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Double Trouble - In den Händen des Schicksals von Arielen

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FBI-Hauptquartier, Denver
Freitag, nach 19.00 Uhr
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„Und, wie sieht es aus? Hat das Militär einen Besuch genehmigt oder abgelehnt?“ Rachel Burke sah zu Bailey Malone hin. Er hatte den sehnsüchtig erwarteten Anruf in einem abgeschirmten Büro angenommen. Anders als erwartet hatte man sich nicht aus dem Hauptquartier der Air-Force gemeldet, sondern von Cheyenne Mountain aus, einer streng geheimen Einrichtung bei Colorado Springs. Also nur etwa fünfundsechzig Meilen südlich von Denver.
Bailey nickte. „Ich habe mit einem gewissen General Landry gesprochen. Er hat uns die Erlaubnis gegeben, den Lt. Colonel morgen Mittag unter Aufsicht zu besuchen und ihn zu befragen. Ich habe die Adresse des Eveins Army Community Hospitals erhalten, das nur ein oder zwei Meilen von Cheyenne Mountain entfernt liegt.“
„Immerhin besser als nichts. Ich habe eher damit gerechnet, dass sie unsere Bitte ablehnen“, entgegnete sie. „Hoffentlich kommen wir nicht zu spät.“
„Diese Einrichtungen sind durch die Militärpolizei und Überwachungsanlagen abgesichert. Besser könnte der Mann nicht untergebracht sein, hoffe ich zumindest...“ Bailey holte tief Luft. „Morgen früh fahren wir gleich in aller Frühe nach, und dann sehen wir weiter. Und wie weit seid ihr inzwischen mit der Auswertung gekommen?“
„Wir gehen den Angaben, die uns die Nachbarn des Mannes gemacht haben nach. Er hat ziemlich unauffällig unter ihnen gelebt, allerdings keine tiefergehenden sozialen Kontakte geknüpft. Welchem Beruf er nachgegangen ist weiß niemand genau, aber einige vermuten, dass es mit einem Sicherheitsdienst zu tun hat. Er war immer wieder für Tage verschwunden.“ Sie gingen zu dem Tisch, auf dem sie die bisherigen Untersuchungsergebnisse ausgebreitet hatten. „Er hat neben der Kleidung nur wenige persönliche Gegenstände zurückgelassen. Wir haben die Figuren, Kabel und einen defekten Drucker in der Kommode gefunden. Einen Pack DVD-Rohlinge und einen Speicherchip für eine Digitalkamera, der ebenfalls nicht mehr ganz in Ordnung war. Ansonsten nichts. Ich habe das Gefühl, dass er weitestgehend auf Besitz verzichtet hat.“
„Das dürfte zu seinem Profil passen.“ Bailey nickte. „Wenn er aus religiösen Motiven handelt, dann benötigt er keine besondere weltliche Habe, außer...“
„... hochtechnischen Geräten, die ihm dabei helfen, seine Mission zu erfüllen.“ Rachel Burke nickte. „Doch ich frage mich immer noch, aus welchen Gründen er Lt. Colonel töten will, denn die Recherchen haben kein auffälliges Verhalten ergeben. Er ist niemals in der Presse aufgetreten oder hat irgend etwas über Aliens verlauten lassen.“
„Du weißt, was wir gesehen haben! Und denke an das Theater, das das Militär um unsere Zielperson macht“, raunte Malone ihr zu. „Das könnte schon Grund genug für unseren Verdächtigen sein, wenn er die entsprechenden Informationen erhalten hat..“
„Nein, ganz so einfach ist das nicht, das habe ich im Gefühl. Ich bin mir sicher, das ihn etwas anderes auf die Spur des...“ Rachel verstummte abrupt, denn John Grant kam auf sie zu. Der starrte seine Kollegin einen Moment scharf an, zuckte mit einer Augenbraue und sagte dann: „Leider haben wir den auf den Namen Darren Howard Richardson gemeldeten Wagen bereits gefunden. Ein Gebrauchtwagenhändler in Aurora hat ihm von einem Mann erworben, auf den unsere Beschreibung passt. Allerdings hat der nur Bargeld angenommen und keinen anderen Wagen als Ersatz. Einige Beamte überprüfen gerade die anderen Autohändler, Taxizentralen und Mietwagen-Verleiher in der Stadt und näheren Umgebung, denn weit dürfte er ohne Wagen nicht gekommen sein.“
Unwillkürlich blickten die Agenten auf die Karte von Colorado, die an der Wand des Büros hing. Das Netz der Highways um die Landeshauptstadt war sehr dicht und die großen Straßen wie ein Spinnennetz miteinander verknüpft.
