Robin Hood by suehsi
Summary: John und sein Team waren gerade auf dem Weg zum Stargate, als des Sheriffs Männer Elizabeth entführten. Für das Atlantis Team beginnt eine Flucht durch die Schatten des Waldes und ein Wettlauf gegen die Zeit, da Elizabeth schon bald am Galgen hängen soll...
Categories: Stargate Atlantis Characters: Multi-Chara, Own Character
Genre: Action, Crossover, Friendship, Humor, UST
Challenges: Keine
Series: Keine
Chapters: 2 Completed: Ja Word count: 18100 Read: 8955 Published: 19.12.10 Updated: 19.12.10
Story Notes:
Short-Cut: John und sein Team waren gerade auf dem Weg zum Stargate, als des Sheriffs Männer Elizabeth entführten. Für das Atlantis Team beginnt eine Flucht durch die Schatten des Waldes und ein Wettlauf gegen die Zeit, da Elizabeth schon bald am Galgen hängen soll...

Spoiler: SGA: 2. Staffel, Robin Hood: 1. Staffel
Charaktere: Multi-Charakter
Kategorie: Action, Crossover, Friendship, UST
Rating: R-16

Author's Note: Ich konnte einfach nicht anders... Ich LIEBE BBC's Robin Hood! :P
Widmung: Für Kat und Mella *flausch*
Disclaimer: MGM Television Entertainment
Feedback: A Clue? - YES!

1. Robin Hood by suehsi

2. Robin & Marian by suehsi

Robin Hood by suehsi
Robin Hood


"Es hat mich sehr gefreut, Ihre Bekanntschaft zu machen!", meinte der Sheriff grinsend, als er John die Hand gab, um ihm Lebewohl zu sagen. "Auf einen guten Handel!"
"Auf einen guten Handel!", wiederholte John, während er des kleinen Mannes Hand schüttelte. Es war eine gute Vereinbarung, die sie getroffen hatten, denn Getreide konnten sie in Atlantis immer brauchen und die wenigen Medikamente, die hier gebraucht wurden, konnten sie leicht entbehren.
Es war kein wirklich großes Dorf, welches von einer starken alten Burg umfasst wurde. Die Bewohner waren arm und es erinnerte John an Filme, die im Mittelalter spielten. Tatsächlich war die Entwicklung dieser Menschen in diesem Stadium stehen geblieben, was man sehen konnte.
Die Meisten hier trugen alte Fetzen und Tücher, welche wahllos um den Körper gewickelt worden waren. Sie schufteten wie die Wilden auf den kleinen Äckern hinter ihren Häusern und auf den großen Feldern, welche bestellt werden mussten.
Keiner von den Bewohnern hier schien jedoch glücklich. Jedenfalls nicht, wenn die Soldaten der Festung und deren Befehlshaber die Straße betraten.
Körbe wurden fallen gelassen und die Kinder an den Armen in die Hütten gezerrt. Es schien, als hätte das Volk Angst. Richtige Angst.
"Ich wünsche Ihnen eine gute Heimreise!", meinte der Sheriff und strich sich über seinen Mantel, ehe er noch einmal freundlich lächelte und dem Team zuwinkte.
Langsam kehrte ihm dann das Atlantis-Team den Rücken zu und begann, sich aus dem Innenhof der Burg zu entfernen.
"Komischer Kerl!", murmelte John gerade so laut, dass es sein Team hören konnte. Elizabeth nickte.
"Ja, aber nun haben wir jemanden mehr, mit dem wir Handel treiben können und Sie wissen genau, Colonel, wie dringend wir Nahrungsmittel brauchen!"
"Ich weiß... Ich sagte ja doch nur, dass der Kerl komisch war!"
"Eigentlich waren beide komisch…", warf auch dann Rodney ein, welcher neben John und Elizabeth ging. "Haben Sie gesehen, wie Sie der Eine immer angestarrt hat, Elizabeth?"
"Jaaa, das ist mir auch aufgefallen!", meinte John und blickte Elizabeth neugierig an, welche nur die Augen verdrehen konnte.
Egal wo sie hin ging, die Beiden hatten immer das Gefühl, die Blicke fremder Männer würden sie ausziehen. Und wenn es diese gedanklich tun würden… auch egal, schließlich war sie kein Kind mehr, nicht geistig und auch nicht körperlich.
"John, Rodney!", warnte Elizabeth genervt. "Wir haben noch einen langen Weg vor uns, also bitte vergeuden Sie Ihre Kräfte nicht durch Reden und Jammern!"
Rodney wollte gerade etwas erwidern, doch als ihn der finstere Blick von Teyla traf, welcher genauso genervt schien wie der von Elizabeth, entschloss er sich, es doch für sich zu behalten.

***

"Gisborne!", fauchte der Sheriff, welcher noch auf den Stufen des Innenhofes stand und das Tor anstarrte, durch welches kurz zuvor das atlantische Team verschwunden war.
"Ja, my Lord?", wollte dieser wissen und trat näher an den Sheriff.
Gisborne war ein großer, stattlicher Mann mit dunklem, mittellangen Haar. Er war des Sheriffs Handlanger. Vorsichtig beugte sich Gisborne zum Sheriff herunter, welcher die Hand hob und einen Finger krümmte, wobei er flüsterte: "Sorgen Sie dafür, dass diese Reisenden das Tor nicht erreichen! Wir können es uns nicht leisten, noch weniger Ernte zu haben!"
"Aber, my Lord, warum habt Ihr dann mit Ihnen verhandelt?", bohrte Gisborne neugierig nach, wobei er die Augenbrauen nach oben zog.
"Informationen, Gisborne!", schoss es sofort aus dem kleinen, fast kahlköpfigen Mann, als wäre die Antwort zu wissen gewesen. "Sie hätten uns wichtige Informationen preisgeben können, doch das haben sie nicht! Wer weiß, ob sie wirklich in einer so sagenumwobenen Stadt leben… Alles Schwachsinn sag ich Ihnen!"
Gisborne erwiderte nichts, sondern nickte bloß.
"Gisborne?", begann der Sheriff wieder und blickte auf den Mann neben ihm. "Was stehen Sie denn noch rum? Sie haben Befehle, die Sie auszuführen haben!"
Die Stimme des Sheriffs wurde höher und nahm einen wütenden Unterton an, woraufhin sich auch seine Augen schmälerten. Er hasste es, wenn Gisborne immer nur herumstand und nicht tat, was er zu tun hatte.
"Schon unterwegs, my Lord!", brach es aus Gisborne, der entschuldigend den Kopf sank und die Stufen hinuntereilte, um eine Gruppe von Soldaten auf die Pferde zu bringen.

***

"… und dann hat mich Katie dazu überredet, mit ihr etwas Gymnastik im Trainingsraum zu machen", fuhr Rodney fort. "Können Sie sich das vorstellen? - Gymnas-"
"Schhh", unterbrach John, der schlagartig stehen blieb und die Hand nach oben hielt.
"Was?", wollte Rodney wissen, welcher unbedingt mit seiner Geschichte fortfahren wollte.
"Hören Sie das?" John stand da und lauschte, doch Rodney konnte nicht mehr hören als das sausen der Bäume, was nicht untypisch für einen Wald war.
"Reiter…", warf Telya ein und blickte sich sofort um. "Da kommen Reiter auf uns zu!"
John nickte. Die Reiter ritten schnell.
"Schnell, runter von der Straße!", schoss es aus John und in einem Bruchteil von Sekunden sprang er von der kleinen Waldstraße in die Büsche. Schließlich konnte man nie wissen, wer da unterwegs war. Noch dazu war es ein etwas… eigenartiger Planet, da man sprichwörtlich ins Mittelalter versetzt worden war.
Eilig folgten Ronon und Teyla, doch Rodney und Elizabeth blinzelten nur etwas verdutzt, ehe auch schon am Ende des Weges Gestalten und Schatten zu sehen waren.
"Da vorne sind sie!", hörte man eine Stimme schreien und das Traben der Pferde wurde lauter, was auch schließlich Rodney und Elizabeth dazu veranlasste, in die Büsche zu springen und querfeldein durch den Wald zu laufen.
Sie wussten nicht, worum es ging, doch laufen war eine gute Alternative. Schließlich hatten sie nichts verbrochen und wenn schon nach ihnen mit gezogenem Schwert geschrieen wurde, dann war davonlaufen wirklich die einzige Option, die sie hatten.
Voran liefen Ronon und John, dicht gefolgt von Telya, welche durch den Wald sprintete wie ein Reh. Rodney und Elizabeth blieben etwas zurück.
Sie liefen in Richtung eines steilen Hügels, der stellenweise mit Felsen verkleidet war. Dies gab optimale Deckung und freies Schussfeld.

Elizabeth lief gerade über ein paar Äste, als sie schließlich mit dem Bein in eine Mulde brach und zu Boden stürzte. Der Boden war überseht mit Laub und Elizabeth war gerade dabei, sich aufzurichten und weiter zu laufen, als sie plötzlich das Schnauben eines Pferdes hinter sich hörte. Es war nahe. Zu nahe.
Vorsichtig wagte sie es über ihre Schulter zu blicken, doch was sie erblickte, ließ pure Panik in ihr hochsteigen. Das Pferd war keinen Meter von ihr entfernt und der Reiter blickte zu ihr hinab. Unsicher begann sie, sich zu erheben und sich langsam umzudrehen.
Mit einer Hand strich sie sich ihre langen, gelockten Haare aus dem Gesicht, das leicht mit Schmutz vom Sturz überzogen war.
Bedenklich hob sie den Kopf und blickte zu Gisborne, welcher hoch auf seinem Pferd saß, ehe sie ihren Blick um sich schweifen ließ. Sie war umstellt.
Die Soldaten hatten entweder das Schwert gezogen oder den Bogen gespannt, doch das Einzige, was geschah war, dass Gisborne sie kräftig am Arm packte und sie zu sich aufs Pferd zog.

***

Rodney lehnte sich gerade keuchend gegen einen Felsen, als John hinter einem Baum hervortat.
"Rodney?", begann John zu fragen, wobei er näher trat. "Wo ist Elizabeth?"
Unsicher blickte Rodney zu John auf, wobei er eine unerfreuliche Grimasse zog.
"Was ist passiert? Wo ist sie?" Panik und Sorge waren in Johns Stimme hörbar.
"Sie… Sie ist gestürzt. Ich wollte ihr helfen, doch die Soldaten… die… sie waren sofort bei ihr!", stotterte Rodney, der nach Luft rang. Er war Sprints gewohnt, doch so unwegsames Gelände hatte für ihn einige Tücken.
"Warum sind Sie weitergelaufen?", wollte Ronon wissen, der gerade mit einem seiner Messer spielte.
"Warum?", wiederholte Rodney perplex. "Ich will mir nicht den Kopf durch einen Schwerthieb abschlagen lassen! Außerdem hatten die Bogen und es ist alles Andere als schmerzfrei, einen von denen verpasst zu bekommen!"
Bei dem Gedanken an Rodney mit dem Pfeil im Hintern musste Ronon kurz grinsen, doch dann verzog sich seine Miene wieder.
"Aber Sie haben eine P-90 umgehängt!", erinnerte ihn der Satedaner.
Rodney blickte zögerlich zu Boden. In der Eile der Mittelalter-Flucht, hatte Rodney es ganz vergessen.
"Verdammt", zischte John, als er sich auf einem Baumstupf niederließ, um nachzudenken.
"Wenigstens jagen sie uns nicht mehr!", meinte Ronon, nachdem er sein Messer in einen Baum gesteckt hatte, um es wieder herausziehen zu können.
"Das Gate wird sicher schon um stellt sein!", meldete sich dann auch Teyla zu Wort.
John nickte. "Außerdem verlasse ich diesen Planeten nicht ohne Elizabeth!"
"Und wie wollen wir das anstellen?", bohrte Rodney nach und John hob den Kopf, bevor er fragte: "Wie viel Munition haben wir?"
Schlagartig warf jeder sein bisschen Munition zu Boden, doch John fand es nicht einmal der Mühe wert, sie zu zählen, da es bei weitem zu wenig war.
"Sch…", meinte er und strich sich verzweifelt durchs Haar. Wie konnte das sein, dass sie auf eine Mission gingen und kaum was zum Schießen dabei hatten?
"Was machen wir jetzt?"
"Wir machen Bögen!", schlug Ronon mit rauer Stimme vor, was die Blicke seiner Kollegen auf ihn zog. "Wir sind hier mitten im Wald… außerdem ist Pfeil und Bogen hier normal!"
John und Teyla wechselten kurz Blicke, wobei John die Stirn runzelte.
"Und wo bekommen wir die Pfeilspitzen her?"
"Im nächsten Dorf gibt es bestimmt einen Schmied. Mit dem tauschen wir einfach was von unserer Ausrüstung!", erläuterte Ronon weiter.
John nickte nachdenklich. "Kling nach einem Plan!"

***

"Gisborne!?", schnaubte der Sheriff neugierig. "Was bringen Sie mir Neues?"
Gisborne betrat den Raum gefolgt von 2 Soldaten, ehe er begann: "My Lord, wir haben leider nur sie gefangen nehmen können! Die Anderen konnten leider entkommen."
Zornig sprang der Sheriff aus seinem Stuhl und marschierte rund um den großen Holztisch um Gisborne und seine Gefangene genau zu betrachten.
"Was? Mehr nicht? Hm?" Der Sheriff war ein kleiner, etwas rundlicher Mann mit grauem Haar und einem leichten Stoppelbart. Er liebte Sarkasmus und er wurde schnell ärgerlich, wenn etwas nicht nach seinen Plänen lief.
"Gisborne, ich habe Ihnen doch gesagt, ALLE! Ich will ALLE von ihnen!", zischte er und trat Gisborne so nahe, dass sein Nase beinahe an Gisbornes Kinn anstieß.
"My Lord", begann Gisborne dann zu erklären. "Wir werden die Anderen bestimmt noch gefangen nehmen können. Das Tor ist bewacht und sie können nirgendwo hin!"
"Hm!", brummte der Sheriff, während er sein Hände hinter dem Rücken verschränkte und begann, vor Gisborne auf und ab zu schreiten.
"Ich raten Ihnen, sie so schnell wie möglich zu finden!" Seine Stimme wurde immer höher und gefährlich ruhig. "Sonst haben Sie mich wieder einmal enttäuscht und ich kann nicht immer so nachsichtig sein mit Ihnen. Irgendwann ist meine Geduld zu Ende!"
Gisborne schluckte.
"Werft die da in den Kerker!" Er deutete auf Elizabeth. Ihre Hände waren hinter dem Rücken gefesselt, dennoch wurde sie zusätzlich von zwei Soldaten an den Arme gehalten, damit sie nicht fliehen konnte.
"Aber, my Lord!", warf Gisborne ein. "Sie können sie doch nicht in den Kerker stecken!"
"Ach? Und warum nicht?"
"Erstens ist sie eine wichtige Persönlichkeit von wo sie herkommt, schließlich ist sie die Führerin und zweitens ist sie eine Frau.", erklärte Gisborne und betrachtete Elizabeth, welche scheu dastand. "Und wer weiß, vielleicht wird sie uns einiges verraten!"
Nachdenklich musterte der Sheriff seinen Handlanger. Es war ihm nicht entgangen, das Gisborne ein Auge auf Elizabeth geworfen hatte.
Sie war eine hübsche Frau und Gisborne war noch immer unverheiratet, was wahrscheinlich daran lag, dass es hier in der Burg kaum Frauen gab. Noch dazu welche, die sich für den stattlichen, jedoch groben Soldaten interessierten.
Eine Frau aus dem Dorf wäre für Gisborne nie in Frage gekommen, da diese viel zu sehr Angst davor hatten, nur mit ihm in Kontakt zu treten und sich mit ihm zu unterhalten.
"Na schön!", gab der Sheriff nach und beäugelte Gisborne. "Sie bekommt ein Quartier hier im Schloss, verlässt aber ihr Zimmer nicht ohne Geleitschutz. Vor ihrem Zimmer werden Soldaten positioniert und falls sie abhaut oder auch nur irgendeine Kleinigkeit vorfällt, werden Sie zur Verantwortung gezogen, Gisborne! Ist das klar?"
Zufrieden antwortete Gisborne mit: "Ja."
"Gut…", sagte der Sheriff, welcher wieder auf dem Weg zu seinem Stuhl und seinen Plänen war. Dann fuchtelte er kurz in der Luft herum, wobei er befahl: "Und sorgen Sie dafür, dass sie etwas Ordentliches zu anziehen bekommt!", ehe er sich auf seinem Holzsessel niederließ.

