Wie werden uns wieder sehen by Ziyal
Summary: Ein Wiedersehen zwischen alten Freunden.... Crossover mit "Blood Ties".
Categories: Stargate Atlantis Characters: John Sheppard, Multi-Chara, Other Character
Genre: Crossover, Gedicht, pre-Slash
Challenges: Keine
Series: Keine
Chapters: 1 Completed: Ja Word count: 3275 Read: 2843 Published: 20.10.11 Updated: 20.10.11
Story Notes:
Für das XO Meme im LJ geschrieben auf Wunsch von Aisling.
Beta by Bev – Danke Süße! *knuddel*. Alle restlichen Fehler und Ungereimtheiten gehen auf mein Konto

1. Kapitel 1 by Ziyal

Kapitel 1 by Ziyal
Wie werden uns wieder sehen


Henry Fitzroy liebte es, nachts durch die Bars von Toronto zu ziehen. Er suchte dabei in erster Linie nach jemandem, um seinen Durst zu stillen, aber ein wenig Inspiration für seine Comics stand er auch nicht ablehnend gegenüber.

Heute Abend hatte er sich eine verwinkelte Kneipe mit dem schönen Namen „Zum letzten Heller“ ausgesucht, die einst von einem Schotten gegründet worden war. Hier war der Name Programm und es war ein beliebter Ort für diejenigen, die nicht gefunden werden wollten: Prominente mit unpassender Begleitung, Agenten, Mafiosi mit Nebeneinkommen und dergleichen. Alles wirkte abgenutzt und in die Jahre gekommen. Doch der Pub war sauber und das Bier okay (so sagte man jedenfalls). Die Kneipe hatte den unschlagbaren Vorteil, dass sie im hinteren Bereich kleine Separees hatte, die sich hervorragend für alle Arten von Heimlichkeiten eigneten, aber das größte Plus war eindeutig der verschwiegene Wirt. Das war einer der Gründe, warum er alle paar Monate vorbei schaute.

Der Vampir ließ seinen Blick schweifen und sog dabei die verschiedenen Gerüche ein. Aus einem der hinteren Separees drang ein sehr markanter, männlicher Duft zu ihm durch. Erdig und … exotisch. nicht irdisch, irgendwie. Das irritierte Henry und weckte seine Neugier. Er folgte dem Geruch und nahm auf dem Weg nach hinten zwei Flaschen Bier vom Tresen mit.
In der hintersten Ecke fand er ihn. Ende dreißig, groß, dunkle und wild abstehende Haare, grün-braune Augen (wenn er das bei dem Licht richtig sehen konnte) und offenbar nicht mehr nüchtern. Er hatte sich in die Ecke gelümmelt, starrte der gegenüber stehenden Bank Löcher in die Lehne und schien nichts und niemanden sehen zu wollen. Einen kurzen Moment lang dachte Henry daran umzudrehen und sich jemand Anderes zu suchen, aber dann atmete er erneut diesen Duft ein und gestand sich, dass er viel zu neugierig war und herausfinden musste, warum der Mann so besonders roch.

Henry überlegte kurz, wie er vorgehen sollte und entschied sich dann für die direkte Methode. Geschmeidig wie eine Katze ließ er sich auf die lederbezogene Bank dem Fremden gegenüber gleiten und drückte ihm eins der Biere in die Hand. Der Kopf mit dem so eigenwillig wirkenden dunklen Haaren schnellte hoch und grün-braune Augen brauchten einen Moment, um ihn zu fixieren. Dann runzelte er die Stirn und starrte Henry abschätzend an.

„Sie sahen aus, als könnten Sie noch ein Bier vertragen“, beantwortete Henry die ungestellte Frage mit samtweicher Stimme. Der Angesprochene kniff die Lippen und Augen zusammen, nickte aber schließlich und hob die Flasche zum Salut. Er trank, ohne den Blick von dem vermeintlich jungen Mann zu lassen. Geräuschvoll setzte er die Flasche wieder ab und fixierte Henry herausfordernd.

