Tochter #1 by JolinarJackson
Summary: Nichts tun zu können – zu nichts Nutze zu sein – war zu viel für Chloe. Und das war genau das Problem. Sie konnte nichts.
Categories: Stargate Universe Characters: Chloe Armstrong, Eli Wallace, Multi-Chara
Genre: Friendship, General, Hurt/Comfort
Challenges: Keine
Series: Destinys Gesichter
Chapters: 1 Completed: Ja Word count: 2065 Read: 3029 Published: 02.11.11 Updated: 02.11.11

1. Kapitel 1 by JolinarJackson

Kapitel 1 by JolinarJackson
Tochter #1


Sie vermisste ihre kleine Wohnung in Washington und dort ganz besonders ihre große Couch und ihr Bett. Sie vermisste ihren Job, bei dem sie immer gefordert wurde, ohne im Mittelpunkt zu stehen. Sie vermisste ihre Mutter, ihre Freunde und ganz besonders ihren Vater. Manchmal saß Chloe stundenlang vor dem Shuttle, in dem sie ihn verloren hatte, und hörte Musik oder hing ihren Gedanken nach. Sie hatte immer mit ihm reden können, hatte immer eine bessere Beziehung zu ihm als ihrer Mutter gehabt, und sie glaubte fest daran dass er ihr auch jetzt noch zuhörte.

Matt hatte genickt und traurig gelächelt, als sie ihm von dieser Theorie erzählt hatte. Dann hatte er ihr von seinen Eltern erzählt und dem Priester, der ihn großgezogen hatte und dass er die Gräber der drei Personen, die die einzigen waren, die sich je für ihn interessiert hatten, regelmäßig besuchte, um mit ihnen zu sprechen. Chloe war nie sehr christlich gewesen oder überhaupt sehr religiös. An ein Leben nach dem Tod hatte sie nie geglaubt.

An Außerirdische und Raumschiffe allerdings auch nicht. Das Leben auf der Destiny überforderte sie auf eine Art, die sie nicht bewältigen konnte.

Sie war einen harten Job gewohnt, die aggressive Presse, die langweiligen Empfänge im Weißen Haus und die langen Nächte vor dem Computer, um Wahlkämpfe vorzubereiten.

Nichts tun zu können – zu nichts Nutze zu sein – war zu viel für Chloe.

Und das war genau das Problem. Sie konnte nichts.

Sie war keine Wissenschaftlerin oder Soldatin. Es war ihr erste Ausflug ins All. Sie hatte kein Überlebenstraining. Sie war die Tochter des Senators. Nicht mehr und nicht weniger. Und sie hatte sich nach Tod ihres Vaters so fehl am Platze gefühlt, so allein, dass es weh getan hatte.

Und dann war Eli da gewesen.

Er wirkte auch immer außen vor, obwohl er zu den Wissenschaftlern gehörte. Chloe wusste, dass sie ihn wegen seinem Alter nicht ernst nahmen und ihnen seine Nähe zu Colonel Young nicht geheuer war. Hinzu kam, dass Eli unsicher im Umgang mit anderen Menschen war, es sei denn, es ging um Mathematik.

Chloe war auch immer etwas schüchtern gewesen, allein ihre Job ließ sie aufblühen und selbstsicher auftreten.

In Eli fand Chloe jemanden, mit dem sie jederzeit reden konnte und der sie zu verstehen schien. Zwar sprach sie auch mit Matt, aber er war immer irgendwie abgelenkt und er setzte Prioritäten – erst kam sein Job, dann kam Chloe.

Sie war deswegen nicht wütend auf ihn – immerhin hatte sie ihr altes Leben, ihre Freunde und ihren Freund wegen ihrem Job verlassen – aber sie wusste, dass sie in Eli einen wesentlich aufmerksameren Zuhörer finden konnte. Außerdem bestand ein Unterschied darin, ob man mit seinem festen Freund sprach der mit seinem besten Freund. Über die Alpträume redete sie nicht mit Matt. Sie hatte das Gefühl, dass sie ihn nur belasten würde.

Seit sie geglaubt hatten, Destiny würde geradewegs in eine Sonne fliegen und verglühen, quälte Chloe die Vorstellung, wie sich dieser Tod angefühlt hätte. Rushs Worte fachten die Vorstellungen nur an und manchmal wünschte Chloe, sie hätte ihn nie gefragt, wie sie sterben würden.

Als sie schweißgebadet in ihrem viel zu kühlen Quartier aufwachte, Tränen in den Augen und zitternd, ging sie nicht zu Matt. Er machte sich genug Vorwürfe, sie auf der Destiny zurückgelassen zu haben, während er sich in Sicherheit begab. Dass sie Alpträume über diesen Tag hatte, würde ihm nur noch mehr zusetzen.

Chloe verließ das Bett und wünschte sich einmal mehr, dass Rush endlich das Heizsystem in den Griff bekommen würde. Im Torraum, auf der Aussichtsplattform und in der Kantine war es warm, aber die meisten der Quartiere und Labore bekamen nichts von der Wärme ab.

