Suchende by JolinarJackson
Summary: Und hier, allein in der Dunkelheit, ließ sie die Tränen zu.
Categories: Stargate Universe Characters: Eli Wallace, Other Character, Vanessa James
Genre: Friendship, General
Challenges: Keine
Series: Destinys Gesichter
Chapters: 1 Completed: Ja Word count: 1044 Read: 2612 Published: 02.11.11 Updated: 02.11.11

1. Kapitel 1 by JolinarJackson

Kapitel 1 by JolinarJackson
Suchende


Gordon Bright war ihr erster fester Freund gewesen. Sie gingen ein halbes Jahr lang miteinander aus und sie hatte dem breiten Grinsen in seinem und in den Gesichtern seiner Freunde nie eine besondere Bedeutung beigemessen. Sie war 16, nicht gerade beliebt in der Highschool und den Cheerleadern ein Dorn im Auge. Jungs starrten Vanessa James nach und die Cheerleader – Aufmerksamkeit und glühende Blicke gewohnt – sahen sie als Konkurrentin.

Gordon, einer der Footballspieler und beliebtesten Jungs der Schule, sprach sie eines Tages nach dem Computerkurs an. Seitdem waren sie ein Paar gewesen. Als Sam Trishner – Klassenbester, Computerfreak und eines von Gordons Lieblingsopfern – sie ein halbes Jahr später im Flur aufhielt und nervös murmelte “Er ist nur wegen deinen Brüsten mit dir zusammen“ stieß sie ihn nur weg und ging weiter. Sie schlief mit Gordon, um sich und vielleicht auch Sam das Gegenteil zu beweisen. Als Gordon am nächsten Tag Fotos an seine Freunde verteilte, auf denen sie mit nacktem Oberkörper und schlafend zu sehen war, schlug sie zuerst ihn und dann Sam, der das Pech hatte, ihren Weg zu kreuzen. Sie flehte ihre Eltern an, die Schule wechseln zu dürfen, aber ihr Vater sagte nur: “Du willst ihn gewinnen lassen?“ Sie blieb. Sam blickte sie immer mit traurigen, braunen Augen an und irgendwann erfuhr Vanessa, dass er verknallt in sie war. Sie ignorierte ihn. Das Militär war eine Entscheidung, die seit Kindertagen für sie feststand. Ihre Familie war eine traditionsreiche Soldatenfamilie und Vanessa liebte ihren Job. Sie ignorierte die schmutzigen Witze der Männer, wusste, dass jede Frau sie zu ertragen hatte. Sie rächte sich, indem sie die beste Soldatin ihrer Einheit wurde – besser als einige der Männer. Sie dachte nicht daran, so bald wieder eine Beziehung einzugehen, aber sie hatte Sex, wann immer sie es brauchte. Es war lächerlich einfach, die Männer um ihren Finger zu wickeln. Dann kam Ikarus und mit ihr Matthew Scott. Ihre Beziehung war nie als mehr als Sex gedacht gewesen, aber sie mochten einander und für Vanessa stellte sich nach ein paar Monaten die Frage, ob es mehr sein könnte.

Inzwischen wusste sie, dass es nie soweit kommen würde.

Vanessa grub die Hände in den Hosentaschen und passierte das Observationsdeck. Als sie um die Ecke bog stieß sie mit jemandem zusammen. “Entschuldigung“, sagte sie automatisch. Doktor Caine lächelte sie an und Vanessa schloss einen Moment beschämt die Augen. “Tut mir wirklich leid.“

“Kein Problem“, antwortete er. Vanessa merkte, dass sie nervös wurde. Caine war süß, gebildet und die paar Male, die sie sich in der Kantine unterhalten hatten, weil sie zufällig am selben Tisch saßen, wirkte er nicht wie der Typ Mann, der nur auf ein schnelles Abenteuer aus war. Seine Hintergrundgeschichte hatte Vanessa über Umwege erfahren und er tat ihr leid. Ein netter Mann wie er sollte kein Witwer werden. Und diesen Morgen erst hatte sie sich vor ihm zum Idioten gemacht. Es war ein Wunder, dass er noch mit ihr sprach. Er hielt eine Thermoskanne und zwei Becher in der Hand und hob fragend die Augenbrauen. “Lauern Sie nichts ahnenden Männern jetzt schon im Korridor auf?“

Seine hellbraunen Augen funkelten amüsiert und Vanessa lachte, verlor einen Teil ihrer Nervosität.