***

Ein leises Klopfen an der Tür ließ Elizabeth aufblicken. Es war kaum eine Stunde vergangen, dass sie hier in diesem Zimmer eingeschlossen worden war. Das Einzige, was sie hatte tun können, war sich waschen und zu beten, dass es John und dem Team gut ging.
"Darf ich reinkommen?", konnte sie Gisborne durch die Tür hören und stand eilig auf.
"Ja, bitte!", erwiderte sie und langsam schob sich die schwere Tür zu Seite. Gisborne trat mit einem Korb in den Händen ein. Elizabeth hoffte stark, dass es etwas zu essen war, da ihr schon der Magen knurrte, doch sie wagte es nicht, ihn danach zu fragen.
"Ich… Ich hab' Ihnen etwas mitgebracht!", begann er vorsichtig und stellte den Korb auf den Tisch. "Ich… hoffe, es gefällt Ihnen!"
Unsicher über sich selbst, öffnete er den Korbdeckel und hob ein Bündel hellblauen Stoffs heraus. Ein Kleid.
"Ich wusste nicht, welche Farbe Ihnen gefällt, deswegen hab' ich eine genommen, die mir gefällt!", erklärte er ihr und legte das Kleid auf den Tisch. "Die Frau am Markt hat gesagt, das hier…", stotterte er nervös, während er eine hübsche Korsage dazu auf den Tisch legte. "Na… Sie wissen schon!"
Verlegen deutete er ihr an, was er meinte und Elizabeth nickte nur. Sie wusste, wie sie eine Korsage anzulegen hatte, schließlich war sie eine Frau.
Gisborne versuchte, seine Scheu zu verbergen, worin jedoch kläglich versagte. Er hatte keine Ahnung von Frauen, genauso wie er keine Ahnung von Dingen hatte, die etwas mit Frauen zu tun hatten.
"Ich…", begann er wieder zu stottern, wobei er erneut in den Korb griff. "Das ist für Sie…"
Er reichte ihr ein paar hübsche Haarstecker und Haarklammern welche farblich zum Kleid passten. Elizabeth war überrascht und wusste für einen Moment nicht wirklich, was sie sagen sollte.
Gisborne musterte sie, währen sie mit ihren zarten Fingern über die Spangen stich und sie begutachtete.
"Die… sind wunderschön!", brachte Elizabeth dann heraus und erleichtert atmete Gisborne auf. Sie gefielen ihr.
"Danke. Für alles!", fuhr Elizabeth dann fort. "Auch dafür, dass Sie mich nicht in den Kerker stecken lassen ließen."
Verlegen betrachtete Gisborne den Boden. "Man tut was man kann!", meinte er nur schroff, versuchte dabei jedoch zu lächeln.
"Kann ich Sie was fragen?", fing Elizabeth an und ließ Gisborne keine Chance zu antworten. "Wieso haben Sie uns gejagt? Wieso haben Sie mich gefangen genommen?"
Gisborne überlegte für einen kurzen Moment.
"Der Sheriff wollte es so!", brach er nach einer Weile die Stille. "Er hatte befohlen, Sie aus dem Weg zu räumen, da wir mit der getroffenen Vereinbahrung nichts anfangen können und Sie und Ihr Team ein zu großes Risiko darstellen!"
Er gestand es ihr offen, da es nichts brachte, sie anzulügen. Jedenfalls nicht, wenn er ihr Herz gewinnen wollte. "Sie erwähnten eine Stadt. Eine mächtige Stadt. Genauso wie Sie von einer großen Gefahr sprachen. Für uns sind Sie diese Gefahr, da Sie die Existenz von Leben auf diesem Planeten preisgeben könnten. Es würde die Wraith herlocken und wir wären alle dem Untergang geweiht!"
"Wissen denn die Wraith nicht, dass Sie hier sind?", wunderte sich Elizabeth und zog neugierig die Augenbraue nach oben.
"Nein. Der Planet wurde großteils zerstört…", begann Gisborne zu erzählen und neugierig lauschte Elizabeth seinen Worten.
"Wir befinden uns in einer Art Kapsel, die uns und unsere Umgebung von den giftigen Gasen, welche außerhalb herrschen, beschützt! Der Planet wurde schon vor langer Zeit von den Wraith in Schutt und Asche gelegt und ist nur unter dem Schild bewohnbar. Vom All aus sieht man die Kapsel nicht, da sie über einen Tarnmechanismus verfügt, der uns ‚unsichtbar' erscheinen lässt."
"Dann besitzen Sie also doch mehr technisches Potential, als wir angenommen haben?", bohrte Elizabeth nach, wobei sie Gisborne genau musterte. Er schien nicht mehr allzu nervös zu sein in ihrer Gegenwart und das beruhigte sie.
"Nein!", erwiderte er karg und blickte zu Boden. "Wir sind genau das, wofür Sie uns halten: kaltblütige, unterentwickelte Barbaren!"
Elizabeth wollte gerade etwas erwidern, doch Gisborne ergriff das Wort erneut: "Sagen Sie nicht, das tun Sie nicht. Ich weiß, dass es so ist. Ich hab gesehen, wie Sie mich und all die Anderen angesehen haben, als sie Caer Llanelli erreicht haben!"
Seine Stimme war rau. Man konnte etwas Frustration und Enttäuschung darin hören, doch dann riss er sich aus seinen Gedanken und blickte zu ihr hoch und versuchte dabei zu lächeln.
Elizabeth ignorierte ihn jedoch und fragte: "Wieso verwenden Sie nicht das Stargate, um Neues zu erlernen?"
"Weil unsere Vorfahren schon vor langem verlernt haben, es zu benutzen…"
Gisborne fuhr sich kurz durchs Haar ehe er fortfuhr: "Wie auch immer. Ich hoffe, Ihnen gefällt das Kleid. Es wäre mir eine Ehre, Sie heute Abend beim Essen darin zu sehen!"
Unsicher kehrte er ihr dann den Rücken und öffnete die schwere, knarrende Holztür, bevor er hinaustritt, ihr noch einen letzten Blick zuwarf und die Tür schloss.
Es war offensichtlich, dass ihn Elizabeth mit ihren Fragen genervt hatte. Sie stand noch einen kurzen Moment da und starrte die Holztür an, ehe sie sich zum Tisch drehte, um ihr Kleid zu betrachten.
Es war aus zartem, hellblauem Stoff und die Korsage war bestickt mit einem hübschen, dezenten Muster, was sie edel aussehen ließ. Elizabeth war nicht der Typ Frau, welcher gerne Kleider trug, doch ihre Uniform war schon so dreckig und zerfetzt, dass ihr wohl nichts Anderes übrig blieb, als Kleidung zu wechseln.
Größenmäßig saß es perfekt und Elizabeth wunderte sich, woher Gisborne ihre Kleidergröße so gut einschätzen konnte. Wahrscheinlich war es jedoch nur reiner Zufall. Vermutlich war er zum Marktstand gegangen und hatte etwas für eine schlanke Frau verlangt, ohne genauere Angaben zu machen.
Von außen schien er wie ein kaltherziger, brutaler Kerl, doch wie sich zuvor gezeigt hatte, konnte auch dieser ein bisschen warmen Kern zeigen. Vielleicht konnte das Elizabeth ja zu ihrem Vorteil nutzen, denn schließlich war sie eine Gefangene und ihr Team war noch immer da draußen…

***

"Wissen Sie, wir ich mir vorkomme?"
Rodney begann mit seinem ständigen Quatschen zu nerven und John musste einfach die Augen verdrehen.
"Nein, Rodney. Wissen wir nicht!", fuhr es etwas zu heftig aus ihm, was ihm einen warnenden Blick von Teyla einbrachte.
"Ich fühle mich, wie Robin Hood!", meinte der Kanadier begeistert und stupste seinen Bogen an, welchen er quer über die Brust gehängt hatte. "Ich hab' das immer gespielt, als ich noch klein war!"
John musste grinsen, da er sich Rodney richtig gut in einem grünen Kostüm mit Mütze vorstellen konnte, wie er wie ein kleiner Giftzwerg zwischen den Bäumen verstecken gespielt hatte.
"Wer ist Robin Hood?", warf Teyla ein und zog neugierig die Augenbraue nach oben.
Sie hatte nie davon gehört und es schien interessant zu sein.
"Robin Hood war jemand, der mit Pfeil und Bogen geschossen hat. Er half den Armen, indem er Gold von den Reichen gestohlen hat!", erklärte ihr John und machte eine Handbewegung, als wäre es nichts Besonderes.
"Dann war er also ein Held?", wollte Teyla wissen und John musste lachen.
"Robin Hood hat nie existiert, es ist nur eine Kindergeschichte!"
"Aber eine sehr gute!", meldete sich Rodney wieder zu Wort und John sah in nur schief an. "Was? Ist doch wahr!"
"Wie Sie meinen!", brummte John, während er leise den steilen Hügel vor ihnen hinauf kletterte. Vorsichtig legte er sich zu Boden und begann, weiter als über den Waldrand hinaus zu sehen. Dort befand sich ein kleines Dorf, wo sich Menschen auf dem Weg tummelten.
"Sehen Sie was?", erkundigte sich Ronon und fing an, sich schnurstracks ebenfalls auf den Hügel zu begeben.
"Nur ein ruhiges Bauerndorf!", murmelte John, der dem Satedaner neben ihm das Fernglas reichte.
"Aber wenn wir Glück haben, gibt es dort einen Schmied!", flüsterte Ronon, während er angespannt das Treiben im Dorf beobachtete. Es tat sich nichts Aufregendes was das Zeichen dafür war, dass die Soldaten aufgegeben hatten, sie zu suchen. Zumindest vorerst.
"Na schön, gehen wir runter und sehen nach!", befahl John, nickte Rodney und Teyla zu und begann, den laubübersäten Hang hinunter zu rutschen.
Kaum eine Minute später war auch schon sein Team neben ihm und gemeinsam schritten sie auf das Dorf zu.
Als sie von den Bewohnern erblickt wurden, liefen diese alle davon und schlossen sich in ihren Häusern ein, was eine unbekannte Reaktion für das Atlantis-Team war.
"Scheinen ja nicht wirklich gesprächig und fremdenfreundlich zu sein!", stellte John fest, als sie gemeinsam die kleinen Holzhäuser passierten.
"Mhm…", brummte Ronon, der jedoch John kaum Aufmerksamkeit schenkte. Er war viel mehr damit beschäftig, sich nach einem Schmied umzusehen. "Hier lang!"
John schaute Ronon kurz an, ehe er ihm durch den Vorgarten eines Häuschens folgte. Auf der Seite des Hauses war ein kleiner, offener Schuppen zu sehen, unter dem ein Amboss stand, so wie viel altes, verrostetes Werkzeug. Vom Dach hingen viele Schmiedewerke herab und das Team musste sich bücken, um sich nicht den Kopf zu stoßen.
"Hallo? Ist hier jemand?", rief John in den kleinen Raum, obwohl es offensichtlich war, dass dieser leer war. Neugierig drehte er eine kleine Runde, als ob er etwas suchen würde, als sich plötzlich eine knarrende Hintertür öffnete und ein alter Mann herein trat.
"Kann ich Ihnen vielleicht behilflich sein?", fragte der Greis und John senkte vorsichtig seine Waffe.
"Ja!", erwiderte er und schob sich dann die Sonnenbrille nach oben, um den Mann besser mustern zu können. "Wir sind auf der Suche nach Pfeilspitzen!"
Neugierig blickte ihn der alte Tattergreis an, bevor er sich an den Rücken griff und begann, auf das Team zuzugehen. Er lehnte sich schwer gegen seinen alten Holzstock und John wunderte sich, ob sie nicht vielleicht den Falschen nach Hilfe gefragt hatten.
"Mit dem Ding hier schießen Sie aber keine Pfeile, junger Mann!", murmelte der Alte, während er sich gegen den Amboss lehnte und mit dem Stock auf Johns Waffe zeigte.
"Sir, mit dem wollen wir auch keine Pfeile schießen!", entgegnete John und der Alte nickte.
"Wie ich sehe, habt ihr auch Bögen gebracht!"
"Ja. Sehen toll aus, nicht?", meldete sich Rodney und hob seinen Bogen stolz in die Höhe.
"Lasst mal sehen…", forderte der Greis auf und griff nach Rodney Bogen, um diesen genauer unter die Lupe nehmen zu können. Er war schlicht aus einem schiefen Ast gebogen, wobei die Rinde in der Mitte abgeschliffen war. Das Bogenseil bestand aus einem Stück Schnur, was nicht gerade professionell aussah.
"Sagt nicht, all eure Bogen sehen so mickrig aus?", bohrte der Greis nach und blickte in die Runde, wobei jeder des Teams den Kopf etwas senkte. So schlecht gemachte Bögen hatte der alte Mann seit seiner Kindheit nicht gesehen und er begann leise zu lachen und den Kopf zu schütteln.
"Also, wenn ihr damit wirklich schießen wollt, kommt ihr nicht weit!" Seine Stimme klang heiser und leise, dennoch war sie laut genug, um wahrgenommen zu werden.
"Wir haben leider nichts Anderes!", brachte John dann heraus, den der Alte an seinen Großvater erinnerte. Egal, was er in seiner Kindheit gemacht hatte, sein Opa hatte immer etwas zu kritisieren gehabt. Egal, wie sehr sich John auch bemüht hatte.
"Wofür braucht ihr die Dinger überhaupt?" Der Greis gab Rodney seinen Bogen zurück und stütze sich am Stock mit beiden Armen ab, jedoch noch immer am Amboss lehnend.
"Um dem Sheriff eins auszuwischen!", schoss aus Ronon, der bereits seinen Bogen zur Seite geworfen hatte.
"Soso!", murmelte der alte Mann und begann zu schmunzeln.
"Außerdem hat er eine Freundin von uns in Gefangenschaft!", ergänzte Rodney und der Alte blickte auf.
"Ihr seid also gegen den Sheriff? Und ihr wollt ihm die Stirn bieten?", wollte der Mann wissen und nahm das Nicken des vierköpfigen Teams zur Kenntnis.
"Dann seid ihr hier bei mir richtig!" Der Mann stieß sich vom Amboss am und fing an, in eine Ecke des Raumes zu gehen. "Der Sheriff hat meinen Sohn, also den Schmied, vor einiger Zeit zu sich geholt und seitdem haben wir kein Lebenszeichen von ihm mehr gehört!", begann der Mann zu erzählen. "Außerdem hat er meine Frau und unsere erste Tochter auf dem Gewissen! Glauben Sie mir, jeder hier hasst den Sheriff und wer sich gegen ihn stellt, ist ein wahrer Held!"
Er begann etwas krach zu machen und man konnte hören, wie diverse Dinge zu Boden fielen, doch davon ließ sich der Greis nicht stören und suchte weiter. Nach einer Weile holte er auf einmal eine handvoll Bögen zum Vorschein.
Stück und aus gutem Horn sowie Holz geschnitzt. Alle hatten in der Mitte ein Lederband umgewickelt, um besseren Halt zu gewähren. Der Bogen hatte darüber eine leichte Rundung, ehe er fast gerade nach oben ging, von wo eine straffe Sehne nach unten gespannt war.
John hatte schon ewig keinen richtigen Bogen mehr in den Händen gehalten, doch schon jetzt konnte er feststellen, dass er eine ordentliche Zugkraft besaß. Als Jugendlicher hatte er jeden zweiten Abend eine Bogenschießschule besucht, hatte es aber aufgrund der Ausbildung zum Air Force Piloten aufgeben müssen.
"Hier! Nehmt die!", bot der Alte an und drückte jedem einen Bogen in die Hand. "Des Sheriffs Feind… ist mein Freund!"
Das Team war überrascht über das Geschenk des Alten. So gute Bögen kosteten sicher einiges an Geld.
"Hier drüben hab' ich irgendwo noch einen Haufen von Pfeilen und Spitzen…", murmelte der Mann, während er eine große alte Kiste nach der anderen durchstöberte. Schlussendlich fand er eine, die bis zum Rand mit Pfeilen gefüllt war. Freudig blickte er in die Runde. "Hier! Nehmt euch, was ihr brauchen könnt!"
Zögerlich sah ihn John an, bevor er fragte: "Sind Sie sicher, dass Sie die nicht mehr brauchen?"
Der Alte nickte. "Der Einzige in unserer Familie, der noch die nötige Stärke zum Schießen hätte, ist mein verschwundener Sohn…"
"Tut mir Leid…", sprach dann auch zum ersten Mal Teyla.
"Ist schon okay…", flüsterte der Greis. "Es war nur eine Frage der Zeit, bis es geschah…"
"Wir finden ihn", meinte Teyla beruhigend, doch der Alte schien, als hätte er bereits schon vor langer Zeit jede Hoffnung aufgegeben, seinen Sohn je lebend wieder zu sehen.
"Treten Sie dem Schweinskerl einfach richtig in den Hintern!", bat der Mann. "Oder noch besser… erschießen Sie ihn!"
"Hab' ich vor!", schoss es aus Ronon, der bereits einen Ledersack und einen dicken Pack voll Pfeile eingesackt hatte. Der Greis nickte dankend.
Als er Ronon so betrachtete, fiel ihm auf, dass dieser im Vergleich zum Rest der Gruppe ganz anders gekleidet war. Mit den komischen, schwarzen Gewändern würden sie bestimmt als Neulinge auffallen…
"Ihr müsst eure Kleider tauschen!", forderte der Mann sie auf. "Anders seid ihr viel zu leicht zu erkennen!"
Eilig ging er zurück zu der Tür, durch welche er herein gekommen war und bedeutete der Gruppe, dass sie mitkommen sollte.
"Ich glaub', ich hab' da etwas Passendes für euch… ist zwar schon alt, aber es könnte passen…"
Auf wackeligen Beinen trat er durch die Tür und Rodney wandte sich noch kurz zu Sheppard um. "Ich sagte doch zuvor, es erinnert mich an Robin Hood, richtig?"
John verdrehte die Augen. "Ja, haben Sie gesagt! Wieso?"
"Na ja… Jetzt BIN ich Robin Hood!", meinte der Wissenschaftler mit einem Grinsen und drehte sich zur Tür, wo der Alte auf sie wartete.
Der Greis hatte schon ein schlechtes Gehör und so blichte er verwundert zu John und fragte: "Ihr Name ist also Robin?", was Rodney dazu veranlasste, mit offenen Mund dazustehen. Er wollte doch ‚Robin Hood' sein.
Rodney wollte gerade etwas erwidern, als ihm der Alte zuvor kam: "Freut mich, Sie kennen zu lernen, Robin!"
Freudig schüttelte er Johns Hand, welcher jedoch nur etwas verdutzt aus der Wäsche guckte. Robin?
"Ich bin Bran O'Corbly. So... und jetzt folgt mir, Kinder, wir haben noch einiges zu erledigen!" Damit kehrte er ihnen den Rücken und trat ins Haus, um das Team auf seine Aufgabe vorzubereiten.