Bailey kniff die Augen zusammen. „Er wird ein Taxi genommen haben oder mit einem Mietwagen über den Interstate Highway 25 nach Colorado Springs gefahren sein. Mit seinem kleinen Richtungswechsel gen Osten hat er versucht mögliche Verfolger zu täuschen.“
„Er konnte ja nicht damit rechnen, dass wir schon herausfinden würden, wer sein nächstes Opfer ist“, lachte John Grant und wurde dann wieder ernst. „Auch wenn ich nur zu gerne wissen würde, was ihr mir eigentlich die ganze Zeit verheimlicht.“
„Das hängt mit dem Entführungsfall Tom Arquette zusammen. Es ist also streng geheim und nicht für die Ohren Dritter bestimmt.“ Rachel Burke widmete ihm einen scharfen Blick.
„Ach so. Hm, ich verstehe...“ Grant legte den Kopf schief. „Aber kommt einmal mit, ich muss euch noch etwas zeigen. Dieser Sheppard ist auch nicht ganz ohne. Robie hat ein paar interessante Dinge heraus gefunden.“
„Robie?“
„Euer so hoch geschätzter Techniker hat tatsächlich einen Namen: Jason Robie.“
Der Erwähnte schien sich gerade über etwas zu amüsieren, als die VCTF-Agenten an ihn heran traten. Mit einem verlegenen Räuspern sah er auf und erklärte dann: „Ich habe das mutmaßliche nächstes Opfer ihres Serienmörders einmal genauer unter die Lupe genommen. Über seine militärische Laufbahn war nicht viel herauszufinden, nur die üblichen Stationierungsorte. Er ist ganz schön in der Welt herum gekommen. Zuletzt war er in Afghanistan und wurde dann auf die McMurdo-Basis versetzt, was nur bedeuten kann, das er sich Ärger mit seinen Vorgesetzten eingehandelt hat. Ich habe mir sagen lassen, dass sie die Quertreiber in die Antarktis abschieben. Dort war er etwas mehr als ein halbes Jahr. Danach allerdings unterliegen die Informationen einer zu hohen Sicherheitsstufe, als das ich es wagen würde, mich weiter in die Datenbanken der Streitkräfte zu hacken. Allerdings ...“ Er machte eine dramatische Pause und begann zu grinsen. „... ist John Sheppard früher - vor seiner Militärzeit - bereits beim FBI aktenkundig geworden.“
„So? Wie kommt das?“ Bailey beugte sich interessiert vor.
Der Techniker drückte ein paar Tasten. Die Scans einer alten Akte erschienen auf dem Bildschirm. Ein Foto zeigte einen zunächst schuldbewusst wirkenden Jungen von etwa vierzehn Jahren, in dessen Augen aber etwas ganz anderes als Reue stand.
„Das war am 13. Mai 1982. Der junge Mann auf dem Bild hat zwei von unserer Agenten das Leben gerettet, als bundesweit gesuchte Kidnapper sie gefesselt in einer Scheune einsperrten und das Gebäude wie auch das Feld darum herum in Brand setzten. Der Junge muss irgend etwas davon beobachtet haben und hat ohne darüber nachzudenken was das für Folgen für ihn haben könnte, gehandelt. Ich weiß nicht wie er das geschafft hat, aber er hat das örtliche Löschflugzeug in die Luft gebracht und...“ Er machte eine weitausholende Geste. „... rettete die Männer, das Feld und den Tag. Dabei war er nur mit seiner Schulklasse und einigen seiner Lehrern in der Gegend gewesen, um eine Musterfarm zu besichtigen.“
„Das klingt interessant, hat aber nicht gerade viel mit dem Fall zu tun“, entgegnete Bailey trocken, aber auch er musste schmunzeln. Zumindest fügte es dem Bild, das er sich bisher von diesem John Sheppard gemacht hatte, eine interessante neue Facette hinzu.