„Ich weiß nicht, warum Sie das tun. Aber wenn Sie glauben, ich ließe mich nun voll quatschen, dann sollten Sie Ihr Glück besser beim Barkeeper versuchen.“

Henry lächelte nur und blickte ihm direkt in die Augen. Dieser Mann schien davon eher unbeeindruckt. Er musste sich schon öfter Duelle im Leute-Anstarren geliefert haben und schien sogar Übung im Umgang mit übernatürlichen Wesen zu besitzen, denn es dauerte geschlagene 17 Sekunden, bis er den Blick senkte. Das war Henry schon Ewigkeiten nicht mehr passiert.

„Ich will sie nicht ‚voll quatschen’“, sprach Henry leise. „Ich möchte zuhören.“

Der Mann drehte den Kopf ein wenig zur Seite und musterte ihn skeptisch. „Sie sind kein Kanadier“, bemerkte er, woraufhin Henry ein strahlendes Lächeln präsentierte. „Das ist richtig. Ich bin Engländer“, gab er zurück.

„Hoffentlich sind die Briten höflicher als der gewöhnliche Kanadier“, kam die gemurmelte Antwort. Mit einem Ruck setzte er sich gerade hin und hielt Henry seine Hand hin, während er ihn nicht aus den Augen ließ. „Ich heiße John“.

„Henry“, erwiderte dieser und kam nicht umhin festzustellen, dass John aufrecht sitzend gleich viel männlicher wirkte und eine völlig andere Ausstrahlung bekam. „Du bist auch nicht von hier.“

„Nope.“

Henry hob eine Augenbraue. Er hatte nicht erwartet, dass die Befriedigung seiner Neugier so anstrengend werden könnte. Trotzdem – oder gerade deshalb – war sein Ehrgeiz geweckt und er wollte hinter Johns Geheimnis kommen, und zwar ohne seine Kräfte einzusetzen. So tastete er sich weiter vor.
„Du klingst, als wärst Du in Los Angeles geboren. Aber ich glaube nicht, dass Du normalerweise dort lebst.“

Jetzt war es an John, eine Augenbraue zu heben. „Warum denkst du, ich würde dort nicht leben?“
Henry wollte John nun wahrlich nicht auf die Nase binden, dass er es im wahrsten Sinne des Wortes ‚gerochen’ hatte – geglaubt hätte dieser es vermutlich eh nicht – also rekapitulierte er die Tatsachen, welche bei genauerer Betrachtung zu diesem Schluss führen könnten.

„Dein Akzent zeigt mir, dass du von der Westküste kommst, aber deine Kleidung deutet eher darauf hin, dass sie zweckmäßig anstatt hip sein muss. Das schließt permanentes Leben in Kalifornien eigentlich aus.“ Er grinste kurz, bevor er fort fuhr: „Außerdem steckt ein Stadtplan in deiner Jackentasche und die Jacke selbst ist ein Modell, welches vor Jahren besonders bei Air Force Piloten beliebt war. Außerdem findet im Moment gerade eine Versammlung mehrerer militärischer Organisationen aus den USA, Kanada, Australien, dem vereinten Königreich, Russland und Deutschland hier statt.“ Er machte eine Pause, um seine Worte wirken zu lassen, was aber auf John keinerlei Eindruck zu machen schien.

„Und dass du dich ausgerechnet für DIESE Kneipe entschieden hast, sagt mir, dass du ein Angehöriger der US Streitkräfte bist, der nicht gesehen werden will – wie so viele andere hier. Des Weiteren steht zu vermuten, dass du zurzeit nicht in deiner Heimat lebst. Du machst eher den Eindruck, als wärest du international viel für dein Heimatland unterwegs.“ Henry lehnte sich zurück, die Lippen leicht gekräuselt wie jemand, der von der Richtigkeit seiner Argumente überzeugt ist, auch wenn er für die letzte Behauptung keine Beweise hatte abgesehen von dem un-irdischen Geruch, welches genau genommen nicht als Beweis taugte, da er schlecht nachzuweisen war. Trotzdem, Henry hatte seine Hausaufgaben gemacht und Vicky wäre stolz auf seine detektivischen Fähigkeiten.

