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Süße Gefangenschaft von ZoeP

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Süße Gefangenschaft


"Verdammt! Das schaffen wir nie - es sind zu Viele!", ihre Stimme wurde hysterisch und noch während sie sprach, wirbelte sie herum und zielte mit der Zatwaffe auf einen ihr entgegenkommenden Goa'uld.
Zzzzzzapp. Es folgte ein blauer Lichtstrahl und der Koloss wurde zu Boden geworfen.
"Ach kommen Sie, Carter, was sind schon 57 Goa'uld gegen drei vom legendären SG1 Team?" Auch Jack schoss gekonnt auf mehrere ihrer Feinde, verfehlte den Großteil aber dennoch.
Carter erwiderte nichts. Sie waren dem Tor schon so nahe, selbst die Verbindung stand schon.
SG1 wollte gerade von ihrer Mission auf P5C-768 durch das Stargate zurückkehren, als sie von einer Horde Goa'uld überrascht worden waren. Daniel Jackson hatte es als Einziger von ihnen geschafft...
Plötzlich zischte ein greller Blitz an Carter vorbei und im selben Moment ertönte der Aufschrei von Colonel O'Neill. Carter drehte sich reflexartig um und sah ihn gerade noch zu Boden sinken. Diese kurze Unaufmerksamkeit ermöglichte es dem nächsten Schützen, auch auf sie zu schießen und sie vorerst auszuschalten. Sam fühlte die Elektroimpulse in ihrem Körper - und dann wurde es dunkel.

Langsam und benommen öffnete sie ihre Augen. Doch es war zu dunkel um etwas zu erkennen... Sam lag auf einem harten, kalten Untergrund direkt neben einer ebenso kalten Wand. Ihr tat jeder einzelne Knochen weh und sie spürte schmerzhaft jeden Muskel. Als sie nach und nach ihr volles Bewusstsein wieder hatte, setzte sie sich vorsichtig auf und lehnte sich an die Wand. Die Erinnerungen kamen zurück...
Ob sie auf einem Goa'uld Raumschiff war?
Ihr Kopf begann, zu pochen. Sie hielt ihn mit beiden Händen fest, um den Schmerz zu unterdrücken. Dabei registrierte sie, dass ihr Knöchel heftig verstaucht sein musste. Das Stechen war fast unerträglich.
Ob sie alleine hier war? Carter lauschte in die Dunkelheit. Nichts. Wo waren Colonel O'Neill und Teal'c? Sie versuchte, ihre Anspannung etwas zu lockern und irgendwelche Geräusche wahrzunehmen. Doch da war nichts.
Halt... Hatte sie sich verhört? Einige Meter rechts von ihr raschelte etwas, ganz leise. Carter wurde nervös - ob man ein Tier mit ihr zusammen eingesperrt hatte, das sie töten sollte?
"Argh, verdammt! Wer hat das Licht ausgemacht?"
"Colonel!", rief Carter erleichtert aus.
"Ah, Gesellschaft. Geht es Ihnen gut, Carter?", erkundigte er sich. Dem Rascheln nach zu urteilen setzte er sich ebenfalls hin.
"Ich..." Sie dachte an die vielen Schmerzen, an ihren Knöchel, die Hautabschürfung am Unterarm, ihre Kopfschmerzen. "Es geht mir gut, danke. Und Ihnen?"
"Ging mir nie besser. Wo zum Teufel sind wir?"
"Ich habe keine Ahnung." Sam seufzte unmerklich.
"Ist ja auch nicht wichtig. Wenn wir hier sowieso nicht rauskommen, brauchen wir ja auch nicht zu wissen, was hinter der Tür ist, durch die sie uns hier rein geschmissen haben..." Der Colonel war sichtlich erschöpft.
"Ob Teal'c auch hier ist?", fragte Carter.
"Ich denke, dann hätte er sich bereits geäußert. Der schläft nicht lange." O'Neill hustete kurz, dann rief er: "Teal'c?" Es folgte Stille.
"Sie haben ihn bestimmt zu einem ihrer Götter gebracht." Sam stöhnte auf. "Verdammter Mist!"
"Was ist?"
"Nichts weiter, ich habe nur versucht, aufzustehen." Carter sank an der Wand nach unten. Ihr Fuß hatte ihr einen Strich durch die Rechnung gemacht.
"Wie es aussieht, können wir nichts weiter tun, als zu warten." Sein Magen knurrte. Jack durchsuchte seine Taschen. Nach einer Weile stellte er seufzend fest, dass ihre Feinde ihnen nicht einmal etwas zu essen gelassen hatten. Und auch sonst waren sie schutzlos. Keine Waffen, keine Funkgeräte, keine Armbanduhr - nichts.
Sam lehnte ihren Kopf nach hinten und schloss die Augen. Die Stille machte sie wahnsinnig. Ebenso, wie die Ungewissheit. Ob General Hammond bereits einen Suchtrupp losgeschickt hatte?
"Diese Stille ist fürchterlich"; stellte sie laut fest. "Sagen Sie doch etwas, Colonel."
"Was denn?" Die Stimme war direkt neben ihr. Sam erschrak. O'Neill war anscheinend zu herüber gerückt.
"Müssen Sie mich so erschrecken?" Carter lehnte sich wieder zurück. Ihr Kopf pochte immer schlimmer. Und sie musste etwas trinken. Wie lange waren sie schon hier drin gefangen? Minuten, Stunden - Tage?
"Stets zu Diensten", kam die Antwort von Jack. "Irgendwie ist es ungemütlich hier. Sie hätten uns wenigstens etwas Weiches zum Sitzen dalassen können."
Sam antwortete nicht. Zu sehr beschäftigte sie das Pulsieren in ihrer Stirn. Sie drückte mit beiden Fäusten dagegen, doch es wurde nicht besser. Sie hatte das Gefühl, gleich zu explodieren. Der Colonel bemerkte ihre unterdrückte Anspannung.
"Ist wirklich alles in Ordnung mit Ihnen, Carter?" O'Neill beugte sich zu ihr rüber und ertastete ihr Gesicht. "Mein Gott, Sie glühen ja!"
Sam fühlte eine kalte Hand auf ihrer Stirn. Das Pochen wurde sofort etwas schwächer und sie konnte wieder besser atmen. O'Neill nahm ihre Hände langsam vom Kopf weg und hielt sie zwischen seinen.
