Stargate Fanfic Login
HilfeImpressumLexikon
Erweiterte Suche

Double Trouble - In den Händen des Schicksals von Arielen

[Reviews - 0]   Drucker Kapitel oder Geschichte Inhaltsverzeichnis

- Schriftgröße +
--------------------------------------------------------------------
Eveins Army Community Hospital, Colorado Springs
Samstag 7.30-12.00 Uhr
--------------------------------------------------------------------

John Sheppard trat leise an das einzigen Bett im Zimmer heran und schluckte. Zu aufwühlend war der Anblick seines ehemaligen Vorgesetzten, den er fast nicht wiedererkannte. Die Ähnlichkeit zu den Opfern der Wraith, vor allem der Anblick Colonel Sumners, der ihn seit Jahren in seinen nächtlichen Alpträumen begleitet hatten, war mehr als erschreckend.
Er biss sich auf die Lippen.
In seinem Gesicht zuckte es, denn wieder stiegen die Erinnerungen an die Augeblicke seines Lebens auf, in denen er nicht viel anders ausgesehen hatte. Er wußte, wie der Mann auf dem Bett sich fühlen musste.
Colonel Matheson war vollkommen abgemagert. Überall traten die Knochen unter papierdünner Haut hervor. Der schmächtige Körper wirkte in den Kissen und unter der Decke wie verloren. Die Haut des eingefallenen Gesichtes war blass und wächsern, die Augen starrten teilnahmslos und vom Morphiumrausch getrübt in das Nichts.
Elektroden verbanden den Mann mit leise summenden und piepsenden Geräten, Kanülen und Schläuche führten ihm Kochsalzlösung und Schmerzmittel zu.
Als das geschah nur, um ihm den Übergang zu erleichtern. Denn die Lebenszeichen des Mannes wurden immer schwächer. Es konnte nicht mehr lange dauern, bis sie ganz erloschen.
Mitfühlend nahm John die Hand von Colonel Matheson in die seinen. Auch mit dem Verband konnte er spüren, wie trocken und kühl sie war.
Und wie schwach.
In den Kranken kam Leben. Er bewegte die Finger und drehte langsam den Kopf, um ihn anzusehen. „Jack?“ fragte er mit brüchiger und zitternder Stimme, die gar nicht mehr nach dem humorvollen und freundlichen Mann klang, den er in McMurdo kennen gelernt hatte.
„Nein, John. John Sheppard.“ Er spürte, wie seine Augen feucht wurden. „Einer ihrer ehemaligen Jungs von McMurdo. Der mit den strubbeligen schwarzen Haaren.“
„Ah, ja.“ Die trüben Augen gewannen an Klarheit. „John Sheppard. Der Dummkopf ... mit dem großen Herzen, der sich seine Karriere in Afghanistan ... Ja, ich erinnere mich wieder.“ Um den schmalen Mund zuckte ein Lächeln. „Jack sagte mir ...“ Dann rang der Sterbende nach Luft. Jedes Wort mehr schien ihn anzustrengen. Aber er sah John unverwandt an und schien auf etwas zu warten.
