenster, das den Gatraum überblickte. Als er hinunterblickte, sah er Colonel O’Neill und Dr. Daniel Jackson – die beiden führenden Mitglieder seines Flagschiff-Teams – ein Tandem-Fahrrad fahren. Beide Männer lachten lauthals.



„General, was sollen wir tun?“

Der Kommandant des SGC beobachtete Jack und Daniel ein paar Momente, wandte dann seine Aufmerksamkeit Siler zu und antwortete einfach: „Gehen Sie wieder an die Arbeit, Sergeant.“

„Sir?“

„Ich habe zu tun, Sergeant. Sie nicht?“

„Doch, Sir, habe ich. Aber was mit Colonel O’Neill und Dr. Jackson?“

Hammond betrachtete noch einmal seine führenden Clowns, die noch immer im Kreis herumfuhren. Ein Lachen unterdrückend blickte er zu Siler, stellte das militärische Gesicht zur Schau, das ihm geholfen hatte, seinen Rang als Major General zu erlangen, und sagte bloß: „Was ist mit ihnen, Sergeant?“



Siler verstand den Tonfall und nickte zu der stummen Nachricht. O’Neill und Jackson waren ... nicht hier.

„Nichts, Sir“, würgte Siler praktisch seine Antwort als Reaktion auf den drohenden Blick des Generals heraus.

„Ich schlage vor, Sie gehen wieder an Ihre Arbeit. Ich möchte hier vor Mitternacht rauskommen.“



Nachdem Siler genickt hatte und hinausgegangen war, blickte Hammond ein letztes Mal zu den beiden lachenden Männern hinunter und lächelte. Es war schön zu sehen, dass sie eine gute Zeit hatten. Sie hatten in den vergangenen Jahren so viele Tragödien durchgemacht und der General hatte bemerkt, dass es schien, als ob die beiden in der letzten Zeit mehr mit sich selbst im Reinen wären.



Er sah zu, wie Jack und Daniel das Fahrrad anhielten und abstiegen. Er beobachtete, wie sie einander anblickten – noch immer lachend – und sah ihr Lachen in etwas anderes übergehen. In Blicke und Seitenblicke, von denen der Major General wusste, dass er sie nicht sehen sollte. Für das Wohl der Männer und sein eigenes drehte sich General Hammond um und kehrte in sein Büro zurück.



Im Gateraum hatte Jack keine Ahnung, dass sie beobachtet worden waren. Er berührte Daniels Wange und meinte: „Fahren wir nach Hause. Jetzt bist du an der Reihe, dein Versprechen einzulösen.“

„Und welches Versprechen ist das, Jack?“

„Mich beißen.“

Daniel lachte verführerisch. „Wie du befiehlst, Colonel.“



Mit diesen Worten verließen die beiden Liebhaber still das SGC, fuhren den Berg hinunter in ihr Heim, wo sie ihr eigenes Paradies der Liebe und Wärme errichtet hatten. Eines, das für immer und ewig andauern würde.



ENDE
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