Stargate - Zerberus: Season 4 by nickfrostus
Summary: Marco hat Organika zerstört und die Rettung von Zerberus scheint in weite Ferne gerückt. Geschockt starren Sebastian, Era und George auf die Trümmer von Organika, nicht ahnend, dass die letzte Konfrontation immer näher rückt. Können sie Marco aus dem bösen Bann befreien, so wie es einst mit Sebastian gelang oder scheint das Schicksal dieses mal kein gutes Ende zu nehmen? Das große Finale von Stargate-Zerberus! Die letzte Staffel in der sich alles entscheidet und jede Wahrheit enthüllt wird, beginnt!
Categories: Stargate Atlantis, Stargate SG-1 Characters: Multi-Chara, Own Character
Genre: Action, Alternativ Universum, Crossover, Friendship, General, Hurt/Comfort
Challenges: Keine
Series: Keine
Chapters: 21 Completed: Ja Word count: 139457 Read: 143184 Published: 30.10.11 Updated: 30.10.11

1. Folge 1: Das Licht von Zerberus by nickfrostus

2. Folge 2: Grenzen by nickfrostus

3. Folge 3: Arena der Rache by nickfrostus

4. Folge 4: Der verlorene Sohn by nickfrostus

5. Folge 5: Eiserne Ketten by nickfrostus

6. Folge 6: Lektionen by nickfrostus

7. Folge 7: Wiegenlied by nickfrostus

8. Folge 8: Quelle der Macht by nickfrostus

9. Folge 9: Der Rückkehrer by nickfrostus

10. Folge 10: Konsequenzen by nickfrostus

11. Folge 11: Amazone by nickfrostus

12. Folge 12: Karma by nickfrostus

13. Folge 13: Der Verkünder des Wortes by nickfrostus

14. Folge 14: Der letzte Aufmarsch by nickfrostus

15. Folge 15: Lanze und Schild by nickfrostus

16. Folge 16: Die Auferstehung by nickfrostus

17. Folge 17: Halbgötter by nickfrostus

18. Folge 18: Die Gezeiten der Zeit by nickfrostus

19. Folge 19: Der Pakt by nickfrostus

20. Folge 20: Die letzte Symphonie, Teil 1 by nickfrostus

21. Folge 21: Die letzte Symphonie, Teil 2 by nickfrostus

Folge 1: Das Licht von Zerberus by nickfrostus
Folge 1: Das Licht von Zerberus


Sie traten durch das Tor und ahnten nicht, was sie auf der anderen Seite erwarten würde.
Ihre Anspannung war groß aber auf den folgenden Anblick war keiner gefasst.
Sie verließen das warme, sonnige Wetter von Neumyrtharia und fanden sich im Regen von Organika wieder.
Es gab das Grollen des Gewitters und Blitze peitschten durch die Luft. Alle drei Zerberus-Teammitglieder verzogen das Gesicht, als sie ankamen. Sie standen auf der Plattform des Sternentors aber dort, wo eigentlich der Eingang zur Stadt von Organika war, gab es nichts.
Nur noch die reißenden Fluten des Ozeans.
George riss die Augen weit auf, als er die brennenden Trümmerteile im Wasser treiben sah.
Wo waren die vielen Bewohner? Wo war die Stadt, die sie inzwischen ihr Zuhause nannten? Wo war all das, was sie kannten und liebten?
Es existierte einfach nicht mehr. Era fasste sich vor den Mund und kämpfte mit der neuen Trauer. Noch immer war es reine Schockierung, dabei hatte sie gerade erst Celeb vor dem Traueraltar stehen gelassen. Nun durchweichte der Regen die Reste ihres Hochzeitskleides aber auch George und Sebastian waren bald komplett durch. Ihre schwarzen Anzüge klebten und keiner wagte ein Wort zu sagen. Da erblickte Sebastian etwas im Meer.
Auf einem kleinen Trümmerteil lag der bewusstlose Körper von Fürst Zaiku. Der Major sprang in das kalte Nass, ohne einen Gedanken an seinen Smoking zu verschwenden und fischte den alten Fürsten auf die Torplattform:
„Fürst Zaiku! Was ist hier passiert?!“
Es brauchte einen Augenblick, bevor sich der Organika besann. Dann keuchte er, spuckte Wasser aus und verdrehte schwach die Augen:
„Marco hat uns verraten… Er war das…“
Danach verlor Zaiku wieder das Bewusstsein und George ließ sich panisch vor ihm auf die Knie fallen, um ihm mit der Heilkraft der Antiker zu helfen.
Für die drei Teammitglieder brach eine Welt zusammen und Era fiel ebenfalls zu Boden.
Inzwischen hatte sie nicht einmal mehr genug Kraft um zu weinen.
Sebastian versuchte weiter Überlebende am Horizont zu erblicken aber nichts.
Alles, was es noch gab waren brennende Trümmerteile und die Fluten des Ozeans. Einmal mehr schien alles nur noch schwarz zu sein. Es gab kein Lebenszeichen und auch keine Heimat mehr. Nach einigen Minuten sackte George erschöpft zusammen und nahm die Hand wieder von Fürst Zaikus Körper:
„Ich habe ihn stabilisiert aber er braucht vernünftige, ärztliche Hilfe! Jemand einen Plan, was wir machen sollen?“
Der Goa`uld blitzte mit den Augen, dann ballte er die Fäuste:
„Marco hat uns verraten! Er ist jetzt auf Gabriels Seite… Ich hätte es wissen sollen, als er mich damals mit dem Messer attackiert hat!“
Plötzlich sprang Era wieder auf, drehte sich mit viel Geschwindigkeit um die eigene Achse und verpasste dem Major eine schallende Ohrfeige:
„Halt die Klappe! Du kannst Marco nicht einfach aufgeben! Er hat uns auch nie aufgegeben! Er hat für dich gekämpft, um dich zurück zu holen und nicht nur das! Er hat für uns alle schon einmal sein Leben riskiert und zwar mehr als einmal! Ich gebe ihn nicht auf und werde ihn aus Gabriels Bann befreien!“
Auch George nickte nur einverstanden, stimmt der Rede von Era voll zu und drehte sich zum Gate um:
„Era hat Recht! Wir alle haben mal die Seiten gewechselt. Nur wie sollen wir ihn finden?“
Kaum hatte George diese Frage ausgesprochen gab es ein Rauschen und die drei horchten auf. Danach erklang die Stimme von Colonel Whist und Sebastian entdeckte ein Funkgerät in Zaikus verkrampften Händen. Eilig entnahm er es dem Fürsten und antwortete:
„Colonel Whist? Hier ist Major Rantold! Was ist passiert? Bei ihnen alles in Ordnung?“
Es herrschte einen Moment Funkstille, dann kam die erleichternde Reaktion:
„Mehr oder weniger! Wir beamen sie auf die Antares aber erschrecken sie sich nicht! Das Schiff ist etwas angeschlagen!“
Danach hüllte ein Lichtstrahl die Freunde ein und beförderte sie auf die Brücke der Antares. Dort liefen die Techniker überfordert hin und her, während sie versuchten diverse Schäden zu beheben. Der junge Colonel hob eine Augenbraue, als er die durchnässten Anzüge des Teams sah:
„Ich nehme an die Hochzeit ist ins Wasser gefallen!“
Auf diesen dämlichen Kommentar folgten lediglich böse Blicke, bevor George aus dem Fenster sah und einen ganzen Hangar vorbei schweben sah. Wieder gingen seine Augen weit auf und die Fassungslosigkeit hüllte alle ein:
„Ist das da ein Teil dieses Schiffes? Was ist hier vorgefallen und wie ist der Status der Antares?“
Whist räusperte sich, dann seufzte er lautstark:
„Gabriels Schiff kam aus dem Hyperraum aber wir konnten ihm nichts entgegen setzten. Nach nur einem Schuss war die Antares ein Wrack und der Erzengel hatte frei Bahn!
Er hat die Stadt zerstört, Mr. Harrison aufgesammelt und ist gegangen!“
Era war wieder starr, bevor sie sich berührt zu dem Colonel umdrehte:
„Gibt es Überlebende?“
Zum ersten Mal hatte Colonel Whist gute Neuigkeiten und zeigte auf Pollon, der selbst auch durch das Schiff stürmte, wie ein kleiner, grauer Wirbelwind:
„Pollon war so geistesgegenwärtig einen Teil der Bevölkerung auf die Timaios zu beamen. Wir konnten auch zwei ZPMs, ca. fünf Jumper und einen großen Teil der Drohnen aus dem Reservoire sichern.“
Sebastian reichte dem Kommandanten die Hand aber Era erkannte gleich diesen schwächelnden Unterton von Whist:
„Wie viele? Wie viele Organika sind noch am Leben?“
„Knapp 100…“, gab der Colonel nur widerwillig zu, was bei den drei Teammitgliedern für neue Schockierung sorgte. Alle drei hätten jetzt zusammenbrechen können aber dafür war einfach nicht genug Zeit. Marco war mächtig genug, um mit Gabriel dieser Galaxie das Ende zu bereiten und wenn man den Geschichten der anderen glauben durfte, war ihr ehemaliger Anführer mächtiger denn jemals zu vor.
Ein Ärzteteam kam herbei und legte Fürst Zaiku auf eine Trage, die ihn auf die Krankenstation des Schiffes bringen sollten. Whist setzte sich wieder auf seinen Stuhl und stieß ein Grummeln aus:
„Lyana wird sich um den Fürsten kümmern! Sie hat auch überlebt aber was sollen wir tun? Die Antares kann zurzeit gar nichts mehr leisten und die Timaios kann auch mit ZPMs nicht unendlich Lebenserhaltung für 100 Menschen liefern!“
Sebastian zog sich seine Anzugjacke aus und begann lautstark zu grübeln, bevor er einmal aufschnipste:
„Die Timaios soll nach Gigantis fliegen! Wir bringen die Leute in Kritias unter! Mit den zwei ZPMs können wir die Stadt mit Energie versorgen und dort gibt es genug Platz, wie auch Waffen und einen Stadtschild!“
Die Idee war gut und alle stimmten zu. Pollon hatte das Gespräch gehört und tapste in die Runde der Diskussion:
„Diese Idee ist durchaus effektiv. Ich werde mit der Timaios Kurs auf Gigantis nehmen, damit sich das Team auf die Rettungsmission von Marco begeben kann. Diese Mission hat die höchste Priorität.“
Danach verschwand der Asgard mit einem Lichtstrahl auf die Timaios und nahm Kurs auf den vorübergehenden Unterschlupf. Colonel Whist hatte weitere gute Neuigkeiten und ließ seinen Techniker ein paar Daten auf dem Rechner erscheinen:
„Pollon konnte auch den Kurs des Schiffes von Gabriel berechnen. Er ist auf dem Weg zu dem Planeten mit der Kristallfestung! Die einzige Frage ist, wie sie dort hingelangen wollen…“
Wieder versuchten alle eine Lösung zu finden aber es kam keine. Minuten des sinnlosen Schweigens durchströmten die Brücke, als George seinen Kopf schief stellte und etwas überlegte, bevor er die Arme verschränkte:
„Wir könnten einen Jumper nehmen! Colonel? Haben sie die Daten von Dr. McKay an Bord, wie man einen Jumper mit einem Hyperantriebsgenerator ausstattet?“
Era, wie auch Sebastian machten einen Satz zurück und schienen sichtlich irritiert:
„Jumper mit Hyperantrieb?“
Der Schiffstechniker nickte nur, während Whist seine Leute in der Datenbank nachsehen ließ. George lieferte eine Erklärung:
„Ja, Dr. McKay hatte vor kurzem einen Unfall, bei dem er so schlau wurde, wie die Antiker. Er hat Pläne für einen Jumper-Hyperantrieb entwickelt, doch bisher wurde das nie getestet oder überhaupt eingebaut. Ich nahm nur an, dass diese Pläne an alle Schiffe verteilt wurden.“
Wieder überfordertes Starren der anderen.
Dann gab Colonel Whist die Bestätigung, was George neuen Mut verlieh.
Er wollte sich auf den Weg zum verbliebenen Hangar machen, als Sebastian ihn an der Schulter fest hielt:
„Und du meinst, du kannst das?“
„Natürlich! Ich habe auch einen Teil des Antiker-Wissens und nach vorgegebenen Plänen bekomme ich das schon hin!“

Auf einem kleinen Planeten betrat Marco mit dem Erzengel Gabriel die neu errichtete Kristallfestung. Marcos Blick war auf den Boden gerichtet und die dunklen Adern überzogen seinen Körper wie ein Netz, während seine Glatze im Licht dieses grellen Ortes funkelte.
Gabriel schien sich zu freuen wie ein kleines Kind. Er hatte von nun an den ehemaligen Anführer des Zerberus-Teams an seiner Seite.
In der Kristallfestung war viel Platz aber sofort erinnerte sich Marco an seine Erlebnisse, bei seiner letzten Ankunft. Vor ihm war der große Kristall, in dem diese Seele von Michael versiegelt lag.
Vorsichtig trat er an den Kristall heran und berührte die glatte Oberfläche. Sie war warm und wurde ebenfalls von Energie durchströmt.
Gabriel rieb sich bereits erfreut die Hände, als Marco sich zu ihm umdrehte und ihn mit zielsicherem Blick fixierte:
„Ich werde nicht seine Hülle! Sollte das dein Plan gewesen sein, muss ich dich enttäuschen!“
Der Erzengel schien nicht lange nachzudenken und brach wieder im Gelächter aus:
„Nein, du bist zu mächtig für mich! Mit deiner Hilfe brauche ich meinen großen Bruder nicht! Du kannst das Ende ebenso einläuten wie er! Die große Neuordnung!“
Mit einem Nicken drehte sich Marco wieder um, schaute dann aber auf seine Hände:
„Die Substanz hat die Umwandlung noch nicht beendet. So kann ich die Neuordnung noch nicht einläuten. Ich muss warten, bis die Transformation abgeschlossen ist aber die Kräfte sind phänomenal! Mit jeder Sekunde erhalte ich neue Fähigkeiten…“
Gabriel schien die Wirkung auch so erhofft zu haben und strich sich eine Strähne aus dem Gesicht:
„So ist es und ich wette du besitzt viele Kräfte, mit denen niemand konkurrieren kann…“
Der Glatzkopf schloss die Augen und konzentrierte sich auf diese neue Gabe, als er die Augen aufriss und eine Vision zu haben schien:
„Die anderen aus meinem alten Team werden bald auftauchen. Ich darf bei der Neuordnung nicht gestört werden. Du wirst sie aufhalten!“
Mit einer Verneigung drehte sich Gabriel um und verschwand erst wieder auf sein Schiff, während Marco erneut den Kristall berührte und die Augen schloss:
„Bald werde ich mir deine Kraft aneignen, Michael und dann wird diese Galaxie endlich vom Leid befreit.“

Über dem Planeten der Kristallfestung tat sich ein Hyperraumfenster auf.
Kurz darauf flog ein Puddle Jumper heraus und sauste auf den Planeten hinab. Dabei schien seine Geschwindigkeit nur sehr langsam abzunehmen. Im Inneren des Schiffes krallte sich Sebastian panisch in seinen Sitz, genau wie Era. George riss an der Steuerkonsole herum aber es tat sich nichts.
Ärgerlich funkelte der Goa`uld ihn aggressiv an und erhob die Stimme:
„Du hast doch gesagt, der Umbau ist kein Problem! Wieso werden wir nicht langsamer?“
Der Techniker schien langsam ins Schwitzen zu geraten:
„Nun ja… Ich hatte nur Pläne, wie ich den Hyperraum einbaue aber nicht, wie ich die Bremsen verbessere!“
„Du sprichst davon, als wäre der Puddle Jumper ein Auto!? Vielleicht sind die Bremsscheiben runter!“
Für diesen Kommentar hätte George dem Major gerne einen Kinnhaken verpasst aber die Situation war wohl etwas ungünstig. Era war in Gedanken ganz wo anders. Wie sollte sie vor Marco treten, wenn er vor ihnen stand? War er wirklich böse oder war es bloß der Frust der letzten Zeit?
Ihre Sorge wuchs, als der Jumper mit einem Scheppern in die Atmosphäre eindrang und der Boden immer näher kam. Sebastian hob mahnend den Finger:
„Jetzt wäre das Bremsen angebracht, George!“
„Ich weiß! Ich tue was ich kann!“
Zwar hatte der Techniker die Geschwindigkeit erheblich gedrosselt aber noch immer raste der Jumper wie ein Sportwagen. Der Boden war nur noch wenige Kilometer entfernt, als George die Spitze eines Berges streifte. Eine Erschütterung ging durch den Jumper, gefolgt von einem ohrenbetäubenden Knirschen. Danach kam das Torschiff am Boden auf und riss eine wahre Schneise in die Erde. Alle Insassen wurden nieder geworfen, als das Schiff weiter am Boden schleifte und dann endlich an einem Hügel zum stehen kam.
Das Zerberus-Team raffte sich durchgeschüttelt auf und verließ den Jumper durch die Heckluke. Dabei zeigte sich ihnen der erlittene Schaden. Die Unterseite des Schiffes hatte sich vollkommen verzogen. Während George sich nur beschämt hinter den Kopf fasste und Sebastian ärgerlich das Gesicht verzog war Eras Aufmerksamkeit auf den schimmernden Palast der Erzengel gerichtet, der nicht weit entfernt das Antlitz des Planeten zierte:
„Wir sind da! Auf geht’s!“
Sie liefen einige Zeit und bemerkten zunehmend, wie sich die Landschaft veränderte. Der Erdboden war mit einer Kristallschicht überdeckt, als hätte jemand eine Glasplatte über das Areal gelegt und überall standen spitze Felsen aus Diamant. Die Sonne spiegelte sich blendend in dem klaren Material und alles wirkte steril.
Das Team erreichte recht schnell den Eingangsbereich des Tempels und wollte gerade den Raum betreten, als sich aus dem Boden eine Gestalt erhob. Als wäre dieses Geschöpf ein Teil des Kristalls selber, nahm es feste Gestalt an und grinste schelmisch. Die Gruppe stockte und Sebastian richtete sofort seine P-90 auf den Körper. Es war Gabriel, der sie empfangen wollte, so wie es ihm Marco befohlen hatte. Sofort trat Era wütend vor und ballte kämpferisch die Fäuste:
„Du! Du bist für dieses Chaos verantwortlich! Was hast du mit Marco gemacht?!“
Der Engel verdrehte nur die Augen:
„Ich habe überhaupt nichts gemacht! Marco ist aus freien Stücken hier und ihr wart es, die ihn dazu getrieben haben!“
Era war schockiert aber Sebastian ließ sich nicht beirren:
„Mach Platz! Das wollen wir von ihm selbst hören!“
Gabriel wirkte alles andere als eingeschüchtert und verschränkte gelangweilt die Arme:
„Das könnt ihr vergessen! Ich habe den Auftrag euch draußen zu halten, bis Marco die Neuordnung abgeschlossen hat und für den Fall, dass ihr es vergessen habt. Ich bin bei weitem mächtiger als ihr!“
Diese überhebliche Art stieß bei allen bitter auf aber das Team war fest entschlossen. Era wollte gerade kampfbereit voran stürmen, als George sie am Arm festhielt und selbstsicher vor trat:
„Warte! Er hat Recht! So ist er mächtiger als wir und keine Waffe der Galaxis könnte das jetzt ändern aber er hat da eine Sache übersehen!“
Sebastian und Era waren sichtlich verwirrt und musterten George, der jetzt selbstsicher die Fäuste ballte. Es kam nur selten vor, dass der Techniker so ernst war und noch dazu so kampfbereit. Gabriel empfand die Situation als Witz aber in George funkelte der Zorn auf den Erzengel, bevor er tapfer vor trat:
„Dir wird dieses selbstgefällige Grinsen schon vergehen! Marco ist mein bester Freund und ich werde nicht zulassen, dass er etwas Dummes tut, was er später bereut! Du kannst es nicht wissen aber ich bin die einzige Person hier, die dich besiegen kann!“
Gabriel brach wieder in lautem Gelächter aus aber Era war alles andere als gelassen. Sie hielt kurz inne, dann schrie sie verzweifelt auf:
„George! Das kannst du nicht tun! Du weißt, was beim letzten Mal passiert ist!“
Der Techniker lockerte seine Haltung und legte die Hand auf seine Brust, bevor er einen letzten aufmunternden Blick zu seinen Kameraden warf:
„Es ist heute anders! Ich habe dazu gelernt! Ihr müsst in den Palast, sobald Gabriel aus dem Weg ist! Wartet nicht auf mich!“
Damit war es bereits für George entschieden aber Era wollte erst nicht akzeptieren, was er vorhatte. Sebastian hob den Daumen, dann packte er die Galonierin am Arm:
„Vertrauen wir ihm!“
Gabriel fand dieses Theater langsam langweilig und hob die Arme für den Kampf:
„Ihr kommt hier nicht vorbei!“
Danach gab es eine Druckwelle aus dem Körper von George und der Techniker hielt kurz zischend still, bevor ein Lichtstrahl zwischen der Brust und seiner Hand hin und her wanderte:
„Stufe 1!“
Es gab einen neuen Windstoß, wodurch für die anderen das Signal gegeben war. Mit erhobener Waffe stürmte Sebastian voran, gefolgt von Era, die nur verstört zu George zurück sah. Der Erzengel wollte gerade einen Satz vor machen, um die zwei Teammitglieder auszuschalten, als ihn eine merkwürdige Schockwelle erwischte und in den Boden rammte. Es gab einen Knall und die Freunde konnten an dem Erzengel vorbei, der überfordert zu Boden gedrückt worden war.
Danach richtete sich der Feind wieder auf, um wenigstens Era noch zu greifen aber wieder zog ihn ein Sog davon und warf ihn zu Boden. Erst jetzt fiel sein Blick wieder auf George, der mit gehobener Hand auf Gabriel deutete:
„Du?“
Der Techniker grinste frech und hatte kleine Schweißperlen auf der Stirn:
„Ja! Terrastigma nennt sich das… Willst du noch mehr sehen?“
Bevor der Engel eine Antwort geben konnte, wurde er mit Telekinese durch die Luft gewirbelt und krachte scheppernd in einen Kristallfelsen. Dieser stürzte ein und George musste sich stark konzentrieren, um den Zustand des Terrastigma nicht zu verlieren. Die Trümmer des Felsens gaben ein Grummeln von sich, dann erhob sich Gabriel wieder aus der Versenkung:
„Das war nicht nett! Willst du dich ernsthaft mit mir anlegen? Das schaffst du nicht!“
George blieb hart und nahm neue Kampfhaltung ein, während er sein Gesicht selbstsicher anspannte:
„Ich würde es schon ganz gerne versuchen und glaube mir… Du wirst garantiert nicht ohne jede Menge blaue Flecke davon kommen!“
Diese Aufforderung nahm Gabriel nun doch persönlich und jagte auf den Techniker zu, welcher wiederum seine Konzentration sammelte.

Ein glänzender, langer Korridor führte die beiden verbliebnen Teammitglieder zu einer großen Halle, die ebenfalls durch und durch aus Kristall bestand. Damals hatten beide nicht auf die Umgebung geachtet aber nun erkannten sie die Pracht dieses Ortes. In der Halle war die Person, die sie gesucht hatten.
Marco stand vor dem großen Kernkristall, in dem Michael versiegelt war und schien zu meditieren. Noch nie hatte der Anführer meditiert und so war es für die alten Kameraden ein merkwürdiger Anblick.
Era war sichtlich schockiert, als sie ihre alte Liebe in seinem neuen Look sah.
Marcos Glatze ließ ihn bedrohlich wirken, als hätte das zottelige, blonde Haar nie existiert und auch die schwarzen Adern veränderten sein Auftreten.
Es war nichts mehr von dem mitfühlenden Anführer zu sehen, der sich aufopfernd um sein Team sorgte. Marco hatte die Ankunft seiner alten Freunde bemerkt und richtete sich seufzend auf:
„Auf Gabriel ist echt kein Verlass… Sicherlicht hat ihn der gute George mit Terrastigma überrascht…“
Era wusste erst nicht, wie sie reagieren sollte aber ein Schauer lief über ihren Rücken, als sie diese leeren, verzweifelten Augen sah und diese gleichgültige Stimme vernahm:
„Wir sind hier, um dich aus dem Bann von Gabriel zu befreien… George setzt seine Gesundheit für dich aufs Spiel!“
Marco schien das herzlich wenig zu kümmern und nahm seine Freunde zum ersten Mal ins Visier, bevor er überheblich die Arme verschränkte:
„Hätte er das nicht schon früher machen können? Egal… Ihr könnt wieder gehen! Ich will nicht mit euch kämpfen und befreien müsst ihr mich auch nicht! Lasst mich einfach in Ruhe!“
Die Galonierin fühlte sich schon sehr verletzt durch diese Worte aber aufgeben würde sie sicher nicht. Voller Herzlichkeit trat sie auf ihn zu und musste wieder die Tränen zurück halten:
„Als ich vor dem Altar stand, ist mir klar geworden, dass ich dich liebe! Ich vermisse dich und ich will nicht, dass du leidest! Ich vermisse dein Herz, deine Opferbereitschaft, deine Aufrichtigkeit, ja sogar deine Stimme… Bitte komm zu uns zurück…“
Nun war Marco ruhig und schaute Era zögernd an, während sie auf ihn zu trat. Es schien zu helfen und etwas Wärme kehrte in seinen Blick zurück. Die Galonierin fühlte das Feuer zwischen ihnen und stand nun vor ihm:
„Hörst du? Ich will wieder mit dir zusammen sein… Ich habe einen Fehler gemacht, den ich nie wieder gut machen kann aber ich habe mich für dich entschieden und zwar endgültig.“
Eine komische Atmosphäre herrschte nun zwischen dem alten Liebespaar und auch Sebastian glaubte nun an ein Wunder.
In Marco ratterte das Gehirn, bevor er sanft lächelte und mit der Stirn runzelte:
„Das klingt toll… Leider interessiert mich das nicht mehr…“
Danach riss er seinen Arm herum und verpasste ihr eine schallende Ohrfeige, so dass die junge Frau am Boden landete. Sofort hob Sebastian seine P-90 und richtete sie auf Marco, bevor dieser Era weiter schaden konnte:
„Bleib stehen, Marco! Ich will dich nicht abknallen!“
Der Glatzkopf stockte tatsächlich, nur um dann lachend die Arme auszubreiten:
„Gut! Tu es, Goa`uld! Ich werde dich und Era ohne Gnade zerschmettern, wenn du es nicht machst! Drücke ab und beende unser Leid!“
Der Major kämpfte mit sich um die richtige Entscheidung und war dabei seinen Angriff abzubrechen, als Marco wieder an Era heran trat. Nun reagierte der Soldat doch und feuerte eine große Salve Kugeln auf den alten Freund ab. Marco wurde von dem Kugelhagel voll erwischt, Blut spritzte durch die Luft und er ging schreiend nieder. Der Schmerzenschrei von Marco und Eras Schrei der Trauer waren ein Tonfall, während der Goa`uld seine Waffe wieder senkte und schockiert zu dem Verletzten hinunter sah.

Es gab eine Explosion und schon flogen Felsen und Kristallsplitter wie Geschosse durch die Luft.
Gabriel bewegte sich schneller als jeder normale Mensch und wich den Wurfgeschossen perfekt aus.
George konnte gar nicht so schnell Sachen greifen, um sie auf den Feind zu schleudern, wie sich Gabriel ihm näherte. Der Erzengel tauchte neben ihm auf und verpasste ihm einen Tritt in den Nacken.
Der Techniker flog durch die Luft und wäre sicher schmerzhaft am Boden aufgeschlagen, hätte er den Sturz nicht mit der Telekinese abgefangen und sich selbst zum Schweben gebracht.
Danach stieß er ein Stöhnen aus und setzte eine Schockwelle frei, die Gabriel erheblich ausbremste, nur um dann einen neuen Schlag zu kassieren. Der Hieb traf frontal in sein Gesicht und ließ seine Lippe aufplatzen, bevor es ihn zu Boden riss.
Der Engel landete sanft auf den Füßen und knackte unbeeindruckt mit dem Genick:
„Du hast doch so angegeben! Wo ist deine Stärke jetzt? Deine Angriffe reichen nicht aus, um mich zu besiegen und deine Verteidigung ist ein Witz!“
Es hatte George viel Kraft gekostet und nun stützte er sich keuchend auf die Oberschenkel:
„Schade. Ich hatte gehofft es reicht aber so muss ich wohl doch noch einen drauf legen… Das wird nicht gesund aber was soll man machen? Stufe 2!“
Wieder berührte George seinen Brustkorb und löste einen Lichtstrahl aus, der eine neue Energiewelle erzeugte. Der Feind wollte es nicht so weit kommen lassen und raste wieder auf sein Opfer zu.
Jetzt war George schneller und riss die Augen schmerzerfüllt wieder auf, um eine Barriere zu erzeugen, an der Gabriel einfach abprallte. Der Kontrahent schlug gegen eine unsichtbare Wand, bevor ihn eine machtvolle Druckwelle davon katapultierte und sogar den Boden zum bersten brachte. Der Schiffstechniker schwebte in der Luft und packte Gabriel mit eine geistigen Griff, um ihn wieder zu sich zu ziehen und ihm dann einen Schlag zu verpassen, der sogar Marcos Fausthiebe bei weitem überbot.
Gabriel wurde von der Kraft einfach niedergemäht und landete in einer dicken Säule aus Kristall, welche donnernd über dem Gegner zusammen brach. Nun setzte George hustend am Boden auf und hielt sich die schmerzende Brust:
„Ich muss lernen sparsam mit Terrastigma zu sein, sonst halte ich nicht so lange durch…“
„Ganz genau! Wie lange, ist dir Frage!“, erklang Gabriels Stimme, als er aus dem Trümmerberg wieder hervor brach, sein langes Haar zurück strich und dabei auf die Schrammen in seinem Gesicht deutete:
„Du hast mich nicht schlecht getroffen aber meine Reserven sind größer als deine! Ich kann noch locker zehn Runden gegen dich durchziehen!“
George formte aus seinen Augen kleine Schlitze, bevor er wieder seine Brust berührte:
„Wer gibt jetzt an?“

Nur ganz langsam trat Sebastian näher an den leblosen Körper seine ehemaligen Anführers, immer noch die P-90 vor den Kopf:
„Es tut mir Leid, Marco aber du hast mir keine Wahl gelassen!“
Der Major hatte tatsächlich Schuldgefühle und es wurde wieder einmal klar, dass Sebastian nicht mehr der kaltblütige Goa`uld von einst war, der unter Anubis Einfluss stand. Era konnte nicht fassen, was gerade geschehen war. Marco lag tot am Boden, umgeben von Blut und durchlöchert durch die Waffe eines Freundes. Gerade wollte sie um ihn trauern, als die Leiche die Augen wieder auftat und begann zu lachen. Sebastian richtete sofort seine P-90 wieder auf den am Boden liegenden Körper, als Marco nur die Hände hob und sie betrachtete.
Blut klebte an ihnen aber woher kam es?
Seine Wunden hatten sich wie durch Zauberhand geschlossen und nur noch die blutbeschmierten Hände erinnerten an den Schuss:
„Das ist faszinierend, wie heftig meine Selbstheilung geworden ist… Was ich wohl noch alles kann?“
Danach machte er einen Satz und landete wieder auf den Beinen, als wäre nichts gewesen:
„Das war ein guter Schuss, Sebastian! Leider braucht es etwas mehr, um mich aufzuhalten!“
Der Major biss die Zähne zusammen, dann legte er ein neues Magazin in die P-90:
„Soll das wieder ein Blutvergießen werden, wie bei unseren anderen Kämpfen? Du hast immer nur ganz knapp gewonnen…“
Marco ließ sich nicht beeindrucken und schaute abwertend in Sebastians Augen, bevor er lauthals los lachte:
„Bild dir bloß nichts ein! Glaubst du ernsthaft, wir seien gleichwertig? Ich bin inzwischen so stark, dass ich dich mit nur wenigen Schlägen zu Hackfleisch verarbeite!“
Der Major wollte wieder schießen und schrie zornig auf:
„Du bildest dir etwas ein! Du lässt mir keine Wahl! Ich muss dich töten!“
Bevor sich auch nur eine Kugel aus dem Lauf gelöst hatte, stand Marco schon vor ihm und schlug ihm die P-90 aus der Hand. Die Waffe ging klappernd zu Boden und Sebastian sah nur noch ein Knie, welches sich tief in seinen Magen bohrte und ihn nieder zwang. Ein dumpfes Gefühl lähmte seinen Körper und raubte ihm sämtliche Luft.
Keuchend fiel der Soldat auf die Knie und schaute verbittert zu Marco auf, welcher seinen gleichgültigen Blick beibehielt. In ihm erschien plötzlich ein merkwürdiges Gefühl der Vertrautheit, als er eine entscheidende Frage stellte:
„Wieso?“
Marco grinste wieder:
„Du hast es selbst zu mir gesagt, als wir gegeneinander gekämpft haben, Sebastian! Ich bin, was ich bin! Hauptsache ich erreiche mein Ziel!“
Sebastians Blick weitete sich und die Bilder kehrten in seine Erinnerung zurück, als wäre es gestern gewesen. Genau die gleichen Worte hatte er früher als Marduk auch verwendet, als Marco alles getan hatte, um ihn zu retten. Dummerweise besaß Marco nun wirklich so viel Macht, wie er behauptete.
Im nächsten Augenblick packte ihn der Verräter an der Kehle und hob ihn hoch. Die Körperkraft des alten Anführers war überwältigend. Der Goa`uld gab nur ein Keuchen von sich und versuchte sich zu befreien aber es gelang ihm nicht. Marco schien nun wieder gelassen und redete voller Bedachtheit:
„Ich habe euch gesagt, dass ihr mich in Ruhe lassen sollt aber ihr hört ja nicht… Versteht ihr nicht, dass ich endlich meinen Platz gefunden habe? Dieser Platz ist nicht an eurer Seite!“
Er wollte gerade für einen vernichtenden Schlag ausholen, als ihn Era am Arm festhielt und den Angriff verhinderte:
„Bitte komm zur Vernunft! Wir sind deine Freunde, nicht deine Feinde!“
Sie umklammerte den Oberarm ihres Geliebten aber Marco blieb weiter kühl. Er ließ Sebastian los und schleuderte Era von sich weg, bevor er bösartig mit den Fingern knackte:
„Ihr seid nichts für mich! Bedeutungslos! Ihr verschwendet bloß eure Zeit, wenn ihr mich weiter mit Freundschaft zulabern wollt!“
Die Galonierin konnte nicht fassen, was Marco da sagte und ballte die Fäuste, um sie kampfbereit vor den Körper zu halten. Der Glatzkopf schien skeptisch, dann lachte er wieder:
„Mach dich nicht lächerlich! In einem Kampf kannst du nicht einmal einen Corona besiegen! Wie willst du mich dann schlagen?“
Era blieb standhaft und strahlte größte Entschlossenheit aus:
„Ich kämpfe wenn es sein muss bis zum Tod!“
Wieder stieß Marco bloß ein genervtes Seufzen aus und schüttelte gelangweilt den Kopf. Die Galonierin machte ihre Drohung war und rannte auf den alten Anführer zu. Sie riss den Arm nach hinten und ließ ihre Rechte dann schnell hervor sausen aber Marco fing den Schlag einfach ab. Er packte Eras Hand und bog den Arm leicht nach hinten.
Sie gab einen Schrei von sich und bemerkte nur, wie ihr Arm weiter zurück gebogen wurde. Mit einem letzten Ruck brach ihr der Feind das Armgelenk und Era ging schreiend zu Boden. Nicht einmal ihre Schmerzensschreie schienen ihn zu berühren.

Wieder gab es einen Knall und eine Rauchwolke stieg zum Himmel auf.
Dreck und Erde fegte durch die Luft und verteilte sich in der Umgebung, wie bei der Sprengung eines Gebäudes. Inzwischen war die Landschaft völlig verwüstet und überall waren Krater und Löcher. Kein Stein stand mehr auf dem anderen und von der Pracht der Kristalllandschaft war nicht mehr viel übrig.
Mit einer weiteren Explosion wurden Gabriel, wie auch George zu Boden geworfen.
Beide wirkten angeschlagen aber der Erzengel stand schon wieder und ballte ärgerlich die Fäuste:
„Das kann doch nicht wahr sein! Du bist hartnäckig!“
George war schon stark an seine Grenzen gekommen und keuchte, wie jemand mit Lungenschäden. Seine Beine zitterten und sein kompletter Körper war mit Wunden übersäht:
„Ich bin dickköpfig!“
Gabriel klopfte sich Staub von seiner Schulter und blitzte den Techniker düster an, während er mürrisch die Mundwinkel fallen ließ:
„Ihr kommt zu spät! Marco ist bereits euer Feind und nicht einmal eure „Macht der Freundschaft“ kann ihn noch bekehren. Er hat seinen Platz gefunden!“
George erinnerte sich gut an das Gesicht seines Kumpels und er war alles andere als bereit Marco jetzt schon aufzugeben, also holte er tief Luft, ignorierte den stechenden Schmerz im Herzen und legte wieder seine Hand auf.
Das Terrastigma hatte schon wieder erhebliche Schäden hinterlassen aber seine Dosierung war gut gewesen. Er hatte noch bei weitem nicht den Erschöpfungsgrad wie im Kampf mit Krom. Das war ein gutes Zeichen aber vermutlich würde dennoch keine Runden mehr gegen Gabriel durchstehen. Verbissen grübelte er über einen Ausweg und traf dann widerwillig eine Entscheidung:
„Stufe 3! Das könnte mich wieder einmal das Leben kosten aber das bin ich ja inzwischen gewohnt!“
Grelles Licht erstrahlte aus der Hand von George und hüllte ihn in einen gleißenden Lichtblitz, der selbst den Erzengel blendete. Dieser hielt sich den Arm vor das Gesicht, bevor ihn eine übermächtige Schockwelle von den Füßen riss. Um das Zerberus-Teammitglied begann alles zu schweben und eine Aura bildete einen energetischen Schutzschild, an dem alles abprallen würde. Der Schiffstechniker war bereit alles zu tun, um Gabriel zu besiegen und diesen Alptraum zu beenden. Auch der Kontrahent beschloss zu handeln und ließ seinen Arm zu einem Kristallschwert werden, welches bedrohlich im Licht des Planeten blitzte.
Mit einem großen Satz sprang Gabriel auf George zu, hob die Klinge und machte sich bereit den Körper des Guten zu durchstoßen:
„Glaubst du deine Telekinese bewahrt dich noch länger? Du bist am Ende!“
Die Kristallklinge traf auf die Aura, blieb daran hängen und bremste die gesamte Attacke, während George tief Luft holte und Gabriel hasserfüllt anstarrte:
„Du bist am Ende, weil du so dumm warst mich herauszufordern!“
Geschockt musste der Engel feststellen, wie eine Vibration durch die Klinge ging, bevor der Druck der Aura sie zersplitterte und somit nur noch ein Armstumpf von ihm übrig blieb.
Danach erfasste die Telekinese den Körper des Feindes, warf ihn zu Boden und drückte ihn in die Erde, wie eine Dampframme.
Zum ersten Mal seit seinem Auftauchen hörte man einen unerträglichen Schmerzensschrei von Gabriel. Der Körper von diesem begann wie die Kristalle der Umgebung zu splittern und Risse zogen sich durch die Gliedmaßen, während er immer mehr durch den Druck der Psikraft zerstückelt wurde. Mit einem letzten ohrenbetäubenden Getöse wurde der Schauplatz von einer neuen Staubwolke eingehüllt.
Jedes Kampfgeräusch verstummte und es dauerte einige Minuten, bis sich der Rauch wieder verzogen hatte.
Am Ende lag der leblose, zerbrochene Kristallkörper von Gabriel in einem tiefen Loch und George stand wackelnd daneben, völlig am Ende der Energiereserven.
Er atmete schwer und sein Herz böllerte wie ein Presslufthammer, völlig mit der Anstrengung des Terrastigma überfordert. Seine Lunge rasselte und ein unerträglicher Kopfschmerz machte seinen Schädel taub. Der Blick verschwamm etwas aber er stand und das war die Hauptsache:
„Ich habe ihn besiegt aber die Schlacht ist noch nicht vorbei… Ich muss zu Marco…“
Als er den ersten Schritt machte, gab das Bein nach und er fiel mit voller Körperlänge zu Boden, nicht mehr im Stande sich zu rühren.
Fluchend kniff er die Augen zusammen und gab seinem Körper den Befehl sich wieder aufzurichten aber es klappte nicht:
„So ein Mist! Ich habe es doch etwas übertrieben! ICH WILL IN DEN PALAST!!!!“

Era lag jetzt wimmernd am Boden, völlig von der Situation überrannt. Marco hatte nicht gelogen, als er meinte es wäre ihm alles gleichgültig.
Er hatte der Galonierin eiskalt dem Arm gebrochen und stand nun unberührt neben ihr:
„Ich habe dich gewarnt… Die Neuordnung steht kurz bevor!“
„Das kann doch nicht dein Ernst sein! Was willst du mit dem Mord an tausenden Menschen bezwecken?“
„Ich gebe der Galaxie ihren Frieden!“, gab er nur trocken von sich, als ihn plötzlich etwas am Rücken packte. Sebastian hatte sich wieder aufgerafft und sich angeschlichen, um ihn von hinten zu greifen und somit Marcos Bewegungen einzuschränken.
Gleichzeitig richtete er die Goa`uld Handspange auf seinen Kopf und stieß eine letzte Warnung aus:
„Beweg dich nicht oder dein Gehirn wird zu Brei!“
Marco schien endlich aufzuhören, denn seine Muskeln entspannten sich und sein Kopf senkte sich, als würde er nachgeben. Era erkannte sofort, dass es jedoch nicht Schwäche sondern etwas viel schlimmeres war: Stärke!
Der Major ahnte erst nicht, was da auf ihn zu kam aber es war bedrohlich. Die schwarzen Adern, die Marcos Körper wie ein Spinnennetz überzogen, begannen zu glühen, wie feine Glutpartikel und er begann hastiger zu atmen. Alle Muskeln in seinem Körper verkrampften sich, bevor ein Energieschub durch ihn ging und sogar Sebastian von ihm absprengte, wie einen lästigen Parasit. Dieser landete auf dem Rücken, raffte sich aber sofort wieder auf, während Marco sich abermals auf die Hände sah und beobachtete, wie das Leuchten wieder verschwand:
„Es ist fertig… Die Transformation ist abgeschlossen…“
Der Goa`uld leuchtete mit den Augen und richtete seine Handspange auf den ehemaligen Freund und entfesselte eine Druckwelle, die aber keine Wirkung zeigte. Marco stand felsenfest da und begann zu lachen, wie ein Drogenabhängiger nach einem ultimativen Flash.
Für kurze Zeit schien er gedanklich komplett abwesend aber dann fing er sich wieder und drehte sich zu Sebastian um:
„Ich kann sie spüren… Die Leben dieser Galaxie! Ich spüre ihr Leid und die Trauer der vielen Menschen in Zerberus. Es ist ein furchtbares Gefühl… Ich muss diese Schmerzen beenden!“
Er schien völlig benebelt zu sein und Tränen liefen ihm über das Gesicht, als er das Leid des Universums in seinem ganzen Körper verspürte. Für Marco wurde sofort klar, dass er diesen Schmerz beenden musste und dass die Neuordnung nicht länger warten konnte.
Er drehte sich zu dem großen Kristall von Michael um und ignorierte seine früheren Freunde komplett:
„Ich muss die Kraft des Engelkönigs in mich aufnehmen, wenn ich mein Ziel erreichen will!“
Sebastian hatte endlich eine Idee und zog eine 9-Milimeter aus dem Holster, um sie auf den Hauptkristall zu richten. Wenn er diesen zerstören würde, könnte Marco die nötige Energie nicht erlangen und wäre gestoppt.
Drei bellende Knaller später bohrten sich Kugeln in den Körper von Marco, der sich schützend vor den Edelstein stellte und nun endlich wieder Aufmerksamkeit auf seine ehemaligen Teamkameraden richtete:
„Ich werde das nicht zulassen und mir kannst du hunderte Kugeln in den Körper jagen… Es macht mir nichts mehr aus!“
Völlig unschlüssig senkte der Soldat seine Handfeuerwaffe und musste hilflos mit ansehen, wie sich Marcos Wunden schlossen. Auch Era, die sich wieder gefangen hatte, war am verzweifeln. Sie hatte inzwischen keinen Plan mehr, denn Marco reagierte sogar auf ihr Liebesgeständnis abweisend. Er war nicht länger der junge Mann, in den sie sich verliebt hatte, sondern ein zerstörerisches Monster.
Der Glatzkopf wand sich rasend schnell um und packte den Goa`uld abermals an der Kehle, um ihn vom Boden anzuheben. Wieder war Sebastian der Muskelkraft hilflos ausgeliefert und rang nach Luft.
Es schnürte ihm den Hals ab und kein Wort kam aus seinem Rachen, während Marco plötzlich eine kleine Stichwaffe aus einer Tasche zog. Es handelte sich um den Dolch, mit dem er schon damals auf Sebastian eingestochen hatte. Noch immer waren die antikischen Worte auf der Klinge eingraviert und sie war gereinigt, so dass sie im Licht glitzerte:
„Kennst du das noch? Wir waren schon öfter in dieser Situation aber heute rettet dich keiner und ich werde diese Tat nicht bereuen!“
Voller Sorge um den Major sprang Era wieder auf aber zu spät. Die Klinge bohrte sich im nächsten Augenblick wieder tief in den Körper des Opfers. Sebastian stieß nur ein enthemmtes Keuchen aus und schaute an sich herunter. Der Dolch steckte bis zum Anschlag in seinem Körper. Blut tropfte zu Boden und beschmierte den edlen Kristallboden, bevor Marco seinen Gegner los ließ.
Sebastian fiel hin und verkrampfte sich, während er dieses spitze Objekt in seinem Bauch verspürte, welches seine inneren Organe zerfetzt hatte. Kriechender Schmerz lähmte ihn und beendete den Kampf für ihn an dieser Stelle. Era kniete sich eilig neben Sebastian hin und versuchte ihm zu helfen, während Marco sich wieder zu dem Hauptkristall umdrehte.
Er berührte die Oberfläche und genoss die darin pulsierende Energie:
„Endlich bringe ich den Frieden!“
Die Galonierin zog die Waffe aus Sebastians Körper und presste ihre Jacke auf die stark blutende Wunde. Die rote Flüssigkeit wurde nicht weniger und richtige Wundversorgung war auch nicht möglich.
Marco hatte Position bezogen und breitete seine Arme aus, bevor ein grünes Energieband von dem Kristall ausging und sich mit seiner Brust verband, wie reine Lebensenergie. Danach leuchtete der ganze Kristall in diesem strahlenden Grün und Blitze zuckten durch die Luft.
Die ganze Kammer wurde erhellt und das Licht des Energiebandes spiegelte sich in den Edelsteinen des Raumes.
Immer wieder wanderten rote Schübe durch das Band vom Kristall in Marcos Körper, als würde sich die Macht von Michael auf ihn übertragen.
Er schien diese neue Power zu genießen aber dann geschah etwas Unerwartetes. Ein Körper sprang genau in das Energieband und trennte damit die Verbindung.
George hatte sich tatsächlich wieder aufgerafft und war dazwischen gegangen, um schlimmeres zu verhindern. Der Kumpel wirkte immer noch angeschlagen und schien sich nur mit großer Mühe auf den Beinen zu halten aber Marcos Verwunderung war dennoch groß. Ein typisches Grinsen wanderte über das Gesicht des Technikers:
„Hey, Marco… Was hast du vor?“
Der Glatzkopf wurde ärgerlich und begann diese andauernden Störungen seiner Freunde zu verabscheuen:
„Zieh Leine, George!“
Doch George rührte sich keinen Millimeter und schüttelte mutig den Kopf:
„Oh, nein! Du bist vielleicht ein Übermensch mit Superkräften aber ich kann Raumschiffe bauen, die dich in Stücke schießen.“
„Ich mache keine Witze, George, also verschwinde!“, fauchte der Böse garstig und ließ wieder Energie um seine Hand aufflackern, so wie bei der Vernichtung von Organika. Drei Energiebälle hagelten auf den Schiffstechniker nieder, zwangen ihn zu Boden und verursachten schmerzende Verbrennungen.
Das Energieband bildete sich erneut und der Transfer der Kraft schien weiter zugehen, als hätte George ihn nie unterbrochen aber dieser stand wieder auf, um die Verbindung wieder zu trennen.
Marco wurde immer wütender und ballte bereits knackend die Fäuste:
„Du kannst das nicht verhindern!“
Sicherlich hatte der Übermensch Recht aber George behielt dennoch seine Position bei und versuchte den Augenkontakt mit seinem alten Freund zu suchen:
„Richtig! Das kann ich nicht aber ich weiß nicht, wo ich sonst hin soll… Du warst immer mein bester Freund und wenn du schon hilfst die Galaxie zu zerstören… Bei wem will ich dann wohl sein…“
„Ist das dein umwerfender Plan? Du rettest Zerberus, in dem du mir sagst, dass du mein bester Freund bist?“
In Marcos Stimme klang nun bösartiger Sarkasmus mit. George lächelte sanft und senkte verträumt den Kopf:
„Erst wollte ich Terrastigma einsetzen und dich mit der Telekinese ins Weltall beamen aber ich dachte, dass es vermutlich keine Wirkung haben könnte…“
Mit verdrehten Augen baute sich weiterer Zorn in Marco auf:
„Und immer neue Witze…“
Era weinte wieder, während sie die Jacke so fest auf Sebastians Wunde presste, wie sie nur konnte. George tat wirklich alles, um Marco zur Vernunft zu bringen aber noch zeigte es keine Wirkung. Der Freund schien jetzt ernster zu werden und fixierte Marco mit einem gutherzigen Blick:
„Ich meine es ernst! Du leidest, ich weiß…
Und ich weiß, dass du gleich etwas abgrundtief Böses und Dummes tun wirst. Und doch will ich bei dir sein… Du bist Marco…
Der erste Tag an der High School… Du kamst zur Spät zu einer Vorlesung und wir sind auf dem Schulhof zusammen gekracht… Du warst hektisch und unentschlossen…
Du hast es weit gebracht! Du kannst die Galaxie vernichten…
Aber Tatsache ist, ja, ich bin dein bester Freund. Ich mag den jungen, lustigen Studenten Marco und den ernsten Anführer Marco und wenn ich drauf gehen soll… Dann nur hier…
Das habe ich verdient…“
Endlich bewegte sich George wieder und hinkte auf den verstörten Marco zu, der tatsächlich begann zu zögern:
„Denkst du ich verschone dich?“
Die Distanz war überwunden und beide Freunde schauten sich nun Auge in Auge:
„Das ist unwichtig… Du bist trotzdem mein bester Freund!“, hauchte George erschöpft, bevor er einen brutalen Tritt zwischen die Rippen bekam. Marco hatte nicht länger gezögert und zugetreten, wodurch der Kamerad ein Stück zurück geworfen wurde. Er schlug keuchend am Boden auf und spuckte Blut, während Marco wieder das Energieband aufbaute.
Dieses Mal war es härter wieder hoch zu kommen aber George tat es trotzdem, obwohl er aus Mund und Nase blutete:
„Ich muss mich entschuldigen… Wir alle müssen das, Marco! Du warst einsam und dein Leben war das härteste, was ich je gehört habe…
Immer wieder hast du Freunde und Familie verloren und wir waren nicht für dich da…
Wir alle haben uns nur noch auf uns selbst konzentriert, dabei hättest du uns gebraucht…
Vergib uns!“
Mit einem Ruck durchtrennte George das Band und ließ Marco drohend Aufzischen:
„Du sollst endlich die Klappe halten!“
Neue Energiebälle flogen durch die Luft und trafen frontal auf den Techniker. Anders als zuvor war die Kraft der Kugeln nur halb so stark und er konnte weiter auf Marco zulaufen:
„Du bist mein bester Freund!“
Als George wieder auf einen Meter vor ihm stand, ließ Marco seine Faust hervor schnellen und verpasste dem Kameraden einen Hieb ins Gesicht. Dieser wankte bloß und blutete mehr. Dennoch war etwas geschehen. Marcos Angriffe verloren zunehmend an Kraft und die leeren Augen füllten sich mit Verwirrung.
Wieder erklangen diese Worte, die ihn aus dem Konzept brachten und seine Fähigkeiten absorbierten:
„Du bist mein bester Freund!“
Jetzt hielt der Glatzkopf zitternd inne und hatte Erinnerungen vor dem geistigen Auge.
Die Rettung des alten Ehepaars bei dem Ladenbrand…
Die Rettung des Mannes, der von zack zusammen geschlagen wurde…
Die Aktivierung des Repositoriums in der Maya-Pyramide…
Den Sog, der ihn und seine Freunde in diese Galaxie brachte…
Die Liebe zu Era mit dem ersten Kuss…
Die Befreiung von George und Eden aus dem bann von Uriel…
Die Bekehrung von Marduk, der unter der Kontrolle von Anubis stand…
Alle Bilder hagelten auf ihn nieder, wie ein Emotionssturm und veränderten sein Körpergefühl. Tränen liefen ihm über das Gesicht und die schwarzen Adern zogen sich zunehmend zurück, während auch die blasse Haut immer besser durchblutet wurde:
„Was habe ich…? Oh, mein Gott…“
Jede Energie, die ihn zuvor übermächtig erscheinen ließ, verpuffte. Voller Schwäche sank Marco auf die Knie und begann wild zu husten. Danach beugte er sich vor und musste sich übergeben, während George jetzt müde zusammen brach. Aus dem Rachen des Glatzkopfes kam die schwarze Substanz und verließ seinen ganzen Körper, genau wie die übernatürlichen Kräfte, die erlangt hatte.
Völlig außer Atem begann Marco zu weinen und all den Frust, der sich angestaut hatte, raus zu lassen. Sein Körper zitterte und Tränen strömten über sein Gesicht.
George hatte es geschafft das Gute in Marco zu erwecken und griff seine Hand:
„Du bist wieder da, Kumpel…“
Der junge Mann wimmerte voller Verzweiflung, kehrte jedoch wieder dieser emotionale Unterton zurück:
„Ich bin ein Monster… Ich habe nur den Hass und das Leid von Zerberus gespürt aber nun konnte ich es fühlen… Liebe, Hoffnung, Einigkeit…
Das Licht der Zerberus-Galaxie…“
Auch Era fühlte die Erleichterung, konzentrierte sie sich dennoch auf die Behandlung von Sebastians Verletzungen. Endlich konnte das Team verschwinden und den Alptraum vergessen, wäre da nicht plötzlich diese diabolische Lache durch den Raum gehallt:
„Nein! So endet es nicht! Ich will die Kraft, die mir zusteht!“
Es war ein Beben hinter dieser abartig bösen Stimme, die für alle Ohren gänzlich unbekannt erschien. Auch wenn Marco den Energiestrom zum Hauptkristall abgebrochen hatte, tat sich nun etwas in diesem. Das grüne Leuchten kehrte zurück und Blitzte zuckten um diesen Stein herum, als würde er sich immer weiter aufladen. In dem spiegelndem Glanz konnten die Teammitglieder einen Schatten wandern sehen, der mehr an die Oberfläche trat und so festere Konturen annahm. Aus dem Stein erhob sich ein energetisches Wesen, welches schmerzerfüllt die Arme von sich streckte, um nach jemandem zu greifen. Es hatte lange Haare, wie Gabriel aber besaß eine größere Körperform, die immer stabiler wurde.
George hätte gerne eingegriffen aber es war ihm nicht mehr möglich.
Zu viel Energie hatte er im Kampf mit Gabriel eingebüsst aber neben ihm stützte sich Marco am Boden ab und fixierte dieses Energiewesen, welches offenbar die manifestierte Energie von Michael, dem König der Erzengel, war:
„Ihr habt genug Schaden verursacht! Ich werde der Galaxie den Frieden bringen, wie ich es geschworen habe aber auf meine Art!“
Mit neuer Entschlossenheit rannte Marco nun auf Michael zu, ballte die Faust und setzte zum Sprung an. Sein Zorn und der Hass waren verschwunden und nur noch der Wunsch nach Frieden dominierte sein Handeln.

>Ich werde nicht mehr davon laufen… Ich werde meinen Problemen den Kampf ansagen…
Und hier mache ich den Anfang!<

Mit genug Schwung hechtete er zu dem Gegner hinauf, holte aus und stieß seine Faust voran, so wie es seine Freunde immer von ihm kannten. Michael hatte noch keine, reine Festform, weshalb die Energie durch den Angriff auseinander getrieben wurde, ehe der Schlag die Oberfläche des geladenen Hauptkristalls traf.

>Der Schlag war hart genug!<

Dann lag für wenige Sekunden absolute Stille in den Hallen des Tempels, gefolgt von einem lauten Knirschen. Ein Spalt zog sich quer über den geladenen Edelstein und verhinderte, dass Michael weiter herauskommen konnte. Funken sprühten und Blitze schossen aus dem Riss hervor, trafen genau Marco und warfen ihn nieder.
Die Ladungen waren zu groß und die Intensität zu hoch. Der Hauptkristall wackelte, splitterte mehr und stieß tödliche Strahlen aus, während die Erde im ganzen Gebiet begann zu beben.
Trümmer stürzten von der Decke und der Palast begann in sich zusammen zu fallen. Era wusste nicht, was sie tun sollte, als sie alle drei Jungs ohnmächtig am Boden sah.
George war zwar bei Bewusstsein aber konnte sich nicht rühren. Sebastian verlor immer mehr seine Sinne, während er verblutete. Marco lag vom Blitzstrahl qualmend am Boden und die Kristalltempelanlage fiel in sich zusammen, wie ein Kartenhaus.
Gerade, als einer der Stützpfeiler barst, hüllte sie ein blauer Lichtstrahl ein, der ihnen bekannt vorkam.
Die Umgebung veränderte sich und wurde etwas düsterer, als sie sich zwischen mehreren Ärzten auf einem Schiff wieder fanden. Era sah sich panisch um, als zahlreiche Männer in weißen Kitteln die drei männlichen Teammitglieder auf Tragen legten und sofort mit Notfallmaßnahmen begannen. Es handelte sich um die Krankenstation eines Erdenschiffes und George stieß ein erleichtertes Seufzen aus, als die Ärzte seinen Zustand prüften:
„Wir sind gerettet!“
Die Tür der Krankenstation öffnete sich und Colonel Carter trat herein. Die blonde Frau schien ebenfalls erleichtert und begutachtete die völlig erschöpften Teamkameraden:
„Da sind wir aber noch rechtzeitig gekommen. Willkommen an Bord der Odyssee… Der Tempel ist eingestürzt aber wir konnten euch rechtzeitig heraus beamen…“
Die Galonierin brach nun ganz zusammen aber George schien außer der Übermüdung noch recht fit zu sein:
„Colonel Carter? Wie kommen sie denn hier her?“
Das Mitglied von SG-1 zuckte mit der Schulter und lächelte etwas, um die Freunde zu beruhigen:
„Erzähl ich ihnen später. Sie müssen erst einmal versorgt werden.“

Nach mehreren Stunden herrschte wieder Ruhe auf der Odyssee und sie flog durch den Hyperraum zum Planeten Gigantis, um sich dort mit der Besatzung der Antares zu treffen.
George und Era hatten sich rasch erholt aber die Galonierin trug eine Schlinge um den gebrochenen Arm. Nun saßen die mit Sam im Besprechungsraum der Odyssee und unterhielten sich über die Ereignisse.
Carter war sichtlich schockiert und musste die Neuigkeiten erst verdauen, bevor sie selbst reagierte:
„Wenn das der Wahrheit entspricht werden wir viel Arbeit in die Reorganisation stecken müssen aber dafür stehe ich gerne zur Verfügung. Als wir hier ankamen, bekamen wir eine Botschaft von Colonel Whist. So wussten wir, was vorgefallen war und haben uns sofort auf den Weg gemacht.“
George nickte dankend, dann stellte er neugierig den Kopf schräg:
„Entschuldigen Sie die Frage aber wieso sind sie denn hier? Sicherlich nicht, um uns im Kampf zu unterstützen…“
Sam lachte und schüttelte den Kopf:
„Nein, ich habe eine andere Mission aber das sollten wir klären, wenn wir auf Kritias sind. Ich werde euch helfen die Stromversorgung in Gang zu bekommen und die Stadt wohnbereit zu machen.“
Sie bemerkte den besorgten Blick von Era, die einfach nur Löcher in die Luft starrte:
„Sie können ruhig zu Mr. Harrison. Er wird sie sehen wollen, wenn er aufwacht.“
Glücklich sprang Era von Stuhl auf und rannte zur Krankenstation, um nach ihrem Geliebten zu sehen. Dort lag Sebastian immer noch an einem Beatmungsgerät. Auch Marco rührte sich nicht und lag leblos da. Nach allem, was er durchgemacht hatte, musste er sich innerlich sicher verändert haben. Würde er jemals wieder so werden, wie er vor der ganzen Sache war?
Sie wollte gerade seine Hand greifen, als er die Augen wieder auftat und suchend durch den Raum schaute. Die Galonierin spürte, wie ihr Herz schneller schlug:
„Marco? Alles okay? Wie geht es dir?“
Der junge Mann schien schlagartig erholt und setzte sich benebelt auf, während er sich unschlüssig im Raum umsah. Seine Gestik wirkte verloren und fast hätte er sich nicht getraut etwas zu sagen. Era sah ihn hoffnungsvoll an, als Marco endlich den Mund auf machte:
„Wo bin ich? Was ist passiert?“
Die Freundin wäre ihm fast um den Hals gefallen:
„Auf der Odyssee! Du hast den Kristall und somit die Festung zerstört! Am Ende hast du uns doch wieder gerettet!“
Er starrte die junge Frau unsicher an, dann runzelte er die Stirn:
„Wer sind sie? Kennen sie meinen Namen? Ich weiß nicht…warum das hier alles passiert… Was ist hier los?“

Fortsetzung: Folge 2
Folge 2: Grenzen by nickfrostus
Folge 2: Grenzen


Nun saß er da, ohne etwas zu sagen, mit zusammen gesackten Schultern und trüben Blick.
Nachdem er fast wegen einer Panikattacke wieder ohnmächtig geworden wäre, hatten ihm die Ärzte ein Beruhigungsmittel gegeben und in einen extra Raum gebracht. Eine Pflegerin kümmerte sich um den völlig verwirrten Glatzkopf.
Über einen Monitor konnte Era ihn genau beobachten und kämpfte mit dem Drang in den Raum zu stürmen und ihn mit einem Kuss wach zu rütteln.
Sie seufzte leise und berührte sanft den Bildschirm:
„Wieso muss das jetzt passieren, wo du doch gerade erst zurückgekommen bist…?“
Die Tür zu dem Überwachungsraum öffnete sich und Samantha Carter trat ein.
Die blonde Frau schien der Galonierin nachzufühlen, wie es in ihr aussah aber ganz verstehen konnte sie die Situation nicht:
„Wie geht es ihnen?“
Era holte tief Luft, dann sprach sie mit ruhiger Stimme, in der sich ein besorgter Unterton versteckte:
„Mir geht es gut aber ich mache mir große Sorgen. Wir haben Marco gerade zur Vernunft gebracht. Wieso erinnert er sich jetzt nicht mehr an alles?“
Sam konnte nur raten, da sie keine Ärztin war aber mittlerweile hatte sie schon so viel gesehen, dass sie schon fast einen anderen Grund vermutete:
„Vielleicht hatte das etwas mit dem Blitz zu tun, der von dem Kristall ausgesendet wurde. Gewisse Strahlungen können auch Auswirkung auf das Gehirn haben aber ich bin keine Ärztin. Ich weiß nicht, wie man das einschätzen soll…“
Era nahm Carters Begründung vorerst hin und schaute wieder auf den Schirm, wo Marco eingeschüchtert in seinem Bett saß und fragend Löcher in die Luft starrte.

George war müde und musste immer wieder gähnen, während er versuchte etwas zu essen.
Die letzte Schlacht hatte alle Teammitglieder geschlaucht, als Sebastian auftauchte und sich zu ihm setzte. Der Schiffstechniker musterte den Soldaten kurz, dann schaute er bedrück auf seinen Teller:
„Du darfst wieder aufstehen?“
Sebastian gab darauf keine Antwort und stieß beim Hinsetzen bloß ein Zischen aus. George musste also davon ausgehen, dass der Goa`uld noch immer eine tiefe Wunde mit sich herum trug aber den ärztlichen Rat einfach ignorierte. Beschweren durfte er sich sowieso nicht, da er es ja genauso machte. Lyana hatte ihm deutlich zu verstehen gegeben, dass Terrastigma für den Körper eigentlich keine Option mehr war und dennoch hatte George darauf zurückgegriffen, wie auf eine alltägliche Sache:
„Was sollen wir jetzt machen? Unsere Mission hier abbrechen? Die Erzengel sind besiegt und Organika zerstört. Marco hat keine Erinnerungen mehr und wir sind alle am Ende unserer Kraft…
Wer soll uns anführen?“
Sebastian dachte kurz nach, dann stützte er seinen Kopf am Tisch ab:
„Wir können nicht einfach verschwinden. Wir müssen den restlichen Organika eine neue Heimat aufbauen. Wir haben hier unsere Verpflichtungen…
Colonel Carter meinte, dass ich vorerst die Führung übernehmen soll…“
Der Major schien alles andere als glücklich mit der Entscheidung, zumal ihm viele der Bewohner aus Zerberus noch immer nicht vertrauten. Seine Taten als Marduk hatten einfach eine zu große Kerbe hinterlassen.
Nun kamen auch Era und Carter in den Aufenthaltsraum. Sam sah sich die drei erschöpften Freunde an und legte die Stirn in Falten, bevor sie aufmunternde Worte sprach:
„Wir werden Kritias schon in eine neue Basis verwandeln. Ich werde sie tatkräftig unterstützen und auch Mr. Harrison wird sicher bald seine Erinnerungen zurückerlangen. Sie müssen optimistisch sein!“
Alle nickten schweigend, als plötzlich die Tür auf ging und eine junge Frau herein stolperte. Die Gruppe schaute das Mädchen irritiert an und sie wirkte etwas überfordert:
„Colonel Carter? Wir landen doch gleich auf Gigantis… Was ist wenn ich dort wieder austicke… Laut den Berichten soll es dort viele Felsen und Erde geben…“
Die junge Frau hatte halblange, dunkelbraune Haare und trug eine Brille, die ihr immer wieder von der Nase rutschte. Sie sprach etwas hastig, da ihr die Ankunft auf der neuen Heimat wohl Sorgen machte.
Nun wechselten alle Teammitglieder rasche Blicke, während Carter sich räusperte:
„Darf ich ihnen Jenny McLane vorstellen? Sie ist der eigentliche Grund für meine Mission in die Zerberus-Galaxie.
Nach einer Mission mit SG-1 kam sie mit Technologie der Furlinger in Berührung. Marco Harrison hat bei der Mission die Anfänger überwacht…“
Sebastian schnipste, dann untersuchte er diesen Neuankömmling genauer:
„Ich habe den Bericht gelesen… Sie hat einen Prior durch ihre Kräfte lebendig begraben und Marco das Leben gerettet. Ich dachte sie wäre in Area 51. Wie sollen wir ihr helfen können?“
Carter nickte und deutete an, dass Jenny ruhig näher kommen sollte:
„Nun ja… In Zerberus gab es mehrere Situationen, die bei ihrem Fall helfen können. Sie trafen einen Verbrecher namens Patras der Wind kontrollieren konnte und habt Kontakt zu den Malkias-Mönchen, die Marco mehrmals halfen, seine Fähigkeiten zu bändigen.“
Diese Tatsache leuchtete ein und keiner wagte es noch zu widersprechen. Da hob George den Arm und grinste wieder breit:
„Okay aber wieso helfen? Sind ihre Fähigkeit keine Bereicherung im Kampf mit den Ori?“
Sam hatte mit einer derartigen Frage schon gerechnet und stieß ein Seufzen aus, während Jennys Kopf deprimiert zwischen ihren Schultern verschwand:
„Leider verliert sie zunehmend die Kontrolle über ihre wachsenden Kräfte und sie hätte durch ein Erdbeben fast Area 51 versenkt. Da dachten wir, dass sie auf Organika besser aufgehoben sei. Wir wussten ja nicht, dass dieses versenkt wurde…“
Bei dem Gedanken an die Verwüstung lief der Gruppe wieder ein Schauer über den Rücken.
Era schien gedanklich immer noch mehr bei dem verlorenen Marco zu sein, als bei der derzeitigen Diskussion, als ihr eine Idee kam:
„Ich und George gehen zu den Malkias-Mönchen, um Marco und Jenny zu helfen.“
Damit waren alle einverstanden, als die Odyssee über dem Planeten Gigantis aus dem Hyperraum sprang. Im Orbit flogen bereits die Timaios und der Trümmerberg der Antares. Über Funk meldete sich Colonel Whist, um die Freunde zu begrüßen.
Nur kurze Zeit später fanden sich alle im Hauptsaal der Stadt Kritias ein. Noch lag die Stadt im Dunklen aber Sam saß bereits im Kontrollraum um die ZPMs einzuschalten, die Pollon von Organika gerettet hatte.
Mit einem Surren fuhren die Energiequellen in den Generator hinab und versorgten den Komplex mit Energie. Ein lautes Knirschen ging durch die veralteten Korridore, als das Leben in der Stadt wieder erwachte. Die Lichter sprangen an und auch die Belüftung funktionierte einwandfrei.
Sam lehnte sich entspannt in ihrem Stuhl zurück, während George die Arme verschränkte und ein beruhigtes Summen von sich gab:
„Es funktioniert…“
Vor ihren Augen erwachte ein zweites Atlantis zu neuem Leben und bot dem heimatlosen Team eine neue Unterkunft. Der Vorteil an Kritias war der feste Erdboden, auf dem sich die Stadt befand. Nun begann Pollon die restlichen Bewohner von Organika herunter zu beamen. Die Crew der Antares hatte die Aufgabe übernommen Quartiere, Krankenstation und Labore einzurichten. Von einer Minute auf die nächste herrschte großer Tumult in der ganzen Stadt. Nun war es Sebastian, der sich genervt durch das Haar fuhr:
„Das wird eine harte Arbeit, hier eine halbwegs brauchbare Basis einzurichten!“
Kaum hatte er das gesagt, gab es einen neuen Lichtblitz und mitten im Saal erschien ein rundes Objekt. Genau wie in Atlantis hatte Pollon das Stargate genau in den Hauptsaal gebeamt und alle wurden unfreiwillig an die Expedition aus der Pegasus-Galaxie erinnert.
Die Menschen begann bereits damit die Stadt auf Vordermann zu bringen, während Sam motiviert mit den Fingern knackte:
„Ich werde beginnen die Stadt neu zu kalibrieren und alle wichtigen Funktionen zu aktivieren!“
Era nickte, dann gingen sie und George zu dem verwirrten Marco auf der Krankenstation.
Dieser war nach dem Transport in die neue Basis völlig außer Kontrolle geraten und hatte zwei Wachmänner nieder geschlagen. Rasend stand er mit erhobenen Fäusten in der Ecke des „neuen“ Krankenzimmers und versuchte die Ärzte abzuwehren, die ihn beruhigen wollten:
„Was wollt ihr von mir? Was habt ihr getan!?“
Der ehemalige Anführer war vollkommen eingeschüchtert, als endlich die Freunde auf der Krankenstation ankamen. Sofort drängte sich Era zwischen den Ärzten durch und versuchte den jungen Mann zu erreichen:
„Du musst dich beruhigen! Wir wollen dir nur helfen, Marco!“
Der Glatzkopf verstand nicht und ignorierte die Worte einfach. George fasste sich an den Kopf, dann hob er den Arm, um seinen besten Freund mit Telekinese gegen die Wand zu drängen:
„Beruhig dich, Kumpel! Wir wollen dir nix Böses!“
Endlich kam der verwirrte Kamerad zur Ruhe und musterte die beiden Helfer, bevor er wieder den Blick ab wand und nichts mehr sagte. Voller Depression ließ sich Marco wieder auf das Krankenbett fallen und blieb stumm.

Sebastian und Carter machten einen Rundgang durch die etwas eingestaubte Antiker-Stadt, um eventuelle Schäden zu besichtigen und auszumerzen. Der Major war immer noch etwas erschöpft aber die neue Situation verlangte von ihm, voll da zu sein, während Carter neben ihm her trottete:
„Ich denke die Stadt kriegen wir hin aber wie sieht es mit ihrem Team aus?“
Der Goa`uld stieß ein besorgtes Seufzen aus, dann bleib er mitten im Gang stehen:
„Ganz ehrlich? Ich weiß es nicht! Niemand von uns hat mit so einer Wendung gerechnet! Wir können nur hoffen, dass die Malkias-Mönche Marco heilen können…“
Auch ihn hatte die letzte Schlacht mitgenommen. Carter konnte die Probleme des Teams gut verstehen, denn auch SG-1 hatte mehr als genug erlebt:
„Ich denke, sie bekommen das schon wieder hin! Ihr Team ist gut und Marco ist stark. Ich hoffe viel mehr, dass wir Jenny McLane helfen können…
Steigt die Intensität ihrer Kraft, könnte sie sterben!“
Irgendwie zeigte der Soldat kein Interesse für die Probleme des unbekannten Mädchens und wenn Jenny hier gewesen wäre, hätte sie einen Heulkrampf bekommen. Da knackt der Funk und Pollons Stimme erklang:
„Colonel Carter! Kommen sie bitte in den Kontrollraum!“
Sie antwortete rasch, dann ließ sie Sebastian alleine, um zu Pollon zu gehen. Vielleicht war es ganz gut einen Augenblick für sich alleine zu haben, denn Ruhe hatte er seit der Hochzeit nicht mehr gehabt. Er schloss die Augen und musterte den etwas veralteten Gang, bevor er sich auf eine Art Fensterbank fallen ließ.
Seine Gedanken waren Brei, also genoss er die Stille. Sanfte Stille….
Diese Ruhe wurde augenblicklich von einer schrillen Stimme durchschnitten, als Jenny McLane den Gang herunter gestürmt kam:
„Major Rantold?!“
Sebastian schreckte wieder auf und erkannte, dass er beim Einschlafen war, als Jenny vor ihm anhielt:
„Ich wollte sie fragen, ob ich ihnen irgendwie helfen kann, bis die Mission zu den Mönchen startet?“
Der Dunkelhaarige formte aus seinen Augen Schlitze und blitzte sie sprachlos an, bevor er einen ernsten Ton anschlug:
„Nein, sie können nicht helfen! Gehen sie auf die Krankenstation, um ihren Zustand zu überwachen und lassen sie mich meine Arbeit machen!“
Der Goa`uld war jetzt schon Jenny genervt, dabei kannte er sie kaum. Kein gutes Zeichen.
Die junge Frau senkte sofort deprimiert den Kopf und hatte die Aussage des Majors verstanden, also wankte sie etwas traurig davon, dabei hatte sie es nur gut gemeint.

Auf der Krankenstation hatte es sich Era neben dem Bett von Marco gemütlich gemacht. Dieser konnte durch ein Fenster in den blauen Himmel über Gigantis gucken.
Überall im Raum versuchten die Ärzte noch ihre Station aufzubauen und alles zum Laufen zu bekommen. Der glatzköpfige Kamerad war in Gedanken versunken aber Era musste etwas unternehmen, also berührte sie ihn sanft an der Schulter, was ihn aus seinen Gedanken riss:
„Hör zu… Ich weiß, du erinnerst dich nicht aber wir wollen dir helfen, dass du es wieder kannst…“
Etwas unschlüssig starrte sie der frühere Anführer an, bevor er den Kopf senkte:
„Und wie? Im Augenblick bin ich mir nicht einmal sicher, ob ich euch vertrauen soll… Es kann doch nicht sein, dass plötzlich alles weg ist, was ich weiß!“
In seiner Stimme lag wieder große Verzweiflung und alles in ihm schrie um Hilfe, doch Era konnte ihm genau jetzt nicht helfen. Sie hatte es schon in der Kristallfestung nicht mehr gekonnt, also griff sie vorsichtig nach seiner Hand:
„Wir kennen ein paar Mönche, die dich eventuell heilen können. Wir müssen es versuchen!“
Er riss seine Hand sofort wieder los aber schaute ihr zum ersten Mal in die Augen, seit er die Erinnerungen verloren hatte:
„Okay… Versuchen wir es…“

Das Sternentor wählte bereits, als alle wieder in den neuen „Torraum“ kamen. Carter hatte das DHD vor dem Tor platziert, da es anders als in Atlantis kein integriertes DHD gab. Der blonde Colonel beobachtete zusammen mit Sebastian, wie sich der innere Ring drehte.
Nun kamen die vier Teammitglieder in den Gateraum aber sie wirkten alle etwas angeschlagen. Marco ging alleine voran, immer noch misstrauisch auf die für ihn unbekannten Leute. Direkt hinter ihm schlurfte die lustlose Jenny McLane, die immer wieder ihre Brille zu Recht schob.
Direkt dahinter folgten Era und George, mit ihrer üblichen Ausrüstung. Die Galonierin und der Techniker tauschten unschlüssige Blicke, dann klopfte ihr George auf die Schulter:
„Das wird schon! Am Ende des Tages wird Marco wieder der Alte sein…“
Sie seufzte, dann beobachteten sie, wie sich der Ereignishorizont bildete. Jenny schien sich an das Tor gewöhnt zu haben und stolzierte tapfer hindurch aber Marco untersuchte den Ring respektvoll, bevor er auch hindurch trat. Nun folgten die beiden restlichen Teammitglieder.
Als sich das Sternentor wieder abgeschaltet hatte, ließ Sebastian den Kopf auf eine Armatur fallen:
„Ich hoffe sie packen das…“

Die frische Bergluft hatte sich nicht verändert und wehte dem Team sanft um die Ohren, während er ihre Vitalität weckte. Jenny sah sich sofort unwohl um und schloss angsterfüllt die Augen, während George sich ihr näherte:
„Was ist los?“
„Zu viel Erde! Muss mich ganz schön konzentrieren, damit ich nix kaputt mache!“, stotterte sie, völlig von den Erdmassen des Planeten eingeschüchtert. Keiner vom Team hatte damals gesehen, wie Jenny mit ihren Kräften einen Prior der Ori lebendig versenkt hatte. Era zuckte bloß mit der Schulter und beobachtete Marco, der wortlos den Gebirgspfad hinauf stieg.
Recht schnell hatten sie den Weg bestritten und erreichten die gewaltigen Klostertore, die den Tempel der Mönche vor Feinden schützten. Noch bevor George anklopfen konnte, schoben sie die schweren Riegel bei Seite und öffneten den Durchgang zum geweihten Bereich der Priester. Direkt hinter den massiven Türen erwartete sie bereits ein vertrautes Gesicht.
Yann schien die Freunde bereits erwartet zu haben, so wie er es immer tat und lächelte gutherzig:
„Wir haben uns lange nicht gesehen, meine Freunde… Wir wissen bereits, warum ihr hier seid… Es sind Tage der Trauer…“
Ein Murren ging durch die Reihe des Zerberus-Teams, dann folgten sie ihm ins Innere der Anlage.
Auch hier hatte sich nichts verändert. Die Rasenflächen waren grün und überall wuchsen prächtige Bäume und Pflanzen. Die Mönche war immer noch fleißig damit beschäftigt die Anlage in Ordnung zu halten. George wusste nicht, was er sagen sollte, dann räusperte er sich:
„Du hast Recht! Tage der Trauer… Ihr wisst also was passiert ist?“
Yann nickte und betrat mit ihnen das Hauptgebäude. Noch immer war der Holzboden frisch gereinigt und man sah sein Spiegelbild darin:
„Ihr seid gekommen, damit der Zerstörer seine Erinnerungen zurück erlangt und das Mädchen das Erdreich beherrschen kann. Ich werde sie höchstpersönlich in ein Ritual einweihen. Marco muss jedoch etwas warten…“
Der Glatzkopf hatte gar nicht richtig zugehört und schaute sich immer wieder begeistert an diesem ruhigen Ort um. Era war von den Worten verwirrt und schüttelte störrisch den Kopf:
„Wieso du? Wir dachten, Felian würde sich um Marco kümmern…“
Yanns Blick wurde sofort mit Trauer erfüllt, als der Name des Hohepriester fiel:
„Mit dem Erwachen des Zerstörers in Marco wurde die Prophezeiung erfüllt, dass die Welt der Hoffnung, Organika, untergeht. Am selben Tag ist Felian verstorben. Wir haben sofort das Freiheitsritual durchgeführt und ich wurde zum neuen Hohepriester bestimmt!“
Alle mussten schlucken, denn bisher war Yann bloß der Kammerdiener des Hohepriesters gewesen. Nun war er das Oberhaupt der Malkias-Mönche.
Nun griff der Mönch die Hand der eingeschüchterten Jenny und zog sie mit sich:
„Folge mir und du wirst deine Kräfte schon bald zügeln können!“
Sie folgte nur nickend und ließ das Team alleine zurück. Marco war inzwischen eher misstrauisch, was das Ritual anging und schlenderte durch die Kammer. Dabei kam er an den Vorhängen vorbei, welche das Repositorium bedeckten, durch das George einst seine Kräfte erhielt. Er erblickte den Spiegel und blieb ruckartig stehen. Marco schien irgendwie zu spüren, dass er schlechte Erfahrungen mit diesen Objekten gemacht hatte aber dann wurde die Neugierde wieder größer.
Nun eilte George panisch herbei und stellte sich dazwischen:
„Halt! Da würde ich nicht zu nahe ran gehen…“
Der Glatzkopf stockte sofort und wich augenblicklich etwas entrüstet von dem Schiffstechniker zurück. Era hatte das ganze vom Eingang aus beobachtet und verkrampfte sich, während sie wieder schweren Herzens ausatmete:
„Marco…..“

Der Raum war nur von ein paar Kerzen beleuchtet, als Jenny hinein kam. Vor ihr lag ein Teppich mit Symbolen der Antiker und auch die Wände waren mit merkwürdigen Zeichen übersäht. Etwas eingeschüchtert blieb sie vor dem Teppich stehen, auf dem Yann gelassen platz nahm und dann die Beine kreuzte:
„Nimm Platz!“
Die junge Forscherin musste schlucken, bevor sie sich ebenfalls im Schneidersitz fallen ließ und den Mönch erwartungsvoll ansah:
„Ich bin etwas nervös… Außerdem habe ich Angst, dass ich diesen Berg sprenge oder so ähnlich…“
Ihre Brille rutschte wieder etwas runter und in ihrer Uniform wirkte sie auch nicht wie ein Soldat das Stargate-Centers. Yann hatte sich offenbar noch mehr entspannt, bis er Jenny genau ins Visier nahm:
„Du musst nicht nervös sein… Lass uns meditieren… Schließe deine Augen und konzentriere dich auf dein innerstes Gefühl…“
Sie befolgte die Anweisung und versuchte in sich zu gehen, doch würde es ihr helfen?

Die Müdigkeit hatte ihn überwältigt und nun lag Sebastian mit dem Kopf auf einem Terminal und holte den fehlenden Schlaf nach. Da versuchte ihn jemand zu wecken. Verschlafen richtete der Goa`uld seinen Blick auf die Person und musste sich erst kurz sammeln:
„Colonel Carter?“
Die blonde Frau nickte und deutete auf das aktivierte Display vor sich:
„Ich habe die wichtigsten Einstellungen in der Stadt konfiguriert aber es gibt noch tausende Dinge, die gemacht werden müssen. Zwar ist Kritias in vielen Dingen einfacher als Atlantis aber das ändert nichts an der Komplexität der Antiker-Technologie.“
Sebastian, der für technische Informationen noch zu verschlafen war, rieb sich die Augen und schaute sie schräg an:
„Verstehe… Zu mindestens zum Teil… Was ist mit dem Schild der Stadt oder den Waffensystemen?“
Samantha lächelte wieder und versuchte den Major aufzumuntern:
„Alles ist funktionsfähig aber es gibt noch viele organisatorische Dinge zu erledigen.“
„Dabei kann ich helfen!“, erklang eine vertraute Stimme vom anderen Ende des Kontrollraumes.
Fürst Zaiku stand im Durchgang und schien immer noch sehr schwach. Er brauchte Krücken und um seinen Kopf war ein dicker Verband aber dennoch lachte der Anführer der Organika, auch wenn es etwas gezwungen wirkte. Sebastian schüttelte sofort abweisend den Kopf:
„Sie sollten doch im Bett liegen! Was machen sie hier im Kontrollraum, Fürst Zaiku?“
Der Organika schien störrisch zu sein und trat näher:
„Ich will aber lieber helfen. Außerdem missachtet ihr auch ständig die Anweisungen meiner Tochter… Ich möchte bei der Verteilung der Arbeitskräfte helfen…“
Carter nahm die Hilfe des Fürsten dankend an aber Sebastian blieb misstrauisch.

Es dauerte eine Ewigkeit.
Seit drei Stunden befanden sich Yann und Jenny schon in dem anderen Zimmer. George saß gelangweilt in der Ecke und lehnte mit dem Rücken an der Wand. Direkt neben ihm hatte Era sich hingesetzt und die Beine angewinkelt. Ihre Gedanken waren immer noch bei Marco, der schon vor einer Stunde aus dem Hauptgebäude verschwunden war, um frische Luft zu schnappen.
Er hatte die besorgten Blicke seiner „Freunde“ nicht mehr ertragen und war aufgebracht hinaus gestampft. Nun saßen Era und George schweigend da, bis sie irgendwann die Stille durchbrach:
„Es ist furchtbar…“
„Was?“, drehte sich George ihr neugierig zu.
„Die Sache mit Marco! Ich hatte so gehofft, dass wir wieder zueinander finden, weil ich endlich wusste, dass ich nur ihn will…
Ausgerechnet jetzt macht mir das Schicksal einen Strich durch die Rechnung, als wolle es nicht, dass ich und er zusammen kommen.“
Der Techniker musste doch etwas lachen, als sie das sagte und nahm sie bei der Hand:
„Ich würde gerne aufmunternde Worte sagen aber ich muss gestehen, dass ich selbst keine weiß… Es war einfach zu viel in letzter Zeit…“
Die Galonierin nickte und umschlang jetzt ihre Knie mit den Armen:
„Stimmt… Ich habe immer noch nicht registriert, dass Organika versunken ist und Kritias unsere neue Heimat werden soll…“
George nickte und wollte sie in den Arm nehmen, als eine Erschütterung durch den ganzen Tempel ging. Die Vibration wurde stärker und beide Teammitglieder sprangen verwirrt auf. Sofort schauten sie zu dem Durchgang in den Raum von Yann, als es einen lauten Knall gab und die Erschütterung schlagartig verschwand.
Danach wäre fast die Wand explodiert aber stattdessen schoss eine dicke Staubwolke aus der Kammer und hüllte den ganzen Hauptsaal ein. Der klare Boden wurde sofort von einer Staubschicht bedeckt und die Teammitglieder waren besorgt, bis Jenny und Yann hustend aus dem Raum heraus wankten. Dabei schien der junge Priester viel Staub geschluckt zu haben und Jenny begann sich panisch zu entschuldigen:
„Das wollte ich nicht! Ich dachte, ich hätte alles unter Kontrolle aber dann ist plötzlich der Boden explodiert! Es tut mir Leid, Yann!“
Yann bekam endlich wieder Luft und blinzelte sie gutmütig an:
„Schon in Ordnung… Die Übung hat dir doch geholfen… Die Intensität war einfach zu hoch… Wenn du dieses Ritual noch ein bisschen wiederholst, dürftest du deine Fähigkeiten bald unter Kontrolle haben…
Und scheue dich nicht vor erdlastigen Orten!“
Die junge Frau nickte nur verunsichert, während sich Era und George wieder beruhigten. Danach kam auch Marco wieder in den Raum geschlendert. Er wirkte immer noch etwas abwesend und hatte beide Hände in die Hosentaschen vergraben:
„Ich denke mal, dass wir uns jetzt um meine nicht vorhandenen Erinnerungen kümmern können?“
Alle Blicke wanderten platt zu ihm und Yann runzelte die Stirn:
„Ja, dann folge mir aber sei nicht schockiert… Der Boden im Meditationsraum ist etwas uneben…“
Bei diesen Worten versank Jennys Kopf zwischen den Schultern und sie lief knallrot an. Diese ganze Sache war ihr unendlich peinlich. Während Yann mit dem Glatzkopf in die Kammer verschwand, berührte George die noch etwas aufgelöste Jenny am Arm:
„Jetzt, wo die Sache gegessen ist, könntest du mir ja mal deine Kräfte zeigen…“
In dem Moment schlug ihm Era auf den Hinterkopf und blitzte ihn böse an:
„Lass sie doch erst einmal zu Luft kommen, George!“
Jenny hob sofort beruhigend die Arme:
„Ist schon gut aber mir ist es lieber nichts von diesen ätzenden Fähigkeiten zu zeigen… Ich würde die lieber wieder loswerden…“

Der Holzboden war komplett weg gebrochen und nur aufgewühlte Erde stellte den Rest des Bodens dar. Etwas irritiert stand Marco in einem Sandhaufen und hoffte, dass ihm Yann wirklich helfen kann.
Der Priester schien selbst etwas überfordert mit der Situation, behielt aber dennoch die Ruhe und sah sich etwas beschämt um:
„Es war nicht geplant, dass es so aussieht… Jenny hat zu viel Power…“
Marco reagierte nicht und verschränkte etwas desinteressiert die Arme. Er fühlte sich an diesem Ort sichtlich unwohl, also wartete Yann nicht länger ab:
„Okay, schließ die Augen! Ich werde deine Gedanken öffnen und dich so deinen Erinnerungen zugänglich machen!“
Yann stellte sich vorsichtig vor Marco auf und wollte ihm gerade die Hand auf die Stirn legen, als der ehemalige Anführer ihn unterbrach:
„Warte… Was ist, wenn mir die Person nicht gefällt, die ich dann werde. Ihr sagtet, ich wäre ein Zerstörer… Vielleicht werde ich wieder zu diesem Zerstörer…“
Der Priester lächelte wieder, dann legte er ihm dennoch die hand auf die Stirn:
„Es liegt an dir selbst die Erinnerung zu befreien aber vielleicht dient dieses Ritual nicht dazu, deine Erinnerung zu wecken. Vielleicht weist sie dir den Weg zu einer neuen Bestimmung. Verschließe dich nicht!“
Der Glatzkopf befolgte den Rat und schloss die Augen, so wie es Yann von ihm verlangte. Danach dauerte es nur Sekunden, bis sich sein Körpergefühl veränderte und er zu schrumpfen schien.
Sein Geist drehte sich und eine merkwürdige Kraft durchströmte ich, wie eine Welle aus purer Elektrizität. Danach riss er panisch die Augen auf und bemerkte nur, wie sich die Umgebung um ihn herum veränderte.

Mit einem Seufzen lehnte sich der junge Mann in seinem Sitz zurück, völlig müde und am Ende seiner Kraft.
Er hatte die Nacht schon nicht gut geschlafen und nun quälte er sich schon seit Stunden damit ab, nicht gleich zusammen zu brechen. Mit seinem Kopf lehnte er gegen die Scheibe und bereute, dass er sich auf diese dumme Sache eingelassen hatte.
Als er aus dem Fenster sah, konnte er die Vororte von Vancouver sehen, die an ihm rasend schnell vorbei zogen. Schon bald würde der Zug im Hauptbahnhof einfahren und er hatte nicht eine Stunde geschlafen.
„Wieso immer ich?“, murmelte der blonde Junge und schloss genervt die Augen. Alle anderen aus seiner Klasse saßen jetzt bestimmt in einer Vorlesung und horchten den neuen Entdeckungen der Wissenschaftler und was tat er. Er saß in einem Zug nach Vancouver, um eine inoffizielle Studienreise zu machen.
Viel lieber wäre er jetzt in New York, wo er hin gehörte aber das war ihm ja leider nicht erlaubt. Er war Professor Hawkins bester Schüler und seine Noten waren so gut, dass er ruhig den Stoff von Monaten verschlafen konnte aber trotzdem waren ihm dann solche persönlichen Gefallen unangenehm. Er war gerade dabei wieder einzunicken, als sein Handy klingelte.
Marco schnappte sich das Telefon und sofort hallte ihm die Stimme seines besten Freundes entgegen:
„Hey, wie läuft es?“
Der Blonde stieß ein genervtes Seufzen aus, gefolgt von einem Gähnen:
„Bin fast in Vancouver und selbst?“
George klang aufgeregt und hatte einen sarkastischen Ton drauf, so dass Marco ihn gerne durch den Hörer gezogen hätte:
„Nun ja, heute findet in der Millwall-Hall eine Party statt…“
„Arg!“, schrie Marco auf und hörte nur, wie George am anderen Ende der Leitung lachend auflegte:
„Der hat doch bloß angerufen, um mir das unter die Nase zu reiben… Ich mache nie wieder etwas für Professor Hawkins!“
Der Lehrer hatte ihn darum gebeten eine alte Steintafel aus dem Museum von Vancouver zu holen. Der Museumsleiter war ein alter Freund des Collegeprofessors und hatte versprochen seinen besten Schüler zu schicken, um diese alte Tafel abzuholen. Marco fand das komisch. Er war gerade mal knapp ein halbes Jahr Student und zählte noch zu den Frischlingen und trotzdem vertraute ihm Professor Hawkins mehr, als den Studenten, die er seit Jahren hatte.
Kreischend fuhr der Zug in den Bahnhof ein und alle Passagiere verließen eilig ihre Wagons. Auch Marco stolperte mit seinem Rucksack über den Bahnsteig. In seiner Hand hatte er einen Zettel, auf dem ihm Prof. Hawkins aufgeschrieben hatte, welche Buslinie er nehmen musste, um zum Museum zu gelangen. Mit großen Schritten suchte er jetzt den richtigen Bus an den Haltestellen und fand ihn dann auch. Er zeigte seine Fahrkarte und setzte sich auf einen freien Platz auf den hinteren Reihen. Endlich kehrte die Erleichterung zurück. Marco hatte öfter das Problem, die falsche Bahn zu nehmen oder sich zu verlaufen, wenn er neu in anderen Großstädten war. Irgendwie war es schon peinlich, sich als New Yorker in einer Großstadt wie Vancouver zu verirren.
Plötzlich kam eine Durchsage vom Busfahrer:
„Linie 34, in Richtung Außenbezirk fährt ab!“
Nun riss der Student die Augen weit auf und schaute auf seinen Zettel:
„Die Linie stimmt aber wieso Außenbezirk? Ich muss ins Stadtzentrum!“
Da fuhr der Bus schon ab und Marco musste hilflos mit ansehen, wie der Wagen sich von der Stadtmitte entfernte.
Er sprang rasend auf, um dem Busfahrer bescheid zu sagen aber dieser blieb kalt und deutete auf ein Schild über dem Fahrerbereich: NICHT MIT DEM FAHRER SPRECHEN!
Voller Entsetzen wankte Marco zu seinem Platz zurück und erntete noch den mitleidigen Blick einer älteren Frau:
„Na toll… Jetzt darf ich mich wieder durch die Fahrpläne der Stadt arbeiten… Dafür wird Professor Hawkins bezahlen…“
Seine Laune hatte sich verfinstert aber mehr außer zu schmollen war zurzeit nicht drin, also verschränkte er die Arme und beobachtete die immer niedrigere Infrastruktur der Stadt. Die Fahrt ging sogar durch das Industriegebiet, was ihn nur noch mehr aufregte. Irgendwann, nach einer halben Stunde, hielt der Bus an einem abgelegenen Teil der Stadt. Überall marschierten Arbeiter mit Blaumännern die Straße entlang, um zur Arbeit in einer nahe gelegenen Kohlefabrik zu verschwinden. Der Bus hielt an einer abgelegenen Haltstation und auch Marco stieg hier aus, bevor ihn der dämliche Bus noch weiter vom Stadtkern weg brachte. Mit einem Fluchen stampfte er zu der kleinen Döner-Bude an der Ecke, die hungrige Arbeiter versorgte:
„Entschuldigung… Könnten sie mir sagen, wann der nächste Bus ins Zentrum fährt?“
Der türkische Budenbesitzer überlegte kurz und servierte zeitgleich einem anderen Kunden das Essen:
„Alle drei Stunden…“
„WAS!? So spät! Wieso?!“
Der Imbissbudenbesitzer zuckte mit der Schulter:
„Alle zehn Minuten fährt ein Bus zu den einzelnen Stationen in der Gegend aber die Hauptlinie braucht ihre Zeit. Tut mir Leid…“
„Schon gut!“, winkte der Blonde ab und trottete etwas hilflos die Straße entlang. Wie sollte er jetzt in die Stadt kommen, ohne zu lange warten zu müssen. Ihm kam eine Idee! Mit einem Taxi war das sicher leicht, also schnappte er sich sein Handy und gab die Nummer der Auskunft an. Leider kam keine Verbindung zu Stande und fast hätte der Student das Telefon vor Wut weggeworfen:
„Dreck! In dieser Gegend ist ein Funkloch! Das ist eindeutig nicht mein Tag!“
Sein Blick streifte durch die Umgebung und dabei entdeckte er einen großen Altbau in der Gegend, der nicht aussah, wie ein Industriebetrieb. Vielleicht gab es an diesem Ort ein Telefon, das er kurz benutzen konnte. Als er näher trat, bemerkte er die schäbige Fassade und den alten Baustil des letzten Jahrhunderts. Er formte die Augen zu Schlitze, als er das Grundstück betrat:
„Wow… Keine sehr ausgereifte Konstruktion…“
Marco bremste erst, als er das Schild an der Tür sah und sofort stauten sich in ihm unliebsame Erinnerungen auf. Auf dem Schild stand, dass es sich um ein Waisenhaus handelte. Voller Bestürzung hielt er inne und schloss angespannt die Augen. Sein Herz schlug schneller und nackte Panik versetzte ihn in seine eigene Heimzeit, die er nach dem Tod seiner Eltern erlebt hatte:
„Wieso jetzt? Wieso hier?“
Es war knapp ein Jahr her, dass er selber aus dem Heim gekommen war, um endlich zu studieren, dabei war er kein wirklich gutes Kind dort gewesen. Alleine den Mist, denn er mit Zack und den anderen gemacht hatte. Ihm lief ein Schauer über den Rücken, während er sich dem Eingang näherte…

Dieses graue Gebäude hatte die gleiche trostlose Wirkung, wie dieses Heim in New York, in dem er untergebracht war.
Der Eingang stand offen aber sonst herrschte Totenstille an diesem Ort.
Man hörte keine Kinder und die Stille war so beängstigend, dass man meinen könnte, der Ort wäre ausgestorben. Mit vorsichtigen Schritten durchquerte Marco den kleinen Eingangsbereich und dann den ersten Flur. Durch eine alte Holztür mit Glasfenster konnte er in den Speisesaal schauen, aus dem endlich Stimmen zu hören waren.
Da hatte der Student die Erklärung für die Ruhe. Es war Mittagszeit und alle Waisen hatten sich im Speisesaal zur gemeinsamen Mahlzeit versammelt. Es gab irgendeine undefinierbare Pampe, die nur widerwillig als Nahrung, sondern als Geschoss verwendet wurde.
Der Anblick war genau, wie bei ihm damals, also versank er kurz in Gedanken, während er so da stand.
Eine Stimme erschrak ihn und mit einer hastigen Bewegung fuhr er herum:
„Bist du nicht etwas alt für das Waisenhaus?“
Der Blonde hätte fast einen Herziemfakt bekommen, als er diesen Teenager hinter sich sah, der offenbar verspätet zum Essen kam:
„Äh…“
Genau jetzt fiel ihm natürlich keine passende Antwort ein und der Junge schaute ihn mit etwas benebelten Augen an. Ihre Blicke trafen sich und die Trauer, die offenbar in dem Jungen schlummerte, kam ihm auch sehr vertraut vor. Der Jugendliche trug eine hoch gekrempelte Jeans mit roten Hosenträgern und kurze, dunkle Haare. Noch immer schaute er den blonden Neuankömmling erwartungsvoll an, also fing sich Marco wieder und räusperte sich:
„Ich habe mich etwas verirrt… Ich wollte hier mal fragen, ob ich das Telefon benutzen kann…“
Der Junge schaute ihn schräg an und schien völlig emotionslos, also glaubte Marco schon fast keine Antwort mehr zu bekommen, doch dann nickte der Teenager:
„Wo wolltest du denn hin?“
„Zum Museum für alte Geschichte im Stadtzentrum aber mein bescheuerter Lehrer hat mir die falsche Liniennummer aufgeschrieben!“, erklärte Marco und reichte dem Jungen den Zettel:
„Das ist wirklich die falsche Route…“
Mit einem verstohlenen Blick blinzelte der Waisenjunge in den Speisesaal, dann deutete er auf die Tür:
„Ich kann dir zeigen, wie du da hinkommst! Lass uns gehen!“
Etwas panisch musterte Marco diesen Typen, der offenbar vor hatte ihn zu begleiten:
„Musst du dich nicht erst abmelden oder so was? Ich meine, sonst bekommst du doch Ärger…“
Der Junge ignorierte den gut gemeinten Rat und verließ mit dem Studenten im Schlepptau das Gebäude. Es schien ihn nicht zu interessieren, dass er eventuell Ärger bekommen könnte. Irgendwie musste Marco dann aber doch lachen und folgte dem Unbekannten so schell er konnte. Er konnte den Waisenjungen gut verstehen, denn diese Einrichtungen waren ein wahrer Knast und zwangen einen schon regelrecht dazu, auszubrechen. Vermutlich hätte er sich sonst auch nie der Bande von Zack angeschlossen. Nach nur wenigen Minuten fuhr der nächste Bus an der Haltestelle ein und der Teenager drängte Marco in das Gefährt:
„Nur dreimal umsteigen, dann kommen wir direkt zum Museum!“
So wie es der Junge gesagt hatte, war es dann auch. Nach einer halben Stunde hatten sie endlich wieder die überfüllte Innenstadt erreicht und näherten sich dem Museum.
Beide Jungs saßen schweigend nebeneinander, bis irgendwann der Bus am Zielort anhielt.
Das Museum war typisch aufgebaut. Große Säulen stützten den Eingangsbereich des Neubaues, vor dem eine Weltkugel aus Stahl stand. Vor dem Altbau war ein großer Platz, auf dem sich Besucherschwärme versammelten.
Mit einem letzten Seufzen drehte sich Marco zu dem Jugendlichen um:
„Danke, ohne dich wäre ich immer noch nicht hier… Ich heiße übrigens Marco!“
Der Teenager hatte noch immer keine Mine verzogen und nickte nur, bevor sie sich die Hände reichen wollten:
„Ich bin Scott!“
Kurz bevor sich die Hände trafen, stand plötzlich eine Mann neben ihnen und versetzte beiden einen Schock. Der Kerl war urplötzlich neben ihnen erschienen und starrte sie unweigerlich an. Während Marco schon Angst vor einem Überfall hatte, schien Scott zu denken, dass es ein Mitarbeiter des Jugendamtes war.
Der Unbekannte trug einen langen, grauen Mantel und einen Hut, der das halbe Gesicht bedeckte:
„Beide an einem Ort… Verblüffend…“
Der blonde Student fing sich wieder und stierte den Fremden ärgerlich an:
„Meine Fresse! Sie haben uns zu Tode erschreckt! Was wollen sie von uns?“
Der Mann neigte sich zu den jungen Männern herunter, denn er war recht groß und strich sich immer wieder durch seinen langen Bart:
„Ihr beide müsst auf euch aufpassen, egal ob die Engel singen oder Dämonen das Leben saugen! Das wird noch mal wichtig sein aber die Zeit der Prüfungen ist noch nicht gekommen…“
Nun schien auch Scott wenigstens etwas munterer zu werden und blitzte den Fremden ärgerlich an:
„Schon gut… Man sucht sie in ihrer Klapse sicher schon!“
Der Mann lachte lauthals, dann lief er einfach so davon. Etwas irritiert dachte Marco über diesen Mann nach und hörte noch ein paar merkwürdige Worte aus dem Mund des Fremden:
„Duo Candela, modo Via, grandis Campus Re-Potentia!“
Sofort rannte Marco los, um diesem Unbekannten zu folgen aber hinter der nächsten Hauswand war er einfach verschwunden. Völlig verunsichert kam jetzt auch Scott dazu:
„Was hat der da gesagt?“
„Das war Lateinisch glaube ich aber ganz sicher bin ich mir nicht…“, reagierte Marco und verschränkte wieder grübelnd die Arme, bevor sie gemeinsam zum Eingang des Museums zurückkehrten. Dort verharrten sie einen Augenblick, in dem sich beide etwas überfragt ansahen:
„Also, ich muss da jetzt rein. Kommst du auch heil zurück zu deinem Heim? Und was ist mit den Aufsehern?“
Scott schüttelte gelassen den Kopf:
„Das pack ich schon und die doofen Aufseher werden schon milde walten lassen…“
Endlich reichten sich die Jungs die Hand und verabschiedeten sich. Während der Waisenjunge Scott zur Bushaltestelle zurück rannte, stolzierte Marco die breiten Treppen zum Museum hinauf, als wieder sein Handy klingelte:
„War ja klar… Jetzt habe ich wieder Empfang…“
Auf dem Display stand der Name von George, also nahm Marco gar nicht erst ab und versuchte den Frust zu unterdrücken, den er verspürte, wenn er an die Studentenparty dachte.

Eine Welle der Schwäche durchfuhr ihn und zwang ihn dazu auf die Knie zu fallen und nach Luft zu ringen. Yann entfernte sofort seine Hand von Marcos Stirn und wich drei Schritte zurück:
„Also ein so harter Dickschädel ist mir noch nie untergekommen!“
Der Glatzkopf sah nur deprimiert auf, noch immer ohne jede Erinnerung an seine Freunde oder sein Leben:
„Was haben sie gesehen?“
Der Malkias-Mönch musste selbst kurz Kraft tanken, bevor er die Stirn runzelte:
„Deine Erinnerungen sind noch in dir aber aus irgendeinem Grund verschließt sich dein Geist davor! So lange dein Geist sie nicht frei gibt, kannst du sie nicht zurück erlangen…“
Eine furchtbare Neuigkeit, die Marco sofort jede Hoffnungs raubte. Geschwächt und eingeschüchtert wankte er davon und ließ Yann alleine zurück.

Seit nun einer Stunde versuchte George schon auch nur einen kleinen Blick auf die Kräfte von Jenny zu erhaschen. Sicherlich hätte er sie sogar mit einem Stock in die Seite gepiekst, hätte er einen zur Hand gehabt.
Era sprang schlagartig auf, als Marco mit heruntergelassenen Schultern und einem traurigen Blick aus der Kammer von Yann kam:
„Marco? Alles in Ordnung?“
„Lass mich in Ruhe!“, schrie dieser bloß und verließ das Tempelgelände, während die Galonierin bloß die Hand vor den Mund nahm. Danach erblickte sie Yann, der nur frustriert den Kopf schüttelte:
„Tut mir Leid aber ich habe mein Bestes gegeben!“
Mit diesen Worten war alles gesagt und auch die restlichen Mitglieder des Teams wurden blass, als sie erfuhren, was in Marco vorging. Nach einem langen Abschied machten sie sich auf den Heimweg zum Stargate.
Marco lief gefrustet vorweg, während Era nur wortlos neben Jenny und George schlenderte. Der Schiffstechniker hasste diese depressive Stimmung und packte Era bei den Schultern:
„Hey, wir finden einen Weg seine Erinnerung zurück zu bringen… Versprochen…“
Leider war die ganze Situation des Teams nicht die Beste und einfach jede Pore ihres Körpers verspürte das Gegenteil. Mit einem alles sagenden Blick, deutete sie auf das DHD, welches Jenny bereits anwählte.
Keine guten Neuigkeiten für Sebastian auf Kritias, der sicher auch alle Hände voll zu tun hatte.

Alle hatten sich im Besprechungsraum versammelt, der an der gleichen Stelle lag, wie in Atlantis. Sebastian, Era und George waren noch immer durch die letzten Kämpfe erschöpft und alle drei drohten jeden Moment mit dem Kopf auf die Tischplatte zu knallen. Fürst Zaiku saß neben Pollon und ans Tischende hatte Carter sich hin gesetzt:
„Die Stadt ist jetzt auf einem halbwegs brauchbaren Stand! Die wichtigsten Funktionen sind aktiv aber wie in Atlantis wird es viele Dinge geben, die noch erforscht werden müssen.
Ich habe bereits Kontakt zur Erde aufgenommen und die derzeitige Situation geschildert…“
Sebastian stieß ein Zischen aus:
„Die IOA ist sicher wütend. Wie soll es jetzt mit uns weiter gehen?“
Samantha holte tief Luft, dann legte sie sich ihre Worte im Kopf zurecht:
„Das Komitee wird ihre Belegschaft aufstocken, bis hier alles in Ordnung ist. Leider sieht das Komitee in Marco Harrison eine große Gefahr. Er darf nicht mehr auf Offworld-Missionen…“
Mit diesen Worten schienen die Teammitglieder wieder sofort wach zu sein und Era schlug empört auf den Tisch:
„Das darf nicht wahr sein! Er ist völlig ungefährlich! Er weiß nicht einmal, wer er ist! Das ist lächerlich!“
Carter hob entschuldigend die Hände:
„Das war nicht meine Anweisung, also beklagt euch nicht bei mir. In einer Woche sollt ihr wieder auf Missionen gehen und das bedeutet sie brauchen ein viertes Teammitglied!“
Verwirrte Blicke blieben zurück, genau wie heruntergelassene Kinnladen. Sam konnte die drei gut verstehen und auch Fürst Zaiku schien nichts dazu sagen zu wollen, also richtete sich der weibliche Colonel auf und legte die Akte von Jenny McLane auf den Tisch:
„Ich muss in die Milchstraße zurück aber ich werde Jenny hier lassen. Hier kann sie am besten den Umgang mit ihren Kräften lernen und hat notfalls einen Kontakt zu den Malkias-Mönchen. Vielleicht sollte sie überlegen sie in ihr Team…!“
Nun war es Sebastian der zornig aufsprang und Carter unterbrach:
„Niemals! Wir nehmen nicht irgendjemand in unser Team auf! So weit kommt es noch! Und was soll jetzt aus der Antares werden? Und wer leitet unser Team?“
In dem Moment erhob sich Carter hustend vom Tisch und ging auf Sebastian zu:
„Das Komitee hat ihren Sicherheitsstatus aufgehoben! Sie sind wieder ein vollwertiges Teammitglied und nach Harrison die größte Führungsperson!“
Das Herz des Majors schlug schneller und das Adrenalin raste durch seine Adern. Er war gerade offiziell von seinen Taten als Marduk frei gesprochen worden.
Doch dann machte sich Unmut in ihm breit. Sollte er wirklich Marcos Platz einnehmen?
Auch Era schien damit nicht ganz einverstanden aber bevor irgendjemand protestieren konnte, wechselte Sam wieder das Thema:
„Die Antares muss natürlich zur Reparatur zur Milchstraße aber sie haben ja noch die Timaios. Sie sollten auf große Raumschlachten verzichten…“
Mit einem Knacken machte sich der Funk bemerkbar und die Stimme von Colonel Whist erklang:
„Colonel Carter! Wir sollten langsam aufbrechen! Die Odyssee ist startbereit und das Stargate-Kommando wartet bereits!“
Samantha bestätigte die Durchsage, dann zwinkerte sie dem Team aufmunternd zu:
„Es wird zwar schwer aber ich bin mir sicher, dass sie alles in den Griff kriegen! Viel Glück!“
Danach wurde das SG-1-Mitglied von einem Lichtblitz eingehüllt und aus dem Besprechungsraum heraus gebeamt.

Die Nacht war über Kritias eingebrochen und auch der Lärm der zahlreichen Arbeiter war zum erliegen gekommen. Zum ersten Mal seit der Schlacht mit Gabriel kehrte endlich wieder Ruhe ein und alle mussten sich von dem Schock des Unterganges von Organika erholen.
Die einzelnen Teammitglieder hatten sich Quartiere in der Stadt ausgesucht und schliefen endlich.
Nur er konnte nicht schlafen.
In seinem Kopf kreisten die Gedanken, obwohl er nicht genau sagen konnte wieso. Durch ein großes Fenster starrte er hinaus in die Finsternis des Planeten und die nicht weit entfernten zwei Monde, die in unterschiedlichen Farbtönen leuchteten. Dieser Ort war magisch und einschüchternd. Vielleicht gab es irgendwo in dieser Stadt eine Lösung für sein Problem aber nicht jetzt.
Er schnappte sich den Rucksack, der auf seinem Bett lag und schloss den Reißverschluss seiner Jacke, bevor er sein neues Quartier verließ.
Die Gänge der Stadt waren leergefegt und nicht einmal Wachen machten ihre Runden. Es gab noch kein Wachpersonal, welches für die Bewachung dieses Ortes abgestellt wurde. Am Ende des Korridors war der große Hauptsaal, der als neuer „Gateraum“ diente.
Er ging zum DHD und hob bereits seine Hand über die erste Taste, als die Stimme eines Mannes erklang. Tatsächlich gab es doch einen Wachmann im Kontrollraum, der für Gateaktivitäten verantwortlich war. Dieser stürzte die Haupttreppe hinunter und schien von seiner Ankunft überrascht:
„Sir? Sie sollten nicht hier sein! Ich muss sie bitten vom DHD zurück zu treten.“
Seine Glatze blitzte im Mondlicht, welches durch die Fenster strahlte, seine Augen musterten den Wachmann und dann hob er eine Zat. Der Wachmann stolperte vier Schritte zurück aber zu spät. Ein blauer Blitz löste sich aus der Waffe und zwang den Mann nieder, so dass Marco seinen Wahlvorgang fortsetzen konnte.
Während der innere Ring seine Runden drehte, tauchte noch eine Person im Gaterium auf:
„Du willst weg? Wieso? Ich dachte, du würdest uns langsam vertrauen…“
Era hatte schon den ganzen Tag so ein komisches Gefühl gehabt und nun bestätigte sich es wieder. Marco stand stumm vor dem Sternentor und wartete auf den Ereignishorizont:
„Du hast es noch nicht verstanden… Ich kenne euch nicht mehr… Egal, wer ich vorher war aber jetzt bin ich anders… Ich bin nicht mehr Marco, sondern irgendjemand anderes…“
Es war schmerzhaft wieder solche abweisenden Worte zu hören aber anders als beim letzten Mal hörte es sich eher unentschieden an. Der ehemalige Kamerad schien lange überlegt zu haben aber Era wollte ihn nicht wieder verlieren. Tränen liefen über ihr Gesicht:
„Ich will dich nicht wieder verlieren! Du darfst nicht gehen! Wir können dir helfen!“
Der Glatzkopf hatte die Worte vernommen, betätigte aber doch die letzte Taste und aktivierte das Sternentor. Der Vortex sprang heraus und bildete den Ereignishorizont. Die schimmernde Oberfläche erhellte die Halle, die zuvor nur schwach beleuchtet war:
„Ich muss meinen Platz finden und er ist nicht länger bei euch… Das ist alles!“
Er trat näher an das Tor, als Era einen wütenden Satz vor machte:
„Ich liebe dich! Ich liebe dich so sehr! Wenn du nicht bleiben kannst, dann nimm mich mit!“
Endlich drehte sich Marco wieder um und auch seine Augen schienen nicht mehr abweisend kalt zu sein:
„Ich kann dich nicht mitnehmen, genau wie ich nicht zulassen kann, dass du mich aufhältst.“
Nun richtete er die Zat auch auf Era und drückte ab. Der blaue Energiestrahl traf sie frontal und nahm ihrem Körper sofort jede Anspannung. Sie knickte ein aber Marco ließ sie nicht plump zu Boden fallen. Er fing sie auf und flüsterte ihr ins Ohr:
„…Danke….“
Danach wurde es schwarz um Era und Marco durchquerte den Ereignishorizont des Sternentors, welches sich direkt danach abschaltete und den Torraum wieder in Dunkelheit hüllte.