***

"Elizabeth?", brach eine Stimme die Stille in ihrem Raum und Elizabeth blickte in Richtung Tür. Es war Gisborne, das konnte sie an der Stimme hören und sie fragte sich, was er von ihr wollte. "Sind Sie schon fertig?"
Verwirrt griff sich Elizabeth an die Stirn: ‚schon fertig'? Womit sollte sie schon fertig sein?
"Ja!?", brach es dann aus ihr, unsicher darüber, was sie sagen sollte.
Schnurstracks schob sich dann auch schon die schwere Türe beiseite und Gisborne trat ein. Überrascht über Elizabeths auftreten, blieb ihm der Mund offen stehen, als er gerade etwas sagen wollte. Sie sah umwerfen aus in ihrem Kleid. Die Korsage umschloss schön ihre schlanke, weibliche Figur und ließ auch etwas von ihrer Oberweite erahnen.
Ihre lockigen Haare waren schlicht etwas nach oben gesteckt, wobei jedoch noch einige hinunter hingen. Es war ein Mix aus beidem, was ihr jedoch unaussprechlich gut stand.
Eine Weile lang stand Gisborne nur reglos da und starrte Elizabeth förmlich an, was sie sich etwas unwohl in ihrer Haut fühlen ließ. Gisborne sah zum Glück, dass sie sich nicht gerade wohl fühlte, aufgrund seines Starrens und riss sich somit aus seinem Staunen.
"Sind Sie so weit?", fragte er und bot ihr seinen Arm an.
Elizabeth blinzelte, akzeptierte jedoch seinen Arm. "Wofür?"
"Der Sheriff hat Gäste und es gibt ein großes Mahl. Danach sorgen Narren für die Unterhaltung", erklärte er ihr und skeptisch zog sie eine Augenbraue nach oben.
War sie nun eine Gefangene oder ein Gast?
"Hören Sie… Gisborne…", begann sie, wurde jedoch von ihm unterbrochen.
"Guy… bitte nennen Sie mich Guy!"
Guy? Elizabeth runzelte die Stirn… Guy? War das wirklich ein beziehungsweise sein Name? Es war nicht zu übersehen, dass sie etwas nachdenklich wirkte und so bestätigte er ihr, worüber sie nachdachte.
"Sir Guy of Gisborne… das ist mein voller Name!"
Sie nickte. "Hören Sie… Guy… Ich weiß, dass ich hier eine Gefangene bin und genauso weiß ich, dass ich beim Festmahl des Sheriffs somit auch nichts zu suchen habe… deshalb… komme ich nicht mit!"
Sie ließ Guys Arm los und faltete ihre Hände ineinander. Guy sah sie nur perplex an.
"Elizabeth… Bitte!", begann er. "Ich möchte, dass Sie mich begleiten."
"Nein!"
"Ich bitte Sie ein allerletztes Mal, Elizabeth! Kommen Sie mit mir!"
"Nein!", entgegnete sie wieder schroff.
Sie sah, wie sich in Guys Gesicht Zorn breit machte und somit trat sie sicherheitshalber einen Schritt zurück, doch Guy war schneller und packte sie mit einer Hand fest am Kinn. Mit der anderen Hand drückte er sie näher an sich, sodass sie nicht mehr aus konnte.
"Ich habe Sie darum gebeten! Doch wie es scheint, muss ich Sie wohl dazu zwingen!"
Seine Stimme war alles Andere als freundlich und Elizabeth bekam es mit der Angst zu tun. Dieser Mann war wirklich kälter, als sie zuvor angenommen hatte. Das gefährliche Funkeln in seinen Augen ließ ihr einen Schauer über ihren Rücken laufen und die Kraft mit der er sie packte, würde vermutlich blaue Flecken hinterlassen.
Er fixierte sie für einen Moment mit unnachgiebigem Blick und ließ sie dann los. Elizabeth musst erst einmal nach Luft ringen, um sich wieder fangen zu können. Seine rechte Hand hatte sich kraftvoll um ihre Kehle gelegt gehabt und nur langsam verschwand das Schwindelgefühl.
Guy hatte nach wie vor einen finsteren Blick. Er schnaubte wütend und Elizabeth blickte ängstlich zu ihm hoch. Schmerzend packte er sie dann am Arm und zog sie mit sich aus dem Zimmer und runter in die große Halle, welche schon längst gefüllt war mit Gästen, Speis und Trank.

***

"Ich sehe lächerlich aus!", beklagte sich Rodney, während er sich im Kreis drehte, damit ihn die Anderen ihn besser betrachten konnten.
"Ich sehe aus wie ein Landstreicher… wie ein Penner…" Rodney konnte es nicht glauben, dass er solche Klamotten tragen musste. Sie waren in verschiedenen Brauntönen und der modrige Geruch verriet, dass sie schon etwas älter waren. Einige Teile waren zu groß, andere zu klein.
"Rodney, beklagen Sie sich nicht!", murmelte John, der gerade dabei war, sein Leinenshirt zu richten und die braune Lederjacke darüber zu streifen. "Wenn wir mit unserer Ausrüstung herumlaufen, erkennt uns wirklich sofort jeder und der Sheriff hat uns schneller, als uns lieb ist!"
Eifrig hängte er sich seinen Bogen um die Schulter und Brust und sortierte seine Pfeile ein, ehe er auch diese in einem Sack auf den Rücken verfrachtete und seine restliche Kleidung in die dicke Holzkiste schmiss und diese schloss.
"Jetzt raten Sie mal, warum ich nie Ihre Uniform trage?", brummte Ronon, der mit seiner Waffe spielte. Leider war es auch die einzige Waffe, die sie mit auf ihre Befreiungsaktion mitnehmen konnten. Sie war klein und benötigte keine Munition.
"Hm… schon klar", begann Rodney. "Dafür sehn wir aber in unseren Uniformen gut und professionell aus!"
"Sie sehen nie gut aus!", konterte Ronon, wobei er seinen Stunner in seine Ledertasche schob. Im selben Augenblick öffnete sich auch schon die Tür und Bran trat ein.
"Wie ich sehe, seit ihr schon fertig!", grummelte der alte Mann, während er Rodney, Teyla und John musterte.
"Ihr könnt noch etwas essen, bevor ihr aufbrecht!", bot ihnen der Alte an. Rodney wollte gerade zustimmen, als die Fronttüre des Hauses gewaltsam aufgeschlagen wurde. Wenige Sekunden später standen auch schon zwei Soldaten der Burg im Raum.
"Raus mit euch auf die Straße!", befahl der eine und zog den Alten, der sich kaum auf den Beinen halten konnte, gewaltsam mit sich. Der Andere packte Teyla. Ronon, Rodney und John konnten nur folgen.
Draußen auf der Straße waren schon viele Dorfbewohner versammelt, die gezwungen worden waren am Boden knien. Der erste Soldat gab Bran einen Stoß, sodass dieser auf den Boden zu den Anderen fiel.
"Ihr da, auch runter mit euch!", fauchte er dann den Rest des Teams an und es blieb ihnen keine andere Wahl, als dem Folge zu leisten.
Es dauerte eine kleine Weile, bis das ganz Dorf auf einem Fleck versammelt war. Dann ritt ein Soldat vor, der wohl der Anführer dieser Gruppe war. Das Volk begann zu zittern.
John und sein Team blickten jedoch nur gespannt auf und lauschten den Worten.
"Der Sheriff ist auf der Suche nach vier Fremden. Sie tragen schwarze Uniform und Waffen. Uns ist zu Ohren gekommen, dass sie vor einer Weile hier aufgetaucht sind…"
Rodney schluckte nervös und duckte sich ein wenig, nur um sicher zu gehen, dass er unter den Dorfbewohnern nicht auffiel. Er konnte gar nicht sagen, wie sehr er seine neue Kleidung im Moment liebte. Er fiel unter den Bauern nicht auf.
"Hat jemand von euch diese Vier gesehen?" Er saß hoch zu Ross und blickte auf das scheue Volk nieder, wovon keiner den Mund öffnete.
"Sprecht!", ordnete er an, doch das Volk verhielt sich unwissend. Mit einem Satz sprang er vom Pferd und griff nach einem kleinen Jungen, der in der ersten Reihe neben seiner Mutter kniete. Er riss ihn auf die Beine und zog sein Schwert, was er ihm dann an den Hals hielt.
"Sprecht, oder ich schneide ihm die Zunge raus!", knurrte der Soldat. Die Mutter des Jungen begann zu betteln, dass er ihn verschonen solle, doch sie wurde ebenfalls von zwei anderen Soldaten auf die Beine gerissen.
"Nun haben wir schon zwei, die gerne ihre Zunge verlieren möchten!"
Unsichere Blicke wanderten durch die Menschen, bis schließlich eine Frau aufstand und zögerlich das Wort ergriff.
"Sie waren hier!", bestätigte sie. "Sie sind zum Schmied gegangen!"
Nervös tauschten Rodney und John Blicke.
"Zum Schmied?", wiederholte der Anführer der Gruppe und musterte die Einwohner.
Bran erhob sich langsam, ehe er meinte: "Ich bin der Vater des Schmieds!"
Das zornige Funkeln in den Augen des Anführers traf ihn. Bran wusste, dass er weiter sprechen musste, da sonst der Junge und die Frau ihre Zunge verlieren würden.
"Sie sind zu mir gekommen und haben gefragt, in welche Richtung es zum Sheriff geht!", log der Alte und Teyla blickte unruhig zu ihm auf. Bran stand tapfer da, obwohl er sich wegen seiner Schwäche gegen seinen Gehstock lehnen musste. Sie konnte sehen, dass er keine Angst vor den Soldaten hatte und er ihnen wenn nötig die Stirn bieten würde.
Geschockt sahen ihn auch dann die Anderen des Teams an, da er es wirklich gewagt hatte, sich zu erheben und zu sprechen.
"Und wieso gehen sie dazu zu einem alten Narr, der sich für den Schmied hält?", fauchte der Soldatenanführer, wobei er den Jungen so zu Boden schmiss, dass er vor Schmerz aufschrie.
Langsam und mit noch immer gezogenem Schwert ging er auf Bran zu.
"Sie wollten Pfeilspitzen kaufen, hatten aber nichts zum Tauschen!", erklärte der Alte, doch der Soldat schien ihm nicht zu glauben. Bran fuhr fort: "Sie wollten mit mir zu diskutieren anfangen, doch haben dann aufgegeben und sind weiter Richtung Caer Llanelli gegangen!"
Mit hochgezogener Augenbraue sah der Soldat den Mann an. Dann drehte er sich kurz um, fuchtelte mit seinem Schwert in der Gegend herum und befahl seinen Männern, das Haus des Alten zu durchsuchen.
"Wer weiß, vielleicht hast du sie ja auch versteckt!", knurrte der Soldat und sah ihn mit durchbohrendem Blicke an. Bran jedoch ließ sich nicht beeindrucken und beharrte auf seiner Aussage, wobei er den Soldaten genauso durchbohrend zurück ansah.
"Sir!", rief einer der Soldaten, welcher gerade aus Brans Haus kam. "Es ist leer. Da ist niemand!"
Der Anführer nickte. "Heute hast du noch einmal Glück gehabt, Alter!"
Er ließ von Bran ab und wandte sich zu seinen Männern. "Auf die Pferde. Wir reiten den Wald ab. Irgendwo müssen sie sich verstecken!"
Während die anderen Soldaten ihre Pferde bestiegen, drehte er sich noch einmal zu Bran um, ehe er Teyla an den Haaren packte und ihren Kopf nach hinten riss. "Nächstes Mal", begann er und hielt sein Schwert an Teylas Kehle, welche nur schwer schluckte vor Schock. "Nächstes Mal verliert deine Tochter ihren hübschen Kopf!"
Ein allerletztes Mal zwinkerte er Bran warnend zu, bevor er von Teyla abließ und ebenfalls auf sein Pferd stieg.
Mit eiligem Galopp ritten die Soldaten davon und Teyla begann vorsichtig an ihrer Kehle zu reiben. Er hatte das Schwert etwas fest an ihre Haut gedrückt, was Teyla schmerzte.
Erleichterte blickte der Rest des Teams auf und Bran nickte.
"Es wird Zeit für euch, aufzubrechen!", begann er und beobachtete die Menschen, welche verängstigt und geschockt zu ihren Häusern rannten. "Jetzt haben sie euch noch nicht erkannt, doch bald wird man!"
Beunruhigt strich sich Rodney über die Brust, während sie sich erhoben.
"Danke, Bran, für alles, was Sie für uns getan haben!", sagte John und schüttelte die Hand des alten Mannes, welcher zufrieden zu ihm hochblickte.
"Möge der Herr euch bei eurem Abenteuer beiseite stehen, Robin!", erwiderte Bran und John verzog den Mund. Er hieß nicht Robin, er hieß John…
Bran gab jedem die Hand zum Abschied und winkte dann seine Schwiegertochter Tara zu sich, welche ein trauriges Gesicht zog, als das Team davonging und noch einmal zurückblickte. Ihr Mann war verschwunden und nun machte sich eine Gruppe Wahnsinniger auf zum Schloss, um eine Unbekannte und vielleicht auch ihren Mann zu befreien.
Tröstend drückte Bran sie an sich und murmelte: "Mach dir keine Sorgen. Wenn Allan noch am Leben ist, dann bringen ihn Robin Hood und seine Gang sicher nach Hause!"