John hatte Henry aufmerksam zugehört und nun formte sein Mund langsam ein Lächeln „Mein Zuhause ist recht weit weg“, bestätigte er, „sozusagen dort, wo niemals ein Mensch zuvor gewesen ist.“ Das Lächeln reichte nun fast bis zu den Augen und Henry hätte es unter anderen Umständen sehr ansprechend gefunden– wenn es nicht auch so provozierend gewesen wäre. Offenbar legte John es darauf an, die Geduld seines Gegenübers hart auf die Probe zu stellen.
„Aber was zum Teufel macht dich so sicher, ich gehörte zu einer dieser Organisationen?“, verlangte John nun zu wissen.

Er wollte sagen ‚weil ich es ganz deutlich spüre, dass du bei einer dieser geheimen Einheiten eingesetzt bist’, aber das wäre weniger überzeugend als etwas, dass sich wie ein Fakt verkaufen ließ. . Stattdessen sagte er: „Dein Benehmen, – das Flair des Heimlichen, das dich umgibt wie jemanden, der für eine geheime Militärorganisation arbeitet.“John hob die Augenbrauen und warf ihm einen Blick zu, als habe er zu viele Bücher von Ludlum gelesen. Der Vampir, bemerkte, wie die Muskeln in seinem Kiefer kurz zuckten und John sich daraufhin selbstgefällig grinsend zurück lehnte. Henry verdrehte innerlich die Augen. Irgendwie erinnerte dieser John ihn an Mike. Auch der konnte ihn ab und an mit seiner Art wahnsinnig machen. Zugegeben, er fand es auch äußerst reizvoll. Meistens zumindest.

Im Moment jedoch wünschte er sich zur Abwechslung mal ein paar klare Aussagen. Aber anstelle dessen verfielen sie wieder in ein Duell des Anstarrens. Zu seiner Verblüffung stellte Henry fest, dass ER als erstes den Blick abwandte. Das war ihm seit Jahrhunderten nicht mehr passiert. Diese Tatsache gab seinem Ego einen unheimlichen Knacks und er konzentrierte sich erneut auf die Fakten. Dieser Kerl musste doch klein zu kriegen sein…

„Der Schlüssel hier auf dem Tisch gehört zum Ambassador Hotel und dort sind bei solchen Konferenzen wie dieser die Angehörigen des US Militärs untergebracht“, erläuterte Henry mit wiedergefundener Selbstsicherheit, während sein Blick zu dem Hotelschlüssel wanderte, der unter der heutigen Ausgabe des Toronto Heralds hervorschaute.

John nickte anerkennend. „Beobachten kannst du, Henry, das muss ich dir lassen. Wie ein Cop siehst du allerdings nicht aus, dafür hast du einen zu teuren Geschmack in Sachen Kleidung. Also bist du ein Privatdetektiv, der gutes Geld mit dem Überführen treuloser Ehemänner macht.“ John lehnte sich zurück, zog das Bein an, stellte den Fuß auf die Bank und nahm einen Schluck Bier, ohne dabei den Blick von Henry abzuwenden. „Aber da du offenbar ein ganz besonderer Detektiv bist, erzählst du mir als nächstes, du könntest riechen, woher ich komme. Eine gute Nase ist schließlich das A und O eines Schnüfflers.“

Leichter Spott schwang in Johns Stimme mit und Henry merkte sehr deutlich, dass seine Geduld nachließ. Er konnte sich lebhaft vorstellen, dass John sich schon recht oft Ärger eingehandelt hatte, schließlich war kaum ein Mensch so geduldig wie er. Okay, genau genommen war er kein Mensch, aber diese Feststellung war wirklich nebensächlich. Einen kurzen Augenblick überlegte er, was er nun machen sollte, aber seine Entscheidung war schon vor einigen Minuten gefallen, wie er reflektierend feststellte.