Ende

Duo Candela, modo Via, grandis Campus Re-Potentia = Zwei Lichter, ein Weg, große Ebene der Macht
Folge 3: Arena der Rache by nickfrostus
Folge 3: Arena der Rache


Kampfschreie…
Der gesamte Raum wurde von diversen Schreien durchschnitten, als die Kontrahenten aufeinander zu stürmten. Staub wirbelte auf, als wieder ein Kämpfer blutend zu Boden ging. Merkwürdige Gestalten kämpften in der Halle und setzten alles, um sich zu töten.
Einige der Kämpfer setzten darauf dem erlesenen Publikum zu imponieren und nutzten zahlreiche Fähigkeiten oder Technologien für den Sieg.
Die Zuschauer schauten von ihren Kojen auf die Krieger hinab, die außerhalb ihrer Reichweite waren. In der Mitte war eine große Kuppel, in der sich der Betreiber dieser Arena befand.
Wieder wurde ein harmloser Mensch von einer außerirdischen Bestie niedergetrampelt, die ca. drei Meter hoch war und eine Platenrüstung trug. Gegen die Wucht eines Morgensternes, war der Verbrecher völlig machtlos. Er wurde von der schweren Waffe niedergemäht und am Boden zerquetscht. Wieder schrieen die Zuschauer begeistert auf, als Blut floss und so ihre sadistischen Gedanken befriedigte.
Eine Gestalt näherte sich dem Eingang der Kuppel, in der sich der Betreiber der Arena befand.
Die Person mit dem schwarzen Umhang und der Kapuze atmete schwer und trat nur zögerlich an den Durchgang heran, welcher sich schlagartig öffnete. Darin sah man mehrere bequeme Sitzgelegenheiten für die erlesenen Gäste. Der Maskierte schien etwas Angst vor dem Betreiber zu haben, der sich hinter der Lehne seines Sitzes versteckt hielt:
„Das sind sie ja endlich! Ich dachte schon, sie kommen nicht mehr!“
Der Fremde unter seiner Kapuze schien zu zögern, dann erklang eine kratzige Stimme:
„Ich hatte bedenken aber ich muss sagen, dass ihr Kolosseum sehr beeindruckend ist…“
Der Betreiber hatte ebenfalls keine menschliche Stimme und klang etwas metallisch, während er sich nun endlich zu seinem Gast umdrehte:
„Hören sie auf sich einzuschleimen! Nehmen sie den Auftrag an?“
Obwohl sich der Stuhl gedreht hatte, war der Auftraggeber nach wie vor nicht komplett zu erkennen, denn auch er war mit einem langen Mantel bekleidet. Der Maskierte legte die Kapuze zurück und entblößte ein verzerrtes, entstelltes Gesicht, welches einst einem Fischähnlichen Wesen gehört hatte. Dieses stieß ein ärgerliches Zischen aus:
„Ich nehme keine Aufträge von Schwächeren an, es sei denn sie wollen mir beweisen, dass sie stark genug sind…“
Der Auftraggeber begann zu kichern und betätigte einen Schalter an seinem Stuhl, wodurch sich eines der Schaufenster der Kuppel öffnete:
„Sie wollen einen Beweis… Den sollen sie haben!“
Der Leiter der Arena richtete sich auf, wobei seine mechanischen Gelenke ein Surren von sich gaben. Danach sprang er mit einem Satz hinaus und stürzte in die Arena hinab. Der Fischmensch mit dem entstellten Gesicht rannte sofort zu dem geöffneten Fenster und schaute dem Betreiber hinterher, welcher noch im Flug den Mantel öffnete und dann mit einem Krachen in der Arena aufschlug. Alle Krieger beendeten ihre Kämpfe und musterten den Neuankömmling, der sich vor ihnen erhob. Ein mechanischer Körper bäumte sich vor ihnen auf und zeigte eine beeindruckende Körperrüstung, die im Licht der Arenalichter blitzte. Seine roten Augen fixierten die anderen Gladiatoren, dann hob er die Arme:
„Wer mich besiegt, ist frei!“
Der Fischmensch beobachtete das Geschehen und war sichtlich überrascht, als die Kämpfer auf das Maschinenwesen zustürmten. Ein Soldat mit einem Schwert versuchte als erstes den Betreiber zu töten aber dieser fing die Klinge unbeeindruckt ab und bog sie zur Seite:
„Ein Schwert? Damit wirst du nichts ausrichten können!“
Der Schwertkämpfer sah nur noch, wie eine Klinge aus dem Handgelenk der Maschine schoss, bevor sie seinen Schädel durchbohrte. Nun rannten drei andere Kämpfer mit unterschiedlichen Waffen auf ihn zu aber wieder behielt der Betreiber die Ruhe und sprang in die Luft. Die Sprungkraft dieses Wesens war überwältigend und nach einem Salt landete es hinter den Angreifern und öffnete die rechte Handfläche. Eine Art Öffnung kam zum Vorschein, bevor grüne Energiebomben durch die Räumlichkeiten fegten und allen drei Gladiatoren Kopfschüsse verpassten. Nun war nur noch die Dreimeterbestie am Leben und stampfte auf den Betreiber zu. Der eiserne Morgenstern schwang bedrohlich hin und her, während die Kreatur zu einem zerschmetternden Schlag ausholte.
Das Maschinenwesen reagierte wieder absolut kalt, stieß sich vom Boden ab und ließ einen Draht aus seinen Gelenken springen, der das feindliche Geschöpf zu umwickeln schien. Etwas überfordert drehte sich die Kreatur um und wollte erneut angreifen, als ein Surren die Stille durchschnitt und ein Berg aus Fleischbrocken zu Boden fiel. Die Drähte zogen sich blutbeschmiert in den Körper des Betreibers zurück, bevor er mit einem neuen Sprung wieder in seiner Aussichtskabine landete:
„Ich hoffe die Demonstration war ausreichend…“
Der Fischmensch verneigte sich unterwürfig und schien hellauf begeistert:
„Sie haben nichts von ihrer Stärke verloren, Lord Zill! Hier mit werde ich ihnen helfen dieses Zerberus-Team auszuschalten…“
Zill knackte mit seinem Genick, dann ballte er wütend die Fäuste und packte Kafai am Kragen:
„Gut aber ich werde nie wieder meine neuen Kräfte demonstrieren, verstanden?“
Der Fischmensch von den drei Teufeln nickte und wand seinen Blick wieder ab.
Der Wind strich ihr durch das lange, dunkle Haar und sie schloss gedankenverloren die Augen, während sie die Frische Luft genoss. Der Himmel war blau und merkwürdige Fluggeschöpfe segelten durch die Luft.
Mit einem Seufzen öffnete sie die Augen wieder und schaute verträumt in die Ferne des Planeten, wo Felsen die Umgebung geprägt hatten. Der Ausblick von ihrem Balkon war grandios und erlaubte ihr eine Übersicht, über die komplette Umgebung der Stadt.
Sie ließ ihren Kopf sinken und stützte sich am Geländer ab, während sie mit besorgter Stimme sprach:
„Wo bist du, Marco?“
Dann erblickte sie eine Gruppe von Leuten, die sich der Stadt näherte. Die Leute liefen hintereinander, wie eine Ameisenstraße und waren mit Rücksäcken beladen. Neugierig rannte sie aus ihrem Quartier, um die ankommende Gruppe zu begrüßen. Diese hatten bereits ihre Taschen abgestellt, als sie den Hauptsaal von Kritias erreichte. In der Mitte der Wanderer stand Sebastian und nahm seine Sonnenbrille ab. Era bremste vor ihm ab und schaute ihn forschend an:
„Und? Habt ihr etwas gefunden?“
Der Goa`uld schüttelte den Kopf:
„Nö, diese Welt ist total ruhig aber es gibt hier zahlreiche Landschaften. Hinter den Felsen befindet sich ein Wald. Die doofen Giganten haben uns auch nicht attackiert. Ich schätze, weil viele von unseren Leuten das Antiker-Gen haben… Da diese Biester von den Antikern zur Verteidigung gezüchtet wurden, lassen sie uns deshalb wohl in Ruhe… Ich hätte ja gerne weiter geguckt aber unser Experte hier konnte nicht mehr!“
Er warf einen vorwurfsvollen Blick zu George, der keuchend an der Wand lehnte und fast seine Lunge ausspuckte, vor Erschöpfung:
„Ich bin halt nicht fürs Wandern gemacht… Ich finde, wir sollten den Jumper zur Erkundung nehmen…“
Alle sahen ihn etwas forsch an aber der Techniker fand seine Idee toll. Das Team wollte gerade seine Ausrüstung weg bringen, als plötzlich die Stimme von Jenny McLane durch den Raum hallte. Sebastian verdrehte bloß die Augen, als sein Name gerufen wurde:
„Major Rantold?!“
An seiner Stirn bildete sich eine Stressfalte und Era musste grinsen, als Jenny direkt neben ihm anhielt und ihn neugierig anstarrte:
„Ich wollte mit ihnen reden… Wenn es ihnen keine Umstände macht, würde ich mich gerne ihrem Missionsteam anschließen!“
Der Soldat schloss genervt seine Augen, während er sie kühl abwies:
„Wie oft denn noch? Wir haben ein komplettes Team! Wenn Marco wieder da ist…“
Jenny McLane holte tief Luft, dann unterbrach sie den Major mit einem Quietschen:
„Aber Mr. Harrison ist schon seit drei Wochen weg! Sie müssen bald den fehlenden Platz besetzten, wenn sie keinen Ärger mit dem Komitee wollen!“
Bei dem Verschwinden von Marco wurden alle schlagartig ruhig und besonders Era versank wieder in Gedanken. Sebastian fixierte sie wütend und hob drohend den Arm, während er den „Gast“ anschrie:
„Das habe immer noch ich zu entscheiden! So lange das Komitee nicht den Befehl gibt, wird Marcos Platz frei bleiben! Und selbst wenn, wären sie die letzte Person, die ich ins Team nehme! Sie haben weder militärische Kenntnisse, noch können sie ihre Fähigkeiten kontrollieren! Sie sind ein laufendes Sicherheitsrisiko!“
Seine Stimme war so laut, dass ihn sogar die Techniker im Kontrollraum hörten. Jenny schaute ihn fassungslos an, dann biss sie sich auf die Lippe und stürmte aufgewühlt davon, während alle den erbosten Major anstarrten:
„WAS!?“
George richtete sich auf und schüttelte bloß enttäuscht den Kopf:
„War das nicht etwas hart? Jenny kann nichts für ihre Fähigkeiten und es ist fraglich, ob wir Marco finden… Wir haben bisher 24 Suchmission gemacht aber wir haben keine Spur von ihm…“
Era nickte und verschränkte traurig die Arme:
„George hat Recht… Außerdem werden wir Marco nicht finden, wenn er nicht gefunden werden will… Das er alleine klar kommt, wissen wir doch!“
Nun war es Sebastian der etwas mürrisch davon stampfte und vor sich hin murmelte:
„Ja, bis er wieder unsere Galaxie vernichten will…“

Sie musste ihre Wut raus lassen…
Mit einer weiteren Handbewegung spaltete sie einen Felsen, der krachend in sich zusammen stürzte und eine Staubwolke hinterließ. Sie fühlte sich einsam, obwohl es hier so viele Leute gab. Nur der Aufenthalt in Area 51 war schlimmer gewesen, weil ständig Ärzte bei ihr waren oder psychische Betreuer.
Es war grausam, wie sie von den Wissenschaftlern behandelt wurde, als ihre Kräfte erprobt wurden. Sie war nur ein Versuchskaninchen gewesen. Zahlreiche Tests hatte sie erdulden müssen und nicht alle waren schmerzfrei. Colonel Carter hatte sich dafür eingesetzt, sie zu befreien aber das internationale Komitee sah in ihre eine zu große Gefahr.
Wäre das letzte Experiment nicht zu weit gegangen, hätte sie vermutlich auch nie die ganze Einrichtung in Gefahr gebracht.
Seit dem schaute man sie an, wie ein Monster, welches dringend abgeschoben werden musste. Jenny hatte sich erhofft hier, in der Zerberus-Galaxie, neue Freunde zu finden oder wenigstens Respekt von anderen Leuten aber da irrte sie sich wohl.
Sebastian behandelte sie wie Dreck oder eine Aussätzige. Wie war noch gleich seine richtige Wortwahl? „Sicherheitsrisiko“?
Schweren Herzens streckte Jenny die Arme von sich und schob dadurch einen Steinbloch ein Stück von sich weg. Schweiß lief von ihrer Stirn, als sie sich ausgelaugt auf einen Brocken fallen ließ.
Plötzlich erklang eine Stimme hinter ihr:
„Das läuft ja schon ganz gut!“
Panisch drehte sich Jenny um und erblickte George, der sie mit einem Grinsen begrüßte. Die junge Frau lief knallrot an und drehte sich schüchtern weg:
„Mh… Ich übe viel… Also, es ist noch nicht perfekt… Und überhaupt… Und so…“
Der Schiffstechniker musste lachen und setzte sich zu ihr:
„Ganz ruhig! Ich wollte mal nach dir sehen, weil Sebastian ja doch recht fies zu dir war… Achte nicht auf ihn! Er ist manchmal ein Arsch. Und das mit dem Sicherheitsrisiko sollte er sich selbst zu Herzen nehmen, schließlich wollte er vor einem halben Jahr selbst diese Galaxie beherrschen…“
Jenny lächelte endlich aber dann senkte sie bedrückt den Kopf:
„Ich kann ihn aber verstehen… Sieh mich an! Ich bin ein Freak!“
Plötzlich spürte sie einen kleinen Klaps auf dem Hinterkopf und sah wieder ein gutmütiges Lächeln in Georges Gesicht:
„Dummkopf! Du befindest dich in einem Berg aus Freaks… Ich habe Telekinese, Sebastian ist ein Goa`uld und noch dazu der Sohn von Anubis und Marco wollte vor drei Wochen das Universum mit der Macht eines Erzengels auslöschen… Wer ist von uns wohl der größte Freak?“
Nun lachten beide und der Techniker hatte es wirklich geschafft, sie wieder aufzumuntern. Endlich fühlte sich Jenny verstanden und George schien sich wirklich für sie zu interessieren. Er richtete sich wieder auf und klopfte sich den Staub von den Klamotten:
„Ich glaube, du würdest gut in unsere Reihe von Freaks passen!“
Der Techniker schob ein Zwinkern hinterher, als plötzlich der Funk erklang:
„George, komm mal schnell in den Kontrollraum! Wir haben eine Aktivierung von Außen. Jemand hat uns eine Botschaft geschickt!“
Es war die verzweifelte Stimme von Sebastian, der hoffnungslos an der Konsole herum stand und auf Hilfe wartete. George schüttelte den Kopf und nickte Jenny aufmunternd zu:
„Lass mich raten, Sebastian… Du bist zu doof, um eine Nachricht zu empfangen…“
Sofort donnerte ihm eine wütende Goa`uld-Stimme entgegen:
„Halt die Klappe! Die doofen Antiker haben leider keine Anweisung hinterlassen, wie man ihr bescheuertes Terminal bedient!“
Danach machte sich George auf den Weg und ließ Jenny alleine zurück, die jetzt entspannt zum Himmel aufsah.

Im Kontrollraum schlug Sebastian mittlerweile auf die Konsole ein und versuchte verzweifelt diese eingegangene Nachricht abzurufen. Er blitzte fies mit den Augen und schrie George an, der etwas Zeit für den Weg gebraucht hatte:
„Wo bleibst du denn?! Dieses verdammte Terminal macht, was es will!“
George schien sich darüber zu amüsieren und grinste frech, während er lediglich eine einzige Taste aktivierte und so die Videobotschaft auf das Display holte:
„Das Terminal funktioniert doch aber der Absender ist interessant!“
Auf dem Schirm erschien das Gesicht von Celeb. Er sah etwas deprimiert aus aber war das bei der abgesagten Hochzeit ein Wunder? Er nickte den Freunden zu, dann begann er zu erzählen:
„Ich habe gehört, dass ihr euch in Kritias einquartiert habt. Als ich von Marcos Erinnerungsverlust und seiner Abreise gehört habe, habe ich selbst ein paar Informationen gesammelt, da ihr sicher auf der Suche nach ihm seid…
Es gibt ein unterirdisches Kolosseum für illegale Kämpfe und angeblich soll dort ein besonders starker Kämpfer gesehen worden sein… Ich schicke euch die Toradresse!“
Die Jungs sahen sich überrascht an, als auch noch Fürst Zaiku in den Kontrollraum kam:
„Ich denke, ihr solltet gehen!“
Während sie sich bereits im Aufenthaltsraum umzogen, holte George tief Luft und trat an Sebastian heran:
„Vielleicht sollten wir Jenny McLane mitnehmen! Laut Celeb soll die Anlage doch unter der Erde sein…“
Der Goa`uld reagierte erst nicht, dann verpasste er dem Techniker einen brutalen Stich zwischen die Rippen:
„Ich werde sie nicht mitnehmen, weil sie nicht zu unserem Team gehört. Ich, du und Era! Wir sind das Team, bis Marco wieder zurück ist! Ich will nichts mehr von Jenny hören!“
Er schnappte sich die P-90 und stampfte wieder aufgebracht davon, während Era nur mit der Schulter zuckte:
„Was soll man noch dazu sagen…? Er ist halt n Arsch…“
Als das Gate angewählt war, marschierten alle drei tapfer auf es zu und besonders Era hatte wieder Hoffnung, ihren Geliebten zu finden. George hingegen konnte ihm Kontrollraum Jenny sehen, die nur deprimiert den Kopf senkte und jedes Glück verlor.
Danach konnte die Reise auf die erwählte Welt beginnen, auf der sich angeblich ihr ehemaliger Anführer befinden sollte. Was würden sie tun, wenn sie ihn finden? Hatte er womöglich schon seine Erinnerungen zurück? Viele Fragen aber keine Antworten…

Auf der anderen Seite erwartete das Team eine kahle Steinwüste.
Die Gegend um das Sternentor war abgestorben und nur Felsen türmten sich auf und ragten in die Luft, während heißer Wind durch sie hindurch pfiff.
Ein trockener Baum zierte die Umgebung aber sonst existierte nichts Pflanzliches. Das Stargate stand in einem kleinen Tal, zwischen den Felsenbergen und war mit einem Pfad verbunden. Sebastian schaute sich skeptisch um, dann setzte er sich seine Sonnenbrille auf:
„Okay… Wir folgen einfach dem Pfad… Laut den Daten sollte ja in drei Kilometern eine Siedlung sein…“
Die anderen Teammitglieder nickten, dann marschierten sie durch die Hitze der Sonne.
Era hatte so ein komisches Gefühl, als sie die scharfen Kanten des Canyons betrachtete und schluckte einen Kloß herunter. Sie betete, dass es in der Siedlung wirklich Hinweise auf Marco gab, denn schon jetzt fehlte er ihr. Als sie das Tal verlassen hatten, konnten sie hinter einem Hügel direkt das Dorf sehen. Es war eine kleine Siedlung aus Lehmhütten und Windräder dienten dem Volk wohl als Energiequelle.
Mit einem Fernglas konnte Sebastian einfache Bauern sehen, die sich um ihr weniges Vieh und die vertrockneten Felder kümmerten. Etwas betrübt drehte er sich zu George und Era um:
„Ehrlich gesagt sieht das Dorf sehr arm aus… Ich bezweifle, dass wir dort auf jemanden wie Marco treffen…“
Die Galonierin hörte diese Worte nur ungern und stampfte einmal ärgerlich auf:
„Celeb sagte, dass die Anlage unter der Erde ist!“
Jetzt war es George, der sich grübelnd an das Kinn fasste und danach mit der Schulter zuckte:
„Die Genii aus der Pegasus-Galaxie haben es auch so gemacht. An der Oberfläche waren sie arme Bauern aber unter der Oberfläche hatten sie eine ganze Stadt. Diese Leute könnten genauso arbeiten…“
Plötzlich stockte der Goa`uld und runzelte die Stirn, während er andeutete, dass alle ruhig sein sollten. Era schwieg sofort und horchte ebenfalls. Ein feines Brummen lag in der Luft und das Geräusch schien näher zu kommen. Sebastian hob sofort seine Waffe und legte die Hand auf den Boden, wo er ein sanftes Vibrieren verspürte:
„Da kommt etwas!“
Das Beben wurde größer und mit einem lauten Krachen schoss eine Fontäne aus Sand in die Luft. Danach bewegte sich eine Welle aus Sand und Erde direkt auf sie zu. Mehr Gründe brauchte das Team nicht, um sich zum Sternentor zurückzuziehen. Eilig setzte sie einen Fuß vor den anderen und betraten wieder den kleinen Canyon, als auch der festere Boden Risse bekam und das Beben ihnen zu folgen schien. Sofort gab George die Glyphen von Gigantis in das DHD ein, als sich der Dreckberg erhob und dann in alle Richtungen explodierte, bevor sich ein langer Körper erhob. Vor ihnen war eine Art Wurm aus dem Boden gebrochen, der in seinem Rachen mit mehreren Zahnreihen bestückt war. Die Kreatur stieß merkwürdige Grunzgeräusche aus, während es sich auf die kleine Gruppe hinunter stürzte. Mit einer Vorwärtsrolle entkam Era diesem Biss und feuerte mit ihrer P-90 auf den Unterleib des Wurmes. Dieser schien die Kugeln deutlich gespürt zu haben, drehte sich aber für einen neuen Angriff. Der lange Schwanz der Kreatur riss an den Felswänden entlang, wodurch ein Berg aus Trümmern den Durchgang zum Stargate versperrte, wo sich gerade der neue Ereignishorizont gebildet hatte. George riss die Augen weit auf, bevor er deprimiert auf schrie:
„So ein Mist! Unser Fluchtweg!“

Fürst Zaiku hatte sich im Kontrollraum eingefunden, als diese Aktivierung von Außen seine Aufmerksamkeit erweckte. Der Techniker schien auf einen Identifizierungscode zu warten aber es tat sich nichts. Es gab keine Botschaft und kein Signal, als wäre die Aktivierung ein dummer Zufall.
Auch Jenny saß im Kontrollraum und spielte an einem der Rechner Schach gegen den Computer, als sie neugierig aufsah. Der Techniker schüttelte bloß immer wieder den Kopf, während Fürst Zaiku die Arme verschränkte.
Dann endlich gab der Funk ein Knacken von sich und Sebastians Stimme erklang:
„Fürst Zaiku! Wir wurden angegriffen aber der Weg zum Sternentor ist versperrt! Wir brauchen sofort Verstärk…“
Dann brach der Funk ab und alle Techniker standen geschockt auf, während sich der alte Fürst durch sein Haar fuhr:
„Wir müssen etwas unternehmen!“

Mit einem Klappern ging das Funkgerät zu Boden und Sebastian wich nur ganz knapp dem mit Zähnen bestückten Schlund aus. Dabei gab er einen Schuss aus seiner Zat ab aber diese schien genauso wenig zu wirken, wie die P-90. George, der Schwanzschläge immer wieder mit seiner Telekinese abwehrte, entdeckte am Kopf des Wurmes ein technisches Gerät.
Dieses blitzte im Sonnenlicht und dient wohl dazu Kontrolle über die Wurmbestie auszuüben. Er sprang hoch, hielt sich mit Telekinese kurz in der Luft und sprengte den Apparat mit einer Druckwelle vom Kopf der Kreatur ab.
Das Wurmwesen grunzte wieder, spuckte Schleim und wurde schlagartig ruhig. Ohne weiteres Chaos anzurichten grub es sich wieder in der Erde ein und verschwand.
Alle drei Teammitglieder waren völlig außer Atem und Sebastian wischte sich den Schweiß von der Stirn:
„Das Ding wurde also von jemandem gelenkt… Wir werden hier also nicht gerade begrüßt…“
Era atmete erleichtert durch, als sie ein grüner Energiestrahl traf. Ohne jede Vorwarnung hagelte es jetzt Energiestrahlen. Die Galonierin war krachend zusammen gebrochen und auch George ging schnell nieder. Nur Sebastian war den Angriffen ausgewichen und rollte sich hinter einen dicken Feldbrocken, der zuvor vom Wurm losgeschlagen wurde.
Überall am oberen Ende des Canyons hatten sich bewaffnete Männer aufgestellt. Sie schienen Räuber zu sein, denn sie besaßen keine einheitliche Kleidung. Der Major musste etwas unternehmen und rief aus seiner Deckung heraus:
„Wir sind keine Feinde! Wir kamen in friedlicher Absicht!“
Es herrschte Stille und keiner der Angreifer gab ein Wort von sich aber dann hallte eine kraftvolle Stimme durch die Schlucht:
„Mein Auftraggeber sieht das aber anders, genau wie ich! Ich habe lange auf diesen Moment gewartet und wenn ich nicht diesen Auftrag hätte, würde ich dich töten, Major Rantold!“
Nun verzog der Goa`uld das Gesicht. Woher kannte der Unbekannte seinen Namen? Waren sie sich schon einmal begegnet oder war es in seiner Zeit als Marduk?
Fragen quälten den Soldaten, als er Schritte hörte. Sollte er nachsehen, um wen es sich handelte oder in Deckung bleiben? Er lud seine P-90 nach, dann machte er sich zum Feuern bereit.
Sicherlich hätte alles geklappt aber ein Surren in der Luft verhieß nichts Gutes. Danach ging ein Schnitt durch die ganze Spitze des Felsens und sprengte sie förmlich ab. Eine sehr scharfe Klinge hatte die Felskuppel seiner Deckung zerstört. Mit einer Rolle wich er aus und zielte auf den Angreifer, der sich aber ungewöhnlich schnell bewegte.
Er sah nur noch ein blaugraues Bein und verspürte einen starken Tritt. Dabei ließ er seine Waffe fallen und landete auf dem Rücken.
Endlich offenbarte sich Sebastian die Identität des Angreifers. Es war ein Fischmensch mit graublauer Haut und zwei abstehende Flossen an den Armen. Sein Gesicht war durch Verbrennungen entstellt aber noch immer bewegten sich die Kiemen an seinem Hals:
„Erkennst du mich wieder? Ich bin Kafai von den drei Teufeln! Du hättest mich damals fast durch eine Granate getötet! Weißt du noch?“
Nun fiel des dem Goa`uld wieder ein und er hob eine Augenbraue:
„Ich erinnere mich! Und was soll das hier werden? Wer ist dein Auftraggeber?“
Kafai lachte und dabei kamen dreieckige Zähne zum Vorschein, wie bei einem Hai:
„Das wirst du noch früh genug erfahren! Gehen wir!“
Sebastian musste sich geschlagen geben und hob kapitulierend die Hände.
Er konnte einen Kampf nicht riskieren.
Die anderen Mitglieder des Teams wurden von den anderen Räubern aufgesammelt und fort geschleift, während der Major ihnen mit erhobenen Händen folgte.

In Kritias herrschte Panik und Fürst Zaiku starrte immer wieder unschlüssig auf das Sternentor, bevor er wieder einen Techniker anschrie:
„Was ist da los? Wieso kommt keine Antwort mehr!?“
Der arme Mitarbeiter zuckte mit der Schulter:
„Tut mir Leid, Sir aber ich bin schließlich nicht auf dem Planeten… Das Tor schaltet sich wieder ab!“
Kaum waren die Worte ausgesprochen verschwand der schimmernde Ereignishorizont und Zaiku fuchtelte rasend mit den Armen:
„Schicken sie sofort ein Rettungsteam los!“
Der Techniker traute sich gar nicht mehr zu antworten und versenkte seinen Kopf zwischen den Schultern:
„Durch die Neuorganisierung von Kritias haben wir noch keine weiteren Offworldteams, Sir!“
Der Fürst lief knallrot an und schien vor einer Explosion zu stehen, als sich Jenny von ihrem langweiligen Schachspiel löste und besorgt in Gedanken verfiel. Sie wollte nicht tatenlos rum sitzen, also packte sie der Ehrgeiz:
„Fürst Zaiku? Ich würde gerne aufbrechen… Ich kann Erde kontrollieren und laut unseren Informationen handelt es sich um einen felsigen Planeten. Ich wäre dort im Vorteil…“
Zaiku beruhigte sich etwas, musterte Jenny von oben bis unten, bevor er ärgerlich den Kopf schüttelte:
„Ich kann sie doch nicht alleine zu einem fremden Planeten schicken! haben sie schon mal gekämpft?“
Die junge Frau schob wieder ihre Brille weiter hoch, die etwas runter gerutscht war und stellte den Kopf schräg:
„Mehr oder weniger… Ich habe mal einen Prior der Ori lebendig begraben, wenn das zählt. Ich muss ja keine Rettungsaktion starten! Eine Aufklärungsmission müsste doch reichen. Ich werde nichts auf eigene Faust unternehmen!“
Der Anführer der Organika war alles andere als Begeistert und seine Skepsis verschwand nicht aber dann biss er angespannt die Zähne zusammen:
„Das ist unsere beste Option! Also schön! Machen sie sich einsatzbereit!“
Fast hätte Jenny einen Freudensprung gemacht aber dann behielt sie die Ruhe und rannte zur Ausrüstungskammer. Damit hatte sie eine Chance bekommen sich zu beweisen und vielleicht würde Sebastian sie danach ins Team aufnehmen.

Mit einem Fahrstuhl waren sie jetzt auf dem Weg unter die Erde. Era und George waren mittlerweile wieder wach und standen neben Sebastian in dem Lift, umzingelt von feindlichen Soldaten. Auch Kafai stand mit in dem breiten Fahrstuhl und schien sich über seinen Fang zu freuen. Dann endlich öffneten sich die Fahrstuhltüren und sie betraten eine Art Kontrollraum.
Hier blinkten viele Lichter und es gab eine große Konsole, an der ein Techniker saß. Am anderen Ende des Raumes stand ein großer Stuhl.
Es war etwas düster und ein stickiger Geruch lag in der Luft.
Mit einem groben Stoß wurden die drei Gefangenen weiter in diesem Raum hinein geführt, als sich dann endlich der Stuhl drehte und den Auftraggeber enthüllte. Era weitete sofort überrascht die Augen, als sich ein metallener Körper erhob und finster lachte:
„Endlich! Das Zerberus-Team! Wie lange habe ich darauf gewartet!“
Zills Blick ging durch die Reihe der Teammitglieder und seine Gier nach Rache schien grenzenlos, während George bloß herablassend seufzte:
„Ich wusste es! Der Kerl ist nicht tot zu kriegen!“
Die anderen verdrehten nur die Augen, während der Zera näher kam und seine Beute untersuchte. Schlagartig verzog sich seine gute Laune und wurde durch ein bösartiges Röcheln ersetzt:
„Da fehlt jemand! Wo ist Marco Harrison? Auf seine Anwesenheit hatte sich mich am meisten gefreut!“
Durch das Team ging ein Murren, bevor Era betrübt den Blick senkte:
„Er hat das Team verlassen. Deshalb sind wir ja hier. Wir haben ein Gerücht gehört, dass er hier gesehen worden ist!“
Zill dachte über die Erklärung nach, dann schrillte seine bedrohliche Lache hervor:
„Das ist ja besser, als ich erwartet habe! Mein ärgster Feind hat feige das Feld geräumt! Dann steht meiner Herrschaft über Zerberus ja nichts mehr im Weg!“
In genau diesem Moment machte die weibliche Galonierin einen wütenden Schritt vor:
„Das glaubst du doch wohl selber nicht! Du hast es bisher nicht geschafft und auch dieses Mal wird dein Plan scheitern!“
Wieder konnte Zill bloß lachen und gab einem Techniker ein Handzeichen. Dieser betätigte einen Schalter, wodurch sich die Wand öffnete und ein Fenster frei legte. Unterhalb des Fensters ging es mehrere Meter tief in Zills Kolosseum, wo noch immer die merkwürdigsten Gestalten ihre Schlachten austrugen. Zufrieden schaute Zill auf die tobende Menge, bevor er sich wieder dem Team zu wand:
„Ich bin gespannt, wie lange ihr da unten überlebt!“
Alle drei waren etwas geschockt und Kafai verschränkte stolz die Arme. Dann nickte der Zera einem Wärter zu:
„Bringt George Grey in einen der Bunkerräume! Seine Telekinese ist zu gefährlich für mich aber die anderen steckt ihr zu den Gladiatoren in die Arena!“
Danach wurden alle Teammitglieder weggedrängt und Zill rieb sich voller Vorfreude die Hände:
„Das sehe ich mir von meinem Stammplatz aus an!“

Nervös tänzelte von einem Bein auf das andere. Zum ersten Mal in ihrem Leben musste sie alleine durch das Sternentor zu einer richtigen Mission. Eigentlich hatte sie nicht einmal ihre Ausbildung richtig abgeschlossen, weil diese Technologie sie umgewandelt hatte.
Nun trug sie eine militärische Uniform, eine Ausrüstungsweste und eine P-90, während sich der innere Ring drehte und langsam die sieben Symbole anzeigte.
Aus dem Kontrollraum hallte noch einmal die Stimme von Fürst Zaiku:
„Ich erinnere sie noch einmal daran, dass es sich bloß um eine Aufklärung handelt. Sobald sie die Lage geklärt haben, kommen sie zurück und wir stellen ein Rettungsteam zusammen, verstanden?“
Jenny nickte, dann holte sie tief Luft. Als der Ereignishorizont erschienen war, trat sie durch das Tor und fand sich in dem steinigen Canyon wieder. Überall lagen Felsentrümmer herum, die von dem aggressiven Killerwurm verursacht wurden. Der Vortex hatte die Felsen weggesprengt, die zuvor den Weg für Sebastians Team versperrt hatten, also konnte Jenny bedenkenlos weiter gehen.
Nun war sie noch aufgeregter und schloss angespannt die Augen:
„Man ist das hier viel Erde… Ich muss einfach nur ruhig bleiben, dann passiert auch nichts!“
Kaum hatte sie ein paar Schritte gemacht, da begann die Erde zu beben und Jenny krallte sich an einen Felsbrocken.
„Wieso bebt jetzt die Erde? Ich konzentriere mich doch schon!“, fluchte sie, als das Rütteln härter wurde, bis letzt endlich das Gestein Risse bekam.
Nun sagte ihr Gefühl, dass es nicht ihre Schuld war.
Genau vor ihr explodierte der Boden und ein weiterer Wurm brach aus dem Erdreich hervor.
Die junge Frau war platt und ihre Kinnlade klappte herunter, als sie dieses große, glitschige Objekt sah, wie es bedrohliche Grunzgeräusche ausstieß. Der Wurm hatte sie sofort im Visier und schnellte aggressiv hinab. Jenny hechtete bei Seite und landete unkoordiniert auf dem Bauch, während der Wurm Dreck und Sand aufwirbelte.
Die junge Frau war panisch, kniff verängstigt die Augen zusammen und betete, dass das Vieh von selbst verschwand aber das war nicht der Fall. Vermutlich war es dressiert, um Fremde fern zu halten.
Bei ihrem verängstigten Sturz hatte sie ihre P-90 weg geschmissen und suchte jetzt fieberhaft den Boden danach ab. Der Wurm hatte nicht vor zu warten und wirbelte herum. Wieder machte er sich bereit, um auf Jenny hinab zu stürzen und sie zu verschlingen.
Endlich raffte sie sich auf, als die Bestie auch schon hinabschnellte. Voller Entsetzen hob sie die Hände schützend vor das Gesicht, wodurch sich ein dicker Felsbrocken aus dem Boden löste und vor sie schwebte. Der Wurm krachte mit all seiner Wucht in das massive Objekt und prallte daran ab.
Jenny war vollkommen verwirrt und beobachtete, wie das Wurmmonster irritiert umher wankte. Sie hatte den Felsen als Verteidigung benutzt und nun wo ihr das auch klar wurde, erkannte sie ihre Möglichkeiten. Ihre Sicherheit kam zurück, genau wie ihr freches Grinsen:
„Dich mach ich fertig!“
Sie machte eine Bewegung, als wolle sie eine große Kiste weg schieben aber stattdessen türmte sich eine Welle aus Sand und Erde auf. Diese rollte mit lautem Getöse und unaufhaltsam auf den Wurm zu. Die Bestie hatte nicht die geringste Chance und wurde von dem rollenden Erdwall mitgerissen und in eine andere Felsenwand gedrückt. Mit einem letzten Grunzen verschwand das Geschöpf im Erdboden und Jenny wischte sich den Schweiß von der Stirn:
„Gar nicht mal so unpraktisch, diese Fähigkeiten…“
Zum ersten Mal seit Monaten empfand sie diese Gabe nicht als lästig, sondern als ein nützliches Werkzeug. Dann bemerkte die die schattigen Gestalten hinter den Felsen, die sich ihr näherten. Irgendjemand beobachtete sie und schon das war ein Grund zum Mistrauen. Voller Kraft schlug Jenny ihre Faust auf den Boden, wodurch wieder eine Schockwelle durch die ganze Umgebung ging. Aus allen Richtungen erklangen plötzlich Hilfeschreie und panische Rufe. Vorsichtig näherte sie sich einem der Beobachter und erkannte einen Mann mit Augenklappe, der neben seinen Kameraden, bis zum Kopf, in einer Erdspalte steckte.
Der Unbekannte schrie sie nun wütend an und regte sich offenbar höllisch auf:
„Du Miststück! Wir hast du das gemacht?!“
Jenny wusste nun, wer ihre Freunde entführt hatte, also bückte sie sich und kniff dem Verbrecher schelmisch in die Wange:
„Wo sind meine Freunde? Ich frage gar nicht, ob ihr es wart, sondern frage lieber gleich, was ihr mit ihnen gemacht habt!“
Der Kriminelle schien eher unkooperativ und verzog mürrisch das Gesicht. Jenny hingegen grinste immer bösartiger und rieb die Hände amüsiert an einander:
„Ich würde antworten oder willst du wissen, wie lange ich die Erdspalte schließen kann, bevor dein Körper zerquetscht wird?“
Ein Schatten huschte über ihr Gesicht und irgendwie liebte sie es manchmal sadistisch zu sein. Dass sie nur einen Spaß machte, konnten die Männer in den Erdspalten ja nicht wissen, also begann einer von ihnen laut zu wimmern:
„Bitte lass uns frei! Ich sage dir, wo das Kolosseum ist! Da sind deine Freunde!“
Sie richtete sich wieder auf und stemmte zufrieden die Arme in die Taille:
„Schon besser! Ich glaube aus der Aufklärungsmission ist gerade eine Rettungsaktion geworden!“

Man hatte sie in einen kleinen Raum gesperrt, in dem es zwei Türen aus Eisen gab. Die eine Tür wurde normal hinter ihnen verschlossen aber an der anderen blinkte ein elektrisches Schloss.
Era konnte deutlich das Geschrei der Gladiatoren hinter der anderen Tür hören. Sicherlich bekämpften sich dort alle möglichen Geschöpfe bis aufs Blut. Sebastian ärgerte sich, weil ihnen die Wachen alle Waffen abgenommen hatten. Angespannt knackte er mit den Fäusten:
„Das wird furchtbar ungemütlich! Versuch so lange zu überleben, wie du kannst!“
Die Galonierin blitzte ihn entnervt an:
„Was soll das jetzt wieder heißen? Ich bin eine gute Kämpferin…“
„So gut, wie eine Primitive halt sein kann. Du musst bedenken, dass du keine Stöcke zum herum wirbeln hast!“
Eine Ader trat an Eras Hals hervor, als sie wieder diese Beleidigungen von Sebastian hörte:
„Hörst du endlich mal mit deinen Vorurteilen gegen mein Volk auf?! Das ist wohl kaum die richtige Situation für so eine Diskussion!“
Danach zwinkerte er ihr zu und berührte sie an der Schulter:
„Wut ist immer gut, wenn es um Leben und Tod geht! Ich will dich bloß wütender machen!“
Nun begriff die Außerirdische, was der Goa`uld vor hatte und nickte, während sie ihren Zorn auf die verschlossene Arenatür richtete.
Diese gab ein Piepen von sich, bevor sie sich öffnete und den großen Raum freigab. Durch eine Energiebarriere wurden sie gezwungen in das Kolosseum einzutreten. Kaum waren Sebastian und Era in dem Raum, jagten die ersten absonderlichen Gestalten auf sie zu.
Ein Speerträger hatte seine spitze Waffe in Position gebracht und versuchte die Galonierin aufzuspießen aber diese war nicht untalentiert im Nahkampf. Durch Marco hatte sie genug gelernt, also wich sie dem Objekt aus, kniete sich hin und trat dem Angreifer die Beine weg.
Der menschliche Gladiator ging schreiend nieder und Era konnte ihm seine stabähnliche Waffe aus der Hand reißen. Danach drehte sie ihre neue Waffe und grinste Sebastian selbstbewusst an:
„Wie war das mit den Stöcken zum rumfuchteln?“
Der Goa`uld nickte ihr bestätigend zu, dann sah er sich von zwei anderen Verbrechern eingekreist. Einer der Kämpfer wirbelte eine Kette mit Widerhaken herum, der andere hatte zwei Beile in der Hand. Kampfeslustig leuchteten Sebastians Augen auf:
„Wer will als erstes?“
Kaum war diese Herausforderung ausgesprochen, schleuderte der dickere der Angreifer eines seiner Beile auf ihn zu. Mit einem leichten Schritt duckte er sich unter der Wurfwaffe durch, die den Kettenträger in der Brust traf.
Mit einer Rückwärtsrolle packte der Soldat den Griff des Beils und zog die Waffe wieder aus der Leiche des anderen heraus, um sie zu dem Absender zurück zu werfen. Dieser konnte nicht so schnell reagieren und bekam die Schnittkante in den Kopf.
Anders als Sebastian, wurde Era von einem Echsengeschöpf angegriffen. Die Bestie fauchte und kroch mit hoher Geschwindigkeit eine Wand hinauf, von wo sie sich auf die junge Frau fallen ließ. Die Galonierin reagierte schnell und richtete ihren Speer auf, wodurch die Echse aufgespießt wurde und direkt auf sie fiel.
Wütend klemmte Era jetzt unter dem schweren Körper der Zweimeterechse fest:
„Sebastian! Hilf mir hier raus! Ich hänge fest!“
Während Sebastian nun versuchte sie an den Armen heraus zu ziehen, saß Zill wieder in seiner Kuppel und beobachtete die Schlacht unter sich:
„Die sind gar nicht schlecht aber letzt endlich doch nur Menschen. Sie werden nicht ewig durchhalten. Andere Gladiatoren kämpfen bereits seit Tagen ohne Pause!“
Auch Kafai durfte von hier aus zusehen und atmete schwer durch seine Kiemen, sagte jedoch kein Wort zu dem Spektakel.
Mit Mühen hatte Sebastian die eingeklemmte Era befreit, als ein Mann in einer Blechrüstung auf ihn zu rannte und seine Arme hob. Ein merkwürdiges Rauschen kam aus der Kampfrüstung. Der Goa`uld ahnte bereits, was ihn erwartete. Mit einem kraftvollen Hieb stieß er Era bei Seite, bevor eine Feuerwand aus zwei Öffnungen an den Armen der Rüstungen kam:
„Flammenwerfer!“
Die Galonierin rollte sich hinter den toten Echsenkörper und suchte Deckung vor den Flammen des Mannes in der Rüstung. Auch Sebastian entkam dem Feuermeer nur ganz knapp, indem er sich nach hinten fallen ließ und abrollte. Der Mann in der Blechrüstung stieß ein Lachen aus, dann feuerte er eine neue Hitzewelle ab.
Nun tummelten sich noch andere Gladiatoren um den Schauplatz und näherten sich dem Zerberus-Team. Sebastian funkelte wütend mit den Augen, dann stand er Rücken an Rücken mit Era:
„So ein Dreck! Es sind einfach zu viele!“
Die junge Frau wischte sich den Schweiß aus der Stirn, dann biss sie ärgerlich die Zähne zusammen:
„Ich wünschte Marco wäre jetzt hier…“
Offenbar hatte Gott diese Worte gehört, denn eine Erschütterung ging durch die ganze Arena. Selbst Zill auf seinem Ehrenplatz sah sich skeptisch um:
„Was war das?“
Ein dunkles Grummeln näherte sich dem Kolosseum und die Kämpfer, die eben noch drohend an Sebastian und Era heran traten, stockten. Wieder gab es ein Beben aber dieses Mal schien es direkt in der Nähe zu sein. Es vergingen ein paar Sekunden des Schweigens, in denen nicht einmal mehr das Publikum reagierte. Danach schob sich eine Wand auf, wie eine Schiebetür und legte einen finsteren Gang frei. Sofort sprang der Zera erbost auf:
„Was ist das?! Dort ist doch gar kein Durchgang!“
Eine Person kam aus der Finsternis des Korridors und betrat das durch Scheinwerfer erleuchtete Kampffeld. Es war Jenny, die sich einen Korridor durch die Erde erschaffen hatte. Als in der Arena angekommen war, schloss sich die Wand hinter ihr und sie sah sich irritiert um:
„Puh, das hat ja geklappt… Bin ich hier richtig?“
Sie war vollkommen mit Sand und Staub bedeckt und musste husten, während Zill den Neuankömmling argwöhnisch musterte:
„Was zur Hölle soll das? Wer ist das? Wo kommt dieses Mädchen her?“
Der Zera war vollkommen verwirrt, genau wie Era und Sebastian. Der Major schüttelte den Kopf, um sicher zu gehen, dass er sich nicht verguckt hatte:
„McLane? Was machen sie hier?“
Nun wurde die junge Frau aufmerksam und bemerkte ihre eingekesselten Freunde:
„Ich bin hier um euch zu retten!“
Irgendwie wollte Sebastian das nicht so toll finden und fasste sich genervt an die Stirn:
„Wer hat denn so eine Mission genehmigt? Fürst Zaiku hätte nicht einfach so eine Rettungsmission organisiert!“
Jenny murmelte unverständliche Worte vor sich und lief etwas rot an:
„Nun ja… Hat er auch nicht. Ich sollte nur auf eine Aufklärungsmission aber da habe ich gedacht, ich könnte helfen…“
Nun viel der Goa`uld fast in Ohnmacht, während Era nur überfordert mit der Schulter zuckte. Die zahlreichen Gladiatoren nahmen nun Jenny ins Visier und stürmten auf sie los. Der Rest des Teams interessierte sie gar nicht mehr. Sie wich einen Schritt zurück, als sie die wilde Meute genauer betrachtete.
Einer der Angreifer hatte vier Arme und hielt in jedem einen Säbel. Ein anderer war mit einer Peitsche bewaffnet.
Wieder ein anderer hatte lange Beine und bewegte sich unwahrscheinlich schnell.
Jenny musste handeln, also schloss sie die Augen und konzentrierte sich. Es kostete noch immer einiges an Konzentration aber inzwischen gelang ihr der Zugriff auf ihre Kräfte.
Eine neue Erschütterung schickte die vordersten Kämpfer zu Boden, bevor sich aus dem Felsboden drei große Brocken erhoben, über die Feinde schwebten und sie lebendig unter sich begruben.
Sie öffnete ihre Augen wieder und fixierte die verblieben Angreifer. Sie stieß mit der Faust in die Luft, als wolle sie zuschlagen, wodurch die Erde rüttelnd eine Welle bildete. Diese bäumte sich auf und ging wie eine normale Wasserflut auf die Kontrahenten nieder.
Ein Schlag mit so viel Erde zur gleichen Zeit, konnte keiner überleben. Ein solcher Angriff konnte locker Genicke brechen. Tosend kam der Erdwall zum Erliegen und allen fiel die Kinnlade herunter. Sogar Jenny selbst war von der Wucht ihrer Attacken vollkommen überrascht:
„Ähm… Ich habe es wohl etwas übertrieben…“
Der Mann in seiner mit Flammen werfenden Blechrüstung hatte die Lawine überlebt und stampfte aggressiv auf die junge Frau zu. Dabei richtete er wieder seine Flammenwerfer auf und drückte ab. Mit einem lauten Zischen raste eine Feuerwalze auf sie zu. Sie hingegen schlug panisch die flache Hand auf den Boden, wodurch eine Mauer aus massivem Gestein sie vor dem Angriff schützte. Sebastian runzelte die Stirn, dann spuckte er aus:
„Das glaube ich nicht! Sie hat ihre Kräfte besser unter Kontrolle, als ich erwartet habe…“
Der Blechmann mit seinen Flammenwerfern versuchte alles, um diese Steinblockade zu überwinden aber es gelang ihm nicht. Mit einer neuen Handbewegung verwandelte sich der feste Erdboden unter ihm zu Treibsand. Zu spät wurde ihm klar, dass er mit seiner schweren Rüstung nur schneller versank. Wie damals den Prior der Ori, wurde auch der Gegner lebendig begraben. Etwas erschöpft stemmte Jenny die Arme in die Taille und fuhr sich durch ihr Haar.
Zill hatte inzwischen die Fäuste geballt und die mechanischen Gelenke gaben ein lautes Knirschen von sich:
„Dieses Weib hat meine Gladiatoren getötet!“
Sofort drehte er sich Kafai zu und hob drohend die Faust, während er mit dem anderen Arm auf die Arena deutete:
„Vernichte sie und zwar sofort!“
Der Fischmensch befolgte den Befehl und sprang durch die nun geöffnete Scheibe in den Kampfbereich. Dort setzte er leichtfüßig auf und raste auf Jenny zu. Dabei hob er die Unterarme und spreizte seine Flossen ab.
Sebastian erinnerte sich an die Funktion der Flossen und rief dem Mädchen mit den Erdkräften zu:
„Jenny, pass auf! Seine Flossen sind scharf wie Samuraischwerter!“
Sie reagierte etwas hektisch, als der Fischmensch auf sie zu sprang und bereit war, sie einfach zu zerhaken. Era schloss die Augen und versuchte den Anblick zu ignorieren, als etwas passierte, womit keiner gerechnet hatte. Kafai fiel krachend zu Boden und sah irritiert an sich herunter:
„Was zum…?“
Hände aus Erde hatten ihn an den Fußgelenken gepackt und zu Boden geworfen. Jenny grinste jetzt diabolisch, bevor sich ein neuer Felsbrocken über ihren Kopf erhob und die Form änderte.
Aus ihm wurde ein spitzer Stachel, der nun auf Kafai nieder rauschte. Es gab eine Staubwolke, dann war von dem einstigen Gegner nicht mehr viel übrig. Sebastian begutachtete Jenny von oben bis unten, während Era ihr gutmütig auf die Schulter klopfte:
„Das war beeindruckend, Jenny… Jetzt müssen wir nur noch Zill ausschalten…“
Dieser zuckte kurz zusammen und knurrte bedrohlich in seinem metallischen Körper.
Er hatte damit gerechnet, dass das Team durch den Verlust von Marco stark an Kraft eingebüßt hatte aber diese Jenny füllte das Loch mehr als ausreichend. Das Mädchen war eine Gefahr für ihn, also war ein Rückzug die bessere Entscheidung. Er drehte sich um, als eine andere Person im Durchgang stand und ihm den Weg versperrte. Es war George, der den Zera unglaublich fies angegrinste:
„Deine Zelle war nicht gerade sicher, Zill!“
Der Maschinenmensch knurrte, dann hob er den Arm, aus dem eine Strahlenkanone zum Vorschein kam:
„Ich lasse mich von euch nicht schon wieder aufhalten! Wir kämpfen ein anderes Mal!“
Der Schiffstechniker war schneller als der Zera und zerquetschte mit einer Handbewegung die Strahlenwaffe durch seine Telekinese:
„Wieso willst du verschwinden, wenn du so mächtig bist? Bleib doch noch!“
George hob beide Arme und entfachte eine kraftvolle Druckwelle, die Zill voll packte und aus der Aussichtskuppel heraus katapultierte. Mit einem lauten Krachen schlug der Zera am Boden auf und man hörte wie sich seine metallischen Gelenke verbogen. Danach ließ sich George zu seinen Freunden hinab fallen und fing seinen Sturz mit Gedankenkraft ab:
„Hallo, Leute. Alles okay bei euch?“
Era nickte nur und nahm Jenny kumpelhaft in den Arm, während Sebastian verärgert die Arme verschränkte:
„Wo warst du so lange?! Wir hätten deine Hilfe gebraucht…“
Der Kamerad zuckte bloß mit der Schulter. Auf der anderen Seite der Arena richtete sich Zill wieder auf und knackte aggressiv mit dem Genick:
„Ihr kleinen Ratten… Ich werde euch zerschmettern…“
Jenny drängte sich aus der Reihe der und blitzte den Zera düster an:
„Redet der immer so viel? Ich übernehme das!“
Sie stieß einen Schrei aus und zeigte mit beiden Händen an die Decke. Zahlreiche Risse zogen sich über die Decke, dann brachen metergroße Stücke aus ihr heraus und hagelten auf Zill nieder. Die anderen Teammitglieder rissen die Augen weit auf, als Jenny ihn ohne großes Zögern zerschmettert hatte. Nur der Major begutachtete knurrend den Berg aus Felsbrocken:
„Um wie viel wollen wir wetten, dass wir ihn wieder sehen?“
Alle lachten und diese Mission schien ein glimpfliches Ende zu nehmen, als Era etwas am Kopf spürte. Ihr rieselte etwas Sand auf den Kopf. Erst als sie nach oben sah, stieß sie einen lauten Ruf:
„Leute, die Decke ist etwas brüchig!“
Nun schossen ganze Erdmassen durch die Risse und lockerten das Arenadach noch mehr. Es war das Zeichen zu verschwinden. Während Jenny nun wieder einen Durchgang frei legte, lief sie wieder knall rot an:
„Ich habe es wohl etwas mit dem Steinhagel übertrieben!“
Nun war größte Eile geboten, als erste Stützpfeiler hinab stürzen und Staub aufwirbelten. Mit großen Schritten stürmten sie durch die Dunkelheit, während Jenny den Gang immer weiter aufbaute. Am Ende kamen sie auf dem Hügel vor der Siedlung hinaus. Era kniff die Augen zusammen, als sie das grelle Sonnenlicht der Wüste sah. George atmete tief durch, dann deutete er auf das Dorf aus Lehmhütten.
Die ganze Ortschaft versank im Erdboden und alles, was davon übrig war, war ein Krater. Für einen Tag war es genug Aufregung und Sebastian klopfte sich den Sand von der Hose:
„Lasst uns gehen… Ich brauche eine Dusche…“

Die Sonne versank am Horizont von Gigantis und Era stand wieder auf dem Balkon ihres Quartiers. Sie hatte ein komisches Gefühl im Bauch und ihr fehlte etwas.
Marco!

Zu gerne hätte sie jetzt neben ihm gestanden und mit ihm gemeinsam in den Sonnenuntergang geschaut.
Leider handelte es sich um Wunschdenken, denn Celebs Informationen waren fehlerhaft gewesen. Wo mochte Marco wohl sein?
Irgendwo in den Weiten der Zerberus-Galaxie suchte er nach seinen Erinnerungen, dabei war sein platz doch hier. Mit einem Seufzen ließ sie den Kopf sinken und schaute verträumt in die Ferne.

Im Besprechungsraum hatte Sebastian Fürst Zaiku alles über Zills Arena erzählt.
Der Fürst der Organika war schockiert gewesen, als er von dem Zera hörte. Wie oft hatten sie schon gehofft ihn los zu sein, dabei kehrte er immer wieder.
Nun verließ der Major den Breefingraum und ging über die große Treppe in den Gateraum hinab, wo ihm Jenny McLane entgegen kam:
„Major Rantold? Ich wollte mir ihnen reden…“
Der Goa`uld verdrehte die Augen und atmete kräftig durch, während er kalt an ihr vorbei ging:
„Jetzt nicht! Ich habe noch einiges zu erledigen!“
Bevor er verschwinden konnte, stampfte Jenny wütend auf:
„Hören sie auf mich zu ignorieren! Ich habe ihnen den verdammten Arsch gerettet, also behandeln sie mich nicht, wie eine Last! Ohne mich wären sie nicht mehr!“
Sebastian drehte sich zu ihr um, verschränkte die Arme und sah sie völlig trocken an. Mit diesem Blick zersplitterte ihr Selbstvertrauen wieder zu einem Scherbenhaufen. Vielleicht war das doch eine falsche Wortwahl. So würde sie sicher nicht ins Team aufgenommen werden. Sebastians Mine war eiskalt und seine Augen zuckten etwas vor Zorn:
„Sind sie fertig, McLane oder wollen sie auch noch erbost gegen die Wand hauen?“
Dieser Satz klang nun eher sarkastisch und die junge Frau fühlte sich auch noch verspottet:
„Sie machen sich auch noch über mich lustig? Wie können sie es wagen!?“
Der Goa`uld lockerte seine Haltung und drehte sich trocken von ihr ab. Dabei hob er lässig die Hand:
„In einer Stunde ist die Einsatzbesprechung, also bleiben sie locker!“
Nun verschluckte sich Jenny an ihren eigenen Worten. Hatte sie das richtig verstanden?
Einsatzbesprechung?
Ihr wurde klar, dass sie soeben ins Team aufgenommen wurde, selbst wenn es nur für die Zeit bis zu Marcos Rückkehr war. Sie sprang jubelnd in die Luft und lief kreischend zum Kontrollraum hinauf:
„Ich bin dabei!“

Kalter Wind brachte das hohe Gras zum Schwingen…
Der Mond dieses Planeten strahlte hell und verwandelte die Steppe dieser Welt in ein leuchtendes Meer. Darin lief eine Person…
Ein junger Mann rannte mit all seiner Kraft, kämpfte aber schon mit der Erschöpfung.
Direkt hinter ihm liefen drei große Echsengeschöpfe, die ebenfalls an Tempo zulegten. Sein Adrenalin pumpte durch die Adern und sein Herz schlug schneller, als er sich wieder umsah und die nahende Gefahr erblickte.
Vom Stress der Situation überwältigt achtete er nicht auf die Umgebung und stieß mit seinem Fuß gegen ein festes Objekt und stürzte. Die Schwerkraft zog ihn gnadenlos zu Boden und da wurde ihm klar, dass sie ihn gleich hatten. Die drei Echsentiere kreisten ihn ein und auf ihnen saßen Männer mit schwarzen Anzügen.
Diese Waren mit langen Stäben bewaffnet und trugen Masken mit roten Nachtsichtgeräten.
Der junge Mann am Boden drehte sich panisch auf den Rücken, um die Reiter zu identifizieren aber es gelang ihm nicht.
Einer der Verfolger richtete die Spitze seines Stabes auf den Flüchtling und verpasste ihm einen Stromschlag:
„Dachtest du ernsthaft, du kannst uns entkommen, Glatzkopf?“
Der Flüchtling krümmte sich durch den Schock und bemerkte nur noch, wie ihn einer der Reiter Kabelbinder umlegte, die sich schmerzhaft in die Handgelenke schnitten:
„Du bist wegen Auflehnung gegen die Gesetze des Königshauses verhaftet!“
Der Glatzkopf am Boden bekam von diesem Vorwurf nichts mehr mit und wurde bewusstlos…

Ende
Folge 4: Der verlorene Sohn by nickfrostus
Folge 4: Der verlorene Sohn


Es war Still im All…
In der Ferne glühten Sterne und ein paar Trümmerteile einer Raumschlacht schwebten durch den freien Raum.
Da tat sich ein Hyperraumfenster auf und ein Transportschiff der Goa`uld kam heraus.
Das kleine Schiff bewegte sich sanft durch das Trümmerfeld und näherte sich dem blauen Planeten unter sich.
Im Cockpit des Transporters saß ein 14 jähriger Junge und scannte die Oberfläche des Planeten. Seine stahlblauen Augen fixierten das Display, während er sich auf die Scanns konzentrierte. Sein dunkles Haar hing ihm etwas ins Gesicht aber davon ließ er sich nicht stören.
Das Terminal gab ein Piepsen von sich, dann schaute er neugierig auf:
„Da ist sie!“
Der Transporter brach durch die dicke Wolkendecke des Planeten und ging über der stürmischen Meeresoberfläche in Position. Einige Stützpfeiler erinnerten an die einstige Pracht von Organika aber von der Stadt war nichts mehr übrig. Der junge Mann stand auf und betätigte einen Schalter.
Danach stolzierte er stolz in den Frachtraum, wo mit einem Lichtstrahl eine Stasiskapsel erschien. Dieser war intakt aber das Glas war beschlagen. Für den Jungen schien das ein großer Moment zu sein, denn er zögerte die Kapsel zu öffnen und berührte sanft das Glas und strich sie etwas sauber.
In ihrem Inneren lag eine weibliche Gestalt, die mit goldener Kleidung angezogen war. Es war zweifellos Hathor, die von Marduk wieder zu neuem Leben erweckt worden war. Noch immer schlief sie in der Kapsel, bedroht durch die Verletzungen, die Apophis ihr zugefügt hatte.
Der Jugendliche nickte, dann öffnete er eine kleine Schaltfläche an der Seite der Kapsel. Er gab ein paar Zahlen ein aber es tat sich nichts. Mit einem mürrischen Blick versuchte er es erneut aber wieder scheiterte der Versuch:
„Verdammt… Ich war so nahe dran! Wieso geht dir Kapsel nicht auf?“
Er verpasste der Stasiskammer einen Tritt aber dennoch blieb ihm der Zugang verwehrt. Voller Entrüstung ballte er die Fäuste und schlug gegen das Glas:
„Was muss ich bloß tun, um diesen Zahlencode zu bekommen?“
Da kam ihm eine Idee. Es gab nur eine Person in der ganzen Zerberus-Galaxie, die den Zahlencode für Hathors Kapsel besaß. Doch wo war der Klon von Anubis jetzt?
Wo steckte der mächtige Marduk?

Es war noch früh am Morgen, als Era gähnend in die neue Kantine von Kritias trat.

Ihre Haare standen in alle Richtungen und immer wieder rieb sie sich die Augen, als sie sich forschend umsah.
An einem der Tische saß Sebastian und schrieb an ein paar Berichten. Dabei hatte er das Sandwich vor sich auf dem Tisch nicht einmal angerührt. Die Galonierin kam näher und ließ sich auf den freien Platz auf der anderen Seite des Tisches fallen:
„Guten Morgen! Schon so früh auf? Wir haben heute doch eigentlich einen freien Tag…“
Der Goa`uld zuckte mit der Schulter und blätterte in der Akte:
„Ich konnte nicht schlafen… Weiß auch nicht wieso aber ich habe so ein komisches Gefühl, als ob bald etwas passieren wird…“
Diese nachdenkliche Art kannte Era gar nicht von dem Soldaten, der sich nur grübelnd am Kopf kratzte. Genau wie bei Marco lag die Last der Verantwortung schwer auf Sebastians Schultern, dabei musste er doch als Marduk die gleiche Verantwortung gehabt haben.
Nun kam auch Lyana in die Kantine und begann sofort zu strahlen, als sie die beiden Teammitglieder sah. Grinsend trat sie an den Tisch heran und berührte Sebastian sanft an der Schulter:
„Wir sehen uns dann ja heute Abend…“
Sie ging wortlos weiter und zwinkerte dem Major lächelnd zu, während sie sich etwas bei der Essensausgabe holte. Era formte aus ihren Augen Schlitze, während Sebastian knallrot an lief und den Kopf zwischen den Schultern vergrub. Die Galonierin fand es amüsant, wie sich Sebastian schämte:
„Du hattest Recht! Es wird bald etwas passieren! Wieso hast du nicht gesagt, dass du ein Date mit Lyana hast?“
„Ähm… Äh…. Ich… Ach, Menno! Wir haben uns in letzter Zeit gut verstanden, also habe ich sie gefragt, ob sie nicht mal etwas mit mir zusammen essen möchte…“
Era verschränkte fies grinsend die Arme und lehnte sich in ihrem Stuhl zurück:
„Gibt’s auch ein bisschen Knutschiwutschi?“
Der Goa`uld sprang mit glühenden Augen auf und hob drohend den Finger:
„Sei still! Das geht ja wohl nur mich etwas an, also halt die Klappe!“
Noch war Era nicht mit ihrer Stichelei fertig und legte breit grinsend den Kopf auf die Arme:
„Was ist denn los? Ist dir das peinlich? Als Ärztin steht Lyana sicher auf Doktorspiele! Gibst du ihr eine Spritze?“
„BAH! Sei still!“, schrie Sebastian vollkommen beschämt und rannte blitzschnell aus der Kantine davon. Era hingegen stieß zufrieden ein Lachen aus.

Vor den Türmen der Stadt, auf festem Felsboden, gab es einen Knall.
Felstrümmer flogen durch die Luft, als Jenny wieder einen Felsen gespalten hatte und ihn dann auseinander riss.
Schweiß lief ihr über die Stirn und ihr Shirt klebte am Körper. Neben ihr saß George auf einem anderen Felsbrocken und beobachtete ihr Training:
„Du hast das schon echt gut im Griff! Bald musst du dir keine Sorgen mehr über Kontrollverlust machen!“
Jenny war etwas erleichtert und ließ sich ebenfalls auf den Boden fallen, um sich eine Pause zu gönnen. Die Umgebung war bereits vollkommen durch das Training verwüstet. Große Felsbrocken waren zu Kieselsteine zertrümmert und Löcher zeigte an, wo die junge Frau Erde aufgewühlt hatte.
George genoss den frischen Wind. Gigantis hatte ein angenehmes Klima und anders als auf Organika, konnte man auch draußen sitzen. Auf dem alten Basisplaneten hatte es ja fast immer nur gestürmt und geregnet aber hier schien die Sonne.
Danach driftete der Gedanke von George etwas ab und er dachte an Marco, welcher noch immer keine Spur hinter lassen hatte. Jenny bemerkte die Gedankenabwesenheit und schnipste mit den Fingern:
„Hey! Alles okay mit dir, George?“
Der Techniker schüttelte den Kopf und wurde wieder wach:
„Ja, ich habe nur an Marco gedacht… Ich frage mich wo er wohl steckt…“
Jenny hatte bereits genug Berichte gelesen und wusste, dass Marco und George immer die besten Freunde gewesen sind. Mochte Era auch die Geliebte von dem ehemaligen Anführer gewesen sein, kannten sich er und George wesentlich länger:
„Ihr seid wohl wirklich dicke Freunde… Ich habe den Bericht von eurer Konfrontation gelesen, als er durchgedreht ist…“
George nickte nur:
„Ich hoffe ihm geht es gut, denn noch wissen wir nicht, was noch für Gefahren da draußen lauern. Vielleicht brauchen wir ihn bald mehr denn je…“
Die junge Frau wollte nicht so negativ denken und griff sich ihre Wasserflasche, um einen kräftigen Zug daraus zu nehmen, während George sich nun neugierig zu ihr hinunter beugte:
„Wie bist du eigentlich zum Stargate-Kommando gekommen?“
Sie horchte auf und zuckte wieder mit der Schulter:
„Nun ja… Ich habe als Sprachforscherin gearbeitet und dann fiel mir durch ein Zufall ein Relikt mit Goa`uld-Schrift in die Hände. Die Regierung hat mich dann abgeholt und wollte mich mit dummen Sprüchen abspeisen aber ich hatte den Code dieser Sprache bereits geknackt. Da bot man mir den Posten als Übersetzerin im Stargate-Center an.
Meine Neugierde hat mich da praktisch hingebracht.“
George fasste sich nun hinter den Kopf und spitzte den Mund:
„Verstehe… Und bei deiner Abschlussprüfung bist du dann Marco und dem Prior der Ori begegnet…“
Jenny nickte, dann schaute sie deprimiert zum Boden:
„Auch wenn ihr eine unglaublich tiefe Bindung zu Marco habt, bedeutete er mir auch was. Er hat mich damals versucht vor dem Prior zu schützen und dafür danke ich ihm…
Ich will euch unbedingt helfen ihn zu finden!“
Der Schiffstechniker sprang aus seinem Schneidersitz hoch und setzte neben ihr auf der Erde auf:
„Es ist nicht nur Marco, den wir suchen. Es gibt eine mächtige Waffe, die damals gegen die Erzengel zum Einsatz kam. Diese Waffe Gottes müssen wir auch noch finden, denn noch wissen wir nicht, wie viele Erzengel es noch da draußen gibt…“
Bei dem Begriff Erzengel lief Jenny ein Schauer über den Rücken. Sie hatte bisher nur in Berichten über sie gelesen aber wenn man den Erzählungen Glauben schenkte, waren die Engel äußerst mächtig. Alleine Gabriel füllte mehrere Aktenordner und bestach durch viele Intrigen und heimtückische Pläne.
Sie wollte nie gegen so einen Typen kämpfen aber wie man an Georges Tonfall gehört hatte, war es fraglich, ob es schon vorbei war. Der Kamerad klopfte Jenny auf die Schulter und deutete auf die Antiker-Stadt:
„Du hast für heute genug trainiert! Mach mal ne Pause, schließlich ist heute unser freier Tag.“
Gemeinsam machten sie sich auf den Weg, während noch immer ein sanfter Wind über die felsige Umgebung streifte.

Der Goa`uld Transporter hatte keine weiteren Dinge von Organika aufgelesen und sprang nun wieder in den Hyperraum.
Der junge Mann am Steuer überließ dem Autopiloten das Fliegen und kehrte zu der Stasiskapsel in den Frachtraum zurück. Zu gerne hätte er Hathor sofort befreit aber das konnte er nicht, also musste er diesen Code auftreiben.
Wo war Marduk jetzt?
Diese Information würde er nur an einem Ort für Gerüchte bekommen. Sein Kurs war zu dem Planeten Kihan, auf dem man alles bekam.
Auch Informationen waren dort keine ungewöhnliche Ware.
Die Reise dauerte auch nicht lange, also konnte er über dem Planeten in Position gehen und sich auf die Oberfläche hinab beamen.
Auf Kihan tobte wie immer das Laben. Der Marktplatz war mit Verkaufsständen völlig überlaufen und in der Einkaufsstraße drängten sich die Kunden in Massen. Der junge Mann schüttelte genervt den Kopf, dann marschierte er durch die Menge.
Immer wieder rempelten ihn die Leute an, dabei konnten sie froh sein, dass er nicht auf Streit aus war. Trotz seines jungen Alters und der jugendlichen Körpergröße, war er den meisten hier weit überlegen.
Endlich fand er eine Bar, in der er die Informationen sammeln konnte, die er brauchte.
Die Gastwirtschaft war nur schwach beleuchtet und ein Spielautomat in der Ecke gab ständig eine nervige Melodie von sich. Eine Stripperin wirbelte um eine Stange am Tresen, begafft von mehreren Betrunkenen. Als er langsam an den Tresen heran trat, stierte ihn der Barkeeper argwöhnisch an:
„Hallo, Kleiner! Hast du dich verlaufen? Dieser Laden ist leider nichts für Kinder!“
Der Teenager wischte sich das Haar aus dem Gesicht, dann schnellte seine Hand hoch, packte den Barkeeper an der Kehle und riss ihn nieder auf den Tisch. Dabei zerbrach ein Glas und die Musik in der Bar verstummte, als der Keeper wild zappelnd auf der Tischplatte hing.
Der Junge sah ihn mit kaltem Blick an und schnürte ihm fast die Luft ab:
„Ich verbitte mir diesen respektlosen Ton. Wenn ich noch einmal solche herablassenden Worte aus deinem Maul höre, schneide ich dir die Zunge raus…“
Danach ließ der Junge von dem Barkeeper ab, welcher wieder zurück wich und eingeschüchtert nickte:
„Okay… Was kann ich für dich tun?“
Der Fremde sprang auf einen der Barhocker und grinste diabolisch:
„Wo befindet sich der Systemlord Marduk?“
Alle in der Bar wurden wieder ruhig und es dauerte einen Moment, bevor die Musik wieder spielte. Dem Besitzer des Ladens war die Sache wohl unangenehm, also flüsterte er:
„Weißt du das nicht? Marduk wurde vor ca. einem halben Jahr besiegt und hat wieder die Seiten gewechselt… Er gehört zum Zerberus-Team unter dem Namen Sebastian Rantold.“
Ein Blitzen ging durch die Augen des Jungen:
„Was? Was für eine unerwartete Wendung! Wo befindet sich das Zerberus-Team jetzt?“
Der Barkeeper reinigte eines der Gläser, dann dachte er über die Frage nach:
„Sie gehören doch zu den Organika oder nicht?“
Für diese Antwort wurde er wieder an der Kehle gepackt und nieder gerissen. Dieses Mal war der Aufschlag auf dem Tresen härter und der Barkeeper hatte eine Platzwunde, während der Junge ihn wütend anschrie:
„Da komme ich gerade her, also sag mir gefälligst wo sie jetzt sind!“
Der Verletzt stammelte panisch, was er gehört hatte:
„Nach der Zerstörung von Organika, soll sich das Team mit einer Stadt der Vorfahren auf Gigantis stationiert haben….“
Der Junge hatte seine Informationen und ließ den Mann wieder los aber nur, um dann fies zu grinsen und alle in dieser Bar zu töten. Er zog ein aufwendig verziertes Schwert hervor und ließ es auf den Barkeeper nieder sausen.
Von draußen hörte man nur klägliche Schreie, als immer mehr Barbesucher verstummten.

Die Sonne verschwand am Horizont und Eras Schreibtisch wurde mit einer kleinen Lampe beleuchtet.
Den ganzen Tag hatte sie unschlüssig auf ihrem Balkon gesessen und lediglich in die Ferne geschaut.
Irgendwann hatte sie plötzlich eine Idee. Da sie nicht wusste, wann sie Marco wieder sehen würde, wollte sie ihre Gefühle in einem Brief verewigen. Diesen würde sie ihm nach der ganzen Sache geben.
Nun saß sie schweigend vor dem leeren Blattpapier und versuchte sich über ihre Gefühle im Klaren zu werden. Nach allem war es schwierig über eine Beziehung nachzudenken.
Mit einem neuen Seufzen krachte ihr Kopf auf die Tischblatte:
„Era, reiß dich zusammen… Schreibe einfach, was dir gerade in den Sinn kommt…“
Sie raffte sich mit einem Stöhnen wieder auf, schnappte sich einen schwarzen Stift und begann zu schreiben. Dabei schien sie nun sehr konzentriert aber auch gleichzeitig emotional angespannt, denn ihr liefen schon nach wenigen Sätzen Tränen über das Gesicht.
Nach einem weiteren Schluchzen wusste sie, was sie fühlte und das verbannte sie auf den Zettel.
Dieser Brief würde in der Beziehung zu Marco die Entscheidung bringen. Jeder Buchstabe war mit ihren Gefühlen erfüllt und nach jedem Satz musste sie neu Luft holen, weil es ihr so in der Seele schmerzte.
Marco bedeutete ihr sehr viel und die Angst ihn irgendwo da draußen zu verlieren machte sie wahnsinnig. Vielleicht lag er gerade in irgendeiner Gosse oder war Gefangener eines neuen Erzengels, der Informationen von ihm wollte. Es war einfach alles möglich…
Mit einem Fluchen musste sie kurz den Stift bei Seite legen, weil sie wieder weinte.
Die Erinnerungen an seine kalten, bösartigen Augen waren furchtbar quälend. Diese Bilder hatten sich in ihr Gehirn gebrannt.
Vielleicht würde er nie wieder so werden, wie er einmal war. Zwar war George zu ihm durchgedrungen, um die Vernichtung von Zerberus zu verhindern aber ganz unfreiwillig war Marco nicht zu diesem Monster geworden. Selbst wenn seine Erinnerungen zurückkehren würden, war fraglich ob er normal war.
Zum einen wünschte sie sich ihn wieder zusehen aber gleichzeitig fürchtete sie sich vor diesen Tag, denn erst dann würde sie wissen, was aus ihm geworden ist.
Sie wischte sich die Tränen aus dem Gesicht, dann schrieb sie weiter.

Sebastian war nervös und lief im Korridor wild hin und her.
Sein ganzer Körper wirkte verkrampft und ihm war die nackte Panik ins Gesicht geschrieben. Als George den Korridor hinunter kam, stürzte er auf den Techniker zu und rüttelte ihn an der Schulter:
„George, was soll ich machen?!“
Dieser starrte ihn etwas überfordert an und verzog das Gesicht:
„Was ist los? Hab ich was nicht mitbekommen?“
Erst jetzt fiel ihm die elegante Kleidung auf, die Sebastian trug. Er hatte seine Paradeuniform angelegt und seine Haare waren säuberlich zu Recht geschnitten, wie es bei Soldaten üblich war:
„Ich habe gleich ein Date mit Lyana aber ich weiß nicht, was ich machen soll… Ich hatte nie ein richtiges Date!“
George stockte und fasste sich nachdenklich an das Kinn:
„Hä? Du hast doch sicherlich haufenweise Weiber gehabt und deine ganzen Zofen als Marduk…“
Dafür kassierte er einen brutalen Stoß zwischen die Rippen und wurde mit glühenden Augen angefaucht:
„NEIN! Das war was anderes. In meiner Zeit beim Militär auf der Erde hatte ich bloß ein Duzend Sexabenteuer und die Zofen waren willenlose Diener, die Angst hatten, dass ich sie sonst töte aber das hier mit Lyana ist anders! Das ist ein richtiges, romantisches Date!“
Nun verstand der Schiffstechniker und hatte komische Bilder von nackten Sklaven im Kopf aber diese verwarf er schnell wieder:
„Behalte die Ruhe! Du und Lyana habt doch sicher schon öfter einfach so zusammen gegessen. Das ist nichts anderes, bloß dass ihr schöne Kleidung anhabt und Kerzen um euch leuchten.“
Nun atmete der Goa`uld schneller und musste sich an einer Wand abstützen:
„Das ist total anders und ich weiß nicht… Ich denke… Und wenn ich nun… Du meinst doch sicher auch dass… Obwohl… Vielleicht wäre es besser wenn… Aber lass dir das mal durch den Kopf gehen… Ach sei still und geh aus dem Weg!“
Mit diesem schroffen Ende rammte der Major seinen Kameraden grob bei Seite und rannte den Korridor zu Lyanas Quartier hinunter. George war unsanft auf dem Rücken aufgekommen und hielt sich den brummenden Schädel:
„Womit habe ich das wieder verdient?“
Er hatte sich gerade wieder aufgerichtet und sich den Staub von der Kleidung geklopft, als der Funk knackte und Eras Stimme erklang. Sie hörte sich verschnupft und weinerlich an:
„George, kannst du mir einen Gefallen tun? Ich bräuchte deine Hilfe…“
„Klar, bin sofort da“, sagte er etwas überrascht und machte sich auf den Weg.

Nun stand er mit verschwitzen Händen vor der Tür zu Lyanas Quartier.
Eigentlich war Sebastian gerne auf alles vorbereitet aber jetzt war die Situation völlig unberechenbar. Es erfüllte den Goa`uld mit Angst nicht Kontrolle über die Lage zu haben.
Er wollte gerade noch einmal tief durchatmen, als die Tür aufsprang und Lyana ihn begrüßte:
„Da bist du ja! Willst du nicht rein kommen?“
Sebastian fiel die Kinnlade herunter.
Lyana war mit einem silbernen Kleid bekleidet, welches eng am Körper lag. Der Rücken war ausgeschnitten und in ihrem Haar steckte eine Brosche mit einem Symbol der Organika, welches für „Einigkeit“ stand. Ihre kleinen Kristallohrringe funkelten im Licht und sie deutete auf ihr Quartier.
Sebastian befreite sich aus seiner Starre und trat in das abgedunkelte Zimmer ein. Auf dem Tisch brannten Kerzen und auch fürs Essen war bereits gedeckt. Lyanas Quartier strahlte große Wärme aus, denn überall hingen Tücher in roten Farbtönen. Ein paar Bilder waren an der Wand, welche sie und Fürst Zaiku Arm in Arm zeigten. Auf einem kleinen Tisch in der Ecke stand ein Bild von Lyanas Mutter. Die Frau lächelte sanft und war genauso schön wie Lyana selbst. Die Ärztin war eilig in die Küche verschwunden um sich um das Essen zu kümmern. Ein würziger Geruch lag in der Luft und Sebastian atmete wieder tief durch:
„Das auf dem Foto… Ist das deine Mutter?“
Die junge Frau kam mit einer Schüssel in den Wohnbereich zurück und stellte sie auf den Esstisch. Dann berührte sie den Goa`uld an der Schulter:
„Ja… Sie kam bei einem Angriff der Zera ums Leben. Sie war auch eine Ärztin und meine Ausbilderin. Dank ihr weiß ich alles, was sie früher wusste.“
Nun setzten sich beide an den Glastisch, auf dem Lyana nun nach und nach das Essen abstellte. Es gab eine kartoffelähnliche Mahlzeit mit Soße und Fleisch.
Sebastian war etwas skeptisch und probierte erst ein kleines Stück. Lyana schien sehr neugierig auf seine Meinung und schaute ihn erwartungsvoll an, bis er ihr zunickte:
„Das ist echt lecker…“
Danach lächelte auch sie und probiert ihre Mahlzeit selber. Beide wechselten immer wieder rasche Blicke, dann hob Sebastian das Sektglas:
„Auf diesen schönen Abend!“
Sie stießen sanft an, dann tranken sie wieder. Beide waren etwas nervös und Sebastians Herz schlug immer noch völlig ohne Pause. Dann endlich schluckte er einen Kloß herunter und neigte sich vorsichtig vor:
„Du siehst übrigens wunderschön aus…“
Ihre Augen begannen glücklich zu strahlen aber sie wurde auch etwas rot. Sie war es nicht gewohnt, dass ihr jemand Komplimente machte. Normalerweise trug sie auch keine Abendkleider, sondern weiße Arztkittel. Wieder tauschten sie beschämte Blicke aus.
Die Situation war wirklich peinlich und beide schienen lange kein Date gehabt zu haben.
Keiner fand so richtig die passenden Worte, also aßen sie wortlos weiter.
Sebastian sah sich irritiert im Raum um, dann räusperte er sich:
„Erzähl doch mal… Wie läuft es an der Ärztefront?“
Lyana grinste, dann winkte sie bloß ab:
„Na ja, es ist nicht so spannend wie bei euch… Wir richten Brüche, operieren die Verletzten und vergeben Tonnen von Schmerzmitteln aller Art… Aber wir forschen auch, schließlich wollen wir die Medizin verbessern. Allerdings ist unser neustes Projekt zum erliegen gekommen aber das interessiert dich vermutlich nicht…“
Der Major hob die Augenbrauen und schien tatsächlich interessiert:
„Doch! Erzähl mir davon!“
Lyana freute sich und holte tief Luft:
„Du weißt doch, was für unglaubliche Selbstheilungskräfte Marco besitzt, oder? Wir arbeiten daran, ein Serum aus seinem Blut herzustellen, was vermutlich jede Art von Verletzung heilt… Dummerweise ist er nicht mehr da und ohne aktuelle Blutproben können wir nicht weiter arbeiten.“
Der Soldat schob sich noch etwas Fleisch in den Mund, dann musste er lachen:
„So eine Ironie. Kaum ist er weg, bemerken wir alle, dass wir ihn mehr brauchen als jemals zuvor.“
Die Ärztin sah den Goa`uld schräg an:
„Wie meinst du das?“
„Ist doch nicht zu übersehen, dass Marco an allen Ecken fehlt. George ist alleine mit der Technologie von Kritias vollkommen überfordert, Era zerfließt in der Trauer um ihn und ich wurde zum Anführer bestimmt, obwohl mir noch immer nicht alle vertrauen…“
Sebastian schaute bedrückt zum Boden und war kurz in seine Gedanken vertieft. Lyana erhob sich von ihrem Stuhl und ging um den Tisch zu ihm. Offenbar war Sebastian überrascht, als sie sich zu ihm hinunter neigte und ihm mit der Hand übers Gesicht strich:
„Ich vertraue dir…“
Beide schauten sich nun tief in die Augen. Sie versanken in den Blicken und Lyana fixierte sein Gesicht und ging näher an den Soldaten heran. Dabei schloss sie leidenschaftlich die Augen um ihn zu küssen. Auch Sebastian kam ihr näher.
Ihre Gesichter waren nur noch wenige Zentimeter von einander entfernt, als der Alarm los schrillte und beide sich wieder lösten. Der Goa`uld war sichtlich verärgert:
„Was soll der Mist jetzt schon wieder…“

Ca. eine halbe Stunde zuvor…
George hatte sich beeilt, um zu Era zu kommen. Sie klang über Funk völlig deprimiert. Aufgeregt stürmte er in ihr Quartier und sah sie auf ihrer Couch. Noch immer schien Era völlig verstört und Tränen liefen ihr über das Gesicht:
„Alles okay? Was ist los?“
Die Galonierin hatte die Beine angewinkelt und hielt einen Briefumschlag in den Händen:
„Ich habe einen Brief geschrieben…“
George verstand nicht und kratzte sich verwirrt am Kopf:
„Ein Brief? An wen ist er adressiert? Soll ich die Rechtschreibung kontrollieren?“
Sie stierte ihn nun etwas irritiert an, dann sprang sie auf und boxte ihm gegen die Schulter:
„Nein! Meine Rechtschreibung ist gut! Ich habe ihn für Marco geschrieben… Du sollst ihm den Brief geben, wenn er wieder auftaucht…“
Der Schiffstechniker runzelte bloß die Stirn und nahm ihr den Umschlag ab:
„Gut, ich werde ihn überreichen aber wieso machst du das nicht selber?“
Wieder kassierte er einen Boxhieb aber dieses Mal bekam er an der Schulter einen blauen Fleck, während Era ihn ausschimpfte:
„Das geht nicht! Er ist anders… Und ich wegen Celeb… Außerdem sind das emotional…
Kannst du das nicht verstehen…? Liebe ist etwas… Deshalb geht das nicht…
Denk doch mal wie das… und nein, nein, nein, nein…
Wir lieben uns! Das verstehst du nicht!“
Wie bei Sebastian beendete Era das Gespräch ohne eine Warnung und stieß ihn mit aller Kraft aus ihrem Quartier, wodurch George abermals krachend am Boden aufschlug und nur noch die Tür sah, wie sie sich schloss:
„Langsam reicht es mir! Ich habe keine Lust mehr immer umgeschubst zu werden!“
Etwas erbost stampfte er davon und machte sich auf den Weg zum Kontrollraum. Dort saß Jenny wieder an einem der Computer und zerbrach sich den Kopf. Auf ihrem Schirm flimmerten die Schriftzeichen der Antiker. George kam die große Haupttreppe hinauf und schaute ihr skeptisch über die Schulter:
„Darf ich fragen, was du da machst?“
Jenny stieß ein genervtes Stöhnen aus und drehte sich zu dem Techniker um:
„Ich dachte ich könnte ein paar Sachen übersetzen aber die Schrift der Antiker unterscheidet sich doch etwas von Goa`uld…“
Fast wäre George nun in Lachen ausgebrochen, zumal es unmöglich war diese Schriften zu vergleichen. Jenny bemerkte den spöttischen Blick und verschränkte beleidigt die Arme:
„Wehe du lachst! Ich habe es ja auch nur versucht!“
Plötzlich gaben die Sensoren ein Signal von sich, weil genau über der Stadt etwas aus dem Hyperraum kam. George prüfte die Daten, dann stürzte er an eine der Konsolen:
„Da ist ein Schiff aus dem Hyperraum gekommen… Keine Ahnung was es will aber wir sollten die Schilde der Stadt testen…“
Mit einem Rauschen erhob sich die energetische Kuppel um die Stadt, bereit jedes feindliche Feuer abzuwehren. Schon in Atlantis hatte diese Art von Schild seine Abwehrkraft bewiesen.
Überall in Kritias schrillten die Alarmsirenen los und George war auf alles gefasst. Jenny hingegen schien ängstlich und starrte panisch auf das Display:
„Das Schiff scheint nicht groß zu sein aber kann es trotzdem gefährlich werden?“
„Das werden wir gleich heraus finden“, brummte George.

Voller Vorfreude rutschte der Junge auf seinem Pilotensitz hin und her, als sein Transportschiff aus dem Hyperraum sprang. Unter ihm war der Planet Gigantis, so wie man es ihm in der Bar gesagt hatte. Seine Scanns zeigten deutlich die Energiesignatur einer ganzen Stadt.
Ohne Zweifel befand sich auf diesem Planeten eine Stadt der Vorfahren. Der Jugendliche sprang von seinem Sitz auf und rannte in den Frachtraum zur Stasiskapsel mit Hathor:
„Wir sind endlich da! Schon bald wirst du wieder frei sein!“
Er berührte sanft die Scheibe und schloss voller Glück die Augen, um sich an der Wiedergeburt der Göttin Hathor zu erfreuen. Danach trat er an eine kleine Konsole:
„Die Schilde der Alteraner sind machtvoll, also muss ich noch einige Konfigurationen vornehmen!“
Auf dem Planeten herrscht große Aufregung wegen diesem Transporter. Sebastian und Lyana hatten ihr Date abgebrochen und nun stürmte der Major zu den anderen in den Kontrollraum.
Sogar Era hatte ihre Augen getrocknet, um dort zu sein.
George hatte eine Analyse vorgenommen und kratzte sich etwas überfordert am Kopf:
„Äh, dieses Schiff ist ein simpler Goa`uld-Transporter. Er hat keine besonderen Waffen oder sonst irgendwelche Spezialausrüstung. Er muss also aus den Beständen von Marduks Flotte stammen.“
Sofort wanderten alle Blicke auf den Goa`uld, der nur die Arme hob:
„Was guckt ihr mich alle an! Ich habe seit damals keines meiner Schiffe wieder gesehen!“
Era kniff die Augen zusammen und stieß ein Zischen aus:
„Denk lieber noch einmal nach! Wer weiß, was der gute Herr Goa`uld alles zurück gelassen hat? Gibt es noch irgendwelche Superplanetenzerstörungswaffen, von denen wir erfahren sollten, Sebastian?“
Seine Augen glühten:
„Halt den Mund, Era! Was verstehst du mit deinem primitiven Erbsenhirn von fortschrittlicher Technologie?“
Bevor die beiden Teamkameraden weiter streiten konnten, ging George dazwischen:
„Leute! Da ging ein Signal von dem Schiff aus! Eine Transfer hat stattgefunden!“
Der Soldat fuhr sich durch sein Haar, dann blitzte er George verstört an:
„Transfer? Willst du damit sagen, dass sich jemand durch den Schild in die Stadt gebeamt hat? Das ist unmöglich! Meine Schiffe hatten nur Ringtransporter!“
Trotzdem wich kein Blick von ihm ab, so als ob Sebastian Schuld an dem Angriff hatte. Gleichzeitig verfolgte George die Werte der Anzeige:
„Wer auch immer dieser Eindringling ist! Er ist in der Stadt und bewegt sich... Hä? Auf uns zu?“
Jenny verschluckte sich wieder und wurde noch nervöser, als sie es sowieso schon war:
„Hier her? In den Kontrollraum? Was will er denn?“
Dafür bekam sie von Sebastian einen bissigen Kommentar:
„Siehst du zufällig eine Anzeige, wo drauf steht „Absichten des Gegners“? Ich nicht, also warum glaubst du, dass wir mehr wissen als du!“
Der Major ging an die große Treppe, wo sich einige Marines und Krieger von Organika versammelt hatten, um sie zu befehligen:
„Los, Männer! Macht den Eindringling unschädlich, bevor er den Gateraum erreicht!“
Die Männer marschierten entschlossen los, bereit den Befehl auszuführen. Damit erschienen sechs blinkende Punkte auf der Anzeige des Lebenszeichendetektor, die sich auf den einzelnen Punkt zu bewegten. Alle waren angespannt, als die sechs Punkte kurz aufblitzten und dann von der Anzeige verschwanden. Dem Zerberus-Team fiel die Kinnlade herunter, als der Punkt des Unbekannten den Torraum erreichte. Sebastian griff sofort nach einer P-90, die ein Marine ihm gebracht hatte und auch George, Era und Jenny gingen an die große Treppe, als auch schon die Stimme des Jungen erklang:
„Beeindruckend. Die Lantianer wusste wirklich, wie man eine gute Stadt konstruiert.“
Alle Teammitglieder waren sprachlos und Era verzog zu erst das Gesicht:
„Das ist ja noch ein Kind!“
Der Junge wischte sich das dunkle Haar aus dem Gesicht und begann zu grinsen, als er Sebastian mit der erhobenen Waffe sah:
„Endlich treffen wir uns, Lord Marduk! Ich habe viel von euch gehört aber die neusten Gerüchte sind etwas bestürzend. Ihr habt euch wieder diesem Pack angeschlossen, dabei könntet ihr leicht die Galaxie regieren…“
Der Goa`uld leuchtete mit den Augen und war irritiert:
„Das kann einem Kind wie dir doch egal sein! Was willst du von uns!?“
Der Jugendliche schüttelte gefrustet den Kopf und trat nun an die große Haupttreppe heran:
„Dass ich mehr als ein Kind bin, habt ihr sicher schon gemerkt, als ich eure Soldaten zu Hackfleisch verarbeitet habe. Sprecht also lieber nicht in so einem unwürdigen Ton mit mir!“
In dem Moment sprang George hinter seiner Konsole hervor und richtete seine Hand auf den Eindringling:
„Ich halte ihn mit meiner Telekinese fest! Dann könnt ihr ihn mit einer Zat betäuben!“
Trotz der gedanklichen Speere, die George aufgebaut hatte, ignorierte der Junge die Blockade und spuckte respektlos aus:
„Telekinese? Das ist ein Witz, oder? Ich zeige dir, was wahre Telekinese ist!“
Dieses „Kind“ bewegte nicht einmal den Arm, sondern beförderte George krachend unter die Zimmerdecke, wo er regungslos hängen blieb. Seine gedankliche Fessel war an dem Unbekannten abgeprallt und dieser brauchte bloß einen Blick, um den Techniker anzuheben. Grinsend ließ er George wieder fallen, nur um ihn dann in der Luft abzufangen und mit aller Wucht gegen die hintere Wand des Kontrollraumes zu katapultieren. Dort verlor er das Bewusstsein.
Die anderen Mitglieder des Zerberus-Teams waren geschockt und Sebastian hob wütend die P-90:
„Das war ein riesiger Fehler, Jungchen!“
Er drückte ab und ein ganzer Kugelschwall raste auf den Angreifer zu, zeigte aber nicht die geringste Wirkung, weil alle Projektile in der Luft vor ihm stehen blieben und dann geräuschlos zu Boden fielen. Nun senkte der überraschte Major seine Waffe:
„Das gibt es doch nicht! Wer oder was bist du?“
Der Fremde gab keine Antwort und hatte nun die Spitze der Treppe erreicht, wo Jenny eine Zat auf ihn richtete und abdrückte. Der blaue Blitz hüllte den Unbekannten ein, zuckte ein paar Mal um ihn herum und verschwand. Da wurde auch dem neusten Teammitglied die Nutzlosigkeit ihrer Waffen klar. Tatsächlich verfluchte sie es, dass es hier keine Erde gab um dieses Kind lebendig darin zu begraben.
Mit einem weiteren Blinzeln riss der Junge ihr die Zat aus der Hand, richtete sie auf Jenny selbst und feuerte, wodurch sie betäubt zu Boden ging. Nun war Era dran, auch wenn sie innerlich damit rechnete seine geistige Abwehr nicht zu durchbrechen. Die Galonierin sprang vor ihn und holte mit der Faust aus.
Tatsächlich verzichtete der Eindringling auf seine Telekinese, nur um sich übermenschlich schnell zu bewegen und jeder einzelnen Attacke auszuweichen. Danach packte er Era am Handgelenk und starrte ihr blutrünstig in die Augen:
„Ihr seid mir nicht nur geistig, sondern auch körperlich weit unterlegen!“
Er riss die junge Frau herum und stieß sie die Haupttreppe hinunter. Dabei stieß sie sich mehrmals die Schulter und schlug letzt endlich mit dem Kopf auf dem harten Boden des Gateriums auf. Nun war auch Era ohnmächtig und lediglich Sebastian stand dem Fremden gegenüber:
„Du bist wirklich grob, Kleiner! Was willst du von uns?“
Der Jüngling fuhr sich durch sein dunkles Haar und knackte mit dem Genick, während er nun direkt vor dem Lauf der P-90 von Sebastian stand:
„Ich wollte dir bloß Auge in Auge gegenüber stehen! Hast du mich immer noch nicht erkannt? Dabei sollte dir langsam klar sein, wer ich bin! Wir sehen uns so ähnlich!“
Der Goa`uld stockte und begann auch die zahlreichen Kräfte des Unbekannten zu verstehen. Dieser Fremdling war im Besitz zahlreicher Kräfte, von denen ein normaler Mensch nur träumen konnte. Der neblige Schleier der Erinnerung löste sich und Sebastian machte bestürzt ein paar Schritte zurück:
„Das kann nicht sein! Du bist innerhalb von einem Jahr so groß geworden? Das letzte Mal, als ich dich sah, habe ich dich persönlich in eine Raumkapsel gelegt. Du bist Somnus!“
Der Junge lachte laut auf und klatschte beifallend in die Hände:
„Bravo, Vater! Du hast mich erkannt! Das wurde auch langsam Zeit! Ich habe so lange darauf gewartet dich zu sehen. Ich habe davon geträumt, wie wir als Vater und Sohn die Galaxis beherrschen aber dann hörte ich von deiner Rückkehr zum Zerberus-Team und wie soll ich sagen… Es ist abgrundtief enttäuschend!“
Somnus umkreiste seinen Vater und hatte einen spöttischen Unterton angeschlagen, während Sebastian schwerer atmete:
„Ich bin lediglich zur Vernunft gekommen… Das solltest du auch mal versuchen, junger Mann! Was soll mich daran hindern, dir Hausarrest zu geben?“
Nun blieb Somnus stehen und lachte diabolisch:
„Amüsant! Du glaubst, dass du mir Befehle geben kannst, wobei du das letzte Jahre nicht für mich da warst? Ich finde das wirklich anmaßend von dir.“
„Was dachtest du denn, wie ich reagiere? Dachtest du ich stoße ein böses Lachen aus und stürze mal eben schnell eine Galaxie?“
„So in etwa!“, kicherte der Jugendliche frech:
„Mit meiner Hilfe wäre das ein leichtes Spiel! Ich altere schneller als jeder normale Mensch, habe geistige Fähigkeiten, die denen der Antiker ebenbürtig sind und meine Vitalität schlägt jedes Lebewesen um Längen! Ich bin das perfekte Lebewesen, gezeugt von zwei Goa`uld!“
Inzwischen verschwand Sebastians Herzrasen wieder und er schloss murrend die Augen:
„So funktioniert das aber nicht, Somnus! Jede Macht hat ihren Preis! Das durften ich und meine Freunde schon oft genug feststellen! Mit diese Kräfte sind bestimmte Verpflichtungen und Opfer verbunden!“
Somnus blieb stur und blitzte seinen Vater ärgerlich an:
„Das sagt der richtige! Du hast mich und Mutter im Stich gelassen! Gib es doch einfach zu! Du hast uns vergessen! Dabei hat sie dich geliebt!“
Nun wurde auch Sebastian wütender. Ein Zorn stieg in ihm auf, den er seit seiner Zeit als Marduk nicht mehr erlebt hatte. Seine Stimme nahm die verzerrte Tonart eines Goa`uld an:
„Hathor hat nicht mich geliebt, sondern die Macht, die ich als Marduk besessen habe! Sie könnte mich nie akzeptieren, wie ich jetzt bin. Hathor ist böse und sie würde alles vernichten, was mir Lieb und teuer ist! Genau wie der Systemlord Anubis, als er mich beeinflusst hat! Komm endlich auf den Punkt! Was willst du?“
Komischerweise musste er ausgerechnet jetzt ans Lyana denken. Sie hatte ihn von Anfang an so gemocht, wie er war. Dabei hatte er als Marduk auch Organika bedroht.
Der Ärztin war das egal und sie war für ihn da. Hathor würde nie solche Gefühle hegen und auf seiner Seite stehen. Sie war ein bösartiger Goa`uld, wie man ihn aus der Milchstraße kannte. Somnus hingegen wurde immer aggressiver und spitzte bedrohlich die Lippen:
„Was ich will? Natürlich meine Mutter! Wie lautet der Code, um Mutter aus der Stasiskammer zu befreien?“
Nun wurde dem Major klar, was sein Sohn vorhatte. Wenn Somnus Hathor wieder beleben würde, wäre das eine Katastrophe. Sie würden gemeinsam versuchen die Macht in der Galaxie an sich zu reißen und das konnte er nicht zu lassen:
„Hathor war dem Tode nahe, als wir sie einfroren. Wenn du sie befreist, wird sie in wenigen Minuten sterben!“
Der Jugendliche zischte zornig und schrie seinen Vater an:
„Ich habe auch Heilkräfte, also hör auf Zeit zu schinden und sag mir den Code!“
Immer wieder schaute sich Sebastian Hilfe suchend um. Er wollte nicht zulassen, dass dieses Kind eine neue Bedrohung für die Galaxie frei ließ aber gleichzeitig plagten ihn Gewissensbisse. Somnus war schließlich sein Sohn und verdiente, dass sein Vater aus seiner Seite stand. Trotz aller Zweifel hatte Sebastian nun mehr denn je das Gefühl nicht Marduk zu sein. Er gehörte zum Zerberus-Team und keine dunkle Macht würde ihn je davon überzeugen sie zu verraten:
„Nein, ich werde dir diesen Code nicht geben! Damit würde ich nicht nur meine Freunde verraten, sondern auch die ganze Galaxie!“
„Du verstehst mich wohl nicht, Vater! Wenn du mir den Code nicht gibst, geht es deinen Freunden bald sehr schlecht!“, knurrte Somnus und setzte wieder seine Telekinese frei.
Die Zat von Jenny schwebte wieder in die Luft und zielte auf sie, während auch Era in die Luft gehoben wurde:
„Ein zweiter Schuss wäre für das Mädchen tödlich und es wäre echt schade, wenn ich dieser Era das Genick brechen müsste. Mit meinen Geisteskräften wäre das kein Problem! Entscheide dich! Willst du deine Freunde retten oder für ihren Tod verantwortlich sein?“
Es war eine Zwickmühle und das wusste der Soldat auch, als er die Zat und Era in der Luft schweben sah. Er wollte weder Era noch Jenny opfern.
Was würde Marco in so einer Situation tun? Einmal mehr vermisste er den Teamkameraden, der irgendwo doch unersetzlich war:
„Okay, ich gebe dir den Code aber lass meine Freunde in Ruhe! Der Code lautet 5-4-5-14!“
Somnus hörte die Zahlen und begann abermals zu lachen:
„Wie ironisch! 5-4-5-14 bedeutet in Buchstaben das Wort Eden! Du hast die Kapsel mit dem Namen deines letzten Opfers versiegelt. Ich kann nur noch mal wiederholen, dass ich von dir enttäuscht bin aber vermutlich sehen wir uns schon bald in einer Schlacht wieder, Vater!“
Plötzlich wurde Somnus von einem Lichtblitz eingehüllt und wieder auf sein Transportschiff gebeamt, während die Zat vor Jenny zu Boden fiel und auch Era wieder sanft nieder schwebte. Völlig deprimiert ballte Sebastian die Fäuste und musste Tränen zurück halten. Er musste tatsächlich weinen, denn sein eigen Fleisch und Blut hatte sich gegen ihn gewand.
Sein eigener Sohn hatte sich dem Bösen verschrieben, dabei wollte er damals doch nur das Beste für Somnus.
Mit einem Wimmern sank er auf die Knie und schlug mit der Faust auf den Boden, während sich über dem Planeten Gigantis ein Hyperraumfenster öffnete und der Transporter seines Sohnes darin verschwand.

Erleichtert gab Somnus die Zahl in die Schaltfläche der Stasiskapsel ein und konnte ihre Versiegelung lösen. Ein lautes Zischen kam aus ihrem Inneren, als das beschlagene Glas klarer wurde und der Deckel sich öffnete. Die Frau darin rührte sich nicht aber das lag an ihren schweren Verletzungen, so wie es Sebastian gesagt hatte.
Eilig machte sich das Harsesis-Kind daran diese Wunde zu heilen.
Er legte die Hand auf die Verletzung und schloss konzentriert die Augen. Es brauchte nur Sekunden, um die Verletzung vollkommen zu schließen.
Danach wich der Jugendliche von der Kapsel weg und konnte beobachten, wie Hathor die Augen aufschlug. Sie griff die Kante der Kapsel und erhob sich daraus, wie aus einem Bett.
Ihre Augen leuchteten und sie sah sich verwirrt um:
„Wo bin ich und wo steckt mein geliebter Marduk?“
Nun bemerkte sie das Kind, spürte aber auch die machtvolle Aura, die von ihm ausging. Wie aus Instinkt wusste der Goa`uld, dass ihr Kind vor ihr stand. Somnus reichte ihre Hand und gab ihr einen Kuss:
„Mutter! Ich bin dein Sohn Somnus! Es ist viel passiert aber ich werde dir davon berichten!“
Die Göttin stieg aus ihrem eisigen Gefängnis…

Seit einer Stunde stand Sebastian schweigend auf dem Balkon seines Quartiers und starrte Löcher in die Luft. Zu viel spukte ihm im Kopf herum.
Niemals hatte er erwartet seinen Sohn wieder zu sehen und schon gar nicht als Feind. Zweifelnd stieß er ein Seufzen aus und legte den Kopf in den Nacken, als die Tür seines Quartiers auf ging und Era eintrat:
„Störe ich?“
Der Goa`uld sprach zwar leise aber dennoch hörbar:
„Komm ruhig rein…“
Era hatte den Soldaten lange nicht mehr so verstört gesehen, dabei hatte sie sich nie wirklich für sein Wohlergehen interessiert.
Besonders nach seinen Taten als Marduk war es hart ihm in die Augen zu sehen.
In der letzten Zeit hatte sich ihre Ansicht jedoch wieder geändert, auch wenn sie es nicht zugeben wollte. Sebastian tat ihr Leid:
„Geht es dir gut?“
„Ja, ich bin hart im nehmen“, log er, doch sie durchschaute ihn und tat etwas Unvorstellbares. Die Galonierin trat neben ihn auf dem Balkon und legte ihren Arm um ihn:
„Das ist nicht wahr! Somnus ist schließlich dein Sohn! Es muss ein furchtbares Gefühl sein! Gleichzeitig ist man vollkommen machtlos und unentschlossen.“
Er ließ den Kopf wieder etwas hängen und schaute sie nun direkt an:
„Ich habe mich für das Team entschieden, also werde ich gegen ihn kämpfen. Es wird hart aber ich muss es tun, obwohl er mein eigener Sohn ist. Ich weiß ganz ehrlich nicht, ob ich es schaffe ihn zu bekämpfen aber bleibt mir eine andere Wahl?“
Era holte tief Luft und betrachtete nun die hohen Türme von Kritias:
„Soll ich dir was Erstaunliches verraten? Marco hat ganz genauso gedacht, als du unser Feind warst. Er war in der gleichen Lage wie du! Er wollte nicht zulassen, dass diese Galaxie zerstört wird aber er wollte dich auch nicht töten!“
Nun musste Sebastian doch wieder lächeln und kratzte sich unbeholfen am Kopf:
„Im Augenblick wird es mir immer klarer! Wir brauchen Marco und wenn Somnus wirklich unser Feind ist, sollte er schleunigst zu uns zurückkommen! Vermutlich ist er der einzige, der diesem Kind gewachsen ist!“
Era nickte bloß verträumt:
„Du hast Recht! Ich wünschte, ich wüsste wo er ist oder wie es ihm geht…“
Eine sanfte Windböe wehte zwischen den Kameraden und die Sonne verschwand am Horizont, als abermals ein Tag zu Ende ging, an dem das Schicksal des ehemaligen Anführers ungewiss blieb…

Ende
Folge 5: Eiserne Ketten by nickfrostus
Folge 5: Eiserne Ketten


Dicke Panzertüren schoben sich auf und ließen zwei Männer in den Innenhof. Dort warteten bereits zwei weitere Kämpfer mit muskulösen Körpern. Sie gingen aggressiv auf einander los, stießen brutale Schreie aus. Sie stießen einander um und schlugen sich gegenseitig nieder. Dem ersten brach nach einem kraftvollen Hieb der Kiefer, während ein anderer gegen die Wand gedrängt wurde.
Nachdem Blut geflossen war, erklang eine Sirene und ein Wärter schaute durch sein Guckloch, um mit einem Betäubungsgewehr auf die Kämpfenden zu schießen.
Hinter den dicken Türen zum Innhof war der Gefängnistrakt. Der Trakt hatte vier Etagen und überall waren vergitterte Türen, zu den zahlreichen Zellen.
Ihm wanderte ein mieses Gefühl durch den Magen, als sie ihn hier einlieferten. Nie hatte er damit gerechnet im Gefängnis zu laden, noch dazu für eine Sache, die er nicht getan hatte.
Er konnte die Häftlinge in ihren Zellen sehen. Sie alle schauten grimmig zwischen den Gittern durch und musterten den Neuankömmling ganz genau.
Einige waren geil, andere einfach nur glücklich über ein neues Opfer. Andere ignorierten den neuen Insassen und trainierten fleißig ihre Muskeln, indem sie ihre eigenen Zellenkameraden als Gewichte verwendeten. Einige der Sträflinge waren Kerle mit großen Muskeln und finsteren Gesichtsausdrücken aber auch Aliens tummelten sich in den zahlreichen Kerkern. Dabei gab es Amphibien und Reptilien.
Sogar ein paar Insektengeschöpfe waren dabei. Sie schrieen ihn an, als der Wärter ihn durch den Trakt zur Zelle führte.
Wie war er bloß in diese Lage geraten?
Die ganze Umgebung war so feindselig und einfach überall roch es etwas unangenehm. Vermutlich war die Hygiene an diesem Ort mehr als dürftig und es gab auch kein richtiges Tageslicht. Eingeschüchtert verschwand sein Kopf zwischen den Schultern, als der Wärter ihn stoppte und dann zu der Zelle mit der Nummer 7 umdrehte. Diese Zellentüren schoben sich automatisch bei Seite und legten den kleinen Raum dahinter frei. Es war eine kleine Kammer mit dicken Betonwänden und einer spartanischen Einrichtung. Die Zelle war für jeweils zwei Personen gedacht und hatte auch nur zwei Matratzen, wie auch eine Kloschüssel.
Es gab schon einen Häftling in der Zelle, welcher am Boden kniete und die Hände hinter den Kopf hielt. Der Wärter hinter ihm war mit einer futuristischen Rüstung bekleidet und hatte einen speziellen Schlagstock zur Sicherheit.
Die Wangenknochen des Mannes zuckten, als er mit lauter Stimme sprach:
„Sobald die Zellentür zu ist, gehen sie an die Öffnung und greifen mit der linken Hand an den Rahmen. Danach öffne ich die Handschellen. Sind beide Arme frei treten sie von der Tür weg!“
Der Neuling befolgte den Befehl und ließ sich die Handschellen abnehmen, die sich schmerzhaft in seine Handgelenke geschnitten hatten. Nachdem der Wärter fertig war, stolzierte er davon und der andere Insasse richtete sich wieder auf:
„Okay, Frischling! Willst du Schläge oder Sex?“
Der junge Mann mit dem stoppeligen, blonden Haar und dem irritierten Gesichtsausdruck wusste nicht, was er sagen sollte und schüttelte ängstlich den Kopf:
„Weder noch!“
Der andere Häftling nickte und schien mit dieser Aussage einverstanden:
„Gut, dann wollen wir es dabei auch belassen!“
Er hatte sich Kriminelle immer anders vorgestellt. Dieser Typ entsprach gar nicht der Norm. Der Mann war etwas höheres Alter und hatte graues Haar, welches ihm lang in den Nacken hing. Um den Mund trug er einen schwarzen Bart und seine Arme waren mit komischen Symbolen übersät. Der Insasse legte sich wieder auf seine Pritsche und stieß ein Seufzen aus:
„Wenn du Furzen musst, halte deinen Arsch an die Zellentür und wenn du nach dem Scheißen das Klo sauber machst, haben wir keine Probleme! Dann kommen wir ohne Schwierigkeiten miteinander aus!“
Der Blonde mit dem Stoppelhaar nickte bloß wortlos. Dieser Ort hatte ihn viel zu sehr eingeschüchtert. Konnte er hier überhaupt überleben? Er war doch nur ein schmächtiger Bursche, der nicht einmal einer Fliege etwas zu Leide tun konnte.
Deprimiert ließ er sich auf sein Bett fallen und starrte Löcher in die Luft, bevor er seine Häftlingskluft genauer ansah. Alle Verbrecher, die hier einsaßen, trugen bloß eine kurze, weiße Hose, die man mit Boxershorts vergleichen konnte und ein weißes Hemd, auf dem eine Nummer eingenäht war. Entkräftet ließ er sich auf das dünne Kissen fallen, weshalb er auch mit dem Kopf an die Eisenstange am Kopfende des Bettes stieß. Nun drehte sich der Insasse zu dem jungen Neuankömmling um und musterte ihn genauer, nur um sich dann wieder schweigend weg zu drehen.
Das Verhalten des Alten war sehr sonderbar aber er musste es akzeptieren. An diesem Ort hatte seine Meinung über andere keine Bedeutung mehr. Müde schloss er die Augen und versank in seinen Träumen.

Langsam segelte die Schneeflocke vom grauen Himmel hinab…
Sie trudelte etwas, dann landete sie im Gesicht des blonden Jugendlichen, welcher sofort in Gedanken versunken, auf schaute.
Immer mehr weiße Flöckchen rieselten hinab.
Der Junge atmete ruhig ein und aus. Er stand einfach still und versuchte den Schnee auf der Haut zu spüren.
Sein Kopf war mit einer schwarzen Mütze bedeckt und seine Hände in graue Handschuhe eingepackt.
Um ihn herum blitzten die bunten Lichter von verschiedenen Lichterketten und es roch nach Gebäck und Glühwein. Verträumt beobachtete er eine weitere Schneeflocke, die an ihm vorbei fiel und dann auf dem Asphalt des Weges landete.
Schlagartig tauchte das Gesicht eines Mädchens vor ihm auf und versetzte ihm einen Schreck:
„Du träumst wieder einmal?“
Der Blonde zuckte zusammen und musste tief durch atmen:
„Musst du mich so erschrecken!?“
Das Mädchen verschränkte wütend die Arme und zog einen Schmollmund. Auch sie trug eine Mütze aber am Hinterkopf guckte ein schwarzer Pferdeschwanz heraus. Ihre braunen Augen wanderten vorwurfsvoll hin und her:
„Du hast mir doch versprochen, dass wir diesen Tag auf dem Weihnachtsmarkt genießen! Also sei nicht immer so deprimiert!“
Der Blondschopf hob eine Augenbraue:
„Was soll ich machen? So bin ich nun mal!“
In dem Moment schnellte eine Hand hervor und drückte mit aller Kraft auf die rote Mütze des Mädchens. Ein anderer Junge in ihrem Alter war herbei gestürmt und hatte ihr auf den Kopf gehauen.
„HOTPUTTON!“, schrie er grinsend, kassierte aber gleich einen Boxschlag zwischen die Rippen, weil das Mädchen den Witz nicht lustig fand:
„Du bist ein Arschloch, Toby! Wären wir mal alleine auf den Markt gegangen…“
Der Junge namens Toby hatte keine Mütze auf, dafür aber eine dicke Winterjacke. Seine schwarzen Haare glänzten etwas:
„Ach ja? Wieso muss ich dann den Babysitter spielen?“
Er deutete auf ein viertes Kind in ihrer Reihe, welches wesentlich jünger war als die anderen. Der kleine Junge war etwas unsicher und schaute Toby mit großen Augen an. Der Blonde dachte kurz nach, dann beugte er sich zu dem Kind runter und warf Toby einen bösen Blick zu:
„Scott kann sehr gut auf sich alleine aufpassen, richtig?“
Das Kind rückte die kleine Bommelmütze zurecht und salutierte spaßig vor dem Jugendlichen:
„Ja, kann ich!“
Toby stöhnte genervt auf und ging ärgerlich voran:
„Dann hänge dich gefälligst an Marcos Rockzipfel und nicht an meinen! So ein doofer Ausflug… Ich verstehe immer noch nicht, wieso wir diesen Nervtöter mitnehmen müssen!“
Lindsey und Marco sahen sich nur Schulter zuckend an und liefen dann weiter. Scott fühlte sich nun etwas deplatziert aber Marco gab ihm mit einem Nicken zu verstehen, dass er ruhig weiter mitkommen konnte. Der Weihnachtsmarkt war noch groß, also gab es noch genug für die Gruppe aus Kindern zu entdecken. Schon bald machten sie Halt an einem Stand für Waffeln mit Schokolade.

Ein lautes Brüllen weckte ihn aus dem Schlaf.
Dabei hatte ihn der Traum mehr verwirrt, als der plötzliche Weckruf. Sein Zellenkamerad stand bereits und ließ sich von einem Wärter an der Türöffnung Handschellen anlegen. Als das getan war, schrie der Wärter ihn an:
„Los! Aufstehen und Hände an die Öffnung!“
Ohne Widerworte befolgte er die Anweisung, schwang sich trotz Müdigkeit aus dem Bett und ließ seine Hände zusammen binden. Danach öffnete sich die Zellentür und beide wurden von drei Wächtern zu einer Schleuse am anderen Ende des Traktes gebracht. Dabei bemerkte er, dass einige Zellen leer waren.
Es ging also zum Hofgang.
Was würde ihn da draußen erwarten. Sicherlich gab es viele Leute, die in ihm ein leichtes Opfer sahen. Sein Mitinsasse schien wenig beunruhigt und wirkte mit seinem Alter wie ein wahres Urgestein des Knastes. Die Eisentür ging auf und man entfernte ihnen wieder die Handschellen.
Der kleine Innenhof war nicht wirklich groß aber es wurden auch nie alle Häftlinge gleichzeitig raus geschickt, weil sonst zu wenig Platz war. In der Ecke saß ein Echsenmensch, der immer wieder mit seiner gespaltenen Zunge zischte. Drei dunkelhäutige Männer hatten sich in der rechten Ecke breit gemacht. Aus der gegenüber liegenden Seite stand eine Gruppe von Hellhäutigen. Tatsächlich gab es sogar einen Einzelgänger, der in der linken Ecke immer wieder Gebete von der Sonne sprach. Es musste sich also um einen überlebenden Corona handeln.
Etwas eingeschüchtert trat er an eine der leeren Wände und wurde von allen angestarrt. Kaum hatte er sich an die Wand gelehnt, ging die Tür erneut auf. Zwei weitere Häftlinge stürzten in den Hof, bereit sich zu prügeln. Einer von ihnen schien noch eine Rechnung offen zu haben, die es schleunigst zu begleichen galt. Er stürmte auf einen der Dunkelhäutigen zu und verpasste ihm einen Kinnhaken. Dieser landete polternd im Dreck und verteidigte sich mit aller Kraft gegen den Angriff. Der Neuling drückte sich enger an die Wand, um in den Kampf der Straftäter nicht mit hineingezogen zu werden.
Durch ein Fenster am oberen Ende des Hofes beobachteten die Wärter das Geschehen. Sie schienen nichts gegen die Kämpfe zu haben und amüsierten sich sogar. Der Gedanke, dass sie sogar Wetten abschlossen, ließ ihn erschaudern. Irgendwann floss erstes Blut und die Wärter waren so Gütig einzugreifen. Mit einer Art Schockwaffe versetzten sie beiden Kämpfern einen Stromschlag, der sie niederrang und gleichzeitig mit Schmerz erfüllte. Der Alarm schrillte los aber den Hofgang frühzeitig zu beenden kam wohl nicht in Frage, denn nur die Schläger wurden raus geschafft. Die anderen machten weiter ihre Runden und warfen sich aggressive Blicke zu.
Irgendwann löste sich ein anderer Glatzkopf aus der Menge. Sein Kopf war mit einem Teufelstatoo bedeckt. Er hatte einen nicht ganz so bösen Gesichtsausdruck und grinste schelmisch:
„Tja, willkommen im Dschungel, mein Freund! Der Trakt ist kein Zuckerschlecken, richtig?“
Der Neue fuhr sich über sein stoppeliges Haar:
„Nein, echt nicht…“
Der Häftling mit dem Tatoo war einigermaßen zutraulich und lächelte:
„Hey, zum Glück hast du ja mich und wenn du dich richtig anstellst, hast du auch bei anderen gute Karten. Lass dir einfach nichts gefallen! Wenn dir einer doof kommt, schlag ihm in die Fresse!“
Da rief auch schon ein Wärter, dass der Hofgang beendet sei. Mit der gleichen Prozedur wie zuvor, wurden alle in ihre Zellen gebracht. Dort ließ sich der Neue auf sein Bett fallen und starrte Löcher in die Luft. Der alte Mithäftling knackte mit dem Genick und blieb an der Tür stehen, untersuchte aber wieder seinen Zellenkameraden:
„Wartet da draußen was auf dich?“
Er wurde nüchtern und horchte auf, bevor er nur unschlüssig mit der Schulter zuckte:
„Keine Ahnung… Ich habe Lebenslänglich bekommen und außerdem habe ich keine Erinnerungen an da draußen!“
Nun wurde der Alte doch etwas neugieriger und setzte sich auf seine Pritsche:
„Wie heißt du?“
„Marco, glaube ich! Zu letzt hat man mich jedenfalls so genannt.“
Der Alte dachte kurz nach, dann reichte er dem jungen Mann die Hand:
„Ich heiße Kine! Erzähl mal, Marco! Wieso hast du keine Erinnerungen mehr? Und wie bist du hier gelandet?“
Der Erinnerungslose seufzte und rieb sich etwas müde die Augen:
„Keine Ahnung. Es gab einen Unfall und dann haben mich diese Leute gefunden, die behauptet haben meine Freunde zu sein. Ich wusste, dass mein Platz nicht bei ihnen ist, also bin ich gegangen. Mein erstes Ziel war der Planet Kihan.
Dort wurde ich von Kopfgeldjägern angegriffen und hier her gebracht. Ich scheine einem Mörder sehr ähnlich zu sehen, denn angeblich soll ich einen Senator dieses Planeten ermordet haben…“
Kine lachte und fasste sich an den Bauch:
„Typisch! Wenn sie den echten Mörder nicht finden, schnappen sie den, der ihnen als nächstes in den Kram passt! Egal… Du bist jetzt in einer Gang!“
„Hä? In einer Gang?“
„Ja, du hast dich doch auf dem Hof mit Hitch unterhalten. Er gehört zu eine der Gangs und da er dich mag, gehörst du dazu. Merk dir aber lieber, dass die mehr von dir verlangen, als einfach nur auf dem Hof zu stehen und „Die Wärter sind blöd!“ zu rufen!“
Marco wurde nun auch neugieriger. Vielleicht konnte ihm Kine helfen sich in dieser Umgebung besser zu Recht zu finden:
„Wieso kommst du ohne Gang aus?“
Kine hatte offenbar kein Problem damit diese Frage zu beantworten:
„Realität ist, was man dafür hält. Ich lebe in meiner eigenen. Die anderen akzeptieren das!“
Nun drängten sich ihm neue Fragen auf, denn es gab viel, was er an diesem Ort nicht verstand. Seine Augen wuchsen und er rückte näher an seinen Insassen heran:
„Aber woher weißt du, wer jeder ist und zu welchen Gruppen sie gehören?“
Kine räusperte sich, dann fuhr er sich durch seinen Bart:
„Okay, Frischling. Ich bringe dir die Grundregeln des Knastlebens bei und du tust mir dafür auch einen Gefallen. Halte Abstand zu mir auf dem Hof!
Also, fangen wir an. Im Gefängnis entsteht Gruppenzugehörigkeit durch Spezies und Hautfarbe! In erster Linie halten die weißen Männer zusammen und bilden die Allianz des reinen Blutes. Viele sind nicht Mitglied einer Gang und tun alles, um dazu zugehören. Einige könnten versuchen dich zu rekrutieren. So stärken sie ihre Position im Knast. Reptilien und Amphibien sind meistens im Streit aber wenn es hart auf hart kommt, tun sie sich zusammen. Insektenwesen sind reine Einzelgänger und von Staatsfeinden wie Zera und Corona halten sich alle fern…“
Diese Erklärung leuchtete ein und mit Kines Hilfe würde er sich bald in dieser konfusen Gesellschaft zu Recht finden. Der Alte runzelte die Stirn, dann legte er sich richtig hin:
„Das reicht auch für heute…“
Marco tat es ihm gleich und versuchte zu schlafen, was ungewöhnlich schnell gelang.