***

"Und Sie sind sich sicher, Gisborne, dass es die richtige Entscheidung war, unseren ‚Gast' hier aufs Bankett mitzubringen?", wollte der Sheriff wissen, wobei er eine Augenbraue nach oben zog und weiterhin Elizabeth betrachtete.
"Ja, my Lord!"
"Aber etwas freundlich lächeln und Ihnen hübsche Augen machen, kann ich auch!", schlug der Sheriff sarkastisch vor und grinste. Er konnte beinahe sehen, wie Gisborne innerlich die Augen verdrehte und dies brachte ihn dazu lautstark zu lachen. Er liebte es, ihn zu ärgern.
"Scherz, Gisborne!", murmelte er und blickte zu Guy hoch. "Ich frage mich nur, ob es wirklich eine weise Entscheidung ist, sein Leben mit einer Frau teilen zu wollen!?"
Verwirrt sah in Gisborne an.
"Na Sie wissen schon, immer dieses Gezicke. Außerdem stehen sie Ruhm und Macht nur im Wege!" Er verdeutlichte seine Aussage mit einer kleinen Handbewegung.
Es war wirklich kein Wunder, dass der Sheriff alt und alleine war. Er sah Frauen als Störobjekte, welche nur die Sinne trübten und für nichts zu gebrauchen waren, außer kochen.
"Wollen Sie sich das wirklich antun, Gisborne?"
"My Lord, ich finde, es ist an der Zeit für mich, sich zu binden!", meinte Gisborne, welcher seinen Blick nicht von Elizabeth abwenden konnte. Sie war zu perfekt, um real zu sein.
Ihr langes, zartes Kleid ließ sie schlank und anmutig aussehen. Sie war genau die Frau, die als Einzige für Gisborne in Frage kam, um aus ihm einen besseren Mann zu machen. Es spielte keine Rolle, ob sie wollte oder nicht, da Gisborne immer bekam, was er wollte…
"Möglicherweise!", warf der Sheriff ein, wobei er mit dem Finger auf Elizabeth zeigte. "Aber müssen Sie sich genau die aussuchen? Ich wollte sie hängen sehen…"
Beleidigt verzog der Sheriff das Gesicht, als er an den Galgen im Hof dachte und daran, dass er eine Hinrichtung weniger zu sehen bekam. Der raue Strick hätte bestimmt fabelhaft um ihren zierlichen Hals gepasst…
"My Lord…", brummte Gisborne entschuldigend, während er ihm einen dunklen Blick schenkte und zu Elizabeth ging, welche sich gerade mit einem Fürsten unterhielt. Der Sheriff wusste, dass Gisborne diese Sache mit dem Galgen verabscheute, vor allem, wenn es um Elizabeth ging. Manchmal war Gisborne wirklich kindisch.
Gefühle waren lächerlich. Unnütz. Das Einzige, was man wahrlich zu lieben vermochte, war Macht!

***

"Sollen wir eingreifen?", wollte Teyla wissen und sah zu John, welcher die Stirn runzelte, während er um die Ecke des Hauses blinzelte. Sie hatten kaum das Dickicht des Waldes verlassen und waren zu einem weiteren kleinen Dorf gekommen, als dieses von Soldaten geplündert wurde.
"Also, ich bin dafür, wir verdrücken uns!", kam es von Rodney leise, der sich etwas ängstlich neben Ronon an die Wand drückte. "Wir haben schon genug Ärger am Hals!"
"Oh!", knurrte Ronon und blickte dabei Rodney an. "Und deswegen sollten wir hier stehen und zusehen, wie die Soldaten das Dorf plündern?"
Rodney zuckte bloß mit den Schultern.
"Ich bin dafür, wir machen sie nieder! Wozu haben wir Pfeil und Bogen?", fuhr Ronon, welcher Rodney zuvor einen harten Stoß verpasst hatte, sodass dieser sich kurz vor Schmerz zusammengekauerte, fort.
"Keine Angst, wir greifen gleich ein…", murmelte John, welcher bereits seinen Bogen gezogen hatte. "Ich warte eigentlich nur noch darauf, dass der eine Kerl dort aus dem Weg geht!"
Kaum hatte John fertig gesprochen, wurde auch schon der kleine, alte Bauer von einem Soldaten zu Boden gestoßen und John hatte freie Schussbahn.
"Mal sehen, wie gut ich noch mit dem Bogen bin!", flüsterte sich John selbst zu, während er den Bogen etwas mehr spannte und dann den Pfeil losließ. Mit einem leisen Säuseln schwirrte dieser durch die Luft und traf sein Ziel genau in der Mitte der Brust, was den Soldaten aufschreien ließ, ehe er zusammenklappte wie ein Kartoffelsack.
Der Bauer, welcher sich verängstigt am Boden zusammen gekugelt hatte, blickte überrascht in die Richtung, aus der der Pfeil gekommen war.
Wer zur Hölle hatte den Mut einen Soldaten zu erschießen?
Der Bauer erblickte John und sein Team jedoch nicht, da diese sich bereits in alle Richtungen aufgeteilt hatten, um flink Pfeile auf die Soldaten hageln lassen zu können. Einige verfehlten ihr Ziel, andere saßen tödlich.
Die Soldaten waren überrascht von dem Gegenangriff und ergriffen bald die Flucht, da die Pfeile aus jeder Richtung zu kommen schienen. Alles geschah wie im Fluge und binnen weniger Augenblicke war es auch schon wieder vorüber. Hastig ritten die Soldaten davon und das Team trat langsam in die Dorfmitte, die Bogen nach wie vor gespannt.
"Legt euch nie mit Robin Hood und seiner Bande an!", schoss es aus Rodney, der wie wild mit seinem Bogen in der Luft herumfuchtelte. John bezweifelte, dass Rodney auch nur ein einziges Mal getroffen hatte.
Etwas entfernt hörte man noch ein Rascheln und auch der letzte Soldat des Sheriffs ergriff die Flucht.
"Ja, lauf nur!", schrie ihm Rodney hinter her, was den Soldaten dazu veranlasste, vor Angst sogar noch schneller zu rennen. Ronon musste grinsen und John verdrehte die Augen.
"Es reicht schon, Rodney!", begann er dann und senkte den Bogen. "Wir haben sie geschlagen… sie sind weg!"
Zufrieden nickte Rodney.
"Wie viele haben Sie getroffen?", fragte Ronon ihn und unwissend zuckte Rodney mit den Schultern.
"Ein-Einige!" Arrogant blickte Rodney ihn an und Ronon nickte, wobei er lächelte, jedoch nichts erwiderte. Stumm tauschen Ronon und John Blicke.
"Wir sollten uns auf den Weg zur Burg machen!", warf Teyla ein, während sie in der Gegend umhersah. "Es wird nicht lange dauern, bis der Sheriff weiß, wo wir sind!"
"Stimmt!", meinte John kurz. "Außerdem ist es noch ein ordentlicher Fußmarsch querfeldein."
"Querfeldein?", wiederholte Rodney und zog dabei ein Gesicht, als würde es tagelang regnen. Er hasste es, querfeldein zu laufen, vor allem, wenn es bergauf und bergab ging, wie in diesem Wald. Er wusste, dass eine Straße oder ein Weg zu gefährlich waren, dennoch konnte er sich mit dem Querfeldein-Gedanken nicht anfreunden.
"Ich schlage vor, wir gehen noch ein Stück und dann schlagen wir unser Lager auf, es wird bald dunkel!", schlug John vor und begann zu marschieren.
"Und wir essen etwas!", forderte Rodney und seine Kollegen mussten erneut grinsen.

***

"ROBIN HOOD?!", schrie der Sheriff Gisborne verärgert an, während er mit der Faust wütend auf den Tisch schlug. "Robin Hood hat 9 meiner Männer getötet?!"
"My Lord...", begann Gisborne, als er gerade etwas erklären wollte, doch der Sheriff unterbrach ihn.
"Gisborne!", schoss es aus ihm. Wütend sprang er aus seinem Stuhl und deutete mit dem Finger auf seinen treuesten Untergebenen. "Gisborne, finden Sie mir diesen Hood und seine Bande oder… oder…"
Zornig schlug er mehrere Mal erneute auf den Tisch, sodass ein Becher aus Eisen gefüllt mit Wein zu Boden fiel.
"Sofort!", schrie er Gisborne an, welcher sich nicht zu bewegen schien.
"My Lord, da ist noch eine Kleinigkeit!"
"WAS?", fauchte der Sheriff laut und Gisborne zuckte kurz zusammen.
"Diese Bande bestand aus vier Mitgliedern. Drei Männer und eine Frau!", erklärte Gisborne. "Ich vermute, es handelt sich hierbei um das atlantische Team, welches nicht durchs Gate entkommen darf!"
"So?", zischte der Sheriff. "Bringen Sie sie mir, Gisborne!"
Gisborne nickte und wollte sich gerade umdrehen, um den Raum zu verlassen, als der Sheriff abermals auf den Tisch schlug.
"Und um Ihren Arbeitseifer etwas zu erhöhen, Gisborne", begann der Sheriff zu schnauben, während er zwei Wachen herbeiwinkte. "…bringen Sie mir die Frau!"
Die zwei Soldaten nickten und Gisborne riss verwirrt den Mund auf.
"Aber, my Lord…", begann er zu stottern.
"Wenn Sie sie nicht bis morgen Abend finden, Gisborne, dann hängt sie!". Es war keine Drohung mehr, es war wie es geschehen sollte und Guy musste schlucken.
"My Lord, ich bitte Sie…", fing Guy erneut an, was ihm nur einen warnenden Blick einbrachte. "… geben Sie mir wenigstens etwas mehr Zeit und ich finde sie!"
"NEIN!", schrie der Sheriff wütend. "Morgen… oder…"
Währendessen machte er eine rasche Handbewegung, die das Zuziehen des Galgenstricks symbolisierte. Guy zog es einen Schauder über den Rücken.
Er wusste nur allzu gut, dass mit dem Sheriff nicht zu scherzen war und dass seine Geduld immer ein ziemlich schnelles Ende fand. Bis jetzt hatte sich Gisborne immer aus der Miesere ziehen können, doch nun ging es nicht um seinen Kragen. Er hatte kein Talent, anderen Menschen das Leben zu retten und Gutes für sie zu tun, doch eine kleine Stimme in ihm flüsterte, dass er sich wirklich zusammenreißen musste, da er sonst Elizabeth verlieren würde, bevor er sie überhaupt für sich gewonnen hatte.
"Lassen Sie mich los!", drang plötzlich eine weibliche Stimme zu ihnen durch, die mehr forderte als bat.
Wenige Sekunden später schob sich auch schon die große Tür zur Seite und die Wachen traten ein. Sie hatten Elizabeth, die sich verzweifelt loszureißen versuchte, an beiden Armen gepackt.
"Lasst mich los!", fauchte sie erneut, doch wieder geschah nichts. Die Wachen verstärkten nur ihren Griff, was Elizabeth in die Knie gehen ließ vor Schmerz.
"Da ist ja unser reizender Gast!", begann der Sheriff, während er sich fragend mit einem Finger auf das Kinn klopfte.
Langsam schritt er auf Elizabeth zu, welche kaum mehr Bewegungsfreiheit hatte.
"Wie wär's mit einem kleinen Spiel?", schlug er ihr vor, wobei er schelmisch grinste. "Ich stelle Ihnen eine Frage und wenn Sie sie falsch beantworten, kommen Sie in den Kerker!"
Gisborne wollte gerade etwas einwenden, als ihn der Sheriff anblickte und mit dem Finger wackelte. "Tztzt!"
"Also!", fuhr er dann begeistert fort und grinste, wobei er einmal freudig klatschte, ehe er sich zu Elizabeth wandte. "Sagt Ihnen der Name ‚Robin Hood' etwas? Hm?"
Elizabeth blinzelte verwirrt. Robin Hood? War das ein Scherz?
"Nein!", antwortete sie zögerlich.
"Beeep! Falsche Antwort!", brachte der Sheriff sarkastisch hervor. "Sperrt sie in den Kerker!"
Er fuchtelte kurz in der Gegend herum, ehe er ihr den Rücken kehrte und sie aus dem Zimmer gezogen wurde.
"Guy?", murmelte Elizabeth verwirrt und sah Gisborne an, welcher dastand als ob er nicht wusste, was zu tun wäre.
"Guy!?", schrie sie etwas lauter. Ihre Stimme klang verzweifelt und Gisborne bekam ein schlechtes Gewissen, da er nicht zulassen konnte, dass sie in den Kerker gesteckt wurde. Er sah das hilflose Funkeln in ihren Augen, was ihm einen schmerzenden Stich in die Brust versetzte.
"My-"
Der Sheriff hielt die Hand nach oben, was das Zeichen dafür war, dass er zu schweigen hatte.
"Morgen Abend, Gisborne!", wiederholte er und Guy schluckte nervös, ehe er ebenfalls den Raum zu verlassen hatte.

Fortsetzung: Robin & Marian
Robin & Marian by suehsi
Robin & Marian


Lustlos stocherte John mit einem feuchten Stück Holz im Lagerfeuer herum, bevor er sich durch die Haare strich und das Holz auf ein brennendes klopfte, sodass die Funken flogen.
Er war so in Gedanken versunken, dass er gar nicht bemerkt hatte, wie sich Teyla neben ihn gesetzt hatte und ihn fragend musterte.
"Es ist wegen Elizabeth, nicht wahr?", brach sie dann die Stille des Waldes und riss John aus seinen Gedanken. Er blickte kurz zu ihr auf, wandte sich aber dann zurück ans Feuer.
"Wir finden sie, John!" Ihre Worte waren mild und beruhigend, doch John ließ das Gefühl von Schuld nicht los. Es war seine Schuld, dass sie fort war.
"Ich hätte bei ihr sein sollen!", murmelte er nach einer Weile und fing an, die Glut im Feuer hin und her zu schieben.
Teyla wusste, dass die Bindung von John und Elizabeth stärker und größer war, als sie beide wahrhaben wollten. Sie wusste, dass er Elizabeth mit seinem Leben beschützen würde, doch nun hatte er versagt und es nagte schwer an ihm.
"Es war nicht Ihre Schuld, John!", meinte sie sanft und legte ihre Hand auf seine Schulter.
"Doch, war es!", flüsterte John. "Ich hätte sie beschützen müssen!"
Er war Schuld. Er ganz alleine. Wäre er nicht so verbissen um sein eigenes Leben gerannt, hätte er sie schützen können.
"John!", begann sie wieder. "Wir finden sie!"
Sie schenkte ihm einen tröstenden Blick und John nickte dankend, doch er glaubte nicht daran, Elizabeth je wieder zu sehen.
Der Sheriff war ein kaltblütiger Mensch, welcher sie wie Tiere hatte jagen lassen. Wieso sollte Elizabeth dann noch am Leben sein? Er hatte den vierseitigen Holzgalgen im Hofe der Burg gesehen…
In seinen Augen konnte Teyla ablesen, woran er gerade dachte und es ließ ihr einen Schauer über den Rücken laufen. Sie war nicht tot! Elizabeth war geschickt im Verhandeln… vielleicht hatte sie etwas Zeit herausschinden können.
"Wissen Sie, was ich bereue?", fing John an und Teyla zog neugierig die Augenbrauen nach oben.
"Nein, was?", wollte sie wissen und sah John zu, wie er mit seinem Zweig Funken produzierte.
"Dass ich nie den Mumm dazu hatte, Elizabeth zu fragen, ob sie mit mir ausgehen will!"
Es herrschte einen Moment Stille und John dachte über seine Worte nach.
Ja, er bereute es.
Verdammt, er bereute es sogar mächtig.
Wieso war er immer so ein Idiot gewesen, der seinen Mund nicht hatte aufmachen können? Es hatte etliche romantische Momente gegeben, in denen er eine Chance ergreifen hätte können, doch der Feigling in ihm hatte jedes Mal gesiegt.
"Ich bin mir sicher, Elizabeth ist noch am Leben!", versicherte ihm Teyla. "Wenn wir sie gefunden haben, haben Sie immer noch die Chance, sie zu fragen!"
John konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen.
WENN sie sie überhaupt finden würden, dann wäre er bestimmt wieder zu schüchtern und könnte nicht über seinen großen, dunklen Schatten springen… das wusste er.
Es war in jeder Hinsicht hoffnungslos…