"Sie zittern", stellte er fest. Sam brauchte dringend Wasser, er musste irgendwie ihr Fieber senken. Die letzten Missionen waren hart gewesen. SG1 war ständig unterwegs, nur ihr großes Ziel im Auge. Und dabei kam das Privatleben zu kurz - wie immer. Wahrscheinlich hatte der Überfall der Goa'uld Sam den Rest gegeben und die Anspannung der letzten Zeit entlud sich nun. Er hätte sie mehr schonen müssen, hätte erkennen müssen, dass sie überfordert war. Einem guten Colonel wäre das nicht passiert.
O'Neill fühlte sich für Carters Zustand verantwortlich. Falls sie irgendwann hier raus kommen würden, und falls sie jemals wieder auf der Erde sein würden... Er würde alles anders machen, und dafür sorgen, dass sein Team mehr Zeit für sich hatte.

"Nein!" Ihre Stimme war heiser und leise, doch ihr erschrockenes Krächzen holte ihn sofort aus seinem Schlaf. Er musste eingenickt sein. Wie lange hatte er geschlafen?
Carters Stirn war mit Schweißperlen bedeckt, ihre Haare waren vollkommen nass. Sie drehte sich unruhig hin und her und murmelte etwas in ihren Fieberwahn.
"Bitte nicht... Nein!" Ihr Atem kam nur stoßweise. O'Neill kroch zu ihr und nahm sie vorsichtig in seine Arme.
"Es ist alles in Ordnung, Carter", beruhigte er sie und strich ihr mit der Handfläche über das Gesicht. Sie hatte Schüttelfrost und ihr Puls raste. Immer wieder glitten Jacks Finger über ihre Wange. Langsam wurde Sams Atem wieder flacher, ihr Puls sank. Jack zog sie ganz nah an sich, um das Zittern zu unterdrücken und sie warm zu halten.
Die Situation erinnerte ihn an eine frühere Mission, als er mit Carter in einer Eishöhle gefangen war und sie durch das Stargate nicht zurück konnten. Dass sie längst auf der Erde waren, wussten sie damals nicht, es hätte ihnen jedoch auch nicht viel genützt: Um sie herum gab es weit und breit nur arktische Eismassen.
O'Neill und Carter kannten sich noch nicht so lange und damals war sie es, die sich um ihn gekümmert hatte. Er sah ihr besorgtes Gesicht vor sich, hörte ihre verzweifelte Stimme, als er ihr befahl, ihn liegen zu lassen und zu gehen. Und er fühlte sie noch neben sich liegen, sah sie lächeln. Wenn er heute daran dachte, glaubte er, dass dies der Tag war an dem er sich in Sam verliebt hatte. Seine Empfindungen ihr gegenüber waren stets gewachsen und das war seine verwundbarste Stelle. Er hasste es, ihr nicht näher kommen zu dürfen. Er hasste es, all diese Regeln befolgen zu müssen. Lange war er sich nicht sicher gewesen, was sie für ihn empfand. War es Respekt, Sympathie oder doch mehr? Sie war eine Wissenschaftlerin. Von solchen Dingen hatte er keine Ahnung, für Jack zählten Strategie und Überleben. Viel interessanter musste doch Daniel für Carter sein. Und trotzdem spürte er eine tiefer gehende Verbindung zwischen sich und Carter. Gewissheit bekam er erst durch Anise von den Tok'ra, die in ihnen Zatarc vermutete. Diesen Irrtum hatten ihm und Major Carter ihre Gefühle zueinander beschert, die sie zuerst vor Anise verheimlichten. Als Sam letztlich ihre unbewusste Lüge eingestand, war O'Neill auf der einen Seite sehr glücklich gewesen. Im selben Moment jedoch war er sich dessen bewusst, dass diese Beziehung niemals existieren dürfte, so sehr er es auch wollte.
Und jetzt lagen sie hier nebeneinander und wussten nicht, wo sie waren. Verdammt! Er wollte Sam beschützen, und konnte es nicht!
"Colonel?" Ihre Worte rissen ihn aus seinen Gedanken. Ihr Zittern war schwächer geworden.
"Schhhh, nicht reden. Sie sollen sich ausruhen." O'Neill legte ihr einen Finger auf die Lippen.
"Was mach ich hier?", wollte sie wissen.
"Die Frage hatten wir heute schon", stellte O'Neill fest.
"Nein, ich meine: Was mache ich hier?" Sie tippte auf seinen Arm, der sie immer noch fest hielt.
"Sie haben hohes Fieber und Schüttelfrost, außerdem haben Sie sich unruhig hin und her geworfen. Irgendwie musste ich Sie doch warm halten und beruhigen", verteidigte er sich.
"Oh... Danke." Carter entspannte sich.
"Ist schon in Ordnung." Er lockerte seinen Griff um sie. Sam versuchte, etwas zu sagen, doch ihr Hals war zu trocken.
"Ich brauche etwas zu trinken", brachte sie schließlich hervor.
"Wir haben leider nichts... Halten Sie durch." O'Neill zog sie wieder näher zu sich heran. Er fühlte sich so hilflos. Carter brauchte dringen Wasser, und er musste tatenlos zusehen, wie es ihr immer schlechter ging. Auf ihrer Haut hatte sich ein kalter Schweißfilm gebildet. Ihr Zittern verstärkte sich leicht. O'Neill legte seine rechte Hand auf ihre Wange. Er konnte das Pochen in ihrem Kopf regelrecht spüren.
Sam seufzte leise. Als sie wieder ruhiger war, zog er seine Hand zurück. Doch zu seiner Überraschung gab Sam einen leisen Laut von sich und meinte dann: "Bitte... Ihre Hand fühlt sich so schön kühl an..."
Jack verstand und strich ihr sanft über die Stirn. Carter versuchte, die Schmerzen zu unterdrücken, doch es gelang ihr nicht. Sie konnte keine Stelle ihres Körpers finden, die sie nicht um den Verstand zu bringen schien. Hoffentlich würden sie bald hier raus kommen. Sam sehnte sich nach einem heißen Schaumbad, einer dampfenden Tasse Tee und nach Ruhe. Sie war so aufgewühlt. Obwohl sie wusste, dass es in ihrer Situation nicht gut war, machte sie sich Gedanken darum, wo sie waren, und grübelte, wie es weitergehen würde. Sie versuchte, eine Strategie zu entwickeln, wie sie hier raus kommen könnten. Aber sie war zu schwach. Carter spürte auch deutlich die Erschöpfung des Colonels. Auf der einen Seite war es ihr furchtbar unangenehm, dass sie hier so nahe bei ihm lag. Schließlich wusste sie, wie er für sie fühlte. Die Sache war so kompliziert geworden... Und auf der anderen Seite war sie unendlich froh, dass er hier war. Seine Nähe und Wärme gaben ihr Kraft. Sie musste um jeden Preis durchhalten - für ihn! Sam wusste, dass er es nicht verkraften konnte, wenn sie sterben würde. Schon einmal hatte er einen Menschen verloren, der ihm unendlich viel bedeutet hatte: Charlie. Noch einmal würde er solch einen Schicksalsschlag nicht überstehen. Plötzlich überkam sie das Verlangen, mit ihm darüber zu reden.