Er starrte benommen aus dem Fenster.
Wieder hatte es stark geschneit und der ganze Platz vor dem Waisenhaus war mit einer dicken Schneeschicht bedeckt. Einige der älteren Waisenkinder waren mit Schneeschiebern dabei den Weg frei zu räumen.
Er lehnte mit seiner Stirn gegen die kalte Fensterscheibe und betrachtete das Glas, welches bei jedem Ausatmen beschlug. Immer vier Kinder bewohnten ein Zimmer. Auch Toby war bei ihm mit einquartiert aber er war für den Küchendienst eingeteilt. Die anderen beiden halfen bei dem Räumarbeiten auf dem Hof.
Marco war gerne alleine und in Gedanken versunken. Es gab ihm Zeit um mit den Ereignissen seiner Vergangenheit ins Reine zu kommen.
Völlig vertieft in seine Tagträume, klopfte es an der Tür und erregte seine Aufmerksamkeit. Eine Betreuerin schaute durch den Türspalt:
„Marco? Willst du nicht ein bisschen raus?“
Der Blondschopf konnte sehen, wie die anderen während des Schneeschiebens mit Schneebällen warfen und spielten. Er reagierte einfach nicht auf die Frage der Betreuerin und schaute sie kühl an. Die Frau schien sich Sorgen zu machen und seufzte:
„Du darfst dich nicht so gehen lassen, Marco. Es wird alles gut aber dazu solltest du dein Leben genießen.“
Hatte diese Tussi von der Behörde das eben wirklich gesagt? Sollte er alles, was war einfach so vergessen?
Mit einem letzten Zischen drehte er sich wieder um und schaute weiter hinaus. Die Betreuerin merkte schnell, dass sie hier nichts bewirkte und verließ den Raum wieder. Marco war einfach nicht in der Laune sich über seine Vergangenheit zu unterhalten. Das durfte er mit dem Psychiater schon oft genug. Sanft legte er den Kopf wieder gegen das Glas, als er unten am Zaun den kleinen Scott sah.
Er schaute zu Marcos Fenster auf und winkte. Marco wollte zurück winken aber da wurde Scott schon von seiner Mutter an der Hand genommen und zur nächsten U-Bahn-Station geführt. Die Frau drehte sich um und schaute ebenfalls zu dem Fenster hinauf, wo sie den Jugendlichen mit dem blonden Haar sah. Ihr Blick war unglaublich tief und wirkte, als wüsste sie einfach alles. Dem Blonden lief ein Schauer über den Rücken und er fühlte etwas Uraltes.
Als Scott mit ihr in der U-Bahn verschwunden war, schloss Marco die Augen und dachte an seine eigenen Eltern…

Wieder taten sich die Türen des Hofes auf und Marco war froh an die frische Luft zu kommen. Kine entfernte sich sofort von ihm und machte ein paar Dehnübungen, während er sich zu der Gruppe von Hitch gesellte.
Dieser reichte ihm kameradschaftlich die Hand:
„Hey, alles klar? Sieh dir mal die fiese Affenfresse da hinten an!“
Er deutete auf einen der Muskelpakete und grinste schelmisch. Marco hatte schon ein blödes Gefühl, was ihn erwarten könnte und schaute nur schnell zu dem Typen rüber. Hitch nickte begeistert:
„Der ist heute fällig!“
Dieser hatte bemerkt, dass man über ihn rede und stürmte sofort auf Marco zu. Dieser wusste gar nicht, was um ihn geschah und kassierte einen ersten Schlag genau ins Gesicht. Er verlor das Gleichgewicht und landete am Boden, während der Angreifer sich wütend über ihn beugte und weiter zu schlug. Während weitere Schläge auf ihn einhämmerten hörte er die grölende Stimme von Hitch:
„Hau den Penner zu Brei!“
Die Welt um ihn herum verschwamm und ihm wurde klar, dass er dem Gegner nichts entgegen zu setzten hatte. Immer wieder spürte er Hiebe im Magen und vorwiegend im Gesicht.
Seine Lippe war schon aufgeplatzt und Blut lief ihm aus der Nase. Im Augenwinkel konnte er Kine sehen, der nur den Kopf schüttelte. Plötzlich griffen die Wärter ein und verpassten dem Schläger einen Schock. Marco hingegen lag blutend am Boden und hatte einfach überall Schmerzen. Dieses Mal wurde der Hofgang gleich beendet und alle in ihre Zellen verfrachtet.
Es gab auch keinen Sanitäter, der sich um Marco kümmerte. Wimmernd legte er sich in die Ecke seiner Zelle und wischte sich mit einem Tuch das Blut aus dem Gesicht.
Kine betrachtete das Schauspiel, dann lachte er:
„Du hast dich echt verhauen lassen… Unglaublich!“
Nachdem sich Marco seine Wunden gereinigt hatte, schloss er nachdenklich die Augen und versuchte den andauernden Schmerz und den brummenden Schädel zu ignorieren:
„Ich bin kein Kämpfer und der Typ war mindestens doppelt so groß wie ich!“
Kine stand auf und zeigte auf die blauen Flecke an Marcos Körper:
„Du scheinst nicht gemerkt zu haben, was in dir steckt. Andere wurden nach solcher Prügel ins Lazarett gebracht aber du hast nur blaue Flecken…
Das ist nicht normal, Jungchen!“
Nun wo es Kine so sagte, fand Marco das auch etwas ungewöhnlich. Nach so vielen Faustschlägen sollte er etwas mehr bluten aber stattdessen hatte er lediglich blaue Flecken. Der Zellenkamerad strich sich wieder nachdenklich durch den Bart, so wie er es immer tat:
„Vielleicht warst du einmal ein Krieger. Du hast bloß keine Erinnerung daran…“
„Das hilft mir auch nicht weiter!“, brummte Marco.
Kine knackte mit dem Genick, während er einen Entschluss fasste:
„Ich habe meine Meinung geändert! Du kommst mit mir auf den Hof, klar!? Anfangs werden sie dich deshalb nicht angreifen aber auch mein Schutz ist begrenzt. Ich werde dir deine Kraft zeigen!“
Marco ahnte nicht, dass Kine diese Aussage wahr machen würde. So machte es der Erinnerungslose genau, wie Kine es ihm gesagt hatte und ging gemeinsam mit ihm auf den Hof. Die anderen Häftlinge stierten ihn schon wieder kampfeslustig an aber die Gegenwart von Kine schien sie abzuschrecken. Der Alte machte ein paar Kniebeugen, dann sprach er mit leiser Stimme:
„Das wichtigste an diesem Ort ist Routine. Stehe morgens auf, frühstücke, mache die Zelle sauber, esse Mittag, treibe Sport, Entspannungsübungen und zu letzt Abendessen. Du bist in deinem Kopf nicht eingesperrt. Wobei…“
Er schaute an Marco hoch und runter, dann verzog er das Gesicht:
„Sport kannst du weg lassen. Du bist auch so stark genug.“
Wieder hätte der Blonde fast gelacht, denn sein Körper wirkte nicht sehr muskulös:
„Was soll das? Ich bin doch gar nicht so stark!“
„Ach ja? Werden wir gleich sehen!“, schmunzelte Kine und ging auf Abstand, als Hitch mit ein paar anderen zu Marco rüber kam. Er grinste und sein Tatoo mit der Teufelsfratze bewegte sich passend zur Stimmung des Häftlings:
„Hallo, Kleiner! Hast dich ja ganz schön verprügeln lassen. Hoffentlich läuft das heute besser, denn die hässliche Schuppenbestie da hat Schläge nötig!“
Er zeigte auf einen der Echsenmenschen, der mit seiner gespaltenen Zunge die spitzen Krallen ableckte. Kaum war der Satz von Hitch ausgesprochen, da blitzte die Echse mit den Augen und stampfte auf Marco zu. Der junge Mann bekam sofort weiche Knie, als die Kreatur fauchend auf ihn zu trat. Hitch und seine Leute machten Platz für den Kampf, während Marco etwas zurück wich. Immer wieder schaute er zu Kine, der ihm nur aufmunternd zu nickte. Die Echse war mindestens zwei Meter groß und ihre Faust hatte sich eine dementsprechende Aufschlagskraft.
Die Pranke der Kreatur schnellte hervor und erwischte den Blonden genau am Kopf. Die Wucht riss ihn von den Füßen und warf ihn zu Boden. Wieder einmal krachte sein Hinterkopf auf die harte Betonerde. Gerade als die Faust der Echse auf ihn hinab schnellte, verspürte er einen harten Stich in seinem Kopf. Bilder drängten sich ihm auf, wie in einer Vision.
Er erinnerte sich an einen guten Freund, welcher ihn vor einer großen Dummheit bewahren wollte. Danach versuchte er einen großen Kristall mit seiner Faust zu zerschlagen.
Mit einer leichten Rolle bewegte er sich aus der Schlaglinie und die Pranke der Echse rauschte neben ihm in den Beton. Ein plötzlicher Adrenalinschub durchströmte seinen Körper, erfüllte ihn mit Energie und ließ ihn wieder auf die Beine kommen. Die Echse fixierte ihn und schlug erneut nach ihm aber Marco duckte sich unter der Attacke durch, um dann den Schwanz der Kreatur zwischen die Rippen zu bekommen.
Mit einem lauten Stöhnen knallte er gegen die Hofwand und hörte das Gegröle der anderen Häftlinge. Zwar waren sie vom Kampfgetümmel begeistert aber die plötzliche Gegenwehr des Frischlings verblüffte sie.
Jetzt setzte der Echsenmensch auf seine langen Krallen und riss knapp neben Marco eine tiefe Kerbe in die Wand. Der Blonde wich dem Schlitzer aus.
In diesem Fall tat sich für ihn eine Lücke auf, welche er unbedingt ausnutzen musste. Er ließ seine eigene Faust zu einem Kinnhaken herauf schnellen und traf. Der Unterkiefer der Bestie knirschte, während sie ins Taumeln geriet. Marco hatte den Schwung, den er brauchte und schlug jetzt frontal auf den Brustkorb des Kontrahenten.
Der Angriff saß und katapultierte die Echse regelrecht davon, bis sie donnernd an der anderen Wand aufschlug und bewusstlos liegen blieb. Der Beifall kam sofort zum erliegen und alle schauten den schmächtigen Insassen geschockt an.
Kine schien begeistert und Marco starrte sich fassungslos auf die eigenen Hände. Hatte er das eben getan? Besaß er tatsächlich die Kraft, von der Kine gesprochen hatte?
Durch diese Schlägerei griffen die Wärter wieder ein und beendeten den Hofgang. Alle trotteten in ihre Zellen aber Marco befand sich nun auf einem Strom der Euphorie. Es verging eine ganze Zeit und der junge Mann lief aufgekratzt in der Zelle hin und her, während Kine sich im Schneidersitz auf sein Bett ausbreitete und die Augen schloss.
Kaum hörbar begann er eine Art von Gebet aufzusagen. Nun beruhigte sich auch Marco wieder und beobachtete, wie der Ältere danach jedes einzelne Symbol auf seinem Arm berührte. Die Zeichen waren in die Haut gebrannt und es musste höllisch wehgetan haben, als sie entstanden. Er wurde neugierig, wollte Kine aber nicht in seinen Gebeten stören.
Irgendwann tat er die Augen wieder auf und lächelte sanftmütig:
„Du willst wissen was das bedeutet, richtig? Die Symbole stehen für Geduld, Buße, Wissen, Herrlichkeit, Treuepflicht und Bestimmung!“
Ein großes Fragezeichen erschien über Marcos Kopf und Kine brauchte keine Aufforderung um es zu erklären:
„Jedes Geschöpf hat seine Bestimmung aber um diese zu erfüllen muss er Buße für seine Taten tun und seine Treuepflicht zeigen. Um das zu erreichen braucht man viel Geduld um sich großes Wissen anzueignen. Hat man das Ziel seiner Bestimmung erreicht, erwartet einen die Herrlichkeit.“
Das ganze war also so etwas wie die 10. Gebote für Kine, was Marco gut nachvollziehen konnte. Während er sich für die Nachtruhe hinlegte, brannte ihm noch eine letzte Frage auf dem Herzen:
„Kine? Wieso bist du eigentlich hier drin?“
Der alte Häftling räusperte sich, dann begann er seine Geschichte mit sanfter Stimme zu erzählen:
„Ich war einmal so was wie ein Wissenschaftler. Ich habe das Sternentor erforscht aber diese Studien stießen bei meinem Volk nicht gerade auf Begeisterung, zumal dann die Zera auf meine Welt kamen. Als endlich die Nachricht über den Untergang der Zera kam, waren schon die nächsten Ausbeuter in Form der Corona da. Mein Volk stempelte mich als Verräter hin und schob mich hier her ab.“
Das Kine ein Wissenschaftler war, überraschte Marco. Er hätte den Häftling nie für einen Mensch des Wissens gehalten. Schon gar nicht für einen Professor, der sich mit dem Stargate beschäftigte. Bevor nun die Lichter in den Zellen ausgingen, drehte sich Kine ein letztes Mal zu Marco um und sah ihm tief in die Augen:
„Hitch und seine Leute werden versuchen dich zu rekrutieren! Du bist so stark, dass du nützlich für sie wärst. Ich empfehle dir von nun an Solo zu gehen und dich aus den Gangs zu lösen.“
Der Blonde nickte, dann versuchte er wieder zu schlafen.

Ärgerlich packte er den Griff der Schaufel fester und rammte sie in den Schnee.
Ausgerechnet heute hatte man auch ihn zum Schnee schaufeln verdonnert, dabei hörte es heute gar nicht mehr auf damit.
Kaum hatte er eine kleine Fläche frei geräumt, war sie auch schon wieder von neuem bedeckt.
Seine Mütze rutschte ihm immer wieder nervig ins Gesicht und die Arbeit strengte ungeheuerlich an.
Natürlich könnte er sich zu den anderen Waisenkindern gesellen und mit ihnen während der Arbeit spielen aber diese Aufgabe lenkte ihn als einziges von seiner Lage ab.
Mit einem weiteren Murren schob er etwas von der weißen Masse bei Seite. Seine Nase lief aber die Taschentücher hatte er im Zimmer liegen lassen. Da tauchte Scott am Zaun auf und winkte dem bedrückten Marco wieder aufmunternd zu:
„Hallo, Marco!“
Die Laune des Jugendlichen stieg wieder etwas und er ging zum Maschendrahtzaun des Geländes:
„Guten Tag, Scott. Was machst du denn hier? Bist du etwa wieder von Zuhause weg gelaufen, ohne deinen Eltern bescheid zu sagen?“
Der 8-jährige wurde etwas rot im Gesicht und zwinkerte Marco frech an:
„Ja, weil meine Mutter gesagt hat, dass ich heute nicht raus soll. Papa kommt rechtzeitig von der Arbeit und wir wollen zusammen essen.“
Der Blonde stützte sich auf seine Schaufel und stierte Scott vorwurfsvoll an:
„Darf ich dich was fragen, Kleiner? Wieso kommst du immer zu mir? Findest du keine Freunde an deiner Schule?“
Der kleine Scott zupfte an seiner Bommelmütze:
„Du bist doch mein Freund und außerdem bist du immer so traurig, wenn ich nicht da bin. In der Schule will keiner mit mir Freundschaft schließen, weil wir immer so viel umziehen.“
Bei dem Dackelblick den Scott drauf hatte, konnte Marco nicht anders und lächelte wieder:
„Okay, lass uns einen Pakt schließen! Egal was aus uns wird, wir bleiben Freunde fürs Leben. Findest du das gut?“
Scott nickte begeistert und strahlte von einer Wange zur anderen. Danach kramte er in seinen Jackentaschen und zog einen Eiskristall aus Plastik hervor, den er sich auf dem Weihnachtsmarkt gekauft hatte. Das Kind strengte sich an und brach den Anhänger in zwei Hälften:
„Hier! Wenn ich wieder weg ziehen sollte, erinnert uns das an unsere Freundschaft!“
Marco nahm die kleine, zerbrochene Eiskristallhälfte an und schien wirklich gerührt:
„Danke, das bedeutet mir viel. Nun geh aber langsam nach Hause, denn sonst machen sich deine Eltern noch Sorgen!“
Der kleine Junge lachte, dann lief er winkend davon. Marco hingegen hielt das Geschenk fest im Handschuh, bevor er es als Glücksbringer in seine eigene Jackentasche stopfte.

Hofgang war angesagt und alle Häftlinge gingen im Gänsemarsch ins Freie.
Marco und Kine liefen schweigend neben einander her, bis sie endlich im Innenhof angekommen waren. Dort sah ihn der Zellenkamerad erwartungsvoll an:
„Was hast du denn geträumt? Du hast im Schlaf etwas von einer Schneeflocke geredet…“
Marco zuckte bloß unschlüssig mit der Schulter, dann lockerte er seine Haltung. Kine packte ihn etwas grob am Arm, um ihm ins Ohr zu flüstern:
„Denk dran! Du musst solo gehen, also lass dich nicht von Hitch umpolen, klar? Denk an deine Stärke!“
Der junge Häftling blinzelte ihm verstehend zu, als auch schon Hitch an ihn heran trat:
„Hey, wie geht’s? Das gestern beim Hofgang war ja der Hammer, Junior. Wie hast du das gemacht?“
Marco zuckte bloß desinteressiert mit der Schulter:
„Weiß ich selber nicht!“
Hitch wurde immer begeisterter von diesen Kräften und klopfte Marco kumpelhaft auf die Schulter, während er auf den Corona in der Ecke zeigte:
„Dann verkloppst du jetzt den Sektenpenner! Die Corona haben es nicht anders verdient.“
Der Blonde hatte noch grobe Erinnerungen an die Sonnenanbeter. Sie waren offenbar auch in seiner Vergangenheit Feinde von ihm gewesen aber dennoch befolgte er Kines Rat und winkte ab:
„Lass mal! Ich bin heute nicht in der Laune für eine Schlägerei…!“
Damit wollte sich der Gangführer aber nicht zufrieden geben und stellte sich ihm in den Weg, als er weg gehen wollte:
„Du wirst den Kerl jetzt zu blutigen Brei schlagen oder du bekommst Ärger! Tu was ich dir sage oder es geht dir schlecht!“
Von diesen Worten ließ sich Marco nicht einschüchtern. Seit er seine Kräfte erkannt hatte, war er mit Selbstbewusstsein erfüllt. Kein Halbstarker wie Hitch würde ihn manipulieren.
Trocken schüttelte er den Kopf und stolzierte davon.
Nun war es Hitch selber, der dem Blonden einen deftigen Hieb verpassen wollte aber Marcos Reaktion war schneller. Er wich dem Schlag aus und hob den Ellebogen, wodurch die Nase von Hitch brach und er zu Boden ging. Alle anderen Mitglieder der Gang starrten angespannt zu ihrem Offizier am Boden. Nun wurde auch der Corona aufmerksam und betrachtete das Geschehen aus der Ferne. Hitch richtete sich brüllend wieder auf:
„Du kleiner Penner hältst dich wohl für besonders stark! Macht ihn fertig!“
Seine drei Leute stürzten auf Marco zu und kesselten ihn ein. Wie Haie umkreisten sie ihr Opfer aber der Blonde blieb standhaft und fixierte die Gegner.
Da schrie einer der Schläger auf, verdrehte die Augen und sackte in sich zusammen, weil ihm der Corona den Finger in den Rücken gebohrt hatte.
Der Kampfstil der Corona war noch immer sehr effektiv und die zwei verbliebenen Kämpfer machten doch einen Rückzieher.
Marco hatte ein mieses Gefühl, als der Sektenangehörige an ihn heran trat:
„Ich kenne dich, allerdings frage ich mich, warum du hier bist!“
Auch Kine trat nun näher und reichte dem Corona brüderlich die Hand:
„Du hast den Jungen wieder erkannt, Gotar?“
Der Corona nickte bloß, während Marco sich verwirrt am Kopf kratzte und offensichtlich den Faden verloren hatte. Wieso verhielten sich Kine und der Corona wie Freunde?
Woher kannte dieses Sektenmitglied ihn? Wusste er vielleicht seine wahre Identität?
Nun reichte der Corona auch ihm die Hand, schien dabei aber größten Respekt zu empfinden, was den jungen Häftling nur noch mehr irritiert:
„Darf ich mal fragen, woher ihr euch kennt? Du kennt mich?“
Gotar lachte und verneigte sich:
„Ich und Kine waren Freunde, bevor er inhaftiert wurde. Er hat mir mal das Leben gerettet. Er war der einzige Freund außerhalb meiner Sekte. Ich war ihm etwas schuldig und du bist mir mehr als bekannt. Du scheinst dein Gedächtnis verloren zu haben…
Sehr bedauerlich!“
Fragende Blicke später setzte sich Gotar mit Kine und Marco an die Hofwand:
„Der Erzengel Gabriel hat mit dem letzten Kampf gegen das Zerberus-Team einen schweren Rückschlag erlitten und sich auf Chai zurückgezogen!“
Wieder hielt sich Marco den brummenden Schädel und neue Bilder überfluteten seine Erinnerungen. Er sah einen jungen Techniker, der den Erzengel mit seiner Telekinese in den Boden rammte und runzelte die Stirn:
„Dieser Gabriel wurde nicht besiegt? Ich dachte man hätte ihn getötet!“
Kine schüttelte sofort negierend den Kopf:
„Nein! Gabriel greift auf eine Macht zurück, die alle Grenzen überschreitet. Er ist praktisch unzerstörbar, so lange man nicht die Energie in seinem Kern vernichtet. Wenn diese Energie existiert, verfrachtete er sich einfach in eine neue Kristallhülle, wenn die alte zerstört wird!“
Marco interessierte sich wenig für den Erzengel, als viel mehr für Gotars Wisse über ihn:
„Sag schon, was es mit mir auf sich hat! Ich will so viel wissen, wie ich kann.“
Der Corona erfüllte den Wunsch und verschränkte die Arme:
„Dein Name lautet Marco Harrison und du warst der Anführer des Zerberus-Teams. Ihr habt euch zur Aufgabe gemacht die großen Machthalter dieser Galaxie unschädlich zu machen, um Frieden zu erschaffen. Dabei habt ihr die Vorherrschaft der Zera beendet und den Systemlord Marduk gestürzt, bis letzt endlich der Erzengel Gabriel auftauchte. Meine Informationen sind leider sehr begrenzt, deshalb kann ich dir nicht sagen, wieso deine Erinnerungen weg sind aber ihr habt Gabriel einen herben Rückschlag verpasst!“
Dem Frischling fiel die Kinnlade runter und er begann panisch zu stammeln:
„Soll das heißen, die Leute bei denen ich war, waren tatsächlich meine Freunde und Teamkameraden? Oh mein Gott… Ich habe sie im Stich gelassen!“
Benommen stand er auf und torkelte davon, gerade als auch der Hofgang beendet wurde. Schuldgefühle überkamen ihm. Zwar war sein Gedächtnis immer noch nicht zurück aber die Worte des Corona hatten ihn dennoch wach gerüttelt. Wenn die Geschichten über Gabriel stimmten, brauchten ihn seine Freunde vielleicht.

Aufgeregt rannte er von einer Ecke in die andere und murmelte unverständliche Worte vor sich hin. Nun frustete es ihn unendlich, dass er seine Freunde im Stich gelassen hatte.
Bisher hatte er nicht geglaubt, dass diese Menschen seine Freunde gewesen waren aber jetzt verstand er.
Zwar waren seine Erinnerungen nicht wieder da aber trotzdem hatte er Gewissheit.
Kine musste wieder lachen, als er den nervösen, jungen Mann sah:
„Schalte mal einen Gang runter. Was willst du jetzt machen?“
„Ich will hier raus!“, schnaubte Marco und boxte mit der Faust gegen die Zellenwand, wodurch etwas Beton abbröckelte.
Der Mitinsasse schmunzelte:
„Wie willst du das schaffen und warum? Du kennst ja nicht einmal die Namen deiner Freunde oder verstehst deine eigenen Fähigkeiten. Wie willst du ihnen da eine Hilfe sein?“
Der Blonde drehte sich kühl zu Kine um und Entschlossenheit funkelte in seinen Augen auf:
„Du hast selbst gesagt, dass man für seine Fehler mit Geduld büßen muss, um dann mit Wissen und Treuepflicht seine Bestimmung erfüllen muss, um die Herrlichkeit zu erlangen! Das will ich jetzt!“
Der alte Zellenkamerad knackte mit den Knochen, dann stand er auf und lächelte mit großer Zuversicht:
„Puh, wie soll man da noch was gegen sagen? Ich werde dir helfen hier raus zu kommen aber dann musst du einen alten Narren wir mich schon mitnehmen!“
Beide schlugen ein und der Pakt war besiegelt. Gemeinsam hatten die Gefangenen vielleicht eine Chance diesem Kerker zu entfliehen und wieder in die Freiheit zu kommen.
Sie setzten den Ausbruchsversuch für den nächsten Hofgang an und beschlossen sich noch einmal richtig auszuruhen. Der letzte Schlaf vor der Entscheidung stand an.

Sie schrie entsetzlich, als die kalte Masse in ihre Nacken klatschte, dabei bekam sie sofort eine Gänsehaut. Lindsey wurde sofort rasend und schmiss ihre Schaufel weg, um hinter Toby her zu rennen, der ihr die Ladung Schnee genau in den Nacken gekippt hatte.
Der Jugendliche mit den dunklen Haaren streckte die Zunge raus und stürmte davon, während das Mädchen einen großen Schneeball formte und nach ihm schmiss:
„Du Arsch! Bleib stehen!“
Marco stand wieder etwas abseits und schaufelte an seinem eigenen Stück. Er fand dieses Verhalten doch etwas albern und zuckte bloß mit der Schulter.
Dabei lief schon wieder seine Nase und sein Handschuh hatte ein Loch, wo immer Schnee rein lief.
Die kalte Masse brannte nach einiger Zeit an den Fingern aber davon ließ er sich nicht abschrecken. Plötzlich trat ein erwachsener Mann an den Maschendrahtzaun und schaute zu ihm rüber. Er trug einen Mantel aber sein ernstes Gesicht war fast komplett emotionslos. Der Mann hatte einen Dreitagebart und seine braunen Haare waren etwas blondiert. Seine stahlblauen Augen fixierten den Jugendlichen und er schnipste seine Zigarette weg, um dann nach ihm zu rufen:
„Hey, Kleiner! Komm mal her!“
Marco schien etwas irritiert und ignorierte den Fremden lieber. Bestimmt handelte es sich um einen Kinderschänder. Sein Aussehen ließ jedenfalls nur so einen Schluss zu. Plötzlich rief der Mann einen Namen:
„Marco! Komm mal her! Ich will mit dir über etwas Ernstes sprechen!“
Nun wurde der Teenager doch aufmerksam und trat langsam näher:
„Woher kennen sie meinen Namen?“
Der Unbekannte atmete schwer und etwas Angst lag in seiner Stimme, als er dem Blonden tief in die Augen sah:
„Es geht um Scott! Er sieht in dir einen großen Bruder und besten Freund aber das geht nicht! Ihr dürft keine Freunde sein, weil das meine Pläne gefährden könnte!“
Der Jugendliche wich nun wieder einen Schritt von dem Zaun zurück und verzog das Gesicht:
„Wie meinen sie das? Wollen sie damit sagen ich und Scott dürften keine Freunde mehr sein? Wo von reden sie da eigentlich!? Wer sind sie?“
Der Man räusperte sich und tatsächlich bewunderte er die feste Bindung zu dem 8-Jährigen:
„Du kannst es nicht verstehen aber das ist auch egal. Du wirst dich eh nicht mehr an ihn erinnern. Sei einfach froh, dass du mir eines Tages eine große Hilfe sein wirst.“
Er fasste durch die groben Maschen des Zaunes und packte den Jugendlichen am Kragen seiner dicken Winterjacke, wobei ein helles Licht aus der rechten Hand des Mannes erstrahlte.
Marco wehrte sich mit aller Kraft gegen diesen Fremden aber dieser legte ihm die leuchtende Hand direkt auf die Stirn und schloss konzentriert die Augen.
Geblendet von diesem mystischen Licht wurde dem Jugendlichen schwummrig vor Augen und er fiel hinten über in den Schnee. Danach verlor er das Bewusstsein.
Der Mann lachte erleichtert und musterte den blonden Teenager noch ein letztes Mal:
„Kaum zu glaube, dass er so etwas tun konnte… Wenn er den Namen dieses Lantianers erfährt, könnte es schlecht für mich werden… Na ja, fürs erste habe ich ihn unschädlich gemacht.“
Er verließ den Ort und ließ den Jungen bewusstlos liegen, während er sich eine neue Zigarette anzündete. Gelassen stolzierte er davon, als der kleine Scott den Weg herunter gelaufen kam, weil er mit Marco und den anderen spielen wollte. Der Fremde lachte begeistert und stellte sich dem Kind genau in den Weg. Scott konnte auf dem rutschigen Boden nicht mehr bremsen und lief genau in den Erwachsenen hinein:
„Tut mir Leid!“
Der Fremde beugte sich nur herunter und ließ seine Hand aufleuchten, wie bei Marco zuvor:
„Kein Problem! Das passt mir bestens in den Kram. Da muss ich nicht extra zu dir nach Hause kommen.“
Genau wie bei Marco legte er dem überforderten Kind die Hand auf die Stirn und setzte das Licht frei, wodurch auch Scott zu Boden ging.
Marco kam auf dem Hof des Waisenhauses langsam wieder zur Besinnung. Toby und Lindsey hatten seinen Schwächeanfall bemerkt und rannten besorgt zu ihm:
„Marco? Alles okay? Was hat der Mann mit dir gemacht?“
Der Blonde riss sich die Mütze vom Kopf und fühlte seinen brummenden Schädel:
„Welcher Mann? Was ist passiert?“
Das Mädchen mit dem Pferdeschwanz wirkte verwirrt:
„Wir sollten dich zur Krankenschwester bringen und Scott schicken wir nach Hause, wenn er kommt.“
„Wo von redest du? Wer ist Scott?“, murrte er und setzte die Mütze wieder auf, während ihn Toby abstützte.

Alles war genau durchdacht, als beide wieder für den Hofgang abgeholt wurden.
Man legte ihnen an der Öffnung Handschellen an und holte sie raus und wollte sie zur Schleuse führen, als Kine Marco mit einem Nicken ein Zeichen gab.
Die Wärter begriffen gar nicht, was auf sie zukam. Marco spannte die Arme an und riss die Handschellen auseinander. Das Material war nicht einmal im Ansatz hart genug, um seine Stärke zu unterdrücken. Danach schnellte der Blonde herum, rammte dem einen Wärter den Ellebogen in die Rippen und warf den zweiten mit einem Fegekick nieder. Die Wachleute verloren das Bewusstsein, so dass Kine seine Handschellen mit den heruntergefallenen Schlüsseln öffnen konnte.
Kaum war der Ausbruch gestartet, da schrillte der Alarm im ganzen Zellenblock los. Aus allen Richtungen strömten nun Beamte herbei, während Marco mit dem Kiefer knackte und die Fäuste ballte:
„Bleib hinter mir, Kine!“
Der Häftling musste wieder lachen, dann nahm er selbst auch Kampfhaltung ein:
„Du brauchst mich nicht beschützen! Ich kann auch kämpfen!“
Ein Beamter stürmte mit erhobenem Schlagstock auf den Kriminellen zu aber Kine ließ sich nicht beeindrucken, fing den Stock mit der linken Hand ab und verpasste dem Wärter einen kraftvollen Schlag an die Schläfe.
Marco wirbelte herum. Er schleuderte einen Wärter über die Schulter in die Masse, bevor er bei zwei anderen die Köpfe zusammenschlug.
Die normalen Strafvollzugsbeamten waren keine Gefahr für die beiden Flüchtlinge, also waren bald alle unschädlich gemacht. Gemeinsam stürzten sie eine Stahltreppe zu den oberen Zellen hinauf, um dann die Zellentür von Gotar, dem Corona zu öffnen.
Der Sonnenanbeter war sichtlich irritiert, ließ sich die Chance aber nicht entgehen:
„Schön, dass ihr mich hier raus holen wollt!“
Zu dritt stürzten sie wieder in den Trakt hinunter, als sie hinter der Ausgangstür bereits ein Sonderkommando sahen. Es handelte sich um schwer bewaffnete Einheiten mit Rüstungen, Schildern und Gewehren. Sicherlich wäre Marco schroff in die Masse gestürmt aber leider waren die Einheiten der Sondertruppe zu zahlreich:
„Da kommen wir nicht raus! Wir brauchen einen anderen Ausgang!“
Der Erinnerungslose sah sich ein paar Mal um, dann rannte er an eine Wand am anderen Ende des Korridors, wo er die harte Oberfläche der Wand fühlte:
„Hier könnte es gehen!“
Mit etwas Anlauf, rannte Marco auf die Mauer zu, zog den Arm zurück und schlug dann direkt auf sie ein. Es gab zwar einen heftigen Knall aber die Wand gab nicht nach. Sein Plan ein Loch zu machen scheiterte. Kine tastete die Wand nun genauso ab wie es Marco zuvor getan hatte, um dann wieder durch seinen Bart zu streichen:
„Diese Wände wurden gebaut, um auch die stärksten Aliens hier drinnen zu behalten! Überlasst die Wand mir!“
Gotar und Marco warfen sich unschlüssige Blicke zu, während sich die Tür des Zellenblocks öffnete und die Sondereinheit herein strömte.
Der alte Häftling konzentrierte sich und hob seine Hand vor das Gesicht.
Dann geschah etwas äußerst Ungewöhnliches. Ein sanftes Licht ging von der Hand aus, als eine kleine Aura sie einhüllte. Die Aura funkte fünfmal, dann flackerte sie stärker und wuchs.
Anschließend gab sie zischende Geräusche von sich und flackerte wie eine richtige Feuerflamme, bloß aus blauer Energie.
Diese blaue Flamme versprühte eine unsagbare Kraft und Marco wusste von nun an, welche Fähigkeiten sein Zellenkamerad besaß. Der Häftling hatte mehr Gaben, als man glaubte.
Kine hatte genug Energie in seiner rechten Hand konzentriert, um seine Technik zu benutzen.
Er ließ seine Hand gegen die Wand schnellen und durchschlug sie damit. Danach entlud sie die ganze Energie in einer wahren Explosion. Die Wand wurde einfach fort gerissen wie Pappe und eine Druckwelle jagte durch den Korridor, so dass sogar die Spezialeinheit niedergerissen wurde. Marco hatte die Hand vor das Gesicht gehalten, als die Staubwolke alles eingehüllt hatte. Die Flüchtlinge hatten es geschafft und verließen das Gebäude. Gotar hatte etwas mehr Staub geschluckt und hustete:
„Was zur Hölle war das, Kine?“
Der Alte lief vorweg:
„Das war meine Spezialität! Der Kyon-Schlag!“
Weitere Erklärungen kamen nicht, also dachte sich Marco seinen Teil selbst. Kine musste gewaltige Kraftreserven besitzen aber wieso war er dann nicht schon längst geflohen?
Er konnte sich keinen Reim darauf machen und lief den anderen wortlos hinterher.
Sie erreichten einen hohen Zaun, der das Gefängnisgelände von dem Rest des Planeten trennte.
Aus dem Hauptgebäude kamen nun drei Echsenreittiere, auf denen bewaffnete Söldner saßen.
Marco erinnerte sich sehr gut an diese Typen, denn sie hatten ihn gefangen und hierher gebracht.
Die Reittiere gaben schreckliche Schreie von sich, während sie über das Feld auf sie zu krochen. Kine war sichtlich erschöpft und er war auch nicht mehr der jüngste. Gotar schien kampfbereit aber es war eine Schlacht die so nicht gewonnen werden konnte. Der junge Mann ohne Gedächtnis fasste einen Entschluss, schätzte noch einmal die Höhe des Zaunes ab und griff Kine unter den Armen:
„Was soll das werden, Marco?“
„Wenn ich genug Kraft besitze, kann ich da vielleicht…“, brummte er und beendete den Satz nicht. Er ging etwas in die Hocke, hielt Kine weiter fest und sprang.
Seine Beinmuskeln hatten so viel Schub gebracht, dass er genau über die Spitze des Zaunes hinweg kam und wieder auf der anderen Seite landete.
Der alte Freund stierte ihn geplättet an:
„Du kannst so hoch springen? Wieso sollte mich das jetzt eigentlich überraschen?“
Der Blonde zwinkerte, dann hechtete er zurück und schnappte sich Gotar, der schon kurzzeitig geglaubt hatte man würde ihn zurück lassen.
Nun war der Weg frei aber nicht sicher. Auf den Türmen um das Gelände waren Scharfschützen, die schon ihre Waffen luden. Das wusste auch Marco, also war Schnelligkeit angesagt. Nun nahm er den alten auch noch Huckepack, was Kine völlig überforderte:
„Was wird das? Ich kann sehr gut alleine laufen! Ich bin nicht verletzt!“
„Mag sein aber du bist nicht schnell genug! So erwischen die dich!“, antwortete der Junge missmutig.
Gotar verneigte sich nun vor den Mithäftlingen und erwies ein letztes Mal seine Ehre:
„Ich denke wir trennen uns hier! Ich werde mir ein Schiff schnappen, denn ihr wollt ja sicher zum Sternentor!“
Die drei reichten sich wieder die Hand, dann trennten sich die Wege. Der Corona verschwand an der nächsten Ecke, während Marco tief Luft holte und dann voran preschte wie eine Lokomotive. Kine hatte Schwierigkeiten sich bei der plötzlichen Geschwindigkeit an dem Kameraden festzuhalten. Wieder war Marcos Kraft und Ausdauer überwältigend. Die Schützen auf den Türmen fluchten, weil sie die Flüchtlinge nicht richtig ins Visier bekamen. Einige Schüsse fielen aber sie verfehlten ihr Ziel bei weitem. Irgendwann waren die beiden in der Ferne verschwunden.
Voller Erleichterung erreichten die beiden das Stargate, welches auf einer Felskuppe in der Nähe einer Siedlung stand. Eine Straße aus kleinen Steinen führte vom Gate in die Ortschaft.
Kine und Marco mussten erst einmal durchatmen und besonders der jüngere stützte sich Müde auf die Oberschenkel. Der Zellenkamerad fuhr sich wieder durch seinen Bart, dann ging er an das DHD:
„Ich wähle einen Planeten an, wo wir unsere Ruhe haben… Da fällt mir noch was ein. Du hast extrem viel Energie. Vielleicht wäre es sinnvoll, wenn du diese auch mehr nutzen würdest…“
Der Blonde runzelte die Stirn:
„Wie meinst du das?“
Kine räusperte sich, dann begann er die Tasten des DHD zu drücken:
„Du hast doch den Kyon-Schlag vorhin gesehen! Diese Attacke kostet mich meine ganze Kraft aber jemand wie du, müsste diesen Angriff mehrmals ausführen können. Vielleicht sollte ich dir den Kyon-Schlag beibringen!“
Der innere Ring fixierte das letzte Symbol, als die Fontäne aus dem Stargate schoss und den Ereignishorizont bildete.
Marco gefiel der Gedanke einer solchen Attacke und noch hatte er nicht das volle Ausmaß seiner Kräfte entdeckt. Kine konnte ihm sicher dabei helfen und mit etwas Glück erlangte er auch so seine Erinnerungen zurück.
Er nickte begeistert, dann traten sie durch das Stargate…

Ende
Folge 6: Lektionen by nickfrostus
Folge 6: Lektionen


„Man ist das Ding hässlich!“, schnaubte George, als er vor dieser riesigen Katzenstatue stand und sie von oben bis unten untersuchte.
Era stand direkt neben ihm und stellte den Kopf etwas schräg:
„Ja, so etwas Scheußliches habe ich noch nie gesehen!“
Alle Mitglieder des Zerberus-Teams standen vor der Statue und konnten nicht anders, als diese Figur aus Bronze anzugucken.
Die Statue sah aus wie eine normale Katze, besaß aber ein grinsendes Gesicht und Säbelzähne. Jenny schüttelte benommen den Kopf:
„Das Ding ist wie ein Autounfall! Man kann einfach nicht weg sehen!“
Gestern hatte George in der Datenbank von Kritias ein paar Informationen über versteckte ZPMs gefunden. Dazu gab es Gateadressen der verschiedenen Welten. Auf einer dieser Welten waren sie jetzt. Ryda Necro wies eine große Ähnlichkeit zu Kihan auf, mit seinen steinigen Wüsten, der trockenen Luft, der heißen Sonne und den zahlreichen Lehmgebäuden der Stadt.
Statt von zahlreichen Marktständen, wurde der Hauptplatz aber von einer großen Katzenstatue aus Bronze verziert, welche auch das Wahrzeichen des Planeten war.
Wie immer fasste Sebastian sehr schnell einen Schluss, hob seine P-90 und richtete sie auf die Katze. Sofort drückte George die Waffe wieder runter und blitzte den Major ärgerlich an:
„Was soll das werden?“
Der Goa`uld schien von seinem Plan sehr überzeugt und verzog das Gesicht:
„Wahrscheinlich sind die ZPMs in der doofen Katze drin! Das Vieh ist eh potthässlich, also befreie ich die Leute hier von dem Ding!“
Er wollte schon fast wieder die Waffe heben, als sogar Era eingriff:
„Das ist ein Wahrzeichen! Wenn du sie kaputt machst, werden wir ganz schnell von den Bewohnern gekillt. Wir müssen einen anderen Weg finden!“
Der Soldat schien doch etwas enttäuscht und senkte sofort den Kopf, wie ein beleidigtes Kind. George deutete auf den Markt und hatte eine Idee:
„Vielleicht sind die ZPMs gar nicht in der Katze! Wir sollten uns etwas schlau machen. Informationsbeschaffung heißt die Devise!“
Gesagt getan. Die Gruppe teilte sich auf und schwärmte in alle Richtungen aus. Dabei bildeten George und Jenny ein Team, während Era mit Sebastian ging. George warf immer wieder neugierige Blicke über die Verkaufsstände des Marktes und entdeckte zahlreiche ungewöhnliche Dinge. Nichts von all dem sah aus, als wäre es von den Antikern.
Das Team um Sebastian hatte genauso wenig Erfolg und sie streiften unsicher durch eine dunkle Gasse. Era stieß ein Seufzen aus:
„So ein Stress… Wahrscheinlich sind die ZPMs gar nicht mehr hier…“
Sebastian stockte und drehte sich zu ihr um:
„Nicht so negativ denken… Vergiss nicht, dass meine bösartige Teufelsbrut da draußen herum fliegt!“
„Wie sollte ich das auch vergessen?“, murmelte Era genervt und trottete dem Soldaten weiter hinterher. Da blieb Sebastian ruckartig stehen und zeigte auf eine Bar am Ende der Straße. Über dem Eingang leuchtete ein Schild in fremden Buchstaben:
„Da findet man sicher etwas mehr Informationen!“
Während Sebastian selbstbewusst und entschlossen in die Bar ging, ließ Era entmutigt die Schultern hängen:
„Na super… Jetzt schleift er mich noch in eine Bar!“

Die Sonne brach durch das Blätterdach der Baumgruppe.
Obwohl ihn die Sonnenstrahlen ganz sanft im Gesicht kitzelten, ließ er sich nicht stören und schlief weiter.
Er merkte wie seine Schulter entsetzlich schmerzte aber auch das würde bald wieder vergehen. Nichts ahnend trat eine Person an ihn heran, holte mit dem Bein aus und verpasste ihm einen brutalen Tritt zwischen die Rippen. Durch diesen Kick erschrak er und schnellte auf. Sein Mitreisender starrte ihn etwas ärgerlich an:
„Aufstehen, du faules Stück! Wir haben zu tun!“
Als er versuchte sich aufzurichten, gab sein Rücken ein Knacken von sich und er kratzte sich gähnend am Kopf. Vor ihm waren die Reste des Lagerfeuers. Ein Knurren ging durch seinen Magen aber wo sollte er jetzt etwas zu essen herbekommen. Sein Kamerad fuhr sich durch seinen schwarzen Bart:
„Okay, wir sollten uns etwas zu essen fangen! In der Nähe ist ein Fluss!“
Marco nickte, denn Fisch war völlig in Ordnung. Noch ahnte er aber nicht, dass Kine bereits andere Pläne hatte, als nur etwas zu angeln. Sie verließen das Waldstück mit ihrem Lager und kletterten über ein paar Felsen zum Lauf eines kleinen Baches. Das Wasser war nicht tief und ging nur bis zu den Knien. Auch die Strömung war nicht sonderbar stark.
In dem klaren Gewässer sah man Fische herum schwimmen, die gegen die schwache Strömung ankämpft. Marco fing bereits an nach einem geeigneten Ast für eine Angelroute zu suchen, als Kine ihn an der Schulter packte und die Hand hob:
„Nein, das wird dein erstes Training! Um den Kyon-Schlag perfekt zu beherrschen, musst du größte Konzentration und Beherrschung deines Körpers erreichen. Du wird mit deinen Händen die Fische fangen!“
Der Blonde stierte ihn giftig an, denn er hatte Hunger aber wenn er wirklich etwas erreichen wollte, musste er dieses „Training“ absolvieren. Etwas genervt schlüpfte er aus seinen Schuhen heraus und betrat das kalte Nass. Kine hingegen ließ sich im hohen Gras fallen und begann ein Nickerchen:
„Weck mich, wenn du was gefangen hast!“
Die kleinen Wassergeschöpfe waren flink und sausten im Fluss hin und her, wie kleine Raketen. Marco fixierte eines der Geschöpfe, dann schnellte seine Hand hervor und tauchte in das Wasser. Der Fisch rutschte zwischen seinen Fingern durch und er verlor das Gleichgewicht. Mit einem lauten Platschen landete der Junge mit dem nachwachsenden, blonden Haaren im Wasser:
„Mist! Diese blöden Viecher sind zu schnell!“
Kine hörte die Worte gar nicht und drehte Marco trocken den Rücken zu, weshalb der Fischfänger auch beleidigt das Gesicht verzog:
„Okay, verstehe schon…“
Nun ging er zum nächsten Versuch über…

In der Bar stank es nach Rauch und der ganze Raum war abgedunkelt. An der einen Wand blinkten grelle, bunte Lichter, so dass es in den Augen schmerzte. Musik dudelte und finstere Gestalten verteilten sich um einige Tische. Der Laden war recht groß und mindestens 50 Leute liefen durch die Räumlichkeit. An der hinteren wand standen Spielautomaten und ein Billardtisch. Hier war es durch das Rauchen der Gäste sehr nebelig und Era hustete immer wieder angestrengt.
Mehrer Stripperinnen tanzen auf den Tischen und kassierten dafür gutes Geld.
Sebastian grinste schelmisch und flüsterte Era fies ins Ohr:
„Wie viel die wohl mit dem Münzschlitz verdienen?“
Die Galonierin lief knallrot an, riss die Augen verstört auf und schnellte herum, wodurch sie Sebastian eine schallende Ohrfeige verpasste, so dass ihr Handabdruck auf seiner Wange erschien:
„Du bist echt widerlich!“
Danach verschränkte sie die Arme und folgte ihm durch diesen Laden. Seine schmerzende Wange war ein akzeptabler Preis für diesen Schock. Der Barkeeper putzte ein paar seiner Gläser und zog die Augenbrauen hoch, als er die Fremden sah:
„Was kann ich für euch tun?“
Era zog ein Bild von Marco hervor und wollte die Situation gleich noch für etwas anderes nutzen:
„Haben sie den schon mal gesehen?“
Der Barkeeper schüttelte sofort den Kopf:
„Nein, den kenne ich nicht!“
Nun war es Sebastian, der sich fragend auf einen Barhocker setzte und sich wieder im Raum umsah:
„Wir suchen nach speziellen Energiequellen, die auf diesem Planeten verborgen sein sollen. Es handelt sich um Energiequellen der Vorfahren. Laut unseren Infos sollen sie mit der Katze auf dem Hauptplatz zu tun haben.“
Der Mann hinter der Theke dachte stark nach und kratzte sich über seinen Dreitagebart:
„Es gibt zwar Gerüchte, dass die Vorfahren hier Zeichen der Macht versteckt haben sollen aber diese wurden nie gefunden. Die Bronzekatze wurde erst später hier errichtet, als der Bürgermeister Sinoho gewählt wurde.“
Keine wirkliche Hilfe für das Team, also drehte sich Era um und verließ hustend die Bar, während Sebastian einer der Stripperinnen zu zwinkerte und der Galonierin dann folgte. In einer Ecke der Bar saßen drei andere Gestalten und hatten dem Gespräch des Teams zugehört.
Der eine von ihnen hatte weiße Schminke und Piercings im Gesicht:
„Das klingt doch viel versprechend! Energiequellen der Vorfahren sind sicher viel Wert!“
Sein Tischnachbar, ein muskulöser Mann in einer Rüstung aus Blech, nickte und trank sein Glas Alkohol leer:
„Ja, wir sollten uns diese Dinger aneignen und wie war das? Die haben etwas mit dieser hässlichen Katze zu tun?“
Der letzte in der Reihe, ein junger Mann in schwarzem Leder und rot gefärbten Haaren, schloss etwas nachdenklich die Augen, bevor er heimtückisch grinste:
„Tja, diese Dinger müssen wirklich viel Wert sein, denn wisst ihr wer das war? Das war das Zerberus-Team! Wenn die nach diesen Energiequellen suchen, sind die vielleicht mehr als nur zum Verkauf geeignet.“
Danach brachen alle drei in Gelächter aus und stießen mit ihren Getränken an.

Er starrte komplett versteift auf die schimmernde Oberfläche des Wassers.
Nichts lenkte ihn von seinem Ziel unterhalb der Wasseroberfläche ab.
Marco spitzte die Lippen, hob die Hand und zielte.
Im nächsten Augenblick raste sein Arm wieder in das Wasser und genau wie bei all den Versuchen zuvor rutschte der Fisch zwischen seinen Fingern hindurch und Marco verlor im rutschigen Gestein des Flusslaufes den Halt. Die Schwerkraft riss ihn zu Boden und so landete er wieder mit dem Po im kalten Wasser.
Voller Wut schlug er um sich und vertrieb mit dem Gestrampel die restlichen Fische:
„Dreck! Ich bekomme das einfach nicht hin!“
Sein Magen gab ein lautes Gurgeln von sich und er verzog erbost das Gesicht:
„Und der doofe Hunger bringt mich auch noch um!“
Das Gejammer war auch für Kine nicht zu überhören, also richtete er sich wieder auf und knackte mit seinem Rückgrad, bevor er selbst an das Wasser trat. Es brauchte nur einen raschen Blick, um dann nieder zu greifen und mit der Hand einen Fisch aus dem Wasser zu ziehen. Marco fiel die Kinnlade herunter, als er das zappelnde Tier in Kines Hand sah:
„Das gibt’s doch nicht! Wie hast du das…?“
Der alte Kamerad strich sich durch seinen Bart und lachte:
„Du musst mehr als nur auf etwas fixiert sein. Du willst dich konzentrieren aber verkrampfst dich zu sehr, dabei solltest du dich entspannen. Hol tief Luft und spüre die Welt um dich herum. Werde eins mit ihr.“
Der Blonde schüttelte bloß den Kopf und krabbelte wieder an Land, um sein Hemd auszuwringen:
„Das sagst du so leicht aber wie soll ich das anstellen?“
Es verging ein ganzer Moment der Stille und Kine schien ernsthaft über eine Lösung nachzudenken, als er wesentlich ernster wurde. In seinen Augen schimmerte eine Idee aber er zögerte sie zu offenbaren. Marco wartete geduldig, als Kine dann endlich etwas sagte:
„Ich war schon einmal auf diesem Planeten und auch ich habe auf dieser Welt viel trainiert. Ich habe einen Ort entdeckt, der dir helfen kann. Es handelt sich um eine Höhle, die von den Bewohnern des Planeten „Göttertot“ genannt wird.“
„Klingt nicht wirklich nett“, hauchte Marco, als er auch das Wasser aus seiner Hose heraus gedrückt hatte. Kine war sichtlich beunruhigt über diese Trainingsmaßnahme aber wenn er Marco schnell und effektiv weiter bringen wollte, war es die einzige Lösung:
„Nimm diese Aufgabe aber nicht zu leichtfertig in Kauf! Die Höhle hat nicht umsonst diesen Namen bekommen. Wenn du sie betrittst, kommst du vielleicht nie wieder heraus.“
Der Blonde wurde ebenfalls nervös und teilte langsam Kines Sorgen:
„Was erwartet mich da drin?“
„Die Höhle nimmt deine größten Ängste, absorbiert sie und wirft sie tausendfach auf dich zurück. Sie zeigt dir Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Nur wenn du deine Schwächen überwindest, kommst du lebend wieder heraus. Vielleicht sogar mit deinen verlorenen Erinnerungen. Eines steht aber fest. Wenn du es schaffst, wirst du einen neuen Level deiner Kraft erreicht haben!“
Nachdem Marco etwas gegessen hatte, machten sich die Kameraden auf den Weg zu der besagten Höhle.
Dabei hatte er bereits ein mieses Gefühl.

Die Nacht war über Ryda Necro eingebrochen.
Das Team hatte beschlossen auf dieser Welt zu übernachten und sich deshalb eine Gaststätte zu suchen. Am Rand der Stadt waren sie fündig geworden.
Alle vier Mitglieder des Teams waren in einem großen Schlafsaal für vier Personen untergebracht. Alles war sehr warm gehalten. Es gab weiche Teppiche, Vorhänge an den Fenstern, Kerzen brannten auf den Holztischen und die Betten waren mit selbst genähten Decken bestückt. Jenny hatte sich mit viel Schwung auf das Bett geschmissen und die Arme hinter den Kopf gelegt, während Era die Stadt durch das Fenster betrachtete:
„Wow, es ist so ruhig, obwohl es hier fast genauso viel Gesindel gibt, wie auf Kihan.“
Sebastian saß an dem Tisch und nahm seine Waffe auseinander:
„Du bist bloß nichts gewöhnt, weil du von einem Volk aus Bauerntölpeln kommst!“
Eine Ader trat an Eras Kopf hervor und sie schloss sofort angenervt die Augen:
„Ich tu mal so, als hätte ich das überhört!“
Fast hätte der Goa`uld noch einen Spruch los gelassen aber dieses Mal hielt er es zurück. In der Ecke saß George und ließ sein eigenes Funkgerät schweben. Er wirkte etwas verkrampft, als sich Jenny wieder aufrichtete und seinen blassen Gesichtsausdruck sah.
Während Era und Sebastian im Hintergrund eine neue Streiterei begannen, ging das neuste Teammitglied zu dem Schiffstechniker hinüber und klopfte ihm auf die Schulter:
„Alles okay, George?“
Der Techniker erschrak und ließ das Funkgerät aus der Luft fallen:
„Klar, was soll sein?“
Die Kameradin wirkte alles andere als überzeugt und neigte sich flüsternd vor, damit die anderen nicht von dem Gespräch mit bekamen:
„Ich bin nicht blind! Was ist los mit dir?“
George seufzte, dann sank sein Kopf zwischen die Schultern:
„Ich werde schwächer… Seit dem ich im Kampf gegen Gabriel Terrastigma benutzt habe, verliere ich zunehmend meine Kräfte. Es kostet mich schon jetzt wesentlich mehr Konzentration etwas schweben zu lassen.“
Bevor Jenny darauf antworten konnte, ertönte ein lauter Krach aus der Stadt. Ein Dröhnen hallte durch die Stille der Nacht, gefolgt von einem ohrenbetäubenden Röhren.
Alle Teammitglieder wurden sofort aufmerksam und rannten zum nächsten Fenster.
Sebastian hatte schnell ein Fernglas zur Hand und richtete es auf den Hauptplatz.
Was er dort sah, schockte ihn. Drei komische Typen waren mit ihren Motorrädern zu der Bronzekatze gefahren und legten ihr nun Ketten an. Während der Soldat mit offenem Mund da stand, stieß ihm Era in die Seite:
„Was ist da los?“
Sebastian antwortete nicht und beobachtete das Geschehen fassungslos weiter. Die drei befestigten die Ketten, mit denen die Katze aussah wie in einer Zwangsjacke, an ihren Motorrädern. Danach sprangen sie wieder auf ihre Gefährte und gaben Gas. Laut kreischend rasten die Motorräder voran und spannten die Ketten zwischen sich und der Statue. Nun hätte Sebastian das Fernglas fast weg geschmissen. Wütend ballte er die Fäuste, drehte sich zum Tisch und krallte seine P-90:
„Diese Mistkerle! Das dürfen wir nicht zu lassen!“
Ohne weitere Erklärungen abzugeben rannte er zur Treppe, um ins Erdgeschoss zu gelangen und dann die Straße zu betreten. Era rief dem aufgewühlten Major hinterher aber er hörte sie nicht. George war ans Fenster gestürmt und erblickte den Goa`uld direkt vor dem Gebäude:
„Was soll das werden? Was hast du vor?“
Endlich gab der gehetzte Teamführer eine Antwort:
„Da klauen drei Typen diese hässliche Katzenstatue. Bisher ist das unser einziger Hinweis auf das ZPM!“
Der Rest des Teams war nicht so schnell wie Sebastian, als er die Straße zum Platz hinab stürzte. Wieder brummten die Motoren auf und der Metallsockel der Statue gab ein ohrenbetäubendes Knirschen von sich. Danach bildete der Boden Risse und die ganze Katze löste sich. Der Anführer der drei Gauner streifte seinen Helm über die roten Haare und schloss seine Lederjacke:
„Auf geht’s, Jungs!“
Mit einem letzten Ruck war die Statue gelöst und polterte hinter den drei Motorrädern hinterher. Die drei Fahrer rauschten mit 200 km/h an Sebastian vorbei und verschwanden aus der Stadt in die Weiten der Wüste. Dennoch war das Poltern der Bronzekatze noch für Minuten zu hören. Es gab keinen Zweifel an der völligen Demolierung der Statue, wenn sie weiter so über den Boden geschleift würde.
Der Goa`uld leuchtete wütend mit den Augen, dann sah er sich nervös um:
„Hier irgendwo muss doch…“
Dann sah er im Augenwinkel das, was er gesucht hatte. Er stürmte auf einen Laden für Fahrzeuge zu. Dieser war natürlich über Nacht geschlossen aber wenn es um das Wahrzeichen der Stadt ging, mussten Prioritäten gesetzt werden. Natürlich war das nur ein Vorwand für Sebastians Plan. Er hob seine P-90 und feuerte auf das Schaufenster, wo Puppen von Fahrzeugen und diverse Helme abgebildet waren. Mit großen Schritten sprang er in das Fenster und verschwand in der Finsternis des Ladens. Endlich hatte auch der Rest des Teams den Platz erreicht und suchte nun fieberhaft nach ihrem Teammitglied. Era rief mehrmals nach Sebastian aber es kam keine Antwort. Jenny war verunsichert und begann ängstlich zu zittern:
„Vielleicht wurde er von den Rowdys überfahren!“
„Hoffentlich, denn sonst müsste ich ihn töten!“, brüllte die aufgebrachte Galonierin. George hatte angefangen den abgebrochenen Sockel der Statue zu untersuchen:
„Wie sollten die Statue so schnell wie es geht zurück bringen, sonst halten uns die Bewohner noch für die Diebe! Bald geht die Sonne auf!“
Plötzlich erregte ein lautes Brummen die Aufmerksamkeit der drei Teammitglieder. Es kam das Knurren eines Motors aus der zertrümmerten Fensterscheibe eines Ladens. Die drei Freunde waren überrascht und starrten in die Dunkelheit des Geschäftes, als ein greller Scheinwerfer ansprang und alle die Augen zukniffen. Danach heulte wieder der Motor eines Fahrzeugs auf und die Teammitglieder wichen instinktiv zurück. Genau in diesem Moment rauschte etwas durch das Fenster, sprang auf die Straße und raste davon. Es war ein schwarzes Motorrad mit einem Flammenmuster und auch der Fahrer war mit einem schwarzen Helm bekleidet. Die SG-Uniform verriet ihnen aber, dass es sich um Sebastian handelte. Noch bevor Era ihm wütend nach schreien konnte, raste er mit seinem Gefährt bereits die Straße zum Stadtausgang entlang. Die Galonierin ballte zornig die Fäuste:
„Das war jetzt nicht Sebastian oder?“
Jenny wagte es gar nicht die Wahrheit zu sagen und senkte den Kopf zwischen die Schulter. George hingegen fasste sich hinter den Kopf und stieß ein Seufzen aus:
„Ja aber ich frage mich, wo er so fahren gelernt hat…“
„Ist mir doch egal! Er sollte mit uns zusammen arbeiten! Hoffentlich stürzt er in einen Canyon oder so!“, brüllte Era und hatte damit einen völlig neuen Level des Zornes erreicht. Sie stampfte wütend auf und marschierte nun auch in das Geschäft. George wollte sie aufhalten aber nichts konnte die junge Frau aufhalten. Nun ging endlich Licht im Laden an und die Besitzer stürmten völlig panisch in den Geschäftsbereich. Bevor sie jedoch um Hilfe schreien konnten, hatte Era beiden einen Schlag auf den Hinterkopf verpasst. George stand nur platt da und verzog beschämt das Gesicht. Jenny hob immer wieder beruhigend die Arme:
„Era? So was kannst du nicht einfach machen…“
„Halt die Klappe, Jenny! Geh mir aus dem Weg!“, mit diesem Fauchen machten George und Jenny Platz und überließen Era freie Bahn. Auch sie krallte sich ein Motorrad, auf dem eine Kobra abgebildet war. Völlig vor Wut aufgeladen ignorierte sie sogar jeden Helm und setzte sich stattdessen eine Sonnebrille auf.
Sie schwang sich auf das Bike, warf den Motor an und machte es wie Sebastian. In einem großen Satz landete sie auf der Straße, ließ das Fahrzeug aufheulen und fuhr los. Dabei startete das Motorrad auf dem Hinterrad und jagte dann los. George schlug bloß die Hände über den Kopf zusammen:
„Und wo hat die das jetzt gelernt?“
Jenny zuckte bloß mit der Schulter:
„Ich mache mir Sorgen um sie…“
Dafür erntete sie einen skeptischen Blick, weil der Techniker begann zu lachen:
„Ich würde mir mehr Sorgen um Sebastian machen, wenn Era ihn findet!“

Sie mussten einen großen Berg umwandern und dann in eine tiefe Schlucht hinab klettern.
Am Ende hatten die Gefährten den „Göttertot“ erreicht. In den Fels eingelassen, genau am Ende der Schlucht, befand sich dieser Eingang zur Höhle.
Kine schien diese Höhle zu kennen und lächelte entsprechend, während Marco nur verunsichert in die Finsternis des Ortes sah. Nach nur wenigen Metern konnte man in der Höhle bereits nichts mehr sehen. Marco schluckte einen großen Kloß herunter und atmete hastiger. Kine klopfte ihm auf die Schulter:
„Nun los! Du schaffst es und wenn du Glück hast, bist du danach wieder derselbe Marco wie früher!“
„Will ich doch hoffen!“, hustete der Blonde und machte sich auf den Weg. Er wusste, dass Kine ihn nicht begleiten durfte, also trat er tapfer voran. Kaum hatte er die Höhle einige Meter durchquert, da war das Licht des Ausganges verschwunden und er drehte sich panisch um:
„Was zum…? Ich bin gerade mal einige Meter gegangen… Wo ist der Eingang hin?“
Nun sah er nicht einmal mehr die Hand vor Augen und die feuchte Luft der Höhle ließ seine Kleidung kleben. Die Dunkelheit war doch härter, als er erwartet hatte und etwas tropfte ihm in den Nacken. Der Gang ging etwas bergab und er konnte nach Minuten immer noch nichts sehen, weil es keine Lichtquelle gab. Dann spürte er einen harten Schlag an sein Knie und er jaulte schmerzerfüllt auf:
„ARGH! Kante!“
Er hielt sich sein Knie und bemerkte sofort, dass es blutete. Die Kante musste wohl etwas scharf gewesen sein. Kaum hatte er den Schmerz ignoriert, rammte er die nächste Kante und schrie wieder, so dass der Ruf in der ganzen Höhle wieder schallte. Erst danach begann er sogar zu glauben, dass es die gleiche Kante vom ersten Schlag war. Vorsichtig tastete er sich durch die Finsternis, nur um dann mit dem Fuß in einen Spalt zu treten und umzuknicken. Dabei verlor Marco das Gleichgewicht und fiel auf den Bauch, wobei er sich den Arm an den rauen Wänden der Höhle aufriss:
„Dreck! Ich habe ein Echsenmonster im Knast besiegt, schaffe aber nicht einmal die ersten Meter durch die Höhle.“
Angefressen richtete er sich wieder auf und torkelte weiter. Es war unmöglich Hindernisse oder Gefahren vorher zu sehen. So war es auch kein Wunder, dass der Gang schlagartig steiler wurde und er auf dem glitschigen Felsboden den halt verlor. Ungebremst rutschte Marco weiter in die Dunkelheit und verlor jede Kontrolle.
Am Ende wurde der Boden wieder gerade und er stieß mit dem Kopf gegen einen Felsen. Er verstand immer mehr den begriff Göttertot, zumal nicht einmal ein Gott lange in dieser Finsternis überleben konnte. Er bemerkte eine warme Flüssigkeit an seinem Kopf und einen brummenden Druck:
„Klasse, ich habe eine blutende Kopfverletzung…“
Zum Umkehren war es zu spät, also holte Marco tief Luft und bewegte sich auf allen Vieren weiter.
Zum einen tat die Dunkelheit den von der Sonne den überanstrengten Augen gut aber zum anderen machte sie ihn hilflos. Irgendwann blieb er an einer Wand sitzen und dachte über seine Situation nach. Trotz seiner Kräfte war er wohl kaum in der Lage alleine herauszukommen. Er schrie gegen die Finsternis an, in der Hoffnung, dass Kine auftauchen würde:
„Kine! Ich bin nicht bereit für die Höhle! Hörst du mich?“
Außer dem Echo seiner eigenen Stimme hörte er jedoch nichts. Jetzt machte es Klick und ihm war endlich bewusst, dass er alleine war. Alleine…
Dieses Wort hatte ihm schon in seiner verschwommenen Vergangenheit nicht gefallen. Verstört schlug er die Hände über dem Kopf zusammen und stieß einen neuen Ruf aus:
„Hallo!!!!“

Die drei Verbrecher waren stolz auf ihren Fischzug.
Noch immer schepperte die Bronzekatze hinter ihnen her und hatte nicht einmal mehr Ähnlichkeit mit einer Kaulquappe. Grra zündete sich während der Fahr eine Zigarette an und blies eine Rauchwolke in die Luft. Plötzlich wurde Trickser aufmerksam und schaute in den Rückspiegel. Unter der weißen Schminke wurde der Trickser noch blasser:
„Hey, Grra! Wir werden verfolgt!“
Auch Grra schaute in den Rückspiegel und entdeckte einen Verfolger auf einem Motorrad mit Flammenmuster, welcher mit großer Geschwindigkeit näher kam:
„Mach ihn fertig, Trickser!“
Der Trickser kicherte begeistert und zog fünf Spielkarten aus seiner grünen Jacke mit den lila Punkten. Laut lachend warf er die Karten nach hinten und schaute sich zu dem Verfolger um.
Sebastian entdeckte, wie die fünf Karten im Boden steckten und begannen zu leuchten. Er zog seine 9-Milimeter und feuerte auf die Spielkarten, die in einem wahren Inferno explodierten.
Danach brach Sebastian durch die Rauchwolke und blieb unbeeindruckt. Der Gaukler auf dem Motorrad wurde wütender:
„Nicht schlecht aber wie findest du diese Beißerchen!“
Er warf ein paar Gebisse mit Vampirzähnen in die Luft, die auf einmal Fledermausflügel bekamen. Die kleinen Flugobjekte flatterten auf den Verfolger zu aber wieder behielt Sebastian die Ruhe. Er hob einfach die Waffe und feuerte jedes fliegende Gebiss nacheinander ab. Eines der Flugobjekte verbiss sich im Lenker aber mit einem gezielten Schuss war auch dieses erledigt.
Verärgert biss der Trickser die Zähne zusammen:
„Das darf doch nicht wahr sein! Der versteht auch gar keinen Spaß!“
Sebastian gab wieder Gas und richtete seine 9-Milimeter auf den Hinterreifen des Tricksers.
Es löste sich ein Schuss und im nächsten Moment wirbelte das Gefährt mit dem Gaukler durch die Luft. Der Trickser stieß einen schrillen Schrei aus, während das Motorrad durch die Luft segelte und an einem Felsen zerschellte. Nun drehte sich Mr. Frost mit seiner massiven Rüstung um und gab ein wütendes Zischen von sich:
„Wer ist der Arsch? Der hat den Trickser gekillt! Dem werde ich eine Abkühlung geben!“
Er zog eine Kanone, die über einen Schlauch mit einem Tank an seinem Rücken befestigt war. Er richtete sie auf den Boden und schoss eine blaue Energiebombe, die den ganzen Sand sofort gefror und daraus eine Eisschicht machte. Wieder behielt der Goa`uld die Kontrolle und warf seine 9-Milimeter weg, um seine Handspange in Position zu bringen und einen großen Felsbrocken mit der Druckwelle zu zerstören. Der Versuch gelang und der Brocken explodierte, wodurch er die Form einer Rampe annahm.
Der Major erhöhte das Tempo und nutzte den Felsen als Sprungchance, um über die Eisfläche hinweg zu kommen. Nun musterte auch Grra den Soldaten in seinem Spiegel:
„Wer ist der Kerl? Mr. Frost! Schalte ihn aus!“
„Klar doch!“, murrte der massive Typ in der Rüstung und zielte nun direkt auf Sebastian. Wieder sausten blaue Energiekugeln durch die Luft, verfehlten Sebastians meistens nur knapp und verwandelten den Ort des Einschlags in eine einzige Eisfläche. Der Goa`uld musste etwas unternehmen und hob als nächstes seine Zat.
Es war schwer genau zu zielen aber Mr. Frost gab in seiner klobigen Rüstung ein hervorragendes Opfer ab. Er schoss, erwischte das Motorrad, welches nur ein Rülpsen ausstieß, stotterte und dann ausging. Mit einem zweiten und dritten Schuss löste sich das Gefährt auf und Mr. Frost knallte zu Boden, wo er noch einige Meter entlang schleifte. Am Ende fuhr Sebastian ihn platt über und begann nun mit der Aufholjagd bei diesem Grra, der immer noch die verbeulte Katze hinter sich her zog. Mit einer lässigen Bewegung warf der Verfolger die Zat weg und zog seine P-90. Leider hatte Sebastian seine Coolheit, wie auch seine Fähigkeiten etwas überschätzt. Er zielte, gab eine Salve ab und zerstörte die Seile, mit denen die Katze an Grras Motorrad befestigt war. Die Statue machte drei große Sprünge und trudelte durch die Luft, so dass Sebastian fast in sie hinein gerauscht wäre aber nun musste er den letzten Biker unschädlich machen. Er erhöhte wieder die Geschwindigkeit und lag tatsächlich mit Grra auf einer Höhe. Der Versuch Grra mit der Druckwelle seines Handgeräts vom Bike zu stoßen missglückte, weil der Rowdy gute Ausweichmanöver präsentierte. Stattdessen zog der Typ einen Revolver und eröffnete das Gegenfeuer.
Jetzt konnte Sebastian nur noch den Schild aktivieren und hoffen, dass er nicht das Gleichgewicht verlor, als ihm eine simple Idee kam. Er griff eine Handgranate von seinem Gürtel, fuhr ganz nahe an Grra heran, löste den Ring und steckte ihm die Bombe in seine Jackentasche. Der Biker bemerkte das aber zu spät und verzog nur noch das Gesicht, während Sebastian diabolisch lachend abwich und langsamer wurde.
Als der Goa`uld breit grinsend gestoppt hatte, sah er noch, wie der zappelnde Grra in einer Explosion und einem Feuerinferno verschwand. Am Ende rollten aus der Rauchwolke nur noch die verkohlten Reste des Motorrads.
Der Auftrag war also geglückt und er konnte beruhigt zur Statue fahren und sie einsammeln. Er hatte die zerstückelte Bronzekatze gerade erreicht, als ihm ein anderer Biker entgegen kam und dieser hatte eine wahnsinnige Geschwindigkeit drauf. Noch während der Fahrt stellte der Neuankömmling das Gefährt ab und sprang mit einem Salto herunter. Das Motorrad fuhr noch ein Stück, landete aber dann scheppernd am Boden. Sebastian würgte einen großen Kloß herunter, als Era voller Zorn auf ihn zu gestampft kam:
„Du bist wohl nicht mehr ganz Dicht! Einfach so abzuhauen!“
„Was denn? Ich wollte doch nur…!“, stammelte er hilflos aber gegen ihre Wut war er machtlos. Wäre Era auch ein Goa`uld gewesen, wären ihre Augen in einem leuchtenden Blitzgewitter verschwunden:
„Wir sind ein Team und du bist unser Anführer! Verhalte dich gefälligst auch so!“
„Ach ja, du blöde Pute? Wer hätte dann die Katze zurückgeholt?“
„Wir hätten die Typen mit einem Jumper aufspüren können aber du musstest ja wieder den coolen Typen heraushängen lassen!“
„Was soll das wieder heißen? Ich habe getan, was getan werden musste!“
„Das musste gar nicht getan werden!“
„Ach, sei still, du primitive Plumpskuh!“
„WAS!? Ich wünschte Marco wäre hier, um dir in deinen Arsch zu treten, du Scheißkerl!“
Erst jetzt bemerkten sie das gelbliche Glühen aus der Statue, welches durch die Risse in der Bronzehülle strahlte. Beide Teamkameraden machten große Augen und Era ging vorsichtig an die Katze heran:
„Das sind doch…“
Es verschlug ihr die Sprache, als sie die zwei glühenden Zero-Point-Module in der Statue sah. Sebastian verschränkte bloß die Arme und blitzte Era genervt an:
„Wer hat jetzt Recht gehabt?“

Wie viel Zeit war vergangen? Stunden oder sogar Tage?
Die Zeit war ein Brei aus Kälte und Hunger. Die Einsamkeit war ein ödes Schlachtfeld, auf dem eine undeutliche Vorahnung gegen den kläglichen Rest der Zuversicht anstürmte.
Die Höhle war eine tote Welt und es war eindeutig, woher sie den Namen hatte. Um ihn herum war alles rau und kalt. Licht gab es nicht.
Inzwischen war Marco nicht länger der tapfere Krieger, sondern eine wimmernde Gestalt in einer Ecke. Nach gefühlten drei Stunden hatte er die Hoffnung auf Freiheit aufgegeben. Diese Höhle fraß Hoffnung und Zuversicht auf, wie ein Monster und nicht einmal im Knast hatte er sich so hilflos gefühlt. Seine Seele war zerstückelt und die Angst brachte seinen Körper zum zittern. Er fürchtete weder die Dunkelheit, noch die widerlichen Geräusche aus den Tiefen der Höhle. Es waren viel mehr die Einsamkeit und Machtlosigkeit, die einen fertig machten. Man begann über die unsinnigsten Dinge zu sinnieren. Seine Muskeln gehorchten nicht und auch sein Geist machte langsam einen Abschied.
Der Gedanke, dass er hier ohne Hilfe sterben würde, machte ihn wahnsinnig und forderte erste Tränen, die langsam über sein Gesicht kullerten, während er hastiger atmete.
Er war wieder wie ein Kind und so fühlte er sich auch. Er schloss schluchzend die Augen und plötzlich war da etwas. Eine kleine Kältequelle hatte ihn berührt. Es war kein Wasser von der Höhlendecke sondern etwas anderes.
Dann hörte er eine Kinderstimme, die lachend auf ihn zu lief. Er öffnete die Augen und konnte endlich wieder etwas sehen und zwar sich selbst. Er sah aber nun anders aus, als zuvor. Sein Körper war geschrumpft und er trug auch andere Kleidung. Marco hatte eine blaue Winterjacke an und eine schwarze Jeans. Sein blondes Haar wurde mit einer Mütze abgedeckt und damit war eindeutig, was passierte.
Er sah wieder aus, wie als Jugendlicher. Dann tauchte eine Person aus der Finsternis auf und kam auf ihn zu. Es war ein kleiner Junge mit einer roten Bommelmütze.
Das Kind lachte und reichte dem Jugendlichen die Hand:
„Wieso bist du so traurig?“
„Ich habe mich verlaufen und bin ganz alleine!“, jammerte Marco und kniff wieder weinend die Augen zusammen, als sich das Kind neben ihm setzte:
„Das warst du auch nach dem Tod deiner Eltern aber jetzt bist du nicht mehr alleine! Du hast doch Freunde!“
In genau diesem Augenblick richtete sich das Kind wieder auf und rannte in die Finsternis davon, während Marco wieder der junge Mann war, der er schon immer gewesen war. Verwirrt schüttelte er den Kopf, konnte aber wieder nichts mehr sehen, bis neue Menschen aus der Dunkelheit auftauchten.
Er konnte deutlich die Gestalten von alten Freunden hinter einem Schleier sehen. Auch wenn er ihre Namen nicht kannte, wusste er dass es seine Freunde waren. Die Mitglieder des Zerberus-Teams, die einst seine Freunde waren. Dann hörte er ein letztes Mal die Stimme des Kindes:
„Du machst dir zu viele Sorgen und Gedanken. So war es schon immer. Du sorgst dich um alles und jeden, dabei solltest du lernen es so zu nehmen, wie es kommt. Akzeptiere doch einfach die Umstände, statt dich innerlich immer wieder mit ihnen auseinander zu setzen.“
Marco stockte und bekam kaum noch Luft. Irgendwie hatte dieses Kind Recht.
Immer hatte er sich um alles gesorgt und versucht die Probleme aus dem Weg zu räumen, statt die Umstände zu akzeptieren und entsprechend zu reagieren. Eine merkwürdige Kraft keimte in ihm auf und seine Atemnot begann zu schwinden. Er begann sich nicht länger gegen diese innere Energie zu stemmen, sondern bewegte sich mit ihr.

Fürst Zaiku war geschockt, als das Team panisch durch das Tor kam. Eine Blechdose war ihnen gefolgt und traf George am Kopf. Der Anführer der Organika ließ das Gate abschalten und stürmte die Haupttreppe ins Gaterium hinab:
„Was ist passiert?“
Jenny hielt sich einen blauen Fleck an ihrem Arm und stieß ein Jammern aus, während Era nur den achselzuckenden Sebastian anblitzte:
„Wir haben den Bewohnern von Ryda Necro ihr Wahrzeichen wiedergebracht. Dummerweise fanden sie es nicht so klasse, dass die hässliche Blechkatze völlig verbeult war. Das haben die uns sehr krumm genommen. Wir sollten den Planeten aus der Datenbank löschen!“
Sebastian begann nun in seinem Rucksack zu kramen und zog die beiden ZPMs hervor, was die Augen von Zaiku dazu animiert hell zu funkeln:
„Aber wie ich sehe, seid ihr nicht mit leeren Händen zurück gekommen!“
Mit diesen zwei Energiequellen war das Zerberus-Team nun im Besitz von vier ZPMs. Genug Energie, um Kritias für lange Zeit zu versorgen. Bevor irgendjemand die ZPMs weg bringen konnte, hatte bereits George eines in der Hand und machte sich lachend auf den Weg zum Hangar:
„Brauche ich für die Timaios!“
Die anderen blieben irritiert in der Haupthalle stehen und sahen dem Schiffstechniker nach.

Kine saß im Schneidersitz auf einem flachen Felsbrocken vor dem Höhleneingang.
Verträumt schaute er in den Himmel hinauf, wo dünne Wolken dahin glitten und ließ sich von der Sonne aufwärmen.
Seit zwei Tagen verharrte er nun vor der Höhle und langsam machten sich Zweifel über den Erfolg des Trainings breit. Marco hatte kein Essen und kein Trinken, weshalb er einen dritten Tag sicher nicht überleben würde. Plötzlich hallten Schritte aus der Höhle nieder und Kine sprang erwartungsvoll auf. Dann endlich trat der junge Krieger ins Licht und sein blondes Haar begann wieder hell zu schimmern.
Marco hatte einen völlig gelassenen Gesichtsausdruck und seine Hände waren in seine Hosentaschen vergraben. Er strahlte eine ungeheure Ruhe aus und grinste Kine schelmisch an:
„Hallo, wie geht’s?“
Der alte Gefährte blinzelte dreimal, dann untersuchte er den Blonden von allen Seiten:
„Du siehst gut aus! Natürlich abgesehen von dem Dreck und den Schrammen… Was hast du in der Höhle erlebt?“
Marco strich sich über das Kinn und begann nachzudenken:
„Na ja, erst wäre ich fast irre geworden, wegen der Einsamkeit und der Finsternis aber dann war ich nach ein paar verwirrenden Visionen völlig klar. Am Ende dachte ich nur noch, scheiß drauf. Es war mir egal und bin so lange gelaufen, bis ich den Ausgang sah.“
Kine war begeistert und klatschte beifallend in die Hände:
„Gut, dann können wir endlich mit dem Training für den Kyon-Schlag beginnen und anschließend suchen wir deine Freunde!“
Marco nickte und sah zum Himmel hinauf. Ihm war nun völlig bewusst, dass er zu seinen Freunden zurück musste, auch wenn er immer noch nicht wusste, wer sie waren.

Ende
Folge 7: Wiegenlied by nickfrostus
Folge 7: Wiegenlied


Sanfter Wind…
Eine Böe, kaum spürbar für die Haut, streifte durch ihr Haar.
In letzter Zeit genoss sie die warme Luft und die sanften Lüftchen, die normal für das Klima des Planeten waren.
Zwar hatte sie noch immer die brennenden Trümmerteile von Organika im Hinterkopf aber alle wussten, dass das Leben weiter gehen musste. Stattdessen erfreuten sich die Bewohner an der Pracht von Kritias und das milde Wetter von Gigantis. Es gab keinen Grund sich für irgendwas zu beschweren. Sie schloss die Augen und versuchte diese Ruhe auf sich wirken zu lassen. Dabei hatte sie wieder Marcos Stimme im Ohr. Schlagartig drehte sie sich zur Balkontür um, weil sie wieder einmal auf diese Sinnestäuschung reingefallen war und glaubte, er sei gekommen aber nein.
Der Türrahmen war leer und die ersehnte Person nicht hier.
Era schaute wieder in den klaren Himmel, wo ein Falke dahin flog und stützte entzückt den Kopf auf die Arme:
„Wo bist du nur? Ich vermisse dich!“
Eine Explosion machte sie aufmerksam und erforderte in die felsige Landschaft vor der Stadt zu blicken. Dort, in einer dicken Qualmwolke, lag Jenny hustend am Boden und spuckte Sand und Dreck aus.
Era war zu weit weg und konnte kein Wort verstehen, was unterhalb der Stadt geschah aber sie konnte sich lebhaft vorstellen, wie Jenny mit ihren Kräften trainierte und dabei wieder einmal die Kontrolle verloren hatte. Das neue Teammitglied schien laut zu fluchen und Era konnte George auf einem anderen Felsen, nicht weit von Jenny entfernt, sitzen sehen.
Es war nicht zu leugnen, dass sich der Techniker alle Mühe gab, um Jenny in das Team zu integrieren. Die Galonierin richtete sich auf und seufzte. Sie selbst hatte bisher nicht viel dafür getan, weil sie immer nur an Marco gedacht hatte. Es war ihr peinlich aber Era fühlte sich schuldig. Sie hätte sich schon längst mit Jenny beschäftigen sollen, dabei machte sie es aber wie Sebastian und ignorierte sie.
Das hatte die noch unerfahrene Jenny wirklich nicht verdient, also löste sich Era aus ihrer wartenden Haltung und verließ ihr Quartier.

Jenny konnte nicht aufhören zu husten, weil sie dieses mal eindeutig zu viel Sand verschluckt hatte. Nach Luft ringend stützte sie sich an einem Felsen ab und spuckte das grobkörnige Zeug wieder aus. George lag vor Lachen fast am Boden und hielt sich den schmerzenden Bauch:
„Diese Konzentrationsübung war wohl ein Reinfall…“
Dafür blitzte ihn die Teamkameradin ärgerlich an, als sie sich beruhigt hatte und wieder auf ihren Felsen zurück kroch:
„Sag lieber nix, sondern konzentriere dich darauf etwas schweben zu lassen…“
Jenny hatte sich bereit erklärt, um George ihre Konzentrationsübung beizubringen, die sie von Yann der Malkias-Mönche, gelernt hatte. So konnte George den Verlust seiner Kräfte vielleicht etwas reduzieren. Der Techniker hatte begeistert zu gestimmt und nun saßen sie auf irgendwelchen Felsen, schlossen die Augen und bekamen wegen dem Schneidersitz Kniffe im Arsch.
Jenny arbeitete an der Kraft ihrer Intensität, mit der sie Erde bewegte. Diese Übung kostete für Konzentration und sorgte gelegentlich für eine wahre Erdexplosion. Es war witzig, weil Jenny dann durch die Luft wirbelte, laut aufschrie und dann Unmengen von Sand verschluckte. Was für die junge Frau alles andere als angenehm war, stellte für George einen neuen Grad der Belustigung dar.
Sie hatte sich gerade auf den Felsen zurückgesetzt, als Era hinaus kam und sich zu den anderen dazu gesellte:
„Und wie läuft das Training?“
Jenny kniff die Augen zusammen und hustete:
„Staubig!“
Danach bemerkte die Galonierin den etwas bedrückten Blick von George, der außer Jenny bisher nichts von seinen schwindenden Kräften erzählt hatte. Zu seiner großen Erleichterung fragte Era nicht weiter nach und setzte sich auf einen anderen Brocken, um den beiden zuzusehen. Wieder schaute sie zum Himmel hinauf, wo der einsame Falke immer noch seine Runden zog. George atmete tief durch, dann lächelte er:
„Wir hatten schon lange keinen Moment der Ruhe mehr. Es wäre natürlich schön, wenn wir vollzählig wären.“
Die beiden Mädchen stimmten nickend zu und eine ganze Zeit der Ruhe verging, als plötzlich Sebastian angetrottet kam. Der Soldat hatte nicht seine komplette Uniform dabei, sondern lediglich die Militärhose und ein schwarzes T-Shirt. Wortlos tapste er in die Runde seines Teams und setzte sich dazu. Alle starrten ihn überrascht an, besonders als er sich nach hinten Fallen ließ und gemächlich die Arme unter den Kopf legte. Damit hatte wahrhaft keiner gerechnet. Im Normalfall hatte er in solchen Augenblicken grundsätzlich etwas zu meckern oder eine neue Mission. Era blinzelte, dann räusperte sie sich, was dem Goa`uld nicht unbemerkt geblieben war:
„Was ist los?“
„Nichts aber so kennt man dich ja gar nicht. Gar keine wichtigtuerischen Sprüche?“, kicherte Era, wodurch Sebastian rot anlief und das Gesicht verzog:
„Darf man nicht einmal bei seinem Team sitzen?“
Mit dieser Aussage kehrte wieder Stille in die Runde ein und alle sahen zu dem Falken hinauf, der stolz die Flügel schwang und dann wieder in den Gleitflug überging. Era schloss die Augen und es herrschte ernsthafte Harmonie im Team. George war es, der zu erst wieder sprach:
„Schweben… So fühlt es sich an, richtig? Ihr spürt auch diese Orientierungslosigkeit und wisst nicht, was nun passieren soll, oder?“
Sebastian drehte leicht den Kopf, um den Teamkollegen im Blick zu haben:
„Ich glaube schon. Wir haben eine Menge durchgemacht und eigentlich passiert immer noch so viel aber wir sind planlos. Mein irrer, mächtiger Sohn fliegt noch irgendwo durch die Galaxie und macht da weiter, wo ich aufgehört habe…“
Era seufzte, als sie nun zwischen den Jungs hin und her sah:
„Es gibt keine Spur von Marco und vielleicht gibt es noch mehr Erzengel, von denen wir noch nichts wissen.“
Aus der Harmonie wurde bedrücktes Schweigen und niemand wusste, was er sagen sollte. Die Anspannung der letzten Tage war wieder da und hing über ihnen wie ein undurchdringlicher Nebeldunst. Jenny schloss wieder die Augen und versuchte sich zu konzentrieren. Alle waren in Gedanken versunken, also merkte keiner, wie sich Kieselsteine in die Luft erhoben und über ihnen schwebten. Jennys Gesicht verkrampfte sich, während sie hastiger atmete:
„Leute, Achtung!“
Sie verlor wieder die Kontrolle, wodurch die Felsen der Umgebung alle explodierten und sich in Staubwolken verwandelten. Alle Mitglieder des Teams segelten jaulend durch die Luft und verschwanden im dicken Qualm. Jetzt waren alle Mitglieder des Teams dabei wild zu husten, während sich der Dreck wieder legte. Sebastian leuchtete wütend mit den Augen und starrte Jenny bösartig an:
„Ich dachte sie bekommen das langsam in den Griff, McLane!“
Die junge Frau senkte bedrückt den Kopf und hielt inne. Era klopfte sich murrend den Staub von der Kleidung, bevor sie amüsiert die Arme hinter den Kopf legte:
„Tja, nicht jeder ist so eine Leuchte wie du, Sebastian!“
Ihr Ton war sarkastisch und der Soldat ballte verärgert die Fäuste:
„Wie war das?“
Es überraschte niemanden, dass zwischen Era und Sebastian ein neuer Streit los brach und sich beide fast gegenseitig zerfleischten. George verdrehte lediglich die Augen und grinste.
Trotz dieser momentanen Euphorie, hatte sich der anstrengende Gedanke an die Lage nicht gebessert. Einfach alles hatte einen bitteren Nachgeschmack und die Bedrohung war auch spürbar vorhanden. Era holte gerade für einen zerschmetternden Schlag aus, als der Funk knackte und alle Teammitglieder aufhorchten. Sie Stimme von Fürst Zaiku erklang aber sein Tonfall war etwas merkwürdig. Er schien nervös aber auch erfreut:
„Alle Mitglieder des Einsatzteams in den Kontrollraum! Wir haben eine Botschaft von Celeb bekommen!“
Era schluckte, dann rannte sie vorweg, dich gefolgt vom Rest des Teams. Die vier hatten gerade den Torraum erreicht, als es eine Aktivierung von außen gab und sich der schimmernde Ereignishorizont bildete. Zaiku schaute von der großen Treppe hinab und schien ungeduldig zu sein. Era war nun völlig nervös, denn es konnte nur bedeuten, dass Celeb persönlich auf dem Weg nach Kritias war. Ihre Gedanken bestätigten sich und der ehemalige Geliebte stolperte durch das Tor. Der Galonier hatte inzwischen kurze Haare und einen kleinen Bart um den Mund herum. Seine Erscheinung war irgendwie reifer aber man sah seinem Gesicht an, dass er immer noch unter der Trennung litt. Er öffnete die Arme und machte eine begrüßende Geste zum Team. George, Sebastian und Jenny reichten ihm die Hand aber vor Era blieb er einige Minuten schweigend stehen. Sein Blick war noch genauso leidenschaftlich, wie vor dem Traualtar, während er seine Ex-Verlobte von oben bis unten musterte:
„Hallo… Era… Du siehst gut aus…“
Er schien vorsichtig mit seiner Wortwahl zu sein. Era begrüßte diese Vorsicht, denn seit der Hochzeit hatten sie sich bis auf einen Funkspruch nie wieder gesehen oder gesprochen. Alte Gefühle kamen wieder hoch.
„Wie geht es dir?“, hauchte die junge Kriegerin mitfühlend. Noch immer machte sie sich Vorwürfe, weil sie ihn einfach stehen hat lassen. Celeb schüttelte nur gutmütig den Kopf:
„Tu das nicht!“
„Was meinst du?“
„Du musst keine Schuldgefühle haben! Du hast für dich richtig entschieden. Ich wollte nur, dass es dir gut geht. Du leidest wegen Marco schon genug…“, merkte er an und strich ihr mit dem Handrücken über die Wange. Seine Berührungen waren immer noch sanft, wie sonst und es war auch völlig typisch für Celeb keine Vorwürfe zu machen. Er war nicht nachtragend und verletzen würde er sie auch nicht. Sie tauschten wieder verstehende Blicke, bevor sich Sebastian einmischte und den Besucher erwatungsvoll ansah:
„Was ist los?“
Celeb räusperte sich, schüttelte die Gedanken an Era ab und hob die Augenbrauen:
„Ich habe wichtige Informationen! Leider sind es keine guten Neuigkeiten! Gabriel lebt!“
Alle hatten fast einen Herzstillstand und Sebastian riss geschockt die Augen auf. Era kniff die Augen zusammen und George biss die Zähne zusammen. Die Nachricht kam doch sehr plötzlich und der Schiffstechniker machte einen unruhigen Schritt vor:
„Bist du dir sicher, Celeb? Ich habe ihn mit meiner gesamten Power zerstückelt! Wie kann er noch leben?“
Der Widerstandskämpfer deutete auf den Besprechungsraum und zog ein kleines Gerät hervor. Die Gruppe ging die Treppe hinauf und betrat den Meetingraum mit seinem runden Tisch und den zahlreichen Sitzplätzen. Als alle einen Platz gefunden hatten, legte er das Gerät auf den Tisch und betätigte einen Schalter. Sofort erschien das Hologramm eines Planeten, der sehr nahe an einer Sonne lag. Die Atmosphäre war sehr hell aber man konnte deutlich etwas auf der Oberfläche schimmern sehen. Celeb holte tief Luft und ein Schatten wanderte über sein Gesicht:
„Das ist Chai! Nachdem wir erfahren haben, dass ihr Gabriel besiegt habt, haben wir einen Erkundungstrupp geschickt. Die Einheit kam nicht wieder zurück, also haben wir eine Sonde geschickt.
Gabriel hat sich eine gewaltige Flotte zusammengestellt. Laut unserer Zählung besitzt er neben seinem Hauptschiff noch 34 Schlachtschiffe, gefüllt mit Landungsschiffen und Millionen von Kristallsoldaten!“
Allen blieb ein Kloß ihm Hals stecken und Zaiku knallte deprimiert mit dem Kopf auf die Tischplatte:
„Das darf doch nicht wahr sein!“
Nun erschienen auf dem Hologramm diverse Informationen über die Einheiten an Gabriels Seite, was jedoch eine allgemeine Verwunderung auslöste. Bevor Sebastian die entscheidende Frage stellen konnte, begann Celeb schon weiter zu reden:
„Gabriel macht daraus kein Geheimnis, weil er mit dieser Truppenstärke jedem in dieser Galaxie überlegen ist. Nicht einmal die Corona hatten so große Einheiten. Auf vielen Welten redet man bereits von der Kapitulation!“
Era schlug entrüstet auf den Tisch und warf einen ermutigenden Blick in die Runde:
„Das packen wir! Wir haben vier ZPMs und Kritias ist auch nichts anderes als ein Raumschiff. Wir können es mit ihm aufnehmen!“
Zum ersten Mal war es George, der einen negativen Tonfall annahm und betrübt den Kopf schüttelte:
„Nein, das können wir vergessen! Bei der Landung wurde unser Sternenantrieb geschrottet und selbst wenn, brauche ich Marcos Hilfe, um ihn wieder hinzukriegen. Unser Drohnendepot ist auch alles andere als voll und mit Jumpern alleine, können wir keine Schlacht gewinnen. Wie konnte Gabriel meine Attacke eigentlich überleben?“
Celeb deaktivierte das Projektionsgerät, um sich George Frage zuzuwenden:
„Laut unseren Informationen ist Gabriel eine energetische Masse, so wie ein Aufgestiegener oder Uriel damals. Er kann sich in Kristallhüllen manifestieren und einfach einen neuen Körper übernehmen, wenn seine momentane Hülle zerstört wird. Unsere Forscher suchen bereits nach einem Weg, ihn unschädlich zu machen aber bisher…“
Die Stimmung war wieder ins Bodenlose gestürzt aber die schlechten Nachrichten wollten nicht aufhören, also kramte er einen Bericht aus seinem Rucksack und warf ihn vor dem Team auf den Tisch:
„Ein kleiner Planet wurde von einem merkwürdigen Jungen mit übernatürlichen Kräften angegriffen. Er hält die Bewohner in seiner Gewalt und benutzt sie als Sklaven. Der böse Marco ist wohl doch wieder zurück…“
Sebastian stieß ein Knurren aus und versenkte seinen Kopf zwischen den Schultern, während alle Blicke auf ihm lagen. Celeb konnte nicht verstehen wieso und kratzte sich überfordert am Kopf:
„Was ist los? Habe ich was Falsches gesagt?“
Era warf dem Major einen Kugelschreiber an den Kopf und stützte sich beleidigt auf die Arme, während sie mit geschlossenen Augen eine Erklärung abgab:
„Klingt nicht nach Marco! Der böse Marco wollte diese Galaxie auslöschen und sie nicht kontrollieren. Die Beschreibung klingt eher nach Goa`uld! Wir haben seit kurzem einen neuen Gegner auf unserer Liste der übermächtigen Superschurken. Sebastian hat einen Sohn namens Somnus! Der kleine Terrorteeny ist leider alles andere als ungefährlich und steht seinem Papa an Bosheit in nichts nach!“
Man merkte deutlich, dass Era sich die größte Mühe gab Sebastian nicht noch eine rein zu würgen aber der Goa`uld ließ sich nicht beirren und verschränkte die Arme:
„Okay, wir wissen also wo Somnus ist aber was ist, wenn es doch Marco ist? Wir wissen nicht, wie er sich verändert hat, seit er weggelaufen ist!“

Er musste niesen und rieb sich die Nase, als sie zum Sternentor marschierten.
Marco und Kine hatten sich auf einem kleinen Handelsplaneten neue Klamotten besorgt.
Für ein bisschen Feldarbeit hatten sie genug Geld bekommen, um sich neue Kleidung anzuschaffen.
Mit der Sträflingskleidung fielen sie zu sehr auf und erregten großes Misstrauen. Um Marco körperlich auf Hochform zu bringen, hatte Kine ihn mit auf diesen Bauernplaneten geschleppt. Seit nun knapp zwei Woche arbeiteten sie dort auf dem Feld und halfen den Leuten bei der Ernte. Die Familien der Landwirte erwiesen sich als gastfreundlich, boten den Reisenden Essen und Schlafplätze an und behandelten sie wie alte Freunde.
Für Marco war es ein angenehmes Gefühl die positiven Seiten der Zerberus-Galaxie kennen zu lernen. An einem Abend hatte der alte Landwirt ihm von der Vergangenheit erzählt. Früher waren die Zera die Herren über den Planeten und die Bauern mussten ihre Ernte wie Leibeigene abgeben.
Erst nachdem das Zerberus-Team die Zera gestoppt hatte, war der Frieden auf diesem Planeten eingekehrt. Der Blonde freute sich über die Geschichte, denn es bestätigte ihm, dass sein Team wirklich Gutes für dieses Galaxie tat.
Trotz der familiären Atmosphäre war die Zeit sehr hart für den jungen Mann. Zwar gab es keinen seelischen Stress, war die Landarbeit jedoch alles andere als einfach. Nebenbei trainierte Kine mit ihm den Kyon-Schlag. Leider hatte das Training bisher nicht den gewünschten Erfolg, auch wenn der alte Reisegefährte immer wieder beteuerte, dass Marco schnelle Fortschritte machte.
Nach einer langen Abschiedszeremonie waren die „Hilfsarbeiter“ wieder auf den Weg zum Stargate. Kine drehte sich zu Marco um, der seine Hände tief in die Hosentaschen vergraben hatte. Der Blonde hatte wieder richtige Haare auf dem Kopf, auch wenn der Haarausfall sicher ein paar fiese Geheimratsecken hinterließ:
„Wo gehen wir jetzt hin?“
Kine dachte über die Frage nach, bevor er damit begann die Glyphen eines neuen Planeten einzugeben:
„Jemand erwartet dringend unsere Hilfe. Die Zeit des Trainings ist vorbei. Den Rest des Kyon-Schlag musst du alleine lernen. Reine Übungssache!“

Das Überleben von Gabriel war ein großer Schock für alle aber nun musste Somnus gestoppt werden.
Alle Teammitglieder waren im Umkleideraum und legten sich ihre Ausrüstung an. Celeb hatte sich entschieden dem Team anzuschließen. Mit fünf Leuten und vernünftiger Vorbereitung mussten sie dem Harsesis-Kind gewachsen sein. Anders als im ersten Kampf, konnte auch Jenny sich beteiligen, weil es genug Erde auf der anderen Welt gab. Natürlich war die Chance immer noch sehr groß von Somnus eiskalt abserviert zu werden aber für Sebastian gab es keine Alternative. Er musste gegen seinen Sohn und seine ehemalige Gefährtin Hathor kämpfen.
Schweigend schlüpfte er in seine Ausrüstungsweste und ging an den Waffenschrank. Neben der normalen P-90 und der Zat, ergriff er seine Handspange und das Schwert, mit dem er Apophis getötet hatte. Der goldene Griff und die geschwungene Klinge erinnerten an seine Zeit als Marduk. Er schnallte das Schwert auf den Rücken und verließ eilig den Raum.
Era sah ihm mitfühlend nach, während sie zeitgleich Celeb im Auge hatte:
„Ich hoffe er packt das…“
„Wir werden sehen. Ich habe Sebastian noch nie betroffen gesehen…“, sagte George und schloss den Reißverschluss seiner Weste. Als Jenny fertig war, schob der Techniker die Kameradin aus der Umkleide und marschierte mit ihr zum Gaterium. Nun waren Era und Celeb wieder alleine.
Eine unangenehme Stille lag in der Luft und Era hatte ein merkwürdiges Grummeln im Bauch. Celeb kramte noch in dem Spinnt, als er die Eisentür zuschlug und Era am Kopf packte. Er drückte sie gegen die Schrankwand und schaute ihr tief in die Augen, bevor er seine Lippen auf die ihrigen drückte. Erst jagte ihr ein kalter Schauer über den Rücken aber dann wurde ihr Körper mit einer wahren Hitzewelle erfüllt. Ihr war klar, dass sie noch immer Gefühle für Celeb hatte. Vermutlich würde sie diese niemals verlieren aber sie hatte sich doch für Marco entschieden. Wieso konnte sie sich dann nicht aus dieser Umklammerung lösen und ließ Celeb gewähren?
Eine Träne kullerte ihr über das Gesicht, dabei waren ihre Gefühle völlig konfus. Sie wollte Marco, genoss aber die Nähe ihres alten Freundes und dann waren da noch die Schuldgefühle. Was sollte das überhaupt? Wieso kam er jetzt auf die Idee sie ohne Vorwarnung zu küssen?
War er bescheuert? So etwas gehörte sich nicht! Man durfte doch nicht einfach ihre Schwäche ausnutzen, wenn Marco nicht da war!
Sie kniff die Augen zusammen und flüsterte ihm ins Ohr:
„Bitte nicht, Celeb… Bitte…“
Er löste seinen Griff nur sehr wenig und strich ihr über die Wange:
„Ich kann dich nicht los lassen. Meine Vernunft sagt mir, dass ich deinen Wunsch akzeptieren muss aber mein Herz lässt mich nicht vergessen. Ich habe dich vermisst, Era…“
Sie stockte und merkte, wie sich neue Tränen aus ihren Augen lösten. Wieso waren solche Zugeständnisse immer so schmerzhaft? Sie verharrten in der Position und Celeb berührte ihren Hinterkopf, doch endlich siegte ihre innere Stimme und sie drückte den Galonier von sich weg:
„Ich kann nicht, Celeb. Mach es mir bitte nicht noch schwerer. Ich bin es Marco schuldig…“
Sie warf ihr Haar zurück und drehte sich von ihm ab, um nun zur Gruppe dazu zu stoßen.
Im Torraum war der Planet bereits angewählt und die anderen warteten. Als sie vollzählig waren, kam Zaiku noch einmal die Treppe hinunter gerannt:
„Ihr wollte da wirklich hin? Das Risiko ist sehr hoch…“
Sebastian holte tief Luft, dann schaute er mürrisch zu der schimmernden Fläche des Tores:
„Wir müssen… Wenn wir jetzt verlieren, haben wir auch später keine Chance. Das wird der Entscheidungskampf…“
Mit diesen Abschlussworten traten sie durch das Stargate und reisten zu der Welt, auf der Somnus zu finden war.
Auf der anderen Seite erwartete sie ein ungeahnt schöner Anblick. Nur ein paar kleine Wolken zogen über den blauen Himmel dahin. Die Sonne war hell und alles um sie herum glitzerte. Sie standen auf einer kleinen Insel im Mittelpunkt eines großen Sees.
Das Wasser war klar und die warme Sonne spiegelte sich darin, als hätte jemand tausende Diamanten im kühlen Nass versenkt. Das Gras auf der Insel war frisch und grün. Nichts ließ jemanden glauben, dass ein bösartiger Tyrann hier herrschen sollte. Skeptisch deutete Sebastian auf einen kleinen Bootssteg, auf dem ein kleiner Mann wartete. Er grinste, als das Team durch das Sternentor gekommen war und verneigte sich sofort, als ob er nur auf diese Gruppe gewartet hätte:
„Willkommen! Man hat eure Ankunft bereits erwartet! Ich führe euch zu unserem Anführer!“
Der Bootsmann klang sehr förmlich und zeigte auf ein kleines Gefährt im Wasser. Skeptisch griff Sebastian seine Waffe fester und musterte den Fremdenführer:
„Du hast uns erwartet?“
„Selbstverständlich, denn eure Ankunft wurde vorhergesehen!“
Alle schienen etwas verunsichert und Celeb hüpfte als erstes in das Transportboot. Danach reichte er Era die Hand, um ihr hinein zu helfen. Jenny ging die Sache wesentlich stürmischer an und stolperte mit einem heftigen Sprung in das Boot, welches dabei fast umgekippt wäre. Alle blitzten sie etwas böse an aber dann nahmen auch Sebastian und George ihren Sitzplatz ein.
Der Fährmann nickte zufrieden und stieß sich vom Ufer ab, worauf hin das Schiffchen sanft über die klare Oberfläche des Wassers glitt. George fasste sich grübelnd an das Kinn und schien durcheinander, während die weiblichen Teammitglieder die herrliche Aussicht genossen. Eine Bergkette mit weißen Kuppeln zog am Horizont entlang und der See war von Wäldern umringt. Der Techniker stieß den momentanen Anführer an und flüsterte ihm ins Ohr:
„Echt seltsam… Langsam glaube ich ernsthaft, wir könnten Marco treffen. Somnus hätte uns sicher sofort in Stücke gerissen, als wir durch das Tor kamen.“
„Schon mal daran gedacht, dass es auch ein neuer Erzengel sein könnte? Ich bin seelisch auf alles vorbereitet!“, murmelte Sebastian und schloss dann gedankenverloren die Augen. In der Ferne, immer noch mitten auf dem See, erschienen merkwürdige Aufbauten und Hütten. Sie näherten sich tatsächlich einer schwimmenden Stadt aus Hausboten und Stegen. Die Ortschaft trieb ruhig im klaren Wasser dahin, als wäre sie nie angerührt worden. Um sie herum tauchten nun Fischerboote auf und einige Angler machten sich an den Rändern der Stadt breit.
Seemöwen flogen über ihre Köpfe hinweg, bis sie endlich den Anleger der Stadt erreichten. Erst als alle Mitfahrer ausgestiegen waren, zeigte der Fährmann auf einen hölzernen Pfad, der sich durch die große Ortschaft zog, wie eine Schlange:
„Folgt mir! Ich bringe euch zu unserem Herrscher!“
Der Mann lief voran und versuchte die Gruppe bei einander zu halten. Sebastian lud bereits seine Waffe, genau wie Celeb. Ihnen war die Sache zu einfach. Wieso hatte man sie erwartet?
Vielleicht handelte es sich um eine der typischen Fallen von Gabriel?
Die Menschen schienen nur im ersten Moment zufrieden mit ihrem Leben aber dann erkannte das Team die Wahrheit. Überall lagen alte Menschen herum und kleine Kinder versuchten sie zu pflegen. Einige wirkten sehr mager und wieder andere lagen schwach in der Ecke. Era lief ein Schauer über den Rücken, als sie den anderen zu flüsterte:
„Ist euch was aufgefallen? Hier sind nur Kinder, Alte und Kranke. Wo sind die anderen Menschen?“
„Das werden wir gleich herausfinden!“, keuchte Sebastian, als sie eine große Plattform erreichten. Vor ihnen, zwischen zwei Holzsäulen, war ein großes Gebäude mit breiten Stufen zum Eingang hinauf. Der Fährmann huschte an die Seite und fiel dann auf die Knie, als sich die Türen des Hauptgebäudes öffneten und eine Person aus der Dunkelheit des Raumes trat.
Eine junge Frau mit einem goldenen Kleid stieg die Stufen hinab und verdeckte ihr Gesicht mit einem Fächer. Trotzdem war allen klar, um wen es sich handelte. Sebastian blieb der Atem stehen, während er ihren Namen voller Groll aussprach:
„Hathor…“
Die Göttin blieb am Ende der Treppe stehen und nahm den Fächer weg, bevor sie lauthals auflachte:
„Willkommen! Es ehrt uns, dass ihr unsere Welt besuchen kommt. Wie geht es euch?“
Der freundliche Ton ließ das Team erschaudern und Sebastian machte angespannt einen Schritt vor:
„Was soll der Mist, Hathor? Willst du uns verarschen? Wir müssten dich eigentlich töten und das weißt du ganz genau!“
Die Frau runzelte die Stirn, dann öffnete sie einladend die Arme und zwinkerte ihrem ehemaligen Gefährten herausfordernd zu:
„Natürlich weiß ich das. Ich bin eine Göttin. Ich habe mich auf diese Begegnung gefreut, seit mir unser Sohn sagte, dass du kommst, mein Geliebter. Ich will nicht kämpfen…“
Sie schien alles andere als gut bewaffnet und ihr Gesicht zeigte eine gewisse Hoffnung. Der Soldat war noch immer völlig überwältigt aber Era zog ihre eigene Waffe und richtete sie auf den weiblichen Goa`uld:
„Was spielst du für ein Schmierentheater, du Planschkuh!? Glaubst du ernsthaft, wie verschonen dich? Du bist ein zu großes Risiko!“
Fast hätte die Galonierin weiter gesprochen, als Sebastian seinen Arm ausstreckte und Era bösartig anfunkelte. In seinem Blick steckte eine heimliche Bosheit, so wie sie als Marduk vorhanden war:
„Halt die Klappe, Era! Halt dich lieber aus Sachen raus, von denen du nichts verstehst!“
Diese plötzlicher Anmache hatte ihr die Sprache geraubt. Alle waren sprachlos und Sebastian drehte sich zu Hathor um:
„Was hast du zu sagen? Ich höre dir zu!“
Hathor war über die Kooperation sichtlich erfreut und lächelte, während sie sich durch ihr rötliches Haar strich:
„Unser Sohn, Somnus, hat mir die Zukunft verraten. Er hat sie gesehen. Wenn du dich uns heute anschließt, dann wird es ein neues glorreiches Zeitalter der Goa`uld geben. Er wird aufsteigen und uns dabei helfen die Milchstraße zurück zu gewinnen. Dann können du und ich die Galaxie gemeinsam unter uns vereinen und ein ultimatives Königreich bilden.
Tausende Jaffa, die uns zu Füßen liegen und Atlantis als große Stadt der Götter! Ich kenne deine Gefühle! Du bist immer noch einer von uns!“
Sebastian sagte kein Wort und senkte den Kopf, als würde er einen inneren Kampf ausfechten. Die anderen stockten aber dann trat George mutig an den Kameraden heran:
„Denk nicht darüber nach! Wir müssen so etwas verhindern!“
Es kam keine Reaktion von dem Goa`uld, so als würde er die anderen ignorieren. Hathor hingegen lächelte nun mit eine unwiderstehlichen Art:
„Du liebst mich und deinen Sohn, also warum solltest du unsere Familie verraten? Wegen diesen törichten Menschen? Was können sie dir schon geben?“
Plötzlich klarte sich Sebastians Blick auf, wie der See und er musste sanftmütig lächeln. Niemand wusste diesen Blick richtig einzuordnen, bis er voran trat, seine Waffe senkte und Hathor unbeirrt ansah. Für sie schien eindeutig, was er vor hatte, also streckte sie ihm die Hand entgegen.
Voller Leidenschaft nahm er sie und gab ihr einen herzhaften Kuss auf die Handfläche. Dabei schien er die anderen keines Blickes mehr zu würdigen:
„Meine Göttin…“
Era ballte zornig dir Fäuste und rannte wütend voran, doch Hathor richtete einfach ihre Handbrosche auf die Galonierin und setzte eine Druckwelle frei, wodurch die Kämpferin rückwärts die Stufen wieder herunter rollte. Celeb fing die Freundin auf und George stellte sich schützend vor sie:
„Das darf doch nicht wahr sein! Sebastian! Was soll das? Ich dachte du hättest den Hass in die abgelegt!“
Noch immer drehte sich der Soldat nicht um und sein Blick galt einzig und alleine seiner geliebten Königin. Er ging weiter an sie heran und berührte ihr Becken, während er so dicht vor ihr stand, dass er in ihren Augen ertrinken konnte. Seine Stimme klang weich und völlig verliebt:
„Was mir diese Menschen geben können? Wahre Bindungen und nicht diesen halben Machtquatsch. Die Wahrheit ist, dass mir so ein Eroberungsfeldzug viel zu anstrengend ist. Kostet unnötig Schweiß und Mühe!“
Mit diesen Worten zuckte Hathor zusammen und stöhnte laut auf. Ihr Blick wanderte an sich herunter und sie entdeckte ein Armeemesser im Bauch. Rote Flüssigkeit kam aus der Wunde und lief über ihr Kleid zu Boden. Für sie war diese Situation völlig surreal, doch für Sebastian die vollkommene Realität. Die anderen waren erleichtert, als er sie los ließ und Hathor jeden Halt verlor. Sie kullerte laut polternd die Treppe hinab und blieb vor dem Team liegen. Dabei lief Blut über ihre Lippe und sie begann verzweifelt zu hauchen:
„Wieso? Das hat Somnus nicht vorhergesehen… Er hat doch die glorreiche Zukunft gesehen… Wieso…?“
Mit einem abwertenden Blick beugte sich Sebastian zu ihr runter und strich ihr das Blut aus dem Gesicht:
„Eine Lüge! Das liegt dummerweise in der Familie! Wo ist er, Hathor?“
Zitternd hob sie den Finger und deutete auf das große Gebäude aus dem sie gekommen war:
„Er schläft aber ich dachte du liebst mich… Ich war doch deine Göttin…“
Der Major schnappte wieder seine P-90 und schüttelte entschlossen den Kopf:
„Der Form halber sag ich es dir jetzt! Ich mache Schluss mir dir!“
Danach verschwand das selbst verliebte Schimmern aus Hathors Augen und sie blieb regungslos liegen. Celeb, George, Jenny und Era starrten ihn etwas orientierungslos an aber Sebastian schien kein Stück seines Selbstvertrauens verloren zu haben:
„Ich habe sie wieder belebt und nun habe ich sie getötet. Ich war mir bisher nicht sicher, ob ich gegen sie kämpfen kann aber nun ist es mir völlig klar. Somnus ist eine zu große Gefahr! Wir müssen ihn umbringen!“
Endlich herrschte Klarheit in der Gruppe und Sebastian machte den ersten Schritt auf das Hauptgebäude zu. Era holte tief Luft, dann klopfte sie dem Goa`uld auf die Schulter:
„Schön, dass du uns nicht verraten hast… Ich dachte schon, du würdest die Seiten wieder wechseln.“
Er zuckte nur kühl mit der Schulter und grinste frech:
„Ich habe versprochen so lange der Anführer zu sein, bis Marco zurück ist. Ich halte meine Versprechen! Danach kann ich mich immer noch zum Herrscher über das Universum aufschwingen!“
Der Witz kam bei den anderen wohl nicht so gut an aber ihnen wurde klar, dass Sebastian nie wieder eine falsche Entscheidung treffen würde, die ihn oder seine Freunde verletzten sollte.
Stattdessen bremste er und dachte über einen Schlachtplan nach:
„Hathor hat gesagt, dass Somnus schläft. Ich gehe alleine rein, denn sollte ich ihn nicht töten könne, müsst ihr noch voll einsatzfähig sein.“
Natürlich war der Plan riskant aber niemand sagte etwas dagegen, denn es ging für Sebastian auch um persönliche Dinge. Er war gezwungen seinen eigenen Sohn zu ermorden. Niemand würde ihm diese Aufgabe abnehmen, also schlich der Soldat alleine in das große Holzhaus. Im Inneren war alles dunkel, bis auf ein paar Fackeln an der Wand. Drei Türen waren an dem kleinen Korridor und führten in die Schlafgemächer von Somnus und Hathor. Er öffnete zuerst die falsche Tür und fand einen Schlafsaal mit einem breiten Bett und vielen Tüchern aus Seide. In der Ecke stand eine goldene Schale für Handwäsche. Kopfschüttelnd schloss er die Zimmertür und öffnete leise die nächste. Das nächste Zimmer war überraschend spartanisch und besaß lediglich einen Tisch mit einer Kerze darauf und ein Bett. Dort, unter einer weißen Decke, lag der jugendliche Körper eines Harsesis-Kind. Noch immer hob und senkte sich die Decke, als würde Somnus friedlich schlafen. Sebastian trat an das Bett heran und zog sein verziertes Goa`uld-Schwert aus der Scheide.
Nur kurz kamen ihm wieder Zweifel aber dann brachte er die Klinge über dem Jungen in Position, bereit nur noch hinab zu stoßen und den Gegner zu töten. Da hörte Somnus auf zu atmen und sprach mit gelassener Stimme:
„Vater? Wieso bist du hier?“
Der Goa`uld stockte aber dann kniff er gezwungen die Augen zusammen:
„Du hast mich bemerkt? Schade! Ich werde dich jetzt umbringen!“
Das Schwert sauste herab…