„Sie haben sich nicht in mir getäuscht. Ich habe die Chance, die sie mir ermöglicht haben, genutzt.“ John holte tief Luft und sprach leise weiter. „Die letzten Jahre waren sehr turbulent und abenteuerlich. Ich begleitete Dr. Weir und ihre Wissenschaftler. Deren Expedition führte uns von der Erde fort. An einen legendären Ort, der seine Heimat in einer anderen Galaxis gefunden hatte... Atlantis. Die Stadt ist das Erbe einer uralten Rasse, die man die Antiker nennt, und ich...“
Mathesons Augen weiteten sich überrascht.
„... wurde mit ihnen geschickt, da ich ein Gen in meiner DNA besitze, dass den Umgang mit vielen der Geräte dort erleichterte. Zunächst sollte ich nur die Wissenschaftler unterstützen, dann kam jedoch alles anders, als Colonel Sumner starb...“
Er schilderte kurz die wichtigsten Ereignisse, die ihn geprägt und verändert hatten. Matheson hörte ihm aufmerksam zu, bis irgendwann seine Augen zufielen.
John blickte ihn unverwandt an und sprach leise weiter. Er spürte, wie sich Mathesons Finger noch einmal um seine Hand schlossen, dann verloren sie jede Kraft. John hielt sie fest. Er spürte den letzten Schlaf über seinen ehemaligen Vorgesetzten kommen und hörte dessen letzten Atemzug, noch bevor die Geräte den Abfall der Körperfunktionen und den Herzstillstand meldeten.
Er harrte ruhig weiter aus auch wenn er nicht mehr starb. Wenn es so etwas wie eine unsterbliche Seele gab, dann würde sie ihn sicher jetzt noch beobachten. Und er wollte ihr das Gefühl geben, ihn nicht allein zu lassen. Wenigstens das konnte er tun. Anders als bei so vielen anderen Kameraden, die er sterbend auf dem Schlachtfeld hatte zurück lassen müssen.
Verstohlen wischte er sich die Feuchtigkeit aus den Augen.
Erst als ein Arzt und die Schwester den Raum betraten legte die Hand des Toten sanft neben den reglosen Körper.
„Leben sie wohl Sir. Ich habe gerne unter ihnen gedient.“
Dann überließ er der Schwester seinen Platz. Der Arzt sah zu ihm hin. „Lt. Colonel Sheppard, ist alles in Ordnung? Sie sehen so blass aus. Soll ich ihnen etwas zur Stärkung des Kreislaufs geben?“
„Nein, nein, lassen sie nur. Es ist schon wieder alles in Ordnung.“ John verließ den Raum und lehnte sich dort erst einmal gegen die Wand. Er brauchte einen Moment, um gegen das Schwindelgefühl anzukommen, das ihn erfasst hatte. Vielleicht hätte er das Angebot des Arztes doch annehmen sollen ...
Nein, es ging schon wieder.
Um sich abzulenken blieb keine Zeit, denn als nächstes stand ein Termin an, den er nicht so einfach ausfallen lassen konnte. Er bezweifelte nicht, dass Dr. Mackenzie ihn nötigen lassen würde, bei ihm im Büro zu erscheinen.