"Jack?", fragte sich vorsichtig. Ihre Stimme war ein einziges Kratzen.
Hatte sie ihn Jack genannt? O'Neill war sich nicht sicher. Er wollte die Distanz zwischen ihnen aufrecht erhalten. Sie hatten schon genug Probleme "Sie sollen nicht sprechen, Carter", meinte er nur.
"Bitte, ich möchte mit Ihnen reden, Sir." Sie schluckt schwer, ihr Mund fühlte sich so ausgetrocknet an.
"Und worüber?"
"Über uns. Bitte lassen Sie mich aussprechen." Sie schluckte erneut und versuchte, ihre Stimmbänder unter Kontrolle zu halten. "Ich möchte mich bedanken. Was Sie hier tun, geht über die Pflichten eines Colonels."
"Und was Sie hier durchmachen, geht über die Kraft eines Majors, Sam." Er sah sie flehend an, doch sie konnte seinen Blick im Dunkeln nicht erkennen. Carter bemerkte nur den besorgten Unterton in seinen Worten.
"Ich... ich schaffe das schon. Ich habe mehrere Jahre unter einem gewissen Colonel gearbeitet - da werde ich doch wohl eine kleine Erkältung überstehen", versuchte sie, zu scherzen.
O'Neill schmunzelte leicht. Selbst jetzt ließ sie sich nicht unterkriegen. So war es richtig - sie musste kämpfen!
"Bin ich denn sooo schlimm?", erkundigte er sich. Er musste sie ablenken. Er durfte sie nicht an ihr Fieber verlieren.
"Nein", meinte sie heiser. "Nein, das sind Sie nicht." Sam kuschelte sich noch ein wenig tiefer in Jacks Arme. Er war überrascht, freute sich jedoch und seufzte leise.
"Versuchen Sie, zu schlafen", flüsterte er ruhig.
"Mmh", murmelte Sam. Nach einer Weile konnte Jack ihre regelmäßigen Atemzüge spüren. Sie musste eingeschlafen sein. Jack gab ihr einen sanften Kuss auf die Stirn und drückte sie fest an sich. "Oh Sam, wenn Sie wüssten, wie viel Sie mir bedeuten. Niemals werde ich zulassen, dass Ihnen etwas passiert, und wenn ich mein eigenes Leben dafür geben muss."
Er bemerkte nicht, wie Sam bei diesen Worten eine Träne in die Augenwinkel trat und ihr die glühend heiße Wange herunterlief. Sie presste die Lippen zusammen.
Oh doch, sie wusste es. Sie wusste es nur zu gut und es zerriss ihr das Herz, wenn sie daran dachte, dass es ausweglos war. Sie konnten keine Beziehung auf dieser Ebene führen, das würde die Air Force niemals dulden.
Carter versuchte, einzuschlafen. Doch es gelang ihr nicht. Das Pochen in ihrer Stirn verschlimmerte sich und ließ keinen Platz für Schlaf. Nach einer unendlich langen Weile öffnete sie die Augen und starrte ins Dunkel.
"Ich werde Sie nicht alleine lassen." Sie sprach die Worte ganz leise in den Raum.
"Sam? Ich dachte Sie schlafen." Jack bewegte sich nicht.
"Nein, ich kann nicht." Sie fühlte die Spur der Träne wie eine Brandwunde auf ihrer Haut.
"Die ganze Zeit nicht?", hakte O'Neill nach.
"Hmm. Nein." Sie stockte. Die Kopfschmerzen ließen ihr für einen Augenblick Zeit zum Nachdenken. Wie sollte sie es ihm erklären? Eigentlich wusste er doch ebenso gut wie sie, was sie für ihn fühlte.
Doch bevor sie etwas sagen konnte, begann das Stechen vor Neuem. Es war so unerträglich, das sie nicht fähig war, irgend etwas zu tun.
O'Neill war irritiert durch ihre Aussage. Irgendwie war es ihm peinlich, dass sie seine Worte mitbekommen hatte. Er lockerte seinen Griff um Sam und wollte sich gerade aufsetzten. Doch plötzlich stieß Sam einen kurzen, erschrockenen Schrei aus, sodass er zusammen fuhr. Er nahm ihr Gesicht in seine Hände. Verdammt! Das Fieber war enorm hoch, wenn sie nicht bald etwas tun konnten, würde Carter sterben.
"Gehen Sie nicht weg!", flehte Sam in ihrem Fieberwahn. "Bitte... lassen Sie mich nicht alleine..."
O'Neill zog Sam zu sich und wiegte sie wie ein kleines Kind ruhig hin und her. Wie groß musste ihre Angst sein! Seine Hilflosigkeit drohte über ihm zusammenzubrechen. Die Müdigkeit und der Hunger gaben ihm den Rest. Er berührte mit den Lippen ihre Stirn und flüsterte: "Schhhh... Es ist alles in Ordnung, ich gehe nicht weg, Sam. Niemals."
Carter schluchzte heiser. Sie hatte sich noch nie so schutzlos und leer gefühlt. Als der Colonel seine Arme weggezogen hatte, glaubte sie zusammenzubrechen. Ohne ihn konnte sie nicht überleben, er hielt sie am Leben, indem er ihr Mut machte und ihr die Kraft gab, die sie brauchte.
Jack hatte das Gefühl, ihre Angst würde bis in sein Innerstes vordringen und sein Herz erdrücken, wie eine eisige Mauer. Er hasste es, sie so leiden zu sehen. Vielleicht würde er sie hier in dieser dunklen Unendlichkeit verlieren! Und er wollte ihr noch so vieles sagen, ihr so vieles zeigen und erklären.
Jack löste seine Lippen von ihrer Stirn und gab ihr einen zarten Kuss auf den Mund. Sam wusste nicht, ob das jetzt real gewesen war. Vielleicht hatte sie es sich in ihrem Fieberwahn nur eingebildet?