Die anderen hatten draußen angespannt Position bezogen und Era sah sich immer noch verwirrt um. Einige Bewohner der Stadt hatten Schutz hinter ein paar Tonnen gesucht. Sie ahnten nichts vom Tod ihrer Herrscherin und stierte den leblosen Körper ungläubig an. Jenny seufzte, dann winkte sie den Leuten zu:
„Keine Sorge! Sie ist tot! Wo sind die anderen Bewohner der Stadt?“
Eine ältere Frau schien Vertrauen zu den Fremden zu haben und antwortete:
„Sie sind in einer Miene nicht weit von hier und sollen ein Mineral für die Götter abbauen! Sie sind dort eingesperrt!“
Endlich ergab es Sinn, warum die ganzen Männer fort waren. Hathor und Somnus hatten die Leute dazu gezwungen Naquadah abzubauen. Jenny kratzte sich am Kopf, dann nickte sie Era und George zu:
„Ich gehe los und befreie die Leute aus der Miene! Da bin ich mit meinen Kräften nützlicher, als hier auf dem See!“
Der Schiffstechniker winkte ab und ließ Jenny ziehen. Wenn Somnus immer noch so stark war, wäre sie hier wirklich keine Hilfe. So konnte sie ihn, wenn er gewinnt, an Land in einen Hinterhalt locken. Eine merkwürdige Vibration ging durch die gesamte Floßstadt und ein grelles Licht strahlte aus dem Inneren des Hauptgebäudes. Dann gaben die Holzwände nach und der ganze Bau explodierte. Holzsplitter und Balken wirbelten als tödliche Geschosse durch die Luft. George hatte schnell ein gedankliches Kraftfeld errichtet um die Trümmer abzuwehren und seine Freunde zu schützen. Holzspäne und Rauch bedeckten den Himmel über dem Hauptplatz. Als endlich wieder freie Sicht war, entdeckten die Teammitglieder Sebastian in den Trümmern am Boden liegen. Er schien unverletzt und richtete sich abgekämpft wieder auf:
„Verdammt, damit konnte in dieser Folge echt gar keiner rechnen!“
Era stürmte panisch zu ihm rüber aber dann erregte etwas anderes ihre Aufmerksamkeit. Auf dem Dach eines Nebengebäudes stand Somnus und hatte die Arme in die Taille gestemmt:
„Du wolltest mich töten? Für so etwas wächst du mich auf? Habe ich schon erwähnt, dass ich ein Morgenmuffel bin, Vater?“

Alle Blicke waren auf diesen jungen Mann gerichtet, der dort oben auf dem Dach stand und sich in seiner Nachtruhe gestört fühlte. Nur nebenbei schaute er zu der Leiche von Hathor, um dann wieder durch die Reihe des Teams zu gucken. Somnus war wieder etwas älter geworden und hatte nun die gleiche Statur wie Sebastian. Sein dunkles Haar hing ihm immer noch ins Gesicht aber seine stahlblauen Augen schienen jede Gutmütigkeit verloren zu haben:
„Es ist schon sehr bedauerlich. Ich kenne eure Gedanken. Ihr glaubt, dass ihr gut vorbereitet seid und genug Ausrüstung habt. Zeitverschwendung, wenn ihr mich fragt…“
Era ballte die Fäuste und trat aufgebracht vor:
„Bist du gar nicht sauer, weil wir deine Mutter getötet haben?“
Somnus zuckte nur mit der Schulter:
„Ganz ehrlich? Nö! Ich habe Mutters Macht überschätzt. Sie ist noch schwächer als Vater, was ihr Tod ja beweist. Deshalb habe ich beschlossen diese Bindung einfach abzubrechen.“
Sebastian biss die Zähne zusammen, dann klopfte er sich die restlichen Holzspäne der Explosion von der Schulter:
„Das ist aber nicht deine Aufgabe als Harsesis-Kind! Du solltest den Aufstieg erreichen und eins mit der Macht des Universums werden!“
„Sagt wer? Du? Die Antiker? Was soll so toll daran sein ein göttliches Wesen zu werden, welches irgendwelchen dummen Regeln unterliegt. In der menschlichen Gestalt kann ich wesentlich mehr tun. Ich kann machen was mir gefällt und willst du wissen, worauf ich jetzt am meisten Lust habe, Vater?“, prahlte Somnus und fixierte seinen Vater mit einem absolut kühlen Blick. Bevor der Goa`uld reagieren konnte, stand sein Sohn neben ihm und legte ihm den Arm auf die Schulter:
„Jetzt, Vater, habe ich Lust darauf dich und deine Freunde zu töten.“
Mit einer Drehung schleuderte Somnus den Soldaten davon und warf ihn zu Boden. Sofort reagierten die anderen und Era stürmte auf das Harsesis-Kind zu.
Sie nahm Schwung und ließ ihr Bein herum schwingen aber statt Somnus einen brutalen Kick zu verpassen erwischte sie lediglich die Luft. Genau wie bei ihrer letzten Begegnung bewegte er sich übermenschliche schnell. Auch der folgende rechte Haken verfehlte ihn und Era stieß ein genervtes Zischen aus. Sebastian richtete seine Handspange aus und zielte auf Somnus Kopf, während auch George und Celeb mit erhobenen Waffen Position einnahmen.
Schnell hatten die vier Kameraden den Feind eingekreist aber dieser grinste nur frech:
„Wie ich schon sagte. Zeitverschwendung!“
Er streckte die Arme aus und entfachte eine gewaltige Druckwelle, die alle vier Teammitglieder erfasste und davon katapultierte. Das Holz der schwimmenden Stadt gab ein Knirschen von sich, blieb aber noch stabil. Era und Sebastian waren normal zu Boden gestürzt aber George und Celeb waren in einen Berg aus Fässern geknallt. Die Galonierin sprang wieder auf und begann eine neue Nahkampfangriffsserie.
Ihre Haltung ließ keine Lücken aber diese brauchte Somnus auch nicht. Er fing direkt den ersten Faustschlag ab und hielt Era am Handgelenk fest. Der Griff war fest und die Galonierin konnte sich nicht mehr befreien, sehr zum Amüsement des Feindes:
„Du willst eine Nahkämpferin sein? Empfehle ich dir nicht! Du bist zu schwach und hast keine besonderen Kräfte!“
Mit nur ganz wenig Druck bog er ihren Arm nach hinten und zwang sie auf die Knie. Der Schmerz lähmte ihren ganzen Körper, dabei kam sie sich wieder so hilflos vor. Da erhob Celeb seine P-90 und richtete sie auf den Kontrahenten, während er ihn aggressiv anschrie:
„Lass sie los! Sofort!“
Der Kontrahent sah den Lauf der Waffe, dann ließ er Era seufzend los. Die Galonierin rollte sich aus dem Weg und Celeb drückte ab. George hatte vor seine Freunde zu warnen, denn dieser Versuch war schon damals gescheitert. Unbeeindruckt hatte Somnus den Arm gehoben und die Kugeln mit seinen Gedanken abgefangen. Sie schwebten unbrauchbar in der Luft, dann drehten sie um. Der Gegner stieß noch ein diabolisches Lachen aus, bevor die Kugeln mit gleicher Geschwindigkeit zu Celeb zurück rasten.
Gerade noch rechtzeitig rutschte Sebastian vor den Galonier und aktivierte den Schutzschild seines Handgeräts, um den Kugelhagel abzuwehren. Das Kraftfeld flackerte mehrmals auf, dann sendete er eine Schockwelle frei. Diese traf Somnus wie ein sanfter Windhauch:
„Du hast gut reagiert, Vater. Eine Eigenschaft die man die ruhig lassen sollte aber die Attacke war ein Witz. Ich zeige dir, was eine Druckwelle wirklich ist!“
Er erhob schroff die Hand und gab eine Schockwelle frei, die den gesamten Steck zertrümmerte und beide Teammitglieder davon schleuderte. Sie durchschlugen eine Wand und landete im Inneren einer Hütte. Era war fassungslos.
Wie konnte Somnus so überlegen sein? War so ein Harsesis-Kind durch nichts zu bremsen?
Er war ihnen körperlich überlegen und verfügte über telekinetische Fähigkeiten. Ihr wurde immer klarer, dass sie den Kampf eh nicht gewinnen konnte aber sollte sie wirklich aufgeben? Marco hätte es sich nicht gelassen, also spuckte sie aus und schnappte sich eine Holzlatte, die vom zertrümmerten Hauptgebäude geblieben war.
Mit wirbelndem Stab sprang sie zu Sebastians Sohn und ließ die Waffe herumschnellen. Tatsächlich hätte sie ihn fast getroffen und das Holz sauste nur wenige Millimeter an seinem Gesicht vorbei. Empört wich er den weiteren Hieben aus und machte einen Satz zurück:
„Du bist ganz schön hartnäckig, Mädchen! Ich habe mich eben richtig erschreckt aber jetzt ist Schluss mit den Spielchen.“
Er schnellte voran und verpasste der überforderten Galonierin einen schmerzhaften Kinnhaken. Era flog durch die Luft und landete auf einem abgeschrägten Dach und stürzte dann zurück auf den hölzernen Boden. Sie hatte das Bewusstsein verloren und war nun ein leichtes Ziel. Breit grinsend tapste er auf die ohnmächtige Frau zu. Als er seine Hand nach ihr ausstreckte erwischte ihn eine andere Druckwelle, die ihn einfach nieder drückte. Der Steg unter seinen Füßen brach knirschend weg und Somnus wurde in die Tiefen des Sees gedrückt.
Nachdem er verschwunden war, wischte sich George den Schweiß von der Stirn:
„Man schlägt keine Frauen!“
Der Techniker atmete schwer und sein Körper zitterte etwas. Erleichtert wollte er Era schnappen und aus dem Kampfbereich bringen aber da wölbte sich fast die komplette Stadt, bis der Boden unter seinen Füßen wegsplitterte und eine Wasserfontäne in die Luft sprang.
George schaffte es sich an einem Stützbalken festzuhalten, als Somnus aus dem Wasser heraufschwebte:
„Das hat wehgetan! Beim letzten Mal warst du nicht so stark! Wo hast du die neuen Kräfte her?“
Noch immer klang Somnus völlig überheblich aber der letzte Angriff hatte ihn doch etwas aus dem Konzept gebracht. Genervt berührte George wieder sein Herz und schloss die Augen:
„Das wüsstest du wohl gerne!“
Seine Hand glühte einmal auf, dann ging eine neue Energiewelle von George aus und fegte über das gesamte Pier, bevor er eine weitere Gedankenattacke startete und Somnus weg drückte. Der Feind verlor kurz die Orientierung aber dann fing er seinen Sturz ab und landete auf den Füßen, um zu kontern. Er ließ mehrere Gegenstände schweben und warf sie auf den Schiffstechniker.
Dieser fing den Trümmerregen ab und warf ihn bei Seite, um dann eine große Wassermasse aus dem Loch zu ziehen, durch das er vorher Somnus geschlagen hatte. Die Flüssigkeit sprang empor, wirbelte um George herum und schoss dann wie eine Sintflut auf den Feind zu. Die Flutwelle erwischte Somnus und spülte ihn mit all seinem Druck gegen die zerbrechliche Wand eines Hauses. Das Wasser verflüchtigte sich in den See zurück aber breite Risse zogen sich über die Wand und Somnus lag angeschlagen am Boden. Seine edle Kleidung war durchnässt und seine Haare klebten ihm im Gesicht.
Dieser plötzliche Energieschub von George hatte ihn völlig überrumpelt. Es war eine Unmöglichkeit, dass ihm jemand, im wahrsten Sinne des Wortes, das Wasser reichen konnte. Wütend richtete er sich wieder auf und verzog das Gesicht.
Leider war das Mitglied des Zerberus-Teams bei weitem weniger stark, als Somnus gerade erwartet hatte, denn das Terrastigma hatte wieder an Georges Kräften gezerrt. Verkrampft stützte er sich auf den Oberschenkeln ab und grinste beschämt:
„Leider ist diese Energie nicht gut für meine körperliche Gesundheit. Ich kann mich nicht mehr rühren…“
Seine Beine knickten weg und er ging polternd zu Boden. Wie in den meisten Kämpfen blieb er bewegungsunfähig liegen und regte sich über sich selbst auf. Somnus stutzte, dann brach er in lautem Gelächter aus und klatschte beifallend in die Hände:
„Hätte mich auch gewundert, wenn du mir gewachsen gewesen wärst. Trotzdem kann ich jemanden wie dich nicht am Leben lassen.“
Die Bewohner der Stadt waren bereits auf Rettungsboote geflohen, denn der Kern der Stadt sah alles andere als gut aus. Immer mehr Stücke der schwimmenden Stadt brachen ab oder versanken gar in den Fluten. Somnus hob die Hand für einen tödlichen Angriff, als er laut aufschrie und ein stechender Schmerz ihn überwältigte. Er konnte die Spitze einer Klinge sehen, wie sie ihn von hinten durchbohrt hatte und nun an seinem Brustkorb zum Vorschein kam. Er spuckte Blut aus und begutachtete den Angreifer, der ihn von hinten mit einem Schwert durchbohrt hatte:
„Vater? Ich wusste gar nicht, dass du noch so hinterhältig sein kannst…“
Sebastian hatte sein Schwert aus den Trümmern geborgen und sich heimlich genähert, um Somnus mit einem Überraschungsangriff zu töten. Der Sohn schien ernsthaft bedrückt aber dann stieß er den Soldat mit seinem Ellenbogen weg und packte keuchend den Griff der Waffe in seinem Rücken. Mit einem Ruck entfernte er die Waffe aus seinem Körper und drehte sich zu seinem Vater um.
Sebastian wirkte nun etwas planlos, denn er hatte gehofft Somnus mit der Attacke zu erledigen. Dieser blitzte wütend mit den Augen und fuhr sich durch sein immer noch nasses Haar:
„Es war schon sehr tapfer von euch hier her zu kommen aber am Ende habt ihr doch verloren!“
Mit diesen Worten hob er Sebastian in die Luft und warf ihn gegen eine Hütte, wo er einfach hängen blieb. Zeitgleich schloss sich seine Wunde wieder und er konnte sich in aller Ruhe um seinen heimtückischen Vater kümmern:
„Es ist bedauerlich, dass wir keine richtige Beziehung zu einander aufbauen konnten. Ich wette du wärst ein guter Lehrer gewesen.“
Der Goa`uld konnte sich immer noch nicht bewegen und suchte Blickkontakt zu seinem Sohn:
„Ich finde das auch schade aber wenn ich genau darüber nachdenke, brauche ich keinen Kontakt zu einem psychopatischen Irren, mit einem Gottkomplex!“
„Ich bin Gott!“, scherzte Somnus, wissend dass sein Vater nur einen Witz gemacht hatte. Danach erhob er das Schwert, mit dem er zuvor getroffen wurde und untersuchte es genauer. Es war die gleiche Waffe mit der Sebastian damals Apophis getötet hatte. Ein Meisterwerk der Schmiedekunst. Die Klinge würde niemals stumpf werden und gleich würde dadurch Sebastians Kopf über die Blanken rollen.
Der Teamführer verspürte keine Angst. Lediglich etwas Reue und Schuldgefühle. Dieser Moment war die Gutmachung für alle Untaten, die er als Marduk begangen hatte.
Somnus erhob die Waffe und zielte damit so genau, dass er Sebastian problemlos gespalten hätte:
„Finde deinen Frieden, Vater!“
Die Klinge raste hinab, als dem bösen Harsesis-Kind etwas ins Gesicht schmetterte, ihm jede Standhaftigkeit raubte und ihn in eine andere Gebäudewand schmetterte. Der Feind wurde von einer Wucht erfasst, die nicht einmal Georges Telekinese erreicht hatte. Sofort brach seine Kontrolle über Sebastian und der Soldat fiel plump zu Boden. Wer hatte ihn gerettet?
Der Retter war nur ein Schatten, weil er im grellen Sonnenlicht stand.
Auch Era öffnete die Augen und traute ihren Augen nicht. War es ein Traum oder die Wirklichkeit? Blondes, kurzes Haar wehte in der frischen Seebrise und ließen die Galonierin wieder aufatmen:
„Ich glaube das einfach nicht… Er ist es wirklich…“
Endlich konnte Sebastian einen Blick auf den ominösen Retter werfen und schien genauso fassungslos. Marco schaute sich auf dem Schlachtfeld um und kratzte sich dann planlos am Kopf. Era hatte sich hingesetzt und hatte Tränen in den Augen. Nie hatte sie damit gerechnet diesen jungen Mann heute wieder zu treffen. Marco machte einen gesunden Eindruck und trug alte Bauernfetzen. Mit einem Knall befreite sich Somnus aus den Trümmern des Hauses und schrie zornig auf:
„Wo kommt der Penner denn jetzt her?“
Sebastian stieß ein erleichtertes Seufzen aus und lockerte seine Haltung:
„Wieso tauchst du immer erst im letzten Moment auf? Das war ja wieder so was von typisch!“
Marco erwiderte den Blick etwas verwirrt aber dann zuckte er mit der Schulter. Er wollte sich gerade herunter neigen, als Somnus mit einem hohen Sprung auf ihn hinab stürzte und den Arm nach hinten zog:
„Den Schlag gebe ich dir doppelt zurück!“
Der Blonde reagierte schnell, drehte sich und fing den Schlag ab. Danach wirbelte er herum und rammte Somnus durch den Untergrund, wodurch der Sohn des Goa`uld wieder im See versank. Marco hatte gerade eine Kampfhaltung eingenommen, als der alte Kine hinter ihm auftauchte und ihn an der Schulter fest hielt:
„Lass das, Jungchen! Ich übernehme diesen Rotzbengel schon. Kümmere dich um deine Freunde. Sie brauchen dich jetzt mehr…“
Der ehemalige Anführer nickte trocken und griff Sebastian unter die Arme:
„Kannst du aufstehen?“
„Klar aber darf ich mal fragen, was du hier machst?“, brummte der Major neugierig, während Marco ihn zu den Stufen des Hauptgebäudes führte. Der Blonde gab keine Antwort und setzte ihn dort ab, um dann sein Augenmerk auf George zu richten, der immer noch bewegungsunfähig herum lag. Der Kumpel grinste, als er Marco über sich sah und hätte ihm sicher die Hand gereicht aber es war nicht möglich:
„Da bist du ja wieder, Kumpel. Wir haben uns schon Sorgen gemacht…“
Wieder blinzelte der Freund nur verstehend, bevor er George auf den Rücken schwang und ihn dann zu Sebastian herüber trug. Inzwischen hatte sich Celeb wieder aus dem Loch in der Hütte gewunden und lehnte mit einer angeknacksten Schulter an einem der Stützpfeiler, bevor er zu den anderen wankte. Er war blass geworden, als er Marco sah und schien immer noch Zweifel zu haben. Nun stand der Mitstreiter vor Era und reichte ihr hilfsbereit die Hand. Die Galonierin nahm sie dankend an aber sie kämpfte mit den Tränen. Am liebsten wäre sie ihm um den Hals gefallen. Sein Blick hatte sich verändert.
Marco schaute weder abweisend, noch verwirrt sondern unglaublich reif, als hätte er lebenswichtige Erfahrungen gemacht:
„Alles in Ordnung mit dir?“
Mit diesen Worten löste er einen wahren Schock bei ihr aus und sie bekam eine Gänsehaut. Diese starken Gefühle für ihn waren sofort wieder da und nichts in ihr ließ sie noch daran zweifeln, dass sie ihn liebte. Sie verharrten in dieser Position und schauten sich tief in die Augen aber dann wich Marcos Kopf von ihr ab. Er hatte ihr gerade auf die Beine geholfen, da ging wieder eine Hütte in die Luft und Somnus schwebte aus den Tiefen des Sees empor:
„Verflucht! Wer bist du? So jemanden wie dich darf es nicht geben!“
Der Zorn hatte Somnus gesamten Willen überschrieben und verlangte nur noch Rache für die Schläge, die Marco ihm verpasst hatte. Es durfte niemanden in seiner Welt geben, der über ähnliche Kräfte verfügte. Er würde es niemals akzeptieren, also musste der junge Mann mit dem blonden Haar sterben. Plötzlich stellte sich ein älterer Mann vor die Gruppe und kniff die Augen zusammen, während er Somnus ganz genau inspizierte:
„Marco wird gegen Gabriel kämpfen, also braucht er seine Kraft! Ich werde dein Gegner sein!“
Das Harsesis-Kind blitzte mit den Augen und landete wieder auf einem der Stege, bevor er laut zu lachen begann:
„Ein alter Greis will sich mit mir messen? Ich fühle mich beleidigt! Dann stirbst du halt noch vor der Altersschwäche!“
Wieder hatte Somnus eine hohe Geschwindigkeit drauf und sein nächster Schlag hätte sicherlich leicht ein Steinhaus zertrümmert aber Kine blieb völlig gelassen. Die anderen wurden sofort unruhig und bereit für den Kampf, in wie fern es ihnen möglich war, als Marco sie mit einem Handzeichen davon abhielt. Marco schien vom Sieg des alten Mannes überzeugt.
Noch während des feindlichen Ansturms, innerhalb von Sekunden, hatte Kine den Arm vor das Gesicht gezogen und konzentrierte all seine Energie auf die rechte Hand. Mit einem einzigen Lichtblitz wurde der gesamte Unterarm von einer blauen Flamme eingehüllt. Somnus, der nicht verstand was gleich passieren würde, verfehlte den Ex-Häftling mit seinem Schlag und bemerkte, wie sich dieser unter ihm durch duckte und dann die leuchtende Faust hoch riss. Die strahlende Schlagattacke traf das Ziel genau im Magen und setzte eine neue Druckwelle frei. Alle Teammitglieder wurden zu Boden geworfen und Somnus segelte mit einem scheppernden Donnergrollen durch die Luft. Sein Flug endete in einer Überdachung für die Fischerboote. Diese stürzte unter Getöse zusammen und begrub das Harsesis-Kind.
Jeder einzelne, bis auf Marco, saß mit offenem Mund da und George hob stammelnd den Finger:
„Was war das denn? Hat der gerade Somnus mit nur einem Specialmove weggebombt?“
Kine drehte sich zu der Gruppe um und verschränkte die Arme, während es die anderen große Überwindung kostete den Anblick zu verdauen. Wieder regten sich die Trümmer und ein verletzter Somnus kroch daraus hervor. Keuchend rollte er sich auf den Rücken und hielt sich den Bauch, wo der Abdruck von Kines Faust in Form einer Brandwunde zu sehen war:
„Mist… Ich konnte nichts machen und mein Körper heilt sich nicht mehr… Wieso nicht? Wer ist dieser alte Sack?“
Dann hörte er Stimmen.
Viele Leute kamen über die einzelnen Wege durch die Stadt und sie alle waren mit Werkzeugen bewaffnet. Diese Menschenmassen verteilten sich um den Schauplatz und schrieen Somnus bedrohlich an. An ihrer Spitze stand Jenny, die nun zu ihrem Team aufschloss:
„Hey, Leute! Ich habe etwas Verstärkung mitgebracht. Das sind die Leute aus der Naquadah-Miene.“
Zischend zog Somnus nun eine kleine Fernbedienung aus der Hosentasche und schloss verzweifelt die Augen. Der Kampf war vorbei und er war der Verlierer aber eines Tages würde er sich rächen. Mit einem Tastendruck hüllte ihn der Transportstrahl seines Schiffes ein, bevor er verschwand. Die Gefahr war überstanden und Somnus in die Flucht geschlagen. Nun ließ sich Era nicht mehr bremsen und umarmte Marco mit all ihrer Kraft:
„Du bist wieder da! Du bist wieder da! Bitte sag mir, dass du bei uns bleibst!“
Sie weinte jetzt ohne Unterbrechung und ihr Griff war so fest, dass Marco fast keine Luft mehr bekam. Alle schauten ihn erwartungsvoll an, als er endlich die ersehnte Antwort gab:
„Ja, ich bleibe bei euch!“
Ein Jubeln ging durch die Reihe aber Celeb ließ seinen Blick in die Ferne schweifen. Für ihn war es endgültig entschieden. Era hatte ihn nicht gewählt sondern Marco. Dieser schaute wieder betroffen zum Boden:
„Ich habe allerdings immer noch keine Erinnerungen an euch oder unsere Vergangenheit. Ich weiß nur, dass ich zu euch gehöre und euch helfen muss. Nicht wahr, Kine?“
Der alte Reisepartner seufzte, dann legte er seine Hand auf Marcos Schulter:
„Hier endet unsere gemeinsame Reiseroute, Jungchen. Ich muss alleine weiter aber ich bin zuversichtlich, dass du es schaffen wirst deine verlorenen Erinnerungen zurück zu erlangen.“
„Lässt du mich etwa alleine?“
„Du bist nicht mehr alleine! Sie dich doch um! Alle Menschen die du brauchst haben auf dich gewartet!“, lachte Kine und deutete auf das Zerberus-Team. Marco verstand sofort und akzeptierte den Weg von seinem ehemaligen Zellenkamerad:
„Bevor ich gehe, möchte ich euch etwas geben. Ich denke es wird euch im Kampf gegen Gabriel helfen.“
Kine vergrub seine Hände in die Taschen und schien etwas zu suchen. Mit raus gestreckter Zunge und hoch konzentriert wühlte er einen kleinen Zettel hervor:
„Das sind die Koordinaten eines Planeten ohne Stargate. Dort soll laut meinen letzten Forschungen ein Außenposten der Antiker sein. Vielleicht hilft euch das weiter.“
Sebastian nahm den Zettel in die Hand und studierte die Kritzeleien. Marco reichte dem Freund ein letztes Mal die Hand und verneigte sich kameradschaftlich:
„Danke für alles und ich wünsche dir eine gute Reise, mein Freund!“
„Wünsche ich dir auch, Marco aber es wird sicher nicht lange dauern und wird treffen uns wieder.“
Mit diesem gegenseitigen Versprechen marschierte Kine davon und ließ das wieder komplette Team zurück. Era hatte Marco immer noch nicht losgelassen und auch Jenny hatte jetzt Tränen in den Augen. George runzelte die Stirn:
„Wieso weinst du, Jenny? Du kennst Marco doch kaum!“
Sie schmiss sich jammernd auf den Boden und putzte ihre Brille:
„Ich heule ja auch nicht wegen ihm, sondern wegen mir. Sebastian hat gesagt, dass ich so lange im Team bleibe, bis Marco zurück ist. Jetzt wird er mich sicher wieder abschieben!“
Alle mussten lachen und die verloren geglaubte Harmonie war zurück. Bevor auch sie diesen Ort verlassen konnten, beobachtete Era noch wie Celeb mit einem der Einwohner sprach. Danach winkte der Exfreund den anderen zu:
„Unsere Wege trennen sich hier auch schon. Ich habe mit den Dorfbewohnern gesprochen. Sie wollen sich dem Widerstand Jophiel anschließen. Ich bleibe hier, um ihnen beim Wiederaufbau zu helfen.“
Nun ließ Era endlich von Marco ab und ergriff Celebs Hand:
„Ist das wegen mir… Celeb, ich wollte nicht…“
Er musste grinsen und strich ihr mit seinem Handrücken über die Wange. Noch immer berührte er sie mit größter Zärtlichkeit, bedacht darauf ihr nicht weh zu tun:
„Lass das! Du hast dich doch entschieden. Ich will nur das Beste für dich. Bei Marco bist du gut aufgehoben und solange er keine Erinnerungen hat, braucht er dich.“
Mit diesen abschließenden Worten trennte sich das Zerberus-Team von Celeb und wurde mit einer Fähre zur Insel mit dem Sternentor gebracht. Auf der ganzen Fahrt lag eine komische Stimmung in der Runde. Alle waren in ihre Gedanken vertieft. Sebastian dachte an Somnus. Wo mochte sein Sohn jetzt hin geflogen sein und wann würden sie sich erneut im Kampf gegenüber stehen?
George dachte an seine Gesundheit. Wie oft war es ihm noch möglich Terrastigma zu benutzen, bis sein Körper ganz aufgeben würde? Wie lange dauerte es noch, bis seine Fähigkeiten für immer verschwanden?
Jenny dachte nur über sich und das Team nach. Was würde nun mit ihr geschehen, wo Marco wieder da war?
Era hatte nur Gedanken an Marco. Konnte ihre Liebe neu entstehen und wann würde er sich wieder erinnern?
Sie erreichten die kleine Insel mit dem grünen Boden und George betätigte eilig die Tasten am DHD. Während der innere Ring die Symbole ansteuerte, dachte auch Marco über etwas nach. Eine Frage, die ihn mehr beschäftigte als nur der Krieg gegen Gabriel oder eine neue Schlacht mit Somnus. Mehr als seine wieder gewonnenen Freunde oder die Schäden, die er eventuell angerichtet hatte. Eine Frage…
Wer bin ich wirklich?

Ende
Folge 8: Quelle der Macht by nickfrostus
Folge 8: Quelle der Macht


Quälender Schmerz durchfuhr seinen Körper und er war sich auf einen Schlag bewusst, dass dieser alte Mann ihm großen Schaden zu gefügt hatte. Schmerz gekrümmt lag er am Boden seines Schiffes und versuchte seit Tagen diese Wunde zu heilen aber sie wollte sich nicht schließen.
Diese brennende Handabdruck hatte nicht nur seine Würde zerstört, sondern auch seine Einsatzbereitschaft. Zischend richtete er sich auf und wankte zu dem Kontrollpult, welches unaufhörlich ein piepsendes Geräusch abgab:
„Mist, was ist das? Hat mich jemand verfolgt?“
Sein Blick verengte sich, als der Scanner drei Schiffe anzeigte. Wo kamen die plötzlich her?
Ein Hyperraumfenster sprang auf und drei gewaltige Schlachtschiffe kamen heraus. Als hätten sie es direkt auf ihn abgesehen, kreisten die Schiffe seinen Transporter ein.
Wütend kniff er die Augen zusammen, wissend dass sein Transporter nicht die geringste Chance gegen diese feindliche Übermacht besaß.
Vielleicht war es ihm aber möglich in das Innere des Schiffes vorzudringen und sie zu kapern.
Die Schlachtschiffe waren äußerst prunkvoll, mit ihrer glänzenden, weißen Oberfläche und den Schriftzeichen an ihrem Rumpf.
Somnus wollte gerade den Transportstrahl einsatzbereit machen, als ein Hologramm in seinem Cockpit erschien. Es war die athletische Gestalt eines jungen Mannes mit langen, blauen Haaren und einem schwarzen Outfit, der Somnus erwartungsvoll musterte:
„Hallo, ich bin nicht hier um mit dir zu kämpfen!“
„Ach ja? Niemand sollte sich mir in den Weg stellen! Das kann ungesund enden!“, schrie Somnus aufgebracht, bereit den Gegner auszulöschen. Der Erzengel schien sichtlich amüsiert und brach in lautem Gelächter aus:
„Netter Witz! Du konntest nicht einmal das Zerberus-Team ausschalten! Wie willst du dann mich besiegen? Ich bin hier, um dir ein Angebot zu machen, welches du nicht ablehnen kannst!“
Nun wurde der angeschlagene Somnus hellhörig, auch wenn er all seine Kraft aufbringen musste, um seinen Schmerz zu verbergen:
„Okay, ich höre!“
Gabriel hatte nicht viel für Gerede übrig und blinzelte verschwörerisch:
„Zu erst könnte ich deine Wunde heilen, die du so lachhaft zu verbergen versuchst! Danach sollten wir zusammenarbeiten, um dieses Team ein für alle Mal zu vernichten! Ich bin es leid von diesen Narren geschlagen zu werden!“
Somnus dachte nur kurz über das Angebot nach, dann willigte er ein. Die Idee klang gut und außerdem schien sein neuer Partner wesentlich mehr Reserven zu haben. Armeen und Schiffe mit eingeschlossen:
„Klingt gut! Dann sollte ich dich informieren, dass der Blonde zurück ist!“
„Marco?!“, zuckte Gabriel zusammen. Diese Neuigkeit war in der Tat eine Überraschung aber sicherlich kämpfte der Anführer immer noch mit den Nachwirkungen der schwarzen Substanz.

Ungewohnte Umgebung…
Für ihn schien alles fremd. Fremde Beleuchtung, fremde Räumlichkeit, fremde Personen.
Einfach alles war fremd.
Es gab zwar immer noch dieses Gefühl von Vertrautheit aber mehr existierte nicht.
Immer wieder saß er wortlos auf seinem Sitzplatz und lauschte der Besprechung diese unbekannten Leute, die eigentlich seine Freunde sein sollten und nickte.
Alle saßen im Besprechungsraum und diskutierten über den kommenden Einsatz und die Toradresse, die sie von Kine bekommen hatten. Fürst Zaiku hatte bereits entnervt aufgegeben und lag mit dem Kopf auf dem Tisch, während die anderen hitzig stritten. George wippte planlos mit dem Stuhl und beobachtete, wie sich Sebastian und Era wieder einmal gegenseitig an die Kehle gingen:
„Wir müssen nach Chai und Gabriel töten, bevor seine Flotte fertig ist! Das ist unsere einzige Chance und dank den ZPMs haben wie die nötige Energie für die Schilde der Timaios!“
„Idiot! Die Timaios hat doch keine Waffen!“, schrie Era, während sie George einen fordernden Blick zu warf. Er kam nicht dazu zu antworten, weil Sebastian sofort Widerworte hatte:
„Aber wir können doch einen Sprengstoff runter beamen!“
„Das reicht doch niemals aus! Wenn Kine Recht hat, sind die Schiffe schon lange fertig!“
„Woher willst du wissen, wie groß die Sprengkraft ist! Du kennst die Aufschlaggeschwindigkeit deiner Stöcke aber das war es dann schon!“
Eine Ader trat an Eras Hals zum Vorschein und sicher hätte sie weiter gesprochen, wäre nicht Jenny aufgestanden, um sie zu bremsen:
„Leute, das bringt doch nichts!“
George räusperte sich, dann wanderte sein Blick über den Tisch zu Marco, der ernsthaft begann einzuschlafen und sich zunehmend in seinem Stuhl zurück lehnte:
„Was sagst du, Marco?“
Der Blonde wurde aufmerksam und schüttelte irritiert den Kopf:
„Ich? Äh… Ich weiß nicht… Äh… Was denn?“
Nach dieser doch sehr unkoordinierten Antwort drehten sich alle von ihm ab, als ein neuer Streit loszubrechen drohte. Da gab der Funk ein knackendes Geräusch von sich und die Stimme eines Technikers erklang:
„Fürst Zaiku? Da ist ein Schiff aus dem Hyperraum gekommen!“
Alle zuckten überrascht zusammen, dann gab es einen Lichtblitz, der das Zimmer erhellte. Ein Mann erschien ihm Raum und salutierte, worauf hin Zaiku erleichtert aufatmete:
„Colonel Whist? Willkommen zurück auf Kritias!“
Der Kommandant mit dem kurzen, schwarzen Haar schien auch etwas erleichtert und lockerte seine Haltung:
„Die Reparatur der Antares hat etwas länger gedauert aber wie ich sehe leben sie noch.“
Sein Blick ging durch die Reihe und blieb an Marco kleben, der gelangweilt den Kopf auf die Arme stützte:
„Und wie ich sehe haben sie Mr. Harrison wieder gefunden! Ich habe ein paar gute und ein paar schlechte Neuigkeiten. Die Gute zuerst. Major Sebastian Rantold soll bei seinem nächsten Besuch auf der Erde in den Rang eines Lieutenant Colonel erhoben werden. Die schlechte Nachricht ist, dass die IOA keinen Angriff auf Gabriel und Chai erlaubt!“
Sebastian wirkte durch diese baldige Beförderung etwas eingeschüchtert aber dann machte sich der Unmut über das Angriffsverbot breit. Es herrschte endlich bedrückte Stille, als Marco endlich ein Räuspern ausstieß:
„Wie wäre es, wenn wir endlich mal zu dem Planeten gehen, den Kine uns genannt hat!“
Einige verwirrte Blicke später, richtete sich Fürst Zaiku auf und klatschte in die Hände:
„Endlich ein guter Vorschlag! Ihr werdet diesen Außenposten suchen und sie Colonel Whist fliegen zu dem Planeten, um im Notfall zu helfen!“
Der Schiffskommandant nickte einverstanden, dann setzte er einen Funkspruch ab, um sich auf das Schiff transportieren zu lassen. Alle anderen standen gleichzeitig auf und verließen den Besprechungsraum. Dabei ging Jenny eilig voran, dicht gefolgt von Era und George. Marco holte tief Luft, dann hielt er Sebastian an der Schulter fest:
„Ich weiß, dass ich noch nicht wieder rehabilitiert bin aber ich würde euch gerne begleiten!“
Der Goa`uld musterte ihn skeptisch, dann schaute er bedrückt zum Boden:
„Du kennst die Vorschriften! Ich darf es nicht!“
Der Blonde begann düster zu schauen und man merkte, wie große seine Enttäuschung war, als Sebastian breit grinste und ihm auf die Schulter klopfte:
„Andererseits bin ich ein Goa`uld, der sich wenig für Regeln interessiert, also hol deine Ausrüstung… Moment… Hattest du früher überhaupt eine?“
Beide zuckten mit der Schulter, dann marschierten sie davon, auch wenn Marco diesen Sinn von Humor noch etwas gewöhnungsbedürftig fand. Irgendwie fühlte er sich noch immer etwas fehl am Platz. Im Umkleidraum konnte er mit ansehen, wie die anderen ihre Klamotten raus suchten. Dann passierte etwas, was sein Herz höher schlage ließ. Direkt vor seiner Nase war sein Spinnt. Er hatte einen eigenen Schrank aber was würde er darin vorfinden.
Er öffnete die Blechtür und verzog das Gesicht.
Darin hing eine Uniform mit dem Wappen des Teams, was ihm eine Gänsehaut verpasste.
Sebastian und Jenny waren schnell fertig aber George und Era bemerkten die plötzliche Gedankenabwesenheit ihres alten Anführers.
Marco zögerte, dann berührte er zaghaft den Stoff.
George wollte ihn ansprechen aber dann stieß ihn Era aus der Umkleide, damit sie in Ruhe zu ihm sprechen konnte:
„Alles okay?“
Sein Blick wirkte orientierungslos und hatte eine unsagbare Tiefe. Er seufzte, dann schnappte er sich die Jacke und entfernte den Patch mit dem Zerberus-Team-Wappen:
„Ja, mir geht es gut aber es ist zu viel. Ich bin noch nicht so weit mich schon als Teammitglied zu sehen. Ich habe gehofft mich zu erinnern, wenn ich hier bin aber alles ist ein Rätsel…“
Er schloss die Augen und wirkte gequält, was Era durchaus verstehen konnte. Sie trat näher an ihn heran und fuhr ihm durch sein stoppeliges Haar:
„Hey, das ist nicht schlimm. Niemand hat erwartet, dass du sofort wieder fit bist aber wenigstens hast du wieder Haare.“
Auch dieser Witz zündete nicht richtig, weshalb er nur deprimiert den Kopf zwischen die Schultern zog:
„Es ist aber echt nervtötend! Ich habe mich heute sechzehn Mal in Kritias verlaufen!“
Diese platte Antwort löste einen Lachkrampf bei Era aus. Sie musste sich den Bauch halten, um nicht zur Seite umzukippen. Durch den Erinnerungsverlust schien Marco tatsächlich Humor zu entwickeln. Er grinste auch, dann streifte er die Jacke über. Es war für beide absurd, denn auch wenn er zurück war, war nichts mehr wie früher. Marco distanzierte sich von den anderen und schien immer häufiger in seinen Gedanken zu verschwinden. Die Galonierin seufzte, dann berührte sie ihn vorsichtig an der Schulter:
„Du darfst nicht verzweifeln…“
„Ich habe versucht mich an euch zu erinnern oder an Kritias. Einfach nichts fällt mir mehr ein, als hätte jemand eine Blockade in meinen Kopf gesetzt. Wie soll ich euch so eine Hilfe sein?“, warf er ein.
Era stutzte, dann wurde ihr Griff fester und ihr Tonfall aufmunternder:
„Hör zu! Du kannst doch immer noch die Sprache der Antiker… Das alleine ist bei diesem Außenposten sicher schon eine große Hilfe und deine Kräfte hast du auch noch. Ich bin mir sicher, dass wir schon bald einen Weg finden, dich komplett zu heilen.“
Sie hatte wohl die richtigen Worte gewählt und Marco lächelte wieder. Entschlossen marschierten sie zum Sternentor, wo die anderen warteten. Der innere Ring wählte bereits die Adresse an, als sich die fünf in einer Reihe aufstellten. Der Vortex sprang hervor und bildete den Ereignishorizont. Nun gab Fürst Zaiku das Zeichen und alle Mitglieder des Zerberus-Teams durchquerten das Tor. Auf der anderen Seite erwartete sie jedoch eine nicht ganz angenehme Situation. Es war eine Situation, auf die keiner von ihnen vorbereitet war.

Alles vor ihnen war absolut weiß.
Sie standen bis zu den Knien im Schnee und ein kalter Wind blies ihnen dicke Flocken ins Gesicht. Der Himmel war von einer dicken Wolkenschicht bedeckt und die frische Luft ließ sie erschaudern. Sie hatten die normale Uniform dabei und so waren sie innerhalb von Minuten durchgefroren. George stieß ein Niesen aus und suchte in seiner Westentasche nach einer Tüte Taschentücher:
„Frage! Wieso haben wir in Zerberus eigentlich immer noch keine Malps?“
Sebastian starrte ihn finster an und machte den ersten Schritt vor. Es war sehr mühselig voran zu kommen. Jenny hatte schon ein Messgerät in der Hand und versuchte ungewöhnliche Energien fest zu stellen:
„Nichts!“
„Was heißt hier nichts?“, brüllte der Soldat aufgebracht.
Wegen dem starken Wind musste er fast schreien aber Jenny zuckte nur mit der Schulter:
„Das Gerät zeigt nichts an! Wenn es einen Außenposten gibt, dann hat er keinen Strom oder wird erst aktiv, wenn wir ihn finden!“
„Na toll!“, grummelte der Goa`uld und sah sich um. Dabei machte er eine etwas schockierende Entdeckung und fuhr sofort zu George herum:
„Wir sollten uns vielleicht wirklich mal ein paar Malps anschaffen! Hat irgendjemand das DHD gesehen?“
Nun begannen alle sich panisch umzusehen und Era kniff mürrisch die Augen zusammen:
„Irgendwie sagt mir mein Gefühl, dass es unter einer einen Meter dicken Schneeschicht verborgen liegt!“
Jenny jaulte verzweifelt auf und ließ sich in den Schnee fallen:
„Wir werden erfrieren!“
Der Schiffstechniker schaute zum Himmel hinauf und bemerkte den schwächer werdenden Schneefall:
„Das glaube ich nicht! Der Planet ist kein absoluter Eisplanet, sonst würde es hier noch krasser schneien und das Stargate wäre ebenfalls unter dem Eis! Ich schätze wir sind nur auf der Nordhalbkugel in kälteren Regionen!“
Kaum war diese Vermutung ausgesprochen, da hörte der Schneefall ganz auf und das Team hatte freies Blickfeld auf eine kalte Landschaft mit zugeschneiten Waldstücken und Felsen. Marco schien weniger deprimiert und untersuchte neugierig die Gegend. Es musste etwas hier geben, denn sonst hätte ihnen Kine die Adresse niemals gegeben. Zielsicher stapfte er durch den Schnee und zeigte weniger Probleme, als die anderen damit. Sebastian runzelte die Stirn, dann rief er dem alten Anführer nach:
„Was hast du vor, Marco?“
„Ich gucke mir die Gegend genauer an! Direkt beim Sternentor werden wir wohl kaum fündig werden!“
Irgendwie leuchtete diese Aussage ein, also setzten sich alle in Bewegung, um dem Blonden durch den Schnee zu folgen.

Über dem Planeten öffnete sich ein Hyperraumfenster und ein Kristallschiff ging in Position. Auf seiner Brücke stand Gabriel und verzog immer wieder ungläubig das Gesicht:
„Da unten sollen sie sein? Wieso kannst du dir da so sicher sein?“
Direkt hinter ihm, auf einem Sitz, hatte es sich Somnus gemütlich gemacht und knackte immer wieder mit den Fingern. Sein Körper schien vollkommen regeneriert und er verdrehte genervt die Augen bei der Frage:
„Ich habe es vorhergesehen. Eine nette Fähigkeit, die ich durch meine Entwicklung gelernt habe. Das Zerberus-Team ist da unten und sie werden durch einen Angriff maßlos überfordert sein!“
Der Erzengel drehte sich kalt um und fixierte das Harsesis-Kind auf seinem Stuhl. Etwas gekränkt stolzierte er zu ihm rüber:
„Aber was suchen sie hier? Diese Welt bietet nichts außer Schnee!“
Somnus streckte seine Beine aus und lachte:
„Frag mich nicht! Meine Visionen sind nicht immer präzise oder haben genaue Informationen.“
Gabriel stand nun direkt vor dem Sohn des Goa`uld und schloss gedankenverloren die Augen, bevor seine Hand hervor schnellte, Somnus an der Kehle packte und ihn von dem Stuhl anhob:
„Das ist mein Platz und nur weil du ein paar tolle Fähigkeiten hast, solltest du mich nicht so respektlos behandeln! Deine Ähnlichkeit zu den Antikern stellt für mich keinen Grund dar dich so aufzuspielen, Kleiner!“
Danach ließ er den keuchenden Somnus wieder los und nahm selbst den Platz auf dem Kommandostuhl ein. Der Sohn von Sebastian richtete sich wieder auf und ihm wanderte ein Schatten über das Gesicht:
„Es ist schwer eine andere machtvolle Kreatur neben mich zu akzeptieren… Verzeih mir, Partner!“
Gabriel nickte nur, dann betätigte er einen Schalter an seinem Stuhl, wodurch ein Display rot aufleuchtete:
„Ich schicke dem Team ein nettes Begrüßungskomitee! Das wird ein Spaß!“

Ca. zehn Minuten lange stapften die Freunde durch die Landschaft.
Vorher hatte Jenny noch einen kleinen Sender am Sternentor befestigt, um wieder zum ihm zurück zu finden, falls der Schneesturm von neuem beginnen sollte.
Der Wind war noch immer sehr frisch und Era klapperte am ganzen Körper. Marco bemerkte ihren Zustand und drehte sich mitfühlend zu ihr um. Ihre Blicke trafen sich, dann öffnete er seinen Reißverschluss und zog die Jacke wieder aus, die er erst angezogen hatte. Die Galonierin wusste nicht was sie sagen sollte, als er ihr die Jacke sanft überstreifte:
„Marco, was soll das?“
„Du frierst, also gebe ich dir meine Jacke…“, antwortete er.
Sie hob die Augenbrauen und schüttelte weigernd den Kopf:
„Nein, du wirst erfrieren! Das kannst du nicht machen!“
Mit einem schiefen Grinsen stapfte er wieder davon und hob den Daumen:
„Ich und erfrieren? Hast du meine Kräfte vergessen? Mir macht Kälte nichts aus!“
Beeindruckt schloss Era die neue Jacke und folgte nun Jenny zu einer kleinen Baumgruppe. Als sie weg war, schlich sich Marco mit verschränkten Armen an George heran und klopfte ihm zitternd auf die Schulter:
„George! Hilf mir! Ich werde erfrieren!“
Der Techniker verdrehte nur die Augen und ignorierte seinen alten Kumpel. Irgendwann erreichte das Team eine Hügelkuppe, die ihnen einen Blick auf ein Tal ermöglichte. Auf der Erde war diese weiße Landschaft eine Augenweide und hätte sicher als Urlaubsgebiet für Skifahrer gezählt. Plötzlich zog Sebastian ein Fernglas aus seiner Westentasche und warf einen Blick auf die weite Ebene. Er schien zu grübeln, was alle anderen veranlasste ihn anzustarren:
„Ich sehe etwas! Da unten ist eine Felsformation!“
„Was soll daran so toll sein?“, murmelte Era etwas gelangweilt, als der Goa`uld das Fernglas wieder senkte und sie bissig anstierte:
„Die Formation ist in einem Kreis angeordnet, also nicht natürlich entstanden! Wir sollten uns das mal ansehen!“
Der Weg zu dem Steinkreis war schnell geschafft und Jenny hatte noch immer den Detektor in der Hand. Die Felsen, die für den Kreis verwendet wurde, waren nicht sehr groß aber der Abstand zwischen ihnen war genau bemessen. Der Ring hatte den Umfang eines Stargates und auf jedem Brocken war ein Zeichen der Antiker eingraviert. Marco betrachtete die Symbole sehr skeptisch und verzog unschlüssig das Gesicht. Der Goa`uld schien schon auf eine Erklärung für die Symbole zu warten aber der Blonde ließ sich viel Zeit damit:
„Was steht da? Sag schon!“
George schaute seinem Kumpel mittlerweile fragend über die Schulter, als Marco sich irritiert am Kopf kratzte:
„Auf jedem Stein steht ein anderes Wort und wir haben hier genau 10 Steine. Die Quelle der Weisheit findet den, der seine Macht eint. Ergibt für mich nicht viel Sinn aber wegen meinem Erinnerungsverlust fehlt es mir auch an einem geeigneten Zusammenhang…“
Während Marco nun nach etwas Werkzeug in seiner Tasche kramte, ließ Sebastian seinen Blick in die Ferne schweifen. Eigentlich war dieser Planet sehr friedlich.
Der weiße Schnee blendete zwar etwas aber es gab dennoch eine annehmbare Vegetation.
Immer wieder stachen Baumgruppen aus der weißen Ebene hervor. Auch Wölfe tobten über die Hügelkuppen und glitzerten wie Kristall. Nun verzog der Soldat doch skeptisch das Gesicht und schnappte sein Fernglas. Der Gedanke an Kristall ließ ihn stutzen und leider bestätigte sich seine Vermutung, als die Kristallwölfe direkt auf sie zu stürmten:
„Leute! Wir bekommen Besuch! Gabriel hat neues Spielzeug!“
Die Kristallwölfe waren schnell und ihre schimmernde Haut spiegelte das Licht wieder.
Sebastian, George und Jenny sprangen sofort hinter die Felsen und nutzten sie als Deckung, um von dort zu schießen.
Era blieb ein Stück zurück, um Marco vor den Angreifern zu verteidigen, während er dabei war die Inschrift weiter zu erforschen. Als die Wölfe die richtige Distanz erreicht hatten, eröffneten die Teammitglieder das Feuer.
Ein Kugelhagel ging auf die Kristallwölfe nieder und der erste wurde sofort von den Geschossen in Stücke gerissen. Die anderen wichen den Projektilen aus und beschleunigten. Nun wurde die Sache langsam unüberschaubar und Marco biss ärgerlich die Zähne zusammen:
„Mist… Ich weiß nicht, was dieses Rätsel zu bedeuten hat! Vielleicht ist ja auch gar nichts!“
„Natürlich! Die Antiker bauen Steinkreise, weil sie sonst nix besseres zu tun hatten!“, brummte Sebastian und lud seine P-90 nach. Wieder zersplitterte ein Wolf in seine Einzelteile aber ihre Distanz zum Team war gesunken.
Noch bewegten sich die Kreaturen in einer Reihe aber man hörte schon ihr bedrohliches Knurren, also entschied sich Jenny dazu zu handeln. Sie schloss die Augen, dann schlug sie mit der Faust auf den Boden.
Eine Erschütterung brachte die Kristallwölfe aus dem Takt, bevor sich ein hoher Wall aus massivem Gestein erhob und wie eine Flutwelle auf sie zurollte.
Die massive Steinlawine überrollte drei der Geschöpfe und begrub sie unter sich aber die anderen schafften es mit einem Satz darüber hinweg zu kommen. Mit weiteren Handbewegungen versuchte sie Steinsäulen als Hindernisse aufzubauen aber die Kristallwölfe jagten einfach daran vorbei, mussten sie dennoch ihr Tempo zügeln. Sebastian und George warfen sich missmutige Blicke zu, als ihnen die Munition ausging. Blitzschnell zog Sebastian die Goa`uld-Handspange aus einer Tasche und legte sie an, um den ersten Wolf mit einer Druckwelle davon zu katapultieren. Auch George warf nun seine P-90 in den Schnee und aktivierte eine Zat. Auch sein Schuss traf das Ziel aber leider musste er entsetzt feststellen, dass diese Geschöpfe immun gegen die Strahlen der Handfeuerwaffe waren.
Nun rannten die Wölfe um den Steinkreis herum und zogen dabei immer engere Laufbahnen. Hin und wieder versuchte einer in die Mitte zu gelangen aber dort stand Era und wehrte alle Eingriffe ab. Erschöpft drehte sie sich zu Marco um:
„Bitte sag mir, dass du einen Ausweg gefunden hast!“
Der Blonde schüttelte verzweifelt den Kopf und antwortete nicht. Als die Wölfe Position bezogen hatten, machten sie sich für den Übergriff bereit. Sebastian wirbelte herum aber auch er konnte die feindliche Übermacht nicht länger abwehren:
„McLane! Wir brauchen eine Schutzbarriere!“
Die junge Frau nickte und legte beide Hände auf den Boden. Gerade als die Jäger in die Luft sprangen, ließ sie Steinmauern hervor springen, die sich wie eine Halbkugel um das Team herum schloss. Alle Wölfe prallten an der Fassade ab und setzten zu neuen Attacken an. Tatsächlich gelang es ihnen mit ihren Kristallzähnen kleine Kerben in die Schutzwand zu reißen.
Im Inneren der Kugel schaltete George eine Taschenlampe an und beobachtete Jenny, die nun in der Mitte saß und all ihre Konzentration aufbot, um diese Schutzmauer zu erhalten:
„Das war knapp! Gute Arbeit, Jenny!“
„Kann nicht sprechen… Muss konzentrieren…“, murrte sie bloß, während Sebastian die Arme verschränkte:
„Wir sitzen voll in der Falle! George? Kannst du nicht eine Super-Psi-Attacke machen oder so? Irgendwas um uns den Weg frei zu bahnen?“
Der auffordernde Blick löste allerdings ein fieses Stechen in der Magengegend des Technikers aus. Seine Augen versuchten den wartenden Blicken von Sebastian auszuweichen aber heute würde er nicht um die Wahrheit herum kommen. Mit zitternden Händen versank sein Kopf zwischen den Schultern:
„Ich kann nicht… Ich habe nicht mehr viel…“
Sein Atem beschleunigte und der Major stierte ihn unsicher an, bevor er ihn ärgerlich an der Schulter packte und ihn schüttelte:
„Was ist los? Rede Klartext!“
„Ich verliere zunehmend meine Kräfte! Ich kann mit viel Glück einen Stein anheben aber mehr auch nicht!“, schrie er entmutigt und ließ sich prompt auf die Knie fallen. Der Goa`uld warf einen Blick in die Runde und hatte eine Zornesfalte an der Stirn:
„Wollt ihr mich alle verarschen?! Marco kann offenbar keine Antiker-Schrift mehr, George verliert seine Kräfte und Jenny ist das letzte Bollwerk zwischen uns und blutrünstigen Kristallmonstern! Schlimmer kann es nicht mehr kommen!“

Genervt rutschte Gabriel auf seinem Stuhl hin und her. Über einen Bildschirm konnte er alles verfolgen, was seine Wolfskrieger sahen. Ihm war diese steinerne Schutzschicht nicht verborgen geblieben. Zwar versuchten die Wölfe diesen Panzer zu durchdringen aber alleine der Versuch sie zu erreichen konnte Stunden dauern.
Ihm fehlte eindeutig die Geduld für so ein Unterfangen, also drehte er sich seinem Partner Somnus zu:
„Wie wäre es mit einem netten Feuerwerk?“
Der Sohn des Marduk kratzte sich unschlüssig am Kopf, dann verzog er mürrisch das Gesicht:
„Ich hätte meinen Vater gerne selbst erledigt aber mach nur. Ist dein Schiff!“
Der Erzengel ließ seine Wölfe noch einen Moment weiter gegen die Felswand springen, dann betätigte er einen anderen Schalter an seinem Stuhl.
Eine Strahlenwaffe am Rumpf des Kristallschiffes visierte die Hügelkuppe an, an der auch der Steinkreis lag. Sie bündelte Energie, dann flog ein Energieschwall auf den Planeten hinab.

In dem Schutzbunker stritten die Freunde noch immer über eine mögliche Lösung für das Problem, als Jenny erstarrte und sich verunsichert zu die anderen umdrehte:
„Leute? Irgendwas stimmt nicht! Die Wölfe drehen ab und verschwinden!“
Sie öffnete ein kleines Sichtfenster in der Felsformation und konnte einen Blick auf die Umgebung erhaschen. Die Wölfe schienen sich zurück zu ziehen, denn sie entfernten sich immer weiter von Jennys Felsbunker.
Mit runzelnder Stirn ließ sie die Steine los und ließ sie in die Erde zurück sinken. Alle Teammitglieder schauten sich ratlos um. Alle Kristallwesen waren wieder verschwunden und die Luft war rein. Erleichterung erfasste alle und George breitete seine Arme aus, um sich zu strecken:
„Wir haben es geschafft! Sie müssen eingesehen haben, dass sie uns nicht kriegen!“
„Absurd!“, schrie Sebastian und strich sich denkend durch sein kurzes Haar:
„Sie hatten uns in der Falle! Jenny hätte die Barriere nicht unendlich aufrecht halten können! Es muss einen anderen Grund geben!“
Unheimliche Stille wanderte durch die Reihe, während alle über dieser Begegnung mit Gabriels Kämpfern sinnierten.
Dann hatte Era dieses Brummen im Ohr. Die Galonierin sah sich mehrmals um, dann runzelte sie die Stirn. Das Brummen verwandelte sich in ein lautes Rauschen.
Sie schaute zum Himmel hinauf und holte Luft, bevor sie panisch den Finger hob:
„Leute! In Deckung!“
Ein roter Energiestrahl sauste vom Himmel hinab und durchbrach die graue Wolkendecke. Mit all seiner Energie krachte der Schwall in die Hügelkuppe und erzeugte eine Explosion, die den halben Berg in Stücke riss. Alle Teammitglieder wurden durch die entstandene Schockwelle zu Boden gerissen, als ein lautes Donnern über die Gipfel hinweg hallte.
Dem Krachen der Explosion folgte ein ohrenbetäubendes Röhren und jeder konnte die Vibration in der Erde fühlen. Der Schuss hatte nicht ihnen gegolten sondern der Hügelspitze, an der nun eine Lawine los brach.
Die weiße Welle rollte unaufhaltsam den Hang hinab und näherte sich der Gruppe mit überwältigender Geschwindigkeit. Era war völlig steif und starrte die flockige Flut an, als ein heftiger Schlag sie zu Boden riss. Marco war aufgesprungen und hatte sich schützend über sie geworfen:
„Keine Sorge! Ich bin hier!“
Es war wie immer. Marco setzte wieder einmal alles daran sie zu beschützen, ohne an die Konsequenzen zu denken. Genau diese Opferbereitschaft hatte sie immer an ihm bewundert.
Gedankenverloren rollten beide hinter einen der Felsen mit den Schriftzeichen.
Nichts würde diese Lawine stoppen können, also erzeugte Jenny abermals die Steinbarriere, um sich, Sebastian und George darin zu sichern. Der Schild war innerhalb von Sekunden geschlossen, als die Lawine donnernd auf den Steinkreis traf. Marco und Era kniffen die Augen zusammen, als sie von der weißen Masse überzogen wurden und in den Tiefen des Schnees verschwanden. Der „Schutzraum“ von Jenny konnte weit mehr davon abwehren und hielt dem Gewicht der Lawine stand.
Mehrere Minuten vergingen, bis die Schneemassen wieder zur Ruhe kamen und Jenny diesen Panzer wieder auflösen konnte. Erschöpft brach sie zusammen und ließ sich und die beiden Jungs an die frische Luft. George stieß ein Husten aus, dann klopfte er sich das kalte Zeug von der Schulter:
„Schon wieder so knapp! Ich hatte schon Angst, dass wir es dieses Mal nicht schaffen würden…“
Die Umgebung hatte sich völlig verändert. Der Steinkreis war komplett in der weißen Masse verschwunden und mehrere Bäume waren durch die Schneewelle entwurzelt worden. Die Hügelspitze war mit einem Krater verziert und Rauch stieg daraus auf. Der Energiestrahl hatte locker das gesamte Eis aus dem Krater weg geschmolzen. Jenny stützte sich auf ihre Oberschenkel aber Sebastian schnellte beunruhigt herum:
„Verflucht! Marco?! Era?! Wo seid ihr?!“
Es kam keine Antwort. Die Freunde waren einfach verschwunden, weshalb George augenblicklich im Schweiß ausbrach:
„Oh, mein Gott! Sie haben es nicht geschafft! Sie sind irgendwo unter dem Schnee! Wir müssen sie suchen!“
Eilig knieten sich die drei hin und begannen in dem lockeren Weiß zu graben, als eine neue Stimme sie zusammen zucken ließ:
„Das hat keinen Sinn, Vater!“
Der Goa`uld schnellte herum und erblickte mehrere Kristallwölfe und Somnus, die das Team triumphierend einkesselten. Der Sohn schien sich über diese Begegnung zu freuen aber seine Opfer wirkten irritiert. Zornig sprang der Soldat auf die Beine und hob seine P-90, um sie danach wieder zu senken, weil die Munition leer war:
„Somnus? Was tust du hier?“
Belustigt zuckte das Harsesis-Kind mit der Schulter und trat an seinen Vater heran:
„Ihr habt mir letztes Mal ziemlich zugesetzt. Meine Verletzung war schlimm aber dann hat mich Gabriel gefunden und mir geholfen. Im Gegenzug helfe ich ihm…“
Sebastian musste die Neuigkeit verdauen aber George stieß ein sarkastisches Zischen aus:
„Ihr seid also das neue Superschurken-Dreamteam!“
Der Feind klatschte in die Hände, dann lachte er diabolisch:
„Kann man so sagen! Da ihr umzingelt, entwaffnet und in der Unterzahl seid, bezeichne ich euch als meine Gefangenen!“
Mit einem Zeichen des Jünglings wurden alle an Bord des Kristallschiffes gebeamt, wo Gabriel die Gruppe herzlich empfing. Mit ausgebreiteten Armen rief er den Ankömmlingen zu:
„Da sind ja meine guten Freunde aber wo habt ihr denn den guten Marco gelassen?“
Natürlich wusste der Erzengel, was mit ihm passiert war aber dieser Sieg verpasste ihm ein unsagbares Gefühl von Freude. Er genoss es den anderen diese Scheinheiligkeit vorzuspielen. Alle drei Gefangenen blieben stumm und blitzten ihn verachtend an aber Gabriel blieb unnahbar:
„Ich habe nette Kerkerzellen für euch. Somnus? Dein Papa gehört dir! Mit George habe ich noch eine besondere Rechnung offen…“
Die Kristallwölfe tapsten davon und wurden durch humanoide Soldaten aus Edelstein ersetzt. Diese Krieger wirkten eher wie Soldaten und führten die Freunde ab.

Zeitgleich öffnete sich ein Hyperraumfenster und die Antares sprang daraus hervor, um über dem Planeten in Stellung zu gehen.
Colonel Whist hatte nicht damit gerechnet plötzlich das Kristallschiff von Gabriel auf dem Schirm zu haben und sprang von seinem Stuhl auf:
„Was zum…?“
Ein Techniker überprüfte die Daten, dann machte er eine Meldung:
„Sir? Das feindliche Schiff verschwindet in den Hyperraum!“
Whist musste nicht lange nachdenken und stürmte zurück in seinen Stuhl:
„Bestimmen sie seinen Zielort! Mir soll es nur Recht sein, wenn wir nicht kämpfen müssen aber scannen sie den Planeten nach Lebenszeichen ab. Es wäre eine Katastrophe, wenn das Team von Major Rantold in der Gewalt von Gabriel ist.“
Die Minuten verstrichen, dann schaute der Techniker wieder besorgt auf:
„Die Gegend um das Stargate wurde völlig verwüstet aber wir haben nur zwei Lebenszeichen!“
„Hoch beamen!“, befahl der Colonel und wartete auf die beiden Lebenszeichen die in den Schneemassen verschüttet waren. Mit einem Lichtstrahl erschienen zwei völlig nasse Personen auf der Brücke. Es war Marco, der Era schützend in den Armen hielt. Beide sahen nun ein Duzend Blicke auf sich gerichtet, bevor sie sich entkrampften und hinsetzten. Die Galonierin schüttelte das Eis aus ihrem Haar:
„Sie kommen wir gerufen, Colonel Whist! Wir wären sicher bald erfroren oder erstickt!“
„Was ist passiert?“, fragte der Kommandant neugierig.
Marco schüttelte seine Hose aus, dann gab er seufzend die Erklärung:
„Ein Hinterhalt! Gabriel hat uns in eine Falle gelockt. Eine Lawine hat uns überrascht. Wo sind die anderen?“
Whist zuckte mit der Schulter, dann hob er eine Augenbraue:
„Wir haben nur ihre Lebenszeichen gefunden aber kurz nach unserem Eintreffen ist Gabriels Schiff in den Hyperraum verschwunden. Ich fürchte sie sind in seiner Gewalt. Wir sollten erst einmal nach Kritias zurückkehren…!“
Der blonde Archäologe wedelte stoppend mit den Armen, bevor er zu einem der Bildschirme stürzte:
„Nein, ich habe einen Weg in den Außenposten gefunden. Komischerweise wurde mir das klar, als die Lawine uns überrollt hat. Man kann den Außenposten nur mit dem Ringtransporter eines Raumschiffes erreichen.“
Wieder stierten ihn alle durcheinander an und Era stieß ihm an die Schulter:
„Diese Erkenntnis hätten wir etwas früher gebraucht. Dann sollten wir in den Außenposten. Vielleicht finden wir etwas, um unsere Freunde zu retten.“
Colonel Whist schien nichts dagegen zu haben und behielt die Position im Orbit, damit die Ringtransporter ein Ziel erfassen konnten.
Nach einem raschen Kleiderwechsel stellte sie das ehemalige Pärchen auf die Plattform des Ringtransporters und ließ sich transferieren. Die Ringe schossen hervor, hüllten sie ein und schickten sie zu einem planetarischen Gegenstück. Tatsächlich landeten die beiden in einer unterirdischen Anlage. Nach nur drei Schritten wurde eine Taschenlampe unbrauchbar, da der Komplex zum neuen Leben erwachte. Ein kleines Terminal begann zu leuchten und zeigte viele Symbole der Antiker.
Die Anlage schien ähnlich aufgebaut zu sein, wie der Außenposten von Antarktika. Dort wo eigentlich die Stuhlplattform war, befand sich nur ein kleiner Altar. Nur sehr vorsichtig näherte sich die Galonierin und begutachtete die Zeichen auf seiner Oberseite:
„Haben wir sie gefunden? Die Waffe Gottes?“
Ihr blonder Gefährte hatte sich dem Terminal zugewandt und las auf dem Display, um dann resigniert den Kopf zu schütteln:
„Ich fürchte nicht. Diese Anlage ist zu klein und um eine „Waffe Gottes“ mit Energie zu versorgen bräuchte man ein ZPM.“
Zwar herrschte Enttäuschung aber Marco wollte nicht glauben, dass Kine ihm eine unbrauchbare Adresse gegeben hatte, also trat er nun an den Altar. Kaum hatte der Archäologe die Plattform betreten, da flackerte das Licht und eine Gestalt erschien im Raum. Beide machten einen Satz zurück und Era hob ihre P-90. Die Person vor ihnen schimmerte und kam ihnen bekannt vor. Es war ein groß gewachsener, muskulöser Mann mit einem Kopftuch. Die Galonierin konnte es nicht fassen und spürte eine unbeschreibliche Freude:
„Eden? Du bist zurück?“
Ihre versuchte Umarmung scheiterte und sie fiel durch ihn hindurch. Marco erkannte den Antiker nicht wieder und runzelte lediglich die Stirn:
„Das ist nur ein Hologramm!“
Das Abbild von Eden breitete die Arme aus und setzte ein väterliches Gesicht auf:
„Ihr habt die Macht geeint und somit die Quelle der Weisheit verdient! Eures soll sein, was den Vorfahren einst gehörte…“
Nach dieser doch sehr imposanten Ansprache verschwand das Hologramm und etwas enttarnte sich auf dem Tisch. Ein flaches, spiegelförmiges Objekt erschien.
Mit großen Augen trat Marco auf das Gerät zu und schien förmlich davon angezogen zu werden aber Era packte ihn am Arm, um ihn abzuhalten:
„Bleib dem Ding fern!“
„Wieso?“, stotterte er verunsichert, bis Era versuchte zu erklären:
„Das ist ein Repositorium! Es enthält das Wissen und die Fähigkeiten der Antiker! So ein Ding hat dir deine Kräfte gegeben. Das Antiker-Wissen könnte dich töten!“
Sie verharrten und wechselten immer wieder ahnungslose Blicke. Beide schienen in Gedanken versunken, als der knackende Funk beide zusammenzucken ließ. Colonel Whist schien ungeduldig:
„Alles in Ordnung da unten? Haben sie etwas gefunden? Wir müssen langsam los, wenn wir den Rest ihres Teams retten wollen!“
Diese Drängelei ließ Era die Zornesröte ins Gesicht steigen, also schrie sie aufgebracht zurück:
„Wir haben nur ein Repositorium gefunden! Lassen sie uns noch etwas Zeit!“
Während Colonel Whist und Era über Funk einen Kleinkrieg austrugen, atmete Marco lautstark durch und musterte das schwarze Objekt auf dem Altar. Vielleicht war es die Rettung für das Team und die Lösung für den Krieg gegen Gabriel. Er war sich des Risikos bewusst, denn einfach alles konnte schief gehen. Er könnte zum Antiker werden, bis ihn das Wissen umbringt. Vielleicht würde sich aber auch das Wissen nicht mit seiner Stärke vertragen und ihn in eine Pfütze aus Plasma verwandeln.
Immer wieder durchströmte ihn der Drang hin zu gehen und es zu aktivieren. Vermutlich lag es auch an seinem Erinnerungsverlust, dass er die Gefahr nicht richtig einschätzen konnte. Era wollte gerade einen neuen Einwand zur Diskussion mit dem Kommandanten einwerfen, als sie im Augenwinkel ihren ehemaligen Anführer sah, der tapfer auf den Altar zu rannte:
„Marco! Nicht!“
Der Blonde beugte sich über das Objekt und starrte in die schimmernden Lichter in seinem Inneren. Noch bevor die Galonierin ihn packen und wegzerren konnte, schnellte eine mechanische Hand herauf und umschlang Marcos Kopf. Das bisher schwache Licht blitzte einmal auf.
Als sich der Griff der Maschinenhand löste, verlor Marco kurz die Orientierung und taumelte davon. Seine Beine gaben nach und er fiel der Länge nach zu Boden. Seine Partnerin versuchte ihn sofort aufzurichten und brüllte ihn vorwurfsvoll an:
„Bist du verrückt?! Wieso hast du das gemacht?! Das könnte dich töten!“
Noch immer benebelt verdrehte Marco die Augen, bevor er sich halbwegs fing:
„Irgendjemand musste doch etwas tun! Vielleicht fällt mir mit dem Antiker-Wissen etwas ein, um die anderen zu retten… Nur die vielen bunten Punkte sind nervig!“
„Bunte Punkte?“
„Ja, wie bei dem Blitzlicht eines Fotoapparat!“
Sie schlug ihm auf den Hinterkopf, dann betätigte sie den Funk:
„Colonel Whist? Beamen sie uns hoch! Wir haben hier ein Repositoriums-Opfer!“
Danach umhüllte sie ein Lichtstrahl und zog sie zurück auf die Antares.

Sebastian war am Ende seiner Kräfte. Der Goa`uld hing nun kopfüber in einem grellen Raum aus Edelstein, innerhalb des Schiffes eines Erzfeindes.
Schweiß lief ihm von der Stirn, als er wieder diese Stimme flüstern hört:
„Wie ist es alleine zu sein und qualvolle Schmerzen zu erleiden, Vater?“
Somnus lief um ihn herum und hatte dieses nach Mord gierende Funkeln in den Augen, als seine Faust erneut herum schnellte und des Soldaten seine Niere traf. Sebastian war bereits mit Blut überströmt und sein rechtes Auge war geschwollen. Die Fesseln aus einem kunststoffartigen Material hatten sich tief in seine Gelenke geschnitten.
Somnus genoss die Folter an seinem Vater und machte kein Geheimnis daraus:
„Ich hatte erwartet, dass du mir wieder einen Vortrag hältst, dass ich mich ändern muss!“
Sebastian spuckte Blut aus, dann würdigte er seinen Sohn nicht einmal eines Blickes:
„Das habe ich aufgegeben! Du bist ein hoffnungsloser Fall!“
Für diese freche Antwort kassierte der Goa`uld einen neuen Schlag, bis Somnus sich einem kleinen Tisch mit Folterutensilien zu wand:
„Tja, dann hätten wir wohl nichts mehr zu besprechen aber ich hoffe du verstehst, dass ich dich nicht sofort umbringen kann. Mein Drang dich zu foltern ist leider viel größer…“
Er griff ein Messer vom Tisch und hielt Sebastian die glänzende Klinge vors Gesicht:
„Erinnerst du dich? Du wolltest mich im Schlaf erdolchen! So fühlt es sich an, wenn man von einer Klinge getroffen wird!“
Das Messer schnellte voran und…

Fortsetzung: Folge 9
Folge 9: Der Rückkehrer by nickfrostus
Folge 9: Der Rückkehrer


Alles passierte so schnell, dabei konnte er die Aufregung kein Stück nachvollziehen.
Natürlich hatte er eine Technologie aktiviert, die ihn umbringen konnte aber es ging ihm doch gut. Wieso machten jetzt alle so einen Aufstand?
Er lag auf einer Trage und wurde eilig auf die Krankenstation der Antares gebracht. Mit verdrehten Augen stieß er ein genervtes Seufzen aus. Sich jetzt gegen Era oder die Ärzte zu stellen, wäre eh sinnlos gewesen, also blieb er still.
Die Galonierin schien völlig außer sich, als man ihn auch schon auf ein Bett der Krankenstation legte. Der Schiffsarzt holte sofort einen Scanner hervor, mit dem er Marcos Zustand überprüfen konnte.
Erst als die zahlreichen Gehilfen des Arztes verschwunden waren, entdeckte der Blonde auch Colonel Whist, der die Sorgen von Era teilte:
„Wie fühlen sie sich, Mr. Harrison?“
„Wie soll ich mich fühlen? Normal!“, murrte der ehemalige Anführer und verschränkte die Arme, als der Arzt ihm mit einer kleinen Lampe in die Augen leuchtete:
„Sieht alles okay aus aber wir wissen ja, wie das mit diesen Datenbänken abläuft! In schätzungsweise drei Tagen wird er wie General O`Neill damals zu einem Antiker…“
Der Colonel nickte, dann strich er sich nachdenklich über das Kinn:
„Okay, wir fliegen zurück nach Kritias! Vielleicht findet Lyana etwas zur Heilung in der Datenbank von Kritias!“
Marco hörte den Worten aufmerksam zu und verzog augenblicklich wütend das Gesicht. Er stieß den Doktor bei Seite und richtete sich wieder auf:
„Nein! Wir müssen die anderen vor Gabriel retten! Wenn wir das nicht tun, ist die Position von Kritias nicht länger ein Geheimnis für ihn und die Stadt ist in Gefahr. Was glauben sie, wie lange die Schilde eine Armee aus Kristallenschiffen abwehren können?“
Jeder wusste, dass Marco mit dieser Einschätzung vollkommen Recht hatte aber Whist verharrte unschlüssig in seiner Position. Der Gedanke einen Angriff zu starten, gefiel ihm gar nicht:
„Wie stellen sie sich das vor? Schon im letzten Gefecht hat Gabriels Schiff nur einen Schuss gebraucht, um uns auszuschalten.“
Der Blonde zog eine Augenbraue hoch und tippte grinsend auf seine Stirn:
„Na ja, wenn ihr alle Recht behaltet, ist eine Lösung irgendwo da drinnen! Mein Fron ist sicher voll mit abgehobenen Antiker-Waffen!“
Sofort lasteten mehrere schockierte Blicke auf dem Patienten und Era fasste sich panisch vor den Mund. Marco hatte nur ein großes Fragezeichen über dem Kopf:
„Was guckt ihr mich so an?“
„Du hast gerade Fron statt Kopf gesagt!“, hauchte die Galonierin und wechselte verunsicherte Blicke mit Whist, der wiederum einen Blickkontakt zum Arzt suchte. Dieser hatte wieder den Scanner in der Hand und betrachtete die Daten:
„Das ist zu früh! General O`Neill hat mindestens einen Tag gebraucht, bevor er auch nur ein Wort auf Antikisch gesagt hat! Das ist sehr beunruhigend…“
Erst herrschte bedrücktes Schweigen auf der Krankenstation, dann stierte Era den Doktor fassungslos an:
„Wollen sie damit sagen, er stirbt auch früher?“
Niemand wollte diese bittere Wahrheit aussprechen, also versuchte Marco selbst etwas Positives an der Sache zu gewinnen:
„Ist doch klasse! Ich werde früher ein Antiker und finde besser eine Rettungsmöglichkeit für Sebastian und die anderen! Lassen wir uns einfach überraschen!“
Trotz der begeisterten Einstellung des Teammitgliedes, wirkten alle anderen eher skeptisch und besonders Era hatte sorgenvolle Augen. Nach einigen Minuten aktivierte Whist den Funk:
„Nehmen sie Kurs auf den Planeten Chai! Ich hätte nie gedacht so etwas zu befehlen aber wir starten einen Rettungsversuch!“
Ein Hyperraumfenster öffnete sich und die Antares flog hinein.

Erst war alles dunkel…
Er wanderte mehrere Stunden durch die absolute Finsternis. Noch immer konnte er diesen Schmerz spüren. Ein brutales Brennen in seinem Körper, gefolgt von einem heftigen Stich und dem Geruch von Blut. Völlig entkräftet riss er die Augen auf und fand sich an einem hellen Ort wieder.
Sebastian hatte wohl das Bewusstsein bei der Folter verloren und lag nun wieder in einer Zelle aus Kristall. Auch in dem Raum saß Jenny McLane, die aufgewühlt zu ihm rüber kroch und nach seinem Zustand schaute:
„Alles okay bei ihnen, Major Rantold?“
Der Soldat richtete sich auf, zuckte aber sofort wieder schmerzerfüllt zusammen und blieb liegen:
„McLane? Was ist passiert?“
Die junge Frau richtete ihre Brille, dann schloss sie kopfschüttelnd die Augen:
„Kann ich nicht genau sagen! Ich saß zwei Stunden alleine hier rum. Gabriel hat George persönlich abgeholt und sie wurden auch gerade erst herein gebracht aber sie waren mit Blut beschmiert… Dachte schon, sie sind tot…“
Der Goa`uld biss die Zähne zusammen und sah an sich herunter. An seinem Bauch prangte eine nur schlecht zugenähte Wunde. Nun kehrten auch die Erinnerungen zurück. Somnus hatte ihn gefoltert und dann mit einem Messer gestochen. Er hatte ihn fast verbluten lassen und dann mit seinen Kräften wieder belebt. Knurrend drehte er sich auf die Seite und schmeckte wieder den süßen Geschmack des Blutes in seinem Mund:
„Das ist nicht gut und auch wenn ich es nur ungern zugebe… Wir haben keine Möglichkeit zu entkommen.“
Diese negativen Gedanken kannte Jenny nicht von den Mitgliedern des Zerberus-Teams. Bisher hatte das Team selbst in den schlechtesten Situationen immer einen Hoffnungsschimmer gesehen aber in Sebastians Augen spiegelte sich absolute Leere. Man sah dem Goa`uld seine körperliche Schwäche an. Ein Auge war geschwollen und Blut floss aus der schlecht versorgten Wunde. Jenny zog ihre Jacke aus und presste sie zusätzlich auf die Wunde:
„Was hat Somnus mit ihnen gemacht?“
„Wonach sieht es denn aus? Ich glaube nicht, dass er schon fertig mit mir ist!“, brummte er platt und versuchte sich zusammen zu reißen.

Auf der Brücke schlug George hart am Boden auf und blieb regungslos liegen.
Gabriel saß grinsend auf seinem Kontrollstuhl und schüttelte abwertend den Kopf, bevor er aufstand und zu dem Schiffstechniker hinüber ging:
„Was ist los? Kannst oder willst du nicht kämpfen?“
George stützte sich am Boden ab und spuckte aus, bevor er leicht deprimiert die Augen schloss:
„Ich wünschte, ich könnte dich in Stücke reißen!“
Der Erzengel lachte laut und packte den jungen Mann an der Kehle. Ohne jede Anstrengung hob er George in die Luft und musterte ihn genau:
„Kannst du ja offenbar nicht aber ich finde das ehrlich gesagt doch etwas bedauerlich, denn unser letzter Kampf hat mir wirklich Spaß gemacht!“
Er löste den Griff und ließ den Techniker fallen, der laut hustend auf die Knie fiel und sich an den Hals fasste.
Gabriel lief nun erwartungsvoll auf und ab:
„Kommen wir zu den wichtigen Themen! Ihr wisst bestimmt, dass ich eine gewaltige Armee habe. Ich würde nun gerne noch wissen, wo ich eure neue Basis finden kann!“
George stutzte und schaute benebelt zu dem Feind auf:
„Wie meinst du das? Hast Somnus unsere Position nicht verraten?“
Nun gab es eine verheerende Wendung und Gabriel hatte dieses zornige Funkeln in den Augen. Er schien enttäuscht, dann rasend vor Wut:
„Nein, dass hat er in der Tat nicht erzählt! Mein Partner hat wohl doch ein paar Geheimnisse vor mir…“
Der Engel schnipste mit den Fingern und schon marschierten drei Krieger aus Kristall auf die Brücke. Sie packten den Schiffstechniker und zerrten ihn mit sich. George wusste nun, dass er gerettet war. Offenbar hatte Gabriel jetzt sehr schlechte Laune und Somnus musste sich auf eine harte Standpauke vorbereiten. Fast schon elegant ließ sich Gabriel auf seinen Stuhl fallen und aktivierte das interne Kommunikationssystem:
„Somnus? Kommst du mal auf die Brücke?“

Man hatte ihn zwar entlassen aber trotzdem ließ Era den blonden Freund nicht aus dem Auge. Sie starrte ihn förmlich an, auch wenn sie gedanklich vielleicht bei ganz anderen Themen war. Beide saßen im Aufenthaltsraum und Marco versuchte sich etwas Ruhe vor dem kommenden Chaos in seinem Kopf zu gönnen.
Seine Füße lagen auf dem Tisch und die Arme waren hinterm Kopf verschränkt, als er wieder die Augen auftat und dieses unheimliche Starren von Era bemerkte. Fauchend setzte er sich grade hin:
„Era! Hör auf zu gucken! Ich bin noch immer kein Antiker!“
Die Galonierin ließ ihren Kopf auf die Tischplatte fallen:
„Ich weiß aber es ich kann mich damit nicht abfinden… Was ist wenn du…?“
Ihre Stimme zitterte und sie wirkte blass. Marco verstand ihre Sorge, denn auch er wollte eigentlich nicht sterben aber um die anderen zu retten, war er für jede Gefahr bereit. Er erhob sich und setzte sich auf den Platz neben sie, um sie fest in den Arm zu nehmen. Sanft flüsterte er in Eras Ohr und behielt die Umarmung bei:
„Es wird alles gut. Ich bin überzeugt, dass wir die anderen mit dem Wissen der Antiker retten können und den Standort der Waffe Gottes kann ich sicher auch in Erfahrung bringen.“
Die Galonierin löste sich aus seiner Umklammerung und schien etwas beruhigt:
„Du scheinst wirklich sehr ruhig zu sein…“
„Ja, nur eines nervt mich tierisch! Ich habe durch das bescheuerte Repositorium immer noch keine Erinnerungen an früher und ich habe Fronic!“
Sie sah ihn fragend an und er schlug sich mit der flachen Hand an die Stirn:
„Was habe ich jetzt schon wieder gesagt? Ich meinte ich habe Kopfschmerzen!“
Beide lächelten sich wissend zu, als der Schiffsarzt in den Aufenthaltsraum stürzte und mit einem Klemmbrett wirbelte:
„Mr. Harrison? Ich habe ihre Daten noch einmal angesehen! Ich befürchte es wird schon sehr bald, sehr schnell mit der Verwandlung gehen! Offenbar vertrug sich das Repositorium nicht mit ihren Fähigkeiten des anderen Repositoriums.“
„Und?“
„Na ja, sie werden innerhalb von zehn Stunden vollständig zum Antiker werden und dann nach weiteren zwei Stunden sterben!“, erklärte der Arzt. Marco zuckte bloß mit der Schulter:
„Schade, dabei habe ich gerade angefangen positiv zu denken…“

Somnus wusste nicht, was auf ihn wartete, als er die Brücke betrat und Gabriel mürrisch auf seinem Kontrollstuhl sitzen sah.
Der Erzengel hatte einen stechenden Blick und sein langes Haar hing ihm ins Gesicht, so dass er es wieder bei Seite schieben musste:
„Du hast mir etwas zu erzählen?“
Das Harsesis-Kind schüttelte den Kopf und zuckte unschlüssig mit der Schulter:
„Was meinst du, Partner? Ich weiß nicht wo von du redest!“
Der Engel schnellte voran und verpasste dem Kind des Goa`uld einen Hieb in den Magen. Somnus keuchte auf und fiel zu Boden, während er sich die getroffene Stelle hielt:
„Was soll das bedeuten?“
„Tu nicht so! Du warst in der neuen Basis des Zerberus-Teams! Wann hattest du vor, mir diese Position zu verraten?“, brüllte Gabriel außer sich und trat seinem Partner in den Rücken, so dass Somnus mit dem Gesicht am Boden landete. Angestrengt stieß er ein Zischen aus:
„Du musst dir mein Vertrauen erst erarbeiten!“
Diesen Satz bereute Somnus schnell, denn Gabriel trat ihm auf den Kopf und schrie aggressiv um sich, während er nun wild hin und her stampfte:
„Ich bin der Erzengel Gabriel! Ich muss mir kein Vertrauen verdienen! Du hast mir solche Dinge bedingungslos mitzuteilen! Vergiss nicht, wer dein Leben gerettet hat, du mickriges Stück Dreck!“
Er packte den jungen Mann an den Haaren und riss ihn hoch, um ihm ins Gesicht zu schauen:
„Solltest du noch einmal etwas vor mir verheimlichen, werde ich dich umbringen! Du hast jetzt die Chance wirklich alles Geheimnisse zu erzählen!“
„Es gibt keine weiteren!“, brummte Somnus verächtlich, dann ließ Gabriel ihn los und schwang sich auf seinen Kontrollstuhl:
„Planänderung! Wir fliegen zu ihrer Basis! Wo befindet sie sich?“
Somnus sammelte sich kurz, dann drehte er sich um:
„Gigantis!“
Anschließend stolzierte das Harsesis-Kind davon und ballte mürrisch die Fäuste. Er schien diese Partnerschaft doch nicht mehr so ideal zu finden. Wenigstens hatte er noch seinen Vater, an dem er seine Wut auslassen konnte.

Tatsächlich war Marco einfach eingeschlafen.
Er lag mit dem Kopf auf dem Tisch des Aufenthaltsraumes und schien tief und fest zu schlafen. Era saß neben ihm und strich ihm gutmütig durch das Haar. Wie lange hatte sie auf diesen Moment gewartet. So lange schon wollte sie ihn wieder haben und nun saß er einfach so neben ihr.
Es schmerzte ihn vielleicht bald wieder zu verlieren und fast hätte sie wieder Tränen in den Augen gehabt, wäre Marcos Augen nicht plötzlich aufgesprungen. Er schreckte hoch und sah sich planlos um, bevor er den irritierten Blick von Era bemerkte:
„Was ist los?“
Er rieb sich die Augen und dann sprang er auf:
„Wir müssen nach Kritias! Gabriel weiß wo sich unsere Basis befindet!“
„Woher weißt du das?“
„Vision! Muss so eine Fähigkeit der Antiker sein!“, brummte Marco und stürmte davon. Die Galonierin wusste erst nicht, was sie tun sollte, dann rannte sie ihm nach. Der Blonde hatte den Weg zum Maschinenraum eingeschlagen und aktivierte den Funk:
„Colonel Whist! Fliegen sie nach Kritias! Gabriel kennt unsere Position und bevor sie jetzt doof fragen! Es handelt sich um eine Antikervision! Ach, haben wir ein Potentia an Bord?“
Der Kommandant wirkte etwas überrumpelt und stotterte überfordert eine Antwort:
„Wir wenden das Schiff aber was ist ein Potentia?“
„ZPM, meinte ich!“, rief Marco und betrat den Maschinenraum, wo auch der Asgard Pollon etwas überrascht schien. Whist rutschte auf seinem Stuhl herum und warf seinem Piloten einen argwöhnischen Blick zu:
„Ja wir haben ein ZPM dabei aber wozu brauchen sie das, wenn ich fragen darf?“
Marco rieb sich die Hände und stieß eine Technikerin an einer Konsole bei Seite, um selbst auf die Tasten einzuhämmern:
„Ich habe noch keine Ahnung wozu ich das brauche aber ich schätze, ich komme in die Phase, wo ich unkontrolliert Sachen baue, also schaffen sie mir das ZPM hier her!“
Die Antares sprang aus dem Hyperraum und flog eine Drehung, um dann in eine andere Richtung wieder in den Hyperraum einzutauchen.

Die Wachen schleiften ihn gewaltsam in das Quartier seines Sohnes und ketteten seine Beine fest. Seine Handgelenke wurden wieder mit den einschneidenden Schnüren verbunden und nach nur wenigen Minuten baumelte er wieder kopfüber an der Decke.
Somnus betrat sein Gemach und grinste diabolisch, als er seinen Vater dort machtlos hängen sah:
„Wie ich sehe hast du dich etwas erholt aber aus der einfachen Folter ist eine Ratestunde geworden. Ich hätte ein paar Fragen an dich!“
Sebastian drehte seinen Kopf bei Seite und ignorierte seinen Sohn. Somnus war amüsiert und klatschte in die Hände, bevor er in die Hocke ging, um seinem Papa in die Augen zu sehen:
„Du solltest reden, wenn ihr Gabriel loswerden wollt!“
Nun stockte der Goa`uld doch und erwiderte den Blick:
„Ich dachte ihr seid so ein herzliches Pärchen! Lass mich raten! Gabriel ist doch nicht der Partner, den du dir erhofft hast! Wir sind auch auf seine Intrigen herein gefallen! Sag mir bescheid, wenn er dir auf die Fresse haut! Das will ich sehen!“
Für diesen respektlosen Ton verpasste ihm sein Sohn einen harten Schlag in die Niere, der Sebastian aufschreien ließ. Anschließend lächelte Somnus wieder:
„Was wolltet ihr unternehmen um ihn zu besiegen? Ihr wart doch nicht umsonst auf diesem Planeten!“
Der Soldat stellte auf stur und lachte nur schelmisch, was Somnus nur noch wütender machte. Er schnappte sich ein Messer vom Tisch und hielt es dem Goa`uld vors Gesicht:
„Wenn du nicht antwortest, werde ich dich mehr als nur einmal stechen!“
Nach einem gründlichen Nachdenken zuckte Sebastian mit der Schulter und schien bereit zu reden. Er war sich sicher, dass auch Somnus die Waffe nicht finden konnte, zumal selbst die aufgestiegenen Antiker sicher eine schützende Hand drüber hielten:
„Wir suchen eine Waffe Gottes, die von den Antikern in dieser Galaxie versteckt wurde, um die Erzengel zu vernichten! Wir hatten Informationen, dass sie dort sein könnte aber das erwies sich als Fehler…“
Somnus war mit der Antwort mehr als zufrieden und verschränkte nachdenklich die Arme:
„Interessant! Habt ihr schon irgendeinen Hinweis, was es mit dieser Waffe auf sich hat?“
Nun musste der Major doch den Kopf schütteln:
„Leider nein, sonst wäre Gabriel schon lange nicht mehr hier!“
„Okay, das wollte ich hören!“, kicherte der Sohn schelmisch und ließ die Klinge wieder hervor schnellen und in den Körper seines Vaters eindringen.

Es gab ein lautes Krachen und schon fiel die Antares plump aus dem Hyperraum.
Das Licht an Bord fiel aus und alle Crewmitglieder saßen im Dunkeln. Etwas ärgerlich sprach Whist in den Funk:
„Was zur Hölle haben sie angestellt, Harrison?!
Im Maschinenraum betrachteten Era und Pollon einen großen Wust aus Kabeln und Drähten. In diesem Berg aus Baumaterialien lag Marco und verband etwas mit der Konsole, bevor er eine Antwort heraus quetschte:
„Offenbar habe ich gerade die Energieversorgung des Schiffes umgebaut… Ist aber gleich so gut wie Navo! Das Potentia liefert jedenfalls mehr Energie als sonst in die Systeme!“
Kaum hatte er seine Arbeit vollendet, sprang der Strom wieder an und die Antares setzte ihren Weg durch den Hyperraum fort. Der Asgard versuchte der konfusen Arbeit mit der Technologie zu folgen aber selbst er hatte Probleme die Zusammenhänge zu verstehen. Mit einem Knurren rutschte Marco unter der Konsole hervor und stand auf.
Mit einem schrägen Blick setzte er sich an eine andere Konsole und rief die Unterdateien verschiedener Programme auf:
„Wenn wir ankommen, kriegen wie ein Adventus. Unsere Waffen sind zu anqueetus. Wir comdo mehr Durchschlagskraft, wenn wir mit dam Schiff von Gabriel feggus werden wollen…“
Die Galonierin holte tief Luft und schaute ihrem Geliebten über die Schulter:
„Du sprichst immer mehr wie ein Antiker… Bald können wir dich nicht mehr verstehen…“
Der Blonde horchte auf und beendete kurz die Arbeit, um den führsorglichen Blick zu erwidern:
„Gut, dann… Ich muss dir noch etwas sagen, bevor es soweit kommt…“
Ihre Augen wuchsen und in ihrem Körper breitete sich eine erwartungsvolle Wärme aus, während das Schimmern ihrer Augen immer stärker wurde:
„Ja?“
Er strich ihr über die Wange und lächelte. Gleichzeitig schien er traurig zu wirken und es kostete ihn Überwindung seine Gefühle auszudrücken:
„Ich bereue es zu tiefst keine Erinnerungen an dich und unsere Beziehung zu haben…
Für mich ist es, als hätten wir uns gerade erst kennen gelernt und deshalb habe ich noch nicht die starken Gefühle, die du offenbar für mich empfindest. Ich habe nur noch einen Deserdi!
Ich möchte diese Gefühle auch für dich fühlen…“
Es war kurz so wie früher und Era neigte sich zu ihm hinunter. Ihre Lippen berührten sich und auch der Kuss wirkte wie in ihrer gemeinsamen Vergangenheit. Die junge Frau war voller Glück, während sie diese leidenschaftliche Liebe spürte. Als sich ihre Lippen lösten und sie langsam wieder Abstand gewannen, hauchte Marco ihr ins Ohr:
„Ich glaube ich liebe dich tief in meinem Herzen immer noch… Aveo!“
Nun liefen ihr wieder Tränen übers Gesicht, denn der Gedanke an einen Abschied war zu unerträglich. Trotzdem musste sie dieser bitteren Wahrheit ins Auge sehen. Sie verließ den Maschinenraum und lächelte selbstbewusst aber als sich die Tür hinter ihr schloss und sie sicher gegangen war, dass niemand im Korridor war, brach sie laut schluchzend zusammen.

Sie lehnten ratlos an der Wand und starrten die glänzenden Gitter des Kerkers an.
Irgendwann stieß George ein lautes Seufzen aus und drehte seinen Kopf zu Jenny:
„So hast du dir das Leben in einem SG-Team nicht vorgestellt, oder?“
Die junge Frau putzte nur ihre Brille, bevor sie reagierte:
„Nein, habe ich nicht. Was glaubst du, was mit uns passieren wird?“
Der Techniker zuckte mit der Schulter:
„Ich weiß es nicht aber sobald wir aus dem Hyperraum kommen, wird man uns exekutieren. Gabriel kann nicht riskieren, dass man uns irgendwie raus holt.“
„Kritias hat nicht die geringste Chance, oder?“
„Nö! Zwar haben wir den Schild aber bei der Waffenstärke dieses Schiffes wird das nur begrenzt helfen. Da Marco irgendwo unter einer Lawine verschüttet liegt, kann auch niemand die Drohnen der Stadt einsetzen.“
„Die Antares?“
„Die wurde letztes Mal schon nach einem Schuss schrottreif…“
„Aussichtslose Situation?“
„Aussichtslose Situation, ja!“

Fürst Zaiku starrte immer wieder hoffnungsvoll auf das Sternentor.
Vielleicht würde sich der innere Ring drehen und das Team würde unbeschadet zurückkommen? Ein Techniker hatte ihn mehrmals darauf hingewiesen, dass es Wunschdenken sei aber der Fürst beharrte auf seiner Position. Die Mission musste doch ein Erfolg gewesen sein…
Plötzlich gaben die Sensoren ein Piepsen von sich, weil über der Stadt ein Raumschiff aus dem Hyperraum sprang. Der Tortechniker sah von seinem Bildschirm auf und schien erleichtert:
„Fürst Zaiku? Die Antares ist zurück aber Colonel Whist hatte schlechte Neuigkeiten.“
Als der Funkkontakt hergestellt war, begrüßte Zaiku die Crew mit einem breiten Grinsen:
„Willkommen zurück, Colonel! Sie haben schlechte Neuigkeiten?“
Whist zögerte nicht und gab die Erklärung:
„Major Rantold, George und Jenny McLane sind in der Gewalt von Gabriel. Er wird schon sehr bald hier auftauchen aber Marco modifiziert unser Schiff! Er hat ein Repositorium benutzt und kann uns hoffentlich einen Vorteil verschaffen! Wir könnten aber Lyana für seine medizinische Überwachung gebrauchen. Er hat vor ca. 10 Minuten aufgehört mit uns zu sprechen!“
Es brauchte keine Überredungskunst und schon fand sich die Ärztin an Bord ein, um nach dem Blonden zu sehen. Inzwischen hatte Marco seine Arbeit an der Konsole beendet und arbeitete nun mit einem Laptop an den Adgard-Systemen. Era nahm Lyana erleichtert in den Arm, dann deutete sie auf den arbeitenden Blondschopf:
„Seine Verwandlung schreitet immer schneller voran! Er spricht nicht mehr und niemand kann ihn von seiner Arbeit abbringen.“
Lyana schnappte sich selbst auch einen Scanner und schien beunruhigt:
„Das ist nicht gut. Laut den Erdberichten war General O`Neill zu diesem Zeitpunkt schon ernsthaft in Gefahr… Mit etwas Glück schützen seine regenerativen Kräfte ihn noch etwas aber es wird kritisch.“
Besorgt gesellte sich nun auch Colonel Whist zu der Runde. Er versuchte natürlich das entstandene Chaos zu ignorieren. Da fiel ihnen auf, wie Marco einige Dinge mit dem Asgard-Transportstrahl fixierte.
Pollon drehte sich zu der Ärztin um, dann deutete er auf das große Hauptdisplay:
„Er will etwas aus der Stadt hoch beamen…“
Mit einem Lichtstrahl erschienen mehrere Objekte auf dem Fußboden. Die meisten waren antikischer Herkunft und waren nicht einmal in Atlantis erforscht worden. Wieder meldete sich ein Techniker von der Brücke und schien völlig durch den Wind zu sein:
„Sir? Mr. Harrison hat mehrere Duzend Drohnen aus der Stadt in unsere Hangars gebeamt!“
Alle Anwesenden starrten den Blonden verwirrt an aber Marco nickte nur grinsend und hob triumphierend den Daumen, bevor er Pollon an das Terminal schob. Offenbar sollte der Asgard erklären, was der ehemalige Anführer gebaut hatte, doch das graue Alien wirkte überfordert:
„Er hat äußerst komplexe Programme geschrieben aber so wie es aussieht, hat er unsere Waffen modifiziert. Wir können die Drohnen mit unsere Systeme aktivieren und abfeuern, wenn wir die Hangartore öffnen!“
Wieder hob Marco grinsend den Daumen und wischte sich den Schweiß von der Stirn:
„Eetium!“
Danach ließ er sich auf den Boden fallen und wand sich den kleinen Utensilien aus Kritias zu.

George und Jenny saßen noch immer redend in der Zelle, als mehrere Kristallwachen vor der Zelle Position bezogen.
Endlich konnten sie Sebastian am anderen Ende des Korridors sehen, der von zwei weiteren Wachen zur Zelle geschleift wurde.
Inzwischen sah der Goa`uld noch um einiges schlimmer aus.
Er war blass und mehrere Stichwunden waren über seinen Körper verteilte. Diese waren nur notdürftig verbunden. Sein Arm und ein Augen warn blau unterlaufen.
Sie schmissen ihn zu den anderen, wo George sich die Verletzungen genauer ansah:
„Hey, hörst du mich? Mach uns jetzt nicht schlapp!“
Der Soldat keuchte schmerzerfüllt und spuckte Blut aus, was kein sehr gutes Zeichen war. Jennys Blick wurde panisch aber George behielt die Ruhe. Er musterte die einzelnen Wunden genauer, dann krempelte er seine Ärmel hoch:
„Er hat innere Verletzungen! Somnus scheint keinen Spaß mehr an der Folter zu haben, sonst hätte er ihn besser geheilt…“
Die junge Frau rieb sich aufgeregt die Augen, bevor sie dem Techniker auf die Schulter fasste:
„Was hast du vor? Dein Kräfte sind nicht mehr…“
„Sie müssen reichen, sonst stirbt mir Sebastian unter den Armen weg!“, schrie George und legte seine Hände auf den Brustkorb des Teamkameraden. Er schloss die Augen und versuchte seine Kräfte zu sammeln. Inzwischen war es für ihn höllisch schwer die nötige Konzentration zu finden und die heilenden Kräfte frei zu setzen. Nach dem ersten Fehlversuch bemerkte er Sebastians Augenlieder, die zu zittern begannen. Der Soldat verdrehte die Augen und schon war er weggedämmert. Voller Bestürzung setzte der Kumpel zu einem neuen Versuch an:
„Nein, ich lasse dich nicht sterben! Nicht hier und nicht so!“
Noch einmal setzte George all seine Hoffnungen in die Heilkräfte und kniff angestrengt die Augen zusammen. Seine Handflächen leuchteten kurz auf und schon schienen sich alle Verletzungen zu schließen. Ein letztes Mal spie der Goa`uld Blut und krümmte sich vor Schmerzen, bevor er sich laut stöhnend aufrichtete. Seine Augen wanderten unkoordiniert durch den Raum, als er die anderen Teammitglieder entdeckte:
„Das war mehr als knapp… Du hast mir das Leben gerettet, George!“
Der Techniker war völlig außer Atem und ein feiner Rinnsal Blut lief aus seiner Nase, den er mit seinem Handrücken weg wischte:
„Macht man doch unter Freunden aber was passiert jetzt?“
„Nichts mehr! Kritias wird fallen und wir werden sterben…“, hauchte Sebastian erschöpft und blickte in die entgeisterten Gesichter seiner Freunde.

Ihm rann der Schweiß von der Stirn und seine Finger zitterten so stark, dass er kaum noch das Werkzeug halten konnte.
Er atmete immer wieder unregelmäßig aber eine innere Stimme zwang ihn dazu diese Arbeit zu beenden. Dieses technologische Gerät in seinen Händen musste fertig werden, bevor er den letzten Atemzug tat.
Seine Haut brannte und sein Kopf schien förmlich zu platzen. Die Masse an Informationen in seinem Gehirn war einfach nur unmenschlich. Diese Weisheit, die das Schicksal des Universums enthüllen konnte. Voller Einsatzbereitschaft legte er ein letztes Mal Hand an das kleine Objekt, das aussah wie eine Kugel. Er hatte es aus mehreren Geräten der Antiker gebaut und war nicht größer als ein Fußball. Die schwarze, glänzende Oberfläche spiegelte das Licht wieder und auf ihr waren mehrere Tasten. Als er endlich die letzte Schraube festgedreht hatte, atmete er tief durch:
„Feggus!“
Alle Leute im Raum schienen unschlüssig über diese Konstruktion und warteten auf einen Kommentar des blonden Genies aber Marco blieb einfach starr sitzen und keuchte vor Anstrengung
Er richtete sich auf und streckte den Arm nach Era aus, als er auch schon zu wanken begann. Noch bevor jemand ihm helfen konnte, verlor Marco das Bewusstsein.
Er fiel ungebremst zu Boden und schlug mit dem Kopf hart auf. Sofort fühlte Lyana seinen Puls und rief ein paar andere Sanitäter herbei, die im Flur bereits mit einer Trage warteten:
„Er muss auf die Krankenstation! Sein Puls ist schwach! Sein Körper verliert den Kampf!“
Whist runzelte die Stirn:
„Sollten wir ihn nicht runter beamen?“
„Nein, den Transport würde er nicht überstehen!“, rief Lyana aufgebracht und rannte nun ihrem Sanitätsteam hinterher. Gleichzeitig erklang die Stimme des Piloten, der Colonel Whist auf die Brücke rief:
„Sir! Nur noch fünf Minuten bis zur Ankunft von Gabriel!“
Der Kommandant marschierte nun davon, während Era alleine im Maschinenraum stand und Löcher in die Luft starrte. Sie war nicht länger in der Lage diese Situation zu verkraften.
Benommen taumelte sie über den Gang und vergas alles um sich herum. Sie wollte nur noch den alten Marco wieder haben. Als sie endlich die Krankenstation erreicht hatte, entdeckte sie das Ärzteteam, das inzwischen die Widerbelebung vorbereitete. Trotz mehrerer Medikamente starb ihnen Marco direkt vor der Nase weg. Auf einem kleinen Bildschirm fiel die Herzfrequenz auf Null, was Lyana dazu brachte die Panels eines Schockers in die Hand zu nehmen. Verzweifelt versuchte sie den Körper des Blonden zu reaktivieren aber jeder Versuch schien nutzlos. Nach zwei weiteren Versuchen senkte die Ärztin den Kopf und kniff traurig die Augen zusammen:
„Zeitpunkt des Todes! 16:56 Uhr!“

Alle Teammitglieder zuckten plötzlich zusammen und George berührte seine Brust, weil ein fieses Stechen sein Herz erschütterte hatte:
„Leute? Habt ihr das auch gespürt?“
Sebastian nickte und schien selbst etwas erschrocken. Zum Grübeln blieb den Teammitgliedern aber keine Zeit, weil Somnus über den Gang stolzierte und die Zelle öffnete:
„So, wir erreichen in wenigen Sekunden Gigantis! Es war eine wirklich aufschlussreiche Zeit für mich aber nun muss ich es beenden!“
Ein Schatten huschte über sein Gesicht und mit einem diabolischen Grinsen zog Somnus ein Schwert hervor:
„Ich bin allerdings kein Unmensch! Ihr sollt ehrenvoll im Kampf sterben! Versucht euer Glück!“
Er warf die Waffe zu Sebastian rüber, der eher skeptisch wegen dieser Geste war. Auch George und Jenny schienen völlig platt aber dann schickte Somnus auch noch die Kristallwachen weg. Der Vater hob die Klinge vor das Gesicht und blitzte seinen Sohn streng an:
„Warum tust du das?“
„Ich will noch ein letztes Mal Spaß, bevor ich euch umbringe! Ich bin immer noch zum Teil Goa`uld, also sind mir Ehre und Stolz nicht fremd. Freu dich über diese letzte Chance und fang an!“
„Wie du willst!“, rief der Soldat und stürmte auf Somnus zu. Dabei wirbelte er die Waffe und ließ sie auf ihn nieder schnellen. Das Harsesis-Kind drehte sich bei Seite und trat dem Kämpfer die Beine weg, wodurch Sebastian polternd zu Boden ging:
„Das ist ja lahm! Da brauche ich nicht einmal Telekinese!“
In dem Moment erwischte ihn eine kleine Druckwelle und machte sein Gleichgewicht zu nicht, so dass Sebastian die Waffe wieder hochreißen konnte und sie glatt durch Somnus Körper stieß. Der junge Mann sah an sich herunter und lachte, als er das Blut aus der Wunde sah und wie es die Klinge hinab lief:
„Bravo! Das war gut!“
Danach grinste er schief zu George, der diese letzte Psiwelle eingesetzt hatte und sich nun hechelnd auf die Oberschenkel stützte.
Mit einem begeisterten Grölen setzte Somnus eine Schockwelle frei, die den angeschlagenen Techniker gegen die nächste Wand katapultierte und ihn in die Bewusstlosigkeit schickte.
Sebastian zog die Waffe wieder heraus und versuchte nun den Kopf des Feindes zu treffen.
Mit übermenschlicher Geschwindigkeit bog sich Somnus aus der Schlaglinie und verpasste seinem Vater einen Tritt. Dieser ruderte mit den Armen und landete am Boden, konnte aber noch im Augenwinkel Jenny sehen, die sich anschlich und dem Gegner auf den Rücken sprang. Wie ein Affe klammerte sie sich an dessen Kehle aber Somnus wirkte nicht gerade entsetzt.
Er hob Jenny mit seiner Telekinese in die Luft und schleuderte sie neben den Schiffstechniker zu Boden.
Nun war nur noch Sebastian kampfbereit aber auch er war angeschlagen, zumal George ihn nicht perfekt heilen konnte. Die Klinge des Schwertes blitzte und sein Blick visierte den Sprössling seiner Liebe erneut an. Dieser stellte den Kopf schief und lachte überheblich:
„Tja, nun ist es vorbei, Vater! Ich habe viel von dir gelernt! Verrat, Hass und Gewalt! Alles, was man in dieser Galaxie braucht!“
Sebastian antwortete nicht, sondern nahm neue Kampfhaltung ein. Dieses würde die letzte Runde werden, die das Ende des Kampfes besiegelte.
Zeitgleich schoss das Schiff von Gabriel aus dem Hyperraum.

Der Alarm auf der Antares schrillte los und alle Crewmitglieder gingen auf ihre Plätze.
Colonel Whist saß auf seinem Stuhl und stieß ein besorgtes Zischen aus, während das Kristallschiff immer näher kam. Der Techniker zu seiner Rechten formte panisch aus seinen Augen kleine Schlitze:
„Sir, das Kristallschiff macht die Waffen einsatzbereit!“
„Dann hoffen wir, dass Harrison uns etwas aufgemotzt hat, sonst wird das ein kurzer Kampf!“, murrte der Kommandant und konnte schon die Energiewaffe an der Spitze von Gabriels Schiff sehen. Es war die gleiche Strahlenkanone, die schon damals den Kampf entschieden hatte. Als sich genug Energie im Lauf gesammelt hatte, schoss auch schon die gesamte Wucht des Strahls auf die Antares zu. Für das Erdenschiff war es nicht mehr möglich auszuweichen, also kassierte es einen Treffer.
Die Energiewelle donnerte auf die Schilde, die rot aufglühten und sämtlichen Schaden abwendeten. Alle Mitglieder der Crew waren zusammengezuckt aber nun schien der Colonel begeistert, wenn er diese plötzliche Verteidigung dennoch nicht verstand:
„Was ist da gerade passiert?“
„Unsere Schilde sind nur um 11 % gesunken! Ich verstehe das auch nicht, Sir!“, stammelte der Techniker und kratzte sich am Kopf. Pollon gab über Funk die richtige Erklärung:
„Offenbar hat Mr. Harrison einen zweiten Schild installiert, der sich über unseren anderen legt. Das neue Kraftfeld wird durch das ZPM versorgt und zerstreut den gebündelten Energiestrahl. Dadurch kann unser normaler Schild diese Attacken leichter wegstecken. Sollen wir die Drohnen starten?“
„Ich bitte drum!“, befahl Whist und entdeckte bereits den nächsten Schuss von Gabriel.
Wieder raste ein Energiestrahl auf die Schilde der Antares. Der rote Schild schwächte wieder die Wirkung ab, wodurch der Asgard-Schild weniger Schaden nahm. Die neue Verteidigung schien zu funktionieren. Trotzdem wurden die Erschütterungen immer stärker.
Auf seiner Brücke war Gabriel zornig aus seinem Stuhl gesprungen:
„Was soll das? Wieso haben die so starke Schilde?“
Er konnte nicht verstehen, wieso dieses Erdenschiff plötzlich so eine Abwehr besaß. Die Antares eröffnete das Feuer.
Mehrere Atomraketen donnerten auf die standhaften Schilde des Kristallschiffes, gefolgt von den Feuersalven der Railguns. Keine der menschlichen Waffen konnte ihm ein Leid zu tun, also beruhigte sich der Erzengel wieder und setzte sich:
„Es ist nur eine Frage der Zeit bis…“
Ihm blieb die Spuke im Halse stecken, als sich die Hangartore der Antares öffneten und zahlreiche, gelbe Lichter aufblitzten. Die kleinen Energiebündel flogen ein paar Kurven, bevor sich dann in einer einheitlichen Masse auf das feindliche Schiff zuschwebten.
Die leuchtenden Projektile durchstießen seine Schilde und krachten auf die Oberfläche des Schiffes. Immer wieder schossen neue Drohnen in die Seiten des wuchtigen Raumschiffes und rissen tiefe Löcher in die Außenhülle.
Gabriel erwiderte das Feuer aber weil sich das Erdenschiff zur Seite bewegte, streifte der Strahl nur die Schilde. Colonel Whist war sichtlich zufrieden und klatschte in die Hände:
„Harrison hat ein großes Lob verdient! Wir haben eine Chance! Wie ist der Status?“
„Unser Schild liegt bei 47 % und wir haben noch zwei Salven Drohnen!“
„Abfeuern!“, rief der Kommandant und konnte wieder zwei große Schwärme der Antiker-Waffen sehen, die gen Kristallschiff sausten.
Der erste Schwarm durchlöcherte den Antrieb und der zweite traf offenbar die Systeme, die für Waffen und Schilde verantwortlich waren. Sämtliche feindliche Aktivitäten fanden ein Ende und das Schiff des Erzengels trudelte kraftlos im All. Ein Jubeln brach auf der Antares aus und Colonel Whist wischte sich den Schweiß von der Stirn:
„Gute Arbeit… Vernichten sie das Teil!“
Bevor jedoch eine Rakete abgefeuert werden konnte, ging eine Vibration durch das Schiff und das Licht ging aus. Die Crew begann verunsichert zu Murmeln und Whist fasste sich ärgerlich an die Stirn:
„Pollon! Bitte keine schlechten Nachrichten!“
„Leider doch! Der Einsatz der modifizierten Waffen und Schilde haben einen Kurzschluss im System ausgelöst. Wir sind genauso handlungsunfähig wie das feindliche Raumschiff…“
Zornig lehnte sich Whist in seinen Stuhl, um dann Kontakt mit Kritias aufzunehmen:
„Fürst Zaiku! Wir konnten Gabriels Schiff ausschalten aber es ist nur eine Frage der Zeit, bis er wieder online ist. Wir beamen ein paar Techniker hoch, um uns wieder einsatzbereit zu machen!“
Zum Glück schien der Transportstrahl noch zu funktionieren, denn neue Techniker kamen an Bord, um die entstandenen Schäden zu reparieren und die Überlastung zu beheben.

Der Holzfußboden knarrte unter seinen Füßen…
Die Sonne strahlte sanft durch die, mit hellen Vorhängen verzierten, Fenster. Es roch nach Zitrone und die weißen Tapeten erinnerten ihn an etwas. Wo war er?
Überall hingen Familienbilder und eine kleine Tür führte in die Küche mit den weißen Kacheln. Auf der anderen Seite des Hausflures war der Eingang zum Wohnzimmer, wo ein roter, weicher Teppich ausgelegt war. Der größte Raum des Hauses hatte einen Fernseher und eine offene Fensterfront mit einer Tür zur Terrasse.
Vorsichtig durchquerte er dieses Familienhaus und schien etwas überfordert. Wie war er her gekommen? Dann entdeckte er einen kleinen Jungen am hölzernen Wohnzimmertisch. Das blonde Kind schien in einem Buch zu blättern und bemerkte seine Ankunft erst gar nicht.
Erst als er einen weiteren Schritt machte, schaute der Junge auf und grinste bis über beide Ohren:
„Hallo! Wer bist du?“
Verunsichert kam er näher und sah sich dieses Kind genauer an, bevor er deprimiert den Kopf schüttelte:
„Ich weiß es nicht…“
„Du weißt nicht, wer du bist? Wie geht das?“, fragte der Blondschopf neugierig aber er behielt seinen traurigen Blick bei und setzte sich auf die weiche Couch mit den weißen Wolldecken:
„Keine Ahnung… Ich habe mich vor kurzem selbst verloren…“
Das Kind blätterte weiter in seinem Buch, dann lächelte es den Neuankömmling friedfertig an:
„Du bist witzig! Wie kann man sich selbst verlieren? Da muss man doch gut drauf aufpassen!“
Die Situation war schon sehr skurril und unheimlich. Der Junge hatte diesen stechenden Blick, als würde er ihm mitten ins Herz sehen aber trotzdem schien er sich die absolute Gutmütigkeit zu bewahren:
„Ich weiß, Kleiner… Was machst du da?“
Der Kleine hob das Buch hoch und zeigte auf den Einband:
„Ich lese! Magst du auch Bücher?“
Er nickte und berührte den ledernen Einband des Buches, bevor er seufzend zu Boden sah. Das Kind schaute ihn wieder schräg an:
„Was machst du denn hier?“
„Auch darauf habe ich keine Antwort. Ich bin einfach hier und du?“
Wieder blätterte der Junge eine Seite weiter und dachte nach, bevor er tief durchatmete:
„Ich war schon immer hier. Ich bin nie weg gegangen aber du gehörst hier garantiert nicht her!“
Nun setzte der Junge ein strenges Gesicht auf und blinzelte selbstbewusst, bevor er dem Älteren die Hand auflegte und den Kopf schüttelte:
„Hast du gehört? Ich war nie weg, also hast du dich nie verloren!“
Der junge Mann mit dem blonden Haar richtete sich wieder auf und klopfte dem Kind lobend auf den Kopf, bevor er sich zur Haustür umdrehte:
„Danke, das habe ich gebraucht! Du hast vollkommen Recht! Ich muss mal wieder den Helden spielen! Bis bald und lese fleißig deine Bücher!“
Mit einer schnellen Bewegung stürmte er nun zur Tür und trat in das grelle Sonnenlicht dahinter.