- - - - - - -

„Im Gegensatz zu gestern wirken sie umgänglicher Lt. Colonel Sheppard. Sie sind heute so nachdenklich.“ Dr. Mackenzie musterte ihn interessiert von der anderen Seite des Schreibtisches aus.
John holte tief Luft. Es wollte ihm nicht gelingen, eine unverbindliche Miene aufzusetzen. „Ich habe eben noch einen alten Freund besucht. Meinen Vorgesetzten von der McMurdo Basis. Er ist vor ein paar Minuten in meiner Anwesenheit gestorben.“
Der Arzt starrte ihn unverwandt an, sagte aber nichts. Es wurde so still im Raum, dass man die Vögel und das Rauschen des Windes durch das geöffnete Fenster hören konnte.
John drehte unsicher den Kopf weg, als er den abwartenden Blick nicht mehr ertragen konnte. Was jetzt noch? Was erwartete der Psychologe von ihm? Etwa, dass er seine Gefühle vor ihm ausbreitete und über das sprach, was ihn beim Anblick des sterbenden Krebspatienten so bewegt hatte?
Und wenn er das nicht wollte? Wenn er endlich...
Der Anblick Colonel Mathesons vermischte sich mit dem Colonel Everetts, der während der Belagerung von Atlantis einer teilweisen Nährung ausgesetzt gewesen war und die aus dem energiegeladenen Marine ein zitterndes Bündel Elend gemacht hatte. John schloss die Augen, aber die Bilder wurden um so deutlicher. Er sah Colonel Sumner in den letzten Augenblicken seines Lebens. Und erinnerte sich an die Entscheidung, die er hatte treffen müssen.
Andere Gefühle überwältigten ihn. Wieder befand er sich auf dem Stuhl, an den ihn die Genii gekettet hatten. Hilflos dem Wraith ausgeliefert, der ...
Mit einem Stöhnen barg der Lt. Colonel das Gesicht in Händen. Er rang heftig nach Luft.
„John, teilen sie den Schmerz mit. Befreien sie sich von ihm. Hier ist nicht der Ort an dem sie stark sein müssen. Ich bin da, um sie zu halten.“
John ließ die Hände sinken und hob den Kopf. „Das kann ich niemandem zumuten.“
„Warum nicht? Haben sie schon einmal darüber nachgedacht? Hat es in ihrem Leben nicht auch Situationen gegeben, in denen ihnen andere beigestanden, und die Ängste und das Leid mit ihnen geteilt haben?“
In dem Lt. Colonel arbeitete es. Letztes Jahr, als Becketts unausgereifter Retrovirus unabsichtlich durch den Angriff des Wraithmädchens Elia in seinen Kreislauf geraten war und ihn verändert hatte, war er auch nicht allein gewesen.
Teyla, Ronon, Elisabeth, selbst Rodney hatten immer wieder bei ihm gesessen, das hatte er selbst in seinem von dem Virus beherrschten Zustand wahrgenommen, der ihn immer mehr seines Verstandes beraubt hatte. Obwohl er schließlich zu einer Gefahr geworden war, hatten sie sich für ihn eingesetzt. Ihr Leben riskiert, um ihn zu retten. Alles getan, um ihn zurück zu holen ...
Noch vor Jahren war das nicht so gewesen. Selbst unter den Kameraden in Afghanistan war irgendwann der Punkt gekommen, an dem jeder nur noch an sich selbst gedacht hatte. Aber er hatte nie von anderen erwartet, dass sie sich die gleichen hohen Maßstäbe setzten wie er.
„Mir war nie zuvor so bewusst geworden, wie ähnlich ein Krebskranker im Endstadium den Opfern der Wraith sieht. Als ich in das Zimmer Colonel Matheson kam, erlebte ich ein Deja Vu...“ Er spürte, wie sich ein Knoten in ihm löste. „Das letzte Mal, als ich einen Menschen in diesem Zustand gesehen habe, kniete er in einem Wraith-Mutterschiff am Boden und eine Wraith nährte sich an ihm. Ich ...“
Mackenzie ließ ihn sprechen.
Er nickte nur dann und wann und stellte eine Frage, die es John erleichterte, den Faden erneut aufzugreifen, wenn er ins Stocken geriet. Nun, da er sich mitteilte begannen die inneren Bilder langsam zu Schemen zu verblassen und hörten auf, ihn zu quälen. Er teilte seine Ängste und seine Bedenken mit, sprach offen über seine verzweifelte Wut in den Händen der Genii.
Mit jedem Wort spürte, er, wie die Beklemmung in seiner Brust ein wenig abnahm und der Druck in seinem Kopf wich. So offen war er gegenüber Dr. Heightmeyer niemals gewesen - bei keinem ihrer Gespräche gewesen. Aber es waren zuvor auch nicht so viele Dinge geschehen, die seine Schutzmauern dermaßen angeschlagen hatten.



---------------------------------------------------
Cheyenne Mountain, Colorado Springs
Samstag 11.00 –12.00 Uhr
----------------------------------------------------