"Jack?", fragte sie zaghaft.
"Sag nichts, Sam." Er wisperte gegen ihre Lippen. Nein, sie hatte es sich nicht eingeredet. Sam schloss die Augen und flüsterte etwas. Jack spürte es mehr, als das er es hörte. Zögernd küsste er Sam noch einmal. Sie erwiderte den sanften Druck seiner Lippen. Es fühlte sich so wunderbar warm und weich an. Jack vertiefte den Kuss und fühlte, wie ihre Angst und Verzweiflung sich langsam auflösten. Er beugte sich zu ihrem Ohr und raunte: "Ich liebe dich, Samantha Carter. Bitte gib nicht auf, du musst kämpfen, mir zuliebe."
Sam zitterte, doch er wusste nicht, ob die Ursache das Fieber oder der Kuss war.

Sam wurde von einem leisen Geräusch geweckt. Sie öffnete ihre Augen, erkannte jedoch nicht, woher es kam. Das Geraschel wurde langsam zu einem Quietschen und sie glaubte, Stimmen zu hören.
"Jack", flüsterte sie vorsichtig. Doch er reagierte nicht. Sie versuchte, sich ein wenig aus seinem Griff zu befreien, soweit es ihre Kraft zuließ.
"Jack!", krächzte sie erneut, diesmal etwas lauter.
Ein Murmeln deutete ihr an, dass er zu sich kam. "Da draußen ist jemand", meinte sie.
O'Neill war sofort hellwach. Er lauschte, und nahm die Stimmen jetzt auch wahr. Sein herz machte einen Freudensprung. Selbst wenn es die Goa'uld sein sollten - man würde Carter helfen, sie war gerettet. Die Goa'uld würden sie nicht einfach sterben lassen, dann hätten die Würmer sie auch schon bei der Gefangennahme erschießen können.
Jack drehte sich in die Richtung, aus der das dumpfe Gemurmel kam. Nach einer ganzen Weile blendete ihn plötzlich etwas und er war für wenige Sekunden blind. Dann erkannte er, dass eine Tür geöffnet wurde.
"O'Neill, Major Carter!", ertönte eine ihnen nur allzu bekannte Stimme.
"Teal'c!", stieß Jack einen regelrechten Freudenschrei aus. Als er auch General Hammond und Daniel erkannte, konnte er sein Glück nicht fassen. Wie es aussah, waren sie - samt ihrem seltsamen Bunker - im Cheyenne Mountain Komplex. "Mensch, alter Kumpel, wo habt ihr denn gesteckt?" Er richtete sich auf und berichtete ihnen sofort von Sams Zustand. Daniel ließ Dr. Fraiser kommen und nachdem sie ihr Fieber bemerkte, ließ sie Sam von einem Notfallteam mit einer Trage bergen. Sie wurde aus der dunklen Hölle getragen und Jack folgte ihr. Sie bat Janet, kurz zu stoppen.
"Colonel?", rief sie nach ihm.
Er hockte sich zu ihr herunter und sah sie mit einem erleichterten Lächeln an. Sie erwiderte es zaghaft und lehnte sich zu ihm, so dass die ihm etwas ins Ohr flüstern konnte.
"Danke, für alles. Ich liebe dich auch, Jack O'Neill. Und was immer auch kommen mag und wie schwer es auch immer für uns sein wird... Ich werde nicht aufhören, dich zu lieben."
Jack sah ihr lächelnd hinterher, als man sie auf die Krankenstation brachte. Sam war schon immer eine Kämpferin.

"Wegtreten." Hammonds Befehl war wie eine Erlösung für Colonel O'Neill. Ohne sich noch zu verabschieden verließ er das Büro seines Vorgesetzten und stürmte zur Krankenstation.
"Doktor Fraiser?", rief er nach dem Doc. Als er sie nirgends fand, betrat er die Quarantäneräume und suchte nach Sam. Seiner Sam. Er fand sie, angeschlossen an eine Infusion und mit blassem, stark gezeichneten Gesicht in einem der Betten.
"Hey", murmelte er, sichtlich besorgt.
"Hey", flüsterte sie und ein Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht.
"Wie geht's?" Jack zog sich einen Stuhl heran und setzte sich rittlings darauf. Seine Arme verschränkte er auf der Lehne.
"Müde", krächzte sie und schloss erschöpft die Augen, sprach jedoch weiter. "Das Zeug, was mir Fraiser ins Blut pumpt, senkt wenigstens das Fieber und ich kann wieder einigermaßen klar denken."
"Freut mich zu hören." Er legte seine Hand auf ihre und sie sah ihn wieder an. "Was hast du mit Hammond besprochen?"
"Ja richtig, unser lieber General..." Jack seufzte. Sein Gespräch mit ihm war eine Tortur gewesen. Immer wieder dieselben Fragen. Immer wieder dieselben Antworten. Wenigstens wusste er jetzt, was eigentlich vorgefallen war. "Nicht viel. Du wirst es nicht glauben, aber Teal'c hatte es noch durch das Tor geschafft, nachdem er mitbekam, dass sie uns gefangen genommen hatten und er in dem Moment nichts dagegen tun konnte. Er erstattete dem General Bericht und die schickten einen Trupp los. Ich brauchte Hammond die Sache jetzt nur noch aus meiner Sicht zu erzählen."
"Und was ist Ihre Sicht der Dinge, Sir?", wollte Carter wissen. Jack sah sie fragend an, nicht verstehend, weshalb sie plötzlich zum Sir übergegangen war.
"Ich hatte Ihnen doch ausdrücklich gesagt, dass Sie noch Ruhe brauchen!", ertönte Doktor Fraisers Stimme hinter ihm, und er begriff Sams Reaktion. Ein Grinsen machte sich auf seinem Gesicht breit.
"Keine Angst, Doc, ich überfordere ihre Patientin schon nicht."
"Das will ich hoffen." Janet sah ihn einen Moment lang skeptisch an, beschloss dann aber sich anderen Dingen zuzuwenden. Sie könnte Sam ja doch nicht davon abbringen, sich über den Stand der Dinge informieren zu wollen, wozu also erst den Versuch starten...
"Wo waren wir gerade?", wandte sich Jack wieder an seinen Major.
"Du wolltest mir erzählen, was eigentlich passiert ist." Erwartungsvoll lehnte sie sich in ihr Kissen zurück.