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Irgendwo im Sonnensystem, Das Goa’uld Mutterschiff Ba’als
Freitag, zwischen 20.00 und 23.00 Uhr
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Diesmal erwachte Acastus Kolya ohne Schmerzen und Fesseln. Nur ein sanftes Vibrieren massierte noch seinen Körper, ein sanftes Summen erfüllte seine Ohren. Als ein Zischen erklang, öffnete er die Augen und fand sich in einem Kasten wieder. In den gläsern scheinende Wänden verlosch ein angenehmes Licht.
Abrupt setzte er sich auf und holte tief Luft. Nicht nur, dass seine Kraft in die Glieder zurück gekehrt war, auch seine Verletzungen und Schmerzen schienen geheilt. Er hob die Hand zur Schulter und fühlte nach der wulstigen Narbe, die ihn bisher immer an sein größtes Versagen erinnert hatte. Selbst die war verschwunden.
Woher kam das?
Misstrauisch blickte er sich um, und stützte die Hände auf die Ränder des Kastens.
„Du kannst den Sarkophag jetzt verlassen.“ Die Frau mit der dunklen Stimme und den leuchtenden Augen trat in sein Blickfeld. „Er hat deine innerlichen und äußerlichen Wunden geheilt.“
„Warum?“
„Weil Lord Ba’al dies so wollte. Und nun möchte er mit dir sprechen.“
Acastus Kolya nickte bedächtig und erhob sich. Nun sah er auch, dass die Frau nicht alleine im Raum war. Zwei der archaisch gekleideten Wächter behielten den Raum wachsam im Auge. Der Genii Kommandant bezweifelte nicht, dass sie von ihren Waffen Gebrauch machen würden, wenn er versuchte die Frau als Geisel zu nehmen.
Das hatte er auch nicht vor. Ganz offensichtlich hatten diese Wesen die wie Menschen aussahen aber keine waren etwas mit ihm vor. Da er nicht wusste, wie mächtig sie waren, und sich völlig in ihrer Hand befand blieb ihm nichts anderes, als das Spiel mit zu machen.
„Komm mit!“
Die Wächter flankierten ihn, als sie den Raum verließen. Wieder durchquerten sie einen Gang in dem Feuer brannte und erreichten schließlich einen Raum, der Acastus Kolya an einen Thronsaal erinnerte. Inmitten der barbarischen Pracht, hatte sich auf einer Empore ein Mann auf einem Sessel nieder gelassen. Er trug eine bodenlange Robe aus glänzendem Stoff. Die archaische Aufmachung wurde durch zwei breite Armbänder und einen Gürtel mit fein gearbeiteten Gliedern nur noch vertieft. Interessiert musterten die leuchtenden Augen den Genii.
„Hier ist er, Lord Ba’al.“
„Ich sehe es.“ Der Mann erhob sich und trat auf Kolya zu. „Du kannst mich jetzt alleine lassen, Ashtoreth.“ Und er fügte einen Befehl für die Wächter in einer für den Genii fremden Sprache hinzu. Diese zogen sich mit militärisch zackigen Bewegungen zurück, während die Frau eher unwillig und zögernd davon schlenderte.
Konnte er es wagen, diesen Lord Ba’al als Geisel zu nehmen?
Kolya verwarf den Gedanken sofort wieder. Jemand der sich so sicher fühlte, war nicht unbedingt wehrlos.
„Ich heiße Sie auf meinem Schiff willkommen, Commander Kolya von den Genii aus der Al’Akhar Galaxie, die die Tauri Pegasus nennen“, erklärte der Mann mit ausgesuchter Höflichkeit. „Ob nun als Gast oder als Gefangenen – das kommt allein auf Sie an.“
„Ich verstehe.“ Acastus Kolya nickte und verfolgte jede seiner Bewegungen. „Und ich kann mir denken, dass sie mich nicht ohne Grund am Leben gelassen haben, Lord Ba’al? Also, was erwarten Sie von mir?“
Der Andere lächelte. „Sagen wir... zunächst war es ein bedauerlicher Fehler zweier kurzsichtiger Jaffar, dann erwies sich Ihre Rettung aber als eine glückliche Fügung.“ Er ging um Kolya herum. „Ich will nicht lange drum herum reden. Ich habe ein Angebot für Sie: Es wäre mir möglich eine Heimkehr zu einem Planeten Ihrer Wahl zu arrangieren, eventuell mehr“, erklärte er dann gelassen.
