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Nine Eleven von Arielen

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Vorwort

Eine kleine Erinnerung an den Tag, der sich heute zum zehnten Mal jährt. Spontan aufgeschrieben nach „Only Time“ von Enya und ohne weitere Worte.

Disclaimer: Stargate Atlantis und seine Charaktere gehören MGM Television.
Nur wenige Frühaufsteher hielten sich morgens zwischen fünf und sechs Uhr in der Messe von Atlantis auf, als Ronon dort auftauchte. Doch etwas war anders als sonst stellte er fest, als sich sein Tablett am Büffet gefüllt und zu den Tischen gewandt hatte.

Die Männer und Frauen saßen nicht einzeln an ihren Tischen und klammerten sich an ihren Kaffee, um wach zu werden, oder in kleinen Gruppen zusammen, um sich leise miteinander zu unterhalten.
Stattdessen hatten sie sich im Halbkreis um den Bildschirm im hinteren Teil des Raumes versammelt, auf dem – seit sie auf der Erde festsaßen – manchmal Sport und anderes übertragen wurde und zu lebhaftem Treiben in der Messe führen, weil nicht alle hinter dem selben Team standen, egal ob es sich um Football, Basketball oder Baseball handelte.

Der Satedaner stellte sein Tablett auf einem freien Tisch ab und sah nun ebenfalls auf den Schirm. Dort waren bewegte und ständig wechselnde Bilder von zwei Hochhaustürmen zu sehen.
Während einer davon schon an einer Stelle lichterloh brannte und schwarze Qualmwolken hinaus drangen, flog in den anderen gerade eines der großen Passagierflugzeuge, die auch manchmal am Horizont der bucht von San Francisco zu sehen waren.
Andere Bilder zeigten Massen von verstörten und verängstigten Menschen, die kopflos durch die Stadt rannten oder vor hohen Wänden aus Staub, Trümmern und Asche flohen, als die Gebäude zusammenstürzten. Männer und Frauen in nicht militärischen Uniformen, die dem Chaos Herr zu werden versuchten waren ebenfalls zu sehen. Aber keine Soldaten mit Waffen, keine Kampfhandlungen...
Das irritierte ihn.

Ronon runzelte die Stirn. Auf Sateda waren ähnliche Bilder während des Krieges gegen die Wraith ein gewohnter Anblick gewesen, den die Menschen irgendwann nur noch hingenommen hatten, weil ihnen keine andere Wahl mehr geblieben war.
Aber die Anwesenden in diesem Raum waren sichtlich erschüttert. Einige weinten sogar und schämten sich nicht, die Tränen offen weg zu wischen. Andere wieder wirkten verärgert und wütend, in manchen Augen sah Ronon auch Furcht.
Das konnte daran liegen, dass die Menschen von der Erde im allgemeinen freier mit ihren Gefühlen umgingen als sein Volk, das gelernt hatte, nicht alles nach außen zu zeigen, vor allem Angst.

Selbst John, der ein wenig hinter den anderen stand und sich gegen eine der Stützsäulen lehnte, wirkte angespannt und mitgenommen zugleich. Der Anblick schien auch ihn ziemlich zu beschäftigen. Seine Gesichtszüge verbargen den Mix aus widersprüchlichen Gefühlen nicht, der in ihm zu toben schien, vor allem aber Wut, Verzweiflung und Trauer. Einmal ballte er die Rechte sogar zur Faust.

Deshalb trat Ronon an seinen Freund heran und ließ das Frühstück erst einmal Frühstück sein. Vielleicht brauchte ihn John.
„Guten Morgen,“ sagte er und machte dann eine Kopfbewegung Richtung Bildschirm. „Ist das da gerade passiert?“

„Nein, das war bereits am 11. September 2001. Es handelt sich um den Terroranschlag, der uns daran erinnerte, das niemand sich jemals absolut sicher wähnen darf. Er jährt sich heute zum achten Mal“, erwiderte John leise. „Tausende unschuldiger Menschen starben, weil es Selbstmordattentätern gelungen war, zwei Passagiermaschinen zu entführen und in die Zwillingstürme des World Trade Center zu steuern. Der Anschlag kam völlig unerwartet.“
Ronon nickte „Dann ist das nicht in einem Krieg passiert?“
John holte tief Luft.
Doch ehe er antworten konnte, drehte sich einer der vor ihnen Sitzenden um und antwortete. „Nein, es hat nur ein paar weitere ausgelöst, und das Problem, das dahinter steht, nur schlimmer gema-“
„So etwas kann auch nur ein Europäer wie sie sagen, Dr. Estefan!“ fiel ihm sein Nebenmann ins Wort. „Ihr habt ja sicher und bequem auf der anderen Seite des Atlantik gesessen und einfach nur zugesehen ...“
„Das ist gar nicht wahr“, verteidigte sich der andere. „In den Monaten danach gab es auch in mehreren europäischen Ländern...“

Ronon wollte über den Eifer mit dem die beiden Männer ihre Standpunkte verteidigten, grinsen, doch seine Gesichtsmuskeln erstarrten, als er Johns düsteren Blick und sein Kopfschütteln bemerkte.