"Richtig." Er rutschte mit seinem Stuhl etwas näher an ihr Bett. "Ich glaube, ich fange am Besten ganz von vorne an. Also, die Goa'uld gegen die wir gekämpft hatten, gehörten gar nicht zu Sokar. Es waren Anhänger von Hathor."
"Aber die ist doch tot." Ihre Augen waren kugelrund, wie die eines erstaunten Kindes.
"Jaja, aber die hatten sich eben in den Kopf gesetzt, auf eigene Faust weiter zu machen. Jedenfalls haben die so ein neues Gefängnisdingsbums."
"Gefängnisdingsbums?", wiederholte Carter.
"Na ja, da sie keine Mutterschiffe oder andere große Raumschiffe besitzen, haben sie sich in ihrem Platzverbrauch eingeschränkt."
"Wie darf ich das verstehen?"
O'Neill fuhr sich mit einer Hand durch die Haare und schien nach Worten zu suchen. "Sie haben eben alles kleiner gemacht. Die Todesgleiter wurden zu ihren Hauptraumschiffen, da sie jedoch viel kleiner sind, mussten einige Dinge darunter leiden. So auch die Gefängniszellen."
Er sah an Carters Blick, dass sie vergeblich versuchte, seinen Worten zu folgen.
"Normalerweise gibt es in diesen Kampfschiffen keine Schlafräume. Da sie jedoch welche brauchten, wurden andere Bereiche verkleinert oder ganz weggelassen. Darum haben sie eben solche Gefängnisdinger erfunden, die man an jedem beliebigen Ort... aufstellen kann."
Sam begann, es zu bereifen. "Du meinst, sie haben uns in einen Bunker gesperrt und den dann auf ihr Schiff gebracht."
"Genau."
"Das erklärt aber noch nicht, wie wir wieder zurück gekommen sind."
Jack grinste erneut. Sein Major wollte eben immer alles sofort wissen. "Teal'c und SG3, 6 und 9 haben den Todesgleiter aufspüren können und die Jaffa überwältigt. Die waren nicht gerade gesprächig, musst du wissen. Aber von einem haben sie immerhin erfahren, wo wir uns befanden. Wie sie den Bunker öffnen konnten, verriet man ihnen nicht."
Sam nickte verstehend. "Und deshalb haben sie einfach das Ding mitgenommen und es dann hier öffnen können."
"Jep." Es entstand eine kurze Pause, bevor er weitersprach. "Ein Spezialistenteam hatte schon drei Tage lang daran rumgeschweißt und gearbeitet, bevor sie es endlich knacken konnten. Da unser Gefängnis mit Schalldämpfern ausgestattet war, haben wir davon gar nichts mitbekommen."
"Uff", meinte Sam nur. "Ich habe nicht gemerkt, dass wir so lange eingesperrt waren."
"Ich auch nicht. Ich hatte schließlich andere Sorgen." Er grinste frech und sie wusste genau, dass er auf ihren Zustand während der Gefangenschaft anspielte.
"Und was sagt Hammond dazu?", meinte sie plötzlich unvermittelt.
"Der?" Jack sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an. "Der hat gesagt, er ist froh, dass es uns gut geht und... ach ja, wir sollen uns erst einmal für ein paar Tage ausruhen."
"Also weiß er nichts von..." Sie ließ ihren Satz unvollendet und sah ihn nur fragend an.
"Wow, bei allem nötigen Respekt, Major Carter", neckte er sie. "Ich glaube nicht, dass ihn unser Privatleben etwas angeht."
"Richtig", bestätigte Sam mit leichtem Nachdruck, um dann festzustellen, dass sie noch nicht für kräftezehrende Gespräche geeignet war. Erschöpft ließ sie sich wieder zurück sinken und schloss ihre Augen.
"Ich glaube, ich werde dann mal den Bericht schreiben." Jack stand auf und schob den Stuhl wieder an seinen ursprünglichen Platz. Er beugte sich über Sam und gab ihr einen sanften Kuss auf die Stirn. Sie lächelte ihn liebevoll an und kuschelte sich dann in ihre Decke ein. O'Neill machte sich auf den Weg in sein Büro.
Hoffentlich ging es ihr bald wieder besser. Während er die Gänge entlangging, kam er ins Grübeln. Wie hatten sie sich das eigentlich vorgestellt? Er war wirklich unheimlich glücklich, dass sie sich endlich nicht mehr voreinander verstecken mussten, aber das hieß ja noch lange nicht, dass sie ihre Gefühle offen ausleben konnten... Seufzend öffnete er die Tür zu seinem Quartier und lehnte sich von innen dagegen. Es war alles so verfahren! Nachdenklich fuhr er sich mit einer Hand durch die Haare und machte einen Schritt zu seinem Schreibtisch. Dann entschied er sich um - der Abschlussbericht konnte warten! Mit fast schon hektischen Schritten verließ er sein Quartier und ließ die Tür hinter sich schwungvoll zufallen. Seine Füße führten ihn wie automatisch vor das Büro des Generals. Er hob seine Faust, um anzuklopfen, hielt jedoch inne und überlegte kurz. Ob Hammond so reagieren würde, wie Jack es sich vorstellte? Es war einen Versuch wert. Und er wusste, dass er ein Versteckspielchen mit Sam nicht lange durchhalten würde. Sein heftiges Klopfen hallte durch den Gang.
"Herein", ertönte von innen eine durch die Tür gedämpfte Stimme.
"General, Sir", grüßte O'Neill ihn und blieb vor seinem Schreibtisch stehen.
"Colonel O'Neill, wir hatten doch gerade eben erst eine Besprechung. Und Ihren Abschlussbericht können Sie noch gar nicht beendet haben... Was verschafft mir also die Ehre?"
"Ich brauche Ihren Rat, Sir." Jack wollte sich hinsetzen, wartete diesmal jedoch bewusst die Aufforderung seines Vorgesetzten ab, bevor er Platz nahm. Sein Anliegen war von großer Wichtigkeit, da wollte er sich keine Respektlosigkeit erlauben.
"Ich höre...", gab Hammond ihm freundlich das Signal, ihm zu erzählen, was ihn bedrückte.
"Nun Sir, die Sache ist nicht ganz einfach zu erklären. Ich denke, es liegt in unserer beider Interesse, dass ich meinen Dienst nicht quittiere, deshalb..." Jack wurde vom General unterbrochen.