„Das ist korrekt“, antwortete Henry schließlich auf Johns Frage und dieser sah ihn mit ernster Miene an. Dann hob er erneut die Augenbrauen. „Sicher“, konterte er trocken, aber Henry spürte, wie seine Sicherheit ganz langsam Risse bekam. Offensichtlich war die Idee, es mit Offenheit zu versuchen, bei John der richtige Weg gewesen. Henry fuhr fort:
„Ich würde sogar behaupten, dir haftet ein Geruch an, der nicht irdisch ist. Und jetzt mischt sich dieser exotische Duft mit dem Geruch deines Adrenalins…“
Langsam und bedächtig setze John sich gerade hin und starrte Henry an. Sein Körper war angespannt und Henry erkannte das Raubtier in John, welches sich vorsichtig in Position brachte – je nach Bedarf für Angriff oder Verteidigung.

„Wer bist du und für wen arbeitest du? NID? Der Trust? Oder für das IOA?“ zischte John leise und in seiner Stimme schwang nun etwas mit, das auf die meisten Menschen bedrohlich gewirkt hätte. Für Henry offenbarte sich nun, was er vermutet hatte: Er hatte Recht gehabt, was das Militär anging. Wahrscheinlich war er sogar dichter an der Wahrheit dran, als er selbst erwartet hatte. Und: John war gefährlicher als er aussah. Henry nahm sich vor, den Mann nicht zu unterschätzen.

„Ich arbeite für niemanden, außer für mich selbst“, erwiderte er. Beide starrten sich über den Tisch hinweg an. Die Luft lud sich merklich auf, und Henry spürte sogar, dass sich die Härchen in Nacken aufstellten. Als er sicher war, dass er Johns ganze Aufmerksamkeit besaß, fragte er sanft: „Glaubst du an Vampire, John?“
Entgegen seiner Erwartung zuckte dieser nicht zurück, sondern blinzelte nur, bevor er lakonisch hervorbrachte: „Heutzutage wundert mich nichts mehr.“
Das hatte Henry nicht erwartet. Verdutzt hob er den Kopf und betrachtete sein Gegenüber noch einmal intensiv, obwohl das nicht nötig gewesen wäre, schließlich hatte er sich Johns Züge genau eingeprägt. Er kniff die Augen zusammen.

„Jetzt stellt sich die Frage: Wer bist DU?“

Schweigen schlug Henry entgegen. Er hatte aber auch nicht ernsthaft erwartet, eine Antwort zu bekommen. Er versuchte es noch einmal mit einem intensiven Blick in Johns Augen, aber auch dieses Mal sah der andere Mann nicht weg.

„Komm mit“, sagte der Vampir abrupt und stand auf. Er wusste nicht, ob John ihm folgen würde, aber nach einem abschätzenden Blick erhob dieser sich und folge ihm aus dem Pub. Draußen stiegen sie in seinen Mercedes.
Die kurze Fahrtstrecke verbrachten sie schweigend nebeneinander. Henry spürte die Blicke, die John ihm zu warf, reagierte jedoch nicht darauf. Er bemerkte aber auch etwas anderes, nämlich dass nicht nur Johns Neugier geweckt worden war - .zu deutlich roch er den feinen Duft aufkeimender Erregung… doch da war noch was Anderes, etwas, das er nicht ganz einordnen konnte. Nun denn, wenn er sich nicht getäuscht hatte, würde er bald wissen, was es war.

In seinem Apartment angekommen, schaute sich John erst einmal neugierig um, begutachtete Arbeits- und Wohnzimmer ausführlich. An seinem Arbeitspult blieb er stehen und ließ die Blicke über seinen letzten, noch unvollendeten Comic wandern. Dann sah er auf und blickte Henry erstaunt an.
„Du bist Comic-Zeichner?“, fragte er verblüfft. Henry nickte und lächelte. „Es verbindet Schönes mit Nützlichem“, erklärte er. „Außerdem ist der Comic-Markt ziemlich groß“.