Der Colonel wandte sich um und verließ die Gruppe, in der sich nun ein leidenschaftliche Streitgespräche entwickelte, als schien er sich das nicht antun wollte. Da der Satedaner schnell merkte, dass die Argumente sich fast sofort von dem Anlass entfernten und er hier nicht mehr erfahren würde, folgte er lieber seinem Freund.

+o+o+o+

John hatte sich auf die Terrasse begeben hatte und lehnte sich an das Geländer, um auf das Meer und die im Nebel der Morgendämmerung liegende Skyline der Stadt zu blicken. Er blickte nur kurz zu Ronon hin, als er sein Kommen bemerkte.

„Einen Tag vor dem Anschlag habe ich mich noch mit einem guten Freund aus der Grundausbildung getroffen, der bei der Security des World Trade Centers arbeitete und ein paar Wochen später Vater werden würde. Er starb, als der Südturm zusammenbrach. Eine gute Freundin aus Collegezeiten verlor ihren Mann, der bei der Feuerwehr von New York war und musste sich danach alleine mit ihren drei Kindern durchschlagen“, erzählte John ungefragt. „Das waren aber nicht die einzigen meiner Freunde und Bekannten oder der meiner Familie, die an diesem Tag starben. Als ich auf dem Rückweg zur Basis von den Terroranschlägen erfuhr, hätte ich auch am liebsten kehrtgemacht und...“
Er presste für einen Moment die Lippen aufeinander und sprach erst nach einer ganzen Weile weiter.
„Als dann kurze Zeit später der Marschbefehl nach Afghanistan kam, habe ich ihn regelrecht begrüßt. Ich wollte es diesen Schweinen ...“
Er hielt abrupt inne. Nur sein Gesicht zeigte den inneren Kampf, der in ihm tobte: Wut, Hass, Rachedurst, aber auch Scham.“
„Mir ging es genau so, als Melena starb“, sagte Ronon. „Ich wollte auch nur noch Rache und mir war egal wie ich die bekommen könnte ...“
John nickte. „In meinem Augen und den meiner Kameraden waren zunächst alle Menschen schuldig als wir in Afghanistan einmarschierten. Schließlich hatten es die Einheimischen diesen verfluchten Fanatikern und Mördern jahrelang ermöglicht, sich bei ihnen zu verstecken und ihre giftige Saat auszustreuen. Aber...“ Wieder verstummte er. „Irgendwann kam die Ernüchterung und bittere Erkenntnis ...“

Wieder zuckte es in seinem Gesicht. „Es traf leider am allerwenigsten, diejenigen, die wirklich Schuld hatten, die Männer, die den religiösen Fanatismus schürten und noch immer andere zu glühenden Verehrern ihrer Sache machten. Wir konnten auch nicht denen Einhalt gebieten, die den freien Willen und die Menschenrechte mit Füßen traten ...“
John schüttelte den Kopf. Ein Ruck ging durch seinen Körper. „Ich sollte das nicht wieder aufwühlen, aber ... es passiert mir immer wieder, wenn ich an diesen Tag denke.“
Ronon nickte und lächelte. „Das ist ganz in Ordnung. Es macht dich zu dem ehrenhaften Mann, den ich kenne und schätze.“
Sein Freund verzog das Gesicht. „Ronon, es klebt auch genug unschuldiges Blut an meinen Händen. Ich habe genug Dreck am Stecken und werde am Tag des jüngsten Gerichts einiges zu bereuen haben, wenn ich an die Gebote meiner eigenen Religion denke.“
„Dennoch hast du dir nichts vorzuwerfen.“ Der Satedaner legte eine Hand auf Johns Schulter. „Gerade diese Worte zeichnen dich aus. Du hast dein Gewissen noch nicht verloren. Und mich daran erinnert, meines wieder zu finden.“ Ronon lächelte und wechselte dann rasch das Thema. „Erzählt mir von den Menschen, die heute vor acht Jahren gestorben sind. Lass uns sie ehren, indem du deine Erinnerung mit mir teilst. So lebt ihr Geist in uns weiter.“
John holte tief Luft. „Eine satedanische Sitte?“
„Das ja ... aber bei dem Kult, den ihr hier um manche Ereignisse oder Menschen aus der Vergangenheit treibt, dürftet ihr das auch nur zu gut kennen“, entgegnete Ronon mit einem frechen Grinsen. „Für Teyla ist das sogar ein Teil ihres täglichen Lebens.“
John nickte. „Wir kennen auch Tage und Gelegenheiten, an denen wir uns der Toten erinnern. Ja...“ Er wirkte nachdenklich. „Das ist keine dumme Idee ... und ehrt die, die damals starben mehr, als jede politische Diskussion.“
Er blickte noch einmal über die friedliche Bucht. Langsam schälte sich auch die Golden Gate Bridge aus dem aufsteigenden Nebel.
„Sein Name war Frederick, aber wir nannten ihn alle nur Silly Fred, denn ihm fehlte der Ernst, den wir anderen mitbrachten...“

© 11.09.2011 by Kris
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