"Das ist durchaus nicht in meinem Interesse. Darf ich Sie fragen, welche Begründung Sie mir nennen würden, falls es theoretisch soweit kommen würde?"
"Dazu wollte ich gerade kommen, Sir." Jack räusperte sich kurz. Solche Gespräche waren nicht gerade seine Stärke, aber bei diesem ging es um so viel... "Seit meiner Reaktivierung war das Stargateprogramm - und ich muss das so ausdrücken - mein Lebensinhalt." Als Hammond darauf etwas erwidern wollte, hielt ihn O'Neill mit einer kurzen Handbewegung davon ab. "Ich hätte wirklich alles dafür getan, um hier bleiben zu können. Sie erinnern sich da vielleicht an einige Dinge." Wieder räusperte er sich. "Aber in der letzten Zeit haben sich meine Prioritäten verschoben. Es gibt etwas, das mir wichtiger geworden ist, als das Stargatecenter. Und bevor sie jetzt etwas sagen, General..." Er rutschte unruhig auf seinem Stuhl hin und her und wagte es nicht, in die Augen seines Vorgesetzten zu sehen. "Wenn ich mich für eines entscheiden müsste, würde das Gate hinten anstehen, Sir." Erst jetzt sah er zu ihm auf. In dem Blick seines Gegenüber konnte er leichte Verwirrung erkennen.
"Könnten Sie sich etwas klarer ausdrücken, Colonel?", bat Hammond ihn.
"Sir, ich liebe Major Carter, Sir." Er versuchte, die Worte ohne Emotionen der Anspannung oder Ungeduld herauszubringen. Der General sah ihn verdutzt an.
"Jack, wissen Sie, was Sie da sagen?", hakte er nach. Hatte er sich verhört? Sein 2IC und guter Freund gestand ihm seine Liebe zu einem untergebenen Offizier und bat ihn um Hilfe?
"Ich bin mir durchaus darüber im Klaren, was das bedeutet, Sir. Sonst wäre ich nicht hier."
"Also gut. Sie wollen mir sagen, dass sie eine Beziehung zu Major Carter führen wollen und wenn es nicht anders ginge, deshalb sogar ihren Dienst quittieren würden?"
Jack nickte. "Allerdings hatte ich gehofft, es gäbe vielleicht eine andere Lösung."
"Das ist nicht so einfach, Jack, und das wissen Sie. Diese Regeln wurden nicht zum Spaß aufgestellt." Hammond zog seine Stirn in Falten. "Wie ernst ist es Ihnen beiden?"
"Wir sind uns einig, nicht länger diesen Beruf zwischen uns zu stellen", antwortete Jack und betete insgeheim, dass Hammond ihn verstehen würde.
"Es tut mir Leid, Jack, aber momentan kann ich Ihnen auch nicht helfen. Sie gehören zu meinem besten Team und ich kann es tatsächlich nicht akzeptieren, wenn einer von Ihnen das Stargatecenter verlassen würde. Bevor Sie jetzt jedoch voreilige Entscheidungen treffen, bitte ich Sie um etwas Geduld."
O'Neill sah seinen Vorgesetzten fragend an.
"Nicht ich habe diese Regeln gemacht. Wenn es nach mir ginge, könnte es durchaus Ausnahmen geben, jedoch habe ich keinen Einfluss darauf." Er seufzte kurz. "Bitte verhalten Sie sich ruhig und unauffällig, bis ich eine Lösung gefunden habe."
Jacks Augenbrauen wanderten in die Höhe. Wo war die Standpauke geblieben? "Sir?", setzte er zu einer Frage an.
Hammond lächelte ihn an. "Ich weiß, Sie verstehen vielleicht nicht, weshalb ich Ihnen so bedingungslos helfe, aber Sie kennen den Hintergrund nicht." Er lehnte sich in seinem Sessel zurück und begann, zu erzählen. "Als ich noch in der Ausbildung war, versetzte man mich zum taktischen Training nach Virginia. Ich lernte dort einen überaus netten jungen Offiziersanwärter kennen - ebenfalls in der Ausbildung. Ihr Name war Hannah Raily."
Jack schmunzelte. Er ahnte, worauf der General hinaus wollte.
"Zuerst trafen wir uns nur ab und zu, wie es unter den Kadetten üblich war. Nach und nach jedoch merkten wir, dass da mehr war als Freundschaft. Anfangs konnten wir unsere Beziehung geheim halten, doch es war belastend. Immer wieder wichen wir einer endgültigen Entscheidung aus und schoben die Sache vor uns her. Bis der Tag kam, an dem sie versetzt werden sollte. Wir wussten beide, dass wir uns niemals wieder sehen würden. Und selbst wenn - die Regeln der Air Force hätten uns stärker getrennt, als es eine Entfernung je könnte." Er machte eine kurze Pause und schien sich in einer schmerzenden Erinnerungen zu verlieren. "Am Abend vor ihrer Abreise sprachen wir lange miteinander. Unsere einzige Lösung wäre es gewesen, wenn einer seine Ausbildung aufgegeben und ein normales Studium begonnen hätte. Doch wir waren beide viel zu versessen auf unsere Zukunft. Sie wollte unbedingt Major im Außeneinsatz werden - ich wollte als direkter pentagonunterstellter General arbeiten."
Nach einer etwas längeren Pause sprach Jack das ungesagte Ende aus. "Sie haben sich nie wieder gesehen..."
"Oh doch", widersprach Hammond. "Nach etwa zwanzig Jahren traf ich sie auf einer Versammlung. Sie hieß inzwischen Major Hannah Parker. Ihr Mann war Anwalt."
Jack wunderte sich, mit welcher Gelassenheit er das sagte, doch dann wurde ihm bewusst, dass der General zu dieser Zeit selbst schon verheiratet gewesen war.
"Was ich damit sagen will, ist", setzte Hammond neu an. "Dass ich genau weiß, was es bedeutet, den Job über die eigenen Gefühle zu stellen. Falls es Sie interessiert, ich habe in der Zeit nach Hannahs Versetzung mehrere Einträge wegen respektlosem Verhalten, Unpünktlichkeit und Befehlsverweigerung erhalten. Damals war es Kadett West, ein guter Freund und Lagerkamerad, der mich wieder ins Leben zurückgeholt hat. Ich wünschte es nicht einmal meinem schlimmsten Feind, dass er das durchmachen muss."