Das Ärzteteam räumte bereits die Geräte weg, als das EKG ein Piepsen von sich gab und der Patient die Augen aufriss. Mit einem kraftvollen Luftzug füllten sich seine Lungen mit neuem Sauerstoff und er konnte sich aufrichten. Alle schreckten entgeistert zurück und Era wurde brutal aus ihrem Schockzustand gerissen, als der „Tote“ wieder aufsprang.
Marco rieb sich die Augen, schaute sich zweimal um und schon setzte er vor dem Bett am Boden auf.
Die Galonierin machte einen Satz vor und fiel ihm um den Hals:
„Du lebst!“
Sie konnte ihr Glück gar nicht mehr zügeln aber Marco versuchte sich aus ihrer Umklammerung zu befreien:
„Schon gut aber wir haben jetzt keine Zeit! Die anderen sind immer noch auf dem Schiff gefangen! Wir können später kuscheln!“
Verwundert schaute sie ihm in die Augen und bemerkte dieses vertraute Funkeln. Er gab ihr lachend einen Kuss auf die Stirn, dann aktivierte er den Funk:
„Pollon! Beam mich rüber auf das feindliche Schiffe! Ich habe den Drang, ein paar Gegner zu verprügeln aber vorher brauche ich noch eine Antipriorwaffe von Kritias!“
Er knackte tapfer mit den Fingerknöcheln und schon erschien ein kleines Gerät mit der Form einer Untertasse in seinen Händen.
Danach wurde er von einem Lichtkranz eingehüllt. Era schien völlig baff und schielte zu Lyana, die genauso erschrocken wirkte.

Wenige Minuten zuvor…
Beide Gegner stürzten auf einander zu.
Sebastian holte mit dem Schwert aus aber sein Angriff verfehlte das Ziel komplett. Die Geschwindigkeit seines Sohnes war für ihn unerreichbar. Somnus wirbelte herum und schlug dem Goa`uld die Waffe aus der Hand. Anschließend trat er seinem Vater ins Kniegelenk.
Sebastian schrie schmerzerfüllt auf und ging widerstandslos zu Boden.
Nie hatte er gedacht, so von seinem Sohn gerichtet zu werden. Verachtend schaute er zu dem jungen Mann auf, der sein Haar wieder aus dem Gesicht strich und hinterhältig grinste:
„Ich würde sagen, du hast ehrenwert gekämpft aber nun ist Schluss…“
Neue Erschütterungen ließen das Schiff wackeln und brachten Somnus aus dem Konzept. Diese Vibrationen waren nicht normal, also wartete er mit dem Mord an seinem Vater und begutachtete die Lage in aller Ruhe:
„Sieht fast so aus, als hätte Gabriel eure Leute unterschätzt! Auch gut! Dann ist er mit der Reparatur der Schäden beschäftigt…“
Diese Gelegenheit ließ sich der Goa`uld nicht entgehen und hechtete zu der verlorenen Waffe, um sie mit einer Rolle vorwärts wieder einzusammeln. Dann sprang er auf seinen Sohn zu und…
…traf wieder nur die Leere.
Stattdessen verlor er wieder den Halt und fiel hin. Sein verletztes Bein war nicht gerade verlässlich und der Angriff vollkommen gescheitert. Entkräftet schlug er auf den Boden:
„Mist, es muss doch einen Weg geben…“
„Es gibt keinen, Vater! Nur ein Wunder kann euch jetzt noch retten!“, lachte Somnus und hob seine Faust für einen entscheidenden Schlag. Als der Schlagarm hinab sauste, gab es ein krachendes Geräusch und das Harsesis-Kind spürte einen Schlag in sein Gesicht. Völlig benebelt rauschte er gegen die Kristallwand des Gefängnistraktes. Bevor er sich wieder fing, starrte er in die braunen Augen eines jungen Mannes.
Auch Sebastian riss schockiert die Augen auf:
„Das darf doch nicht wahr sein…“
Somnus stand wieder auf und stierte den blonden Angreifer wütend an, bevor er hasserfüllt aufschrie:
„Du! Wie kannst du es wagen!? Ich werde dich mit meinen Kräften zerschmettern!“
Konzentriert richtete der Feind die Arme auf Marco, um ihn mit seiner Telekinese anzuheben aber der Eindringling reagierte nicht, sondern stürmte wieder los. Er holte aus und schon schmetterte ein weiterer Faustschlag in Somnus Magenkuhle und warf ihn zu Boden. Völlig perplex schnappte er nach Luft:
„Meine Telekinese… Wie hast du das gemacht?“
Marco schien völlig ernst und zeigte auf eine kleine Untertasse am Ende des Ganges:
„Deine Tricks sind verreckt, würde ich sagen! Mit dem Gerät da habe ich deine gedanklichen Kräfte unterdrückt!“
Das hatte er bisher nicht erlebt. Ein anderes, sterbliches Wesen, das sich ihm so erfolgreich entgegen stellen konnte, war doch unmöglich. Somnus stampfte hasserfüllt auf, dann rannte er auf den Blonden los:
„So etwas wie dich darf es nicht geben!“
Auch er ließ seine Faust hervor schnellen aber Marco war kein normaler Gegner wie all die anderen. Das Mitglied des Zerberus-Teams wich dem Schlag aus und hob das Knie. Danach streckte er sein Bein aus und verpasste dem Feind einen Kick, der ihn gnadenlos auf die Bretter schickte. Marco schien alles andere als nervös und spuckte selbstsicher aus:
„Komischerweise sagen das alle meine Gegner! Fällt dir nicht einmal etwas Neues ein?“
Somnus fühlte sich verarscht und ballte wutentbrannt die Fäuste, bevor er abermals unkontrolliert zum Angriff überging.
Seine Fäuste hagelten auf den Blonden ein aber Marcos Fähigkeit im Ausweichen war enorm. Den letzten Hieb fing er ab, um den Sohn seines Teamkameraden über die Schulter zu werfen. Der Versuch gelang und Somnus rauschte ungebremst durch eine der Wände, wo er regungslos liegen blieb.
Durch den Lärm des Kampfes waren auch George und Jenny wieder zur Besinnung gekommen. Beide schienen das ganze für einen Traum zu halten aber Marco war hier. Er zog drei Peilsender hervor und drückte sie seinen Kameraden in die Hand. Anschließend betätigte er einen Knopf am Funkgerät:
„Colonel Whist! Hier Marco! Beamen sie das Team rüber!“
„Und was ist mit ihnen?“
„Ich habe hier noch eine Kleinigkeit zu klären! Sagen wir es so! Ein Hosenscheißer verdient eine Lektion!“, hauchte der ehemalige Anführer und nickte seinen Freunden aufmunternd zu. Danach wurden alle drei vom Licht des Transportstrahls fortgeholt. Aus den Trümmern der zerschlagenen Wand stieg ein wütender Somnus hervor und leuchtete aggressiv mit den Augen:
„Wer zur Hölle bist du?“
Statt auf eine Antwort zu warten versuchte er es erneut mit der Telekinese und tatsächlich stand Marco plötzlich völlig starr. Die Wirkung der Antipriorwaffe schien zu verfliegen aber noch konnte Somnus ihn nicht hoch heben. Diese Chance nutzt das Harsesis-Kind eiskalt aus und holte für einen machtvollen Schlag aus. Marco schloss die Augen und atmete tief durch, während er seine Hand vors Gesicht hielt. Nun war es an der Zeit das umzusetzen, was er bei Kine gelernt hatte. Seine gesamte Konzentration war auf die Handfläche gerichtet.
Mit donnernden Schritten näherte sich Somnus seinem Feind. Funken schossen aus dem Arm des Archäologen, bevor er selbst ausholte. Noch in der Bewegung formte sich eine blaue Flamme um seine Hand und sendete kleine Blitze aus.
Als Somnus direkt vor ihm war, schnellte der geladene Arm voran:
„Wer ich bin? Marco Harrison! Geboren in Queens und ehemaliger Anführer des Zerberus-Teams!“
Als diese intensive Attacke auf Somnus traf, schossen Druckwellen durch den Raum, die Risse in die Kristallwände drückten. Blitze kreischten auf und schon wurde das Harsesis-Kind von einer Energie getroffen, die normalerweise jeden Mensch vernichtet hätte.
Anschließend wurde es schwarz um den Sohn von Marduk und dass er mehrere Meter entfernt am Boden aufschlug bekam er schon gar nicht mehr mit. Marco hechelte und sein Arm zitterte unter der Energie des Kyon-Schlages:
„Boah… Einwandfrei war das noch nicht… Den muss ich noch etwas üben…“
Eine andere Tür öffnete sich und Gabriel betrat den verwüsteten Gefängnistrakt. Er sah sofort die gähnende Leere im Kerker und den bewusstlosen Somnus, bevor er endlich Marco bemerkte:
„Wo kommst du denn her? Ich hätte dich am wenigsten erwartet!“
Der Blonde streckte schelmisch die Zunge raus und zuckte mit der Schulter:
„Du kennst mich! Ich lasse meine Freunde nur ungern zurück!“
„Aber deine Erinnerungen…“
„Sind wieder da und soll ich dir etwas verraten? Ich freue mich schon dein dämliches Gesicht zusehen, wenn wir deine Flotte kaputt machen!“, sprach Marco und rief die Antares wieder über Funk:
„Holen sie mich raus!“
Genau wie seine Freunde wurde der junge Retter von einem Lichtstrahl abtransportiert und Gabriel blieb alleine auf seinem Schiff zurück. Auf der Antares wurde das Team bereits ärztlich versorgt. Colonel Whist stand vor dem Sichtfenster der Brücke und wartete auf den entscheidenden Moment, als der Techniker nickte und er seinen Befehl geben konnte:
„Schicken sie den Kerl zur Hölle!“
Ein letzter Atomsprengsatz löste sich aus der Front des Erdenschiffes und rauschte auf das Kristallschiff zu. Es erstrahlte ein heller Blitz und schon wurde das Schiff des Feindes durch die Detonation in Stücke gerissen. Die Schlacht war fürs erste gewonnen und das Team war wieder vollzählig und zwar wirklich…

Ende
Folge 10: Konsequenzen by nickfrostus
Folge 10: Konsequenzen


Überall in der Stadt begannen die Bewohner zu jubeln, als diese Explosion am Himmel zu sehen war und damit das Ende des Schreckens vorher sah.
Fürst Zaiku ließ sich erleichtert auf eine Konsole fallen, bevor er wieder besorgt hoch schreckte und den Funk aktivierte:
„Colonel Whist? Wie ist der Status des Teams?“
Erst kam keine Antwort und der Anführer der Organika horchte aufgeregt nach einem Signal, als endlich die Stimme des Kommandanten erklang:
„Alle Teammitglieder sind wohlbehalten an Bord und werden von Lyana durchgecheckt. Wir schicken sie runter auf ihre Krankenstation!“
Gesagt getan.
Alle vier wurden in den Betten positioniert, wo sie erst einmal vom Personal untersucht wurden. Lyana wand sich sofort dem verletzten Bein von Sebastian zu und tastete die Verletzung vorsichtig ab. Der Goa`uld stieß ein Zischen aus, bemerkte aber sofort wie sehr sich die Ärztin besonders um ihn gesorgt hatte. Er lächelte ihr wissend zu, während Era sich auf das Bett von Marco warf und ihn scheinbar erdrücken wollte:
„Ich war krank vor Sorge!“
Der Blonde versuchte Luft zu bekommen und hob beruhigend die Arme:
„Ich lebe noch aber wenn du mich weiter so würgst, nicht mehr lange…“
Nachdem Lyana das Bein ihres geliebten Patienten verbunden hatte, schnappte sie sich einen Scanner der Antiker und begann damit Marcos Werte aufzuzeichnen. Sie verschluckte sich und sah die Daten immer wieder skeptisch durch:
„Unglaublich… Das Antiker-Wissen ist vollständig verschwunden, als hätte es sich wie durch Zauberhand aufgelöst.“
Die anderen horchten fassungslos auf. Besonders Sebastian wusste nicht, ob er das eben richtig verstanden hatte:
„Welches Antiker-Wissen? Haben wir irgendwas verpasst? Wie seid ihr aus der Lawine raus gekommen?“
Der Blonde grinste heimtückisch und verschränkte die Arme hinterm Kopf:
„Und ob ihr etwas verpasst habt! Die Antares hat uns gerettet aber wir haben noch den Außenposten gefunden. Da gab es ein Repositorium und…“
Era holte aus und verpasste ihm einen donnernden Schlag auf den Hinterkopf:
„Dieser Idiot hier hat das Ding benutzt und wäre am Wissen fast krepiert! Jedenfalls hat er die Antares aufgemotzt und den Rest kennt ihr ja!“
Schweigen lag in der Luft und keiner wusste so richtig, was er sagen sollte. George und Jenny schienen ohne große Verletzungen davon gekommen zu sein aber Sebastian wurde bereits mit einem Gips versorgt. Plötzlich wanderten alle Blicke zu dem blonden Teamkamerad, der noch immer selbstzufrieden lächelte. Keine traute sich die eine Frage zu stellen aber dann schaffte es George das Eis zu brechen:
„Äh…. Marco…. Eine Frage…. Wie sieht es aus? Mit dir! Also…“
Die Antwort kam wie aus der Pistole geschossen:
„Ich kann mich an jedes Detail erinnern. An meine Vergangenheit, an euch und auch an das Chaos, das ich angerichtet habe…“
Sein Blick wurde wieder tief traurig und erst jetzt kehrten die negativen Gefühle zurück, die er so mühevoll verdrängt hatte. Seine Stimme begann zu zittern und er konnte seinen Freunden kaum in die Augen sehen:
„Niemals kann ich wieder gut machen, was ich auf Organika angerichtet habe.“
Fast wäre er in das seelische Loch zurückgekehrt, in das er wegen der schwarzen Substanz gestürzt war, als ihm Era die Hand auf die Schulter legte. Sebastian schloss die Augen und lachte überheblich:
„Hey, willkommen im Club der bösen Buben, die wieder gut werden! Ich sage es nur ungern aber heute warst du der Held…“
„Hu, überanstrenge dich mit seiner Dankesrede nicht!“, unterbrach Marco schroff aber Sebastian behielt seine Gelassenheit:
„Wir haben da noch etwas zu klären! Wir hatten vor deiner Verwandlung zum bösen Obermotz ein Streitgespräch, erinnerst du dich?“
Alle anderen wirkten geschockt und Marcos Kopf versank zwischen seinen Schultern.
Auch dieses Gespräch hatte er erfolgreich in die hinterste Ecke seiner Erinnerungen gepresst. Era hatte bereits Angst vor einem neuen Streit, den sie kannte das Temperament des Goa`uld.
Der Soldat fuhr mit seiner Anklage fort:
„Du hast gesagt, dass du immer alleine da stehst. Alle Verantwortung läge auf dir und du hast uns vorgeworfen, wir würden nur an uns selber denken. Du hast gesagt, du hältst für uns dauernd den Kopf hin und wir hätten uns nie für die anderen aufgeopfert!“
Von diesen Worten wussten die anderen nichts und besonders Era und George schienen in sich zu gehen. Keine hatte diese Worte von jemandem wie Marco erwartet aber er hatte sie gesagt und zwar unumkehrbar.
Jenny hielt sich gekonnt zurück, da sie zu diesem Zeitpunkt nicht dabei war. Sie wollte nicht zwischen die Fronten geraten. Marco stockte, dann krallte er sich in die Decke des Krankenbettes:
„Hört zu… Ich war nicht ich… Da sprach die schwarze Substanz aus mir…“
„Quatsch!“, schrie Sebastian und starrte den Blonden erzürnt an:
„Du hast diese Worte gesagt, also leugne das jetzt nicht so einfach!“
Die Stimme des Kameraden war lauter geworden und der vorwurfsvolle Ton noch heftiger, als es einen Umschwung gab. Sebastian wurde leiser und seine Stimme gedämpfter:
„Ich war höllisch sauer auf dich aber als du dann ohne Erinnerungen verschwunden warst, habe ich die Führung übernommen. Ich denke ich kann das jetzt sehr gut nachvollziehen und habe lange darüber nachgedacht.“
Sebastian wurde zum Mittelpunkt des Gespräches und schaute seinen Freunden tief in die Augen:
„Du hattest Recht! Ohne dich waren wir vollkommen hilflos. Vorher haben wir uns nie Sorgen gemacht, weil wir immer einen Anführer hatten, der für unsere Sicherheit sorgte. Du hast alles geregelt und immer eingegriffen, wenn Not am Mann war. Du hast dich geopfert, weshalb du letzt endlich Opfer von Gabriels Plänen wurdest. Wir hätten dich mehr unterstützen sollen.“
Die Worte taten gut und die Last des Universums, die sonst auf seinen schmalen Schultern gelegen hatte, fiel einfach von ihm ab. Stattdessen spürte er die Belastung auf seinen Freunden. George lehnte sich entspannend zurück und versuchte sich zu beruhigen:
„Von nun an übernehmen wir auch Verantwortung! Wir entlasten sich etwas!“
Era setzte sich zu ihrem Geliebten auf das Bett:
„Wir haben uns lange genug hinter dir versteckt. Willkommen zurück!“
Es war wie früher und alle ursprünglichen Mitglieder waren wieder da. Endlich würde das Zerberus-Team wieder zusammen an der Rettung dieser Galaxie arbeiten. Mit einem Räuspern betrat Fürst Zaiku den Raum, der das Gespräch im Türrahmen mitverfolgt hatte:
„Ich störe eure Widersehensfreude ja nur ungern aber ihr habt doch nicht vergessen, dass Gabriel einen neuen Körper besetzen wird. Wie soll es jetzt weiter gehen?“
Marco hatte sich gestreckt und stellte sich wieder munter hin:
„Wir machen normal weiter. Wir finden die Waffe Gottes und schicken Gabriel ins Nirwana!“
Damit war es entschieden und der ganze Stress der letzten Zeit, wie auch das Chaos, schienen einfach so zu verschwinden. Das Leid hatte vielleicht sein Ende gefunden aber lange schien die Freude nicht zu halten, denn über Funk meldete sich Colonel Whist:
„Wir werden jetzt in die Milchstraße fliegen, um die neusten Ereignisse zu schildern. Gönnen sie sich eine Ruhepause!“
Damit war es beschlossene Sache und die Antares machte sich auf die Reise in die Heimat, während das Team neue Motivation tankte.

Eine Woche später…
Nach der stressigen Zeit war endlich etwas Ruhe eingekehrt. Allen fiel auf, wie wichtig Marco für das Team war. Nicht nur als Kämpfer und als Anführer war er wichtig für sie, sondern auch als Techniker.
Kaum hatte er die Krankenstation verlassen, jagte er durch die Stadt wie ein Wirbelwind, um zahlreiche Systeme zu aktivieren oder Reparaturen durchzuführen. Er kam gerade von einem seiner Touren durch die Energieversorgung zurück, als er Era ihm Korridor entdeckte. Die Galonierin schien etwas planlos und fummelte in ihrem braunen, langen Haar herum. Sie bemerkte den Antiker-Experten gar nicht, bis er ihr grinsend zu rief:
„Hey, Era! Was ist los?“
Sie zuckte zusammen, dann schaute sie benommen auf:
„Nichts… Ich überlege nur zum Friseur zu gehen! Was hältst du von kurzen Haaren?“
Marco dachte kurz nach, dann strich er ihr sanft über die Wange:
„An dir sieht alles perfekt aus aber deshalb schleichst du doch nicht durch die technischen Bereiche der Stadt. Was ist los?“
Sein Kompliment ließ sie rot anlaufen aber als er nach dem wahren Grund fragte, verschlug es ihr kurz die Sprache. Stotternd verkrampfte sie sich und klopfte sich nicht vorhandenen Staub von der Hose:
„Eigentlich wollte ich dich fragen, ob du mich nicht wieder trainieren kannst?“
Er schaute sie verwundert an, dann begann er lauthals zu lachen:
„Du hoffnungsloser Fall, willst trainiert werden?“
Sie plusterte ihre Wangen auf und blitzte beleidigt mit den Augen, während sie eine schmollende Lippe zeigte:
„Du bist fies!“
Lachend legte er seinen Arm über ihre Schulter und sie schlenderten den Korridor in Richtung Kontrollraum hinunter:
„War doch nur Spaß! Natürlich trainieren wir wieder aber heute habe ich versprochen mich um George zu kümmern. Er will mir ein paar Dinge erzählen und braucht meine Hilfe. Stimmt es, dass er seine Kräfte verliert?“
Die Galonierin nickte wortlos und Marco fuhr sich grübelnd über das Kinn, als die junge Frau schlagartig stehen blieb:
„Ach, wusstest du, dass Sebastian und Lyana ein richtiges Date haben?“
„Wirklich? Ein ehemaliger System-Lord und eine Ärztin. Was soll man von der Kombination halten?“
Beide begannen wieder zu lachen, zumal sich jeder denken konnte, dass es Sebastian maßlos übertreiben würde. Der Soldat war exzellent wenn es darum ging, ein Essen bei Kerzenschein herzurichten und dabei aufs Ganze zu gehen. Nach dieser lustigen Vorstellung teilte sich das Pärchen wieder auf und Marco suchte das Quartier von George auf. Sein bester Freund hatte ein Quartier in der Spitze eines anderen hohen Gebäudes bewohnt.
Er schien Marco bereits erwartet zu haben, denn der Blonde brauchte nicht einmal zu klopfen, weil George ihn eilig hinein zog. Er bot seinem Kumpel einen Sitzplatz an und schien etwas geknickt. Sie wechselten Blicke, dann begann der Techniker laut zu stöhnen:
„Ich verliere immer mehr meine Kräfte! Was soll ich jetzt machen?“
Diese Frage kam so plötzlich, dass Marco zusammen zuckte. Diese direkte Art war er nicht von seinem Kameraden gewohnt. Bisher überlegte sich George doch immer alles dreimal, bevor er so reagierte:
„Luft holen wäre eine Idee! Was erwartest du jetzt genau von mir?“
Der skeptische Blick ließ George dann doch stocken, so dass er sich laut seufzend auf einen Sessel fallen ließ und die Augen verdrehte:
„Ich möchte deine Meinung hören!“
Der Blonde musste nicht lange nachdenken und grinste kumpelhaft:
„George, es ist mir egal, ob du Telekinese hast oder nicht! Du gehörst trotzdem zu unserem Team! Außerdem kann ich die Timaios niemals alleine reparieren!“
Grummelnd verzog der Kumpel das Gesicht und sackte in seinem Sessel zusammen:
„Ach ja? Du hast die Antares ganz alleine zu einem unzerstörbaren Kriegsschiff umgebaut…“
Der vorwurfsvolle Ton war deutlich heraus zu hören und auch etwas Neid schwang darin mit. Marco holte tief Luft, dann lachte er tröstend:
„Erstens wäre ich dabei fast verreckt und zweitens, war das nur eben wegen diesem unendlichen Wissen der Antiker. Hast du dir mal die Energieversorgung der Antares angesehen? Die verursacht dauernd Kurzschlüsse!“
Damit hatte er allerdings Recht. Die Energieversorgung und Modifikation waren von Marco mehr als dürftig zusammengesetzt worden, weshalb die Antares wohl kaum alle Sicherheitsprotokolle erfüllte. Vermutlich war man auf der Erde eifrig dabei das Schiff zu untersuchen und zu perfektionieren. Wieder verging ein Moment des Schweigens, bis George neugierig eine Augenbraue hob:
„Konnte eigentlich schon geklärt werden, was dieses runde Ding ist, das du als Antiker gebaut hast?“
„Nicht wirklich! Ich vermute es ist eine Art Sender oder Energiequelle aber leider konnte nicht einmal Pollon etwas damit anfangen. Ich wünschte ich wüsste, was ich da gebaut habe…“, gestand Marco kleinlaut. Dadurch erinnerte George sich an etwas anderes und sprang hastig von seinem Sitzplatz auf. Er rannte zu seinem Schreibtisch und holte einen Briefumschlag aus der Schieblade:
„Den hat Era nach deinem Verschwinden verfasst! Ich sollte ihn verwahren und dir geben, wenn du wieder da bist!“
Etwas überrascht öffnete Marco das Siegel des Umschlages und zog den sauber gefalteten Brief heraus. In einer sehr sauberen Schrift hatte Era ihre Gedanken sortiert.

Mein Geliebter,

ich sitze hier und weine um den schwersten Verlust meines Lebens.
Niemals habe ich mich stärker mit einem Menschen verbunden gefühlt, als mit dir. Jede Sekunde, die ich ohne dich sein muss macht mich wahnsinnig.
Immer wenn ich an unsere gemeinsame Zeit denke, schlägt mein Herz höher und die Hoffnung dich wieder zu sehen keimt in mir auf aber dann erleide ich einen neuen Schlag und die Leere kehrt zurück.

Ich wünschte, ich könnte diesen Schmerz vergessen aber ich sehe dich immer an meiner Seite. Wenn ich in den Spiegel schaue, glaube ich deinen Schatten neben mir zu sehen, der tapfer über mich wacht und mein Leben beschützt, so wie du es immer getan hast.
Dieser schützende Schatten ist nun verschwunden und ich habe Angst.

Angst vor der Zukunft…
Angst vor unseren Feinden…
Angst davor, alleine auf dem Schlachtfeld zu sterben, obwohl ich immer an deiner Seite sterben wollte. Nie war mir bewusst, wie sehr ich dich brauche und deshalb bereue ich auch meine Taten. Schon immer war unsere Beziehung angeschlagen und mit der Hochzeit von Celeb wäre diese Bindung vermutlich endgültig gebrochen. Niemals werde ich diese Tat gut machen können.

Wie soll es weiter gehen? Was soll aus dieser Beziehung werden, wenn du heimkehrst?
Ich hoffe immer noch, dass du mir verzeihst und wir dort weiter machen können, wo wir vor Celeb aufgehört haben. Natürlich liegt die Entscheidung nun bei dir aber ich brauche diese Klarheit, sonst gehe ich an den Gefühlen kaputt…
Bitte lasse nicht zu, dass sie mich zerstören…

Mein Herz gehört ewig dir, egal wie du dich entscheidest. Ich liebe dich…

Era

Marco saß nun völlig sprachlos da und starrte dieses Blatt Papier an, auf dem die Zeilen verewigt waren. Seine Gedanken überschlugen sich, bevor er sich nachdenklich zurück lehnte und aus dem Fenster sah. Sie hatte in dem Brief die Wahrheit gesagt. Es war an der Zeit sich zu entscheiden und damit dieses Gefühlschaos für immer zu zerschlagen.
George und Marco waren später eilig auf dem Weg zum Kontrollraum, als sie die Nachricht von der Antares bekamen. Sie durchquerten die Korridore und erreichten den großen Saal des Hauptturmes, in dem die Kommandozentrale war. Mit großen Schritten sprinteten sie die Haupttreppe hinauf und begegneten Fürst Zaiku hinter seinem Techniker. Colonel Whist hatte sich gerade herunter gebeamt und nickte den beiden Teammitgliedern begrüßend zu:
„Guten Tag, meine Herren!“
Der Kommandant des Erdenschiffes wirkte irgendwie nervös, denn er musterte beide ganz genau und drehte sich den Freunden zu:
„Dann können wir ja los!“
Marco und George schienen etwas verwirrt und suchten eine Erklärung bei Fürst Zaiku aber der zuckte nur unschlüssig mit der Schulter:
„Was ist denn los, Colonel?“
Whist atmete tief durch, dann zeigte er ein offizielles Schreiben des internationalen Komitees:
„Die IOA möchte mit Mr. Harrison reden und sie Mr. Grey sollen sich den Fortschritt im Bau der Secmeton ansehen!“
Mit diesem Namen brach neue Verwirrung aus. Zwar war es völlig klar, dass die IOA mit Marco reden wollten aber was war die Secmeton? George hingegen schien zu verstehen und hatte plötzlich glitzernde Augen:
„Die Secmeton ist schon so weit? Das ist ja unglaublich! Dann war Mr. Colson wirklich schnell!“
In dem Moment stieß Marco seinem besten Kumpel in die Seite und forderte eine Erläuterung, die George ohne zu zögern gab:
„Nach unseren Erlebnissen, habe ich einige Ideen an Mr. Colson weiter gegeben, worauf hin er mit dem Bau des ersten, irdischen Zerstörers begonnen hat. Für den Bau der Secmeton wurden alle Arbeiten an den anderen Schiffen eingestellt.“
Nun waren es die Augen von Marco, die immer weiter wuchsen:
„Wie bitte? Ein Zerstörer? Also ein richtiges Schlachtschiff? Damit könnten wir Gabriel zur Hölle schicken!“
Whist unterbrach die Freude und zeigte auf seine Uhr:
„Wir müssen jetzt wirklich los. Man erwartet uns bereits aber ich bezweifle, dass die Secmeton hier eingesetzt wird. Sie wird sicher im Kampf gegen die Flotten der Ori zum Einsatz kommen!“
Kaum war der Zweifel ausgesprochen, wurden alle drei von einem Lichtstrahl erfasst und an Bord der Antares gebracht. Sebastian und Era waren zu spät in den Kontrollraum gekommen und starrten auf die gähnende Leere:
„Haben wir sie etwas verpasst?!“
Zaiku nickte nur platt und wand sich dann seiner Arbeit zu.

Ein paar Tage später im Stargate-Center…
Grübelnd stand Daniel Jackson im Besprechungsraum und schaute auf das Sternentor hinab.
Mit einer Kaffeetasse in der Hand gesellte sich nun General Landry dazu, der offenbar schon Sorgen wegen der anstehenden Besprechung hatte. Zeitgleich kehrte SG-15 durch das Tor zurück und gab ihre Bewaffnung an fachkundiges Personal ab:
„Tja, ich bin nur froh, dass ich nicht bei dieser dämlichen Besprechung dabei sein muss. Das wird kein Gespräch sondern eine Schuldzuweisung!“
Daniel seufzte, dann rückte er an seiner Brille:
„Ich kenne Marco. Er hat diese Behandlung nicht verdient.“
„Das müssen sie nicht mir sagen, Dr. Jackson. Wenn ich könnte, würde ich alles vergessen aber da Mr. Harrison nicht zum Militär gehört, ist das nicht meine Zuständigkeit“, erklärte Landry, bevor er einen weiteren Schluck aus seiner Tasse nahm. Daniels Blick haftete noch immer an dem schimmernden Ereignishorizont des Sternentores, bis es sich abschaltete.
Danach senkte er den Blick:
„Wissen sie schon welches Komiteemitglied mit ihm reden wird?“
Der General verdrehte die Augen und drehte sich grummelnd ab:
„Dreimal dürfen sie raten! Woolsey, diese Nervensäge ist schon auf dem Weg!“
Wieder einmal hing nun alles an der Beurteilung durch Richard Woolsey, obwohl dieser doch schon öfter Fehlentscheidungen getroffen hatte. Landry wollte gerade in sein Büro verschwinden, als eine andere Stimme durch den Raum hallte. Der General, wie auch Daniel drehten sich zum Eingang um, wo ein anderer General mit seiner Paradeuniform stand und nur die Hand hob:
„Und mich erwähnen sie gar nicht, Hank?“
Daniel schien von dem Anblick etwas überrascht und hob eine Augenbraue:
„Jack? Was tust du hier?“
O`Neill kratzte sich am Kopf:
„Ganz ehrlich? Das weiß ich auch nicht so genau! Das Komitee will, dass ich beim Gespräch dabei bin, als ob ich nicht so schon genug zu tun hätte!“
Landry lachte nur, dann kehrte er in sein Büro zurück.

Marco schlief tief und fest, während die Antares durch den Hyperraum glitt und sich der Erde näherte. Auf dem anderen Bett des kleinen Quartiers lag George und schien etwas in Gedanken vertieft. Hatte er sich noch vor einer Stunde angeregt mit Marco über alte Zeiten unterhalten, dachte er nun an die Zeit vor Zerberus. Er lehnte seinen Kopf gegen die Wand und begann sich in alten Zeiten wieder zu finden…

Erwartungsvoll hatte das junge Mädchen am Wohnzimmerfenster gewartet und starrte auf die Straße vor dem Haus.
Seit Tagen freute sie sich schon auf das Widersehen mit ihrem Bruder. Sie begann bis über beide Ohren zu grinsen, als der gelbe Bus am Straßenrand anhielt und seine Türen öffnete.
Kathy sprang begeistert auf und rief mit kraftvoller Stimme durch das ganze Haus:
„Onkel Tedd! Tante Addison! George ist da!“
Die beiden älteren Menschen stolperten aus der Küche herbei und öffneten die Haustür. Dort kam George mit einem großen Rucksack herbei stolziert und lächelte bereits glücklich. Er hatte gerade seinen Abschluss am College bekommen und war nun bereit ins Arbeitsleben einzutreten. Seine kleine Schwester stürmte ihm um den Hals und ließ ihn gar nicht mehr los:
„Endlich bist du wieder da!“
Er drückte sie, dann begrüßte er seinen Onkel und seine Tante mit einer warmherzigen Umarmung:
„Ja, ich bin wieder da und ich habe gute Neuigkeiten!“
Er zog einen Brief mit dem Siegel der U.S.-Airforce hervor:
„Ich habe einen Job angeboten bekommen!“
Kathy starrte den Umschlag gebannt an, weil sie sich für ihren Bruder so freute.

Der Lautsprecher an Bord riss ihn aus seinen Erinnerungen und weckte auch Marco aus seinem Schlaf:
„An alle Besatzungsmitglieder! Wir erreichen die Erde in fünf Minuten!“
Der Blonde rutschte zur Bettkante und streckte sich, während George bereits seine Schuhe zuschnürte:
„Dann wollen wir mal!“

Woolsey legte bereits mehrere Akten offen auf den Tisch, bereit sie bei der Besprechung zu nutzen, während O`Neill mit dem Stuhl herum drehte und sich zu langweilen schien. Daniel warf dem Mitglied des Komitees immer wieder argwöhnische Blicke zu, während er noch einmal in einer Akte las. Plötzlich gab es einen hellen Lichtstrahl und Marco wurde auf den freien Sitz am Tischende gebeamt. Daniel nickte ihm lächelnd zu und Woolsey funkelte ernst mit den Augen. Es war General O`Neill, der den ehemaligen Anführer des Zerberus-Teams begrüßte:
„Da sind sie ja, Harrison! Wie war der Flug?“
Marco war inzwischen vollkommen nervös und hatte Angst vor dem kommenden Gespräch. Er neigte leicht den Kopf zur Begrüßung, dann zuckte er mit der Schulter:
„Gut, danke Sir!“
Nun war Woolsey wohl nicht mehr zu halten, denn er räusperte sich und hob den Finger:
„Dann wollen wir mal, Mr. Harrison. Wir sind heute zusammen gekommen, um ihr Fehlverhalten und das weitere Vorgehen in der Zerberus-Galaxie zu besprechen.“
Er blätterte in einer Akte und holte für den ersten verbalen Angriff aus:
„Ihre jüngsten Berichte geben dem Komitee Grund zur Sorge. Sie standen unter dem Einfluss einer bösartigen Substanz und gelten als psychisch instabil. Danach haben sie ihre Erinnerungen verloren und sind in die weiten der Zerberus-Galaxie geflohen. Haben sie etwas dazu zu sagen?“
Dass es gleich so zur Sache gehen würde, hatte Marco nicht erwartet, also begann er planlos zu stottern und schaute flehend zu Daniel Jackson, bevor er antwortete:
„Ich bereue meine Taten bereits aber kennen sie auch die Umstände? Gabriel hat mir diese Substanz verabreicht. Nur so konnte ich Organika vor einer Virusepidemie retten. Alles andere resultierte aus dieser Situation!“
Woolsey schien dieses Argument gar nicht zu beachten und blätterte erneut in den Akten:
„Davor haben sie Major Rantold mit einem Messer attackiert, weil sie dachten er wäre noch ein böser Goa`uld, für den sie sich zuvor so doll eingesetzt haben!“
Daniel griff in das Verhör ein und neigte sich zu Woolsey hinüber:
„Wir waren alle dabei, als Major Rantold von seinen Taten frei gesprochen wurde!“
Der Abgeordnete blockte den Einwand von Daniel Jackson ab und notierte etwas auf seinem Block:
„Major Rantold ist hier aber nicht das Thema, sondern die Unberechenbarkeit von Mr. Harrison. Schon öfter geriet sein Team in Gefahr, weil er impulsiv handelte.“
Bevor der Archäologe wieder dagegen halte konnte, griff O`Neill in die Diskussion ein und fuchtelte aufgebracht mit den Armen:
„Hey, hey, hey! Wir wollten die Sache doch nicht überstürzt angehen, Richard!“
Damit kam das Gespräch frühzeitig zu einem Ruhepol, bei dem sich Woolsey und Daniel giftige Blicke zu warfen, während Marco verstört in seinem Sitz zusammen sackte.

Mit großen Augen marschierte er durch die Korridore dieses prachtvollen Schiffes.
Von innen wirkte es, wie jedes andere Schiff der Erde aber von außen war die Secmeton eine gewaltige Erscheinung. Sie war wesentlich länger und hatte mehr Decks. Mit prüfendem Blick betrat George die Brücke und entdeckte Alec Colson an einem der Computer:
„Mr. Colson! Sie haben beeindruckend gearbeitet!“
Der Wissenschaftler wurde aufmerksam und begrüßte den jungen Techniker mit einem breiten Lächeln:
„Hallo, George! Ich war von ihren Plänen völlig aus dem Häuschen. Natürlich war nicht alles umsetzbar aber wir haben uns so stark daran gehalten, wie es nur ging. Dafür war die Antares ein einziges Durcheinander, als sie hier ankam. Mr. Harrison hat mit den Modifikationen ein wahres Chaos angerichtet. Wir konnten aber die gleichen Systemänderungen auch an der Secmeton vornehmen.“
George studierte die Daten, die ihm Colson zeigte, dann klatschte er freudig in die Hände. Das Schiff war genau so, wie er es sich erhofft hatte. Zwar stand die Secmeton noch weit vor der Vollendung aber es war trotzdem ein gutes Gefühl. Plötzlich knackte der Funk und ein Wächter des Hangars meldete sich:
„George Grey! Kommen sie bitte zum Eingang! Ein Agent des NID möchte sie sprechen!“
Der Schiffstechniker runzelte die Stirn, dann ging er im Laufschritt zum besagten Treffpunkt. Dort sah er sich mehrmals um aber es war kein Agent zu sehen. Plötzlich spürte er den Lauf einer Waffe in seinem Rücken und er hob die Arme.
Was war hier los? War jemand eingedrungen, so wie beim Prometheus-Vorfall vor fünf Jahren?
Dann senkte sich die Waffe und er hörte ein schelmisches Kichern:
„Hab dich voll verarscht! Dreh dich um!“
Diese weibliche Stimme würde er überall wieder erkennen. Er schaute in die Augen seiner kleinen Schwester. Sie trug einen schwarzen Blazer und einen Rock aber ihr Haar war kürzer als früher. Sie grinste und umarmte ihren Bruder herzlich:
„Schön dich zusehen, Brüderchen! Wie du siehst habe ich meine Ausbildung zum Spezialagent abgeschlossen! Arbeite jetzt unter Agent Barret!“
Gemeinsam machten sie sich auf eine Besichtigungstour durch die Secmeton, denn endlich durften die Geschwister wieder gemeinsam etwas unternehmen. Sie durchquerten gerade einen neuen Korridor, als Kathy stehen blieb und seufzte:
„Das ist unglaublich, was aus dir geworden ist. Ich war platt, als ich von allem erfahren habe. Nachdem ich gehört hatte, dass du in einer anderen Galaxie stationiert bist, war ich wirklich neidisch.“
Er schüttelte den Kopf und winkte ab:
„Glaube mir, dass du nicht neidisch sein musst! Unsere Chancen den Krieg gegen die Erzengel zu gewinnen stehen denkbar schlecht!“
Durch ihr Training und dieses neue Outfit wirkte Kathy wesendlich älter.
Sie hatten sich lange nicht gesehen aber nun wo das Stargate-Programm für sie kein Geheimnis war, würden sie sich öfter sehen.
Sie blieben vor dem Maschinenraum stehen und verharrten in ihrer Position. Die Geschwister hatten einiges nachzuholen, als plötzlich die Tür aufging und ein kleiner, grauer Körper an ihnen vorbei lief. Der Außerirdische grüßte George:
„Hallo, George Grey.“
Kathy verschluckte sich und George folgte dem Asgard mit einem schockierten Gesichtsausdruck. Seine Schwester tat es ihm gleich:
„War das eine Asgard? Ich habe nie einen gesehen! Woher kennt der dich?“
Beschämt fasste sich der Techniker hinter den Kopf und sah noch, wie der Asgard im Lift verschwand:
„Das ist Pollon! Er gehört eigentlich zur Antares, die wiederum bei uns stationiert ist. Er baut vermutlich die Asgard-Technologie ins Schiff ein.“
Sie brachen beide im Gelächter aus, dann führte George seine Schwester zurück zum Ausgang:
„Es war schön, dass du hier warst! Viel Erfolg bei deiner Agentenkarriere!“
Die junge Frau drückte ihn noch einmal ganz fest, dann verabschiedete sie sich:
„Lass dich nicht von den Erzengeln töten und zeig ihnen, wo der Hammer hängt!“
Kathy stieg in ihren Wagen und fuhr ab aber George behielt dieses Gefühl von Familie noch in seinem Herzen.

Das Kreuzverhör nahm kein Ende.
Nach zwei weiteren Versuchen eine Pause vorzuschlagen, gab es O`Neill endgültig auf. Er ließ seinen Kopf auf den Tisch knallen und ließ Daniel und Woolsey weiter diskutieren. Marco war in seinem Stuhl zusammen gesunken und wirkte am Boden zerstört. Woolsey hatte ihm mehrere wirklich heftige Sachen vorgeworfen. Unglücklicherweise stimmten viele der Dinge. Voller Schuldgefühle starrte er zu Boden, während Daniel alles daran setzte Woolsey vom Gegenteil zu überzeugen. Beide schienen nicht ganz gut miteinander klar zu kommen, also behakten sie sich weiter.
Jack begann langsam zu glauben, dass es nicht mehr um Marco ging, sondern um eine persönliche Sache. Seit der Sache mit Khalek führten die beiden einen regelrechten Kleinkrieg:
„Mr. Harrison bringt nicht nur seine Freunde, sondern auch die Erde in Gefahr!“
„Seien sie doch nicht so engstirnig, Woolsey!“, konterte Daniel und drohte fasst sich in Rage zu reden. Endlich schlug Jack O`Neill mit aller Kraft auf den Tisch:
„Das kann so nicht mehr weiter gehen! Ihr treibt mich noch in den Wahnsinn! Machen wir noch eine Pause!“
Entrüstet von dieser plötzlichen Unterbrechung stürmte Woolsey aus dem Raum, dicht gefolgt von Daniel, bereit dieses Streitgespräch auf dem Flur weiter zu führen. Endlich konnte Marco wieder Luft holen und sich gerade hinsetzen:
„Meine Fresse…“
Jack legte nun entspannend die Füße auf den Tisch, während er den Blonden mit großen Augen ansah:
„Hätte sie vielleicht warnen sollen. Woolsey und Daniel sind sich seit der Sache mit Anubis Klon nicht mehr ganz grün. Wie geht es ihnen?“
Mit verzerrtem Gesicht ließ Marco seinen Kopf wieder auf die Tischplatte sinken:
„Fragen sie lieber nicht…“

George war vollkommen in die Arbeit vertieft, als er die Systeme der Secmeton begutachtete. Das Schiff würde ein Wunderwerk der Technik werden, wenn es fertig war. Er ahnte nichts böses, als ein Mann in den Maschinenraum marschierte und seine Sonnenbrille abnahm:
„Mr. Grey? Ich muss mit ihnen sprechen!“
Der Mann in der schwarzen Uniform kam ihm nicht bekannt vor.
Es war allerdings nicht zu übersehen, dass es ein Agent des NID sein musste:
„Um was geht es denn?“
Der Agent zeigte seinen Ausweis, dann hatte er Sorgenfalten an der Stirn:
„Ich bin Agent Barret! Es geht um ihre Schwester! Kurz nach ihrem Besuch bei ihnen, wurde sie entführt!“
Dem Schiffstechniker blieb die Spuke im Halse stecken, weshalb er anfing laut zu husten:
„Wieso? Gibt es irgendwelche Hinweise?“
„Noch nicht aber wir tun alles, um sie zu finden! Hat sie irgendetwas erwähnt, bevor sie verschwand?“, enttäuschte Barret ihn. Die Nachricht hatte das frohe Gemüt des jungen Mannes erschüttert, also musste er sich zuerst einmal setzen.

Es war schon spät und Onkel Tedd und Tante Addison waren schon im Bett.
Kathy und George lagen unter einer warmen Wolldecke und genossen noch einen spannenden Film, den sie sich zuvor aus der Videothek and der Ecke geliehen hatten. Dazu hatten sie eine große Schüssel Popkorn gemacht.
Trotz des aufregenden Actionfilms, schien seine jüngere Schwester in Gedanken weit weg zu sein. Sie hatte sich ehrlich auf diesen Abend gefreut aber nun hatte sie nur noch diesen Brief von der Airforce im Kopf. Wo würde George bald arbeiten? Würde sie ihn dann überhaupt noch zu Gesicht bekommen?
Sie seufzte und erregte damit die Aufmerksamkeit ihres Bruders, der sie fragend ansah:
„Was ist los?“
„Gar nichts!“, blockte sie ab aber der ehemalige Student wollte ihr das nicht abnehmen und stieß sie sanft in die Seite. Als sie dann immer noch nicht antwortete, sah er sie schief an und grinste, bis sie stöhnend doch eine Erklärung abgab:
„Ich habe Angst dich bald nicht wieder zu sehen!“
Er setzte sich richtig auf:
„Wegen dem Brief? Ich arbeite als Techniker an Militärprojekten! Ich werde kein Soldat, der ins Ausland muss!“
Kathy schmiegte sich enger an ihn und gab ein beleidigtes Knurren von sich:
„Sicherlich wirst du dann kaum noch Zeit für mich haben. Ich verstehe das aber trotzdem. Alle verlassen mich. Meine beste Freundin ist weg gezogen, du gehst zur Airforce und Marco geht für archäologische Studien ins Ausland. Was wird aus mir?“
George lächelte und strich ihr brüderlich über den Kopf, während er sich nahe an das Teenagermädchen heran neigte:
„Du wirst bald die High School abschließen und dann auch studieren. Dann findest du neue Freunde und hättest auch weniger Zeit für mich. Mach dir nicht so viele Gedanken!“
Sie nahm das hin und starrte traurig auf den Fernseher, als George sie abermals antippte:
„Hey, du wirst deinen Weg schon finden. Du bist meine Schwester und wenn ich das mal so sagen darf, wesentlich klüger als ich.“
Nun lächelte sie auch und kuschelte sich näher an ihren Bruder:
„Danke, Brüderchen…“

Noch immer donnerten die Stimmen von Woolsey und Daniel durch den Raum.
O`Neill hatte bereits damit begonnen selbst durch die Akten zu blättern, was genauso langweilig war. Marco saß mit verschränkten Armen da und schaute unschlüssig zwischen den Diskutierenden hin und her.
„Hat er denn nicht schon genug gelitten!?“, wand Daniel ein, als sein Kontrahent wieder auf den Tisch schlug:
„Darum geht es aber nicht, Dr. Jackson! Sie lassen sich zu sehr von Gefühlen leiten!“
Da tat sich die Tür auf und ein Soldat stürmte in den Raum, was Jack sehr zu begrüßen schien. Er horchte der dringenden Nachricht und ignorierte die Streithähne:
„Sir, wir haben gerade eine Nachricht von Agent Barret bekommen. Offenbar hat der Trust eine junge Agentin des NID in seiner Gewalt! Ihr Name lautet Kathy Grey!“
Nun wurde Marco hellhörig und sein Gesicht verlor jede Farbe. Durch diese Botschaft verstummten auch Daniel und Woolsey, die mittlerweile aufgestanden waren. O`Neill fuhr sich über sein graues Haar, dann folgte er dem Soldaten aus dem Besprechungsraum:
„Gibt es bereits Hinweise?“
„Nein, Sir! Sie wurde entführt, nachdem sie ihren Bruder bei der Secmeton besucht hat!“
Wie ein Blitz schoss neue Lebenskraft durch Marcos Körper und befreite ihn aus der verkrampften Sitzhaltung. Er sprang auf und wollte gerade aus dem Raum stürzen, als Richard Woolsey ihn anschrie:
„Wo wollen sie denn hin, Harrison?! Wir sind mitten im Gespräch!“
Der Blonde blitzte den Abgeordneten des Komitees finster an:
„Ich werde die Schwester meines besten Freundes retten! Bei ihrem bescheuerten Gespräch kommen wir ja nie weiter!“
„Sie werden nirgendwo hin gehen! Wir sind nicht fertig!“
Nun hob Marco seine Lautstärke an:
„Wie immer sind sie und das Komitee nicht in der Lage eine Entscheidung zu fällen und werfen nur mit Schuldzuweisungen um sich! George braucht mich jetzt mehr!“
Eine Ader kam an Woolseys Hals zum Vorschein und er kniff verärgert die Augen zusammen:
„Sie haben wohl vergessen, in welcher Lage sie sich befinden! Sie haben ein Chaos in Zerberus angerichtet und Menschen getötet!“
„Fassen sie sich an die eigene Nase! Haben sie Colonel Cramer vergessen, der wegen ihrem bescheuerten Angriff mit der Horizon auf die Corona gestorben ist?! Sie haben das Leben mehrerer Soldaten in den Sand gesetzt und mich nicht in Kenntnis von ihrer Mission gesetzt, obwohl ich die Leitung in Zerberus hatte!“
„Vorsicht! Sie bewegen sich auf dünnem Eis!“
„Ich kann schwimmen!“, zischte der Antiker-Experte und trat an die Tür, weshalb Woolsey erneut auf den Tisch schlug:
„Sie bleiben hier!“
Nun warf Marco ihm einen herausfordernden Blick zu:
„Versuchen sie mich aufzuhalten!“
Eine Sekunde später war der ehemalige Anführer von Zerberus verschwunden und Richard stand mit offenem Mund an seinem Platz. Daniel putzte seine Brille und verlor kein weiteres Wort.

Eine Stunde später fand Marco seinen besten Freund deprimiert im Aufenthaltsraum der SG-Teams.
Er hatte sich dort in die Ecke gesetzt und schien am Boden zerstört.
Aufmunternde Worte hätten eh nichts gebracht aber trotzdem zwang sich Marco zum trösten:
„Barrets Leute tun alles, um sie zu finden!“
Der Kamerad sah nur kurz zu ihm auf, um dann wieder Löcher in die Luft zu starren. Plötzlich vibrierte Georges Handy und er nahm mit einem brummenden Tonfall ab:
„Grey?“
Eine fremde Stimme erklang:
„Hallo, George! Ich möchte mit ihnen über ihre Schwester reden!“
Der Techniker wurde munter und bekam Schweiß auf der Stirn, während Marco nicht verstand, was gerade vor sich ging. Der Mann am anderen Ende kicherte, weshalb ihm George zornig anbrüllte:
„Sie Mistkerl! Was haben sie mit meiner Schwester gemacht!?“
„Sie ist hier bei mir und gesund! Sie werden sie unbeschadet wieder sehen aber vorher gibt es da etwas zu klären!“
Nun hörte Marco genau hin und bekam alles mit.
„Was wollen sie?!“
„Bestimmt sitzt Marco Harrison neben ihnen! Wir möchten ihn haben! Kommen sie heute Abend zu den Koordinaten, die ich ihnen per SMS zu schicke! Wenn sie dem NID oder dem Stargate-Center von diesem Telefonat berichten, töten wir ihre Schwester! Unsere Spur zurück zu verfolgen ist auch zwecklos! Bis dann!“
Der Fremde legte auf und George hätte fast das Handy vor Anspannung zerdrückt. Marco konnte die Aufregung seines Kumpels verstehen und schloss nachdenklich die Augen:
„Lass uns gehen… Wir müssen Kathy befreien!“
Der Techniker schaute seinem besten Freund in die Augen und zögerte:
„Das geht nicht! Ich werde dich nicht ausliefern! Du bist gerade erst zurück!“
Der Blonde fasste ihm kopfschüttelnd auf die Schulter:
„Wir haben keine andere Wahl! Ich pack das schon aber Kathy ist jetzt wichtiger!“
Vermutlich würde sich Marco nie davon abbringen lassen, also war es beschlossene Sache. Ohne jemandem von dem Anruf zu berichten verließen die Kumpels das Stargate-Center und fuhren zu den angegebenen Koordinaten.
Es war ein altes Lagerhaus am Rande einer Kleinstadt, das schon länger nicht mehr benutzt wurde. Vorsichtig betraten sie das alte Gelände. Die Seitentür war nicht verschlossen, also schien man sie bereits zu erwarten. In der Halle waren alte Kisten gestapelt, die schon lange keiner mehr beachtet hatte und im Dach war ein kleines Loch. Beide streiften durch die Reihen der Lagerwaren, als eine Stimme sie zum Kern des Raumes lockte:
„Da sind sie ja!“
Im Lichtkegel einer Lampe stand ein Mann mit einer Brille und dunkelblondem Haar. Sein langer Sandfarbener Mantel sah gepflegt aus aber sein Gesichtsausdruck war trügerisch. Direkt neben dem Mann saß Kathy auf einem Stuhl festgebunden. Sie war nicht bei Bewusstsein. Marco blieb stehen und sah sich um. Es gab keine anderen Feinde? Der Entführer schien keine Verstärkung mitgebracht zu haben, also war er kein schwerer Gegner:
„Schön, was wollen sie von mir? Gehören sie zum Trust?“
Der Mann lachte lautstark, dann winkte er lässig ab:
„Ich heiße Nick Blucas! Trust? Nein, ich gehöre zu einer anderen Bewegung, die weit aus mehr Macht besitzt! Leider darf ich ihnen nichts sagen aber sie sind wichtig für unsere Pläne, Mr. Harrison!“
Mit erhobenen Händen ging Marco auf den Feind zu. Dieser löste die Fesseln von Kathy und stieß sie in Georges Arme. Der Bruder war erleichtert und streichelte seine Schwester über die Wange. Dadurch erwachte Kathy zu neuem Leben, war aber überglücklich ihren großen Bruder zu sehen.
Der feindliche Agent zog eine Pistole hervor und zielte damit auf den blonden Archäologen:
„Dann wollen wir mal verschwinden!“
Marco zwinkerte nun verschwörerisch und ließ sein Bein hinauf schnellen und trat seinem Gegner die Waffe aus der Hand. Völlig irritiert sah Nick Blucas nur noch eine Faust auf sich zu schnellen, bevor er rückwärts in einen Berg aus Kisten krachte:
„Dachten sie, ich lasse mich ohne Gegenwehr abführen? So toll kann ihr Organisation ja nicht sein, wenn sie mich ohne Verstärkung entführen wollten!“
Blucas hielt sich die blutende Lippe und lachte wieder. Der Schlag hatte gesessen aber aus irgendeinem Grund schien er Marco noch nicht ernst zu nehmen:
„Dachtest du, dass wüsste ich nicht!? Ich bin ja nicht alleine!“
Wie durch Zauberhand kehrten Kathys Kräfte zurück. Sie trat ihrem Bruder die Beine weg und zog eine Zat hervor, mit der sie dem Techniker nieder schlug.
Dann zielte sie und feuerte eine Salve auf den Ex-Anführer des Zerberus-Teams ab. Vom blauen Blitz getroffen, ging Marco chancenlos nieder. Blucas stand wieder auf und klopfte sich den Staub von der Hose:
„Hättest du das nicht früher machen können?“
Kathy zuckte mit der Schulter, dann zog sie eine Spritze aus der Hosentasche. Diese fühlte sie mit Marcos Blut und verpackte sie dann in einen kleinen Behälter, den Nick Blucas hinter ein paar Kisten hervor holte. George kam wieder zur Besinnung und sah seine Schwester ungläubig an, während ein feiner Rinnsaal aus Blut über seine Stirn lief:
„Kathy? Was soll das? Was tust du da?“
Die junge Agentin blinzelte amüsiert:
„Das würdest du nicht verstehen! Kurz nachdem du zur Airforce gegangen bist, habe ich Agent Blucas kennen gelernt! Er erzählte mir vom Sternentor und hat mir einiges erklärt. Sorry, Brüderchen aber ich bin wohl auf der feindlichen Seite!“
Völlig entgeistert schlug der Schiffstechniker auf den Boden:
„Nein! Das kann doch nicht wahr sein! Wieso?!“
Weitere Erklärungen blieben aus. Sie deutete auf die Tür:
„Wir haben die Blutprobe! Lass uns verschwinden!“
Beide verließen wortlos das Lagerhaus und ließen Marco und George alleine zurück. Wieder einmal war das Schicksal nicht auf ihrer Seite und abermals wurde ein Teammitglied von einer Person verraten, die ihm viel bedeutete.

Eine ganze Zeit später saßen wieder alle im Konferenzraum.
George war seit ihrer Rückkehr still und völlig blass. Er hatte all seinen Lebenswillen verloren und blieb regungslos auf seinem Stuhl sitzen. Marco kannte dieses Gefühl einen Menschen zu verlieren sehr gut. Immer wieder waren ihm wichtige Menschen genommen worden. Wieso tat man ihnen so etwas an? Es gab keine Begründung.
Landry hörte sich geduldig an, was Barret zu dem Thema zu sagen hatte:
„Offenbar hat Kathy Grey den NID infiltriert. Wir wissen noch nicht, wer diese ominöse Gruppierung ist aber wir sind nun auf der Suche nach ihnen! Zu diesem Blucas gibt’s keine Informationen!“
Schweigen hüllte den Konferenzraum ein und keiner schien noch ein Wort über die Lage verlieren zu wollen. Da kam Woolsey durch die Tür und blieb laut räuspernd vor dem großen Tisch des Konferenzraumes stehen. Dabei fiel sein stechender Blick auf Marco, der sofort wieder in seinem Sitz zusammensank:
„Ich möchte nur kurz eine Mitteilung machen! Mit sofortiger Wirkung wird Marco Harrison wieder zum Leiter der Zerberus-Einheit auf Bewährung ernannt aber das IOA wird einen strengen Blick auf sie haben!“
Er war erleichtert und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Diese Entscheidung zauberte nun auch ein kleines Lächeln auf das Gesicht des deprimierten George. Wenigstens hatte das Bangen für Marco ein Ende und er konnte ohne Zweifel nach Kritias zurückkehren.
Trotzdem blieb die Frage offen, wer diese Organisation ist und warum sie die Gene des jungen Mannes haben wollten.

Ende
Folge 11: Amazone by nickfrostus
Folge 11: Amazone


Langsam driftete das glänzende Schiff durch die Finsternis des Weltalls.
Es bewegte sich ganz vorsichtig voran. Auf der Brücke des Kristallschiffes saß ein verstörter Erzengel. Er hatte gerade einen neuen Körper besetzt und suchte nun nach seinem Gehilfen. Konnte Somnus die Zerstörung des anderen Schiffes überhaupt überstehen oder hatte Marco ihn schon vorher in einen komatösen Zustand geprügelt?
Wieder schlug er wütend auf die Lehne seines Sitzes, weil die Sensoren nichts anzeigten. Gabriel war völlig außer sich vor Wut. Dieser blonde Mensch hatte ihm alles kaputt gemacht, dabei hatte er Marco doch mit der schwarzen Substanz so schön beseitigt. Murrend ließ er einen anderen Planeten vor sich scannen:
„Wo steckt der Kerl? Ich habe langsam die Nase voll!“
Als auch dieser Scann daneben ging, sprang er zornig auf und brüllte entnervt um sich:
„Verflucht! Das ist alles die Schuld des Zerberus-Teams! Ich brauche einen verlässlichen Partner! Jemand mit genug Macht, um diese Nervensägen für immer zu vernichten!“
Grübelnd lief er auf und ab. Irgendeine Lösung musste es doch geben. All die Jahre hatten die Erzengel für die Eroberung dieser Galaxie gekämpft.
Sie hatten es mit den Antiker zu tun und dennoch haben sie diesen Krieg mehr oder weniger überlebt. Durch die Erinnerungen an die Vergangenheit kam ihm endlich eine Idee.
Schon damals hatten die Erzengel einen schlagkräftigen Verbündeten. Ein Volk aus Amazonen, welches mit ungewöhnlichen Fähigkeiten gesegnet war. Sie hatten sich gegen die Antiker verschworen, weil diese nicht die Rituale der Amazonen akzeptieren wollten. Sie waren zwar keine direkten Verbündeten aber sie hassten die Lantianer genauso sehr.
Schadenfroh stolzierte er zu der nächsten Konsole:
„Mal gucken, was die Datenbank her gibt…“
Eine weibliche Computerstimme erklang und hallte über die ganze Brücke:
„Das Volk der Herias ist seit mehreren Jahrtausenden ausgestorben aber der Geist ihrer Anführerin Calisto soll noch immer auf ihrem Planeten existieren!“
Gabriel dachte ernsthaft über die Möglichkeit nach. Es war leicht ihr einen Körper aus Kristall zu machen. Vielleicht würde diese Calisto sogar seine Gemahlin werden. Der Gedanke reizte ihn, als die Computerstimme wieder ertönte:
„Beim Scann der letzten Welt wurde eine Anomalie aufgespürt.“
„Anomalie?“, stockte der Engel und versuchte mehr in Erfahrung zu bringen. Über ein Display entdeckte er einen gewaltigen Sturm, der lediglich eine kleine Siedlung heimsuchte. Dieser Orkan schien aber nicht auf natürliche Art entstanden zu sein. Voller Neugierde ließ sich Gabriel auf den Planeten hinab beamen.
Sein Blick war geschockt auf das Dorf gerichtet. Im Dorfkern wütete ein Tornado und zerstückelte die kleinen Holzhäuser. Dreck und Sand peitschte durch die Luft und Holzlatten jagten wie Geschosse an Gabriel vorbei. Der Luftdruck wurde noch einmal stärker und zerstückelte weitere Hütten. Auch schreiende Menschen wurden von den Windböen gepackt und davon geschleudert. Dann endete es, wie mit einem Paukenschlag.
Der Erzengel war tatsächlich überrascht. Der eben noch gewaltige Taifun hatte sich in Luft aufgelöst und lediglich eine Spur der Verwüstung hinter lassen. Dort wo einmal ein Brunnen gestanden hatte, klaffte nur ein tiefes Loch. Eisenstangen steckten in Dächern und aus den Trümmern der Hütten drangen die wimmernden Stimmen der Familien. Der Himmel war wieder blau aber etwas war komisch. Im Zentrum des Dorfes, wo eben noch der Tornado gewütete hatte, stand ein junger Mann. Sein Blick war kalt auf die umliegenden Trümmer gerichtet. Für Gabriel gab es keinen Zweifel, dass der Sturm von diesem jungen Mann kam.
Der Fremde knackte mit dem Genick und trat auf eines der Häuser zu:
„Ich hatte euch gewarnt! Wenn ihr mir euren Besitz nicht überlassen wollt, soll er euch auch nicht mehr gehören!“
Es war ein komisches Gefühl so eine Gestalt zu sehen. Sie schien selbstsicher und voller Bestimmtheit. Der Fremde drehte sich kühl von den Trümmerbergen ab und entdeckte Gabriel am anderen Straßenende.
Der Erzengel begann diabolisch zu grinsen:
„Warst du das mit dem Wind? Ich fand das sehr beeindruckend, also komm ich auf den Punkt! Arbeite für mich!“
Der Windbändiger kniff die Augen zusammen und zischte ablehnend:
„Tssssssssss….. Ich arbeite für niemanden! Alleine die Tatsache, dass du mich gefragt hast ist für mich ein Grund dich zu töten!“
Schon machte der junge Mann einen Satz vor und schleuderte eine Kugel aus zusammengepresster Luft. Der Stoß hätte normale Menschen sofort von den Füßen gerissen aber Gabriel ließ die Attacke an sich abprallen:
„Nicht so stürmisch…“
Das Wortspiel ließ ihn schmunzeln, bevor er tief einatmete und die Arme ausbreitete:
„Deine Windtricks bringen dir gegen mich nichts aber ich wüsste einen guten Verwendungszweck. Ich werde dich reich dafür belohnen!“
Nun horchte der Fremde doch auf und starrte den neuen Auftraggeber nachdenklich an:
„Was für ein Verwendungszweck soll das sein?“
„Das besprechen wir auf meinem Schiff! Wie lautet dein Name, Windbursche?“, lächelte Gabriel auf seine typisch einschmeichelnde Art. Sie schlugen ein, dann stellte sich der Unbekannte zögernd vor:
„Ich bin Patras!“

Die Sonne ging über dem Planeten auf und die Stadt erwachte zu neuem Leben.
Die Techniker rasten einsatzbereit durch die Gänge. Sebastian schien von der morgendlichen Energie noch nichts zu spüren und drehte sich noch einmal auf die Seite. Dadurch sah er der anderen Person in seinem Bett tief in die Augen. Auch sie war schon wach und lächelte verschlafen. Er legte seinen Arm um den weiblichen Körper und gab ihr einen zärtlichen Kuss:
„Kannst du mir mal sagen, was da gestern Abend passiert ist?“
Lyana hielt sich mit einer Antwort zurück und strich ihm über das Kinn. Sie hatten gestern zusammen gegessen, etwas getanzt und dann waren sie im Bett gelandet. Die Ärztin zuckte letzt endlich mit der Schulter:
„Zu viel Sekt? Reizüberflutung? Vielleicht auch nur sexuelle Frustration?“
Der Soldat schaute sie nun selbstzufrieden an:
„Sexuelle Frustration? Baby, bei mir gibt es so etwas nicht!“
Beide begannen zu lachen und sich langsam aus dem Bett zu erheben. Für den Nachmittag war eine Besprechung angesetzt, um das weitere Vorgehen zu klären. Während Sebastian sich nun in seine Hosen zwängte, richtete Lyana ihr zerzaustes Haar und zwinkerte ihm verführerisch zu. Die beiden hatten sich gefunden und für den Goa`uld war es anders, als die Sache mit Hathor. Es handelte sich um wahre Liebe, die ihm bisher immer verwehrt geblieben war. Seine mürrische Art war nun hinter einem selbstzufriedenen Lächeln verschwunden.
Wo anders in der Stadt, an einem der Docks für Schiffe, saß George vor einem Laptop und hämmerte auf die Tasten ein. Völlig steif ging er die Daten der Timaios durch, die direkt vor ihm am Pier lag. Sein Blick war starr auf den Bildschirm gerichtet. Er beachtete nicht einmal die vielen Techniker, die um das Antiker-Schiff der Aurora-Klasse herumwuselten. Plötzlich betrat Marco das Dock und schaute besorgt zu seinem Kumpel hinüber:
„Hey, George…“
Der Kamerad drehte sich nur kurz um aber lange genug um Marco einen Schock zu versetzen. George war kreidebleich und er hatte dicke Augenringe. Niemals zuvor hatte er den Schiffstechniker in einer so miserablen Verfassung gesehen. Seit der Sache mit Kathy auf der Erde hatte sich George verzweifelt in die Arbeit gestürzt und dabei das Schlafen einfach ignoriert. Voller Entrüstung packte Marco seinen besten Freund am Arm:
„Du gehst jetzt besser ins Bett! Du siehst echt schlimm aus!“
„Guck dich doch mal selber an!“, fauchte George und riss sich wieder los, um weiter zu arbeiten. Der Techniker war übermüdet und aggressiv, weshalb ihm der Blonde auch nicht böse war. Trotzdem musste ein Machtwort gesprochen werden:
„Das war keine Bitte, George! Das war ein Befehl! Du brauchst deinen Schlaf!“
Voller Verzweiflung stampfte der junge Mann davon und begann wütend mit den Armen zu fuchteln, weil er die Entscheidung nicht nachvollziehen konnte.
Marco kehrte seufzend zum Kontrollraum zurück, wo Jenny mit Fürst Zaiku über einem Rechner hockte und gebannt auf ein komisches Signal starrte. Verwirrt gesellte sich der Anführer dazu und schielte über ihre Schulter:
„Darf ich mal erfahren, was ihr da macht?“
Beide zuckten zusammen und drehten sich blitzschnell um. Fürst Zaiku zeigte die Daten des Displays und schien aufgewühlt:
„Unsere Scanns haben gezeigt, dass es noch aktive Energien im Orbit gibt. Jenny glaubt es könnten Trümmer von Gabriels Schiff sein!“
Nun leuchteten auch Marcos Augen und er rieb sich begeistert die Hände:
„Ihr meint da könnten noch derbe Erzengelwaffen herumtreiben? Eine Bergung auf jeden Fall wert. Ich fliege mit einem Jumper mal hoch!“
Der Blonde war nicht mehr zu halten und stürzte die Stufen zum Jumper-Hangar hinauf. Es dauerte nicht lange, da erhob sich der Jumper und schoss zum Himmel hinauf. Das Flugobjekt näherte sich dem Trümmerfeld, bestehend aus den glänzenden Teilen des Kristallschiffes. Noch immer schwebten ganze Sektionen davon unberührt durchs Weltall, umringt von tausenden kleinen Teilen. Marco musste grinsen bei dem Anblick. Zum ersten Mal hatten sie ein Schiff von Gabriel zerstört und das auch noch erfolgreich. Er aktivierte den Bildschirm im Fenster des Jumpers und folgte den Strahlungswerten. Wie sich am Ende herausstellte, waren es nur Reste des Hyperantriebs, die nicht mehr zu gebrauchen waren aber dann entdeckte Marco etwas anderes. Der Puddle Jumper näherte sich einem intakten Teil der zerstückelten Brücke. Noch immer war der Kommandostuhl des Erzengels zu sehen und einige Systeme schienen einwandfrei zu funktionieren. Der Blonde biss die Zähne zusammen und aktivierte die Waffenkonsole:
„So ist das Ding zu groß! Ich will nur die blöde Konsole…“
Das Schiff reagierte auf seine Gedanken und schon schossen zwei Drohnen hervor. Die leuchtenden Torpedos durchschlugen das Trümmerstück und sprengten es in mehrere Teile. Der Teil mit der Konsole war nun klein genug, um durch die Heckklappe des Jumpers zu passen. Marco schottete das Cockpit vom hinteren Teil ab und öffnete die Eckluke, um dann so zu fliegen, dass der Computer von Gabriels Schiff sanft darin verschwand. Ein Knirschen zeigte an, dass er vorsichtiger sein musste. Als der Versuch geglückt war schloss der die Klappe und öffnete das Schott:
„Nett! Mal gucken, was Gabriel für schöne Geheimnisse versteckt hat!“
Triumphierend kehrte der Anführer nach Kritias zurück und ließ den Rechner in ein Labor bringen, das Marco beschlagnahmt hatte nachdem er seine Erinnerungen zurück erlangt hatte.
Fürst Zaiku und Jenny versuchten jeden Eingriff des blonden Mannes zu verstehen aber sie konnten es nicht. Als Marco dann endlich eine Energieversorgung angebracht hatte, ging die Schaltfläche piepsend an. Es dauerte nicht lange, da begann der Anführer atemlos zu stammeln und die Zuschauer glücklich anzustrahlen:
„Jackpot! Das Ding zeigt uns die Position sämtlicher Kristallschiffe, inklusive des Schiffes, auf dem Gabriel selbst herum hockt! Er ist da draußen unterwegs!“
„Und wo will er hin?“, brummte Sebastian, der im Türrahmen stand und die neuste Entdeckung mit angesehen hatte. Marco zuckte mit der Schulter und versuchte mehr aus den Daten zu erkennen:
„Keine Ahnung! Jedenfalls will er nicht zu uns! Ich lasse die Infos mal durch unsere Datenbank gehen. Vielleicht spuckt der Hauptrechner von Kritias ja irgendwas aus!
In einer halben Stunde ist die Tagesbesprechung!“
Alle nickten, dann ließen sie den Antiker-Experten alleine arbeiten.

Era hatte einen wirklich langweiligen Morgen. Sie war aufgestanden, hatte geduscht, vernünftig gegessen und nun durchquerte sie munter den Kontrollraum. Für sie war alles in bester Ordnung. Sie hatte beim Frühstück mit Lyana gesprochen und war fasziniert von der Bindung, die sie nun zu Sebastian entwickelt hatte. Die Galonierin konnte das zwar noch nicht nachvollziehen aber sie wünschte der Ärztin viel Glück.
Sie selbst hätte auch gerne diese Bindung aber trotz der Erinnerungen, die zu Marco zurückgekehrt waren, zeigte sich der Anführer nicht sehr kontaktfreudig.
Für sie war es am besten nicht zu viel darüber zu sinnieren.
Im Kontrollraum war so gut wie nichts los. Nur Jenny saß an einer Konsole und blätterte durch mehrere Dateien. Sie wirkte hoch konzentriert und biss sich immer wieder genervt auf die Lippe, weil die Materie wohl zu schwer für sie war. Die Galonierin stellte sich lächelnd zu ihr und fragte neugierig nach:
„Was machst du da, Jenny?“
Die junge Frau fuhr sich durch ihr halblanges Haar und schüttelte missmutig den Kopf:
„Ich wollte mir etwas Wissen aus der Datenbank aneignen. Meine Spezialität sind Goa`uld aber da sogar einer bei uns im Team ist, bin ich eher nutzlos.“
Auch Era kannte dieses Gefühl sich wertlos zu fühlen. Sie selbst verspürte es mittlerweile auf jeder Mission. Jedes Teammitglied besaß herausragende kämpferische Fähigkeiten. Sie hing irgendwo im Mittelmaß. Ein neues Grummeln ging durch ihren Magen, während Jenny endgültig den Kopf hängen ließ:
„Wäre klasse, wenn man auch die Sprache der Antiker richtig könnte…“
„Nimm doch an den Unterweisungen für das Personal teil! Marco gibt einmal in der Woche einen kleinen Kurs, damit die Techniker hier in Kritias etwas machen können. Hat er auf Organika damals auch schon gemacht…“, riet Era und versuchte ihre Kameradin aufzumuntern.
Jenny nahm den Versuch zu Kenntnis, gab aber keine weiteren Kommentare ab. Plötzlich stürmte Marco die große Haupttreppe hinauf und deutete auf den Konferenzraum:
„Okay, alle zur Besprechung! Die Lage ist kritisch!“
Die Mädchen horchten auf und schienen etwas überrascht, während nun auch George, Zaiku und Sebastian die Treppe hinauf gerannt kamen. Im Besprechungsraum waren alle Plätze schnell eingenommen und Marco aktivierte ein Display. Fürst Zaiku hatte die Arme verschränkt und schaute etwas ungeduldig. Normalerweise was es Sebastian, der diese Haltung besaß aber heute lehnte er sich grinsend auf den Tisch. Jeder im Team kannte auch den Grund für die gute Laune: Lyana!
Irgendwann begann der Fürst sogar nervös mit dem Stuhl zu wippen:
„Also?! Was ist denn jetzt so kritisch?“
Der Blonde holte Luft und zeigte eine Karte der Zerberus-Galaxie, auf der ein paar wenige Punkte herum schwirrten:
„Ich habe die Daten aus Gabriels Schiffscomputer verarbeitet und durch unsere Systeme gejagt. Bisher sind nur vier Kristallschiffe unterwegs. Ich schätze sie sollen weitere Erzvorkommen für seine Produktionsanlagen sammeln. Viel problematischer ist das Schiff auf dem Gabriel sitzt!“
Fragende Blicke lagen auf dem Anführer und Sebastian zuckte mit der Schulter:
„Komm endlich auf den Punkt!“
„Gabriel fliegt zu einem Planeten namens Herias! Laut der Datenbank lebte dort ein Volk aus Kriegerinnen, die einen Groll gegen die Antiker hegten und sich deshalb mit den Erzengeln zusammen taten. Ich befürchte er will dort den Geist einer Amazone namens Calisto auferstehen lassen.“, erklärte Marco und ließ alle anderen damit aufschrecken.
George stieß murrend ein Seufzen aus und stützte sich am Tisch ab:
„Dann sollten wir da hin und das verhindern!“
Sein blonder Kumpel behielt seinen ernsten Gesichtsausruck bei und legte ihm die Hand auf der Schulter:
„Nein, George! Du bist mit sofortiger Wirkung aus dem Team suspendiert, bis zu dich wieder gefangen hast!“
„Aber es geht mir gut! Ihr braucht mich vielleicht!“
Erst jetzt entdeckte George, dass alle Teammitglieder ihn kopfschüttelnd ansahen. Wütend verließ er den Besprechungsraum und fuchtelte wieder entrüstet mit den Armen.
Während nun alle den Konferenzraum verließen, trat Marco an Era heran und hielt sie am Arm fest:
„Era? Ich muss mit dir nach der Mission reden… Ich habe deinen Brief gelesen…“
Sie schluckte einen großen Kloß herunter. Marcos Gesichtsausdruck war nicht sehr aufheiternd, also schlichen sich ihr neue Sorgen ins Unterbewusstsein.
Die anderen begannen damit sich für die kommende Mission auszurüsten, während die Galonierin dieses Gespräch schon im Kopf hatte. Würde es endlich der Umbruch in ihrer Beziehung sein, der das Pärchen wieder zusammen führt? Sie kannte die Antwort nicht aber sie hoffte, dass es der Fall war.

Über dem Planeten Herias öffnete sich ein Hyperraumfenster, aus dem das Kristallschiff von Gabriel heraus sprang.
Es bezog im Orbit eine feste Stellung, dann ließ sich der Erzengel mit seinem neuen Partner auf den Planeten hinab beamen. Die Umgebung war doch sehr mysteriös. Nebelfelder bedeckten die Graslandschaften, die zwischen den wuchtigen Laubbäumen lagen. Hohe Stämme schraubten sich in den Himmel, bevor eine Baumkrone sich wie eine Decke über den Wald erstreckte.
Gespenstische Schatten huschten zwischen den Bäumen hin und her.
Gabriel ließ sich von solchen unheimlichen Gegenden nicht einschüchtern. Nur der Nebel störte ihn etwa, weshalb er sich sofort seinem Kameraden zu wand:
„Kannst du etwas gegen den Nebel machen?“
Patras hatte nur ein müdes Lächeln im Gesicht. Er verschränkte die Arme und schloss nur kurz die Augen. Eine Windböe peitschte um ihn herum, gefolgt von einer Druckwelle aus Luft, die jeden Nebel davon pustete. Endlich erschien vor ihren Füßen ein alter Trampelpfad, der lange nicht von Sträuchern und unwegsamen Baumwurzeln befreit wurde.
Sie marschierten eine kurze Zeit durch den dunklen Wald. Es war Nacht auf diesem Planeten und somit bot diese Welt auch eine herausragende Deckung vor Angriffen. Irgendwann entdeckten sie den Ort, den Gabriel gesucht hatte. Sie betraten eine große Lichtung mit zahlreichen Steinruinen. Vor ihnen erhob sich das gewaltige Mauerwerk eines Tempels.
Das Gebilde war sehr klobig und hatte mehrere Steinsäulen, die wie Stacheln von ihm abstanden. Der Engel stieß ein triumphierendes Lachen aus, dann ging er auf den Eingang zu.
Patras wollte ihm gerade folgen, als Gabriel sich wieder umdrehte und auf das Sternentor zeigte, das direkt neben dem Tempel lag:
„Du bleibst hier! Wenn wir ungebetenen Besuch bekommen, musst du sie ausschalten! Ich brauche meine Ruhe für das Ritual!“
Der Windbändiger nickte und setzte sich auf einen Felsklotzes neben der Ruine eines Hauses. Sein Auftraggeber stolzierte nun in die Tiefen der Tempelanlage und begutachtete die verschiedenen Schriftzeichen an der Wand, bis er in das Innere der Anlage gelangte. Der große Innenraum war bis auf einen Altar und die Statuen mehrerer Kriegerinnen völlig leer. Er sah sich um, ging zielstrebig zu dem Altar und legte einen Kristall auf die raue Oberfläche mit den eingravierten Symbolen:
„Mächtigste Kämpferin unter dem Himmelszelt! Höre den Ruf auf der lebenden Welt!
Überziehe die Galaxie mit deinem Glühen und lasse deinen Zorn auf den Feind nieder gehen.
Befreie die Gewalt die in dir steckt, denn ich bin es der dich erweckt! Bring mir den Sieg in diesem Mächtespiel, denn mit dir zu siegen, das ist mein Ziel!“
Die lauten, rituellen Worte hallten durch die gesamte Räumlichkeit und war mit viel Kraft ausgesprochen worden. Die größte Statue, die hinter dem Altar platziert war, begann mit den Augen zu leuchten, genau wie die Symbole im Altar.
Ein heller Lichtblitz ging von der Statue aus und Gabriel machte einen Satz zurück. Dann konnte er die Gestalt einer jungen Frau auf dem Altar sehen. Sie war transparent und von einem blauen Schein umgeben aber ihr Blick fiel sofort auf den Beschwörer. Sie hatte eine metallene Rüstung an und ihr Körper wirkte trotz ihrer weiblichen Kurven sehr kräftig. Ihre langen schwarzen Haare, hingen ihr bis zu Po und auf ihrem Rücken trug sie einen roten Umhang, mit dem Symbol der Amazonengilde:
„Wer wagt es mich zu rufen!?“

Mit dem bekannten Donnern schoss der Vortex aus dem Sternentor und bildete den Ereignishorizont.
Danach stolperten vier Leute hindurch und landeten in der mit Nebel bedeckten Ruinenlandschaft eines Tempels. Marco hob einen Scanner und schien alles andere als begeistert:
„Wir haben nicht viel Zeit! Gabriel ist im Tempel und im Orbit fliegt sein Schiff! Los in den Tempel!“
Die Gruppe hatte gerade einen Schritt voran gemacht, da gab es ein schrilles Kreischen und ein wahrer Wirbelsturm fegte durch die Umgebung, gefolgt von einer machtvollen Druckwelle. Die Gefährten wurden davon erwischt und zu Boden geworfen. Sebastian richtete sich sofort wieder auf und sah sich wütend um:
„Was war das denn schon wieder?“
Hinter einer Felssäule kam nun Patras zum Vorschein, der amüsiert in die Hände klatschte:
„Ich habe euch schon erwartet! So lange will ich mich schon an euch rächen!“
Die vier Freunde wechselten rasche Blicke, dann ballte Marco kampfbereit die Fäuste:
„Wir haben keine Zeit für Spielchen, Patras! Mach den Weg frei oder ich verpass dir ein blaues Auge!“
Von der Drohung schien nichts bei dem Gegner gefruchtet zu haben. Stattdessen begann er finster zu lachen und hob die Arme. Neue Stürme fegten um ihn herum, bis dann ein Luftstrom auf das Team zuschoss und sogar Pflanzen entwurzelte. Marco wollte sich mit seiner Körperkraft dagegen stemmen aber er unterschätzte den Luftdruck. Er verlor jeden halt und wirbelte durch die Luft. Wieder gingen die Freunde zu Boden und Patras verzog schmollend das Gesicht:
„Was ist denn? Sollen der Drohung keine Taten folgen?“
Der Windbändiger war nicht nur älter geworden, sondern auch noch sehr viel stärker. Als der Gangster einen neuen Tornado freisetzte, war es Jenny die reagierte. Sie schlug mit der Faust auf den Boden, wodurch eine Felsmauer daraus hervor schoss und sich vor der Windattacke aufbäumte. Der Sturmangriff prallte an der Wand ab und senkte sich dann zurück in die Erde. Patras schien völlig schockiert, dann biss er die Zähne zusammen:
„Du kannst auch ein Element kontrollieren? Wie ist das möglich?“
Jenny gab keine Antwort, sondern drückte ihre flache Hand von sich weg, wodurch eine Welle aus Sand und Dreck auf Patras zu rollte. Der Feind war so verwirrt, dass ihn die Welle voll traf und gegen eine Tempelsäule presste. Jenny schien begeistert von dieser Gelegenheit und zwinkerte den anderen zu:
„Geht in den Tempel! Ich übernehme den Typen hier!“
Da explodierte auch schon der Sandberg und Patras kroch daraus hervor. Er spuckte etwas Dreck aus, dann schrie er erbost auf:
„Endlich mal jemand, der mir gewachsen ist!“

Im Tempel stand Gabriel vor der Geistergestalt von Calisto, die ihn verächtlich anstarrte:
„Wie kannst du es wagen mich zu rufen!?“
Der Erzengel schien vollkommen begeistert:
„Ich bin der letzte, lebende Erzengel und ersuche deine Unterstützung im Kampf! Die Antiker haben es geschafft den Krieg zu gewinnen! Gebe mir deine Macht, damit ich sie bestrafen kann!“
Diese Bitte schien die Amazone nicht sehr zu beeindrucken, denn sie wendete ihren Blick ab und schien nachzudenken:
„Die Alteraner haben gesiegt? Trotzdem ist kein Mann meiner Macht würdig!“
„Hör zu, du emanzipiertes Spukgespenst! Ich habe das Ritual durchgeführt, um dich zu befreien! Du musst mir diese Macht geben!“, forderte Gabriel mit donnernder Stimme.
Calisto begann vor Wut heller zu glühen und ihr Blick wurde stechender, als drei weitere Personen in die Kammer stürmten. Sie schaute zu den drei jungen Menschen hinüber und ignorierte Gabriel komplett:
„Wer seid ihr?! Was macht ihr in meinem Tempel!?“
Marco trat tapfer vor:
„Wir wollen verhindern, dass ihr Gabriel eure Macht überlasst! Er wird diese Galaxie ins Chaos stürzen, wenn er sie bekommt!“
Fauchend winkte die Amazone ab:
„Ich habe nicht mit dir geredet, männlicher Abschaum, sondern mit der Frau an eurer Seite!“
Era zuckte zusammen:
„Ich? Äh…“
Die geisterhafte Kriegerin schien bei der Galonierin wesentlich ruhiger zu sein und wartete auf Eras Erklärung. Sie hatte endlich die Chance auch einmal in Aktion zu treten:
„Hört mir zu, große Calisto! Gabriel ersucht eure Macht, um den Menschen dieser Galaxie Leid und Schmerz zu bringen! Unser Wunsch ist es Frieden nach Zerberus zu bringen! Gebt ihm nicht eure Macht!“
Gabriel unterbrach die Ansprach schroff und blitzte den Amazonengeist argwöhnisch an:
„Du musst mir deine Macht geben! Ich habe das Ritual durchgeführt!“
Es herrschte Stille, in der Calisto nachzudenken schien. Sie schloss die Augen, bevor sie ihre Entscheidung verkündete:
„Ihr müsst um meine Macht kämpfen! Der Gewinner von euch erhält meine Stärke, wie auch meine Gaben!“
Gabriel zögerte nicht und ging in eine Kampfposition über:
„Auch gut! Das wird nicht sehr lange dauern!“

Es gab eine Explosion und schon flogen beide Kämpfer durch die Luft. Patras fing den Sturz ab, als würde er schweben aber Jenny krachte hart auf den Steinboden des Tempelplatzes. Sie stützte sich am Boden ab und gab ein wütendes Fauchen von sich. Einige Felsbrocken erhoben sich und hagelten auf den Windbändiger zu aber der frühere Anführer der drei Teufel blieb unbeeindruckt stehen. Ein Tornado wirbelte um ihn herum und katapultierte die Steine zur Seite:
„Du kannst meine Sturmbarrikaden so nicht besiegen!“
Jenny schien plötzlich völlig im Kampfrausch zu befinden, denn sonst mangelte es ihr immer an Selbstvertrauen. Von diesen Zweifeln war heute nichts zu hören. Sie ballte die Faust und deutete einen Kinnhaken an:
„Dann vielleicht eher so!“
Aus der Erde unter Patras Füßen schoss ein Erdklumpen in der Form einer Faust hervor und erwischte den Gegner am Kopf. Der Schlag hatte nicht genug Wucht gehabt, weshalb er sich einfach drehte und eine neue Windhose abfeuerte. Ein Erdwall wehte die Attacke ab und beschützte Jenny vor weiteren Schaden.
Die junge Frau hatte sich den Kampf nicht so hart vorgestellt. Patras hatte wesentlich mehr Erfahrung und Ausdauer. Ihr hingegen lief der Schweiß schon in Sturzbächen und sie schnappte unkontrolliert nach Luft.
Sie musste handeln und zwar schnell, bevor er zu einem neuen Angriff übergehen konnte. Mit einem Schrei formte sie aus Gestein eine Faust, die mit hoher Geschwindigkeit auf Patras zu raste. Mit dem Tempo hätte die Felsenfaust sogar die Sturmbarrikaden durchstoßen aber er hatte bereits einen Konter parat. Er erzeugte mit seinem Finger einen dünnen Luftstrom, der die Gesteinfaust wie eine Schwertklinge in zwei Teile säbelte. Anschließend katapultierte eine reißende Böe die junge Frau von den Beinen und warf sie gegen den Rest einer Felswand.
Ihr Rückgrat gab ein Knacken von sich und schon lag Jenny jaulend am Boden.
Schwach und entkräftet sah sie diesen Feind, der mit bedrohlichen Schritten auf sie zukam. In seiner rechten Hand bildete sich eine kleine Windhose, platt wie eine Scheibe:
„Ich schneide dich in kleine Stücke! Dann störst du niemanden mehr!“
„Denkst du!“, brüllte Jenny und schlug auf den Boden. Mit ihrer letzten Kraft hatte sie einen Spalt erzeugt, der zu einer wahren Fallgrube heran wuchs. Patras stürzte in die Tiefe und war bis zum Kopf in der Erde versunken. Bevor er einen neuen Sturm erzeugen konnte, schlossen sie sich Felswände und der Windbändiger war in der Spalte eingeklemmt:
„Hey, du Schlampe! Lass mich gefälligst raus!“
Sie setzter sich wieder aufrecht hin und atmete kräftig durch:
„Hättest du wohl gerne! Du bist jetzt mein Gefangener!“

Die drei Mitglieder des Teams nahmen Haltung ein, als der Erzengel auch schon voran stürmte. Es ging schneller als erwartet. Bisher hatten die Freunde nie erlebt, dass Gabriel selbst direkt ins Geschehen eingriff. Ohne auch nur mit der Wimper zu zucken stand er in der feindlichen Linie und wirbelte herum.
Sein Schlag galt dem schwächsten Mitglied des Teams. Seine Faust bohrte sich tief in Eras Magengrube, bevor sie davon flog und gegen die Wand der Halle krachte.
Die Galonierin blieb benommen liegen. Geschockt drehte sich Marco zu seiner Freundin um, als ihm auch schon der nächste Schlag galt. Anders als Era konnte er aber die Attacke blocken. Er fing den Schlag ab und hielt den Erzengel am Arm fest. Sebastian lud seine Waffe, zielte und feuerte, wodurch der Projektilhagel genau auf Gabriels Rücken einprasselte.
Das Klirren des splitternden Rückens ertönte aber wieder war der Einsatz einer P-90 völlige Zeitverschwendung:
„Ihr müsst euch schon mehr Mühe geben!“
Im nächsten Moment wurde der Kontrahent von einer grünen Energieaura eingehüllt, die immer mehr Intensität sammelte, bis sie letzt endlich eine Schockwelle freigab, die Marco und Sebastian von ihm weg stießen. Der Soldat landete weniger unsanft und griff an seinen Gürtel. Er zog eine Granate hervor und schleuderte sie zu Gabriel aber der Erzengel trat den Sprengstoff einfach nach oben weg, wo sie ihm Tempeldach detonierte.
Im Rausch der Geschwindigkeit wirbelte der Böse herum und warf vier Wurfmesser aus Kristall. Sebastian hatte vor die Wurfwaffen mit seinem Handgerät abzuwehren, vergas aber in der Hitze des Gefechtes, dass Wurfgeschosse den Schild durchdringen konnte. Die scharfen Spitzen rissen Wunden in seinen Körper und zwangen ihn auf die Knie. Nun schaffte es auch Marco wieder auf die Beine und schlug auf den Gegner ein.
Gabriels Schrittkombinationen und Bewegungen waren grazil und präzise, weshalb jeder einzelne Faustschlag des Blonden ins Leere ging.
Dennoch war auch Marco besser geworden. Er hatte seine Schlagserie gerade beendet, als sein Knie herauf schnellte und Gabriel ins Gesicht traf.
Dieser rutschte ein paar Meter zurück und wischte sich das Blut von der Lippe:
„Ins Gesicht zu treten ist wirklich nicht nett, auch wenn die Attacke immer noch viel zu lasch war!“
Sebastian spuckte etwas Blut aus, dann zog er sein C-4 hervor:
„Dann müssen wir die Sache eben anders regeln!“
Mit großen Schritten stürzte er auf Gabriel zu, der durch sein Duell mit Marco nichts bemerkte. Als er erkannte, dass Sebastian direkt hinter ihm stand, war es schon zu spät. Der Major hatte die Packung C-4 an Gabriels Rücken geklebt und betätigte den Zünder. Es gab eine ohrenbetäubende Explosion, gefolgt von einem Feuerball.
Beide Jungs hatten sich zu Boden geworfen. Dort wo Gabriel gestanden hatte war nur noch ein Krater. War der Plan geglückt?
Die Hoffnung verpuffte, als die Erde erzitterte und ein langer Stachel aus der Erde hervor schoss. Wie eine Lanze durchstieß dieser Dorn Sebastians Körper und schickte ihn auf die Bretter. Die Attacke hatte genau die Stelle getroffen, an der ihn auch Somnus mit dem Messer gestochen hatte. Die alte Wunde war wieder aufgeplatzt und frische Blut bedeckten den Hallenboden:
„Aaarrrrrrgggggh! Scheiße, die war gerade erst verheilt!“
Er krümmte sich vor Schmerz und schied aus dem Kampf aus. Weitere Speere schossen aus der Erde hervor aber Marco konnte den Kristalllanzen anfangs ausweichen. Dann passierte das Unglück. Eine Lanze durchstieß seinen Oberschenkel und raubte ihm das Gleichgewicht. Mit einem letzten Aufschrei ging auch Marco zu Boden. Gabriel brach aus der Erde hervor und ballte bereits die Fäuste:
„Das ist das Ende!“
Er holte aus, als Era ihm einen Tritt verpasste. Er hatte den Angriff gar nicht gespürt und verdrehte genervt die Augen:
„Wann lernst du es endlich! Du bist und bleibst eben eine Frau!“
Mit einer schnellen Bewegung rauschte seine Faust in ihren Magen und beförderte sie polternd gegen den Altar, von dem aus Calisto den Kampf aufmerksam verfolgt hatte. Era keuchte aber sie versuchte immer noch sich zu erheben. Wieder einmal war sie zu schwach um Gabriel ernsthaft gefährlich zu werden.
Verzweifelt stieß sie ein Schreien aus und schlug auf den Boden:
„VERFLUCHT!“
Üblicherweise war das der Moment an dem sie in Tränen ausbrach aber nicht heute. Zu oft hatte sie angefangen zu weinen, statt ernsthaft auf Leben und Tod zu kämpfen. Sie biss die Zähne zusammen und stützte sich am Altar ab. Heute musste ein Schlussstrich gezogen werden. Die jammernde Era würde heute sterben und die galonische Kriegerin Era würde erwachen. Schnaubend preschte sie wieder auf Gabriel zu. Dieser lachte amüsiert und ließ sich von den kraftlosen Fäusten der jungen Frau einfach treffen:
„Lass es bleiben! Das ist, als würdest du mich mit Wattebällchen bewerfen!“
Wieder wurde Era durch einen Kick getroffen, der sie durch die Luft beförderte. Ihr Aufschlag war hart und Blut lief über ihre Stirn und färbte ihren Blick rot. Auch Calisto war vom Wagemut der jungen Kriegerin überrascht. Gabriel war eindeutig der Stärkere aber wieso bäumte sich Era dann wieder auf:
„Du musst doch merken, dass er zu stark für dich ist, junge Dame! Eine Kriegerin muss wissen, wann sie verloren hat!“
„Nein! Ich habe mich immer hinter anderen versteckt aber heute nicht! Dann riskiere ich lieber mein Leben und sterbe in Ehre! Ich habe genug geheult!“, brüllte Era die Amazone an.
Calisto wich zurück, dann schloss sie nachdenklich die Augen:
„Du warst nie stark genug? Du kannst eine wahre Kriegerin werden! Dir fehlt nur die Stärke!“
Ihre Blicke trafen sich, dann hatte die Amazonenkönigin ihren Weg gefunden und sich für eine Seite entschieden:
„Dann sollst du die Stärke bekommen, die du dir so ersehnst!“
Der Geist von Calisto begann grell zu leuchten und löste sich wieder. Eine Fontäne aus Energie schoss durch den Raum und erwischte die Kriegerin von Galon. Era schrie einmal auf, dann wurde sie ganz von dem Lichtkranz eingehüllt.
Gabriel streckte sofort entsetzt den Arm aus:
„NNNNNNEEEEEEIIIIIIIIIIINNNNNNNN! Das ist meine Macht! Meine Macht!“
Es war zu spät. Die Energie verschwand im Körper der jungen Frau und sein Plan schien gescheitert. Wütend raste der Erzengel auf Era zu und packte sie am Hals:
„Ich werde dich erwürgen!“
Wie eine Schraubzwinge drückte er zu und versuchte Era jede Luft zu rauben. Dabei schien er ihr verändertes Äußeres nicht zu bemerken. Sie hatte ein Symbol auf der rechten Wange und eine weiße Haarsträhne war in ihrem dunkelbraunen Haar. Sein Zorn kannte keine Grenzen mehr aber Era riss die Augen auf und schnappte sich seine Handgelenke.
Ihre Augen blitzten und sie begann energisch zu lächeln:
„Die Zeiten sind vorbei, Arschloch!“
Sie bog die Arme zur Seite weg, bis Risse erschienen. Mit einem letzten Knacken brachen die Kristallarme ab und Gabriel verlor zwei Gliedmaßen. Er schrie erbost auf, als Era tapfer auf ihn zu trat:
„Raff es endlich! Wir werden dich schon sehr bald vernichten!“
Endlich erfüllte sich für Era ein Traum, den sie schon seit Jahren hegte. Sie ballte die Faust, zog das Bein nach hinten und holte aus. Im nächsten Moment sah man nur noch, wie Gabriel durch die Luft flog und in einer Tempelwand einschlug. In seinem Gesicht war der zersplitterte Abdruck einer Faust.
Entrüstet kroch er auf der Erde entlang, als er schon die langen Beine von Era vor sich sah. Sie zwinkerte ihm kichernd zu und hob das Bein:
„Bis zum nächsten Mal!“
Ihr Fuß schnellte hinab und zerschmetterte seinen Kopf endgültig. Sein Kristallkörper war zerstört aber er würde schon bald einen neuen besetzen. Die Schlacht war gewonnen und Marco starrte seine Kameradin mit großen Augen an:
„Du hast die Kräfte von Calisto bekommen? Ich bin ehrlich fasziniert!“
Beide fielen sich in den Arm, als die ärgerliche Stimme von Sebastian ertönte:
„Schön für euch aber ich verblute gerade! Könntet ihr mir helfen!?“

Mit vorsichtigen Stichen nähte Lyana die Bauchverletzung.
Sebastian genoss die sanften Berührungen der Ärztin und ließen ihn alle Schmerzen vergessen. Nachdem sie die Arbeit beendet hatte, streifte er sich wieder das Shirt über und schaute ihr tief in die Augen. Sie erwiderte den Blick und musste lächeln:
„Was guckst du so komisch?“
Der Major zuckte mit der Schulter:
„Ich stehe auf deinen Ärztelook mit dem weißen Kittel…“
Für die Bemerkung bekam er einen lieben Klaps in die Seite. Eigentlich war es eine Tragödie, dass Sebastian verletzt wurde aber es gab da eine Sache, die sie sich eingestehen musste. So kam er auch zu ihr auf den Praxistisch. Sie strich ihm über die Schulter, als sie die Materialien in den Schrank zurücklegte.
Beide schwiegen, dann räusperte sich Sebastian und schien etwas nervös. Er schwitzte und seine Augen wanderten planlos durch den Raum:
„Lyana, ich hätte da noch etwas mit dir zu besprechen…“
Die Ärztin horchte auf und drehte sich zu ihm um. Erst jetzt sah sie die funkelnden Augen des Goa`uld und seine zittrigen Hände. Die Nervosität sprang auf sie über.
Er nahm ihre Hand und führte sie an seinen Brustkorb:
„Spürst du wie schnell mein Herz klopft?“
Sie nickte und obwohl sie nicht wusste worum es ging, hatte sie Freudentränen in den Augen. Sebastian fuhr fort und lächelte gequält:
„Mein Herz schlägt immer so schnell, wenn du da bist… Ich habe nie zuvor eine Person so geliebt und wenn man bedenkt, was ich alles getan habe wird mir schlecht.
Wäre ich Marduk geblieben, hätte ich diese Gefühle nie entdeckt…“
Auch ihr Herzschlag beschleunigte sich, als sich die erste Träne aus ihrem Auge löste und über die Wange kullerte. Sebastians Hand wanderte in seine Hosentasche, wo er eine schwarze Schachtel herausholte:
„Ich bin nicht perfekt… Ich mache Fehler und vielleicht ist es auch zu früh aber ich bin mir sicher, dass ich das hier will! Nicht einmal bei meiner Galaxieeroberung war ich mir so sicher wie hier mit…“
Er klappte die Schachtel auf und ein silberner Ring kam zu Vorschein. Lyana stockte der Atem und sie begann laut zu wimmern. Seine Stimme hatte einen ganz weichen Ton angenommen:
„Lyana…? Willst du meine Frau werden?“
Plötzlich suchte sie nach Hilfe und ihn ihrem Kopf drehte sich alles. Die Frage kam so überraschend aber die Wärme überschwemmte ihren Körper, genau wie die absolute Glückseeligkeit:
„Ja… Ich will deine Frau werden…“
Sie fielen sich um den Hals und gaben sich einen leidenschaftlichen Kuss, während sie sich rückwärts auf das Krankenbett fallen ließen.

Eingepfercht in einer Zelle…
So hatte er sich das sicher nicht vorgestellt. Er war die offene Freiheit gewohnt aber hier saß er einfach nur fest.
Seine Windkraft war nutzlos, denn die Zelle war mit Kraftfeldern der Antiker verstärkt.
Patras saß in der Ecke seines Käfigs und starrte wütend in die Luft. Die Tür des Gefängnistraktes öffnete sich und Jenny kam herein. Sie schien stolz auf sich selbst und blinzelte den Gefangenen demütigend an:
„Hey, und wir gefällt dir deine Zelle? Gemütlich? Wir können dir noch ein paar Kissen geben, wenn du willst!“
Voller Abscheu fauchte er die junge Frau an:
„Halt deine widerwärtige Klappe, du Miststück! Wenn ich hier raus komme, werde ich euch alle umbringen!“
Jenny verließ wieder lachend den Raum:
„Wenn du jemals wieder hier raus kommst…“

Era wartete ungeduldig auf ihrem Balkon.
Sie hatte den ganzen Morgen im Trainingsraum verbracht, um ihre neue Kraft zu testen. Calisto hatte ihr das gegeben, was sie endlich zu einem nützlichen Teil des Teams machte. Sie würde ihre Freunde im Kampf nicht mehr alleine kämpfen lassen.
Endlich öffnete sich die Tür zu ihrem Quartier und Marco trat herein. Sie winkte ihm zu:
„Hier draußen bin ich!“
Er lächelte und gesellte sich zur ihr an den Zaun:
„Alles okay? Hat dich Lyana schon durchgecheckt?“
Die Galonierin nickte eifrig:
„Ja, meine Vitalität ist fast so gut wie deine! Ich bin beim Training wohl doch kein hoffnungsloser Fall mehr. Du wolltest mit mir über den Brief reden, richtig?“
Der Blonde wurde schlagartig ernst und ging kurz in sich:
„Du hast gelitten, als ich weg war… Ich habe jede vergossene Träne gefühlt, als ich den Brief gelesen habe…“
Sie beugte sich vor und atmete die frische Luft ein:
„Ja, du glaubst nicht, wie sehr ich dich vermisst habe… Was soll jetzt aus uns werden?“
Marco hielt inne, als würde er die Antwort fürchten. Er drehte sich ihr zu und strich ihr über die Wange:
„Das geht so nicht… So lange wir uns haben, wird es immer wieder Tränen geben. Ich will nicht, dass wieder Tränen fließen. Unsere Beziehung hat für uns beide immer nur Schmerz bedeutet…“
„Was willst du damit sagen? Du machst Schluss?“, stotterte sie und kämpfte mit einer aufkommenden Übelkeit. Seine Augen funkelten und es kostete auch ihn viel Mut diese Worte auszusprechen:
„Ich liebe dich von ganzem Herzen aber diese Beziehung steht unter keinem guten Stern. Unsere Gefühle behindern unsere Aufgabe. Wir schwächen uns gegenseitig…
Erinnerst du dich an damals? Ich habe mal gesagt, ich kann nicht nur mit dir befreundet sein… Ich habe mich verändert…
Ich will dich nicht mehr missen aber ich kann nicht mit dir zusammen sein!“
Ihre Augen füllten sich mit neuen Tränen aber bevor sie weinen konnte, gab ihr Marco einen Kuss an die Stirn:
„Du musst nicht mehr weinen! Du bist nun eine starke Kriegerin!“
Danach drehte er sich weg und ließ sie alleine auf dem Balkon zurück. Erst als er verschwunden war, brach sie weinend zusammen. Sie war wieder frei.
Für immer frei…

Ende
Folge 12: Karma by nickfrostus
Folge 12: Karma


„Blöde Frage! Ich würde mich neben meinen Eltern auf dem Friedhof in Queens begraben lassen!“, sagte Marco, als er neben Sebastian durch den Korridor lief.
Der Soldat formte aus seinen Augen kleine Schlitze:
„Man bist du unkreativ! Ich will mich verbrennen lassen und meine Asche wird mit einem Jumper ins All gestreut…“
„Könnt ihr bitte aufhören über euren Tod zu quatschen!“, schimpfte Era, die kleinlaut hinter den Jungs her tapste.
In letzter Zeit hatten Marco und Sebastian öfters skurrile Themen gehabt. Besonders wenn sie wieder irgendwelche Touren durch den Untergrund der Stadt machten. Genau wie in Atlantis gab es in Kritias noch einige Geheimnisse zu entdecken. Marco erhoffte sich natürlich einen weiteren Hinweis auf die Waffe Gottes.
Er leuchtete mit seiner Taschenlampe in einen der finsteren Korridore, dann öffnete er eine Wandplatte:
„Der Bereich hat keinen Strom aber ich kann etwas Energie umleiten!“
Sein Plan gelang und schon wurde der Gang wieder von den leuchtenden Säulen erhellt. Während die Jungs weiter gingen, begann Sebastian plötzlich breit zu grinsen und stieß Marco kumpelhaft in die Seite:
„Habe noch eine tolle Nachricht aber die werde ich erst später beim Essen verkünden!“
Man konnte ihm seine Freude förmlich ansehen, denn der Soldat grinste bis über beide Ohren. Für Marco und Era war diese Stimmung eher gedrückt. Beide hatten seit ihrer Aussprache auf dem Balkon kaum noch Worte gewechselt. Die Galonierin schien jedes Mal den Tränen nahe, wenn sie Marco sah. Der Blonde hingegen wich ihr aus und senkte beschämt den Kopf.
Die Stimmung im ganzen Team schien etwas zu kippen.
George litt immer noch unter dem Verrat seiner Schwester und verschanzte sich entweder in der Timaios oder in seinem Quartier. Die Laune schien auf dem Nullpunkt, was etwas ungewöhnlich war.
Sonst war doch immer Sebastian der mürrische Zeitgenosse aber jetzt hatte sich die Lage umgekehrt. Wortlos schlichen sie weiter durch die verwinkelten Gänge, als Marco ruckartig stehen blieb und auf eine alte Tür deutete. Die Tür war schon sehr alt, denn sie rührte sich kaum. Erst als alle drei Hand anlegten, öffnete sich der Durchgang und legte eine neue Räumlichkeit frei. Auch hier lief der Strom nicht, also trat Sebastian tapfer voran:
„Wieder so ein dummes Antiker-Labor! Wieso finden wir keine coole ZPM-Ladestation oder so etwas?“
Marco zuckte mit der Schulter, dann scannte er den Raum:
„Kein Plan wozu man dieses Labor brauchte…“
In der Dunkelheit der Kammer gab es mehrere Konsolen und eine runde Vorrichtung mit einem spitzen Kristall. Mit gezieltem Blick suchte der Anführer nach dem Fehler im Stromkreislauf, um wieder alles aktiv zu machen. Sebastian begutachtete das Gerät mit dem Kristall und fuhr sich nachdenklich über sein Stoppelhaar:
„Wozu das wohl gut ist?“
Er neigte sich neugierig vor, als Era ihn am Kragen packte und hoch zog:
„Komm da weg, du Blödmann! Man sollte sich der Technologie der Antiker nie einfach so nähern!“
Der Goa`uld bäumte sich etwas ärgerlich vor der Kriegerin auf und gab ein bedrohliches Zischen von sich:
„Nur weil du die Kräfte der Amazone hast, bist du nicht die Anführerin! Schwing also keine großen Sicherheitsreden!“
„Ich habe oft genug gesehen, wie jemand von fremder Technologie getroffen wurde! Ich sage nur Repositorium!“, murrte die Galonierin und stierte vorwurfsvoll zu Marco, der beschämt seinen Kopf einzog:
„Hey, ich habe uns damals gerettet, also bitte nicht dieser Ton! Ich kriege den Strom wieder hin!“
Er steckte einen Ersatzkristall in die Kabelbahnen der Wand und schon ging die Beleuchtung an. Auch die Konsolen erwachten zu neuem Leben und Marco streckte erleichtert die Arme von sich:
„Ich forsche heute Nachmittag weiter! Lasst uns nun etwas Essen gehen!“
Gemeinsam fanden sich die drei an einem Tisch in der Kantine wieder. Auch George gesellte sich dazu. Er hatte sich inzwischen ausgeschlafen und wirkte weniger deprimiert. Er sah in die Runde und hob neugierig die Augenbrauen:
„Und? Etwas gefunden?“
Era schüttelte nur mürrisch mit dem Kopf:
„Nein, nur den typischen Schrott, den es noch zu erforschen gilt. Anderes Thema! Was wolltest du eigentlich erzählen, Sebastian?“
Der Major holte kräftig Luft, dann stützte er sich verträumt auf die Arme:
„Ich und Lyana wollen heiraten!“
Diese Satz schlug eine wie eine Bombe. Marco verschluckte sich an seinem Burger und begann wild zu husten, während George nur große Augen machte. Era kämpfte wieder mit den Tränen, weil das Wort Hochzeit sie an die tragischen Ereignisse ihres letzten Heiratsversuches erinnerte. Benommen starrte sie zu Marco, der Sebastian kameradschaftlich die Hand reichte:
„Herzlichen Glückwunsch! Ich freu mich für euch!“
Der Soldat schien etwas verlegen und wurde rot. Nur die Organika, die um sie herum saßen wurden noch röter, weil sie gar nicht begeistert von der Hochzeit schienen. Der ehemalige System-Lord Marduk sollte die Chefärztin und Tochter von Fürst Zaiku heiraten?
Nach dem Essen besuchte Sebastian seine zukünftige Ehefrau auf der Krankenstation. Lyana reparierte gerade das aufgeschrammte Bein eines Kindes, als sie ihren Verlobten freudestrahlend begrüßte:
„Hey, Schatz! Hast du den anderen davon erzählt?“
Sie schien förmlich auf die Reaktionen der anderen zu brennen und schmiegte sich eng an den Körper des Goa`uld. Sebastian gab ihr einen liebevollen Kuss auf die Wange:
„Era hätte fast geheult, George war sprachlos und Marco wäre fast an einem Burger erstickt, also insgesamt positive Reaktionen!“
Sie wickelte schnell einen Verband um das Bein des Kindes, dann drehte sie sich um. Ohne Vorwarnung presste sie ihre Lippen auf die seinen und umschlang ihn mit einem Bein. Sebastian ging auf die Aktion ein und klammerte sich fester an sie, während er ihr in das Ohr flüsterte:
„Was soll denn der kleine Junge da denken?“
Sie lachten, dann wurden beide rot und trennten sich wieder.
Am Nachmittag machte sich Sebastian auf den Weg zu dem kleinen Labor, dass sie am Vormittag entdeckt hatten. Mit einigen Technikern saß Marco an einer Konsole und vergewaltigte die Maschine förmlich. Immer wieder schlug er ärgerlich die Hände über dem Kopf zusammen, um dann wild zu fluchen. Stirn runzelnd schaute ihm Sebastian dabei zu und verlor kein Wort, bis Marco einmal wütend aufschrie:
„Was ist denn los? Zu kompliziert für dich?“
Der Blonde verschränkte nur die Arme:
„Ich komme einfach nicht dahinter, wozu dieses Gerät da ist! Ich kann es auch nicht aktivieren!“
Sebastian dachte kurz nach, bevor er sich vor den Apparat stellte und ihn von allen Seiten untersuchte:
„Mach dir nichts draus! Bist schließlich kein Antiker aber ich kenne das Problem! Mein Laptop spinnt auch manchmal! Ich hau dann einfach immer einmal drauf!“
Der Anführer wollte den Goa`uld davon abhalten aber zu spät. Mit einem Handkantenschlag sauste Sebastian Arm auf den Kristall. Mit einem Krachen gab die Maschine ein Zischen von sich, bevor der Edelstein hell zu leuchten begann:
„Siehst du!? Es hat funktioniert!“
Die Freude hielt nicht lange, denn das Licht wurde immer heller, bis ein Energiestrahl daraus hervor schoss und den jungen Mann frontal erwischte. Der Major schrie schmerzerfüllt auf, dann ging er dampfend zu Boden und blieb regungslos liegen. Voller Panik aktivierte Marco den Funk:
„Medizinisches Notfallteam in das Labor auf Ebene 3!“

Als er die Augen wieder auf machte, sah er alles verschwommen.
Über ihm war das Gesicht von Lyana, die mit einer Lampe seine Pupillenreaktion überprüfte:
„Er kommt zu sich!“
Sebastian fühlte sich vollkommen benebelt, als er sich auf der Krankenstation wieder fand. Marco und Lyana hatte besorgt auf sein Erwachen gewartet aber nun gab es Entwarnung:
„Was ist passiert?“
Der Blonde seufzte und gab eine Erklärung:
„Schwer zu sagen. Du hast einen Kurzschluss in dem Gerät verursacht. Das Teil ist ausgefallen und hat die ganze Konsole mit geschrottet…“
Lyana blätterte nun in der Akte des Patienten und schien sichtlich entspannter:
„Deine Werte sind normal! Du bist vollkommen gesund!“
Auf die Worte hatte er gewartet und rutschte motiviert zur Bettkante:
„Ist doch klasse! Dann brauche ich hier ja nicht mehr rum zu liegen!“
„Aber nimm dir heute frei!“, mahnte die zukünftige Ehefrau grinsend.
Gesagt getan.
Sebastian lief ohne zu zögern zum Kontrollraum, um Fürst Zaiku einen Urlaubsantrag für eine Woche in die Hand zu drücken. Bisher waren keine nennenswerten Missionen angesetzt, also war diese Planung kein Problem. Urlaub war eine gute Idee nach den vielen Kämpfen der letzten Zeit. So konnte er auch die ganzen Verletzungen richtig auskurieren.
Breit grinsend überreichte er dem Fürsten den Antrag:
„Hier, Paps! Ein Urlaubsantrag für die nächsten sieben Tage!“
Zwar hatte Lyana ihrem Vater von der geplanten Hochzeit erzählt aber wirklich begeistert schien er noch nicht:
„Nenne mich noch einmal so und ich werfe dich eigenhändig in die Lava des Planeten Galon!“
Fürst Zaiku schien keinen Spaß zu verstehen und blitzte finster mit den Augen. Sebastian bereute seine Worte doch etwas und schaute kurz demütig zu Boden, bevor er sich stolz umsah:
„Hat ihnen eigentlich jemals jemand gesagt, wie viel sie hier leisten. Trotz ihrer inzwischen mangelnden Befehlsgewalt leiten sie die administrativen Dinge der Stadt. Sie haben meinen Respekt verdient.“
Zaiku war sichtlich überrascht von dem Lob und verlor die Härte in seinem Gesicht. Er verarbeitete die netten Worte, um dann blitzschnell mit der Hand nach Sebastians Schulter zu greifen und ihn zu sich zu ziehen:
„Hör auf dich einzuschleimen! Ich gebe euch meinen Segen aber solltest du meiner Tochter wehtun, reiße ich dir jeden Finger einzeln heraus und werfe dich den Giganten zum Fraß vor, verstanden Schwiegersohn?“
Der Soldat nickte nur eifrig, dann befreite er sich aus der Umklammerung des Fürsten und suchte das weite. Er wollte keine Schläge riskieren und rannte ein Stück über den Gang, bevor er schnaufend an einer Wand stehen blieb:
„Der hat aber schlechte Laune…“
Ein kalter Windhauch strich ihm über den Nacken und verpasste ihm eine Gänsehaut. Es fühlte sich fast so an, als hätte ihn jemand berührt. Erschrocken fuhr der junge Mann herum, weil er glaubte einen schwarzen Schatten hinter seinem Rücken gesehen zu haben. Der Korridor war leer und nicht einmal ein Techniker war zu sehen. Er rieb sich ungläubig die Augen:
„Ich brauche wirklich Urlaub… Mal gucken, was George gerade so macht…“

George saß im Schneidersitz auf seiner Couch.
Mit herausgestreckter Zunge und hoch motiviert hämmerte er auf die kleinen Knöpfe eines Controllers einer Spielkonsole ein. Vor ihm auf den Bildschirm lief ein Ego-Shooter mit Aliens und Laserwaffen. Wieder mähte er eine Gruppe von Außerirdischen mit einem Gatling um, bevor eine weitere Welle aus einer Seitengasse strömte.
Verbissen neigte sich der Techniker mit seinem Joystick nach rechts, als ob das eine Auswirkung auf das Spiel hätte.
Das Spiel war ideal um Stress abzubauen und hatte ihm in den letzten Tagen stark dabei geholfen sich abzulenken. Die Tür seines Quartiers ging auf und Sebastian stand im Türrahmen. George schaute nur kurz zu ihm auf, bevor sein Blick sich wieder an den Bildschirm heftete, um neue Gegnerhorden zu vernichten.
Der Soldat beobachtete das bunte Treiben, dann sprang er neben George auf die Couch und schnappte sich den zweiten Controller. Keiner sagte etwas aber eine elektronische Stimme erklang aus der Konsole:
„Player 2 hat das Spiel betreten!“
Der Bildschirm wurde aufgeteilt und beide Kameraden konnten sich den Feinden entgegen stellen.
Eine Granate explodierte und fünf Computergegner wirbelten durch die Luft. George war gut in dem Spiel, was man zweifellos zugeben musste. Er wurde nur selten getroffen und zahlreiche Gegnergruppen mussten hoffnungslos kapitulieren. Auch Sebastian ließ seine Figur durch die virtuelle Arena rennen und verpasste den Feinden tödliche Kopfschüsse.
Sie spielten und spielten, bis George erste Kommentare gab:
„Achtung von das rechts kommen gleich so große Dinger!“
Nashornartige Büffel fielen in das Gebiet ein und beide Spieler arbeiteten gemeinsam am Sieg, als Sebastian Spielfigur mit einem Knall zu Boden ging und regungslos liegen blieb.
Der Major verzog das Gesicht:
„Ich bin tot!“
George spielte unbeeindruckt weiter und verteidigte den Körper des gefallenen Kameraden:
„Quatsch, du hast noch ein Continue!“
Mit einem Tastendruck erwachte die Spielfigur zu neuem Leben und beide machten mit dem Gemetzel weiter. Irgendwann brach Sebastian das Schweigen:
„Sag mal… Wie denkst du über die Hochzeit?“
Der Schiffstechniker begann zu lächeln:
„Ich hoffe sie wird ein Erfolg! Wir brauchen dieses Happy End, damit die Laune wieder steigt! Ihr seid ein schönes Paar und ihr liebt euch…“
Nette Worte, die Sebastian wieder etwas beschämten. Noch immer war George blass und es fehlte ihm noch das breite Grinsen, welches er sonst im Gesicht hatte. Sah der Techniker damals genauso aus, als er gegen Krom gekämpft hatte?
Ein neuer Schauer glitt ihm über den Rücken:
„George? Wie war das damals, als du gegen Krom gekämpft hast? Wie hat sich das angefühlt?“
Verwundert horchte der Kamerad auf und betätigte die Starttaste, um das Pausenmenü des Spiels aufzurufen:
„Was soll denn diese blöde Frage jetzt? Glaubst du ernsthaft ich habe viel gedacht? Ich hatte unendliche Schmerzen und mein Körper ist langsam krepiert! Was soll das jetzt?“
„Ich war nur neugierig… Habe ich mich jemals für diese Taten entschuldigt? Wenn nicht, möchte ich dich vielmals um Verzeihung bitten…“
George starrte ihn fassungslos an, dann seufzte er und musste kurz den Controller aus der Hand weg legen:
„Ich habe dir doch schon lange verziehen!“
Beide lächelten nun und Sebastian erhob sich wieder:
„Das wollte ich nur noch einmal geklärt haben. Will noch zu Era und gucken, wie sie nun trainiert!“
George rief ihm noch aufgemuntert nach:
„Hey! Wir sind doch inzwischen gute Freunde oder?“
Der Soldat hob nur zwinkernd den Daumen, bevor er den Techniker vor seinem Videospiel alleine zurück ließ. Er hatte gerade den Korridor erreicht, als ihn ein fieses Schwindelgefühl erwischte und ein neuer Schatten vor ihm entlang schlich. Überfordert kniff der Soldat die Augen zusammen, als er dann noch verzerrt eine Stimme hörte:
„Du bist wie ich, also hasse…“
Er schüttelte die geisterhafte Stimme ab und stolzierte zum Trainingsraum.