***

Stumm starrte Elizabeth auf ihre Hände, welche in Dreck und Staub gehüllt waren. Unbeabsichtigt kratzte sie sich kurz, woraufhin ihre Hand rötlich zu schimmern begann. Dem Jucken und Brennen nach wusste sie, dass sie gegen etwas hier im Raum allergisch war. Vermutlich war es das Heu, welches den kalten Boden des Verlieses bedeckte.
Ein leises Knacksen ließ Elizabeth von ihren Händen weg zur Kerkertür blicken. Hinter den dicken Holzbarren konnte sie Gisborne erkennen, welcher nur dastand und sie still beobachtete.
Einige Haarsträhnen hingen ihm ins Gesicht und er sah geschafft aus, als hätte er eine anstrengende Nacht hinter sich gehabt. Leise musterte er sie, wobei er mit einer Hand ein mit Essen gefülltes Tablett hielt.
Als er nicht zu sprechen begann, grinste Elizabeth verlegen, bevor sie langsam aufstand und zu den Zellenstäben ging. Sie hasste es, leise angestarrt zu werden. Es hatte etwas Beunruhigendes, Geheimes und Falsches.
Guy jedoch musterte sie nur weiterhin stumm, was Elizabeth noch unsicherer machte. Wieso sprach er nicht? Was wollte er?
Nervös strich sie sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Die Nacht im Kerker hatte ihr Erscheinungsbild drastisch verändert, da sie nun in Dreck gekleidet war und ihre Haare wild aus der Steckfrisur hingen.
Insgeheim war sie dafür dankbar, dass Guy nicht vor ihrer Türe herum spionierte und sie beobachten konnte. Außerdem hatte sie nun einige frei herumhängende Locken, mit welchen sie vor Nervosität spielen konnte.
Jedoch erst nach einigen in Schweigen gehüllten Sekunden ließ Guy seinen Blick von ihr ab und starrte kurz auf das Tablett.
"Ich… Ich dachte, Sie sind vielleicht hungrig!"
Dankbar nickte Elizabeth. Sie hatte schon seit Stunden nichts mehr gegessen und war nun heilfroh, dass Gisborne sie hier unten nicht vergessen hatte.
Vorsichtig versuchte Guy, den Teller zwischen den Stäbe hindurch zu schieben, was jedoch misslang und er Elizabeth kurz hilflos anguckte. Sie wollte gerade den Mund aufmachen, um etwas zu sagen, als Guy ihr den Rücken zukehrte, um die Kammer zu verlassen.
Zu Elizabeths Glück kam er jedoch wenige Sekunden später mit dem Kerkermeister zurück, welcher den Schlüssel in seinen Händen hielt.
"Fünf Minuten!", murrte dieser leise und Gisborne nickte, ehe er die schwere Zellentüre zur Seite schob. Er bezweifelte, dass Elizabeth einen Ausbruchsversuch wagen würde und hatte somit wenig Bedenken, die Türe offen zu lassen.
Schweigend überreichte er der schlanken Frau den Teller, welche sich rasch eine kleine Traube von der Platte nahm und sie in ihren Mund schob. Sie schloss kurz die Augen, während sie die Traube genoss, bevor sie dann zu ihm hochblickte und lächelte.
Gisborne war gerade dabei, ihr den Rücken zuzukehren, als er die Rötungen an Elizabeths Händen erblickte. Eifrig nahm er ihr den Teller aus den Händen, um ihn zur Seite zu legen.
Verblüfft blickte Elizabeth ihn an, doch als er ihre Hände in die seinen nahm und sanft über die Entzündung strich, wurde ihr klar, dass er die Allergie entdeckt hatte.
"Was ist passiert?", wollte er wissen, wobei seine Finger weiterhin sanft über die Rötung strichen. Unsicher wollte sie ihm ihre Hände entziehen, musste jedoch feststellen, dass Gisborne sie fest im Griff hatte.
"Es ist gar nichts!", meinte Elizabeth dann leise, während das Brennen auf ihren Händen stärker wurde. Besorgt musterte Guy sie, ehe er eine Hand hob und eine widerspenstige Haarsträhne hinter ihr Ohr stupste.
Gefühlvoll strichen seine Finger dann ihre bleiche Wange entlang, während er langsam einen Schritt näher trat.
"Es… Es ist gar nichts!", flüsterte Elizabeth erneut, als ihr Blick begann, zwischen seinen Augen und seinen Lippen hin und her zu springen. Sie wusste, was er im Schilde führte, doch Elizabeth hatte nicht den geringsten Willen, ihn davon abzuwehren.
Sie wusste, dass er der Einzige war, der sie hier lebendig herausholen konnte. Wenn ihre weiblichen Reize das Mittel zum Zweck waren, dann sollte dem so sein…
Guy zögerte kurz, bevor er dann seinen Kopf senkte, um ihr einen zarten Kuss auf die Lippen zu geben. Er war warm und liebevoll, ganz anders als Elizabeth es erwartet hatte und langsam begann sie auf seinen Kuss zu reagieren. Vorsichtig begann sie, mit der Zunge seine Lippen zu umspielen, was ihr ein Lächeln von Guy einbrachte, bevor er den Kuss intensivierte.
Guys Herz begann, laut zu pochen, als Elizabeth ihre Arme um seinen Nacken schlug und ihn fester an sich zog. Sie schien ihn ja doch nicht so zu verabscheuen, wie er vermutet hatte, was seine Gefühle kleine Saltos schlagen ließ.
Als sie sich von ihm gelöst hatte, blickte Guy sie mit verliebten Augen an, während er leise murmelte: "Alles wird gut werden… das verspreche ich!"
Mit diesen Worten ließ er dann ganz von ihr ab, um den Raum zu verlassen und um Robin Hood ein für alle Mal auszuschalten. Denn nur so konnte er Elizabeth aus den Händen des Sheriffs befreien, sie ehelichen und endlich ein glückliches Leben beginnen.

***

Rodney blinzelte, bevor er erneut ein Stechen in seiner Brust verspürte. Schon seit Minuten versuchte er, sich wieder in den Schlaf zu träumen, doch der Schmerz schien einfach nicht weniger zu werden, egal, wie sehr er versuchte sich auf etwas anderes zu konzentrieren.
Resignierend stöhnte Rodney auf, ehe er seine Augen öffnete und das Schlafen ein für alle Mal aufgab. Nachdem er sich jedoch an das bereits herrschende Tageslicht gewöhnt hatte, musste er feststellen, dass Ronon auf ihn hinabblickte.
Erschreckt keuchte Rodney, bevor er erneut einen Schmerz verspürte. Zu seiner Überraschung wurde dieser von Ronon verursacht, welcher ihn mit einem Holzstab anstupste.
"Sagen Sie, haben Sie noch alle Tassen im Schrank?", fauchte Rodney, als er vom Waldboden aufsprang, um sich Ronon gegenüber zu stellen.
"Yup!", meinte dieser jedoch nur karge und gab ihm erneut einen Stoß mit dem Stab, was Rodney zurückspringen ließ. Er genoss es offensichtlich, Rodney wie ein Spanferkel zu pieksen.
Mit rot angelaufenen Wangen riss ihm Rodney den Zweig aus den Händen. Er musterte die ‚Waffe' kurz, wobei er feststellen musste, dass Ronon das Ende zu einer Spitze geschnitzt hatte.
"Sie wissen wohl nicht, wie blöd dies hier hätte enden können, was?"
Grinsend schüttelte Ronon den Kopf. Es gab doch nichts Schöneres am Morgen, als Rodney zu nerven.
"Ich könnte erblinden!", begann Rodney, was Ronon leicht auflachen ließ.
"Was soll denn daran so witzig sein?", keuchte der Kanadier in Aufruhr. "Ein Pieks ins Auge und Boooom - blind!"
Manchmal hielt Rodney Ronon wirklich für einen zurückgebliebenen Höhlenmenschen, gerade eben hatte er bewiesen, dass er einer war. Ronon hatte überhaupt kein Feingefühl anderen gegenüber und wusste wohl auch nicht, wie gefährlich ein angespitzter Stab sein konnte. McKay war gerade dabei, sich aufzuplustern, als er John und Teyla nur einige Meter weit weg am Boden liegen sah.
Grimmig warf er Ronon einen dunklen Blick zu, bevor er sich die Blätter von der Jacke putzte, kehrt machte und zu John und Teyla nörgeln lief.
"Sheppard! Sie werden nicht glauben was Ron-"
"Pssst!"
Verdattert blickte Rodney John an, welcher ihn gerade unfreundlich ge-pst hatte.
"Heute haben wohl alle schlechte Manieren, was?", fauchte er, was dazu führte, dass Teyla sich umdrehte und ihm einen scharfen Blick zuwarf.
"Leise Rodney, Soldaten!", flüsterte sie und Rodney riss die Augen auf.
"Oh!", entwich es seiner Kehle, bevor er sich neben die Beiden auf den Hügel legte, um über die Kante zu schielen. Er konnte ein kleines Dorf am Rande der großen Wiese erblicken, durch welches gerade eine Gruppe von Soldaten schwirrte.
"Sie scheinen etwas aufzuhängen!", erklärte ihm John leise, woraufhin Teyla bestätigend nickte.
"Steckbriefe?", vermutete Rodney sofort, aber John zuckte mit den Schultern.
"Vielleicht!"
"Sollten wir es uns nicht näher ansehen?", fragte Ronon mit rauer Stimme, welcher neben Teyla Platz genommen hatte. Schweigend wechselte das Team Blicke, bevor sie sich alle langsam aufrichteten, um zum Dorf zu schleichen. Egal, was es war, es war bestimmt wert, gecheckt zu werden.

***

"Gisborne!", schrie der Sheriff quer durch den Innenhof der Festung, als er den dunkelhaarigen Mann und seine Männer hereinreiten sah.
"Mein ‚lieber' Gisborne!", keuchte er, wobei er die Treppen hinab eilte, um ihm entgegen zu kommen. Guy sah ihn musternd an, nachdem er vom Pferd gestiegen war, da sich der Sheriff erschöpft mit den Armen auf den Knien abstützte.
"Diese Folterungen bringen mich immer ganz außer Atem!", meinte der Sheriff, wobei er sich aufrichtete, sich über seinen edlen Mantel strich und Gisborne angrinste.
Schlagartig hatte Gisborne ein schlechtes Gefühl im Bauch. Etwas stimmte nicht, wenn der Sheriff ihn so fröhlich anblickte.
"Elizabeth!", keuchte Guy, woraufhin er zurückwich und den Sheriff drohend anblickte. Er hatte es doch wohl nicht gewagt, ihr - in seiner Abwesenheit - etwas anzutun, oder doch?
"Ah!", meinte der Sheriff, wobei er einen Finger in die Luft hielt. "Nun, was diese Sache angeht, Gisborne…"
Vorsichtig legte er Guy seine Hand auf den Rücken, während die Beiden langsam auf die Treppen im Vorhof zugingen.
"… Ich habe mir überlegt, ob wir diese freche Göre nicht vielleicht schon vor der Hinrichtung in den Hof bringen lassen sollen, sodass sie das Bauernvolk mit verrotteten Gemüse willkommen heißen kann!?"
Schlagartig blieb Guy stehen und betrachtete den Sheriff empört, welcher sich gerade vor Freude die Hände rieb. Der Gedanke daran, wie sie mit ekeligem Gemüse halb ‚gesteinigt' wurde, löste schiere Vorfreude in ihm aus.
"Na na na, Gisbornchen!", begann er dann in einem spöttischen Ton, als er Guys Gesichtsausdruck wahrnahm. "Wer wird denn da gleich so sauer und grimmig werden?"
Brodelnd blickte Gisborne ihn an.
"Sie wissen doch, dass ich nur scherze!"
Seine Stimme war sarkastisch und Guy wusste, dass ihm der Gedanke an eine leidende Elizabeth gefiel, egal, wie sehr er nun bemitleidend auftrat.
"Wissen Sie, ich verstehe nur nicht, was Sie an ihr finden…"
Guy wollte gerade den Mund aufmachen, als der Sheriff seinen Finger in die Höhe schnellen ließ.
"Nein, so spannend ist es auch wieder nicht!"
Gisborne nickte, bevor er mit einer Hand sein Schwert umklammerte und sich beim Sheriff mit "My Lord..." entschuldigte und davoneilte. Eifrig rannte er die Treppen hoch zum Eingang des Festungsgebäudes, von wo er dann in den Kerker eilen konnte, um seine Elizabeth zu sehen.
"Gisborne!"
Er konnte das Brüllen des Sheriffs noch in den dunklen Korridoren der Festung hören.
"Ich hoffe Ihr Plan funktioniert! Andererseits werde ich sie vielleicht doch vorzeitig in den Hof hängen lassen!"
Er konnte an der Stimmlage des Sheriffs erkennen, dass dieser es ernst meinte und so begann Gisborne heimlich zu beten, dass sein Vorhaben erfolgreich sein würde…