Hammond sah ihn mit einer festen Ruhe in seinem Blick an, die Jack gleich ein viel besseres Gefühl gab. Es war richtig gewesen, dass er zum General gegangen war. Er wusste, dass Hammond alles tun würde, um ihm und Sam zu helfen. Und er kannte seine Schützlinge gut genug, um zu wissen, dass Sie sich im aktiven Dienst zurückhalten würden, was die Beziehung anginge. Und das Privatleben seiner zwei Offiziere konnte ihm letzten Endes egal sein - es ging ihn nichts an.
"Gehen Sie schlafen, Jack", meinte er und schickte ihn mit einer Handbewegung aus seinem Büro. "Ich werde ein wenig telefonieren und sehen, was sich machen lässt. Sie brauchen jetzt erst einmal Ruhe."
Jack widersprach nicht und machte sich auf den Weg zu seinem Quartier.

Als sie ihre Augen öffnete, fiel es Sam schwer, sich zu orientieren. Erst das langsam zu ihr durchdringende, monotone Piepsen der Maschine neben ihr ließ die Erinnerungen zurückkehren. Krankenstation, richtig. Eine Woche Bettruhe, Medikamente und möglichst wenig Aufregung - soweit die Anordnungen von Janet. Gott, wie sie es hasste, nichts tun zu können. Vier Tage der unendlich langen Woche, die sie hier verbringen musste, hatte sie bereits überstanden. Wenigstens spürte sie inzwischen keine Schmerzen mehr, das Stechen in den Gliedern war ebenso verschwunden, wie das Pochen in ihren Schläfen.
"Hey", empfing sie plötzlich eine sanfte Stimme. Sie drehte langsam ihren Kopf und sah Jack an ihrem Bett sitzen. Er hatte Ringe unter den Augen und sah abgespannt aus.
"Hey", erwiderte sie. "Wie geht's?"
"Meinst du nicht, dass ich das eigentlich dich fragen sollte?"
"Mmh." Sie schenkte ihm ein schwaches Lächeln, nicht fähig, mehr zu geben, obwohl sie es wollte. "Etwas müde, aber sonst ganz okay."
O'Neill nickte. Sie sah ihn mit leichter Besorgnis an. "Warst du die ganze Nacht hier?"
Ein stummes Nicken war die Antwort. Dann setzte er an, etwas zu sagen, seufzte kurz und schüttelte den Kopf. Er sah ihr direkt in die Augen und sie war sich nicht sicher, ob er ihr etwas mitteilen wollte.
"Janet sagt, du kannst vielleicht heute noch hier raus, wenn ich verspreche, auf dich aufzupassen." Er grinste müde.
Sam sah ihn ungläubig an. "Hum... Und wieso ausgerechnet du?" Wusste Janet etwas?
"Hm?" Er war für einen winzigen Augenblick mit seinen Gedanken abgeschweift und betrachtete seinen Major jetzt fragend. "Ach so, ja..." Er zog seine Stirn in Falten und sah durch sie durch. "Ist nicht wichtig."
"Was ist los, Jack?" Jetzt war es Sam, die ihre Augenbrauen in die Höhe wandern ließ.
Doch Jack schien ihre Frage gar nicht zu hören. Er stand auf, murmelte etwas von einem dringenden Gespräch und dass sie sich ja in wenigen Stunden zu einer Besprechung bei Hammond sehen würden. Sam blinzelte ein paar Mal und sah ihm hinterher, um sich sicher zu sein, dass sie das eben nicht geträumt hatte. Irgendwie verhielt er sich seltsam. Ob Hammond etwas bemerkt hatte und er sich einer Standpauke unterziehen musste? Sie wagte gar nicht, diese Möglichkeit in Erwägung zu ziehen. Nein, er hätte es ihr gesagt. Vielleicht war er einfach nur genauso fertig, wie sie selbst. Heute Nachmittag sah die Sache vielleicht schon anders aus. Sam schloss ihre Augen, um das Brennen darin loszuwerden und atmete einmal tief durch. Wahrscheinlich war sie einfach noch zu schwach, um über solche Dinge nachzudenken und sie zu begreifen. Sicherlich gab es eine ganz einfache, plausible Erklärung für sein Verhalten.

Es war ungewöhnlich warm im Besprechungsraum, fand O'Neill, während er sich mit einem Block Luft zufächerte. Daniel spielte gedankenverloren mit einem Kugelschreiber und kritzelte zwischendurch immer wieder kleine Männchen auf den Block vor sich. Teal'c beobachtete ihn dabei und zog ab und zu verwundert eine Augenbraue nach oben, um danach den Colonel anzusehen und nur ein Schulterzucken als Antwort auf seine stumme Frage zu erhalten. O'Neill war ebenso ungeduldig wie Daniel, jedoch wartete er nicht auf den General, sondern auf Sam. Er hatte ihr etwas Wichtiges zu sagen. Als sich die Tür öffnete, hob er erwartungsvoll den Kopf, doch es war "nur" Hammond.
"Entschuldigen Sie meine Verspätung, SG1. Ich hatte ein wichtiges Telefonat erhalten und konnte es unmöglich verschieben", erklärte der General, als er den Raum betrat und sich an seinen Platz setzte. Dann bemerkte er das Fehlen von Sam.
"Wo ist Major Carter?", fragte er in die Runde und ließ seinen Blick von einem zum anderen schweifen.
Daniel sah kurz auf und schüttelte mit dem Kopf, als Zeichen, dass er es nicht wisse. O'Neill wollte gerade antworten, dass Carter etwas später kommen würde, weil Janet noch ein paar Untersuchungen beenden wollte, als Sam den Raum betrat. Die Blicke der vier Anwesenden hafteten auf ihr und keinem entging, dass sie noch recht angeschlagen war. Mit einem entschuldigenden Blick wollte sie sich auf ihren Platz setzen, doch Jack hielt es nicht mehr aus. Als er sie sah, drohten alle angestauten Emotionen über ihm zusammenzubrechen und ihn zu erdrücken. Er überbrückte die wenigen Schritte zwischen ihnen und nahm sie ihn den Arm, drücke sie fest an sich.
"Oh Gott Sammy...", flüsterte er und vergrub seinen Kopf in ihren Haaren. Sam stand völlig überrumpelt da und wusste nicht, wie sie reagieren sollte. Zögernd legte sie ihre Arme um Jack und erwiderte den sanften Druck.