„Und zu welchem Preis?“ Kolya horchte zwar auf, aber er machte sich keine Illusionen darüber, dass er derjenige sein würde, der draufzahlen musste. Denn so weit er sich erinnerte, wussten die Wesen mit den leuchtenden Augen durch das Verhör weitaus mehr über ihn, als er über sie.
„Wie ich sehe, sind Sie ein sehr verständiger Tauri. Es gefällt mir, mit ihnen so gut zusammen arbeiten zu können.“ Lord Ba’al kehrte auf seinen Sessel zurück und machte es sich dort bequem. „Ich dachte an ein Bündnis zwischen Ihren Leuten und mir. Sie haben die Kenntnis – wir die Mittel, sich frei in ihrer Heimatgalaxie zu bewegen. Zusammen könnten wir die Wraith vernichten und Atlantis erobern.“
„Das klingt verlockend, aber was erwarten Sie jetzt speziell von mir? Und später von meinen Leuten?“
Acastus Kolya kannte die Antwort. Vermutlich würden sie einen überlegenen Feind gegen den anderen eintauschen. Nur würden diese Wesen die Menschen vermutlich weniger als Nahrung, denn als Sklaven betrachten.
„Alles zu seiner Zeit. Das wird sich finden.“ Der Mann trug eine undurchdringliche Maske der Arroganz, die der Genii nicht durchschauen konnte. „Wir stehen jetzt ja noch noch am Anfang unseres Bündnisses.“
„Dennoch möchte ich den Preis kennen“, beharrte Kolya.
„Es wird keiner sein, den Sie ungerne zahlen werden. Sagen wir so - auch ich habe in den letzten Jahren einiges dazu gelernt.“ Der Fremde neigte den Kopf. „Nun?“
Der Genii wandte sich zur Seite und starrte die golden schimmernde Wand an. Wollte der Fremde ihn in Sicherheit wiegen? Oder war der Fremde doch nicht so mächtig, wie er sich gab? Und hatte er, Acastus Kolya, letztendlich eine andere Wahl als dem Angebot zuzustimmen?
Es gab da nichts abzuwägen. Er musste die Chance nutzen. Wenn er erst einmal zurück in seiner Heimat war, gab es immer noch genug Gelegenheiten, das Bündnis als null und nichtig zu betrachten und geeignete Gegenmaßnahmen zu unternehmen.
„Also gut.“ Er sah Lord Ba’al an. „Ich bin mit Ihrem Angebot einverstanden.“
„Ich habe auch nichts anderes erwartet.“ Der Fremde drückte einen Edelstein an seinem rechten Armband. Neben ihm baute sich das Hologramm eines kleinen, zart gebauten Wesens mit grauer Haut und großen schwarzen Augen auf. Es wirkte klein und zerbrechlich, aber auch uralt. „Das ist der Mann von dem ich vor ein paar Tagen gesprochen habe: Acastus Kolya aus dem Volk der Genii.“ Und zu ihm gewandt. „Und dies ist, Narvi von den Asgard. Auch wir haben ein Bündnis geschlossen. Er wird Ihnen helfen, in ihre Heimat zurück zu kehren.“
Kolya nickte bedächtig. Das Wesen wirkte schwach, aber auch das konnte täuschen. Er blieb weiterhin misstrauisch
„Ich grüße auch dich, Kolya von den Genii“, sagte der Asgard und nahm ihn genau in Augenschein. „Du musst mir alles über deine Heimat-Galaxie erzählen, damit ich dir auch entsprechend helfen kann.“
Kolya nickte schicksalsergeben. „Sie werden alles Notwendige erfahren.“
„Dann ist es entschieden, Ba’al“, wandte sich der Asgard an den Mann mit den leuchtenden Augen. „Ich werde ihn jetzt mitnehmen.“
Das nächste, was Kolya wahr nahm, war ein Gleißen das ihn erfasste und ohne Zeitverlust in eine andere Umgebung transportierte. Das Licht veränderte sich schlagartig. War es auf dem anderen Schiff noch hell und goldfarben gewesen, so hatte es jetzt einen kalten bläulichen Ton angenommen.