***

Wartend stand das Atlantis Team hinter einer Scheune, während John sich um die Ecke schlich, um eine der aufgehängten Nachrichten an sich zu bringen.
"Psst! Schritte!", murmelte Rodney, welcher sich nervös gegen die Scheunenwand presste. Mit zittrigen Fingern begann er langsam, seinen Bogen zu spannen, um sich gegen den Eindringling zu verteidigen.
Erschrocken sprang John zurück hinter die Scheune, als er Rodney erblickte, welcher mit gespanntem Pfeil und Bogen auf ihn zielte.
"McKay!", fauchte er wütend, woraufhin Rodney mit zitternden Händen den Bogen senkte.
"Mensch, sind Sie verrückt geworden?", wollte John wissen, welcher entsetzt den Kopf schüttelte.
"Was?", schnappte dieser. "Es hätte ja sein können, dass noch einer von den Soldaten um die Häuser schleicht!"
Stumm wechselten Ronon und Teyla Blicke, bevor sie zu kichern begannen. Die Soldaten waren schon seit einigen Minuten alle verschwunden. Da Rodney zu ängstlich war und sich hinter den Sträuchern des Waldes versteckt hatte, hatte er nicht mitbekommen, dass die Soldaten schon alle längst davon geritten waren.
"Was? Was gibt's da zu lachen?", schnaubte Rodney, während er die Gruppe betrachtete. "Haben Sie die mit den Schwertern nicht gesehen? Ritsch-Ratsch-Kopf-ab sage ich nur!"
Als Ronon sich wieder beruhigt hatte, gab er John einen kleinen Stoß, was diesen aufblicken ließ. Ernst sah ihn der Satedaner an, während er meinte: "Nicht lustig, Sheppard. McKay hat Recht. Die sind gefährlich hier mit ihren ‚Samurai'-Schwertern!"
Kurz hielten die beiden Männer inne, ehe sie in Gelächter ausbrachen. Ronon hatte erst neulich ‚Der letzte Samurai' auf DVD gesehen, was Teyla dazu brachte, die Augen zu verdrehen. Er und John saßen eindeutig zu viel vor der Glotze. Egal, um was es sich handelte, sie assoziierten immer etwas mit Filmen, unabhängig davon, ob Jahrhunderte zwischen den Ereignissen lagen und ob es sich um andere Kulturen handelte.
Rodney war gerade dabei, etwas zu sagen, als ihm Teyla ins Wort fiel.
"Vergessen Sie's, Rodney!"
In ihren Augen konnte er ablesen, dass er schleunigst still sein sollte, da die Beiden ihn sonst noch mehr auf die Palme bringen würden.
"Also, was steht auf dem Zettel?", wollte Teyla wissen und richte die Aufmerksamkeit der Gruppe auf die wichtigen Dinge im Leben.
Vorsichtig strich John über das braune Blatt Papier, ehe er zu lesen begann: "Liebe Bauern und Bürger von Caer Llanelli. Laut Gesetz … bla bla bla … findet die Hängung einer Eindränglerin, sowie zweier Landesverräter in der lokalen Festung statt. Diese köstliche Prozedur ist öffentlich und … bla bla … heute Abend kurz vor Sonnenuntergang… bla!"
"Köstliche Prozedur?", wiederholte Rodney, welcher John den Zettel aus den Händen riss, um nachzulesen. "Die spinnen doch!"
"Elizabeth!?"
Teylas Stimme war ruhig. Unsicher nickte John, welcher inständig hoffte, dass Elizabeth noch am Leben war. Ein kleines Lächeln umspielte seine Lippen, als er daran dachte, dass sie wohlauf und gesund sein könnte. Wenn man die grauenvolle Nachricht über die Hängung vorerst ignorierte.
"Es ist eine Falle!", meldete sich dann Ronon zu Wort, welcher über Rodneys Schulter auf die Buchstaben schielte.
Schweigend ließ sich das Team Ronons Vermutung durch den Kopf gehen, ehe alle leise aufstöhnten. Er hatte vermutlich Recht.
Nein, er musste Recht haben. Sonst würde die ganze Sache hier keinen Sinn ergeben.
"Was machen wir jetzt?", bohrte Rodney nach, als er John den Zettel überreichte, welcher ihn vorsichtig zusammenlegte und ihn in seine Hosentasche schob.
"Wir laufen doch nicht absichtlich in eine Falle, oder?"
"Was bleibt uns übrig?", murmelte John. "Es ist die einzige Chance, die wir haben, um Elizabeth zu finden und zu befreien!"
Zustimmend brummte Ronon, woraufhin er an seinem Bogen herumzupfe und begann, in Richtung Wald und Festung zu laufen.
"Das ist doch verrückt!", murmelte Rodney, welcher Teyla hilflos anblickte. Sie zuckte hilflos mit den Schultern, ehe sie Ronon folgte.
"Verrückt und hoffnungslos…", meinte John, welcher Rodney auf die Schulter klopfte. "…aber unsere einzige Chance!"

***

Stolz setzte der Sheriff einen Schritt vor den anderen, während er den hölzernen Galgen umkreiste, welcher für gerade die Hängung vorbereitet wurde. Der Knecht war gerade dabei, die Schlingen zu binden. Grinsend stoppte der Sheriff und fuchtelte kurz mit der Hand in der Luft herum, als würde er etwas auf den Galgen werfen. Sobald er damit fertig war, klatsche er sich freudig in die Hände und grinste. Er konnte sich schon gut vorstellen, wie zorniges Bauernvolk mit faulendem Obst und harten Gemüse warf.
Gisborne, welcher von einem der Arkadengänge auf ihn hinunterblickte, konnte nur die Augen verdrehen. Bei jeder Hinrichtung freute sich der Sheriff als wäre es Weihnachten. Als der Sheriff Guy erblickte, grinste er breit und steckte einen seiner Daumen in die Luft, um Guy zu symbolisieren, dass hier unten alles nach Plan verlief.
Guy stöhnte kurz auf, bevor er sich von der Steinmauer abstieß und den Innenhof der Festung verließ. Er wusste, dass er eine Hinrichtung nicht vermeiden konnte, doch er konnte verhindern, dass er Elizabeth verlor…

***

"Und wie wollen wir sie befreien?", keuchte Rodney, welcher Probleme hatte mit der Schrittgeschwindigkeit der Anderen mitzuhalten. Bis zur Burg war es noch ein weiter Fußmarsch und um dort noch vor Anbruch der Dunkelheit anzukommen, war ein flottes Tempo vonnöten.
"Na, wie wohl?", fragte John sarkastisch und starrte Rodney an. Dieser zuckte nur verwirrt mit den Schultern, woraufhin John stehen blieb und beide Arme ausstreckte.
Fragend sahen ihn seine Gefährten an, was John leise aufstöhnen ließ.
"Na, im Robin-Hood-Stil!"
Verwirrt guckten sich Teyla und Ronon an, während Rodney nach Luft schnappte und seinen Bogen auf den Boden abstütze.
"Wie, im Robin-Hood-Stil?", bohrte McKay nach und wischte sich kurz Schweiß von der Stirn. "Sie mit Pfeil und Bogen vom Galgen schießen?"
An seiner Stimmlage konnte John erkennen, dass er scherzte, doch dieser schnipste mit den Fingern. Geschockt blickte Rodney sein Gegenüber an.
"Sie sind doch verrückt! Das wird sie umbringen!", brach es empört aus dem Wissenschaftler heraus, woraufhin sich Teyla und Ronon ins Gespräch einmischten.
"John?", murmelte Teyla verwirrt, die bis gestern noch nie etwas von Robin Hood gehört hatte.
"Robin war ein klasse Bogenschütze und in den Filmen ist es typisch für ihn, das Seil, an welchem die Galgenschlinge hängt, durchzuschießen und somit des Sheriffs Opfer zu befreien…"
"Ja, wie eben erwähnt: in den Filmen!", fiel Rodney John ins Wort. Rodney hatte bis zum vorherigen Tag noch keinen Bogen in den Hängen gehalten, geschweige denn, damit geschossen. Es war ja schon schwer, ein Haus oder einen dicken Baum zu treffen, also wie sollten sie bitte ein dünnes Seil durchschießen!?
Lächerlich.
Zu seiner Erleichterung teilten Ronon und Teyla seine Bedenken, da diese Sheppard anblickten, als würde er sie veräppeln.
"Was?", keuchte John, nachdem er mehrere Augenblick mit gerunzelten Stirnen und entwürdigenden Blicken angesehen wurde.
"Sagt nicht, einem von euch fällt etwas Besseres ein?" Provozierend plusterte er sich auf. "Soweit ich mich erinnere, liegen unsere Waffen in einer Scheune eines alten Mannes, welche sich einen Tagesmarsch in die falsche Richtung befindet…"
Teyla presste ihre Lippen zusammen, da er Recht hatte. Musternd betrachtete sie Rodneys Bogen, welcher sich unter seinem Gewicht mehr bog als es normal sein sollte.
Dieser Holzstab mit der Schnur schien wohl ihre einzige Waffe zu sein, mit welcher sie Schaden anrichten konnten.
Die Gruppe schwieg für einen Moment, da John eindeutig einen nachvollziehbaren Punkt hatte. Dennoch war es verrückt…
"Also…?", wollte Ronon die Details ihres Vorgangs wissen.
"Also: Wir schleicht uns als Bauern verkleidet in den Innenhof, wo sich Sie beide unters Volk mischen. Einer links, einer rechts, damit wir von allen Seiten rasch eingreifen können…", begann er, wobei er auf Rodney und Ronon deutete, ehe er einen kleinen Plan in die staubige Erde zeichnete.
"Teyla… Sie begeben sich hierher, auf die erste Ebene des Arkadenhofes, von wo aus Sie gute Sicht auf den Hof und den Galgen haben sollten. Ich positioniere mich hier, im Norden neben einem der Türme. Dort sind vermutlich einige Zinnen, hinter welchen ich mich verstecken kann, da ich von hier aus den Pfeil abfeuern werde…"
Vertieft hörte das Team ihm zu. Sie mussten sich eingestehen, dass sein Plan doch nicht so schlecht war, wie sie zuerst angenommen hatten. Das einzige Problem, auf welches sie stoßen würden, waren Wachen… und wütende Bauern… und die Tatsache, dass John sich in seiner Treffsicherheit überschätzte…

***

Lebhaftes Treiben herrschte in den Straßen von Caer Llanelli, was es für John und sein Team kaum notwendig machte, sich zu verkleiden. Die Gruppe hatte einfach ihre Mantelkapuze übergezogen und lief im hektischen Tumult unbemerkt herum.
Die Sonne war schon leicht rötlich angehaucht, was den baldigen Sonnenuntergang andeutete. Vermutlich hatten sie noch eine Stunde, bis völlige Finsternis hereinbrach, doch das Team hatte keine Minute zu verlieren.
Hastig eilten sie durch die engen verwinkelten Gassen, bis sie schließlich die großen Tore der Festung vor sich erblickten. Die Burg ragte beeindruckend über die mickrigen Bauernhäuser hinaus und war schon aus großer Entfernung zu sehen.
Vor dem offenen Tor der Festung patrouillierte eine Gruppe von neun Soldaten auf und ab, welche die passierenden Bauern kontrollierten, während zwei weitere von den angrenzenden Türmen hinunterschielten.
John biss sich auf die Lippen, als er sich gegen einen Holzpfahl neben der Schmiede lehnte. Er beobachtete den Arbeitsrhythmus der Wachen für eine Weile, ehe er die Augen kurz zusammenkniff und sich zu seinem Team wandte.
Planlos sahen diese den Colonel an, welcher noch zu überlegen schien, wie sie unbemerkt in die Festung kamen. Mit den kontrollierenden Wachen, welche offensichtlich nach ihnen suchten, gestaltete sich dies schwerer als erhofft.
"Schlagen Sie mich!", meinte er dann schließlich, wobei er den Satedaner neben ihm fordernd anstarrte. Ronon warf ihm einen verwirrten Blick zu, wobei er sich nicht vom Fleck bewegte.
"Schlagen Sie mich!", forderte John ihn erneut auf, doch Ronon schien auf seine Aufforderung schon wieder nicht zu reagieren.
Resignierend stieß sich John vom Pfahl ab.
"Sie suchen doch nach einer Vierergruppe richtig?"
"Richtig!", bestätigte Teyla, welche ihm noch nicht ganz zu folgen schien.
"Ein ‚Kampf' auf offener Straße würde Aufregung bei Passanten und die Aufmerksamkeit der Wachen erregen…"
Kurz leckte er sich über die Lippen, bevor er sich an Rodney und Teyla wandte.
"Früher oder später müssen die Wachen in den Streit eingreifen… Was euch Beiden eine gute Chance geben würde, die Kontrolle zu passieren…"
"Und wie kommen Sie und Ronon dann hinein?", unterbrach ihn Teyla, was ihr ein bloßes Schulterzucken einbrachte. So weit war er mit seinem Plan noch nicht…
"Mach dir darüber keine Sorgen!", murmelte dann Ronon, welcher Teyla einen beruhigenden Blick zuwarf. "… uns wird schon etwas einfallen!"
Er schien selbstsicher, was Teyla etwas die Spannung aus den Schultern nahm.
Ohne ein weiteres Wort zu sagen, hängte er sich den Bogen um die Schulter, ehe er - dem nichts ahnenden - Sheppard mit voller Wucht ins Gesicht schlug. Dieser taumelte geschockt einige Meter rückwärts, bevor er sich an seine blutende Nase griff. Sein Kopf dröhnte wie auf einem Karnevall.
"Sind Sie…?", begann er zu stammeln, während Ronon bedrohlich auf ihn zuging.
"Soll doch ‚echt' aussehen, oder?", knurrte Ronon, welcher sich vor John aufplusterte. Vielleicht war Johns Plan doch nicht so klug gewesen, wie dieser anfangs vermutet hatte…
Ronon nickte Teyla kurz zu. Diese packte Rodney am Arm und zog ihn Richtung Burgtor. Rodney bewegte sich jedoch nur langsam, da er mit offenem Mund Ronon anstarrte.
Als Ronon ausholte und John in den Bauch schlug, ließ eine Passantin vor Schreck einen Keramiktopf fallen, bevor sie laut zu kreischen begann.
Wie erwartet erregte dies die Aufmerksamkeit der Wachen, von welchen auch schon vier die Straße hinunterliefen. Es hatte sich bereits eine Schar von ‚Schaulustigen' um Ronon und John angesammelt, als die Soldaten bei ihnen ankamen.
Die Wachen musterten Ronon kurz, ehe sie ihren Kollegen am Tor zuwinkten, welche unverzüglich zur Verstärkung herunterrannten. Ronon war so groß und muskulös, dass sie gleich mehrere Männer benötigten, um diesen Kerl vom Kampf abzubringen und zu fesseln.

Teyla und Rodney schritten langsam auf das offene Tor zu, vor welchem sich nur noch zwei Soldaten aufhielten. Da diese vertieft auf das Treiben in der Gasse starrten, wanderte Teyla einfach an ihnen vorbei. Rodney zögerte einen Moment, wobei er nervös mit den Fingern spielte.
"Hey!", keuchte dann einer der Männer und packte McKay am Arm, welcher vor Schreck zu zittern begann.
"Wohin des Weges?", wollte der Mann mit rauer Stimme wissen, woraufhin Teyla auf ihn zuschritt, um seine Hand von Rodneys Arm zu nehmen. Sie lächelte freundlich.
"Hier findet doch heute eine Hängung statt… mein kleiner Bruder und ich hätten uns diese gerne angesehen!"
Empört warf ihr Rodney einen Blick zu. Kleiner Bruder?
Der Soldat musterte Teyla kurz, bevor er nickte.
"Wo ist euer Obst und Gemüse?", wollte dann der andere Soldat wissen, welcher Rodney genau beobachtete. Etwas war falsch mit ihm…
"Der Kerl seht mir nicht ganz richtig aus!", gab dieser dann von sich und empört Blickte Rodney zu ihm noch. "E-E-Er ist stumm!", warf Teyla ein und lächelte unsicher. "…Und er ist manchmal sehr verwirrt!" Den Mund verziehend sah Rodney sie an. Zuerst ein kleiner Bruder, dann stumm und nun geistig gestört!? Wie nett. "So…", grübelte der größer der Beiden, ehe er sich stramm vor ihnen hinstellte. Er hatte sich gleicht gedacht, dass dieser Typ etwas komisch war... "Zurück zum Obst…" "Meine Freundin hat einen Korb mitgebracht, von welchem wir etwas abhaben können!", log Teyla, während sie nach Rodney zitternder Hand griff. Sie wusste, dass er schlecht mit Lügen war.
"Haben Sie sie zufällig gesehen?", fragte Teyla, woraufhin sie die beiden Männer verführerisch anlächelte.
"Sie hat ein… braunes Kleid… und blonde lange Haare…"
Verwirrt zuckten die Soldaten mit den Schultern. Hier waren heute schon so viele Mädchen vorbeigelaufen, dass sie sich schon gar nicht mehr erinnern konnten. Als Teyla dem größeren der Beiden zuzwinkerte, schluckte dieser nervös.
"Ja… sie ist schon drinnen!", stotterte dieser dann, was ihm einen funkelnden, sowie dankbaren Blick von Teyla einbrachte. Sie machte einen kleinen Knicks, ehe sie den Beiden den Rücken zukehrte und in den Innenhof der Festung marschierte… Rodney mit sich schleppend.