Mit einem lauten Poltern ging die Übungspuppe zu Boden.
Die Maschine hatte nichts gegen die Kraft der Kämpferin auszusetzen. Schwitzend stützte sich Era auf die Oberschenkel und atmete tief durch. Das Kampftraining war eine gute Möglichkeit den Frust abzubauen und es half. Sie war nicht mehr so enttäuscht, wie vor ein paar Tagen. Tatsächlich begann sie damit die Trennung von Marco zu verkraften und irgendwie hatte er ja auch Recht gehabt.
Die Beziehung war eine absolute Katastrophe geworden. So war es eindeutig am besten.
Außerdem hatte sie endlich selbst abgefahrene Kräfte und musste sich nicht länger hinter Marco verstecken.
Mit einem neuen Kick schleuderte sie die Puppe gegen die Wand und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
„Die arme Puppe! Du bist ja fast so brutal wie ein Erzengel!“, lachte Sebastian, der nun in den Raum trat und sich neben die Puppe kniete und ihren Puls fühlte:
„Du Monster! Sie ist tot wegen dir!“
Era hatte keine Lust sich solche dummen Sprüche anzuhören und schnappte sich ein Handtuch von der Bank, um sich das Gesicht abzutupfen:
„Was willst du hier? Kannst du niemanden anderes auf den Wecker gehen?“
Beide warfen sich giftige Blicke zu und die Galonierin beendete vorzeitig ihr Training, weil ihr der Goa`uld mehr als hinderlich war. Sebastian lehnte sich lässig gegen eine Wand und musterte die junge Frau von oben bis unten:
„Ich soll dir von Lyana ausrichten, dass du ihre Trauzeugin sein sollst!“
„Wirklich?“
„Nö!“, schnaubte der Soldat, grinste dann aber schelmisch:
„Aber ich bin sicher sie wird dich noch heute fragen… Wie läuft es so mit den neuen Kräften, du ultimative Tittenmaschine?“
Für diese Worte kassierte er einen Schlag in die Magenkuhle, die ihn zusammen sacken ließ. Era fasste sich doch etwas entgeistert vor den Mund:
„Oh, das war doch etwas zu doll… Beantwortet das deine Frage? Ich bin diese Kraft nicht gewohnt!“
Als sich der Major wieder gefangen hatte, winkte er trocken ab. Nun kehrten Eras Gedanken zu Marco zurück. Er hatte seine Gabe anfangs auch nicht unter Kontrolle und sie erschauderte bei dem Gedanken auch ein jahrelanges Training vor sich zu haben.
Sebastian war ihr trauriger Gesichtsausdruck nicht entgangen, also hakte er nach:
„Was ist los? Die letzten paar Tage warst du irgendwie geistesabwesend… Okay, das warst du auch schon vorher aber…“
Sie seufzte und ließ sich auf die Bank fallen:
„Mir geht es gut aber nett dass du fragst.“
Er lief wieder rot an und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Seine Augen wanderten kurz unschlüssig durch den Raum, als er sich räusperte:
„Habe ich dir eigentlich jemals verraten, warum ich früher noch so sauer auf euch war? Ich muss zugeben, dass ich nicht nur neidisch auf Marcos Kraft war… Ich war anfangs auch ein bisschen in dich verliebt…
Er kann sich glücklich schätzen dich zu haben!“
Bei diesem Geständnis verschluckte sich Era an ihrer eigenen Spuke und bekam Atemprobleme. Hatte sie sich eben verhört? Er war auch in sie verknallt gewesen?
Ihre Nackenhaare stellten sich auf und sie begann zu zittern:
„Du warst was? Ich und Marco… Ach, richtig… Nebenbei… Ich bin wieder Single!“
Sebastian machte große Augen und schaute betroffen zu Boden:
„Oh, tut mir Leid das zu hören aber ich bin mir sicher, du findest bald jemand anderes. Melde dich doch mal bei Celeb!“
Er schob ein schadenfrohes Lachen hinterher, weshalb Era ihn kurz diabolisch anblitzte. Er setzte sich neben sie und beide schwiegen. Diese peinliche Stille gab es leider viel zu oft zwischen ihnen. Er hatte sich schon bei George entschuldigt, also war es bei Era erst Recht angebracht. Die Chance musste er nutzen:
„Tut mir übrigens Leid, dass ich deinen Heimatplaneten in einen glühenden Lavaball verwandelt und alle Menschen die du liebst umgebracht habe.“
Die junge Frau biss sich auf die Unterlippe und war sofort wieder angefressen.
Sebastians Tonlage veränderte sich und er schien ernsthaft bedrückt:
„Klingt jetzt dämlich aber ich meine es ernst! Du hättest immer noch allen Grund mich zu hassen aber mir kommt es glatt so vor, als hättest du mir die Sache verziehen…
Wenn ich könnte, würde ich mein Leben gegen das von vielen Toten eintauschen aber das geht ja leider nicht!“
Era begann nun sanftmütig zu lächeln und strich ihm über den Rücken:
„Ich glaube auch, dass ich dir verziehen habe. Du hast dich verändert und deine Liebe zu Lyana beweist das! Es gibt kaum jemand anderes, dem ich mein Leben anvertrauen würde.“
Mit diesen letzten Worten war die Versöhnung endlich ausgesprochen. Zwischen Sebastian und Era kehrte endlich wieder Frieden ein.
Sie trennten sich, weil Era noch unter die Dusche wollte und Sebastian überlegte sich seinen nächsten Zwischenstopp.
Er bog um die nächste Ecke und blieb geschockt stehen. Vor ihm im Gang stand nun eine dunkle Gestalt in einem schwarzen Umhang. Der Unbekannte hob die Hand, als wolle er Sebastian zu sich winken:
„Du willst doch hassen oder?“
Der Soldat sah sich mehrmals um, dann schrie er dem Fremden entgegen:
„Was machen sie hier? Wir sind sie hier rein gekommen?“
„Ich bin für immer ein Teil von dir, also gib dich deinen wahren Begierden hin!“, befahl der Fremde. Der Major wollte schon nach dem Funkgerät greifen, als sich der Unbekannte lachend in Luft auflöste und er alleine im Korridor zurück blieb:
„Werde ich langsam verrückt? Vielleicht erzähle ich später besser Marco davon!“

Wütend schlug Marco auf die Schaltfläche des Computers, was aber keine Reaktion verursachte. Seine Geduld war auf ein Minimum gesunken, weshalb er schon die anderen Techniker herumscheuchte.
Die Maschine die Sebastian getroffen hatte, musste doch eine Aufgabe gehabt haben. Jeder Versuch Energie in die Konsole zu leiten war grundsätzlich gescheitert. Sogar eine direkte Verlinkung zum ZPM war misslungen.
Ihm gingen die Ideen aus, also ließ er seinen Kopf auf die Schaltfläche knallen. Ein technischer Assistent verdrehte schon beleidigt die Augen:
„Sir, wir machen jetzt unsere Pause!“
Danach dackelte die Gruppe aus Technikern hinaus. Marco saß jetzt alleine vor dieser komplexen Technologie, als Sebastian in das Labor kam:
„Na, du Held? Schon was Neues herausgefunden?“
„Nein, ich befürchte du hast es kaputt gemacht, mit deinen unkoordinierten Wustgriffeln…“, kicherte Marco heraufordernd aber Sebastian ließ sich nicht auf die Provokation ein. Stattdessen setzte er sich Stirn runzelnd auf einen freien Laborstuhl:
„Kannst du mir mal verraten, was du da mit Era gemacht hast? Die prügelt aus Frust die Trainingspuppe zu Brei, dabei war das doch immer deine Art bestimmte Dinge zu kompensieren…“
„Ich habe in der Höhle beim Training mit Kine gelernt den Frust besser zu verarbeiten. Era wird das auch eines Tages begreifen…“
Für diese Äußerung kassierte der Blonde einen Stich in die Seite, so dass er auf seinem Stuhl zusammen sackte:
„Hör auf dem Thema mit deinem neunmalklugen Geschwafel auszuweichen! Du hast ernsthaft mit ihr Schluss gemacht?“
Marco nickte:
„Ja, das habe ich. Es gibt nix zu beschönigen. Getrennt sind ich und Era besser dran aber dir und Lyana wünsche ich jedes Glück dieser Galaxie!“
Der Soldat lief auf und ab:
„Ich muss dir da mal etwas gestehen. Ich war richtig eifersüchtig auf dich! Du hattest von Anfang an deine Superkräfte, Wissen über die Antiker und eine gut aussehende Schnalle. Deshalb war ich immer so sauer auf dich aber inzwischen sehe ich das anders.
Ihr habt dauernd Streit und jetzt diese Trennung. Ich beneide dich echt nicht!“
Marco löste sich von seiner Arbeit und drehte sich um:
„Wieso plötzlich diese emotionalen Worte? Bist du krank? Hast du Fieber?“
„Ich sage es nur dieses eine Mal und vermutlich muss ich deshalb später kotzen aber ich glaube du warst in all der Zeit mein bester Freund… Es wäre mir eine Ehre, wenn du mein Trauzeuge wirst…“
Der Blonde lächelte erfreut und wollte dem Gefährten gerade danken, als sich Sebastian Gesichtsausdruck veränderte. Ein Schatten huschte durch seine Mine und er begann zu schwitzen:
„Da hinter dir! Der komische Kuttenmann!“
Der Blonde drehte sich um aber hinter ihm stand niemand. Nun machte ihm das Verhalten von Sebastian doch etwas Angst. Der Soldat hatte plötzlich glasige Augen und er wirkte blass.
Der Mann in der schwarzen Robe streckte wieder den Arm aus:
„Los, Marduk! Erfülle deine Bestimmung und töte diese Missgeburt! Ich befehle es dir!“
Er machte einige Schritte zurück, als er die Stimme des Maskierten vernahm. Marco konnte die Aufregung nicht verstehen und begann sich um Sebastians Gesundheit zu sorgen.
Wütend schrie er der dunklen Gestalt entgegen:
„Ich weiß wer du bist! Du bist Anubis aber ich bin nicht mehr deine Marionette!“
„Du hast mir zu gehorchen, sonst wirst du nie die Macht erlangen, die du so ersehnst!“
„Ich will deine Macht gar nicht! Wegen dir habe ich gelitten aber jetzt habe ich alles, was ich brauche! Verschwinde und lass mich endlich in Ruhe!“, brüllte er und krallte sich einen Stuhl. Mit viel Schwung warf er den Bürostuhl durch den Raum, so dass Marco gerade noch in Deckung springen konnte. Das Wurfgeschoss zerschmetterte die nebelhafte Schattengestalt und schlug in die Maschine ein. Es gab eine Explosion und schon schossen Funken durch die Luft.
Dann verlor Sebastian das Gleichgewicht und ihm wurde schwummrig vor Augen. Die Welt begann sich zu drehen und sämtliche Kraft entwich aus seinen Beinen. Die Schwerkraft zog ihn unbarmherzig zu Boden und Marco konnte ihn gerade noch abfangen:
„Schon wieder ein medizinisches Notfallteam in das Labor auf Ebene 3!“

Es herrschte sofort Panik auf der Krankenstation.
Man wuchtete den Patienten auf ein Krankenbett und versuchte den verkrampften Körper zu fixieren. Die Ärzte begannen sofort mit belebenden Maßnahmen und verabreichten ihm verschiedene Medikamente. Marco stand fassungslos in der Ecke. Er lief aufgebracht hin und her, während das Ärztepersonal alles in ihrer Macht stehende versuchten.
Sebastian stöhnte und schrie.
Schmerzen überfluteten seinen Körper und verlangten ein weiteres Aufbrüllen. Lyana stolperte gerade in den Ärztebereich. Sie wollte sich auch frei nehmen und hatte einen Bilderrahmen in der Hand. In dem Rahmen steckte ein Foto des zukünftigen Ehepaares. Sie erstarrte und ließ das Bild fallen.
Alles verlief wie in Zeitlupe, als der Rahmen am Boden zersplitterte und sie von anderen Ärzten bei Seite geschoben wurde. Jemand ermahnte sie zu sehr befangen zu sein, bevor er wieder an die Arbeit ging. Der Schock saß tief und ihr wurde übel. Was passierte hier gerade?
Wieso passierte es?
Das Leben des Goa`uld schien doch endlich glücklich zu werden aber stattdessen zerbrach es genau wie das Foto.
George und Era stürmten auf die Krankenstation und schienen genauso überwältigt. Die Galonierin entdeckte nur die weinende Lyana und schubste George an das Bett:
„Heil ihn! Schnell!“
„Das kann ich nicht! Meine Kräfte sind doch weg!“, jammerte der Schiffstechniker, überwand aber die innere Angst und legte die Hand an Sebastians Schulter. Er kniff die Augen zusammen und konzentrierte sich auf seine Heilfähigkeiten, als Sebastian sich ein letztes Mal verkrampfte und die Augen aufriss. Er packte George am Kragen und zog ihn an sich:
„NEIN! ICH HABE NOCH EIN CONTINUE!“
Ein grelles Licht durchströmte seinen Körper und ging auf George über, der schwankend auf ein anderes Krankenbett fiel und sich auf die Hände schaute:
„Was hat er…?“
Danach sackte der Körper des Goa`uld leblos zusammen und das EKG gab ein andauerndes Piepsen von sich. Alle waren nun völlig bewegungslos und starrten auf die Leiche vor ihren Augen. Georges Hände zitterten und er stammelte wirr vor sich hin:
„Meine Kräfte sind wieder da… Er hat sie reaktiviert…“
Nun riss sich auch Lyana aus den Armen des Assistenzarztes los und warf sich auf das Bett:
„Nein! Du darfst nicht gehen! Nicht jetzt! Du musst hier bleiben! Sebastian!“
Der Körper reagierte nicht und die Freunde verweilten in ihrer Position. Auch Era hatte Tränen im Gesicht, während Marco verzweifelt die Augen zusammen kniff.
War es wirklich passiert?
Dann wurde die Krankenstation von einem hellen Licht eingehüllt und eine merkwürdige Wärme erfasste das Team. Die Leiche begann sich aufzulösen und in pure Energie umzuwandeln. Der helle Lichtkranz schwebte zur Decke hinauf und die Stimme von Sebastian hallte ein letztes Mal durch ihren Kopf:
„Danke, Leute…“
Sein letzter Tag war vorbei…

Die Sonne war verschwunden und sie kam auch nicht wieder zum Vorschein.
Der Himmel wurde mit einer dicken, grauen Wolkenschicht bedeckt und es regnete in dicken Tropfen, die sich zu langen Fäden verbanden. Fast so als hätte das Wetter diesen Tod bemerkt, hatte es sich verändert.
Das Gefühl von Leere hatte alle erfasst und ließ sie nicht mehr los.
Das Leben war einfach zäh geworden. Sonst war das Leben eine klare Flüssigkeit wie Wasser, in der man bequem schwimmen konnte aber jetzt war es ein unbarmherziger Treibsand, der jede Bewegung unterdrückte.
Immer wieder wanderten emotionslose Blick über den Grabstein.
Der Ort wurde von der Stille beherrscht.
Seine Kleidung zwickte etwas, denn Anzüge war er nicht gewohnt.
Die schwarze Hose saß zu eng und die Krawatte nahm ihm die Luft aber er selber war nicht der einzige, der sich in seiner Kleidung unwohl fühlte. Alle Leute hier waren bedrückt oder beklemmt. Keiner sagte ein Wort und so gaben sie diesem Ort noch mehr Totenstille.
Die Besucher waren kreidebleich und sie liefen nur sehr langsam zum Grabstein. Er selber war in Gedanken versunken und beobachtete die Regentropfen, wie sie zu Boden fielen.
Lyana stand weinend neben Fürst Zaiku und kämpfte mit der Schwäche. Die Trauer machte sie kraftlos und immer wieder drohte sie zusammen zu brechen, weshalb sie von ihrem Vater gestützt wurde.
George schaute schweigend zu Boden und Jenny fummelte an einem Ende ihrer Uniform. Die Marines trugen ihre Paradeuniform und andere blieben emotionslos, wie viele der Galonier.
Marcos Empfindungen waren schlagartig besser und er konnte sogar den weichen Hauch der Luft spüren. Erst war er sanft wie kühle Seide aber dann wurde er eisig, wie harter Stahl. Trotzdem verzog Marco nicht eine Mine und starrte auf den Grabstein.
Während er in die Luft schaute, fing er die Regentropfen mit seiner flachen Hand und spürte die Tropfen auf seiner Haut. Er schloss kurz die Augen und als er sie wieder auftat, sah er die erwartungsvollen Gesichter der anderen Trauergäste.
Die Feier fand vor den Toren von Kritias statt und die Leute standen vor einem Grabstein, der zu Ehren von Sebastian aufgestellt wurde.
Marco trat vor und war nun für alle sichtbar:
„Vor kurzem fragte mich Sebastian, wie ich bestattet werden möchte. Ich gab ihm eine Antwort und zwar, dass ich neben meinen Eltern auf dem Friedhof von Queens begraben sein wollte…
Familie ist wichtig und deshalb wollte ich neben ihnen liegen. Er hatte den Wunsch, dass seine Asche im All verstreut wird. Anfangs habe ich diesen übertriebenen Wunsch nicht nachvollziehen können aber jetzt schon…
Er ist alleine aufgewachsen und lebte für das Militär. Sebastian besaß keine Familie, wo er begraben werden konnte.
Zwar hat er Fehler gemacht aber am Ende haben wir ihm alle verziehen. Marduk war nicht Sebastian!
Der wahre Sebastian hat für uns sein Leben eingesetzt und in der Stunde der größten Gefahr alles gegeben.
Natürlich wissen wir nicht, ob er wirklich tot ist oder ob wir ihn je wieder sehen aber es war ein Irrtum, dass er alleine war. Er hatte eine Familie und Freunde!
Wenn ich an unseren Feind denke und welche Schlachten uns erwarten, wünschte ich ehrlich, er wäre hier.
Er sagte mir zu letzt, ich sei sein bester Freund! Auch ich kann nur sagen, dass er auch mein bester Freund war. Niemand von unserem Team wird ihn je vergessen.
Trotz seines Todes wird mir eine letzte Ehre zu Teil! Major Sebastian Rantold wird in den Rang eines Lieutenant Colonel erhoben!
Leb wohl und finden den richtigen Weg in deinem Schicksal…“
Danach senkte Marco den Blick, genau wie alle anderen Gäste, um dem verlorenen Kameraden zu gedenken.

Ende
Folge 13: Der Verkünder des Wortes by nickfrostus
Folge 13: Der Verkünder des Wortes


Der Ereignishorizont schimmerte und ließ die Schatten an der Wand wild herum tanzen.
Erwartungsvoll stand der General vor der Rampe und wartete auf die Rückkehr seines Teams.
In der letzten Zeit war es nicht gut gelaufen. Immer wieder gingen Planeten an einen Feind verloren, der offenbar unaufhaltsam schien.
Mit einem Stirnrunzeln betrachtete er das Sternentor und fragte sich, ob das ankommende Team vielleicht eine gute Neuigkeit hatte, doch als die fünf Leute durch das Tor traten, verschwand die Hoffnung.
Landry stemmte die Arme in die Taille und fragte ungeduldig nach:
„Und? Wie ist der Status von P2X-292?“
Die schwarzhaarige Frau des Teams zuckte bloß mit der Schulter und zog ein etwas mürrisches Gesicht:
„Sie lesen neuerdings gerne!“
Diese platte Antwort veranlasste den General etwas finsterer zu gucken aber dann gab Colonel Mitchell einen vernünftigen Bericht ab:
„P2X-292 hatte Besuch von einem Prior! Die gleichen Zaubertricks wie immer! Eine Seuche, fiese Käfer und schon waren die Bewohner mehr als gewillt den neuen Göttern zu folgen!“
Landrys Mundwinkel sanken noch weiter hinab und er schien diese missliche Lage zu verdrängen.
Anschließend machte sich SG-1 auf dem Weg, um ihre Ausrüstung abzulegen. Schon eine halbe Stunde später fand sich das Team im Besprechungsraum ein. Landry blätterte durch seine Akte und stieß ein wütendes Seufzen aus:
„Dabei sollte man doch meinen, die Lage würde sich wenden, nachdem wir die Anti-Ori-Waffe durch das Supertor geschickt haben!“
Der vorwurfsvolle Ton hagelte auf das Team ein wie ein Bombenregen und ließ alle kurz zusammen zucken. Wie immer hatte Daniel sofort das Gefühl sich rechtfertigen zu müssen:
„Wir müssen davon ausgehen, dass die Ori vernichtet sind aber es gibt immer noch die Anhänger und wieso sollten diese den Kreuzzug für ihre Götter aufgeben?“
Landry wollte schon antworten, als Vala wie immer einen bissigen Kommentar in die Runde ließ:
„Vielleicht sollten wir sie höflich bitten…“
Alle Blicke waren jetzt auf sie gerichtet, also zog sie kleinlaut den Kopf ein und grinste frech:
„War ja nur so eine Idee…“
General Landrys Unterlippe begann nun erzürnt zu zittern und das war meistens ein schlechtes Zeichen. Daniel nahm seine Brille ab und rieb sich entnervt die Augen, bevor er ein lautes Seufzen ausstieß:
„Die Lade der Wahrheit ist und bleibt unsere einzige Hoffnung. Wenn wir diese nicht finden, haben wir keine Möglichkeit die Anhänger der Ori von einem Angriff auf der Erde abzuhalten.“
Nun riss dem General der Geduldsfaden und er schlug mit all seiner Wucht auf den Tisch, so dass dieser glatt erzitterte. Mitchell und Daniel waren sofort vom Tisch abgewichen, weil sie dem General so eine große Schlagkraft nicht zugetraut hatten:
„Das wissen wir, Dr. Jackson aber bisher haben wir keine Hinweise und um ehrlich zu sein sitzt mir das internationale Komitee im Nacken! Woolsey war erst gestern hier, um mir den Ausnahmezustand in allen drei Galaxien klar zu machen!“
SG-1 hielt kurz inne und dachte über die Situation nach. Atlantis hatte inzwischen nicht nur die Wraith zum Feind, sondern auch neue Replikatoren. Aus Zerberus konnte mit etwas Pech eine Übermacht der Erzengel kommen und in der Milchstraße stand eine Invasion durch die Ori bevor. Die Zeiten waren mehr als schlecht.
Keiner wusste so richtig, was er jetzt sagen sollte, also beendete Landry die Besprechung. Etwas garstig stampfte er in sein Büro. Vala sprang als erstes auf und lehnte sich gegen Daniels Schulter:
„Also, ich fand meine Idee gut…“
„Das bezweifelt hier auch keiner, dass du sie gut fandest“, antwortete der Archäologe und erhob sich. Mitchell deutete auf die Runde und klatschte in die Hände:
„Wollen wir was essen gehen? Ich habe echt Kohldampf!“
Vala grinste wieder heimtückisch und selbst Teal`C schien einverstanden zu sein aber Sam winkte negierend ab:
„Tut mir Leid. Ich hatte noch vor mir die Daten von den Änderungen an der Antares anzusehen, die Marco Harrison vorgenommen hat. Vielleicht kann uns das gegen die Schiffe der Ori helfen.“
Zwar schien Mitchell etwas enttäuscht aber er kannte Carters Eifer, wenn es etwas Neues zum erforschen gab. Er nickte zustimmend und hob aufmunternd den Finger:
„Geht in Ordnung! So motiviert wollen wir dich sehen, Sam!“
„In der Tat!“, warf Teal`C ein und folgte den anderen aus dem Raum, während Sam sofort in ihr Labor eilte.

Eine Stunde lang saß sie schon vor den Plänen und entdeckte immer wieder neue Kleinigkeiten, die ihr zuvor nicht aufgefallen waren. Daran erkannte man die komplexe Bauart der Antiker, die nur jemand mit dem Wissen eines Repositoriums erlernen konnte.
Sie starrte auf die Datenreihen auf ihrem Laptop, als plötzlich der Funk ein lautes Knacken von sich gab und die Stimme von Walter Harriman durch die Gänge hallte:
„SG-1 bitte zum Besprechungsraum!“
Sam ließ sofort ihren Rechner stehen und stürmte die Gänge entlang. Unterwegs begegnete sie Mitchell, der offenbar gerade etwas Sport gemacht hatte und deshalb ein weißes Shirt trug:
„Was ist hier los, Cam?“
„Keine Ahnung!“, erwiderte der Teamkollege. Umso größer war die Überraschung, als sie den kleinen, grauen Körper von Thor auf einem der Stühle sitzen sahen. Auch Daniel, Vala und Teal`C stießen dazu und waren gleichermaßen verwundert. Der Asgard drehte sich zu den Mitgliedern von SG-1 um:
„Es freut mich euch zusehen!“
Sofort nahmen alle Platz und Landry kam auf den Punkt:
„Wieso bist du hier, Thor? Ist etwas passiert?“
Das graue Geschöpf neigte leicht den Kopf:
„Als eines unserer Schiffe den nördlichen Bereich der Galaxie durchquerte, fanden wir ein Ori-Schiff. Es nähert sich dem Quadranten, in dem das Supergate zur Zerberus-Galaxie platziert ist.“
Neue Bestürzung machte die Runde. Sofort schossen den Teammitgliedern die schlimmsten Gedanken durch den Kopf. Hatten die Ori mit diesem Tor einen anderen Weg gefunden in die Galaxie zu kommen? Gab es nun sogar zwei Orte, die mögliche Brückenköpfe darstellten? Auch General Landry wusste um die Gefahr und sprach jenes aus, was alle befürchteten:
„Können die Ori das Tor nutzen, um die Verbindung zur Ori-Galaxie herzustellen?“
Thor schien sich nicht sicher, was ausgesprochen selten vorkam:
„Die Technologie der Ori ähnelt der Antiker-Technologie. Es wäre durchaus möglich, dass sie das Supertor umprogrammieren.“
Mitchell lehnte sich auf seinen Arm und schloss kurz die Augen:
„Dann hätten wir nicht nur einen neuen Brückenkopf, sondern das keine Verbindung nach Zerberus. Harrison und sein Team wären ausgesperrt, richtig?“
„Das ist korrekt!“, hauchte Thor: „Es ist von größter Wichtigkeit zu handeln! Ich bin mit meinem Schiff hier, um euch im Kampf zu unterstützen!“
Nun meldete sich auch Vala zu Wort, selbst wenn sie nur sehr zaghaft den Arm hob:
„Ich will diese Rettungsmission ja nicht schlecht machen oder unsere Euphorie bremsen aber wie sollen wir das Ori-Schiff ausschalten? Bisher waren unsere Raumschlachten nicht sonderbar erfolgreich!“
Landry ließ wieder seine Unterlippe zittern und stützte sich ärgerlich am Tisch ab:
„Finden sie einen Weg! Einen zweiten Brückenkopf können wir wirklich nicht gebrauchen! Notfalls sprengen sie das Supergate!“
Alle horchten auf und Daniel sprang empört auf:
„Sir, damit vernichten wir aber die einzige Verbindung nach Zerberus und schneiden das Team dort für immer von uns ab!“
Der General seufzte und drehte sich ein letztes Mal bedrückt um:
„Das weiß ich selber, Dr. Jackson und glauben sie mir, dass mir dieser Befehl genauso weh tut wie ihnen aber wir müssen eine neue Verbindung um jeden Preis verhindern! Deshalb sollen sie sich auch etwas einfallen lassen, damit wir diesen Schritt nicht gehen müssen!“
Das letzte Wort war gesprochen und alle Mitglieder von SG-1 machten sich für die Mission bereit, als Carter stehen blieb und ein lautes „AHA!“ ausstieß. Die anderen wirkten irritiert und sogar Thor konnte diese plötzliche Gefühlsregung nicht verstehen, als Sam die Erklärung abgab:
„Die Antares will doch auch zurück in die Zerberus-Galaxie! Mit ihrer Hilfe können wir das Ori-Schiff schädigen!“
Noch immer ergab diese Idee für die anderen keinen Sinn aber die Astrophysikerin lächelte selbstbewusst:
„Hört zu! Die Antares hat immer noch ein paar Drohnen an Bord! Drohnen können die Schilde der Ori durchdringen. Wenn wir die Schilde des Ori-Schiffes ausschalten, können wir es mit der Odyssey zerstören!“
Nun begannen auch die anderen diese Idee zu verstehen aber Mitchell formte aus seinen Augen kleine Schlitze:
„Ich hoffe die Techniker konnten die Kurzschlüsse beseitigen…“

Eine ganze Zeit später öffneten sich drei Hyperraumfenster über dem Supergate zur Zerberus-Galaxie und die Schiffe der Erde, wie auch Thors neues Schiff kamen zum Vorschein.
Mitchell hatte es sich auf dem Kommandositz der Odyssey gemütlich gemacht und genoss die Ruhe vor dem Sturm. Neben ihm am Kontrollpult saß Carter und musste bei dem Anblick des Colonels grinsen.
Cameron war dieses Grinsen nicht entgangen, also setzte er sich gerade hin:
„Was gibt es da zu lachen, Sam?“
Die blonde Kameradin schüttelte den Kopf und betrachtete weiter die Daten auf dem Schirm:
„Nun ja… Man könnte glatt meinen, dir gefällt der Sitz… Vielleicht solltest du das Kommando eines Schiffes übernehmen!“
Mitchell schnappte nach Luft und fuchtelte mit den Händen:
„Das soll wohl ein Witz sein! Niemals würde ich SG-1 für einen blöden Kommandoposten auf einem Schiff aufgeben!“
„Und wenn es SG-1 irgendwann mal nicht mehr gibt?“, neckte sie ihn, bekam aber keine weitere Reaktion von Mitchell. Sie lachte herzlich, dann betätigte sie den Funk:
„Colonel Whist? Wie sieht es bei ihnen aus? Sind die Drohnen bereit zum Abschuss?“
Auf einem Seitenschirm erschien der dunkelhaarige Kommandant der Antares und hob nervös die Augenbraue:
„Wollen sie mich absichtlich ärgern, Colonel? Wir können froh sein, dass wir überhaupt fliegen! Es wundert mich, dass das Stargate-Kommando diesen Schrotthaufen schon wieder nach Zerberus schickt aber um ihre Frage zu beantworten. Ja, die Drohnen sind bereit für den Abschuss!“
Plötzlich gab das Display ein Signal von sich und ein Hyperraumfenster öffnete sich. Alle sprangen auf ihre Plätze und schon sahen sie es. Ein Ori-Schiff erschien direkt vor ihrer Nase und schwebte behutsam auf das gewaltige Sternentor zu. Die weiße Außenhülle des Schiffes glänzte und die strahlende Kugel im Inneren des Raumschiffes glühte bedrohlich.
Whist empfing nun das Angriffssignal von der Odyssey und rief seinen Männern zu:
„Okay, Feuer frei! Hauen sie die Schilde zu Brei!“
Die Seitenhangars der Antares öffneten sich und entsendeten einen kleinen Schwarm aus leuchtenden Geschossen, die nun direkt auf das feindliche Schiff zurasten. Das Ori-Schiff hatte die nahe Gefahr wohl endlich bemerkt und eröffnete das Feuer mit den Heckgeschossen, die aber von den Schilden der Erdschiffe abgefangen wurden.
Wie kleine Insekten schwirrten die Drohnen ungehindert durch den Schild und durchschlugen die Außenwand des Ori-Schiffes, wodurch es weitere Explosionen gab.
Während sich das feindliche Raumschiff nun drehte, flackerte sein Schild einmal angeschlagen auf, doch die leuchtenden Torpedos hatten wohl nicht ausgereicht. Das Feuer der Railguns verschwand einfach an der glühenden Barriere um das Ori-Schiff.
Carter biss nun die Zähne zusammen, während Mitchell doch wieder den Kopf senkte:
„Sam? Sollte das Schiff nicht schutzlos sein?“
„Wir haben die Panzerung des Ori-Schiffes etwas unterschätzt…“
„Etwas!?“, knurrte Cameron und spürte die ersten Erschütterungen.
Auch Thor begann nun wild zu schießen aber selbst seine Energiesalven hatten nur eine geringe Auswirkung. Das Ori-Schiff erreicht die Zielposition und sammelte bereits die Energie für einen zerstörerischen Schuss auf die Odyssey. Da schob sich die Antares in die Schussbahn.
Der gelbe Energiestrahl rauschte in das rote Kraftfeld und verschwand. Carter und Mitchell wischten sich den Schweiß von der Stirn:
„Danke, Colonel Whist!“
„Nichts zu danken! Wir haben die besseren Schilde und außerdem ein ZPM! Überlassen sie uns die Verteidigung, während sie sich etwas Neues einfallen lassen!“, rief der Kommandant durch den Funk und konzentrierte das gesamte Feuer der Antares auf das Ori-Schiff. Zwei Nuklearraketen rauschten auf die machtvollen Schilde des Ori-Schiffes und tatsächlich passierte etwas. Diese flackerten mehrmals auf und verloren nun doch an Effektivität. Mitchell hob triumphierend den Arm:
„Wer sagt es denn? Besser spät als nie! Machen wir es fertig!“
Das Kraftfeld des Feindes flackerte immer mehr und das schienen auch die Ori-Kämpfer an Bord zu bemerken. Das gegnerische Schiff drehte sich wieder dem Supergate zu und schon ging eine Energiewelle durch das große Tor.
Blitze wanderten durch die Verbindungen zwischen den Bausteinen und ließen eine Aktivierung erahnen. Mit einem letzten Rauschen schoss der Ereignishorizont aus dem Supergate und das Ori-Schiff trat die Flucht an. Es durchquerte das Portal und war verschwunden. Allen an Bord der Erdenschiffe klappte sprachlos die Kinnlade herunter:
„Sam? Ist das Ding gerade in die Zerberus-Galaxie geflohen?“
Carter musste sich zwingen die Antwort zu geben:
„Ich fürchte schon… Das Tor geht bisher nur in diese Richtung…“
Mitchell sackte auf seinem Stuhl zusammen und verschränkte die Arne:
„Harrison wird sich freuen, besonders weil das Zerberus-Team nicht auch so schon genug Ärger mit den Erzengeln hat.“
Der Bildschirm aktivierte sich und Colonel Whist meldete sich:
„Hier endet unsere Mission! Wir kehren nach Zerberus zurück und warnen Kritias vor dieser Bedrohung!“
Danach aktivierte die Antares das Supergate und machte sich auf den Weg das Team dort zu warnen und seinen Dienst in der anderen Galaxie wieder anzutreten.

Mit all ihrer Macht strahlte die Sonne auf diese felsige Landschaft hinab und zwang sogar die Lebwesen dieser Welt in den Schatten.
Irgendwo in den Weiten der Felsschluchten marschierten vier junge Leute auf der Suche nach der nächsten Ortschaft, die laut den Informationen nicht weit entfernt liegen sollte.
Wie immer lag George weit zurück und stieß ein Jammern aus:
„Ich kann nicht mehr laufen! Wollen wir dieses blöde Kaff nicht vergessen und zum Tor zurück?!“
„Sei nicht immer so eine Heulsuse!“, schimpfte Jenny und schob den Schiffstechniker von hinten an, indem sie ihm mit einem Felsen in den Rücken schlug. Dadurch stolperte der Gefährte fast, stützte sich aber noch an einem anderen Brocken ab:
„Lasst mich doch! Ich habe jeden Grund zu jammern! Der Weg ist steinig, die Sonne ist heiß und die Luft ist zu trocken!“
Era und Marco tauschten schnell amüsierte Blicke aus, dann marschierten sie weiter zur Kuppel der Hügelkette und hatten endlich einen ungehinderten Blick auf die kleine Ortschaft, in der doch sehr viel los zu sein schien.
Wie in den meisten Dörfern in Zerberus waren die Gebäude aus Lehm und Stein erbaut aber überall wuselten verschiedene Viehzüchter herum. Endlich erreicht auch George die Hügelspitze und brach erschöpft zusammen. Hechelnd setzte er sich in den Schneidersitz und kniff atemlos die Augen zusammen. Das Team hatte sich erholt aber noch immer fehlte etwas.
Sebastian war nicht da.
Seit seinem Tod mussten die Freunde wieder als Viererteam arbeiten. Insgesamt hatte sich die Lage auf Kritias aber wieder entspannt. Era und Marco trainierten regelmäßig zusammen, um vielleicht gemeinsam eine Chance gegen Gabriel zu haben, schließlich hatte die Galonierin nun Kräfte einer Amazone. George hatte den Verrat von Kathy auch überwunden, wenn man Verdrängung so nennen konnte.
Gemeinsam erreichten sie die kleine Ortschaft und bemerkten sofort die Leere in den ersten Hütten. Alle Bewohner hatten sich im Kern des Dorfes, vor einem Brunnen versammelt. Das Team war verwirrt. Üblicherweise wurden sie entweder misstrauisch begrüßt oder jemand sprach sie direkt an. Beides war nicht der Fall, also stiefelten sie weiter an den leeren Gebäuden vorbei.
Sogar die Kinder waren mit in der großen Ansammlung vor ihnen. Marco runzelte die Stirn und versuchte etwas in den Menschenmassen zu entdecken:
„Gibt es hier irgendwas umsonst oder was ist hier los?“
Einer der Dorfbewohner drehte sich zischend um:
„Psssssssssssssttttttt! Der Priester predigt uns die göttlichen Lehren!“
Marco, George und Jenny zuckten zusammen, dann versuchten sie sich durch die Massen zu drängeln. Nach einigen Metern hatten sie endlich eine halbwegs brauchbare Sicht auf diesen ominösen Priester. Marco stockte der Atem, als er den blassen Mann mit der Glatze, der grauen Robe, den weißen Pupillen und dem braunen Stock sah:
„Wo kommt der denn her?“
Der Prior hatte das Buch des Ursprungs in der Hand und las laut daraus vor:
„… und Obis kehrte in sein Dorf zurück, wo er seiner Familie von der Begegnung mit den Göttern erzählte, denn sie waren die Ewigkeit und hatten ihm ihr gütiges Gesicht gezeigt!“
Marco trat tapfer vor und unterbrach den Prior in seiner Rede:
„Hat Obis den auch erzählt, wie die Götter alle vernichten, die ihnen nicht dienen?!“
Der Prior hörte auf zu sprechen und musterte den blonden Aufrührer:
„Die Ori müssen niemanden vernichten, denn ihre Barmherzigkeit zeigt sich allen Gläubigen!“
Der Prior schien sehr überzeugt von seinen Worten aber das war nicht das schlimmste. Sofort drehten sich alle Dorfbewohner zu dem Team um. Sie alle hatten böse Gesichtsausdrücke aber Marco ließ sich nicht beirren:
„Hört mir alle zu! Dieser Typ da ist ein Prior der Ori! Die Ori vernichten jeden, der sich nicht ihrem Glauben anschließt! Wir hatten schon in der Milchstraße mit ihnen zu tun! Wem vertraut ihr mehr? Einem fremden Prediger oder dem Zerberus-Team, das die Zera und die Corona beseitigt hat?!“
Im nächsten Moment rannten die vier Freunde panisch durch die Felslandschaft, verfolgt von einer Horde wilder Dorfbewohner, die offenbar Gefallen an den Ursprungslehren gefunden hatten. Era fauchte den blonden Anführer an:
„Klasse, Marco! Sehr schlau offen einen Prior der Ori anzuklagen!“
Der Blondschopf biss die Zähne zusammen und sprintete vor weg, um das DHD zu betätigen:
„Woher soll ich wissen, dass die keine Helden erkennen, wenn sie vor ihnen stehen?“
Eilig gab er die Glyphen von Gigantis ein, während schon brennende Pfeile auf sie nieder hagelten. Das Team hatte einen kleinen Vorsprung vor den Bewohnern des Dorfes aber diese kamen nun unaufhaltsam näher. Bewaffnet mit spitzen Heugabeln und Bögen, waren sie dafür bereit die Ungläubigen zu töten. Wie immer brauchte das Sternentor seine Zeit, bis die Anwahl komplett war, also drehte sich Jenny zu den Angreifern um:
„Ich halte sie etwas auf!“
Sie riss die Arme hoch und erschuf einen wuchtigen Erdwall, über den die Dorfbewohner erst hinweg klettern mussten, bevor sie das Team zu packen bekamen. Endlich hatte auch das Stargate seine Runden beendet und der Ereignishorizont erschien.
Völlig erschöpft und abgekämpft betraten die Freunde den Hauptsaal von Kritias. Das Tor schaltete sich ab, George ließ sich mit Seitenstechen auf den Boden fallen und Marco wischte sich den Schweiß von der Stirn. Sofort eilte Fürst Zaiku die Haupttreppe hinunter und zeigte auf Colonel Whist, der im Kontrollraum stand:
„Gut! Ihr seid zurück! Laut Colonel Whist hat es ein Ori-Schiff in unsere Galaxie geschafft!“
Erst tauschten die Mitglieder des Teams wütende Blicke aus, dann fixierten sie Zaiku:
„Haben wir bereits festgestellt… Der Planet wurde von einem Prior missioniert!“

Später saßen alle im Besprechungsraum, um über diese neue Wendung zu sprechen. Ein Plan musste her, um das Ori-Schiff zu beseitigen und den Prior auszuschalten.
Erst schien niemand so richtig einen Plan zu haben, also hob Jenny energisch den Arm:
„Ich weiß was! Wir lassen Gabriel eine Nachricht zukommen und lassen ihn das erledigen! Der wird die Ori zum Teufel jagen!“
Marco schüttelte sofort den Kopf und schlug den Kopf auf den Tisch:
„Und überlassen ihm die Technologie der Ori? Keine gute Idee! Im schlimmsten Fall schafft es der Typ den Prior auf seine Seite zu ziehen und eine Allianz von Gabriel und den Ori können wir erst recht nicht gebrauchen!“
Der Gedanken jagte einen Schauer durch die Reihe der Anwesenden. Als George wieder damit begann einen Kugelschreiber auseinander zu nehmen und neu zusammen zu setzen, kam ihm die Idee. Kaum hatte sich die Feder verabschiedet, als sie unkontrolliert durch den Raum flog, da riss der Schiffstechniker die Augen auf:
„Und wenn wir uns dieses Ori-Schiff aneignen? Wir klauen es einfach!“
Nun lenkte Colonel Whist in das Gespräch ein und runzelte skeptisch die Stirn:
„Wie wollen sie das anstellen? An Bord sind zahlreiche Soldaten und Anhänger der Ori.“
„Na ja, in dem Punkt fand ich Jennys Idee gar nicht so schlecht. Wir wäre es, wenn wir zur Abwechslung mal Gabriel austricksen? Also, mein Plan ist folgender…“, erklärte George begeistert und hatte die gesamte Aufmerksamkeit der anderen.

Voller Hass ließ Gabriel seine Faust in den gläsernen Tisch vor sich sausen und brüllte wütend in seinem Gemach umher. Zornig starrte er aus dem großen Fenster seines Quartiers und starrte auf den weiten Platz vor seinem Palast auf Chai.
Die Sonne ließ die hohen Türme seiner Kristallstadt in vielen bunten Farben erstrahlen. Nur der König selbst war vollkommen blass und hatte einen flachen Kristall in der Hand, der an einen kleinen Computer erinnerte.
Darauf war eine Botschaft abgedruckt, die den Zorn des Erzengels immer wieder aufflackern ließ:
„Die Eindringlinge wagen es mich herauszufordern?“
Auf dem Kristall prangten die Worte:

Wer nicht Willens ist, dem Weg des Ursprungs zu folgen, der wird von den Ori als glanzlose Schatten der Dämonen bezeichnet und soll zu Asche werden. Nur die Ori sind das Licht und Herrscher über alles, was unter ihrem Lichtschein existiert.

Ehre sei den Ori.

Für Gabriel war diese Botschaft eine Herausforderung. Niemand durfte seine Göttlichkeit überbieten und alleine deshalb musste er schon diesen Frevel an seiner Macht niederstrecken.
Der Planet den die Ori besetzten hatte er vor kurzem versucht wegen seiner Mineralvorkommen einzunehmen aber weil das Zerberus-Team sein Schiff zerstört hatte, war er von diesem Plan abgekommen. Wieder biss er die Zähne zusammen und überlegte, wie er diese neuen Feinde bestrafen konnte. Nach ein paar Sekunden drehte er sich entschlossen zu einem Diener aus Kristall um:
„Ich werde diese Ori mit meinen Armeen überrennen!“
Schon ging eine Energiewelle durch die bewegungsunfähigen Soldaten, die hinter dem Palast wie Statuen ruhten. Diese Krieger aus purem Rohmaterial erwachten und marschierten zum Sternentor des Planeten. Mindestens 400 Kristallsoldaten machten sie auf den Weg, um die Ori und ihre Truppen zu vernichten.

Die Antares sprang aus dem Hyperraum, weit vom Schiff der Ori entfernt und bezog Position, bevor das Schiff von einem Tarnfeld eingehüllt wurde. Auf der Brücke des Erdenschiffes stand das Zerberus-Team neben dem Kommandostuhl von Colonel Whist und betrachtete das Raumschiff des Feindes. Marco seufzte lautstark und klopfte George auf die Schulter:
„Ein wahnsinniger Plan aber der könnte funktionieren.“
Era streifte sich ein paar Lederhandschuhe über, dann lächelte sie einsatzbereit:
„Das wird eine harte Nuss aber wenn der Plan klappt, haben wir einen Grund zu feiern!“
Nur Jenny schien nicht ganz begeistert und ließ sich schmollend auf einen Sitz fallen:
„Wieso muss ich hier bleiben? Ich will auch helfen!“
Era verstand dieses Gefühl der Nutzlosigkeit, weil sie sonst die unbrauchbare Person war, also packte sie die Kameradin an der Schulter und sah ihr tief in die Augen:
„Es ist zu gefährlich! Auf dem Schiff bringen dir deine Fähigkeiten nichts!“
Ein Techniker drehte sich seinem Vorgesetzten zu und zeigte ein paar Daten auf dem Display:
„Wir haben eine Gateaktivierung auf dem Planeten aber es werden keine Lebenszeichen angezeigt!“
Marco nickte und gab den anderen ein Zeichen:
„Das sind Gabriels Truppen… Dann gehen wir zum Ringtransporter…“

Schimmernde Gestalten traten durch den Ereignishorizont und näherten sich der kleinen Siedlung. An ihrer Spitze lief Gabriel und ließ seinen Blick über seine Armeen schweifen.
Es waren die Truppen, mit denen er das Zerberus-Team und Kritias vernichten wollte.
So viel Arbeit und Schweiß hatte er in die Produktion dieser Soldaten gesteckt und schon heute konnte er ihre Schlagkraft testen.
Die donnernden Schritte seiner Soldaten erfüllten ihn mit Stolz und ließen sein Herz höher schlagen.
Er gab ein Handzeichen und schon blieben seine Einheiten stehen. Zuerst wollte er sich alleine in dem Dorf umsehen, denn noch wirkte es nicht gerade wie eine Hochburg des neuen Feindes. Tapfer trat er voran aber die Häuser waren leer. Nicht einmal Kinder spielten auf den Straßen und die Viehbauern schienen die Tiere zu vernachlässigen. Umso weiter der Erzengel in das Dorf vordrang, umso näher kam er einem großen Menschenauflauf. Im Zentrum dieser Versammlung stand ein Mann in priesterlicher Kleidung und las aus einem Buch. War das ein Ori?
Der Prediger sah nicht gerade aus, wie ein gefährlicher Feind mit Gottkomplex. Neugierig lauschte Gabriel den Lehren des Priors und mischte sich unter das Volk. Der Gläubiger sah auf seine Zuschauer hinab und war von seinen Worten vollkommen überzeugt:
„…und da sprachen die Ori, dass sie jeden vor dem Feuer der Ewigkeit bewahren, wer sein Herz öffnet und sich bereit erklärt dem Pfad des Ursprungs zu folgen!“
Nun wurde es dem Engel zu langweilig und er stieß ein lautes Gähnen aus. Wie beim Zerberus-Team, drehten sich alle Menschen mürrisch zu dem Fremden um.
Gabriel grinste nun amüsiert und verschränkte die Arme, während er den Prior herablassend musterte:
„Ich finde diese Predigten äußerst sinnlos. Diese Götter von denen du redest sollten sich zeigen, wenn sie mir gewachsen sein wollen.“
Der Prior schien etwas verunsichert und klappte sein Buch zu:
„Die Ori brauchen nicht ihr Antlitz zeigen, damit man an sie glauben kann, denn alleine ihren Beistand kann jeder fühlen, der bereit ist zu glauben.“
Der Erzengel verdrehte die Augen und unterbrach den Anhänger der Ori schroff:
„Diese hochtrabenden Worte verschleiern deine Schwäche… Erbärmlich…“
Ein Dorfbewohner rechts von Gabriel schien sich diese Einmischung nicht gefallen zu lassen und bäumte sich bedrohlich vor dem Engel auf:
„Wie kannst du es wagen die Lehren der Ori anzuzweifeln? Verschwinde aus unserem Dorf!“
Gabriel gab nur ein entnervtes Zischen von sich, dann formte sich sein rechter Arm zu einem Schwert und durchbohrte den Oberkörper des Mannes. Danach ging er keuchend zu Boden und eine Blutlache verteilte sich. Alle anderen Einwohner wichen panisch zurück, als Gabriel auch schon in lautem Gelächter ausbrach:
„Wie ich schon sagte… Schwäche!“
Der Prior schien auch etwas verunsichert aber dann fing er sich wieder und schloss flüsternd die Augen. Zeitgleich stürmten die Kristallarmeen auf das Dorf zu, bereit jeden Anhänger des Feindes zu vernichten. Schon sausten Schiffe über die Kleinstadt hinweg und der Prior lächelte triumphierend:
„Die Ori werden dich bestrafen, denn unsere heilige Armee wird dich auslöschen!“
Nun landeten mehrere Truppentransporter der Ori, aus denen die Krieger mit ihren Lederrüstungen und Stabwaffen herausstürmten. Innerhalb von Sekunden war der Himmel mit Lichtblitzen und Energiesalven erfüllt. Die Kampfschreie der Ori-Anhänger hallten über die mit Felsen bedeckte Landschaft.
Der Prior erkannte jedoch die Übermacht des Feindes. Anders als seine Krieger waren die Kristallsoldaten unfähig Schmerzen zu erleiden. Sie kämpften ohne Skrupel und schritten mit ihren Waffen weiter voran. Diese glänzenden Kampfmaschinen waren mit Schwertern und Schilden bestückt aber aus ihren Händen feuerten sie geladene Energiesalven, die weitere Kämpfer der Ori niederstreckten.
Um nicht selbst in die Schlacht hinein gezogen zu werden, ließ sich der Prior mit einem Ringtransporter auf sein Schiff holen, um dann aufgeregt auf die Brücke zu stürmen.
War es das, was die Götter wollten? Sollte es eine Lektion sein, die ihnen zeigte, dass sie nicht im Glauben wanken durften?
Schließlich hatten sich die Götter länger nicht mehr gezeigt und auch die Feuer auf Celestis waren erloschen. Verunsichert aktivierte der Prior den Antrieb seines Schiffes und entfernte sich von dem Planeten. Die Soldaten, die er zurück ließ, waren ein notwendiges Opfer, um den Willen der Ori zu wahren. Es öffnete sich ein Hyperraumfenster und der Prior ließ das Schiff davon fliegen, um dem Schaden durch diesen Dämon zu entgehen. Beruhigt lehnte er sich in seinem Stuhl zurück, als ein Display zu blinken begann. Irritiert stiefelte der Gläubige zu dem Bildschirm und entdeckte die Koordinaten. Jemand hatte einen Kurs einprogrammiert und so sein Reiseziel bestimmt. Nun war der Prior endgültig verwirrt und fuhr sich nervös über seine Glatze, als eine unbekannte Stimme durch den Raum hallte:
„Sorry aber wir wollen unser neues Schiff abholen!“
Der Prediger schnellte herum und erblickte drei junge Leute am Eingang der Brücke. Zwei Männer und eine Frau, wobei der Blondschopf in der Mitte den ersten Schritt machte:
„Überraschung!“

Mehrere Stunden zuvor…
Es gab ein lautes Ping und schon segelte eine Kugelschreiberfeder durch die Luft.
George riss die Augen weit auf und ein großes Ausrufezechen erschien förmlich über seinem Kopf:
„Und wenn wir uns dieses Ori-Schiff aneignen? Wir klauen es einfach!“
Colonel Whist runzelte die Stirn und hob einschreitend die Hand:
„Wie wollen sie das anstellen? An Bord sind zahlreiche Soldaten und Anhänger der Ori.“
„Na ja, in dem Punkt fand ich Jennys Idee gar nicht so schlecht. Wir wäre es, wenn wir zur Abwechslung mal Gabriel austricksen? Also, mein Plan ist folgender…“, erklärte George begeistert und hatte die gesamte Aufmerksamkeit der anderen:
„Wir schicken Gabriel eine Botschaft! Er würde so ein Risiko niemals auf sich beruhen lassen. Selbst wenn es nur eine kleine Gruppierung wäre, würde der neue Glaube andere dazu bewegen, sich gegen ihn zu stellen. Er wird mit voller Truppenstärke anrücken, um das Problem zu beseitigen!“
Marco schnipste begeistert:
„Du hast Recht! Der Prior würde selbstverständlich seine Einheiten gegen Gabriels Kristallwesen vorrücken lassen, weshalb das Schiff leer wäre und leicht einzunehmen! Mit Ringe kommen wir durch den bereits geschwächten Schild!“
Era und Zaiku waren von dem Plan noch nicht ganz überzeugt und auch Colonel Whist ließ etwas unmotiviert die Schultern hängen:
„Aber nur ein Prior kann so ein Schiff fliegen. Wie sollen wir es hier her bekommen? Der Prior wird es wohl kaum freiwillig her fliegen.“
„Deshalb gehen wir vorher an Bord und programmieren Gigantis als nächstes Ziel für den Hyperraumsprung. Wir müssen also nur den Prior ausschalten und das schaffen wir schon irgendwie!“, antwortete Marco und rieb aufgeregt die Hände aneinander. Der Plan stand aber noch immer war der Kommandant der Antares nicht bereit diese Risiken einzugehen:
„Und wir sollen wir unbemerkt an das Schiff heran kommen?“
George und Marco schauten sich gegenseitig an, dann war schon eine Idee bereit für die Umsetzung:
„Wir verpassen der Antares einfach einen Tarnmodus! Hat bei Atlantis geklappt und wird auch bei uns klappen, da wir sogar ein ZPM dabei haben!“
Schon machten sich alle bereit für die Operation „Verarscht die Feinde“.
Noch während sie nun einsatzbereit über den Korridor stürmten, rief der Schiffstechniker seinem besten Freund nach:
„Ist unser Plan nicht ein bisschen fies? Wir verarschen damit nicht nur Gabriel, sondern klauen uns ein Schiff… Ist das ethisch überhaupt erlaubt?“
Der Blonde zuckte mit der Schulter:
„Hey, der gute, alte Gabriel verkraftet das schon… Zu blöde nur, dass wir nicht sein Gesicht sehen können…“

Jetzt…
Verstört starrte der Prior in die sechs Augen der drei mutigen Kämpfer:
„Ihr werdet für eure Respektlosigkeit leiden!“
Mit einer schnellen Bewegung erhob er seinen Stab und entfesselte seine Gedankenkraft, um die drei durch die Luft zu wirbeln. Marco und Era wichen der Attacke aus, während George seine Augen schloss und sich auf die Abwehr konzentrierte. Alle drei blieben von der Telekinese unberührt. Mit einer raschen Bewegung rollte sich die Galonierin ab und hechtete auf den Prior zu. Sie bewegte sich schnell und zog ihren Arm nach hinten. Sie spürte, wie die Energie der Amazone sich ausbreitete und in ihrer Faust sammelte.
Kurz bevor der zerschmetternde Schlag ins Ziel traf, wehrte der Vertreter der Ori die Attacke ab und schleuderte Era gegen ein Terminal an der Wand.
Früher hätte so ein Schlag sie sicher in die Bewusstlosigkeit befördert aber heute landete sie nur keuchend auf dem Rücken.
Auch Marco schnellte herum und versuchte dem Gegner einen Tritt zu verpassen aber die Reflexe des Priors waren nicht schlecht.
Mit nur einem Gedanken flog der Blonde in die Luft und blieb unter der Decke der Brücke kleben. Dabei stieß er ein giftiges Zischen aus:
„Wie ich das hasse…“
Der Prior wollte gerade seinen Stab auf den Anführer richten, als ihn eine Druckwelle erfasste und zu Boden warf. Dadurch kam Marco aus seinem Bann frei und landete polternd am Boden. Verwirrt richtete sich der Gegner wieder auf und entdeckte den Ursprung der Attacke. George hatte diese Druckwelle frei gesetzte und nickte seinen Kameraden zu:
„Los, Leute! Ich schütze euch vor weitere Attacken!“
Diese Ansage ließen sich Marco und Era nicht zweimal sagen. Beide sprangen auf die Füße und hechteten auf den Prior zu. Sie hatten genug Anlauf und fast synchron ballten sie die Fäuste für den Angriff. Der Ori-Prior versuchte die Eindringlinge festzuhalten aber eine fast komplett durchsichtige Blase schien die beiden Kämpfer zu schützen. Unter Aufbietung all seiner Kräfte konzentrierte sich George auf die Barriere, die seine Freunde schützte.
Dann kam der entscheidende Knall, als zwei Fäuste mit hoher Geschwindigkeit und Kraft in eine Magenkuhle rauschten und den Feind schonungslos zu Boden rissen.
Alle Luft entwich aus dem Körper des Prior und mit verdrehten Augen landete der Mann in der Robe vor seinem Thron. Niemand hätte so einer Doppelattacke etwas entgegen zu setzen gehabt.
Erleichtert lockerten die Freunde ihre Haltung und reichten sich kameradschaftlich die Hand:
„Das war wohl zu viel für den Typen…“
Die Kriegerin knackte mit den Fingerknöcheln und grinste Marco begeistert an:
„Jetzt weiß ich, wieso du immer so gerne die Gegner verprügelst! Das macht echt Spaß, wenn die jaulend zu Boden gehen!“
Alle lachten, als eine Vibration durch das Schiff ging und es aus dem Hyperraum fiel. Etwas verunsichert schauten die Freunde aus dem Fenster und fanden nur die Weiten des Weltalls vor. Das Schiff hatte Gigantis noch nicht erreicht aber dafür erwachte die Gefahr zum neuen Leben, weil der Prior wieder aufstand:
„Eure Tat muss gerichtet werden… Ihr habt euch gegen die Macht der Götter verschworen und deshalb werde ich euch mit genau dieser bestrafen!“
Die zitternde Hand des Feindes wanderte an seinen Brustkorb und begann grün zu leuchten. George wusste sofort, was der Prior der Ori vor hatte und rief seinen Gefährten zu:
„Leute! In Deckung! Er macht Terrastigma!“
Die Warnung kam zu spät und kaum war die Energie entfesselt, ging eine Schockwelle von dem Prior aus. Alle drei wurden gegen die Wand geschleudert und blieben daran hängen, wie an Fliegenpapier. Die Tür zur Brücke bog sich bei Seite und die Konsolen begannen unter dem Druck zu funken. Immer mehr Wind peitschte um den Prior herum, während er sich schwebend in die Luft erhob:
„Das ist meine Macht! Spürt den Zorn der Ori, denn sie sind das Wahre!“
Die Kameraden wurden fast an der Wand zerdrückt, als auch schon ein paar Dinge durch den Raum flogen. Dann gab die Frontscheibe der Brücke ein Knacken von sich und erste Risse durchzogen das Glas. Keiner von ihnen konnte sich gegen die überwältigende Macht des Terrastigma behaupten aber George kannte die Gefahr, die davon ausging:
„Leute, der hat keine Ahnung, was er da tut! Ich musste es damals auch erst mit Eden trainieren! Der Prior wird sich selbst zerstören!“
Marco und Era schnappten nach Luft:
„Das ist gut für uns!“
„Nein, ist es nicht! Wenn er die höchste Stufe erreicht hat, wird er das Cockpitfenster zerstören und wir werden alle ins Weltall gezogen!“, schrie der Techniker aufgebracht, weil wieder ein lautes Knirschen durch die Frontscheibe ging. Dann war es zu spät.
Das Fenster gab klirrend nach und alles im Raum wurde hinaus gesaugt, in die Unendlichkeit des Universums.
Innerhalb kürzester Zeit schwebte alles im luftleeren Raum. Darunter auch der Prior, der ein letztes Mal „Ehre sei den Ori“ hauchte. Nur die drei Freunde vom Zerberus-Team waren nirgendwo zu sehen.
Mit einem Lichtstrahl fanden sich alle auf der Brücke der Antares wieder, die gerade über dem Ori-Schiff in Position ging. Colonel Whist wischte sich den Schweiß von der Stirn und Jenny stampfte aufgebracht vor ihren Kollegen auf:
„Gott! Ihr habt mich zu Tode erschreckt! Hätten wir nicht verfolgt, wie ihr aus dem Hyperraum gefallen seid, wärt ihr jetzt nicht mehr!“
Alle drei schienen Dankbar für die Rettung aber der Kommandant des Schiffes ließ es sich nicht nehmen einen genaueren Blick auf das neu gewonnene Schiff zu werfen:
„Sie haben es geschafft! Was ist mit dem Prior der Ori?“
Era stieß ein unschuldiges Pfeifen aus und George zuckte nur schweigsam mit der Schulter. Marco gab dann endlich die Erklärung:
„Der hat sich mehr oder weniger selbst ausgeknockt aber jetzt sollten wir unser schickes neues Raumschiff abschleppen. Das dürfte sogar die IOA freuen! Guter Tag! Ich frage mich wie Gabriel reagiert, wenn er erfährt, dass wir ihn verarscht haben.“

Rauch stieg aus den Trümmern eines Hauses auf.
Überall zierten Krater die Landschaft und dort wo einst der Brunnen gestanden hatte, loderten Stichflammen. Überall lagen die Leichen von Soldaten, getötet durch nicht lebende Materie. Auch verteilten sich überall Splitter von Kristallkriegern.
Die Bewohner des Dorfes waren getürmt, als der Kampf los ging aber nun war nichts mehr übrig. Ein paar Kristallwachen suchten nach Überlebenden aber kein Kontrahent hatte diese Schlacht überlebt. Mitten in den Leichenbergen saß ein verstehender Gabriel und sah sich erbost um.
Wieso hatte man ihn hier her gelotst? Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass nur eine Gruppe die Adresse zu seinem Planeten hatte. Ihm wurde klar, dass nicht er die Intrige benutzt hatte, sondern seine ärgsten Feinde. Voller Verzweiflung ließ er seine Faust in die Erde sausen und erzeugte ein Erdbeben, das auch die letzten Ruinen zum Einsturz brachte.
„Jetzt ist es aus mit den Spielchen! Ich habe sie zu lange davon kommen lassen! Ich werde Kritias vernichten! Und dieses Zerberus-Team wird leiden! Niemand kann sich meinem Willen widersetzen! Niemand!“, schrie er aus und zertrampelte den Kopf eines Ori-Kriegers.
Für ihn war es an der Zeit diesen Krieg zu beenden. Er würde nicht länger warten und seine Truppen für den entscheidenden Schlag zusammen ziehen.

Ende
Folge 14: Der letzte Aufmarsch by nickfrostus
Folge 14: Der letzte Aufmarsch


Ein paar Vögel kreisten am blauen Himmel und eine angenehme Stille hüllte den Planeten ein.
Ein Gigant wankte am Horizont entlang und schenkte der Antiker-Stadt einen beschützenden Blick, bevor er weiter seines Weges zog. Eine sanfte Brise wehte über den felsigen Boden um die Stadt herum. Die junge Frau konzentrierte sich und sah sich genau um. Eben war ihr Gegner doch noch vor ihr gewesen. Schweiß bedeckte ihren angestrengten Körper und ihre Augen wanderten immer wieder eingeschüchtert hin und her.
Ihre Muskeln zuckten, bereit den Kontrahenten nieder zu strecken aber dieser hielt sich bedeckt. Natürlich war es schwer den Gegner in der felsigen Landschaft auszumachen, besonders wenn es ein so erfahrener Feind war.
Era wischte sich kurz den Schweiß von der Stirn, dann zog sie ihre Lederhandschuhe höher. Sie hatte sich vor kurzem die Haaren schneiden lassen, damit diese im Kampf nicht mehr so störten aber ein wirklich glorreicher Vorteil war das nicht.
Wieder sammelte die Galonierin ihre Konzentration, bevor sie sich umsah:
„Links… Rechts… Vorne… Oben… Das bedeutet, er ist hinter mir!“
Sie wirbelte herum, ballte die Faust und schlug zu. Mit einem lauten Krachen zersplitterte der Felsbrocken hinter ihr und verteilte sich als Geröll in der Umgebung. Ein Schatten sprang in Deckung und wich der Attacke aus aber die Kriegerin mit den Amazonenkräften hatte den Gegner schon ausgemacht.
Mit viel Anlauf preschte sie auf ihr Ziel zu und ließ erneut ihre Fäuste sprechen. Nur ganz knapp wich der Kontrahent dem Angriff aus, wodurch wieder ein großer Stein zu Bruch ging.
Splitter hagelten durch die Luft und der blonde Gegenspieler kniff die Augen zusammen, bevor er einer Linken auswich. Era war schnell und ihre Schlagkraft gnadenlos, also musste er wohl dagegen halten. Statt wie üblich zurück zu springen, stemmte sich Marco nun gegen die Kraft der Amazone. Dadurch kamen beide zu einem plötzlichen Stopp, der Era aus ihrem Gleichgewicht brachte.
Mit einem Fegekick konnte der Anführer des Zerberus-Teams den Finalschlag setzen. Die Galonierin stürzte und landete am Boden, während Marco erschöpft seine Arme auf die Oberschenkel schlug:
„Du bist wirklich gnadenlos! Deine Schläge könnten mir alle Rippen brechen!“
Sein Ton war vorwurfsvoll aber Era setzte sich zwinkernd wieder und streckte die Zunge heraus:
„Hab dich nicht so! Am Ende hast du mich doch besiegt!“
Das Verhältnis zwischen dem ehemaligen Paar war inzwischen viel entspannter. Die Trennung war deutlich die bessere Entscheidung gewesen. Der Blondschopf reichte seiner Trainingspartnerin die Hand und half ihr auf. Anschließend schnappten er sich eine Wasserflasche von einem flachen Felsen, den Era noch nicht zertrümmert hatte. Plötzlich knackte der Funk und die Stimme von Fürst Zaiku erklang. Er schien furchtbar aufgeregt und erst brachte er nur ein Stottern heraus:
„Marco, komm schnell in den Kontrollraum!“
Er und Era sahen sich etwas überrumpelt an, dann folgten sie dem Aufruf. Dort angekommen erwartete sie ein hektischer Fürst Zaiku, der bereits Angstschweiß im Gesicht trug:
„Wir haben ein Problem! Ein unbekanntes Schiff nähert sich dem Planeten!“
Auf dem Display einer Konsole bewegte sich ein blinkender Punkt auf die Basis zu aber Marco schien völlig gelassen. Er lächelte und hob beruhigend die Hand, während er den Knopf seines Funkgerätes betätigte:
„Colonel Henderson! Sie sind etwas früh dran!“
Der Fürst schien verwirrt und auch Era musste erst ihre Gedanken sortieren, als die kraftvolle Stimme eines Mannes erklang:
„Wir wollten sie eigentlich überraschen aber wenn sie schon mal in der Leitung sind, erbitten wir Erlaubnis über dem Planeten in Stellung zu gehen!“
„Natürlich! Kommen sie doch bitte kurz zur Besprechung runter! Ich werde George bescheid geben, dass sie da sind. Das wird ihn sicher aufmuntern! Willkommen auf Gigantis Colonel!“, lachte Marco und drehte sich den anderen zu, die ihn fassungslos anstarrten:
„Was denn? Das ist nur das neue Erdenschiff!“
Mit einem Lichtstrahl erschien eine Person vor ihrer Nase. Colonel Henderson wirkte nicht sehr sportlich aber er hatte einen schwarzen Bart und seine Haare waren sorgfältig gekämmt, als er Marco grüßend die Hand reichte:
„Ich bin Colonel Mike Henderson, Kommandant des ersten irdischen Zerstörers, Secmeton.
Wir haben uns beeilt nach der Sache mit den Ori aber wie ich hörte haben sie sich schon deren Schiff gesichert!“
Era nickte stolz aber kaum hatten sie das Gesprächsthema Ori angeschnitten, da stampfte auch schon George in den Kontrollraum und ließ sich laut murrend an eine Konsole fallen, wo er die Daten der Antikerschiffe von Eden aufrief:
„Das ist doch Verarsche… Dieses blöde Schiff reagiert einfach nicht…“
Der Anführer räusperte sich, wodurch der Schiffstechniker auf seinen Kumpel und dessen Besuch aufmerksam wurde. Als er den Kommandanten der Secmeton erkannte, sprang George sofort begeistert auf:
„Colonel Henderson? Sie sind schon da? Dann ist mein Baby sicher auch hier!“
Mike nickte und schien sichtlich amüsiert, als er Georges hell glitzernde Augen sah. Der Techniker registrierte aber auch Marcos wartende Haltung und seufzte wieder angeschlagen:
„Ich kann das doofe Ori-Schiff immer noch nicht fliegen! Ich bin nun mal kein Prior!“
„Und was bedeutet das nun?“, hakte der Blonde nach.
„Na ja, ich muss die Systeme des Schiffes umschreiben und selbst wenn braucht es große, geistige Fähigkeiten so ein Schiff zu lenken. Dafür ist allerdings die Timaios endlich fertig! Habe den alten Kahn gestern mit Drohnen beladen lassen!“, erklärte George und klopfte sich selbst auf die Brust aber Marcos Mundwinkel sanken ins Bodenlose:
„Na toll… Colonel Whist hat noch Drohnen für die Antares angefordert, also sind unsere Reserven bald aufgebraucht! Wenigstens haben wir keinen Energiemangel…“
Nun hob auch Colonel Henderson fragend den Finger:
„Sie könnten uns nicht zufällig ein ZPM für die Secmeton überlassen?“
Eine Stressfalte erschien in Marcos Gesicht und seine Augen blitzten aggressiv:
„Sind wir eine Pfandleihe? Nein, sie kriegen kein ZPM! Wir haben vier ZPMs! Das erste brauchen wir für die neuen Systeme der Antares, eins für die Timaios und eins zur Versorgung der Stadt und wenn das so weiter geht noch eins für das noch unbrauchbare Ori-Schiff!“
Wieder fiel ein vorwurfsvoller Blick zu George, der nur mit der Schulter zuckte und weiter Daten an der Konsole betrachtete:
„Ich beeile mich ja schon…“
Nun stolzierte auch Jenny in den Kontrollraum und grinste breit aber schon als sie die mies gelaunten Gesichter ihrer Freunde sah, drehte sie ab und verschwand wieder in einem der Korridore.
Plötzlich gab das Sternentor ein Grummeln von sich und die sieben Chevrons leuchteten auf. Der Vortex sprang hervor und bildete den Ereignishorizont, während ein Techniker sofort die Daten auf dem Rechner aufrief:
„Aktivierung von Außen! Wir empfangen ein Audio- und Videosignal!“
Mit einem Nicken ließ Marco die Übertragung auf einen Display anzeigen und schien überrascht. Celeb erschien auf dem Bild und verneigte sich:
„Hallo, Leute! Darf ich durchkommen? Es gibt da ein paar wichtige Informationen!“

Später saß das komplette Team mit Celeb im Besprechungsraum und horchte den Neuigkeiten des Widerstandes Jophiel. Celeb selbst hatte seine Haare komplett abgeschnitten und wirkte sehr viel selbstbewusster. Er legte ein paar Koordinaten auf den Tisch und verschränkte die Arme:
„Dort!“
Diese Erklärung wurde allerdings nicht gut aufgenommen und alle kniffen etwas ratlos die Augen zusammen. Der Galonier aktivierte nun einen kleinen Hologrammprojektor:
„An diesen Koordinaten zieht Gabriel seine Truppen zusammen! Wir wissen nicht wie viele aber es ist deutlich mehr, als er normalerweise einsetzt. Wir befürchten er hat es auf euch abgesehen. Was habt ihr angestellt, dass er euch jetzt unbedingt ausschalten will?“
Alle Teammitglieder pfiffen unschuldig und verheimlichten lieber die Wahrheit. Colonel Whist studierte kurz die Informationen, dann knirschte er unschlüssig mit den Zähnen:
„Eine Schlacht wird vermutlich unausweichlich! Sollen wir da wirklich mit machen? Wäre es nicht besser mit Kritias zu einem anderen Planeten zu wechseln?“
George ließ seinen Kopf auf die Tischplatte sinken, dann schüttelte er den Kopf:
„Geht nicht! Der Sternenantrieb ist hin! Ich befürchte er hat uns in der Falle…“
Während Fürst Zaiku schon seine berühmten Schwitzattacken bekam, lehnte sich Marco kurz grübelnd in seinen Stuhl zurück. Er ließ alle Informationen auf sich wirken und schloss die Augen, um das Chaos um sich herum auszublenden. Kine hatte immer versucht ihm die Lehre über Entspannung bei gebracht, um dann die richtige Entscheidung zu fällen.
Für einen kurzen Moment war er nicht mehr anwesend, als er die Augen auch schon wieder öffnete:
„Wir müssen kämpfen aber er unterschätzt unsere Stärke! Wir haben ein Ori-Schiff und die Secmeton! Damit wird er nicht rechnen! Es wird Zeit, dass wir uns mit all unserer Kraft gegen ihn stellen!“
Jetzt hatte der blonde Anführer alle Aufmerksamkeit aber bevor jemand etwas sagen konnte, fuhr er mit seiner Ansprache fort:
„Ich bin es leid, dass wir immer davon laufen! Das ist jetzt vorbei und davon mal abgesehen werden wir eh nicht stärker! Celeb? Wie lange dauert es bis zum Angriff?“
Der Galonier biss sich auf die Unterlippe und rechnete im Kopf eine grobe Zahl aus:
„Ca. in drei Tagen müsste er hier ankommen!“
„Okay, wir werden die nächsten zwei Tage alles vorbereiten! George, du wirst das Ori-Schiff einsatzbereit machen! Den letzten Tag nutzen wir als letzte Pause! Das wird Gabriels letzter Aufmarsch, Leute!“
Diese Ansprache hatte die Lebensgeister aller Anwesenden geweckt und so gingen alle motiviert an die Arbeit. Era führte Celeb zum Sternentor zurück. Sofort bemerkte ihr Ex-Freund die etwas zurückhaltende Art, auch Marco gegenüber:
„Hey, was ist mit dir los? Zoff zwischen dir und deinem Lover?“
Die junge Frau boxte ihm gegen die Schulter, unterschätzte aber wieder ihre neue Kraft, weshalb Celeb ein lautes Zischen ausstieß. Era zog ihren Arm sofort zurück und fasste sich beschämt hinter den Kopf:
„Tut mir Leid… Ich habe diese neue Power nicht ganz im Griff… Ich und Marco haben endgültig Schluss gemacht!“
Ihr Kamerad blieb sofort geschockt stehen und schaute ihr tief in die Augen:
„Das ist ja furchtbar! Was ist passiert?“
Natürlich war diese Schockierung nur gespielt, denn insgeheim erhoffte sich Celeb neue Chancen bei Era. Diese winkte aber kühl ab und behielt ihr lächeln bei:
„Wir haben zwar starke Gefühle für einander aber diese Beziehung stand nie unter einem guten Stern. Seit wir nur noch Freunde sind, vertragen wir uns viel besser!“

Noch immer wehte diese warme Brise, als würde keine Schlacht bevor stehen.
Marco stand alleine vor der Stadt und hatte seinen Blick auf die Gedenksteine gerichtet. Nach der Trauerfeier für Sebastian, hatte man auch für andere gefallene Kameraden Steine aufgestellt. Viele Galonier und Organika gedachten so an die verlorenen Familien, ihrer Planeten. Erst hatte Marco vor Sebastians Stein gestanden aber jetzt war eine andere Person dran, die er schon fast vergessen hatte, obwohl sie so wichtig für das Team war.
Etwas bedrückte kniete er sich vor den Stein aus Marmor und legte seine Hand darauf. Der Gedenkstein war von der Sonne aufgewärmt und glänzte matt:
„Ich habe lange nicht an dich gedacht… Das tut mir Leid, Kumpel…“
Auf der Vorderseite war der Name des Antikers Eden eingraviert. Marco atmete tief durch, dann ließ er sich im Schneidersitz fallen:
„Ich wünschte ehrlich, du wärst hier… Es ist einfach furchtbar, was hier passiert. Ich weiß nicht, ob wir überhaupt eine Chance gegen Gabriel haben.
Er ist stark und unsere Mittel sind begrenzt. Du fehlst in unseren Reihen.“
Der Blonde machte eine Pause und atmete tief durch, während er seine Blicke über die Landschaft schweifen ließ. Dabei blieb er an einem Giganten kleben, der irgendwo in der Ferne einen Wald durchquerte. Diese riesigen Geschöpfe waren doch sehr friedfertig.
Früher hatten sie ihn fast zertrampelt aber heute als Bewohner einer antikischen Stadt, schienen diese Wesen die Sanftmut in Person zu sein:
„Ich wünschte mir viele Personen wären hier. Du, Sebastian, ja sogar mein Bruder Harry…
Schon komisch. Wenn ich es genau nehme, warst du ein besserer Bruder als er, dabei sind wir nicht einmal verwandt.“
Für einen kurzen Moment hatte er das Gefühl eine warme Hand auf seiner Schulter zu haben aber dort war keine. Niemand war bei ihm, also richtete er sich auf und fixierte wieder den Giganten, der einfach seines Weges zog und dabei die Blätter von den Baumkronen rupfte.
Mit einem letzten Lächeln neigte der Blonde vor Edens Stein den Kopf:
„Man sieht sich, Eden!“

Ein Ruck ging durch das Schiff und er flog vom Kontrollstuhl.
Dabei landete er krachend am Boden und wurde von einer neuen Welle aus Zorn überflutet.
Diese Wut lähmte kurz seinen Körper, bevor er sich aufrappelte und ein entsetztes Schreien ausstieß:
„Wieso funktioniert das nicht?!“
In seiner Aggression trat er gegen die Konsole rechts von sich und machte eine Delle in die Ummantelung. George hatte die Daten des Schiffes auf die Signaturen eines Antiker-Schiffes abgestimmt aber mehr als Ruckbewegungen bekam er einfach nicht hin.
Nie war es nerviger gewesen ein Raumschiff bereit für eine Schlacht zu machen, besonders wenn man nur zwei Tage hatte. Natürlich lenkte ihn die Sache von seiner Schwester ab aber trotzdem erinnerte er sich gerne an die guten Zeiten.
Noch immer war es unverständlich warum Kathy einer feindlichen Untergrundbewegung anschließen konnte. Die Lösung für diese Frage lag vermutlich in unendlich weiter Ferne, also konzentrierte er sich wieder auf die Arbeit und änderte einen Datensatz im Hauptrechner des Schiffes. Es ärgerte ihn, dass er das Schiff nicht richtig in gang bekam, obwohl er ähnliche Kräfte wie die Priore besaß.
Was machte er falsch?
Grummelnd setzte er sich wieder auf den Kontrollstuhl und lehnte sich entspannt zurück. Er musste sich kurz sammeln, um weiter an diesem Schiff arbeiten zu können. Dabei schweiften seine Gedanken nun doch wieder zu Kathy. Tat sie gerade schlimme Sachen auf der Erde?
Eigentlich wollte George lieber keine Antwort haben. Da dachte er lieber an die Kindheit, als er mit seiner Schwester im Garten gespielt hatte und ihre Wasserspritzpistolen mit dem kühlen Nass der Regentonnen füllte. Es war seine Überzeugung, dass er Kathy retten konnte. Diese Erinnerung zauberte ein sanftes Lächeln auf Georges Gesicht, als sämtliche Armaturen begannen zu leuchten und das Raumschiff bewegte sich langsam.
Der Techniker fuhr hoch und schon endete der Flug wieder. Stirn runzelnd sah er sich um:
„Wie habe ich das jetzt gemacht? Emotionen…“
Er kniff die Augen zusammen und konzentrierte sich auf seinen Wunsch Kathy aus dem Bann des Bösen zu befreien und aktivierte so das Ori-Schiff. Jubelnd setzte er sich auf:
„Verstehe! Das Raumschiff wird durch Überzeugungen angetrieben! Der Prior ist vom Glauben an die Ori überzeugt, also muss ich auch von etwas überzeugt sein!“
Das Schiff gehorchte von nun an seinem Willen aber es brauchte trotzdem noch etwas Übung, um es komplett zu kontrollieren.

Viele Leute machten es sich in der Kantine gemütlich.
Es war viel los, denn alle waren damit beschäftigt die Stadt auf den kommenden Angriff vorzubereiten.
Wichtige Dinge wurden für den Fall einer Flucht verpackte und in einem Lagerraum nahe des Gateriums aufbewahrt. Jenny und Era machten es sich ebenfalls in der Kantine gemütlich. Die Galonierin wollte nicht alleine zum Essen, also bat sie Jenny mit zu gehen.
Die junge Frau schien sichtlich nervös zu sein und knabberte an ihrem Sandwich. Era lächelte aufmunternd:
„Was ist los Jenny?“
„Bescheuerte Frage! Ich sterbe vor Angst! Was ist, wenn ich wieder so nutzlos bin? Ich weiß einfach nicht, ob ich dem Druck gewachsen bin!“, fauchte die Gefährtin eingeschüchtert aber Era behielt die Ruhe und reichte ihr sanftmütig die Hand:
„Du packst das! Wir alle können uns auf dich verlassen, also hör auf dir Gedanken zu machen. Kämpfe einfach dafür deine Familie wieder zu sehen! Hast du Familie?“
Die Frage befreite Jenny aus ihren Zweifeln aber danach schüttelte sie etwas deprimiert den Kopf:
„Meine Eltern sind leider tot aber ich habe einen Freund auf der Erde! Bisher weiß er nichts von meinem Job, weil er nicht den nötigen Sicherheitsstatus besitzt. Er ist ein einfacher Bankangestellter…“
Era hatte aufmerksam zu gehört und formte aus ihren Augen kleine Schlitze:
„Ein Freund? Das finde ich wirklich toll. Gibt’s schon einen Hochzeitstermin?“
Jenny fiel die Kinnlade herunter:
„Äh… Nein, noch nicht…“

Nach zwei Tagen war es Zeit für die große Besprechung der Kampfstrategie.
Colonel Whist und Colonel Henderson saßen bereits neben Fürst Zaiku, als sich die anderen dazu gesellten. George, Jenny und Era nahmen ihre Plätze ein, während Marco sich vor die anderen aufstellte und seinen kleinen Laptop aktivierte.
Sie alle wussten, dass das Ende in greifbare Nähe gerückt war:
„Wir müssen uns Gabriel mit aller Macht entgegen stellen! Das erfordert alle Reserven! Colonel Whist, Colonel Henderson und George! Ihr übernehmt die feindlichen Raumschiffe mit der Antares, der Secmeton und dem Ori-Schiff!“
Plötzlich meldete sich Fürst Zaiku zu Wort und stand selbstbewusst auf:
„Ich werde mich auch beteiligen! Ich werde das Kommando über die Timaios übernehmen! Ich weiß, dass wolltest du machen, Marco aber wir brauchen dich, um die Drohnen des Stadt zu starten!“
Niemand hatte mit dieser tapferen Entscheidung des Fürsten gerechnet aber keiner wollte widersprechen. Schon immer hatte sich Zaiku für das Wohl seiner Leute eingesetzt. Nun musste er einfach selbst in die Schlacht eingreifen. Marco hustete, dann fuhr er fort:
„Wahrscheinlich wird er trotzdem Bodentruppen runter kriegen! Die Giganten werden Kritias automatisch schützen aber gegen die Armee von Gabriel werden sie machtlos sein. Jenny, du wirst unsere Bodentruppen befehligen!“
Die junge Frau stieß ein hysterisches Wimmern aus und sank in ihrem Stuhl zusammen:
„Was? Ich? So viel Verantwortung?!“
Durch einen kurzen Blickkontakt zu Era fasste sie jedoch neuen Mut:
„Ich werde mein Bestes geben!“
Nun deutete Marco auf eine Karte, auf der die nähere Umgebung der Stadt abgebildet war:
„Gabriel wird wahrscheinlich seine Landungstruppen begleiten, denn er kann am einfachsten in die Stadt eindringen. Ich und Era werden ihn im Norden erwarten. Der Kampf darf Kritias nicht gefährden…“
Der Plan schien gut zu sein, also legte keiner Einspruch ein.

Nicht nur das Team war bereit für die große Schlacht. Auch Gabriels Schiffe näherten sich dem Planeten. In den Hangars der Kristallschiffe warteten tausende Kristallsoldaten auf ihren Einsatz, genau wie die Kristallkolosse. Alles war bereit für die Schlacht.
Der Erzengel selbst genoss den ruhigen Flug durch den Hyperraum, auch wenn er bereits voller Vorfreude war.
Zu oft hatte er sich von diesem Team ausschalten lassen aber es würde heute enden und nichts würde diese Schlacht verhindern. All die Jahre hatte er darauf gewartet das mächtigste Wesen dieser Galaxie zu werden. Seine Versuche seinen ältesten Bruder Michael wieder zu beleben waren gescheitert aber warum sollte er das auch weiter versuchen, wenn er selbst die mächtigste Gestalt im Universum werden konnte.
Alles lief nach Plan aber etwas bedauerlich war die Sache schon. Er hätte sich gerne selbst Kritias zu nutze gemacht aber kampflos würde das Team diese Antiker-Stadt sicher nicht aufgeben.
Dann gab das Terminal rechts von ihm ein Signal von sich:
„Wir sind in fünf Minuten da! Dann wird endlich Blut fließen!“

Marco und Era standen gemeinsam im Kontrollraum und warteten darauf, dass alle ihre Position bezogen hatten. Über einen Display konnten sie die Schiffe genau verfolgen:
„Sind alle auf Position? Ich aktiviere jetzt den Schild!“
Dann erklangen die einzelnen Schiffskommandeure über Funk:
„Secmeton, bereit!“
„Antares, bereit!“
„Timaios, bereit!“
Nur George klang weniger überzeugt und fluchte mehr als zu reden:
„Bereit ist was anderes aber ich glaube es wird schon! Ori-Schiff ist bereit, auch wenn ich noch keine Ahnung habe, wie ich schieße!“
Der Anführer verdrehte sich Augen, dann betätigte er eine Taste auf der Konsole, wodurch sich der schimmernde Schild um die Türme schloss und eine durchsichtige Kuppel aus Energie bildete. Genau wie bei Atlantis würde das Kraftfeld jeden Schaden von Kritias fern halten. Vor der Stadt saß Jenny hinter einem Stapel aus Sandsäcken, zusammen mit einem Duzend Soldaten. Sie alle waren bewaffnet und hoch motiviert. Nur Jenny selbst war ein reines Nervenbündel und schabte panisch mit den Füßen im Sand.
Dann öffnete sich über dem Planeten ein Hyperraumfenster, aus dem sechs große Schiffe aus Kristall hervor schossen, gefolgt von zehn Kreuzern. Auf der Antares brach der Alarm los und Colonel Whist riss die Augen auf:
„Das sind ganz schön viele! F-302 starten und Feuer eröffnen!“
Es dauerte nur wenige Minuten, da brach die Hölle los. Aus den geöffneten Hangars der Antares kamen erst die F-302-Geschwader, dann die Drohnen, die auf die Hauptschiffe zu hielten. Die glühenden Torpedos durchbohrten das erste Schiff und rissen tiefe Kerben in die Kristallhülle. Auch Gabriels Schiffe schossen aus allen Rohren. An der Unterseite öffneten sich große Hangartore, bevor Truppentransporter zum Planeten hinab stiegen. Die Secmeton drehte bei und nahm die Transporter ins Visier. Henderson saß noch gelassen in seinem Stuhl aber schon bald würde Chaos im All herrschen:
„Eröffnen sie das Feuer auf die Truppentransporter! Wir dürfen so wenige wie möglich durchlassen!“
Die Railguns gaben breite Salven ab, die einige Transporter zerstückelten aber dennoch schafften es immer mehr durch die Atmosphäre. Dann schoss der erste Energiestrahl der Kristallschiffe in die Reihen der Erdenschiffe. Der Strahl krachte auf die rot glühenden Schilde der Antares und verschwand. Auch die Timaios näherte sich dem Kampfbereich und setzte neue Drohnen frei, die sich mit den Schwärmen der Antares verbanden.
Leuchtende Punkte, die weiter in die feindlichen Schiffe hinein sausten.
Das einzige Schiff welches sich nicht zu rühren schien, war das Ori-Schiff.
George schlug wütend auf die Lehne des Kontrollstuhls aber das Schiff rührte sich kein Stück:
„Nicht jetzt! Du blödes Teil kannst nicht jetzt den Geist aufgeben! Ich brauche sofort deinen Superlaser, du verdammtes…“
Er verpasste der Konsole wieder einen Tritt, als schon erste Erschütterungen durch das Schiff gingen. Laut den Anzeigen hielten die Schilde den feindlichen Energiesalven locker stand. Die Ori hatten keine schlechten Schiffe gebaut aber wenn der Schiffstechniker es nicht bald in Gang kriegen würde, war die Schlacht verloren.

In Kritias ließ sich Marco in den Kontrollstuhl der Stadt fallen und konzentrierte sich auf die Abwehr der Truppentransporter. Era stand neben ihm und wankte benommen hin und her. Sie wollte ihn nicht stören, während sich die Lehne blau leuchtend zurück schob und sich drei Öffnungen an den einzelnen Stadtteilen öffneten.
Genau wie bei den Schiffen im All jagten gelbe Torpedos in den Himmel und suchten ihr Ziel in den nahenden Feinden. Wie Insekten schwirrten sie durch die Luft und zerfetzten die kristallenen Truppentransporter, die zum Landeanflug ansetzten.
Nach ca. fünf Minuten hatte Marco sämtliche Drohnen verschossen und sprang wieder auf:
„Okay, auf in die Schlacht! Der Jumper wartet!“
Era nickte, dann sprintete sie hinter ihm her zum Jumper Hangar. Auch die anderen Puddle Jumper verließen den Hangar, um die Bodentruppen aus der Luft zu attackieren. Das frühere Paar setzte sich und schon hob der Jumper ab. Als sie in seine Augen sah, erkannte Era eine große Entschlossenheit. Marco war heute zu allem bereit, um den Spuk für immer zu beenden:
„Wir kämpfen gemeinsam gegen ihn, okay?“
Der blonde nickte und strich ihr über die Schulter, während er das Torschiff auf die große Ebene zu lenkte, in der die Transporter landeten:
„Zusammen werden wir ihn für immer ausschalten! Es wird sich entscheiden!“

Fortsetzung: Folge 15
Folge 15: Lanze und Schild by nickfrostus
Folge 15: Lanze und Schild


Die Finsternis wurde von neuen Lichtern durchschnitten.
Glühende Raketen jagten durch ein Geschwader aus glänzenden Kristallschiffen, die wie Jäger die irdischen Streitkräfte verfolgten.
Wieder explodierte eine F-302 unter dem Beschuss durch die feindlichen Jäger. Trümmerfelder schwebten im Raum, als erneut ein breiter Energiestrahl auf die rot glühenden Schilde des Erdenschiffes Antares trafen.
Eine Erschütterung ging durch das Schiff und rüttelte die Crew abermals durch. Das Erdenschiff hatte seine Drohnen bereits verschossen aber seine Schilde hielten dem massiven Beschuss stand.
Colonel Whist stand auf und fixierte das Kristallschiff, welches ihnen am nächsten war:
„Henderson? Wie sieht es aus?“
Die Stimme des anderen Kommandanten erklang:
„Na ja, es wäre schön, wenn unsere Raketen auch mal durchkommen würden! Wir haben aber noch ein paar Asse im Ärmel!“
Die Secmeton war um einiges größer als die Antares und ging über den Kreuzern in Position, während weitere Raketen zu dem ersten Kristallschiff sausten.
Nun brach auch der andauernde Strom an Truppentransportern ab, weshalb alle Geschütze der feindlichen Einheiten nun auch das Feuer erwiderten.
Alle sechs Kristallschiffe aktivierten die Hauptgeschütze am Rumpf und entfachte zerstörerische Laserstrahlen, die jedes normale Schiff zerstört hätten.
Auch die Timaios drehte nun bei und ließ einen neuen Schwarm Drohnen auf die Feinde los. Die gelb leuchtenden Torpedos durchbohrten die Außenhülle des gegnerischen Schiffes und endlich gelang es, diese zu schädigen. Das erste Kristallschiff bekam Risse und schon explodierte es. Die entstandene Druckwelle riss glatt zwei Kreuzer mit und verteilten weiter Trümmer auf dem Schlachtfeld. Euphorisch schrieen die Crewmitglieder der Antares auf aber Whist mahnte seine Leute zur Ruhe:
„Ihr könnt später noch jubeln! Da sind noch genug feindliche Schiffe, allerdings wäre etwas Hilfe von unserem Ori-Schiff nicht schlecht!“

Der Jumper von Marco und Era erhob sich über die felsige Landschaft und enthüllte die
Größe der feindlichen Armeen. Tausende Einheiten stellten sich in Formation auf und sammelten sich vor den Truppentransportern.
Die Galonierin schluckte einen großen Kloß herunter:
„Dass es so viele sind, hätte ich nie erwartet…“
Marco holte tief Luft, dann lenkte er den Jumper etwas höher. So lange er sich im Tarnmodus befand, waren die Kristallarmeen keine Gefahr für den Gleiter. Dann stockte er und ließ seinen Blick auf die Wälder fallen:
„Guck mal! Wir bekommen Hilfe!“
Das Unterholz brach und schon erhoben sich drei große Kreaturen aus dem weiten Blätterdach. Echsenartige Wesen, mit grau gepanzerten Schuppen, stießen bedrohliche Schreie aus, bevor sie auf die Truppen des Feindes los stampften. Der überraschende Angriff der Giganten trieb die Einheiten von Gabriel auseinander. Mit stampfenden Füßen rauschten die Beschützer des Planeten auf die Sammelpunkte und wirbelten herum. Sie kratzten, bissen, schlugen mit dem Schwanz und rissen dabei zahlreiche Soldaten um. Aggressionstechnisch besaßen die Giganten nur die „Jurassic Park“ - Grundausstattung: trampeln, brüllen und beißen. Erst als die Kristallungetüme aus den Transportern kamen, wurde die Lage auch für die Giganten schwierig. Das Zerberus-Team hatte ja schon Bekanntschaft mit den Riesen aus Edelstein gemacht. Zwischen den Kolossen brachen nun schreckliche Kämpfe aus. Ein Gigant wurde von seiner künstlichen Kopie zu Boden gedrückt und dann mit einem Stachel aus reinem Diamant aufgespießt. Dafür schaffte es der zweite Gigant seinem Gegenüber den Schädel abzubeißen.
Die Kampfeswut der Giganten war faszinierend und als wieder einer nieder ging, schloss Era traurig die Augen:
„Sie tun mir Leid. Die Giganten waren immer so friedfertig…“
„Trotzdem erfüllen sie ihre Aufgabe und das macht mich stolz…“, erwiderte Marco und ließ den Jumper eine Kurve über das Schlachtfeld fliegen:
„Leider werden die Giganten sie nur kurz aufhalten können. Der Rest liegt in Jennys Händen!“

Eine neue Vibration ging durch das Schiff und zum ersten Mal wurde Colonel Whist wieder aus seinem Stuhl gerissen. Der Techniker am Kontrollpult neben ihm gab den Status durch:
„Sir, unsere Schilde sind bei 58 %!“
Dummerweise konnte die Antares nicht viel machen und feuerte einfach weiter mit seinen Railguns und verbleibenden Atomsprengsätzen. Inzwischen schob sich die Secmeton zwischen die Kreuzer und setzte mehrere Bomben frei, die sich langsam verteilten. Colonel Henderson grinste schelmisch und nickte seinem Piloten zu:
„Okay, aktivieren sie die Cluster-Bomben und dann visieren sie das nächste Basisschiff an!“
Mit einem einfachen Tastdruck wurde ein Signal an die abgeworfnen Bomben geschickt und schon gingen diese in Flammen auf. Die Druckwellen rissen den ersten Kreuzer in Stücke aber dabei blieb es nicht.
Aus den einzelnen Stücken der explodierten Bomben wurden selbst auch noch einmal Sprengsätze.
Nach einer Kettenreaktion wurde der Himmel über Gigantis von mehreren Leuchtfeuern eingehüllt. Sämtliche Kreuzer verschwanden in dem Energiehagel und wurden zerstört.
Die Attacke war geglückt aber dann traf ein kraftvoller Strahl auf die Schilde des irdischen Zerstörers und verursachte erste Schäden an der Hülle.
Henderson verlor die Selbstsicherheit aus seinem Blick und erkannte die Effektivität der Primärwaffen der Basisschiffe:
„Feuert auf die Waffensysteme! Wir müssen diese Strahlenwaffen unschädlich machen, sonst überstehen wir die Schlacht nicht länger!“

George hockte wimmernd vor der Konsole und stocherte mit einem Schraubenzieher in den Systemen. Noch immer wollte das Ori-Schiff ihm nicht gehorchen, dabei wurde es langsam Zeit, dass es funktionsfähig wurde.
Fluchend rammte er den Schraubenzieher tiefer in die Eingeweide des Computers und bekam prompt einen Schlag, weshalb er das Werkzeug aufgewühlt fallen ließ:
„Bitte, du blödes Schiff! Wir brauchen deine Strahlenwaffen!“
Neue Salven trafen das Ori-Schiff aber da es unbrauchbar im All schwebte, schenkten die Kristallschiffe ihm kaum Beachtung. Der Schiffstechniker setzte sich deprimiert auf und erblickte die Secmeton durch das Frontfenster. Die Schilde des Erdenschiffes flackerten schon.
Er musste sich etwas einfallen lassen, also aktivierte er den Funk:
„Marco? Prügelst du dich schon mit Gabriel?“
„Nein, noch nicht! Was ist los?“
„Das Ori-Schiff will nicht funktionieren! Was soll ich machen?“, schrie der Kamerad aber Marco behielt die Ruhe und dachte kurz nach:
„Okay, konzentriere dich! Glaube an deine Überzeugung! Ich weiß du kannst das schaffen, also flieg dieses doofe Schiff!“
Dann war der Funk deaktiviert und George Kopf versank zwischen seinen Schultern:
„Das sagt der so einfach…“
Ein letztes Mal setzte er sich auf den Kontrollstuhl und schloss die Augen. Seine Gedanken schwirrten um die Schlacht aber dann gelang es ihm. George dachte an die bisherigen Kämpfe und die Siege. So einen Sieg brauchten sie hier auch. Er biss die Zähne zusammen und schon setzte sich das Ori-Schiff in Bewegung.
Die Waffe an der Spitze sammelte Energie und schon flog ein gebündelter Strahl auf das nächste Kristallschiff zu. Die Schilde des feindlichen Flugobjektes bäumten sich auf, hatten aber nichts gegen diese intensive Attacke auszurichten. Der gesamte Energiestrahl durchstieß den Rumpf und drang tief in das Raumschiff vor. Mit einem letzten Knall war wieder ein Schiff von Gabriel reif für den Schrott. Begeistert stieß George einen Freudenschrei aus:
„Geht doch! Wieso nicht gleich so?!“

Der Jumper hatte die feindlichen Einheiten hinter sich gelassen und näherte sich dem letzten Transporter vor der Stadt. Der blonde Anführer rief das Display im Frontfenster auf und ließ die Umgebung scannen:
„Da ist eine Lebensform mit hoher Energie!“
Era zog ihre schwarzen Lederhandschuhe hervor und zog sie sich über. Ihre Augen blitzten kampfbereit und sie knackte mit den Fingerknöcheln:
„Das ist unser Freund, richtig?“
„Wer sonst?“, lachte Marco und flog die letzte Wendung, bevor er zum Landeanflug ansetzte. Kurz nachdem der Puddle Jumper aufgesetzt hatte, hielten beide noch einmal Inne. Era atmete sanft ein und aus. Dabei schaute sie tief in Marcos Augen und lächelte zaghaft:
„Du musst mich nicht länger beschützen und wir kämpfen Seite an Seite! Unsere Entscheidung war richtig. Ich fühle mich besser, seit wir kein Paar mehr sind und jetzt sollten wir Gabriel für immer zur Hölle schicken!“
Der Blondschopf lehnte sich lässig zurück:
„Ja, du hast Recht! Trotzdem war unsere Beziehung nicht nur schlecht, oder?“
„Natürlich nicht!“, entgegnete sie und stand auf. Wie in alten Zeiten verschmolzen ihre Blicke und die Galonierin neigte sich vorsichtig zu ihm rüber, um ihm auf die Stirn zu küssen.
Marco strich ihr über die Wange, dann richtete auch er sich auf und ballte die Fäuste:
„Umso eher wie Gabriel ausschalten, umso früher sind die Armeen besiegt!“
Gemeinsam verließ das ehemalige Pärchen den Jumper durch die Heckluke und machten sich auf den Weg zu Gabriel, der weit hinter den Kampflinien wartete.

Schimmernde Gestalten erschienen am Horizont.
Jenny war die ganze Zeit nervös hin und her gerannt aber nun hockte sie panisch hinter den Sandsäcken und schaute entgeistert auf die nahenden Gegnerhorden. Die Soldaten luden bereits ihre Waffen und ein Kämpfer schulterte eine schwere Bazooka.
Die junge Frau war sich sicher, dass jeden Moment das Chaos ausbrechen würde. Immer wieder ging Jenny im Kopf die schlimmsten Szenarien durch aber am Ende musste sie doch mit diesem Schicksal klar kommen. Plötzlich klopfte ihr eine Person auf die Schulter, was sie verwunderte. Neben ihr hockte nun eine weitere Frau, die eine Ausrüstungsweste mit Munition und eine P-90 trug. Entsetzt riss Jenny die Augen auf:
„Lyana? Was tust du da?“
Die Ärztin spuckte aus und fixierte die Gegner in der Entfernung:
„Ein Arzt nützt nichts, wenn seine Praxis von Gegnern überrannt wird, also helfe ich auch! Sieh es als letzte Gedenkaktion an Sebastian!“
Lyana war zwar noch lange nicht über den Tod des Soldaten hinweg aber sie zeigte die größte Entschlossenheit, also würde Jenny sie garantiert nicht aufhalten. Dann bewegten sich funkelnde Objekte schneller, als die anderen Kristallsoldaten. Jenny erkannte sofort die Kristallwölfe, gegen die sie auf dem Eisplaneten gekämpft hatten. Sie konzentrierte ihre Kraft, dann sprang sie aus der Deckung:
„Okay, Zeit los zu legen!“
Mit einem kraftvollen Schlag auf die Erde, gab es ein Beben, bevor mehrere Felstürme aus dem Boden schossen und die Wölfe zertrümmerten. Auch die Soldaten eröffneten das Feuer und schickten wahre Kugelhagel in die feindlichen Reihen. Auch die Wesen von Gabriel schienen nun blitzende Kugeln abzufeuern. Überall zischten verschiedene Geschosse knapp an Jenny vorbei aber sie ließ sich nicht ablenken und schickte eine Welle aus Dreck und Sand auf die Reise.
Ein acht Meter hoher Kristallgigant wurde von dem Erdwall umgerissen und fast begraben.
Auch die Rakete aus der Bazooka löste sich und rauschte in einen Riesen, der laut schreiend in tausende Teile zersprang. Der Himmel wurde vom Rattern der P-90s erfüllt und Kampfschreie verrieten, dass niemand bereit war die Stadt der Antiker aufzugeben. Endlich gingen auch die Puddle Jumper zum Tiefflug über und schickten Drohnen in die Gegnermassen, die tiefe Schneisen hinterließen.

Gabriel stand auf der Spitze eines Felsens und betrachtete die Fortschritte seiner Armee. Im All würden die Schiffe des Teams sehr bald unschädlich sein, die Giganten des Planeten waren bereits tot und auch die Bodenverteidigung würde bald nachgeben. Dann war es nur noch eine Frage der Zeit, bis auch er in die Stadt einfallen konnte.
Natürlich hatte ihn der Wagemut des Zerberus-Teams überrascht. Sie waren trotz schwächelnden Mitteln gut vorbereitet gewesen. Es ärgerte ihn, dass der Sieg nicht so einfach war. Seine Truppen waren klar in der Überzahl, also war es am Ende nur eine Frage der Zeit.
Vergnügt summte er eine Melodie und genoss das Leid und den Tod, als ihn etwas erschaudern ließ.
Eine Stimme riss den Erzengel aus seiner Gedankenwelt und er drehte sich diabolisch grinsend um:
„Wen haben wir denn da? Die linke und die rechte Dumpfbacke!“
Genau vor ihm standen Marco und Era. Sie schienen wild entschlossen und ihre Körper wirkten angespannt. Gabriel musterte die Feinde ganz genau, dann breitete er amüsiert die Arme aus:
„Ich hätte wissen müssen, dass ihr beide bei mir auftaucht. Leider wird euch das nicht viel helfen. Mein jetziger Körper ist mit ein paar Extras ausgestattet.“
Der blonde Anführer des Zerberus-Teams ging in die Hocke und ballte die Fäuste:
„Du gibst wie immer an aber heute kannst du dir diese arrogante Art sparen. Ich fürchte du wirst diese Schlacht nicht überstehen!“
Sein Lachen schallte über die Felsen der Umgebung und sein Ton war alles andere als entsetzt. Gabriel klang überheblich und herablassend, als er die beiden Kameraden verspottete:
„Das ich nicht lache! Amazonen-Women und Mr. Gigafist wollen mich aufhalten? Ihr macht euch lächerlich aber lassen wir das Gerede! Ich will endlich Spaß!“
Damit endete die Diskussion und Gabriel stürmte voran. Seine Geschwindigkeit überschritt alles Menschenmögliche und schon bohrte sich seine Faust in Marcos Magen. Der Blondschopf segelte durch die Luft und landete am Boden. Era drehte sich und setzte zu einem Tritt an aber Gabriels Reflexe waren einwandfrei.
Er duckte sich unter dem Kick durch und trat der Galonierin die Beine weg. Sie hatte auch dazu gelernt und fing ihren Sturz mit einem Handstand ab und versuchte es erneut. Fast traf sie ihr Ziel aber der Erzengel wich gekonnt zurück. In dem Moment hechtete Marco wieder herbei und setzte zu einem Hieb an.
Etwas überrumpelt fing Gabriel den Schlag ab und wuchtete Marco über seine Schulter. Die Kampfgefährten standen wieder nebeneinander:
„Ich gebe zu, dass ich euch etwas unterschätzt habe aber wir fangen ja gerade erst an! Ich habe immer noch mehr Kraft als ihr!“
An der Unterseite seiner Arme schimmerte etwas auf und nur eine Sekunde später flogen sechs Wurfmesser aus Kristall durch die Luft. Marco und Era sprangen auseinander und entkamen der Wurfattacke, um dann von Gabriel in einen neuen Nahkampf verwickelt zu werden.
Jetzt war Era sein Ziel.
Er packte sie am Arm, wirbelte sie herum wie eine Puppe und stieß sie gegen einen großen Felsen. Keuchend landete sie auf dem Po und schüttelte benebelt den Kopf. Sie erholte sich schnell aber Gabriel ließ ihr nicht die Zeit.
Aus seiner Handfläche schoss eine Klinge aus purem Edelstein, bereit die Kriegerin mit den Amazonenkräften aufzuspießen. Gerade als er zum Stich ausholte, traf ihn eine Attacke im Rücken. Marco war mit einem Sprungkick zur Rettung geeilt und fegte Gabriel eiskalt von den Füßen. Dieses Mal landete der Feind im Dreck.
Der Blonde half seiner Kameradin wieder auf die Beine, als sich auch Gabriel wieder fing und sich den Sand von der Schulter wischte:
„Ihr seid wirklich lästig aber das wird euch nicht helfen!“
Er leuchtete grün auf und schon stand er hinter den Freunden. Gabriel bewegte sich wieder mit der höchsten Geschwindigkeit, die ihm möglich war.
Sein Bein schnellte hinauf und trat Marco zwischen die Rippen. Der Druck des Kicks katapultierte den jungen Anführer gegen einen Baum, der fast entwurzelt wurde.
Gabriels Kampfkraft schien keine Grenzen zu kennen aber beide hatten gewusst, dass diese Schlacht nicht leicht zu gewinnen war.
Era ließ nun mehrere Schläge auf den Engel los aber die energievollen Angriffe trafen nur die Leere, bis alle Luft aus ihren Lungen entwich und die Kriegerin hustend auf die Knie fiel. Der letzte Tritt hatte ihrer Magenkuhle gegolten.

Ein gleißender Blitz durchfuhr das Kristallschiff, als es explodierte und nur ein Trümmerfeld im Orbit des Planeten hinterließ.
Wieder hatte ein Strahl der Ori-Waffe ein Basisschiff förmlich zerfetzt. George war sichtlich zufrieden und klatschte beifallend in die Hände:
„Das Schiff ist einfach nur cool!“
Die verbliebenen drei Kristallschiffe schienen es nun auf das Ori-Schiff abgesehen zu haben.
Sie lenkten ihre aufgeladenen Energiewaffen gegen dieses Raumschiff mit der zerstörerischen Waffe. Auf der Antares war ein Feuer ausgebrochen aber das Personal setzte schon alles daran die entstandenen Schäden zu reparieren.
Whist saß wieder auf seinem Kommandostuhl und biss die Zähne zusammen, als Funken aus einer anderen Konsole im hinteren Teil der Brücke schlugen:
„Verflucht! Sie konzentrieren ihr Feuer auf das Ori-Schiff! Können wir dazwischen gehen und George mehr Zeit verschaffen?“
Der Pilot schüttelte den Kopf und deutete auf die sinkende Energieanzeige des ZPMs:
„Nein, Sir! Unser Schild hat nur noch 10 % und das Zero-Point-Modul haben wir auch sehr stark in Anspruch genommen! Wir haben Schäden auf diversen Decks!“
Wütend schlug Whist auf die Lehne seines Sitzes, bevor er einen Funkkanal zur Secmeton öffnete:
„Henderson? Können sie das Ori-Schiff beschützen? Unsere Reserven sind leider fast komplett aufgebraucht!“
Die Antwort kam wie aus der Pistole geschossen:
„Soll das ein Witz sein? Wir haben kaum noch Raketen!“
Wieder krachten zwei Energiestrahlen in den Schild des Ori-Schiffes. Die Kraftfelder waren zwar sehr standhaft aber unter dem Dauerfeuer begannen auch sie zu flackern. Die Wucht des Aufpralls schleuderte George zu Boden, wodurch er sich brutal den Kopf an einer Konsole stieß. Ein feiner Rinnsaal Blut lief über seine Stirn. Auf dem gesamten Schiff schrillten die Alarmsirenen los, was kein gutes Zeichen war. Etwas benebelt kroch der Schiffstechniker auf seinen Platz zurück:
„Nur noch einmal! Komm schon!“
Das Schiff gehorchte und wieder durchschlug ein gelber Schwall den kompletten Leib eines Schiffes. Dieses brach auseinander und verschwand in einem Inferno.
George pustete entspannt aus und visierte das nächste Schiff an, als auch schon die Lichter im Schiff flackerten. Obwohl er den Schussbefehl gab, rührte sich die Waffe nicht:
„Mist, es gibt den Geist auf!“
Wieder eine Salve und schon war der Schutzschild, der bisher alles tapfer abgewehrt hatte, verschwunden. Das andere Kristallschiff sammelte neue Energie im Frontbereich und drehte sich der fliegenden „Klobrille“ zu. Dann kam der letzte Schuss, der das Raumschiff durchschlug und eine Reihe von Explosionen verursachte. Die leuchtende Kugel im Inneren des Ringes erlosch und das Ori-Schiff brach auseinander. Überall flackerten Feuerbrünste auf, als das Raumschiff auch schon explodierte und für immer verschwand.
Colonel Whist verschluckte sich fast und sprang von seinem Sitz auf:
„Was ist mit Grey? Haben sie ihn an Bord gebeamt?“
„Negativ, Sir!“, negierte der Techniker, weshalb sich Whist sofort an seinen Kollegen wand:
„Colonel Henderson? Haben sie einen Punkt zu Punkt Transfer durchgeführt und George Grey gerettet?“
Ein Rauschen verblieb im Funk, bis Henderson mit trauriger Stimme antwortete:
„Leider nein! Unser Beamer sind gerade ausgefallen!“
Der Gedanke ein wichtiges Teammitglied verloren zu haben, betrübte jeden. George hatte so viel für Kritias getan und auch heute war der Schiffstechniker wieder ein wahrer Held.
Wie würde wohl Marco über den Tod von George denken? Würde er den weiteren Verlust eines Freundes verkraften?
Niemand wollte ihm freiwillig diese Botschaft überbringen.
Eine gedrückte Stimmung breitete sich aus, als auch schon Georges quirlige Stimme zu hören war:
„Danke für die Sorgen aber Fürst Zaiku war etwas schneller, ihr Lahmärsche! Ich bin auf der Timaios!“
Alle waren erleichtert und George stand auf der Brücke des Antiker-Schiffes. Fürst Zaiku sprang ehrfürchtig vom Kommandostuhl auf und bat ihn George an aber der Techniker winkte lässig ab, um an einer Konsole seinen Platz zu finden:
„Was machen wir jetzt? Drohnen?“
Der Fürst der Organika zuckte nur mit der Schulter:
„Alles verschossen! Wir brauchen neue Drohnen!“
Verzweifelt schlug sich George an die Stirn und überprüfte die Informationen über den Schild:
„Wie ätzend… Wir haben zwar massig Energie und unsere Schilde halten stand aber was nützt uns das, wenn wir nicht zurückschlagen können?“

Inzwischen gab es keine klar definierten Kampfreihen.
Kugeln und Energiesalven schossen überall durch die Luft. Es gab Explosionen und Kampfschreie ertönten aus allen Richtungen.
Zwischen dem Klirren der zerspringenden Kristallsoldaten, hallten die Schreie von getroffenen Soldaten, die blutend um ihre Leben rangen.
Wieder hasteten Wölfe aus Edelstein durch das Gewusel und schnappten nach Marines mit ihren Fangzähnen. Irgendwo in dem Durcheinader stand Jenny und drehte sich immer wieder.
Sie vollzog flüssige Bewegungen, die eine Erdattacke nach der anderen verursachten. Sie warf mit Felsbrocken, erzeugte Erdbeben und schützte sich mit Barrieren aus Gestein.
Schweiß rann ihr von der Stirn aber kein Gegner kam an sie heran.
Gleichzeitig fegte sie immer wieder ganze Einheiten mit Sandstürmen fort.
Auch Lyana hatte sich als ungewöhnlich gute Kämpferin erwiesen. Sie rollte sich ab und lud dabei die Waffe nach, um dann neue Projektilhagel freizusetzen.
Ein Kristallwolf hatte die Ärztin fixiert und sprintete auf sie zu. Dabei fletschte er die blitzenden Zähne und setzte zum Sprung an. Jenny war diese Aktion nicht unbemerkt geblieben, als erhob sie die Hand.
Mit einem Grollen wurde Lyana von einer Kuppel aus Erde eingehüllt, an der das Raubtier abprallte. Leider waren diese flinken Feinde nur das kleiner Übel, denn zwei Riesen aus Kristall hatten die Abwehrlinie überwunden und standen direkt vor den Schilden der Stadt.
Sie holten aus und schon krachten ihre Fäuste auf die schimmernde Barriere, die Kritias schützte.
Wie lange würde der Schild unter den Schlägen der Monstren aushalten. Sicher eine ganze Zeit aber wollte Jenny dieses Risiko eingehen?
Ganz sicher nicht, also konzentrierte sie sich auf die Schwergewichte am Stadtschild.
Sie kniff die Augen zusammen und bewegte die Hände wie beim Schwimmen, wodurch immer wieder klobige Felsbrocken auf die Gegner zu flogen. Die Klötze prallten an der harten Oberfläche der Edelsteinriesen ab aber immerhin erregte sie damit ihre Aufmerksamkeit.
Das Geschöpf drehte sich um und stieß einen neuen bedrohlichen Schrei aus. In dem Moment durchfuhr Jenny ein komisches Gefühl, als könnte sie die Energie der Kristallriesen spüren.
Feine Ströme durchflossen diese Wesen und da wurde es der jungen Frau bewusst. Das Monster streckte schon seine Pranken nach ihr aus aber sie blieb standhaft und schloss die Augen. Sie versuchte erneut diese merkwürdigen Wellen zu spüren.
Kurz bevor die Klaue sie zerquetschte, wusste sie was los war. Sie strenge jeden Muskel in ihrem Körper und streckte ihre Hand aus, als wolle sie den Feind stoppen.
Mit einem letzten Röhren blieb der Koloss stehen und rührte sich nicht mehr. Lyana schien genauso verwundert und näherte sich ihrer Gefährtin:
„Alles okay, Jenny? Was hast du gemacht?“
„Die Mineralien im Körper der Kristallriesen sind auch nur Erde in stark veredelter Form! Ich kann sie lenken, wenn ich mich konzentriere!“, erwiderte sie und sammelte sich für den Gegenschlag. Angestrengt erweckte sie das Wesen zu neuem Leben, um es als Waffe gegen den Feind einzusetzen.
Mit tosenden Schritten prügelte das Monster auf seinen Artgenossen ein und beschützte die Stadt.