Chloe fröstelte und zog rasch ihr Hemd und die Hose an, bevor sie sich zusätzlich noch in ihre dünne Trainingsjacke und den Mantel wickelte. Das helle Rosa des Mantels war mit Schmutzflecken und verkrustetem Staub übersät. Chloe behielt ihn für die Tage, an denen sie wirklich fror, aber meistens begnügte sie sich mit der Fleece-Jacke, die sie in ihrer Reisetasche zur Icarus-Basis mitgebracht hatte.

Sie war froh, dass ihre Tasche während der Evakuation per Zufall den Weg auf die Destiny gefunden hatte – wahrscheinlich, weil sie noch im Torraum gelegen hatte, als der Angriff kam und einfach durch den Horizont geworfen wurde. Sie hatte ein paar Jeans und Oberteile an Wissenschaftlerinnen verschenkt, deren Kleidung während der Flucht zerrissen worden war. Behalten hatte sie nur die Jacke, zwei Hosen und zwei Oberteile.

Chloe ließ ihre Finger über den rauen Stoff des Mantels gleiten und dachte an ihren Vater, der in ihr geschenkt hatte. Dann öffnete sie ihre Tür und verließ das Zimmer.

Im Weltraum war immer Nacht. Die Flüchtling hatten einen Tagesrhythmus etabliert, der inzwischen von jedem eingehalten wurde.

Da momentan offiziell Nacht war, befand sich niemand auf den Gängen oder in der Kantine. Im Torraum würden zwei Soldaten sitzen und Wache halten und auf der Krankenstation schlief TJ, ewig in Bereitschaft. Chloe vermutete, dass auch Rush noch wach war und im Kontrollraum arbeitete. Und obwohl Eli für gewöhnlich an Rushs Seite zu finden war, so wusste Chloe, dass er im Moment schlafen würde.

Schlaf schien eines der Dinge zu sein, auf die Eli nur im Notfall verzichten konnte und da Destiny im Augenblick nicht auf eine lebensbedrohende Situation zuflog, würde er schlafen.

Elis Quartier war zugleich der Raum, in dem die KINO-Zentrale lag.

Chloe konnte seine Faszination für die kleinen Kameras nicht wirklich verstehen, aber sie mochte die Dokumentation, die er zusammen schnitt. Wann immer er neues Material verarbeitete, sah sie sie sich an. Aus Langeweile hatte sie inzwischen begonnen, das Voice-Over zu den Bildern zu verfassen, das irgendwann auf der Erde die Dokumentation abrunden würde. Es gab ihr etwas zu tun und sie war ein Profi, was sachliche Texte anging.

Schritte rissen sie aus ihren Gedanken und Greer kam aus der Kantine, in voller Montur, scheinbar dabei, seine nächtliche Runde zu drehen. Als er sie sah runzelte er die Stirn. “Miss Armstrong“, grüßte er.

Chloe nickte ihm zu und zwang sich zu einem Lächeln. Sie mochte Greer nicht sonderlich. Er schüchterte sie ein, ohne ihr jemals gedroht zu haben. Er war immer höflich zu ihr – zu jeder Frau an Bord. Es waren die Männer, die ihm widersprachen oder die ihn reizten, mit denen er in Auseinandersetzungen geriet.

Chloe hatte von seinem aufbrausenden Temperament gehört und von Wrays Abneigung ihm gegenüber. Sie schien zu glauben, dass er zu instabil sei. Chloe war gewillt, ihre zu glauben, wenn sie in seine Augen sah. Etwas lauerte dort. Es war aber nicht unbedingt etwas Böses, wenn man bedachte, dass er eine heftige Abneigung gegen Spencers Verhalten hegte, den Chloe schlicht und einfach hasste. Für die Art, wie er die Frauen ansah und auch für die bedrohliche Art, auf der er Eli manchmal anstarrte.

“Alles in Ordnung, Miss?“, fragte Greer und drückt seine Waffe mit einer Hand gegen den Oberkörper, achtete darauf, den Lauf zu Boden zu richten.

“Sicher“, antwortete sie, “Ich wollte zu Eli.“

“Ich begleite sie“, schlug Greer vor.

“Nicht nötig“, wehrte Chloe ab.

“Das mache ich gerne, Miss.“

Chloe zögerte nur einen Moment, dann nickte sie und ging neben Greer her den Gang weiter hinunter.

“Wir haben nicht geringste Ahnung, was uns auf diesem Schiff noch erwartet. Nachts allein unterwegs zu sein, ist vielleicht nicht so klug, Miss.“

Chloe hatte das unbestimmte Gefühl, dass Greer das Wort Miss eher spöttisch als respektvoll meinte. Als wollte er sie Missy nennen.

“Ich denke, dieser Bereich ist sicher. Wir sind schon seit Tagen hier“, erwiderte sie deshalb kühl und Greer grinste.