Er wollte einen Schritt vorwärts machen, doch da hielt ihn eine transparente Scheibe auf. Verflucht! Was hatte das zu bedeuten?
Kolya stieß einen Wutschrei aus und schlug mit den Händen gegen die Scheibe, die um keinen Millimeter nachgab.
Sie hatten ihn doch betrogen und getäuscht! Er war wieder ein Gefangener.
Dann tastete er hastig um sich und versuchte er eine Öffnung zu finden, musste aber feststellen, dass er sich in einem nahtlos verschweißten gläsernen Kasten befand, der langsam in die Waagrechte zu kippen begann und dann in eine Wandhalterung fuhr.
„Es tut mir leid dich so zu behandeln, Acastus Kolya“, erklang die Stimme des Asgard wieder. „Aber mein Schiff ist nur zum Transport meiner Rasse, nicht aber der eines Menschen, ausgerichtet. Du brauchst jedoch keine Angst zu haben. Ich versichere dir, dass dir nichts geschehen wird. Du wirst die Tage der Reise in Stasis ruhend verbringen, das ist am Besten so für uns alle.“
Der Genii fluchte verhalten. Als ob er nicht schon lange genug geschlafen hätte! Ihm war schon klar, dass sie verhindern wollten, dass er noch mehr von ihrer überlegenen Technik kennen lernte. Doch wie sollte er sich jetzt noch gegen die Willkür seiner fremden Bündnispartner wehren?
Er gab den Widerstand auf und fügte sich in sein Schicksal, hoffend, dass er das niemals bereuen würde. Seine Glieder wurden schwer und sein Geist träge.
„Ich werde dich wecken, wenn es so weit ist. Bis dahin ...“
Es fiel ihm immer schwerer, sich auf die Stimme des Asgard zu konzentrieren. Sein Geist driftete in einer diffusen Welt, in der sich physische Wahrnehmung und Visionen der Heimat miteinander vermischten. Würde er die vertrauten Stenenbilder wirklich wiedersehen? Den Speer des Helioferalcus oder das Schwert des Acasteion? Oder den pulsierenden Stern von Teir Runon, der die Himmel vieler Welten beherrschte? Und nicht zuletzt die Ringmonde von Alta-Genair?
Nur einmal regten sich noch Zweifel: Wie wollte dieses Wesen überhaupt erfahren, wohin er wollte? Lag das nicht auf der Hand?
Ganz offensichtlich konnte sich auch dieses Wesen seiner Gedanken bemächtigen und in ihnen lesen wie in einem offenen Buch.
Er zwang sich noch einmal, die Augen zu öffnen und sah, wie leuchtende Schriftzeichen über das Glas huschten. Diesen Anblick nahm er mit in die Dunkelheit...



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Im Keller einer ehemaligen Privatklinik in Colorado Springs
Samstag, 6.30 Uhr
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Er erwachte mit einem guten Gefühl. Die Vorfreude hatte ihm einen angenehmen Traum beschert, in dem er siegreich aus dem Kampf gegen eine ganze Armee von Außerirdischen und ihren menschlichen Dienern hervorgegangen war. Noch immer hallte in ihm die Begeisterung nach, mit der er sich am Anblick seiner toten Feinde geweidet hatte und nicht zuletzt von den Mächten des Guten geehrt worden war.
Er genoss die Liebkosungen des Lichts und öffnete erst nach einer Weile die Augen.
Gähnend streckte er sich und schwang sich mit neuer Energie aus dem Bett. Gestern hatte er endlich seine Kontaktperson aus dem Eveins Army Community Hospital erreicht und entsprechend instruiert. Diese würde ebenfalls mitspielen, denn sie hatte gar keine andere Wahl, wenn sie nicht wollte, dass das Liebste, das sie auf dieser Welt besaß, leiden würde. Immerhin wusste er so, dass Lt. Colonel Sheppard bereits an dem Ort war, an dem er ihn hatte haben wollen.