Mit einem lauten Krachen durchschlug Era einen großen Felsen und ging benommen zu Boden.
Sie war schon sehr nahe an der Erschöpfung und kauerte sich keuchend zusammen. Immer wieder versuchten die Freunde gemeinsame Angriffsserien aber Gabriels Fähigkeiten waren vielseitig und es gelang ihnen nur selten vernünftige Treffer zu landen.
Auch Marco hockte angeschlagen an einem Baumstamm und schnappte nach Luft. Gabriel verschränkte die Arme und stieß wieder dieses überhebliche Lachen aus:
„Ihr macht schon schlapp? Das finde ich wirklich enttäuschend! Ich habe mir von euch wesentlich mehr erhofft!“
Die Galonierin spuckte etwas blut aus, dann stützte sie sich am Boden ab und schaute zu ihrem Kollegen hinüber. Marco hielt sich die Schulter aber er hatte nur ein paar Kratzer am Körper. Er dachte kurz nach, dann griff er in die Brusttasche seiner Ausrüstungsweste. Danach rannte er wieder auf den Feind zu aber der Erzengel sah den Angriff voraus und konterte mit einem Kinnhaken. Marco sah kurz doppelt und schon lag er wieder am Boden. Sein Plan schien schief gegangen zu sein aber dann bemerkte Gabriel die Kapsel an seinem Gürtel:
„Was zum…?“
Die Granate explodierte und hüllte den Kampfbereich in eine Rauchwolke. Die Blendgranate hatte seine Wirkung nicht verfehlt und als sich der Rauch wieder gelegt hatte, waren beide Kämpfer des Zerberus-Teams verschwunden:
„Was soll das? Ihr könnt mir eh nicht entkommen!“
Ein Stück entfernt verschanzten sich Era und Marco hinter einer Felsformation und berieten eine neue Strategie. Beide brauchten dringend eine Pause. Die Galonierin wischte sich mit dem Handschuh das Blut von der aufgeschlagenen Lippe:
„Gabriel ist echt stark und wie schnell er sich bewegt. Ich kann mich ihm gar nicht nähern...
Trotzdem muss selbst er eine Schwäche haben…“
Der blonde Teamführer spähte vorsichtig über den Felsen hinweg, wo Gabriel damit begann die verschiedenen Felstürme zu zertrümmern, die als Deckung dienen könnten:
„Selbst wenn wir ihn treffen, machen wir bloß seinen Körper kaputt! Dann braucht er nur Sekunden und beseelt einen neuen! Es gibt nur eine Möglichkeit…“
Er packte sein Handgelenk und aktivierte die körpereigenen Energien darin. Seine Handfläche wurde von einem sanften, blauen Licht umschlossen:
„Wir müssen seine Essenz zerstören! Das geht nur mit dem Kyon-Schlag, weil dieser Angriff seine Essenz zerschlägt! Du musst ihn festhalten sonst kann ich ihn nicht Treffen!“
Die Kriegerin nickte, auch wenn sie noch keine Idee hatte, wie sie das anstellen sollte. Mit einem großen Satz verließ sie die Deckung und stürmte auf Gabriel zu.
Der Engel erschrak zwar aber dann grinste er wieder kampfeslustig:
„Endlich können wir weiter spielen!“
Noch im Ansturm der jungen Frau schleuderte Gabriel einen neuen Schwarm aus Wurfmessern. Um Marco die Chance zu verschaffen wich sie nicht mehr aus, sondern ließ alle Geschosse treffen. Die Messer streiften Era am rechten Arm, an den Beinen und eines traf sie genau im Bauch. Sie schrie schmerzerfüllt auf aber behielt ihre Tempo bei. Von der Hartnäckigkeit der Galonierin überrascht, schaffte Gabriel nicht mehr auszuweichen. Sie rutschte an ihm vorbei und umschlang seine Arme wie eine Schlange. Schon hing der Erzengel in ihrem Klammergriff:
„JETZT, MARCO!!!!“
Auch der Blonde verließ sein Versteck und sammelte all seine Energie für den Kyon-Schlag. Wie eine blaue Flamme hüllte die pure Kraft seine Hand ein. Funken schossen daraus hervor und Gabriel starrte entgeistert auf die geplante Attacke:
„Der Kyon-Schlag? Wo hast du den gelernt? Lass das! Du machst einen großen Fehler!“
Marco ignorierte die Worte und preschte auf den Kontrahenten zu. Gabriel schien den Kyon-Schlag zu kennen, genau wie seine vernichtende Wirkung. Alles in ihm sträubte sich gegen diese Niederlage. Seine Augen leuchteten grün auf und schon entfachte der Erzengel eine gewaltige Druckwelle. Marco wurde durch diese Windböe abgedrängt, wodurch der Kyon-Schlag sich in ein Waldstück entlud.
Der Ausstoß riss eine Schneise in den Wald und zerschmetterte Felsen. Hätte die Attacke getroffen, wäre der Kampf eindeutig entschieden gewesen aber der Kyon-Schlag war daneben gegangen. Entkräftet lag Marco am Boden und sah nur noch, wie Gabriel auf ihn zutrat. Era musste durch die Druckwelle davon geschleudert worden sein.
Er versuchte sich aufzurichten aber der Einsatz des Kyon-Schlages hatte ihn erledigt. Marco war dem Feind hilflos ausgeliefert und drehte sich auf den Rücken, während sich Gabriel über ihn beugte:
„Das war beeindruckend! Wer hat dir das beigebracht? Es wäre fatal gewesen mich damit zu vernichten. Glaube mir, dass es besser für uns alle ist!“
Der Engel packte den Blondschopf an der Kehle und hob ihn an, so dass er ihm in die Augen schauen konnte. Dieser Moment erfreute sein Herz, denn Marco war ihm ausgeliefert:
„Heute werde ich nicht mehr viel Zeit verschwenden und dich foltern. Heute töte ich dich sofort! Du bist zu gefährlich für mich geworden!“
Der Arm des Gegners verwandelte sich in ein Schwert aus Edelstein. Damit wollte er den Anführer des Zerberus-Teams aufspießen. Er holte schon aus, als ihn ein spitzer Gegenstand im Rücken traf. Gabriel ließ sein Opfer sofort fallen und brüllte verächtlich auf:
„Wer war das?!“
Mit letzter Kraft hatte Era eines der Wurfmesser von Gabriel aufgesammelt und geworfen. Das spitze Objekt steckte tief in seinem Rücken aber wirkungsvoll war dieser Versuch nicht gewesen. Sein Gesicht lief rot an und eine Ader kam an seiner Stirn zum Vorschein:
„Du mieses Dreckstück! Das hat wehgetan! Marco kann warten! Du wirst zu erst sterben!“
Mit einem Lufthauch stand der Engel direkt vor der Galonierin und holte mit seiner Klinge aus. Dann erklang nur noch das Geräusch von zerschnittenem Fleisch und Era schrie enthemmt aus. Blut lief über die Klinge und tropfte zu Boden, während Gabriel nun diabolisch grinste:
„Das ist dein Ende!“
Das Schwert hatte die Brust durchstoßen und die Kriegerin wurde immer blasser aber dann funkelten ihre Augen ein letztes Mal:
„Nein, das ist dein Ende!“
Ihre Hand schnellte hervor und umschlang die Klinge, um Gabriel festzuhalten.
Im Augenwinkel konnte er Marco sehen, der noch einmal alles in einen Kyon-Schlag stecken wollte. Blitze aus reiner Energie peitschten aus dem Arm, als Marco zitternd Position bezog. Nun geriet der Erzengel in Panik:
„Nein, warte! Tu das nicht! Du weißt doch gar nicht, was du da machst!“
Er wurde mit einem Gefühl erfüllt, welches er nie zuvor erlebt hatte: Angst! Gabriels Körper begann zu zittern und seine Augen hefteten sich an die leuchtende Hand. Seine Gedanken rasten aber es wollte ihm keine Lösung mehr einfallen. Er war in die Falle gegangen.
Es war vorbei mit langen Reden. Ohne länger zu zögern schlug Marco voran und durchbohrte den Körper des Gegners mit dieser matchvollen Attacke. Gabriel schrie auf, als sich wie immer Risse über seinen ganzen Körper ausbreiteten. Die erste Schicht splitterte von ihm ab und anders als sonst versprühte er dieses Mal grüne Funken. Gabriel schmolz förmlich dahin. Die Risse wurden breiter, fühlten sich mit Energie und Tränen liefen dem Erzengel übers Gesicht. Der stolze Feind stieß ein Wimmern aus:
„Ich will nicht sterben… Es ist so dunkel… Bruder… Hilf mir doch… Michael, wo bist du? Ich brauche dich doch mein großer Bruder… Bitte hilf mir… Mir ist kalt… Ich will nicht sterben… Es ist so dunkel…
Marco zog seinen Arm aus dem Körper des Feindes hinaus und schon brach der Gegner zusammen. Wie ein hilfloses Kind lag Gabriel am Boden und atmete immer hastiger. Er keuchte und Blut lief aus seinem Mund, während er wimmernd zum Himmel hinauf starrte:
„Ich will nicht sterben… Michael… Bitte… Bruder, hilf mir…“
Es gab niemanden, der ihm helfen würde. Am Ende war der große Kriegsherr ein wimmerndes Kind, welches verzweifelt nach seiner Familie rief. Irgendwie hatte er nun doch etwas Mitleiderregendes. Er schluchzte und weinte, während sein Körper buchstäblich zu einem Kristallsplitterhaufen auseinander fiel:
„Ich will nicht ste…“
Dann verstummte er, weil auch sein Kopf in sich zusammen fiel.
Es war überstanden. Beide Teammitglieder gingen schwach zu Boden. Der Kampf hatte die letzten Reserven abverlangt. Um Marco wurde es schwarz. Er sah nur noch Era, die noch Blut spuckte, bevor alles um ihn verschwamm.

Dieser Sieg hatte die Schlacht entschieden.
Die Kristallarmeen kamen zum stehen oder brachen auseinander. Sogar die Basisschiffe, die zuvor die Schilde der Erdenschiffe belasteten, rührten sich nicht mehr. Colonel Whist runzelte die Stirn, dann aktivierte er seinen Funk:
„Sehe ich das richtig? Die Schiffe scheinen bewegungsunfähig!“
Auch Colonel Henderson setzte sich erleichtert auf seinen Stuhl:
„Dann muss es Harrison geschafft haben!“
Fürst Zaiku und George wechselten unschlüssige Blicke, dann fasste der Techniker einen Entschluss:
„Beamen sie mich zur Position von Era und Marco! Ich wette sie sind verletzt!“
Der Transportstrahl erfasste George und schon war er verschwunden. Auch vor Kritias herrschte schlagartig Stille. Jenny saß im Schneidersitz auf dem Bauch eines Kristallriesen und zitterte am ganzen Körper. Lyana hatte sofort mit der Versorgung der Verletzten begonnen und Kritias fuhr den Schild herunter.
Niemand hatte erwartet, dass dieser Sieg möglich war aber es war gelungen. Endlich hatte Zerberus seinen Frieden erlangt.

Auf einem anderen Planeten…
Der Mann riss sofort die Augen auf, als er die Veränderung spürte und begann finster zu lachen. Er richtete sich auf und schaute zum Sternentor hinüber, welches auf einer Hügelkuppel stand:
„Endlich! Die Zeit ist reif die Wahrheit zu enthüllen!“
Mit selbstsicherem Schritt ging er zum DHD und gab die Adresse eines fremden Planeten ein. Als das Stargate zu wählen begann, klopfte er sich selbst triumphierend auf die Schulter:
„Endlich werde ich der, der ich sein sollte! Mein Fest der Auslöschung kann beginnen!“

Fortsetzung: Folge 16
Folge 16: Die Auferstehung by nickfrostus
Folge 16: Die Auferstehung


Sie griffen nach ihm…
Lange, durchsichtige Tentakeln aus reiner Energie, die sich brutal um seinen Körper wickelten und ihm jede Atemluft raubten.
Immer wieder hatte er den Drang die gedrückten Lungen mit Atemluft zu füllen aber er konnte es nicht. Diese Schlingen umschlangen ihn und zogen ihn weiter in diese Finsternis hinab, aus der es kein Entkommen zu geben schien. Immer wieder wollte er nach Hilfe rufen aber seinem Mund entwich nicht ein Ton.
Stattdessen zog es ihn tiefer, als würde er dadurch nur noch mehr Kraft verlieren.
Die Energieranken brannten auf der Haut, wie reines Feuer und verursachten gnadenlose Schmerzen, die mit keiner Pein des Lebens zu vergleichen war.
Als er hinauf schaute, zum letzten Licht, erblickte er den schimmernden Ereignishorizont eines Sternentors, das scheinbar der einzige Ausweg aus dem Schmerz war. Er streckte den Arm danach aus aber die Entfernung war nahe zu unendlich weit. Dort oben gab es Hoffnung aber nicht hier unten in der Finsternis.
Er entfernte sich von dieser Oberfläche, die sich glänzend und träge wogend, wie Quecksilber, bewegte. Sie war inzwischen schon so weit weg, dass die Hoffnung schwand.
Dann sah er ein Gesicht, welches durch die Energiefläche des Ereignishorizontes schaute und wortlos sprach. Es war das Gesicht von Eden, dem Antiker der sein Leben für seine Freunde gegeben hatte.
Er versuchte sich zu bewegen, sich von den Schlingen zu befreien aber er war zu schwach.
Ein Sog zerrte an ihm und zog ihn noch tiefer, bis das Gesicht von Eden verschwand.
Alles in ihm schrie danach zu atmen aber die Finsternis war überall. Sie umhüllte ihn und lähmte seine Bewegungen, wie eine endlose Kraft, die er nicht kontrollieren konnte. Kurz erfüllte ihn der Gedanke der Gleichgültigkeit. Einfach nachgeben und es geschehen lassen aber dann änderte es sich.
Plötzlich wollte er nicht mehr sterben, begann mit den Armen und Beinen zu rudern, stemmte sich gegen die transparenten Fesseln und konzentrierte sich. Er sammelte seine ganze Energie, so wie es ihn Kine gelehrt hatte und stemmte sich gegen diese tödliche Dunkelheit aber es gelang einfach nicht.
Die Finsternis hüllte ihn viel zu schnell ein, also schrie er gegen die Dunkelheit an. Dadurch entdeckte er wieder das Licht der Oberfläche und das Gesicht von Eden, der wieder nach ihm rief:
„Marco! Marco, wach auf!“
Mit einem erstickenden Schrei schreckte der Anführer hoch, griff sich an die Brust und atmete mit weit aufgerissenem Mund ein. Panisch sah er sich um und entdeckte George neben dem Bett stehen, der ihn an den Schultern packte und zu beruhigen versuchte:
„Ganz ruhig, du bist auf der Krankenstation!“
„Ich war…“, stockte er und atmete immer noch kraftvoll ein und aus. Sein Körper war im Schweiß gebadet und seine Hände zitterten. Er wurde aber etwas ruhiger, als er merkte wie leicht er atmen konnte. George seufzte und fühlte die Stirn seines Kumpels:
„Du hast immer noch Fieber! Ich sollte Lyana holen… Hattest du einen Alptraum?“
Noch immer hob sich der Brustkorb von Marco angestrengt aber die Ruhe kehrte zu dem Teamführer zurück:
„Ja… Da war so eine unheimliche Kraft… Ich bin so verwirrt…“
Der Kamerad runzelte die Stirn und klopfte Marco auf den Rücken:
„So siehst du auch aus aber jetzt bist du wieder unter den Lebenden, also bleib ruhig und leg dich wieder hin!“
Der Blondschopf fasste sich an die brummende Stirn und schaute sich schwach um, während neben ihm ein EKG piepste und eine Infusion an seinem Arm hing. Langsam kehrte seine Erinnerung zurück. Er hatte Gabriel mit dem Kyon-Schlag vernichtet und war dann ohnmächtig geworden. Auch die Bilder einer durchbohrten Era erschienen wieder, weshalb er sich sofort panisch umsah. George konnte sich schon denken, wieso sein bester Freund so reagierte:
„Era geht es gut! Ich habe mich sofort zu euch beamen lassen und konnte ihre Wunden vor Ort heilen. Sie hat sich schneller erholt als du aber Lyana hat ihr noch Bettruhe in ihrem Quartier verordnet! Bei dir war die Sache schon etwas komplizierter!“
Irritiert warf Marco einen Blick auf die Armaturen an seinem Bett, um vielleicht einen Blick auf seine Werte zu erhaschen:
„Wieso? Regeneriert sich mein Körper nicht so gut wie von selbst? Wie lange war ich weg?“
In dem Moment tauchte auch Lyana neben dem Bett auf. Auch die Chefärztin war sichtlich abgekämpft und schnappte sich das Klemmbrett am Fußende des Bettes:
„Du hast durch den Einsatz des Kyon-Schlages sehr viel von deiner Energie verschossen. Sie regeneriert sich, bevor sie damit beginnt deine Wunden zu heilen. Deshalb dauerte dein Heilungsprozess auch so lange und du warst anfällig für Wundfieber, weil deine körpereigenen Abwehrstoffe versagten. Du hast zwei Tage hier gelegen…“
Mit einem lauten Murren ließ er sich zurückfallen und atmete wieder kräftig durch:
„Wie ist unser Status?“
George hatte schon einen kleinen Tablettrechner zur Hand und rief einen ganzen Stapel Informationen auf:
„Ich wusste, du würdest das fragen! Kritias hat keine Schäden abbekommen und es gibt ungewöhnlich wenige Opfer. Wir haben allerdings sämtliche Drohnen verbraucht und sechs Puddle Jumper sind zerstört, drei schwer beschädigt. Das Ori-Schiff ist Welttraumschrott. Die Antares ist nur geringfügig beschädigt aber das ZPM an Bord ist fast leer! Die Secmeton hat einige schwere Treffer kassiert und befindet sich auf dem Flug zur Erde, um neue Vorräte und Munition zu holen. Die Timaios hat alles am besten überstanden und muss nur neu Beladen werden.“
Der Blonde ließ sich den Bericht durch den Kopf gehen und begann glücklich zu lächeln:
„Keine Panik… Wir haben gewonnen! Der Krieg ist vorbei!“
George erwiderte das Lächeln aber ganz so glücklich schien er nicht zu sein und verschränkte genervt die Arme:
„Mag sein aber diese Aufräumarbeiten sind schlimm. Jenny räumt mit drei Einheiten die Umgebung von Kritias frei. Überall liegen unbewegliche Kristallsoldaten herum. Zwei intakte Kristallschiffe schwirren über dem Planeten und was unseren Freund Gabriel angeht…
Wir haben seine Überreste auf das Labor in Ebene 2 gebracht!“
Mit diesen abschließenden Worten schloss Marco auch schon wieder die Augen. Er war noch nicht wieder fit genug, um die Administration zu übernehmen.

Jenny schwitzte, als sie wieder einen Berg aus Kristall angehäuft hatte und stützte sich auf ihre Oberschenkel. Schweiß rann ihr von der Stirn und immer wieder rückte sie ihre Brille richtig auf die Nase. Überall arbeiteten Männer daran die einzelne Trümmer der feindlichen Geschöpfe aufzusammeln und zu stapeln.
Die junge Frau betätigte den Funk und gab eine Meldung an die Antares:
„Colonel Whist! Wieder ein Schrottberg, den sie ins All beamen können!“
Ein greller Lichtblitz hüllte den schimmernden Berg aus Müll ein und schon war er von der Oberfläche des Planeten verschwunden. Nach und nach waren alle Reste der Entscheidungsschlacht ins All verschwunden, wo sie für niemanden eine Belastung darstellten. Trotzdem war noch kein Ende in sicht. Der Bereich um Kritias war groß und es gab wirklich viele Überreste, die noch beseitigt werden mussten.
Stöhnend ließ Jenny eine Erschütterung los, die weitere Teile zusammentrug. Trotz der schweren Arbeit hatten alle ein gutes Gefühl. Die Zerberus-Galaxie hatte endlich den Frieden errungen, den sie so lange ersehnt hatte. Der letzte große Feind war geschlagen und die Bedrohung durch eine feindliche Übermacht vernichtet zu werden endgültig verebbt.
Niemand hatte an den Sieg geglaubt aber letzt endlich war es doch möglich gewesen. Mit einem zufriedenen Seufzen setzte Jenny ihre Arbeit fort und erfreute sich der kommenden Ruhe.

Noch immer angeschlagen saß Era in ihrem Quartier.
Dort wo die Stichwunde war, brannte noch die Haut aber insgesamt fühlte sie sich nur etwas schlapp. Der Kampf hatte an ihren Kräften gezerrt aber trotzdem grinste sie bis über beide Ohren, als sie einen Tee zu sich nahm.
Sie, die bisher schwache Era, hatte dabei geholfen Gabriel zu vernichten. Ohne ihren beherzten Angriff, wäre Marco tot und hätte niemals den Entscheidungsschlag setzen können.
Sie war so voller Stolz, dass sie das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht bekam. Nun spielte Era mit dem Gedanken nach Marco zu sehen aber wenn sie sich von ihm lösen wollte, musste sie sich zurück halten und auf seine Entlassung warten.
Es klopfte an ihrer Tür und schon schaute George in das abgedunkelte Quartier. Die Galonierin saß immer noch eingekuschelt auf ihrem Bett und genoss die plötzliche Ruhe. Der Techniker bemerkte sofort ihr warmes Lächeln und fühlte sich schlagartig davon angesteckt:
„Und wie geht es dir?“
„Och, ganz gut! Die Erholungspause tut gut aber ich habe ein schlechtes Gewissen. Ich sollte lieber bei den Aufräumarbeiten helfen!“, sagte sie aber der Teamkollege schüttelte ernst den Kopf:
„Du bleibst brav im Bett! Du und Marco habt genug getan für die Menschen des Planeten! Gönnt euch mal ne Pause! Er ist übrigens wieder aufgewacht, hat aber noch etwas Fieber!“
Era schien sichtlich erleichtert und trank wieder von ihrem heißen Tee. Der Teamkamerad setzte sich zu ihr auf das Bett und legte die Arme hinter den Kopf. Sie schwiegen beide einen Moment, als George auch schon ein neues bedrücktes Seufzen ausstieß. Sein Tonfall wurde schlagartig etwas schwächer und er schien keinen Blickkontakt aufbauen zu wollen:
„Era…? Es gibt da noch etwas anderes, was ich dir sagen muss…“
Sie schaute ihn erwartungsvoll an und hatte sofort ein mieses Gefühl im Magen. Irgendwas sagte ihr, dass dieses Gefühl gleich noch fieser werden würde, weil George seine Stirn in Falten legte:
„Es ist bald an der Zeit „Leb wohl“ zu sagen! Jetzt wo unser Kampf gewonnen ist, werde ich Zerberus verlassen und auf die Erde zurückkehren. Den Antrag zur Versetzung habe ich schon vorbereitet!“
Der Schlag traf die Galonierin genau zwischen die Nieren und ihr Gesicht verzerrte sich zu einem fassungslosen Starren. George hatte sie förmlich mit diesem Geständnis überrannt und sie brauchte einen kurzen Moment, bevor sie hysterisch aufschrie:
„Du willst was?! Wieso?! Ich dachte wir wären ein Team!“
Er schien ernsthafte Schuldgefühle zu haben aber er hob beruhigend die Hand:
„Versteh mich doch… Unsere Ankunft damals war nur ein großer Zufall und da wir nicht weg konnten, musste ich mit ins Team. Danach kamen immer neue Gegner, weshalb ich nicht einfach abhauen konnte aber jetzt ist das anders!
Gabriel ist tot und niemand bedroht diese Galaxie! Ich bin Schiffstechniker und gehöre in die Werft auf der Erde. Außerdem ist da noch die Sache mit meiner Schwester…“
Dieses Argument konnte Era dann doch nachvollziehen. Noch immer wurde George von den Gedanken gequält seine Schwester verloren zu haben und der Drang sie zu finden war größer als die Lust eine fremde Galaxie zu beschützen, die vermutlich ihren Frieden erlangt hatte.
Sie legte ihre Hand auf die seine und nickte zustimmend:
„Du musst das tun, was du für richtig hältst. Was ist mit Marco?“
George zuckte mit der Schulter und schaute auf eine kleine Kerze, die in der Ecke vor sich hin flackerte:
„Keine Ahnung! Bei ihm bin ich mir nicht so sicher… Er fühlt sich dieser Galaxie verpflichtet und auf der Erde hat er niemanden mehr. Es kann gut sein, dass er hier bleibt.“
Mit einem großen Satz sprang der Techniker wieder auf die Beine und verließ zwinkernd das Quartier der Freundin. Grübelnd und etwas traurig über den baldigen Abschied trank sie den Rest aus der Tasse und kuschelte sich wieder ein.

Ca. eine Woche später…
Mit nachdenklichem Blick schlich Marco durch die Gänge der Stadt und kontrollierte ein paar Energieleitungen. Kritias hatte wirklich nichts abbekommen und machte einen gesunden Eindruck. Die Techniker schienen sehr beschäftigt und hetzten von einem Ende des Korridors zum anderen. Vermutlich hatte es mit der erwarteten Rückkehr der Secmeton zu tun, die viele Ersatzteile mitbrachten.
Jenny und ihre Aufräumtrupps hatten die Arbeit vor der Stadt abgeschlossen und sämtlicher Schrott schwebte ungefährlich im All, weit vom Planeten entfernt. Mit einem Blick aus dem Fenster begann Marco herzhaft zu lächeln. Der Krieg war vorbei und er hatte es erreicht. Dann öffnete er die Augen und versuchte weiter in die Ferne zu spähen. Tatsächlich marschierte ein Gigant am Horizont entlang und bediente sich an den Wäldern. Der schwerfällige Riese hatte die Schlacht also auch überstanden und stampfte nun zaghaft durch den Laubwald, mit dem grünen Blätterdach.
Als er sich wieder umdrehte, um zum Kontrollraum zu gehen, durchfuhr ihn ein komisches Schwindelgefühl. Noch immer war er nicht komplett regeneriert. Zwar war seine Energie zurück aber die Selbstheilung hatte erst vor drei Tagen eingesetzt.
Benommen stützte er sich an der Wand. Sofort eilten drei Bewohner der Stadt herbei aber der Anführer winkte ab und versicherte, dass es ihm gut ginge.

Im Kontrollraum saß George gelangweilt vor einem Rechner.
Er ging die Schadensberichte der Antares durch aber die meisten Schäden hatte die Crew schon selbst behoben. Der Schiffstechniker hatte also genau genommen nichts zu tun und blätterte in der Datenbank von Kritias. Sein Antikisch war leider nicht so einwandfrei wie bei Marco, also musste er immer wieder pausieren, um entsprechende Wörter in einem Übersetzungsprogramm von Dr. Jackson nachzuschlagen. Es war für ihn ein Rätsel, wie die Antiker so eine komplexe Technologie entwickeln konnten. George war sich nicht einmal sicher, was für eine Wissenschaft er da vor sich hatte. Erst hatte er geglaubt es wäre ZPM-Forschung aber dann schien es sich um einen neuen Antrieb zu handeln. Mit verschlafenen Augen überschlug er den nächsten Satz, als er sich auch schon lautstark gähnend streckte.
Mit einem Mal begann das Sternentor zu reagieren und George fiel vor Schreck fast vom Stuhl:
„Was ist jetzt los?“
„Eingehendes Wurmloch!“, sagte ein Tortechniker und schloss die Iris, die sich spiralförmig vor den Ereignishorizont schob. In solchen Moment freute sich George, dass sie sich kurz nach ihrer Ankunft in Kritias so eine Schutzbarriere haben integrieren lassen. Es verging etwas Zeit aber es folgte kein Identifikationscode.
Auch der Techniker schüttelte bereits den Kopf, als die Iris von einem gleißenden Licht eingehüllt wurde und sich öffnete. Panisch sprang George von seinem Sitzplatz auf und rannte zur Haupttreppe, genau wie zahlreiche Soldaten, die ihre Waffen auf das Stargate richteten.
Dann kam eine Person durch das Sternentor. Ein alter Mann mit grauen Haaren und einem schwarzen Bart. Er trug nur ein paar abgegriffene Lumpen. Diesen merkwürdigen Besucher erkannte George sofort. Es war Kine, der alte Mann aus dem Gefängnis, der Marco unterrichtet hatte und dem Team gegen Somnus half.
Stotternd befahl der Techniker die Waffen zu senken, bevor er sich dem Gast zu wand:
„Mr. Kine? Was machen sie denn hier? Wie konnten sie unsere Iris öffnen?“
Der Alte fasste sich lachend hinter den Kopf und reichte George kameradschaftlich die Hand:
„Ich habe von eurem glorreichen Sieg über Gabriel gehört. Ich musste euch einfach besuchen!“
Kine tat sich schwer damit die Frage nach der Iris zu beantworten, schien sie sogar zu ignorieren, während er sich fasziniert umsah:
„Das ist also Kritias, die Stadt der Lantianer! Sehr spektakulär!“
„Äh, ja aber wie sind sie durch die Iris gekommen? Soll ich Marco rufen lassen?“, bohrte der Gastgeber nach aber Kine blieb weiter hin schweigsam und schüttelte trocken den Kopf:
„Nicht nötig! Wo sind Gabriels Überreste?“
Diese ungewöhnliche Frage irritierte George, weshalb er sofort das Gesicht verzog und den Alten schräg ansah:
„Die sind in einem Labor… Ich glaube ich rufe wirklich lieber Marco… Ich hab`s nicht so mit Gammelfleisch… äh… alten Männern…“
Das Mitglied des Zerberus-Teams wollte gerade den Funk betätigen, als Kine auch schon mit den Augen blitzte und seine Hand hervor schnellen ließ. Die Wucht des Schlages riss George von den Füßen und schleuderte ihn auf die große Haupttreppe. Ihm blieb kurz die Puste weg, dann sah er auch schon, wie Kine respektlos an ihm vorbei huschte und zum Kontrollraum stiefelte:
„Was soll das?! Das dürfen sie nicht! Wachen! Haltet ihn fest!“
Sofort stellten sich dem alten Mann vier Marines und zwei Krieger von Organika entgegen. Die Läufe ihrer Waffen zeigten genau auf seinen Körper aber Kine schien diese Drohung vollkommen gelassen zu sehen. Er lächelte und drehte sich. Wie von der Dampframme getroffen, flogen alle sechs Männer in die nächste Ecke und der Eindringling machte sich am Rechner zu schaffen:
„Ein Labor auf Ebene 2? Sehr schön…“
Plötzlich erfasste Kine ein komisches Gefühl. Eine gedankliche Kraft versuchte ihn zu blockieren. Hinter seinem Rücken stand George mit erhobener Hand uns setzte Telekinese ein, um ihn zu lähmen:
„Sie lassen mir keine Wahl! Ich dachte sie wären auf unserer Seite! Wieso tun sie das alles?“
„Ich? Auf eurer Seite? Ich bin auf meiner eigenen Seite!“, lachte Kine und marschierte auf George zu, als ob dieser gar keine mentalen Kräfte hätte. Kaum war die Distanz überwunden, da bohrte sich das Knie des alten Mannes tief in seinen Magen. Keuchend sackte George zusammen und landete am Boden. Trotz seines Alters besaß Kine eine unvorstellbare Kraft.
Mit einem herablassenden Kichern schlenderte der Eindringling in den Korridor davon. Etwas benebelt aktivierte George den Funk und drehte sich auf den Rücken:
„Marco! Dein alter Freund Kine ist durch das Tor gekommen aber er hat uns angegriffen! Er ist auf dem Weg zu Gabriels Überresten!“
Diese Nachricht verunsicherte den Blondschopf und er blieb kurz unschlüssig im Flur stehen. Hatte er das richtig gehört? Kine griff Kritias an? Wieso?
Er war doch immer nett gewesen und noch dazu ein warmherziger Mentor. Ungläubig kniff Marco die Augen zusammen und rannte los:
„Verstanden, bin auf dem Weg!“
Noch im selben Moment schrillte der Alarm los.

Schon als sich die Tür des Labors öffnete, bekam der alte Mann zittrige Hände.
Das Labor war eingerichtet wie jedes andere. Terminals und Computer waren an den Wänden. Nur ein besonderer Tisch in der Mitte war für ihn interessant. In einem gläsernen Kasten lagen die Kristallteile des ehemaligen Feindes. Kein einziges Teil erinnerte an das Aussehen des Erzengels Gabriel aber immer noch ging ein feines, grünes Glühen davon aus.
Die Augen des Alten begannen zu strahlen und ganz vorsichtig trat er an den Kasten heran:
„Endlich habe ich es geschafft… Meine Pläne sind aufgegangen…“
Mit dem Tastendruck auf eine Schaltfläche am Rand der Box ging das Glas auf und legte den Scherbenhaufen frei.
Kine wollte gerade seine Hand in den Haufen stecken, als auch schon die Tür aufsprang und ein erschöpfter Marco im Türrahmen stand:
„Kine! Was geht hier vor? Wieso tust du das?“
Der alte Lehrmeister drehte sich lachend um und klatschte begeistert in die Hände:
„Hallo, Krümel! Wie ich sehe hast du deine Erinnerungen zurück und noch dazu Gabriel besiegt. Ich wusste gleich, dass du es schaffen würdest.“
Der Blonde war verwirrt und betrat zaghaft das Labor:
„Ja aber was treibst du hier? Mein Kumpel George sagte, du wärst gewaltsam eingedrungen!“
Kine holte tief Luft, dann zuckte er mit der Schulter, als wäre er unschuldig:
„Es ist, wie es ist! Ich musste herkommen, damit ich das wiederbekomme, was einst mir gehörte! Geh und lass mich in Ruhe, Krümel!“
Es schien fast so, als würde der alte Freund in Rätseln sprechen. Ohne weitere Worte zu verlieren machte er sich an den Überresten des Erzengels zu schaffen. Auch wenn Marco die Sache noch immer nicht ganz glauben wollte oder verstand, durfte er nie zulassen, dass jemand die Teile von Gabriel entwendet. Mit einem Satz hechtete er auf Kine zu, um dessen Hände zu ergreifen. Leider war seine Sprungkraft noch nicht ganz zurück und er musste zweimal auftreten, bevor seine Hand nach dem alten Lehrer griff.
Wie früher waren Kines Reflexe einwandfrei. Er wich der Attacke aus und trat dem Blonden die Beine weg. Marco konnte kein Gleichgewicht mehr halten und ging krachend zu Boden. Amüsiert verschränkte der Alte die Arme:
„Du kannst mich nicht schlagen! Ein Schüler ist niemals stärker als der Meister aber weil du mir so nützlich warst, werde ich dir gestatten einem Wunder beizuwohnen, bevor mein Fest der Auslöschung beginnt!“
Kine stieß jetzt seine Hände in den Scherbenhaufen und vergrub seine Finger tief in dem scharfen Material. Der Kristallhaufen leuchtete grün auf und erhellte kurz den ganzen Raum. Marco musste sich den Arm vor das Gesicht halten, konnte aber dennoch sehen, wie eine Energiewelle auf den alten Mann überging. Kine schien von der neuen Energie vollkommen eingehüllt, als sich auch schon eine Transformation vollzog. Die alte, faltige Haut wurde wieder glatt. Er schien etwas zu wachsen und das kurze, graue Haar wurde zu einer langen, pechschwarzen Mähne, die ihm glatt bis zum Rücken hinab hing. Die Barthaare fielen aus und so bekam Kine ein makelloses, junges Gesicht. Seine Augen glühten rot auf und die Lumpen wurden durch schwarze Lederklamotten ersetzt.
Als die Verwandlung abgeschlossen war, klang auch das gleißende Licht ab und enthüllte einen jungen, gesunden Mann.
Völlig überwältigt stand Marco wieder auf:
„Kine?“
Der Verjüngte beachtete den Anführer des Zerberus-Teams nicht länger und schaute sich auf die Hände, die ebenfalls mit schwarzen Lederhandschuhen bedeckt waren. Danach begann Kine lautstark zu lachen und fixierte den Blondschopf:
„Ich muss dir etwas gestehen, Marco! Ich heiße nicht Kine! Gestatte, dass ich mich vorstelle! Mein Name lautet Rafael! Ich bin selbst ein Erzengel!“
Eine kalte Welle durchfuhr seinen Körper und für einen kurzen Moment entfachte Rafael seine ganze Kraft, um Marco das Ausmaß seiner Macht zu zeigen. Die Energie war unheimlich und versetzte den Blonden in eine Starre. Er konnte nicht glauben, was da vor seinen Augen passierte und brachte erst nur ein Stottern heraus:
„Was soll das? Was geht hier vor?“
Kine fuhr sich durch sein langes Haar und atmete tief durch:
„Du bist wirklich schwer von Begriff aber weil du und deine Freunde so viel für mir getan habt, werde ich dir alles erklären und deine Fragen beantworten.
Ich bin der Zwillingsbruder von Michael aber weil ich in den Augen meiner Brüder zu verrückt war, hat man mir meine Kräfte geraubt. Ausgerechnet mein kleiner Bruder Gabriel wurde das Gefäß meiner Energie. Ich war nicht stark genug ihn zu besiegen, also habe ich einen Plan ausgeklügelt um jemand her zu holen, der ihn vernichten kann.
Ich habe ein Sternentor modifiziert und euch her geholt, wurde dann aber in dieses blöde Gefängnis gesteckt!“
Die letzten Worte jagten einen Schauer über Marcos Rücken. Hatte er diese Erklärung richtig verstanden? Die Sache wurde immer verwirrender, weshalb er orientierungslos die Augen schloss:
„Was willst du damit sagen? Willst du damit sagen, dass du…?“
„Bingo!“, stieß es aus dem neuen Erzengel hervor:
„Ich habe nicht gelogen, als ich sagte, dass ich Sternentore erforsche. Ich habe die Toradresse der Erde in einem alten Antiker-Archiv gefunden. Ich musste nur ein Tor umprogrammieren und es mit einer starken Energiequelle versehen, wie einem schwarzen Loch. Der Plan ist gelungen aber bei dem Versuch hat es den Planeten zerrissen. Das Wurmloch sprang auf ein anderes Stargate um und der Sog hat euch nach Galon gebracht. Deshalb hat man mich in den Knast gesteckt!“
Eine unsagbare Wut durchströmte Marco. Rafael war für den Sog verantwortlich gewesen, der ihn und seine Freunde nach Zerberus brachte. Zornig ballte Marco die Fäuste:
„Wieso das ganze?!“
Die Antwort kam ohne Pause:
„Ich habe schon geglaubt mein Plan wäre gescheitert aber dann hörte ich von den glorreichen Taten des Zerberus-Teams. Ihr habt für mich die Zera, die Corona und Marduk erledigt. Natürlich hättet ihr Gabriel nie besiegt, also habe ich dir den Kyon-Schlag beigebracht…“
„Wissend, dass man Gabriel nur mit dieser Attacke vernichten konnte! Du hast mich und meine Freunde ausgenutzt, um deine Macht zurückzuerlangen! All das Leid… Wir haben alles nur wegen dir durchgemacht!“, schrie der Blonde völlig verzweifelt und nahm Kampfposition ein. Die Zeit der Gespräche schien vorbei und Marco raste auf Rafael zu. Voller Hass ließ er seinen Fuß hinauf schnellen aber dann endete seine Attacke. Rafael hatte sein Fußgelenk umschlungen und hielt ihn nun fest:
„Es gibt zwei entscheidende Unterschiede zwischen mir und Gabriel! Ich bin mindestens zehnmal so stark wie er und zum anderen spiele ich keine Spielchen!“
Seine Faust schnellte voran und knallte dem Anführer zwischen die Rippen. Diese gaben der Attacke knackend nach, wodurch Marco stöhnend umfiel und sich den Brustkorb hielt. Er spukte Blut, was auf innere Verletzungen hinwies aber sollte er so einfach aufgeben?
Seine Entschlossenheit ließ die Flamme der Hoffnung aufleuchten und schon hüllte die pure Energie des Kyon-Schlages seine Hand ein.
Schwungvoll preschte die geladene Hand hinauf aber Rafael bewegte sich kein Stück aus dem Weg. Er ergriff Marcos Handgelenk und bog dieses nach außen, wodurch sich die Energie in eine Wand des Labors entlud. Es gab eine Explosion und schon klaffte ein großes Loch in der Mauer.
Ein paar letzte Blitze zuckten aus Marcos Arm hervor aber die Wucht des Schlages war verschwunden. Rafael lächelte nicht so fies wie Gabriel, sondern starrte Marco einfach nur kalt in die Augen:
„Du willst mich mit einer Attacke besiegen, die ich dir beigebracht habe? Dummer Versuch!“
Schon ließ der Erzengel seinen Arm auf den Ellenbogen des Anführers schlagen, wodurch dieser knirschend brach. Marco schrie schmerzerfüllt auf und ging angeschlagen zu Boden.
Die Kraft des neuen Feindes war Furcht einflössend und mit keinem Gegner zu vergleichen.
Zill, Bojak, Patras, Somnus, Marduk, Uriel, Sha Ra To, Gabriel…
Keiner der früheren Feinde war so brutal vorgegangen. Reine Panik durchströmte Marcos Körper, lähmte ihn und ließ die Schatten aus seinem Alptraum wahr werden. Rafael behielt den kalten Gesichtsausdruck bei und hob das Bein. Schon brach die Ferse seines Fußes Marcos rechtes Bein.
So wollte er wohl weiter machen, als er auch schon die Anwesenheit von drei Personen spürte. Era, George und Jenny waren endlich erschienen und wirkten genauso fassungslos. Jenny zupfte an ihrer Brille, dann stierte sie George giftig an:
„Du hast gesagt, da wäre ein alter Mann, George! Kein Adonis!“
Der Techniker rieb sich die Augen aber als er Marco benommen am Boden sah, war ihm das aktuelle Aussehen von Kine egal:
„Schießt einfach!“
Alle drei hoben Zats und feuerten. Drei blaue Blitze umhüllten den Körper des Erzengels aber Rafael schien nichts gemerkt zu haben:
„Das Fest der Auslöschung kann beginnen!“
Genauso schnell wie Gabriel stand der Gegner hinter den Freunden und verpasste Jenny einen Tritt. Die Gefährtin krachte gegen die Wand und war sofort bewusstlos. Era hatte gute Reflexe. Sie wich zurück und holte für einen vernichtenden Hieb aus aber da war Rafael auch schon neben ihr. Er packte ihren Kopf und rammte ihn in das andere Mauerwerk. Auch Era war sofort kampfunfähig und blieb in dem Loch hängen. Geschockt registrierte George die Kampfkraft des Eindringlings:
„Das gibt es nicht…“
Seine Hand schnellte zur Brust, um Terrastigma freizusetzen aber wieder ließ der Erzengel keine Zeit verstreichen. Er packte den Techniker an der Kehle und hob ihn vom Boden hoch:
„Eine gute Idee… Mit dem Erbe der Antiker, dem Terrastigma, hättest du mich vielleicht besiegt aber das werde ich garantiert nicht hinnehmen. Ich habe zu lange für meine Auferstehung gekämpft!“
Wieder bekam George einen tritt in den Magen aber dabei blieb es nicht. In Rafaels Händen konzentrierte sich reine Energie, wie beim Kyon-Schlag. George ruderte wild mit den Beinen aber der Griff seines Kontrahenten war fest und er war der kommenden Attacke schutzlos ausgeliefert. Im nächsten Moment erfasste ihn ein Energieschub und katapultierte ihn davon. Es war nicht der Kyon-Schlag, sondern ein grüner Energieball, der ihn durch den Raum feuerte und dabei mehrere Konsolen mit riss. Niemand hatte mit einem so schnellen Ende des Friedens gerechnet oder mit einem Feind, der allen vier Teammitgliedern überlegen war.
Konnte es so jemanden geben?
Bisher hatten sie immer zusammen wenigstens eine Chance gehabt aber Rafael sprengte die Grenzen der Realität. Er war resistent gegen Telekinese, besaß eine übermenschliche Stärke und hatte energetische Kräfte, die großen Schaden anrichteten.
Völlig emotionslos ließ er seinen Blick über die vier Opfer seiner Angriffsserie schweifen, um dann nur ein letztes Mal den Kopf zu schütteln:
„Ich werde niemanden verschonen! Euer Tod soll auch das endgültige Ende der Antiker einläuten! Seht meine Macht!“
Er sammelte neue Energie in seiner Handfläche und richtete seine Hand auf die Teammitglieder. Marco war als einziges bei Bewusstsein und biss die Zähne zusammen.
Konnte er dieses Ende wirklich nicht verhindern?
Sein Körper reagierte nicht und alle anderen waren ohnmächtig. Rafael hatte nun doch ein diabolisches Blitzen in den Augen, als etwas passierte. Ein helles Licht erstrahlte und schon jagte ein Strahl aus purer Elektrizität durch den Raum. Der Erzengel wurde von der Strahlenattacke getroffen und in die nächste Wand gedrückt, die scheppernd über ihn zusammen brach. Marcos Blick wanderte zum Ursprung der Attacke, wo er fassungslos hängen blieb.
Im Gang stand ein weiterer großer Mann. Er hatte weiße Kleidung an und sein blondes Haar wurde von einem weißen Kopftuch bedeckt. Der Neuankömmling spukte aus und sprach mit erhabener Ruhe:
„Wenn du schon so drohst, haben die Antiker noch ein Wörtchen mit zu reden, Rafael!“
War das ein Traum? Diesen Retter konnte Marco selbst in seinem angeschlagenen Zustand erkennen:
„Eden!?“

Fortsetzung: Folge 17
Folge 17: Halbgötter by nickfrostus
Folge 17: Halbgötter


Wie ein tosender Donner kam die Attacke, die allen Anwesenden das Leben rettete. Ein heller Blitz durchschnitt den Raum und erfasste den Feind, der eine fast grenzenlose Macht zu besitzen schien.
Der Strahl aus reiner Elektrizität hüllte den neuen Gegner komplett ein und riss ihn von den Füßen. Die Wucht des Blitzes katapultierte ihn davon, so dass er eine Wand durchschlug, die augenblicklich über ihm zusammen brach. Rafael war mächtig aber trotzdem hatte er diesen heimtückischen Angriff nicht kommen sehen. Marco war schwach und noch immer lief Blut aus seinem Mund, verursacht durch innere Verletzungen. Wegen gebrochener Gliedmaßen konnte sich der Blondschopf nicht bewegen und obwohl sein Blick zunehmend verschwamm, erblickte er den Retter, der diesen Stromangriff ausgeführt hatte. Der Anführer des Zerberus-Teams weitete ungläubig die Augen, weil es diese Person eigentlich nicht mehr geben konnte.
Kopfschüttelnd sah er zu dem großen Mann mit der weißen Kleidung auf:
„Eden?!“
Der Antiker war da und er wirkte nicht gerade wie eine energetische, aufgestiegene Gestalt. Sofort eilte der alte Kamerad zu seinen Freunden und legte Marco die Hand auf den Körper. Ohne ein Wort zu verlieren gab er einen Energieschub ab, der Marcos Verletzungen heilte, so wie es normal für die Antiker war. Die Kraft kehrte zu dem Anführer zurück und er konnte seinem gefallenen Kameraden in die Augen sehen:
„Eden? Du bist zurück? Wie ist das möglich?“
Lächelnd klopfte Eden dem blonden Kämpfer auf die Schulter:
„Das erkläre ich dir später! Wir haben jetzt wichtigeres zu tun und leider bleibt mir nicht viel Zeit!“
Bevor er sich dran machen konnte auch die anderen zu heilen, gaben die verkohlten Trümmer der Wand nach und Rafael kam wieder zum Vorschein. Er blitze finster mit den Augen und spuckte etwas Blut aus, welches an seiner Lippe klebte:
„Du hast dich nicht verändert, Eden! Tauchst immer im ungünstigsten Moment auf und störst mich bei meinen Plänen! Das war schon früher so und nun bist du so dreist einfach weiter zu machen!“
Rafaels Tonfall hatte eine Mischung aus Amüsement und Zorn angenommen, während er mit Eden sprach, als wären beide einmal Bekannte gewesen. Der Antiker zuckte mit der Schulter und ballte die Fäuste:
„Du hast dich auch nicht verändert! Ich hätte allerdings nie geahnt, dass du so verbissen bist und deine Pläne trotz der langen Zeit weiter verfolgst!“
Wie eine Raubkatze durchstreifte der Erzengel das Labor und ließ Eden dabei nicht mehr aus den Augen. Zwischen den beiden schlugen förmlich Funken, so sehr war die Intensität ihrer Feindschaft. Plötzlich verlor Rafael sein amüsiertes Lächeln und starrte genauso kaltblütig wie zuvor:
„Hättest du nicht einfach weg bleiben können? Du störst mich aber so wie ich die anderen kenne, hast du nur ein Besuchervisum!“
„Es war mir nicht möglich in meinem Grab Ruhe zu finden und ich brauche nur einen kurzen Aufenthalt, um dich in deine Schranken zu weisen!“, sprach Eden tapfer und begann damit eine Kampfposition anzunehmen. Rafael schüttelte herablassend den Kopf:
„Du hast nichts dazu gelernt! Du wirst gnadenlos scheitern!“
Und schon sprang der Kontrahent mit einem großen Satz durch de Luft und setzte hinter dem wieder auferstandenen Antiker auf. Seine Faust schnellte voran, bereit den Neuankömmling eiskalt in den Boden zu stampfen, so wie er es mit den anderen Mitgliedern von Marcos Team getan hatte.
Eden jedoch registrierte den plötzlichen Angriff und spannte alle Muskeln in seinem Körper an. Mit dem Ausbreiten seiner Arme setzte er nun mehrere Blitze und Schockwellen aus seinem Körper frei, die eine Konsole zerstörten und auch Rafael erwischten. Von diesem Konter in sämtliche Richtungen getroffen, segelte der Erzengel durch die Luft und landete auf dem Korridor, wo er sich noch während des Sturzes wieder aufrichtete.
Eden drehte sich kampfbereit um und fixierte seinen Gegenspieler, um seine eigene Attacke los zu lassen. Er hob den Arm und bündelte neue Elektrizität in seiner Handfläche.
Gerade noch rechtzeitig wich Rafael dem neuen Blitzstrahl aus, der eine neue Wand in Stücke riss und sich dann im Freien außerhalb des Turmes entlud. Die Blitze hatten die gleiche verheerende Zerstörungskraft wie früher aber Marco registrierte den Kampf gar nicht richtig.
Alleine Eden wieder unter den Lebenden zu sehen verunsicherte ihn so sehr, dass er nur vor sich hin starrte. Nachdem eine neue Explosion den Turm erschütterte, fing er sich wieder und kroch zu George hinüber, um ihn wach zu rütteln:
„Hey, George! Wach schnell auf!“
Der Techniker rührte sich noch nicht und Marco schaute auf den Flur, wo Rafael sich durch sein langes Haar strich und wieder eine gelassene Pose einnahm. Er wippte mit den Füßen und schon sprintete er voran. Mit hoher Geschwindigkeit rauschte er an Eden vorbei und drehte seinen Unterkörper. Der Tritt hatte viel Kraft und es gab ein fieses Knirschen, als Eden seinen Unterarm hob, um den Kick zu blocken.
Beide Kämpfer verharrten in der Position, um dann mehrfach aufeinander einzuschlagen. Wie in alten Zeiten lud der Antiker Elektrizität in seinen Fäusten, wodurch Rafael selbst bei kleinen Berührungen Stromschläge bekam. Dafür besaß dieser mehr Körperkraft und Eden fürchtete bei jedem Treffer, dass ihm etwas gebrochen wurde.
Nach mehreren Schlag- und Trittserien wichen beide voneinander ab und bezogen einige Meter getrennt von einander Position. Der Antiker schnürte sein Kopftuch enger und renkte sein Genick richtig ein, während Rafael an seinem Lederoutfit zog:
„Du gehst mir auf die Nerven, Eden! So stark warst du früher auch nicht! Du hast sicherlich gemogelt, als du zurückgekehrt bist!“
Eden lächelte selbstbewusst:
„Ich habe nicht gemogelt… Ich umgehe nur die eine oder andere Regel, außerdem liegt das in der Familie. Mein Vater hat auch öfter die Regeln des Aufstiegs umgangen!“
Von den patzigen Worten seines Gegners angestachelt hob Rafael seine Hand, um eine leuchtende Flamme aus Energie darin zu erzeugen. Marco hatte hinter dem Türrahmen des Labors Deckung gesucht und beobachtete den Kampf ganz genau. Dabei glitt ihm ein Schauer über dem Rücken.
Der Kyon-Schlag, den Rafael gerade vorbereitete war so intensiv, dass sogar die Farbe von den Wänden abblätterte.
So eine Energie konnte nicht mal er erzeugen. Während also diese pure Energie in Rafaels Händen pulsierte, schloss Eden grübelnd die Augen um sich einen Plan zu Recht zu legen:
„Dann muss ich wohl dagegen halten! Ich hoffe das macht nicht den Turm kaputt!“
Er ging in die Hocke und ballte die Faust. Mit einem hellen Funken schien eine hohe Voltzahl alleine in Edens rechte Faust zu wandern. Der Boden unter seinen Füßen bekam Risse und Metallteile schienen diese Hochspannung anzuziehen und wurden förmlich von der Elektrizität aufgeladen.
Beide Gegner starrten sich an, bevor sie aufeinander los stürmten. Durch diese große Energie des Kyon-Schlages hinterließ Rafael beim Ansturm eine Kerbe im Boden und blitzende Funken schossen aus Edens rechter Faust.
Die Luft zwischen ihnen wurde immer dünner, genau wie die Distanz und Marco ahnte, welche Wucht bei dem Aufprall freigesetzt wurde. Eilig packte er Era und Jenny, um sie hinter eine Konsole zu ziehen, wo sie vor dem Energieausstoß sicher waren.
Dann trafen sie aufeinander und die gesamte Antiker-Stadt wurde von einem ohrenbetäubenden Knallen und Rauschen eingehüllt. Schockwellen schossen durch die Korridore, rissen Fenster und Türen auseinander, als wären sie Pappe. Der Boden unter ihnen wölbte sich unter dem Druck nach unten und auch die Wände bekamen tiefe Risse. Aufgeregt hielt sich Marco die Ohren zu, hoffte aber nur, dass die Stützbalken des Turmes solchen Gewalten gewachsen waren.
Wie der Kampf auch ausgehen sollte. Beide Kämpfer waren übermächtig, besaßen Kräfte, die kein normales Wesen je erreichen konnte. Sogar Marco war weit von solchen Fähigkeiten entfernt und hatte regelrecht Angst vor der Power die gerade freigesetzt wurde.
Eden und Rafael waren Halbgötter!
Dann gab es eine letzte Explosion und der Boden unter ihnen barst in tausend Stücke. Rauch und Qualm fegte durch die Räumlichkeiten und schon befanden sich beide Gegner ein Stockwerk tiefer.
Rafael war regelrecht in den Boden gedrückt, während Eden keuchend in der Ecke lag und sich hustend den Staub von der Kleidung klopfte:
„Also, unter gnadenlos scheitern verstehe ich etwas anderes, Rafael!“
Dann erhob sich auch der Erzengel wieder und wirkte bestürzt, weil sein Haar etwas zerzaust war:
„Ich gebe zu, du hast ein paar nette Tricks dazu gelernt aber damit wirst du mich nicht töten können! Wie ich das sehe, sind wir gleichstark!“
Mit einem letzten Strecken schien Eden bereit für nächste Runde:
„Ich muss dich nicht töten, sondern nur aufhalten! Du denkst schon wieder zu weit und außerdem sind wir nicht gleichstark! Der letzte Treffer hat dich härter erwischt, als mich!“
Unbeeindruckt betrachtete Rafael seine Wunden und kicherte begeistert. Anschließend verschwanden alle Verletzungen im Nichts, als hätten sie nie existiert. Etwas geschockt von der Selbstheilungskraft des Engels machte Eden doch einen Satz zurück:
„Mh… Das wird doch etwas schwieriger, als erwartet…“
Wie eine Rakete schnellte Rafaels Hand hinauf und entfachte einen grünen Energieball, der sich aufsplitterte und wie mehrere Geschosse durch den Raum flog. Mit einer Vorwärtsrolle entkam Eden den Angriffen und sah nur noch, wie die Energiekugeln mehrere Konsolen und Tische zerstörten. Gleichzeitig nutzte er die Lücke in der Verteidigung, um einen neuen Stromstoß frei zusetzen. Dieser erwischte den Erzengel zischend an der Schulter und warf ihn wieder zu Boden.
Wütend schlug Rafael eine Delle in den Fußboden:
„Das darf doch nicht wahr sein! Wieso willst du nicht einfach verrecken!?“
Beide kämpften völlig verbissen. Nach einer kurzen Atempause ging der Kampf weiter.
Immer wieder schlugen sie aufeinander ein und immer wieder schaffte es Eden seinem Gegner blutende Wunden zu schlagen, die aber innerhalb von Sekunden wieder verschwanden. Marco hockte am klaffenden Loch und beobachtete das Geschehen von oben. Erst jetzt wurde ihm bewusst, wie wenige Chancen er gegen Rafael gehabt hatte. Selbst Eden brauchte höchste Konzentration um mitzuhalten, dabei wirkte er anders. Er war erheblich stärker als früher. Lag das an seinem Aufstieg?
Der Blonde konnte sich keinen Reim daraus machen, als auch schon wieder beide auf die Knie fielen und sich erschöpft den Schweiß abwischten. Diese ganze Schlacht war fast wie ein endloser Walzer. Erst führte einer, dann wechselten sie die Position und der andere übernahm.
Endlich schien das Gewirr der Schläge zu enden und Rafael breitete den rechten Arm aus. Ein Schwert schoss aus seiner Handfläche, so dass er es am Griff umklammern konnte. Die Klinge war aus glitzerndem Kristall und musste ein Überbleibsel von Gabriel sein. Demonstrierend schwang der Erzengel die Waffe, bevor er damit hastig losstürmte:
„Gegen eine ordentliche Klinge dürftest du nicht resistent sein!“
Tatsächlich hörte Eden auf Gegenwehr zu leisten und blieb einfach stur stehen. Mit all seiner Wut stieß Rafael die Klinge voran und durchbohrte damit den Oberkörper des Antikers. Dieser verzog jedoch nicht einmal das Gesicht und grinste nun siegessicher. Edens linke Hand packte Rafael an der Kehle und zog ihn enger an sich. Rafael war in eine Falle getappt und so bemerkte er auch, dass Eden die Klinge etwas zur Seite geschoben hatte, damit diese nur seine Schulter durchschlug:
„Du bist in deinem Wahn immer noch genauso unvorsichtig!“
Völlig friedlich legte der Alteraner seinem Gegner die rechte Hand auf die Brust und entfachte neue Elektrizität. Im nächsten Augenblick wurde der gesamte Raum von einem grellen Lichtblitz eingehüllt. Der Aufschrei des Erzengels war eins mit dem Knistern und Knallen des Stromstoßes. Mehrere Millionen Volt durchfuhren Rafaels Körper, bevor der entstandene Druck ihn davon schleuderte. Er durchschlug ein Fenster aus buntem Mosaikgestein, wie es für Antiker-Städte üblich war und landete draußen auf einem Balkon.
Etwas entkräftet tapste Eden nun hinaus zu dem Feind, der sich benommen aufrichtete:
„Du mieser Lantianer! Noch einmal gelingt dir so ein Trick nicht!“
Rafaels Zorn war inzwischen unermesslich aber Eden behielt seine Ruhe und zeigte nur platt auf den Himmel:
„Ach, ja? Es ist zu spät für müde Drohungen und nun verschwinde endlich!“
Über dem Gebäude schwebten dunkle Gewitterwolken, die schon bedrohliche Grummelgeräusche von sich gaben. Mit nur einem Zwinkern gab es einen lauten Knall und schon schlug ein richtiger Gewitterblitz auf dem Balkon ein und hüllte Rafael in einen Lichtkranz, bevor er verbrannt umfiel. Der Schlag war doch überraschend heftig gekommen und hatte dem mächtigsten Erzengel einen Großteil seiner Macht genommen. Eine diabolische Lache war kaum noch möglich aber Rafael behielt seine Überheblichkeit bei:
„Mag sein, dass du deine Freunde heute gerettet hast aber noch mal wirst du das nicht. Genieße die Zeit mit dem Zerberus-Team, denn wenn ich mich erholt habe wird dieser Krieg für immer Enden und das Blut der Antiker wird die Meere rot färben!“
Bevor Eden zu einem Entscheidungsschlag ansetzen konnte, wurde der Erzengel von einem anderen bläulichen Licht eingehüllt und verschwand.

Colonel Whist spielte Schach mit einem Tablettrechner, als ein Techniker die Stirn runzelte und seine Partie unterbrach:
„Sir! Eines der Kristallschiffe erwacht zu neuem Leben!“
„Was!?“, schrie der Kommandant auf und starrte aus dem Frontfenster, wo das vergraute Raumschiff aus Edelstein wieder zu glänzen begann und die Triebwerke anwarf:
„Was ist da los?“
„Es springt in den Hyperraum! Wir können es nicht mehr aufhalten!“
Vorsichtig drehte das Basisschiff von dem Planeten Gigantis ab und öffnete ein Hyperraumfenster, bevor es darin verschwand. Entsetzt blieb Whist mit dem Blick an der Leere des Weltraums hängen, bevor er seinen Tablettrechner wieder aufsammelte und ihn auf eine Ablage verfrachtete:
„Wir müssen wissen, was da unten passiert ist! Stellen sie Kontakt zu Fürst Zaiku her!“

Schwach lehnte sich Eden gegen den Türrahmen des Balkons, als auch Marco endlich herbei eilte:
„Eden! Ist alles in Ordnung?“
Der Antiker atmete tief durch, dann ließ er sich gegen eine Wand fallen und setzte sich hin. Etwas verunsichert beugte sich Marco zu ihm runter und begutachtete die stark blutende Verletzung an Edens Schulter:
„Warte, ich rufe Lyana! Sie wird dich verarzten!“
Der Lantianer hielt ihn fest und versuchte ihn davon abzuhalten:
„Nein, die Verletzung ist unwichtig! Meine Zeit bei euch ist begrenzt, also müssen wir einige Dinge klären, sonst ist es bald vorbei mit der Zerberus-Galaxie!“
„Was geht hier eigentlich vor? Du und Kine…äh…Rafael scheint euch zu kennen und wie konntest du zurückkommen?“, hakte der Anführer des Zerberus-Teams neugierig nach. Eden seufzte, dann begann er die neue Situation zu erklären:
„Ich bezeichne es mal als Sonderurlaub! Die Aufgestiegenen waren mit einer vorüber gehenden Rückkehr meinerseits einverstanden, weil sie selbst in Gefahr geraten! Rafael ist nicht wie die anderen Erzengel!“
„Das habe ich festgestellt…“, murrte Marco und rieb sich den Arm, den Gabriel vorhin eiskalt gebrochen hatte:
„Trotzdem verstehe ich nicht ganz wieso? Er ist mächtig aber gegen Aufgestiegene ist er machtlos! Das hast du gerade eindrucksvoll gezeigt!“
Offenbar war Eden von seinem Kampf nicht sehr angetan und schaute deprimiert zu Boden:
„Ich habe etwas getrickst und bin etwas stärker zurückgekommen aber das ist nicht der springende Punkt! Rafael will eine Sphäre des vollkommenen Glücks erschaffen und dafür braucht er etwas, was ihr schon sehr lange sucht! Die Waffe Gottes!“
Marcos Augen wurden doppelt so groß wie vorher und sein Unterkiefer klappte herunter. Rafael hatte es auf die legendäre Waffe abgesehen, die ursprünglich zum Kampf gegen die Erzengel eingesetzt werden sollte? Ein gruseliger Gedanke, den Marco mit einem Schütteln bei Seite schob:
„Wir wissen aber nicht, wo sie ist! Was macht die Waffe denn genau?“
Über die Wirkung der Waffe schien Eden nichts sagen zu wollen, den er schwieg und seine Augen wichen Marcos erwartungsvollen Blicken aus. Es verging ein Moment, dann füllten sich seine Augen aber wieder mit Hoffnung:
„Deshalb bin ich eigentlich zurückgekommen! Ich will euch sagen, wo sie ist und wie ihr sie am besten erreicht! Auf keinen Fall darf Rafael die Waffe Gottes in die Hände bekommen, denn sonst ist alles aus, selbst für die Aufgestiegenen! Erst mal heilen wir die anderen!“
Er streckte die Hand nach dem Anführer aus und ließ sich auf die Beine helfen. Trotz des hohen Blutverlustes wankte Eden zu den bewusstlosen Teamkameraden und heilte einen nach dem anderen. Natürlich waren diese bestürzt und glücklich zu gleich. George und Era hätten ihn gerne umarmt aber bei der Wunde wollten sie kein Risiko eingehen, also horchte das Team den Informationen. Eden setzte sich auf einen freien Laborstuhl und hielt sich die schmerzende Wunde:
„Also… Ich gebe euch gleich die Gateadesse zu einem Planeten namens Sanctus! Er liegt in der Nähe des damaligen Paradisus. Auf dieser Welt gibt es eine Zitadelle aber damit niemand an die Waffe dort heran kommt, wurde eine Phasenverschiebungsmaschine benutzt.
Die Zitadelle befindet sich in einer anderen Phase und kann daher nur mir einem Gerät erreicht werden, welches diesen Zustand aufhebt.“
Sein Blick ging durch die Reihe der Freunde. Dabei blieb er kurz an Era kleben, die Freudentränen in den Augen hatte. Eden reagierte darauf mit einem warmen Lächeln. George verschränkte skeptisch die Arme:
„Und wo sollen wir so einen Apparat her nehmen?“
Plötzlich zeigte der Lantianer vorwurfsvoll zu Marco, der mit dieser Geste nicht wirklich etwas anfangen konnte:
„Ihr habt den Schlüssel bereits! Marco hat es gebaut, als er das Wissen der Antiker in seinem Kopf hatte!“
Alle erinnerten sich an das schwarze, runde Objekt, dessen Funktion bisher vollkommen ungeklärt geblieben war. Niemand hatte damit gerechnet, dass es die ganze Zeit ein entscheidendes Artefakt bei der Suche nach der Waffe Gottes war. Überwältigt blieb dem Team die Sprache weg, während Eden sich lachend hinter den Kopf fasste:
„Tja, damit wäre alles gesagt aber ich warne euch! Die Waffe ist nicht unbedingt so, wie ihr es euch vorstellt. Sie wird euch die absolute Wahrheit zeigen und das Tor zur Erinnerung öffnen!“
Es war nur eine Frage der Zeit, bis Eden begann in Rätseln zu sprechen, so wie es für Antiker üblich war. Kaum hatte er den letzten Satz beendet, da wurde sein Körper durchsichtiger und ein warmes Licht erstrahlte aus seinem Inneren. Es umhüllte ihn und ließ die Verletzung verschwinden. Erfüllt mit neuer Energie stand Eden auf und kratzte sich verwirrt am Kopf:
„Oh, die Zeit ist um… Ich muss wieder fort… Ich hoffe ihr könnt Rafael aufhalten und dir wünsche ich Glück auf all deinen Wegen, Marco.“
Der Anführer fasste sich nachdenklich an das Kinn, dann unterbrach er Edens Abschiedsworte:
„Was ist eigentlich mit Sebastian? Geht es ihm gut? Ist er bei euch da oben?“
Ein Lachen konnte sich der Lantianer nicht verkneifen und streckte herausfordernd die Zunge raus:
„Dem geht es gut aber ihr hättet mal sehen sollen, was der für einen Aufstand gemacht hat, weil er Lyana nicht heiraten konnte und euch im Kampf mit Gabriel nicht helfen durfte.
Wie dem auch sei… Lebt wohl, Freunde! Es war wirklich schön euch zu sehen!“
Der erneute Abschied kam plötzlich aber irgendwie schienen alle zufrieden. George wollte Eden glücklich in den Arm nehmen aber er fiel durch den Körper hindurch und schlug hart auf der Erde auf. Er hatte vergessen, dass Eden jetzt nur noch Energie war. Wieder einmal musste sie sich von ihrem Freund verabschieden aber vielleicht war die Trennung ja nicht für immer. Sie alle winkten, als Eden strahlend empor flog und das Zerberus-Team in dem kaputten Labor alleine zurück ließ. Als die Ruhe in Kritias eingekehrt war, schrie George entrüstet auf und begann zu wimmern:
„Scheiße, wer will jetzt den Schrott hier weg räumen?! Die Labore sind ja nur noch Müll!“
„Immer der, der fragt!“, kicherte Jenny fies und schlenderte mit dem Techniker davon. Nur Era und Marco blieben wortlos zwischen den Trümmern der Konsole stehen. Die Galonierin schien etwas fassungslos, ja schon fast tief traurig:
„Es ist immer noch nicht vorbei… Der lang ersehnte Frieden war kein Frieden sondern nur heiße Luft… Was sollen wir denn jetzt tun?“
Marco berührte sie zaghaft an der Schulter und schaute ihr aufmunternd in die Augen:
„Wir machen weiter wie immer, bis der letzte Erzengel gefallen ist, auch wenn sich dieser als äußerst schwierig erwiesen hat…“
Beide nahmen sich noch einmal in den Arm und für kurze Zeit hätte man sie wieder für ein Paar gehalten. Dabei blieb es dann aber auch, bevor sie sich auf den Weg machten und eine letzte Mission vorbereiteten.

Alle vier versammelten sich im Gaterium. Fürst Zaiku stand angestachelt im Kontrollraum und beobachtete das Team, wie es sich zum Abmarsch fertig machte.
Era streifte wieder ihre schwarzen Lederhandschuhe über, Jenny zurrte ihren Rucksack fester und George schwankte nervös hin und her. Dann kam auch Marco endlich aus dem Seitengang und trug die schwarze Kugel bei sich:
„Okay, es kann losgehen… Euch ist doch klar, dass wir zu unserer letzten Offworld-Mission aufbrechen, oder? Ein letztes Mal treten wir gemeinsam durch das Sternentor…“
Zaiku ordnete die Anwahl des Sternentors an und schon begannen die sieben Chevrons aufzuleuchten. Jedes einzelne Symbol rastete ein und dann ertönte das bekannte Rauschen, wenn der Vortex hervor schoss und den Ereignishorizont bildete.
Das schimmernde blaue Licht wirkte nun doch irgendwie deprimierend auf alle Teammitglieder. Vielleicht war es wirklich die letzte gemeinsame Reise durch das Sternentor, denn Rafael würden sie bei seinem nächsten Angriff nicht stoppen können. Viele Erinnerungen waren mit dem Tor verbunden. Viele Welten hatten sie durch dieses Portal besucht und zahlreiche Abenteuer durchgemacht.
Sie alle atmeten noch einmal tief durch, bevor sie durch den Ereignishorizont traten um die letzt Mission zu erfüllen.

Ein Hyperraumfenster öffnete sich und ein Kristallschiff fiel aus dem Hyperraum.
An Bord befand sich Rafael und hockte angeschlagen auf dem Kontrollstuhl der Brücke. Sein Körper war voller Verbrennungen, die nur langsam verheilten. Er hatte einfach nicht mehr die Kraft, um das Schiff länger zu lenken oder Chai zu erreichen. Trotzdem wusste er schon jetzt, dass er die Produktionsanlagen hochfahren würde, um eine Armee aufzustellen, die Zerberus innerhalb kürzester Zeit einnehmen würde.
Zitternd betrachtete er die Brandnarben und biss hasserfüllt die Zähne zusammen:
„Verdammter Eden! Der sollte doch tot sein… Einen Vorteil hat das ganze aber schon. Er will sicherlich, dass das Team von Marco die Waffe sucht…
So könnte ich sie auch leichter finden aber…“
Er zuckte zusammen, denn auch für ihn waren die Schmerzen nicht harmlos:
„In diesem Zustand kann ich nicht kämpfen…“
Rafaels Blick durchstreifte die große Brücke, die genau wie das Schiff aus reinem Kristall bestand. Es brauchte nur Sekunden, damit ein neuer finsterer Plan in seinem Kopf gedeihen konnte. Wenn er nicht selbst angreifen konnte, musste er einen Soldaten schicken. Eiskalt riss er sich ein paar Hautstücke vom Körper und hielt sie belustigt in der Hand:
„Ein Abkömmling muss her!“
Wie auf Kommando marschierte ein Kristallsoldat auf die Brücke und verbeugte sich vor seinem neuen Meister. Dieser drückte seine Hautzellen mit der Fingerspitze in den Körper des Kriegers, wodurch diese zu glühen begann. Die Hautfetzen verschwanden im Kern des Kristallsoldaten und ließen seine äußere Form ändern. Der strukturlose Krieger bekam die Gestalt eines Menschen, genau wie sein Schöpfer. Als die Verwandlung abgeschlossen war, ähnelte der Kämpfer seinem Meister bis ins kleinste Detail. Nur die langen Haare fehlten und wurden durch eine Glatze ersetzt. Der Erzengel begutachtete seine Schöpfung, dann kicherte er zufrieden:
„Ich taufe dich auf den Namen Kenuva! Du wirst an meiner Stelle dem Zerberus-Team folgen! Suche in der Nähe des Planeten Paradisus. Dort habe ich schon immer diese blöde Waffe vermutet!“
Der Untergebene verbeugte sich unterwürfig:
„Ja wohl, Vater!“
Anschließend stolzierte der Abkömmling davon, um sich mit einem Transporter in das entfernte Sonnensystem von Paradisus zu begeben.
Kenuva war der ultimative Diener, mit ähnlicher Stärke wie Gabriel einst. Rafael genoss seinen Plan, während er in die Weiten des Alls sah:
„Die Sphäre des vollkommenen Glücks wird bald entstehen und dann werden all meine Träume endlich wahr werden!“

Der Planet war hell…
Anders als Paradisus befand sich Sanctus sehr nahe an der Sonne und dem entsprechend war es heiß, trocken und sehr hell. Marco, George, Era und Jenny setzten sich ihre Sonnenbrille auf und erblickten eine einfache Wüste.
Nicht einmal Bäume zierten das Antlitz dieses Planeten. Es gab nur Sand, in dem es schwer zu laufen war. Es brauchte nur Minuten, um die Freunde zur Erschöpfung zu treiben. George verkniff sich sogar das Fluchen, weil alle Gefährten das Leid mit ihm teilten. Trotz der schützenden Brillen, brannte das Sonnenlicht in den Augen und zwang die Reisenden dazu ihre Augen zuzukneifen. Mächtige Dünen erhoben sich und bildeten ein Gebirge aus Sandkörnern und Staub.
Marco zog einen kleinen Scanner aus seiner Westentasche, um die Daten aufzurufen, die Eden ihnen überlassen hatte:
„Okay, wir müssen einen Kilometer nach Osten. Dort sollten wir einen Steinkreis wie auf dem Eisplaneten mit dem Repositorium finden. Da müssen wir die Kugel in der Mitte platzieren, damit sie sich aktiviert!“
Der Plan schien eindeutig aber Jenny wirkte weniger erfreut. Sie zeigte auf den zunehmenden Wind:
„Ich befürchte ein Sandsturm kommt auf! Wir sollten uns beeilen!“
Hastig brachen die vier auf um die Dünen zu überqueren. Der Aufstieg gestaltete sich als ungeahnt schwierig. Immer wieder versank jemand in dem weichen Sand oder rutschte den Sandhaufen wieder hinab. Durch den weichen Boden konnte nicht einmal Jenny richtig die Erde bändigen. Sie versuchte die Düne zu teilen, in dem sie die Faust auf den Boden schlug aber nichts geschah.
Nach einigen Ausrutschern hatte die Gruppe mehrere Dünen hinter sich gelassen und erklimmte die letzte Hügelgruppe. Erstaunt deutete Era auf das Tal vor ihren Augen. Genau vor ihnen lag ein Kreis aus Steinen, verziert mit den Symbolen der Antiker. George schrie begeistert auf und stürzte erleichtert den Sandberg hinab:
„Endlich! Wir haben es gefunden!“
Marco und Era versuchten ihn noch zu bremsen aber Georges Ansturm auf den Steinkreis endete mit einem lauten Zischen. Kurz bevor er den ersten Brocken passieren konnte, erhob sich eine leuchtende Wand, an der er stöhnend abprallte. Der Techniker wurde zu Boden geworfen und die Barriere wurde wieder unsichtbar. Die Galonierin schlug sich auf die Stirn:
„Du bist ein Holzkopf! Ist dir nicht aufgefallen, dass der Steinkreis über die Jahre längst von Sand bedeckt sein müsste!? Ist doch klar, dass es ein Kraftfeld gibt!“
Murrend richtete sich George wieder auf und schaute hoffnungsvoll zu Marco auf:
„Du kannst das Teil doch abschalten oder?“
Der Blonde verzog nur fragend das Gesicht, bevor er sich umschaute:
„Das bezweifle ich… Es gibt keine Konsole… Vermutlich liegt der Schildgenerator weit unter dem Sand…“
Neue Entmutigung erfasste die Freunde. George wollte diese Pleite nicht wahr haben und kniff die Augen zusammen:
„Jenny? Erdbändigen?“
Von der jungen Frau kam keine Reaktion, was schon alles sagte, also stand das Team vor einer unlösbaren Aufgabe. Wie sollten sie ein so massives Energiefeld überwinden?
Eine merkwürdige Neugierde erfasste Marco, also stiefelte er vorsichtig an den Schild heran.
Wie durch ein Wunder blieb er vom Schild verschont und erreichte das Innere des Steinkreises. Die anderen starrten ihn ungläubig an und George verschränkte beleidigt die Arme:
„Wie bist du da rein gekommen?“
„Antiker-Gen?“
„Dann hätte ich da auch rein gekonnt!“, schimpfte der Schiffstechniker, musste sich aber mit der Lösung zu frieden geben. Der Blonde holte die schwarze Kugel aus seinem Rucksack und legte sie in die Mitte des Kreises. Wenn der Schlüssel funktionierte, würde es jetzt passieren. Tatsächlich erschienen auf dem schwarzen Objekt nun Ziffern, die für das Wort „Zuflucht“ auf Antikisch standen. Der Schutzschild flackerte auf und verschwand, wodurch nun auch die anderen Zutritt hatten.
Die Kugel wurde komplett von der Schrift der Alteraner eingehüllt und brachte die Symbole auf den zehn Felsen zum leuchten. Dann ging alles ganz schnell.
Eine Energiewelle ging von dem Gerät aus und brachte die Erde zum beben. Sand peitschte auf und wurde von einem großen Objekt verdrängt, welches wie eine Geistererscheinung in der Wüste erschien. Vor den Augen des Zerberus-Teams materialisierte sich eine Zitadelle.
Ein kirchenähnlicher Tempel mit hohen Mauern und Türmen.
Ohne Zweifel war es ein Gebäude der Antiker, denn die Konstruktion ähnelte dem Bau von Atlantis. Keiner von ihnen hätte mit so einem großen Schreien gerechnet und besonders George viel die Kinnlade herunter:
„Die größte Kirche, die ich je gesehen habe! Ich habe das Gefühl, wir haben sie gefunden! Die Waffe Gottes muss da drin sein!“
Nach einem Blick auf den Scanner war auch Marco sich vollkommen sicher:
„Das glaube ich auch! Laut den Daten wird der Komplex von zwei ZPMs angetrieben!“
Es gab also keinen Zweifel mehr. Selbst wenn dieses Konstrukt nicht die Waffe war, gab es hier vermutlich Technologie, die im Kampf hilfreich war. Zum Teil erinnerten die Türme an Atlantis, was ein Zeichen für Drohnen und Jumper war.
Marco war der erste, der das zehn Meter hohe Eingangstor durchschritt und somit das Innere der Anlage betrat. Era war ihm dicht auf dem Fersen. Innen war es etwas düster, weshalb alle ihre Sonnenbrillen abnahmen. Wie jedes Gebäude der Antiker reagierte es auf die Anwesenheit der Gruppe und schaltete das Licht an. Es gab keine Abzweigungen, sondern nur den geraden Hauptgang. George konnte schon das Ende sehen und nahm an Tempo auf:
„Ich werde verrückt! Seht euch das an!“
Sie erreichten einen großen Saal, der dem Gaterium von Atlantis nachempfunden war, nur 100 Mal größer. Es gab keinen Kontrollraum und keine majestätische Treppe. Dafür waren die Wände durch und durch mit Schriften überzogen und vor ihnen befand sich ein Altar mit Stelen, wie bei der Waffe auf Dakara. Die Gefährten waren sprachlos und das Ziel in greifbare Nähe gerückt. Marco versuchte ein paar der Worte zu lesen aber Jenny und George schoben ihn drängelnd zu dem Kontrollpult:
„Los, jetzt! Aktivier sie, so wie es Eden sagte! Wir müssen Rafael loswerden!“
Der Leichtsinn seiner Freunde überraschte ihn, also zögerte er und wechselte Blicke mit Era. Auch die Galonierin hatte kein gutes Gefühl bei der Sache:
„Wartet! Wir wissen doch gar nicht, wie die Waffe Gottes wirkt! Eden hat doch gesagt, dass sie anders ist als wir uns vorstellen!“
Stille drängte sich zwischen die Mitglieder, bis Jenny genervt die Augen verdrehte:
„Die sieht aus wie auf Dakara! Das muss genauso eine sein! Wenn wir nicht so einen Zeitdruck hätten, würde keiner von uns so drängen!“
Wie erwartet brach eine hitzige Diskussion zwischen den weiblichen Mitgliedern des Teams aus. Weder Era noch Jenny wollten jetzt nachgeben und beharrten stur auf ihre Position. Marco fühlte sich unentschlossen, als ihn eine Stimme zu rufen schien. Er glaubte eine zarte, weibliche Stimme zu hören, die durch sein Unterbewusstsein hallte.
Er drehte sich um und fixierte das Kontrollpult des Altars. Die Stimme kam von der Maschine. Wie in Trance betrat der Anführer die Plattform und legte seine Hände auf die Schaltfläche. Zu spät bemerkte George die Tat seines besten Freundes:
„Marco, nicht!“
Alle Zeichen des Saals strahlten mit voller Kraft auf und aktivierten einen blauen Schild um den Anführer. Er war sofort von seinen Freunden abgeschnitten. Era versuchte das Kraftfeld mit Anlauf zu durchstoßen aber sie prallte daran ab, wie ein Gummiball.
Der Blonde rührte sich nicht und stand benommen wie eine Statue. Seine Augen fielen zu und die Stelen auf dem Altar bewegten sich von alleine auf und ab. Marco war geistig an einem anderen Ort.

Es war ein komisches Gefühl.
Marco schien seinen Körper zu verlassen und schwebte in einer unendlichen Leere zwischen den Sternen des Weltalls. Sein Körper dehnte sich und zog sich wieder zusammen, während seine Umgebung eine andere Form annahm.
Träumte er oder flog er wirklich durch das All? Die weibliche Stimme wurde stärker und zog ihn zu sich, bis er wieder festen Boden unter den Füßen hatte.
Als er seine Augen öffnete, stand er in einem Gateraum, vor einer prachtvollen Treppe. Diesen Ort konnte jeder erkenne. Er war auf Atlantis aber die Station war leer. Keine Wissenschaftler pendelten durch die Räumlichkeiten und kein Rodney McKay versuchte ihn zu verscheuchen. Nicht einmal Dr. Weir war in ihrem Büro. Völlig verwirrt rief Marco in die Leere hinein:
„Hallo!? Jemand da? Dr. Weir? Colonel Sheppard? Dr. McKay? Irgend jemand?”
Er war ohne Zweifel auf Atlantis aber wieso? Die Waffe hatte wirklich eine unheimliche Wirkung, wenn es denn eine Waffe war. Ihn beschlich das Gefühl, dass die Wahrheit für alle Rätsel direkt vor ihm lag.

Fortsetzung: Folge 18
Folge 18: Die Gezeiten der Zeit by nickfrostus
Folge 18: Die Gezeiten der Zeit


Wie heiße ich? Wer bin ich?
Wo komme ich her? Wieso lebe ich? Was ist meine Aufgabe?
Wo gehe ich hin? Was fühle ich?
Was macht mich aus? Wer steht zu mir und wer ist mein Feind?
Was ist mein Schicksal? Bin ich von großer Bedeutung?
Habe ich einen Einfluss auf den Verlauf des Schicksals?
Was kann ich alles? Wie viel kann ich erreichen?
Das alles sind Fragen, die sich jeder Mensch einmal stellen kann. Jeder Soldat, jeder Wissenschaftler aber auch jeder Bürger einer Kleinstadt. Es sind die tiefgründigen Fragen, die unsere Existenz ausmachen. Einige kann man beantworten, andere bleiben einem für immer verborgen. Manche Leute suchen ihr Leben lang nach verschiedenen Antworten und doch bleibt ihnen die absolute Wahrheit meistens verwehrt.
Sie finden keine Existenzberechtigung und leiden unter der Leere, die in ihnen zurück bleibt. Andere geben sich mit einfachen Antworten zufrieden und ignorieren schlichtweg alle Gründe.
Sie leben ihr Leben, ohne sich um große Schicksale oder Bestimmungen zu kümmern. Ich habe mir auch oft diese Fragen gestellt aber nie hätte ich dahinter mehr erwartet.
Die Lösung für alle Fragen…
Die absolute Wahrheit…
Das Tor zur verlorenen Erinnerung…


Marco sah sich immer wieder ratlos um.
Eben hatte er noch auf dem Podest vor der Waffe Gottes gestanden und nun war er nicht mehr bei seinen Freunden. Er war im Torraum der verlorenen Stadt Atlantis aber etwas war anders. Die Menschen der Atlantisexpedition waren nicht hier. Die ganze Stadt wirkte verlassen, als hätte man sie einfach zurück gelassen.
Dr. Weir saß nicht in ihrem Labor, Dr. McKay stürmte nicht aufgebracht durch den Kontrollraum und sogar von Colonel Sheppard gab es keine Spur. Atlantis war verlassen.
Der Blonde verfluchte sich selbst. Wieso hatte er dem geheimnisvollen Ruf der Frau nachgegeben und die Waffe aktiviert? Vielleicht hatte diese Maschine ihn und seine Freunde getötet. Den Leichtsinn bereute er aus vollem Herzen und schrie abermals auf:
„Ist jemand hier? Hallo!?“
Unerwartet drang wieder die weibliche Stimme an sein Ohr und antwortete auf seine Frage:
„Ja, ich bin hier…“
Die Stimme klang näher als zuvor, also drehte sich der Anführer des Zerberus-Teams geschockt um. Er schaute in die grünen Augen einer jungen Frau, die ihren Körper mit weißen Gewandungen aus Seide bedeckte. Ihr langes, helles Haar besaß einen grünlichen Schimmer aber sie lächelte sanft. Marco erkannte sie von einem Hologramm wieder und neigte sich etwas überwältigt vor:
„Jophiel? Das werden langsam echt viele Überraschungen… Erst Eden und jetzt du… Was geht hier vor? Bin ich tot?“
Der weibliche Erzengel musste lachen und schüttelte den Kopf, während sie beruhigend ihre Hand auf seine Schulter legte:
„Nein, du lebst aber ich musste mit dir reden, bevor du die Waffe aktivierst. Ich habe die Aufgabe dir die absolute Wahrheit zu enthüllen.“
Der junge Mann wurde nur noch verwirrter und rieb sich etwas benommen die Schläfe:
„Die absolute Wahrheit? So etwas hat Eden schon zu mir gesagt. Wie meint ihr das? Welche Wahrheit?“
„Die absolute… Was es mit Zerberus auf sich hat oder mit dem Erzengelkrieg… Was mit der Waffe Gottes passieren sollte und wieso gerade du hier in Zerberus gelandet bist. Ich würde sagen, wir fangen vorne an!“, erklärte sie und hob den Arm.
Die Umgebung reagierte und die Lichter von Atlantis begannen sich einzuschalten. Erst schwebten merkwürdige Geister durch die Räumlichkeiten, bis dann ganze Menschen ihres Weges zogen. Es waren weiß gekleidete Menschen. Sie alle hatten ein besorgtes Gesicht, strahlten aber dennoch großes Wissen und Macht aus. Es waren Antiker, ohne Zweifel.
Jophiel machte einen Schritt auf die majestätische Haupttreppe zu und versuchte dem Blondschopf alles zu erklären:
„Das ist Atlantis vor Millionen von Jahren. Damals war die Stadt noch auf der Erde und das Volk der Lantianer wurde von der Seuche heimgesucht.“
Einige lantianische Wissenschaftler hetzten wie von Bienen verfolgt durch die Gänge und versuchten alles für einen kommenden Abflug vorzubereiten. Marco verfolgte aufmerksam die Unruhe, als ein älterer Mann aus dem Konferenzraum kam und die Stufen der Treppe hinab schritt. Aus Berichten von SG-1 wusste Marco, dass es sich um Merlin handelte. Der weiße Bart und sein stolzer Gang verrieten ihn:
„Das ist doch Myrdin oder Merlin…“
„Das ist Morus Jenar, der letzte Ratsführer von Atlantis!“, korrigierte die aufgestiegene Frau und versuchte Marcos Aufmerksamkeit auf die Situation zu lenken. Eine kraftvolle Stimme durchschnitt die Luft. Ein muskulöser, großer Mann mit blonden Haaren und weißen Gewändern stürmte aus dem Seitengang herbei, um Morus zu stoppen:
„Vater, warte!“
Marco klappte die Kinnlade herunter und er begann unkontrolliert zu stammeln:
„Das ist Eden! Du verarscht mich, Jophiel! Eden war der Sohn von Merlin?“
Der Erzengel nickte und betrachtete das doch ungewöhnliche Bild vor ihnen.
Eden hatte es eilig und blieb abrupt vor dem Ratsmeister stehen:
„Vater, was soll das!? Ich habe gerade erfahren, dass ich zum Rat der Kolonie in Zerberus gehören soll! Wieso das? Was ist mit Melokars Erfindung!?“
Morus seufzte und packte Eden bei den Schultern:
„Eden, du bist weise und sehr reif. Terraforming war ein voller Erfolg! Ich möchte, dass du für mich im Rat der Zerberus-Galaxie sprichst…“
Merlin wirkte entschlossen aber Eden riss sich von seinem Vater los und runzelte anklagend die Stirn:
„Du weichst meiner Frage aus, Vater! Was ist mit der Erfindung von Melokar?! Sie könnte eine Rettung für unser Volk sein und wir bräuchten nie wieder eine Seuche zu fürchten!“
Nun wurde der Ratsmeister doch zorniger und versuchte eine aufkommende Wut zu unterdrücken:
„Dein kleiner Bruder hat versagt! Sein Repositorium hat schwere Nebenwirkungen! Die Energie wird so weit ansteigen, dass der Nutzer förmlich eine menschliche Kernschmelze erlebt. Sein Projekt ist gescheitert und der Rat wünscht, dass er seine Forschung sofort unterbindet! Du wirst Melokar mit nach Zerberus nehmen! Atlantis wird die Erde in drei Tagen verlassen und nach Pegasus fliegen! Akzeptiere das, Eden!“
Die Entscheidung war gefällt und Morus setzte seinen Weg fort. Sein Sohn blieb etwas orientierungslos im Gaterium stehen und kniff verzweifelt die Augen zusammen.
Marco hatte sich verschluckt und begann nun lautstark zu husten, während Jophiel ihn etwas mitfühlend ansah und überlegte ihm auf den Rücken zu klopfen:
„Habe ich das richtig verstanden? Es ging um das Repositorium, von dem ich meine Kräfte habe. Ich werde an den Folgen der Mutation sterben!? Noch schlimmer… Edens kleiner Bruder hat das doofe Teil gebaut?!“
Sein Ton war panisch aber Jophiel wurde unruhiger und fasste sich etwas beschämt hinter den Kopf:
„Oh… Du reagierst schon bei der Information so stark? Dann wirst du ausrasten, wenn ich dir noch mehr zeige! Es wird dir nicht gefallen!“
„Mach endlich!“, fauchte Marco, als sich die Umgebung wieder zu verändern schien. Atlantis und sein Gaterium verschwanden wieder im Nichts und wurden durch eine neue Räumlichkeit ersetzt, die sehr stark einem Labor glich.

Noch immer stand Marco wie angewurzelt im Inneren des Kraftfeldes.
Inzwischen hatten alle drei versucht zu ihm durchzudringen aber nach einer halben Stunde hatten sie verzweifelt aufgegeben. Seit drei Stunden hockte die Mitglieder des Zerberus-Teams in der Zitadelle und beteten, dass ihr Anführer aufwachen würde.
George warf immer wieder einen Tennisball gegen die Wand, so dass dieser daran abprallte und zu ihm zurückrollte. Jenny versuchte es mit etwas Meditation, auch wenn sie nicht sehr erfolgreich darin war. Nur Era schien keine Beschäftigung zu haben und tigerte um den Altar herum, in der Hoffnung einen Stecker zum deaktivieren zu finden:
„Es muss doch einen Weg geben ihn da raus zu bekommen!“
George schüttelte lustlos den Kopf und fing erneut seinen Ball auf:
„Nein und bei so einer komplexen Technologie würde ich es vermeiden etwas herauszuziehen. Am Ende sprengen wir noch die Galaxie!“
Der Techniker hatte Recht aber es passte Era nicht, dass sie machtlos war. Plötzlich reagierte der Lebenszeichendetektor in Georges Westentasche, weshalb er eilig einen Blick darauf warf:
„Äh… Das ist ein Lebenszeichen aufgetaucht…“
Die Galonierin horchte auf und auch Jenny spähte durch ihre zusammengekniffenen Augen hindurch:
„Sicher nur ein doofes Tier… Vielleicht ein Kamel oder so ein Sandwurm…“
George wurde immer unruhiger und sprang sofort verunsichert auf:
„Das glaube ich nicht! Die Lebensform ist viel zu schnell für ein normales Tier!“
„Ein Düsenkamel!“, lachte Jenny und unterbrach ihren Kameraden schroff.
Era nahm diese Erscheinung sehr ernst und zog ihre Kampfhandschuhe höher:
„Vielleicht bekommen wir ungebetenen Besuch! Macht euch lieber auf einen Kampf gefasst!“

Sie standen in einem abgedunkelten Labor, tief im Inneren eines steinernen Komplexes. Marco wusste sofort wo er war. In der Ecke stand eine Stuhlplattform und überall waren Terminals. An der Wand war ein Spiegel mit schwarzer Umrandung. Es war der Außenposten in der Mayapyramide, wo er den Unfall mit dem Repositorium hatte. Ein Schauer lief über seinen Rücken, als er diese Datenbank an der Wand hängen sah.
Eden betrat dieses Labor und rief nach seinem kleinen Bruder, der scheinbar an der Energiequelle des Repositoriums beschäftigt war:
„Melokar? Bist du hier? Ich muss mit dir reden!“
Aus der Ecke kam eine junge Stimme, die scheinbar nicht mit dem Besuch des Antikers gerechnet hatte:
„Was ist denn los? Hat Vater wieder über die mangelhaften Baupläne des ersten Garten Eden geschimpft?“
Eden stemmte sofort die Arme in die Taille und marschierte etwas genervt um eines der Terminals, um fast über die Füße seines kleinen Bruders zu stolpern, der fast komplett unter der Konsole verschwunden war, um zu arbeiten:
„Melokar! Der Rat hat entschieden, dass du deine Arbeit an dem Repositorium beenden sollst! Du sollst mit mir nach Zerberus und bei der Gründung der Kolonie helfen!“
Die Anweisung ließ den Antiker unter der Konsole verstummen:
„Was? Aber ich stand doch so kurz vor der Lösung! Wir hätten uns nie wieder vor einer Seuche fürchten müssen. Wir müssten die Milchstraße niemals verlassen!“
Der Schiffsbauer schaute betroffen zu Boden, als sein kleiner Bruder unter dem Computer hervor kam und sich zu voller Größe aufrichtete. In genau diesem Moment blieb Marcos Herz für einen Moment stehen und er taumelte drei Schritte zurück. Die Erscheinung des Lantianers versetzte ihm einen so starken Schock, dass er den Atem anhielt und weiche Knie bekam. Der junge Antiker war in seinem Alter und hatte die gleichen blonden Haare. Melokar, wie er von Eden genannt wurde, sah Marco zum verwechseln ähnlich. Der Anführer des Zerberus-Teams hatte ein lautes Gurgeln im Bauch und sein Kopf fühlte sich wie der Untergrund eines Presslufthammers:
„Jophiel! Was hat das zu bedeuten!? Wieso sieht der Antiker da aus wie ich!?“
Der Blondschopf war völlig aufgelöst und schon waren beide wieder in der Leere des Universums. Trotzdem konnte Marco noch festen Boden unter den Füßen fühlen, was gut war, denn er sackte augenblicklich zusammen. Sein Mageninhalt kam hoch und er musste sich übergeben. Jophiel wollte ihn trösten aber dazu war er schon zu aufgewühlt:
„Ist das nicht eigentlich längst klar? Der Antiker sieht nicht nur aus wie du! Das bist du!“
Diese harten Worte lösten eine neue Schwäche in dem Teamführer aus, weshalb er sofort lautstark gegen die Behauptung ankämpfte:
„Völlig ausgeschlossen! Ich wurde auf der Erde als normaler Mensch in Queens geboren! Ich bin kein Antiker! Dann müsste ich mich doch daran erinnern!“
Der weibliche Erzengel beugte sich zu ihm hinab und ergriff seine Hand. Ihr Händedruck war warm aber ihr Blick zeigte neue Trauer:
„Das ist aber die Wahrheit! Es ist viel in der Vergangenheit passiert!“
Noch immer wollte es ihm nicht in den Kopf, also riss sich Marco von ihr los und stampfte aufgebracht davon, während er weiter fluchte:
„Das ist doch Blödsinn! Dann wäre ich ja theoretisch der Sohn von Merlin! So etwas Hirnrissiges habe ich noch nie gehört!“
Jophiel bewegte sich hinter ihm her aber so sanft, dass man glaubte sie würde schweben:
„Du kannst nicht einfach weg laufen! Auch in deiner irdischen Vergangenheit haben sich viele Dinge ereignet, die das beweisen!“
„Und die wären!?“, schrie Marco, als er sich blitzschnell umdrehte.
Plötzlich schossen ihm Bilder durch den Kopf, die ganz klar Jophiel erzeugte, als sie ihm genau diese Ereignisse zu zeigen versuchte:
„Dein Unfall beim Schlittschuhlaufen als kleiner Junge! Du hast dir den Kopf angeschlagen und Visionen der Zukunft gehabt! Anschließend hast du sogar die Sprache der Antiker gesprochen, obwohl du noch nicht einmal vom Stargate wusstest! Was glaubst du, warum Rafael ausgerechnet dich nach Zerberus geholt hat oder wieso bisher nur bei dir das Repositorium der Kraft reagiert hat!?
Auch die Verwandlung zum Antiker, als dir das Wissen ins Gehirn geladen wurde! Dir wurde kein neues Wissen verabreicht, sondern dein altes nur reaktiviert. Deshalb war deine Verwandlung schneller als bei General O`Neill!“
Langsam ergaben diese Begründungen doch Sinn, so sehr sich Marco innerlich auch dagegen sträubte. Das Repositorium und den Sog konnte er noch als Zufall abtun aber die Dinge aus seiner Kindheit waren nicht anders zu erklären.
Ein neuer Kloß glitt seinen Rachen hinab, während er laut hechelnd auf die Knie fiel und mit einer merkwürdigen Verzweiflung kämpfte. Ein ungutes Gefühl bohrte sich durch seine Eingeweide und schon lösten sich Tränen der Orientierungslosigkeit aus seinen Augen.
Der tapfere Anführer des Zerberus-Teams begann zu weinen, wollte er doch nur verstehen, was hier vor sich ging. Ergab das einen Sinn?
Er hatte doch ein normales Leben auf der Erde geführt, abgesehen von den tragischen Begebenheiten wie der Mord an seinen Eltern. Nun fiel ihm auch die Rede seines Bruders wieder ein. Harry hatte versucht ihm ähnliches zu erklären, als das Zerberus-Team auf Atlantis war. Angeblich habe Marco selbst ihm die Aufgabe erteilt die Daten der Waffe Gottes aus der Datenbank von Atlantis zu löschen.
Bisher hatte er das nicht geglaubt aber wieso machte es nun auf so absurde weise einen Sinn?
Die Tränen liefen immer schneller über sein Gesicht und ein quälendes Gefühl ließ seine Emotionen überkochen, während er vor sich hin wimmerte:
„Das kann doch alles nicht wahr sein… Harry… Eden… Ich weiß nicht…”
Jophiel wartete und versuchte dem jungen Mann alle Zeit der Welt zu geben, wusste sie in ihrem Unterbewusstsein, dass seinen Freunden ein anderes Problem drohte.

Die drei Freunde starrten gebannt auf den Hauptkorridor des Gebäudes, weil sie nun hallende Schritte vernahmen.
Era nahm Kampfhaltung an und strich sich ein letztes Mal nervös durch ihr Haar. Ein humanoides Wesen war gerade auf den Weg zu ihnen und sicherlich war es kein Freund. Erst als der Fremde ins Licht trat, wurde seine Identität enthüllt. Es war eine Kopie des Erzengels Rafael, nur dass dieser Abklatsch keine langen Haare besaß. Die Galonierin machte herausfordernd einen Satz nach vorne:
„Was willst du hier!? Verschwinde!“
Kenuva musterte die drei Gegner und begann diabolisch zu lächeln, wie man es von seinem Schöpfer kannte:
„Ihr seid wirklich sehr frech. Mein Vater hat also nicht gelogen. Überlasst mir die Waffe Gottes und ich werde euch vielleicht verschonen!“
„Vergiss es! Eher sterben wir!“, schrie George aufgebracht.
Kenuva schien kein Stück von der Drohung beeindruckt, sondern eher gelangweilt:
„Ihr wollt kämpfen? Ziemlich töricht aber wenn ihr es so haben wollt!“
Mit einem großen Sprung segelte Kenuva durch die Luft und sauste auf die Kameraden hinab. Era und Jenny sprangen sofort bei Seite aber George wehrte den ersten Angriff mit einer gedanklichen Barriere ab.
Beim Aufprall wäre diese Blase fast zerbrochen aber Kenuva hatte scheinbar nicht die Kraft von Rafael. Era holte für einen Schlag aus und ließ ihre Faust auf den Feind zu rasen, doch unterschätzte sie Kenuvas Geschwindigkeit. Er bog sich aus der Schlaglinie und verpasste ihr einen fiesen Kick.
Die Galonierin rutschte pusten am Boden entlang und krachte gegen die Wand des Saals. Jenny konzentrierte sich und schon brach der Fußboden in Stücke. Drei große Felsbrocken erhoben sich und flogen wie Kanonenkugeln auf den Abkömmling zu.
Kenuva konnte nicht mehr ausweichen, also zerschlug er die Brocken zu kleinen Kieselsteinen. Abgelenkt von der Bodenattacke bemerkte er zu spät den telekinetischen Schlag von George. Von einer Druckwelle getroffen verlor Kenuva das Gleichgewicht und schon verpasste ihm Era einen Kinnhaken, der ihn auf die Bretter beförderte.
Genervt stand der Sprössling des stärksten Erzengels wieder auf und wischte sich das Blut von der aufgeplatzten Lippe:
„Das werdet ihr noch bereuen!“

Unendlich lange hockte Marco einfach nur da und versuchte die Informationen zu verdauen, ja sich sogar an diese angebliche Vergangenheit als Antiker zu erinnern. Jophiel wollte diese Selbstfolter nicht mehr mit ansehen und strich ihm behutsam über die Schulter:
„Du musst stark sein, so wie du es schon immer warst!“
Marco schaute zu ihr auf und wischte sich selbst die Tränen aus dem Gesicht:
„Wie kommt es, dass ich als normaler Mensch geboren wurde und keine Erinnerung habe? Wieso wollte Rafael ausgerechnet mich in Zerberus haben?“
Nun wollte er mehr wissen, also füllte der weibliche Erzengel diese leere Umgebung mit neuen Bildern. Er sah die Welt von Paradisus. Im Kern dieses blühenden Planeten lag Kritias, eingebettet von hohen Gebäuden und einer gewaltigen Werft für Raumschiffe. Jophiel versuchte alles zu erklären:
„Die Lantianer hatten Zerberus mit Hilfe der Lunatic mit neuem Leben erfüllt. Leider wurde der Frieden schnell getrübt. Es entwickelten sich ein paar Rassen, die ihre Unabhängigkeit erklärten. Darunter die Zera und die Corona. Die Erzengel waren auch darunter aber trotzdem bestand eine Handelsbeziehung zwischen ihnen und den Antikern.“
Der Planet verschwand und Marco konnte einen Blick auf gewaltige Flotten von Schiffen der Auroraklasse werfen, die über einem Planeten in Position ging, der eine glänzende Oberfläche besaß:
„Mein Volk wurde immer gieriger nach der Technologie der Antiker und irgendwie entwickelte sich daraus ein tiefer Hass geprägt von Neid. Natürlich weigerten sich die Antiker anfangs einen Krieg zu beginnen aber als mein Volk einfach Angriffe auf Transportschiffe startete, war auch die Geduld der Antiker vorbei.“
Schiffe aus Kristall verließen den Hyperraum und gingen auf die Auroraschiffe los. Plötzlich war das All um Marco in ein helles Blitzgewitter getaucht. Drohnen und Energiesalven rauschten an ihnen vorbei und zerstörten die Schiffe der feindlichen Reihen:
„Eines Tages wurde ich bei einer Schlacht verletzt! Ein Anführer der Antiker fand mich und brachte mich nach Kritias, um mir zu helfen. Mein großer Bruder Michael dachte jedoch es wäre eine Entführung! Während er also die Truppen gegen Paradisus ins Feld schickte, geschahen auf unserer Heimatwelt andere furchtbare Dinge…“
Das Weltall verschwand und Marco fand sich mit Jophiel im Thronsaal eines Palastes wieder. Am Boden lagen zahlreiche Leichen.
Sie waren aufgespießt, durchbohrt, einige waren verbrannt und wieder andere hatten ein gebrochenes Genick. Blut beschmierte die glasklaren Wände des Kristallpalastes und rote Flüssigkeit bedeckte den Boden.
Auf dem Thron saß ein mit blutbeschmierter Rafael, laut und diabolisch lachend:
„Michaels Zwillingsbruder Rafael war anders als wir. Er wollte eine Sphäre des vollkommenen Glücks erschaffen, in dem nur seine Wünsche wahr wurden. Er verriet unser eigenes Volk und löschte die Bevölkerung des ganzen Planeten aus.
Seine Fähigkeiten waren abnormal und so konnte ihn niemand stoppen!“
Die Wahrheit war härter als erwartet und Marco kämpfte immer wieder mit der Übelkeit.
Jophiel ließ ihn vorübergehend nachdenken, bevor sie einen abgelegenen Planeten mit Felsen und Bergen zeigte. Auf einem Plateau dieser Welt kämpften zwei ähnlich aussehende Gegner um die Macht. Beide schlugen um sich oder entfachten tödlichen Energiesalven:
„Es kam zum Entscheidungskampf zwischen Michael und Rafael! Rafael verlor diese Schlacht und musste seine Energie abgeben. Diese wurde sicher in Gabriel versiegelt, wo sie unangetastet bleiben sollte…“
„Bis ich kam und Gabriel zerstört habe!“, murrte der Blonde und versuchte der Geschichte zu folgen. Trotzdem hatte er noch immer keine Antwort auf die Frage, wieso er als Mensch auf der Erde geboren wurde. Jophiel machte mit ihrer Geschichtsstunde weiter und ließ etwas Zeit verstreichen. An einem sonnigen Tag läuteten die Glocken auf ganz Paradisus. Vögel flogen durch die Luft und viele Antiker versammelten sich auf den Straßen:
„In der Hoffnung einen Frieden zu erreichen gab es eine Hochzeit. Ich hatte mich in den Antiker verliebt, der mich rettete und deshalb heiratete ich ihn!“
Jophiel hörte neben sich ein Poltern, weil Marco hinten übergefallen war und sich jammernd die Augen zu hielt:
„Sag jetzt bitte nicht…“
„Doch, ich und Eden haben geheiratet aber der Frieden setzte nicht ein! Das Gegenteil war der Fall. Michael bezeichnete mich als Verräterin und wollte mich von Uriel töten lassen. Von dem Kampf hast du ja gehört. Er und ich starben bei dieser Schlacht. Mir wurde der Aufstieg gewährt aber Uriel blieb zwischen den Ebenen hängen!“, berichtete der weibliche Erzengel und schien selbst mit den Tränen zu kämpfen. Die Erinnerungen an die Vergangenheit zerrten auch an ihrem Nervenkostüm.
Plötzlich befand sich Marco wieder in der Zitadelle von Sanctus und beobachtete sich selbst dabei, wie er die Waffe Gottes baute. Wieder konnte er eine Szene der entfernten Vergangenheit mit ansehen. Eden rannte aufgebracht und sichtlich verstört in die Halle und packte seinen kleinen Bruder grob am Arm:
„Was tust du da, Melokar!? Wie kommst du dazu, so etwas zu bauen!?“
Der junge Antiker schüttelte Eden ab und verzog eiskalt das Gesicht:
„Ich werde den entstandenen Schaden rückgängig machen! Diese Waffe wird uns Jophiel zurück bringen und die Erzengel für immer vernichten!“
Edens fassungsloser Blick wanderte über den Altar mit den Stelen, bevor er seinem jüngeren Bruder wütend eine schallende Ohrfeige gab:
„Ich vermisse Jophiel mehr als alle anderen aber diese Waffe ist gegen die Gesetze der Natur. Das werden die Aufgestiegenen niemals zulassen! Sei doch vernünftig!“
Melokar ignorierte diese Worte und schnappte sich ein Werkzeug, mit dem er weiter an der Maschine arbeitete. Jophiel kniff nun doch traurig die Augen zusammen:
„Mein Tod hat dich blind vor Zorn gemacht. Schon damals konntest du nicht tatenlos zusehen, wenn Familie oder Freunde litten. In dem Punkt hast du dich nie verändert! Du hast also die Waffe Gottes gebaut, um das Schicksal aller zu ändern!“
Der Blonde setzte sich auf den Boden, um die Vorgänge zu verstehen, während er seinem Ebenbild bei der Arbeit zusah:
„Was macht die Waffe Gottes genau?“
Die Frau strich ihr langes Haar zurück und zeigte auf die vielen Schriftzeichen an der Wand:
„Die Waffe Gottes stellt eine Verbindung zu Ebene der Aufgestiegenen her und nutzt diese Energie, um das Schicksal zu ändern. Gleichzeitig steigt der Nutzer selbst auf und wird Teil der kosmischen Ebene. Es kam der Tag an dem du die Waffe eingesetzt hast!“
Nun wurde es wieder schwarz um die beiden und Jophiel tat sich schwer damit die letzten Dinge zu erklären:
„Du bist aufgestiegen und hast die restlichen Erzengel in einen tiefen Schlaf versetzt, bis auf Rafael, der kein richtiger Erzengel mehr war. Michael wurde in einen großen Kristall gesperrt! Trotzdem hatte der Einsatz der Waffe schwere Folgen.
Man verbannte dich aus der höheren Ebene und sperrte dich weg. Als Rafael jedoch neue Pläne schmiedete um die Waffe gegen die Aufgestiegenen zu benutzt, entschieden sie sich dafür dir noch eine Chance zu geben. Sie ließen dich auf der Erde neu auferstehen. So wurdest du als Mensch wiedergeboren!
Vor seiner Versiegelung konnte Eden die Waffe Gottes aber noch in eine andere Phase verschieben!“
Die Geschichtsstunde schien beendet und Marco war nur noch sprachlos. Immer noch konnte er nicht fassen, was hier passierte und saß einfach nur da. Sollte er die ganze Geschichte einfach so hinnehmen. Sich aufzuregen brachte ihm auch nichts, also versuchte er Jophiels Blicke zu deuten:
„Und was soll mir das ganze jetzt bringen? Ich bin immer noch Marco und nicht irgendein Melokar Jenar aus der Vergangenheit! Ich kann Rafael immer noch nicht besiegen!“
Ein warmer Wind wehte zwischen ihnen hindurch und ihm lag eine sanfte Melodie im Ohr. Der weibliche Erzengel stellte sich vor den Anführer des Teams und ergriff seine Hände:
„Du musst nur akzeptieren und dieses Schicksal annehmen. Ich weiß, dass du dich noch immer gegen die Wahrheit wehrst aber lass es doch einfach geschehen.“
Eine merkwürdige Ruhe erfüllte ihn und sein Wille wurde zunehmend klarer. Er schloss die Augen und die ganzen existenziellen Fragen wanderten durch seine Gedanken.

Wie heiße ich? Melokar Jenar!

Wer bin ich? Der zweite Sohn von Morus Jenar, dem letzten Ratsmeister von Atlantis!

Wo komme ich her? Atlantis!

Wieso lebe ich? Ich lebe um meine Freunde und Familie glücklich zu sehen!

Was ist meine Aufgabe? Ich muss Rafael besiegen und Zerberus seinen Frieden geben!

Was fühle ich? Ich fühle Befreiung und Entlastung!

Was macht mich aus? Mein Mitgefühl!

Wer steht zu mir und wer ist mein Feind? Zu mir stehen meine Freunde! George, Jenny, Era, Fürst Zaiku, Sebastian, Eden, Jophiel! Mein Feind ist Rafael!

Was ist mein Schicksal? Mein Schicksal ist es Zerberus zu befreien!

Habe ich einen Einfluss auf den Verlauf des Schicksals? Ja!

Mein Name ist Melokar Jenar!