John betrachtete die auf der Werkbank liegende Seite intensiv. Dann hob er den Kopf. „Die sind gut.“, stellte er fest und sah positiv überrascht aus. „Ich habe noch nie einen Comiczeichner getroffen. Das ist irgendwie cool.“ Er lächelte das erste Mal an diesem Abend wirklich und ehrlich. „Habe früher Comics gesammelt – Marvel überwiegend – aber auch andere Sachen“, fuhr John fort. „Mein Vater war froh, dass ich überhaupt was gelesen habe.“ Sein Blick wanderte wieder auf das Blatt zurück und seine Finger strichen fast zärtlich darüber. Diese Geste berührte Henry mehr, als er sich eingestehen wollte.

Vor dem Portrait seines Vaters verweilte John lange, die Hände tief in den Hosentaschen vergraben. Henry hatte ihm einen Whiskey geholt und stand nun schweigend neben ihm. Schließlich drehte der andere Mann seinen Kopf zu ihm um und warf ihm einen fragenden Blick zu.

„Das ist Heinrich der Achte“, erklärte Henry und ein Nicken sagte ihm, dass John ihn erkannt hatte. „Er war mein Vater“, verkündete der Vampir und drehte sich nun seinerseits zu John um. Dieser musterte ihn skeptisch, die Augenbrauen zweifelnd hochgezogen.

„Ich bin ein Vampir und über 400 Jahre alt.“

Henry hörte, wie Johns Herz zu rasen begann und nahm wieder den Duft von Adrenalin wahr – dieses Mal spürte er die Unsicherheit seines Gegenübers deutlicher, doch sie manifestierte sich nicht an der Oberfläche. Henry bewunderte ihn dafür.

„Ich bin leitender Militär-Offizier einer zivilen Forschungsmission in der Pegasus-Galaxie und unser Basislager ist in Atlantis.“

Die Adern an Johns Hals traten etwas deutlicher hervor, aber äußerlich blieb er genauso gelassen wie zuvor. Henry musterte ihn mit unverhohlener Neugier und fand sich ebenso neugierig betrachtet. Nachdem sie sich so etliche Momente fixiert hatten, machte Henry eine einladende Geste in Richtung Couch.
„Bis Sonnenaufgang ist es noch eine Weile hin. Ich glaube, wir haben uns eine Menge zu erzählen…“

„Das könnte man so sagen“, erwiderte John trocken und folgte der Einladung. Er machte es sich mit seinem Drink auf der Couch bequem und betrachtete Henry erwartungsvoll.

„So, du bist also ein echter Vampir – inklusive Blutdurst, Pflock und Kruzifixallergie, oder wie?“ meinte er schließlich.

„Nicht ganz“, begann Henry und unterdrückte ein Seufzen. Er wollte nicht schon wieder über sich sprechen, sondern endlich mehr über diesen Kerl erfahren, der ihn langsam aber sicher wuschig machte. Aber nun war er seinem Ziel so nahe, dass er innerlich seufzend zum hundertsten Mal die alten Kamellen herauskramte.


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Die Flasche Whiskey war inzwischen fast leer und John ziemlich betrunken. Henry spürte, dass der Sonnenaufgang nicht mehr weit weg war, denn bleierne Schwere begann sich in seinem Körper auszubreiten. So erhob er sich von der Couch und griff auf dem Weg zum Fenster nach dem Telefon.

„Unsere Zeit neigt sich heute dem Ende zu, John“, sagte er leise, den Blick auf die Stadt gerichtet, die schon gierig auf den neuen Tag zu warten schien. „Ich werde dir ein Taxi rufen, das dich zum Hotel zurück bringt.“

„Schade“, nuschelte John, „ich könnt glatt hier bleiben und dir noch ein paar weitere Geschichten aus der Seite leiern.“ Er hatte sich nun auch erhoben und war neben ihn getreten. In den vergangenen Stunden hatte Henry ohne seine Tricks einen Zugang zu diesem Mann bekommen, ehrlicher und wahrscheinlich ungefilterter als jeder, der ihm nahe stand. Der Vampir wandte sich seinem Gast zu.