Jack löste sich nur langsam wieder von ihr und sah ihr tief in die Augen. Er bemerkte nicht, dass Teal'cs fragender Blick auf ihm haftete und Daniel ihn mit offenem Mund ansah, er bemerkte auch das Schmunzeln des Generals nicht. Für ihn gab es jetzt nur noch Sam. Seine Sam. Ein fast schon schüchternes Lächeln zauberte sich auf ihre Lippen, als sie vorsichtig gegen seine Lippen flüsterte: "Kannst du mir sagen, was hier los ist?"
In ihren blauen Augen standen unendlich viele Fragen. Er sah sie so liebevoll und sanft an, dass Sam sich für einen winzigen Moment in den Tiefen seiner dunklen, warmen Augen verlor.
"Setz dich", forderte er sie leicht grinsend auf und drückte sie in ihren Sessel. Erst jetzt wurde sie sich wieder der Anwesenheit des Generals bewusst.
"Oh Gott, Sir, ich...", setzte sie stammelnd zu einer Erklärung an, doch Hammond winkte ab. Sein gütiger Blick gab ihr zu verstehen, dass es in Ordnung war. Sam rutschte unruhig auf ihrem Platz hin und her und sah fragend von Jack zum General und wieder zurück.
"Ähm", räusperte sich der Colonel. "Ich glaube, ich muss dir etwas erklären."
Sam lag ein 'Das glaube ich auch' auf der Zunge, doch sie konnte nur nicken.
"Na ja... Während du auf der Krankenstation gefaulenzt hast, war ich ein wenig... beschäftigt."
"Beschäftigt?", wiederholte Sam und ignorierte seinen Versuch, sie zu necken. Sie war viel zu konzentriert darauf, nachzuvollziehen, weshalb er sie plötzlich vor allen anderen duzte und so heftig umarmte. Das musste in Hammonds Augen ja verdächtig aussehen.
"Ich habe ein langes Gespräch mit dem General geführt, und der hat ein langes Gespräch mit..." Er sah seinen Vorgesetzten an und zog seine Augenbrauen hoch. "Mit wem geführt? Ich hatte noch nie ein gutes Gedächtnis für Namen."
"Mit Henry Michael McBird. Er ist ein wichtiges Mitglied des Pentagon und unter Anderem zuständig für die innere Sicherheitsstruktur der organisierten Landesverteidigung."
O'Neill grinste. "Mit anderen Worten, er hat bei sämtlichen Regeln der Air Force ein Wörtchen mitzureden."
Sams Augen weiteten sich, als sie seinen letzten Satz hörte. Sie ahnte, worauf er hinauswollte.
"Also", erklärte O'Neill weiter, "hat General Hammond ihm unser kleines Problem erläutert und ausdrücklich betont, dass SG1 weiterhin so bestehen müsse, wie es jetzt der Fall ist und eine Kündigung meinerseits nicht zu akzeptieren sei. Der einzige Weg sei also eine eingeschränkte Aufhebung von gewissen Regelungen."
Sam blinzelte kurz, um die aufkommenden Tränen zurückzuhalten. Hatte sie sich verhört? War Jack tatsächlich zum General gegangen und hatte ihn um Hilfe gebeten? Und dieser hatte - anstatt einer zu erwartenden Standpauke und dem drohenden Militärgericht - Einsicht gezeigt? Irgendetwas stimmte hier nicht.
Als sie ungläubig ihren Kopf schüttelte, verbreitete sich das Grinsen auf Jacks Gesicht.
"Wie ich Ihnen sagte, General: Wissenschaftler! Die glauben gar nix, bevor es nicht bewiesen ist."
General Hammond schmunzelte und wandte sich dann an Sam.
"Ich weiß, dass das hier ein wenig... plötzlich kommt, Major Carter. Vielleicht sollte ich Sie zwei ein wenig alleine lassen, damit Sie ihr alles in Ruhe erklären können, Colonel." Mit diesen Worten erhob er sich von seinem Platz und bedeutete den Mitgliedern von SG1, den Besprechungsraum zu verlassen. "Das Briefing für P2X-936 ist um eine Stunde verschoben."

"Was hast du dir eigentlich dabei gedacht?" Sam versuchte, einen vorwurfsvollen Unterton in ihre Worte zu legen, doch es gelang ihr nicht wirklich.
"Sammy, Sammy, Sammy...", meinte Jack nur und stieß mit dem Fuß die Tür zu seinem Quartier hinter sich zu.
"Im Ernst, Jack, hatten wir nicht beschlossen, es vorerst... für uns zu behalten?"
Er nickte. "Ich hatte wirklich geglaubt, dass ich es schaffen könnte. Aber ich weiß genau, dass ich früher oder später durchgedreht wäre, wenn wir vor dem General stehen und ich dir Befehle erteilen müsste. Also habe ich mich dazu entschlossen, reinen Tisch zu machen."
Als Sam seinen ehrlichen, sanften Blick sah, musste sie lächeln. Sie überbrückte die wenigen Meter zwischen ihnen und legte ihre Arme um seinen Hals.
"Zugegeben, du hast mich vorhin ganz schön überrumpelt."
"Aber?"
"Ich hatte insgeheim gehofft, das wir nicht ewig Versteck spielen müssten. Hammond ist wirklich der beste Vorgesetzte, den man haben kann." Sie grinste.
"Ach ja?" Er zog gespielt entrüstet seine Augenbrauen hoch.
"Abgesehen von dir natürlich", lenkte Sam ein und küsste ihn auf die Nasenspitze. Jack schloss sie seufzend fester in seine Arme. "Ich glaube, so lang waren keine anderen zwei Jahre in meinem Leben."
"Und ich dachte am Anfang, du hättest mich gehasst. Wissenschaftlerin eben. Die glauben gar nix, bevor es nicht bewiesen ist." Sie kuschelte sich an seine Brust und er vergrub seinen Kopf in ihren Haaren.
"Gehasst habe ich es nur, dass ich irgendwie geahnt habe, was da auf uns zu kommt."
"Sag mal, wieso war Hammond eigentlich so einsichtig?", wollte Sam plötzlich wissen und löste sich ein Stück von ihm.
"Ooch, das ist eine lange Geschichte...", meinte Jack gedehnt.
"Ich hab' Zeit. Jede Menge." Sie schenkte ihm eines ihrer strahlenden Lächeln.
"Okay." Er erwiderte es und während sie sich rückwärts auf sein Bett fallen ließ und ihn mit sich zog, begann er, ihr die ganze Geschichte zu erzählen. Jedoch kam er nicht weit, denn Sam hatte irgendwie ganz andere Dinge im Kopf.

Ende
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