Donnernd ging Era zu Boden. Die Ausdauer des Abkömmlings war nicht normal.
Sie sah schon alles verschwommen und blaue Flecken zierten ihren weiblichen Körper.
Jenny lag bewusstlos am Boden und George schien am Ende seiner gedanklichen Belastung. Noch immer schnappte er sich große Felsbrocken, die Jenny durch das Erdbändigen hinterlassen hatte und katapultierte sie auf den Gegner zu.
Leider fehlte ihm die Wucht, weshalb der Felsbrocken noch vor Kenuva nieder krachte. Era sammelte ihr letzten Reserven und stürmte erneut auf die Kopie zu.
Kenuva war ihnen überlegen, auch wenn es niemand zugeben wollte. Ihre Fäuste sausten ins leere und schon bekam sie einen neuen Kick ab.
Keuchend fiel die Galonierin um und schlug wütend mit der Faust auf die Erde:
„Verflucht… So darf es doch nicht enden…“
Kenuva lachte triumphierend und packte Era bei der Kehle. Er wollte ihr gerade auf den Kehlkopf schlagen, als ein lautes Surren durch die Halle schallte. Das Kraftfeld, welches Marco umgab, löste sich auf und die Stelen auf dem Altar standen sofort still. Die ganze Maschinerie deaktivierte sich aber der Blondschopf bewegte sich noch immer nicht. Kenuva ließ die Kriegerin mit den Amazonenkräften los und visierte Marco an:
„Ah, noch jemand der beseitigt werden muss!“
Der Abkömmling zögerte nicht und hetzte auf den Anführer des Teams zu. Gerade als seine Faust auf Marcos Rippen zu raste, schnellte dessen Hand hinauf und packte Kenuva am Handgelenk.
Im nächsten Moment starrte der Sohn von Rafael in die entschlossenen Augen des jungen Mannes und begriff, dass etwas anders an ihm war:
„Schluss mit den Spielchen! Jetzt ziehe ich andere Seiten auf!“
Mit sagenhafter Geschwindigkeit bohrte sich Marcos rechte Faust in die Magenkuhle des Feindes und schleuderte ihn davon, wie George vor einige Stunden seinen Tennisball.
Kenuva sah nur noch die Fliesen des Fußbodens, bevor er Blut spuckend zu Marco schaute:
„Was ist passiert!? Hat dich die Maschine stärker gemacht?!“
Der Blonde schüttelte grinsend den Kopf und ballte die Fäuste für den Kampf:
„Nein aber ich sehe jetzt deutlich klarer!“

Fortsetzung: Folge 19
Folge 19: Der Pakt by nickfrostus
Folge 19: Der Pakt


Er fühlte sich merkwürdig.
Sein Geist hatte sich verändert. Er war nun unbeschwert, schon fast entlastet. Sein Körper fühlte sich leicht an und jede Bewegung die er machte war absolut präzise. Bisher war ihm das Ausmaß seiner Kräfte nie bewusst gewesen aber jetzt verstand er seine Gabe bis ins kleinste Detail.
Er wusste jetzt, wie er sie richtig einsetzen musste aber nicht nur sein Körpergefühl hatte sich geändert. In seinem Kopf tummelten sich viele Gedanken, die er zuletzt gefühlt hatte, nachdem er die Wissensdatenbank aktiviert hatte. Bilder waren in seinen Erinnerungen aus einer Zeit, die weit zurück lag. Sein Verständnis für den Lauf des Schicksals war gewachsen, dabei war er doch immer noch der Junge aus Queens, der einst mit seinem Bruder im Park Baseball spielte.
Nun war noch ein anderes Leben in ihm. Die Erinnerungen einer weiteren Existenz, die er bisher nicht kannte. Trotzdem waren es die Gedanken von ihm. Für den blonden Anführer des Zerberus-Teams waren beide Leben völlig real und vorhanden. Benommen schaute er auf seine Hände und erkannte, dass sich das Kraftfeld gesenkt hatte. Jophiel hatte ihre Aufgabe abgeschlossen und ihm sein wahres Ich zurückgegeben.
Eben noch in Gedanken versunken, bemerkte er eine drohende Gefahr.
Wie eine Vision konnte er einen Gegner sehen, der jeden Moment auf ihn losgehen würde, obwohl er ihn nicht im Blickfeld hatte. Mit einer sagenhaften Reaktion wirbelte der Blondschopf herum, packte den Feind am Handgelenk und zielte mit seiner Faust auf dessen Magengrube:
„Schluss mit den Spielchen! Jetzt ziehe ich andere Seiten auf!“
Sein Schlag war so brutal, dass der Gegner Blut spuckend aufkeuchte und einige Meter entfernt auf der Erde aufschlug. Etwas verunsichert sah Marco sich um und entdeckte die kaputte Zitadelle. Sie war das reinste Schlachtfeld. Jenny lag bewusstlos in der Ecke, Era stützte sich erschöpft am Boden ab und George lehnte schwitzend an der Wand. Alle schienen vom Erwachen ihres Freundes erleichtert und schauten Marco erwartungsvoll an. Es brauchte nur eine Sekunde, damit Marco den Gegner als Kenuva, den Abkömmling von Rafael, identifizierte. Seine mentalen Kräfte kehrten zurück, genau wie sein Wissen. Marco grinste selbstbewusst und ballte schon die Fäuste aber Kenuva sprang wieder auf die Füße:
„Was ist passiert? Hat dich die Maschine stärker gemacht?!“
Der Blonde schüttelte platt den Kopf:
„Nein aber sehe jetzt deutlich klarer!“
Diese Antwort war für den Doppelgänger des Erzengels völlig unverständlich, also zögerte er nicht länger und sprintete wieder auf Marco zu. Der frisch erwachte Antiker konnte den Schlag förmlich im Voraus sehen und wich drei Schritte zurück, wodurch Kenuva nur die Luft traf. Auch einem Kick konnte Marco mühelos ausweichen, um dann eine Lücke in der gegnerischen Abwehr zu finden. Er drehte sich um die eigene Ecke und ließ sein Bein herumschnellen. Donnernd traf seine Ferse auf Kenuvas Gesicht und schickte ihn wieder auf die Bretter. Den anderen Mitgliedern des Teams fiel die Kinnlade herunter. Hatte Marco gerade Kenuva einfach so ausgetrickst? Der Abkömmling war doch mindestens so stark wie Gabriel. Der Doppelgänger stieß ein wütendes Zischen aus und brachte etwas Abstand zwischen sich und seinem Kontrahenten:
„Das wirst du noch bereuen! Was glaubst du eigentlich, wer du bist!?“
Marco grinste breit und fasste sich spöttisch hinter den Kopf:
„Immer diese leeren Drohungen… Wenn ich dir sage, wer ich bin, dann bist du bloß beleidigt, also lassen wir das! Ich gebe dir noch einmal die Chance zu verschwinden!“
Dieses Angebot war für Kenuva eine Beleidigung, also spannte er seine Muskeln an und nahm den Blonden ins Visier:
„Ziemlich große Klappe!“
Er stieß sich vom Boden ab und segelte durch die Luft, während er einen Schlag steil hinab beförderte. Marco behielt die Ruhe und duckte sich trocken unter der Attacke durch. Das ermöglichte ihm um Kenuva herumzurutschen und dessen Arme zu ergreifen. Schon fiel der Abkömmling auf die Knie, während Marco seine Arme nach hinten riss und den Fuß in Kenuvas Rücken stemmte:
„Ich habe dich höflich aufgefordert zu verschwinden! Letzte Chance! Ergib dich und ich verschone dich!“
Der Erzengel ignorierte alle Forderungen und kugelte seine eigenen Arme aus, damit er sich aus Marcos Griff befreien konnte. Danach ließ er sich nach vorne abrollen und gewann Abstand:
„Niemals! Ich werde mich doch von einem Menschen nicht herumkommandieren lassen!“
Dann wurde die Halle von einem gleißenden Licht erhellt, welches in Form von blauem Feuer aus Marcos Hand hervor schoss. Die energetische Fackel glühte vor sich hin und Marco hatte keine Probleme mehr damit den Kyon-Schlag einzusetzen. Er stürmte voran und rammte die aufgeladene Hand in den Körper des Abkömmlings:
„Gut für dich! Ich bin kein Mensch sondern ein Lantianer!“
Die Wucht des Schlages durchbohrte den Körper von Kenuva und zerstückelte ihn in einen Hagel aus Kristallbrocken. Mit einem letzten Aufschreien wurde der Erzengel vernichtet.
Nachdem sich die Energie des Kyon-Schlages aufgelöst hatte und die Stücke von Kenuva zu Boden rieselten wie feiner Sand, starrten die anderen Kollegen ihn verunsichert an. George humpelte leicht und kam in die Mitte des Saals:
„Was hast du da gerade gesagt, Marco?“
Der Anführer ließ sich müde fallen und streckte die Arme aus:
„Ich bin ein Antiker! Mein richtiger Name lautet Melokar!“
Irgendwie schienen die anderen kein Wort zu verstehen, denn über den Köpfen von Era und George erschienen große Fragezeichen. Der Blonde verdrehte die Augen und schaute angestrengt zum Boden:
„Ist eine lange Geschichte aber ich bin wirklich ein Antiker und zwar ein richtiger! Nicht dieser halbe Kram!“
Era kämpfte mit einer neuen Schwäche, weil diese Neuigkeit sie vollkommen aus der Fassung brachte. Sie setzte sich auf einen Felsbrocken und sagte kein Wort mehr. Auch George setzte sich in den Schneidersitz und ließ seinen Blick zu der ohnmächtigen Jenny wandern:
„Das dauert bis die wieder aufwacht! Also los! Wir sind ganz Ohr!“
Mit einem letzten Durchatmen begann Marco sein Erlebnis mit der Waffe Gottes zu erzählen. Während er die Geschichte erzählte, musste er immer wieder unterbrechen, weil seine eigenen Emotionen überkochten. Für Melokar selbst war es auch schwer diese ganze Wahrheit zu akzeptieren. Zeitweise wuchsen die Augen der Gefährten auf das Doppelte ihrer Größe, um dann wieder zu schmalen Schlitzen zusammen zu schrumpfen. Nur den Unterkiefer bekam keiner mehr zu. Als Marco nach einer halben Stunde fertig war, stieß er ein belastetes Seufzen aus:
„Tja und was sagt ihr?“
„Heftig!“, stammelte Era nur und rieb sich die Augen, in der Hoffnung nur einen Traum zu haben. George hingegen schien die Wahrheit schnell zu begreifen und bekam ein breites Grinsen ins Gesicht:
„Ist doch cool! Das bringt uns den Sieg im Kampf gegen Rafael! Du kannst uns ZPMs bauen und sämtliche Technologien in Kritias aktivieren!“
Der frischgebackene Antiker wurde schlagartig blass und ließ seinen Kopf zwischen den Schultern verschwinden, weil ihm die Sache unendlich peinlich war:
„Nein, kann ich nicht! In meinem früheren Leben war ich Genetiker und kein Techniker. Eden war der Experte für Schilde, Waffen und Schiffe. Außerdem kann ich in diesem Zustand immer noch nicht gegen Rafael gewinnen! Er ist zu mächtig!“
Neue Stille hüllte die Gruppe ein, als auch endlich Jenny wieder die Augen auf tat und sich verträumt umsah. Mit einem Satz sprang Marco auf und stolzierte zum Altar hinüber. Die anderen verfolgten ihn mit den Augen und konnten mit ansehen, wie er eine Schaltfläche an der Seite öffnete. Es kam eine Lade mit mehreren Kristallen zum Vorschein:
„George? Deine Zat!“
Der Techniker löste die Goa`uld Waffe von seinem Gürtel und warf sie seinem Kumpel zu. Marco zielte mit ihr auf das Fach und gab mehrere Salven ab. Die Konsole schlug Funken und die Kristalle explodierten. Bestürzung erfasste seine Freunde aber er begann lautstark zu erklären:
„Rafael will die Waffe aber sie ist zu gefährlich! Er hat nicht das Wissen um solche Schäden zu beheben! Niemand wird diese Maschine je wieder aktivieren!“
Entschlossen schaute er seinen Freunden in die Augen und gab damit seine Entscheidung bekannt. George nickte zufrieden, dann zuckte er mit der Schulter:
„Lass mich raten! Du hast schon einen Plan, wie wir die Schlacht angehen sollen, richtig?“
Niemand würde Marcos Einfallsreichtum jetzt noch in Frage stellen, obwohl der neue Antiker Marco immer noch ungewohnt für sie war.

Rafael zuckte schmerzerfüllt zusammen und schaute sich selbst auf die Hände.
Er hatte Chai gerade erst erreicht und schon damit begonnen die Produktionsanlagen hochzufahren. Ihm rann Schweiß von der Stirn, was nur bedeuten konnte, dass sein Abkömmling vernichtet wurde. Etwas ungläubig versuchte er diese Unmöglichkeit nachzuvollziehen.
Kenuva war sogar etwas stärker als Gabriel und selbst zusammen sollte das Zerberus-Team keine Chance haben. Hatte das Team vielleicht die Waffe Gottes aktiviert?
Nein, das war keine Option, denn sonst wäre auch er längst vernichtet. Mürrisch stolzierte er vor das große Hauptfenster des Palastes aus Kristall und schaute gebannt auf die Kristallschiffe in den Werften. Gabriel hatte keine schlechten Konstruktionen erschaffen aber sie waren noch verbesserungsfähig.
Rafael verharrte kurz in der Position, dann begann er wieder zu lachen:
„Sie können mich nicht stoppen! Ich werde sie mit meinen Truppen überrennen!“

Colonel Henderson ließ sich sofort in den Konferenzraum beamen, nachdem die Secmeton aus dem Hyperraum gesprungen war. Im Besprechungsraum saßen bereits Fürst Zaiku, Lyana, das komplette Team und Colonel Whist. Marco stand am Tischende vor einem Display und zeigte auf einen freien Platz:
„Da sind sie ja, Colonel Henderson! Dann können wir mit der Besprechung ja anfangen! Es wartet viel Arbeit auf uns!“
Der Blonde wurde von allen merkwürdig angestarrt. Henderson räusperte sich und hob neugierig den Finger:
„Habe ich das richtig gehört? Sie sind ein echter, lebender Antiker, Harrison?“
Marco verdrehte etwas angestrengt die Augen, weil er diese Wahrheit jetzt schon so oft erzählen musste:
„Ja, bin ich und nein, ich kann keine ZPMs bauen!“
Whist ließ seinen Kopf auf den Tisch sinken und schielte zwischen seinen Fingern hindurch:
„In wie fern kann uns das helfen, dass sie ein Antiker sind? Unsere Reserven belaufen sich auf Null! Wir haben ein ZPM für die Timaios, eins für Kritias und eins für die Antares. Dafür besitzen wir keine Drohnen mehr und die Jumper sind auch nur noch ein Geschwader von knapp zehn Stück!“
Marco schaltete das Display ein, wo mehrere Toradressen und Koordinaten angegeben waren, genau wie ein Countdown, der langsam ablief:
„Ich kann keine ZPMs bauen aber ich kenne die Zerberus-Galaxie jetzt wie meine Westentasche. Ich kenne alle Standorte von neuen Drohnen und Puddle Jumpern, um unsere Vorräte aufzufüllen! Mit etwas Glück finde ich ein weiteres Schiff der Auroraklasse aber die meisten sind im Krieg mit den Erzengeln zerstört worden.“
Alle schienen baff von dieser Information und tauschten irritierte Blicke, während der Anführer breit grinste:
„Tja, Timaios, Antares und Secmeton sollten starten und diese Welten besuchen! Lasst uns anfangen! Ich habe noch ein paar alte Freunde zu benachrichtigen! Jenny, hol Patras aus der Zelle!“
Die junge Frau war sofort hellwache und sprang stammelnd auf:
„Was? Patras? Wieso? Der ist doch ein Krimineller! Warum sollte er uns helfen?“
„Weil sein Wind bändigender Arsch genauso mit drin steckt und er stirbt, wenn er uns nicht hilft!“, antwortete der Blonde mit einem Zwinkern und verließ den Konferenzraum. Auch die anderen machten sich nun auf den Weg, um die Missionen auszuführen. Die Vorbereitung für die große Schlacht konnte beginnen.
Die Kommandanten verschwanden auf ihre Schiffe und Fürst Zaiku ließ sofort die Notfallstrupps zusammenstellen. Nur George runzelte besorgt die Stirn und folgte seinem besten Kumpel.

Der Wind strich ihm sanft durch das Haar und ließ ihn kurz erschaudern, während er vom Balkon seines Quartiers hinab sah.
Es war hart und immer wieder keimte neue Übelkeit in ihm auf. Für seine Freunde hatte er den starken Antiker gespielt aber in echt fühlte sich Marco völlig überfordert. Noch immer hatte sein Kopf mit den Erinnerungen der zwei Leben zu kämpfen. Auch das neue Wissen war gewaltig, auch wenn es nicht so groß war, wie von einem Repositorium.
Seufzend lehnte er sich auf den Begrenzungszaun und schaute auf die untergehende Sonne am Horizont, die von zwei Monden bedeckt wurde aber trotzdem noch große Strahlkraft besaß.
Plötzlich tat sich die Tür seines Quartiers auf und George schaute vorsichtig hinein:
„Melokar? Geht es dir gut?“
„Klar aber nenne mich bitte weiter Marco!“, erwiderte der Antiker, auch wenn er nicht sehr überzeugt klang. Der Schiffstechniker boxte ihm sanft gegen die Schulter und gesellte sich zu ihm auf den Balkon:
„Lügen hast du immer noch nicht drauf! Muss hart sein die Wahrheit zu kennen. Ich kann mir gar nicht ausmalen, was du durchmachen musst… Zwei Leben…“
Der Blonde kniff die Augen zusammen und gab ein Brummen von sich:
„Ja und zwei echt bescheuerte Leben! Im ersten Leben wurde mein Volk von einer Seuche dahingerafft und im zweiten Leben wurden meine Eltern ermordet und ich kam ins Waisenhaus! Ist das Pech oder Pech?“
Irgendwie klang das ganze doch schon sehr absurd. Marco wurde nicht gerade vom Glück verfolgt, egal in welcher Existenz. George klopfte ihm kumpelhaft auf die Schulter:
„Hey aber du bist hier und gibst dein Bestes, obwohl du schlecht drauf bist. Ich bewundere deinen Mut und mein Gefühl sagt mir, dass wir mit deiner Hilfe gewinnen werden!“
„Keine Ahnung aber ich werde alles tun, um diesen Krieg für immer zu beenden. Die Kämpfe müssen endlich ein Ende haben!“
Marco klang völlig entschlossen. Dabei strahlte er eine unsagbare Bestimmtheit aus, wie man sie sonst nur von Eden kannte. Die Ähnlichkeit zwischen den Brüdern der Vergangenheit war nun doch deutlich erkennbar. Insgesamt wirkte der Antiker sehr viel ruhiger und flexibler. Es schien so, als wüsste er wirklich was zu tun war.
George nickte zufrieden und verließ das Quartier:
„So will ich dich hören! Machen wir Rafael fertig!“

Jenny hatte die größten Zweifel einen kriminellen Schwerverbrecher aus seinem Gefängnis zu lassen. Schmollend saß Patras immer noch in der Ecke seiner Zelle und spielte mit der Plastikgabel des Mittagsbestecks. Er war noch immer sehr jung aber diese Kälte in seinem Blick versetzte der jungen Frau einen Schauer.
Sie sammelte ihren Mut, dann trat sie an die Energiebarriere, die das Gefängnis umschlossen:
„Hey, du darfst raus!“
Patras horchte auf:
„Ach, wirklich? Wie kommt der Sinneswandel?“
Am liebsten hätte Jenny jetzt eine patzige Antwort gegeben und ihn in der Zelle versauern lassen aber Marcos Anweisungen waren deutlich gewesen und es war nicht zu übersehen, dass Patras mit seinen Fähigkeiten eine Hilfe im Kampf war:
„Du bist ein freier Mann, sobald du uns im Kampf gegen Rafael geholfen hast!“
Plötzlich verschwand der trockene Ton und Patras begann amüsiert zu lachen:
„Das kann nicht dein Ernst sein! Warum sollte ich euch helfen, nachdem ihr mich hier eingesperrt habt, wie einen Hund im Zwinger!?“
Die junge Frau formte aus ihren Augen schmale Schlitze:
„Ganz einfach! Wenn Kritias fällt, dann fällt die ganze Galaxie! Rafael ist nicht wie die anderen Erzengel! Er will nicht die Macht über die Galaxie erringen! Er will sie zerstören!“
Diese Tatsache ließ Patras Humor im Keim ersticken und sein Gesicht wurde sofort wieder kalt und unnahbar:
„Du bist eine Bändigerin? Deine Kräfte sind noch auf einem niedrigen Niveau! Ich werde mit dir trainieren! Ich will keinen Schwächling an meiner Seite, wenn die Schlacht losgeht!“
Mit einem kleinen Hops setzte Patras auf den Füßen auf und stopfte die Hände in die Hosentaschen. Er schien zu begreifen, dass sein eigenes Leben genauso auf dem Spiel stand.
Er war bereit sich dem Team von Kritias anzuschließen, auch wenn ihm der Gedanke immer wieder die Übelkeit in den Magen trieb.

Der Alarm in der ganzen Stadt schrillte los, als sich ein Hyperraumfenster öffnete und mehrere Schiffe daraus hervor schossen. Aufgeregt lief Fürst Zaiku im Kontrollraum auf und ab, während er gestresst den Techniker am Hauptrechner anfauchte:
„Was geschieht hier? Ist das Rafael?“
„Negativ, Sir! Es handelt sich um vier Schiffe der Corona und um zwei Hatacs!“, erklärte der Techniker und versuchte die Daten auf den Schirm zu rufen. Zaiku konnte nicht fassen, was gerade passierte. Wagten die alten Feinde ernsthaft einen Angriff?
Plötzlich erschien Marco im Kontrollraum und hatte ein zufriedenes Grinsen im Gesicht. Der Antiker schien nicht von dem Auftauchen der Feinde eingeschüchtert und klopfte dem Fürsten der Organika beruhigend auf die Schulter:
„Keine Sorge! Öffnen sie einen Kanal!“
Der Techniker befolgte die Anweisung und schon konnte der Anführer zu den Besatzungen der Schiffe sprechen:
„Schön, dass ihr da seid! Ihr dürft euch runter beamen!“
Nun war Zaiku völlig verwirrt und schlug panisch die Arme über den Kopf zusammen:
„Bist du verrückt geworden?! Du kannst nicht einfach unsere Feinde in die Stadt einladen!“
Es gab einen Lichtstrahl und zwei Personen erschienen im Raum. Eine Person war ganz klar ein Corona. Er hatte die typische, dunkle Hautfarbe und ein helles Gewandt an. Die andere Person war dem Team sehr bekannt. Die junge Frau neigte amüsiert den Kopf und warf ihr langes Haar zurück. Marco lachte und umarmte die junge Frau:
„Lange nicht gesehen, Kali! Schön, dass du kommen konntest! Wir brauchen jede Hilfe, die wir kriegen können!“
Die Frau von Myrtharia hatte einen ausführlichen Bericht erhalten und wusste, was sie erwartete. Trotzdem schien sie etwas bedrückt:
„Ich konnte leider nur zwei Hatacs aus Marduks alter Flotte auftreiben. Die anderen Schiffe wurden zum Teil überall in der Galaxie verkauft.“
„Lieber zwei Schiffe als gar keine Schlachtschiffe! Ich wette Era freut sich, dich zu sehen!“
Kali begann sofort damit sich umzuschauen, als suche sie jemandem:
„Wie geht es eigentlich dem Ex-System-Lord? Wo ist Sebastian? Hat er eine Mission?“
Marcos Herz rutschte sofort ein ganzes Stück tiefer und sein Ton wurde schlagartig gedämpft:
„Er ist vor knapp zwei Wochen verstorben…“
Ein herber Schlag für Kali, denn auch wenn sie sich getrennt hatten, besaß sie noch viele Gefühle für den Soldaten. Tatsächlich traf sie die Neuigkeit härter als erwartet und sie wankte ein Stück zurück. Leider war nicht die Zeit, um lange zu trauern, also wand sich Marco dem Corona zu:
„Willkommen in Kritias, Gotar! Wundert mich, dass du diesem Ruf gefolgt bist!“
Der Sonnenanbeter schien weniger Abneigung zu zeigen als die anderen Corona und reichte dem Blondschopf die Hand:
„Du hast mir aus dem Gefängnis geholfen. Ich schulde dir etwas. Außerdem hat Kine mich genauso betrogen wie dich. Ich hätte nie erwartet, dass er ein Erzengel ist. Ihr könnt auf uns zählen… Zu mindestens auf die Reste unserer kläglichen Flotte!“
Gotar verneigte sich, dann ließ er sich auf sein Schiff zurück beamen, genau wie Kali.
Fürst Zaiku war völlig überwältigt und starrte Marco sprachlos an:
„Du fährst große Geschütze auf, wenn du schon alte Freunde bzw. Feinde um Hilfe bittest! Hätte ich dir gar nicht zugetraut. Erst Patras, jetzt Kali und die Corona!“
Kaum waren Kali und Gotar verschwunden, da drehte sich wieder der Techniker um:
„Sir? Die Antares und die Secmeton sind zurück. Laut Henderson und Whist haben sie mehrere Ladungen Drohnen und drei Geschwader Jumper dabei!“
Zaiku und Marco wechselten rasche Blicke, dann gab der Antiker den nächsten Befehl:
„Okay, sie sollen die Drohnenlager der Timaios und die Hangars der Antares auffüllen. Die restlichen Drohnen kommen in die Drohnenkammer von Kritias!“
Der Auftrag wurde sofort ausgeführt und die Mitarbeiter begannen damit die Vorräte aufzustocken. Inzwischen kam auch Era in den Kontrollraum. Sie erblickte ihren Exfreund und lehnte sich gegen eine Konsole:
„Hey, alles okay? Du siehst so nachdenklich aus!“
Der Blonde fuhr sich durch sein Haar und zwinkerte der Galonierin verschwörerisch zu:
„Ja, alles okay! Ich hatte vor…“
Er stockte und sein Gesicht wurde blasser. Diesen Gesichtsausdruck hatte Era bisher nie bei Marco gesehen. Seine Augen wuchsen und sein Unterkiefer klappte herunter. Die junge Kriegerin mit den Amazonenkräften spürte sofort, dass etwas ganz und gar nicht in Ordnung war:
„Marco? Was ist los?“
Für einen kurzen Moment begann er damit sich etwas im Kopf zu Recht zu legen und einige Berechnungen durchzugehen, bevor er ihre Frage beantwortete.
„Mein brillantes Antiker-Gehirn hat mir gerade etwas verraten. Rafael ist stärker als jeder von uns aber mir ist eingefallen, wie ich meine eigene Energie steigern kann!“
Von neuer Hoffnung getrieben rutschte Marco an den Rechner und begann ein paar Informationen aus der Datenbank durchzugehen. Er fand ohne Verzögerung alles, was er benötigte. Marco schien die Datenbank besser zu kennen als jeder andere, seit dem er ein Antiker war aber Era blieb ungeduldig:
„Kannst du erklären, was du vorhast? Ich bin leider keine Antikerin und kann deine Gedankengänge nicht nachvollziehen!“
Der Blondschopf zögerte. Er war unentschlossen ob er Era die Wahrheit sagen sollte. Seine Idee würde niemandem aus dem Team gefallen, also atmete er tief durch:
„Es wird dir nicht gefallen aber ich muss zur zerstörten Kristallfestung und mit Michael Kontakt aufnehmen…“
Er wollte schon von selbst eine Mission vorbereiten aber Era schrie wütend auf:
„WAS!? Das ist Wahnsinn! Das kannst du nicht machen! Michael wollte dir deinen Körper rauben!“
„Es ist anders als früher! Mein Körper und meine Seele sind jetzt im Einklang! Ich weiß genau, was ich tue!“
„Trotzdem! Du setzt dein Leben aufs Spiel! Wir können dich nicht verlieren! Ich kann dich nicht verlieren!“, rief die Galonierin und blockierte den Weg des Anführers. Marco ergriff Eras Hände und schaute ihr nun tief in die Augen. Sein Blick war noch immer fest entschlossen und diese positive Kraft schien auf sie überzugehen:
„Ich verspreche, dass ich wieder komme! Ihr müsst die Stellung halten! Ihr alle wisst, was ihr zu tun habt! Fürst Zaiku wird die Timaios übernehmen und George kann die Stuhlplattform von Kritias bedienen! Es ist unsere einzige Chance ihn zu besiegen!“
Seine Worte waren so selbstbewusst, dass Era zu Boden sah und ihn ziehen ließ. Irgendwie war ihr sofort klar, dass Marco es schaffen würde. Durch die Enthüllung seiner Antiker-Identität hatte er sich verändert und zum ersten Mal seit den drei Jahren in Zerberus wankte er nicht in seinen Entscheidungen. Er war sich vollkommen sicher und deshalb wollte sie ihm nun Vertrauen schenken.
Mit einem Zeichen ließ er das Sternentor anwählen und sich eine Ausrüstungsweste bringen.
Era beobachtete ihn, als er in den Gateraum trat. Das Stargate wählte das letzte Symbol an und schon bildete sich der Ereignishorizont. Auch Jenny und George betraten den Torraum, wo sie nur noch miterleben konnten, wie Marco durch das Tor trat. Als sich das Wurmloch abschaltete, gesellten sie sich zur Galonierin:
„Wo will Marco denn hin?“
Era biss sich auf die Unterlippe, dann antwortete sie auf Georges Frage:
„Das sage ich lieber nicht aber wir können ihm vertrauen!“

Es war ein Ort der Stille und der Pein.
Die schimmernden Felsen war eingestürzt und der glasige Boden zersplittert. Obwohl die Oberfläche des Planeten noch vom Sonnenlicht bestrahlt glitzerte, hatte diese Welt einen Großteil seiner Pracht verloren. Marco ließ seinen Blick über die zerklüfteten Säulen und Stützpfeiler des einstigen Tempels schweifen und musste lautstark seufzen. Das letzte Mal, als er hier gewesen war, stand er unter der Kontrolle von Gabriels schwarzer Substanz und wurde fast der neue Wirt für Michael.
Vorsichtig betrat er die Ruinen des Kristalltempels, in dem Gabriel einst seine Pläne verfolgt hatte. Unfreiwillig dachte der Antiker an seine schlimmen Taten, die zum Untergang von Organika geführt hatten und seinen Gedächtnisverlust.
Nie hatte er erwartet hier her zurückzukehren und schon gar nicht um Hilfe von Michael zu bekommen.
Er musste über einen Berg aus Trümmern hinweg klettern, um die Haupthalle zu erreichen. Hier lag noch immer der große Kristall in dem der König der Erzengel versiegelt sein sollte.
Ein tiefer Spalt zog sich über die gesprungene Oberfläche des Edelsteines. Es war fraglich, ob eine Verbindung überhaupt noch möglich war.
Behutsam legte er seine Hand auf die reflektierende Schicht und schloss die Augen. Anders als früher waren Marcos mentale Fähigkeiten besser geworden. Er konnte die Energie von Michael immer noch im Stein fühlen. Sie pulsierte aber war vom Leben weit entfernt. Der Anführer biss die Zähne zusammen und konzentrierte sich auf diese schwache Energie und begann zu rufen:
„Hey, ich weiß, dass du mich hörst! Ich bin hier, um eine Audienz zu ersuchen!“
Tatsächlich flackerte die Kraft im Inneren des Kristalls auf und er wurde wärmer. Dann gab es ein helles Funken und schon strahlte der Kern grell auf. Eine merkwürdige Verbindung entstand und Marco tauchte scheinbar in die Gedankenwelt von Michael ein.
Im nächsten Moment stand er in einem unendlichen Weiß aber vor ihm stand ein gut aussehender Mann. Die Person sah schon fast abnormal gut aus und fixierte den Blonden mit einem stechenden Blick.
Michael sah anders aus, als Marco sich vorgestellt hatte. Es schien überhaupt keine Ähnlichkeit zu Rafael zu bestehen. Michael hatte einen Dreitagebart aber die schwarzen Haare waren kurz und erweckten den Anschein, als würde der Erzengel großen Wert auf Haarpflegeprodukte legen:
„Was willst du von mir?! Hast du nicht schon genug Schaden angerichtet?!“
Marco blieb tapfer und versuchte nicht unsicher gegenüber eines ehemaligen Feindes zu wirken:
„Ich brauche deine Hilfe, egal was damals zwischen unseren Völkern vorgefallen war!“
Nun horchte Michael auf und er bekam ein charmantes Lächeln ins Gesicht, welches jede Frau dahin schmelzen lassen konnte:
„Du hast also deine verlorenen Erinnerungen zurück, Melokar Jenar! Ich war schon sehr verwundert, als du hier aufgetaucht bist aber nachdem du mich in diesen Kristall gesperrt hast, hätte ich damit rechnen müssen! Wieso sollte ich dir helfen? Ich könnte jetzt einfach deinen Körper übernehmen!“
Nun lächelte auch der Antiker und schüttelte zuversichtlich den Kopf:
„Das kannst du nicht! Meine mentalen Fähigkeiten sind groß genug, um dich draußen zu halten. Du und ich müssen unsere Differenzen begraben und zusammenarbeiten…“
„Wieso sollte ich!?“, unterbrach Michael schroff:
„Wegen deinem Bruder Eden hat meine Schwester uns verraten und dann hast du mich und mein Volk eingeschläfert! Du verdienst meine Hilfe nicht, Lantianerabschaum!“
Die Zornesröte war in Michaels Gesicht aufgestiegen und seine Wut war deutlich spürbar. Der Zorn bebte in dieser gedanklichen Ebene und ließ Marco etwas weichen, bevor er neuen Mut sammelte und sich dem Erzengelkönig entgegen stellte:
„Mein Volk hat für diese Taten genauso gebüßt wie deines! Du hast nicht das Recht mich zu verurteilen! Bei meiner Bitte geht es nicht um unseren Streit, sondern um deinen anderen Bruder!“
Michael verstummte und verlor sich in seinen Gedanken. Mit entsetzter Stimme hauchte er den Namen des Gegners:
„Rafael… Er hat seine Macht zurück… Dann ist Gabriel tot…“
Der Tod seines kleineren Bruders schien ihn doch hart zu treffen. Ergriffen drehte sich Michael um und biss die Zähne zusammen. Anders als Rafael hatte dieser Erzengel großen Respekt vor seinem Volk und seiner Familie. Marco kannte das Gefühl seine Familie zu verlieren. Vielleicht konnte er so eine Einigung erreichen:
„Ich bin auch der letzte meiner Familie aber ich habe immer noch Freunde! Sie sind für mich eine Familie! Ich will sie nicht verlieren! Du kennst den Wert von Familie! Wollen wir diesen Streit zwischen unseren Völkern nicht endlich beilegen? Ich meine außer uns gibt es niemanden mehr…“
Es funktionierte und Michaels Zorn verschwand wieder, so dass sich ihm Marco nähern konnte:
„Wir haben beide große Fehler gemacht… Ich habe mehrere Millionen Jahre für meine Fehler bezahlt und nun will ich eine erneute Eskalation verhindern. Der Krieg muss enden…
Tu es für Jophiel! Ich weiß, du hast sie geliebt, genau wie ich und mein Bruder! Ich flehe dich an!“
Der Blick des Engels wurde glasiger. Er war der Menschlichkeit sehr viel näher als alle anderen Erzengel und der Anführer des Zerberus-Teams verstand jetzt endlich, wieso sie ihn zum König gemacht hatten. Er war vernünftig und wusste, was er tat. Seine Vernunft war bloß vom Zorn geblendet. Nun fasste sich Michael grübelnd an sein Kinn und musterte den Antiker genau:
„Was planst du, Alteraner?“
„Eine Verbindung unserer Kräfte! Du darfst in meinen Körper aber dafür musst du mir im Kampf gegen Rafael deine gesamte Energie leihen! Anschließend überlasse ich dir seinen Körper, wenn du und ich einen Friedensvertrag aushandeln!“, erklärte Marco und erzeugte ein neues, schiefes Lächeln in Michaels Gesicht:
„Und was ist, wenn ich die Abmachung breche und einem Friedensvertrag nicht zustimme?“
Die Antwort des Blonden kam wie aus der Pistole geschossen:
„Mir bleibt keine andere Wahl! Ohne deine Energie kann ich ihn nicht besiegen! Ich werde dir vertrauen müssen! Wollen wir anfangen? Die Vereinigung dauert mindestens drei Tage und ich befürchte, dass mir nicht so viel Zeit bleibt!“
Endlich standen sich beide Auge und Auge. Die Entfernung zwischen ihnen war gering geworden und Michaels Blick wurde merkwürdig fasziniert:
„Du bist wirklich ein außergewöhnlicher Lantianer! Ich stimme diesem Pakt zu! Lass uns mit der Verschmelzung beginnen!“
In dem Moment riss Marco die Augen in der Realität auf und bemerkte eine Energieverbindung zwischen sich und dem Kristall. Der Vorgang konnte beginnen, also schloss er die Augen, bereit sich dieser schwierigen Prozedur zu unterziehen.

Era und George standen nervös im Torraum, als sich der Ereignishorizont bildete und Celeb mit mehreren Männern durch das Gate trat. Der Galonier begrüßte die beiden Teammitglieder und deutete auf die zwanzig Männer, die an seiner Seite waren.
Diese Soldaten waren mit den damaligen Gewehren der Zera bewaffnet und trugen provisorische Rüstungen. Sie alle hatten grimmige Gesichtsausdrücke unter ihren Helmen. Während George die Einheit misstrauisch inspizierte, umarmte Era ihren Exfreund herzlich:
„Hallo, Celeb! Schön, dass du hier bist! Was sollen die Männer da?“
Celeb räusperte sich und zeigte auf die Truppe:
„Das sind Krieger des Widerstandes Jophiel! Sie wollen euch in der kommenden Schlacht unterstützen!“
George verschluckte sich an seiner eigenen Spucke und wirbelte verzweifelt mit den Armen:
„Stopp! Stopp! Stopp! Kommende Schlacht?“
Der galonische Kämpfer zeigte einen kleinen Computer an seinem Handgelenk auf dem ein anderer Countdown lief, als Marco berechnet hatte:
„Rafael hat seine Produktion weiter erhöht, als vermutet! Seine Flotte wird in drei Tagen hier eintreffen und sie ist sehr viel gewaltiger, als Gabriels jemals war!“
Bestürzung erfasste die Runde und Era schaute über Celebs Schulter zum Sternentor:
„Marco! Beeil dich!“

Fortsetzung: Folge 20
Folge 20: Die letzte Symphonie, Teil 1 by nickfrostus
Folge 20: Die letzte Symphonie, Teil 1


Wer hätte das gedacht?
Wer hätte damit gerechnet, dass ich ein waschechter Antiker bin?
Ich jedenfalls nicht! Es ist schon komisch, wenn man feststellt, dass man zwei Leben geführt hat. Im ersten Leben war ich ein glorreicher Genetiker, der bereit war seine eigene Existenz für eine bessere Zukunft zu opfern. Schon damals war ich aufopfernd und so habe ich eine Waffe entwickelt, die jeden Schmerz beseitigen sollte. Ich verlor mein Leben und wurde in der heutigen Zeit wiedergeboren. Leider konnte die Waffe nicht wirklich den Frieden erzeugen, sondern nur eine neue Eskalation heraus zögern. Ohne es zu wissen, führte ich ein neues Leben in Queens und bekam eine neue Familie. Nette Eltern und einen Bruder.
Eden, Jophiel, mein Vater Morus…
Sie alle waren unwichtig aber dann ereigneten sich schreckliche Dinge und ich reifte zu einem jungen Mann heran, der im Dienste des Stargate-Programmes stand. Es war unausweichlich, dass ich wieder in Zerberus landete. Es war Schicksal. Ich habe es akzeptiert und nun bin ich reifer und stärker. Ich habe viel durchgemacht aber jetzt glaube ich daran, dass ich bereit bin.
Ich habe aus diesen Ereignissen gelernt und bin daran gewachsen.
Marco Harrison ist am Ende doch noch erwachsen geworden…

Der Countdown lief und Era saß mit allen Führungspersonen im Konferenzraum.
Der Besprechungsraum war voller als sonst und förmlich überlaufen. Neben George, Fürst Zaiku, Era und Jenny saßen noch Colonel Whist, Colonel Henderson, Celeb, Kali und Gotar mit am Tisch. Alle redeten durcheinander, weil sich jeder über die kommende Schlacht äußern wollte. Dabei gingen die Ideen im Gebrabbel unter. Zaiku massierte sich angestrengt die Schläfen und begann die Fassung zu verlieren. Mit einem heftigen Schlag sauste seine Faust auf den Tisch, so dass dieser einen Satz machte.
Alle verstummten und starrten den Fürsten gebannt an:
„Können wir endlich zur Einsatzbesprechung kommen?! Es kann doch nicht sein, dass wir ohne Marco keinen anständigen Schlachtplan auf die Reihe bekommen!“
Die Anwesenden hatten nun ein schlechtes Gewissen, also sprach jeder, wenn er an der Reihe war. Jenny schob ihre Brille hoch, dann machte sie den Anfang:
„Ich und Patras befehligen die Bodentruppen. Kali, Celeb und seine Männer werden uns dabei unterstützen!“
Whist wechselte einen Blick mit Henderson, bevor er auch zu Gotar schaute:
„Alle Schiffe werden über dem Planeten in Position gehen. Sobald die feindliche Armader den Hyperraum verlässt, feuern wir auf die Truppentransporter. Anschließend werden alle Drohnen zur Zerstörung des Feindes eingesetzt!“
Zaiku nickte aufmerksam:
„Ich werde persönlich wieder das Kommando über die Timaios übernehmen. George wird hier in der Stadt gebraucht, um die Drohnen abzufeuern.“
Der Schiffstechniker sackte in dem Stuhl zusammen und ließ den Kopf sinken. Er war nicht sehr überzeugt von seinen Fähigkeiten, denn Drohnen hatte er bisher nie gelenkt. Würde er diese Waffe genauso gut einsetzen können, wie ein Antiker?
Zu letzt meldete sich Era zu Wort:
„Rafael wird ohne Probleme durch die Iris in die Stadt kommen! Ich werde mein Bestes tun, ihn so lange wie möglich aufzuhalten!“
Schon war alles gesagt und jeder machten sich an die Arbeit, um die Schlacht vorzubereiten.

Nach einem Tag.
Vor der Stadt wurde alles für die Bodenschlacht eingerichtet. Soldaten türmten Mauern aus Sandsäcken auf und legten Munitionsvorräte an. Jenny war wieder vollkommen nervös und strich sich immer wieder durch ihr Haar. Neben ihr hockte Patras in Gedanken versunken aber die nervöse Art von Jenny regte ihn auf.
Wie konnte man bloß so unruhig sein?
„Ich pack das…“, flüsterte sie in sich hinein und strapazierte damit auch seine Nerven zum äußersten. Wütend sprang der frühere Anführer der drei Teufel auf und fauchte sie an:
„Kannst du nicht endlich mal die Ruhe bewahren! Das ist ja peinlich! Du bist eine Elementbändigerin, also verhalte sich auch so!“
Die junge Frau zuckte zusammen und senkte beschämt den Kopf, während Patras sie herablassend und kalt ansah:
„Ich habe aber furchtbare Angst! Was ist, wenn wir verlieren?“
Mit einem lauten Stöhnen verdrehte Patras die Augen:
„Wieso hast du Angst!? Du kontrollierst ein Element! Mit solchen Kräften braucht man sich nicht zu fürchten. Außerdem kämpfe ich auf eurer Seite.“
Es klang zwar sehr hochnäsig aber ganz Unrecht hatte Patras wirklich nicht. Er war ein erfahrener Kämpfer und konnte seine Kräfte besser lenken, als sie.
Nun tauchten auch Celeb und Kali hinter den Sandsäcken auf und gesellten sich zu den anderen beiden. Kali zog ihre Waffen und schärfte die Klingen mit einem Schleifstein. Celeb wies seine Leute an verschiedene Stellungen zu beziehen. Überall schulterten die Kämpfer Gewehre. Weiter vorne auf der Ebene vergruben die Soldaten von Organika einige Mienen, welche gegen die ersten Angriffswellen zum Einsatz kommen sollten.

Über dem Planeten sammelten sich die Schiffe. Colonel Whist saß angestachelt auf seinem Kontrollstuhl und betrachtete die Energieanzeige, bevor er sich an seinen Techniker wand:
„Wie sieht es mit unserer Versorgung aus?“
Der junge Mann am Terminal klang optimistisch:
„Alle Waffensysteme sind voll einsatzbereit. Drohnen und Raketen komplett aufgefühlt und das ZPM wird uns mit ausreichend Energie versorgen.“
Die Neuigkeit klang gut, also stand einem Kampf nichts mehr im Weg.
Natürlich würde es in diesem Gefecht viele Verluste geben aber es gab keine Möglichkeit diesem Angriff auszuweichen. Die Raumschiffe reihten sich auf, wobei die größeren Schiffe wie die Antares oder die Timaios sich an vorderster Front aufstellten. Die Secmeton positionierte sich näher am Planeten, um die Truppentransporter abzuwehren.
Von jetzt an war es nur noch eine Frage der Zeit, bis die Konfrontation beginnen würde.
Die Schiffe waren in Alarmbereitschaft. Auch Fürst Zaiku schien sich innerlich auf den Kampf vorzubereiten und lehnte sich in seinem Kommandostuhl zurück. Plötzlich klickte der Funk und die Stimme von Lyana erklang:
„Vater… Ich wollte dir nur mitteilen, dass alle Arbeiten auf dem Planeten fast abgeschlossen sind…“
Zaiku schien erleichtert die Stimme seiner Tochter noch einmal vor der großen Schlacht zu hören:
„Das ist gut. Ich hoffe du behältst die Kontrolle über die Ärzteteams. Es wird sicherlich verletzte geben. Lyana, ich wollte dir noch sagen, dass ich dich liebe. Du bist genauso eine atemberaubende Frau, wie deine Mutter geworden.“
Die Stimme der Ärztin begann zu zittern:
„Vater, was redest du da? Hört sich fast an wie ein Abschied…“
„Wir wissen nicht, wie diese Schlacht ausgeht aber ich wollte es trotzdem schon einmal loswerden!“, sprach der Vater sanft und versuchte Lyana auf eventuelle Zwischenfälle vorzubereiten.

Rafael freute sich wie ein kleines Kind, als mehrere Schiffe aus seinen Werften aufstiegen und langsam zur Atmosphäre hinauf schwebten. Die Flotte war bild schön und gigantisch. In den Hangars der Kristallschiffe wartete aber Millionen Soldaten auf ihren Befehl die feindlichen Truppen zu vernichten.
Das Werk des Erzengels war gut geworden, ja schon fast göttlich. Überheblich strich er sich über sein Kinn und lachte in sich hinein, während er seine Armeen weiter beobachtete.
Gegen so eine Überzahl würde nicht einmal die legendäre Stadt Kritias bestehen.
Selbst wenn sie eine angemessene Verteidigung besitzen sollten, konnte er ohne Probleme durch ihre Iris in den Torraum und die Stadt von innen heraus zerstören. Nicht einmal Marco würde ihn stoppen können, also machte er sich keine Sorgen.

Nur noch Stunden vor der kommenden Schlacht…
Era war unsicher und zitterte am ganzen Körper. George schien es nicht anders zu gehen und teilte diese Unruhe seiner Kameradin. Mit einem Auge schauten sie immer wieder auf das Sternentor, in der Hoffnung Marco würde jede Sekunde hindurch treten. Mit dem anderen Blick fixierten sie den Countdown auf dem Display, der immer weiter abfiel. Plötzlich hallte die Stimme eines Technikers durch die Räumlichkeiten und forderte die Freunde auf sich etwas anzusehen:
„Wir haben etwas auf den Langstreckensensoren!“
George riss sich als erstes von dem Zähler los und begutachtete die Aufzeichnungen der Sensoren auf dem Rechner im Kontrollraum:
„Das ist die Flotte! Der Countdown stimmt! Rafael wird in wenigen Stunden hier sein!“
Er betätigte einen Schalter, wodurch ein Funkkanal zu allen Schiffen und Stationen aufgebaut wurde. George holte tief Luft, dann sprach er mit starker Stimme, welche man nur selten von ihm kannte:
„An alle! Die feindliche Flotte ist nur noch wenige Stunden entfernt! Nutzen sie diesen Moment um noch einmal aufs Klo zu gehen, denn später werden sie sicher nicht mehr dazu kommen…
Was ich eigentlich sagen wollte ist, dass ich uns allen viel Glück wünsche! Dieser Moment wird über das Schicksal dieser Galaxie entscheiden!“
Er und Era sahen sich in die Augen, dann umarmten sie sich freundschaftlich. Die Galonierin kämpfte doch wieder mit den Tränen, weil sie ihre Freunde verlieren konnte aber George grinste nur schräg:
„Hey, wir packen das und jetzt gehe ich zur Stuhlplattform!“
Der Techniker drehte sich um und rannte durch den Korridor, der ihn zum Stuhl führen würde.

Ich war immer unauffällig und unsicher.
Ich wusste nicht, wo mein Platz war. Für lange Zeit war mein Platz der Maschinenraum eines Raumschiffes aber dann wurde ich aus diesem Umfeld herausgerissen und musste mit auf Außenmissionen mit meinem besten Jugendfreund, der plötzlich übernatürliche Kräfte besaß. Ich konnte mir echt etwas Besseres vorstellen und dann dieses ständige Wandern. Mein Ego fiel ins Bodenlose und ich verlor meinen Glauben an eine Existenzberechtigung, weil ich keine Hilfe war.
Mit dem Repositorium hat sich aber alles geändert. Ich bekam telekinetische Kräfte, die mich stärker machten. Ja, sie förderten sogar mein Selbstvertrauen. Zugegeben, ich hätte mich mit Terrastigma nicht extra zu Grunde richten müssen aber ich lernte Rückgrad zu zeigen.
Aus George dem Jammerlappen war George der Kämpfer geworden, bereit sein Leben für seine Freunde zu opfern.
Vielleicht bin ich nicht so mutig wie Marco oder so stark wie Era aber mein Wille wird nicht mehr gebrochen. Genau so will ich meine Schwester Kathy wieder finden und sie aus dem Bann dieser Organisation befreien.
George Grey hat sein Ziel gefunden…

Stunde Null…
Auf den Raumschiffen schrillte sofort der Alarm los, als der Countdown verrann wie in einer Sanduhr. Der Zähler fiel auf Null und alle besetzten ihre Stationen.
Wie mit Stichwort öffnete sich ein Hyperraumfenster, welches eine ganze Reihe von Schiffen entließ. Zehn Stück der glitzernden Kristallschiffe bildeten die erste Front und eröffneten das Feuer mit kleineren Strahlenwaffen an den Seiten. Die zweite Reihe der feindlichen fünf Schiffe öffnete die großen Hangartore, um die Truppentransporter zum Planeten zu schicken.
Colonel Whist runzelte die Stirn, während die kleinen Salven problemlos vom Schild der Antares abgewehrt wurden:
„Los, Drohnen einsetzen! So lange sie die Truppentransporter abwerfen, können sie die Primärwaffen nicht benutzen!“
Da alle Schiffe von Kritias per Funk vernetzt waren, hörte auch Zaiku die Anweisung und gab sie an seine Crew weiter. Aus den Hangars der Antares stiegen duzende Lichter auf, schwirrten kurz zielsuchend umher und schossen dann auf die vordere Reihe der Kristallraumschiffe zu. Die Timaios drehte sich leicht nach unten und begann ebenfalls die leuchtenden Torpedos der Antiker freizusetzen. Die Drohnenwelle kam schnell und schlagkräftig. Sie durchdrangen mühelos den Schild und durchschlugen die Oberflächen der gegnerischen Schiffe. Es gab haufenweise Explosionen, die sich über die gesamte Länge ausbreiteten. Wenn Drohnen nicht detonierten, drehten sie einfach und vollendeten ihr Werk. Drei der Kristallschiffe explodierten und rissen ein Loch in die erste Formation. Die Druckwelle der Zerstörung schädigte ein viertes Schiff, welches durch weitere Drohnen dann auch aus dem All verschwand. Whist nickte zufrieden und zeigte auf das fünfte Kristallschiff:
„Sehr gut! So müssen wir weiter machen! Feuer auf das nächste eröffnen! Wie viele Drohnen haben wir noch?“
Der Techniker rief eine Statusanzeige auf, dann gab er die gewünschte Information:
„Noch drei Einheiten, Sir aber der Feind startet kleine Schiffe! Die Kristallschiffe benutzen jetzt Jäger!“
„Dann antworten wir mit unseren Schiffen! F-302 und Jumper starten!“, rief der Kommandant und betrachtete die kleinen Schwärme aus schimmernden Jägern, die wie Wraithdarts direkt auf die Schiffe der Guten zu hielten. Nun eröffneten die Hatacs aus Marduks ehemaliger Flotte ihr Feuer und zerstörten eine Gruppe von Jägern, die sich der Timaios genähert hatte.
Die Truppentransporter begannen ihren Landeanflug aber die Secmeton schnitt ihnen den Weg ab und zielte mit ihren Railguns. Henderson blieb locker und hatte bereits die F-302 seines Schiffes starten lassen. Die Geschütze zerfetzen einen Transporter nach dem anderen aber immer wieder gingen welche durch. Es waren zu viele, als dass das Erdenschiff eine Landung verhindern konnte.
Erst jetzt wurden auch die Raketenschächte geöffnet. Ein Hagel aus Sprengsätzen donnerte auf die Schilde des nächst liegenden Kristallschiffes, dicht gefolgt von Energiebomben der Coronaschiffe.
Blitzende Lichter und dröhnende Detonationen brachten die gegnerische Flotte ins Wanken. So lange die Kristallschiffe nicht ihre Primärwaffen einsetzten, hatten die Schiffe des Teams gute Chancen einen Sieg davon zu tragen.
Endlich wurde das fünfte Kristallschiff zerstört und hinterließ ein Trümmerfeld, in dem es die Jäger schwer hatten zu manövrieren. Einige flogen ungebremst in die Einzelteile und zerschellten. Die F-302er visierten eine Einheit von Jägern an und ließen ihre Raketen los. Mehrere Treffer trieben die feindlichen Jäger auseinander und verwickelten die F-302er in waghalsige Verfolgungsjagden.
Die Puddle Jumper bildeten eine Reihe und drehten zu einem anderen Basisschiff, um die Drohnen gegen Schildgeneratoren und Antriebe einzusetzen. Der Plan gelang und ein Aufblitzen zerstörte die Gegend des Schildgenerators. Flackernd verschwand die Schutzbarriere und machte ein weiteres Kristallschiff anfällig für die Raketen der Erdenschiffe. Trotz des Dauerfeuers schlüpften immer wieder Transporter durch den Abwehrring und näherten sich dem Planeten. Colonel Henderson seufzte lautstark, dann betätigte er den Funk:
„Secmeton an Kritias! Sie sollten Drohnen einsetzen! Es sind massig Transporter durchgekommen!“
George vernahm den Befehl und holte tief Luft:
„Okay, jetzt keine Schwäche zeigen und in der Luft aufräumen!“
Er kniff die Augen zusammen und konzentrierte sich auf die Gegenwehr. Es gelang ihm tatsächlich und die Lehne klappte sich blau leuchtend nach hinten. An den Piers der Stadt öffneten sich drei große Luken, aus denen Torpedos empor schossen und ohne Verzögerung die Transporter anvisierten. Noch bevor diese die Wolkendecke durchbrechen konnte, krachten die Geschosse in die Angriffswellen des Feindes und verwandelten diese in Schrott. Trümmerhagel gingen auf den Planeten nieder, während ein Projektil nach dem anderen ins Ziel traf.
Jenny, Patras, Celeb und Kali beobachteten das Feuerwerk über ihren Köpfen, sahen aber auch Transporter, die den Drohnen auswichen und die Landung begannen.
Das lahm gelegte Basisschiff verschwand in einem Inferno. Nicht einmal die mächtigen Schilde von Rafaels Schiffen verhinderten die Zerstörung des siebten Schiffes. Erst jetzt endete die Flut aus Drohnen und lediglich die Timaios konnte das Feuer mit den Antiker-Torpedos fortsetzen. Henderson zielte mittlerweile direkt auf die Hangars der Abwurfschiffe, um weitere Transporter schon beim Abflug auszuschalten:
„Das wird nicht gut! Die haben schon fast alle Transporter los geschickt, also beginnt bald ihr richtiger Angriff!“
Die Vermutung bestätigte sich. Die großen Strahlenwaffen an der Front luden bereits Energien, um tödliche Laser einzusetzen.
Colonel Whist kannte die Gefahr, die davon ausging:
„An alle! Wir sollten direkte Treffer vermeiden, auch wenn wie ZPMs an Bord haben! Heute haben wir kein Ori-Schiff, welches uns im Kampf hilft!“
Zum ersten Mal seit der Ankunft von Rafaels Flotte, lösten die Guten ihre Formation auf und verteilten sich mehr. Gerade rechtzeitig, denn ein erster Strahl rauschte knapp zwischen ihnen hindurch und streifte die Schilde der Timaios, welche immer noch Drohnen abwarf.
Diese Attacken hatten eine hohe Intensität und selbst der Streifschuss hatte die Timaios mindestens 10 % seiner Schilde gekostet.
Dann geschah das erste Unglück. Ein Hatac konnte dem nächsten Strahl nicht ausweichen und wurde frontal getroffen. Wie bei den Waffen der Ori, wurde das Goa`uld-Schiff einfach in seine Bestandteile zerlegt und zerstört. Fürst Zaiku hatte Schweiß auf der Stirn, als die letzte Drohne die Lagerräume der Timaios verließ und den finalen Schlag gegen das nächste Kristallschiff setzte. Insgesamt war die Lage gut.
Noch konnten die Schiffe dem andauernden Strahlengewitter des Feindes ausweichen und es war gelungen immerhin acht Kristallschiffe zu neutralisieren. Dann wurde das Ausweichen zunehmend schwerer.
Vor dem Brückenfenster der Antares rauschten zwei Jägereinheiten in einander und blockierten die Sicht. Die Sensoren jedoch flackerten kurz, als ein Corona-Schiff durch einen Strahl zerteilt wurde.
Gelbes Licht blendete Colonel Whist, als eine Erschütterung durch das ganze Schiff ging und ihn aus seinem Sitz schleuderte. Nun wurde auch die Antares von einem Strahl getroffen, konnten die verstärkten Schilde aber noch gegen halten:
„Status?“
„Schilde bei 67 % und ZPM-Energieausbeute bei 88 %!“, antwortete der Techniker abgehetzt.
Keine weiteren Transporter versuchten zu landen, so dass auch die hinteren fünf Kristallschiffe zum Angriff dazu stießen. Sie erhoben sich über die anderen und ließen die Waffen aufladen. Direkt neben der Secmeton verschwand das andere Hatac in einem Leuchtfeuer, so dass Wrackteile auf die Schilde des Erdenschiffes prallten. Henderson biss die Zähne zusammen:
„Verflucht! Jetzt wird es brenzlig! Alle Batterien und Clusterbombs sollen abgefeuert werden!“
Die zersplitternden Sprengsätze jagten in das Getümmel und rissen eine Gruppe Jäger mit, bevor sie unbrauchbar auf die Schilde des Kristallschiffs schlugen, ohne weiteren Schaden zu machen.
Auch das Blitzgewitter über dem Planeten endete, als die letzte Drohne eingeschlagen war. Mehrere Transporter waren gelandet und entluden schon ihre Einheiten aber George hatte zahlreiche Truppenangriffe verhindert. Nun sprang er vom Kontrollstuhl auf und rannte zurück zum Kontrollraum, um Era bei zu stehen. Bisher hatte sich Rafael selbst noch nicht blicken lassen aber auch das war sicher nur noch eine Frage der Zeit.
„Nur noch sieben verdammte Schiffe!“, fluchte Zaiku, als eine Konsole hinter ihm Funken sprühte und ein Beben alle auf der Brücke zum wanken brachte. Anders als die Erdenschiffe besaß die Timaios nur noch ihre Beamgatlings, was keine Herausforderung für die Erzengelschiffe war. Immer wieder kassierte das Schiff der Auroraklasse fiese Treffer, die den Wert des ZPMs senkten. Ein gleißendes Licht blendete den Fürst der Organika und ließ ihn geschockt verstummen. Ein weiteres Corona-Schiff hatte sich verabschiedet und war den Todesstrahlen zum Opfer gefallen.
Das All war durchtränkt mit Raketen, Energiesalven, Schrott, kreisenden Jägern und machtvollen Energiestrahlen, die mühelos ein Schiff ohne ZPM zerschmetterten. Die Stimme des Corona Gotar hallte über die Brücke der Timaios, ehe sein Gesicht auf einem Bildschirm erschien:
„Fürst Zaiku! Bitte holen sie uns an Bord! Unsere Schilde sind fast unten! Einen weiteren Schuss dieser Mörderwaffen überstehen wir nicht!“
Zaiku nickte zustimmend und gab seinem Crewmitglied ein Zeichen, damit dieser die Corona auf die Timaios holte. Gotar selbst erschien direkt neben seinem Kommandostuhl und schnappte erleichtert nach Luft, als sein Raumschiff auch schon explodierte:
„Das war Rettung in letzter Sekunde aber wie sollen wir diese Schiffe aufhalten? Unsere Feuerkraft lässt nach und auch eure Schilde werden irgendwann brechen!“
Der Fürst verstand die Sorge des Sonnenanbeters und sah die rot glühenden Schilde der Antares, die sich am erfolgreichsten gegen die Strahlen warf:
„Ich weiß es wirklich nicht!“

Jenny kniff die Augen zusammen und versuchte die Armee des Feindes in der Ferne zu sehen. Fast über den ganzen Horizont erstreckte sich eine Wand aus glänzenden Körpern, die unaufhaltsam näher kam. Ihr rann Schweiß von der Stirn aber Patras blieb weiter gelassen und lehnte sich an den Haufen Sandsäcke:
„Das wird vielleicht ein Spaß!“
„Spaß? Hast du dir mal die Gegnermassen angeguckt!“, schrie Jenny erbost aber die Meinung der jungen Frau war dem Kriminellen mehr als egal. Er schloss seelenruhig die Augen und ging noch einmal in sich. Mit einem Röhren flogen zehn Jumper über ihre Köpfe hinweg und näherten sie den Einheiten für Luftangriffe. George musste sie von Kritias gestartet haben, um die Bodentruppen zu unterstützen. Vereinzelt konnte Jenny die Kristallgiganten sehen, die schwerfällig wie Panzer über den Sandboden stampften.
Auch Kali und Celeb schienen bereit dem Angriff entgegen zu treten und hockten sich konzentriert hin. Mit einem Fernglas beobachtete die Kriegerin von Myrtharia die wankenden Gestalten, die sich langsam dem Mienenfeld näherten.
Schon erklang das Grummeln der Mienen, welches über den ganzen Planeten zu hallen schien. Ohrenbetäubende Explosionen rissen die Kristallmassen einfach in Stücke und verwandelten sie in Scherbenhaufen. So wurden erste Reihen umgemäht, bevor sich vereinzelt die Kristallwölfe aus den Massen lösten und im Sprint auf die Bodentruppen von Kritias zu rannten.
„Es ist Zeit!“, sprach Kali und zog ihre beiden Säbelklingen. Celeb legte sich mit einem Scharfschützengewehr auf den Boden und begann zu zielen. Jetzt begannen auch alle anderen Soldaten mit dem schießen. Mehrer Mörser und Bazookas kamen zum Einsatz, die Raketen in die gegnerische Richtung beförderten. Ein Gigant wurde von einem Sprengsatz getroffen, welcher seinen ganzen Oberkörper weg fetzte. Das Ungetüm fiel sofort leblos um und begrub drei Krieger unter sich.
Jenny hielt eine Hand auf den Boden, wodurch sich eine hohe Säule erhob. Auf ihr hatte sie den besten Überblick. Sie konzentrierte sich auf den ersten Giganten und begann damit ihn zu kontrollieren. Dieser ging tosend auf seine Artgenossen zu und schlug auf diese ein. Die Kristallsoldaten benutzten wieder ihre Plasmawerfer und zielten auf die Barrikaden. Nun war Patras an der Reihe. Er sprang aus seiner Deckung und hob die Arme. Innerhalb von Sekunden bildete sich ein Wirbelsturm um ihn herum, der danach auf die Gegner zu wirbelte. Während dieses Angriffs wuchs er immer weiter an, bis er ein Tornado mit voller Größe war. Sand und Staub peitschte durch die Luft. Die Windhose riss eine tiefe Schneise in die feindlichen Truppen.
Celeb zielte genau und gab vereinzelte Schüsse ab. Mit glatten Kopfschüssen eliminierte er die flinken Kristallwölfe, bevor sie zu nahe an die Verteidigungsstellung heran kamen.
Der Galonier hatte viel trainiert und war auf dieses Szenario vorbereitet. Mit seinem gezielten Auge war er der perfekte Schütze.
Ein erster Wolf erreichte den Schutzwall und sprang zwischen die menschlichen Soldaten der US-Airforce.
Mit Pranken und Zähnen schnappte er nach ihnen, als eine Klinge seinen Kopf absäbelte.
Ein präzisier Hieb von Kali hatte dem Untier den ewigen Frieden gebracht. Die schwarze Kriegerprinzessin war in Höchstform und entdeckte schon den nächsten Kristallwolf in den eigenen Reihen.
Schlagartig brach Jenny die Kontrollausübung ab, weil die ersten Soldaten des Feindes ihre Stellung erreichten. Mit einem Aufstampfen verursachte sie ein Erdbeben, das tiefe Risse nach sich zog und Kristallwesen darin versenkte.
Anschließend zerschmetterte sie ihre eigene Säule und benutzte die Brocken als gefährliche Wurfgeschosse. Patras schützte sich weiterhin mit einer Barriere aus Wind, die alle Angriff abwehrte. Nichts erreichte den Kriminellen, so dass er sich ungestört dem Gegenangriff widmen konnte. Er drehte sich und verursachte eine starke Böe, die wie eine Welle aus Klingen, einen Kristallkoloss in seine Einzelteile zerschnitt. Danach pustete er mindestens zwanzig Soldaten in die Luft.
Er war voll in seinem Element und kämpfte wie ein wütender Orkan persönlich.
Auch Kali war richtig in Fahrt und hechtete durch die Massen. Dabei schwang sie ihre Klingen und trennte hier Gliedmaßen ab, köpfte da jemanden und machte verwirrende Saltos über die Gegner hinweg.
Für Celeb war die entspannte Phase des Kampfes vorbei. Als die Feinde seine Position erreichten, warf er das Scharfschützengewehr bei Seite und ergriff einen Blaster, mit dem er immer wieder vereinzelte Soldaten abschoss.
Rafaels Truppen waren deutlich in der Überzahl und langsam wurde das Geschrei der Krieger eins mit dem Rattern der Waffen.

Ich war ein naives, dummes Mädchen…
Ja, oft bin ich das heute noch aber früher wusste ich nicht, was für Konsequenzen aus überstürztem Handeln entstehen können. Ich wollte immer frei vom Leid sein aber die Zera machten es meinem Volk unmöglich. Dann kam er…
Mein Prinz in der glänzenden Rüstung und führte mich auf den Pfad des Glücks. Mein Volk wurde gerettet und alle Feinde besiegt. Na ja, fast alle Feinde…
Wie jedes naives Mädchen dachte ich, dass er die Liebe meines Lebens wäre und ich nichts verkehrt machen könnte. Die Wahrheit hat mir gezeigt, dass es nicht so ist. Die Liebe blieb unerfüllt und ich entdeckte meine eigene Unfähigkeit. Ich war nicht nur körperlich schwach, sondern auch geistig. Mein Verhalten brachte mich und andere Gefahr.
Dann traf ich diese stolze Amazone, die mir zeigte, was eine Frau wirklich schaffen kann, wenn sie denn die richtigen Fähigkeiten besitzt. Sie gab mir ihre Kräfte und somit neues Selbstvertrauen. Jetzt bin ich optimistisch und auch wenn nicht Marco meine große Liebe ist, werde ich sie sicher eines Tages finden. Das Universum ist groß…
Trotzdem vertraue ich auch Marco, denn unsere Seelen sind verwand und wenn jemand die Erzengel aufhalten kann, dann er. Mir ist egal ob er ein Antiker ist oder Melokar heißt! Für mich bleibt er immer Marco!
Era ist eine große Kriegerin geworden, die auch ohne Marco in der Lage sein wird den Frieden in Zerberus zu bewahren.

George und Era starrten gebannt auf einen Bildschirm und verfolgten die Kämpfe im All über dem Planeten, wo ein Schiff nach dem anderen verloren ging. Era hielt sich geschockt den Mund zu. Der Techniker fuhr sich aufgeregt durch sein Haar. Plötzlich gab es ein Dröhnen und das Sternentor begann zu reagieren. Ein Tortechniker schaute auf:
„Eingehendes Wurmloch!“
Die Galonierin bekam schon wieder Hoffnung und ihre Augen begannen glücklich zu strahlen. Sicher war es Marco, der jeden Moment zur Rettung eilte aber dann wurde ihre Erleichterung kaputt gemacht:
„Die Iris lässt sich nicht aktivieren und wir empfangen keinen Identifikationscode!“
Damit war es eindeutig und George stürzte ohne zu zögern die Treppe in den Torraum hinab:
„Es ist soweit! Dann wollen wir mal!“
Auch Era fing sich schnell wieder und schüttelte die Fassungslosigkeit ab, um ihrem Kameraden beizustehen, auch wenn der kommende Kampf sicher nicht einfach werden würde.
Die stellten sich nebeneinander auf und warteten auf den ankommenden Reisenden. Dann kam eine Person durch den schimmernden Ereignishorizont und sah sich neugierig im Gaterium um. Es war Rafael und er hatte sich seit dem Kampf mit Eden vollkommen regeneriert. Er warf sein langes Haar nach hinten und ein finsteres Lächeln durchzog sein Gesicht:
„Ich bin da aber will mich denn gar nicht Marco begrüßen?“
„Du wirst wohl mit uns Vorlieb nehmen müssen!“, fauchte Era und nahm Kampfhaltung ein. Der Erzengel runzelte die Stirn, dann begann er schallend zu lachen:
„Hört auf mit den Witzen! Eure Flotte wird gerade zerstört und meine Bodentruppen überrennen eure Stellungen! Macht es euch nicht noch schwerer und akzeptiert euren Untergang!“
Die beiden Mitglieder des Zerberus-Teams dachten gar nicht daran aufzugeben, also starteten sie ihren Angriff ohne Verzögerung. Era stürmte auf den Engel zu und ballte die Fäuste:
„George, halte ihn fest!“
Der Schiffstechniker gehorchte und hob konzentriert die Hand, um Rafael in einer gedanklichen Zwangsjacke festzuhalten, damit Era ihren direkten Angriff landen konnte. Rafaels gute Laune verschwand und seine Mundwinkel fielen ins Bodenlose. Als Era direkt vor ihm war, drehte er sich und schlug sie mit einer krachenden Backpfeife zu Boden. Beide Teammitglieder wirkten verunsichert aber der Engel schüttelte nur missmutig den Kopf:
„Telekinese hat auf mich keine Wirkung! Wenn ihr denkt, ich finde das lustig, dann täuscht ihr euch! Ich bin nicht Gabriel! Dieser Kampf ist ehrlich gesagt höchst langweilig und nervend!“
Noch immer blieb der Feind wie angewurzelt stehen und nahm die beiden Freunde überhaupt nicht ernst. George sah sich mehrmals um, dann lächelte er herausfordernd:
„Auf dich haben meine Kräfte keine Wirkung aber dafür kann ich auch anders angreifen!“
Mit seiner gedanklichen Energie schnappte er sich den Geländer, der am Konferenzraum befestigt war, riss ihn aus der Verankerung und warf ihn nach dem Gegner. Enttäuscht von dem schwachen Versuch entfesselte Rafael die grün leuchtende Energie des Kyon-Schlages und feuerte auf das Metallobjekt. Dieses schmolz durch die Hitze dahin und hagelte unbrauchbar zu Boden. Erst jetzt erkannte der Erzengel, dass es nur eine Ablenkung gewesen war, denn Era stand hinter ihm und holte zu einem vernichtenden Kick aus. Der Engel mit dem langen Haar blockte den Tritt mit seinem Unterarm und schmetterte seine Faust in Eras Rippen. Keuchend fiel sie hinten über und landete wieder am Boden:
„Ich habe doch gerade gesagt, dass ihr mich nervt! Ihr verschwendet nur meine Zeit!“
Er sammelte wieder seine Energie und zielte auf die angeschlagene Galonierin. George musste schnell etwas unternehmen und konzentrierte sich auf die Decke über dem Kontrahenten:
„Bitte, lieber Turm! Nicht einstürzen!“
Er übte großen Druck auf die Deckenkonstruktion aus, bis tiefe Risse in sie hinein sprangen und erster Staub hinab rieselte. Dann barst die Decke auseinander und stürzte auf den Erzengel hinab, um ihn lebendig zu begraben. Der Versuch gelang.
Mit einer Druckwelle stürzten mehrere Tonnen Metall und Kunststoff auf den Feind hinab und schlugen ihn nieder. Eine Druckwelle schoss durch den Gateraum und zerschmetterte die großen Fenster, die überall im Turm waren.

Das letzte Coronaschiff verwandelte sich in ein Trümmerfeld.
Wieder hatte die Flotte ein Schiff verloren. Die Schilde der Secmeton flackerten bei jedem weiteren Treffer und Colonel Henderson saß schon nicht mehr auf seinem Stuhl, sondern stand angestachelt auf der Brücke:
„Konzentrieren sie das Feuer auf die Waffensysteme! Wie ist unser Status?“
Der Pilot schwitzte und schien völlig eingeschüchtert von der Situation, weil neue Erschütterungen das Raumschiff erfassten:
„Schilde bei 24 %! Wir halten das nicht mehr lange aus!“
„Dann bringen sie unseren fetten Arsch aus der Schusslinie!“, fauchte der Kommandant und biss wütend die Zähne zusammen. Dann gelang es endlich einem weiteren Puddle Jumper die Schilde des nächsten Kristallschiffes auszuschalten. Das Kraftfeld bäumte sich ein letztes Mal auf, um dann zu verschwinden. Henderson hob den Finger und schrie seine Leute aufgebracht an:
„Das ist unsere Chance! Zerschießt das Ding in seine Einzelteile!“
Die letzten Raketen rasten aus dem Rumpf hervor, durchschlugen einen Schwarm von Jägern und trafen auf das schutzlose Kristallschiff. Der Nuklearsprengsatz detonierte und bombte ein gewaltiges Loch in das Schiff, welches durch sekundäre Explosionen hoch ging.
Die Zerstörung des neunten Schiffes weckte die Aufmerksamkeit der anderen und schon zielten zwei weitere Kristallschiffe auf die Secmeton. Henderson hielt die Luft an und blickte auf die geladenen Waffen. Niemand an Bord wusste etwas zu sagen. Auf der Antares sprang Whist empört aus seinem Stuhl:
„Nein, das darf nicht passieren! Sie müssen auf uns feuern!“
Es war schon zu spät im nächsten Moment rasten zwei gebündelte Energiesalven auf die Secmeton zu. Durch den ersten Strahl verlor der erste irdische Zerstörer seinen Schild und der zweite durchbohrte die Außenhülle. Stahl schmolz unter der Strahlung und dann brach das bisher größte Erdenschiff in zwei Teile. Ein wahres Inferno brach an Bord aus und verbrannte alle Lebenden, bis die Secmeton in einer Druckwelle verschwand.
Das Erdenschiff Secmeton war zerstört und Henderson, wie auch seine Crew verloren. Fassungslos ließ sich Colonel Eric Whist in seinen Stuhl zurück fallen und schaute auf die Leere des Weltalls. Die Schlacht hatte seine nächsten Opfer gefordert.

Sie wirbelte herum.
Eine Erdwelle rammte zehn weitere Gegner von ihr weg, während ein Hagel aus Felsbrocken einen Kristallsoldaten unter sich zermalmte. Jenny hatte keine Zeit mehr nervös zu sein. Sie war in einem Kampfrausch und konzentrierte sich nur auf die Feinde um sich herum.
Sie blockte feindliche Angriffe mit einer Wand aus Gestein, dann verwandelte sie diese in einen Hagel aus spitzen Steinstacheln.
Im Augenwinkel konnte sie sehen, wie Patras auch langsam müde wurde. Er kämpfte zwar immer noch blitzschnell und besiegte viele Gegner ohne auch nur mit der Wimper zuzucken aber sein Körper war schon sehr überanstrengt. Er kämpfte nicht nur mit den Kristallsoldaten, sondern auch mit der Erschöpfung.
Weiter von Jennys Position entfernt rollte sich Kali zwischen den Beinen eines Kristallkolosses durch und teilte einen Feind in der Mitte durch. Sie war schon am schwächsten. Von ihrer Geschwindigkeit war nicht mehr viel übrig und sie achtete hauptsächlich darauf nicht getroffen zu werden.
Auch Celeb bewegte sich rasch von rechts nach links und wich dem feindlichen Feuer aus. Drei seiner mitgebrachten Widerstandkämpfer waren bereits tot und auch er war in keiner guten Position.
Er fischte einen zweiten Blaster vom Boden auf und schoss nun in zwei Richtungen gleichzeitig. Verbissen schickte er zahlreiche Feinde zu Boden, als ein glänzendes Geschöpf durch sein Blickfeld stürzte.
Es ging so wahnsinnig schnell, dass er erst reagierte, als es zu spät war.
Eine Kristallklinge durchschnitt die Luft und dann menschliches Fleisch. Ein plötzlicher Schmerz lähmte Celebs Körper und für den Bruchteil einer Sekunde war er starr.
Sein linker Arm fiel zu Boden und Blut bespritzte den Angreifer. Er hatte gerade einen Arm verloren aber sein Leben wollte er nicht hergeben. Mit der Waffe seines rechten Armes visierte er das Wesen an, welches ihm sein Gliedmaß abgetrennt hatte und schoss ihm in den Kopf.
Der Kreis der Feinde wurde immer enger und die Sturmbarrikade wurde immer schwächer. Patras musste verschnaufen, also stieß er sich mit einer Sturmböe vom Boden ab und sprang über die Gegner hinweg. Sein Flug endete hinter einer unangetasteten Sandsackmauer. Keuchend lehnte er sich gegen diese Schutzwand und versuchte sich zu sammeln. Einige Soldaten verteilten neue Munition unter den Marines. In der Ferne explodierte eine Handgranate, die bei einem Kamikazeeinsatz benutzt wurde. Die Schlacht geriet zunehmend außer Kontrolle. Vorsichtig spähte er aus seiner Deckung hervor und entdeckte das Teammitglied, das ihn aus dem Gefängnis herausgelassen hatte.
Jenny erzeugte Erdbeben und Drecklawinen. Ihr Umgang mit der Naturgewalt war sehr viel besser geworden. Als auch die Gegner um sie zahlenmäßig größer wurden, ergriff sie andere Mittel. Sie machte eine Vorwärtsrolle und hüllte sich selbst in einen Erdmantel. Diese neue Rüstung aus Stein war der perfekte Schutz bei so einem Nahkampf.
Die Schwertklingen der Soldaten prallten an der harten Oberfläche ab und Jenny zertrümmerte die Feinde mit ihren Fäusten.
Nachdem sie wieder einen Krieger zerstört hatte, erblickte sie einige Soldaten, die auf Patras Position zuliefen:
„Nicht so hastig! Ihr kommt nicht durch unsere Abwehr!“
Sie ließ die Rüstung verschwinden und schlug die Faust auf den Boden, wodurch ein spitzer Turm aus Gestein aus dem Boden schoss und die nahenden Feinde aufspießte. Patras war genauso überrascht wie sie und verstand die Welt nicht mehr. Wieso hatte sie versucht ihn zu retten? Diese Aktion gab in seinen Augen keinen Sinn.
Sie hatte ihre Abwehr und ihre Konzentration aufgegeben, um diese Gegner zu erledigen. Patras starrte sie orientierungslos an, dann riss er die Augen weit auf und schrie sie an:
„Jenny!!!! Pass auf!!!!“
Im nächsten Moment spürte die junge Frau, wie ein kaltes Objekt ihren Brustkorb durchstieß. Etwas drang durch ihre Rückgrad und trat an ihrem Brustkorb wieder aus. Die Welt wurde langsam und eine Zeitlupe erfasste sie. Sie spürte warmes Blut, welches von der Kristallklinge tropfte. Ein paralysierendes Gefühl erfasste sie und der Geschmack in ihrem Mund wurde bitter. War das der Geschmack von Blut?
In ihrem Kopf drehte sich alles und ihre Knie begannen zu zittern. Sie spuckte Blut, dann sackte sie in sich zusammen. Die Welt um Jenny McLane wurde schwarz und sie dachte nur noch an ihren normalen Freund auf der Erde, der vermutlich immer noch nicht wusste, wo sie war. Wie gerne hätte sie ihn wieder gesehen…
Das Leben entwich aus ihren Augen. Patras wurde rasend vor Zorn und entfachte gewaltige Stürme, die alles davon drückten, was sich ihm näherte. Entschlossen und kühl durchquerte er das Schlachtfeld und ging zu Jennys leblosen Körper hinüber. Es brauchte nur einen schnellen Blick um zu erkennen, dass sie tot war. Der Treffer war absolut tödlich und hatte ihre Lungen durchstoßen, wie auch das Herz gestreift.
Er schloss diese leeren Augen, dann wand er sich den Feinden zu. Irgendwie machte ihn dieses Ereignis völlig wütend. Mit einem gequälten Aufschrei ging er zu einer neuen Angriffsserie über.

George half seiner Gefährtin auf und schaute eingeschüchtert zu dem Trümmerberg mitten im Torraum.
Beide wussten, dass Rafael noch lange nicht besiegt war.
Wie vermutet rührte sich der Schrotthaufen und der Erzengel erhob sich daraus. Er hatte eine Zornesfalte an seiner markelosen Stirn und sein schwarzes, glattes Haar war etwas zerzaust:
„Ihr habt echt Nerven mich mit Trümmern zu bewerfen! Jetzt muss ich leider ernst machen!“
Er machte seine Drohung war und verschwand vor ihren Augen, um dann genau zwischen ihnen aufzutauchen. Era wich instinktiv zurück und auch George versuchte eine mentale Barriere aufzustellen aber es fehlte beiden an Geschwindigkeit. Rafael breitete die Arme aus und erzeugte zwei Energiekugeln, die beide Teammitglieder genau im Magen trafen. Der Druck schleuderte George in einen dicken Balken, welcher umkippte und Era durch das große Mosaikfenster zum Balkon.
Der Aufschlag war hart und ein paar Scherben zerschnitten die Lederhandschuhe an Eras Händen. Rafaels Angriff war sehr kraftvoll gewesen und beide wirkten etwas benommen. Anders als Era schien George sich wieder schnell aufzurappeln:
„Ist der schnell…“
Selbstsicher entschied er sich zu drastischeren Mitteln. Seine Hand wanderte über das Herz, so dass es Terrastigma produzieren konnte. Offenbar schien der Einsatz dieser Technik doch eine Bedrohung zu sein, weil Rafael sofort reagierte. Er trat dem Techniker die Beine weg, dann riss er seine Hand nach hinten und zwang George so auf die Knie. Der Erzengel sah von oben auf ihn hinab und flüsterte ihm ins Ohr:
„Nicht doch, George… Das würde mir noch mehr Ärger machen… Das geht leider nicht…“
Aus der freien Handfläche des Feindes sprang eine kleine Klinge, gerade einmal 20 cm lang. Diese zeigte er seinem Opfer, dann stach er zu. Er stieß George das spitze Objekt in den Hals und traf die Halsschlagader:
„Leb wohl, George…“
Er zog die Spitze wieder heraus und schon schoss Blut aus der Wunde. Der Schiffstechniker keuchte gurgelnd, dann kippte er um. Vor den Füßen des Erzengels bildete sich eine Blutlache und Era konnte nicht fassen, was gerade geschehen war. Sie starrte gefesselt auf den zuckenden Körper von George und schien nicht zu begreifen, was dieser Anblick bedeutete.
Die Verzweiflung trieb ihr die Tränen in die Augen und die Emotionen überschwemmten sie. Von unsagbarem Hass erfüllt setzte sie alle Energien frei, die ihre Amazonenkräfte zuließen:
„Du Schwein!!!! Du hast George auf dem Gewissen!“
Die Galonierin weinte, als sie auf den verhassten Engel zupreschte und ihre Fäuste zu zerschmetternden Schlägen ansetzte, doch die seelische Belastung war zu groß. Sie verlor das Gleichgewicht und fiel mehr als zu laufen. Bevor sie zuschlagen konnte, spürte sie einen kräftigen Griff an der Kehle. Rafael hatte sie eiskalt gepackt und stierte ihr mordlustig in die Augen:
„Dieser Kampf ist vorbei! Du siehst deinen Freund gleich im Jenseits wieder!“

Ein neuer Schwall brachte die Zusatzschilde der Antares zum Zusammenbruch, wodurch nur noch der stark geschwächte Asgradschild sie vor der Vernichtung bewahrte. Mit Entsetzen betrachtete Colonel Whist die Daten der Sensoren. Es waren noch sechs Kristallschiffe und alle Jumper wurden von den Jägern zerstört, weshalb keine Drohnen die Schilde der gegnerischen Armader senken konnten. Auch die Timaios hatte mit der Belastung der Waffen zu kämpfen aber Fürst Zaiku behielt die Ruhe.
Nachdenklich stützte er sich auf die Lehne seines Stuhls, während er zwischen den schimmernden Raumschiffen hin und her sah.
Gotar war da schon stärker in Aufruhr und wischte sich den Schweiß von der Stirn:
„Was machen wir jetzt?“
Zaiku atmete tief durch, dann sah er die tapferen Blicke seiner Crew. Keiner wollte diese Schlacht aufgeben, weil keiner Kritias oder Zerberus aufgeben wollte. Mit einer lässigen Handbewegung aktivierte er den Funk:
„Lyana, kannst du mich hören?“
Auf der Krankenstation operierte die Ärztin gerade einen von mehreren verletzten Soldaten und entfernte einen Edelsteinsplitter aus seiner Brust, als sie die Stimme ihres Vaters hörte. Sie zuckte zusammen und unterbrach ihre Arbeit:
„Vater? Bist du das?“
Ein ungutes Gefühl beschlich sie und sofort kehrten auch die Erinnerungen an den Tod von Sebastian zurück, wo sie zuletzt so empfunden hatte. Der Fürst klang traurig aber auch unendlich stolz:
„Ich wollte dir noch einmal sagen, wie sehr ich dich liebe! Du bist so schön wie deine Mutter und so tapfer wie ich. Du musst unser Volk neu aufbauen, wenn ich fort bin!“
Lyana trat einen Schritt vom Operationstisch zurück:
„Nein, Vater! Was hast du vor?“
„Ich bin stolz auf dich und ich werde immer stolz auf dich sein! Leb wohl, meine kleine Prinzessin!“, sprach er, bevor der Funk sich wieder deaktivierte.
Die Chefärztin wankte und musste sich setzen. Ein anderer Arzt nahm sofort ihren Platz ein, um die OP weiter zu führen aber Lyana selbst brach wieder weinend zusammen, wissen eine weitere geliebte Person zu verlieren.
Fürst Zaiku stand von seinem Stuhl auf und räusperte sich, wodurch alle Blicke seiner Crew auf ihn lagen:
„Wir müssen der Antares mehr Zeit verschaffen! Ich plane eine Kollision mit einem der Basisschiffe. Wen unser ZPM hoch geht, können wir vielleicht noch zwei oder drei Schiffe mir reißen. Wer nicht bereit ist sich zu opfern, muss jetzt zu den Rettungskapseln und von Bord!“
Niemand erhob seine Hand oder stürmte zu den Rettungskapseln. Alle waren bereit sich für das Wohl dieser Galaxie zu opfern. Beeindruckt vom Mut seiner Männer gab Zaiku den letzten Befehl:
„Gehen sie auf Kollisionskurs!“
Die Timaios drehte bei und zündete ihre Antriebe. Trotz der Laserstrahlen flog das Lantianerschiff auf eines der Kristallschiffe zu. Gerade als der Schild der Timaios zusammenbrach, donnerte sie in das Ziel hinein. Durch diesen Zusammenstoß kam es zur Explosion. Die Energie des Zero-Point-Moduls entlud sich und erzeugte eine helle Lichtwolke. Whist kniff die Augen zusammen und bekam kurz keine Luft. Der ehrenwerte Fürst der Organika hatte sich geopfert und so ganze drei Basisschiffe zerstört. Die reine Energiewelle des ZPMs richtete verheerende Schäden an. Als das Licht erlosch, blieben nur noch drei Kristallschiffe, die vorübergehend das Feuer einstellten.
Bedrückt schaute Whist zu Boden und wusste, dass nur noch die Antares übrig war. Die Schlacht war also verloren. Der Pilot des Erdenschiffes bekam plötzlich große Augen und ging einige Daten durch:
„Sir? Da öffnet sich ein Hyperraumfenster!“
Tatsächlich kam ein neues Schiff in den Orbit aber es handelte sich nur um ein Goa`uld-Transporter. Es flog eine Schleife, dann blieb es unbewegt stehen. Die Verwirrung war groß aber niemand reagierte auf irgendwelche Funksprüche.

Fortsetzung: Folge 21
Folge 21: Die letzte Symphonie, Teil 2 by nickfrostus
Folge 21: Die letzte Symphonie, Teil 2


Era bekam keine Luft mehr und Rafael war im Begriff dieses Gemetzel zu beenden.
Ihr Blick verschwamm schon und wie bei George setzte der Erzengel eine Nadel aus Edelstein ein. Er setzte die Spitze an ihren Hals an, als ein Lichtblitz erstrahlte. Genau vor ihnen erschien eine neue Person.
Eine Faust krachte in Rafaels Gesicht und tat etwas völlig ungewöhnliches. Der Schlag riss den Erzengel von den Füßen und schleuderte ihn in eine Wand. Wie schon viel zu oft brach die Mauer ein und knallte in sich zusammen. Era hustete und versuchte klar zu werden, als sie zu dem Retter aufsah:
„Marco?“
„Ich bin nicht Marco aber ich schwöre, dass ich mindestens genauso hart zuhauen kann!“, lachte der Neuankömmling und sah der Galonierin ins Gesicht. Vor Schreck verschluckte sie sich fast. Es war ein Teenager mit schwarzen Haaren, den niemand hier erwartet hatte:
„Somnus? Aber wie ist das möglich?! Du warst doch tot!“
Der Sohn von Sebastian kratzte sich am Kopf, bevor er zu erklären begann:
„Falsch! Bevor Gabriels Schiff explodierte, konnte ich mich auf mein Transportschiff retten. Der Kampf hat mich übel zugerichtet und ich hatte eine lange Zeit nachzudenken!“
Der Tonfall des Harsesis-Kind war überzeugend aber trotzdem blieb Era misstrauisch:
„Wieso willst du uns helfen?“
Somnus marschierte zum leblosen George hinüber und begutachtete die tödliche Halsverletzung:
„Ich bin ein Harsesis-Kind und entwickle mich immer weiter. Ich bin zur Vernunft gekommen. Außerdem will ich diese Party doch nicht verpassen.“
Der Goa`uld legte seine Hand auf die Verletzung und konzentrierte sich auf Georges Lebensenergie. Mit einem Lichtblitz schloss sich die Wunde und George holte wieder Luft. Er wachte auf und sah sich irritiert um. Unendlich glücklich fiel Era ihm um den Hals. Für sie war diese Heilung ein einziges Wunder. Somnus zwinkerte, dann trat er auf die durchschlagene Wand zu. Rafael stand auf, nachdem er sich von den Trümmern befreit hatte und wirkte ernsthaft wütend. Ein feiner Rinnsaal Blut lief über seine Lippe. Empört wischte er sich die rote Flüssigkeit ab und spuckte aus:
„Wo kommen diese ganzen Störenfriede her? Ist ja auch egal! Ich werde jeden Vernichten, der sich mir in den Weg stellt!“
Mit donnernden Schritten gingen Rafael und Somnus aufeinander los. Die Galonierin nutzte die Chance und schleifte George aus dem verwüsteten Torraum hinaus und lehnte ihn an eine Wand:
„Gut dass du nicht tot bist! Ich hätte das nicht ertragen, George!“
Der Schiffstechniker wirkte selbst erleichtert und versuchte sich zu entspannen:
„Ja aber langsam wäre es gut, wenn Marco zurückkommt! Es wird etwas brenzlig!“
Ein neuer Hieb traf Rafael am Kinn und brachte ihn ins Wanken. Der neue Gegner war doch eine härtere Nuss. Somnus bewegte sich grazil und stieß immer wieder voran. Mit einem Sprung wich der Erzengel aus und blitzte seinen neuen Rivalen verärgert an aber etwas blockierte seine Bewegungen. Somnus grinste frech:
„Meine Telekinese ist auf einem anderen Niveau!“
Siegessicher krachte die Faust des Goa`uld in Rafaels Gesicht. Die Wucht des Schlages katapultierte ihn fast über die Brüstung des Balkons davon. Benebelt stützte sich Rafael kurz ab, bevor seine Selbstheilungskräfte in Aktion traten uns seine Verletzungen kurierten:
„Jetzt erinnere ich mich an dich! Dich habe ich mit dem Kyon-Schlag getroffen aber damals war ich noch Kine! Dann wird es dich freuen, wenn ich dich genauso vernichte, wie beim letzten Mal!“
Somnus weitete die Augen. Erst jetzt bemerkte er die Ähnlichkeit zu dem alten Mann, der ihn mit dem Energieschlag ausgeschaltet hatte. Rafael war also dieser alte Kerl.
Ein Glühen erstrahlte in der Hand des Engels und schon sprühten flackernde Funken hervor.
Blitze zuckten durch die Luft und die strahlende Flamme peitschte umher, so dass sich der Türrahmen des Balkons verbog.
Der Kyon-Schlag besaß eine extrem hohe Intensität. Somnus verspürte sofort ein Jucken in seinem Bauch, genau dort wo ihn damals der Energieschlag getroffen hatte aber er ließ sich trotzdem nicht einschüchtern. Er war stärker geworden und er kannte die Bedrohung, die vom Kyon-Schlag ausging:
„Ich fürchte mich nicht vor dieser Attacke! Einer wird siegen und einer wird fallen!“
Beide machten sich bereit und stürmten aufeinander zu.
Somnus riss seine Faust zurück und nahm mehr Geschwindigkeit auf. Rafael schien über den Boden zu schweben und streckte den aufgeladenen Arm von sich.
Innerhalb von Sekunden gerieten die Kämpfenden aneinander aber der Ausgang blieb für einen kurzen Moment ungewiss. Es gab ein lautes Krachen, welches den Anschein erweckte es hätte beide erwischt. Ein dumpfer Aufschlag verblieb, dann wurde die Sicht klarer.
Somnus hatte sein Ziel verfehlt und Rafael bohrte seine geladene Hand tief in den Körper des Kontrahenten. Somnus wusste sofort, dass der Kampf beendet war. Es gab einen lauten Knall und schon flog das Harsesis-Kind durch die Luft. Eine tiefe Brandwunde zierte seine Front.
Dampfend landete er im Kontrollraum, wo er bewusstlos zwischen den Technikern liegen blieb.
Rafael zeigte nun ernsthafte Müdigkeitserscheinungen und stützte sich kurz nach Luft schnappend auf seine Oberschenkel. Hechelnd drehte er sich wieder zu den beiden Mitgliedern des Zerberus-Teams:
„So, wo waren wir stehen geblieben?“
Triumphierend wollte er zu einem neuen Angriff übergehen. Era und George spannten alle Muskeln zusammen und starrten gebannt auf den verhassten Gegner. Ihre Chancen für einen Sieg waren auf Null gesunken, als das Sternentor von außen aktiviert wurde. Die sieben Symbole rasteten ein und der Vortex schoss hervor.
Entgeistert starrten alle auf die flüssig wirkende Fläche des Ereignishorizontes, als eine vertraute Person ankam. Verschwitzt und mit blondem, zerzaustem Haar, erreichte Marco endlich den Ort des Geschehens. Er begutachtete die verwüstete Halle, dann fixierte er Rafael, der genauso perplex erschien, wie seine eigenen Freunde:
„Ich bin Zuhause!“
Eine neue Euphorie erfasste den Erzengel und er breitete begrüßend die Arme aus:
„Endlich bist du da, Marco! Ich dachte schon, du wärst feige getürmt!“
Der Blonde spuckte aus:
„Wieso sollte ich türmen? Ich kämpfe bis zum bitten Ende und genau deshalb bin ich hier!“
„Große Worte von einem halbstarken Menschen!“, lachte Rafael und musterte den verschwitzten Neuankömmling. Marco wirkte in seinen Augen auch ziemlich abgekämpft, auch wenn er sich das noch nicht erklären konnte. Er setzte zum Sprung an und spurtete los aber Marco blieb gelassen und geduldig:
„Zu blöd… Ich kann mich wieder erinnern und bin ein Antiker!“
Im Bruchteil einer Sekunde wirbelte der Anführer herum und wehrte die Sprungattacke ab, indem er Rafael seine rechte Faust ins Gesicht schlug. Die Wucht des Konter war für den Engel unerwartet heftig, so dass er knallhart zu Boden ging. Verwirrt und ein Stück weit überfordert sah Rafael kurz doppelt. Wieso besaß der Blondschopf plötzlich solche Kraft?
Beim letzten Mal war er doch hoffnungslos unterlegen gewesen. Verständnislos richtete er sich wieder auf und ließ Marco nicht mehr aus den Augen.
Der Blonde knackte kampfbereit mit den Fingerknöcheln, dann grinste er:
„Was ist los? Überrascht? Dann pass mal auf, was ich noch alles drauf habe!“
Genauso schnell wie ein Erzengel sauste Marco voran, holte aus und erwischte Rafael mit einem neuen Hieb. Erneut landete der Schurke auf dem Balkon, unschlüssig was auf einmal los war. Der Anführer des Zerberus-Teams rieb sich die Augen und schüttelte den Kopf, dann sprintete er voran. Rafael fing sich wieder und verschwendete keine Gedanken mehr an die Ursache dieses Kraftschubes. Er wich einem Kick aus und ließ wieder ein Kristallschwert aus seiner Handfläche erscheinen. Mit diesem war er bereit den Gegner in zwei Teile zu schneiden. Nur knapp entkam Marco dem Schnitt und wurde in die Defensive gezwungen. Eine Schlagserie hagelte auf ihn ein und ließ ihn immer weiter zurück weichen:
„Was ist los, Marco? Ist dir meine Klinge zu scharf!?“
Es war schwer der rasenden Klinge auszuweichen. Marcos Ausweichbemühungen endeten an einer Wand, als die Spitze des Schwertes sein Schulterblatt durchstieß.
Er schrie schmerzerfüllt auf und Blut lief über die Klinge. Von Mordgelüsten begeistert flüsterte er dem jungen Helden ins Ohr, wie er es bei George getan hatte:
„Du bist schon am Ende? Was war denn mit deinem Geprahle?“
Plötzlich verwandelte sich Marcos schmerzerfüllter Blick in ein selbstbewusstes Flimmern. Er packte die Klinge und zog sie aus der Verletzung wieder heraus:
„Hast du mir eben nicht zugehört, als ich sagte ich habe jetzt mehr drauf? Ich wiederhole… Zu blöd…“
Mit einem Ellenbogencheck löste sich der Blonde von der Wand und stieß Rafael davon. Anschließend trat er ihm in den Nacken, wodurch der Erzengel abermals in die Knie ging.
Zu letzte beförderte ein Schlag mit der rechten Faust ihn durch ein bisher heiles Fenster aus dem Turm hinaus. Wieder ging ein unschuldiges Mosaikfenster zu Bruch. Kaum war Rafael aus dem Hauptgebäude von Kritias verschwunden, stützte sich Marco müde an eine Wand. Etwas war nicht normal und neuer Schweiß bedeckte seine Stirn. Seine Muskeln erschlafften kurz und sein Blick verschwamm. In seinem Kopf dröhnte es und ein Stechen wanderte zwischen der rechten und der linken Schläfe hin und her:
„Das ist heftig…“
Era und George wagten sich aus der Deckung heraus. Sie waren glücklich ihren Freund zu sehen. Die Galonierin bemerkte sofort den wankenden Schritt ihres Kameraden:
„Alles okay mit dir?“
Der Blonde holte tief Luft, dann winkte er trocken ab:
„Mehr oder weniger! Geht in Deckung! Er kommt gleich zurück!“
Neue Angst überkam die Freunde und sie wussten, dass es noch lange nicht vorbei war. Jemand krallte sich in den Rahmen des zerschmetterten Fensters und zog sich daran hoch. Rafael hatte seinen Sturz also abgefangen und betrat den Turm nun mit einem absolut bösartigen Gesichtsausdruck. Mit großer Abscheu untersuchte er Marco genauer, bevor er wieder dieses Lachen ausstieß, welches einem das Blut in den Adern gefrieren ließ:
„Jetzt verstehe ich deinen Trick! Du hast dich mit meinem Bruder vereinigt! Keine schlechte Idee aber äußerst riskant! Wie lange kann ein Antiker kämpfen, wenn er zwei Bewusstsein in seinem Kopf hat?“
Marco blieb gelassen aber man sah ihm eine innerliche Anstrengung an. Deshalb hatte er diesen andauernden Kopfschmerz, denn Michael stand mit ihm im Kontakt und ermahnte ihn immer wieder, wie wenig sein Körper die Belastung verkraftete.
„Das lass mal unsere Sorge sein! Ich soll dir übrigens von Michael sagen, dass du zur Hölle fahren sollst!“, brummte der Blondschopf und ging in die Hocke.
Beide Kämpfer wurden kurz von einer Aura eingehüllt, dann gingen sie wieder aufeinander los. Sie schlugen auf einander ein, blockten und drehten sich. Am Ende hatten sich die Kontrahenten bis auf den Balkon hinaus gekämpft. Mit einer harten Rechten, durchschlug Marco den Trennzaun und rammte den Erzengel mit dem Gewicht seines Körpers. Dann spürten beide nur noch Luft unter sich und sahen den Balkon, der sich zu entfernen schien.
Die Kämpfer fielen in die Tiefe, weil sie über den Rand gefallen waren. Noch während des Sturzes ging die Schlägerei eiskalt weiter, bis der Flug unsanft auf einem anderen Balkon einige Stockwerke tiefer endete. Marco hatte durch den Aufprall kurz die Besinnung verloren und lag stöhnend am Boden. Sein Schädel fühlte sich, als würde er jeden Moment zerbrechen. Erst jetzt fiel ihm auf, dass seine Ohren bluteten.
Der Antiker rieb sich die Schläfe:
„Verflucht… Mein Kopf…“
Eine Stimme riss ihn aus seinen Gedanken und schon traf ihn ein brutaler Tritt in den Magen. Rafael brauchte nur Sekunden um sich zu regenerieren. Eiskalt trat er nun auf den Lantianer ein, der schützend den Arm hob aber nichts gegen die Attacke ausrichten konnte. Sein Körper war plötzlich lahm und entkräftet.
Verbissen stützte er sich am Boden ab und fauchte in sich hinein:
„Nicht nachlassen, Michael! Gib mir mehr Energie!“
Der König der Erzengel, der sich mit ihm einen Körper teilte, befolgte die Anweisung und ließ seine Energie wieder steigen. Eine blaue Aura peitschte um ihn herum und wehrte den letzten Tritt so effektiv ab wie ein Körperschild.
Er schnappte sich Rafael am Bein und riss ihn zu Boden, um sich dann über ihn zu rollen und den Arm zu heben. Jetzt war es Marco, der all seine Energie in der Handfläche sammelte, um einen eigenen Kyon-Schlag freizusetzen. Die blau flackernde Flamme umhüllte den unteren Arm und war mit purer Energie angereichert.
Der Anführer des Zerberus-Teams schlug zu und schon durchbohrte ein vernichtender Schlag Rafaels Körper. Der Balkon unter ihnen zerbarst in mehrere Stücke, so dass der Erzengel auf der anderen Seite wieder durchbrach und hinab fiel. Marco klammerte sich an einen Stützbalken und entging dem Absturz. Vom Ausstoß des Kyon-Schlages entkräftet, wuchtete er seinen lahmen Körper hinaus und lehnte sich hechelnd an die Turmwand:
„Das hat gesessen…“
Endlich hatte er kurz Zeit, um sich neu zu sammeln aber ausreichend war der Schlag sicher nicht gewesen. Er spürte einen feinen Rinnsal Blut aus seiner Nase laufen und das Stechen in seinem Kopf war fast unerträglich. Sein Shirt war schon mit Schweiß durchtränkt. Immer wieder verschwamm alles vor seinen Augen und erzeugte Duplikate von seiner Umgebung, wenn diese sich nicht gerade drehte.
Plötzlich hörte Marco ein merkwürdiges Surren. Er sah sich um und fast hätte er zu spät eine nahende Klingenwaffe bemerkt. Ein scharfer Bummerrang aus Kristall schoss aus der Tiefe empor und zerschnitt den Balken auf dem Marco Platz gefunden hatte. Ungebremst raste er auf den Boden zu, dabei würde ein Aufprall ihn sofort umbringen. Noch in der Luft drehte er sich zum Turm und entzündete gleich zwei Kyon-Schläge in seinen Armen. Diese rammte er in die metallene Außenhülle des Zentralturms, so dass er sich verhakte. Sein Fall wurde gebremst und er riss eine Schneise in das Mauerwerk, bevor er knapp zehn Meter über dem Boden zum Stehen kam. Unten sah er Rafael, der seinen Körper abermals geheilt hatte und mordgierig zu ihm hinauf sah.
Vermutlich war ein Kampf kaum noch möglich und mit dieser Notbremse hatte er seine Energie vollkommen überlastet. Er drohte bewusstlos zu werden und schwankte. Nun durch glitt eine Welle der Schwäche seinen Körper und es wurde schwarz um ihn. Er landete auf dem Bauch und konnte sich nicht mehr rühren:
„Ärgerlich… Wieso mache ich gerade jetzt schlapp? Ich verliere das Bewusstsein…“
„Ich habe es dir ja gesagt! Zwei Bewusstsein sind zu viel für deinen Körper!“, spottete der Erzengel und ließ wieder ein Edelsteinschwert erscheinen. Marco konnte nichts mehr tun, um diesen Finalschlag aufzuhalten.

Plötzlich fand sich der Antiker im Inneren seines eigenen Kopfes wieder. Direkt vor ihm stand Michael mit seinem perfekten Haar und einem wehleidigen Blick:
„Tja, sieht so aus, als wäre dein Plan gescheitert, Antiker!“
Marco formte aus seinen Augen kleine Schlitze und verschränkte die Arme:
„Es muss doch einen Weg geben, wie wir diese Situation noch wenden können! Unsere Verbindung hat schon so lange gedauert! Dann kann der Kampf nicht schon nach fünf Minuten zu ende sein!“
Michael stellte den Kopf schräg und schien über etwas nachzudenken, bevor er charmant lächelte:
„Ich bewundere deinen Kampfgeist, Melokar! Du hast die Weisheit eines Antikers und die Kämpferseele eines Erzengels! Es gibt noch eine Hoffnung!“
Für den Blonden klang es, als würde der König der Erzengel in Rätseln sprechen. Er kratzte sich unschlüssig am Kopf, dann fragte er nach:
„Wie meinst du das? Was hast du vor?“
„Ich werde meine Existenz aufgeben! Dein Körper ist mit der Energie und den zwei Bewusstsein überlastet! Einer muss nachgeben!“, erklärte Michael aber stieß bei Marco auf wenig Gegenliebe für diesen Vorschlag:
„Das kannst du nicht tun! Ich kann die Erzengelenergie nicht lenken!“
Plötzlich legte ihm Michael die Hand auf die Schulter und schaute ihm tief in die Augen. Etwas war anders an ihm. Es war ein Blick, denn nie jemand bei einem Erzengel gesehen hatte. Michaels Augen zeigten Güte und Reue:
„Ich kann sehr wohl… Du verstehst nicht! Selbst wenn wir Rafael besiegen, habe ich nichts mehr. Meine Welt und mein Volk sind zerstört. Gabriel war mein letzter lebender Bruder. Ich bin alleine. Ich habe nichts zu verlieren. Du kennst das Gefühl der Einsamkeit aber nun hast du Freunde, die dich brauchen. Kämpfe für sie und rette das, was ich nicht beschützen konnte…“
Bevor Marco etwas entgegnen konnte, verschwand die Essenz von Michael aus seinem Körper. Der Geist des Erzengels wurde blasser, bis er endgültig verschwunden war. Nur eine Sache blieb in Marco noch zurück. Die gewaltige Kampfkraft seines Partners.
Diese breitete sich voll in ihm aus, weil er nicht länger mit einer anderen Person kommunizieren musste. Seine Kraft kehrte zurück, genau wie sein Bewusstsein.

Era und George drängten sich dicht an den Rand des Balkons und versuchten die Kämpfen von oben zu beobachten. Sie sahen ihren Kameraden regungslos am Boden liegen, während Rafael kichernd auf sein Opfer zu marschierte und dabei die glatte Klinge herum schwang:
„Ich habe dich gewarnt, Antiker! Jetzt bist du des Todes!“
Er hob sie in die Luft, bevor er sie mit aller Gewalt hinabschnellen ließ. Marco riss seine Augen auf und zog den Arm vor seinen Körper. Die Klinge krachte aus seinen Ellenbogen und zersplitterte mit einem lauten Klirren. Verstört riss Rafael die Augen auf, als der Blonde wieder auf die Beine sprang und ihm einen Schlag verpasste, der nur mit einem Felsschlag zu vergleichen war. Es blieb jedoch nicht bei einem Punch, denn schon traf ihn eine weitere Attacke, die ihn durch die Mauer eines anderen Gebäudes drückte. Die metallene Wand bog sich nach innen, bis sie wegplatzte. Rafael überschlug sich mehrmals, bis er sich im Korridor eines neuen Hauses wieder fand:
„Was zur Hölle…?“
Der Antiker wirkte wieder komplett munter und sogar die Schweißausbrüche waren vorbei:
„Ich bin noch lange nicht fertig mit dir!“
„Ich auch nicht aber langsam wirst du echt lästig! Wieso kannst du nicht einfach sterben!?“, schrie der Erzengel und feuerte drei Energiebälle ab. Marco wich allen drei aus, als Rafael auch schon neben ihm erschien. In seiner Hand hielt er das mittlerweile vierte Kristallschwert. Tische, Balken, Türen, Wände. Alles wurde eiskalt in Stücke zerschnitten, bis beide Krieger wieder draußen landeten.
Mehrmals gingen sie aufeinander los aber trotz seiner neu gewonnen Kontrolle wurde Marco müde. Immer wieder kassierte er Treffer. Rafael hingegen heilte sich selbst, als würde man ihn nicht besiegen können. Für einen Moment verlor er die Aufmerksamkeit und schon bereute er das. Der Engel stach zu und durchstieß Marcos Körper.
Er trieb das Schwert tief in den Antiker hinein und ließ es dann stecken. Marco verstummte und sah an sich herunter. Er sah nur den Griff und verspürte so eine unheimliche Kälte.
Seine Organe brannten und ein Schleier legte sich über seine Augen. War das jetzt das Ende?
Blut floss aus der offenen Wunde und bildete eine Lache, während seine Hände zu zittern begannen. Rafael klatschte triumphierend in die Hände:
„Du wirst zweifellos sterben, also wieso kämpfst du weiter?“
„Ich weiß, dass ich sterben werde! Ich war schon dem Tode geweiht, als ich vor zwei Jahren das Repositorium der Kraft aktivierte…
Ob ich im Kampf sterbe oder durch die Nebenwirkung des Repositoriums ist egal!“, erklärte der Lantianer und packte den Griff des Schwertes.
Mit einem kräftigen Ruck zog er die Waffe wieder heraus und spuckte Blut. Die Entschlossenheit des jungen Anführers war nicht gebrochen, also legte er ein letztes Mal all seine Energie in die rechte Hand für einen Kyon-Schlag. Die Energie strahlte heller als jemals zuvor und schien den materialisierten Lebenswillen darzustellen. Rafael lachte enthemmt und tat es dem Alteraner gleich:
„Wie du willst! Eine Entscheidung durch den Kyon-Schlag! Eine schöne Idee!“
Die Blitze in Marcos Hand spalteten den Boden unter seinen Füßen und versprühten so eine hohe Intensität, dass ein lautes Knistern erklang. Dann hetzten beide Gegner los und näherten sich mit großen Schritten.
Beide legten alles in diese Konfrontation, als die Schläge aufeinander stießen. Eine Druckwelle fegte durch die Luft und eine Explosion aus Licht blendete sogar George und Era.
Der Hall der Explosion ließ sogar die Kämpfenden vor der Stadt kurz erstarren. Dreck und Sand wirbelte auf und verdeckte die Sicht auf den Sieger. Era spähte panisch in den Dunst hinein aber der Gewinner blieb ihr verborgen.
Erst als sich der Staub legte, wurde ein Krater enthüllt, in dem Rafael aufrecht stand und auf einen stark verletzten Menschen hinab sah. Marco lag zu seinen Füßen, blutete aus allen Poren und schien nicht länger in der Lage sich zu wehren. Die Gefährten in der Turmspitze waren sprachlos. Konnte noch irgendjemand den Feind aufhalten?
Rafael neigte sich amüsiert hinab und umschlang Marcos Kehle:
„Unglaublich, dass du noch so lange Widerstand leisten konntest aber zur Belohnung werde ich dir etwas verraten. Weißt du wieso ich so stark bin? Ich war nicht von Geburt an so mächtig. Jeder Erzengel hat eine besondere Fähigkeit gehabt. Meine war es Kräfte zu absorbieren. Ich wurde mit jedem Opfer stärker!“
Schon fast zärtlich strich der Engel dem Unterlegenen über die Wange:
„Du hast immer noch sagenhaft viel Energie aber dein Körper ist zu kaputt! Wäre doch schade, wenn diese Kraft einfach verloren geht!“
Rafael warf sein langes, schwarzes Haar zurück und berührte Marcos Brustkorb. Danach erstrahlte der Körper und ein Energiestrom wanderte von seinem Körper zu dem Schurken über. Der Blonde schrie schmerzerfüllt auf und er konnte fühlen wie ihn all seine Energie verließ. Die Atmung wurde schwerer und seine Haut schien in Flammen zu stehen.
Rafael befand sich in einem rauschähnlichen Zustand, während er immer mehr Energie absorbierte. Er entzog seinem Kontrahenten förmlich die Lebensenergie. Era kämpfte mit sich selbst um die richtige Entscheidung und spielte mit der Überlegung hinab zu springen und einzugreifen aber George hielt sie sofort zurück:
„Lass das! Du kannst nichts unternehmen! Rafael wird immer mächtiger!“
„Aber wir müssen ihn doch retten!“, schrie sie aufgebracht. Neue Tränen liefen über ihr Gesicht, während Rafael lautstark grölte:
„Das ist unvorstellbar wie viel Energie du noch besitzt! Es scheint ja gar kein Ende zu nehmen!“
Hatte Marco wirklich so viel Energie? Der Erzengel musste pausieren, weil es einfach zu viel war, doch dann erwachte der Anführer ein aller letztes Mal und umklammerte seinen Feind noch enger:
„Du willst meine Energie? Dann bekommst du sie!“
Der Transfer ging weiter und beide schrieen zeitgleich auf. Das Licht der Absorbation wurde immer heller, bis beide darin verschwanden. Es waren nur noch die klagenden Rufe des Erzengels zu hören:
„HÖR AUF!!! ICH KANN SO VIEL ENERGIE NICHT ERTRAGEN!!! HÖR AUF!!!“
Es folgte eine neue Explosion, die noch gewaltiger war, als bei den zusammenprallenden Kyon-Schlägen.
Mit dieser Detonation verstummte das Schlachtgetümmel für immer und nur noch eine feine Melodie lag in der Luft, fast so als wäre eine letzte Symphonie komponiert worden.

Er schwebte in einer Unendlichkeit dahin…
Er verspürte eine angenehme Wärme und die leise Melodie ließ ihn lächeln:
„Ist es das? Bin ich tot?“
Marco erhoffte sich eine Antwort in dieser hellen Welt des Friedens. Der Krieg war draußen geblieben und er war so leicht wie Luft. Nichts belastete ihn und niemand wollte ihn töten. Das musste der Himmel sein.
Er erkannte drei verschwommene Gestalten um sich herum. Die eine Person strich ihm über die Wange. Sie hatte eine weiche Haut und langes Haar:
„Du bist nicht tot!“
Ihre Stimme war genauso sanft, wie ihre Berührung. Neben ihr war ein großer Mann, der Marcos Stirn fühlte und dann an seinem Kopftuch herum zupfte:
„Sollen wir ihn hier aufnehmen?“
„Bist du bescheuert?! Den will ich hier garantiert nicht haben! Der nervt bloß wieder!“, schimpfte die dritte Gestalt, die jünger als die ersten war. Alle drei kamen ihm vertraut vor und es dauerte etwas, bis sein Blick klarer wurde. Die junge Frau mit der liebevollen Stimme war Jophiel, der große Mann mit den Muskeln Eden und der nörgelnde Dritte war Sebastian, der wie früher die Arme vor der Brust verschränkte. Der dunkelhaarige Soldat zwinkerte dem Antiker zu:
„Du darfst noch nicht zu uns, Marco! Du hast noch einiges zu erledigen! Die Zukunft erwartet dich!“
Die drei geliebten Personen verschwanden in der Dunkelheit…

Ein Piepsen ließ ihn erwachen.
Völlig verunsichert fand sich Marco in einem Krankenbett wieder. Er war ganz klar in Kritias und noch dazu am Leben. Die Krankenstation war mit Patienten völlig überladen. Überall saßen schreiend Soldaten, deren Verletzungen schwer waren. An seinem Bett saß Era und wurde sofort munter:
„Marco? Du bist endlich wach! Ich habe mir Sorgen gemacht…“
Der Blonde rieb sich die Augen und wollte sich aufsetzen aber es gelang ihm nicht. Er rutschte in sein Kissen zurück und gab ein Zischen von sich:
„Was ist passiert? Was habe ich verpasst?“
Auch Lyana eilte herbei und schaute besorgt auf ihr Klemmbrett:
„Rafael ist explodiert. Du hast ihm fast all deine Kräfte gegeben, was deutlich zu viel für ihn war. Du hast deine Selbstheilung und viel von deiner Körperkraft verloren. Willkommen unter den normalen Sterblichen!“
Die Ärztin scherzte, auch wenn die letzten Ereignisse sie deutlich mitgenommen hatten.
Era stützte sich auf ihren Unterarm:
„Als du Rafael so zerstört hast, sind sofort alle Kristallwesen und Schiffe stehen geblieben. Die Antares stand kurz vor der Vernichtung aber es gibt…“
Sie verschluckte sich und schwieg. Marco wusste was sie sagen wollte und biss sich auf die Unterlippe.

Viele Leben gingen in dieser letzten Schlacht für immer verloren…
Freunde sind für immer verstummt…
Es mussten viele sterben, nur damit es endlich Frieden geben konnte.
Ich habe zwei Leben geführt. Andere nicht einmal ein halbes. Ich verstehe jetzt, wie glücklich ich mich schätzen kann.
Die Trauerfeier war zu Ehren viele tapferer Leute, die in den letzten Jahren gefallen waren.
Eine endlose Liste an Toten hatte am Ende den Sieg ermöglicht und den Frieden nach Zerberus gebracht, den sich jeder so gewünscht hatte.
Major Sebastian Rantold…
Eden…
Jophiel…
Felian…
Fürst Zaiku…
Jenny McLane…
Colonel Mike Henderson…
Michael…
Und die Liste könnte noch Stunden so weiter gehen. Ich danke diesen Leuten von ganzem Herzen und hoffe sie finden ihre Ruhe. Mit Rafael fiel der letzte Feind dieser Galaxie. Nun war es an der Zeit alles wieder aufzubauen aber das war nicht länger meine Aufgabe.
Ich entschied mich für die Rückkehr zur Milchstraße, zusammen mit George.
Das Leben hält viele Bürden und Überraschungen für uns bereit. Wir müssen an ihnen wachsen…

Nach einer ausgiebigen Feier und mehreren Tagen des Aufbaus, war der Moment des Abschieds gekommen.
Era hatte sich über eine Stunde lang von George verabschiedet und schon Liter von Tränen vergossen. Nun schlenderte sie mit Marco durch die Korridore von Kritias und versuchte weitere Heulkrämpfe zu unterdrücken:
„Bist du sicher, dass du gehen willst? Vielleicht haben wir ja doch eine Chance, jetzt wo der Krieg vorbei ist!“
Ihre Stimme zitterte aber Marco blieb fest entschlossen und schüttelte den Kopf:
„Ich will Zerberus hinter mir lassen und man braucht mich in der Heimat. Als Antiker bin ich für die Erde vermutlich unersetzlich!“
Irgendwie konnte die Galonierin diese Begründung sehr gut nachvollziehen. Marco hatte in dieser Galaxie einiges ertragen müssen und nun hatte er endlich die Möglichkeit dieses Grauen zu vergessen. Sie hinderte sich selbst am weinen und sprang ihm um den Hals. Sie drückte ihren ehemaligen Geliebten fest an sich. Marco gab ihr einen Kuss auf die Wange und schien besorgt:
„Und hier wird alles gut? Bist du dir sicher wegen deinem Team?“
Era stockte, dann lachte sie amüsiert:
„Es wird komisch nicht mit dir und George unterwegs zu sein. Mein Teams wird aus mir, Patras, Somnus und Kali bestehen.“
Jetzt war es Marco, der sich laut lachend den Bauch hielt:
„Das ist wirklich ein komisches Team… Ein ehemaliger Krimineller, ein Goa`uld-Kind mit Gottkomplex und eine Kriegerprinzessin aber du kriegst das auf die Reihe!“
Der Funk gab ein Knacken von sich und Colonel Whists Stimme erklang:
„Mr. Harrison? Die Antares ist startbereit!“
„Es wird Zeit leb wohl zu sagen!“, sagte Marco und gab Era einen letzte Kuss auf die Wange. Die Galonierin hielt ihn am Arm fest und guckte vorwurfsvoll:
“Nicht leb wohl! Bis bald!“
Schon wurde der Antiker von einem Lichtstrahl eingehüllt und an Bord der startenden Antares gebracht. George stand bereits auf der Brücke und begutachtete die Pracht von Kritias. Überall um der Stadt herum reparierten Techniker die zerstörte Fassade oder räumten die Trümmer der Kristallwesen weg. Marco gesellte sich zu seinem Kumpel und zwinkerte:
„Hey, George!“
„Ich werde wehmütig, wenn ich Kritias so sehe aber endlich geht’s heim…“, seufzte der Schiffstechniker und musste tief durch atmend:
„Was wirst du nach der Sache hier machen? Mir hat man die Führungsposition am Projekt Eternal angeboten! Soll nach der Secmeton der nächste Zerstörer werden!“
George klang optimistisch. Marco wirkte er weniger begeistert von seiner Zukunft:
„Bei meinem Glück wird mich die IOA zwingen nach Atlantis zu gehen aber jetzt freue ich mich nur noch auf Zuhause!“
Gemeinsam schauten sie ein letztes Mal auf Gigantis hinab, dem Planeten, der nun zwei Jahre lang ihre Heimat in Zerberus war. Die Antares verschwand im Hyperraum und ließ Zerberus hinter sich.

Ende von STARGATE-ZERBERUS
End Notes:
So, nach drei Jahren und 80 Folgen in vier Staffeln ist Stargate-Zerberus zu Ende. Ich hoffe es war ein würdiges Ende für meine längste Stargate-Fanfiction.
Ich möchte noch einmal allen danken, die mir beigestanden haben und natürlich bei euch Lesern, die mich auch dazu ermutigt haben weiter zu schreiben.

Zerberus ist mir sehr ans Herz gewachsen, genau wie seine Charaktere. Es fiel mehr schwer hier ein Ende zu setzen aber ich weiß, dass ich Zerberus schwer hätte weiter führen können.
Ich brauche neue Abenteuer und neue Helden.

Eine neue Story steht schon in den Startlöchern und stellt ein komplett neues Abenteuer dar.
Ich will noch nichts verraten aber für diejenigen, die wissen möchten, was mit Marco und George nach Zerberus passierte, wird meine neue Geschichte auch interessant.
Beide werden auch zum Cast der neuen Geschichte gehören.

Da könnt ihr mehr über Marcos menschliche Vergangenheit erfahren und es werden Dinge aufgeklärt, die in Zerberus nicht aufgedeckt wurden. Mir fällt es halt schwer meine Charaktere einfach so los zu lassen. Zerberus selbst wird aber nicht vorkommen und auch die Faustkämpfe und Superkräfte bleiben weg. Es wird also realistischer…

Noch einmal vielen Dank fürs Lesen. In Zerberus steckt viel Schweiß und mein Autorenherz. Ich hoffe, man hat es wenigstens manchmal gemerkt. Ich würde mich über ein Abschlussfeedback freuen und hoffe einige von euch sehe ich bei meiner neuen FF wieder.
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