„Colonel Caldwell, entschuldigen Sie, dass ich Sie habe warten lassen, aber die Besprechung mit SG-6 war doch etwas langwieriger als ich gedacht habe“, begrüßte General Landry den Kommandanten der Daedalus. „Gut, dass Sie schon heute aus ihrem Urlaub zurück gekommen sind, denn ich habe eine dringende Bitte an Sie.“
Die Männer reichten sich die Hand und setzten sich dann auf die bequemen Stühle im Büro des Generals
„Ist etwas vorgefallen, dass mein Schiff und meine Crew betrifft?“
„Nicht direkt, ihre Crew. Dr. Novak deutete zwar an, dass sich der Abflug der Daedalus um ein oder zwei Tage verschieben könnte, da Hermiod mit ihr zusammen noch einige kompliziertere Subroutinen überprüfen möchte, aber ansonsten wüsste ich von keinen weiteren Problemen.“
„Aber worum geht es dann?“ Der kahlköpfige Offizier beugte sich vor und sah den General fragend an. „Es muss sich schon um etwas Schwerwiegenderes handeln, nehme ich an.“
„Einer ihrer Passagiere für die nächste Reise ist in den letzten Tagen seines Urlaubs mit den Behörden in Konflikt geraten. Wenn auch nicht ganz absichtlich und letztendlich nur als Zeuge.“ Landry schob Caldwell eine Mappe hin.
„Lassen sie mich einmal raten: Es kann sich nur um Lt. Colonel Sheppard handeln.“
„Genau so ist es. Informieren sie sich selbst kurz über den Sachverhalt.“
Der Kommandant der Daedalus schlug die Mappe auf und überflog die Zeilen des Berichtes. Immer wieder gingen seine Augenbrauen hoch und in seinem Gesicht arbeitete es. „Acastus Kolya? Hier, auf der Erde?“ fragte er schließlich erstaunt und fügte eher nachdenklich hinzu: „Er hatte erst vor kurzem den Lt. Colonel als Geisel genommen, um in einem terroristischen Akt die Herausgabe des neuen Führers der Genii zu erzwingen. Dr. Weir hat ihm dies verweigert. Darauf hin ließ er Sheppard foltern. Ich habe mir die entsprechenden Aufnahmen angesehen ... und ich muss zugeben, ich kann den Lt. Colonel auf gewisse Weise sogar verstehen. Das rechtfertigt allerdings nicht sein unvernünftiges Verhalten.“
„Das was Sheppard getan oder auch nicht getan hat, steht im Moment nicht zur Debatte. Mehr seine kurze Begegnung mit einem notorischen Bombenleger. Deshalb wollen ihn in etwa einer Stunde auch noch einmal die Agenten sprechen, die den Fall bearbeitet haben, in dem er als Zeuge verwickelt ist. Ich möchte, dass sie an dem Treffen teilnehmen und es als vorgesetzter Offizier überwachen.“
„Hm, ich verstehe.“ Caldwell nickte. „Was ist eigentlich dieserr VCTF?
„Die Violent Crime Task Force ist soweit ich gehört habe eine Unterabteilung des FBI, die sich auf die Aufspürung von Serientätern spezialisiert hat. Ein Agent Bailey Malone leitet die Einheit zu der Profiler, Ermittler und noch einige andere Spezialkräfte gehören. Er wird ihr Ansprechpartner sein.“ Bei diesem Worten schmunzelte er. „Wundern sie sich jedoch nicht, wenn er ihnen bekannt vorkommen sollte.“
„Warum sollte er mir bekannt vorkommen?“ Caldwells Augenbrauen zuckten. Landry tippte auf eine verwaschene Aufnahme, die den ehemaligen militärischen Anführer der Genii zeigte. „Weil dieser Agent Malone jemandem sehr ähnlich sieht, was auch schon Colonel Sheppard sehr irritiert haben muss.“ Dann wurde er wieder ernst. „Das Treffen wird im Eveins Army Community Hospital stattfinden, in dem sich der Lt. Colonel gerade aufhält. Ich habe ihnen schon einen Wagen bereit stellen lassen, der sie gleich dort hinüber bringen wird.“
Caldwell nickte. Er nahm die Akte an sich, um sich auf der kurzen Fahrt noch genauer über den Fall zu informieren, um genau zu wissen, bei welchen Fragen der Agenten er einlenken musste. Alles in allem war die Angelegenheit doch wenig erfreulich und ärgerlich, da sie seinen Zeitplan in Unordnung brachte. Eigentlich hatte er gehofft, noch ein paar private Dinge erledigen zu können, aber das konnte er wohl jetzt vergessen.
Interessant war nur die Tatsache, dass der Trust - und vermutlich auch die Goa’uld es noch nicht aufgegeben hatten, Atlantis unter ihre Kontrolle zu bekommen. Nur, dass sie diesmal Sheppard ins Visier genommen hatten.
Du musst login (registrieren) um ein Review abzugeben.