"Dieser hinterhältige Bandit hat mein Messer geklaut!", schnaubte Ronon außer Rand und Band, während er von mehreren Soldaten davon abgehalten wurde, John erneut eine überzubraten.
"Lügner!", schrieh John, welcher nach einem Stein am Boden griff, um diesen nach Ronon zu werfen. Geschickt wich Ronon aus, im Gegensatz zu einem der Soldaten. Der Stein landete mit einem lauten Geräusch auf dessen Fuß.
"So, jetzt reicht es aber wirklich!", fauchte einer der Wachen, welcher einen Speer in der Hand hielt. "Führt beide ab, ehe sie sich die Köpfe einschlagen!"
Gewaltvoll wurden sie an den Armen festgehalten, bevor sie die Straße entlang zur Festung ‚eskortiert' wurden. Obwohl sie das erreicht hatten, was sie geplant hatten, leistete Ronon erheblichen Widerstand.
"Der Sheriff hat bestimmt noch eine Zelle im Kerker für… für euch Gesindel frei!", murrte der Mann mit dem Speer, da dieser Besseres zu tun hatte, als zwei betrunkenen Bauern beim Streiten zuzusehen.
Als sie das Tor passierten, nahmen einige der Männer wieder ihre ursprüngliche Wachposition ein, während John und Ronon von nur noch drei Männern abgeführt wurden. Ronon, welcher als erster das Tor durchschritt, drehte sich kurz zu Sheppard um, um diesem zuzuzwinkern. John jedoch war zu sehr damit beschäftigt, mit seinen Fingern auf seiner blauen Schwellung unter dem linken Auge herumzudrücken und nahm seinen Kollegen somit nicht wahr.
Genervt verdrehte Ronon die Augen, da John einer der größten Weicheier war, welche ihm je über den Weg gelaufen waren. Sogar Elizabeth Weir konnte manchmal mehr einstecken, als John Sheppard.
Als sie einen schmalen leeren Seitenkorridor entlangliefen, wusste Ronon, dass dies wohl ihre einzige Chance war, unbemerkt zu entkommen. Kurzerhand trat er dem Soldaten vor sich in die Kniekehle, was diesen wie einen Sack zu Boden sinken ließ. Kaum hatte dieser den Boden berührt, hatte Ronon auch schon dem Soldaten neben ihm einen Tritt in die Weichteile verpasst, sodass dieser ebenfalls die Erde küsste.
Verdattert und überrascht blickte John von seinen Fingern hoch, um festzustellen, dass Ronon auch schon den dritten und letzten Soldaten zunichte gemacht hatte.
"Waschlappen", murmelte Ronon, als er sich umdrehte, um die bewusstlosen Männer zu begutachten. Eifrig schnappte er sich eines der Schwerter, welche zur Ausstattung der Soldaten gehörte, um seine Fesseln durchzuschneiden.
John konnte noch immer nicht fassen, dass Ronon gerade drei Männer ohne seine Hilfe ausgeschaltet hatte und so stand er mit offenem Mund da, wobei er Ronon anstarrte. Dieser war gerade dabei, die Schwerter und Bögen der Soldaten zu stehlen.
"Kommen Sie?!", riss er Sheppard dann aus seiner Starre, wobei er ihm seine Ausrüstung vor die Nase hielt.
"Danke!", murrte John.
Ronon gab ihm einen Klaps auf den Rücken, was John schwer einatmen ließ. Er hatte für seinen Geschmack schon zu viele Schwellungen und Prellungen…
"Gern geschehen!"
Mit diesen Worten wandte sich der Satedaner von ihm ab, um seine Planposition einzunehmen. Nervös atmete John noch einmal tief durch, bevor er sich den Bogen um die Schulter hängte und den leeren Korridor vor sich hinabblickte. Er musste nur noch dort hinunterlaufen, dann die Wendeltreppe zum Turm hoch und seine Position einnehmen… und dann… dann konnte das ‚Abenteuer' beginnen.
Zitternd griff er nach der Pfeiltasche, während er den Plan in seinem Kopf noch einmal durchging. Teyla hier, Rodney da und Ronon dort. Seil durchschießen. Ronon packt Elizabeth, um zu flüchten. Weg rauskämpfen…
Verunsichert schluckte er, da ihm der Punkt mit dem ‚Seil durchschießen' ernsthafte Sorgen bereitete, bevor er seine Nerven sammelte und ebenfalls den schmalen Gang hinunterlief.

"Wie ist die Lage?"
Überrascht sprang Rodney zur Seite, als er warmen Atem an seinem Ohr verspürte. Zu seiner Erleichterung war es Ronon, welcher hinter ihm stand.
"Sagen Sie, sehe ich geistig hinterblieben aus?", schoss es aus Rodney, welcher Ronon mit großen Augen anblickte. Ronon grinste kurz, ehe er den Kopf schüttelte.
"Nein!", erwiderte er. Hätte er nun ‚Ja' gesagt, würde ihm Rodney sicher in den Ohren liegen.
"Sag ich doch…", murmelte Rodney, welche noch immer an vorhin denken musste. "Geistig hinterblieben, tzzz. Das ihr die Typen das Abgekauft haben…"
"Rodney!", warnte Ronon ihn, welcher sein Murmeln nicht ausstehen konnte. "Also? Lage?"
"Soweit, so gut!", begann McKay, nachdem er kurz tief ein und aus atmete. "Teyla ist in Position und wir auch. Wenn alles wie geplant läuft, sollte Sheppard schon bald am zweiten Wehrturm im Norden sein!"
Ronon nickte zufrieden, während er sich eines der drei Schwerter an seinem Gürtel richtete. Rodney überlegte kurz, ob er Ronon fragen sollte, woher er diese hatte, verwarf dann den Gedanken, da er es bereits ahnte. Es wäre nicht das erste Mal, dass Ronon jemanden bestohlen hatte.
Stillschweigend warteten die beiden Männer, bis sie Johns dunklen Haarschopf am oberen Wehrgang erblickten. Vorsichtig blinzelte dieser leicht über die Kante, wobei er ihnen zunickte. Alle waren in Position. Nun mussten sie nur noch auf den Sheriff und dessen Gefolge - inklusive Elizabeth - warten.

***

"Falls Sie ihn doch noch gefangen haben, dann ist das hier Ihre letzte Chance, Gisborne!", meinte der Sheriff, wobei er einen Schritt näher an Guy herantrat, um ihm sein Gesicht entgegen zu strecken.
Mit erwartungsvollem Blick sah ihn der Sheriff an, was Gisborne leise stöhnen ließ. Kurz musterte der Sheriff ihn, ehe er sich in die Hände klatschte.
"Was für ein Jammer!"
Guy konnte den Sarkasmus in seiner Stimme hören, als der Sheriff fröhlich den Arkadengang entlanglief, hin zu den Stufen, welche in den menschengefüllten Innenhof führten. Sein Gang erinnerte Gisborne an eine Ente, da der Sheriff genauso watschelte.
Eifrig rannte er die Stufen hinab in den Hof, wo er halbmittig stehen blieb, um die Menschenmenge zu begutachten. Viele der Bauern hatten zu seiner Freude Wurfmaterial mitgebracht, was den Sheriff freudig grinsen ließ.
"Was für ein prächtiger Tag für eine Hängung!", murmelte er, als sich Gisborne neben ihn stellte. Guy hatte die Arme hinter dem Rücken verschränkt, was ihn arrogant wirken ließ. Sein Blick schweifte durch die Bevölkerung, bis schließlich einer der Wachsoldaten auf ihn zuging und ihm ins Ohr flüsterte, dass Robin Hood noch nicht aufgetaucht sei.
Verstört schluckte Guy, da er erwartete hatte, Robin Hood vor Ort gefangen nehmen zu können. Als der Sheriff Gisbornes niedergeschlagenen Blick wahrnahm, gab er diesem einen freudigen Klaps auf den Rücken, ehe er sich umdrehte und schrie: "Bringt die Gefangenen!"
Wenige Augenblickte später wurde eine kleine Gruppe von Gefangenen in den Hof geführt. Es handelte sich um zwei junge Männer, sowie um Elizabeth.
Der Sheriff grinste breit, als die Gruppe die Stufen zum Galgen hoch geleitet und in Position gebracht wurde. Gisborne hingegen verdrehte es den Magen, als er Elizabeth auf der Plattform erblickte. Sie war bleich, wie der Tod selbst.
Gisborne fühlte einen schmerzhaften Stich in der Brust, da er versprochen hatte, sie zu beschützen. Er hatte ihr versprochen, dass alles gut werden würde und nun standen sie hier; im Angesicht des Todes.
"Ah, Priester!", kreischte der Sheriff und die unruhige Bauernmenge blickte auf. Eifrig eilte der Sheriff die Stufen hinab, um dem Priester auf die Schulter zu klopfen.
"Nicht zu viel blablah… Ja?", meinte er, wobei er den Gottesmann schief anlächelte. Er wollte endlich seine Hängung sehen, ohne einer langen Predigt und unnützem Tränendrücken davor. Der Pfarrer nickte, wobei er sich unruhig über seine braune Kutte strich, bevor er auf die drei zu Hängenden zuging.
Er war gerade dabei, seinen Rosenkranz in die Luft zu halten, als Gisborne seinen Blick vom Galgen abwandte und die Anzahl der anwesenden Wachen zu studieren begann.

***

"Sagen Sie mal, Ronon, haben wir den Kerl mit der schiefen Nase und den roten Haaren nicht schon einmal gesehen?", flüsterte Rodney seinem Nebenmann zu, als er die drei am Galgen betrachtete. "Er sieht irgendwie bekannt aus…!"
Ronon schmunzelte, als ihm plötzlich ins Gedächtnis schoss, dass Bran von seinem Sohn gesprochen hatte, welcher vom Sheriff gefangen genommen worden war.
"Ist das nicht Allan O'Corbly?", murmelte er dann und Rodney sah ihn mit weit aufgerissenen Augen an. Na klar! Sie hatten doch versprochen, ihn aus der Festung zu befreien!
Rodney biss sich kurz auf die Lippen, da es hier eine leichte Planänderung gab, doch Ronon gab ihm einen kleinen Stoß.
"Machen Sie sich keine Sorgen. Ich schneid ihm einfach vom Seil, wenn ich Elizabeth herunterhole!"
Rodney nickte, wobei er sich seine Kapuze etwas mehr über den Kopf zog. Er blinzelte kurz nach Norden, um zu sehen, ob John bereits seinen Bogen gespannt und positioniert hatte.

Als der Pfarrer mit seiner Predigt fertig war, ließ der Henker Elizabeth auf ein kleines Pult steigen, ehe er ihr die Schlinge um den Hals legte. Sobald der Sheriff das Zeichen gab, würde dieser das Pult unter ihren Füßen wegstoßen und sie hängen lassen. So war es hier üblich.
Zwei weitere Henker ließen die anderen beiden ebenfalls auf ein Pult treten, ehe die Festung in Schweigen gehüllt war. Alles wartete auf nun auf des Sheriffs Zeichen.
Der Sheriff war gerade dabei, seine Hand zu heben und zu schreien "Hängt s--!", als Gisborne ihn zur Boden stieß, sein Schwert zog und wie ein Verrückter auf den Galgen zulief. Gewaltvoll und mit lautem Schreien stieß er jeden aus seinem Weg, welcher sich ihm in den Weg stellte, ehe die hölzerne Treppen zu Elizabeth hoch lief.
"Was zur Hölle…?"
Verwirrt blinzelte John über die Feder von seinem Pfeil hinunter in den Hof, um festzustellen, dass Gisborne Elizabeths Strick durchgeschnitten und sie am Arm gepackt hatte. Wie ein Verrückter schlug dieser mit seinem Schwert in der Luft herum, um Angreifer abzuwehren.

"Ergreift ihn!", kreischte der Sheriff durch das ausbrechende Chaos und die Wachen stürmten auf die Galgenplattform zu, nur um dort von einem wütenden Gisborne empfangen zu werden.
Verstört stammelte Elizabeth rückwärts, um sich gegen den Holzbalken zu lehnen. Die Soldaten wurden immer mehr und sie wusste, dass Gisborne keine Chance gegen sie hatte. Sie kniff die Augen zusammen, wobei sie panisch ihre letzten Worte flüsterte, als sie plötzlich eine kalte Hand am Handgelenk erfasste.
"Rodney!", keuchte sie leise, als sie den Wissenschaftler entdeckte, welcher in Lumpen gekleidet war. Hinter ihm konnte sie Ronon erkennen, welcher wie ein Wahnsinniger mit zwei Schwertern gegen die Soldaten kämpfte.
Zuversichtlich nickte ihr Rodney kurz zu, ehe sich auch dieser umwandte, um in den Schwerkampf verwickelt zu werden. Als sie alle Soldaten vom Plateau gestoßen hatten, sprang Ronon in die Menge, um die neuen Soldaten willkommen zu heißen.
"Hood!", schnaubte Gisborne, als er die rebellischen Männer vor ihm erblickte und erkannte. Hastig packte er Elizabeth am Arm und zog sie von der Plattform, hin zu einem Pferd, welches neben einem Strohballen stand.
Verwirrt blickte Elizabeth um sich, wurde aber von Gisborne auf das Pferd gesetzt. Eifrig nahm dieser hinter ihr Platz, ehe er die Zügel in die Hand nahm.
"Gisborne, Sie NARR!", schrie der Sheriff quer durch den nun in vollkommenen Chaos versunkenen Hof, als er Guy erblickte. Dieser warf ihm nur einen starren Blick zu, ehe er dem Pferd einen Klaps gab und sie rasch davon ritt.

"Hinterher!", keuchte Teyla, welche sofort dem Pferd hinterher rannte. Leider war das Pferd viel zu schnell und ehe sich Teyla versah, stand sie irgendwo in einer leeren Gasse in Caer Llanelli. Verwirrt sah sie sich um, allerdings deutete nichts darauf hin, in welche Richtung Gisborne mit Elizabeth verschwunden war.
Einige Fußschritte ließen sie nervös das Messer zücken, doch zum Glück waren es Rodney und Ronon, welche um die Ecke liefen. Hinter ihnen trat ein Mann um die Ecke, welchen Teyla jedoch nicht kannte.
"Wo sind sie hin?", keuchte Ronon und Teyla zuckte mit den Schultern, fixiert auf den Fremden. Ronon deutete dann auf diesen und meinte karg "Allan" woraufhin Teyla nickte.
"Also, wo sind sie hin?"
"Ich weiß nicht. Ich habe sie verloren!"
Verärgert strich sich Ronon durch sein Haar, während sich Rodney erschöpft gegen die kalte Hausmauer lehnte, um nach Luft zu schnappen. Nie wieder würde er mit Ronon gegen ‚hunderte' von mittelalterlichen Soldaten kämpfen…
"Was zur Hölle ist passiert?", ertönte dann Sheppards Stimme und das Team blickte hoch. Er hatte den Aufruhr verpasst, da er etwas länger vom Turm hinunter in den Hof benötigt hatte, als erwartet.
"Gisborne hat Elizabeth!" Rodneys Stimme war ein schwaches Keuchen und Stöhnen.
"Wir wissen nicht, wohin sie geritten sind!", ergänzte dann Teyla und John warf verärgert seinen Bogen gegen die Wand.
"Verdammt!", fluchte er. Er hatte alles so gut durchgeplant. Wenn dieser verdammte Gisborne nicht wäre, würden sie schon längst auf dem Weg zum Stargate sein…
Stargate.
John schnipste mit den Fingern. Das war es. Wo sonst würde er mit ihr hin reiten? Er hatte schließlich den Sheriff betrogen und war nun auf der Flucht. Das Gate war der einzige Weg, dem Sheriff zu entkommen.
"Was?"
"Das Stargate!", kam es auch nun von Rodney, wessen Wangen schon ganz rot angelaufen waren. Sheppard nickte, woraufhin er sofort seinen Bogen vom Boden aufhob. Wenn sie Elizabeth retten wollten, dann mussten sie Gisborne schnappen, bevor er das Gate erreichte…

***

Schwer atmend schleppte sich Rodney durch den Wald. Mit einem sachten Schnalzton schoss ihm ein Ast ins Gesicht, was Rodney dazu brachte, verärgert zu keuchen.
Abkürzung? Von wegen…
Stöhnend schleppte er sich quer durch die Sträucher, ehe seine Beine astfreien Boden berührten.
"Gleich dort hinten befindet sich der Steinring!", meinte Allan, welcher mit der Hand den schmalen Weg hinabdeutete. Rodney blickte sich kurz um und stellte fest, dass dies der Weg war, auf welchem sie vor einigen Tagen nach Caer Llanelli gekommen waren.
"Danke, Allan!", erwiderte John. Er klopfte dem jungen Mann dankbar auf die Schulter, ehe er sich seinen Bogen richtete und die Umgebung scannte.
"Von hier aus schaffen wir es alleine!"
Allan nickte. "Viel Glück!"
"Das werden wir brauchen!", murmelte Rodney kaum hörbar. Unruhig stupste er mit einem Bein Steine am Boden an. Er hatte auf keinen Schwertkampf mehr Lust, war müde und wollte endlich etwas essen.
Atlantis war nur einige Meter von ihnen entfernt und doch konnte er nicht dorthin zurückkehren, um sich seinen knurrenden Magen vollzuschlagen. Ja, er musste zugeben, dass das gebratene Eichhörnchen, welches er gestern zum Abendmahl gehabt hatte, gut gewesen war, doch der Nachschlag hatte einfach gefehlt.
Allan verabschiedete sich kurz und begann den Weg entlang zu laufen, bevor er stoppte, um sich umzudrehen.
"Sagt mal, wem hab ich eigentlich mein Leben zu verdanken?", wollte er wissen und starrte die Gruppe von Fremden an. John zögerte kurz, antworte aber dann mit einem kurzen "Robin Hood!".
"Halte dich von der Straße fern!", fügte Teyla noch hinzu, als Allan begann, langsam davon zu trotten, ehe er querfeldein zu wandern begann.
"Und vergiss nicht, deinem Vater einen schönen Gruß auszurichten…!"
Teyla sah ihm eine Weile nach, bevor sie sich zu John umdrehte, welcher die Stirn runzelte.
"Den hätten wir fast zu retten vergessen, was?"
Teyla begann zu grinsen, da John Recht hatte. Sie waren so mit Elizabeths Rettungsplan beschäftigt gewesen, dass sie beinahe das Versprechen an Bran vergessen hatten.
"Stellen wir Gisborne eine Falle?", kam es dann von Ronon, welcher sich mit einem seiner Schwerter spielte. Geübt schwang er mit ihm in der Luft herum, ehe er es in den Boden steckte und John fragend ansah.
Dieser überlegte kurz, bevor er mit der Hand eine abwehrende Geste machte.
"Naah. Den hauen wir schon irgendwie übers Ohr! Das Einzige, was wir tun müssen, ist warten!"