„Du wirst einen Weg zurück finden, John.“

Dieser lächelte Henry an, warm und herzlich, und der Vampir erwiderte das Lächeln. „Dein Wort in Gottes Gehörgang“, antwortete er.

„John“ – Henry zögerte einen Moment, dann legte er eine Hand auf die Schulter des anderen Mannes. Dieser erstarrte, entspannte sich aber gleich wieder. „Ich möchte dich um etwas bitten – um deiner Selbst willen.“ John sah zu ihm herab und seine Augen waren in diesem Moment auch für Henry unergründlich. „Verschließe dich nicht so vor der Nähe derer, die dir wichtig sind. Genieße das Leben. Lasse dich darauf ein! Du hast es verdient, glücklich zu sein.“

Johns Blick wurde traurig und Henry konnte gerade noch den Impuls unterdrücken, den anderen Mann in eine Umarmung zu ziehen. Er hatte genug Gespür um zu wissen, dass er damit die gewonnene Nähe riskierte und das war das Letzte, was er wollte. So streckte er stattdessen seine Hand aus und legte sie ihm sanft auf die Wange. Überrascht sah John ihn an, zuckte aber auch nicht zurück.

„Folge Deinem Herzen, John Sheppard. Werde glücklich.“ John schluckte hart und nickte nur.
Nur widerwillig ließ Henry die Hand sinken. Er betrachtete John lange und nachdenklich. Dann drehte er sich um, holte schnell eine Visitenkarte vom Sideboard und drückte sie John in die Hand.
„Tagsüber ist der AB dran, aber nach Sonnenuntergang … Melde dich, wenn dir danach ist, okay?“

Wieder nickte John und wandte sich zum gehen. An der Tür angekommen, drehte er sich noch einmal um.

„Danke“, sagte er und lächelte.

„Wir werden uns wieder sehen.“ gab Henry zurück und erwiderte die Geste. Er blieb am Fenster stehen und beobachtete, wie der andere Mann die Tür hinter sich schloss.


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3 Monate später

„Sir, das müssen Sie Sich ansehen!“ Major Lorne kam raschen Schrittes in sein Büro gelaufen, ein Heft in der linken Hand. „Es kam gerade mit der Daedalus an.“

Wortlos reichte er das Heft an John weiter. Zu seiner Überraschung war es ein Comicheft. ‚Ghoststories’ – von dieser Serie hatte er noch nie etwas gehört. Er schlug die erste Seite auf, konnte aber nicht feststellen, was an dem Heft so Besonders war.

„Blättern Sie mal auf Seite 22“, forderte Lorne ihn auf. „Das hat eine Menge Leute unter dem Berg ins Grübeln gebracht…“

Stirn runzelnd folgte John den Anweisungen seines Stellvertreters und sah sich mit einer Kreatur konfrontiert, die VERDAMMT viel Ähnlichkeit mir einem Wraith hatte. Kleidung, Hautfarbe, Physiognomie - sogar die Tattoos stimmten!

„Dieser Bastard“, entfuhr es John.

„Sir?“

„Schon gut, Lorne. Kann ich das Heft hier behalten?“ „Sicher“, antwortete der Major, salutierte und schlenderte aus Johns Büro.

Ungläubig starrte er auf die Zeichnungen vor ihm. Dann blätterte er hastig das Heft durch. Im allerletzten Fenster entdeckte er, was er gesucht hatte: Zwei Männer standen vor einem Fenster und gaben sich die Hände zum Abschied. Die kleinere Figur sagte „Vergiss mich nicht, alter Freund“

„Wie könnte ich das jemals“, flüsterte John. „Alter Freund.“

--ENDE--
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