“Sagt Rush. Ich würde ihm nicht trauen.“

“Niemand sagt, dass ich das mache.“

“Ich meine ja nur, Miss.“

Sie kamen in dem Gang an, in dem Elis Quartier lag und Greer blieb stehen. “Gute Nacht, Miss Armstrong.“

Chloe nickte ihm zu und erst, als sie durch Elis halb geöffnete Tür schlich, wandte Greer sich ab und kehrte zu seinem Dienst zurück.

Chloe hatte versucht, Eli davon zu überzeugen, ein anderes Quartier zu beziehen. Seine Tür klemmte, wie die mehrerer Räume auf dieser Ebene. Noch wusste niemand, wieso die Mechanismen sich verkeilt hatten. Tatsache war, dass die betroffenen Türen konstant offen standen. Eli hatte abgelehnt. Er zog die Gesellschaft der KINOs einem anderen Quartier vor und als Chloe argumentiert hatte, dass jemand seinen Laptop stehlen könnte, hatte Eli ihre ein KINO in einem Lüftungsschacht gezeigt, das das Zimmer beobachtete.

Es war nicht ganz dunkel. Ein schwaches Licht kam von der Konsole und von dem Gang und machte es Chloe leichter, nicht über Elis Schuhe, leere Becher oder Schüsseln zu stolpern. Elis Quartier stand im krassen Gegensatz zu dem von Chloe. Wo sie penibel ordentlich war, war er chaotisch und wo bei ihr ein Doppelbett stand, hatte er sein Lager auf einem breiten Wandvorsprung ausgebreitet.

Chloe lehnte sich über ihren Freund und schüttelte ihn an der Schulter. “Eli?“

“Hm?“, fragte er. Dann seufzte er und drehte sich auf den Rücken. “Sie haben abgesagt, Mom“, murmelte er verschlafen, “War sowieso nicht mein Ding.“

“Eli.“

Er öffnete verschlafen die Augen. “Chloe?“ Er richtete sich etwas auf und musterte sie besorgt. “Alles okay?“ Sie nickte, dann schüttelte sie den Kopf. “Ein Alptraum?“, fragte er.

Chloe setzte sich auf eine freie Stelle neben Elis Knien und stützte die Ellbogen auf die Oberschenkel. “Ja.“

“Ist dir kalt?“

Sie nickte und Eli hob den Schlafsack an, den er als Decke benutzte. “Komm her.“

Sie warf ihm einen zögerlichen Blick zu und er verdrehte die Augen. “Rein platonisch.“

Chloe nickte. Sie stand auf und zog den Mantel aus, dann kroch sie unter den Schlafsack und rutschte näher an Eli heran, als er ihr Platz machte. Es war warm und gemütlicher, als Chloe vermutet hätte und sie legte ihren Kopf auf Elis Schulter und einen Arm um seinen Oberkörper. Sie konnte seinen Atem spüren und seinen Herzschlag hören und obwohl sie das Gefühl hatte, dass es etwas zu schnell schlug – als wäre er nervös oder aufgeregt – war es beruhigend. “Schlimmer Alptraum?“, fragte Eli und seine Stimme klang irgendwie erstickt.

“Schlimm“, bestätigte sie. Mit der Wärme kam die Müdigkeit zurück. Sie fragte sich eine Sekunde lang, ob sie Matt irgendwie betrog, wenn sie hier so mit Eli lag, strich den Gedanken dann jedoch. Eli war ein Freund – der besten, den sie je hatte. Nicht mehr und auf keinen Fall weniger.

“Ich kriege sie auch“, antwortete Eli.

“Worüber?“, fragte Chloe.

Eli legte einen Arm um sie und seufzte tief, ehe er ausweichend antwortete: “Zu Hause. Meine Mom verkraftet es sicher nicht so gut, dass ich nicht da bin.“

“Was passiert?“, fragte Chloe.

Eli zögerte einen Moment, sein Herzschlag beschleunigte sich, dann beruhigte er sich wieder und als er sprach, ahnte Chloe, dass er etwa ausließ: “Sie wird krank.“

Chloe nickte verstehend. “Ja, manchmal träume ich von meiner Mom. Sie weint die ganz Zeit. Wegen Dad.“

“Solche Träume hatte ich als Teenager.“

“Ist dein Dad gestorben?“, fragte Chloe vorsichtig.

“Nein. Weggegangen. Mom hat … sie hat wochenlang geweint. Es ging ihr in der Zeit … allgemein nicht gut. Sie hatte ihren Job verloren wegen etwas … wofür sie nichts konnte.“

“Das ist schlimm“, meinte Chloe.

“Ja. Aber sie fand einen neuen Job und … alles wurde etwas besser. Trotzdem war nichts wie vorher.“ Er wurde still und auch Chloe schwieg. Außer ihren Atemzügen war nur das leise Brummen des FTL-Antriebs zu hören.

Chloe schloss die Augen. “Wir sollten etwas schlafen.“

“Sicher“, antwortete Eli.

“Danke fürs Zuhören“, flüsterte Chloe.

“Immer“, antwortete er.

Kurz bevor sie einschlief, spürte sie einen Kuss auf ihrer Stirn und sie lächelte.

ENDE
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