***

Warmer Wind strich durch ihr Haar, als das Pferd ein goldenes Kornfeld entlang ritt. Noch immer konnte sie nicht fassen, dass Rodney und Ronon sie hatten retten wollen. Dass sie überhaupt wussten, was mit ihr geschehen war, verwunderte sie.
Beruhigt ließ sie sich tiefer in den Sattel - und somit auch in Guys Arme - sinken. Obwohl sie das Team erneut aus den Augen verloren hatte, war sie glücklich. Sie war mit ihrem Leben davon gekommen, wobei sie wusste, dass sie mit Gisborne alleine fertig werden würde.
Sein Griff um ihre Hüfte wurde stärker, was Elizabeth aufblicken ließ. Sie befanden sich am Rande eines Waldes, als Guy ihr mit einer Hand liebevoll über den Bauch strich.
Er war gerade dabei, etwas zu sagen, als das Pferd aufscheute und beide vor Schreck fast aus dem Sattel fielen. Ruckartig stoppte das Ross.
"Hood!", keuchte Gisborne, als er Sheppard erblickte, welcher in der Mitte des Weges stand. Wo Sheppard auf einmal hergekommen war, wusste er nicht.
Erleichtert grinste Elizabeth, als sie John musterte. Er hatte einen großen blauen Fleck unter dem Auge, doch es schien ihm gut zu gehen.
Locker stand er breitbeinig auf dem Weg und begann, sich gemütlich am Kopf zu kratzen.
"Also, Gisborne…", begann er dann, wobei Guy neugierig eine Augenbraue nach oben zog. "Sie haben nun zwei Möglichkeiten. Nummer Eins: Sie lassen Elizabeth laufen und verschwinden, oder Nummer Zwei: Ich verhaue Sie und verschwinde dann mit ihr!"
Sarkastisch grinste Gisborne ihn an, da John nicht gerade so aussah, als könnte er ihn so einfach verprügeln. Eher im Gegenteil, John sah aus wie ein leichtes Opfer.
"Aus dem Weg!", erwiderte Gisborne ihm nach einer Weile und begann, an den Zügeln des Pferdes zu ziehen. John verhaarte jedoch in der Mitte des Weges und begann, sich leicht vorwärts zu beugen, fast so, als würde er sich vor ihm verbeugen.
Sofort begannen sich die Büsche rund um Guy zu bewegen, woraufhin der Rest des Teams mit gezogenen Waffen hervortrat.
Guy hätte es wissen müssen, dass sie ihn umzingelt hatten. Als ihn das Team jedoch nicht zu attackieren schien, gab Guy ein Stöhnen von sich.
John nickte daraufhin Ronon zu, welcher Guy als Antwort eines seiner Schwerter zuwarf.
"Der Bessere bekommt sie!"
Schockiert riss Elizabeth den Mund auf, da sie kein Handelsgut war, sondern ein menschliches Wesen.
Mit selbstsicherem Grinsen stieg Guy vom Pferd, um Johns Aufforderung anzunehmen. Ruhig zog Gisborne dann seine Klinge, ehe er sich kurz zu Elizabeth umwandte. Dieser Schwächling würde sie doch nie für sich gewinnen…
Schlagartig holte Guy mit dem Schwert aus, drehte sich um und schlug auf John ein. Überrascht riss dieser seine Klinge in die Höhe, um die Attacke abzuwähren.
Ein lautes ‚AAAAAHH' entwich seiner Kehle, als Guys Schwert eine Schnittwunde auf seiner Schulter kreierte. Guy begann, laut aufzulachen, ehe er erneute auf John einschlug.

Während die scharfen Klingen aufeinander prallten, half Ronon Elizabeth vom Pferd. Er nahm ihre Hand in die seine und zog sie zur Seite. Raus aus der Gefahrenzone, in welcher sich die beiden Wahnsinnigen schlugen.
"Alles in Ordnung?", wollte Rodney wissen, als er sich neben die Beiden stellte. Wortlos nickte Elizabeth, welche vertieft in den Schwertkampf war.

John konnte mit Gisborne kaum mithalten und somit bestand Johns einzige Chance darin, dessen Schwerthieben so lange auszuweichen, bis dieser müde wurde. Erst jetzt begriff er, dass es eine schlechte Idee gewesen war, den dunkelhaarigen Banditen zu einem Duell aufzufordern. Guy war viel zu schnell für ihn. Zu stark und zu erfahren.
Guys kaltes Lachen schallte durch den Wald, als John wie ein verletztes Kücken zu Boden fiel. Lässig lehnte sich Gisborne gegen sein Schwert. Er konnte ihn Elizabeth zuliebe nicht töten. Er wusste, dass sie ihn für immer hassen würde.
"Ist ‚Hood' doch nicht so stark, wie angenommen?"
John blinzelte erschöpft zu seinem Team hoch, Guy ignorierend. Zuversichtlich nickten ihm Rodney und Teyla zu, woraufhin John mit zitternder Hand nach seinem Schwert griff. Seine Hände waren blutig, genauso wie die Klinge des Schwertes.
Er atmete kurz tief ein und aus, bevor er auf die Beine sprang, um Guy anzugreifen. Rasch sauste Johns Klinge durch die Luft, doch Gisborne wehre ihn geschickt ab. Es war der Moment, als John Guy erneut attackieren wollte, in dem John über einen Ast stolperte, vorwärts fiel und Gisborne unabsichtlich die scharfe Klinge in den Bauch rammte.
Verwirrt blinzelte John vom Boden zu Gisborne hoch. Dieser starrte nur mit weit aufgerissenen Augen auf das Schwert, welches in seinem Bauch steckte. Es vergingen nur wenige Sekunden, bevor Guy schwer blutend auf den Boden sackte.
"GUY!", kreischte Elizabeth in schierem Terror, als sie die am Boden liegenden Männer erblickte.
Entsetzt lief sie zu Gisborne, um sich neben ihn auf den Boden zu knien. Seine Wunde war tief, da John das Schwert fast durch den Körper gestoßen hatte. Verunsichert biss sie sich kurz auf die Lippe, ehe sie die Klinge ergriff und die Waffe aus Guys Bauch zog.
Das Schwert gab einen leisen Ton von sich, als es auf den Waldboden neben Elizabeth aufschlug.
Währenddessen half Ronon John auf die Beine. Hastig strich sich dieser die Blätter von seinem Körper, ehe er Elizabeth neben Gisborne ansah. Was zur Hölle tat sie?
Mit schlechtem Gewissen leckte er sich über die Lippen, als er ihr dabei zusah, wie sie versuchte, Gisbornes Wunde abzubinden. Er hatte nie beabsichtig, Gisborne zu verletzten. Er hatte ihn einfach nur ein wenig ärgern und an einen Baum binden wollen…
"John!", flüsterte dann Teyla, was seinen Blick auf sie zog. "Huflaute!"
Augenblicklich zog John Elizabeth grob auf die Beine. Überrascht über die Rauheit seines Griffes begann sie, Widerstand zu leisten, doch sein Griff war zu fest.
"Elizabeth, der Sheriff ist auf dem Weg. Wir müssen hier weg!", schnaubte John. Er konnte nicht fassen, dass sie sich ihm widersetzte.
Ignorierend riss sie ihre Hand aus Johns und beugte sich zu Gisborne hinab, welcher vor Schmerz winselte.
"Geh!", flüsterte dieser mit kaum hörbarer Stimme, wobei er ihre Hand leicht drückte. Als Elizabeth sich nicht zu bewegen schien, nickte er ihr zu. Sie musste gehen. Der Sheriff durfte sie nicht in die Finger bekommen. Außerdem… außerdem hatte der Bessere gewonnen!
"John!", quietschte Teyla nervös. "Das Gate ist angewählt!"
Energisch zog John Elizabeth erneut hoch, um sie zum Stargate zu schleppen. Elizabeth bewegte sich nur langsam, da ihr Blick noch immer auf Gisborne fixiert war, welcher in der Mitte des Weges lag.
Genervt und verärgert verdrehte John die Augen. Wieso war der Kerl so wichtig? Konnte sie nicht sehen, dass die Zeit drängte? Als Guy außer Sicht war, wandte sich Elizabeth zu John, bevor sie ihm verärgert eine Ohrfeige verpasste. Verdattert blieb John stehen. Elizabeth hingegen wanderte mit tötendem Blick an ihm vorbei, hin zum Gate, John ignorierend.

***

Es war schon drei Tage her, seitdem das Team nach Atlantis zurückgekehrt war. Drei Tage, in welchen Rodney die Kantine leer gefuttert hatte und in welchen Ronon begonnen hatte, mit Pfeil und Bogen ernsthaft zu trainieren. Außerdem waren es drei lange Tage, in denen Elizabeth John um jeden Preis ignorierte. Sie hatte mit ihm kein einziges Wort gewechselt und John begann langsam, ein mulmiges Gefühl zu bekommen.
Verunsichert trat John auf den Balkon, um sich neben Elizabeth zu stellen. Stumm starrte sie aufs Meer, als wäre er gar nicht hier.
John verharrte einige Minuten stillschweigend neben ihr, ehe er es über sich brachte, den Mund zu öffnen.
"Es war ein Unfall!"
Er konnte in seinen Augenwinkel erkennen, dass Elizabeth spöttisch die Lippen verzog. Er wusste, dass sie sauer auf ihn war. Sie hatte es ihn drei Tage lang fühlen lassen. Sie hatte ihn ignoriert soweit wie möglich und wenn sie ihm dann einmal über den Weg gelaufen war, hatte sie ihn einfach gar nicht oder mit einem tötenden Blick angesehen.
Nur zögerlich formulierte sein Mund die Frage, welche ihn schon seit Tagen quälte.
"Liebten Sie ihn?"
Überrascht drehte sie sich zu ihm um. Sie konnte in seinen Augen sehen, dass ihn diese Frage schon seit einer Weile beschäftigt hatte. Er sah verwirrt und müde aus, als hätte er sich gequält.
Elizabeth holte kurz Luft, bevor sie ihm in die Augen blickte, den Kopf schüttelte und sich wieder dem Meer widmete. Zutiefst erleichtert ließ John ein lautes Seufzen aus.
Die beunruhigende Stimmung ließ John nervös von einem Bein auf das andere treten, immer überlegend, was er sagen sollte. Er wusste, dass er nichts sagen konnte, was sie dazu brachte, ihm zu verzeihen und doch hatte er das Gefühl, als müsste er sich rechtfertigen.
"Es… tut mir leid!", stotterte er. "Ich hatte es nicht beabsichtig, ihn zu verletzten. Wie gesagt, es war ein Unfall!"
Als Elizabeth weiterhin schwieg und mit ausdruckslosem Gesicht auf die Wellen blickte, leckte sich John nervös über die Lippen, ehe er ihr den Rücken zukehrte, um den Balkon zu verlassen.
"Sie können sich nur nicht damit abfinden, dass Sie dieses Mal nicht der Held waren, was?"
Es war mehr eine Aussage als eine Frage und verwirrt blieb John stehen.
"Sie konnten einfach nicht akzeptieren, dass er es war, der mir das Leben gerettet hatte, nicht Sie. Deshalb haben Sie ihn umgebracht!"
Ihre Anschuldigung brannte in Johns Gemüt, da er nicht fassen konnte, was sie da behauptete. Sie beschuldigte ihn an einem ‚Eifersuchtsmord'!?
Schockiert strich sich John durchs Haar. Das war doch lächerlich. Er war gestolpert, nichts weiter. Außerdem wussten sie nicht einmal sicher, ob Guy überhaupt tot war.
Je mehr John über ihre Anschuldigung nachdachte, desto zorniger wurde er. Was zur Hölle fiel ihr eigentlich ein, ihm so etwas zu unterstellen? Hatte sie noch alle Tassen im Schrank? Sah sie denn nicht, dass er sie einfach nur hatte nach Hause bringen wollen und dass es ein verdammter Unfall war?
Er kniff kurz die Augen zusammen. Das hier war keinen Streit wert…
"Ich haben Ihnen gesagt, dass es ein Unfall war!"
Seine Stimme war rau und unfreundlich.
Spöttisch drehte sich Elizabeth zu ihm um. "Wir beide wissen, dass Sie lügen. Also machen Sie mir nichts vor!"
Verletzt schluckte er, bevor er so gleichgültig wie möglich mit den Schultern zuckte. Es herrschte für eine Weile Stille, bevor John sich ihrer Aussage stellte.
"Vielleicht haben Sie in einem Punkt Recht…", begann er und Elizabeth zog wartend eine Augenbraue nach oben.
"Ja, ich war eifersüchtig… aber nicht darauf, was Sie mir unterschieben!"
Nervös starrte er auf seine Schnürsenkel. Er hatte zuvor noch nie bemerkt, dass sie weiße Punkte hatten…
"Ich habe auf dem Planeten begriffen, was Sie mir bedeuten. Habe verstanden, dass Sie der einzige Grund waren, warum ich nach Atlantis gekommen bin…"
Elizabeth blinzelte überrascht.
"Ich… ich muss Tag und Nacht an Sie denken!", gab er dann zu und wartete auf eine Reaktion von ihr. Als keine kam, fuhr er fort: "Elizabeth… Ich… Es tat weh, Sie mit ihm zu sehen! … Ich… Würden Sie mit mir ausgehen, wenn ich Sie fragen würde!?"
Er konnte für einen Moment nicht fassen, dass dies gerade aus seinem Mund gekommen war, blickte sie jedoch hoffnungsvoll an. Geschockt wich Elizabeth seinem Blick aus.
Verstehend nickte er, strich sich zitternd vor Enttäuschung durchs Haar und begann, langsam auf die Türe zuzugehen. Der Korb schmerzte… mehr als er erwartet hatte.
"Vielleicht ein anderes Mal, John!", flüsterte Elizabeth und John lauschte. "Aber nicht jetzt… hier… unter diesen Umständen!"
Ihr Blick galt noch immer dem Meer und so nickte John noch einige Male stillschweigend, ehe er den Balkon endgültig verließ.

- Fin -
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