Während er sich ankleidete, ging er noch einmal seinen Plan durch. Wenn er schnell und gezielt handelte, konnte er die Überwachungsanlagen des Hospitals kurzfristig umgehen. Durch Informationen des Trust wusste er welchen Typ von Kameras aus welcher Serie sie dort benutzten. Es war glücklicherweise schon einige Jahre alt noch nicht erneuert worden. Zwei Bildschirme schalteten in wechselnder Folge auf die Außenkameras. Alle drei Minuten vollendeten sie einen Kreis.
Inzwischen wußte er durch genaue Recherchen, wie er die beiden Geräte ausschalten musste, die an dem, den Park begrenzenden acht Fuß hohen Metallzaun und die in das Gitter eingesetzte Nebentür überwachten. Schwieriger würde es werden, die Elektronik des Türschlosses auszuschalten ohne den Alarm sofort auszulösen. Aber an der Lösung dieses Problems konnte er in den nächsten Stunden noch arbeiten.
Alles in allem blieben ihm zwei bis zweieinhalb Minuten, um sein Opfer zu betäuben und zum Wagen zu bringen. Da der der Forstweg, der an die Nebentür heran führte, genug Deckung gab, war die Flucht also mit einem genügend großen Vorsprung zu schaffen, um sich von den möglichen Verfolgern abzusetzen. Spätestens hier in Colorado Springs. Er kannte die Ausweichwege und Abkürzungen in der Stadt aus früheren Einsätzen genau.
Zufrieden mit dem Fortschritt seiner Arbeit nahm er sich einen Tetrapack mit Milch aus der Tüte seiner gestrige Einkäufen und trank ihn halb leer. Dazu verspeiste er ein paar Butterkekse.
Erfrischt und gesättigt nahm er sich noch einmal die Akte vor und blätterte in den Aufzeichnungen. Immerhin besaß der Lt. Colonel eine sehr schlanke und sportliche Figur. Er wog also weniger als viele andere Männer seines Alters und würde damit leichter zu transportieren sein.
Er trank die Milch aus und leckte sich den weißlichen Bart von der Oberlippe. Bevor er aufbrach musste er sich aber noch rasieren und sein Haar in Ordnung bringen. So ungepflegt konnte er doch nicht vor sein Opfer treten und sein heiliges Werk tun.
Aber das hatte noch ein wenig Zeit.
Mit dem Finger fuhr er gedankenvoll über das Foto, dass seine Kollegen vom Trust erst kürzlich gemacht hatten. Es zeigte Sheppard mit einem weit offenen Hemd. Er hatte das Gesicht dem Wind entgegengestreckt und schien die frische Brise zu genießen.
Das würde der nicht mehr lange tun können.
Gedankenverloren tippte er auf das Bild. Ja, er hatte sich schon die entsprechende Stelle ausgesucht, wo er... Das ist eine gute Wahl, mein Enkelsohn. Die Qualen des Fegefeuers werden ihn erfüllen und ihm vielleicht sogar die Erkenntnis schenken, dass es keinen anderen Weg zur Befreiung seiner Seele gibt.
Oh, seine Großmutter hatte mit ihren Worten so recht. Noch einmal holte er tief Luft und schlug dann die Akte zu.
Es galt noch das Schloss zu bewältigen. Mit welchem Typus war es vergleichbar? Vielleicht dem. STZA-389-B? Nein nicht ganz. Aber es gab ein Nachfolgemodell. Er zog den Laptop an sich heran und schaltete ihn ein. Mit ein wenig Internet-Recherche auf den richtigen Seiten kam er vielleicht schneller auf die Lösung und sparte so Zeit, die er für etwas Sinnvolleres benutzen konnte. Er wollte den Operationstisch noch einmal polieren, bevor er aufbrach und überprüfen, ob er wirklich alles bereit gelegt hatte. Nicht, dass er noch einen Fehler machte und damit das Werk verdarb. Nichts sollte seine gute Laune an diesem heutigen Tag verderben...
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