“Heute nicht.“ Sie seufzte. “Was ich heute Morgen gesagt habe-“

“Wir wollten das doch vergessen, oder?“

Er lächelte freundlich und sie zog die Schultern hoch.

“Ja, es ist nur …“ Sie verdrehte die Augen. “Was ich gesagt habe, war nicht sehr nett. Es tut mir leid um Ihre Frau.“

Caines Augen zeigten einen Schatten von Trauer, den er jedoch schnell mit einem Lächeln unterdrückte. “Was Sie gesagt haben, war nicht nett“, gab er zu, “Aber nett gemeint. Ist okay.“

Sie lächelten sich an. Vanessa nickte zu der Thermoskanne. “Was haben Sie da?“

“Oh!“, machte er, “Den Versuch, so etwas wie Alkohol herzustellen.“ Er lachte und Vanessa antwortete mit einem Grinsen. Sie überlegte, ob sie ihm vorschlagen sollte, zu teilen. “Ihre Freundin, die Ärztin“, sagte Caine in diesem Moment.

“TJ?“, fragte Vanessa.

“Ja. Ist sie … ist sie Single?“, wollte Caine wissen.

Vanessa spürte, wie sich ihre Brust zusammen zog. “Ja“, sagte sie leise.

Caine nickte lächelnd. “Haben Sie sie zufällig gesehen?“

Vanessa räusperte sich mühsam und versuchte, ihre Enttäuschung zu verstecken. “Auf dem Observationsdeck.“

“Danke“, antwortete Caine, “Gute Nacht.“

Er war längst weg, ehe Vanessa antwortete: “Nacht.“ Sie verschränkte die Arme und atmete durch. Dann machte sie sich auf den Weg in ihr Quartier. Tränen drückten gegen ihre Augen, aber sie drängte sie zurück. Ein Kino kam ihr entgegen und Vanessa hoffte, dass es auf Suchmodus war. Umsonst.

“Hey!“ , erklang Elis Stimme und sie festigte den Griff ihrer Hände an ihren Oberarmen. “Ich habe die Duschen repariert. Der Wasserdruck dürfte wieder-“

“Nicht jetzt, Eli.“ Sie stürmte am Kino vorbei.

“Oh … okay“ , sagte er und plötzlich sah sie Sam vor sich. Rückblickend betrachtet war er wahrscheinlich der einzige Mann, der es je ernst mit ihr gemeint hatte.

Sie blieb stehen. “Danke“, sagte sie. Eli war ein netter Junge. Ein bisschen fehl am Platze, ein bisschen überfordert, manchmal etwas kindisch … aber definitiv einsam, wie Vanessa auch. Einsam in einer Gruppe von 80 Leuten. Und seit er vor ein paar Tagen scheinbar seinen gesamten Mut zusammengenommen und sich bei ihr dafür entschuldigt hatte, dass er ihr mit Riley in der Dusche nachspionieren wollte, hatte sie ihren Frieden mit ihm gemacht.

Sie ging in ihr Quartier. Sie zog ihre Hose aus, schaltete das Licht aus und setzte sich auf ihr Bett. Sie zog ein Kissen auf ihren Schoß und starrte auf die Schatten, die der FTL-Antrieb durch ihr Fenster auf das Bett warf. Und hier, allein in der Dunkelheit, ließ sie die Tränen zu. Sie weinte wegen Gordon, wegen Matt und wegen Dr. Caine. Sie weinte, weil Ikarus die große Chance hätte sein sollen – die Chance, ins SGC zu gehen und Mitglied eines Teams zu werden, das andere Welten erforschte – und sie stattdessen auf der Destiny gefangen war.

Allein.

ENDE
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